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Nachbarschaftsentwicklung in Stadt und Region ... - Neustart Schweiz

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<strong>Nachbarschaftsentwicklung</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> <strong>Region</strong> Zürich<br />

Lebenswerte Nachbarschaften


«Jeder Mensch auf dieser Welt ist<br />

längst e<strong>in</strong> Nachbar e<strong>in</strong>es andern.»<br />

Harald Welzer<br />

Vere<strong>in</strong> <strong>Neustart</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

CH-8000 Zürich<br />

kontakt@neustartschweiz.ch<br />

www.neustartschweiz.ch<br />

Text <strong>und</strong> Produktion:<br />

Arbeitsgruppe Nachbarschaften<br />

1. Auflage, Mai 2011


Inhaltsverzeichnis<br />

Prolog 4<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> <strong>Region</strong> Zürich heute 7<br />

Verödung 8<br />

Verbrauch 9<br />

Mehr als nur Besiedlung 11<br />

Hohe Verdichtung, lebendige Städte 11<br />

Bewusste Planung <strong>in</strong> Modulen 1<br />

Wohnung 1<br />

Nachbarschaft mit Mikrozentrum 14<br />

Quartier 17<br />

<strong>Stadt</strong> 19<br />

Metropolitanregion 20<br />

Zentrumsentwicklung 21<br />

Das «Metro-Foyer» als Treffpunkt 2<br />

Inventorien <strong>und</strong> Kooperatorien 24<br />

Private <strong>und</strong> öffentlichen Zusammenarbeit 25<br />

Versorgung 26<br />

Konzeption der Lebensmittelversorgung 28<br />

Infrastruktur des Lebensmitteldepots 0<br />

Das Nachbarschafts-Mikrozentrum 1<br />

Das Agrozentrum auf dem Land 4<br />

Mikrozentren beleben das Quartier 5<br />

Modellnachbarschaften errichten 7<br />

Zürich: 4 Modellnachbarschaften 7<br />

Nachbarschaften für alle <strong>Stadt</strong>bewohner 9<br />

Strukturen im Grossraum Zürich 42<br />

2000-Watt-Gesellschaft realisieren 4<br />

Anhang – Zahlen <strong>und</strong> Fakten 45<br />

Was bedeutet «2000-Watt»? 45<br />

Modellnachbarschaft, Nutzungsschema 49<br />

Landbedarf für Nahrungsproduktion 50<br />

Erweiterte Infrastruktur Mikrozentrum 52<br />

Literaturverzeichnis 54<br />

Internet-L<strong>in</strong>ks 55


Prolog<br />

Stell dir vor, du kommst nach e<strong>in</strong>em anstrengenden Arbeitstag<br />

nach Hause. Du gehst die 100 Meter von der Tramstation <strong>und</strong> siehst<br />

schon die beleuchteten Fenster des Mikrozentrums*, kommst an<br />

Pauls Schre<strong>in</strong>erei vorbei <strong>und</strong> erk<strong>und</strong>igst dich noch schnell bei Ritas<br />

Werkstätte, ob de<strong>in</strong> Velo schon repariert ist.<br />

Jetzt betrittst du die grosszügige Lounge, wo du <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Ecken schon bekannte Gesichter beim Zeitungslesen, beim Schwat-<br />

zen oder beim Billiardspielen entdeckst. Die<br />

fe<strong>in</strong>en Düfte lenken dich ab: George hat<br />

Ravioli gemacht, es gibt die frische Käsle<strong>in</strong><br />

von Beatrice, aus dem Ofen duften die<br />

Abend-Baguettes (aus Getreide vom angeschlossnen<br />

Agrozentrum, selbst gemahlen).<br />

Das schwarze Brett des Bistros Ratatouille kündigt das Abendessen<br />

an: Älplermakronen, Salat, e<strong>in</strong>e Gemüsesuppe. Aber du siehst<br />

dich zuerst noch etwas im Lebensmittellager um: vielleicht willst<br />

du ja auch selbst etwas kochen. Heute liegt im Lebensmittellager<br />

das frische Gemüse der Bäuer<strong>in</strong> Lea aus Rafz aus. Am Take-Away-<br />

Tresen gibt es asiatische Nudelgerichte aus hiesiger Fertigung,<br />

frische zubreitete Pizza, e<strong>in</strong>en Hackbraten zum kalt essen oder<br />

aufwärmen, Kuchen... Doch Markus schlägt dir vor, doch zusammen<br />

im Bistro zu essen <strong>und</strong> die vom Bewohner<strong>in</strong>nen- <strong>und</strong> Bewohnerrat<br />

4<br />

Stell dir vor, du betrittst die grosszügige Lounge,<br />

wo du <strong>in</strong> verschiedenen Ecken schon bekannte Gesichter<br />

beim Zeitungslesen, beim Schwatzen oder<br />

beim Billiardspielen entdeckst.<br />

* Was das genau ist, erklärt nachfolgend<br />

diese Broschüre.


Auch die Kosten stimmen: du kannst im Bistro für<br />

fünf Franken essen, du sparst dir das E<strong>in</strong>kaufen,<br />

<strong>und</strong> die Lebensmittel s<strong>in</strong>d billiger als früher beim<br />

Grossverteiler.<br />

befürwortete Pétanque-Anlage zu besprechen. Du verschiebst gar<br />

den geplanten Kauf von «wenigstens Milch <strong>und</strong> Brot für das Frühstück<br />

morgen»; das Lager ist ja r<strong>und</strong> um die Uhr offen.<br />

Nach dem Bistrobesuch schaust du<br />

noch <strong>in</strong> der Wäscherei vorbei. Sie hat de<strong>in</strong>e<br />

Bett- <strong>und</strong> Frotteewäsche bereit. Carlo, der<br />

dort Waschdienst hat, gibt dir noch e<strong>in</strong><br />

paar Tipps für de<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>satz am nächsten<br />

Montag.<br />

Momentan kommt das Betriebskonzept für die Nachbarschaft<br />

Siebenschläfer mit vier St<strong>und</strong>en Gratisarbeit pro Monat aus. Dazu<br />

gibt es noch sechs bezahlte professionelle Stellen. Insgesamt geht<br />

der Mix auf: du sparst mehr Hausarbeit als die vier St<strong>und</strong>en, die<br />

du beisteuern musst, <strong>und</strong> hast erst noch den Komfort e<strong>in</strong>es Viersternhotels.<br />

Auch die Kosten stimmen: du kannst im Bistro für fünf<br />

Franken essen, du sparst dir das E<strong>in</strong>kaufen, <strong>und</strong> die Lebensmittel<br />

s<strong>in</strong>d billiger als früher beim Grossverteiler. Zudem s<strong>in</strong>d sie frischer,<br />

biologisch, <strong>und</strong> du kennst die Bäuer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bauern.<br />

Bei de<strong>in</strong>em Abstecher an die Bar tr<strong>in</strong>kst du noch e<strong>in</strong> Bier mit<br />

Toni <strong>und</strong> Barbara. Die neusten politischen Kehrtwendungen werden<br />

besprochen, e<strong>in</strong>e Versammlung für e<strong>in</strong>e Initiative für städtische<br />

Gratisvelos organisiert. Toni empfiehlt das mexikanisch angehauchte<br />

Restaurant der benachbarten Nachbarschaft H<strong>in</strong>z & Kunz & Co.<br />

Du beschliesst morgen dort zu essen: mit der Nachbarschafts-Chip-<br />

5


Karte kannst du <strong>in</strong> allen Nachbarschaften der <strong>Region</strong> essen gehen<br />

<strong>und</strong> musst nicht mal Geld mitnehmen. Voranmeldung ist allerd<strong>in</strong>gs<br />

erwünscht.<br />

Nun gehst du endlich nach oben <strong>in</strong> de<strong>in</strong>e helle, hübsche Dreizimmerwohnung,<br />

die du mit Eva teilst. Es gibt ke<strong>in</strong>e genormten<br />

E<strong>in</strong>bauküchen mehr: du stellst dir de<strong>in</strong>e Küche nach Bedarf aus dem<br />

Lager von Küchenelementen im ehemaligen<br />

Tiefparkhaus <strong>in</strong>dividuell zusammen, alle Anschlüsse<br />

s<strong>in</strong>d natürlich vorhanden. Früher<br />

hattest du e<strong>in</strong>en grossen Kühlschrank <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>en Herd mit vier Platten <strong>und</strong> Backofen.<br />

Aber da es unten im Lebensmitteldepot alles gibt, genügt der M<strong>in</strong>ikühlschrank<br />

<strong>und</strong> das Zweiplatten-Rechaud ohne Backofen, was dir<br />

Platz <strong>und</strong> tiefe Stromrechnungen beschert. Auch im Bad ist weniger<br />

mehr: Da Siebenschläfer e<strong>in</strong> türkisches Bad hat, haben die meisten<br />

Wohnungen nur noch Dusche <strong>und</strong> WC.<br />

Du entspannst dich auf dem Sofa, stellst Swiss Jazz e<strong>in</strong> <strong>und</strong> willst<br />

nun bis acht Uhr niemanden mehr sehen.<br />

6<br />

Da die Nachbarschaft e<strong>in</strong> türkisches Bad hat,<br />

haben die meisten Wohnungen nur noch Dusche<br />

<strong>und</strong> WC.


<strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> <strong>Region</strong> Zürich heute<br />

Gerade Zürich wurde durch ausufernde, re<strong>in</strong> kommerziell bestimmte<br />

Entwicklung dermassen unstrukturiert, dass kaum jemand<br />

mehr weiss, wo, mit wem <strong>und</strong> mit welchen sozialen Verb<strong>in</strong>dlichkeiten<br />

gewohnt wird. Im Grossraum Zürich<br />

Im Grossraum Zürich wird <strong>in</strong> irgendwelchen e<strong>in</strong>i- wird <strong>in</strong> irgendwelchen e<strong>in</strong>igermassen<br />

germassen bezahlbaren Wohnungen gehaust. Das bezahlbaren Wohnungen gehaust. Das<br />

Leben muss <strong>in</strong>dividuell <strong>und</strong> meist per Auto zusam- Leben muss <strong>in</strong>dividuell <strong>und</strong> meist per Auto<br />

men gesucht werden.<br />

zusammen gesucht werden – solange Energie-<br />

<strong>und</strong> Ressourcenverbrauch ke<strong>in</strong>e Rolle<br />

spielten, war e<strong>in</strong>e solche Lebensweise möglich, wurde aber von<br />

vielen schon lange als unbefriedigend empf<strong>und</strong>en.<br />

Spätestens wenn die Beiz an der Ecke zumacht, die letzte Bäckerei<br />

verschw<strong>und</strong>en ist, nur noch Filialen von Grossverteilern überleben,<br />

dann fragt man sich, wo denn nun das <strong>Stadt</strong>leben ist. Da kann<br />

man ja gerade so gut nach Boppelsen oder Otelf<strong>in</strong>gen umziehen.<br />

Was ja auch geschehen ist, mit allen Folgen der Zersiedelung des<br />

Landes, die heute das grösste strukturelle ökologische Problem<br />

darstellt.<br />

Das Resultat dieser Entwicklung ist, dass es weder e<strong>in</strong> richtiges<br />

<strong>Stadt</strong>- noch e<strong>in</strong> Landleben gibt. Wir brauchen heute also e<strong>in</strong>e Re-<br />

Urbanisierung der Städte <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Re-Ruralisierung der ländlichen<br />

Gebiete dazwischen.<br />

7


Verödung<br />

Besucher<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Besucher von Zürich, aber auch Bewohnende,<br />

stellen immer wieder fest, wie «leblos» <strong>und</strong> abweisend diese <strong>Stadt</strong><br />

se<strong>in</strong> kann. Dies nicht nur <strong>in</strong> den Schlafquartieren, sondern sogar im<br />

Zentrum. Es fehlt e<strong>in</strong> echtes Strassenleben (street life), die Erdgeschossfassaden<br />

s<strong>in</strong>d <strong>und</strong>urchdr<strong>in</strong>glich, manchmal sogar mit «Abstandsgrün»<br />

isoliert, die Funktionen beschränken sich auf etwas<br />

Shopp<strong>in</strong>g <strong>und</strong> e<strong>in</strong>ige Gastrobetriebe. Handwerksbetriebe, Käse- oder<br />

Gemüseläden, Bäckereien; e<strong>in</strong>ladende Erdgeschossnutzungen im<br />

Allgeme<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d verschw<strong>und</strong>en. Paris hat<br />

alle h<strong>und</strong>ert Meter e<strong>in</strong>e Bäckerei, Barcelona Die ökonomischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, die diese<br />

e<strong>in</strong>e Bar an jeder Ecke, von Hong Kong oder Verödung erzeugt haben: Hohe Bodenpreise, Shop-<br />

New York wollen wir gar nicht reden. p<strong>in</strong>gcenters <strong>in</strong> der Agglomeration, Mangel an<br />

Die ökonomischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, bezahlbaren Wohnungen.<br />

die diese Verödung erzeugt haben, s<strong>in</strong>d<br />

bekannt: hohe Bodenpreise, Shopp<strong>in</strong>gcenters <strong>in</strong> der Agglomeration,<br />

Mangel an bezahlbaren Wohnungen (d.h. an möglichen Bewohnern<br />

<strong>und</strong> K<strong>und</strong>en), Rückzug <strong>in</strong>s Private, hektisches Arbeitsleben mit weniger<br />

verfügbarer Zeit.<br />

Erdgeschossnutzungen zur Nachbarschaftsversorgung s<strong>in</strong>d heute<br />

kommerziell kaum mehr tragfähig: Bäckereien, Milch- <strong>und</strong> Käsegeschäfte,<br />

