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Pädagogische Intervention bei Kindern mit Legasthenie - Bücher für ...

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2 Zum Verständnis neuropsychologischer Zusammenhänge<br />

Schabmann/Gasteiger-Klicpera 2007, S. 20). Erst <strong>mit</strong> allmählich zunehmender Vertrautheit<br />

<strong>mit</strong> der Schrift bildet sich ein explizites Wissen über das Wort als solches heraus. Die syntak-<br />

tische Bewusstheit ist das Erkennen und auch Korrigieren von Verletzungen der korrekten<br />

Satzbildung, wo<strong>mit</strong> sie auch das Erkennen eines fehlenden Wortes und einer falschen Satz-<br />

stellung <strong>bei</strong>nhaltet. Demzufolge geht sie über die Bildung grammatischer Strukturformen hin-<br />

aus. Aufgrund der Schwierigkeiten <strong>bei</strong> der Satzanalyse fallen <strong>Kindern</strong> Aufgaben zur Umstel-<br />

lung von Wörtern in Sätzen wie auch das Erfinden von Sätzen zu vorgegebenen Wörtern<br />

schwer. Zudem sind den Vorschulkindern Funktionswörter wie „<strong>für</strong>“ oder „jedoch“ noch we-<br />

nig vertraut, was da<strong>mit</strong> zusammenhängt, dass diese Wörter keine un<strong>mit</strong>telbare Bedeutung<br />

haben. Sie werden in dieser Entwicklungsphase häufig auch nicht als richtige Wörter erkannt<br />

(vgl. ebd.). Die pragmatische Bewusstheit schließlich umfasst die Fähigkeiten, auf die Ver-<br />

ständlichkeit einer Mitteilung zu achten sowie Zusammenhänge zwischen mehreren Sätzen,<br />

also auch der gesamten Struktur eines Textes, zu erkennen. Es scheint, trotz des engen zeitli-<br />

chen Zusammentreffens dieser Entwicklungen, eine phonologisch-syntaktisch-semantische<br />

Reihenfolge im Erreichen der bewussten Kontrolle des sprachlichen Ausdrucks zu geben. Da<br />

die phonologische Bewusstheit eine Form der Sprachrepräsentation voraussetzt, nämlich die<br />

systematische Verwendung von Phonemen, bereitet ihre Ausbildung Schwierigkeiten.<br />

Erste Prozessmodelle des Lesens und Schreibens wurden von Morton, der bereits 1969 eine<br />

erste Ar<strong>bei</strong>t über den Vorgang der Worterkennung <strong>bei</strong>m Lesen veröffentlichte, entwickelt<br />

(vgl. Klicpera/Gasteiger-Klicpera 1995, S. 97). Dieser erste Entwurf wurde von ihm weiter-<br />

entwickelt, und so veröffentlichte er 1979 sein „Logogen-Modell“ (Morton 1970, 1979, 1980;<br />

Graf 1994, S. 46), das auch Vorstellungen über die <strong>bei</strong>m Schreiben ablaufenden Prozesse be-<br />

inhaltet (s. Abb. 1).<br />

Viele darauffolgende Entwürfe basieren auf Mortons Modell oder wurden zumindest wesent-<br />

lich davon beeinflusst (vgl. Graf 1994, S. 46). Die neuere Forschung griff zunehmend auf<br />

Modelle aus der Informationsverar<strong>bei</strong>tung 8 zurück, wo<strong>bei</strong> eines der am häufigsten rezipierten<br />

Modelle das von Coltheart (1978) stammende „Zwei-Wege-Modell“ war. Das Modell geht<br />

zum einen von einem regelgeleiteten, indirekten Weg über das phonologische Rekodieren zur<br />

Entschlüsselung der Wortbedeutung aus. Zum anderen führt ein direkter Weg von der ge-<br />

druckten Wortvorlage zum Erkennen der Bedeutung im sog. inneren Lexikon. Neben lexikali-<br />

8 Traditionell sind diese Modelle nach der Informationsverar<strong>bei</strong>tungstheorie entworfen, weshalb ihre Grobstruktur<br />

dem Schema Input, Verar<strong>bei</strong>tung, Output folgt. Als Input können z.B. gesprochene Sprache oder Schrift<br />

dienen, die auf diverse Arten weiterverar<strong>bei</strong>tet werden. Der Output besteht <strong>bei</strong>m Lesen aus Sprache oder Schrift<br />

<strong>bei</strong>m Schreiben (vgl. Klicpera/Gasteiger-Klicpera 1995, S. 97ff.). Da<strong>bei</strong> sind Logogene Spracheinheiten, die den<br />

mentalen Repräsentationen der Wortbedeutungen entsprechen.<br />

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