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Kirchdorfer Wiesen - IBA Hamburg

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<strong>Hamburg</strong> voraus<br />

InternatIonale Bauausstellung HamBurg<br />

doKumentatIon<br />

<strong>Kirchdorfer</strong><br />

<strong>Wiesen</strong><br />

machbarkeitsuntersuchung „Wohnen mit der landschaft“<br />

im partizipativen Verfahren<br />

Projekte für die Zukunft der Metropole


<strong>Kirchdorfer</strong><br />

<strong>Wiesen</strong><br />

Machbarkeitsuntersuchung<br />

„Wohnen mit der Landschaft“<br />

im partizipativen Verfahren


Inhalt<br />

INTERNATIONALE BAUAUSSTELLUNG HAMBURG<br />

2<br />

03<br />

04<br />

07<br />

08<br />

16<br />

18<br />

25<br />

49<br />

52<br />

VORWORT<br />

<strong>IBA</strong> HAMBURG – PROjEkTE füR dIE ZUkUNfT dER METROPOLE<br />

ANLASS UNd ZIELSETZUNG<br />

kirchdorfer <strong>Wiesen</strong> – Ein Raum und seine Möglichkeiten<br />

STANdORT<br />

Metrozone kirchdorfer <strong>Wiesen</strong><br />

Baurecht und vorhandene konzepte<br />

die Marschlandschaft im Stromspaltungsgebiet<br />

AUfGABENSTELLUNG<br />

Entwicklung innovativer konzepte für das Wohnen mit der Landschaft<br />

VERfAHREN<br />

Abwägungsprozess – die fachplaner im dialog<br />

Vier Workshops und zwei Arbeitsgruppensitzungen<br />

MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />

Entwürfe<br />

Stellungnahmen der Gutachter<br />

Entwicklung eines naturschutzfachlichen Entwicklungskonzepts<br />

ERGEBNIS dER MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />

die <strong>IBA</strong>-Entscheidung – Weichenstellung für die Zukunft?<br />

ANHANG<br />

Zusammenfassung<br />

Summary<br />

Verfahrensdetails<br />

IMPRESSUM


Vorwort<br />

die Landschaft als Wohnqualität<br />

erlebbar machen, ohne dass die<br />

Marschlandschaft zerstört wird – geht<br />

das? Mit der Machbarkeitsuntersuchung<br />

„<strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> – Wohnen mit der Landschaft“<br />

zeigt die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> auf, wie eine<br />

Metropole nachhaltiges Stadtwachstum und<br />

Landschaftsschutz miteinander vereinbaren<br />

könnte und wie schwer es gleichzeitig ist,<br />

dafür einen Konsens herbeizuführen.<br />

Eine boomende Wirtschaft, ein schönes<br />

Stadtbild, viele Freizeitmöglichkeiten am<br />

Wasser und eine unübertroffene Vielfalt<br />

an Wohnquartieren: <strong>Hamburg</strong> ist heute<br />

als Wohnort attraktiver denn je. Ziel der<br />

„Wachsenden Stadt“ ist es, innenstadtnahe<br />

Quartiere zu entwickeln, um der Abwanderung<br />

in die Umlandgemeinden entgegen zu<br />

wirken. Nicht immer kann der Bedarf nach<br />

neuen Wohnungen in den alten, gewachsenen<br />

Quartieren gedeckt werden. Mitunter<br />

ist es auch nötig, bestehende Siedlungen<br />

zu erweitern – wie in Kirchdorf, der ruhigen<br />

und fast dörflichen Wohngegend im Osten<br />

der Elbinsel. Hier scheint der ideale Standort<br />

zu sein, um die Elbinsel als Wohnstandort<br />

für Familien noch attraktiver zu gestalten.<br />

Allerdings befindet sich der potenzielle<br />

Wohnstandort in einem ökologisch sensiblen<br />

Umfeld, der Marschlandschaft.<br />

In einem ergebnisoffenen, partizipativen<br />

Workshopverfahren hat die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong><br />

untersucht, ob und wie das „Wohnen mit der<br />

Landschaft“ ein <strong>IBA</strong>-Projekt werden kann.<br />

Von baulicher Seite lagen im Rahmen der<br />

Machbarkeitsuntersuchung vier Entwürfe<br />

von Architekten, Stadtplanern und Landschaftsarchitekten<br />

vor, die maximal ein<br />

Drittel der ursprünglich im Rahmenkonzept<br />

„Sprung über die Elbe“ vorgesehenen<br />

Fläche für eine Bebauung vorsahen. In<br />

der Diskussion waren nur noch rund 320<br />

Wohneinheiten. Darüber hinaus wurden die<br />

im Rahmen der <strong>IBA</strong> geforderten Vorgaben<br />

für eine ressourcenschonende Bebauung<br />

berücksichtigt.<br />

Die <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> stehen seit Jahren<br />

im Fokus der Stadtentwicklung. Die <strong>IBA</strong><br />

<strong>Hamburg</strong> hatte daher die Aufgabe, neben<br />

einer innovativen und ressourcenschonenden<br />

baulichen Machbarkeit auch die Interessen<br />

und Wünsche von Bürgern und Verbänden<br />

in die Untersuchung einzubeziehen. Die<br />

Bandbreite der Meinungen und Wünsche zu<br />

einer baulichen Entwicklung der <strong>Kirchdorfer</strong><br />

<strong>Wiesen</strong> reichte von positiver Zustimmung zu<br />

den Konzepten bis zur vollständigen Ablehnung.<br />

Einheitlich war aber die Beurteilung<br />

des angewendeten Verfahrens, dessen Offenheit<br />

und Sachlichkeit von allen Beteiligten<br />

begrüßt wurde.<br />

Trotz des intensiven, durch einen Mediator<br />

gesteuerten Prozesses ist es nicht gelungen,<br />

die unterschiedlichen Bewertungen der<br />

Vereinbarkeit von Wohnen und Landschaft in<br />

einem gemeinsamen Projekt zusammenzuführen.<br />

Obwohl aus Sicht der teilnehmenden<br />

Vertreter des wissenschaftlichen Naturschut-<br />

Uli Hellweg<br />

zes durchaus eine Win-win-Lösung zwischen<br />

Landschaft und Städtebau herstellbar<br />

gewesen wäre, war ein Konsens mit den<br />

örtlichen Bewohner- und Umweltgruppen<br />

sowie mit Teilen der Verwaltung nicht möglich.<br />

800 Bürgerinnen und Bürger sprachen<br />

sich per Unterschrift gegen das <strong>IBA</strong>- Projekt<br />

aus – Grund genug für uns das Projekt als<br />

<strong>IBA</strong>-Projekt aufzugeben.<br />

Da das Verfahren eine Reihe innovativer<br />

Ansätze und Ergebnisse auch für andere<br />

Projekte brachte, möchten wir es hier<br />

dokumentieren. Wir geben die Hoffnung auf<br />

eine Win-win-Situation für Naturschützer und<br />

Städtebauer noch nicht auf…<br />

Uli Hellweg<br />

Geschäftsführer <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> GmbH<br />

03


<strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> –<br />

Projekte für die Zukunft der Metropole<br />

die Zukunft der Stadt im 21. Jahrhundert<br />

gestalten: Dieser Aufgabe<br />

stellt sich die Internationale Bauausstellung<br />

<strong>Hamburg</strong>. In einem siebenjährigen<br />

Prozess zeigt sie, wie die Städte und Metropolen<br />

den Herausforderungen der globalisierten<br />

Welt begegnen können – und setzt<br />

damit nachhaltige Impulse für die deutsche<br />

Baukultur.<br />

Architektur, Freiraumplanung und Städtebau<br />

versteht die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> als integrale<br />

Bestandteile des gesellschaftlichen Wandels:<br />

Sie entwirft, fördert und reflektiert beispielhafte<br />

Projekte und Programme sowohl<br />

auf der städtebaulichen als auch auf der<br />

stadtgesellschaftlichen Ebene. Und das an<br />

einem Ort, der wie kaum ein anderer den<br />

aktuellen Strukturwandel der Großstädte<br />

widerspiegelt.<br />

Den Wandel dieser von Vielfalt und Widersprüchen<br />

geprägten Stadtlandschaft bündelt<br />

die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> in den drei Leitthemen<br />

„Kosmopolis“, „Metrozonen“ und „Stadt im<br />

Klimawandel“.<br />

04<br />

kosmopolis – kulturelle Vielfalt als<br />

Chance nutzen<br />

Wo Menschen zusammen leben und sich<br />

begegnen, liegen die stärksten Kräfte für<br />

gesellschaftliche Innovation. Die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong><br />

sieht diese Vielfalt als Chance – mit<br />

Bauprojekten sowie sozialen und kulturellen<br />

Angeboten. Das Handlungsspektrum reicht<br />

von der Aufwertung öffentlicher Räume<br />

über eine kreative Quartiersentwicklung bis<br />

hin zu neuen Modellen eines integrativen<br />

Wohnungsbaus und einer Bildungsoffensive,<br />

die neue Lernkonzepte und Bildungsräume<br />

für interkulturelles Lernen auf den Elbinseln<br />

entwickelt.<br />

Metrozonen – Zwischenräume<br />

werden lebenswerte Orte<br />

Containerstapel und Hafenkräne neben<br />

Wohnquartieren und Industriebrachen,<br />

dazwischen Verkehrsschneisen, stillgelegte<br />

Hafenbecken und Marschfelder: Räumliche<br />

Brüche und Kontraste geben den Elbinseln<br />

ihr zerrissenes, aber auch spannungsreiches<br />

Gesicht. Die <strong>IBA</strong> nennt diese für viele Innenstadtränder<br />

typischen Orte „Metrozonen“.<br />

In <strong>Hamburg</strong>s größten Metrozonen, den<br />

Elbinseln und dem Harburger Binnenhafen,<br />

zeigt die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> städtebauliche,<br />

freiraumplanerische und architektonische<br />

Lösungen, die ein Gleichgewicht zwischen<br />

unterschiedlichen Interessen und Nutzungen<br />

herstellen – durch eine Infrastruktur mit<br />

Orten des Wirtschaftens sowie Freiräumen<br />

und urbaner Dichte. Dabei werden die Stadtquartiere<br />

zum Wasser geöffnet und durch<br />

eine neue „Stadt in der Stadt“ ergänzt, die<br />

zwischen oft gegensätzlichen Nutzungsansprüchen<br />

vermittelt und neue Raumbilder für<br />

die Metrozone schafft.


<strong>IBA</strong> HAMBURG – PROjEkTE füR dIE ZUkUNfT dER METROPOLE<br />

Stadt im klimawandel –<br />

Schritte ins postfossile Zeitalter<br />

Der Klimawandel stellt besonders die<br />

Elbinseln vor besonders große Herausforderungen.<br />

Seit der großen Flut von 1962 weiß<br />

man hier, wie empfindlich dieser Lebensraum<br />

gegenüber Naturgewalten ist. Zudem ist das<br />

Gebiet auch durch Altlasten der Industrie<br />

vorbelastet, wovon zum Beispiel der Deponieberg<br />

Georgswerder zeugt. Die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong><br />

setzt u. a. mit ihrem „Klimaschutzkonzept<br />

Erneuerbares Wilhelmsburg“ neue Standards<br />

für die Metropolen im 21. Jahrhundert. Es<br />

ruht auf vier strategischen Säulen: Hohe<br />

gebäudetechnische Standards für Neubau<br />

und Bestandssanierung reduzieren den Energieverbrauch.<br />

Blockheizkraftwerke, regionale<br />

und lokale Energieverbundsysteme verbessern<br />

die Energieeffizienz. Der Anteil erneuerbarer<br />

Energien wird schrittweise bis zu 100<br />

Prozent der Energiegewinnung erreichen.<br />

Und die Bevölkerung wird durch Kommunikation<br />

und ökonomische Anreize zum<br />

„Mitmachen“ motiviert. So zeigt die <strong>IBA</strong>, wie<br />

Städte sich dynamisch weiter entwickeln und<br />

zugleich Akteure des Klimaschutzes werden<br />

können.<br />

die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> – Wettbewerbe<br />

mit Prozess-Charakter<br />

Die hier dokumentierten Wettbewerbs- und<br />

Gutachterverfahren reflektieren diese zentralen<br />

Leitthemen und Fragestellungen der Metropole<br />

im 21. Jahrhundert und leisten damit<br />

ihren je eigenen Beitrag zur <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong><br />

als offenem Prozess und für die deutsche<br />

Verfahrenskultur. Auch junge und unbekannte<br />

Architekten erhalten hier ihre Chance,<br />

Architektur und Städtebau mit innovativen<br />

Ideen, neuen Antworten und Konzepten zu<br />

bereichern. Gemessen werden diese an den<br />

sieben <strong>IBA</strong>-Exzellenzkriterien und somit die<br />

Qualität nachhaltig gesichert.<br />

Die Transparenz der Ausschreibungsprozesse<br />

und die Prominenz der international besetzten<br />

Wettbewerbs jurys sichern das hohe Quali<br />

tätsniveau des gesamten <strong>IBA</strong>-Prozesses. So<br />

wird die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> über ihren gesetzten<br />

Zeitraum hinweg die Entwicklung der Metropole<br />

im 21. Jahrhundert nachhaltig prägen.<br />

Projektgebiet der <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong><br />

05


<strong>Kirchdorfer</strong><br />

<strong>Wiesen</strong><br />

<strong>Kirchdorfer</strong> Straße<br />

kirchdorf Nord (Im Bullert)<br />

kirchdorf Mitte (kirchdorfer <strong>Wiesen</strong>)<br />

Siedenfelder Weg<br />

Obergeorgswerder Deich<br />

Jenerseite Deich<br />

Bullertweg<br />

BAB A1


ANLASS UNd ZIELSETZUNG<br />

<strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> –<br />

Ein Raum und seine Möglichkeiten<br />

Ergebnisoffene Entscheidungsfindung: Wird das „Wohnen mit der Landschaft“ in kirchdorf ein <strong>IBA</strong>-Projekt?<br />

das Nebeneinander und Miteinander<br />

von Stadt und Hafen ist auf der Elbinsel<br />

jahrzehntelang erprobt worden.<br />

Neben der industriellen und ge werb lichen soll<br />

nun die wohnräumliche Er schließung weiter<br />

gefördert werden. Mit einer Machbarkeitsun-<br />

tersuchung wurde untersucht, in wieweit sich<br />

die <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> als innerstädtische<br />

Peripherie im Rahmen des <strong>IBA</strong>-Leitthemas<br />

„Metrozonen“ entwickeln und gestalten lassen<br />

könnten. Mit diesem Leit thema entwirft die <strong>IBA</strong><br />

<strong>Hamburg</strong> ein Zukunftsbild der inneren Stadt-<br />

ränder als Metro zonen: Orte, die auf den Brü-<br />

chen und der Vielfalt der inneren Stadtränder<br />

aufbauen und deren harte Gegensätze durch<br />

neue Verbindungslinien überbrückt werden.<br />

Leitprojekt Sprung über die Elbe<br />

Zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, ist eines<br />

der zentralen Themen des <strong>Hamburg</strong>er Leitprojekts<br />

„Sprung über die Elbe“. Ziel ist es,<br />

neben den gewachsenen Wilhelmsburger Bevölkerungsschichten<br />

auch eine neue Bewohnerschaft<br />

für diesen Standort zu interessieren<br />

und an diesen Stadtteil zu binden. Dabei ist<br />

eine städtebauliche Entwicklung gewünscht,<br />

die insbesondere junge Familien anspricht und<br />

deren Belange besonders berücksichtigt.<br />

Die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> hat geprüft, welche der in<br />

der Rahmenplanung zum Leitprojekt „Sprung<br />

über die Elbe“ zusammengeführten Projektvorschläge<br />

sich eignen, als <strong>IBA</strong>-Projekt forciert<br />

weiterverfolgt und im vorgegebenen Zeitrahmen<br />

realisiert zu werden. Eines die ser Pro jekte<br />

war das „Wohnen mit der Land schaft“. Neben<br />

den teilweise sehr dicht besiedelten Flächen,<br />

insbesondere um den S-Bahnhof Wilhelmsburg<br />

und in Kirchdorf-Süd, gibt es in dieser Metrozone<br />

naturbelassene Flächen, die im Hinblick<br />

auf eine weitere Besiedelung dieses Stadtteils<br />

untersucht wurden.<br />

die Elbinsel Wilhelmsburg<br />

Die städtebauliche Struktur der Elbinsel ist<br />

von einem bruchstückhaften Siedlungsgefüge<br />

mit zumeist kleinteiligen Baueinheiten in den<br />

Wohngebieten und hohem Grünflächenanteil<br />

geprägt. Der Stadtteil wird durch die Bundesstraße<br />

B4/75, die Trasse der Deutschen Bahn<br />

und die Autobahn A1 in Nord-Süd-Richtung<br />

segmentiert. Zwischen diesen Zäsuren haben<br />

sich Siedlungen entwickelt, die untereinander<br />

wenig vernetzt sind. Die städtebauliche<br />

Entwicklung Wilhelmsburgs bedarf einer<br />

gesamtstädtischen Betrachtung, ist aber auch<br />

unter regionalen Gesichtspunkten zu fördern.<br />

kirchdorfer <strong>Wiesen</strong><br />

Die <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> bieten die Möglichkeit,<br />

innenstadtnahe Flächen, die verkehrlich<br />

gut erschlossen sind, für neuen Wohnraum<br />

zu entwickeln und damit auch die vorhandenen<br />

Siedlungsteile besser in das gewachsene<br />

Großstadtgefüge zu integrieren. Die drei<br />

wesentlichen Punkte für die Betrachtung der<br />

<strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> waren die zentrale Lage,<br />

die Qualifizierung von Wasserlagen und die<br />

Verknüpfung mit dem Wilhelmsburger Osten<br />

östlich der Bundesautobahn (BAB) A1.<br />

Aufgabenstellung<br />

Aufgabe der vier Teams aus Architekten<br />

und Landschaftsarchitekten war es,<br />

Wohnformen zu entwickeln, die einerseits<br />

die Belange des Natur raums berücksichtigen<br />

und anderer seits das Wohnen auf der<br />

Elbinsel für Fa mi lien und „Naturliebhaber“<br />

ermöglichen. Hierbei sollte unter Beteiligung<br />

aller Interessen vertreter und zuständigen<br />

Behörden und Institutionen ausgelotet wer-<br />

den, welche der Flächen für eine Bebauung<br />

zur Verfügung stehen und sich für eine neue<br />

Form des Wohnens mit der Natur eignen.<br />

07


STANdORT<br />

Metrozone <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong><br />

Lage im Stadtgebiet<br />

Wilhelmsburg, der größte Stadtteil<br />

<strong>Hamburg</strong>s mit ca. 48.000 Einwohnern,<br />

liegt in einer Entfernung von<br />

vier bis acht Kilometer südlich der Innenstadt.<br />

Das 48 Hektar große, tief liegende und<br />

von Gräben durchzogene Untersuchungsgebiet<br />

– die <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> – befindet<br />

sich Nahe des historischen Kerns Kirchdorfs,<br />

westlich der BAB A1 und östlich der <strong>Kirchdorfer</strong><br />

Straße. Südlich des Untersuchungsgebiets<br />

ist zwischen 1974 und 1976 in isolierter<br />

Stadtrandlage die Großwohnsiedlung<br />

Kirchdorf-Süd entstanden mit über 5.700<br />

Bewohnern und rund 2.300 Wohnungen.<br />

Der größte Teil der <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> wird<br />

landwirtschaftlich genutzt (Weideland) und<br />

weist einen hohen ökologischen Wert auf.<br />

Bis auf geringe Teilflächen befindet sich das<br />

Untersuchungsgebiet im Eigentum der Freien<br />

und Hansestadt <strong>Hamburg</strong>.<br />

In mittelbarer Nähe befindet sich eine Gesamtschule<br />

sowie im Zentrum Wilhelmsburgs<br />

ein Kindergarten, eine Grundschule, ein<br />

Gymnasium und ein Jugendzentrum. Diese<br />

werden in den nächsten Jahren im Rahmen<br />

der <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> saniert und zu einem<br />

Bildungszentrum erweitert. Südöstlich des<br />

Gebiets befindet sich eine Regionalsportan-<br />

08<br />

lage mit einer Tennishalle sowie Tennis- und<br />

Fußballplätzen. Im Norden am Niedergeorgswerder<br />

Deich gibt es einen Reit- und Fahrverein.<br />

Am Jenerseitedeich befindet sich eine<br />

historische Deichrandbebauung und östlich<br />

der <strong>Kirchdorfer</strong> Straße eine Hafensiedlung.<br />

Die ehemalige Herman-Göring-Siedlung, die<br />

um 1937 erbaut wurde, bestand ursprünglich<br />

aus eingeschossigen Doppelhäusern auf<br />

Hochkellern in Fachwerkbauweise. Der Veränderungsgrad<br />

der Siedlung ist sehr hoch.<br />

Die Bebauung südlich des Jenerseitedeichs<br />

Wilhelmsburg 1911<br />

dokumentiert mit einigen erhaltenen Hofanlagen,<br />

die teilweise auf historischen Wurten<br />

gebaut sind, noch deutlich die dörfliche<br />

Entwicklung dieses Gebiets.<br />

Entwicklungsgeschichte<br />

Aus mehreren kleinen Elbinseln entstanden<br />

war das heutige Wilhelmsburg über<br />

Jahrhunderte vom Wasser und von der<br />

Landwirtschaft geprägt. Durch Befestigung<br />

und Ausbau wurden mit der Zeit die Landund<br />

Wasserflächen immer konsequenter<br />

zusammengelegt. Ende des 19. Jahrhunderts<br />

entwickelte sich Wilhelmsburg wegen seiner<br />

Nähe zum Hafen zu einem Wohn- und später<br />

auch zu einem wichtigen Industriestandort.<br />

Aus den kleinen Orten entlang der Deiche<br />

wurde zunächst die größte Landgemeinde<br />

des preußischen Staates, dann ein Stadtteil<br />

von Harburg-Wilhelmsburg und schließlich<br />

im Jahr 1938 mit dem Groß-<strong>Hamburg</strong>-Gesetz<br />

ein Stadtteil von <strong>Hamburg</strong>. In der Sturmflut<br />

im Jahr 1962 brachen an mehreren Stellen<br />

die Deiche zwischen Norder- und Süderelbe.<br />

Besonders betroffen waren die Wohngebiete<br />

in Wilhelmsburg, wo viele Menschen nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg in Behelfsheimen un-


