Peter L. SchedLer - Greusslich Contemporary
Peter L. SchedLer - Greusslich Contemporary
Peter L. SchedLer - Greusslich Contemporary
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Peter</strong> L. <strong>SchedLer</strong><br />
haltestellen
<strong>Peter</strong> L. <strong>SchedLer</strong><br />
haltestellen
Ein Interview des Kurators KIyohIdE hayashI<br />
mit PEtEr L. schEdLEr (2011)<br />
KH: Warum benutzt Du als Motiv die Bushaltestelle und was bedeutet sie für<br />
Dich in Bezug zur Zeit?<br />
Ps: Meine haltestellen sind menschenleere orte. Es sind orte, die sich<br />
außerhalb der Zeit befinden.<br />
haltestellen gibt es in den verschiedensten baulichen Varianten, aber<br />
alle besitzen eine formale Klarheit, die sich in meinen arbeiten wiederspiegelt.<br />
Umgewandelt in Linien, die an technische Zeichnungen<br />
erinnern, nutze ich die haltestellen als strukturelles und inhaltliches<br />
Gerüst in meinen arbeiten. die haltestellen scheinen Zeit aufzusaugen,<br />
sie erinnern an die dort Wartenden, sie scheinen die gespeicherte<br />
Zeit nach besonderen regeln wieder abzusondern. haltestellen sind<br />
magische orte. diese Magie fasziniert mich.<br />
die Funktion von haltestellen ist der schutz vor regen, schnee und<br />
Wind. sie markieren und definieren aber auch orte des Wartens. sie<br />
ähneln häufig hallen oder kleinen häusern, aber sie besitzen keine<br />
kommunikative Funktion. Menschen, die diese stellen nutzen, warten.<br />
Es können fünf Minuten bis zur nächsten straßenbahn sein, es können<br />
aber auch stunden sein. die Zeit selbst, subjektiv erfahren, verliert ihre<br />
messbare Größe. dieser ort, scheinbar dem geregelten Zeittakt verpflichtet,<br />
löst diesen takt auf. Jeder kennt das: eine Minute kann sich<br />
zu Ewigkeiten dehnen und im Gegensatz dazu verfliegt eine stunde im<br />
Nu. die haltestellen sind für mich ein symbol einer schnittstelle zwischen<br />
der Zeit und dem heraustreten aus der Zeit. Zudem lassen sich<br />
durch kleine Interventionen im Bildgefüge der haltestellen abläufe,<br />
Geschichten evozieren, die in der Zeit eingefroren scheinen.<br />
KH: Warum benutzt Du den Leuchtkasten?<br />
Ps: Ich bin zuerst Zeichner und die Linie spielt aus diesem Grund natürlich<br />
eine große rolle. die Leuchtkästen nutze ich um den Linien in der<br />
Zeichnung andere Qualitäten zu geben. die Lineaturen werden schwebender,<br />
leichter, immaterieller. die Leuchtkästen ermöglichen mir<br />
durch die durchleuchtung der verschiedenen Zeichenfolien einen besonderen<br />
raum zu schaffen. raum ist ein wichtiger aspekt in meinen<br />
arbeiten. der gezeichnete raum, der inszenierte raum und der durch<br />
das Licht gebildete raum treffen in den Leuchtkästen aufeinander.<br />
KH: Was möchtest Du mit Deinen Menschen auf dem Bild ausdrücken?<br />
Ps: Ich setze mich schon seit langem mit der menschlichen Figur auseinander.<br />
die„Figurenmalerei“ ist ja ein großes Genre des Kunstgeschichte.<br />
Meine Figuren positionieren sich in unklar definierten räumen. sie<br />
scheinen den Versuch zu unternehmen in Kontakt zu ihrer Umwelt, zu<br />
raum, zu Gegenständen und anderen Figuren zu treten. Mich beschäftigt<br />
die Frage, ob eine Kommunikation zwischen Menschen über<br />
trivialitäten hinaus überhaupt möglich ist. ob eingeschlossen in die<br />
