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<strong>Dissertation</strong><br />

zur Erlangung des Grades<br />

einer Doktorin der Wirtschaftswissenschaften<br />

an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der<br />

Karl-Franzens-Universität Graz<br />

über das Thema<br />

Wissensaustausch über (un)moderierte Diskussionsforen<br />

Konzeption, Anwendung und Evaluierung im Kontext von Lehre an Universitäten<br />

eingereicht von:<br />

MMag. Ines Puntschart<br />

Matr.Nr.: 9603934<br />

Heinrichstraße 47b/3/37<br />

eingereicht bei:<br />

o. Univ.-Prof. Dr. Wolf Rauch<br />

Institut für Informationswissenschaften<br />

Karl-Franzens Universität Graz<br />

Zweiter Begutachter:<br />

Univ.-Prof. Dr. Klaus Tochtermann<br />

Institut für Wissensmanagement<br />

Technische Universität Graz<br />

A-8010 Graz Graz, am 6.6.2006


Eidesstattliche Erklärung<br />

Ich erkläre ehrenwörtlich,<br />

dass ich die vorliegende Arbeit selbständig<br />

und ohne fremde Hilfe verfasst,<br />

andere als die angegebenen Quellen nicht benützt<br />

und die den benutzten Quellen wörtlich<br />

oder inhaltlich entnommenen Stellen<br />

als solche kenntlich gemacht habe.<br />

Graz, am 6.6.2006


Danksagung<br />

An dieser Stelle möchte ich all jenen Menschen herzlich danken, die maßgeblich zur Entstehung<br />

dieser <strong>Dissertation</strong> beigetragen haben, indem sie mich in inhaltlicher oder sonstiger Art und<br />

Weise unterstützt haben:<br />

Als erstes danke ich hierbei meiner Familie und meinem lieben Freund Christian, die mich<br />

stets liebevoll unterstützten und mir in allen Phasen zur Seite standen.<br />

Danken möchte ich weiters meinem Erstbetreuer Prof. Wolf Rauch, der mir viel Vertrauen für<br />

die Erstellung dieser Arbeit geschenkt hat und mir in zahlreichen Zwischenpräsentationen<br />

vermittelt hat, dass ich am richtigen Weg bin.<br />

Besonders danken möchte ich meinem Zweitbetreuer und Arbeitgeber Prof. Klaus<br />

Tochtermann, der mir wissenschaftliches Arbeiten gelehrt hat, indem er seine Erfahrung und<br />

seinen Blick auf das Ganze mit Leichtigkeit einsetzte, um mir aus mentalen Blockaden<br />

herauszuhelfen.<br />

Schlussendlich danke ich noch meinen Arbeitskollegen aus dem <strong>Know</strong>-<strong>Center</strong>, insbesondere<br />

Gisela Dösinger, Stefanie Lindstaedt, Armin Ulbrich, Hannes Farmer und Markus Strohmaier,<br />

die mich immer wieder mit interessanten Links zum Thema versorgt haben; Mathias Lux, der mir<br />

stets umgehend neueste Entwicklungen des Web 2.0 zeigte und erklärte und Tobias Ley, der<br />

mich auf den der Arbeit zugrunde gelegten methodischen Ansatz verwiesen hat.


�<br />

“Communication is human nature;<br />

<strong>Know</strong>ledge sharing is human nurture."<br />

[Alison Tucker, Buckman Laboratories]<br />


Inhaltsverzeichnis<br />

Wissensaustausch über (un)moderierte Diskussionsforen<br />

INHALTSVERZEICHNIS....................................................................................................................................I<br />

ABBILDUNGSVERZEICHNIS ........................................................................................................................ IV<br />

TABELLENVERZEICHNIS...............................................................................................................................V<br />

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS....................................................................................................................... VI<br />

ABSTRACT........................................................................................................................................................... 1<br />

1 EINLEITUNG.............................................................................................................................................. 2<br />

2 MOTIVATION............................................................................................................................................ 8<br />

2.1 PROBLEMSTELLUNG............................................................................................................................ 9<br />

2.2 VERGLEICHBARE STUDIEN ............................................................................................................... 11<br />

2.3 ZIELSETZUNGEN................................................................................................................................19<br />

2.4 AUFBAU DER ARBEIT......................................................................................................................... 21<br />

3 GRUNDKONZEPTE ................................................................................................................................ 23<br />

3.1 WISSENSMANAGEMENT IN DER LEHRE ............................................................................................ 23<br />

3.1.1 Wissen ........................................................................................................................................... 24<br />

3.1.2 Wissenstransfer ............................................................................................................................. 25<br />

3.1.3 Wissensaustausch.......................................................................................................................... 31<br />

3.1.4 Wissensträger und Wissenstransfer-Medium ................................................................................ 32<br />

3.1.5 Modelle für den Wissenstransfer und -austausch.......................................................................... 34<br />

3.2 COMMUNITIES VON WEB 1.0 ZU WEB 2.0 ........................................................................................ 42<br />

3.2.1 (Online-)Community...................................................................................................................... 44<br />

3.2.1.1 Arten von Communities ...................................................................................................................... 45<br />

3.2.1.2 Formen von Communities ................................................................................................................... 48<br />

3.2.1.3 Dimensionen von Communities .......................................................................................................... 51<br />

3.2.2 Weitere Begriffe ............................................................................................................................ 53<br />

3.2.2.1 Community-Zweck.............................................................................................................................. 53<br />

3.2.2.2 Communication ................................................................................................................................... 53<br />

3.2.2.3 Communication-Beitrag ...................................................................................................................... 54<br />

3.2.2.4 Content ................................................................................................................................................ 54<br />

3.2.3 Communityware Systems............................................................................................................... 55<br />

3.2.3.1 Wissensmanagement-Systeme............................................................................................................. 56<br />

3.2.3.1.1 Diskussionsforen............................................................................................................................ 58<br />

3.2.3.1.2 Newsgroups.................................................................................................................................... 59<br />

3.2.3.2 Social Software ................................................................................................................................... 60<br />

3.2.3.2.1 Weblogs/Blogs............................................................................................................................... 64<br />

3.2.3.2.2 Wikis.............................................................................................................................................. 67<br />

3.2.3.2.3 Weitere Social Software Tools....................................................................................................... 68<br />

3.2.4 Die Rolle des e-Moderators .......................................................................................................... 70<br />

3.2.5 Netiquette ...................................................................................................................................... 73<br />

3.3 ZUSAMMENFASSUNG ......................................................................................................................... 74<br />

4 METHODISCHER ANSATZ .................................................................................................................. 75<br />

4.1 BESCHREIBUNG DES DESIGN-BASED RESEARCH ANSATZES............................................................ 76<br />

4.1.1 Der Design-Begriff........................................................................................................................ 77<br />

4.1.2 Spezifika des Design-based Research-Ansatzes ............................................................................ 78<br />

4.1.3 Wissenschaftliche Prinzipien des DBR Ansatzes........................................................................... 79<br />

4.2 ABGRENZUNG ZU WEITEREN FORSCHUNGSANSÄTZEN.................................................................... 82<br />

4.2.1 Experimentalforschung ................................................................................................................. 82<br />

4.2.2 Evaluationsforschung.................................................................................................................... 82<br />

4.3 AUFBAU DER STUDIEN UNTER ANWENDUNG DES DBR.................................................................... 83<br />

4.4 ZUSAMMENFASSUNG ......................................................................................................................... 85<br />

5 FREMDORGANISIERTE DISKUSSIONSFOREN IN DER LEHRE ................................................ 87<br />

5.1 COMMUNITY-COMMUNICATION MODELL....................................................................................... 87<br />

- I -


Wissensaustausch über (un)moderierte Diskussionsforen<br />

5.1.1 Beschreibung des CCM................................................................................................................. 87<br />

5.1.2 Einsatzbereich des CCM ............................................................................................................... 89<br />

5.2 STUDIE A: FREMDORGANISIERTE DISKUSSIONSFOREN IN DER LEHRE .......................................... 90<br />

5.2.1 Ziele............................................................................................................................................... 91<br />

5.2.2 Design A: Diskussionsforen und Fremdorganisation ................................................................... 91<br />

5.2.3 Wirkungsbereich von e-Moderatoren............................................................................................ 92<br />

5.2.3.1 Aktionsbereich A: Community............................................................................................................ 93<br />

5.2.3.2 Aktionsbereich B: Communication ..................................................................................................... 95<br />

5.2.3.3 Aktionsbereich C: Content .................................................................................................................. 95<br />

5.2.3.4 Aktion-Effekt Matrix........................................................................................................................... 96<br />

5.2.4 Messindikatoren ............................................................................................................................ 97<br />

5.2.4.1 Indikatoren im Aktionsbereich Community ........................................................................................ 98<br />

5.2.4.2 Indikatoren im Aktionsbereich Communication.................................................................................. 99<br />

5.2.4.3 Indikatoren im Aktionsbereich Content............................................................................................. 100<br />

5.2.5 Durchführung.............................................................................................................................. 101<br />

5.2.5.1 VU „Einführung in das Wissensmanagement 04/05“........................................................................ 104<br />

5.2.5.2 VU „E-Commerce 05“ ...................................................................................................................... 109<br />

5.2.6 Evaluierung................................................................................................................................. 113<br />

5.2.6.1 Auswertung der Zahlen ..................................................................................................................... 113<br />

5.2.6.2 Analyse der Aktion-Effekt Matrix..................................................................................................... 119<br />

5.2.6.3 Anwendung des CCM ....................................................................................................................... 121<br />

5.2.7 Zusammenfassung der Ergebnisse .............................................................................................. 122<br />

6 SELBSTORGANISIERTE BLOGS IN DER LEHRE......................................................................... 124<br />

6.1 STUDIE B: SELBSTORGANISIERTE BLOGS IN DER LEHRE.............................................................. 124<br />

6.1.1 Ziele............................................................................................................................................. 124<br />

6.1.2 Re-Design B: Blogs und Selbstorganisation ............................................................................... 125<br />

6.1.3 Messindikatoren .......................................................................................................................... 125<br />

6.1.4 Durchführung.............................................................................................................................. 126<br />

6.1.4.1 Weblog/Blog ..................................................................................................................................... 127<br />

6.1.4.2 Newsgroup ........................................................................................................................................ 128<br />

6.1.5 Evaluierung................................................................................................................................. 129<br />

6.1.5.1 Auswertung der Zahlen ..................................................................................................................... 129<br />

6.1.5.2 Effekt-Matrix..................................................................................................................................... 129<br />

6.1.5.3 Wesentliche Unterschiede zwischen Blogs, Wikis und Diskussionsforen......................................... 130<br />

6.1.6 Zusammenfassung der Ergebnisse .............................................................................................. 133<br />

7 SELBSTORGANISIERTE DISKUSSIONSFOREN IN DER LEHRE.............................................. 136<br />

7.1 COMMUNITY-COMMUNICATION-CONTENT MODELL ................................................................... 136<br />

7.2 STUDIE C: DISKUSSIONSFOREN UND EFFEKT-ÄQUIVALENTE INTERVENTIONEN.......................... 138<br />

7.2.1 Ziele............................................................................................................................................. 138<br />

7.2.2 Re-Design C: Interventionen – Effekte........................................................................................ 139<br />

7.2.2.1 Effekt-äquivalente Interventionen ..................................................................................................... 140<br />

7.2.2.2 Aktionsbereich D: Integration von Content und Communication...................................................... 141<br />

7.2.2.3 Interventionen-Matrix........................................................................................................................ 141<br />

7.2.3 Messindikatoren .......................................................................................................................... 144<br />

7.2.4 Durchführung.............................................................................................................................. 145<br />

7.2.4.1 VU „Einführung in das Wissensmanagement“ 05/06........................................................................ 146<br />

7.2.4.2 VO „Grundlagen des Wissensmanagement“ 05/06 ........................................................................... 148<br />

7.2.5 Evaluierung................................................................................................................................. 150<br />

7.2.5.1 Auswertung der Zahlen ..................................................................................................................... 150<br />

7.2.5.2 Effekt-äquivalente Interventionen ..................................................................................................... 155<br />

7.2.6 Zusammenfassung der Ergebnisse .............................................................................................. 158<br />

8 INTERVENTIONENKATALOG & GUIDELINE.............................................................................. 160<br />

8.1 INTERVENTIONENKATALOG FÜR DEN EINSATZ VON SELBSTORGANISIERTEN DISKUSSIONSFOREN<br />

160<br />

8.2 GUIDELINE FÜR DEN EINSATZ VON SOCIAL SOFTWARE................................................................ 163<br />

8.2.1 Blogs in der Lehre....................................................................................................................... 164<br />

8.2.2 Wikis in der Lehre ....................................................................................................................... 166<br />

9 GESAMTERGEBNISSE ........................................................................................................................ 168<br />

9.1 BEANTWORTUNG DER FORSCHUNGSFRAGE................................................................................... 168<br />

9.2 EINSATZ VON SELBSTORGANISIERTEN DISKUSSIONSFOREN IN DER LEHRE ................................. 169<br />

- II -


Wissensaustausch über (un)moderierte Diskussionsforen<br />

9.3 PROOF OF CONCEPT – ANWENDUNG DES DBR.............................................................................. 172<br />

9.4 AUSBLICK UND MÖGLICHE FOLGESTUDIEN ................................................................................... 174<br />

GLOSSAR ......................................................................................................................................................... 175<br />

LITERATURVERZEICHNIS ......................................................................................................................... 178<br />

ANHANG........................................................................................................................................................... 193<br />

- III -


Abbildungsverzeichnis<br />

Wissensaustausch über (un)moderierte Diskussionsforen<br />

Abbildung 1: Computerunterstütztes Lernen ............................................................................. 4<br />

Abbildung 2: Computer-Mediated-Communication .................................................................. 6<br />

Abbildung 3: Strukturmodell zur kategorialen Einordnung von eLearning-gestützten<br />

Lernumgebungen (vgl. Euler et al. 2002, S. 11) ..................................................................... 13<br />

Abbildung 4: Dreieck virtueller Lehre (Schulmeister 2004, S. 8) ........................................... 13<br />

Abbildung 5: Eisberg ............................................................................................................... 25<br />

Abbildung 6: Modell für Wissenstransfer (vgl. Peinl 2006).................................................... 26<br />

Abbildung 7: Barrieren des Wissenstransfers (angelehnt an Bendt 2000)............................... 30<br />

Abbildung 8: Komplexität der Aufgabe und Wissenstransfer-Medium (vgl. Reichwald et al.<br />

1998)......................................................................................................................................... 33<br />

Abbildung 9: Wissensmanagementmodell nach Probst (Probst et al. 1999) ........................... 35<br />

Abbildung 10: Wissenspirale (Nonaka 1997) .......................................................................... 36<br />

Abbildung 11: Der Wissensmarkt (Elemente nach Davenport 1999)...................................... 37<br />

Abbildung 12: Das Münchner Wissensmanagement-Modell (Reinmann-Rothmeier 2001) ... 38<br />

Abbildung 13: Merkmale einer Community (Reinmann 2000, S. 5)....................................... 45<br />

Abbildung 14: Verschiedene Formen von Communities (Reinmann-Rothmeier 2000, S. 11) 49<br />

Abbildung 15: Computer-Mediated-Communication .............................................................. 55<br />

Abbildung 16: Communities - Wildblume oder Kulturpflanze (Reinmann-Rothmeier 2000, S.<br />

19)............................................................................................................................................. 61<br />

Abbildung 17: Screenshot openBC online Networking Plattform........................................... 63<br />

Abbildung 18: Entwicklung der Blogosphäre.......................................................................... 64<br />

Abbildung 19: Design-based Research Kreislauf .................................................................... 76<br />

Abbildung 20: Grunddesign für die vorliegende Arbeit .......................................................... 83<br />

Abbildung 21: Anwendung des DBR....................................................................................... 84<br />

Abbildung 22: Übersicht Studien............................................................................................. 86<br />

Abbildung 23: Community-Communication Modell............................................................... 88<br />

Abbildung 24: Design A - Diskussionsforen in der Lehre....................................................... 91<br />

Abbildung 25: Wirkungsbereich von e-Moderatoren .............................................................. 92<br />

Abbildung 26: Grundstruktur der Anwendung des WM-Systems in der EWM04/05........... 103<br />

Abbildung 27: Studierendenordner ........................................................................................ 105<br />

Abbildung 28: Vorlesungsmaterial ........................................................................................ 106<br />

Abbildung 29: Diskussionsforen............................................................................................ 107<br />

Abbildung 30: Diskussionsforum........................................................................................... 108<br />

Abbildung 31: Informationsagent .......................................................................................... 109<br />

Abbildung 32: Hauptcollection und Subcollections zu Waren im eCommerce..................... 110<br />

Abbildung 33: Digitaler Handapparat.................................................................................... 111<br />

Abbildung 34: Diskussionsforum zu Subcollection Musik & Video..................................... 111<br />

Abbildung 35: Studierendenordner ........................................................................................ 112<br />

Abbildung 36: EWM 04/05 - Anteile Statements in einzelnen Foren ................................... 116<br />

Abbildung 37: EWM 04/05 - Anteile Statements im Durchschnitt ....................................... 116<br />

Abbildung 38: E-Commerce 05 - Anteile Statements in einzelnen Foren............................. 118<br />

Abbildung 39: E-Commerce 05 - Anteile Statements im Durchschnitt................................. 118<br />

Abbildung 40: Re-Design B – Social Software in der Lehre................................................. 125<br />

Abbildung 41: Blog in WordPress ......................................................................................... 127<br />

Abbildung 42: Newsgroup ..................................................................................................... 128<br />

Abbildung 43: Klassifikation von Social Software nach Interaktionsunterstützung (angelehnt<br />

an Teufel et al. 1995).............................................................................................................. 132<br />

Abbildung 44: Community-Communication-Content Modell............................................... 137<br />

Abbildung 45: Re-Design C – Selbstorganisierte Diskussionsforen in der Lehre................. 139<br />

- IV -


Wissensaustausch über (un)moderierte Diskussionsforen<br />

Abbildung 46: Interventionen ................................................................................................ 140<br />

Abbildung 47: Grundstruktur EWM 05/06 ............................................................................ 146<br />

Abbildung 48: Diskussionsforen EWM 05/06....................................................................... 147<br />

Abbildung 49: Effekt-äquivalente Intervention ..................................................................... 148<br />

Abbildung 50: Diskussionsforen in GdWM 05/06 ................................................................ 149<br />

Abbildung 51: Diskussionsforum Ontologien........................................................................ 150<br />

Abbildung 52: EWM 05/06 - Anteile Statements in einzelnen Foren ................................... 153<br />

Abbildung 53: EWM 05/06 – Anteile Statements im Durchschnitt....................................... 153<br />

Abbildung 54: GdWM 05/06 – Anteile Statements in einzelnen Foren ................................ 154<br />

Abbildung 55: GdWM 05/06 – Anteile Statements im Durchschnitt .................................... 154<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Gegenüberstellung von direktem und indirektem Wissenstransfer (Tuppinger 2003)<br />

.................................................................................................................................................. 28<br />

Tabelle 2: Beispiele für Wissensträger..................................................................................... 32<br />

Tabelle 3: Übersicht Web 1.0 und Web 2.0 im Vergleich (O´Reilly 2005) ............................ 43<br />

Tabelle 4: Social Software Tools im Überblick....................................................................... 62<br />

Tabelle 5: Aktion-Effekt-Matrix .............................................................................................. 96<br />

Tabelle 6: Messindikatoren für Aktionen im Aktionsbereich Community.............................. 98<br />

Tabelle 7: Messindikatoren für Effekte im Aktionsbereich Community................................. 98<br />

Tabelle 8: Messindikatoren für Aktionen im Aktionsbereich Communication ....................... 99<br />

Tabelle 9: Messindikatoren für Effekte im Aktionsbereich Communication .......................... 99<br />

Tabelle 10: Messindikatoren für Aktionen im Aktionsbereich Content ................................ 100<br />

Tabelle 11: Messindikatoren für Effekte im Aktionsbereich Content ................................... 101<br />

Tabelle 12: Durchführungszeitraum Studie A ....................................................................... 101<br />

Tabelle 13: EWM 04/05 - Statistik ........................................................................................ 113<br />

Tabelle 14: Übersicht EWM 04/05 – relative Werte.............................................................. 114<br />

Tabelle 15: Gegenüberstellung Foren .................................................................................... 115<br />

Tabelle 16: E-Commerce – Statistik ...................................................................................... 117<br />

Tabelle 17: E-Commerce – relative Werte............................................................................. 117<br />

Tabelle 18: Auswertung Aktionen ......................................................................................... 119<br />

Tabelle 19: Auswertung Aktionen – Effekte (konkret).......................................................... 120<br />

Tabelle 20: Effekte-Matrix..................................................................................................... 126<br />

Tabelle 21: Durchführungszeitraum Studie B........................................................................ 126<br />

Tabelle 22: Blog: Effekte-Matrix........................................................................................... 130<br />

Tabelle 23: Communityware Systems im Überblick ............................................................. 131<br />

Tabelle 24: Interventionen-Matrix ......................................................................................... 144<br />

Tabelle 25: Durchführungszeitraum Studie C........................................................................ 145<br />

Tabelle 26: EWM 05/06 – Statistik........................................................................................ 151<br />

Tabelle 27: GdWM 05/06 – Statistik ..................................................................................... 151<br />

Tabelle 28: Übersicht EWM und GdWM 04/05 – relative Werte ......................................... 152<br />

Tabelle 29: Effekt-äquivalente Interventionen....................................................................... 156<br />

Tabelle 30: Einsatzmöglichkeiten für Wikis und Blogs in der Lehre .................................... 163<br />

- V -


Abkürzungsverzeichnis<br />

Wissensaustausch über (un)moderierte Diskussionsforen<br />

Kürzel Erklärung<br />

Abb. Abbildung<br />

bzgl. bezüglich<br />

CBT Computer-based Training<br />

CCM Community-Communication Modell<br />

C²CM Community-Communication-Content Modell<br />

CMC Computer-Mediated-Communication<br />

CoI Community of Interest<br />

CoP Community of Practice<br />

CSCW Computer Supported Cooperative Work<br />

CUU Computerunterstützter Unterricht<br />

CWS Communityware Systems<br />

DBR Design-based Research<br />

DF Diskussionsforum<br />

d.h. das heißt<br />

etc. et cetera<br />

e-Mod. e-Moderator<br />

EWM „Einführung in das Wissensmanagement“<br />

F2F Face-to-Face<br />

GdWM „Grundlagen des Wissensmanagement“<br />

GWS Groupwareunterstützungssysteme<br />

IKT Informations- und Kommunikationstechnologie<br />

IS Initialstatement<br />

IT Information Technology<br />

Kap. Kapitel<br />

S. Seite<br />

s. siehe<br />

Stud. Studierende<br />

Tab. Tabelle<br />

TU(G) Technische Universität (Graz)<br />

Vgl. Vergleich<br />

VO Vorlesung<br />

VU Vorlesung mit integrierter Übung<br />

WBT Web-based Training<br />

WM(S) Wissensmanagement(-System)<br />

z.B. zum Beispiel<br />

- VI -


ABSTRACT<br />

Wissensaustausch über (un)moderierte Diskussionsforen<br />

Bekanntlich wächst das weltweit verfügbare Wissen in einem so enormen Ausmaß, dass es<br />

für jeden Einzelnen unmöglich ist, auch nur das für seinen jeweils aktuellen Kontext<br />

erforderliche Wissen zu besitzen. Ein Weg, um mit dieser Situation klar zu kommen, besteht<br />

darin, das eigene Wissen anderen anzubieten und im Gegenzug das Wissen anderer für eigene<br />

Aufgaben verwenden zu dürfen. Dass dieser Weg, Wissen untereinander auszutauschen,<br />

tatsächlich gangbar ist und auch angenommen wird, zeigen jüngste Entwicklungen und<br />

Trends, die unter dem Namen Social Software oder etwas allgemeiner Web 2.0 gefasst<br />

werden. Von der Idee her sehr sinnvolle Social Software Werkzeuge für den<br />

Wissensaustausch sind Diskussionsforen. Also Umgebungen, in denen über das Internet<br />

innerhalb einer Gruppe, sei sie offen oder geschlossen, Wissen ausgetauscht werden kann.<br />

Allerdings haftet den Diskussionsforen oft die Befürchtung an, dass der Aufwand, sie<br />

inhaltlich zu betreiben und zu pflegen, viel zu hoch ist, um die Attribute „effizient“ und<br />

„effektiv“ für Diskussionsforen positiv zu besetzen. Dies trifft im Allgemeinen aber auch im<br />

ganz speziellen Kontext der Lehre zu. Lehrenden ist der Pflegeaufwand viel zu hoch und<br />

Studierende nützen sie ohnehin kaum. Diese Beobachtung stellt den Ausgangspunkt für die<br />

vorgelegte <strong>Dissertation</strong> dar:<br />

Ziel der Arbeit ist es zunächst zu untersuchen, wie Instrumente für den Wissensaustausch,<br />

speziell Diskussionsforen aber auch Blogs, in der Lehre effizient und effektiv eingesetzt<br />

werden können. Für diesen Zweck werden anhand eines Kreislaufes aus Design, Re-Design(s)<br />

und Evaluierung über einen Zeitraum von 2 Jahren hinweg drei unterschiedlich konzipierte<br />

Case Studies an der Technischen Universität Graz mit rund 450 Studierenden und insgesamt<br />

12 Lehrenden/Studienassistenten durchgeführt. Die Lehrenden haben dabei die Aufgabe den<br />

Wissensaustausch mit den Instrumenten für den Wissensaustausch bestmöglich zu<br />

unterstützen – diese Rolle wird häufig auch als e-Moderator bezeichnet. Ausgehend von einer<br />

umfangreichen Literaturstudie sowie der Analyse gesetzter Aktionen von e-Moderatoren in<br />

den Diskussionsforen der ersten Case Study, werden effekt-äquivalente Interventionen<br />

abgeleitet, d.h. Interventionen die genau die Effekte generieren, die auch ein e-Moderator<br />

durch eine Aktion seinerseits erreicht (z.B. Motivation von Studierenden an der Diskussion<br />

mitzuwirken). Die Hauptidee der effekt-äquivalenten Interventionen besteht jedoch darin,<br />

dass sie zwar dieselben Effekte generieren, wie eine Aktion eine e-Moderators, allerdings<br />

ohne, dass Arbeit für den e-Moderator entsteht. Dass diese Idee tatsächlich greift, wird in<br />

einer weiteren Case Study empirisch gezeigt. Eine umfangreiche Matrix, die Aktionen von e-<br />

Moderatoren effekt-äquivalenten Interventionen zuordnet, ist ein wesentliches Ergebnis dieser<br />

Arbeit. Ergänzt wird dies um Guidelines für den Einsatz von Wikis und Blogs in der Lehre,<br />

sodass auch weitere moderne Werkzeuge zum Wissensaustausch in der Arbeit berücksichtigt<br />

werden.<br />

- 1 -


1 EINLEITUNG<br />

Kapitel 1: Einleitung<br />

„Nur wer über Eigenschaften wie Optimismus, positives Denken, Offenheit gegenüber<br />

dem Neuen, Kommunikationsfähigkeit und persönliche Handlungskontrolle verfügt,<br />

wird sich in der heutigen Wissensgesellschaft dauerhaft gut positionieren können.“<br />

Jendryschik M., Die Wissensgesellschaft (Internet: 3.5.2006)<br />

Bereits vor längerer Zeit hat sich ein Strukturwandel von der Industriegesellschaft hin zur<br />

Wissensgesellschaft vollzogen. Dieser Wandel ist hauptsächlich auf die raschen<br />

technologischen Entwicklungen zurückzuführen. Der Anteil an Wissensarbeit steigt im<br />

Verhältnis zur Produktion ständig an, aufgrund der immer bedeutender werdenden Vor- und<br />

Nachbereitungen von Entwicklungen, Produktion und Kontrolle. So wird die eigentliche<br />

Produktion immer stärker vom Wissen abhängig, während die Bedeutung von<br />

Erfahrungswerten abnimmt (vgl. Stehr 2001). Nico Stehr, Professor für Soziologie in Kanada,<br />

schreibt dazu: „Dass unsere gegenwärtigen, entwickelten Industriegesellschaften als moderne<br />

Wissensgesellschaften bezeichnet werden können, liegt (...) am unbestreitbaren Vordringen<br />

der modernen Wissenschaft und Technik in alle gesellschaftlichen Lebensbereiche und<br />

Institutionen“ (Stehr 2001).<br />

Der Begriff „Wissensgesellschaft“ wurde 1966 von Robert Lane in seinem Artikel „The<br />

Decline of Politics and Ideology in a <strong>Know</strong>ledgeable Society“ erstmals erwähnt. In diesem<br />

Artikel beschreibt er die problemorientierte Wissensaneignung. In der heutigen Gesellschaft<br />

sind nach seiner Ansicht nicht Lehrberufe, sondern akademische Berufe wie Architekten<br />

gefragt und respektiert. „Die Symbolfigur unserer Zeit hat einen Hochschulabschluss und ist<br />

bereit zum lebenslangen Lernen.“ Dieser Wissenswandel ist von den Menschen, die Teil<br />

dieser Gesellschaft sind, nicht zu ignorieren und vollzieht sich sehr rasch und unvorhersehbar.<br />

Die ständige Weiterbildung und vor allem das MUSS, sich ständig weiterzubilden sind<br />

unbedingte Voraussetzung, um in dieser Gesellschaft mithalten zu können. Aus dem<br />

Bildungsschlagwort „Lernen fürs Leben“, ist längst der Begriff des „lebenslangen Lernens“<br />

geworden. Um den Anforderungen gewachsen zu sein, die der Arbeitsalltag an diesen Prozess<br />

stellt, sind besondere Qualifikationen und Persönlichkeitsmerkmale erforderlich (vgl.<br />

Jendryschik 2006).<br />

Bis zur Bildungsreform in den 70er Jahren fand man in der Lehre lange Zeit die<br />

Sozialformen des traditionellen Unterrichts (vgl. Bonz 1999, S. 65) vor, wie Frontalunterricht<br />

und betrieb somit hauptsächlich Wissensvermittlung per Vortrag. Der Auftrag von<br />

Universitäten 1 , die Vermittlung von Wissen, ist bis heute gleich geblieben, aber die<br />

Möglichkeiten der Umsetzung, haben sich in den vergangenen Jahren insbesondere durch die<br />

technologischen Fortschritte erheblich verändert. Dadurch kommt auch den Lehrenden eine<br />

1 Definition von Universität: Universitäten (vom lateinischen Wort universitas, Gesamtheit) sind diejenigen<br />

öffentlich-rechtlichen Körperschaften, an denen die Wissenschaften vollständig und in systematischer Ordnung<br />

gelehrt und von denen auch die höchsten wissenschaftlichen Würden (Grade) erteilt werden.<br />

- 2 -


Kapitel 1: Einleitung<br />

neue Berufungsaufgabe zuteil: aus Vortragenden werden vor allem auch Begleiter und<br />

Anleiter von Lernprozessen.<br />

Die Entwicklung und der Einsatz elektronischer Medien in der Lehre reichen lange zurück.<br />

Bereits in den 1960er Jahren machte man unter dem Schlagwort "Computerunterstützter<br />

Unterricht" (CUU), auch als programmierte Unterweisung (Skinner 1954; Klotz 1969)<br />

bezeichnet, erste Erfahrungen mit dem Einsatz von Computertechnologien in der<br />

Wissensvermittlung. Über den CUU wurden neue Anforderungen an ein zukünftiges<br />

Bildungssystem gestellt: "Die Überlegenheit und Wirksamkeit von Lehrmaschinen wird nicht<br />

nur behauptet. Eine große Anzahl von Erfolgskontrollen liegt vor. [...] Schüler wie Studenten<br />

wie verschiedenste Berufsanwärter ziehen aufgrund ihrer Lernerfahrung die Lehrmaschine<br />

konventionellen Methoden vor. [...] die Lehrmaschine erspare gegenüber konventionellen<br />

Methoden (Lehrer, Lehrbuch, Vortrag, Film) die Hälfte an Zeit und Kraftaufwand"<br />

(Hochheimer, 1963). Diese Entwicklung ging hin bis zu der Überlegung, dass ein Lehrer<br />

zukünftig durch technische Hilfsmittel ersetzt werden könnte. Manche forderten<br />

beispielsweise: "Ein Lehrer, der durch eine Maschine ersetzt werden kann, sollte ersetzt<br />

werden" (Robert Glaser, nach Klotz 1969).<br />

In den 1970er Jahren wurde erstmals die Frage gestellt: Welche sind die angemessenen<br />

Lehr- und Lernmethoden für das neue Medium - für E-Learning? Ziel der Bildungsreform war<br />

es unter anderem, Möglichkeiten zu finden, die Wissensvermittlung, -aneignung, -sicherung<br />

und -kontrolle an die informationstechnologischen Systeme abzugeben. „Zwar kann der<br />

Computer die Herausbildung dieser Eigenschaften und Kompetenzen ebenfalls in Maßen<br />

befördern, aber die diesbezügliche Hauptaufgabe haben die Lehrer und Erzieher zu leisten;<br />

denn Menschen benötigen gerade beim Erlernen übergreifender Qualifikationen menschliche<br />

Bezugspersonen“ (Wazel 1996).<br />

Mandl betont die Herausbildung einer Informationsgesellschaft (vgl. Binder 1989) als<br />

wichtiges Kennzeichen der 80er Jahre, „in der durch die Entwicklung der Massenmedien, das<br />

Aufkommen der Informatik und speziell durch die Entstehung und Verfügbarkeit von<br />

Kleincomputern bzw. Computernetzen der Umgang mit Elektronik und mit Computern<br />

alltäglich wurde.“ (Mandl 1991) Aufgrund der Bedeutung des Computers für das Berufsleben<br />

stieg auch die Bedeutung für die Bildungspraxis (vgl. Fricke 1991). Weidenmann und Krapp<br />

(Weidenmann et al. 1989) merken dazu passend an, daß das „Lernen mit dem Computer um<br />

das Lernen für den Computer“ (z.B. Informatik als Unterrichtsfach) ergänzt wurde. Die 80er<br />

und 90er Jahre repräsentierten damit einen ganz neuen und anderen Technologieoptimismus:<br />

In den 90er Jahren wurden in diesem Zusammenhang hauptsächlich rein IT-basierte Lösungen<br />

für derartige Aufgabenstellungen unter dem Namen Computer-based Training (CBT)<br />

entwickelt. Die Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) bekam besonders durch<br />

die explosionsartige Ausbreitung der Internettechnologie Mitte der 90er Jahre eine ungeahnt<br />

wichtige Position in der modernen Gesellschaft. Erst durch das Internet erstanden die<br />

„digitalen“ Träume und Möglichkeiten des modernen Online-Learning. IKT war innovativ,<br />

wurde immer schneller, immer mobiler, umfassender und konnte mitunter grenzenlos wirken<br />

(vgl. Haugan et al. 2004). Dies führte zur Entwicklung des Web-based Trainings (WBT) bis<br />

- 3 -


Kapitel 1: Einleitung<br />

hin zu den aktuellen Online-Learning Angeboten, das sind all jene Lernangebote, die über das<br />

Internet genutzt werden können (Abb. 1):<br />

CUU<br />

Computerunterstütztes Lernen<br />

- 4 -<br />

WBT<br />

CBT Online-Learning<br />

Ohne Internet<br />

E-Learning<br />

internetbasiert<br />

Abbildung 1: Computerunterstütztes Lernen<br />

Computer-based Training (CBT), auch als Computer-gestütztes Üben bezeichnet, meint<br />

Methoden, die den Computer, aber nicht das Internet einsetzen, um komplexe Inhalte<br />

anschaulich und unabhängig von Zeit und Ort zu vermitteln (z.B. Lern-CD-ROMs). Ein<br />

Problem bei CBTs war meist, dass der Lernende alleine zuhause vor dem Computer saß und<br />

keinen direkten Kontakt zu anderen Lernenden oder Lehrenden hatte. Diesem Problem wurde<br />

erst mit Entwicklung des Web-based Trainings (WBT) Rechnung getragen (vgl. Luketic<br />

1999).<br />

Web-based Training (WBT) beinhaltet alle Methoden, die über das Internet, Intranet oder<br />

Extranet angewendet werden, um Lernprozesse zu gestalten und von Lernenden und<br />

Lehrenden genutzt werden können. Während man beim CBT nicht an das Vorhandensein<br />

eines Internetanschlusses gebunden ist, liegen bei WBT die Lernunterlagen auf einem Server<br />

und müssen von diesem bezogen werden (vgl. Dittler 2002). Auch wenn heute schon sehr<br />

viele Personen einen Zugang zum Internet haben, ist dies oftmals noch ein Problem für WBT-<br />

Anbieter, da meist eine stabile, schnelle Verbindung benötigt wird, um das WBT ohne<br />

Störungen nutzen zu können. Der Vorteil gegenüber CBTs besteht in der schnellen und<br />

einfachen Aktualisierbarkeit der Lerninhalte und der Kommunikations- bzw.<br />

Kooperationsmöglichkeiten für Lernende und Lehrende.<br />

Das Online-Lernen hingegen umfasst jene Formen der Aus- und Weiterbildung bei denen<br />

das Internet eingesetzt wird. Weitere Begriffe für Versuche, die das Internet in einen Hörsaal<br />

verwandeln möchten, sind Tele-Teaching, Telelernen, Distance-Learning, Open-Distance-<br />

Learning, Tele-Courses oder auch Virtuelles Klassenzimmer. Nicola Döring definiert den<br />

Begriff Online-Lernen wie folgt: „Lernprozesse, die sich hinsichtlich medialer Restriktionen<br />

ganz oder teilweise auf das Internet (bzw. andere Computernetzwerke wie Online-Dienste<br />

oder Intranets) stützen, werden summarisch oft als eLearning (Electronic Learning, Internet-


Kapitel 1: Einleitung<br />

Enabled Learning), Online-Learning, Virtual Learning, Cyber Learning oder Net Learning<br />

bezeichnet. Im deutschsprachigen Raum ist neben dem Online-Lernen das virtuelle Lernen ein<br />

besonders beliebter Terminus.“ (Döring 2002). Wichtig beim Online-Lernen ist ebenfalls der<br />

Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien, laut Tiemeyer (vgl. Tiemeyer<br />

2001, S.3) bedeutet dies, dass zahlreiche Funktionen der IKT in eine Lernumgebung<br />

eingegliedert werden, wie etwa eine hypermediale Darstellung oder Selbsttestelemente.<br />

CBT und WBT bilden damit die eigentlichen Ursprünge der Entwicklung des E-Learning.<br />

E-Learning wird häufig synonym für Online-Lernen verwendet, ist in einigen Definitionen<br />

jedoch weiter gefasst. E-Learning (englisch: electronic learning – elektronisch unterstütztes<br />

Lernen), auch als Technologie-gestütztes Lernen (englisch: technology-enhanced learning)<br />

bezeichnet, ist Lernen unter Einbezug von Informations- und Kommunikationstechnologie<br />

(IKT) und verschiedener Publikationsformen. „Dies beinhaltet das Internet, Intranets,<br />

Extranets, Satellitenübertragungen, Video, interaktives Fernsehen und CD-Rom"<br />

(http://www.iwi.uni-hannover.de/historie/peters/). In diesem Zusammenhang schrieb Norbert<br />

Rief Ende der 90er Jahre: „Die Technische Universität Graz bietet bereits komplette<br />

Vorlesungen in digitalisierter Form an. Der Vortrag des Professors wird auf Ton und Video<br />

aufgezeichnet, eine neue Technik ermöglicht selbst die Einbindung von Illustrationen und<br />

Folien, die er präsentiert. Die Aufzeichnung wird auf einem Computer gespeichert, der<br />

Student kann sich später zu jedem beliebigen Zeitpunkt einklinken und die Vorlesung an<br />

seinem eigenen PC noch einmal ansehen.“ (Rief, Die Presse, Montag, 17. März 1997). Für<br />

die Anbieter von E-Learning-Angeboten steigt aufgrund der zunehmenden Vernetzung und<br />

der starken Nutzung des Internets die Bedeutung dieser Form des Lernens.<br />

Der Begriff Computer-mediated Communication (CMC) steht für jede Form der<br />

zwischenmenschlichen Kommunikation, die vermittelt durch und innerhalb eines oder<br />

mehrerer Computersysteme stattfindet (Abb. 2). CMC (deutsch: Computer-vermittelte<br />

Kommunikation, CvK) erhält in Zusammenhang mit dem Online-Lernen eine wesentliche<br />

Rolle, denn durch die Anbindung an das Internet können Lernende und Lehrende - im<br />

Gegensatz zum Lernen am Stand-Alone-Rechner - sowohl untereinander als auch mit<br />

Außenstehenden kommunizieren. In weiterer Folge wird in dieser Arbeit vom E-Learning<br />

ausgegangen, obwohl der Schwerpunkt auf der Kommunikation über das Internet liegt, es soll<br />

aber die Kommunikation über ein Intranet dadurch nicht ausgeschlossen werden.<br />

- 5 -


Kapitel 1: Einleitung<br />

Computer-Mediated-Communication<br />

CSCW<br />

E-Learning<br />

- 6 -<br />

WMS<br />

CWS<br />

Abbildung 2: Computer-Mediated-Communication<br />

Social Software<br />

Neben den „Communityware Systems“ (CWS), ist ein weiterer Teilbereich der CMC die<br />

„Computer-Supported-Cooperative Work“ (CSCW), computerunterstütztes kooperatives<br />

Arbeiten in vernetzten (virtuellen) Umgebungen, unterstützt durch computervermittelte<br />

Kommunikation (z.B. Groupwareunterstützungssysteme).<br />

Der Schwerpunkt dieser Arbeit wird auf Communityware Systems (CWS) gelegt. Die<br />

Dimensionen reichen bei CWS von reinen Wissensportalen sowie Informations- und<br />

Kommunikationsplattformen im Bildungs- oder wirtschaftlichen Bereich zum kollaborativen<br />

Erstellen von (Projekt-)Dokumenten. Darunter fällt auch der Austausch von Text-, Audio-<br />

und Video-Beiträgen. Je nach Art der Organisation der Anwendung der CWS werden bei<br />

Fremdsteuerung z.B. durch e-Moderatoren oder Tutoren Wissensmanagement-Systeme und<br />

Social Software bei selbstorganisierter Steuerung unterschieden.<br />

Wissensmanagement-Systeme (WMS) können den Rahmen für eine Lernplattform<br />

darstellen, indem die vorhandenen Materialien in das vorgegebene Schema eingebaut und<br />

verknüpft werden. Neben der Funktion als Informationsplattform sind in einem WMS oft<br />

unterschiedlichste Möglichkeiten zur Verwaltung, Bearbeitung, Kommunikation,<br />

Kollaboration, Kooperation und auch zur Erstellung von Tests etc. enthalten. Das wesentliche<br />

Kennzeichen von WMS liegt darin, dass sie fremdorganisiert sind. Um die Inhalte an die<br />

Bedürfnisse der Zielgruppe bestmöglich anzupassen und die Kommunikation zwischen den<br />

Beteiligten zu fördern, wird in der Literatur meist der Einsatz von e-Moderatoren, Tutoren<br />

etc. als notwendig erachtet.<br />

Im Gegensatz unterstützt Social Software die Interaktion, Kooperation und<br />

Kommunikation über ein Computernetz, z.B. das Internet, wobei sich die Community selbst<br />

organisiert. Dieser Aspekt der Selbstorganisation macht den zentralen Unterschied zu<br />

klassischen Wissensmanagement-Systemen aus. Die meisten dieser Systeme werden<br />

mehrheitlich von jungen Leuten, die ihre Interessen oder ihr Wissen mit anderen teilen und<br />

austauschen wollen, in deren Freizeit genützt. Typische Beispiele für aktuelle Social Software<br />

sind Wikis und Blogs.


Kapitel 1: Einleitung<br />

Durch das Internet sind vielfältige Möglichkeiten entstanden, um eine zeit- und<br />

ortsunabhängige Wissensvermittlung und Kommunikation unter Studierenden und mit<br />

Lehrenden durchführen zu können, auch wenn dies gar nicht die ursprüngliche Intention war.<br />

Unterstützt wird diese Entwicklung auch durch den Aktualitätsgrad von Internet-Inhalten im<br />

Vergleich zu Büchern. Dies ist jedoch mit Vorsicht zu genießen, denn auch im Internet finden<br />

sich schnell sogenannten „Internet-Leichen“, das sind verwaiste Seiten, die von ihrem<br />

Herausgeber nicht gelöscht wurden oder nicht mit einem Datum versehen sind. Die Nutzung<br />

der IKT ist daher notwendig, um den neuen Anforderungen nachzukommen, die an Lernende<br />

und Lernformen (vgl. Kammerl 2000) sowie Lehrende gestellet werden, außerdem soll<br />

dadurch die Qualität und die Effizienz der Lehre verbessert werden (vgl. Blumstengel 1998,<br />

S. 32 ff.). Um ein E-Learning Angebot zu erstellen oder zu betreiben, wurden häufig<br />

Plattformen eingesetzt, die von unterschiedlichsten Anbietern angeboten werden, sei es als<br />

kostenlose Share- oder Freeware oder speziell für den jeweiligen Fall konstruierte Produkte.<br />

Auf diese Art und Weise entstanden umfangreiche Informations-Portale und man glaubte,<br />

damit die zukünftigen, virtuellen Universitäten, die den Höhepunkt an Wissensvermittlung<br />

bieten können, gefunden zu haben.<br />

Ging man bei den Anfängen des Online-Lernens noch davon aus, dass der herkömmliche<br />

Präsenzunterricht durch Telelernen bzw. durch interaktives Lernen via Telekommunikation<br />

ersetzt werden würde (vgl. Hultzsch 1996), sieht man heute, dass diese Erwartungen und<br />

Vorhersagungen bisher keineswegs eingetreten sind. Die aktuelle Situation ist dennoch<br />

günstig für die Weiterentwicklung von E-Learning Angeboten. Der Computer und das<br />

Internet werden für die Menschen immer alltäglicher. Die Entwicklungen in der<br />

Unterhaltungsindustrie wirkten sich durchaus positiv auf die Akzeptanz des<br />

Computereinsatzes bei Lehrenden und Lernenden aus. In jüngster Zeit hat sich in diesem<br />

Zusammenhang herausgestellt, dass hybride Lösungen, also solche, die gleichermaßen<br />

Informationstechnologie und traditionelle Face-to-Face Kommunikation miteinander<br />

integrieren, mehr Erfolg versprechen und einen breiteren Einsatz dieser Lehrbehelfe<br />

ermöglichen.<br />

Aber daneben, außerhalb des universitären Kontextes, findet eine weitere interessante<br />

Entwicklung im Web statt: man beobachtet schon seit Längerem den aktuellen, um sich<br />

greifenden Internet Boom von Social Software Tools wie Wikis, Blogs etc. Das lässt sich<br />

durch die Tatsache unterstreichen, dass man immer öfter nicht nur nach seiner<br />

Telefonnummer, sondern auch nach seiner Weblog Adresse gefragt wird. In diesem Kontext<br />

tauchte der Begriff „Web 2.0” auf – the web which is for the people and not for the commerce<br />

(as it is the case with “Web 1.0”). Web 2.0 verpackt bewährte Konzepte und Ideen in neuem<br />

Gewand wie OpenSource, Social Networks, Collaboration, Desktop Replacement, Personal<br />

Publishing etc., die wesentlich zu einem Wandel vom Internet als eine Sammlung von<br />

Webseiten zu einer umfassenden, integrierten Plattform, einer sozusagen „kollektiven<br />

Intelligenz“ beitragen. Gründe für den Erfolg dieser Tools liegen in der Einfachheit der<br />

Bedienung, ihrer Verfügbarkeit und der Möglichkeit der individuellen Adaptierung, aber vor<br />

allem in der Tatsache, dass sich die Tools mit dem Wunsch und der Bereitschaft decken,<br />

Wissen über das Internet mit anderen auszutauschen.<br />

- 7 -


2 MOTIVATION<br />

Kapitel 2: Motivation<br />

Seit der Bildungsreform in den 70er Jahren werden auch an Universitäten immer wieder<br />

Maßnahmen unter dem Schlagwort „Einsatz von neuen Medien in der Lehre“ umgesetzt. Die<br />

Möglichkeiten, Studierenden Lehrinhalte näher zu bringen, sind durch die Entwicklung der<br />

IKT beträchtlich gestiegen. Insbesondere die Motivation der Lernenden kann durch die damit<br />

zusammenhängenden multimedialen Techniken beträchtlich gesteigert werden. Auch der<br />

Anteil an Selbstbestimmung der Lernenden führt durch den Anschluss der Systeme an das<br />

Internet zu einem selbständigeren Lernen, bei dem Zeitpunkt, Ort sowie Inhalt, Umfang und<br />

Geschwindigkeit selbst reguliert werden können.<br />

Oft werden unter dem Einsatz von IKT in der Lehre allerdings lediglich Plattformen<br />

verstanden, die Lehrmaterialien zur Verfügung stellen. Ein Beispiel hierfür ist der im Jänner<br />

2006 durchgeführte Test für Studierende der Medizinischen Universität Graz um<br />

Studienplätze für das zweite Semester, für den die Lehrunterlagen in einem "Virtuellen<br />

Campus" bereitgestellt wurden. Das Problem bei reinen Lern- oder Informations-Plattformen<br />

ist die meist linear verlaufende Wissensvermittlung. Der entscheidende Faktor, der hier oft<br />

fehlt, ist die Möglichkeit der Kommunikation und damit die Rückmeldung. Wie weiß man, ob<br />

man das Richtige zur Verfügung stellt, ob das, was angeboten wird, überhaupt angeschaut,<br />

geschweige denn, genützt wird. Oder aus Sicht der Studierenden: Wie weiß man, welche der<br />

Informationen wichtig sind oder wer ein Dokument auch gelesen hat, sodass man sich darüber<br />

austauschen kann. Wissensvermittlung nur in Form von Wissen-zur-Verfügung-stellen ist<br />

sehr wenig, da man keine Informationen darüber erhält, inwiefern die Studierenden die<br />

Thematik verstanden haben oder überhaupt daran interessiert sind.<br />

Von Universitäten wird erwartet, dass sie ihr Möglichstes zur Entwicklung der<br />

Wissensgesellschaft beitragen, indem sie Absolventen hervorbringen, die später ihr an der<br />

Universität erworbenes Wissen in der Praxis einsetzen können. Zu diesem Zwecke muss an<br />

Universitäten der aktuelle Stand der Forschung verfolgt werden und den Studierenden<br />

zugänglich gemacht werden. Auf der anderen Seite liegt ein wesentlicher Auftrag neben dem<br />

Lehren, richtig zu lernen, in der Vorbereitung auf die Anwendung des Erlernten in der Praxis,<br />

wofür sich Praktika sehr gut eignen. Aufgrund der Tatsache, dass das im Durchschnitt<br />

fünfzehnjährige Zuhören in Klassenzimmern und Hörsälen inaktiv macht und ein Praktikum<br />

allein oft nicht ausreicht und darüber hinaus hohen Zeitaufwand erfordert, eignet sich der<br />

Einsatz von Communityware Systems in der Lehre, um Praxisbezug herzustellen. Der Einsatz<br />

von Communityware Systems hat sich zwar in der Wirtschaft noch nicht gänzlich<br />

durchgesetzt, aufgrund ihrer leichten Bedienbarkeit und ihrer großen Bandbreite an<br />

integrierten Funktionen werden sie aber zunehmend zur Projektabwicklung eingesetzt. Ihre<br />

Bedeutung darf daher im Rahmen der Ausbildung nicht übersehen werden.<br />

- 8 -


2.1 Problemstellung<br />

Kapitel 2: Motivation<br />

Das World Wide Web befindet sich derzeit in einem Wandel weg von einem Web, in dem<br />

Inhalte lediglich konsumiert werden können, hin zu einem Web, in dem Inhalte von<br />

jedermann auch selbst beigesteuert und verändert werden können. Diese Entwicklung wird<br />

dem Web 2.0 zugerechnet, einem von Tim O’Reilly geprägten Begriff. Im Gegensatz zum<br />

Web 1.0, “The Web of the Commerce”, ist das Web 2.0 “The Web of the People”. Diese neue<br />

Bewegung, selbst Inhalte mitgestalten zu können, wird durch Social Software begünstigt.<br />

Auffällig ist bei all diesen Systemen, dass die Nutzer ein offensichtlich starkes Bedürfnis<br />

haben, ihre Anliegen, aber auch ihr Wissen mit anderen zu teilen. Verbunden mit dem<br />

aktuellen Phänomen des Kommunikationsaustausches im Internet über Social Software<br />

Systeme ist anzumerken, dass diese Form des Austausches hauptsächlich außerhalb jeglichen<br />

Lehr- und Lernkontextes statt findet und das, obwohl ein wesentlicher Zweck von Lehr- und<br />

Lernumgebungen wie Universitäten darin besteht, Lernende über Wissenstransfer und<br />

-austausch auszubilden.<br />

Intuitive Anwendungsfelder von Social Software finden sich bereits im Umfeld von<br />

Schulen, vereinzelt auch an Hochschulen. Dort sind Studierende gefordert, sich Inhalte selbst<br />

bzw. im Austausch mit anderen zu erarbeiten. Wenngleich einige Schulen und Hochschulen<br />

beispielhaft mit der Verwendung etwa von Wikis (Seitensammlungen im Internet, die von<br />

Benutzern nicht nur gelesen sondern auch online geändert werden können wie etwa<br />

wikipedia.de) vorangehen, orientiert sich die universitäre Lehre dennoch weiterhin stark an<br />

Kurs-basierten E-Learning-Systemen. Da stellt sich natürlich die Frage, weshalb in der Aus-<br />

und Weiterbildung nicht in größerem Umfang diese Systeme eingesetzt werden, mit denen<br />

sich die Zielgruppe der Lernenden ohnehin in phänomenalen Ausmaß auseinandersetzt<br />

- beispielsweise entsteht jede Sekunde ein neuer Weblog. Im Universitätsalltag lösen Blogs<br />

allenfalls die persönliche (statische) Homepage der Professoren ab – im effizienten Einsatz<br />

für die Lehre sind sie aber selten anzutreffen.<br />

Die rasante technologische Entwicklung in der IKT (Informations- und Kommunikationstechnologie)<br />

hat große Auswirkungen auf das gesellschaftliche Leben. Durch gezielte<br />

Nutzung der einzelnen technlogischen Systeme entstehen aber auch neue Chancen im<br />

Bildungssektor. Insbesondere für die Universitätslehrenden bedeutet die rasche<br />

Weiterentwicklung im Bereich des E-Learning eine zukünftige Herausforderung, der man sich<br />

nicht verschließen kann und stellt neue Anforderungen an beide – Lehrende und Lernende.<br />

Die Anforderungen, die in diesem Zusammenhang auf Studierende zukommen, ist<br />

hauptsächlich mit der Komplexität (Bedienbarkeit, Funktionalitäten etc.) der Nutzung von<br />

eingesetzten Systemen verbunden, während die Herausforderung für Lehrende bereits in der<br />

Auswahl eines geeigneten Systems besteht, in der Adaptierung für den Lehr- und Lernkontext<br />

und damit verbunden ebenfalls in der Bedienbarkeit. Schließlich eignen sich nicht alle<br />

Technologien gleich gut für jede Form der Lehre und für jedes Fach. Auch da virtuelle<br />

Kooperationen als neue Form der Arbeitsorganisation immer stärker um sich greifen, ist es<br />

ein wesentliches Ziel dieser Arbeit, die neueren Instrumente zum Wissensaustausch in den<br />

Lehrbetrieb zu integrieren. Schließlich soll die Lehre an Universitäten auf das künftige<br />

- 9 -


Kapitel 2: Motivation<br />

Berufsleben vorbereiten. Zudem sind mit dem Einsatz von IKT sehr viele Möglichkeiten und<br />

Vorteile verbunden, wie der einfachen Bereitstellung von Informationen mit integrierten<br />

Kommunikationsfunktionen.<br />

Ein weiteres Phänomen, dem Beachtung geschenkt werden muss, ist die enorm wachsende<br />

Menge an Inhalten, die tagtäglich produziert wird und über das Internet verbreitet und<br />

zugänglich gemacht wird. Durch diese Fülle an Informationen und auch wissenschaftlichem<br />

Material, das so zur Verfügung steht, wird es immer schwieriger für Studierende, zu<br />

selektieren, welche der vielen Inhalte nun für sie interessant und wichtig sind.<br />

Die Kombination aus diesen Problemfeldern, dass der Wissensaustausch im Web 2.0<br />

außerhalb des Lehr- und Lernkontextes stattfindet, der Anforderungen an Lehrende und<br />

Studierende beim Einsatz von E-Learning und die rasch wachsende Menge an zugänglicher<br />

Literatur, können zur Folge haben, dass ein wichtiger Faktor der IKT auf der Strecke bleibt:<br />

die wissensbasierte Kommunikation in der Lehre unter Studierenden selbst sowie mit<br />

den Lehrenden. Um zu vermeiden, dass dieser Fall eintritt, weil Studierende und Lehrende<br />

zu sehr mit der Bedienbarkeit der Technologie beschäftigt sind, sowie mit der Auswahl<br />

geeigneter Literatur soll diese Entwicklung zum Anlass genommen, sich wieder der Beutung<br />

der Kommunikation zu besinnen und den Boom von Communityware Systems für den<br />

Einsatz an Universitäten zu nutzen, um die Interaktion zwischen Lehrenden und Lernenden<br />

aber auch zwischen den Lernenden zu fördern.<br />

Der Einsatz von Diskussionsforen in der Lehre ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen<br />

(vgl. Meyer 2004). Ein Grund hierfür liegt sicher in der Digitalisierung der Kommunikation.<br />

Dennoch werden immer wieder Bedenken bei der Verwendung von Foren geäußert. Ein<br />

Grund hierfür liegt vielleicht in der oftmals aufgestellten Vermutung, dass im Lehrkontext die<br />

Motivation der Schüler und Studierenden zu gering ist und eine aktive Mitarbeit ohne<br />

extrinsische Anreize (z.B. Bonuspunkte pro Kommunikationsbeitrag) nicht möglich ist. Als<br />

Folge sind viele Diskussionsforen verwaist und scheinen somit keinen Beitrag zur<br />

Verbesserung der Lehrqualität leisten zu können. Zudem kursieren abschreckende Urteile der<br />

Art wie „Diskussionsforen funktionieren ohnehin nicht, weil sie nicht genutzt werden“ oder<br />

„der Einsatz von Diskussionsforen ist viel zu aufwändig“ etc. Der Einsatz von<br />

Diskussionsforen hat sich daher bisher nicht gänzlich durchsetzen können (vgl. Barth 2004, S.<br />

21).<br />

- 10 -


2.2 Vergleichbare Studien<br />

Kapitel 2: Motivation<br />

In der Literatur existiert über den Einsatz von Communityware Systems in der Lehre eine<br />

Reihe von Studien mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Einmal steht die Lernplattform mit<br />

seinen Funktionalitäten im Vordergrund, um die Auswahl von Lernplattformen zu erleichtern<br />

(Schulmeister 2003; Baumgartner et al. 2002), daneben gibt es eine unüberschaubare Anzahl<br />

von Kriterienkatalogen zur Bewertung von Lernplattformen (Brugger et al. 2001). Einige<br />

Studien beschäftigen sich mit theoretischen Modellen zur Entwicklung von Lernszenarien für<br />

den Einsatz von Lernplattformen (Baumgartner et al. 2002; Euler et al. 2002; Kerres et al.<br />

2004; Rinn et al. 2003; Schulmeister 2004). Auf diese Studien sei an dieser Stelle nur<br />

verwiesen, da der Fokus dieser Arbeit nicht auf der Auswahl von Lernplattformen liegt.<br />

In diesem Kapitel sollen zunächst Studien vorgestellt werden, die sich allgemein mit E-<br />

Learning beschäftigen. Dabei wird auf die Didaktik und existierende Modelle für mögliche<br />

Lernszenarien eingegangen. Schließlich werden gezielt Studien beschrieben, die sich mit dem<br />

Einsatz von Diskussionsforen in der Lehre auseinandersetzen und hierbei insbesondere die<br />

Rolle des e-Moderators in den Vordergrund gerückt. Die Verbesserung oder Überprüfung der<br />

Qualität von studentischen Diskussionsbeiträgen in Foren soll kein Schwerpunkt der Arbeit<br />

sein, daher wird an dieser Stelle auf Studien verwiesen, die sich mit dieser Thematik<br />

auseinandersetzen. Ebenfalls nicht Gegenstand dieser Arbeit wird es sein, Messungen darüber<br />

durchzuführen, inwiefern sich die Wissensvermittlung durch den Einsatz von<br />

Communityware Systems verbessert hat hinsichtlich der Lehrzielerreichung.<br />

Zum Thema der Qualität der Inhalte von Diskussionsforen existieren eine Reihe von<br />

Studien, die den Einsatz von asychronen Diskussionsforen untersuchen, basierend auf dem<br />

Modell von Bloom (Bloom et al. 1956), in dem er kritisches Denken als primäres Ziel für jede<br />

Form der Bildung, also auch für E-Learning, empfiehlt. Eine Reihe von Modellen wurden<br />

ausgehend von Blooms Taxonomy dokumentiert und getestet, insbesondere um das Ausmaß<br />

zu messen (content analysis approaches), in dem Wissen durch kollaborative Diskurse unter<br />

Forenteilnehmern geschaffen wird (Henri 1991; Gunawardena et al. 1997; Newman et al.<br />

1995; Garrison et al. 2000, 2001; Hara et al. 2000). Eine aktuelle Studie von Corich (Corich et<br />

al. 2006) wiederum befasst sich mit einem automatisierten Content Analysis Tool (ACAT)<br />

basierend auf den Erkenntnissen von McKlin (McKlin et al. 2002), der darauf hinweist, dass<br />

automatisierte Tools verwendet werden können, um Aktivitäten in Diskussionsforen in<br />

kognitive Kategorien zu clustern und einem Kodierungsmodell von Garisson (Garisson et al.<br />

2001).<br />

Nach Nistor & Mandl (vgl. Nistor et al. 1997) zeigt sich das Qualitätsproblem beim<br />

themenbezogen Nachrichtenaufkommen, insbesondere wenn sich die Teilnehmenden mehr<br />

mit der Bedienung des Systems als mit den eigentlichen Inhalten beschäftigen müssen. Die<br />

Quantität der Diskussionsbeiträge lässt nicht auf die Qualität der Diskussion schließen.<br />

Insbesondere die Art der Argumentation ist ausschlaggebend, ob es sich um einen bloßen<br />

Meinungs- und Erfahrungsaustausch handelt, ob mit Selbstverständlichkeiten oder einfach<br />

unvollständig, zu pauschal oder unsachlich argumentiert wird. Nach Petko ist es daher<br />

Aufgabe des Moderators, die Diskussion zu verfolgen, sachliche Informationen einzubringen,<br />

- 11 -


Kapitel 2: Motivation<br />

Spezifizierungen eines Argumentes zu verlangen oder auf Fehlschlüsse hinzuweisen (vgl<br />

Petko 2003, S. 215).<br />

Allgemeines über Lernszenarien und Modelle im E-Learning findet man in folgenden<br />

Studien:<br />

Sabine Seufert und Dieter Euler (Seufert et al. 2005) schreiben ihn ihrem SCIL-<br />

Arbeitsbericht vom 5. September 2005 über „Learning Design: Gestaltung eLearninggestützter<br />

Lernumgebungen in Hochschulen und Unternehmen“, dass der didaktische<br />

Mehrwert von E-Learning gegenüber traditionellen Lehrveranstaltungen an Bedeutung<br />

zunimmt: Sie betonen, dass E-Learning-Szenarien „mindestens genauso effektiv und effizient<br />

sein müssen wie die traditionelle Lehre, um auf Dauer eine hohe Akzeptanz und einen breiten<br />

Einsatz zu erreichen“. Probleme von empirischen Untersuchungen in diesem Bereich<br />

bestehen hauptsächlich darin, Verallgemeinerungen vornehmen zu können, aufgrund der<br />

Empirische Studien zu diesem Thema hätten jedoch ihre Grenzen, da die Referenzgröße beim<br />

„didaktischen Mehrwert“ (im Vergleich zu welcher Lehr-/Lernmethode) statistisch schwer<br />

ausgemacht werden kann (vgl. Euler et al. 2001, S. 17). Ein Vergleich ist immer nur bezogen<br />

auf konkrete Referenzgrößen möglich. Da im Bildungsbereich die Lernsituation sehr vielfältig<br />

sein kann, muss immer der Gesamtkontext betrachtet werden, um einen Beurteilungsmaßstab<br />

festlegen zu können. In der Studie werden weiter allgemeine didaktische Potenziale von E-<br />

Learning sowie didaktische Potenziale durch das Lernen mit E-Medien beschrieben, unter<br />

anderem „neue Kommunikations- und Kooperationsformen unter den Studierenden, um<br />

kollaboratives Lernen zu fördern.“<br />

Seufert und Euler beschreiben dann einige didaktische Modelle, die einen begrifflichkategorialen<br />

Beschreibungsrahmen für Lehr- und Lernsituationen im Bereich des E-Learning<br />

liefern. Es geht hierbei im Konkreten darum, Merkmale zu identifizieren, die das Lernen<br />

erleichtern sollen. In der Literatur werden hierzu Strukturmodelle (Euler et al. 2004, S. 46)<br />

zur Darstellung von Lernumgebungen und Prozessmodelle, die den Ablauf des Lernprozesses<br />

beschreiben, unterschieden. Beispiele für Strukturmodelle: Modell einer lerntheoretischen<br />

Didaktik nach Heimann, Otto und Schulz (Einbindung von Medien in einen didaktischen<br />

Ordnungsrahmen) (vgl. Euler et al. 2004, S. 48ff.); Modell der E-Learning-Bausteine von<br />

Euler & Wilbers (Euler et al. 2002, S. 11) (Unterteilung in die Kategorien Sozialformen,<br />

Sozial-kommunikative Lehr-Aktionsformen, E-Lehr-Aktionsformen und Medien um eine<br />

Lernumgebung methodisch zu beschreiben. In diesem Modell werden drei<br />

Gestaltungsbereiche für eine e-Learning-spezifische Didaktik beschrieben (Euler 2005, S.<br />

241):<br />

1. Didaktische Gestaltung von E-Medien,<br />

2. Gestaltung von Formen der E-Communication in unterschiedlichen Rollen und<br />

3. didaktische Entwicklung von komplexeren Lernumgebungen mit unterschiedlichen<br />

Graden der E-Learning-Integration (Einsatz von eMedien und/oder Formen der E-<br />

Communication).<br />

- 12 -


Kapitel 2: Motivation<br />

Abbildung 3: Strukturmodell zur kategorialen Einordnung von eLearning-gestützten Lernumgebungen<br />

(vgl. Euler et al. 2002, S. 11)<br />

An dieser Stelle wird kurz auf das didaktische Modell nach Schulmeister (vgl.<br />

Schulmeister 2004, S. 26) eingegangen, da es die Kommunikation als notwendige begleitende<br />

Unterstützung in der virtuellen Lehre hervorhebt. In einer Reihe überwiegend qualitativer<br />

Studien (vgl. Kiesler et al. 1984) zeigte sich, „dass sich die Teilnehmer bei der<br />

computervermittelten Kommunikation aufgabenorientierter verhalten und die Partizipation<br />

ausgeglichener ist“ als in der Face-to-Face-Kommunikation. Schulmeister hat im Zuge dieses<br />

Modells das „didaktische Dreieck virtuellen Lernens unter der Annahme der Dominanz des<br />

Lernobjekts im virtuellen Raum“ entwickelt, das aus aus folgenden Komponenten besteht:<br />

· Kognition: Konstruktion von Wissen, vor allem abhängig vom Grad der Interaktivität<br />

des Lernobjekts sowie von Art und Qualität der Kontextualität des Wissens<br />

· Kommunikation: Lernende mit anderen Lernern bzw. mit den Lehrenden zur<br />

Konventionalisierung von Wissen<br />

· Kollaboration von Individuen mit gemeinsamen Lernobjekten konstituiert Prozesse<br />

der Konstruktion von Wissen<br />

Abbildung 4: Dreieck virtueller Lehre (Schulmeister 2004, S. 8)<br />

- 13 -


Kapitel 2: Motivation<br />

Zur Gestaltung von Unterrichtseinheiten werden Lernszenarien entworfen, die helfen<br />

sollen, den Einsatz von Computern in der Lehre zu planen (vgl. Baumgartner et al. 2002;<br />

Dittler et al. 2003). Schulmeister (Schulmeister 2004, S. 36-37) unterscheidet z.B. vier<br />

Lernszenarien maßgeblich nach dem Virtualisierungsgrad in:<br />

I. Präsenzveranstaltung begleitet durch Netz-Einsatz (Webseiten) mit dem Ziel der<br />

Instruktion<br />

II. Gleichrangigkeit von Präsenz- und Netzkomponenten mit prozessbezogener<br />

Kommunikation und beidseitigem Datenaustausch<br />

III. Integrierter Einsatz von Präsenz- und virtueller Komponente: Tutoriell begleitetes<br />

Lernen und asynchrone Kommunikation oder moderierte, problemorientierte<br />

Arbeitsgruppe und synchrone Kommunikation, im Wechsel mit virtuellem<br />

Tutorium oder Seminar<br />

IV. Virtuelle Seminare und Lerngemeinschaften (synchrone Kooperation) und<br />

Selbststudium mit kooperativen Zielen<br />

Über die Gestaltung von der virtuellen Kommunikation schreibt Schulmeister: „Für<br />

Lernprozesse, welche auf dem Austausch mit Lehrenden und den Lernenden untereinander<br />

basieren, ist vielmehr die Qualität der Moderation, die Gestaltung von<br />

Kommunikationsbeiträgen sowie die Ausgestaltung von Lernprozesshilfen, die als Feedback<br />

gegeben werden können, entscheidend. Weniger die aufwändige Erstellung und Entwicklung<br />

von Medien, sondern vielmehr die kontinuierlichen Interaktionsprozesse zwischen Lehrenden<br />

und Lernenden prägen das Lernen.“<br />

Schließlich findet man in der Literatur eine Reihe von Studien, die sich mit der Rolle des<br />

e-Moderators, e-Tutors oder wie die Person genannt wird, die für die Betreuung von<br />

Kommunikationsforen zuständig ist, auseinandersetzen. Hierbei fällt auf, dass die Rolle des e-<br />

Moderators entweder gezielt behandelt oder beiläufig erwähnt wird, aber unabdingbar für die<br />

laufende Kommunikation, allerdings nie in Frage gestellt wird:<br />

Rinn und Bett (vgl. Rinn et al. 2003) schreiben in ihrer Studie über „Lernplattformen<br />

zwischen Technik und Didaktik“, dass die Angst unbegründet besteht, dass durch den Einsatz<br />

von e-Learning Lehrende ersetzbar würden. Das gründet sich in erster Linie auf den hohen<br />

Betreuungsaufwand. Damit dieser Betreuungsaufwand nicht in technischen Details ausartet,<br />

sondern der Schwerpunkt der Moderation auf dem Inhalt der Diskussion gerichtet ist, ist die<br />

Wahl eines benutzerfreundlichen Systems unabdingbar. Zu viele technische Hürden<br />

verringern schnell die Motivation aller Beteiligten, sich mit dem System auseinanderzusetzen,<br />

geschweige denn überhaupt eine Diskussion zu führen und erfordern vor allem sehr viel Zeit.<br />

In dieser Studie werden Moderatoren und Lehrende als zwei unterschiedliche Personen<br />

betrachtet und der Aspekt des hohen Betreuungsaufwandes bewusst hervorgehoben.<br />

Die für den Kontext dieser Arbeit wichtigste Studie liefert Petko (vgl. Petko 2003). Petko<br />

setzt sich dezidiert mit dem Einsatz von Diskussionsforen in der Lehre auseinander und<br />

betrieb eine Untersuchung über die Beteiligung von e-Moderatoren an der Diskussion. Seine<br />

Ergebnisse vergleicht er mit den Ergebnissen einer vorangegangenen Studie von Hesse &<br />

- 14 -


Kapitel 2: Motivation<br />

Giovis (Hesse et al. 1997) aus dem Jahre 1997: In seiner Studie über Diskussionen in<br />

virtuellen Lehrveranstaltungen schreibt Petko (Petko 2003, S. 206): „Mit virtuellen<br />

Lehrveranstaltungen verbinden sich in den letzten Jahren verschiedene Hoffnungen. Das<br />

Internet erleichtert den Zugang zu Informationen und die Kommunikation zwischen<br />

Menschen. Beides wird unabhängiger von Ort und Zeit. Zugleich bieten die neuen Medien<br />

erweiterte Möglichkeiten der Multimedialität und Interaktivität. Neben neuen Formen der<br />

Wissensrepräsentation (Hypertext, Visualisierungswerkzeuge, multimediale Simulationen)<br />

versprechen vor allem neue Kommunikationsformen einen didaktischen Mehrwert (vgl.<br />

