Arbeitsmarkt Kultur - Kupf
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74<br />
... Martin Böhm<br />
Ebenso kennzeichnend für die lernende Organisation ist ihre „anti-strukturelle“<br />
Beschaffenheit, d.h. diese Organisationen lösen sich von dem Steuerungsinstrument der<br />
Organisationsstruktur, hier insbesondere von der Hierarchie, und an ihre Stelle treten<br />
hierarchiefreie Vernetzung und Kommunikation nach eigenem Ermessen (vgl. Schreyögg<br />
1998: 556).<br />
„Vertraut werden soll jetzt entkoppelten Systemstrukturen im Sinne einer nahezu vollständigen<br />
Flexibilisierung. Der Argumentation folgend werden lose Kopplung und Flexibilisierung als<br />
Funktions-Voraussetzungen erachtet, die der Entwicklungsfähigkeit und damit Lernfähigkeit von<br />
Organisationen zugrunde liegen.“ (Staehle 1991: 327 ff., zit. n. Schreyögg 1998: 556)<br />
In letzter Konsequenz müsste die lernende Organisation als strukturlos begriffen werden, in<br />
der sämtliche Kommunikationen und Handlungen dem Lernen untergeordnet wären, was<br />
jedoch einem falschen Ideal entsprechen würde (vgl. Schreyögg 1998: 557). Vielmehr wird<br />
keine Organisation ohne Strukturen arbeiten können, jedoch ist deren Gewichtung<br />
ausschlaggebend (vgl. Klein 2007: 166), da Organisationsstrukturen enttäuschungsresistent<br />
programmiert sind und im Enttäuschungsfall aufrecht erhalten werden. Würde ein System auf<br />
alle Umwelteinflüsse reagieren bzw. ein Veränderungspotential sehen, dann würde es zu<br />
permanenten punktuellen Entsprechungen kommen und das System würde sich zwangsläufig<br />
auflösen. Dieses „Lernsystem“ könnte keine zeitinvarianten und stabilen Systemgrenzen<br />
etablieren, daher benötigt es eine zumindest temporär stabile Systemstruktur (vgl. Schreyögg<br />
1998: 558). Diese soll Leistungen übernehmen, die nicht durch den Lernprozess erbracht<br />
wurden und eine gewisse Stabilisierung der Organisation, die in einen Lernprozess eingebettet<br />
sein muss vornehmen. D.h. bei der lernenden Organisation geht es um Struktur und Lernen<br />
und nicht um den Gegensatz Struktur oder Lernen. So muss jede Organisation „lernen“, dass<br />
ein gewisses Maß an Strukturierung und Stabilisierung sinnvoll ist. Die Frage lautet also<br />
nicht, wann eine Organisation lernen soll, sondern unter welchen Bedingungen es für eine<br />
Organisation sinnvoll ist, explizit einmal nicht zu lernen (vgl. Klein 2007: 166). Dieses<br />
Spannungsverhältnis beschreibt Weick folgendermaßen:<br />
„Organisationen, die ihre früheren Erwartungen sowohl glauben als auch bezweifeln, behalten<br />
größere Flexibilität und Anpassungsfähigkeit.“ (Weick 1998: 17, zit. n. Klein 2007: 166)<br />
Nach Armin Klein (2007) eröffnet das Konzept der lernenden <strong>Kultur</strong>organisation den Weg<br />
zum exzellenten <strong>Kultur</strong>betrieb, der als Chance zur Bewerkstelligung künftiger globaler<br />
Herausforderungen und der Erfüllung des kulturpolitischen Auftrags von öffentlich