Kirchdorfer Wiesen - IBA Hamburg
Kirchdorfer Wiesen - IBA Hamburg
Kirchdorfer Wiesen - IBA Hamburg
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<strong>Hamburg</strong> voraus<br />
InternatIonale Bauausstellung HamBurg<br />
doKumentatIon<br />
<strong>Kirchdorfer</strong><br />
<strong>Wiesen</strong><br />
machbarkeitsuntersuchung „Wohnen mit der landschaft“<br />
im partizipativen Verfahren<br />
Projekte für die Zukunft der Metropole
<strong>Kirchdorfer</strong><br />
<strong>Wiesen</strong><br />
Machbarkeitsuntersuchung<br />
„Wohnen mit der Landschaft“<br />
im partizipativen Verfahren
Inhalt<br />
INTERNATIONALE BAUAUSSTELLUNG HAMBURG<br />
2<br />
03<br />
04<br />
07<br />
08<br />
16<br />
18<br />
25<br />
49<br />
52<br />
VORWORT<br />
<strong>IBA</strong> HAMBURG – PROjEkTE füR dIE ZUkUNfT dER METROPOLE<br />
ANLASS UNd ZIELSETZUNG<br />
kirchdorfer <strong>Wiesen</strong> – Ein Raum und seine Möglichkeiten<br />
STANdORT<br />
Metrozone kirchdorfer <strong>Wiesen</strong><br />
Baurecht und vorhandene konzepte<br />
die Marschlandschaft im Stromspaltungsgebiet<br />
AUfGABENSTELLUNG<br />
Entwicklung innovativer konzepte für das Wohnen mit der Landschaft<br />
VERfAHREN<br />
Abwägungsprozess – die fachplaner im dialog<br />
Vier Workshops und zwei Arbeitsgruppensitzungen<br />
MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />
Entwürfe<br />
Stellungnahmen der Gutachter<br />
Entwicklung eines naturschutzfachlichen Entwicklungskonzepts<br />
ERGEBNIS dER MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />
die <strong>IBA</strong>-Entscheidung – Weichenstellung für die Zukunft?<br />
ANHANG<br />
Zusammenfassung<br />
Summary<br />
Verfahrensdetails<br />
IMPRESSUM
Vorwort<br />
die Landschaft als Wohnqualität<br />
erlebbar machen, ohne dass die<br />
Marschlandschaft zerstört wird – geht<br />
das? Mit der Machbarkeitsuntersuchung<br />
„<strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> – Wohnen mit der Landschaft“<br />
zeigt die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> auf, wie eine<br />
Metropole nachhaltiges Stadtwachstum und<br />
Landschaftsschutz miteinander vereinbaren<br />
könnte und wie schwer es gleichzeitig ist,<br />
dafür einen Konsens herbeizuführen.<br />
Eine boomende Wirtschaft, ein schönes<br />
Stadtbild, viele Freizeitmöglichkeiten am<br />
Wasser und eine unübertroffene Vielfalt<br />
an Wohnquartieren: <strong>Hamburg</strong> ist heute<br />
als Wohnort attraktiver denn je. Ziel der<br />
„Wachsenden Stadt“ ist es, innenstadtnahe<br />
Quartiere zu entwickeln, um der Abwanderung<br />
in die Umlandgemeinden entgegen zu<br />
wirken. Nicht immer kann der Bedarf nach<br />
neuen Wohnungen in den alten, gewachsenen<br />
Quartieren gedeckt werden. Mitunter<br />
ist es auch nötig, bestehende Siedlungen<br />
zu erweitern – wie in Kirchdorf, der ruhigen<br />
und fast dörflichen Wohngegend im Osten<br />
der Elbinsel. Hier scheint der ideale Standort<br />
zu sein, um die Elbinsel als Wohnstandort<br />
für Familien noch attraktiver zu gestalten.<br />
Allerdings befindet sich der potenzielle<br />
Wohnstandort in einem ökologisch sensiblen<br />
Umfeld, der Marschlandschaft.<br />
In einem ergebnisoffenen, partizipativen<br />
Workshopverfahren hat die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong><br />
untersucht, ob und wie das „Wohnen mit der<br />
Landschaft“ ein <strong>IBA</strong>-Projekt werden kann.<br />
Von baulicher Seite lagen im Rahmen der<br />
Machbarkeitsuntersuchung vier Entwürfe<br />
von Architekten, Stadtplanern und Landschaftsarchitekten<br />
vor, die maximal ein<br />
Drittel der ursprünglich im Rahmenkonzept<br />
„Sprung über die Elbe“ vorgesehenen<br />
Fläche für eine Bebauung vorsahen. In<br />
der Diskussion waren nur noch rund 320<br />
Wohneinheiten. Darüber hinaus wurden die<br />
im Rahmen der <strong>IBA</strong> geforderten Vorgaben<br />
für eine ressourcenschonende Bebauung<br />
berücksichtigt.<br />
Die <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> stehen seit Jahren<br />
im Fokus der Stadtentwicklung. Die <strong>IBA</strong><br />
<strong>Hamburg</strong> hatte daher die Aufgabe, neben<br />
einer innovativen und ressourcenschonenden<br />
baulichen Machbarkeit auch die Interessen<br />
und Wünsche von Bürgern und Verbänden<br />
in die Untersuchung einzubeziehen. Die<br />
Bandbreite der Meinungen und Wünsche zu<br />
einer baulichen Entwicklung der <strong>Kirchdorfer</strong><br />
<strong>Wiesen</strong> reichte von positiver Zustimmung zu<br />
den Konzepten bis zur vollständigen Ablehnung.<br />
Einheitlich war aber die Beurteilung<br />
des angewendeten Verfahrens, dessen Offenheit<br />
und Sachlichkeit von allen Beteiligten<br />
begrüßt wurde.<br />
Trotz des intensiven, durch einen Mediator<br />
gesteuerten Prozesses ist es nicht gelungen,<br />
die unterschiedlichen Bewertungen der<br />
Vereinbarkeit von Wohnen und Landschaft in<br />
einem gemeinsamen Projekt zusammenzuführen.<br />
Obwohl aus Sicht der teilnehmenden<br />
Vertreter des wissenschaftlichen Naturschut-<br />
Uli Hellweg<br />
zes durchaus eine Win-win-Lösung zwischen<br />
Landschaft und Städtebau herstellbar<br />
gewesen wäre, war ein Konsens mit den<br />
örtlichen Bewohner- und Umweltgruppen<br />
sowie mit Teilen der Verwaltung nicht möglich.<br />
800 Bürgerinnen und Bürger sprachen<br />
sich per Unterschrift gegen das <strong>IBA</strong>- Projekt<br />
aus – Grund genug für uns das Projekt als<br />
<strong>IBA</strong>-Projekt aufzugeben.<br />
Da das Verfahren eine Reihe innovativer<br />
Ansätze und Ergebnisse auch für andere<br />
Projekte brachte, möchten wir es hier<br />
dokumentieren. Wir geben die Hoffnung auf<br />
eine Win-win-Situation für Naturschützer und<br />
Städtebauer noch nicht auf…<br />
Uli Hellweg<br />
Geschäftsführer <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> GmbH<br />
03
<strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> –<br />
Projekte für die Zukunft der Metropole<br />
die Zukunft der Stadt im 21. Jahrhundert<br />
gestalten: Dieser Aufgabe<br />
stellt sich die Internationale Bauausstellung<br />
<strong>Hamburg</strong>. In einem siebenjährigen<br />
Prozess zeigt sie, wie die Städte und Metropolen<br />
den Herausforderungen der globalisierten<br />
Welt begegnen können – und setzt<br />
damit nachhaltige Impulse für die deutsche<br />
Baukultur.<br />
Architektur, Freiraumplanung und Städtebau<br />
versteht die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> als integrale<br />
Bestandteile des gesellschaftlichen Wandels:<br />
Sie entwirft, fördert und reflektiert beispielhafte<br />
Projekte und Programme sowohl<br />
auf der städtebaulichen als auch auf der<br />
stadtgesellschaftlichen Ebene. Und das an<br />
einem Ort, der wie kaum ein anderer den<br />
aktuellen Strukturwandel der Großstädte<br />
widerspiegelt.<br />
Den Wandel dieser von Vielfalt und Widersprüchen<br />
geprägten Stadtlandschaft bündelt<br />
die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> in den drei Leitthemen<br />
„Kosmopolis“, „Metrozonen“ und „Stadt im<br />
Klimawandel“.<br />
04<br />
kosmopolis – kulturelle Vielfalt als<br />
Chance nutzen<br />
Wo Menschen zusammen leben und sich<br />
begegnen, liegen die stärksten Kräfte für<br />
gesellschaftliche Innovation. Die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong><br />
sieht diese Vielfalt als Chance – mit<br />
Bauprojekten sowie sozialen und kulturellen<br />
Angeboten. Das Handlungsspektrum reicht<br />
von der Aufwertung öffentlicher Räume<br />
über eine kreative Quartiersentwicklung bis<br />
hin zu neuen Modellen eines integrativen<br />
Wohnungsbaus und einer Bildungsoffensive,<br />
die neue Lernkonzepte und Bildungsräume<br />
für interkulturelles Lernen auf den Elbinseln<br />
entwickelt.<br />
Metrozonen – Zwischenräume<br />
werden lebenswerte Orte<br />
Containerstapel und Hafenkräne neben<br />
Wohnquartieren und Industriebrachen,<br />
dazwischen Verkehrsschneisen, stillgelegte<br />
Hafenbecken und Marschfelder: Räumliche<br />
Brüche und Kontraste geben den Elbinseln<br />
ihr zerrissenes, aber auch spannungsreiches<br />
Gesicht. Die <strong>IBA</strong> nennt diese für viele Innenstadtränder<br />
typischen Orte „Metrozonen“.<br />
In <strong>Hamburg</strong>s größten Metrozonen, den<br />
Elbinseln und dem Harburger Binnenhafen,<br />
zeigt die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> städtebauliche,<br />
freiraumplanerische und architektonische<br />
Lösungen, die ein Gleichgewicht zwischen<br />
unterschiedlichen Interessen und Nutzungen<br />
herstellen – durch eine Infrastruktur mit<br />
Orten des Wirtschaftens sowie Freiräumen<br />
und urbaner Dichte. Dabei werden die Stadtquartiere<br />
zum Wasser geöffnet und durch<br />
eine neue „Stadt in der Stadt“ ergänzt, die<br />
zwischen oft gegensätzlichen Nutzungsansprüchen<br />
vermittelt und neue Raumbilder für<br />
die Metrozone schafft.
<strong>IBA</strong> HAMBURG – PROjEkTE füR dIE ZUkUNfT dER METROPOLE<br />
Stadt im klimawandel –<br />
Schritte ins postfossile Zeitalter<br />
Der Klimawandel stellt besonders die<br />
Elbinseln vor besonders große Herausforderungen.<br />
Seit der großen Flut von 1962 weiß<br />
man hier, wie empfindlich dieser Lebensraum<br />
gegenüber Naturgewalten ist. Zudem ist das<br />
Gebiet auch durch Altlasten der Industrie<br />
vorbelastet, wovon zum Beispiel der Deponieberg<br />
Georgswerder zeugt. Die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong><br />
setzt u. a. mit ihrem „Klimaschutzkonzept<br />
Erneuerbares Wilhelmsburg“ neue Standards<br />
für die Metropolen im 21. Jahrhundert. Es<br />
ruht auf vier strategischen Säulen: Hohe<br />
gebäudetechnische Standards für Neubau<br />
und Bestandssanierung reduzieren den Energieverbrauch.<br />
Blockheizkraftwerke, regionale<br />
und lokale Energieverbundsysteme verbessern<br />
die Energieeffizienz. Der Anteil erneuerbarer<br />
Energien wird schrittweise bis zu 100<br />
Prozent der Energiegewinnung erreichen.<br />
Und die Bevölkerung wird durch Kommunikation<br />
und ökonomische Anreize zum<br />
„Mitmachen“ motiviert. So zeigt die <strong>IBA</strong>, wie<br />
Städte sich dynamisch weiter entwickeln und<br />
zugleich Akteure des Klimaschutzes werden<br />
können.<br />
die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> – Wettbewerbe<br />
mit Prozess-Charakter<br />
Die hier dokumentierten Wettbewerbs- und<br />
Gutachterverfahren reflektieren diese zentralen<br />
Leitthemen und Fragestellungen der Metropole<br />
im 21. Jahrhundert und leisten damit<br />
ihren je eigenen Beitrag zur <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong><br />
als offenem Prozess und für die deutsche<br />
Verfahrenskultur. Auch junge und unbekannte<br />
Architekten erhalten hier ihre Chance,<br />
Architektur und Städtebau mit innovativen<br />
Ideen, neuen Antworten und Konzepten zu<br />
bereichern. Gemessen werden diese an den<br />
sieben <strong>IBA</strong>-Exzellenzkriterien und somit die<br />
Qualität nachhaltig gesichert.<br />
Die Transparenz der Ausschreibungsprozesse<br />
und die Prominenz der international besetzten<br />
Wettbewerbs jurys sichern das hohe Quali<br />
tätsniveau des gesamten <strong>IBA</strong>-Prozesses. So<br />
wird die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> über ihren gesetzten<br />
Zeitraum hinweg die Entwicklung der Metropole<br />
im 21. Jahrhundert nachhaltig prägen.<br />
Projektgebiet der <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong><br />
05
<strong>Kirchdorfer</strong><br />
<strong>Wiesen</strong><br />
<strong>Kirchdorfer</strong> Straße<br />
kirchdorf Nord (Im Bullert)<br />
kirchdorf Mitte (kirchdorfer <strong>Wiesen</strong>)<br />
Siedenfelder Weg<br />
Obergeorgswerder Deich<br />
Jenerseite Deich<br />
Bullertweg<br />
BAB A1
ANLASS UNd ZIELSETZUNG<br />
<strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> –<br />
Ein Raum und seine Möglichkeiten<br />
Ergebnisoffene Entscheidungsfindung: Wird das „Wohnen mit der Landschaft“ in kirchdorf ein <strong>IBA</strong>-Projekt?<br />
das Nebeneinander und Miteinander<br />
von Stadt und Hafen ist auf der Elbinsel<br />
jahrzehntelang erprobt worden.<br />
Neben der industriellen und ge werb lichen soll<br />
nun die wohnräumliche Er schließung weiter<br />
gefördert werden. Mit einer Machbarkeitsun-<br />
tersuchung wurde untersucht, in wieweit sich<br />
die <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> als innerstädtische<br />
Peripherie im Rahmen des <strong>IBA</strong>-Leitthemas<br />
„Metrozonen“ entwickeln und gestalten lassen<br />
könnten. Mit diesem Leit thema entwirft die <strong>IBA</strong><br />
<strong>Hamburg</strong> ein Zukunftsbild der inneren Stadt-<br />
ränder als Metro zonen: Orte, die auf den Brü-<br />
chen und der Vielfalt der inneren Stadtränder<br />
aufbauen und deren harte Gegensätze durch<br />
neue Verbindungslinien überbrückt werden.<br />
Leitprojekt Sprung über die Elbe<br />
Zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, ist eines<br />
der zentralen Themen des <strong>Hamburg</strong>er Leitprojekts<br />
„Sprung über die Elbe“. Ziel ist es,<br />
neben den gewachsenen Wilhelmsburger Bevölkerungsschichten<br />
auch eine neue Bewohnerschaft<br />
für diesen Standort zu interessieren<br />
und an diesen Stadtteil zu binden. Dabei ist<br />
eine städtebauliche Entwicklung gewünscht,<br />
die insbesondere junge Familien anspricht und<br />
deren Belange besonders berücksichtigt.<br />
Die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> hat geprüft, welche der in<br />
der Rahmenplanung zum Leitprojekt „Sprung<br />
über die Elbe“ zusammengeführten Projektvorschläge<br />
sich eignen, als <strong>IBA</strong>-Projekt forciert<br />
weiterverfolgt und im vorgegebenen Zeitrahmen<br />
realisiert zu werden. Eines die ser Pro jekte<br />
war das „Wohnen mit der Land schaft“. Neben<br />
den teilweise sehr dicht besiedelten Flächen,<br />
insbesondere um den S-Bahnhof Wilhelmsburg<br />
und in Kirchdorf-Süd, gibt es in dieser Metrozone<br />
naturbelassene Flächen, die im Hinblick<br />
auf eine weitere Besiedelung dieses Stadtteils<br />
untersucht wurden.<br />
die Elbinsel Wilhelmsburg<br />
Die städtebauliche Struktur der Elbinsel ist<br />
von einem bruchstückhaften Siedlungsgefüge<br />
mit zumeist kleinteiligen Baueinheiten in den<br />
Wohngebieten und hohem Grünflächenanteil<br />
geprägt. Der Stadtteil wird durch die Bundesstraße<br />
B4/75, die Trasse der Deutschen Bahn<br />
und die Autobahn A1 in Nord-Süd-Richtung<br />
segmentiert. Zwischen diesen Zäsuren haben<br />
sich Siedlungen entwickelt, die untereinander<br />
wenig vernetzt sind. Die städtebauliche<br />
Entwicklung Wilhelmsburgs bedarf einer<br />
gesamtstädtischen Betrachtung, ist aber auch<br />
unter regionalen Gesichtspunkten zu fördern.<br />
kirchdorfer <strong>Wiesen</strong><br />
Die <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> bieten die Möglichkeit,<br />
innenstadtnahe Flächen, die verkehrlich<br />
gut erschlossen sind, für neuen Wohnraum<br />
zu entwickeln und damit auch die vorhandenen<br />
Siedlungsteile besser in das gewachsene<br />
Großstadtgefüge zu integrieren. Die drei<br />
wesentlichen Punkte für die Betrachtung der<br />
<strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> waren die zentrale Lage,<br />
die Qualifizierung von Wasserlagen und die<br />
Verknüpfung mit dem Wilhelmsburger Osten<br />
östlich der Bundesautobahn (BAB) A1.<br />
Aufgabenstellung<br />
Aufgabe der vier Teams aus Architekten<br />
und Landschaftsarchitekten war es,<br />
Wohnformen zu entwickeln, die einerseits<br />
die Belange des Natur raums berücksichtigen<br />
und anderer seits das Wohnen auf der<br />
Elbinsel für Fa mi lien und „Naturliebhaber“<br />
ermöglichen. Hierbei sollte unter Beteiligung<br />
aller Interessen vertreter und zuständigen<br />
Behörden und Institutionen ausgelotet wer-<br />
den, welche der Flächen für eine Bebauung<br />
zur Verfügung stehen und sich für eine neue<br />
Form des Wohnens mit der Natur eignen.<br />
07
STANdORT<br />
Metrozone <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong><br />
Lage im Stadtgebiet<br />
Wilhelmsburg, der größte Stadtteil<br />
<strong>Hamburg</strong>s mit ca. 48.000 Einwohnern,<br />
liegt in einer Entfernung von<br />
vier bis acht Kilometer südlich der Innenstadt.<br />
Das 48 Hektar große, tief liegende und<br />
von Gräben durchzogene Untersuchungsgebiet<br />
– die <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> – befindet<br />
sich Nahe des historischen Kerns Kirchdorfs,<br />
westlich der BAB A1 und östlich der <strong>Kirchdorfer</strong><br />
Straße. Südlich des Untersuchungsgebiets<br />
ist zwischen 1974 und 1976 in isolierter<br />
Stadtrandlage die Großwohnsiedlung<br />
Kirchdorf-Süd entstanden mit über 5.700<br />
Bewohnern und rund 2.300 Wohnungen.<br />
Der größte Teil der <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> wird<br />
landwirtschaftlich genutzt (Weideland) und<br />
weist einen hohen ökologischen Wert auf.<br />
Bis auf geringe Teilflächen befindet sich das<br />
Untersuchungsgebiet im Eigentum der Freien<br />
und Hansestadt <strong>Hamburg</strong>.<br />
In mittelbarer Nähe befindet sich eine Gesamtschule<br />
sowie im Zentrum Wilhelmsburgs<br />
ein Kindergarten, eine Grundschule, ein<br />
Gymnasium und ein Jugendzentrum. Diese<br />
werden in den nächsten Jahren im Rahmen<br />
der <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> saniert und zu einem<br />
Bildungszentrum erweitert. Südöstlich des<br />
Gebiets befindet sich eine Regionalsportan-<br />
08<br />
lage mit einer Tennishalle sowie Tennis- und<br />
Fußballplätzen. Im Norden am Niedergeorgswerder<br />
Deich gibt es einen Reit- und Fahrverein.<br />
Am Jenerseitedeich befindet sich eine<br />
historische Deichrandbebauung und östlich<br />
der <strong>Kirchdorfer</strong> Straße eine Hafensiedlung.<br />
Die ehemalige Herman-Göring-Siedlung, die<br />
um 1937 erbaut wurde, bestand ursprünglich<br />
aus eingeschossigen Doppelhäusern auf<br />
Hochkellern in Fachwerkbauweise. Der Veränderungsgrad<br />
der Siedlung ist sehr hoch.<br />
Die Bebauung südlich des Jenerseitedeichs<br />
Wilhelmsburg 1911<br />
dokumentiert mit einigen erhaltenen Hofanlagen,<br />
die teilweise auf historischen Wurten<br />
gebaut sind, noch deutlich die dörfliche<br />
Entwicklung dieses Gebiets.<br />
Entwicklungsgeschichte<br />
Aus mehreren kleinen Elbinseln entstanden<br />
war das heutige Wilhelmsburg über<br />
Jahrhunderte vom Wasser und von der<br />
Landwirtschaft geprägt. Durch Befestigung<br />
und Ausbau wurden mit der Zeit die Landund<br />
Wasserflächen immer konsequenter<br />
zusammengelegt. Ende des 19. Jahrhunderts<br />
entwickelte sich Wilhelmsburg wegen seiner<br />
Nähe zum Hafen zu einem Wohn- und später<br />
auch zu einem wichtigen Industriestandort.<br />
Aus den kleinen Orten entlang der Deiche<br />
wurde zunächst die größte Landgemeinde<br />
des preußischen Staates, dann ein Stadtteil<br />
von Harburg-Wilhelmsburg und schließlich<br />
im Jahr 1938 mit dem Groß-<strong>Hamburg</strong>-Gesetz<br />
ein Stadtteil von <strong>Hamburg</strong>. In der Sturmflut<br />
im Jahr 1962 brachen an mehreren Stellen<br />
die Deiche zwischen Norder- und Süderelbe.<br />
Besonders betroffen waren die Wohngebiete<br />
in Wilhelmsburg, wo viele Menschen nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg in Behelfsheimen un-
STANdORT<br />
tergekommen waren. Die meisten der damals<br />
evakuierten Bewohner kehrten nicht mehr<br />
zurück. Es folgten Jahre, in denen weder investiert<br />
noch zugezogen wurde. Eine weitere<br />
Zäsur stellte der Senatsentscheid von 1967<br />
dar, der eine Erweiterung der Hafen- und<br />
industriellen Nutzung im Norden und Westen<br />
des Stadtteils vorsah. Erst Ende der 1970er<br />
Jahre sind administrative Maßnahmen eingeleitet<br />
worden, um den Stadtteil zu revitalisieren.<br />
Ab Mitte der 1980er Jahre wurden in<br />
verschiedenen Bereichen Stadterneuerungsmaßnahmen<br />
durchgeführt. Die Förderung<br />
des sozialen Wohnungsbaus hat einerseits<br />
das Wohnen im Stadtteil stabilisiert, andererseits<br />
jedoch zu einer deutlichen Entmischung<br />
der Bevölkerungsstruktur geführt.<br />
Bevölkerungsstruktur<br />
Wilhelmsburgs<br />
Überproportional angebotener sozialer Wohnungsbau<br />
und geringe Mietpreise führten zu<br />
einem verstärkten Zuzug einkommensschwacher<br />
Haushalte. Wilhelmsburg wandelte<br />
sich in der öffentlichen Wahrnehmung vom<br />
Hafen- und Arbeiterquartier zu einem Ort<br />
sozialer Brennpunkte. Die sozialen Auswirkungen<br />
dieser Situation zeigen sich im<br />
10<br />
Wilhelmsburg im Vergleich zu <strong>Hamburg</strong> insgesamt (2006)<br />
Anteil der Bevölkerung Wilhelmsburgs<br />
an der Gesamtbevölkerung <strong>Hamburg</strong>s<br />
unter 18-jährige<br />
über 65-jährige<br />
Deutsche<br />
Ausländer<br />
Wohngebäude<br />
Wohnungen<br />
Sozialwohnungen<br />
Quelle: Statistisches Landesamt für <strong>Hamburg</strong> und Schleswig-Holstein (2006)<br />
gesamten Stadtbild, insbesondere an den<br />
Schulen. Die unausgewogene Bevölkerungsstruktur<br />
und das niedrige Bildungsniveau<br />
tragen dazu bei, dass Familien häufig vor<br />
der Einschulung ihrer Kinder den Stadtteil<br />
verlassen. Um diesem Trend entgegen zu<br />
wirken entsteht in Wilhelmsburg in Zusammenarbeit<br />
zwischen der Behörde für Schule<br />
und Berufsbildung und der <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong><br />
eine der innovativsten Bildungseinrichtungen<br />
Deutschlands: Das Bildungszentrum „Tor zur<br />
Welt“ mit öffentlichen Räumen und einem<br />
engen Bezug zum Stadtteil. Zudem sollen mit<br />
der Schaffung attraktiven Wohnraums die<br />
Bewohner Wilhelmsburgs gehalten und neue<br />
in den Stadtteil gezogen werden.
