Vorbereitung, Beschlusskompetenzen - Verband der ...
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<strong>Verband</strong> <strong>der</strong> Immobilienverwalter Hessen e.V.<br />
9. Verwalterforum<br />
Beschlüsse rechtssicher in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung<br />
fassen – <strong>Vorbereitung</strong>, <strong>Beschlusskompetenzen</strong>,<br />
Beschlussfassung, Musterbeschlüsse<br />
Prof. Dr. Florian Jacoby<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012
Beispiel 1<br />
• Verwalter V versendet die Ladung zur<br />
Eigentümerversammlung.<br />
• Daraufhin kontaktiert ihn Eigentümer E mit <strong>der</strong> Bitte, auf<br />
<strong>der</strong> Versammlung über die Einführung einer<br />
Umzugskostenpauschale zu beschließen.<br />
• Sollte <strong>der</strong> Verwalter zu diesem TOP nachladen?<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 2
LG München I v. 16.5.2011 - 1 S 5166/11<br />
• Je<strong>der</strong> Wohnungseigentümer hat einen Anspruch auf<br />
Aufnahme eines Tagesordnungspunktes in die<br />
Einladung für die nächste Eigentümerversammlung,<br />
wenn dessen Behandlung ordnungsgemäßer<br />
Verhandlung entspricht.<br />
• Der Anspruch entfällt, wenn die Ladungsfrist des § 24<br />
Abs. 4 Satz 2 WEG nicht mehr gewahrt werden kann<br />
und auf diese Frist auch nicht ausnahmsweise<br />
verzichtet werden kann.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 3
Lösung Beispiel 1<br />
• Der Verwalter muss den TOP nachträglich auf die<br />
Tagesordnung setzen, wenn er die Ladungsfrist<br />
- zwei Wochen nach § 24 Abs. 4 WEG o<strong>der</strong><br />
- eine speziellere Frist aus <strong>der</strong> Gemeinschaftsordnung<br />
wahren kann.<br />
• Sonst hat er die Eigentümer zu informieren, dass ein<br />
Beschluss zu diesem TOP mangels ordnungsgemäßer<br />
Ladung anfechtbar, aber nicht nichtig (so jüngst auch<br />
BGH v. 20.5.2011 - V ZR 99/10) wäre.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 4
Beispiel 2<br />
• Der Verwalter bereitet die Einladung zur<br />
Eigentümerversammlung vor.<br />
• Er überlegt sich, wie genau er die<br />
Beschlussgegenstände bezeichnen und inwieweit er<br />
Vertragsentwürfe beifügen soll, über die beschlossen<br />
werden soll.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 5
BGH v. 1.4.2011 - V ZR 96/10<br />
• Die Einladung muss so gestaltet sein, dass sie den<br />
Wohnungseigentümer angemessen auf die Erörterung<br />
<strong>der</strong> Tagesordnungspunkte auf <strong>der</strong><br />
Eigentümerversammlung vorbereitet.<br />
• Vor <strong>der</strong> Beschlussfassung über die Bestellung eines<br />
Verwalters sind grundsätzlich Angebote von mehreren<br />
Verwaltern einzuholen. Etwas an<strong>der</strong>s gilt in <strong>der</strong> Regel<br />
für die Wie<strong>der</strong>bestellung des amtierenden Verwalters.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 6
BGH v. 13.1.2012 - V ZR 129/11<br />
• Eine ordnungsgemäße Beschlussfassung kann es allerdings im<br />
Einzelfall erfor<strong>der</strong>n, den Wohnungseigentümern unabhängig von<br />
<strong>der</strong> ausreichenden Bezeichnung des Gegenstands <strong>der</strong><br />
Beschlussfassung in <strong>der</strong> Einladung eine Unterlage zur Verfügung<br />
zu stellen, um ihnen eine inhaltliche Befassung mit dem<br />
Beschlussgegenstand zu ermöglichen.<br />
• Das mag etwa bei <strong>der</strong> Beschlussfassung über die<br />
Jahresabrechnung und den Wirtschaftsplan geboten sein.<br />
• Bei dem Beschluss über eine Son<strong>der</strong>umlage kann es ähnlich<br />
liegen, weil er <strong>der</strong> Sache nach die Beitragspflichten <strong>der</strong><br />
Wohnungseigentümer aus dem geltenden Wirtschaftsplan än<strong>der</strong>t.<br />
Wann das <strong>der</strong> Fall ist, muss hier allerdings nicht allgemein<br />
entschieden werden. Die Wohnungseigentümer waren nämlich<br />
ausreichend informiert. Sie haben sich am 1. Oktober 2009 nicht<br />
zum ersten Mal mit <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>umlage befasst.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 7
Lösung Beispiel 2<br />
• Eine pauschale Antwort lässt sich nicht geben; es hängt<br />