Lehtinen 2000). Große Aufmerksamkeit erhalten dabei die so genannt asynchronen<br />

Diskussionsforen, in denen Interaktionspartner Textnachrichten hinterlegen können.<br />

Asynchron sind diese Foren deshalb, weil die Interaktionspartner, im Gegensatz zu<br />

synchronen Kanälen, z.B. textbasierten Chats, Audio- oder Videokonferenzen, sich nicht zur<br />

gleichen Zeit im Internet aufhalten müssen, um miteinander zu kommunizieren. Die<br />

Nachrichten werden im Forum dauerhaft gespeichert. Diskussionsteilnehmer können die<br />

Nachrichten zu einem späteren Zeitpunkt lesen und darauf antworten. Der Austausch ist auf<br />

textliche Form reduziert. Schnelles Feedback wird jedoch erschwert“. Bezogen auf die<br />

Moderation schreibt Petko, dass „Online-Diskussionen eine didaktisch gut erschlossene Form<br />

der Gruppenarbeit sind, zu der eine breite theoretische und praxisorientierte Literatur<br />

besteht“. Kernaussagen der Studie von Petko sind:<br />

· Moderatoren sollen auf die Qualität der Diskussion Einfluss nehmen, in dem sie<br />

sachliche Inhalte einbringen, begründete Argumente einfordern und auf Fehlschlüsse<br />

hinweisen.<br />

· Moderatoren können unterschiedliche Rollen einnehmen. Sie sollen tendenziell die<br />

Lernenden reden lassen, auf das Einbringen autoritativ wirkender Expertenmeinung<br />

verzichten und sich darauf beschränken, die Diskussion am laufen zu halten,<br />

Hintergrundinformationen einzubringen oder Fehlinformationen korrigieren.<br />

· Ergebnisse sollen zusammengefasst und festgehalten werden.<br />

· Der Autor weist auf häufige Partizipations- und Qualitätsprobleme hin, welche durch<br />

eine sorgfältige Inszenierung verhindert werden können.<br />

· Der Mehraufwand kann sich durch eine fundiertere Auseinandersetzung in Online-<br />

Diskussionen, verursacht durch die größere zeitliche und örtliche Distanz zum<br />

Diskussionsgeschehen, rechtfertigen.<br />

Petko setzt fort, dass ihre Gestaltung intensive Vorbereitung, Betreuung und<br />

Nachbereitung benötige, da Online-Diskussionen häufig unter Partizipations(Teilnahme)- und<br />

Qualitätsproblemen leiden. Er bezieht sich hier erneut auf Hesse & Giovis (vgl. Hesse et al.<br />

1997), die in einer Studie ermittelten, dass der Anteil des Moderators in der netzbasierten<br />

Diskussion in Lehrveranstaltungen oft bei 50% liegt und dass nur knapp 10% der<br />

Teilnehmenden für 60% der studentischen Beiträge verantwortlich sind.<br />

Petko schreibt in diesem Kontext weiter, dass davon auszugehen ist, dass „die ungewohnte<br />

Umgebung eines virtuellen Seminars eine noch sorgfältigere Vorbereitung verlangt als<br />

- 15 -


Kapitel 2: Motivation<br />

Diskussionen in klassischen Unterrichtsumgebungen“. Anhand von Leitlinien für eine<br />

sorgfältiger Inszenierung (vgl. Pauli et al. 2000), die für ein Seminar eingesetzt wurden,<br />

gelang es, in 13 Wochen mit 65 Teilnehmenden ein Nachrichtenaufkommen von 2.916<br />

Diskussionsbeiträgen zu erreichen. Im Vergleich zu der Untersuchung von Hesse & Giovis<br />

stammten damit 50% der Beiträge von 60% der Teilnehmenden. 10% der Beiträge wurden<br />

von e-Moderatoren verfasst. Wenn man von 39 Teilnehmern (60%) ausgeht, die ca. 1.500<br />

Beiträge (50%) lieferten, postete einer dieser Teilnehmer somit knapp 40 Beiträge. Vergleicht<br />

man dies nun mit 50% der Beiträge von e-Moderatoren, also 150 Beiträgen, so würden selbst<br />

bei einer Anzahl von 4 e-Moderatoren, einer ebenfalls noch knapp 40 Beiträge erstellen.<br />

Darin wird ersichtlich, wie hoch eine Partizipation von 10% des e-Moderators ist und wie viel<br />

an Betreuungsaufwand dadurch notwendig wird.<br />

Petko rechtfertigt den hohen Arbeitsaufwand für e-Moderatoren wie folgt: „Eine<br />

asynchrone Diskussion benötigt, je nach angestrebter theoretischer Tiefe und Konvergenz,<br />

mehrere Wochen Vorbereitung und mehrere Wochen der Durchführung. Diesen<br />

Mehraufwand in Kauf zu nehmen rechtfertigt sich aus den Vorteilen der asynchronen<br />

Diskussion über das Internet. Im Unterschied zu synchronen Formen der Diskussion, von<br />

Angesicht zu Angesicht im Klassenraum oder in elektronischen Chaträumen, besitzt die<br />

asynchrone Online-Diskussion, neben ihrer örtlichen und zeitlichen Flexibilität, die<br />

entscheidenden Vorteile der Schriftlichkeit und der damit einhergehenden Verlangsamung<br />

und Präzisierung der Diskussion. Diskussionsteilnehmende haben durch die mangelnde Ko-<br />

Präsenz der Argumentierenden eine größere Distanz zum Diskussionsgeschehen. Sie haben<br />

mehr Zeit, Beiträge zu überdenken und eigene Beiträge zu verfassen. Moderatoren können<br />

genauer planen, wie sie sich beteiligen möchten und sind nicht einem unmittelbar situativen<br />

Handlungszwang unterworfen. Argumente sind in ihrer schriftlichen Form nicht nur "Schall<br />

und Rauch", sondern sie sind gespeichert im Forum, das auf diese Weise als Gedächtnisstütze<br />

fungiert. Es kann auch zu späteren Zeitpunkten der Diskussion leichter und präziser auf<br />

früher Geschriebenes Bezug genommen werden. Asynchrone Online-Diskussionen haben<br />

damit das Potenzial zu einer intensiven und anspruchsvollen Form gemeinsamen Lernens.“<br />

(Petko 2003, S. 218-219).<br />

Im Vergleich zu der Studie von Hesse & Giovis, konnte die Anzahl der notwendigen<br />

Statements für e-Moderatoren zwar reduziert werden, der Arbeitsaufwand bleibt allerdings<br />

hoch. Dazu kommt, dass viel Aufwand in die Vorbereitungsphase gesteckt werden muss. Es<br />

ist zwar gelungen, die Diskussion zu verdichten, der Arbeitsaufwand für Moderatoren ist<br />

allerdings dadurch gestiegen. Die Vorteile, die sich durch diesen Mehraufwand ergeben<br />

haben, sollen hier nicht in Frage gestellt werden. Der Fokus liegt rein auf der<br />

Arbeitsbelastung von e-Moderatoren.<br />

Kerres (vgl. Kerres et al. 2005) unterteilt die Online-Betreuung der Studierenden in<br />

fachliche und persönliche Betreuung. Über Foren schreibt er: „Beiträge in Foren eignen sich<br />

besonders für die fachliche Betreuung, da andere Lernenden die Antworten ebenfalls<br />

einsehen können. Im Idealfall entwickelt sich eine fachliche Diskussion. Aber auch hier ist es<br />

die Aufgabe der/die Betreuer die Beiträge der verschiedenen Diskussionsfäden (threads) zu<br />

- 16 -


Kapitel 2: Motivation<br />

strukturieren, damit es übersichtlich bleibt sowie die Studierenden anzuleiten, Fragen zu<br />

stellen / Antworten zu geben.“<br />

Milchrahm (vgl. Milchrahm 2001) untersuchte schließlich „Die Nutzung und Bedeutung<br />

des Internets in der universitären Forschung“ mit dem Ziel, die Nutzung und Bedeutung des<br />

Internets im Rahmen der universitären Forschung zu analysieren: Die Bedeutung von<br />

Diskussionsforen in der Forschung ist eher als gering einzustufen. Von Interesse sind<br />

moderierte, auf ein Fachgebiet ausgerichtete Diskussionsplattformen, wobei 39% des<br />

wissenschaftlichen Universitätspersonals diesen Dienst als wenig wichtig, 37% als unwichtig<br />

einstuften. 59% der Befragten verwendet Diskussionsforen selten bzw. nie, 27% geben an,<br />

diesen Dienst weniger als einmal im Monat zu nutzen und 32% nehmen Diskussionsforen<br />

überhaupt nie in Anspruch. 15% des wissenschaftlichen Universitätspersonals nutzen<br />

Diskussionsforen monatlich, 20% wöchentlich und 6% täglich.<br />

Daneben konnte noch eine ganz andere Beobachtung gemacht werden (vgl. Puntschart<br />

2005). Den Studierenden der Technischen Universität Graz (TU Graz, TUG) wird ein breites<br />

Angebot an verschiedenen IT-Systemen über TUG Online (https://online.tu-graz.ac.at/)<br />

geboten: Über TUG Online werden umfangreiche Informationen über Lehrveranstaltungen,<br />

Vortragende, administrative Informationen wie Lehrveranstaltungstermine,<br />

Begleitlehrveranstaltungen etc. zur Verfügung gestellt. Ein weiteres System wird für<br />

Newsgroups verwendet, um untereinander und mit dem/n Vortragenden zu diskutieren und<br />

Fragen auszutauschen. Wiederum ein anderes System bietet den Studierenden Online Kurs<br />

Material. Trotz allem haben die Studierenden keinen persönlichen Arbeitsbereich, den sie<br />

durch ihr gesamtes Studium hinweg zur Ablage von eigenen Dokumenten und Unterlagen<br />

nutzen können. Sie müssen sich ihre eigenen Arbeitsumgebungen einrichten, die meist<br />

Arbeitsdokumente, Literatur, Links etc. beinhalten. Es ist offensichtlich, dass so ein<br />

heterogenes Arbeitsumfeld den Wissensaustausch zwischen den Studierenden und zwischen<br />

Studierenden und Lehrenden hindert bzw. diese heterogene IT-Landschaft durch Integration<br />

der einzelnen Systeme den Wissenstransfer fördert. Diese Beobachtung war ein weiterer<br />

Ausgangspunkt für die Forschung.<br />

In der Literatur finden sich bereits Untersuchungen zur Messung der<br />

Informationsbereitschaft (vgl. Kuhlen 1998, S. 50), wie beispielsweise zum Informationsgrad<br />

(absolute Anzahl der primären Mitteilungen/Beiträge bzw. Kommentare/Reaktionen pro<br />

Zeiteinheit) oder zum Aktivitätsgrad (Verhältnis von original beitragenden Teilnehmern und<br />

reagierenden Teilnehmern, sowie zum Verhältnis von Verfassern von Beiträgen zu<br />

reagierenden Verfassern. Ebenso findet man in der Literatur Studien zur Messung der<br />

Kommunikationsbereitschaft mit Indikatoren wie dem Responsegrad (Anzahl der<br />

Kommentare zu gegebenen Beiträgen pro Zeiteinheit), dem Reaktivitätsgrad<br />

(durchschnittliche Häufigkeit der Kommentare zu gegebenen Beiträgen) und dem<br />

Reaktionsgrad (durchschnittliche Reaktionszeiten auf Beiträge bzw. Kommentare). Es soll<br />

daher nicht Inhalt der Arbeit sein, Messungen darüber durchzuführen, sondern zu<br />

untersuchen, wie Diskussionsforen aussehen können, in denen Communication und Content<br />

gleichwertig für einen Wissensaustausch eingesetzt werden können.<br />

- 17 -


Analyse:<br />

Kapitel 2: Motivation<br />

An dieser Stelle werden die Ergebnisse der Analysen bestehender Studien hinsichtlich<br />

ihrer Relevanz zum Thema der vorliegenden Arbeit zusammengefasst:<br />

In der Studie von Seufert (vgl. Seufert et al. 2005) wird darauf hingewiesen, dass es<br />

schwierig ist, allgemeingültige E-Learning Szenarien für die Lehre zu erstellen. In dieser<br />

Arbeit werden daher im Zuge der Studien unterschiedliche Möglichkeiten für den Einsatz von<br />

Diskussionsforen aufgezeigt und konkrete Beispiele beschrieben. Bezogen auf den Aspekt,<br />

dass international zusammengesetzte Gruppen höhere didaktische Potenziale besitzen, ist<br />

kritisch anzumerken, dass durch Zeitverschiebung und sprachliche Barrieren diese Potenziale<br />

wieder relativiert werden. Eine mögliche Lösung für dieses Problem ist die „Lateinisierung“<br />

der englischen Sprache, da romanische Sprachen daraus viele Wörter ableiten können.<br />

Nach dem Modell von Schulmeister (vgl. Schulmeister 2004) lässt sich die vorliegende<br />

Arbeit gut in das didaktische Dreieck virtuellen Lernens einordnen, da sowohl die Kognition<br />

als auch die Kommunikation und die Kollaboration beim Einsatz von Diskussionsforen in den<br />

konkreten Studien eine Rolle spielen. Diese Arbeit kann ziemlich genau in der Mitte des<br />

Dreiecks angesiedelt werden, da die Konstruktion, die Konventionalisierung und die Ko-<br />

Konstruktion von Wissen gleichermaßen von Bedeutung sind. Bezogen auf den<br />

Virtualisierungsgrad gliedert sich die Arbeit zwischen Stufe II und III an, d.h. die Präsenz-<br />

und die Netzkomponente werden grundsätzlich gleichrangig behandelt und mit<br />

prozessbezogener Kommunikation und beidseitigem Datenaustausch unterstützt. Dazu<br />

kommt, dass der Einsatz integriert stattfindet, d.h. durch den Einsatz von Diskussionsforen<br />

liegt zusätzlich ein tutoriell begleitetes Lernen vor mit asynchroner Kommunikation.<br />

Der Einsatz von Diskussionsforen in der Lehre wird in den angeführten Studien<br />

grundsätzlich nicht abgelehnt, es wird allerdings wiederholt auf die Notwendigkeit einer<br />

Moderationstätigkeit und/oder einer sorgfältigen Vorbereitung hingewiesen. Die Rolle des e-<br />

Moderators wird unterschiedlich intensiv behandelt, jedoch in keiner dieser Studien in Frage<br />

gestellt.<br />

Ein weiteres Analyseergebnis betrifft die Heterogenität beim zusätzlichen Einsatz von IT<br />

in der Lehre. Durch den Einsatz von zu vielen unterschiedlichen Systemen wird der<br />

Arbeitsaufwand sowohl für Studierende als auch für Lehrende eher erhöht als reduziert, was<br />

jedoch das eigentliche Ziel sein sollte. In Folge tritt dann häufig der Fall ein, dass die<br />

angebotenen Systeme überhaupt nicht genutzt werden oder auf ein Minimum reduziert. Die<br />

Auswahl des richtigen Systems ist sehr wichtig. Rinn und Bett (vgl. Rinn et al. 2003) weisen<br />

darauf hin, dass die Plattformen möglichst einfach handhabbar sein müssen, damit die<br />

bestehende Motivation nicht durch administrativen Zusatzaufwand zunichte gemacht wird.<br />

Lernplattformen dürfen sowohl die Lehrenden als auch die Lernenden nicht überfordern.<br />

Bezogen auf den aktuellen Boom von Social Software Tools im Internet, auf den in der<br />

Einleitung hingewiesen wird, stellt sich die Frage, ob sich vielleicht durch den Einsatz von<br />

Social Software Tools wie Wikis und Blogs die genannten Schwierigkeiten beim Einsatz von<br />

Diskussionsforen überwinden lassen. Durch den hohen Motivationsgrad, den gerade junge<br />

Leute bei diesen Tools zeigen, wäre es denkbar, dass sich dadurch ganz einfach sowohl das<br />

- 18 -


Kapitel 2: Motivation<br />

Motivationsproblem der Teilnehmer und damit auch das Problem des hohen<br />

Betreuungsaufwandes lösen ließe und Diskussionsforen ganz einfach ausgedient haben.<br />

Der Aspekt der Messbarkeit der Verbesserung der Qualität des Wissenstransfers durch den<br />

Einsatz von Diskussionsforen in der Lehre wird in einigen Studien behandelt, auf die hier<br />

verwiesen wurde. Es sei an dieser Stelle noch einmal darauf hingewiesen, dass die Messung<br />

der Qualität der Inhalte von Diskussionsforen sowie die Messung der Verbesserung der<br />

Wissensvermittlung durch den Einsatz von Diskussionsforen nicht Schwerpunkte dieser<br />

Arbeit sind. Auch Seufert weist in ihrer Studie darauf hin, dass es schwierig ist, den<br />

didaktischen Mehrwert durch einen Einsatz von E-Learning zu bestimmen.<br />

2.3 Zielsetzungen<br />

Aus den Entwicklungen, die in der Einleitung beschrieben werden und den aktuellen<br />

Beobachtungen, die auf dieser Basis gemacht werden können, werden in der Problemstellung<br />

einige Aspekte besonders herausgegriffen und lassen sich an dieser Stelle zu der folgenden<br />

führenden Forschungsfrage für diese Arbeit formulieren:<br />

„Wie können Communityware Systems wie Diskussionsforen, Wikis und Blogs effektiv und<br />

effizient in der höheren Lehre eingesetzt werden?“<br />

Mit dem Attribut „effektiv“ wird der Aspekt einbezogen, dass der Einsatz von<br />

Communityware Systems in der Lehre einen Zusatznutzen zur klassischen Face-to-Face<br />

Wissensvermittlung unter den Studierenden aber auch mit den Lehrenden bringen soll. Das<br />

Attribut „effizient“ bezieht sich darauf, dass durch den Einsatz dieser Tools der<br />

Arbeitsaufwand sowohl für Studierende als auch für Lehrende nicht zusätzlich strapaziert<br />

möglichst sogar reduziert werden soll.<br />

Das Hauptziel der Arbeit liegt in der Beantwortung dieser Forschungsfrage: Dafür wurden<br />

in einem ersten Schritt eine Reihe von Studien hinsichtlich Modelle sowie Szenarien für den<br />

Einsatz aber auch des Einsatzes selbst von E-Learning in der Lehre untersucht (Kap. 2.2).<br />

Besonderer Schwerpunkt wurde dabei auf Diskussionsforen gelegt und der Bedeutung, die der<br />

Betreuung von Foren durch e-Moderatoren dabei zukommt.<br />

In diesem Kontext konzentriert sich diese Arbeit auf den Einsatz von Communityware<br />

Systems in der Lehre und die damit zusammen hängenden Lehr- und Lernbehelfe mit dem<br />

Ziel, einen Mehrwert für den Einsatz von Diskussionsforen in der universitären Lehre zu<br />

erreichen. Es sollen Möglichkeiten gefunden werden, Diskussionsforen so in die universitäre<br />

Lehre zu integrieren, dass ihr Einsatz keinen Mehraufwand für Lehrende wie für Studierende<br />

bewirkt, aber auch ein Zusatznutzen in der Wissensvermittlung stattfindet. Das heißt, dass der<br />

Einsatz von traditionellen Diskussionsforen sowie Blogs in der Lehre hinsichtlich der<br />

Effektivität und Effizienz analysiert wird. Wikis sollen nur analysiert werden, um daraus<br />

Rückschlüsse auf Einsatzmöglichkeiten ableiten zu können. Dabei soll untersucht werden,<br />

welche dieser Instrumente sich für den Einsatz eignen, indem sie den Effektivitäts- und<br />

Effizienzansprüchen genüge leisten und einen Mehrwert für die Wissensvermittlung zwischen<br />

Lehrenden und Studierenden sowie unter den Studierenden leisten. Ein Schwerpunkt liegt<br />

dabei auf der Untersuchung der Bedeutung und des Umfanges der Moderationstätigkeit beim<br />

- 19 -


Kapitel 2: Motivation<br />

Einsatz von Diskussionsforen in der Lehre zur Unterstützung der laufenden Kommunikation<br />

und Diskussion. Denn bereits 2002 schreibt Lazar (Lazar 2002): “The only ideal role for the<br />

moderator might be to welcome new people to the community. However, in reality, the<br />

moderator must often reject posts as off-topic or inappropriate, keep discussions on-topic and<br />

active, and periodically remove someone from the community”.<br />

Zur Untersuchung, ob die genannten Vorurteile bezogen auf den Einsatz von<br />

Diskussionsforen gerechtfertigt sind oder Lösungen gefunden werden können, um sie zu<br />

überwinden, werden im Zuge einer groß angelegten Untersuchung im Rahmen mehrerer<br />

Lehrveranstaltungen ein Wissensmanagement-System mit integrierten Diskussionsforen und<br />

ein Blog eingesetzt. Die Kommunikation unter den Studieren sowie mit den Lehrenden erfolgt<br />

sowohl Face-to-Face in den Lehrveranstaltungen als auch über die zu diesem Zwecke<br />

angebotenen Diskussionsforen und Blogs.<br />

Folgende Subziele lassen sich zur Beantwortung der Forschungsfrage und damit der<br />

Erreichung des Hauptzieles der Arbeit formulieren:<br />

· Analyse des Anwendungsgebiets Lehre an Universitäten und Aufdeckung von<br />

Entwicklungspotenzialen beim Einsatz von Diskussionsforen (z.B. Mehrarbeit durch<br />

Forenbetreuung)<br />

· Analyse aktueller Phänomene im Web (z.B. Boom Social Software)<br />

· Analyse der Möglichkeiten des Einsatzes von Diskussionsforen, Blogs und Wikis für<br />

den Anwendungsbereich Lehre in der Universität durch konkreten Einsatz von<br />

Diskussionsforen und Blogs sowie einer Analyse von Wiki-Systemen.<br />

· Aufdecken von potenziellen Problemfeldern, die sich durch den Einsatz von<br />

Communityware Systems an Universitäten ergeben<br />

· Auswahl eines geeigneten Forschungsansatzes als Basis für eine empirische<br />

Untersuchung zur Belegung der Ergebnisse<br />

· Entwickeln von eigenen Modellen und Konzepten zur Überwindung der<br />

Problemfelder<br />

Diese Überlegungen, Social Software in der Lehre einzusetzen, führen zu weiteren Fragen<br />

wie „Warum funktionieren Wikis und Blogs so gut, ohne die Notwendigkeit von e-<br />

Moderatoren?“, „Was ist das zugrunde liegende Konzept von Wikis und Blogs?“ und „Kann<br />

man dieses Konzept auch auf Diskussionsforen übertragen, sodass sie auch ohne e-<br />

Moderatoren auskommen?“ bzw. „Durch welche Maßnahmen können e-Moderatoren<br />

entlastet werden, unter der Voraussetzung, dass seine Aufgaben weiterhin mindestens gleich<br />

gut erfüllt werden?“, die in der Arbeit ebenfalls beantwortet werden sollen.<br />

Um diese Fragen beantworten zu können, wird im Anschluss an die Analysephase eine<br />

groß angelegte empirische Studie an der Technischen Universität Graz durchgeführt. Die<br />

Ausgangsbasis hierfür liefert ein eigens für den Bildungsbereich ausgewählter, geeigneter<br />

Forschungsansatz. Diese Studie erstreckt sich über einen Zeitraum von zwei Jahren und<br />

besteht aus drei Folgestudien mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Die einzelnen<br />

- 20 -


Kapitel 2: Motivation<br />

Untersuchungen erfolgen in insgesamt vier Lehrveranstaltungen, in die unterschiedliche<br />

Communityware Systems eingesetzt werden, mit einer Gesamtbeteiligung von circa 300<br />

Studierenden.<br />

Das Ergebnis der empirischen Untersuchung soll schließlich in der Erstellung eines<br />

Interventionen-Katalogs zur Entlastung der arbeitsintensiven und damit zeit- und<br />

geldaufwändigen Aufgaben des e-Moderators münden.<br />

In Bezug auf die Bedeutung des situationsspezifischen Anwendungskontextes der<br />

Universitäten hinsichtlich der primären Forschungsfrage soll ein weiteres Ergebnis die<br />

Erstellung von Empfehlungsmaßnahmen (Guideline) für den effektiven und effizienten<br />

Einsatz von Social Software in der universitären Lehre liegen.<br />

Es soll nicht Ziel der Arbeit sein, reine Lern- und Informationsportale, über die den<br />

Studierenden lediglich Informationen bereitgestellt werden, zu analysieren. Ebenso ist es<br />

nicht Ziel der Arbeit, auf die Problematik der Verbesserung der Qualität der<br />

Wissensvermittlung durch den Einsatz von Communityware Systems einzugehen. Ebenso ist<br />

auch die Qualität der Inhalte von Kommunikationsbeiträgen (Statements) in Communityware<br />

Systems nicht Ziel der Arbeit.<br />

2.4 Aufbau der Arbeit<br />

Um die oben genannten Forschungsfrage entsprechend der Zielsetzungen zu beantworten und<br />

die Ergebnisse empirisch zu belegen, ist die vorliegende Arbeit wie folgt aufgebaut:<br />

Zunächst wird in Kapitel 3 ein Überblick über die dem Kontext der Arbeit theoretisch<br />

zugrunde liegenden Grundkonzepte geschaffen. Um das für den Anwendungsbereich der<br />

universitären Lehre primäre Ziel der Wissensvermittlung zu verdeutlichen, wird ein<br />

Ordnungsrahmen für die relevanten Begriffe und Modelle aus dem Bereich<br />

Wissensmanagement eingegangen und die wesentlichen Merkmale von (Online-)<br />

Communities herausgearbeitet. Im Anschluss daran werden einige Communityware Systems<br />

konkret beschrieben. Am Ende jedes Abschnittes erfolgt das Herstellen eines Bezuges zum<br />

Anwendungsbereich Lehre an Universitäten.<br />

In Kapitel 4 wird zunächst ein Forschungsansatz aus der Lehr- und Lernforschung, der<br />

Design-based Research Ansatzes, im Detail erklärt. Auf Basis dieses wissenschaftlichen<br />

Ansatzes wird ein Grunddesign für den empirischen Teil der Arbeit entwickelt, der aus<br />

mehreren Studien besteht. Diese Studien sind entsprechend des Forschungsansatzes aus<br />

Zyklen aus Design, Evaluation und Re-Design aufgebaut.<br />

Als Basis für den Einsatz von Communityware in der Lehre wird in Kapitel 5 zunächst ein<br />

Modell für die Kommunikation in Communities entwickelt und erklärt. Mittels eines vom<br />

Grunddesign ausgehenden eigenen Designs wird unter Anwendung dieses Modells die erste<br />

empirische Untersuchung konzipiert und anschließend durchgeführt und evaluiert.<br />

Aus den Ergebnissen wird ein Re-Design entwickelt und in Form und im Zuge einer<br />

weiteren Studie evaluiert. Diese zweite Studie wird in Kapitel 6 beschreiben. Ziel der Studie<br />

ist die Evaluierung des Einsatzes von Social Software in der Lehre.<br />

- 21 -


Kapitel 2: Motivation<br />

Die Ergebnisse der ersten beiden empirischen Untersuchungen werden schließlich bewertet<br />

und in Kapitel 7 in ein weiteres Re-Design eingearbeitet. In dieser Studie geht es darum, auf<br />

Basis der Erkenntnisse der ersten Studien eine dritte Studie zu designen, um die<br />

Forschungsfrage hinsichtlich der Zielsetzungen beantworten zu können.<br />

In Kapitel 8 werden die Hauptergebnisse der Arbeit präsentiert, ein Interventionenkatalog<br />

für den Einsatz von Diskussionsforen zur Entlastung von e-Moderatoren und ein Guideline<br />

für den Einsatz von Social Software in der Lehre.<br />

Schließlich werden in Kapitel 9 die Ergebnisse hinsichtlich der angewendeten und<br />

entwickelten Konzepte bewertet sowie die Forschungsfrage beantwortet. Es werden<br />

Einsatzmöglichkeiten für Diskussionsforen in der Lehre beschrieben, sowie die Vor- und<br />

Nachteile eines Einsatzes beleuchtet, bevor Empfehlungen für mögliche Folgestudien<br />

gegeben werden.<br />

Im letzten Abschnitt der Arbeit finden sich ein Glossar mit den wichtigsten Begriffen für<br />

diese Arbeit sowie das Literaturverzeichnis. Im Anhang können die Auswertungen der<br />

einzelnen Studien nachgelesen werden.<br />

In der vorliegenden Arbeit wird versucht, eine geschlechtsneutrale Formulierung zu finden.<br />

An Stellen, an denen dies schwer möglich ist, wird aus Gründen der Einfachheit und<br />

Übersichtlichkeit die männliche Schreibweise stellvertretend auch für die weibliche Form<br />

verwendet.<br />

- 22 -


3 GRUNDKONZEPTE<br />

Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

Im Folgenden werden die wesentlichen Begriffe aus dem Bereich des Wissensmanagement<br />

für den Kontext dieser Arbeit erklärt. Im Anschluss wird erläutert, was genau unter Web 2.0<br />

zu verstehen ist und welche Rolle Social Software in diesem Zusammenhang spielt. Dabei<br />

werden Begriffe zum Bereich Communities definiert und Tools zur Anwendung von<br />

Communityware Systems vorgestellt.<br />

3.1 Wissensmanagement in der Lehre<br />

Man kann Wissen nicht managen,<br />

so wie man Patriotismus,<br />

Liebe oder seine Kinder nicht managen kann.<br />

Aber man kann ein Umfeld schaffen, in dem Wissen gedeiht.<br />

(Larry Prusak, IBM, in einem Interview im April 1988)<br />

Aufgrund der Bedeutung, die der Vermittlung von Wissen in der universitären Lehre<br />

zukommt, ist es Ziel dieses Kapitels, das Thema Wissensmanagement für den<br />

Anwendungsbereich dieser Arbeit, Lehre an Universitäten, einzuführen. Hierfür wird auf die<br />

für den Kontext der Arbeit relevanten Begriffe aus dem Bereich Wissensmanagement<br />

eingegangen, wobei eine Abstützung auf bekannte Definitionen aus der Literatur stattfindet.<br />

Schließlich werden bekannte Wissensmanagement-Modelle hinsichtlich ihrer Bedeutung für<br />

die Lehre auf ihre Anwendbarkeit für die nachfolgende Untersuchung untersucht.<br />

Dabei soll an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass die zwei Bereiche<br />

Wissensmanagement und Lehre bewusst nicht gesondert betrachtet werden, sondern aufgrund<br />

des direkten Zusammenhanges Wissensmanagement in Hinblick seiner Bedeutung für die<br />

Lehre erklärt wird. Aufgrund der Aufgabe von Universitäten neben der Vermittlung von<br />

Wissen sowie der Art und Weise, sich Wissen anzueignen auch auf die Anwendung des<br />

Wissens im Berufsleben vorzubereiten, wird in diesem Abschnitt gegebenenfalls auf die<br />

Bedeutung der einzelnen Bereiche in der Wirtschaft hingewiesen.<br />

Nach Studer ist Wissensmanagement eine „komplexe und interdisziplinäre Aufgabe, von<br />

der neben den technischen vor allem auch organisatorische Bereiche betroffen sind“.<br />

Typische Fragestellungen rund um die Erzeugung, Anwendung, Archivierung und Verteilung<br />

von Wissen erfordern unterschiedliche Ansatzpunkte und Maßnahmen im Hinblick auf<br />

Technologie, Organisation, Personalmanagement sowie Unternehmenskultur (vgl. Studer<br />

2001). Lange Zeit wurde die Bedeutung der IT für die Umsetzung von Wissensmanagement<br />

insbesondere im organisatorischen Bereich überschätzt. Inzwischen hat man aber erkannt,<br />

dass IT alleine zuwenig ist, dass zuerst das Umfeld analysiert werden muss, um abschätzen zu<br />

können, ob überhaupt Bedarf an IT besteht oder nicht nur eine Kaffeeküche eingerichtet<br />

werden muss, um die Kommunikation unter den Mitarbeitern zu fördern. Klaus Tochtermann,<br />

Geschäftsführer der <strong>Know</strong>-<strong>Center</strong> in Graz, definiert Wissensmanagement daher wie folgt:<br />

"<strong>Know</strong>ledge Management deals with knowledge-friendly environments in which knowledge<br />

can develop and flourish to provide individuals or organizations, context sensitive knowledge<br />

- 23 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

and the ability of knowledge workers to apply the knowledge for action" (Tochtermann 2002,<br />

S. 31). Dies soll nicht heißen, dass IT für die Umsetzung von Wissensmanagement keine<br />

Rolle spielt. Im Gegenteil – mittels IT lässt sich relevantes Wissen archivieren und<br />

bedarfsgerecht, das heißt auch einer bewusst gewählten Zielgruppe, zur Verfügung stellen<br />

(vgl. Studer et al. 2001).<br />

Aus denselben wie den genannten Gründen, eignen sich IT Techniken auch zur<br />

Unterstützung der Wissensvermittlung in der Lehre. Auf der einen Seite wird dadurch bereits<br />

in der Ausbildungsphase der Umgang mit Instrumenten erlernt, die auch in der Praxis<br />

eingesetzt werden, auf der anderen Seite kann die Wissensvermittlung wesentlich unterstützt<br />

werden. Allerdings ist hierbei zu beachten, dass es nur durch einen adäquaten Einsatz von IT<br />

auch wirklich zu einer Erleichterung in der Lernzielerreichung kommen kann. Ein Grund,<br />

warum die didaktische Diskussion keine wirklich breite Aufmerksamkeit auf sich zog, liegt<br />

sicher auch darin begründet, dass das Lehren und Lernen als intime Konstellation<br />

wahrgenommen wird, die stärker von der „pädagogischen Situation“ abhängig ist als von<br />

einer detaillierten Planung (vgl. Rinn et al. 2004, S. 7).<br />

Um ein allgemeines Verständnis für Wissensmanagement aufzubauen, muss zunächst der<br />

Begriff Wissen deutlich abgegrenzt werden.<br />

3.1.1 Wissen<br />

- 24 -<br />

„Heutzutage besteht das Wissen hauptsächlich<br />

in der Kenntnis der besten Nachschlagewerke.“<br />

(Albereto Moravia, italienischer Schriftsteller)<br />

Wissen hat sich zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor etabliert und gilt damit als<br />

strategische Ressource für die Wettbewerbsfähigkeit. Wissen trägt einen entscheidenden<br />

Anteil am Wertschöpfungsprozess heutiger Organisationen. Umso bedeutender ist es, bereits<br />

in der Ausbildung diesen Aspekt einzubeziehen und besonders zur Generierung von Wissen<br />

in einem möglichst praxisrelevanten Umfeld beizutragen.<br />

Fest steht, dass man „Wissen nicht managen kann, aber man kann Umgebungen schaffen,<br />

in denen Wissen sich entwickelt und gedeiht“ (Prusak, Cambridge, Massachusetts, USA). Es<br />

ist lediglich möglich, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen, die Mitarbeiter bzw.<br />

im universitären Rahmen die Studierenden dazu zu motivieren, ihr Wissen zu teilen.<br />

Die Professoren Takeuchi und Nonaka unterscheiden in ihrem Buch The <strong>Know</strong>ledge-<br />

Creating Company (Nonaka 1995) zwischen explizitem und implizitem Wissen (Nonaka<br />

1997). Sie greifen dabei auf die Theorie von Polany (Polany 1958) zurück, der in seinem<br />

Buch „Personal <strong>Know</strong>ledge“ (Polany 1974) als erster über das Konzept vom impliziten und<br />

expliziten Wissen schrieb. Demnach ist explizites Wissen kodifizierbar und kann in formale,<br />

systematische Sprache übertragen werden. Implizites (tacites) Wissen ist demgegenüber<br />

intuitiv, kontextspezifisch und daher kaum übertragbar und kodifizierbar. Die Schaffung von<br />

neuem Wissen liegt in der Umwandlung von implizitem in explizites Wissen mittels<br />

Analogien, Metaphern und Modellen. Takeuchi und Nonaka bezeichnen diesen Prozess als<br />

Externalisierung.


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

Aufbauend auf dem beschriebenen Modell von Takeuchi und Nonaka gibt Schwaninger<br />

(Schwaninger 2000) folgende Spezifikation an: „Explizites Wissen umfasst Inhalte, die<br />

aufgrund bereits getroffener Unterscheidungen (Distinktionen) und durch Auswahlvorgänge<br />

(Selektionen) zustande gekommen sind. Implizites Wissen besteht in der Fähigkeit,<br />

Distinktionen und Selektionen, weitgehend intuitiv, laufend zu treffen sowie diese in<br />

praktische Handlungen umzusetzen.“<br />

Abbildung 5: Eisberg<br />

Analog dem Bild vom Eisberg im Wasser geht man davon aus, dass explizites Wissen nur<br />

einen kleinen Teil des in einer Organisation vorhandenen Wissens darstellt. Der größere,<br />

unsichtbare Teil wird im impliziten Wissen vermutet. Allerdings bieten die Autoren in diesem<br />

Modell wenig Ansatzpunkte, um implizites und explizites Wissen zu managen. Infolgedessen<br />

haben sie die Wissensspirale entwickelt, um den Prozess der Wissensschaffung darzustellen,<br />

der im Unternehmen zu Innovation führt (siehe Kap. 3.1.5 Modelle für den Wissenstransfer<br />

und -austausch).<br />

3.1.2 Wissenstransfer<br />

In der Literatur werden die Begriffe Wissenstransfer (Tsai 2001) und Wissensaustausch<br />

(Berends 2004) oft nicht scharf voneinander getrennt. Weitere Begriffe, die in diesem<br />

Zusammenhang verwendet werden sind Wissensausbreitung (Diffusion) (Cowan 2004),<br />

Wissensverbreitung (Dissemination) (Song 2003), Wissensverteilung (Distribution) (Carley<br />

2002) und Wissensfluss (Dervisoglua 2004). Für den Kontext dieser Arbeit sollen nur die<br />

Begriffe Wissenstransfer und -austausch klar voneinander getrennt werden.<br />

Eine Methode zum Wissenstransfer ist das aus Japan stammende Modell des „sempai<br />

kohei“. Hierbei lernen die rangniedrigeren Schüler (kohei) alles für ihre Ausbildung<br />

erforderliche Wissen von den älteren Schülern (sempai), die ihren Status durch ernsthafte und<br />

vorbildliche Haltung vertreten. Dieses Prinzip lässt sich allerdings nicht eins-zu-eins auf den<br />

mitteleuropäischen Raum übertragen, weil die kulturellen Unterschiede hier zu hoch sind.<br />

Gefahren bestehen bei diesem Ansatz auch darin, dass Wissen nicht hinterfragt, sondern<br />

einfach übernommen wird (vgl. Romhardt 1998, S. 216-218).<br />

Ähnlich verhält es sich mit den so genannten „lessons learned“. Erfahrungsberichte<br />

vornehmlich aus Projekten werden herangezogen, um auf diese Art gegenwärtige Probleme<br />

zu lösen. Der Nachteil dieser Form des Wissenstransfers liegt darin, dass einerseits<br />

Erfahrungsberichte meist aus Zeitmangel nicht vollständig sind (vgl. Romhardt 1998, S. 271-<br />

- 25 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

273), andererseits die Situationen nicht immer identisch sind und mit vergangenen Situationen<br />

verglichen werden können. Aufgrund der permanenten Weiterentwicklung von Wissen durch<br />

wissenschaftliche Forschung ist auch insbesondere die Bedeutung der lessions learned für den<br />

Bildungsbereich äußerst fraglich. Es soll daher ein allgemeines Verständnis für<br />

Wissenstransfer aufgebaut werden.<br />

Wissenstransfer befasst sich mit „technologischen, betriebswirtschaftlichen,<br />

sozialwissenschaftlichen und gestalterischen Inhalten“ der Kommunikation. Unter<br />

Wissenstransfer wird neben dem direkten Transfer von „Wissen zwischen Mitarbeitern eines<br />

Unternehmens die Überführung von computerisiertem Wissen aus dem<br />

Unternehmensgedächtnis zu den Mitarbeitern verstanden“ (Studer 2001), d.h. die idealer<br />

Weise vollständig computerisierte Abbildung von Mitarbeiterwissen in einem Unternehmen<br />

(vgl. Tochtermann 2000),<br />

Die Definition von Peinl (vgl. Peinl 2006, S. 3) für Wissensaustausch entspricht dem<br />

Verständnis von Wissenstransfer in dieser Arbeit:<br />

Peinl definiert Wissensaustausch als den Prozess einer Person (Quelle), (1) die sich<br />

entscheidet, Wissen auszutauschen, (2) sich an einen speziellen Teil des erforderlichen<br />

Wissens erinnert, (3) es als Information über ein Medium ausdrückt (4) und direkt oder<br />

indirekt an eine andere Person (Empfänger) transferiert, (5) die die Information wahrnimmt<br />

und (6) in dem gegebenen Kontext interpretiert, so dass das Wissen rekonstruiert wird und in<br />

die Wissensbasis der Person integriert wird. Der letzte Schritt ist (7) die Evaluierung des neu<br />

akquirierten Wissens durch den Empfänger (Abb. 6).<br />

Abbildung 6: Modell für Wissenstransfer (vgl. Peinl 2006)<br />

Peinl orientiert sich bei diesem Modell für Wissensaustausch an Maier (Maier 2004, S.<br />

68f.) und die an Personen gebundene Wissensdefinition, die zu Wissensaustausch als ein<br />

Austausch von Information führt, um Wissen zu erzielen (Boer 2002, S. 2). Siehe auch die<br />

Modelle von Meredith (Meredith 2000, S. 5ff) und Nissen (Nissen 2002, S. 253f.).<br />

Unter Wissenstransfer wird demnach die unidirektionale (einseitige)<br />

Wissensübermittlung verstanden, also der Wissensfluss in eine Richtung von einem Sender<br />

zu einem Empfänger, der das Wissen aufnimmt. Für einen Wissenstransfer ist es nicht<br />

notwendig, dass es eine Reaktion auf die Nachricht gibt. Ein Beispiel für Wissenstransfer ist<br />

der unidirektionale Wissensübermittlung vom Vortragenden zu den Studierenden, indem über<br />

- 26 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

ein Lernportal Vorlesungsfolien oder weiteres Online-Kursmaterial elektronisch bereitgestellt<br />

werden, da die Leser nicht mit dem Vortragenden direkt kommunizieren und der Vortragende<br />

keine Rückmeldung über die Aufnahme des Wissens erhält.<br />

Speziell angewendet auf den universitären Bereich kann Wissenstransfer von einem<br />

Lehrenden zu einem oder mehreren Studierenden erfolgen, von einem oder mehreren<br />

Studierenden zu einem oder mehreren Studierenden oder von einem oder mehreren<br />

Studierenden zum Lehrenden und dies sowohl direkt als auch über Artefakte. Der<br />

Wissenstransfer kann stets persönlich oder elektronisch stattfinden. Die Methode zur<br />

Vermittlung von Wissen muss einerseits abgestimmt sein auf die Komplexität und<br />

Vermittelbarkeit des Stoffes, andererseits auf die Fähigkeiten und Präferenzen der Lernenden<br />

(Zürcher 2003, S. 77).<br />

Arten von Wissenstransfer<br />

Wissenstransfer kann auf unterschiedlichste Arten erfolgen – direkt und indirekt über<br />

Artefakte, implizit und explizit, persönlich und elektronisch, synchron und asychron,<br />

verpflichtend oder freiwillig sowie selbst- oder fremdgesteuert (vgl. Dösinger et al. 2006):<br />

· Direkter versus artefaktbasierter Wissenstransfer<br />

· Impliziter versus expliziter Wissenstransfer<br />

· Technologiegestützter versus face-to-face Wissenstransfer<br />

· Synchroner versus asynchroner Wissenstransfer<br />

· Verpflichtender versus freiwilliger Wissenstransfer<br />

· Selbstorganisierter versus fremdorganisierter Wissenstransfer<br />

Wissenstransfer kann zunächst einmal direkt oder indirekt erfolgen. Der direkte<br />

Wissenstransfer zwischen Wissenssender und -empfänger findet persönlich, das heißt Faceto-Face<br />

statt. Wie im Modell nach Peinl ist ein gemeinsames Kontextwissen (z.B.<br />

Ausbildung, Erfahrung, Kultur etc.)Voraussetzung, dass der Sender beim Empfänger durch<br />

den Transfer Wissen induzieren kann. Bei indirektem Wissenstransfer treten Wissenssender<br />

und -empfänger unter Zuhilfenahme eines (technischen) Artefakts wie z.B. Brief, Telefon, e-<br />

Mail, Videokonferenz etc.) in Beziehung.<br />

In Tabelle 1 erfolgt eine Gegenüberstellung der Wissenstransfermöglichkeiten beim<br />

direkten und indirekten Wissenstransfer sowie die jeweiligen Vor- und Nachteile (vgl.<br />

Tuppinger 2003, S. 46):<br />

- 27 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

Tabelle 1: Gegenüberstellung von direktem und indirektem Wissenstransfer (Tuppinger 2003)<br />

Wissenstransfer wird in zwei Kategorien aufgeteilt: Impliziter Wissenstransfer geschieht<br />

durch Kommunikation zwischen Personen in informellen Gesprächen oder im training-on-thejob.<br />

Während impliziter Wissenstransfer bei jeder Face-to-Face Wissensübermittlung<br />

stattfindet, durch Interpretation der Gestik, Mimik des Gegenübers etc., erfahren bei<br />

explizitem Wissenstransfer (nachrichtenbasierte Kommunikation) alle Beteiligten explizit,<br />

dass jetzt der Wissenstransfer stattfindet (z.B. in einem Forum). Mittels dieser<br />

Externalisierung von Wissen (Wissen wird zu Papier gebracht) und Internalisierung (das<br />

Handbuch, die Dokumentation oder ähnliches wird gelesen und verstanden) erreicht man<br />

einen expliziten Wissenstransfer. Ein wesentlicher Aspekt dabei ist das Phänomen, dass der<br />

Wissenstransfer, wenn er in expliziter (schriftlicher) Form stattfindet, parallel dazu den<br />

Aufbau von Wissensbeständen ermöglicht, die auch von allen anderen Communities oder<br />

Personen im organisationsübergreifenden Netzwerk mitgenutzt werden können. Vor der<br />

Vermittlung von Wissen muss stets geprüft werden, welche dieser beiden Transfermethoden<br />

gewählt werden soll.<br />

Nach dem zeitlichen Aspekt kann eine weitere Unterscheidung in synchronen und<br />

asynchronen Wissenstransfer getroffen werden. Bei synchronem Wissenstransfer erfolgt eine<br />

enge zeitliche Kopplung von Sende- und Empfangsereignissen, während bei asynchronem<br />

Wissenstransfer diese Kopplung nicht stattfindet. Der Wissenstransfer über hypertextbasierten<br />

Systeme erfolgt in der Regel asynchron. Der Sender stellt mittels eines push zu einem<br />

Zeitpunkt t Informationen auf einem Server bereit, die der Empfänger zu einem nicht<br />

vorhersagbaren Zeitpunkt t+n mit einem pull abruft und zugestellt bekommt. In der Regel<br />

wird es sich auch nicht um einen einzigen Empfänger handeln, sondern um eine Menge von<br />

Empfängern (vgl. Tochtermann 1996, S. 313 - 327).<br />

Beispiele: Beim asynchronen und synchronen Wissenstransfer unterscheidet man<br />

beispielsweise den asynchronen (computervermittelten) Wissenstransfer wie das WWW,<br />

Newsgroups, E-Mail, Diskussionsforen und Blogs. Daneben unterscheidet man beim<br />

synchronen Wissenstransfer den Wissenstransfer Face-to-Face und den sychronen<br />

(computervermittelten) Wissenstransfer wie z.B. MUD: Multi-user domains, Video-<br />

Konferenzen, Instant Messaging, Chat und Whiteboard.<br />

- 28 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

Daneben sollen speziell für den Kontext dieser Arbeit, die universitäre Lehre, noch der<br />

freiwillige und der verpflichtende Wissenstransfer unterschieden werden. Während der<br />

Wissenstransfer in Social Software Systemen wie Blogs und Wikis freiwillig erfolgt, werden<br />

die Studierenden im Rahmen einer Lehrveranstaltung meist dazu verpflichtet, in Foren<br />

mitzudiskutieren. Dies muss kein Hindernis für eine spannende Diskussion sein, man sollte<br />

sich aber bewusst sein, dass die Hintergrundmotivation für diese Form der Kommunikation<br />

nicht immer uneingeschränktes Interesse aller Beteiligten ist.<br />

Eine weitere Unterscheidung für den Anwendungsbereich erfolgt in selbstorganisierten<br />

versus fremdorgansierten Wissenstransfer. Ähnlich wie beim freiwilligen Wissenstransfer<br />

erfolgt der selbstorgansierte Wissenstransfer ohne notwendige Maßnahmen von außen. Beim<br />

fremdorgansierten Wissenstranfer hingegen, werden Eingriffe von z.B. e-Moderatoren als<br />

notwendig für eine kontinuierliche Diskussion erachtet.<br />

Barrieren beim Wissenstransfer<br />

Um Wissenstransfer systematisch strukturieren zu können, bieten sich bewährte Konzepte<br />

aus der Organisationstheorie (Aufbauorganisation, Ablauforganisation, Koordination,<br />

Motivation und technische Infrastruktur, wie Informations- und Kommunikationssystem (vgl.<br />

Frese 1995). Ein Problem beim Wissenstransfer sind jene äußeren Faktoren, die verhindern,<br />

dass Beteiligte das erforderliche Wissen auch tatsächlich bekommen. Studien und<br />

Erfahrungsberichte über besondere Herausforderungen bzw. Barrieren des Wissensaustauschs<br />

liefern ebenfalls wertvolle Erkenntnisse über zu berücksichtigende Einflussfaktoren und<br />

Maßnahmen. Siehe z.B. Heppner (Heppner 1997, S. 187ff.); Romhardt (Romhardt 1998, S.<br />

200ff.); Szulanski (Szulanski 1994). Insbesondere mangelndes Vertrauen in das Wissen,<br />

fehlende Motivation bei Sender und Empfänger oder kognitive Differenzen gelten als zu<br />

überwindende Barrieren des Wissenstransfers, aber auch mangelnde Funktionalität der<br />

verwendeten Software, die als Unterstützung des Wissenstransfers dienen sollte. All dies<br />

muss natürlich in der universitären Lehre Berücksichtigung finden.<br />

Gründe, weshalb an dieser Stelle auf die Barrieren beim Wissenstransfer eingegangen<br />

wird, ist einerseits die Tatsache, dass gerade im universitären Bereich dem gegenseitigen<br />

Austausch von Wissen elementare Bedeutung zukommt und daher Wege gefunden werden<br />

sollen, um dies bestmöglich zu gewährleisten und Störfaktoren zu minimieren. Dafür ist es<br />

unbedingt erforderlich, mögliche Barrieren zu kennen, um ihnen entgegenwirken zu können.<br />

Nach Bendt (vgl. Bendt 2000) treten Barrieren für den Wissenstransfer beim zu<br />

transferierenden Wissen auf (schwer explizit zu machen, Überzeugung der Nützlichkeit etc.),<br />

beim Sender (mangelnde Teilungsbereitschaft aus Angst vor Machtverlust, etc.) bzw. beim<br />

Empfänger des Wissens (mangelnde Aufnahmebereitschaft aus Angst vor Neuem,<br />

Überlegenheitsdenken etc.) und im Kontext des Wissenstransfers (Ressourcenmangel,<br />

fehlende Transparenz etc.) (Abb. 7):<br />

- 29 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

Abbildung 7: Barrieren des Wissenstransfers (angelehnt an Bendt 2000)<br />

Darüber hinaus überträgt Pipek (vgl. Pipek et al. 2000) diese Barrieren auf den<br />

Wissenstransfer über Communityware Systems, auf die hier kurz eingegangen werden soll:<br />

· Räumliche Verteiltheit der Teammitglieder<br />

Durch die räumliche Verteilung der Teammitglieder fehlt oft das nötige Vertrauen<br />

untereinander, um Wissen auszutauschen. Gründe hierfür sind der Mangel an Zeit, sich<br />

kennen zu lernen sowie das gemeinsame Umfeld.<br />

· Hauptsächlich textbasierter indirekter Wissenstransfer<br />

Aufgrund der Tatsache, dass Videoübertragungen nach wie vor die Face-to-Face<br />

Kommunikation nicht ersetzen können, wird bei größeren Distanzen textbasierte, indirekte<br />

Übertragung vorgezogen. Das Problem bei dieser Form des Wissenstransfers besteht<br />

ebenfalls im Fehlen eines gemeinsamen Kontextes, der zu Fehlinterpretationen führen<br />

kann.<br />

· Heterogenität des Umfeldes der Teammitglieder<br />

Aufgrund kultureller, sozialer und organisatorischer Unterschiede steigt das Potenzial zur<br />

Entstehung von Konflikten oder Missverständnissen. Dies kann beim Wissenssender oder<br />

-empfänger zu Barrieren beim Wissenstransfer führen.<br />

· Autonomie der Teammitglieder<br />

Ebenfalls aufgrund der geografischen Verteiltheit der Mitglieder, besitzen diese eine<br />

größere Spannweite an Autonomie, wodurch sich andere Führungsmechanismen ergeben<br />

können als bei der bisherigen Zusammenarbeit.<br />

An dieser Stelle wird ausschließlich von Wissenstransfer gesprochen, die genannten<br />

Barrieren können ebenfalls beim Wissensaustausch auftreten.<br />

- 30 -


3.1.3 Wissensaustausch<br />

Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

Über geteiltes Wissen liest man erstmals bei Hayek im Zusammenhang mit dem Preissystem<br />

(Hayek 1945, 1952/1976, S. 117). „…Mit seiner Hilfe wurde nicht nur die Teilung der Arbeit<br />

möglich, sondern auch eine koordinierte Verwendung der Produktionsmittel, die sich auf<br />

ebenso geteiltes Wissen gründet.“ Mitte der sechziger Jahre verwendet Hayek dafür einen von<br />

Ludwig von Mises (1940/1980, S. 224-227) her geläufigen Begriff zum Umgang von Wissen<br />

(Hayek 1967). „Die Menschheit hat … in Form der Katallaxie eine Methode entwickelt,<br />

durch die der Einzelne von dem Wissen anderer so informiert wird, dass er es nutzen kann.“<br />

(in Hoppmann 1999, S. 141). Heute ist man einige Schritte weiter, da durch die Möglichkeit<br />

der Digitalisierung der Kommunikation nicht nur Raum und Zeit kaum eine Rolle spielen<br />

sondern auch die Anzahl der Empfänger beliebig gewählt werden kann.<br />

Nach Ernst Helmstädter (Helmstädter 1997) (volkswirtschaftliche Sicht) ist Wissensteilung<br />

jener interaktive Prozess, der „durch Spezialisierung neues Wissen erschließt, über<br />

Wettbewerb und Kooperation die gesellschaftliche Nutzung des verstreuten Wissens<br />

ermöglicht und durch die Kompetenz der Agenten die Ausbreitung des Wissens“ zustande<br />

bringt. Geteiltes Wissen ist je nach der Anzahl der Beteiligten vervielfachtes Wissen. Im<br />

Englischen wird hier von „sharing of knowledge“ gesprochen, das für diese Arbeit mit<br />

Wissensaustausch übersetzt wird.<br />

Peinls Wissensaustauschmodell wurde bereits in 3.1.2 Wissenstransfer beschrieben, da im<br />

Kontext dieser Arbeit der Definition von Wissenstransfer entspricht. Für die Definition des<br />

Begriffes Wissensaustausch wird das Modell erweitert, um den Faktor der Rückmeldung, die<br />

nach der hier vertretenen Ansicht das Wesen des Wissensaustausches ausmacht (Abb. 8):<br />

�<br />

Abbildung 8: Wissensaustausch (angelehnt an Peinl 2006)<br />

- 31 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

Bei der Definition von Wissensaustausch wird der Aspekt des Empfängers noch stärker<br />

betont. Wissensaustausch liegt dann auch vor, wenn der Sender einer Nachricht nach einer<br />

gewissen Zeit zum Empfänger einer Nachricht wird, die zum Teil eine Reaktion auf seine<br />

eigene Nachricht ist, d.h. Teile der ursprünglichen Nachricht beinhaltet bzw. sich darauf<br />

bezieht. Auf diese Art und Weise findet ein bidirektionaler (zweiseitiger) Wissenstransfer<br />

statt. Das Wissen fließt somit in beide Richtungen.<br />

3.1.4 Wissensträger und Wissenstransfer-Medium<br />

Menschen beurteilen die ihnen vermittelten Informationen und Wissensinhalte in<br />

beachtlichem Maße danach, wer sie vermittelt – d.h. Wissen wird als immaterieller Wert erst<br />

in Verbindung mit einem Wissensträger zugänglich. Gemäß der Wissensdefinition von<br />

Amelingmeyer (Amelingmeyer 2000) kommen als Wissensträger neben Personen auch<br />

physikalische Medien wie Bücher und elektronische Medien in Betracht:<br />

Seifried (vgl. Seifried et al. 2000, S. 27) verwendet dafür die Begriffe Personen, Objekte<br />

oder Systeme, die in der Lage sind Wissen zu speichern und zu repräsentieren. Dabei werden<br />

an die verschiedenen Wissensträger unterschiedliche Anforderungen gestellt (Tab.2):<br />

Wissen Internes Wissen Externes Wissen<br />

Implizites Wissen Unternehmenskultur<br />

Experten und Mitarbeiter<br />

Software und Systeme<br />

Explizites Wissen Dokumentationen<br />

Datenbanken<br />

Berichte<br />

Tabelle 2: Beispiele für Wissensträger<br />

- 32 -<br />

Geschäftspartner<br />

Bildungseinrichtungen<br />

Beratungen<br />

Publikationen, Bibliotheken<br />

Externe Datenbanken<br />

Internet<br />

In der Tabelle werden Beispiele für Wissensträger genannt, unterteilt in implizites und<br />

explizites Wissen und je nach Anwendungsbereich dem internen oder externen Bereich<br />

zugeordnet. Die Beispiele aus Tabelle 2 decken sich zum Großteil mit den Wissensträgern,<br />

die an Universitäten zu finden sind. Auch Universitäten haben unterschiedliche Kulturen,<br />

anstelle von Geschäftspartnern kommen hier zum Beispiel Gastprofessoren oder externe<br />

Lektoren in Frage.<br />

Wichtigster und gleichzeitig risikoreichster Wissensträger ist der Mensch selbst: Als<br />

einziger ist er in der Lage, aus Daten und Informationen Wissen zu generieren, dieses zu<br />

neuem Wissen zu kombinieren und auf unterschiedlichste Anwendungssituationen zu<br />

übertragen. Gleichzeitig kann er als einziger einen selektiven Umgang mit Wissen pflegen,<br />

d.h. gezielt entscheiden, wann und wo er welches Wissen zur Verfügung stellt bzw.<br />

zurückhält (vgl. Büchi et al. 2005).


Wissenstransfer-Medium<br />

Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

Medien sind nach einer sehr allgemeinen Definition „Mittel zur Darstellung oder<br />

Verbreitung von Informationen“. In der Lehre werden Medien als Kommunikationsmittel für<br />

Lehr-Lern-Prozessen bezeichnet, die vermittelnde Aufgaben übernehmen. Sie unterstützen die<br />

Lehre und sollen Lerneffekte verbessern. Der Einsatz von Medien in der Lehre soll didaktisch<br />

begründet und gerechtfertigt sein (vgl. Riedl 2004, S. 137). Wissenstransfer-Medien sind<br />

Kommunikationsmittel zum Austausch und zur Verbreitung von Wissen in Gruppen (vgl.<br />

Schmid 2000 zitiert nach Seifried et al. 2000, S. 15).<br />

Für den Einsatz von Wissenstransfer-Medien in der Lehre sprechen folgende<br />

Untersuchungsergebnisse: menschliches Lernen vollzieht sich in der Regel in etwa über 11%<br />

durch Hören und 83% durch Sehen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung ergeben, dass<br />

sprachliche Informationen zusätzlich mit visuellen Reizen angereichert werden sollen, um<br />

Vergessen zu verringern (vgl. Riedl 2004, S. 137). Aufgaben von Wissenstransfer-Medien in<br />

Lehr-Lern-Prozessen hängen in erster Linie von kontext- und situationsbezogenen Faktoren<br />

ab, die besonders im Bildungsbereich eine große Rolle spielen. Sie dienen generell zur<br />

Information, Motivation und Unterstützung des Lehrens, zur Förderung des Lernens,<br />

Anregung von Lernprozessen und zur Kontrolle von Lernergebnissen (Riedl 2004, S. 138).<br />

Nach Reichwald muss man für die Auswahl der Art, in der ein Wissenstransfer stattfinden<br />

soll, drei voneinander abhängigen Faktoren berücksichtigen (vgl. Reichwald et al. 1998, S.<br />

55ff.):<br />

· Objektive Eigenschaften des Mediums (Media-Richness-Theorie)<br />

· Persönlicher Arbeitsstil und Kommunikationspräferenzen (Theorie der subjektiven<br />

Medienakzeptanz)<br />

· Akzeptanz des Mediums im Umfeld der Teammitglieder (Sozial-Influence-Ansatz)<br />

Abbildung 8: Komplexität der Aufgabe und Wissenstransfer-Medium (vgl. Reichwald et al. 1998)<br />

- 33 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

Nach der Media-Richness-Theorie wird die Auswahlentscheidung für die Transferart bzw.<br />

das Medium nach der Komplexität der Aufgabe getroffen. Je nach Höhe des<br />

Komplexitätsgrades der Aufgabe bedarf es bei hohem Komplexitätsgrad (schlecht<br />

strukturierte, unsichere Aufgaben, für deren Verständnis viel Wissen und Kontext notwendig<br />

ist) eines Mediums, „das sich durch die Möglichkeit eines unmittelbaren Feedbacks, eines<br />

breiten Spektrums an Ausdrucksmöglichkeiten und eines hohen Personalisierungsgrades<br />

auszeichnet (z.B. Face-to-Face-Kommunikation im Rahmen einer Lehrveranstaltung)“<br />

(Reichwald et al. 1998). Für einen erfolgreichen Wissenstransfer muss das Medium an die<br />

Situation bzw. die Aufgabe angepasst werden, da die Gefahr besteht, Nebensächlichkeiten zu<br />

vermittelt, die den Prozess behindern könnten (Abb. 8). Nach der Theorie der subjektiven<br />

Medienakzeptanz liegt der Grund für die Auswahl des Wissenstransfer-Mediums in<br />

persönlichen Präferenzen und Nutzenannahmen sowie der Bedienerkompetenz. Der Sozial-<br />

Influence-Ansatz wiederum sieht das soziale Umfeld bzw. die Unternehmenskultur als<br />

ausschlaggebend für die Wahl des Mediums (vgl. Reichenwald et al. 1998).<br />

Keinen Eingang in diese Betrachtungen von Reichwald et al. finden Communityware<br />

Systems wie Diskussionsforen, Wikis, Blogs etc. (Kap. 3.2.3). Sie wären in der Grafik<br />

zwischen Telefax und der Computerkonferenz angesiedelt.<br />

Inwiefern das Internet an sich als Wissenstransfer-Medium zu beurteilen ist, lässt sich<br />

nicht eindeutig beantworten, da hier in der Literatur unterschiedliche Meinungen vorliegen.<br />

Während einige Autoren das Internet als Medium computervermittelter Kommunikation<br />

anerkennen, sehen andere es lediglich als Technik für Vernetzung und Datenübertragung, die<br />

der virtuellen Kommunikation zugrunde liegt. Tatsache ist, dass Wissen übermittelt, abgelegt<br />

und bei Bedarf abgerufen werden kann.<br />

3.1.5 Modelle für den Wissenstransfer und -austausch<br />

Im folgenden Kapitel wird ein Überblick über vorhandene Wissensmanagement-Modelle<br />

gegeben, wobei der Fokus auf einer genauen Betrachtung der Bezüge zu Wissenstransfer,<br />

-austausch oder -verteilung liegt.<br />

In der Literatur findet man viele Theorien und Modelle zum Thema Wissensmanagement.<br />

Der Begriff <strong>Know</strong>ledge Management wurde erstmals 1976 von dem Amerikaner Rickson als<br />

verwendet. Seit diesem Zeitpunkt wurde dieses Thema in viele Bereiche sowohl<br />

wirtschaftlich als auch wissenschaftlich eingegliedert, dem Bildungswesen, der Informatik,<br />

Soziologie, Wirtschaft, etc. Mit dem Thema Wissensmanagement setzen sich viele Forscher<br />

auseinander: Lernende Organisation (Wiegand, Argyris/Schön, Neumann),<br />

Innovationsforschung (Nonaka, Schmid), Organisational Memory (Lehner), systemische<br />

Konzepte (Güldenberg, Willke, Baecker, von Krogh) sowie managementorientierte<br />

Handlungsmodellen (Schütt, Pfeffer, Probst, North, Soukup).<br />

Die bekanntesten Wissensmanagementmodelle sind die Wissensbausteine nach Probst<br />

(Probst 1999) und das Modell von Takeuchi und Nonaka (Nonaka 1997). Im Folgenden sollen<br />

diese und noch weitere Modelle kurz angeführt werden und hinsichtlich ihres Bezuges zu<br />

Wissenstransfer und -austausch in der Lehre analysiert werden.<br />

- 34 -


Wissensbausteine (Probst)<br />

Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

Probst, Raub & Romhardt (Probst et al. 1999) gehen in ihrem Modell der<br />

Wissensbausteine davon aus, das zwei Ebenen zu unterscheiden sind. Die strategische Ebene<br />

bezeichnet dabei die Wissenszeile und die Wissensbewertung, dagegen befasst sich die<br />

operative Ebene mit Wissensidentifikation, -erwerb, -entwicklung, -(ver)teilung, -nutzen und<br />

-speicherung (Abb. 9).<br />

Abbildung 9: Wissensmanagementmodell nach Probst (Probst et al. 1999)<br />

Dieses mechanistische Bild vom Wissenskreislauf dient dazu, die einzelnen Bereiche des<br />

Wissensmanagements systematischer zu erfassen. Wissensprozesse laufen in Realität nicht<br />

einzeln und isoliert voneinander ab, sondern sind vielmehr das Resultat verschiedenster<br />

Interaktionen, die auch zeitlich und örtlich gleichzeitig ablaufen können.<br />

Die Wissens(ver)teilung dient in diesem Modell dazu, vorhandenes Wissen der gesamten<br />

Organisation zur Verfügung zu stellen. Probst bezieht sich in seinem Modell auf die<br />

Verteilung von Wissen, die durch Austausch zwischen Individuen erfolgt (Probst 1998, S.53,<br />

222) innerhalb der Organisation gemäß einem Kreislaufmodell. Die Aussage: Niemand kann<br />

alles wissen, also: wer muss was wissen und in welchem Umfang, damit das benötige Wissen<br />

an den richtigen Ort gebracht wird, ist gerade in einem großen, multinationalen Konzern<br />

aufgrund der geographischen Verteilung der Betriebsstätten essentiell (Mödritscher 2002).<br />

Bezogen auf Universitäten entfällt der geografische Faktor (ausgenommen Fernuniversitäten),<br />

dennoch ist zu überlegen, in welcher Form eine Wissensverteilung an der Universität<br />

vorgenommen werden kann. Ein wesentlicher, wenn auch paradoxer Unterschied zur<br />

Wissens(ver)teilung in Unternehmen liegt zum einen in der Freiwilligkeit der Teilnahme<br />

(Auswahl des Studiums, der Lehrveranstaltungen) andererseits in der Verpflichtung der<br />

Teilnahme (Bewertung).<br />

- 35 -


Wissensspirale (Nonaka, Takeuchi)<br />

Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

Das Modell der Wissensschaffung geht auf Nonaka und Takeuchi zurück. Wie eingangs<br />

erwähnt unterscheiden die beiden Autoren zwischen implizitem und explizitem Wissen (s.<br />

Kap. 2.1.1). Die Trennung zwischen diesen beiden Perspektiven von Wissen macht den<br />

Unterschied zwischen westlichem und japanischem Verständnis von Wissen. Während<br />

explizites Wissen am Computer editiert, weitergegeben und gespeichert werden kann, muss<br />

implizites Wissen erst expliziert werden, d.h. in allgemein verständliche Worte oder Zahlen<br />

umgewandelt werden. Und genau im Prozess dieser Umwandlung wird Wissen geschaffen<br />

(vgl. Nonaka 1997, S. 19). „Eine echte Innovation ergibt sich erst, wenn implizites und<br />

explizites Wissen zusammenwirken“ (Nonaka 1997, S. 84-85).<br />

Die Wissensspirale ist eine grafische (dreidimensionale) Beschreibung, wie der komplexe<br />

Prozess der Wissensschaffung im Unternehmen zu Innovation führt (Abb. 10).<br />

Abbildung 10: Wissenspirale (Nonaka 1997)<br />

Die vier Formen der Wissensumwandlung nach Nonaka und Takeuchi sind die<br />

Sozialisation (von implizitem zu implizitem Wissen), die Externalisierung (von implizitem zu<br />

explizitem Wissen), die Kombination (von explizitem zu explizitem Wissen) und die<br />

Internalisierung (von explizitem zu implizitem Wissen). Organisationale Wissensentwicklung<br />

wird erreicht, indem das Wissen durch Sozialisation den anderen zugänglich gemacht wird.<br />

Damit beginnt der Prozess wieder von vorne.<br />

Jeder neue Phase beruht auf dem in den vorausgegangenen Phasen entstandenen<br />

Wissensgewinn („double-loop-learning“).<br />

- 36 -


Wissenshandel (Davenport, Prusak)<br />

Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

Nach Davenport und Prusak (Davenport 1999) wird Wissen wie andere Güter gehandelt,<br />

getauscht, gekauft, verkauft, gehortet, gefunden, erzeugt etc. Davenport und Prusak führen<br />

weiter aus, dass es auf jedem Markt auch ein entsprechendes Preissystem gibt und sich der<br />

Preis, den man bereit wäre für Wissen zu bezahlen nach folgenden Kriterien richtet (Abb. 11):<br />

Abbildung 11: Der Wissensmarkt (Elemente nach Davenport 1999)<br />

Die bestimmenden Akteure am Wissensmarkt sind der Wissensverkäufer, -käufer und<br />

-makler. Das Preissystem ist gekennzeichnet durch das Prinzip der Selbstlosigkeit, das Prinzip<br />

der Gegenseitigkeit und das Prinzip des Ansehens. Die Unternehmenskultur, definiert als<br />

Klima des Vertrauens, den Wissensmarkt.<br />

Prinzip der Gegenseitigkeit: Die „Verkäufer“ von Wissen könnten an der Universität die<br />

Studierenden einer Lehrveranstaltung sein, die bereit sind ihr Wissen preiszugeben. Der<br />

Nutzen liegt darin, dass die Mitglieder der Community langfristig von dem zur Verfügung<br />

gestellten Wissens profitieren und davon ausgehen können, dass kein Verlust durch unnötig<br />

aufgewendete Zeit besteht, indem Anfragen nicht beantwortet werden.<br />

Prinzip des Ansehens: Studierende, die regelmäßig ihr Wissen zur Verfügung stellen,<br />

könnten dies auch aus Prestigegründen tun. Längerfristig gesehen, können sie einen<br />

wesentlichen Beitrag zu ihrer Sichtbarkeit leisten, eventuelle Publikation vorstellen und durch<br />

diese „Selbstwerbung“ auf sich aufmerksam machen und eventuell sogar über einen Auftrag<br />

materiellen Gewinn lukrieren.<br />

Prinzip der Selbstlosigkeit: Hinter dem Prinzip der Selbstlosigkeit steht eine<br />

kameradschaftliche Denkweise, wo man sich gegenseitig hilft, indem man sein Wissen<br />

preisgibt.<br />

- 37 -


Münchner Modell<br />

Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

Das Münchner Wissensmanagement-Modell, das von Reinmann-Rothmeier wesentlich<br />

geprägt wurde (Reinmann-Rothmeier et al. 1999a; Reinmann-Rothmeier et al. 2000) beruht<br />

auf vier vernetzten Prozessbereichen, welche organisationale sowie psychologische<br />

Komponenten beim Umgang mit Wissen integrieren.<br />

Abbildung 12: Das Münchner Wissensmanagement-Modell (Reinmann-Rothmeier 2001)<br />

Im Prozessbereich Wissensrepräsentation geht um die Herstellung von<br />

Wissenstransparenz, die Dokumentation, Aufbereitung und Speicherun von Wissen sowie die<br />

Bedeutung von IKT in diesem Kontext. Der Prozessbereich Wissenskommunikation behandelt<br />

die Verteilung un den Austausch des Wissens und deren Auswirkung auf die Organisation<br />

und den Einzelnen. Im dritten Prozessbereich, der Wissensgenerierung, beschäftigt man sich<br />

mit allem rund um die Entstehung neuen Wissens und im Prozessbereich Wissensnutzung<br />

schließlich damit, wie bestehendes und neues Wissen genutzt werden kann. Im Wesentlichen<br />

geht es darum zu fragen, wie man „vom Wissen zu Entscheidungen und Handlungen im<br />

