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Blickpunkte 02-2007 - Der PARITÄTISCHE Sachsen Anhalt

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BLICKPUNKTE des PARiTÄTISCHEN <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

BLICKPUNKTE<br />

des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

Rundbrief<br />

Ausgabe 2 | <strong>2007</strong>


03 Editorial<br />

Gesamtverband<br />

Ausgabe 2 | <strong>2007</strong><br />

05 Wechsel an der Spitze des Gesamtverbandes<br />

06 Neues Erscheinungsbild des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N symbolisiert den Einsatz für<br />

Chancengleichheit<br />

08 Impressum<br />

09 Homepage des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N: Plattform für soziales Engagement<br />

Jahr der Chancengleichheit<br />

10 Protestveranstaltung im Landtag<br />

12 Forderungen der beteiligten Verbände<br />

13 Zukunftschancen einer alternden Gesellschaft<br />

15 Tagungs- und Veranstaltungsankündigungen<br />

Informationen<br />

17 Erfolgreiches Pilotprojekt »Bürgerarbeit« in Magdeburg vor der Verlängerung<br />

18 Leuchtturmprojekt Demenz<br />

18 Rahmenvertrag für die Eingliederungshilfe kurz vor der Unterzeichnung<br />

19 Studie: Armut gefährdet die Gesundheit<br />

20 Wirkungsorientierte Steuerung in der Kinder- und Jugendhilfe<br />

20 Schwangerschaftsberatung und Sicherung des Kindeswohls<br />

21 Neues Magazin: „TENGO - Lust auf später“<br />

22 Förderaktion der Aktion Mensch<br />

22 Aktion Mensch und DHW verschärfen Förderkriterien<br />

Positionen<br />

24 Verbesserte Beschäftigungschancen durch längerfristige Förderung<br />

25 Modellprojekt »Transparenz in der Pfl ege«<br />

Inhalt<br />

<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 03


Inhalt<br />

04 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />

Positionen<br />

26 Diskussion um Krippenplätze: »Allen Kindern gleiche Chancen«<br />

27 Gesamtverband warnt vor »Familienpolitischer Mogelpackung«<br />

28 Geschlossene Unterbringung in Leistungszuständigkeit der Eingliederungshilfe<br />

nach SGB XII<br />

28<br />

Landesgeförderte Beratungsstellen im Focus<br />

32 Persönliches Budget: Umsetzung im Land mit Problemen behaftet<br />

33 Kreisgebietsreform und Konsequenzen für den <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />

Verbandsleben<br />

Regionalstelle Altmark<br />

36 Stendaler initiieren landesweiten Kunst/ und Kulturwettbewerb<br />

37 Soziale Wohnumfeldbetreuung und ALG-II-Beratung<br />

Regionalstelle Magdeburg<br />

38 Das <strong>PARITÄTISCHE</strong> Bürgerhaus in Magdeburg<br />

Regionalstelle Mitte<br />

40 Arbeitsbesuch des Vizekanzlers Franz Müntefering im Projekt<br />

»Alter hat Zukunft« im Mansfelder Land<br />

41 Arbeitsbesuch des Vorsitzenden des Gesamtverbandes bei der Lebenshilfe<br />

Mansfelder Land e. V.<br />

41 Hervorragende Leistungen im Ehrenamt<br />

Regionalstelle Ost<br />

42 Würdigung des Ehrenamtes: Über 60 Personen mit der Ehrennadel des<br />

<strong>PARITÄTISCHE</strong>N geehrt<br />

43 Gedanken einer Regionalleiterin<br />

43 Bundesverdienstkreuz für Lutz Kircheis<br />

Regionalstelle Süd<br />

44 »Kinderperspektiven«: Veranstaltungsrückblick Benefi z-Kunch gegen<br />

Kinderarmut in Halle<br />

46 VI. Behördenmarathon in Halle<br />

47 <strong>PARITÄTISCHE</strong>S Competence-Center<br />

48 Altenhilfe: Zusammenarbeit der Gremien neu konzipiert<br />

49 2. <strong>PARITÄTISCHE</strong> Fachtagung »Herausforderung Demenz«<br />

Aus den Landesverbänden<br />

50 Gespräche mit den Landesverbänden unter dem Dach des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />

<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

52 Koordinierungsstelle Erlebnispädagogik


Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

liebe PARITÄTERINNEN<br />

und PARITÄTER,<br />

das »Europäische Jahr der<br />

Chancengleichheit« nimmt auch<br />

in der 2. Ausgabe der PARITÄ-<br />

TISCHEN „<strong>Blickpunkte</strong>“ einen besonderen<br />

Raum ein. Zum einen<br />

haben wir diesem Thema eine<br />

extra Rubrik gewidmet, unter<br />

der Sie Berichte von Veranstaltungen<br />

des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N und<br />

Tagungshinweise fi nden, zum<br />

anderen spiegeln sich „Chancengleichheit<br />

und Chancengerechtigkeit“<br />

als Grundgedanken der<br />

Parität in vielen Fachinformationen<br />

und Positionen unseres<br />

Verbandes wider.<br />

Auch im Vorstand haben wir<br />

uns intensiv mit Fragen der<br />

Notwendigkeit gleichwertiger<br />

Lebensbedingungen der Menschen<br />

unseres Landes befasst. In<br />

den regelmäßig stattfi ndenden<br />

Gesprächen auf der politischen<br />

Ebene stellen wir Themen wie<br />

Teilhabemöglichkeit durch Integration,<br />

Akzeptanz und individuelle<br />

Förderung stets in den<br />

Mittelpunkt und fordern ein<br />

entsprechend verantwortungsbewusstes<br />

Handeln seitens der<br />

Politik ein. Dabei konnte ich feststellen,<br />

dass der <strong>PARITÄTISCHE</strong><br />

seine Position als gefragter Diskussionspartner<br />

und Impulsgeber<br />

für innovative Ideen und<br />

Konzepte sozialer Arbeit weiter<br />

ausbauen konnte. Die Forderungen<br />

unseres Verbandes zur<br />

Mitgliederversammlung 2006<br />

zeigen dabei nachhaltige Wirkung<br />

wie beispielsweise hinsichtlich<br />

der Förderung der<br />

Selbsthilfekontaktstellen. Diese<br />

wurde nun erstmals in den<br />

Landeshaushalt aufgenommen<br />

- ein toller Erfolg für den PA-<br />

RITÄTISCHEN, dessen eine wesentliche<br />

Säule ehrenamtliches<br />

Engagement und Selbsthilfeförderung<br />

ist!<br />

Unser Verband diskutiert das<br />

Thema der „Chancengleichheit“<br />

als Prinzip des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />

im Jahr <strong>2007</strong> auch in einem anderen<br />

Zusammenhang: mit der<br />

Einführung eines neuen Logos<br />

und damit eines neuen Erscheinungsbildes.<br />

Die Entscheidung<br />

der Vorsitzenden der Landesverbände,<br />

bundesweit ein neues,<br />

einheitliches und verbindendes<br />

Logo als Botschaft unseres Verbandes<br />

einzuführen, wird konsequent<br />

verfolgt. Das neue Logo<br />

symbolisiert wie kein anderes<br />

Zeichen die Vision des PARITÄ-<br />

TISCHEN und steht in simpler<br />

und eindrücklicher Form für<br />

Gleichstellung. Lassen Sie sich<br />

überraschen! Eine ausführliche<br />

Vorstellung und Erläuterungen<br />

dazu fi nden Sie in diesem Heft.<br />

An dieser Stelle möchte ich<br />

mich noch mit einem persönlichen<br />

Anliegen an Sie wenden:<br />

seit kurzem bin ich auch Vorsitzender<br />

des Gesamtverbandes.<br />

Ich habe dieses weitreichende<br />

Amt zunächst bis zur Neuwahl<br />

2008 übernommen, da die bisherige<br />

Vorsitzende, Barbara Stolterfoth,<br />

krankheitsbedingt ausscheiden<br />

musste. Bis dato war<br />

ich stellvertretender Vorsitzender.<br />

Ich kann Ihnen versichern,<br />

dass ich trotz dieser doppelten<br />

„Herausforderung“ die Belange<br />

unseres Landesverbandes weiterhin<br />

mit Verantwortungsbewusstsein<br />

im „Auge“ habe - ich<br />

werde diesbezüglich auch von<br />

meinen VorstandskollegInnen<br />

und der Landesgeschäftsfüh-<br />

Dr. med. Eberhard Jüttner<br />

Vorstandsvorsitzender des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />

<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

rung unterstützt und entlastet.<br />

Das „Doppelamt“ bietet aber<br />

auch die Chance, unsere Anliegen<br />

auf die Bundesebene zu<br />

transportieren. Angesichts der<br />

aktuellen Gesetzesvorhaben<br />

zu Pfl egeversicherung, Arbeitsmarkt<br />

und Qualitätssicherung<br />

oder zu Fragen der demografi<br />

schen Wandels eine gute Ergänzung.<br />

Ich grüße Sie herzlich<br />

Ihr Eberhard Jüttner<br />

Vorwort<br />

<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 05


Gesamtverband<br />

Dr. Gabriele Girke<br />

Landesgeschäftsführerin<br />

fon 0391/62 93 420<br />

fax 0391/62 93 444<br />

ggirke@mdvl.paritaet.org<br />

06 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />

Wechsel an der Spitze des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />

Gesamtverbandes<br />

<strong>Der</strong> Vorsitzende des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>,<br />

Dr. med. Eberhard Jüttner, ist jetzt auch Vorsitzender<br />

des Gesamtverbandes in Berlin.<br />

Die ehemalige Verbandsvorsitzende, Barbara<br />

Stolterfoht hat zum 1. April <strong>2007</strong> nach fast sieben<br />

Jahren das Amt an ihren bisherigen Stellvertreter<br />

abgegeben. Beide wurden im Oktober 2000 in ihre<br />

Ämter gewählt. Barbara Stolterfoth (67) geht nach<br />

mehr als vier Jahrzehnten im Beruf und einem Vierteljahrhundert<br />

sozialpolitischen Engagements in<br />

Neues Erscheinungsbild des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />

symbolisiert den Einsatz für Chancengleichheit<br />

<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> bekommt ein neues Erscheinungsbild. Dabei beschränkt er sich nicht nur auf<br />

ein wenig Modernisierung und einen neuen Anstrich. Mit ganz überwältigender Mehrheit hat<br />

sich die Konferenz der Landesvorsitzenden im März dieses Jahres dafür ausgesprochen, vom<br />

bisherigen Verbandslogo, dem stilisierten VWV, Abschied zu nehmen.<br />

Ein Gleichheitszeichen wird stattdessen künftig die Parität symbolisieren.<br />

Ein Logo ist die visuelle Interpretation des Namens<br />

oder aber der Botschaft des Verbandes. So<br />

stand denn auch das erste V im „VWV“ für die römische<br />

Fünf des „5. Wohlfahrtsverbandes“, wie der<br />

Paritätische von 1924 bis 1932 hieß.<br />

Die nüchterne Namensgebung machte gar nicht<br />

erst den Versuch, zu überspielen, dass es sich um<br />

einen ausgesprochenen Zweckzusammenschluß<br />

handelte. Nicht eine gemeinsame Vision oder<br />

eine gemeinsame Weltanschauung führte die unabhängigen<br />

Einrichtungen zusammen, sondern<br />

die schlichte Notwendigkeit, sich gegen Bestrebungen<br />

der Kommunalisierung sozialer Arbeit<br />

zur Wehr zu setzen, sowie die Befürchtung, als<br />

kleine unabhängige Einrichtungen zwischen die<br />

Räder der großen Vier - nämlich Caritas, Diakonie,<br />

Deutsches Rotes Kreuz und Zentralwohlfahrtsstelle<br />

der Juden - zu geraten.<br />

den Ruhestand. Sie engagierte sich während ihrer<br />

Amtszeit beim <strong>PARITÄTISCHE</strong>N insbesondere für<br />

die Belange chronisch kranker, behinderter und<br />

sozial benachteiligter Menschen.<br />

Dr. med. Eberhard Jüttner (67) wird das Amt bis<br />

zu den turnusmäßigen Vorstandswahlen im März<br />

2008 bekleiden. Er ist zudem Präsidiumsmitglied<br />

beim Deutschen Verein und stellvertretender Vorsitzender<br />

des Kuratoriums Deutsche Altershilfe.<br />

Es dauerte jedoch nicht lange, und es entwickelten<br />

sich unter dem neuen Dach durchaus Gemeinsamkeiten<br />

wohlfahrtspfl egerischen Denkens. Die<br />

Gründungsthese von der konfessionellen und<br />

politischen Ungebundenheit hatte off ensichtlich<br />

große Anziehungskraft. Nicht Wenige wollten<br />

wohlfahrtspfl egerisches Handeln nicht eingebunden<br />

sehen in die weltanschaulichen und politischen<br />

Auseinandersetzungen der Konfessionen<br />

und Parteien in der damaligen Zeit. Die Parität -<br />

die Gleichheit der Ausrichtungen, der Vereine und<br />

Verbände in Ansehen und Rechten - wurde bald<br />

zum ausgesprochenen Leitgedanken des Verbandes<br />

und führte im November 1932 konsequent<br />

zur Änderung des offi ziellen Verbandsnamen in<br />

„Deutscher Paritätischer<br />

Wohlfahrtsverband“.<br />

Weit weniger konsequent verhielt man sich jedoch<br />

zum Verbandssignet. Das alte Logo, das


„VWV“, wurde trotzt Namensänderung beibehalten.<br />

Name und Selbstverständnis des Verbandes<br />

spiegelten sich fortan nicht mehr in seinem Logo<br />

wider.<br />

Indem man mit der Wiedergründung des Verbandes<br />

nach dem Krieg das alte Erscheinungsbild<br />

von 1932 aufgriff , sollte diese Eigentümlichkeit<br />

den Verband bis heute begleiten. In den folgenden<br />

Jahrzehnten war die Geschichte des Verbandes<br />

von stetem und in manchen Phasen sogar sprunghaftem<br />

Mitgliederwachstum gekennzeichnet. Mit<br />

seiner Verklammerung von traditionellen und bewährten<br />

Einrichtungsformen einerseits und neuen<br />

Bewegungen wie der Selbsthilfe andererseits<br />

erwuchs ihm ein unverwechselbares Markenzeichen<br />

als Verband einer lebendigen Bürgergesellschaft<br />

und als innovativer Ideengeber. Aus dem<br />

„Lumpensammler der Freien Wohlfahrtspfl ege“,<br />

wie der Paritätische manchmal etwas despektierlich<br />

genannt wurde, wurde ein deutlich konturierter<br />

Verband mit anspruchsvollem und attraktivem<br />

Profi l.<br />

Parität wurde dabei nicht nur innerverbandlich<br />

gelebt, sondern mehr und mehr auch off ensiv<br />

nach außen getragen. Das Postulat der Gleichheit<br />

aller in ihrem Ansehen und in ihren Möglichkeiten,<br />

das den Verband bereits bei seiner Gründung 1924<br />

prägte, wurde zunehmend auch als gesellschaftliches<br />

Prinzip und gesellschaftlicher Motor begriffen.<br />

Erst die Akzeptanz der Gleichwertigkeit von<br />

unterschiedlichen Weltanschauungen, von unterschiedlichen<br />

Methoden und Ansätzen des Sozialen<br />

schaff e die Vielfalt und die Bewegung, die unsere<br />

Gesellschaft zur Lösung ihrer Probleme und<br />

zu ihrer humanen Weiterentwicklung benötige.<br />

Mit der Verabschiedung seiner Verbandsgrundsätze<br />

im Oktober 1989 legte der Verband schließlich<br />

ein klares und beeindruckendes Dokument seines<br />

Selbstverständnisses und seiner Vorstellungen<br />

von einer dynamischen Wohlfahrtspfl ege in einer<br />

dynamischen Gesellschaft vor. Spätestens zu diesem<br />

Zeitpunkt hatte sich die für Außenstehende<br />

merkwürdig schüchtern und bescheiden anmutende<br />

Doppelbotschaft in der Wort-Bild-Marke<br />

des Verbandes: „Wir sind der Paritätische und der<br />

5. der Wohlfahrtsverbände“ schon deutlich überlebt.<br />

Sie hatte sich aufgelöst zu einem selbstbewussten<br />

„Wir sind der Paritätische“,<br />

„Wir vertreten die Parität“.<br />

Es verwundert daher nicht, dass zeitgleich mit<br />

der Erarbeitung und der Verabschiedung der Verbandsgrundsätze<br />

auch das Erscheinungsbild ei-<br />

ner Überarbeitung unterzogen wurde: Das VWV<br />

wurde bildlich verfremdet und war für nicht Eingeweihte<br />

nicht mehr erkenntlich.<br />

Doch mussten noch einmal 17 Jahre vergehen,<br />

musste eine Vereinigung stattfi nden und mussten<br />

fünf neue starke Landesverbände entstehen, bevor<br />

nun der letzte Schritt getan wurde: Die Parität<br />

ersetzt den fünften Wohlfahrtsverband auch im<br />

Logo. An die Stelle des VWV tritt das Symbol, das<br />

wie kein zweites für Parität steht: Das Gleichheitszeichen!<br />

Das Gleichheitszeichen symbolisiert in hervorragender<br />

Weise, den Grundgedanken der Parität:<br />

Keine Gleichförmigkeit, keine Gleichmacherei,<br />

sondern die Gleichwertigkeit von Ungleichem,<br />

die nach gleichem Respekt und gleichen Möglichkeiten<br />

verlangt.<br />

Die Besinnung auf die Parität als Prinzip menschlichen<br />

und gesellschaftlichen Miteinanders ist<br />

aktueller denn je: Haben angesichts einer weiter<br />

wachsenden Kinderarmut tatsächlich alle Kinder<br />

gleiche Chancen? Was bedeutet ein gleiches Recht<br />

aller auf ein menschenwürdiges Leben für pfl egebedürftige<br />

Menschen? Wie sieht es angesichts der<br />

vielfältigen Alltagsbarrieren tatsächlich mit der<br />

Ebenbürtigkeit behinderter Menschen aus? Was<br />

heißt Gleichwertigkeit angesichts zunehmend<br />

ungleicher Lebensbedingungen?<br />

Und wie steht es mit der Vielfalt sozialer Arbeit?<br />

Welche Chancen haben heutzutage innovative<br />

Ideen und Ansätze? Wie verträgt sich administrative<br />

Gängelei mit einer lebendigen Bürgergesellschaft?<br />

Vielleicht gelingt es uns, mit der Änderung<br />

des Erscheinungsbildes nicht nur innerverbandlich<br />

die Diskussion um und die Besinnung auf die<br />

Parität erneut zu entfachen. Vielleicht können wir<br />

auch nach Außen ein Zeichen setzen: für die notwendige<br />

Gleichheit aller in ihrem Ansehen und<br />

in ihren Möglichkeit, für gleichwertige Lebensbedingungen<br />

auch in einer globalisierten Welt – ein<br />

Gleichheitszeichen!<br />

<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> möchte mit der Einführung<br />

eines neuen Erscheinungsbildes auch die innerverbandliche<br />

Diskussion um PARITÄT und eine Besinnung<br />

auf Grundhaltungen und Leitgedanken<br />

neu anstoßen.<br />

<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> begeht das<br />

„Europäische Jahr der Chancengleichheit“ mit<br />

einer Reihe von Aktivitäten und verstärkt seine<br />

Gesamtverband<br />

<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 07


Gesamtverband<br />

08 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />

Ziele in den sozialen Auseinandersetzungen. Wir<br />

verbinden die Einführung des neuen Logos mit<br />

einem selbstbewussten Einsatz für Gleichbehandlung,<br />

Teilhabe, Anerkennung von Vielfalt und Respekt<br />

– für eine solidarische Gesellschaft.<br />

Alle Mitgliedsorganisationen und Kooperationspartner<br />

werden in einem Anschreiben nochmals<br />

ausführlich über das neue Erscheinungsbild<br />

informiert und erhalten für ihre Dokumente<br />

z.B. Briefköpfe oder andere Veröff entlichungen<br />

die entsprechenden Dateivorlagen. Sie erhalten<br />

durch den Landesverband ausreichend Zeit und<br />

Unterstützung, das neue Logo auch auf ihren Dokumenten,<br />

Schildern usw. deutlich zu machen.<br />

Für Rückfragen stehen die MitarbeiterInnen der<br />

Regionalstellen und der Landesgeschäftsstelle zur<br />

Verfügung. <strong>Der</strong> Gesamtverband startet seine Öffentlichkeitskampagne<br />

im September.<br />

Impressum<br />

<strong>Der</strong> Rundbrief erscheit dreimal jährlich.<br />

Herausgeber: Deutscher <strong>PARITÄTISCHE</strong>R Wohlfahrtsverband<br />

Landesverband <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> e. V.<br />

Geschäftsführerin: Dr. Gabriele Girke (V.i.S.d.P)<br />

fon 0391/6293420 • ggirke@mdlv.paritaet.org<br />

Redaktion: Antje Ludwig<br />

fon 0391/6293505 • aludwig@mdlv.paritaet.org<br />

Grafi k, Satz,<br />

Layout: Frank-Michael Märtens • Sandra Bohne<br />

fon 0391/6293301 • fmmaertens@mdlv.paritaet.org<br />

fax 0391/6293555 • sbohne@mdlv.paritaet.org<br />

Für den Landesverband <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> wird der<br />

Verbandstag am 1. Dezember <strong>2007</strong> ein Meilenstein<br />

sein: Die Kampagne zum „Europäischen Jahr<br />

der Chancengleichheit“ wird abgeschlossen, das<br />

neue Logo aufgenommen in das Verbandsleben<br />

und so wird das Profi l des Verbandes mit seinem<br />

Einsatz für Chancengleichheit bekräftigt. Ab 2008<br />

soll dann das neue Logo überall präsent sein.<br />

Dr. Gabriele Girke<br />

Landesgeschäftsführerin<br />

Druck: Vervielfältigungszentrum des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

© <strong>2007</strong> • <strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>


Die Homepage des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

Plattform für soziales Engagement<br />

An dieser Stelle möchten wir unsere Leserinnen<br />

und Leser auf die Homepage des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />

<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> aufmerksam machen.<br />

Unter www.paritaet-lsa.de fi nden Sie<br />

grundsätzliche Informationen zum Dach- und<br />

Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspfl ege, spezielle<br />

und zeitnahe Fachinformationen und unser<br />

Dienstleistungsangebot. Aber auch sozialpolitische<br />

Stellungnahmen und Veranstaltungshin-<br />

Aktuelles<br />

Verbandsinfo<br />

Fachinfo<br />

Dienstleistungen<br />

Mitglieder<br />

Suche<br />

Links<br />

Bildung<br />

Grundsatzfragen<br />

Födermittel<br />

Altenhilfe<br />

Jugendhilfe<br />

Behindertenhilfe<br />

Gesundheit<br />

Prävention<br />

weise sind dort eingestellt. Die Mitgliedschaft in<br />

unserem Verband eröff net auch die Möglichkeit,<br />

auf den internen Bereich der Homepage mit seinen<br />

exklusiven Informationen zuzugreifen.<br />

Unsere Mitgliedsorganisationen haben auch die<br />

Chance, ihre Informationen über die Homepage<br />

des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N zu veröff entlichen.<br />

Schauen Sie mal drauf!<br />

Herzlich Willkommen auf dem Webportal des<br />

<strong>PARITÄTISCHE</strong>N Wohlfahrtverbandes,<br />

Landesverband <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> e.V.<br />

WWW<br />

<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 09


Jahr der Chancengleichheit<br />

10 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />

Die Europäische Union hat das Jahr <strong>2007</strong> zum<br />

»Jahr der Chancengleichheit für alle« ausgerufen.<br />

Damit soll auf die ungleichen Lebensbedingungen und Diskriminierungen von Menschen<br />

aufgrundihrer Herkunft, ihrer Behinderung, ihres Alters oder des sozialen Status aufmerksam<br />

gemacht werden. Die Benachteiligung der Menschen im Alltag soll in das Bewusstsein der<br />

Bürgerinnen und Bürger gerückt werden.<br />

<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> begleitet das »Jahr der Chancengleichheit für alle«<br />

mit eigenen Projekten, Veranstaltungen und Aktionen. Weitere Informationen und einen<br />

aktuellen Veranstaltungskalender fi nden Sie unter www.paritaet-lsa.de.<br />

Protestveranstaltung im Landtag<br />

»Europäisches Jahr der Chancengleichheit -<br />

unsere Chance?<br />

Im Rahmen des Europäischen Protesttages zur Gleichstellung der Menschen mit Behinderung<br />

wurden in Magdeburg am 4. Mai Fragen wie »In was für einer Gesellschaft wollen wir leben?<br />

Welche Chancen der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben haben Menschen mit Behinderung?«<br />

mit Politikern, Menschen mit Behinderungen und deren Verbandsvertretern diskutiert.<br />

Von Evelin Nitsch-Boek<br />

und Dr. Sabine Dutschko<br />

Es ist mittlerweile Tradition, dass der PARITÄ-<br />

TISCHE <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> gemeinsam mit dem<br />