Metzgereien; sie kehren nicht mehr zurück. Es müssen<br />

neue Formen gef<strong>und</strong>en werden. Etwa kollektive Nutzungen, die von<br />

den Bewohnenden mitgetragen werden können.<br />

8


Um das zu erreichen genügt es jedoch nicht, an die freiwillige<br />

Initiative <strong>und</strong> Mitarbeit der Bewohnerschaft zu appellieren. Es genügt<br />

auch nicht, Erdgeschossflächen zu subventionieren, was zwar<br />

die Betriebskosten senkt, aber noch ke<strong>in</strong>en<br />

Was fehlt, ist e<strong>in</strong>e klare Vorstellung der konkreten Betrieb garantiert.<br />

2000-Watt-Lebensweise. Dazu braucht es neue Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, welche die Höhe<br />

Lebensformen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e neue Genusskultur. der Erdgeschosse oder e<strong>in</strong>e m<strong>in</strong>imale<br />

öffentliche Nutzung von 25 Prozent festlegen,<br />

genügen ebenfalls nicht. Was es braucht, ist e<strong>in</strong> verb<strong>in</strong>dliches<br />

Konzept: Was für Nutzungen werden wo <strong>und</strong> <strong>in</strong> welcher Reichweite<br />

gebraucht <strong>und</strong> gewünscht. Das heisst: Es braucht e<strong>in</strong> Nachbarschaftskonzept.<br />

* Was das bedeutet, siehe Anhang.<br />

** «Der veränderte Lebensstil bedeutet<br />

ja vor allem e<strong>in</strong>e Steigerung der<br />

Lebensqualität. Weniger Mobilität<br />

bedeutet: mehr Zeit <strong>und</strong> weniger<br />

Stress haben – <strong>und</strong> damit e<strong>in</strong>e bessere<br />

Ges<strong>und</strong>heit.» (Harald Welzer,<br />

TA, 2.2.2011)<br />

Verbrauch<br />

Mit grosser Mehrheit (76%) haben die Zürcher Stimmberechtigten<br />

der 2000-Watt-Gesellschaft zugestimmt. Es gibt dazu schon<br />

e<strong>in</strong>e ganze Palette von Umsetzungsvorschlägen <strong>und</strong> -projekten. Die<br />

meisten betreffen städtische Bauten <strong>und</strong> Betriebe, wobei technische<br />

Massnahmen vorherrschen.<br />

Was noch fehlt, ist e<strong>in</strong>e klare Vorstellung der konkreten 2000-<br />

Watt-Lebensweise*. Die Wende zur postfossil bzw. zur postnuklearen<br />

Gesellschaft wird nur mit re<strong>in</strong> technischen Massnahmen nicht<br />

machbar se<strong>in</strong>: Es braucht neue Lebensformen, e<strong>in</strong>e neue Genusskultur<br />

jenseits des Massenverkehrs <strong>und</strong> Massenkonsums**.<br />

9


Notwendig ist e<strong>in</strong>e Relokalisierung*.<br />

Dabei werden verstreute Funktionen, deren<br />

Komb<strong>in</strong>ation viel Energie verbraucht, wieder<br />

zu E<strong>in</strong>heiten gebündelt. Leben, Arbeiten, Produktion, E<strong>in</strong>kaufen,<br />

Essen, Unterhaltung müssen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em grösseren Umfang als heute<br />

(aber natürlich nicht zw<strong>in</strong>gend vollständig) <strong>in</strong> sozial spannende<br />

Nachbarschaften re-<strong>in</strong>tegriert werden. So können schmerzlos E<strong>in</strong>sparungen<br />

an Ressourcen durch <strong>in</strong>nere Synergien erreicht werden**.<br />

Diese Re<strong>in</strong>tegration ist nicht nur e<strong>in</strong>e ökologische Notwendigkeit,<br />

sondern auch e<strong>in</strong>e soziale <strong>und</strong> kulturelle Bereicherung mit hohem<br />

Nutzwert.<br />

E<strong>in</strong> grosser Teil unseres Ressourcenverbrauchs führt nicht zu<br />

erhöhtem Genuss oder Komfort, sondern ist nur e<strong>in</strong>e Folge von<br />

aufwendigen Parallelnutzungen <strong>und</strong> mangelnder Bündelung von<br />

<strong>in</strong>dividuellem Verbrauch (struktureller Individualismus; nicht zu<br />

verwechseln mit erwünschter Individualität <strong>und</strong> geschützter Privatsphäre).<br />

10<br />

Es können schmerzlos E<strong>in</strong>sparungen an Ressourcen<br />

durch <strong>in</strong>nere Synergien erreicht werden.<br />

* Vgl. Serge Latouche <strong>in</strong>: Seidl, Postwachstumsgesellschaft:<br />

«réévaluer,<br />

reconceptualiser, restructurer,<br />

redistribuer, relocaliser, réduire, réutiliser,<br />

recycler» (S. 20 ); siehe auch<br />

Literaturliste im Anhang.<br />

** An e<strong>in</strong>em Vortrag an der ETH<br />

(27.8.09) erklärte Dennis Meadows<br />

(Ex-Mitglied des Club of Rome), dass<br />

die e<strong>in</strong>zig Erfolg versprechenden<br />

«Methoden» um den drohenden<br />

Klimawandel noch zu mildern «Vertrauen»<br />

<strong>und</strong> «kulturelle Solidarität»<br />

seien. Dies darum, weil Menschen<br />

nur dann Veränderungen auf sich<br />

nehmen, wenn diese Menschen, die<br />

sie persönlich kennen, nützen. Dies<br />

gilt vor allem für die geme<strong>in</strong>same<br />

Benutzung von Gütern, wodurch<br />

viele Ressourcen ohne Verzicht<br />

e<strong>in</strong>gespart werden können («e<strong>in</strong> geteiltes<br />

Watt ist e<strong>in</strong> doppeltes Watt»).<br />

Vertrauen <strong>und</strong> kulturelle Solidarität<br />

brauchen funktionierende (<strong>und</strong><br />

funktionale) Geme<strong>in</strong>schaften.


* Siehe Literaturverzeichniss: Goodman,<br />

48 ff: Städtische Schönheit<br />

braucht ke<strong>in</strong>e Bäume <strong>und</strong> Parks.<br />

Traditionell, wie es Christopher Tunnard<br />

betont hat, gab es ke<strong>in</strong>e Bäume<br />

<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Städten. (...) Und als<br />

schliesslich das Ziel dar<strong>in</strong> bestand<br />

e<strong>in</strong>e <strong>Stadt</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Park zu bauen,<br />

wie <strong>in</strong> der Ville Radieuse (von Le<br />

Corbusier), hat man jede Hoffnung<br />

auf e<strong>in</strong> echtes <strong>Stadt</strong>leben aufgegeben.<br />

(Orig<strong>in</strong>altext: Urban beauty<br />

does not require trees and parks.<br />

Classically, as Christopher Tunnard<br />

has po<strong>in</strong>ted out, if the cities were<br />

small there were no trees. (...) And<br />

when f<strong>in</strong>ally, as <strong>in</strong> the Ville Radieuse,<br />

the aim is to make a city <strong>in</strong> the<br />

park, one has despaired of city life<br />

altogether.)<br />

Mehr als nur Besiedlung<br />

Wo ist das Quartierleben? Ist das e<strong>in</strong> Dorf? Wo ist das Zentrum<br />

dieses <strong>Stadt</strong>teils? Wo treffen sich Leute von hier? Städte brauchen<br />

klare Strukturen <strong>und</strong> soziale Interaktion. Unklare Siedlungssituationen,<br />

wie sie <strong>in</strong>sbesondere für Überbauungen am <strong>Stadt</strong>rand (Extrembeispiele<br />

s<strong>in</strong>d etwa Seebach <strong>und</strong> Affoltern) <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Agglomeration<br />

typisch s<strong>in</strong>d, erzeugen nicht nur e<strong>in</strong>e spannungslose <strong>Stadt</strong><br />

<strong>und</strong> s<strong>in</strong>d typologisch verwirrend, sie führen zu jener Anonymität,<br />

Desorientierung <strong>und</strong> «Heimatlosigkeit», die sich <strong>in</strong> Problemen wie<br />

Vandalismus, Kle<strong>in</strong>krim<strong>in</strong>alität, Bandenbildung, Verunsicherung <strong>und</strong><br />

Ausgrenzung äussern. Wer real zu nichts dazu gehört, flüchtet sich<br />

<strong>in</strong> Mythologien, Sche<strong>in</strong>welten oder <strong>in</strong> hierarchische Organisationen.<br />

Hohe Verdichtung, lebendige Städte<br />

Die schönsten Städte (Venedig, Siena) oder lebendigsten <strong>Stadt</strong>teile<br />

(Alfama, Altstadt Barcelona usw.) haben praktisch ke<strong>in</strong> Grün*.<br />

Selbstverständlich brauchen grosse Städte zusammenhängende<br />

Parks entlang von Flüssen oder Seen. Jedes Quartier braucht – wie<br />

<strong>in</strong> Paris oder New York – se<strong>in</strong>en «Square», e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Park von<br />

vielleicht e<strong>in</strong>er Hektare (gutes Beispiel: Bäckeranlage). Begrünungen<br />

zur Verbesserung des Mikroklimas <strong>und</strong> als Lebensräume für<br />

Tiere s<strong>in</strong>d s<strong>in</strong>nvoll. Doch s<strong>in</strong>d zwischen den Nachbarschaften enge<br />

Plätzchen <strong>und</strong> Gassen ohne viel Grün e<strong>in</strong> kommunikativer Gew<strong>in</strong>n<br />

11


(vgl. Neapel). Das eigentliche <strong>und</strong> grosszügige Grün gibt es für den<br />

überreizten Städter dann am Wochenende auf dem Bauernhof* oder<br />

auf Wanderungen durch die entrümpelten Alpen**.<br />

E<strong>in</strong>e ökologische <strong>Stadt</strong> entlastet mit ihrer sozialen Dichte das<br />

natürliche Grün auf dem Land vom Siedlungsdruck <strong>und</strong> bewahrt so<br />

Kulturland. Ökologie def<strong>in</strong>iert sich über den Ressourcenverbrauch<br />

pro Kopf, <strong>und</strong> der ist beispielsweise <strong>in</strong> Manhattan viel ger<strong>in</strong>ger als<br />

im «grünen» Houston, Texas.<br />

Optimale Verdichtung f<strong>in</strong>det nicht <strong>in</strong> Hochhäusern statt; die s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> kommunikativen <strong>und</strong> sozialpsychologischen Aspekten äusserst<br />

begrenzt <strong>und</strong> erst noch viel zu teuer. Viel<br />

effektiver s<strong>in</strong>d achtgeschossige, kompakte<br />

Gebäude <strong>in</strong> Hofrandbebauung, die pro<br />

Hektare e<strong>in</strong>e Dichte von 500 Bewohnenden<br />

haben können – das ist fünf Mal mehr als<br />

die Dichte im dichtesten Quartier von Zürich, dem Kreis 4 (9 Bewohnende/ha).<br />

Dies kl<strong>in</strong>gt nach e<strong>in</strong>er extremen Bebauung, dennoch<br />

erlaubt sie e<strong>in</strong>en ruhigen Innenhof von 800 m 2 <strong>und</strong> bietet zugleich<br />

e<strong>in</strong> spannendes Strassenleben an ihren Rändern <strong>und</strong> vielfältige<br />

Nutzungen im Erdgeschoss. Es gibt also ke<strong>in</strong>en Gr<strong>und</strong>, Dichte mit<br />

unökologischen, teuren <strong>und</strong> kommunikationsfe<strong>in</strong>dlichen Hochhäusern<br />

herstellen zu wollen. Umbauten <strong>in</strong> den bestehenden Siedlungsgebieten<br />

reichen bei weitem aus. Hochhäuser haben nichts mit<br />

Verdichtung, sondern höchstens mit Prestige zu tun.<br />

12<br />

Es gibt ke<strong>in</strong>en Gr<strong>und</strong>, Dichte mit unökologischen,<br />

teuren <strong>und</strong> kommunikationsfe<strong>in</strong>dlichen Hochhäusern<br />

herstellen zu wollen.<br />

* Siehe nachfolgende Ausführungen<br />

zu «Mikroagro»<br />

** «<strong>Neustart</strong> <strong>Schweiz</strong>» von P.M.; siehe<br />

Literaturverzeichnis im Anhang


Bewusste Planung <strong>in</strong> Modulen<br />

Damit unsere <strong>Stadt</strong> überall lebt <strong>und</strong> verstehbar wird, müssen wir<br />

sie <strong>in</strong> Module aufteilen. Denn nur wenn wir <strong>in</strong> def<strong>in</strong>ierten Modulen<br />

denken <strong>und</strong> handeln, vermeiden wir sowohl Überausrüstung (zu<br />

viele Läden, zu grosse Plätze, Schulen am falschen Ort), als auch Unternutzung<br />

<strong>und</strong> gar Verödung (etwa leere<br />

Es muss Verantwortlichen <strong>und</strong> Entscheidungs- Erdgeschosse). Zudem werden gegenseitige<br />

trägern klar se<strong>in</strong>, was Bauten für Nachbarschaft, Existenzkämpfe von Nutzungen <strong>und</strong>/oder<br />