insbeson<strong>der</strong>e ab<br />
- von <strong>der</strong> Bedeutung <strong>der</strong> Sache<br />
- Von den Kenntnissen <strong>der</strong> Eigentümer<br />
- von <strong>der</strong> Möglichkeit <strong>der</strong> Eigentümer, sich vorzubereiten und Alternativen<br />
einzubringen<br />
• Der Verwalter muss wenigstens versenden vor einer<br />
Eigentümerversammlung:<br />
- Entwurf des Gesamtjahresabrechnung<br />
- Entwurf <strong>der</strong> Einzeljahresabrechnung<br />
- Entwurf Gesamtwirtschaftsplan<br />
- Entwurf Einzelwirtschaftsplan<br />
• Der Verwalter kann – und sollte – darüber hinaus weitere<br />
Unterlagen zur Information übersenden, z.B. Gutachten, gern<br />
auch als PDF.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 8
Beispiel 3<br />
• Der Eigentümer E erhält eine Einladung zur<br />
Eigentümerversammlung.<br />
• Er fragt sich zum einen, ob er, statt selbst zu kommen,<br />
seine Tochter mit Vollmacht in die Versammlung<br />
entsenden kann.<br />
• Zum an<strong>der</strong>en möchte er wissen, ob er selbst<br />
gemeinsam mit seinem Rechtsanwalt erscheinen kann?<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 9
Recht auf Teilnahme von Vertretern<br />
• Nach dem Gesetz (§ 164 BGB)<br />
- ist Vertretung grundsätzlich durch jede beliebige Person<br />
möglich,<br />
- nimmt Vertreter an Stelle des Eigentümers an <strong>der</strong><br />
Versammlung teil („Stell“vertreter = „anstatt“)<br />
• Teilungserklärungen sehen vielfach in sog.<br />
Vertreterklauseln Einschränkungen vor, wer Vertreter<br />
sein darf.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 10
• Grundsatz<br />
Recht auf Teilnahme Dritter<br />
- Gesetz: Nichtöffentlichkeit<br />
- Spezielle Regelung <strong>der</strong> TE möglich<br />
(ungleich Vertreterklausel)<br />
• Beratung einzelner (Dolmetscher, RA)<br />
- Eigene Schwäche (Gebrechlichkeit, Sprache)<br />
- Komplexer SV, <strong>der</strong> Beratung erfor<strong>der</strong>lich macht.<br />
• Beratung aller (RA, Architekt)<br />
- Beratungsbedarf,<br />
- <strong>der</strong> gerade in Versammlung zu erfüllen ist.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 11
Lösung Beispiel 3<br />
• Grundsätzlich darf <strong>der</strong> E sich durch T vertreten lassen,<br />
• einen Anwalt darf er aber ohne beson<strong>der</strong>en Grund nicht<br />
mitbringen.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 12
BGH v. 30.03.2012 - V ZR 178/11<br />
Ein Wohnungseigentümer kann sich bei <strong>der</strong> Ausübung<br />
seines Stimmrechts auch durch mehrere Bevollmächtigte<br />
vertreten lassen. Diese können nur einheitlich abstimmen,<br />
wenn sie gleichzeitig in <strong>der</strong> Versammlung anwesend sind.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 13
Beispiel 4<br />
• TE bestimmt: „Ein Miteigentümer kann sich durch den<br />
Verwalter, durch seinen Ehegatten, durch einen<br />
an<strong>der</strong>en Miteigentümer o<strong>der</strong> einen Dritten vertreten<br />
lassen. Die Vollmacht bedarf <strong>der</strong> Schriftform. Wird ein<br />
Miteigentümer durch seinen Ehegatten vertreten, so<br />
muss dieser seine Vertretungsbefugnis nicht durch eine<br />
schriftliche Vollmacht nachweisen, solange kein Zweifel<br />
an seiner Vertretungsmacht besteht.“<br />
• Die Verwalterin will mehrere Eigentümer vertreten, kann<br />
auf Auffor<strong>der</strong>ung eine Vollmachtsurkunde aber nicht<br />
vorlegen.<br />
• Darf sie von <strong>der</strong> Vollmacht Gebrauch machen?<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
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Folie 14
OLG München, 11.12.2007- 34 Wx 91/07<br />
Bestimmt die Gemeinschaftsordnung, dass die<br />
Vertretung durch einen schriftlich Bevollmächtigten<br />
zulässig ist und wird auf Verlangen eines<br />
Versammlungsteilnehmers das Original <strong>der</strong><br />
Vollmachtsurkunde nicht vorgelegt, so ist vom<br />
Nichtbestand <strong>der</strong> Vollmacht auszugehen.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 15
• Zulässigkeit<br />
- Grundsätzlich ja<br />
Vollmacht<br />
- Einschränkungen durch Vertreterklauseln<br />
• Nachweispflichten<br />
