KF_Festschrift_1107_v44 Internet - Kinderfreunde
KF_Festschrift_1107_v44 Internet - Kinderfreunde
KF_Festschrift_1107_v44 Internet - Kinderfreunde
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
100 Jahre <strong>Kinderfreunde</strong><br />
Steiermark Magazin<br />
Sonderausgabe • Nr. 2/2008<br />
Die Jahrhundertidee<br />
Im Interesse der Kinder
2<br />
Die Betreuung und Erziehung unserer Kinder ist<br />
ein elementares Thema unserer Gesellschaft, das<br />
vor allem auf dem Faktor Vertrauen basiert. Bei<br />
wem sind unsere Jüngsten am besten aufgehoben?<br />
Wem übertragen wir diese große Verantwortung?<br />
Die Österreichischen <strong>Kinderfreunde</strong><br />
geben seit nunmehr 100 Jahren kompetente und<br />
einfühlsame Antwort auf diese Fragen.<br />
Besonders freut mich dabei, dass die <strong>Kinderfreunde</strong><br />
in der Steiermark gegründet wurden und sich<br />
zu einer überaus anerkannten Bewegung in ganz<br />
Österreich entwickelt haben. Somit möchte ich<br />
allen, die den erfolgreichen Weg dieser Institution<br />
begleitet und möglich gemacht haben, meinen<br />
herzlichen Dank aussprechen und wünsche den<br />
Österreichischen <strong>Kinderfreunde</strong>n, vor allem aber<br />
den Kindern, weiterhin viel Freude sowie alles<br />
Gute für die Zukunft!<br />
Mag. Franz Voves<br />
Landeshauptmann<br />
der Steiermark<br />
Gratiskinderbetreuung für alle steirischen Familien!<br />
Als Familienlandesrätin setze ich klare Maßnahmen, um zukünftigen Eltern die Entscheidung<br />
für Kinder zu erleichtern, ohne andere Werte, etwa berufliches Fortkommen<br />
oder finanzielle Unabhängigkeit, gänzlich aufgeben zu müssen. Ein Land ohne<br />
Kinder ist ein Land ohne Zukunft. Nur eine kinderfreundliche Gesellschaft kann eine<br />
zukunftsfähige Gesellschaft sein. Ich setze daher auf eine Familienpolitik, die es Frauen<br />
und Männern leichter macht, sich ihre Kinderwünsche zu erfüllen – ohne dabei<br />
ihre beruflichen Wünsche und Perspektiven zu gefährden –, und die Kindern, unabhängig<br />
von ihrer sozialen Herkunft, gute Chancen ermöglicht. Es ist gelungen, gerade<br />
in der Kinderbetreuung – dem Eckpfeiler zur besseren Vereinbarkeit von Beruf<br />
und Familie – wesentliche Meilensteine zu setzen.<br />
Ich will den eingeschlagenen erfolgreichen Weg konsequent weitergehen und mit<br />
der Gratiskinderbetreuung für alle steirischen Familien einen weiteren Meilenstein<br />
für die Steiermark setzen! Ich habe diese Gesetzesnovelle bereits vor Monaten vorbereitet.<br />
Da nun diesbezüglich ein gemeinsamer politischer Wille in der Steiermark<br />
evident ist, müssen wir gemeinsam zeigen, dass uns die steirischen Familien etwas<br />
wert sind und die erforderlichen finanziellen Mittel bereitstellen!<br />
Dr. in Bettina Vollath<br />
Landesrätin für Jugend, Frauen,<br />
Familie und Bildung<br />
Vorworte<br />
Kinder und Jugendliche können in gesellschaftlicher sowie auch in politischer<br />
Hinsicht die Basis für ein integratives, friedvolles, demokratisches Zusammenleben<br />
in der Zukunft bilden. Um ihre Bedürfnisse und Chancen auf<br />
persönliche Entwicklung, Anerkennung und Bildung wahrzunehmen und<br />
darauf einzugehen, ist es wichtig, diese entsprechend zu fördern.<br />
Die <strong>Kinderfreunde</strong> – vor 100 Jahren von Anton Afritsch in Graz gegründet –<br />
bieten den Kindern und Jugendlichen nicht nur spannende, kurzweilige<br />
und unterhaltende Programme, sondern vermitteln ihnen auch gesellschaftspolitische<br />
Werte wie Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität.<br />
Zudem macht das pädagogische Leitbild der <strong>Kinderfreunde</strong> die jungen<br />
Menschen zu gleichwertigen PartnerInnen mit einem besonderen Lebensraum.<br />
Seit 100 Jahren stehen die <strong>Kinderfreunde</strong> für die jüngsten und schwächsten<br />
in unserer Gesellschaft und ermöglichen ihnen viele schöne, wertvolle<br />
Stunden.<br />
Zu diesem Jubiläum gratuliere ich herzlich und wünsche allen, die mit viel<br />
Engagement mitwirken, alles Gute!<br />
Dr. Kurt Flecker<br />
Landeshauptmann-<br />
Stellvertreter<br />
Eine der rund 600 österreichischen Ortsgruppen<br />
der <strong>Kinderfreunde</strong> befindet sich in meiner Gemeinde<br />
Gosdorf. Vor mittlerweile auch schon 15 Jahren<br />
gegründet, ist sie stetig gewachsen und heute aus<br />
dem Gemeindeleben nicht mehr wegzudenken. Einige<br />
der Kinder sind heute schon erwachsen und<br />
denken mit großer Freude an die vielen unbeschwerten<br />
Stunden zurück, die sie mit den <strong>Kinderfreunde</strong>n<br />
verbracht haben. Die Gosdorfer Kinder<br />
stehen stellvertretend für viele Tausend österreichische<br />
Kinder, die mit den <strong>Kinderfreunde</strong>n viele schöne<br />
Erlebnisse verbinden.<br />
Seit 100 Jahren setzen sich die <strong>Kinderfreunde</strong> für die<br />
Jüngsten unserer Gesellschaft ein. Seit 100 Jahren<br />
opfern viele ehrenamtliche MitarbeiterInnen ihre<br />
wertvolle Zeit zum Wohle unserer Kinder. Ihnen gilt<br />
in diesen Jubiläumstagen ein besonderer Dank,<br />
ebenso wie ihrem Gründer Anton Afritsch, der damals<br />
schon erkannt hat: Unsere Zukunft sind die<br />
Kinder.<br />
Toni Vukan<br />
Landesgeschäftsführer<br />
SPÖ Steiermark und<br />
Bürgermeister von Gosdorf
Vorworte<br />
Barbara Gross<br />
SPÖ-Landesfrauenvorsitzende<br />
3. Präsidentin Landtag Steiermark<br />
100 Jahre <strong>Kinderfreunde</strong> sind wahrlich ein<br />
Grund stolz zu sein. Nicht viele Vereine in Österreich<br />
können auf eine so langjährige wie auch<br />
außergewöhnliche Geschichte zurückblicken.<br />
Eine Geschichte, die am 26. Februar 1908 mit<br />
dem unbändigen Idealismus, Ehrgeiz und Einsatz<br />
einer Gruppe engagierter Frauen und<br />
Männer rund um Anton Afritsch in Graz ihren<br />
Ausgangspunkt genommen hat mit dem Ziel,<br />
der Not der damaligen Arbeiterkinder entgegenzutreten<br />
»…und [die] Kinder empfänglich zu<br />
machen für alles Gute und Schöne, veredelnd auf<br />
sie einzuwirken, sie zu guten Menschen zu machen,<br />
ihr jugendliches Gemüth empfänglich zu<br />
machen, ihre Bedürfnisse zu wecken für höhere<br />
Genüsse als den Trunk in rauchiger Wirtshausstube<br />
mit seiner Leib und Seele vergiftenden Atmosphäre<br />
…«.<br />
Dr. Reinhard Meier, MAS<br />
Landesvorsitzender<br />
Frauen verdienen bessere Einkommen und<br />
leistbare Kinderbetreuung!<br />
Bei den Einkommensunterschieden zwischen<br />
Männern und Frauen hält Österreich einen traurigen<br />
Rekord. Männer bekommen rund 40 Prozent<br />
mehr als Frauen sowie drei Viertel aller<br />
Bruttobezüge. Die starke Einkommensdifferenz<br />
ist auch in der hohen Teilzeitbeschäftigung von<br />
Frauen begründet. Derzeit arbeiten in der Steiermark<br />
fast 43 Prozent Frauen Teilzeit, aber nur<br />
4,5 Prozent Männer! Teilzeitarbeit ist für viele<br />
Frauen aus familiären Gründen vorübergehend<br />
eine praktikable Lösung. Allerdings ist zu bedenken,<br />
dass Teilzeitjobs bei uns vorwiegend im<br />
Niedriglohnbereich angeboten werden, dass<br />
der Wiedereinstieg in Vollzeit- bzw. höherqualifizierte<br />
Tätigkeiten schwierig und oft gar nicht<br />
möglich ist.<br />
Rund eine Million Menschen sind in Österreich<br />
armutsgefährdet, 5 Prozent sind manifest arm.<br />
Am stärksten betroffen sind alleinerziehende<br />
und alleinlebende Frauen.<br />
Eine Tradition, die zwei Weltkriege und die Jahre<br />
der Verbotszeit von 1934 bis 1945 überdauerte<br />
und, wiedererstarkt in der Zweiten Republik<br />
– auf die veränderten gesellschaftlichen<br />
Bedingungen reagierend und in Ergänzung<br />
zum traditionellen Ehrenamt –, durch den Auf-<br />
und Ausbau vielfältiger hauptamtlicher Leistungsbereiche<br />
auch zu einem bedeutenden<br />
wirtschaftlichen Faktor heranwuchs.<br />
Besonders hervorzuheben sind dabei die unzähligen<br />
ehrenamtlichen FunktionärInnen und<br />
MitarbeiterInnen, die sich uneigennützig in<br />
den Dienst der gemeinsamen Sache gestellt<br />
haben und nach wie vor stellen und ohne die<br />
die Erfolgsgeschichte <strong>Kinderfreunde</strong> nicht<br />
denkbar wäre. Ihnen, die die Umsetzung der<br />
»Jahrhundertidee <strong>Kinderfreunde</strong>« durch ihren<br />
persönlichen Einsatz erst ermöglicht und ge-<br />
Ing. Mag. Dr.<br />
Bernd Kastenhuber<br />
Landesgeschäftsführer<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Armut ist menschenunwürdig und wirtschaftsfeindlich,<br />
davon bin ich fest überzeugt. Ich begrüße daher alle gegensteuernden<br />
Maßnahmen und Vorhaben der Bundesregierung<br />
wie eine steuerliche Entlastung der kleinen und<br />
mittleren Einkommen, den Mindestlohn von 1.000 Euro,<br />
gezielte berufliche Frauenförderung sowie mehr und leistbare<br />
Kinderbetreuungsplätze. Meine volle Unterstützung<br />
hat auch die Forderung von Landesrätin Bettina Vol lath<br />
nach gratis Kinderbetreuung für alle steirischen Kinder.<br />
Armutsgefährdung entsteht auch, wenn Unterhaltszahlungen<br />
für Kinder nicht oder nicht regelmäßig gezahlt<br />
werden. Deshalb unterstützen die SPÖ-Frauen die geplante<br />
Gesetzesänderung mit dem Ziel, das Unterhaltsrecht<br />
zu verbessern und zu vereinfachen.<br />
Wir wollen soziale Sicherheit – für alle Kinder und Eltern!<br />
Ziel der SPÖ-Frauen:<br />
• Berufschancen erhöhen<br />
• Einkommensschere verringern<br />
• Armut bekämpfen<br />
• Sicherer Unterhalt – für alle Kinder<br />
tragen haben, sei an dieser Stelle ein besonderer<br />
Dank ausgesprochen.<br />
Idealismus, (Werte-)Gemeinschaft und persönlicher<br />
Einsatz zum Wohle der Kinder sind jene<br />
Pfeiler, auf denen die <strong>Kinderfreunde</strong> gegründet,<br />
aufgebaut und weiterentwickelt wurden.<br />
Diese Pfeiler haben sich – gerade auch in<br />
schwierigen Zeiten – als besonders tragfähig<br />
erwiesen. Aus diesem Grund können die <strong>Kinderfreunde</strong><br />
auch in einer Zeit tiefgreifender<br />
Veränderungen, wachsender Unsicherheit sowie<br />
zunehmender Komplexität und Dynamik<br />
mit großer Zuversicht die Aufgaben der Zukunft<br />
im Interesse der Kinder, Jugendlichen<br />
und Familien anpacken. Frei nach dem Motto:<br />
»Gestalten wir gemeinsam mit den Kindern<br />
eine Welt, zu der sie gehören wollen!«<br />
Vorworte ................................................................................................................ 2 – 3<br />
Anton-Afritsch-Gedenktafelenthüllung .................................................... 4<br />
Österreichweiter Festakt in Graz .................................................................... 5<br />
Gründung der <strong>Kinderfreunde</strong> in Graz 1908 .................................... 8– 12<br />
Durch meine Brille – Interview mit Luis Pfeiler ...........................14 – 15<br />
Historische Blitzlichter .............................................................................. 16 – 17<br />
Von der Kinder-Erholung zur Ferienaktion ................................. 20 – 23<br />
Ehrentafel für steirische <strong>Kinderfreunde</strong>funktionäre .............. 24 – 25<br />
Plakat als Beilage<br />
Landesobmänner/Vorsitzende nach 1945 ............................................. 24<br />
Landessekretäre/Geschäftsführer nach 1945 ....................................... 25<br />
Ferien mit den <strong>Kinderfreunde</strong>n ......................................................... 26 – 28<br />
Das Anton-Afritsch-Kinderdorf am Steinberg .......................... 30 – 35<br />
Wir sind die Roten Falken ...................................................................... 36 – 38<br />
Die <strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark in der Ära Kreisky ..................... 39 – 42<br />
Resümee und Ausblick ........................................................................... 46 – 47<br />
3
4<br />
Anton-Afritsch-Gedenktafelenthüllung<br />
Österreichweite Auftaktveranstaltung<br />
JAHRHUNDERTIDEE KINDERFREUNDE in Graz<br />
Anlässlich des 100-jährigen<br />
Bestehens enthüllten die<br />
<strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark<br />
an ihrem Gründungstag eine Gedenktafel<br />
in Erinnerung an Anton<br />
Afritsch an dem Ort, an dem die<br />
<strong>Kinderfreunde</strong>-Bewegung ihren<br />
Ausgangspunkt genommen hat,<br />
der heutigen UCI Kinowelt Annenhof<br />
in der Grazer Annenstraße<br />
Nummer 29.<br />
Am 26. Februar 1908 wurde in<br />
Graz die JAHRHUNDERTIDEE KIN-<br />
DERFREUNDE Wirklichkeit. An<br />
diesem Tag hat der steirische Sozialdemokrat<br />
und Gewerkschafter<br />
Anton Afritsch mit zahlreichen<br />
Mitkämpferinnen und Mitkämpfern<br />
den »Arbeiterverein <strong>Kinderfreunde</strong>«<br />
ins Leben gerufen. Als<br />
Selbsthilfeverein gegründet,<br />
machten es sich die <strong>Kinderfreunde</strong><br />
zur Aufgabe, die Armut von<br />
Arbeiterkindern zu lindern.<br />
In Erinnerung daran enthüllten<br />
der Oberösterreichische Soziallandesrat<br />
und Bundesvorsitzen-<br />
de der <strong>Kinderfreunde</strong> Joschi<br />
Ackerl und Landesvorsitzender<br />
Dr. Reinhard Meier in Anwesenheit<br />
von Landesrätin Dr. in Bettina<br />
Vollath, der Enkelin des Gründers<br />
Eva Klepp-Afritsch und zahlreichen<br />
hochrangigen <strong>Kinderfreunde</strong>funktionärInnen<br />
und Gästen<br />
die Gedenktafel.<br />
Landesvorsitzender Dr. Reinhard<br />
Meier würdigte das Werk des<br />
Gründers und betonte, dass es<br />
ihn » als Landesvorsitzenden der<br />
<strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark mit<br />
Freude und Stolz erfüllt, dass diese<br />
Jahrhundertidee in der Steiermark<br />
ihren Ursprung genommen<br />
hat und heute – 100 Jahre später<br />
– die <strong>Kinderfreunde</strong> Österreichs<br />
größte Familienorganisation<br />
sind.«<br />
Im Rahmen der Geburtstagsfeierlichkeiten<br />
wurde auch die Wanderausstellung,<br />
die 2008, ausgehend<br />
von Graz, durch ganz Österreich<br />
tourt, erstmals öffentlich<br />
präsentiert.<br />
Von links: LAbg. Mag. a Uschi Lackner, Dr. Reinhard Meier,<br />
Inge Schafarik, LR Dr. in Bettina Vollath, LR Joschi Ackerl,<br />
Franz Pock (<strong>KF</strong> Tirol), Eva Klepp-Afritsch, Friedl Grundei (<strong>KF</strong> Wien)<br />
Dr. Reinhard<br />
Meier,<br />
Dr. in Bettina<br />
Vollath,<br />
Joschi Ackerl<br />
26. Februar<br />
Pressekonferenz, Gedenktafelenthüllung und<br />
Eröffnung der Wanderausstellung, Graz<br />
9. März Österreichweiter Festakt, Graz<br />
10. – 12. Mai Jubiläumspfingstlager, Mödling<br />
17. Mai<br />
17. Mai<br />
Landeskonferenz der <strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark<br />
in den Kammersälen, Graz<br />
Enthüllung eines künstlerischen Erinnerungszeichens<br />
an Anton Afritsch im Volksgarten, Graz<br />
17. Mai Großes Spielefest im Volksgarten, Graz<br />
20. Juni Kinderrechte-Demonstration – Kidsparade, Graz<br />
9. – 19.<br />
Juli<br />
Herbst<br />
5.–14.<br />
September<br />
November<br />
Gedenktafelenthüllung<br />
Dr. Reinhard Meier, Dr. in Bettina Vollath, Joschi Ackerl,<br />
Eva Klepp-Afritsch, Gernot Rammer<br />
Steirischer<br />
Veranstaltungskalender 2008<br />
Sommerferienaktion und<br />
»Fest der Freundschaft«, Döbriach, Kärnten<br />
Gemeinschaftsprojekt mit dem Verlag »Jugend & Volk«<br />
zur Förderung des kindlichen Fremdsprachenerwerbs<br />
Zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen<br />
rund um den Welttag des Kindes<br />
Aktionen anlässlich des Internationalen Tages<br />
der Kinderrechte am 20. November
Festakt<br />
JAHRHUNDERTIDEE <strong>Kinderfreunde</strong><br />
Österreichweiter Festakt in Graz<br />
Als erste österreichweite Großveranstaltung im Jubiläumsjahr<br />
2008 wurde am 9. März das 100-jährige Bestehen der <strong>Kinderfreunde</strong><br />
im Rahmen eines feierlichen Festaktes in Graz gefeiert.<br />
Mit einem stolzen Rückblick<br />
feierten rund 500<br />
geladene Gäste den<br />
runden Geburtstag der größten<br />
Familienorganisation Österreichs.<br />
Zahlreiche ehemalige und aktive<br />
MitarbeiterInnen und FunktionärInnen,<br />
VertreterInnen aus befreundeten<br />
Organisationen und<br />
auch eine Reihe prominenter<br />
Persönlichkeiten wie LH Mag.<br />
Franz Voves und NRAbg. FSG-<br />
Vorsitzender Wilhelm Haberzettl<br />
konnten vom Landesvorsitzenden<br />
Dr. Reinhard Meier begrüßt<br />
werden.<br />
Nationalratspräsidentin Mag. a<br />
Barbara Prammer, die die <strong>Kinderfreunde</strong><br />
als »Organisation, in der<br />
Demokratie gelebt und gelernt<br />
wird« und in der »Toleranz, Verständnis<br />
füreinander sowie Minderheiten<br />
und andere Meinungen<br />
akzeptieren nicht nur Schlagwörter<br />
sind« beschreibt, verlieh<br />
im Zuge des Festaktes Auszeichnungen<br />
der Republik Österreich<br />
an besonders verdiente FunktionärInnen<br />
der <strong>Kinderfreunde</strong>, unter<br />
ihnen Alois Mandl (Ortsgruppe<br />
Graz-Gries) von den steirischen<br />
<strong>Kinderfreunde</strong>n.<br />
Bundesvorsitzender LR Joschi<br />
Ackerl schloss seine Rede mit<br />
dem Apell: »Dieses Land ist durch<br />
die <strong>Kinderfreunde</strong> mitverändert<br />
worden. Tun wir das weiter!« LH<br />
Franz Voves betonte in seinen<br />
Grußworten: »Es gibt nichts<br />
Wichtigeres, als unseren Kindern<br />
Werte mitzugeben.« NAbg. und<br />
FSG-Vorsitzender Wilhelm Haberzettl<br />
legte besonderes Gewicht<br />
auf die Berührungspunkte<br />
von Gewerkschaft und <strong>Kinderfreunde</strong>n<br />
von Beginn an und betonte,<br />
dass das Gemeinsame<br />
auch heute überwiege. Auch<br />
Bundespräsident Dr. Heinz Fischer,<br />
Bundeskanzler Dr. Alfred<br />
Gusenbauer und Ehrenvorsitzende<br />
der österreichischen <strong>Kinderfreunde</strong><br />
sowie BM a. D. Gertrude<br />
Fröhlich-Sandner sandten per Videobotschaft<br />
berührende Grußworte<br />
und wünschten den <strong>Kinderfreunde</strong>n<br />
viel Kraft und Engagement<br />
im Interesse unserer<br />
Kinder und Familien für die<br />
nächsten 100 Jahre.<br />
Mit dem <strong>Kinderfreunde</strong>chor<br />
Fohnsdorf-Wasendorf, einer Grazer<br />
Jugendband, einer Swing-<br />
Kapelle, einer Theatergruppe, Videos<br />
und Kurzclips, Videoanimationen<br />
und Highlights wie eine<br />
Riesen-Geburtstagstorte und<br />
Hunderte Luftballons wurde die<br />
Veranstaltung zu einem Festtagsevent,<br />
auf dem sich die österreichischen<br />
<strong>Kinderfreunde</strong> als<br />
erfolgreiche, stolze und »junge«<br />
Kinder- und Familienorganisation<br />
präsentierten.<br />
Nationalratspräsidentin<br />
Mag. a Barbara Prammer verleiht<br />
Alois Mandl, Ortsgruppe Graz-<br />
Gries, eine Auszeichnung der<br />
Republik Österreich<br />
Von links: Bundesvorsitzender Joschi Ackerl, Landesvorsitzender<br />
Dr. Reinhard Meier, Vorsitzender der <strong>Kinderfreunde</strong> Salzburg Rudolf<br />
Barkmann, Nationalratspräsidentin Mag. a Barbara Prammer,<br />
Vorsitzende der Wiener <strong>Kinderfreunde</strong> Erni Graßberger mit Kindern<br />
des <strong>Kinderfreunde</strong>chors Fohnsdorf-Wasendorf<br />
Ein Geburtstagsständchen des <strong>Kinderfreunde</strong>chors unter der Leitung<br />
von Ingrid Kropf jun. (im Hintergrund: Joschi Ackerl, Bernd Dobesberger,<br />
Rudolf Barkmann, Dr. Reinhard Meier und Erni Graßberger)<br />
5
6<br />
����������������������������������������������<br />
��������������<br />
��������������<br />
��������������������<br />
Pöls nützt seit nunmehr fünf<br />
Jahren die Chance, über einen<br />
Jugendaustausch mit der kroatischen<br />
Tourismusgemeinde Medulin<br />
sich als »Plattform des europäischen<br />
Gedankens« zu präsentieren<br />
und ihre kommunalen Stärken<br />
hervorzuheben.<br />
Die völkerverbindende Partnerschaft<br />
hat ihren Ursprung vor allem<br />
in dem Bemühen, Menschen kennenzulernen,<br />
wie sie wirklich sind<br />
oder wie sie sich selbst sehen. Eine<br />
der Früchte des gegenseitigen Verständnisses<br />
ist die Korrektur falscher<br />
�������������<br />
Vorstellungen, die Überwindung<br />
von Vorurteilen. So unterschiedlich<br />
die Kulturen in den beiden Gemeinden<br />
auch sind, sie leben den Dialog<br />
trotz und gerade wegen ihrer unterschiedlichen<br />
Kulturen!<br />
Dieses landesweit einzigartige Projekt<br />
ist ein nachhaltiges Zeichen für<br />
den offenen Geist im Sinne der europäischen<br />
Idee! Nie wieder Krieg!<br />
Diese Botschaft bestimmte einst die<br />
Gründung der Europäischen Union<br />
und diesen Grundgedanken birgt<br />
auch die völkerverbindende Partnerschaft<br />
zwischen Medulin und<br />
SCHLOSSBAD<br />
Sportbecken, Mutter-Kind-Bereich,<br />
Sprunganlage, große Liegewiese,<br />
kostenlose Parkplätze.<br />
Werbung<br />
�������������������������������������������<br />
���� ������ �������������� ����������<br />
������������ ������ ������ ������� ������<br />
������������� ����� ���� ����� ����� ����������<br />
�������� ��������� ������� ����� ����� �������<br />
����� ����� ���� ������ ���������� �������������<br />
������������������� ���� ������������� �����<br />
������ ����� ���� ������������������ ���� ������ ����<br />
������������<br />
Pöls: Plattform des europäischen Gedankens<br />
Pöls in sich. »Während unsere Väter<br />
sich noch im Krieg in feindlichen<br />
Lagern gegenübergestanden waren,<br />
sehen wir heute die Meduliner<br />
Bevölkerung als unsere Freunde,<br />