STANdORT<br />

tergekommen waren. Die meisten der damals<br />

evakuierten Bewohner kehrten nicht mehr<br />

zurück. Es folgten Jahre, in denen weder investiert<br />

noch zugezogen wurde. Eine weitere<br />

Zäsur stellte der Senatsentscheid von 1967<br />

dar, der eine Erweiterung der Hafen- und<br />

industriellen Nutzung im Norden und Westen<br />

des Stadtteils vorsah. Erst Ende der 1970er<br />

Jahre sind administrative Maßnahmen eingeleitet<br />

worden, um den Stadtteil zu revitalisieren.<br />

Ab Mitte der 1980er Jahre wurden in<br />

verschiedenen Bereichen Stadterneuerungsmaßnahmen<br />

durchgeführt. Die Förderung<br />

des sozialen Wohnungsbaus hat einerseits<br />

das Wohnen im Stadtteil stabilisiert, andererseits<br />

jedoch zu einer deutlichen Entmischung<br />

der Bevölkerungsstruktur geführt.<br />

Bevölkerungsstruktur<br />

Wilhelmsburgs<br />

Überproportional angebotener sozialer Wohnungsbau<br />

und geringe Mietpreise führten zu<br />

einem verstärkten Zuzug einkommensschwacher<br />

Haushalte. Wilhelmsburg wandelte<br />

sich in der öffentlichen Wahrnehmung vom<br />

Hafen- und Arbeiterquartier zu einem Ort<br />

sozialer Brennpunkte. Die sozialen Auswirkungen<br />

dieser Situation zeigen sich im<br />

10<br />

Wilhelmsburg im Vergleich zu <strong>Hamburg</strong> insgesamt (2006)<br />

Anteil der Bevölkerung Wilhelmsburgs<br />

an der Gesamtbevölkerung <strong>Hamburg</strong>s<br />

unter 18-jährige<br />

über 65-jährige<br />

Deutsche<br />

Ausländer<br />

Wohngebäude<br />

Wohnungen<br />

Sozialwohnungen<br />

Quelle: Statistisches Landesamt für <strong>Hamburg</strong> und Schleswig-Holstein (2006)<br />

gesamten Stadtbild, insbesondere an den<br />

Schulen. Die unausgewogene Bevölkerungsstruktur<br />

und das niedrige Bildungsniveau<br />

tragen dazu bei, dass Familien häufig vor<br />

der Einschulung ihrer Kinder den Stadtteil<br />

verlassen. Um diesem Trend entgegen zu<br />

wirken entsteht in Wilhelmsburg in Zusammenarbeit<br />

zwischen der Behörde für Schule<br />

und Berufsbildung und der <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong><br />

eine der innovativsten Bildungseinrichtungen<br />

Deutschlands: Das Bildungszentrum „Tor zur<br />

Welt“ mit öffentlichen Räumen und einem<br />

engen Bezug zum Stadtteil. Zudem sollen mit<br />

der Schaffung attraktiven Wohnraums die<br />

Bewohner Wilhelmsburgs gehalten und neue<br />

in den Stadtteil gezogen werden.


STANdORT<br />

Baurecht und vorhandene Konzepte<br />

flächennutzungsplan<br />

der Flächennutzungsplan für die Freie<br />

und Hansestadt <strong>Hamburg</strong> in der<br />

Fas sung der Neubekanntmachung<br />

vom 22. Oktober 1997 stellt für das Unter-<br />

suchungsgebiet „Wohnbauflächen“ und im<br />

östlichen Teil, entlang der Autobahn, und<br />

im Bereich Jenerseitedeich „Grünflächen“<br />

dar. Die Nutzungsart der „Naturbestimmten<br />

Flächen“ an der Dove-Elbe wurde aufgrund<br />

der Aussagen des Landschaftsprogramms<br />

neu gebildet. Im Zuge einer weiteren Differenzierung<br />

der Freiräume in der Stadt sind<br />

diese Flächen vorrangig einer natürlichen<br />

Entwicklung vorbehalten.<br />

Landschaftsprogramm<br />

Das Landschaftsprogramm einschließlich Arten-<br />

und Biotopschutzprogramm für die Freie<br />

und Hansestadt <strong>Hamburg</strong> vom 14. Juli 1997<br />

stellt für das Untersuchungsgebiet das Milieu<br />

„Landwirtschaftliche Kulturlandschaft“ und<br />

entlang der Autobahn einen Streifen „Wald“<br />

dar. Der Siedenfelder Weg ist als „Grüne Wegeverbindung“<br />

und die nördlich angrenzende<br />

Bebauung entlang des Jenerseitedeichs als<br />

Milieu „Gartenbezogenes Wohnen“ dargestellt.<br />

Die daran angrenzenden Flächen beidseitig<br />

des Bullertwegs bis zum nördlichen Ufer<br />

der Dove-Elbe sind als Milieu „Naturnahe<br />

Land schaft“ dargestellt. Im Bullert wird die<br />

Landschaftsachse Marschlande über die Dove-<br />

Elbe-Wettern Richtung Zentrum fortgeführt.<br />

Das Arten- und Biotopschutzprogramm stellt<br />

für das Untersuchungsgebiet den Biotopentwicklungsraum<br />

„Intensiv genutzte landwirtschaftliche<br />

Flächen mit Acker-, Obstbau-,<br />

Garten bau- und Grünlandflächen“ dar. Nördlich<br />

des Siedenfelder Weges ist der Biotopentwicklungsraum<br />

„Grünland“ dargestellt.<br />

Im Talraum der Dove-Elbe ist die Ausweisung<br />

als „Landschaftsschutzgebiet (geplant)“ dargestellt.<br />

Zwischen dem Talraum der Dove-Elbe<br />

und dem östlich der Autobahn liegenden<br />

Natur schutzgebiet Rhee ist der Biotopver-<br />

bund als „Entwicklungsziel“ vorgesehen, und<br />

zwar die „Verbindung von Biotoptypen der<br />

Elbenebenflüsse, Elbarme und ehemaligen<br />

Vordeichsflächen mit der Tideelbe“. In beiden<br />

Planwerken ist bezüglich der geplanten Bauflächen<br />

ein „Klärungsbedarf“ gegenüber den<br />

Flächennutzungsplandarstellungen vermerkt<br />

Baustufenplan Wilhelmsburg<br />

Das derzeit gültige Planungsrecht ist durch<br />

den Baustufenplan Wilhelmsburg vom<br />

Flächennutzungsplan 1997<br />

Baustufenplan Wilhelmsburg 1956<br />

11


STANdORT<br />

06.01.1956 beschrieben. Für die unbebauten<br />

Flächen (Außengebiet) im Untersuchungsgebiet<br />

sind die Außenbereichseigenschaften<br />

nach § 35 BauGB maßgebend. Im Bereich der<br />

Hafensiedlung östlich der <strong>Kirchdorfer</strong> Straße<br />

ist Wohngebiet als Art der baulichen Nutzung<br />

mit einem zulässigen Vollgeschoss und offener<br />

Bauweise (GRZ 0,2) festgesetzt.<br />

Bebauungsplan Wilhelmsburg 79<br />

Im Oktober 1989 beschloss die Senatskommission<br />

für Umweltpolitik und Stadtentwicklung,<br />

die Fläche Wilhelmsburg 79 (Kirchdorf Mitte/<br />

Nord) mit einer Größenordnung von ca. 1.000<br />

Wohneinheiten in das Wohnungsbauprogramm<br />

einzubeziehen. In Kenntnis der sozial schwierigen<br />

Situation in Wilhelmsburg war eine der<br />

Zielvorgaben für den Entwurf, mit Hilfe des<br />

neuen Wohnungsbauvorhabens den Stadtteil<br />

städtebaulich aufzuwerten und in diesem<br />

Gebiet eine ausgeglichenere Sozialstruktur<br />

zu erhalten. Der Aufstellungsbeschluss für<br />

das Bebauungs planverfahren erfolgte im Juni<br />

1993 auf Grundlage der Ergebnisse eines im<br />

Jahr 1990 durchgeführten konkurrierenden<br />

städtebaulichen und landschaftsplanerischen<br />

Gutachtens mit drei Arbeitsgemeinschaften.<br />

Mit diesem sollten die Voraussetzungen für<br />

12<br />

die Errichtung eines Wohngebiets mit 1.200<br />

Wohneinheiten geschaffen werden. Im Zuge<br />

der wasserwirtschaftlichen Erschließung des<br />

Gebiets Kirchdorf Mitte/Nord sollten die vorhandenen<br />

Wettern überbaut und durch neue<br />

Gewässer in gestalterischer Anlehnung an<br />

natürliche Auenlandschaften der Stromelbe<br />

ersetzt werden.<br />

Bebauungsplan Wilhelmsburg 80<br />

Im Jahre 1991 hat es auch für die nördlich<br />

an das o.g. Bebauungsplangebiet zwischen<br />

Jenerseitedeich und Bullertweg liegende<br />

Fläche ein städtebauliches und landschaftsplanerisches<br />

Gutachterverfahren gegeben.<br />

Die Ergebnisse für das Wohnungsbauprojekt<br />

<strong>Hamburg</strong>-Wilhelmsburg „Im Bullert“ boten<br />

die Grundlage für das Bebauungsplan- und<br />

Grünungsplanverfahren. Die Grundstücke<br />

dieses Untersuchungsgebiets befinden sich<br />

nahezu ausschließlich in Privateigentum. Die<br />

überdimensional hohen Aufwendungen für<br />

den Bau im Feuchtgebiet (Erschließungskosten)<br />

und die ablehnende Haltung der Wilhelmsburger<br />

Bevölkerung zu einer Bebauung<br />

auf den <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> führten dazu,<br />

dass beide Bebauungsplanverfahren im Jahr<br />

1996 zurückgestellt wurden.<br />

Memorandum<br />

Im Rahmen des Architektursommers 2003<br />

fand die Entwurfswerkstatt „Sprung über<br />

die Elbe“ statt. Die in Kooperation von<br />

Architekten, Planern und Bürgern erarbeiteten<br />

Ideen sind in einem Rahmenkonzept<br />

zusammengefasst worden. Das Konzept für<br />

den Wilhelmsburger Osten waren Landschafts-<br />

und Siedlungsbänder, die sich über<br />

die große Verkehrsachse verschränken. Diese<br />

Brückenschläge sollten dazu beitragen, dass<br />

Wilhelmsburg als durchgrünter Stadtteil am<br />

Wasser wahrgenommen und für junge Familien<br />

als Wohnstandort reizvoll wird.<br />

Ergebnis der Internationalen Entwurfswerkstatt 2003


STANdORT<br />

Die Marschlandschaft im Stromspaltungsgebiet<br />

das Plangebiet besteht aus zwei Untersuchungsbereichen,<br />

dem Gebiet Mitte<br />

(Kirchdorf Mitte) und dem Gebiet<br />

Nord (Im Bullert), die bei den folgenden Themenfeldern<br />

teilweise unterschieden werden.<br />

Alle Werte beziehen sich auf über Normal<br />

Null.<br />

Ökologie<br />

Die Marschlandschaft mit ihren zahlreichen<br />

Gräben, die sich lang gestreckt, als flache<br />

Kleingewässer zwischen Grünland- und<br />

Ackerbeeten befinden, stellt eine naturräumliche<br />

Besonderheit dar. Bezüglich des<br />

Baugrunds ist zu beachten, dass weite Teile<br />

des Untersuchungsgebiets zu den tiefstgelegenen<br />

Bereichen auf der Elbinsel zählen.<br />

Der anstehende Boden ist durch Bodenbildungsprozesse<br />

der Elbe geprägt. Er weist<br />

setzungsempfindliche Schichten auf, die in<br />

ihrer Mächtigkeit auf engem Raum stark<br />

variieren. Verbunden mit der tiefen Lage des<br />

Gebietes ist das dicht unter der Oberfläche<br />

anstehende Grundwasser zu berücksichtigen,<br />

das witterungsbedingt sogar an die Oberfläche<br />

treten kann.<br />

Das Plangebiet ist als 700 Jahre alte Kulturlandschaft<br />

durch ein Gewässersystem<br />

aus Beetgräben, Hauptgräben und Wettern<br />

geprägt, das zu seiner Ent- und Bewässerung<br />

dient. Der Wasserstand wird dabei künstlich<br />

über Wehre und Siele geregelt. Insbesondere<br />

im Bereich Kirchdorf Mitte sind große<br />

Teile der vorhandenen Grünlandflächen als<br />

gesetzlich geschützte Biotope nach § 28<br />

HmbNatSchG ausgewiesen. Der Umgang mit<br />

diesen besonderen Elementen der Landschaft<br />

erfordert spezielle Ansätze.<br />

Darüber hinaus stellen nahezu alle Flächen<br />

im Gebiet für eine hohe Zahl von besonders<br />

oder streng geschützten Pflanzen- und<br />

Tierarten einen Lebensraum dar. Beispielhaft<br />

sind bei den Vögeln die <strong>Wiesen</strong>brüter, wie<br />

Kiebitz, Bekassine oder Rotschenkel, bei<br />

den Amphibien der Moorfrosch oder bei den<br />

Schmetterlingen der Mauerfuchs.<br />

Eine Reihe von Arten sind den Natura 2000<br />

– Richtlinien sowie den Bestimmungen von<br />

§42 f. BNatSchG unterstellt. Im Hinblick auf<br />

den Artenschutz sind auch Lebensraumvernetzungen<br />

zu angrenzenden Schutzgebieten<br />

von besonderer Bedeutung.<br />

Gewässersystem<br />

13


Kiebitz Mauerfuchs Moorfrosch<br />

Bodenaufbau<br />

Die Geländehöhe in Kirchdorf Mitte liegt mit<br />

0,3 m bis 0,5 m etwas unter der Höhe des<br />

Mittelwasserstands der Elbe und bildet innerhalb<br />

der Elbinsel Wilhelmsburg den tiefstgelegenen<br />

Bereich. Entlang der Autobahn<br />

wurde ein etwa 50 m breiter Streifen auf ca.<br />

1,5 m bis 1,7 m aufgehöht, die Autobahn liegt<br />

bei 2,0 m bis 2,2 m. Im Norden steigt das<br />

Gelände zum Jenerseitedeich bis 3,5 m an.<br />

Der Siedenfelder Weg hat eine Höhenlage<br />

von 1,2 m. Ohne Deich und aktive Entwässerung<br />

wären große Teile beider Gebiete<br />

entweder dauerhaft wasserüberstaut und<br />

vermoort oder über Prielverbindungen zur<br />

Elbe von der Tide beeinflusst. Der Tidenhub<br />

der benachbarten Elbe beträgt derzeit 3,6 m.<br />

Die Tide schwankt durchschnittlich zwischen<br />

–1,5 m und +2,1 m. Der Mittelwasserstand liegt<br />

bei etwa 0,5 m.<br />

Der Bodenaufbau ist durch nacheiszeitliche<br />

Sedimentations-, Erosions- und Bodenbildungsprozesse<br />

der Elbe geprägt. Aufgrund<br />

der zurückliegenden, regelmäßigen Verlagerung<br />

des Flussbetts können die Bodenverhältnisse<br />

kleinflächig stark wechseln.<br />

Vor allem in Kirchdorf Mitte existieren noch<br />

14<br />

relativ naturnahe, grundwasserbeeinflusste<br />

Böden.<br />

Erschließung<br />

Von der <strong>Kirchdorfer</strong> Straße wird das Gebiet<br />

über die Ost-West-Verbindungen Obergeorgswerder<br />

Deich, Jenerseitedeich und<br />

Sieden felder Weg erschlossen. Die kleinen<br />

Stichstraßen der vorhandenen Bebauung<br />

sind für eine zusätzliche Erschließung neuer<br />

Gebiete meist ungeeignet, die Straße Bei der<br />

Schmiede ist ausbaufähig.<br />

Emissionen<br />

Emissionsquellen sind Industrie- und Hafengebiete<br />

im Westen und Norden sowie die Autobahn<br />

im Osten. Laut Luftbelastungskarte wird<br />

das Gebiet als mäßig bis belastet eingestuft.<br />

Das Untersuchungsgebiet liegt im Einflussbereich<br />

von Lärmemissionen des Straßenverkehrs<br />

sowie des mittelbar östlich und nördlich<br />

angrenzenden Hafengebiets. Es ist zusätzlich<br />

von der westlich verlaufenden Trasse der<br />

Deutschen Bundesbahn vorbelastet. Die Lärmbelastung<br />

wird ganz entscheidend von den<br />

BAB A1 und A255 verursacht. Bei einer Hö-<br />

henlage der Fahrbahn von bis zu 9 m erstreckt<br />

sich die Schallbelastung über das gesamte<br />

Gebiet. Die Nord-Süd verlaufende BAB A1 ist<br />

zwischen dem Autobahndreieck <strong>Hamburg</strong>-<br />

Süd und der Landesgrenze zu Niedersachsen<br />

sechsstreifig. Ein achtstreifiger Ausbau ist<br />

unter „weiterem Bedarf“ im Bundesverkehrswegeplan<br />

aufgeführt. Lärmschutzeinrichtungen<br />

sind bisher nicht vorhanden.<br />

Im Rahmen der Deichrückverlegung Kreetsander<br />

Hauptdeich sollen ca. 835.000 m3 teilweise schadstoffbelastete Böden aus einem<br />

ehemaligen Spülfeld entnommen werden. Die<br />

FHH sieht vor, einen Teil dieser Bodenmassen<br />

für die Errichtung eines ca. 10 m hohen<br />

Lärmschutzwalls entlang der BAB A1 zwischen<br />

der Raststätte Stillhorn und der Straße<br />

Jenerseitedeich (Autobahndreieck HH-Süd)<br />

zu nutzen. Die Nutzbarkeit und Qualität ist in<br />

einem Lärmschutz- und Baugrundgutachten<br />

dargestellt.<br />

Für eine Neufestsetzung von Baugebieten mit<br />

allgemein zulässiger Wohnnutzung sollen zum<br />

jetzigen Zeitpunkt die baugebietstypischen<br />

Immissions richtwerte für den Tag eingehalten<br />

und die Immissionswerte in der Nacht<br />

54 dB (A) nicht übersteigen.