- Grundsätzlich nach § 174 BGB, wenn Eigentümer o<strong>der</strong><br />
Verwalter Nachweis verlangen,<br />
- Stets Überprüfung durch Verwalter, wenn<br />
Gemeinschaftsordnung Schriftformklausel enthält<br />
• Formanfor<strong>der</strong>ungen<br />
Nach h.M Urkunde mit Originalunterschrift (kein Fax)<br />
erfor<strong>der</strong>lich, da nur Original sicherstellt, dass Vollmachtgeber<br />
die Vollmacht nicht wi<strong>der</strong>rufen hat.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 16
Lösung Beispiel 4<br />
• Die Verwalterin kann ihre Vollmacht nicht nachweisen.<br />
• Sie darf daher nicht mitstimmen, was zur<br />
Beschlussunfähigkeit <strong>der</strong> Versammlung führen kann.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 17
Beispiel 5<br />
• In <strong>der</strong> Eigentümerversammlung sind regelmäßig<br />
weniger als die Hälfte <strong>der</strong> Eigentümer vertreten.<br />
• Für diese Konstellation sieht die Teilungserklärung<br />
keine Regelung vor.<br />
• Darf <strong>der</strong> Verwalter mit <strong>der</strong> Ladung zugleich zu einer<br />
Eventualversammlung einberufen, die im Falle <strong>der</strong><br />
Beschlussunfähigkeit 30 Minuten nach <strong>der</strong> ersten<br />
Versammlung stattfinden soll?<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 18
§ 25 WEG<br />
(3) Die Versammlung ist nur beschlußfähig, wenn die<br />
erschienenen stimmberechtigten Wohnungseigentümer<br />
mehr als die Hälfte <strong>der</strong> Miteigentumsanteile, berechnet<br />
nach <strong>der</strong> im Grundbuch eingetragenen Größe dieser<br />
Anteile, vertreten.<br />
(4) Ist eine Versammlung nicht gemäß Absatz 3<br />
beschlußfähig, so beruft <strong>der</strong> Verwalter eine neue<br />
Versammlung mit dem gleichen Gegenstand ein. Diese<br />
Versammlung ist ohne Rücksicht auf die Höhe <strong>der</strong><br />
vertretenen Anteile beschlußfähig; hierauf ist bei <strong>der</strong><br />
Einberufung hinzuweisen.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 19
Lösung Beispiel 5<br />
• Nein, eine Eventualeinberufung ist vom WEG nicht<br />
vorgesehen.<br />
• § 25 Abs. 4 WEG schließt wegen <strong>der</strong> zeitlichen<br />
Reihenfolge (Beschlussunfähigkeit, Ladung unter<br />
Einhaltung <strong>der</strong> Ladungsfrist) eine Eventualeinberufung<br />
aus.<br />
• Wird eine Eventualversammlung dennoch abgehalten:<br />
- Beschlüsse sind wegen Ladungsmangel anfechtbar<br />
- Kostenrisiko des Verwalters, § 49 Abs. 2 WEG<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 20
Beschlusskompetenz<br />
BGH v. 20.9.2000 - V ZB 58/99<br />
• Durch Beschlussfassung (= Mehrheitsmacht) können<br />
nur solche Angelegenheiten geordnet werden, über die<br />
nach dem WEG (= gesetzliche Beschlusskompetenz)<br />
o<strong>der</strong> nach einer Vereinbarung (= Öffnungsklausel) die<br />
Wohnungseigentümer durch Beschluss entscheiden<br />
dürfen, an<strong>der</strong>enfalls (= keine Beschlusskompetenz)<br />
bedarf es einer Vereinbarung.<br />
• Ein ohne Beschlusskompetenz gefasster Beschluss<br />
ist nichtig.<br />
• Ein mit Beschlusskompetenz gefasster rechtswidriger<br />
Beschluss ist grds. wirksam, nur anfechtbar.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 21
Beispiel 6a/b<br />
Was ist mit folgenden Beschlüssen:<br />
a) In einer Eigentümerversammlung wird ein Beschluss gefasst, die<br />
Betriebskosten für den Fahrstuhl ab nächstem Wirtschaftsjahr<br />
nach einem beson<strong>der</strong>en Schlüssel zu verteilen, <strong>der</strong> einige<br />
Eigentümer unangemessen begünstigt, ohne an die Nutzungsmöglichkeit<br />
anzuknüpfen (fehlende Ordnungsmäßigkeit).<br />
b) „Die Kosten für Maßnahmen <strong>der</strong> Instandsetzung und<br />
Instandhaltung an Fenstern werden abweichend von<br />
§ 16 Abs. 2 WEG künftig so verteilt, dass die Kosten von<br />
demjenigen zu tragen sind, an dessen Son<strong>der</strong>eigentumseinheit<br />
die Fenster grenzen.“<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 22
<strong>Beschlusskompetenzen</strong> in § 16 WEG<br />
(3) Die Wohnungseigentümer können abweichend von Absatz 2<br />
durch Stimmenmehrheit beschließen, dass die Betriebskosten<br />
