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zeittafel - MINORITEN KULTUR Graz, herzlich willkommen ...

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G a l e r i e l i t e r at U r n e U e m U S i K r e l i G i o n J U n G e a U G e n z e i ta n a lY S e<br />

P r o g r a m m z e i t u n g<br />

november Dezember 2011<br />

z e i t t a f e l<br />

november / dezember 2011<br />

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fr, 04. november 2011 / 17.15 Uhr / nur 1 bild!<br />

Willi PoU roUtmYS Pirit / Hannes Priesch<br />

mi, 09. november 2011 / 17.15 Uhr / nur 1 bild!<br />

öffentliCHKeitSarbeit iSt (niCHt) alleS / Peter Jankowski<br />

mi, 9. november 2011 / 19.30 Uhr<br />

WeltaneiGnUnGSerfindUnGen.<br />

Sandra lehmann: die messianische dimension.<br />

imCubus, mariahilferplatz 3/i<br />

do, 10. november 2011 / 20.00 Uhr<br />

hoergerede: WerWolf WorKload / minoritensaal<br />

do, 10. november 2011 / 10.00 Uhr<br />

fr, 11. november 2011 / 10.00 Uhr + 15.00 Uhr<br />

theaterGeist berlin / daS Kleine iCH bin iCH<br />

für Kinder ab 3! / Kleiner minoritensaal<br />

fr, 11.november 2011 / 17.15 Uhr / nur 1 bild!<br />

tHe mediUm iS tHe meSSaGe? / Korpys/loeffler<br />

fr, 14. oktober / 20.00 Uhr<br />

blattGold / forum für neue literatur<br />

imCubus, mariahilferplatz 3/i<br />

mi, 16. november 2011 / 17.15 Uhr / nur 1 bild!<br />

Woman for PoPe! / marianne maderna<br />

mi, 16. november 2011 / 15.00 Uhr<br />

do, 17. november 2011 / 10.00 Uhr + 15.00 Uhr<br />

fr, 18. november 2011 / 15.00 Uhr<br />

theater mundwerk / verGeSSt zWerG naSe<br />

für Kinder ab 8! / imCubus, mariahilferplatz 3/i<br />

fr, 18. november 2011 / 17.15 Uhr / nur 1 bild!<br />

KUnSt iSt Kein zeiCHen / Hermann Glettler<br />

die andere saite<br />

mo, 21. november 2011 / 20.00 Uhr<br />

Cello SPaCeS i / minoritensaal<br />

mo, 21. november 2011 / 19.00 Uhr<br />

im brennpunkt europa / beatrice achaleke:<br />

vielfalt Statt einfalt. diverSität leben.<br />

imCubus, mariahilferplatz 3/i<br />

open music<br />

di, 22. november 2011 / 20.00 Uhr<br />

StrUKtUr / florian müller / minoritensaal<br />

mi, 23. november 2011 / 17.15 Uhr / nur 1 bild!<br />

verzeiH mir! / zenita Komad<br />

fr, 25. november 2011 / 17.15 Uhr / nur 1 bild!<br />

WoHin mit den reliGiöSen enerGien? / lidwien van der ven<br />

Sa, 26. nov. 2011 / 16.00 Uhr<br />

So, 27. november 2011 / 11.00 Uhr<br />

Puppentheater bavastel / KaSPerl Und der zaUberer<br />

für Kinder ab 4! / Kleiner minoritensaal<br />

fr, 25. november 2011 / 19.00 Uhr<br />

vernissage / Zuckerkreml.<br />

PrIGOV. die textarbeiten des dmitrij aleksandrovič<br />

Kulturzentrum bei den minoriten, mariahilferplatz 3/ii<br />

aUSStellUnGSdaUer 26. nov. - 17. dez. 2011<br />

öffnUnGSzeiten di - fr 10 - 17 Uhr / Sa + So 11 - 16 Uhr<br />

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Sa, 26. november 2011 / 14.00 Uhr<br />

Zuckerkreml.<br />

kuNST uND lITerATur VOr GerIcHT.<br />

ein Gespräch.<br />

imCubus, mariahilferplatz3/i<br />

So, 27. november 2011 / 16.00 Uhr<br />

Zuckerkreml.<br />

leSefeST. ruSSlAND!<br />

Kulturzentrum bei den minoriten, mariahilferplatz 3/1<br />

mi, 30. november 2011 / 17.15 Uhr / nur 1 bild!<br />

mit der PiStole beten / Wilfried Gerstel<br />

do, 1. dezember 2011 / 19.30 Uhr<br />

WeltaneiGnUnGSerfindUnGen.<br />

Hans Schelkshorn: das individuum im labyrinth<br />

seiner Selbstdeutungen bei michel de montaigne.<br />

imCubus, mariahilferplatz 3/i<br />

fr, 2. dezember 2011 / 17.15 Uhr / nur 1 bild!<br />

nietzSCHe! Kleinere KataStroPHen im<br />

abendbrevier deS PaPSteS / nives Widauer<br />

fr, 2. dezember 2011 / 10.00 Uhr + 15.00 Uhr<br />

Sa, 3. dezember 2011 / 16.00 Uhr<br />

Winterlesung / SCHneeKind Und lebKUCHenmann<br />

für Kinder ab 5! / imCubus, mariahilferplatz 3/i<br />

mi, 7. dezember 2011 / 17.15 Uhr / nur 1 bild!<br />

Wende deine GütiGen aUGen... / adrian Paci<br />

fr, 9. dezember 2011 / 17.15 Uhr / nur 1 bild!<br />

KatHoliSCHer KonStrUKtiviSmUS / a. + b. blume<br />

Sa, 10. dezember 2011 / 16.00 Uhr<br />

So, 11. dezember 2011 / 11.00 Uhr<br />

Puppentheater bavastel / KaSPerl Und der zaUberer<br />

für Kinder ab 4 Jahren! / Kleiner minoritensaal<br />

mi, 14. dezember 2011 / 17.15 Uhr / nur 1 bild!<br />

rinG der WaHrHeit / danica dakič<br />

mi, 14. dezember 2011 / 20.00 Uhr<br />

Gerald Schmickl / lob der leiCHtiGKeit<br />

imCubus, mariahilferplatz 3/1<br />

fr, 16. dezember 2011 / 10.00 Uhr + 15.00 Uhr<br />

Sa, 17. dezember 2011 / 16.00 Uhr<br />

So, 18. dezember 2011 / 16.00 Uhr<br />

mo, 19. dezember 2011 / 10.00 Uhr<br />

Premiere! meSSiaH. alles soll verwandelt sein.<br />

ein szenisches Konzert für Kinder ab 6 zu Georg<br />

friedrich Händels „messias“! / minoritensaal<br />

fr, 16. dezember / 15.30 Uhr<br />

SPoKen Word – Workshop<br />

Kulturzentrum bei den minoriten, mariahilferplatz 3/i<br />

fr, 16. dezember 2011 / 17.15 Uhr / nur 1 bild!<br />

allaH iSt SCHön / 0512<br />

fr, 16. dezember / 20.00 Uhr<br />

minoriten Poetry Slam<br />

Kleiner minoritensaal<br />

mi, 21. dezember 2011 / 17.15 Uhr / nur 1 bild!<br />

GeGrüSSet SeiSt dU maria – Portrait meiner eltern<br />

Peter ablinger<br />

Pbb., GZ 02Z032870 M. Nr. 5 / Verlagspostamt 8020 <strong>Graz</strong>


inHalt<br />

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editorial<br />

g a L e r i e n<br />

nur 1 biLD! / 15 minuten-führungen in der ausstellung irreaLigiouS!<br />

K u n S t r e L i g i o n P H i L o S o P H i e<br />

WeLtaneignungSerfinDungen<br />

PHiloSoPHie, reif für die vorStellUnG / intervieW mit HartWiG biSCHof<br />

Sandra leHmann: Die meSSianiScHe DimenSion. GiorGio aGambenS PaUlUSleKtüre<br />

HanS SCHelKSHorn: vom Leben in vieLen WeLten. daS individUUm im labYrintH<br />

Seiner SelbStdeUtUnGen bei miCHel de montaiGne<br />

L i t e r a t u r<br />

zucKerKremL. / zeitGenöSSiSCHe KUnSt Und literatUr aUS rUSSland<br />

zUCKerKreml. / LeSefeSt. ruSSLanD!<br />

zUCKerKreml. / Prigov. / die textarbeiten deS dmitriJ aleKSandroviČ<br />

zUCKerKreml. / KunSt unD Literatur vor gericHt. / ein GeSPräCH<br />

hoergerede / WerWoLf WorKLoaD<br />

Gerald SCHmiCKl / Lob Der LeicHtigKeit<br />

bLattgoLD / forUm für neUe literatUr<br />

minoriten Poetry SLam<br />

n e u e m u S i K<br />

die andere Saite: ceLLo SPaceS i / ceLLo SPaceS ii<br />

oPen mUSiC: StruKtur / florian müller<br />

j u n g e a u g e n<br />

tHeaterGeiSt berlin / DaS KLeine icH bin icH<br />

tHeater mUndWerK / vergeSSt zWerg naSe<br />

PUPPentHeater bavaStel / KaSPerL unD Der zauberer<br />

WinterleSUnG / ScHneeKinD unD LebKucHenmann<br />

Premiere / meSSiaH. aLLeS SoLL verWanDeLt Sein.<br />

z e i t a n a Ly S e<br />

im brennPUnKt eUroPa / beatriCe aCHaleKe / vieLfaLt Statt einfaLt. DiverSität Leben.<br />

bioGraPHien<br />

KooPerationSPartner<br />

die minoriten JaHreSKarte<br />

<strong>zeittafel</strong> november/dezember 2011<br />

i m P r e S S u m<br />

K U lt U r z e n t r U m b e i d e n m i n o r i t e n | a d r e S S e mariahilferplatz 3/i, 8020 <strong>Graz</strong><br />

t e l +43 (0) 316 711133 | f a x +43 (0) 316 804118 750 | e m a i l office@kultum.at | W e b www.kultum.at<br />

K a r t e n tel +43 (0) 316 711133 31 oder office@kultum.at / Kartenabholung an der nachmittags-/abendkasse der jeweiligen veranstaltung<br />

l e i t U n G mmag.dr. Johannes rauchenberger<br />

P r o G r a m m<br />

Galerie mmag.dr. Johannes rauchenberger neue musik mag. florian Geßler / Christian Klein<br />

literatur dr. birgit Pölzl / assistenz Catherine nicholls, birgit Schachner Junge augen mag. barbara rauchenberger / assistenz mag. Kathrin immervoll<br />

zeitanalyse/religion mmag.dr. Johannes rauchenberger<br />

o r G a n i S at i o n öffentlichkeitsarbeit/Koordination mag. Kathrin immervoll veranstaltungsbetreuung/technik lisa Kraschl<br />

Presse mag. Johanna frank-Stabinger<br />

P r o G r a m m z e i t U n G mag. barbara rauchenberger lektorat mag. elisabeth Wimmer<br />

G r a f i K CUbaliebtdich.at d r U C K druckerei Khil, <strong>Graz</strong><br />

Cover: anna und bernhard blume, aus der Serie: Prinzip Grausamkeit, 2003; (aus der ausstellung „irrealiGioUS. Parallelwelt religion in der Kunst")<br />