Allgemeinen und zu Produkten und Dienstleistungen im Speziellen kommt“ (vgl. Reinmann-<br />

Rothmeier 2000, S. 10).<br />

Bezogen auf den Einsatz von Communities und deren Bedeutung für das<br />

Wissensmanagement wird erwartet, dass sich „in und mit Communities der Umgang mit<br />

Wissen im Allgemeinen verbessert sowie die Generierung neuen Wissens (Stichwort<br />

Innovation) und der Austausch vorhandenen Wissen (Stichwort Kommunikation) im<br />

Besonderen neue Impulse erhalten“ (Reinmann-Rothmeier 2000). Insbesondere in den<br />

Prozessbereichen Wissensgenerierung und Wissenskommunikation geht man von einem sehr<br />

positiven Einfluss durch Communities aus. Im Folgenden beschreibt Reinmann-Rothmeier<br />

dann die angenommenen Wissensmanagement-Funktionen von Communities.<br />

Im Modell werden die Stärken und Schwächen von Communities beleuchtet, auf die hier<br />

kurz eingegangen werden soll (ebda, S. 15-16). Die Stärke von Communities wird<br />

- 38 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

insbesondere im Kommunikationsvorteil gesehen, eine mögliche Schwäche im<br />

Innovationsnachteil:<br />

Der Kommunikationsvorteil begründet sich hauptsächlich darin, dass sich die Mitglieder<br />

untereinander in der Regel gut kennen, was eine gute Basis für eine effiziente<br />

Kommunikation darstellt. Durch die Homogenität der Community besteht eine gemeinsame<br />

Sprach- und Denkwelt, die in heterogenen Teams oft nicht zu finden ist und oft zu<br />

gegenseitigem Missverstehen führt. Dies bringt auch einen Zeitvorteil mit sich, da kein<br />

Aufwand in den Aufbau einer gegenseitigen Verständigung und wirksamen Kommunikation<br />

investiert werden muss.<br />

Der so bezeichnete Innovationsnachteil in Communities besteht darin, dass aufgrund der<br />

selben Interessen eine große Homogenität innerhalb der Mitglieder besteht, die aber die<br />

Gefahr birgt, dass immer um dasselbe Thema herumgesprochen wird, aber kein neuer Aspekt<br />

aufgegriffen wird. In heterogenen Projektteams beispielsweise besteht diese Gefahr kaum, da<br />

jedes Teammitglied eine andere Perspektive einnimmt und dadurch leichter Neues geschaffen<br />

werden kann. ”Damit Neues entstehen kann, muss Interdisziplinarität ein Raum gewährt<br />

werden“ (Pöppel 1998, S. 24).<br />

Analyse<br />

Durch den Einsatz von IKT und den damit verbundenen Möglichkeiten erhalten<br />

didaktische Aspekte im Hochschulbereich eine neue Dynamik und gewinnen enorm an<br />

Bedeutung. Lehr-, Lernprozesse können nicht mehr in einer mehr oder weniger<br />

vorstrukturierten didaktischen Konzeption beliebig verändert bzw. an jeweilige Lehr- und<br />

Lernbedürfnisse adaptiert werden. Vielmehr bedarf es schon im Vorhinein einer detaillierten<br />

didaktischen Planung der Struktur, die mit den medialen Angeboten realisiert werden soll.<br />

Darüber hinaus werden die Lehr-/Lernangebote über eine Präsenz im Internet immer<br />

transparenter und allgemein zugänglicher. Das Lehren und Lernen wird aber nicht nur immer<br />

mehr zu einer „öffentlichen Situation“, sondern gleichzeitig auch über die medialen<br />

Möglichkeiten der Dokumentation und Archivierung einer öffentlichen didaktischen Analyse<br />

zugänglich. Letztlich bedeutet dies, dass eine Qualitätskontrolle und Überprüfung dessen, wie<br />

die Inhalte aufbereitet, strukturiert und den Lernenden zugänglich gemacht werden, genauso<br />

wie die Möglichkeiten der Kommunikation und Kollaboration, auf ganz neue Weise möglich<br />

wird. Mediale Anwendungen beschreiben die Nutzung vernetzter Computer zur<br />

Kommunikation/Kollaboration und zum Datenaustausch. Genutzt werden dabei hauptsächlich<br />

textbasierte Formen wie Newsgroups, Chat oder E-Mail. Technisch aufwändigere<br />

Anwendungen wie Videokonferenz, Videoübertragung oder Applicationsharing findet man in<br />

der Lehre deutlich seltener 2 .<br />

Übertragen auf den Anwendungsbereich Lehre an der Universität besitzen alle oben<br />

genannten Modelle Relevanz. Durch das umfangreiche Angebot an Literatur in Bibliotheken<br />

oder Datenbanken etc. wird ein Wissensaustausch (<strong>Know</strong>ledge Networking) unbedingt<br />

2 Online-Umfrage, durchgeführt von den Projekten „Neue Medien im Hochschulbereich – Bestand, Nutzung,<br />

Entwicklung“ der HIS GmbH, Hannover, und „kevih – Konzepte und Elemente virtueller Hochschule“ am IWM,<br />

Institut für Wissensmedien, Tübingen. http://www.iwm-kmrc.de/kevih.<br />

- 39 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

erforderlich. Da die zwar regelmäßigen aber für einen effizienten Wissensaustausch zu<br />

seltenen Treffen in Lehrveranstaltungen nicht ausreichen, um eine konstante Kommunikation<br />

aufrechtzuerhalten, bieten sich Kommunikations-Tools zur Ergänzung an. Je nach konkretem<br />

Einsatzgebiet lassen sich dadurch implizite Wissensbestände explizit machen (e<strong>Know</strong>ledge<br />

Management), beispielsweise durch Dokumentationen für Projekte (knowledge-flow). Ziel<br />

wäre auch hier ein so genanntes Hybrid Modell, das die Ergebnisse in integrierter Form<br />

nutzbar macht.<br />

Das Modell nach Probst (Probst et al. 1999) liefert insbesondere durch den Baustein der<br />

Wissens(ver)teilung Anregungen für die Konzeption eines Modells zur Darstellung der<br />

Möglichkeiten für den Wissenstransfer und -austausch in Communities. Dieses Modell, das<br />

Community-Communication Modell wird in Kap. 5 beschrieben.<br />

Die Wissensspirale (Nonaka 1997) wurde grundsätzlich für die Schaffung von Innovation<br />

durch Wissensbeschaffung in Organisationen entwickelt. Das Modell lässt sich allerdings sehr<br />

gut auf den Einsatz von Communityware Systems in der Lehre übertragen. Durch den Einsatz<br />

von z.B. Diskussionsforen stoßen auch hier implizites und explizites Wissen aufeinander. Der<br />

Vorteil liegt darin, dass das implizite Wissen gleich nach der Aufnahme in das System in<br />

expliziter Form vorhanden ist und nicht erst umgewandelt werden muss. Damit ist der Prozess<br />

der Umwandlung, der nach Nonaka die Schaffung von Wissen vollzieht, äußerst einfach zu<br />

vollziehen und aus diesem Zusammenwirken von implizitem und explizitem Wissen ergibt<br />

sich eine „echte Innovation“ (vgl. Nonaka 1997, S. 84-85). Dieses Modell lieferte die<br />

grundlegende Idee der Schaffung von Innovation in der Lehre und damit ein<br />

Auswahlkriterium für den methodischen Ansatz für diese Arbeit, dem Design-Based Research<br />

Ansatz. Diesem Forschungsansatz aus der Lehr-Lernforschung verfolgt das Ziel durch einen<br />

Zyklus aus Design, Re-Design und Evaluierung Innovation zu schaffen.<br />

Das Modell von Davenport und Prusak (Davenport 1999) bietet ebenfalls eine gute<br />

Grundlage für den Anwendungsbereich dieser Arbeit. Insbesondere die Prinzipien für das<br />

Preissystem leisten einen wesentlichen Beitrag zur Begründung der Motivation für einen<br />

Wissensaustausch zwischen Studierenden und Lehrenden. Der Preis in diesem Modell muss<br />

nicht notwendiger Weise in Geldeinheiten messbar sein. Sofern Communityware Systems in<br />

der Lehre eingesetzt werden, muss darauf geachtet werden durch Noten und Mitarbeitspunkte<br />

diese naturgegebene Motivation zur Kommunikation nicht zu zerstören. Einen meist hohen<br />

Ressourcenaufwand fordert die technische und qualitativ hochwertige inhaltlich<br />

Ausgestaltung solcher Lernangebote. Weiter können sich auch gegenüberstehende Merkmale<br />

der Informationsüberflutung und -diskriminierung als problematisch abzeichnen ebenso wie<br />

die mögliche Normierung von Bildungsinhalten. Eine höhere Motivation dieser Lernform<br />

kann sich oft nur kurz aufrechterhalten lassen und auf generelle Akzeptanzprobleme stoßen.<br />

(Riedl 2004, S. 145) (zu Multimedia im Unterricht siehe auch Euler 1992; Euler et al. 2001)<br />

Im Münchner Modell (Reinmann 2001) wird ebenfalls auf die Schaffung von Innovation<br />

durch den Einsatz von Communities in der Lehre an Universitäten eingegangen. Man kommt<br />

auf mehrere Erwartungsrichtungen, die sowohl direkte als auch indirekte Bezüge zum<br />

Wissensmanagement aufweisen. Am augenfälligsten ist dabei die Kommunikationsfunktion<br />

- 40 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

von Communities, was in vielen Fällen auch mit einem gemeinsamen Lernprozess verbunden<br />

ist; dazu kommt die Erwartung, dass Communities eine Innovationsfunktion übernehmen und<br />

darüber hinaus sowohl kulturverändernd als auch identitätsstiftend wirken können (ebda., S.<br />

12). Reinmann weist darauf hin, dass sich Communities meist auch homogenen<br />

Interessensgruppen bilden, wodurch der Schaffung von Innovation entgegengewirkt wird.<br />

Bei der Bildung von Communities in der Lehre kann man durch gezielte<br />

Gruppenzusammensetzung versuchen, diesem Effekt entgegenzutreten.<br />

- 41 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

3.2 Communities von Web 1.0 zu Web 2.0<br />

„Web 2.0 ist ein Konzept, eine Methode, ein Gedanke, vielleicht ein Plan.<br />

Ganz vielleicht sogar eine Philosophie. Es hat mit Offenheit zu tun, mit Vertrauen, mit<br />

Authentizität, mit Kollaboration, damit, dass wir im Netz in der Summe eben mehr sind als eine<br />

Horde Halbaffen, die vor Fernsehern mit Schreibmaschinen sitzen.“<br />

(Mario Sixtus, Journalist, SIXTUS.NET-Blog, 18.11.2005)<br />

Web 2.0, Social Software, Wikis, Blogs, Community-Treffen – dies sind nur wenige<br />

Schlagworte, die man immer öfter hört. Doch was verbirgt sich genau dahinter? Und warum<br />

greift dieser Boom so um sich?<br />

Hier werden zunächst die für die Arbeit wichtigsten Begriffe aus dem Bereich der<br />

Communities im Web 2.0 erklärt und im Anschluss daran einige Communityware Systems<br />

sowie die Rolle der e-Moderatoren in diesem Kontext im Detail vorgestellt.<br />

Für die einen bezieht sich Web 2.0 auf eine radikale Wandlung des Internets von einer<br />

Sammlung von Websites zu einer vollständigen Plattform, das Web Applikationen an die<br />

Nutzer liefert. Für die anderen ist Web 2.0 ein soziales Phänomen, das sich auf einen Ansatz<br />

bezieht Web-Content zu kreieren – "direct, honest and open Communication with respect to<br />

the market as a conversation; reliance on community and decentralization of authority;<br />

freedom to share, remix and license Content and code“ (Internet: 9.5.2006,<br />

http://www.enomaly.net) – und für wiederum andere beschreibt es nur eine überbewertete<br />

Modeerscheinung.<br />

Der Begriff selbst stammt ursprünglich aus einem Brainstorming zwischen Dale Dougherty<br />

von O'Reilly Media und Craig Cline von MediaLive, um Ideen für eine Konferenz (Web 2.0<br />

Conference 2004, 2005) zu entwickeln. O´Reilly hat in seinem Artikel, in dem er das Web 2.0<br />

von dem bisherigen Web 1.0 abgrenzt, einen Versuch einer Definition vorgenommen.<br />

O´Reilly ist eine der bekanntesten Personen, die sich derzeit an der Diskussion um das Thema<br />

beteiligen, daher soll sein Definitionsversuch hier angeführt werden (O´Reilly 2005):<br />

“Web 2.0 is the network as platform, spanning all connected devices; Web 2.0<br />

applications are those that make the most of the intrinsic advantages of that platform:<br />

delivering software as a continually-updated service that gets better the more people use it,<br />

consuming and remixing data from multiple sources, including individual users, while<br />

providing their own data and services in a form that allows remixing by others, creating<br />

network effects through an "architecture of participation," and going beyond the page<br />

metaphor of Web 1.0 to deliver rich user experiences.”<br />

Das Web 2.0 beschreibt eine sich langsam aber sicher abzeichnende Wandlung der<br />

bisherigen Netzstrukturen und -anwendungen. Sie führt zu einer Abkehr vom bisherigen<br />

Selbstverständnis von Nutzern, Anbietern von Inhalten und Softwareentwicklern und der<br />

daraus resultierenden Produktion von Software, Web-Inhalten und Nutzungsgewohnheiten<br />

des Internets. Analog zu der neuen Bezeichnung wird das Netz in seiner bisherigen Form als<br />

Web 1.0 bezeichnet, angelehnt an den Prozess der Softwareentwicklung, bei dem<br />

Versionsnummern vergeben werden. In das Web 2.0 fallen viele Konzepte wie Blogs, Wikis,<br />

- 42 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

torrents, pod casts, Ajax, Creative Commons, the Google IPO, RSS, Social Software, Web<br />

APIs, REST, XHTML/CSS, IPTV, etc.<br />

Kurze Historie über die Entwicklung des Web (vgl. Kellner, www.empulse.de, Internet:<br />

20.05.2006):<br />

Die Zeit von 1988 bis 1995 wird als Web 0.5 bezeichnet. In dieser Zeit wurde das Internet<br />

vorwiegend zur e-Mail- und Datenkommunikation verwendet.<br />

Im Jahr 1996, das von statischem HTML, reiner Einwegkommunikation und klassischen<br />

Websites geprägt ist, spricht man vom Web 1.0.<br />

Im Web 1.5 entstanden zur Dotcom-Zeit zwischen 1996 und 2001, wurden die Websites<br />

dynamisch. Es ging im Wesentlichen um Hits & Eyeballs (Seitenabrufe) und visuelle<br />

Ästhethik. Interaktive Websites waren meist Shops, Online-Communities oder Foren. Die<br />

verwendeten Technologien waren teuer und speziell (CMS, Community Software,<br />

Personalisierung, E-Commerce), da um User gekämpft wurde und es bestanden nur<br />

eingeschränkte Möglichkeiten für User, eigene Inhalte zu veröffentlichen.<br />

Im Web 2.0 setzen sich die Grundgedanken des Internet wieder durch wie Offenheit,<br />

Standardisierung und Freiheit. Ausgelöst wurde diese Entwicklung einerseits durch die<br />

Durchsetzung der Blogging-Tools beispielsweise zur Erstellung persönlicher Websites oder<br />

auch als Nachrichtendienst aber auch durch den Erfolg der Online-Enzyklopädie Wikipedia.<br />

In der folgenden Tabelle wird ein Überblick über die wesentlichsten Neuerungen im Web<br />

2.0 gegeben. Beispielsweise werden persönliche Webseiten durch Blogs ersetzt, die auch für<br />

Nicht-Techniker ohne größere Computerkenntnisse einfach zu erstellen sind. Verzeichnisse<br />

(directories) werden durch so genannte Tags ersetzt (Folksnonomy = Folk und Taxonomy),<br />

eine neue Form der Klassifizierung, die gemeinschaftlich erfolgt (z.B. www.del.icio.us).<br />

Web 1.0 Web 2.0<br />

DoubleClick � Google AdSense<br />

Ofoto � Flickr<br />

Akamai � BitTorrent<br />

mp3.com � Napster<br />

Britannica Online � Wikipedia<br />

personal websites � blogging<br />

evite � upcoming.org and EVDB<br />

domain name speculation � search engine optimization<br />

page views � cost per click<br />

screen scraping � web services<br />

publishing � participation<br />

content management systems � wikis<br />

directories (taxonomy) � tagging ("folksonomy")<br />

stickiness � syndication<br />

Tabelle 3: Übersicht Web 1.0 und Web 2.0 im Vergleich (O´Reilly 2005)<br />

Web 2.0 kann kurz beschrieben werden als „the web which is for the people and not for the<br />

commerce (as it is the case with “Web 1.0)” (Puntschart 2006a).<br />

- 43 -


3.2.1 (Online-)Community<br />

Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

„Internet-Communities sind keine Internet-Seiten, auf denen sich Menschen<br />

treffen, sondern sie bestehen aus den Menschen, die sich dort treffen.“,<br />

- 44 -<br />

(Schmidt 2000, S.35)<br />

Den Begriff „Community“, der ins Deutsche übersetzt soviel wie „Gemeinschaft“ heißt, gab<br />

es schon lange vor dem Internetzeitalter. Mit der Definition sowie der Interpretation haben<br />

sich viele Wissenschaftler seit geraumer Zeit beschäftigt (McMaster 1998; North et al. 2000;<br />

Wenger 1999; Wenger et al. 2000). Beispielsweise hat George Hillary schon 1955 versucht,<br />

den „Begriff Community und 94 verschiedene Definitionen davon einer qualitativen und<br />

quantitativen Analyse zu unterziehen“ (Drakos 2001).<br />

Eine Community ist der allgemeinen Definition nach „eine Gruppe von Leuten mit<br />

gemeinsamen Eigenschaften oder Interessen, die zusammen in einer größeren Gemeinschaft<br />

leben“ („a group of people with a common characteristic or interest living together within a<br />

larger society“) bzw. „eine Gruppe von Leuten mit gemeinsamen Interessen, die in einem<br />

bestimmten Ort leben“ („the people with common interests living in a particular area“)<br />

(Merriam-Webster 2005).<br />

Eine Community setzt sich demnach aus realen Personen zusammen, die sich nicht<br />

notwendiger Weise gegenseitig kennen müssen, die aber gemeinsame Eigenschaften oder<br />

Interessen verbindet. In letzterem Fall besitzt jede Person einer Community bestimmtes<br />

Wissen, Erfahrungen oder Meinungen in ihrem Interessensbereich, so dass alle Personen einer<br />

Community zusammen eine gewisse Wissensquelle bilden, die von jedem Mitglied einer<br />

Community ausgeschöpft werden kann. Infolgedessen ist ein wichtiges Merkmal einer<br />

Community, dass die Mitglieder einer Community ihr Wissen, ihre Erfahrungen oder<br />

Meinungen über bestimmte Kommunikationskanäle untereinander austauschen. Zwar könnten<br />

Personen, die gleiche Interessen teilen sich auch alleine mit ihrem Interessensgebiet<br />

beschäftigen, üblicherweise streben sie jedoch danach, gleich gesinnte Personen zu suchen,<br />

um mit ihnen zu kommunizieren. Die Absicht dahinter ist, sich dadurch gegenseitig zu<br />

unterstützen bzw. zu helfen, so dass daraus die Mitglieder auch einen Nutzen für sich selbst<br />

ziehen können. Anstatt sich alleine mit einem bestimmten Problem in einem bestimmten<br />

Fachgebiet auseinanderzusetzen, tauschen beispielsweise Forscher sich mit anderen Forschern<br />

aus, so dass sie dadurch evtl. neue Erkenntnisse gewinnen können, die bei der Lösung ihres<br />

Problems helfen. (Ngo 2004)<br />

Eine weitere Definition von Robin Hamman besagt, dass eine Community „eine Gruppe<br />

von Leuten“ ist, „welche soziale Kontakte und Bindungen untereinander und zwischen<br />

anderen Mitgliedern der Gruppe pflegen und die für zumindest einige Zeit sich gemeinsam<br />

auf einem Areal aufhalten“ (Drakos 2001). Aus dieser Definition geht nicht klar hervor, ob<br />

Drakos hier nur von Face-to-Face Communities spricht, oder ob er mit einem Arial auch<br />

virtuelle Treffen miteinbezieht.


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

Die folgende Abbildung fasst die wichtigsten Merkmale zusammen:<br />

Abbildung 13: Merkmale einer Community (Reinmann 2000, S. 5)<br />

Einzige Voraussetzungen zum Betreten von Online-Communities sind ein Internet-Zugang<br />

und die Verwendung eines Web-Brosers wie z.B. Netscape Navigator oder Microsoft Internet<br />

Explorer.<br />

Unter einer Community wird in der vorliegenden Arbeit unter Berücksichtigung der oben<br />

angeführten Definitionen und Kriterien eine Gemeinschaft aus Personen verstanden, die<br />

sowohl Face-to-Face als auch computerunterstützt miteinander kommunizieren bzw.<br />

Wissen transferieren und austauschen.<br />

Man könnte diese Form der Community im universitären Bereich auch als Hybrid-<br />

Community bezeichnen, um deutlich zu machen, dass diese Form der Community sowohl<br />

persönlich als auch über das Internet miteinander kommunizieren kann, aus Gründen der<br />

Einfachheit wird jedoch darauf verzichtet.<br />

Communities stellen eine ideale Grundlage für die Unterstützung von Wissensmanagement<br />

dar. Neben dem undifferenzierten Sammeln und Klassifizieren von Information konzentrieren<br />

sich deshalb momentan viele Ansätze beim Wissensmanagement darauf, die natürlichen<br />

Interessenskontexte, die Communities bieten, für Informationssammlung, -klassifizierung und<br />

-austausch zu nutzen (siehe dazu auch Borghoff et al. 1998 oder Brown et al. 2000).<br />

In diesem Abschnitt werden die unterschiedlichen Arten, Formen sowie Dimensionen, die<br />

Communities annehmen können, beschrieben:<br />

3.2.1.1 Arten von Communities<br />

Wenn heutzutage von Communities die Rede ist, ist in den meisten Fällen die Rede von<br />

Online-Communities, also virtuellen Gemeinschaften. Der Unterschied zu Face-to-Face<br />

Communities besteht vor allen Dingen in der Kommunikation, Kooperation und<br />

Kollaboration über technische Hilfmittel (Internetanbindung, Community-Plattform) aber<br />

auch in einer qualitativ veränderten sozialen Interaktion aufgrund der fehlenden persönlichen<br />

Kommunikation (vgl. Döring 1999; Reinmann-Rothmeier et al. 1999a in: Reinmann-<br />

- 45 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

Rothmeier 2000, S. 10). Da insbesondere in der Lehre Face-to-Face Communities (z.B.<br />

Lehrveranstaltungen) eine große Bedeutung haben, werden im Folgenden Face-to-Face und<br />

Online-Communities unterschieden:<br />

Face-to-Face Community<br />

Zur Definition der modernen, Face-to-Face Community oder aus Sicht der Internetuser<br />

auch Offline-Community genannt, führt Slevin den Begriff der Imaged Communities ein und<br />

definiert diese durch folgende Punkte (Slevin 2000):<br />

· die meisten Mitglieder kennen sich nicht untereinander, es existiert nur ein Image der<br />

Community im Kopf der Mitglieder<br />

· die Communities werden von ihren Mitgliedern als begrenzt empfunden, es gibt<br />

Grenzen und hinter diesen Grenzen existieren andere Communities<br />

· Communities sind souverän, eigenständig, frei von Einmischungen von außen<br />

· alle Mitglieder sind unterschiedlich, aber tief kameradschaftlich verwurzelt<br />

Die Face-to-Face Kommunikation ist eine Form der Kommunikation, bei der mindestens<br />

zwei Personen persönlich, d.h. direkt miteinander kommunizieren. Hier spielen die sinnliche,<br />

insbesondere die visuelle und die akustische Wahrnehmung eine Rolle, wodurch auch<br />

indirekte Zeichen des Empfängers (Gesprächspartners) erkannt und interpretiert werden<br />

können, was bei der Kommunikation über Artefakte nicht möglich ist. Die Rolle zwischen<br />

Sender und Empfänger wechselt im direkten Face-to-Face Dialog ständig, es kommt zu<br />

laufenden Rückkopplungen (Feedback). Diese führen zu unmittelbaren<br />

Verständigungsmöglichkeiten und hoher Flexibilität. Aufgrund dieser Flexibilität kommt der<br />

persönlichen Kommunikation eine größere Beeinflussungswirkung zu als der<br />

Massenkommunikation. Typische Kennzeichen für das persönliche Gespräch sollten Zuhören<br />

und unmittelbare Antworten auf aufkommende Fragen sein (vgl. Glossar: www.desig-n.de,<br />

Internet: 25.5.2006).<br />

Bei der Face-to-Face (F2F) Kommunikation gibt es eine definierte Empfängerschaft, die<br />

direkt, das heißt, ohne zeitliche Distanz zwischen den Kommunikationspartnern erreicht wird.<br />

Die F2F Kommunikation erfolgt zweiseitig, da es einen Rollenwechsel zwischen Sender und<br />

Empfänger gibt. Wie oben erwähnt kann die Kommunikation sowohl ohne technische<br />

Verbreitungsmittel erfolgen oder wie bei der Echtzeitkommunikation zur Überbrückung<br />

räumlicher Distanz mit technischen Hilfsmitteln (Telefon, Chat).<br />

Eine nahe liegende Aktivität eines Mitglieds einer Face-to-Face Community, um mit<br />

anderen Mitgliedern zu kommunizieren bzw. Wissen auszutauschen, ist die Kontaktsuche und<br />

Kontaktknüpfung mit anderen Mitgliedern einer Community. Da dies üblicherweise eine<br />

aufwendige Aktivität ist und meist mit mehreren Personen gesprochen wird, kann dabei eine<br />

Community auch gleichzeitig „erforscht“ werden. Ein Student im ersten Semester könnte<br />

beispielsweise versuchen, andere Erstsemesterstudenten im selben Studienfach zu suchen und<br />

kennen zu lernen, um evtl. später mit ihnen zusammenzuarbeiten und gemeinsam Aufgaben<br />

zu lösen.<br />

- 46 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

Eine weitere Aktivität stellt das Mitteilen, Weitergeben bzw. Bekannt geben von<br />

Informationen und Wissen an mehrere Mitglieder oder das Lesen, „Empfangen“ bzw.<br />

Aufnehmen von Informationen und Wissen, die von anderen Mitgliedern bereitgestellt<br />

werden, dar. Beispielsweise könnten Mitarbeiter eines Lehrstuhls verschiedene<br />

Diplomarbeitsthemen aushängen, die von interessierten Studenten wahrgenommen werden.<br />

Ziel ist es, über mündliche Kommunikation oder Diskussionen direkt Wissen, Erfahrungen<br />

und Meinungen mit anderen Mitgliedern auszutauschen.<br />

Typische Beispiele für Face-to-Face Community Treffen sind Konferenzen und Tagungen<br />

sowie Social Events. Im universitären Bereich bilden Lehrveranstaltungen, Seminartreffen,<br />

Projekt- oder sonstige Gruppentreffen Face-to-Face Communities. Entsprechend der<br />

Definition von Slevin ist es unerheblich, ob sich die Teilnehmer untereinander kennen oder ob<br />

sie freiwillig an der Community teilnehmen. Wichtig ist, dass sie einen gemeinsamen Zweck<br />

verfolgen. Ebenso wie die Definition von Preece (Preece 2000) “Community is more than just<br />

a shared purpose. When people come together, they naturally engage each other in a social<br />

network of relationships.”, ist auch diese Definition allgemein für Communities anwendbar,<br />

daher wird der Aspekt des örtlichen bzw. persönlichen Zusammentreffens der Community-<br />

Mitglieder Face-to-Face ergänzt.<br />

Online-Community<br />

Die Vorteile der virtuellen Kommunikation sind vielfältig, nicht umsonst hat sie sich seit<br />

der Rechnervernetzung und insbesondere seit dem Aufkommen des Internets durchgesetzt.<br />

Darüber hinaus werden ständig weitere und andere neue Möglichkeiten gesucht und<br />

entwickelt, die virtuelle Kommunikation voranzutreiben und zu erleichtern. Intranets und E-<br />

Mail waren die Anfänge, inzwischen ersparen sich Geschäftsleute teure, zeitintensive<br />

Geschäftsreisen, indem sie sich in einem virtuellen Raum treffen.<br />

Diese im Folgenden als Online-Communities bezeichneten Gemeinschaften prägte Howard<br />

Rheingold erstmals 1993 in seinem Buch „The Virtual Community“. In diesem Buch wird<br />

erstmals eine Verbindung zwischen dem „Virtuellen der Mailboxen bzw. des Internets und<br />

dem Begriff Community“ hergestellt. Die von ihm stammende und wohl bekannteste<br />

Definition von Online-Communities lautet: “Virtual communities are social aggregations<br />

that emerge from the Net when enough people carry on those public discussions long enough,<br />

with sufficient human feeling, to form webs of personal relationships in cyberspace.”<br />

(Rheingold 1993). Unter Communities versteht Rheingold Diskussionsgruppen zu<br />

verschiedenen Themen, die ausschließlich über virtuelle Kanäle miteinander diskutieren und<br />

sich persönlich nicht kannten (vgl. Rheingold 1993). Mitglieder einer solchen virtuellen<br />

Community sind diejenigen Personen, die aktiv mitdiskutieren, daneben existieren noch so<br />

genannte „Lurker“, das sind passive „Mitmacher“, die von Zeit zu Zeit die Diskussion<br />

verfolgt, aber sich nicht aktiv beteiligen.<br />

Hagel und Armstrong (vgl. Hagel et al. 1997) übertrugen die Vorteile von Online-<br />

Communities auf die Wirtschaft, um über diese Communities die Kundenbindung zu erhöhen.<br />

Carotenuto (vgl. Carotenuto et al. 1999) sieht Online-Communities als „Gemeinschaften,<br />

bei denen die Mitglieder größtenteils, bzw. nur auf Basis elektronischer<br />

- 47 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

Kommunikationsmittel miteinander kommunizieren“. Es gibt dabei viele Möglichkeiten, sich<br />

elektronisch zu vernetzen. Neben e-Mail, Intranet, Chatrooms und Diskussionsforen etc. zur<br />

schriftlichen Verständigung, können die Teilnehmer darüber hinaus auch über<br />

Videokonferenzen Dokumente und Bilder austauschen bzw. ihr Wissen teilen.<br />

Koch fasst die Merkmale von Online-Communities zusammen, indem er sie gegenüber<br />

Face-to-Face Communities abgrenzt (vgl. Koch 2003):<br />

· In Online-Communities läuft die Kommunikation im Vergleich zu Face-to-Face<br />

Communities eingeschränkt ab, da die persönliche Komponente wegfällt und nur eine<br />

textbasierte, elektronische Kommunikation möglich ist. Es besteht die Möglichkeit<br />

den Grad der Anonymität zu erhöhen.<br />

· In Online-Communities herrscht darüber hinaus ein anderes Gruppenbewusstsein, da<br />

die Einschätzung („Group Awareness“) der anderen Community-Mitglieder<br />

schwieriger ist als in Face-to-Face Communities.<br />

· Online-Communities sind orts- und zeitunabhängig, was für manche Gemeinschaften<br />

die Voraussetzung ihres Entstehens sein kann.<br />

Analyse<br />

Entsprechend der Definitionen von Communities findet man im universitären Bereich<br />

häufig eine Kombination beider Arten von Communities. Es gibt nach wie vor zahlreiche<br />

Universitäten mit reinen Face-to-Face Communities, das heißt, die Kommunikation findet in<br />

persönlicher Art und Weise (Lehrveranstaltung, Sprechstunde) statt. Es existiert aber auch das<br />

andere Extrem, reine Online-Communities (z.B. Fernuniversität Hagen). Der häufigste Fall<br />

sind jedoch gemischte Communities, d.h. eine Kombination aus Face-to-Face Communities<br />

und Online-Communities, bei denen die reine Face-to-Face Communication der<br />

Lehrveranstaltung durch elektronische Communication angereichert und kontinuierlich<br />

fortgesetzt werden soll. “Both, face-to-face classroom discussion groups and electronic<br />

discussion groups (Berge 1995) appear similar to the extent that they both involve social<br />

activity and discussion, are cooperative endeavours, are usually rational and purposeful, are<br />

sometimes systematic and often creative, require participation, involve formal or informal<br />

leadership or moderation and are used by their participants as venues for formal and<br />

informal learning.” (Collins 1997)<br />

3.2.1.2 Formen von Communities<br />

Nach dem Zweck, den Communities verfolgen, ist insbesondere im Unternehmenskontext<br />

häufig von „Communities of Practice”, „Communities of Interest“ oder „<strong>Know</strong>ledge<br />

Communities” etc. die Rede. In Bildungskontexten begegnet einem auch die Bezeichnung<br />

„Learning Communities”. Es existieren aber noch weit mehr Möglichkeiten für<br />

Klassifikationen von Communities.<br />

· Nach Reinmann-Rothmeier (vgl. Reinmann-Rothmeier 2000, S. 6-11) bildet<br />

insbesondere das von Lave und Wenger (Lave et al. 1991) geprägte Community of<br />

Practice Konzept den Ausgangspunkt für Bedeutung von Communities in<br />

- 48 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

Organisationen. Das Ziel der Untersuchungen von Lave und Wenger war es zu<br />

analysieren, wie in langsam gewachsenen Gemeinschaften neben der Weitergabe von<br />

Wissen und Fähigkeiten auch gemeinschaftsspezifische Überzeugungen und<br />

Traditionen sowie soziale Gewohnheiten, Kommunikationsstile und Werte erworben<br />

werden. Dieses Ursprungs-Konzept wurde in den darauf folgenden Jahren in Richtung<br />

wirtschaftlich relevanter Kontexte (vgl. Wenger 1999) und in Richtung<br />

bildungsrelevanter Kontexte (Bielaczyc et al. 1999) weiterentwickelt. Beiden<br />

Richtungen gemeinsam ist die Bedeutung kooperativer Prozesse und Prozesse für das<br />

gemeinsame Lernen, Unterschiede liegen vor allem darin, dass man in<br />

wirtschaftlichen Zusammenhängen stärker an der Förderung von Innovationsprozessen<br />

(Service-Communities) interessiert ist, während man in Bildungskontexten vermehrt<br />

an Kommunikationsprozesse denkt und daher auch von Learning Communities<br />

spricht. Communities of Practice stehen für Mischformen, die sowohl innovations- als<br />

auch kommunikationsorientiert sind. Dazu kommt, dass es kaum Innovation ohne<br />

Kommunikation gibt, und dass umgekehrt Kommunikation immer auch<br />

Innovationspotential hat, wenn die „richtigen” Menschen zusammentreffen (vgl.<br />

Reinmann-Rothmeier 2000).<br />

Abbildung 14: Verschiedene Formen von Communities (Reinmann-Rothmeier 2000, S. 11)<br />

Im Folgenden soll für den Kontext dieser Arbeit insbesondere auf Learning Communities<br />

eingegangen werden. Anschließend werden die wesentlichen Charakteristika von<br />

Communities of Practice nach dem Klassifikationsschema von Hagel und Armstrong (Hagel<br />

et al. 1997) kurz beschrieben.<br />

Learning Communities<br />

Im Kontext der Aus- und Weiterbildung haben sich Online-Communities erfolgreich<br />

durchgesetzt, als erfolgsversprechendes Konzept für Online Kurse und Distance Education<br />

Programme. Die Hauptziele des Einsatzes von Learning Communities werden in der<br />

gesteigerten Lernmotivation der Lernenden gesehen aber auch in der Möglichkeit die Qualität<br />

- 49 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

von e-Learning Kursen zu erhöhen. Palloff und Pratt (vgl. Palloff et al. 1999) sehen die<br />

wesentlichen Zielsetzungen von Online Learning Communities darin, „ein tieferes<br />

Verständnis über Lerninhalte und Wissensthemen zu erlangen, gemeinsam an Problemen zu<br />

arbeiten, Erfahrungen auszutauschen und neues Wissen zu entwickeln,<br />

Sozialisierungsprozesse unter den Mitgliedern in Form von Gruppenlernen und<br />

Gemeinschaftsaktivitäten zu unterstützen, die Bildung von formalen und informellen<br />

Lerngruppen zu fördern, um implizites Wissen ebenso wie Erfahrungswissen auszutauschen,<br />

informelle Diskurse, Freiräume für Ideen zur Verfügung zu stellen, eingebunden in die<br />

natürliche Arbeitsumgebung, in der sich das Wissen entwickelt und bewährt hat, eine höhere<br />

Studierendenmotivation und höheres Verantwortungsbewusstsein für den Lernerfolg zu<br />

erzielen sowie die Drop-out Quote in selbstorganisierenden Lernumgebungen zu vermindern<br />

(bei curricularen Learning Communities).“<br />

Communities of Practice and Interest<br />

Eine besondere Form von Communities stellen die so genannten Communities of Practice<br />

(CoP) dar. Den Begriff prägten Leave und Wenger bereits 1991 (Wenger 1991). „Hier<br />

handelt es sich um Gemeinschaften, die um ein bestimmtes Wissensgebiet herum aufgestellt<br />

sind. Indem man an den Gruppenprozessen solcher Gemeinschaften aktiv teilnimmt, hat man<br />

die Möglichkeit mit anderen Personen Wissen auszutauschen und selbst Wissen anzusammeln<br />

und somit dazuzulernen“ (Wenger 1998).<br />

Communities of Practice sind damit sowohl gekennzeichnet durch ein gemeinsames<br />

Interesse, gemeinsame Aktivitäten oder auch gleiche Aktivitäten, welche die Community-<br />

Mitglieder (mehr oder weniger) unabhängig voneinander durchführen. Die Definition zu<br />

Communities of Practice stammt von E. Wenger: “In a nutshell, a community of practice is a<br />

group of people who share an interest in a domain of human endeavor and engage in a<br />

process of collective learning that creates bonds between them: a tribe, a garage band, a<br />

group of engineers working on similar problems... “ (Wenger 1998)<br />

Wenger nennt werden drei wesentliche Eigenschaften von Communities of Practice (vgl.<br />

Wenger 1998):<br />

· Das Wissensgebiet (the domain)<br />

Je größer das gemeinsame Wissen über das Thema ist, desto besser kann der<br />

Wissensaustausch unterstützt werden.<br />

· Die Gemeinschaft (the community)<br />

Die Mitglieder teilen ihr Wissen untereinander und unterstützen damit einander beim<br />

Wissenserwerb.<br />

· Die Praxis (the practice)<br />

Über die Zeit bauen sich die Mitglieder ein Repertoire an Wissensresourcen auf, das<br />

den Wissensstand der Community wiedergibt und der praktischen Problemlösung<br />

dient. Es kann sich dabei z.B. um Erfahrungsberichte, Werkzeuge oder<br />

Vorgehensweisen handeln.<br />

- 50 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

Die Freiwilligkeit der Beteiligung stellt einen zentralen Aspekt für CoPs dar. Durch den<br />

mit der Eigeninitiative verbundenen Aufwand sind die Mitglieder motivierter, die Community<br />

erfolgreich voranzutreiben und zu gestalten sowie Nutzen aus ihr zu ziehen, als wenn eine<br />

übergeordnete Instanz (Management) Einfluss hätte oder kontrollieren würde (vgl. Wenger et<br />

al. 2000).<br />

Da im Zusammenhang mit Communities meist virtuellen Gemeinschaften gemeint sind,<br />

erfolgt der Wissensaustausch netzbasiert. Ist von realen Communities of Practice die Rede,<br />

spricht man von Community-Treffen, hier erfolgt die Kommunikation direkt.<br />

CoPs haben in Unternehmen bereits eine bedeutende Stellung erreicht, insbesondere durch<br />

die Erkenntnis, dass Spitzenteams Leistungen erbringen, die dem Einzelnen nie möglich<br />

gewesen wären. In großen Organisationen findet man zahlreiche Communities of Practice<br />

(Studie von Deloitte-Consulting).<br />

Im Unterschied zu CoPs versteht man unter einer Community of Interest (CoI) “a group<br />

of people connected to each other by a need to solve common problems, develop skills and<br />

share common practices”. Die Grenze zwischen CoP und CoI ist nicht eindeutig zu ziehen.<br />

Communities of Interest können durchaus auch als Communities of Practice definiert werden,<br />

darüber hinaus sind beide durch einen starken Fokus auf gemeinsamen Informationsaustausch<br />

geprägt. Wenger definiert Communities of Interest als “communities made up of people with<br />

whom they interact on a regular basis.” (Wenger 1998). Den Kern der CoI bildet ein<br />

spezielles Thema. Ein klar abgegrenztes, gemeinsames Interesse ist der Ausgangspunkt für<br />

die Bildung der Community. Obwohl die Mitglieder aufgrund dieser Definition austauschbar<br />

sind, besteht durch das gemeinsame Interesse dennoch ein tieferes Gemeinschaftsgefühlt als<br />

bei CoPs. „Die Hauptmotivation für die Mitgliedschaft ist es über ein Themengebiet auf dem<br />

Laufenden zu bleiben, Informationen im Kontext der Interessen auszutauschen und<br />

Wissensträger zu identifizieren“ (Ishida 1998). Beispielsweise bilden alle Studierende einer<br />

Studienrichtung eine Community of Interest.<br />

3.2.1.3 Dimensionen von Communities<br />

Nach Lipnack und Stamps (vgl. Lipnack et al. 2000) liegt der einzige wesentliche<br />

Unterschied zwischen konventionellen und Online-Communities im grenzüberschreitenden<br />

Charakter von Organisation, Raum und Zeit:<br />

Organisation<br />

Den Mitgliedern ist entsprechend der Definition einer Community gemein, dass eine<br />

unbegrenzte Zahl an Menschen virtuell oder real zusammenkommt, die ein gemeinsames<br />

Interesse oder ein gemeinsames Betätigungsfeld haben und sich untereinander nicht<br />

notwendiger Weise kennen müssen. Der zentrale Nutzen für die Mitglieder einer Community<br />

liegt in der Möglichkeit, einen Interaktionspartner zu finden, mit dem Erfahrung bzw. Wissen<br />

ausgetauscht werden kann oder Lösungen zu Problemen gefunden werden können. Dies gilt<br />

für alle Arten von Communities.<br />

Laut Wenger und Snyder ist die Freiwilligkeit der Beteiligung ein zentraler Aspekt, da sich<br />

die betreffenden Personen aus freiem Willen zu einer Wissensgemeinschaft zusammenfinden<br />

- 51 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

sollten, ohne Einfluss und vor allem ohne Kontrolle des Managements. Durch den mit der<br />

Eigeninitiative verbundenen Aufwand sind die Mitglieder motivierter, die Community<br />

erfolgreich voranzutreiben und zu gestalten sowie Nutzen aus ihr zu ziehen als wenn eine<br />

übergeordnete Instanz (Management) Einfluss üben oder kontrollieren würde (Wenger et al.<br />

2000).<br />

In den unterschiedlichen Arten von Communities herrscht ein unterschiedlicher Grad an<br />

Anonymität. Während man sich in Face-to-Face Communities meist vom Gesicht her kennt,<br />

im Idealfall zusätzlich die Namen, kennt man in Online-Communities oft nur die Namen,<br />

außer es besteht die Möglichkeit auch Fotos zur Verfügung zu stellen, aber selbst da kann<br />

man nicht sicher sein, dass es sich wirklich um das zu dieser Person gehörende Gesicht<br />

handelt. Selbst die Namen sind im Internet oft frei erfundene Benutzernamen, die nicht<br />

notwendiger Weise auf den richtigen Namen schließen lassen.<br />

Raum<br />

Als Community-Ort kommt bei hybriden Communities sowohl ein Ort in Frage, bei dem<br />

sich die Mitglieder Face-to-Face treffen, als auch das Internet im Falle von Online-<br />

Communities. Reale oder virtuelle Zusammenkünfte von Community-Mitgliedern bezeichnet<br />

man als Community-Treffen, wobei die Mitglieder gewisse Gemeinsamkeiten (Sprache,<br />

Forschungsfeld etc.) teilen, sich jedoch nicht notwendiger Weise kennen müssen.<br />

Zeit<br />

In Bezug auf die Dimension Zeit gibt es unterschiedliche Sichtweisen, die eingenommen<br />

werden könnten. Face-to-Face Communities und Online-Communities können zeitlich<br />

unbegrenzt bestehen oder einen Start und ein Ende haben, d.h. zeitlich begrenzt sein.<br />

Schwieriger wird es bei hybriden (gemischten) Communities, da man argumentieren kann,<br />

dass die Online-Community zeitlich unbegrenzt besteht, jedoch die Community-Treffen<br />

(Face-to-Face Community) einen festen Beginn und ein festes Ende haben. Darüber hinaus<br />

gibt es auch zeitlich begrenzte Online-Communities. Es hängt also vom jeweiligen Fall ab, ob<br />

die Community als zeitlich begrenzt oder unbegrenzt definiert wird.<br />

Analyse<br />

Aufgrund der vielen Formen von Communities, die in der Literatur existieren und von<br />

welchen hier nur ein paar herausgegriffen wurden, ist es schwer, eine eindeutige Zuordnung<br />

zu treffen. Learning Communities schließen nicht aus, dass sie zumindest Teile von<br />

Communities of Practice oder Communities of Interest beinhalten.<br />

Im Zuge der Forschung bezieht sich der Begriff “hybrid” nicht nur auf den gemeinsamen<br />

Einsatz von Face-to-Face und informationstechnologischen Methoden. Innerhalb der<br />

informationstechnologischen Methoden wird der Faktor Zeit hinzugefügt und unter hybrid<br />

auch synchroner und asynchroner Wissensaustausch verstanden. Während synchroner<br />

Wissensaustausch den unmittelbaren Austausch von Wissens (z.B. Internet Telefonieren)<br />

meint, erlaubt asynchroner Wissensaustausch auch Zeitverzögerungen. Hybrid beinhaltet aber<br />

auch noch weitere Dimensionen: Demnach beinhaltet der Begriff auch den Grad der<br />

Freiwilligkeit/Verpflichtung in der Personen am Wissensaustausch teilnehmen. In diesem<br />

- 52 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

Zusammenhang besuchen Personen eine selbst gewählte Community, mit ihrer Registrierung<br />

sind sie aber andererseits gezwungen, gewisse aber wiederum selbst gewählte Formen des<br />

Wissensaustauschs durchzuführen. Abhängig von der Form des Lernens kann man zwischen<br />

selbst bestimmtem und fremd kontrolliertem Wissensaustausch unterscheiden. Im ersten Fall<br />

entscheiden die Community-Mitglieder selbst über ihren Wissenszuwachsprozess, während<br />

im zweiten Fall beispielsweise ein Moderator über die Prinzipien des Wissensaustauschs<br />

bestimmt. Die dritte Form von hybrid bestimmt, ob Wissensaustausch direkt oder indirekt<br />

über Artefakte stattfindet. Direkter Wissensaustausch meint, dass Wissen direkt von Person zu<br />

Person übertragen wird, im anderen Fall wird das Wissen indirekt über Artefakte wie<br />

Dokumente oderE-Learning-Kurse übertragen. Schlussendlich sind noch die Unterschiede<br />

von offenen und geschlossenen Communities Gegenstand der Untersuchungen.<br />

Aufgrund der Komplexität der Möglichkeiten, die sich durch den Einsatz von<br />

Communities eröffnet, ist es notwendig, die einzelnen Elemente aus denen sich Communities<br />

zusammensetzen, zu kategorisieren. Da im universitären Kontext Wissen, das in expliziter<br />

oder impliziter Form auftreten kann und in Online-Communities in expliziter Form festhalten<br />

wird, eine bedeutende Rolle spielt, soll hier eine Unterscheidung in Content und<br />

Communication erfolgen und nachfolgend erläutert werden.<br />

3.2.2 Weitere Begriffe<br />

In diesem Abschnitt werden für das gemeinsame Verständnis dieser Arbeit notwendige<br />

Begriffsvereinheitlichungen vorgenommen und gegebenenfalls neue Begriffsbestimmungen<br />

eingeführt.<br />

3.2.2.1 Community-Zweck<br />

Nach der allgemeinen Community-Definition erfolgt die Bildung einer Community<br />

aufgrund eines gemeinsamen Interesses. („a group of people with a common characteristic or<br />

interest…”, Merriam-Webster 2005). Das heißt die Community-Mitglieder verfolgen<br />

denselben Zweck. Unter dem Community-Zweck wird demnach das gemeinsam verfolgte<br />

Ziel verstanden. Es wird bewusst nicht von einem Community-Ziel gesprochen, da ein Ziel<br />

ein definierter und angestrebter Endpunkt eines Prozesses ist. Der Community-Zweck bezieht<br />

sich aber nicht auf ein definiertes Endergebnis sondern auf den gesamten Zeitraum, über den<br />

sich die Community erstreckt. Zudem kann sich der Community-Zweck im Laufe dieses<br />

Zeitraumes auch ändern.<br />

Beispiel: Führen einer wissenschaftlichen Diskussion zum Thema<br />

Wissensmanagementmodelle im Rahmen einer Lehrveranstaltung.<br />

3.2.2.2 Communication<br />

Im weiteren Sinne ist Kommunikation das wechselseitige Übermitteln von Daten oder von<br />

Signalen, die einen festgelegten Bedeutungsinhalt haben. Kommunikation kann zwischen<br />

Lebewesen und technischen Objekten oder Systemen stattfinden. In dieser Arbeit soll jedoch<br />

nicht in die Kommunikationswissenschaft vorgedrungen werden, daher wird, um dies zu<br />

verdeutlichen, bewusst die englische Schreibweise „communication“ gewählt.<br />

- 53 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

Unter Communication wird im Folgenden daher allgemein der Transfer und Austausch<br />

von Wissen zwischen Community-Mitglieder in Community-Plattformen in Form von<br />

Beiträgen in Diskussionsforen und Blogs sowie Beiträgen zu Einträgen in Wikis<br />

verstanden.<br />

3.2.2.3 Communication-Beitrag<br />

Ein Communication-Beitrag in Community-Plattformen ist somit ein Statement, der zum<br />

Zeitpunkt der Fertigstellung an einen bestimmten, personalisierten Empfänger oder<br />

eine Empfängergruppe gerichtet ist. Während in Diskussionsforen und Blogs die<br />

Communication-Beiträge im Wesentlichen aus Diskussions- bzw. Kommunikationsbeiträgen<br />

und Statements bestehen, machen in Wikis die dem Content angefügten Kommentare die<br />

Communication-Beiträge aus. Im Idealfall setzen sich auch die Communication-Beiträge aus<br />

relevanten Kommunikationsbeiträgen zusammen.<br />

Relevante Communication-Beiträge beziehen sich darauf, einen Mehrwert zum Ziel der<br />

Community beizutragen. Ist das Ziel, beispielsweise das Führen einer wissenschaftlichen<br />

Diskussion zum Thema Wissensmanagementmodelle, so ist ein Verweis auf das Maurer-<br />

Tochtermann-Modell (Maurer et al. 2002) in Form einer entsprechenden Argumentation ein<br />

relevanter Beitrag in dieser Community.<br />

Eine besondere Form eines Community-Beitrages ist das Initialstatement: unter einem<br />

Initialstatement oder initialen Statement wird ein Beitrag zur Eröffnung einer Diskussion oder<br />

Unterhaltung verstanden, das einen bestimmten Fokus beinhaltet. Ein Initialstatement wird in<br />

Diskussionsforen meist durch den e-Moderator gepostet und kann beispielsweise in Form<br />

einer offenen Frage oder einer Behauptung bzw. eines Statements erfolgen. In weiterer Folge<br />

wird meist nur von Beiträgen oder Statements gesprochen.<br />

3.2.2.4 Content<br />

Durch den Erfolg des Internets ist auch die Zugänglichkeit zu wissenschaftlichen<br />

Publikationen enorm gestiegen. Dies führt zwar einerseits zu einer Erleichterung für<br />

Universitäten, die Wissenschaften vollständig zu lehren, beispielsweise indem Literatur nicht<br />

nur in Bibliotheken oder anhand von Literaturlisten sondern auch in Form von Links und<br />

Recherchetools etc. angeboten wird. Auf der anderen Seite erschwert das dadurch entstehende<br />

enorme Angebot an Literatur den Studierenden die Selektion, welche dieser<br />

wissenschaftlichen Beiträge für ihren Lernfortschritt relevant sind.<br />

Unter Content werden sämtliche Dokumente und Beiträge verstanden, die zum<br />

Zeitpunkt ihrer Fertigstellung nicht an einen bestimmten Empfänger oder eine<br />

Empfängergruppe gerichtet sind. Content besteht aus allen (realen und elektronischen)<br />

Dokumenten, Links und/oder Beiträgen und Online-Communities, die allen Teilnehmern<br />

einer Community zur Verfügung stehen. Im Idealfall setzt sich der Content ausschließlich aus<br />

für das Ziel der Community relevanten Dokumenten, Links und Einträgen zusammen.<br />

Relevanter Content zeichnet sich dadurch aus, einen Mehrwert zum Community-Zweck<br />

beizutragen. Am Beispiel des Community-Zwecks „Führen einer wissenschaftlichen<br />

- 54 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

Diskussion zum Thema Wissensmanagementmodelle“ ist das Dokument [MAURER, H;<br />

TOCHTERMANN, K. (2002) On a New Powerful Model for <strong>Know</strong>ledge Management and its<br />

Applications. Journal of Universal Computer Science, vol. 8, no. 1, S. 85-96.] ein relevanter<br />

Content, sofern es beispielsweise in Form eines elektronischen Dokuments im System, als<br />

Link oder indem es in einer allen Community-Mitgliedern zugänglichen Bibliothek allen<br />

Teilnehmern zur Verfügung steht.<br />

Aufgrund der permanenten Möglichkeit im Internet Blogs und Wikis etc. durch Beiträge,<br />

Kommentare oder Dokumente zu ergänzen unterliegt Content einer kontinuierlichen<br />

Dynamik. Insbesondere wird jeder Gedanke, der zum Ausdruck gebracht wird, jederzeit<br />

wieder widerrufbar bzw. bietet einen Ansatzpunkt für weitere Entscheidungen (vgl. Rauch<br />

2004).<br />

3.2.3 Communityware Systems<br />

„Wovon das Herz voll ist, davon läuft das Keyboard über!“<br />

(Willi Maurer, Aphoristiker und Publizist, Toronto )<br />

Wie eingangs erwähnt ist E-Learning weiter gefasst als reines Online-Learning.<br />

Ausgehend vom CBT und WBT umfasst E-Learning (englisch: electronic learning –<br />

elektronisch unterstütztes Lernen), auch als Technologie-gestütztes Lernen (englisch:<br />

technology-enhanced learning) bezeichnet, das Lernen unter Einbezug von Informations- und<br />

Kommunikationstechnologie (IKT).<br />

Computer-Mediated-Communication<br />

CSCW<br />

E-Learning<br />

- 55 -<br />

WMS<br />

CWS<br />

Social Software<br />

(Fremdorganisation)(Selbstorganisation)<br />

Abbildung 15: Computer-Mediated-Communication<br />

Computer-Mediated-Communication (CMC) (deutsch: Computer-vermittelte Kommunikation,<br />

CvK) erhält in Zusammenhang mit E-Learning eine wesentliche Rolle, denn durch die<br />

Anbindung an das Internet können Lernende und Lehrende - im Gegensatz zum Lernen am<br />

Stand-Alone-Rechner - sowohl untereinander als auch mit Außenstehenden kommunizieren.


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

CMC, ein Übergriff für eine Anzahl von Anwendungen, bei denen Computer die menschliche<br />

Kommunikation unterstützen (Santoro 1995), kann neben den Communityware Systems<br />

(CWS) in den Teilbereich der Computer-Supported-Cooperative Work (CSCW) unterteilt<br />

werden. CSCW unterstützt computerunterstütztes kooperatives Arbeiten in vernetzten<br />

(virtuellen) Umgebungen durch computervermittelte Kommunikation (z.B.<br />

Groupwareunterstützungssysteme).<br />

Communityware Systems (CWS) bilden die Basis zum Wissenstransfer und -austausch in<br />

einem virtuellen System. Darunter fällt auch der Austausch von Audio-, Text-, Ton- und<br />

Video-Beiträgen. Je nach Art der Organisation der Anwendung der CWS werden<br />

Wissensmanagement-Systeme, bei Fremdsteuerung z.B. durch e-Moderatoren oder Tutoren<br />

und Social Software bei selbstorganisierter Steuerung unterschieden.<br />

Wissensmanagement-Systeme (WMS) können den Rahmen für eine Lernplattform<br />

darstellen, indem die vorhandenen Materialien werden in das vorgegebene Schema eingebaut<br />

und verknüpft werden. Neben der Funktion als Informationsplattform sind in einem WMS oft<br />

unterschiedlichste Möglichkeiten zur Verwaltung, Bearbeitung, Kommunikation und auch zur<br />

Erstellung von Tests enthalten. Das wesentliche Kennzeichen von WMS liegt darin, dass sie<br />

fremdorganisiert sind. Um die Inhalte an die Bedürfnisse der Zielgruppe bestmöglich<br />

anzupassen und die Kommunikation zwischen den Beteiligten zu fördern, wird in der<br />

Literatur meist der Einsatz von e-Moderatoren, Tutoren etc. als notwendig erachtet. Lehrende<br />

legen selbst fest, welche Inhalte unterrichtsrelevant sind und welche Gruppen in einem e-<br />

Learningsystem zu welchem Thema zusammenarbeiten oder definieren die Ablagestruktur für<br />

Dokumente im WMS.<br />

Unter der Bezeichnung Social Software wird Software verstanden, die die Interaktion,<br />

Kooperation und Kommunikation über ein Computernetz, z.B. dem Internet, unterstützt und<br />

bei deren Verwendung sich eine Community selbst organisiert. Dieser Aspekt der<br />

Selbstorganisation macht den zentralen Unterschied zu klassischen Wissensmanagement-<br />

Systemen aus, mit denen ja ebenfalls die Interaktion, Kooperation und Kommunikation über<br />

eine Computernetz möglich ist - allerdings nur fremdorganisiert.<br />

Im Folgenden sollen einzelne Communityware Systems im Detail vorgestellt werden.<br />

Typische Tools wie Diskussionsforen, Blogs und Wikis sollen hinsichtlich ihrer<br />

Einsatzmöglichkeiten in der höheren Lehre analysiert werden. An einzelnen Beispielen soll<br />

ersichtlich werden, dass sich die Anwendung von Communityware Systems nicht auf einzelne<br />

Studienrichtungen beschränken, sondern sich vielfältige Einsatzmöglichkeiten ableiten lassen,<br />

wobei natürlich auch Kreativität gefragt ist.<br />

3.2.3.1 Wissensmanagement-Systeme<br />

Es gibt kaum Autoren, die sich auf eine präzise Begriffsdefinition für<br />

Wissensmanagement-Systeme festlegen. Dies ist sicherlich damit verbunden, dass die<br />

Begriffe „Wissen“ und „Wissensmanagement“ an sich schon schwierig fassbar ist.<br />

Eine breit gefasste Definition geben Hahn und Subramani (Hahn et al. 2000), die<br />

technische Wissensmanagementsysteme über die Abgrenzung zu Informationssystemen<br />

- 56 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

einführen: „One difference between <strong>Know</strong>ledge management systems (KMS) and traditional<br />

Information Systems (IS) (e.g., transaction processing systems, management information<br />

systems, etc.) is the often fluid ex ante nature of the objectives, outcomes, and processes of the<br />

system to be developed. Within the knowledge management context, it is difficult to know a<br />

priori what information will be requested, who will request the information, who will supply<br />

the information, and when and how the information will be used.“<br />

Etwas detaillierter, aber immer noch sehr technologielastig ausgerichtet ist das Verständnis<br />

von Davenport (Davenport et al. 1998): „<strong>Know</strong>ledge management systems are tools to effect<br />

the management of knowledge and are manifested in a variety of implementations …<br />

including document repositories, expertise databases, discussion lists, and context-specific<br />

retrieval systems incorporating collaborative filtering technologies.”<br />

Humanorientierte Aspekte des Wissensmanagements kommen in der Definition von Meso<br />

zum Ausdruck (Meso et al. 2000). Ansonsten lehnt sich diese Definition sehr stark an<br />

bekannte Prozesse des Wissensmanagements an: „From the perspective of knowledge work,<br />

an OKMS [organizational knowledge management system] is a system that provides for the<br />

creation of new knowledge, the assembly of externally created knowledge, the use of existing<br />

knowledge, and the finding of knowledge from internal and external sources.”<br />

Für den weiteren Verlauf dieser Arbeit soll das Verständnis des Begriffs<br />

„Wissensmanagementsystem“ von Maier und Klosa (Maier et al. 1999) als Grundlage dienen.<br />

Hier werden gleichermaßen humanorientierte und technologieorientierte Aspekte sowie die<br />

Thematik E-Learning aufgegriffen: „A knowledge management system is a dynamic system<br />

which provides functions to support the identification, acquisition, retention, maintenance,<br />

search and retrieval, distribution, selling and logistics of knowledge, which is seen as<br />

information plus context, in an organization the aim of which is to support organizational<br />

learning and organizational effectiveness.” (Tochtermann 2002)<br />

Im Kontext Lehre an Universitäten soll noch ein Aspekt dazukommen, nämlich die<br />

Möglichkeit zur Kommunikation unter den Studierenden und zwischen Studierenden und<br />

Lehrenden. Es werden demnach Möglichkeiten zur Kollaboration, Kooperation und<br />

Kommunikation integriert.<br />

Das wesentliche Kennzeichen von Wissensmanagement-Systemen liegt darin, dass sie<br />

fremdorganisiert sind. Um die Inhalte an die Bedürfnisse der Zielgruppe bestmöglich<br />

anzupassen und die Kommunikation zwischen den Beteiligten zu fördern, wird in der<br />

Literatur meist der Einsatz von e-Moderatoren, Tutoren etc. als notwendig erachtet. Die<br />

Kommunikation kann synchron (z.B. Chat, Whiteboard) oder asynchron (z.B. E-Mail,<br />

Diskussionsforum, File Sharing) erfolgen.<br />

Beispiele für Wissensmanagement-Systeme sind Diskussionsforen, Newsgroups,<br />

Chatrooms etc. Da in der vorliegenden Arbeit der Wissenstransfer und -austausch in der<br />

Lehre behandelt werden, spielen Kommunikationsformen wie Chatrooms eine untergeordnete<br />

Rolle und werden daher nicht explizit erklärt.<br />

- 57 -


3.2.3.1.1 Diskussionsforen<br />

Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

Online Diskussionsforen, auch als Webforen bezeichnet, dienen grundsätzlich zum<br />

Austausch von Gedanken, Erfahrungen, Wissen oder Informationen zwischen Leuten, die im<br />

realen Leben kaum aufeinander treffen würden, z.B. aufgrund zu großer räumlicher<br />

Differenzen. Hier haben Personen mit unterschiedlichen fachlichen, professionellen oder<br />

persönlichen Hintergründen die Möglichkeit, sich ohne Hierarchien und mit dem Vorteil<br />

gegenüber synchronen Foren (z.B. Chat), die Antwort zu verzögern, um eine Phase des<br />

Informationssammelns oder Reflektierens zu nützen. Üblicherweise wird je Forum ein Thema<br />

(Politik, Wissenschaft, etc.) diskutiert, das aber wiederum in Subforen untergliedert sein kann.<br />

Weitere Beispiele für Foren sind Hilfe-Foren, in denen sich Internet-User Ratschläge zu<br />

einem bestimmten Problem einholen können.<br />

Dies führt zu folgender Definition von Diskussionsforen: „Diskussionsforen sind<br />

asynchrone, interaktive, dauerhaft Spuren hinterlassende, Information zur Verfügung<br />

stellende/präsentierende Kommunikation und Transaktion ermöglichende unterhaltende<br />

thematisch spezifizierte oder thematisch offene zeitlich befristete oder offene auf speziell<br />

definierte Zielgruppen oder eine unbestimmt “offene Öffentlichkeit” ausgerichtete<br />

Ausprägungen der FFF-Kommunikation auf elektronischen Märkten oder im<br />

innerorganisationalen und privaten Bereich.“ (Kuhlen 2005)<br />

Die Teilnehmer eines Diskussionsforums schreiben Diskussionsbeiträge oder Postings, die<br />

von Interessierten gelesen und beantwortet werden können. Die Summer der Beiträge zu<br />

einem Thema wird als Thread bezeichnet.<br />

Diskussionsforen werden nicht nur zur Unterhaltung eingesetzt, sondern zunehmend auch<br />

auf Unternehmens-Websites und Webportalen hauptsächlich zu Zwecken der<br />

Kundenbindung. Diskussionsforen eignen sich sehr gut für den Einsatz in der Lehre, um<br />

Diskussionen, die im Hörsaal mangels Zeit nicht zu Ende geführt werden können unabhängig<br />

von Raum und Zeit, online direkt fortsetzen zu können. Auf diese Art tragen Diskussionsforen<br />

indirekt auch zur netzbasierten Wissensvermittlung bei.<br />

Zusammenfassend können Diskussionsforen je nach Einsatz thematisch offen oder<br />

geschlossen sein ebenso können sie zeitlich beschränkt oder unbeschränkt sein. Bezogen auf<br />

die Teilnehmer besteht die Möglichkeit, nur einen geschlossenen Kreis zum Diskutieren<br />

einzuladen oder das Forum offen zu lassen, sodass sich weitere Teilnehmer registrieren<br />

können.<br />

Vor- und Nachteile von Diskussionsforen in der Lehre<br />

Ein Diskussionsforum kann eine wertvolle Ergänzung für eine Lehrveranstaltung sein.<br />

Voraussetzung dafür ist aber, dass es von den Studierenden angenommen und genutzt wird.<br />

Dies kann erreicht werden, indem eine Plattform mit Diskussionsforen direkt in die<br />

Lehrveranstaltung integriert wird und während der Lehrveranstaltung auf das Forum<br />

verwiesen wird. Angelehnt an neue Begriffe im Web 2.0 kann in diesem Zusammenhang der<br />

Begriff „EduDiscussing“ für den Einsatz von Diskussionsforen in der Lehre zur<br />

Unterstützung des Wissensaustauschs eingeführt werden.<br />

- 58 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

Gruppendiskussionen im Netz haben vielfältige Vorteile. Themen können fundiert und<br />

reflektiert diskutiert werden. Sie bieten eine Möglichkeit zur Einbindung von Studierenden,<br />

die sich normalerweise nicht trauen, an Diskussionen teilzunehmen. Die Diskussion wird<br />

nicht durch die Zeitdauer einer Veranstaltung begrenzt. Des Weiteren wird die Diskussion<br />

dokumentiert.<br />

Fundierte und reflektierte Diskussion: Man erhält in Online-Diskussionen eine größere<br />

Bandbreite von Meinungen und Positionen als im Seminarraum. Die Möglichkeit, sich mit<br />

einer Antwort Zeit zu lassen, erlaubt eine differenziertere Reflexion, bevor man einen Beitrag<br />

absendet. Darüber hinaus haben die Lernenden die Möglichkeit, neue Quellen heranzuziehen<br />

bevor sie sich in die Diskussion einbringen.<br />

Einbindung aller Studierenden: Ein weiterer Vorteil bei dieser Form der Kommunikation<br />

besteht darin, dass es schüchternen Studierenden erleichtert wird, sich zu einem Thema zu<br />

äußern. Dasselbe gilt für Studierende mit sprachlichen Schwierigkeiten, wie z.B.<br />

Gaststudenten. Insgesamt hat der Teilnehmer eine große Kontrolle darüber, wie er sich der<br />

Gruppe gegenüber präsentiert, was vielen das Eintreten in eine Diskussion erleichtert.<br />

Zeitlich unbegrenzter Gedankenaustausch: Der Gedankenaustausch kann sich über einen<br />

längeren Zeitraum hin entwickeln und wird nicht durch die Seminarzeiten begrenzt.<br />

Dokumentation: Ein großer Vorteil liegt auch darin, dass die gesamte Diskussion<br />

dokumentiert wird und jederzeit nachlesbar ist. Es gehen keine Informationen verloren und<br />

bestimmte Fragen müssen nicht immer und immer wieder beantwortet werden.<br />

Natürlich müssen Nachteile der Online-Kommunikation ebenfalls berücksichtigt werden.<br />

Das Fehlen von nonverbalen Kommunikationshinweisen und die Verknappung von<br />

Antworten können unter Umständen zu Missverständnissen führen. Hier kann der Hinweis<br />

auf allgemein etablierte Regeln der Online-Kommunikation (= „Netiquette“) oder ein<br />

moderierendes Eingreifen hilfreich sein.<br />

Internet Foren erlauben es Usern, Beiträge zu bestimmten Themen zu posten. Andere User<br />

haben dann die Möglichkeit, Kommentare dazu zu posten. Postings bzw. Kommentare<br />

werden dabei meist chronologisch geordnet, können aber auch nach Autoren etc. gereiht<br />

werden. Diese Abfolge von Postings bzw. Kommentaren dazu wird auch „thread“ genannt.<br />

Siehe auch: Webforum, Usenet, Kommunikation im Internet, Forensoftware, Crossposting<br />

(http://www.sokom.de)<br />

3.2.3.1.2 Newsgroups<br />

In Newsgroups werden Textbeiträge zu bestimmten Themen - häufig über das NNTP -<br />

Protokoll ausgetauscht. Veröffentlicht ein Benutzer einen Artikel in einer Newsgroup, so wird<br />

dieser an einen Newsserver gesendet. Dieser kann den Artikel dann weiteren Benutzern zur<br />

Verfügung stellen oder an andere Server weiterleiten. Im Vergleich zu e-Mails werden die<br />

Beiträge nicht direkt an die Adresse eines Teilnehmers geschickt, sondern alle Teilnehmer<br />

können sie bei Bedarf abrufen. Der Unterschied zu Diskussionsforen sind Newsgroups Teil<br />

vom Usenet (urspr. Unix User Network), einem weltweiten elektronischen Netzwerk. Von<br />

- 59 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

Newsgroups ist die Rede, wenn zum Lesen und Schreiben von Beiträgen ein<br />

Softwareprogramm eingesetzt wird (z.B. Outlook Express, Netscape Messenger, Mozilla<br />

Newsclient). Von diesem Newsserver werden die neuen Diskussionsbeiträge auf den Rechner<br />

des Benutzers heruntergeladen, wo sie lokal gelesen werden. Ein Forum hingegen funktioniert<br />

webbasiert, es läuft auf einem Server, auf den man über einen normalen Webbrowser<br />

zugreifen kann - Lesen und Schreiben von Beiträgen geschieht hier online.<br />

Der Newsserver der TU Graz (news.TUGraz.at) führt nur lokale Gruppen, das sind mit<br />

einer Ausnahme (vc-graz) Gruppen, die nur die TU Graz betreffen (Hierarchie tu-graz.).<br />

Dieser Server ist weltweit zugänglich. Der Zugang zu (inter)nationalen Gruppen erfolgt nur<br />

mehr über den zentralen Newsserver im ACOnet.<br />

Weltweit existieren seit Jahrzehnten verschiedene News-Systeme. Das bekannteste ist<br />

dabei das Usenet, das eine Vielzahl von Newsservern weltweit verbindet. Oft sind<br />

Newsgroups aber auch rein regional verteilt, oder werden in Intranets zur Verfügung gestellt.<br />

Der wesentliche Unterschied zu den Diskussionsforen liegt darin, dass hier e-Moderatoren<br />

keine Initialstatements oder Fragen posten, sondern nur dann posten, wenn unter den<br />

Studierenden Fragen auftreten, die andere Studierende nicht beantworten können.<br />

3.2.3.2 Social Software<br />

Um die Vielzahl der Entwicklungen, die die Vernetzung und Zusammenführung von<br />

Personen zu deren Kommunikation, Interaktion und Kollaboration über Computernetze<br />

unterstützen, auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, wurde der Begriff Social Software<br />

eingeführt. Social Software ist in diesem Sinne keine neue Entwicklung. Groupware, E-Mail<br />

oder Instant Messaging werden seit vielen Jahren sowohl privat als auch in Organisationen<br />

genutzt. Neu ist die Tatsache, dass es sich um Web-Applikationen handelt, die eine neue<br />

Form der Kommunikation unterstützen. Sehr oft beziehen sich Definitionen zum Begriff<br />

Social Software eher auf den technischen Teil als auf den sozialen,<br />

kommunikationsorientierten Faktor. Social Software fragt jedoch nicht, was technisch<br />

möglich ist, sondern was die Personen brauchen. Social Software ist eine Chiffre für die<br />

aktuellsten Veränderungen im Bereich Computer-Mediated-Communication (CMC), ein<br />

Übergriff für eine Anzahl von Anwendungen, bei denen Computer die menschliche<br />

