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seiner schönsten Farbvielfalt richteten - auf sonnendurchflutete

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Das Interview: Dr. Martin Franz, Sieger Fotowettbewerb „Herbst in der Davert“<br />

Unser Davert-Igel hat sich in diesem Heft ein<br />

Winterquartier gesucht. Findet ihr ihn?<br />

DIe HerBstLICHe DAVert – perfekt ins Bild gesetzt<br />

1. Platz: Buche am Bietenbaumer Weg Martin Franz, Münster<br />

Fotowettbewerb „Herbst in der Davert“<br />

4. Platz: Eichenallee in Altendorf Martin Franz, Münster<br />

Mit einer so großen resonanz und Beteiligung <strong>auf</strong> den Fotowettbewerb „Herbst in der Davert“ hatte der NABU nicht gerech-<br />

net: Insgesamt beteiligten sich mehr als 50 Hobbyfotografen, die ihren Fokus einmal gezielt <strong>auf</strong> den herbstlichen Wald in<br />

<strong>seiner</strong> <strong>schönsten</strong> <strong>Farbvielfalt</strong> <strong>richteten</strong> - <strong>auf</strong> <strong>sonnendurchflutete</strong> Baumreihen, verträumte Lichtspiegelungen, goldenes Blätterwerk<br />

oder rote Beeren. Aus mehr als 150 Bildern wählten die drei Jurymitglieder Dr. Hermann Hallermann, Vorsitzender des<br />

Davert-Hochwildrings, Dr. gerd Bülter, Vorsitzender der NABU-Naturschutzstation Münsterland und Professor thomas rempen,<br />

Hofgut Ashege, zehn gewinner des Fotowettbewerbs aus. Alle siegerbilder sind unter www.NABU-station.de zu finden.<br />

Dr. Martin Franz, Jahrgang 1948, lebt mit <strong>seiner</strong> Familie nahe des Allwetterzoos<br />

in Münster. Der promovierte Biologe ist seit 20 Jahren Hausmann<br />

und widmet sich seit <strong>seiner</strong> Jugend intensiv seinem Hobby, der Naturfotografie.<br />

Lieblingsthemen dabei sind Landschaften und Nah<strong>auf</strong>nahmen von<br />

Pflanzen. Siehe auch: www.martinfranz-muenster.de<br />

Martin Franz hat mit seinen Bildern beim Fotowettbewerb „Herbst in der<br />

Davert“ sowohl den ersten als auch den vierten Platz belegt. Während der<br />

Preisübergabe <strong>auf</strong> Haus Heidhorn sprach der passionierte Naturfotograf mit<br />

Dr. Thomas Hövelmann von der Davert-Depesche:<br />

Herr Franz, herzlichen Glückwunsch erst einmal zu Ihren tollen Bildern. Sind Sie denn oft in der Davert unterwegs?<br />

Dankeschön. In der Davert bin ich eigentlich nur ab und zu unterwegs, nicht öfter als an anderen Orten im<br />

Münsterland. Ich erlebe das Münsteland in weiten Teilen als sehr <strong>auf</strong>geräumte Kulturlandschaft, in der nur<br />

wenige kleine naturnahe Lebensräume verblieben sind. Da wird das Fotografieren von naturnaher Landschaft<br />

manchmal recht mühsam. Und die Davert ist da keine Ausnahme.<br />

Aber in der Davert gibt es doch auch einiges zu entdecken, oder?<br />

Sicher. Vor allem die feuchten Bereiche finde ich interessant, aber weite Strecken sind auch in der Davert Wirtschaftswald<br />

und kein Naturwald. Trotzdem fahre ich seit 20 Jahren immer wieder gerne dorthin, zumal sie für mich<br />

sehr schnell erreichbar ist. Die Jahreszeiten, Tageszeiten und das Wetter lassen überraschende Lichtstimmungen entstehen.<br />

Für mich ist es eine besondere Herausforderung, diese flüchtigen Augenblicke mit der Kamera in sehr hoher<br />

technischer Qualität einzufangen. Einige wirklich <strong>auf</strong>regende Fotomomente hatte ich in den letzten Jahren auch in<br />

der Davert. So kommt es, dass ich alle paar Wochen am Rande der Davert meine schwere Fotoausrüstung <strong>auf</strong>s Rad<br />

hieve und - bevor die Sonne <strong>auf</strong>geht - erwartungsvoll zu einer neuen Fototour starte.<br />