eigene sicht (Kopfblasen), der Umgang miteinander nicht eher zufällig,<br />
chaotisch von absurden Missverständnissen geprägt ist. Meine Figuren<br />
spiegeln die differenten Variationen von Weltsichten auf ihrer äußeren<br />
Erscheinung.<br />
KH: Was bedeutet, dass Du häufiger dieselben Menschen auf dem Bild gezeichnet<br />
hast?<br />
Ps: Grundlage meiner arbeiten sind oft Bilder die ich im Internet finde<br />
(haltestellen) oder einfache Urlaubsschnappschüsse. aus diesen<br />
Vorlagen entwickle ich die Protagonisten meiner Zeichnungen. Es<br />
sind statisten, die ich häufig verwende, die in unterschiedlichen Zusammenhängen,<br />
mit kleinen Veränderungen eine rolle spielen.<br />
KH: Warum benutzt Du Perspektive? Ist das ein zitieren der Kunstgeschichte?<br />
Ps: Mich interessieren die Entsprechungen: Innerer raum / Äußerer<br />
raum. die Perspektive in der Kunst hat sich seit der romanik über die<br />
renaissance bis in die Jetztzeit stetig gewandelt. Ich nutze die verschiedenen<br />
auffassungen von Perspektive, um die Logik der Zeichnung<br />
und dessen raums zu durchbrechen.<br />
KH: Was kannst Du uns zu Deiner Technik des Holzschnitts und der Zeichnung<br />
sagen?<br />
Ps: der holzschnitt hat mit der art meiner Zeichnungen sehr viel gemeinsam.<br />
Im holzschnitt verwende ich vorwiegend die Weißlinientechnik.<br />
diese technik ermöglicht auch feine und lebhafte Linien zu entwickeln.<br />
In meinen Zeichnungen verwende ich vorwiegend<br />
tuschezeichnungen. Zwar nutze ich auch andere Materialien wie<br />
Ölfarbe, doch der Grundcharakter der arbeiten wird durch die Federzeichnung<br />
bestimmt. die Federzeichnungen und die holzschnitte<br />
besitzen somit schon starke Parallelen, vor allem auch durch die<br />
28
29<br />
reduktion auf starke, reduzierte Lineaturen, die die Komposition des<br />
Bildes bestimmen.<br />
KH: Welchen Beitrag möchtest Du als Zeichner leisten, bzw. welche Entwicklung<br />
vorantreiben?<br />
Ps: Ich bin ein großer Bewunderer von klassischen handzeichnungen, von<br />
dELacroIx, rUBENs oder auch rEMBraNdt. die Energie, die in den<br />
Linien steckt, ist außergewöhnlich. andererseits sind die Lineaturen<br />
von technischen Zeichnungen, von Entwürfen oder von Bauzeichnungen,<br />
obwohl mit dem Lineal gezogen, voller Kraft. sie sind mit den<br />
künftigen Möglichkeiten des entstehenden objekts aufgeladen. Ich<br />
versuche eine synthese zwischen beiden Positionen zu finden. Große<br />
teile meiner Zeichnungen erstelle oder bearbeite ich am computer<br />
und füge sie in meine arbeiten ein. Zeichnungen, die ich in klassischer<br />
tradition erstellt habe, scanne ich in den Pc ein und “bereinige” die<br />
aufgeladenen Linien digital und nutze die Ergebnisse wieder für die<br />
weitere arbeit auf dem Papier.<br />
Ebenso wandle ich teile aus Fotografien in zeichnerische Vorlagen um.<br />
Figuren, die aus diesen Umwandlungen erarbeitet worden sind, bilden<br />
ein festes “Personal” in meinen Zeichnungen. diese Figuren verwende<br />
ich, auch in abgewandelter Form, immer wieder.<br />
obwohl ein großer teil meiner Zeichnungen durchaus in der tradition<br />
der klassischen handzeichnung stehen und darauf verweisen, sind sie<br />
digital entwickelt. Mich interessiert dieses spannungsfeld zwischen<br />