Quartier oder <strong>Stadt</strong> genau bedeuten. Es soll nicht Angeboten vermieden. Es muss allen Ver-<br />

mehr e<strong>in</strong>fach nur gebaut werden. antwortlichen <strong>und</strong> Entscheidungsträgern<br />

klar se<strong>in</strong>, was Bauten für Nachbarschaft,<br />

Quartier oder <strong>Stadt</strong> genau bedeuten. Es soll nicht mehr e<strong>in</strong>fach<br />

nur gebaut werden. Um Überblick <strong>und</strong> Weitblick zu erhalten <strong>und</strong><br />

zu wahren, schlagen wir e<strong>in</strong>e klare Typologie vor: Die Module s<strong>in</strong>d<br />

Wohnung, Nachbarschaft, Quartier, <strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> Metropolitanregion*.<br />

* Diese Typologie stimmt <strong>in</strong> weiten<br />

Teilen mit jener übere<strong>in</strong>, die von<br />

Alexander et al. <strong>in</strong>: E<strong>in</strong>e Mustersprache...<br />

(1977), beschrieben wird.<br />

Wohnung<br />

Das erste, offenk<strong>und</strong>ige Modul ist e<strong>in</strong>e Wohnung, e<strong>in</strong> Zimmer.<br />

Das Ziel muss hier se<strong>in</strong>, das aktuelle Sich-Breit-Machen (ca. 50 m 2<br />

Wohnfläche/Person) zu bremsen. Das ist möglich, wenn etwa Gäste-<br />

oder Hobbyraum, aber auch gewisse Küchen- <strong>und</strong> Wohnzimmerfunktionen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>schaftlichen Raum ausgelagert werden.<br />

Wenn nur schon jede E<strong>in</strong>zelperson e<strong>in</strong>er Nachbarschaft auf zwei<br />

1


Quadratmeter Privatwohnraum verzichtet, stehen 1000 Quadratmeter<br />

«gratis» für viele nützliche, lustvolle <strong>und</strong> arbeitssparende,<br />

geme<strong>in</strong>same Aktivitäten zur Verfügung.<br />

50% der Haushalte <strong>in</strong> Zürich s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>personenhaushalte. Viele<br />

dieser E<strong>in</strong>zelpersonen (oft auch ältere Menschen) leben <strong>in</strong> Drei-<br />

oder Vierzimmerwohnungen*, andere haben ihren Flächenbedarf<br />

gerade darum ausgeweitet, weil die nähere Nachbarschaft ke<strong>in</strong>e<br />

lebenswerte Umgebung bietet. Wenn es gel<strong>in</strong>gt diesen Personen<br />

attraktive 1 bis 2 Zimmerwohnungen anzubieten, die durch e<strong>in</strong>e<br />

erweiterte Infrastruktur e<strong>in</strong>e höhere Lebensqualität erreichen, dann<br />

kann alle<strong>in</strong> durch Umziehen <strong>und</strong> Zusammenrücken e<strong>in</strong>e ökologisch<br />

effiziente, kostengünstige Verdichtung (ca. 10‘000 Wohnungen)<br />

ohne zusätzliches Bauen verwirklicht werden. Der «Mensch»<br />

braucht nicht 50 m 2 um glücklich zu se<strong>in</strong>. Die <strong>Stadt</strong>, Genossenschaften,<br />

private Bauträger, müssen dieses selbstverständlich freiwillige<br />

Zusammenrücken durch ihren E<strong>in</strong>fluss auf Neubauten (mehr kle<strong>in</strong>e<br />

Wohnungen <strong>und</strong> geme<strong>in</strong>same Nutzungen errichten) <strong>und</strong> durch<br />

attraktive Mietz<strong>in</strong>s- oder Kaufkosten fördern.<br />

Nachbarschaft mit Mikrozentrum<br />

Das zweite Modul ist die Nachbarschaft, die sich sowohl aus<br />

ökologischen, als auch aus sozialen Gründen ergibt. Sie besteht<br />

nicht nur aus e<strong>in</strong>em Haus, sondern aus angrenzenden Gebäuden, <strong>in</strong><br />

denen zwischen 50 <strong>und</strong> 800 Menschen leben (im Schnitt 500). Erst<br />

14<br />

* Genau genommen s<strong>in</strong>d dies<br />

46,92 Prozent. Siehe: Volkszählung<br />

(Jahrbuch 2011 Kapitel 0) «Tabellensammlung<br />

Kapitel 0.2 Gebäude,<br />

Wohnungen, Haushalte» (Excel, 107<br />

kb) http://bit.ly/mp89t8


In diesen bis zu 8-geschossigen<br />

Gebäuden e<strong>in</strong>er verdichteten<br />

Nachbarschaft (100 x 100 m<br />

Gr<strong>und</strong>fläche) können ca. 500<br />

Personen wohnen <strong>und</strong> zum Teil<br />

auch arbeiten.<br />

15


diese Grössenordnung erlaubt e<strong>in</strong>e möglichst umfassende Versorgung<br />

<strong>und</strong> s<strong>in</strong>nvolle Nutzung von Gastrobetrieben, Läden, K<strong>in</strong>dergärten,<br />

Dienstleistungsbetrieben; e<strong>in</strong>e gute Nachbarschaft hat e<strong>in</strong><br />

Paket von Funktionen.<br />

Zürich hat theoretisch um die 700 solcher Nachbarschaften.<br />

Nur e<strong>in</strong>ige wenige s<strong>in</strong>d heute schon ansatzweise spürbar. Ob sich<br />

funktionierende Nachbarschaften entwickelten oder nicht, wurde<br />

bisher der Privatwirtschaft überlassen. Bis <strong>in</strong> die sechziger Jahre<br />

war diese fähig, sie mit kle<strong>in</strong>en Gewerbebetrieben zu versorgen.<br />

Heute brauchen wir e<strong>in</strong> neues Modell, das andere Akteure, Vere<strong>in</strong>e,<br />

Wohngenossenschaften, Bewohner selbst,<br />

Hauseigentümer, soziale Programme*, die<br />

<strong>Stadt</strong> e<strong>in</strong>bezieht. Dienstleistungen im Nachbarschaftsbereich<br />

können heute praktisch<br />

nur noch als Non-Profit-Unternehmen<br />

existieren. Der Umbau von bisherigen Ansammlungen von Häusern<br />

<strong>in</strong> echte Nachbarschaften ist e<strong>in</strong>e politische Aufgabe. Die heutigen<br />

Bewohner alle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d nicht fähig dazu – sonst hätten sie es schon<br />

längst getan. Nach e<strong>in</strong>em strengen Arbeitstag sich noch für geme<strong>in</strong>schaftliche<br />

Nutzungen zu engagieren oder sie sogar aufzubauen,<br />

ist sehr schwierig. Zudem braucht das Initiieren e<strong>in</strong>er solchen<br />

Nachbarschaft Investitionen <strong>und</strong> Betriebszuschüsse. Erst wenn dies<br />

garantiert <strong>und</strong> der Anschub erfolgt ist, wird e<strong>in</strong>e Mitarbeit der Bewohner<br />

möglich, ja sogar von ihnen selbst erwünscht se<strong>in</strong>.<br />

16<br />

Der Umbau von bisherigen Ansammlungen von<br />

Häusern <strong>in</strong> echte Nachbarschaften ist e<strong>in</strong>e politische<br />

Aufgabe.<br />

* Beispielsweise Zivildienst oder<br />

Arbeitslosenprogramme.


Während die Nachbarschaft e<strong>in</strong>e gesellschaftliche<br />

E<strong>in</strong>heit ist, die sich vor allem um das Alltagsleben<br />

dreht, ist das Quartier e<strong>in</strong>e relativ grosse E<strong>in</strong>heit,<br />

die Dienste für das öffentliche Leben tragen kann.<br />

* Siehe nachfolgenden Vorschlag für<br />

die Umgestaltung des ausrangierten<br />

Flughafens Dübendorf.<br />

Quartier<br />

Das dritte Modul ist e<strong>in</strong> Bündel von Nachbarschaften, das Quartier<br />

umfasst 20 bis 40 Nachbarschaften, also 10‘000 bis 20‘000<br />

Bewohner. Die Funktionen e<strong>in</strong>es Quartiers s<strong>in</strong>d von denen e<strong>in</strong>er<br />

Nachbarschaft sehr verschieden <strong>und</strong> sollten nicht vermischt wer-<br />

den. Während die Nachbarschaft e<strong>in</strong>e gesellschaftliche<br />

E<strong>in</strong>heit ist, die sich vor allem<br />

um das Alltagsleben dreht <strong>und</strong> eher <strong>in</strong>tim<br />

<strong>und</strong> nur halböffentlich ist, ist das Quartier<br />

e<strong>in</strong>e relativ grosse E<strong>in</strong>heit, die Dienste für<br />

das öffentliche Leben tragen kann. Das<br />

s<strong>in</strong>d Funktionen wie Schulen, Verwaltung, Bank, Kultur, Ges<strong>und</strong>heitsversorgung,<br />

Spezialgeschäfte, e<strong>in</strong> ergänzender Grossverteiler,<br />

spezialisierte Gastrobetriebe, m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> Mehrzwecksaal <strong>und</strong> so<br />

fort. Auf dem Land ist e<strong>in</strong> solches Quartier schon e<strong>in</strong>e selbständige<br />

Geme<strong>in</strong>de (e<strong>in</strong>e Landstadt), <strong>in</strong> der <strong>Stadt</strong> e<strong>in</strong>e Art Sub-Geme<strong>in</strong>de.<br />

Sofern e<strong>in</strong> Quartier direkt von Kulturland umgeben ist, kann es<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Agroquartier umgestaltet werden*, was die Ökologie nochmals<br />

optimiert <strong>und</strong> den Lebenswert weiter erhöht.<br />

E<strong>in</strong> Quartier braucht e<strong>in</strong> klar def<strong>in</strong>iertes Zentrum, e<strong>in</strong>en grösseren<br />

Platz (60 x 60 m), wo sich das öffentliche Leben um all die<br />

notwendigen Funktionen abspielen kann. In der <strong>Stadt</strong> Zürich gibt es<br />

schon r<strong>und</strong> 40 Quartiere, von denen e<strong>in</strong>ige im Unterschied zu den<br />

Nachbarschaften e<strong>in</strong>e gewisse Substanz haben. Der Ausbau dieser<br />

17


In diesem verdichteten Quartier,<br />

bzw. Agroquartier oder Landstädtchen<br />

wohnen <strong>und</strong> arbeiten<br />

ca. 10‘000 Menschen.<br />

18


Quartierzentren ist e<strong>in</strong> wichtiges Element im Aufbau der 2000-<br />

Watt-Gesellschaft. Wenn die gesamte Versorgung mit Gütern <strong>und</strong><br />

Dienstleistungen <strong>in</strong> diesem Fuss- <strong>und</strong> Velobereich (ergänzt durch<br />

den öffentlichen Verkehr) stattf<strong>in</strong>den kann, wird das autofreie<br />

Leben möglich <strong>und</strong> erstrebenswert. Doch auch hier wird es nicht<br />

genügen, der kommerziellen Privat<strong>in</strong>itiative e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong> paar Zükkerchen<br />

zuzuwerfen: diese Zentren müssen verb<strong>in</strong>dlich def<strong>in</strong>iert,<br />

ausgebaut <strong>und</strong> unterhalten werden. Die <strong>Stadt</strong> als Geme<strong>in</strong>wesen<br />

muss aktiver werden.<br />

<strong>Stadt</strong><br />

Das vierte Modul e<strong>in</strong>er <strong>Stadt</strong> ist natürlich die <strong>Stadt</strong> selbst, verkörpert<br />

durch e<strong>in</strong> belebtes <strong>Stadt</strong>zentrum. Während Quartiere dem<br />

gemütlichen Alltagsleben gewidmet s<strong>in</strong>d, brauchen Städte Zentren<br />

mit e<strong>in</strong>em vibrierenden öffentlichen Leben praktisch r<strong>und</strong> um die<br />

Uhr. Viele <strong>Schweiz</strong>er <strong>Stadt</strong>zentren sterben jedoch nach Ladenschluss<br />

aus: eigentlich s<strong>in</strong>d sie nur noch Shopp<strong>in</strong>g- <strong>und</strong> Verwaltungsdistrikte.<br />

Die Kernstadt-Bewohnenden wurden längst durch Büros, Praxen<br />

<strong>und</strong> Luxuswohnungen vertrieben – <strong>und</strong> damit auch die Infrastruktur<br />

für das Alltagsleben <strong>und</strong> für K<strong>in</strong>der. Wo niemand lebt, fehlt es<br />

auch für Besuchende an Attraktivität.<br />

Wir s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zwischenphase, wo das Alte nicht mehr recht<br />

funktioniert, <strong>und</strong> das Neue sich noch nicht dramatisch aufdrängt<br />

(zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> der Wahrnehmung). Zürich zum Beispiel ist nicht<br />

19


fertig gebaut, es muss neu gebaut werden – <strong>und</strong> zwar von Gr<strong>und</strong><br />

auf. Beg<strong>in</strong>nen sollten wir mit dem heute schwächsten Modul, mit<br />

den Nachbarschaften. Hier bietet sich auch die beste Möglichkeit,<br />

Menschen dort zu aktivieren, wo sich die Hälfte ihres Lebens (<strong>in</strong>kl.<br />