Allgemeinen Behindertenverband in <strong>Sachsen</strong>-<br />

<strong>Anhalt</strong>, dem Landesverband der Lebenshilfe für<br />

Menschen mit geistiger Behinderung sowie dem<br />

Behindertenbeauftragten der Stadt Magdeburg<br />

mit Aktionen und Veranstaltungen auf die Situation<br />

der Menschen mit Behinderungen in unserem<br />

Bundesland und in der Landeshauptstadt Magdeburg<br />

aufmerksam macht. Auf Initiative unserer<br />

Mitgliedsorganisation Allgemeiner Behindertenverband<br />

in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> wurde in diesem Jahr<br />

eine Veranstaltung im Landtag organisiert. Unter<br />

der Überschrift „Europäisches Jahr der Chancengleichheit<br />

– unsere Chance?!“ suchten wir den<br />

Dialog mit Kommunal- und Landesvertretern.<br />

Herr Steinecke, Landtagspräsident übernahm<br />

die Schirmherrschaft und begrüßte die rund 100<br />

Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Er legt gleich


in seiner Begrüßung den Finger in die Wunde:<br />

Trotz guter gesetzlicher Rahmenbedingungen,<br />

ist das „wirkliche Leben“ behinderter Menschen<br />

anders. Ihre Teilhabechancen sind erschwert. Als<br />

eines der Gründe sieht er das ressortbezogene<br />

Handeln in Politik, Wirtschaft, Kultur, Bildung und<br />

Verwaltung! Manche bauliche und konzeptionelle<br />

Nachbesserung könnte verhindert werden, wenn<br />

wir gleich an Menschen mit Behinderungen und<br />

deren Nachteile in unserer Gesellschaft denken<br />

würden, so Steinecke.<br />

Die Sozialministerin, Frau Dr. Kuppe, hat ihre<br />

Einschätzung der Chancen von Menschen mit<br />

Behinderungen in unserem Land zur Diskussion<br />

gestellt. Sie dankte allen Anwesenden für das<br />

hohe ehrenamtliche Engagement und betonte,<br />

das behinderte Menschen ihr wichtige Partner im<br />

Alltagsgeschäft sind. Ausdrücklich wurden Menschen<br />

mit Behinderung eingeladen, bei der Gestaltung<br />

unserer Gesellschaft aktiv mitzuwirken.<br />

Aus ihrer Sicht bieten der „Runde Tisch“ und der<br />

„Landesbehindertenbeirat“ dazu gute Möglichkeiten.<br />

Die Schwerpunkte in der Landespolitik werden<br />

in der Umsetzung des trägerübergreifenden<br />

„Persönlichen Budgets“, der Erbringung der Komplexleistung<br />

„Frühförderung“, der Durchsetzung<br />

des Zugangs aller Kinder in integrative Kindertagesstätten,<br />

im Aufbau von Förderzentren im<br />

Sinne des 9. Schulgesetzes und in der Weiterentwicklung<br />

des Zugangs behinderter Menschen auf<br />

den 1. Arbeitsmarkt gesehen. Betont wurde auch<br />

der politische Anspruch, mehr Menschen ambulante<br />

Wohnunterstützung künftig gewähren zu<br />

wollen. „Ambulantes Wohnen soll zur Regel und<br />

stationäres Wohnen die Ausnahme werden“, so<br />

Kuppe. Insgesamt sagte sie zur Einschätzung der<br />

Situation im Land: „Wir haben schon einen mächtigen<br />

Berg geschaff t“. Sie blicke optimistisch in die<br />

Zukunft und ist sich sicher, dass wir weitere Ver-<br />

Jahr der Chancengleichheit<br />

besserungen in der Behindertenpolitik meistern<br />

werden.<br />

<strong>Der</strong> Staatssekretär des Justizministeriums, Herr<br />

Lischka, ging auf die Umsetzung des „Landesgleichstellungsgesetzes“<br />

ein und konstatierte,<br />

dass es keine Probleme bei der Umsetzung gäbe.<br />

Die erwartete Mehrbelastung der Gerichte ist<br />

nicht eingetreten. Kritisch sprach er die Hürden<br />

für Menschen mit Behinderung im Schriftverkehr<br />

an. Hier versprach er Verbesserungen. Im Fokus<br />

des Staatssekretärs ist besonders der Personenkreis<br />

erblindeter Menschen. Die neue Vorschrift<br />

erleichtert zwar die Kommunikation, erfordert<br />

aber noch Erfahrungen der Gerichte und dafür<br />

benötigen diese Zeit. Des weiteren ging er auf beabsichtigte<br />

gesetzliche Änderungen im Bezug auf<br />

Befugnisse des Landesbehindertenbeauftragten<br />

ein. Sein Vorschlag ist, die Zuständigkeit auf den<br />

Personenkreis der Menschen, die von einer Behinderung<br />

bedroht sind, zu erweitern.<br />

Auf der Grundlage von Statements und Erfahrungsberichten<br />

von Betroff enen wurde eindrücklich<br />

auf die täglich erfahrenen Nachteile behinderter<br />

Menschen eingegangen. Ob selbstbehindert<br />

als Kind, als Frau, als junger erwachsener Mensch,<br />

als Angehöriger von behinderten Menschen – alle<br />

haben eine sehr lebensprägende Erfahrung in<br />

ihrem Leben machen müssen: Die größten Barrieren<br />

sind in den Köpfen der nicht behinderten<br />

Menschen. Das erschwert den Dialog und macht<br />

traurig, wütend, hilfl os oder auch wie auf der Veranstaltung<br />

bewiesen: Mutig, engagiert und emanzipiert!<br />

Menschen mit Handicaps können sehr<br />

wohl ihre Interessen deutlich vertreten und wir als<br />

<strong>PARITÄTISCHE</strong>R werden ihnen dafür auch auf künftigen<br />

Veranstaltungen den Rahmen bieten. Denn<br />

es wird ein langer Prozess der Verständigung, auf<br />

den sich beide Seiten, Betroff ene wie Politiker, geduldig<br />

einstellen müssen.<br />

<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 11


Jahr der Chancengleichheit<br />

12 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />

Forderungen der beteiligten Verbände<br />

anlässlich des Europäischen Protesttages <strong>2007</strong>, die mit Politiker/innen am 4. Mai<br />

diskutiert wurden<br />

• Die Konvention zum Schutz und zur Förderung<br />

der Rechte behinderter Menschen umfasst insgesamt<br />

fünfzig Artikel und enthält zum Teil sehr präzise<br />

Regelungen zum Schutz und zur Förderung<br />

der Rechte von Menschen mit Behinderungen.<br />

Deutschland hat das internationale Übereinkommen<br />

mit 79 anderen Staaten im März d. J. unterzeichnet.<br />

Die Staaten verpfl ichten sich damit,<br />

das Ratifi zierungsverfahren einzuleiten. Im Falle<br />

Deutschlands heißt dies, die Zustimmung des<br />

deutschen Gesetzgebers einzuholen. Die Bundesregierung<br />

wird von den Verbänden der Behindertenhilfe<br />

und Selbsthilfe dazu aufgefordert, sich für<br />

eine zügige Ratifi zierung noch in <strong>2007</strong> einzusetzen.<br />

• Die soziale Infrastruktur in den großen Städten<br />

und Landkreisen darf nicht „weggespart“ werden!<br />

• Behinderte Menschen haben das Recht auf<br />

selbstbestimmtes Wohnen in der eigenen häuslichen<br />

Umgebung. Ambulante Wohnformen<br />

haben Vorrang vor der Unterbringung in stationären<br />

Einrichtungen mit Heimcharakter.<br />

• Die bedarfsgerechte persönliche Assistenz und<br />

Pfl ege muss abgesichert werden.<br />

• Das „Persönliche Budget“ ist für behinderte Menschen<br />

eine neue Möglichkeit, mehr Teilhabe und<br />

Selbstbestimmung zu erlangen. Es darf in unserem<br />

Bundesland nicht zu billiger fi nanzieller<br />

Hilfe für nur wenige Menschen verkümmern. Wir<br />

fordern den Abbau bürokratischer Hürden, eine<br />

Bemessung am individuellen Hilfebedarf sowie<br />

ABiSA e.V.<br />

die drastische Reduzierung der Bearbeitungszeiten.<br />

• Die in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> regelmäßig praktizierte<br />

Aussonderung behinderter SchülerInnen in Sonderschulen<br />

benachteiligt die Betroff enen und<br />

muss endlich der Vergangenheit angehören.<br />

Statt dessen wird eine freie Wahl der geeigneten<br />

Schulform für alle behinderten und nicht behinderten<br />

Kinder und ihre Eltern gefordert. <strong>Der</strong> gemeinsame<br />

integrative Unterricht mit nicht behinderten<br />

SchülerInnen muss Vorrang bekommen.<br />

• Die derzeit unzureichende Betreuung und Förderung<br />

behinderter arbeitsloser Menschen durch<br />

Jobcenter, Argen und Optionskommunen muss<br />

dringend verbessert werden. Insbesondere ältere<br />

Betroff ene sollten vorrangig in Maßnahmen<br />

des zweiten Arbeitsmarktes und der „Bürgerarbeit“<br />

einbezogen werden.<br />

• Die barrierefreie Umgestaltung der Städte und<br />

Gemeinden sowie des öff entlichen Personenverkehrs<br />

muss fortgesetzt werden, nicht zuletzt<br />

auch aufgrund einer alternden Gesellschaft. Wir<br />

fordern einen barrierefreien Zugang zu Informationen<br />

aller Art auch für Menschen mit Sinnesbehinderungen<br />

und Menschen mit Lernschwierigkeiten.<br />

• Wir fordern eine bessere materielle und fi nanzielle<br />

Förderung und Anerkennung der freiwilligen<br />

Tätigkeit und des Ehrenamtes in Vereinen und<br />

Selbsthilfegruppen durch das Land und die Kommunen.


Das Europäische Jahr der Chancengleichheit für alle <strong>2007</strong> eröff net auch neue Perspektiven<br />

für die Diskussion der Zukunftschancen in einer alternden Gesellschaft, wenngleich das<br />

Thema altbekannt ist. Bereits im April 20<strong>02</strong> fand in Madrid unter dem Motto „Eine<br />

Gesellschaft für alle Lebensalter“ die 2. Weltversammlung zu Fragen des Alterns statt.<br />

Danach entstanden nationale Aktionspläne, die eine Strategie zur Umsetzung beinhalteten<br />

sollten. Schwerpunkte waren und sollten weiterhin sein:<br />

• Einbeziehung der Dimension des Alterns in alle<br />

politischen Bereiche, um eine Gesellschaft für<br />

alle Lebensalter zu verwirklichen<br />

• Soziale und wirtschaftliche Folgen der Angleichung<br />

der sozialen Sicherungssysteme als Antwort<br />

auf den demographischen Wandel<br />

• Versuch der Sicherung von Lebensqualität in jedem<br />

Lebensalter und der Beibehaltung eines unabhängigen<br />

Lebens, einschließlich Gesundheit<br />

und Wohlbefi nden<br />

Was ist seither passiert? Wie gelingt es, in unserer<br />

Gesellschaft das „Alter“ zu gestalten und wer gestaltet<br />

„Alter“? Wie verhindern wir Altersdiskriminierung?<br />

Ausgehend von diesen Fragen und angesichts<br />

der einschneidenden demographischen Veränderungsprozesse<br />

in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> veranstaltete<br />

der <strong>PARITÄTISCHE</strong> im Mai <strong>2007</strong> zusammen mit<br />

Friedrich-Ebert-Stiftung und der Landesarbeitsgemeinschaft<br />

„Aktiv im (Vor-)Ruhestand“ eine zweitägige<br />

Fachtagung. Experten, Seniorenvertreter<br />

und Politiker diskutierten in Peseckendorf über<br />

sozioökonomische und gesellschaftspolitische<br />

Veränderungen in einer alternden Gesellschaft.<br />

Dreh- und Angelpunkt in einer alternden Gesellschaft<br />

ist und bleibt die Alterssicherung – d.h. für<br />

die Menschen in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> zu 99 Prozent die<br />

Gesetzliche Rentenversicherung. Eindrucksvoll<br />

und unmissverständlich stellten Dr. Hannah Haupt<br />

und Prof. Jürgen Wolf dar, dass wir uns in <strong>Sachsen</strong>-<br />

<strong>Anhalt</strong> auf eine neue Altersarmut zu bewegen. Für<br />

Jahr der Chancengleichheit<br />

Zukunftschancen in einer alternden Gesellschaft<br />

Seniorenpolitsche Probleme und ihre Lösungswege in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

im Europäischen Jahr der Chancengleichheit<br />

<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> ist bereits heute festzustellen,<br />

dass die durchschnittliche Rentenhöhe von 896<br />

Euro bei „neuen RentnerInnen“ deutlich unter der<br />

des Rentenbestandes aller RentnerInnen mit 1.046<br />

Euro liegt. Rund ¾ aller Neurentner des Jahres<br />

2005 mussten aus unterschiedlichsten Gründen<br />

Rentenabschläge in Kauf nehmen. Das bedeutet,<br />

durchschnittlich 90 Euro monatlich weniger - ein<br />

Leben Lang. Diese Entwicklung ist auch ein Grund<br />

für die wachsende Unzufriedenheit, die Dr. Haupt<br />

anhand der Ergebnisse des Sozialreport „50plus“<br />

zur sozialen Lage von Senioren in den neuen Bundesländern<br />

darstellte.<br />

<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>s Sozialministerin Dr. Gerlinde Kuppe<br />

verwies in Ihrem Beitrag „Seniorenpolitische<br />

Leitlinien in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> bis 2<strong>02</strong>0“ auf die Notwendigkeit,<br />

mit entsprechenden Rahmensetzung<br />

eine positive Perspektivdebatte Alter zu initiieren.<br />

Wichtig ist, dass die alternde Gesellschaft als gesamtgesellschaftliche<br />

Aufgabe und damit ressortübergreifend<br />

und gleichermassen im Land wie in<br />

den Kommunen verstanden wird. Gemeinsames<br />

Ziel muss es sein, Alter als Chance und nicht als<br />

Last zu begreifen. <strong>Der</strong>zeit erarbeitet die Landesregierung<br />

ein Seniorenpolitisches Gesamtkonzept<br />

als Grundlage für die künftige Landespolitik im<br />

Bereich der Seniorinnen und Senioren.<br />

„Ältere als Wirtschaftsfaktor“ machte Staatssekretär<br />

Thomas Pleye vom Ministerium für Wirtschaft<br />

und Arbeit <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> zum Thema. Dies sowohl<br />

aus Verbrauchersicht mit „Produkten für das<br />

Alter“ als auch vor dem Hintergrund der „Produk-<br />

<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 13


Jahr der Chancengleichheit<br />

14 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />

schaft und Arbeit <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> zum Thema.<br />

Dies sowohl aus Verbrauchersicht mit „Produkten<br />

für das Alter“ als auch vor dem Hintergrund der<br />

„Produktivität im Alter“. Ziel sei es, den Erwerbstätigenanteil<br />

im Alter nachhaltig zu steigern. Bereits<br />

heute existierten hierfür Möglichkeiten, die aber<br />

noch zu wenig bekannt und genutzt werden.<br />

Eine zentrale Aussage der Fachtagung war zwar,<br />

dass die Alterssicherung zukünftiger Rentnergenerationen<br />

zunehmend schlechter wird. Unter den<br />

gegebenen Bedingungen kann die Durchschnittsrente<br />

ab dem Jahr 2<strong>02</strong>2 durchaus unter das Niveau<br />

der Grundsicherung rutschen. Dennoch ist<br />

das Fazit einer alternden Gesellschaft weder ein<br />

Horrorszenario noch eine perspektivlose Tatsache.<br />

<strong>Der</strong> von Frau Dr. Kuppe beschriebene Paradigmenwechsel<br />

mit einem neuen Bild vom Alter,<br />

das von Frau Dr. Haupt empirisch nachgewiesene<br />

hohe Engagement Älterer oder die eindrucksvollen<br />

Beispiele von Engagement, Ehrenamtlichkeit<br />

und Interessenvertretung von Senioren und Seniorinnen,<br />

die Prof. Luther, Herr Herold von der Landesseniorenvertretung<br />

oder Herr Kunitz von der<br />

LAG darstellten, zeigen die Herausforderungen als<br />

Chance und einen gemeinsamen Weg.<br />

wMit geeigneten Rahmenbedingungen und<br />

einer Seniorenpolitik die mit Senioren und nicht<br />

für Senioren entwickelt wird, kann der demographische<br />

Alterungsprozess in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> gestaltet<br />

werden. Oder schlichter, wie Prof. Luther<br />

resümierte, „Alter schützt vor Neugier nicht“<br />

<strong>Der</strong> Tagungsbericht ist im <strong>PARITÄTISCHE</strong>N Internet<br />

im Bereich Altenhilfe eingestellt. Für Fragen oder Anmerkungen<br />

zum Thema steht Ihnen das Grundsatzreferat<br />

Altenhilfe, Dr. Oliver Zobel, Tel. 0391 / 6293<br />

336, ozobel@mdlv.paritaet.org gerne zur Verfügung.


Tagungsankündigung<br />

»Junge Menschen mit Behinderung<br />

– Chancen auf dem Arbeitsmarkt«<br />

Im Rahmen des Europäischen Jahres „Chancengleichheit für alle“ veranstaltet der <strong>PARITÄTISCHE</strong><br />

gemeinsam mit seinen Mitgliedsorganisationen „Lebenshilfe Mansfelder Land“ und „Trägerwerk<br />

Soziale Dienste“ eine Fachtagung zum Thema »Junge Menschen mit Behinderung – Chancen auf<br />

dem Arbeitsmarkt «.<br />

Die Tagung fi ndet am 18. September in Lutherstadt<br />

Eisleben im „Hotel an der Klosterpforte“ statt<br />

und wendet sich an Vertreter aus Verwaltung, Politik,<br />

Wirtschaft und der Freien Wohlfahrtspfl ege<br />

einschließlich interessierte Bürger.<br />

Die Tagung wird von einem Vertreter des Bundesministeriums<br />

für Arbeit und Soziales, Herrn Schell,<br />

inhaltlich eröff net. Er wird Zwischenergebnisse<br />

einer Untersuchung „Entwicklung der Zugangszahlen<br />

zu Werkstätten für behinderte Menschen“<br />

vorstellen. Im Rahmen dieser Studie werden die<br />

nachfolgenden Fragestellungen eingehend untersucht,<br />

die auch für die Diskussion der Weiterentwicklung<br />

der Behindertenhilfe im Land <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

von großem Interesse sind:<br />

• Wie haben sich die Zahlen in den Werkstätten<br />

für behinderte Menschen im Abgleich mit der<br />

im Jahr 2001 prognostizierten Entwicklung tatsächlich<br />

entwickelt? Was sind mögliche Gründe<br />

dafür, dass die prognostizierte Entwicklung<br />

nicht eingetreten ist?<br />

• Triff t es zu, dass derzeit behinderte Menschen<br />

in Werkstätten aufgenommen werden, obwohl<br />

Förderpotential für berufsfördernde Maßnahmen<br />

nach § 33 SGB IX vorhanden ist? Wenn ja,<br />

wie kann erreicht werden, dass diese behinderten<br />

Menschen und arbeitslose schwerbehinderte<br />

Menschen nicht in Werkstätten aufgenommen<br />

werden müssen und ihnen entsprechende<br />

alternative Angebote gemacht werden?<br />

• Welche diesbezüglichen Beispiele gibt es bereits<br />

und unter welchen Rahmenbedingungen<br />

können sie übertragen bzw. in einem größeren<br />

Umfang als bisher realisiert werden?<br />

Thematisch soll im weiteren Tagungsverlauf an<br />

diese Fragen angeknüpft werden. Dabei legen wir<br />

besonderes Augenmerk auf den Übergang von<br />

der Schule in den Beruf, den Beratungs- und Entscheidungsprozessen<br />

im Vorfeld der Aufnahme<br />

in eine Werkstatt für behinderte Menschen, der<br />

Unterstützung von Werkstattbeschäftigten beim<br />

Übergang aus der Werkstatt auf den allgemeinen<br />

Arbeitsmarkt sowie alternativen Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt<br />

einschließlich Integrationsunternehmen (§ 132<br />

SGB IX). Hierzu werden zum Beispiel Vertreter von<br />

Arbeitsämtern, des Integrationsamtes und Schulen<br />

als Gesprächspartner eingeladen.<br />

Kinoveranstaltung mit Diskussionsforum zur Chancengleichheit<br />

und Selbstbestimmung von Frauen mit Behinderung<br />

»Ich bin eine Frau«<br />

<strong>Der</strong> Tatsache, dass Frauen mit Behinderung in<br />

unserer Gesellschaft trotz Bundesgleichstellungsgesetz<br />

doppelt behindert sind, will der PARITÄ-<br />

TISCHE im „Europäischen Jahr der Chancengleichheit<br />

für alle“ aktiv begegnen.<br />

In eine Diskussionsrunde haben wir deshalb<br />

Frauen mit Lernschwierigkeiten der Hallenser<br />

Gruppe des Netzwerks People First Deutschland<br />

e.V. eingeladen sowie Vertreterinnen des Runden<br />

Tisches für Menschen mit Behinderung unseres<br />

Landes und von Selbsthilfegruppen bzw. Vereinen.<br />

Sie wollen gemeinsam mit dem interessierten Publikum,<br />

PolitikerInnen und jungen Menschen ins<br />

Jahr der Chancengleichheit<br />

Gespräch kommen, um Probleme zu diskutieren<br />

und Ideen für ein gleichberechtigtes Zusammenleben<br />

in der Gesellschaft entwickeln. Im Anschluss<br />

an die Diskussion wird der Film „Jenseits der Stille“<br />

zu sehen sein. Die Veranstaltung, die am 10. September<br />

<strong>2007</strong> 17:00 – 20:00 Uhr im CinemaXX-Kino<br />

Halle stattfi ndet, wird von der Beratungsstelle für<br />

Frauen mit Behinderung beim <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />

Landesverband in Kooperation mit der PARITÄ-<br />

TISCHEN Regionalstelle Halle, der Selbsthilfekontaktstelle<br />

Halle/Saalkreis, dem Allgemeinen Behindertenverband<br />

Halle e.V. und Ideal e.V. Halle<br />

vorbereitet und durchgeführt.<br />

Ansprechpartner:<br />

Gabriele Haberland,<br />

Beratungsstelle für Frauen<br />

mit Behinderung, erhalten.<br />

Tel: 0391 6293531, eMail:<br />

ghaberland@mdlv.paritaet.<br />

org<br />

Zum Abschluss des Tages wird<br />

der deutsche Film „Komm<br />

lass uns träumen“ am<br />

Tagungsort gezeigt. Hier sind<br />

auch Menschen mit Behinderung<br />

aus der Region herzlich<br />

eingeladen, die nicht an<br />

der Fachtagung teilnehmen<br />

möchten.<br />

Die Veranstaltung ist Bestandteil<br />

der <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />

Reihe zum „Europäischen<br />

Jahr der Chancengleichheit<br />

für alle“ <strong>2007</strong>.<br />

Ansprechpartner:<br />

Gabriele Haberland,<br />

Beratungsstelle für Frauen<br />

mit Behinderung, erhalten.<br />

Tel: 0391 6293531, eMail:<br />

ghaberland@mdlv.paritaet.<br />

org<br />

<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 15


Jahr der Chancengleichheit<br />

16 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />

Tagungsankündigung<br />

»Das Fördern fordern – Integrationschancen<br />

junger Menschen im SGB II« am 12. September<br />

<strong>2007</strong> in Magdeburg<br />

Gemeinschaftsveranstaltung des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N Gesamtverbandes mit dem<br />

<strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

Das SGB II sieht für die Zielgruppe der Unter -<br />

25jährigen, die ohne Ausbildung oder Arbeit sind,<br />

besondere Leistungsgrundsätze vor. Die jungen<br />

Menschen sollen nach Vorstellung des Gesetzgebers<br />

unverzüglich in Ausbildung, Arbeit oder<br />

eine Arbeitsgelegenheit gebracht werden – hier<br />

besteht quasi ein Rechtsanspruch. In den ARGEN<br />

bzw. Optionskommunen sollen sich spezialisierte<br />

Teams mit Fallmanagern besonders um diese<br />

Zielgruppe kümmern und ihnen durch intensive<br />

Betreuung und Begleitung Möglichkeiten der berufl<br />

ichen Integration eröff nen. Auch hier gilt der<br />

Grundsatz des „Förderns und Forderns“, der den<br />

jungen Menschen eine entsprechende Mitwirkung<br />

abverlangt. Zwei Jahre nach Inkrafttreten<br />

des SGB II will der <strong>PARITÄTISCHE</strong> die Umsetzung<br />

des Rechtsanspruches unter die Lupe nehmen und<br />

gemeinsam mit Vertretern der Grundsicherungsträger,<br />

der Jugendämter und freien Trägern über<br />

Eingliederungschancen jugendlicher Arbeitsloser<br />

diskutieren. Im Mittelpunkt der bundesweiten<br />

Fachtagung wird neben Erfahrungsberichten von<br />

ARGEN, Kompetenzagenturen und Praxisträgern<br />

auch ein Focus auf die besondere Lebenssituation<br />

junger Menschen in Ostdeutschland gerichtet.<br />

Die Veranstaltung fi ndet am 12. September <strong>2007</strong><br />

im Ramada-Hotel Magdeburg statt. Die Einladung<br />

und das aktuelle Tagungsprogramm fi nden Sie unter<br />

www.paritaet-lsa.de , es kann auch unter 0391-<br />

6293505 bei Antje Ludwig, Bundeskoordinatorin<br />

Jugendsozialarbeit abgefordert werden.<br />

Weitere Veranstaltungen im Jahr der Chancengleichheit<br />

»Menschen mit Behinderungen im Arbeitsleben – Welche Chancengerechtigkeit bietet<br />

die Gesellschaft?«<br />

Fachtagung mit anschließender Kinovorführung<br />

»Ich bin eine Frau«<br />

Kinoveranstaltung mit Diskussionsforum zur Chancengerechtigkeit und Selbstbestimmung<br />

von Frauen mit Behinderungen<br />

»Deine Chance ist meine Chance?!«<br />

Integratives Theaterprojekt und Gesprächsforum über das Medium Schauspiel, Puppenspiel<br />

und Pantomime mit Darstellern mit und ohne Behinderungen<br />

»Re-Flect«<br />

Kunstwettbewerb zum Thema „Chancengleichheit für Menschen mit<br />

Behinderungen“ / Wettbewerbsprämierung<br />

Abschlussveranstaltung des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N zum Europäischen Jahr der Chancengleichheit<br />

für alle<br />

Nähere Infos: www.paritaet-lsa.de


Erfolgreiches Pilotprojekt »Bürgerarbeit«<br />

in Magdeburg vor der Verlängerung<br />

Das im August 2006 gestartete und zunächst auf ein Jahr befristete Projekt<br />

»Bürgerarbeit« in der Lebenshilfe – Werk Magdeburg gGmbH steht nach erfolgreichem<br />

Verlauf vor der Verlängerung um zunächst ein weiteres Jahr. Beschäftigt werden auf<br />

Grundlage einer Arbeitnehmerüberlassung durch den <strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>,<br />

der Projekt- und Anstellungsträger ist, 20 Bürgerarbeiter als Assistenten im Bereich<br />

Wohnheim, Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) und Fördergruppe an WfbM.<br />

Die Wochenarbeitszeit der sowohl aus dem Rechtskreis des SGB II als auch SGB III<br />

kommenden Beschäftigten beträgt 30 Stunden bei einer Vergütung von 825,- Euro,<br />

das freie Zeitkontingent von 10 Stunden steht für Qualifi zierung und Bewerbungen auf<br />

dem 1. Arbeitsmarkt zur Verfügung.<br />

Das wissenschaftlich begleitete Pilotprojekt ist<br />

bisher durch eine hohe Zufriedenheit aller beteiligten<br />

Akteure gekennzeichnet, so bietet Bürgerarbeit<br />

für die Beschäftigten vor allem eine sinnvolle<br />

Beschäftigung, vermittelt das Gefühl gebraucht<br />

zu werden und leistet nicht zuletzt einen Beitrag<br />

dazu, eine Tätigkeit auf dem 1. Arbeitsmarkt aufnehmen<br />

zu können. Mittlerweile gelang bereits<br />

vier Projektteilnehmern dieser Schritt, in Kürze<br />

wird eine fünfte Person aus dem Projekt heraus ein<br />

reguläres Beschäftigungsverhältnis aufnehmen.<br />

Dies wird nicht zuletzt durch das Qualifi kationspotential<br />

von Bürgerarbeit unterstützt. Zum<br />

Qualifi kationsgewinn gehören insbesondere der<br />

Umgang mit behinderten Menschen, neue Kenntnisse<br />

im handwerklich - technischen Bereich sowie<br />

Aspekte des Qualitätsmanagements. Doch<br />

auch der Erhalt von vorhandenen Fähigkeiten und<br />

Fertigkeiten wird durch Bürgerarbeit unterstützt.<br />

Die gestellten Anforderungen können die Bürgerarbeiter<br />

gut bewältigen und fühlen sich ausreichend<br />

ausgelastet, doch nicht überfordert. Für die<br />

Mehrheit der Bürgerarbeiter hat sich die fi nanzielle<br />

Lage durch das Projekt verbessert, aber auch eine<br />

gewisse Unzufriedenheit mit der Höhe der Vergütung<br />

geäußert. Bürgerarbeit ist ein Vorhaben zur<br />

nachhaltigen Reduzierung der Arbeitslosigkeit,<br />

das gemeinsam von der Bundesagentur für Arbeit<br />

und dem Land <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> gestartet wurde.<br />

