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Existenz und Humanismus. Sartres und Heideggers - Egon Schütz ...

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-5-<br />

erhabene Gewißheit <strong>und</strong> Offenbarung der Welt in Sicherheit <strong>und</strong><br />

Schönheit/ sondern als "Ekel". In diesem expressiv-interpretatorischen<br />

Gr<strong>und</strong>wort wird literarisch-suggestiv verdichtet, was man<br />

als Grauton der Melancholie bezeichnen kann/ der sich über alle<br />

Welt- <strong>und</strong> Selbsterfahrung legt/ wenn man erst einmal die Oberfläche<br />

der ordentlich seienden Dinge erlebnismäßig durchstoßen <strong>und</strong> die<br />

reine Zufälligkeit ihres Existierens realisiert hat. Die Erfahrung<br />

des Ekels/ die Roquentin gleichsam inmitten seiner sicheren Geschäftigkeit<br />

überfallen hat/ die er eine "blendende Offenbarung"<br />

nennt/ trägt alle Züge eines kafkaesk verwandelten Weltbezugs.<br />

Sartre beschreibt die Differenz zwischen diesem Weltbezug <strong>und</strong> jenem,<br />

der von der Seinssicherheit gewöhnlicher Wahrnehmung ausgeht/ am<br />

Phänomen des Meeres. Auf der einen Seite ist die fre<strong>und</strong>liche Menge<br />

der Spaziergänger/ die sich an der Heiterkeit des Frühlings <strong>und</strong> der<br />

sanft-grünen Farbe des Meeres ergötzt; auf der anderen Seite findet<br />

sich der Mensch/ dem diese unbekümmerte Wahrnehmungssicherheit genommen<br />

ist <strong>und</strong> der nur konstatieren kann: "Das wirkliche Meer ist<br />

kalt <strong>und</strong> schwarz <strong>und</strong> voller Tiere: es rumort unter dieser dünnen<br />

grünen Schicht/ die nur gemacht ist, um Leute irre zu führen. Die<br />

Wesen/ die mich umgeben/ fallen darauf herein - sie sehen nur diese<br />

dünne Schicht. Und diese beweist die <strong>Existenz</strong> Gottes. Aber ich sehe<br />

auch das/ was darunter ist! Die Firnis schmilzt/ die glänzende/<br />

samtartige Haut/ die zarte Pfirsichhaut des lieben Gottes platzt<br />

überall unter meinen Blicken/ sie bekommt Risse <strong>und</strong> klafft auseinander.<br />

"<br />

Vfes sich in Roquentins Ekel-Erfahrung ereignet/ kann man begrifflich<br />

als Verlust der Seinssicherheit fassen/ eben jener Sicherheit/<br />

die für den Autodidakten gar kein Problem darstellt. Für jenen sind<br />

die Dinge <strong>und</strong> mit ihnen die Menschen unmittelbar gewisse Gegebenheiten/<br />

die man in der Sprache abbilden/ ordnen <strong>und</strong> koordinieren<br />

kann. Die Feststellung/ daß etwas "existiere"/ ist ihm etwas Selbstverständliches/<br />

auf das er sich jederzeit beziehen <strong>und</strong> über das er<br />

sich mit anderen verständigen kann. Anders Roquentin: Für ihn wurde<br />

die katastrophale Erfahrung des Existierens von Dingen <strong>und</strong> Menschen<br />

zum Zusammenbruch aller positiven Seinsgewißheit. Und die Abgründigkeit<br />

dieser Erfahrung/ im Versuch sie zu formulieren, läßt ihn zu

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