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theorie des hörspiels und seiner mittel - Mediaculture online

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harmlose Rahmenerzählung der Ellen gesetzt, an eine Stelle, wo noch kein Hörer diesen<br />

Ton verstehen kann <strong>und</strong> an der sich scheinbar überhaupt nichts vollzieht; er soll besagen,<br />

daß dies die Stelle ist, an die sich nachher alle erinnern werden, weil, aus der Erfahrung<br />

der späteren Vorgänge gesehen, hier die entscheidende Umwandlung Ereignis wurde.<br />

Man kann als Gr<strong>und</strong>satz sagen: es gibt im Hörspiel keine Musik ohne eine<br />

Handlungsfunktion <strong>und</strong> kein Geräusch ohne eine Sinnfunktion für den thematischen<br />

Zusammenhang. Auch da, wo es sich bei einer Hörspielmusik nur um kurze, fast<br />

unmerklich kleine <strong>und</strong> zurückhaltende, geräuschähnliche Interpunktionszeichen handelt –<br />

d. h. bei der Mehrzahl aller Hörspielmusiken –, haben diese klingenden<br />

Interpunktionszeichen leitmotivischen Charakter <strong>und</strong> damit Bezug auf die Handlung. Ist<br />

ein solcher Bezug nicht möglich, so ist es besser, wenn ein Hörspiel ohne musikalische<br />

Akzentuierung bleibt.<br />

Überhaupt muß, wer ein Hörspiel inszeniert, sich bei jeder Musik – wie auch bei jeder<br />

Geräuschverwendung stets fragen, ob sie nicht überflüssig sind. Der beste Gebrauch von<br />

Musik <strong>und</strong> Geräusch im Hörspiel ist geschehen, wenn die Hörer am Ende meinen, weder<br />

Geräusch noch Musik gehört zu haben – oder aber, wenn sie Geräusch <strong>und</strong> Musik gehört<br />

zu haben glauben, obwohl nichts dergleichen verwendet wurde. Im ersten Fall sind die<br />

beiden Mittel nicht bemerkt worden, weil sie vollständig in das Wort eingegangen sind,<br />

»Wortcharakter« gewonnen haben, im zweiten Fall ist das Wort so sehr sich selbst genug<br />

gewesen, daß es alles von allein sichtbar <strong>und</strong> hörbar machte, was gesehen <strong>und</strong> gehört<br />

werden mußte.<br />

Insofern ist auch die Aufgabe <strong>des</strong> Hörspielkomponisten asketisch. Da obendrein, was er<br />

in Noten auf das Papier schreibt, oft nur ein erstes Vorstadium der Kompositionsarbeit<br />

darstellt, weil nämlich bei Produktion von Musik mit Wort- <strong>und</strong> Geräuschcharakter häufig,<br />

zwar nicht unbedingt elektronische, aber andere technische Verzerrungs- <strong>und</strong><br />

Verfremdungsmethoden eine Rolle spielen, wird, wie schon das Geräusch, so nun auch<br />

die Musik ein Teil <strong>des</strong> großen technischen Vorgangs. Auf alle Fälle wird auch sie am Ende<br />

in die technische Prozedur der »Verräumlichung«, der Übersetzung in den<br />

eindimensionalen Raum, mit einbezogen. Wie im Hörspiel alles Wort ist, so ist eben auch<br />

alles Technik. Es handelt sich um die Inthronisierung <strong>des</strong> gesprochenen Worts mit allen<br />

Hilfs<strong>mittel</strong>n elektroakustischer Eindimensionalität.<br />

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