Personen, die aufgrund multipler Vermittlungshemmnisse<br />

zunächst nicht mehr in den ersten<br />

Arbeitsmarkt integriert werden können, erhalten<br />

eine sozialversicherungspfl ichtige (außer Beiträge<br />

zur Arbeitslosenversicherung), zusätzliche Tätigkeit<br />

im gemeinnützigen Bereich, die längerfristig<br />

angelegt ist. Da die zur Finanzierung angestrebte<br />

Mischung aktiver und passiver Mittel (bisher)<br />

rechtlich nicht möglich ist, wird die Maßnahme<br />

aus dem Eingliederungstitel fi nanziert. Nach dem<br />

Start des Pilotprojektes in Magdeburg, wurde Bürgerarbeit<br />

in Bad Schmiedeberg und Barleben eingeführt,<br />

Anfang Juli startet Bürgerarbeit zudem<br />

in Hecklingen, Gerbstedt und Kelbra. <strong>Der</strong> PARITÄ-<br />

TISCHE befürwortet die Schaff ung eines öff entlich<br />

geförderten Integrationsarbeitsmarktes, der sich<br />

an regionalen Bedingungen orientiert.<br />

Informationen<br />

Anprechpartner:<br />

Marcel Kabel<br />

fon 0391 62 93 508<br />

fax 0391 62 93 433<br />

mkabel@mdlv.paritaet.org<br />

Weitere Informationen sind<br />

unter www.buergerarbeitinfo.de<br />

zu fi nden.<br />

Abb. links:<br />

Allgemeine Zufriedenheit mit dem Projekt<br />

»Bürgerarbeit«<br />

<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 17


Informationen<br />

Weitere Informationen<br />

zum Leuchtturmprojekt<br />

Demenz und zum<br />

Forschungsbericht sind im<br />

<strong>PARITÄTISCHE</strong>N Internet,<br />

Fachinformationen<br />

Altenhilfe, eingestellt.<br />

Ansprechpartner:<br />

Dr. Oliver Zobel<br />

Grundatzreferent<br />

Altenhilfe<br />

fon 0391/62 93 336<br />

fax 0391/62 93 433<br />

ozobel@mdvl.paritaet.org<br />

18 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />

Leuchtturmprojekt Demenz<br />

Angesichts der wachsenden gesellschafts- und sozialpolitischen Bedeutung des<br />

Themas Demenz wurde im Koalitionsvertrag der Bundesregierung vereinbart:<br />

„Vor dem Hintergrund der älter werdenden Gesellschaft ist ein Leuchtturmprojekt<br />

„Konzertierte Aktion Demenz-Behandlung“ notwendig.<br />

Ziel des Leuchtturmprojektes Demenz ist es, auf<br />

den Gebieten Prävention, Forschung, Diagnose<br />

und Therapie sowie Versorgung im Jahr <strong>2007</strong> herausragende<br />

Projekte zu identifi zieren und diese in<br />

der Folgezeit weiterzuentwickeln und weiter zu<br />

verbreiten. Die Leuchttürme zielen auf Vorhaben<br />

und Initiativen ab, die Vorbildfunktion haben, wegweisend<br />

sind und den jeweiligen Bereich nachhaltig<br />

voranbringen. Auch eine bessere Vernetzung<br />

der vorhandenen Versorgungsangebote mit dem<br />

Ziel des Informations- und Erfahrungsaustausches<br />

soll er-reicht sowie zur Aufklärung über das Krankheitsbild<br />

und zur Enttabuisierung des Themas in<br />

der Bevölkerung beigetragen werden.<br />

Bestandsaufnahme mit Beteiligung des<br />

<strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

Zum Einstieg in das Vorhaben wurde vom Bundesministerium<br />

für Gesundheit (BMG) eine erste<br />

Bestandsaufnahme von vorbildlichen Projekten<br />

und Initiativen durchgeführt, an der sich auch Mitglieder<br />

aus dem <strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

beteiligten. Auf dieser Grundlage von rd. 300 eingegangenen<br />

Fragebögen sollen solche Projekte,<br />

Vorhaben und Initiativen identifi ziert werden, die<br />

als „Leuchttürme“ im Bereich Demenz von besonderer<br />

Bedeutung sind und Verbreitung verdienen.<br />

Nach Auswertung der Fragebogenaktion soll eine<br />

erste Plenumssitzung durchgeführt werden, in der<br />

das „Arbeitsprogramm“ und die „Arbeitsfelder“<br />

endgültig festgelegt werden.<br />

Rahmenempfehlungen zum Umgang mit<br />

herausforderndem Verhalten bei Menschen<br />

mit Demenz in der stationären Altenhilfe<br />

Im Rahmen des „Leuchtturmprojekts Demenz“<br />

wurde vom BMG auch ein Forschungsbericht<br />

„Rahmenempfehlungen zum Umgang mit herausforderndem<br />

Verhalten bei Menschen mit Demenz<br />

in der stationären Altenhilfe“ veröff entlicht.<br />

Die Ergebnisse des Forschungsberichtes zeigen,<br />

wie die Qualität der pfl egerischen Versorgung demenziell<br />

erkrankter Menschen verbessert und die<br />

Pfl egekräfte in den Pfl egeheimen unterstützt werden<br />

können. Stichworte aus dem Bericht sind u.a.:<br />

Verstehende Diagnostik, Assessmentinstrumente,<br />

Validieren, Erinnerungspfl ege, Berührung/Sensorische<br />

Stimulation, Bewegungsförderung und<br />

pfl egerisches Handeln in akuten psychiatrischen<br />

Krisen.<br />

<strong>Der</strong> Bericht (153 Seiten Stand <strong>2007</strong>) kann als pdf-<br />

Datei geladen oder beim BMG bestellt werden:<br />

Forschungsbericht 007 Gesundheitsforschung<br />

des Bundesministeriums für Gesundheit, ISSN<br />

1862-1600, Herausgeber: BMG, Referat Öff entlichkeitsarbeit,<br />

11055 Berlin. http://www.bmg.bund.<br />

de/cln_041/nn_1119298/SharedDocs/Publikationen/Forschungsberichte/f007,templateId=raw,<br />

property=publicationFile.pdf/f007.pdf<br />

Rahmenvertrag für die Eingliederungshilfe<br />

kurz vor der Unterzeichnung<br />

Ein wichtiger Meilenstein für die Behindertenhilfe!<br />

Auch in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> sind wir nun endlich dem gesetzlichen Auftrag<br />

nachgekommen und haben die Rahmenbedingungen für die Teilhaben von<br />

Menschen mit Behinderungen am gesellschaftlichen Leben durch Leistungen<br />

Bei aller Kritik an diesem Rahmenvertrag überwiegt<br />

für den <strong>PARITÄTISCHE</strong>N der positive Aspekt,<br />

dass die Rolle des Leistungsberechtigten<br />

im Zusammenspiel zwischen dem überörtlichen<br />

Träger der Sozialhilfe und den Trägern der Einrichtungen<br />

und Dienste deutlich verbessert wurde.<br />

Wichtige Gesichtspunkte dabei sind eine höhere<br />

Transparenz bei der Entscheidungsfi ndung, welche<br />

Leistungen für den einzelnen Menschen mit<br />

Behinderungen infrage kommen, die stärkere<br />

Berücksichtigung der Bedürfnisse der Leistungsberechtigten<br />

im Zusammenhang mit der Ergebnisqualität<br />

und die Umsetzung des Normalitätsprinzips<br />

durch die beiden Milieus Wohnen und


Tagesstruktur. Auf der Trägerversammlung am<br />

17. April <strong>2007</strong> stimmten alle Mitgliedsorganisationen<br />

des Verbandes dem vorliegenden Vertrag<br />

zu und autorisierten den <strong>PARITÄTISCHE</strong>N, den Vertrag<br />

zu unterzeichnen. Seitens der Träger von Einrichtungen<br />

und Diensten wird insbesondere die<br />

Verbindung zwischen individuellemn Hilfeplan,<br />

Entwicklungsbericht und Gesamtplan positiv bewertet,<br />

weil dies sowohl für die Leistungsberechtigten<br />

als auch für die Anbieter mittel- und langfristige<br />

Zielstellungen festlegt.<br />

Aber es gab auch negative Reaktionen, insbesondere<br />

von den Vertretern des Psychiatriebereiches.<br />

In diesem sogenannten Grundlagenvertrag ist es<br />

noch nicht gelungen, die personelle Ausstattung<br />

für die Einrichtungen und Dienste für seelisch<br />

behinderte Menschen zu verbessern. <strong>Der</strong> PARI-<br />

TÄTISCHE erhielt den klaren Auftrag, in der Weiterarbeit<br />

zur Ausfüllung dieses Vertrages, darauf<br />

besonders zu achten.<br />

Armut gefährdet die Gesundheit<br />

Kritiker dieses Vertrages bemängeln vorrangig<br />

die „Schubladensystematik“. Richtig ist, dass auch<br />

in diesem Rahmenvertrag Leistungen einzelner<br />

Einrichtungen und Dienste beschrieben werden<br />

und es somit klare Abgrenzungen zwischen den<br />

einzelnen Angeboten vorhanden sind. Diejenigen,<br />

die den Tadel an dieser Arbeit aussprechen, sollten<br />

nicht vergessen, dass diese Eingruppierungssystematik<br />

vom Gesetzgeber vorgeschrieben ist<br />

(sogenannte Hilfebedarfsgruppen) und dass der<br />

<strong>PARITÄTISCHE</strong> bei der Novellierung des BSHG 1996<br />

deutlich seine Bedenken geäußert hatte. In den<br />

Verhandlungen der zurückliegenden Jahre war<br />

es unsere Aufgabe, trotz dieser gesetzlichen Vorgaben<br />

darauf zu achten, dass das System für die<br />

Leistungsberechtigten selbst so durchlässig wie<br />

möglich gestaltet wird. Auch hier kann der PARITÄ-<br />

TISCHE selbstbewusst sagen, dass ein guter Ausgleich<br />

zwischen diesem Aspekt und dem Gesetz<br />

hergestellt werden konnte.<br />

Kinder- und Jugendgesundheitsstudie (KiGGS) zeigt: Kinder aus sozial schwachen<br />

Familien sind besonders häufi g übergewichtig und psychisch auff ällig.<br />

Den meisten Kindern und Jugendlichen in<br />

Deutschland geht es gesundheitlich und seelisch<br />

gut: 85 Prozent fühlen sich glücklich und gesund<br />

und sehen optimistisch in die Zukunft. Das ist das<br />

positive Fazit des großen Kinder- und Jugendgesundheitssurvey,<br />

kurz: KiGGS, dessen Ergebnisse<br />

jetzt im Bundesgesundheitsblatt veröff ent-licht<br />

wurden. Forscher vom Robert-Koch-Institut (RKI)<br />

in Berlin haben für die Studie Daten von mehr als<br />

17 000 Kindern und Jugendlichen erhoben<br />

Die Untersuchung bringt jedoch auch bedenkliche<br />

Entwicklungen ans Licht: Chronische Erkrankungen<br />

wie Übergewicht, Allergien und<br />

psychische Störungen sind weit verbreitet. Darüber<br />

hinaus greifen viele Teenager regelmäßig zu<br />

Zigaretten (20 Prozent) und alkoholischen Getränken<br />

(25 bis 30 Prozent). Besonders häufi g sind<br />

diese Leiden und Laster bei Kindern aus sozial<br />

schwachen Schichten und aus Migrantenfamilien.<br />

Von einer neuen Morbidität sprechen die Forscher<br />

angesichts der Ergebnisse. Statt akuter<br />

Krankheiten wie Mumps und Röteln stellen diese<br />

zunehmend chronische Erkrankungen wie Übergewicht<br />

und Allergien fest. Unter den chronischen<br />

Erkrankungen fi nden sich zudem vermehrt psychische<br />

Leiden.<br />

Den KiGGS-Daten zufolge sind 12 Prozent der<br />

Mädchen und 18 Prozent der Jungen zwischen 3<br />

und 17 Jahren auff ällig in ihrem Verhalten - also aggressiv,<br />

hyperaktiv oder sehr ängstlich. Psychische<br />

Probleme fanden sich bei Kindern aus Familien<br />

mit niedrigem sozialökonomischem Status mit 23<br />

Prozent überdurchschnittlich oft. Bei Kindern aus<br />

gut situierten Familien sind es nur 8 Prozent.<br />

Ebenfalls ein Problem der sozialen Schicht - aber<br />

auch ein Problem der Mädchen - sind Essstörungen<br />

wie Magersucht, Ess-Brech-Sucht, Fressanfälle<br />

und Fettsucht. 29 Prozent der 11- bis 17-jährigen<br />

Mädchen zeigen der Erhebung zufolge Symptome<br />

von Essstörungen, bei den Jungen sind es<br />

15 Prozent. Jugendliche aus sozial schwachem<br />

Umfeld sind fast doppelt so häufi g betroff en wie<br />

Jugendliche aus wohlhabenden Familien. Was<br />

den Forschern darüber hinaus auffi el: Die Betroffenen<br />

rauchen überdurchschnittlich oft. Off enbar<br />

versuchen sie so ihr Gewicht zu regulieren. Essstörungen<br />

entwickelten sich oft zu schweren und<br />

langwierigen Erkrankungen<br />

Ein weiteres erhebliches Problem der jungen<br />

Generation manifestierte sich auf der Waage: 15<br />

Prozent der 3- bis 17-Jährigen sind übergewichtig,<br />

6 Prozent so stark, dass sie als fettsüchtig (adipös)<br />

Informationen<br />

Anprechpartner:<br />

Mirko Günther<br />

Referat Leistungsfi nanzierung<br />

fon 0391 62 93 480<br />

fax 0391 62 93 555<br />

mguenther@mdlv.paritaet.org<br />

<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 19


Informationen<br />

<strong>Der</strong> Kinder- und Jugendgesundheitssurvey<br />

im<br />

Internet: www.kiggs.de.<br />

Ansprechpartner:<br />

Sven Spier<br />

Grundatzreferent<br />

Jugendhilfe<br />

fon 0391/62 93 335<br />

fax 0391/62 93 433<br />

sspier@mdvl.paritaet.org<br />

Weitere Infos:<br />

Sven Spier<br />

Grundatzreferent<br />

Jugendhilfe<br />

fon 0391/62 93 335<br />

fax 0391/62 93 433<br />

sspier@mdvl.paritaet.org<br />

20 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />

eingestuft werden. Im Vergleich mit kleinen Studien<br />

aus den Achtziger- und Neunzigerjahren habe<br />

sich der Anteil der Übergewichtigen somit verdoppelt.<br />

Prädestiniert für Übergewicht sind den<br />

Daten zufolge Kinder aus sozial schwachen Familien,<br />

aus Migrantenfamilien sowie Kinder, deren<br />

Mutter übergewichtig ist. Allergien kommen als<br />

einzige chronische Erkrankung in gut situierten<br />

Familien häufi ger vor als in sozial Schwachen und<br />

bei Migranten. Etwa 15 Prozent der 3- bis 17-Jährigen<br />

leiden an Neurodermitis, Asthma oder Heuschnupfen.<br />

Unterschiede zwischen Ost und West,<br />

Wirkungsorientierte Steuerung<br />

in der Kinder- und Jugendhilfe<br />

wie sie früher festgestellt wurden (bei Kindern im<br />

Osten waren Allergien seltener als im Westen),<br />

entdeckten die Forscher nicht mehr.<br />

Nach wie vor bestimmt das Thema „wirkungsorientierte Steuerung“ einen großen Teil<br />

der fachlichen Diskussionen der Kinder- und Jugendhilfe. Hierbei stehen zwei Themenkomplexe<br />

in Mittelpunkt: Die Frage nach (messbaren) Wirkungen insbesondere von<br />

Hilfen und die Verknüpfung dieser Wirkungen mit dem Entgelt.<br />

Obwohl das Bundesmodelprojekt und dessen<br />

wissenschaftliche Begleitung noch keine abschließenden<br />

Ergebnisse zu diesen Problemen<br />

erbracht haben, gibt es doch eine Vielzahl von<br />

Veröff entlichungen und zum Teil profunden Fachmeinungen<br />

zu diesem Thema. Herauszuheben ist<br />

hier die Reihe „Wirkungsorientierte Jugendhilfe“<br />

des Instituts für Soziale Arbeit in Münster (Quelle:<br />

www.wirkungsorientierte-jugendhilfe.de), in<br />

der inzwischen bereits der dritte Band erschienen<br />

ist. In diesen Veröff entlichungen wird die große<br />

Spannbreite der Vorstellungen und Argumentationen<br />

sehr gut deutlich. Reicht sie doch von<br />

recht groben Ideen, welche Erziehungshilfe mit<br />

einer Reparaturwerkstatt vergleichen, bis hin zu<br />

sehr diff erenzierten Fragen nach möglichen Wirkungen<br />

und der deutlichen Benennung der damit<br />

einhergehenden Probleme.<br />

Sehr deutlich wird, dass von maßgeblichen Wissenschaftlern<br />

(u. a. Prof. Merchel) die Verknüpfung<br />

Schwangerschaftsberatung<br />

und Sicherung des Kindeswohls<br />

von Wirkungen mit Entgelten als problematisch<br />

angesehen wird. Gerade das Eerreichen eines Einsparpotentials<br />

über variable Entgelte wird oftmals<br />

als Motiv für die gesamte Diskussion vermutet.<br />

Um diese Entwicklung weiter zu verfolgen sind<br />

für das zweite Halbjahr <strong>2007</strong> zwei Veranstaltungen<br />

geplant, in denen die Hintergründe der wirkungsorientierten<br />

Steuerung und der Umgang<br />

mit diesem Herangehen in anderen Bundesländern<br />

thematisiert werden sollen.<br />

Aufgaben der Schwangerschaftsberatung sind gesetzlich klar defi niert.<br />

Angesichts aktueller sozialer Probleme ergeben sich aber zusätzliche Herausforderungen.<br />

Wo liegen die Chancen der Schwangerschaftsberatung<br />

angesichts einer zunehmenden Zahl<br />

von Familien, denen die materiellen und sozialen<br />

Ressourcen für eine positive Entwicklung ihrer<br />

Kinder fehlen? Wie kann Schwangerschaftsbera-<br />

tung präventiv wirksam werden zur Sicherung des<br />

Kindeswohls?<br />

Schwangerschaftsberatungsstellen haben die<br />

Aufgabe, einer Frau oder einem Paar im Schwangerschaftskonfl<br />

ikt, bei Austragen einer Schwan-


gerschaft und beim Elternsein alle staatlichen und<br />

nichtstaatlichen Hilfsmöglichkeiten auf zu zeigen,<br />

sie bei der Inanspruchnahme von Rechtsansprüchen<br />

zu unterstützen und bestimmte Hilfen direkt<br />

zu vermitteln. Zunehmend haben sie eine Art Lotsenfunktion<br />

im Dschungel sozialer Hilfen übernommen.<br />

BeraterInnen können diese sozialrechtlichen Inhalte<br />

aber auch nutzen, mit den KlientInnen über<br />

Einstellungen und Perspektiven zu sprechen. Weil<br />

in den Beratungen eine tendenziell therapeutische<br />

Beziehung entsteht, können die eigenen<br />

Kräfte der Familien geweckt werden und die Beratung<br />

weit über fi nanzielle Hilfen hinaus wirken.<br />

In Einzelfällen können dabei Situationen off enbar<br />

werden, die für betroff ene Kinder eine Gefahr sind.<br />

Zwar kommen Kindesmisshandlung, -missbrauch,<br />

-vernachlässigung in allen Bevölkerungsgruppen<br />

vor, aber prekäre Lebensverhältnisse erhöhen die<br />

Gefahr deutlich. Es besteht grundsätzlich Schwei-<br />

Neues Magazin für die bessere Lebenshälfte:<br />

»TENGO – Lust auf später«<br />

gepfl icht der BeraterInnen. Den KlientInnen muss<br />

transparent gemacht werden, dass in Extremsituationen<br />

weitere Stellen eingeschaltet werden, dass<br />

die Beraterin aber weiterhin zu ihrer Unterstützung<br />

fungiert.<br />

Durch die Konfl iktberatungen und die Vermittlung<br />

fi nanzieller Hilfen kommen SchwangerschaftsberaterInnen<br />

sehr früh mit Frauen und<br />

Familien in Kontakt, die in schwierigen Lebensverhältnissen<br />

ein (weiteres) Kind erwarten. Sie erhalten<br />

sehr früh einen Eindruck von den multiplen<br />

Problemlagen und können in enger Zusammenarbeit<br />

mit den Betroff enen im Netz psychosozialer<br />

Versorgung Lösungen fi nden. Schwangerschaftsberatungsstellen<br />

führen in den Hilfs- und Kontrollsystemen<br />

in gewisser Weise ein Satellitendasein,<br />

ihr Beitrag ist meist eher kurzfristig, aber sehr breit<br />

gestreut und unter dem Aspekt der Prävention<br />

nicht zu unterschätzen.<br />

Wussten Sie schon, dass Neugier kein Alter kennt oder Glück in jedem steckt?<br />

Wenn Sie TENGO gelesen haben, wissen Sie darüber mehr.<br />

Das neue bundesweite„Magazin für die bessere Lebenshälfte“ verspricht seinen Lesern<br />

Nicht nur die Bundeskanzlerin, sondern viele<br />

weitere Prominente und namhafte Autorinnen wie<br />

Autoren entzünden in TENGO ein wahres Feuerwerk<br />

der Texte, die allesamt den selbstbewussten<br />

Tenor haben: 50 – na und?! Das entspricht durchaus<br />

der Philosophie des Herausgebers (der PARITÄ-<br />

TISCHE) und Verlages (Ziel:Marketing) und hat ein<br />

interessantes Heft entstehen lassen, das sich nicht<br />

um Alters-, sondern um Alltagsfragen kümmert,<br />

vor denen jeder irgendwann steht.<br />

Von Rezepten hält TENGO wenig, das Magazin<br />

setzt auf das selbständige Denken seiner reifen<br />

Leserschaft. Muntere, spannende, informativen,<br />

launige und manchmal auch bissige Artikel regen<br />

dazu in weiteren sechs Kapiteln unterhaltsam an:<br />

• KNITTERFREI – bekannt & neu bringt Fakten<br />

und Positionen.<br />

• LIEBE – absolut fragt nach Lust und Leidenschaften.<br />

• ZEIT - immer öfter plädiert für pro-aging,<br />

angemessenes Lebenstempo und den Genuss<br />

der Gegenwart.<br />

• SPIELRÄUME – vor der Nase weitet die Niederungen<br />

des Alltags aus unterschiedlichen<br />

Blickwinkeln.<br />

• ORTE – vom Fleck weg tummelt sich überall,<br />

wo reife Menschen zu fi nden sind.<br />

• STANDPUNKTE – freie Wahl sagt frei heraus,<br />

was möglich ist.<br />

In diesem Zuschnitt, für den in <strong>2007</strong> der Paritätische<br />

Niedersachsen federführend war, macht<br />

TENGO tatsächlich bundesweit Lust auf später<br />

und ist dazu noch modern und schön gestaltet.<br />

Für 4,90 Euro steht das Heft ab 2. März am Kiosk<br />

– und das ist für so viel Lebensqualität nicht zuviel<br />

verlangt! <strong>Der</strong> Paritätische (Hrsg): TENGO – Lust<br />

auf später. Magazin für die bessere Lebenshälfte.<br />

Verlag Ziel-Marketing, Stuttgart <strong>2007</strong>. 164 Seiten,<br />

4,90 Euro<br />

Informationen<br />

Ansprechpartnerin:<br />

Cornelia Rohn (Pro Familia)<br />

Fachberaterin Schwangerenberatung<br />

für den<br />

<strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<br />

<strong>Anhalt</strong><br />

Richard-Wagner-Str. 29<br />

06114 Halle<br />

fon 0345 / 5 22 06 36<br />

fax 0345 / 5 22 06 37<br />

cornelia.rohn@profamilia.de<br />

Bestellungen<br />

(zzgl. Verandkosten):<br />

EMail: info@ziel-marketing.de<br />

Verlag Ziel:Marketing,<br />

Hauptstätter Str. 57<br />

70178 Stuttgart<br />

Tel: 0711-966 95-0,<br />

Fax: 0711-966 95-20<br />

<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 21


Informationen<br />

22 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />

Förderaktion der Aktion Mensch<br />

Bereits im März 2006 startete die Deutsche Behindertenhilfe – Aktion Mensch e.V. mit<br />

dem Projekt „dieGesellschafter.de“ die größte Aufklärungskampagne ihrer Geschichte.<br />

Neben einer bundesweiten Medienkampagne wurde auch ein neues Förderprogramm<br />

eingerichtet, im Rahmen dessen neue innovative Projekte bürgerschaftlichen<br />

Engagements gefördert werden können.<br />

Das Gesellschafter-Projekt ist auf eine Laufzeit<br />

von mindestens 2 Jahren angelegt. Insgesamt stehen<br />

ca. 10 Millionen Euro für die Förderung von<br />

Projekten im Rahmen des Förderprogramms zur<br />

Verfügung. Die Förderhöchstgrenze für ein Projekt<br />

beträgt 4.000 Euro. Es werden Zuschüsse für<br />

Honorar- und Sachkosten gewährt, die unmittelbar<br />

und zusätzlich durch das Projekt entstehen.<br />

Analog zur Aktion „5000 x Zukunft“ geht es bei<br />

dieser Förderung darum, kleine Projekte und Aktionen<br />

mit Initiativcharakter auf lokaler Ebene zu<br />

unterstützen.<br />

Mit Stand vom 15. Mai <strong>2007</strong> wurden durch Aktion<br />

Mensch im Rahmen dieser Förderaktion 1907<br />

Anträge mit einem Gesamtfördervolumen in Höhe<br />

von 6.952.753 € bewilligt. Auf Mitgliedsorganisationen<br />

des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N entfallen bundesweit<br />

371 Bewilligungen. <strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> in <strong>Sachsen</strong>-<br />

<strong>Anhalt</strong> kann bisher lediglich 22 bewilligte Anträge<br />

Aktion Mensch und Deutsches Hilfswerk<br />

verschärfen ihre Förderkriterien<br />

Bereits im Jahr 2006 hat die Stiftung Deutsches Hilfswerk (DHW) ihre Richtlinien<br />

überarbeitet und in verschiedenen Punkten den Förderrichtlinien der Deutschen<br />

Behindertenhilfe – Aktion Mensch e.V. (AM) angepasst. Verschärft wurden u. a. die<br />

