Info - Hanner
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FE_0907_060_KdM K 03.09.2007 16:25 Uhr Seite 68<br />
Stilles Wasser als Ruhepunkt<br />
Heimisches Wild und Computertechnik, leichte Schäumchen<br />
und kräftige Würze: Was Heinz <strong>Hanner</strong> gut findet,<br />
kombiniert er in seinem Restaurant nach eigenen Regeln<br />
Natürlich, ein Spitzenkoch ist Heinz<br />
<strong>Hanner</strong> auch. Aber daneben ist er<br />
Hotelbesitzer, Wein- und Käsefachmann,<br />
Buchautor, Fernsehkoch und der<br />
Erfinder eines computergesteuerten Küchenplans,<br />
der es möglich macht, jedem<br />
Gast die Gänge seines Menüs im 20-Minuten-Takt<br />
zu servieren. Zusammen mit seiner<br />
langjährigen Lebensgefährtin Brigitta<br />
Lashofer ist <strong>Hanner</strong> Vorbild und Motivator<br />
eines leistungsorientierten, doch liebevoll<br />
geführten Teams von 25 Angestellten und<br />
zehn Lehrlingen. Nicht zu vergessen: Er<br />
ist der engagierte Vater von Heinz-Viktor,<br />
einem 18-jährigen Tourismusfachschüler,<br />
das schwärmerische Herrchen der Setterhündin<br />
Ella, ein Jogger, Fischer, Liebhaber<br />
von Design und moderner Kunst, von Genuss<br />
und Geselligkeit.<br />
„Erfolg ist, wenn man zwischen dem<br />
Aufstehen und dem Schlafengehen machen<br />
darf und kann, was einem am meisten Spaß<br />
macht“, schreibt der 44-Jährige in seinem<br />
Buch „<strong>Hanner</strong>s Gourmet-ABC“. Freiheit<br />
sei ihm sehr wichtig, betont er auch im Ge-<br />
68 DER FEINSCHMECKER 9/2007<br />
spräch: „Ich könnte unmöglich den ganzen<br />
Tag nur an den Kochtöpfen kleben.“ Dabei<br />
ist seine Küche sicher eine der schönsten<br />
und modernsten in Österreich, ein echter<br />
Arbeitsplatz zum Wohlfühlen – stau- und<br />
hitzefrei, mit einer riesigen Glasfront zum<br />
Wald und zum Kräutergarten, mit dem<br />
massiven „Roten Tisch“, an dem sich die<br />
Küchenbrigade zum Essen, Verkosten<br />
und Debattieren trifft, mit großzügigen<br />
Küchenzeilen und gut sichtbar platzierten<br />
Computerbildschirmen, von denen die Köche<br />
ablesen können, welche Gerichte als<br />
nächste drankommen und wie viel Zeit für<br />
die Zubereitung bleibt.<br />
Der Gastronom <strong>Hanner</strong> aber, ein eleganter<br />
man in black, ist überall unterwegs in<br />
seinem selbst geschaffenen Reich, mal in<br />
der Küche, mal im Weinkeller mit den 1600<br />
Etiketten, mal in der Käsekammer, im Shop<br />
und in der Bar, mal in den eleganten Speisesälen<br />
oder im Seminarbereich des Hotel-<br />
Restaurants „<strong>Hanner</strong>“, das er erst vor wenigen<br />
Jahren radikal hat umbauen und erneuern<br />
lassen. Mit seiner Frau Brigitta, die<br />
ebenfalls aus dem Hotelfach kommt, hat er<br />
jedes Detail des Hauses durchdacht, eine<br />
Galerie aus Baden bei Wien mit wechselnden<br />
Präsentationen österreichischer Künstler<br />
betraut und ein Becken mit Koi-Karpfen<br />
direkt vor die Terrasse bauen lassen.<br />
„So eine stille Wasserfläche kühlt und<br />
beruhigt den Blick“, sagt der stolze Hausherr<br />
und kommt dann doch endlich auch<br />
zur Hauptsache, dem guten Essen. Dabei<br />
mustert er mit strengem Blick die Platten,<br />
auf denen der Kellner Aperitifhappen serviert.<br />
Bildschön sind diese Kreationen,<br />
leicht, raffiniert und fantasievoll: die pralinenähnlichen<br />
Schinkenbrötchen und der<br />
Kartoffelschaum mit Kaviar, die Gänseleber<br />
mit Lakritz und Apfel, die vier Variationen<br />
vom Kalb oder das Dessert mit sieben<br />
Schokoladen und ebenso vielen Aromen,<br />
bei dem beispielsweise zu „Caffè Nero“<br />
vom toskanischen Chocolatier Andrea Slitti<br />
ein Hauch pürierter Trüffel mit Olivenöl<br />
kommt und zu Enric Roviras „Rajoles“, den<br />
Schokoladenperlen, ein Tropfen Chiliöl.<br />
Der Showeffekt gehört ebenfalls zum<br />
<strong>Hanner</strong>-Mahl, beispielsweise zur Roten<br />
Königskrabbe im mystisch wabernden Rosmarinrauch,<br />
der mit Hilfe einer Haschpfeife<br />
ins Serviergefäß gepustet wird. Auch<br />
sonst kann <strong>Hanner</strong>s experimentierfreudige<br />
Küche alle möglichen Kunststückerln: luftig<br />
aus der Sodaflasche gespritzte Schäume,<br />
Cremes, Pürees, Extrakte und Saucen<br />