bauen Vorurteile ab und haben<br />
mit der Istrischen Küstenstadt ei-<br />
�����������<br />
nen bestens funktionierenden Jugendaustausch.<br />
»Für uns ist es eine<br />
Selbstverständlichkeit, den Dialog<br />
zwischen Menschen verschiedener<br />
Herkunft partnerschaftlich zu führen«,<br />
so der Pölser Bürgermeister<br />
Ernst Korp.<br />
Info-Tel.: 03142/61550, www.baernbach.at
Werbung<br />
VitalBadAussee<br />
GESUNDHEIT, BALANCE &<br />
WOHLBEFINDEN DURCH<br />
DIE KRAFT DER SOLE<br />
SalzWasserBergBad<br />
Baden im wohltuenden Sole-Mineral-<br />
Hallenbad (2%-iger Salzgehalt),<br />
Ruheraum, Massageraum, Solarien.<br />
Saunalandschaft<br />
Finnische Sauna, Sole-Dampfbad,<br />
Bio-Sauna, Infrarot-Sauna.<br />
Ästhetische Medizin<br />
Mesotherapie gegen Fettpolster,<br />
Cellulite, Haarausfall. Faltenunterspritzung,<br />
Venensklerosierung,<br />
Dermabrasion.<br />
VitalOase<br />
Körper- und Gesichtsbehandlungen mit<br />
Piroche & Thalgo,Wohlfühl-Gewicht &<br />
Figur Angebote mit der Hypoxitherapie,<br />
Body Med,…<br />
Therapie<br />
Soleschlamm-Packungen, Solebäder,<br />
Sole-Inhalation, Dr. F.X.Mayr-Kur,<br />
Heilmassagen, Lymphdrainage,<br />
Heilgymnastik.<br />
VitalStudio<br />
Fitnesserlebnis, sportmedizinische<br />
Beratung, individuelle Trainingsprogramme.<br />
VitalBadAussee<br />
A-8990 Bad Aussee Chlumeckyplatz 361<br />
Tel. +43 3622/55300-0 Fax +43 3622/55300-5<br />
E-mail: info@vital.at <strong>Internet</strong>: www.vital.at<br />
rat_allgemein_60x127.indd 1 03.03.2008 13:31:16 Uhr<br />
Die Gemeinden<br />
Schönegg bei Pöllau<br />
&<br />
Rabenwald<br />
unterstützen die Arbeit der<br />
<strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark.<br />
Wir empfehlen uns für erholsame<br />
Urlaubstage inmitten der<br />
Schönheiten des Naturparks<br />
Pöllauer Tal.<br />
»<br />
Ein führender<br />
Druckkonzern in Europa<br />
LEYKAM Let‘s Print gratuliert<br />
den <strong>Kinderfreunde</strong>n zum<br />
100. Geburtstag<br />
»<br />
www.leykamletsprint.com<br />
7
8<br />
Gerhard Buchgraber<br />
Gründung der <strong>Kinderfreunde</strong><br />
in Graz 1908<br />
1910: Ferienaktion für Arbeiterkinder in Hundsdorf<br />
1917: Ferienkolonie Hundsdorf<br />
Kriegskinderhort Graz<br />
I. Gesellschaftliche Lage<br />
um die Jahrhundertwende<br />
Dass gerade in Graz – acht Jahre<br />
nach der Jahrhundertwende von<br />
1900 – die Gründung eines neuen<br />
Arbeitervereins erfolgte, der<br />
sich speziell der Kinder der Arbeiterschaft<br />
annahm, ist kein historischer<br />
Zufall. Die spezifische soziale<br />
Lage in der Stadt, nach dem<br />
ungebremsten Strukturwandel<br />
des Kapitalismus in der Habsburgermonarchie<br />
(vgl. S. Good,<br />
1984), in Verbindung mit der Person<br />
Anton Afritsch als geistigem<br />
Haupt der neuen Bewegung, gaben<br />
dafür den Ausschlag. Afritsch<br />
selbst berichtet im sozialdemokratischen<br />
Periodikum »Der<br />
Kampf« (1909):<br />
»Seit fast zwei Jahren besteht bei<br />
uns in Graz der Arbeiterverein ›<strong>Kinderfreunde</strong>‹,<br />
ein Verein, der sich, wie<br />
schon der Name besagt, mit den<br />
Kindern der Arbeiter beschäftigt. Es<br />
ist der einzige in seiner Art in Österreich<br />
und auch vom Ausland ist uns<br />
nichts Ähnliches bekannt.«<br />
Um die Gründungszusammenhänge<br />
besser verstehen zu können,<br />
sollen nachfolgend jene drei<br />
Aspekte anhand der Quellen in<br />
wenigen Strichen nachgezeichnet<br />
werden, die dafür maßgeblich<br />
waren:<br />
• Sozialökonomische<br />
Voraussetzungen in Graz<br />
• Biographische Dimension<br />
des Gründers<br />
• Geistige Situation der Zeit<br />
1) Sozialökonomische<br />
Voraussetzungen<br />
Die Zeit des letzten Viertels des<br />
19. Jahrhunderts ist die Zeit des<br />
historischen Durchbruchs des<br />
Kapitalismus in Österreich. Nach<br />
zögerlichen Anfängen setzt nach<br />
der großen Weltwirtschaftskrise<br />
1873 ein Strukturwandel des Kapitalismus<br />
ein, den die historische<br />
Gründung<br />
Forschung als europäischen Imperialismus<br />
bezeichnet. Kapitalkonzentration<br />
und Monopolisierung<br />
sind die herausragenden<br />
Kennzeichen (Hautmann/Kropf,<br />
1974. S. 81). Mit der kapitalistischen<br />
Industrie entsteht in den<br />
städtischen Zentren der Monarchie<br />
auch eine Arbeiterklasse als<br />
neue soziale Schicht. In diese Zeit<br />
fällt daher nicht nur die Gründung<br />
der Sozialdemokratie<br />
1888/89 als einheitliche politische<br />
Partei unter der Führung<br />
von Viktor Adler, sondern fast genau<br />
20 Jahre dannach die Gründung<br />
der <strong>Kinderfreunde</strong> als sozialdemokratischer<br />
Arbeiterverein.<br />
Die sozialdemokratische Abeiterbewegung<br />
Österreichs entdeckte<br />
sozusagen die Kindheit und<br />
mit ihr die Bedeutung und Notwendigkeit<br />
einer Familienorganisation,<br />
die dringend gebraucht<br />
wurde, wollte man als politische<br />
Bewegung für ein neues Familienbild<br />
eintreten und diese Frage<br />
nicht allein den konservativen<br />
und klerikalen Einrichtungen<br />
überlassen.<br />
Die sozialökonomische Lage in<br />
Graz um diese Zeit ist geradezu<br />
katastrophal. Die Straßenkinder<br />
von Graz bilden eine unübersehbare<br />
soziale und menschliche<br />
Not, von deren Ausmaß man sich<br />
heute kaum eine Vorstellung machen<br />
kann. Die Quellen der Zeit<br />
können hier nur exemplarisch einige<br />
Ausschnitte wiedergeben:<br />
»Monatsbudget einer Grazer Arbeiterfamilie<br />
um 1900: Mann (48 J.),<br />
Frau (48 J.), 8 Kinder, davon 2 verstorben,<br />
2 außer Haus, 4 Kinder im<br />
Alter von 4, 10, 11, 12 Jahren, der<br />
Mann arbeitet in einer Schuhfabrik<br />
mit einem Wochenlohn v. 6 Gulden,<br />
tägliche AZ: 10 Stunden.<br />
Einnahmen: Monatslohn, Bettgehereinnahmen<br />
u. Heimarbeit<br />
insgesamt 50,78 Gulden. Alles muss<br />
für unmittelbare Lebenshaltung<br />
ausgegeben werden, davon 65 %
Gründung<br />
für Nahrungsmittel, 25 % für Wohnung,<br />
10 % für Kleidung und alle<br />
sonstigen Bedürfnisse, keine Kranken<br />
od. Altersvorsorge, elende<br />
Wohn und Ernährungsverhältnisse«<br />
(St. Riesenfellner, 1989).<br />
Die Armenviertel von Graz breiteten<br />
sich in den sogenannten Vorstädten<br />
aus. Die bürgerliche Stadt<br />
– heute die Bezirke Innenstadt,<br />
Leonhard, Geidorf – war von den<br />
Armenvierteln geradezu umringt.<br />
In diese Situation hinein<br />
kommt Anton Afritsch, gebürtiger<br />
Klagenfurter, selbst ein uneheliches<br />
Kind einer Fabriksarbeiterin,<br />
also aus jener sozialen<br />
Schicht kommend, die zu den<br />
Hauptleidtragenden des Kapitalismus<br />
der Zeit gehörten. Daraus<br />
resultierte seine Empathie für die<br />
Kinder seiner Klasse. Sein großes<br />
Herz für Kinder galt allen Kindern,<br />
nicht nur den wohlerzogenen,<br />
sondern auch den sogenannten<br />
»Pülchern« (A. Afritsch, 1909), weil<br />
er die prägende Kraft jener sozialen<br />
Faktoren erkannte, die später<br />
die Wissenschaft mit Sozialisation<br />
umschrieb. Massenelend und<br />
triste Lebensumstände waren für<br />
die Arbeiterklasse der Zeit prägend.<br />
Weder Kultur noch Bildung<br />
spielten in dieser Welt eine große<br />
Rolle, häufig überschattete das<br />
alleinige Ringen um die materielle<br />
Existenz alles andere (Vocelka,<br />
2002).<br />
1933: Tagesheimstätte am Pfeifferhof<br />
1912: Ausflüge von Grazer Kindern auf den Pfeifferhof<br />
1920: 1. Mai-Wanderung<br />
2) Biographische Dimension:<br />
Anton Afritsch (1873–1924)<br />
Anton Afritsch wurde 1873 in Klagenfurt<br />
geboren und hatte selbst<br />
eine schwere Kindheit. Seinen<br />
Vater kannte er nicht, er wuchs<br />
bei seiner überstrengen Großmutter<br />
auf mit »wenig häuslicher<br />
Wärme und Liebe« (A. Afritsch d.<br />
J., 1977) und musste früh sein<br />
Geld selbst verdienen (A. Magaziner,<br />
1975). Kinderarbeit war in<br />
dieser Zeit an der Tagesordnung.<br />
So zeigt eine Erhebung des Zentralvereins<br />
der österreichischen<br />
Lehrerschaft für die Jahrhundertwende,<br />
dass von den rund 80.000<br />
befragten Kindern 28,5 % er-<br />
9
10<br />
1921: Schuhplattler der <strong>Kinderfreunde</strong><br />
werbstätig waren, davon rund<br />
zwei Drittel in der Landwirtschaft<br />
(J. Deutsch, Kampf, Jg.1, 1908).<br />
Schon 1916 stieg der Anteil auf<br />
52,5 % der 13- bis 14-Jährigen<br />
(O. Glöckl ebd.).<br />
Was wir heute an spärlichen Angaben<br />
zu Afritsch’ Lebensgeschichte<br />
noch finden können, so<br />
geht daraus hervor, dass er in seinem<br />
Bildungsgang Autodidakt<br />
war. Nach der Volksschule ging er<br />
in Kärnten in die Tischlerlehre, die<br />
er mit der Gesellenprüfung abschloss.<br />
Wie es damals üblich war<br />
begab er sich als junger Handwerksgeselle<br />
auf die Walz. Diese<br />
Lehr- und Wanderjahre führten<br />
ihn arbeitsuchend durch viele<br />
Gebiete der Monarchie. Längere<br />
Zeit hielt er sich in Linz auf,<br />
schließlich zog er nach Graz.<br />
Familie Afritsch im Jahre 1904<br />
In Graz kam er bald mit der Gewerkschaftsbewegung<br />
in Berührung<br />
und übernahm die Funktion<br />
des Obmanns der Holzarbeiter.<br />
In dieser Zeit lernte er seine<br />
spätere Frau kennen, ihre Trauung<br />
fand in der alten Münzgrabenkirche<br />
statt. Fünf Kinder entstammten<br />
dieser Ehe, darunter<br />
der spätere Innenminister Josef<br />
Afritsch (1901) und der steirische<br />
Landtagspräsident Anton Afritsch<br />
d. J. (1902).<br />
Afritsch war auch ein großer Bücherfreund<br />
und seinen Bildungshunger<br />
konnte er durch fortdauerndes<br />
Selbststudium zu vielen<br />
Bereichen des Wissens stillen.<br />
Ganz in der Tradition der Aufklärung<br />
stehend haben ihn Rousseaus<br />
»Emile« und »Wie Gertrud<br />
ihre Kinder lehrt« in seiner pädagogischen<br />
Perspektive beeinflusst,<br />
auch in dem Werk von Ellen<br />
Key, »Das Jahrhundert des<br />
Kindes«, fand Anton Afritsch eine<br />
geistige Basis für seine lebensreformerische<br />
Initiative (A. Afritsch<br />
d. J. 1977). Bald trat er in die Redaktion<br />
des »Arbeiterwillen« ein,<br />
des polititischen Organs der steirischen<br />
Sozialdemokratie. Was<br />
die Gründung der <strong>Kinderfreunde</strong><br />
von allen anderen Vereinen der<br />
Zeit, die sich der Verbesserung<br />
der Lage der Kinder zuwandten,<br />
unterschied, war von Anfang an<br />
die Zielsetzung, keine von den<br />
gesellschaftlichen Implikationen<br />
XXXXXX<br />
losgelöste Vereinspraxis zu führen,<br />
sondern der Verein sollte sich<br />
»fortschrittliche Erziehungsgrundsätze<br />
zum Ziel setzen, Eltern und<br />
Erzieher sollten den Kindern durch<br />
Führen einer partnerschaftlichen<br />
Ehe, durch solidarisches Verhalten<br />
sowie durch Ablehnung der Prügelstrafe<br />
zu einem Vorbild werden«<br />
(Ed. Staudinger, 1984). Und Afritsch<br />
selbst schreibt 1910 dazu, wenn<br />
er aufgeordert, in diese Richtung<br />
verstärkt publizistisch zu wirken:<br />
»Wie schön wäre es, wenn wir neben<br />
unseren anderen Verbandsorganen<br />
ein solches hätten für diese<br />
Sache. Erziehung und Ratschläge<br />
für die Eltern könnte es in einem Teile,<br />
Lust und Freude für die Kinder in<br />
seinem anderen Teile bringen«.<br />
Aber in beide Richtungen hin geschehe<br />
zu wenig und Afritsch<br />
mahnt: »Wer die Jugend hat, hat<br />
die Zukunft, und die Jugend beginnt<br />
nicht erst mit dem 14. Jahr.«<br />
(Der Kampf, 1909)<br />
1917 übernimmt Afritsch – zehn<br />
Jahre nach der Einführung des allgemeinen<br />
und gleichen Wahlrechts<br />
für Männer – noch während<br />
des 1. Weltkriegs ein Gemeinderatsmandat<br />
in Graz und wird nach<br />
der »österreichischen Revolution<br />
1919« (O. Bauer, 1923) und der damit<br />
einhergehenden Neuwahl der<br />
Stadtregierung Stadtrat für Jugendfragen.<br />
Das Amt behielt er<br />
bis zu seinem plötzlichen Tod mit<br />
51 Jahren am 7. Juli 1924.
1920: Sportübungen der Pfeiferlbuben<br />
3) Geistige Situation der Zeit<br />
Der Begriff des »Fin de Siècle«,<br />
eine Art Endzeitstimmung des<br />
auslaufenden Jahrhunderts, charakterisiert<br />
die geistige Lage der<br />
Zeit. Zwischen »Unentwegtheit<br />
und Apathie« zeige sich die geistige<br />
Öffentlichkeit, so Karl Kraus<br />
1899 in der Nummer 1 seiner Zeitschrift<br />
»Fackel«, die dem Land daherleuchten<br />
solle, denn die Sonne<br />
sei hier – zum Unterschied zur Zeit<br />
Karls V. – noch nie aufgegangen.<br />
Zahlreiche lebensreformerische<br />
Initiativen der Zeit traten auch mit<br />
diesem Anspruch auf, das neue<br />
Leben zu suchen, um einen Ausweg<br />
aus den krassen und allseitig<br />
spürbaren Widersprüchen der kapitalistischen<br />
Entwicklung zu finden<br />
(wie z. B. R. Steiner, Wandervögel,<br />
… u.a.m.). Sie blieben aber oft<br />
in der bürgerlichen und konservativen<br />
Weltsicht verhaftet. Zu Recht<br />
hat daher die jüngere historische<br />
Forschung in der Gründung der<br />
<strong>Kinderfreunde</strong> die Perspektive einer<br />
spezifisch sozialistischen Lebensreformbewegung<br />
(E. Staudinger,<br />
1984) erkannt, die sich in<br />
der ersten Republik noch zunehmend<br />
stärker ausprägte und mit<br />
den Namen Max Adler (»Neue<br />
Menschen«), O. F. Kanitz (»Das proletarische<br />
Kind«) und Max Winter<br />
(vgl. St. Riesenfellner, Sozialreporter,<br />
1987) verbunden ist.<br />
Die Auflösung traditioneller Normen<br />
und Werte in der Zeit zu-<br />
nehmender kapitalistischer Entwicklung<br />
führten neben den<br />
zahlreichen lebensreformerischen<br />
Strömungen auch zu einigen<br />
fürsorgerischen Maßnahmen<br />
staatlicher Stellen, um die<br />
größte Not zu lindern. Meist waren<br />
diese in karitativen Vereinen<br />
adeliger oder bürgerlicher Mäzene<br />
organisiert. Der Bericht der<br />
Steiermärkischen Zentralstelle<br />
für Erholungsfürsorge 1924 führt<br />
36 Vereine in der Steiermark auf,<br />
darunter weisen die <strong>Kinderfreunde</strong><br />
die größte betreute Kinderanzahl<br />
aus, mit 26,3 % aller steirischen<br />
Kinder. Die <strong>Kinderfreunde</strong><br />
waren dabei aber der einzige<br />
Selbsthilfeverein von Eltern der<br />
steirischen Arbeiterschaft mit erklärt<br />
demokratischen Erziehungsgrundsätzen.<br />
II. Organisationsentwicklung<br />
1908–1918<br />
Fast zwei Jahre lang blieb der Verein<br />
<strong>Kinderfreunde</strong> allein auf Graz<br />
beschränkt, erst weiterer Aufrufe<br />
und Anregungen von Afritsch<br />
hatte es bedurft, diese Idee zu<br />
verbreiten und die anfängliche<br />
Skepsis auch innerhalb der Arbeiterbewegung<br />
zu überwinden.<br />
Die ausführliche Schilderung<br />
durch Afritsch im »Kampf« 1909<br />
zeigt sehr deutlich dieses Bestreben.<br />
In Graz vergrößerte sich der<br />
Verein von anfänglich 60 Gründungsmitgliedern<br />
auf 1.000 in-<br />
Ortsgruppe Eggenberg in den 20er Jahren<br />
1919: Die Pfeiferlbuben des Arbeitervereins »<strong>Kinderfreunde</strong>« in Graz<br />
11
12<br />
1912: Sonntagswanderung auf den Steinberg<br />
Baden am Pfeifferhof in den 20er-Jahren<br />
nerhalb dieser Zeit. Erst 1910 erfolgte<br />
die Gründung eines weiteren<br />
Vereins in Wien-Floridsdorf<br />
(Tesarek, 1958). Dann allerdings<br />
ging es Schlag auf Schlag und<br />
schon 1913, zum fünfjährigen Jubiläum,<br />
konnten Gruppen aus<br />
Eggenberg, Andritz, Gösting (damals<br />
noch eigene Gemeinden),<br />
Frohnleiten, Bruck, Diemlach, Leoben,<br />
Fohnsdorf, Marburg und<br />
Fürstenfeld genannt werden<br />
Auch in Kärnten und Salzburg (als<br />
Alpenländischer Verband) und in<br />
Niederösterreich und Wien erfolgtenOrtsgruppengründungen,<br />
wo 1915 mit 20 Ortsgruppen<br />
ein erster Höhepunkt erreicht<br />
wurde (A. Tesarek, 1958).<br />
Einen schweren Rückschlag<br />
brachte die Katastrophe des ersten<br />
Weltkriegs. Die <strong>Kinderfreunde</strong><br />
zählten nicht zu jenen, die<br />
der allgemeinen Kriegsbegeisterung<br />
zujubelten. So konnte man<br />
in der Monatszeitschrift »Der<br />
Kinderfreund« (erstmals 1912 erschienen)<br />
lesen: »Und nicht zuviel<br />
jubeln über den Krieg …und nicht<br />
vergessen, dass er eine furchtbare<br />
Blutschuld ist, die namenloses Leid<br />
über die Völker gebracht hat«.<br />
Auch A. Afritsch berichtet: »Der<br />
Krieg hat vieles zerstört. Die von<br />
Idealismus beseelten Eltern von<br />
damals haben vielfach Eltern Platz<br />
gemacht, die den Weg zum Verein<br />
nur gefunden haben, um ihre Kinder<br />
vor der dringendsten Not des<br />
Tages zu schützen. Die Erziehungsarbeit<br />
ist zu bloßer Fürsorgearbeit<br />
herabgesunken.« (A.Tesarek, 1958).<br />
Trotz alledem reifte in den<br />
Kriegsjahren vieles innerhalb der<br />
neuen Organisation heran, was<br />
später dann zum Durchbruch<br />
kam. So wurde die Vereinigung<br />
der alpenländischen und niederösterreichischen<br />
Vereine zum<br />
»Reichsverein« (25.2.1917) herbeigeführt,<br />
mit Max Winter als<br />
erstem und Anton Afritsch als<br />
zweitem Obmann, mit 30 Ortsgruppen<br />
und fast 10.000 Mitgliedern.<br />
Erst nach Ende des Krieges,<br />
in der ersten Republik, stieg die<br />
Zahl der Mitglieder und Ortsgruppen<br />
dann sprunghaft an<br />
und erreichte 1924 bereits eine<br />
Größe von 355 Ortsgruppen und<br />
etwas über 90.000 Mitglieder<br />
(Rote Saat, 1925).<br />
III. Die Zeit der ersten<br />
Republik 1919–1933<br />
In der Zeit der Ersten Republik<br />
wandten sich die <strong>Kinderfreunde</strong><br />
nun als proletarische Massenor-<br />
ganisation immer stärker den Fragen<br />
einer klassenkämpferisch<br />
betonten sozialistischen Erziehung<br />
zu. Ganz im Zeichen des<br />
Austromarxismus erfolgte eine<br />
theoretische Begründung ihrer<br />
praktischen Kindererziehungsarbeit.<br />
Max Adlers Buch »Neue<br />
Menschen«(1924), die von F. Kanitz<br />
herausgegebene »Sozialistische<br />
Erziehung« (seit 1921) und<br />
Alfred Adlers Individualpsychologie<br />
(seit 1926) sind die herausragenden<br />
Beiträge zu diesem Konzept.<br />
Die sogenannte »Schönbrunner<br />
Schule« wurde zum<br />
Zentrum der sozialistischen Erziehung<br />
im neuen Österreich.<br />
Auch die neuen Statuten (1922),<br />
die jene von 1917 ablösten, sollten<br />
den sozialistischen Erziehungsgedanken<br />
festigen, der im wesentlichen<br />
an drei Punkten konzeptionell<br />
festgemacht wurde:<br />
1. Kritische Erziehung<br />
(»Erziehung zur Klarheit«)<br />
2. Freie Erziehung<br />
(das Ziel sind »innerlich freie<br />
Menschen«) und<br />
3. Erziehung zur Solidarität und<br />
gegenseitiger Hilfe, die vor allem<br />
durch die Betonung der<br />
Quellen und Literatur:<br />
E Afritsch Anton,<br />
Für unsere Kinder; in:<br />
Der Kampf, Jg. 3, Wien, 1909.<br />
E Bauer Otto, Die österreichische<br />
Revolution. Wien, 1923.<br />
E Deutsch Julius,<br />
Gegen die Kinderarbeit; in:<br />
Der Kampf, Jg.1, Wien, 1908.<br />
E Good David F.,<br />
Der wirtschaftliche Aufstieg<br />
des Habsburgerreiches.<br />
Wien-Köln-Graz, 1984.<br />
E Hautmann J./Kropf R.,<br />
Die österreichische Arbeiterbewegung.<br />
Wien, 1974.<br />
E Kraus Karl,<br />
Die Fackel, Nr. 1, Wien, 1899.<br />
E Langhof K.,<br />
Mit uns zieht die neue Zeit.<br />
Pädagogik und Arbeiterbewegung.<br />
Bochum, 1983.<br />
E Magaziner Alfred,<br />
Die Wegbereiter.<br />
Aus der Geschichte der<br />
Arbeiterbewegung.<br />
Wien, 1975.<br />
Gründung<br />
emotionalen Komponente der<br />
Gemeinschaftsbildung in den<br />
Kindergruppen angestrebt<br />
wurde (Langhof,1983).<br />
Am Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise<br />
1929 zählten die <strong>Kinderfreunde</strong><br />
erstmals über 100.000<br />
Mitglieder in zahlreichen Ortsgruppen<br />
(363) und wurden zur<br />
stärksten Kulturorganisation der<br />
Arbeiterbewegung neben Partei,<br />
Gewerkschaft und Genossenschaft.<br />
Mit dem 12. Februar 1934 begann<br />
jedoch die blutige Verfolgung<br />
der Sozialisten, der auch zahlreiche<br />
»<strong>Kinderfreunde</strong>« zum Opfer<br />
fielen, die Organisation wurde<br />
verboten und mit Gewalt aufgelöst,<br />
das erarbeitete Vereinsvermögen<br />
beschlagnahmt. Führende<br />
Proponenten mussten emigrieren<br />
(wie Max Winter) oder sind<br />
im KZ umgekommen (so F. Kanitz<br />
in Buchenwald 1940). Elf Jahre faschistische<br />
Diktatur und Zweiter<br />
Weltkrieg brachten Millionen<br />
Menschen Tod und Verderben,<br />
ehe im Dezember 1945 in Salzburg<br />
mit dem Neuaufbau der<br />
<strong>Kinderfreunde</strong> begonnen werden<br />
konnte.<br />
E Riesenfellner Stephan (Hg.),<br />
Arbeiterleben. Graz, 1989.<br />
E Rote Saat.<br />
Fünfter Bericht des<br />
sozialdemokratischen<br />
Erziehungs- und Schulvereins.<br />
Wien, 1926.<br />
E Staudinger Eduard,<br />
Die andere Seite des<br />
Arbeiteralltags ( = Für Freiheit,<br />
Arbeit und Recht.<br />
Zur gleichnamigen<br />
Wanderausstellung:<br />
Steirische Arbeiterbewegung).<br />
Graz, 1984.<br />
E Tesarek Anton, Die Österreichischen<br />
<strong>Kinderfreunde</strong><br />
1908–1958. Wien, 1958.<br />
E Tätigkeitsbericht der<br />
Zentralstelle für Erholungsfürsorge,<br />
hg. v. M. Lobenwein.<br />
Graz,1924.<br />
E Vocelka Karl,<br />
Geschichte Österreichs.<br />
Kultur-Gesellschaft-Politik.<br />
München, 4.A., 2002.