Ausschlusskriterien bei einer Befreiung von den Beschränkungen des § 181 BGB<br />

sowie die Regelungen bei Aufl ösung einer Organisation in der sogenannten Heimfallklausel.<br />

Da beide Stiftungen diese Kriterien nicht explizit in ihren Förderrichtlinien<br />

aufgeführt haben, diese aber eine generelle Voraussetzung für die Förderfähigkeit<br />

eines Antrages sind, möchten wir Sie an dieser Stelle darüber informieren.<br />

Keine Förderung durch AM und DHW<br />

bei genereller Befreiung von den<br />

Beschränkungen des § 181 BGB<br />

Bei Antragstellungen an Aktion Mensch als auch<br />

an das Deutsches Hilfswerk muss die Satzung<br />

bzw. der Gesellschaftervertrag der Antragsteller<br />

die besonderen Bedingungen zum § 181 BGB erfüllen.<br />

Die Vorschrift des § 181 BGB regelt sogenannte<br />

Insichgeschäfte, bei denen ein Vertreter<br />

bei Vertragsabschluss auf zwei Seiten steht. Das<br />

heißt, dass er entweder für den Vertretenen mit<br />

sich selbst ein Geschäft abschließt oder, dass er<br />

verzeichnen. Das inhaltliche Spektrum der bewilligten<br />

Projekte ist sehr umfangreich. Überwiegend<br />

kamen die Anträge aus den Themenbereichen:<br />

• Kinder, Jugend und Familie<br />

• Chancengleichheit, Teilhabe und Partizipation<br />

• Interkulturelle Vielfalt<br />

• Bildung<br />

• Behinderung<br />

• Gesellschaft der Zukunft: Globalisierung und<br />

Europa<br />

• Generationengerechtigkeit.<br />

Insgesamt ist festzustellen, dass grundsätzlich<br />

jede Einrichtung bzw. Organisation im Rahmen<br />

der Gesellschafter-Kampagne die Möglichkeit hat<br />

ein geeignetes Projekt einzureichen. Die Fördermodalitäten<br />

sowie das Antragsverfahren sind klar<br />

defi niert und einfach zu handhaben. - Nutzen Sie<br />

diese Möglichkeit!<br />

als Vertreter zweier Organisationen für diese ein<br />

Geschäft abschließt. Solche Geschäfte sind nach §<br />

181 BGB grundsätzlich unzulässig.<br />

Vereinssatzung oder GmbH-Vertrag können<br />

Ausnahmen von diesem Verbot zulassen. Generelle<br />

Ausnahmen führen jedoch zum Ausschluss<br />

einer Förderung durch Aktion Mensch und das<br />

Deutsches Hilfswerk. Das gilt auch dann, wenn<br />

laut Satzung bzw. des Gesellschaftsvertrages nur<br />

die Möglichkeit besteht, den Vorstand bzw. den<br />

Geschäftsführer - zukünftig - generell von den<br />

Beschränkungen des § 181 BGB zu befreien. <strong>Der</strong>


Förderfähigkeit steht jedoch nichts entgegen,<br />

wenn eine partielle Befreiung für Rechtsgeschäfte<br />

mit anderen gemeinnützigen Institutionen erteilt<br />

wird. Eine Förderfähigkeit ist auch dann gegeben,<br />

wenn dem jeweiligen Vertreter die Erlaubnis zum<br />

Selbstkontrahieren für ein konkretes einzelnes<br />

Rechtsgeschäft erteilt werden kann.<br />

Förderung durch AM und DHW nur bei<br />

eindeutiger Formulierung der Heimfallklausel<br />

Bei beiden Stiftungen muss die Heimfallklausel<br />

in der Satzung bzw. im Gesellschaftervertrag des<br />

Antragstellers eine eindeutige Formulierung zugunsten<br />

einer freigemeinnützigen Organisation<br />

enthalten. In der Praxis kommt es immer wieder<br />

Bildung<br />

Grundsatzfragen<br />

Fördermittel<br />

Altenhilfe<br />

Jugendhilfe<br />

Behindertenhilfe<br />

Gesundheit<br />

Prävention<br />

vor, dass die Regelungen in der Satzung oder im<br />

Gesellschaftsvertrag der Antragsteller vorsehen,<br />

das Restvermögen bei Aufl ösung der Organisation,<br />

z. B. einer Kommune zukommen zu lassen.<br />

Eine solche Regelung schließt die Möglichkeit<br />

einer Förderung aus. Es ist daher erforderlich, die<br />

Heimfallklausel so zu fassen, dass das Restvermögen<br />

bei Aufl ösung des Trägers einer freigemeinnützigen<br />

Organisation zufl ießt, die es für wohlfahrtspfl<br />

egerische Zwecke zu verwenden hat.<br />

Wir empfehlen Ihnen, bereits vor der Antragstellung<br />

sowohl den § 181 BGB als auch die Heimfallklausel<br />

in der Satzung bzw. im Gesellschaftervertrag<br />

so zu formulieren, dass sie den Förderkriterien<br />

der Stiftungen entsprechen.<br />

Informationen<br />

Bei Rückfragen oder für<br />

Formulierungsvorschläge<br />

wenden Sie sich bitte an:<br />

Sabine Mantei<br />

Referat Fördermittel<br />

fon 0391 62 93 304<br />

fax 0391 62 93 444<br />

smantei@mdlv.paritaet.org<br />

Weitere interesante<br />

Informationen fi nden Sie in der<br />

aktuellen Ausgabe des Rundbrief-Beilegers<br />

„Fördermittel<br />

NEWS“ sowie auf der Homepage<br />

des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N unter<br />

www.paritaet-lsa.de<br />

<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 23


Positionen<br />

Ihre Ansprechpartnerin<br />

zum Thema:<br />

Antje Ludwig<br />

Referentin für<br />

Vorstand/Geschäftsführung<br />

Bundeskoordinatorin<br />

Jugendsozialarbeit<br />

fon 0391/62 93 505<br />

fax 0391/62 93 444<br />

aludwig@mdvl.paritaet.org<br />

24 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />

Änderung im SGB II<br />

Verbesserte Beschäftigungschancen durch<br />

längerfristige Förderung<br />

Trotz der anhaltend guten konjunkturellen Entwicklung und einer Verringerung der<br />

Arbeitslosenzahlen, ist die Sockelarbeitslosigkeit bei Langzeitarbeitslosen weiterhin<br />

gleichbleibend hoch. Auch die Bundesregierung hat erkannt, dass es eine zahlenmäßig<br />

bedeutsame Gruppe von Menschen gibt, die neben Langzeitarbeitslosigkeit weitere<br />

Vermittlungshemmnisse z.B. fehlende oder geringe berufl iche Qualifi zierung, gesundheitliche<br />

Einschränkungen sowie weitere individuelle Probleme wie Suchtgefährdung,<br />

Schulden u.ä. aufweisen. Bundesweit betriff t dies ca. 400.000 Menschen.<br />

Von Antje Ludwig<br />

Diese Personengruppe wird trotz umfassender<br />

Bemühungen auf absehbare Zeit nicht auf dem<br />

ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln sein. Für diese<br />

Menschen sollen längerfristige sozialversicherungspfl<br />

ichtige Beschäftigungsangebote geschaff<br />

en werden, um auch ihnen Perspektiven zur<br />

gesellschaftlichen Teilhabe und Förderung ihrer<br />

Erwerbsfähigkeit zu geben.<br />

<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> fordert seit längerer Zeit die<br />

Schaff ung eines sog. „Integrationsarbeitsmarktes“<br />

im Rahmen öff entlich geförderter Beschäftigung,<br />

der Langzeitarbeitslosen eine soziale und berufliche<br />

Integration ermöglicht.<br />

<strong>Der</strong> jetzt von der Bundesregierung verabschiedete<br />

Gesetzentwurf sieht eine entsprechende<br />

Veränderung im SGB II vor und wird derzeit im<br />

Bundestag beraten. Es wird unter den „Eingliederungsleistungen“<br />

ein Paragraph 16a „Leistungen<br />

zur Beschäftigungsförderung“ eingefügt. Dieser<br />

sieht einen Beschäftigungszuschuss an Arbeitgeber<br />

und Projekte in Höhe von 75% als zu erwartende<br />

Minderleistung des Arbeitnehmers vor, der<br />

zunächst über einen Zeitraum von 24 Monaten<br />

gezahlt wird. Verlängerungsoptionen sind möglich<br />

bei Verringerung des Zuschusses um weitere<br />

10%.<br />

Voraussetzung ist, dass der erwerbsfähige Hilfebedürftige<br />

das 25. Lebensjahr vollendet hat,<br />

langzeitarbeitslos ist und mindestens zwei weitere<br />

erhebliche Vermittlungshemmnisse aufweist.<br />

Weiterhin soll ein Zuschuss für berufl iche Qualifi -<br />

zierung in pauschalierter Form bis zu einer Höhe<br />

von 200 € monatlich im ersten Jahr sowie einmalig<br />

zur Deckung des besonderen Aufwandes beim<br />

Aufbau der Beschäftigungsmöglichkeit gewährt<br />

werden.<br />

Als Arbeitgeber kommen in erster Linie solche<br />

Unternehmen in Betracht, die bereits über Erfahrungen<br />

im Umgang mit der Beschäftigung von<br />

Langzeitarbeitslosen verfügen und geförderte<br />

Beschäftigungsmaßnahmen durchgeführt haben.<br />

Dabei wird an soziale Betriebe, auch Integrationsprojekte<br />

im Sinne des SGB IX, sowie auch rein erwerbswirtschaftliche<br />

Betriebe gedacht.<br />

<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> wertet den Gesetzentwurf als<br />

ersten richtigen Schritt, für diese Personengruppe<br />

adäquate Beschäftigungsangebote zu machen,<br />

weist jedoch gleichzeitig darauf hin, dass die zu erbringende<br />

restliche Gehaltssumme von 25% durch<br />

die Träger kaum zu erwirtschaften sein wird. Eine<br />

tatsächliche „Wertschöpfung“ zur Deckung der<br />

Summe ist mit diesem Personenkreis nur schwer<br />

zu erbringen. Hier muss eine Nachbesserung im<br />

Gesetzentwurf geben. Auch die Begrenzung der<br />

Zahl auf 55.000 Stellen bundesweit ist nicht der<br />

„große Wurf“ für einen Integrationsarbeitsmarkt-<br />

eine größere Ausweitung ist politisch jedoch nicht<br />

gewollt, da Kammern und Arbeitgeberverbände<br />

ihr Veto eingelegt haben.<br />

<strong>Der</strong> Gesetzentwurf ist auf der Homepage unter<br />

www.paritaet-lsa.de eingestellt.


Modellprojekt<br />

»Transparenz in der Pflege«<br />

<strong>Der</strong> Landespfl egeausschuss (LPA), als höchstes fachpolitisches Organ des Landes<br />

<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>, wird in Kürze seine Empfehlung zu einem Modellprojekt<br />

»Transparenz in der Pfl ege« aussprechen. Dieses Gremium, in dem Pfl egekassen,<br />

Sozialministerium, MDK, Vertreter der Betroff enenverbände als auch die Verbände<br />

der Freien Wohlfahrtspfl ege partnerschaftlich zusammenarbeiten, wird damit ein<br />

Konzept umsetzen, dass in der Bundesrepublik bisher einmalig ist.<br />

Von Mirko Günther<br />

Damit ist nach gut 2 ½ Jahren ein wichtiger<br />

Meilenstein durch den Landespfl egeausschuss<br />

gesetzt. Ausgangspunkt im Jahr 2005 war die<br />

Überlegung, wie die Freie Wohlfahrtspfl ege gemeinsam<br />

in unserem Bundesland den schlechten<br />

Ruf der stationären Pfl ege in den Altenpfl egeheimen<br />

verändern kann. Auch zu diesem Zeitpunkt<br />

geisterten durch die Medien immer wieder<br />

Berichte von schlechten Pfl egeleistungen in<br />

Heimen. Alle Beteiligten waren sich damals und<br />

heute darüber einig, dass diese Aussagen in keiner<br />

Weise repräsentativ sind und bis auf ganz wenige<br />

Ausnahmen eine hervorragende Qualität in<br />

den Altenpfl egeheimen geleistet wird. Vor diesem<br />

Hintergrund entstand die Idee, Teilergebnisse von<br />

MDK-Prüfungen zukünftigen Nutzern zur Verfügung<br />

zu stellen. Dabei wurde in der Projektarbeit<br />

darauf Wert gelegt, dass vorallem Ergebnisse von<br />

MDK-Prüfungen veröff entlich werden, die von<br />

hoher Relevanz für eine Entscheidung sind, wenn<br />

sich Senioren oder ihre Angehörigen für eine Einrichtung<br />

entscheiden wollen.<br />

In partnerschaftlicher Zusammenarbeit zwischen<br />

Ministerium, Pfl egekassen und den Verbänden<br />

der Leistungserbringer haben sich die<br />

Beteiligten entschieden, nunmehr in einer zeitlich<br />

befristeten Modellphase das Projekt zu starten.<br />

Beachtenswert ist, dass das Ministerium Mittel für<br />

eine wissenschaftliche Begleitung bereit stellt. Die<br />

Wissenschaft soll insbesondere überprüfen, welcher<br />

Nutzen für den Verbraucher entsteht und ob<br />

die Fragestellungen zu Angeboten einer Einrichtung<br />

richtig und verständlich sind.Was muss man<br />

sich unter dem Projekt »Transparenz in der Pfl ege«<br />

konkret vorstellen? <strong>Der</strong> Medizinische Dienst der<br />

Krankenkassen (MDK) prüft auf der Grundlage<br />

des Pfl egeversicherungsgesetzes regelmäßig alle<br />

Altenpfl egeheime. Findet eine solche Prüfung bei<br />

einem Träger statt, der sich an dem Modellprojekt<br />

beteiligt, füllt der MDK gleichzeitig den sogenannten<br />

Transparenzfragebogen aus. In diesem Fragebogen<br />

werden, wie oben bereits beschrieben, nur<br />

Teilergebnisse der Prüfung übernommen und in<br />

einer auch für Laien verständlichen Sprache formuliert.<br />

Ist der Transparenzbogen ausgefüllt und<br />

mit dem MDK abgestimmt, entscheidet der Träger,<br />

ob er dieses Ergebnis auch veröff entlichen<br />

will. Stimmt er dem zu, erscheint auf einer Internetplattform<br />

dieses Ergebnis gleichzeitig mit der<br />

individuellen Darstellung der Einrichtung (Angebote,<br />

Besonderheiten) und den Preisen für die jeweiligen<br />

Pfl egestufen.<br />

Sowohl auf Bundesebene als auch in unserem<br />

Landesverband ist dieses Projekt nicht unumstritten.<br />

Insbesondere die besondere Rolle des MDK´s<br />

in diesem Projekt wird kritisiert und gefragt, ob<br />

zukünftige Nutzer anhand der ausgewählten Fragestellungen<br />

sich tatsächlich ein Bild von einem<br />

Altenpfl egeheim machen können. Dem PARITÄ-<br />

TISCHEN ist vor dem Hintergrund dieser Kritik die<br />

Zustimmung nicht leicht gefallen, denn natürlich<br />

erleben unsere Träger den MDK noch zu sehr als<br />

Prüforgan anstatt in seiner auch gesetzlich verbrieften<br />

Rolle als Berater. Und natürlich muss<br />

geprüft werden, ob der Transparenzbogen dem<br />

Anspruch als Entscheidungshilfe für die Auswahl<br />

einer Einrichtung tatsächlich gerecht wird. In den<br />

<strong>PARITÄTISCHE</strong>N Gremien wurde aber auch der<br />

sozialpolitische Aspekt dieses Projektes intensiv<br />

diskutiert. Von der bereits beschriebenen partnerschaftlichen<br />

Zusammenarbeit aller Beteiligten an<br />

diesem Modell erhoff t sich unser Verband auch<br />

Signalwirkungen für andere Sachverhalte. Im Gegensatz<br />

zu anderen Bundesländern ist hier etwas<br />

gemeinsam gewachsen, was auch für die Zukunft<br />

Ausstrahlungskraft besitzt. Hier denkt der PARITÄ-<br />

TISCHE an die Auswirkungen eines novellierten<br />

Pfl egegesetzes aber auch an solche Teilaspekte,<br />

wie einer ausreichenden Finanzierung der Bausubstanz<br />

der vorhandenen Bereiche.<br />

<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> sieht dieses Modellprojekt nur<br />

als einen Bestandteil einer Marketingstrategie, die<br />

gegenwärtig in der Qualitätsgemeinschaft „Pfl ege“<br />

unseres Landesverbandes erarbeitet wird.<br />

Wir sind aber auch der Überzeugung, dass sich<br />

mit diesem Modellprojekt die innerverbandliche<br />

Diskussion zur Zukunft stationärer Pfl ege weiter<br />

intensivieren wird.<br />

Positionen<br />

Ihre Ansprechpartner<br />

zum Thema:<br />

Mirko Günther<br />

Referent<br />

Leistungsfi nanzierung<br />

fon 0391/62 93 480<br />

fax 0391/62 93 555<br />

mguenther@mdvl.paritaet.org<br />

<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 25


Positionen<br />

Ihr Ansprechpartner:<br />

Sven Spier<br />

Grundatzreferent<br />

Jugendhilfe<br />

fon 0391/62 93 335<br />

fax 0391/62 93 433<br />

sspier@mdvl.paritaet.org<br />

26 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />

<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> bezieht Stellung in der Diskussion um<br />

Krippenplätze für Kleinkinder<br />

Allen Kindern gleiche Chancen<br />

Die durch Pläne der Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen zum Ausbau der<br />

Betreuung auch für Kinder unter drei Jahren losgetretene - und zum Teil unter der<br />

Gürtellinie geführte - Diskussion bedarf auch einer erklärenden Stellungnahme durch den<br />

<strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>.<br />

Von Sven Spier<br />

<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> verfügt über ein sehr fortschrittliches<br />

Kinderbetreuungsgesetz, insbesondere was<br />

den Versorgungsgrad an Kindertagesstättenplätzen<br />

für Krippen- und Kindergartenkinder betriff t.<br />

Hierdurch besteht für jedes Kind einen Anspruch<br />

auf eine mindestens fünfstündige Betreuung am<br />

Tag unabhängig davon, ob die Eltern berufstätig<br />

sind oder nicht. Es obliegt ganz allein der Entscheidung<br />

der Eltern, ab welchem Alter und in<br />

welchem zeitlichen Umfang sie ihre Kinder in die<br />

Obhut von Kindertagesstätten bzw. alternativer<br />

Betreuungsformen wie Tagesmütter geben. Dieser<br />

Rechtsanspruch gibt unseres Erachtens den<br />

Familien Sicherheit bei ihrer Familienplanung.<br />

<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> sieht darin keine einseitige<br />

Ausrichtung auf die Erwerbstätigkeit von Müttern<br />

mit Kleinkindern. Für uns ist dies ein Instrument<br />

zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die fortschrittliche<br />

Kinderbetreuung in <strong>Sachsen</strong>- <strong>Anhalt</strong><br />

dient - immer unter der Voraussetzung, dass die Eltern<br />

die Wahlmöglichkeit über die Betreuung und<br />

den Umfang der Betreuung haben - der Stärkung<br />

der Familien. Sind die Eltern zufrieden und glücklich,<br />

geben sie diese Ausstrahlung an ihre Kinder<br />

weiter. Eine aus unserer Sicht gelungene Lösung<br />

zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind die<br />

seit Januar dieses Jahres geltenden Regelungen<br />

zur Elternzeit. Wir denken, dass diese Förderung<br />

gerade nicht dazu beiträgt, wie von Bischof Mixa<br />

behauptet, dass die jungen Mütter dazu verleitet<br />

werden, die Kinder bereits kurz nach der Geburt<br />

in staatliche Obhut zu geben. <strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong><br />

verwahrt sich in diesem Zusammenhang, die Frau<br />

als „Gebärmaschine“ zu degradieren. Zu folgen ist<br />

den Aussagen, dass es bedauerlich ist, dass sich<br />

Familien den Erfordernissen des Arbeitsmarkts<br />

anpassen müssen und es nicht - wie zu wünschen<br />

wäre – mehr familienfreundlichere Arbeitsbedingungen<br />

gibt. Jetzt bedarf es jedoch einer Unterstützung<br />

derjenigen Familien, die Arbeit und Familie<br />

miteinander in Einklang bringen wollen.<br />

Das Kinderförderungsgsgesetz in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

bietet Familien oder allein erziehenden Müttern<br />

die Sicherheit, im Bedarfsfall die Betreuung<br />

auch für sehr junge Kinder nutzen zu können.<br />

Wir denken hier beispielsweise an Auszubildende<br />

oder Studentinnen. Aus der positiven Erfahrung<br />

der Kleinkindbetreuung in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> heraus<br />

unterstützen wir die Pläne unserer Bundesfamilienministerin<br />

Ursula von der Leyen, den Ausbau<br />

der Zahl der Betreuungsplätze für Kinder unter<br />

drei Jahren bis 2013 auf rund 750 000 zu verdreifachen.


<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> warnt vor einer<br />

»Familienpolitischen Mogelpackung«<br />

Durch den <strong>PARITÄTISCHE</strong>N Gesamtverband wurden zwei Expertisen unter<br />

dem Titel „Auf den Punkt gebracht“ veröff entlicht, die die aktuelle Diskussion<br />

um Förderung von Familien um dringend notwendige Berechnungen ergänzen.<br />

Für die Familienförderung werden in Deutschland nach Berechnungen<br />

des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N Wohlfahrtsverbandes nicht wie oft von der Politik<br />

postuliert184 Milliarden Euro jährlich, sondern lediglich 38,6 Milliarden<br />

Euro ausgegeben. <strong>Der</strong> Verband sieht hierdurch keinerlei Spielraum für<br />

Umschichtungen zur Finanzierung des Krippenausbaus innerhalb der<br />

familienfördernden Leistungen.<br />

Von Sven Spier<br />

„Hiermit wird deutlich, dass die immer wieder<br />

durch die Regierung angeführten 184 Milliarden<br />

Euro nicht dem wirklichen familienpolitisches Gesamtbudget<br />

entsprechen, sondern eine familienpolitische<br />

Mogelpackung sind“, sagte Dr. Gabriele<br />

Girke, Landesgeschäftsführerin des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />

<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>. Mehr als ein Drittel der Summe<br />

setzt sich aus Leistungen zusammen, die zwar<br />

auch an Familien fl ießen, die jedoch keinesfalls an<br />

das Vorhandensein von Kindern geknüpft sind, wie<br />

etwa die Witwenrente, das Ehegattensplitting und<br />

die steuerliche Absetzbarkeit von Haushaltshilfen.<br />

Eingerechnet sind ebenso Leistungen, die der<br />

Beamtenversorgung oder der Gesundheitspolitik<br />

zuzuordnen sind, sowie Leistungen der Existenzsicherung<br />

nach dem SGB II, der Kinderfreibetrag im<br />

Steuerrecht sowie bestimmte Beitragsregelungen<br />

in der Sozialversicherung.<br />

Strikt wendet sich der Verband gegen Überlegungen,<br />

die anstehende Kindergelderhöhung<br />

zu streichen oder das Kindergeld gar zu kürzen,<br />

um die Mittel für die Krippenfi nanzierung zu nutzen.<br />

Aufgrund gestiegener Lebenshaltungs- und<br />

Wohnkosten müsse es vielmehr um zehn Prozent<br />

erhöht werden.<br />

Das Kindergeld stellt für viele Familie eine wichtige<br />

Größe im Familienbudget dar. Es hat auch<br />

unter dem Gesichtspunkt der Armutsvermeidung<br />

eine herausragende Bedeutung: Zehn Prozent<br />

mehr oder weniger Kindergeld bedeuten ganz<br />

konkret acht Prozent mehr oder weniger Familienarmut.<br />

In Zahlen ausgedrückt heißt das: plus oder<br />

minus 120.000 Familien mit 200.000 Erwachsenen<br />

und 170.000 Kindern, die das Kindergeld vor Armut<br />

schütze.<br />

<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> begrüßt ausdrücklich den von<br />

Familienministerin von der Leyen geplanten Ausbau<br />

der Kinderbetreuung. Dies ist ein wichtiger<br />

Schritt auf dem Weg zur Schaff ung eines einklagbaren<br />

Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz<br />

auch für unter Dreijährige. Jedoch geht dies<br />

nur, mit einem deutlichen Mehr an fi nanziellen<br />

Mitteln, die nicht an andere Stelle den Familien<br />

genommen werden dürfen. Dies betreff e sowohl<br />

den Ausbau infrastruktureller Angebote für Familien<br />

als auch die notwendige Anhebung des Kindergeldes.<br />

<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> untermauerte seine Position<br />

mit zwei Expertisen: einer systematischen Aufschlüsselung<br />

der Transferleistungen für Familien<br />

von Marion von zur Gathen, Referentin für Frauen,<br />

Familien und Kinder beim <strong>PARITÄTISCHE</strong>N Gesamtverband,<br />

sowie einer empirischen Studie zur Entlastungswirkung<br />

und zu Verteilungseff ekten des<br />

Kindergeldes von Dr. Rudolf Martens, Referent für<br />

sozialwissenschaftliche Analyse.<br />

Beide sind hier abrufbar: www.paritaet.org<br />

Positionen<br />

<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 27


Positionen<br />

Ihre Ansprechpartnerin:<br />

Evelin Nitsch-Boek<br />

Grundatzreferentin<br />

Behindertenhilfe<br />

fon 0391/62 93 533<br />

fax 0391/62 93 433<br />

enitschboek@mdvl.paritaet.org<br />

28 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />

Geschlossene Unterbringung in Leistungszuständigkeit<br />

der Eingliederungshilfe nach SGB XII<br />

Die LIGA der Freien Wohlfahrtspfl ege hat im Mai des Jahres ein Positionspapier zu Rahmenbedingungen<br />

geschlossener Unterbringung bei freien Trägern verabschiedet und dem Sozialministerium<br />

und dem Ausschuss für Angelegenheiten der psychiatrischen Krankenversorgung zur<br />

Diskussion gestellt.<br />

Von Evelin Nitsch-Boek<br />

Das Positionspapier soll auch in die Debatte um<br />

Leistungstypen gemäß dem Landesrahmenvertrag<br />

nach § 79 SGB XII einbezogen werden.<br />

Das Papier setzt sich mit rechtlichen Regelungen<br />

für die geschlossene Unterbringung und eine<br />

daraus abzuleitende Zuständigkeit der Eingliederungshilfe<br />

auseinander, fordert für die Ermittlung<br />

des Bedarfs an Plätzen zur geschlossenen<br />

Unterbringung im Land <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> eine<br />

landesweite Befragung von Institutionen, um<br />

solide Daten ermitteln zu können. Hier sieht die<br />

LIGA die fachpolitische Verantwortung des Sozialministeriums.<br />

Des Weiteren positioniert sich die<br />

LIGA zur teilweise unzureichenden Personaldichte<br />

im off enen Hilfesystem. Die Notwendigkeit einer<br />

geschlossenen Unterbringung darf sich nicht aus<br />

der mangelnden Personalausstattung in Einrichtungen<br />

ergeben. Hier erwartet die LIGA ein sehr<br />

sorgfältiges Ausschöpfen aller Möglichkeiten im<br />

off enen System.<br />

Geschlossene Heimplätze sollten gemeindenah<br />

in geringer Dichte an bestehenden Einrichtungen<br />

der Gemeindepsychiatrie integriert werden.<br />

Den vollständigen Wortlaut des Positionspapiers<br />

können Sie im Internet unter www. paritaet-lsa.de<br />

abrufen.<br />

Landesgeförderte Beratungsstellen im Focus<br />

Das Land <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> fördert im Rahmen von Rechtsverpfl ichtungen, aber auch im Zuge<br />

seines Gestaltungsauftrages, die Arbeit von Beratungsstellen für unterschiedliche Zielgruppen.<br />