Wo sind die beiden Siegerfotos denn entstanden?<br />

Das Foto <strong>auf</strong> dem ersten Platz habe ich am Bietenbaumer Weg westlich von Rinkerode geschossen. Das zweite<br />

Foto von der Eichenallee entstand eine Stunde später etwas südlich davon. Die diesige Atmosphäre dieses<br />

Fototages ließen die Eigenfarben der Blätter kräftig leuchten.Es war ein glücklicher Zufall, dass die Buchen und<br />

Eichen und besonders die Haselsträucher an der Allee gerade ihre maximale Blattfärbung zeigten.<br />

Haben Sie schon oft an Fotowettbewerben teilgenommen?<br />

Wenn ich ehrlich bin, war das das erste Mal. Ich verk<strong>auf</strong>e meine besten Bilder über eine Agentur und an einen<br />

Kalenderverlag, daher kann ich sie nicht für Wettbewerbe hergeben. Aber für die Naturschutzziele des NABU<br />

habe ich diesmal gerne eine Ausnahme gemacht und meine Fotos eingereicht.<br />

VerANstALtUNgeN: Januar 2011 – April 2011<br />

Zweiter samstag im Monat, 8.1., 12.2., 12.3., 9.00-13.00 Uhr<br />

Lagerverk<strong>auf</strong> bei der Davert GmbH, Ascheberger Str. 2, Ottmarsbocholt.<br />

Donnerstag, 13.1., 19.30 bis 21 Uhr<br />

Vortrag von Dr. Thomas Hövelmann beim NABU Warendorf über die Davert.<br />

Westkirchen (Enningerloh), Gasthof Badde (Warendorfer Str. 58 59230 Ennigerloh-Westkirchen)<br />

Weitere Informationen bei Dr. Thomas Hövelmann 02501/9719433 oder unter www.NABU-Station.de<br />

samstag, 15.1., 9.00 bis 14.30 Uhr<br />

Fit durch Naturschutz<br />

Spaß und Bewegung an der frischen Luft bei praktischer Naturschutzarbeit. Für die Helferinnen und<br />

Helfer gibt es ein leckeres Mittagsmahl. Treffpunkt: Münster, Umwelthaus (Zumsandestr. 15). Ausrichter:<br />

NABU-Naturschutzstation Münsterland e.V.. Weitere Informationen bei Andreas Beulting 02501/9719433<br />

oder 0174/2634306<br />

Montag, 21.2., 19.30 bis 21 Uhr<br />

Bilder-Vortrag „Die Natur der Davert im Wandel der Jahreszeiten“ von Theo Israel und Dr. Thomas Hövelmann.<br />

Veranstaltungsort: Bürgerforum im Rathaus Ascheberg, Dieningstr. 7, 59387 Ascheberg<br />

Anmeldung nicht erforderlich, um eine Spende wird gebeten. Weitere Informationen bei<br />

Dr. Thomas Hövelmann 02501/9719433<br />

samstag, 19.2., 9.00 bis 14.30 Uhr<br />

Fit durch Naturschutz<br />

Weitere Informationen siehe gleichnamige Veranstaltung am 15.1.<br />

Die nächste Davert Depesche erscheint im April 2011. Auch im Netz unter www.davert-depesche.de.<br />

Die NABU-Naturschutzstation Münsterland<br />

Die 1997 gegründete NABU-Naturschutzstation Münsterland ist eine Biologische Station in Trägerschaft<br />

des NABU NRW und der NABU-Kreisverbände Coesfeld, Münster und Warendorf. Sie betreibt Naturschutz<br />

im Kreis Warendorf, in Münster sowie in der gesamten Davert. Darüber hinaus entwickelt sie eigene Naturschutz-<br />

und Umweltbildungsprojekte, z.B. „Ein König sucht sein Reich“ zum Laubfrosch-Schutz oder<br />

die NaturGenussRoute, die sich zum Teil auch <strong>auf</strong> die Davert erstrecken. Dabei stehen neben praktischen<br />