STANdORT<br />
Baurecht und vorhandene Konzepte<br />
flächennutzungsplan<br />
der Flächennutzungsplan für die Freie<br />
und Hansestadt <strong>Hamburg</strong> in der<br />
Fas sung der Neubekanntmachung<br />
vom 22. Oktober 1997 stellt für das Unter-<br />
suchungsgebiet „Wohnbauflächen“ und im<br />
östlichen Teil, entlang der Autobahn, und<br />
im Bereich Jenerseitedeich „Grünflächen“<br />
dar. Die Nutzungsart der „Naturbestimmten<br />
Flächen“ an der Dove-Elbe wurde aufgrund<br />
der Aussagen des Landschaftsprogramms<br />
neu gebildet. Im Zuge einer weiteren Differenzierung<br />
der Freiräume in der Stadt sind<br />
diese Flächen vorrangig einer natürlichen<br />
Entwicklung vorbehalten.<br />
Landschaftsprogramm<br />
Das Landschaftsprogramm einschließlich Arten-<br />
und Biotopschutzprogramm für die Freie<br />
und Hansestadt <strong>Hamburg</strong> vom 14. Juli 1997<br />
stellt für das Untersuchungsgebiet das Milieu<br />
„Landwirtschaftliche Kulturlandschaft“ und<br />
entlang der Autobahn einen Streifen „Wald“<br />
dar. Der Siedenfelder Weg ist als „Grüne Wegeverbindung“<br />
und die nördlich angrenzende<br />
Bebauung entlang des Jenerseitedeichs als<br />
Milieu „Gartenbezogenes Wohnen“ dargestellt.<br />
Die daran angrenzenden Flächen beidseitig<br />
des Bullertwegs bis zum nördlichen Ufer<br />
der Dove-Elbe sind als Milieu „Naturnahe<br />
Land schaft“ dargestellt. Im Bullert wird die<br />
Landschaftsachse Marschlande über die Dove-<br />
Elbe-Wettern Richtung Zentrum fortgeführt.<br />
Das Arten- und Biotopschutzprogramm stellt<br />
für das Untersuchungsgebiet den Biotopentwicklungsraum<br />
„Intensiv genutzte landwirtschaftliche<br />
Flächen mit Acker-, Obstbau-,<br />
Garten bau- und Grünlandflächen“ dar. Nördlich<br />
des Siedenfelder Weges ist der Biotopentwicklungsraum<br />
„Grünland“ dargestellt.<br />
Im Talraum der Dove-Elbe ist die Ausweisung<br />
als „Landschaftsschutzgebiet (geplant)“ dargestellt.<br />
Zwischen dem Talraum der Dove-Elbe<br />
und dem östlich der Autobahn liegenden<br />
Natur schutzgebiet Rhee ist der Biotopver-<br />
bund als „Entwicklungsziel“ vorgesehen, und<br />
zwar die „Verbindung von Biotoptypen der<br />
Elbenebenflüsse, Elbarme und ehemaligen<br />
Vordeichsflächen mit der Tideelbe“. In beiden<br />
Planwerken ist bezüglich der geplanten Bauflächen<br />
ein „Klärungsbedarf“ gegenüber den<br />
Flächennutzungsplandarstellungen vermerkt<br />
Baustufenplan Wilhelmsburg<br />
Das derzeit gültige Planungsrecht ist durch<br />
den Baustufenplan Wilhelmsburg vom<br />
Flächennutzungsplan 1997<br />
Baustufenplan Wilhelmsburg 1956<br />
11
STANdORT<br />
06.01.1956 beschrieben. Für die unbebauten<br />
Flächen (Außengebiet) im Untersuchungsgebiet<br />
sind die Außenbereichseigenschaften<br />
nach § 35 BauGB maßgebend. Im Bereich der<br />
Hafensiedlung östlich der <strong>Kirchdorfer</strong> Straße<br />
ist Wohngebiet als Art der baulichen Nutzung<br />
mit einem zulässigen Vollgeschoss und offener<br />
Bauweise (GRZ 0,2) festgesetzt.<br />
Bebauungsplan Wilhelmsburg 79<br />
Im Oktober 1989 beschloss die Senatskommission<br />
für Umweltpolitik und Stadtentwicklung,<br />
die Fläche Wilhelmsburg 79 (Kirchdorf Mitte/<br />
Nord) mit einer Größenordnung von ca. 1.000<br />
Wohneinheiten in das Wohnungsbauprogramm<br />
einzubeziehen. In Kenntnis der sozial schwierigen<br />
Situation in Wilhelmsburg war eine der<br />
Zielvorgaben für den Entwurf, mit Hilfe des<br />
neuen Wohnungsbauvorhabens den Stadtteil<br />
städtebaulich aufzuwerten und in diesem<br />
Gebiet eine ausgeglichenere Sozialstruktur<br />
zu erhalten. Der Aufstellungsbeschluss für<br />
das Bebauungs planverfahren erfolgte im Juni<br />
1993 auf Grundlage der Ergebnisse eines im<br />
Jahr 1990 durchgeführten konkurrierenden<br />
städtebaulichen und landschaftsplanerischen<br />
Gutachtens mit drei Arbeitsgemeinschaften.<br />
Mit diesem sollten die Voraussetzungen für<br />
12<br />
die Errichtung eines Wohngebiets mit 1.200<br />
Wohneinheiten geschaffen werden. Im Zuge<br />
der wasserwirtschaftlichen Erschließung des<br />
Gebiets Kirchdorf Mitte/Nord sollten die vorhandenen<br />
Wettern überbaut und durch neue<br />
Gewässer in gestalterischer Anlehnung an<br />
natürliche Auenlandschaften der Stromelbe<br />
ersetzt werden.<br />
Bebauungsplan Wilhelmsburg 80<br />
Im Jahre 1991 hat es auch für die nördlich<br />
an das o.g. Bebauungsplangebiet zwischen<br />
Jenerseitedeich und Bullertweg liegende<br />
Fläche ein städtebauliches und landschaftsplanerisches<br />
Gutachterverfahren gegeben.<br />
Die Ergebnisse für das Wohnungsbauprojekt<br />
<strong>Hamburg</strong>-Wilhelmsburg „Im Bullert“ boten<br />
die Grundlage für das Bebauungsplan- und<br />
Grünungsplanverfahren. Die Grundstücke<br />
dieses Untersuchungsgebiets befinden sich<br />
nahezu ausschließlich in Privateigentum. Die<br />
überdimensional hohen Aufwendungen für<br />
den Bau im Feuchtgebiet (Erschließungskosten)<br />
und die ablehnende Haltung der Wilhelmsburger<br />
Bevölkerung zu einer Bebauung<br />
auf den <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> führten dazu,<br />
dass beide Bebauungsplanverfahren im Jahr<br />
1996 zurückgestellt wurden.<br />
Memorandum<br />
Im Rahmen des Architektursommers 2003<br />
fand die Entwurfswerkstatt „Sprung über<br />
die Elbe“ statt. Die in Kooperation von<br />
Architekten, Planern und Bürgern erarbeiteten<br />
Ideen sind in einem Rahmenkonzept<br />
zusammengefasst worden. Das Konzept für<br />
den Wilhelmsburger Osten waren Landschafts-<br />
und Siedlungsbänder, die sich über<br />
die große Verkehrsachse verschränken. Diese<br />
Brückenschläge sollten dazu beitragen, dass<br />
Wilhelmsburg als durchgrünter Stadtteil am<br />
Wasser wahrgenommen und für junge Familien<br />
als Wohnstandort reizvoll wird.<br />
Ergebnis der Internationalen Entwurfswerkstatt 2003
STANdORT<br />
Die Marschlandschaft im Stromspaltungsgebiet<br />
das Plangebiet besteht aus zwei Untersuchungsbereichen,<br />
dem Gebiet Mitte<br />
(Kirchdorf Mitte) und dem Gebiet<br />
Nord (Im Bullert), die bei den folgenden Themenfeldern<br />
teilweise unterschieden werden.<br />
Alle Werte beziehen sich auf über Normal<br />
Null.<br />
Ökologie<br />
Die Marschlandschaft mit ihren zahlreichen<br />
Gräben, die sich lang gestreckt, als flache<br />
Kleingewässer zwischen Grünland- und<br />
Ackerbeeten befinden, stellt eine naturräumliche<br />
Besonderheit dar. Bezüglich des<br />
Baugrunds ist zu beachten, dass weite Teile<br />
des Untersuchungsgebiets zu den tiefstgelegenen<br />
Bereichen auf der Elbinsel zählen.<br />
Der anstehende Boden ist durch Bodenbildungsprozesse<br />
der Elbe geprägt. Er weist<br />
setzungsempfindliche Schichten auf, die in<br />
ihrer Mächtigkeit auf engem Raum stark<br />
variieren. Verbunden mit der tiefen Lage des<br />
Gebietes ist das dicht unter der Oberfläche<br />
anstehende Grundwasser zu berücksichtigen,<br />
das witterungsbedingt sogar an die Oberfläche<br />
treten kann.<br />
Das Plangebiet ist als 700 Jahre alte Kulturlandschaft<br />
durch ein Gewässersystem<br />
aus Beetgräben, Hauptgräben und Wettern<br />
geprägt, das zu seiner Ent- und Bewässerung<br />
dient. Der Wasserstand wird dabei künstlich<br />
über Wehre und Siele geregelt. Insbesondere<br />
im Bereich Kirchdorf Mitte sind große<br />
Teile der vorhandenen Grünlandflächen als<br />
gesetzlich geschützte Biotope nach § 28<br />
HmbNatSchG ausgewiesen. Der Umgang mit<br />
diesen besonderen Elementen der Landschaft<br />
erfordert spezielle Ansätze.<br />
Darüber hinaus stellen nahezu alle Flächen<br />
im Gebiet für eine hohe Zahl von besonders<br />
oder streng geschützten Pflanzen- und<br />
Tierarten einen Lebensraum dar. Beispielhaft<br />
sind bei den Vögeln die <strong>Wiesen</strong>brüter, wie<br />
Kiebitz, Bekassine oder Rotschenkel, bei<br />
den Amphibien der Moorfrosch oder bei den<br />
Schmetterlingen der Mauerfuchs.<br />
Eine Reihe von Arten sind den Natura 2000<br />
– Richtlinien sowie den Bestimmungen von<br />
§42 f. BNatSchG unterstellt. Im Hinblick auf<br />
den Artenschutz sind auch Lebensraumvernetzungen<br />
zu angrenzenden Schutzgebieten<br />
von besonderer Bedeutung.<br />
Gewässersystem<br />
13
Kiebitz Mauerfuchs Moorfrosch<br />
Bodenaufbau<br />
Die Geländehöhe in Kirchdorf Mitte liegt mit<br />
0,3 m bis 0,5 m etwas unter der Höhe des<br />
Mittelwasserstands der Elbe und bildet innerhalb<br />
der Elbinsel Wilhelmsburg den tiefstgelegenen<br />
Bereich. Entlang der Autobahn<br />
wurde ein etwa 50 m breiter Streifen auf ca.<br />
1,5 m bis 1,7 m aufgehöht, die Autobahn liegt<br />
bei 2,0 m bis 2,2 m. Im Norden steigt das<br />
Gelände zum Jenerseitedeich bis 3,5 m an.<br />
Der Siedenfelder Weg hat eine Höhenlage<br />
von 1,2 m. Ohne Deich und aktive Entwässerung<br />
wären große Teile beider Gebiete<br />
entweder dauerhaft wasserüberstaut und<br />
vermoort oder über Prielverbindungen zur<br />
Elbe von der Tide beeinflusst. Der Tidenhub<br />
der benachbarten Elbe beträgt derzeit 3,6 m.<br />
Die Tide schwankt durchschnittlich zwischen<br />
–1,5 m und +2,1 m. Der Mittelwasserstand liegt<br />
bei etwa 0,5 m.<br />
Der Bodenaufbau ist durch nacheiszeitliche<br />
Sedimentations-, Erosions- und Bodenbildungsprozesse<br />
der Elbe geprägt. Aufgrund<br />
der zurückliegenden, regelmäßigen Verlagerung<br />
des Flussbetts können die Bodenverhältnisse<br />
kleinflächig stark wechseln.<br />
Vor allem in Kirchdorf Mitte existieren noch<br />
14<br />
relativ naturnahe, grundwasserbeeinflusste<br />
Böden.<br />
Erschließung<br />
Von der <strong>Kirchdorfer</strong> Straße wird das Gebiet<br />
über die Ost-West-Verbindungen Obergeorgswerder<br />
Deich, Jenerseitedeich und<br />
Sieden felder Weg erschlossen. Die kleinen<br />
Stichstraßen der vorhandenen Bebauung<br />
sind für eine zusätzliche Erschließung neuer<br />
Gebiete meist ungeeignet, die Straße Bei der<br />
Schmiede ist ausbaufähig.<br />
Emissionen<br />
Emissionsquellen sind Industrie- und Hafengebiete<br />
im Westen und Norden sowie die Autobahn<br />
im Osten. Laut Luftbelastungskarte wird<br />
das Gebiet als mäßig bis belastet eingestuft.<br />
Das Untersuchungsgebiet liegt im Einflussbereich<br />
von Lärmemissionen des Straßenverkehrs<br />
sowie des mittelbar östlich und nördlich<br />
angrenzenden Hafengebiets. Es ist zusätzlich<br />
von der westlich verlaufenden Trasse der<br />
Deutschen Bundesbahn vorbelastet. Die Lärmbelastung<br />
wird ganz entscheidend von den<br />
BAB A1 und A255 verursacht. Bei einer Hö-<br />
henlage der Fahrbahn von bis zu 9 m erstreckt<br />
sich die Schallbelastung über das gesamte<br />
Gebiet. Die Nord-Süd verlaufende BAB A1 ist<br />
zwischen dem Autobahndreieck <strong>Hamburg</strong>-<br />
Süd und der Landesgrenze zu Niedersachsen<br />
sechsstreifig. Ein achtstreifiger Ausbau ist<br />
unter „weiterem Bedarf“ im Bundesverkehrswegeplan<br />
aufgeführt. Lärmschutzeinrichtungen<br />
sind bisher nicht vorhanden.<br />
Im Rahmen der Deichrückverlegung Kreetsander<br />
Hauptdeich sollen ca. 835.000 m3 teilweise schadstoffbelastete Böden aus einem<br />
ehemaligen Spülfeld entnommen werden. Die<br />
FHH sieht vor, einen Teil dieser Bodenmassen<br />
für die Errichtung eines ca. 10 m hohen<br />
Lärmschutzwalls entlang der BAB A1 zwischen<br />
der Raststätte Stillhorn und der Straße<br />
Jenerseitedeich (Autobahndreieck HH-Süd)<br />
zu nutzen. Die Nutzbarkeit und Qualität ist in<br />
einem Lärmschutz- und Baugrundgutachten<br />
dargestellt.<br />
Für eine Neufestsetzung von Baugebieten mit<br />
allgemein zulässiger Wohnnutzung sollen zum<br />
jetzigen Zeitpunkt die baugebietstypischen<br />
Immissions richtwerte für den Tag eingehalten<br />
und die Immissionswerte in der Nacht<br />
54 dB (A) nicht übersteigen.