des gemeinschaftlichen Eigentums (...) und die Kosten <strong>der</strong><br />
Verwaltung nach Verbrauch o<strong>der</strong> Verursachung erfasst und nach<br />
diesem o<strong>der</strong> nach einem an<strong>der</strong>en Maßstab verteilt werden,<br />
soweit dies ordnungsmäßiger Verwaltung entspricht.<br />
(4) Die Wohnungseigentümer können im Einzelfall zur<br />
Instandhaltung o<strong>der</strong> Instandsetzung im Sinne des § 21 Abs. 5<br />
Nr. 2 o<strong>der</strong> zu baulichen Verän<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong> Aufwendungen im<br />
Sinne des § 22 Abs. 1 und 2 durch Beschluss die<br />
Kostenverteilung abweichend von Absatz 2 regeln (...).<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 23
Lösung Beispiel 6a/b<br />
a) Zunächst ist <strong>der</strong> Beschluss wirksam. Die fehlende<br />
Ordnungsmäßigkeit führt nur zu seiner Anfechtbarkeit.<br />
Wird nicht binnen Monatsfrist angefochten, erlangt <strong>der</strong><br />
Beschluss Bestandskraft.<br />
b) Es fehlt dem Beschluss an Beschlusskompetenz.<br />
§ 16 Abs. 4 WEG legitimiert nur die Kostenverteilung<br />
im Einzelfall. Der Beschluss ist nichtig (BGH v.<br />
1.4.2011 - V ZR 162/10).<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 24
Gesetzliche <strong>Beschlusskompetenzen</strong><br />
• § 12 Abs. 4 Satz 1: Aufhebung einer Veräußerungsbeschränkung<br />
• § 15 Abs. 2: Gebrauchsregelung<br />
• § 16 Abs. 3: Erfassung und Verteilung von Betriebs- und Verwaltungskosten<br />
• § 16 Abs. 4: Kostentragung von baulichen Maßnahmen im Einzelfall<br />
• § 18 Abs. 3: Entziehung des Wohnungseigentums<br />
• § 21 Abs. 3: Ordnungsmäßige Verwaltung<br />
• § 21 Abs. 7: Beson<strong>der</strong>e finanzielle Angelegenheiten<br />
• § 22 Abs. 1: Bauliche Verän<strong>der</strong>ungen<br />
• § 22 Abs. 2: Mo<strong>der</strong>nisierungsmaßnahmen<br />
• § 22 Abs. 3: Mo<strong>der</strong>nisierende Instandsetzung<br />
• § 26 Abs. 1: Bestellung und Abberufung des Verwalters<br />
• § 27 Abs. 2 Nr. 3: Ermächtigung des Verwalters zur Anspruchsdurchsetzung im Namen <strong>der</strong><br />
Eigentümer<br />
• § 27 Abs. 3 Satz 1 Nr. 7: Ermächtigung des Verwalters zur Vornahme sonstiger Rechtsgeschäfte<br />
und Rechtshandlungen im Namen <strong>der</strong> Gemeinschaft <strong>der</strong> Wohnungseigentümer<br />
• § 27 Abs. 3 Satz 3: Ermächtigung von Eigentümern zur Vertretung <strong>der</strong> Gemeinschaft <strong>der</strong><br />
Wohnungseigentümer<br />
• § 27 Abs. 5 Satz 2: Abhängigkeit <strong>der</strong> Vermögensverfügung durch den Verwalter von <strong>der</strong><br />
Zustimmung eines Wohnungseigentümers o<strong>der</strong> eines Dritten<br />
• § 28 Abs. 5: Wirtschaftsplan, Abrechnung und Rechnungslegung<br />
• § 29 Abs. 1 Satz 1: Bestellung eines Verwaltungsbeirats<br />
• § 45 Abs. 2 Satz 1: Ersatzzustellungsvertreter und Vertreter<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 25
Beispiele fehlen<strong>der</strong><br />
Beschlusskompetenz<br />
• Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kostenverteilung für bauliche Maßnahmen<br />
(BGH v. 1.4.2011 - V ZR 162/10)<br />
• Instandsetzung <strong>der</strong> (im Son<strong>der</strong>eigentum stehenden) Heizkörper<br />
in den einzelnen Einheiten<br />
(BGH v. 8.7.2011 - V ZR 176/10)<br />
• Begründung einer Haftung des Rechtsnachfolgers durch die<br />
Jahresabrechnung für noch offene Beiträge aus dem<br />
Vorjahreswirtschaftsplan<br />
(LG München v. 28.2.2011 - 1 S 4319/10)<br />
• Begründung von Leistungspflichten außerhalb des Bereichs <strong>der</strong><br />
gemeinschaftlichen Kosten und Lasten<br />
(BGH v. 18.2.2011 - V ZR 82/10; v. 9.3.2012 - V ZR 161/11)<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 26
Beispiel 6c<br />
• Wohnungseigentümer beschließen, neben <strong>der</strong> zentralen<br />
Heizungsanlage auch in den Wohnungen die<br />
Heizkörper und die dazugehörigen Anschlussleitungen<br />
zu erneuern.<br />
• Gegen diesen Beschluss geht ein<br />
Wohnungseigentümer vor, weil nach <strong>der</strong><br />
Teilungserklärung die Heizkörper und die Leitungen von<br />
<strong>der</strong> Anschlussstelle an im Son<strong>der</strong>eigentum stünden.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 27