Naturschutzmaßnahmen mit intensiver Einbindung des Ehrenamtes auch Öffentlichkeitsarbeit und die Kooperation<br />

mit Partnern aus der Region wie Touristik und Gastronomie im Mittelpunkt.<br />

Seit 2007 hat die NABU-Naturschutzstation Münsterland ihren Sitz <strong>auf</strong> Haus Heidhorn zwischen Hiltrup<br />

und Rinkerode. Auf Haus Heidhorn finden darüber hinaus Umweltbildungsprojekte statt und das Projekt<br />

„Lebensraum Natur“ für an Demenz erkrankte Menschen soll verwirklicht werden.<br />

Sponsoren gesucht! Die Davert Depesche sucht Freunde und Förderer.<br />

Bei Interesse wenden Sie sich bitte an die NABU-Naturschutzstation Münsterland, Dr. Thomas Hövelmann persönlich.<br />

Unsere Freunde und Förderer: Aktivstall Hofgut Ashege, Kronen-Apotheke Rinkerode, A-Z Fachmarkt Senden, Gasthaus Zur<br />

Davert Haverkamp, Fahrrad XXL Hürter, Sparkasse Münsterland-Ost, Davert GmbH, Hof Grothues-Potthoff, Davert Wind GmbH<br />

a k t i v s t a l l<br />

h o f g u t a s h e g e<br />

www.aktivstall-ashege.de | www.hofgut-ashege.de<br />

IMPRESSUM Herausgeber: NABU-Naturschutzstation Münsterland e.V., Haus Heidhorn, Westfalenstr. 490, 48165 Münster, Tel. 0 25 01-9 71 94-33, Fax -38, Info@NABU-Station.de,<br />

www.NABU-Station.de · Redaktion: Dr. Thomas Hövelmann (verantwortl.), Beate Look, Lotte Peters· Erscheinungsweise: 4x jährl. ·Auflage: 5.000 Druck: Bonifatius · Papier: FSC Mix ·<br />

Fotos: Martin Franz, Marie-Laurence Winter, Annette Peters, Dr. Thomas Hövelmann, Beate Look, Lotte Peters, Kristian Mantel · Gestaltung und Satz: Blauensteiner . Groß-Weege, T. 02 51-3 62 68<br />

Ausgabe Nr. 5 · Kostenloses exemplar<br />

Davert Depesche<br />

Wir in der Davert!<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

mit dem Winterheft, das Sie jetzt in der Hand halten,<br />

haben wir den ersten Jahrgang Davert-Depesche voll.<br />

Zu jeder Jahreszeit gab es farblich passend ein neues<br />

Heft mit zahlreichen Beiträgen zu Natur, Geschichte<br />

und Menschen in der Davert.<br />

Das ist eine gute Gelegenheit, Danke zu sagen:<br />

Danke den zahlreichen Sponsoren, die uns das Heft<br />

erst ermöglicht haben, Danke den vielen Menschen,<br />

die uns mit Lob, Kritik und Anregungen angesprochen<br />

haben – und Danke natürlich allen Leserinnen<br />

und Lesern!<br />

Achten Sie in diesem Heft besonders auch <strong>auf</strong> die<br />

Bilder, es sind zum Teil die Sieger unseres Fotowettbewerbs<br />

„Herbst in der Davert“. Und zu den Veranstaltungen<br />

<strong>auf</strong> der Rückseite des Heftes laden wir Sie<br />

herzlich ein!<br />

Ihr Dr. Thomas Hövelmann,<br />

NABU-Naturschutzstation Münsterland<br />

Winter<br />

10/11<br />

EIN LEITBILD FüR DIE DAVERT– wie stellt sich der NABU die Zukunft unserer Heimat vor?<br />

BüRGERRADWEGE IN DER DAVERT – Bürgerschaftliches Engagement macht den Weg frei<br />

KöNIG GOLDEMAR – Burgzwerg von der Ruhr und Heidenkönig der Hohen Ward<br />

DAS INTERVIEW – Dr. Martin Franz, Sieger des Fotowettbewerbs „Herbst in der Davert“


EIn LEItBILD füR DIE DavERt: Wie stellt sich der NABU die Zukunft unserer Heimat vor? BüRgERRaDwEgE In DER DavERt: Bürgerschaftliches Engagement macht den Weg frei KönIg gOLDEmaR: Burgzwerg von der Ruhr und Heidenkönig der Hohen Ward<br />

