eine spezifisch deutsche - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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156 Ralf Steckert<br />
»Medienkultur« 5 – sie kommunizieren Erzählungen wie Gefühlslagen<br />
in <strong>eine</strong>r <strong>spezifisch</strong> verdichteten Form. Dabei haben sie an Prozessen<br />
der Identitätskonstruktion Teil. Nach Douglas Kellner können sie als<br />
»symptomatische Artefakte der Gegenwart« bezeichnet werden, die<br />
auf »signifkante kulturelle Veränderungen, sowohl kulturelle Formen<br />
als auch gesellschaftliche Werte betreffend« deuten. 6 Populärkultur ist<br />
weitergedacht ein wirkmächtiger Vergesellschaftungsmodus. 7 An ihr<br />
lässt sich folglich aufzeigen, inwiefern und welcher Art auf die Nation<br />
bezogene subjektive und kollektive »Positionalitäten« 8 und Loyalitäten<br />
und ein damit einhergehender Common Sense ›zeitgemäßen‹ Veränderungen<br />
unterworfen sind. Der Wandel in den Narrationen, Darstellungs-<br />
und Ausdrucksweisen in der <strong>deutsche</strong>n Populärkultur gibt Auskunft<br />
über die nationale Selbstsicht. Im Fokus <strong>eine</strong>r Untersuchung des<br />
medialen Angebots von Nationalidentitätsressourcen sollte der »Mainstream«<br />
9 stehen. Konstruktionsbedingungen und -verläufe »gefühlter<br />
5 Der Begriff der »Kulturindustrie« ist nach der Kritischen Theorie nahezu<br />
identisch mit der von unterdrückender Herrschaft charakterisierten bürgerlich<br />
spätkapitalistischen Gesellschaft, in deren Totalität warenförmige Kultur<br />
(selbst)betrügerisch konsumiert wird. Davon beeinflusste kritische Cultural Studies<br />
hingegen gehen von der bedingten, aber potenziell möglichen, aktiven Nutzung<br />
und Weiterverarbeitung der Angebote durch Rezipient_innen aus. Sie erfassen<br />
u.a. daher die herrschenden Verhältnisse unter dem Begriff »Medienkultur«.<br />
Vgl. Douglas Kellner: Für <strong>eine</strong> kritische, multikulturelle und multiperspektivische<br />
Dimension der Cultural Studies. In: Rainer Winter (Hrsg.): Medienkultur, Kritik und<br />
Demokratie. Der Douglas Kellner Reader, Köln 2005, S. 12-58.<br />
6 Vgl. ders.: Verschwörung und »Akte X«. Eine diagnostische Kritik. In: Winter<br />
2005 (s. Anm. 5), S. 232-263, hier S. 236.<br />
7 Vgl. Tanja Thomas: Zwischen Konformität und Widerständigkeit. Populärkultur<br />
als Vergesellschaftungsmodus, P.I. Villa, J. Jäckel, Z.S. Pfeiffer, N. Sanitter, R.<br />
Steckert: Banale Kämpfe? Perspektiven auf Populärkultur und Geschlecht, Bielefeld<br />
2012, S. 211-228.<br />
8 Der Begriff »Positionalität« verweist auf <strong>eine</strong> Positionierung oder ein Selbstverständnis.<br />
Es gibt immer Differenz. Daher verstehe ich die vorgebliche »Identität«<br />
als instabile, zeitlich gebundene, sozio-kulturell bedingte Verortung, bei der<br />
von k<strong>eine</strong>m stabilen Kern des Selbst ausgegangen werden kann, welches stets<br />
dasselbe bleibt. So wird »Identität« Stuart Hall zufolge vielmehr in <strong>eine</strong>m »Prozess<br />
des Werdens denn des Seins« hergestellt und ist eher <strong>eine</strong> Vielheit an temporären<br />
»Positionalitäten«. Vgl. Stuart Hall, Wer braucht »Identität«?, in: Ders.:<br />
Ideologie, Identität, Repräsentation. Ausgewählte Schriften 4. Hamburg 2004, S.<br />
167-187, hier S. 170f.<br />
9 »Mainstream« bedeutet nicht allein ›Massengeschmack‹, vor allem nicht im<br />
Sinne <strong>eine</strong>r elitären oder kulturpessimistischen Perspektive. Mainstream vermittelt<br />
sich vielmehr durch den kommerziellen Erfolg im multimedialen Verkauf und