Die DoLomiten SinD ScHön<br />

Willkommen zu unserem Spätherbst-Programm<br />

bei den minoriten!<br />

irrealiGioUS!, die ausstellung über die<br />

„Parallelwelt religion in der Kunst (noch zu<br />

sehen bis zum 15. Jänner), die wir mit dem<br />

steirischen herbst begonnen haben, hat nicht<br />

nur ungewöhnlich viele besucherinnen angezogen,<br />

sondern auch eine erfreuliche resonanz<br />

in der öffentlichkeit gefunden. das angekündigte<br />

neue museum für religion in der<br />

Kunst, von dem Spötter sagen, es sei ja nur<br />

virtuell, beginnt konkreter zu werden, und das<br />

interesse ist beachtlich: das ö1 Kulturjournal,<br />

orf-religion, das nachrichtenmagazin Profil,<br />

der bayrische rundfunk haben darüber schon<br />

berichtet... der megaphon-Kalender 2012<br />

(haben Sie schon einen?) wandert mit bildern<br />

aus unserer Sammlung in diesen tagen in tausende<br />

von taschen. das depot füllt sich mehr<br />

und mehr. Und diese frage hörte ich ziemlich<br />

oft in den letzten Wochen: „Wo machst du eigentlich<br />

dein museum wirklich?“ ich bin gewieft<br />

genug, mich darüber erst einmal auszuschweigen.<br />

Und überhaupt: Solche ortsdebatten<br />

öffentlich auszutragen, das wäre ganz und gar<br />

unprofessionell (würden mir die mba-ratgeber<br />

sagen, ganz sicher sagen.) die Courtesyangabe,<br />

das werden Sie gemerkt haben, wenn<br />

Sie irrealiGioS! besucht haben, lautet denn<br />

auch: „KUltUmdepot <strong>Graz</strong>. Sammlung religion<br />

in der Kunst.“<br />

freilich ist erlaubt die frage zu stellen: „Was ist<br />

real? Was ist wirklich? reicht eine behauptung<br />

aus?“ Und damit bin ich schon mitten in unserem<br />

Programm – wir springen an den beginn<br />

der neuzeit, zu michel de montaigne. Hans<br />

Schelkshorn wird diesen für die neuzeit wich-<br />

tigen Philosophen in der von Hartwig bischof<br />

im mai begonnenen reihe „Weltaneignungserfindungen“<br />

am 1. dezember beleuchten. die<br />

repräsentationskraft der Sprache ist in jener<br />

epoche erstmals ins Schleudern geraten: alles,<br />

auch das Selbst, konstituiert sich durch deutungen.<br />

das hat extreme Konsequenzen. das<br />

leben in vielen Welten ist uns beispielsweise<br />

täglicher alltag. („diversitätsfelder leben“ würde<br />

das beatrice achaleke, die bei uns am 21.<br />

november in der reihe: „im brennpunkt europa“<br />

zu Gast ist, nennen: Wir müssen lernen ein präziseres<br />

„vielfaltsverständnis“ zu entwickeln.)<br />

eine ganz besondere nähe zu michel de montaigne,<br />

oder besser gesagt, eine „Wahlverwandtschaft<br />

wider Willen“ hat Werner Schandor<br />

in georg Schmickls neuem buch entdeckt,<br />

das am 14. dezember bei uns vorgestellt wird.<br />

WeltaneiGnUnGSerfindUnGen ist ein<br />

schönes, aber kompliziertes Wort. Hartwig bischof<br />

erläutert das verfahren dieser reihe, wie<br />

„Philosophie reif für die vorstellung“ wird, in<br />

einem interview in dieser Programmzeitung.<br />

Um giorgio agamben geht es in dieser reihe<br />

bereits am 9. november. die Wiener Philosophin<br />

Sandra Lehmann wird diesen vieldiskutierten<br />

Philosophen der Gegenwart, der durch<br />

begriffe wie „ausnahmezustand“ oder durch<br />

seine arbeiten zum „homo sacer“ bei uns rezipiert<br />

wurde, von seinem messianischen index<br />

her beleuchten. agambens interpretation<br />

des römerbriefs: „die zeit, die bleibt“ steht im<br />

zentrum ihrer vorstellung.<br />

die „messianische dimension“: das ist das<br />

Stichwort für das aufwändigste Projekt dieses<br />

Herbstes im Kulturzentrum bei den minoriten,<br />

die zielgruppe aber ist nicht jene über dreißig<br />

01


16 02<br />

ditorial<br />

(so die leitlinien der diözese für die nächsten<br />

Jahre), oder jene über sechzig (die realgröße<br />

bei themen dieses niveaus), sondern jene über<br />

SeCHS. nach einer idee von barbara rauchenberger,<br />

ressortleiterin für Junges Publikum,<br />

wird das wohl schönste oratorium der christlichen<br />

Sakralmusik für Kinder in Szene gesetzt:<br />

„meSSiaH. alles soll verwandelt sein“, vom<br />

16.-19. dezember im minoritensaal. natascha<br />

Gangl hat dafür das „libretto“, nein: die rahmenhandlung<br />

geschrieben, Sandra Schüddekopf,<br />

die bereits beim erfolgreichen Projekt<br />

„die große nacht. bachs Weihnachtsoratorium<br />

für Kinder“ vor zwei Jahren regie geführt hat,<br />

ist erneut für das regiekonzept verantwortlich,<br />

und matthias Unterkofler leitet mit den <strong>Graz</strong>er<br />

Kapellknaben und der Capella Calliope die<br />

musikalische interpretation. durch und durch<br />

ein mammutunternehmen. in einem spritzigen<br />

interview vergleicht Gangl den „messias“<br />

insgesamt mit dem anblick der dolomiten.<br />

man komme nicht oft dorthin, man könne das<br />

massiv höchstens umschleichen, man müsse<br />

das aufgetürmte Sedimentgestein – so viele<br />

leichen im Keller – zur Kenntnis nehmen, und<br />

wenn man hinauf wolle, müsse man sein Pfädchen<br />

finden. ihr verfahren, daraus eine ganz<br />

und gar profane alltagsgeschichte zu entwikkeln,<br />

an der die themen des „messias“ abgehandelt<br />

werden, vermeidet das Wort „Gott“:<br />

Wohin hätte man ihn im Weihnachtskaufstress<br />

in Szene setzen sollen, wenn nicht in den<br />

Supermarkt? „aber der zeitpunkt, an dem die<br />

ironie ausgelastet ist, war für mich erreicht.“<br />

„Hochkarätigst“ (benotung: b.P.) ist der konzentrierte<br />

russlandschwerpunkt am ersten<br />

adventwochenende (25.-27. november), für den<br />

Peter deutschmann vom institut für Slawistik<br />

an der KfUni <strong>Graz</strong> und birgit Pölzl (literatur),<br />

Sabine Hänsgen und roman Grabner (Prigovausstellung<br />

und Gespräch über „Kunst und<br />

literatur vor Gericht“, letzteres in Kooperation<br />

mit dem Slavischen Seminar der Universität<br />

zürich) verantwortlich zeichnen: zuckerkreml.<br />

zeitgenössische Kunst und Literatur aus<br />

russland. beim lesefest am Sonntag sind<br />

solche Größen wie vladimir Sorokin, elena<br />

fanajlova, Linor goralik, olga martynova<br />

und valerij Šubinskij bei den minoriten zu<br />

Gast. die literarische annäherung an das rußland<br />

des 21. Jahrhunderts und seinen neuen<br />

und neu erstarkten machtfaktoren – zwei<br />

Jahrzehnte nach dem ende der UdSSr – fällt<br />

sehr, sehr kritisch aus: Peter Deutschmann<br />

hat dazu einen exzellenten einführungsessay<br />

für diese Programmzeitung verfasst.<br />

bleibt schließlich noch „die anderen“ hier<br />

nicht näher ausgeführten Programmpunkte<br />

zu erwähnen: „hörgerede“ über den Werwolf<br />

Workload (mit jörg albrecht und gerriet K.<br />

Sharma) am 10. november, bLattgoLD –<br />

forum für neue Literatur am 11. november,<br />

und der Spätherbst-PoetrYSlam am 16. dezember<br />

mit den fixstartern Lars ruppel und<br />

yasmin Hafedh, das „open music“-Konzert<br />

mit Pianist florian müller am 22. november,<br />

sowie die zahlreichen „Junge augen-veranstaltungen“:<br />

„Das kleine ich bin ich“ mit dem<br />

theaterGeist berlin (10./11. november), „vergesst<br />

zwerg nase“ mit dem theater mundwerk<br />

(16.-18. november), „Kasperl und der<br />

zauberer“ mit dem Puppentheater bavastel<br />

(24.-27. november und 10./11. dezember) und<br />

die Winterlesung „Schneekind und Lebkuchenmann“<br />

mit birgit lehner (2./3. dezember).<br />

Und natürlich laufen auch die öffentlichen<br />

führungen zu irrealiGioUS! (jeweils samstags<br />

um 11 Uhr) weiter, und mittwochs und<br />

freitags gibt es jeweils eine mini-führung zu<br />

nur einem bild, nicht mehr.<br />

Seien Sie <strong>herzlich</strong> <strong>willkommen</strong>!<br />

Johannes Rauchenberger<br />

nur 1 biLD!<br />

15 minUten-füHrUnGen in der aUSStellUnG irreaLigiouS!<br />

mit KUrator JoHanneS raUCHenberGer<br />

fr, 04.11.2011 | 17.15 Uhr<br />

WiLLi Pou routmyS Pirit.<br />

Wie fundamentalismus funktioniert<br />

Hannes Priesch<br />

mi, 09.11.2011 | 17.15 Uhr<br />

öffentLicHKeitSarbeit iSt (nicHt) aLLeS.<br />

Peter Jankowski<br />

fr, 11.11.2011 | 17.15 Uhr<br />

tHe meDium iS tHe meSSage?<br />

über die Schattenseiten der<br />

medialisierung von religion<br />

Korpys/loeffler<br />

mi, 16.11.2011 | 17.15 Uhr<br />

Woman for PoPe!<br />

marianne maderna<br />

fr, 18.11.2011 | 17.15 Uhr<br />

KunSt iSt Kein zeicHen<br />

Hermann Glettler<br />

mi, 23.11.2011 | 17.15 Uhr<br />

verzeiH mir!<br />

Kunst, therapeutisch betrachtet<br />

zenita Komad<br />

fr, 25.11.2011 | 17.15 Uhr<br />

WoHin mit Den reLigiöSen energien?<br />

lidwien van der ven<br />

mi, 30.11.2011 | 17.15 Uhr<br />

mit Der PiStoLe beten<br />

Wilfried Gerstel<br />

fr, 02.12.2011 | 17.15 Uhr<br />

nietzScHe! Kleinere Katastrophen<br />

im abendbrevier des Papstes<br />

nives Widauer<br />

mi, 07.12.2011 | 17:15<br />

„WenDe Deine gütigen augen...“<br />

Welche Kraft hat ein bild in der religion?<br />

adrian Paci<br />

irrealiGioUS!<br />

die ausstellung irreaLigiouS! Parallelwelt religion in der Kunst bearbeitet unterschiedliche<br />

aspekte, wie religion im künstlerischen diskurs der Gegenwart in den letzten 10 Jahren erscheint. in<br />

mini-führungen wird jeweils nur ein Werk betrachtet.<br />

irreaLigiouS! aUSStellUnGSdaUer bis 15. Jänner 2012<br />

Geänderte öffnUnGSzeiten di – fr 10.00 – 17.00 Uhr Sa+ So 11.00 – 17.00 Uhr<br />

GeSCHloSSen am 24./25./26./31. dezember 2011 + 1. Jänner 2012<br />

eintritt € 4,– / € 3,– 15 minuten-führungen: eintritt frei<br />

öffentliCHe füHrUnG SamStaGS, 11.00 Uhr füHrUnGSanfraGen 0316/71 11 33-27<br />

fr, 09.12.2011 | 17.15 Uhr<br />

KatHoLiScHer KonStruKtiviSmuS –<br />

"Wahrheiten müssen robust sein"<br />

anna und bernhard blume<br />

mi 14.12.2011 | 17.15 Uhr<br />

ring Der WaHrHeit<br />

oder: jenseits von rechthaben<br />

danica dakić<br />

fr, 16.12.2011 | 17.15 Uhr<br />

aLLaH iSt ScHön<br />

0512<br />

mi, 21.12.2011 | 17.15 Uhr<br />

gegrüSSet SeiSt Du maria –<br />

"WirKliCHKeiten: Portrait meiner eltern"<br />

Peter ablinger<br />

mi, 27.12.2011 | 17.15 Uhr<br />

ScHöPfung auS Dem toHuWaboHu –<br />

“bereschit rabbá elohim”<br />

daphna Weinstein<br />

fr, 30.12. 1011 | 17.15 Uhr<br />

iSt reLigion PrivatSacHe?<br />

Papo Colo<br />

mi, 04.01.2012 | 17.15 Uhr<br />

in tHe name of goD –<br />

maja bajević<br />

mi, 11.01.2012 | 17.15 Uhr<br />

DeS vaterS tat auS Der SöHne SicHt.<br />

(auch blasphemie altert)<br />

G.r.a.m.<br />

fr, 13.01.2012 | 17.15 Uhr<br />

“tHe overWHeLming SPeLL“: baustelle religion<br />

muntean/rosenblum<br />

03


24 04<br />

eltaneiGnUnGSerfindUnGen<br />

KunSt reLigion PHiLoSoPHie<br />

Hartwig biSCHof, mimi CrY! Sad montaiGne, Computermontage 2011<br />

im mai hat das Kulturzentrum bei den minoriten eine kleine, feine reihe gestartet, die sich „Weltaneignungserfindungen“<br />

nennt. Kurator und forscherkünstler Hartwig bischof arbeitet seit Jahren an<br />

der Schnittstelle von Kunst, religion und Philosophie. mit dieser reihe öffnet er eine neue form zu<br />

philosophischen Weltaneignungen, die sich zwischen der künstlerischen intervention „Philosophie,<br />

reif für die Vorstellung“, philosophischen vorträgen zu neu bedenkenswerten philosophischen figuren<br />

(mai: maurice merleau-Ponty; november: Giorgio agamben; dezember: michel de montaigne)<br />

und offener diskussion bewegt.<br />

in der nähe der ausstellung „irrealiGioUS!“ hat Hartwig bischof zwei abende der „Weltaneignungserfindungen“<br />

gestaltet. Wir haben ihn für diese Programmzeitung einleitend um ein Gespräch gebeten.<br />

PHiLoSoPHie, reif für Die vorSteLLung<br />

Die im Mai von dir begonnene Reihe „Weltaneig‑<br />

nungserfindungen. Kunst ‑ Religion ‑ Philosophie“<br />

widmet sich jenen Schnittflächen, die sich ergeben,<br />

wenn sonst säuberlich getrennte Disziplinen sich<br />

explizit überschneiden. Was aber ist mit „Weltan‑<br />

eignungserfindung“ gemeint?<br />

HARTWIG BISCHOF: viele Philosophen haben<br />

sich die frage gestellt: Wie kommt es, dass<br />

wir menschen in uns eine vorstellung über die<br />

Welt außerhalb von uns entwickeln können? ihre<br />

antwortversuche lassen sich in zwei extremen<br />

Positionen zu ende denken: der erste entwurf<br />

folgt diesem Gedanken: der mensch steht einer<br />

übermächtigen Welt gegenüber, die sich von ihm<br />

nicht beeinflussen lässt. Sie prägt sich ihm wie ein<br />

Stempel auf. Wer so denkt, sieht den menschen<br />

wie einen Schwamm, der die Welt aufsaugt.<br />

der zweite antwortversuch würde sagen: Ganz<br />

gleich, wie die Welt tatsächlich beschaffen ist -<br />

es sind die menschen, die sich in ihrer Wahrnehmung<br />

die Welt schon immer zurechtrichten. Sie<br />

können das aufgrund ihrer sinnlichen und geistigen<br />

fähigkeiten. die Wahrheit liegt vermutlich<br />

dazwischen. aber sie lässt sich nicht als goldener<br />

mittelweg beschreiten. eher schon müssen wir<br />

menschen wie in einem Spagat beide Positionen<br />

mit einbeziehen. diese Spannung ist dem<br />

menschen aufgegeben: die Welt prägt sich dem<br />

menschen auf – gleichzeitig erfindet der mensch<br />

die Welt immer wieder neu.<br />

Deutlich ist der Unterschied zwischen diskursiver<br />

Spezialsprache und gewohnter Alltagssprache.<br />

Diesen gilt es zu benennen.<br />

HartWiG biSCHof: in unserer alltagssprache gibt<br />

es viele mehrdeutigkeiten. dass Worte mehrfache<br />

bedeutung tragen können, bereichert unsere<br />

Sprache. Wenn wir allerdings möglichst klare, eindeutige<br />

begriffe entwickeln wollen – und das wollen<br />

Philosophen in der regel – versuchen wir dies<br />

durch umfassende diskussion zu erreichen. auf<br />

der Grundlage der entwickelten begriffe können<br />

wir einen denkerischen Weg verfolgen.<br />

Du arbeitest sowohl als Künstler und Kurator als<br />

auch als Philosoph. Was bedeutet das konkret für<br />

deine Auseinandersetzung etwa mit dem Projekt<br />

„Montaigne“?<br />

Hartwig biSCHof, foto: Johannes rauchenberger<br />

HartWiG biSCHof: auch montaigne hat sich<br />

Gedanken über den abstand zwischen mensch<br />

und Welt gemacht. Seine überlegungen dazu<br />

waren ein neuer entwurf, und sie gelten bis<br />

heute als meilenstein in dieser frage. mit dem<br />

abstand zwischen uns menschen und der Welt<br />

haben sich auch Künstler beschäftigt: Paul<br />

Cézanne hat damit begonnen, die Welt nicht<br />

einfach „abzumalen“. Seine art der darstellung<br />

war eher eine form der „verwirklichung“ als des<br />

Wiedergebens. Seit der renaissance hatte die<br />

damals entwickelte Perspektive eine vormachtstellung<br />

in der bildenden Kunst eingenommen.<br />

Cézanne hat diese vorherrschaft überschritten.<br />

damit hat er die Kunst dazu hingeführt, sich mit<br />

der frage des abstands zwischen mensch und<br />

Welt zu beschäftigen. das ringen um diese frage<br />

bildet eine kongeniale Schnittfläche zwischen<br />

der Kunst, der Philosophie und anderen Wissenschaften<br />

und bietet sich als eine Plattform für<br />

fächerübergreifenden diskurs an.<br />

„Diskursive“ und „visuell‑künstlerische“ Blick‑<br />

richtungen in ihrer Verschiedenheit generieren<br />

natürlich unterschiedliche Untersuchungsme‑<br />

thoden für das, was wir dann „Wirklichkeit(en)“<br />

nennen. Was macht letztlich den Reiz dieses Kon‑<br />

zeptansatzes aus?<br />

HartWiG biSCHof: die diskursive Sprache halte<br />

ich wie gesagt für ein unerlässliches Hilfsmittel,<br />

das wichtige zugangswege zu Welt oder<br />

Wirklichkeit(en) anbietet. allerdings kann sie nur<br />

ihre eigenen Stärken – im bemühen um klare<br />

begriffe – einbringen. die möglichkeiten der<br />

visuell-künstlerischen beschäftigung bleiben ihr<br />

in hohem maß verschlossen. Kunst kann sich<br />

wiederum in ihrer eigenen Weise mit einem „Untersuchungsobjekt“<br />

beschäftigen.<br />

die „Weltaneignungserfindungen“ wollen zugänge<br />

von verschiedenen Seiten mit ihren jeweiligen<br />

Stärken darstellen und gleichzeitig in ein<br />

ensemble einbinden.<br />

davon versprechen wir uns, zumindest für die<br />

veranstaltungen, ein den menschen angemesseneres,<br />

weil vielfältigeres Wirklichkeitsempfinden<br />

zu unterstützen.<br />

05


24 06<br />

eltaneiGnUnGSerfindUnGen<br />

WeltaneiGnUnGSerfindUnGen ii<br />

Sandra leHmann:<br />

Die meSSianiScHe DimenSion.<br />

GiorGio aGambenS PaUlUSleKtüre<br />

KUratiert und künstlerisch eingeleitet von Hartwig biSCHof<br />

mittWoCH, 9. november 2011 / 19.30 Uhr<br />

imCubus, mariahilferplatz 3/i<br />

eintritt € 5,- / für Studierende eintritt frei<br />

der italienische Philosoph Giorgio agamben (*1942) ist mittlerweile einer der meistdiskutierten Philosophen<br />

der Gegenwart. im deutschsprachigen raum ist er vor allem durch seine arbeiten zum<br />