Werbung<br />
DAS LAND DER FAMILIEN<br />
Familienpass des Landes Steiermark<br />
Top-Vorteile für steirische Familien<br />
Attraktive Familienermäßigungen in Freizeit, Sport, Kultur und Bildung, im Verkehrsverbund<br />
Steiermark, in Museen, Thermen etc., Infos über Beratungsstellen u.v.m.<br />
FA6A Referat Frau-Familie-Gesellschaft, Karmeliterplatz 2, 8010 Graz, Tel.: (0316) 877-4263,<br />
Fax: DW 3924, E-Mail: fa6a-ffg@stmk.gv.at Online unter: www.familienpass.steiermark.at<br />
Kö�acher 28. Juni 2008<br />
Kinder- und Jugendfest<br />
Erlebnis und Unterhaltung für die ganze Familie<br />
Köflach<br />
www.koe�ach.at<br />
Marktgemeinde<br />
Neudau<br />
die kinderfreundliche<br />
Gemeinde<br />
Die Marktgemeinde Neudau liegt im<br />
Lafnitztal 290 m über dem Meeres spiegel<br />
und hat derzeit 1.284 Einwohner.<br />
Mit vielen Spazierwegen in einer<br />
wald reichen Landschaft ist Neudau<br />
ein idealer Ort für alle, die Ferien<br />
machen wollen.<br />
Eine Besonderheit sind die inmitten des<br />
Waldes gelegenen zwei großen Teiche,<br />
die im Besitze der Familie Kottulinsky<br />
stehen. Hier sind Raritäten aus Fauna<br />
und Flora zu finden.<br />
Neudau ist vor allem eine sehr<br />
kinderfreundliche Gemeinde und bietet<br />
für die Kleinen und Jugend lichen attraktive<br />
Möglichkeiten:<br />
Es gibt ein Freibad mit 1 und 3 m-<br />
Sprungbrett und einer Elefantenrutsche<br />
im Kinderbecken, einen Beach-Volleyball-Platz,<br />
Tischtennisplätze, Kinderspielplätze,<br />
Kleinfeldspielanlagen,<br />
Tennisplätze, Asphaltbahn, Hallenbad,<br />
Sauna.<br />
Die <strong>Kinderfreunde</strong> –<br />
Steiermark Magazin Nr. 2/2008<br />
Erscheinungsort Graz<br />
Verlagspostamt: 8010 Graz, P.b.b.,<br />
GZ-03Z034826-M,<br />
DVR 0940755.<br />
Redaktionsleitung:<br />
Dr. Reinhard Meier, MAS<br />
Mag. a Barbara Romar<br />
MitarbeiterInnen dieser Ausgabe:<br />
Mag. Gerhard Buchgraber, BBakk Alexandra<br />
Fischerauer, Ing. Mag. Dr. Bernd Kastenhuber,<br />
Andreas Loinig, Petz Macsek, Luis Pfeiler<br />
Fotos: <strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark,<br />
Gesellschaft für steirische Kinderdörfer,<br />
Arno Friebes<br />
Impressum:<br />
Herausgeber und Medien inhaber (Verleger):<br />
<strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark<br />
Kaiserfeldgasse 22, 8010 Graz<br />
Tel.: 0316/82 55 12<br />
www.kinderfreunde-steiermark.at<br />
ZVR: 653016007<br />
Produktion und Anzeigen redaktion:<br />
Werbeagentur RoRo + Zec<br />
Hugo-Schuchardt-Straße 7, 8010 Graz<br />
Tel.: 0316/67 65 38, www.roro-zec.at<br />
Druck: Leykam Let’s print<br />
13
14<br />
Durch meine Brille<br />
Eine unvollständige Betrachtung der ehrenamtlichen Tätigkeiten der <strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark ab 1970.<br />
Ein Interview mit Luis Pfeiler.<br />
Seit ihrer Gründung 1908 verfolgen<br />
die <strong>Kinderfreunde</strong> im Wesentlichen<br />
ein Ziel, das im Vereinsstatut<br />
als § 2 niedergeschrieben<br />
wurde: als nichtpolitischer<br />
Verein das geistige und leibliche<br />
Wohl der Kinder zu fördern.<br />
Seit 100 Jahren wird in Millionen<br />
von Stunden, mit Zehntausenden<br />
ehrenamtlichen MitarbeiterInnen<br />
dieses Ziel in der Steiermark<br />
verfolgt und Schritt für<br />
Schritt umgesetzt.<br />
Luis Pfeiler, ehemaliger Gebietsreferent<br />
und Landessekretär,<br />
gewährt uns Einblicke in diesen<br />
prägenden Zeitabschnitt.<br />
Unter welchen Voraussetzungen<br />
hast du die Funktion als<br />
Gebietsreferent übernommen?<br />
Spürbare gesellschaftliche Veränderungen<br />
Ende der 60er- und<br />
Anfang der 70er-Jahre veranlassten<br />
die Österreichischen <strong>Kinderfreunde</strong>,<br />
Strukturen und Inhalte<br />
der pädagogischen Aktivitäten<br />
neu zu überdenken. Auch den<br />
basisdemokratischen Bestrebungen<br />
jener Zeit wurde dabei versucht,<br />
Rechnung zu tragen.<br />
In Zusammenarbeit mit den<br />
FunktionärInnen aus den Bundesländern<br />
entwickelte die Bundesorganisation<br />
den »Pädagogischen<br />
Plan«.<br />
Die in diesem Zusammenhang<br />
neu eingesetzten GebietsreferentInnen<br />
waren ein wichtiger<br />
Bestandteil für die Umsetzung<br />
dieser Ziele. Die Kosten für diese<br />
hauptamtlichen MitarbeiterInnen<br />
wurden zwischen Bund und<br />
Ländern aufgeteilt.<br />
Was war der Vorteil dieser<br />
neuen Struktur?<br />
Es war die erklärte Absicht des<br />
»Pädagogischen Plans«, dass die<br />
Tätigkeit der GebietsreferentInnen<br />
den Ortsgruppen und der<br />
Schulungstätigkeit in den Bezir-<br />
ken zugute kommen sollte. Aus<br />
diesem Grund setzte die Landesorganisation<br />
Steiermark ihre GebietsreferentInnen<br />
in jenen Bezirken<br />
ein, in denen sie wohnten,<br />
denn sie kannten die FunktionärInnen<br />
und die Situation der einzelnen<br />
Ortsgruppen. Außerdem<br />
verkürzte sich dadurch die Anreise<br />
bei Ortsgruppentreffen.<br />
Im »Pädagogischen Plan« waren<br />
Jahresthemen vorgesehen.<br />
Wie wurden diese umgesetzt?<br />
»Teamquiz« war dann in diesem<br />
Rahmen eines der ersten Jahresthemen,<br />
die vom damaligen Landesvorsitzenden<br />
Karl Birzele im<br />
Kinderdorf Steinberg entwickelt,<br />
getestet und schließlich den steirischen<br />
Bezirks- und Ortsorganisationen<br />
als pädagogische Aktion<br />
angeboten wurden. Mit »Folge<br />
der Spur« stand den Gruppen<br />
bald darauf ein Jahresspiel der<br />
Bundesorganisation zur Verfügung.<br />
Dieses wurde in der Steiermark<br />
sehr gut angenommen,<br />
denn die Inhalte waren kindgemäß,<br />
die Ziele erreichbar, und es<br />
gab auch sehr attraktive Preise zu<br />
gewinnen.<br />
Bundes- und Landesthemen für<br />
die Ortsgruppen wechselten nun<br />
in unregelmäßiger Reihenfolge,<br />
wobei die Landesthemen fast<br />
immer von der Pädagogischen<br />
Landesstelle erarbeitet wurden.<br />
Die GebietsreferentInnen hatten<br />
dabei unterstützende Funktion.<br />
Bildung war immer schon<br />
ein Hauptanliegen der<br />
<strong>Kinderfreunde</strong>. Welche<br />
Maßnahmen dazu gab es in<br />
den 70ern und 80ern in der<br />
Steiermark?<br />
Für die Aus- und Weiterbildung<br />
der MitarbeiterInnen in den Ortsgruppen<br />
waren die pädagogi-<br />
schen GebietsreferentInnen und<br />
in einigen Bezirken auch ehrenamtliche<br />
SchulungsleiterInnen<br />
zuständig. Im Landesbereich<br />
wurden je ein Wochenendseminar<br />
im Frühjahr und eines im<br />
Herbst organisiert und durchgeführt.<br />
Ob die Themen der Seminare<br />
dem Bedarf der FunktionärInnen<br />
entsprach, konnte in vielen<br />
Fällen an der jeweiligen TeilnehmerInnenanzahl<br />
abgelesen<br />
werden. Nicht immer deckten<br />
sich die Ideen der Pädagogischen<br />
Landesstelle und der GebietsreferentInnen<br />
mit den Erwartungen<br />
der OrtsfunktionärInnen. Es<br />
passierte manchmal, dass vor allem<br />
die bildungspolitischen Seminarziele<br />
zu hoch angesetzt<br />
wurden.<br />
Wie wurden pädagogische<br />
Ziele in der Steiermark<br />
konkret umgesetzt? Welche<br />
Unterstützung gab es für die<br />
MitarbeiterInnen vor Ort?<br />
Um die pädagogischen MitarbeiterInnen<br />
in den Ortsgruppen in<br />
ihrer Tätigkeit zu unterstützen,<br />
entwickelte die Pädagogische<br />
Landesstelle zu den verschiedenen<br />
Anlässen, wie zum Beispiel<br />
Weihnachten, Tag des Kindes, Kinderfasching<br />
und vielen anderen,<br />
schriftliche Behelfe. Hierbei wurde<br />
besonders darauf geachtet, die<br />
pädagogische Linie der <strong>Kinderfreunde</strong><br />
auf eine praktische Anwendbarkeit<br />
auszurichten.<br />
Am deutlichsten war die Ablehnung<br />
vieler FunktionärInnen zu<br />
spüren, als die Pädagogische<br />
Landesstelle Spiele ohne Verlierer<br />
zu Gunsten der bisher üblichen<br />
Wettbewerbe und Wettbewerbsspiele<br />
in Schulungen, in<br />
Arbeitsbehelfen und Seminaren<br />
vermittelte. Im Lauf der Zeit wurde<br />
diese Linie fast überall bei den<br />
<strong>Kinderfreunde</strong>n Standard. In diesem<br />
Bereich wurden die Ideen<br />
Interview<br />
der Pädagogischen Landesstelle<br />
in einem hohen Ausmaß erfolgreich<br />
in den Ortsgruppen umgesetzt.<br />
Kannst du uns besonders<br />
innovative und erfolgreiche<br />
Aktionen nennen?<br />
Dieses Umdenken bei vielen<br />
FunktionärInnen ermöglichte<br />
dann viele Jahresthemen, wie<br />
beispielsweise die Aktion Planquadrat<br />
»Überall die Nase rein«.<br />
Vor allem aber bot die Aktion<br />
»Kinderfreundliche Gemeinde«<br />
gute Umsetzungsmöglichkeiten<br />
in den Ortsgruppen. Das Ziel war,<br />
Kinder, Jugendliche und Eltern<br />
aktiv am Gestalten von Teilbereichen<br />
ihrer Gemeinde mitwirken<br />
zu lassen. Dieses gemeinsame<br />
Projekt der <strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark,<br />
der Roten Falken und des<br />
Gemeindevertreterverbandes<br />
wirkte bei den teilnehmenden<br />
Gruppen überaus bewusstseinsbildend<br />
und war teilweise sehr<br />
erfolgreich. Dieses Thema wurde<br />
von der neu gegründeten »Kommunalen<br />
Beratungsstelle für Kinder-<br />
und Jugendbeteiligung«<br />
übernommen. Das war eine von<br />
vielen Aktionen, die unserem Anliegen<br />
einer Beteiligung der Menschen<br />
gerecht wurden und zur<br />
Demokratisierung der Gesellschaft<br />
beitrugen.<br />
Die Ortsgruppentätigkeit<br />
ist seit 100 Jahren Basis der<br />
<strong>Kinderfreunde</strong>arbeit. Wie<br />
entwickelte sie sich zu deiner<br />
Zeit?<br />
Die 70er- und 80er-Jahre waren<br />
eine Zeit, in der Ortsgruppengründungen<br />
keine Seltenheit<br />
waren. Neugründungen waren<br />
jedoch immer dann leichter<br />
möglich, wenn man Obleute von<br />
SPÖ-Lokalorganisationen zur Unterstützung<br />
gewinnen konnte.