§ 5 WEG<br />
(1) Gegenstand des Son<strong>der</strong>eigentums sind die gemäß § 3 Abs. 1 bestimmten<br />
Räume sowie die zu diesen Räumen gehörenden Bestandteile des Gebäudes,<br />
die verän<strong>der</strong>t, beseitigt o<strong>der</strong> eingefügt werden können, ohne daß dadurch das<br />
gemeinschaftliche Eigentum o<strong>der</strong> ein auf Son<strong>der</strong>eigentum beruhendes Recht<br />
eines an<strong>der</strong>en Wohnungseigentümers über das nach § 14 zulässige Maß<br />
hinaus beeinträchtigt o<strong>der</strong> die äußere Gestaltung des Gebäudes verän<strong>der</strong>t<br />
wird.<br />
(2) Teile des Gebäudes, die für dessen Bestand o<strong>der</strong> Sicherheit erfor<strong>der</strong>lich sind,<br />
sowie Anlagen und Einrichtungen, die dem gemeinschaftlichen Gebrauch <strong>der</strong><br />
Wohnungseigentümer dienen, sind nicht Gegenstand des Son<strong>der</strong>eigentums,<br />
selbst wenn sie sich im Bereich <strong>der</strong> im Son<strong>der</strong>eigentum stehenden Räume<br />
befinden.<br />
(3) Die Wohnungseigentümer können vereinbaren, daß Bestandteile des<br />
Gebäudes, die Gegenstand des Son<strong>der</strong>eigentums sein können, zum<br />
gemeinschaftlichen Eigentum gehören.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 28
Lösung Beispiel 6c<br />
BGH v. 8.7.2011 - V ZR 176/10:<br />
• Der Beschluss ist, soweit er die Heizkörper und die<br />
dazugehörigen Anschlussleitungen betrifft, nichtig.<br />
• Den Wohnungseigentümern fehlt es an <strong>der</strong><br />
Beschlusskompetenz.<br />
• Die Heizkörper und die dazugehörigen Leitungen zum<br />
Anschluss an die Zentralheizung sind Son<strong>der</strong>eigentum<br />
<strong>der</strong> Wohnungseigentümer.<br />
• Heizkörper und Anschlussleitungen können<br />
unbeschadet des § 5 Abs. 2 WEG dem Son<strong>der</strong>eigentum<br />
zugeordnet werden.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 29
Beispiel 6d<br />
• Wohnungseigentümer beschließen, dass ein<br />
Eigentümer den von ihm abgerissenen, im<br />
gemeinschaftlichen Eigentum stehenden Schornstein<br />
wie<strong>der</strong> aufbauen soll.<br />
• Welche Wirkungen äußert dieser Beschluss?<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 30
Lösung Beispiel 6d<br />
BGH v. 9.3.2012 - V ZR 161/11:<br />
Eine Verpflichtung <strong>der</strong> einzelnen Wohnungseigentümer,<br />
die Räum- und Streupflicht im Wechsel zu erfüllen, kann<br />
nicht durch Mehrheitsbeschluss, son<strong>der</strong>n nur durch<br />
Vereinbarung begründet werden.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 31
Beispiel 6e<br />
• Die Eigentümer wollen in ihrer Gemeinschaft (aus<br />
Kostengründen) eine Eventualeinberufung ermöglichen.<br />
• Können die Eigentümer diese Möglichkeit durch<br />
- entsprechende Beschlussfassung<br />
- entsprechende Vereinbarung aller Eigentümer<br />
einführen?<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 32
Lösung Beispiel 6e<br />
• Durch Beschluss lässt sich die Eventualeinberufung<br />
nicht einführen, weil keine Beschlusskompetenz für<br />
<strong>Vorbereitung</strong>, Durchführung und Abwicklung einer<br />
Eigentümerversammlung besteht. Abweichendes kann<br />
sich aus <strong>der</strong> Gemeinschaftsordnung aufgrund einer<br />
Öffnungsklausel ergeben.<br />
• Durch Vereinbarung ließe sich die Eventualeinberufung<br />
einführen (§ 10 Abs. 2 WEG). Eine nachträgliche<br />
Vereinbarung lässt sich meist mangels Beteiligung aller<br />
Eigentümer nicht erreichen.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 33
Beispiel 7<br />
• Es ist spät geworden in <strong>der</strong> Versammlung.<br />
• Es wurde lange über die neue Hausordnung diskutiert.<br />
• Es wird beschlossen und vom Verwalter verkündet,<br />
dass während <strong>der</strong> Ruhezeiten jedes unnötige und<br />
störende Geräusch zu vermeiden und die Ruhe<br />
beeinträchtigende Tätigkeiten zu unterlassen sind<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 34
OLG Düsseldorf v.19.8.2009-3Wx 233/08<br />
Die Bestimmung in einer Hausordnung, die Ruhezeiten<br />
festlegt, in denen „jedes unnötige und störende<br />