„homo sacer“ und zum ausnahmezustand bekannt. agambens theorie hat eine positive Kehrseite:<br />

die „ausnahme“ erhält eine messianische indizierung. diese zeigt eine mögliche dimension eines<br />

„erfüllten lebens“ oder des „Glücks“ an. agambens denken umkreist immer auch den Punkt dieser<br />

möglichen dimension, die gerade und nur „als mögliche“ für die menschliche Geschichtlichkeit fundamental<br />

ist. der vortrag wird versuchen, die sich für agamben ergebenden Koordinaten der messianischen<br />

lebensdimension anzugeben. ein zentrales augenmerk wird auf agambens zeittheorie und<br />

dem liegen, was man eine „kairologische theorie der Subjektivität“ nennen kann. den bezugspunkt<br />

des vortrags bildet agambens interpretation des paulinischen römerbriefs „die zeit, die bleibt“, in der<br />

die messianische dimension besonders klar entwickelt wird.<br />

WeltaneiGnUnGSerfindUnGen iii<br />

HanS SCHelKSHorn:<br />

vom Leben in vieLen WeLten.<br />

daS individUUm im labYrintH Seiner<br />

SelbStdeUtUnGen bei miCHel de montaiGne<br />

KUratiert und künstlerisch eingeleitet von Hartwig biSCHof<br />

donnerStaG, 1. dezember 2011 / 19.30 Uhr / imCubus, mariahilferplatz 3/i<br />

eintritt € 5,- / für Studierende eintritt frei<br />

michel de montaigne (1532-1592) legt in den „essais“ den Grundstein für eine bestimmte tradition<br />

des neuzeitlichen individualismus. das einzige thema der „essais“ ist, wie montaigne bereits im vorwort<br />

klarstellt, er selbst. doch das Selbst lässt sich nicht wie ein Gegenstand beschreiben, vielmehr<br />

konstituiert sich das individuum allererst durch seine deutungen. Was aber, wenn das vertrauen in<br />

die repräsentationskraft der Sprache tief erschüttert ist?<br />

der mensch entwirft durch die Sprache, wie bereits nikolaus von Kues bewusst wurde, bloß „vermutungen“<br />

(conjecturae), ohne die dinge je vollständig erreichen zu können. bei montaigne kommt<br />

nun die Krise der Sprache am ende des 16. Jahrhunderts vollends zum ausbruch. Unsere deutungen<br />

drohen sich in bloße Projektionen zu verwandeln, so dass wir in einer vielzahl höchst problematischer<br />

Welten leben. mehr noch: montaigne stellt sich der Krise der Sprache auch in den intimen Sphären<br />

des Selbstverhältnisses. Seine Skepsis erprobt daher einen selbstkritischen, aber keineswegs resignativen<br />

Umgang nicht nur mit den Projektionen über die äußere Welt und andere Kulturen, sondern<br />

auch mit den Projektionen, die unsere Selbstbilder durchdringen. Kurz: Wir sind nach montaigne zu<br />

experimenten mit uns selbst verdammt.<br />

die künstlerischen interventionen „Philosophie, reif für die vorstellung“ behandeln die jeweiligen<br />

abend-themen in bildlicher form, setzen dabei kontrapunktische ergänzungen und loten den blick<br />

auf die Welt aus, der zugleich feststellt und erfindet.<br />

Zuckerkreml.<br />

zeitGenöSSiSCHe KUnSt Und literatUr aUS rUSSland<br />

ein Lesefest, eine ausstellung, vorträge/gespräche spiegeln bedingungen,<br />

unter denen in russland seit den 1960er jahren gelebt und künstlerisch<br />

gearbeitet wird und vermitteln über literarische und künstlerische Werke<br />

formen ästhetischen Widerstands, deren hohe poetische Wirkkraft über<br />

die Landesgrenzen hinausweist.<br />

P r O G r A m m<br />

PrIGOV.<br />

Die textarbeiten des Dmitrij aleksandrovič<br />

mit einer künstlerischen intervention von chto Delat?<br />

verniSSaGe freitaG, 25. november 2011 / 19.00 Uhr<br />

kuNST uND lITerATur VOr GerIcHT.<br />

ein Gespräch<br />

SamStaG, 26. november 2011 / 14.00 Uhr<br />

leSefeST. ruSSlAND!<br />

SonntaG, 27. november 2011 / 16.00 Uhr<br />

leSefeST. ruSSlAND!<br />

SonntaG, 27. november 2011 / 16.00 Uhr<br />

Kulturzentrum bei den minoriten, mariahilferplatz 3/1<br />

vladimir SoroKin, Moskau<br />

elena fanaJlova, Moskau<br />

linor GoraliK, Moskau<br />

olga martYnova, Frankfurt<br />

valerij ŠUbinSKiJ, St. Petersburg<br />

moderation Peter deUtSCHmann, Institut für Slawistik, Karl Franzens‑Universität <strong>Graz</strong><br />

leSUnG der deutschsprachigen texte Steffi KraUtz<br />

KonzePt Peter deUtSCHmann und birgit Pölzl<br />

Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Karl‑Franzens‑Universität <strong>Graz</strong>, ISOP und der Kulturvermittlung<br />

Steiermark. Valerij Šubinskij ist derzeit Gast im Internationalen Haus der Autorinnen und Autoren <strong>Graz</strong>.<br />

zwei Jahrzehnte postsowjetischer Geschichte, die den nachfolgestaaten eine turbulente und<br />

schwierige Periode des Wandels beschert hat, sind mittlerweile verstrichen. das leSefeST.<br />

ruSSlAND! wagt mit fünf prominenten zeitgenössischen autorinnen und autoren eine<br />

