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20 1/ 2010
Spazierengehen für die
Wissenschaft
Schon seit vielen Jahren wird das Tagfalter-Monitoring in Großbritannien
und den Niederlanden durchgeführt. Inzwischen beteiligen sich
mehrere europäische Länder, auch Deutschland. Überall werden die Falter
nach der gleichen Methode erfasst. So können die Daten europaweit
verglichen werden.
Von April bis September gehen
Zähler möglichst jede Woche ihr
Transekt ab. Dies ist eine genau festgelegte
Strecke, die mindestens
200 m lang sein soll. Ein Transekt ist
in Abschnitte von je 50 m unterteilt.
Jeder Abschnitt wird in 5 Minuten in
gleichmäßigem Tempo abgeschritten,
und dabei werden alle Falter notiert,
die man in einem Streifen von
5 m Breite bemerkt hat. Die Beobachtungen
werden an das Umweltforschungszentrum
Halle gemeldet.
Das Hauptziel…
…des Tagfalter-Monitoring ist es,
langfristige Bestandsentwicklungen
für Schmetterlingsarten zu dokumentieren
und somit den bei vielen
Arten zwar beobachteten, aber nicht
quantifizierbaren Rückgang zu belegen.
Tagfalter sind gute Indikatoren
für Veränderungen ihres Lebensraums.
Sie reagieren schnell, während
bei anderen Tieren oder auch
Pflanzen die Auswirkungen erst mit
einer Verzögerung bemerkbar sind.
Tagfalter sind außerdem Sympathieträger,
und viele Arten können auch
von Laien bestimmt werden. Dies
erleichtert es, Freiwillige für dieses
Projekt zu gewinnen.
Ei des Kleinen Schillerfalters
Im Jahr 2005…
…startete das Tagfalter-Monitoring
in Deutschland. Inzwischen
sind hier über 400 Zähler aktiv, darunter
drei Mitglieder des AK
Schmetterlinge der LBV Kreisgruppe
München. Mein Transekt befindet
sich an einer Bahnböschung im Perlacher
Forst. Dieses Gebiet ist für
Schmetterlingsfreunde besonders
interessant: Über 40 Tagfalter-Arten
wurden hier in den letzten Jahren beobachtet,
und noch viel mehr Nachtfalter.
Deshalb wird dort fast jedes
Jahr eine LBV-Führung angeboten.
Berichte darüber kann man unter
www.lbv-muenchen.de > Arbeitskreise
> Schmetterlinge > Berichte
von unseren Schmetterlings-Führungen
finden. Seit 2002 wird das Gebiet
vom Arbeitskreis Schmetterlinge gepflegt
und im Herbst von Bauern des
Landschaftspflegeverbands gemäht.
Somit können meine Daten auch für
eine Kontrolle der Pflegemaßnahmen
verwendet werden.
Anfangs hatte ich
Bedenken, …
…dass das starre Vorgehen langweilig
sein könnte. Aber ich wurde
Foto: Annette von Scholley-Pfab
Schmetterlinge
angenehm überrascht. Wenn man
ein Gebiet genau kennt, entdeckt
man immer mehr. Es macht Spaß,
den Wechsel der Jahreszeiten zu erleben.
Ich freue mich über Frühlingsboten
wie Zitronenfalter und
C-Falter, die sich in den ersten Sonnenstrahlen
wärmen und an eher
unscheinbaren Blüten wie Huflattich
oder Weidenkätzchen saugen.
Bald kommen Aurorafalter, Landkärtchen,
Frühlingsmohrenfalter
und verschiedene Dickkopfarten
hinzu. Zum Sommer hin wird es
dann immer üppiger, Wiesen-Flockenblume,
Pfirsichblättrige Glockenblume,
Pastinak und die seltene
Buschnelke blühen. Bei den Schmetterlingen
dominieren Schachbrett,
Schornsteinfeger und Bläulinge. Im
Herbst, wenn der Fransenenzian
blüht und der Sanddorn rote Beeren
trägt, freue ich mich über jeden
Schmetterling, der jetzt noch fliegt.
In diesem September beobachtete
ich Distelfalter, Kleiner Feuerfalter,
Kleiner Kohlweißling, Grünaderweißling,
Tagpfauenauge, Sechsfleck-Widderchen
sowie Hauhechelund
Himmelblauer Bläuling.
Jedes Jahr ist anders
Immer wieder sieht man Neues.
Tagfalter sind vielen kurzfristigen
Schwankungen unterworfen. Einige
Arten vertragen z. B. lange Winter
schlecht. Andere Arten haben mit
milden Wintern Schwierigkeiten.
Raupe des Kleinen Schillerfalters im Raureif
Foto: Annette von Scholley-Pfab