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Arbeitsmarkt Kultur - Kupf

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Teil III: <strong>Kultur</strong>.Arbeitskraft.UnternehmerIn. ...<br />

„Also was sicher dazu kommt und das ist in jeder Hierarchie so, wenn jetzt der Professor männ-<br />

lich ist und die Studentinnen weiblich sind, dann geht das einfach ganz schnell einmal so – also<br />

das muss ja nicht ausgeübt sein – über die sexuelle Ebene. Also ich denk mir, dass das immer ir-<br />

gendwo ein Aspekt ist. Und natürlich – wie soll ich sagen – ich setz mich mit dem Professor nicht<br />

an den Stammtisch und sauf meine Bier bis um vier in der Früh. Das geht einfach nicht, und da ist<br />

es dann einfach schwieriger. [...] Du kommst als Studentin ja auch schnell in den Verruf, du haust<br />

dich zu dem Typen hin. Da kommen dann so viele Feinheiten rein“ (Witzany 2009)<br />

Ebenso könne auch eine Professorin sich im informellen Rahmen nicht unkommentiert beim<br />

abendlichen Ausgehen exponieren, da darüber erfahrungsgemäß am nächsten Tag gelästert<br />

werde, während dieses Verhalten bei männlichen Kollegen deutlich weniger Aufmerksamkeit<br />

errege. Damit ist eine allfällige genderspezifische Ungleichbehandlung weniger ein<br />

Quotenproblem – Koller verweist auf die Kunstuniversität als jene mit dem höchsten<br />

Professorinnenanteil und auf die wirksamen Bemühungen um Geschlechterparität – sondern<br />

bedarf genauerer Informationen über konkrete Situationen der Ungleichheit.<br />

Ganz allgemein beurteilt Koller (2009) die aufgeklärt gender-orientierte Haltung vieler<br />

Männer im Kunst- und <strong>Kultur</strong>betrieb nicht zuletzt als eine Sensibilität gegenüber dem sozial<br />

Wünschbaren im Sinne einer fortschrittlichen Außenwirkung. Durch die extreme<br />

Schnelllebigkeit und Konkurrenz, die harten Bedingungen der Etablierung und die<br />

Schwierigkeit, über längere Zeit erfolgreich zu sein (Witzanys Ausführungen gehen hier<br />

weitgehend d'accord mit Menger 2006) würden genderspezifische Karrierepfade jedoch<br />

begünstigt: So könne es sein, dass Männer stärker dem „alten Denkschema“ anhängen,<br />

„unbedingt ihre Karriere vorantreiben zu müssen“, während Frauen leichter die Möglichkeit<br />

hätten, „sich auf andere Dinge, private Dinge zu konzentrieren“ (Witzany 2009).<br />

19.2.3 Selbstdarstellung durch Signalisation von Sozialkapital<br />

In ihrer Untersuchung zu Sozialkapital und Statuspassagen hat Betina Hollstein (2007) noch<br />

eine Art des indirekten Gatekeepings nachgewiesen. Am Beispiel von Danksagungen in<br />

wissenschaftlichen Publikationen erklärt sie, wie sich AutorInnen Sozialkapital signalisieren,<br />

indem sie sich als bestimmten Personen Nahestehende präsentieren. Wer einem/r in der<br />

Scientific Community angesehenem/r ProfessorIn für die langen und intensiven Diskussionen<br />

oder die aufmerksame und geduldige Unterstützung dankt, signalisiert damit ein kollegiales<br />

Naheverhältnis ebenso wie „den Aufwand wert“ befunden worden zu sein. Mit zunehmender<br />

Unübersichtlichkeit und Konkurrenz innerhalb der Scientific Community, so Hollstein, habe<br />

die Zahl der Danksagungen deutlich zugenommen.<br />

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