aus Früchten oder Gemüse, aus Fisch oder<br />
Fleisch, mit Stickstoff gegrillte oder gefrorene<br />
Speisen.<br />
„Die einheimischen Medien drängen<br />
mich ein bisschen in die Rolle des österreichischen<br />
Molekularküchenpapstes“, bedauert<br />
<strong>Hanner</strong>, „und es ist ja auch nicht so,<br />
dass die neuen Küchentechniken keinen<br />
Sinn hätten oder keinen Spaß machten.<br />
Aber übertreiben darf man damit nicht. Mir<br />
persönlich jedenfalls schwebt anderes vor.“<br />
Zum Beispiel? „Das Positive aus der klassischen<br />
Küche und aus dem Trend der Molekularküche<br />
zu vereinen. Und noch mehr<br />
Am Koi-Karpfenteich stehen Heinz <strong>Hanner</strong><br />
und Brigitta Lashofer (Foto links, Mitte)<br />
mit Küchenbrigade und Servicepersonal.<br />
Vor vier Jahren haben sie den ganzen<br />
Komplex (u.) erweitert und umgestaltet<br />
Bodenständigkeit bei den Produkten“, sagt<br />
<strong>Hanner</strong> und zeigt hinaus zum Wald: „Bei<br />
uns hinterm Gartenzaun leben jede Menge<br />
Rehe und Rebhühner, Wildschweine, Hirsche.<br />
Es ist die größte Herausforderung,<br />
sich in der eigenen Region zu vernetzen.“<br />
Schon jetzt finden sich hochwertige<br />
österreichische Schmankerln auf der Karte,<br />
die Waldhühner und Tauben von der Hohen<br />
Reit zum Beispiel, einer Bergkuppe im Pielachtal,<br />
wo exklusiv für <strong>Hanner</strong> gezüchtet<br />
wird, das Fleisch der glücklichen Ochsen,<br />
die am Attersee weiden, oder die Fische aus<br />
den Seen des Salzkammerguts.<br />
Alle frischen Kräuter kommen aus eigenen<br />
Beeten. Sie seien gut gegen die<br />
Langeweile auf den Tellern, meint <strong>Hanner</strong>:<br />
„Die Zeiten, wo alles nur nach Zitronengras<br />
oder nach gar nichts mehr schmeckte,<br />
waren doch furchtbar. Ich mag’s kräftig<br />
und vielseitig gewürzt. Manchen meiner<br />
Köche muss ich förmlich Mut zur Würze<br />
machen, die haben das nirgends gelernt.“<br />
Wie wird man eigentlich so, ein Mann<br />
wie ein Feuerwerk? Vielleicht ist ja die statische<br />
Kulisse, in der Heinz <strong>Hanner</strong> aufgewachsen<br />
ist und lebt, heimlich still und leise<br />
ein großer Stimulus. Mayerling ist sehr<br />
klein und sehr grün. Die Wiesen, Forste<br />
und Hügel vor den Toren Wiens waren<br />
einst Jagdrevier der Habsburger. In der<br />
ländlichen Abgeschiedenheit hat <strong>Hanner</strong><br />
allerdings sehr dynamische Eltern zum<br />
Vorbild gehabt, sie führten mehrere<br />
Wienerwaldgasthäuser. Heinz hat das<br />
Kochen bei seiner Mutter Cäcilia am<br />
Wirtshausherd gelernt. Sie ist noch heute<br />
mit ihrem Brot und mit den schmalzgebackenen<br />
Zottelkrapfen auf der Menükarte<br />
präsent. Als Lokalgröße war sie<br />
in <strong>Hanner</strong>s Augen die bestmögliche<br />
Lehrmeisterin: „Wenn man bei den<br />
Promis lernt, ist es sehr schwer, deren<br />
Handschrift wieder loszuwerden.“<br />
Inspiration durch Düfte und Geschmäcke<br />
der großen internationalen<br />
Küche haben sich Heinz <strong>Hanner</strong> und seine<br />
Frau jahrelang auf intensiven Kurztrips zu<br />
den besten Restaurants der Welt in die Idylle<br />
geholt. Sein Können gibt das engagierte<br />
Paar auf sympathische Weise an die junge<br />
Köche- und Servicegeneration weiter. „Egal,<br />
welches Fach sie lernen – bei uns gehen<br />
alle Lehrlinge in der ersten Woche auf tour<br />
d’amour“, erzählt der Chef. Das bedeutet:<br />
Jeder darf einmal verwöhnt wie ein Gast im<br />
Hotelzimmer übernachten und im Restaurant<br />
speisen. Jeder muss aber auch mal bei<br />
der Mülltrennung oder beim Geschirrspülen<br />
mitmachen. „Wir sitzen alle in einem<br />
Boot, jeder muss das ganze Haus und das<br />
Arbeitsfeld der anderen kennen“, sagt <strong>Hanner</strong>.<br />
Pädagoge ist er also auch noch.<br />
ffffh „<strong>Hanner</strong>“, Heinz <strong>Hanner</strong> Platz 1,<br />
A-2534 Mayerling 1, Tel. 0043-2258-<br />
23 78, Fax 23 78 41, hanner@<br />
hanner.cc, www.hanner.cc, kein Ruhetag,<br />
Hauptgerichte € 39-48, 20 DZ ab € 208<br />
ademv<br />
Das Rezept zu unserem Titelbild „Hummer und Sardine mit Tomate und Wildkäutern“<br />
stammt von Heinz <strong>Hanner</strong>. Sie können es anfordern unter redaktion@der-feinschmecker.de