Geräusch zu vermeiden und die Ruhe<br />
beeinträchtigende Tätigkeiten zu unterlassen sind“,<br />
genügt mangels Objektivierbarkeit unnötiger und<br />
stören<strong>der</strong> Geräusche nicht dem<br />
Bestimmtheitserfor<strong>der</strong>nis und ist deshalb unwirksam.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 35
BGH v. 1.4.2011 - V ZR 162/10<br />
Verlangt eine Öffnungsklausel eine 2/3-Mehrheit und klärt<br />
sie nicht, was <strong>der</strong> Bezugspunkt sein soll, sind<br />
- 2/3 aller Wohnungseigentümer und<br />
- nicht nur <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Versammlung anwesenden<br />
erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 36
Formularbücher mit<br />
Beschlussvorschlägen<br />
Müller, Elzer/Fritsch/Meier<br />
Wohnungseigentumsrecht Wohnungseigentumsrecht<br />
C. H. Beck, 2. Auflage, 2011 Nomos, 2010<br />
ISBN 978-3-406-61075-2 ISBN 978-3-8329-3862-8<br />
118 Euro 98 Euro<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 37
Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kostenverteilung<br />
• Grundsätzlich keine Rückwirkung von Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />
Kostenverteilung<br />
- Neuer Wirtschaftsplan<br />
- Neuer Wirtschaftszeitraum<br />
• Geson<strong>der</strong>te Beschlüsse zur Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kostenverteilung<br />
- Keine „Befrachtung“ des Wirtschaftsplans und <strong>der</strong> Abrechnung<br />
- Eigenständiger TOP mit entsprechen<strong>der</strong> Ladung<br />
• Genaue Beschlussformulierung:<br />
- Bezeichnung des In-Kraft-Tretens<br />
- Konkrete Benennung <strong>der</strong> Kostenart<br />
- Verständliche Formulierung des neuen Schlüssels<br />
� z. B. bei Personenschlüssel: Wie wird dieser ermittelt?<br />
� z. B. bei Wohn- und/o<strong>der</strong> Nutzfläche: Ist diese überhaupt ermittelbar,<br />
welche Methode soll zur Ermittlung genutzt werden?<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 38
Muster 1<br />
Kostenverteilungsschlüssel für ___ [Nennung]<br />
Ab ___ [Beginn des nächsten Wirtschaftszeitraums am]<br />
werden die Kosten <strong>der</strong> Position [... einschließlich ]<br />
abweichend vom geltenden Kostenverteilungsschlüssel<br />
___ [Nennung] nach dem Verteilungsschlüssel ___<br />
[Nennung] umgelegt.<br />
Nach diesem Schlüssel ....<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 39
§ 3 Verwaltervertrag VNWI<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Beispiel Verwaltervergütung<br />
Folie 40
Muster1a: Verwaltervergütung<br />
Gemäß § 16 Abs. 3 WEG werden ab Beginn des nächsten<br />
Wirtschaftszeitraums am 1.1.2012 die Verwaltungskosten, soweit<br />
sie die Grundvergütung des Verwalters betreffen, nach Einheiten<br />
umgelegt.<br />
Nach diesem Schlüssel sind<br />
die Kosten für die Grundvergütung wegen Wohneinheiten zu<br />
gleichen Anteilen den Wohnungseigentümern aufzuerlegen,<br />
die Kosten für die Grundvergütung wegen Garageneinheiten zu<br />
gleichen Anteilen <strong>der</strong>en Eigentümern aufzuerlegen<br />
und die Kosten für die Grundvergütung wegen Teileigentums-<br />
Teileigentumseinheiten<br />
zu gleichen Anteilen den Teileigentümern aufzuerlegen.<br />
Die Verteilung von Auslagenersatz und Zusatzhonoraren wird von<br />
dieser Regelung nicht berührt.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 41
Durchsetzung von<br />
Beseitigungsansprüchen<br />
In <strong>der</strong> Eigentümerversammlung ist zu beschließen:<br />
• Zwar nicht über die Beseitigungspflicht des Störers<br />
(Grund: fehlende Beschlusskompetenz)<br />
• Aber über die gerichtliche Geltendmachung des<br />
Beseitigungsanspruchs<br />
- „An sich ziehen“ <strong>der</strong> rechtsfähigen Gemeinschaft<br />
(Grundlage: § 10 Abs. 6 Satz 3 WEG)<br />
- Vertretungsmacht des Verwalters<br />
(Grundlage: § 27 Abs. 3 Nr. 7 WEG)<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 42
Muster 2<br />
Nach § 10 Abs. 6 Satz 3 WEG ermächtigen die<br />
Eigentümer die Gemeinschaft <strong>der</strong> Wohnungseigentümer,<br />
den Anspruch gegen Eigentümer E auf Beseitigung des<br />
[Bezeichnung des störenden Gegenstandes], geltend zu<br />
machen. Der Verwalter wird nach § 27 Abs. 3 Nr. 7 WEG<br />