Kommunikation unterstützen (Santoro 1995).<br />

Social Software setzte sich als Begriff 2002 durch im Zuge der neuen Anwendungen im<br />

Web 2.0 wie Wikis und Blogs. Unter den Schlagworten „Social Web“ oder „Social<br />

Software“ sollen Möglichkeiten gefunden werden, dass Menschen miteinander unabhängig<br />

von Raum und Zeit in einer virtuellen Umwelt kommunizieren können. Dazu zählen<br />

sämtliche multimedialen Anwendungen, die Menschen, die sich nicht gegenseitig kennen,<br />

aber ähnliche Interessen verfolgen, miteinander in Beziehung bringen bzw. über diese<br />

Beziehungen Auskunft geben. Das Wesen von Social Software Systemen besteht im Aufbau<br />

und der Pflege sozialer Netzwerke und Communities und insbesondere in ihrer<br />

Selbstorganisation. Social Software unterstützt dabei:<br />

- 60 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

· die Interaktionen zwischen Individuen und Gruppen (Webpublishing und Computer-<br />

Mediated-Communication),<br />

· soziales Feedback via Reputation und Präsenz sowie<br />

· die Bildung sozialer Netzwerke<br />

Reinmann-Rothmeier (Reinmann-Rothmeier 2000, S. 17) schreibt über die Selbststeuerung<br />

von Communities, indem sie Communities mit Wildblumen vergleicht: „das theoretische<br />

Ideal einer Community kommt einer Wildblume gleich: Sie wächst dort, wo zufälligerweise<br />

Samen auf dem Boden gelandet sind und ebenso zufälligerweise die Bedingungen stimmen,<br />

dass der Samen auch aufgeht; niemand muss sich darum kümmern, dass die von allein<br />

gewachsene Wildblume ihre Blüte entfaltet; sie ist einfach da und wird wieder vergehen,<br />

wenn ihre Zeit abgelaufen ist. Eigenverantwortung und Selbstorganisation bei den<br />

ablaufenden Prozessen sowie ein Entstehungsvorgang, der „von unten" aus Interesse und<br />

Eigeninitiative kommt – das sind ganz zentrale Charakteristika von Communities, wie sie<br />

auch hier beschrieben wurden.“ Sie schreibt weiter, dass das Problem für Unternehmen etwa<br />

darin liegt, „dass man in diesem Bild weder Gewissheit über die Entstehung einer Community<br />

haben, noch den Entstehungszeitpunkt festlegen kann, dass die Existenz einer Community<br />

genauso fragil ist wie deren Wachstum und dass deren Ende selbstbestimmt erfolgt und kaum<br />

gesteuert werden kann. Vor diesem Hintergrund wünschen sich viele Unternehmen doch<br />

lieber eine Community als Kulturpflanze, deren Dasein, Weiterleben und Ende zumindest<br />

beeinflussbar und bei dringendem Bedarf letztlich auch von außen steuerbar sind – womit<br />

man das Community- Konzept aber letztlich seiner Besonderheit beraubt.“ In Abbildung 16<br />

werden die Frage nach notwendigem und erträglichem Ausmaß an Fremd- und<br />

Selbststeuerung in Communities („Wildblume oder Kulturpflanze?“) im Überblick<br />

zusammengefasst (vgl. Reinmann-Rothmeier 2000, S. 18):<br />

Abbildung 16: Communities - Wildblume oder Kulturpflanze (Reinmann-Rothmeier 2000, S. 19)<br />

In Anlehnung an eine frühe Untersuchung von Kiesler et al. (Kiesler et al. 1984, S. 1123-<br />

1134) hat Thiedeke vier typische Merkmale für Social Software herausgearbeitet, nämlich<br />

Anonymität, Selbstentgrenzung, Interaktivität und Optionalität, die hier kurz beschrieben<br />

werden (vgl. Thiedeke 2000):<br />

- 61 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

Anonymität: Meist kennen sich die Teilnehmer in Online-Communities nicht persönlich.<br />

Statt den realen Namen werden Nicknames verwenden und e-Mail Adressen lassen sich beim<br />

Versenden von Nachrichten entfernen.<br />

Selbstentgrenzung: Aufgrund der Distanz und Anonymität werden schüchterne<br />

Teilnehmer ermutigt, ihre Grenzen zu überschreiten und sich zu öffnen.<br />

Interaktivität: Durch die große Reichweite an Personen, die das Internet bedingt, wird<br />

auch ein größerer Raum für Interaktivität gewährleistet. Die Organisation der Interaktvität<br />

liegt allerdings ausschließlich bei den Teilnehmern, die damit konstruktiv und rezeptiv<br />

agieren müssen.<br />

Optionalität: Beziehungen im Internet sind durch eine Vielfalt der Möglichkeiten,<br />

Themen, Interaktionsformen, Identitäten, Kommunikationsumgebungen und<br />

Wissensbeständen gekennzeichnet. Themenbereiche und Beziehungsangebote lassen sich<br />

unbegrenzt re-kombinieren, die Teilnehmer sind daher ständig mit der Notwendigkeit zur<br />

Auswahl konfrontiert.<br />

Social Software Tools sind nun Werkzeuge, mit deren Hilfe die Kommunikation,<br />

Interaktion und Zusammenarbeit der Menschen unterstützt werden kann. Dazu zählen<br />

bewährte Programme wie Instant Messenger, E-Mail, Internet Relay Chat (IRC), etc. Aber<br />

auch neuere Formen wie Blogs, Wikis, das gemeinsame Bearbeiten von Dateien oder<br />

Dokumenten (Writely), Social Networking, Peer-to-Peer-Netzwerke und Social Bookmarking<br />

bzw. Tagging werden der Social Software zugerechnet. Typische aktuelle Beispiele für Social<br />

Software Tools sind:<br />

Social Software Tools<br />

Weblogs<br />

Wikis<br />

Social Bookmarking<br />

Social Media Sharing<br />

Social Networking<br />

Social Task Sharing<br />

Beispiele<br />

Technorati<br />

LiveJournal<br />

Blogger<br />

http://TWiki.org<br />

www.wikipedia.org<br />

www.del.icio.us<br />

www.citeulike.org<br />

www.flickr.com<br />

www.vimeo.com<br />

www.openBC.com<br />

www.linkedin.com<br />

www.43things.com<br />

Tabelle 4: Social Software Tools im Überblick<br />

Social Software lässt sich in zahlreiche Teilbereiche aufgliedern. flickr.com, aus dem<br />

Bereich Social Media Sharing, ermöglicht das gegenseitige Teilen und Annotieren von Fotos.<br />

openBC.com bzw. Linkedin.com, aus dem Bereich Social Networking, sind Plattformen, über<br />

die man sich mit anderen Personen anhand gleicher Interessen, Berufe etc. vernetzen kann.<br />

- 62 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

Software aus dem Bereich Social Task Sharing wie etwa 43Things.com bietet seinen Nutzern<br />

an, 43 persönliche Ziele mit anderen zu teilen. Nutzer, die dieselben Ziele haben (z.B. die<br />

Besteigung des Mount Everest oder ein Marathon-Lauf unter 3 Stunden 30 Minuten), können<br />

ihre Erfahrungen bei der Zielerreichung austauschen.<br />

Ein gutes Beispiel für Social Software, im Besonderen für Social Networking, stellt<br />

openBC (openBC 2005) dar. „OpenBC ist die führende europäische online Networking-<br />

Plattform für professionelles und sicheres Kontaktmanagement. OpenBC ist<br />

branchenübergreifend, weltweit aufgestellt“ und ermöglicht die Kontaktaufnahme und<br />

Verwaltung für geschäftliche oder private Beziehungen (Abb. 17):<br />

Abbildung 17: Screenshot openBC online Networking Plattform<br />

Vorteile von Social Software Tools umfassen die schnelle Suche von wichtigen<br />

Informationen, sowie die Möglichkeit des Aufbaues von Wissensnetzwerken zum Austausch<br />

von Spezialwissen. Über Social Software lernen sich Menschen gleichen Interesses leichter<br />

kennen und können ihre gemeinsamen Interessen auch leichter organisieren. Der wesentliche<br />

Vorteil, der auch das Charakteristikum der Social Software bildet, ist der Faktor des<br />

Entertainment.<br />

Social Software birgt aber auch Gefahren in sich, wie die Intransparenz sozialer Netze<br />

und die Schwierigkeit, Anonymität zu gewährleisten.<br />

- 63 -


3.2.3.2.1 Weblogs/Blogs<br />

Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

Der große Boom von Communities, dem die heutige Zeit unterliegt, steht, wenn man nach<br />

den neuesten Zahlen geht, für eine große Bereitschaft, Wissen bereitzustellen bzw. auch für<br />

das Bedürfnis Wissen auszutauschen: Nach einer aktuellen Studie (April 2006) listet die<br />

Blog-Suchmaschine Technorati aktuell 37,3 Millionen Blogs weltweit. Die Blogosphere<br />

verdoppelt damit alle 6 Monate ihre Größe (www.sifri.com, Internet: 5.5.2006). Laut dem<br />

kalifornischen Unternehmen Technorati kommt jede Sekunde ein neuer Blog hinzu, das sind<br />

in Zahlen ausgedrückt jeden Tag weltweit etwa 86.400 neue Blogs!<br />

Abbildung 18: Entwicklung der Blogosphäre<br />

Der Begriff Weblog wurde 1997 von John Barger aus einer Kombination aus „Web“ und<br />

„Logbuch“ geprägt. Nach ihm ist ein Weblog eine „Web page where a Web logger `logs´ all<br />

the other Web pages she finds interesting“ (Blood 2004, S. 54) bzw. genauer auf den Punkt<br />

gebracht „frequently updated observations, news, headlines, commentary, recommended links<br />

and/or diary entries, generally organized chronologically.“ (Werbach 2001)<br />

Ein Weblog oder kurz Blog ist eine Webseite, die periodisch neue Beiträge enthält. Neue<br />

Beiträge stehen an oberster Stelle, ältere folgen in umgekehrt chronologischer Reihenfolge,<br />

um Übersichtlichkeit und Aktualität zu gewähren. Blogs sind interaktiv, da jederzeit mit dem<br />

Autor oder anderen Lesern Kontakt aufgenommen werden kann oder auch einfach nur ein<br />

Kommentar hinterlassen werden kann. Zusätzlich besteht die Möglichkeit Links einzufügen,<br />

und so auf weitere Seiten zum Thema zu verweisen. Oft werden Links auf Beiträge in anderen<br />

- 64 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

Blogs gesetzt, wodurch sich ein regelrechtes Netzwerke an untereinander verlinkten Blogs<br />

bildet, die sogenannte Blogosphäre.<br />

Im ursprünglichen Ein-Personen-Weblog kann man die „Surftour“ ein Autors (Bloggers)<br />

durch das Internet nachverfolgen, in welchem er zu besuchten Seiten einen Beitrag schreibt.<br />

Einige Blogger tun dies, indem sie aus ihrem Privatleben berichten mit dem Hintergrund,<br />

Erfahrungen mit anderen Leute zu diesem Thema auszutauschen, etwa Krankheiten des<br />

Hundes, etc. In Fach-Weblogs oder auch Experten-Blogs werden Beiträge zu einem speziellen<br />

Themenbereich veröffentlicht, die ebenfalls von anderen Bloggern gelesen und bei Bedarf<br />

durch weitere Artikel, Links oder Kommentare angereichert werden können.<br />

Weblogs ermöglichen es durch ihre einfache Bedienbarkeit auch Nicht-HTML-Kennern,<br />

Webseiten zu publizieren. Weblogs basieren auf Content Management Systemen, mit denen<br />

ein Editieren oder Publizieren von neuen Inhalten jedem auf einfache Art und Weise möglich<br />

ist. Über Templates lassen sich Vorlagen beliebig individuell anpassen an eigene grafische<br />

Vorstellungen.<br />

Immer häufiger dienen Weblogs quasi als Online-Zeitungen. Noch besteht keine<br />

unmittelbare Konkurrenz, aber beispielsweise am 11. September 2001, konnten unmittelbare<br />

Augenzeugenberichte schneller aus Weblogs abgerufen werden als aus lokalen Internet-<br />

Zeitungen.<br />

In Deutschland existieren mittlerweile über 50.000 aktive Weblogs und es besteht der<br />

Trend zu Zweit- und Drittblogs (Internet: 5.5.2006, www.blogstats.de, Stand: 26.4.2006).<br />

Laut dem Marktforschungsinstitut Berlecon Research, Berlin liegt die monatliche Steigerung<br />

der Anzahl an aktiven Blogs bei 15%.<br />

Weitere Definitionen<br />

Es existiert eine Reihe weiterer Definition des Begriffs Weblog, da Weblogs sehr<br />

unterschiedlich wahrgenommen werden. Nachfolgend einige unterschiedliche Definitionen<br />

von bekannten Weblog-Autoren:<br />

Gerhard Schoolmann: "Weblogs sind bekannt geworden als persönliches Sites, die eine<br />

Liste von kommentierten Links zu anderen Web-Sites oder auch News oder Berichte über<br />

selbst Erlebtes erhalten. Sie erfüllen damit eine ähnliche Funktion wie Zeitschriften und<br />

selektieren Lesenswertes für andere. Diese Selektion ist persönlich, nonkonformistisch,<br />

bisweilen sarkastisch. Weblogs erinnern insoweit an Fernsehsendungen wie die Harald-<br />

Schmidt-Show oder TV Total."<br />

Robert Basic: "Blogs sind Newsseiten, wobei man jede News kommentieren und verlinken<br />

kann, das ist alles. Das Schönste: Blog Softwarelizenzen kosten entweder nichts oder nur<br />

einen Bruchteil von vergleichbaren Angeboten."<br />

Jürgen Albrecht: "Weblogs sind eine Nachrichtenbörse. Das Internet wird gefiltert und die<br />

(subjektive) Selektion wird der Weblog Community online mitgeteilt. Weblogs sind deshalb<br />

das schnellste Medium für die Verbreitung von Nachrichten im Internet"<br />

- 65 -


Vor- und Nachteile von Weblogs<br />

Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

Einem Blogger bieten sich einige administrative und kommunikative Vorteile, die<br />

Betreibern von traditionellen Homepages vorenthalten bleiben (Internet: 16.05.2006,<br />

www.tzwaen.com):<br />

� Weblogs sind einfach zu bedienen: Weblogs-Systeme sind selbst für Laien einfacher<br />

zu bedienen als Content-Management-Systeme, da die Funktionalitäten auf die<br />

wesentlichsten beschränkt werden. Einzige Voraussetzungen sind die Fähigkeit, Texte<br />

zu erstellen sowie einen Browser bedienen zu können, HTML-Kenntnisse werden nicht<br />

benötigt.<br />

� Weblogs sind billig: Die meisten Weblog-Systeme sind kostenlos im Internet erhältlich.<br />

Im Gegensatz zu Content-Managemement-Systemen, die mindestens ein paar Tausend<br />

Euro kosten, wird für die Anwendung von Weblogs im Business Bereich von den<br />

Entwicklern meist nur ein geringer Betrag erhoben.<br />

� Weblogs sind ortsunabhängig: Sofern eine Anbindung an das Internet möglich ist,<br />

kann ein Blog von überall bearbeitet werden.<br />

� Weblogs sind interaktiv: Üblicherweise besteht bei Weblogs die Möglichkeit für<br />

Leser, Beiträge zu kommentieren und das oft ohne sich registrieren zu müssen. Auf<br />

diese Art wird der Blogs durch interessierte Leser mit zusätzlichem Wissen<br />

angereichert.<br />

� Weblogs informieren schneller: Hauptsächlich durch die Möglichkeit von cross-links<br />

zu weiteren Internet-Seiten (z.B. zu anderen Blogs), können Nachrichten sehr schnell<br />

verbreitet werden. Beispiel: am 11. September 2001 waren die neuesten Meldungen in<br />

Blogs schneller zu finden als in Internet-Zeitungen oder im Fernsehen.<br />

� Weblogs schreiben vielfältiger: Ebenfalls können Meinungen freier geäußert werden<br />

als in dem Medien.<br />

Nachteile, denen Blogs unterliegen, sind, dass es z.B. keine redaktionelle Kontrolle über<br />

das Veröffentlichte gibt und sie dadurch keiner zentralen Kontrolle unterliegen. Außerdem<br />

bestehen Blogs meist aus einer einzelnen Webseite, bzw. Folgeseiten, die das Archiv bilden.<br />

Bisweilen sind Grundkenntnisse von HTML erforderlich, um Links oder Grafiken einzubauen<br />

oder Dateien upzuloaden. Ein wesentlicher Nachteil von Blogs ist, dass man oft auf weitere<br />

Blogs oder Artikel verwiesen wird, da der Weblog selbst oft keinen Content enthält sondern<br />

sich hauptsächlich aus weiterführenden Links zusammensetzt.<br />

- 66 -


3.2.3.2.2 Wikis<br />

Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

“The blogosphere is the magic that happens above blogs —<br />

the blogosphere is a community that might produce a work.<br />

Whereas a Wiki is a work that might produce a community.”<br />

Ward Cunningham, Wikisym 2005: Eintrag vom 17.10.2005<br />

Wiki ist ursprünglich ein hawaiianisches Wort und steht für „schnellschnell“. Das erste<br />

Wiki wurde im Jahre 1995 von dem US-amerikanischen Softwareentwickler Ward<br />

Cunningham 3 erfunden, der sein klassisches WikiWikiWeb „Portland Pattern Repository“<br />

als Dokumentationssystem für Programmierer entwickelte.<br />

Definition Wiki<br />

Ein Wiki, auch WikiWeb genannt, ist eine Webseite, die von den Benutzern nicht nur<br />

gelesen, sondern auch ohne technologisches <strong>Know</strong>-how online geändert werden. Sie basiert<br />

ebenso wie ein Weblog auf einem Content Management System. Der Name Wiki steht für das<br />

Wesen der Wiki-Software, „schnell und unkompliziert Inhalte zur Verfügung zu stellen“<br />

(Ebersbach 2005, S. 11). Die einzelnen Seiten und Einträge in Wikis sind wie in typischen<br />

Hypertexten, über sogenannte cross-links untereinander verbunden. Seiten wie Einträge lassen<br />

sich unmittelbar editieren und ergänzen.<br />

Wikis, die Blogs in Struktur und Logik ähnlich sind, erlauben jedem zu editieren, löschen<br />

oder Content zu verändern, der auf der Internetseite unter Verwendung eines Browser<br />

Interfaces gepostet wurde und beinhalten auch die Arbeit vorheriger Autoren über Links.<br />

Vor- und Nachteile von Wikis<br />

Die Vorteile von Wikis resultieren aus vier zentralen Prinzipien (vgl. Klampfer 2005, S. 4-5,<br />

Internet: 16.05.2006, www.tzwaen.com):<br />

1. Jeder kann jeden Text ändern: „Wikis are quick because the processes of reading<br />

and editing are combined.“ (Lamb 2004, S. 38) Jeder Eintrag in einem Wiki kann von<br />

jedem beliebig editiert und kommentiert werden. Die Änderungen werden unmittelbar<br />

nach dem Speichern veröffentlicht. Hierzu sind in der Regel weder<br />

Autorenwerkzeuge, Passwörter noch Zugriffsrechte erforderlich.<br />

2. Das Verändern und Erzeugen von Seiten wird so weit wie möglich vereinfacht: Die<br />

für Wikis spezielle Markup Language ist einfach und schnell erlernbar. Während<br />

typische Funktionen die Volltextsuche, eine Backlink- und eine Uploadfunktion für<br />

Dateianhänge sind, entstehen Links durch entsprechende Seitennamen im Text sowie<br />

neue Seiten automatisch, wenn sie noch nicht vorhanden sind.<br />

3 Die dokumentiere Geschichte der Wikis beginnt am 16. März 1995 mit einer schlichten Email von Ward<br />

Cunningham, einem amerikanischen Software-Designer, an einen gewissen Steve: „Steve – ich habe eine neue<br />

Datenbank auf meinem Web-Server installiert und bitte Dich, mal einen Blick darauf zu werfen. Es ist ein Web<br />

von Menschen, Projekten und Mustern, auf das man über ein cgi-bin-Skript zugreifen kann. Es bietet die<br />

Möglichkeit, ohne HTML-Kenntnisse mit Formularen Text zu editieren. Es wäre schön, wenn Du mitmachen<br />

oder wenigstens Deinen Namen in der Liste der RecentVisitors eintragen könntest. Die URL ist<br />

http://c2.com/cgi-bin/Wiki - danke schön und beste Grüße.“<br />

- 67 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

3. Die Strukturen entstehen „bottom-up“ durch Verlinkung: Die Struktur von Wikis<br />

entsteht durch und wächst mit den Einträgen. Dadurch erhält jedes Wiki eine eigene<br />

Struktur, die vom Inhalt abhängt.<br />

4. Der Inhalt ist nie fertig: Wikis wachsen mit der Anzahl der Einträge sowie den<br />

äußeren Veränderungen. Insbesondere je aktueller ein Thema ist, desto schneller<br />

werden sich wieder neue Einträge und Links finden.<br />

Die Vorteile des Einsatzes von Wikis in der Lehre rühren daher, dass die Bedienbarkeit<br />

von Wikis sehr leicht sogar von selbst zu erlernen ist. Die erforderlichen technischen<br />

Kenntnisse können sehr schnell erlernt werden. Ein weiterer Vorteil von sogenannten<br />

EduWikis (aus Education und Wiki, auch: Bildungswiki) liegt in der sofortigen Verfügbarkeit<br />

von Arbeitsergebnissen online. Dies ermöglicht auch eine internationale Kooperation von<br />

Universitäten, d.h. einer gemeinsamen Gestaltung einer Lehrveranstaltung.<br />

Die unmittelbare und jedem freie Editiermöglichkeit von Wikis ist nicht wünschenswert,<br />

da auch persönlichen Notizen von anderen geändert oder sogar gelöscht werden können. Hier<br />

eignen sich wiederum Blogs besser.<br />

Jakob Steuerer schreibt über den Erfolg von Wikipedia: „Die Wikipedia lebt und gedeiht<br />

eben deshalb so unerwartet prächtig, weil unzählige Wissensbegeisterte diverser Nation und<br />

Profession irgendwann auf die Wikipedia-Website gestoßen sein dürften. Und sich angesichts<br />

der hohen Aktivität und der Einfachheit der Bedienung entschlossen haben, ihr Wissen<br />

höchstpersönlich beizusteuern. Verblüffend, aber nur konsequent: Es gibt im gesamten<br />

Wikipedia-Konstrukt keinen Chefredakteur im engeren Sinne. Selbst die Begründer Jimmy<br />

Wales und Larry Sanger sehen sich als normale Teilnehmer, achten dennoch behutsam<br />

darauf, dass das Projekt nicht aus dem Ruder läuft. Kurz: Wikipedia setzt auf eine bewusst<br />

gelebte Form von Gruppenintelligenz, die strittige Details in offener und fairer Diskussion zu<br />

erörtern und zu lösen versteht. Fazit: Das Non-Profit-Projekt Wikipedia hat in all seiner<br />

Ausprägung wohl den Nerv einer populären Sehnsucht getroffen, für deren Realisierung die<br />

Wikipedianer […] ihr Hirnschmalz herzugeben bereit sind“ (Internet: 9.5.2006,<br />

http://diePresse.com am 06. 06. 2004)<br />

3.2.3.2.3 Weitere Social Software Tools<br />

Aus Gründen der Vollständigkeit seien hier noch weitere Social Software Tools wie Social<br />

Bookmarking, Social Media Sharing, Social Networking und Social Task Sharing angeführt.<br />

Social Bookmarking<br />

Unter „Social Bookmarking“ oder auch „Bookmark Sharing“ versteht man ein Online-<br />

Service [Computer Netzwerk (Internet) oder auch Sharing Website] zum Speichern,<br />

Kategorisieren und Veröffentlichen von URLs. Die Besonderheit liegt in der Tatsache, dass<br />

man von überall auf seine persönliche Linksammlung zugreifen kann. Außerdem besteht die<br />

Möglichkeit, die verschieden Bookmarks zu kommentieren bzw. darüber mit anderen zu<br />

diskutieren. Auf diese Art wird man auch von anderen Menschen mit ähnlichen Interessen auf<br />

neue Seiten aufmerksam gemacht. Beispiel: del.icio.us<br />

- 68 -


Social Media Sharing<br />

Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

„Social Media Sharing“ ermöglicht es Usern, Sammlungen ihrer persönlichen Fotos,<br />

Videos etc. auf einer Sharing Website zu veröffentlichen, zu kategorisieren und diese mit<br />

anderen zu teilen. Von den Usern freigegebenene, offene Medien, können dabei von<br />

sämtlichen registrierten Usern eingesehen und kommentiert bzw. diskutiert werden. Beispiel:<br />

flickr<br />

Social Networking<br />

Unter „Social Networking“ versteht man alle Aktivitäten, die dazu führen, qualifizierte<br />

Kontakte zu knüpfen und aufrecht zu halten. Vor der eigentlichen Kommunikation steht die<br />

Identifikation von Personen in Netzwerken, die dem gewünschten Kompetenz- bzw.<br />

Interessensprofil entsprechen. Nach einer Definition von Barnes (Barnes 1954) ist ein Social<br />

Network „a map of the relationships between individuals, indicating the ways in which they<br />

are connected through various social familiarities ranging from casual acquaintance to close<br />

familial bonds.” Social Networking bezieht sich aber auch auf alle Internet Anwendungen<br />

(Websites), die den Aufbau und die Pflege von Kontakten zu Freunden, Geschäftspartnern<br />

oder anderen Personen mit Hilfe von verschiedenen Softwaretools unterstützen. Beispiel:<br />

openBC<br />

Social Task Sharing<br />

Unter „Social Task Sharing“ versteht man ein Computer Netzwerk (Internet) bzw. eine so<br />

genannte Sharing Website, die es ihren User erlaubt, Sammlungen persönlicher Probleme,<br />

Problemlösungen, Fortschritte, Ziele, Erfahrungen oder Wünsche zu speichern, zu<br />

kategorisieren, zu kommentieren, zu diskutieren bzw. diese mit anderen zu teilen. Beispiel:<br />

43Things<br />

Weitere Anwendungen, die ebenfalls in die Rubrik Social Software eingeordnet werden<br />

können sind E-Mail, Internet Forums, Usenet News, Groupware, MultiUserDungeon,<br />

InstantMessaging, InternetRelayChat, und Collaborative Filtering:<br />

Eine Instant Messaging Anwendung oder auch Client, ermöglicht Personen untereinander<br />

über ein Netzwerk zu kommunizieren. Bekannte Beispiele dafür sind Skype (IP-Telefonie),<br />

ICQ, Yahoo Messenger oder MSN Messenger. Auch hier entsteht ein Netzwerk aus Beziehen,<br />

da jeder User gezielt nach Freunden suchen kann, mittels Suche nach der E-Mail Adresse oder<br />

der Messenger ID. Eingetragenen Kontakte in der Buddy- oder auch Kontaktliste werden als<br />

verfügbar gekennzeichnet, wenn die Kontakte online sind. Auch stellen die meisten Instant<br />

Messaging Systeme auch Videochat oder direkte Datenübertragung während einem Chat zur<br />

Verfügung.<br />

Internet Relay Chat (IRC) ermöglicht den Usern, sich in verschiedenen “chat rooms”<br />

einzuloggen, um so mit mehreren verschiedenen Personen gleichzeitig zu kommunizieren.<br />

Dabei besteht die Möglichkeit, sich entweder in einem bereits existierenden chat room<br />

einzuloggen oder einen neuen chat room mit einem neuen Thema zu eröffnen. Dabei ist es oft<br />

üblich, dass Personen direkt online eingeladen werden in einen anderen chat room zu folgen.<br />

- 69 -


3.2.4 Die Rolle des e-Moderators<br />

Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

In der Literatur wird im Zusammenhang mit Online-Communities sehr oft die Bedeutung von<br />

e-Moderatoren hervorgehoben als unabdingbar für eine erfolgreiche Diskussion. Man weiß<br />

aber auch bereits, dass diese Tätigkeit zeitraubend ist und von den Community-Mitgliedern<br />

nicht immer anerkannt wird. Insbesondere der Einsatz von fachbezogenen Diskussionsforen<br />

erscheint aber in der universitären Lehre als äußerst pragmatisch.<br />

In diesem Kontext von Communities schreibt Jones (McKlint et al. 2002), dass die humanhuman<br />

connectivity im Vordergrund steht und setzen fort “The role of the tutor remains<br />

critical … and we envisage future online environments that offer a judicious mixing of<br />

technological support and human teaching”. Daran soll angeknüpft und betont werden, dass<br />

insbesondere beim Einsatz von Online-Communities in der höheren Lehre ein adäquater<br />

Einsatz von Communityware Systems sehr wichtig ist. Um die Lehrzielerreichung<br />

gewährleisten zu können, muss die Anwendung solcher Tools der Lehr- und Lernsituation<br />

angepasst werden.<br />

Berger und Collins weisen beispielsweise darauf hin, dass sowohl reale als auch virtuelle<br />

Diskussionsforen (Berger et al. 1995) ähnlich in der Hinsicht erscheinen, dass beide soziale<br />

Aktivitäten und Diskussionen beinhalten, sie strengen kooperative Bemühungen an, sind<br />

meistens rational und zielgerichtet, manchmal systematisch und oft kreativ, sie erfordern<br />

Teilnahme, beinhalten formale oder informelle Führung und Moderation und werden von<br />

ihren Mitgliedern als Wege für formales und informelles Lernen genützt (Collins 1997).<br />

In diesem Zusammenhang schreibt Petko (Petko 2003): „Die Inszenierung einer<br />

Diskussion kann auf unterschiedliche Weisen geschehen. Kontroverse Themen können durch<br />

die Darstellung von mindestens zwei sich pointiert widersprechenden Meinungen anmoderiert<br />

werden, deren Positionen nachvollzogen und verglichen werden. Auf eine andere Weise, im<br />

Sinne einer konstruktiven Kontroverse, lassen sich Diskussionen auch hervorrufen, indem<br />

unterschiedliche Gruppen den Auftrag erhalten, sich nur mit einer besonderen<br />

argumentativen Position zu identifizieren und diese gegenüber anderen Gruppen pointiert zu<br />

vertreten (vgl. Konrad et al. 2001, S.125). Auf eine dritte Weise lassen sich Diskussionen auch<br />

spontan ins Leben rufen, indem vorgängig geäußerten Ansichten eines Gesprächspartners<br />

gezielt und begründet widersprochen wird. Dies kann sowohl durch andere<br />

Diskussionsteilnehmende als auch durch den Moderator geschehen. Letzteres birgt jedoch die<br />

Gefahr einer zu starken Involvierung des Diskussionsleiters (vgl. Gage et al. 1996, S.443 f.).<br />

Günstiger sind deshalb explizite Aufforderungen an die anderen Nutzer des Forums, nach<br />

Gegenargumenten zu einer vorgängig formulierten Position zu suchen.“<br />

Teilnehmer, Modell, Neutraler Vorsitzender, Teufels Advokat sind einige Rollen, die dem<br />

Moderator zugeschrieben werden (vgl. Van Ments 1992). Gage weist in diesem<br />

Zusammenhang darauf hin, dass sich der Moderator inhaltlich nicht zu stark einbringen sollte,<br />

um nicht Beiträge von Studierenden dadurch zu verhindern oder zu beeinflussen („autoritative<br />

Expertenmeinung“) (vgl. Gage et al. 1996, S. 449). Die Gradwanderung, auf der sich e-<br />

Moderatoren bewegen ist sehr schmal. Sie sollen im Wesentlichen zur Diskussion anregen,<br />

aber dabei die Teilnehmer nicht beeinflussen. Sie sollen darauf achten, dass die Teilnehmer<br />

- 70 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

nicht vom Thema abkommen, aber auch im Falle, dass dies passiert zum Thema zurücklenken<br />

und Fehlschlüsse aufdecken (vgl. Gage et al. 1996, S. 446). Sind sie zu streng, besteht die<br />

Gefahr, dass Teilnehmer abwandern, sind sie zu großzügig, machen sich Störer breit. Um in<br />

der jeweiligen Situation richtig reagieren zu können, sollte der e-Moderator die Community-<br />

Mitglieder möglichst gut kennen.<br />

Collins und Berge (Collins et al. 1996) nennen vier Ebenen, auf denen der e-Moderator<br />

unterstützend eingreifen muss. Die pädagogische Ebene bezieht sich auf Hilfen zu inhaltlichaufgabenbezogenen<br />

Fragen. Der e-Moderator stellt Informationen bereit oder stellt Fragen. In<br />

der sozialen Ebene trägt der e-Moderator durch motivierende Rückmeldungen positiv zum<br />

Gruppenklima bei. Auf der administrativen Ebene ist der e-Moderator vorwiegend für die<br />

Einhaltung der Netiquette und von Terminen zuständig. Auf der technischen Ebene reagiert<br />

der e-Moderator möglichst unmittelbar auch technische Schwierigkeiten von Studierenden<br />

oder sonstige technische Barrieren.<br />

Typen von Moderatoren, die Friedrich und Hesse (Friedrich et al. 2000) unterscheiden,<br />

sind der Organisator, der Animator/Motivator, der Inhaltsexperten und der<br />

Vermittlungsexperten. Rohfeld schreibt (Rohfeld 1995): „The most important role of a<br />

moderator in the context of online communities is to model effective teaching and accept "the<br />

responsibility of keeping discussions track, contributing special knowledge and insights,<br />

weaving together various discussion threads and course components, and maintaining group<br />

harmony".<br />

Es existieren zahlreiche Möglichkeiten, eine Rolleneinteilung für die Teilnehmer einer<br />

Online-Community vorzunehmen. Schmidt (vgl. Schmidt 2000) beispielsweise unterteilt die<br />

Rollen nach Funktionen, die in einer Stadt oder Gemeinde übernommen werden, wobei es<br />

sich nicht notwendiger Weise um Personen handeln muss. Dazu zählen Softwareagenten wie<br />

Pfadfinder, Wissensshops, Moderator, Statistiker oder Reporter.<br />

E-Moderatoren müssen damit rechnen, dass auch die Teilnehmer in einer Community<br />

bestimmte Rollen einnehmen können und die Dynamik der Gemeinschaftsbildung in hohem<br />

Maße beeinflussen. Mit entsprechenden Maßnahmen als „Facilitator“ müssen sie auf die<br />

verschiedenen Rollen eingehen. Kim (Kim 2000) unterscheidet „Social Player Types“ in<br />

einer Community nach dem Status und Lebenszyklus der Mitgliedschaft<br />

Das führt zu folgender Definitionen von Moderation und e-Moderation:<br />

„Unter Moderation versteht man die geplante Intervention in und Veränderung von<br />

Gruppeninteraktionsprozessen mit dem Ziel, die Gruppenleistung zu verbessern“ (Hirokawa<br />

1989, p. 71-92). Moderation versucht also, durch planvolle Eingriffe Gruppen dabei zu helfen,<br />

ihre Aufgaben produktiver zu erfüllen. Mittel dazu ist die Strukturierung von Ergebnissen der<br />

Gruppenarbeit wie auch des Prozesses, mit dem eine Gruppe diese Ergebnisse erarbeitet.<br />

Spricht man von e-Moderation, so ist damit die Moderation von Online-Communities,<br />

insbesondere Diskussionsforen, gemeint.<br />

E-Moderatoren dürfen Threads und Postings löschen oder verschieben. „Sie dürfen und<br />

sollen Benutzer ermahnen, die gegen die Richtlinien verstoßen. Im Extremfall haben sie die<br />

- 71 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

Macht, einen Benutzer ganz aus dem Forensystem auszuschließen.“ (Online Magazin,<br />

www.aboutwebdesign.de, Internet: 10.5.2006) Darüber hinaus sollen sie Diskussionen mit<br />

aktuellem Fachwissen ergänzen, aber ohne meinungsbildend zu wirken. Um seiner<br />

technischen Rolle gerecht zu werden, benütigt er nicht nur umfassende administrative Rechte<br />

sondern auch die entsprechendne Fachkenntnisse.<br />

Diese Fülle an Aufgaben war Grund genug, sich mit der Thematik der Rollen und<br />

Aufgaben des Moderators explizit auseinanderzusetzen und zu überlegen, ob es nicht<br />

Möglichkeiten gäbe, e-Moderatoren zu entlasten und Maßnahmen zu finden, die zumindest<br />

einige der zahlreichen Aufgaben zu ersetzen. Dieser Kommentar zu einem Artikel über<br />

virtuelle Communities vom 24. Juni 2005 war schließlich die Bestätigung, dass<br />

Handlungsbedarf besteht: “One of the things I'd like to have seen this article address would<br />

have been moderator burnout. I've been a moderator on three separate forums, one of them<br />

for over three years, and I've seen many on the staff develop severe stresses and anxieties due<br />

to their moderating duties. Eventually they burn out and many have to be replaced, or at least<br />

spelled for a considerable "recuperation" time.”<br />

Moderatoren werden oft mit Systemadministratoren gleichgesetzt. In dieser Arbeit soll<br />

daher getrennt werden, ob technischer Support vorliegt, darunter fallen<br />

Vorbereitungsmaßnahmen (z.B. die Einrichtung des Systems, die User Identifikation, etc.),<br />

technischer Support (z.B. jemand vergisst seinen Benutzernamen oder sein Passwort etc.) und<br />

Wartungsarbeiten (System stabil halten) – diese Aufgaben entsprechen nach unserer<br />

Auffassung der Tätigkeit des Administrators – oder ob die Diskussion inhaltlich verfolgt wird,<br />

wenn nötig vorangetrieben bzw. Mitglieder, die sich unqualifiziert geäußert haben,<br />

hinausgeworfen werden, dies wären dann Aufgaben eines e-Moderators.<br />

Nach einer umfassenden Literaturrecherche werden in Anlehnung an Clawson (Clawson et<br />

al. 1993, p. 547-565) und Bremer (Bremer 2003) folgende typische Aufgaben für e-<br />

Moderatoren ermittelt. E-Moderatoren müssen dabei nicht ALLE Aufgaben erfüllen, sondern<br />

Wahl und Ausmaß der Umsetzung der Aufgaben nach dem jeweiligen Community-Zweck<br />

richten. Im Folgenden werden die Aufgaben von e-Moderatoren als Aktionen bezeichnet, um<br />

damit besser auszudrücken, dass mit einer Aufgabe eine tatsächliche Handlung mit einher<br />

geht.<br />

Typische Aktionen von e-Moderatoren umfassen somit:<br />

· Bewerbung der Community<br />

· Akquirieren von neuen Mitgliedern<br />

· Aufnahme neuer Mitglieder<br />

· Ausschluss von bestimmten Mitgliedern<br />

· Einführung eines neuen Fokus<br />

· Splittung der Community in Teilgruppen<br />

· Bewerbung der Community bei spez. Gruppe<br />

· Ausschluss bestimmter Mitglieder<br />

· Motivation der Teilnehmer, an Diskussion teilzunehmen<br />

· Inititialstatements posten<br />

- 72 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

· Weitere Initialstatements posten<br />

· Öffnen und Schließen von Foren<br />

· Hinweis die Qualität der Beiträge zu verbessern<br />

· Hinweis, zu argumentieren<br />

· Offene, inhaltsbezogene Fragen oder Statements posten<br />

· Hinweis die Länge der Beiträge zu erhöhen<br />

· Mitglieder zurück zum Thema holen<br />

· Teilgruppen bilden<br />

· Ermahnen der Mitglieder, Netiquette einzuhalten<br />

· Motivation der Mitglieder, relevanten Content einzustellen<br />

· Selbst relevanten Content zur Verfügung stellen<br />

· Motivation, selbst zu publizieren<br />

· Hinweis, Content zu lesen<br />

· Hinweis, Content zu referenzieren<br />

· Auf den Content bezogene Fragen stellen<br />

· Selbst Content referenzieren<br />

· Auswahl entsprechender Social Software in Hinblick auf die Erreichung des<br />

Community Zieles<br />

· etc.<br />

Nach Lehmann (Lehmann 2003) bedarf es für eine effiziente Aufgabenerfüllung in Online-<br />

Communities neuer Anforderung an die Teilnehmer. Neben den fachlichen Fähigkeiten, die<br />

für die jeweilige Aufgabenerfüllung notwendig sind, betreffen diese die kognitive<br />

Leistungsfähigkeit sowie Persönlichkeitsmerkmale. Es bestehen beispielsweise erhöhte<br />

Anforderungen an die Kommunikationsfähigkeit, Selbstmotivation und das<br />

Selbstmanagement. Da an der Universität keine Möglichkeit besteht, die Teilnehmer selbst<br />

mitzubestimmen, gehört zu den Aufgaben des e-Moderators diese Fähigkeiten zu fordern und<br />

fördern.<br />

3.2.5 Netiquette<br />

Man findet bei Van Ments auch Regeln für die Diskussion in Klassenzimmern wie:<br />

„Begrenzung der Beiträge auf 30 Sekunden; Pause von 3 Sekunden nach einem Beitrag;<br />

genaue Reflexion des vorangegangenen Beitrags durch den nächsten Sprecher; jeder muss zu<br />

Wort kommen, bevor ein Teilnehmer ein zweites Mal sprechen darf; der Gesprächsleiter<br />

antwortet nur bei direkten Fragen an ihn; Gruppe übernimmt Verantwortung für weitere<br />

Verfahrensregeln; "Aus-Zeit" kann jederzeit verlangt werden.“ (Van Ments 1992)<br />

Auch in Diskussionforen hat es sich herausgestellt, dass die Kommunikation erleichter<br />

wird, wenn gewisse Aspekte früh geregelt werden wie „die Häufigkeit der virtuellen<br />

Anwesenheit, die erwartete Menge der Beteiligung, die Länge und Qualität der Beiträge und<br />

die Länge bzw. zeitliche Erstreckung der Diskussion. Diese Aspekte können zu Beginn der<br />

virtuellen Lehrveranstaltung global in einem "Lernvertrag" festgehalten werden“ (O‘Donnell<br />

et al. 1990 in Petko 2003, S. 210)<br />

- 73 -


Kapitel 3: Grundkonzepte<br />

Zu diesem Zwecke wurde die Netiquette geschaffen. Die Netiquette (Kunstwort aus engl.<br />

net – Netz und etiquette – Etikette) ist inzwischen ein wichtiger Bestandteil der Netzkultur<br />

geworden. Sie beschrieb ursprünglich Verhaltensempfehlungen im Usenet, wird aber<br />

mittlerweile für alle Bereiche in Datennetzen verwendet, in denen Menschen miteinander<br />

kommunizieren. Obwohl sie von vielen Netzteilnehmern als sinnvoll anerkannt wird, hat sie<br />

keinerlei rechtliche Relevanz. Teilaspekte werden häufig kontrovers diskutiert. Es gibt keinen<br />

einheitlichen Netiquettetext, sondern eine Vielzahl von Dokumenten, die sich inhaltlich<br />

überschneiden. Näheres zu den einzelnen Themenbereichen, die in der Netiquette<br />

angesprochen werden (z.B. Zwischenmenschliches, Technik, Lesbarkeit, Sicherheit,<br />

Rechtliches) findet man vielfach im Internet. Auf die Punkte soll hier nicht im Detail<br />

eingegangen werden, da die Kenntnis von Verhaltensregeln für die menschliche<br />

Kommunikation, egal ob sie Face-to-Face oder elektronisch stattfindet, im universitären<br />

Kontext vorausgesetzt wird. Schließlich soll der Schwerpunkt an Universitäten in der<br />

inhaltlichen, wissenschaftlichen Kommunikation liegen und nicht Aufgabe der Lehrenden<br />

sein, die Verhaltensregeln einzustudieren. Aber ein Verweis darauf schadet sicher nie.<br />

Nachfolgend finden Sie daher ein paar Punkte aus der Netiquette, wie man Diskussionsforen<br />

effizient und auch höflich zur Zufriedenheit aller benutzen kann (und sollte):<br />

· Vergessen Sie niemals, dass auf der anderen Seite ein Mensch sitzt!<br />

· Erst lesen, dann denken. Noch einmal lesen, noch einmal denken.<br />

Und dann erst posten!<br />

· Teilen Sie etwas Neues mit!<br />

· Ihre Artikel sprechen für Sie - Seien Sie stolz auf sie!<br />

· Nehmen Sie sich Zeit, wenn Sie einen Artikel schreiben!<br />

· Vernachlässigen Sie nicht die Aufmachung Ihres Artikels!<br />

· Achten Sie auf die "Subject:"-Zeile!<br />

· Denken Sie an die Leserschaft!<br />

· Vorsicht mit Humor, Ironie und Sarkasmus!<br />

· Kürzen Sie zitierten Text auf das notwendige Minimum!<br />

· Benutzen Sie E-Mail oder PN!<br />

· Geben Sie eine Sammlung Ihrer Erkenntnisse an das Forum weiter!<br />

· Achten Sie auf die gesetzlichen Regelungen! Keine illegalen rechtsradikalen<br />

Äußerungen<br />

· Benutzen Sie keine Beleidigungen oder sonstige Kraftausdrücke oder obszöne Worte!<br />

· Benutzen Sie Ihren wirklichen Namen, kein Pseudonym!<br />

· Vorsicht mit Kommerziellem!<br />

· "Du" oder "Sie"?<br />

3.3 Zusammenfassung<br />

Das Ziel dieses Kapitels war es ein gemeinsames Verständnis für die der Arbeit zugrunde<br />

liegenden Konzepte für Wissensmanagement und Online-Communities herzustellen. Auf<br />

Basis dieses Verständnisses wird nun im nächsten Kapitel ein Forschungsansatz vorgestellt,<br />

auf dessen Grundlage die Gestaltung der empirischen Untersuchung erfolgt.<br />

- 74 -


4 METHODISCHER ANSATZ<br />

Kapitel 4: Methodischer Ansatz<br />

Nach Reinmann sind bisherige Forschungsansätze der Lehr-Lernforschung nicht in der Lage,<br />

Forschung zum Zwecke der Innovation zu betreiben. Grund ist, dass sie allenfalls<br />

wissenschaftliche Erkenntnisse zum Lernen und Lehren, daraus abgeleitete Lehr-<br />

Lernkonzepte oder neue Lernmedien hervorbringen, die aufgrund ihres Abstraktionsgrades<br />

für den praktischen Einsatz nicht geeignet sind. Die zumeist quantitativ ausgerichtete Lehr-<br />

Lernforschung erweist sich in ihrer Vorgehensweise und Methodik als nicht ausreichend, um<br />

in Schule, Hochschule und Weiterbildung nachhaltige Veränderungen beim Lernen und<br />

Lehren anzustoßen und Lehrkonzepte und -instrumente für die Praxis zur Verfügung zu<br />

stellen, um damit konkrete Lehr-Lernprobleme in spezifischen Situationen zu lösen<br />

(Reinmann 2005a).<br />

Design-based Research, wird als ein Forschungsansatz im Bildungsbereich vorgestellt, der<br />

„besser als andere Forschungsansätze im Rahmen der Lehr-Lernforschung in der Lage ist,<br />

nachhaltige Innovationen im Bildungs- und Unterrichtsalltag hervorzubringen“ (Reinmann<br />

2005b). Der Begriff Design-based Research (DBR) wird in dieser Arbeit synonym zu design<br />

experiments oder design research verwendet. „Design experiments were developed as a way<br />

to carry out formative research to test and refine educational designs based on principles<br />

derived from prior research“ (Collins et al. 2004, S. 15).<br />

DBR lässt sich nicht aus einer wie auch immer gearteten Methodologie heraus definieren;<br />

kennzeichnend ist vielmehr die Zielsetzung und die lautet: nachhaltige Innovation, oder wie<br />

es Bereiter (Bereiter 2002, S. 330) formuliert: „Design research is not defined by<br />

methodology. All sorts of methods may be employed. What defines design research is its<br />

purpose: sustained innovative development”. Nachhaltige Innovation setzt aus der Sicht von<br />

Vertretern der DBR ein tiefes Verständnis der „Ökologie des Lernens” voraus, die wesentlich<br />

komplexer ist, als dass man sie durch die Herstellung eines für Experimente tauglichen<br />

Variablen-Sets nachbilden könnte. Ziel ist es, durch systematische Gestaltung, Durchführung,<br />

Überprüfung und Re-Design genau diese Komplexität besser als bisher zu durchdringen.<br />

Resultieren sollen daraus sowohl kontextualisierte Theorien des Lernens und Lehrens<br />

einschließlich Wissen zum Designprozess (theoretischer Output) als auch konkrete<br />

Verbesserungen für die Praxis und die Entfaltung innovativer Potentiale im Bildungsalltag<br />

(praktischer Output) (vgl. Cobb et al. 2003; DBRC 2003).<br />

Ann Brown, auf die Design-based Research vielfach zurückgeführt wird über ihre Idee der<br />

„design experiments“ (Brown 1992), hat damit eine bislang wenig beachtete Nische in der<br />

Lehr-Lern-Forschung gefunden. “They allow researchers to evaluate and refine learning<br />

environments that are designed on particular principles and then revise the environment<br />

and the principles“ (ebd., S. 42).<br />

- 75 -


Kapitel 4: Methodischer Ansatz<br />

4.1 Beschreibung des Design-based Research Ansatzes<br />

Design-based Research verfolgt historisch gesehen zwei große Ziele: zu verstehen, wie<br />

Menschen lernen und Wege zu entwickeln, um besser sicherstellen zu können, dass Lernen<br />

unter diesen Rahmenbedingungen stattfindet. Die parallele Verfolgung dieser Ziele wirft<br />

natürlich bedeutsame Herausforderungen auf. Auf jeden Fall kann so eine Arbeit maßgebliche<br />

Beachtung erzielen, da Lernzusammenhänge schnell an die laufende Forschung adaptiert<br />

werden kann (übersetzt von: http://www.designbasedresearch.org/dbr.html, Internet:<br />

10.5.2006). Eine Definition des Design-based Research Ansatzes findet sich unter „Design<br />

Experiments“ in Educational Research (in: Educational Researcher 2000, 32, 9-13).<br />

Ausgangspunkte für die Forschung inner halb des Design-based Research sind reale<br />

Probleme und Herausforderungen, die in den jeweiligen Situationen untersucht werden<br />

(z.B.Schule, Universität, Arbeitsplatz). Dabei wird sehr stark interventionsorientiert<br />

vorgegangen. Methoden sind die Feldbeobachtung, Befragung (mündlich/schriftlich),<br />

Prozessdokumentation, (vergleichende) Fallstudien und die Analyse von erstellten Artefakten.<br />

Verallgemeinerungen sind in der Regel durch ähnliche Interventionen in verschiedenen<br />

Kontexten (so genannte testbeds) möglich (vgl. Reinmann 2004).<br />

Die Zielsetzung dieses Ansatzes ist die Schaffung nachhaltiger Innovationen. Diese sollen<br />

durch einen Zyklus aus Design, Evaluation und Re-Design (Abb. 19) erreicht werden. Als<br />

Charakteristikum von Design-based Research lässt sich deswegen das Bestreben nach<br />

fortschreitender Verbesserung ausmachen. „This approach of progressive refinement in<br />

design involves putting a first version of a design into the world to see how it works. Then, the<br />

design is constantly revised based on experience, until all bugs are worked out“ (Collins et<br />

al., 2004, S. 23).<br />

Re-(Design) Evaluierung<br />

Abbildung 19: Design-based Research Kreislauf<br />

Design-based Research ist auf dem Weg, einerseits eine anerkannte Forschungsrichtung in<br />

der Lehr-Lern-Forschung und andererseits eine viel versprechende Möglichkeit zu werden,<br />

nachhaltige Innovationen zu entwickeln und durch Implementierung in der pädagogischen<br />

Praxis Lehr-Lern-Umgebungen zu verbessern (vgl. Cobb et al. 2003; Collins et al. 2004;<br />

Design-based Research Collective 2003; Kelly 2003; Reinmann 2005a).<br />

- 76 -<br />

I<br />

N<br />

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V<br />

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O<br />

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Kapitel 4: Methodischer Ansatz<br />

Design-based Research versucht, zentrale Prozesse beim Design für die Forschung und für<br />

die Praxis zu nutzen und mit wissenschaftlichem Denken und Handeln zu verbinden. Der<br />

Design-based Research Ansatz fokussiert die Nützlichkeit, die Passung zu bestimmten<br />

Bedingungen und künftige Potentiale, indem er aus den typischen Entscheidungsprozessen<br />

und den daraus resultierenden Lernprozessen generalisierbare Theorien entwickelt.<br />

Im Folgenden sollen Kernidee und Zielsetzung des Ansatzes beschrieben werden und<br />

darüber hinaus auf spezifische Merkmale wie den Stellenwert des Designs, die Zielsetzung,<br />

das forschungsstrategische und methodische Vorgehen und die Motivation eingegangen<br />

werden.<br />

4.1.1 Der Design-Begriff<br />

Nach Baumgartner und Payr umfasst ein Design alle Tätigkeiten, „die innerhalb bestimmter<br />

Rahmenbedingungen verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten zulassen“. Sie weisen dabei<br />

insbesondere auf drei zentrale Elemente eines Design hin: das „planerische, entwickelnde und<br />

entwerfende Element“, zum zweiten das „Element der harmonischen Verbindung von Form<br />

und Inhalt und der damit zusammenhängende Gestaltungsspielraum“ und schließlich das<br />

Primat des Inhalts vor der Form. Design umschreibt damit einen „aktiven schöpferischen<br />

Eingriff“ in eine vorab nicht festgelegte Situation, bei dem sich theoretisches und praktisches<br />

Wissen verbinden (vgl. Baumgartner et al. 1999, S. 75).<br />

Diejenigen, die am Designprozess aktiv sind – Lehrende, Entscheider etc. – sammeln dabei<br />

tagtäglich wichtige Erfahrungen, lernen etwas über das Lehren, das Lernen und den<br />

Bildungskontext, bleiben aber mit diesen Lernerfahrungen auf sich und ihren eigenen Kontext<br />

beschränkt (vgl. Edelson 2002). Die Bestrebungen im Bereich der Lehr-Lernforschung, diese<br />

Lern- und Erkenntnisprozesse auch in die Forschung zu übertragen, münden in einen Ansatz,<br />

der als Design-based Research Ansatz bekannt ist und der aus den typischen<br />

Entscheidungsprozessen und den daraus resultierenden Lernprozessen generalisierbare<br />

Theorien entwickelt. Designprozesse werden demnach nicht direkt aus dem Bildungsalltag in<br />

die Forschung übertragen, es geht vielmehr darum, die zentralen Prozesse beim Design für die<br />

Forschung und für die Praxis zu nutzen und mit wissenschaftlichem Denken und Handeln zu<br />

verbinden. Das führt nach Edelson zu folgenden Merkmalen, die eine Abgrenzung zum<br />

„einfachen“ Designprozess ermöglichen:<br />

· Es gibt einen eindeutigen Bezug zu wissenschaftlichen Zielen, Theorien und<br />

Befunden.<br />

· Der Gestaltungsprozess wird sorgfältig und systematisch als „design case“<br />

dokumentiert.<br />

· Zyklen von Design, Evaluation und Re-Design nach Prinzipien der formativen<br />

Evaluation sorgen für kritische Überwachung und Entdeckung von<br />

Unzulänglichkeiten.<br />

· Über den konkreten Gestaltungskontext hinaus werden Theorien entwickelt, die<br />

wiederum in anderen Kontexten überprüft werden können.<br />

- 77 -


Kapitel 4: Methodischer Ansatz<br />

Mit dieser Abgrenzung sind bereits einige wichtige Ziele und Merkmale des Design-based<br />

Research Ansatzes erwähnt, die in den folgenden Abschnitten detaillierter erörtert werden.<br />

4.1.2 Spezifika des Design-based Research-Ansatzes<br />

Zugrunde lag das Bedürfnis nach einem Forschungsansatz, der Lernphänomene nicht in<br />

Labors, sondern in realen Situationen untersucht, dabei über enge Messkriterien hinausgeht,<br />

das Design in den wissenschaftlichen Prozess aufnimmt und auf diesem Wege eine bislang<br />

wenig beachtete Lücke in der Lehr-Lernforschung füllt: „Ann Brown (Brown 1992) felt that<br />

laboratory experiments, ethnographies, and large-scale studies are all valuable<br />

methodologies to study learning, but that design experiments fill a niche these methodologies<br />

do not address” (Collins et al., S. 17). In der Folge wurde statt von „design experiments” auch<br />

von „design studies“ oder „design research” gesprochen, um die Abgrenzung zur<br />

Experimentalforschung deutlicher zu machen.<br />

Edelson (Edelson 2002) präzisiert in Anlehnung an die zentralen Entscheidungen im<br />

Designprozess den theoretischen Output und postuliert drei Klassen von Theorien, die sich<br />

mit DBR entwickeln lassen: Auf der Grundlagen von Problemanalysen können bereichsspezifische<br />

Theorien erarbeitet werden, die verschiedene Kontexte beim Lernen und<br />

Lehren berücksichtigen und/oder etwas über erwünschte und erwartete Wirkungen einer<br />

Intervention aussagen. Durch die Generalisierung von Design-Lösungen entstehen so<br />

genannte „design frameworks“ im Sinne von kohärenten Leitlinien für die Gestaltung von<br />

Lernumgebungen, die man auch als „didaktische Szenarien“ bezeichnen könnte (vgl.<br />

Reinmann 2005b). Eine letzte Variante von potentiellen Theorien auf der Basis der DBR sind<br />

Design-Methodologien, die den Ablauf von Gestaltungsprozessen verallgemeinern.<br />

Als besondere Merkmale des DBR-Ansatzes gelten erstens der Stellenwert des Designs im<br />

Forschungsprozess, zweitens die bereits genannten Zielsetzung, drittens das<br />

forschungsstrategische und -methodische Vorgehen und viertens die zugrunde liegende<br />

Motivation. Je nach Autor oder Autorengruppe werden die besonderen Merkmale von DBR<br />

etwas unterschiedlich formuliert und gruppiert. Die folgende Zusammenstellung ist der<br />

Versuch, die verschiedenen Beschreibungen zusammenzufassen und in Einklang zu bringen<br />

(vgl. Bereiter 2002; Edelson 2002; Design Based Research Collective 2003; Cobb et al. 2003;<br />

Shavelson et al. 2003 in Reinmann 2005a):<br />

Der Stellenwert des Designs: Der Gestaltungsprozess erhält im DBR-Ansatz einen<br />

eigenen „Platz“ im Forschungsprozess, wird zum Kristallisationspunkt für systematische<br />

Lernprozesse und zu einer Quelle für die Entwicklung von Theorien. Das Design erfolgt – wie<br />

oben beschrieben – in Abstimmung mit konkreten Kontextfaktoren, sodass der Aspekt der<br />

Implementierung von Lehr-Lernkonzepten über die Gestaltung von vornherein in den<br />

Entwicklungs- und Forschungsprozess eingebettet ist. Diese Art der Gestaltung setzt die<br />

Zusammenarbeit mit Menschen in der Praxis voraus, die (in Lehr-Lernkontexten)<br />

gestalterisch tätig sind; der Kooperation zwischen Wissenschaft und Praxis kommt von daher<br />

eine große Bedeutung zu.<br />

- 78 -


Kapitel 4: Methodischer Ansatz<br />

Zielsetzung: Das unmittelbarste Ziel im DBR-Ansatz ist die Lösung von Problemen in der<br />

Bildungspraxis. Eng damit verzahnt ist das Ziel, nach außen kommunizierbare Theorien zu<br />

entwickeln, die kontextsensitiv und für die Praxis brauchbar sind, gleichzeitig aber auch die<br />

wissenschaftliche Erkenntnis zum Lernen und Lehren erhöhen. Dazu gehört, den<br />

wissenschaftlichen Stand in Theorie und Empirie nicht nur zur Kenntnis zu nehmen, sondern<br />

in den Gestaltungsprozess und in die Theorieentwicklung aktiv aufzunehmen. Darüber hinaus<br />

gibt es emergente Ziele (Bereiter 2002) – Ziele, die im Laufe des Gestaltungs- und<br />

Forschungsprozesses erst entstehen.<br />

Forschungsstrategisches und -methodisches Vorgehen: DBR kann sowohl in Richtung<br />

Grundlagenforschung („conclusion-oriented research“) als auch in Richtung angewandte<br />

Forschung oder Evaluationsforschung („decision-oriented research“) gehen oder aber<br />

deskriptiv-narrativ (im Sinne ethnografischer Forschung) sein (Bereiter 2002). Nicht die<br />

Methoden an sich sind also kennzeichnend, sondern deren interventionsorientierter Einsatz<br />

und die dabei realisierte iterative Vorgehensweise: Entwicklung und Forschung finden in<br />

kontinuierlichen Zyklen von Gestaltung, Durchführung, Analyse und Re-Design statt;<br />

Invention, Analyse und Revision wechseln also einander ab. DBR ist vorausschauend und<br />

reflektierend: vorausschauend, weil Designs vor dem Hintergrund hypothetischer<br />

Lernprozesse und auf der Basis theoretischer Modelle implementiert und untersucht werden;<br />

reflektierend, weil Annahmen im Forschungsprozess analysiert und (mehrfach) überprüft<br />

werden. Untersuchungseinheiten können sowohl Individuen und kleine soziale Gruppen als<br />

auch Organisationen und regionale Einheiten sein. Schließlich lässt sich DBR mit anderen<br />

Forschungsansätzen kombinieren: Möglich sind integrative Ansätze, bei denen DBR experimentellen<br />

Studien vorausgeht, vor allem aber folgt (z.B. Stark et al. 2000; vgl. Fischer et<br />

al. 2003), oder kollaborative Ansätze, bei denen quantitative Untersuchungen oder<br />

Evaluationsstudien durch DBR ergänzt werden (McCandliss et al. 2003).<br />

Motivation: Forscher aus dem DBR-Ansatz wollen etwas bewirken, sie verschreiben sich<br />

geradezu der kontinuierlichen Verbesserung der Bildungspraxis. Zentral dabei ist zum einen<br />

die enge Verbindung zwischen Theorieentwicklung und Optimierung von<br />

Gestaltungsprozessen (s.o.) und zum anderen eine „research community driven by<br />

potentiality” (Bereiter 2002, S. 331) – also eine Forschergemeinschaft, die neben dem<br />

akademischen „belief mode“ auch den „design mode“ realisiert und an neue Möglichkeiten,<br />

an das Potentielle, glauben kann. Genau das nämlich macht Innovationen erst möglich, wie im<br />

ersten Abschnitt dieses Beitrags gezeigt wurde.<br />

Die folgende Definition bringt die zentralen Merkmale des DBR-Ansatzes abschließend<br />

besonders gut auf den Punkt: „Design experiments are extended (iterative), interventionist<br />

(innovative and Design-based), and theory-oriented enterprises whose ´theories´ do real work<br />

in practical educational contexts” (Cobb et al. 2003, S. 13).<br />

4.1.3 Wissenschaftliche Prinzipien des DBR Ansatzes<br />

Heftige Kontroversen im Rahmen der Lehr-Lernforschung löst in der Regel die Frage nach<br />

der Wissenschaftlichkeit von empirischen Studien aus, die das klassische Experimentaldesign<br />

verlassen und die Eignung des positivistischen Wissenschaftsbildes für alle Fragen des<br />

- 79 -


Kapitel 4: Methodischer Ansatz<br />

Lernens und Lehrens bestreiten (vgl. Shavelson et al. 2003). Während sich Meta-Analysen<br />

und zum Teil auch ethnografische Studien ihren Platz in der Forschungslandschaft erarbeitet<br />

haben, ist der noch junge DBR-Ansatz nach wie vor mit dem Problem der wissenschaftlichen<br />

Anerkennung konfrontiert. Das National Research Council hat 2001 und 2002 eine Reihe von<br />

Prinzipien veröffentlicht, die Studien erfüllen sollten, wenn sie als wissenschaftlich gelten<br />

wollen; diese sollen im Folgenden kurz vorgestellt werden und im Anschluss daran als<br />

„Messlatte“ an den DBR-Ansatz angelegt werden.<br />

„Pose significant questions that can be investigated empirically”<br />

Wissenschaftliche Forschung setzt die Formulierung einer relevanten Fragestellung voraus.<br />

Die Gründe hierfür können vielfältig sein: eine Wissenslücke füllen, nach neuem Wissen<br />

suchen, die Ursachen eines Phänomens ergründen, eine Hypothese testen, ein praktisches<br />

Problem lösen. In jedem Fall muss die Fragestellung überprüfbar sein und es muss ihr ein<br />

solides Verständnis theoretischer und empirischer Arbeiten zugrunde liegen.<br />

„Link research to relevant theory“<br />

Wissenschaft will Theorien hervorbringen, die Phänomene möglichst unabhängig von<br />

einzelnen Besonderheiten erklären. Jede wissenschaftliche Untersuchung ist implizit oder<br />

explizit Teil eines übergeordneten theoretischen Gebäudes. In und für dieses Gebäude wird<br />

Wissen akkumuliert, verfeinert, manchmal auch ersetzt, um das theoretische Verständnis zu<br />

vergrößern.<br />

„Use methods that permit direct investigation on the question“<br />

Die Eignung und Wirksamkeit von Methoden lassen sich nur im Zusammenhang mit der<br />

dazugehörigen Fragestellung sinnvoll bewerten. Spezifische Forschungsdesigns und<br />

-methoden sind für verschiedene Ziele und Fragen unterschiedlich gut geeignet. Multiple<br />

Methoden sind von daher möglich und nötig.<br />

„Provide a coherent and explicit chain of reasoning“<br />

Schlussfolgerndes Denken gehört zur wissenschaftlichen Forschung wie die Anwendung<br />

von Methoden und die Generierung von Theorien. Die logische Argumentation vom<br />

empirischen Beleg zur Theorie und umgekehrt muss kohärent, verständlich und kritisierbar<br />

sein. Letzteres setzt voraus, dass das Vorgehen präzise beschrieben wird und nachvollzogen<br />

(auch wiederholt) werden kann.<br />

„Replicate and generalize across studies“<br />

Inwiefern man Einzelbeobachtungen verallgemeinern kann, gehört zu den Schlüsselfragen<br />

wissenschaftlicher Forschung. Von daher muss man versuchen, wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse in anderen Situationen und zu anderen Zeiten zu überprüfen, in Bestehendes zu<br />

integrieren bzw. mit anderen Erkenntnissen zu verbinden.<br />

„Disclose research to encourage professional scrutiny and critique“<br />

Wissenschaftliche Studien leisten nur dann einen Beitrag zur Wissenschaft, wenn sie von<br />

der wissenschaftlichen Community überprüft und einer detaillierten Kritik unterzogen werden<br />

können. Dies setzt die Veröffentlichung wissenschaftlicher Erkenntnisse und eine<br />

kollaborative Kultur voraus.<br />

- 80 -


Kapitel 4: Methodischer Ansatz<br />

Fischer et al. haben analysiert, in welcher Weise der DBR Ansatz den erörterten<br />

wissenschaftlichen Prinzipien des National Research Council (2001, 2002) genügt. Dabei<br />

kommen sie zu dem Schluss, dass keines der geforderten Prinzipien verletzt wird (Fischer et<br />

al. 2003, S. 156-157):<br />

DBR beginnt mit einer gezielten Gestaltungsabsicht bzw. mit einer konkreten<br />

Veränderungsabsicht; dazugehörige Forschungsfragen entwickeln sich bei der<br />

Problemanalyse. Letztere nimmt sowohl Bezug zur theoretischen Basis des jeweiligen Feldes<br />

als auch zu konkreten Problemstellungen in der Bildungspraxis. Das Kriterium „pose<br />

significant questions“ ist damit erfüllt. DBR orientiert sich an theoretischen Grundlagen und<br />

hat explizit das Ziel, theoretische Entwicklungen voranzutreiben. Aus DBR können<br />

bereichsspezifische Theorien ebenso wie didaktische Szenarien und Methodologien für den<br />

Gestaltungsprozess als mögliche Klassen von Theorien resultieren. Das Kriterium „Link<br />

findings to theory“ wird also ebenfalls erfüllt. DBR untersucht Phänomene aus dem Bereich<br />

Bildung und Erziehung im Feld unter Rückgriff auf vielfältige Methoden<br />

(Feldbeobachtungen, Interviews, Dokumentationen, Fallstudien, ethnografische Studien, Prä-<br />

/Posttest-Untersuchungen etc.). Das Kriterium „methods for direct investigation“ kann von<br />

daher als erreicht gelten. Auf der Grundlage iterativer Zyklen von Design, Implementation<br />

und Analyse werden Theorien entwickelt, deren Kohärenz ein wichtiges Maß ist. Auch das<br />

Kriterium „provide a coherent chain of reasoning” findet also ausreichend Beachtung. Die<br />

Stärken von Theorien, die der DBR-Ansatz hervorbringt, liegen in ihrer Neuheit, ihrer<br />

Nützlichkeit und ihrer engen Verbindung zu lokalen und spezifischen Erfahrungen. Der<br />

Prozess der Generalisierung erfolgt über Theorien, die die Erfahrungen für andere Kontexte<br />

nutzbar machen sollen. Auch Replikationen einzelner Studien und der Einsatz von<br />

Gestaltungslösungen in möglichst vielen Kontexten sollen verallgemeinerbare Erkenntnisse<br />

entdecken helfen. Das Kriterium „replicate and generalize across studies“, obgleich sicher<br />

am schwersten zu erfüllen, wird durchaus als Ziel betrachtet. Noch ist der DBR-Ansatz (vor<br />

allem im deutschsprachigen Raum) wenig bekannt und verbreitet. Allmählich aber formiert<br />

sich eine Community und es wächst die Anzahl der Publikationen, sodass das Kriterium<br />

„disclose research to professional scrutiny“ für den DBR-Ansatz kein Hindernis darstellt.<br />

Etwas skeptischer fällt die Analyse von Shavelson, Phillips, Towne und Feuer aus, die vor<br />

allem die Neigung zum Narrativen im DBR-Ansatz kritisieren, die allerdings keineswegs zu<br />

den konstituierenden Merkmalen dieser Forschungsrichtung gehört. Trotz einiger Zweifel<br />

(aufgrund der vermeintlichen Narrativität im Forschungsprozess) kommt aber auch diese<br />

Autorengruppe, die an den Prinzipien des NRC mitgearbeitet hat, zu dem Schluss: „We<br />

believe it is possible for those doing design studies to incorporate our guiding principles into<br />

their enterprises and, indeed, many already have“ (Shavelson et al. 2003, S. 28).<br />

Wendet man diese Prinzipien auf den Bereich Bildung und Erziehung an, so muss<br />

berücksichtigt werden, dass bei Fragen des Lernens und Lehrens mehr als in vielen anderen<br />

Forschungsbereichen Verallgemeinerungen von Theorien und empirischen Befunden in<br />

hohem Maße von Kontextfaktoren beeinflusst bzw. eingeschränkt sind. Weitere<br />

Besonderheiten sind die hohe Veränderungsdynamik, die Situiertheit von Prozessen in<br />

- 81 -


Kapitel 4: Methodischer Ansatz<br />

Institutionen und Gemeinschaften, die Abhängigkeit von Werten und Normen und die enge<br />

Verbindung zur Praxis (National Research Council 2002, S. 5-6).<br />

4.2 Abgrenzung zu weiteren Forschungsansätzen<br />

Die Beschreibung der wesentlichen Merkmale des DBR-Ansatzes enthielt bereits zahlreiche<br />

Hinweise dazu, wie sich dieser Ansatz von anderen Forschungsstrategien innerhalb der Lehr-<br />

Lernforschung unterscheidet, mit denen Kooperationen jedoch möglich sind und angestrebt<br />

werden. Zur besseren Klärung sollen an dieser Stelle noch einmal die wichtigsten<br />

Unterschiede der DBR insbesondere zur Experimentalforschung und zur<br />

Evaluationsforschung zusammengestellt werden.<br />

4.2.1 Experimentalforschung<br />

Für Edelson (Edelson 2002) wie auch für Bereiter (Bereiter 2002) und Collins et al. (Collins<br />

et al., in press) bestehen die wichtigsten Differenzen zwischen DBR und experimenteller<br />

Forschung in der Grundannahme zum „Wesen“ von Interventionen, in der Zielsetzung und<br />

Legitimation: Anders als in der experimentellen Forschung gelten im DBR-Ansatz<br />

Interventionen im Lehr-Lernbereich als holistisch. Das heißt: Interventionen bestehen<br />

demnach aus Interaktionen zwischen Methoden, Medien, Materialien, Lehrenden und<br />

Lernenden. Eine durchgeführte Intervention ist folglich ein Produkt des Kontextes, in dem sie<br />

implementiert wird. Dass diese Sicht für ein Experimentaldesign nur in äußerst reduzierter<br />

Form möglich ist, wurde bereits dargestellt (Cronbach 1975). Aufgrund der unterschiedlichen<br />

Ziele sind die experimentelle Forschung und DBR kaum mit den gleichen Kriterien zu<br />

bewerten. Bewertungskriterien für DBR sind weniger die klassischen Gütekriterien wie<br />

Objektivität, Reliabilität und Validität (obschon diese beim Forschungsprozess selbst beachtet<br />

werden), sondern Neuheit, Nützlichkeit und nachhaltige Innovationen. Während sich die<br />

Experimentalforschung über statistische Methoden legitimiert, stellt der DBR-Ansatz die<br />

Erklärungskraft und interne Konsistenz ihrer Theorien und deren enge Verbindung mit<br />

praktischer und kontextualisierter Erfahrung in den Vordergrund.<br />

4.2.2 Evaluationsforschung<br />

Wie die Evaluationsforschung so setzt auch DBR auf multiple Methoden, um die Ergebnisse<br />

einer Intervention zu untersuchen und diese zu verbessern; methodologisch gibt es daher enge<br />

Verbindungen zwischen den beiden Ansätzen. Anders als der Evaluationsforschung aber geht<br />

es im DBR-Ansatz um mehr als die Überprüfung und Perfektionierung eines „Produkts“; es<br />

geht immer auch um ein größeres theoretisches Verständnis von Lernen und Lehren und um<br />

die Entwicklung von Theorien, die über den Einzelfall hinausgehen (DBRC, 2003). Oft wird<br />

dies vorangetrieben durch Entwicklungs- und Forschungsstudien anhand vieler Einzelfälle, in<br />

deren Gesamtheit dann systematisch nach konstanten und variablen Aspekten gesucht wird<br />

(z.B. Cognition and Technology Group of Vanderbilt 1997; Gomez et al. 1998). Ein weiterer<br />

Unterschied zur Evaluationsforschung besteht darin, dass das Design nicht nur Gegenstand<br />

der Bewertung, sondern auch ein Ausgangspunkt für theoretische Weiterentwicklungen ist<br />

- 82 -


Kapitel 4: Methodischer Ansatz<br />

(Edelson 2002): Studien im DBR-Ansatz „are conducted to develop theories, not merely to<br />

empirically tune, ´what works´“ (Cobb et al. 2003, S. 9).<br />

4.3 Aufbau der Studien unter Anwendung des DBR<br />

Die Untersuchungen zur empirischen Überprüfung der Zielsetzungen dieser Arbeit werden<br />

zur Sicherstellung der Wissenschaftlichkeit der Arbeit entsprechend den Prinzipien des<br />

Design-based Research Ansatzes in Zyklen von Design, Evaluierung und Re-Design nach<br />

Maßstäben der formativen Evaluation angewendet und systematisch als „design case“<br />

dokumentiert. Der Aufbau des Forschungsprozesses orientiert sich zusätzlich an den Kriterien<br />

nach Zaltman (vgl. Zaltman et al. 1973), wodurch jedes Forschungsdesign aus<br />

Konzeptbildung, Datenerhebung, Auswertung und Bewertung besteht.<br />

Die Konzeption des Grunddesigns (Abb. 20) richtet sich nach der Forschungsfrage der<br />

Arbeit: „Wie können Communityware Systems wie Diskussionsforen, Wikis und Blogs effektiv<br />

und effizient in der höheren Lehre eingesetzt werden?“<br />

Grunddesign der Arbeit<br />

Wissensmanagement<br />

- Wissenstransfer<br />

- Wissensaustausch<br />

Effektivität<br />

Lehre<br />

Organisationsform<br />

- Selbstorganisation<br />

- Fremdorganisation<br />

- Effekt-äquivalente<br />

Interventionen<br />

- 83 -<br />

Effizienz<br />

Abbildung 20: Grunddesign für die vorliegende Arbeit<br />

Communityware -<br />

Systems<br />

- Diskussionsforen<br />

-Wikis, Blogs<br />

Das Grunddesign drückt ganz allgemein aus, dass durch den Einsatz von Communityware<br />

Systems wie Diskussionsforen, Wikis und Blogs der Wissenstransfer und -austausch<br />

(Wissensmanagement) in der Lehre unterstützt werden kann. Damit dieser Einsatz effizient<br />

und effektiv erfolgt, bedarf es einer bestimmten Organisationsform:<br />

Die Effizienz des Einsatzes von Communityware Systems in der Lehre bezieht sich hierbei<br />

darauf, dass durch den Einsatz kein Mehraufwand für den Wissenstransfer und -austausch für<br />

Studierende wie Lehrende verursacht werden soll (z.B. Bereitstellen der Lehrinhalte über das<br />

Software System, Prüfungsabwicklung etc.).<br />

Unter Effektivität wird das Ziel ausgedrückt, durch den Einsatz von Communityware<br />

Systems den Wissenstransfer und -austausch zwischen den Studierenden sowie zwischen den<br />

Studierenden und den Lehrenden zu fördern. In der Grafik wird dies über den strichlierten<br />

Pfeil ausgedrückt, der vom Eckpunkt Communityware System über den Eckpunkt<br />

Wissensmanagement hin zur Lehre führt.