Schlafen) abspielt.<br />

Metropolitanregion<br />

Lebendige Nachbarschaften, alltagstaugliche Quartiere, die beiden<br />

relativ grossen Städte Zürich <strong>und</strong> W<strong>in</strong>terthur s<strong>in</strong>d die Module,<br />

mit denen die ganze Metropolitanregion (etwa entsprechend der<br />

Ausdehnung des Verkehrverb<strong>und</strong>es Zürich)<br />

so strukturiert werden kann, dass zugleich Die Verdichtung nach <strong>in</strong>nen wird Arbeitsplätze<br />

kle<strong>in</strong>räumige Heimaten entstehen <strong>und</strong> effi- wieder vermehrt an den Wohnort zurückbr<strong>in</strong>gen<br />

ziente öffentliche Dienstleistungen gewähr- <strong>und</strong> das S-Bahn- <strong>und</strong> Strassen-Netz entlasten.<br />

leistet werden können. Wenn wir unsere<br />

gelebte Realität ehrlich betrachten, dann s<strong>in</strong>d Küsnacht, Zumikon,<br />

Opfikon, Thalwil, Quartiere der <strong>Stadt</strong> Zürich; Uster, Schlieren, Freienbach,<br />

Brugg, Quartiere/Landstädte der Metropolitanregion.<br />

Diese Verdichtung nach <strong>in</strong>nen wird Arbeitsplätze wieder vermehrt<br />

an den Wohnort zurückbr<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> sowohl Strassen als<br />

auch das S-Bahn-Netz entlasten, bzw. die extremen Verzerrungen<br />

<strong>und</strong> sozialen Verödungen, welche die S-Bahn gebracht hat, rückgängig<br />

machen («seit es die schnelle S-Bahn-Verb<strong>in</strong>dung gibt, ist <strong>in</strong><br />

Uster nichts mehr los»).<br />

20


Zentrumsentwicklung<br />

Der Grossraum Zürich hat Parallelen zu <strong>in</strong>ternationalen<br />

Grossstädten. Metropolen wie etwa Frankfurt oder Brüssel leiden<br />

gleichwohl wie Zürich an zunehmender Verödung <strong>und</strong> e<strong>in</strong>seitiger<br />

Nutzung. Hohe Immobilienpreise vertreiben Treffpunkte <strong>und</strong><br />

lebenswerte E<strong>in</strong>richtungen.<br />

Neben der aktiven Nachbarschafts- <strong>und</strong> Quartierentwicklung<br />

brauchen Städte wie Zürich e<strong>in</strong>e <strong>Stadt</strong>zentrumsentwicklung, damit<br />

e<strong>in</strong> echtes «Downtown» entstehen kann. Obwohl immer wieder<br />

die Rede von der Überlastung der Zentren ist, s<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong> Wahrheit<br />

oft unternutzt oder fehlgenutzt. Was ist mit der Bahnhofstrasse<br />

nach acht Uhr? Wo ist das Ausgehzentrum von Zürich? Genügen<br />

e<strong>in</strong> paar Bratwurststände <strong>und</strong> Pizzerien im Niederdorf wirklich? Ist<br />

der Kreis 5 das pulsierende Vergnügungszentrum, das er vorgibt zu<br />

se<strong>in</strong>? Können die Multiplexk<strong>in</strong>os die alten,<br />

Wo bleibt die Atmosphäre? Neue Zentren – sei es verschw<strong>und</strong>enen Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>os ersetzen? Wo<br />

im Glatttal oder Limmattal – werden nie funktio- bleibt die Atmosphäre? Wo braucht es städnieren;<br />

die Leute werden «die <strong>Stadt</strong> suchen».<br />

tische Zentren? Neue Zentren – sei es im<br />

Glatttal oder Limmattal – werden nie funktionieren,<br />

nur schon weil es ihnen an Ambiance <strong>und</strong> historischem<br />

H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> fehlt. Egal wo e<strong>in</strong> solches synthetisches Zentrum entsteht,<br />

die Leute werden immer «die <strong>Stadt</strong> suchen». So ist es nötig<br />

<strong>und</strong> wichtig, gerade <strong>in</strong> der Agglomeration lebenswerte <strong>und</strong> urban<br />

21


Das Zentrum um den Hauptbahnhof<br />

herum wird mit grossen<br />

öffentlichen Gebäuden (Metrofoyer,<br />

Kooperatorium, Inventorium)<br />

über der Limmat belebt <strong>und</strong><br />

gestärkt.<br />

22


<strong>in</strong>tensive Quartierzentren aufzubauen*. Statt von e<strong>in</strong>er «Glatttalstadt»<br />

zu reden <strong>und</strong> den Begriff der <strong>Stadt</strong> überzustrapazieren, wäre<br />

es ehrlicher <strong>und</strong> verlockender e<strong>in</strong>e Perlenkette von dichten, lebendigen<br />

Quartieren, Agroquartieren <strong>und</strong> Betrieben entlang der Glatt <strong>und</strong><br />

der Glatttalbahn anzuvisieren.<br />

Das «Metro-Foyer» als Treffpunkt<br />

Zürich braucht e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>deutiges, e<strong>in</strong>ziges, soziales, kulturelles<br />

<strong>und</strong> politisches Foyer, e<strong>in</strong>en öffentlichen, nicht re<strong>in</strong> kommerziellen<br />

<strong>Stadt</strong>salon, wo «das <strong>Stadt</strong>gespräch» stattf<strong>in</strong>det. Daher schlagen wir<br />

vor, dass auf dem Areal des Globusprovisoriums e<strong>in</strong> echter <strong>Stadt</strong>treffpunkt,<br />

das «Metro-Foyer» gebaut wird.<br />

Zürich braucht e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges, e<strong>in</strong>deutiges, kulturel- Und zwar grosszügig, m<strong>in</strong>destens doppelt<br />

les <strong>und</strong> politisches Foyer für das «<strong>Stadt</strong>gespräch». so gross wie die heutigen Gebäude. Im<br />

Erdgeschoss bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e mit dem<br />

Bahnhofsareal durch Galerien oder Arkaden wettersicher verb<strong>und</strong>ene<br />

Halle, die vor allem dem <strong>in</strong>termetropolitanen Austausch dient.<br />

Weltstädte wie London, Bombay, New York, Moskau oder San Francisco<br />

unterhalten dort Bars, Foyers, Restaurants oder andere Lokale,<br />

wo sich reisende Landsleute mit E<strong>in</strong>heimischen treffen können. Die<br />

<strong>Stadt</strong> selbst betreibt e<strong>in</strong> grosses Foyer ohne Konsumationszwang,<br />

wo Gäste Unterkünfte suchen, Medien konsultieren, sich über Quartiere<br />

<strong>in</strong>formieren oder e<strong>in</strong>fach <strong>Stadt</strong>bewohnende treffen können.<br />

* Siehe oben unter «Quartier»<br />

Aus anonymen Touristen sollen Gäste werden.<br />

2


In den oberen Räumen bef<strong>in</strong>den sich Versammlungsräume für<br />

Organisationen (Parteien, Verbände, NGOs, Initiativgruppen aller<br />

Art). Es gibt gut ausgerüstete Veranstaltungsräume. Dazu e<strong>in</strong> Panoramarestaurant<br />

über der Limmat. Das Metro-Foyer erlaubt es den<br />

Bürgern, sich an der Entwicklung e<strong>in</strong>er lebensfre<strong>und</strong>licheren <strong>Stadt</strong><br />

aktiv zu beteiligen, Kontakte über Quartiergrenzen h<strong>in</strong>weg zu pflegen,<br />

e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationales Netzwerk der Städte von den Bewohnern<br />

her aufzubauen.<br />

Inventorien <strong>und</strong> Kooperatorien<br />

Statt dass gesellschaftlich relevante Projekte nur <strong>in</strong> den Sitzungszimmern<br />

von Banken, etablierten Unternehmen <strong>und</strong> Universitäten<br />

entstehen, braucht es <strong>in</strong> Zukunft e<strong>in</strong> enges,<br />

demokratisch organisiertes Zusammenwirken<br />

aller sogenannten «Stakeholder», auch<br />

der Bevölkerung, bzw. der Konsumenten, <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em moderierten Prozess.<br />

Inventorien <strong>und</strong> Kooperatorien gehören <strong>in</strong>s Zentrum der <strong>Stadt</strong>.<br />

Sie br<strong>in</strong>gen Banken, Unternehmen, Hochschulen, Berufsverbände,<br />

politische Gremien, gesellschaftliche Assoziationen aller Art <strong>und</strong> E<strong>in</strong>zelpersonen<br />

zu kreativen Prozessen zusammen, die dann zu Umsetzungen<br />

von privaten oder öffentlichen Projekte führen, die allen zu<br />

Gute kommen. Diese Institutionen können <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelne «Kammern»<br />

gegliedert werden, die ähnlich wie Fakultäten an Hochschulen ver-<br />

24<br />

Es braucht <strong>in</strong> Zukunft e<strong>in</strong> enges, demokratisch<br />

organisiertes Zusammenwirken aller sogenannten<br />

«Stakeholder».


schiedene Gebiete abdecken (Ges<strong>und</strong>heit, Energie, Zusammenleben,<br />

Bildung, Verkehr, Landwirtschaft, Textilien usw.). Das wäre dann die<br />

zeitgemässe Agora des dritten Jahrtausends.<br />

Private <strong>und</strong> öffentlichen Zusammenarbeit<br />

Selbstverständlich ist es möglich, diese aktive <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er «private/public partnership» anzugehen. Doch diese müsste<br />

neu def<strong>in</strong>iert werden.<br />

Bisher ist die <strong>Stadt</strong> hauptsächlich ihren<br />

Investoren bestimmen <strong>und</strong> die <strong>Stadt</strong> versucht, den privaten Partnern h<strong>in</strong>terher gerannt, hat<br />

Auswüchsen gerecht zu werden.<br />

versucht, das Schlimmste zu verh<strong>in</strong>dern,<br />

e<strong>in</strong> paar Pärkle<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zubauen oder gute<br />

Taten zu belohnen. Am ehesten noch ist sie aktiv <strong>in</strong> der Planung<br />

von Freiräumen <strong>und</strong> von Verkehrsstrukturen. Die <strong>Stadt</strong> macht<br />

ke<strong>in</strong>e oder nur sehr allgeme<strong>in</strong>e Vorgaben (Zonenordnung, Baugesetze<br />

usw.). Sie beschränkt sich darauf Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für<br />

Aktivitäten zu schaffen, die dann doch nicht stattf<strong>in</strong>den können.<br />

Sie hat ihre öffentlichen Dienste dort angesiedelt, wo Private schon<br />

Tatsachen geschaffen hatten (irgende<strong>in</strong>e Immobilienfirma baut e<strong>in</strong><br />

paar Wohnblöcke – jetzt braucht es dr<strong>in</strong>gend K<strong>in</strong>dergärten, Schulen<br />

<strong>und</strong> Busl<strong>in</strong>ien). Investoren bestimmen, <strong>und</strong> die <strong>Stadt</strong> versucht, den<br />

Auswüchsen gerecht zu werden. Ist das die Def<strong>in</strong>ition e<strong>in</strong>er echten<br />

Partnerschaft? Oder doch nicht eher Ausdruck von asymmetrischen<br />

Machtverhältnissen?<br />

25


Versorgung<br />

Wenn sich Nachbarschaften ausschliesslich über schöneres Wohnen<br />

def<strong>in</strong>ieren, fehlten ihnen e<strong>in</strong>sichtige Funktion <strong>und</strong> Nutzen für<br />

die Bewohnenden.<br />

Wir müssen nicht nur schlafen, sondern auch essen. Unser Vorschlag<br />

zielt daher darauf ab, die Nachbarschaft mit e<strong>in</strong>em anderen<br />

kritischen Sektor unserer Gesellschaft zu<br />

komb<strong>in</strong>ieren: der Landwirtschaft. Dieser<br />

Zusammenhang ist an sich logisch, da ja e<strong>in</strong><br />

grosser Teil der Nahrungsmittel <strong>in</strong> Nachbarschaften<br />

konsumiert wird.<br />

Nachbarschaften <strong>und</strong> Bauernhöfe s<strong>in</strong>d<br />

heute zwei «lose Enden» unseres Systems,<br />

die beide unbefriedigend funktionieren.<br />

Bäuer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bauern möchten gerne<br />

für die Verbrauchenden produzieren, die<br />

sie kennen <strong>und</strong> von denen sie endlich Anerkennung für ihre Arbeit<br />

bekommen. Sie möchten von ihrer Arbeit <strong>und</strong> nicht von Direktzahlungen<br />

leben. Die Konsument<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Konsumenten möchten<br />

wissen, woher ihre Nahrungsmittel kommen <strong>und</strong> sie möchten von<br />

den niedrigeren Preisen profitieren, die bei saisonal <strong>und</strong> lokal produzierten<br />

Produkten ohne Zwischenhandel möglich würden – auch<br />

ohne Subventionen.<br />

26<br />

Bäuer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bauern möchten von ihrer Arbeit<br />

<strong>und</strong> nicht von Direktzahlungen leben. Die Konsument<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Konsumenten möchten wissen,<br />

woher ihre Nahrungsmittel kommen <strong>und</strong> sie<br />

möchten von den niedrigeren Preisen profitieren,<br />

die bei saisonal <strong>und</strong> lokal produzierten Produkten<br />

ohne Zwischenhandel möglich würden – auch<br />

ohne Subventionen.