Interview<br />
Diese Unterstützung und Hilfe<br />
vor Ort ist unerlässlich, nur so<br />
können die regionalen und örtlichen<br />
Bedürfnisse und Gegebenheiten<br />
berücksichtig und umgesetzt<br />
werden.<br />
Ein Beispiel bitte …<br />
Im Bezirk Leoben war man lange<br />
Jahre stolz darauf, dass es in jeder<br />
SPÖ-Lokalorganisation auch eine<br />
<strong>Kinderfreunde</strong>-Ortsgruppe gab.<br />
Landesweit gab es leider allerdings<br />
auch immer wieder <strong>Kinderfreunde</strong>-Gruppen,<br />
die stillgelegt<br />
oder aufgelöst wurden.<br />
Durch Neugründungen wurde<br />
dieses Manko, über das ganze<br />
Bundesland gesehen, anzahlmäßig<br />
mehr als wettgemacht.<br />
Doch manchmal kam es auch anders,<br />
so geschehen 1986. Ilse<br />
Mandl, eine Lehrerin, kam in das<br />
Büro der Landesorganisation und<br />
erklärte dort, in Birkfeld eine Ortsgruppe<br />
gründen zu wollen. Die<br />
Freude war groß, doch der Fairness<br />
halber wurde ihr erklärt, dass<br />
eine solche Tätigkeit natürlich<br />
auch mit Arbeit verbunden sei.<br />
Doch sie scheute diese Arbeit<br />
nicht. So wurde die Ortsgruppe<br />
Birkfeld gegründet und diese betreibt<br />
u. a. heute noch erfolgreich<br />
einen Tauschladen für Kinderbekleidung,<br />
wobei der Reinerlös der<br />
Kinderkrebshilfe zugute kommt.<br />
Für dieses soziale Engagement<br />
erhielt Ortsgruppe zweimal den<br />
Anton-Tesarek-Preis verliehen.<br />
Stichwort<br />
»Gender Mainstreaming«:<br />
Setzten die <strong>Kinderfreunde</strong><br />
auch hier Maßstäbe?<br />
Bei diesen Neugründungen und<br />
auch bei den Jahreshauptversammlungen<br />
von bestehenden<br />
Ortsgruppen wurden zunehmend<br />
mehr Frauen als Vorsitzende<br />
in den Vorstand gewählt. Ein<br />
Trend, der sich in den 90er-Jahren<br />
noch verstärkte.<br />
Zum 100-jährigen Bestandsjubiläum<br />
haben in der Steiermark fast<br />
50 % der Ortsgruppen weibliche<br />
Vorsitzende. Im Sinne der Gleichwertigkeit<br />
ist das eine erfreuliche<br />
Bilanz.<br />
Wie kann man sich die<br />
Arbeitsbedingungen in einer<br />
Orts gruppe konkret vorstellen?<br />
Lernt man die Situation der Ortsgruppen<br />
etwas genauer kennen,<br />
so stellt man unterschiedlichste<br />
Voraussetzungen für deren Aktivitäten<br />
fest. Das liegt zum Teil in<br />
der Persönlichkeitsstruktur des<br />
oder der Vorsitzenden und an<br />
der Unterstützung der MitarbeiterInnen,<br />
wie auch zum Teil an<br />
ihren Möglichkeiten vor Ort.<br />
Es gibt Ortsgruppen, die wie kleine<br />
Unternehmen mit eigenen<br />
Gebäuden und Ferienheimen<br />
geführt werden. Andere haben<br />
nur ein bis zwei angemietete<br />
Räume.<br />
Um ehrlich zu sein, gab und gibt es<br />
auch immer wieder einige wenige<br />
Gruppen, die nur »auf dem Papier«<br />
bestehen und von den FunktionärInnen<br />
aus den unterschiedlichsten<br />
Motiven – zumindest für einige<br />
Zeit – »gehalten« werden.<br />
Eine regelmäßige Gruppentätigkeit<br />
setzt viel Engagement, viel<br />
Zeit, geeignete Räumlichkeiten<br />
und viele MitarbeiterInnen voraus<br />
– und das alles in der Freizeit.<br />
Leider sind diese Voraussetzungen<br />
nicht zu jeder Zeit in jeder<br />
Ortsgruppe im erforderlichen<br />
Ausmaß gegeben.<br />
Wie wurde in solchen<br />
Situationen reagiert?<br />
Manchmal – wenn auch sehr selten<br />
– mussten Ortsgruppen nach<br />
einiger Zeit wirklich stillgelegt<br />
oder aufgelöst werden, einige<br />
Luis Pfeiler<br />
Male wurde die Tätigkeit nach<br />
einer Unterbrechung wieder aufgenommen.<br />
Einige konzentrierten ihre Energie<br />
auf neue, der jeweiligen Zeit<br />
bezogene Tätigkeitsfelder, wie<br />
z. B. die Gründung des Kinderschutzzentrums<br />
Oberes Murtal<br />
mit Unterstützung der Orstgruppe<br />
Knittelfeld oder das KIBIZ (Kindergarten,Nachmittagsbetreuung,<br />
KISPIBU) der Ortsgruppe<br />
St. Leonhard und verzeichneten<br />
damit sehr gute Erfolge. Andere<br />
wiederum verlagerten ihre<br />
Schwerpunkte auf meist offene<br />
Veranstaltungen und die Ferienaktion.<br />
Welchen neuen<br />
Herausforderungen hatten sich<br />
die <strong>Kinderfreunde</strong> zu stellen?<br />
Die Herausforderungen für die<br />
<strong>Kinderfreunde</strong> werden immer<br />
größer. Die Freizeitindustrie hat<br />
Kinder schon seit längerem als<br />
gewinnbringende Kunden entdeckt<br />
und bietet mit großem<br />
Werbeetat entsprechende Angebote.<br />
Wolfgang Schnelzer hat<br />
gemeinsam mit seinem Team in<br />
seiner Zeit als Landesvorsitzender<br />
begonnen, diesem Trend<br />
entgegenzusteuern. Erstaunlich<br />
viele Ortsgruppen führen nach<br />
wie vor regelmäßige Treffen mit<br />
ihren Kindern durch, und das<br />
trotz der bereits angesprochenen<br />
Ablenkungen und der intensiven<br />
schulischen Verpflichtungen.<br />
Deswegen finde ich die Be-<br />
schlüsse im Rahmen der Steyrer<br />
Erklärung, die Gruppentätigkeit<br />
mit österreichweit 100 Neugründungen<br />
zu forcieren und aufzuwerten,<br />
besonders wichtig.<br />
Die MitarbeiterInnen in den<br />
Ortsgruppen arbeiten ja in ihrer<br />
Freizeit, das heißt ehrenamtlich.<br />
Ist die ehrenamtliche Tätigkeit<br />
noch aktuell?<br />
Das Ehrenamt bei den <strong>Kinderfreunde</strong>n<br />
bedeutet, unentgeltlich<br />
für die Verbesserung der Situation<br />
von Kindern aktiv zu sein.<br />
Sicher müssen die <strong>Kinderfreunde</strong><br />
ständig dazulernen, aber auch<br />
ihre Vorhaben und Leistungen<br />
deutlich und laut an die Öffentlichkeit<br />
bringen. Dazu ist 2008 die<br />
Gelegenheit günstig wie schon<br />
lange nicht. Spricht man mit Eltern<br />
über die Freizeitbeschäftigung<br />
ihrer Kinder, so erhält man<br />
den Eindruck, als wäre die Anerkennung<br />
zur Gemeinschaftserziehung<br />
im Steigen begriffen.<br />
Sollte sich dieses Gefühl als Trend<br />
bestätigen, dann wäre das zum<br />
Jubiläum der <strong>Kinderfreunde</strong> ein<br />
schönes Geschenk.<br />
Danke für deine Einblicke<br />
in einige erfolgreiche und<br />
spannende Jahrzehnte der<br />
<strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark.<br />
Interview:<br />
Petz Macsek und<br />
Mag. a Barbara Romar<br />
15
16<br />
1975: Kasperlbus – Der Kasperl<br />
begeisterte die Kinder schon<br />
in den 70ern<br />
März 1992: Veranstaltung zur Aktion » Kinderfreundliche Gemeinde«<br />
in Leoben<br />
Tag des Kindes bei den <strong>Kinderfreunde</strong>n<br />
Der Welttag des Kindes wird bei den <strong>Kinderfreunde</strong>n seit 1948<br />
gefeiert. Im gesamten Bundesgebiet veranstalten Hunderte<br />
Ortsgruppen Aktionen, Feste und Veranstaltungen, die jeweils<br />
unter einem Jahresthema stehen. Begonnen wurde 1948 mit<br />
»Rote Herzen für Österreichs Kinder«. Eine unvollständige Auswahl<br />
soll »historische« Einblicke in diese – heute noch immer –<br />
aufrechte Tradition geben.<br />
1978: Welttag des<br />
Kindes, Leoben<br />
1983: Tag des Kindes<br />
Ortsgruppen<br />
1977: Aktion Osterhase, Bgm.-Stv.<br />
K. Stoiser, LR Dr. D. Strenitz<br />
1954: Tag des Kindes zum Thema: »Junge Heimat Europa«, Liezen<br />
1950:<br />
Tag des<br />
Kindes,<br />
Trabrennplatz<br />
Graz<br />
Historische<br />
Blitzlichter<br />
1981: Tag des Kindes, Graz-Andritz<br />
1978: Tag des Kindes, Graz-<br />
Eggenberg, mit dem ehem.<br />
LH-Stv. a. A. Adalbert Sebastian
Ortsgruppen<br />
1987: Skiffle-Band der <strong>Kinderfreunde</strong> Leoben bei<br />
einer Veranstaltung in der VS Göss<br />
1982: Aktion Osterhase,<br />
Graz mit A. Kostanjsek (re.)<br />
Aktion Osterhase<br />
Bereits 1968 begannen die vier Wohlfahrtsorganisationen Gesellschaft<br />
Österreichischer Kinderdörfer, die Lebenshilfe für Behinderte, die Österreichische<br />
Gesellschaft »Rettet das Kind« und die Österreichischen <strong>Kinderfreunde</strong><br />
Sammelaktionen unter dem Namen »Osterhase«, die Jahr für Jahr<br />
erfolgreicher wurden und deren Ehrenschutz u. a. die Bundespräsidenten<br />
Franz Jonas und Dr. Rudolf Kirchschläger übernommen hatten. Heute ist sie<br />
unter der Aktion »Licht ins Dunkel« bekannt, ein eigener Verein mit 7 Mitgliedern,<br />
darunter die Österreichischen <strong>Kinderfreunde</strong>.<br />
Wintertreffen in den 50ern in Vordernberg 2007: Tag des Kindes in Knittelfeld<br />
Die Ortsgruppe Afritschgarten in den frühen 50ern<br />
1981:<br />
Traditionelles<br />
Eismaskenfest<br />
am Grazer Hilmteich<br />
50er-Jahre: Tag des Kindes, Pfeifferhof:<br />
Freundschaft mit den <strong>Kinderfreunde</strong>n<br />
17
18<br />
Kinderb�reuung<br />
g�ucht?<br />
Geborgenheit leben.<br />
Informieren Sie sich<br />
über freie Plätze!<br />
Tagesmütter Steiermark<br />
Keesgasse 10/I, 8010 Graz<br />
Tel. 0316 / 671 460, Fax DW 4<br />
www.tagesmuetter.co.at<br />
o�ce@tagesmuetter.co.at<br />
Die Gemeinde Seiersberg<br />
wird in den ältesten Urkunden<br />
vom 13. April 1148 mit<br />
›SIRISPERICH‹ bezeichnet.<br />
Vier Ortsteile bilden die<br />
Gemeinde, nämlich Gedersberg,<br />
Neuseiersberg,<br />
Seiersberg und Mantscha.<br />
Die Ortsteile Gedersberg<br />
und Neuseiersberg dienen in erster Linie der<br />
Wohnverbauung. Gedersberg ist zudem auch ein<br />
Naherholungsraum für Jung und Alt. Hier beginnt<br />
die Schilcherweinstraße und man kann sich hier an<br />
zahlreichen Buschenschanken laben.<br />
Im gesamten Gemeindegebiet von Seiersberg<br />
befinden sich zahlreiche Vereine, in welchen Sportarten<br />
wie Stockschießen, Bogenschießen, Reiten<br />
usw. ganzjährig betrieben werden. Weiters betreibt<br />
die Gemeinde Seiersberg im Winter auch einen Kinderschilift,<br />
einen Eislaufplatz und eine Langlaufloipe.<br />
In Seiersberg haben rund 7.000 Bürgerinnen und<br />
Bürger ihren Wohnsitz.<br />
Im Bereich des Gemeindeamtes befindet sich<br />
ein Seniorenwohnhaus sowie ein Tagesseniorenzentrum,<br />
das von der Volkshilfe geleitet wird.<br />
Unseren Kindern stehen eine Krabbelstube, drei<br />
Kindergärten und eine Volksschule mit Nachmittagsbetreuung<br />
zur Verfügung.<br />
Seiersberg ist Partnergemeinde der Gemeinde<br />
Hausham, Kreis Miesbach, Bayern, Deutschland und<br />
Lendava, Slowenien.<br />
Information:<br />
Gemeindeamt, Telefon 0316/282111 Fax DW 66<br />
E-Mail: gde@seiersberg.steiermark.at<br />
www.seiersberg.at<br />
Sport- und Freizeiteinrichtungen<br />
Werbung<br />
��������<br />
���������������������<br />
g Sport, Umwelt und<br />
erneuerbare Energien<br />
Naturpark-Brunch:<br />
29. Juni 2008, Graz - Hilmteich!<br />
www.naturparke.at<br />
Stadtgemeinde<br />
Rottenmann<br />
• Erlebnisbad mit<br />
Beachvolleyball-Anlage<br />
• Fußballstadion<br />
• Funcourt-Anlage<br />
• Eissport-Anlage einschließlich<br />
Asphaltbahnen<br />
• Sport- und Kinderspielplätze<br />
• Bogenschießanlage<br />
• Tennisanlage<br />
• Schilift<br />
• Langlaufl oipe<br />
• Nordisches Jugendund<br />
Schülerzentrum<br />
• Reiterranch Rodeo<br />
• Städtische Sauna
Werbung<br />
SPIELEND VORSORGEN.<br />
MIT DEM<br />
BAWAG NICKI-SPARBUCH<br />
� Top-Zinsen für 2 oder 4 Jahre Laufzeit<br />
� gratis NICKI-Spardose zur Eröffnung<br />
� ab � 120,- Spareinzahlung im Jahr gibt’s 1x jährlich<br />
ein cooles Geschenk<br />
� Abenteuer-Rätselheft „NICKI MISSION“ alle 3 Monate neu<br />
Nähere Informationen erhalten Sie in jeder BAWAG Filiale.<br />
kinder<br />
freundlich<br />
Exklusiv<br />
für Kinder<br />
bis 13!<br />
Inmitten einer intakten Umwelt finden Kinder<br />
in Kapfenberg die schönsten Spielplätze!<br />
Ehrenamt2(91x258) 22.10.2007 13:15 Uhr Seite 1<br />
Z UKUNFTSLAND S TEIERMARK<br />
UND WENN ER JETZT ZU<br />
EINEM EINSATZ GERUFEN<br />
WIRD, WÄRE ER BEREIT.<br />
(Denn die 62.000 Steirerinnen und Steirer in ehrenamtlichen,<br />
freiwilligen Funktionen wissen, wie wichtig ihre Tätigkeit für<br />
die Allgemeinheit ist.)<br />
Ihnen allen gilt der Dank für ihren aufopfernden Einsatz bei<br />
kleinen und großen Katastrophen. Und jenen, die abseits stehen,<br />
gilt der Appell: Die steirischen Einsatzorganisationen brauchen<br />
Euch – z. B. die Freiwilligen Feuerwehren, das Rote Kreuz, die<br />
Bergrettung, die Rettungshundebrigade, die Wasserrettung oder<br />
die Höhlenrettung.<br />
DIE WICHTIGSTEN NOTRUFNUMMERN:<br />
112 Euro-Notruf, 122 Feuerwehr,<br />
130 Landeswarnzentrale, 133 Polizei,<br />
140 Bergrettung, 144 Rettung.<br />
Katastrophenschutz und Landesverteidigung<br />
kDer Landeshauptmann<br />
www.katastrophenschutz.steiermark.at<br />
19
20<br />
Von der Kinder-Erholung<br />
zur Ferienaktion<br />
Fahrt zur<br />
Erholungsaktion<br />
am<br />
Packer<br />
Stausee<br />
in den<br />
50er-<br />
Jahren<br />
1923: Kindergruppe in Hundsdorf<br />
1926: Erholungsheim Steinberg, Spielplatz<br />
Die Ferienheime und damit<br />
die Ferienaktionen haben<br />
eine lange Geschichte<br />
bei den steirischen <strong>Kinderfreunde</strong>n.<br />
Anton Afritsch, der Gründer<br />
der <strong>Kinderfreunde</strong> hatte damit<br />
begonnen, den Arbeiterkindern<br />
bei mehrtägigen Wanderungen<br />
und Reisen etwas Besonderes erleben<br />
zu lassen. Das positive<br />
Echo seitens der Eltern und der<br />
Kinder auf eine erstmals im Sommer<br />
1909 durchgeführte Wanderung<br />
(21. – 24. August 1909) mit<br />
etwa 40 Kindern auf den Hochlantsch<br />
animierte die VereinsfunktionärInnen<br />
und einige LehrerInnen,<br />
in den folgenden Jahren<br />
zu weiteren »Großausflügen«<br />
und Reisen: so 1910 bis 1914 jeweils<br />
10 – 14 Tage auf den Dobratsch<br />
in Kärnten, die Hohen Tauern,<br />
das Salzkammergut und<br />
auch nach Wien-Floridsdorf.<br />
1910 gab es die erste »Ferienkolonie«<br />
unter der persönlichen Leitung<br />
von Anton Afritsch samt<br />
Familie am »Seidlerhof« in Hörgas<br />
bei Gratwein. Gemeinsam mit<br />
dem »Verein zur Bekämpfung der<br />
Tuberkulose in der Steiermark«<br />
(1913) konnte die Kapazität des<br />
»Seidlerhofes« nach Um- und<br />
Ausbauten bis zum Sommer 1917<br />
auf 110 Kinder erweitert werden.<br />
Hörgas blieb kein Einzelfall. Die<br />
Schaffung von »Ferienkolonien«<br />
zählte bald zum erklärten Ziel aller<br />
leistungsfähigen Ortsgruppen.<br />
Kinder-Erholung<br />
Petz Macsek<br />
1919 wurde von den <strong>Kinderfreunde</strong>n<br />
unter Anton Afritsch das<br />
»Steinbergschlössl« (»Schloss<br />
Salm«) am Steinberg bei Graz angekauft,<br />
um ein Kinderheim zu<br />
errichten.<br />
Viele erholungsbedürftige Kinder<br />
kamen in den Genuss dieser<br />
»Ferienkolonie«. Auch heute<br />
noch werden die (modifizierten)<br />
Intentionen und Ideen der <strong>Kinderfreunde</strong>-Bewegung<br />
in der<br />
Anlage des Anton-Afritsch-Kinderdorfs<br />
am Steinberg gelebt<br />
und umgesetzt. (Siehe hiezu<br />
auch den Beitrag »Neues Leben<br />
im alten Schloss – Steinberg bei<br />
Graz«.)<br />
Es wurden weitere Erholungsheime<br />
errichtet, und zwar in Hundsdorf,<br />
in Eichberg, in Waldhaus,<br />
am Pfeifferhof bei Andritz und<br />
auf der Tollinghöhe bei Leoben.<br />
Durch die schrecklichen, die weitere<br />
Zukunft fürchterlich prägenden<br />
Ereignisse von 1934 und die<br />
von der damaligen Politik veranlasste<br />
Auflösung der <strong>Kinderfreunde</strong><br />
wurden alle diese Einrichtungen<br />
beschlagnahmt.<br />
1945 wurden die »<strong>Kinderfreunde</strong>«<br />
wiedergegründet. Im »Bericht<br />
des Landesvorstandes zur<br />
Landeskonferenz 1947« heißt es<br />
unter anderem: »Im Kampf gegen<br />
Not und Hunger bemüht<br />
sich die Landesgruppe um die<br />
Errichtung möglichst vieler Erholungsheime.<br />
Es gelang, neben
Kinder-Erholung<br />
Bootsbau in Sekirn Aus den 50er-Jahren…<br />
1923: MitarbeiterInnen am Steinberg<br />
dem bereits bestehenden Dr.-<br />
Ehler-Haus und der Tollinghöhe<br />
den Pfeifferhof bei Andritz und<br />
das Wallisch-Heim in der Fölz in<br />
Betrieb zu nehmen.« Vierzig Jahre<br />
nach der Gründung der <strong>Kinderfreunde</strong><br />
steht im Bericht zur<br />
Landeskonferenz 1948: »Die Erholungsaktionen<br />
im Sommer<br />
1947 haben unter der Kinderlähmungsepidemie<br />
gelitten; trotzdem<br />
konnten 2.300 Kinder mit<br />
48.700 Verpflegstagen versorgt<br />
werden«.<br />
Trotz der Schwierigkeiten in den<br />
Nachkriegsjahren wurden die Erholungsaktionen<br />
ausgebaut und<br />
erweitert. Zu den bestehenden<br />
Heimen wie Steinberg, Pfeifferhof<br />
und Töllinghöhe kam 1950<br />
Sekirn am Wörthersee dazu. Das<br />
damalige Hotel »Wienerheim«,<br />
das auch der englischen Besatzungsmacht<br />
als Quartier diente,<br />
wurde von FunktionärInnen<br />
schon 1949 besichtigt und<br />
schlussendlich gekauft. 1950 zogen<br />
die ersten Kinder ein, das<br />
»Sonnenland Sekirn« war gebo-<br />
Das Ferienhaus Sekirn am Wörthersee im Wandel der Zeit<br />
21<br />
1985
22<br />
1954: Zeltcamp am Klopeinersee<br />
50er-Jahre: Ferienaktion der <strong>Kinderfreunde</strong> Kapfenberg<br />
am Packer Stausee<br />
Keutschacher See in den 70er-Jahren<br />
ren. Unter Sepp Sulzbacher als<br />
Verwalter und Heimleiter wurde<br />
1967 das »Mädchenhaus« neu erbaut,<br />
1979 wurde das »Bubenhaus«<br />
errichtet und 1980 erfolgte<br />
die Erweiterung des Verwaltungsgebäudes.<br />
»Urlaub für dein Kind« war das<br />
Motto der Ferienaktion Anfang<br />
1960. Es gab Ferienheime in der<br />
Steiermark, in Kärnten und im damaligen<br />
Jugoslawien. Das Ausland<br />
bildete einen immer stärkeren<br />
Anziehungspunkt für die Kinder<br />
und Jugendlichen. Mit dem<br />
Kinderheim in »Savudrija« in Kroatien<br />
kam noch ein »Großheim«<br />
hinzu. Das 1910 als Badehospiz<br />
Ferienaktion am Pfeifferhof in den 70er-Jahren<br />
Projekt: »Natur erforschen«<br />
Kinder-Erholung<br />
gebaute Haus, später als Erholungsheim<br />
für »Kriegswaisen« geführt,<br />
wurde ab 1972 neuer wichtiger<br />
und wertvoller Stützpunkt<br />
der <strong>Kinderfreunde</strong> an der Adria.<br />
Die verschiedenen Heime lagen<br />
in den verschiedensten Regionen<br />
Österreichs und schließlich<br />
auch im benachbarten Ausland.<br />
Bei aller Unterschiedlichkeit hatten<br />
doch alle ihren eigenen Charakter,<br />
hatten für die Kinder und<br />
Jugendlichen ihren eigenen Reiz<br />
und übten und üben jedes für<br />
sich eine jeweils eigene Anziehungskraft<br />
aus.
Kinder-Erholung<br />
65 Jahre Tollinghöhe: Hannes<br />
Truschnig, Wolfgang Schnelzer,<br />
Hans Gorecan, Siegfried Ussar,<br />
Gertrude Fröhlich-Sandner<br />
Ferienlogos im Wandel der Zeit<br />
80er-Jahre: »Lind«<br />
23
24<br />
Ehrentafel<br />
Ehrentafel für steirische Kind<br />
Seit der Gründung der <strong>Kinderfreunde</strong> im Jahre 1908 haben sich viele Frauen und Männer<br />
in den Dienst der steirischen <strong>Kinderfreunde</strong> gestellt.<br />
Stellvertretend für die vielen MitarbeiterInnen möchten wir einige namentlich in Erinnerung rufen:<br />
Anton Afritsch<br />
als Gründer des Arbeiter -<br />
vereines »<strong>Kinderfreunde</strong>«,<br />
geboren am 18.12.1873<br />
in Klagenfurt, gestorben<br />
am 7. 7. 1924 in Graz<br />
Anton Afritsch<br />
Sohn des Gründers, Zweiter Landtags präsident<br />
Norbert Horvatek (re.), Stv. Landesobmann, Bgm. von Fohnsdorf, NR, LH-Stellvertreter<br />
im Gespräch mit Bundespräsident Adolf Schärf und LH-Stv. Reinhard Machold<br />
Dr. Richard Wolf<br />
Ehrenamtl. Landes sekretär<br />
1920 – 1934, Landesobmann<br />
1948 – 1951, Stadtschulrat<br />
Univ.-Doz. Dr. Karl Birzele<br />
Landesobmann von<br />
1954 – 1986, Gründer des<br />
»Anton-Afritsch-Kinderdorfes«<br />
am Steinberg, Gründer<br />
»Jugend am Werk«<br />
Landesobmänner/Vorsitzende<br />
nach 1945<br />
• Sepp Pölzl (1946 bis 1947)<br />
• Richard Wolf (1947 bis 1954)<br />
• Dr. Karl Birzele (1954 bis 1986)<br />
• Wolfgang Schnelzer (1986 bis 2002)<br />
• Mag. a Ursula Lackner (2002 bis 2004)<br />
• Dr. Reinhard Meier, MAS (seit 2004)<br />
Josef Onderka<br />
Landeskassier von<br />
1950 bis 1991,<br />
Bez.-Ausschuss Graz
Ehrentafel<br />
erfreunde-FunktionärInnen<br />
Anton Eisenköck (re.), Bad Aussee, lang jähriges Mitglied des<br />
Landesvorstands<br />
Sepp Sulzbacher jun. (li.), Heimausschuss obmann, Verwalter<br />
und Leiter »Sonnenland Sekirn« – lang jähriges Mitglied des<br />
Landesvorstands in Diskussion mit Dr. Fritz Wolf, Landesschulinspektor,<br />
Mitglied des Landesvorstands, Bez. Graz, OG Graz-<br />
Jakomini<br />
Landessekretäre/Geschäftsführer nach 1945<br />
• Rudolf Schwarz (prov. 1946 bis 1947)<br />
• Sepp Pogerschnig (1947 bis 1948)<br />
• Rudolf Schwarz (1948 bis 1962)<br />
• Walter Gotschacher, Pädagogischer Sekretär (1960 bis 1963)<br />
• Anton Neubauer (1962 bis 1970)<br />
• Christian Peter (1970 bis 1972)<br />
• Rudolf Müller (1972 bis 1991)<br />
• Alois Pfeiler (1991 bis 1998)<br />
• Peter Sponer (1993 bis 2002)<br />
• Mag. Thomas Schnaubelt (2002 bis 2004)<br />
• Ing. Mag. Dr. Bernd Kastenhuber (seit 2004)<br />
Herbert Ganster, OG Hönigsberg, langjähriger Vertreter<br />
des Mürztales im Landesvorstand mit Gertrude Fröhlich-<br />
Sandner<br />
Rupert Atteneder<br />
Kapfenberg, Mitglied des<br />
Landesvorstands, Leiter des<br />
OG-Heimes Diemlach<br />
Sepp Belak<br />
Stv. Landesobmann 1946 – 1959<br />
Anni Birzele<br />
Langjährige Leiterin des<br />
»Anton-Afritsch-Kinderdorfes«<br />
Andreas Dulnig<br />
Erster Verwalter am Steinberg<br />
Betty Dulnig<br />
»Gute Seele« am Steinberg<br />
Dr. Hans Herzog<br />
Mitglied des Landesvorstands,<br />
Heimausschuss obmann<br />
nach 1945, Heimleiter Sekirn<br />
Karl Hütter<br />
OG Feldbach, Mitglied des Landesvorstands<br />
Alfred Kostanjsek<br />
Stv. Landesobmann, Bezirksobmann<br />
Graz, OG Graz-Eggenberg<br />
Franz Matoschofsky<br />
Erster Sekretär der<br />
<strong>Kinderfreunde</strong><br />
Franz Miggitsch<br />
OG Selzthal, Bezirksvorsitzender,<br />
Mitglied des Landesvorstands<br />
Hertha Nest<br />
OG Weiz, Bezirksvorsitzende,<br />
Mitglied des Landesvorstands<br />
Helmut Rantschl<br />
Mitglied des Landesvorstands,<br />
Bezirks obmann Bruck/Mur,<br />
OG-Obmann, Heimausschuss<br />
Karl Schlag<br />
Pölfing-Brunn, Heimleiter<br />
Dr. Eduard Speck<br />
Landesobmann nach 1924 –<br />
späterer Bürgermeister der<br />
Stadt Graz<br />
Josef Sulzbacher sen.<br />
Gründer des <strong>Kinderfreunde</strong> chors<br />
in den 20-Jahren, Komponist von<br />
<strong>KF</strong>-Liedern wie »Wenn die Wiesen<br />
wieder grün …«<br />
August Theusl<br />
Kassier vor 1945, 1946 – 1948<br />
Stv. Landesobmann, Gründer<br />
des Augartenheimes<br />
Alois Walch<br />
Mitglied des Landesvorstands,<br />
Heim ausschussobmann<br />
nach 1945<br />
25
26<br />
Die 1970er- und 80er-<br />
Jahre – mehr Kinder und<br />
Jugendliche als je zuvor!<br />
Ein wichtiges Standbein der Ferienaktion<br />
für diese Zeit ist das Falkencamp<br />
am Keutschacher See,<br />
das zu Beginn der 70er-Jahre in<br />
Betrieb genommen wurde und<br />
bis zu Beginn des neuen Jahrhunderts<br />
als bedeutendes Zeltlager<br />
von den Steirischen <strong>Kinderfreunde</strong>n<br />
geführt wurde. Vor allem<br />
die pädagogischen Konzepte,<br />
die dort entwickelt wurden,<br />
und die Möglichkeit für die teilnehmenden<br />
Kinder und Jugendlichen,<br />
den Freiraum, den das<br />
Keutschacher Camp bot, positiv<br />
zu nutzen, war vorbildlich für andere<br />
späteren Ferienaktionen der<br />
<strong>Kinderfreunde</strong>.<br />
An den Sommer-Ferienaktionen<br />
dieser beiden Jahrzehnte nahmen<br />
mehr Kinder und Jugendliche<br />
teil als je zuvor. So waren<br />
Mitte der 80er-Jahre ca. 5.500 Kinder<br />
jährlich bei den unzähligen<br />
Ferienaufenthalten dabei. Wichtige<br />
Destinationen neben den<br />
bereits genannten sind am Ende<br />
dieser Epoche, z. B. Lind, Landskron,<br />
Waiern im Inland oder Borozija,<br />
Selce und Balatonfenyves im<br />
Ausland.<br />
Ferienaktion<br />
Andreas Loinig<br />
Mehr als nur Urlaub !<br />
Ferien mit den <strong>Kinderfreunde</strong>n – auch im neuen Jahrhundert immer ein Erlebnis<br />
Am Strand im Feriencamp Marina Julia<br />
Musicalcamp Zeltcamp Andau der <strong>Kinderfreunde</strong> Bezirk Bruck a. d. Mur<br />
Wandel des Angebots<br />
und Änderungen der<br />
Anforderungen<br />
Stand die gesamte Ferienaktion<br />
vor etwa 1990 zumeist unter einem<br />
gemeinsamen Motto (z. B.<br />
»Findet Mister X«, »Wir alle sind<br />
Künstler«, »Folge der Spur«), so<br />
wurden die Angebote seit den<br />
90er-Jahren zunehmend stärker<br />
differenziert. Immer mehr kleinere<br />
Camps mit speziellen Themenstellungen<br />
und unterschiedlichen<br />
Schwerpunktangeboten<br />
wurden entsprechend der Nachfrage<br />
entwickelt (Lerncamps,<br />
Gewichtsreduktions-Camp, Fußballcamp<br />
u.v.m.). Viele der früheren<br />
»Großheime« konnten nicht<br />
weiter betrieben werden, weil<br />
zum Teil die Angebote nicht<br />
mehr angenommen wurden,<br />
aber hauptsächlich, da die Anzahl<br />
der teilnehmenden Kinder<br />
und Jugendlichen (aufgrund der<br />
erheblich rückläufigen Geburtenrate<br />
und somit der geringeren<br />
Kinderzahlen insgesamt) stark<br />
zurückging.<br />
Aber die Gründe hiefür sind vielschichtiger:<br />
Neben der bereits<br />
genannten sinkenden Geburtenrate<br />
kamen auch eine Vielzahl an<br />
Ferienaktionsanbietern neu und<br />
zusätzlich auf den »Markt«. Und<br />
vor allem die Streichung zweier<br />
wichtiger Unterstützungsmöglichkeiten<br />
für die Familien (Zuschuss<br />
der Steiermärkischen Gebietskrankenkasse,<br />
Streichung<br />
des Sozialen Dienstes aus dem<br />
Jugendwohlfahrtsgesetz) zu Beginn<br />
des neuen Jahrtausends<br />
sind wesentliche Merkmale dieser<br />
Entwicklung.<br />
Trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen<br />
gelang es den<br />
Steirischen <strong>Kinderfreunde</strong>n, die<br />
Ferienaktion als ein zentrales<br />
Standbein ihrer Arbeit weiterzuführen<br />
– sie sind nicht nur in der<br />
Steiermark, sondern auch österreichweit<br />
der größte Anbieter für<br />
Kinder und Jugendferien. Begleitet<br />
wird diese Entwicklung auch<br />
von veränderten Ansprüchen der<br />
teilnehmenden Kinder und deren<br />
Eltern. Sensibilisiert durch die öffentliche<br />
Diskussion stiegen vor<br />
allem die Anforderungen in Bezug<br />
auf die Qualität der Betreuung<br />
der Kinder und Jugendlichen<br />
berechtigterweise stark an.<br />
Die Steirischen <strong>Kinderfreunde</strong><br />
setzten sich aber bereits sehr<br />
früh mit diesem Thema auseinander<br />
und entwickelten als einziger<br />
Anbieter umfassende »Richtlinien<br />
zur Qualitätssicherung«<br />
(1997), die seit dem Vorjahr (2007)<br />
in einer überarbeiteten und erweiterten<br />
Neufassung vorliegen<br />
und gelebt werden.<br />
Heute führen die <strong>Kinderfreunde</strong><br />
Steiermark neben dem Ferienhaus<br />
Sekirn am Wörthersee das<br />
1993 übernommene Feriencamp<br />
Marina Julia an der Lagunenstraße<br />
von Grado als »eigene« Feriendestinationen.<br />
Alle anderen<br />
Ferienangebote werden in Kooperation<br />
mit Partnern durchgeführt.<br />
Gerade im Jubiläumsjahr<br />
wird das beliebte Camp Marina<br />
Julia, der einzige Ferienaktionsstandort<br />
an der italienischen Adria,<br />
für steirische Kinder und Jugendliche<br />
umfassend saniert<br />
und erweitert, um eine langfristige<br />
Absicherung zu ermöglichen.