3. Platz: See mit Birken in der Davert<br />

Annette Peters, Münster<br />

Fotowettbewerb „Herbst in der Davert“<br />

2. Platz: Marie-Laurence Winter, Münster 3. Platz: Annette Peters, Münster<br />

Die Davert – eine alte Kulturlandschaft und Heimat für<br />

viele tausend Menschen – ist in großen Teilen Naturschutzgebiet<br />

und europäisches Natura 2000-Gebiet. Daraus<br />

ergibt sich, dass in der Entwicklung der Davert die Belange<br />

von Natur und Landschaft einen hohen Stellenwert haben<br />

müssen. Die NABU-Naturschutzstation Münsterland hat sich<br />

dazu Gedanken gemacht und ein Leitbild entwickelt, wie sich<br />

die Davert zum Vorteil aller – auch der dort lebenden Menschen<br />

– entwickeln kann.<br />

Zunächst einmal wird man ein so großes Gebiet wie die Davert<br />

nicht über einen Kamm scheren können. Es macht Sinn,<br />

Bereiche zu unterscheiden, in denen mit unterschiedlicher<br />

Zielsetzung und Intensität Entwicklungen stattfinden können:<br />

In Kernzonen des Naturschutzgebietes, die bereits jetzt<br />

naturnah und störungsarm sind, soll sich die Natur ungestört<br />

als Wildnis entwickeln<br />

können. Eine ökologisch<br />

orientierte Jagd steht dem<br />

nicht entgegen. Entwicklungszonen<br />

um die Kernzonen<br />

können dazu dienen, negative Einflüsse <strong>auf</strong> die Kernzonen<br />

zu vermeiden. Dort stellt sich der NABU innerhalb der<br />

Grenzen des Naturschutzgebietes vor allem eine naturnahe<br />

ökologische Waldwirtschaft vor. Kleinflächig können auch<br />

extensive Grünlandflächen dazu gehören. Im Umfeld wird<br />

eine allgemeine Nutzungsextensivierung angestrebt, zur Förderung<br />

der Artenvielfalt und einer gesunden Umwelt. Von<br />

großer Wichtigkeit ist dabei auch die Renaturierung des Emmerbaches<br />

und <strong>seiner</strong> Aue.<br />

In der Vergangenheit ist es oft nicht gelungen, die Interessen<br />

der ländlichen Entwicklung eines Raumes mit den Anforderungen<br />

des Naturschutzes in Einklang zu bringen. Der NABU<br />

stellt sich für die Davert eine nachhaltig arbeitende Land- und<br />

Forstwirtschaft unter Einbeziehung möglichst großer Teile der<br />

Bevölkerung vor. Die Aufgabe der Region – also z.B. der Kommunen<br />

und Kreise, der Forst- und Landwirtschaft, der Gastro-<br />

nomie, des Handwerks – ist es, diese Chance zu ergreifen, und<br />

durch gemeinschaftliche Anstrengung eine tragfähige Vision<br />

für den Landschaftsraum und seine Menschen zu entwickeln.<br />

Eine große Chance bietet hier die Stärkung der Davert als<br />

Marke für den Absatz regionaler Produkte. Weiterhin bietet<br />

die schonende und gelenkte Entwicklung für naturnahe Erholung<br />

und sanften Tourismus eine Chance für eine nachhaltige<br />

Entwicklung und wirtschaftliche Stärkung der Region.<br />

Zur Verwirklichung dieser Vorstellungen ist die Mitwirkung<br />

aller Beteiligten erforderlich: Die öffentliche Hand<br />

muss bereit sein, in Kernzonen des Waldes <strong>auf</strong> eine forstliche<br />