Dazu gehören Schwangeren- und Schwangerschaftskonfl iktberatungsstellen, Beratungsstellen<br />

für Verbraucherinsolvenz, Ehe-, Familien-und Erziehungsberatung sowie Suchtberatung, aber<br />

auch die Beratungsangebote für Menschen mit Sinnesbehinderungen. In der Mehrzahl handelt<br />

es sich hierbei um anteilige Finanzierungen, die durch die Kommunen und Träger ergänzt werden<br />

müssen. Wir möchten Ihnen an dieser Stelle einige der Beratungsangebote näher vorstellen.<br />

Die Förderung von Selbsthilfekontaktstellen wurde auch auf Drängen des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />

<strong>2007</strong> in die Landesförderung neu aufgenommen.<br />

Beratungsstellen für Hörbehinderte<br />

Das größte Problem der gehörlosen Menschen<br />

ist das Kommunikationsproblem. Nicht nur, dass<br />

sie nicht hören können, auch die Sprache der Gehörlosen<br />

ist für ein ungeübtes Ohr kaum verständlich.<br />

Hinzu kommt, dass Sprache erst sehr spät und<br />

nicht über den natürlichen Weg über das Gehör<br />

erlernt wird, sondern sehr mühselig individuell<br />

beigebracht werden muss. Dadurch ist der Wortschatz<br />

sehr gering und entspricht etwa dem eines<br />

ca. 12-Jährigen. Da der Mensch in Sprache denkt,<br />

ist auch diese Komponente stark eingeschränkt.<br />

Auch die Schriftsprache ist beiderseitig von vielen<br />

Missverständnissen nicht ausgeschlossen, Beamtendeutsch<br />

völlig unverständlich.<br />

Aufgrund dieser o. g. Umstände sind gehörlose<br />

Menschen auf eine Beratung angewiesen, die<br />

sich nicht nur auf den Sachverhalt des Problems<br />

bezieht, sondern auf die Behinderung spezialisiert<br />

ist. Die Beratungen werden in Gebärdensprache<br />

und in einer für die Betroff enen verständlichen Art<br />

durchgeführt. Dadurch sind die Beratungen sehr<br />

zeitintensiv.<br />

Zurzeit arbeiten 4 Sozialarbeiter in 3 Beratungsstellen<br />

für Hörbehinderte im nördlichen Raum<br />

<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>s. Im Jahr 2006 wurden 3.091 Beratungen<br />

und Betreuungen durchgeführt. <strong>Der</strong><br />

Personenkreis umfasst ca. 400 gehörlose Menschen,<br />

dazu kommen ca. 150 schwerhörige Men-


schen und ca. 150 hörende Menschen, die die<br />

Beratungsstellen in Anspruch nehmen. Es werden<br />

nicht nur herkömmliche Beratungen für alltägliche<br />

Probleme z. B. Antragsausfüllung angeboten,<br />

die Beratungsstellen bieten auch Leistungen,<br />

die Gehörlosen genauso wie Hörende benötigen,<br />

jedoch für Gehörlose nicht vorhanden sind. Dazu<br />

gehören Gespräche bei Suchterkrankungen, bei<br />

psychischen Konfl ikten wie Trauerbewältigung,<br />

Begleitung Schwerkranker bis zum Tode, Hausbesuche<br />

bei drohender Vereinsamung usw. Für manche<br />

Gehörlose sind die Mitarbeiter der Beratungsstellen<br />

Familienersatz.<br />

Weiterhin betreuen die Beratungsstellen auch<br />

mehrfach behinderte Menschen, die außer der<br />

Gehörlosigkeit noch eine geistige Behinderung<br />

haben. Diese Menschen können sich auch über<br />

Gebärden nur unzureichend ausdrücken. Über<br />

die Jahre hinweg wurde zwischen den Betroffenen<br />

und den Sozialarbeitern auch aufgrund<br />

von Hintergrundwissen (Betreuung der Finanzen,<br />

Begleitung bei Ämtergängen u.ä.) eine Kommunikationsmöglichkeit<br />

gefunden, die nur diese<br />

verstehen. Bei gehörlosen Menschen ist es nahe-<br />

zu unmöglich, gerichtliche Betreuer zu bestellen,<br />

da die Verständigung schwer ist, so dass die Sozialarbeiter<br />

unter Umständen auch Betreuungen<br />

übernehmen. In der Beratungsstelle Magdeburg<br />

befi nden sich außerdem die Vermittlungsstelle für<br />

Gebärdensprachdolmetscher und die Verwaltung<br />

für den Verein „Beratungsstellen für Hörbehinderte<br />

e.V“. Die Beratungsstellen haben ein enges<br />

Netzwerk zu Krankenhäusern, Sozialämtern, Arbeitsagenturen<br />

und Jugendämtern aufgebaut,<br />

um spezifi sche Unterstützung und Begleitung<br />

dieser Menschen zu sichern. Die Finanzierung erfolgt<br />

durch Land und Kommunen. Viele gehörlose<br />

Klienten sind aufgrund der Pressemitteilungen<br />

äußerst beunruhigt, dass ihre Beratungsstelle<br />

geschlossen werden könnte. Sie haben Angst, da<br />

sie nicht wissen, an wen sie sich dann mit ihren<br />

Problemen wenden können. Die Finanzierung<br />

der Beratungsstellen erfolgt leider in keinem Jahr<br />

pünktlich ab Januar, so dass außer der Sorge um<br />

die Behinderten auch die Sorge um die Existenz<br />

ständig im Raume steht.<br />

Sabine Felsche (Mitarbeiterin)<br />

Beratungsstellen für blinde und sehbehinderte<br />

Menschen<br />

Wir nehmen unsere Umwelt über die Sinne<br />

Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten<br />

wahr. Über 80 % der Informationen werden dem<br />

menschlichen Gehirn über das Auge vermittelt.<br />

Wie kommen nun die Menschen zurecht, deren<br />

Sehvermögen stark eingeschränkt ist oder wenn<br />

sie erblindet sind? Wenn der Augenarzt nichts<br />

mehr tun kann und der Optiker keine stärkere Brille<br />

anpassen kann, müssen die Betroff enen mit einer<br />

Sehbehinderung oder auch gar einer Erblindung<br />

ihr Leben meistern. Anders als bei Erkrankungen<br />

wie Herzinfarkt oder Schlaganfall, für die es eine<br />

geschlossene Kette der medizinischen Rehabilitation<br />

gibt, sind sehbehinderte und blinde Menschen<br />

auf die Beratung durch die Selbsthilfeorganisationen<br />

für diesen Personenkreis angewiesen.<br />

Seit 1992 unterhält der Blinden- und Sehbehinderten-Verband<br />

<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> e. V. drei regionale<br />

Beratungsstellen für blinde und sehbehinderte<br />

Menschen in Halle, Magdeburg und Stendal.<br />

Diese unterstützen die ehrenamtlichen Mitarbeiter<br />

des Verbandes bei der Beratung und Betreuung<br />

Betroff ener. In die öff entlichen Sprechstunden<br />

kommen Blinde, Sehbehinderte oder Personen,<br />

die unter einer chronischen Augenerkrankung<br />

leiden und von Erblindung oder Sehbehinderung<br />

bedroht sind. Aber auch Angehörige oder andere<br />

Personen, die sich über die Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe<br />

oder über diese Behinderung<br />

informieren wollen, kommen in die Einrichtungen.<br />

Die selbst betroff enen Berater führen auch mit<br />

ihren Arbeitsassistentinnen Hausbesuche bei Betroff<br />

enen durch, die nicht mehr zu den Sprechstunden<br />

kommen können. Geholfen wird bei<br />

der Beantragung von Nachteilsausgleichen, wie<br />

Schwerbehindertenausweis, Blindengeld oder zur<br />

Finanzierung von Hilfsmitteln; es werden Auskünfte<br />

über aktuelle Rechtsprechungen bei Rechtsstreitigkeiten<br />

gegeben und auch über spezifi sche<br />

Hilfsmittel informiert, die den Betroff enen wieder<br />

ein Stück Selbständigkeit zurückgeben können.<br />

Dabei handelt es sich beispielsweise um Uhren,<br />

Waagen oder andere Geräte mit einer synthetischen<br />

Sprachausgabe, oder andere Hilfen die<br />

mit taktilen Kennzeichnungen adaptiert sind und<br />

so von Blinden selbständig benutzt werden können<br />

(Messhilfen, Kurzzeitwecker usw.).<br />

Wenn die Berater nicht selber helfen können,<br />

kennen sie doch jemanden, der es besser weiß.<br />

Das sind dann meistens andere Beratungsstellen<br />

bei psychischen und gesundheitlichen Problemen<br />

oder Ärzte, aber auch Anwälte, wenn ein Rechts-<br />

Positionen<br />

Beratungsstellen<br />

für Hörbehinderte<br />

Menschen e.V.<br />

Halberstädter Straße 21<br />

39112 Magdeburg<br />

Tel. 0391- 62 72 916<br />

bst.f.hoerb.felsche@freenet.de<br />

Blinden- und<br />

Sehbehinderten-Verband<br />

<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> e. V.<br />

Landesgeschäftsstelle<br />

Hanns-Eisler-Platz 5<br />

39128 Magdeburg<br />

Tel.: (0391) 2896239<br />

Fax: (0391) 2896234<br />

www.bsv-sachsen-anhalt.de<br />

<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 29


Positionen<br />

30 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />

streit ins Haus steht. Schnelle und direkte Hilfe fi nden<br />

Interessierte über die Servicenummer 01805<br />

666 456 (12 Cent/Min.).<br />

An der Finanzierung beteiligen sich das Land,<br />

die Kommunen, aber auch der Verband selbst mit<br />

einem Eigenanteil. Da die Fördermittel in jedem<br />

Jahr zu unterschiedlichen Terminen bewilligt werden,<br />

gibt es immer große Verunsicherungen: bei<br />

den Betroff enen, die die Beratung brauchen, den<br />

Selbsthilfekontaktstellen<br />

Selbsthilfekontaktstellen sind themen- und indikationsübergreifend<br />

arbeitende professionelle<br />

Beratungseinrichtungen zur Unterstützung, Stabilisierung<br />

und Anregung von Selbsthilfeaktivitäten<br />

in einer Region.<br />

Die in den letzten 10 Jahren bundesweit dazu<br />

entstandenen Studien belegen es: Mit ihrem Angebotsspektrum<br />

sind sie ein infrastrukturelles<br />

Förderinstrument für den Selbsthilfesektor und<br />

sozialer Wegweiser im System der gesundheitsbezogenen<br />

und sozialen Dienstleistungen. Sie sind<br />

unverzichtbarer Bestandteil der Selbsthilfelandschaft<br />

vor Ort geworden. Und sie belegen ein weiteres:<br />

Mit relativ geringem Einsatz an öff entlichen<br />

Mitteln wird durch Selbsthilfe ein Vielfaches bewirkt.<br />

Selbsthilfeförderung trägt daher auch wesentlich<br />

zur Wirtschaftlichkeit im Sozial- und Gesundheitswesen<br />

bei.<br />

In <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> sind von den ca. 1.500 gesundheitsbezogenen<br />

Selbsthilfegruppen nahezu<br />

zwei Drittel mit etwa 12.000 betroff enen chronisch<br />

Kranken und behinderten Menschen auf die<br />

Unterstützung durch anerkannte Kontaktstellen<br />

angewiesen. Tagtäglich und hautnah wird hier<br />

bürgerschaftliches Engagement und „Hilfe zur<br />

Selbsthilfe“ erlebt. <strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> trägt eine<br />

große Anzahl der in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> bestehenden<br />

Selbsthilfekontaktstellen, da er so seiner Aufgabe<br />

der Förderung von Selbsthilfe, Ehrenamt und freiwilligem<br />

sozialen Engagement gerecht wird.<br />

Allerdings arbeiten infolge ungenügender fi nanzieller<br />

Unterstützungen derzeit nahezu alle Selbsthilfekontaktstellen<br />

im Land mit minimalster Personalausstattung.<br />

Die personelle Besetzung der<br />

Hälfte aller Kontaktstellen wird nur noch sporadisch<br />

über den 2. Arbeitsmarkt, über geringfügige<br />

Beschäftigung oder ehrenamtliche Tätigkeit gewährleistet.<br />

Auf dauerhafte Bindungen und enge<br />

Vertrauensverhältnisse zu den Mitarbeitern sowie<br />

verlässlich gesicherte Möglichkeiten des Treff ens<br />

sind aber die Vielzahl der chronisch kranken und<br />

Mitarbeitern, die helfen wollen und auch dem Träger.<br />

Das muss alles nicht sein. Darum bemüht sich<br />

der <strong>PARITÄTISCHE</strong> gemeinsam mit dem Ministerium<br />

für Gesundheit und Soziales um eine Lösung<br />

bei der Sicherstellung der Finanzierung für alle Beratungsstellen<br />

für sinnesbehinderte Menschen.<br />

Wolfgang Bahn<br />

Geschäftsführer<br />

behinderten Bürger besonders angewiesen. Ein<br />

unsicherer und ständiger Wechsel der Mitarbeiterschaft<br />

wirkt dem geradezu entgegen. Wichtig ist<br />

deshalb, das bestehende Netz an Selbsthilfekontaktstellen<br />

in diesem äußerst sensiblen Bereich<br />

durch langfristige Personalförderung zu stabilisieren<br />

und das inhaltliche Niveau der Arbeit durch<br />

Einstellung qualifi zierten Fachpersonals anzuheben.<br />

<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> wirkt deshalb darauf hin, eine<br />

qualitativ verlässliche Infrastruktur der Selbsthilfekontaktstellen<br />

und deren reguläre Finanzierung<br />

durch Krankenkassen, Rentenversicherungsträger,<br />

Land und Kommunen zu entwickeln. Er appelliert<br />

an die Krankenkassen und Rentenversicherungsträger,<br />

ihre Mittel zur Förderung von Selbsthilfekontaktstellen<br />

besonders im Rahmen der<br />

Regelungen des neuen Wettbewerbstärkungsgesetztes<br />

umfassend auszuschöpfen und fordert die<br />

Kommunen auf, sich ihrer Verantwortung für die<br />

Selbsthilfe bewußter zu werden.<br />

<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> setzt sich dafür ein, daß im<br />

Landeshaushalt <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> fi nanzielle Mittel<br />

zur Förderung der Selbsthilfekontaktstellen eingestellt<br />

werden und möglichst für eine nachhaltige<br />

Finanzierung gesorgt wird. Mit der Beteiligung<br />

des Landes an der Personalkostenfi nanzierung<br />

für je eine Stelle der nach der Kommunalneugliederung<br />

bestehenden 14 Kontaktstellen würde<br />

<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> einen angemessenen Beitrag zur<br />

Selbsthilfeförderung leisten.<br />

Ein erster wichtiger Schritt ist dazu getan. Ein<br />

sehr komplexer Antrag auf Personalkostenförderung<br />

der Selbsthilfekontaktstellen durch das Land<br />

ist eingereicht. Er zielt darauf, fl ächendeckend<br />

qualifi ziertes Personal in den Kontaktstellen zu<br />

entwickeln. Im Rahmen zahlreicher Workshops<br />

sollen die Mitarbeiter qualitative Standards entwickeln<br />

und zu einer optimierten Selbsthilfeförderung<br />

beitragen.


Eine landesweite Fachtagung im Herbst diesen<br />

Jahres wird sich u.a. mit den Strukturen, Finanzierungsmöglichkeiten<br />

und neuen Gesetzlichkeiten<br />

im Selbsthilfesektor auseinandersetzen. Daran<br />

können natürlich auch die zahlreichen örtlichen<br />

und landesweiten selbsthilfeorientierten Mitgliedsorganisationen<br />

partizipieren. Gemeinsame<br />

Weiterbildungsveranstaltungen aber auch Öffentlichkeitsarbeit<br />

und Vernetzungshandeln wären<br />

ebenfalls unter diesen Rahmenbedingungen<br />

durchführbar und tragen zu einer Verbesserung<br />

der Zusammenarbeit aller Ebenen der Selbsthilfe<br />

bei.<br />

LK Harz<br />

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LK Altmarkkreis Salzwedel<br />

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LK Börde<br />

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LK Salzland<br />

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LK Mansfeld-Südharz<br />

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LK Stendal<br />

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LK Burgenland<br />

Es bleibt abzuwarten, ob das Land unsere Bestrebungen<br />

und Aktivitäten unterstützt. Es darf nicht<br />

unerkannt bleiben, dass eine selbsthilfefreundliche<br />

Politik im Land das soziale Klima fördert und<br />

neue Ressourcen erschließt, um mit Gesundheits-<br />

und sozialen Problemen vor Ort bewusster umzugehen.<br />

Dr. Peter Piechotta<br />

Leiter des AK „Selbsthilfekontaktstellen“<br />

Selbsthilfekontaktstellen (SHK) in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

LK Jerichower Land<br />

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LK <strong>Anhalt</strong>-Bitterfeld<br />

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LK Saalekreis<br />

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Telefon<br />

Fax<br />

Ansprech-<br />

Kontaktsstelle Adresse<br />

E-Mail<br />

partner<br />

<strong>PARITÄTISCHE</strong> Regionalstelle Ost Puschkinpromenade 10 (0 39 23) 35 61 / 43 71 Theresia Alkassis<br />

Selbsthilfekontaktstelle Zerbst 39261 Zerbst (0 39 23) 77 82 34<br />

selbsthilfe_ks@web.de<br />

<strong>PARITÄTISCHE</strong> Regionalstelle Altmark Osterburger Straße 4 (0 39 31) 68 94 21<br />

Barbara Riep<br />

Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen 39576 Stendal (0 39 31) 68 47 93 11<br />

bzuercher@mdlv.paritaet.org<br />

Kontaktstelle des Behinderten- und Karl-Marx-Straße 15 (0 39 01) 47 15 30 / 30 24 95 Horst Staaks<br />

Rehabilitationssportvereines Salzwedel 39410 Salzwedel (0 39 01) 47 15 30<br />

Herr Ranft<br />

e.V. (BSV Salzwedel e.V.)<br />

horststaaks@web.de<br />

KOBES Caritas Magdeburg Breiter Weg 251 (03 91) 6 20 83 20 / 21 Christel Leidt<br />

Kontakt- und Beratungsstelle für 39104 Magdeburg (03 91) 6 20 83 29<br />

Selbsthilfegruppen<br />

kontakt@kobes-magdeburg.de<br />

ASG Dessau e.v.<br />

Eduardstraße 31 (03 40) 21 32 00<br />

Monika Götze<br />

Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen 06844 Dessau (03 40) 21 32 00<br />

kontakt@asg-dessau.com<br />

<strong>PARITÄTISCHE</strong> Regionalstelle Süd Merseburger Str. 246 (03 45) 5 20 41 10 / 11 Meik Voigt<br />

Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen 06130 Halle (Saale) (03 45) 5 20 41 12<br />

Inge Krüger<br />

Halle / Saalkreis<br />

kontaktstelle-shg@web.de<br />

<strong>PARITÄTISCHE</strong> Regionalstelle Mitte Puschkinstraße 1 (0 39 41) 56 46 33<br />

Christine Gruber<br />

Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen 38820 Halberstadt (0 39 41) 56 46 29<br />

(Senioren-Service-<br />

Zentrum "Haus Pawlow")<br />

cgruber@mdlv.paritaet.org<br />

"Aufbruch" e.V. Genthin<br />

Friedensstraße 5 a (0 39 33) 9 48 93 57 Hadmuth Mielke<br />

Verein für Suchthilfe und Prävention 39307 Genthin (0 39 33) 94 87 21<br />

Selbsthilfekontaktstelle<br />

.<br />

aufbruch-ev@web.de<br />

Außenstelle Burg<br />

Böttcherstraße 6 (0 39) 2 99 01 84<br />

39288 Burg<br />

Liane Wendefeuer<br />

Gesundheits- und Behinderten- Magdeburger Straße 44 (0 39 04) 6 52 10<br />

Ursula Schlächter<br />

Sportverein Haldensleben e.V. (GBS) 39340 Haldensleben (0 39 04) 6 52 10<br />

Christian Wischer<br />

Selbsthilfekontaktstelle Haldensleben<br />

gbs-hdl@t-online.de<br />

<strong>PARITÄTISCHE</strong> Regionalstelle Süd Am Kalktor 5 (0 34 41) 72 59 73 / 83 Monika Küßner<br />

Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen 06712 Zeitz<br />

(0 34 41) 72 59 89<br />

Zeitz<br />

mkuessner@mdlv.paritaet.org<br />

<strong>PARITÄTISCHE</strong> Regionalstelle Süd / (Bürgerzentrum) (0 34 61) 34 18 72<br />

Ulrike Eller<br />

Förderverein AGENDA 21 M-Q e.V. Burgstraße 5 (0 34 61) 34 18 72<br />

Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen<br />

Merseburg-Querfurt<br />

06217 Merseburg shk-merseburg@gmx.net<br />

Stadtverwaltung Lutherstadt Wittenberg Lutherstraße 56 (0 34 91) 42 12 39<br />

Engelbert<br />

Fachbereich Soziale Stadt<br />

(Neues Rathaus) (0 34 91) 42 12 99<br />

Pennekamp<br />

Kontaktstelle der Selbsthilfegruppen, 06886 Lutherstadt soziale.Vereine@Wittenberg.de<br />

sozialen Vereine und Initiativen der<br />

Lutherstadt Wittenberg<br />

Wittenberg<br />

Kreisverwaltung Sangerhausen Rudolf-Breitscheid- (0 34 64) 53 55 35<br />

Kathrin von<br />

Gesundheitsamt<br />

Straße 20 / 22 (0 34 64) 53 54 95<br />

Zydowitz<br />

Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen 06526 Sangerhausen kathrin.vonzydowitz@kreisverw<br />

altung-sangerhausen.de<br />

SK Dessau-Roßlau<br />

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LK Wittenberg<br />

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Positionen<br />

AK „Selbsthilfekontaktstellen“<br />

Regionalstelle Süd<br />

Merseburger Str. 246<br />

06130 Halle/Saale<br />

fon 0345 / 520 41 15<br />

fax 0345 / 520 41 19<br />

ppiechot<br />

@mdlv.paritaet.org<br />

<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 31


Positionen<br />

Informationen zum<br />

Persönlichen Budget erhalten<br />

Sie über die Homepage des<br />

<strong>PARITÄTISCHE</strong>N Kompetenzzentrums<br />

http://www.budget.<br />

paritaet.org, auf den Seiten<br />

des Landesverbandes und<br />

im Referat Behindertenhilfe<br />

unter Tel.: 0391 / 6293 508,<br />

mkabel@mdlv.paritaet.org<br />

oder Fax: 0391 / 6293 433.<br />

32 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />

Persönliches Budget:<br />

Umsetzung im Land mit Problemen behaftet<br />

Nach Abschluss der im SGB IX vorgesehenen Erprobungsphase wird zum 01. Januar 2008<br />

der Rechtsanspruch auf die Gewährung von Leistungen zur Teilhabe für behinderte Menschen<br />

in Form eines Persönlichen Budgets in Kraft treten. <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> gehört zu den<br />

14 Modellregionen, in denen Persönliche Budgets erprobt werden. Ziel der Modellphase<br />

ist nach §17 SGB IX, Verfahren zur Bemessung von budgetfähigen Leistungen in Geld und<br />

die Weiterentwicklung von Versorgungsstrukturen unter wissenschaftlicher Begleitung zu<br />

erproben.<br />

Von Marcel Kabel<br />

und Evelin Nitsch-Boek<br />

Die bisher gemachten Erfahrungen zeigen, dass<br />

erhebliche Probleme in der praktischen Umsetzung<br />

des Persönlichen Budgets existieren. Mit<br />

Stand vom 16.04. <strong>2007</strong> wurden in <strong>Sachsen</strong> – <strong>Anhalt</strong><br />

31 Persönliche Budgets bewilligt, von denen<br />

29 weiter fortbestehen. Vor dem Hintergrund der<br />

Zahl der Anspruchsberechtigten, muss diese Zahl<br />

als enttäuschend angesehen werden. Zu denen<br />

einer erfolgreichen Umsetzung im Wege stehenden<br />

Faktoren gehören aus Sicht des Autors unter<br />

anderem:<br />

• Die in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> vorgesehenen Pauschalhöhen<br />

für den Bereich der Eingliederungshilfe<br />

lassen eine Deckung des individuellen Hilfebedarfs<br />

vieler behinderter Menschen als nur<br />

schwer möglich erscheinen. Des Weiteren kann<br />

eine pauschalierte Budgetbemessung dem Anspruch<br />

einer individuellen Bedarfsdeckung nur<br />

sehr begrenzt gerecht werden. Zudem ist die<br />

Bemessung der Budgethöhe aus Sicht der Betroff<br />

enen schwer nachvollziehbar und intransparent.<br />

• Teilweise nimmt die generell als zu lang einzuschätzende<br />

Antragsbearbeitung bis zu 12 Monate<br />

in Anspruch, dies ist auch unter Hinweis<br />

auf die augenblickliche Modellphase nicht zu<br />

rechtfertigen. Nadelöhr scheint hier unter anderem<br />

die Beteiligung des Rehabilitationspädagogischen<br />

Fachdienstes zu sein.<br />

• Die Mitarbeiter der für behinderte Menschen<br />

wichtigen und vor allem mit gesetzlichem Auftrag<br />

ausgestatteten Beratungsinstanzen – die<br />

herangezogenen Gebietskörperschaften und<br />

die Gemeinsame Servicestellen für Rehabilitation<br />

– sind häufi g nicht hinreichend informiert,<br />

um kompetent und im Sinne der Antragsteller<br />

beraten zu können. Somit besteht oft Schulungsbedarf<br />

der Mitarbeiter, die LIGA der Freien<br />

Wohlfahrtspfl ege bietet hier ihre Unterstützung<br />

an.<br />

• Auf Seiten der Leistungsträger, Leistungserbringer<br />

und der Betroff enen ist vielfach ein<br />

enormes Informationsdefi zit vorhanden. Notwendig<br />

sind eine aktivere Öff entlichkeitsarbeit<br />

und mehr Transparenz in den Regelungen zum<br />

Persönlichen Budget.<br />

• Wie auch in den anderen Modellregionen fehlt<br />

ein funktionierendes und vor allem fi nanziertes<br />

Beratungssystem, dass potentielle Budgetnehmer<br />

in der Antragstellung, im Dialog mit Leistungsträgern<br />

und bei der Verwaltung des Budgets<br />

begleitet und unterstützt. Hierbei kann<br />

nicht ausschließlich auf ehrenamtliche Arbeit,<br />

Verbände und gesetzliche Betreuer verwiesen<br />

werden, notwendig ist eine explizite Finanzierung<br />

notwendiger Budgetassistenz durch den/<br />

die Leistungsträger.<br />

• Auch der trägerübergreifende Anspruch des<br />

Persönlichen Budgets ist bisher schwer umsetzbar,<br />

da verschiedene Leistungsträger sich dem<br />

Thema anscheinend nicht hinreichend widmen.<br />

<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> wird diese<br />

Kritik und Vorschläge zu einer Umsteuerung im<br />

Sinne der Betroff enen weiterhin an die relevanten<br />

Akteure richten und für eine Weiterführung der Arbeit<br />

der Landesprojektgruppe zum Persönlichen<br />

Budget über den Modellzeitraum hinaus plädieren.<br />

Zudem organisiert der <strong>PARITÄTISCHE</strong> <strong>Sachsen</strong>-<br />

<strong>Anhalt</strong> am 29. Oktober <strong>2007</strong> in Peseckendorf<br />

eine Tagung zum Thema, auf der unter anderem<br />

Vertreter der Politik und der wissenschaftlichen<br />

Begleitforschung ein Fazit der Modellphase ziehen<br />

und mögliche Korrekturbedarfe an den Regelungen<br />

zum Persönlichen Budget diskutieren<br />

werden. Weitere Einzelheiten zur Veranstaltung<br />

werden rechtzeitig publiziert.