literarische annäherung an das russland des 21. Jahrhunderts.<br />

07


16 08<br />

uckerkreml.<br />

Der ruSSiScHe Weg<br />

Seit Gorbatschows Perestrojka in der zweiten<br />

Hälfte der 1980er Jahre hat sich russland so radikal<br />

verändert wie kein zweites land in europa:<br />

anstelle des real existierenden Sozialismus hielt<br />

in russland ein chaotischer Kapitalismus einzug,<br />

aus dem neben einigen Gewinnern eine weitaus<br />

größere zahl an verlierern hervorging. mit<br />

der Jahrtausendwende und der Präsidentschaft<br />

von vladimir Putin sollte die Gesellschaft eine<br />

Stabilisierung erfahren. auf der Grundlage von<br />

erdöl, erdgas und anderen bodenschätzen konnte<br />

ein relativer volkswirtschaftlicher Wohlstand<br />

erreicht werden, die politische entwicklung verlief<br />

weniger günstig: das System Putins ist durch<br />

einen zunehmenden autoritarismus gekennzeichnet,<br />

in dessen Schatten sich eine Kaste herausgebildet<br />

hat, die unter dem Schutz des machtapparates<br />

ihre Privilegien immer weiter ausbauen<br />

kann. Politische alternativen bekommen<br />

kaum die Chance, sich gegenüber diesen Kräften<br />

zu profilieren.<br />

das offizielle russland unter Putin und medvedev<br />

präsentiert sich immer deutlicher als Staat,<br />

der sich entschieden vom ausland abgrenzt und<br />

einen eigenen „russischen“ Weg gehen möchte,<br />

auf dem soziale wie historische differenzen keine<br />

rolle spielen sollten. in entsprechung zu diesem<br />

monolithischen einheitsstreben versucht die<br />

Partei Putins und medvedevs mittels eingriff auf<br />

diverse gesellschaftliche Segmente andere politische<br />

Kräfte zu marginalisieren, womit sie bislang<br />

großen politischen erfolg hatte. einzig das internet,<br />

das seit den neunziger Jahren rasch immer<br />

größere verbreitung fand, kann als immer noch<br />

offenes und unkontrolliertes medium gelten,<br />

radio, fernsehen oder die großen medien des<br />

Printsektors sind großem ökonomischen druck<br />

und/oder den eigentümerinteressen ausgesetzt.<br />

Wenn schon nicht offensichtliche zensur die<br />

berichterstattung beeinflusst, so sind es redaktionsinterne<br />

maßnahmen oder Selbstzensur, ist<br />

v.l.n.r.:<br />

valerij ŠUbinSKiJ, foto: n. Simonovski<br />

elena fanaJlova, foto: Stanislav l'vovsky<br />

vladimir SoroKin, foto: masha<br />

linor GoraliK, foto: openspace<br />

olga martYnova, foto: oleg Jurjew<br />

doch die zahl tödlicher oder äußerst brutaler<br />

übergriffe auf kritische Journalisten im post-<br />

sowjetischen russland erschreckend hoch.<br />

Der triumPH Der beobacHter über DaS<br />

beobacHtete<br />

in der Sowjetunion war die staatliche einflussnahme<br />

auf Kunst und literatur sehr stark. ihr<br />

konnte sich nur entziehen, wer auf die öffentliche<br />

verbreitung seiner arbeiten verzichtete. die<br />

literatur, ob nun offizielle institutionen sie förderten<br />

oder ob sie sich als dissidente verstand,<br />

war von diesem faktum zwangsläufig geprägt.<br />

ein wichtiges bestreben alternativer literatur<br />

seit den 1970er Jahren bestand darin, die literatur<br />

von ihrer Parteilichkeit – ob für oder gegen<br />

die herrschenden verhältnisse – zu entbinden<br />

und ein autonomes Kommunikationssystem zu<br />

schaffen, das die literarische ästhetik von politischen<br />

oder moralischen fragen abkoppelt. Provokant<br />

amoralische oder absurde texte stießen<br />

beim auf „engagement“ konditionierten lesepublikum<br />

auf das erwartete Unverständnis, eine<br />

erscheinung, die in der russischen bzw. europäischen<br />

literaturgeschichte allerdings kein novum<br />

war: ein Jahrhundert zuvor stellte sich die<br />

dichtung des l’art pour l’art und der dekadenz<br />

gegen die dogmen des realismus, die literatur<br />

und Kunst nicht anders denn als repräsentation<br />

von „Wirklichkeit“ sehen wollten.<br />

als eine markante erscheinung der Kunst der<br />

späten Sowjetunion kann der moskauer Konzeptualismus<br />

gelten, der sich in nischen abseits<br />

des offiziellen raumes organisierte und sich als<br />

zirkel verstand, in dem die situativen bedingungen<br />

von Gesellschaft und Kunst auf künstlerisch<br />

vielfältige Weise thematisiert wurden, ohne dass<br />

man man sich dabei eine bestimmte Position im<br />

politischen Spektrum bezog. distanzierte beobachtung,<br />

verfremdete beschreibung, irritierende<br />

mimikry und reflexionen über literatur und Kunst<br />

können als die wichtigsten methoden des Kon-<br />

zeptualismus gelten. der zerfall des Staatssozialismus<br />

wurde dementsprechend weder mit freude<br />

begrüßt, noch als Schock empfunden, vielmehr<br />

schien es so, als bestätigte das klanglose ende<br />

eines Systems nur die distanzierte Haltung, die in<br />

den konzeptualistischen arbeiten gegenüber der<br />

sowjetischen Wirklichkeit zu erkennen war. nicht<br />

weiter verwunderlich ist auch die späte ent-<br />

deckung und Wertschätzung, die der Konzeptualismus<br />

in russland selbst erfahren hat. Seine<br />

namhaftesten vertreter – ilya Kabakov, dmitrij<br />

Prigov, lev rubinštejn, andrej monastyrskij, vladimir<br />

Sorokin, die Kollektiven aktionen und die<br />

medizinische Hermeneutik – wurden zu anerkannten<br />

autoritäten im postsowjetischen russland,<br />

was sich in repräsentativen ausstellungen,<br />

editionen und Positionierungen im kulturellen<br />

feld zeigte.<br />

iDentität unD Differenz: Die WieDer-<br />

KeHr DeS äHnLicHen<br />

Während das russland der ära Jelzin durch einen<br />

chaotischen Wildwest-Kapitalismus auf der<br />

einen Seite und einer laissez‑faire Haltung in Sachen<br />

Kultur auf der anderen gekennzeichnet war,<br />

kam mit vladimir Putin zur Jahrtausendwende<br />

ein mann an die führung, der sich die aufgabe<br />

stellte, russland zu „stabilisieren“. Putin verstand<br />

darunter den Wiederaufbau autoritärer Strukturen<br />

in verbindung mit einem bizarren Staatskapitalismus,<br />

der von einer ideologischen Symbiose<br />

aus russisch-sowjetischem Patriotismus, machtvoll<br />

auftretender orthodoxie und nationalem<br />

„Schulterschluss“ begleitet wird. Stimmen, die<br />

nicht in diese inszenierung von mächtig auftretender<br />

Harmonie passen wollen, sondern diese<br />

stören, gelten als Provokation, die von staatlicher<br />

Seite mit repressionen geahndet wird, wie<br />

man an den zahlreichen Prozessen und anklagen<br />

gegen zeitgenössische Künstler ersehen kann.<br />

nicht permanent, aber doch immer wieder markiert<br />

der autoritär agierende machtapparat, wer<br />

das recht hat, Grenzen festzulegen. Künstler und<br />

literaten reagieren auf diese rahmenbedingung<br />

als Herausforderung. in dieser atmosphäre lebt<br />

das überwunden geglaubte modell von dissens<br />

und dissidenz wieder auf: von neuem beginnen<br />

sich Kulturschaffende zu fragen, wie sie sich gegenüber<br />

bestimmten institutionen des offiziellen<br />

russlands positionieren sollen. vladimir Sorokin,<br />

immer schon ein aufmerksamer beobachter der<br />

russischen Kultur und ihrer Geschichte (was man<br />

angesichts der hinzugefügten Sinnentleerungen<br />

oft übersah) wurde im neuen Jahrtausend<br />

zu einem prominenten autor, gegen den öffentlich<br />

gehetzt wurde: die Putin unterstützende<br />

Jugendorganisation Iduščie vmeste (‚die vereint<br />

bzw. gemeinsam Gehenden‘) erklärte Sorokins<br />

böse verdrehung der Geschichte im roman<br />

Goluboe Salo (1999, der himmelblaue Speck,<br />

dt. 2000) zur Pornographie, die durch die Klo-<br />

muschel entsorgt gehöre. Sorokin zeichnete in<br />

der folge mit Den’ opričnika (2006; dt: der tag<br />

des opritschniks, 2008) ein böses zukunftsbild<br />

des gegenwärtigen russlands, in dem er<br />

die Gewalt der Schreckensherrschaft ivans iv.<br />

(des Schrecklichen) sprachlich und kulturell mit<br />

einer hochtechnisierten Gegenwart amalgamierte.<br />

mit dem Kurzroman und seinem nachfolger<br />

Sacharnyj kreml’ (2008, dt. der zuckerkreml,<br />

2010) schrieb Sorokin eine Prosa, die der satirischen<br />

verfremdung sowjetischer Wirklichkeit<br />

durch dissidente autoren wie aleksandr zinov’ev<br />

oder vladimir vojnovič ziemlich nahe kam.<br />

auch wenn die kulturelle Situation unter Putin<br />

und medvedev angespannt erscheint, unterscheidet<br />

sie sich in vielem von den sowjetischen<br />

verhältnissen. der größte Unterschied besteht<br />

wohl in der sozialen differenziertheit der heutigen<br />

Gesellschaft, die dem Warenangebot entspricht,<br />

das den unterschiedlichsten Konsumbedürfnissen<br />

entgegenkommt. der segmentierte<br />

markt hat auch vor dem kulturellen feld nicht<br />

haltgemacht und dieses ist unter den bedingungen<br />

der marktwirtschaft radikal umgestaltet<br />

09


16 10<br />

uckerkreml.<br />

worden. in den ersten rückblicken auf die veränderungen<br />

im neuen Jahrtausend ist oft davon zu<br />

lesen, dass der literatur die leser abhanden gekommen<br />

und die Produzenten von literatur nun<br />

endlich „ungestört“ unter sich seien. die russen,<br />

die sich selbst gerne als volk der leser sahen,<br />

scheinen die leidenschaft für die lesekultur allzu<br />

rasch verloren zu haben. mit ihr verschwindet<br />

auch die spezifisch russische Schicht der intelligenzija,<br />

die sich seit dem 19. Jahrhundert für die<br />

alltagskultur und für gesellschaftliches engagement<br />

zuständig fühlte. das leben in russland ist<br />

zu fordernd geworden, das erledigen von „Jobs“<br />

und die Komplexität der modernen lebenswelten<br />

lassen kaum mehr Spielraum für die gelassene<br />

distanznahme von zwängen, die für die sowjetische<br />

intelligenzija kennzeichnend war.<br />

ein weiterer Unterschied gegenüber der späten<br />

Sowjetepoche besteht in der Selbstverständlichkeit<br />

internationaler mobilität und Kommunikation<br />

für weite Kreise der bevölkerung. nicht nur,<br />

dass die russen heutzutage überall auf der Welt<br />

anzutreffen sind, von überall können sie auch<br />

dmitriJ PriGov<br />

oHne titel, 1990<br />

oHne titel, 1993<br />

aus der Serie: Phantom-installationen<br />

Courtesy Krings-ernst Galerie, Köln<br />

wieder nach russland zurückkehren, weil keine<br />

hohe mauer mehr zwischen den territorien steht.<br />

diese für die russische Geschichte völlig neuartige<br />

Situation hat international zu veränderungen<br />

geführt, die auch an der literatur nicht vorbei<br />

gingen. Gegenwärtig gibt es praktisch keine exilliteraten<br />

(oder – pessimistischer gewendet – es<br />

gibt sie noch nicht), an die Stelle des politischen<br />

exils ist die migrationsliteratur getreten, die aus<br />

der Situation, sich zwischen unterschiedlichen<br />

Kulturen zu bewegen, künstlerische anregungen<br />

bezieht.<br />

die am lesefest auftretenden autorinnen und<br />

autoren haben mit ihrem Schreiben, mit anderen<br />

aktivitäten und mit ihrer biographie unterschiedliche<br />

aspekte des postsowjetischen<br />

lebens erfahren und literarisch verarbeitet. Sie<br />

alle können als aufmerksame beobachter des öffentlichen<br />

und literarischen lebens in russland<br />

gelten, aufgrund ihrer Positionierungen und erfahrungen<br />

ist freilich nicht zu befürchten, dass<br />

ein differenzloser Chor angestimmt werden wird.<br />

Peter Deutschmann<br />

PrIGOV.<br />

Die textarbeiten DeS<br />

Dmitrij aLeKSanDrovič<br />

verniSSaGe freitaG 25. november 2011 / 19.00 Uhr<br />

Kulturzentrum bei den minoriten, mariahilferplatz 3/ii<br />

aUSStellUnGSdaUer 26. november - 17. dezember 2011<br />

öffnUnGSzeiten di - fr 10.00 - 17.00 Uhr<br />

Sa + So 11.00 - 16.00 Uhr / eintritt frei<br />

KUratorin Sabine HänSGen<br />

orGaniSation roman Grabner<br />

Dmitrij aleksandrovič Prigov gehört zu der<br />

generation von russischen Dichtern und<br />

Künstlern, die anfang der 1970er jahre aus<br />

der inselexistenz des underground in den<br />

umgebenden ideologischen Kosmos aufbrachen<br />

und die Symbole, mythen und rituale<br />

der sowjetischen massenkultur erforschten.<br />

von den offiziellen Publikationskanälen ausgeschlossen,<br />

machte Prigov aus seinen handschriftlichen<br />

und maschinenschriftlichen texten<br />

künstlerische objekte und wurde zu einem<br />

der wichtigsten vertreter des moskauer<br />

Konzeptualismus.<br />

das Kulturzentrum bei den minoriten leistet<br />

nach der ausstellung „Präprintium. moskauer<br />

bücher aus dem Samizdat“ (1999), und Werkschauen<br />

zu viktor Pivovarov und Pavel Pepperstein<br />

(2000/2001) und ilya und emilia Kabakov<br />

(2005) nun einen weiteren wichtigen rückblick<br />

auf eine der wesentlichsten figuren der russischen<br />

nonkonformistischen Kunst des letzten<br />

Jahrhunderts: dmitrij aleksandrovič Prigov, der<br />

überraschend im Sommer 2007 verstarb.<br />

Prigov hat in seinem Schaffen die mythenbildende<br />

Kraft der Sprache demonstriert, die Sein setzt<br />

und behauptet, einer Sprache, die durch ihre<br />

ordnung die Weltordnung schafft und füllt, was<br />

sonst leer wäre. Seine texte stellte er dabei wie<br />

„am fließband“ mit einem Plansoll von 3 Gedichten<br />

pro tag her. es handelte sich dabei jedoch<br />

nicht nur um eine parodistische imitation gesellschaftlicher<br />

Produktionsmechanismen. es war so<br />

etwas wie eine semiotische überlebensstrategie,<br />

füllung eines abgrunds metaphysischer leere<br />

mit immer neuen textmassen.<br />

in der regel hatten seine texte eine „auflage“ in<br />

der Höhe von Schreibmaschinendurchschlägen.<br />

Sie existierten jenseits der staatlichen sowjetischen<br />

distributionssphäre im Samizdat als vom<br />

autor selbst hergestellte, nicht gedruckte bücher.<br />

Prigov stilisierte sich selbst zu einer Kunstfigur.<br />

berühmt geworden ist er in seiner poetischen<br />

Selbstverkörperung als milizionär. der dichter-<br />

dmitriJ PriGov<br />

doSe der ProPHezeiUnGen, 1975-77<br />

Courtesy Krings-ernst Galerie, Köln<br />

milizionär, diese doppeldeutig inszenierte Kultfigur,<br />

erscheint bei ihm im zentrum einer Welt<br />

von mythischen dimensionen. der autor des<br />

literarischen Untergrunds hat in der rolle eines<br />

staatlichen ordnungshüters seine lesungen und<br />

auftritte zu aktionshaften ereignissen werden<br />

lassen, bei denen er seine Gedichte und alphabete<br />

ekstatisch rezitierte.<br />

als Künstler machte Prigov bücher, als dichter<br />

machte er aus seinen büchern künstlerische<br />

objekte. dabei ging es ihm nicht um eine indifferente<br />

verschmelzung von bild und Schrift, um<br />

eine verwischung der unterschiedlichen medien.<br />

es war vielmehr gerade die Grenze zwischen den<br />

beiden medien, bild und Schrift, die für ihn die<br />

eigentliche ästhetische Herausforderung darstellte.<br />

Prigov war ein Künstlerpoet, „der seine<br />

arbeit, seine ganze mühe gewissermaßen [...] auf<br />

dem Gebiet sowohl der Wortkunst als auch der<br />

visuellen Kunst, auf der Grenze zwischen beiden<br />

fand (und es versteht sich, dass im Unterschied<br />

zu Staatsgrenzen eine solche Grenze nicht verriegelt<br />

sein darf, sondern leicht und an jeder<br />

beliebigen Stelle überschreitbar sein muss, das<br />

heißt, meine arbeit besteht gerade in der erhöhung<br />

der durchlässigkeit dieser Grenze, doch ist<br />

gleichzeitig darauf zu achten, dass sie sich nicht<br />

vollkommen auflöst, da dann die Grundspannung<br />

meiner tätigkeit verschwände).“ (Prigov)<br />

das Hand-Gemachte, Hand-Werkliche der<br />

11


12<br />

Samizdat-bücher führte bei Prigov wie bei anderen<br />

dichtern des sowjetischen Underground zu<br />

einer reihe von experimenten visueller und konkreter<br />

Poesie. darüber hinaus fand eine kritische<br />

thematisierung von idee und form des buches<br />

als Korpus des textes statt. die fest gefügten ordnungen<br />

und Grenzen des buches wurden aufgerissen,<br />

herausgeklappt, zerknüllt, ausgefaltet und<br />

humorvoll umspielt. durch beschriftung und<br />

aufkleben von Papierapplikationen gestaltete<br />

er Konservendosen zu poetischen objekten um.<br />

dabei steht weniger die Warhol‘sche reproduktion<br />

der Ware im vordergrund als vielmehr die<br />

dinghafte übertreibung des texts als Korpus, als<br />

leib und behältnis eines Sinns. eine vielfalt von<br />

Schriftartefakten entwickelte Prigov in der auseinandersetzung<br />

mit den ideologischen zeichen-<br />

und textwelten der sowjetischen massenkultur.<br />

Sie bestehen aus der bearbeitung und grafischen<br />

manipulation von offiziellen druckerzeugnissen,<br />

vor allem der zeitung „Pravda“ (Wahrheit).<br />

in den letzten Jahren hat sich Prigov vermehrt<br />

der bildenden Kunst zugewandt und unzählige<br />

entwürfe zu raumgreifenden text-bild-installationen<br />

entworfen, die als Projekte zukünftiger<br />

realisationen betrachtet werden können und<br />

damit auf ein noch nicht ausgeschöpftes Potenzial<br />

im oeuvre dmitrij aleksandrovič Prigovs<br />

verweisen.<br />

Sabine Hänsgen<br />

Die ausstellung, die zuvor im Studienzentrum<br />

für Künstlerpublikationen in der Weserburg<br />

in bremen zu sehen war, gibt einen auf die<br />

textarbeiten konzentrierten einblick in Prigovs<br />

Werk. Präsentiert werden gedichtbände,<br />

Samizdathefte, zeitungsübermalungen, poetische<br />

objekte, installationsentwürfe sowie<br />

Lesungen in form von audio- und videodokumenten.<br />

ein interview mit der Kuratorin Sabine Hänsgen<br />

über die bedeutung von dmitrij Prigov für<br />

die russische Kunst und literatur finden Sie auf<br />

www.kultum.at.<br />

dmitrij a. Prigov liest „der milizionär und die anderen“<br />

videostills; Courtesy Hirt/Wonders, Köln<br />

intervention von cHto DeLat?<br />

aus der dringlichkeit heraus, sich mit der notwendigen<br />

beziehung zwischen künstlerischer<br />

Gestaltung und politischer realität auseinanderzusetzen<br />

hat sich 2003 in St. Petersburg die<br />

Kulturplattform Chto delat? (Was tun?) gegründet.<br />

die Künstlerinnen, Kritikerinnen, Philosophinnen<br />

und literatinnen haben bereits mit der<br />

programmatischen namensgebung „Was tun?“<br />

ein bestreben erkennen lassen, ein gemeinsames<br />

soziales engagement zwischen kritischer reflexion<br />

und politischem engagement, zwischen Praxis<br />

und theorie (wieder)herzustellen. die Gründungsmitglieder<br />

dieser arbeitsgemeinschaft<br />

olga egorova/tsaplya (Künstlerin, St. Petersburg),<br />

artiom magun (Philosoph, St. Petersburg), nikolai<br />

oleinikov (Künstler, moskau), natalia Pershina/Glucklya<br />

(Künstlerin, St. Petersburg), alexei<br />

Penzin (Philosoph, moskau), david riff (Kunstkritiker,<br />

moskau), alexander Skidan (dichter und<br />

Kritiker, St. Petersburg), Kirill Shuvalov (Künstler,<br />

St. Petersburg), oxana timofeeva (Philosophin,<br />

moskau) und dmitry vilensky (Künstler, St. Petersburg)<br />

geben zu diesem zweck eine englischrussischsprachige<br />

zeitschrift heraus, die mit jeder<br />

ausgabe ein spezielles thema fokussiert, das<br />

den diskurs zwischen politischer theorie, Kunst<br />

und aktivismus nachhaltig befördert.<br />

in ihren installationen, Wandzeichnungen, videoarbeiten,<br />

Performances und Seminaren bedienen<br />

sich Chto delat? des ästhetischen vokabulars der<br />

russischen avantgarde, des sozialistischen realismus<br />

und des moskauer Konzeptualismus und<br />

rekontextualisieren dieses vor dem Hintergrund<br />

linker theorie. in ihrer raumgreifenden intervention<br />

im rahmen der Prigov-ausstellung werden<br />

sie ein Umfeld sichtbar machen, in dem verschiedene<br />

ausdrucksmöglichkeiten des dissenses und<br />

des kritischen Widerstands zwischen der vergangenheit<br />

und der Gegenwart in einklang gebracht<br />

werden und möglichkeitsstrategien für die zukunft<br />

ausgelotet werden.<br />

kuNST uND lITerATur VOr GerIcHT.<br />

ein geSPräcH<br />

SamStaG 26. november 2011 / 14.00 Uhr<br />

imCubus, mariahilferplatz3/i /eintritt frei<br />

Sandra frimmel, Zürich und Berlin<br />

Sabine HänSGen, Berlin<br />

matthias meindl, Zürich und Berlin<br />

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Forschungsprojekt „Kunst und Literatur vor Gericht“<br />