Ferienaktion<br />
Fußballcamp<br />
Ferien mit <strong>Kinderfreunde</strong>n<br />
heute – mehr als nur<br />
Urlaub!<br />
Unter diesem Motto steht die Ferienaktion<br />
heute. Action und<br />
Spaß, abwechslungsreiche Programme,<br />
Workshops sowie Spezialangebote<br />
sind wichtige Bestandteile<br />
der Ferienaktion. Ferien<br />
mit den <strong>Kinderfreunde</strong>n be-<br />
Musikprojekt in Marina Julia/Italien<br />
Gitarrenworkshop<br />
Sprachcamp der <strong>Kinderfreunde</strong> in Brighton/England<br />
deutet aber gerade heute viel<br />
mehr.<br />
Kinder sind die meiste Zeit des<br />
Jahres in ihren Entfaltungsmöglichkeiten<br />
eingeschränkt. Den<br />
Großteil des Tages verbringen sie<br />
sitzend, sie dürfen nicht laut sein,<br />
können sich nicht austoben, weil<br />
sich sonst Nachbarn ärgern.<br />
Kindgerechte Spiel- und Freiräume<br />
zum Erforschen stehen kaum<br />
mehr zur Verfügung – dies gilt<br />
vor allem für den städtischen Lebensraum.<br />
Wenn auch nur für<br />
zwei oder drei Wochen im Jahr<br />
– Ferienaktionen bieten hier eine<br />
Möglichkeit zum »Auftanken«<br />
und zum Erlangen neuer Ressourcen.<br />
In einem »behüteten« Freiraum<br />
können Kinder Neues entdecken,<br />
sie lernen, ihre Fähigkeiten einzu-<br />
Camp in Passail<br />
Zirkusworkshop in Sekirn<br />
schätzen und zu entwickeln, sie<br />
dürfen Fehler machen und feiern<br />
»Erfolge«, die ihr Selbstvertrauen<br />
stärken und ihre Selbstständigkeit<br />
fördern.<br />
Weitere wesentliche Elemente<br />
der Ferienaktion der <strong>Kinderfreunde</strong><br />
sind Partizipation und Mitsprache.<br />
Auch wenn eine gewisse<br />
programmatische Planung für<br />
jedes Camp im Vorfeld getroffen<br />
27
28<br />
Sport und Spaß in Kroatien Rafting auf der Salza beim Outdoor-Actioncamp<br />
wird – letztlich sollen die Kinder<br />
und Jugendlichen ihren Ferienaufenthalt<br />
unter der Begleitung<br />
der Erwachsenen selbst gestalten.<br />
Und nicht zuletzt: Die Ferienaktionen<br />
der <strong>Kinderfreunde</strong> sind<br />
für alle offen, für Kinder mit Migrationshintergrund,<br />
für Kinder<br />
aus Familien mit geringem Einkommen<br />
ebenso wie für Kinder<br />
aus wohlhabenden Familien, für<br />
Kinder mit Behinderung sowie<br />
für Kinder mit zusätzlichem Betreuungsbedarf.<br />
Natürlich ent-<br />
Tauchkurse am Wörthersee<br />
stehen im Zusammenleben Konflikte,<br />
denn diese sind im Zusammenleben<br />
ja zwangsläufig und<br />
ganz »normal«. Aber gerade das<br />
Erkennen dieser Tatsache, das Erlernen<br />
und Üben der gemeinsamen<br />
Lösungsfindung, eines<br />
friedvollen Umgangs mit Unterschieden<br />
gibt den Kindern und<br />
Jugendlichen diese sozial stärkenden<br />
Impulse, die für ihren<br />
weiteren Lebensweg so wesent<br />
lich sind.<br />
Unsere Ferien-Highlights für Kids<br />
• Fußballcamp • Musicalcamp • Actioncamp • Lerncamp<br />
• Tauch-, Surf-, Segel- oder Kajakcamp • Sprachcamp …<br />
Reitkurs im Sportcamp Passail<br />
Mit den <strong>Kinderfreunde</strong>n in Sekirn in Kärnten<br />
Ferienaktion
Werbung<br />
»Seit 100 Jahren Freunde der<br />
steirischen Kinder und Familien«<br />
Vom »sozialen Ansatz« der <strong>Kinderfreunde</strong>-Aktivitäten<br />
fasziniert:<br />
Der Steirische SPÖ-Klubobmann<br />
LAbg. Walter Kröpfl.<br />
(Foto: SPÖ/Gallhofer)<br />
»Seit 100 Jahren sind die <strong>Kinderfreunde</strong> in<br />
unserem Bundesland wahre Freunde der<br />
Kinder und Familien und haben vor allem<br />
vielen jungen Menschen aus sozial benachteiligten<br />
Familien unbeschwerte und<br />
schöne Urlaubstage im Rahmen der Ferienaktionen<br />
beschert«, streut der Klubobmann<br />
der steirischen SPÖ, LAbg. Walter<br />
Kröpfl, dem »Geburtstagskind« Blumen.<br />
»Ich kann aus eigener Erfahrung sprechen,<br />
dass man sich an Ferien mit den<br />
<strong>Kinderfreunde</strong>n sein Leben lang positiv<br />
erinnert«, weiß SPÖ-Klubobmann Walter<br />
Kröpfl zu berichten: »Als Sozialdemokrat<br />
und sozialdemokratischer Politiker hat<br />
mich auch der soziale Ansatz, so wie ihn<br />
der <strong>Kinderfreunde</strong>-Gründer Anton Afritsch<br />
formuliert hat, fasziniert.« Und gerade<br />
dieser »soziale Ansatz« sei heute<br />
wichtiger denn je, betont Kröpfl: »Es gibt<br />
�������������������������������������������������������������������<br />
leider immer noch viel zu viele Kinder, die<br />
aus zerrütteten Familien kommen, und<br />
denen durch die vielfältigen Aktivitäten<br />
der <strong>Kinderfreunde</strong> geholfen werden<br />
kann.« Im Besonderen gelte das für junge<br />
Menschen mit Migrationshintergrund,<br />
um die sich die steirischen <strong>Kinderfreunde</strong><br />
in ganz besonderem Maße kümmern<br />
würden, wie Kröpfl hervorstreicht.<br />
Anlässlich des runden Geburtstages gratuliert<br />
Klubobmann Walter Kröpfl im Namen<br />
des gesamten SPÖ-Landtagsklubs<br />
dem steirischen <strong>Kinderfreunde</strong>-Team<br />
rund um Landesvorsitzenden Reinhard<br />
Meier und Landesgeschäftsführer Bernd<br />
Kastenhuber und wünscht den engagierten<br />
Kinderfreundinnen und <strong>Kinderfreunde</strong>n<br />
alles Gute für die Zukunft.<br />
������������������������<br />
Ins_Image_187x43.indd 1 10.04.2008 11:28:21 Uhr<br />
29
30<br />
»Es war<br />
ein kleines, verwunschenes<br />
Schloss, das<br />
träumte lange verschla<br />
fen vor sich hin, bis eines Tages ein<br />
Zauberer kam und es auf wundersame<br />
Weise zu neuem Leben erweckte.<br />
Er füllte es bis an den Rand<br />
mit Kinderlachen. Anton Afritsch –<br />
so hieß der Zauberer. Seine Zauberworte<br />
waren Idealismus und Entschlossenheit«.<br />
So steht es in der Einleitung, geschrieben<br />
von Karl Birzele, in der<br />
Sondernummer von »Der österreichische<br />
Kinderdorfbrief«, Ausgabe<br />
September 1963.<br />
Anton Afrisch, der das »Schlössel«<br />
(Schloss Salm) am Steinberg bei<br />
Graz von den Sonntagswanderungen<br />
mit »seinen« Arbeiterkindern«<br />
gut kannte, erwarb 1919<br />
dieses Anwesen. In einem Handkoffer,<br />
vollgepackt mit Banknotenbündeln,<br />
trugen Afritsch und<br />
seine Mitstreiter das Geld auf den<br />
Steinberg und machten den Vertrag<br />
perfekt.<br />
Mit freiwilligen Helfern, vornehmlich<br />
arbeitslosen Pucharbeitern,<br />
wurde mit wenig Geld und sehr<br />
viel Mühe der ehemals »gräfliche<br />
Besitz« zu einem Kinderheim umgebaut.<br />
Es wurde auch ein Ehepaar<br />
gesucht, das diesen Besitz<br />
verwalten und betreuen sollte.<br />
Andreas Dulnig und seine Frau<br />
Betty übernahmen diese Tätigkeit<br />
und waren über 40 Jahre mit<br />
dem Steinberg verbunden. 1934<br />
wurde auch dieser Besitz beschlagnahmt<br />
und enteignet.<br />
Nach der Rückerstattung durch<br />
die Republik Österreich begann<br />
1948 wieder ein Heimbetrieb.<br />
Um Anton Afritsch ein unvergängliches<br />
Denkmal zu setzen,<br />
sollte mit Unterstützung der gesamten<br />
Österreichischen <strong>Kinderfreunde</strong><br />
auf seiner intensivsten<br />
Wirkungsstätte, dem Steinberg,<br />
das »Anton-Afritsch-Kinderdorf«<br />
geschaffen werden.<br />
Ein Zeitzeuge erinnert sich: Ing.<br />
Fritz Dulnig, Sohn des le gendären<br />
Verwalterehepaares schrieb unter<br />
anderem in der <strong>Festschrift</strong><br />
»40 Jahre Anton-Afritsch-Kinderdorf«:<br />
»Ich glaube es war im Sommer<br />
1954, da erzählte mir Birzele am<br />
Grazer Bahnhof von seiner Idee, am<br />
Steinberg ein Kinderdorf zu errichten.<br />
Er hatte bereits ein Konzept,<br />
aber es war ohne Trinkwasser nicht<br />
zu verwirklichen. In zahllosen Sitzungen<br />
wurden Pläne erstellt, und<br />
ich gründete eine Wassergenossenschaft,<br />
bestehend aus unserm Heim<br />
und weiteren fünf oder acht Besitzern.<br />
In Eigenregie bauten wir eine<br />
Wasserleitung unter großen<br />
Schwierigkeiten, wo neben der jetzigen<br />
Sternwarte ein Hochbehälter<br />
errichtet wurde. Damit war der Weg<br />
frei zur Errichtung des Kinderdorfes.«<br />
Am 20. Oktober 1956 beschließt<br />
der Bundesvorstand der Österreichischen<br />
<strong>Kinderfreunde</strong>, das Kinderdorf<br />
zu bauen. Der Grundstein<br />
wurde am 27. Oktober 1957 gelegt.<br />
Rund um dieses »Schlössel«<br />
wurde ein ganzes Kinderdorf erbaut.<br />
1958, im fünfzigsten Jubiläumsjahr<br />
der <strong>Kinderfreunde</strong>, wurde<br />
dann das »Anton-Afritsch-<br />
Kinderdorf« eröffnet. Der Schöpfer<br />
und Initiator: Univ.-Prof. Dr.<br />
Karl Birzele, langjähriger Landesobmann<br />
und Ideengeber der<br />
Steinberg<br />
Petz Macsek<br />
Das Anton-Afritsch-Kinderdorf<br />
»Der Steinberg«<br />
Anton-Afritsch-Kinderdorf Ausritt zur Felsenbühne Europahaus mit Pool<br />
steirischen <strong>Kinderfreunde</strong>. Sein<br />
Vorbild war das Kinderdorf Trogen<br />
in der Schweiz. Langjährige<br />
Leiterin war Anni Birzele (»Tante<br />
Anni«), die über drei Jahrzehnte<br />
hinweg die pädagogischen Ideen<br />
ihres Mannes in die Praxis umsetzte.<br />
Soziales Lernen, SchülerInnen-Mitbeteiligung,<br />
aktive<br />
Demokratie und Selbstverantwortung<br />
waren die Grundbausteine<br />
des Kinderdorflebens.<br />
Heute ist »der Steinberg« eine<br />
blühende Einrichtung. Sie besteht<br />
aus dem Kinderdorf (das<br />
gerade umfassend saniert und<br />
ausgebaut wird, um den gegenwärtigen<br />
und zukünftigen Anforderungen<br />
zu entsprechen), dem<br />
Kindergarten, einem Schulungszentrum,<br />
der Volkssternwarte,<br />
dem Bauernhaus und dem Bildungszentrum<br />
im Europahaus,<br />
wo Kurse und Seminare abgehalten<br />
werden und wo Schülerinnen<br />
und Schüler der verschiedensten<br />
Schulen aus der gesamten Steiermark<br />
auch ihre Schullandwochen<br />
verbringen.
Steinberg<br />
Gerhard Buchgraber<br />
Neues Leben im alten Schloss –<br />
Steinberg bei Graz<br />
Die <strong>Kinderfreunde</strong> auf der Suche<br />
nach einer besseren Welt<br />
Was »der Steinberg« für<br />
die Steirische <strong>Kinderfreunde</strong>-Bewegung<br />
an<br />
Symbolkraft bedeutet ist schwer<br />
in wenige Worte zu fassen. Nicht<br />
nur, weil seine Tradition ganz an<br />
die Anfänge der <strong>Kinderfreunde</strong>-<br />
Bewegung zurückweist – 1919<br />
wurde von Anton Afritsch dieses<br />
kleine Schlössl mit Wäldern und<br />
Wiesen im Westen von Graz für<br />
die <strong>Kinderfreunde</strong> erworben –,<br />
sondern auch wegen des zum<br />
50-jährigen Jubiläum der <strong>Kinderfreunde</strong><br />
dort gegründeten und<br />
neu errichteten Kinderdorfs als<br />
eines alternativen pädagogischen<br />
Versuchs institutionalisierter<br />
Erziehung, der einzigartig<br />
blieb und weit über die Grenzen<br />
des Landes hinaus Beachtung<br />
und Nachahmung gefunden hat.<br />
Diese Einrichtung sollte ein lebendiges<br />
Denkmal für Anton Afritsch<br />
sein und bleibt untrennbar<br />
mit dem Namen des Initiators<br />
und Gründers Karl Birzele verbunden,<br />
mit dessen Suche nach<br />
einer besseren und friedlicheren<br />
Welt.<br />
I. Der Steinberg in der Zeit<br />
von 1919–1934<br />
Berührend ist heute noch die<br />
Schilderung des Kaufabschlusses<br />
ein Jahr nach dem Ende des Ersten<br />
Weltkriegs vom ersten Sekretär<br />
der <strong>Kinderfreunde</strong>, Franz Matoschofsky:<br />
»Nun war der Vertrag<br />
perfekt. Nach der Anzahlung und<br />
nach dem Verkauf wertvoller Einrichtungsgegenstände<br />
konnte der<br />
letzte hohe Betrag aufgebracht<br />
werden. Gut gezählt und sauber<br />
geordnet lag das Papiergeld in einem<br />
Handkoffer. Eine kleine Gruppe<br />
von Freunden wanderte nach<br />
Steinberg, mit dem Koffer voll Geld.<br />
Jeder von uns hat den Koffer ein<br />
Stück des Weges getragen. Die <strong>Kinderfreunde</strong><br />
wurden Besitzer eines<br />
Schlosses.« (A. Afritsch d. J., 1977). Es<br />
war Afritsch’ Liebe zur Natur, sein<br />
Streben, den Kindern der Arbeiterklasse<br />
die Möglichkeit dieser<br />
archaischen Bildungskraft in einer<br />
eigenen Einrichtung geben<br />
zu können, die ihn – trotz vieler<br />
Widerstände – veranlassten, dieses<br />
freie und große Naturareal<br />
des Grafen Salm zu erwerben.<br />
Wöchentliche Ausflüge und<br />
Wanderungen der <strong>Kinderfreunde</strong>-Gruppen<br />
hinaus aus der Stadt<br />
in Richtung Steinberg erfolgten<br />
in dieser Zeit des Aufbruchs zu<br />
einem neuen Leben, wie auch<br />
die Organisation sogenannte<br />
»Ferienkolonien« für Schulkinder.<br />
Damit war der Steinberg das erste<br />
eigene <strong>Kinderfreunde</strong>-Ferienheim<br />
und blieb dies bis 1934, bis<br />
zum Verbot der <strong>Kinderfreunde</strong><br />
durch die austrofaschistische<br />
Diktatur, als ein Naturparadies für<br />
viele Kinder im Sommer und an<br />
vielen Wochenenden. Mit dem<br />
Erwerb des Steinberg-Areals<br />
setzten Afritsch und die <strong>Kinderfreunde</strong><br />
neue Maßstäbe nach<br />
den ersten 10 Jahren ihres Wirkens,<br />
quasi als ersten Höhepunkt,<br />
nämlich eine eigene Anlage zu<br />
schaffen, um die angestrebten<br />
Ziele einer Bildungsarbeit für alle<br />
Kinder, insbesondere für die der<br />
Arbeiterklasse besser verwirklichen<br />
zu können. Einer von jenen,<br />
So sah der Steinberg zur Zeit von Anton Afritsch aus<br />
Luftaufnahme aus den 90er-Jahren<br />
die schon in den Dreißigerjahren<br />
in der Ferienkolonie Steinberg<br />
mitwirkten, war Karl Birzele, zunächst<br />
als Erzieher und 1931 als<br />
Ferienheimleiter, die ganzen<br />
Sommer über (PA. Birzele, Bl.v.<br />
Sept. 1931).<br />
Nach dem Verbot der <strong>Kinderfreunde</strong><br />
wurde auch das Steinbergareal<br />
beschlagnahmt und<br />
gelangte in der nachfolgenden<br />
Zeit in Privatbesitz, wo es bis zur<br />
Befreiung durch die Alliierten<br />
1945 verblieb. Erst über den Restitutionsfonds<br />
der wiederbe-<br />
gründeten Republik Österreich<br />
konnte die so geraubte Anlage<br />
wieder an die <strong>Kinderfreunde</strong> zurückgelangen.<br />
II. Neuer Impuls 1958:<br />
Die Gründung des Anton-<br />
Afritsch -Kinderdorfs<br />
A) Der Anfang – Wiederaufbau<br />
und Sozialdemokratie<br />
Es war unmittelbar nach dem<br />
Ende der Besatzungszeit in Österreich<br />
nach 1955, als der Gedanke<br />
an die Gründung einer Betreu-<br />
31
32<br />
Luftaufnahme des Anton-Afritsch-Kinderdorfes in den 70er-Jahren<br />
ungs- und Bildungseinrichtung<br />
für Kinder am Steinberg bei den<br />
Steirischen <strong>Kinderfreunde</strong>n in der<br />
Person von Karl Birzele heranreifte.<br />
Es war die Zeit des beginnenden<br />
Wiederaufbaues in Österreich,<br />
nach den verheerenden<br />
materiellen und geistigen Zerstörungen<br />
durch Nazidiktatur und<br />
Weltkrieg. Ebenso eine Zeit der<br />
Suche nach Perspektiven für eine<br />
zukünftige Gestaltung gesellschaftlicher<br />
pädagogischer Einrichtungen<br />
im neuen demokratischen<br />
Österreich. Denn der Aufholbedarf<br />
an demokratischer<br />
Kultur in Österreich war besonders<br />
groß, hatten nicht wenige<br />
Österreicher doch auch wesentlichen<br />
Mitanteil an der Errichtung<br />
der vergangenen faschistischen<br />
Diktaturen des Landes, wie auch<br />
»Altes Schlössl« mit dem Neubau des Kinderdorfes in den 50er-Jahren<br />
die jüngere historische Forschung<br />
nachweist. Die Frage nach dem<br />
Versagen der alten Bildungseinrichtungen<br />
wurde allerorts gestellt.<br />
Die Steirischen <strong>Kinderfreunde</strong><br />
mit Karl Birzele als ihrem Obmann<br />
seit 1949 stellten sich dieser<br />
Herausforderung und der Anlass,<br />
das 50-Jahre-Jubiläum der <strong>Kinderfreunde</strong>,<br />
wurde von Birzele als<br />
ein Auftrag des Gründers gesehen,<br />
an der Stelle, wo Afritsch den<br />
ersten Schritt gesetzt hatte, ein<br />
»lebendiges Erinnerungsmal«<br />
(Birzele, 1965) in seinem Geiste<br />
zu setzen. Einige Jahre beanspruchten<br />
die konzeptionellen<br />
Vorbereitungen, die von Karl Birzele<br />
immer wieder vorangetrieben<br />
wurden. Die wiedererstandene<br />
sozialdemokratische Bewegung<br />
in der Zweiten Republik<br />
konnte für dieses Projekt gewonnen<br />
werden. Die Gründungsurkunde<br />
vom 27. 10. 1957 ist vom<br />
Vizekanzler Pittermann gezeichnet.<br />
In der heißt es:<br />
»Wir widmen dieses Kinderdorf der<br />
Erinnerung und dem Gedenken an<br />
XXXXXX<br />
den großen österreichischen Kinderfreund<br />
Anton Afritsch. Sein Wirken<br />
befreite die Kinder aus Not und<br />
Bedrückung, bahnte den Weg zu<br />
selbstbewusstem Menschentum:<br />
im Kinderdorf soll sein Werk fortleben<br />
und die jungen Generationen<br />
reifen lassen zum Wirken in einer<br />
neuen größeren und friedlichen<br />
Heimat, der jungen Heimat Europa.«<br />
(Tesarek, 1958).<br />
Dem Gründungskuratorium gehörten<br />
u.a. an:<br />
Bruno Pittermann, Anton Benya,<br />
Bruno Kreisky, Josef Afritsch,<br />
Franz Jonas, Ernst Koref, Karl<br />
Waldbrunner, Norbert Horvatek,<br />
Hans Mandl, Jakob Bindl, Karl Birzele<br />
u. a. (J. Bindl, 1983). Der<br />
»Sputnik-Schock« (1957) im Westeuropa<br />
des Kalten Krieges bewirkte<br />
hier zusätzlich eine breitere<br />
Unterstützung für dieses Vorhaben,<br />
wurde als eine Intention<br />
für die Errichtung doch auch der<br />
Beitrag für die »Weckung der<br />
Masse der Intelligenzen im Produktions-<br />
und Gesellschaftsbetrieb«<br />
(Birzele, 1965) postuliert.