Die Kreisgebietsreform und die Konsequenzen<br />

für den <strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

<strong>Der</strong> Landtag von <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> hatte am 11. November 2005 das Gesetz<br />

zur Kreisgebietsneuregelung beschlossen. Dieses sieht eine Reduzierung und<br />

Zusammenlegung der bisherigen 21 eigenständigen Landkreise auf 11 Landkreise vor.<br />

Die kreisfreien Städte Magdeburg und Halle behalten<br />

ihren Status. Die Stadt Dessau fusioniert<br />

mit der derzeitig zum Landkreis <strong>Anhalt</strong> Zerbst<br />

gehörigen Stadt Roßlau zur kreisfreien Stadt<br />

Dessau–Roßlau. Mit der Festlegung der neuen<br />

Landkreise: Altmarkreis Salzwedel, der Landkreise<br />

Stendal, Börde, Jerichower Land, Harz, Salzland,<br />

<strong>Anhalt</strong>- Bitterfeld, Wittenberg, Mansfeld-Südharz,<br />

Saalekreis und Burgenland wurden auch teilweise<br />

neue Kreissitze festgelegt. Zum 1. Juli <strong>2007</strong> gelten<br />

dann die Neuregelungen zur Kreisgebietsreform.<br />

<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> hatte sich bereits<br />

frühzeitig mit der Neustrukturierung der<br />

Landkreise und deren Zuschnitten befasst und<br />

Überlegungen angestellt, wie die bisherigen territorialen<br />

Zuständigkeiten der <strong>PARITÄTISCHE</strong>N Regionalstellen<br />

an die neuen Landkreise angepasst<br />

werden können. Um eine Ausgewogenheit bei der<br />

Betreuung unserer Mitglieder zu erreichen, wurde<br />

der Landkreis Jerichower Land der Regionalstelle<br />

Altmark zugeordnet. Weitere Neuzuordnungen<br />

von Landkreisen zu Regionalstellen sind der beiliegenden<br />

Karte zu entnehmen.<br />

Mit der Neuordnung der Landkreise geht auch<br />

die Neuordnung der verschiedenen Gremien z.B.<br />

Jugendhilfeausschüsse und deren Unterausschüsse,<br />

Sozialausschüsse, Beiräte von ARGEN und<br />

Kreisarbeitsgemeinschaften der LIGA einher. Die<br />

Mitgliedsorganisationen vor Ort wurden unmittelbar<br />

über die Neuzuschnitte der Regionalstellen<br />

informiert und in die Diskussion um Neubesetzung<br />

von Gremienvertretungen einbezogen.<br />

Diese Prozesse wurden durch die Regionalleiter<br />

unter Einbeziehung der Kreisgruppenbeiräte sichergestellt.<br />

Die Übergabeprozesse zwischen den<br />

Regionalleitern, bei denen sich die Zuschnitte der<br />

Regionalstellen verändern, wurden planmäßig abgeschlossen.<br />

Dazu gehörten auch Gespräche mit<br />

Landräten, Jugendamtsleitern und anderen Verwaltungen.<br />

Nach den Kommunalwahlen im April<br />

und Neubesetzung von Ämtern haben die Regionalleiter<br />

begonnen, sich bei den neuen Landräten<br />

und Verwaltungsleitern vorzustellen.<br />

Im Zuge der Kreisgebietsreform war und ist das<br />

Augenmerk der <strong>PARITÄTISCHE</strong>N Vertreter vor Ort<br />

auch darauf gerichtet, dass die laufenden Planungsprozesse<br />

z.B. Sozial- und Jugendhilfepla-<br />

nung beibehalten bzw. angepasst werden. Weitere<br />

Themen sind die Auswirkungen auf Träger der<br />

Grundsicherung nach SGB II (ARGEN und Optionskommunen),<br />

bei denen die Landkreise fusioniert<br />

haben und mögliche Bestrebungen hinsichtlich<br />

der Aufhebung der Zweigliederigkeit von Jugendämtern.<br />

Die neuen Zuschnitte der Landkreise<br />

können u.U. dazu führen, dass sich „Verteilungskämpfe“<br />

bei einer Neuordnung der Trägerlandschaft<br />

ergeben und eine mögliche „Ausdünnung“<br />

seitens der örtlichen Träger angestrebt wird. Hier<br />

werden die Regionalleiter die Entwicklungen<br />

wachsam beobachten und Einfl uss nehmen.<br />

Weiterhin wurden seitens des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N Kriterien<br />

und Forderungen erarbeitet, die in die Umsetzungsprozesse<br />

vor Ort eingebracht werden.<br />

Dazu gehören u.a.:<br />

• die Sicherung verlässlicher, intakter, lebensweltorientierter<br />

Versorgungsstrukturen unter<br />

Berücksichtigung demographischer Entwicklungen<br />

• gleichwertige Lebensbedingungen in allen Regionen<br />

• die Sicherung der Chancengleichheit<br />

Wir werden Sie über Umsetzung der Kreisgebietsreform<br />

auf dem Laufenden halten.<br />

»Blitzlichter« - Gedanken von Regionalleitern:<br />

Dr. Helmut Ohme: „Ich erlebe die Gebietsreform<br />

als Generalprobe für bereits überfällige weitere kommunale<br />

und förderative Strukturreformen. Die Gebietsreform<br />

sorgt für frischen Wind“<br />

Dr. Sabine Dutschko ( zum neuen Bördekreis): „Ich<br />

erlebe die Kreisgebietsreform auch als einen Machtkampf<br />

unter den Politkern, im Sinne der Machtausübung-<br />

nicht zum Wohle der Menschen. Die Wohlfahrtsverbände<br />

rüsten sich für den Machtkampf und<br />

schließen sich zusammen.“<br />

Petra Nickel „ Aus meiner Sicht ergeben sich positive<br />

Perspektiven für eine zukünftige Vernetzung von<br />

sozialen Dienstleistern unter dem Dach des PARITÄ-<br />

TISCHEN im neuen Landkreis <strong>Anhalt</strong>-Bitterfeld“<br />

Verbandsleben<br />

<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 33


Verbandsleben<br />

34 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />

Zuschnitt der Regionalstellen vor der<br />

Kreisgebietsreform <strong>2007</strong>


Veränderung des Zuschnitts der Regionalstellen<br />

nach der Kreisgebietsreform <strong>2007</strong><br />

Sitz der Geschäftsstellen<br />

<strong>2007</strong><br />

Stendal<br />

Magdeburg<br />

Aschersleben<br />

Dessau<br />

Halle<br />

Verbandsleben<br />

<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 35


Verbandsleben<br />

Regionalstelle<br />

Altmark<br />

Osterburger Straße 4<br />

39576 Stendal<br />

fon 03931 / 68 94 21<br />

fax 03931 / 68 47 91<br />

bzuercher<br />

@mdlv.paritaet.org<br />

Bernd Zürcher<br />

Regionalleiter Altmark<br />

36 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />

»Was behindert uns?«<br />

Stendaler initiieren landesweiten Kunst- und<br />

Kulturwettbewerb<br />

Mit „re-Flect“ hat die Regionalstelle Altmark des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> einen<br />

landesweiten Kunst- und Kulturwettbewerb initiiert. Im Europäischen Jahr der Chancengleichheit<br />

stellt er die künstlerische Auseinandersetzung mit der Frage „Was behindert<br />

uns?“ in den Mittelpunkt. Das Projekt, das von einer Preisträgerveranstaltung im Theater<br />

der Altmark gekrönt wird, ist aber weit mehr als das Wetteifern um Preise.<br />

15 Altmärker, die aufgrund gesundheitlicher<br />

Beeinträchtigungen lange ohne Arbeit waren,<br />

haben dank „re-Flect“ wieder eine sinnvolle Tätigkeit<br />

gefunden. Sie sind in den Mitgliedsorganisationen<br />

des Wohlfahrtsverbandes oder bei anderen<br />

sozialen Trägern tätig. Vier von ihnen richten<br />

seit Anfang April das Koordinationsbüro in der<br />

Stadtseeallee 24 in Stendal ein. Angelika Grunow,<br />

Sandra Berg, Marion Freystedt und Uwe Brühahn<br />

werden von dort aus in den kommenden Monaten<br />

den Wettbewerb organisieren. Worum geht<br />

es? Um die künstlerische Auseinandersetzung<br />

mit den Lebensbedingungen, Bedürfnissen und<br />

Hemmnissen von Menschen mit Behinderungen,<br />

um Refl ektion (re-fl ect) der eigenen Situation und<br />

der persönlichen Einstellung zum Thema. Was<br />

behindert Menschen? Was ist Behinderung? Wie<br />

nehmen wir Behinderung wahr? Wie gehen wir<br />

mit unserer Behinderung um? Werden wir behindert?<br />

Was tun wir für Chancengleichheit? Das sind<br />

einige Fragen, die als Denkanstöße im Konzept<br />

stehen.<br />

<strong>Der</strong> künstlerischen Ausdrucksform sind keine<br />

Grenzen gesetzt: Ob Filme auf Video oder DVD,<br />

Fotos, Bühnenstücke, Malerei, Texte – was für die<br />

Jury letztlich zählt, sind die Aussage, das soziale<br />

Engagement, der Blickwinkel des Machers und<br />

die Idee. Bewerben können sich sowohl Gruppen<br />

(Vereine, Institutionen, Einrichtungen) als auch<br />

Einzelpersonen aus <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>, Menschen<br />

ohne Behinderung und solche, die trotz eines Handicaps<br />

künstlerisch kreativ sind. Einsendeschluss<br />

ist der 30. September <strong>2007</strong>. Uwe Brühahn (Foto<br />

oben rechts) hat im Organisationsbüro den Hut<br />

auf. Auch wenn es dem 52-Jährigen nicht anzumerken<br />

ist, so kämpft auch er mit starken gesundheitlichen<br />

Problemen. „Es gibt mir ein anderes<br />

Wertgefühl, trotz dieser Vorbelastung akzeptiert<br />

zu werden“, sagt er über seine Mitwirkung am<br />

Projekt. Gefördert wird es von der Arbeitsgemeinschaft<br />

des Landkreises und der Agentur für Arbeit<br />

(Arge) Stendal. „Die Idee des Kunstwettbewerbes<br />

um Chancengleichheit fi el zeitlich zusammen mit<br />

der Suche der Arge nach einer Maßnahme für Rehabilitanden“,<br />

erklärt Regionalstellenleiter Bernd<br />

Zürcher zur Entstehungsgeschichte von „re-Flect“.<br />

Gemeinsam entwickelt wurde das inhaltliche<br />

Konzept von der Regionalstelle Altmark des PARI-<br />

TÄTISCHEN <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>, dem Stendaler Fernsehen<br />

- Off ener Kanal e.V., dem Verein Kunstplatte<br />

und dem Theater der Altmark, die den Wettbewerb<br />

gemeinsam ausschreiben. Das Logo – zwei<br />

stark gerasterte Gesichter im Profi l, die sich in die<br />

Augen schauen – und der Name „re-Flect“ (Abb.<br />

oben links) stammen von Michael Krüger vom Offenen<br />

Kanal.<br />

Auch wenn die Preisverleihung Ende Oktober/<br />

Anfang November im Theater der Altmark einen<br />

öff entlichen Schlusspunkt setzt, geht im Koordinationsbüro<br />

noch lange nicht das Licht aus. Bis<br />

März 2008 werden Erfahrungen dokumentiert<br />

und Pläne für die nächste Aktion geschmiedet.<br />

Denn Bernd Zürcher hoff t, auch über das zeitlich<br />

begrenzte Projekt hinaus in den kommenden Jahren<br />

zur künstlerischen Refl ektion aufrufen zu können.


Das Beratungsteam der <strong>PARITÄTISCHE</strong>N Regionalstelle Altmark: Doreen Remmert, Valentina Stach, Susanne Mix und Margit Baumotte (v.l.n.r.)<br />

»Viele Menschen wissen nicht, welche Leistungen sie in Anspruch nehmen könnten«<br />

Soziale Wohnumfeldbetreuung<br />

und ALG-II-Beratung<br />

Seit Oktober 2006 gibt es in Stendal die „Soziale Wohnumfeldbetreuung“ des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />

<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>, Regionalstelle Altmark. Vier Frauen – eine in Festanstellung, drei von der<br />

Agentur für Arbeit gefördert – kümmern sich hauptsächlich im Wohngebiet Stendal-Stadtsee<br />

um Menschen, die aus Unwissenheit und Hilfl osigkeit durchs soziale Netz gefallen sind.<br />

„Wir bekommen Sachen mit, die man sonst nur<br />

aus dem Fernsehen kennt“, schildert Mitarbeiterin<br />

Doreen Remmert. Das Bild einer Familie, die<br />

kurz vor der Zwangsräumung stand, hat sich bei<br />

ihr eingebrannt: Kinder ohne Spielzeug, die auf<br />

Matratzen schlafen, in der Küche nur trockenes<br />

Brot...<br />

„Viele Menschen ziehen sich aus Angst zurück,<br />

ihnen fehlt der Überblick, welche Leistungen sie<br />

in Anspruch nehmen könnten“, so die Erfahrung<br />

der Sozialarbeiterin. Sie und ihre Kolleginnen haben<br />

den Überblick. Sie arbeiten eng mit sozialen<br />

Einrichtungen, Beratungsstellen, Wohnungsbaugesellschaften<br />

und der Agentur für Arbeit<br />

zusammen und bekommen auch schon mal von<br />

Hausmeistern einen Tipp, wo die Not am größten<br />

ist. Dann besuchen sie Familien oder Alleinstehende<br />

zu Hause und bieten ihre Hilfe an. Sie gehen<br />

zum Beispiel mit zu Behörden, geben Hilfe<br />

bei der Antragstellung, vermitteln Kontakte zur<br />

Kleiderkammer, zur Suppenküche oder zur Stendaler<br />

Tafel. Mit Valentina Stach gehört eine Frau<br />

zur Besetzung, die fl ießend Deutsch und Russisch<br />

spricht. Sie kann den Aussiedlern, die vor allem im<br />

Stadtsee-Gebiet wohnen, am besten helfen. Einmal<br />

wöchentlich bietet sie sogar einen Kommunikationskurs<br />

an, in dem es vor allem darum geht,<br />

sich im Behördendschungel und seiner speziellen<br />

Sprache zurecht zu fi nden. Ziel ist letztlich immer<br />

die Hilfe zur Selbsthilfe.<br />

Gundula Lampert hat den besten Draht zu Senioren.<br />

Ein- bis zweimal wöchentlich besucht sie<br />

ältere Menschen, hilft ihnen beim einkaufen oder<br />

hört ihnen einfach zu. Dabei arbeitet sie eng mit<br />

der Bürgerinitiative Stendal zusammen, die sich<br />

ehrenamtlich um Senioren kümmert.<br />

„Unser Angebot wird erstaunlich gut angenommen,<br />

wenn man das Vertrauen der Leute erst einmal<br />

hat“, sagt Doreen Remmert. In etwa 70 Fällen<br />

konnten die Mitarbeiterinnen der „Sozialen Wohnumfeldbetreuung“<br />

bislang helfen. Ihr Büro in der<br />

Gustav-Nachtigal-Straße 5 in Stendal befi ndet<br />

sich Wand an Wand mit der ALG-II-Beratungsstelle.<br />

Dort nehmen sich Margit Baumotte und Susanne<br />

Mix der Probleme rund um die Beantragung<br />

von Arbeitslosengeld II an. Dabei sehen sie nicht<br />

nur den Hartz-IV-Antragsteller, sondern den Menschen<br />

mit all seinen Sorgen. Die Frauen, die selbst<br />

zuvor ALG-II-Bezieher waren, können sich nur zu<br />

gut in die Rat Suchenden hineinversetzen und<br />

nehmen sich Zeit. Und wenn sie selbst nicht weiterhelfen<br />

können, ist der Weg zu den Büronachbarn<br />

zum Glück nicht weit. Seit der <strong>PARITÄTISCHE</strong><br />

Mitte 2004 die ALG-II-Beratung einrichtete, wird<br />

sie stark nachgefragt. In der östlichen Altmark gibt<br />

es Anlaufstellen in Havelberg, Osterburg, Tangerhütte<br />

und Stendal, die monatlich insgesamt von<br />

900 bis 1200 Menschen aufgesucht werden. Im<br />

Altmarkkreis Salzwedel wurde die Einrichtung solcher<br />

Angebote abgelehnt.<br />

Verbandsleben<br />

<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 37


Verbandsleben<br />

Regionalstelle<br />

Magdeburg<br />

Albert-Vater-Straße 88<br />

39108 Magdeburg<br />

fon 0391 / 7 90 55 15<br />

fax 0391 / 7 90 55 55<br />

sdutschko<br />

@mdlv.paritaet.org<br />

Dr. Sabine Dutschko<br />

Regionalleiterin<br />

Magdeburg<br />

38 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />

Das <strong>PARITÄTISCHE</strong> Bürgerhaus in Magdeburg<br />

Als Träger des Bürgerhauses leistet die <strong>PARITÄTISCHE</strong> Regionalstelle selbst einen wichtigen<br />

Beitrag zur Realisierung der Forderung der EU nach Chancengleichheit für alle.<br />

Das Alten- und Service-Zentrum, die Migrationserstberatung<br />

sowie der Kinder- und Jugendfreizeitbereich<br />

bilden die Grundpfeiler des Bürgerhauses<br />

und haben sich inzwischen zu einem<br />

vernetzten Angebot herausgebildet.<br />

Das Alten- und Service-Zentrum wird hauptsächlich<br />

von Seniorinnen und Senioren besucht.<br />

Neben fachlicher Information und Beratung zu altersspezifi<br />

schen Themen, gibt es ein breitgefächertes<br />

Angebot an Kursen und Veranstaltungen.<br />

Neben dem Bedürfnis, sich im Alter geistig und<br />

körperlich fi t zu halten, ist der soziale Austausch<br />

sehr wichtig und für viele die einzige Möglichkeit<br />

der Einsamkeit zu entfl iehen. Die unterschiedlichsten<br />

Probleme wie der Verlust des Partners,<br />

der Wegzug der Kinder, Krankheiten oder fi nanzielle<br />

Sorgen werden immer wieder thematisiert.<br />

Daher ist es sehr wichtig, dass Sozialpädagogen<br />

die Gruppen intensiv begleiten.<br />

Ein neues soziales Projekt ist der Hausbesuchsdienst.<br />

Freiwillige, die eine neue Aufgabe für sich<br />

suchen, können sich hier ehrenamtlich engagieren.<br />

Im Rahmen des Hausbesuchsdienstes werden<br />

Senioren in der Region Nord, die aufgrund körperlicher<br />

Beeinträchtigungen die Veranstaltungen im<br />

Bürgerhaus nicht mehr nutzen können, in ihrer<br />

Häuslichkeit besucht. Gern wird dieses kostenfreie<br />

Angebot in Anspruch genommen.<br />

Die Migrationserstberatungsstelle wird von zahlreichen<br />

Zuwanderern aus den verschiedensten<br />

Ländern aufgesucht. Hier werden sie individuell<br />

und bedarfsorientiert beraten und betreut, mit<br />

dem Ziel, die Integration in die neue Heimat zu<br />

unterstützen. Neben der Beratung und Betreuung<br />

werden zusätzliche Sprach- und Kommunikationsangebote<br />

zwischen Zuwanderern und Einheimischen<br />

organisiert und durchgeführt. Viele<br />

Probleme werden gemeinsam gelöst, wie Unstimmigkeiten<br />

im Wohnumfeld, fi nanzielle Schwierigkeiten,<br />

Berufsvorbereitung und –fi ndung, Erziehungs-<br />

und schulische Fragen. Jeder hat hier das<br />

Gefühl anerkannt und akzeptiert zu werden.<br />

<strong>Der</strong> Kinder- und Jugendfreizeitbereich im Bürgerhaus<br />

steht allen off en, die sich nach der Schule<br />

hier treff en, um Hausaufgaben zu machen, zu<br />

spielen, miteinander zu reden. Ob Ärger mit Eltern,<br />

Probleme in der Schule, Fragen zur Pubertät,<br />

zu Drogen – hier kann über alles off en geredet<br />

werden. Doch nicht nur die Kinder haben ihre<br />

Sorgen. Auch Eltern werden in die soziale Arbeit


des Hauses eingebunden. Fragen zur Alltagsbewältigung,<br />

zur Erziehung, zu fi nanziellen Unterstützungsmöglichkeiten,<br />

werden unter fachlicher<br />

Anleitung besprochen. Viele Eltern nutzen auch<br />

die Gelegenheit um am Nachmittag gemeinsam<br />

mit ihren Kindern die Freizeit sinnvoll zu gestalten<br />

und Anregungen für ihre eigene Freizeitgestaltung<br />

zu bekommen.<br />

Grundlage der sozialen Arbeit im Bürgerhaus<br />

sind nicht nur ein Nebeneinander von SeniorInnen,<br />

MigrantInnen, Kindern und Jugendlichen<br />

sondern vielmehr ein Miteinander. Respekt und<br />

Toleranz wachsen durch generations- und kulturübergreifende<br />

Veranstaltungen. Diskriminierung<br />

wird abgebaut und Chancengleichheit gefördert.<br />

Bei vielen gemeinsamen Veranstaltungen werden<br />

die verschiedenen Nutzergruppen zusammengeführt.<br />

Egal welcher Altersgruppe die Besucher<br />

angehören oder aus welchem Land sie<br />

stammen - miteinander wird gesungen, gelesen,<br />

gelacht und gebastelt. Man lernt sich besser kennen<br />

und plötzlich entdeckt man die Omi aus dem<br />

Nachbareingang. Senioren sind längst nicht mehr<br />

erstaunt, wir höfl ich und respektvoll die sonst so<br />

lebhaften und lauten Kinder zu ihnen sind. Öfter<br />

schon haben russisch sprechende Frauen kulinarische<br />

Köstlichkeiten aus ihrer Heimat zur Verkostung<br />

mitgebracht und bereichern mit ihren<br />

Traditionen das Leben im Bürgerhaus. Auch das<br />

Interesse der Jugendlichen, die ihre Freizeit hier<br />

verbringen, dreht sich nicht nur um die eigene<br />

Generation. Auch die Geschichte des Stadtteils, in<br />

dem sie leben oder wie ältere Menschen den Krieg<br />

und die Nachkriegszeit erlebt haben, ist für sie interessant<br />

und wird immer wieder erfragt.<br />

Verbandsleben<br />

Bürgerhaus des<br />

<strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />

<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

Johannes-R.-Becher-Straße 57<br />

39128 Magdeburg<br />

Tel. 0391 & 2512933<br />

asznord@gmx.de<br />

<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 <strong>02</strong>/07 39


Verbandsleben<br />

Regionalstelle<br />

Mitte<br />

Dr.-W.Külz-Platz 10<br />

06449 Aschersleben<br />

fon 03473 / 9 29 80<br />

fax 03473 / 92 98 24<br />

hohme@mdlv.paritaet.org<br />

Dr. habil. Helmut Ohme<br />

Regionalleiter Mitte<br />

40 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />

Arbeitsbesuch des Vizekanzlers Franz Müntefering<br />

im Projekt »Alter hat Zukunft« im Mansfelder Land<br />

<strong>Der</strong> demographische Wandel bewirkt vielfältige Veränderungen, die als Bedrohung oder<br />

aber auch als Chance wahrgenommen werden können. Im Projekt »Alter hat Zukunft« im<br />

Mansfelder Land hat man sich dafür entschieden, die unabwendbaren Veränderungen als<br />

eine Chance zu begreifen und unverzüglich zu handeln.<br />

Die zentrale Idee des Projektes ist das Anliegen,<br />

die Lebensbedingungen älterer Menschen in allen<br />

Bereichen zu verbessern und möglichst auf diesem<br />

Wege mittelfristig neue Arbeitsplätze (nach<br />

Möglichkeit speziell für Ältere, aber auch für junge<br />

Menschen) in den Unternehmen und Organisationen<br />

der Region zu schaff en.<br />

»Alter hat Zukunft« ist ein Projekt innerhalb der<br />

bundesweiten Perspektive 50plus – Pakte für Beschäftigung“<br />

und wird über den begrenzten Zeitraum<br />

von 24 Monaten vom Bundesministerium<br />

für Arbeit und Soziales fi nanziert. Die Förderung<br />

dieses auf Nachhaltigkeit in der Beschäftigung orientierte<br />

Projekt läuft im September <strong>2007</strong> aus. Träger<br />

des Projektes ist die ARGE Mansfelder Land.<br />

Die Grundidee besteht darin, durch die Schaff ung<br />

einer regional eingeführten und akzeptieren Telefonauskunft,<br />

die – speziell für Ältere – Auskünfte<br />

zu Fragen des täglichen Lebens kompetent geben<br />

kann und darüber hinaus in der Lage ist, regionale<br />

Leistungen bei Bedarf zu vermitteln. Für die<br />

ältere Generation ermöglicht dieses Projekt einen<br />

besseren Zugang zu den benötigten Produkten<br />

und Leistungen für die Gestaltung des Lebens im<br />

höheren Alter. Im besonderen Maße vermittelt<br />

dieses Service-Center auch die typischen sozialen<br />

Angebote der gemeinnützigen Sozialverbände in<br />

der Region. Ein wichtiger Programmbaustein ist<br />

hierbei die Dienstleistungs- und Ehrenamtsbörse,<br />

die bei den alltäglichen Belangen der älteren<br />

Menschen der Region (Betreuung/Pfl ege, handwerklicher<br />

Service, Unterstützungen im Bereich<br />

der Hauswirtschaft) bestrebt ist, gemeinsam mit<br />

anderen Sozialeinrichtungen der Region das Ehrenamt<br />

zu stärken, Menschen zueinander zu führen<br />

und einzubeziehen.<br />

Die Mitarbeiter der Regionalstelle Mitte, Dr. Helmut<br />

Ohme und Renate Enkelmann, bringen in<br />

diesem Projekt die besondere Kompetenz des PA-<br />

RITÄTISCHEN und der kollegialen Sozialverbände<br />

durch Coaching-Leistungen im Bereich der Ehrenamts-<br />

und Dienstleistungsbörse ein. Als besonders<br />

innovativ und leistungsbereit erwiesen sich<br />

bei der Projektarbeit die Verbände Innova Sozialwerk<br />

e.V. Lutherstadt Eisleben, der Förderverein<br />

für Soziokultur und Beschäftigung e.V., Kreisbehindertenverband<br />

Eisleben e.V. sowie das Trägerwerk<br />

Soziale Dienste e.V. mit seiner Einrichtung<br />

zur Betreuung von Menschen mit Behinderungen<br />

in Wippra, Landkreis Mansfelder Land, um nur einige<br />

zu benennen.<br />

Am 17.04.<strong>2007</strong> besuchte Vizekanzler Franz<br />

Müntefering gemeinsam mit der Bundestagsabgeordneten,<br />

Frau Silvia Schmidt, die Region Mansfelder<br />

Land. Selbstverständlich war dabei auch ein<br />

Besuch im kommunalen Kompetenzzentrum »Alter<br />

hat Zukunft« in Hettstedt eingeplant, bei dem<br />

über Ziel und Ergebnisse des Projektes gefachsimpelt<br />

wurde.