Nutzung zu verzichten und Wildnisgebiete auszuweisen<br />

sowie Pufferflächen außerhalb der NSG-Grenzen<br />

anzuk<strong>auf</strong>en. Für die Einnahmeverluste, die der privaten<br />

Land- und Forstwirtschaft durch eine weniger intensive<br />

Nutzung entstehen können,<br />

müssen Fördermöglichkeiten<br />

– z.B. des Vertragsnaturschutzes<br />

– und<br />

Entschädigungen gewährt<br />

werden. Für die Landnutzer muss es sich lohnen, solche Angebote<br />

wahrzunehmen, z.B. durch verbesserte Vermarktungsmöglichkeiten<br />

für regionale Produkte aus einer naturnahen<br />

Bewirtschaftung. Erforderlich sind auch die Verbesserung der<br />

bestehenden Wander- und Radwege mit Möglichkeiten der Naturbeobachtung<br />

und die weitere Beruhigung der Kernzonen.<br />

In Kernzonen des naturschutzgebIetes, dIe bereIts jetzt<br />

naturnah und störungsarm sInd, soll sIch dIe natur<br />

ungestört als WIldnIs entWIcKeln Können. eIne öKologIsch<br />

orIentIerte jagd steht dem nIcht entgegen.<br />

Das skizzierte Leitbild ist für die NABU-Naturschutzstation<br />

Münsterland Maßstab für ihre Arbeit in der Überzeugung,<br />

dass dies der richtige Weg für eine nachhaltige Zukunft der<br />

Region ist. Dazu können auch Fördergelder der Europäischen<br />

Union dienen, die die NABU-Naturschutzstation Münsterland<br />

aktuell aus dem so genannten Life+-Programm beantragt.<br />

Sollte die Antragstellung erfolgreich sein, stehen dem<br />

NABU verbesserte Möglichkeiten zur Verfügung, um das<br />

skizzierte Leitbild ein Stück weit umzusetzen – zum Vorteil<br />

für die gesamte Davert und der hier lebenden Bevölkerung.<br />

Wir in der Davert<br />

Bürgerradweg in Davensberg<br />

Das Fahrrad erfreut sich immer größerer Beliebtheit.<br />

Klar, ist es doch meist die sinnvollste Art und Weise,<br />

um zur Schule, zur Arbeit oder einfach nur zur Erholung<br />

zu kommen – auch in der Davert. Doch an stark befahrenen<br />

Straßen brauchen Fahrräder eigene Wege, um nicht in<br />

gefährliche Konkurrenz zum Auto und LKW zu geraten.<br />

Leider ist die öffentliche Hand nicht immer ganz glücklich<br />

in der Prioritäten-Setzung, so dass Bürger die Ärmel selber<br />

hochkrempeln müssen…<br />

Ähnlich sahen das die Bewohner von Amelsbüren und<br />

gründeten im April 2010 den Verein IBROS (Initiative BürgerRadweg<br />

Ottmarsbocholter Straße e.V.), um den Bau eines<br />

Radwegs an der Ottmarsbocholter Straße zwischen Amelsbüren<br />

und Davensberg mit finanzieller und tatkräftiger Hilfe<br />

der Mitglieder <strong>auf</strong> die Beine zu stellen. „In einzigartiger<br />

Weise“, findet der Bezirksbürgermeister von Amelsbüren,<br />

Joachim Schmidt, „paaren sich hier kommunale Planungsinteressen<br />

mit bürgerschaftlicher Bereitschaft zur Mitwirkung<br />

und Mitfinanzierung“. Auch der Münsteraner Oberbürgermeister<br />

Lewe lobt die „unglaubliche Energie, den<br />

Gestaltungswillen und ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein<br />