Otto-Brenner-Straße<br />

Kirchdorf-Süd<br />

<strong>Kirchdorfer</strong> Straße<br />

Wilhelmsburger Dove-Elbe<br />

Im Bullert<br />

Jenerseite Deich<br />

Siedenfelder Weg<br />

BAB A1<br />

15


AUfGABENSTELLUNG<br />

Entwicklung innovativer Konzepte<br />

für das Wohnen mit der Landschaft<br />

der Umgang mit den gegebenen, sich<br />

sehr gegensätzlich darstellenden<br />

Rah men bedingungen, wie dem<br />

natur schutzfachlich hochwertigen feuchten<br />

Naturraum, dem Schutzbedürfnis vor den<br />

Lärmemissionen, die insbesondere von der<br />

Autobahn ausgehen, und den Anforderungen<br />

an ein familiengerechtes und kostengünstiges<br />

Wohnen bedürfen einer besonderen<br />

Aufmerksamkeit und innovativer Planungsansätze.<br />

Um einschätzen zu können, ob und<br />

wie eine derartig komplexe Bauaufgabe<br />

auf dieser sensiblen Fläche unter ökologischen<br />

und ökonomischen Gesichtspunkten<br />

realisiert werden kann, wurden Fachplaner,<br />

Behördenmitarbeiter und Mitglieder aus<br />

Vereinen und Organisationen eingeladen, um<br />

sich in einem interaktiven Prozess diskursiv<br />

mit diesen Themen zu befassen.<br />

Der fachlich konzeptionelle Input in diesem<br />

Prozess wurde im Wesentlichen von vier<br />

Planerteams, bestehend aus Architekten,<br />

Stadtplanern und Landschaftsarchitekten,<br />

geleistet. Sie erarbeiteten nach einem ersten<br />

interaktiven Workshop grundsätzliche Lösungsansätze<br />

und städtebauliche Konzeptideen.<br />

Diese bildeten dann die Grundlage für<br />

die darauf aufbauende Machbarkeitsprüfung.<br />

16<br />

Für das „Experiment Wohnen“ bedarf es<br />

neuer Zielbilder wie sie dem Memorandum<br />

zur Internationalen Bausausstellung zu<br />

entnehmen sind:<br />

Neue Arten von Wohnquartieren können dann<br />

entstehen, wenn die unterschiedlichen Stile<br />

künftigen Lebens in der städtebaulichen Organisation<br />

und der architektonischen Gestaltung<br />

berücksichtigt werden. Gesellschaftliche<br />

Veränderungen und Ausdifferenzierungen<br />

können Anlass für eine „andere“ Architektur<br />

sein. Wie die aussehen kann, welche anderen<br />

und neuen Raum- und Gebrauchsqualitäten<br />

damit verbunden sein könnten und in welcher<br />

Art und Weise sie den Raum für neue urbane<br />

Lebensentwürfe gestaltet, wurde auf der<br />

Fläche der <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> ausgelotet. Es<br />

sollte untersucht werden, inwieweit sich für<br />

den Erhalt qualitätsvoller Stadträume, die<br />

innerstädtische Peripherie in Kirchdorf Mitte/<br />

Nord organisieren und gestalten lässt. Dabei<br />

sollte auch die Frage, mit welchem Naturverständnis<br />

beispielsweise Kinder in der Stadt<br />

groß werden, besonders herausfordernd<br />

für den konzeptionellen Umgang mit der<br />

angrenzenden Landschaft und den einbezogenen<br />

Freiräumen bei der Entwicklung neuer<br />

Wohnangebote sein.<br />

Mit einer Arrondierung der Siedlungsflächen<br />

am östlichen Stadtrand sollte geprüft werden,<br />

inwieweit eine Verknüpfung der Elbinsel<br />

mit dem Landschaftsraum im Wilhelmsburger<br />

Osten jenseits der BAB A1 möglich ist.<br />

Als erstes wurden die Planungsvorgaben<br />

und Rahmenbedingungen, die sich aus den<br />

einzelnen Fachdisziplinen ergeben, durch die<br />

einzelnen Fachgutachter konkretisiert. Darüber<br />

hinaus wurde im Kreis aller Teilnehmer<br />

analysiert, wie ein mit der Natur verbundenes,<br />

ökologisch bewusstes Wohnen mit der<br />

Landschaft aussehen könnte.<br />

Es erfolgte die Erarbeitung der daraus<br />

entstehenden Anforderungen an die<br />

Planung und die Klärung, in wie weit diese<br />

Anforderungen unter den gegenwärtigen<br />

naturschutzfachlichen Rahmenbedingungen<br />

umsetzbar seien. Zu prüfen war, ob besondere<br />

Formen des landschaftsbezogenen<br />

Wohnens in der Stadt in Kirchdorf Mitte/Nord<br />

zum Ausstellungsgegenstand werden könnten.<br />

Neue Wohnformen in der Landschaft<br />

können das bereits vielfältige Angebot auf<br />

eigene Art ergänzen und neue Bewohnerschaften<br />

für Wilhelmsburg interessieren. Mit<br />

den gewonnenen Erkenntnissen sollten die<br />

Planerteams Entwürfe erarbeiten, die neue


AUfGABENSTELLUNG<br />

Bau-, Gestaltungs- sowie Organisations- und<br />

Partizipationsmodelle entstehen lassen. In<br />

diesem Zusammenhang sollte auch eine Nutzerstruktur<br />

vorgeschlagen und eine Architektur<br />

entwickelt werden, die sich nachhaltig<br />

und innovativ zu einem Vorzeigeprojekt<br />

auf der Elbinsel im Zuge der <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong><br />

2013 entwickeln kann. Die Arbeiten sollten<br />

sowohl eine energiebewusste Bauweise als<br />

auch das Schützen bestimmter Grünbereiche<br />

beinhalten. Zudem waren Angaben zu nachhaltigen<br />

Maßnahmen wie beispielsweise eine<br />

regenerative Stromerzeugung, Freihaltung<br />

der innerstädtischen Wasserläufe, Fassadenbegrünung<br />

etc. gewünscht. Die Aufgabe der<br />

Fachplaner war die Prüfung der Planungsvarianten<br />

auf deren Realisierbarkeit (Kosten, Zeit,<br />

generelle Machbarkeit). Für jedes Themenfeld<br />

wurde ein Zeit- und Maßnahmenplan unter<br />

Zugrundelage der Planungsvarianten erstellt<br />

sowie Empfehlungen für das weitere Vorgehen<br />

gemacht.<br />

Die Entwürfe sollten folgende Angaben enthalten:<br />

• Zielgruppen/Nutzerstruktur<br />

• Art der Bebauung und Wohneinheiten<br />

• Qualität Grün (gestalterisch und ökologisch)<br />

• Vernetzung mit Landschaft (Wegekonzept<br />

für Naherholung, ökologische Vernetzung)<br />

• Flächenbilanz (Plangebiet/Wohnbauflächen<br />

(BGF, WF)/ Verkehrsfläche/ Gemeinbedarfs<br />

fläche/öffentliche und private<br />

Grünflächen/Flächen für die Wasserwirtschaft,<br />

den Immissionsschutz und sonstige<br />

Flächen) in absoluter Größe und Prozentanteil.<br />

Zur Zukunft der <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> hatte<br />

es bereits in verschiedenen Planverfahren<br />

vielfältige fachliche und auch emotional<br />

begründete Auseinandersetzungen zwischen<br />

den Planungsbeteiligten gegeben. Diese zum<br />

Teil seit vielen Jahren bestehenden Differenzen<br />

waren der Grund dafür, im Rahmen der<br />

<strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> die Machbarkeitsuntersuchung<br />

nicht über ein herkömmliches städtebauliches<br />

Verfahren zu steuern. Vielmehr wurde seitens<br />

der <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> vorgesehen, ein Verfahren<br />

mit mediativen Elementen bzw. Instrumenten<br />

durchzuführen. Ohne eine tatsächliche<br />

Mediation anzustreben, sollte so dennoch ein<br />

ergebnisoffener Prozess in Gang gesetzt werden,<br />

der durch einen kooperativen Austausch<br />

aller Betroffenen und Beteiligten gemeinsame<br />

Lösungen möglich machen sollte.<br />

Standortfaktoren<br />

im Überblick<br />

Potenziale und Chancen für eine<br />

städtebauliche Entwicklung<br />

• Städtebauliches Leitprojekt<br />

<strong>Hamburg</strong>s<br />

• innenstadtnah/Nähe Stadtteilzentrum<br />

• unbebaut/verfügbar<br />

• gute Erschließung<br />

• vorhandene Infrastruktur<br />

• Nähe Naturraum<br />

• integrierte Lage/kein Trabant<br />

• Lärmschutz für Bestand<br />

• fördert städtebauliche Mischung<br />

• fördert soziale Mischung<br />

• gibt Anschub für sonstige<br />

Nutzungen<br />

• etc.<br />

Potenziale und Chancen für eine<br />

naturbelassene Entwicklung<br />

• Gesetzlich geschützte Biotope<br />

• Biotopverbund<br />

• streng und besonders geschützte<br />

Arten<br />

• <strong>Wiesen</strong>vögel<br />

• diverser Florabestand<br />

• kaum Ausgleichsflächen im Umfeld<br />

• hochwertige Freizeit­/ Erholungsflächen<br />

• etc.<br />

17


VERfAHREN<br />

Abwägungsprozess – Die Fachplaner im Dialog<br />

die Machbarkeitsuntersuchung in einem partizipativen Verfahren<br />

Ziel war es, mit diesem Vorgehen die<br />

Interessen und Bedürfnisse der<br />

Beteiligten für die Entwicklung der<br />

<strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> herauszuarbeiten, um<br />

auf dieser Basis zu einem Planungsergebnis<br />

zu kommen, dessen Entstehung für alle nachzuvollziehen<br />

ist und das möglichst von allen<br />

Beteiligten mitgetragen wird. Dazu wurde<br />

im Verlauf des Verfahrens immer wieder die<br />

Rückkopplung mit dem gesucht, was von den<br />

Teilnehmern für die Zukunft des Gebiets am<br />

Anfang und im Verlauf des Verfahrens als<br />

wichtig definiert wurde. Ein wesentliches Ziel<br />

der Workshops war, die Teilnehmer wieder in<br />

die Lage zu versetzen, sich gegenseitig zuzuhören,<br />

wahrzunehmen, was dem anderen<br />

jeweils wichtig ist und sie letztlich zu einem<br />

gemeinsamen Arbeiten zu motivieren. Dazu<br />

war es zunächst notwendig sicherzustellen,<br />

dass alle Beteiligten über den gleichen Informationsstand<br />

verfügten. In einem zweiten<br />

Schritt wurde ein gegenseitiges Verstehen<br />

dadurch gefördert, dass jeweils Transparenz<br />

darüber hergestellt wurde, was wer wie<br />

verstanden hatte.<br />

18<br />

Insgesamt fand eine Kommunikation statt,<br />

welche die jeweiligen Anliegen der Beteiligten<br />

in den Mittelpunkt stellte. Die Workshops<br />

ermöglichten so einen konstruktiven Austausch<br />

über die unterschiedlichen Sichtweisen<br />

und Wahrnehmungen der Beteiligten. Es<br />

wurden zum einen zentrale Interessen und<br />

Bedürfnisse zu den einzelnen Themen und<br />

Aspekten herausgearbeitet. Zum anderen<br />

konnten die vorhandenen Ressourcen aller<br />

Beteiligten zur konstruktiven Bearbeitung<br />

der Themen genutzt und kreative Impulse für<br />

Perspektivenwechsel und für neue Lösungsräume<br />

gegeben werden. Zur Strukturierung<br />

und Leitung dieses Prozesses wurde ein<br />

neutraler Moderator hinzugezogen.<br />

In den Workshops und einer zusätzlichen Arbeitsgruppe<br />

wurde mit Hilfe der mediativen<br />

Elemente bzw. Instrumente ermöglicht, dass<br />

die hinter den Positionen („Ich will das und<br />

das“) liegenden Interessen und Bedürfnisse<br />

(„Warum ist mir etwas wichtig?“) jedes<br />

Einzelnen geklärt und ins weitere Verfahren<br />

eingespielt werden konnten.<br />

Insgesamt wurden sowohl die vorhandenen<br />

Bedenken zu dem zu untersuchenden städtebaulichen<br />

Projekt wie auch die Ressourcen<br />

an Wissen und Erkenntnissen bezüglich<br />

des vorhandenen Zustands von Natur und<br />

Landschaft in einem konstruktiven und auf<br />

Kooperation angelegten Dialog zusammengetragen.<br />

Letztlich entstand daraus eine<br />

für alle Beteiligten nachvollziehbare und<br />

akzeptable Entscheidung für die Zukunft der<br />

<strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong>.<br />

Für die Teilnehmer eröffneten sich im Verlauf<br />

des Verfahrens neue Perspektiven sowohl<br />

in inhaltlich-sachlicher Hinsicht als auch im<br />

Umgang miteinander. Die mediative Vorgehensweise<br />

hat für viele neue Blickwinkel,<br />

Betrachtungen und Beziehungen gebracht.<br />

So bieten alle Ergebnisse des Prozesses eine<br />

gute Basis für weitere Verfahren.


VERfAHREN<br />

Ablaufplan<br />

Betreuung, Organisation und Durchführung durch Büro Claussen-Seggelke und Seebauer, Wefers und Partner GbR<br />

Verbände<br />

Verbände<br />

BUND, Wasserv. etc.<br />

Institutionen<br />

Institutionen<br />

Beirat, Vereine etc.<br />

Politik Politik<br />

Fraktionen, Ortsaussch.<br />

Betreuung, Organisation und Durchführung durch Büro Claussen-Seggelke und Seebauer, Wefers und Partner GbR<br />

BUND, Wasserv. etc.<br />

Beirat, Vereine etc.<br />

Fraktionen, Ortsaussch.<br />

S/A+LA<br />

Team 1<br />

WORKSHOP WORKSHOP I I<br />

MODERATOR MODERATOR<br />

S/A+LA<br />

S/A+LA<br />

S/A+LA<br />

S/A+LA<br />

S/A+LA<br />

S/A+LA<br />

Team Team 12<br />

Team Team 2 3 Team Team 34<br />

Einführung Einführung<br />

Konzeptentwicklung<br />

WORKSHOP WORKSHOP II II<br />

MODERATOR MODERATOR<br />

Teilnehmer Teilnehmer<br />

S/A+LA S/A+LA<br />

S/A+LA<br />

S/A+LA<br />

siehe oben<br />

S/A+LA<br />

siehe oben<br />

Team 1 Team 12<br />

Team 2 3 Team 34<br />

Team 4<br />

Städtebauliche Städtebauliche Konzepte Konzepte<br />

Überarbeitung<br />

Prüfung<br />

WORKSHOP WORKSHOP III III<br />

MODERATOR MODERATOR<br />

Planerteams Planerteams Fachgutachter Fachgutachter<br />

27./28.03.2007<br />

Bewertung Bewertung der Machbarkeit der Machbarkeit<br />

Behörden<br />

Behörden<br />

BSU, Bezirksämter etc.<br />

S/A+LA<br />

BSU, Bezirksämter etc.<br />

Team 4 Fachgutachter Fachgutachter<br />

Ökologie, Boden etc.<br />

25.04.2007<br />

13.07.2007<br />

<strong>IBA</strong><br />

Planerteams Planerteams<br />

Fachgutachter Fachgutachter<br />

20.11.2007<br />

30.01.2008<br />

29.04.2008<br />

Teilnehmer Teilnehmer<br />

siehe oben siehe oben<br />

Fachgutachter Fachgutachter<br />

Ökologie, Ornithologie<br />

Ökologie, Ornithologie<br />

Verbände Verbände<br />

AUFTAKT AUFTAKT<br />

Experten Experten<br />

<strong>IBA</strong><br />

Behörden<br />

<strong>IBA</strong><br />

Behörden<br />

BUND, Wasserv. etc.<br />

BSU, Bezirksämter etc.<br />

BUND, Wasserv. etc.<br />

BSU, Bezirksämter etc.<br />

Naturschutzfachliches Naturschutzfachliches Entwicklungskonzept<br />

Entwicklungskonzept<br />

Konzeptentwicklung<br />

<strong>IBA</strong><br />

<strong>IBA</strong><br />

Fachgutachter<br />

Fachgutachter<br />

ARBEITSGRUPPE<br />

ARBEITSGRUPPE<br />

Ökologie, Ornithologie<br />

Ökologie, Ornithologie<br />

MODERATOR<br />

MODERATOR<br />

Behörden<br />

Behörden<br />

Verbände<br />

Verbände<br />

BSU, Bezirksämter etc.<br />

BUND, Wasserv. etc.<br />

BUND, Wasserv. etc.<br />

Experten<br />

Experten<br />

Planer<br />

Planer<br />

Naturschutzfachliches Entwicklungskonzept<br />

Naturschutzfachliches Entwicklungskonzept<br />

Zusammenführung<br />

Konzeptentwicklung<br />

Überarbeitung<br />

Prüfung<br />

27./28.03.2007<br />

25.04.2007<br />

13.07.2007<br />

20.11.2007<br />

30.01.2008<br />

29.04.2008<br />

<strong>IBA</strong><br />

Ökologie, Boden etc.<br />

BSU, Bezirksämter etc.<br />

Fachgutachter<br />

Fachgutachter Ökologie, Boden etc.<br />

Ökologie, Boden etc.<br />

Verbände<br />

Verbände BUND, Wasserv. etc.<br />

BUND, Wasserv. etc.<br />

NATURSCHUTZF.<br />

STÄDTEBAUL.<br />

NATURSCHUTZF.<br />

STÄDTEBAUL.<br />

ENTW.KONZEPT<br />

KONZEPTE<br />

ENTW.KONZEPT<br />

KONZEPTE<br />

WORKSHOP IV<br />

WORKSHOP IV<br />

MODERATOR<br />

MODERATOR<br />

<strong>IBA</strong><br />

<strong>IBA</strong><br />

Experten<br />

Experten<br />

Institutionen<br />

InstitutionenBeirat,<br />

Vereine etc.<br />

Beirat, Vereine etc.<br />

Politik<br />

Politik<br />

Fraktionen, Ortsaussch.<br />

Fraktionen, Ortsaussch.<br />

Stellungnahmen<br />

Stellungnahmen<br />

<strong>IBA</strong>-Entscheidung<br />

<strong>IBA</strong>-Entscheidung<br />

Behörden<br />

Behörden BSU, Bezirksämter etc.<br />

BSU, Bezirksämter etc.<br />

Planer<br />

Planer<br />

Konzeptentwicklung<br />

Zusammenführung<br />

19


VERfAHREN<br />

Vier Workshops und zwei Arbeitsgruppensitzungen<br />

Ablauf des partizipativen Verfahrens<br />

die Machbarkeitsuntersuchung „Wohnen<br />

mit der Landschaft“ erstreckte<br />

sich über mehr als ein Jahr und<br />

umfasste vier Workshops und eine Arbeitsgruppe<br />

mit Auftaktveranstaltung. Zur Vorbereitung<br />

des ersten Workshops skizzierten die<br />

Fachgutachter aus den Bereichen Gründung,<br />

Erdbau/Hydraulik, Verkehr/ Erschließung,<br />

Lärm, Baulogistik und Ökologie ihre Erfahrungen<br />

in den für die Machbarkeitsuntersuchung<br />

relevanten Themenbereichen und<br />

machten sich mit dem Gebiet vertraut.<br />

27./28. März 2007 – 1. WORkSHOP<br />

Der erste zweitägige Workshop ermöglichte<br />

es, eine umfassende Transparenz über die<br />

jeweiligen Sichtweisen und Interessen der<br />

einzelnen Beteiligten zu schaffen und ließ<br />

Raum für Gespräche und eine Lösungssuche<br />

in kleineren Arbeitsformen. Bereits im<br />

Rahmen der Vorstellungsrunde wurden die<br />

Teilnehmer zu einem gemeinsamen Gespräch<br />

aufgefordert. Auf diese Art und Weise kamen<br />

die Teilnehmer zu einem ersten gedanklichen<br />

Austausch und gemeinsamen Diskurs. Durch<br />

einen Mix aus Impulsreferaten und interaktiven<br />

Phasen im Plenum mit allen Beteiligten<br />

und in parallel stattfindenden Arbeitsgruppen<br />

20<br />

konnten die vielfältigen Interessen und Bedürfnisse<br />

der einzelnen Beteiligten zu den unterschiedlichen<br />

Themen geklärt, besprochen<br />

und zielgerichtet in den weiteren Verlauf der<br />

Entscheidungsfindung eingespeist werden.<br />

An diesem ersten zweitägigen Workshop<br />

nahmen rund 60 Personen teil. Das Plenum<br />

erhielt durch drei Referenten einen Überblick<br />

über internationale Vergleichsprojekte sowie<br />

durch eine gemeinsame Ortsbegehung und<br />

die beauftragten Gutachter umfangreiche<br />

Informationen zum Untersuchungsgebiet.<br />

Das moderierte Verfahren war geprägt durch<br />

ausreichende Zeit für interaktive Phasen, in<br />

denen jeder zu Wort kam und in denen die<br />

unterschiedlichen Interessen und Bedürfnisse<br />

deutlich wurden. Hierbei wurden inhaltlich<br />

sehr kontroverse Diskussionen geführt.<br />

Die zentrale Fragestellung lautete: „Was ist<br />

Ihnen wichtig für die Zukunft der <strong>Kirchdorfer</strong><br />

<strong>Wiesen</strong>?“ Das Meinungsspektrum reichte von<br />

einer sehr ablehnenden Haltung gegenüber<br />

einer Bebauung zugunsten des Erhalts des<br />

Naturraums bis hin zu dem Wunsch nach<br />

Bebauung mit familiengerechtem Wohnraum,<br />

um im Stadtteil Wilhelmsburg zu einer stärkeren<br />

Durchmischung der Bevölkerungsstruktur<br />

zu gelangen. Ihre jeweiligen Antworten haben<br />

die Teilnehmer zunächst auf Pinnwandkarten<br />

geschrieben und dann in kleineren<br />

Gesprächsrunden mit anderen Beteiligten<br />

diskutiert, bevor sie dem gesamten Plenum<br />

vorgestellt wurden. Die Sortierung der Antworten<br />

zeigte deutlich auf, in welcher Bandbreite<br />

die Zukunft der <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong><br />

gesehen wird. Die unterschiedlich zusammengesetzten<br />

Arbeitsrunden haben die Fragestellung<br />

sehr differenziert betrachtet (z.B.<br />

Bebauung im Bullert ja, auf den Feuchtwiesen<br />

nein oder Bebauung ja, aber mit möglichst<br />

wenig Zerstörung des Naturraums), ohne<br />

dabei eine vollständig ablehnende Haltung<br />

einzunehmen.<br />

Eine grundlegende Ablehnung wurde<br />

zum Ende des ersten Tages durch die drei<br />

Vertreter der Naturschutzverbände (BUND,<br />

NABU, Arbeitsgemeinschaft § 29 <strong>Hamburg</strong>)<br />

formuliert. Für sie stand eine Bebauung<br />

der <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> auf keinen Fall zur<br />

Disposition. Da ein solches Vorhaben mit<br />

ihrer Auffassung nicht vereinbar war, zogen<br />

sie sich aus dem Verfahren zurück. Im ersten<br />

und zweiten Workshops wurden die Belange<br />

des Naturschutzes über die behördlichen Institutionen<br />

sowie die beauftragten Gutachter<br />

wahrgenommen.