Otto-Brenner-Straße<br />
Kirchdorf-Süd<br />
<strong>Kirchdorfer</strong> Straße<br />
Wilhelmsburger Dove-Elbe<br />
Im Bullert<br />
Jenerseite Deich<br />
Siedenfelder Weg<br />
BAB A1<br />
15
AUfGABENSTELLUNG<br />
Entwicklung innovativer Konzepte<br />
für das Wohnen mit der Landschaft<br />
der Umgang mit den gegebenen, sich<br />
sehr gegensätzlich darstellenden<br />
Rah men bedingungen, wie dem<br />
natur schutzfachlich hochwertigen feuchten<br />
Naturraum, dem Schutzbedürfnis vor den<br />
Lärmemissionen, die insbesondere von der<br />
Autobahn ausgehen, und den Anforderungen<br />
an ein familiengerechtes und kostengünstiges<br />
Wohnen bedürfen einer besonderen<br />
Aufmerksamkeit und innovativer Planungsansätze.<br />
Um einschätzen zu können, ob und<br />
wie eine derartig komplexe Bauaufgabe<br />
auf dieser sensiblen Fläche unter ökologischen<br />
und ökonomischen Gesichtspunkten<br />
realisiert werden kann, wurden Fachplaner,<br />
Behördenmitarbeiter und Mitglieder aus<br />
Vereinen und Organisationen eingeladen, um<br />
sich in einem interaktiven Prozess diskursiv<br />
mit diesen Themen zu befassen.<br />
Der fachlich konzeptionelle Input in diesem<br />
Prozess wurde im Wesentlichen von vier<br />
Planerteams, bestehend aus Architekten,<br />
Stadtplanern und Landschaftsarchitekten,<br />
geleistet. Sie erarbeiteten nach einem ersten<br />
interaktiven Workshop grundsätzliche Lösungsansätze<br />
und städtebauliche Konzeptideen.<br />
Diese bildeten dann die Grundlage für<br />
die darauf aufbauende Machbarkeitsprüfung.<br />
16<br />
Für das „Experiment Wohnen“ bedarf es<br />
neuer Zielbilder wie sie dem Memorandum<br />
zur Internationalen Bausausstellung zu<br />
entnehmen sind:<br />
Neue Arten von Wohnquartieren können dann<br />
entstehen, wenn die unterschiedlichen Stile<br />
künftigen Lebens in der städtebaulichen Organisation<br />
und der architektonischen Gestaltung<br />
berücksichtigt werden. Gesellschaftliche<br />
Veränderungen und Ausdifferenzierungen<br />
können Anlass für eine „andere“ Architektur<br />
sein. Wie die aussehen kann, welche anderen<br />
und neuen Raum- und Gebrauchsqualitäten<br />
damit verbunden sein könnten und in welcher<br />
Art und Weise sie den Raum für neue urbane<br />
Lebensentwürfe gestaltet, wurde auf der<br />
Fläche der <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> ausgelotet. Es<br />
sollte untersucht werden, inwieweit sich für<br />
den Erhalt qualitätsvoller Stadträume, die<br />
innerstädtische Peripherie in Kirchdorf Mitte/<br />
Nord organisieren und gestalten lässt. Dabei<br />
sollte auch die Frage, mit welchem Naturverständnis<br />
beispielsweise Kinder in der Stadt<br />
groß werden, besonders herausfordernd<br />
für den konzeptionellen Umgang mit der<br />
angrenzenden Landschaft und den einbezogenen<br />
Freiräumen bei der Entwicklung neuer<br />
Wohnangebote sein.<br />
Mit einer Arrondierung der Siedlungsflächen<br />
am östlichen Stadtrand sollte geprüft werden,<br />
inwieweit eine Verknüpfung der Elbinsel<br />
mit dem Landschaftsraum im Wilhelmsburger<br />
Osten jenseits der BAB A1 möglich ist.<br />
Als erstes wurden die Planungsvorgaben<br />
und Rahmenbedingungen, die sich aus den<br />
einzelnen Fachdisziplinen ergeben, durch die<br />
einzelnen Fachgutachter konkretisiert. Darüber<br />
hinaus wurde im Kreis aller Teilnehmer<br />
analysiert, wie ein mit der Natur verbundenes,<br />
ökologisch bewusstes Wohnen mit der<br />
Landschaft aussehen könnte.<br />
Es erfolgte die Erarbeitung der daraus<br />
entstehenden Anforderungen an die<br />
Planung und die Klärung, in wie weit diese<br />
Anforderungen unter den gegenwärtigen<br />
naturschutzfachlichen Rahmenbedingungen<br />
umsetzbar seien. Zu prüfen war, ob besondere<br />
Formen des landschaftsbezogenen<br />
Wohnens in der Stadt in Kirchdorf Mitte/Nord<br />
zum Ausstellungsgegenstand werden könnten.<br />
Neue Wohnformen in der Landschaft<br />
können das bereits vielfältige Angebot auf<br />
eigene Art ergänzen und neue Bewohnerschaften<br />
für Wilhelmsburg interessieren. Mit<br />
den gewonnenen Erkenntnissen sollten die<br />
Planerteams Entwürfe erarbeiten, die neue
AUfGABENSTELLUNG<br />
Bau-, Gestaltungs- sowie Organisations- und<br />
Partizipationsmodelle entstehen lassen. In<br />
diesem Zusammenhang sollte auch eine Nutzerstruktur<br />
vorgeschlagen und eine Architektur<br />
entwickelt werden, die sich nachhaltig<br />
und innovativ zu einem Vorzeigeprojekt<br />
auf der Elbinsel im Zuge der <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong><br />
2013 entwickeln kann. Die Arbeiten sollten<br />
sowohl eine energiebewusste Bauweise als<br />
auch das Schützen bestimmter Grünbereiche<br />
beinhalten. Zudem waren Angaben zu nachhaltigen<br />
Maßnahmen wie beispielsweise eine<br />
regenerative Stromerzeugung, Freihaltung<br />
der innerstädtischen Wasserläufe, Fassadenbegrünung<br />
etc. gewünscht. Die Aufgabe der<br />
Fachplaner war die Prüfung der Planungsvarianten<br />
auf deren Realisierbarkeit (Kosten, Zeit,<br />
generelle Machbarkeit). Für jedes Themenfeld<br />
wurde ein Zeit- und Maßnahmenplan unter<br />
Zugrundelage der Planungsvarianten erstellt<br />
sowie Empfehlungen für das weitere Vorgehen<br />
gemacht.<br />
Die Entwürfe sollten folgende Angaben enthalten:<br />
• Zielgruppen/Nutzerstruktur<br />
• Art der Bebauung und Wohneinheiten<br />
• Qualität Grün (gestalterisch und ökologisch)<br />
• Vernetzung mit Landschaft (Wegekonzept<br />
für Naherholung, ökologische Vernetzung)<br />
• Flächenbilanz (Plangebiet/Wohnbauflächen<br />
(BGF, WF)/ Verkehrsfläche/ Gemeinbedarfs<br />
fläche/öffentliche und private<br />
Grünflächen/Flächen für die Wasserwirtschaft,<br />
den Immissionsschutz und sonstige<br />
Flächen) in absoluter Größe und Prozentanteil.<br />
Zur Zukunft der <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> hatte<br />
es bereits in verschiedenen Planverfahren<br />
vielfältige fachliche und auch emotional<br />
begründete Auseinandersetzungen zwischen<br />
den Planungsbeteiligten gegeben. Diese zum<br />
Teil seit vielen Jahren bestehenden Differenzen<br />
waren der Grund dafür, im Rahmen der<br />
<strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> die Machbarkeitsuntersuchung<br />
nicht über ein herkömmliches städtebauliches<br />
Verfahren zu steuern. Vielmehr wurde seitens<br />
der <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> vorgesehen, ein Verfahren<br />
mit mediativen Elementen bzw. Instrumenten<br />
durchzuführen. Ohne eine tatsächliche<br />
Mediation anzustreben, sollte so dennoch ein<br />
ergebnisoffener Prozess in Gang gesetzt werden,<br />
der durch einen kooperativen Austausch<br />
aller Betroffenen und Beteiligten gemeinsame<br />
Lösungen möglich machen sollte.<br />
Standortfaktoren<br />
im Überblick<br />
Potenziale und Chancen für eine<br />
städtebauliche Entwicklung<br />
• Städtebauliches Leitprojekt<br />
<strong>Hamburg</strong>s<br />
• innenstadtnah/Nähe Stadtteilzentrum<br />
• unbebaut/verfügbar<br />
• gute Erschließung<br />
• vorhandene Infrastruktur<br />
• Nähe Naturraum<br />
• integrierte Lage/kein Trabant<br />
• Lärmschutz für Bestand<br />
• fördert städtebauliche Mischung<br />
• fördert soziale Mischung<br />
• gibt Anschub für sonstige<br />
Nutzungen<br />
• etc.<br />
Potenziale und Chancen für eine<br />
naturbelassene Entwicklung<br />
• Gesetzlich geschützte Biotope<br />
• Biotopverbund<br />
• streng und besonders geschützte<br />
Arten<br />
• <strong>Wiesen</strong>vögel<br />
• diverser Florabestand<br />
• kaum Ausgleichsflächen im Umfeld<br />
• hochwertige Freizeit/ Erholungsflächen<br />
• etc.<br />
17
VERfAHREN<br />
Abwägungsprozess – Die Fachplaner im Dialog<br />
die Machbarkeitsuntersuchung in einem partizipativen Verfahren<br />
Ziel war es, mit diesem Vorgehen die<br />
Interessen und Bedürfnisse der<br />
Beteiligten für die Entwicklung der<br />
<strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> herauszuarbeiten, um<br />
auf dieser Basis zu einem Planungsergebnis<br />
zu kommen, dessen Entstehung für alle nachzuvollziehen<br />
ist und das möglichst von allen<br />
Beteiligten mitgetragen wird. Dazu wurde<br />
im Verlauf des Verfahrens immer wieder die<br />
Rückkopplung mit dem gesucht, was von den<br />
Teilnehmern für die Zukunft des Gebiets am<br />
Anfang und im Verlauf des Verfahrens als<br />
wichtig definiert wurde. Ein wesentliches Ziel<br />
der Workshops war, die Teilnehmer wieder in<br />
die Lage zu versetzen, sich gegenseitig zuzuhören,<br />
wahrzunehmen, was dem anderen<br />
jeweils wichtig ist und sie letztlich zu einem<br />
gemeinsamen Arbeiten zu motivieren. Dazu<br />
war es zunächst notwendig sicherzustellen,<br />
dass alle Beteiligten über den gleichen Informationsstand<br />
verfügten. In einem zweiten<br />
Schritt wurde ein gegenseitiges Verstehen<br />
dadurch gefördert, dass jeweils Transparenz<br />
darüber hergestellt wurde, was wer wie<br />
verstanden hatte.<br />
18<br />
Insgesamt fand eine Kommunikation statt,<br />
welche die jeweiligen Anliegen der Beteiligten<br />
in den Mittelpunkt stellte. Die Workshops<br />
ermöglichten so einen konstruktiven Austausch<br />
über die unterschiedlichen Sichtweisen<br />
und Wahrnehmungen der Beteiligten. Es<br />
wurden zum einen zentrale Interessen und<br />
Bedürfnisse zu den einzelnen Themen und<br />
Aspekten herausgearbeitet. Zum anderen<br />
konnten die vorhandenen Ressourcen aller<br />
Beteiligten zur konstruktiven Bearbeitung<br />
der Themen genutzt und kreative Impulse für<br />
Perspektivenwechsel und für neue Lösungsräume<br />
gegeben werden. Zur Strukturierung<br />
und Leitung dieses Prozesses wurde ein<br />
neutraler Moderator hinzugezogen.<br />
In den Workshops und einer zusätzlichen Arbeitsgruppe<br />
wurde mit Hilfe der mediativen<br />
Elemente bzw. Instrumente ermöglicht, dass<br />
die hinter den Positionen („Ich will das und<br />
das“) liegenden Interessen und Bedürfnisse<br />
(„Warum ist mir etwas wichtig?“) jedes<br />
Einzelnen geklärt und ins weitere Verfahren<br />
eingespielt werden konnten.<br />
Insgesamt wurden sowohl die vorhandenen<br />
Bedenken zu dem zu untersuchenden städtebaulichen<br />
Projekt wie auch die Ressourcen<br />
an Wissen und Erkenntnissen bezüglich<br />
des vorhandenen Zustands von Natur und<br />
Landschaft in einem konstruktiven und auf<br />
Kooperation angelegten Dialog zusammengetragen.<br />
Letztlich entstand daraus eine<br />
für alle Beteiligten nachvollziehbare und<br />
akzeptable Entscheidung für die Zukunft der<br />
<strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong>.<br />
Für die Teilnehmer eröffneten sich im Verlauf<br />
des Verfahrens neue Perspektiven sowohl<br />
in inhaltlich-sachlicher Hinsicht als auch im<br />
Umgang miteinander. Die mediative Vorgehensweise<br />
hat für viele neue Blickwinkel,<br />
Betrachtungen und Beziehungen gebracht.<br />
So bieten alle Ergebnisse des Prozesses eine<br />
gute Basis für weitere Verfahren.
VERfAHREN<br />
Ablaufplan<br />
Betreuung, Organisation und Durchführung durch Büro Claussen-Seggelke und Seebauer, Wefers und Partner GbR<br />
Verbände<br />
Verbände<br />
BUND, Wasserv. etc.<br />
Institutionen<br />
Institutionen<br />
Beirat, Vereine etc.<br />
Politik Politik<br />
Fraktionen, Ortsaussch.<br />
Betreuung, Organisation und Durchführung durch Büro Claussen-Seggelke und Seebauer, Wefers und Partner GbR<br />
BUND, Wasserv. etc.<br />
Beirat, Vereine etc.<br />
Fraktionen, Ortsaussch.<br />
S/A+LA<br />
Team 1<br />
WORKSHOP WORKSHOP I I<br />
MODERATOR MODERATOR<br />
S/A+LA<br />
S/A+LA<br />
S/A+LA<br />
S/A+LA<br />
S/A+LA<br />
S/A+LA<br />
Team Team 12<br />
Team Team 2 3 Team Team 34<br />
Einführung Einführung<br />
Konzeptentwicklung<br />
WORKSHOP WORKSHOP II II<br />
MODERATOR MODERATOR<br />
Teilnehmer Teilnehmer<br />
S/A+LA S/A+LA<br />
S/A+LA<br />
S/A+LA<br />
siehe oben<br />
S/A+LA<br />
siehe oben<br />
Team 1 Team 12<br />
Team 2 3 Team 34<br />
Team 4<br />
Städtebauliche Städtebauliche Konzepte Konzepte<br />
Überarbeitung<br />
Prüfung<br />
WORKSHOP WORKSHOP III III<br />
MODERATOR MODERATOR<br />
Planerteams Planerteams Fachgutachter Fachgutachter<br />
27./28.03.2007<br />
Bewertung Bewertung der Machbarkeit der Machbarkeit<br />
Behörden<br />
Behörden<br />
BSU, Bezirksämter etc.<br />
S/A+LA<br />
BSU, Bezirksämter etc.<br />
Team 4 Fachgutachter Fachgutachter<br />
Ökologie, Boden etc.<br />
25.04.2007<br />
13.07.2007<br />
<strong>IBA</strong><br />
Planerteams Planerteams<br />
Fachgutachter Fachgutachter<br />
20.11.2007<br />
30.01.2008<br />
29.04.2008<br />
Teilnehmer Teilnehmer<br />
siehe oben siehe oben<br />
Fachgutachter Fachgutachter<br />
Ökologie, Ornithologie<br />
Ökologie, Ornithologie<br />
Verbände Verbände<br />
AUFTAKT AUFTAKT<br />
Experten Experten<br />
<strong>IBA</strong><br />
Behörden<br />
<strong>IBA</strong><br />
Behörden<br />
BUND, Wasserv. etc.<br />
BSU, Bezirksämter etc.<br />
BUND, Wasserv. etc.<br />
BSU, Bezirksämter etc.<br />
Naturschutzfachliches Naturschutzfachliches Entwicklungskonzept<br />
Entwicklungskonzept<br />
Konzeptentwicklung<br />
<strong>IBA</strong><br />
<strong>IBA</strong><br />
Fachgutachter<br />
Fachgutachter<br />
ARBEITSGRUPPE<br />
ARBEITSGRUPPE<br />
Ökologie, Ornithologie<br />
Ökologie, Ornithologie<br />
MODERATOR<br />
MODERATOR<br />
Behörden<br />
Behörden<br />
Verbände<br />
Verbände<br />
BSU, Bezirksämter etc.<br />
BUND, Wasserv. etc.<br />
BUND, Wasserv. etc.<br />
Experten<br />
Experten<br />
Planer<br />
Planer<br />
Naturschutzfachliches Entwicklungskonzept<br />
Naturschutzfachliches Entwicklungskonzept<br />
Zusammenführung<br />
Konzeptentwicklung<br />
Überarbeitung<br />
Prüfung<br />
27./28.03.2007<br />
25.04.2007<br />
13.07.2007<br />
20.11.2007<br />
30.01.2008<br />
29.04.2008<br />
<strong>IBA</strong><br />
Ökologie, Boden etc.<br />
BSU, Bezirksämter etc.<br />
Fachgutachter<br />
Fachgutachter Ökologie, Boden etc.<br />
Ökologie, Boden etc.<br />
Verbände<br />
Verbände BUND, Wasserv. etc.<br />
BUND, Wasserv. etc.<br />
NATURSCHUTZF.<br />
STÄDTEBAUL.<br />
NATURSCHUTZF.<br />
STÄDTEBAUL.<br />
ENTW.KONZEPT<br />
KONZEPTE<br />
ENTW.KONZEPT<br />
KONZEPTE<br />
WORKSHOP IV<br />
WORKSHOP IV<br />
MODERATOR<br />
MODERATOR<br />
<strong>IBA</strong><br />
<strong>IBA</strong><br />
Experten<br />
Experten<br />
Institutionen<br />
InstitutionenBeirat,<br />
Vereine etc.<br />
Beirat, Vereine etc.<br />
Politik<br />
Politik<br />
Fraktionen, Ortsaussch.<br />
Fraktionen, Ortsaussch.<br />
Stellungnahmen<br />
Stellungnahmen<br />
<strong>IBA</strong>-Entscheidung<br />
<strong>IBA</strong>-Entscheidung<br />
Behörden<br />
Behörden BSU, Bezirksämter etc.<br />
BSU, Bezirksämter etc.<br />
Planer<br />
Planer<br />
Konzeptentwicklung<br />
Zusammenführung<br />
19
VERfAHREN<br />
Vier Workshops und zwei Arbeitsgruppensitzungen<br />
Ablauf des partizipativen Verfahrens<br />
die Machbarkeitsuntersuchung „Wohnen<br />
mit der Landschaft“ erstreckte<br />
sich über mehr als ein Jahr und<br />
umfasste vier Workshops und eine Arbeitsgruppe<br />
mit Auftaktveranstaltung. Zur Vorbereitung<br />
des ersten Workshops skizzierten die<br />
Fachgutachter aus den Bereichen Gründung,<br />
Erdbau/Hydraulik, Verkehr/ Erschließung,<br />
Lärm, Baulogistik und Ökologie ihre Erfahrungen<br />
in den für die Machbarkeitsuntersuchung<br />
relevanten Themenbereichen und<br />
machten sich mit dem Gebiet vertraut.<br />
27./28. März 2007 – 1. WORkSHOP<br />
Der erste zweitägige Workshop ermöglichte<br />
es, eine umfassende Transparenz über die<br />
jeweiligen Sichtweisen und Interessen der<br />
einzelnen Beteiligten zu schaffen und ließ<br />
Raum für Gespräche und eine Lösungssuche<br />
in kleineren Arbeitsformen. Bereits im<br />
Rahmen der Vorstellungsrunde wurden die<br />
Teilnehmer zu einem gemeinsamen Gespräch<br />
aufgefordert. Auf diese Art und Weise kamen<br />
die Teilnehmer zu einem ersten gedanklichen<br />
Austausch und gemeinsamen Diskurs. Durch<br />
einen Mix aus Impulsreferaten und interaktiven<br />
Phasen im Plenum mit allen Beteiligten<br />
und in parallel stattfindenden Arbeitsgruppen<br />
20<br />
konnten die vielfältigen Interessen und Bedürfnisse<br />
der einzelnen Beteiligten zu den unterschiedlichen<br />
Themen geklärt, besprochen<br />
und zielgerichtet in den weiteren Verlauf der<br />
Entscheidungsfindung eingespeist werden.<br />
An diesem ersten zweitägigen Workshop<br />
nahmen rund 60 Personen teil. Das Plenum<br />
erhielt durch drei Referenten einen Überblick<br />
über internationale Vergleichsprojekte sowie<br />
durch eine gemeinsame Ortsbegehung und<br />
die beauftragten Gutachter umfangreiche<br />
Informationen zum Untersuchungsgebiet.<br />
Das moderierte Verfahren war geprägt durch<br />
ausreichende Zeit für interaktive Phasen, in<br />
denen jeder zu Wort kam und in denen die<br />
unterschiedlichen Interessen und Bedürfnisse<br />
deutlich wurden. Hierbei wurden inhaltlich<br />
sehr kontroverse Diskussionen geführt.<br />
Die zentrale Fragestellung lautete: „Was ist<br />
Ihnen wichtig für die Zukunft der <strong>Kirchdorfer</strong><br />
<strong>Wiesen</strong>?“ Das Meinungsspektrum reichte von<br />
einer sehr ablehnenden Haltung gegenüber<br />
einer Bebauung zugunsten des Erhalts des<br />
Naturraums bis hin zu dem Wunsch nach<br />
Bebauung mit familiengerechtem Wohnraum,<br />
um im Stadtteil Wilhelmsburg zu einer stärkeren<br />
Durchmischung der Bevölkerungsstruktur<br />
zu gelangen. Ihre jeweiligen Antworten haben<br />
die Teilnehmer zunächst auf Pinnwandkarten<br />
geschrieben und dann in kleineren<br />
Gesprächsrunden mit anderen Beteiligten<br />
diskutiert, bevor sie dem gesamten Plenum<br />
vorgestellt wurden. Die Sortierung der Antworten<br />
zeigte deutlich auf, in welcher Bandbreite<br />
die Zukunft der <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong><br />
gesehen wird. Die unterschiedlich zusammengesetzten<br />
Arbeitsrunden haben die Fragestellung<br />
sehr differenziert betrachtet (z.B.<br />
Bebauung im Bullert ja, auf den Feuchtwiesen<br />
nein oder Bebauung ja, aber mit möglichst<br />
wenig Zerstörung des Naturraums), ohne<br />
dabei eine vollständig ablehnende Haltung<br />
einzunehmen.<br />
Eine grundlegende Ablehnung wurde<br />
zum Ende des ersten Tages durch die drei<br />
Vertreter der Naturschutzverbände (BUND,<br />
NABU, Arbeitsgemeinschaft § 29 <strong>Hamburg</strong>)<br />
formuliert. Für sie stand eine Bebauung<br />
der <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> auf keinen Fall zur<br />
Disposition. Da ein solches Vorhaben mit<br />
ihrer Auffassung nicht vereinbar war, zogen<br />
sie sich aus dem Verfahren zurück. Im ersten<br />
und zweiten Workshops wurden die Belange<br />
des Naturschutzes über die behördlichen Institutionen<br />
sowie die beauftragten Gutachter<br />
wahrgenommen.
