18 reisengeniessen Die Lenk Bergbahnen verbrauchen viel Energie, um Millionen Menschen auf den Berg zu transportieren. <strong>energy</strong><strong>forum</strong> 3/<strong>10</strong> Power für die perfekte Piste Die Schweiz ist eine Skination. Orte wie Adelboden und Lenk explodieren in den Wintermonaten – 6000 Einwohner bekommen temporär tausende neue Nachbarn. Exklusive Winteraktionen für Sie! Für Sie auf Seite 3: Exklusive Winterangebote im Booklet! <strong>energy</strong> foru m 3/1O
Rund 550 000 Logiernächte haben Touristen im Winter 2009/20<strong>10</strong> in Adelboden und Lenk generiert. Eine Zahl, die verdeutlicht, wie gefordert die Infrastruktur eines Wintersportmekkas ist. Ob Betten, Wasserleitungen, Restaurants oder Parkplätze – alles muss für eine Kleinstadt reichen. Das Gesetz des Maximums Rund 6000 Einwohner leben in Lenk und Adelboden – für den Touristenzenit stehen zusätzlich 25 000 Betten in Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen bereit, egal ob diese nur wenige Tage belegt sind und den Rest des Jahres grösstenteils kalt bleiben. Diese Schwankung der Touristenzahlen schlägt sich auch im Stromverbrauch nieder: Etwa in Lenk kann der gesamte Leistungsbedarf von 1,5 auf bis zu 5 Megawatt ansteigen. Oberhalb des Dorfes sind es die Lenk Bergbahnen, die dazu beitragen: 3,4 Mio. kWh verbrauchten diese von Oktober 2009 bis März 20<strong>10</strong>, hingegen nur 0,55 Mio. kWh von April bis September 20<strong>10</strong>. Trotz solcher saisonalen Schwankungen muss das Stromnetz stabil genug sein, um das Maximum an Kilowattstunden zur Bergbahn leiten zu können. Skigebiet auf Hochtouren Von November bis Mai läuft die Logistik im Gebiet Adelboden–Lenk auf Hochtouren: Es werden 72 Lifte, Bahnen und Gondeln in Betrieb genommen, 2<strong>10</strong> Pisten- und 190 Winterwanderkilometer präpariert, für 60 Prozent der Hauptpisten wird Schnee produziert. Alles für das perfekte Schneevergnügen. Allein die Lenk Bergbahnen befördern mit acht grossen Bahnen und sechs Skiliften pro Wintersaison fünf bis sechs Millionen Menschen. In der weissen Hochsaison beschäftigt Lenk-Bergbahnen-Geschäftsführer Nicolas Vauclair 70 Wintersaisonniers, um 30 Festangestellte zu unterstützen. Zu den Personalkosten addiert sich ein gewaltiger Kostenblock für Unterhalt und Betrieb: «Wir haben in den vergangenen sieben Jahren rund 30 Millionen Franken in Anlagen investiert, davon <strong>10</strong> Millionen in die Beschneiung.» Ein Energietreiber ist die technische Beschneiung. Mit rund 550 000 kWh verbraucht das Einschneien eines grossen Skigebiets in etwa so viel Strom wie Nicolas Vau clair Geschäftsführer Lenk Bergbahnen 122 durchschnittliche Haushalte pro Jahr, aber immer noch weniger als ein Hallenbad in den Bergen (820 000 kWh). Da die Bahn laufen und der Schnee liegen muss, wenn die Touristen da sind, brauchen Bergbahnen vor allem Spitzenenergie, was die Sache teurer macht. Hierbei handelt es sich um die zusätzliche Energie, die von Speicherkraftwerken exakt zum geforderten Moment pro- reisengeniessen 19 duziert wird (während der Stromspitzen morgens, mittags und abends). Eine Frage des Energiemanagements «Strom ist ein gefragtes Gut, und auch wir müssen unseren Verbrauch so steuern, dass er nicht teurer wird.» Vauclair versucht deshalb, nachts zum Niedertarif zu beschneien. Möglich wäre zudem, Bahnen an morgendlichen Schattenhängen später zu starten, Lifte nur zu Stosszeiten mit Höchstgeschwindigkeit fahren zu lassen sowie Transport- und Beschneiungsanlagen nicht parallel einzusetzen. Aber: «Einen Skilift abzustellen oder mittags ein paar Schneekanonen herunterzufahren, können wir uns nicht erlauben», betont Vauclair. Den Ansprüchen der Besucher, der Wirtschaftlichkeit und dem Umweltschutz gerecht zu werden, ist herausfordernd. Vauclair würde mehr auf (neue) erneuerbare Energien setzen, aber die Mehrkosten wären für die Lenk Bergbahnen zu hoch. «Ich glaube nicht, dass wir die Gäste dafür begeistern könnten, mehr für ein Skibillett zu zahlen, wenn wir nur Ökostrom nutzen würden. Erschwerend kommt hinzu, dass wir beim Bau neuer Klein- oder Windkraftwerke schnell an die Grenzen des Gewässer- und Landschaftsschutzes stossen.» n <strong>energy</strong><strong>forum</strong> 3/<strong>10</strong>