Im ersten Workshop fokussierten sich die<br />

Teilnehmer nach einer intensiven Auseinandersetzung<br />

in Arbeitsgruppen auf die<br />

Fragestellung „Wie könnte ein WIE (eine<br />

Bebauung) aussehen, um zu einem OB zu<br />

kommen?“. Die vier Planerteams waren<br />

daraufhin aufgefordert, mit den gewonnenen<br />

Erkenntnissen und den durch die Fachgutachter<br />

detailliert formulierten Planungsvorgaben,<br />

städtebauliche Entwürfe zu entwickeln.<br />

Dabei war der Schutz von wertvollen<br />

Landschaftsteilen und Naturelementen<br />

ebenso zu berücksichtigen wie Konzepte<br />

zum innovativen Wohnen mit der Landschaft<br />

in energiebewusster Bauweise. Der erste<br />

Workshop endete mit einer Reflexion der<br />

Teilnehmer, die durch überwiegend zufriedene<br />

Meinungsäußerungen zum Verfahren und<br />

durch gespannte Erwartungen zum weiteren<br />

Verfahren geprägt war.<br />

25. April 2007 – 2. WORkSHOP<br />

Am zweiten Workshop nahmen ebenfalls<br />

rund 60 Personen teil. Zunächst stellten die<br />

Planerteams ihre Entwürfe vor, die sie in<br />

den vorhergehenden vier Wochen erarbeitet<br />

hatten. In den Arbeiten waren innovative<br />

Lösungsansätze sowohl für die städtebauli-<br />

che Entwicklung des Gebiets als auch für den<br />

Umgang mit der Natur dargestellt. In allen<br />

vier Entwürfen wurde eine Arrondierung der<br />

vorhandenen Bebauung im Westen vorgenommen,<br />

die Bebauung im Bullert verdichtet<br />

und ein Konzept für den Erhalt der grünen<br />

Mitte vorgeschlagen. Es gab Ideen in Hinblick<br />

auf die Bewohnerstruktur und -beteiligung<br />

sowie die Art des neuen Wohnens mit der<br />

Natur. Alle Konzepte beinhalteten zudem<br />

eine bauliche Entwicklung entlang des neuen<br />

Lärmschutzwalls.<br />

Nachdem die wesentlichen inhaltlichen Themen<br />

im Plenum diskutiert wurden, ging es<br />

darum, die vorgeschlagenen Lösungsansätze<br />

von den Teilnehmern bewerten zu lassen.<br />

Dazu teilte sich das Plenum in Arbeitsgruppen<br />

auf, die rotierend alle vier Entwürfe<br />

diskutierten, so dass jeder Teilnehmer in der<br />

Lage war, zu jedem Planungsvorschlag seine<br />

persönliche Meinung zu äußern.<br />

Die Planerteams konnten in diesem Verfahren<br />

gut reflektieren, wie die unterschiedlichen<br />

Teilnehmer das jeweilige Konzept<br />

einschätzten. Die einzelnen Inhalte der<br />

Entwürfe wurden nach folgenden Kategorien<br />

bewertet: „Gefällt mir gut. Deckt das ab, was<br />

mir wichtig ist“; „Interessant – indifferent.<br />

Kann ich so noch nicht entscheiden. Dazu<br />

habe ich noch Fragen“ und „Gefällt mir nicht.<br />

Steht gegen das, was mir wichtig ist.“ Bei<br />

allen Entwürfen war ein starker Eingriff in<br />

die vorhandene Kulturlandschaft, aber auch<br />

eine Aufwertung der verbleibenden Flächen<br />

vorgesehen. Als positiv empfunden wurden<br />

unter anderem die klare Definition von<br />

Baufeldern und der Erhalt der großen grünen<br />

Mitte. Infrage gestellt wurden beispielsweise<br />

die Biogasanlage, die zu geringe Verdichtung<br />

im Bullert, aber auch gleichzeitig die großflächige<br />

Veränderung und die Vorschläge<br />

hinsichtlich der speziellen Bewohnerstruktur.<br />

Negativ bewertet wurden insbesondere die<br />

Vertreibung der <strong>Wiesen</strong>vögel, die Wohnbebauung<br />

entlang des Lärmschutzwalls und<br />

die aufwändige Erschließung für ein Wohnen<br />

an der Autobahn. Die Planerteams hatten<br />

im Anschluss daran weitere fünf Wochen<br />

Zeit, um die gewonnenen Erkenntnisse aus<br />

dem Workshop in ihre Arbeiten einfließen zu<br />

lassen. Danach waren die Fachgutachter aufgefordert,<br />

kurze Statements zu den Entwürfen<br />

abzugeben, um entscheiden zu können,<br />

welche Entwürfe bzw. welche Teilbereiche<br />

auf Machbarkeit geprüft werden sollten.<br />

Die ausführliche Begutachtung und Mach-<br />

21


VERfAHREN<br />

barkeitsprüfung erfolgte bis Anfang Juli. Im<br />

Verlauf des zweiten Workshops erschien ein<br />

Vertreter aus der Arbeitsgemeinschaft § 29<br />

<strong>Hamburg</strong> und verteilte eine Stellungnahme<br />

(siehe Abbildung).<br />

22<br />

13. juli 2007 – 3. WORkSHOP<br />

Auch am dritten Workshop nahmen rund 60<br />

Personen teil. Nach einer kurzen Vorstellung<br />

der überarbeiteten Entwürfe durch<br />

die Planerteams präsentierten die Fachgutachter<br />

ihre Ergebnisse der Prüfung eines<br />

Gesamtentwurfs und von Teilbereichen aus<br />

den anderen Arbeiten. Eine Vertreterin der<br />

<strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> GmbH fasste im Anschluss<br />

daran die wesentlichen Antworten auf die zu<br />

Beginn des Verfahrens gestellten konzeptionellen<br />

und technischen Fragen zusammen:<br />

In allen Arbeiten wurde sensibel und flächenschonend<br />

mit den <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong><br />

umgegangen. Es sind eine Vielzahl an Maßnahmen<br />

für den Erhalt und die Wertsteigerung<br />

der Grünflächen entwickelt worden, die<br />

sehr positiv bewertet wurden. Zudem wurden<br />

viele Ansätze für neue Wohn- und Energiekon<br />

zepte gefunden. Die wichtigste Erkenntnis<br />

aus dem Prozess ist das Trennungsprinzip:<br />

Die Naturlandschaft kann nur erhalten<br />

bleiben, wenn sich die Bebauung klar von ihr<br />

abgrenzt.<br />

Die Machbarkeitsuntersuchung durch die<br />

Fachgutachter ergab, dass die Ansätze<br />

umsetzbar, die Kosten jedoch teilweise<br />

erheblich sind. Hier müsste genau untersucht<br />

werden, welche Möglichkeiten es für eine<br />

Reduzierung der Kosten gibt. Kritisch gesehen<br />

wurden die Bebauung in der Mitte des<br />

Plangebiets aufgrund der Beeinträchtigung<br />

der <strong>Wiesen</strong>vögel und eine Wohnbebauung<br />

entlang des Lärmschutzwalls wegen der<br />

Lärmproblematik. Eine Diskussion im Plenum<br />

schloss die Debatte bezogen auf die städtebaulichen<br />

Entwürfe zunächst ab.<br />

Im Verlauf des Verfahrens wurde deutlich,<br />

dass die vorhandene Kulturlandschaft eine<br />

sehr hohe ökologische Wertigkeit aufweist<br />

und stark gefährdet ist, sowohl mit als auch<br />

ohne Bebauung. So wurde herausgearbeitet,<br />

dass es insbesondere hinsichtlich der<br />

Bedeutung und des Erhalts der <strong>Wiesen</strong>vogelpopulationen<br />

im Bestand sowie der künftigen<br />

Entwicklung der Flächen viele offene Fragen<br />

gibt.<br />

Aus diesem Handlungsbedarf heraus hat die<br />

<strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> entschieden, ein Naturschutzfachliches<br />

Entwicklungskonzept unter Einbindung<br />

der städtebaulichen Entwürfe von Experten<br />

aus der Fachrichtung der Ornithologie<br />

und der Landschaftsplanung entwickeln zu<br />

lassen. Zum Abschluss hatten alle Beteiligten


noch einmal die Möglichkeit, ihre Wünsche<br />

für das weitere Verfahren zu äußern.<br />

Es wurden zwei Experten vom Institut für<br />

Vogelforschung und der Ingenieurgesellschaft<br />

entera hinzugezogen und mit der<br />

Aufgabe betraut. Die im Rahmen des ersten<br />

Workshops ausgezogenen Vertreter der<br />

Naturschutzverbände wurden seitens der <strong>IBA</strong><br />

<strong>Hamburg</strong> und der Fachbehörden der Freien<br />

und Hansestadt <strong>Hamburg</strong> gebeten, ob der<br />

neuen Entwicklung im Verfahren wieder teilzunehmen.<br />

Daraufhin nahmen diese an allen<br />

folgenden Sitzungen wieder teil.<br />

20. November 2007 – AUfTAkT<br />

In einer fachlichen Runde aus Sicht des Naturschutzes<br />

und der Landschaftsplanung mit<br />

rund 25 Personen wurden die zwei Experten<br />

über das bisherige Verfahren informiert und<br />

mit notwendigem Grundlagenmaterial ausgestattet.<br />

Die Aufgabenstellung für die Erstellung<br />

eines Naturschutzfachlichen Entwicklungskonzepts<br />

wurde präzisiert. Die Experten<br />

entwickelten innerhalb von drei Monaten ein<br />

Naturschutzfachliches Entwicklungskonzept.<br />

Während der Erarbeitung fanden Gespräche<br />

und Informationsaustausche mit Vertretern<br />

der zuständigen Fachdienststellen statt.<br />

30. januar 2008 - ARBEITSGRUPPE<br />

Die Experten stellten den Teilnehmern<br />

der Arbeitsgruppe mit rund 35 Personen<br />

ihre Ansätze zum Naturschutzfachlichen<br />

Entwicklungskonzept vor, bestehend aus drei<br />

Szenarien. Diese reichen von einer bestandsorientierten<br />

Entwicklung (Szenario 1) über<br />

eine ortsnahe Kohärenz mit Bebauung<br />

auf Teilen der <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> und des<br />

Bullerts (Szenario 2) bis zu einer regionalen<br />

Kohärenz, ebenfalls mit der in Szenario 2 genannten<br />

Bebauung (Szenario 3). Die einzelnen<br />

Szenarien wurden von den Experten in<br />

Relation zu den städtebaulichen Entwürfen<br />

geprüft und bewertet. Sie diskutierten dabei<br />

die Möglichkeit einer Übereinkunft zwischen<br />

den Entwicklungsabsichten in Richtung<br />

auf eine Bebauung und den Belangen des<br />

Naturschutzes. Die Experten bevorzugten<br />

das Szenario 3 – die regionale Kohärenz.<br />

Sie gingen dabei davon aus, dass durch<br />

die großräumige Sicherung von Flächen<br />

für den <strong>Wiesen</strong>vogelschutz langfristig eine<br />

Garantie für den Erhalt der <strong>Wiesen</strong>vogelpopulation<br />

dargestellt werden kann. Seitens<br />

der Teilnehmer wurden in drei parallelen<br />

Untergruppen die Fragen diskutiert „Welche<br />

wichtigen naturschutzfachlichen Ansprüche<br />

sind aus meiner Sicht bei den Szenarien<br />

berücksichtigt bzw. nicht berücksichtigt?“;<br />

„Welche Fragen zur Umsetzung habe ich<br />

bei dem Konzept?“ und „Welche Probleme<br />

sehe ich bei der Umsetzung?“. Im Verlauf<br />

der Präsentation der Ergebnisse und der<br />

anschließenden Diskussion wurde deutlich,<br />

wie unterschiedlich die einzelnen Teilnehmer<br />

die vorgestellten Szenarien beurteilten. Die<br />

Vertreter der Naturschutzverbände und der<br />

Abteilung für Natur- und Ressourcenschutz<br />

wurden abschließend aufgefordert, im vierten<br />

Workshop zu den vorgestellten Szenarien<br />

zusammenfassend Stellung zu nehmen.<br />

29. April 2008 – 4. WORkSHOP<br />

Im vierten Workshop wurde zunächst dem<br />

großen Plenum mit rund 45 Personen das<br />

Naturschutzfachliche Entwicklungskonzept<br />

vorgestellt und die neuen Erkenntnisse,<br />

insbesondere das Szenario 3 mit dem Vorschlag<br />

der regionalen Kohärenz, kontrovers<br />

diskutiert. Die <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> weisen<br />

einen sehr hohen ökologischen Wert, aber<br />

auch einen großen Handlungsbedarf auf.<br />

Sowohl die <strong>Wiesen</strong>vogelkolonie als auch die<br />

Biodiversität der Flächen können auch im<br />

Status quo, also ohne die Eingriffe durch<br />

23


eine eventuelle Bebauung, nicht als gesichert<br />

betrachtet werden.<br />

Die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> favorisiert das Szenario 3.<br />

Die Entwicklung vorbildlicher und exemplarisch<br />

übertragbarer Lösungsmöglichkeiten<br />

für den klassischen Konflikt zwischen Siedlungserweiterung<br />

und Naturschutz könnte<br />

auf dieser Fläche die Voraussetzung für ein<br />

<strong>IBA</strong>-Projekt sein. Diese kann nach Einschätzung<br />

der <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> mit den hochsensiblen<br />

und innovativen Bebauungskonzepten bei<br />

gleichzeitiger Sicherung und Aufwertung des<br />

weitaus größeren Teils der <strong>Wiesen</strong> erreicht<br />

werden. Eine regionale Kohärenz in den Vierund<br />

Marschlanden wurde aufgrund der dort<br />

bereits ausgewiesenen Ausgleichsflächen<br />

von einigen Teilnehmern kritisch gesehen.<br />

Für diese waren also die Argumente für das<br />

Szenario der regionalen Kohärenz nicht<br />

greifbar genug und die Lösung damit zu<br />

risikobehaftet.<br />

Die Vertreter der Naturschutzverbände und<br />

der Abteilung für Natur- und Ressourcenschutz<br />

wichen von ihrer anfänglich geäußerten<br />

Meinung nicht ab und bekräftigten in<br />

ihrer Stellungnahme, dass nur die Ideen des<br />

Szenario 1 für die künftige Entwicklung der<br />

24<br />

<strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> für sie in Frage kommt.<br />

Zu der Verfahrensart äußerten sich die<br />

Teilnehmer überwiegend positiv. Es hat viele<br />

Meinungsaustausche und Diskussionen<br />

gegeben, der Prozess war für viele, insbesondere<br />

im Umgang miteinander, sehr lehrreich.<br />

Die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> resümierte, dass infolge<br />

der Ergebnisse des geschilderten Prozesses<br />

das „Wohnen mit der Landschaft in Kirchdorf<br />

Mitte/Nord“ kein Projekt der <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong><br />

2013 wird. Aus Sicht der <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> hätte<br />

es durchaus Möglichkeiten einer Zusammenarbeit<br />

von Stadtentwicklung und Naturschutz<br />

geben können. Da die lokalen Naturschutzverbände<br />

diese Meinung jedoch nicht teilen,<br />

wird es im Rahmen der <strong>IBA</strong> keine Bebauung<br />

auf den <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> geben, auch<br />

wenn das Überleben der <strong>Wiesen</strong>vögel an<br />

diesem Standort, insbesondere nach der<br />

Einschätzung der Experten, längst nicht<br />

gesichert ist und es vieler Maßnahmen zum<br />

Erhalt und zur Stabilisierung der alten Kulturlandschaft<br />

bedarf. Die anschließende offene<br />

Diskussion machte deutlich, dass bei den<br />

Teilnehmern sowohl Erleichterung – weil die<br />

Kulturlandschaft in der bestehenden Form<br />

unangetastet bleibt – als auch Enttäuschung<br />

– weil so eine Chance für zwingend notwen-<br />

dige Veränderungen in diesem Stadtteil<br />

verstreichen würde – vorherrschte.<br />

Unterschriftenaktion<br />

Eine Bürgerinitiative hat zwischenzeitlich<br />

800 Unterschriften gegen eine Bebauung<br />

der <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> mit der Frage „Wollt<br />

ihr eine grüne Lunge oder Bebauung?“ gesammelt<br />

und diese dem Geschäftsführer der<br />

<strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> GmbH im Beisein der Presse<br />

übergeben.<br />

Inhalte<br />

Die vier Planerteams entwickelten städtebauliche<br />

Konzepte, welche die Grundlage<br />

für die Machbarkeitsprüfung bildeten. Alle<br />

Konzepte zeigen innovative Ideen und eine<br />

behutsame Entwicklung, da nur rund ein Drittel<br />

der Fläche bebaut wird und sich die Bebauungsstrukturen<br />

klar von den Grünflächen<br />

abgrenzen. Die Entwürfe enthalten zudem<br />

überzeugende Pflege- und Energiekonzepte.


Machbarkeits-<br />

untersuchung<br />

Vier Entwürfe


MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />

Entwurf Team 1<br />

HHS Planer + Architekten AG<br />

Manfred Hegger<br />

Jörg Seitz<br />

Andreas Schöner<br />

Andreas Wiege<br />

Günter Schleiff<br />

Hutterreimann Landschaftsarchitekten<br />

Barbara Hutter<br />

Martin Stokmann<br />

26


Team 1<br />

Auszug aus den Workshopprotokollen<br />

In der Arbeit von Team 1 wird die Grundidee<br />

des Federplans von Fritz Schumacher, auch<br />

für den Süden einen „grünen Finger“ vorzusehen,<br />

weiterverfolgt.<br />

Die Mittelachse wird freigehalten, um die<br />

Weite des Landschaftsraums erhalten zu<br />

können. Die Siedlungsränder sollen mit<br />

Landschafts-Wohntypologien verdichtet und<br />

gestärkt werden. Die Freiraumstruktur ist zurückhaltend,<br />

nur am Lärmschutzwall gibt es<br />

eine Parkanlage und eine Streuobstwiese als<br />

Erholungsbereich. Die vorhandenen Gräben<br />

werden vergrößert, um eine klare Abgrenzung<br />

zu den <strong>Wiesen</strong> zu schaffen und diese<br />

dadurch zu schützen. Ein Aussichtsturm wird<br />

südlich des Südenfelder Weges als <strong>IBA</strong>/igs-<br />

Projekt entwickelt.<br />

Die Gehöfte bilden „Inseln“, die über private<br />

Straßen erschlossen werden. Das Kompetenzzentrum<br />

Klimaschutz wird im Verschnitt<br />

mit dem Lärmschutzwall entwickelt, die<br />

Erschließungsstraße ist auf der Höhe des<br />

Walles. Für die Be- und Entwässerung ist<br />

ein Brauchwasser-Regenwasser-Konzept<br />

mit stufenweiser Reinigung und anschließender<br />

Einleitung in die Gräben entwickelt<br />

worden. Die „Landschaftsüberdachung“ wird<br />

in Glas-EFTE-Verbundbauweise ausgeführt.<br />

Die Gebäude erreichen Passivhausstandard<br />

mit einem Lüftungssystem, das zugleich<br />

eine hohe Schallschutzqualität aufweist.<br />

Die Energieversorgung erfolgt regenerativ,<br />

indem ein Erdregister vor Aufschüttung der<br />

Bebauungsflächen aufgelegt und die Häuser<br />

mit Wärmepumpen ausgestattet werden.<br />

Eine Trägergesellschaft, die für das gesamte<br />

Gebiet die Aufschüttungen mit Erdregistern<br />

organisiert und realisiert, soll gegründet<br />

werden. Die notwendige elektrische Energie<br />

wird bei hohem Luftdruck über PV-Flächen,<br />

bei niedrigem Luftdruck über Windenergieanlagen<br />

erzeugt.<br />

Für die Wohnbebauung sind drei Typologien<br />

entwickelt worden: 1. werden Höfe auf<br />

Warften im nördlichen Plangebiet mit kleinen<br />

Gärten entwickelt, 2. wird die vorhandene<br />

Bebauung im Westen mit Gutshöfen auf<br />

Warften verdichtet, die über Holzstege<br />

erschlossen werden und 3. werden zwei<br />

Stränge entlang der Autobahn als Deichrandbebauung<br />

entwickelt, die entlang einer<br />

transparenten Lärmschutzwand über zwei lineare<br />

Straßen erschlossen werden. Der neue<br />

Siedlungsraum an der Autobahn hat wie viele<br />

städtische Wohngebiete widersprüchliche<br />

Qualitäten:<br />

Er ist gut erschlossen, aber lärmbelastet,<br />

dicht besiedelt, aber an naturnahen Freiräumen<br />

gelegen. Zwischen der gestaffelten<br />

Deichbebauung befindet sich ein bewirtschafteter<br />

Freiraum mit einer Gärtnerei oder<br />

Baumschule und weiteren Funktionen, wie<br />

z.B. ein Bistro, ein Fitnessbereich etc., die<br />

über das Dach erschlossen werden. Dieser<br />

hybride Raum wird für das Umfeld zum<br />

Attraktor, der Identität stiftet und eine notwendige<br />

Unverwechselbarkeit schafft.<br />

Auf einer Fläche von rund 11 ha entstehen<br />

340 Wohneinheiten, davon 64 im Norden,<br />

139 im Osten und 137 im Westen.<br />

Bewertung<br />

Städtebauliche Solitäre auf Warften schaffen<br />

eine kompakte Bebauungsstruktur, wodurch<br />

der Erhalt und Schutz der grünen Mitte<br />

ermöglicht wird. Kritisch betrachtet wurde<br />

die geringe Verdichtung im Bullert sowie die<br />

Wohnbebauung und die einseitige Erschließung<br />

am Lärmschutzwall.<br />

27


MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />

Entwurf Team 1<br />

Machbarkeitsuntersuchung "Wohnen mit der Landschaft" - Team 1<br />

28<br />

Städtebauliches Konzept<br />

Freiraumkonzept (Eingriffe)<br />

Wohnkonzept<br />

Nutzerstruktur keine Aussage<br />

Bauphasen/Zeitraum keine Aussage<br />

Erschließung<br />

Die klare Abgrenzung zum naturbelassenen Raum wird durch die Verdichtung der Ränder erreicht. Städtebauliche<br />

Solitäre (Gruppierungen von Gutshöfen oder Gehöften) auf Warften schaffen im Westen und Norden eine<br />

kompakte Bebauungsstruktur. Entlang des Lärmschutzwalls staffeln sich Reihenhäuser, südlich des<br />

Siedenfelder Weges bildet ein Kompetenzzentrum Klimaschutz Raum für Ausstellungen und Seminare.<br />

Der Süden wird von Bebauung freigehalten, der Biotopverbund bleibt unberührt. Das Wettern- und Grabensystem<br />

bleibt weitestgehend erhalten. Mit neuen Fußwegen entlang des östlichen Grabens und in der Obstwiese wird<br />

ein Erholungswegenetz geschaffen.<br />

3 Typologien: Gutshöfe mit Mischverkehrsfläche im Innenhof und Gärten an den Außenseiten, Gehöfte mit einer<br />

offenen, naturnahen Mitte und Reihenhäuser am Deich und entlang einer parallel zum Deich verlaufenden<br />

