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theorie des hörspiels und seiner mittel - Mediaculture online

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Am hinderlichsten für sein Verständnis ist die Vorstellung, daß er irgendetwas mit dem<br />

realen Raum zu tun hätte, in dem alle sichtbaren Dinge <strong>und</strong> wir selber existieren. Natürlich<br />

können die Akustiker, die Ingenieure <strong>des</strong> Hörspiels, reale Raumcharakteristiken<br />

nachbilden – angefangen von der monströsen »Halligkeit« eines Bahnhofs über die<br />

»Topfigkeit« eines niedrigen Kellerraums bis zur wohltemperierten Resonanz einer Stube<br />

<strong>und</strong> von da weiter zur »Gedämpftheit« <strong>des</strong> Wal<strong>des</strong> <strong>und</strong> zur schrankenlosen Weite eines<br />

flachen Fel<strong>des</strong>, das ganz ohne jeden Nachhall, d. h. »schalltot« ist. Dennoch ist die<br />

Möglichkeit, mit dem Raum im Hörspiel etwas Konkretes auszudrücken, wenigstens ein<br />

bescheidenes Stück Kulisse wiederzugewinnen, so gut wie nicht vorhanden.<br />

Naturalistisch gemeinter Raum, der dem Wort bei jenem gewaltsamen Imaginieren realer<br />

Schauplätze hilft, bedarf zur Deutung eben dieses Worts – <strong>und</strong> dafür gilt dann auch, was<br />

über das direkt hinweisende Ersetzen von Realität durch schildernde Worte gesagt<br />

worden ist.<br />

Nein, der Raum, der mit Wort <strong>und</strong> Ton aus dem Lautsprecher kommt, Wort <strong>und</strong> Ton<br />

sozusagen einhüllt, ist nicht real, sondern eine Art Abstraktum. In ihm gibt es weder ein<br />

Rechts <strong>und</strong> Links noch ein Oben <strong>und</strong> Unten, nur eben ein Nah <strong>und</strong> Fern. Und sogar<br />

Bewegung gibt es kaum, selbst die aus der Ferne in die Nähe <strong>und</strong> umgekehrt muß mit<br />

einer gewissen nachdrücklichen Deutlichkeit <strong>und</strong> Langsamkeit vonstatten gehen, um mit<br />

Sicherheit verstanden zu werden. Z. B. ist es, so töricht es klingt, noch nie<br />

zufriedenstellend gelungen, die gewiß nicht komplizierte Situation, daß zwei Personen<br />

miteinander im Spazierengehen reden, ohne Krampf eindeutig zu ver<strong>mittel</strong>n. Man läßt die<br />

Schauspieler um das Mikrophon Schritte machen <strong>und</strong> hofft auf Verständnis, weil man ja<br />

die Schritte hören kann. Nun gut, vielleicht schließen die Hörer sozusagen über die<br />

Schritte zurück auf die Sprache, daß auch sie in der Bewegung geschieht. Wie aber,<br />

wenn zwei Radfahrer sich unterhalten, <strong>und</strong> ihre wohlgeölten Achsen, ihre federnden<br />

Pneus geben keinen Ton von sich? Dann bleibt, obwohl die Worte doch geschwind genug<br />

durch die Luft fliegen, alles statisch.<br />

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