des Slavischen Seminars der Universität Zürich.<br />

am 14. Jänner des Jahres 2003 wurde im moskauer<br />

andrej-Sacharov-zentrum eine ausstellung<br />

mit dem titel „Ostorozno, religija! / Achtung Reli‑<br />

gion!“ eröffnet, die nur vier tage später ihr jähes<br />

ende fand. eine Gruppe junger männer stürmte<br />

das museum, verwüstete die ausstellung und<br />

zerstörte die exponate. als Grund für ihren rasenden<br />

zerstörungsdrang gaben sie an, sich in ihrem<br />

religiösen empfinden verletzt gefühlt zu haben.<br />

Kirill, der metropolit von Smolensk und Kaliningrad<br />

stellte sich öffentlich hinter die attentäter<br />

und ende februar 2003 leitete die Staatsanwaltschaft<br />

schließlich ein entsprechendes Strafverfahren<br />

im zuge dessen die täter-opfer-rollen endgültig<br />

umgekehrt werden: die organisatoren der<br />

ausstellung werden der anstachelung nationalen<br />

furors beschuldigt und zu Geldstrafen verurteilt<br />

und die religiös motivierten randalierer freigesprochen.<br />

im märz 2007 haben andrej Jerofejew und Jurij<br />

Samodurow die ausstellung „verbotene Kunst<br />

2006“ im andrej-Sacharov-zentrum organisiert,<br />

mit der sie die zensur und Selbstzensur im russischen<br />

Kunstbetrieb thematisieren wollten. Um<br />

öffentlichen anstoß zu vermeiden, hatten die organisatoren<br />

die bilder hinter Wandschirmen mit<br />

Sichtfenstern platziert und den zugang für besucher<br />

unter 16 Jahren verboten. trotzdem wurden<br />

sie von religiös motivierten aktivisten angeklagt,<br />

die sich in ihren religiösen Gefühlen verletzt<br />

sahen, und die Staatsanwaltschaft forderte drei<br />

Jahre Haft für die beiden Kuratoren. im Juli 2010<br />

endete der Prozess, im zuge dessen die freiheit<br />

der Kunst und die frage nach dem, was Kunst<br />

sei zum Gegenstand der verhandlung wurde, mit<br />

Geldstrafen für die beiden organisatoren.<br />

die Künstlerin Wika lomasko hat den Prozess<br />

begleitet und zu jeder einzelnen Gerichtssitzung<br />

zeichnungen angefertigt. zwischen Gerichts-<br />

Zuckerkreml.<br />

„ich betrachte die religionsfreiheit als teil der allgemeinen gewissensfreiheit. Lebte ich in<br />

einem klerikalen Staat, würde ich wahrscheinlich für die verteidigung des atheismus sowie<br />

verfolgter andersgläubiger und Häretiker eintreten.“<br />

Andrej D. Sacharov<br />

zeichnungen und Comic oszilierend ist so eine<br />

demaskierende bildreportage entstanden, die mit<br />

künstlerischen mitteln die aburteilung zeitgenössischer<br />

Kunst verhandelt. anton nikolaev hat<br />

diese bilder mit schnörkellos-trockenen und sehr<br />

präzisen beschreibungen versehen.<br />

Sind die zum teil heftigen reaktionen und staatlichen<br />

repressionen rund um die ausstellungen<br />

„achtung religion“ und „verbotene Kunst 2006“<br />

ein vorbote für einen neuen faschismus russischer<br />

Provenienz, wie es der russische Philosoph<br />

michail ryklin vermutet? Wie ist es um die freiheit<br />

der Kunst im Putin-russland bestellt? vladimir<br />

Sorokin wurde bekanntlich von der als Putin-Jugend<br />

bekannten Jugendbewegung „Gemeinsamer<br />

Weg“ wegen Pornographie-vorwürfen angeklagt.<br />

Welche freiräume haben literatinnen und Künstlerinnen<br />

und welche Präsentationsmöglichkeiten<br />

stehen ihnen zur verfügung?<br />

zu diesem thema finden sich Kennerinnen der<br />

russischen Kulturszene zusammen, um in vorträgen<br />

und Gesprächen einen blick auf den möglichkeitshorizont<br />

für russische Kulturschaffende zu<br />

werfen.<br />

Sabine Hänsgen wird das spannungsvolle verhältnis<br />

zwischen Kunst und Staatsmacht, öffentlichkeit<br />

und zensur anhand der nonkonformistischen<br />

Kunststrategien seit den 1960er Jahren<br />

beleuchten.<br />

Sandra frimmel wird anhand der Gerichstreportage<br />

von Wika lomasko einige allgemeine fragestellungen<br />

aus den russischen Kunstgerichtsprozessen<br />

abhandeln.<br />

matthias meindl spricht zum „fall Sorokin“ und<br />

wird auch ein Schlaglicht auf den Prozess gegen<br />

den russischen autor bajan Shirjanov werfen.<br />

13


24 14<br />

eUe mUSiK<br />

die andere saite präsentiert:<br />

ceLLo SPaceS i<br />

montaG, 21. november 2011 / 20.00 Uhr<br />

minoritensaal / eintritt € 7,– / € 4,–<br />

die idee der erweiterung des Soloinstruments in<br />

neue räume der musikalischen erfahrung beschäftigte<br />

die mitglieder des vereins „die andere<br />

saite“ heuer in besonderem maße. mit michael<br />

moser konnte dazu ein musiker gewonnen werden,<br />

der – neben vielseitigem Wirken im bereich<br />

neuer musik und improvisation – in seinen eigenen<br />

installationen insbesondere den raum<br />

als Gestaltungsmedium sucht und nutzt. die<br />

erschließung neuer „instrumentalräume“ durch<br />

mehrkanal- respektive live-elektronik (thomas<br />

musil) wird – soviel sei nur kurz angedeutet -<br />

auch von einer erweiterung traditioneller aufführungsaktion<br />

begleitet.<br />

aufgrund überschäumender kreativer Prozesse<br />

folgt sodann noch eine fortsetzung: Cello<br />

SPaCeS ii wird dank der freundlichen einladung<br />

des orf am 20. Jänner 2012 live den ätherischen<br />

raum radiophoner Wellen integrieren. Hören Sie<br />

sich das alles an!<br />

ceLLo SPaceS ii<br />

freitaG, 20. Jänner 2012 / 23.03 Uhr<br />

orf Steiermark, marburgerstraße 20, 8042 <strong>Graz</strong><br />

open music presents<br />

StruKtur<br />

florian müller, Klavier<br />

dienStaG, 22. november 2011 / 20.00 Uhr<br />

minoritensaal / eintritt € 12,– / € 8,–<br />

(€ 5,– für musikstudentinnen an der abendkassa)<br />

Struktur ist das zentrale thema des Klavierabends<br />

mit florian müller. ausgehend von anton<br />

Weberns tendenz zu vollkommener Strukturalisierung<br />

in den variationen op. 27 wird ein bogen<br />

gespannt über Wolfgang Suppans vielschichtigkeit,<br />

erreicht durch techniken der überlagerung<br />

und verzahnung, bis hin zu den komplexen,<br />

mitunter sich auf algorithmen beziehenden Gebilden<br />

von Georges aperghis. auch der ansatz<br />

tristan murails, der sein tonmaterial aus der<br />

analyse von obertonstrukturen gewinnt, wird<br />

beleuchtet.<br />

michael moSer, Violoncello und<br />

thomas mUSil, Elektronik (IEM/KUG)<br />

spielen WerKe von<br />

thomas amann, Se-lien CHUanG, denovaire,<br />

Christian Klein, daniel maYer, martin PiCHler und<br />

andreas Weixler.*<br />

michael moSer, Violoncello<br />

spielt WerKe von<br />

Siavosh baniHaSHemi, belma beSliC-Gal, Charris<br />

eftHimioU, robert GUtmann und michael moSer.*<br />

* Änderung der Programmaufteilung vorbehalten<br />

florian moser, foto: lukas beck<br />

WerKe von<br />

anton Webern: variationen op.27 (1936)<br />

Wolfgang SUPPan: resume (öea) (2011)<br />

tristan mUrail: la mandragore (1993)<br />

Georges aPerGHiS: À tombeau ouvert (1997)<br />

hoergereDe<br />

donnerStaG, 10. november 2011 / 20.00 Uhr<br />

minoritensaal / eintritt € 6,50 / € 3,50<br />

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Institut für Elektronische Musik und Akustik <strong>Graz</strong> und dem Forschungsatelier<br />

Klangkunst der Gegenwart der Universität Würzburg, gefördert durch Abteilung 9 Kultur – Land Steiermark.<br />