Im ersten Workshop fokussierten sich die<br />
Teilnehmer nach einer intensiven Auseinandersetzung<br />
in Arbeitsgruppen auf die<br />
Fragestellung „Wie könnte ein WIE (eine<br />
Bebauung) aussehen, um zu einem OB zu<br />
kommen?“. Die vier Planerteams waren<br />
daraufhin aufgefordert, mit den gewonnenen<br />
Erkenntnissen und den durch die Fachgutachter<br />
detailliert formulierten Planungsvorgaben,<br />
städtebauliche Entwürfe zu entwickeln.<br />
Dabei war der Schutz von wertvollen<br />
Landschaftsteilen und Naturelementen<br />
ebenso zu berücksichtigen wie Konzepte<br />
zum innovativen Wohnen mit der Landschaft<br />
in energiebewusster Bauweise. Der erste<br />
Workshop endete mit einer Reflexion der<br />
Teilnehmer, die durch überwiegend zufriedene<br />
Meinungsäußerungen zum Verfahren und<br />
durch gespannte Erwartungen zum weiteren<br />
Verfahren geprägt war.<br />
25. April 2007 – 2. WORkSHOP<br />
Am zweiten Workshop nahmen ebenfalls<br />
rund 60 Personen teil. Zunächst stellten die<br />
Planerteams ihre Entwürfe vor, die sie in<br />
den vorhergehenden vier Wochen erarbeitet<br />
hatten. In den Arbeiten waren innovative<br />
Lösungsansätze sowohl für die städtebauli-<br />
che Entwicklung des Gebiets als auch für den<br />
Umgang mit der Natur dargestellt. In allen<br />
vier Entwürfen wurde eine Arrondierung der<br />
vorhandenen Bebauung im Westen vorgenommen,<br />
die Bebauung im Bullert verdichtet<br />
und ein Konzept für den Erhalt der grünen<br />
Mitte vorgeschlagen. Es gab Ideen in Hinblick<br />
auf die Bewohnerstruktur und -beteiligung<br />
sowie die Art des neuen Wohnens mit der<br />
Natur. Alle Konzepte beinhalteten zudem<br />
eine bauliche Entwicklung entlang des neuen<br />
Lärmschutzwalls.<br />
Nachdem die wesentlichen inhaltlichen Themen<br />
im Plenum diskutiert wurden, ging es<br />
darum, die vorgeschlagenen Lösungsansätze<br />
von den Teilnehmern bewerten zu lassen.<br />
Dazu teilte sich das Plenum in Arbeitsgruppen<br />
auf, die rotierend alle vier Entwürfe<br />
diskutierten, so dass jeder Teilnehmer in der<br />
Lage war, zu jedem Planungsvorschlag seine<br />
persönliche Meinung zu äußern.<br />
Die Planerteams konnten in diesem Verfahren<br />
gut reflektieren, wie die unterschiedlichen<br />
Teilnehmer das jeweilige Konzept<br />
einschätzten. Die einzelnen Inhalte der<br />
Entwürfe wurden nach folgenden Kategorien<br />
bewertet: „Gefällt mir gut. Deckt das ab, was<br />
mir wichtig ist“; „Interessant – indifferent.<br />
Kann ich so noch nicht entscheiden. Dazu<br />
habe ich noch Fragen“ und „Gefällt mir nicht.<br />
Steht gegen das, was mir wichtig ist.“ Bei<br />
allen Entwürfen war ein starker Eingriff in<br />
die vorhandene Kulturlandschaft, aber auch<br />
eine Aufwertung der verbleibenden Flächen<br />
vorgesehen. Als positiv empfunden wurden<br />
unter anderem die klare Definition von<br />
Baufeldern und der Erhalt der großen grünen<br />
Mitte. Infrage gestellt wurden beispielsweise<br />
die Biogasanlage, die zu geringe Verdichtung<br />
im Bullert, aber auch gleichzeitig die großflächige<br />
Veränderung und die Vorschläge<br />
hinsichtlich der speziellen Bewohnerstruktur.<br />
Negativ bewertet wurden insbesondere die<br />
Vertreibung der <strong>Wiesen</strong>vögel, die Wohnbebauung<br />
entlang des Lärmschutzwalls und<br />
die aufwändige Erschließung für ein Wohnen<br />
an der Autobahn. Die Planerteams hatten<br />
im Anschluss daran weitere fünf Wochen<br />
Zeit, um die gewonnenen Erkenntnisse aus<br />
dem Workshop in ihre Arbeiten einfließen zu<br />
lassen. Danach waren die Fachgutachter aufgefordert,<br />
kurze Statements zu den Entwürfen<br />
abzugeben, um entscheiden zu können,<br />
welche Entwürfe bzw. welche Teilbereiche<br />
auf Machbarkeit geprüft werden sollten.<br />
Die ausführliche Begutachtung und Mach-<br />
21
VERfAHREN<br />
barkeitsprüfung erfolgte bis Anfang Juli. Im<br />
Verlauf des zweiten Workshops erschien ein<br />
Vertreter aus der Arbeitsgemeinschaft § 29<br />
<strong>Hamburg</strong> und verteilte eine Stellungnahme<br />
(siehe Abbildung).<br />
22<br />
13. juli 2007 – 3. WORkSHOP<br />
Auch am dritten Workshop nahmen rund 60<br />
Personen teil. Nach einer kurzen Vorstellung<br />
der überarbeiteten Entwürfe durch<br />
die Planerteams präsentierten die Fachgutachter<br />
ihre Ergebnisse der Prüfung eines<br />
Gesamtentwurfs und von Teilbereichen aus<br />
den anderen Arbeiten. Eine Vertreterin der<br />
<strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> GmbH fasste im Anschluss<br />
daran die wesentlichen Antworten auf die zu<br />
Beginn des Verfahrens gestellten konzeptionellen<br />
und technischen Fragen zusammen:<br />
In allen Arbeiten wurde sensibel und flächenschonend<br />
mit den <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong><br />
umgegangen. Es sind eine Vielzahl an Maßnahmen<br />
für den Erhalt und die Wertsteigerung<br />
der Grünflächen entwickelt worden, die<br />
sehr positiv bewertet wurden. Zudem wurden<br />
viele Ansätze für neue Wohn- und Energiekon<br />
zepte gefunden. Die wichtigste Erkenntnis<br />
aus dem Prozess ist das Trennungsprinzip:<br />
Die Naturlandschaft kann nur erhalten<br />
bleiben, wenn sich die Bebauung klar von ihr<br />
abgrenzt.<br />
Die Machbarkeitsuntersuchung durch die<br />
Fachgutachter ergab, dass die Ansätze<br />
umsetzbar, die Kosten jedoch teilweise<br />
erheblich sind. Hier müsste genau untersucht<br />
werden, welche Möglichkeiten es für eine<br />
Reduzierung der Kosten gibt. Kritisch gesehen<br />
wurden die Bebauung in der Mitte des<br />
Plangebiets aufgrund der Beeinträchtigung<br />
der <strong>Wiesen</strong>vögel und eine Wohnbebauung<br />
entlang des Lärmschutzwalls wegen der<br />
Lärmproblematik. Eine Diskussion im Plenum<br />
schloss die Debatte bezogen auf die städtebaulichen<br />
Entwürfe zunächst ab.<br />
Im Verlauf des Verfahrens wurde deutlich,<br />
dass die vorhandene Kulturlandschaft eine<br />
sehr hohe ökologische Wertigkeit aufweist<br />
und stark gefährdet ist, sowohl mit als auch<br />
ohne Bebauung. So wurde herausgearbeitet,<br />
dass es insbesondere hinsichtlich der<br />
Bedeutung und des Erhalts der <strong>Wiesen</strong>vogelpopulationen<br />
im Bestand sowie der künftigen<br />
Entwicklung der Flächen viele offene Fragen<br />
gibt.<br />
Aus diesem Handlungsbedarf heraus hat die<br />
<strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> entschieden, ein Naturschutzfachliches<br />
Entwicklungskonzept unter Einbindung<br />
der städtebaulichen Entwürfe von Experten<br />
aus der Fachrichtung der Ornithologie<br />
und der Landschaftsplanung entwickeln zu<br />
lassen. Zum Abschluss hatten alle Beteiligten
noch einmal die Möglichkeit, ihre Wünsche<br />
für das weitere Verfahren zu äußern.<br />
Es wurden zwei Experten vom Institut für<br />
Vogelforschung und der Ingenieurgesellschaft<br />
entera hinzugezogen und mit der<br />
Aufgabe betraut. Die im Rahmen des ersten<br />
Workshops ausgezogenen Vertreter der<br />
Naturschutzverbände wurden seitens der <strong>IBA</strong><br />
<strong>Hamburg</strong> und der Fachbehörden der Freien<br />
und Hansestadt <strong>Hamburg</strong> gebeten, ob der<br />
neuen Entwicklung im Verfahren wieder teilzunehmen.<br />
Daraufhin nahmen diese an allen<br />
folgenden Sitzungen wieder teil.<br />
20. November 2007 – AUfTAkT<br />
In einer fachlichen Runde aus Sicht des Naturschutzes<br />
und der Landschaftsplanung mit<br />
rund 25 Personen wurden die zwei Experten<br />
über das bisherige Verfahren informiert und<br />
mit notwendigem Grundlagenmaterial ausgestattet.<br />
Die Aufgabenstellung für die Erstellung<br />
eines Naturschutzfachlichen Entwicklungskonzepts<br />
wurde präzisiert. Die Experten<br />
entwickelten innerhalb von drei Monaten ein<br />
Naturschutzfachliches Entwicklungskonzept.<br />
Während der Erarbeitung fanden Gespräche<br />
und Informationsaustausche mit Vertretern<br />
der zuständigen Fachdienststellen statt.<br />
30. januar 2008 - ARBEITSGRUPPE<br />
Die Experten stellten den Teilnehmern<br />
der Arbeitsgruppe mit rund 35 Personen<br />
ihre Ansätze zum Naturschutzfachlichen<br />
Entwicklungskonzept vor, bestehend aus drei<br />
Szenarien. Diese reichen von einer bestandsorientierten<br />
Entwicklung (Szenario 1) über<br />
eine ortsnahe Kohärenz mit Bebauung<br />
auf Teilen der <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> und des<br />
Bullerts (Szenario 2) bis zu einer regionalen<br />
Kohärenz, ebenfalls mit der in Szenario 2 genannten<br />
Bebauung (Szenario 3). Die einzelnen<br />
Szenarien wurden von den Experten in<br />
Relation zu den städtebaulichen Entwürfen<br />
geprüft und bewertet. Sie diskutierten dabei<br />
die Möglichkeit einer Übereinkunft zwischen<br />
den Entwicklungsabsichten in Richtung<br />
auf eine Bebauung und den Belangen des<br />
Naturschutzes. Die Experten bevorzugten<br />
das Szenario 3 – die regionale Kohärenz.<br />
Sie gingen dabei davon aus, dass durch<br />
die großräumige Sicherung von Flächen<br />
für den <strong>Wiesen</strong>vogelschutz langfristig eine<br />
Garantie für den Erhalt der <strong>Wiesen</strong>vogelpopulation<br />
dargestellt werden kann. Seitens<br />
der Teilnehmer wurden in drei parallelen<br />
Untergruppen die Fragen diskutiert „Welche<br />
wichtigen naturschutzfachlichen Ansprüche<br />
sind aus meiner Sicht bei den Szenarien<br />
berücksichtigt bzw. nicht berücksichtigt?“;<br />
„Welche Fragen zur Umsetzung habe ich<br />
bei dem Konzept?“ und „Welche Probleme<br />
sehe ich bei der Umsetzung?“. Im Verlauf<br />
der Präsentation der Ergebnisse und der<br />
anschließenden Diskussion wurde deutlich,<br />
wie unterschiedlich die einzelnen Teilnehmer<br />
die vorgestellten Szenarien beurteilten. Die<br />
Vertreter der Naturschutzverbände und der<br />
Abteilung für Natur- und Ressourcenschutz<br />
wurden abschließend aufgefordert, im vierten<br />
Workshop zu den vorgestellten Szenarien<br />
zusammenfassend Stellung zu nehmen.<br />
29. April 2008 – 4. WORkSHOP<br />
Im vierten Workshop wurde zunächst dem<br />
großen Plenum mit rund 45 Personen das<br />
Naturschutzfachliche Entwicklungskonzept<br />
vorgestellt und die neuen Erkenntnisse,<br />
insbesondere das Szenario 3 mit dem Vorschlag<br />
der regionalen Kohärenz, kontrovers<br />
diskutiert. Die <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> weisen<br />
einen sehr hohen ökologischen Wert, aber<br />
auch einen großen Handlungsbedarf auf.<br />
Sowohl die <strong>Wiesen</strong>vogelkolonie als auch die<br />
Biodiversität der Flächen können auch im<br />
Status quo, also ohne die Eingriffe durch<br />
23
eine eventuelle Bebauung, nicht als gesichert<br />
betrachtet werden.<br />
Die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> favorisiert das Szenario 3.<br />
Die Entwicklung vorbildlicher und exemplarisch<br />
übertragbarer Lösungsmöglichkeiten<br />
für den klassischen Konflikt zwischen Siedlungserweiterung<br />
und Naturschutz könnte<br />
auf dieser Fläche die Voraussetzung für ein<br />
<strong>IBA</strong>-Projekt sein. Diese kann nach Einschätzung<br />
der <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> mit den hochsensiblen<br />
und innovativen Bebauungskonzepten bei<br />
gleichzeitiger Sicherung und Aufwertung des<br />
weitaus größeren Teils der <strong>Wiesen</strong> erreicht<br />
werden. Eine regionale Kohärenz in den Vierund<br />
Marschlanden wurde aufgrund der dort<br />
bereits ausgewiesenen Ausgleichsflächen<br />
von einigen Teilnehmern kritisch gesehen.<br />
Für diese waren also die Argumente für das<br />
Szenario der regionalen Kohärenz nicht<br />
greifbar genug und die Lösung damit zu<br />
risikobehaftet.<br />
Die Vertreter der Naturschutzverbände und<br />
der Abteilung für Natur- und Ressourcenschutz<br />
wichen von ihrer anfänglich geäußerten<br />
Meinung nicht ab und bekräftigten in<br />
ihrer Stellungnahme, dass nur die Ideen des<br />
Szenario 1 für die künftige Entwicklung der<br />
24<br />
<strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> für sie in Frage kommt.<br />
Zu der Verfahrensart äußerten sich die<br />
Teilnehmer überwiegend positiv. Es hat viele<br />
Meinungsaustausche und Diskussionen<br />
gegeben, der Prozess war für viele, insbesondere<br />
im Umgang miteinander, sehr lehrreich.<br />
Die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> resümierte, dass infolge<br />
der Ergebnisse des geschilderten Prozesses<br />
das „Wohnen mit der Landschaft in Kirchdorf<br />
Mitte/Nord“ kein Projekt der <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong><br />
2013 wird. Aus Sicht der <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> hätte<br />
es durchaus Möglichkeiten einer Zusammenarbeit<br />
von Stadtentwicklung und Naturschutz<br />
geben können. Da die lokalen Naturschutzverbände<br />
diese Meinung jedoch nicht teilen,<br />
wird es im Rahmen der <strong>IBA</strong> keine Bebauung<br />
auf den <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> geben, auch<br />
wenn das Überleben der <strong>Wiesen</strong>vögel an<br />
diesem Standort, insbesondere nach der<br />
Einschätzung der Experten, längst nicht<br />
gesichert ist und es vieler Maßnahmen zum<br />
Erhalt und zur Stabilisierung der alten Kulturlandschaft<br />
bedarf. Die anschließende offene<br />
Diskussion machte deutlich, dass bei den<br />
Teilnehmern sowohl Erleichterung – weil die<br />
Kulturlandschaft in der bestehenden Form<br />
unangetastet bleibt – als auch Enttäuschung<br />
– weil so eine Chance für zwingend notwen-<br />
dige Veränderungen in diesem Stadtteil<br />
verstreichen würde – vorherrschte.<br />
Unterschriftenaktion<br />
Eine Bürgerinitiative hat zwischenzeitlich<br />
800 Unterschriften gegen eine Bebauung<br />
der <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> mit der Frage „Wollt<br />
ihr eine grüne Lunge oder Bebauung?“ gesammelt<br />
und diese dem Geschäftsführer der<br />
<strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> GmbH im Beisein der Presse<br />
übergeben.<br />
Inhalte<br />
Die vier Planerteams entwickelten städtebauliche<br />
Konzepte, welche die Grundlage<br />
für die Machbarkeitsprüfung bildeten. Alle<br />
Konzepte zeigen innovative Ideen und eine<br />
behutsame Entwicklung, da nur rund ein Drittel<br />
der Fläche bebaut wird und sich die Bebauungsstrukturen<br />
klar von den Grünflächen<br />
abgrenzen. Die Entwürfe enthalten zudem<br />
überzeugende Pflege- und Energiekonzepte.