Arbeitsbesuch vom Vorsitzenden des Gesamtverbandes<br />

bei der Lebenshilfe Mansfelder Land e.V.<br />

Dr. Eberhard Jüttner löste sein Versprechen ein, das er Herrn Dr. Heide im Dezember 2006<br />

anlässlich der Verleihung der Goldenen Ehrennadel des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

gegeben hatte. Er nahm sich wie versprochen am 4. Mai <strong>2007</strong> einen ganzen Tag Zeit, um die<br />

aktuelle Situation in den Werkstätten und in den Einrichtungen der Lebenshilfe Mansfelder<br />

Land und die Wünsche und Meinungen der Mitarbeiter der Lebenshilfe kennen zu lernen.<br />

Es war eine sehr emotionale Veranstaltung mit<br />

den Betreuern und den betreuten geistig behinderten<br />

Mitarbeitern der Werkstätten, die mit großer<br />

Begeisterung Herrn Dr. Jüttner empfangen haben.<br />

Nicht nur Dr. Jüttner, auch die Vertreter des Sozialbereiches<br />

des künftigen Landkreises waren beeindruckt<br />

von der Off enheit, von der Fachlichkeit<br />

und vom Stolz der behinderten Mitarbeiter der Lebenshilfe,<br />

die sie in vielfältiger Art und Weise zum<br />

Ausdruck brachten. Konkret wurde es dann auch<br />

in dem anschließenden Gespräch zwischen dem<br />

Vorstand und der Geschäftsführung der Lebenshilfe,<br />

den Vertretern der Sozialverwaltung und<br />

der Behindertenbeauftragten des Landkreises<br />

Mansfelder Land. Wie nicht anders zu erwarten,<br />

trugen Herr Dr. Heide, Geschäftsführer der Le-<br />

benshilfe, gemeinsam mit Herrn Winfried Klaus,<br />

Vorsitzender der Lebenshilfe, erste Ideen eines<br />

neuen Konzeptes zur Erweiterung von Lagerkapazitäten<br />

und Errichtung von Außenwohnbereichen<br />

vor und baten um Unterstützung durch den PARI-<br />

TÄTISCHEN bei der Vorbereitung der Finanzierung<br />

dieses zukunftsorientierten Projektes.<br />

Eine frohe Botschaft für die engagierten Mitarbeiter<br />

der Menü-Express GmbH, Küche Meisdorf,<br />

war auch die Einschätzung des Geschäftsführers<br />

Herrn Dr. Heide, dass sich die Mitarbeiter der Lebenshilfe<br />

Mansfelder Land beim Menü-Express,<br />

dem Essenversorger im <strong>PARITÄTISCHE</strong>N, gut aufgehoben<br />

fühlen. So erwähnte Dr. Heide auch die<br />

vielseitige Unterstützung bei der Durchführung<br />

von Veranstaltungen durch den Küchendienstleister.<br />

Hervorragende Leistungen im Ehrenamt<br />

Im Landkreis Halberstadt gründete sich im Jahr<br />

1997 eine Selbsthilfegruppe für Menschen, die unter<br />

den Auswirkungen der Rheumaerkrankungen<br />

leiden. Es ist ein großer Glücksumstand, dass von<br />

Anfang an Frau Karin Noack, ebenfalls betroff en<br />

von dieser heimtückischen Krankheit, die Zügel<br />

in die Hand nahm und die Selbsthilfegruppe der<br />

Rheuma-LIGA in Halberstadt zu einer Institution<br />

entwickelte, die nicht nur zur Kenntnis genommen<br />

wird, sondern die andere Menschen dafür<br />

sensibilisiert, für den Nachbarn einzutreten.<br />

Die Aktivitäten der Selbsthilfegruppe sind eingebunden<br />

in die Arbeit der Deutschen Rheuma-LIGA,<br />

der Hilfs- und Selbsthilfegemeinschaft<br />

rheumakranker Menschen und in die Arbeit der<br />

Selbsthilfekontaktstelle des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N unter<br />

Leitung von Frau Christine Gruber.<br />

Frau Karin Noack, Leiterin der Selbsthilfegruppe,<br />

schaut nicht auf die Zeit bei der Vorbereitung<br />

der Gruppentreff en, von Arztvorträgen und Gesprächsrunden<br />

mit professionellen Dienstleistern<br />

aus dem Gesundheits- und Sozialwesen.<br />

Es war also schon regelrecht „überfällig“,<br />

dass Frau Karin Noack mit der Silbernen<br />

Ehrennadel des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

für hervorragende, uneigennützige ehrenamtliche<br />

Tätigkeit ausgezeichnet wird. Die Ehrung,<br />

vorgenommen vom Leiter der Regionalstelle Mitte,<br />

Herrn Dr. habil. Helmut Ohme, wurde unter<br />

großem Beifall von ca. 50 Mitgliedern der Selbsthilfegruppe<br />

durchgeführt. Mit anerkennenden<br />

Worten der Würdigung schlossen sich der Oberbürgermeister<br />

der Stadt Halberstadt, Herr Andreas<br />

Henke, sowie der Landesgeschäftsführer der<br />

Rheuma-LIGA, Herr Matthes, den Gratulanten an.<br />

Verbandsleben<br />

<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 41


Verbandsleben<br />

Regionalstelle Ost<br />

Querweg 24<br />

06844 Dessau<br />

fon 0340 / 8 70 14 84<br />

fax 0340 / 8 70 14 85<br />

pnickel@mdlv.paritaet.org<br />

Petra Nickel<br />

Regionalleiterin Ost<br />

Foto links:<br />

Wieland Böhme (Mi.) wurde<br />

mit der Goldenen Ehrennadel<br />

ausgezeichnet<br />

Foto rechts:<br />

<strong>Der</strong> <strong>Der</strong>zenatsleiter für Bildung,<br />

Jugend und Soziales der Stadt<br />

Dessau (re.), Herr Wolfram,<br />

gratuliert den Ausgezeichneten<br />

42 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />

<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> sagt „Danke“ – Würdigung des Ehrenamtes<br />

Über 60 Personen mit der<br />

»Ehrennadel des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N« geehrt<br />

Im März hat die <strong>PARITÄTISCHE</strong> Regionalstelle Ost zu einer Auszeichnungsveranstaltung in den<br />

Dessauer Ratssaal geladen. Über 60 Personen aus den Regionen Dessau, Wittenberg,<br />

Zerbst und Bitterfeld wurden für ihr hohes ehrenamtliches Engagement in Vereinen und<br />

Selbsthilfegruppen geehrt.<br />

In Vorbereitung dieser Veranstaltung hatten die<br />

Kreisgruppenvorsitzenden, Kreisgruppenbeiräte<br />

und die Regionalstelle alle Hände voll zu tun.<br />

Mehr als 160 Gäste der Regionen nahmen an der<br />

Auszeichnungsveranstaltung des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />

teil und unter dem Motto »Wir sagen Danke« würdigten<br />

wir die Arbeit von Vereinsvorsitzenden,<br />

Mitarbeitern in Vereinen, Beiräten und Mitglieder<br />

von Selbsthilfegruppen.<br />

Für seine langjährige und besonders erfolgreiche<br />

ehrenamtliche Arbeit erhielt der Dessauer<br />

Wieland Böhme die Goldene Ehrennadel des<br />

<strong>PARITÄTISCHE</strong>N. Diese Ehrung wird nur wenigen<br />

Menschen im Lande zuteil, sagte Jutta Pietsch,<br />

stellvertretende Landesvorsitzende und erinnerte<br />

an die Erfolgsgeschichte, die der Vorsitzende der<br />

Volkssolidarität 92 Dessau/Roßlau e.V. schrieb.<br />

Freude und sichtliche Gerührtheit verspürte<br />

man auch bei den Personen, die mit der Ehrennadel<br />

des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N in Silber geehrt wurden.<br />

Viele Akteure umrahmten die Veranstaltung mit<br />

Gesangs- und Tanzvorträgen und das es diesen<br />

Spaß gemacht hat, war für uns alle zu spüren. Mit<br />

stürmischem Beifall wurde diesen gedankt.


Gedanken einer Regionalleiterin<br />

Voller Stolz erlebte und spürte ich die Wärme<br />

einer Gemeinschaft, die sich einer Aufgabe verschrieben<br />

haben, uneigennützig ehrenamtlich tätig<br />

zu sein. Einige hatten Tränen in den Augen und<br />

ihre Gerührtheit über die Ehrung gab uns Organisatoren<br />

das Gefühl, dass Richtige getan zu haben.<br />

„Danke“ ist das Zauberwort! Wir dürfen nicht<br />

vergessen, dass ehrenamtliche Arbeit nicht selbstverständlich<br />

ist und keine beliebig verfügbare und<br />

einsetzbare Ressource ist. Wir hauptamtlichen<br />

Mitarbeiter brauchen unsere Ehrenamtlichen für<br />

eine wirkungsvolle Arbeit, für die Gestaltung einer<br />

humanistischen Gesellschaft.<br />

Unsere Ehrenamtler bringen sich auf verschiedene<br />

Weise ein, sie tun Gutes im Interesse unserer<br />

Gesellschaft und man kann ihre Tätigkeit nicht<br />

hoch genug würdigen. Hohe soziale Kompetenz,<br />

Flexibilität und Verantwortungsbewußtsein zeichnen<br />

sie aus, wenn sich diese Menschen Tag für Tag<br />

lang für die gute Sache ins Zeug legen, dabei eine<br />

fröhliche-produktive Atmosphäre entsteht und<br />

noch andere Menschen motiviert werden, etwas<br />

Sinnvolles zu tun. Wenn man den Dank der Hilfesuchenden<br />

und Bedürftigen erlebbar spürt, dann<br />

ist all die Mühe auch eine persönliche Bereicherung,<br />

gebraucht zu werden. Wir möchten auf diese<br />

engagierten Menschen nicht verzichten.<br />

Verbandsleben<br />

Ministerpräsident Wolfgang Böhmer ehrt<br />

Lutz Kircheis mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande<br />

Lutz Kircheis, der Vorsitzende der Bitterfelder<br />

Kreisorganisation des Blinden- und Sehbehinderten<br />

Verbandes, erfuhr im April <strong>2007</strong> eine große<br />

Ehrung.<br />

<strong>Der</strong> Regierungschef würdigte das herausragende<br />

und berufl iche Engagement und lobte den Mut,<br />

Ideenreichtum und Zivilcourage. Seit den 60er<br />

Jahren engagiert sich Lutz Kircheis ehrenamtlich<br />

im Blindenwesen.<br />

Auch der <strong>PARITÄTISCHE</strong> würdigte Lutz Kircheis<br />

für sein außergewöhnliches Wirken mit der Ehrennadel<br />

in Silber. Sein Ziel besteht darin, den Behinderten<br />

eine Lobby zu verschaff en und für eine<br />

bessere Integration zu sorgen.<br />

Herzlichen Glückwunsch, Herr Kircheis!<br />

<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 43


Verbandsleben<br />

Regionalstelle Süd<br />

Merseburger Str. 246<br />

06130 Halle (Saale)<br />

fon 0345 / 520 41 15<br />

fax 0345 / 520 41 19<br />

ppiechot<br />

@mdlv.paritaet.org<br />

Dr. Peter Piechotta<br />

Regionalleiter Süd<br />

44 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />

Veranstaltung gegen Kinderarmut<br />

Bekannte Stars und viele Sternchen<br />

beim Benefi z-Familien-Lunch in Halle<br />

Mehr als 250 Gäste folgten der Einladung des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N zum diesjährigen Benefi z-<br />

Familien-Lunch am 25. Februar <strong>2007</strong> in das MARITIM Hotel Halle, und es sollte ein toller Erfolg<br />

werden. »Kinderperspektiven« war das Motto der Veranstaltung, denn Halle an der Saale ist<br />

entsprechend einer Studie des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N eine der Städte mit der größten Kinderarmut in<br />

Deutschland.<br />

Gemeinsam gegen Kinderarmut: Schauspieler der „Lindenstraße“ und MDR-Moderator Peter Escher<br />

„Es genügt nicht, das Problem der zunehmenden<br />

Perspektivlosigkeit von Kindern aufzuzeigen, sondern<br />

wir wollen ihm aktiv entgegentreten“, so Dr.<br />

Eberhard Jüttner, Vorsitzender des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />

<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> e. V. in seinen Eröff nungsworten,<br />

und verband es mit einem herzlichen Dank für die<br />

Bereitschaft aller Gäste, Künstler und Organisatoren,<br />

sich für einen guten Zweck einzusetzen.<br />

Für die sozialen Belange der Stadt Halle hat auch<br />

die zukünftige Oberbürgermeisterin Frau Dagmar<br />

Szabados – so betonte sie es in ihren Begrüßungsworten<br />

– immer ein off enes Ohr. Somit war es für<br />

sie selbstverständlich, die Schirmherrschaft über<br />

das Benefi z-Familien-Lunch zu übernehmen und<br />

mit ihrer Familie am Lunch teilzunehmen.<br />

Einem Pilotprojekt des Deutschen Kinderschutzbundes<br />

Halle-Saalkreis kam der Gesamterlös<br />

der Benefi zveranstaltung zu Gute. Rechtsanwalt<br />

Christian-Michael Deutsch, Vorstandsmitglied im<br />

Kinderschutzbund Halle, begründete diese Entscheidung<br />

und stellte das initiierte Projekt „Gesun-<br />

des Vesper“ vor. Angestrebt wird, daß die Kinder<br />

Freude an der Zubereitung und am gemeinsamen<br />

Verspeisen gesunder Mahlzeiten erfahren und diese<br />

Erfahrungen auch in ihren familiären Lebensbereich<br />

mitnehmen können. Dieses „Gesunde<br />

Vesper“ ist ein kleiner aber wichtiger Schritt auf<br />

dem Weg, Kindern Perspektiven für ihr Leben zu<br />

eröff nen.<br />

Das wunderschöne Buff et aus der Küche des MA-<br />

RITIM Hotel Halle war für die Augen und Gaumen<br />

von Groß und Klein ein Genuß, zogen die einen<br />

das Spanferkel vor, so liebten die anderen die grüne<br />

und rote Götterspeise.<br />

Und auch wer - wie der bekannte mdr-Moderator<br />

Peter Escher - auf seine schlanke Linie achten<br />

wollte und nur den Obstsalat probierte, kam an<br />

diesem Sonntag Mittag zu seinem Genuß, denn<br />

auch im umrahmenden Kulturprogramm war für<br />

jeden Geschmack etwas dabei.


Das Reiner Schock-Trio spielte dem Publikum<br />

Swing, Boogie-Woogie und Jazz vom Feinsten. Die<br />

Gruppe „Spirit“ aus Merseburg brachte Musicals<br />

und Populars zu Gehör. Nicole Sommer, die sich<br />

in der SAT.1 Live-Show „YOU CAN DANCE“ bis ins<br />

Halbfi nale getanzt hatte, war in drei schönen Darbietungen<br />

mit dem Varieté-Ballett Halle zu sehen.<br />

Und auch zwei Stars aus der bekannten ARD-<br />

Fernsehserie „Lindenstraße“ waren an diesem Tag<br />

präsent. Sybille Waury und Gunnar Solka (in der<br />

„Lindenstraße“ Tanja Schildknecht und Peter Lottmann)<br />

legten sich für den guten Zweck voll ins<br />

Zeug. Sie spielten Improvisationstheater mit der<br />

halleschen Impro-Gruppe „Kaltstart“, sie moderierten<br />

die amerikanische Versteigerung (es gab<br />

u. a. einen Tagesbesuch bei den Dreharbeiten der<br />

„Lindenstraße“ zu ersteigern) und übernahmen<br />

gemeinsam mit vielen Glückskindern die Verlosung<br />

der Tombola-Hauptpreise. In jeder freien<br />

Minute gaben sie Interviews, Autogramme an<br />

„Lindenstraße“-Fans und ließen sich geduldig und<br />

immer lächelnd mit vielen, vielen Gästen der Veranstaltung<br />

fotografi eren.<br />

Entsprechend groß war auch die Resonanz in<br />

den Medien auf die Präsenz der Stars. Peter Escher,<br />

der an diesem Tag bravourös durch das Programm<br />

führte, und auch die „Lindenstraße“-Schauspieler<br />

unterstützten die Veranstaltung des PARITÄ-<br />

TISCHEN ehrenamtlich – wir danken für ihr überzeugendes<br />

und liebenswertes Engagement!<br />

Und die kleinen Sternchen? Für die herzlich willkommenen<br />

Kinder unter den Gästen bot der PA-<br />

RITÄTISCHE in Zusammenarbeit mit dem Kinderschutzbund<br />

Halle natürlich ein Extra-Programm<br />

an. Vom Figurentheater „Anna-Sophia“ wurde das<br />

Stück „Rumpelstilzchen“ aufgeführt, die Kinder<br />

ließen sich begeistert mit Hilfe von Schminke in<br />

kleine Wildkatzen und Schmetterlinge verwandeln,<br />

sie bastelten Lumpenbälle, bauten hohe<br />

Lego-Türme, zogen in einer Kinderpolonaise mit<br />

Clown Woody durch den Saal und staunten über<br />

seine tollen Luftballonfi guren. Viele Kinder fanden<br />

auch das Programm im großen Saal interessant<br />

und sammelten sich mit ihren Luftballons vor der<br />

Bühne.<br />

Wurde es den großen oder kleinen Gästen im<br />

ganzen Trubel zu laut und zu bunt, bestand die<br />

Möglichkeit, sich in das Foyer zurückzuziehen.<br />

Hier konnte man sich an Informationsständen von<br />

der Arbeit des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N und seiner Selbsthilfekontaktstelle<br />

Halle-Saalkreis sowie des Kinderschutzbundes<br />

Halle ein Bild machen.<br />

Außerdem luden ein Verkaufstand der Keramikerin<br />

Marlen Schulze und der Stand mit den vielen,<br />

vielen Tombola-Preisen zum verweilen und<br />

schauen ein. Die Organisation der Tombola und<br />

der amerikanischen Versteigerung lag in den Händen<br />

der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft<br />

(DLRG) <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> e. V., einer Mitgliedsorganisation<br />

des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N, der wir an dieser Stelle<br />

ebenfalls sehr herzlich danken.<br />

Aber auch wer an diesem Tag ohne das von der<br />

bekannten Kunstturnerin und Weltmeisterin Erika<br />

Zuchold gefertigte Bild, ohne den Fernsehapparat<br />

und einen anderen Preis nach Hause ging, hatte in<br />

jedem Fall einen leckeres Mahl im Bauch, schöne<br />

Musik im Ohr, ein paar Stunden mit netten Menschen<br />

im Herzen – und sicherlich die Perspektiven<br />

von Kindern in unserer Gesellschaft im Blick.<br />

Verbandsleben<br />

<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 45


Verbandsleben<br />

46 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />

VI. Behördenmarathon der Stadt Halle (Saale)<br />

Am 11. Mai diesen Jahres beteiligte sich zum zweiten Male eine Mannschaft des<br />

<strong>PARITÄTISCHE</strong>N Landesverbandes <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> an der nunmehr 6. Aufl age des<br />

Behördenmarathons der Stadt Halle.<br />

Die Mannschaft der PARITÄTER nahm als Mixed-<br />

Team am Wettbewerb teil. Vier Männer, darunter<br />

der Vorsitzende des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N Bundesverbandes,<br />

Dr. Eberhardt Jüttner, Mitglieder des Vorstandes<br />

des Landesverbandes mit Dr. Michael Reiser<br />

und Ralf Böse sowie der Referent Jugendhilfe<br />

Sven Spier, und zwei Frauen der Mitgliedsorganisation<br />

Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft,<br />

Ute Stürze und Aline Hundt, gingen an den Start.<br />

Dabei galt es den 3516 m langen Rundkurs durch<br />

die Dölauer Heide zweimal zu absolvieren. Vor<br />

allem das letzte Teilstück erwies sich als besondere<br />

Herausforderung, denn nach jeweils anstrengenden<br />

3 Kilometern ging es zum Ziel- und Wechselpunkt<br />

hin mehrere 100 Meter mächtig bergauf.<br />

Doch die Läufer des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N gingen hoch<br />

motiviert ins Rennen. Schließlich ging es um Bestätigung<br />

des guten Vorjahresergebnisses. Besonders<br />

bemerkenswert war in diesem Jahr, dass die<br />

Frauen im Team den Männern kaum etwas nachstanden.<br />

Alle sechs Läufer liefen ihre zwei Runden<br />

um die 35 Minuten und erzielten so eine tolle<br />

Teamleistung.<br />

Am Ende belegten sie unter den insgesamt 65<br />

teilnehmenden Staff eln und 14 Einzelstartern mit<br />

einer Gesamtzeit von 3:38:34 Stunden einen achtbaren<br />

22. Platz.<br />

Trotz einiger Strapazen, die jedem Teilnehmer<br />

beim Zieleinlauf im Gesicht geschrieben standen,<br />

waren alle Mitglieder des Teams sehr glücklich<br />

und bekundeten großes Interesse daran, auch in<br />

Zukunft an Laufveranstaltungen im Land <strong>Sachsen</strong>-<br />

<strong>Anhalt</strong> teilzunehmen. Um eventuell eine zweite<br />

Mannschaft beim nächsten Behördenmarathon<br />

aufstellen zu können, werden noch Mitstreiter aus<br />

den Mitgliedsorganisationen des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />

gesucht. <strong>Der</strong> ASB Regionalverband Halle trat übrigens<br />

ebenfalls mit einer Mixed-Mannschaft an<br />

und belegte mit einer Zeit von 3:43:19 Stunden<br />

einen beachtlichen 28. Platz.


