aia 1 pdf - Slavko Kacunko

ihm sofort und unmittelbar bewegte Bilder aufzeichnen konnte. Mit
Closed-Circuit- und Mehrkanal-Installationen versuchten die Künstler,
auf Entwicklungen der Technologie zu reagieren und gleichzeitig neue
Werkzeuge der Bilderzeugung zu entwickeln oder vorhandene zu modifizieren.
Innerhalb einer interdisziplinären und multimedialen Kultur des
Experimentierens in den sechziger und siebziger Jahren fanden Künstler
Wege, ihre Arbeiten außerhalb der traditionellen Kunst- und Medienwelt
zu realisieren.
Um einen Aspekt dieser Tradition zu illustrieren, möchte ich mit den
frühen Projekten des in Korea geborenen Künstlers Nam June Paik und
des Deutschen Wolf Vostell beginnen, die sich kritisch mit der Institution
und dem Modell des Fernsehens auseinandersetzten und versuchten, das
Fernsehen und sein Instrumentarium zu transformieren. In einer Zeit, in
der Künstler die Institutionen und die Bedingungen der Kunstproduktion
in Frage stellten, eigneten sich Paik und Vostell den Fernsehapparat
an – noch vor der Erfindung des Portapak Mitte der sechziger Jahre. Aus
der von Fluxus und Happening inspirierten Transformation wurde eine
Zersetzung und Neuformung des Mediums Fernsehen. Dies wurde durch
die als ›dé-collage‹ bezeichnete Strategie (ein von Vostell 1959 geprägter
Begriff) erreicht, mit der das Fernsehbild verzerrt und der Betrachter in
eine neue Beziehung zum Fernsehapparat gebracht wurde. Paik begann
1963, während seiner ersten Einzelausstellung in der Galerie Parnass,
Wuppertal, den Fernseher als Objekt in die Kunst zu integrieren. Zur
gleichen Zeit, in der Ausstellung TV Dé-Collage in der Galerie Smolin in
New York, verzerrte Vostell gesendete Fernsehbilder und begrub einen
Fernseher beim yam-Festival in New Jersey während einer Performance
(mit den Künstlern Allan Kaprow und George Brecht). Paik bot Künstlern
und Benutzern ein interaktives Modell von Video und Fernseher an;
in seinen Händen wurde das Medium zu einem neuen Instrument, mit
dessen Hilfe er die Bilder aus der Kathodenstrahlröhre formen konnte.
Seit den frühen ›dé-collage‹-Experimenten, in denen der Fluß der gesen-
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