Machbarkeits-<br />
untersuchung<br />
Vier Entwürfe
MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />
Entwurf Team 1<br />
HHS Planer + Architekten AG<br />
Manfred Hegger<br />
Jörg Seitz<br />
Andreas Schöner<br />
Andreas Wiege<br />
Günter Schleiff<br />
Hutterreimann Landschaftsarchitekten<br />
Barbara Hutter<br />
Martin Stokmann<br />
26
Team 1<br />
Auszug aus den Workshopprotokollen<br />
In der Arbeit von Team 1 wird die Grundidee<br />
des Federplans von Fritz Schumacher, auch<br />
für den Süden einen „grünen Finger“ vorzusehen,<br />
weiterverfolgt.<br />
Die Mittelachse wird freigehalten, um die<br />
Weite des Landschaftsraums erhalten zu<br />
können. Die Siedlungsränder sollen mit<br />
Landschafts-Wohntypologien verdichtet und<br />
gestärkt werden. Die Freiraumstruktur ist zurückhaltend,<br />
nur am Lärmschutzwall gibt es<br />
eine Parkanlage und eine Streuobstwiese als<br />
Erholungsbereich. Die vorhandenen Gräben<br />
werden vergrößert, um eine klare Abgrenzung<br />
zu den <strong>Wiesen</strong> zu schaffen und diese<br />
dadurch zu schützen. Ein Aussichtsturm wird<br />
südlich des Südenfelder Weges als <strong>IBA</strong>/igs-<br />
Projekt entwickelt.<br />
Die Gehöfte bilden „Inseln“, die über private<br />
Straßen erschlossen werden. Das Kompetenzzentrum<br />
Klimaschutz wird im Verschnitt<br />
mit dem Lärmschutzwall entwickelt, die<br />
Erschließungsstraße ist auf der Höhe des<br />
Walles. Für die Be- und Entwässerung ist<br />
ein Brauchwasser-Regenwasser-Konzept<br />
mit stufenweiser Reinigung und anschließender<br />
Einleitung in die Gräben entwickelt<br />
worden. Die „Landschaftsüberdachung“ wird<br />
in Glas-EFTE-Verbundbauweise ausgeführt.<br />
Die Gebäude erreichen Passivhausstandard<br />
mit einem Lüftungssystem, das zugleich<br />
eine hohe Schallschutzqualität aufweist.<br />
Die Energieversorgung erfolgt regenerativ,<br />
indem ein Erdregister vor Aufschüttung der<br />
Bebauungsflächen aufgelegt und die Häuser<br />
mit Wärmepumpen ausgestattet werden.<br />
Eine Trägergesellschaft, die für das gesamte<br />
Gebiet die Aufschüttungen mit Erdregistern<br />
organisiert und realisiert, soll gegründet<br />
werden. Die notwendige elektrische Energie<br />
wird bei hohem Luftdruck über PV-Flächen,<br />
bei niedrigem Luftdruck über Windenergieanlagen<br />
erzeugt.<br />
Für die Wohnbebauung sind drei Typologien<br />
entwickelt worden: 1. werden Höfe auf<br />
Warften im nördlichen Plangebiet mit kleinen<br />
Gärten entwickelt, 2. wird die vorhandene<br />
Bebauung im Westen mit Gutshöfen auf<br />
Warften verdichtet, die über Holzstege<br />
erschlossen werden und 3. werden zwei<br />
Stränge entlang der Autobahn als Deichrandbebauung<br />
entwickelt, die entlang einer<br />
transparenten Lärmschutzwand über zwei lineare<br />
Straßen erschlossen werden. Der neue<br />
Siedlungsraum an der Autobahn hat wie viele<br />
städtische Wohngebiete widersprüchliche<br />
Qualitäten:<br />
Er ist gut erschlossen, aber lärmbelastet,<br />
dicht besiedelt, aber an naturnahen Freiräumen<br />
gelegen. Zwischen der gestaffelten<br />
Deichbebauung befindet sich ein bewirtschafteter<br />
Freiraum mit einer Gärtnerei oder<br />
Baumschule und weiteren Funktionen, wie<br />
z.B. ein Bistro, ein Fitnessbereich etc., die<br />
über das Dach erschlossen werden. Dieser<br />
hybride Raum wird für das Umfeld zum<br />
Attraktor, der Identität stiftet und eine notwendige<br />
Unverwechselbarkeit schafft.<br />
Auf einer Fläche von rund 11 ha entstehen<br />
340 Wohneinheiten, davon 64 im Norden,<br />
139 im Osten und 137 im Westen.<br />
Bewertung<br />
Städtebauliche Solitäre auf Warften schaffen<br />
eine kompakte Bebauungsstruktur, wodurch<br />
der Erhalt und Schutz der grünen Mitte<br />
ermöglicht wird. Kritisch betrachtet wurde<br />
die geringe Verdichtung im Bullert sowie die<br />
Wohnbebauung und die einseitige Erschließung<br />
am Lärmschutzwall.<br />
27
MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />
Entwurf Team 1<br />
Machbarkeitsuntersuchung "Wohnen mit der Landschaft" - Team 1<br />
28<br />
Städtebauliches Konzept<br />
Freiraumkonzept (Eingriffe)<br />
Wohnkonzept<br />
Nutzerstruktur keine Aussage<br />
Bauphasen/Zeitraum keine Aussage<br />
Erschließung<br />
Die klare Abgrenzung zum naturbelassenen Raum wird durch die Verdichtung der Ränder erreicht. Städtebauliche<br />
Solitäre (Gruppierungen von Gutshöfen oder Gehöften) auf Warften schaffen im Westen und Norden eine<br />
kompakte Bebauungsstruktur. Entlang des Lärmschutzwalls staffeln sich Reihenhäuser, südlich des<br />
Siedenfelder Weges bildet ein Kompetenzzentrum Klimaschutz Raum für Ausstellungen und Seminare.<br />
Der Süden wird von Bebauung freigehalten, der Biotopverbund bleibt unberührt. Das Wettern- und Grabensystem<br />
bleibt weitestgehend erhalten. Mit neuen Fußwegen entlang des östlichen Grabens und in der Obstwiese wird<br />
ein Erholungswegenetz geschaffen.<br />
3 Typologien: Gutshöfe mit Mischverkehrsfläche im Innenhof und Gärten an den Außenseiten, Gehöfte mit einer<br />
offenen, naturnahen Mitte und Reihenhäuser am Deich und entlang einer parallel zum Deich verlaufenden<br />
Erschließungsstraße.<br />
sparsame Erschließungsstruktur durch Stichstraßen im Norden und Westen, Erschließung der Gutshöfe über<br />
Holzstege, einhüftige Erschließung der Deichrandbebauung, Erschließungsstraße auf Wall<br />
Be- und Entwässerung zentrale Mehrkammergrube und Pflanzenkläranlage für Regen- und Grauwasser<br />
Grabensystem<br />
Einleitung in das vorhandene Graben- bzw. Wetternsystem nach dreistufiger Klärung, Verbreiterung des<br />
westlichen Grabens entlang der neuen Wohnbebauung<br />
Nachhaltigkeit/Energie Kompetenzzentrum Klimaschutz, kompakte Baustrukturen, Gebäude mit Passivhausstandard<br />
- Solarenergie Photovoltaikanlage, Landschaftsüberdachung in Glas-EFTE-Verbundbauweise, CO 2-neutrale Energietechnik<br />
- Kraft-Wärme-Kopplung Heizschleifen Erdkollektoren; PV-Flächen; Windenergieanlagen<br />
Lärmschutzmaßnahmen<br />
- aktiv<br />
- passiv<br />
passiver Hochwasserschutz 1,3 bis 1,5 m hohe Warften<br />
Besonderheiten<br />
Wall mit Wildgehölzen auf Krone und konvex gewölbte, transparente Lärmschutzwand<br />
gestaffelte viergeschossige Reihenhäuser auf Westseite des Lärmschutzwalls, Schlaf- und Aufenthaltsräume<br />
zur Lärm abgewandten Seite im Innenhof<br />
Aussichtsturm "Observator Grün" südlich des Siedenfelder Weges, Streuobstwiese zwischen<br />
Reihenhausbebauung im Osten, Trägergesellschaft
MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />
29
MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />
Entwurf Team 2<br />
jo Coenen & Co Architekten<br />
Rolo Fütterer<br />
R. Vögele<br />
Thomanek duquesnoy<br />
Boemans GbR<br />
Karl Thomanek<br />
Eva-Maria Boemans<br />
Bernhardt Palluch<br />
30
Team 2<br />
Auszug aus den Workshopprotokollen<br />
In der Arbeit von Team 2 ist die klare Abgrenzung<br />
der Bebauung zum Grünraum<br />
ein we sent licher Entwurfsschwerpunkt. Mit<br />
einer kom pak ten Bebauungsstruktur wird<br />
als Arron dierung im Westen und Norden an<br />
die Synapsen der Stadt angedockt. So kann<br />
weitgehend auf neue Erschließungsstraßen<br />
verzichtet werden. Die vorhandenen losen<br />
Enden werden nach dem Prinzip des synaptischen<br />
Städtebaus aneinander geknüpft.<br />
Mit der Architektur und dem Städtebau wird<br />
ein starker Rahmen wie in einem Stadion geschaffen,<br />
der jedoch in der Mitte keine Arena,<br />
sondern einen Raum der Stille umfasst.<br />
Die vier beschriebenen Arten der Natur aus<br />
der Broschüre der Naturschutzverbände sind<br />
in die Konzeption eingeflossen, um dem vorhandenen<br />
Naturraum gerecht zu werden und<br />
unterschiedliche Landschaftsbilder zu erhalten.<br />
Aktionsbereiche in der Landschaft wird<br />
es ausschließlich entlang der Wohnbereiche<br />
geben, der Naturraum lebt davon, dass er<br />
nicht begangen wird. Der Landschaftsbezug<br />
wird über Grünfassaden und tiefe Loggien,<br />
nicht über großflächige Gärten, geschaffen.<br />
Die Artenvielfalt wird durch Vermehrung ökologischer<br />
Grenzbereiche (Ökotone) erhöht.<br />
Das serielle Landschaftsbild wird gestärkt,<br />
beispielsweise durch unterschied liche Mahdzeiträume,<br />
die vielfältige Blühaspekte und<br />
einen höheren Organismenbesatz schaffen.<br />
Die Bebauung steht auf einem Sockel, in<br />
dem die Autos untergebracht werden. Für<br />
die Entwicklung innovativer, ökologischer<br />
Wohnformen sind fünf Typologien entwickelt<br />
worden. Hierbei sind organische Reihungen<br />
für ca. 320 Wohneinheiten mit einer Bruttogrundfläche<br />
von rund 62.600 m2 gewählt<br />
worden. Flexible Grundrisse erlauben eine<br />
neue, individuelle Gestaltungsmöglichkeit für<br />
die Bewohner. Solarpaneele mit Reflektorschaufeln<br />
und eine Pergola mit Photovoltaikund<br />
Sonnenkollektorelementen dienen der<br />
Energieversorgung.<br />
Bewertung<br />
Der geringe Flächenverbrauch mit sparsamer<br />
Erschließung und die Parkidee am Lärmschutzwall<br />
sind überzeugend. Die linearen,<br />
verdichteten Streifen bilden einen markanten<br />
Rahmen für das Landschaftsbild. Die<br />
Geschossigkeit und die Geradlinigkeit und<br />
somit die Vermarktbarkeit werden jedoch in<br />
Frage gestellt.<br />
Die Marschenlandschaft mit ihrer multikulturellen<br />
Vielfalt in urbaner Nähe stellt ein<br />
Alleinstellungsmerkmal dar. Diese Situation<br />
ist jedoch labil, daher ist für den Erhalt<br />
dieser Fläche eine neue Zusammenarbeit<br />
von Kultur und Landschaft notwendig. Nur<br />
eine Win-win-Situation gewährleistet eine<br />
dauerhafte Pflege.<br />
31
MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />
Entwurf Team 2<br />
Machbarkeitsuntersuchung "Wohnen mit der Landschaft" - Team 2<br />
32<br />
Städtebauliches Konzept<br />
Freiraumkonzept (Eingriffe)<br />
Wohnkonzept<br />
Nutzerstruktur keine Aussage<br />
Bauphasen/Zeitraum keine Aussage<br />
Erschließung<br />
Lineare Streifen im Westen und Nordosten bilden einen markanten "Saum", einen Rahmen für das<br />
Landschaftsbild. Eine L- bzw. U-förmige Bebauung im Norden formt einen geschützten Grünraum.<br />
Der Lärmschutzwall wird als Parklandschaft ausgebildet und bietet Aussichtsmöglichkeiten auf die<br />
<strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> und in den Wilhelmsburger Osten.<br />
Vier Arten der Natur: 1. Südlich des Siedenfelder Weges sollen Flächen der Sukzession überlassen werden,<br />
2. nördlich wird die Kulturlandschaft großflächig geschützt (Wasserhaltung und Grabenpflege), 3. extensiv<br />
vom Menschen gepflegte und genutzte Flächen, wie Gärten, Grünflächen und der Park am Wall, 4. städtische<br />
"Spontannatur" an der Autobahntrasse. Die Verbreiterung des Jenerseitedeichs und die Schaffung eines<br />
neuen Grabens schaffen eine klare Abgrenzung zum Naturraum. Am Lärmschutzwall bilden die geschichteten<br />
polygonalen Plateaus in ihrer freien Setzung ein landschaftsräumliches Gegenstück zum orthogonalregelmäßigen<br />
Städtebau im Westen.<br />
Skulptural ausgebildete, 3-geschossige Haustypologien mit Sockel, gestapelten Gärten und Pergolastruktur,<br />
6-geschossige Kopfbauten im Westen und Nordosten<br />
Eine neue Erschließungsstraße ist im Norden an der Straße Bei der Schmiede und im Süden am<br />
Siedenfelder Weg angebunden, Bebauung südlich Jenerseitedeich wird über eine Stichstraße erschlossen,<br />
Stellplatzflächen im Sockel im Westen und Nordosten und entlang des Jenerseitedeichs für die Bebauung im<br />
Norden, kleinteiliges neues Wegenetz.<br />
Be- und Entwässerung umfassende Regen- und Grauwassernutzung<br />
Grabensystem<br />
Erhalt der Wettern- und Grabenstruktur, Verbreiterung und Begradigung der Jenerseitewettern, neu<br />
angelegter Graben östlich des Baustreifens entlang der Neuen Stillhorner Wettern<br />
Nachhaltigkeit/Energie energetisch autarke Wohneinheiten (ohne CO 2-Ausstoß)<br />
- Solarenergie<br />
Pergola mit Photovoltaik- und Sonnenkollektor-Elementen (65 m 2 Solarfläche/Wohneinheit) im Westen<br />
und Nordosten und optional im Norden<br />
- Kraft-Wärme-Kopplung solarthermische Anlage zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung<br />
Lärmschutzmaßnahmen<br />
- aktiv<br />
- passiv<br />
passiver Hochwasserschutz Sockel<br />
Besonderheiten<br />
Lärmschutzwall und Mauer<br />
geschlossene Bebauungsstruktur im Norden (U-Form) mit terrassierten Wohngebäuden zum inneren<br />
Grünraum, großer Abstand der Bebauung im Westen zur Lärmquelle, gestapelte Gärten als "Puffer" mit<br />
teilweise durchgehender Verglasung im Westen<br />
Park am Lärmschutzwall, Windrad mit Pumpen für permanenten Wasserstand in den Gräben,<br />
Aufforstung mit Auenwaldvegetation im Südosten, Obstwiese im Norden
MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />
Machbarkeitsuntersuchung<br />
Wohnen mit der Landschaft im <strong>Kirchdorfer</strong> Osten<br />
5<br />
Rendering Planungsgebiet Nord<br />
Skizze<br />
Piktogramm<br />
Schema Energiekonzept<br />
Thomanek Duquesnoy Boemans<br />
Landschaftsarchitektur Diplomingenieure<br />
5.OG<br />
4.OG<br />
3.OG<br />
Grundrisse 1:200<br />
JO COENEN & Co<br />
ARCHITEKTEN<br />
Machbarkeitsuntersuchung<br />
Wohnen mit der Landschaft im <strong>Kirchdorfer</strong> Osten<br />
Geländeschnitt<br />
3<br />
Hauptwegeverbindungen<br />
Lokales Wegenetz<br />
Wegenetz<br />
Landschaftsbezug<br />
Aktion<br />
Spielstraße<br />
Aufenthalt<br />
Schutzgräben mit<br />
Sperrung<br />
Wettern, Hauptgräben<br />
Beetgräben<br />
Grabensystem<br />
Naturpark am Hang<br />
Stege in der Kulturlandschaft<br />
Konzept<br />
- Weitgehender Schutz der vorhandenen Biotope (Kulturlandschaft)<br />
- Lebensraum für die ‚vier Arten der Natur‘<br />
- Herausarbeitung des charakteristischen Landschaftsbildes (Seriellität der Landschaft)<br />
- Erhöhung der lokalen landschaftsräumlichen Qualitäten im Verbund des gesamtstädtischen Freiraumnetzes<br />
- Behutsame Angebote einer auf Naturerfahrung basierenden Erholung für eine Großstadtbevölkerung<br />
- Ökonomisch unaufwändige Gestaltung mit hoher landschaftsräumlicher Diversifikation<br />
Blicke in die Landschaft<br />
Waldpark<br />
Schutzgraben<br />
Thomanek Duquesnoy Boemans<br />
Landschaftsarchitektur Diplomingenieure<br />
1:500<br />
JO COENEN & Co<br />
ARCHITEKTEN<br />
33
MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />
Entwurf Team 3<br />
Studio urbane Landschaften mit<br />
Ohrt von Seggern Partner Architekten<br />
Prof. Dr. Hille von Seggern<br />
Timm Ohrt<br />
Sabine Rabe<br />
LRW Loosen, Rüschoff + WinklerArchitekten<br />
und Stadtplaner<br />
Karin Loosen<br />
Rudolf Rüschoff<br />
bgmr Becker Giseke Mohren Richard Landschaftarchitekten<br />
Prof. Undine Giseke<br />
Dr. Winfried Richard<br />
Dirk Christiansen<br />
34
Team 3<br />
Auszug aus den Workshopprotokollen<br />
In der Arbeit von Team 3 wird das Wohnen<br />
als Impuls für den Erhalt der Landschaft<br />
ent wickelt. Um das vorhandene Wetternsys-<br />
tem nicht zu beeinträchtigen, werden kleine<br />
Kreisläufe für die Neubebauung geschaffen.<br />
Die vorhandene Sportanlage im Süden wird<br />
zu einem Sportpark entwickelt, in dem Sport<br />
und Freizeit miteinander vernetzt sind. Erhalt<br />
und Stabilisation der Flora und Fauna werden<br />
durch drei extensive Bewirtschaftungsformen<br />
zur Pflege gewährleistet.<br />
Als Be- und Entwässerungssystem sind<br />
be pflanz te Bio filter streifen zur eigenen<br />
Was ser klärung, Was ser becken als Reservoire<br />
und Vakuum toilettensysteme zur Minimie-<br />
rung der Schwarz was serproduktion mit<br />
Anschluss an eine Bio gas anlage vorgesehen.<br />
Der Wasserstand der Beet gräben wird durch<br />
eine Ein speisung von gereinigtem Grau- und<br />
Regen wasser im Sommer optimiert.<br />
Für die Bebauungsdichte und Landschafts-<br />
pflege gelten folgende Regeln: Das Streifenbild<br />
der Landschaft und ihre Weite bleiben<br />
erhalten und die Landschaftspflege bzw.<br />
Bewirtschaftung erfolgt durch eine Bürgerstiftung.<br />
Das bedeutet, dass mit dem Erwerb<br />
eines Grundstücks eine Mitgliedschaft in der<br />
Stiftung und die Pflege einer zusätzlichen<br />
naturräumlichen Fläche vorgesehen sind.<br />
Für die Baustreifen sind vier unterschiedliche<br />
Grundtypen mit etwa 20 bis 25 Einheiten an<br />
einem Wohnhof und zwei- bis drei Geschossen<br />
entwickelt worden. Typ 1 ist der „Einhof“<br />
mit Carport oder Stall im Haus. Hier sind<br />
weder konventionelle Siedlungsparzellierungen<br />
noch Gartennutzungen vorgesehen<br />
sondern kleine Grundstücke, ein <strong>Wiesen</strong>park<br />
vor der Tür und begrünte Häuser. Die vorgesehenen<br />
Dachgärten und -terrassen werden<br />
im Typ 2 durch Gewächshäuser ersetzt, in<br />
denen Energie- und Reinigungspflanzen<br />
anstatt klassischer Gartenpflanzen gepflanzt<br />
werden. Terrassenhof-Häuser bilden Typ 3,<br />
der großzügige Wohnflächen, große Dachterrassen,<br />
Wintergärten und Hausvorzonen für<br />
Familien mit Kindern vorsieht. Eine kompakte<br />
Wohnhoferschließung kann als Spielzone<br />
genutzt werden.<br />
Insgesamt entstehen ca. 340 Wohneinheiten<br />
mit rund 130 m2 Bruttogrundfläche pro<br />
Einheit. Ein „Transitwohnen“ am Lärmschutzwall<br />
stellt Angebote wie Fitnessraum,<br />
Schwimmbad, 24h-Shop etc. für arbeits- und<br />
stadtsüchtige Singles und Yuppies bereit.<br />
Die Gebäude können 3- oder 4-geschossig<br />
ausgeführt werden. Ein Versorgungshof für<br />
die Freiflächen befindet sich im Zentrum des<br />
Untersuchungsgebiets.<br />
Bewertung<br />
Die lineare Bebauungsstruktur mit den integrierten<br />
Freiflächen in der Wohnbebauung<br />
und der Idee des Wohnens mit Tieren stellt<br />
einen sehr interessanten Lösungsansatz<br />
für das Wohnen mit der Landschaft dar. Die<br />
Freiräume zwischen den Streifen sind jedoch<br />
als Lebensraum für Flora und Fauna zu<br />
kleinräumig.<br />
35
MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />
Entwurf Team 3<br />
Machbarkeitsuntersuchung "Wohnen mit der Landschaft" - Team 3<br />
36<br />
Städtebauliches Konzept<br />
Freiraumkonzept (Eingriffe)<br />
Wohnkonzept<br />
Nutzerstruktur<br />
Eine lineare Bebauungsstruktur betont die vorhandene Streifenstruktur der Marschenlandschaft. Die Baustreifen<br />
docken an die vorhandene Erschließung an, in der Mitte wird ein Wohnhof ausgebildet.<br />
Erhalt und Stabilisation der Flora und Fauna, Erweiterung durch bepflanzte Biofilter, Überflutungsbereiche für die<br />