traditioneller Kunstarbeit und den technischen anwendungen von<br />
Zeichnung; vielleicht auch der dialog zwischen den in ihnen gespeicherten<br />
Inhalten.<br />
PEtEr L. schEdLEr<br />
arbeitet und lebt in Berlin<br />
1980–1986 studium an der hdK Berlin<br />
Geboren in Mainz<br />
PEtEr L. schEdLEr ist ein Künstler, der in der noch geteilten<br />
stadt Berlin im isolierten westlichen teil an der hochschule der Künste<br />
Malerei studierte. Er konnte nach seinem studium 1986 erfolgreich arbeiten,<br />
brach jedoch in den 90er Jahren mit der Malerei radikal. Er unterzog sich<br />
mutig der jahrelangen Mühe, eine komplett neue Bildsprache zu entwickeln.<br />
Er versteht sich jetzt als Zeichner und holzschneider und fand ebenso eine<br />
Leuchtkastensprache für seine teilweise transparenten Blätter, auf denen<br />
holzdruck und Zeichnung zum teil mehrschichtig verschränkt sind.<br />
KIyohIdE hayashI<br />
seit 2008 arbeitet und lebt in Berlin<br />
2005–2008 Mitarbeit bei einer japanischen<br />
Kunstkritikzeitschrift<br />
2005 aichi Prefectural University of Fine arts and Music<br />
(Kunstwissenschaft / department) absolviert<br />
2001 Meijo University (Jura / department) department absolviert<br />
1979 Geboren in Gifu/Japan
Bildverzeichnis<br />
s. 4 Haltestelle 13, 2011, Mixed Media auf hartfaserplatte, 38 × 50 cm<br />
s. 5 Haltestelle 14, 2011, Mixed Media auf hartfaserplatte, 38 × 50 cm<br />
s. 6 Haltestelle 15, 2011, Mixed Media auf hartfaserplatte, 38 × 50 cm<br />
s. 7 Haltestelle 16, 2011, Mixed Media auf hartfaserplatte, 38 × 50 cm<br />
s. 8 Haltestelle 24, 2011, Mixed Media auf hartfaserplatte, 38 × 50 cm<br />
s. 9 Haltestelle 23, 2011, Mixed Media auf hartfaserplatte, 38 × 50 cm<br />
s. 10 Haltestelle 22, 2011, Mixed Media auf hartfaserplatte, 38 × 50 cm<br />
s. 11 Haltestelle 12, 2011, Mixed Media auf hartfaserplatte, 38 × 50 cm<br />
s. 12 Haltestelle 17, 2011, Mixed Media auf hartfaserplatte, 38 × 50 cm<br />
s. 13 Haltestelle 07, 2011, Mixed Media auf hartfaserplatte, 38 × 50 cm<br />
s. 14 Haltestelle 19, 2011, Mixed Media auf hartfaserplatte, 38 × 50 cm<br />
s. 15 Haltestelle 20, 2011, Mixed Media auf hartfaserplatte, 38 × 50 cm<br />
s. 16 Installationsansicht, <strong>Greusslich</strong> contemporary, 2011<br />
s. 17 Installationsansicht, <strong>Greusslich</strong> contemporary, 2011<br />
s. 18 Installationsansicht, <strong>Greusslich</strong> contemporary, 2011<br />
s. 19 Installationsansicht, <strong>Greusslich</strong> contemporary, 2011<br />
s. 20 Haltestelle 10, 2011, Mixed Media auf hartfaserplatte, 38 × 50 cm<br />
s. 21 Haltestelle 11, 2011, Mixed Media auf hartfaserplatte, 38 × 50 cm<br />
s. 22 Haltestelle 06, 2011, Mixed Media auf hartfaserplatte, 38 × 50 cm<br />
s. 23 Haltestelle 25, 2011, Mixed Media auf hartfaserplatte, 38 × 50 cm<br />
s. 24 Haltestelle 09, 2011, Mixed Media auf hartfaserplatte, 38 × 50 cm<br />
s. 25 Haltestelle 26, 2011, Mixed Media auf hartfaserplatte, 38 × 50 cm<br />
s. 26 Haltestelle 27, 2011, Mixed Media auf hartfaserplatte, 38 × 50 cm<br />
Impressum<br />
herausgeber<br />
© <strong>Greusslich</strong> comtemporary<br />
www.greusslichcontemporary.de<br />
Foto<br />
dank<br />
© <strong>Peter</strong> L. schedler<br />
www.peterschedler.de<br />
Kiyohide hayashi<br />
kiyokiyo2929@yahoo.de<br />
christian rose<br />
neurose@gmx.de<br />
30