Die Grossverteiler haben sich zwar notdürftig<br />

ökologisiert, doch sie bleiben <strong>in</strong> Systemzwängen<br />

gefangen, die nie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e 2000-Watt-Gesellschaft<br />

passen werden.<br />

* www.uniterre.ch; www.ortoloco.ch<br />

Dass dies nicht mehr bloss e<strong>in</strong>e städtische, sondern e<strong>in</strong>e nationale<br />

<strong>und</strong> globale Herausforderung ist, leuchtet sofort e<strong>in</strong>. In den<br />

Städten kann e<strong>in</strong> Ausweg zum<strong>in</strong>dest angebahnt werden. Dies ist<br />

graduell möglich, ohne bisherige Strukturen zu zerreissen. Wir können<br />

zudem an vielfältige Erfahrungen anknüpfen*.<br />

Die Frage stellt sich sofort: Soll es wirklich die Aufgabe e<strong>in</strong>er<br />

<strong>Stadt</strong> se<strong>in</strong>, sich um die Nahrungsmittelversorgung ihrer Bürger zu<br />

kümmern? Haben wir nicht schon Migros, Coop <strong>und</strong> Co.?<br />

Die Antwort ist: natürlich nicht, die <strong>Stadt</strong> ist ke<strong>in</strong> Supermarkt.<br />

Aber die <strong>Stadt</strong> kann es den Nachbarschaften ermöglichen, <strong>in</strong> eigener<br />

Initiative e<strong>in</strong>e neue nachhaltige <strong>und</strong> soziale Nahrungsmittelversorgung<br />

aufzubauen, die zugleich Urbanität, vielseitige Synergie <strong>und</strong><br />

weniger Verkehr bewirkt.<br />

Die Grossverteiler haben sich zwar<br />

notdürftig ökologisiert, doch sie bleiben <strong>in</strong><br />

Systemzwängen gefangen, die nie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

2000-Watt-Gesellschaft passen werden. Es<br />

wird jedoch e<strong>in</strong>en Platz für sie geben (im<br />

Quartierzentrum), <strong>in</strong> dem mit bestimmten<br />

<strong>in</strong>dustriell erzeugten <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternationalen Gütern die Zusatzversorgung<br />

sicher gestellt wird.<br />

In der <strong>Schweiz</strong> würde das bedeuten, dass von heute ca. 000<br />

Grossverteilerfilialen noch 500 gebraucht werden. Und all diese<br />

mitten <strong>in</strong> den Quartieren.<br />

27


Konzeption der Lebensmittelversorgung<br />

E<strong>in</strong>e 2000-Watt-Gesellschaft ist ohne gr<strong>und</strong>legende Neukonzeption<br />

unserer Lebensmittelversorgung nicht zu erreichen. Die Nahrungsmittel<br />

verursachen gut 0 Prozent unseres CO 2 -Ausstosses,<br />

obwohl wir dafür nur 8 Prozent unseres Haushaltgelds ausgeben.<br />

Dabei s<strong>in</strong>d die Transportwege (von <strong>und</strong> zu Supermärkten <strong>und</strong> Shopp<strong>in</strong>gcenters)<br />

nicht e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong>begriffen. 50 Prozent der Kosten der Lebensmittel<br />

s<strong>in</strong>d Transportkosten. Das bedeutet, dass die Nahrungs-<br />

mittelversorgung ke<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Privatsache<br />

mehr se<strong>in</strong> kann, sie kann auch auf privater E<strong>in</strong>e 2000-Watt-Gesellschaft ist ohne gr<strong>und</strong>legende<br />

Basis nicht effizient umorganisiert werden. Neukonzeption unserer Lebensmittelversorgung<br />

Die Nahrungsmittelversorgung wird genau- nicht zu erreichen. Die Nahrungsmittel verursaso<br />

e<strong>in</strong>e politische Aufgabe werden, wie es chen gut 30 Prozent unseres CO -Ausstosses.<br />

2<br />

heute der Verkehr schon ist.<br />

Wenn wir diese Aufgabe ernst nehmen, dann wird das weit<br />

reichende Folgen für das Leben <strong>in</strong> den Städten haben. Wie Vandana<br />

Shiva es <strong>in</strong> ihrem Buch sagt*, müssen wir die Städte aus der<br />

Perspektive des Landes, der Nahrungsmittelerzeugung her, neu<br />

erf<strong>in</strong>den. Die Herstellung der Ernährungssouveränität kann nicht<br />

e<strong>in</strong>fach den Bäuer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bauern überlassen werden. Damit sie<br />

funktionieren kann, muss zugleich auf der Seite der Verbrauch<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Verbraucher <strong>in</strong> den Städten e<strong>in</strong>e Alltagssouveränitat aufgebaut<br />

werden, die fähig ist, die Verb<strong>in</strong>dung von <strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> Land eigenständig<br />

<strong>und</strong> verb<strong>in</strong>dlich zu sichern.<br />

* Siehe nachfolgende Literaturliste.<br />

28


Im roten Kreis: Nachbarschaft <strong>in</strong>klusive Mikrozentrum.<br />

Im grünen Kreis: Agrozentrum. 500 Bewohner<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Bewohner e<strong>in</strong>er städtischen Nachbarschaft<br />

können mit e<strong>in</strong>er Landwirtschaftsfläche<br />

von etwa 80 ha (siehe Anhang) regional mit e<strong>in</strong>em<br />

Grossteil der Nahrungsmittel direkt versorgt werden.<br />

Das nennen wir «Mikroagro».<br />

29


Das Modell, das zugleich Nachbarschaften mit e<strong>in</strong>em ernsthaften<br />

Mittelpunkt <strong>und</strong> die <strong>Schweiz</strong>er Landwirtschaft mit e<strong>in</strong>em zuverlässigen<br />

Abnahmesystem versorgen könnte, nennen wir Mikro-Agro. Es<br />

ist das denkbar e<strong>in</strong>fachste: e<strong>in</strong>e Nachbarschaft von 500 Bewohner<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Bewohnern braucht zur Versorgung mit den Gr<strong>und</strong>nahrungsmitteln<br />

e<strong>in</strong>e Landwirtschaftsfläche von ca. 80 bis 100 ha*. Das<br />

heisst, e<strong>in</strong> grosser, <strong>in</strong> sich diversifizierter Landwirtschaftsbetrieb<br />

br<strong>in</strong>gt se<strong>in</strong>e Produkte <strong>in</strong> das Lebensmitteldepot der Nachbarschaft.<br />

Solche Betriebe gab es im <strong>Schweiz</strong>er Mittelland immer schon <strong>und</strong><br />

sie s<strong>in</strong>d immer noch wirtschaftlich möglich**. Es gibt schon e<strong>in</strong>ige<br />

funktionierende Ansätze wie etwa www.ortoloco.ch. Auch wenn<br />

von der Transportlogistik her e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger Betrieb pro Nachbarschaft<br />

ideal wäre, können sich auch mehrere, möglichst benachbarte<br />

Betriebe die Belieferung teilen. Die rechtliche Form dieses<br />

Austauschs – Vertragslandwirtschaft, geme<strong>in</strong>same Genossenschaft,<br />

direkter Betrieb durch die Nachbarschaft – kann je nach Nachbarschaft<br />

variieren.<br />

Infrastruktur des Lebensmitteldepots<br />

Die Nahrungsmittelversorgung von 500 Personen generiert theoretisch<br />

e<strong>in</strong>en Jahresumsatz von 1,8 Millionen Franken***. Um diesen<br />

Umsatz bewältigen zu können, ist e<strong>in</strong>e Ladenfläche von m<strong>in</strong>destens<br />

400 m 2 nötig (dazu kommen noch Lager- <strong>und</strong> Verarbeitungsflächen).<br />

Das sieht aus wie e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Supermarkt. Gemäss e<strong>in</strong>er deutschen<br />

0<br />

* Siehe Anhang<br />

** In e<strong>in</strong>er Distanz von 50 km bef<strong>in</strong>det<br />

sich genug Kulturland um ca.<br />

Millionen Menschen ernähren zu<br />

können: 7’500’000’000 m 2 : 2000 =<br />

,75 Millionen Personen.<br />

*** 00 CHF x 12 x 500


Im Nachbarschafts-Mikrozentrum wird das soziale<br />

<strong>und</strong> kulturelle Leben angesiedelt se<strong>in</strong>. Zudem entstehen<br />

damit Arbeitsplätze direkt am Wohnort.<br />

* Vgl. Demmeler, 2000; siehe Literaturliste<br />

im Anhang.<br />

** 2 Prozent der für die Ernährung<br />

aufgewendeten Energie fallen für<br />

die Aufbewahrung <strong>und</strong> Zubereitung<br />

im Haushalt an. Für die Produktion<br />

werden ganze 22 Prozent benötigt,<br />

der Rest ist Verpackung, Transport,<br />

Verarbeitung usw. Siehe hierzu<br />

Literatiurliste im Anhang: Hänggi,<br />

2011, Seite 76<br />

Studie ist diese Form der Lebensmittellogistik (<strong>Region</strong>alsupermarkt<br />

genannt) die ökologischste, viel besser als Hofläden, Wochenmärkte,<br />

Bioläden*.<br />

Dazu kommen Kühlräume, <strong>in</strong>sbesondere für Milchprodukte <strong>und</strong><br />

Fleisch. Investitionen von mehreren h<strong>und</strong>erttausend Franken s<strong>in</strong>d<br />

nötig. Dies s<strong>in</strong>d jedoch ökologisch nachhaltige Investitionen, da<br />

damit <strong>in</strong>effiziente Kle<strong>in</strong>anlagen <strong>in</strong> den Wohnungen durch die effizi-<br />

entesten grossen Modelle ersetzt werden<br />

können.<br />

Wenn an den Laden noch e<strong>in</strong>e Grossküche<br />

angeschlossen wird (mit Restaurant/<br />

Bar/Café), dann wird die multifunktionale<br />

Ökobilanz noch e<strong>in</strong>mal verbessert**. Zugleich entsteht so e<strong>in</strong> Nachbarschafts-Mikrozentrum,<br />

<strong>in</strong> dem das soziale <strong>und</strong> kulturelle Leben<br />

angesiedelt se<strong>in</strong> wird. Die Erdgeschosse können s<strong>in</strong>nvoll genutzt<br />

werden, es entstehen Arbeitsplätze direkt am Wohnort (die Grossverteilerarbeitsplätze<br />

wandern <strong>in</strong> die Nachbarschaften zurück).<br />

Das Nachbarschafts-Mikrozentrum<br />

Um Nachbarschafts-Mikrozentren zu errichten, braucht es<br />

Investitionen, die nur langfristig von den Menschen der Nachbarschaften<br />

selbst getragen werden können. So ist e<strong>in</strong>e Anschubf<strong>in</strong>anzierung<br />

nötig. Zudem müsste e<strong>in</strong>e neutrale Organisation geschaffen<br />

werden, die Beratung leistet, e<strong>in</strong>e Plattform für den <strong>Stadt</strong>/Land-Kon-<br />

1


2<br />

Dieses Mikrozentrum <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

städtischen Blockrandnachbarschaft<br />

benötigt ca. 1000 m 2<br />

Fläche.


E<strong>in</strong> Mikrozentrum bedeutet unmittelbar e<strong>in</strong>e Aufwertung<br />

von Immobilien, da es e<strong>in</strong>en bisher noch<br />

nicht erreichten, hohen Nutzwert stiftet.<br />

* Siehe Anhang<br />

** Siehe das erfolglose Dienstleistungskonzept<br />

«James» <strong>in</strong> Zürich<br />

Albisrieden.<br />

*** Gasche, 88: «E<strong>in</strong>e repräsentative<br />

Umfrage des Tages-Anzeigers<br />

hatte schon im Rezessionsjahr 199<br />

gezeigt, dass zwei Drittel der Vollbeschäftigten<br />

auf durchschnittlich<br />

zehn Prozent ihres Lohnes verzichten<br />

würden, wenn sie dafür weniger<br />

arbeiten müssten.»<br />

takt schafft usw. Obwohl diese Versorgungsstruktur sehr ökologisch<br />

ist, ist sie kommerziell so wenig tragfähig, wie die verdrängten<br />

kle<strong>in</strong>en Läden es waren. Sie setzt deshalb (neben bezahlter, professioneller<br />

Kernarbeit) e<strong>in</strong> gewisses Mass an freiwilliger Mitarbeit<br />

voraus, die organisiert werden muss*.<br />

Wo versucht wurde, Nachbarschaftsdienstleistungen<br />

re<strong>in</strong> kommerziell zu<br />

betreiben, ist dies an den Kosten gescheitert**.<br />

Insgesamt kann diese Mitarbeit als<br />

e<strong>in</strong>gesparte Hausarbeit abgebucht <strong>und</strong><br />

durch damit e<strong>in</strong>her gehender Senkung der Lebenskosten «entlöhnt»<br />

werden. Diese Mitarbeit ist zugleich der Motor der sozialen<br />

Synergie <strong>und</strong> der kulturellen Belebung der Nachbarschaft.<br />

Kommunikation entsteht am besten durch Zusammenarbeit. Viele<br />

Menschen wären zu e<strong>in</strong>er Reduktion der Erwerbsarbeit bereit <strong>und</strong><br />

hätten dann mehr Zeit für e<strong>in</strong> Engagement <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen<br />

Haushalt<strong>in</strong>frastruktur***.<br />

Der Aufbau der Mikrozentren bed<strong>in</strong>gt ke<strong>in</strong>e Änderung von Eigentumsverhältnissen:<br />

Mieter, Eigentümer, Genossenschaften oder<br />

die <strong>Stadt</strong> arbeiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vere<strong>in</strong> oder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Genossenschaft zu<br />

diesem Zweck zusammen <strong>und</strong> profitieren davon. E<strong>in</strong> Mikrozentrum<br />

bedeutet unmittelbar e<strong>in</strong>e Aufwertung von Immobilien, da es für<br />

die Bewohnenden e<strong>in</strong>en bisher noch nicht erreichten, hohen Nutzwert<br />

stiftet.