Kapitel 4: Methodischer Ansatz<br />

Um Wissen mittels Einsatzes eines Communityware Systems effizient und effektiv in der<br />

Lehre vermitteln zu können, bedarf es der richtigen Organisationsform. Communityware<br />

Systems sind durch unterschiedliche Organisationsformen gekennzeichnet. Diskussionsforen<br />

beispielsweise bedürfen meist einer Fremdorganisation, d.h. die Moderation der Diskussionen<br />

erfolgt fremdgesteuert durch e-Moderatoren, während Social Software selbstorganisiert<br />

funktioniert.<br />

Die Lernenden sollen durch den Einsatz von Communityware Systems beim Lernen<br />

unterstützt werden, indem Lernprozesse direkt angeregt werden. Beispielsweise ebenfalls<br />

durch eine Zeitverkürzung wie bei der Material- und Literatursuche. Die Software Systeme,<br />

die in dieser Arbeit eingesetzt werden, sind durch eine wesentliche Eigenschaft charakterisiert<br />

- der Möglichkeit der Kommunikation zwischen den Studierenden und mit den Lehrenden in<br />

der Zeit zwischen den Vorlesungen. Dadurch können wesentliche Risiken und<br />

Einschränkungen, die beim Einsatz von Medien in der Lehre bestehen, abgewendet werden,<br />

wie der Verlust sozialer Qualitäten des Lernens durch soziale Isolation, mangelnde<br />

Interaktionsfähigkeit etc.<br />

In der folgenden Grafik (Abb. 21) wird der Aufbau der Arbeit auf Basis des Design-based<br />

Research Ansatzes vorgestellt. Für die Studien, die in weiterer Folge durchgeführt werden,<br />

werden jeweils eigene Designs (A, B, C) basierend auf dem Grunddesign (Abb. 20) entworfen<br />

und in einen Kreislauf aus Design, Re-Design und Evaluierungen eingebunden. Ziel ist es,<br />

Innovationen in der Bildungspraxis zu schaffen.<br />

(Re)-Design C B A EA EB EC Evaluierung<br />

Beschreibung der Anwendung des DBR:<br />

Abbildung 21: Anwendung des DBR<br />

Im Rahmen eines ersten Designs A wird im Zuge einer Studie, die sich über 2 Semester<br />

erstreckt, ein Communityware System zur Unterstützung des Wissenstransfers und<br />

-austauschs in der Lehre eingesetzt. Konkret handelt es sich um ein Wissensmanagement-<br />

System mit integrierten Diskussionsforen. Die Organisationsform entspricht einer<br />

Fremdorganisation, d.h. die Foren werden moderiert geführt. Im Anschluss an die Studie<br />

erfolgt die Evaluierung (EA) der Ergebnisse. Auf Basis der bewerteten Ergebnisse wird ein<br />

Re-Design B für den Einsatz von selbstorganisierter Social Software in der Lehre erstellt, im<br />

konkreten Beispiel handelt es sich um einen Blog und im Zuge einer zweiten Studie analysiert<br />

und evaluiert (EB). Schließlich werden die Ergebnisse aus beiden Studien bewertet und in<br />

- 84 -<br />

I<br />

N<br />

N<br />

O<br />

V<br />

A<br />

T<br />

I<br />

O<br />

N


Kapitel 4: Methodischer Ansatz<br />

einem weiteren Re-Design C einer weiteren Studie unterzogen, in der versucht wird, die<br />

Vorteile aus den beiden ersten Studien zu kombinieren. Die Ergebnisse werden wiederum<br />

evaluiert (EC), um daraus Maßnahmen für den Einsatz von Communityware in der Lehre<br />

ableiten zu können. Die folgende Gesamtübersicht (Abb. 22) bietet einen Überblick über den<br />

Aufbau der folgenden Kapitel, in denen die Studien im Detail beschrieben werden.<br />

Zunächst wird in dieser Arbeit ein Bezug zu wissenschaftlichen Theorien und Befunden<br />

hergestellt und einer kritischen Überprüfung und Aufdeckung von Unzulänglichkeiten<br />

unterzogen.<br />

4.4 Zusammenfassung<br />

Der Design-based Research Ansatz ist ein wissenschaftlicher Ansatz für die Forschung in<br />

der Lehr- und Lerntheorie. Ziel der Anwendung dieses Ansatzes ist die Schaffung<br />

nachhaltiger Innovationen über Zyklen von Design, Re-Design und Evaluation. Das<br />

entwickelte Grunddesign wird auf Basis dieses Ansatzes einer Reihe von empirischen Studien<br />

adaptiert auf den jeweiligen Untersuchungsgegenstand zugrunde gelegt.<br />

- 85 -


Wissens -<br />

management<br />

Kap. 5<br />

Studie A: „fremdorganisierte<br />

Diskussionsforen in der Lehre“<br />

Effektivität<br />

Lehre<br />

Fremdorganisation<br />

Effizienz<br />

- Ziele<br />

- Beschreibung Design A<br />

- Messindikatoren<br />

- Durchführung<br />

-Evaluierung<br />

- VU EWM 04/05<br />

- VU E-Commerc 05<br />

- 180 Studierende<br />

Diskussionsforen mit<br />

e-Moderatoren<br />

Wissens -<br />

management<br />

Kapitel 4: Methodischer Ansatz<br />

Kap. 6<br />

Studie B: „selbstorganisierte<br />

Blogs in der Lehre“<br />

Effektivität<br />

Lehre<br />

Selbstorganisation<br />

- Ziele<br />

- Beschreibung Re-Design B<br />

- Messindikatoren<br />

- Durchführung<br />

-Evaluierung<br />

- VU EWM 04/05<br />

- 180 Studierende<br />

Kap. 8, 9<br />

Ergebnisse der Arbeit<br />

- 86 -<br />

Wissens -<br />

management<br />

Kap. 7<br />

Studie C: „selbstorganisierte<br />

Diskussionsforen in der Lehre“<br />

Effektivität<br />

Lehre<br />

Effekt-äquivalente<br />

Interventionen<br />

Design A Re-Design B Re- Design C<br />

Effizienz<br />

Abbildung 22: Übersicht Studien<br />

Social Software:<br />

z.B. Blogs<br />

Effizienz<br />

-Ziele<br />

- Beschreibung Re-Design C<br />

- Messindikatoren<br />

- Durchführung<br />

-Evaluierung<br />

- VU EWM 05/06<br />

-SE GdWM05/06<br />

- 110 Studierende<br />

Diskussionsforen<br />

ohne e-Moderatoren


Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

5 FREMDORGANISIERTE DISKUSSIONSFOREN IN DER<br />

LEHRE<br />

Im vorliegenden Kapitel wird zunächst ein Modell für die möglichen Pfade des<br />

Wissenstransfers und -austauschs vorgestellt. Auf Basis des Design-based Research Ansatzes<br />

wird das für die erste Studie konzipierte Forschungsdesign (A) präsentiert. Die Ziele dieser<br />

Untersuchung richten sich nach dem eingangs beschriebenen Hauptziel der Arbeit „Wie<br />

können Communityware Systems wie Diskussionsforen, Wikis und Blogs effektiv und effizient<br />

in der höheren Lehre eingesetzt werden?“ In dieser ersten Studie werden fremdorganisierte<br />

Diskussionsforen in der Lehre eingesetzt und untersucht. Für den Einsatz von<br />

Communityware Systems zur Unterstützung des Wissenstransfers und -austauschs wird ein<br />

eigenes Modell, dass Community-Communication Modell entwickelt und in der Studie<br />

konkret angewendet. Die Untersuchung wird unter Anwendung des Forschungsdesigns<br />

konzipiert und an der TU Graz im Rahmen von zwei Lehrveranstaltungen, die insgesamt 180<br />

Studierende abgeschlossen haben, durchgeführt. Im Anschluss werden die Ergebnisse anhand<br />

der beschriebenen Indikatoren hinsichtlich der Zielerreichung, der Beantwortung der<br />

Forschungsfrage für diese Studie, evaluiert.<br />

5.1 Community-Communication Modell<br />

Die in der Theorie vorgefundenen Modelle liefern wertvolle Impulse für den Einsatz von<br />

Communityware Systems in der universitären Lehre. Allerdings stammen diese einzelnen<br />

Impulse aus völlig unterschiedlichen Modellen und Kontexten, so dass sie in Summe keine<br />

Unterstützung beim Aufbau wissenschaftlicher Theorien und Erkenntnisfunktionen liefern. In<br />

diesem Kapitel wird daher ein neues Modell entwickelt, um den Wissenstransfer und<br />

-austausch im Falle eines Einsatzes von Communityware Systems in der Lehre bestmöglich<br />

gewährleisten zu können. Dieses Community-Communication Modell (CCM) dient dazu, alle<br />

Arten des hybriden Wissensaustauschs sowohl für Face-to-Face als auch für Online-<br />

Communities darzustellen, da reine technologiegestützte Kommunikation den aktuellen<br />

Anforderungen an Universitäten nicht genüge leistet. Durch den Einsatz von Communityware<br />

Systems in der universitären Lehre, die entsprechend dem CCM konzipiert werden, soll<br />

umfassende Wissensvermittlung gewährt werden. Dieses Modell dient als Basis für die<br />

Untersuchung, wie der Wissenstransfer und -austausch an der Universität durch den Einsatz<br />

von Communityware Systems verbessert und erleichtert werden kann (Puntschart 2005).<br />

Im Folgenden wird aus Gründen der Einfachheit nur von Wissenstransfer gesprochen, dies<br />

soll allerdings einen möglichen Wissensaustausch nicht ausschließen. Im Modell selbst ist<br />

auch der Wissensaustausch abgebildet.<br />

5.1.1 Beschreibung des CCM<br />

In der folgenden Grafik werden alle in Communities möglichen Pfade des Wissenstransfers<br />

dargestellt, unabhängig davon, zwischen welchen Mitgliedern einer Community<br />

Wissenstransfer und -austausch stattfindet (Abb. 23).<br />

- 87 -


{A}<br />

�<br />

F2F<br />

F2F<br />

Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

�<br />

� �<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

F2F<br />

F2F<br />

� … Community-Mitglied<br />

{A,B…} … Community<br />

… Wissenstransfer<br />

… Wissensaustausch<br />

F2F … Face-to-Face Communication<br />

… Technologiegestützte<br />

Communication<br />

� - � … Kommunikationspfade<br />

- 88 -<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

Abbildung 23: Community-Communication Modell<br />

�<br />

� �<br />

�<br />

In diesem Modell wird aufgezeigt, welche Community-Communication-Pfade in<br />

Communities auftreten können. Dieses Modell ist sowohl auf Face-to-Face als auch auf<br />

Online-Communities übertragbar. Zudem wird für jeden dieser Pfade gezeigt, wie eine<br />

konkrete Unterstützung durch geeignete Instrumente aussehen kann. In Abhängigkeit davon,<br />

wie der Wissenstransfer stattfindet, können die Pfade unterschiedliche Ausprägungen<br />

annehmen. So kann der Austausch entweder direkt zwischen den Personen stattfinden (z.B.<br />

über e-Conferencing), indirekt über einen Artefakt (z.B. ein Dokument) oder über Instrumente<br />

eines Informationssystems (z.B. Diskussionsforen). Die Arten des Wissenstransfers und<br />

-austauschs, die hier auftreten können, entsprechen den in 3.1.2 beschriebenen Arten des<br />

Wissenstransfers.<br />

Die Pfade 1 bis 4 zeigen den Wissenstransfer innerhalb einer Community {A} entweder<br />

zwischen einem Individuum oder einer ganzen Community und einem Mitglied bzw. allen<br />

Mitgliedern derselben Community (Intra Communication). Die Pfade 5 bis 8 zeigen den<br />

Wissenstransfer zwischen unterschiedlichen Communities in denselben Kombinationen (Inter<br />

Communication). Der Pfad zurück deutet auf einen möglichen bidirektionalen<br />

Wissenstransfer (Wissensaustausch) hin, der eintritt, wenn der Sender einer Nachricht nach<br />

einer gewissen Zeit als Reaktion auf seine Nachricht wieder zum Empfänger wird.<br />

Nachfolgend werden die einzelnen Pfade wie sie in der Grafik aufscheinen, beschrieben und<br />

jeweils anhand eines Beispiels für Online-Communities (z.B. Diskussionsforum) verdeutlicht.<br />

Die (theoretisch) möglichen Wege des Wissenstransfers innerhalb einer Community {A}<br />

umfassen:<br />

{B}


Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

� Ein Mitglied einer Community transferiert Wissen zu einem anderen Mitglied derselben<br />

Community. Beispiel: Ein Mitglied antwortet auf ein Statement eines anderen Mitgliedes<br />

der Community.<br />

� Ein Mitglied einer Community transferiert Wissen zu der gesamten Community. Beispiel:<br />

Ein Mitglied der Community postet ein initiales Statement als Diskussionsgrundlage.<br />

� Wissenstransfer zwischen der gesamten Community und einem Mitglied derselben<br />

Community. Beispiel: Ein neues Mitglied schließt sich der Community an und wird von<br />

der Community auf den Stand der Diskussion gebracht.<br />

� Wissenstransfer innerhalb einer gesamten Community. Beispiel: Die ganze Community<br />

kommt zu einem gemeinsamen Ergebnis und stellt dieses als Dokument oder Posting der<br />

Community zur Verfügung.<br />

Die (theoretisch) möglichen Wege für den Wissenstransfer zwischen unterschiedlichen<br />

Communities umfassen:<br />

� Wissenstransfer zwischen einem Mitglied der Community {A} und einem Mitglied der<br />

Community {B}. Beispiel: Ein Mitglied einer anderen Community beantwortet eine<br />

spezielle Frage eines Mitglieds einer anderen Community, die zu diesem Spezialthema<br />

passt. z.B. in einem Blog, in dem dann nicht der Inhaber des Blogs antwortet sondern ein<br />

Leser, der seinen eigenen Blog zu eben diesem Thema hat.<br />

� Wissenstransfer zwischen einem Mitglied der Community {A} und einer gesamten<br />

Community {B}. Beispiel: Ein Mitglied einer Community beteiligt sich an der Diskussion<br />

in einer anderen Community und weist auf einen wichtigen Aspekt hin, der bisher in der<br />

Diskussion nicht behandelt wurde.<br />

� Wissenstransfer zwischen der Community {A} und einem Mitglied der Community {B}.<br />

Beispiel: Die Community A überliefert das Ergebnis der Diskussion an den Moderator der<br />

Community B, da es ein Teil der Diskussion dort ist.<br />

� Wissenstransfer zwischen der Community {A} und der gesamten Community {B}.<br />

Beispiel: Im universitären Bereich, wenn eine Community B ein Thema weiterbehandeln<br />

soll, das in der Community A bereits bearbeitet wurde und ein Ergebnis erzielt wurde. Der<br />

Wissenstransfer findet dann in der Form statt, dass die Community {A} das Ergebnis an<br />

die Community {B} übermittelt.<br />

5.1.2 Einsatzbereich des CCM<br />

Das Community-Communication Modell ist nicht dazu gedacht, dass alle möglichen Formen<br />

des Wissenstransfers, die innerhalb und zwischen Communities möglich sind, beim einem<br />

Einsatz von Communityware in der Lehre umgesetzt werden müssen. Das Modell dient in<br />

erster Linie als Hilfsmittel für die Konzeption von möglichen Pfaden für den Wissenstransfer<br />

und -austausch beim Einsatz von Communities in der Lehre. Idealerweise wird das CCM<br />

- 89 -


Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

bereits in der Konzeptionsphase herangezogen. Folgende Leitfragen helfen bei der<br />

Konzeption von Diskussionsforen (oder anderen Formen von Online-Communites) für den<br />

Einsatz in der Lehre:<br />

· Welche Pfade der Kommunikation in der Lehre sind bei einem Einsatz von<br />

Diskussionsforen überhaupt möglich?<br />

· Welche Pfade der Kommunikation sollen im Rahmen der konkreten Lehrveranstaltung<br />

durch den Einsatz von Diskussionsforen ermöglicht werden?<br />

· Zwischen welchen Community-Teilnehmern soll eine Kommunikation stattfinden<br />

können?<br />

· Soll auch eine Community-übergreifende Diskussion stattfinden (zwischen thematisch<br />

unterschiedlichen Diskussionsforen)?<br />

Beim Einsatz von Diskussionsforen in der Lehre dient das CCM demnach insbesondere als<br />

Hilfestellung in der Konzeptionsphase, um Anregungen zu liefern, welche Möglichkeiten für<br />

Wissenstransfer- und -austauschpfade es gibt, die in Diskussionsforen umgesetzt werden<br />

können. Wie immer beim Einsatz technologischer Systemen soll die Wahl des Instruments<br />

erst erfolgen, nachdem die Entscheidung getroffen wurde, welche Pfade des Wissenstransfers<br />

und -austauschs umgesetzt werden sollen.<br />

5.2 Studie A: Fremdorganisierte Diskussionsforen in der Lehre<br />

Im Rahmen einer groß angelegten Studie an der TU Graz wird ein Wissensmanagement-<br />

System (WM-System) mit umfassenden Funktionalitäten in zwei Lehrveranstaltungen<br />

eingesetzt. Über dieses WM-System bestehen einerseits die Möglichkeit, Materialien und<br />

Informationen für die Lehrveranstaltungen bereitzustellen, sowie in Diskussionsforen<br />

miteinander zu kommunizieren.<br />

Das WM-System soll entsprechend konzipiert werden, um den Studierenden damit ein<br />

einheitliches, integriertes Arbeitsumfeld zu bieten und damit die eingangs angesprochene<br />

Heterogenität beim Einsatz zu vieler unterschiedlicher Systeme zu überwinden. In diesem<br />

WM-System finden die Studierenden daher zur Unterstützung des Wissenstransfers zum<br />

einen inhaltliche (Online-)Informationen, wie Lehrveranstaltungsmaterial sowie<br />

administrative Informationen und für die Lehrveranstaltung selbst relevante elektronische<br />

Dokumente. Zur Förderung des Wissensaustauschs werden unter Anwendung des<br />

Community-Communication Modells Diskussionsforen zu unterschiedlichen Themen der<br />

Vorlesung in dieses System integriert, um damit eine zusätzliche Plattform bieten zu können,<br />

über die sich die Studierenden untereinander sowie mit dem Vorlesungsteam austauschen<br />

können. Um den Arbeitsplatz nicht außerhalb des Systems lokal anlegen zu müssen, hat jeder<br />

Student seinen eigenen Ordner, in welchem er Literatur (Links oder Dokumente) sowie eigene<br />

Arbeiten ablegen kann. Bei der Planung von Lehrveranstaltungen, in der Online-Communities<br />

zusätzlich eingesetzt werden sollen, ist es wichtig, zu überlegen, welche Anforderungen<br />

sowohl in konzeptioneller als auch in technologischer Hinsicht gestellt werden, damit ein<br />

Beitrag zur Lernzielerreichung gewonnen werden kann.<br />

- 90 -


5.2.1 Ziele<br />

Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

Das Hauptziel dieser Untersuchung liegt darin, durch den Einsatz von Diskussionsforen in der<br />

Lehre einen effektiven und effizienten Wissenstransfer und -austausch unter Studierenden<br />

sowie zwischen Studierenden und Lehrenden gewährleisten zu können.<br />

Effektiv bezieht sich dabei wiederum auf einen möglichst intensiven Austausch unter den<br />

Studierenden und mit den Lehrenden. Das Attribut effizient bezieht sich darauf, dass durch<br />

den Einsatz eines WM-Systems einerseits der Aufwand für Lehrende wie für Studierende<br />

nicht erhöht werden soll, andererseits der Wissensaustausch dadurch gefördert werden soll.<br />

Durch die Unterstützung von e-Moderatoren bei der Kommunikation über das eingesetzte<br />

System, erfolgt die Anwendung der Diskussionsforen fremdorganisiert.<br />

Durch den Einsatz des WM-Systems mit integrierten Diskussionsforen soll die eingangs<br />

erwähnte Problematik der Heterogenität des Einsatzes von zu vielen, unterschiedlichen<br />

Systemen an der TU Graz überwunden werden. Eine genaue Beschreibung der<br />

Funktionalitäten des eingesetzten WM-Systems erfolgt in Kap. 5.2.5.<br />

Ein weiteres Ziel der Studie liegt in der Überprüfung der praktischen Relevanz des<br />

Community-Communication Modells für die Konzeption von Diskussionsforen für den<br />

Einsatz in der Lehre. Dazu werden bewusst unterschiedliche Pfade des Modells umgesetzt.<br />

Welche Pfade in welcher Lehrveranstaltung für die Konzeption herangezogen werden, wird<br />

ebenfalls in Kap. 5.2.5 beschrieben.<br />

5.2.2 Design A: Diskussionsforen und Fremdorganisation<br />

An dieser Stelle wird zunächst entsprechend dem Design-based-Reserach Ansatz, ausgehend<br />

vom in Kap. 4.3 beschriebenen Grunddesign für die Arbeit, das Design A beschrieben, auf<br />

dessen Grundlage diese erste Studie und die anschließende Evaluierung durchgeführt werden.<br />

Design A<br />

Wissens -<br />

management<br />

Effektivität<br />

Lehre<br />

Fremdorganisation<br />

- 91 -<br />

Effizienz<br />

Abbildung 24: Design A - Diskussionsforen in der Lehre<br />

Diskussionsforen mit<br />

e-Moderatoren<br />

Der Pfeil Effektivität deutet wie im Grunddesign darauf hin, dass durch den Einsatz der<br />

Diskussionsforen der Wissenstransfer und -austausch („Wissensmanagement“) in der Lehre<br />

gefördert werden soll. Der Pfeil Effizienz meint, dass dieser Einsatz möglichst wenig


Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

Aufwand für Lehrende wie für Studierende hervorrufen soll. Der Einsatz erfolgt<br />

fremdorganisiert, das heißt, die Diskussionsforen werden von e-Moderatoren betreut.<br />

5.2.3 Wirkungsbereich von e-Moderatoren<br />

Eine wichtige Frage, die beim Einsatz von Diskussionsforen auftaucht, ist die Rolle des e-<br />

Moderators in diesem Zusammenhang und seine Bedeutung zum Beitrag eines bestmöglichen<br />

Wissensaustauschs zwischen den Beteiligten.<br />

In diesem Kontext werden die aus Literatur (vgl. Berge 1992; 1994; 2005; Brochet 1989;<br />

Feenberg 1989; Morris 1993; Paulsen 1995) und Praxis ermittelten Aufgaben von e-<br />

Moderatoren (Kap. 3.2.4) herangezogen und einzelnen Aktionsbereichen zugeordnet,<br />

innerhalb derer die Tätigkeiten eingeordnet werden können. Damit kann der maximale<br />

Wirkungsbereich von e-Moderatoren eingegrenzt werden, der damit den Rahmen für die<br />

Untersuchung bildet:<br />

Aktionsbereiche<br />

(AB i )<br />

Aktionen von<br />

e-Moderatoren<br />

(A i )<br />

Effekte<br />

(E i )<br />

AB A<br />

A A1…x<br />

E A1<br />

Wirkungsbereich<br />

- 92 -<br />

AB B<br />

A B1…x<br />

E B1<br />

Abbildung 25: Wirkungsbereich von e-Moderatoren<br />

…<br />

…<br />

…<br />

AB n<br />

A n1…x<br />

Der Wirkungsbereich von e-Moderatoren umfasst die nach Aktionsbereichen (ABi)<br />

kategorisierten Aktionen (Ai) von e-Moderatoren in Communities {A, B, …} und die durch<br />

die jeweiligen Aktionen herbeigerufenen Effekte (Ei). Ein Effekt ist dabei eine durch eine<br />

bestimmte Aktion eines e-Moderators hervorgerufene tatsächliche Veränderung.<br />

Eine erste Analyse der Aufgaben von e-Moderatoren hinsichtlich der erzielbaren Effekte<br />

hat ergeben, dass sich die Aktionen von e-Moderatoren drei großen Bereichen zuordnen<br />

lassen. Diese drei Bereiche können für den konkreten Fall kategorisiert werden in<br />

- die Community (ABA),<br />

- die Communication (ABB) und<br />

E n1


- den Content (ABC).<br />

Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

Die Wahl der Aktionsbereiche hängt von der Untersuchung ab, die durchgeführt werden<br />

soll. Für die vorliegende Studie sind nur diese 3 Aktionsbereiche relevant, es könnten in<br />

anderen Kontexten aber auch noch weitere auftreten wie z.B. der technische Support, wenn<br />

Aktionen in diesem Bereich dem e-Moderator zugeordnet werden.<br />

Die Aktionen von e-Moderatoren innerhalb dieser Aktionsbereiche generieren eine<br />

bestimmte Menge an Effekten Ei. Eine Aktion eines e-Moderators löst dabei mindestens einen<br />

Effekt aus bzw. kann umgekehrt ein Effekt mindestens einer Aktion aus einem oder<br />

unterschiedlichen Aktionsbereich(en) zugeordnet werden. Das bedeutet im Konkreten, dass<br />

auch zwei Aktionen von e-Moderatoren aus einem Aktionsbereich oder zwei<br />

unterschiedlichen Aktionsbereichen zum selben Effekt führen können.<br />

Beispiel: Eine typische Aktion 1 von e-Moderatoren ist es, die Teilnehmer zu motivieren,<br />

an der Diskussion teilzunehmen. Der Effekt, der daraus resultieren kann, ist eine Erhöhung<br />

der Anzahl an Beiträgen. Eine weitere Aktion 2 von e-Moderatoren ist die Aufnahme neuer<br />

Community-Mitglieder. Daraus resultiert einerseits eine Steigerung der Anzahl an<br />

Community-Mitgliedern andererseits kann dadurch ebenfalls die Anzahl an Community-<br />

Beiträgen erhöht werden. Die im Beispiel genannte Aktion 1 und der erzielbare Effekt werden<br />

dem Aktionsbereich „Communication“ zugeordnet. Die Aktion 2 wird dem Aktionsbereich<br />

„Community“ zugeordnet, ebenso wie der erzielbare Effekte der Steigerung der Anzahl der<br />

Community-Mitglieder.<br />

An dieser Stelle werden zunächst die drei Aktionsbereiche im Detail beschrieben und im<br />

Anschluss daran der gesamte Wirkungsbereich von e-Moderatoren in einer Aktion-Effekt-<br />

Matrix dargestellt:<br />

5.2.3.1 Aktionsbereich A: Community<br />

Der erste Bereich, in dem die Aktionen von e-Moderatoren Effekte erzielen, ist die<br />

Community. Mögliche Veränderungen, die durch gezielte Aktionen von e-Moderatoren<br />

bewirkt werden, können sich einerseits auf die Größe der Community (Anzahl der Mitglieder)<br />

oder auf die Zusammensetzung der Community-Mitglieder beziehen. Es kann sich aber auch<br />

eine inhaltliche Veränderung ergeben, indem das Ziel der Community selbst (z.B. das Thema,<br />

worüber kommuniziert wird) geändert wird.<br />

Gründe für Veränderungen im Bereich Community sind beispielsweise eine Bewerbung<br />

der Plattform oder eine Eingrenzung der Communication auf spezialisiertem Niveau, z.B. der<br />

Wunsch, nur Experten im Forum zu haben. Eine wachsende Anzahl an Teilnehmern könnte<br />

auch ein Indiz für das Interesse am Thema der Community sein.<br />

Sollte sich das Ziel der Community ändern, kann dies wiederum zu einer Veränderung der<br />

Zusammensetzung der Mitglieder einer Community führen. Beispielsweise wäre so eine<br />

Zielsetzung die spezialisierte Diskussion eines Themas bzw. vice versa, die allgemeine<br />

Diskussion.<br />

- 93 -


Beschreibung der Community<br />

Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

Im Folgenden werden die Teilnehmer der Community, die Gegenstand der Untersuchung<br />

ist, sowie die konkrete Ausprägung der Community beschrieben:<br />

Analog zur zeitlichen Begrenzung der Community aufgrund der Gebundenheit an die<br />

Lehrveranstaltungen liegt aus demselben Grund auch eine teilnehmerbezogene Begrenzung<br />

vor. Klassische Rollen, die in einer curricularen Learning Community zu finden sind, sind<br />

beispielsweise Studierende, Alumni, Faculty (Dozierende, Experten in einem Wissensgebiet)<br />

und Web Coaches bzw. Online Tutoren, die Lernprozesse unterstützen sollen (vgl. Seufert<br />

2000, S. 9).<br />

Teilnehmer der Community sind im Folgenden abgesehen vom jeweiligen<br />

Lehrveranstaltungsteam jene Studierende, die sich rechtzeitig für die jeweilige<br />

Lehreveranstaltung angemeldet haben und sie bis zum Ende des Semesters besuchen und<br />

damit bewertet werden:<br />

Das Lehrveranstaltungsteam besteht aus den Personengruppen Lehrender,<br />

Studienassistent, e-Moderator und Administrator.<br />

Der Lehrende entspricht im konkreten Fall entweder dem Professor des betroffenen<br />

Institutes (konkret: Institut für Wissensmanagement, Fakultät für Informatik, TU Graz), das<br />

die Lehrveranstaltungen anbietet oder einem alternativen Vortragenden.<br />

Studienassistenten können ab einer bestimmten Anzahl von Studierenden für die<br />

Unterstützung bei einer Lehrveranstaltung beantragt werden. Typische Aufgaben, die<br />

Studienassistenten zugeordnet werden sind beispielsweise die die Unterstützung bei der<br />

Erfüllung von Forschungsaufgaben des Instituts bzw. der Abteilung, bei Lehrveranstaltungen<br />

und Prüfungen, bei der Betreuung von Studierenden, die Mitwirkung an Organisations- und<br />

Verwaltungsaufgaben und an Evaluierungsmaßnahmen, die Mitwirkung an<br />

Lehrveranstaltungen, persönliche Unterstützung des/der Vorgesetzten in dessen/deren<br />

Aufgaben in Forschung, Lehre und Administration aber auch wissenschaftliches Arbeiten.<br />

Der Administrator sorgt für die reibungslose Abwicklung der technischen Details wie<br />

Implementierung, Benutzeranlegung etc. Neue Programmversionen und Plug-Ins werden von<br />

ihm installiert, und zwar so, dass die Community währenddessen online bleiben kann –<br />

idealer Weise ohne jede Unterbrechung. Die Hauptaufgaben des Administrators umfassen in<br />

erster Linie die Betreuung der technischen Komponenten der eingesetzten Systeme. Darunter<br />

fallen Vorbereitungsmaßnahmen (z.B. die Einrichtung des Systems, die User Identifikation,<br />

Rechtevergabe etc.), technischer Support (z.B. jemand vergisst seinen Benutzernamen oder<br />

sein Passwort etc.) und Wartungsarbeiten (System stabil halten, Datensicherung, etc.).<br />

Der e-Moderator hat grundsätzlich die Aufgabe, die Diskussion am Laufenden zu halten,<br />

Störfaktoren zu eliminieren oder reduzieren, etc.<br />

Bei den oben angeführten Rollen handelt es sich nicht notwendiger Weise um<br />

unterschiedliche Personen, so erfüllen auch Personen Aufgaben, die unterschiedlichen Rollen<br />

zugeordnet werden. Beispielsweise übernehmen Studienassistenten Aufgaben des<br />

Systemadministrators oder des e-Moderators in den unterschiedlichen Diskussionsforen.<br />

- 94 -


Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

Darüber hinaus sind die wichtigsten Teilnehmer der Untersuchung die Studierenden selbst:<br />

Die Gruppe der Studierenden besteht aus jenen Studenten, die sich für jene<br />

Lehrveranstaltungen anmelden, die Untersuchungsgegenstand sind und sie das ganze<br />

Semester hindurch besuchen und somit abschließen.<br />

Die Zuordnung der Studierenden zu den einzelnen Diskussionsforen erfolgt demokratisch,<br />

das heißt die Teilnehmer entscheiden selbst, welchem Themengebiet sie sich zuordnen<br />

wollen. Dadurch entstehen homogene Gruppen, also Gruppen, die dieselben Interessen<br />

verfolgen. „Werden die Gruppen autoritär vom Lehrenden zusammengesetzt, können spezielle<br />

Kriterien wie Heterogenität berücksichtigt werden. Welche Form der Gruppenbildung<br />

generell besser ist, bleibt offen“ (Dubs 1995).<br />

Bezogen auf die Art der Community liegen im konkreten Fall sowohl Face-to-Face als<br />

auch Online-Communities vor. Eine Face-to-Face Community besteht im persönlichen<br />

Zusammentreffen im Hörsaal, die Online-Community durch die Möglichkeit der laufenden<br />

Kommunikation über die Diskussionsforen.<br />

Bezogen auf den Grad der Freiwilligkeit/Verpflichtung der Teilnahme ist anzumerken,<br />

dass Studierende einerseits freiwillig ihr Studium und ihre Lehrveranstaltungen aussuchen,<br />

innerhalb der Lehrveranstaltung aber für einen positiven Abschluss zu gewissen Aufgaben<br />

verpflichtet sind, wie im konkreten Fall zur Teilnahme in den wiederum freiwillig gewählten<br />

Themen-Diskussionsforen.<br />

5.2.3.2 Aktionsbereich B: Communication<br />

Unter den Aktionsbereich Communication fallen jene Aktionen von e-Moderatoren, die<br />

Veränderungen in diesem Bereich bewirken sollen.<br />

Ebenso wie die Community kann sich durch Aktionen von e-Moderatoren auch die<br />

Kommunikation im Laufe der Zeit verändern. Es kann sich die Dichte der Kommunikation<br />

ändern - in Abhängigkeit von der Anzahl der Teilnehmer, der Motivation der Teilnehmer aber<br />

auch von der Dringlichkeit des Themas wächst oder sinkt die Anzahl der Community-<br />

Beiträge. Änderungen können sich aber auch auf die Inhalte beziehen, indem z.B. das Thema<br />

der Diskussion geändert wird oder weil die Diskussion in eine nicht geplante Richtung<br />

verläuft.<br />

5.2.3.3 Aktionsbereich C: Content<br />

Im Kontext der vorliegenden Arbeit besteht Content vorwiegend aus Dokumenten und<br />

Links. Relevanter Content besteht im Wesentlichen aus wissenschaftlichen Publikationen<br />

sowie weiterführenden Links zum Thema. Darüber hinaus werden aber auch<br />

Lehrveranstaltungsunterlagen, Hinweise zur Erstellung von wissenschaftlichen Arbeiten,<br />

Informationsmaterial etc., die wesentlich zum Community-Zweck betragen, zum relevanten<br />

Content gezählt. Ebenfalls zum Content zählen weiterführende Links zu Online-Bibliotheken,<br />

Wörterbüchern, Enzyklopädien, Recherchetools oder weiteren Publikationen.<br />

- 95 -


Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

Veränderungen, die in diesem Bereich durch Aktionen von e-Moderatoren hervorgerufen<br />

werden können, sind zum Beispiel die Erhöhung des Umfanges an neuen Dokumenten, Links<br />

oder eine Verbesserung der Qualität der eingestellten Dokumente etc.<br />

5.2.3.4 Aktion-Effekt Matrix<br />

Die folgende Tabelle dient einer übersichtlichen Darstellung der Aktionen von e-<br />

Moderatoren hinsichtlich ihrer Zuordnung zu den drei Aktionsbereichen Community,<br />

Communication und Content. Ebenfalls in der Tabelle dargestellt werden die möglichen<br />

erzielbaren Effekte. Alle in dieser Tabelle dargestellten Aktionen und Effekte wurden im<br />

Zuge der Studie untersucht und dient insofern als Grundlage für die Untersuchung:<br />

Aktionsbereiche Effekte Aktionen von e-Moderatoren<br />

1 1. Community Erhöhung/Sinken der Anzahl an Mitgliedern Aufnahme neuer Mitglieder<br />

2 ـــــ ײ ـــــ<br />

Ausschluss von Mitgliedern<br />

3 ـــــ ײ ـــــ<br />

Bewerbung der Community<br />

4 ـــــ ײ ـــــ<br />

Einführung eines neuen Fokus<br />

5 ـــــ ײ ـــــ<br />

Splittung der Community in Teilgruppen<br />

6<br />

Veränderung der Zusammensetzung der<br />

Mitglieder<br />

- 96 -<br />

Aufnahme neuer Mitglieder<br />

7 ـــــ ײ ـــــ<br />

Ausschluss von Mitgliedern<br />

8 ـــــ ײ ـــــ<br />

Bewerbung der Community<br />

9 ـــــ ײ ـــــ<br />

Einführung eines neuen Fokus<br />

10 ـــــ ײ ـــــ<br />

Splittung der Community in Teilgruppen<br />

11 ـــــ ײ ـــــ<br />

Ausschluss bestimmter Mitglieder<br />

12 2. Communication Erhöhung der Anzahl neuer Beiträge Motivation, an Diskussion teilzunehmen<br />

13 ـــــ ײ ـــــ<br />

Inititialstatements posten<br />

14 ـــــ ײ ـــــ<br />

Zusätzliche Initialstatements posten<br />

15 ـــــ ײ ـــــ<br />

Offene, inhaltsbezogene Fragen stellen<br />

16 ـــــ ײ ـــــ<br />

Einführung eines neuen Fokus<br />

17 ـــــ ײ ـــــ<br />

Aufnahme neuer Mitglieder<br />

18 Verringerung der Anzahl der Beiträge Ausschluss von Mitgliedern<br />

19 ـــــ ײ ـــــ<br />

Foren schließen<br />

20 ـــــ ײ ـــــ<br />

Splittung der Community in Teilgruppen<br />

21 Erhöhung der Qualität der Beiträge Hinweis die Qualität der Beiträge zu verbessern<br />

22 ـــــ ײ ـــــ<br />

Hinweis, zu argumentieren<br />

23 ـــــ ײ ـــــ<br />

Offene, inhaltsbezogene Fragen oder Statements posten<br />

24 ـــــ ײ ـــــ<br />

Einführung eines neuen Fokus<br />

25 Erhöhung der Länge der Beiträge Hinweis die Länge der Beiträge zu erhöhen<br />

26 ـــــ ײ ـــــ<br />

Hinweis, zu argumentieren<br />

27<br />

Veränderung der Inhalte der Beiträge<br />

hinsichtlich Bezug zu Community-Zweck<br />

28 ـــــ ײ ـــــ<br />

Teilgruppen bilden<br />

Abschweifende Mitglieder zurück zum Thema holen<br />

29 ـــــ ײ ـــــ<br />

Ermahnen der Mitglieder, Netiquette einzuhalten<br />

30 3. Content<br />

Erhöhung des Umfanges an relevantem<br />

Content<br />

Motivation der Mitglieder, relevanten Content<br />

einzustellen<br />

31 ـــــ ײ ـــــ<br />

Selbst relevanten Content zur Verfügung stellen<br />

32 ـــــ ײ ـــــ<br />

Motivation, selbst zu publizieren<br />

Tabelle 5: Aktion-Effekt-Matrix<br />

Beispiel: Eine Veränderung der Anzahl an Beiträgen wird dem Aktionsbereich<br />

Communication zugeordnet. Eine mögliche Aktion eines e-Moderators ist die Motivation der<br />

Studierenden, an der Diskussion teilzunehmen. Der erwartete Effekt dieser Aktion ist eine<br />

Erhöhung der Anzahl neuer Beiträge durch Studierende (Zeile 12).


Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

Alle in Tabelle 5 dargestellten Effekte sind zu diesem Zeitpunkt hypothetische Annahmen,<br />

die im Zuge der Durchführung der Untersuchung überprüft werden. Entsprechend der Aktion-<br />

Effekt Matrix werden den jeweiligen Aktionen von e-Moderatoren und den Effekten, die<br />

durch diese Aktionen hervorgerufen werden, Messindikatoren zugeordnet, die im Zuge der<br />

Evaluierung der Studie überprüft werden.<br />

5.2.4 Messindikatoren<br />

Um überprüfen zu können, welche der Aktionen von e-Moderatoren in der Untersuchung<br />

tatsächlich gesetzt wurden und welche der Effekte auch tatsächlich erreicht werden, werden<br />

jeweils Indikatoren für die einzelnen Aktionen und Effekte bestimmt. Mit Hilfe dieser<br />

Indikatoren kann das tatsächliche Eintreten der Aktionen und Effekte gemessen werden, um<br />

Aussagen über die Effektivität und Effizienz treffen zu können.<br />

Die Messindikatoren beziehen sich auf:<br />

· Aktionen von e-Moderatoren (tatsächliche Handlungen)<br />

· Effekte der Aktionen von e-Moderatoren (erzielte Veränderungen)<br />

Gegenstand der Messung sind die bewusst unterschiedlich konzipierten Diskussionsforen<br />

innerhalb des Wissensmanagement-Systems. Aus Gründen der Übersichtlichkeit werden auch<br />

die Messindikatoren den drei Bereichen Community, Communication und Content<br />

zugewiesen. Im Zuge der Evaluierung werden die Aktionen und die erzielbaren Effekte<br />

entsprechend ihrer Indikatoren einer Messung unterzogen:<br />

Ist die Häufigkeit, mit der eine Aktion auftritt, gleich Null, wurde keine Aktion in diesem<br />

Bereich gesetzt. In diesem Fall kann der für diese Aktion im zugehörigen Aktionsbereich<br />

erwartete Effekt nicht eintreten. Ist die Auftrittshäufigkeit einer Aktion > 1, kann der<br />

erwartete Effekt eintreten, muss jedoch nicht.<br />

Nachfolgend werden nun die Indikatoren für die Messung der Aktionen und Effekte in den<br />

jeweiligen Bereichen genannt:<br />

- 97 -


Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

5.2.4.1 Indikatoren im Aktionsbereich Community<br />

In der folgenden Tabelle (Tab. 6) finden sich die Indikatoren zur Messung der Aktionen im<br />

Bereich Community. Anhand dieser Indikatoren kann bei der Evaluierung der Studie<br />

gemessen werden, ob und wenn, welche und wie viele Aktionen von e-Moderatoren gesetzt<br />

wurden, um Veränderungen im Aktionsbereich Community herbei zuführen.<br />

Im Zuge der Evaluierung werden alle möglichen Aktionen und Effekte hinsichtlich ihrer<br />

Auftrittshäufigkeit analysiert, um auch feststellen zu können, ob Effekte erzielt werden, ohne<br />

dass die zugeordnete Aktion gesetzt wird.<br />

AKTIONEN VON E-MODERATOREN MESSINDIKATOREN<br />

Aufnahme neuer Mitglieder Anzahl Registrierungen<br />

Ausschluss von Mitgliedern Anzahl Ausschlüsse<br />

Bewerbung der Community Anzahl der Bewerbungen der Community<br />

Einführung eines neuen Fokus Anzahl neu aufgegriffener Aspekte<br />

Splittung der Community in Teilgruppen Anzahl neue Untergruppen<br />

Tabelle 6: Messindikatoren für Aktionen im Aktionsbereich Community<br />

Messindikatoren der Effekte im Bereich Community beziehen sich entweder auf die Zahl<br />

der Teilnehmer oder auf die Zusammensetzung der Teilnehmer. Die Gründe hierfür können<br />

vielfältig sein. Anhand folgender Indikatoren kann gemessen werden, ob eine Aktion des e-<br />

Moderators im Bereich Community zu dem erwarteten Effekt geführt hat (Tab. 7):<br />

EFFEKTE MESSINDIKATOREN<br />

Erhöhung der Anzahl an Mitgliedern Anzahl neue Mitglieder<br />

Senkung der Anzahl an Mitgliedern Anzahl ausgeschiedene Mitglieder<br />

Veränderung der Zusammensetzung der Mitglieder Auswertung der Registrierungsdaten<br />

Tabelle 7: Messindikatoren für Effekte im Aktionsbereich Community<br />

Ein Grund, weshalb ein e-Moderator eine Veränderung der Anzahl der Teilnehmer einer<br />

Community erzielen will, kann ein sich änderndes Interesse am Thema sein, wie ein neuer<br />

Trend, der durch den e-Moderator aufgegriffen wird (Aktion: Aufnahme eines neues Fokus),<br />

wodurch sich die Anzahl der Teilnehmer erhöht (Effekt: Erhöhung der Anzahl an<br />

Mitgliedern). Radikale Änderungen der Teilnehmeranzahl treten auch durch die Öffnung<br />

einer zeitlich befristeten oder teilnehmerbegrenzten Community auf. Ausschlüsse von<br />

Teilnehmern könnten aus Gründen einer Nicht-Einhaltung der Netiquette erfolgen.<br />

Um die „Effizienz“ einer Community zu erhöhen, muss nicht notwendiger Weise die<br />

Anzahl der Teilnehmer erhöht werden, im Gegenteil, dies kann auch durch Beibehaltung oder<br />

sogar Reduktion der Anzahl an Teilnehmern erreicht werden, indem die Zusammensetzung<br />

der Teilnehmer einer Community geändert wird, z.B. nur die Experten eines gewissen<br />

Themengebietes zur Diskussion aufgerufen werden. Auch die Änderung des Zieles einer<br />

Community kann zu einer Veränderung der Zusammensetzung der Teilnehmer der<br />

Community führen.<br />

- 98 -


Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

5.2.4.2 Indikatoren im Aktionsbereich Communication<br />

In der folgenden Tabelle finden sich Indikatoren zur Messung der Aktionen durch e-<br />

Moderatoren im Aktionsbereich Communication (Tab. 8):<br />

AKTIONEN VON E-MODERATOREN MESSINDIKATOREN<br />

Motivation, an Diskussion teilzunehmen Anzahl motivierender Statements<br />

Initialstatements posten Anzahl Initialstatements<br />

Zusätzliche Initialstatements posten Anzahl zusätzlicher Initialstatements<br />

Offene, inhaltsbezogene Fragen stellen Anzahl offene Fragen<br />

Einführung eines neuen Fokus Anzahl neuer Foki<br />

Aufnahme neuer Mitglieder Anzahl Registrierungen<br />

Ausschluss von Mitgliedern Anzahl Ausschlüsse<br />

Foren schließen Anzahl geschlossener Foren<br />

Hinweis die Qualität der Beiträge zu verbessern Anzahl Hinweise Qualität zu verbessern<br />

Hinweis, zu argumentieren Anzahl Hinweise, zu argumentieren<br />

Offene, inhaltsbezogene Fragen oder Statements posten Anzahl zusätzlicher Statements oder Fragen<br />

Einführung eines neuen Fokus Anzahl neu aufgegriffener Aspekte<br />

Hinweis die Länge der Beiträge zu erhöhen Anzahl Hinweise Länge zu erhöhen<br />

Abschweifende Mitglieder zurück zum Thema holen<br />

Anzahl Statements, um Teilnehmer zurück zum Thema<br />

zu holen<br />

Splittung der Community in Teilgruppen Anzahl gebildete Teilgruppen<br />

Ermahnen der Mitglieder, Netiquette einzuhalten Anzahl Ermahnungen<br />

Tabelle 8: Messindikatoren für Aktionen im Aktionsbereich Communication<br />

Indikatoren zur Messung der Veränderung der Communication innerhalb einer Community<br />

im Zeitablauf beziehen sich einerseits auf die Intensität der Communication andererseits auf<br />

die Qualität und den Inhalt der Beiträge. Zur Messung gewisser Effekte im Bereich<br />

Communication gibt es mehrere Indikatoren (Tab. 9):<br />

EFFEKTE MESSINDIKATOREN<br />

Erhöhung der Anzahl neuer Beiträge Anzahl neue Statements<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

Anzahl Folgestatements auf Initialstatement<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

Anzahl Statements auf je zusätzliches Statement<br />

Verringerung der Anzahl der Beiträge Abnahme der Anzahl der Beiträge in %<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

Anzahl geschlossene Foren<br />

Erhöhung der Qualität der Beiträge Anzahl zusätzlicher Statements mit Argumenten<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

Anzahl zusätzlicher Statements mit Bezug zu Fragen oder Statement<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

Anzahl zusätzlicher Statements mit Bezug zu neuem Fokus<br />

Erhöhung der Länge der Beiträge Länge der Statements im Vergleich zu Länge ohne Hinweis<br />

Veränderung der Inhalte der Beiträge<br />

hinsichtlich Bezug zu Community-Zweck<br />

Verhältnis Statements mit Bezug zu Ziel : Statements ohne Bezug zu<br />

Thema<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

Anzahl nicht themenrelevante Statements trotz Hinweis<br />

Tabelle 9: Messindikatoren für Effekte im Aktionsbereich Communication<br />

Die Effekte beziehen sich auch hier ausschließlich auf Aktionen von e-Moderatoren, deren<br />

Auftrittshäufigkeit > 1 ist.<br />

Die Intensität der Communication oder einfacher ausgedrückt die Anzahl der<br />

Communication-Beiträge kann wiederum auf das Interesse an einem Thema (e-Moderatoren<br />

hat neuen Trend aufgegriffen) oder eine Veränderung der Anzahl an Community-Teilnehmern<br />

zurückgeführt werden.<br />

- 99 -


Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

Die Inhalte der Diskussion selbst können ebenso vom Interesse am Thema abhängen, an<br />

der Zusammensetzung der Community (Experten, Allgemeinheit) liegen, aber auch am Grad<br />

der Abschweifung vom Thema. In diesem Zusammenhang spielt die Einhaltung der<br />

Netiquette eine große Rolle. Insbesondere in öffentlichen Online-Communities, wo die<br />

Möglichkeit besteht, sich unter einem Pseudonym zu registrieren, kann die Notwendigkeit, für<br />

die Einhaltung der Netiquette zu sorgen, zu einem großen Problem werden und damit zu<br />

einem sehr großen Zeitaufwand für e-Moderatoren (z.B. nicht themenbezogene, auch<br />

rechtsradikale etc. Äußerungen, was bis zur Schließung von Foren führen kann). In der Lehre<br />

ist dieses Problem sehr gering, erstens aufgrund der Verwendung der richtigen Namen als<br />

auch aufgrund des Interesses der Studierenden, eine Lehrveranstaltung positiv abzuschließen.<br />

Es ist jedoch notwendig, einen themenbezogenen Ablauf garantieren zu können, um einen<br />

bestmöglichen Wissensaustausch zu ermöglichen und diejenigen, die an den Inhalten der<br />

Diskussion interessiert sind, nicht durch störende Bemerkungen bei der Kommunikation zu<br />

beeinträchtigen oder sogar davon abzubringen (siehe Kap. 3.2.5 Netiquette). Wie zu Beginn<br />

der Arbeit erwähnt, ist jedoch die Messung der Qualität nicht Ziel der Arbeit, daher wird sie<br />

hier nur vollständigkeitshalber erwähnt. Eine Veränderung der Inhalte der Communication-<br />

Beiträge kann auch durch eine grobe Veränderung der Inhalte der Beiträge durch ein neues<br />

oder weiteres Ziel der Community verursacht werden oder durch einen neuen Trend und<br />

einem damit zusammenhängenden veränderten Interesse der Teilnehmer.<br />

5.2.4.3 Indikatoren im Aktionsbereich Content<br />

Bei Communities, bei denen die Möglichkeit besteht, Content zur Verfügung zu stellen<br />

(z.B. elektronische Dokumente) oder darauf zu verweisen (z.B. Links), können sich<br />

Indikatoren zur Messung der Veränderung des Content einer Community im Zeitlauf<br />

ebenfalls auf die Anzahl der eingestellten Links und Dokumente beziehen (Umfang des<br />

Content) oder auf die Qualität der eingestellten Links und Dokumente (relevanter Content).<br />

Ein weiterer Indikator, der mit einer Veränderung des Content zusammen hängt, aber nicht,<br />

die Nutzung der Möglichkeit für die Teilnehmer, selbst Content in das System einzustellen.<br />

Schließlich wäre es vergeudete Ressource, wenn Content eingestellt wurde/wird und niemand<br />

nützt ihn. Indikatoren zur Messung von Aktionen im Aktionsbereich Content lauten daher:<br />

AKTIONEN VON E-MODERATOREN MESSINDIKATOREN<br />

Motivation der Mitglieder, relevanten Content<br />

einzustellen<br />

Anzahl Motivationsstatements, Content einzustellen<br />

Selbst relevanten Content zur Verfügung stellen Anzahl Contents durch e-Moderator eingestellt<br />

Motivation, selbst zu publizieren<br />

Anzahl Motivationsstatements, selbst Content zu<br />

publizieren<br />

Auswahl geeigneter Software Tools Anzahl geeigneter Software Tools<br />

Tabelle 10: Messindikatoren für Aktionen im Aktionsbereich Content<br />

Gründe, warum ein e-Moderator eine Veränderung der Anzahl der eingestellten Links und<br />

Dokumente bewirken will, sind vielseitig. Dies kann an der Anzahl der Teilnehmer liegen, am<br />

Interesse oder Anreiz, Content einzustellen oder an einer Verbesserung des Systems, die das<br />

Einstellen von Content erleichtert.<br />

- 100 -


Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

EFFEKTE MESSINDIKATOREN<br />

Erhöhung des Umfanges an relevantem Content Anzahl zusätzlicher Content<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

Anzahl zusätzlicher Content durch e-Moderator<br />

Tabelle 11: Messindikatoren für Effekte im Aktionsbereich Content<br />

Zu einer Veränderung der Qualität des Content kommt es, wenn der Moderator direkt<br />

zurück zum Thema verweist und darauf, wissenschaftlich fundierten Content einzustellen.<br />

Sofern Content zur Verfügung gestellt wird, sollte dieser den Kriterien für relevanten Content<br />

entsprechen.<br />

Nicht Gegenstand der Messung ist der Aufwand der Implementierung eines technisches<br />

Systems, mit einbegriffen der Auswahlprozess bzw. die technische Integration des Systems.<br />

5.2.5 Durchführung<br />

Die Evaluierung erfolgt in zwei aufeinander folgenden Studien an der TU Graz: Im Zuge von<br />

zwei aufeinanderfolgenden Lehrveranstaltungen wird im Studienjahr 2004/05 ca. 180<br />

Studierenden ein modernes, kommerzielles Wissensmanagement-System mit integrierten<br />

Diskussionsforen zur Unterstützung hybrider Formen des Wissenstransfers und -austauschs<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

In der folgenden Tabelle sind die Durchführungszeiträume der beiden Lehrveranstaltungen<br />

ersichtlich. Die erste Studie an der TU Graz findet im Rahmen der VU (Vorlesung mit<br />

immanentem Übungscharakter) „Einführung in das Wissensmanagement“ (EWM) im<br />

Wintersemester 2004/05 statt, die zweite Studie in der VU „E-Commerce“ im darauf<br />

folgenden Sommersemester (Tab. 12).<br />

Zeit<br />

Lehr-<br />

Veranstaltung<br />

EWM´04/05<br />

E-Commerce´05<br />

Beschreibung der Lehrveranstaltungen<br />

Beginn<br />

1. Oktober 2004<br />

1. März 2005<br />

- 101 -<br />

Ende<br />

31. Jänner 2005<br />

30. Juni 2005<br />

Tabelle 12: Durchführungszeitraum Studie A<br />

Die VU „Einführung in das Wissensmanagement“ ist eine dreistündige Pflichtvorlesung im<br />

Bakkalaureatsstudium Informatik und Softwareentwicklung-Wirtschaft. Der Besuch wird im<br />

zweiten Semester empfohlen. Diese Lehrveranstaltung wird im WS04/05 von 140<br />

Studierenden erfolgreich abgeschlossen.<br />

Bei der VU „E-Commerce“ handelt es sich um eine dreistündige Vorlesung aus dem<br />

Wahlfachkatalog des Magisterstudiums „Softwareentwicklung und Management“ an der


Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

Informatikfakultät der TU Graz. Diese Lehrveranstaltung wird im SS05 von 40 Studierenden<br />

abgeschlossen.<br />

Anwendung des CCM<br />

In der Konzeptionsphase der Diskussionsforen findet das Community-Communication<br />

Modell Anwendung. In der ersten Lehrveranstaltung, der EWM´04/05, werden nur die Pfade<br />

1 bis 4 umgesetzt. Damit findet nur ein Wissenstransfer und -austausch innerhalb der<br />

Diskussionsforen statt.<br />

In der zweiten Lehrveranstaltung, in der das WM-System mit Diskussionsforen eingesetzt<br />

wird, der VU E-Commerce´05, werden alle 8 Pfade des CCM umgesetzt. Damit ein<br />

Wissenstransfer und -austausch innerhalb und zwischen den Diskussionsforen stattfinden<br />

kann, müssen entsprechende Haupt- und Subforen konzipiert werden.<br />

e-Moderatoren<br />

Insgesamt nehmen an dieser Studie vier e-Moderatoren teil, die laufende, das heißt<br />

während der Durchführungszeitraume typische e-Moderatorentätigkeiten wie Motivieren der<br />

Teilnehmer etc. durchführen. Die e-Moderatoren wurden nicht darüber in Kenntnis gesetzt,<br />

wie der Wirkungsbereich von e-Moderatoren aussieht und welche Aktionen von e-<br />

Moderatoren welchen Aktionsbereichen zugeordnet werden. Sie sollten einfach nach ihrem<br />

Ermessen völlig wertfrei typische Aktionen setzen, um die Diskussion am Laufen zu halten<br />

und ein inhaltliches Abschweifen zu verhindern.<br />

E-Moderatoren sind der jeweilige Lehrveranstaltungsleiter sowie die der Lehrveranstaltung<br />

zugeordneten Studienassistenten. Aufgrund der Gebundenheit an die Dauer der<br />

Lehrveranstaltungen von einem Semester besteht eine zeitliche Begrenzung der einzelnen<br />

Studien. Je nach Interesse können die Diskussionsforen aber auch nach Semesterende länger<br />

für die Studierenden geöffnet bleiben, dadurch wird die geschlossene Community zu einer<br />

offenen Community, allerdings wurden diese Communities nicht mehr in die Evaluierung der<br />

Studien miteinbezogen. Diese Maßnahme diente rein der Möglichkeit zu weiterem<br />

Wissensaustausch unter den Studierenden, wird jedoch nicht in die Bewertung der Studie<br />

miteinbezogen.<br />

Wissensmanagement-System<br />

An dieser Stelle soll das Wissensmanagement-System, das den Studierenden für die Dauer<br />

der Lehrveranstaltungen zur Verfügung gestellt wird, im Detail beschrieben werden.<br />

Bei diesem System handelt es sich um ein kommerzielles Wissensmanagement-System der<br />

Firma Hyperwave (www.hyperwave.com), das sich aufgrund seiner vielseitigen Funktionen<br />

und seiner Stabilität und Sicherheit sowohl für den betrieblichen Einsatz, beispielsweise als<br />

Intranet, aber sich ob seiner Benutzerfreundlichkeit auch für den Einsatz in der Lehre eignet.<br />

Zunächst muss System für die Verwendung in der Lehre vom Systemadministrator<br />

eingerichtet werden. Administrator-Zugriff bedeutet, dass man das Attribut „Rechte“ eines<br />

Objekts ändern kann.<br />

- 102 -


Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

Folgende Grundstruktur wird für den Einsatz des Wissensmanagement-Systems für die<br />

Studien festgelegt:<br />

· Benutzerhandbuch<br />

· Vorlesungsmaterial<br />

· Übungsmaterial<br />

· Diskussionsforen<br />

· Kalender<br />

· FAQ<br />

· Studierende<br />

In einem ersten Schritt werden vom Systemadministrator die Grundstruktur angelegt und<br />

die Benutzerkonten eingerichtet:<br />

Abbildung 26: Grundstruktur der Anwendung des WM-Systems in der EWM04/05<br />

Die so genannten Collections (Ordner) werden in einer hierarchischen Struktur angelegt,<br />

wobei auch Sub-Collections mit beliebig vielen Ebenen eingerichtet werden können. Dazu<br />

muss man über das Symbol Bearbeiten in den Bearbeitungsmodus wechseln. Collections<br />

in diesem Beispiel sind „Benutzerhandbuch“, „EWM WS04/05“, „Vorlesungsmaterial“ etc. In<br />

solche Collections können Dokumente wie Bilddateien, HTML-Text, Audiodateien, MS<br />

Word-Dokumente, MS Excel-Tabellen, Videodateien oder andere beliebige Dateien geladen<br />

- 103 -


Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

werden. Dokumente und Collections können mit Notizen versehen werden, die als separate<br />

Dokumente gespeichert werden können. Notizen sind HTML-Dokumente. Besitzer von<br />

Collections können direkt angeklickt und per Mail verständigt werden.<br />

Benutzer und Benutzergruppen. Jeder Teilnehmer hat ein Benutzerkonto, das<br />

Informationen wie Name und E-Mail-Adresse des Benutzers enthält. Benutzer können einer<br />

oder mehreren Gruppen angehören. Gruppen können wiederum anderen Gruppen angehören.<br />

Benutzer und Gruppen werden typischerweise von Systemadministratoren verwaltet und<br />

können auch nur von diesen eingesehen werden.<br />

Nach erfolgter Benutzeranlegung haben alle Teilnehmer der Community eine eigene ID<br />

bestehend aus Benutzernamen und Passwort, das nach erfolgter erster Anmeldung geändert<br />

werden kann. Um sich im System anzumelden/abzumelden klickt man auf Anmelden /<br />

Abmelden. Unter dem Menüpunkt Einstellungen kann das Passwort geändert werden:<br />

Folgende Zugriffsrechte kontrollieren, wer Objekte ansehen, modifizieren oder entfernen<br />

darf:<br />

· Lesezugriff auf eine Collection oder ein Dokument ermöglicht einem Benutzer diese<br />

Objekte und die dazugehörigen Attribute sowie den Inhalt des Objekts anzusehen. Ein<br />

Benutzer, der keinen Lesezugriff auf das Dokument hat, sieht dieses Dokument im<br />

Browserfenster erst gar nicht.<br />

· Schreibzugriff auf eine Collection oder ein Dokument bedeutet, dass ein Benutzer die<br />

Attribute, oder im Fall von Dokumenten auch deren Inhalt ändern kann. Schreibzugriff<br />

auf eine Collection bedeutet auch, dass der Benutzer Objekte in diese Collection<br />

publizieren darf. Benutzer, die Schreibzugriff auf ein Objekt haben, haben automatisch<br />

auch Lesezugriff darauf.<br />

· Verknüpfungsaufhebungszugriff auf eine Collection ermöglicht einem Benutzer<br />

Objekte aus der Collection zu entfernen.<br />

Diese Rechte werden zu Beginn vom Systemadministrator vergeben. Anschließend werden<br />

die Collections mit den Inhalten der Lehrveranstaltung und Studentenordner angelegt. Zur<br />

Sicherung der Privatsphäre der Studierenden sind alle Abbildungen anonymisiert.<br />

5.2.5.1 VU „Einführung in das Wissensmanagement 04/05“<br />

Im Folgenden wird anhand der ersten Studie in der VU „Einführung in das<br />

Wissensmanagement“ im Wintersemester 2004/05 (Ordner: EWM WS 04/05) das<br />

Wissensmanagement-System von der Struktur und Anwendung, wie es im Groben auch in<br />

den weiteren Studien angewendet wurde, erklärt werden. Das System wird somit als<br />

geschlossene Community gestaltet, da außer den Studierenden der Lehrveranstaltung und dem<br />

Vorlesungsteam niemand von außen Zugriff auf die Inhalte hat.<br />

Allen Teilnehmern steht ein Benutzerhandbuch zur Verfügung, um sich mit dem System<br />

weiter vertraut zu machen, oder auftretende Schwierigkeiten zunächst selbst erörtern zu<br />

können.<br />

- 104 -


Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

Im Ordner Vorlesungsmaterial finden die Studierenden Online-Material zu den einzelnen<br />

Vorlesungen sowie Informationsmaterial zum Ablauf der Übung inkl. der Kriterien für einen<br />

positiven Abschluss, aber auch eine Collection „Literatur“, die allgemeine Literatur, Links<br />

und Recherchetools enthält. Zusammengehörige Dokumente können als Hyperlinks<br />

verbunden sein. Diese Hyperlinks bestehen aus einem Wort oder einer Phrase, auf die man<br />

klicken kann, um das andere Dokument zu öffnen.<br />

Jeder Studierende, der sich für die Lehrveranstaltung angemeldet hat, bekommt, sobald er<br />

als Benutzer angelegt ist, einen eigenen Studierendenordner mit seinem Namen, um<br />

Dokumente, Links etc. selbst verwalten zu können und am Ende eine eventuelle<br />

Abschlussarbeit ablegen zu können.<br />

Abbildung 27: Studierendenordner<br />

- 105 -


Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

Abbildung 28: Vorlesungsmaterial<br />

Im Ordner Übungsmaterial wird den Studierenden spezielle Literatur zu den<br />

Vorlesungsthemen zur Verfügung gestellt.<br />

Besondere Bedeutung kommt in diesem System den Diskussionsforen zu. Zur<br />

Förderung des Wissenstransfers und -austauschs werden zu den Themen der Vorlesung<br />

Diskussionsforen eingerichtet. Die Studierenden müssen sich jeweils einem Forum zuordnen,<br />

dürfen aber selbstverständlich auch in den anderen Foren mitdiskutieren. Als Richtwert<br />

sollten sich jedem Forum maximal 20 Studierende zuordnen, bei großem Interesse werden<br />

aber auch Ausnahmen gemacht.<br />

- 106 -


Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

Abbildung 29: Diskussionsforen<br />

Für die VU EWM 04/05 wurden 8 Diskussionsforen zu den speziellen Themen der<br />

Vorlesung eingerichtet.<br />

Gerade bei Vorlesungen mit integrierten Übungen (VU) können online Diskussionsforen<br />

die Face-to-Face Vorlesung und Übung unterstützen. Es findet demnach ein hybrider<br />

Wissensaustausch statt. In eigenen Arbeiten konnte darüber ein äußerst intensiver<br />

Wissensaustausch zwischen Lehrenden und Studierenden etabliert werden. So wurden in der<br />

VU EWM04/05 insgesamt ca. 900 Diskussionsbeiträge von 128 Studierenden und 3<br />

Moderatoren in acht themenbezogenen Diskussionsforen eingebracht. Die folgende Grafik<br />

zeigt Ausschnitte eines der Diskussionsforen, in welchem im Zeitraum vom 7.10.2004 bis<br />

3.2.2005 insgesamt 151 Beiträge ausgetauscht wurden.<br />

- 107 -


Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

Abbildung 30: Diskussionsforum<br />

Insbesondere für die Lehrenden ist es wichtig zu sehen, wer und auch wann jemand<br />

gepostet hat.<br />

Automatisierte Informationsagenten: Informationsagenten können den Lehrenden<br />

automatisch per e-Mail informieren, wenn von den Studierenden Ausarbeitungen in das<br />

Dokumentenmanagementsystem eingestellt werden, unabhängig davon, in welche Collection<br />

sie gestellt werden, auch wenn es sich dabei um einen Studierendenordner handelt. Hierüber<br />

kann die asynchrone, uni-direktionale Kommunikation unterstützt werden. Abbildung 31 zeigt<br />

in der linken Bildhälfte einen solchen Informationsagenten, der den Lehrenden immer dann<br />

informiert, wenn im Studentenbereich ein Dokument eingestellt wird (innerhalb der letzten 30<br />

Tage). In der rechten Bildhälfte sind einige Treffer des Suchagenten dargestellt, durch<br />

einfaches Klicken auf einen solchen Treffer öffnet sich das Dokument, in diesem Fall aus der<br />

digitalen Handbibliothek eines Studierenden.<br />

- 108 -


Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

Abbildung 31: Informationsagent<br />

In einem eigenen Kalender können Vorlesungstermine, Prüfungstermine, etc.<br />

eingetragen werden. Der Vollständigkeit halber wird ein Ordner FAQ angeboten, um häufig<br />

auftretende Fragen beantworten zu können.<br />

5.2.5.2 VU „E-Commerce 05“<br />

Im darauf folgenden Semester, im Sommersemester 2005, wird das Wissensmanagement-<br />

System erneut in einer Lehrveranstaltung, in der VU „E-Commerce“, eingesetzt. Von der<br />

Grundstruktur bleibt alles gleich, ein wesentlicher Unterschied, auf den hier im Detail<br />

eingegangen wird, liegt in der Strukturierung der Diskussionsforen. Hier wird bewusst darauf<br />

geachtet, alle acht Pfade des Wissenstransfers und -austauschs entsprechend dem CCM<br />

umzusetzen. Dafür ist es erforderlich, Haupt- und Subforen zu konzipieren und mit einer<br />

entsprechenden Aufgabenstellung zu versehen, um einen Wissenstransfer und -austausch auch<br />

zwischen den Diskussionsforen zu ermöglichen.<br />

Zunächst wird in den Subdiskussionsforen diskutiert. Jede Gruppe hat die Aufgabe, bis zu<br />

einem bestimmten Zeitpunkt zu einem Ergebnis zu gelangen. Diese Ergebnisse werden in die<br />

Hauptdiskussionsforen übernommen, um zu einem gemeinsamen Gesamtergebnis zu<br />

gelangen, beispielsweise ein Ranking über die Bedeutung der Subthemen in Bezug auf die<br />

Hauptthemen zu erstellen.<br />

Es werden vier Hauptcollections entsprechend den Hauptthemen der Lehrveranstaltung<br />

angeboten:<br />

· Akteure<br />

· ePayment<br />

· Handel im Internet<br />

· Waren im eCommerce<br />

- 109 -


Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

Jede Hauptcollection besteht aus einem Hauptdiskussionsforum und drei Subcollections<br />

(Subthemen). Am Beispiel der Hauptcollection „Waren im eCommerce“ sind die drei<br />

Subcollections:<br />

· Aktienhandel<br />

· Musik & Video<br />

· Spiele<br />

Abbildung 32: Hauptcollection und Subcollections zu Waren im eCommerce<br />

In jeder Subcollection finden sich zusätzlich zu je einem Subdiskussionsforum Links und<br />

Literatur zum speziellen Bereich und ein Ordner für die Studierenden, um ihre<br />

Abschlussarbeiten abzulegen. Diese Kombination wird als als digitaler Handapparat<br />

bezeichnet.<br />

Wissensaustausch über Artefakte kann stattfinden, wenn die Studierenden die Möglichkeit<br />

haben, Dokumente oder Literaturverweise auszutauschen. Abbildung 33 zeigt einen<br />

gemeinsamen digitalen Handapparat zum Thema Musik & Video. Im digitalen Handapparat<br />

können die Studierenden über ein Diskussionsforum also direkt, aber auch indirekt über<br />

Artefakte, den Literaturverweisen und den schriftlichen Ausarbeitungen, Wissen austauschen:<br />

- 110 -


Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

Abbildung 33: Digitaler Handapparat<br />

In den Diskussionsforen werden Initialstatements gepostet, um die Diskussion anzuregen,<br />

generell können die Studierenden jedoch über die vorgegebenen Themen und Inhalte der<br />

Lehrveranstaltung nach ihrer Wahl diskutieren, Fragen stellen über unklare Inhalte, Beispiele<br />

nennen oder über eigene Erfahrungen berichten.<br />

Abbildung 34: Diskussionsforum zu Subcollection Musik & Video<br />

- 111 -


Ordner „Studenten“<br />

Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

Auch am Beispiel der Lehrveranstaltung Semantic Web im SS05, die zur Erstellung von<br />

Bakkalaureats-Arbeiten gedacht ist und eigentlich nicht für die Studie herangezogen wird<br />

(mangels Diskussionsforen), sieht man deutlich, die Nutzung der persönlichen<br />

Arbeitsbereiche durch die Studierenden. Wie eingangs beschrieben hat jeder Studierende<br />

einen eigenen Ordner, den er zur Ablage eigener Arbeiten und weiterführender Literatur<br />

verwenden kann. Im Rahmen dieser Lehrveranstaltung wurden diese Ordner von<br />

Studierenden und ihren Betreuern gleichermaßen genutzt, um einen reibungslose Rückmelde-<br />

(durch den Betreuer) und Korrekturprozess (durch die Studierenden) zu erlangen. Dies sei<br />

hier nur zur Vollständigkeit erwähnt, um auf die Vielseitigkeit des zweckmäßigen Einsatzes<br />

des WM-Systems zu verweisen. Diese Zusatzfunktion hat auf das Ergebnis der Studie<br />

insofern eine Auswirkung, als gezeigt werden kann, dass das System eher genützt wird, da es<br />

auch einen persönlichen Arbeitsbereich integriert und somit die Motivation höher ist,<br />

zwischenzeitlich auch in die Foren zu schauen. Diese Zusatzfunktionen leistet somit einen<br />

Beitrag zur Verringerung der Heterogenität des eingesetzten Systems.<br />

Abbildung 35: Studierendenordner<br />

- 112 -


5.2.6 Evaluierung<br />

Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

Im Mittelpunkt der Evaluierung steht die Beantwortung der konkreten Forschungsfrage für<br />

diese Studie „Wie können Communityware Systems wie Diskussionsforen, Wikis und Blogs<br />

effektiv und effizient in der höheren Lehre eingesetzt werden?“<br />

In diesem Abschnitt werden zunächst die Ergebnisse der Auswertung in Zahlen präsentiert.<br />

Anschließend wird die Aktion-Effekt Matrix mit den Werten, die sich aus der Auswertung<br />

ergeben haben, versehen und interpretiert. Schlussendlich wird die Bedeutung für die<br />

Anwendung des Community-Communication Modells sowie dem Wirkungsbereich von e-<br />

Moderatoren und der Relevanz der Studie in Hinblick auf Wissensmanagement in der Lehre<br />

analysiert.<br />

5.2.6.1 Auswertung der Zahlen<br />

Im Folgenden werden hier die Ergebnisse der Zahlenauswertung der ersten Studie im<br />

Rahmen der Lehrveranstaltungen EWM 04/05 und E-Commerce 05 dargestellt und<br />

interpretiert.<br />

EWM WS04/05<br />

In der folgenden Tabelle erfolgt ein Gesamtüberblick über die Zahlen der Teilnehmer und<br />

geposteten Statements in den Diskussionsforen der Lehrveranstaltung EWM 04/05 (Tab. 13).<br />

F1 F2 F3 F4 F5 F6 F7 F8* ∑ ∑*<br />

1 Beiträge Studenten 107 66 127 126 89 122 97 89 823 734<br />

2 Beiträge e-Moderatoren 27 15 20 7 12 11 8 3 103 100<br />

3 Beiträge gesamt 134 81 147 133 101 133 105 92 926 834<br />

4 Anzahl Studierende 14 10 18 20 15 20 15 16 128 112<br />

5<br />

6<br />

Ø Anzahl an Beiträgen<br />

je Studierender<br />

Initialstatements durch<br />

Studierende<br />

7,64 6,60 7,06 6,30 5,93 6,10 6,47 5,56 6,43 6,55<br />

2 2 1 5 6 1 1 18 36 18<br />

Tabelle 13: EWM 04/05 - Statistik<br />

F8*… Testforum, ∑*… Summe exklusive F8<br />

Erläuterungen zu Tabelle 13:<br />

An der Lehrveranstaltung EWM 04/05, in der das Wissensmanagement-System erstmals<br />

eingesetzt wurde, nahmen insgesamt 128 Studierende teil. Jene Studierende, die während des<br />

Semesters die Vorlesung abgebrochen haben oder Statements, die aus Interesse in einem<br />

anderen Forum gepostet haben, werden in der Auswertung nicht berücksichtigt.<br />

Insgesamt wurden 8 Diskussionsforen (F1 – F8) zu unterschiedlichen Themen angeboten,<br />

in denen die Studierenden insgesamt 823 Statements gepostet haben (Zeile 1). Von e-<br />

Moderatoren wurden insgesamt 103 Statements gepostet (Zeile 2).<br />

- 113 -


Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

Hier ist anzumerken, dass es sich bei dem Diskussionsforum 8 um ein Testforum handelt<br />

(F8*), in dem bewusst kaum moderiert wurde. Aus Sicht der Studierenden handelte es sich<br />

um ein Forum wie jedes andere, in dem zu Themen der Lehrveranstaltung diskutiert wurde<br />

und frei gewählt werden konnte. Abgesehen von einem Initialstatement wurden hier nur zwei<br />

weitere Statements von e-Moderatoren gepostet (Zeile 2). In der Spalte ∑* wird die Summe<br />

exklusive der Zahlen aus dem Testforum dargestellt. Diese Zahlen werden im Folgenden für<br />

die durchschnittliche Bewertung der Diskussionsforen herangezogen.<br />

In den sieben Diskussionsforen (F1 bis F7), die mit dem Testforum (F8) verglichen<br />

werden, sind insgesamt 112 Studierende (Zeile 4) beteiligt, die 734 Statements gepostet haben<br />

(Zeile 1). Diesen 734 Statements von Studierenden stehen 100 Statements von e-Moderatoren<br />

gegenüber (Zeile 2). Durchschnittlich hat somit jeder Studierende 6,55 Statements gepostet<br />

(Zeile 5).<br />

- 114 -<br />

Testforum<br />

(F8)<br />

EWM04/05<br />

o. Testforum<br />

1 Summe Statements 92 834<br />

2 Anteil an freiwilligen Statements 10,11% 23,71%<br />

3 Ø Anteil e-Moderatoren 3,26% 11,99%<br />

4 Anteil Initialstatements Studierende 20,22% 2,45%<br />

5<br />

Reaktion der Studierenden auf<br />

Initialstatements von e-Moderatoren<br />

4,35% 57,4 - 79,7%<br />

6<br />

Ø Reaktion der Studierenden auf<br />

Initialstatements von Studierenden<br />

60,87% 17,27%<br />

(0 - 53,47%)<br />

Erläuterungen zu Tabelle 14:<br />

Tabelle 14: Übersicht EWM 04/05 – relative Werte<br />

Wie eingangs erwähnt, waren 5 Statements für die Studiernden verpflichtend zu posten,<br />

somit beträgt der Anteil an freiwilligen Statements 23,71% (Zeile 2). Im Testforum hingegen,<br />

in welchem sich die Moderatoren bewusst zurückhielten, beträgt der Anteil an freiwilligen<br />

Statements nur 10,11%. Der Anteil an Statements durch e-Moderatoren beträgt hier aber nur<br />

3,26% (3 Statements von insgesamt 92) im Vergleich zu durchschnittlichen 11,99% in den<br />

anderen Foren (Zeile 3). Hintergrund war das Ziel, zu erkennen, welchen Zusammenhang es<br />

zwischen dem Aktivitätsgrad der e-Moderatoren und der Anzahl der Beiträge pro<br />

Studierenden gibt.<br />

Die wesentliche Erkenntnis dieser Auswertung liegt darin, dass sich im Testforum ein<br />

eindeutiger Trend abzeichnet. In der Tabelle 13 ist weiter ersichtlich, dass die Studierenden<br />

im Testforum, in welchem kaum moderiert wurde, selbst 18 Initialstatements gepostet haben<br />

(Zeile 6), was einem Anteil von 20,22% entspricht (Tab. 13, Zeile 4). Die Reaktionen auf<br />

diese Statements machen einen Anteil von rund 60% aus (Zeile 6). Im Gegensatz dazu<br />

entspricht die Reaktion auf die Statements von e-Moderatoren in diesem Forum nur einem<br />

Anteil von 4,35%. Dieser Anteil von 60% entspricht in etwa der durchschnittlichen Reaktion<br />

auf die insgesamt 18 Initialstatements der e-Moderatoren in allen anderen sieben Foren (57,4 -<br />

79,7%).