Steinberg<br />
B) Karl Birzele (1913–1992) als<br />
Initiator der bedeutendsten<br />
pädagogischen Innovation<br />
Steiermarks der Wiederaufbauzeit<br />
Karl Birzele wurde 1913 in Liebenau,<br />
damals noch südlicher Vorort<br />
von Graz, in ärmlichen Verhältnissen<br />
geboren. Seinen Vater<br />
verlor er früh 1917 im Ersten Weltkrieg,<br />
in jenem »Weltenbrand«, in<br />
dem erstmals grauenvolle Massenvernichtungsmittelunendliches<br />
Leid über so viele Menschen<br />
brachten. Seine Mutter schickte<br />
ihn schon in diesen Tagen zu den<br />
<strong>Kinderfreunde</strong>-Gruppen, zu den<br />
»Bloßfüßigen«, wie sie wegen ihrer<br />
ärmlichen Kleidung genannt<br />
wurden (PA. Birzele, 1930), wo er<br />
mit jenen Visionen der Befreiung<br />
der Arbeiterklasse in Berührung<br />
kam, die die ersten <strong>Kinderfreunde</strong>-Gruppen<br />
in Graz beflügelten.<br />
Dank seiner umsichtigen und<br />
kinderfreundlichen Volksschullehrerin<br />
konnte er gegen den<br />
Willen seiner Mutter das Kepler-<br />
Gymnasium in Graz besuchen,<br />
das er 1930 mit der Matura abschloss.<br />
Schon damals drängte<br />
ihn der Wunsch, ein Studium zu<br />
ergreifen, das er aber aus materiellen<br />
Gründen nur als Werkstudent<br />
absolvieren konnte. Als<br />
Sprachenlehrer an der VHS arbeitend,<br />
studierte er gleichzeitig<br />
Sprachwissenschaften und Psychologie<br />
und promovierte 1935<br />
in Psychologie zum Dr. phil. Zu<br />
dieser Zeit lernte er bei den »Roten<br />
Falken«, der Jugendorganisation<br />
der <strong>Kinderfreunde</strong>, seine<br />
spätere Frau Anni kennen, die<br />
Heirat folgte 1938. Seine weitere<br />
berufliche Tätigkeit zeigt ihn als<br />
Berufsberater im Landesarbeitsamt<br />
in Graz, in das er noch vor<br />
dem Zweiten Weltkrieg 1936 eintrat<br />
und als dessen Leiter er unmittelbar<br />
nach Kriegsende von<br />
der englischen Militärverwaltung<br />
1946 bestellt wurde (PA. Birzele,<br />
1946). Diese Tätigkeit übte er bis<br />
zu seiner Pensionierung aus.<br />
Gleichzeitig habilitierte er sich an<br />
der Universität Graz und erlangte<br />
die Dozentur am Institut für Psychologie,<br />
wo er aber erst 1945<br />
aus politischen Gründen die<br />
Lehrtätigkeit aufnehmen konnte.<br />
Zum Universitätsprofessor für<br />
Psychologie wurde er 1970 er-<br />
nannt.<br />
Seine wissenschaftlichen Arbeiten<br />
zeigen sein ständiges Bemühen<br />
um eine theoretische Grundlegung<br />
der Pädagogik der <strong>Kinderfreunde</strong>.<br />
Besonders beeinflusst<br />
durch Max Adlers Neue<br />
Menschen, aber auch von Alfred<br />
Adlers Individualpsychologie,<br />
Kerschensteiners Arbeitsschulbewegung,<br />
Deweys pädagogischem<br />
Demokratiekonzept, MakarenkosResozialisierungsexperimenten,<br />
Lewins Persönlichkeitstheorie,<br />
der modernen Lernpsychologie<br />
und der Nicht-direktiven<br />
Spieltherapie sowie Elementen<br />
der Psychoanalyse Freuds entwickelte<br />
Birzele in den fünfziger<br />
Jahren sein Konzept der sogenannten<br />
»Aktivitätspädagogik«,<br />
das im Wesentlichen um fünf pädagogische<br />
Schwerpunkte kreist<br />
und von ihm in mehreren Arbeiten<br />
expliziert wurde: »Aktive Gemeinschaftserziehung<br />
(1951),<br />
Selbsttätiges Spielen (1951), Formen<br />
der Kinderdemokratie<br />
(1954), Training des Arbeits- und<br />
Leistungswillens (1956) und Kreativitätsförderung<br />
(1960).« Damit<br />
wurde nach den dunklen Jahren<br />
der beiden Faschismen mit Birzele<br />
erstmals in der Steiermark in<br />
Theorie und Praxis der Anschluss<br />
an die internationale pädagogische<br />
Entwicklung der Zeit wiedergefunden.<br />
Birzeles Verdienst 1957: Grundsteinlegung, Urkunde Steinberg<br />
1956: Spatenstich Steinberg<br />
33
34<br />
1994: Kinder des Anton-Afritsch-Kinderdorfes mit der Grundforderung<br />
»Kind sein dürfen«<br />
1994: Eine <strong>Kinderfreunde</strong>-Musikgruppe bei der Enthüllung der Büste<br />
des Kinderdorf-Gründers Karl Birzele<br />
1954: Der Steinberg wurde immer schon als Bildungshaus der <strong>Kinderfreunde</strong><br />
und der Roten Falken genutzt, wie hier bei einer Herbstschulung.<br />
ist es auch, dies mit der <strong>Kinderfreunde</strong>-Organisation<br />
in der Steiermark<br />
und mit dessen Gründer<br />
Anton Afritsch im Kinderdorf<br />
Steinberg praktisch verbunden<br />
zu haben, zu einer Zeit, in der im<br />
konservativen gesellschaftspolitischen<br />
Umfeld der Steiermark<br />
nach 45 noch lange kein reformerischer<br />
Aufbruch in Sicht war.<br />
Viele <strong>Kinderfreunde</strong>-Gruppen<br />
der Steiermark arbeiten heute<br />
noch in einer zeitgemäßen Fortsetzung<br />
nach Elementen dieser<br />
Konzeption, die nach wie vor in<br />
einigen Belangen praktische Relevanz<br />
besitzt, insbesondere<br />
dort, wo es um die Verbindung<br />
der individuellen Förderung von<br />
Kindern mit einer geeigneten sozialen<br />
Kompetenz in ihrer Persönlichkeitsbildung<br />
geht. Zahlreiche<br />
pädagogische Neuerungen der<br />
Gegenwart finden sich bereits<br />
darin vorweggenommen. An einer<br />
aktiven und lebendigen Weiterentwicklung<br />
nach mehreren<br />
Richtungen hin, wird heute wieder<br />
verstärkt gearbeitet (so z. B.<br />
im KIBIZ des Birzele-Hauses in<br />
Graz). Im Jahre 1989 beendete<br />
Birzele, schon in hohem Alter, seine<br />
Tätigkeit am Steinberg, wodurch<br />
auch ein historischer Abschnitt<br />
der <strong>Kinderfreunde</strong>-Zeit<br />
am Steinberg zu Ende ging und<br />
die geänderten gesellschaftlichen<br />
Bedingungen des ausgehenden<br />
20. Jahrhunderts nach<br />
einer Neugestaltung verlangten.<br />
In den letzten Jahren beschäftigte<br />
er sich wieder verstärkt mit<br />
dem Einfluss der Sonnenaktivitäten<br />
auf die menschlichen Lebensvorgänge<br />
und versuchte,<br />
aus seinen Forschungen in diesem<br />
Zusammenhang psychologische<br />
und kulturphilosophische<br />
Hypothesen abzuleiten. Er gründete<br />
auch die »Johannes-Kepler-<br />
Volkssternwarte« am Steinberg.<br />
1992, im achtzigsten Lebensjahr,<br />
ist Karl Birzele in Graz verstorben.<br />
C) Das besondere Reformkonzept<br />
des Anton-Afritsch-<br />
Kinderdorfs<br />
Dass das Kinderdorf am Steinberg<br />
kein herkömmliches Kinderheim<br />
werden, sondern durch jenen<br />
Geist geprägt sein sollte, den<br />
schon Afritsch in philanthropischer<br />
Intention auf den Steinberg<br />
Steinberg<br />
brachte, wurde von Anfang an<br />
klar formuliert. Es seien daher in<br />
aller Kürze jene wesentlichen pädagogischen<br />
Leitpunkte und Intentionen<br />
charakterisiert, die das<br />
Besondere des »Steinbergkonzeptes«<br />
ausmachten:<br />
E Ziel war es, in Form neuer<br />
Klein gruppenpädagogik, allen<br />
Kindern, die regional, sozial<br />
oder familiär benachteiligt waren,<br />
zu helfen, ihre Persönlichkeit<br />
bilden zu können.<br />
E Neben der Förderung der Fähigkeiten<br />
auf schulischem Gebiet,<br />
standen die Förderung<br />
der Begabungen und die Kreativitätsförderung<br />
der Kinder<br />
im Mittelpunkt.<br />
E Die Verbindung von Begabungsförderung<br />
mit freier<br />
Persönlichkeitsbildung nach<br />
»fort schrittlich demokratisch«<br />
geführten Prinzipien (z. B.<br />
Dorfverfassung, Selbstverwaltung)<br />
war ein zentrales Anliegen,<br />
als Gemeinschaftserziehung<br />
mit spezifisch entwickelter<br />
Gruppenpädagogik und<br />
neuen Formen einer »Kinderdemokratie«.<br />
E »Aktives Spielen« als neue<br />
Spielart (Aktionsspiel und<br />
Teamspiel) wurde als methodisches<br />
Instrument erstmals<br />
systematisch entwickelt und<br />
betont eingesetzt. Viele der<br />
neueren spielpädagogischen<br />
Elemente finden sich in Ansätzen<br />
E Die besondere Rolle und Bedeutung<br />
der Gruppendynamik<br />
für den institutionalisierten<br />
pädagogischen Prozess<br />
wurde für die Praxis systematisch<br />
und wissenschaftlich reflektiert<br />
und konzipiert und<br />
fand erstmals in dieser Form<br />
praktische Anwendung (K. Birzele,<br />
1965).<br />
An einigen praktischen Beispielen<br />
soll diese Konzeption der<br />
Birzele’schen Aktivitätspädagogik<br />
kurz charakterisiert werden,<br />
wobei an dieser praktischen Arbeit<br />
seine Frau Anni Birzele, als<br />
pädagogische Leiterin des Kinderdorfs<br />
am Steinberg, einen besonders<br />
hohen Anteil für die Umsetzung<br />
trug.<br />
Da ist zunächst einmal die Einrichtung<br />
eines »Kinderparlaments«<br />
und die »Dorfverfassung«,<br />
die Kinder zu einer Mitbe-
Steinberg<br />
stimmung und Mitverantwortung<br />
des sozialen Lebens heranführt.<br />
Ein Lernfeld, das so in keinem<br />
Kinderdorf bisher existierte<br />
und die Möglichkeiten und Grenzen<br />
eines derartigen Experiments<br />
zeigte. Schließlich die zahlreichen<br />
Methoden der »Aktivitätserziehung«,<br />
um die Ziele Selbstaufgaben<br />
der Gruppe, freier Ausdruck,<br />
Neigungsgruppen, kollektives<br />
Spiel kreisend. Besonders zu erwähnen<br />
ist dabei die Thematik<br />
der Ökopädagogik, die schon<br />
sehr früh, Mitte der Siebzigerjahre,<br />
Eingang gefunden hat: Solarmobil,<br />
Sonnenlehrpfad und<br />
Sonnenhaus am Steinberg sind<br />
Zeugen davon. Neben diesen<br />
Beispielen ließen sich noch viele<br />
weitere anführen, wobei soziale<br />
Erziehung und die Bildungsmöglichkeiten<br />
demokratischer Werthaltungen<br />
für die heranwachsenden<br />
Kinder immer im Mittelpunkt<br />
standen.<br />
1956: Spatenstich Steinberg<br />
Das neu errichtete »Europahaus« mit Schulungs- und Schlafräumen<br />
1994: Büste des Gründers<br />
des Anton-Afritsch-Kinderdorfes<br />
Quellen und Literatur:<br />
E Afritsch Anton (d. J.), Erinnerungen.<br />
Vom Buchhändler zum Landtagspräsidenten.<br />
Graz, 1977.<br />
E Bindel Jakob (Hg.),<br />
75 Jahre <strong>Kinderfreunde</strong> 1908–1983.<br />
Skizzen-Erinnerungen. Wien, 1983.<br />
E Birzele Karl, Aktive Kinder.<br />
Theorie und Praxis eines Erziehungsversuchs<br />
1983: Theaterstück in der Felsenbühne<br />
( = Etudes Pédagogiques Nr. 14, hg. V. F.I.C.E.),<br />
Wien, 1965.<br />
E PA Birzele = Privatarchiv Birzele, Graz.<br />
E Lambauer Hannes, Literatur und Theater<br />
( = Geschichte der Stadt Graz, hg. v. W. Brunner),<br />
Graz, 2003.<br />
E Tesarek Anton, Die österreichischen <strong>Kinderfreunde</strong><br />
1908–1958. Wien, 1958.<br />
35
36<br />
»Wir sind die Roten Falken!«<br />
Die Jugendbewegung innerhalb der <strong>Kinderfreunde</strong><br />
Ein Interview mit Luis Pfeiler<br />
1983: Friedensmarsch in Wien<br />
Die Roten Falken wurden<br />
1925 von Anton Tesarek<br />
gegründet, um innerhalb<br />
der <strong>Kinderfreunde</strong> für die 9- bis<br />
15-Jährigen ein adäquates Bildungs-<br />
und Freizeitambiente zu<br />
schaffen und um sie mit den<br />
Grundwerten Freiheit – Gleichheit<br />
– Gerechtigkeit vertraut zu<br />
machen. In diesen eigenständigen<br />
und selbstverwalteten Gemeinschaften<br />
spielte die kritische<br />
Auseinandersetzung mit der Gesellschaft<br />
von Beginn an eine<br />
wichtige Rolle.<br />
Luis Pfeiler, Falkenmitglied seit<br />
seiner Kindheit, prägte in den<br />
70ern und 80ern als Orts-, Bezirksund<br />
stellvertretender Landesfalke<br />
sowie als Gebietsreferent und<br />
Landessekretär der <strong>Kinderfreunde</strong><br />
gemeinsam mit Hunderten<br />
FunktionärInnen zahlreiche steirische<br />
Aktionen und pädagogische<br />
Inhalte mit.<br />
Die Roten Falken haben sich<br />
seit ihrer Gründung 1925 immer<br />
schon sozialpolitisch sehr stark<br />
engagiert. Gab es hier nach dem<br />
Krieg Veränderungen?<br />
Waren bis in die 60er-Jahre sozialdemokratische<br />
Inhalte mit teilweise<br />
»pfadfinderähnlichen« Äußerlichkeiten<br />
und Bewertungsmustern<br />
kombiniert, so begannen<br />
die Landes- und Bundesverantwortlichen<br />
der Roten Falken<br />
ab 1969 eine (basis-)politische<br />
und pädagogische Eigenständigkeit<br />
zu entwickeln. Das revolutionäre<br />
68er-Jahr hatte auch bei<br />
den Roten Falken nachhaltige<br />
Spuren hinterlassen.<br />
Wie arbeiteten die Roten Falken<br />
in der Steiermark?<br />
Für die Bezirksverantwortlichen<br />
der Roten Falken wurden Treffen<br />
mit dem Ziel organisiert, die politischen<br />
und pädagogischen Aktivitäten<br />
bei den Roten Falken zu<br />
verstärken. Dieses Team gab sich<br />
die Bezeichnung »Zentraler Kreis«,<br />
was in der Abkürzung dann öfter<br />
als »ZK« zu lesen war. Von so manchem<br />
<strong>Kinderfreunde</strong>-Funktionär<br />
und so mancher -Funktionärin<br />
wurde das als Provokation empfunden,<br />
obwohl der demokratisch<br />
ausgerichtete Zentrale Kreis<br />
mit dem damaligen sowjetischen<br />
Zentralkomitee absolut nichts<br />
gemeinsam hatte. Für die Bezirksfalken<br />
war bei den monatlichen<br />
Treffen in Bruck große Aufbruchsstimmung<br />
spürbar. Man<br />
fuhr mit konkreten Vereinbarungen<br />
und motiviert in seinen Bezirk<br />
zurück. Einige Gebietsreferenten<br />
waren zu dieser Zeit<br />
gleichzeitig auch für die Bildungsarbeit<br />
bei den Roten Falken zuständig.<br />
Eine Situation, die für die<br />
Roten Falken sehr von Vorteil<br />
war.<br />
Stichwort »Bildung«: Auf welche<br />
neuen Impulse setzten die Roten<br />
Falken in der Steiermark?<br />
Am Anfang der 70er waren es<br />
noch traditionelle Methoden, mit<br />
denen versucht wurde, politische<br />
Inhalte und freizeitpädagogische<br />
Praxis in den Schulungen zu vermitteln.<br />
In diesem Jahrzehnt orientierte<br />
sich die Art der Wissens-<br />
Rote Falken<br />
vermittlung immer stärker an<br />
den spürbaren Veränderungen<br />
dieser Zeit. Wolf Harranth als Bundesfalke,<br />
und später Wolfgang<br />
Schnelzer als steirischer Landesfalke,<br />
brachten viele neue Impulse<br />
für die Aktions- und Bildungsarbeit<br />
ein. Doch wie so oft waren<br />
die Schritte nach vorne einfach<br />
zu groß und daher zeigten viele<br />
gute und gut gemeinte Ansätze<br />
wenig Nachhaltigkeit in den<br />
Gruppen der Roten Falken.<br />
Diese Erkenntnisse nahmen die<br />
BildungsfunktionärInnen der Roten<br />
Falken zum Anlass, um sich<br />
bei der Entwicklung von neuen<br />
Ideen stärker an den Bedürfnissen<br />
und Möglichkeiten der GruppenleiterInnen<br />
und deren Kindergruppen<br />
zu orientieren.<br />
Die Auseinandersetzung um<br />
die aktuelle Lebenssituation<br />
von Kindern hat bei den Roten<br />
Falken eine jahrzehntelange<br />
Tradition. Wie wurde diese umgesetzt?<br />
Vom Grazer HelferInnenkreis ausgehend<br />
wurde die Aktion »Nicht<br />
nur Geschenke – Dein Kind<br />
braucht Dich!« von einigen Bezirken<br />
übernommen. Dabei wurden<br />
riesige Schachteln mit Geschenkpapier<br />
umhüllt und dazu entsprechend<br />
umgetextete Weihnachtslieder<br />
gesungen. Diese<br />
Aktionen wurden auf belebten<br />
öffentlichen Plätzen durchgeführt<br />
und provozierten teilweise<br />
heftige Reaktionen.<br />
Viele erinnern sich noch gut<br />
an die Anti-Kriegsspielzeug-<br />
Aktion …<br />
Die Anti-Kriegsspielzeug-Aktion<br />
wurde in Graz und den Bezirken<br />
in der Öffentlichkeit ganz groß<br />
aufgezogen. Unter anderem standen<br />
eine – für die damalige Zeit<br />
hochmoderne – Multi-Media-<br />
Schau mit zwei gleichzeitig operierenden<br />
Diaprojektoren und<br />
eine überdimensionale »Vernichtungsmaschine<br />
für Kriegsspiel-
Rote Falken<br />
1959: Jahreshauptversammlung der Sturmfalken<br />
zeug« zur Verfügung. Die Kinder<br />
konnten dort ihre Spielzeugwaffen<br />
in eine Öffnung geben, wobei<br />
eine Geräuschkulisse den Eindruck<br />
vermittelte, als würde das<br />
Kriegsspielzeug nun zerstört. Kurz<br />
darauf erhielt das betreffende<br />
Kind nun ein die Gemeinschaft<br />
förderndes Spiel zurück.<br />
Kommt dir spontan noch eine<br />
Aktion in den Sinn?<br />
Im schulischen Bereich setzten<br />
sich die Roten Falken dafür ein,<br />
die gemäßigte Kleinschreibung<br />
zuerst einmal bei den <strong>Kinderfreunde</strong>n<br />
einzuführen. Ein diesbezüglicher<br />
Antrag der Roten<br />
Falken wurde bei der Landeskonferenz<br />
1979 überraschend mit<br />
Mehrheit angenommen. Allerdings<br />
hielten sich an diesen Beschluss<br />
nur das Büro der Landesorganisation<br />
und die meisten<br />
Rote-Falken-FunktionärInnen.<br />
Nach kurzer Zeit setzte sich – wie<br />
man bestimmt auch in dieser<br />
<strong>Festschrift</strong> sieht – die »übliche«<br />
bzw. amtliche Schreibweise wieder<br />
durch.<br />
Die Roten Falken haben sich<br />
nie gescheut, aktuelle Themen<br />
kritisch zu hinterfragen. Wie<br />
sah das in der Friedens- und Umweltbewegung<br />
der 80er-Jahre<br />
aus?<br />
Die Diskussion um die Volksabstimmung<br />
über das Atomkraftwerk<br />
Zwentendorf war wesentlich<br />
kontroverser als bei anderen<br />
Themen. Bei den <strong>Kinderfreunde</strong>n<br />
waren die meisten MitarbeiterInnen<br />
für eine Inbetriebnahme. Der<br />
Zentrale Kreis der Roten Falken<br />
war fast geschlossen dagegen,<br />
während es bei den GruppenleiterInnen<br />
der Roten Falken sowohl<br />
Befürworter als auch GegnerInnen<br />
gab. Bei einem Landesseminar<br />
auf der Pack, genau am Wochenende<br />
der Volksabstimmung,<br />
wurde von den ReferentInnen<br />
Zwentendorf noch einmal intensiv<br />
thematisiert. Das Ergebnis ist<br />
Geschichte.<br />
… und bei der Friedensbewegung?<br />
Der Vietnamkrieg und die atomare<br />
Aufrüstung der USA und der<br />
Sowjetunion führte in vielen Ländern<br />
zu Friedensmärschen, an<br />
denen mehrere 10.000, manchmal<br />
100.000 Menschen teilnahmen.<br />
Für viele GruppenleiterInnen<br />
der Roten Falken und auch<br />
der <strong>Kinderfreunde</strong> war es ein Bedürfnis,<br />
dort dabei zu sein.<br />
Den meisten Falken war das Thema<br />
aber nicht nur ein theoretisches<br />
Anliegen: Wenn MitarbeiterInnen<br />
der Roten Falken in das<br />
so genannte »wehrfähige Alter«<br />
kamen, war es üblich, dass sie<br />
sich zum Zivildienst meldeten.<br />
Mit einer Vertrauensperson von<br />
den <strong>Kinderfreunde</strong>n gab es vor<br />
der Zivildienstkommission fast<br />
immer ohne Probleme die nötige<br />
Bewilligung.<br />
Ein Rote-Falken-Helfer aus Leoben,<br />
der die Genehmigung zum<br />
Zivildienst schon in der Tasche<br />
hatte, absolvierte trotzdem den<br />
Grundwehrdienst beim Bundesheer,<br />