Das Agrozentrum auf dem Land<br />

Auf der Landseite entsteht komplementär e<strong>in</strong> Agrozentrum,<br />

wo Bäuer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bauern ihre Produkte sammeln, aufbereiten,<br />

abpacken <strong>und</strong> geme<strong>in</strong>sam abtransportieren können. Bei 500 Konsument<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Konsumenten fallen pro Tag theoretisch 900 kg<br />

an (1,8 kg x 500). Da <strong>in</strong> diesem Gewicht jedoch alle Nahrungsmittel<br />

e<strong>in</strong>geschlossen s<strong>in</strong>d, wird auf die Versorgung<br />

durch das Agrozentrum nur etwa die Das Agrozentrum entwickelt sich zu e<strong>in</strong>em sozi-<br />

Hälfte entfallen.<br />

alen <strong>und</strong> kulturellen Zentrum: Ferien auf dem Bau-<br />

Wenn alle zwei Tage geliefert wird, ist ernhof, e<strong>in</strong> Landgasthof, Angebote für <strong>Stadt</strong>k<strong>in</strong>der,<br />

für den ganzen Transport nicht mehr als Mitarbeitsmöglichkeiten, e<strong>in</strong> landwirtschaftliches<br />

e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Lieferwagen nötig. Da nur drei Ausbildungs- <strong>und</strong> Medienzentrum, usw.<br />

Mal pro Woche geliefert werden muss, genügen<br />

50 Kle<strong>in</strong>lastwagen für die ganze <strong>Stadt</strong>. Grössere Lieferungen<br />

von lagerbaren Gütern wie etwa Kartoffeln können je nach Situation<br />

auch per Bahn erfolgen.<br />

Das Agrozentrum entwickelt sich ganz analog zum Mikrozentrum,<br />

zu e<strong>in</strong>em sozialen <strong>und</strong> kulturellen Zentrum: Ferien auf dem<br />

Bauernhof, e<strong>in</strong> Landgasthof, Angebote für <strong>Stadt</strong>k<strong>in</strong>der, Mitarbeitsmöglichkeiten,<br />

e<strong>in</strong> landwirtschaftliches Ausbildungs- <strong>und</strong> Medienzentrum<br />

usw.<br />

Die Agrozentren ersetzen bis zu e<strong>in</strong>em gewissen Grad Ferienhäuschen<br />

<strong>und</strong> geben den Städtern direkten Zugang zur Natur, ohne<br />

diese mit E<strong>in</strong>familienhäuschen zerstören zu müssen.<br />

4


Mikrozentren beleben das Quartier<br />

Wie sieht nun e<strong>in</strong> Quartier aus, <strong>in</strong> dem es zehn bis dreissig<br />

Mikrozentren gibt? Alle 200 Meter wird es e<strong>in</strong> solches Zentrum<br />

geben, das natürlich allen Quartierbewohnern, unabhängig davon <strong>in</strong><br />

welcher Nachbarschaft sie wohnen, offen steht. Jedes Zentrum wird<br />

se<strong>in</strong>e eigenen Spezialitäten <strong>und</strong> Qualitäten, se<strong>in</strong>e eigenen Bezugs-<br />

quellen haben (Melonen aus Rafz, We<strong>in</strong> aus<br />

Die Strassen werden sich unerhört beleben – aber der Toskana, Olivenöl aus der Mani, Yaknicht<br />

mit Verkehr, sondern mit Menschen.<br />

Wurst aus dem Prättigau): der gegenseitige<br />

Besuch lohnt sich (e<strong>in</strong> Nachbarschaftsbewohner<br />

muss ja überhaupt nicht nur <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Lebensmitteldepot<br />

e<strong>in</strong>kaufen). Die Strassen werden sich unerhört beleben – aber nicht<br />

mit Verkehr, sondern mit Menschen.<br />

Es wird zudem vielfältige Möglichkeiten für professionelle <strong>und</strong><br />

freiwillige Arbeit geben, die zugleich <strong>in</strong>teressant <strong>und</strong> notwendig<br />

ist: im Laden, <strong>in</strong> der Nahrungsmittelverarbeitung (konservieren von<br />

Früchten <strong>und</strong> Gemüse, Produktion bspw.<br />

Solche Zentren bieten neue Chancen für kommer- von Teigwaren oder Joghurt, Zubereitung<br />

zielle Kle<strong>in</strong>betriebe aller Art, die sich als s<strong>in</strong>nvolle für den Take-Away), <strong>in</strong> Restaurant/Bar/Me-<br />

Ergänzung anschliessen können. diathek, <strong>in</strong> Secondhanddepots usw. Zugleich<br />

geben solche sozialen Zentren auch<br />

neue Chancen für kommerzielle Kle<strong>in</strong>betriebe aller Art, die sich als<br />

s<strong>in</strong>nvolle Ergänzung anschliessen können (die K<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d schon<br />

e<strong>in</strong>mal vor Ort).<br />

5


Das Quartier gew<strong>in</strong>nt nicht nur 20 «Supermärkte», sondern 20<br />

<strong>in</strong>dividuelle Treffpunkte, die nicht nur re<strong>in</strong> kommerziell ausgelegt<br />

s<strong>in</strong>d. Die Quartierbewohner haben e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Thema: der<br />

Stand der landwirtschaftlichen Kulturen, das Wetter, die Gastronomie.<br />

Das Quartierzentrum wird darum be- Es f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e Re-Organ-isierung <strong>und</strong> Re-Soziallebter,<br />

weil nur der verbleibende Grossverisierung der <strong>Stadt</strong> statt. Der Freiheitsraum der<br />

teiler unentbehrliche Zusatzprodukte aus Bewohnenden erweitert sich.<br />

aller Welt (bevorzugt Klima-schonend <strong>und</strong><br />

Fair-Trade) anbietet, weil es dort spezielle Dienstleistungen, e<strong>in</strong>e<br />

Filiale der staatlichen Dienste, e<strong>in</strong>en Kiosk, e<strong>in</strong>en Theatersaal, e<strong>in</strong>e<br />

Charcuterie, e<strong>in</strong>e Apotheke, e<strong>in</strong>e Konditorei, e<strong>in</strong> Gourmetlokal,<br />

ABC-Lernzentren usw. gibt. Es f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e Re-Organ-isierung <strong>und</strong> Re-<br />

Sozial-isierung der <strong>Stadt</strong> statt. Der Freiheitsraum der Bewohnenden<br />

erweitert sich.<br />

6


* Alle diese Areale wurden von der<br />

Arbeitsgruppe Nachbarschaften auf<br />

Gr<strong>und</strong> öffentlicher Informationen<br />

gef<strong>und</strong>en. Laufende Planungen <strong>und</strong><br />

Absichten anderer Organisationen<br />

s<strong>in</strong>d nicht präjudiziert.<br />

** www.mehralswohnen.ch<br />

Modellnachbarschaften errichten<br />

Integrierte Nachbarschaften s<strong>in</strong>d das logische Produkt der notwendigen<br />

ökologischen <strong>und</strong> sozialen Umgestaltung unserer Gesellschaft.<br />

Nachbarschaften s<strong>in</strong>d die Basis zukunftsfähiger Lebensweisen.<br />

Die Veränderung von Rahmenbed<strong>in</strong>gungen durch e<strong>in</strong>e ganze<br />

Palette von Programmen <strong>und</strong> langfristig lohnenden Investitionen ist<br />

jedoch notwendig. Unzählige kle<strong>in</strong>e Initiativen s<strong>in</strong>d möglich <strong>und</strong> erwünscht.<br />

Damit aber die eigene Aktivität <strong>und</strong> die Fantasie der Menschen<br />

angeregt werden kann, braucht es auch konkrete Projekte,<br />

welche die Zukunft vorwegnehmen, <strong>und</strong> <strong>in</strong> denen neue Strukturen,<br />

Verhaltensweisen <strong>und</strong> Technologien getestet <strong>und</strong> veranschaulicht<br />

werden können. Es braucht sowohl den systemischen Push, als auch<br />

den exemplarischen Pull.<br />

Zürich: 43 Modellnachbarschaften<br />

Die nachfolgend aufgeführten Areale* haben e<strong>in</strong>e unterschiedliche<br />

Planungsgeschichte, Planungsstand <strong>und</strong> Eigentumsverhältnisse,<br />

was die <strong>Stadt</strong> oder den Kanton jedoch nicht davon abhalten soll,<br />

ihren E<strong>in</strong>fluss auf die jeweils angemessene Art auszuüben. Diese<br />

Modellnachbarschaften können städtische Siedlungen oder aber<br />

Genossenschaftssiedlungen (Land im Baurecht) se<strong>in</strong>, so wie zum<br />

Beispiel jene von mehr-als-wohnen** <strong>in</strong> Zürich Leutschenbach, die<br />

schon viele modellhafte Züge trägt.<br />

7


8<br />

Auf dem Güterbahnhofareal<br />

hätten vier verschiedene Nachbarschaften<br />

Platz.


•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Areal Hardstrasse/Pf<strong>in</strong>gstweidstrasse/Schiffbaustrasse<br />

Wohnüberbauung Hardturm<br />

Kasernenareal: 2 Nachbarschaften<br />

Zollfreilager Albisrieden: 4 Nachbarschaften<br />

Güterbahnhofareal (Vorraussetzung: Ablehnung des PJZ):<br />

4 Nachbarschaften<br />

Bellerivestrasse/Hornbachstrasse<br />

Leutschenbach Mitte: 4 Nachbarschaften<br />

Flughafen Dübendorf: e<strong>in</strong> Agroquartier, 20 Nachbarschaften<br />

plus Quartierzentrum<br />

ETH, Science City, 4 Nachbarschaften (von Studenten- <strong>und</strong><br />

Dozentenschaft)<br />

Nachbarschaften für alle <strong>Stadt</strong>bewohner<br />

Es ist wichtig, dass bei e<strong>in</strong>em Programm zur <strong>Nachbarschaftsentwicklung</strong><br />

nicht pfadabhängige Sackgassen angelegt werden (auch<br />

lock-<strong>in</strong>-Effekt genannt, wie etwa das technisch obsolete qwertz-Design<br />

von Tastaturen), aus denen man dann nur noch schwer herauskommt.<br />

Damit me<strong>in</strong>en wir, dass sie nicht punktuell <strong>und</strong> freiwillig e<strong>in</strong>fach<br />

dort erfolgen sollte, wo sich gerade e<strong>in</strong> paar Nachbarschaftspioniere<br />

e<strong>in</strong>setzen wollen. Sonst riskiert man, dass zwischen e<strong>in</strong>igen funktionierenden<br />

Nachbarschaften urbanistische «Restposten» entstehen,<br />

die nie mehr funktionieren können. Alle <strong>in</strong> der <strong>Stadt</strong> wohnenden<br />

9


Menschen sollen <strong>in</strong> den Genuss e<strong>in</strong>es Lebens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er multifunktionalen<br />

Nachbarschaft kommen. Das heisst, dass die <strong>Stadt</strong> Vorkehrungen<br />

trifft, damit e<strong>in</strong>e (natürlich provisorische) E<strong>in</strong>teilung <strong>in</strong><br />

Nachbarschaften von 50 bis 800 Bewohnern (je nach Situation)<br />

erfolgen kann. Dazu s<strong>in</strong>d Forschungsarbeiten, Diskussionen <strong>und</strong><br />

Vernehmlassungen erforderlich. Am Anfang könnte die <strong>Stadt</strong> e<strong>in</strong>ige<br />

Modell-Mikrozentren <strong>in</strong>itiieren, bei denen die zukünftigen Bewohner<br />

e<strong>in</strong>bezogen werden. Neben diesen Modell-Mikrozentren muss<br />

es e<strong>in</strong> langfristiges Programm geben, das<br />

die ganze <strong>Stadt</strong> umfasst. Dies würde Investi- Die Investitionen müssten Bestandteil des 2000tionskredite<br />

von theoretisch 700 Millionen Watt-Gesellschafts-Programms bilden.<br />

Franken, dazu noch jährliche Betriebsbeiträge,<br />

erfordern. Diese Investitionen müssten Bestandteil des 2000-<br />

Watt-Gesellschafts-Programms bilden, das ohneh<strong>in</strong> weit über das<br />

Jahr 2050 h<strong>in</strong>aus reicht. Wenn wir zehn Jahre für die Umbauzeit<br />

annehmen, fallen also pro Jahr 70 Millionen an. Diese Investition<br />

dürfte sich im Laufe der Zeit mehr als nur ref<strong>in</strong>anzieren, da künftig<br />

wohl vermehrt graue Energie <strong>und</strong> ökologische Schäden <strong>in</strong> Erfolgsrechnungen<br />

berücksichtigt se<strong>in</strong> dürften.<br />

Die <strong>Stadt</strong> müsste die Forschungsarbeiten <strong>und</strong> Studien <strong>in</strong> Auftrag<br />

geben, um zu def<strong>in</strong>ieren, wie e<strong>in</strong> Mikrozentrum (<strong>in</strong>klusive Betriebskonzept)<br />

aussehen soll. Es sollte e<strong>in</strong> entsprechender Baukasten<br />

zur Verfügung stehen, der von privaten oder genossenschaftlichen<br />

Interessenten <strong>und</strong> städtischen Beauftragten benutzt werden kann.<br />