Elbe, Neubestimmung eines möglichen Kiebitz-Brutraums, 3 extensive Bewirtschaftungsformen zur Pflege:<br />
1.<strong>Wiesen</strong>flächen mit Beweidung auf mesophilen Grünlandflächen und ggf. Nachmahd, 2. Mähwiesen mit<br />
zweimaliger Mahd (Mähgang) und Mahdgutentfernung auf Feuchtgrünland und 3. Mähwiesen mit einmaliger Mahd<br />
und Mahdgutentfernung, ggf. Hutung auf Feuchtgrünland.<br />
Entwicklung unterschiedlicher Grundtypen für Baustreifen, Freiflächen über Dach-/Wintergärten/Gewächshäuser<br />
statt Gärten, Wohnhöfe für Spielplätze und mit Freiraumangeboten für Bewohner, Raum für PKW-Stellplätze,<br />
Kellerersatzräume oder Ställe für Pferde oder andere Tiere in den Erdgeschossen<br />
"Urbane Landlebenfans" und "interkulturelle Landschaftsgenießer", Familien mit Kindern, Singles/<br />
kinderlose Paare, Baugemeinschaften, Wohnen mit Pferden<br />
Bauphasen/Zeitraum Entwicklung der Teilbereiche in 5 Schritten, Entwicklung der Bebauung von Westen nach Osten<br />
Erschließung<br />
Be- und Entwässerung<br />
Stich- und Ringstraßen (oberflächenbehandelter Asphalt und Natursteinpflaster), neue Verbindung zwischen<br />
Karl-Arnold-Ring und Jenerseitedeich, Wegenetz aus geschotteten Fußwegen mit Pferdetrasse, Stellplätze als<br />
Carports in Wall geschoben<br />
Bepflanzte Biofilterstreifen zur eigenen Wasserklärung (Regen- und Grauwasser), Wasserbecken (Reservoire),<br />
Vakuumtoilettensysteme zur Minimierung der Schwarzwasserproduktion (Anschluss an Biogasanlage)<br />
Grabensystem Abkopplung des Wassersystems vom vorhandenen Grabensystem<br />
Nachhaltigkeit/Energie<br />
Energiepark mit Biogasanlage (Zulieferung von Schwarzwasser, Biohausmüll sowie <strong>Wiesen</strong>-,<br />
Biofilter- und Pflanzenschnitt) - kein Pumpwerk erforderlich<br />
- Solarenergie Solarzellen auf Dach der Erschließungsstraße im Osten<br />
- Kraft-Wärme-Kopplung Biokraftwerk: "Abfälle" aus Umgebung und Energiegewinnung (Heizung, Gas) für Neubebauung<br />
Lärmschutzmaßnahmen<br />
- aktiv<br />
- passiv<br />
passiver Hochwasserschutz Warften<br />
Besonderheiten<br />
Lärmschutzwall und Mauer<br />
Schlaf- und Aufenthaltsräume und Staffelung nach Westen orientiert, Deichbebauung ausschließlich<br />
nach Westen orientiert<br />
Stiftung für Organisation und Kontrolle der Pflege und Unterhaltung - Baugrund wird mit einem Stück Landschaft<br />
verkauft/vermietet, Übernahme der Verantwortung der neuen "Nutzer" für Wassermanagement und Pflege,<br />
Förderprogramme/Agrarprämien, Wohnen mit Pferden
windschutz<br />
+1,45<br />
+1,30<br />
+ 0,40 + 1,0<br />
+1,0<br />
terrassenhof<br />
9,00m<br />
+1,0 terrassenhof<br />
+ 0,40<br />
1. reinigungsstufe<br />
1. reinigungsstufe<br />
schacht<br />
schacht<br />
2. /3. reinigungsstufe<br />
wohnhof<br />
pka / pflanzenkläranlage<br />
terrassenhof<br />
Innenhöfe / Terrassenhöfe<br />
+ 0,40 II + 1,30<br />
+ 0,40<br />
Quartiersplatz<br />
II<br />
Dachterrassen<br />
pferdeweide<br />
schnitt - wohnhof - kirchdorfer wiesen<br />
grundstücksgrösse: 230qm<br />
Haustypologien<br />
baustreifen mit terrassenhof häusern<br />
Bullertgebiet<br />
- grosszügige baufelder<br />
- wohnen mit tieren<br />
- familie mit kindern<br />
- wohnfläche 150 qm<br />
- grundstücksgrössen: 210 - 230 qm<br />
pferdepaddock<br />
II<br />
II<br />
II<br />
II<br />
II<br />
9,00m<br />
wohnhof<br />
39,00m<br />
haustiere:<br />
frösche<br />
pferde<br />
Hühner<br />
II<br />
grundstücksgrösse: 210qm<br />
dachgarten<br />
typ "terrassenhof" / eingang westseite<br />
carport und stall unter einem dach für familien-wohnen mit tieren<br />
ansicht süd ansicht west<br />
ansicht ost<br />
II<br />
II<br />
II<br />
solarkollektoren<br />
II<br />
kispi / quartiersplatz<br />
"<strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> Ressort"<br />
Zielgruppe<br />
Familien mit Kindern<br />
Baugemeinschaften<br />
junge Generationen mit Migrationshintergrund<br />
Wohnen mit Pferden<br />
Freiraumtypologien<br />
Wohnhof<br />
Art des Wohnens<br />
Begrenzte Flächeninanspruchnahme<br />
Kleine Grundstücke + kompakte Wohnhof Erschliessung<br />
Wohnhöfe auf "Warften" ( +1,45 m )<br />
<strong>Wiesen</strong>park vor der Tür und begrünte Häuser<br />
Wohnen zur lärmabgewandten Seite nach Westen<br />
pferd<br />
m 1:200<br />
Grosszügige Häuser mit integriertem Freiraumangebot und<br />
Zwischenzonen zur Landschaft:<br />
-grosse Dachterrassen<br />
-Terrassenhöfe<br />
-Hausvorzone<br />
- Wohnhof als Spielzone<br />
- Quartiersplätze in der Mitte und am Ende<br />
Parken im Haus<br />
Pferd im Haus, mit direktem Zugang zur Weide<br />
Nachbarschaften<br />
Eigene Wasserreinigung am Haus<br />
Pflanzen:<br />
- Energie -und Reinigungspflanzen<br />
- Windschutzhecken<br />
- Weiden<br />
- Grabenpflanzen<br />
Tiere:<br />
- Frösche für die Wasserbecken<br />
- Pferde auf der Weide<br />
Pflege der Tierwelt, die für ökologische Kriesläufe wichtig sind<br />
Hausmeister:<br />
Ökologiemanager<br />
impressionen<br />
terrassenhof<br />
und dachgärten<br />
II<br />
0,00<br />
beetgräben<br />
0,00<br />
ringsystem<br />
windschutz<br />
+ 0,40<br />
+ 1,0<br />
I+D<br />
I+D<br />
II+D<br />
II+D<br />
I+D<br />
+ 0,40 + 1,30<br />
+ 0,40<br />
müll<br />
I+D<br />
I+D<br />
I+D<br />
solarzellen<br />
dachgarten<br />
wohnhof<br />
29,00m<br />
6,00m<br />
Haustypologien<br />
typ "einhof" / eingang westseite<br />
carport und stall unter einem dach<br />
für wohnen mit tieren<br />
variante ansicht mit gewächshaus<br />
wohnseite nach westen wegen lärmschutz<br />
+1,30<br />
12,00m<br />
wohnhof<br />
typ "einhof" / eingang ostseite<br />
+1,45<br />
1. reinigungsstufe<br />
schacht<br />
2. /3. reinigungsstufe<br />
pka / pflanzenkläranlage<br />
schnitt - wohnhof - kirchdorfer wiesen<br />
baustreifen mit dachterrassen<br />
kirchdorfer wiesen<br />
pferdeweide<br />
grundstücksgrösse: 190qm<br />
pferdeweide<br />
- typ "einhof" mit carport oder stall im haus<br />
- wohnen mit pferden<br />
- wohnseite nach westen<br />
- bebauung ostseite ii+d zum lärmschutz<br />
- wohnfläche 110- 130 qm<br />
- grundstücksgrössen: 140 - 190 qm<br />
wohnhof<br />
II+D<br />
II+D<br />
II+D<br />
II+D<br />
II+D<br />
II+D<br />
loggien<br />
12,50/7,50m eg<br />
1.og<br />
dachgarten<br />
dg<br />
ca. 130qm + dachterrasse/loggia/abstell<br />
"keller" pferd<br />
kellerersatz<br />
Diele<br />
wohnhof<br />
dachgarten<br />
variante<br />
gewächshaus<br />
variante ansicht mit gewächshaus 15,50/7,50m eg 1.og<br />
variante<br />
ca. 110qm + dachterrasse/loggia/abstell<br />
gewächshaus<br />
+ 0,40<br />
beetgräben<br />
pferdeweide<br />
grundstücksgrösse: 140 qm<br />
"<strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> Ressort"<br />
Zielgruppe<br />
naturverbundene Menschen<br />
Wohnen mit Pferden<br />
Wohnen mit Pflanzen / Gewächshäusern<br />
Freiraumtypologien<br />
Wohnhof<br />
Quartiersplatz<br />
Dachterrassen<br />
Wintergärten<br />
Gewächshäuser<br />
I+D<br />
II+D<br />
m 1:200<br />
perspektive - wohnhof mit quartiersplatz - kirchdorfer wiesen<br />
Art des Wohnens<br />
Begrenzte Flächeninanspruchnahme<br />
Kleine Grundstücke + kompakte Wohnhof<br />
Erschliessung<br />
Wohnhöfe auf "Warften" ( +1,45 m )<br />
<strong>Wiesen</strong>park vor der Tür und begrünte Häuser<br />
Wohnen zur lärmabgewandten Seite nach Westen<br />
Grosszügige Häuser mit grossem integriertem<br />
Freiraumangebot und Zwischenzonen zur Landschaft:<br />
-grosse Dachterrassen<br />
-Loggien<br />
-Wintergärten<br />
-Hausvorzone<br />
- Wohnhof als Spielzone<br />
- Quartiersplätze in der Mitte und am Ende<br />
Parken im Haus<br />
Pferd im Haus, mit direktem Zugang zur Weide<br />
Vorplätze und Eingangszonen<br />
Eigene Wasserreinigung am Haus<br />
Pflanzen:<br />
- Energie -und Reinigungspflanzen<br />
- Grabenpflanzen<br />
- Windschutzhecken<br />
- Weiden<br />
- Gewächshauspflanzen<br />
Tiere:<br />
- Frösche für die Wasserbecken<br />
- Pferde und Hühner auf der Weide<br />
Pflege der Tierwelt, die für ökologische Kreisläufe<br />
wichtig sind<br />
Hausmeister:<br />
Ökologiemanager<br />
I+D<br />
II+D<br />
impressionen wohnen<br />
mit dachgärten<br />
bsp. le corbusier<br />
37
MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />
Entwurf Team 4<br />
Baufrösche kassel<br />
Michael Wilkens<br />
Vinzenz von Feilitzsch<br />
schaper + steffen + runtsch<br />
Landschaftsarchitekten<br />
Lothar Steffen<br />
Kati Demiri<br />
Berit Hinrichs<br />
38
Team 4<br />
Auszug aus den Workshopprotokollen<br />
In der Arbeit von Team 4 wird eine klare<br />
Grenze zwischen dem zu erhaltenden<br />
Naturraum, dem so genannten Reservat und<br />
drei neuen Baufeldern gezogen. Entlang der<br />
Autobahn entsteht in der ersten Bauphase<br />
eine Schallschutzwand mit Werkstattwohnen<br />
und einem Gehöft, in dem ein Landschaftspflegezentrum<br />
für die Pflege und den<br />
Erhalt der Kulturlandschaft untergebracht<br />
ist. DIeses beherbergt neben einem Kinderbauernhof<br />
auch einen Reiterhof, eine<br />
Garten- und Umweltschutzschule sowie eine<br />
Grauwasseraufbereitungs- und Biogasanlage.<br />
Am Lärmschutzwall soll zudem ein Solarkraftwerk<br />
entstehen, das aus industriellen<br />
Bauteilen erstellt wird. Eine Überkragung des<br />
Bauwerks verschiebt den Schallüberpunkt in<br />
Richtung Autobahn. Die Lärmschutzwallbebauung<br />
ist für gewerbliche Nutzungen und<br />
Werkstattwohnen geplant. Im Westen werden<br />
verschiedene Milieus entstehen, die sich<br />
durch differenzierte Architektursprachen<br />
präsentieren. Wohnungen in Verbindung mit<br />
Praxen, Büros oder Ateliers im Sinne von<br />
Einliegerwohnungen sollen entstehen. In<br />
der zweiten Bauphase wird die vorhandene<br />
Bebauung an der <strong>Kirchdorfer</strong> Straße mit<br />
Pfeifenstielgrundstücken verdichtet.<br />
Im nördlichen Bereich entsteht ein Wohnen<br />
auf der Insel mit einem vielfältigen Gemenge<br />
an Wohnformen. Dieses neue Wohnquartier<br />
hat einen Anschluss an das Wasserstraßennetz<br />
und integriert das Wohnen am und auf<br />
dem Wasser durch Hausboote.<br />
Die Neubebauung wird an die Landschaftsachse<br />
angebunden. Die Qualität der wasserbezogenen<br />
Grünzüge soll durch die Verbindung<br />
mit dem künftigen Gelände der Internationalen<br />
Gartenschau gestärkt werden.<br />
Ein wesentlicher Eingriff ist die Überbauung<br />
des <strong>Wiesen</strong>vogelbiotops. Das im Untersuchungsgebiet<br />
integrierte Ausgleichskonzept<br />
sieht eine Gewässerentwicklung durch neue<br />
Wettern und Gräben mit unterschiedlichem<br />
Uferprofil und die Einfassung der Grünlandbiotope<br />
durch Gräben vor. Zum Schutz der<br />
Naturräume werden keine direkten Zugänglichkeiten<br />
sondern lediglich Aussichtspunkte<br />
geschaffen. Der Wasserstand wird je nach<br />
Biotopanspruch gesteuert, eine Windmühle<br />
dient in Trockenzeiten zur Wasserstandsanhebung.<br />
Das Ausgleichskonzept sieht vor, über<br />
dauerhafte naturschutzorientierte Bewirtschaftungsverträge<br />
mit den örtlichen<br />
Betrieben oder über den Landschaftspflegehof<br />
die Kulturlandschaft zu erhalten und<br />
die Biotope langfristig zu sichern. Für die<br />
Be- und Entwässerung sind ein Abwasser-<br />
Druckleitungssystem und die Aufbereitung<br />
des Grauwassers in Membranbecken bzw.<br />
Tropfkörpergewächshäusern an drei Standorten<br />
vorgesehen. Südlich der Bebauung am<br />
Jenerseitedeich und westlich des Kraftwerks<br />
entstehen neue Mietgrabeländer. Auf<br />
einer Fläche von 88.000 m2 entstehen 450<br />
Wohneinheiten. In einer Maximalausführung<br />
können rund 880 Wohneinheiten geschaffen<br />
werden, 320 im Norden, 240 im Osten, 310 im<br />
Westen und 10 weitere auf dem Biohof.<br />
Bewertung<br />
Diese Arbeit zeigt vielfältige Bebauungsstrukturen<br />
in den drei Bereichen und große<br />
Wasserflächen auf. Die Idee des Werkstattwohnens<br />
entlang der Autobahn ist interessant,<br />
die isolierte Lage wird jedoch kritisch<br />
gesehen. Der Standort für das Landschaftspflegezentrum<br />
in der Mitte des Grünraums<br />
ist fraglich.<br />
39
MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />
Entwurf Team 4<br />
Machbarkeitsuntersuchung "Wohnen mit der Landschaft" - Team 4<br />
40<br />
Städtebauliches Konzept<br />
Freiraumkonzept (Eingriffe)<br />
Wohnkonzept<br />
Nutzerstruktur<br />
Bauphasen/Zeitraum<br />
Erschließung<br />
Be- und Entwässerung<br />
Die Bebauung gliedert sich in drei unterschiedliche Bereiche: die Stadterweiterung, die neuen Inseln und die<br />
Werkstätten/Wohnungen am Lärmschutzwall. Ein Landschaftspflegezentrum inmitten der Kulturlandschaft<br />
bildet einen Trittstein von den Werkstattwohnungen zur Stadt.<br />
Abgrenzung geschützter Naturräume durch breite Gräben und Wettern, Schaffung neuer Wasserflächen im<br />
Norden, Mietgrabeländer südlich der Bebauung am Jenerseitedeich und westlich des Kraftwerks, Einrichtung<br />
eines Landschaftspflegehofs, Schutz der Grünlandflächen durch Pferdebeweidung<br />
3 neue Wohnquartiere mit unterschiedlichen Haustypen im Westen, 7 Inseln/Halbinseln mit einer bis zu<br />
4-geschossigen Bebauung im Norden (Ufervillen), Kollektivhaus mit 38 Wohneinheiten als Ergänzung zu den<br />
Ufervillen und 2-geschossige Werkstattwohnungen am Lärmschutzwall<br />
Wohngemeinschaften aus Singles und Alleinerziehenden aller Altersgruppen, Nebeneinander verschiedener<br />
sozialer Milieus<br />
1. Solarkraftwerk und schrittweise Entwicklung der Werkstattwohnungen ausgehend vom Anschluss an<br />
vorh. Erschließungsstraßen, 2. Stadterweiterung im Westen und 3. Wohnen auf der Insel im Norden<br />
Je 2 der vorhandenen Stichstraßen im Westen werden nach Osten erweitert und zu Schlaufen verbunden,<br />
nachbarschaftsfördernde Straßen- und Platzräume, solargedeckte Straße am Lärmschutzwall<br />
Abwasser-Druckleitungssysteme (getrennt nach Schwarz- und Grauwasser), Aufbereitung des Grauwassers<br />
in Membranbecken bzw. Tropfkörpergewächshäusern an 3 Stellen<br />
Grabensystem Erhalt des vorhandenen Wettern- und Grabensystems, Schaffung neuer Wasserflächen im Norden<br />
Nachhaltigkeit/Energie Solarkraftwerk<br />
- Solarenergie Kollektorfläche mit ca. 20.000 m 2 (Leistung ca. 1,1 MWp), PV-Anlagen auf Häusern<br />
- Kraft-Wärme-Kopplung keine Aussage<br />
Lärmschutzmaßnahmen<br />
- aktiv<br />
Lärmschutzwall (ca. 9,0 m) wird um ca. 4,5 m durch ein Solarkraftwerk erhöht<br />
- passiv Schlaf- und Aufenthaltsräume zur Lärm abgewandten Seite<br />
passiver Hochwasserschutz Warften<br />
Besonderheiten<br />
Solarkraftwerk am Lärmschutzwall, Windmühle mit Wasserpumpe für Trockenzeiten, Landschaftspflegezentrum<br />
für die Pflege und den Erhalt der Kulturlandschaft mit Kinderbauernhof, Reiterhof, Garten- und Umweltschutzschule<br />
sowie Grauwasseraufbereitung und kleiner Biogasanlage, Nachverdichtung der bestehenden Struktur an der<br />
<strong>Kirchdorfer</strong> Straße, neu geschaffene Wasserflächen für das Wohnen am und auf dem Wasser, Kollektivhaus mit<br />
38 Wohneinheiten im Norden, Schaffung von Liegeplätzen für Hausboote
MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />
+ 2,40<br />
Haustyp 1 Haustyp 2 Haustyp 3<br />
+ 8,10 + 7,90<br />
+ 5,20<br />
+ 2,50<br />
+ 0,10<br />
Schnitt M 1:200<br />
2. OG M 1:200<br />
1. OG M 1:200<br />
EG M 1:200<br />
+ 0,40<br />
KG M 1:200 EG M 1:200<br />
Obwohl alle Wohnungen nach Südwesten orientiert sind, liegen sich die Hauseingänge gegenüber. So können Spielstraßen entstehen, die von<br />
Carports einseitig begleitet sind. Solche Dächer bieten tags Wetterschutz für spielende Kinder und sind auch für Straßenfeste brauchbar.<br />
Haustyp 4<br />
Schnitt M 1:200<br />
3. OG M 1:200<br />
2. OG M 1:200<br />
1. OG M 1:200<br />
EG M 1:200<br />
+ 6,20<br />
+ 3,30<br />
+ 0,50<br />
Schnitt M 1:200<br />
2. OG M 1:200<br />
1. OG M 1:200<br />
Beispiel für eine Ufervilla. Die drei unteren Wohnungen haben direkten Anschluß an Garten und Ufer, die beiden oberen zu einer je eigenen<br />
Dachterrasse mit „Sommerküche“. Alle Wohnungen haben durchs Treppenhaus Zugang zur gemeinsamen Dachterrasse (mit Miniküche und WC).<br />
Blick in die solargedeckte Straße auf dem Lärmschutzwall: Links geht der Blick nach Westen in die <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong>.<br />
Schnitt M 1:200<br />
Kirchdorf - Ost : <strong>IBA</strong> - Projekt ?<br />
Machbarkeitsuntersuchung<br />
Mai 2007<br />
Lärmschutzbebauung<br />
EG M 1:200<br />
KG M 1:200<br />
Grundrisse M 1:200<br />
Schnitt M 1:200<br />
Schnitt M 1:200<br />
Baufrösche Kassel<br />
Lange Straße 90<br />
34131 Kassel<br />
Tel.: (0561) 937 99 - 0<br />
Fax: (0561) 937 99 - 22<br />
kassel@baufroesche.de<br />
http://www.baufroesche.de<br />
2<br />
Schnitt M 1:500<br />
Schnitt M 1:200<br />
Haustyp 5<br />
EG M 1:200<br />
2. OG M 1:200<br />
Das Kollektivhaus mit seinen 38 Wohnungen und seinem lebendigen Innenleben ergänzt sich gut mit den umliegenden Ufervillen: So verschieden die Lebensformen sind, man entstammt<br />
dem gleichen sozialen Milieu.<br />
Außer dem verhältnismäßig hohen Anteil an Erschließungsflächen, dem Speise- und Partysaal und den zugehörigen Nebenräumen gibt es keine Gemeinschaftsflächen. Die Besonderheit<br />
des Hauses besteht vielmehr darin, daß alle Wohnungen aus zwei Teilen bestehen: einer kleinen Wohnung mit Bad und Miniküche im 1. oder 2. Geschoß und einem Studio mit Terrasse<br />
auf dem Dach oder im Sockelgeschoß. Alle bewohnen also das ganze Haus. In den Studionachbarschaften gibt es regen Austausch an Hilfeleistungen. Hier kann auch das Konzept<br />
„Alt-Jung“ realisiert werden.<br />
Kirchdorf - Ost : <strong>IBA</strong> - Projekt ?<br />
Machbarkeitsuntersuchung<br />
Mai 2007<br />
1. OG M 1:200<br />
3. OG M 1:200<br />
Baufrösche Kassel<br />
Lange Straße 90<br />
34131 Kassel<br />
Tel.: (0561) 937 99 - 0<br />
Fax: (0561) 937 99 - 22<br />
kassel@baufroesche.de<br />
http://www.baufroesche.de<br />
3<br />
41
MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />
Stellungnahmen der Gutachter<br />
I<br />
m Anschluss an den zweiten Workshop<br />
wurden die Entwürfe nach einer Überarbeitungsphase<br />
von etwa fünf Wochen<br />
gutachterlich geprüft. Die Arbeit von Team<br />
3 wurde aufgrund der Durcharbeitungstiefe<br />
insgesamt geprüft. Um Vergleichswerte zu<br />
erhalten, wurden von Team 1 die Bebauung<br />
im Westen, von Team 2 im Norden und von<br />
Team 4 der Bereich der Gewässer (siehe<br />
Abb. S. 45) im Hinblick auf Machbarkeit, Zeit<br />
und Kosten untersucht. Die Auswirkungen<br />
auf den Grünraum sind in allen vier Arbeiten<br />
bewertet worden.<br />