für unser aller Lebensumfeld“.<br />

Erwachsen ist die Idee eines Bürgerradwegs an der Ottmarsbocholter<br />

Straße aus der Not heraus. Geplagte Eltern hatten<br />

es satt, sich tagtäglich Sorgen um ihre Kinder wegen des<br />

gefährlichen Schulwegs zu machen. Vor allem gibt es keine<br />

gefahrlosen Wege von Amelsbüren in die Davert. Betroffen<br />

sind auch die beiden Mitbegründer des Vereins, Ludger Suttarp<br />

und Martin Wurzer-Berger, die <strong>auf</strong> dem Hof Suttarp<br />

südlich von Amelsbüren wohnen. Die beiden kennen die<br />

Gefahren der Ottmarsbocholter Straße sehr genau: „Meine<br />

Familie und ich waren schon oft Ersthelfer bei Unfällen“, berichtet<br />

der in der Freiwilligen Feuerwehr von Amelsbüren<br />

aktive Ludger Suttarp, „weil die Kurve, an der wir wohnen,<br />

besonders im Winter ein Unfallschwerpunkt ist“. Martin<br />

Wurzer-Berger erlebte direkt nach seinem Zuzug im November<br />

1999 zwei schwere Unfälle in dieser Kurve mit.<br />

Doch die Ohren der Behörden waren für den Ruf nach einem<br />

Fahrradweg taub. Nach vergeblichen Versuchen stellten<br />

die Amelsbürener dann im März 2009 einen Bürgerantrag<br />

gemäß § 24 Gemeindeordnung NRW an die Stadt Münster,<br />

im März 2010 wurde endlich die Unterstützung beschlossen.<br />

Der Beginn der Bauarbeiten ist nun im Januar 2011 geplant.<br />

An der Ottmarsbocholter Straße fehlt ein Radweg - meint Ludger Suttarp von<br />

IBROS<br />

Die Strecke umfasst 2,8 km. Die Stadt zahlt eine Kilometerpauschale<br />

von 60.000 €, der Rest soll vom Verein und von<br />

Sponsoren finanziert, aber teilweise auch in Eigenleistung<br />

bewältigt werden. „Viele Arbeitsstunden liegen noch vor<br />

uns“, stellt Wurzer-Berger fest. Und wenn alles glatt geht,<br />

ist der Bürgerradweg Ende 2011 oder 2012 dann fertig.<br />

Der kommende Bürgerradweg an der Ottmarsbocholter<br />

Straße ist nicht der erste in der Davert. Seit 2005 existiert<br />

bereits ein Bürgerradweg zwischen Ottmarsbocholt und<br />

Davensberg. Als erste Kommune, die dafür Fördermittel<br />

vom Land bekam, bewältigte die Gemeinde Senden 1,2 km<br />

Wegstrecke, wovon jedoch erst 2009 der letze Teil fertiggestellt<br />

wurde. Vom Landesbetrieb Straßen NRW wurde das<br />

Baumaterial finanziert, die Bürger der Gemeinde Senden<br />

leisteten einen Großteil der Arbeit selbst und finanzierten<br />

die Arbeiten, die sie nicht selbst leisten konnten.<br />

Ein weiterer neuer Bürgerradweg könnte auch an der Davertstraße<br />

von Amelsbüren nach Davensberg entstehen - vielleicht<br />

sogar aus überschüssigen Mitteln von IBROS. Eine gut<br />

für Fahrräder und Wanderer erschlossene Davert ist auch im<br />

Sinne des NABU und passt zum Leitbild einer zukünftig im<br />

Sinne von Natur und Ökologie entwickelten Davert.<br />

Lotte Peters, Münster<br />

IBROS: Initiative BürgerRadweg<br />

Ottmarsbocholter Straße<br />

Mitgliedsbeiträge: einmalig 28,50 Euro oder 2,85 Euro monatlich.<br />

Sponsoren mit einer Spende von 285 Euro werden<br />

<strong>auf</strong> der Hinweistafel Ecke An der Windmühle/Ottmarsbocholter<br />

Straße und <strong>auf</strong> der Homepage verewigt. Dort findet sich<br />

ein Mitgliederantrag. Er ist ebenfalls erhältlich bei: IBROS,<br />

Ottmarsbocholter Straße 170, 48163 Münster-Amelsbüren.<br />

www.ibros.de<br />

Hier in der Hohen Ward soll er in der Gruft liegen, der ruhelose Heidenkönig<br />

