Kormorane in der Fußacher Bucht - HYDRA-Institute
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Erfahrungen aus<br />
Österreich<br />
Erfahrungen aus<br />
Bayern<br />
Erfahrungen aus<br />
Norwegen<br />
Hochrechnungen für<br />
Europa<br />
Regulierung von Kormoranbeständen<br />
Vögel und zur Gründung neuer, kle<strong>in</strong>erer Brutkolonien und Schlafplatzgeme<strong>in</strong>schaften<br />
(MELLIN & MIROWSKA-IBRON, 2003).<br />
Auch <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>österreich konnte <strong>in</strong> den Jahren 1996 – 2000 durch Abschüsse<br />
we<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Reduzierung <strong>der</strong> Durchzügler noch <strong>der</strong> überw<strong>in</strong>ternden<br />
<strong>Kormorane</strong> erreicht werden. Die überw<strong>in</strong>ternden <strong>Kormorane</strong> reagierten mit<br />
e<strong>in</strong>er Verlagerung von Beständen (PARZ-GOLLNER, 2003). (Im W<strong>in</strong>terdurchschnitt<br />
hielten sich ca. 1600-1900 <strong>Kormorane</strong> im Gebiet auf, 317 Abschüsse<br />
wurden für die 3 W<strong>in</strong>ter gemeldet; 1996 wurde erstmals e<strong>in</strong>e Verordnung zur<br />
Vertreibung von <strong>Kormorane</strong>n mittels Abschüssen herausgegeben.)<br />
In Bayern hatte sich <strong>der</strong> Bestand <strong>der</strong> durchziehenden und überw<strong>in</strong>ternden<br />
<strong>Kormorane</strong> seit etwa 1993/94 auf e<strong>in</strong>er mehr o<strong>der</strong> weniger stabilen Zahl e<strong>in</strong>gependelt<br />
(ca. 6300-7400). Die Umweltkapazität wurde demnach erreicht. Seit<br />
1996/97 werden zwischen 2547 und 6358 <strong>Kormorane</strong> je W<strong>in</strong>ter geschossen.<br />
Diese Abschüsse haben zu ke<strong>in</strong>er Reduzierung <strong>der</strong> Bestände geführt, dagegen<br />
aber zu e<strong>in</strong>er Zunahme von kle<strong>in</strong>en Schlafplätzen. Abschüsse führten also zu<br />
e<strong>in</strong>er Aufsplittung und Verteilung <strong>der</strong> vorhanden <strong>Kormorane</strong>, abgeschossene<br />
Tiere wurden durch zuziehende sehr schnell ersetzt (KELLER & LANZ, 2003).<br />
In Norwegen konnten dagegen Anzeichen (nicht signifikant) gefunden werden,<br />
dass die Kormoranbestände durch Bejagung reduziert werden können.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs steht dabei den etwa 26.500 Brutpaaren e<strong>in</strong>e jährliche Abschussquote<br />
von durchschnittlich 14.500 gegenüber (ROV et al., 2003).<br />
Erfolgen die (Vergrämungs-) Abschüsse zu e<strong>in</strong>em Zeitpunkt, an dem sich die<br />
<strong>Kormorane</strong> erst kurze Zeit am Gewässer aufhielten, kam es zu e<strong>in</strong>em teilweisen<br />
o<strong>der</strong> völligen Abzug <strong>der</strong> <strong>Kormorane</strong>. Am Ende <strong>der</strong> Vergrämungsperiode<br />
flogen <strong>in</strong> vielen Bereichen die durch Vergrämungsabschüsse effektiv geschützten<br />
Gewässer wie<strong>der</strong> zur Nahrungssuche an (BAER et al., 2003).<br />
Nach CARSS (2002) hätte e<strong>in</strong> Abschuss von 30.000 <strong>Kormorane</strong>n <strong>in</strong> ganz Europa<br />
langfristig e<strong>in</strong>en limitierenden Effekt auf die Gesamtpopulation. E<strong>in</strong>e jährliche<br />
Abschussquote von 50.000 <strong>Kormorane</strong>n würde <strong>in</strong> 20-40 Jahren dagegen zu<br />
e<strong>in</strong>em Aussterben <strong>der</strong> <strong>Kormorane</strong> führen. Für CARSS ist daher die Bestandskontrolle<br />
durch Abschüsse möglicherweise nicht das effizienteste Mittel, um<br />
die fischereilichen Schäden zu reduzieren.<br />
Derzeit werden <strong>in</strong> Mitteleuropa 50.000 - 80.000 <strong>Kormorane</strong> pro Jahr aus <strong>der</strong><br />
Gesamtpopulation geschätzten 750.000 Vögeln (2003) durch Abschuss “entnommen”.<br />
Selbst die EU-Experten schätzen, dass zur Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>es weiteren<br />
Anwachsens <strong>der</strong> Kormoranpopulation e<strong>in</strong> Abschuss von 120.000 bis<br />
150.000 Vögeln pro Jahr notwendig wäre (zitiert <strong>in</strong> LFV, 2003). Die MORAN<br />
COMMITTEE JOINT BIRD GROUP rechnet vor, dass m<strong>in</strong>destens 60.000 Vögel geschossen<br />
werden müssten, um e<strong>in</strong>en signifikanten Effekt auf den euopäischen<br />
Bestand zu erzielen. Die Gruppe nennt 200.000 bis 250.000 Brutpaare als europäischen<br />
Gesamtbestand <strong>der</strong> <strong>Kormorane</strong> (Ph. c. carbo und Ph. c. s<strong>in</strong>ensis)<br />
Reduktionsabschüsse bewirken <strong>in</strong> Kormorangebieten mit hoher Kormorandichte<br />
nichts: Die Kormoranbestände haben die Lebensraumkapazität fast<br />
erreicht. Dadurch s<strong>in</strong>d die begehrten Gebiete (Nahrungsgründe mit hoher<br />
Fischdichte) voll besetzt und weisen e<strong>in</strong>e hohe aber durch die Lebensraumkapazität<br />
regulierte Dichte auf. Verluste durch Abschüsse würden sehr schnell<br />
zu e<strong>in</strong>em Auffüllen aus weniger attraktiven Gebieten mit ger<strong>in</strong>geren Kormorandichten<br />
führen (SCHUMACHER, 2004).<br />
44 Peter Rey & Andreas Becker, <strong>HYDRA</strong>-Institut Konstanz