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Bildende Kunst und Literatur

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BRIEF AN DR. ALFONS PAQUET<br />

Ich bin durch öffentliche Ehrungen nicht verwöhnt worden <strong>und</strong> habe<br />

mich darum so eingerichtet, daß ich solche entbehren konnte. Ich mag<br />

aber nicht bestreiten, daß mich die Verleihung des Goethe-Preises der<br />

Stadt Frankfurt sehr erfreut hat. Es ist etwas an ihm, was die Phantasie<br />

besonders erwärmt <strong>und</strong> eine seiner Bestimmungen räumt die Demüti-<br />

gung weg, die sonst durch solche Auszeichnungen mitbedingt wird.<br />

Für Ihren Brief habe ich Ihnen besonderen Dank zu sagen, er hat mich<br />

ergriffen <strong>und</strong> verw<strong>und</strong>ert. Von der liebenswürdigen Vertiefung in den<br />

Charakter meiner Arbeit abzusehen, habe ich doch nie zuvor die ge-<br />

heimen persönlichen Absichten derselben mit solcher Klarheit erkannt<br />

gef<strong>und</strong>en wie von Ihnen <strong>und</strong> hätte Sie gern gefragt, woher Sie es<br />

wissen.<br />

Leider erfahre ich aus Ihrem Brief an meine Tochter, daß ich Sie in<br />

nächster Zeit nicht sehen soll, <strong>und</strong> Aufschub ist in meinen Lebenszeiten<br />

immerhin bedenklich. Natürlich bin ich gern bereit, den von Ihnen an-<br />

gekündigten Herrn (Dr. Michel) zu empfangen.<br />

Zur Feier nach Frankfurt kann ich leider nicht kommen, ich bin zu ge-<br />

brechlich für diese Unternehmung. Die Festgesellschaft wird nichts da-<br />

durch verlieren, meine Tochter Anna ist gewiß angenehmer anzusehen<br />

<strong>und</strong> anzuhören als ich. Sie soll einige Sätze vorlesen, die Goethes Be-<br />

ziehungen zur Psychoanalyse behandeln <strong>und</strong> die Analytiker selbst<br />

gegen den Vorwurf in Schutz nehmen, daß sie durch analytische Ver-<br />

suche an ihm die dem Großen schuldige Ehrfurcht verletzt haben. Ich<br />

hoffe, daß es angeht, das mir gestellte Thema: »Die inneren Beziehungen<br />

des Menschen <strong>und</strong> Forschers zu Goethe« in solcher Weise umzubeugen,<br />

oder Sie würden noch so liebenswürdig sein, mir davon abzuraten.<br />

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