ermächtigt, diesen Anspruch im Namen <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />
ggf. gerichtlich durchzusetzen und dafür RA Y [einen<br />
Rechtsanwalt] zu bevollmächtigen.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 43
Beispiel 8<br />
• A gehören zwei Wohneinheiten, eine weitere gehört ihm<br />
gemeinsam mit B, schließlich noch eine mit C.<br />
• Wie viele Stimmen können A, B und C gemeinsam<br />
insgesamt ausüben?<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 44
Stimmkraftprinzip<br />
• Kopfprinzip ist gesetzliche Regel nach § 25 Abs. 2<br />
WEG.<br />
• Objektprinzip<br />
(Anzahl <strong>der</strong> Wohnungseigentumseinheiten)<br />
kann vereinbart werden.<br />
• Wertprinzip<br />
(MEA)<br />
kann vereinbart werden.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 45
Lösung Beispiel 8<br />
• Beim Kopfstimmrecht stellt eine Personenmehrheit grds.<br />
einen eigenen Kopf dar.<br />
• Daher haben hier<br />
- A eine Stimme,<br />
- A/B eine Stimme,<br />
- A/C eine Stimme.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 46
BGH v. 27.04.2012 - V ZR 211/11<br />
1. Teilt ein Wohnungseigentümer sein<br />
Wohnungseigentum ohne Zustimmung <strong>der</strong> übrigen<br />
Wohnungseigentümer nachträglich auf und veräußert<br />
die neu geschaffenen Einheiten an verschiedene Dritte,<br />
entstehen bei Geltung des Kopfstimmrechts keine<br />
weiteren Stimmrechte (Bestätigung des<br />
Senatsbeschlusses vom 24. November 1978).<br />
2. Die Zustimmung des Verwalters zu einer solchen<br />
Teilveräußerung aufgrund eines in <strong>der</strong><br />
Teilungserklärung enthaltenen<br />
Zustimmungserfor<strong>der</strong>nisses führt nicht zu einer<br />
Vermehrung <strong>der</strong> Stimmrechte.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 47
Beispiel 9<br />
• TE sieht vor: „Je<strong>der</strong> Eigentümer einer <strong>der</strong> 45<br />
Wohnungen hat für jede in seinem Eigentum stehende<br />
Wohnung eine Stimme.“<br />
• E gehören 27 <strong>der</strong> 45 Wohnungen.<br />
• Es steht die Beschlussfassung über die Verwalterwahl<br />
an.<br />
• Wie viele Stimmen hat E?<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 48
§ 26 Abs. 1 WEG<br />
• Über die Bestellung und Abberufung des Verwalters beschließen<br />
die Wohnungseigentümer mit Stimmenmehrheit.<br />
• Die Bestellung darf auf höchstens fünf Jahre vorgenommen<br />
werden, im Falle <strong>der</strong> ersten Bestellung nach <strong>der</strong> Begründung von<br />
Wohnungseigentum aber auf höchstens drei Jahre.<br />
• Die Abberufung des Verwalters kann auf das Vorliegen eines<br />
wichtigen Grundes beschränkt werden.<br />
• Ein wichtiger Grund liegt regelmäßig vor, wenn <strong>der</strong> Verwalter die<br />
Beschluss-Sammlung nicht ordnungsmäßig führt.<br />
• An<strong>der</strong>e Beschränkungen <strong>der</strong> Bestellung o<strong>der</strong> Abberufung<br />
des Verwalters sind nicht zulässig.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 49
BGH v. 28.10.2011 – V ZR 253/10<br />
Auch nach dem Wohnungseigentumsgesetz in <strong>der</strong> ab<br />
dem 1. Juli 2007 geltenden Fassung stellt es keine<br />
unzulässige Beschränkung <strong>der</strong> Bestellung o<strong>der</strong><br />
Abberufung des Verwalters dar, wenn das Kopfprinzip<br />
durch Vereinbarung zugunsten des Objekt- o<strong>der</strong> des<br />
Wertprinzips abbedungen worden ist.<br />
[Es wird hier nicht vom durch § 26 Abs. 1 WEG<br />
geschützten Mehrheitsprinzip abgewichen, son<strong>der</strong>n<br />
vom dispositiven Stimmkraftsprinzip des § 25 Abs. 2<br />
WEG.]<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 50
Lösung Beispiel 9<br />
• Es wurde durch Vereinbarung (TE) wirksam das<br />
Objektprinzip bestimmt.<br />
• Dieses Stimmkraftprinzip wird auch für die<br />
Verwalterbestellung nicht von § 26 Abs. 1 WEG<br />
verboten.<br />
• Folglich verfügt E über 27 Stimmen.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 51
Beispiel 10<br />
• Es gibt Abstimmung samt Auszählung,<br />
Beschlussfeststellung, Versammlungsnie<strong>der</strong>schrift und<br />
Beschluss-Sammlung.<br />