WerWoLf WorKLoaD<br />

text-Klang-Performance von Jörg albrecht und Gerriet K. Sharma<br />

„Thies arbeitet schon beim Frühstück immer.<br />

Wanda arbeitet bis zur Mittagspause vier Stun‑<br />

den und dann danach nochmal vierundvierzig.<br />

Jasper arbeitet vor allem an den Formularen,<br />

die bezeugen, dass er nicht arbeitet. Jonte und<br />

Pelle arbeiten auf je einem anderen Kreativareal<br />

in dieser kreativen Stadt, Jonte in einem Atelier<br />

ganz allein, Pelle in einem Atelier mit ganz vielen<br />

zusammen, und meistens geht es bei ihnen ent‑<br />

spannter zu als bei Thies, bei dem es entspann‑<br />

ter zugeht als bei Wanda, bei der es entspannter<br />

zugeht als bei Jasper, der ständig [STÄNDIG!] auf<br />

irgendwelchen Ämtern sitzen muss, um die Zah‑<br />

lungen weiter zu bekommen. Thies arbeitet im<br />

Schreibprogramm, im Firefox und am Fon weiter,<br />

bis zum Abendessen, und danach, danach würde<br />

ich echt gern mal wieder was anderes, ok, ich ar‑<br />

beite weiter, und um zwölf is Schluss, aber dann,<br />

wenn es dann gerade gut klappt, dann arbeite<br />

ich doch bis halb eins, bis eins, zwei, kann ja aus‑<br />

schlafen morgen, ausschlafen, bis zum Frühstück,<br />

ach nein."<br />

Wie kriegt man sein leben hin, in einer kreativen<br />

Stadt? Wie kann man flexibel seine 80-Stunden-<br />

Woche absolvieren, zugleich aber glamourös und<br />

cool wirken, ohne augenringe? (Und vor allem,<br />

ohne das wenige verdiente Geld gleich wieder in<br />

designerdrogen zu investieren?) die freunde thies,<br />

Wanda und Jonte und Pelle (die zwillinge aus<br />

oberammergau) haben sich in diesen bereich der<br />

neuen arbeit begeben. neben die tägliche Workload<br />

im Job als Journalist, designerin, Komponist<br />

und animationszeichner tritt auch noch die<br />

arbeit am eigenen Körper und die große liebe.<br />

ein permanenter Spagat zwischen prekärer le-<br />

literatUr<br />

benssituation und dem versprechen einer freien<br />

Selbst-entfaltung. Kein Wunder, dass dabei<br />

Geister geweckt werden: nicht nur bei vollmond<br />

verwandeln sie sich in Werwölfe. manchmal<br />

schaut im nachtleben auch noch der eine oder<br />

andere vampir vorbei, mal als rechtsanwalt für<br />

mieterschutz, mal als it-Girl.<br />

die Komposition von Gerriet K. Sharma gibt dieser<br />

gesplitterten realität die akustische form:<br />

mit einem ensemble von Schallplattenspielern,<br />

laptops, band-echos, verschiedenen lautsprechersystemen<br />

und mischpulten. ähnlich wie<br />

der text, der sich aus recherchiertem material<br />

speist, entsteht auch der Klang aus fragmenten<br />

und artefakten von Songs, orchesterstücken, oton-mitschnitten<br />

und aufnahmeunfällen. die<br />

Komposition ordnet den vielen Geschichten im<br />

text viele verschiedene räume zu, die sich alle in<br />

einem raum befinden: dem minoritensaal. Jörg<br />

albrecht als Performer durchquert diese räume,<br />

Gerriet K. Sharma erzeugt sie live. mit Werwolf<br />

Workload setzen die beiden ihre gemeinsame<br />

arbeit fort. begonnen hat sie anlässlich einer<br />

lesung im rahmen des hoergerede-festivals<br />

2010. der roman von albrecht entstand in seiner<br />

zeit als <strong>Graz</strong>er Stadtschreiber von Herbst 2010<br />

bis Sommer 2011.<br />

„Ja, sicher, immer, immer fühlen wir uns so: unvollständig.<br />

Wir werden doch erst komplettiert,<br />

wenn da andere sind. für die arbeit. zusammenarbeit.<br />

Ja, ich allein kann ganz sicher gar nichts<br />

schaffen, ich brauche immer menschen, die mit<br />

mir zusammen sind, und denen ich, wenigstens<br />

temporär, natürlich nicht für immer, sagen kann:<br />

Please, let me be your project!"<br />

Jörg Albrecht<br />

15


16<br />

iteratUr<br />

Gerald SCHmiCKl<br />

Lob Der LeicHtigKeit<br />

moderation Werner SCHandor<br />

mittWoCH, 14. dezember 2011 / 20.00 Uhr<br />

imCubus, mariahilferplatz 3/1<br />

eintritt € 6,50 / € 3,50<br />

WaHLverWanDt WiDer WiLLen<br />

Seine verwandten kann man sich nicht aussuchen.<br />

manchmal nicht einmal die Wahlverwandten.<br />

fragt man Gerald Schmickl, den leiter der<br />

wöchentlichen „extra“-feuilletonbeilage der<br />

„Wiener zeitung“, nach seiner beziehung zu<br />

montaigne, so zeigt er sich allein von der frage<br />

überrascht. mit montaigne, so kann man<br />

Schmickls überraschung entnehmen, hat sich<br />

der autor und Journalist bisher nicht sehr intensiv<br />

beschäftigt. Umso verblüffender ist es,<br />

dass Gerald Schmickls erster essayband, „lob der<br />

leichtigkeit“ zahlreiche Parallelen zu den „essais“<br />

von montaigne aufweist, und zwar weniger inhaltlich<br />

als vielmehr in form und Geisteshaltung.<br />

das beginnt damit, dass Schmickl nicht einfach<br />

seine besten aufsätze der letzten Jahre in einem<br />

band versammelt hat, sondern dass er sich den<br />

vorsatz nahm, seine Gedanken und anschauungen<br />

in form von essays niederzuschreiben – und<br />

damit ein Schreibprogramm ähnlich dem montaignes<br />

vollzog.<br />

Und gleich wie montaigne erklärt Schmickl im<br />

Prolog zu seinem buch, warum seine texte von<br />

seinen interessen, beobachtungen, kurz also:<br />

von seinem ich handeln. „Was mir widerfährt,<br />

was mich beschäftigt, was mich bestimmt – das<br />

spiegelt sich in den themen, von denen im folgenden<br />

die rede sein wird“. im zentrum seiner 14<br />

essays steht das scheinbar nebensächliche, oft<br />

Unbeachtete: der Umgang mit Wiener Kellnern,<br />

der zusammenhang zwischen Schwimmen und<br />

Schreiben oder ein Plädoyer für den österreichischen<br />

Sportreporter.<br />

Hin und wieder vermitteln essayisten den eindruck,<br />

sie berauschten sich selbst an der originalität<br />

ihres denkens. Schmickl ist frei von derartiger<br />

eitelkeit. im Gegenteil: Wie montaigne,<br />

der sein turmzimmer (und seine texte) mit Sprüchen<br />

verziert hatte, zitiert Schmickl ausführlich<br />

fremde Gedanken. „es sind die elementarteilchen<br />

angenommener teilhabe am leben und denken<br />

anderer menschen“, schreibt Schmickl. Und wie<br />

montaigne, mit dem man sich als Kind nur auf<br />

latein unterhielt, bedient sich Schmickl dabei einer<br />

klaren und eleganten Sprache, die auf Wortwitz<br />

und Pointenhuberei verzichtet und dadurch<br />

einen geradezu „klassischen“ eindruck beim leser<br />

hinterlässt.<br />

Sind die Parallelen zu montaigne zufall? – das<br />

wäre eine gute frage an Gerald Schmickl, der<br />

(hier von montaigne abweichend) nicht den trost<br />

des todes und der freundschaft in den mittelpunkt<br />

seiner essays stellt, sondern die „erträgliche<br />

leichtigkeit des Seins“ und den „Umgang<br />

mit sinnvollen zufällen“. die Gemeinsamkeiten<br />

zwischen Gerald Schmickl und montaigne ergeben<br />

sich vielmehr aus einer ähnlichen stoischen<br />

Grundhaltung. bei Schmickl tritt sie als<br />

„Postheroismus“ auf, dem jeder Heroismus, „sei<br />

es politischer, moralischer oder ästhetischer natur“,<br />

fremd ist. – das resultat ist ein sehr unverkrampfter<br />

zugang zur Welt, denn es gibt nichts<br />

zu gewinnen und damit auch nichts zu verlieren.<br />

zudem huldigt der studierte Soziologe Schmickl<br />

der „tugend des zweiten blickes“. Will heißen:<br />

er betrachtet die dinge vom rand aus und gelangt<br />

aus der distanz zu einer ausgewogenen<br />

einschätzung der beiden oder vielen Seiten, die<br />

jedem Phänomen zu eigen sind.<br />

Seine verwandten kann man sich nicht aussuchen.<br />

manchmal nicht einmal die Wahlverwandten.<br />

Gerald Schmickl sollte unbesorgt sein: es gibt<br />

Schlimmeres, als eine Geisteshaltung an den tag<br />

zu legen, die jener von montaigne ähnelt.<br />

Werner Schandor<br />

forUm für neUe literatUr<br />

moderation Catherine t. niCHollS<br />

freitaG, 11. november 2011 / 20.00 Uhr / imCubus, mariahilferplatz 3/i<br />

eintritt frei<br />

anmeldUnG vor ort ab 19.30 Uhr oder per mail an catherine.nicholls@kultum.at<br />

Diese Veranstaltung wird unterstützt durch die Kulturvermittlung Steiermark.<br />

mC markus KöHle und mieze medUSa<br />

fixStarterinnen lars ruppel (d) und Yasmin Hafedh (a)<br />

freitaG, 16. dezember 2011 / 20.00 Uhr / Kleiner minoritensaal / eintritt € 5,-<br />

Diese Veranstaltung wird unterstützt durch die Kulturvermittlung Steiermark.<br />

rauS mit Der SPracHe!<br />

bühnendichter aller Genres sind eingeladen, ihr Können<br />

unter beweis zu stellen, es stehen dafür jedoch nur 5<br />

minuten zur verfügung. Gruppen und fremdsprachige<br />

texte sind erlaubt, Gesangsstücke und requisiten jedoch<br />

nicht. mitzubringen sind zwei fünf-minuten-texte,<br />

denn es gibt eine vor- und eine finalrunde. bewertet<br />

wird über eine Publikumsjury, zu gewinnen gibt’s ruhm,<br />

applaus und bares.<br />

Die anmeldung erfolgt vor ort ab 19.30 uhr.<br />

Die reihenfolge der auftritte wird ausgelost.<br />

traditionsgemäß mischen sich auch internationale fixstarter<br />

unters <strong>Graz</strong>er Poetenvolk. diesmal lässt Lars<br />

ruppel mit neuen texten aufhorchen. Wenn er nicht gerade<br />

Workshops hält oder literaturveranstaltungen organisiert,<br />

tourt er mit Smaat, der ersten deutschsprachigen<br />

Poetry Slam-boyband, durch die Kabarettlandschaft.<br />

Slamveranstalterin yasmin Hafedh, aka Yasmo mC ist<br />

eine der jüngsten erfolgreichen Poetinnen österreichs<br />

und bringt zynischen wie selbstreflexiven HipHop auf<br />

die minoritenbühne.<br />

literatUr<br />

bei blattGold bringen autorinnen allen alters selbständig verfasste texte mit, die für alle teilnehmerinnen<br />

kopiert und ohne verfasserangabe an alle ausgeteilt werden. Stilrichtung und Genre<br />

sind frei zu wählen, auch ob ein text oder mehrere mitgebracht werden, bleibt den teilnehmerinnen<br />

überlassen, der Gesamtumfang soll 2 din a4-Seiten nicht überschreiten. Jeder mitgebrachte<br />

text wird vorgelesen, in angenehmer atmosphäre wird diskutiert, man ist selbst Kritiker/in und<br />

bewertete/r. es wird kommentiert, vernetzt, es werden verbesserungsvorschläge gemacht. beim<br />

Konzept des „anonymen lesezirkels" gibt es keine Jury und kein Publikum, die anonymität der<br />

autorinnen gewährt dabei eine selten offene atmosphäre. die Spannung steigt bis zum Schluss,<br />

wenn die auflösung erfolgt und so manche/r eine überraschung erlebt. übrigens ist auch, wer keine<br />

texte mitbringt, <strong>herzlich</strong> eingeladen mitzudiskutieren!<br />

SPoKen Word-WorKSHoP<br />

freitaG , 16. dezember 2011 / 15.30 Uhr<br />

Kulturzentrum bei den minoriten,<br />

mariahilferplatz 3/i<br />

anmeldung bis 10. dezember 2011 an<br />

catherine.nicholls@kultum.at<br />

impulstexte werden verfasst und vorgetragen.<br />

die Slam-Koryphäen mieze medusa<br />

und markus Köhle arbeiten mit den<br />

Poetinnen am text, und es werden tricks<br />

für eine gelungene bühnen-Performance<br />

verraten. diese können dann abends<br />

beim Slam gleich ausprobiert werden,<br />

denn Workshopteilnehmerinnen erhalten<br />

einen fixplatz!<br />

17


24 18<br />

UnGe aUGen<br />

G a S t S P i e l<br />

theaterGeist berlin<br />

DaS KLeine icH bin icH<br />

Die geschichte von einem bunten Wesen, einer Kiste auf 4 beinen<br />

und einem Kistenbewohner für junge menschen ab 3!<br />

donnerStaG, 10. november 2011 / 10.00 Uhr<br />

freitaG, 11. november 2011 / 10.00 Uhr + 15.00 Uhr<br />

Kleiner minoritensaal<br />

eintritt € 7,- Gruppenpreis € 5,-/Person reServierUnGen mo bis fr / (0316) 71113331<br />

„Wer bist ’n du?“, quakt der frosch. dem kleinen etwas fällt einfach keine antwort auf diese schwierige<br />

frage ein. darum zieht es los und fragt all die anderen tiere: das Pferd, den vogel und die fische.<br />

doch am ende glaubt es ein „Gar-nichts“ zu sein. da fällt ihm plötzlich ein: ich bin einzigartig.<br />

eine phantastische Geschichte nach dem gleichnamigen Kinderbuch von mira lobe über die Suche<br />

nach identität und orientierung, vom „anderssein“ und vom „dazugehören“.<br />

daUer 45 minuten büHne mario Hohmann KoStüm Simone Pätzold mUSiK tobias dutschke SPiel annegret Geist<br />

theater mundwerk<br />

vergeSSt zWerg naSe<br />

ein Kulinarikum über den mut, den es braucht, der zweitbeste zu sein und über<br />

einen kochenden zwerg mit einer überaus langen nase. für Kinder ab 8!<br />

mittWoCH, 16. november 2011 / 15.00 Uhr<br />

donnerStaG, 17. november 2011 / 10.00 Uhr + 15.00 Uhr<br />

freitaG, 18. november 2011 / 15.00 Uhr<br />

imCubus, mariahilferplatz 3/i<br />

eintritt € 7,- Gruppenpreis € 5,-/Person reServierUnGen mo bis fr / (0316) 71113331<br />

mit fliegenden messern wird das Gemüse geschnitten, die Soßen werden mit hundert Umdrehungen<br />

gerührt und die fensterscheiben schmelzen dahin bei diesem wundervollen Geruch. Und doch ist er<br />

nur der zweitbeste Koch der Welt. dieser zwerg, dieser kleine Wicht schafft es immer wieder, um zwei<br />

nasenlängen voraus zu sein.<br />

daUer 50 minuten reGie Simon Windisch SPiel martin brachvogel<br />

Puppentheater bavastel<br />

KaSPerL unD Der zauberer<br />

eine spannende geschichte rund um den „alleweil a bisserl eigensinnigen“ Kasperl für Kinder ab 4!<br />

donnerStaG, 24. november 2011 / 10.00 Uhr<br />

freitaG, 25. november 2011 / 10.00 Uhr<br />

SamStaG, 26. november 2011 / 16.00 Uhr<br />

SonntaG, 27. november 2011 / 11.00 Uhr<br />

SamStaG, 10. dezember 2011 / 16.00 Uhr<br />

SonntaG, 11. dezember 2011 / 11.00 Uhr<br />

Kleiner minoritensaal<br />

eintritt € 7,- Gruppenpreis € 5,-/Person reServierUnGen mo bis fr / (0316) 71113331<br />

W i n t e r l e S U n G<br />

ScHneeKinD unD LebKucHenmann<br />

märchen und geschichten zur Weihnachtszeit für junge Hörerinnen ab 5!<br />

freitaG, 2. dezember 2011 / 10.00 Uhr + 15.00 Uhr<br />

SamStaG, 3. dezember 2011 / 16.00 Uhr<br />

imCubus, mariahilferplatz 3/i<br />

eintritt € 7,- Gruppenpreis € 5,-/Person reServierUnGen mo bis fr / (0316) 71113331<br />

Wenn du still stehst, läufst du nicht. Wenn du still bist, redest du nicht. ist doch so! Und wann hörst<br />

du zu? Wenn du nicht weghörst? Wenn du das, was du hörst, lange nicht vergisst? es irgendwo in<br />

deinem inneren versteckst? vielleicht zwischen der Stille hier und der Stille dort? vielleicht an einem<br />

nachmittag im dezember? da erzählt die Wiener märchenerzählerin birgit lehner, warum der Schnee<br />

weiß ist, wo die Schneekinder herkommen und wo sie hingehen, warum lebkuchenmänner nicht nur<br />

zum naschen da sind, und was der Holzfäller sich vom weißen Hirsch gewünscht hat.<br />

daUer 50 minuten es erzählt birgit lehner<br />

illustrationen: Christine Kastl<br />

„Wenn man verbotenerweise einen fisch angelt, der dann im leib einen Schlüssel hat, und man<br />

träumt, dass dieser Schlüssel genau ins Schloss der Schatztruhe des zauberers passt, dann muss<br />

doch was an der Geschichte dran sein“, denkt der Kasperl und geht trotz Warnung der Großmutter<br />

geradewegs ins zauberschloss. doch dort heißt es plötzlich für den Kasperl: “du bist hier eingesperrt,<br />

putzt das Schloss und räumst auf.“ Gut, dass Schlossgeist Willi mit Hokuspokus Krötenwein wieder<br />

bewegung in die Geschichte bringt!<br />

daUer 45 minuten SPiel + text + reGie eva bodingbauer + brigitte Kocher PUPPen alfred Stifter<br />

JUnGe aUGen<br />

19


JUnGe aUGen<br />

24 20<br />

P r e m i e r e<br />

meSSiaH. alleS Soll verWandelt Sein.<br />

ein szenisches Konzert zu georg friedrich Händels „messias“ für junge menschen ab 6!<br />

freitaG, 16. dezember 2011 / 10.00 Uhr + 15.00 Uhr<br />

SamStaG, 17. dezember 2011 / 16.00 Uhr<br />

SonntaG, 18. dezember 2011 / 16.00 Uhr<br />

montaG, 19. dezember 2011 / 10.00 Uhr<br />

minoritensaal<br />

eintritt € 8,- /Kinder € 11,- /erwachsene Gruppenpreis € 5,-/Person<br />

reServierUnGen mo bis fr / (0316) 71113331<br />

aUftraGSWerK des Kulturzentrums bei den minoriten in Kooperation mit Unit.<br />

ProJeKtidee barbara rauchenberger text natascha Gangl reGie Sandra Schüddekopf<br />

diriGent matthias Unterkofler SoliSten Sonja lutz – Sopran, Judith mayer – alt,<br />

andrejus Kalinovas – tenor und Josef Pepper – bass<br />

es spielen und singen die <strong>Graz</strong>er KaPellKnaben und CaPella CallioPe.<br />

aUSStattUnG vibeke andersen liCHt thomas bergner<br />

diese Welt knurrt. Und ächzt. Sie kracht und brummt. Und ist überhaupt ein schrecklicher ort. So<br />

ist das und so wird das immer sein. doch mutig wagen sich einige buben vor die tür. Was lauert<br />

dort draußen? Sie treffen den tenor, der keine angst zu haben scheint, er singt und erinnert sie an<br />

ein versprechen, das einst gemacht wurde: Jeder wird seinen Platz finden in der Welt, wenn sie erst<br />