Erschließungsstraße.<br />

sparsame Erschließungsstruktur durch Stichstraßen im Norden und Westen, Erschließung der Gutshöfe über<br />

Holzstege, einhüftige Erschließung der Deichrandbebauung, Erschließungsstraße auf Wall<br />

Be- und Entwässerung zentrale Mehrkammergrube und Pflanzenkläranlage für Regen- und Grauwasser<br />

Grabensystem<br />

Einleitung in das vorhandene Graben- bzw. Wetternsystem nach dreistufiger Klärung, Verbreiterung des<br />

westlichen Grabens entlang der neuen Wohnbebauung<br />

Nachhaltigkeit/Energie Kompetenzzentrum Klimaschutz, kompakte Baustrukturen, Gebäude mit Passivhausstandard<br />

- Solarenergie Photovoltaikanlage, Landschaftsüberdachung in Glas-EFTE-Verbundbauweise, CO 2-neutrale Energietechnik<br />

- Kraft-Wärme-Kopplung Heizschleifen Erdkollektoren; PV-Flächen; Windenergieanlagen<br />

Lärmschutzmaßnahmen<br />

- aktiv<br />

- passiv<br />

passiver Hochwasserschutz 1,3 bis 1,5 m hohe Warften<br />

Besonderheiten<br />

Wall mit Wildgehölzen auf Krone und konvex gewölbte, transparente Lärmschutzwand<br />

gestaffelte viergeschossige Reihenhäuser auf Westseite des Lärmschutzwalls, Schlaf- und Aufenthaltsräume<br />

zur Lärm abgewandten Seite im Innenhof<br />

Aussichtsturm "Observator Grün" südlich des Siedenfelder Weges, Streuobstwiese zwischen<br />

Reihenhausbebauung im Osten, Trägergesellschaft


MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />

29


MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />

Entwurf Team 2<br />

jo Coenen & Co Architekten<br />

Rolo Fütterer<br />

R. Vögele<br />

Thomanek duquesnoy<br />

Boemans GbR<br />

Karl Thomanek<br />

Eva-Maria Boemans<br />

Bernhardt Palluch<br />

30


Team 2<br />

Auszug aus den Workshopprotokollen<br />

In der Arbeit von Team 2 ist die klare Abgrenzung<br />

der Bebauung zum Grünraum<br />

ein we sent licher Entwurfsschwerpunkt. Mit<br />

einer kom pak ten Bebauungsstruktur wird<br />

als Arron dierung im Westen und Norden an<br />

die Synapsen der Stadt angedockt. So kann<br />

weitgehend auf neue Erschließungsstraßen<br />

verzichtet werden. Die vorhandenen losen<br />

Enden werden nach dem Prinzip des synaptischen<br />

Städtebaus aneinander geknüpft.<br />

Mit der Architektur und dem Städtebau wird<br />

ein starker Rahmen wie in einem Stadion geschaffen,<br />

der jedoch in der Mitte keine Arena,<br />

sondern einen Raum der Stille umfasst.<br />

Die vier beschriebenen Arten der Natur aus<br />

der Broschüre der Naturschutzverbände sind<br />

in die Konzeption eingeflossen, um dem vorhandenen<br />

Naturraum gerecht zu werden und<br />

unterschiedliche Landschaftsbilder zu erhalten.<br />

Aktionsbereiche in der Landschaft wird<br />

es ausschließlich entlang der Wohnbereiche<br />

geben, der Naturraum lebt davon, dass er<br />

nicht begangen wird. Der Landschaftsbezug<br />

wird über Grünfassaden und tiefe Loggien,<br />

nicht über großflächige Gärten, geschaffen.<br />

Die Artenvielfalt wird durch Vermehrung ökologischer<br />

Grenzbereiche (Ökotone) erhöht.<br />

Das serielle Landschaftsbild wird gestärkt,<br />

beispielsweise durch unterschied liche Mahdzeiträume,<br />

die vielfältige Blühaspekte und<br />

einen höheren Organismenbesatz schaffen.<br />

Die Bebauung steht auf einem Sockel, in<br />

dem die Autos untergebracht werden. Für<br />

die Entwicklung innovativer, ökologischer<br />

Wohnformen sind fünf Typologien entwickelt<br />

worden. Hierbei sind organische Reihungen<br />

für ca. 320 Wohneinheiten mit einer Bruttogrundfläche<br />

von rund 62.600 m2 gewählt<br />

worden. Flexible Grundrisse erlauben eine<br />

neue, individuelle Gestaltungsmöglichkeit für<br />

die Bewohner. Solarpaneele mit Reflektorschaufeln<br />

und eine Pergola mit Photovoltaikund<br />

Sonnenkollektorelementen dienen der<br />

Energieversorgung.<br />

Bewertung<br />

Der geringe Flächenverbrauch mit sparsamer<br />

Erschließung und die Parkidee am Lärmschutzwall<br />

sind überzeugend. Die linearen,<br />

verdichteten Streifen bilden einen markanten<br />

Rahmen für das Landschaftsbild. Die<br />

Geschossigkeit und die Geradlinigkeit und<br />

somit die Vermarktbarkeit werden jedoch in<br />

Frage gestellt.<br />

Die Marschenlandschaft mit ihrer multikulturellen<br />

Vielfalt in urbaner Nähe stellt ein<br />

Alleinstellungsmerkmal dar. Diese Situation<br />

ist jedoch labil, daher ist für den Erhalt<br />

dieser Fläche eine neue Zusammenarbeit<br />

von Kultur und Landschaft notwendig. Nur<br />

eine Win-win-Situation gewährleistet eine<br />

dauerhafte Pflege.<br />

31


MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />

Entwurf Team 2<br />

Machbarkeitsuntersuchung "Wohnen mit der Landschaft" - Team 2<br />

32<br />

Städtebauliches Konzept<br />

Freiraumkonzept (Eingriffe)<br />

Wohnkonzept<br />

Nutzerstruktur keine Aussage<br />

Bauphasen/Zeitraum keine Aussage<br />

Erschließung<br />

Lineare Streifen im Westen und Nordosten bilden einen markanten "Saum", einen Rahmen für das<br />

Landschaftsbild. Eine L- bzw. U-förmige Bebauung im Norden formt einen geschützten Grünraum.<br />

Der Lärmschutzwall wird als Parklandschaft ausgebildet und bietet Aussichtsmöglichkeiten auf die<br />

<strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> und in den Wilhelmsburger Osten.<br />

Vier Arten der Natur: 1. Südlich des Siedenfelder Weges sollen Flächen der Sukzession überlassen werden,<br />

2. nördlich wird die Kulturlandschaft großflächig geschützt (Wasserhaltung und Grabenpflege), 3. extensiv<br />

vom Menschen gepflegte und genutzte Flächen, wie Gärten, Grünflächen und der Park am Wall, 4. städtische<br />

"Spontannatur" an der Autobahntrasse. Die Verbreiterung des Jenerseitedeichs und die Schaffung eines<br />

neuen Grabens schaffen eine klare Abgrenzung zum Naturraum. Am Lärmschutzwall bilden die geschichteten<br />

polygonalen Plateaus in ihrer freien Setzung ein landschaftsräumliches Gegenstück zum orthogonalregelmäßigen<br />

Städtebau im Westen.<br />

Skulptural ausgebildete, 3-geschossige Haustypologien mit Sockel, gestapelten Gärten und Pergolastruktur,<br />

6-geschossige Kopfbauten im Westen und Nordosten<br />

Eine neue Erschließungsstraße ist im Norden an der Straße Bei der Schmiede und im Süden am<br />

Siedenfelder Weg angebunden, Bebauung südlich Jenerseitedeich wird über eine Stichstraße erschlossen,<br />

Stellplatzflächen im Sockel im Westen und Nordosten und entlang des Jenerseitedeichs für die Bebauung im<br />

Norden, kleinteiliges neues Wegenetz.<br />

Be- und Entwässerung umfassende Regen- und Grauwassernutzung<br />

Grabensystem<br />

Erhalt der Wettern- und Grabenstruktur, Verbreiterung und Begradigung der Jenerseitewettern, neu<br />

angelegter Graben östlich des Baustreifens entlang der Neuen Stillhorner Wettern<br />

Nachhaltigkeit/Energie energetisch autarke Wohneinheiten (ohne CO 2-Ausstoß)<br />

- Solarenergie<br />

Pergola mit Photovoltaik- und Sonnenkollektor-Elementen (65 m 2 Solarfläche/Wohneinheit) im Westen<br />

und Nordosten und optional im Norden<br />

- Kraft-Wärme-Kopplung solarthermische Anlage zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung<br />

Lärmschutzmaßnahmen<br />

- aktiv<br />

- passiv<br />

passiver Hochwasserschutz Sockel<br />

Besonderheiten<br />

Lärmschutzwall und Mauer<br />

geschlossene Bebauungsstruktur im Norden (U-Form) mit terrassierten Wohngebäuden zum inneren<br />

Grünraum, großer Abstand der Bebauung im Westen zur Lärmquelle, gestapelte Gärten als "Puffer" mit<br />

teilweise durchgehender Verglasung im Westen<br />

Park am Lärmschutzwall, Windrad mit Pumpen für permanenten Wasserstand in den Gräben,<br />

Aufforstung mit Auenwaldvegetation im Südosten, Obstwiese im Norden


MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />

Machbarkeitsuntersuchung<br />

Wohnen mit der Landschaft im <strong>Kirchdorfer</strong> Osten<br />

5<br />

Rendering Planungsgebiet Nord<br />

Skizze<br />

Piktogramm<br />

Schema Energiekonzept<br />

Thomanek Duquesnoy Boemans<br />

Landschaftsarchitektur Diplomingenieure<br />

5.OG<br />

4.OG<br />

3.OG<br />

Grundrisse 1:200<br />

JO COENEN & Co<br />

ARCHITEKTEN<br />

Machbarkeitsuntersuchung<br />

Wohnen mit der Landschaft im <strong>Kirchdorfer</strong> Osten<br />

Geländeschnitt<br />

3<br />

Hauptwegeverbindungen<br />

Lokales Wegenetz<br />

Wegenetz<br />

Landschaftsbezug<br />

Aktion<br />

Spielstraße<br />

Aufenthalt<br />

Schutzgräben mit<br />

Sperrung<br />

Wettern, Hauptgräben<br />

Beetgräben<br />

Grabensystem<br />

Naturpark am Hang<br />

Stege in der Kulturlandschaft<br />

Konzept<br />

- Weitgehender Schutz der vorhandenen Biotope (Kulturlandschaft)<br />

- Lebensraum für die ‚vier Arten der Natur‘<br />

- Herausarbeitung des charakteristischen Landschaftsbildes (Seriellität der Landschaft)<br />

- Erhöhung der lokalen landschaftsräumlichen Qualitäten im Verbund des gesamtstädtischen Freiraumnetzes<br />

- Behutsame Angebote einer auf Naturerfahrung basierenden Erholung für eine Großstadtbevölkerung<br />

- Ökonomisch unaufwändige Gestaltung mit hoher landschaftsräumlicher Diversifikation<br />

Blicke in die Landschaft<br />

Waldpark<br />

Schutzgraben<br />

Thomanek Duquesnoy Boemans<br />

Landschaftsarchitektur Diplomingenieure<br />

1:500<br />

JO COENEN & Co<br />

ARCHITEKTEN<br />

33


MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />

Entwurf Team 3<br />

Studio urbane Landschaften mit<br />

Ohrt von Seggern Partner Architekten<br />

Prof. Dr. Hille von Seggern<br />

Timm Ohrt<br />

Sabine Rabe<br />

LRW Loosen, Rüschoff + WinklerArchitekten<br />

und Stadtplaner<br />

Karin Loosen<br />

Rudolf Rüschoff<br />

bgmr Becker Giseke Mohren Richard Landschaftarchitekten<br />

Prof. Undine Giseke<br />

Dr. Winfried Richard<br />

Dirk Christiansen<br />

34


Team 3<br />

Auszug aus den Workshopprotokollen<br />

In der Arbeit von Team 3 wird das Wohnen<br />

als Impuls für den Erhalt der Landschaft<br />

ent wickelt. Um das vorhandene Wetternsys-<br />

tem nicht zu beeinträchtigen, werden kleine<br />

Kreisläufe für die Neubebauung geschaffen.<br />

Die vorhandene Sportanlage im Süden wird<br />

zu einem Sportpark entwickelt, in dem Sport<br />

und Freizeit miteinander vernetzt sind. Erhalt<br />

und Stabilisation der Flora und Fauna werden<br />

durch drei extensive Bewirtschaftungsformen<br />

zur Pflege gewährleistet.<br />

Als Be- und Entwässerungssystem sind<br />

be pflanz te Bio filter streifen zur eigenen<br />

Was ser klärung, Was ser becken als Reservoire<br />

und Vakuum toilettensysteme zur Minimie-<br />

rung der Schwarz was serproduktion mit<br />

Anschluss an eine Bio gas anlage vorgesehen.<br />

Der Wasserstand der Beet gräben wird durch<br />

eine Ein speisung von gereinigtem Grau- und<br />

Regen wasser im Sommer optimiert.<br />

Für die Bebauungsdichte und Landschafts-<br />

pflege gelten folgende Regeln: Das Streifenbild<br />

der Landschaft und ihre Weite bleiben<br />

erhalten und die Landschaftspflege bzw.<br />

Bewirtschaftung erfolgt durch eine Bürgerstiftung.<br />

Das bedeutet, dass mit dem Erwerb<br />

eines Grundstücks eine Mitgliedschaft in der<br />

Stiftung und die Pflege einer zusätzlichen<br />

naturräumlichen Fläche vorgesehen sind.<br />

Für die Baustreifen sind vier unterschiedliche<br />

Grundtypen mit etwa 20 bis 25 Einheiten an<br />

einem Wohnhof und zwei- bis drei Geschossen<br />

entwickelt worden. Typ 1 ist der „Einhof“<br />

mit Carport oder Stall im Haus. Hier sind<br />

weder konventionelle Siedlungsparzellierungen<br />

noch Gartennutzungen vorgesehen<br />

sondern kleine Grundstücke, ein <strong>Wiesen</strong>park<br />

vor der Tür und begrünte Häuser. Die vorgesehenen<br />

Dachgärten und -terrassen werden<br />

im Typ 2 durch Gewächshäuser ersetzt, in<br />

denen Energie- und Reinigungspflanzen<br />

anstatt klassischer Gartenpflanzen gepflanzt<br />

werden. Terrassenhof-Häuser bilden Typ 3,<br />

der großzügige Wohnflächen, große Dachterrassen,<br />

Wintergärten und Hausvorzonen für<br />

Familien mit Kindern vorsieht. Eine kompakte<br />

Wohnhoferschließung kann als Spielzone<br />

genutzt werden.<br />

Insgesamt entstehen ca. 340 Wohneinheiten<br />

mit rund 130 m2 Bruttogrundfläche pro<br />

Einheit. Ein „Transitwohnen“ am Lärmschutzwall<br />

stellt Angebote wie Fitnessraum,<br />

Schwimmbad, 24h-Shop etc. für arbeits- und<br />

stadtsüchtige Singles und Yuppies bereit.<br />

Die Gebäude können 3- oder 4-geschossig<br />

ausgeführt werden. Ein Versorgungshof für<br />

die Freiflächen befindet sich im Zentrum des<br />

Untersuchungsgebiets.<br />

Bewertung<br />

Die lineare Bebauungsstruktur mit den integrierten<br />

Freiflächen in der Wohnbebauung<br />

und der Idee des Wohnens mit Tieren stellt<br />

einen sehr interessanten Lösungsansatz<br />

für das Wohnen mit der Landschaft dar. Die<br />

Freiräume zwischen den Streifen sind jedoch<br />

als Lebensraum für Flora und Fauna zu<br />

kleinräumig.<br />

35


MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />

Entwurf Team 3<br />

Machbarkeitsuntersuchung "Wohnen mit der Landschaft" - Team 3<br />

36<br />

Städtebauliches Konzept<br />

Freiraumkonzept (Eingriffe)<br />

Wohnkonzept<br />

Nutzerstruktur<br />

Eine lineare Bebauungsstruktur betont die vorhandene Streifenstruktur der Marschenlandschaft. Die Baustreifen<br />

docken an die vorhandene Erschließung an, in der Mitte wird ein Wohnhof ausgebildet.<br />

Erhalt und Stabilisation der Flora und Fauna, Erweiterung durch bepflanzte Biofilter, Überflutungsbereiche für die<br />

Elbe, Neubestimmung eines möglichen Kiebitz-Brutraums, 3 extensive Bewirtschaftungsformen zur Pflege:<br />

1.<strong>Wiesen</strong>flächen mit Beweidung auf mesophilen Grünlandflächen und ggf. Nachmahd, 2. Mähwiesen mit<br />

zweimaliger Mahd (Mähgang) und Mahdgutentfernung auf Feuchtgrünland und 3. Mähwiesen mit einmaliger Mahd<br />

und Mahdgutentfernung, ggf. Hutung auf Feuchtgrünland.<br />

Entwicklung unterschiedlicher Grundtypen für Baustreifen, Freiflächen über Dach-/Wintergärten/Gewächshäuser<br />

statt Gärten, Wohnhöfe für Spielplätze und mit Freiraumangeboten für Bewohner, Raum für PKW-Stellplätze,<br />

Kellerersatzräume oder Ställe für Pferde oder andere Tiere in den Erdgeschossen<br />

"Urbane Landlebenfans" und "interkulturelle Landschaftsgenießer", Familien mit Kindern, Singles/<br />

kinderlose Paare, Baugemeinschaften, Wohnen mit Pferden<br />

Bauphasen/Zeitraum Entwicklung der Teilbereiche in 5 Schritten, Entwicklung der Bebauung von Westen nach Osten<br />

Erschließung<br />

Be- und Entwässerung<br />

Stich- und Ringstraßen (oberflächenbehandelter Asphalt und Natursteinpflaster), neue Verbindung zwischen<br />

Karl-Arnold-Ring und Jenerseitedeich, Wegenetz aus geschotteten Fußwegen mit Pferdetrasse, Stellplätze als<br />

Carports in Wall geschoben<br />

Bepflanzte Biofilterstreifen zur eigenen Wasserklärung (Regen- und Grauwasser), Wasserbecken (Reservoire),<br />

Vakuumtoilettensysteme zur Minimierung der Schwarzwasserproduktion (Anschluss an Biogasanlage)<br />

Grabensystem Abkopplung des Wassersystems vom vorhandenen Grabensystem<br />

Nachhaltigkeit/Energie<br />

Energiepark mit Biogasanlage (Zulieferung von Schwarzwasser, Biohausmüll sowie <strong>Wiesen</strong>-,<br />

Biofilter- und Pflanzenschnitt) - kein Pumpwerk erforderlich<br />

- Solarenergie Solarzellen auf Dach der Erschließungsstraße im Osten<br />

- Kraft-Wärme-Kopplung Biokraftwerk: "Abfälle" aus Umgebung und Energiegewinnung (Heizung, Gas) für Neubebauung<br />

Lärmschutzmaßnahmen<br />

- aktiv<br />

- passiv<br />

passiver Hochwasserschutz Warften<br />

Besonderheiten<br />

Lärmschutzwall und Mauer<br />

Schlaf- und Aufenthaltsräume und Staffelung nach Westen orientiert, Deichbebauung ausschließlich<br />

nach Westen orientiert<br />

Stiftung für Organisation und Kontrolle der Pflege und Unterhaltung - Baugrund wird mit einem Stück Landschaft<br />

verkauft/vermietet, Übernahme der Verantwortung der neuen "Nutzer" für Wassermanagement und Pflege,<br />