Goldemar<br />

Das Geheimnis zu lüften, scheint unmöglich und<br />

ist sagenhaft: Was hat der „Zwergenkönig Goldemar“,<br />

eine bekannte Sagengestalt des Ruhrgebiets und<br />

beliebtes, literarisches Werk bei den Gebrüder Grimm,<br />

mit dem mächtigen „Heidenkönig Goldemar“ aus der<br />

Hohen Ward in Hiltrup zu tun?<br />

Sagenhafter Ruhr-Rückblick: Vor 600 Jahren hauste <strong>auf</strong><br />

Burg Hardenstein am Südufer der Ruhr ein Zwergenkönig<br />

namens Goldemar zur Rechten des Ritters Neveling<br />

von Hardenstein. Doch Goldemar war für alle unsichtbar<br />

und nur sein Schlürfen und Schmatzen bei Tisch<br />

verriet seine Anwesenheit. Solange er sich in Nevelings<br />

Nähe befand, ging es dem Ritter prächtig. Selbst Feinde<br />

konnten dem Burgherrn nichts antun. Goldemar zu enttarnen,<br />

reizte den Küchenjungen, der eines Nachts Erbsen<br />

und Mehl <strong>auf</strong> der Treppe verstreute. Der Zwergenkönig<br />

stürzte und verlor seine Tarnkappe. Wutentbrannt<br />

schnappte er sich den Knaben, zerriss ihn zornig in Stücke,<br />

die er in Töpfen briet und verspeiste. Dann zog er<br />

sich in seine Turmkammer zurück und verbreitete einen<br />

Fluch über von Hardenstein. Vier Jahrzehnte später<br />

waren alle Nachkommen ausgestorben. Heute zeugt in<br />

Witten-Herbede nur noch eine Ruine von der einst stolzen<br />

Ritterburg. Doch was geschah mit Goldemar?<br />

Nächtlicher Spuk in der Hohen Ward: Am Karfreitag<br />

hat man hier schon wiederholt ein klägliches Jammern<br />

gehört. Dann hallt durch die Hohe Ward ein Geschrei<br />

und Gehämmer! Die Bauern der Umgebung halten sich<br />

die Ohren zu und schließen ängstlich die Fensterläden.<br />

Es soll stundenlang dauern und tief aus der Erde kommen.<br />

„Das ist der alte Heidenkönig Goldemar, der keine<br />

Ruhe findet“, sagen die Leute. Er liegt in einem goldenen<br />

Sarg, der in einem eisernen Behälter steht. Einmal sei<br />

er nachts in einem weißen Gewand und mit einer goldenen<br />

Krone <strong>auf</strong> dem Kopf einem einsamen Wanderer<br />

erschienen. Dieser sei voller Angst und Schrecken zum<br />

nächsten Bauernhof geflohen. So steht es im Hiltruper<br />

Lesebuch, herausgegeben 1982 von Elisabeth Egger und<br />

Bärbel Reisener, geschrieben.<br />

Die Gruft von Goldemar als Hügelgrab tief versteckt in<br />

der Hohen Ward? Dirk Sondermann aus Hattingen ist<br />

bei Sagengeschichten immer ganz aus dem Häuschen.<br />

Der Gründer des Instituts für Erzählforschung im Ruhrgebiet<br />

(www.sagenhaftes-ruhrgebiet.de) und Autor ist<br />

ein Sherlock Holmes und Spezi in der Goldemar-Sage<br />

und runzelt die Stirn: Warum sollte sich das Grab <strong>seiner</strong><br />

Lieblings-Sagengestalt abgeschieden im Münsterland<br />

befinden? Auch Bärbel Reisener vom Heimatverein<br />

Hiltrup und Lehrerin a.D. der Clemens-Grundschule, ist<br />

perplex: Ein Zwergenkönig Goldemar sagt ihr nichts und<br />

der Heidenkönig Goldemar sei eine Hiltruper Sage.<br />

König Goldemar, ein Zwergen-Zwilling „in der Heid zu<br />

Dernebockholt“? Gar ein Doppelgänger? Oder etwa ein<br />

Döhnkes aus dem Münsterland? In jeder Sage steckt ein<br />

Körnchen Wahrheit und der Blick über den Tellerrand<br />

kann da sicher nicht schaden. Vielleicht beschert ein<br />

grenzenloser Dialog neue Hinweise und liefert durch gegenseitige,<br />

spannende Erzählungen weiterhin gruselige<br />

Geschichten. Davon leben sie schließlich, die Sagen, egal<br />

ob aus dem Ruhrgebiet oder aus dem Münsterland…<br />

Beate Look, Münster<br />

In der Heid‘ zu Dernebockholt<br />

Liegt ein altes Königsgrab,<br />

Still umhegt von Wicht und Kobolt<br />

Und manch‘ lichtem Elfenknab.<br />

Dorten schlummert ganz alleine,<br />

Schon seit manchem grauen Jahr,<br />

Eingesargt in goldnem Schreine,<br />

Elfenkönig Goldemar.<br />

Lange sind dahin die Tage<br />

Seines Reiches Wundermacht.<br />

Seiner Elfen Liebesklage,<br />

Seiner Schätze Zauberpracht.<br />

Jetzt ruht er in kühlem Grunde,<br />

Überragt von Heideflor.<br />

Selten nur zur Geisterstunde<br />

Steigt er aus der Gruft empor.<br />

Fritz Westhoff („Longinus“)<br />

Aus: Adolf Wentrup, Hiltrup einst und jetzt, Selbstverlag 1955

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