• Was ist maßgeblich, welchen Inhalt hat <strong>der</strong> Beschluss<br />
also, wenn sich etwa Abstimmung, Verkündung und<br />
Beschluss-Sammlung nicht entsprechen?<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 52
BGH v. 23.08.2001 - V ZB 10/01<br />
Der Feststellung und Bekanntgabe des<br />
Beschlussergebnisses durch den Vorsitzenden <strong>der</strong><br />
Wohnungseigentümerversammlung kommt<br />
grundsätzlich konstitutive Bedeutung zu. Es handelt sich<br />
im Regelfall um eine Voraussetzung für das<br />
rechtswirksame Zustandekommen eines<br />
Eigentümerbeschlusses.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 53
Lösung Beispiel 10<br />
• Maßgeblich ist die Beschlussfeststellung durch den<br />
Versammlungsleiter.<br />
• Beruht diese Feststellung auf einem Zählfehler, führt<br />
dies nur zur Anfechtbarkeit des festgestellten<br />
Beschlusses.<br />
• Eine falsche Angabe in <strong>der</strong> Beschluss-Sammlung<br />
än<strong>der</strong>t den Beschluss nicht, beeinflusst aber die<br />
„Beweissituation“.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 54
Beispiel 11a/b (vgl. Beispiel 6a/b)<br />
Was ist, wenn Eigentümer für folgende Beschlüsse abstimmen:<br />
a) Den Beschluss, die Betriebskosten für den Fahrstuhl ab<br />
nächstem Wirtschaftsjahr nach einem beson<strong>der</strong>en Schlüssel zu<br />
verteilen, <strong>der</strong> einige Eigentümer unangemessen begünstigt,<br />
ohne an die Nutzungsmöglichkeit anzuknüpfen (fehlende<br />
Ordnungsmäßigkeit).<br />
b) „Die Kosten für Maßnahmen <strong>der</strong> Instandsetzung und<br />
Instandhaltung an Fenstern werden abweichend von<br />
§ 16 Abs. 2 WEG künftig so verteilt, dass die Kosten von<br />
demjenigen zu tragen sind, an dessen Son<strong>der</strong>eigentumseinheit<br />
die Fenster grenzen.“<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 55
Lösung Beispiel 11a/b<br />
a) Der nicht ordnungsmäßige Beschluss ist zu verkünden,<br />
weil er wirksam ist, bis er durch das Gericht auf<br />
Anfechtung für nichtig erklärt wird.<br />
b) Mangels Beschlusskompetenz kann kein wirksamer<br />
Beschluss verkündet werden. Eine Verkündung würde<br />
nur den Schein eines Beschlusses erzeugen. Daher<br />
hat <strong>der</strong> Verwalter das Nichtzustandekommens des<br />
Beschlusses zu verkünden.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 56
Beispiel 12<br />
• Die Teilungserklärung sieht vor:<br />
In Ergänzung des § 23 WEG wird bestimmt, dass zur<br />
Gültigkeit eines Beschlusses <strong>der</strong> Wohnungseigentümer-<br />
Wohnungseigentümerversammlung<br />
außer den dort genannten Bestimmungen<br />
die Protokollierung des Beschlusses erfor<strong>der</strong>lich ist. Das<br />
Protokoll ist vom Verwalter und von zwei<br />
Wohnungserbbauberechtigten zu unterzeichnen.<br />
• Was ist mit den auf einer Eigentümerversammlung<br />
verkündeten Beschlüssen, solange ein entsprechend<br />
unterschriebenes Protokoll nicht vorliegt.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 57
Lösung Beispiel 12<br />
• BGH v. 30.03.2012 - V ZR 178/11:<br />
Macht die Teilungserklärung die Gültigkeit <strong>der</strong><br />
Beschlüsse <strong>der</strong> Gemeinschaft von <strong>der</strong> Protokollierung<br />
und <strong>der</strong> Unterzeichnung des Protokolls von zwei<br />
Wohnungseigentümern abhängig, muss das Protokoll<br />
von zwei verschiedenen natürlichen Personen<br />
unterzeichnet werden, die entwe<strong>der</strong> selbst<br />
Wohnungseigentümer sind o<strong>der</strong> für sich o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />
Wohnungseigentümer handeln.<br />
• An<strong>der</strong>enfalls ist <strong>der</strong> Beschluss zwar nicht nichtig, aber<br />
anfechtbar.<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Folie 58
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!<br />
Beschlüsse in <strong>der</strong> Eigentümerversammlung fassen<br />
Bad Homburg, 13. Juni 2012<br />
Prof. Dr. Florian Jacoby<br />
Direktor <strong>der</strong><br />
Forschungsstelle für Immobilienrecht,<br />
Universität Bielefeld<br />
Universitätsstr. 25, 33615 Bielefeld<br />
florian.jacoby@uni-bielefeld.de<br />
www.jura.uni-bielefeld.de/fir/<br />
Folie 59