EWM 04/05<br />

8 Foren<br />

(inkl. Testforum)<br />

Forum mit<br />

höchster Beteiligung<br />

(F1)<br />

Forum mit<br />

niedrigster Beteiligung<br />

(F8, Testforum)<br />

Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

∑ Teilnehmer<br />

128<br />

14<br />

16<br />

∑ Statements<br />

926<br />

134<br />

92<br />

Ø Anzahl an<br />

Statements je<br />

Studierender<br />

- 115 -<br />

6,43<br />

7,64<br />

5,56<br />

Tabelle 15: Gegenüberstellung Foren<br />

freiwilliger<br />

Anteil je<br />

Studierender<br />

22%<br />

35%<br />

10%<br />

Anteil<br />

e-Moderator<br />

11%<br />

20%<br />

Im Vergleich dazu beträgt im Forum mit der höchsten Beteiligung (F1) die<br />

durchschnittliche Anzahl an Statements je Studierender 7,64 (Tab. 12, Zeile 5). Der Anteil an<br />

freiwilligen Statements beträgt hier knapp 35%. In diesem Forum finden sich auch die<br />

meisten Beiträge von e-Moderatoren: Mit 27 Postings von 137 Statements insgesamt macht<br />

dies einen Anteil von 20% aus.<br />

Anhand dieser Ergebnisse wird deutlich, dass ein unmittelbarer, positiver Zusammenhang<br />

zwischen dem Einsatz von e-Moderatoren und der Beteiligung der Studierenden besteht. Je<br />

höher die Beteiligung durch e-Moderatoren ist, desto höher ist auch die Anzahl der<br />

Statements durch Studierende.<br />

F5 scheint diese Aussage auf den ersten Blick nicht zu unterstützen. Bei 12 Statements<br />

durch e-Moderatoren liegt die durchschnittliche Anzahl an Studierendenbeiträgen bei 5,93.<br />

Allerdings muss hier berücksichtigt werden, dass nur 15 Studierende in diesem Forum an der<br />

Diskussion teilgenommen haben und somit im Verhältnis zur Gesamtzahl an Statements die<br />

Beteiligung der e-Moderatoren bei 11,8 % und damit knapp unter dem Durchschnitt liegt. Das<br />

Ergebnis in Forum 5 ist auch relativ zu den anderen Foren zu sehen, in denen der Anteil an<br />

freiwilligen Statements durch Studierenden weit über dem Durchschnitt liegt. In Forum 5 liegt<br />

er immer noch knapp 20% über dem Durchschnitt.<br />

Dies lässt auf einen weiteren Rückschluss für den Kontext dieser Studie schließen: Je<br />

weniger durch e-Moderatoren gepostet wird, desto höher ist die Anzahl an selbständigen<br />

Initialstatements durch die Studierenden.<br />

In den folgenden zwei Grafiken werden zur Übersichtlichkeit die Anteile der Statements<br />

durch e-Moderatoren den eigenständigen Statements durch Studierende sowie die Reaktion<br />

auf diese eigenständigen Statements in den einzelnen Foren und der Durchschnitt aller Foren<br />

dargestellt:<br />

3%


Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

Abbildung 36: EWM 04/05 - Anteile Statements in einzelnen Foren<br />

Abbildung 37: EWM 04/05 - Anteile Statements im Durchschnitt<br />

Die Auswertungen im Detail zur EWM 04/05 sind im Anhang Nr. 1 und 2 zu finden.<br />

- 116 -


E-Commerce<br />

Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

An der Lehrveranstaltung VU „E-Commerce“ im SS 2005 nahmen insgesamt 27<br />

Studierende teil. Hierfür wurden die Diskussionsforen wie oben beschrieben als Über- und<br />

Subforen konzipiert, um alle möglichen Pfade des Wissenstransfers und -austauschs in<br />

Communities abzudecken.<br />

In der folgenden Tabelle finden sich die Zahlen der Über- und Subforen, Teilnehmer und<br />

Beiträge in den Diskussionsforen:<br />

Akteure e-Payment<br />

- 117 -<br />

Handel im<br />

Internet<br />

Waren im<br />

e-Commerce<br />

1 Anzahl Subforen 3 3 3 3 12<br />

2 Beiträge Studenten 37 64 79 117 297<br />

3 Beiträge e-Moderatoren 4 8 12 10 34<br />

4 Beiträge gesamt 41 72 91 127 331<br />

5 Anzahl Studierende 4 7 6 10 27<br />

6<br />

7<br />

Ø Anzahl an Beiträgen<br />

je Studierender<br />

Initialstatements durch<br />

Studierende<br />

9,25 9,14 13,17 11,7 11<br />

8 5 4 14 31<br />

Tabelle 16: E-Commerce – Statistik<br />

Bei insgesamt knapp 300 Beiträgen in den Über- und Subforen von 27 Studierenden,<br />

wurden hier bei einer Anzahl von ebenfalls 5 Pflichtstatements von den Studierenden<br />

durchschnittlich sogar 11 Statements gepostet. Das entspricht einem Anteil an freiwilligen<br />

Statements von knapp 55%. Die Beteiligung durch Statements von e-Moderatoren macht hier<br />

einen Anteil von 10,3 % aus, was in etwa der durchschnittlichen Beteiligung der e-<br />

Moderatoren in der 1. Studie (VU EWM) entspricht.<br />

E-Commerce 05<br />

Summe Statements 331<br />

Anteil an freiwilligen Statements 54,55%<br />

Ø Anteil e-Moderatoren 10,27%<br />

Anteil Initialstatements Stud. 10,44%<br />

Reaktion auf ISs von e-Mod. 20,00%<br />

Ø Reaktion auf ISs von Stud. 40,28%<br />

Tabelle 17: E-Commerce – relative Werte<br />

Aufgrund der höheren Beteiligung der e-Moderatoren ist der Anteil an eigenständigen<br />

Initialstatements von Studierenden mit 10,44% zwar nicht so hoch wie im Testforum der<br />

ersten Studie (ca. 20%) aber immer noch deutlich höher als in den übrigen Foren der ersten<br />

Studie (ca. 2,5%) durchschnittlich gemessen wurde. Auch hier lässt sich demnach der Trend<br />

feststellen, dass Studierende bereit sind, selbständig initiale Statements zu posten. In den<br />

folgenden Abbildungen erfolgt eine grafische Darstellung dieses Zusammenhanges:<br />


Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

Abbildung 38: E-Commerce 05 - Anteile Statements in einzelnen Foren<br />

Abbildung 39: E-Commerce 05 - Anteile Statements im Durchschnitt<br />

Die Auswertungen im Detail sind im Anhang Nr. 3 und 4 zu finden.<br />

Die große Beteiligung der Studierenden ist möglicher Weise auch auf den zusätzlichen<br />

Anreiz zurückzuführen, dass nach einer speziellen Diskussion in den Subforen die einzelnen<br />

Ergebnisse in den Überforen gemeinsam besprochen wurden. Dies ist auf die bewusste<br />

- 118 -


Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

Konzeption der Diskussionsforen entsprechend dem Community-Communication Modell und<br />

die Abdeckung aller acht Pfade des Wissenstransfers und -austauschs zurückzuführen.<br />

5.2.6.2 Analyse der Aktion-Effekt Matrix<br />

Hier werden nun die Ergebnisse der Auswertungen der Studien bezogen auf die Aktion-<br />

Effekt Matrix vorgestellt. Hierfür wurden die einzelnen Beiträge in den Foren einer genauen<br />

Auswertung unterzogen hinsichtlich der durch e-Moderatoren gesetzten Aktionen und der<br />

erzielten Effekte.<br />

In der folgenden Tabelle findet sich eine Aufstellung der Werte an gesetzten Aktionen<br />

durch e-Moderatoren in der VU EWM 04/05 und der VU E-Commerce 05. In dieser Tabelle<br />

werden umfassend die Tätigkeiten von e-Moderatoren in Communities dargestellt werden.<br />

Dabei wird vorerst keine Einschränkung gemacht, ob es sich um offene oder geschlossene<br />

Communities handelt:<br />

Aktionsbereiche Aktionen EWM04/05 E-Commerce<br />

1 1. Community Aufnahme neuer Mitglieder 128 27<br />

2 Ausschluss von Mitgliedern 0 0<br />

3 Bewerbung der Community 1 4<br />

4 Einführung eines neuen Fokus 17 8<br />

5 Splittung der Community in Teilgruppen 0 11<br />

6 Aufnahme neuer Mitglieder 128 27<br />

7 Ausschluss von Mitgliedern 0 0<br />

8 Bewerbung der Community 1 4<br />

9 Einführung eines neuen Fokus 17 8<br />

10 Splittung der Community in Teilgruppen 0 11<br />

11 2. Communication Motivation, an Diskussion teilzunehmen 4 1<br />

12 Initialstatements posten 8 4<br />

13 Zusätzliche Initialstatements posten 15 4<br />

14 Offene, inhaltsbezogene Fragen stellen 31 14<br />

15 Einführung eines neuen Fokus 16 6<br />

16 Aufnahme neuer Mitglieder 154 27<br />

17 Ausschluss von Mitgliedern 0 0<br />

18 Foren schließen 0 0<br />

19 Hinweis die Qualität der Beiträge zu verbessern 1 0<br />

20 Hinweis, zu argumentieren 20 0<br />

21 Offene, inhaltsbezogene Fragen oder Statements posten 80 12<br />

22 Hinweis die Länge der Beiträge zu erhöhen 0 0<br />

23 Abschweifende Mitglieder zurück zum Thema holen 5 0<br />

24 Splittung der Community in Teilgruppen 0 12<br />

25 Ermahnen der Mitglieder, Netiquette einzuhalten 0 3<br />

26 3. Content Motivation der Mitglieder, relevanten Content einzustellen 0 0<br />

27 Selbst relevanten Content zur Verfügung stellen 0 0<br />

28 Motivation, selbst zu publizieren 0 0<br />

29 Auswahl eines geeigneten Software Tools 0 0<br />

Tabelle 18: Auswertung Aktionen<br />

Jene Aktionen, die tatsächlich gesetzt werden, d.h. deren Auftrittshäufigkeit > 1 ist, können<br />

Effekte erzeugen.<br />

- 119 -


Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

Beispiel: Im Bereich Communication wurden in der VU EWM 8, in der VU E-Commerce 4<br />

Initialstatements von e-Moderatoren gepostet (Zeile 12).<br />

In der nachfolgenden Tabelle werden die Aktionen den erzeugten Effekten<br />

gegenübergestellt.<br />

Bei den Aktionen, die eine Auftriffshäufigkeit von 0 haben, handelt es sich hauptsächlich<br />

um Tätigkeiten in den Aktionsbereichen Community und Content. Gründe hierfür sind<br />

einerseits, dass es sich bei den Lehrveranstaltungen um geschlossene Communities handelte<br />

und eine Veränderung der Teilnehmerzahl während des Semesters nicht Ziel war. Ebenso<br />

wurden im Aktionsbereich Content keine Aktionen gesetzt, was auf das fehlende Bewusstsein<br />

der e-Moderatoren des Vorhandenseins dieses Bereiches zurückzuführen ist. Dieser Bereich<br />

wurde aber ebenfalls ausgewertet, um zu sehen, ob auch ohne das Bewusstsein, Aktionen<br />

gesetzt werden.<br />

Aktionsbereich Aktionen EWM E-Comm. Effekte EWM E-Comm.<br />

1. Community Aufnahme neuer Mitglieder 128 27<br />

2. Communication<br />

- 120 -<br />

Erhöhung/Sinken der<br />

Anzahl an Mitgliedern<br />

128 27<br />

Bewerbung der Community 1 4 ـــــ ײ ـــــ<br />

0 0<br />

Einführung eines neuen Fokus 17 8 ـــــ ײ ـــــ<br />

0 0<br />

Splittung der Community in<br />

Teilgruppen<br />

Aufnahme neuer Mitglieder 128 27<br />

0 11 ـــــ ײ ـــــ<br />

0 0<br />

Veränderung der<br />

Zusammensetzung der<br />

Mitglieder<br />

0 0<br />

Bewerbung der Community 1 4 ـــــ ײ ـــــ<br />

0 0<br />

Einführung eines neuen Fokus 17 8 ـــــ ײ ـــــ<br />

0 0<br />

Splittung der Community in<br />

Teilgruppen<br />

Motivation, an Diskussion<br />

teilzunehmen<br />

0 11 ـــــ ײ ـــــ<br />

0 0<br />

4 1<br />

Erhöhung der Anzahl neuer<br />

Beiträge<br />

80 4<br />

Inititialstatements posten 8 4 ـــــ ײ ـــــ<br />

150 75<br />

Zusätzliche Initialstatements<br />

posten<br />

Offene, inhaltsbezogene<br />

Fragen stellen<br />

15 4 ـــــ ײ ـــــ<br />

198 127<br />

31 14 ـــــ ײ ـــــ<br />

10 4<br />

Einführung eines neuen Fokus 17 6 ـــــ ײ ـــــ<br />

7 6<br />

Aufnahme neuer Mitglieder 154 27 ـــــ ײ ـــــ<br />

0 0<br />

Hinweis die Qualität der<br />

Beiträge zu verbessern<br />

1 0<br />

Erhöhung der Qualität der<br />

Beiträge<br />

1 0<br />

Hinweis, zu argumentieren 20 0 ـــــ ײ ـــــ<br />

36 15<br />

Offene, inhaltsbezogene<br />

Fragen oder Statements<br />

posten<br />

Abschweifende Mitglieder<br />

zurück zum Thema holen<br />

Splittung der Community in<br />

Teilgruppen<br />

Ermahnen der Mitglieder,<br />

Netiquette einzuhalten<br />

80 12 ـــــ ײ ـــــ<br />

10 4<br />

5 0<br />

Veränderung der Inhalte<br />

der Beiträge<br />

hinsichtlich Bezug zu<br />

Community-Zweck<br />

n.m. 0<br />

0 12 ـــــ ײ ـــــ<br />

0 4<br />

0 3 ـــــ ײ ـــــ<br />

0 0<br />

Tabelle 19: Auswertung Aktionen – Effekte (konkret)<br />

n.m. … Effekt erzeugt, aber nicht messbar


Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

Fortsetzung Beispiel: Das Posten von Initialstatements führte in der EWM zu darauf<br />

folgenden 150 Statements von Studierenden, in der VU E-Commerce zu 75 Folgestatements.<br />

Veränderungen im Aktionsbereich Community sind im Kontext der vorliegenden Arbeit<br />

relativ unbedeutend, da es sich um geschlossene Communities handelt, die an<br />

Lehrveranstaltungen gebunden sind und es nicht Ziel war im Zeitraum der Durchführung<br />

(Dauer der LV) hier Veränderungen herbeizuführen. Insbesondere war es nicht Ziel die<br />

Anzahl der Studierenden während des Semesters zu erhöhen oder zu verringern. An dieser<br />

Stelle mag die Frage auftreten, wozu dieser Bereich hier überhaupt behandelt wird. Dafür<br />

können mehrere Gründe genannt werden: Zum einen können die Diskussionsforen bei großem<br />

Interesse der Studierenden auch nach Abschluss der Lehrveranstaltung offen gelassen werden<br />

und so auch anderen Studierenden der Fakultät zugänglich gemacht werden. Ein weiterer<br />

Grund liegt in der Möglichkeit, über diese inhaltlichen Foren mit ehemaligen Studierenden,<br />

den so genannten Alumnis, in Kontakt zu bleiben und sich darüber über aktuelle<br />

Entwicklungen in der Wissenschaft und Wirtschaft gegenseitig am Laufenden zu halten.<br />

Aufgrund der Tatsache, dass die Studienrichtung Softwareentwicklung und<br />

Wissensmanagement erst kurze Zeit an der TU Graz angeboten wird, gibt es noch keine<br />

Absolventen. Somit kann dieser Bereich der Community in dieser Studie nicht bewertet<br />

werden, bietet aber eine Grundlage für mögliche Folgestudien.<br />

Im Gegensatz dazu sind Veränderungen im Aktionsbereich Communication hingegen sehr<br />

bedeutend, da wie eingangs beschrieben ein effektiver Wissenstransfer und -austausch<br />

stattfinden soll.<br />

5.2.6.3 Anwendung des CCM<br />

Im Rahmen der Lehrveranstaltung EWM 04/05 wurden nur die ersten vier der acht<br />

möglichen Pfade des Wissenstransfers und -austauschs umgesetzt. Somit hat in dieser<br />

Lehrveranstaltung nur ein Wissenstransfer und -austausch innerhalb der Diskussionsforen<br />

stattgefunden, aber nicht zwischen Studierenden, unterschiedlicher Foren. Die Konzeption der<br />

Diskussionsforen in Über- und Subforen in der VU E-Commerce ermöglichte einen<br />

zusätzlichen Wissenstransfer und -austausch zwischen Communities. Dadurch wurden alle<br />

acht Pfade durch Anwendung des Community-Communication Modells umgesetzt.<br />

Die Auswertung der Studie bestätigt somit, dass mit Hilfe des CCM alle Formen des<br />

Wissenstransfers und -austauschs abgebildet werden können. Insofern eignet sich das Modell<br />

als Planungsinstrument für die Gestaltung von Community-Umgebungen in der<br />

Konzeptionsphase als Hilfestellung, welche Formen tatsächlich mit dem jeweils eingesetzten<br />

Communityware System umgesetzt werden können.<br />

Die Auswertung der Zahlen ergibt auch, dass die Beteiligung durch die Studierenden in der<br />

zweiten Lehrveranstaltung, in der Haupt- und Subforen gebildet wurden, höher ist. Das heißt<br />

jedoch nicht, dass auch jedes Mal alle Pfade umgesetzt werden müssen. Die Konzeption der<br />

Communities hängt vom Ziel in der jeweiligen Situation – vom Lehr- und Lernkontext ab.<br />

Aber es ist damit eine Tendenz ersichtlich, die in einer Folgestudie noch einmal überprüft<br />

werden muss, um eine Aussage treffen zu können.<br />

- 121 -


Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

5.2.7 Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

Hier werden die wichtigsten Ergebnisse und Erkenntnisse des Kapitels „fremdorganisierte<br />

Diskussionsforen in der Lehre“ zusammengefasst.<br />

Es wurde im Rahmen von zwei Lehrveranstaltungen ein Wissensmanagement-System<br />

eingesetzt, mit dem Ziel den Wissenstransfer zu den Studierenden zu fördern. Über dieses<br />

System erhielten sie Zugang zu organisatorischen sowie inhaltlichen Informationen der<br />

Lehrveranstaltungen. Um zusätzlich den Wissensaustausch zwischen den Studierenden und<br />

zwischen den Studierenden und den Lehrenden zu fördern wurden Diskussionsforen zu<br />

Themen der Lehrveranstaltungen eingerichtet. In der Literatur findet man vielfach Hinweise,<br />

dass für das Funktionieren von Foren e-Moderatoren erforderlich sind. Dementsprechend<br />

waren die eingesetzten Diskussionsforen ebenfalls fremdorganisiert, d.h. es waren e-<br />

Moderatoren beteiligt, die die typischen Aufgaben von e-Moderatoren erfüllen sollten.<br />

Entsprechend der Forschungsfrage dieser Arbeit „Wie können Communityware Systems<br />

wie Diskussionsforen, Wikis und Blogs effektiv und effizient in der höheren Lehre eingesetzt<br />

werden?“ sollen an dieser Stelle die Hauptergebnisse der ersten Untersuchung für den Einsatz<br />

von Diskussionsforen in der Lehre zusammengefasst dargestellt werden.<br />

Effektivität<br />

Im Folgenden sollen aufgrund der Auswertungen der Zahlen für den Kontext dieser Studie<br />

allgemeine Aussagen über die Effektivität des Einsatzes von Diskussionsforen in der Lehre<br />

formuliert werden. Diese Aussagen erheben keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit,<br />

sondern gelten ausschließlich für den Kontext dieser Studie. Sie sollen im Verlauf der<br />

weiteren Untersuchungen weiterverfolgt und erneut überprüft werden.<br />

Grundsätzlich kann aufgrund der Auswertung der Zahlen gesagt werden, dass der Einsatz<br />

von Diskussionsforen effektiv ist und somit der Wissenstransfer und -austausch gefördert<br />

wird. Dies wird darauf zurückgeführt, dass in allen Foren der Anteil an freiwilligen<br />

Statements > 0 ist. Dies kann, wie ebenfalls der Auswertung zu entnehmen ist, auf die<br />

intensive Tätigkeit der e-Moderatoren zurückgeführt werden kann. Folgende Aussage kann<br />

daher getroffen werden:<br />

Aussage 1: Je höher die Beteiligung der e-Moderatoren an der Diskussion in den<br />

Foren ist, desto höher ist die Beteiligung durch Studierende.<br />

Abgesehen von diesem Ergebnis, das auf die Notwendigkeit von e-Moderatoren<br />

hinausläuft, wird bei der Auswertung ein weiterer Trend ersichtlich. Je weniger von e-<br />

Moderatoren gepostet wurde, desto höher wurde die Eigeninitiative durch die Studierenden<br />

selbst. Dies lässt sich insbesondere am Testforum in der Studie EWM 04/05 eindeutig an der<br />

Anzahl der eigenständigen Initialstatements durch Studierende festmachen, ist aber auch in<br />

anderen Foren als Tendenz ersichtlich. Dies führt zu einer weiteren Aussage:<br />

Aussage 2: Je geringer die Beteiligung durch e-Moderatoren an der Diskussion in den<br />

Foren ist, desto höher wird die Eigeninitiative der Studierenden, die Diskussion<br />

voranzutreiben.<br />

- 122 -


Kapitel 5: Fremdorganisierte Diskussionforen in der Lehre<br />

Die Analyse der Anwendung des Community-Communication Modells hat ergeben, dass<br />

die Beteiligung durch Studierende in den Foren, in denen alle Pfade des Wissenstransfers und<br />

-austauschs in Communities abgedeckt sind, um einiges höher ist, als in Foren, in denen nur<br />

innerhalb der Communities kommuniziert wird. Gemessen wurde dies am Anteil an<br />

freiwilligen Statements, die in der Lehrveranstaltung E-Commerce deutlich höher war als in<br />

der EWM, was in dieser Studie auch daran liegen kann, dass die Studieren der VU E-<br />

Commerce in einem höheren Semester sind als die Studierenden der VU EWM.<br />

Eine dritte Aussage lautet somit:<br />

Aussage 3: Je vollständiger die Pfade des Community-Communication Modells bei<br />

der Konzeption der Diskussionsforen abgedeckt werden, desto höher ist die Beteiligung<br />

durch Studierende an der Diskussion.<br />

Effizienz<br />

Hinsichtlich der Effizienz des Einsatz von Diskussionsforen ist anzumerken, dass durch<br />

den Einsatz dieser Tools der Arbeitsaufwand sowohl für Studierende als auch für Lehrende<br />

reduziert und nicht zusätzlich strapaziert werden sollte.<br />

Diese Anforderung an Diskussionsforen kann durch diese Studie nicht erfüllt werden. Der<br />

Tätigkeitsbereich der e-Moderatoren stellt sich als sehr zeitaufwändig heraus. Dies liegt<br />

insbesondere daran, dass ein e-Moderator alle einzelnen Beiträge durchlesen muss, um<br />

sicherstellen zu können, dass die Teilnehmer nicht vom Thema abweichen oder um die<br />

Argumentation beurteilen zu können. Allein in diesen beiden Lehrveranstaltungen waren dies<br />

knapp 1.200 Statements, die gelesen werden mussten!<br />

Der Einsatz von Diskussionsforen in der Lehre ist unter diesen Rahmenbedingungen für<br />

die durchgeführten Studien somit effektiv aber nicht effizient, da der Arbeitsaufwand für<br />

Lehrende in der Funktion von e-Moderatoren, auf jeden Fall aber für die e-Moderatoren selbst<br />

sehr hoch ist.<br />

Die Tendenzen, die jedoch in den Aussagen 2 und 3 angesprochen werden, geben<br />

Hoffnung und führen zum Anlass, weitere Studien durchzuführen:<br />

Es sollen Maßnahmen überlegt werden, um die zeitaufwändige und damit auch<br />

kostenintensive Tätigkeit von e-Moderatoren zu reduzieren. Es soll versucht werden, durch<br />

Förderung der Eigeninitiative der Studierenden, den Arbeitsaufwand für e-Moderatoren zu<br />

reduzieren. Ebenso sollen die Auswirkungen der Anwendung des CCM bei der Konzeption<br />

von Diskussionsforen erneut überprüft werden.<br />

Zunächst soll jedoch Social Software hinsichtlich ihrer Eignung für den Lehrbetrieb<br />

analysiert werden. Zu diesem Zwecke wird in einer weiteren Studie ein Blog eingesetzt. Zur<br />

Analyse der Selbstorganisation von Social Software Tools sollen die Unterschiede zwischen<br />

fremdorganisierten Diskussionsforen und selbstorganisierten Wikis und Blogs ermittelt<br />

werden.<br />

- 123 -


Kapitel 6: Selbstorganisierte Blogs in der Lehre<br />

6 SELBSTORGANISIERTE BLOGS IN DER LEHRE<br />

In diesem Kapitel wird aufgrund der Ergebnisse der ersten Studie ein Re-Design für den<br />

Einsatz von Social Software in der Lehre entworfen. Anhand dieses Designs wird eine weitere<br />

Studie durchgeführt, mit dem Ziel, Aussagen hinsichtlich der Forschungsfrage der Arbeit über<br />

den effektiven und effizienten Einsatz von Communityware Systems in der Lehre treffen zu<br />

können. Im Konkreten geht es in dieser Studie um den Einsatz von Blogs und Newsgroups in<br />

der Lehre. Es soll des Weiteren erhoben werden, welche Bedeutung dem CCM bei der<br />

Konzeption von Blogs zukommt. In diesem Abschnitt sollen die Unterschiede zwischen<br />

Wikis, Blogs und Diskussionsforen ermittelt werden, um das Wesen der Selbstorganisation<br />

von Social Software erklären zu können. Im Anschluss an die Evaluierung mittels<br />

beschriebener Indikatoren werden die Ergebnisse noch einmal zusammengefasst dargestellt.<br />

6.1 Studie B: Selbstorganisierte Blogs in der Lehre<br />

Zunächst werden die Ziele dieser Studie und das zugrunde liegende Design vorgestellt. Im<br />

Anschluss erfolgt die Durchführung der Studie anhand der gewählten Messindikatoren. Am<br />

Ende des Kapitels erfolgt die Evaluierung der Untersuchungsergebnisse hinsichtlich der<br />

Zielerreichung.<br />

6.1.1 Ziele<br />

Das Hauptziel dieser Studie liegt ebenfalls darin, einen weiteren Beitrag zur Beantwortung<br />

der Forschungsfrage dieser Arbeit zu leisten: „Wie können Communityware Systems wie<br />

Diskussionsforen, Wikis und Blogs effektiv und effizient in der höheren Lehre eingesetzt<br />

werden?“ Konkret geht es hier um den Einsatz von Blogs und Newsgroups und die Frage, ob<br />

sich diese Social Software Tools, besser für den Einsatz in der Lehre eignen als<br />

Wissensmanagement-Systeme mit Diskussionsforen, um Wissenstransfer und -austausch<br />

unter Studierenden und mit Lehrenden zu unterstützen.<br />

Der Grund, warum gute Ergebnisse hinsichtlich der Effektivität und Effizienz für den<br />

Einsatz erwartet werden, liegt darin, dass für die neuen Web 2.0 Tools, wie Wikis und Blogs,<br />

keine e-Moderatoren benötigt werden, da sie, wie auch in der Definition von Social Software<br />

ausgedrückt wird, selbstorganisiert funktionierten. Durch den Einsatz dieser Tools in der<br />

Lehre wird daher eine deutliche Reduktion des zeitlichen Aufwandes für die Betreuung des<br />

Wissenstransfers und -austauschs erwartet. Aufgrund der hohen Motivation insbesondere<br />

unter jungen Leuten, diese Tools für ihre private Kommunikation einzusetzen, wird erwartet,<br />

dass sich diese Tatsache positiv für den Einsatz zu Schulungszwecken auswirkt.<br />

In diesem Zusammenhang liegt ein weiteres Ziel dieser Studie darin, die wesentlichen<br />

Charakteristika von Wikis und Blogs herauszuarbeiten, die das Wesen der Selbstorganisation<br />

ausmachen, hinsichtlich ihrer Unterscheidung zu klassischen fremdorganisierten<br />

Diskussionsforen.<br />

- 124 -


Kapitel 6: Selbstorganisierte Blogs in der Lehre<br />

6.1.2 Re-Design B: Blogs und Selbstorganisation<br />

Dem Design dieser Studie liegen die Ergebnisse aus der ersten Studie zugrunde. Demzufolge<br />

wird es als Re-Design B (Abb. 40) bezeichnet. Dieses Design für die vorliegende<br />

Untersuchung über den Einsatz von Social Software in der Lehre ist entsprechend der<br />

Definition von Social Software gekennzeichnet durch Selbstorganisation. Das heißt der<br />

Einsatz von Social Software bedarf keinerlei unterstützender Eingriffe durch e-Moderatoren.<br />

Effektivität in Verbindung mit Wissensmanagement steht für das Ziel, nicht nur Social<br />

Software in der Lehre einzusetzen, sondern damit den Wissenstransfer und -austausch<br />

zwischen den Studierenden sowie zwischen den Studierenden und den Lehrenden zu fördern.<br />

Der Einsatz soll effizient sein, d.h. keinen Mehraufwand für Studierende wie Lehrende<br />

verursachen.<br />

Re-Design B<br />

Wissens -<br />

management<br />

Effektivität<br />

Lehre<br />

Selbstorganisation<br />

- 125 -<br />

Effizienz<br />

Abbildung 40: Re-Design B – Social Software in der Lehre<br />

Social Software:<br />

z.B. Blogs<br />

In der durchzuführenden Studie soll daher Social Software nach der Definition in der<br />

Lehre eingesetzt werden, mit dem Ziel effektiven und effizienten Wissenstransfer und<br />

-austausch zu ermöglichen.<br />

6.1.3 Messindikatoren<br />

Aufgrund der Eigenschaft der Selbstorganisation von Social Software sollten keine Aktionen<br />

durch e-Moderatoren erforderlich sein, um die gewünschten Effekte dennoch zu erreichen. Es<br />

werden daher in dieser Studie keine Aktionen in der Funktion als e-Moderator gesetzt, aber<br />

dennoch erwartet, dass sich der Einsatz aufgrund der Selbstorganisation als effizient<br />

herausstellt.<br />

Die Messindikatoren beziehen sich demnach auf die erzielten Effekte, ohne dass Aktionen<br />

gesetzt werden müssen. Maßgeblich für die Bewertung hinsichtlich der Effektivität des<br />

Einsatzes ist demnach nur die Effekte Matrix:


Kapitel 6: Selbstorganisierte Blogs in der Lehre<br />

Aktionsbereiche EFFEKTE MESSINDIKATOREN<br />

1 1. Community Erhöhung der Anzahl an Mitgliedern Anzahl neue Mitglieder<br />

2 Sinken der Anzahl an Mitgliedern Anzahl ausgeschiedene Mitglieder<br />

3<br />

Veränderung der Zusammensetzung<br />

der Mitglieder<br />

- 126 -<br />

Auswertung der Registrierungsdaten<br />

4 2. Communication Erhöhung der Anzahl neuer Beiträge Anzahl neue Statements<br />

5 ـــــ ײ ـــــ<br />

Anzahl Folgestatements auf 1. Statement<br />

6 ـــــ ײ ـــــ<br />

Anzahl Statements auf je zusätzliches Statement<br />

7 Verringerung der Anzahl der Beiträge Abnahme der Anzahl der Beiträge in %<br />

8 ـــــ ײ ـــــ<br />

Anzahl geschlossene Foren<br />

9 Erhöhung der Qualität der Beiträge Anzahl zusätzliche Statements mit Argumenten<br />

10 ـــــ ײ ـــــ<br />

Anzahl zusätzliche Statements mit Bezug zu Fragen oder<br />

Statement<br />

11 ـــــ ײ ـــــ<br />

Anzahl zusätzliche Statements mit Bezug zu neuem Fokus<br />

12 Erhöhung der Länge der Beiträge<br />

13<br />

Veränderung der Inhalte der Beiträge<br />

hinsichtlich Bezug zu Community-<br />

Zweck<br />

Länge der Statements im Vergleich zu Länge in<br />

Diskussionsforen in Studie A<br />

Verhältnis Statements mit Bezug zu Ziel : abgeschweifte<br />

Statements<br />

14 ـــــ ײ ـــــ<br />

Anzahl nicht themenrelevante Statements trotz Hinweis<br />

15 3. Content<br />

Erhöhung des Umfanges an<br />

relevantem Content<br />

Anzahl zusätzliche Content<br />

16 ـــــ ײ ـــــ<br />

Anzahl zusätzliche Content durch e-Moderator<br />

Tabelle 20: Effekte-Matrix<br />

Beispielsweise wird erhoben, ob der Effekt im Aktionsbereich Communication „Erhöhung<br />

der Anzahl der Beiträge“ erreicht wurde, indem die Anzahl der neuen Statements ab Beginn<br />

des Blogs gemessen werden (Zeile 4).<br />

Im Zuge der Evaluierung wird überprüft, welche dieser Effekte ohne Zutun eines e-<br />

Moderators tatsächlich generiert werden.<br />

6.1.4 Durchführung<br />

Um zu überprüfen, ob die gesetzten Ziele durch den Einsatz von Social Software erreicht<br />

werden können, wird zu diesem Zweck ein Blog eingerichtet. Zusätzlich laufen parallel in<br />

allen Lehrveranstaltungen immer jeweils (je Lehrveranstaltung) die entsprechenden<br />

Newsgroups mit, daher sollen auch diese in der Analyse mitberücksichtigt werden und<br />

analysiert werden, warum ihre Nutzung so gefragt unter der Studierenden ist.<br />

Social<br />

Software<br />

Blog<br />

Zeit<br />

Newsgroup<br />

Beginn<br />

1. Dezember 2004<br />

1. März 2005<br />

Ende<br />

31. Jänner 2005<br />

30. Juni 2005<br />

Tabelle 21: Durchführungszeitraum Studie B


Kapitel 6: Selbstorganisierte Blogs in der Lehre<br />

In der Tabelle werden die Durchführungszeiträume für den Blog und die Newsgroup<br />

dargestellt. Der Blog wird im Wintersemester 04/05 für die Studierenden eingerichtet, die<br />

Newsgroups laufen jedes Semester parallel zu den Lehrveranstaltungen. Für die Untersuchung<br />

der Newsgroup wird als Zeitraum das Sommersemester 2005 herausgegriffen.<br />

6.1.4.1 Weblog/Blog<br />

In der Lehrveranstaltung „Einführung in das Wissensmanagement“ (EWM 04/05) wird<br />

zusätzlich zu den Diskussionsforen zum Zwecke der Wissensteilung ein Weblog/Blog<br />

angeboten, mit dem Hauptziel, die Eigenschaft der Selbstorganisation der Social Software für<br />

den Einsatz in der Lehre zu überprüfen. Insgesamt nehmen 140 Studierende an dieser<br />

Lehrveranstaltung teil.<br />

Der Blogs wird auf Basis von WordPress (www.wordpress.com) eingerichtet, um Blogs<br />

hinsichtlich ihrer Einsatzmöglichkeiten in der Lehre zu testen und den Studierenden damit ein<br />

aktuelles Web 2.0 Tools zu bieten.<br />

Abbildung 41: Blog in WordPress<br />

Der Blog wird ebenfalls als geschlossene Community eingerichtet, das heißt die<br />

Studierenden bekommen Benutzernamen und Passwörter und haben Schreib- und Leserechte.<br />

Aufgrund der zeitlichen Bindung des Blogs an die Lehrveranstaltung ist diese Community<br />

wiederum zeitlich beschränkt. Es handelt sich bei dieser Form eines Blogs nicht um einen<br />

klassischen Personen-Blog, sondern um einen so genannten Fach-Blog:<br />

- 127 -


Kapitel 6: Selbstorganisierte Blogs in der Lehre<br />

Die Studierenden bekommen die Aufgabe, Lehrveranstaltungen zum Thema<br />

Wissensmanagement zu finden und in die dafür spezifizierten Kategorien einzuordnen, bzw.<br />

bei Bedarf weitere Kategorien anzulegen. Typische solcher Kategorien sind Universitäten<br />

unterschiedlicher Städte und Länder. Ergänzend zur Erfüllung der Aufgabenstellung haben<br />

die Studierenden die Möglichkeit, die Ergebnisse zu kommentieren und sich so gegenseitig<br />

auszutauschen. Es können direkt ergänzende Links eingefügt werden.<br />

6.1.4.2 Newsgroup<br />

Newsgroups werden von den Studierenden der Technischen Universität Graz sehr gerne<br />

parallel zu den einzelnen Lehrveranstaltungen für organisatorische aber auch für inhaltliche<br />

Fragen genützt. Da sich die Fragen ebenso an andere Studierende wie auch an die Lehrenden<br />

richten, werden die Newsgroups ebenfalls als Social Software zur Förderung des<br />

Wissenstransfers und -austauschs für die Untersuchung herangezogen. Da die Verwendung<br />

durch die Studierenden freiwillig erfolgt, ist auch das Kriterium der Selbstorganisation erfüllt.<br />

Abbildung 42: Newsgroup<br />

- 128 -


6.1.5 Evaluierung<br />

Kapitel 6: Selbstorganisierte Blogs in der Lehre<br />

Im Folgenden wird aufgezeigt, inwiefern sich der Einsatz von Social Software in der Lehre<br />

auf die Effizienz und die Effektivität auswirkt. Hinsichtlich der Effizienz soll evaluiert<br />

werden, ob das in der ersten Studie gewonnene Ergebnis relativiert werden kann, dadurch,<br />

dass keine e-Moderatoren notwendig sind. In Bezug auf die Effektivität soll erläutert werden,<br />

wie sich der Einsatz auf den Wissenstransfer und -austausch auswirkt.<br />

6.1.5.1 Auswertung der Zahlen<br />

Blog<br />

Im Blog waren alle 128 Studierenden beteiligt. Jeder musste drei Beiträge posten, was<br />

auch getan wurde (und nicht mehr). Es wurden zu den bestehenden Kategorien (vom e-<br />

Moderator angelegt) zusätzliche Kategorien für weitere Universitäten von den Studierenden<br />

angelegt.<br />

Newsgroup<br />

Im Rahmen der EWM 04/05 wurden insgesamt 252 Statements in der Newsgroup gepostet.<br />

Davon stammten 153 von den Studenten, 99 von den insgesamt vier e-Moderatoren. In den<br />

Newsgroups werden üblicherweise hauptsächlich organisatorische Aspekte und kaum<br />

inhaltliche Fragen besprochen.<br />

6.1.5.2 Effekt-Matrix<br />

In einem ersten Schritt geht es nun darum, zu schauen ob und wenn, welche Effekte durch<br />

den Einsatz des Blogs in der Lehrveranstaltung erreicht wurden. Für die Evaluierung dieser<br />

Studie ist es nicht erforderlich, genaue Zahlenwerte angeben zu können. Grund hierfür ist die<br />

Tatsache, dass in diesem Blog keine e-Moderatoren tätig waren. Somit gibt es keine<br />

Aktionen, die gemessen werden können und die aufgetreten Effekte könnten mit diesen somit<br />

nicht in Beziehung gesetzt werden. Es wurde daher im Rahmen der Auswertung nur<br />

analysiert, welche Effekte aufgetreten sind und wie sie gemessen wurden. Diese Effekte<br />

werden in der folgenden Tabelle mit dem Symbol � dargestellt. Der Grund, dass keine e-<br />

Moderatoren tätig waren, liegt am Zweck dieser Studie, die Selbstorganisation von Social<br />

Software Tools, in konkreten Fall des Blogs, zu überprüfen.<br />

- 129 -


Kapitel 6: Selbstorganisierte Blogs in der Lehre<br />

BEREICHE EFFEKTE MESSINDIKATOREN<br />

1 1. Community Erhöhung der Anzahl an Mitgliedern x Neue Mitglieder ab Beginn<br />

2 Sinken der Anzahl an Mitgliedern x Ausgeschiedene Mitglieder ab Beginn<br />

3<br />

Veränderung der Zusammensetzung der<br />

Mitglieder<br />

- 130 -<br />

x Auswertung der Registrierungsdaten<br />

4 2. Communication Erhöhung der Anzahl neuer Beiträge � Neue Statements ab Beginn<br />

5 ـــــ ײ ـــــ<br />

� Folgestatements auf Initialstatement<br />

6 Erhöhung der Qualität der Beiträge � Zusätzliche Statements mit Argumenten<br />

7 ـــــ ײ ـــــ<br />

�<br />

Zusätzliche Statements mit Bezug zu Fragen oder<br />

Statement<br />

8 ـــــ ײ ـــــ<br />

� Zusätzliche Statements mit Bezug zu neuem Fokus<br />

9 Erhöhung der Länge der Beiträge �<br />

Länge der Statements im Vergleich zu<br />

Diskussionsforen in Studie A<br />

10 Bezug zu Community-Zweck �<br />

Verhältnis Statements mit Zielbezug: nicht<br />

themenbezogene Statements<br />

11 ـــــ ײ ـــــ<br />

� Nicht themenrelevante Statements<br />

12 3. Content<br />

Erhöhung des Umfanges an relevantem<br />

Content<br />

Tabelle 22: Blog: Effekte-Matrix<br />

� Zusätzlicher Content ab Beginn<br />

Beispiel: Zur Messung, ob sich die Anzahl der Beiträge erhöht, werden beispielsweise die<br />

Folgestatements der Studierenden auf das Initialstatement des Lehrveranstaltungsleiters<br />

gemessen (Zeile 5).<br />

Es war wiederum nicht Ziel der Untersuchung, Veränderungen hinsichtlich der Größe oder<br />

Zusammensetzung der Community zu erzielen, der Vollständigkeit halber sei dieser<br />

Aktionsbereich aber in der Tabelle angeführt.<br />

In weiterer Folge müssen die aufgetretenen Effekte interpretiert werden und hinsichtlich<br />

der Ursache ihres Auftretens beleuchtet werden. Dafür ist es erforderlich, die Unterschiede<br />

zwischen Blogs und Diskussionsforen herauszuarbeiten. Aufgrund der Tatsache, dass Wikis<br />

einer ähnlichen Beliebtheit unterliegen wie Blogs werden sie in diese Untersuchung<br />

miteinbezogen. Es wird vermutet, dass diesen beiden Social Software Tools eine ähnliche<br />

Beschaffenheit zugrunde liegt, aufgrund derer in etwa gleich gern genutzt werden.<br />

6.1.5.3 Wesentliche Unterschiede zwischen Blogs, Wikis und Diskussionsforen<br />

In diesem Abschnitt werden die wesentlichen Charakteristika von Communityware<br />

Systems herausgearbeitet. Insbesondere geht es darum, die Hauptunterschiede zwischen Blogs<br />

und Wikis im Vergleich zu Diskussionsforen herauszuarbeiten. Das Hauptaugenmerk liegt<br />

dabei auf der Untersuchung, warum Wikis und Blogs selbstorganisiert, das heißt ohne<br />

Unterstützung durch e-Moderatoren funktionieren. In einem weiteren Schritt soll dann<br />

versucht werden, diese Eigenschaften, welche die Selbstorganisation dieser Systeme<br />

ausmachen, auf Diskussionsforen zu übertragen, die bisher weitestgehend fremdorganisiert<br />

eingesetzt werden. Dadurch bestünde die Möglichkeit, diese für Studierende motivierenden<br />

Tools für die Lehrenden zeitsparend einzusetzen und damit das Kriterium der Effizienz zu<br />

erfüllen.<br />

Bei Social Software erscheint es auf den ersten Blick, dass im Vordergrund die<br />

Möglichkeiten zur Kommunikation steht, bei genauerer Betrachtung und Analyse erkennt


Kapitel 6: Selbstorganisierte Blogs in der Lehre<br />

man aber sehr unterschiedliche Ausprägungen, je nach gesetztem Schwerpunkt. So gibt es<br />

Social Software Tools, bei denen der Fokus im Platzieren von Kommunikationsbeiträgen,<br />

Kommentaren oder Feedback liegt, wobei oft die Möglichkeit besteht, Dokumente<br />

anzuhängen oder weiterführende Links zu Dokumenten oder Internetseiten einzufügen (z.B.<br />

Weblogs). Auf der anderen Seite gibt es Community-Tools bei denen die Erstellung von<br />

Inhalten in Vordergrund steht und die Kommentare etc. zwar möglich, aber als Ergänzung<br />

gedacht sind (z.B. Wikis). In beiden Fällen existiert eine Sammlung von explizitem Wissen in<br />

Form von Dokumenten und Links oder Einträgen (in Wikis), nur rudimentär aber nicht in<br />

expliziter, strukturierter Form. Im Zusammenspiel zwischen Community-Plattform und<br />

Content dominiert zwar die Community-Plattform das Geschehen, es findet jedoch eine<br />

permanente Integration zwischen Content und der Communication statt.<br />

Im Gegensatz dazu besteht in den Diskussionsforen, die über das WM-System in den<br />

Lehrveranstaltungen eingesetzt werden, keine Möglichkeit, direkt über Hyperlinks auf<br />

weiterführende Literatur zu verweisen. Man findet jedoch oft in einem eigenen<br />

Communitygedächtnis eine strukturierte Ablage, über welche elektronische Dokumente,<br />

Links etc. verwaltet werden können. Strukturierungsmöglichkeiten bieten sich hinsichtlich<br />

Zeit, Autor, Thema etc. Bei Diskussionsforen sind demnach die Bereiche für Inhalte und der<br />

Kommunikationsbereich strikt voneinander getrennt.<br />

In der folgenden Grafik sollen noch weitere Unterschiede zwischen Diskussionsforen,<br />

Weblogs und Wikis ergänzt werden. Die wesentlichen Unterschiede, die das Wesen der<br />

einzelnen Communityware Systems ausmachen, liegen wie oben beschrieben in den<br />

Bereichen Communication, Content und Struktur:<br />

Gründer<br />

Sicherheit<br />

Diskussionsforen Weblogs Wikis<br />

Systemadministrator<br />

(Moderator)<br />

Autor(en) mehrere Autoren<br />

Rechte-und-Zugangs<br />

Management<br />

- 131 -<br />

Benutzerdefinierte Rollen<br />

und Rechte-und-Zugangs<br />

Management<br />

Communication Baumstruktur der Beiträge umgekehrt-chronologische<br />

permanente Beiträge<br />

Content<br />

Teilnehmer<br />

Struktur<br />

strukturiertes<br />

Ablagesystem<br />

1-to-1, 1-to-Many,<br />

Many-to-1,<br />

Many-to-Many<br />

Form versus Content<br />

(nicht integriert)<br />

(monatliches) Archiv<br />

Soft Security<br />

Diskussion<br />

über Inhalte<br />

Link everything +<br />

change everything;<br />

Living documents<br />

1-to-Many Many-to-Many<br />

Content und Form<br />

(integriert)<br />

Tabelle 23: Communityware Systems im Überblick<br />

Form folgt Content


Kapitel 6: Selbstorganisierte Blogs in der Lehre<br />

Angelehnt an das so genannte „3-K-Modell“ nach Teufel (vgl. Teufel et al. 1995) können<br />

die Systeme, je nachdem, welche Unterstützungsfunktion sie priorisieren, in die Kategorien<br />

Kommunikation, Koordination und Kooperation eingeordnet werden. Diese Einträge werden<br />

um Diskussionsforen, Newsgroups, Blogs und Wikis ergänzt (Abb. 43):<br />

Koordination<br />

Gruppen-<br />

Kalender<br />

e-Mail<br />

Kommunikation<br />

Chat<br />

Video-/Audio-<br />

Conference<br />

Blogs<br />

Diskussionsforen,<br />

Newsgroups<br />

- 132 -<br />

Wikis<br />

Kooperation<br />

Abbildung 43: Klassifikation von Social Software nach Interaktionsunterstützung<br />

(angelehnt an Teufel et al. 1995)<br />

Wie bereits aus der Tabelle 23 ersichtlich wird, sind Blogs eher kommunikationsorientiert.<br />

Sie werden daher nach Teufel in der Nähe der Kategorie Kommunikation eingeordnet. Wikis<br />

hingegen eignen sich durch die gemeinsame Contenterstellung primär zu<br />

Kooperationszwecken. Diskussionsforen, wie Newsgroups unterstützen sowohl die<br />

Kommunikation, Kooperation als auch die Koordination in etwa gleicher Weise, sie finden<br />

sich daher in der Mitte der Abbildung wieder.<br />

Der große Unterschied zwischen Wikis, Blogs und Diskussionsforen liegt demnach im<br />

Grad der Integration zwischen Communication und Content. Während der Grad der<br />

Integration in Wikis und Blogs sehr hoch ist, ist er in Diskussionsforen sehr gering, aufgrund<br />

der Trennung der Bereiche Content und Communication.<br />

In einzelnen Wirtschaftsumgebungen findet man unter dem Namen „Content Community<br />

Management“ bereits erste Versuche, das Communitygedächtnis und die Kommunikation<br />

(Communication) zu integrieren. Der Content umfasst dann beispielsweise Online-Shops und<br />

Produkte, die Communication findet mit den Kunden zum Zwecke der Kundenbindung statt.<br />

Der wesentliche Unterschied zwischen der Integration von Content und Communication im<br />

Business und in der Lehre besteht darin, was als Content zur Verfügung steht aber auch der<br />

Inhalt der Kommunikation. Während im Business-Bereich unter Content reines Faktenwissen<br />

verstanden wird, wie Produkte im Online-Shop und hier höchstens eine Diskussion über die<br />

Sache selbst stattfinden kann, ist das Verständnis von Content im universitären Bereich viel


Kapitel 6: Selbstorganisierte Blogs in der Lehre<br />

komplexer. Hier wird ein Beitrag zu einer inhaltlichen Ausrichtung der Diskussion geliefert.<br />

In der Form, in der die Integration stattfindet, besteht ebenfalls ein Unterschied. Zwar wird in<br />

der Kommunikation über die Produkte kommuniziert, in technischer Hinsicht bleibt jedoch<br />

offen, ob die Möglichkeit besteht, direkt auf die Produkte zu verlinken.<br />

In diesem Zusammenhang übernimmt in Diskussionsforen der e-Moderator die<br />

Funktion dieser Integration der Bereiche Content und Communication. Bei Social<br />

Software erfolgt diese aufgrund der technologischen Beschaffenheit dieser Tools<br />

selbstorganisiert, indem weiterführende Links zu Content in die Beiträge und Einträge<br />

(bei Wikis) eingefügt werden können.<br />

In Diskussionsforen gibt es grundsätzlich keine direkt messbare Integration zwischen<br />

Content und Communication, da beide Elemente unabhängig voneinander geändert oder<br />

bearbeitet werden können. Es kann einerseits Content eingestellt werden, ohne einen<br />

Diskussionsbeitrag zu erstellen, genau so ist es umgekehrt, es kann ein Diskussionsbeitrag<br />

gepostet werden, ohne Content einzustellen. Ohne den Content oder die einzelnen<br />

Diskussionsbeiträge gezielt zu analysieren, weiß man nicht, ob eine Integration der beiden<br />

Elemente erfolgte.<br />

Der Grad der Integration ist somit nur messbar, wenn man einen neuen Parameter<br />

hinzufügt, z.B. wenn vorgegeben wird, dass in den Diskussionsforen immer die URLs von<br />

Dokumenten aus dem Content bzw. auf neue URLs und Dokumente angegeben werden<br />

müssen. Das Verhältnis von URLs pro Diskussionsbeitrag zeigt dann, wie gut beides<br />

integriert ist. Der Grad der Integration zwischen Content und Communication in<br />

Diskussionsforen kann somit durch die Anzahl an notwendigen Aktionen vom Bereich der<br />

Communication zum Bereich, wo der Content abgelegt ist und umgekehrt, bestimmt werden.<br />

Je geringer die Anzahl an notwendigen Aktionen ist, desto höher ist der Integrationsgrad.<br />

Die neuen Entwicklungen des Web 2.0, die Tools zu Social Software, weisen automatisch<br />

einen hohen Integrationsgrad zwischen Content und Communication auf. In Software Tools<br />

mit hohem Integrationsgrad, das heißt vielen cross-links zu zum Thema passenden Seiten und<br />

Dokumenten, funktioniert die Suche nach Content Studien zufolge schneller als in<br />

Wissensmanagement-Systemen.<br />

Wer allerdings die strukturierte Ablage von Content bevorzugt, wird mit der Nutzung der<br />

neuen Systeme keine Freude haben. Hier finden sich kaum Ablagestrukturen – man muss die<br />

Beiträge hinsichtlich des Themas durchsuchen, um passende Links und Dokumente zu finden.<br />

Für den Einsatz in der Lehre werden Systeme mit strukturierter Ablage bevorzugt eingesetzt<br />

aufgrund der Möglichkeit, den Studierenden auf diese Art Literatur zur Verfügung stellen und<br />

gleichzeitig empfehlen zu können.<br />

6.1.6 Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

An dieser Stelle sollen die wichtigsten Ergebnisse und Erkenntnisse der Studie<br />

„Selbstorganisierte Blogs in der Lehre“ noch einmal zusammengefasst dargestellt werden.<br />

- 133 -


Kapitel 6: Selbstorganisierte Blogs in der Lehre<br />

Im Rahmen der Lehrveranstaltungen EWM 04/05 wurden ein Blog und eine Newsgroup<br />

eingesetzt, mit dem Ziel den Wissenstransfer und -austausch zu und mit den Studierenden zu<br />

fördern. Laut Definition funktioniert Social Software selbstorganisiert, demnach wurden keine<br />

unterstützenden Maßnahmen durch e-Moderatoren gesetzt.<br />

Entsprechend der Forschungsfrage dieser Arbeit „Wie können Communityware Systems<br />

wie Diskussionsforen, Wikis und Blogs effektiv und effizient in der höheren Lehre eingesetzt<br />

werden?“ sollen an dieser Stelle die Hauptergebnisse der zweiten Untersuchung für den<br />

Einsatz von Wikis und Blogs in der Lehre zusammengefasst dargestellt werden.<br />

Effektivität<br />

Durch die große Beteiligung an dieser Lehrveranstaltung von knapp 130 Studierenden und<br />

da Blogs durch chronologische Auflistungen der Beiträge gekennzeichnet sind, wurde der<br />

Blog wie oben beschrieben sehr schnell unübersichtlich. Zudem wurden die angelegten<br />

Kategorien nicht verwendet, was zumindest ein wenig zur Übersichtlichkeit beigetragen hätte.<br />

Der Einsatz des Blogs erwies sich im konkreten Fall daher sowohl für die Studierenden als<br />

auch für die Lehrenden als nicht effektiv.<br />

Das Ergebnis, dass der Einsatz des Blogs nicht effektiv für den Wissenstransfer und<br />

-austausch war, liegt allerdings vermutlich nicht an der Eigenschaft des Blogs, sondern an der<br />

falschen Verwendung dieses Tools. Man kann aus den Ergebnissen schließen, dass der<br />

Einsatz von Blogs sehr gezielt erfolgen muss, insbesondere bei einer hohen Anzahl an<br />

Studierenden.<br />

Im Zuge der Ermittlung der Unterschiede zwischen Blogs, Wikis und Diskussionsforen<br />

wurden auch einige Wikis hinsichtlich ihrer Funktionalitäten untersucht. Basierend auf dem<br />

Ergebnis, dass Wikis dieselbe Grundeigenschaft wie Blogs aufweisen (Integration von<br />

Content und Communication), kann man aus den Ergebnissen des Einsatzes des Blogs auch<br />

auf die Einsatzmöglichkeiten von Wikis schließen.<br />

Aufgrund der Tatsache, dass die Kommunikation in der Newsgroup ausschließlich<br />

organisatorische Aspekte betraf, kann über die Effektivität in Bezug auf einen<br />

Wisssenstransfer und –austausch keine Aussage getroffen werden. Hinsichtlich des Einsatzes<br />

für organisatorische Fragen ist sie jedenfalls effektiv.<br />

Die generelle Aussage über die Effektivität des Einsatzes von Blogs und Wikis in der<br />

höheren Lehre lautet somit:<br />

Der Einsatz von Wikis und Blogs ist aufgrund der Integration zwischen Content und<br />

Communication, in welcher die Hauptursache für die Selbstorganisation liegt, effektiv<br />

und effizient<br />

Der Zusammenhang zwischen Selbstorganisation und dem Grad der Integration ist positiv,<br />

d.h. je höher der Integrationsgrad ist, desto höher ist auch der Grad der Selbstorganisation.<br />

Es soll immer im Hintergrund behalten werden, dass ein effektiver Einsatz von Blogs und<br />

Wikis in der Lehre nur im Einzelfall und unter gezielten Rahmenbedingungen möglich ist, da<br />

generell der Einsatz von Communityware Systems stets kontextbezogen erfolgen sollte. Daher<br />

- 134 -


Kapitel 6: Selbstorganisierte Blogs in der Lehre<br />

findet sich im Anschluss an die Studien ein Guideline für den Einsatz von Wikis und Blogs in<br />

der Lehre.<br />

Effizienz<br />

Im Laufe der Studie wurden keinerlei Aktivitäten von e-Moderatoren gesetzt. Da dies das<br />

Hauptkriterium für das Vorliegen von Effizienz ist, erwies sich der Einsatz des Blogs im<br />

konkreten Fall als effizient.<br />

Bezogen auf die Ermittlung der Unterschiede zwischen Blogs, Wikis und Diskussionsforen<br />

ist die Effizienz des Blogs nach unserer Auffassung auf den hohen Grad der Integration<br />

zwischen Content und Communication zurückzuführen. Dies zeichnet die Selbstorganisation<br />

dieser Tools aus, wodurch keine e-Moderatoren benötigt werden. Ein Beispiel hierfür wäre<br />

die Tatsache, dass es nicht erforderlich ist, die Studierenden zurück zum Thema zu holen, wie<br />

es in Diskussionsforen vorkommen kann, da durch die Möglichkeit direkt Literatur oder Links<br />

zu Literatur einzufügen die Teilnehmer offensichtlich automatisch am Thema festhalten.<br />

Dies führt zu folgender Annahme:<br />

Ein Einsatz von selbstorganisierten Diskussionsforen ist effektiv und effizient.<br />

Der selbstorganisierte Einsatz bezieht sich darauf, dass die Grundvoraussetzung der<br />

Integration von Content und Communication gegeben sein muss. Effektiv ist der Einsatz,<br />

wenn ein positiver Beitrag zum Wissenstransfer und –austausch erfolgt und effizient, wenn<br />

keine zusätzliche Arbeitsbelastung bei den Teilnehmern hergestellt wird.<br />

CCM<br />

Das CCM spielt auch bei der Konzeption von Blogs und Wikis eine Rolle, da je nach<br />

Anzahl der eingesetzten Blogs die Pfade des Wissenstransfer und -austauschs abgedeckt<br />

werden können. Wird ein Blog bzw. ein Wiki für die gesamte Lehrveranstaltung eingesetzt,<br />

so finden nur die Pfade eins bis vier Anwendung, das es nur zu einem Wissenstransfer und<br />

-austausch innerhalb der Community kommt. Es gibt aber auch Lehrveranstaltungen, in denen<br />

jeder Teilnehmer seinen eignen Blog, sein eigenes Wiki einrichtet. Hier kommt es über so<br />

genannte crosslinks auch zusätzlich zu einem Wissenstransfer und -austausch zwischen den<br />

Communities. So gesehen entspricht ein Wiki, ein Blog – einer Community.<br />

Aufgrund der Bedeutung, die im Zusammenhang mit der Integration von Content und<br />

Communication nun dem Content zukommt, soll das Community-Communication Modell in<br />

einem nächsten Schritt um diesen Faktor erweitert werden. Content spielt im universitären<br />

Umfeld eine wesentliche Rolle, da er den Kern des wissenschaftlichen Wissenstransfers und<br />

-austauschs bildet.<br />

In einer nächsten und letzten Studie werden die Ergebnisse der ersten beiden Studien in ein<br />

weiteres Re-Design verarbeitet. Ziel dieser Studie ist es, zu evaluieren, ob eine Kombination<br />

daraus zu dem gewünschten Ergebnis führt, einem Communityware System, das effizient und<br />

effektiv im Einsatz in der Lehre ist,<br />

- 135 -


Kapitel 7: Selbstorganisierte Diskussionsforen in der Lehre<br />

7 SELBSTORGANISIERTE DISKUSSIONSFOREN IN DER<br />

LEHRE<br />

Unter Berücksichtigung der Ergebnisse der ersten und zweiten Studie wird entsprechend dem<br />

Design-based Research Ansatz ein erneutes Forschungsdesign für den Einsatz von<br />

selbstorganisierten Diskussionforen in der Lehre präsentiert. Zunächst wird das Community-<br />

Communication Modell um den Faktor Content erweitert. Unter Anwendung des Community-<br />

Communication-Content Modells in der Konzeptionsphase und des Forschungsdesigns wird<br />

eine dritte Studie vorbereitet, durchgeführt und anhand der beschriebenen Indikatoren<br />

evaluiert. Inhalt dieser Studie ist, ob sich aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse<br />

Diskussionsforen so konzipieren lassen, dass ein möglicher Einsatz in der Lehre effektiv und<br />

effizient gestaltet werden kann.<br />

7.1 Community-Communication-Content Modell<br />

Der Nachteil des Community-Communication Modells (CCM) liegt darin, dass Content (z.B.<br />

Dokumente, Internet Ressourcen etc.) keine Berücksichtigung findet, es aber aufgrund der<br />

großen Unterschiedlichkeit der Community-Tools hinsichtlich dessen, ob Content oder<br />

Communication im Vordergrund steht und vor allem aufgrund der ermittelten Integration von<br />

Communication und Content als Hauptmerkmal von Social Software, notwendig ist, auch<br />

diesen Aspekt zu berücksichtigen. Aus diesen Gründen muss das CCM in weiterer Folge<br />

weiter entwickelt werden, um neben den Formen der Kommunikation auch die Integration<br />

von Content und Communication abzubilden. Dieses erweiterte Modell wird im Folgenden<br />

vorgestellt. Das Community-Communication-Content Modell (C²CM) ist eine<br />

Weiterentwicklung des Community-Communication Modells, das umfassend alle Facetten<br />

von hybridem Wissensaustausch in Communities darstellt (Puntschart 2005).<br />

In diesem Modell wird aufgezeigt, welche Community-Communication-Pfade es innerhalb<br />

und zwischen (Online-)Communities gibt unter einer möglichen Einbeziehung von Content.<br />

Dieses Modell ist sowohl auf Face-to-Face als auch auf Online-Communities übertragbar<br />

(Abb.44).<br />

- 136 -


{A}<br />

�<br />

F2F<br />

Kapitel 7: Selbstorganisierte Diskussionsforen in der Lehre<br />

CONTENT<br />

F2F<br />

CONTENT<br />

�<br />

� �<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

F2F<br />

CONTENT<br />

F2F<br />

CONTENT<br />

� … Community-Mitglied<br />

{A,B…} … Community<br />

… Wissenstransfer<br />

… Wissensaustausch<br />

F2F … Face-to-Face Communication<br />

… Technologiegestützte<br />

Communication<br />

� - � … Kommunikationspfade<br />

- 137 -<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� �<br />

Abbildung 44: Community-Communication-Content Modell<br />

�<br />

Das Modell zeigt wie das CCM wiederum alle acht möglichen Formen des<br />

Wissenstransfers bzw. -austauschs innerhalb (Pfade 1-4) einer Community {A} oder<br />

zwischen (Pfade 5-8) einer Community {A} und einer Community {B} bzw. einzelnen<br />

Mitgliedern einer oder mehreren Communities, wobei berücksichtigt wird, ob der<br />

Wissenstransfer und -austausch persönlich (Face-to-Face) oder elektronisch bzw. über<br />

Artefakte erfolgt. Beim Content kann grundsätzlich zwischen internem und externem Content<br />

unterschieden werden: Entsprechend der Definition von Content steht interner Content<br />

innerhalb einer Community allen Mitgliedern bereits zur Verfügung. Dies kann in Form von<br />

Büchern in einer gemeinsamen Büchersammlung sein oder elektronisch in Form von<br />

Dokumenten oder Links, die bereits in das verwendete Communityware System integriert<br />

sind. Dem gegenüber steht externer Content, der gewissen oder allen (ortsabhängig)<br />

Communitymitgliedern zugänglich ist. Dies können Bücher einer öffentlichen Bibliothek sein<br />

oder Literatur, die frei im Internet zu finden ist und auf die mittels eines Links verwiesen<br />

wird. Externer Content kann internalisiert werden, indem ein Buch, Link oder Dokument in<br />

den internen Content aufgenommen wird, beispielsweise durch Hinzufügen.<br />

Insbesondere in der höheren Lehre passiert Wissenstransfer oft über so genannte Artefakte,<br />

das ist Content, der ursprünglich außerhalb der Community-Umgebung geschaffen wurden,<br />

der aber eine hohe Relevanz für die Community besitzt. Zum Beispiel werden Studierenden<br />

im Zuge einer Lehrveranstaltung oft Folien (z.B. PowerPoint) zur Verfügung gestellt,<br />

{B}


Kapitel 7: Selbstorganisierte Diskussionsforen in der Lehre<br />

zusätzlich aber auch wissenschaftliche Publikationen, Tagungsbände etc. Content spielt daher<br />

vor allem in der höheren Lehre eine tragende Rolle. Dieser Part wird oft unterschätzt.<br />

Studierende bekommen lange Literaturlisten, Stapeln an Dokumenten, die sie durchlesen<br />

sollen, sie hören viel in den Vorlesungen und schreiben eine Menge mit und am Ende müssen<br />

sie Prüfungen schreiben. Sie sind oft so beschäftigt damit, Literatur zusammen zu tragen und<br />

zu lesen, dass kaum Zeit für die Kommunikation untereinander und mit den Lehrenden bei<br />

Verständnisschwierigkeiten bleibt. Dennoch ist das Anbieten von Content eine wesentliche<br />

Aufgabe von Universitäten.<br />

Die Bedeutung der Communication in diesem Kontext liegt in der Unterstützung durch<br />

Lehrende, relevanten Content zu selektieren. Darin liegt ein weiterer Grund dafür,<br />

Communities in der Lehre einzusetzen und Content und Communication zu integrieren. Oft<br />

fehlt einfach die Zeit, innerhalb von Lehrveranstaltungen intensive Diskussionen zu führen<br />

oder sie müssen mangels an Zeit abgebrochen werden. Mittels des Einsatzes von<br />

Communities können Diskussionen auch zwischen den Lehrveranstaltungen fortgeführt<br />

werden.<br />

7.2 Studie C: Diskussionsforen und effekt-äquivalente Interventionen<br />

Diese Studie wird erneut an der TU Graz im Rahmen von zwei parallelen<br />

Lehrveranstaltungen durchgeführt. Insgesamt sind circa 90 Studierende an der Studie<br />

beteiligt. Bei den Lehrveranstaltungen handelt es sich um die VU „Einführung in das<br />

Wissensmanagement“ und um die VO „Grundlagen des Wissensmanagement“. Beide<br />

Lehrveranstaltungen finden im WS 05/06 statt.<br />

7.2.1 Ziele<br />

Das Hauptziel dieser Studie liegt wiederum darin, zu überprüfen, ob es möglich ist, ein<br />

Communityware System zu finden, das effizient und effektiv in der Lehre einsetzbar ist.<br />

Im Detail soll untersucht werden, ob sich die Vorteile von Social Software Systemen,<br />

deren konkreter Einsatz sich in der vorangegangenen Studie als nicht effektiv, aber dafür als<br />

effizient herausgestellt hat, auf Diskussionsforen übertragen lassen. Dies sollte in der Form<br />

geschehen, dass die Effektivität des Einsatzes von Diskussionsforen erhalten bleibt, die<br />

Effizienz allerdings erhöht wird. Konkret soll überprüft werden, ob durch eine Integration von<br />

Content und Communication die Möglichkeit besteht, die Effizienz der Selbstorganisation<br />

von Social Software auf Diskussionsforen übertragen zu können und dadurch einen<br />

effizienten Einsatz zu ermöglichen.<br />

Die wesentlichen Ziele der Untersuchung hinsichtlich der Forschungsfrage der Arbeit<br />

liegen somit in der Beibehaltung eines effektiven Wissenstransfers und -austauschs bei<br />

höherer Effizienz im Arbeitsaufwand insbesondere für Lehrende. Da dieser Arbeitsaufwand<br />

wie beschrieben hauptsächlich in der Betreuung der Diskussionsforen liegt, muss versucht<br />

werden, Lehrende bei ihrer Moderationstätigkeit zu entlasten.<br />

Ein weiteres Ziel der Studie liegt darin, die Anwendung des C²CM für die Konzeption von<br />

Communities zu überprüfen. Aufgrund der Adaptierung des Modells wird daher erneut in<br />

- 138 -


Kapitel 7: Selbstorganisierte Diskussionsforen in der Lehre<br />

zwei parallelen Untersuchungen die teilweise und die vollständige Abdeckung der Pfade für<br />

den Wissenstransfer und -austausch verglichen und dessen Auswirkungen evaluiert.<br />

7.2.2 Re-Design C: Interventionen – Effekte<br />

Aus den Vorteilen, die sich aus den Ergebnissen der ersten beiden Studien ergeben haben, soll<br />

ein Gesamtkonstrukt geschaffen werden, das ein effektives und effizientes System für den<br />

Einsatz in der Lehre ergibt.<br />

Das Forschungsdesign für die vorliegende Studie basiert erneut auf dem Grunddesign für<br />

die Arbeit und ist gekennzeichnet durch den Einsatz von Diskussionsforen, die sich in der<br />

ersten Untersuchung als effektiv, aber nicht effizient herausgestellt haben. Um die Effizienz<br />

zu erhöhen, müssen die in der zweiten Studie gewonnenen Erkenntnisse über den effizienten<br />

Einsatz von Social Software auf Diskussionsforen übertragen werden. Damit hätte man ein<br />

Instrument, das sowohl effektiv wie auch effizient für den Einsatz in der Lehre ist. Der<br />

Unterschied zur ersten Studie liegt darin, dass die Organisationsform der eingesetzten<br />

Diskussionsforen nicht durch Fremdorganisation, d.h. durch Aktionen von e-Moderatoren<br />

erfolgt, sondern die Tätigkeit der e-Moderatoren durch so genannte Effekt-äquivalente<br />

Interventionen reduziert oder sogar ersetzt werden soll, um die Effizienz des Einsatzes zu<br />

erhöhen. Die Effektivität des Einsatzes von Diskussionsforen in der Lehre, die in der ersten<br />

Studie bestätigt werden konnte, soll erhalten bleiben und wenn möglich erhöht werden.<br />

Re-Design C<br />

Wissens -<br />

management<br />

Effektivität<br />

Lehre<br />

Effekt-äquivalente<br />

Interventionen<br />

- 139 -<br />

Effizienz<br />

Diskussionsforen<br />

ohne e-Moderatoren<br />

Abbildung 45: Re-Design C – Selbstorganisierte Diskussionsforen in der Lehre<br />

Konkret soll die aufwändige Tätigkeit von e-Moderatoren reduziert oder sogar ersetzt<br />

werden. Dafür sollen Interventionen gefunden werden, die dieselben Effekte generieren, wie<br />

durch die Aufgabenerfüllung von e-Moderatoren erzeugt werden. Diese Interventionen<br />

werden als effekt-äquivalente Interventionen bezeichnet. Über solche effekt-äquivalenten<br />

Interventionen würden Diskussionsforen selbstorganisiert, d.h. ohne den Einsatz von e-<br />

Moderatoren funktionieren.<br />

Der Kern dieses Kapitels liegt nun darin, zuerst effekt-äquivalente Interventionen zu finden<br />

und diese im Zuge einer weiteren Studie hinsichtlich ihrer Effekte mit den Effekten, die durch<br />

Aktionen von e-Moderatoren hervorgerufen wurden (siehe erste Studie), zu vergleichen.