Förderprogramme/Agrarprämien, Wohnen mit Pferden


windschutz<br />

+1,45<br />

+1,30<br />

+ 0,40 + 1,0<br />

+1,0<br />

terrassenhof<br />

9,00m<br />

+1,0 terrassenhof<br />

+ 0,40<br />

1. reinigungsstufe<br />

1. reinigungsstufe<br />

schacht<br />

schacht<br />

2. /3. reinigungsstufe<br />

wohnhof<br />

pka / pflanzenkläranlage<br />

terrassenhof<br />

Innenhöfe / Terrassenhöfe<br />

+ 0,40 II + 1,30<br />

+ 0,40<br />

Quartiersplatz<br />

II<br />

Dachterrassen<br />

pferdeweide<br />

schnitt - wohnhof - kirchdorfer wiesen<br />

grundstücksgrösse: 230qm<br />

Haustypologien<br />

baustreifen mit terrassenhof häusern<br />

Bullertgebiet<br />

- grosszügige baufelder<br />

- wohnen mit tieren<br />

- familie mit kindern<br />

- wohnfläche 150 qm<br />

- grundstücksgrössen: 210 - 230 qm<br />

pferdepaddock<br />

II<br />

II<br />

II<br />

II<br />

II<br />

9,00m<br />

wohnhof<br />

39,00m<br />

haustiere:<br />

frösche<br />

pferde<br />

Hühner<br />

II<br />

grundstücksgrösse: 210qm<br />

dachgarten<br />

typ "terrassenhof" / eingang westseite<br />

carport und stall unter einem dach für familien-wohnen mit tieren<br />

ansicht süd ansicht west<br />

ansicht ost<br />

II<br />

II<br />

II<br />

solarkollektoren<br />

II<br />

kispi / quartiersplatz<br />

"<strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> Ressort"<br />

Zielgruppe<br />

Familien mit Kindern<br />

Baugemeinschaften<br />

junge Generationen mit Migrationshintergrund<br />

Wohnen mit Pferden<br />

Freiraumtypologien<br />

Wohnhof<br />

Art des Wohnens<br />

Begrenzte Flächeninanspruchnahme<br />

Kleine Grundstücke + kompakte Wohnhof Erschliessung<br />

Wohnhöfe auf "Warften" ( +1,45 m )<br />

<strong>Wiesen</strong>park vor der Tür und begrünte Häuser<br />

Wohnen zur lärmabgewandten Seite nach Westen<br />

pferd<br />

m 1:200<br />

Grosszügige Häuser mit integriertem Freiraumangebot und<br />

Zwischenzonen zur Landschaft:<br />

-grosse Dachterrassen<br />

-Terrassenhöfe<br />

-Hausvorzone<br />

- Wohnhof als Spielzone<br />

- Quartiersplätze in der Mitte und am Ende<br />

Parken im Haus<br />

Pferd im Haus, mit direktem Zugang zur Weide<br />

Nachbarschaften<br />

Eigene Wasserreinigung am Haus<br />

Pflanzen:<br />

- Energie -und Reinigungspflanzen<br />

- Windschutzhecken<br />

- Weiden<br />

- Grabenpflanzen<br />

Tiere:<br />

- Frösche für die Wasserbecken<br />

- Pferde auf der Weide<br />

Pflege der Tierwelt, die für ökologische Kriesläufe wichtig sind<br />

Hausmeister:<br />

Ökologiemanager<br />

impressionen<br />

terrassenhof<br />

und dachgärten<br />

II<br />

0,00<br />

beetgräben<br />

0,00<br />

ringsystem<br />

windschutz<br />

+ 0,40<br />

+ 1,0<br />

I+D<br />

I+D<br />

II+D<br />

II+D<br />

I+D<br />

+ 0,40 + 1,30<br />

+ 0,40<br />

müll<br />

I+D<br />

I+D<br />

I+D<br />

solarzellen<br />

dachgarten<br />

wohnhof<br />

29,00m<br />

6,00m<br />

Haustypologien<br />

typ "einhof" / eingang westseite<br />

carport und stall unter einem dach<br />

für wohnen mit tieren<br />

variante ansicht mit gewächshaus<br />

wohnseite nach westen wegen lärmschutz<br />

+1,30<br />

12,00m<br />

wohnhof<br />

typ "einhof" / eingang ostseite<br />

+1,45<br />

1. reinigungsstufe<br />

schacht<br />

2. /3. reinigungsstufe<br />

pka / pflanzenkläranlage<br />

schnitt - wohnhof - kirchdorfer wiesen<br />

baustreifen mit dachterrassen<br />

kirchdorfer wiesen<br />

pferdeweide<br />

grundstücksgrösse: 190qm<br />

pferdeweide<br />

- typ "einhof" mit carport oder stall im haus<br />

- wohnen mit pferden<br />

- wohnseite nach westen<br />

- bebauung ostseite ii+d zum lärmschutz<br />

- wohnfläche 110- 130 qm<br />

- grundstücksgrössen: 140 - 190 qm<br />

wohnhof<br />

II+D<br />

II+D<br />

II+D<br />

II+D<br />

II+D<br />

II+D<br />

loggien<br />

12,50/7,50m eg<br />

1.og<br />

dachgarten<br />

dg<br />

ca. 130qm + dachterrasse/loggia/abstell<br />

"keller" pferd<br />

kellerersatz<br />

Diele<br />

wohnhof<br />

dachgarten<br />

variante<br />

gewächshaus<br />

variante ansicht mit gewächshaus 15,50/7,50m eg 1.og<br />

variante<br />

ca. 110qm + dachterrasse/loggia/abstell<br />

gewächshaus<br />

+ 0,40<br />

beetgräben<br />

pferdeweide<br />

grundstücksgrösse: 140 qm<br />

"<strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> Ressort"<br />

Zielgruppe<br />

naturverbundene Menschen<br />

Wohnen mit Pferden<br />

Wohnen mit Pflanzen / Gewächshäusern<br />

Freiraumtypologien<br />

Wohnhof<br />

Quartiersplatz<br />

Dachterrassen<br />

Wintergärten<br />

Gewächshäuser<br />

I+D<br />

II+D<br />

m 1:200<br />

perspektive - wohnhof mit quartiersplatz - kirchdorfer wiesen<br />

Art des Wohnens<br />

Begrenzte Flächeninanspruchnahme<br />

Kleine Grundstücke + kompakte Wohnhof<br />

Erschliessung<br />

Wohnhöfe auf "Warften" ( +1,45 m )<br />

<strong>Wiesen</strong>park vor der Tür und begrünte Häuser<br />

Wohnen zur lärmabgewandten Seite nach Westen<br />

Grosszügige Häuser mit grossem integriertem<br />

Freiraumangebot und Zwischenzonen zur Landschaft:<br />

-grosse Dachterrassen<br />

-Loggien<br />

-Wintergärten<br />

-Hausvorzone<br />

- Wohnhof als Spielzone<br />

- Quartiersplätze in der Mitte und am Ende<br />

Parken im Haus<br />

Pferd im Haus, mit direktem Zugang zur Weide<br />

Vorplätze und Eingangszonen<br />

Eigene Wasserreinigung am Haus<br />

Pflanzen:<br />

- Energie -und Reinigungspflanzen<br />

- Grabenpflanzen<br />

- Windschutzhecken<br />

- Weiden<br />

- Gewächshauspflanzen<br />

Tiere:<br />

- Frösche für die Wasserbecken<br />

- Pferde und Hühner auf der Weide<br />

Pflege der Tierwelt, die für ökologische Kreisläufe<br />

wichtig sind<br />

Hausmeister:<br />

Ökologiemanager<br />

I+D<br />

II+D<br />

impressionen wohnen<br />

mit dachgärten<br />

bsp. le corbusier<br />

37


MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />

Entwurf Team 4<br />

Baufrösche kassel<br />

Michael Wilkens<br />

Vinzenz von Feilitzsch<br />

schaper + steffen + runtsch<br />

Landschaftsarchitekten<br />

Lothar Steffen<br />

Kati Demiri<br />

Berit Hinrichs<br />

38


Team 4<br />

Auszug aus den Workshopprotokollen<br />

In der Arbeit von Team 4 wird eine klare<br />

Grenze zwischen dem zu erhaltenden<br />

Naturraum, dem so genannten Reservat und<br />

drei neuen Baufeldern gezogen. Entlang der<br />

Autobahn entsteht in der ersten Bauphase<br />

eine Schallschutzwand mit Werkstattwohnen<br />

und einem Gehöft, in dem ein Landschaftspflegezentrum<br />

für die Pflege und den<br />

Erhalt der Kulturlandschaft untergebracht<br />

ist. DIeses beherbergt neben einem Kinderbauernhof<br />

auch einen Reiterhof, eine<br />

Garten- und Umweltschutzschule sowie eine<br />

Grauwasseraufbereitungs- und Biogasanlage.<br />

Am Lärmschutzwall soll zudem ein Solarkraftwerk<br />

entstehen, das aus industriellen<br />

Bauteilen erstellt wird. Eine Überkragung des<br />

Bauwerks verschiebt den Schallüberpunkt in<br />

Richtung Autobahn. Die Lärmschutzwallbebauung<br />

ist für gewerbliche Nutzungen und<br />

Werkstattwohnen geplant. Im Westen werden<br />

verschiedene Milieus entstehen, die sich<br />

durch differenzierte Architektursprachen<br />

präsentieren. Wohnungen in Verbindung mit<br />

Praxen, Büros oder Ateliers im Sinne von<br />

Einliegerwohnungen sollen entstehen. In<br />

der zweiten Bauphase wird die vorhandene<br />

Bebauung an der <strong>Kirchdorfer</strong> Straße mit<br />

Pfeifenstielgrundstücken verdichtet.<br />

Im nördlichen Bereich entsteht ein Wohnen<br />

auf der Insel mit einem vielfältigen Gemenge<br />

an Wohnformen. Dieses neue Wohnquartier<br />

hat einen Anschluss an das Wasserstraßennetz<br />

und integriert das Wohnen am und auf<br />

dem Wasser durch Hausboote.<br />

Die Neubebauung wird an die Landschaftsachse<br />

angebunden. Die Qualität der wasserbezogenen<br />

Grünzüge soll durch die Verbindung<br />

mit dem künftigen Gelände der Internationalen<br />

Gartenschau gestärkt werden.<br />

Ein wesentlicher Eingriff ist die Überbauung<br />

des <strong>Wiesen</strong>vogelbiotops. Das im Untersuchungsgebiet<br />

integrierte Ausgleichskonzept<br />

sieht eine Gewässerentwicklung durch neue<br />

Wettern und Gräben mit unterschiedlichem<br />

Uferprofil und die Einfassung der Grünlandbiotope<br />

durch Gräben vor. Zum Schutz der<br />

Naturräume werden keine direkten Zugänglichkeiten<br />

sondern lediglich Aussichtspunkte<br />

geschaffen. Der Wasserstand wird je nach<br />

Biotopanspruch gesteuert, eine Windmühle<br />

dient in Trockenzeiten zur Wasserstandsanhebung.<br />

Das Ausgleichskonzept sieht vor, über<br />

dauerhafte naturschutzorientierte Bewirtschaftungsverträge<br />

mit den örtlichen<br />

Betrieben oder über den Landschaftspflegehof<br />

die Kulturlandschaft zu erhalten und<br />

die Biotope langfristig zu sichern. Für die<br />

Be- und Entwässerung sind ein Abwasser-<br />

Druckleitungssystem und die Aufbereitung<br />

des Grauwassers in Membranbecken bzw.<br />

Tropfkörpergewächshäusern an drei Standorten<br />

vorgesehen. Südlich der Bebauung am<br />

Jenerseitedeich und westlich des Kraftwerks<br />

entstehen neue Mietgrabeländer. Auf<br />

einer Fläche von 88.000 m2 entstehen 450<br />

Wohneinheiten. In einer Maximalausführung<br />

können rund 880 Wohneinheiten geschaffen<br />

werden, 320 im Norden, 240 im Osten, 310 im<br />

Westen und 10 weitere auf dem Biohof.<br />

Bewertung<br />

Diese Arbeit zeigt vielfältige Bebauungsstrukturen<br />

in den drei Bereichen und große<br />

Wasserflächen auf. Die Idee des Werkstattwohnens<br />

entlang der Autobahn ist interessant,<br />

die isolierte Lage wird jedoch kritisch<br />

gesehen. Der Standort für das Landschaftspflegezentrum<br />

in der Mitte des Grünraums<br />

ist fraglich.<br />

39


MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />

Entwurf Team 4<br />

Machbarkeitsuntersuchung "Wohnen mit der Landschaft" - Team 4<br />

40<br />

Städtebauliches Konzept<br />

Freiraumkonzept (Eingriffe)<br />

Wohnkonzept<br />

Nutzerstruktur<br />

Bauphasen/Zeitraum<br />

Erschließung<br />

Be- und Entwässerung<br />

Die Bebauung gliedert sich in drei unterschiedliche Bereiche: die Stadterweiterung, die neuen Inseln und die<br />

Werkstätten/Wohnungen am Lärmschutzwall. Ein Landschaftspflegezentrum inmitten der Kulturlandschaft<br />

bildet einen Trittstein von den Werkstattwohnungen zur Stadt.<br />

Abgrenzung geschützter Naturräume durch breite Gräben und Wettern, Schaffung neuer Wasserflächen im<br />

Norden, Mietgrabeländer südlich der Bebauung am Jenerseitedeich und westlich des Kraftwerks, Einrichtung<br />

eines Landschaftspflegehofs, Schutz der Grünlandflächen durch Pferdebeweidung<br />

3 neue Wohnquartiere mit unterschiedlichen Haustypen im Westen, 7 Inseln/Halbinseln mit einer bis zu<br />

4-geschossigen Bebauung im Norden (Ufervillen), Kollektivhaus mit 38 Wohneinheiten als Ergänzung zu den<br />

Ufervillen und 2-geschossige Werkstattwohnungen am Lärmschutzwall<br />

Wohngemeinschaften aus Singles und Alleinerziehenden aller Altersgruppen, Nebeneinander verschiedener<br />

sozialer Milieus<br />

1. Solarkraftwerk und schrittweise Entwicklung der Werkstattwohnungen ausgehend vom Anschluss an<br />

vorh. Erschließungsstraßen, 2. Stadterweiterung im Westen und 3. Wohnen auf der Insel im Norden<br />

Je 2 der vorhandenen Stichstraßen im Westen werden nach Osten erweitert und zu Schlaufen verbunden,<br />

nachbarschaftsfördernde Straßen- und Platzräume, solargedeckte Straße am Lärmschutzwall<br />

Abwasser-Druckleitungssysteme (getrennt nach Schwarz- und Grauwasser), Aufbereitung des Grauwassers<br />

in Membranbecken bzw. Tropfkörpergewächshäusern an 3 Stellen<br />

Grabensystem Erhalt des vorhandenen Wettern- und Grabensystems, Schaffung neuer Wasserflächen im Norden<br />

Nachhaltigkeit/Energie Solarkraftwerk<br />

- Solarenergie Kollektorfläche mit ca. 20.000 m 2 (Leistung ca. 1,1 MWp), PV-Anlagen auf Häusern<br />

- Kraft-Wärme-Kopplung keine Aussage<br />

Lärmschutzmaßnahmen<br />

- aktiv<br />

Lärmschutzwall (ca. 9,0 m) wird um ca. 4,5 m durch ein Solarkraftwerk erhöht<br />

- passiv Schlaf- und Aufenthaltsräume zur Lärm abgewandten Seite<br />

passiver Hochwasserschutz Warften<br />

Besonderheiten<br />

Solarkraftwerk am Lärmschutzwall, Windmühle mit Wasserpumpe für Trockenzeiten, Landschaftspflegezentrum<br />

für die Pflege und den Erhalt der Kulturlandschaft mit Kinderbauernhof, Reiterhof, Garten- und Umweltschutzschule<br />

sowie Grauwasseraufbereitung und kleiner Biogasanlage, Nachverdichtung der bestehenden Struktur an der<br />

<strong>Kirchdorfer</strong> Straße, neu geschaffene Wasserflächen für das Wohnen am und auf dem Wasser, Kollektivhaus mit<br />

38 Wohneinheiten im Norden, Schaffung von Liegeplätzen für Hausboote


MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />

+ 2,40<br />

Haustyp 1 Haustyp 2 Haustyp 3<br />

+ 8,10 + 7,90<br />

+ 5,20<br />

+ 2,50<br />

+ 0,10<br />

Schnitt M 1:200<br />

2. OG M 1:200<br />

1. OG M 1:200<br />

EG M 1:200<br />

+ 0,40<br />

KG M 1:200 EG M 1:200<br />

Obwohl alle Wohnungen nach Südwesten orientiert sind, liegen sich die Hauseingänge gegenüber. So können Spielstraßen entstehen, die von<br />

Carports einseitig begleitet sind. Solche Dächer bieten tags Wetterschutz für spielende Kinder und sind auch für Straßenfeste brauchbar.<br />

Haustyp 4<br />

Schnitt M 1:200<br />

3. OG M 1:200<br />

2. OG M 1:200<br />

1. OG M 1:200<br />

EG M 1:200<br />

+ 6,20<br />

+ 3,30<br />

+ 0,50<br />

Schnitt M 1:200<br />

2. OG M 1:200<br />

1. OG M 1:200<br />

Beispiel für eine Ufervilla. Die drei unteren Wohnungen haben direkten Anschluß an Garten und Ufer, die beiden oberen zu einer je eigenen<br />

Dachterrasse mit „Sommerküche“. Alle Wohnungen haben durchs Treppenhaus Zugang zur gemeinsamen Dachterrasse (mit Miniküche und WC).<br />

Blick in die solargedeckte Straße auf dem Lärmschutzwall: Links geht der Blick nach Westen in die <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong>.<br />

Schnitt M 1:200<br />

Kirchdorf - Ost : <strong>IBA</strong> - Projekt ?<br />

Machbarkeitsuntersuchung<br />

Mai 2007<br />

Lärmschutzbebauung<br />

EG M 1:200<br />

KG M 1:200<br />

Grundrisse M 1:200<br />

Schnitt M 1:200<br />

Schnitt M 1:200<br />

Baufrösche Kassel<br />

Lange Straße 90<br />

34131 Kassel<br />

Tel.: (0561) 937 99 - 0<br />

Fax: (0561) 937 99 - 22<br />

kassel@baufroesche.de<br />

http://www.baufroesche.de<br />

2<br />

Schnitt M 1:500<br />

Schnitt M 1:200<br />

Haustyp 5<br />

EG M 1:200<br />

2. OG M 1:200<br />

Das Kollektivhaus mit seinen 38 Wohnungen und seinem lebendigen Innenleben ergänzt sich gut mit den umliegenden Ufervillen: So verschieden die Lebensformen sind, man entstammt<br />

dem gleichen sozialen Milieu.<br />

Außer dem verhältnismäßig hohen Anteil an Erschließungsflächen, dem Speise- und Partysaal und den zugehörigen Nebenräumen gibt es keine Gemeinschaftsflächen. Die Besonderheit<br />

des Hauses besteht vielmehr darin, daß alle Wohnungen aus zwei Teilen bestehen: einer kleinen Wohnung mit Bad und Miniküche im 1. oder 2. Geschoß und einem Studio mit Terrasse<br />

auf dem Dach oder im Sockelgeschoß. Alle bewohnen also das ganze Haus. In den Studionachbarschaften gibt es regen Austausch an Hilfeleistungen. Hier kann auch das Konzept<br />

