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theorie des hörspiels und seiner mittel - Mediaculture online

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Die Darstellung <strong>des</strong> Grotesken im Hörspiel: ich, glaube, daß infolge dieser Schwierigkeit<br />

fast alle Inszenierungen der Dürrenmatt-Hörspiele nicht vollständig glückten. Burmesters<br />

Panne <strong>und</strong> Abendst<strong>und</strong>e im Spätherbst ragen unter ihnen hervor, aber Selbst da<br />

vermochte der großartige Dürrenmatt-Schauspieler Ernst Schröder die Ironie in der<br />

Darstellung <strong>des</strong> Überhemingway am Mikrophon nicht so zu differenzieren, wie es ihm<br />

dann auf dem Bildschirm mühelos gelang; Willy Maertens mit dem Kleinbürger-Detektiv,<br />

der nichts mehr als eine Type ist, hatte es etwas leichter. Selbst ausgelassene Heiterkeit<br />

am Mikrophon zu zeigen, ist schwer. Es gibt nichts so Quälen<strong>des</strong>, als wenn die Hörer zu<br />

Hause empfinden, die Darsteller im Studio amüsieren sich. Hier muß man das Wort Max<br />

Frischs abwandeln: »Spielt den Ernst, der Humor kommt, wenn er da ist, von selber!«<br />

Als einen derjenigen, die gerade darin Meister sind, möchte man – u. a. wegen <strong>seiner</strong><br />

Produktion von Hil<strong>des</strong>heimers Turandot – Gert Westphal nennen. Leider inszeniert er nur<br />

noch selten im Funk: es hat ihn zum Theater gezogen. Mit Westphal aber beginnt die<br />

Reihe der ambivalenten Hörspielregisseure, zu denen neben vielen anderen Ludwig<br />

Cremer, Oswald Doepke, Hanns Korngiebel, Hans Lietzau, Rudolf Noelte, Friedhelm<br />

Ortmann gehören. Die meisten von ihnen haben sich auch mit Fernsehspielproduktionen<br />

bewährt, Noelte <strong>und</strong> Lietzau auch auf dem Theater, aber alle brachten im Hörspiel<br />

interessante Leistungen zustande. Ihr Kennzeichen ist, wahrscheinlich weil diese<br />

Regisseure vom Mimus ausgehen, daß sie von jener Stilrichtung, die das Wort als<br />

Exponenten der Stille versteht, zwar das Unentbehrliche, die Unterspieltechnik,<br />

übernehmen, sie sich aber sonst nicht zu eigen machen; immer bleibt etwas Körperliches<br />

in ihren Inszenierungen lebendig, Raum <strong>und</strong> Bewegung <strong>und</strong> auch eine kleine Schwebung<br />

<strong>des</strong> Pathos werden nicht ganz eliminiert.<br />

Schröder-Jahn versteht seinen unterschwelligen Inszenierungsstil – gewiß nicht<br />

unanfechtbar, aber für ihn aufschlußreich – als realistisch, was mich anfangs gew<strong>und</strong>ert<br />

hat. Ich fand, daß gerade bei den »Ambivalenten« durch den Anflug von Körperlichkeit<br />

<strong>und</strong> Pathos das Reale erhalten bleibt, weshalb sich ihre Art vor allem auch für realistische<br />

Hörspiele eignet. Schröder-Jahns »Spiele für Stimmen« schienen mir zu abstrahieren –<br />

aber wovon? Schröder-Jahn meint: vom empfindsamen Ausdruck. Die Terminologie ist<br />

strittig, doch glaube ich, daß es nötig ist, neben dem Schröder-Jahn-Realismus auch den<br />

andern nicht zu kurz kommen zu lassen. Einerseits pflegt sich, immer gerade aus dem<br />

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