Kapitel 7: Selbstorganisierte Diskussionsforen in der Lehre<br />

7.2.2.1 Effekt-äquivalente Interventionen<br />

In Kapitel 4 wurde bereits bei der Abgrenzung des Design-Based Research Ansatzes<br />

(DBR) von der experimentellen Forschung darauf hingewiesen, dass im DBR Interventionen<br />

im Lehr-Lernbereich als holistisch gelten. Die Grundannahme zum „Wesen“ von<br />

Interventionen besteht in der Zielsetzung und Legitimation. Das heißt: Interventionen<br />

bestehen demnach aus Interaktionen zwischen Methoden, Medien, Materialien, Lehrenden<br />

und Lernenden. Eine durchgeführte Intervention ist folglich ein Produkt des Kontextes, in<br />

dem sie implementiert wird (Edelson 2002; Bereiter 2002; Collins et al., in press). Die<br />

Intervention greift direkt in das Geschehen ein, um ein unerwünschtes Phänomen zu<br />

beseitigen oder gar nicht erst entstehen zu lassen. Im Mittelpunkt stehen hier nicht<br />

Entscheidungs-, sondern Handlungsprobleme, konkret geht es um Maßnahmen, um e-<br />

Moderatoren zu entlasten („die Intervention greift direkt in das Geschehen ein“) bzw. von<br />

vornherein zu ersetzten („gar nicht erst entstehen zu lassen“)<br />

Um e-Moderatoren zu entlasten, müssen also Interventionen gefunden werden, die<br />

dieselben Effekte erzielen, wie durch Aktionen von e-Moderatoren erzielt werden. Die Rede<br />

ist hier von so genannten „Effekt-äquivalenten Interventionen“. Eine Intervention ist dann<br />

Effekt-äquivalent zu einer Aktion eines e-Moderators, wenn ihre Umsetzung denselben Effekt<br />

erzeugt. Hierbei ist zu beachten, dass die Dimension Zeit keine Berücksichtigung findet, da es<br />

möglich ist, dass eine Intervention Effekt-äquivalent ist, obwohl sie zu einem anderen<br />

Zeitpunkt gesetzt wird, zu dem eine Aktion durch einen e-Moderator stattgefunden hätte.<br />

Über die Menge an Effekten, welche durch Aktionen von e-Moderatoren herbeigeführt<br />

wird, ist es nun möglich, Interventionen abzuwägen, die keiner Handlung eines e-Moderators<br />

bedürfen, jedoch zu denselben Effekten führen und dadurch auch denselben Aktionsbereichen<br />

zugeordnet werden können. In der folgenden Grafik wird deutlich, dass auch Interventionen<br />

denkbar sind, die zu anderen, weiteren Effekten führen, die erwünscht aber auch unerwünscht<br />

sein können.<br />

E 1<br />

A B1<br />

E 2<br />

Abbildung 46: Interventionen<br />

- 140 -<br />

I B1<br />

E n<br />

Interventionen<br />

I j<br />

Effekte<br />

E j<br />

Über die durch Aktionen von e-Moderatoren erzeugten Effekte wird eine bestimmte<br />

Menge an Interventionen ermittelt Ij = {i1,… in} (hier im Aktionsbereich B =<br />

Communication), die keine Aktionen von e-Moderatoren erfordern aber ebenfalls eine


Kapitel 7: Selbstorganisierte Diskussionsforen in der Lehre<br />

bestimmte Menge an Effekten erzeugen Ej = {e1,… en}. Diese Interventionen können<br />

ebenfalls den Aktionsbereichen von e-Moderatoren zugeordnet werden.<br />

Effekt-äquivalente Interventionen entsprechen jener Schnittmenge an Effekten, die sowohl<br />

durch Aktionen von e-Moderatoren als auch durch Interventionen (Maßnahmen ohne Eingriff<br />

eines e-Moderators) erzielt werden.<br />

Um konkrete Interventionen finden zu können, wird das Hauptergebnis der letzten Studie,<br />

die Integration von Content und Communication als vierter Aktionsbereich von e-<br />

Moderatoren eingeführt. Die Integration von Content und Communication erwies sich als das<br />

wesentliche Kennzeichen von selbstorganisierter Social Software.<br />

Effekt-äquivalente Interventionen sollen e-Moderatoren entlasten, daher entsprechen sie<br />

zum Teil Maßnahmen, die bereits in der Konzeptionsphase von Diskussionsforen getroffen<br />

werden. Man kann dies auch als erweiterte Netiquette bezeichnen. Tätigkeiten, die während<br />

der Dauer des Einsatzes der Diskussionsforen anfallen, sind dann nicht mehr inhaltlicher,<br />

sondern ausschließlich administrativer Natur, wobei diese Tätigkeiten aufgrund der<br />

gemachten Erfahrungen in den Studien sehr gering und nicht zeitaufwändig sind (z.B.<br />

vergessenes Passwort).<br />

Ein anderer Teil der effekt-äquivalenten Interventionen bezieht sich auf Tätigkeiten, die<br />

automatisch erfolgen und somit weder einer Person noch der Netiquette zugeordnet werden<br />

können. Ein Beispiel für eine solche Intervention wäre der automatische Ausschluss eines<br />

Mitglieds aufgrund von Worterkennung.<br />

7.2.2.2 Aktionsbereich D: Integration von Content und Communication<br />

Den Ergebnissen der Ermittlung der Unterschiede zwischen Blogs, Wikis und<br />

Diskussionsforen zufolge (Kap. 6.1.5.3) liegt das wesentliche Charakteristikum von Social<br />

Software in der Integration von Communication und Content (ABD).<br />

Die Integration von Communication und Content kann unterschiedliche Formen<br />

annehmen. Die offensichtlichste Form ist, Communication-Beiträge mit expliziten Referenzen<br />

zu bereichern. In welcher Form die Referenz angegeben wird, hängt davon ab, wo sich die<br />

Hintergrund Bibliothek zu der Referenz befindet, aber auch von den Funktionalitäten des<br />

Systems. So besteht in manchen Tools die Möglichkeit direkte Links zum Content anzugeben,<br />

der in das System geladen werden kann oder Links zu externen Dokumenten (z.B. Internet).<br />

In dem hier eingesetzten WM-System gab eine keine Möglichkeit, direkte Links zum Content<br />

anzugeben, daher musste über die Brücke der Referenzierung von Literatur gearbeitet werden.<br />

7.2.2.3 Interventionen-Matrix<br />

An dieser Stelle werden nun mögliche Interventionen in Form einer Interventionen-Matrix<br />

aufgelistet. Diese Interventionen stammen aus reinen Überlegungen und sind daher<br />

Annahmen. Erst im Zuge der Studie werden diese Annahmen in die Tat umgesetzt und<br />

hinsichtlich ihrer praktischen Relevanz überprüft.<br />

- 141 -


Interventionen:<br />

Kapitel 7: Selbstorganisierte Diskussionsforen in der Lehre<br />

· Öffnen der Community, um mehr Teilnehmer zu akquirieren und dadurch auch die<br />

Anzahl an Diskussionsbeiträgen zu erhöhen<br />

· Automatische Worterkennung mit Ausschluss oder Ermahnung, um Nicht-<br />

Einhaltungen der Netiquette und dadurch Störungen der anderen Teilnehmer<br />

abwenden zu können<br />

· Aufgabe an Teilnehmer, ökonomisch relevante und aktuelle Themen aufzugreifen und<br />

zu besprechen, um zu verhindern, dass die Diskussion einschläft<br />

· Teilgruppenbildung zu speziellem Thema, um die Zusammensetzung der Mitglieder<br />

zu verändern und dadurch z.B. spezifischere Diskussionen anzuregen<br />

· Detaillierte Registrierung als Hemmschwelle, um Störungen der anderen Teilnehmer<br />

abwenden zu können (z.B. Benutzername entspricht Nachname)<br />

· Aufgabe, Content einzustellen, um zu erreichen, dass sich Teilnehmer mit Inhalten<br />

auseinandersetzen<br />

· Aufgabe, sich auf Content zu beziehen, Referenzen anzugeben, damit die<br />

Argumentation in den Beiträgen tiefer wird<br />

· Content zu Beginn einstellen, als Ausgangslage für die Mitglieder, an der sie<br />

anknüpfen auf darauf aufbauen können<br />

· fortgeschrittenen Content zu Beginn einstellen, damit Diskussion auf höherem<br />

inhaltlichem Niveau beginnt<br />

· keinen Content einstellen, nur Themenvorgabe, damit Mitglieder selbst den Einstieg in<br />

das Thema wählen können<br />

· Content-Mix einstellen, um zu sehen, ob die Teilnehmer sich auf ein Niveau einigen<br />

können und sich die Gruppe gleich splittet, weil auf unterschiedlichen Niveaus<br />

diskutiert wird<br />

· Anerkanntes Software System einsetzen, um technische Schwierigkeiten zu vermeiden<br />

· Einsatz von Diskussionsforen mit integriertem Content, damit direkt Hyperlinks auf<br />

Content gesetzt werden können und nicht der Diskussionsbereich verlassen werden<br />

muss, um zur angeführten Literatur zu gelangen<br />

Mit dem C²CM und den Aktionsbereichen von e-Moderatoren im Hintergrund wird die<br />

folgende Matrix für effekt-äquivalente Interventionen entwickelt:<br />

- 142 -


Kapitel 7: Selbstorganisierte Diskussionsforen in der Lehre<br />

AB Aktionen von e-Moderatoren Effekt-äquivalente Interventionen Effekte<br />

ABA Aufnahme neuer Mitglieder Öffnen der Community (zeitlich, Mitglieder)<br />

ABB<br />

ABC<br />

- 143 -<br />

Erhöhung/Sinken der<br />

Anzahl an Mitgliedern<br />

Ausschluss von Mitgliedern Automatische Worterkennung mit Ausschluss ـــــ ײ ـــــ<br />

Bewerbung der Community<br />

Einführung eines neuen Fokus<br />

Splittung der Community in<br />

Teilgruppen<br />

Aufgabe, ökonomisch relevante und aktuelle Themen<br />

zu besprechen<br />

Aufgabe, ökonomisch relevante und aktuelle Themen<br />

zu besprechen<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

Teilgruppenbildung zu spez. Thema ـــــ ײ ـــــ<br />

Aufnahme neuer Mitglieder Öffnen der Community (zeitlich, Mitglieder)<br />

Veränderung der<br />

Zusammensetzung der<br />

Mitglieder<br />

Ausschluss von Mitgliedern Automatische Worterkennung mit Ausschluss ـــــ ײ ـــــ<br />

Bewerbung der Community<br />

Einführung eines neuen Fokus<br />

Splittung der Community in<br />

Teilgruppen<br />

Motivation, an Diskussion<br />

teilzunehmen<br />

Inititialstatements posten<br />

Zusätzliche Initialstatements<br />

posten<br />

Offene, inhaltsbezogene Fragen<br />

stellen<br />

Einführung eines neuen Fokus<br />

Aufnahme neuer Mitglieder<br />

Aufgabe, ökonomisch relevante und aktuelle Themen<br />

zu besprechen<br />

Aufgabe, ökonomisch relevante und aktuelle Themen<br />

zu besprechen<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

Teilgruppenbildung zu spez. Thema ـــــ ײ ـــــ<br />

Aufgabe, ökonomisch relevante und aktuelle Themen<br />

zu besprechen<br />

Aufgabe, ökonomisch relevante und aktuelle Themen<br />

zu besprechen<br />

Aufgabe, ökonomisch relevante und aktuelle Themen<br />

zu besprechen<br />

Aufgabe, ökonomisch relevante und aktuelle Themen<br />

zu besprechen<br />

Aufgabe, ökonomisch relevante und aktuelle Themen<br />

zu besprechen<br />

Aufgabe, ökonomisch relevante und aktuelle Themen<br />

zu besprechen<br />

Ausschluss von Mitgliedern Automatische Worterkennung mit Ausschluss<br />

Erhöhung der Anzahl<br />

neuer Beiträge<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

Verringerung der Anzahl<br />

der Beiträge<br />

Detaillierte Registrierung als Hemmschwelle ـــــ ײ ـــــ<br />

Foren schließen Benutzername entspricht Nachname ـــــ ײ ـــــ<br />

Splittung der Community in<br />

Teilgruppen<br />

Hinweis die Qualität der Beiträge<br />

zu verbessern<br />

Teilgruppenbildung zu spez. Thema ـــــ ײ ـــــ<br />

Aufgabe, sich auf Content zu beziehen, Referenzen<br />

Erhöhung der Qualität<br />

der Beiträge<br />

Hinweis, zu argumentieren Aufgabe, sich auf Content zu beziehen, Referenzen ـــــ ײ ـــــ<br />

Offene, inhaltsbezogene Fragen<br />

oder Statements posten<br />

Aufgabe, sich auf Content zu beziehen, Referenzen ـــــ ײ ـــــ<br />

Einführung eines neuen Fokus Aufgabe, sich auf Content zu beziehen, Referenzen ـــــ ײ ـــــ<br />

Hinweis die Länge der Beiträge<br />

zu erhöhen<br />

Aufgabe, sich auf Content zu beziehen, Referenzen<br />

Hinweis, zu argumentieren Aufgabe, sich auf Content zu beziehen, Referenzen<br />

Abschweifende Mitglieder zurück<br />

zum Thema holen<br />

Aufgabe, sich auf Content zu beziehen, Referenzen<br />

Erhöhung der Länge der<br />

Beiträge<br />

Veränderung der Inhalte<br />

der Beiträge<br />

hinsichtlich Bezug zu<br />

Community-Zweck<br />

Teilgruppen bilden Automatische Worterkennung mit Ermahnung ـــــ ײ ـــــ<br />

Ermahnen der Mitglieder,<br />

Netiquette einzuhalten<br />

Motivation der Mitglieder,<br />

relevanten Content<br />

einzustellen<br />

Detaillierte Registrierung als Hemmschwelle ـــــ ײ ـــــ<br />

Erhöhung des Umfanges<br />

Aufgabe, Content einzustellen<br />

an relevantem<br />

Content<br />

Fortgeschrittenen Content einstellen ـــــ ײ ـــــ<br />

Keinen Content einstellen ـــــ ײ ـــــ<br />

Content-Mix einstellen ـــــ ײ ـــــ<br />

Aufgabe, sich auf Content zu beziehen, Referenzen ـــــ<br />

ײ ـــــ


Selbst relevanten Content zur<br />

Verfügung stellen<br />

Auswahl eines geeigneten<br />

Software Systems<br />

Kapitel 7: Selbstorganisierte Diskussionsforen in der Lehre<br />

Content zu Beginn einstellen ـــــ ײ ـــــ<br />

Anerkanntes Software System einsetzen ـــــ ײ ـــــ<br />

ABD Hinweis, Content zu lesen Aufgabe, sich auf Content zu beziehen, Referenzen<br />

Hinweis, Content zu<br />

referenzieren<br />

Auf den Content bezogene<br />

Fragen stellen<br />

- 144 -<br />

Erhöhung der Nutzung<br />

von Content im<br />

Rahmen der<br />

Communication<br />

Aufgabe, sich auf Content zu beziehen, Referenzen ـــــ ײ ـــــ<br />

Aufgabe, sich auf Content zu beziehen, Referenzen ـــــ ײ ـــــ<br />

Selbst Content referenzieren Aufgabe, sich auf Content zu beziehen, Referenzen ـــــ ײ ـــــ<br />

Einsatz von Diskussionsforen mit integriertem<br />

Content<br />

Einsatz von Diskussionsforen mit integriertem<br />

Content<br />

Tabelle 24: Interventionen-Matrix<br />

ABA-D…Aktionsbereiche A-D<br />

ABA - Community; ABB - Communication; ABC - Content;<br />

ABD - Integration von Content und Communication<br />

Verbesserung der<br />

Konformität der<br />

Instrumente (p.e.<br />

availability of content)<br />

Verbesserung der<br />

Benutzerfreundlichkeit<br />

der Instrumente (p.e.<br />

handling)<br />

Während Aktionen von e-Moderatoren einen klar definierten Anfangspunkt haben, z.B. der<br />

Zeitpunkt, wann ein Statement gepostet wird, haben in Gegensatz dazu effekt-äquivalente<br />

Interventionen keinen derartigen Zeitbezug. Effekt-äquivalente Interventionen haben vielmehr<br />

den Charakter einer Netiquette oder eines Verhaltens-Kodex, der definiert, wie die<br />

Kommunikation zwischen den Teilnehmern stattfinden soll. Ein Beispiel hierfür wäre anstelle<br />

der expliziten Aktion eines e-Moderators, die Teilnehmer zu motivieren, themenbezogene<br />

Literatur zu lesen, die Intervention, dass nur Beiträge zugelassen sind, in denen Literatur einer<br />

Hintergrundbibliothek referenziert wird (z.B. über eine URL).<br />

7.2.3 Messindikatoren<br />

Um eine allgemeine Aussage zur Effektivität des Einsatzes von selbstorganisierten<br />

Diskussionsforen treffen zu können, muss die Interventionen-Matrix (Tab. 24) hinsichtlich<br />

ihres Beitrages zur Erreichung der Effekte über die effekt-äquivalenten Interventionen<br />

analysiert werden.<br />

Ein weiterer Indikator für die Messung der Effektivität ist der Grad der Freiwilligkeit der<br />

Teilnahme der Studierenden an der Diskussion in den Foren.<br />

Zur Messung der Effizienz des Einsatzes werden die notwendigen Eingriffe durch e-<br />

Moderatoren bewertet. In diesem Zusammenhang wird der Grad der Eigenständigkeit der<br />

Studierenden im Vergleich zur ersten Studie dargestellt werden, um zu überprüfen, ob die<br />

Interventionen dahingehend den gewünschten Beitrag liefern.


7.2.4 Durchführung<br />

Kapitel 7: Selbstorganisierte Diskussionsforen in der Lehre<br />

In diesem Abschnitt wird die Studie vorgestellt, die zur Erreichung der beschriebenen<br />

Ziele konzipiert wurde. Die Studie setzt sich aus zwei parallelen Lehrveranstaltungen<br />

zusammen, die im Wintersemester 05/06 an der TU Graz gehalten werden.<br />

In diese Studie sind circa 90 Studierende involviert. Die Laufzeiten der beiden<br />

Lehrveranstaltungen, der VU „Einführung in das Wissensmanagement“ und der Vorlesung<br />

„Grundlagen des Wissensmanagement“ umfassen jeweils den Zeitraum 1. Oktober 2005 bis<br />

31. Jänner 2006 (Tab. 25).<br />

Zeit<br />

Lehr-<br />

Veranstaltung<br />

EWM´05/06<br />

GWM´05/06<br />

Beschreibung der Lehrveranstaltungen<br />

Beginn<br />

1. Oktober 2005<br />

1. Oktober 2006<br />

- 145 -<br />

Ende<br />

31. Jänner 2006<br />

31. Jänner 2006<br />

Tabelle 25: Durchführungszeitraum Studie C<br />

Die VU „Einführung in das Wissensmanagement“ (EWM WS05/06 ist ab diesem Jahr nur<br />

noch eine zweistündige Pflichtvorlesung im Bakkalaureatsstudium Informatik und<br />

Softwareentwicklung-Wirtschaft. Der Besuch wird im zweiten Semester empfohlen. Diese<br />

Lehrveranstaltung haben im WS05/06 knapp 70 Studierende erfolgreich abgeschlossen.<br />

Zugelassen zur VO „Grundlagen des Wissensmanagement“ (GdWM WS05/06) sind<br />

Studierende, die ihr Bakkalaureatsstudium abgeschlossen haben. Der Besuch dieser<br />

Lehrveranstaltung wird im zweiten Semester des Magisterstudiums empfohlen. Im WS05/06<br />

nahmen etwa 20 Studierende an der Vorlesung teil.<br />

Anwendung des CCM<br />

In der Konzeptionsphase der Diskussionsforen findet das Community-Communication<br />

Modell erneut Anwendung. In der ersten Lehrveranstaltung, der EWM 05/06, werden erneut<br />

bewusst nur die Pfade 1 bis 4 umgesetzt. Damit findet nur ein Wissenstransfer und -austausch<br />

innerhalb der Diskussionsforen statt. Der Grund für diese Maßnahme liegt darin, einen<br />

Vergleich zwischen den Ergebnissen der beiden Studien erzielen zu können.<br />

In der zweiten Lehrveranstaltung, in der das WM-System mit Diskussionsforen eingesetzt<br />

wird, der GdWM 05/06, werden alle 8 Pfade des CCM umgesetzt. Damit ein Wissenstransfer<br />

und -austausch innerhalb und zwischen den Diskussionsforen stattfinden kann, müssen<br />

wiederum entsprechende Haupt- und Subforen konzipiert werden.


e-Moderatoren<br />

Kapitel 7: Selbstorganisierte Diskussionsforen in der Lehre<br />

Wie bereits erwähnt liegt ein wesentliches Merkmal dieser Studie darin, dass während<br />

dieses Zeitraumes keine Tätigkeiten durch e-Moderatoren gesetzt werden. Es werden<br />

ausschließlich in der Konzeptionsphase Interventionen (im Sinne von Maßnahmen) gesetzt,<br />

um die Eigeninitiative der Studierenden zu fördern, ohne zusätzlichen Arbeitsaufwand zu<br />

haben.<br />

7.2.4.1 VU „Einführung in das Wissensmanagement“ 05/06<br />

Die VU Einführung in das Wissensmanagement (EWM 05/06) wird von knapp 70<br />

Studierenden besucht.<br />

Abbildung 47: Grundstruktur EWM 05/06<br />

Die Grundstruktur der VU EWM 05/06 entspricht im Wesentlichen der, der<br />

vorangegangenen Studien. Es gibt einen Ordner für das Vorlesungsmaterial, einen für<br />

Übungsmaterial, einen weiteren, in dem die Diskussionsforen zu finden sind, in einen Ordner<br />

können die Studierenden ihre schriftlichen Ausarbeitungen legen und jeder Studierende hat<br />

zudem wiederum seinen eigenen, individuellen Arbeitsbereich.<br />

Über die so genannten Pflichtforen (Foren 1 bis 6) hinaus, werden zudem vier freiwillige<br />

Foren zu aktuellen Thema im Zusammenhang mit Wissensmanagement angeboten, zur<br />

weiteren Diskussion aber ohne Verpflichtung zur Teilnahme.<br />

- 146 -


Kapitel 7: Selbstorganisierte Diskussionsforen in der Lehre<br />

Abbildung 48: Diskussionsforen EWM 05/06<br />

Die so genannten freiwilligen Foren sind dadurch gekennzeichnet, dass keine<br />

Verpflichtung für die Studierenden besteht, in diesen Foren zu kommunizieren. Darüber<br />

hinaus werden diese Foren unterschiedlich konzipiert, um überprüfen zu können, ob dies<br />

Auswirkungen auf die Einstellung von Content durch die Studierenden hat. Beispielsweise<br />

wird ein freiwilliges Forum in der Konzeptionsphase nur mit Basisliteratur versehen, eines<br />

ausschließlich mit fortgeschrittener Literatur. Ein anders wird mit einem Mix aus Literatur auf<br />

unterschiedlichem Level angereichert, eines wiederum gestartet, ohne dass zu Beginn<br />

Literatur eingestellt wird.<br />

In der folgenden Abbildung wird ein Beispiel für eine Intervention zur Integration von<br />

Content und Communication gezeigt. Die Intervention dazu lautet: „Aufgabe, sich auf Content<br />

zu beziehen, Referenzen“.<br />

- 147 -


Kapitel 7: Selbstorganisierte Diskussionsforen in der Lehre<br />

Abbildung 49: Effekt-äquivalente Intervention<br />

7.2.4.2 VO „Grundlagen des Wissensmanagement“ 05/06<br />

Die Vorlesung „Grundlagen des Wissensmanagement“ GdWM 05/06 wird von 25<br />

Studierenden besucht.<br />

Um im Zuge dieser Studie alle möglichen Pfade des C²CM abzudecken, werden die<br />

Diskussionsforen erneut in Über- und Subforen unterteilt. Dies erfolgte allerdings in einer<br />

anderen Variante: Es wird ein Überforum über das gesamte Semester zum allgemeinen Inhalt<br />

der Lehrveranstaltung angeboten. In weiterer Folge wird am Tag der Lehrveranstaltung<br />

jeweils ein Forum zum aktuellen Thema eröffnet, in welchem die Studierenden bis zum<br />

nächsten LV-Termin diskutieren können – die Ergebnisse dieser Diskussionen müssen in das<br />

Überforum übernommen werden. Es gibt keine Vorgabe von einer gewissen Anzahl an<br />

Pflichtstatements, die einzige Vorgabe liegt in der kontinuierlichen Mitarbeit (wie sonst auch<br />

überall).<br />

- 148 -


Kapitel 7: Selbstorganisierte Diskussionsforen in der Lehre<br />

Abbildung 50: Diskussionsforen in GdWM 05/06<br />

Auf diese Art und Weise werden alle Pfade des Modells abgedeckt und bestätigen so<br />

erneut die Bedeutung des Modells für die Konzeption von Diskussionsforen in der Lehre.<br />

- 149 -


Kapitel 7: Selbstorganisierte Diskussionsforen in der Lehre<br />

Abbildung 51: Diskussionsforum Ontologien<br />

In der Abbildung wird das Diskussionsforum Ontologien ebenfalls mit der Vorgabe<br />

gezeigt, sich bei der Argumentation auf Literatur zu beziehen.<br />

7.2.5 Evaluierung<br />

Die Art und Weise, wie die Community-Mitglieder untereinander kommunizieren, veränderte<br />

sich durch den Einsatz von Effekt-äquivalenten Interventionen. In der ersten Studie bestand<br />

eine große Abhängigkeit vom e-Moderator durch die Studierende. Dies wurde durch die<br />

Anzahl an Statements durch Studierende ersichtlich, die nach einer Aktion eines e-Moderators<br />

kurzfristig anstieg, dann jedoch wieder sank. Mit den Interventionen und dem Bewusstsein,<br />

dass es kaum Hilfestellungen durch e-Moderatoren geben würde, wurde die Kommunikation<br />

kontinuierlicher und selbständiger.<br />

7.2.5.1 Auswertung der Zahlen<br />

Im Folgenden sollen wieder die Auswertungen der Foren gezeigt und hinsichtlich ihrer<br />

Bedeutung für die Forschungsfrage und ihrer Auswirkungen auf das Gesamtergebnis<br />

interpretiert werden.<br />

- 150 -


Kapitel 7: Selbstorganisierte Diskussionsforen in der Lehre<br />

F1 F2 F3 F4 F5 F6 ∑<br />

Beiträge Studenten 81 85 72 55 55 45 393<br />

Beiträge e-Moderatoren 2 2 3 5 1 1 14<br />

Beiträge gesamt 83 87 75 60 56 46 407<br />

Anzahl Studierende 13 13 12 11 10 7 66<br />

Ø Anzahl an Beiträgen<br />

je Studierender<br />

Initialstatements<br />

durch Studierende<br />

6,23 6,54 6,00 5,00 5,50 6,43 5,95<br />

24 19 12 24 23 13 115<br />

Tabelle 26: EWM 05/06 – Statistik<br />

In Tabelle 26 werden die Auswertungen der 6 Diskussionsforen (F1-F6) der<br />

Lehrveranstaltung „Einführung in das Wissensmanagement“ im Wintersemester 05/06<br />

präsentiert:<br />

Die insgesamt über 400 Beiträge in diesen Foren setzen sich aus 393 Statements von 66<br />

Studierenden und nur 14 Statements von e-Moderatoren zusammen. Diese Statements von e-<br />

Moderatoren entsprachen keinen typischen Moderationsstatements, da sie keinen inhaltlichen<br />

Bezug aufweise, z.B. Begrüßungsstatements. Dennoch beträgt die durchschnittliche Anzahl<br />

an Statements je Studierender knapp 6 Statements, wobei keine größeren Abweichungen in<br />

den einzelnen Foren festzustellen sind.<br />

Im Vergleich dazu wurden in der Lehrveranstaltung „Grundlagen des<br />

Wissensmanagement“, die parallel lief, in der die Foren unter Anwendung des C²CM in ein<br />

Über- und mehrere Subforen unterteilt wurden, deutlich bessere Ergebnisse erzielt. Die<br />

durchschnittliche Anzahl an Statements je Studierender beträgt hier 9,65. Der Grund, warum<br />

hier die durchschnittliche Anzahl an Statements von Studierenden als Summe ermittelt wird,<br />

liegt in der Konzeption der Subforen begründet, die aufeinander folgend konzipiert waren.<br />

(Tab. 27):<br />

1. HF 2. SF 3. SF 4. SF 5. SF 6. SF 7. SF ∑<br />

Beiträge Studenten 47 21 24 17 16 15 24 164<br />

Beiträge e-Moderatoren 4 2 1 1 2 2 2 14<br />

Beiträge gesamt 51 23 25 18 18 17 26 178<br />

Anzahl Studierende 17 17 17 17 17 17 17 17<br />

Ø Anzahl an Beiträgen<br />

je Studierender<br />

2,76 1,24 1,41 1,00 0,94 0,88 1,41 9,65<br />

Initialstatements<br />

durch Studierende<br />

17 12 10 5 4 4 9 61<br />

Tabelle 27: GdWM 05/06 – Statistik<br />

Die detaillierten Auswertungen sind im Anhang Nr. 5 bis 8 zu finden.<br />

- 151 -


Kapitel 7: Selbstorganisierte Diskussionsforen in der Lehre<br />

Stellt man nun die relativen Werte dieser zwei Lehrveranstaltungen nebeneinander, ergibt<br />

sich folgende Übersicht (Tab. 28):<br />

EWM05/06 GdWM05/06<br />

Summe Statements 407 178<br />

Anteil an freiwilligen Statements 16,03% 48,17%<br />

Ø Anteil e-Moderatoren 3,44% 7,87%<br />

Anteil Initialstatements von<br />

Studierenden<br />

29,26% 28,66%<br />

Ø Reaktion auf Initialstatements<br />

von Studierenden<br />

69,95% 62,40%<br />

Tabelle 28: Übersicht EWM und GdWM 04/05 – relative Werte<br />

Der Anteil an freiwilligen Statements in der VU EWM 05/06 liegt mit 16,03% deutlich<br />

höher als im Testforum in der VU EWM04/05, in dem der Anteil bei 10,11% lag, bei in etwa<br />

derselben Beteiligung der e-Moderatoren (3,44% zu 3,26%). Dies wird auf die zusätzliche<br />

Maßnahme der Interventionen zurückgeführt.<br />

Noch deutlicher wird der Unterschied in der Vorlesung GdWM 05/06. Hier beträgt der<br />

Anteil an freiwilligen Statements sogar knapp 50%. Dies wird einerseits auf die Einführung<br />

der Interventionen andererseits auch auf die Konzeption der Diskussionsforen in ein Haupt-<br />

und mehrere Subforen zurückgeführt.<br />

Auch der Anteil an selbständigen Initialstatements durch die Studierenden liegt mit knapp<br />

30% sogar deutlich höher als im Testforum der EWM 04/05 (20,22%, der Durchschnittswert<br />

lag bei 2,45%)<br />

Um die Ergebnisse grafisch zu veranschaulichen, werden in den folgenden Grafiken die<br />

Anteile an eigenständigen Statements dem jeweiligen Anteil der e-Moderatoren und der<br />

Reaktion der Studierenden auf die eigenständigen Statements in den einzelnen Foren um im<br />

Durchschnitt für beide Lehrveranstaltungen abgebildet (Abb. 52 – 55):<br />

- 152 -


Kapitel 7: Selbstorganisierte Diskussionsforen in der Lehre<br />

Abbildung 52: EWM 05/06 - Anteile Statements in einzelnen Foren<br />

Abbildung 53: EWM 05/06 – Anteile Statements im Durchschnitt<br />

- 153 -


Kapitel 7: Selbstorganisierte Diskussionsforen in der Lehre<br />

Abbildung 54: GdWM 05/06 – Anteile Statements in einzelnen Foren<br />

Abbildung 55: GdWM 05/06 – Anteile Statements im Durchschnitt<br />

- 154 -


Kapitel 7: Selbstorganisierte Diskussionsforen in der Lehre<br />

7.2.5.2 Effekt-äquivalente Interventionen<br />

In der folgenden Matrix werden jene Interventionen, durch welche den Aktionen von e-<br />

Moderatoren Rechnung getragen wird, dargestellt:<br />

AB Aktionen Interventionen Effekte EWM05/06 GdWM05/06<br />

A<br />

1<br />

Aufnahme neuer Mitglieder<br />

Öffnen der Community (zeitlich,<br />

Mitglieder)<br />

2 Ausschluss von Mitgliedern<br />

Automatische Worterkennung mit<br />

Ausschluss<br />

3 Bewerbung der Community<br />

Aufgabe, ökonomisch relevante und<br />

aktuelle Themen zu besprechen<br />

4<br />

5<br />

Einführung eines neuen<br />

Fokus<br />

Splittung der Community in<br />

Teilgruppen<br />

6 Aufnahme neuer Mitglieder<br />

7 Ausschluss von Mitgliedern<br />

8 Bewerbung der Community<br />

9<br />

10<br />

B<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Einführung eines neuen<br />

Fokus<br />

Splittung der Community in<br />

Teilgruppen<br />

Motivation, an Diskussion<br />

teilzunehmen<br />

(Zusätzliche)<br />

Initialstatements posten<br />

Offene, inhaltsbezogene<br />

Fragen stellen<br />

Einführung eines neuen<br />

Fokus<br />

Splittung der Community in<br />

Teilgruppen<br />

6 Aufnahme neuer Mitglieder<br />

7 Ausschluss von Mitgliedern<br />

8 ـــــ ײ ـــــ<br />

9 Foren schließen<br />

10<br />

11<br />

Splittung der Community in<br />

Teilgruppen<br />

Hinweis die Qualität der<br />

Beiträge zu verbessern<br />

12 Hinweis, zu argumentieren<br />

13<br />

14<br />

15<br />

Offene, inhaltsbezogene<br />

Fragen oder Statements<br />

posten<br />

Einführung eines neuen<br />

Fokus<br />

Hinweis die Länge der<br />

Beiträge zu erhöhen<br />

16 Hinweis, zu argumentieren<br />

Aufgabe, ökonomisch relevante und<br />

aktuelle Themen zu besprechen<br />

Teilgruppenbildung zu speziellem<br />

Thema<br />

Öffnen der Community (zeitlich,<br />

Mitglieder)<br />

Automatische Worterkennung mit<br />

Ausschluss<br />

Aufgabe, ökonomisch relevante und<br />

aktuelle Themen zu besprechen<br />

Aufgabe, ökonomisch relevante und<br />

aktuelle Themen zu besprechen<br />

Teilgruppenbildung zu speziellem<br />

Thema<br />

Aufgabe, ökonomisch relevante und<br />

aktuelle Themen zu besprechen<br />

Aufgabe, ökonomisch relevante und<br />

aktuelle Themen zu besprechen<br />

Aufgabe, ökonomisch relevante und<br />

aktuelle Themen zu besprechen<br />

Aufgabe, ökonomisch relevante und<br />

aktuelle Themen zu besprechen<br />

Teilgruppenbildung zu speziellem<br />

Thema<br />

Aufgabe, ökonomisch relevante und<br />

aktuelle Themen zu besprechen<br />

Automatische Worterkennung mit<br />

Ausschluss<br />

Detaillierte Registrierung als<br />

Hemmschwelle<br />

Benutzername entspricht<br />

Nachname<br />

- 155 -<br />

Erhöhung/Sinken der<br />

Anzahl an Mitgliedern<br />

0 0<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

0 0<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

0 0<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

0 0<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

0 0<br />

Veränderung der<br />

Zusammensetzung der<br />

Mitglieder<br />

0 0<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

0 0<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

0 0<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

0 0<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

0 0<br />

Erhöhung der Anzahl<br />

neuer Beiträge<br />

407 164<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

115 61<br />

ــــ ـ ײ ـــــ<br />

9 0<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

0 0<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

6 0<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

0 0<br />

Verringerung der<br />

Anzahl der Beiträge<br />

0 0<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

0 0<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

0 0<br />

Teilgruppenbildung zu spez. Thema ـــــ ײ ـــــ<br />

0 0<br />

Aufgabe, sich auf Content zu<br />

beziehen, Referenzen<br />

Aufgabe, sich auf Content zu<br />

beziehen, Referenzen<br />

Aufgabe, sich auf Content zu<br />

beziehen, Referenzen<br />

Aufgabe, sich auf Content zu<br />

beziehen, Referenzen<br />

Aufgabe, sich auf Content zu<br />

beziehen, Referenzen<br />

Aufgabe, sich auf Content zu<br />

beziehen, Referenzen<br />

Erhöhung der Qualität<br />

der Beiträge<br />

110 39<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

101 39<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

9 0<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

0 0<br />

Erhöhung der Länge<br />

der Beiträge<br />

28 13<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

101 39


17<br />

Abschweifende Mitglieder<br />

zurück zum Thema holen<br />

18 Teilgruppen bilden<br />

19<br />

C<br />

1<br />

Ermahnen der Mitglieder,<br />

Netiquette einzuhalten<br />

Motivation der Mitglieder,<br />

relevanten Content<br />

einzustellen<br />

2 ـــــ ײ ـــــ<br />

Kapitel 7: Selbstorganisierte Diskussionsforen in der Lehre<br />

Aufgabe, sich auf Content zu<br />

beziehen, Referenzen<br />

Automatische Worterkennung mit<br />

Ermahnung<br />

Detaillierte Registrierung als<br />

Hemmschwelle<br />

Aufgabe, Content einzustellen<br />

Fortgeschrittenen Content<br />

einstellen<br />

- 156 -<br />

Inhalte der Beiträge<br />

hinsichtlich Bezug zu<br />

Community-Zweck<br />

Erhöhung des<br />

Umfanges an<br />

relevantem<br />

Content<br />

393 109<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

- -<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

- -<br />

44 60<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

0 0<br />

3 ـــــ ײ ـــــ<br />

Keinen Content einstellen ـــــ ײ ـــــ<br />

0 0<br />

4 ـــــ ײ ـــــ<br />

Content-Mix einstellen ـــــ ײ ـــــ<br />

0 0<br />

5 ـــــ ײ ـــــ<br />

6<br />

7<br />

D<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Selbst relevanten Content<br />

zur Verfügung stellen<br />

Auswahl eines geeigneten<br />

Software Systems<br />

Hinweis, Content zu lesen<br />

Hinweis, Content zu<br />

referenzieren<br />

Auf den Content bezogene<br />

Fragen stellen<br />

Selbst Content<br />

referenzieren<br />

Aufgabe, sich auf Content zu<br />

beziehen, Referenzen<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

0 0<br />

Content zu Beginn einstellen ـــــ ײ ـــــ<br />

18 32<br />

Anerkanntes Software System<br />

einsetzen<br />

Aufgabe, sich auf Content zu<br />

beziehen, Referenzen<br />

Aufgabe, sich auf Content zu<br />

beziehen, Referenzen<br />

Aufgabe, sich auf Content zu<br />

beziehen, Referenzen<br />

Aufgabe, sich auf Content zu<br />

beziehen, Referenzen<br />

Einsatz von Diskussionsforen mit<br />

integriertem Content<br />

Einsatz von Diskussionsforen mit<br />

integriertem Content<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

� �<br />

Erhöhung der Nutzung<br />

von Content im<br />

Rahmen der<br />

Communication<br />

292 310<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

292 310<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

292 310<br />

ـــــ ײ ـــــ<br />

292 310<br />

Verbesserung der<br />

Konformität der<br />

Instrumente (z.B.<br />

availability of content)<br />

Verbesserung der<br />

Benutzerfreundlichkeit<br />

der Instrumente (z.B.<br />

handling)<br />

Tabelle 29: Effekt-äquivalente Interventionen<br />

0 0<br />

0 0<br />

Bei all jeden Interventionen, deren Auftrittshäufigkeit > 1 ist, handelt es sich um Effektäquivalente<br />

Interventionen für den Kontext dieser Studie. Interventionen, die in dieser Tabelle<br />

eine Auftrittshäufigkeit von 0 aufweisen, können in anderen Kontexten, beispielsweise in<br />

einer Online-Community, auftreten und somit zu Effekt-äquivalenten Interventionen werden.<br />

Beispiel 1: Im Aktionsbereich Community (A) wurden keine Intreventionen zur Aufnahme<br />

von Mitgliedern wie das Öffnen der Community gesetzt, daher änderte sich in den beiden<br />

Lehrveranstaltungen auch die Anzahl und die Zusammensetzung der Teilnehmer nicht (Zeilen<br />

1 und 6).<br />

Beispiel 2: Im Aktionsbereich Communication (B) wurde die Intervention „Aufgabe,<br />

ökonomisch relevante und aktuelle Themen zu besprechen“ gesetzt, wodurch in der LV EWM<br />

407 neue Beiträge gepostet wurden (Zeile 1) sowie 115 Initialstatements von Studierenden<br />

gepostet wurden (Zeile 2).


Kapitel 7: Selbstorganisierte Diskussionsforen in der Lehre<br />

Da es nicht Ziel war, Veränderungen im Aktionsbereich Community herbeizuführen und in<br />

diesem Aktionsbereich auch keine Aktionen gesetzt wurden, konnten auch die Interventionen<br />

zu keinen Effekten führen. Dies bezieht sich auch auf diesbezügliche Interventionen im<br />

Aktionsbereich Communication. Auch Interventionen wie die automatische Worterkennung<br />

oder die detaillierte Registrierung sind hier aus Gründen der Vollständigkeit erwähnt, spielen<br />

aber im Universitätskontext (geschlossene Communities) kaum eine Rolle, sondern eher bei<br />

öffentlichen Foren.<br />

An dieser Stelle werden die in dieser Studie aufgetretenen effekt-äquivalenten<br />

Interventionen zusammengefasst dargestellt und hinsichtlich ihrer Bedeutung interpretiert:<br />

· Aufgabe, ökonomisch relevante und aktuelle Themen zu besprechen<br />

· Teilgruppenbildung zu speziellem Thema<br />

· Aufgabe, sich auf Content zu beziehen, Referenzen<br />

· Aufgabe, Content einzustellen<br />

· Content zu Beginn einstellen<br />

· Anerkanntes Software System einsetzen<br />

Interpretation der Ergebnisse der Umsetzung effekt-äquivalenter Interventionen:<br />

Intervention: „Aufgabe, ökonomisch relevante und aktuelle Themen zu besprechen“<br />

Durch die Intervention „ökonomisch relevante und aktuelle Themen zu besprechen“ wurde<br />

die Anzahl an Beiträgen beträchtlich erhöht, die den Auswertungen der Zahlen entnommen<br />

werden kann.<br />

Dadurch werden Aufgaben von e-Moderatoren wie die Motivation der Studierenden, an<br />

der Diskussion teilzunehmen, Initialstatements zu posten oder offene, inhaltbezogenen Fragen<br />

stellen zu müssen, reduziert.<br />

Intervention: „Teilgruppenbildung zu speziellem Thema“<br />

Infolge der Intervention „Teilgruppen zu spez. Thema“ werden dieselben Effekte erzielt.<br />

Intervention: „Aufgabe, sich auf Content zu beziehen, Referenzen“<br />

Die Intervention „Aufgabe, sich auf Content zu beziehen, Referenzen“ führt zu einer<br />

verstärkten Argumentation sowie zu dem Effekt, dass die Gefahr gebannt wird, vom Thema<br />

abzukommen. Aufgrund der verstärkten Argumentation erhöht sich indirekt auch die Länge<br />

der Beiträge.<br />

Diese Intervention erspart es dem e-Moderator Hinweise, die Qualität der Beiträge zu<br />

erhöhen, zu argumentieren und die Aufgabe, offene, inhaltsbezogene Fragen zu stellen. Dem<br />

e-Moderator wird durch diese Intervention zur Integration von Communication und Content<br />

insbesondere die zeitaufwändige Tätigkeit, das Lesen aller Beiträge, erspart. Vom Thema<br />

abschweifende Teilnehmer müssen nicht mehr zurück zum Thema geholt werden. Des<br />

Weiteren werden Tätigkeiten reduziert, wie Hinweise, Content zu lesen oder zu referenzieren<br />

- 157 -


Kapitel 7: Selbstorganisierte Diskussionsforen in der Lehre<br />

sowie Content-bezogene Fragen zu stellen. Die Nutzung des Content im Rahmen der<br />

Communication wird deutlich erhöht und dadurch die gewünschten Effekte erreicht.<br />

Intervention: „Aufgabe, Content einzustellen“<br />

Diese Intervention, Content einzustellen, bewirkt eine Erhöhung des Umfanges an Content<br />

durch die Studierenden und erspart dem e-Moderator die Hinweise, Content einzustellen.<br />

Intervention: „Content zu Beginn einstellen“<br />

Die Intervention, dass der e-Moderator selbst zu Beginn, d.h. in der Konzeptionsphase der<br />

Diskussionsforen, Content einstellt, hat ebenfalls zu einer Erhöhung des relevanten Content<br />

geführt. Ob allerdings die Interventionen, keinen, nur Basis-, nur fortgeschrittenen oder einen<br />

Mix aus Content Wirkungen erzielen, kann im Rahmen dieser Untersuchung nicht beurteilt<br />

werden. Grund dafür ist die Tatsache, dass diese Interventionen nur in den ausschließlich<br />

freiwilligen Foren gesetzt wurden, die von den Studierenden kaum genützt wurden.<br />

Intervention: „Anerkanntes Software System einsetzen“<br />

Die Intervention, ein anerkanntes Software System für den Einsatz in Lehrveranstaltungen<br />

auszuwählen und einzusetzen, wird ebenfalls als positiv bewertet, aufgrund der guten<br />

Ergebnisse hinsichtlich des Anteils an freiwilligen Statements durch Studierende.<br />

7.2.6 Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

Hier werden die Ergebnisse aus der Studie „Diskussionsforen als Social Software in der<br />

Lehre“ zusammengefasst und zwar erneut hinsichtlich der Bedeutung für die Forschungsfrage<br />

„Wie können Communityware Systems wie Diskussionsforen, Wikis und Blogs effektiv und<br />

effizient in der höheren Lehre eingesetzt werden?“<br />

Insbesondere geht es darum, ob es durch die Umsetzung von effekt-äquivalenten<br />

Interventionen gelungen ist, ein Communityware System zu finden, das sowohl für<br />

Studierende als auch für Lehrende effektiv und effizient einsetzbar ist.<br />

Dabei sollten in dieser dritten Untersuchung die Ergebnisse der ersten beiden Studien mit<br />

berücksichtigt werden:<br />

Das Ergebnis der ersten Studie, bei der sich der Einsatz von moderierten Diskussionsforen<br />

als effektiv aber nicht effizient herausgestellt hat, sollte bezogen auf die Effektivität<br />

aufrechterhalten werden.<br />

Die Erkenntnis der zweiten Studie, dass der Hauptunterschied zwischen Social Software<br />

und Diskussionsforen im Grad der Integration zwischen Content und Communication liegt,<br />

sollte ebenfalls über die Effekt-äquivalenten Interventionen aufgegriffen werden. worin die<br />

Ursache für die Effizienz des Einsatzes gesehen wurde<br />

Ebenfalls überprüft wurde die Auswirkung der Anwendung des C²CM in der<br />

Konzeptionsphase auf die Effektivität der Diskussionsforen.<br />

- 158 -


Effektivität<br />

Kapitel 7: Selbstorganisierte Diskussionsforen in der Lehre<br />

Die Effektivität besteht wiederum darin, ob ein effektiver Wissenstransfer und -austausch<br />

stattgefunden hat. Gemessen wird die Effektivität über den freiwilligen Anteil an Statements<br />

durch Studierende.<br />

Wie die Auswertung der Zahlen gezeigt hat, konnte der Anteil an freiwilligen Statements<br />

durch die Studierenden deutlich erhöht werden.<br />

Die Ergebnisse zeigen somit, dass die Effektivität, die in der ersten Studie bereits<br />

gemessen wurde, bestätigt werden kann, sie ließ sich durch die Effekt-äquivalenten<br />

Interventionen sogar noch steigern.<br />

Noch wichtiger ist daher, ob aufgrund der Gestaltung der Diskussionsforen als<br />

selbstorganisierte Social Software auch die Effizienz des Einsatzes festgestellt werden kann.<br />

Effizienz<br />

Die Effizienz des Einsatzes von selbstorganisierten Diskussionsforen wird über den Grad<br />

der Eigenständigkeit der Studierenden gemessen.<br />

Wie bei der Auswertung der Zahlen ausführlich beschrieben wurden, erwies sich der<br />

Anteil an eigenständigen Statements durch Studierende sowie die Reaktionen darauf als sehr<br />

hoch. Der Arbeitsaufwand für die e-Moderatoren, die weder die Beiträge lesen mussten, noch<br />

motivierende Statements etc. posten mussten, erwies sich als äußerst gering, was am relativen<br />

Anteil der Beteiligung der e-Moderatoren ersichtlich ist.<br />

Aufgrund der Ergebnisse, die sich aus den Auswertungen der Diskussionsforen ergeben<br />

haben, hat sich darüber hinaus die Umsetzung der Effekt-äquivalenten Interventionen als<br />

äußerst effizient herausgestellt. Der Großteil der gewünschten Effekte wurde erreicht.<br />

Laut den Zahlen und im Vergleich zur ersten Studie ist das Gesamtergebnis sogar deutlich<br />

besser. Die am Ende von Kapitel 6 getroffene Annahme:<br />

Der Einsatz von selbstorganisierten Diskussionsforen ist effektiv und effizient<br />

kann somit bestätigt werden.<br />

- 159 -


Kapitel 8: Interventionenkatalog & Guideline<br />

8 INTERVENTIONENKATALOG & GUIDELINE<br />

In diesem Kapitel wird der Interventionenkatalog zur Entlastung von e-Moderatoren beim<br />

Einsatz von Diskussionsforen in der Lehre vorgestellt. Es erfolgt eine detaillierte<br />

Beschreibung der Effekt-Äquivalenz der einzelnen Interventionen bezogen auf die Aktionen<br />

von e-Moderatoren, die dadurch reduziert werden können. Zusätzlich werden auch effektäquivalente<br />

Interventionen beschrieben, die unabhängig vom Kontext Lehre umgesetzt<br />

werden können, da heißt, die sich für Diskussionsforen in offenen Communitites eignen, wie<br />

sie im Internet häufig zu finden sind.<br />

Im Anschluss daran wird ein Guideline beschrieben, der spezifische Einsatzmöglichkeiten<br />

für Blogs und Wikis in der Lehre beinhaltet. Aufgrund der aktuellen Dynamik, der diese<br />

Tools unterliegen, wird kein Anspruch auf Vollständigkeit der beschriebenen Szenarien<br />

erhoben. Es soll vielmehr die Grundintention dieser Instrumente anhand von konkreten<br />

Beispielen geboten werden.<br />

8.1 Interventionenkatalog für den Einsatz von selbstorganisierten<br />

Diskussionsforen<br />

Unsere Studien zeigen, dass e-Moderatoren entlastet werden können, indem Effektäquivalente<br />

Interventionen beim Einsatz von selbstorganisierten Diskussionsforen eingesetzt<br />

werden. Das heißt jedoch nicht, dass e-Moderatoren gänzlich ersetzt werden sollen oder<br />

müssen. Der Interventionenkatalog, der im Folgenden präsentiert wird, unterstützt e-<br />

Moderatoren dabei, Online-Community Umgebungen zu schaffen, die weniger Aktionen von<br />

ihrer Seite bedürfen. Dadurch eröffnen sich für die e-Moderatoren neue Freiräume für<br />

wichtigere Aufgaben als organisatorische, wie die Betreuung der Studierenden auf einem<br />

persönlicheren oder inhaltlicheren Level. Darüber hinaus wird durch die Umsetzung von<br />

Interventionen die Selbständigkeit, Selbstorganisation und Initiative der Studierenden<br />

gefördert. Durch eine Institution wie den e-Moderator, die den Studierenden vorschreibt,<br />

wann was zu tun ist (z.B. postet öfter, schreibt offenen Fragen, argumentiert etc.) fühlen sich<br />

Studierende in manchen Fällen bevormundet und verweigern erst recht ihre aktive Teilnahme.<br />

Indem man die Spielregeln (Interventionen) erklärt bzw. gewisse Interventionen zu Beginn<br />

setzt und damit den Studierenden einen Gestaltungsspielraum überlässt, bietet man, wie man<br />

in der letzten Studie gesehen hat, den Studierenden die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden.<br />

Es bedarf nur weniger Interventionen, die gezielt eingesetzt, den Arbeitsaufwand für e-<br />

Moderatoren in der Lehre beträchtlich reduzieren. Der Hauptverdienst der Effektäquivalenten<br />

Interventionen liegt darin, dass die einzelnen Beiträge nicht mehr gelesen<br />

werden müssen, was den größten Aufwand der Moderationstätigkeit bedeutet. Die folgenden<br />

effekt-äquivalenten Interventionen sind die Ergebnisse der dritten Studie, deren Umsetzung<br />

sich als erfolgreich erwiesen hat. Sie sollen an dieser Stelle noch einmal detailliert<br />

beschrieben werden hinsichtlich der Aktionen von e-Moderatoren, die sie reduzieren bzw.<br />

ersetzen können und der Effekte, die durch sie erzielt werden:<br />

- 160 -


Kapitel 8: Interventionenkatalog & Guideline<br />

· Aufgabe, ökonomisch relevante und aktuelle Themen zu besprechen<br />

· Aufgabe, sich auf Content zu beziehen, Referenzen<br />

· Aufgabe, Content einzustellen<br />

· Content selbst zu Beginn einstellen<br />

· Teilgruppenbildung zu spez. Thema<br />

· Anerkanntes Software System einsetzen<br />

1.) „Aufgabe, ökonomisch relevante und aktuelle Themen zu besprechen“<br />

Durch die Intervention „ökonomisch relevante und aktuelle Themen zu besprechen“ wird<br />

die Anzahl an Beiträgen beträchtlich erhöht, wie den Auswertungen der Zahlen der dritten<br />

Studie entnommen werden kann. Dadurch werden Aufgaben von e-Moderatoren reduziert wie<br />

die Motivation der Studierenden, an der Diskussion teilzunehmen, Initialstatements zu posten<br />

oder offene, inhaltbezogenen Fragen stellen zu müssen.<br />

2.) „Aufgabe, sich auf Content zu beziehen, Referenzen“<br />

Die Intervention „Aufgabe, sich auf Content zu beziehen, Referenzen“ führt zu einer<br />

Steigerung der Qualität der Beiträge. Dies ist auf eine verstärkte Argumentation und den<br />

damit verbundenen direkten Bezug zum Thema zurückzuführen. Aufgrund der<br />

ausführlicheren Argumentation erhöht sich indirekt auch die Länge der Beiträge.<br />

Diese Intervention erspart es dem e-Moderator, Hinweise, die Qualität der Beiträge zu<br />

erhöhen, zu argumentieren und die Aufgabe, offene, inhaltsbezogene Fragen zu stellen. Dem<br />

e-Moderator wird durch diese Intervention zur Integration von Communication und Content<br />

insbesondere die zeitaufwändige Tätigkeit, das Lesen aller Beiträge, erspart. Vom Thema<br />

abschweifende Teilnehmer müssen nicht mehr zurück zum Thema geholt werden. Des<br />

Weiteren werden Tätigkeiten reduziert, wie Hinweise, Content zu lesen oder zu referenzieren,<br />

sowie Content-bezogene Fragen zu stellen. Die Nutzung des Content im Rahmen der<br />

Communication wird deutlich erhöht und dadurch die gewünschten Effekte erreicht.<br />

3.) „Aufgabe, Content einzustellen“<br />

Diese Intervention, die Aufgabe der Studierenden selbst Content einzustellen, bewirkt eine<br />

Erhöhung des Umfanges an Content durch die Studierenden und erspart dem e-Moderator die<br />

laufenden Hinweise, Content einzustellen. Dadurch sind die Studierenden darüber hinaus<br />

gezwungen, sich mit Inhalten zum Thema auseinanderzusetzen. Im universitären Kontext<br />

sollte es sich hierbei sinnvoller Weise um die Aufgabe handeln, wissenschaftlichen Content<br />

einzustellen.<br />

4.) „Content zu Beginn einstellen“<br />

Die Intervention, dass der e-Moderator selbst zu Beginn, d.h. in der Konzeptionsphase der<br />

Diskussionsforen, Content einstellt, führt ebenfalls zu einer Erhöhung des relevanten Content.<br />

Ob allerdings die Interventionen, keinen, nur Basis-, nur fortgeschrittenen oder einen Mix aus<br />

Content Wirkungen erzielen, kann im Rahmen dieser Untersuchung nicht beurteilt werden.<br />

Grund dafür ist die Tatsache, dass diese Interventionen nur in den ausschließlich freiwilligen<br />

- 161 -


Kapitel 8: Interventionenkatalog & Guideline<br />

Foren gesetzt wurden, die von den Studierenden kaum genützt wurden, vermutlich aufgrund<br />

der großen Anzahl an Pflichtforen.<br />

5.) „Teilgruppenbildung zu speziellem Thema“<br />

Infolge der Intervention „Teilgruppen zu speziellem Thema“ können zu heterogene<br />

Diskussionsgruppen geteilt werden. Dadurch können die einzelnen Gruppen spezifischer<br />

untereinander diskutieren und müssen sich nicht unter einer großen Anzahl an Teilnehmern<br />

jene mit dem gleichen Interessensschwerpunkt und Wissenshintergrund heraussuchen. Durch<br />

diese Intervention wird vermieden, dass der e-Moderator unterschiedliche Initialstatements<br />

posten muss, um die einzelnen Untergruppen gezielt ansprechen zu können.<br />

6.) „Anerkanntes Software System einsetzen“<br />

Die Intervention, ein anerkanntes Software System für den Einsatz in Lehrveranstaltungen<br />

auszuwählen und einzusetzen, ist insofern sinnvoll, als der Schwerpunkt nicht auf der Lösung<br />

technischer Schwierigkeiten liegen soll und Hilfestellungen liegen soll, sondern auf einem<br />

inhaltlichen Wissensaustausch.<br />

Weitere Interventionen, die in diesem Kontext aufgrund der durch die an die Dauer der<br />

Lehrveranstaltungen gebundenen geschlossenen Communities zum Teil nicht gesetzt wurden<br />

oder keine Wirkung erzielten, jedoch in offenen Communities zum Tragen kommen können,<br />

werden hier vorgestellt:<br />

„Öffnen der Community“<br />

Durch das Öffnen einer zeitlich oder teilnehmermäßig geschlossenen Community kann die<br />

Diskussion der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, wodurch wieder neue,<br />

innovative Aspekte in die Diskussion einfließen können. Wenn immer die selben Teilnehmer<br />

über „ihr“ Spezialthema diskutieren, besteht die Gefahr, dass die Diskussion irgendwann<br />

einschläft oder immer um die selben Punkte herumdiskutiert wird, ohne dann ein neuer<br />

Aspekt dazukommt. Auf diese Art ist es schwieriger, etwas Innovatives entwickeln zu<br />

können. Durch die Anzahl an neuen Teilnehmern und der damit zusammenhängenden neuen<br />

Zusammensetzung der Mitglieder kommen aber nicht nur neue Aspekte hinzu, auch die<br />

Anzahl an Diskussionsbeiträgen erhöht sich. Ebenso, wie ein großer Vorteil dieser<br />

Intervention darin liegt, neue, interessante Experten dazu gewinnen zu können, besteht eine<br />

Gefahr dieser Intervention darin, dass durch die neuen Teilnehmer wieder alte, schon längst<br />

besprochene Inhalte wieder aufgegriffen werden. Dies ließe sich durch das Mitführen eines<br />

Themenprotokolls leicht abwenden.<br />

„Automatische Worterkennung mit Ausschluss oder Ermahnung“<br />

Durch einfache, am Markt erhältliche Systeme wie automatische Worterkennungs-<br />

Software lassen sich Teilnehmer, die rechtradikale oder sonstige illegale oder unpassende<br />

Äußerungen von sich geben, schnell eliminieren. Die Kontrolle durch e-Moderatoren kann in<br />

diesem Fall leider nicht gänzlich ersetzt werden, da solche Systeme leicht überlistet werden<br />

können, indem Anfangsbuchstabe und Punkte geschrieben werden, wobei aus dem Kontext<br />

die Bedeutung dieses Wortes klar wird.<br />

- 162 -


Kapitel 8: Interventionenkatalog & Guideline<br />

„Detaillierte Registrierung als Hemmschwelle, z.B. Benutzername entspricht Nachname“<br />

Eine detaillierte Registrierung, bei der beispielsweise der Benutzername dem Nachnamen<br />

des Teilnehmers entspricht oder die Organisation und e-Mail-Adresse angegeben werden<br />

muss, etc. kann als Hemmschwelle dienen, gegen die Netiquette zu verstoßen.<br />

„Einsatz von Diskussionsforen mit der Möglichkeit, Content über Hyperlinks zu<br />

integrieren“<br />

Durch den Einsatz von Diskussionsforen mit integriertem Content, um direkt Hyperlinks<br />

auf Content setzen zu können und nicht der Diskussionsbereich verlassen zu müssen, um zur<br />

angeführten Literatur zu gelangen, wird der Anreiz erhöht, Content einzustellen. Darüber<br />

hinaus wird dadurch die Argumentation in den Diskussionsbeiträgen erhöht, was zu einer<br />

Qualitätssteigerung und einer Steigerung der Länge der Beiträge führt.<br />

8.2 Guideline für den Einsatz von Social Software<br />

Im folgenden Abschnitt wird ein Guideline für den Einsatz von Social Software in der Lehre<br />

präsentiert. Dabei werden allgemeine Beispiele für Einsatzmöglichkeiten präsentiert.<br />

Aufgrund der Tatsache, dass die Lehre im Allgemeinen sehr kontextspezifisch ist, werden die<br />

wichtigsten Szenarien beschrieben ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Diese<br />

Beispiele sollen Anregungen liefern und sind somit beliebig erweiterbar auf andere<br />

Lernsituationen.<br />

Funktion BLOG Beispiel WIKI Beispiel<br />

Kommunikation Personenblog<br />

über Trackback-<br />

Funktion verbinden<br />

- 163 -<br />

Kommunikationsplattform<br />

Themenorientierte<br />

Communities<br />

Community-Blog Brainstorming inkl. Videokonferenztool<br />

Information CMS Links sammeln<br />

Informationsplattform<br />

Publikationen<br />

Kategorien anlegen Enzyklopädien, Lexika<br />

Kommentare einfügen Homepage<br />

Kollaboration Projektarbeit Dokumentation Projektarbeit Projektplanung<br />

Sitzungsprotokolle<br />

Erstellung von<br />

Protokollen<br />

Kollaborative<br />

Erstellung von<br />

Dokumenten<br />

Interuniversitäterer<br />

Einsatz<br />

Statusberichte<br />

Ergebnisse<br />

Termine<br />

Entscheidungen<br />

Wissenschaftliche<br />

Artikel<br />

Kollaborative<br />

Erstellung von<br />

Dokumenten<br />

Wissenschaftliche Artikel<br />

(Abschluss)-Arbeiten<br />

Interuniversitärer<br />

Einsatz<br />

(Abschluss)-Arbeiten<br />

Living-Documents: Peer-<br />

Review<br />

Tabelle 30: Einsatzmöglichkeiten für Wikis und Blogs in der Lehre<br />

In der Tabelle erfolgt eine Zusammenfassung wesentlicher Einsatzmöglichkeiten von<br />