„Alt-Jung“ realisiert werden.<br />

Kirchdorf - Ost : <strong>IBA</strong> - Projekt ?<br />

Machbarkeitsuntersuchung<br />

Mai 2007<br />

1. OG M 1:200<br />

3. OG M 1:200<br />

Baufrösche Kassel<br />

Lange Straße 90<br />

34131 Kassel<br />

Tel.: (0561) 937 99 - 0<br />

Fax: (0561) 937 99 - 22<br />

kassel@baufroesche.de<br />

http://www.baufroesche.de<br />

3<br />

41


MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />

Stellungnahmen der Gutachter<br />

I<br />

m Anschluss an den zweiten Workshop<br />

wurden die Entwürfe nach einer Überarbeitungsphase<br />

von etwa fünf Wochen<br />

gutachterlich geprüft. Die Arbeit von Team<br />

3 wurde aufgrund der Durcharbeitungstiefe<br />

insgesamt geprüft. Um Vergleichswerte zu<br />

erhalten, wurden von Team 1 die Bebauung<br />

im Westen, von Team 2 im Norden und von<br />

Team 4 der Bereich der Gewässer (siehe<br />

Abb. S. 45) im Hinblick auf Machbarkeit, Zeit<br />

und Kosten untersucht. Die Auswirkungen<br />

auf den Grünraum sind in allen vier Arbeiten<br />

bewertet worden.<br />

Gründung, Erdbau/Hydraulik<br />

Angesichts des setzungsempfindlichen<br />

Baugrunds (Torf, Klei) sind für die Herstellung<br />

der Warften Vorbelastungsschüttungen,<br />

ggf. in Verbindung mit Vertikaldränagen,<br />

erforderlich, um die nach Baubeginn der<br />

Erschließungs- und Hochbaumaßnahmen zu<br />

erwartenden Setzungen auf verträgliche Beträge<br />

zu begrenzen. Für die Bebauung wird<br />

voraussichtlich überwiegend eine Tiefgründung<br />

auf Pfählen erforderlich. Der Weichschichtaushub<br />

aus den Aushubmaßnahmen<br />

zur Grabenherstellung kann nach Zwischenlagerung<br />

und Entwässerung in einem<br />

42<br />

anzulegenden Bodenzwischenlager prinzipiell<br />

im Bereich unbefestigter Flächen und<br />

Hausvorgärten der Warften untergebracht<br />

werden. Je nachdem, ob eine Bebauung des<br />

Lärmschutzwalls erfolgen soll bzw. je nach<br />

Art der Bebauung des Lärmschutzwalls, können<br />

etwa 200.000 m3 bis 300.000 m3 Sand<br />

im Lärmschutzwall untergebracht werden.<br />

Dies entspricht in etwa der zur Verfügung<br />

stehenden Sandmenge unbelasteter und<br />

gering belasteter Sande aus der Rückdeichungsmaßnahme<br />

Kreetsand. Zur Einhaltung<br />

des im Ringgrabensystem (Entwurf Team 3)<br />

vorgesehenen erhöhten Wasserstands kann<br />

in Trockenwetterperioden eine Wasserzufuhr<br />

aus den Wettern durch Wasserhebeeinrichtungen<br />

erforderlich werden. Für den Erdbau<br />

des Lärmschutzwalls muss eine Bauzeit von<br />

etwa 1,5 Jahren, für die Herstellung des Ringgrabensystems<br />

von etwa 3 bis 5 Monaten<br />

und für die Herstellung der Warften von etwa<br />

9 bis 12 Monaten eingeplant werden.<br />

Verkehr/Erschließung<br />

In der Arbeit von Team 3 beschränken sich<br />

die neuen öffentlichen Erschließungsstraßen<br />

auf die Straße am Lärmschutzwall sowie<br />

den Ausbau und die zusätzliche Kehre in<br />

der Straße Bei der Schmiede. Die Anliegerstraßen<br />

mit einem Regelquerschnitt von<br />

7,5 m sind als private Wohnstraßen geplant,<br />

dadurch werden die öffentlichen Erschließungskosten<br />

gesenkt, die Verkaufspreise<br />

der Grundstücke jedoch stark erhöht. Die<br />

setzungsempfindlichen Baugrundschichten<br />

erfordern einen Bodenaustausch von ca.<br />

0,5 m zzgl. einer Aufhöhung von ca. 1,0 m.<br />

Die Schmutzwasserbesielung benötigt zwei<br />

Pumpwerke, um das Wasser in das vorhandene<br />

Sielnetz in Kirchdorf-Nord leiten zu<br />

können.<br />

Die Verkehrserzeugung beträgt bei 340<br />

Wohneinheiten ca. 1.360 Fahrten pro Tag<br />

und ca. 140 Fahrten pro Spitzenstunde.<br />

Davon entfallen unter Berücksichtigung der<br />

Fahrten für das geplante Gewerbe ca. 600<br />

Fahrten auf den Siedenfelder Weg, ca. 700<br />

Fahrten auf den Jenerseitedeich und ca.<br />

200 Fahrten auf die neue Straße Richtung<br />

Kirchdorf-Süd. Die Gesamtbelastung ist von<br />

den angrenzenden Straßen Otto-Brenner-<br />

Straße und <strong>Kirchdorfer</strong> Straße problemlos<br />

aufzunehmen. Überschlägig liegt der max.<br />

Neuverkehr bei etwa einem Fahrzeug pro<br />

Minute in den Einmündungen zur <strong>Kirchdorfer</strong><br />

Straße. Die Mehrbelastung des Siedenfelder


Weges erfordert einen Ausbau im westlichen<br />

Bereich auf eine Fahrbahnbreite von 5,5 m<br />

mit einseitigem Gehweg. Für die Maßnahmen<br />

ist ein Zeitrahmen von etwa 1,5 Jahren<br />

einzuplanen.<br />

Lärm<br />

Auf der BAB A1 ist heute ein Aufkommen von<br />

etwa 120.000 bis 125.000 Kfz pro Tag zu verzeichnen.<br />

Bei einem achtstreifigen Ausbau ist<br />

mit etwa 160.000 bis 165.000 Kfz pro Tag zu<br />

rechnen. Ein Lärmschutzwall entlang der BAB<br />

A1 kann in einer Höhe von 10,0 m und einer<br />

Länge von rund 1.050 m errichtet werden.<br />

Eine Neubebauung erfordert eine zusätzliche<br />

Aufstockung des Lärmschutzwalls durch eine<br />

2,0 m hohe Lärmschutzwand sowie eine Verlängerung<br />

der Lärmschutzanlage nach Norden<br />

durch eine Wand mit 8,0 m Höhe und rund<br />

530 m Länge und nach Süden durch einen 4,0<br />

m hohen Wall mit aufgesetzter Wand von 5,0<br />

m Höhe und rund 470 m Länge.<br />

Die Richtwerte von 59 dB(A) am Tag und 49<br />

dB(A) in der Nacht und die Anforderungen an<br />

gesundes Wohnen können durch die Gebäudestellung<br />

und durch zusätzliche Schallschutzmaßnahmen<br />

für schutzbedürftige Räume<br />

überwiegend eingehalten werden. Das gilt jedoch<br />

nicht für die Erschließungsstraße auf der<br />

Ostseite und die östlichen Gebäudeseiten am<br />

Lärmschutzwall sowie für das geplante Hochhaus<br />

von Team 2. Hier müssen für eventuell<br />

vorgesehene Balkone und Loggien partielle<br />

Verglasungen vorgesehen werden. Eine Wohnbebauung<br />

am Lärmschutzwall ist kritisch zu<br />

betrachten, da die Lärmemissio-nen sehr hoch<br />

sind und der Lärmschutz ab einer Entfernung<br />

von etwa 15 m nicht mehr wirkt. Ein offenporiger<br />

Asphalt kann beim Ausbau der BAB A1 zu<br />

einer Reduzierung der Lärmemissionen um 3<br />

bis 5 dB(A) führen.<br />

Baulogistik<br />

In den Entwürfen wird berücksichtigt, dass<br />

durch die Baustelleneinrichtung nicht zusätzliche<br />

Flächen in Anspruch genommen werden<br />

müssen. Die Maßnahmen sind gut umsetzbar.<br />

Um eine geringe Belastung der vorhandenen<br />

Wohnbebauung und der <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong><br />

durch Baustellenverkehre gewährleisten<br />

zu können, sollen diese die Baustraße zur<br />

Errichtung des Lärmschutzwalls benutzen.<br />

Es wird eine koordinierte Entsorgung als<br />

„Full-Service-Entsorgung“ für den gesamt<br />

anfallenden Abfall vorgesehen. Eine zentrali-<br />

sierte Lieferverkehrssteuerung kann für eine<br />

koordinierte Anlieferung der Baumaterialien<br />

sorgen, so dass Wartezeiten von Lkw, der dafür<br />

erforderliche Stauraum sowie die dadurch<br />

entstehende Lärmbelastung und Luftverschmutzung<br />

minimiert werden können. Der<br />

geplante Flächenansatz für Straßen wird um<br />

maximal 20% um den zusätzlichen örtlichen<br />

Bedarf für die Befestigung erhöht. Dies erfolgt<br />

auf ohnehin aufgeschütteten Flächen und<br />

wird nach Fertigstellung des Bauvorhabens<br />

vollständig zurückgebaut.<br />

Ökologie<br />

Bei einer Flächenversiegelung gehen sämtliche<br />

ökologischen Wertigkeiten verloren. Eine<br />

Zerschneidung der Landschaft, wie beispielsweise<br />

durch die Wege und die Baukörper<br />

in der Arbeit von Team 3, zerstört aufgrund<br />

der großen artspezifischen Fluchtdistanzen<br />

für viele Arten den Lebensraum in<br />

den Zwischenzonen. Neben der Versiegelung<br />

stellt auch die Überprägung im Umfeld der Bebauung<br />

Flächenverluste dar. Der Verzicht auf<br />

private Gärten ist hier positiv zu bewerten.<br />

Die Lebensräume der gefährdeten Wildtierarten<br />

müssen effektiv gegen Zutritt und das<br />

Eindringen von Hunden und Katzen geschützt<br />

43


werden. Hierfür sind Randgräben von etwa 3,0<br />

m Breite oder dichte Zäune notwendig. Zudem<br />

sind insbesondere die Belange der besonders<br />

und streng geschützten <strong>Wiesen</strong>vögel, Kiebitz,<br />

Bekassine, Rotschenkel und des Steinkauzes<br />

zu beachten, da diese Arten besonders hohe<br />

Fluchtdistanzen aufweisen.<br />

Grundsätzlich soll auf den Erhalt möglichst<br />

großer, zusammenhängender und naturnaher<br />

Flächen geachtet werden. Auch wenn<br />

Baukörper kompakt und am Rand der Fläche<br />

angeordnet werden, bleibt das Kerngebiet der<br />

<strong>Wiesen</strong>vogelkolonie betroffen. Die Sicherung<br />

des geschützten lokalen Artenbestands muss<br />

gewährleistet sein, die dauerhafte Erhaltung<br />

überlebensfähiger lokaler Populationen ist<br />

daher Voraussetzung für Vorhaben an diesem<br />

Standort. Auf optische Einflüsse wie hohe<br />

Bebauung, Baumpflanzungen am Grünlandrand<br />

und innerhalb der Flächen, soll möglichst<br />

verzichtet werden. Wege zur Erschließung des<br />

Erholungspotenzials sollen an den Bebauungsrändern<br />

verlaufen. Ein Magnet, wie das Kompetenzzentrum<br />

(Team 1), zieht Störungen ins<br />

Gebiet. Die Anforderungen zur dauerhaften<br />

Sicherung der lokalen Populationen geschützter<br />

und anspruchsvoller Arten sind sehr hoch.<br />

Bereits heute gibt es eine Entwertung des<br />

44<br />

Naturhaushalts, da der Wasserstand in dem<br />

Graben- und Wetternsystem niedrig und stark<br />

schwankend ist. Eine permanente, ausreichend<br />

hohe Wasserführung ist notwendig,<br />

eine Durchströmung oder ein starker Wasseraustausch<br />

haben eher negative Folgen.<br />

Aufgrund der Notwendigkeiten der Gewässerbewirtschaftung<br />

an Hauptgräben ist ein<br />

Abkoppeln eines unabhängigen Grünland-<br />

Grabensystems wünschenswert, schädliche<br />

Einflüsse können so ferngehalten werden.<br />

Eingriffs-/Ausgleichsbilanzierung<br />

Bei einer Gegenüberstellung des Bestands mit<br />

den Planungen ergeben sich nach dem FHH<br />

Staatsrätepapier zur Beurteilung von Eingriffen<br />

in Natur und Landschaft rein quantitativ<br />

erhebliche Ausgleichsbedarfe. So müssen<br />

beispielsweise etwa 84 ha intensiv Grünland<br />

in extensiv Grünland umgewandelt werden,<br />

um den durch die Planung entstehenden Wertpunkteverlust<br />

auszugleichen.<br />

Recht<br />

Die planerischen Vorgaben für die Fläche sind<br />

im Flächennutzungsplan und im Landschaftsschutzprogramm<br />

mit Arten- und Biotopschutz-<br />

programm dargestellt. Der Baustufenplan<br />

Wilhelmsburg ist das derzeitig geltende Planrecht,<br />

in dem die Art der baulichen Nutzung<br />

als „Außengebiet“ festgesetzt ist, was dem §<br />

35 des BauGB (Außenbereich) entspricht. Ein<br />

Schutz des Kiebitzes ist heute nicht vorhanden.<br />

Im Bundesnaturschutzgesetz werden die<br />

artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände<br />

in enger Anlehnung an die entsprechenden<br />

Bestimmungen der FFH- und Vogelschutzrichtlinie<br />

gefasst (§ 42 Abs. 1) und eine vom<br />

Europäischen Gerichthofs gerügte Ausnahmeregelung<br />

aufgehoben (§ 43 Abs. 4). Dabei<br />

werden bestehende und von der Europäischen<br />

Kommission anerkannte Spielräume bei<br />

der Auslegung der artenschutzrechtlichen<br />

Vorschriften der FFH-Richtlinie genutzt und<br />

rechtlich abgesichert, um für die Betroffenen<br />

akzeptable und im Vollzug praktikable Ergebnisse<br />

bei der Anwendung der Verbotsbestimmungen<br />

zu erzielen (§ 42 Abs. 4 und 5).<br />

Die Umsiedlung bestimmter Arten, insbesondere<br />

beim Kiebitz, ist problematisch. Jedoch<br />

weist der § 43 Lücken auf, beispielsweise bei<br />

der Definition des öffentlichen Interesses.


MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />

Entwicklung eines<br />

naturschutzfachlichen Entwicklungskonzepts<br />

Auswertung<br />

I<br />

n allen Entwürfen wird mit den Flächen<br />

sensibel umgegangen. Die definierten<br />

Baugebiete umfassen nur etwa ein Drittel<br />

der Gesamtfläche und werden mit einer geringen<br />

Baudichte bespielt. Es ist eine Vielzahl an<br />

Maßnahmen für den Erhalt und die Wertsteigerung<br />

der Grünflächen aufgeführt, die<br />

sehr positiv bewertet werden. Die wichtigste<br />

Erkenntnis ist, dass die Naturlandschaft nur<br />

erhalten bleiben kann, wenn sich die Bebauung<br />

klar von ihr abgrenzt. In den Energiekonzepten<br />

sind viele gute Ansätze enthalten.<br />

Die Machbarkeitsuntersuchung durch die<br />

Gutachter hat ergeben, dass die Ansätze umsetzbar,<br />

die Kosten jedoch teilweise erheblich<br />

sind. Hier muss genau untersucht werden,<br />

welche Möglichkeiten es für eine Reduzierung<br />

der Kosten gibt. Kritisch gesehen werden die<br />

Bebauung in der Mitte des Untersuchungsgebiets<br />

und eine Wohnbebauung entlang des<br />

Lärmschutzwalls aufgrund der Lärmproblematik<br />

und der Beeinträchtigung der <strong>Wiesen</strong>vögel.<br />

Es gibt einen starken Handlungsbedarf für die<br />

gefährdete Naturlandschaft, unabhängig von<br />

einer künftigen Bebauung in der Umgebung.<br />

Es wurden sowohl Ansätze für ein Wohnen mit<br />

der Landschaft als auch für die Stabilisierung<br />

des Grünraums gefunden.<br />

Naturschutzfachliches<br />

Entwicklungskonzept<br />

Aufgrund des ermittelten Handlungsbedarfs<br />

wurden zwei Experten aus den Bereichen der<br />

Ornithologie und der Landespflege beauftragt,<br />

die vorliegenden Bestandsaufnahmen<br />

und Gutachten zu analysieren und ein<br />

Naturschutzfachliches Entwicklungskonzept<br />

zu entwickeln.<br />

Ziel ihrer Arbeit war es, basierend auf den<br />

vorhandenen Gutachten, die Eigenschaften<br />

und Empfindlichkeiten des Raumes zusammenzufassen<br />

und flächenbezogen darzustellen.<br />

In diesem Zusammenhang wurde eine<br />

Beurteilung der Entwicklungschancen der<br />

<strong>Wiesen</strong>vögel unter verschiedenen Rahmenbedingungen<br />

erstellt. Darüber hinaus wurden<br />

Entwicklungsperspektiven aus sonstiger<br />

naturschutzfachlicher Sicht aufgezeigt. Es<br />

erfolgte eine Beurteilung der Verträglichkeit<br />

der vier Bebauungsvarianten mit der Erhaltung<br />

des vorhandenen Status und unter Berücksichtigung<br />

der Entwicklungspotenziale.<br />

In Szenarien sind Entwicklungsmöglichkeiten<br />

skizziert worden, die von außen kommend<br />

auch Flächen über den engeren Untersuchungsraum<br />

hinaus einbeziehen.<br />

Die Untersuchung hat ergeben, dass das <strong>Wiesen</strong>brütervorkommen<br />

auf den <strong>Kirchdorfer</strong><br />

<strong>Wiesen</strong> <strong>Hamburg</strong>weit bedeutsam, der Erhaltungszustand<br />

jedoch labil ist. Die <strong>Wiesen</strong>vögel<br />

brüten auf einer Weidefläche für Pferde,<br />

deren Bewirtschaftung nicht festgeschrieben<br />

ist. Die Population ist sehr klein und isoliert,<br />

da es kaum vergleichbare Flächen in der<br />

Umgebung gibt. Die derzeitige Nutzungssituation<br />

ist ein Zufallsprodukt. Sowohl eine<br />

Erhöhung der Pferdebesatzdichte als auch<br />

eine Nutzungsaufgabe könnten die Lebensraumfunktion<br />

drastisch verschlechtern. Die<br />

steigende Anzahl der Kfz pro Tag auf der<br />

BAB A1, die zunehmende Verbuschung und<br />

zufällige Faktoren wie Prädatoren (Beutegreifer),<br />

könnten dazu beigetragen haben,<br />

dass die Kiebitz-Brutpaare in den letzten<br />

acht Jahren von ca. 28 auf ca. 16 zurückgegangen<br />

sind. Genaue Ursachen sind aber<br />

nicht bekannt.<br />

Um das oben genannte Ziel zu erreichen,<br />

sind folgende Maßnahmen erforderlich:<br />

Neben einer Wiedervernässung soll der<br />

Biotopverbund nach Nordwesten und Süden<br />

erweitert werden und der Verockerung beispielsweise<br />

mit einem Ockerabsetzteich entgegengewirkt<br />

werden. Es werden vorhande-<br />

45


Szenario 1 Szenario 2 - ortsnahe Kohärenz Szenario 3 - regionale Kohärenz<br />

ne Gehölzstrukturen entfernt (Entkusselung)<br />

und ggf. eine Schilfkläranlage für Elbewasser<br />

errichtet, da die Einspeisung von Elbewasser<br />

problematisch ist. Eine Grabenräumung muss<br />

an die Ansprüche der unterschiedlichen<br />

Arten angepasst werden.<br />

Eine Verbesserung der Bedingungen an<br />

diesem Standort ist auch für die anderen<br />

geschützten Arten vorteilhaft, ruft teilweise<br />

aber auch Konflikte hervor, da die Anpassung<br />

an die Bedürfnisse der <strong>Wiesen</strong>brüter<br />

beispielsweise für die Moorfrösche lebensbedrohlich<br />

ist. Diese benötigen Gehölzstrukturen<br />

zum Überleben. Es sind folgende drei<br />

Szenarien entwickelt worden:<br />

Szenario 1 - bestandsorientiert<br />

Dem heutigen Bestand der <strong>Wiesen</strong>brüter<br />

kann nur Aussicht auf eine Zukunft gegeben<br />

werden, wenn die gesamte, potenziell verfügbare<br />

Fläche sofort so wiederhergestellt wird,<br />

dass die Bedingungen für die <strong>Wiesen</strong>brüter<br />

erfüllt sind. Die notwendige Flächengröße<br />

stellt das etwa Achtfache der heutigen<br />

Fläche dar. Es muss verbindliche Bewirtschaftungsauflagen<br />

für die Pächter geben<br />

(Verbuschung entfernen etc.), die Wasser-<br />

46<br />

stände in den Beetgräben müssen erhöht<br />

und die Gräben teilweise verbreitert werden,<br />

um „Nachträubern“ (z.B. Füchsen, Mardern,<br />

Hauskatzen) den Zugang zu verwehren. Der<br />

vorhandene Sportplatz und der Reiterhof<br />

sollen aufgrund der davon ausgehenden Störungen<br />

verlegt werden. Zudem soll darüber<br />

nachgedacht werden, den Siedenfelder Weg<br />

für den öffentlichen Verkehr zu sperren. Die<br />

Natur kann, insbesondere bei einer zukünftigen<br />

Lärmminderung, besser erlebbar gemacht<br />

werden („Natur erleben in der Stadt“).<br />

Ein Wegeverlauf entlang der Bebauung und<br />

eine sichtgeschützte Beobachtungsstelle<br />

ermöglichen ein Beobachten des Brutgeschehens,<br />

ohne die Vögel zu beunruhigen.<br />

In diesem Szenario gibt es keine Vereinbarkeit<br />

mit den vier städtebaulichen Entwürfen,<br />

da die <strong>Wiesen</strong>vögel von jeglicher Bebauung<br />

wesentlich beeinträchtigt werden. Insgesamt<br />

sind auch unter Ausschöpfung der Optimierungsmaßnahmen<br />

die Überlebenschancen<br />

für die <strong>Wiesen</strong>brüter aufgrund der fortbestehenden<br />

Isolation und der möglichen, nicht zu<br />

verhindernden Störungen, gering.<br />

Szenario 2 – ortsnahe kohärenz<br />

Eine auf die Bedürfnisse der <strong>Wiesen</strong>brüter<br />

ausgerichtete Anpassung der <strong>Kirchdorfer</strong><br />

<strong>Wiesen</strong> wird auf die Flächen im Wilhelmsburger<br />

Osten ausgeweitet und geht mit einer<br />

maximalen Ausnutzung und Optimierung<br />

der vorhandenen Freiflächen einher. Hierbei<br />

müssen eine Vorab-Bereitstellung ohne<br />

Zeitlücke, eine Funktionsidentität und die<br />

Erreichbarkeit gewährleistet werden. Ob die<br />

<strong>Wiesen</strong>brüter die neuen Flächen annehmen,<br />

kann nicht vorherbestimmt werden. Problematisch<br />

ist die Lärmbelastung aufgrund der<br />

Nähe zur Autobahn. Auf mit den <strong>Kirchdorfer</strong><br />

<strong>Wiesen</strong> vergleichbaren Flächen im Wilhelmsburger<br />

Osten, unmittelbar an der BAB A1,<br />

sind bisher kaum <strong>Wiesen</strong>brütervorkommen<br />

registriert worden. Die Überlebenschancen<br />

beim Bau einer Lärmschutzmaßnahme sind<br />

eingeschränkt. Eine Wand hat mehr Vorteile<br />

als ein Wall, da diese nicht soviel Fläche in<br />

Anspruch nimmt. Die nachgewiesene Standorttreue<br />

bei <strong>Wiesen</strong>brütern stellt hierbei<br />

den kritischsten Punkt dar. Die langfristigen<br />

Überlebenschancen für die <strong>Wiesen</strong>brüter<br />

sind jedoch aufgrund der Verlagerung, der<br />

Isolation und der möglichen, nicht zu verhindernden<br />

Störungen, unsicher.


MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />

Szenario 3 – regionale kohärenz<br />

Aufgrund der schrumpfenden Anzahl der<br />

vorhandenen <strong>Wiesen</strong>brüter auf den <strong>Kirchdorfer</strong><br />

<strong>Wiesen</strong> und der isolierten Situation auf<br />

der Elbinsel, wird eine regionale Kohärenz<br />

für den Erhalt, die Optimierung und Erweiterung<br />

der bestehenden <strong>Wiesen</strong>vogelpopulationen<br />

für <strong>Hamburg</strong> insgesamt vorgeschlagen.<br />

In den Vier- und Marschlanden in Bergedorf<br />

können langfristig „gesunde“ Bestände<br />

gewährleistet werden. Damit können die<br />

Ansprüche der unterschiedlichen Arten<br />

entkoppelt und die Bedarfe anforderungsgerecht<br />

erfüllt werden. Die vorhandenen<br />

<strong>Wiesen</strong>brüter auf den <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong><br />

könnten vernachlässigt und die Situation für<br />

alle anderen vorkommenden Arten verbessert<br />

werden. Eine behutsame Bebauung,<br />

wie in den vier Entwürfen vorgeschlagen, ist<br />

dann möglich.<br />

fazit<br />

Die Realisierung der Bebauungsvorschläge in<br />

allen vier Konzepten hat mit höchster Wahrscheinlichkeit<br />

ein Erlöschen der <strong>Wiesen</strong>brüterkolonie<br />

zur Folge.<br />

Eine Bebauung im Bullert ist mit dem Erhalt<br />

der <strong>Wiesen</strong>vögel vereinbar. Der Kompensationsflächenbedarf<br />

für diese Arten ist<br />

erheblich größer als die heute besiedelte<br />

Fläche von 8-10 ha. Eine Kompensationsfläche<br />

östlich der BAB A1 ist nur bei einer<br />

Inanspruchnahme erheblicher, zurzeit gartenbaulich<br />

genutzter Flächen, realisierbar.<br />

Größere Erfolgsaussichten für die Erhaltung<br />

der <strong>Wiesen</strong>brüterarten im Raum <strong>Hamburg</strong><br />

bestehen bei einer Kombination mit anderen<br />

Kompensationsflächen und beim Vergrößern<br />

der vorhandenen Populationen in den Vierund<br />

Marschlanden.<br />

Andere Tier- und Pflanzenarten sowie die<br />

geschützten Biotope sind in geringerem<br />

Umfang durch die geplante Überbauung<br />

betroffen. Diese kann durch eine zusätzliche<br />

Wiederaufnahme der Grünlandnutzung, einer<br />

Vernässung etc., kompensiert werden. Die<br />

entsprechenden Flächen und die Umsetzbarkeit<br />

zeigt das Gfl-Gutachten von 2001 auf.<br />

Die Lebensraumansprüche decken sich nicht<br />

voll mit denen der <strong>Wiesen</strong>vögel daher kann,<br />

insbesondere bei Szenario 2, zusätzlicher<br />

Kompensationsbedarf entstehen.<br />

Szenarien<br />

im Überblick<br />

SZEnARIO 1 - bestandsorientiert<br />

• Fläche der <strong>Wiesen</strong>brüter erweitern<br />

• Wasserstände anheben<br />

• Bewirtschaftung regeln<br />

• Gehölze entfernen<br />

• neue Gräben (Schutz)<br />

• Sportplatz und Reiterhof verlegen<br />

• Vertragsnaturschutz<br />

• Wege sperren<br />

Erhaltungszustand unsicher<br />

(isoliert, Störungen)<br />

SZEnARIO 2 – mit Bebauung<br />

• Ortsnahe Kohärenz<br />

• Optimierung der Fläche<br />

• Erweiterung und Maximierung<br />

östlich<br />

und westlich BAB A1<br />

• Neugestaltung<br />

• weiteres Potenzial im Süden nutzen<br />

Erhaltungszustand weiterhin<br />

unsicher (isoliert, Störungen)<br />

SZEnARIO 3 – mit Bebauung<br />

• Regionale Kohärenz<br />

• Optimierung<br />

• Erweiterung bestehender <strong>Wiesen</strong>brütergebiete<br />

• Ausgleich Vegetation vor Ort<br />

• Ausgleich <strong>Wiesen</strong>brüter extern<br />

Langfristig „gesunde“ Bestände<br />

47


ERGEBNIS dER MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />

Die <strong>IBA</strong>-Entscheidung –<br />

Weichenstellung für die Zukunft?<br />

das Wohnen mit der Landschaft wird kein <strong>IBA</strong>-Projekt<br />

j<br />

edes <strong>IBA</strong>-Projekt wird einer Prüfung<br />

unterzogen, die in diesem Falle sehr<br />

umfangreich ausgeführt wurde. Die<br />

besonderen Rahmenbedingungen erforderten<br />

einen besonderen Aufwand. Die <strong>IBA</strong><br />

<strong>Hamburg</strong> hat neben einer innovativen und<br />

ressourcenschonenden baulichen Machbarkeit<br />

auch die Positionen von Bürgern und<br />

Verbänden in die Machbarkeitsuntersuchung<br />

einbezogen. Auf Grundlage der Ergebnisse<br />

ist eine klare Entscheidung getroffen worden.<br />

Die zentralen Fragen aus der Machbarkeitsprüfung<br />

und ihre jeweiligen Antworten<br />

lauten:<br />

1. Gibt es innovative Konzeptideen für ein<br />

Wohnen mit der Landschaft, welche<br />

beispielhaft und zukunftsweisend für ein<br />

ressourcenschonendes und naturverträgliches<br />

Bauen sind?<br />

Alle vier Konzepte weisen einen flächenschonenden<br />

Umgang auf. Die Ränder werden mit<br />

einer geringen Baudichte bebaut und die<br />

grüne Mitte erhalten und aufgewertet. Dafür<br />

werden zahlreiche Maßnahmen vorgeschlagen.<br />

Zudem gibt es eine klare Trennung zwischen<br />

Bebauung und Freiflächen, kein „Flie-<br />

ßen in die Landschaft“. Es sind Pflege- und<br />

Energiekonzepte entwickelt worden, welche<br />

die Zielgruppe der Stadt- und Naturpioniere<br />

anlocken könnten.<br />

2. Sind die Konzeptideen zeitlich, technisch,<br />

finanziell und rechtlich realisierbar?<br />

Das „Wohnen mit der Landschaft“ ist mit<br />

Ausnahme des Wohnens im Lärmschutzwall<br />

technisch und zeitlich realisierbar und,<br />

sofern eine Lösung für die <strong>Wiesen</strong>vogelpopulationen<br />

gefunden wird, auch planungsund<br />

naturschutzrechtlich umsetzbar. Die<br />

baulichen Eingriffe haben jedoch zur Folge,<br />

dass in die alte Kulturlandschaft und die<br />

<strong>Wiesen</strong>vogelkolonien<br />

eingegriffen werden muss.<br />

3. Welchen Handlungsbedarf weisen die<br />

<strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> auf und welche Maßnahmen<br />

sind geeignet, diese aufzuwerten<br />

und zu sichern?<br />

Die <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> weisen einen sehr<br />

hohen ökologischen Wert, aber auch einen<br />

großen Handlungsbedarf auf. Sowohl die<br />

<strong>Wiesen</strong>vogelkolonie als auch die Biodiversität<br />

können nicht als gesichert betrachtet<br />

werden. Es sind drei Szenarien entwickelt<br />

worden, die unterschiedliche Entwicklungsperspektiven<br />

aus naturschutzfachlicher Sicht<br />

aufzeigen. Im favorisierten Szenario 3 sind<br />

eine Bebauung am westlichen Siedlungsrand,<br />

umfangreiche Maßnahmen zur Stabilisierung<br />

der <strong>Wiesen</strong> und eine regionale Kohärenz in<br />

Bezug auf die <strong>Wiesen</strong>vogelkolonie vorgesehen.<br />

Maßnahmen für die <strong>Wiesen</strong>vögel auf<br />

einer größeren Fläche als den <strong>Kirchdorfer</strong><br />

<strong>Wiesen</strong> sind aus Sicht der Experten wesentlich<br />

erfolgsversprechender.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Es ist nicht gelungen, bestehende Positionen<br />

der Beteiligten aufzubrechen. Dieses<br />

erscheint fragwürdig, da in Zusammenarbeit<br />

mit der <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> eine Chance geboten<br />

wird, innovative Projekte zu realisieren, die<br />

für beide Belange zukunftsträchtig sein<br />

können. Das Entgegenkommen, beispielsweise<br />

in der erheblichen Reduktion der Anzahl<br />

der Wohneinheiten auf rund 320 Einheiten,<br />

ist nicht gewürdigt worden. Es fehlt das<br />

Vertrauen gegenüber der Stadt, dass etwas<br />

Gutes entwickelt und innovative Formen<br />

für das Wohnen in und mit der Landschaft<br />

umgesetzt werden können. Dadurch wird<br />

49


ERGEBNIS dER MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />

50<br />

eine große Chance für ein Kohärenzprojekt<br />

aus Naturschutz und Städtebau vertan. Da<br />

der Lösungsvorschlag nicht konsensfähig ist<br />

und von den Naturschutzverbänden nicht<br />

mitgetragen wird, ist eine <strong>IBA</strong>- Würdigkeit<br />

des Projekts nicht gegeben. Eine Entwicklung<br />

dieser Fläche wird seitens der <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong><br />

nicht weiter verfolgt. Ob es eine Bebauung<br />

nördlich der <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> - im Bullert -<br />

geben wird, hängt u.a. von der vorzunehmenden<br />

Bodenordnung ab.<br />

die Meinung der Akteure<br />

Gründe für die ablehnende Haltung der<br />

Naturschutzverbände und der Abteilung für<br />

Natur- und Ressourcenschutz (BSU) sind der<br />

Erhalt der einzigartigen Kulturlandschaft mit<br />

den charakteristischen Beetgräben, die politischen<br />

Zielsetzungen bezüglich Arten- und<br />

Naturschutz sowie der Anspruch auf eine<br />

Minimierung der Bodeninanspruchnahme.<br />

Seitens der Naturschutzverbände soll jede<br />

Chance genutzt werden, die vorhandenen<br />

<strong>Wiesen</strong>vogelpopulationen, insbesondere der<br />

Kiebitze, zu erhalten und zu schützen.<br />

Einige der beteiligten Akteure aus Politik,<br />

organisierten Teilen der Bevölkerung sowie<br />

die Planer kritisierten die “fundamentalistische“<br />

Haltung der Naturschutzverbände. Sie<br />

stimmen einer behutsamen baulichen Entwicklung<br />

mit Aufwertung der großen grünen<br />

Mitte zu, um einen Verfall der hochwertigen<br />

Fläche zu verhindern. Solange die Fläche<br />

im Flächennutzungsplan als Wohnbaufläche<br />

gekennzeichnet und die Planungsbefangenheit<br />

nicht aufgelöst ist, sind Maßnahmen wie<br />

<strong>Wiesen</strong>management, Grabenpflege und die<br />

Anpassung der Wasserstände von Seiten der<br />

Stadt nicht möglich. Im Hinblick auf die großen<br />

Investitionen in die Bildungseinrichtungen<br />

(„Tor zur Welt“) sind innovative Wohnbauprojekte<br />

in der Umgebung notwendig.<br />

Für einige andere Teilnehmer steht der Erhalt<br />

der Kulturlandschaft und der <strong>Wiesen</strong>vögel<br />

an diesem Standort vor einer städtebaulichen<br />

Entwicklung, die ohnehin nur wenig<br />

neuen Wohnraum schafft.


ANHANG<br />

Zusammenfassung<br />

Machbarkeitsuntersuchung „Wohnen mit der Landschaft“<br />

Mit dem Projekt „<strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong><br />

– Wohnen mit der Landschaft“ hat<br />

die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> Lösungsmöglichkeiten<br />

für eine Modellsiedlung gesucht, die<br />

beispielhaft zeigt, wie der dringende Bedarf<br />

nach neuem Wohnraum mit den Belangen<br />

des Naturschutzes vereinbart werden kann.<br />

Dabei wurden sowohl neue bauliche Lösungen<br />

getestet als auch Wege aufgezeigt,<br />

wie vermeintlich unvereinbare Nutzungen<br />

verträglich mit- und nebeneinander organisiert<br />

werden können. Das Projekt startete im<br />

Februar 2007 mit einer Machbarkeitsuntersuchung.<br />

In einem mediationsorientierten Gutachterund<br />

Planungsprozess haben im ersten Teil<br />

Architekten, Stadtplaner und Landschaftsarchitekten<br />

eng mit Ökologen zusammengearbeitet<br />

und nach Möglichkeiten verträglicher<br />

Lösungen gesucht. Begleitet wurde der<br />

Entwurfsprozess durch die Beteiligung<br />

52<br />

von Bürgerinitiativen, Politikern, Naturschutzverbänden<br />

und Vertretern aus den<br />

Fachdienststellen. Die unterschiedlichen<br />

Entwurfsansätze wurden von Gutachtern aus<br />

den Fachbereichen Bodenaufbau, Hydraulik,<br />

Lärm, Verkehr etc. in Bezug auf Zeit (2013,<br />

<strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong>s Präsentationsjahr), Kosten<br />

und Machbarkeit geprüft. Die Ergebnisse<br />

haben deutlich gemacht, dass die Konzepte<br />

realisierbar sind, zum Erhalt und zur Aufwertung<br />

der 700 Jahre alten Kulturlandschaft<br />

und der Lebensräume für die <strong>Wiesen</strong>vögel<br />

jedoch ein naturschutzfachliches Entwicklungskonzept<br />

erforderlich ist.<br />

In einem zweiten Teil wurden daher von zwei<br />

Experten aus Sicht des Naturschutzes und<br />

der Landschaftspflege drei Szenarien entwickelt,<br />

die aufzeigen, dass eine Bebauung nur<br />

mit der Aufgabe des <strong>Wiesen</strong>vogelstandorts in<br />

Kirchdorf Mitte zu realisieren ist. Die <strong>Wiesen</strong>vogelpopulationen<br />

sind labil<br />

und haben sich insbesondere beim Kiebitz in<br />

den letzten Jahren halbiert. Es ist fraglich,<br />

ob diese Fläche auch zukünftig noch ein<br />

Standort für <strong>Wiesen</strong>vögel sein wird. Eine<br />

sensible bauliche Entwicklung und naturschutzfachliche<br />

Maßnahmen könnten zum<br />

Erhalt und zur Aufwertung von Vorkommen<br />

zahlreicher anderer Pflanzen- und Tierarten<br />

in diesem Gebiet beitragen.<br />

Der wissenschaftlich begründete Vorschlag,<br />

für die <strong>Wiesen</strong>vögel andernorts eine große<br />

Fläche freizuhalten und diese hinsichtlich<br />

spezifischer Anforderungen zu bewirtschaften<br />

(regionale Kohärenz), ist seitens<br />

der Naturschutzverbände und beteiligten<br />

Fachbehörde abgelehnt worden. Aus diesem<br />

Grund wird das Projekt von der <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong><br />

als nicht <strong>IBA</strong>-würdig angesehen und nicht<br />

fortgeführt.


ANHANG<br />

Summary<br />

feasibility study „kirchdorfer <strong>Wiesen</strong> – Living with the landscape“<br />

With the project „<strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong><br />

– Living with the landscape“ the<br />

<strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> has called for solutions<br />

for a pilot residential area exem-plarily<br />

showing how the urgent need for new residential<br />

areas can be combined with the concerns<br />

of environmental protection. With this,<br />

new methods of con-struction were tested as<br />

well as ways were shown how the supposedly<br />

incompatible usages could be organised in<br />

combination with each other and in parallel.<br />

Starting point for the project was a feasibility<br />

study in February 2007.<br />

In a first step architects, urban planners and<br />

landscape architects worked together with<br />

ecologists and searched for possibilities of<br />

compatible solutions in a mediation oriented<br />

experts and planning process. The design<br />

process was accompanied by the participation<br />

of citizens’ initiatives, politicians, nature<br />

conservation organisations and represen-<br />

tatives of the relevant authorities. The<br />

individual design approaches were assessed<br />

by experts from the special fields of geology,<br />

water supply, noise, traffic etc. taking into<br />

consideration the aspects of timing (2013<br />

<strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong>`s year of presentation), costs<br />

and feasibility. The results revealed that the<br />

concepts are<br />

realisable, however, that there is also the<br />

need for a development concept for protection<br />

of nature and for the preservation and<br />

enhancement of the 700-year old cultural<br />

landscape and habitat for grassland birds.<br />

In a second step two experts have therefore<br />

developed three scenarios from the perspective<br />

of protection of nature and landscape<br />

maintenance showing that for the construction<br />

of houses it is necessary to give up<br />

Kirchdorf Mitte as a habitat for grassland<br />

birds. As the populations of grassland birds<br />

are instable and have reduced to the half in<br />

recent years, particularly in case of the<br />

peewit, it is questionable whether this area is<br />

still suitable as a habitat in the future. However,<br />

a sensitive constructional development<br />

and nature protective measures could contribute<br />

to a preservation and enhancement of<br />

appearances of numerous other species of<br />

plants and animals in this area.<br />

The scientifically substantiated proposal to<br />

assign a large area at another location as a<br />

new habitat for the grassland birds and to<br />

cultivate that area according to its specific<br />

requirements (regional coherence) was<br />

rejected by the nature conservation organisations<br />

and the participating authorities. For<br />

this reason, <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> has not classified<br />

this project as meeting the standards of <strong>IBA</strong><br />

projects.<br />

53


ANHANG<br />

Verfahrensdetails<br />

Ausloberin<br />

<strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> GmbH<br />

Projektkoordination: Karen Pein<br />

Betreuung<br />

Arbeitsgemeinschaft<br />

Büro Claussen-Seggelke und<br />

Seebauer, Wefers und Partner GbR.<br />

Projektbetreuerin: Julia Lindfeld<br />

Verfahrensart<br />

Machbarkeitsuntersuchung mit vier Workshops<br />

und zwei Arbeitsgruppensitzungen.<br />

Planerteams<br />

• HHS Planer+Architekten AG, Kassel //<br />

Hutterreimann Landschaftsarchitekten,<br />

Berlin<br />

• Jo Coenen & Co Architekten, NL­Maastricht<br />

// Thomanek Duquesnoy Boemans<br />

GbR, Berlin<br />

• Studio urbane Landschaften, Hannover<br />

mit Ohrt von Seggern Partner Architekten<br />

// LRW Loosen, Rüschoff + Winkler,<br />

<strong>Hamburg</strong> // bgmr Becker Giseke Mohren<br />

Richard LA, Berlin<br />

• Baufrösche Kassel, Kassel // Schaper +<br />

Steffen + Runtsch LA, <strong>Hamburg</strong><br />

54<br />

fachgutachter<br />

• Ingo Brandt, Andreas Haack, Büro für<br />

biologisch-ökologische Gutachten<br />

• Heiko Vierck, iwb Ingenieurgesellschaft<br />

mbH<br />

• wfw nord­consult Ingenieurbüro<br />

• Ralph Bode, DU Diederichs Projektmanagement<br />

• Eckart Urban, Nils Jürgensen, Urban<br />

Ing.-Team, Beratende Ingenieure für<br />

Bauwesen<br />

• Martin Seebauer, Seebauer, Wefers und<br />

Partner GbR<br />

• Thomas Abraham, empirica GmbH<br />

• Sabine Sievers, Oberthür + Partner<br />

Experten<br />

• Dr. Thomas Horlitz, entera Ingenieursgesellschaft<br />

für Umweltplanung & IT<br />

• Prof. Dr. Franz Bairlein, Institut für Vogelforschung<br />

„Vogelwarte Helgoland“<br />

fachdienststellen<br />

• Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt<br />

• Bezirksamt <strong>Hamburg</strong>­Mitte und Harburg<br />

• Finanzbehörde, Immobilienmanagement<br />

• Landesbetrieb Straßen, Brücken und<br />

Gewässer<br />

• <strong>Hamburg</strong>er Stadtentwässerung<br />

• internationale gartenschau hamburg<br />

2013 GmbH<br />

• Bezirks­ und Bürgerschaftsfraktionen<br />

• Ortsausschuss Wilhelmsburg<br />

Interessensverbände<br />

• <strong>Hamburg</strong>er Zukunftsrat<br />

• Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg e.V.<br />

• Bund für Umwelt und Naturschutz<br />

(BUND)<br />

• Naturschutzbund Deutschland (NABU)<br />

• Beirat für Stadtteilentwicklung Wilhelmsburg<br />

• <strong>IBA</strong>/igs Beteiligungsgremium<br />

• Wasserverband Wilhelmsburger Osten<br />

• Gesellschaft für ökologische Planung e.V.<br />

Referenten<br />

• Prof. Markus Neppl, ASTOC GmbH & Co. KG<br />

• Christoph Elsässer, West 8<br />

• Prof. Jörn Düvel, HafenCity Universität<br />

<strong>Hamburg</strong><br />

Moderator<br />

Stefan Kessen, MEDIATOR GmbH, Berlin<br />

Terminkette<br />

siehe Ablaufplan S. 19


Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> GmbH<br />

Am Veringhof 9<br />

21107 <strong>Hamburg</strong><br />

www.iba-hamburg.de<br />

V.i.S.d.P.: Sabine Metzger<br />

Auflage: 500<br />

Datum: November 2009<br />

Koordination: Karen Pein<br />

Konzeption und Gestaltung:<br />

Julia Lindfeld, Büro Claussen-Seggelke<br />

www.claussen-seggelke.de<br />

Texte und Redaktion:<br />

Julia Lindfeld, Büro Claussen-Seggelke<br />

Martin Seebauer, Seebauer, Wefers und Partner<br />

GbR, www.swup.de<br />

Corporate Design:<br />

feldmann+schultchen design studios<br />

www.fsdesign.de<br />

Druck:<br />

Druckerei Weidmann GmbH & Co. KG, <strong>Hamburg</strong><br />

www.druckerei-weidmann.de<br />

ISBN: 978-3-981-2609-5-3<br />

Abbildungsnachweis:<br />

<strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> GmbH/Falcon Crest Air: Umschlag<br />

vorne, S. 51; <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> GmbH: S. 3,<br />

24, 55; Freie und Hansestadt <strong>Hamburg</strong>: S. 5,<br />

6, 11, 13, 15; Behörde für Stadtentwicklung und<br />

Umwelt/Bothe, Richter, Therani Architekten:<br />

S. 12; Büro Claussen-Seggelke: S. 8, 9, 10, 19,<br />

21-25, 44, 48, Umschlag hinten; Seebauer,<br />

Wefers und Partner GbR: S. 21, 23, 48; VSÖ-<br />

Arbeitsgemeinschaft: S. 14, 50; Institut für<br />

Vogelforschung „Vogelwarte Helgoland“ und<br />

Ingenieursgesellschaft entera: S. 46; Teams<br />

(siehe jeweilige Seiten): S. 26-43;<br />

Haftungsausschluss:<br />

Die in dieser Publikation enthaltenen Informationen<br />

sind für die Allgemeinheit bestimmt;<br />

sie erheben weder Anspruch auf Vollständigkeit<br />

noch auf Richtigkeit. Sie dürfen nicht<br />

zur Beurteilung von Risiken von Anlage- oder<br />

sonstigen geschäftlichen Entscheidungen in<br />

Zusammenhang mit der <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> oder<br />

Teilen davon verwendet werden.

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