40


Das Areal des Flughafens Dübendorf (256 ha) könnte<br />

teils als Landwirtschaftsland, teils als verdichtetes<br />

Agroquartier nachhaltig umgenutzt werden.<br />

41


Strukturen im Grossraum Zürich<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

42<br />

Die Kernstadt Zürich hat 700 Nachbarschaften <strong>und</strong> 20 Quartiere.<br />

Die Metropolitanregion Zürich hat 000 Nachbarschaften <strong>und</strong> 75<br />

Quartiere/bzw. Landstädte.<br />

Die Metropolitanregion Zürich hat zwei urbane Zentren: Zürich<br />

<strong>und</strong> W<strong>in</strong>terthur.<br />

Jede Nachbarschaft wird direkt durch e<strong>in</strong>en oder mehrere<br />

dazugehörende landwirtschaftliche Betriebe mit Frischproduk-<br />

ten versorgt.<br />

Die 000 landwirtschaftlichen Versorgungsbetriebe (Agroze-<br />

tren) der Metropolitanregion Zürich bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> den Regio-<br />

nen Zürich, Ost, <strong>und</strong> Mittelland.<br />

Die 75 Quartiere der Metropolitanregion Zürich verfügen je über<br />

e<strong>in</strong>e zusätzliche Lebensmittelversorgungsfiliale <strong>und</strong> zusätzliche<br />

öffentliche Dienstleistungen im Quartierzentrum.<br />

Jede Nachbarschaft hat e<strong>in</strong> Mikrozentrum, das m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong><br />

Lebensmittellager, Verarbeitungsräume, e<strong>in</strong>e Bäckerei, e<strong>in</strong>e<br />

Grossküche <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Lounge umfasst; <strong>und</strong> zwar <strong>in</strong> Gehdistanz.<br />

Jede Person der Metropolitanregion Zürich weiss, an welchen<br />

Ort er/sie nach Hause kommt <strong>und</strong> ist sicher, dass sie<br />

dort Menschen, Essen <strong>und</strong> Tr<strong>in</strong>ken vorf<strong>in</strong>det.<br />

Alle Bedürfnisse der Bewohnenden der Metropolitanregion<br />

können befriedigt werden, <strong>in</strong>dem jeder sich zu Fuss, per Velo<br />

oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewegt.


* Vgl. Knoflacher; siehe Literaturverzeichnis<br />

im Anhang.<br />

** Der Begriff «2000 Watt» ist<br />

e<strong>in</strong>e <strong>Schweiz</strong>er «Erf<strong>in</strong>dung». Das<br />

Paul-Scherrer-Institut (PSI) <strong>und</strong> die<br />

Eidgenössisch Technische Hochschule<br />

(ETH) führten ihn 1998 e<strong>in</strong>,<br />

basierend auf der Erkenntnis, dass<br />

es zum Überleben <strong>und</strong> Weiterkommen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Land 1000 Watt pro<br />

Person braucht. Mit dem Doppelten,<br />

also 2000 Watt pro Person, müssen<br />

die Menschen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em hoch entwickelten<br />

Land wie der <strong>Schweiz</strong> nicht<br />

auf Lebensqualität verzichten, so<br />

die Berechnung der Wissenschaftler.<br />

Watt bezeichnet genau genommen<br />

die Energieleistung. 2000 Watt<br />

entsprechen jährlich 17’500 Kilowattst<strong>und</strong>en<br />

Verbrauch pro Person.<br />

Damit wird auch der CO 2 - Ausstoss<br />

auf e<strong>in</strong>e Tonne pro Person <strong>und</strong> Jahr<br />

reduziert <strong>und</strong> der Klimawandel<br />

e<strong>in</strong>gedämmt.<br />

2000-Watt-Gesellschaft realisieren<br />

Die klare Neustrukturierung der <strong>Stadt</strong> ist automatisch auch<br />

Gr<strong>und</strong>lage e<strong>in</strong>er neuen Verkehrspolitik. E<strong>in</strong>e flächendeckende<br />

Gr<strong>und</strong>versorgung saugt den Verkehr an der Quelle auf. Ausser<br />

Schuhen <strong>und</strong> Velos genügen e<strong>in</strong>ige Tram- oder Busl<strong>in</strong>ien. Sogar der<br />

öffentliche Verkehr, der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er heutigen Dimension nicht nachhaltig<br />

tragbar ist, kann redimensioniert werden. E<strong>in</strong>ige Traml<strong>in</strong>ien<br />

können stillgelegt <strong>und</strong> durch die flexibler e<strong>in</strong>setzbaren kle<strong>in</strong>en <strong>und</strong><br />

mittleren Trolleybusse ersetzt werden. Die Lebensqualität gew<strong>in</strong>nt,<br />

weil die «Besatzungsmacht Auto»* endlich vertrieben wird.<br />

Bewohnende von Zürich sehnen sich nach e<strong>in</strong>em echten Nachbarschaftsleben.<br />

E<strong>in</strong> Programm e<strong>in</strong>er aktiven <strong>Nachbarschaftsentwicklung</strong><br />

ist politisch mehrheitsfähig. Neben e<strong>in</strong>em stressigen<br />

Arbeitsleben fehlen aber Zeit <strong>und</strong> Energie sich dafür selbst e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

Es ist daher die Aufgabe des Geme<strong>in</strong>wesens als Katalysator,<br />

Unterstützer <strong>und</strong> Coach zu wirken.<br />

Vor allem aber müsste die <strong>Stadt</strong> sofort die Diskussion über das<br />

Leben <strong>in</strong> den Nachbarschaften im Rahmen der 2000-Watt-Gesellschaft**<br />

organisieren. Wir s<strong>in</strong>d überzeugt, dass die obigen Ideen,<br />

richtig präsentiert <strong>und</strong> dokumentiert, e<strong>in</strong>er grossen Mehrheit der<br />

<strong>Stadt</strong>bewohner e<strong>in</strong>leuchten würden, ja dass viele sich sogar dafür<br />

begeistern könnten. Vor allem der Bezug zu den «eigenen» Bauernbetrieben<br />

könnte e<strong>in</strong> grosser Gew<strong>in</strong>n für die städtische Lebensqualität<br />

se<strong>in</strong>.<br />

4


Schliesslich s<strong>in</strong>d Investitionen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e wirklich nachhaltige Infrastruktur<br />

auch e<strong>in</strong> Beitrag zur Bewältigung der wiederkehrenden<br />

Wirtschaftskrisen. Sie schaffen e<strong>in</strong>e gewisse lokale Resilienz, also<br />

e<strong>in</strong> sozial abgestütztes Auffangsystem gegen äussere Schocks. Es<br />

werden Arbeitsplätze geschaffen für den Umbau <strong>und</strong> im Betrieb; es<br />

wird e<strong>in</strong> existenzsicherndes System aufgebaut, das unabhängig von<br />

Marktschwankungen funktioniert.<br />

Es gibt e<strong>in</strong> Leben unabhängig vom F<strong>in</strong>anzplatz Zürich.<br />

44


* www.satw.ch, Roadmap Energie<br />

<strong>Schweiz</strong>, 2007, S. 21; L<strong>in</strong>k siehe nachfolgendes<br />

Literaturverzeichnis.<br />

** Vgl. Monbiot, Hitze, S. 44; siehe<br />

nachfolgendes Literaturverzeichnis.<br />

*** Vgl. P.M. Subcoma, S. 126; siehe<br />

nachfolgendes Literaturverzeichnis.<br />

Anhang – Zahlen <strong>und</strong> Fakten<br />

Was bedeutet «2000-Watt»?<br />

Eigentlich geht es um die 1000-Watt-Gesellschaft, denn nur diese<br />

kommt beim heutigen Energiemix mit e<strong>in</strong>em CO 2 -Ausstoss von unter<br />

e<strong>in</strong>er Tonne aus. Die 2000-Watt-Gesellschaft ist e<strong>in</strong>e willkürlich<br />

gemilderte Version, die nur erf<strong>und</strong>en wurde, um die «Akzeptanz»<br />

zu verbessern. Die Frage ist: was kümmert das Klima unsere Akzeptanz?<br />

Der weltweite Energieverbrauch beträgt zwar heute im<br />

Schnitt 2 00 Watt, doch das bedeutet e<strong>in</strong>en untragbaren Footpr<strong>in</strong>t<br />

von 1,8!<br />

Wenn wir weltgerecht leben wollen, dann muss unser Ziel<br />

m<strong>in</strong>destens die 1000-Watt-Gesellschaft se<strong>in</strong>. Zwar wird heute noch<br />

– wohl um e<strong>in</strong>er diffusen Akzeptanz willen – die 2000-Watt-Gesellschaft<br />

propagiert, doch Studien zur Energiezukunft zeigen, dass wir<br />

Mühe haben werden, diese 2000 Watt nur schon aus nachhaltigen<br />

Energiequellen, also weder fossil noch nuklear, herzustellen*. Um<br />

auf e<strong>in</strong>en CO2-Ausstoss von 0,8 Tonnen pro Kopf <strong>und</strong> Jahr zu kommen<br />

– was gemäss Klimaforschern das Maximum ist –, müssten wir<br />

unter 1000 Watt verbrauchen, wenn man realistische Formen der<br />

Energieproduktion berücksichtigt**.<br />

Was e<strong>in</strong>e 1000-Watt-Lebensweise bedeutet, zeigt folgendes<br />

Rechenmodell e<strong>in</strong>es Ökobilanzspezialisten***. Es geht nicht um die<br />

Beschreibung e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong> obligatorischen Lebensweise, sondern<br />

45


nur um die konkrete Illustration von theoretischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen.<br />

Mit 1000 Watt zu leben, bedeutet zuerst e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Leben<br />

ohne Privatautos, Flugreisen <strong>und</strong> private Haushaltmasch<strong>in</strong>en. Das<br />

heisst nicht, dass man ke<strong>in</strong>en Zugang zu letzteren hat: Man kann<br />

sie sich ausleihen (zum Beispiel Franz Hohlers berühmte Bohrmasch<strong>in</strong>e).<br />

Die Mobilität wird verschoben auf das Äquivalent von 9, 4<br />

Personenkilometer pro Tag Bahnfahrten (plus 0 %), e<strong>in</strong>e Europareise<br />

von 2000 Kilometern per Bahn <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Übersee-Schiffsreise von<br />

12’000 Kilometern pro Jahr (für diese Schiffsreisen gibt es heute<br />

zuwenig Schiffe – die Zahl zeigt nur, dass Schiffsreisen weniger<br />

umweltbelastend als Flugreisen s<strong>in</strong>d, wir den Bau von Flugzeugen<br />

stoppen <strong>und</strong> dafür grosse High-Tech Segelschiffe bauen sollten).<br />

Zusätzlich kann man so viel herumwandern <strong>und</strong> Velo fahren, wie<br />

man will.<br />

Die Mahlzeiten kommen aus der zentralen Grossküche, es gibt<br />

nur Saisongemüse aus der <strong>Region</strong> <strong>und</strong> wenig Fleisch (achtzehn Kilo<br />

pro Kopf <strong>und</strong> Jahr). Kleider <strong>und</strong> Möbel stammen vorwiegend aus Secondhanddepots,<br />

alles wird <strong>in</strong> der Grosswaschmasch<strong>in</strong>e gewaschen,<br />

nur siebzig Liter Wasser werden pro Tag verbraucht (heutiger<br />

<strong>Schweiz</strong>er Durchschnitt: 160 Liter ohne <strong>in</strong>dustriellen Verbrauch).<br />

Es gibt e<strong>in</strong>e Zeitung auf zehn Bewohner. Man lebt auf zwanzig<br />

Quadratmetern Privatwohnraum <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kompakten Gebäude<br />

mit allen Öko-Technologien (M<strong>in</strong>ergie oder besser). So kommt e<strong>in</strong><br />

1000-Watt-Bürger auf 26’729 Nano-Punkte Umweltbelastung <strong>und</strong> 17,5<br />

46


Terajoule Energieverbrauch pro Jahr, beides ca. fünfmal besser als<br />

der heutige <strong>Schweiz</strong>er Durchschnitt. Der ständige Energieverbrauch<br />

entspricht 1008 Watt pro Person. Soweit die gute Nachricht. Die<br />

schlechte besteht dar<strong>in</strong>, dass diese Umweltbelastung gemäss den<br />

Annahmen der Eco<strong>in</strong>dicator95rf-Methode immer noch elfmal zu<br />

gross ist (im Vergleich zum heutigen CH-Durchschnitt, der 51-mal<br />

zu hoch ist).<br />

Wir müssen uns also e<strong>in</strong> noch radikaleres Modell vorstellen, zum<br />

Beispiel e<strong>in</strong>e Schiffsreise nur alle drei Jahre, gänzliche Vermeidung<br />

von Plastik, praktisch ke<strong>in</strong> Abfall mehr, nur halb so viele Bahnfahrten,<br />

noch weniger Fleisch. Damit liesse sich die Ökobilanz noch<br />

e<strong>in</strong>mal halbieren. Das wären dann nur noch fünfmal zu viel... Wem<br />

diese Zukunft allzu grimmig ersche<strong>in</strong>t, die/der soll nicht vergessen,<br />

dass schon heute e<strong>in</strong>e Äthiopier<strong>in</strong> mit h<strong>und</strong>ert Watt auskommen<br />

muss.<br />

Die 1000-Watt-Lebensweise lässt sich auf verschiedene Arten mit<br />

verschiedenen Methoden umsetzen: Vielleicht gibt es <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>en<br />