Gründung, Erdbau/Hydraulik<br />
Angesichts des setzungsempfindlichen<br />
Baugrunds (Torf, Klei) sind für die Herstellung<br />
der Warften Vorbelastungsschüttungen,<br />
ggf. in Verbindung mit Vertikaldränagen,<br />
erforderlich, um die nach Baubeginn der<br />
Erschließungs- und Hochbaumaßnahmen zu<br />
erwartenden Setzungen auf verträgliche Beträge<br />
zu begrenzen. Für die Bebauung wird<br />
voraussichtlich überwiegend eine Tiefgründung<br />
auf Pfählen erforderlich. Der Weichschichtaushub<br />
aus den Aushubmaßnahmen<br />
zur Grabenherstellung kann nach Zwischenlagerung<br />
und Entwässerung in einem<br />
42<br />
anzulegenden Bodenzwischenlager prinzipiell<br />
im Bereich unbefestigter Flächen und<br />
Hausvorgärten der Warften untergebracht<br />
werden. Je nachdem, ob eine Bebauung des<br />
Lärmschutzwalls erfolgen soll bzw. je nach<br />
Art der Bebauung des Lärmschutzwalls, können<br />
etwa 200.000 m3 bis 300.000 m3 Sand<br />
im Lärmschutzwall untergebracht werden.<br />
Dies entspricht in etwa der zur Verfügung<br />
stehenden Sandmenge unbelasteter und<br />
gering belasteter Sande aus der Rückdeichungsmaßnahme<br />
Kreetsand. Zur Einhaltung<br />
des im Ringgrabensystem (Entwurf Team 3)<br />
vorgesehenen erhöhten Wasserstands kann<br />
in Trockenwetterperioden eine Wasserzufuhr<br />
aus den Wettern durch Wasserhebeeinrichtungen<br />
erforderlich werden. Für den Erdbau<br />
des Lärmschutzwalls muss eine Bauzeit von<br />
etwa 1,5 Jahren, für die Herstellung des Ringgrabensystems<br />
von etwa 3 bis 5 Monaten<br />
und für die Herstellung der Warften von etwa<br />
9 bis 12 Monaten eingeplant werden.<br />
Verkehr/Erschließung<br />
In der Arbeit von Team 3 beschränken sich<br />
die neuen öffentlichen Erschließungsstraßen<br />
auf die Straße am Lärmschutzwall sowie<br />
den Ausbau und die zusätzliche Kehre in<br />
der Straße Bei der Schmiede. Die Anliegerstraßen<br />
mit einem Regelquerschnitt von<br />
7,5 m sind als private Wohnstraßen geplant,<br />
dadurch werden die öffentlichen Erschließungskosten<br />
gesenkt, die Verkaufspreise<br />
der Grundstücke jedoch stark erhöht. Die<br />
setzungsempfindlichen Baugrundschichten<br />
erfordern einen Bodenaustausch von ca.<br />
0,5 m zzgl. einer Aufhöhung von ca. 1,0 m.<br />
Die Schmutzwasserbesielung benötigt zwei<br />
Pumpwerke, um das Wasser in das vorhandene<br />
Sielnetz in Kirchdorf-Nord leiten zu<br />
können.<br />
Die Verkehrserzeugung beträgt bei 340<br />
Wohneinheiten ca. 1.360 Fahrten pro Tag<br />
und ca. 140 Fahrten pro Spitzenstunde.<br />
Davon entfallen unter Berücksichtigung der<br />
Fahrten für das geplante Gewerbe ca. 600<br />
Fahrten auf den Siedenfelder Weg, ca. 700<br />
Fahrten auf den Jenerseitedeich und ca.<br />
200 Fahrten auf die neue Straße Richtung<br />
Kirchdorf-Süd. Die Gesamtbelastung ist von<br />
den angrenzenden Straßen Otto-Brenner-<br />
Straße und <strong>Kirchdorfer</strong> Straße problemlos<br />
aufzunehmen. Überschlägig liegt der max.<br />
Neuverkehr bei etwa einem Fahrzeug pro<br />
Minute in den Einmündungen zur <strong>Kirchdorfer</strong><br />
Straße. Die Mehrbelastung des Siedenfelder
Weges erfordert einen Ausbau im westlichen<br />
Bereich auf eine Fahrbahnbreite von 5,5 m<br />
mit einseitigem Gehweg. Für die Maßnahmen<br />
ist ein Zeitrahmen von etwa 1,5 Jahren<br />
einzuplanen.<br />
Lärm<br />
Auf der BAB A1 ist heute ein Aufkommen von<br />
etwa 120.000 bis 125.000 Kfz pro Tag zu verzeichnen.<br />
Bei einem achtstreifigen Ausbau ist<br />
mit etwa 160.000 bis 165.000 Kfz pro Tag zu<br />
rechnen. Ein Lärmschutzwall entlang der BAB<br />
A1 kann in einer Höhe von 10,0 m und einer<br />
Länge von rund 1.050 m errichtet werden.<br />
Eine Neubebauung erfordert eine zusätzliche<br />
Aufstockung des Lärmschutzwalls durch eine<br />
2,0 m hohe Lärmschutzwand sowie eine Verlängerung<br />
der Lärmschutzanlage nach Norden<br />
durch eine Wand mit 8,0 m Höhe und rund<br />
530 m Länge und nach Süden durch einen 4,0<br />
m hohen Wall mit aufgesetzter Wand von 5,0<br />
m Höhe und rund 470 m Länge.<br />
Die Richtwerte von 59 dB(A) am Tag und 49<br />
dB(A) in der Nacht und die Anforderungen an<br />
gesundes Wohnen können durch die Gebäudestellung<br />
und durch zusätzliche Schallschutzmaßnahmen<br />
für schutzbedürftige Räume<br />
überwiegend eingehalten werden. Das gilt jedoch<br />
nicht für die Erschließungsstraße auf der<br />
Ostseite und die östlichen Gebäudeseiten am<br />
Lärmschutzwall sowie für das geplante Hochhaus<br />
von Team 2. Hier müssen für eventuell<br />
vorgesehene Balkone und Loggien partielle<br />
Verglasungen vorgesehen werden. Eine Wohnbebauung<br />
am Lärmschutzwall ist kritisch zu<br />
betrachten, da die Lärmemissio-nen sehr hoch<br />
sind und der Lärmschutz ab einer Entfernung<br />
von etwa 15 m nicht mehr wirkt. Ein offenporiger<br />
Asphalt kann beim Ausbau der BAB A1 zu<br />
einer Reduzierung der Lärmemissionen um 3<br />
bis 5 dB(A) führen.<br />
Baulogistik<br />
In den Entwürfen wird berücksichtigt, dass<br />
durch die Baustelleneinrichtung nicht zusätzliche<br />
Flächen in Anspruch genommen werden<br />
müssen. Die Maßnahmen sind gut umsetzbar.<br />
Um eine geringe Belastung der vorhandenen<br />
Wohnbebauung und der <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong><br />
durch Baustellenverkehre gewährleisten<br />
zu können, sollen diese die Baustraße zur<br />
Errichtung des Lärmschutzwalls benutzen.<br />
Es wird eine koordinierte Entsorgung als<br />
„Full-Service-Entsorgung“ für den gesamt<br />
anfallenden Abfall vorgesehen. Eine zentrali-<br />
sierte Lieferverkehrssteuerung kann für eine<br />
koordinierte Anlieferung der Baumaterialien<br />
sorgen, so dass Wartezeiten von Lkw, der dafür<br />
erforderliche Stauraum sowie die dadurch<br />
entstehende Lärmbelastung und Luftverschmutzung<br />
minimiert werden können. Der<br />
geplante Flächenansatz für Straßen wird um<br />
maximal 20% um den zusätzlichen örtlichen<br />
Bedarf für die Befestigung erhöht. Dies erfolgt<br />
auf ohnehin aufgeschütteten Flächen und<br />
wird nach Fertigstellung des Bauvorhabens<br />
vollständig zurückgebaut.<br />
Ökologie<br />
Bei einer Flächenversiegelung gehen sämtliche<br />
ökologischen Wertigkeiten verloren. Eine<br />
Zerschneidung der Landschaft, wie beispielsweise<br />
durch die Wege und die Baukörper<br />
in der Arbeit von Team 3, zerstört aufgrund<br />
der großen artspezifischen Fluchtdistanzen<br />
für viele Arten den Lebensraum in<br />
den Zwischenzonen. Neben der Versiegelung<br />
stellt auch die Überprägung im Umfeld der Bebauung<br />
Flächenverluste dar. Der Verzicht auf<br />
private Gärten ist hier positiv zu bewerten.<br />
Die Lebensräume der gefährdeten Wildtierarten<br />
müssen effektiv gegen Zutritt und das<br />
Eindringen von Hunden und Katzen geschützt<br />
43
werden. Hierfür sind Randgräben von etwa 3,0<br />
m Breite oder dichte Zäune notwendig. Zudem<br />
sind insbesondere die Belange der besonders<br />
und streng geschützten <strong>Wiesen</strong>vögel, Kiebitz,<br />
Bekassine, Rotschenkel und des Steinkauzes<br />
zu beachten, da diese Arten besonders hohe<br />
Fluchtdistanzen aufweisen.<br />
Grundsätzlich soll auf den Erhalt möglichst<br />
großer, zusammenhängender und naturnaher<br />
Flächen geachtet werden. Auch wenn<br />
Baukörper kompakt und am Rand der Fläche<br />
angeordnet werden, bleibt das Kerngebiet der<br />
<strong>Wiesen</strong>vogelkolonie betroffen. Die Sicherung<br />
des geschützten lokalen Artenbestands muss<br />
gewährleistet sein, die dauerhafte Erhaltung<br />
überlebensfähiger lokaler Populationen ist<br />
daher Voraussetzung für Vorhaben an diesem<br />
Standort. Auf optische Einflüsse wie hohe<br />
Bebauung, Baumpflanzungen am Grünlandrand<br />
und innerhalb der Flächen, soll möglichst<br />
verzichtet werden. Wege zur Erschließung des<br />
Erholungspotenzials sollen an den Bebauungsrändern<br />
verlaufen. Ein Magnet, wie das Kompetenzzentrum<br />
(Team 1), zieht Störungen ins<br />
Gebiet. Die Anforderungen zur dauerhaften<br />
Sicherung der lokalen Populationen geschützter<br />
und anspruchsvoller Arten sind sehr hoch.<br />
Bereits heute gibt es eine Entwertung des<br />
44<br />
Naturhaushalts, da der Wasserstand in dem<br />
Graben- und Wetternsystem niedrig und stark<br />
schwankend ist. Eine permanente, ausreichend<br />
hohe Wasserführung ist notwendig,<br />
eine Durchströmung oder ein starker Wasseraustausch<br />
haben eher negative Folgen.<br />
Aufgrund der Notwendigkeiten der Gewässerbewirtschaftung<br />
an Hauptgräben ist ein<br />
Abkoppeln eines unabhängigen Grünland-<br />
Grabensystems wünschenswert, schädliche<br />
Einflüsse können so ferngehalten werden.<br />
Eingriffs-/Ausgleichsbilanzierung<br />
Bei einer Gegenüberstellung des Bestands mit<br />
den Planungen ergeben sich nach dem FHH<br />
Staatsrätepapier zur Beurteilung von Eingriffen<br />
in Natur und Landschaft rein quantitativ<br />
erhebliche Ausgleichsbedarfe. So müssen<br />
beispielsweise etwa 84 ha intensiv Grünland<br />
in extensiv Grünland umgewandelt werden,<br />
um den durch die Planung entstehenden Wertpunkteverlust<br />
auszugleichen.<br />
Recht<br />
Die planerischen Vorgaben für die Fläche sind<br />
im Flächennutzungsplan und im Landschaftsschutzprogramm<br />
mit Arten- und Biotopschutz-<br />
programm dargestellt. Der Baustufenplan<br />
Wilhelmsburg ist das derzeitig geltende Planrecht,<br />
in dem die Art der baulichen Nutzung<br />
als „Außengebiet“ festgesetzt ist, was dem §<br />
35 des BauGB (Außenbereich) entspricht. Ein<br />
Schutz des Kiebitzes ist heute nicht vorhanden.<br />
Im Bundesnaturschutzgesetz werden die<br />
artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände<br />
in enger Anlehnung an die entsprechenden<br />
Bestimmungen der FFH- und Vogelschutzrichtlinie<br />
gefasst (§ 42 Abs. 1) und eine vom<br />
Europäischen Gerichthofs gerügte Ausnahmeregelung<br />
aufgehoben (§ 43 Abs. 4). Dabei<br />
werden bestehende und von der Europäischen<br />
Kommission anerkannte Spielräume bei<br />
der Auslegung der artenschutzrechtlichen<br />
Vorschriften der FFH-Richtlinie genutzt und<br />
rechtlich abgesichert, um für die Betroffenen<br />
akzeptable und im Vollzug praktikable Ergebnisse<br />
bei der Anwendung der Verbotsbestimmungen<br />
zu erzielen (§ 42 Abs. 4 und 5).<br />
Die Umsiedlung bestimmter Arten, insbesondere<br />
beim Kiebitz, ist problematisch. Jedoch<br />
weist der § 43 Lücken auf, beispielsweise bei<br />
der Definition des öffentlichen Interesses.
MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />
Entwicklung eines<br />
naturschutzfachlichen Entwicklungskonzepts<br />
Auswertung<br />
I<br />
n allen Entwürfen wird mit den Flächen<br />
sensibel umgegangen. Die definierten<br />
Baugebiete umfassen nur etwa ein Drittel<br />
der Gesamtfläche und werden mit einer geringen<br />
Baudichte bespielt. Es ist eine Vielzahl an<br />
Maßnahmen für den Erhalt und die Wertsteigerung<br />
der Grünflächen aufgeführt, die<br />
sehr positiv bewertet werden. Die wichtigste<br />
Erkenntnis ist, dass die Naturlandschaft nur<br />
erhalten bleiben kann, wenn sich die Bebauung<br />
klar von ihr abgrenzt. In den Energiekonzepten<br />
sind viele gute Ansätze enthalten.<br />
Die Machbarkeitsuntersuchung durch die<br />
Gutachter hat ergeben, dass die Ansätze umsetzbar,<br />
die Kosten jedoch teilweise erheblich<br />
sind. Hier muss genau untersucht werden,<br />
welche Möglichkeiten es für eine Reduzierung<br />
der Kosten gibt. Kritisch gesehen werden die<br />
Bebauung in der Mitte des Untersuchungsgebiets<br />
und eine Wohnbebauung entlang des<br />
Lärmschutzwalls aufgrund der Lärmproblematik<br />
und der Beeinträchtigung der <strong>Wiesen</strong>vögel.<br />
Es gibt einen starken Handlungsbedarf für die<br />
gefährdete Naturlandschaft, unabhängig von<br />
einer künftigen Bebauung in der Umgebung.<br />
Es wurden sowohl Ansätze für ein Wohnen mit<br />
der Landschaft als auch für die Stabilisierung<br />
des Grünraums gefunden.<br />
Naturschutzfachliches<br />
Entwicklungskonzept<br />
Aufgrund des ermittelten Handlungsbedarfs<br />
wurden zwei Experten aus den Bereichen der<br />
Ornithologie und der Landespflege beauftragt,<br />
die vorliegenden Bestandsaufnahmen<br />
und Gutachten zu analysieren und ein<br />
Naturschutzfachliches Entwicklungskonzept<br />
zu entwickeln.<br />
Ziel ihrer Arbeit war es, basierend auf den<br />
vorhandenen Gutachten, die Eigenschaften<br />
und Empfindlichkeiten des Raumes zusammenzufassen<br />
und flächenbezogen darzustellen.<br />
In diesem Zusammenhang wurde eine<br />
Beurteilung der Entwicklungschancen der<br />
<strong>Wiesen</strong>vögel unter verschiedenen Rahmenbedingungen<br />
erstellt. Darüber hinaus wurden<br />
Entwicklungsperspektiven aus sonstiger<br />
naturschutzfachlicher Sicht aufgezeigt. Es<br />
erfolgte eine Beurteilung der Verträglichkeit<br />
der vier Bebauungsvarianten mit der Erhaltung<br />
des vorhandenen Status und unter Berücksichtigung<br />
der Entwicklungspotenziale.<br />
In Szenarien sind Entwicklungsmöglichkeiten<br />
skizziert worden, die von außen kommend<br />
auch Flächen über den engeren Untersuchungsraum<br />
hinaus einbeziehen.<br />
Die Untersuchung hat ergeben, dass das <strong>Wiesen</strong>brütervorkommen<br />
auf den <strong>Kirchdorfer</strong><br />
<strong>Wiesen</strong> <strong>Hamburg</strong>weit bedeutsam, der Erhaltungszustand<br />
jedoch labil ist. Die <strong>Wiesen</strong>vögel<br />
brüten auf einer Weidefläche für Pferde,<br />
deren Bewirtschaftung nicht festgeschrieben<br />
ist. Die Population ist sehr klein und isoliert,<br />
da es kaum vergleichbare Flächen in der<br />
Umgebung gibt. Die derzeitige Nutzungssituation<br />
ist ein Zufallsprodukt. Sowohl eine<br />
Erhöhung der Pferdebesatzdichte als auch<br />
eine Nutzungsaufgabe könnten die Lebensraumfunktion<br />
drastisch verschlechtern. Die<br />
steigende Anzahl der Kfz pro Tag auf der<br />
BAB A1, die zunehmende Verbuschung und<br />
zufällige Faktoren wie Prädatoren (Beutegreifer),<br />
könnten dazu beigetragen haben,<br />
dass die Kiebitz-Brutpaare in den letzten<br />
acht Jahren von ca. 28 auf ca. 16 zurückgegangen<br />
sind. Genaue Ursachen sind aber<br />
nicht bekannt.<br />
Um das oben genannte Ziel zu erreichen,<br />
sind folgende Maßnahmen erforderlich:<br />
Neben einer Wiedervernässung soll der<br />
Biotopverbund nach Nordwesten und Süden<br />
erweitert werden und der Verockerung beispielsweise<br />
mit einem Ockerabsetzteich entgegengewirkt<br />
werden. Es werden vorhande-<br />
45
Szenario 1 Szenario 2 - ortsnahe Kohärenz Szenario 3 - regionale Kohärenz<br />
ne Gehölzstrukturen entfernt (Entkusselung)<br />
und ggf. eine Schilfkläranlage für Elbewasser<br />
errichtet, da die Einspeisung von Elbewasser<br />
problematisch ist. Eine Grabenräumung muss<br />
an die Ansprüche der unterschiedlichen<br />
Arten angepasst werden.<br />
Eine Verbesserung der Bedingungen an<br />
diesem Standort ist auch für die anderen<br />
geschützten Arten vorteilhaft, ruft teilweise<br />
aber auch Konflikte hervor, da die Anpassung<br />
an die Bedürfnisse der <strong>Wiesen</strong>brüter<br />
beispielsweise für die Moorfrösche lebensbedrohlich<br />
ist. Diese benötigen Gehölzstrukturen<br />
zum Überleben. Es sind folgende drei<br />
Szenarien entwickelt worden:<br />
Szenario 1 - bestandsorientiert<br />
Dem heutigen Bestand der <strong>Wiesen</strong>brüter<br />
kann nur Aussicht auf eine Zukunft gegeben<br />
werden, wenn die gesamte, potenziell verfügbare<br />
Fläche sofort so wiederhergestellt wird,<br />
dass die Bedingungen für die <strong>Wiesen</strong>brüter<br />
erfüllt sind. Die notwendige Flächengröße<br />
stellt das etwa Achtfache der heutigen<br />
Fläche dar. Es muss verbindliche Bewirtschaftungsauflagen<br />
für die Pächter geben<br />
(Verbuschung entfernen etc.), die Wasser-<br />
46<br />
stände in den Beetgräben müssen erhöht<br />
und die Gräben teilweise verbreitert werden,<br />
um „Nachträubern“ (z.B. Füchsen, Mardern,<br />
Hauskatzen) den Zugang zu verwehren. Der<br />
vorhandene Sportplatz und der Reiterhof<br />
sollen aufgrund der davon ausgehenden Störungen<br />
verlegt werden. Zudem soll darüber<br />
nachgedacht werden, den Siedenfelder Weg<br />
für den öffentlichen Verkehr zu sperren. Die<br />
Natur kann, insbesondere bei einer zukünftigen<br />
Lärmminderung, besser erlebbar gemacht<br />
werden („Natur erleben in der Stadt“).<br />
Ein Wegeverlauf entlang der Bebauung und<br />
eine sichtgeschützte Beobachtungsstelle<br />
ermöglichen ein Beobachten des Brutgeschehens,<br />
ohne die Vögel zu beunruhigen.<br />
In diesem Szenario gibt es keine Vereinbarkeit<br />
mit den vier städtebaulichen Entwürfen,<br />
da die <strong>Wiesen</strong>vögel von jeglicher Bebauung<br />
wesentlich beeinträchtigt werden. Insgesamt<br />
sind auch unter Ausschöpfung der Optimierungsmaßnahmen<br />
die Überlebenschancen<br />
für die <strong>Wiesen</strong>brüter aufgrund der fortbestehenden<br />
Isolation und der möglichen, nicht zu<br />
verhindernden Störungen, gering.<br />
Szenario 2 – ortsnahe kohärenz<br />
Eine auf die Bedürfnisse der <strong>Wiesen</strong>brüter<br />
ausgerichtete Anpassung der <strong>Kirchdorfer</strong><br />
<strong>Wiesen</strong> wird auf die Flächen im Wilhelmsburger<br />
Osten ausgeweitet und geht mit einer<br />
maximalen Ausnutzung und Optimierung<br />
der vorhandenen Freiflächen einher. Hierbei<br />
müssen eine Vorab-Bereitstellung ohne<br />
Zeitlücke, eine Funktionsidentität und die<br />
Erreichbarkeit gewährleistet werden. Ob die<br />
<strong>Wiesen</strong>brüter die neuen Flächen annehmen,<br />
kann nicht vorherbestimmt werden. Problematisch<br />
ist die Lärmbelastung aufgrund der<br />
Nähe zur Autobahn. Auf mit den <strong>Kirchdorfer</strong><br />
<strong>Wiesen</strong> vergleichbaren Flächen im Wilhelmsburger<br />
Osten, unmittelbar an der BAB A1,<br />
sind bisher kaum <strong>Wiesen</strong>brütervorkommen<br />
registriert worden. Die Überlebenschancen<br />
beim Bau einer Lärmschutzmaßnahme sind<br />
eingeschränkt. Eine Wand hat mehr Vorteile<br />
als ein Wall, da diese nicht soviel Fläche in<br />
Anspruch nimmt. Die nachgewiesene Standorttreue<br />
bei <strong>Wiesen</strong>brütern stellt hierbei<br />
den kritischsten Punkt dar. Die langfristigen<br />
Überlebenschancen für die <strong>Wiesen</strong>brüter<br />
sind jedoch aufgrund der Verlagerung, der<br />
Isolation und der möglichen, nicht zu verhindernden<br />
Störungen, unsicher.
MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />
Szenario 3 – regionale kohärenz<br />
Aufgrund der schrumpfenden Anzahl der<br />
vorhandenen <strong>Wiesen</strong>brüter auf den <strong>Kirchdorfer</strong><br />
<strong>Wiesen</strong> und der isolierten Situation auf<br />
der Elbinsel, wird eine regionale Kohärenz<br />
für den Erhalt, die Optimierung und Erweiterung<br />
der bestehenden <strong>Wiesen</strong>vogelpopulationen<br />
für <strong>Hamburg</strong> insgesamt vorgeschlagen.<br />
In den Vier- und Marschlanden in Bergedorf<br />
können langfristig „gesunde“ Bestände<br />
gewährleistet werden. Damit können die<br />
Ansprüche der unterschiedlichen Arten<br />
entkoppelt und die Bedarfe anforderungsgerecht<br />
erfüllt werden. Die vorhandenen<br />
<strong>Wiesen</strong>brüter auf den <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong><br />
könnten vernachlässigt und die Situation für<br />
alle anderen vorkommenden Arten verbessert<br />
werden. Eine behutsame Bebauung,<br />
wie in den vier Entwürfen vorgeschlagen, ist<br />
dann möglich.<br />
fazit<br />
Die Realisierung der Bebauungsvorschläge in<br />
allen vier Konzepten hat mit höchster Wahrscheinlichkeit<br />
ein Erlöschen der <strong>Wiesen</strong>brüterkolonie<br />
zur Folge.<br />
Eine Bebauung im Bullert ist mit dem Erhalt<br />
der <strong>Wiesen</strong>vögel vereinbar. Der Kompensationsflächenbedarf<br />
für diese Arten ist<br />
erheblich größer als die heute besiedelte<br />
Fläche von 8-10 ha. Eine Kompensationsfläche<br />
östlich der BAB A1 ist nur bei einer<br />
Inanspruchnahme erheblicher, zurzeit gartenbaulich<br />
genutzter Flächen, realisierbar.<br />
Größere Erfolgsaussichten für die Erhaltung<br />
der <strong>Wiesen</strong>brüterarten im Raum <strong>Hamburg</strong><br />
bestehen bei einer Kombination mit anderen<br />
Kompensationsflächen und beim Vergrößern<br />
der vorhandenen Populationen in den Vierund<br />
Marschlanden.<br />
Andere Tier- und Pflanzenarten sowie die<br />
geschützten Biotope sind in geringerem<br />
Umfang durch die geplante Überbauung<br />
betroffen. Diese kann durch eine zusätzliche<br />
Wiederaufnahme der Grünlandnutzung, einer<br />
Vernässung etc., kompensiert werden. Die<br />
entsprechenden Flächen und die Umsetzbarkeit<br />
zeigt das Gfl-Gutachten von 2001 auf.<br />
Die Lebensraumansprüche decken sich nicht<br />
voll mit denen der <strong>Wiesen</strong>vögel daher kann,<br />
insbesondere bei Szenario 2, zusätzlicher<br />
Kompensationsbedarf entstehen.<br />
Szenarien<br />
im Überblick<br />
SZEnARIO 1 - bestandsorientiert<br />
• Fläche der <strong>Wiesen</strong>brüter erweitern<br />
• Wasserstände anheben<br />
• Bewirtschaftung regeln<br />
• Gehölze entfernen<br />
• neue Gräben (Schutz)<br />
• Sportplatz und Reiterhof verlegen<br />
• Vertragsnaturschutz<br />
• Wege sperren<br />
Erhaltungszustand unsicher<br />
(isoliert, Störungen)<br />
SZEnARIO 2 – mit Bebauung<br />
• Ortsnahe Kohärenz<br />
• Optimierung der Fläche<br />
• Erweiterung und Maximierung<br />
östlich<br />
und westlich BAB A1<br />
• Neugestaltung<br />
• weiteres Potenzial im Süden nutzen<br />
Erhaltungszustand weiterhin<br />
unsicher (isoliert, Störungen)<br />
SZEnARIO 3 – mit Bebauung<br />
• Regionale Kohärenz<br />
• Optimierung<br />
• Erweiterung bestehender <strong>Wiesen</strong>brütergebiete<br />
• Ausgleich Vegetation vor Ort<br />
• Ausgleich <strong>Wiesen</strong>brüter extern<br />
Langfristig „gesunde“ Bestände<br />
47
ERGEBNIS dER MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />
Die <strong>IBA</strong>-Entscheidung –<br />
Weichenstellung für die Zukunft?<br />
das Wohnen mit der Landschaft wird kein <strong>IBA</strong>-Projekt<br />
j<br />
edes <strong>IBA</strong>-Projekt wird einer Prüfung<br />
unterzogen, die in diesem Falle sehr<br />
umfangreich ausgeführt wurde. Die<br />
besonderen Rahmenbedingungen erforderten<br />
einen besonderen Aufwand. Die <strong>IBA</strong><br />
<strong>Hamburg</strong> hat neben einer innovativen und<br />
ressourcenschonenden baulichen Machbarkeit<br />
auch die Positionen von Bürgern und<br />
Verbänden in die Machbarkeitsuntersuchung<br />
einbezogen. Auf Grundlage der Ergebnisse<br />
ist eine klare Entscheidung getroffen worden.<br />
Die zentralen Fragen aus der Machbarkeitsprüfung<br />
und ihre jeweiligen Antworten<br />
lauten:<br />
1. Gibt es innovative Konzeptideen für ein<br />
Wohnen mit der Landschaft, welche<br />
beispielhaft und zukunftsweisend für ein<br />
ressourcenschonendes und naturverträgliches<br />
Bauen sind?<br />
Alle vier Konzepte weisen einen flächenschonenden<br />
Umgang auf. Die Ränder werden mit<br />
einer geringen Baudichte bebaut und die<br />
grüne Mitte erhalten und aufgewertet. Dafür<br />
werden zahlreiche Maßnahmen vorgeschlagen.<br />
Zudem gibt es eine klare Trennung zwischen<br />
Bebauung und Freiflächen, kein „Flie-<br />
ßen in die Landschaft“. Es sind Pflege- und<br />
Energiekonzepte entwickelt worden, welche<br />
die Zielgruppe der Stadt- und Naturpioniere<br />
anlocken könnten.<br />
2. Sind die Konzeptideen zeitlich, technisch,<br />
finanziell und rechtlich realisierbar?<br />
Das „Wohnen mit der Landschaft“ ist mit<br />
Ausnahme des Wohnens im Lärmschutzwall<br />
technisch und zeitlich realisierbar und,<br />
sofern eine Lösung für die <strong>Wiesen</strong>vogelpopulationen<br />
gefunden wird, auch planungsund<br />
naturschutzrechtlich umsetzbar. Die<br />
baulichen Eingriffe haben jedoch zur Folge,<br />
dass in die alte Kulturlandschaft und die<br />
<strong>Wiesen</strong>vogelkolonien<br />
eingegriffen werden muss.<br />
3. Welchen Handlungsbedarf weisen die<br />
<strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> auf und welche Maßnahmen<br />
sind geeignet, diese aufzuwerten<br />
und zu sichern?<br />
Die <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> weisen einen sehr<br />
hohen ökologischen Wert, aber auch einen<br />
großen Handlungsbedarf auf. Sowohl die<br />
<strong>Wiesen</strong>vogelkolonie als auch die Biodiversität<br />
können nicht als gesichert betrachtet<br />
werden. Es sind drei Szenarien entwickelt<br />
worden, die unterschiedliche Entwicklungsperspektiven<br />
aus naturschutzfachlicher Sicht<br />
aufzeigen. Im favorisierten Szenario 3 sind<br />
eine Bebauung am westlichen Siedlungsrand,<br />
umfangreiche Maßnahmen zur Stabilisierung<br />
der <strong>Wiesen</strong> und eine regionale Kohärenz in<br />
Bezug auf die <strong>Wiesen</strong>vogelkolonie vorgesehen.<br />
Maßnahmen für die <strong>Wiesen</strong>vögel auf<br />
einer größeren Fläche als den <strong>Kirchdorfer</strong><br />
<strong>Wiesen</strong> sind aus Sicht der Experten wesentlich<br />
erfolgsversprechender.<br />
Schlussfolgerungen<br />
Es ist nicht gelungen, bestehende Positionen<br />
der Beteiligten aufzubrechen. Dieses<br />
erscheint fragwürdig, da in Zusammenarbeit<br />
mit der <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> eine Chance geboten<br />
wird, innovative Projekte zu realisieren, die<br />
für beide Belange zukunftsträchtig sein<br />
können. Das Entgegenkommen, beispielsweise<br />
in der erheblichen Reduktion der Anzahl<br />
der Wohneinheiten auf rund 320 Einheiten,<br />
ist nicht gewürdigt worden. Es fehlt das<br />
Vertrauen gegenüber der Stadt, dass etwas<br />
Gutes entwickelt und innovative Formen<br />
für das Wohnen in und mit der Landschaft<br />
umgesetzt werden können. Dadurch wird<br />
49
ERGEBNIS dER MACHBARkEITSUNTERSUCHUNG<br />
50<br />
eine große Chance für ein Kohärenzprojekt<br />
aus Naturschutz und Städtebau vertan. Da<br />
der Lösungsvorschlag nicht konsensfähig ist<br />
und von den Naturschutzverbänden nicht<br />
mitgetragen wird, ist eine <strong>IBA</strong>- Würdigkeit<br />
des Projekts nicht gegeben. Eine Entwicklung<br />
dieser Fläche wird seitens der <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong><br />
nicht weiter verfolgt. Ob es eine Bebauung<br />
nördlich der <strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong> - im Bullert -<br />
geben wird, hängt u.a. von der vorzunehmenden<br />
Bodenordnung ab.<br />
die Meinung der Akteure<br />
Gründe für die ablehnende Haltung der<br />
Naturschutzverbände und der Abteilung für<br />
Natur- und Ressourcenschutz (BSU) sind der<br />
Erhalt der einzigartigen Kulturlandschaft mit<br />
den charakteristischen Beetgräben, die politischen<br />
Zielsetzungen bezüglich Arten- und<br />
Naturschutz sowie der Anspruch auf eine<br />
Minimierung der Bodeninanspruchnahme.<br />
Seitens der Naturschutzverbände soll jede<br />
Chance genutzt werden, die vorhandenen<br />
<strong>Wiesen</strong>vogelpopulationen, insbesondere der<br />
Kiebitze, zu erhalten und zu schützen.<br />
Einige der beteiligten Akteure aus Politik,<br />
organisierten Teilen der Bevölkerung sowie<br />
die Planer kritisierten die “fundamentalistische“<br />
Haltung der Naturschutzverbände. Sie<br />
stimmen einer behutsamen baulichen Entwicklung<br />
mit Aufwertung der großen grünen<br />
Mitte zu, um einen Verfall der hochwertigen<br />
Fläche zu verhindern. Solange die Fläche<br />
im Flächennutzungsplan als Wohnbaufläche<br />
gekennzeichnet und die Planungsbefangenheit<br />
nicht aufgelöst ist, sind Maßnahmen wie<br />
<strong>Wiesen</strong>management, Grabenpflege und die<br />
Anpassung der Wasserstände von Seiten der<br />
Stadt nicht möglich. Im Hinblick auf die großen<br />
Investitionen in die Bildungseinrichtungen<br />
(„Tor zur Welt“) sind innovative Wohnbauprojekte<br />
in der Umgebung notwendig.<br />
Für einige andere Teilnehmer steht der Erhalt<br />
der Kulturlandschaft und der <strong>Wiesen</strong>vögel<br />
an diesem Standort vor einer städtebaulichen<br />
Entwicklung, die ohnehin nur wenig<br />
neuen Wohnraum schafft.
ANHANG<br />
Zusammenfassung<br />
Machbarkeitsuntersuchung „Wohnen mit der Landschaft“<br />
Mit dem Projekt „<strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong><br />
– Wohnen mit der Landschaft“ hat<br />
die <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> Lösungsmöglichkeiten<br />
für eine Modellsiedlung gesucht, die<br />
beispielhaft zeigt, wie der dringende Bedarf<br />
nach neuem Wohnraum mit den Belangen<br />
des Naturschutzes vereinbart werden kann.<br />
Dabei wurden sowohl neue bauliche Lösungen<br />
getestet als auch Wege aufgezeigt,<br />
wie vermeintlich unvereinbare Nutzungen<br />
verträglich mit- und nebeneinander organisiert<br />
werden können. Das Projekt startete im<br />
Februar 2007 mit einer Machbarkeitsuntersuchung.<br />
In einem mediationsorientierten Gutachterund<br />
Planungsprozess haben im ersten Teil<br />
Architekten, Stadtplaner und Landschaftsarchitekten<br />
eng mit Ökologen zusammengearbeitet<br />
und nach Möglichkeiten verträglicher<br />
Lösungen gesucht. Begleitet wurde der<br />
Entwurfsprozess durch die Beteiligung<br />
52<br />
von Bürgerinitiativen, Politikern, Naturschutzverbänden<br />
und Vertretern aus den<br />
Fachdienststellen. Die unterschiedlichen<br />
Entwurfsansätze wurden von Gutachtern aus<br />
den Fachbereichen Bodenaufbau, Hydraulik,<br />
Lärm, Verkehr etc. in Bezug auf Zeit (2013,<br />
<strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong>s Präsentationsjahr), Kosten<br />
und Machbarkeit geprüft. Die Ergebnisse<br />
haben deutlich gemacht, dass die Konzepte<br />
realisierbar sind, zum Erhalt und zur Aufwertung<br />
der 700 Jahre alten Kulturlandschaft<br />
und der Lebensräume für die <strong>Wiesen</strong>vögel<br />
jedoch ein naturschutzfachliches Entwicklungskonzept<br />
erforderlich ist.<br />
In einem zweiten Teil wurden daher von zwei<br />
Experten aus Sicht des Naturschutzes und<br />
der Landschaftspflege drei Szenarien entwickelt,<br />
die aufzeigen, dass eine Bebauung nur<br />
mit der Aufgabe des <strong>Wiesen</strong>vogelstandorts in<br />
Kirchdorf Mitte zu realisieren ist. Die <strong>Wiesen</strong>vogelpopulationen<br />
sind labil<br />
und haben sich insbesondere beim Kiebitz in<br />
den letzten Jahren halbiert. Es ist fraglich,<br />
ob diese Fläche auch zukünftig noch ein<br />
Standort für <strong>Wiesen</strong>vögel sein wird. Eine<br />
sensible bauliche Entwicklung und naturschutzfachliche<br />
Maßnahmen könnten zum<br />
Erhalt und zur Aufwertung von Vorkommen<br />
zahlreicher anderer Pflanzen- und Tierarten<br />
in diesem Gebiet beitragen.<br />
Der wissenschaftlich begründete Vorschlag,<br />
für die <strong>Wiesen</strong>vögel andernorts eine große<br />
Fläche freizuhalten und diese hinsichtlich<br />
spezifischer Anforderungen zu bewirtschaften<br />
(regionale Kohärenz), ist seitens<br />
der Naturschutzverbände und beteiligten<br />
Fachbehörde abgelehnt worden. Aus diesem<br />
Grund wird das Projekt von der <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong><br />
als nicht <strong>IBA</strong>-würdig angesehen und nicht<br />
fortgeführt.
ANHANG<br />
Summary<br />
feasibility study „kirchdorfer <strong>Wiesen</strong> – Living with the landscape“<br />
With the project „<strong>Kirchdorfer</strong> <strong>Wiesen</strong><br />
– Living with the landscape“ the<br />
<strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> has called for solutions<br />
for a pilot residential area exem-plarily<br />
showing how the urgent need for new residential<br />
areas can be combined with the concerns<br />
of environmental protection. With this,<br />
new methods of con-struction were tested as<br />
well as ways were shown how the supposedly<br />
incompatible usages could be organised in<br />
combination with each other and in parallel.<br />
Starting point for the project was a feasibility<br />
study in February 2007.<br />
In a first step architects, urban planners and<br />
landscape architects worked together with<br />
ecologists and searched for possibilities of<br />
compatible solutions in a mediation oriented<br />
experts and planning process. The design<br />
process was accompanied by the participation<br />
of citizens’ initiatives, politicians, nature<br />
conservation organisations and represen-<br />
tatives of the relevant authorities. The<br />
individual design approaches were assessed<br />
by experts from the special fields of geology,<br />
water supply, noise, traffic etc. taking into<br />
consideration the aspects of timing (2013<br />
<strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong>`s year of presentation), costs<br />
and feasibility. The results revealed that the<br />
concepts are<br />
realisable, however, that there is also the<br />
need for a development concept for protection<br />
of nature and for the preservation and<br />
enhancement of the 700-year old cultural<br />
landscape and habitat for grassland birds.<br />
In a second step two experts have therefore<br />
developed three scenarios from the perspective<br />
of protection of nature and landscape<br />
maintenance showing that for the construction<br />
of houses it is necessary to give up<br />
Kirchdorf Mitte as a habitat for grassland<br />
birds. As the populations of grassland birds<br />
are instable and have reduced to the half in<br />
recent years, particularly in case of the<br />
peewit, it is questionable whether this area is<br />
still suitable as a habitat in the future. However,<br />
a sensitive constructional development<br />
and nature protective measures could contribute<br />
to a preservation and enhancement of<br />
appearances of numerous other species of<br />
plants and animals in this area.<br />
The scientifically substantiated proposal to<br />
assign a large area at another location as a<br />
new habitat for the grassland birds and to<br />
cultivate that area according to its specific<br />
requirements (regional coherence) was<br />
rejected by the nature conservation organisations<br />
and the participating authorities. For<br />
this reason, <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> has not classified<br />
this project as meeting the standards of <strong>IBA</strong><br />
projects.<br />
53
ANHANG<br />
Verfahrensdetails<br />
Ausloberin<br />
<strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> GmbH<br />
Projektkoordination: Karen Pein<br />
Betreuung<br />
Arbeitsgemeinschaft<br />
Büro Claussen-Seggelke und<br />
Seebauer, Wefers und Partner GbR.<br />
Projektbetreuerin: Julia Lindfeld<br />
Verfahrensart<br />
Machbarkeitsuntersuchung mit vier Workshops<br />
und zwei Arbeitsgruppensitzungen.<br />
Planerteams<br />
• HHS Planer+Architekten AG, Kassel //<br />
Hutterreimann Landschaftsarchitekten,<br />
Berlin<br />
• Jo Coenen & Co Architekten, NLMaastricht<br />
// Thomanek Duquesnoy Boemans<br />
GbR, Berlin<br />
• Studio urbane Landschaften, Hannover<br />
mit Ohrt von Seggern Partner Architekten<br />
// LRW Loosen, Rüschoff + Winkler,<br />
<strong>Hamburg</strong> // bgmr Becker Giseke Mohren<br />
Richard LA, Berlin<br />
• Baufrösche Kassel, Kassel // Schaper +<br />
Steffen + Runtsch LA, <strong>Hamburg</strong><br />
54<br />
fachgutachter<br />
• Ingo Brandt, Andreas Haack, Büro für<br />
biologisch-ökologische Gutachten<br />
• Heiko Vierck, iwb Ingenieurgesellschaft<br />
mbH<br />
• wfw nordconsult Ingenieurbüro<br />
• Ralph Bode, DU Diederichs Projektmanagement<br />
• Eckart Urban, Nils Jürgensen, Urban<br />
Ing.-Team, Beratende Ingenieure für<br />
Bauwesen<br />
• Martin Seebauer, Seebauer, Wefers und<br />
Partner GbR<br />
• Thomas Abraham, empirica GmbH<br />
• Sabine Sievers, Oberthür + Partner<br />
Experten<br />
• Dr. Thomas Horlitz, entera Ingenieursgesellschaft<br />
für Umweltplanung & IT<br />
• Prof. Dr. Franz Bairlein, Institut für Vogelforschung<br />
„Vogelwarte Helgoland“<br />
fachdienststellen<br />
• Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt<br />
• Bezirksamt <strong>Hamburg</strong>Mitte und Harburg<br />
• Finanzbehörde, Immobilienmanagement<br />
• Landesbetrieb Straßen, Brücken und<br />
Gewässer<br />
• <strong>Hamburg</strong>er Stadtentwässerung<br />
• internationale gartenschau hamburg<br />
2013 GmbH<br />
• Bezirks und Bürgerschaftsfraktionen<br />
• Ortsausschuss Wilhelmsburg<br />
Interessensverbände<br />
• <strong>Hamburg</strong>er Zukunftsrat<br />
• Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg e.V.<br />
• Bund für Umwelt und Naturschutz<br />
(BUND)<br />
• Naturschutzbund Deutschland (NABU)<br />
• Beirat für Stadtteilentwicklung Wilhelmsburg<br />
• <strong>IBA</strong>/igs Beteiligungsgremium<br />
• Wasserverband Wilhelmsburger Osten<br />
• Gesellschaft für ökologische Planung e.V.<br />
Referenten<br />
• Prof. Markus Neppl, ASTOC GmbH & Co. KG<br />
• Christoph Elsässer, West 8<br />
• Prof. Jörn Düvel, HafenCity Universität<br />
<strong>Hamburg</strong><br />
Moderator<br />
Stefan Kessen, MEDIATOR GmbH, Berlin<br />
Terminkette<br />
siehe Ablaufplan S. 19
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> GmbH<br />
Am Veringhof 9<br />
21107 <strong>Hamburg</strong><br />
www.iba-hamburg.de<br />
V.i.S.d.P.: Sabine Metzger<br />
Auflage: 500<br />
Datum: November 2009<br />
Koordination: Karen Pein<br />
Konzeption und Gestaltung:<br />
Julia Lindfeld, Büro Claussen-Seggelke<br />
www.claussen-seggelke.de<br />
Texte und Redaktion:<br />
Julia Lindfeld, Büro Claussen-Seggelke<br />
Martin Seebauer, Seebauer, Wefers und Partner<br />
GbR, www.swup.de<br />
Corporate Design:<br />
feldmann+schultchen design studios<br />
www.fsdesign.de<br />
Druck:<br />
Druckerei Weidmann GmbH & Co. KG, <strong>Hamburg</strong><br />
www.druckerei-weidmann.de<br />
ISBN: 978-3-981-2609-5-3<br />
Abbildungsnachweis:<br />
<strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> GmbH/Falcon Crest Air: Umschlag<br />
vorne, S. 51; <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> GmbH: S. 3,<br />
24, 55; Freie und Hansestadt <strong>Hamburg</strong>: S. 5,<br />
6, 11, 13, 15; Behörde für Stadtentwicklung und<br />
Umwelt/Bothe, Richter, Therani Architekten:<br />
S. 12; Büro Claussen-Seggelke: S. 8, 9, 10, 19,<br />
21-25, 44, 48, Umschlag hinten; Seebauer,<br />
Wefers und Partner GbR: S. 21, 23, 48; VSÖ-<br />
Arbeitsgemeinschaft: S. 14, 50; Institut für<br />
Vogelforschung „Vogelwarte Helgoland“ und<br />
Ingenieursgesellschaft entera: S. 46; Teams<br />
(siehe jeweilige Seiten): S. 26-43;<br />
Haftungsausschluss:<br />
Die in dieser Publikation enthaltenen Informationen<br />
sind für die Allgemeinheit bestimmt;<br />
sie erheben weder Anspruch auf Vollständigkeit<br />
noch auf Richtigkeit. Sie dürfen nicht<br />
zur Beurteilung von Risiken von Anlage- oder<br />
sonstigen geschäftlichen Entscheidungen in<br />
Zusammenhang mit der <strong>IBA</strong> <strong>Hamburg</strong> oder<br />
Teilen davon verwendet werden.