denn er wollte unbedingt<br />
Pilot werden. Ohne Absolvierung<br />
des Bundesheeres war dies damals<br />
nicht möglich. Er schaffte<br />
Aktion »Kampf gegen das Kriegsspielzeug«<br />
1980: Chor der Roten Falken Leoben mit Skiffle-Band<br />
1975: Falkenrat in Graz<br />
37
38<br />
1983: Friedensveranstaltung am Grazer Hauptplatz<br />
Kampf dem Kriegsspielzeug<br />
die Ausbildung zum Berufspiloten.<br />
Heute ist er in der SPÖ-Gemeinderatsfraktion<br />
in einem Ort<br />
in der Nähe von Schwechat aktiv<br />
tätig. Seine Grundeinstellung bekam<br />
er wohl unter anderem im<br />
Chor der Roten Falken Leoben,<br />
der fast ausschließlich Lieder mit<br />
gesellschaftskritischen Inhalten<br />
bei vielen Veranstaltungen aufführte.<br />
Wie sah es mit pädagogischen<br />
Impulsen – abgesehen von den<br />
vielfältigen Aktionen – aus?<br />
Ein gutes Beispiel dafür waren die<br />
Schitage: Bei den Bezirks- und<br />
Landesschitagen wurde jahrzehntelang<br />
das Wettbewerbsritual<br />
der großen und kleinen Schibewerbe<br />
kopiert. Manche FunktionärInnen<br />
warben daraufhin oft<br />
Kinder, die in Schivereinen trainiert<br />
wurden, an. Diese standen<br />
natürlich auf dem Siegerpodest,<br />
während die Kinder von den Falkengruppen<br />
fast ausschließlich<br />
die hinteren Plätze belegten.<br />
Bei der Neuausrichtung der nun<br />
»Wintertreffen« genannten Veranstaltungen,<br />
standen vielfältige<br />
sportliche und spielerische Bewerbe<br />
ohne Zeitnehmung im<br />
Vordergrund. Auch wenn es anfangs<br />
teilweise Widerstand gab,<br />
so setzte sich diese Form, natürlich<br />
immer wieder mit neuen Ideen<br />
versehen, durch.<br />
Mit der Aktion »Kinderfreundliche<br />
Gemeinde«, initiiert von den<br />
<strong>Kinderfreunde</strong>n, den Roten Falken<br />
und dem GemeindevertreterInnenverband,<br />
und vielen weiteren<br />
pädagogischen Maßnahmen<br />
wurde der Partizipationsgedanke<br />
– Kinder und Jugendliche bestimmen<br />
ihr Lebensumfeld mit –<br />
immer stärker ausgebaut.<br />
Auch in den Feriencamps der Falken<br />
konnten die Kinder schon<br />
sehr früh aktiv bei der Planung<br />
»ihrer« Aufenthalte mitbestimmen.<br />
In den Falkencamps<br />
Döbriach und Keutschach hielten<br />
die Ideen der Roten Falken<br />
ebenfalls Einzug. Auch hier wurde<br />
versucht, Ferienprogramme<br />
kindergemäß, abenteuerlich und<br />
spannend umzusetzen. In Keutschach<br />
wurden mehrere Turnusse<br />
im Team mit wechselnden<br />
1979: Gemäßigte Kleinschreibung<br />
Aktion gegen Kriegsspielzeug,<br />
Radioaufnahme in Leoben<br />
Funktionen der BetreuerInnen<br />
geleitet.<br />
Neben den Feriencamps waren<br />
vor allem die Pfingsttreffen<br />
Highlights für alle Altersgruppen<br />
…<br />
Bei den Pfingstlagern wechselten<br />
einander Bundes-, Landes- und<br />
Bezirkstreffen ab. Die Landespfingstlager<br />
wurden vom Zentralen<br />
Kreis gemeinsam mit den örtlichen<br />
FunktionärInnen wirklich<br />
sorgfältig vorbereitet und durchgeführt.<br />
Die Programme wurden<br />
in monatelanger Vorbereitung<br />
zusammengestellt. Zwischen 800<br />
und 1.000 TeilnehmerInnen waren<br />
damals der Regelfall.<br />
»Graufalken« können Geschichten<br />
erzählen, die heute kaum<br />
mehr vorstellbar sind: Harald Antal<br />
z. B. von einem Pfingsttreffen<br />
im Grazer Grünanger, das in den<br />
nahe gelegenen Turnsaal einer<br />
Schule evakuiert werden musste,<br />
weil nach tagelangen Regenfällen<br />
das gesamte Gelände unter<br />
Wasser stand.<br />
Die Roten Falken sind heute<br />
– zumindest in der Steiermark –<br />
zwar nicht sehr zahlreich, aber<br />
doch noch in einigen Gruppen<br />
aktiv. Wie kam es dazu?<br />
Nach Rudi Müller, Wolfgang<br />
Schnelzer, der später Landesvorsitzender<br />
wurde, Siegfried<br />
Schafarik und Harald Antal wurde<br />
Rote Falken<br />
Die Vernichtungsmaschine<br />
für Kriegsspielzeug<br />
Aktion: »Nicht nur Geschenke –<br />
Dein Kind braucht Dich!«<br />
Franz Ferner vom steirischen Falkenrat<br />
1984 zum Landesfalken<br />
gewählt.<br />
In diese sehr aktive Zeit fällt auch<br />
die Gründung eines Frauenarbeitskreises.<br />
Es war dies der Start<br />
zu einem bewussten emanzipatorischen<br />
Denken bei den Falken<br />
– und auch bei vielen <strong>Kinderfreunde</strong>-FunktionärInnen.<br />
Nach Franz Ferner bildete ein<br />
Dreierteam aus dem Kreis der<br />
MitarbeiterInnen die Leitung der<br />
Landesstelle der Roten Falken.<br />
Aufgrund von Problemen mit der<br />
Landesführung der <strong>Kinderfreunde</strong><br />
legten alle Rote-Falken-FunktionärInnen<br />
im Landesleitungsteam<br />
geschlossen ihre Funktionen<br />
zurück. Versuche, eine neue<br />
Landesstelle für die Roten Falken<br />
zu »installieren« sind bisher – leider<br />
noch – ohne Erfolg geblieben.<br />
Doch trotz dieser Entwicklung<br />
gibt es die Roten Falken in<br />
der Steiermark nach wie vor. Es<br />
bestehen zwar nur wenige Gruppen,<br />
aber sie leisten gute Arbeit.<br />
Und viele Bestrebungen der Roten<br />
Falken werden auch 2008<br />
und bestimmt auch in den darauf<br />
folgenden Jahren engagiert<br />
umgesetzt werden.<br />
Interview:<br />
Petz Macsek und<br />
Mag. a Barbara Romar
Ära Kreisky<br />
Alexandra Fischerauer<br />
Die <strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark<br />
in der Ära Kreisky<br />
Wenn Ali Mandl, langjähriges<br />
Mitglied der <strong>Kinderfreunde</strong><br />
Steiermark<br />
bzw. Ortsgruppenvorsitzender in<br />
der Grazer Ortsgruppe Gries (und<br />
seit kurzem auch Träger des Goldenen<br />
Ehrenzeichens für Verdienste<br />
um die Republik Österreich)<br />
über die Ära Kreisky spricht,<br />
dann von einer Zeit des Aufbruchs,<br />
von einer sehr positiven<br />
Zeit. Selbst bei den <strong>Kinderfreunde</strong>n<br />
Steiermark – damals wie<br />
auch heute – in der Ortsgruppe<br />
Gries tätig, stand ihm Bruno Kreisky<br />
mehrmals gegenüber. Ali<br />
Mandl beschreibt ihn als offenen<br />
Menschen, der seinen Mitmenschen<br />
nicht aus dem Weg ging,<br />
sondern, ganz im Gegenteil, auf<br />
sie zuging. »Die Leute reden heute<br />
des öfteren negativ über ihn.<br />
Aber sie vergessen zu erwähnen,<br />
dass er viel für die armen Menschen<br />
getan hat, für die sozial<br />
Schwachen« so Ali Mandl.<br />
Die Ära Kreisky, die Zeit von 1970<br />
bis 1983 »bewegt« die Menschen<br />
noch heute, es wurden damals<br />
sehr viele Grundsteine für ein sozialeres<br />
Zusammenleben gelegt,<br />
einige dieser Grundsteine mit Hilfe<br />
der <strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark.<br />
Bruno Kreisky hat<br />
weiterentwickelt …<br />
»… sorgte für mehr Chancen für<br />
mehr Menschen.«<br />
(A. Gusenbauer, 2007)<br />
Die »Ära Kreisky« – sie dauerte<br />
von 1970 bis 1983 – hat nachhaltige<br />
Spuren hinterlassen: Österreich<br />
wurde im Laufe dieser Zeit<br />
moderner und liberaler, es wurden<br />
viele Reformen durchgeführt.<br />
Österreich sollte ein »Staat<br />
der Wohlfahrt für alle« werden.<br />
So wurden zum Beispiel neben<br />
der Strafrechtsreform von 1975,<br />
im Rahmen derer unter anderem<br />
das patriarchalische Ehe- und Familienrecht<br />
durch ein partnerschaftliches<br />
ersetzt wurde, auch<br />
im Bildungswesen zahlreiche Än-<br />
1. Mai-Aufmarsch in den 70er-Jahren: Bruno Kreisky am Grazer Hauptplatz<br />
derungen vorgenommen: die<br />
SchülerInnenfreifahrt und das<br />
Gratisschulbuch wurden eingeführt<br />
und somit die Bildungschancen<br />
vor allem jener Kinder,<br />
die am Land lebten, vergrößert.<br />
Im Jahr 1974 trat das Schulorganisationsgesetz<br />
in Kraft, das etliche<br />
Beeinträchtigungen der Rechte<br />
der LehrerInnen und eine Verbesserung<br />
der Rechte der SchülerInnen<br />
mit sich brachte. Es wurden<br />
die Aufgaben der SchülerInnenmitverwaltung<br />
geregelt und<br />
auch die Betragensnoten ab der<br />
7. Schulstufe abgeschafft. Auch<br />
die Hochschulstudiengebühren<br />
wurden im Rahmen der Kreisky-<br />
Ära für ÖsterreicherInnen und<br />
auch Studierende aus Entwicklungsländern<br />
abgeschafft. Der<br />
Zugang zu den Universitäten für<br />
Menschen jeglicher (vor allem<br />
1983: Afritschgarten in Graz, Landes-GF Rudi Müller mit Luftballons<br />
39
40<br />
1976: Dezembertreiben<br />
Weihnachtsbasteln<br />
1981: Dezembertreiben im Haus<br />
der Jugend<br />
1981: Dezembertreiben im Haus<br />
der Jugend<br />
1981: Dezembertreiben im Haus der Jugend, (li.) Bgm. Alfred Stingl<br />
sozialer) Herkunft sollte ermöglicht<br />
werden. Weiters kam es zu<br />
einer Demokratisierung der Universitäten.<br />
Allesamt Forderungen, die den<br />
steirischen <strong>Kinderfreunde</strong>n damals<br />
und auch heute noch besonders<br />
am Herzen liegen.<br />
Und auch viel beachtete außenpolitische<br />
Initiativen, die Österreich<br />
eine bis dahin nicht gekannte<br />
internationale Anerkennung<br />
eintrugen, wurden gesetzt<br />
(vgl. www.wien.spoe.at bzw. vgl.<br />
Weissensteiner in www.wienerzeitung.at).<br />
Ziel der Steuerreform unter Bruno<br />
Kreisky in den frühen 70er-<br />
Jahren war es, eine Umverteilung<br />
zugunsten der sozial Schwächeren<br />
zu erwirken. In der Wirtschaftspolitik<br />
wiederum galten<br />
seine Bestrebungen in erster Linie<br />
der Aufrechterhaltung der<br />
Vollbeschäftigung. Kreisky bereiteten<br />
»ein paar Milliarden [Schilling;<br />
Anm. d. Verf.] Schulden weniger<br />
schlaflose Nächte als ein<br />
paar Hunderttausend Arbeitslose«.<br />
Er begegnete dieser drohenden<br />
Arbeitslosigkeit und dem<br />
Ölschock 1973 und seinen Auswirkungen<br />
mit expansiver Budgetpolitik,<br />
dem sogenannten<br />
»deficit spending« (vgl. Weissensteiner<br />
in www.wienerzeitung.<br />
at). Nebenbei bemerkt: Es gelang<br />
ihm, im Endeffekt, die Arbeitslosenrate<br />
relativ niedrig zu halten.<br />
Dennoch gibt es auch heute<br />
noch KritikerInnen, die ihm zahlreiche<br />
Fehleinschätzungen vorwerfen.<br />
Bruno Kreisky und die<br />
<strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark<br />
Der Einfluss Kreiskys auf die österreichische<br />
– und somit auch auf<br />
die steirische – Bildungs- und Familienpolitik<br />
war weitreichend.<br />
Zu Zeiten der Ära Kreisky waren<br />
die heutigen Österreichischen<br />
<strong>Kinderfreunde</strong> noch in die SPÖ<br />
eingegliedert. Die »SPÖ – Freie<br />
Schule <strong>Kinderfreunde</strong>« hat es<br />
sich dabei zur Aufgabe gemacht,<br />
Erziehungsarbeit am Kinde zu<br />
leisten bzw. »das geistige und<br />
leibliche Wohl aller Kinder und<br />
deren Erziehung zur sozialistischen<br />
Gesinnung zu fördern«.<br />
Freie Schule bedeutete freien<br />
Schulzugang für jedes Kind, später<br />
auch eine gemeinsame Schule<br />
der 10- bis 14-Jährigen statt der<br />
Trennung in Hauptschule und<br />
Gymnasium. Die Gymnasien sollten<br />
allen Kindern, ungeachtet ih-<br />
Ära Kreisky<br />
rer gesellschaftlichen Herkunft,<br />
offenstehen und somit allen Kindern<br />
eine höhere Bildung vermitteln.<br />
In den Vordergrund gestellt<br />
werden sollte dabei die Kombination<br />
aus sozialem Lernen und<br />
dem Lernen von reinen Fakten<br />
(vgl. Bindel S. 288f).<br />
Diese neue Erziehungs- und<br />
Schulpolitik der <strong>Kinderfreunde</strong><br />
stellt den Beginn wesentlicher<br />
Entwicklungen des österreichischen<br />
Schulwesens dar. So sind<br />
die Bildungsexpansion der 60er-<br />
Jahre und die Schulreformen der<br />
70er- und 80er-Jahre unter anderem<br />
auch auf die Aktivitäten der<br />
<strong>Kinderfreunde</strong> zurückzuführen.<br />
Schon von Beginn an haben die<br />
<strong>Kinderfreunde</strong> die Bedeutung<br />
einer Erziehung erkannt, die<br />
»nicht bloß der Integration der<br />
heranwachsenden Generation in<br />
die bestehende Gesellschaft dienen<br />
will, sondern auf die ständige<br />
Veränderung und Verbesserung<br />
dieser Gesellschaft ausgerichtet<br />
ist.« (vgl. Bindel S. 386)<br />
Pädagogische Jahresprogramme<br />
sorgten im Endeffekt auch für<br />
Aktionen zum Schutz und zur Erweiterung<br />
der Lebensräume unserer<br />
Kinder (vgl. ebda.).<br />
So entstand zum Beispiel auch in
Ära Kreisky<br />
Zeiten der Ära Kreisky der umfassende<br />
Forderungskatalog »99<br />
Forderungen an uns alle« (vgl.<br />
Bindel, S. 388 ff.), der die Bedingungen<br />
für eine zufriedenstellende<br />
Erziehung aller österreichischen<br />
Kinder enthält und an dem<br />
steirische Ortsgruppen und die<br />
Landesorganisation Steiermark<br />
bzw. die Roten Falken maßgeblich<br />
beteiligt waren. Es entstanden<br />
in gemeinsamer Tätigkeit 99<br />
Vorschläge zur Gestaltung eines<br />
kinderfreundlichen Österreichs,<br />
wobei einige dieser Vorschläge<br />
auch tatsächlich verwirklicht<br />
wurden.<br />
Die Jahre 1979–1980<br />
als Beispiel: »Probleme<br />
solidarisch lösen.«<br />
In den Jahren 1970 – 1983, der<br />
Kreisky-Ära, haben unzählige<br />
Veranstaltungen und Aktionen<br />
der <strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark<br />
stattgefunden. Da die Auflistung<br />
und Beschreibung dieser Veranstaltungen<br />
bzw. Aktionen den<br />
Rahmen dieses Artikels bei weitem<br />
sprengen würde, werden<br />
nun die Jahre 1979–1980 als exemplarisches<br />
Beispiel herangezogen.<br />
Dr. Karl Birzele, seinerzeit Landesobmann<br />
der <strong>Kinderfreunde</strong><br />
Steiermark, schrieb in der Einleitung<br />
des Berichtes der Landeskonferenz<br />
(1981) wie folgt: »In<br />
den 80er-Jahren wird die <strong>Kinderfreunde</strong>arbeit<br />
nicht leichter werden.<br />
Die Entartungserscheinungen<br />
in der Gesellschaft nehmen<br />
zu und die Kinder sind davon zu-<br />
allererst bedroht und betroffen.<br />
So werden wir viel mehr Elternarbeit<br />
leisten müssen, um zu helfen,<br />
mit dem fast Unmöglichen<br />
fertigzuwerden: inmitten von<br />
materialistischer Konsumeinstellung<br />
und ungesundem Machtstreben<br />
die Kinder in der Familie<br />
zu schützen, damit sie dennoch<br />
natürlich aufwachsen können.<br />
Auch unsere Kindergemeinschaften<br />
in den Ortsgruppen, den Ferienheimen<br />
und Lagern haben<br />
große Aufgaben. Neben Freude<br />
und Entspannung, die sie erleben<br />
sollen, werden wir sie die<br />
demokratische Gemeinschaft<br />
lehren und sie mit ihnen üben –<br />
viel mehr noch als bisher. Wir<br />
werden wahrscheinlich die einzigen<br />
sein, die sich dieser Aufgabe<br />
ernsthaft annehmen. Außer der<br />
<strong>Kinderfreunde</strong>arbeit im engeren<br />
Kreis dürfen wir auf die politischen<br />
Aufgaben nicht vergessen:<br />
Die Gesellschaft müssen wir ändern.<br />
Die Wirtschaft, das Produzieren,<br />
das Arbeits- und Freizeitleben,<br />
die Schule, sie sollen<br />
menschlicher und kinderfreundlicher<br />
werden.«<br />
»Probleme solidarisch lösen« –<br />
einer der vielen aussagekräftigen<br />
Slogans dieser Zeit, die auch<br />
durch die <strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark<br />
tatsächlich verwirklicht<br />
wurden. Dies geschah – und geschieht<br />
noch immer – bei unzähligen<br />
Heimstunden, beim Wandern,<br />
bei Festen und Feiern, bei<br />
der Durchführung der jährlichen<br />
großen Ferienaktion, bei der Errichtung<br />
von Heimen und Spielplätzen,<br />
bei Sammelaktionen für<br />
1981: (ganz rechts) im Kreis von Delegierten als Referent bei der<br />
Landeskonferenz: Dr. Heinz Fischer<br />
1983: Steinberg, Graz – Theaterspiel in der Felsenbühne<br />
Eismaskenfest von 1975, im Hintergrund Vojo Radkovic<br />
die Dritte Welt, für Behinderte,<br />
bei Aufklärung und Werbung<br />
und noch vielen anderen Dingen.<br />
Im Mittelpunkt dieser gesellschaftspolitisch<br />
wichtigen Arbeit<br />
standen und stehen dabei noch<br />
immer die Kinder. Das Jahr 1979<br />
selbst wurde von der UNO zum<br />
»Weltjahr des Kindes« erkoren.<br />
So fand unter anderem eine Vogelnistkastenaktion<br />
statt, im<br />
Zuge derer rund 200 Nistkästen<br />
von Buben und Mädchen der<br />
Kinder- und Landesjugendverbände<br />
angefertigt und ausgehängt<br />
wurden. Weiters entwickelte<br />
sich aus der Idee »Probleme<br />
solidarisch lösen« heraus eine<br />
Solidaritätsaktion für Arusha, einer<br />
Stadt im Nordosten Tasanias.<br />
Diese Aktion fand den Abschluss<br />
in einer Benefizveranstaltung, die<br />
im Grazer Opernhaus durchgeführt<br />
wurde. Unter dem Motto<br />
»Elterngespräch« fanden in den<br />
Jahren 1979–1980 laufend Fort-<br />
1978: Aktion Osterhase<br />
mit LR Sepp Gruber<br />
41
42<br />
1975: Kasperlbus – unterwegs in der Steiermark<br />
1977: Kindertreffen in Graz<br />
1983: »Friedensfest« am Grazer Hauptplatz<br />
bildungsveranstaltungen und<br />
Diskussionen rund um das Thema<br />
Schule statt. Zentrale Punkte<br />
dieser Veranstaltungen waren<br />
schon damals eine bessere<br />
Ausbildung der Kinder, mehr<br />
Chancengleichheit durch eine<br />
gemeinsame Schule der 10- bis<br />
14-Jährigen als auch eine<br />
menschlichere und kinderfreundlichere<br />
Schule. Auch kann<br />
von zahlreichen Zeltlagern der<br />
Roten Falken berichtet werden.<br />
Im Jahr 1980 wurde von denselben<br />
eine erfolgreiche Aktion gegen<br />
das Kriegsspielzeug durchgeführt.<br />
Dabei wurde gegen eine<br />
permanente Aufrüstung von<br />
Kriegsgeräten protestiert und es<br />
konnte beim Verteidigungsministerium<br />
erreicht werden, dass<br />
Kinder in Zukunft nicht mehr auf<br />
Panzern und ähnlichen Gerätschaften<br />
bei Waffenschauen des<br />
Bundesheeres herumspielen<br />
durften. Weiters kann neben erfolgreichen<br />
Aufführungen der<br />
Kinder- und Jugendbühne von<br />
einer regen Teilnahme am ständigen<br />
Kinderkreis der <strong>Kinderfreunde</strong><br />
Steiermark berichtet<br />
werden. Insgesamt nahmen fast<br />
10.000 Kinder an diesem in den<br />
Ära Kreisky<br />
unterschiedlichen steirischen Bezirken<br />
teil. Die Anzahl der Kinder,<br />
die in dieser Zeit an den von den<br />
<strong>Kinderfreunde</strong>n Steiermark veranstalteten<br />
Ferienlagern und Urlauben<br />
teilgenommen haben, ist<br />
beachtlich: Etwa 7.000 Kinder<br />
konnten mit Hilfe von 800 erfahrenen<br />
FerialmitarbeiterInnen in<br />
insgesamt 20 Heimen und Lagern<br />
wunderschöne Wochen<br />
verbringen.<br />
Zum Abschluss noch einige Zahlen,<br />
die neben der »inneren«<br />