verwandelt ist.<br />

Hinter dieser kurzen inhaltsangabe versteckt sich<br />

ein Projekt, welches auf sehr ungewöhnliche<br />

Weise versucht, Kindern heute ein großes sakrales<br />

Werk der musikgeschichte zu eröffnen. dazu<br />

wurde ein Schreibauftrag an die junge österreichische<br />

literatin natascha Gangl vergeben:<br />

Sie entschied sich zu einem verfahren größtmöglicher<br />

alltäglichkeit, ohne die motive zu<br />

vergessen, die im „messias“ bearbeitet werden:<br />

die Prophezeiung, die verwandlung der Welt, die<br />

verwandlung des einzelnen, die Weihnachtserzählung,<br />

die idee, gemeinsam etwas verändern<br />

zu können, der Glaube, dass eine veränderung<br />

der Welt möglich ist.<br />

Sowohl die originaltexte des librettos als auch<br />

weitere biblische motive werden in „meSSiaH.<br />

illustration: Christine Kastl<br />

alles soll verwandelt sein“ aufgegriffen. die<br />

sprachlichen teile dienen sowohl zur etablierung<br />

der Handlung und der figuren, als auch<br />

zur beschreibung von bildern und motiven, die<br />

bestandteil des originalen „meSSiaH“ sind. dabei<br />

werden die musiker, die Solisten und die Knaben<br />

des Chors selbst zu figuren dieser Geschichte,<br />

die einen großen dramaturgischen bogen beschreibt.<br />

an seinem ende beginnt die Welt zu<br />

klingen.<br />

dabei geht das umfangreiche regiekonzept weit<br />

über ein übliches Konzert für Kinder hinaus.<br />

es freut uns sehr, dass der „innovationstopf der<br />

diözese <strong>Graz</strong>-Seckau“ dieses große Projekt maßgeblich<br />

unterstützt.<br />

Barbara Rauchenberger<br />

fragen an Sie<br />

ein Gespräch mit natascha Gangl<br />

Schon einmal für Kinder geschrieben?<br />

nataSCHa GanGl: Ja, „damals“, vor hundert Jahren,<br />

während meiner ausbildung zur Kindergartenpädagogin,<br />

die sehr viel Praxiszeit umfasste,<br />

erfand ich viele Geschichten, kleine Stücke,<br />

reime...<br />

Schreiben und Musik?<br />

natscha Gangl, foto: Sandra Schüddekopf<br />

nataSCHa GanGl: Und bild. Und Körper. Und<br />

licht.<br />

Messias’ „Händel“ und Sie?<br />

nataSCHa GanGl: Wir haben uns ja dazu entschlossen,<br />

dass die texte englisch gesungen<br />

werden - ich stand vor den bibeltexten des oratoriums<br />

wie vor den dolomiten und versuchte<br />

meinen Pfad, mein „Pfädchen“ zu finden. Gott,<br />

Christus, magie, die ganze ladung irrationalität,<br />

erlösung, tod, metaphysik. metaphysik! die<br />

Kellerleichen, die sich zu unüberwindbarem Sedimentgestein<br />

aufgeschichtet haben. Und dann<br />

noch für Kinder! die muss man doch bitte immer<br />

unterschätzen und ihnen nur vollzerkautes<br />

vorsetzen, das sie schnell leistungsfähig macht!<br />

Hilfe!<br />

ich habe diesen ausblick auf die dolomiten<br />

sehr genossen, man bekommt sie ja nicht sehr<br />

oft zu Gesicht. ich habe dieses massiv umschlichen<br />

und für mein libretto einen nahe liegenden<br />

Gipfel mit Seilbahn anzupacken versucht:<br />

die veränderungssehnsucht. das zusammensein.<br />

das vertrauen in eine Gemeinschaft.<br />

die verantwortung einander anzurufen als jemanden,<br />

der nicht bloß Konsument ist, der Unkonsumierbares<br />

wünscht, der wünscht sich einzubringen<br />

und zu geben.<br />

JUnGe aUGen<br />

es gibt da eben noch rätsel und viele leerstellen<br />

– vielleicht eingekesselt von den dolomiten –<br />

auf die es, gerade wenn man für Kinder schreibt,<br />

wesentlich ist hinzuweisen.<br />

ich hätte auch das Wort „Gott“ ständig nutzen<br />

können und das ganze Geschehen in einen Supermarkt<br />

verfrachten. aber der zeitpunkt, an<br />

dem die ironie ausgelastet ist, war für mich erreicht.<br />

Funktioniert die Geschichte auch ohne Musik?<br />

nataSCHa GanGl: es wäre wohl ein abendessen<br />

ohne essen. da wären Kerzen, Gedeck, die<br />

schönen menschen mit den Worten, die nacht,<br />

die Schlüssel, die tür. Kein essen. zeit für den<br />

schlechten Witz: Kein Händel.<br />

Welchem Musikwerk würden sie noch gerne eine<br />

Geschichte unterlegen?<br />

nataSCHa GanGl: vielen! Wovon ich nicht loskomme<br />

ist der Herr Gesualdo. ich glaube, ihm<br />

habe ich ohnehin schon viel text „eingelegt“<br />

(muss man in dem fall sagen). andere vorschläge<br />

für die Wunschliste: ein meredith monk musical?<br />

eine biber revue? ich hatte auch schon mal das<br />

Glück von arno Waschk texte vertont zu bekommen,<br />

friederike Harmsen hat gesungen.<br />

Was erwarten sie sich von der szenischen Umset‑<br />

zung?<br />

nataSCHa GanGl: Sandra Schüddekopf und ich<br />

haben ja schon sehr gut zusammengearbeitet –<br />

jetzt kommen noch mehr feine menschen dazu,<br />

ein ganzer Knabenchor – für mich fühlt sich das<br />

wunderbar an – ich hoffe sehr, dass es den Kindern<br />

freude macht!<br />

Die Fragen stellte Barbara Rauchenberger.<br />

21


zeitanalYSe<br />

24 22<br />

vielfalt Statt einfalt.<br />

DiverSität Leben.<br />

vortraG von beatrice aCHaleKe<br />

montaG, 21. november 2011 / 19.00 Uhr<br />

imCubus, mariahilferplatz 3/i<br />

eintritt € 7,- / € 3,-<br />

Eine gemeinsame Veranstaltung von Akademie <strong>Graz</strong>,<br />

Kulturzentrum bei den Minoriten und Urania <strong>Graz</strong> .<br />

vielfalt statt einfalt - beatrice achaleke beschreibt ein „erfolgsrezept“, das über migrationserfahrung<br />

weit hinausgeht. anhand ihrer eigenen lebensstationen in afrika und europa entwickelt sie ein umfassendes,<br />

aber umso präziseres verständnis von vielfalt. von vielfalt zu reden ist einfach, vielfalt in<br />

jeder form zu leben, ist die Kunst.<br />

für achaleke ist vielfalt ein management-Werkzeug, ein konkreter Umgang mit vielfältigen lebensbereichen<br />

wie Generationenfragen, Geschlechterbeziehungen, sexuelle orientierung, ethnische zugehörigkeit,<br />

religion, behinderung sowie bildung, Sprache oder soziale Klasse. „diversity management“<br />

bedeutet soziale vielfalt konstruktiv zu nutzen, oder besser gesagt: vielfalt statt einfalt zu leben.<br />

beatrice achaleke etablierte, neben zahlreichen initiativen für schwarze frauen in österreich, den<br />

„World diversity leadership Summit - europe“ in Wien. Sie wurde für ihr engagement mehrfach<br />

ausgezeichnet. 2009 hat sie den „Global diversity innovation award“ bekommen, nach václav Havel.<br />

„Dass wir beide – er ein berühmter Staatsmann, ich eine einfache Bürgerin – diesen Preis bekommen<br />

haben, zeigt, dass Diversität nicht ausschließt. Jede und jeder von uns ist gefragt, denn wir alle gewin‑<br />

nen, wenn jeder und jede sich eingebunden fühlt.“<br />

H i n W e i S<br />

KritiKfabriK<br />

Plattform für diSKUSSion Und forSCHUnG<br />

beatrice achaleke, foto: privat<br />

montaG, 14. november 2011 / 10.00 Uhr – 24.00 Uhr<br />

theater am lend, Wienerstraße 58, 8020 <strong>Graz</strong><br />

leitUnG Und KonzePt<br />

Peter WaterHoUSe (autor), Cornelia niedermeier (der Standard) und edith draxl (Unit)<br />

Eine gemeinsame Veranstaltung von UniT und Kulturzentrum bei den Minoriten.<br />

einen ganzen tag und eine halbe nacht lang widmet sich die KritiKfabriK vielförmig,<br />

ausführlich und geduldig dem Werk einer Schriftstellerin, eines Schriftstellers.<br />

Gespräche, filme, lesungen, Hörspiele und die ausstellung von dokumenten<br />

versuchen eine kritische annäherung zu ermöglichen. zentraler aspekt<br />

wird dabei das auffinden von kritischem Potential im Werk selbst sein.<br />

das Werk von ilse aichinger steht im mittelpunkt der ersten Kritikfabrik. das<br />

leitungs- und Konzeptteam freut sich, wenn auch die besucher der KritiK–<br />

fabriK die arbeiten von ilse aichinger kennen, und sich so aktiv ins Geschehen<br />

einbringen können.<br />

beatrice acHaLeKe,<br />

stammt aus Kamerun und lebt seit bald 20 Jahren in österreich.<br />

mit der Gründung nationaler und internationaler organisationen<br />

für immigrantinnen, insbesondere für schwarze frauen, mit<br />

der etablierung des diversitäts-Konzepts im gesellschaftlichen<br />

diskurs hat sie sich einen besonderen ruf erworben. als österreichs<br />

vielfalts-managerin etablierte sie u.a den „World diversity<br />

leadership Summit-europe“ in Wien. 2009 hat sie – nach dem<br />

tschechischen dichter und Politiker václav Havel – für ihr engagement<br />

im bereich diversität den „Global diversity innovation<br />

award“ bekommen.<br />

jörg aLbrecHt,<br />

geboren 1981 in bonn, aufgewachsen in dortmund, lebt in berlin.<br />

Schriftsteller. Schreibt Prosa, theatertexte, Hörspiele, essays; seine<br />

foto- und videoarbeiten und Performances beschäftigen sich<br />

als intermediale Serien mit machtkonstellationen in den räumen<br />

der Gegenwart. zuletzt erschienen „drei Herzen“ (Wallstein verlag<br />

2006) und „Sternstaub, Goldfunk, Silberstreif“ (Wallstein verlag<br />

2008). Gemeinsam mit dem musiker matthias Grübel bildet<br />

er die band „phonofix“ (Konzerte, videoperformances, Hörspiele<br />

und medienkunst) und ist mitglied des theaterkollektivs „copy &<br />

waste“. Seine theaterstücke waren u. a. am Schauspielhaus Wien,<br />

dem maxim Gorki theater berlin und an den münchner Kammerspielen<br />

zu sehen.<br />

bavaSteL PuPPentHeater,<br />

eva bodingbauer aus Kirchdorf und brigitte Kocher aus <strong>Graz</strong><br />

spielen seit Jahren für familien spannungsreiche, humorvolle<br />

Geschichten mit großer Präzision und einer sensiblen liebe zum<br />

kleinsten detail. die Stücke sind mit einer unverwechselbaren<br />

Handschrift inszeniert, aktuelle akzente sind ebenso zu finden<br />

wie dramaturgische elemente des Jahrmarkttheaters. das Puppentheater<br />

bavaStel hat an zahlreichen internationalen Kleinkunst-<br />

und Puppentheaterfestivals teilgenommen.<br />

HartWig biScHof,<br />

geboren 1964 in <strong>Graz</strong>, ist „forscherkünstler“. nach dem Studium<br />

der theologie und Philosophie studierte er malerei an der akademie<br />

der bildenden Künste in Wien bei Wolfgang Hollegha.<br />

Studienaufenthalte und unterschiedliche tätigkeiten führten ihn<br />

unter anderem nach frankreich, indien, Sri lanka, in die USa und<br />

manchester. Seinen künstlerischen Schwerpunkt legt er auf fotorealistische<br />

ornamentik. er lebt und arbeitet in Wien.<br />

Peter DeutScHmann,<br />

geboren 1968 studierte Slawistik und Germanistik in <strong>Graz</strong>, russland<br />

und tschechien. dr. phil. 2001. Seit 1996 lehrender am institut<br />

für Slawistik der Karl-franzens-Universität <strong>Graz</strong>, dzt. Gastprofessor<br />

in Salzburg. veröffentlichungen zur russischen und tschechischen<br />

literatur und Kultur des 19. und 20. Jahrhunderts sowie<br />

zur allgemeinen literaturwissenschaft, z.b. intersubjektivität und<br />

narration. Gogol‘-erofeev-Sorokin-mamleev. frankfurt/m. 2003;<br />

Konfliktszenarien um 1900: politisch-sozial-kulturell. Hrsg. zs.<br />

mit volker munz und ol‘ga Pavlenko. Wien 2011.<br />

eLena fanajLova,<br />

geboren 1962 in voronež/russland, studierte medizin, romanistik<br />

und Germanistik. nach dem Studienabschluss arbeitete sie als ärztin,<br />

später als Journalistin in elektronischen medien. als lyrikerin<br />

wurde sie mehrfach – auch international – ausgezeichnet. fanajlova<br />

gilt als autorin, die in ihre lyrik aktuelle gesellschaftliche und<br />

politische aspekte einfließen lässt und zu aktuellen fragen sowohl<br />

literarisch wie auch journalistisch Position bezieht.<br />

bioGraPHien<br />

SanDra frimmeL,<br />

Studierte Kunstgeschichte und vergleichende literaturwissenschaft<br />

in berlin und St. Petersburg. Kuratorin mehrerer ausstellungen<br />

in russland und deutschland. von 2008 bis 2010 als<br />

ausstellungsassistentin am Kunstmuseum liechtenstein in vaduz<br />

tätig. zur zeit arbeitet sie als wissenschaftliche mitarbeiterin am<br />

Slavischen Seminar der Universität zürich an einer dissertation<br />

über Kunst vor Gericht in russland seit 1990.<br />

nataScHa gangL,<br />

geboren 1986 in bad radkersburg. Studium der Germanistik<br />

und der Philosophie in <strong>Graz</strong> und Wien. Seit 2007 teilnahme am<br />

