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theorie des hörspiels und seiner mittel - Mediaculture online

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Döblins sehr zwingend), ist dagegen keine Neuigkeit: schon seit Jahren, schon seit den<br />

ersten Versuchen mit filmanalogen Hörspielformen gibt es dafür Vorbilder. Wichtig aber<br />

ist, daß wir an den erhaltenen Aufnahmen ermessen können, mit welcher Sicherheit<br />

damals das Mittel auch in der Praxis <strong>des</strong> Studios funktionierte, nämlich wenn alle<br />

Mitwirkenden sich bei der Live-Sendung um die wenigen Mikrophone drängten <strong>und</strong>, sich<br />

abwechselnd, den Platz davor mit fast artistischem Geschick freimachen mußten.<br />

DIE ENTSTEHUNG DER AKTIVEN DRAMATURGIE AUS DER FREIHEIT<br />

DES RUNDFUNKS<br />

Die scheinbar bedenkenlos-souveräne Selbstverständlichkeit, mit der damals sowohl das<br />

dramaturgische Handwerk als auch die Produktionstechnik gehandhabt wurden, kann<br />

geradezu als gemeinsames Stilmerkmal vieler Hörspiele um 1929 <strong>und</strong> 1930 gelten. Die<br />

Perfektion hatte erst einmal durchaus ihre Vorzüge, sie gewann der Kunstgattung das<br />

große Publikum. Aber sie hatte auch Gefahren, sie brachte das Hörspiel, das sich eben<br />

erst formal von Filmmethoden abgesetzt hatte, durch die fast industrielle Fixigkeit doch<br />

wieder in die Nähe der Filmroutine. Kein W<strong>und</strong>er, daß in diesen Jahren auch eine ganze<br />

Anzahl von Drehbuchverfassern als Hörspielautoren auftauchte: angefangen von Gerhard<br />

Menzel (Hörspiel Das Stauwerk) bis zu Heinz Pauck <strong>und</strong> Rolf Reißmann (Großproduktion<br />

Der gelbe Reiter, 1936, als Plattensatz erhalten, ein Unternehmen fast von den<br />

Ausmaßen der historischen Ausstattungsfilme aus Amerika, nahezu das gesamte<br />

Ensemble <strong>des</strong> Berliner Staatstheaters wirkte mit).<br />

Die beiden zuletzt genannten Autoren arbeiteten vor allem für die Berliner Literarische<br />

Abteilung, die 1932 Harald Braun übernommen hatte. Zwei Seelen wohnten in <strong>seiner</strong><br />

Brust: die <strong>des</strong> späteren sentimentalischen Filmmannes, <strong>und</strong> daneben die <strong>des</strong><br />

Chefredakteurs beim sehr nüchternen »Eckartkreis« <strong>und</strong> <strong>seiner</strong> Zeitschrift Eckart, die<br />

Braun bis zum Eintritt in den R<strong>und</strong>funk redigierte. Für keine der beiden Seelen konnte er<br />

sich ganz entscheiden, <strong>und</strong> das Fragmentarische <strong>seiner</strong> künstlerischen Entwicklung lag<br />

wohl darin, daß er beide immer wieder vergebens zu vereinen suchte. Seine literarischen<br />

Neigungen galten Männern wie Paul Gurk (Kriminalhörspiel-Parodie Der blutige Fleck auf<br />

dem Scheck), Peter Huchel <strong>und</strong> Günter Eich.<br />

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