Wikis und Blogs in der universitären Lehre. Es wurde eine Unterteilung nach


Kapitel 8: Interventionenkatalog & Guideline<br />

Kommunikations-, Informations- und Kollaborationsfunktionen vorgenommen. In weiterer<br />

Folge sollen einige Beispiele im Detail beschrieben werden. Zunächst werden konkrete<br />

Einsatzmöglichkeiten für Blogs in der Lehre vorgestellt, im Anschluss daran Beispiele für den<br />

Einsatz von Wikis präsentiert.<br />

8.2.1 Blogs in der Lehre<br />

Der Einsatz von Weblogs in der Lehre, auch EduBlogging (von Education Blogging, auch:<br />

BildungsBlog, LernBlog etc.) genannt, ist im europäischen Raum (noch) sehr wenig<br />

verbreitet, aber es ist sicher nur eine Frage der Zeit bis sich der Boom auch hier niederschlägt.<br />

Vereinzelt findet man Universitäten, in denen ein Blog in der Lehre eingesetzt wird.<br />

Beispielsweise werden an der Universität Aachen eine Reihe von Seminaren angeboten, die<br />

seit einigen Semestern zur Unterstützung der Präsenzlehre und Projektarbeit Blogs<br />

verwenden.<br />

In den USA hingegen gibt es schon seit längerem eine EduBlogger-Szene, die aus<br />

Bloggern, hauptsächlich Pädagogen, in unterschiedlichen Bildungsbereichen besteht. Z.B.<br />

Educational Blogger Network (edBlogNet) aus dem Bay Area Writing Project der Uni<br />

Berkeley bei San Francisco. Hier arbeiten Lehrer und Unternehmen zusammen, die Blogs in<br />

der Lehre oder im Bildungswesen einsetzen.<br />

Man darf allerdings nicht den Fehler machen, Weblogs als Format (kommentierte<br />

Linkliste) und als Tools zu verwechseln. Während sich Weblogs als Tools im Projektstudium<br />

hervorragend zur Koordination der Gruppenarbeit eignen, erweist sich das Format des<br />

klassischen Einpersonenblogs eher als ungeeignet.<br />

Im Folgenden werden Beispiele für den Einsatz von Blogs in der Lehre gebracht, wobei<br />

eine Zuordnung entsprechend Tab. 30 nach den Funktionen erfolgt, die erfüllt werden sollen.<br />

Kommunikationsfunktion<br />

Eine Möglichkeit, Blogs in der Lehre einzusetzen, ist, jedem Studierenden einen<br />

persönlichen Blog einzurichten. Der Lehrende bzw. das Vorlesungsteam führt ebenfalls einen<br />

eigenen Blog, um Material und Aufgaben zu publizieren. Diese werden von den Studierenden<br />

selbständig in ihrem eigenen Blog bearbeitet, wo sie auch gefundenes Material ablegen<br />

können. Dies hat den Vorteil, dass jeder Studierende automatisch seinen eigenen Workspace<br />

hat und nicht in unterschiedlichen Systemen gleichzeitig arbeiten muss. Die Studierenden<br />

können bei Schwierigkeiten direkt mit Kollegen in Kontakt treten. Über die so genannte<br />

„Trackback“-Funktion können sich die Mitglieder der Blog-Community gegenseitig über<br />

Beiträge, die sich aufeinander beziehen, benachrichtigen, indem sie einen „Ping“ zum<br />

fremden Weblog schicken. Da es sich bei dieser Form des Einsatzes um eine sehr aufwändige<br />

Variante, was das Erstellen angeht, handelt, wird dies eher empfohlen für eine<br />

Studienrichtung mit wenigen Studierenden, die über mehrer Semester relativ konstant bleibt.<br />

Durch die Möglichkeit, Dokumente einzustellen, entfällt das lästige Verschicken von<br />

Dokumente per E-Mail, das oft zu Cross-Sendungen führt, bis keiner mehr weiß, was denn<br />

nun die aktuelle Version eines Dokumentes sei. Man bearbeitet ein Dokument gegebenenfalls<br />

- 164 -


Kapitel 8: Interventionenkatalog & Guideline<br />

und lädt es dann einfach wieder auf die Plattform. Sofort ist für jeden ersichtlich, dass sich<br />

etwas geändert hat, meist durch den Zusatz (neu) oder (geändert).<br />

Eine noch nicht sehr weit verbreitete Form von Weblogs ist der sogenannte Community-<br />

Blog. Hierbei schreiben mehrere Personen gemeinsam an einem bestimmten Thema oder<br />

tauschen Ideen aus. Auf diese Art und Weise dienen Weblogs als moderne Form des<br />

Brainstormings. Neue Studierende haben über Community-Blogs die Möglichkeit, das<br />

universitäre Umfeld kennen zu lernen und Kontakte zu anderen Studierenden zu schließen.<br />

Informationsfunktion<br />

Im Rahmen einer Lehrveranstaltung können Inhalte (Learning Content) über ein Weblog<br />

als Content-Management-System kommuniziert werden. Die wesentlichen Vorteile liegen in<br />

der einfachen Möglichkeit der Aktualisierung, dem interaktiven Charakter, der Studenten zu<br />

Beiträgen einlädt und einfache Aufbereitung von Inhalten und Darstellung. Durch die<br />

Verwendung des RSS 4 Formates bleiben die Studenten immer auf dem aktuellen Stand und<br />

lernen damit „nebenbei“ neue Entwicklungen und Trends in der praktischen Anwendung<br />

sowie die Umsetzung von XML kennen.<br />

Ein Weblog eignet sich insbesondere, um Material zu sammeln bzw. bereitzustellen. Für<br />

die Studierenden kann ein Weblog auch als virtuelles Community-Treffen etabliert werden.<br />

Es können darin Links gesammelt werden, was dem klassischen Einsatzgebiet von Blogs<br />

entspricht, bei dem nur Webadressen gefunden und dann kommentiert werden. Des Weiteren<br />

können nach thematischen Kategorien strukturierte Themen diskutiert werden und somit ein<br />

Austausch neben der Lehrveranstaltung ermöglicht werden. Eine wirklich umfangreiche<br />

Diskussion wie es in Diskussionsforen möglich ist, kann in Weblogs nicht geführt werden, da<br />

die Kommentarfunktion von Weblogs nicht skalierbar ist - Kommentare sind immer linear<br />

angeordnet, es gibt keine hierarchische Verschachtelung, kein „Threading“ von Kommentaren<br />

wie in Diskussionsforen.<br />

Die Kategorien und Themen müssen dabei sehr sorgfältig ausgewählt werden. Wählt man<br />

zu viele, sind die Studierenden überfordert, wählt man zu wenige, werden viele Beiträge<br />

keinen Kategorien zugeordnet und der Blog wird sehr schnell sehr unübersichtlich.<br />

Je nach der Vergabe von Schreib- und Leserechten können hier die Studierenden nur den<br />

vom Lehrenden zur Verfügung gestellten Content lesen und kommentieren oder auch selbst<br />

den Content mit zusätzlichem Material bereichern. Dies empfiehlt sich allerdings nur, wenn<br />

die Gruppe der Studierenden nicht zu groß ist oder zeitlich begrenzt ist. Ansonsten wäre es<br />

sinnvoller ein Wissensmanagement-System mit Diskussionsforen zu verwenden, da diese<br />

stärker strukturierte Ablagemöglichkeiten unterstützen.<br />

4 RSS-Feeds sind XML-Dateien, die die Einträge des Weblogs in maschinenlesbarer Form enthalten. Sie<br />

können mit so genannten »RSS-Aggregatoren« oder »Newsaggregatoren« (oft auch: »RSS-Reader« oder<br />

»Feedreader«) gelesen werden. Die Abkürzung RSS wird uneinheitlich verwendet und steht für »Rich Site<br />

Summary«, »RDF Site Summary« oder aber »Really Simple Syndication«. (Röll 2005, S. 8)<br />

- 165 -


Kollaborationsfunktion<br />

Kapitel 8: Interventionenkatalog & Guideline<br />

Weblogs können auch sehr gut zur Dokumentation von Projekten eingesetzt werden,<br />

dennoch hat sich diese Einsatzmöglichkeit noch nicht gänzlich durchgesetzt trotz der<br />

billigeren Variante zu kommerziellen <strong>Know</strong>ledge-Management-Systemen:<br />

Blogs eignen sich primär sehr gut für die Distribution von Informationen, wie<br />

Dokumentationen über zu erledigende oder erledigte Aufgaben, die Vorstellung neuer<br />

Teilnehmer, Änderungen von Zuständigkeiten, Termine, Statusberichte, Sitzungsprotokolle,<br />

Ergebnisse bzw. Entscheidungen von Gesprächen und kurze Statements zum Fortschritt von<br />

Arbeitsgruppen etc. Ein Weblog lohnt sich schon für die Projektabwicklung von mindestens<br />

zwei Personen. Ein eventuell hinzu kommendes Projektmitglied kann sich schnell einen<br />

Überblick über den Status verschaffen.<br />

8.2.2 Wikis in der Lehre<br />

Auch im Zusammenhang von Wikis in der Lehre kann von so genannten EduWikis (auch:<br />

BildungsWiki, LernWiki etc.) gesprochen werden. Über Wikis können Informationen aus den<br />

verschiedenen Fachgebieten durch Links miteinander verknüpt werden. Lernende haben die<br />

Möglichkeit, Problemstellungen fachübergreifend zu bearbeiten (vgl. Streif 2004, S. 38).<br />

Zu den Pionieren des Einsatzes von Wikis in der Bildung gehört Mark Guzdial. Er<br />

entwickelte mit Squeak und dem CoWeb schon sehr früh einen Wiki-Clone, den er auch<br />

seitdem in der Lehre einsetzt. Im Jahre 2000 legte Guzdial einen Katalog vor, in dem er<br />

bereits 25 verschiedene Szenarien für die Nutzung seines Wiki in der Hochschullehre<br />

beschrieb (Guzdial 2000). Auch wenn es bis heute nur wenig empirische Studien zur<br />

Wikinutzung im Bildungsbereich gibt, finden sich bereits einige wertvolle Best-Practice-<br />

Beschreibungen.<br />

Die Zahl an Wikis an Universitäten bei uns steigt langsam aber kontinuierlich, während<br />

EduWikis in den USA schon länger verbreitet sind. Die FU Berlin bietet beispielsweise einen<br />

eigenen Wikiserver (http://fu.freezope.org/fuwiki/FrontPage) an mit eigenen Kategorien wie<br />

UniWiki, BiologieWiki, InformatikWiki etc. Auch die FH-Weihenstephan (http://fhwbix4.biz.fh-weihenstephan.de/bi-wiki/index.php/Hauptseite)<br />

ist ein schönes Beispiel für ein<br />

BildungsWiki. Unter http://universitywikinodewiki.wikia.com/wiki/University-wikis findet<br />

man eine Liste an Links zu Universitäten an denen Wikis eingesetzt werden.<br />

Die möglichen Anwendungsbereiche von Wikis sind sehr vielfältig. So wie bei E-Mail<br />

handelt es sich um eine allgemein einsetzbare Technologie. Dabei ist häufig eine<br />

Kombination von Anwendungen anzutreffen: An einer Universität kann ein Wiki als<br />

informelle Kommunikationsplattform, als Informationssystem, als E-Learning-Komponente<br />

für Lehrveranstaltungen, zur Gestaltung von Homepages für Institute, zur Publikation von<br />

Artikeln usw. eingesetzt werden.<br />

Einsatzmöglichkeiten von Wikis in der Lehre:<br />

· Informationsplattform (Homepage, Publikationsplattform)<br />

· Kommunikationsplattform<br />

- 166 -


· Projektarbeiten (Planung, Protokolle)<br />

Kapitel 8: Interventionenkatalog & Guideline<br />

· Kollaborative Erstellung von Dokumenten<br />

· Interuniversitärer Einsatz<br />

Wikis eignen sich aufgrund ihres primären Zwecks, der gemeinsamen Erstellung von<br />

Content, sehr gut als Informationsplattformen. Das bekannteste Beispiel, Wikipedia, zeigt,<br />

wie man mit Wikis ganze Enzyklopädien oder Lexika gemeinschaftlich erstellen kann.<br />

Ebenso ließen sich beispielsweise für einen Fremdsprachenfach (Fach-)Wörterbücher<br />

erstellen. Eine weitere Einsatzmöglichkeit von Wikis liegt in der Verwendung eines Wikis als<br />

e-Portfolio. So könnte zum Beispiel ein Universitätsinstitut seine Veröffentlichungen oder<br />

auch die Bakkalaureats- oder Diplomarbeiten sowie <strong>Dissertation</strong>en der Studierenden in einem<br />

Wiki sammeln.<br />

Wikis sind auch für den Einsatz als Kommunikationsplattformen sehr gut geeignet. Im<br />

universitären Kontext stehen hierbei insbesondere themenorientierte Communities im<br />

Vordergrund.<br />

Ebenso wie Blogs können auch Wikis für Projektarbeiten eingesetzt werden, insbesondere<br />

für die Projektplanungsphase eignen sich Wikis sehr gut. Fixe Bestandteile eines Projekts,<br />

wie der Projektbeginn oder das -ende können vom Lehrenden (Administrator, VO-Team, etc)<br />

gesperrt werden, indem nur Leserechte vergeben werden. Noch besser ist es im universitären<br />

Bereich allerdings, wenn ein Tool ganz in die Selbständigkeit und Verantwortung der<br />

Studierenden analog zu den Projektgruppen übergeben und nur das Ergebnis verlangt wird,<br />

eine entsprechende Einschulung in Technik und Verwendungsmöglichkeiten vorausgesetzt.<br />

Eine Form des Schutzes kann in der Vergabe von Leserechten an die anderen Projektgruppen<br />

und Schreib- und Leserechten für das eigene Projekt erzielt werden.<br />

Eine wichtige Rolle bei Projekten spielt die Erstellung von Protokollen. In Wikis können<br />

Ergebnisse und Erkenntnisse abgelegt werden. Einzelne Stellen können von<br />

Projektmitgliedern ergänzt werden.<br />

Ebenso eignen sich Wikis für die kollaborative Texterstellung, z.B. die gemeinsame<br />

Erstellung einer Gruppenarbeit in Form eines Dokumentes. Über eine diskursive Arbeitsweise<br />

lassen sich Inhalt und Diskussion verbinden, was dazu führt, dass die Kommunikation direkt<br />

am und im Thema stattfindet. Die laufende Diskussion kann damit jederzeit überarbeitet<br />

werden oder fortgesetzt werden.<br />

Auch Wikis eignen sich gut für einen interuniversitären Einsatz mit einer<br />

Partneruniversität, die beispielsweise eine ähnliche Lehrveranstaltung anbietet. Man könnte<br />

universitätsübergreifende Projektgruppen aus Studierenden bilden, die gemeinsam über ein<br />

Wiki diskutieren und ihre Endarbeit verfassen.<br />

Zukünftige Szenarien bezogen auf den Einsatz von Wikis in der Lehre sehen so aus, dass<br />

ein Videokonferenztool in einen interaktiven WIKI eingebracht wird. Die nächste Generation<br />

von Wikis liefert demnach nicht nur Textbeiträge, sondern auch Videokonferenz. (Bsp.<br />

Flashmeeting.com)<br />

- 167 -


9 GESAMTERGEBNISSE<br />

Kapitel 9: Gesamtergebnisse<br />

In diesem Kapitel werden die Hauptergebnisse der Arbeit zusammengefasst und hinsichtlich<br />

ihrer wissenschaftlichen Relevanz beleuchtet. Im Vordergrund steht die Beantwortung der<br />

zugrunde liegenden Forschungsfrage bezüglich der Zielerreichung. Es werden konkrete<br />

Einsatzmöglichkeiten für selbstorganisierte Diskussionsforen in der Lehre beschrieben sowie<br />

Vor- und Nachteile eines Einsatzes beleuchtet. Im Anschluss daran wird die gewählte<br />

Forschungsmethode, der Design-based Research Ansatz, auf Grundlage dessen der<br />

Forschungsprozess designed wurde, in Bezug auf seinen wissenschaftlichen Beitrag<br />

betrachtet. Zu diesem Zwecke werden die Kriterien Neuheit, Nützlichkeit und Nachhaltigkeit<br />

hinsichtlich der Ergebnisse beschrieben. Schließlich erfolgen noch der Hinweis auf die<br />

wissenschaftliche Relevanz der Arbeit und ein Ausblick auf mögliche Folgestudien.<br />

9.1 Beantwortung der Forschungsfrage<br />

Zur Beantwortung der Forschungsfrage „Wie können Communityware Systems wie<br />

Diskussionsforen, Wikis und Blogs effektiv und effizient in der höheren Lehre eingesetzt<br />

werden?“ wurden zunächst die Attribute „effektiv“ und „effizient“ für das Verständnis dieser<br />

Arbeit definiert. „Effektiv“ bezieht sich auf die Bedeutung von Communityware Systems, die<br />

in der Lehre eingesetzt werden, hinsichtlich ihres Beitrages zum gegenseitigen<br />

Wissenstransfer und -austausch unter Studierenden sowie zwischen Lehrenden und<br />

Studierenden. Das Attribut „effizient“ bezieht sich darauf, ob durch den Einsatz eines<br />

Communityware Systems der Arbeitsaufwand für Studierende und Lehrende reduziert und<br />

nicht zusätzlich strapaziert wird.<br />

Die Auswertung der Ergebnisse der ersten Studie, in der fremdorganisierte<br />

Diskussionsforen in der Lehre eingesetzt werden, bestätigt die in der Literatur mehrfach<br />

vertretene Ansicht, dass die Tätigkeiten von e-Moderatoren einen sehr hohen Zeitaufwand<br />

bedeutet. Aufgrund dieses hohen Moderationsaufwandes erweist sich der Einsatz von<br />

fremdorganisierten Diskussionsforen als nicht effizient. Allerdings machen die Ergebnisse<br />

auch deutlich, dass der Einsatz überaus effektiv hinsichtlich des Wissenstransfers und<br />

-austauschs ist. Es soll daher eine Möglichkeit gefunden werden, einen Beitrag zur Effizienz<br />

des Einsatzes zu leisten.<br />

Diese Erkenntnisse der ersten Studie führen zur zweiten Studie, in der die wesentlichen<br />

Charakteristika der derzeit im Internet boomenden Social Software Tools wie Blogs und<br />

Wikis herausgearbeitet werden sollen. Diese Tools funktionieren ohne Unterstützung von e-<br />

Moderatoren, d.h. selbstorganisiert. Die Untersuchung ergibt, dass der Einsatz von Blogs in<br />

der Lehre zwar effizient ist, allerdings kann die Effektivität des Einsatzes in dieser Studie<br />

nicht nachgewiesen werden. Dies ist jedoch hauptsächlich auf einen falschen Einsatz des<br />

Blogs zurückzuführen.<br />

Für die dritte und letzte Studie schließlich werden die Ergebnisse der ersten beiden Studien<br />

herangezogen, um die Vorteile von selbstorganisierter Social Software, nämlich die Effizienz<br />

- 168 -


Kapitel 9: Gesamtergebnisse<br />

des Einsatzes auf fremdorganisierte Diskussionsforen, die sich als nur effektiv herausgestellt<br />

haben, zu übertragen. Dies wurde über das Konzept der Effekt-äquivalenten Interventionen<br />

erreicht. Die Ergebnisse zeigen, dass sich Diskussionsforen, die über Effekt-äquivalente<br />

Interventionen konzipiert und eingesetzt werden, sowohl als effektiv als auch als effizient<br />

erweisen.<br />

Zusammengefasst lautet die Antwort auf die Forschungsfrage wie folgt:<br />

Der Einsatz von Diskussionsforen in der Lehre ist effektiv und effizient, sofern er über<br />

Effekt-äquivalente Interventionen erfolgt – der Einsatz von Wikis und Blogs ist aufgrund<br />

der Integration zwischen Content und Communication, in welcher die Hauptursache für<br />

die Selbtorganisation liegt, effektiv und effizient.<br />

9.2 Einsatz von selbstorganisierten Diskussionsforen in der Lehre<br />

Im folgenden Kapitel werden die Vor- und Nachteile sowie Möglichkeiten des Einsatzes von<br />

WM-Systemen mit integrierten selbstorganisierten Diskussionsforen beschrieben.<br />

In den Studien werden hybride Lehrveranstaltungen über jeweils ein Semester angeboten.<br />

Hybride Lehrveranstaltungen setzen sich aus asynchronen Veranstaltungen, bei denen die<br />

Diskussion vor allem in Foren abläuft, sowie synchronen Terminen, die in Präsenz (Face-to-<br />

Face, persönlich in der Lehrveranstaltung im Hörsaal) durchgeführt werden.<br />

Einsatzmöglichkeiten für selbstorgansierte Diskussionsforen in der Lehre<br />

Es gibt mehrere Möglichkeiten, Lehrveranstaltungen durch Online-Diskussionsforen zu<br />

begleiten und zu unterstützen. Studierende können sich in einem Online-Diskussionsforum<br />

über ihre Gedanken und Meinungen zu Themen der Veranstaltung austauschen. Auf diese<br />

Weise lässt sich besonders eine viel besuchte Vorlesung ergänzen, in der es kaum<br />

Möglichkeit zur Diskussion gibt.<br />

Thematisch kann es sich von Definitionsproblemen und Verständnisschwierigkeiten bis<br />

hin zu weiterführenden Thesen über Inhalte der Lehrveranstaltung drehen. Auch besteht die<br />

Möglichkeit, eine in der Lehrveranstaltung aus Zeitgründen unterbrochene Diskussion<br />

fortzuführen. Eine Diskussion kann sich durch studentische Initiative entwickeln oder von<br />

Lehrkräften eröffnet werden, indem ein Initialstatement gepostet wird.<br />

Lehrende können Diskussionsforen aber auch dazu nutzen, z.B. in einem eigens<br />

eingerichteten Feedback-Forum Rückmeldung über die Lehrveranstaltung zu erhalten oder in<br />

einem FAQ-Forum häufig gestellte Fragen im Forum öffentlich zu beantworten.<br />

Laut Petko (vgl. Petko 2003, S. 211) existieren für Onlinegruppen bisher keine eindeutigen<br />

Erkenntnisse hinsichtlich der idealen Gruppengröße von Diskussionsforen (vgl. Goodyear<br />

2001, S. 85). „Vielmehr scheint es ratsam zu sein, schrittweise Differenzierungs- und<br />

Aggregierungsprozesse zu inszenieren, innerhalb derer in unterschiedlichen Gruppengrößen<br />

diskutiert wird. Damit kann einerseits der Eigenart großer Gruppen entgegengewirkt werden,<br />

dass zwar ein breiter und lebhafter Austausch stattfindet, dass sich jedoch einzelne<br />

Teilnehmende nicht an der Diskussion beteiligen (sog. "lurking"). Andererseits kann die<br />

Eigenart kleiner Gruppen vermieden werden, dass sich zwar alle an der Diskussion<br />

- 169 -


Kapitel 9: Gesamtergebnisse<br />

beteiligen, dass jedoch eine zu ungenügende Breite der Meinungen und eine zu geringe<br />

Intensität des Austausches vorherrschen. Netzbasierte Diskussionsplattformen unterstützen<br />

die schrittweise Aufschaltung und Neuarrangierung von Diskussionsforen, durch die sich<br />

Gruppen bilden und umbilden lassen.“ (Petko 2003, S. 211)<br />

Vor- und Nachteile des Einsatzes von WM-Systemen und Diskussionsforen<br />

Der Einsatz eines Wissensmanagement-Systems mit integrierten, selbstorganisierten<br />

Diskussionsforen in der Lehre bietet sowohl Vor- als auch Nachteile für die Teilnehmer. Die<br />

Vorteile sind:<br />

Arbeitserleichterung<br />

Durch den Einsatz von Wissensmanagement-Systemen mit selbstorganisierten<br />

Diskussionsforen wird die Arbeit der Lehrenden und Studierenden erheblich erleichtert. Die<br />

Studierenden erhalten umfassende Informationen zum jeweiligen Thema, sowie Zugang zu<br />

Datenbanken (Dokumenten, Recherchetools, Links, etc.), sie haben die Möglichkeit<br />

untereinander in Kontakt zu treten, Fragen zu stellen oder sich gegenseitig zu informieren.<br />

Ein wesentlicher Effekt daraus ist, dass das Erfordernis, sich Face-to-Face zu treffen, geringer<br />

wird. Dies kann im internationalen Bereich, insbesondere bei einer Community für eine<br />

Konferenz von Vorteil sein, im Bildungssektor ist ein leerer Hörsaal eher ein trauriger<br />

Anblick, wobei es ein Beweis dafür ist, dass alle erforderlichen Informationen über die<br />

Plattform bereitgestellt werden.<br />

Ein großer Vorteil von persönlichen Arbeitsbereichen für Studierende liegt in der<br />

Möglichkeit, eigene Arbeiten hier zu speichern ohne die Notwendigkeit, sie mailen oder<br />

aushändigen zu müssen. Dadurch wird auch die Arbeit für die Vortragenden erleichtert,<br />

indem sie intelligente Suchagenten einsetzen können. Als Ergebnis ist es nicht notwendig,<br />

schriftliche Ausarbeitungen einzusammeln oder eine enorme Anzahl an E-Mails durchforsten<br />

zu müssen.<br />

Zeitersparnis<br />

Durch den Zugang zu einem WM-System mit Diskussionsforen, in dessen Themengebiet<br />

man sich bewegt, spart viel Zeit. Egal, ob die Studierenden Literatur zum Thema benötigen,<br />

einen Vortragenden schnell etwas fragen möchte oder allgemeine Informationen zur<br />

Lehrveranstaltung benötigen, sie müssen nicht aufwändig im Internet herumsuchen, sondern<br />

finden alle Informationen komprimiert in diesem System vor. Einzige Voraussetzung ist, dass<br />

ein solches System von den Vortragenden einer Lehrveranstaltung angeboten wird.<br />

Teilnehmerbindung<br />

Ein wesentlicher Punkt aus Anbietersicht ist die Möglichkeit der Teilnehmerbindung. Wie<br />

die klassische Kundenbindung aus dem Marketingbereich, ist die Teilnehmerbindung eine<br />

gute Möglichkeit den Teilnehmerkreis aus Studierenden zu erweitern, indem versucht wird,<br />

die Studierenden zu halten, das heißt für weitere Lehrveranstaltungen zu gewinnen und über<br />

die Studierenden neue zu akquirieren. Auf diese Weise kann man auch mit jenen Absolventen<br />

in Verbindung bleiben, die es vorziehen, an einem anderen Ort zu leben und/oder arbeiten.<br />

- 170 -


Vielseitige Einsetzbarkeit<br />

Kapitel 9: Gesamtergebnisse<br />

Die vielseitige Einsetzbarkeit ergibt sich einerseits geografisch durch die Unabhängigkeit<br />

des Standortes, andererseits durch den inhaltlichen Gestaltungsraum.<br />

Um die Bereitschaft zur Nutzung technikzentrierter Wissensmanagementlösungen zu<br />

fördern, müssen folgende Voraussetzungen erfüllt werden:<br />

· Transparenz des Wissensaustauschs<br />

· Anonymität und Lebendigkeit der „Wissensdatenbank“<br />

· emotionalen Bindung der Nutzer an das System sowie<br />

· Verbindung mit den jeweiligen Arbeitsprozessen<br />

Die Rolle des e-Moderators<br />

Die Rolle des e-Moderators hat durch den Einsatz von Effekt-äquivalenten Intervention an<br />

Bedeutung verloren. Sofern Lehrveranstaltungsleiter jedoch Zeit finden, wird es Studierende<br />

immer motivieren, ab und zu einmal ein Statement des Lehrenden zu lesen, da es ihnen auch<br />

zeigt, dass er an der Diskussion der Studierenden interessiert ist.<br />

Oft bildet sich innerhalb einer Community selbständig ein Gruppensprecher oder -vertreter<br />

heraus, der dann (zumindest zeitweise) freiwillig die Rolle des Moderators übernimmt. Diese<br />

Aufgabe wird dann von der Person aber nicht als aufwändig empfunden, zumal es ja freiwillig<br />

war und sie sich jederzeit wieder zurückziehen kann.<br />

Nachteile oder Gefahren, die der Einsatz von WM-Systemen mit Diskussionsforen in der<br />

Lehre in sich birgt, sind:<br />

Mangelnde Anwesenheit der Studierenden in der Lehrveranstaltung<br />

Die Studierenden haben Zugang zum Wissensmanagement-System über das Internet. In<br />

diesem System finden sie die Inhalte der Lehrveranstaltung, aber auch sämtliche<br />

organisatorische Informationen über die Lehrveranstaltung. Damit besteht kaum Bedarf aus<br />

diesen Gründen die Lehrveranstaltung zu besuchen. Bei technischen Problemen bekommen<br />

sie sofort Hilfestellungen per Mail oder über die Newsgroup. Indem keine Anwesenheitsliste<br />

geführt wurde, besteht die Gefahr, unbewusst „Distance Learning“ zu unterstützen.<br />

Lösung: Wenn in dieser Form ein Wissensmanagement-System eingesetzt wird, ist es<br />

daher ratsam entweder gewisse organisatorische Informationen zurückzuhalten oder eine<br />

Anwesenheitsliste zu führen, um nicht Telelearning an einer Nicht-Fernuniversität zu<br />

betreiben.<br />

Zu Hybrid<br />

Eine Gefahr, die beim Einsatz von Software Systemen in der Lehre besteht, ist, dass zu<br />

viele unterschiedliche Systeme eingesetzt werden. Dadurch können zwar mehr<br />

Funktionalitäten genützt und abgedeckt werden, es besteht jedoch die Gefahr, dass aufgrund<br />

des Überangebotes eine Demotivation in der Verwendung der Systeme der Studierenden<br />

infolge einer Überforderung eintritt. Besser wäre es daher, ein homogenes System zu finden,<br />

- 171 -


Kapitel 9: Gesamtergebnisse<br />

dass möglichst viele Funktionen in sich vereint und in welches sich die Studierenden nur<br />

einmal einloggen müssen.<br />

Freiwilligkeit der Kommunikation<br />

Insbesondere im universitären Bereich kann man davon ausgehen, dass die Studierenden<br />

aufgrund des Interesses an einem positiven Abschluss einer Lehrveranstaltung an einer<br />

inhaltlich qualitativ hohen Diskussion und regen Beteiligung festhalten. Zur Erhöhung der<br />

Motivation und Qualität kann das inhaltliche Thema des Diskussionsforums, dem sich die<br />

Studierenden anschließen, freiwillig gewählt werden. Dennoch findet die Kommunikation an<br />

sich meist nicht freiwillig statt, da damit der positive Abschluss der Lehrveranstaltung<br />

verbunden ist. Um den Grad der Freiwilligkeit der Kommunikation abschätzen zu können,<br />

muss man sich die einfache Frage stellen – wie intensiv würden die Studierenden hier<br />

diskutieren, wenn dies nicht im Rahmen einer Lehrveranstaltung stattfinden würde?<br />

9.3 Proof of Concept – Anwendung des DBR<br />

An dieser Stelle wird die für diese Arbeit gewählte Forschungsmethode, der Design-based<br />

Research Ansatz hinsichtlich seines Beitrages zur Neuheit, Nützlichkeit und Innovation<br />

betrachtet. Der Kern des Ansatzes liegt wie beschrieben in der Entwicklung von und<br />

Forschung mit hybriden Lernumgebungen in kontinuierlichen Zyklen zur „Gestaltung von<br />

Lernumgebungen im praktischen Kontext (z.B. Schule/Hochschule/Weiterbildung) in<br />

Verbindung mit Theorieentwicklung“ (Design-based Research Council, 2003)<br />

Wie eingangs erwähnt gelten als Bewertungskriterien für DBR weniger die klassischen<br />

Gütekriterien wie Objektivität, Reliabilität und Validität (obschon diese beim<br />

Forschungsprozess selbst beachtet werden), sondern Neuheit, Nützlichkeit und nachhaltige<br />

Innovationen.<br />

Neuheit<br />

Im Mittelpunkt von DBR steht die Gewinnung neuer Einsichten, welche Aspekte des<br />

Designs und welche nicht unter Berücksichtigung des verwendeten Kontexts funktionieren.<br />

Die Vorgehensweise dazu besteht aus der Wiederholung der Schritte Entwurf,<br />

Implementierung, Durchführung und Verbesserung des Designs. Bei der Realisierung des<br />

Designs können neue Einsichten gewonnen werden, die eine Modifikation der ursprünglichen<br />

Planen erforderlich machen. Die gewonnenen Einsichten sind im Kontext der spezifischen<br />

Situation zu sehen.<br />

Die Neuheit des Ansatzes liegt also in der jeweiligen kontextspezifischen Anwendbarkeit.<br />

Aufgrund der vielen unterschiedlichen Lehr- und Lernsituationen, die im Bildungsbereich<br />

vorzufinden sind, muss und kann der Ansatz nur kontextbezogen eingesetzt werden. Darin<br />

liegt einerseits seine Stärke bezogen auf die Neuheit – es muss ein spezifisches<br />

Forschungsdesign für den konkreten Einsatz entworfen werden – darin liegt allerdings auch<br />

die Schwäche des Ansatzes, nämlich das Problem der Generalisierbarkeit von Ergebnissen in<br />

der Lehr-Lernforschung.<br />

- 172 -


Kapitel 9: Gesamtergebnisse<br />

Bezogen auf den Kontext dieser Arbeit liegt die Neuheit des Ansatzes im Entwurf eines<br />

eigenen Forschungsdesigns für den Einsatz von Software Systemen in der Lehre. Dabei kann<br />

sowohl das System an sich variiert werden, als auch die Organisationsform. Es geht im<br />

Wesentlichen darum, zu überlegen, wie aufwändig der Einsatz eines Systems in der Lehre<br />

sein soll.<br />

Nützlichkeit<br />

Die Nützlichkeit der Anwendung des DBR liegt hauptsächlich in der praktischen Relevanz<br />

der Ergebnisse begründet. Auch Reinmann sieht für die Chance einer wissenschaftlichen<br />

Anerkennung Lösungen für die Praxis als wichtiges Argument. Die praktische Relevanz der<br />

Ergebnisse und damit die Nützlichkeit des DBR für die durchgeführte Studie liegt in der<br />

Ermittlung der Effekt-äquivalenten Interventionen, die es möglich machen, den enormen<br />

Zeitaufwand für e-Moderatoren beträchtlich zu reduzieren.<br />

Nachhaltige Innovation<br />

Zwei Gründe sprechen für ein hohes Innovationspotential von DBR für die Bildungspraxis:<br />

Erstens ist DBR nicht nur eine „Brücke zwischen Theorie und Praxis“ (Fischer et al. 2003),<br />

sondern die Praxis wird beim DBR-Ansatz zum Nukleus für Theorieentwicklung und<br />

wissenschaftlichen Fortschritt im Bereich des Lernens und Lehrens. Theorie und Praxis<br />

werden nicht als getrennte und sequentiell zu bearbeitende Entitäten betrachtet, die ohne<br />

„Brückenbau“ keine Berührung haben. Vielmehr wird die Arbeit in der Praxis als potentieller<br />

wissenschaftlicher Akt gesehen. Zweitens bringt der prominente Stellenwert des Designs im<br />

DBR-Ansatz neue Chancen mit sich, die vor allem die Implementation von Theorien<br />

erleichtert, denn: Besser als analytische Prozesse können Gestaltungsprozesse in der Praxis<br />

aufdecken, wo Annahmen und Aussagen zu unpräzise oder inkonsistent sind. Die<br />

Zielgerichtetheit beim Design zwingt zur „Bodenhaftung“ auch bei der Entwicklung von<br />

Theorien, was der Umsetzung zugute kommt. Und schließlich erfolgt das Design in<br />

Abhängigkeit von Kontextfaktoren, was ebenfalls typische Implementationsprobleme der<br />

Lehr-Lernforschung verhindern hilft. Es ist also vor allem die Integration der Implementation<br />

im Gestaltungs- und Forschungsprozess, die Innovationen möglich und wahrscheinlich<br />

machen.<br />

An dieser Stelle soll noch einmal darauf hingewiesen werden, dass bei Anwendung im<br />

Bereich Bildung und Erziehung berücksichtigt werden muss, d.h. bei Fragen des Lernens und<br />

Lehrens mehr als in vielen anderen Forschungsbereichen Verallgemeinerungen von Theorien<br />

und empirischen Befunden in hohem Maße von Kontextfaktoren beeinflusst bzw.<br />

eingeschränkt sind. Weitere Besonderheiten sind die hohe Veränderungsdynamik, die<br />

Situiertheit von Prozessen in Institutionen und Gemeinschaften, die Abhängigkeit von Werten<br />

und Normen und die enge Verbindung zur Praxis (vgl. National Research Council 2002, S. 5-<br />

6).<br />

- 173 -


Kapitel 9: Gesamtergebnisse<br />

9.4 Ausblick und mögliche Folgestudien<br />

Es wäre sehr interessant, die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit in nachfolgenden Studien<br />

weiterzuverfolgen. Mögliche Folgestudien könnten in unterschiedliche Richtungen entwickelt<br />

werden.<br />

Da in dieser Arbeit der Fokus auf der quantitativen Erhöhung der Diskussionsbeiträge bei<br />

reduziertem Einsatz von e-Moderatoren lag, wäre in weiterer Folge eine qualitative<br />

Untersuchung auf Basis der Ergebnisse möglich. Der Schwerpunkt könnte hier auf einer<br />

Analyse der qualitativen Verbesserung des Wissenstransfers und -austauschs erfolgen, in der<br />

Form, dass überprüft wird, inwiefern bessere Diskussionsbeiträge (im Sinne von<br />

Wissenshintergrund und Argumentation) zu besseren Prüfungsergebnissen führen unter<br />

Anwendung der effekt-äquivalenten Interventionen zur (teilweisen) Substitution von e-<br />

Moderatoren.<br />

Eine weitere Folgestudie könnte mehr in die technische Richtung gehen und geeignete<br />

Communityware Systems vorstellen oder gegebenenfalls entwickeln. Dabei wären aufgrund<br />

der Ergebnisse Systeme empfehlenswert, die die Möglichkeit bieten, unterschiedliche Tools<br />

zu integrieren, wie Social Software Tools (Wikis, Blogs etc.) aber auch<br />

Dokumentenmanagementsysteme und Diskussionsforen. Wichtig dabei ist, dass sich die<br />

Studierenden nicht separat in die einzelnen Systeme einloggen müssen, sondern mit einem<br />

Login die gesamten Vorteile der Funktionalitäten nützen können. Für den weiteren Einsatz<br />

von Diskussionsforen sollten Systeme angewendet werden, welche die Funktion von crosslinks<br />

unterstützen. In dieser Arbeit musste Literatur über URLs und Referenzen angegeben<br />

werden, es wäre aber wesentlich unkomplizierter, wenn direkt auf ein Dokument, eine Seite<br />

etc. verwiesen werden könnte, von der man auch leicht wieder zurücknavigieren kann. Ebenso<br />

könnte man versuchen, die Ergebnisse auf andere Social Software Tools wie Social<br />

Bookmarking, Networking, Media Sharing etc. zu übertragen und den Einsatz dieser<br />

Instrumente in der Lehre und ihre Auswirkungen auf die Lehrzielerreichung (qualitative<br />

Untersuchung) zu analysieren.<br />

Aufgrund der Neuigkeit der Studienrichtung Softwareentwicklung und<br />

Wissensmanagement gibt es derzeit noch keine Absolventen dieses Studiums. In weiterer<br />

Folge wäre es interessant über Social Software aus Lehrendensicht mit den Alumni in<br />

Kontakt zu bleiben. Interessant wäre eine Studie über die wechselseitigen Vorteile dieser<br />

Verbindung. An den Universitäten kann in der Lehre ein hoher Praxisbezug durch Beispiele<br />

aber auch durch die Vergabe von eventuellen Praktika hergestellt werden, in der Wirtschaft<br />

bliebe man dadurch forschungstechnisch am neuesten Stand.<br />

Eine weitere interessante Studie wäre schließlich die Überprüfung der in diesem Kontext<br />

offenen gebliebenen Interventionen in öffentlich zugänglichen Online-Communities<br />

hinsichtlich ihrer Effekt-äquivalenz zu überprüfen.<br />

Derzeit wird in der VU „Einführung in das Wissensmanagement“ (EWM06), für die sich<br />

über 240 Studierende angemeldet haben, ein Blog als reine Informations-Plattform eingesetzt.<br />

- 174 -


Glossar<br />

Glossar<br />

Kurze Einführung der wichtigsten Begriffe, wie sie in der vorliegenden Arbeit verwendet<br />

werden:<br />

Blog<br />

Kombination aus „Web“ und „Logbuch“; ein Weblog oder kurz Blog ist eine Webseite, die<br />

periodisch neue Beiträge enthält. Neue Beiträge stehen an oberster Stelle, ältere folgen in<br />

umgekehrt chronologischer Reihenfolge, um Übersichtlichkeit und Aktualität zu gewähren.<br />

Computer-based Training (CBT)<br />

Computer-based Training (CBT), auch als Computer-gestütztes Üben bezeichnet, meint<br />

Methoden, die den Computer, aber nicht das Internet einsetzen, um komplexe Inhalte<br />

anschaulich und unabhängig von Zeit und Ort zu vermitteln (z.B. Lern-CD-ROMs).<br />

Community<br />

Unter einer Community wird eine Gemeinschaft aus Personen verstanden, die charakterisiert<br />

ist durch ein gemeinsames Interesse, eine gemeinsame Sprache und eine Organisation, die<br />

sowohl Face-to-Face als auch computerunterstützt miteinander kommunizieren bzw. Wissen<br />

transferieren und austauschen.<br />

Community-Platform<br />

Internet-Medium, Online-Treffpunkt, Ebene im Internet für Anwendungen, Portal etc. zur<br />

Unterstützung von technologiegestütztem Wissensaustausch.<br />

Community-Zweck<br />

Zweck, der durch die Bildung einer Community verfolgt wird.<br />

Community of Interest (CoI)<br />

Basis für den Zusammenschluss der Mitglieder ist das Vorhandensein eines gemeinsamen,<br />

klar abgegrenzten Interesses.<br />

Community of Practice (CoP)<br />

Bei CoPs besteht die Gemeinsamkeit in Aktivitäten, die gemeinsam durchgeführt werden oder<br />

aus gleichen Aktivitäten, welche die Community-Mitglieder (mehr oder weniger) unabhängig<br />

voneinander durchführen.<br />

Communityware System (CWS)<br />

Communityware Systems erschaffen die Infrastruktur zum Wissensaustausch in einem<br />

virtuellen System. Darunter fällt auch der Austausch von Audio-, Text-, Ton- und Video-<br />

Beiträgen.<br />

Content<br />

Sämtliche Inputs, die zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung nicht an einen bestimmten<br />

Empfänger oder eine Empfängergruppe gerichtet sind. Content besteht aus allen Dokumenten,<br />

- 175 -


Glossar<br />

URLs und Einträgen (in Wikis), die allen Teilnehmern einer Community zur Verfügung<br />

stehen unabhängig davon, wer sie in das System gestellt hat und wann.<br />

Diskussionsforum<br />

Diskussionsforen sind asynchrone, interaktive, dauerhaft Spuren hinterlassende, Information<br />

zur Verfügung stellende/präsentierende Kommunikation und Transaktion ermöglichende<br />

unterhaltende thematisch spezifizierte oder thematisch offene zeitlich befristete oder offene<br />

auf speziell definierte Zielgruppen oder eine unbestimmt “offene Öffentlichkeit” ausgerichtete<br />

Ausprägungen der FFF-Kommunikation auf elektronischen Märkten oder im<br />

innerorganisationalen und privaten Bereich. (Kuhlen 2005)<br />

Effekt-äquivalente Interventionen<br />

Effekt-äquivalente Interventionen erzielen dieselben Effekte, wie durch Aktionen von e-<br />

Moderatoren erzielt werden mit dem Ziel die Tätigkeit von e-Moderatoren zu entlasten oder<br />

zu ersetzen.<br />

E-Moderator<br />

Ein e-Moderator hat die Aufgabe durch geplante Intervention in und Veränderung von<br />

Gruppeninteraktionsprozessen in Online-Communities die Gruppenleistung hinsichtlich des<br />

Community-Zwecks zu verbessern.<br />

Face-to-Face (F2F) Community<br />

in F2F Communities kommunizieren die Mitglieder persönlich in einem gemeinsamen<br />

Wahrnehmungsraum miteinander.<br />

Online-Community<br />

Virtuelle Gemeinschaft, die zum Zwecke der Zusammenarbeit und des Wissensaustauschs<br />

über ein elektronisches Netz (z.B. Internet) gebildet wird.<br />

Social Software<br />

(Software-)Systeme, die der Vernetzung und Zusammenführung von Personen, zu deren<br />

Interaktion, Kommunikation und Kollaboration dienen. Den Systemen ist gemein, dass sie<br />

Aufbau und Pflege Sozialer Netzwerke und Communities unterstützen und weitgehend mittels<br />

Selbstorganisation funktionieren.<br />

Web-based Training (WBT<br />

Web-based Training (WBT) beinhaltet alle Methoden, die über das Internet, Intranet oder<br />

Extranet angewendet werden, um Lernprozesse zu gestalten und von Lernenden und<br />

Lehrenden genutzt werden können.<br />

Web 2.0<br />

Begriff, der oft im Zusammenhang mit dem anhaltenden Übergang vom World Wide Web<br />

von einer Kollektion von Websites zu einer umfassenden Plattform, die End User mit Web<br />

Anwendungen bedienen oder anders ausgedrückt „the web which is for the people and not for<br />

the commerce (as it is the case with Web 1.0)”.<br />

- 176 -


Wiki<br />

Glossar<br />

Webseite, die von den Benutzern unabhängig davon, welchen Web Browser sie benützen,<br />

nicht nur gelesen, sondern auch ohne technologisches <strong>Know</strong>-how online geändert werden<br />

kann. Wikis basieren auf einem Content Management System, unterstützen Hyperlinks und<br />

haben eine einfache Text Syntax, um neue Seiten zu kreieren und Cross-Links zwischen<br />

internen Seiten zu setzen.<br />

Wissensaustausch<br />

Wissensaustausch liegt dann vor, wenn der Sender einer Nachricht nach einer gewissen Zeit<br />

zum Empfänger einer Nachricht wird, die zum Teil eine Reaktion auf seine eigene Nachricht<br />

ist, d.h. Teile der ursprünglichen Nachricht beinhaltet bzw. sich darauf bezieht. Auf diese Art<br />

und Weise findet ein bidirektionaler (zweiseitiger) Wissensaustausch statt. Das Wissen fließt<br />

somit in beide Richtungen.<br />

Wissenstransfer<br />

Prozess einer Person (Quelle), die sich entscheidet, Wissen auszutauschen, sich an einen<br />

speziellen Teil des erforderlichen Wissens erinnert, es als Information über ein Medium<br />

ausdrückt und direkt oder indirekt an eine andere Person (Empfänger) transferiert, die die<br />

Information wahrnimmt und in dem gegebenen Kontext interpretiert, so dass das Wissen<br />

rekonstruiert wird und in die Wissensbasis der Person integriert wird. Der letzte Schritt ist die<br />

Evaluierung des neu akquirierten Wissens durch den Empfänger.<br />

- 177 -


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� http://blogs.pcworld.com/staffblog/archives/000972.html<br />

� http://www.wired.com/news/technology/0,1282,69114,00.html<br />

� http://www.semantic-web.at/10.36.56.article.michael-schuster-weblogs-koennenals-katalysator-wirken.htm<br />

- 192 -


Anhang<br />

Anhang 1: Beschreibung<br />

EWM 04/05: Auswertung Diskussionsforen<br />

Anhang<br />

F1 F2 F3 F4 F5 F6 F7 F8 ∑<br />

ohne<br />

F6<br />

∑<br />

Beiträge gesamt 134 81 147 133 101 92 133 105 926 834<br />

Anzahl Studierende 14 10 18 20 15 16 20 15 128 112<br />

Beiträge Studenten gesamt 107 66 127 126 89 89 122 97 823 734<br />

Ø Studierende 7,64 6,60 7,06 6,30 5,93 5,56 6,10 6,47 6,43 6,55<br />

E-MODERATOR GESAMT 27 15 20 7 12 3 11 8 103 100<br />

Inititalstatements (IS) gesamt 4 5 3 2 2 1 4 2 23 22<br />

Beiträge eModerator 23 10 17 5 10 2 7 6 80 78<br />

Eigenständige Statements gesamt 2 2 1 5 6 18 1 1 36 18<br />

Anzahl unterschiedlicher Threads 6 7 4 7 8 19 5 3 59 40<br />

Reaktion auf IS 1 3 3 32 30 7 4 22 49 150<br />

Beiträge eModerator 1 2 6 2 2 2 3 1 19<br />

Reaktion auf IS 2 50 23 54 76 51 49 29 332<br />

Beiträge eModerator 15 3 4 1 3 1 0 27<br />

Steigerung in % 1667% 767% 169% 253% 729% 223% 59% 3866%<br />

Abnahme in % -0,00% -0,00% -0,00% -0,00% -0,00%<br />

- 193 -<br />

-<br />

100,00% -0,00%<br />

-<br />

40,82%<br />

Reaktion auf IS 3 30 7 16 8 61<br />

Beiträge eModerator 23 0 17 0 40<br />

Steigerung in % 60% 30% 30% 16%<br />

Abnahme in % 66,67% 228,57% 237,50% 0,00% 0,00% 0,00% 512,50% 0,00%<br />

Reaktion auf IS 4 8 19 27


Anhang<br />

Beiträge eModerator 0 0 0<br />

Steigerung in % 0% 114% 238%<br />

Abnahme in % 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0%<br />

Reaktion auf IS 5 11 11<br />

Beiträge eModerator 0 0<br />

Steigerung in % 0,00% 138%<br />

Abnahme in % 0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00%<br />

Ø Abnahme<br />

-<br />

66,67% -57,14% -59,38% -0,00% -0,00% -25,00%<br />

- 194 -<br />

-<br />

128,13%<br />

-<br />

10,20%<br />

Reaktionen gesamt auf IS 83 52 102 106 58 4 98 78 581<br />

davon eModerator gesamt 39 5 27 3 5 2 4 1 86<br />

Reaktion gesamt eigenst. Statements 1 3 3 66 54 56 15 0 198<br />

davon eModerator gesamt 1 0 0 1 2 1 0 0 5<br />

Reaktion auf IS von e-Mod. in % 61,94% 64,20% 69,39% 79,70% 57,43% 4,35% 73,68% 74,29% 60,62% 68,66%<br />

Reaktion auf eigenst. Statements in % 0,75% 3,70% 2,04% 49,62% 53,47% 60,87% 11,28% 0,00% 22,72% 17,27%<br />

Reaktion auf e-Moderator in % 20,15% 18,52% 13,61% 5,26% 11,88% 3,26% 8,27% 7,62%


Anhang 2:<br />

Anhang<br />

Indikatoren-Messungen<br />

Forum 1 Forum 2 Forum 3<br />

- 195 -<br />

Forum<br />

4<br />

Forum<br />

5 Forum 6 Forum 7 Forum 8 Gesamt<br />

1. Community<br />

Anzahl Mitglieder Beginn 17 15 20 21 21 17 23 20 154<br />

Anzahl Mitglieder Ende 14 10 18 20 15 16 20 15 128<br />

1 Erhöhung/Sinken Mitgliederanzahl -3 -5 -2 -1 -6 -1 -3 -5 -26<br />

2 Veränderung Zusammensetzung - - - - - - - -<br />

3 Anzahl Bewerbungen.. - - - - - - - - 1<br />

Aktionen eModeratoren<br />

4 Anzahl Registrierungen 17 15 20 21 21 17 23 20 154<br />

5 Anzahl Ausschlüsse 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

6 Anzahl neuer Aspekte 1 7 1 1 2 0 4 1 17<br />

7 Anzahl neue Untergruppen 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

8 Anzahl Bewerbungen 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

9 Anzahl Ausschlüsse 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

2. Communication<br />

10 Anzahl neue Statements 107 66 127 126 89 89 122 97 823<br />

11 Anzahl Folgestatements auf 1. Statement 3 3 32 30 7 4 22 49 150<br />

12 Anzahl Statements auf je zusätzliches Statement 1 3 3 66 54 56 15 0 198<br />

13 Abnahme der Beiträge in % (war nicht Ziel) 66,67% 57,14% 59,38% 0,00% 0,00% 25,00% 128,13% 10,20% 3<br />

14 Anzahl geschlossene Foren 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

15 Anzahl zusätzliche Statements mit Argumenten 2 0 0 4 6 13 0 1 26<br />

Anzahl zusätzliche Statements mit Bezug zu Fragen oder<br />

16 Statement 1 2 2 2 0 3 0 0 10<br />

17 Anzahl zusätzliche Statements mit Bezug zu neuem Fokus 0 0 0 4 0 2 1 0 7


Anhang<br />

18 Zusätzliche Länge der Statements (bitte nicht zu genau!) 7 3 7 6 3 8 6 3 43<br />

19 Verhältnis Statements mit Bezug zu Ziel : abgeschweifte<br />

Anzahl Statements mit Bezug zu Ziel: 96 66 127 124 89 89 122 97<br />

19 Anzahl abgeschweifte Statements 11 0 0 2 0 0 0 0 13<br />

20 Anzahl weitere Statements trotz Ermahnung 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

Aktionen e-Moderatoren<br />

21 Anzahl motivierende Statements 1 1 1 1 0 0 0 0 4<br />

22 Anzahl Initialstatements 1 1 1 1 1 1 1 1 8<br />

23 Anzahl zusätzliche Initialstatements 3 4 2 1 1 0 3 1 15<br />

24 Anzahl offene Fragen 3 7 11 2 1 0 4 3 31<br />

25 Anzahl neuer Foki 7 4 2 1 1 0 1 0 16<br />

26 Anzahl Registrierungen 17 15 20 21 21 17 23 20 154<br />

27 Anzahl Ausschlüsse 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

28 Anzahl Hinweise Qualität zu verbessern 0 0 0 0 0 0 0 1 1<br />

29 Anzahl Hinweise, zu argumentieren 0 5 3 2 1 2 5 2 20<br />

30 Anzahl zusätzliche Statements od. Fragen 23 10 17 5 10 2 7 6 80<br />

31 Anzahl Hinweise Länge zu erhöhen 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

32 Anzahl Statements, um TN zurück zum Thema zu holen 3 0 0 1 1 0 0 0 5<br />

33 Anzahl gebildete Teilgruppen 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

34 Anzahl Ermahnungen 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

- 196 -


Anhang 3: E-Commerce 05<br />

Auswertung Diskussionsforen<br />

E-Commerce 2005<br />

Anhang<br />

Akteure e-payment<br />

- 197 -<br />

Handel im<br />

Internet<br />

Waren im e-<br />

Commerce<br />

Subforen 3 3 3 3 12<br />

Beiträge gesamt 41 72 91 127 331<br />

Anzahl Studierende 4 7 6 10 27<br />

Beiträge Studenten gesamt 37 64 79 117 297<br />

Ø Beiträge pro Studierende 9,25 9,14 13,17 11,7 11<br />

E-MODERATOR GESAMT 4 8 12 10 34<br />

Beiträge emoderator 1 7 11 7 26<br />

Inititalstatements (IS) gesamt 3 1 1 3 8<br />

Eigenständige Statements 8 5 4 14 31<br />

Anzahl unterschiedlicher Threads 11 6 5 17 39<br />

Reaktion auf IS 4 14 19 38 75<br />

davon emoderator 1 0 0 1 2<br />

Reaktion auf eigenst. Statements 25 19 27 56 127<br />

davon emoderator 0 2 2 4 8<br />

Summe<br />

Reaktion auf IS in % 9,76% 19,44% 20,88% 29,92% 20,00%<br />

Reaktion auf eigenst. Statements in % 60,98% 26,39% 29,67% 44,09% 40,28%<br />

Beiträge eModerator gesamt in % 2,44% 9,72% 12,09% 5,51% 7,44%


Anhang 4: E-Commerce 05<br />

Indikatoren-Messungen<br />

Forum<br />

1<br />

Anhang<br />

Forum<br />

2<br />

- 198 -<br />

Forum<br />

3<br />

Forum<br />

4 ∑<br />

1. Community<br />

Anzahl Mitglieder Beginn 4 7 6 10 27<br />

Anzahl Mitglieder Ende 4 7 6 0 17<br />

1 Erhöhung/Sinken Mitgliederanzahl +0 +0 +0 -10 -10<br />

2 Veränderung Zusammensetzung - - - -<br />

3 Anzahl Bewerbungen 1 1 1 1 4<br />

Aktionen eModeratoren<br />

4 Anzahl Registrierungen 4 7 6 10 27<br />

5 Anzahl Ausschlüsse 0 0 0 0 0<br />

6 Anzahl neuer Aspekte 1 2 3 2 8<br />

7 Anzahl neue Untergruppen 3 4 0 4 11<br />

8 Anzahl Bewerbungen 1 1 1 1 4<br />

9 Anzahl Ausschlüsse 0 0 0 0 0<br />

2. Communication<br />

10 Anzahl neue Statements 37 64 79 117 297<br />

11 Anzahl Folgestatements auf 1. Statement 4 14 19 38 75<br />

12 Anzahl Statements auf je zusätzliches Statement 25 19 27 56 127<br />

13 Abnahme der Beiträge in % - - - - 0<br />

14 Anzahl geschlossene Foren 0 0 0 0 0<br />

15 Anzahl zusätzliche Statements mit Argumenten 4 2 2 7 15<br />

Anzahl zusätzliche Statements mit Bezug zu Fragen oder<br />

16 Statement 2 0 1 1 4<br />

17 Anzahl zusätzliche Statements mit Bezug zu neuem Fokus 2 2 1 1 6


Anhang<br />

18 Zusätzliche Länge der Statements 0 0 0 0 0<br />

19 Verhältnis Statements mit Bezug zu Ziel : abgeschweifte<br />

Anzahl Statements mit Bezug zu Ziel: 37 64 79 114 294<br />

19 Anzahl abgeschweifte Statements 0 0 0 3 3<br />

20 Anzahl weitere Statements trotz Ermahnung 0 0 0 0 0<br />

Aktionen e-Moderatoren<br />

21 Anzahl motivierende Statements 0 0 0 1 1<br />

22 Anzahl Initialstatements 1 1 1 1 4<br />

23 Anzahl zusätzliche Initialstatements 2 0 0 2 4<br />

24 Anzahl offene Fragen 1 6 5 2 14<br />

25 Anzahl neuer Foki 0 3 2 1 6<br />

26 Anzahl Registrierungen 4 7 6 10 27<br />

27 Anzahl Ausschlüsse 0 0 0 0 0<br />

28 Anzahl Hinweise Qualität zu verbessern 0 0 0 0 0<br />

29 Anzahl Hinweise, zu argumentieren 0 0 0 0 0<br />

30 Anzahl zusätzliche Statements od. Fragen 0 4 5 3 12<br />

31 Anzahl Hinweise Länge zu erhöhen 0 0 0 0 0<br />

32 Anzahl Statements, um TN zurück zum Thema zu holen 0 0 0 0 0<br />

33 Anzahl gebildete Teilgruppen 4 4 0 4 12<br />

34 Anzahl Ermahnungen 3 0 0 0 3<br />

- 199 -


Anhang 5: EWM 05/06<br />

Auswertung Diskussionsforen<br />

EWM 05/06<br />

Anhang<br />

- 200 -<br />

nicht einbez.<br />

Forum 1 Forum 2 Forum 3 Forum 4 Forum 5 Forum 6 Zusatzforen Summe<br />

Beiträge gesamt 83 87 75 60 56 46 16 407<br />

Anzahl Studierende 13 13 12 11 10 7 4 66<br />

Beiträge Studenten gesamt 81 85 72 55 55 45 5 393<br />

Ø Studierende 6,23 6,54 6,00 5,00 5,50 6,43 1,25 5,95<br />

D eModerator 2 2 3 5 1 1 11 14<br />

Beiträge e-Moderator gesamt 1 1 2 4 0 0 7 8<br />

D Eigenständige Statements 24 19 12 24 23 13 3 115<br />

Inititalstatements (IS) gesamt 1 1 1 1 1 1 4 6<br />

Anzahl unterschiedlicher Threads 25 20 13 25 24 14 7 121<br />

Verweise<br />

interner Content 48 22 53 16 42 28 6 209<br />

externer Content 50 17 26 23 41 9 8 166<br />

VERWEISE GESAMT 98 39 26 39 83 37 14 375<br />

Content zum Zeitpunkt x (eMod)<br />

Dokumente 66 66 66 66 66 66 26 66<br />

Zusätzlicher Content<br />

Dokumente (eMod) 4 4 4 4 4 4 0 4<br />

Vorlesungsfolien (eMod) 14 14 14 14 14 14 0 14


Anhang<br />

Zusätzlicher Content (eMod) GESAMT 18 18 18 18 18 18 0 18<br />

Content eingestellt von Studenten 17 5 7 0 3 12 6 44<br />

ZUSÄTZLICHER CONTENT GESAMT 53 41 43 36 39 48 6 18<br />

Reaktionen gesamt auf IS 0 0 0 0 0 0 1 1<br />

davon eModerator gesamt 0 0 0 0 0 0 1 1<br />

D Reaktion auf eigenst. Statements 57 78 61 32 32 32 1 292<br />

davon eModerator gesamt 0 1 2 3 0 0 1 6<br />

Reaktion auf IS in % 0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 6,25%<br />

Reaktion auf eigenst. Statements in % 68,67% 89,66% 81,33% 53,33% 57,14% 69,57% 6,25%<br />

Beiträge e-Moderator gesamt in % 1,20% 1,15% 2,67% 6,67% 0,00% 0,00% 43,75%<br />

- 201 -


Anhang 6: EWM 05/06<br />

Indikatoren-Messungen<br />

Anhang<br />

F1 F2 F3 F4 F5 F6<br />

nicht einbez.<br />

Zusatzforen Gesamt<br />

1. Community<br />

Anzahl Mitglieder Beginn 17 16 13 11 11 7 4 75<br />

Anzahl Mitglieder Ende 13 13 12 11 10 7 4 66<br />

1 Erhöhung/Sinken Mitgliederanzahl -4 -3 -1 +0 -1 +0 +0 -9<br />

2 Veränderung Zusammensetzung - - - - - - - 0<br />

3 Anzahl Bewerbungen - - - - - - - 0<br />

Interventionen eModeratoren<br />

4 Anzahl Registrierungen 17 16 13 11 11 7 4 75<br />

5 Anzahl Ausschlüsse 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

6 Anzahl neuer Aspekte (lesen und zählen) 0 0 0 0 0 0 3 0<br />

7 Anzahl neue Untergruppen 0 0 0 0 0 0 4 0<br />

8 Anzahl Bewerbungen 1 1 1 1 1 1 1 6<br />

9 Anzahl Ausschlüsse 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

2. Communication<br />

10 Anzahl neue Statements 83 87 75 60 56 46 16 407<br />

11 Anzahl Folgestatements auf 1. Statement 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

12 Anzahl Statements auf je zusätzliches Statement 57 78 61 32 32 32 1 292<br />

13 Abnahme der Beiträge in % (war nicht Ziel) - - - - - - - 0<br />

14 Anzahl geschlossene Foren 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

15 Anzahl zusätzliche Statements mit Argumenten 22 17 10 21 20 11 3 101<br />

16 Anzahl zusätzliche Statements mit Bezug zu Fragen oder Statement 4 3 2 0 0 0 0 9<br />

17 Anzahl zusätzliche Statements mit Bezug zu neuem Fokus 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

18 Zusätzliche Länge der Statements<br />

19 Verhältnis Statements mit Bezug zu Ziel : abgeschweifte<br />

3 10 6 2 2 5 0 28<br />

- 202 -


Anhang<br />

Anzahl Statements mit Bezug zu Ziel: 81 85 72 55 55 45 5 393<br />

19 Anzahl abgeschweifte Statements 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

20 Anzahl weitere Statements trotz Ermahnung 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

Interventionen e-Moderatoren<br />

21 Anzahl motivierende Statements 0 0 2 1 1 1 5 5<br />

22 Anzahl Initialstatements 1 1 1 1 1 1 4 6<br />

23 Anzahl zusätzliche Initialstatements 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

24 Anzahl offene Fragen 1 1 1 0 0 0 3 3<br />

25 Anzahl neuer Foki 0 0 1 1 0 0 0 2<br />

26 Anzahl Registrierungen 17 16 13 11 11 7 4 75<br />

27 Anzahl Ausschlüsse 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

28 Anzahl Hinweise Qualität zu verbessern 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

29 Anzahl Hinweise, zu argumentieren 1 1 2 1 1 1 4 7<br />

30 Anzahl zusätzliche Statements od. Fragen 1 1 1 4 0 0 7 7<br />

31 Anzahl Hinweise Länge zu erhöhen 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

32 Anzahl Statements, um TN zurück zum Thema zu holen 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

33 Anzahl gebildete Teilgruppen 0 0 0 0 0 0 4 0<br />

34 Anzahl Ermahnungen 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

3. Content<br />

35 Anzahl zusätzliches Content 53 41 43 36 39 48 6 260<br />

36 Anzahl zusätzliche Content durch e-Moderator 18 18 18 18 18 18 18 18<br />

37 Anzahl Motivationen, Content einzustellen 1 1 1 1 1 1 4 6<br />

38 Anzahl Contents durch e-Moderator eingestellt 66 66 66 66 66 66 66 66<br />

39 Anzahl Motivationen, selbst Content zu publizieren 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

4. Integration von Content und Communication<br />

40 Anzahl Verweise auf Content 98 39 79 39 0 37 14 292<br />

41 Anzahl Motivationen, Content zu lesen 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

42 Anzahl Motivationen, auf Content zu verweisen 1 1 1 1 1 1 4 6<br />

43 Anzahl Verweise auf Content durch e-Moderator 0 0 0 0 0 0 6 0<br />

- 203 -


Anhang 7: GdWM 05/06<br />

Auswertung Diskussionsforen<br />

Grundlagen des Wissensmanagement WS 05/06<br />

D<br />

D<br />

Anhang<br />

1. HF 2. SF 3. SF 4. SF 5. SF 6. SF 7. SF Summe<br />

Beiträge gesamt 51 23 25 18 18 17 26 178<br />

Anzahl Studierende 17 17 17 17 17 17 17 17<br />

Beiträge Studenten gesamt 47 21 24 17 16 15 24 164<br />

Ø Beiträge pro Studierende 2,76 1,24 1,41 1,00 0,94 0,88 1,41 9,65<br />

eModerator 4 2 1 1 2 2 2 14<br />

Beiträge emoderator 4 2 1 1 2 2 2 14<br />

Inititalstatements (IS) gesamt 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

Eigenständige Statements 17 12 10 5 4 4 9 61<br />

Anzahl unterschiedlicher Threads 17 12 10 5 4 4 9 61<br />

Verweise<br />

interner Content 46 42 41 28 17 12 36 222<br />

externer Content 17 14 10 10 5 16 16 88<br />

VERWEISE GESAMT 63 56 51 38 22 28 52 310<br />

Content zum Zeitpunkt x (eMod)<br />

Dokumente 6 4 6 3 3 3 0 25<br />

Zusätzlicher Content<br />

Dokumente (eMod) 0 3 2 0 1 8 9 23<br />

Vorlesungsfolien (eMod) 1 3 1 1 1 1 1 9<br />

Zusätzlicher Content (eMod) GESAMT 1 6 3 1 2 9 10 32<br />

- 204 -


Anhang<br />

Content eingestellt von Studenten 7 13 10 12 2 8 8 60<br />

ZUSÄTZLICHER CONTENT GESAMT 8 19 13 13 4 17 18 92<br />

Reaktion auf IS 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

davon emoderator 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

D Reaktion auf eigenst. Statements 30 10 14 12 12 11 15 66<br />

davon emoderator 4 0 0 0 2 0 0 4<br />

Reaktion auf IS in % 0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00% 0,00%<br />

Reaktion auf eigenst. Statements in % 58,82% 43,48% 56,00% 66,67% 66,67% 64,71% 57,69%<br />

Beiträge eModerator gesamt in % 7,84% 8,70% 4,00% 5,56% 11,11% 11,76% 7,69%<br />

- 205 -


Anhang 8: GdWM 05/06<br />

1. Community<br />

Indikatoren-Messungen<br />

1.<br />

Hauptforum<br />

2.<br />

Subforum<br />

Anhang<br />

3.<br />

Subforum<br />

- 206 -<br />

4.<br />

Subforum 5. Subforum 6. Subforum 7. Subforum ∑<br />

Anzahl Mitglieder Beginn 24 24 24 24 24 24 24 24<br />

Anzahl Mitglieder Ende 19 19 19 15 14 15 17 17<br />

1 Erhöhung/Sinken Mitgliederanzahl -5 -5 -5 -9 -10 -9 -7 -3<br />

2 Veränderung Zusammensetzung - - - - - - - -<br />

3 Anzahl Bewerbungen 1 1 1 1 1 1 1 1<br />

Interventionen eModeratoren<br />

4 Anzahl Registrierungen 24 24 24 24 24 24 24 24<br />

5 Anzahl Ausschlüsse 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

6 Anzahl neuer Aspekte (lesen und zählen) 2 1 1 1 1 0 0 5<br />

7 Anzahl neue Untergruppen 6 0 0 0 0 0 0 6<br />

8 Anzahl Bewerbungen 1 1 1 1 1 1 1 1<br />

9 Anzahl Ausschlüsse 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

2. Communication<br />

10 Anzahl neue Statements 51 23 25 18 18 17 26 117<br />

11 Anzahl Folgestatements auf 1. Statement 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

12 Anzahl Statements auf je zusätzliches Statement 30 10 14 12 12 11 15 66<br />

13 Abnahme der Beiträge in % (war nicht Ziel) - - - - - - - 0<br />

14 Anzahl geschlossene Foren 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

15 Anzahl zusätzliche Statements mit Argumenten<br />

Anzahl zusätzliche Statements mit Bezug zu Fragen<br />

14 11 8 6 3 4 8 39<br />

16 oder Statement<br />

Anzahl zusätzliche Statements mit Bezug zu neuem<br />

0 0 0 0 1 0 0 0<br />

17 Fokus 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

18 Zusätzliche Länge der Statements (bitte nicht zu genau!)<br />

Verhältnis Statements mit Bezug zu Ziel :<br />

6 5 1 1 2 1 1 13<br />

19 abgeschweifte


Anhang<br />

Anzahl Statements mit Bezug zu Ziel: 47 21 24 17 16 15 24 109<br />

19 Anzahl abgeschweifte Statements 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

20 Anzahl weitere Statements trotz Ermahnung 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

Interventionen e-Moderatoren<br />

21 Anzahl motivierende Statements 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

22 Anzahl Initialstatements 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

23 Anzahl zusätzliche Initialstatements 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

24 Anzahl offene Fragen 2 0 0 1 0 1 0 3<br />

25 Anzahl neuer Foki 2 2 1 1 0 2 2 6<br />

26 Anzahl Registrierungen 24 24 24 24 24 24 24 24<br />

27 Anzahl Ausschlüsse 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

28 Anzahl Hinweise Qualität zu verbessern 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

29 Anzahl Hinweise, zu argumentieren 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

30 Anzahl zusätzliche Statements od. Fragen 3 2 1 1 2 2 2 7<br />

31 Anzahl Hinweise Länge zu erhöhen 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

32 Anzahl Statements, um TN zurück zum Thema zu holen 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

33 Anzahl gebildete Teilgruppen 6 0 0 0 0 0 0 6<br />

34 Anzahl Ermahnungen 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

3. Content<br />

35 Anzahl zusätzlicher Content 8 19 13 13 4 17 18 92<br />

36 Anzahl zusätzlicher Content durch e-Moderator 6 4 6 3 3 3 0 25<br />

37 Anzahl Motivationen, Content einzustellen 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

38 Anzahl Contents durch e-Moderator eingestellt 1 6 3 1 2 9 10 32<br />

39 Anzahl Motivationen, selbst Content zu publizieren 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

4. Integration von Content und Communication<br />

40 Anzahl Verweise auf Content 63 56 51 38 22 28 52 310<br />

41 Anzahl Motivationen, Content zu lesen 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

42 Anzahl Motivationen, auf Content zu verweisen 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

43 Anzahl Verweise auf Content durch e-Moderator 2 5 2 3 4 1 3 20<br />

- 207 -

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