Pädagogische Intervention bei Kindern mit Legasthenie - Bücher für ...
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2 Zum Verständnis neuropsychologischer Zusammenhänge<br />
menhang zwischen phonologischer Bewusstheit und Schriftspracherwerb am besten als rezip-<br />
roke Ursächlichkeit beschreiben (vgl. hierzu Klicpera/Gasteiger-Klicpera 1995) 19 .<br />
Insbesondere im deutschsprachigen Raum wurden zahlreiche Studien durchgeführt, <strong>mit</strong> denen<br />
die Beeinflussbarkeit der phonologischen Bewusstheit in Vorschule und Schule geprüft wur-<br />
de. Schneider et al. konnten <strong>mit</strong> der Würzburger Längsschnittstudie beeindruckende Belege<br />
<strong>für</strong> die Wirksamkeit vorschulischer Prävention, die die Verbesserung der phonologischen<br />
Bewusstheit zum Ziel hat, liefern (Schneider et al. 1994, 1997, 1998, 2000). Darüber hinaus<br />
zeigen die Studien von Blumenstock (1979) und Mannhaupt (1992), dass die Unterstützung<br />
phonologischer Bewusstheit zu Beginn des Schriftspracherwerbs zu positiven Effekten <strong>für</strong> das<br />
kindliche Lernen führt. Allerdings sollten die Inhalte dieser schulischen Förderung bereits den<br />
Umgang <strong>mit</strong> Schriftsprache <strong>bei</strong>nhalten und höhere Formen phonologischer Bewusstheit 20 in<br />
den Vordergrund stellen.<br />
Die phonologische Bewusstheit stellt nur einen wesentlichen Bereich der sprachlich-kommu-<br />
nikativen Entwicklung sowie des Lesen- und Schreibenlernens dar, als eine unabhängige<br />
Komponente hat sie aber in der Spracherwerbsforschung besondere Beachtung gefunden.<br />
Nach engem Begriffsverständnis kann die phonologische Entwicklung als die Aneignung des<br />
nicht direkt beobachtbaren, abstrakten phonologischen Systems der Muttersprache angesehen<br />
werden. Wenn es um das Lesen- und Schreibenlernen geht, stellt die phonologische Bewusst-<br />
heit hohe Anforderungen. „Im Rahmen des Schriftspracherwerbs müssen aus der gesproche-<br />
nen Sprache linguistische Einheiten ausgebildet werden, die aus dem kontinuierlichen Verlauf<br />
des akustischen Ereignisses nicht direkt gewonnen werden können“ (Trossbach-Neuner 1992,<br />
S. 98). Beim Erwerb von alphabetischen Schriftsystemen kommt der Ausgliederung von Pho-<br />
nemen und ihrer Zuordnung zu Graphemen eine zentrale Bedeutung zu. Für das erfolgreiche<br />
Lesen- und Schreibenlernen ist es aber auch wichtig, dass die Kinder Beziehungen zwischen<br />
größeren Einheiten der gesprochenen Sprache und der geschriebenen Sprache erkennen ler-<br />
nen. Hier<strong>bei</strong> handelt es sich um die formale Struktur, um den lautlichen Aufbau, den Klang<br />
eines Wortes. Wörter können in Silben und einzelne Phoneme zergliedert werden, was <strong>für</strong> den<br />
geübten Leser eine mehr oder weniger triviale Einsicht ist, ist <strong>für</strong> beginnende Leser keines-<br />
wegs selbstverständlich. Das höchste Ziel der phonologischen Bewusstheit ist das Heraushö-<br />
ren einzelner Laute aus einem Wort. Ein Kind verfügt über phonologische Bewusstheit, wenn<br />
19 Die vorliegende Ar<strong>bei</strong>t schließt sich der Vorläuferhypothese an. Phonologische Bewusstheit im weiteren Sinn<br />
(Reimpaare erkennen, Silben zusammensetzen, Silben segmentieren) besteht demnach schon vor dem Einführen<br />
des Kindes in ein alphabetisches Schriftsystem, während phonologische Bewusstheit im engeren Sinn (An-/ Endlaute<br />
vergleichen, Phonemsegmentierung, Laute verbinden/Synthese) durch das Einführen in ein alphabetisches<br />
Schriftsystem entwickelt, vertieft und optimiert wird.<br />
20 Lautanalyse und Lautsynthese.<br />
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