Nachbarschaft e<strong>in</strong>ige Mietautos, dafür essen deren Bewohner ke<strong>in</strong><br />

Fleisch. Wenn es viele Arbeitsplätze <strong>in</strong>nerhalb der Nachbarschaft<br />

gibt, reduziert sich die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel <strong>und</strong><br />

dann liegt auch mal e<strong>in</strong>e Flugreise dr<strong>in</strong>. Der Phantasie s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e<br />

Grenzen gesetzt. Die Faktoren e<strong>in</strong>er Ökobilanz können <strong>in</strong>dividuell<br />

<strong>und</strong> von Nachbarschaft zu Nachbarschaft variieren, aber ihr Durchschnitt<br />

sollte etwa 1000 Watt betragen.<br />

47


Nachbarschaftshaushalte s<strong>in</strong>d ideal geeignet, um e<strong>in</strong>e nachhaltige<br />

Lebensweise mit möglichst wenig Komfortverlust zu erreichen.<br />

Viele Ressourcen können an Ort <strong>und</strong> Stelle geme<strong>in</strong>sam genutzt<br />

werden, e<strong>in</strong>e grosszügige Infrastruktur kann sogar mehr Luxus bieten<br />

als heute unsere isolierten Kle<strong>in</strong>haushalte. Die neuen Nachbarschaften<br />

funktionieren ähnlich wie Pauschalarrangements <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Apartmenthotel (vier Sterne liegen durchaus dr<strong>in</strong>).<br />

Reduktionen im <strong>in</strong>dividuellen Verbrauch bedeuten nicht e<strong>in</strong>fach<br />

Verzicht, sondern höhere Lebensqualität auf kollektiver Ebene, genauso<br />

wie wir es <strong>in</strong> den Ferien so schätzen. Nachbarschaften bieten<br />

wesentlich mehr als nur Balkonien.<br />

E<strong>in</strong>ige ökologische Rahmenwerte (1008 Watt/Person):<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

48<br />

20 m2 Privatwohnraum (M<strong>in</strong>ergie, beheizt)<br />

ke<strong>in</strong> Auto<br />

ke<strong>in</strong>e Flugreisen<br />

9 Personenkilometer/Tag Bahnfahrten (heute: 6, ; 2291/Jahr)<br />

Europareise von 2000 km (Bahn)<br />

Schiffsreise von 12’000 km<br />

18 kg Fleisch pro Kopf <strong>und</strong> Jahr<br />

70 Liter Wasser pro Tag<br />

1 Zeitung pro 10 Bewohner


Modellnachbarschaft, Nutzungsschema<br />

Gr<strong>und</strong>fläche: 10‘000 m 2 (=1 ha)<br />

Blockrandbebauung: 90 x 90 m<br />

Gebäudetiefe: 14 m<br />

Geschossfläche: 4256 m 2<br />

Geschosszahl: 8<br />

(4256 m 2 – 450 m 2 Balkone/Loggien, Durchgänge im EG...<br />

= 806 m 2 pro Geschoss, HNF/BGF = 0.7 x 750 = 2665 m 2<br />

pro Geschoss 21‘896 / 2665 = 8.2 Geschosse)<br />

Wohnen: 5 m 2 x 500 = 17‘500 m 2<br />

(Wohnen: 20 m 2 = 10‘000 m 2 ; 5,4 Geschosse)<br />

Infrastruktur: 1270 m 2<br />

(Erdgeschoss)<br />

Übrige Arbeitsfläche: 1 94 m 2<br />

(restliches Erdgeschoss; für Werkstätten, Gewerbe usw.)<br />

Total: 21‘896 m 2<br />

Ausnutzung: 2,18<br />

Dichte: 500<br />

(<strong>Stadt</strong> Zürich, Aussersihl: 9 )<br />

49


Landbedarf für Nahrungsproduktion<br />

(Schätzungen)<br />

Produkt roh verarbeitet Person/Woche 500 Pers./Wo. pro Jahr Anbau/Futterfläche<br />

Gemüse, Kräuter 2 kg 1000 kg 50‘000 kg 2,5 ha<br />

Milch 2 l 1000 l<br />

50<br />

Joghurt 0,4 l 200 l<br />

Käse 0, kg 150 kg<br />

Butter 0,2 kg 100 kg<br />

260‘000 l 60 Kühe, 0 ha<br />

Eier 4 stk 2000 stk 5000 kg 500 Hühner, 5 ha<br />

Getreide Brot 1 kg 500 kg<br />

Teigwaren 1 kg 500 kg<br />

50‘000 kg 15 ha<br />

Kartoffeln 1 kg 500 kg 25‘000 kg 1 ha<br />

Obst, Beeren, Most kg 1500 kg 75‘000 kg 8 ha<br />

Fleisch 0,6 kg 00 kg 15‘000kg R<strong>in</strong>d 12 t, 17,5 ha<br />

( 0kg/Pers.) Schwe<strong>in</strong> t, 5 ha<br />

Total 5, 76 t 00 t 85 ha<br />

tierisch: 57,5 (68%)<br />

pflanzlich: 27,5 ha<br />

Arbeitsgruppe Nachbarschaften, <strong>Neustart</strong> <strong>Schweiz</strong>


Bemerkung zur Tabelle auf der l<strong>in</strong>ken Seite: In der <strong>Schweiz</strong> gibt<br />

es momentan noch ca. 1 Mio. ha Kulturland. Das s<strong>in</strong>d 71,42 ha pro<br />

Nachbarschaft (14‘000). Bei etwas weniger Verbrauch von Fleisch<br />

<strong>und</strong> Milchprodukten würde das sogar für e<strong>in</strong>e weitgehende Selbstversorgung<br />

ausreichen. Es gibt jedoch ke<strong>in</strong>en Gr<strong>und</strong>, warum nicht<br />

auch Getreide aus Frankreich, Sonnenblumenöl aus Ungarn oder<br />

Tomatenpüree aus Italien kommen sollten, vorausgesetzt der Austausch<br />

ist fair, nachhaltig, persönlich <strong>und</strong> direkt. <strong>Neustart</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

ist ke<strong>in</strong> nationalökologisches Projekt.<br />

51


Erweiterte Infrastruktur Mikrozentrum<br />

(Schätzungen)<br />

52<br />

Fläche m 2 Investition<br />

CHF<br />

bezahlte<br />

Stellen***<br />

freiwillige Arbeit<br />

St<strong>und</strong>en/Jahr<br />

Std./Woche/<br />

Person<br />

Nahrungsmittellager* 00 50’000 1 10’220** 0,56<br />

Bäckerei 0 50’000 1460<br />

Verarbeitung 0 10’000 1460<br />

Restaurant/Bar/Réception ## 00<br />

(+Aussenraum)<br />

500’000 2 2 ’ 60 1,28<br />

Bibliothek 0 5’000 50<br />

Tauschlager 50 500 740<br />

Textil 0 500 650<br />

Wäscherei 50 10’000 650<br />

Reparaturwerkstätte 0 5’000 65<br />

Bad ### 00<br />

(+Aussenraum)<br />

200’000 1 950<br />

Ruheraum 0 4’000 980<br />

K<strong>in</strong>derraum 60<br />

(+Aussenraum)<br />

4’000 650<br />

Verwaltung usw. 0 10’000 2 0<br />

Landarbeit *** (5480) (0, 0)<br />

Total 1270 849’000 6 56‘015<br />

(ca. 0 Stellen)<br />

,2 #


Legende:<br />

Kursiv: örtlich zusammenhängend<br />

(=Mikrozentrum)<br />

* Basis: 2/ des Nahrungsbedarfs<br />

(200 CHF x 12 x 500 = 1‘200‘000 CHF)<br />

also exkl. Kaffee, Tee, Salz, Zucker,<br />

Reis, Nüsse, Gewürze usw.<br />

** Schätzungen, eher grosszügig,<br />

Öffnungszeit 8 bis 22 Uhr, danach<br />

komb<strong>in</strong>iert mit Restaurant/Bar/Réception<br />

(die Nachbarschaft hat zehn<br />

Gästezimmer)<br />

*** eher knapp berechnet<br />

# bei 50 Arbeitsfähigen (ohne K<strong>in</strong>der<br />

<strong>und</strong> sehr Alte)<br />

## m<strong>in</strong>imal drei Mal essen pro Woche<br />

(je 150 Personen)<br />

### geschätzt auf der Basis des Bads<br />

der Sargfabrik Wien;<br />

www.sargfabrik.at<br />

Bemerkung zur Tabelle «Erweiterte Haushalt<strong>in</strong>frastruktur»:<br />

Selbstverständlich lässt sich die Gratisarbeit der Bewohnenden durch mehr<br />

bezahlte Stellen ersetzen. Wenn sie zum Beispiel auf 12 verdoppelt werden (was<br />

für Nutzungen wie Restaurant, Werkstätten usw. sicher ideal wäre), dann s<strong>in</strong>kt<br />

die nötige Gratisarbeit von 56‘000 auf 46‘000 St<strong>und</strong>en/Jahr oder auf 2,5 St<strong>und</strong>en/Woche/Person.<br />

Im gleichen Mass erhöhen sich allerd<strong>in</strong>gs die monetären<br />

Betriebskosten, die sich auf Preise/Mieten/Nebenkosten auswirken. Es wird im<br />

konkreten Fall also darum gehen gewünschte Nutzungen (Verzicht aufs Bad?<br />

Kürzere Öffnungszeiten?) gegen Lohnkosten, tragbare Gratisarbeit, professionelle<br />

Effizienz (professionalisierte Arbeit braucht wahrsche<strong>in</strong>lich weniger<br />

Arbeitsst<strong>und</strong>en als freiwillige) <strong>und</strong> lebensgerechte Tätigkeit am Arbeitsplatz<br />

abzuwägen. Je nach <strong>in</strong>dividueller oder allgeme<strong>in</strong>er Wirtschaftslage wird die<br />

Antwort unterschiedlich ausfallen.<br />

Die Zahlen <strong>in</strong> der obigen Tabelle geben also nur plausible Grössenordnungen<br />

an <strong>und</strong> müssen je nach Betriebskonzept neu errechnet werden.<br />

Die Kosten der erweiterten Infrastruktur werden teils durch die Preisgestaltung,<br />

teils via Nebenkosten (z.B. e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>kommensabhängiger Infrastrukturbeitrag)<br />

zusätzlich zur Miete getragen.<br />

Am e<strong>in</strong>fachsten, gerechtesten <strong>und</strong> betriebwirtschaftlich zuverlässigsten ist es<br />

wohl, wenn die Gratisarbeit als obligatorischer Beitrag geleistet wird. Bei der<br />

grossen Zahl von Mitwirkenden ist dabei e<strong>in</strong>e ebenso grosse Flexibilität der E<strong>in</strong>sätze<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e gewisse Grosszügigkeit bei längerem Aussetzen gewährleistet.<br />

Schlechte Gefühle (Ausgenütztwerden, Schuldgefühle) werden so vermieden.<br />

5


Literaturverzeichnis<br />

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54<br />

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Grimmen, Hans-Ulrich, Die Kalorienlüge – über die unheimlichen Dick-<br />

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Hänggi, Marcel, Wir Schwätzer im Treibhaus, Rotpunktverlag, 2008<br />

Hänggi, Marcel, Ausgepowert. Das Ende des Ölzeitalters als Chance,<br />

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Knoflacher, Hermann, Virus Auto – Die Geschichte e<strong>in</strong>er Zerstörung,<br />

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Monbiot, George, Hitze – Wie wir verh<strong>in</strong>dern, dass sich die Erde weiter<br />

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P.M., Subcoma, Paranoia City Verlag, 2000<br />

Seidl, Irmi; Zahnt, Angelika (Hsg.), Postwachstumsgesellschaft, Verlag<br />

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Shiva, Vandana, Leben ohne Erdöl, Rotpunktverlag, 2009


* Stand 2 . Mai 2011<br />

Internet-L<strong>in</strong>ks*<br />

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Dyttrich, Bett<strong>in</strong>a, Vertragslandwirtschaft – E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Stück Antwort<br />

auf die grossen Fragen, WochenZeitung WoZ 14. Mai 2009,<br />

http://bit.ly/dyttrich<br />

55


<strong>Nachbarschaftsentwicklung</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> <strong>Region</strong> Zürich<br />

Geme<strong>in</strong>sam geniessen statt e<strong>in</strong>sam<br />

verzichten; nicht bloss Wohnungen,<br />

sondern Nachbarschaften errichten<br />

– so lautet das Rezept von <strong>Neustart</strong><br />

<strong>Schweiz</strong>. Durch den Umbau unserer<br />

anonymen Siedlungen <strong>in</strong> multifunktionale<br />

Nachbarschaften mit e<strong>in</strong>em<br />

<strong>in</strong>tensiven Innenleben können wir<br />

die Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft<br />

erreichen <strong>und</strong> gar übertreffen, den<br />

Planeten retten <strong>und</strong> trotzdem zusammen<br />

viel Spass haben. Diese Broschüre<br />

zeigt auf, wie <strong>und</strong> wo wir solche<br />

Nachbarschaften realisieren können.

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