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Pädagogische Intervention bei Kindern mit Legasthenie - Bücher für ...

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2 Zum Verständnis neuropsychologischer Zusammenhänge<br />

individuell unterschiedlich stark überlappen, doch das Lesen bildet da<strong>bei</strong> immer die Grundla-<br />

ge <strong>für</strong> bewusstes Schreiben 11 . In der logographischen Phase werden Wörter nur aufgrund glo-<br />

baler hervorstechender visueller Merkmale identifiziert (z.B. Anfangsbuchstaben), zunächst<br />

werden nur Teile der zur Verfügung stehenden Buchstaben-Informationen <strong>bei</strong>m Lesen beach-<br />

tet 12 . Beim Schreiben werden ebenso lediglich die <strong>für</strong> die Kinder hervorstechenden Wort-<br />

merkmale in Schrift umgesetzt. Die logographische Phase erscheint also als ein Anhäufen von<br />

Schreib- und Lesewörtern, auf die zurückgegriffen werden kann, während in der alphabeti-<br />

schen Phase die Lautstruktur des Wortes analysiert und umgesetzt wird. In dieser Phase wer-<br />

den die Wörter genauer und so<strong>mit</strong> buchstabenweise erlesen, was allerdings nur dann funktio-<br />

niert, wenn zwischen Buchstaben und entsprechenden Sprachlauten Beziehungen gebildet<br />

werden können. So kann das gelesene Wort durch das Aussprechen erkannt werden, was das<br />

selbstständige Lesen ermöglicht. Hier wird das Wissen über die Zuordnung von Buchstaben<br />

und Phonemen systematisch <strong>bei</strong>m Erlesen der Wörter eingesetzt. So<strong>mit</strong> findet der Erwerb von<br />

Wissen über Phonem-Graphem- und Graphem-Phonem-Korrespondenz statt und es werden<br />

Wörter <strong>mit</strong> irregulärer Graphem-Phonem-Zuordnung regularisiert. Unbekannte Wörter und<br />

„Nonwords“ können gelesen werden, wo<strong>bei</strong> die Silbenstruktur noch keine Rolle spielt. Oft<br />

werden in dieser Phase Wörter lautgetreu geschrieben, weil besondere Wortmerkmale noch<br />

nicht beachtet werden. Die orthographische Phase ist dadurch gekennzeichnet, dass Kinder<br />

eine vollständige Repräsentation der Buchstabenfolge aufbauen. Dazu kommt eine Automati-<br />

sierung des phonologischen Rekodierens <strong>mit</strong> einer deutlichen Erhöhung der Lesegeschwin-<br />

digkeit. Die wortspezifischen Kenntnisse der einzelnen Wörter werden zunächst durch das<br />

Lesen gefestigt. Hierdurch kommt es zu einem unbewussten, dem orthographischen Lesen. In<br />

dieser Lesephase wird ein so genanntes orthographisches Lexikon aufgebaut, wodurch ein<br />

rascheres Worterkennen möglich wird. In diesem inneren Lexikon sind Buchstabenfolgen,<br />

Aussprache, ganze Wortstämme, Gemeinsamkeiten von Wortgruppen, die Bedeutung von<br />

Wörtern usw. gespeichert. Kann das Wort aus dem Lexikon abgerufen werden, muss es nicht<br />

mehr erlesen werden. Dieses innere Lexikon ist eine der Voraussetzungen <strong>für</strong> das Recht-<br />

schreiben. Das Kind baut sich also <strong>bei</strong>m Erlernen des Schreibens weiter sein inneres Lexikon<br />

auf, was wiederum den Schreibvorgang automatisiert und beschleunigt. Aus pädagogischer<br />

Sicht sind die Schwierigkeiten <strong>bei</strong>m Lesen- und Schreibenlernen nun als Störungen in diesem<br />

komplexen Lernprozess anzusehen und nicht mehr als Krankheitssymptome.<br />

11 Zur ausführlicheren Betrachtung der verschiedenen Stufen der Schriftsprachentwicklung wird exemplarisch<br />

auf Dehn (1994, 2006), Valtin (1993, 1997) und Spitta (1997) verwiesen.<br />

12 wie bspw. Wortanfänge oder Wortlängen.<br />

15

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