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Alte Brünner In- und Aufschriften - Znaim

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Josef II. mischte sich öfters unters Volk <strong>und</strong> besuchte auch gerne dessen Arbeitsplätze,<br />

zum Beispiel Werkstätten, Mühlen, Bauernhöfe, aber auch große Werkanlagen. Und so<br />

kam er auch in die berühmte Tuchfabrik in der Schmalgasse. Der eingewanderte<br />

Niederdeutsche Leopold Köffiler ließ sie im Jahre 1760 als erste Tuchfabrik in den<br />

sogenannten Erbländern errichten. Sein Nachfolger hieß Schmal, daher der Gassenname<br />

Schmalgasse. Zu dieser Fabrik wurden später 44 kleine Arbeiterhäuschen so in Reih <strong>und</strong><br />

Glied gebaut, daß drei geradezu beängstigend schmale Gäßchen entstanden; die Dächer<br />

der Häuschen konnte man mit erhobener Hand erreichen, so niedrig waren sie. Nicht viel<br />

breiter war die Rote Gasse daselbst. Sie wurde so genannt, weil die Dächer einen roten,<br />

feuersicheren Anstrich trugen. Zu Ehren Josefs l. der 1781 die von ihm geförderte<br />

Tuchfabrik besichtigte, befand sich über dem Tore des unteren Hofes eine Gedenktafel<br />

mit folgender Aufschrift; „Dem Kenner <strong>und</strong> Beförderer der Fabriken, Josef II. Den 13.<br />

September 1781."<br />

An Josef II. erinnert auch ein Tilgnerisches Erzbrustbild, das eine Steinsäule krönte <strong>und</strong><br />

im Augarten stand. Am Sockel dieses Denkmals las man eine Widmung in lateinischer<br />

Sprache. Auf deutsch besagte sie: „Josef dem Zweiten, der diese Anlagen dem Volke im<br />

Jahre 1787 widmete, hat dieses Denkmal das dankbare Mähren errichtet im Jahre 1888."<br />

Auch dieses Erinnerungsmal sollte wieder aufgestellt werden zum Gedenken an jene<br />

Zeit, da der Augarten dem Volke zugänglich gemacht wurde. Vorher war er im Besitze<br />

der Jesuiten <strong>und</strong> stand nur diesen <strong>und</strong> hohen Herrschaften zur Verfügung. Auf das große<br />

Geschenk des Volkskaisers Josef II. wies eine Erinnerungstafel hin, die am Eingange des<br />

Augartens in der Neugasse zu sehen war: „Josephus publico", Josef dem Volke, lautete<br />

sie.<br />

Wenn wir vom Augarten sprechen, wollen wir auch des allen <strong>Brünner</strong>n ebensosehr ans<br />

Herz gewachsenen Kaiserwaldes gedenken. Vor etwas mehr als einem halben<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert bot der von ihm bedeckte felsige <strong>und</strong> sandige Berg noch einen öden Anblick.<br />

Zum Gedenken an den 40. Jahrestag des Regierungsantrittes des Kaiser Franz Josef I.<br />

im Jahre 1888 wurde im Kaiserwalde auf dem Kuhberge ein schlichtes Steindenkmal<br />

errichtet, das folgende <strong>In</strong>schrift trug: „Zur Erinnerung an das Regierungsjubiläum Seiner<br />

Majestät des Kaisers Franz Josef I. im Jahre 1888. Gewidmet vom Aufforstungs- <strong>und</strong><br />

Verschönerungsverein dem Vereinsvorstand Christian d'Elvert." Tschechische Stürmer<br />

haben den Erinnerungsstein vernichtet.<br />

Eine Denktafel, die gleich an drei Kaiser erinnert, finden wir in der Adlergasse. Dort<br />

stand an Stelle des Hauses Nr. 7 (des heutigen Drogeriehauses) ein Einkehrhaus, das<br />

öfter vornehme Gäste beherbergte, unterm anderem eben auch drei Kaiser. Diese<br />

Tatsache verkündet eine kunstvolle halb erhabene Gedenktafel über dem Tore des<br />

früheren Hauses mit folgenden Worten: Josef II. dem Einzigen, Leopold II. dem<br />

Unvergeßlichen, Franz II. dem Geliebten über die beglückte (richtig beglückende)<br />

Einkehr in dieses Gasthaus geweiht 1792." Diese künstlerisch ausgeführte Tafel ist noch<br />

zu sehen, <strong>und</strong> zwar über dem Tore des Neubaues im Hofe. Das erwähnte Gasthaus<br />

führte den Beinamen „Zum schwarzen Adler" <strong>und</strong> davon hat die Adlergasse ihren Namen<br />

erhalten. Sie hieß denn auch ursprünglich „Schwarzadlergasse"; alte Leute nennen sie<br />

heute noch so. Angeschlossen sei hier, daß in einem andern <strong>Brünner</strong> Gasthofe<br />

Maria Theresia abgestiegen war <strong>und</strong> auch dort wohnte, in dem vor nicht zu langer Zeit<br />

abgebrochenen Einkehrgasthause „Zum blauen Löwen" in Altbrünn, das allen noch gut in<br />

Erinnerung ist. Freilich hätte man es diesem zum Schlusse einer Trümmerburg<br />

ähnelndem Hause nicht angesehen, daß es einstmals würdig erschien, eine Kaiserin vom<br />

Ansehen einer Kaiserin Maria Theresia zu beherbergen.<br />

Wenn wir schon von Herrschern sprechen, dann wollen wir auch des Königshauses<br />

gedenken. Es stand an Stelle des neuen Eckhauses Freiheitsplatz-Schlossergasse; die<br />

Hausnummer 18 ist bis heute geblieben. Im Vorhause des 1904 errichteten Neubaues<br />

verkündet eine Tafelaufschrift folgendes: „Erbaut 1904 an Stelle des Königshauses der<br />

Residenz der Markgrafen von Mähren im 15. <strong>und</strong> 16. Jahrh<strong>und</strong>ert." Daraus erfährt man<br />

allerdings noch nicht, warum es Königshaus hieß. Darüber gab die frühere Tafel<br />

Aufschluß, die im alten Hause bis 1904 angebracht war. Darauf stand, daß hier während<br />

ihrer Anwesenheit in Brünn mehrere Könige wohnten, so Ludwig der Große, König von

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