retzhofer literaturpreis, am lehrgang für „Szenisches Schreiben“<br />

von unit und an der interpretationssache 08 von unit, sowie am<br />

forum junger autoren europas und der theaterbiennale Wiesbaden<br />

08. natascha Gangl erhielt das Wiener dramatikerstipendium<br />

2009 sowie ein auslandsstipendium des landes Steiermark 2010.<br />

annegret geiSt,<br />

geboren 1971 in neubrandenburg/mecklenburg, studierte an der<br />

Humboldt Universität berlin theaterwissenschaften und Germanistik.<br />

von 1992 bis 1995 Schauspielstudium am liz-tHeater<br />

berlin in zusammenarbeit mit der ernst-busch Hochschule für<br />

Schauspielkunst berlin. annegret Geist gründete 2004 „theaterGeist“<br />

und arbeitet seither als freischaffende Schauspielerin,<br />

Puppenspielerin und dramaturgin. erfolgreiche teilnahme an nationalen<br />

und internationalen festivals sowie zahlreiche Gastspiele<br />

an verschiedensten nationalen und internationalen bühnen.<br />

Linor goraLiK,<br />

geboren 1975 in der Ukraine, ist eine prominente vertreterin einer<br />

jüngeren Generation von autorinnen, die ihre Sozialisation<br />

schon nach dem zusammenbruch der Sowjetunion erfahren hat.<br />

Sie studierte von 1989-1994 Computerwissenschaft in israel, seit<br />

2000 lebt linor Goralik hauptsächlich in moskau, wo sie als Journalistin<br />

für die bereiche literatur, bildende Kunst und mode sowie<br />

als sehr produktive autorin in den Gattungen lyrik, Kurzprosa<br />

und essayistik arbeitet.<br />

yaSmin HafeDH,<br />

geboren 1990. neben zahlreichen auftritten auf Slambühnen,<br />

unter anderem in berlin, schreibt sie für „fm5.at“ und ist redaktions-<br />

mitglied bei der literaturzeitschrift „& radieschen“. 2008 veranstaltete<br />

sie den ersten österreichischen U 20-Poetry Slam, den<br />

sie seither regelmäßig in Wien organisiert und moderiert. neben<br />

Slamtexten und einigen anthologien veröffentlichte sie ein drama<br />

und einen roman, der 2008 auch als Hörbuch erschien. 2009<br />

gewann sie in düsseldorf als erste österreicherin die deutschsprachige<br />

Poetry Slam-meisterschaft in der Kategorie U 20.<br />

Sabine HänSgen,<br />

studierte Slawistik, Geschichte und Kunstgeschichte in bochum.<br />

Sie forschte und lehrte an den Universitäten bochum, bielefeld,<br />

bremen, Köln und basel und ist derzeit an der Humboldt-Universität<br />

zu berlin beschäftigt. Hänsgen ist als Kuratorin, Herausgeberin<br />

und übersetzerin tätig und nimmt seit 1984 an den Kollektiven<br />

aktionen sowie am aufbau eines audiovisuellen archivs<br />

zum moskauer Konzeptualismus teil.<br />

SanDra LeHmann,<br />

geboren 1974, promovierte 2002 zur existenz- und Geschichtsphilosophie<br />

Jan Patočkas, den sie teilweise auch ins deutsche<br />

übersetzte. 2005 bis 2006 war sie visiting fellow am rosenzweig<br />

research Center in Jerusalem und von 2006 bis 2009 aPart-<br />

Stipendiatin der österreichischen akademie der Wissenschaften.<br />

ihre forschungsschwerpunkte sind: metaphysik, Philosophie der<br />

religion, der Wirklichkeitsbegriff im Kontext der moderne und<br />

23


16 24<br />

ioGraPHien<br />

Postmoderne. ein buch mit dem titel „Wirklichkeitsglaube und<br />

überschreitung. entwurf einer metaphysik“ (Wien: turia + Kant)<br />

ist für ende 2011 angekündigt. Sie ist derzeit lehrbeauftragte am<br />

institut für Philosophie der Universität Wien.<br />

birgit LeHner,<br />

aufgewachsen in oberösterreich, wohnhaft in Wien, war Schauspielerin,<br />

unter anderem am burgtheater, und Journalistin bei der<br />

aPa austria Presse agentur, ehe sie in frankreich die alte Kunst<br />

des mündlichen erzählens für sich entdeckt hat. Sie erzählt altersübergreifend,<br />

oft mit Gesangs- und musikbegleitung. zu<br />

ihren auftrittsorten zählen nationale und internationale Kleinkunstbühnen<br />

und festivals, Sozial- und bildungsinstitutionen,<br />

private feste und firmenfeiern. im rahmen eines Caritas-Pilotprojekts<br />

erzählt sie zudem seit 2010 in volksschulen mit hohem<br />

ausländeranteil.<br />

oLga martynova,<br />

geboren 1962 in Krasnojarsk/Sibirien, studierte Philologie in leningrad.<br />

martynova übersiedelte 1991 nach deutschland, von<br />

wo aus sie weiterhin der russischen literatur vielfach verbunden<br />

bleibt. martynova schreibt für verschiedene zeitungen und<br />

zeitschriften (nzz, faz, der Spiegel) über tendenzen in der russischen<br />

literatur und Kultur. martynova schreibt Gedichte (auf<br />

russisch) und essays und Prosa (auf deutsch). mit ihrem romandebüt<br />

„Sogar Papageien überleben uns" (droschl 2010) kam sie<br />

auf die longlist des deutschen buchpreises 2010 und auf die<br />

Shortlist des aspekte-Preises 2010.<br />

mattHiaS meinDL,<br />

Geboren in erlangen, studierte Philosophie und russistik an der<br />

freien Universität berlin und der Humboldt Universität zu berlin.<br />

2010 war meindl Gastwissenschaftler am lehrstuhl von valerij<br />

Podoroga am institut für Philosophie der akademie der Wissenschaften,<br />

moskau und am Slavic department der University of<br />

California berkeley. zurzeit ist er wissenschaftlicher mitarbeiter<br />

des Projekts „literatur und Kunst vor Gericht“ am Slavischen<br />

Seminar der Universität zürich.<br />

micHaeL moSer,<br />

geboren 1959 in <strong>Graz</strong>, studierte violoncello in <strong>Graz</strong> und Wien.<br />

moser beschäftigte sich intensiv mit verschiedenen formen zeitgenössischer<br />

musik und Performances mit live-elektronik. auf seine<br />

anregung entstanden zahlreiche Kompositionen für violoncello<br />

solo. Unter anderem arbeitet er mit namhaften Künstlern & ensembles<br />

wie bernhard lang, isabel mundry, Peter ablinger, elliott<br />

Sharp, alvin lucier,Pauline oliveros, Phill niblock, Klaus lang, michael<br />

maierhof, Polwechsel, Klangforum Wien und zeitkratzer.<br />

tHomaS muSiL,<br />

geboren 1963 in linz, studierte elektrotechnik ab 1983 in Wien<br />

und ist seit 1995 am iem <strong>Graz</strong> als künstlerisch wissenschaftlicher<br />

mitarbeiter tätig. thomas musil arbeitete gemeinsam mit<br />

olga neuwirth, bernhard lang, Klaus lang, Gerd Kühr, Johannes<br />

Kalitzke, orestis toufektsis, Peter ablinger (live-elektronik, Computer<br />

aided Composition)<br />

fLorian müLLer,<br />

geboren 1962 in deutschland, studierte Klavier und Komposition<br />

in münchen und Wien. er ist einer der zentralen interpreten<br />

zeitgenössischer musik in österreich und trat als Solist bei bedeutenden<br />

festivals hervor. müller ist regelmäßig Gast internationaler<br />

festivals. aus einer vielzahl an Cd-Produktionen sind<br />

insbesondere die Gesamtaufnahme der Werke Jean barraqués<br />

mit den dirigenten Sylvain Cambreling und Jürg Wyttenbach<br />

sowie beat furrers „nuun“ für zwei Klaviere und ensemble mit<br />

Peter eötvös hervorzuheben. er ist seit 1992 ensemblemitglied<br />

des Klangforum Wien.<br />

LarS ruPPeL,<br />

geboren 1985 in Gambach, ist ein deutscher Slampoet und Kabarettist.<br />

ruppel tritt seit 2004 – nach eigener aussage – als „vollzeitslammer“<br />

auf Poetry-Slam-bühnen auf. er gibt Workshops an<br />

Schulen und Universitäten und ist mitglied der „Poetry-Slamboygroup“<br />

Smaat, mit der er 2007 den team-Wettbewerb der<br />

deutschsprachigen Poetry-Slam-meisterschaften gewann. 2009<br />

kamen als „laruppel-trilogie“ gleich drei Werke von ihm heraus.<br />

auf zahlreichen Slam Poetry-Wettbewerben ist er seit Jahren als<br />

„master of Ceremony“ oder Gastgeber der veranstaltung aktiv.<br />

Werner ScHanDor,<br />

geboren 1967, studierte Germanistik und Pädagogik an der Universität<br />

<strong>Graz</strong>. von 1988 bis 1995 arbeitete er hauptberuflich als<br />

Journalist, unter anderem für die Wiener zeitung und den Standard.<br />

Werner Schandor ist Herausgeber des feuilletonmagazins<br />

„schreibkraft" und seit 2002 lehrbeauftragter für Professionelles<br />

Schreiben am fachhochschul-Studiengang „Journalismus und<br />

Pr” in <strong>Graz</strong>, seit 2007 lehrender am institut für Germanistik<br />

der Universität <strong>Graz</strong>. zahlreiche literarische texte, rezensionen,<br />

essays in zeitungen, anthologien und im rundfunk.<br />

HanS ScHeLKSHorn,<br />

geboren 1960 in melk, studierte theologie, Philosophie und Klassische<br />

Philologie in Wien und tübingen. 1989 promovierte er mit<br />

einer arbeit zu dialogischem denken und politischer ethik an<br />

der Katholisch-theologischen und 1994 mit einer arbeit zu den<br />

philosophischen ethiken von Karl-otto apel und enrique dussel<br />

an der Geisteswissenschaftlichen fakultät der Universität Wien.<br />

2007 wurde er im fach Philosophie habilitiert und ist seit 2007<br />

außerordentlicher Universitätsprofessor an der Universität Wien<br />

am institut für Christliche Philosophie.<br />

geraLD ScHmicKL,<br />

geboren 1961 in Wien, studierte Soziologie und Philosophie in<br />

Wien. Seit 1988 ist Gerald Schmickl redakteur bei der „Wiener<br />

zeitung“, seit 1998 dort leitender redakteur der Wochenendbeilage<br />

„extra“. er schreibt als freier autor unter anderem im „profil“,<br />

„die zeit“, „Weltwoche“, „Süddeutsche zeitung“ und „nzz“.<br />

veröffentlichte bücher 2004 „zweiter durchgang“ (roman,<br />

deuticke) und 2011 „lob der leichtigkeit“ (essays, edition atelier,<br />

Wien).<br />

SanDra ScHüDDeKoPf,<br />

geboren 1973 in Hannover, studierte theaterwissenschaften<br />

und nordamerikastudien an der fU berlin und realisierte erste<br />

regiearbeiten im freien theater. von 2001 bis 2005 arbeitete<br />

sie als regieassistentin am burgtheater Wien. Seit 2005 ist<br />

sie als freie regisseurin tätig. inszenierungen u.a. am burg-<br />

theater, Schauspielhaus Wien, Schauspielhaus <strong>Graz</strong>. mitarbeit als<br />

regisseurin an verschiedenen autorenprojekten von Unit. 2009<br />

gewann sie den regiepreis des Staatstheater mainz für die einrichtung<br />

von „larva“ von natascha Gangl.<br />

gerriet K. SHarma,<br />

geboren 1974 in bonn, lebt in Köln und <strong>Graz</strong>. er ist Klangkünstler<br />

und Komponist und seit 1990 mitglied diverser ensembles für<br />

experimentelle musik. Konzerte, installationen und Performances<br />

in verschiedenen besetzungen führten ihn in und außerhalb von<br />

europa. Sharma ist Kurator der Signale-<strong>Graz</strong>, Konzertreihe für<br />

elektroakustische musik, algorithmische Komposition, radiokunst<br />

und Performance im mumuth <strong>Graz</strong>. ab mai 2011 einrichtung<br />

„atelier für musik der Gegenwart“ der Universität Würzburg.<br />

zahlreiche auszeichnungen, u.a. 2008 deutscher Klangkunstpreis<br />

und Gema-Stiftungspreis beim internationalen Hamburger Kurzfilmfestival<br />

„beste musik im Kurzfilm national“.<br />

vLaDimir SoroKin,<br />

geboren 1955 in moskau, arbeitete nach einem ingenieurstudium<br />

als buchillustrator, bevor er mitte der siebziger Jahre erste<br />

literarische anerkennung erfuhr. Seine ersten arbeiten waren für<br />

einen kleinen Kreis von eingeweihten bestimmt, die die groteske<br />

dekonstruktion von diskursmustern der russisch-sowjetischen<br />

Kultur schätzen konnten. als nach den veröffentlichungen im<br />

Westen seine texte auch im postsowjetischen russland erschienen<br />

sind, riefen sie bisweilen große Skandale hervor. Sorokin ist<br />

bis heute einer der prominentesten und umstrittensten russischen<br />

Schriftsteller.<br />

vaLerij ŠubinSKij,<br />

geboren 1965, studierte in den 1980er Jahren finanzwissenschaften,<br />

arbeitete als fremdenführer und verlagsmitarbeiter.<br />

Šubinskij war mitglied der autorenvereinigung „Kamera chranenija“<br />

‚Gepäckaufbewahrung‘ und leitete die Gruppe „Utkonos“.<br />

er ist gleichermaßen als lyriker, übersetzer aus dem englischen<br />

und Jiddischen, als Herausgeber von anthologien, als Kritiker wie<br />

auch als literaturwissenschaftler eine zentrale Persönlichkeit des<br />

gegenwärtigen literarischen lebens in St. Petersburg.<br />

j a h r e s k a r t e<br />

BESTELLUNGEN<br />

EMAIL office@kultum.at<br />

TEL 0316 711133 oder per<br />

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DaS Programm WirD unterStützt von<br />

diözeSe <strong>Graz</strong>-SeCKaU, bUndeSminiSteriUm für UnterriCHt, KUnSt Und KUltUr, KUltUr SteiermarK, KUltUramt der Stadt <strong>Graz</strong><br />

irreaLigiouS! WurDe unterStützt von<br />

SteiriSCHer HerbSt, mondriaan foUndation/amSterdam, vaH münCHen, innovationStoPf der diözeSe <strong>Graz</strong> SeCKaU<br />

"meSSiaH – aLLeS SoLL verWanDeLt Sein" WirD unterStützt von<br />

innovationStoPf der diözeSe <strong>Graz</strong> SeCKaU<br />

bioGraPHien<br />

tHeater munDWerK,<br />

gegründet 2004 von nadja brachvogel und martin Horn. die<br />

gebürtige mainzerin absolvierte ihre Schauspielausbildung in<br />

münchen und ist seit 2000 als freie Schauspielerin an verschiedenen<br />

bühnen tätig. martin Horn, ebenfalls in mainz geboren,<br />

machte seine Schauspielausbildung in den USa und in frankfurt<br />

am main. 2000 kam er als festes ensemblemitglied an das <strong>Graz</strong>er<br />

Schauspielhaus. die mittlerweile mit vielen Preisen ausgezeichnete<br />

theaterformation zeigt professionelles Kinder- und Jugendtheater.<br />

mattHiaS unterKofLer,<br />

geboren 1978, lebt in <strong>Graz</strong>. er studierte am kirchenmusikalischen<br />

institut der Kunstuniversität <strong>Graz</strong> Chorleitung und orgel.<br />

zu seinem repertoire zählen Werke aus der oratorischen literatur<br />

sowie symphonische und kammermusikalische Werke. er ist<br />

Gründer und leiter der <strong>Graz</strong>er Kapellknaben, dirigent des musikschulorchesters<br />

Weiz, leiter des Kammerchores Schielleiten,<br />

leiter des <strong>Graz</strong>er Universitätschores sowie künstlerischer leiter<br />

des Kultursommer St. Peter am Kammersberg und der internationalen<br />

Kammermusiktage raumberg.<br />

Die Jahreskarte des Kulturzentrums bei den Minoriten berechtigt zum<br />

freien Eintritt zu allen Veranstaltungen innerhalb eines Jahres. Sie<br />

verschafft damit Zugang zu Ausstellungen, Lesungen, Konzerten, Vor‑<br />

trägen und Diskussionen, in denen zeitgenössische Fragen dargestellt<br />

und bearbeitet werden. Das alles um € 50,– / € 30,–.<br />

UnSere KooPerationSPartner im november/dezember 2011<br />

oPen mUSiC, iem, iSoP, iHaG, KUltUrvermittlUnG SteiermarK, KUltUrKontaKt aUStria, arGe HoerGerede, aKademie <strong>Graz</strong>,<br />

Urania, bavaStel PUPPentHeater, Unit, tHeater mUndWerK, tHeaterGeiSt berlin, HUnGer aUf KUnSt Und KUltUr, ö1ClUb<br />

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