Download - Fachverband Schultheater - Darstellendes Spiel ...
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Fünf<br />
vor<br />
zwölf<br />
Ein <strong>Spiel</strong>projekt für die Oberstufe<br />
Wie man eine überschaubare <strong>Spiel</strong>vorlage mit den Mitteln<br />
umsetzen kann, die die SchülerInnen im Darstellenden <strong>Spiel</strong><br />
gelernt haben, wollte ein Lehrerweiterbildungskurs in Hameln<br />
wissen. Das Mini-Drama aus einer Zeitungsbeilage (Marcus<br />
Jauer „Drama Fünf vor zwölf“, Text nebenan) bot sich aus<br />
vielen Gründen an. Es ist kurz und kann entsprechend<br />
intensiv bearbeitet werden. Es ist einerseits ganz präzise<br />
ausgeführt, aber andererseits ganz offen für die Entdeckung<br />
der Hintergründe und der Figuren.<br />
Der Text verlangt so von der <strong>Spiel</strong>gruppe ganz unterschiedliche<br />
Leistungen bei der Erarbeitung. Hier seien nur<br />
einige genannt:<br />
Vorgaben sind z.B.<br />
-Ortsbeschreibungen<br />
-Präzise Handlungsanweisungen<br />
-ausgeführter Dialog<br />
Eigene Entscheidungen müssen getroffen werden für<br />
-eine angedeutete atmosphärische Umsetzung der Orte<br />
-ein simultanes Arrangement der <strong>Spiel</strong>orte<br />
-Erscheinung und Verhalten der Figuren (Rollenbiografie,<br />
körperliche und sprachliche Gestaltungsmittel müssen<br />
indirekt aus dem Ablauf interpretiert und umgesetzt werden)<br />
-Darstellung des Radio-Reporters der Gala im Fernsehen<br />
-Gestaltung des simultanen Schlusses mit dem Countdown.<br />
Für die Ausdrucksabsicht der ganzen Geschichte muss die<br />
<strong>Spiel</strong>gruppe auch festlegen, ob hier eigentlich ein einzelner<br />
unglücklich Liebender zwischen lauter zufriedenen<br />
Menschen gezeigt wird, oder ob in allen erkennbaren<br />
<strong>Spiel</strong>projekt: Unterrichtsentwürfe<br />
Gemeint ist nicht die Uhrzeit, wenn die gestresste DS-Lehrkraft an der Vorbereitung sitzt, sondern ein Countdown für<br />
eine ganze Unterrichtseinheit, die hier in verschiedenen Fassungen vorgestellt wird. Also eher eine Möglichkeit sich zu<br />
bedienen und nicht noch fünf vor zwölf nach einer Idee zu suchen.<br />
Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 26 10/2005 Seite 26<br />
Beziehungen (Vater, junge Familie, Gäste der Single-Party)<br />
Gleichgültigkeit oder Enttäuschung dargestellt werden soll.<br />
Um dies nicht über eine verkopfte Diskussion, sondern über<br />
<strong>Spiel</strong> zu ermitteln, bietet sich eines der wichtigsten Mittel<br />
des <strong>Darstellendes</strong> <strong>Spiel</strong>s an: Die Subtext-Übung. Wenn die<br />
nicht ausgesprochenen und im Dialog nur mittelbar zu<br />
erspürenden Gedanken der Figuren durch zusätzliche <strong>Spiel</strong>er<br />
formuliert werden, können Hoffnungen, Stimmungen,<br />
Erinnerungen die Situation der Figuren klarmachen.<br />
Besonders gut geht das in diesem Text bei der zweimaligen<br />
Anweisung „Die Frau antwortet nicht“ bei dem Anruf des<br />
jungen Mannes, der offenbar früher eine Beziehung mit der<br />
jungen Mutter hatte. Von da kann es ausgedehnt werden<br />
auf die kargen Dialoge, deren unterschwellige Stimmung sich<br />
dann herausbilden kann.<br />
Schließlich kann natürlich der Text völlig aufgegeben und<br />
ersetzt werden, und zwar durch eine ganz eigene Umsetzung<br />
in die Beziehungsprobleme der Jugendlichen . Die Vorlage<br />
kann also ebenso für eine „textgetreue“ Aufführung wie auch<br />
für eine „postdramatische“ Auflösung in Kernsätze oder<br />
thematische Assoziationen genutzt werden.<br />
Das Ergebnis taugt in seiner dichten Kürze für den Vergleich<br />
mehrer <strong>Spiel</strong>gruppen und für den Einbau in eine Szenenfolge<br />
zum Thema Kommunikation oder Beziehungen.<br />
Auf den folgenden Seiten geben wir als Anregung für eine<br />
eigene Planung unterschiedliche Ansätze wieder, mit dem<br />
Kurz-Drama im Unterricht in unterschiedlichen Lerngruppen<br />
umzugehen. Dierk Rabien