Größe der <strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark<br />
auch ihre »äußere« Größe<br />
deutlich machen sollen, schon<br />
in den Zeiten der Ära Kreisky: In<br />
etwa 125 Ortsgruppen waren im<br />
Jahr 1983 rund 15.000 Mitgliederfamilien<br />
organisiert. Außerdem<br />
kann von ca. 25 Kindergartengruppen,<br />
40 Hortgruppen,<br />
75 Sport- und Neigungsgruppen<br />
sowie mehr als 100 Freundschaftsgruppen<br />
berichtet werden.<br />
Somit kann die Ära Kreisky<br />
als eine überaus prosperierende<br />
Zeit und einer Zeit der Veränderungen<br />
und Weiterentwicklungen<br />
– nicht nur für die <strong>Kinderfreunde</strong><br />
Steiermark – angesehen<br />
werden.<br />
FAMILIE<br />
(aus: »99 Forderungen an uns alle – Vorschläge für ein kinderfreundliches<br />
Österreich«)<br />
Der Familie kommt in unserer Gesellschaft nach wie vor besondere<br />
Bedeutung zu. Als Teil dieser Gesellschaft vollzieht sie aber<br />
auch gesellschaftliche Entwicklungen mit und ist sozialen, wirtschaftlichen<br />
und kulturellen Einflüssen ausgesetzt.<br />
Neben der Sorge um das körperliche Wohl der Kinder ist es die<br />
wichtigste Aufgabe der Familie, dem Kind Geborgenheit und Sicherheit<br />
zu geben und jene Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten,<br />
die es zur Entfaltung seiner emotionalen, sozialen und<br />
schöpferischen Fähigkeiten braucht. […] (vgl. Bindel S. 289)<br />
Quellen<br />
E Petritsch, Wolfgang (1981): Bruno Kreisky. Nicolaische Verlagsbuchhandlung,<br />
Berlin<br />
E www.wien.spoe.at<br />
E www.kreisky.org<br />
E www.wienerzeitung.at/linkmap/personen/kreisky2.htm<br />
Friedrich Weissensteiner<br />
E Bericht der Landeskonferenz der <strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark,<br />
1981<br />
E Bindel, Jakob (1982):<br />
75 Jahre Österreichische <strong>Kinderfreunde</strong>: 1908–1983
Werbung<br />
kinderlärm ist zukunftsmusik.<br />
�������������� ��������������� ����������������� ���������������� ��������� ��������������<br />
����������� ���������������������������� ������������������������������������� ��������<br />
www.stmk.volkshilfe.at<br />
��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������<br />
Ins. Gemeinde Wagna 187x43mm 25.03.2008<br />
kids<br />
parade<br />
2008<br />
Die Demo<br />
für Kinderrechte<br />
in Graz<br />
Freitag, 20. Juni 2008<br />
www.kidsparade.at<br />
43
44<br />
ALPENBAD<br />
LIEZEN<br />
Wir informieren Sie über<br />
Kinderbetreuungsmöglichkeiten in Graz<br />
und in der gesamten Steiermark!<br />
0810 00-12 42<br />
zum Ortstarif<br />
�����������<br />
Mo 13.00–17.00 Uhr, Di, Mi, Fr 8.30–13.00 Uhr<br />
Tel. 0316/37-40-44, Fax DW 40<br />
Brandhofgasse 13, 8010 Graz<br />
www.kinderdrehscheibe.net<br />
Geöffnet:<br />
Mitte Mai bis Mitte September<br />
Kontakt oder Anfragen bitte unter: 03612/22 88 1-143 oder im <strong>Internet</strong>: www.liezen.at<br />
ALPENBAD LIEZEN<br />
Ein Erlebnis...<br />
• Steirisches Bädergütesiegel • turnierfähiger<br />
Beachvolleyplatz • Rettungsschwimmerprüfung<br />
und Tauchkurse • Schwimmkurse für Erwachsene<br />
und Kinder • erwärmtes Badewasser<br />
Geöffnet:<br />
Mai bis August<br />
������ ���� ����������<br />
Werbung<br />
Hallenbad Veitsch<br />
Badstraße 21<br />
8663 Veitsch<br />
Tel.: 03856/22 66<br />
Neue Sauna<br />
ab Juni 2008
Werbung<br />
www.stmk.spoe.at<br />
Gute1.Halbzeit 05-08<br />
Starke2.Halbzeit 08-10<br />
»Die Steiermark holt auf.<br />
Gut für alle im Land.«<br />
„Für neuen Fortschritt in sozialer Ausgewogenheit – dafür<br />
werden wir auch in der 2. Regierungs-Halbzeit arbeiten.“<br />
Gemeinde<br />
Hart bei Graz<br />
Die Gemeinde Hart bei Graz liegt am<br />
östlichen Stadtrand von Graz und ist<br />
durch die ruhige Lage mit vielen schönen Spazier- und<br />
Wanderwegen, sowie einem ausgebauten Radwegnetz ein<br />
beliebtes Naherholungsgebiet. Auf sinnvolle Freizeitgestaltung<br />
in sportlicher, wie auch in kultureller Hinsicht, wurde<br />
schon immer großer Wert gelegt. Diesbezüglich kann die<br />
Gemeinde auf zahlreiche Projekte hinweisen, wie einen<br />
Jugend- und Freizeitpark mit Skaterbahn, Beachvolleballund<br />
Streetsoccerplatz.<br />
Im Ortszentrum befindet sich neben der Mehrzweckhalle<br />
mit Gastronomie, die für Veranstaltungen aller Art, wie<br />
Musikveranstaltungen, Kabarett, Sportveranstaltungen und<br />
Familienfeiern sehr gut geeignet ist, ein neu errichtetes<br />
Netzwerk-Hotel, das als Zentrum von zahlreichen Dienstleistungen,<br />
dem modernen Nomaden ein niveauvolles<br />
Angebot bereitstellt. Ein Restaurant mit Cafe-Bar und<br />
Lounge rundet dieses Gefüge ab. Gegenüberliegend befindet<br />
sich die Wellnessanlage mit Sportcafe, Tennishalle,<br />
Hallenbad, Saunaanlage, Fitnesscenter und Physikalischem<br />
Therapiezentrum (Massage, Kosmetik, Fußpflege). Seminar-<br />
bzw. Tagungsräume im Obergeschoss können über die<br />
Gemeinde angemietet werden.<br />
Das Fußballstadion mit VIP-Bereich und 400 überdachten<br />
Sitzplätzen bietet für alle Fußballbegeisterten eine tolle Atmosphäre.<br />
Das neu errichtete Eisstadion mit einer Eisfläche<br />
von 30 x 60 m bietet allen Eislaufbegeisterten optimale<br />
Bedingungen.<br />
Gemeinde Lafnitz<br />
»Das Tor zum Lafnitztal«<br />
Tel. Nr. 03338/23 07, Fax-DW 4<br />
E-Mail: gde@lafnitz.steiermark.at<br />
www.lafnitz.at<br />
Wohnen in Lafnitz<br />
Baugrundstücke für<br />
Einfamilienhäuser,<br />
Mietkaufwohnungen<br />
Erholung, Freizeit und Sport im<br />
Ramsar-Gebiet »Lafnitztal«<br />
Solarbeheiztes Familienbad,<br />
Beach-Volleyball, Kinderspielplätze<br />
Gewerbegebiet, Nahversorgung<br />
und Kultur<br />
45
46<br />
Reinhard Meier<br />
Resümee und Ausblick<br />
Nach der Darstellung der Entwicklung der <strong>Kinderfreunde</strong><br />
und einiger Eckpunkte unserer Organisation,<br />
gilt es, die Gegenwart zu charakterisieren und vor<br />
allem den Blick nach vorne zu richten, wie und wohin<br />
sich die <strong>Kinderfreunde</strong> in der näheren Zukunft hin<br />
entwickeln sollen und können.<br />
Doch beginnen wir<br />
mit der Gegenwart:<br />
Die <strong>Kinderfreunde</strong> haben sich im<br />
abgelaufenen Jahrhundert vor<br />
allem dadurch einen Namen gemacht,<br />
dass sie ein vielfältiges<br />
und umfangreiches Angebot das<br />
ganze Jahr über in den verschiedenen<br />
Ortsgruppen erstellt und<br />
umgesetzt haben bzw. natürlich<br />
auch gegenwärtig umsetzen.<br />
Diese Leistung beruht auf dem<br />
Einsatz und dem Engagement<br />
der vielen ehrenamtlichen MitarbeiterInnen,<br />
die sich – unterstützt<br />
durch die Landesorganisation –<br />
dieser Herausforderung stellten<br />
bzw. stellen. Diesem Personenkreis<br />
gebührt hiefür unser aufrichtiger<br />
Dank.<br />
Ein weiteres wichtiges Element<br />
der Bewegung war und ist es, im<br />
Rahmen der Ferienaktion Kindern<br />
und Jugendlichen wesentliche<br />
Entwicklungsmöglichkeiten<br />
in der Freizeit und in entspannter<br />
Atmosphäre anzubieten. Spiel,<br />
Sport, Spaß in einer anderen Umgebung<br />
mit anderen Kindern zu<br />
haben, tragen wesentlich zur Erweiterung<br />
des Horizonts bei und<br />
es bieten sich neue Gelegenheiten,<br />
»Anderes« kennenzulernen,<br />
neue Erfahrungen zu machen,<br />
Kontakte zu knüpfen und somit<br />
neue Freunde zu gewinnen.<br />
In diesem Zusammenhang lernen<br />
und üben sie soziale, gesellschaftsrelevante<br />
Fähigkeiten, Eigenschaften<br />
und Tugenden ein:<br />
miteinander reden, etwas aushandeln,<br />
gemeinsam zu einem<br />
Ergebnis zu kommen, Verantwortung<br />
zu übernehmen usw.<br />
Also genau jene Elemente, die so<br />
wesentlich für das demokratische<br />
Zusammenleben sind und<br />
die zur Heranbildung der jeweiligen<br />
Persönlichkeit wesentlich<br />
beitragen.<br />
In den 80er- und 90er-Jahren fand<br />
aber auch eine Veränderung in<br />
der Gesellschaft insgesamt statt.<br />
Es wurde plötzlich alles (fast nur<br />
mehr oder zumindest vornehmlich)<br />
durch die ökonomische Brille<br />
betrachtet. Natürlich ist es wichtig<br />
und richtig, mit Geld, besonders<br />
öffentlichen Geldern, sorgsam<br />
und sparsam umzugehen. Doch<br />
dies darf nicht der einzige Gesichtspunkt<br />
sein! Denn Arbeit im<br />
pädagogischen Bereich – also genau<br />
in dem Bereich, in dem die<br />
<strong>Kinderfreunde</strong> seit nunmehr 100<br />
Jahren so erfolgreich tätig sind –<br />
zeigt sich der »Erfolg« nicht sofort,<br />
sondern erst mit zeitlicher Verzögerung.<br />
Alles, was heute in die Bildung<br />
und Ausbildung der Kinder und<br />
Jugendlichen investiert wird, wird<br />
erst in einigen Jahren sicht- und<br />
spürbar. Also mit Verzögerung.<br />
Und jede Maßnahme, jeder investierte<br />
Euro in der Prophylaxe erspart<br />
viele, viele Euros in der Zukunft!<br />
Nun, um diesen veränderten gesellschaftlichenRahmenbedingungen<br />
Rechnung zu tragen, haben<br />
die <strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark<br />
sich auch in Feldern engagiert, die<br />
von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen<br />
wegen der zeitlichen Intensität<br />
und auch im Sinne der Professionalisierung<br />
nicht mehr zu bewerkstelligen<br />
waren bzw. sind.<br />
So zeichnet sich<br />
die Ferienaktion<br />
dadurch aus,<br />
dass in verschiedenen Camps an<br />
verschiedenen Orten im In- und<br />
Ausland unterschiedliche Themenschwerpunkte<br />
auch für unterschiedliche<br />
Altersgruppen<br />
gesetzt werden, um eben den<br />
unterschiedlichen Bedürfnissen<br />
der Kinder und Jugendlichen gerecht<br />
zu werden. Aber auch die<br />
Organisation und Durchführung<br />
von Schulcamps oder gar von<br />
EU-Camps bedürfen umfangreicher<br />
Planungsarbeiten und natürlich<br />
entsprechender Begleitung<br />
und Umsetzung.<br />
Neben den vorhin genannten<br />
Bereichen engagierten<br />
sich die <strong>Kinderfreunde</strong><br />
sehr bald im Bereich<br />
der Nachmittagsbetreuung an<br />
Schulen (KISS – Lern- und Freizeitbetreuung).<br />
Der Bedarf stieg<br />
und steigt kontinuierlich an und<br />
so gestalten wir die Nachmittagsbetreuung<br />
mittlerweile an<br />
weit mehr als zehn Standorten in<br />
Graz und in verschiedenen Bezirken<br />
der Steiermark.<br />
Die Familienakademie<br />
(FAMAK) führt steiermarkweitLernberatung<br />
und Familiencoaching<br />
durch, erarbeitet, organisiert und<br />
gestaltet Lehrgänge, Workshops<br />
und Vorträge im Bereich der Elternbildung.<br />
Weitere Schwerpunkte<br />
liegen bei interkulturellen<br />
Initiativen bzw. Integrationsfragen<br />
und Weiterbildungsangeboten<br />
für ehrenamtliche und für<br />
hauptamtliche MitarbeiterInnen.<br />
Resümee & Ausblick<br />
Die Zukunft ist eine undankbare Person, die grad nur die quält,<br />
die sich recht sorgsam um sie bekümmern.<br />
Johann Nepomuk Nestroy<br />
Das Zentrum für<br />
Gesundheitsförderung<br />
(ZfG) erarbeitet<br />
innovative Gesundheitsprojekte<br />
für Kindergärten, Schulen,<br />
Krankenhäuser, Betriebe und<br />
Kommunen. Im Vordergrund steht<br />
die Entwicklung und Förderung<br />
eines gesunden Lebensstils von<br />
klein an. Dem Gesundheitskasperl<br />
z. B. gelingt es, Themen und Inhalte<br />
kindgerecht zu vermitteln.<br />
Die Interdisziplinäre<br />
Frühförderstelle leistet<br />
Früherkennung, Entwicklungsförderung<br />
und Familienbegleitung. Das heißt<br />
sie arbeitet mit Kindern (und deren<br />
Eltern), die Entwicklungsverzögerungen<br />
oder bereits in der<br />
frühen Kindheit Schwierigkeiten<br />
(z. B. beim Lernen) aufweisen, mit<br />
dem Ziel, diese frühzeitig zu erkennen,<br />
entsprechend zu fördern<br />
und so dazu beizutragen, einen<br />
erfolgreichen Start ins Leben zu<br />
ermöglichen.<br />
Das Kinderschutzzentrum<br />
Oberes Murtal<br />
mit Sitz in Knittelfeld<br />
und Außenstellen in<br />
Murau bzw. Bruck/Mur ist eine<br />
sehr notwendige Einrichtung zum<br />
Schutz jener, die bereits in frühen<br />
Jahren ihres Lebens sehr schlimme<br />
Erfahrungen machen mussten.<br />
Das Kinderschutzzentrum ist<br />
nicht nur Anlaufstelle für Betroffene<br />
sondern auch für deren Eltern.<br />
Von hier aus wird aber auch wesentliche<br />
Arbeit in der Prophylaxe<br />
in Form von Informationen und<br />
Vorträgen an Schulen oder bei Eltern-abenden<br />
geleistet.
Resümee & Ausblick<br />
Neben all diesen ganzjährigen<br />
Einrichtungen planen, organisieren<br />
und gestalten wir wesentliche<br />
Aktionen: Einen Schwerpunkt<br />
unserer Arbeit bilden die<br />
Kinderrechte, für die wir immer<br />
wieder vehement eintreten. Dies<br />
gipfelt in der Kidsparade, die<br />
2007 erstmals in Graz durchgeführt<br />
wurde und nach 2008 weiter<br />
im Zweijahresrhythmus<br />
durchgeführt werden soll. Hilfsaktionen<br />
in Katastrophenfällen<br />
wie seinerzeit beim Fall Tschernobyl<br />
bzw. die Hochwasserhilfe<br />
2005, Initiativen zum Vaterschutzmonat<br />
oder zur Väterkarenz, zum<br />
Gratiskindergarten, zur politischen<br />
Partizipation wie z. B. Wählen<br />
ab 16, Kinder-Animation bei<br />
Festen und Feiern, Kinderbetreuung<br />
bei verschiedenen Anlässen,<br />
auch bei Konferenzen oder Kongressen,<br />
oder aber der allseits<br />
bekannte Kinderfasching jeweils<br />
am Faschingdienstag – übrigens<br />
die größte (nicht nur wegen der<br />
Teilnehmerzahl) Kinder-Faschingsveranstaltung<br />
in Graz.<br />
Und dann natürlich noch etwas,<br />
was zwar viel Einsatz und Hirn<br />
erfordert, in der Öffentlichkeit<br />
jedoch kaum oder nicht zu sehen<br />
ist: Das Lobbying für Kinder und<br />
ihre Anliegen in der Form, dass<br />
Gutachten und Stellungnahmen<br />
zu Gesetzesentwürfen erarbeitet<br />
und erstellt werden oder etwa<br />
das Vermitteln von Gesprächen<br />
zwischen der Politik und Konfliktparteien.<br />
In diesem Sinne steuern<br />
wir auch Ideen für PolitikerInnen<br />
und Entwickler für Initiativen bei.<br />
Und wie wird<br />
es weitergehen?<br />
Ich versichere, dass wir auch in<br />
Zukunft die bewährten Einrichtungen<br />
und Aktivitäten weiterführen<br />
werden, aber uns auch in<br />
neuen Aufgabenfeldern engagieren<br />
werden.<br />
So wird in nächster Zukunft sicher<br />
ein Hauptaugenmerk darauf<br />
gerichtet sein, unseren Beitrag<br />
zur Vereinbarkeit von Beruf und<br />
Familie zu leisten. Der Bedarf an<br />
Möglichkeiten zur professionellen<br />
Kinderbetreuung ist durch<br />
die veränderten, flexibilisierten<br />
Arbeitszeiten weiter im Steigen.<br />
Wir entwickeln gerade hier ein<br />
vielfältiges, den jeweiligen Bedürfnissen<br />
und örtlichen Gegebenheiten<br />
angepasstes Angebot.<br />
Oder zum Thema Kindergarten:<br />
Bestärkt durch neueste Forschungsergebnisse<br />
der Gehirnforschung<br />
treten wir vehement<br />
für die Anerkennung des Kindergartens<br />
als Bildungseinrichtung<br />
ein. Diese frühkindliche, vorschulische<br />
Lernsituation, die jedoch<br />
nicht eine Vorverlegung der<br />
Schulpflicht darstellen soll und<br />
kann, dient den Entwicklungsund<br />
Entfaltungsmöglichkeiten<br />
jedes Kindes und ist daher auch<br />
zentrales inhaltliches Element<br />
unserer Forderung nach zumindest<br />
einem verpflichtenden, für<br />
die Eltern kostenfreien Kindergartenjahr<br />
(Stichwort: Gratiskindergarten).<br />
Seit einigen Jahren fordern wir für<br />
Väter die Möglichkeit, sich nach<br />
der Geburt eines Kindes verstärkt<br />
dem Kind widmen zu können.<br />
Unser diesbezügliches Anliegen,<br />
»Papa aktiv«, wurde vor kurzem<br />
endlich von der Politik aufgegriffen<br />
und wird nun unter dem Titel<br />
»Vaterschutzmonat« diskutiert.<br />
Wir werden also weiterhin für<br />
eine Chancengerechtigkeit wie<br />
Zugang zu Bildung, zu sozialem<br />
Ausgleich innerhalb der Gesellschaft<br />
eintreten, aber natürlich<br />
auch für eine kinderfreundliche<br />
und kindgerechte Umwelt. Wir<br />
werden dort einspringen, wo auf<br />
Grund veränderter Rollen und/<br />
oder Anforderungen der Eltern<br />
diese ihren Aufgaben ihren Kindern<br />
gegenüber nicht mehr ausreichend<br />
gerecht werden (können),<br />
wir werden weiterhin für<br />
Friedenserziehung und auch für<br />
politische Partizipation eintreten.<br />
Noch stärker widmen werden wir<br />
uns als soziale Dienstleistungseinrichtung<br />
den Bereichen Sozial-<br />
und Lernbetreuung, hier sind<br />
die <strong>Kinderfreunde</strong> bereits anerkannte<br />
Träger, sowie die Leistungen<br />
Erziehungshilfe und Sozialbetreuung.<br />
Unsere Aufgabe wird<br />
es verstärkt sein, Kindern vielfältige<br />
und herausfordernde Lernor-<br />
te zu bieten und ihre soziale<br />
Entwicklung zu unterstützen.<br />
Die <strong>Kinderfreunde</strong> sind<br />
nunmehr 100 Jahre alt. In<br />
der Retrospektive kann man<br />
vereinfacht und verkürzt sagen:<br />
Diese Idee, die Jahrhundertidee,<br />
hat sich deshalb<br />
so lange und so gut<br />
behauptet, weil im Grunde<br />
genommen die Probleme<br />
sehr ähnlich geblieben sind.<br />
Natürlich haben sich gesellschaftliche,<br />
soziale und ökonomische<br />
Bedingungen in<br />
diesem Zeitraum gravierend<br />
verändert. Daher sind<br />
auch andere Methoden<br />
und Herangehensweisen<br />
an diese Probleme gefragt,<br />
anders als zur Gründungszeit.<br />
Wir werden also auch in Zukunft<br />
alles daran setzten,<br />
was seit nunmehr 100 Jahren<br />
von den <strong>Kinderfreunde</strong>n<br />
so erfolgreich gestaltet<br />
und umgesetzt wurde: aktiv<br />
und engagiert, mit vollem<br />
Einsatz und Engagement<br />
weiterhin alles zu tun,<br />
was zum Schutz und Wohle<br />
jenes Teils der Gesellschaft<br />
gereicht, der des Schutzes<br />
der Erwachsenen bedarf.<br />
Wir – sowohl unsere ehrenamtlichen<br />
wie auch unsere<br />
hauptberuflichen MitarbeiterInnen<br />
– werden auch<br />
weiterhin dafür eintreten,<br />
daran mitarbeiten und dafür<br />
kämpfen, dass die Welt<br />
kinderfreundlicher und<br />
kindgerechter und somit<br />
letztlich ein wenig gerechter<br />
und fairer wird.<br />
2007: Kidsparade in Graz<br />
2006: Kinderrechteaktion »Quatsch«<br />
Sommersportler<br />
aufgepasst !<br />
Unsere Freizeitanlage<br />
ist täglich geöffnet.<br />
Zur Verfügung stehen:<br />
• Funcourt<br />
• Fußballplatz<br />
• Beach-Volleyballplatz<br />
• Tennisplätze<br />
Weitere Infos im ju:fa-Cafe<br />
Tel.: 03142/28628<br />
47