<strong>PARITÄTISCHE</strong>S competence center:<br />

»Dienstleister und Dienstleistung«<br />

<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> Landesverband und seine Mitgliedsorganisationen verfügen über eine Vielfalt<br />

an Aufgabenfeldern und innovativen Angeboten. Betrachtet man die vergangenen 17 Jahre, so sind<br />

sie gekennzeichnet von Veränderungen, Anpassungen und neuen Entwicklungen. <strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong><br />

ist ein Wohlfahrtsverband in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>, der brisante Fachthemen aufgreift und kritisch hinterfragt.<br />

Dabei entstehen neue Impulse für die Fachpraxis.<br />

Diese Erfahrungen und Kompetenzen wollen wir bündeln<br />

und in die Praxis zurückgeben. Mit dem Wort „competence<br />

center“ verknüpfen sich viele Erwartungen von Mitgliedsorganisationen<br />

an den <strong>PARITÄTISCHE</strong>N: Lobbyarbeit leisten,<br />

Erfahrungen bündeln, Wissen vertiefen, Kompetenzen weitergeben,<br />

auf Probleme aufmerksam machen, Lösungen entwicklen<br />

und anbieten.<br />

Das »<strong>PARITÄTISCHE</strong> competence center« (pcc) verfolgt in seiner<br />

Arbeit verschiedene Ziele:<br />

• die Veränderungen in der praktischen Arbeit zu erfassen<br />

• Wandlung von Aufgabenfeldern der sozialen Arbeit, hier zunächst<br />

in der der Kinder- und Jugendhilfe, zu ermitteln<br />

• daraus neue Tätigkeitsfelder zu erschließen<br />

• Qualitätsstandards festzuhalten<br />

• neue Konzepte zu entwickeln.<br />

Diese Ziele wird das <strong>PARITÄTISCHE</strong> competence center in<br />

vier Arbeitsfeldern umsetzen:<br />

1.) Kommunikationsforen - Wissenstransfer<br />

Kommunikationsforen sind Infoveranstaltungen, Zukunftswerkstätten,<br />

Fachtagungen, Hearings und Open-Space Veranstaltungen<br />

zu spezifi schen Themen.<br />

Austausch mit Politik, Landesverwaltung und kommunalen<br />

Ämtern sowie freien Trägern der Kinder- und Jugendhilfe und<br />

anderer Arbeitsfelder.<br />

2.) Qualifi zierung von Fachkräften<br />

Entwicklung von Konzepten für Fortbildungen, die in der<br />

Praxis gefordert werden. Welche Inhalte sind wichtig und wie<br />

bildet sich die praktische Anforderung zum gegenwärtigen<br />

Zeitpunkt und für die weitere Zukunft ab?<br />

3.) Projektbüro<br />

In einem „Projektbüro“ werden Themen gebündelt, Projekte<br />

beschrieben und konzeptioniert. Dies kann für die unterschiedlichen<br />

Geschäftsbereiche des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N Landesverbandes<br />

selbst sowie für Mitgliedsorganisationen erfolgen.<br />

Daraus kann auch ein Service für Projektmanagement entstehen<br />

und begleitend oder federführend angeboten werden.<br />

4.) Beratung<br />

Die Aufgabenbereiche der Konzept-, Träger- und Organisationsberatung<br />

sind in der Praxis der Kinder- und Jugendhilfe<br />

und anderer Bereiche nicht einfach voneinander zu trennen.<br />

Ein Bereich berührt den anderen und bedarf immer wieder<br />

eines sogenannten „äußeren Blicks“. Sind wir mit unserem Ansatz<br />

zeitgemäß? In welchen Bereichen leisten wir gute Arbeit?<br />

Wer muß sich anders aufstellen?<br />

Verbandsleben<br />

Unterstützungen, wie Supervision, Teamentwicklung, Coaching,<br />

Qualitätsentwicklung können durch Anfragen an das<br />

Pcc vermittelt werden. Das Pcc ist kein neuer Aufgabenbereich,<br />

keine zusätzliche Säule und/ oder neuer Geschäftsbereich<br />

innerhalb des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N, sondern eine „Schnittstelle“.<br />

Mit Hilfe dieser Schnittstelle werden bestehende Projekte,<br />

Ideen, Entwicklungen aus den unterschiedlichen Bereichen<br />

miteinander verbunden. Ein Beispiel soll dies verdeutlichen:<br />

In den vergangenen Monaten ist die Thematik „Kindeswohlgefährdung“<br />

in der Kinder- und Jugendhilfe bundesweit<br />

durch die Fälle von Kindestötungen und die gesetzliche Einführung<br />

des § 8a Schutzauftrag zur Kindeswohlgefährdung<br />

ein bestimmendes Thema. Hierzu hat der <strong>PARITÄTISCHE</strong> mit<br />

dem Landesverwaltungsamt, Landesjugendamt <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

eine große Fachtagung aufbereitet (Kommunikationsforum<br />

– Wissenstransfer). Was ist daraus entstanden?<br />

a.) Die Lücke zwischen gesetzlichen Neuerungen und praktischer<br />

Umsetzung wurde und wird geschlossen.<br />

b.) Aus der „Lücke“ wurde und wird ersichtlich, es wird eine<br />

neue Kompetenz gefordert. Das Pcc und das PARITITÄTISCHE<br />

Bildungswerk entwickeln mit dem Landesjugendamt einen<br />

Zertifi katskurs „Kinderschutzfachkraft“ (Qualifi zierung von<br />

Fachkräften)<br />

c.) Das Pcc berät öff entliche und freie Träger der Kinder- und<br />

Jugendhilfe vor Ort bei der weiteren Umsetzung zu § 8a SGB<br />

VIII (Beratung)<br />

d.) Ein Projekt zum Aufbau und zur Entwicklung von „sozialen<br />

Frühwarnsystemen“ wurde durch das Pcc verfasst und ist bei<br />

der Bundesregierung mit Unterstützung von mehreren Landkreisen<br />

<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>s eingereicht worden (Projektbüro)<br />

So ist das Pcc in verschiedene Bereiche eingebunden, stimmt<br />

sich immer wieder ab und vermittelt die gewonnenen Erkenntnisse<br />

und Erfahrungen an die Mitgliedsorganisationen.<br />

Letztlich bieten wir damit auch für die gesamte Wohlfahrtspfl<br />

ege in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> ein zusätzliches hilfreiches Dienstleistungsangebot.<br />

Ansprechpartner:<br />

Siegfried Hutsch<br />

Halberstädter Str. 168-172<br />

39112 Magdeburg<br />

fon 0391/6293-540, fax -433<br />

shutsch@mdlv.paritaet.org<br />

<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 47


Verbandsleben<br />

Landesgeschäftsstelle<br />

Halberstädter Str. 168-172<br />

39112 Magdeburg<br />

fon 0391 / 6 29 33 33<br />

fax 0391 / 6 29 35 55<br />

info@mdlv.paritaet.org<br />

Ansprechpartner:<br />

Mirko Günther<br />

Tel. 0391 / 62 93 480,<br />

mguenther@mdlv.paritaet.org<br />

48 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />

Altenhilfe<br />

Zusammenarbeit der Gremien neu konzipiert<br />

Auf der Grundlage eines Vorschlages der Arbeitsgruppe Leistungsfi nanzierung (AGL)<br />

wurde unter den Mitgliedsorganisationen eine intensive Diskussion zur zukünftigen<br />

Zusammenarbeit der bisherigen Gremien Qualitätsgemeinschaft (alte Steuerungsgruppe),<br />

Trägerversammlung (alte AGL) und den Referaten der Landesgeschäftsstelle<br />

geführt. Es wurde festgestellt, dass mit dem Wegfall der Fachbereiche ein wichtiges<br />

Podium für Mitgliedsorganisationen verloren gegangen ist, in dem auch ein Austausch<br />

zwischen unterschiedlichen Interessengruppen des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

möglich war.<br />

Nachfolgend dargestellte Leitgedanken waren<br />

Ausgangspunkte für die Anpassung der Gremienstruktur<br />

im Arbeitsfeld Altenhilfe:<br />

• Die Struktur der Gremien und die Zusammenarbeit<br />

dieser sollte eine größtmögliche Transparenz<br />

von Entscheidungen und Prozessen innerhalb<br />

des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> möglich<br />

machen.<br />

• In die inhaltliche und konzeptionelle Arbeit eine<br />

breitere Basis von Mitgliedsorganisationen einzubeziehen.<br />

• Bei der Bearbeitung von fi nanziellen Problemstellungen<br />

die Kompetenzen unserer Mitgliedsorganisationen<br />

stärker zu berücksichtigen.<br />

• Das koordinierte Agieren der beteiligten Referate<br />

der Landesgeschäftstelle zu verbessern.<br />

• Eine Entlastung der Kreisgruppenarbeit hinsichtlich<br />

fachpolitischer Fragestellungen vorzunehmen.<br />

Um diese Zielstellung zu erreichen, wurde vorgeschlagen,<br />

die bisherige Arbeitsgruppe Leistungsfi<br />

nanzierung (AGL) in eine Steuerungsgruppe<br />

umzuwandeln. Dieser Gruppe kommen zukünftig<br />

koordinierende, bewertende und anregende Aufgaben<br />

zu, da ihr die Facharbeitsgruppen:<br />

• Finanzierung (neu zu gründen)<br />

• Qualitätssicherung/-entwicklung (bisher: Steuerungsgruppe<br />

der Qualitätsgemeinschaft Pfl ege)<br />

• Inhalte und Konzepte (neu zu gründen) zugeordnet<br />

werden.<br />

Die jeweilige Leitung der vier Gruppen übernehmen<br />

die Referenten der Landesgeschäftstelle für<br />

ihren Bereich (siehe Anlage). Um die Integration<br />

der verbandseigenen Einrichtungen (PARITÄ-<br />

TISCHES Sozialwerk Altenhilfe) weiter zu stärken,<br />

werden Vertreter in den Facharbeitsgruppen mitwirken.<br />

Die Arbeit dieser Gremien soll sich auch<br />

in der zukünftigen Struktur der Trägerversammlungen<br />

wieder fi nden. Dabei soll die Tagesordnung<br />

nach den Facharbeitsgruppen sortiert und<br />

inhaltlich gefüllt werden. <strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> erhoff t<br />

sich dadurch, insbesondere den o. g. Zielstellungen<br />

besser Rechnung zu tragen. Gleichzeitig würde<br />

die Möglichkeit bestehen, dass Mitgliedsorganisationen,<br />

die nicht Träger von Einrichtungen<br />

und Diensten sind, an der Trägerversammlung<br />

dann teilnehmen können, wenn es um Themen<br />

der Facharbeitsgruppe Inhalte und Konzepte gehen<br />

würde.<br />

<strong>Der</strong> Vorschlag der Geschäftführung fand die uneingeschränkte<br />

Zustimmung des Vorstandes in<br />

seiner Sitzung am 17. April <strong>2007</strong>.<br />

Da die Problemstellungen und zu bearbeitende<br />

Sachverhalte auch in den Bereichen der Jugendhilfe<br />

und Behindertenhilfe ähnlich gelagert sind,<br />

schlägt der Vorstand vor, auf der Grundlage der<br />

neuen Struktur im Bereich Altenhilfe die Diskussionen<br />

mit den Mitgliedsorganisationen auch in<br />

den beiden anderen Arbeitsfeldern zu führen.


2. <strong>PARITÄTISCHE</strong> Fachtagung<br />

»Herausforderung Demenz«<br />

Rund 120 Teilnehmer aus professioneller Pfl ege und Ehrenamt kamen im März <strong>2007</strong> in<br />

Peseckendorf zusammen, um eine im letzten Jahr erfolgreich begonnene <strong>PARITÄTISCHE</strong><br />

Fachtagungsreihe »Herausforderung Demenz« fortzusetzen.<br />

Rund 120 Teilnehmer aus professioneller Pfl ege<br />

und Ehrenamt kam im März 2008 in Peseckendorf<br />

zusammen, um eine im letzten Jahr erfolgreich<br />

begonnene <strong>PARITÄTISCHE</strong> Fachtagungsreihe »Herausforderung<br />

Demenz« fortzusetzen. Im Mittelpunkt<br />

der Fachtagung, die vom <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />

<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> gemeinsam mit Mitgliedsorganisationen<br />

initiiert wurde, stand die Diskussion<br />

um Möglichkeiten und Grenzen der ambulanten<br />

und stationären Versorgungsstrukturen. Individuell<br />

angepasste professionelle Versorgungsangebote<br />

sollen die Lebensqualität der Betroff enen<br />

in jedem Lebensalter sichern und ihnen eine<br />

selbstbestimmte Lebensführung trotz bestehender<br />

kognitiver Einschränkungen ermöglichen,<br />

so das gemeinsame Ziel der Tagungsteilnehmer.<br />

Dr. Eberhard Jüttner verwies daher in seiner Eröff<br />

nung darauf, noch intensiver neue Gestaltungs-<br />

und Betreuungskonzepte zu entwickeln, die auch<br />

für Menschen mit Demenz ein selbstbestimmtes<br />

Leben in Würde garantieren. Das Leben mit Demenz<br />

bzw. mit Menschen mit einer Demenz wird<br />

- gleich wie sich die Bevölkerungsstruktur entwickeln<br />

wird - zu einer Herausforderung in der sozialen<br />

Arbeit werden, deren Tragweite wir vielerorts<br />

noch nicht erfasst haben. Eine erste Herausforderung<br />

ist das frühzeitige Erkennen von dementiellen<br />

Veränderungen und die Enttabuisierung,<br />

wenn eine kognitive Veränderung festgestellt<br />

wird. Noch wird die Demenz in der Familie und<br />

unserer Gesellschaft nicht angenommen, nicht<br />

als mögliche Situation nach einem sinnerfüllten<br />

Leben gesehen. Vor allem die Vernetzung und Kooperation<br />

unterschiedlicher Institutionen ist entscheidend<br />

für die deutliche Verbesserung der Lebensqualität<br />

für Betroff ene und ihre Angehörigen.<br />

Für die Pfl egekräfte und ehrenamtlich Engagierten<br />

stellte Helmut Dorra ein gerontopsychiatrisches<br />

Konzept vor, mit dem es gelingt,<br />

Verhaltensweisen wesenhaft zu erfassen, um therapeutisch-pfl<br />

egerisch angemessen intervenieren<br />

zu können.<br />

Die Individualität des Einzelnen in seiner Einmaligkeit,<br />

mit seinen subjektiven Bedürfnissen und<br />

persönlichen Erfahrungen steht dabei im Mittelpunkt.<br />

Die am Menschen orientierte ganzheitliche<br />

Sicht versucht, Beweggründe für Handlungsweisen<br />

demenziell Erkrankter zu deuten und zu verstehen.<br />

Entsprechend dem integrativen Konzept wird<br />

der Mensch nicht allein als Bedürfniswesen gesehen,<br />

sondern zugleich auch als Beziehungs- und<br />

Verantwortungswesen, dessen Einmaligkeit seine<br />

Sinnorientierung ausmacht. Pfl egekräfte übernehmen<br />

dabei die Verantwortung, den hilfebedürftigen<br />

älteren Menschen Sinnerfahrungen durch<br />

Aufgaben zu ermöglichen.<br />

Mit dieser Hilfe können demenziell erkrankte<br />

Menschen Selbstverantwortung wahrnehmen<br />

und einer möglichen Resignation Betroff ener entgegen<br />

gewirkt werden kann. Voraussetzung für<br />

diesen Zugang ist die gezielte Auseinandersetzung<br />

mit der Lebenswelt und der Biographie des<br />

alten Menschen. »<br />

Verbandsleben<br />

<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 49


Verbandsleben<br />

Für Fragen oder Anmerkungen<br />

zum Thema Demenz steht Ihnen<br />

das Grundsatzreferat<br />

Altenhilfe gerne zur Verfügung:<br />

Dr. Oliver Zobel<br />

Tel. 0391 / 6293 336,<br />

ozobel@mdlv.paritaet.org<br />

50 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />

Die anschließenden Workshops, die zuvor<br />

durch Impulsbeiträge „stationäre Pfl ege“, „ambulante<br />

Pfl ege“ sowie Angehörigenperspektive eingeleitet<br />

wurden, bildeten den arbeitsintensiven<br />

Schwerpunkt der Fachtagung. Angesichts der<br />

Vielschichtigkeit der Herausforderung Demenz<br />

bei gleichzeitig schon bestehenden vielfältigen<br />

Angeboten und Lösungswegen innerhalb des<br />

Verbandes ist hier nur ein übergreifendes Fazit des<br />

Tages möglich:<br />

Nur eine Vernetzung von Hilfs- und Pfl egeangeboten<br />

sowie eine fl ießende Gestaltung von<br />

Übergängen für demenziell erkrankte Menschen<br />

und deren Angehörigen kann den Grundsatz am-<br />

bulant vor stationär nachhaltig qualifi zieren. So<br />

ist die professionelle ambulante Pfl ege und ehrenamtliche<br />

Unterstützung eine zentrale Entlastung<br />

pfl egender Angehöriger und die stationäre<br />

Pfl ege eine wichtige und zuverlässige Alternative,<br />

wenn persönliche Grenzen erreicht wurden. Diese<br />

Vernetzung kann dann auch die Rückkehr eines<br />

demenziell Erkrankten in der letzten Phase seines<br />

Krankheitsverlaufes in den Privathaushalt zu den<br />

Angehörigen ermöglichen und begleiten.<br />

<strong>Der</strong> Tagungsbericht und die Ergebnisse aus den<br />

Workshops sind auf der Homepage des PARITÄ-<br />

TISCHEN im Bereich Altenhilfe eingestellt.<br />

Aus den Landesverbänden<br />

Gespräche mit den Landesverbänden unter dem<br />

Dach des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

Die Landesverbände unter dem <strong>PARITÄTISCHE</strong>N Dach bilden eine besondere Ebene der Mitgliederstruktur,<br />

da sie landesweit tätig sind und überregional ihren sozialpolitischen Einfl uss<br />

deutlich machen können. Daher hatte der Vorstand im Jahr 2006 beschlossen, die Zusammenarbeit<br />

mit den 33 Landesverbänden durch regelmäßige Gespräche der Landesgeschäftsführerin<br />

in Abstimmung mit dem Vorsitzenden zu optimieren.<br />

Schwerpunkt der Gespräche, die sich bedingt<br />

durch die hohe Zahl an Landesverbänden, über<br />

einen Zeitraum von vielen Monaten hingezogen<br />

haben, waren:<br />

• die besondere Situation und Struktur der<br />

einzelnen Landesverbände,<br />

• die sozialen Probleme und die Erwartungen an<br />

den <strong>PARITÄTISCHE</strong>N sowie<br />

• Möglichkeiten der künftigen Unterstützung und<br />

Zusammenarbeit<br />

Alle Gespräche waren von einer vertrauensvollen<br />

und partnerschaftlichen Atmosphäre gekennzeichnet.<br />

Die Ankündigung in den Gesprächen,<br />

künftig mindestens einmal jährlich ein Treff en<br />

aller Landesverbände zu organisieren, zu dem<br />

hochrangige Vertreter aus Politik, Wissenschaft<br />

und Wirtschaft eingeladen werden, fand allgemein<br />

ein sehr positives Echo.<br />

In diesem Sinne wurde die erfolgreiche Veranstaltung<br />

zum Europäischen Jahr der Chancengleichheit<br />

am 1. März <strong>2007</strong> vielseitig gelobt und war bereits<br />

Teil des Erfolgs dieser Gespräche.<br />

Folgende Feststellungen und Anregungen<br />

wurden getroff en:<br />

1. Die Zusammenarbeit mit den Vertreterinnen<br />

und Vertretern des Dachverbandes wurde allgemein<br />

als sehr gut eingeschätzt. Besonders hervorgehoben<br />

wurde die gute Zusammenarbeit mit<br />

den Referentinnen und Referenten zu Fachthemen<br />

sowie die Unterstützung des Referates Fördermittel<br />

und des PJW.<br />

2. Für Tätigkeitsgebiete, in denen es keine eindeutige<br />

Zuordnung zu den Gremien des Dachverbandes<br />

gibt (z.B. Familienpolitik) sei es schwer,<br />

Themen in zu platzieren. Hier wurde vereinbart,<br />

dass zu bestimmten sozialpolitischen Fragen die<br />

Zusammenarbeit gebündelt wird.<br />

3. Insbesondere Mitglieder- und Selbsthilfeverbände<br />

(z.B. Blinden- und Sehbehindertenverband)<br />

bedauern, dass es schwierig sei, sich mit<br />

den spezifi schen Belangen in die Arbeit des PARI-<br />

TÄTISCHEN einzubinden, da alle AK und Trägerversammlungen<br />

vorrangig auf die Bedürfnisse von<br />

Mitgliedern mit professionellen stationären Einrichtungen<br />

ausgerichtet seien und nicht auf die<br />

»


Bedürfnisse von reinen Mitgliederverbänden.<br />

Da dies auf regionaler Ebene passiert,<br />

sind Landesverbände manchmal gar nicht<br />

oder nur mit Untergliederungen an diesen<br />

Meinungsbildungen beteiligt.<br />

4. Einige Landesverbände mit Selbsthilfegliederungen<br />

wollen eine bessere Vernetzung<br />

mit den Selbsthilfekontaktstellen (9 von 12<br />

<strong>PARITÄTISCHE</strong>N Selbsthilfekontaktstellen<br />

sind direkt beim Landesverband). Es wurde<br />

sich darauf verständigt, dass gemeinsame<br />

Aktivitäten zur besseren Unterstützung der<br />

Selbsthilfe gebündelt werden. Eine landesweite<br />

Tagung ist für den Oktober <strong>2007</strong> geplant<br />

und zur Förderung beim LVA beantragt.<br />

Die <strong>PARITÄTISCHE</strong>N Selbsthilfe-Kontaktstellen<br />

sollen durchgängig auf die Angebote<br />

der Landesverbände im Gesundheitsbereich<br />

und deren Selbsthilfegruppen verweisen,<br />

Angebote unterbreiten und Synergieeff ekte<br />

schaff en.<br />

Künftig wird einmal jährlich eine Veranstaltung<br />

zum Thema Selbsthilfe geplant in die<br />

die Landesverbände der Gesundheitsselbsthilfe<br />

einbezogen werden. Dazu wird ein<br />

großes zentrales Thema aufgegriff en, wie<br />

z.B. Pharmasponsoring.<br />

5. Bei vielen Landesverbänden aus dem<br />

Bereich der Gesundheitsselbsthilfe wurde<br />

problematisiert, dass die Mitgliederzahlen<br />

schwinden. Ebenso wurde die Finanzierung<br />

der Vereinsarbeit als problematisch eingeschätzt.<br />

Weitere Verabredungen<br />

6. Es wurde vereinbart, die Lobbyarbeit, vor<br />

allem für die Verbände der Gesundheitsselbsthilfe<br />

zu verstärken, was mit dem jetzigen<br />

Projekt Juli bis Dezember <strong>2007</strong> begonnen<br />

wird.<br />

7. Im Bereich der Fortbildung durch das PA-<br />

RITÄTISCHE Bildungswerk wurden viele Vereinbarungen<br />

getroff en, so z.B. dass von den<br />

Landesverbänden entwickelte Kurse über<br />

das Bildungswerk bzw. in Ausschreibungen<br />

des Bildungswerkes veröff entlicht und vermarktet<br />

und dafür die Markenzeichen der<br />

jeweiligen Landesverbände verwendet<br />

werden können. Weiterhin wurde angeboten,<br />

dass fachkompetente Mitarbeiterinnen<br />

Verbandsleben<br />

Landesverbände unter dem Dach<br />

des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

Advent-Wohlfahrtswerk e. V. • AIDS-Hilfe •<br />

Allgemeiner Behinderten-Verband • Alzheimer<br />

Gesellschaft • Angehörige Psychisch Kranker •<br />

Arbeiter-Samariter-Bund • Blinden- und Sehbehinderten-Verband<br />

• Deutscher Diabetiker-Bund (DDB) •<br />

Deutscher Familienverband • Deutsche Gesellschaft für<br />

Soziale Psychiatrie im Land <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> • Deutscher<br />

Kinderschutzbund • Deutsche Lebens-Rettungsgesellschaft<br />

(DLRG) • Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft • Deutsche<br />

Parkinsonvereinigung • Deutsche RHEUMA-Liga • Deutsche<br />

Vereinigung Morbus Bechterew • FORUM GEHIRN –<br />

Bundesverband für Menschen mit Hirnschädigungen und<br />

deren Angehörige • Interessenverband ehemaliger Teilnehmer<br />

am antifaschistischen Widerstand, Verfolgter des<br />

Naziregimes und Hinterbliebener (IVdN) • Internationale<br />

Jugendgemeinschaftsdienste • Gehörlosengemeinschaft •<br />

Kneipp-Bund • Landesverband der Schullandheime •<br />

Landesverband der Arbeitsförderungsgesellschaften •<br />

Landesvereinigung für Gesundheit • LEBENSHILFE für<br />

Menschen mit geistiger Behinderung • <strong>PARITÄTISCHE</strong>S<br />

Bildungswerk • PRO Familia • Sozialverband der Kriegsund<br />

Wehrdienstopfer, Behinderten und Rentner Deutschlands<br />

• Sozialwerk des Demokratischen Frauenbundes • Trägerwerk<br />

Soziale Dienste in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> • Verband Alleinerziehender<br />

Mütter und Väter • VOLKSSOLIDARITÄT<br />

Partner für soziales Engagement<br />

<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 51


Verbandsleben<br />

Ansprechpartner:<br />

Renate Kriegel<br />

Koordinierung<br />

Erlebnispädagogik<br />

<strong>PARITÄTISCHE</strong> INTEGRAL GmbH<br />

Jugendbildungsstätte<br />

Peseckendorf<br />

Tel.: 039408 / 90329<br />

52 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />

und Mitarbeiter der Landesverbände im PARITÄ-<br />

TISCHEN Bildungswerk als Multiplikatoren eingesetzt<br />

werden können.<br />

8. Die intensivere Nutzung der Homepage und die<br />

Verlinkung zu den Landesverbänden sowie die Einstellung<br />

von Informationen der Landesverbände<br />

war ebenso Teil der getroff enen Vereinbarungen.<br />

Im Rundbrief „<strong>Blickpunkte</strong> des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />

<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>“ präsentieren sich in direkter und<br />

besonderer Weise die Landesverbände.<br />

9. Es wurde eine engere Zusammenarbeit vereinbart,<br />

wie z.B. die Durchführung gemeinsamer<br />

Fachveranstaltungen bzw. logistische Unterstützung<br />

von Veranstaltungen unserer Landesverbände.<br />

Ebenso wurden Kontakte zwischen Landesverbänden<br />

und Tochter-Gesellschaften des<br />

Verbandes zur fachlichen Zusammenarbeit geknüpft,<br />

aus denen mittlerweile eine gute Zusammenarbeit<br />

entstanden ist.<br />

10. Mit allen Landesverbänden wurde eine enge<br />

Abstimmung und zeitnahe Information hinsichtlich<br />

zu erwartender Konsequenzen im Rahmen<br />

der Kreisgebietsreform vereinbart.<br />

Zusammenfassend kann festgestellt werden,<br />

dass die enge Anbindung der Landesverbände an<br />

die Geschäftsführung von allen Landesverbänden<br />

sehr begrüßt wird. Die jetzt stattgefundenen Gespräche<br />

dienten auch dem persönlichen Kennenlernen<br />

und der aktuellen Standortbestimmung.<br />

Künftig sollten solche Gespräche mit den Landesverbänden<br />

nach Bedarf stattfi nden, jedoch im einzelnen<br />

nicht länger als zwei Jahre auseinander liegen<br />

und jährlich eine gemeinsame Veranstaltung<br />

organisiert werden.<br />

Koordinierungsstelle Erlebnispädagogik<br />

<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> hält seit dem 01.04.2005 die Koordinierungsstelle Erlebnispädagogik<br />

vor. Die Stelle wurde bei Aktion Mensch beantragt und erhielt die Förderung. Seit<br />

01.09.2006 ist Renate Kriegel Ansprechpartnerin in der Jugendbildungsstätte Peseckendorf.<br />

Seit 01.01.<strong>2007</strong> ist die Stelle der <strong>PARITÄTISCHE</strong>N INTEGRAL GmbH zugeordnet.<br />

Erlebnispädagogik ist ein akzeptierter methodischer<br />

Ansatz der Sozialen Arbeit. Merkmale<br />

der Erlebnispädagogik sind: Handlungsorientierung<br />

und Ganzheitlichkeit, Lernen in Situationen<br />

mit Ernstcharakter, Gruppenorientierung, Erlebnischarakter,<br />

Freiwilligkeit und pädagogisches<br />

Arrangement. Diese Merkmale werden u.a. in<br />

den Aktivitäten Outward Bound, City Bound,<br />

verschiedenen Bauprojekten und LandArt ideal<br />

verwirklicht. „Outward Bound“ ist ein englischer<br />

Seemannsausspruch, der früher für ein zum Auslaufen<br />

bereites Schiff verwandt wurde. Heute wird<br />

„Outward Bound“ als Metapher und zugleich als<br />

Name für Programme und auch Einrichtungen<br />

verwendet und auch als Motto für die anderen Aktivitäten<br />

benutzt.<br />

Die Koordinierungsstelle Erlebnispädagogik ist<br />

diesen erlebnispädagogischen Vorbildern verpfl<br />

ichtet und setzt sich für eine möglichst breite<br />

Anwendung dieser Vorbilder in modernen pädagogischen<br />

Prozessen ein.<br />

Die Entwicklung und Umsetzung von Projekten<br />

speziell im Kinder- und Jugendbereich als auch in<br />

Zusammenarbeit mit Trägern der Behindertenhilfe<br />

stellt einen wesentlichen Schwerpunkt der Arbeit<br />

der Koordinierungsstelle Erlebnispädagogik<br />

dar. So sind u.a. gemeinsam mit verschiedenen<br />

Partnern erlebnispädagogische Bauprojekte und<br />

City Bound-Projekte für Kinder- und Jugendliche<br />

geplant. In diese Projekte werden auch Kinder und<br />

Jugendliche mit Behinderungen einbezogen.<br />

Die Beratung über die Einsatzmöglichkeiten<br />

der Methode Erlebnispädagogik wird weiterhin<br />

öff entlichen und freien Trägern der Jugendhilfe,<br />

Schulämtern und der Behindertenhilfe zur Verfügung<br />

stehen. Es werden Bedarfe und Angebote<br />

vermittelt und unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten<br />

aufgezeigt.<br />

Die Koordinierungsstelle Erlebnispädagogik und<br />

die <strong>PARITÄTISCHE</strong> INTEGRAL gGmbH arbeiten an<br />

einer berufsbegleitende Zusatzausbildung Erlebnispädagogik.<br />

Nähere Informationen über diese Zusatzausbildung<br />

können unter<br />

www.s-o-z-i-a-l.de abgerufen werden.

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