Blickpunkte 02-2007 - Der PARITÄTISCHE Sachsen Anhalt
Blickpunkte 02-2007 - Der PARITÄTISCHE Sachsen Anhalt
Blickpunkte 02-2007 - Der PARITÄTISCHE Sachsen Anhalt
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BLICKPUNKTE des PARiTÄTISCHEN <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
BLICKPUNKTE<br />
des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
Rundbrief<br />
Ausgabe 2 | <strong>2007</strong>
03 Editorial<br />
Gesamtverband<br />
Ausgabe 2 | <strong>2007</strong><br />
05 Wechsel an der Spitze des Gesamtverbandes<br />
06 Neues Erscheinungsbild des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N symbolisiert den Einsatz für<br />
Chancengleichheit<br />
08 Impressum<br />
09 Homepage des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N: Plattform für soziales Engagement<br />
Jahr der Chancengleichheit<br />
10 Protestveranstaltung im Landtag<br />
12 Forderungen der beteiligten Verbände<br />
13 Zukunftschancen einer alternden Gesellschaft<br />
15 Tagungs- und Veranstaltungsankündigungen<br />
Informationen<br />
17 Erfolgreiches Pilotprojekt »Bürgerarbeit« in Magdeburg vor der Verlängerung<br />
18 Leuchtturmprojekt Demenz<br />
18 Rahmenvertrag für die Eingliederungshilfe kurz vor der Unterzeichnung<br />
19 Studie: Armut gefährdet die Gesundheit<br />
20 Wirkungsorientierte Steuerung in der Kinder- und Jugendhilfe<br />
20 Schwangerschaftsberatung und Sicherung des Kindeswohls<br />
21 Neues Magazin: „TENGO - Lust auf später“<br />
22 Förderaktion der Aktion Mensch<br />
22 Aktion Mensch und DHW verschärfen Förderkriterien<br />
Positionen<br />
24 Verbesserte Beschäftigungschancen durch längerfristige Förderung<br />
25 Modellprojekt »Transparenz in der Pfl ege«<br />
Inhalt<br />
<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 03
Inhalt<br />
04 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />
Positionen<br />
26 Diskussion um Krippenplätze: »Allen Kindern gleiche Chancen«<br />
27 Gesamtverband warnt vor »Familienpolitischer Mogelpackung«<br />
28 Geschlossene Unterbringung in Leistungszuständigkeit der Eingliederungshilfe<br />
nach SGB XII<br />
28<br />
Landesgeförderte Beratungsstellen im Focus<br />
32 Persönliches Budget: Umsetzung im Land mit Problemen behaftet<br />
33 Kreisgebietsreform und Konsequenzen für den <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />
Verbandsleben<br />
Regionalstelle Altmark<br />
36 Stendaler initiieren landesweiten Kunst/ und Kulturwettbewerb<br />
37 Soziale Wohnumfeldbetreuung und ALG-II-Beratung<br />
Regionalstelle Magdeburg<br />
38 Das <strong>PARITÄTISCHE</strong> Bürgerhaus in Magdeburg<br />
Regionalstelle Mitte<br />
40 Arbeitsbesuch des Vizekanzlers Franz Müntefering im Projekt<br />
»Alter hat Zukunft« im Mansfelder Land<br />
41 Arbeitsbesuch des Vorsitzenden des Gesamtverbandes bei der Lebenshilfe<br />
Mansfelder Land e. V.<br />
41 Hervorragende Leistungen im Ehrenamt<br />
Regionalstelle Ost<br />
42 Würdigung des Ehrenamtes: Über 60 Personen mit der Ehrennadel des<br />
<strong>PARITÄTISCHE</strong>N geehrt<br />
43 Gedanken einer Regionalleiterin<br />
43 Bundesverdienstkreuz für Lutz Kircheis<br />
Regionalstelle Süd<br />
44 »Kinderperspektiven«: Veranstaltungsrückblick Benefi z-Kunch gegen<br />
Kinderarmut in Halle<br />
46 VI. Behördenmarathon in Halle<br />
47 <strong>PARITÄTISCHE</strong>S Competence-Center<br />
48 Altenhilfe: Zusammenarbeit der Gremien neu konzipiert<br />
49 2. <strong>PARITÄTISCHE</strong> Fachtagung »Herausforderung Demenz«<br />
Aus den Landesverbänden<br />
50 Gespräche mit den Landesverbänden unter dem Dach des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
52 Koordinierungsstelle Erlebnispädagogik
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
liebe PARITÄTERINNEN<br />
und PARITÄTER,<br />
das »Europäische Jahr der<br />
Chancengleichheit« nimmt auch<br />
in der 2. Ausgabe der PARITÄ-<br />
TISCHEN „<strong>Blickpunkte</strong>“ einen besonderen<br />
Raum ein. Zum einen<br />
haben wir diesem Thema eine<br />
extra Rubrik gewidmet, unter<br />
der Sie Berichte von Veranstaltungen<br />
des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N und<br />
Tagungshinweise fi nden, zum<br />
anderen spiegeln sich „Chancengleichheit<br />
und Chancengerechtigkeit“<br />
als Grundgedanken der<br />
Parität in vielen Fachinformationen<br />
und Positionen unseres<br />
Verbandes wider.<br />
Auch im Vorstand haben wir<br />
uns intensiv mit Fragen der<br />
Notwendigkeit gleichwertiger<br />
Lebensbedingungen der Menschen<br />
unseres Landes befasst. In<br />
den regelmäßig stattfi ndenden<br />
Gesprächen auf der politischen<br />
Ebene stellen wir Themen wie<br />
Teilhabemöglichkeit durch Integration,<br />
Akzeptanz und individuelle<br />
Förderung stets in den<br />
Mittelpunkt und fordern ein<br />
entsprechend verantwortungsbewusstes<br />
Handeln seitens der<br />
Politik ein. Dabei konnte ich feststellen,<br />
dass der <strong>PARITÄTISCHE</strong><br />
seine Position als gefragter Diskussionspartner<br />
und Impulsgeber<br />
für innovative Ideen und<br />
Konzepte sozialer Arbeit weiter<br />
ausbauen konnte. Die Forderungen<br />
unseres Verbandes zur<br />
Mitgliederversammlung 2006<br />
zeigen dabei nachhaltige Wirkung<br />
wie beispielsweise hinsichtlich<br />
der Förderung der<br />
Selbsthilfekontaktstellen. Diese<br />
wurde nun erstmals in den<br />
Landeshaushalt aufgenommen<br />
- ein toller Erfolg für den PA-<br />
RITÄTISCHEN, dessen eine wesentliche<br />
Säule ehrenamtliches<br />
Engagement und Selbsthilfeförderung<br />
ist!<br />
Unser Verband diskutiert das<br />
Thema der „Chancengleichheit“<br />
als Prinzip des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />
im Jahr <strong>2007</strong> auch in einem anderen<br />
Zusammenhang: mit der<br />
Einführung eines neuen Logos<br />
und damit eines neuen Erscheinungsbildes.<br />
Die Entscheidung<br />
der Vorsitzenden der Landesverbände,<br />
bundesweit ein neues,<br />
einheitliches und verbindendes<br />
Logo als Botschaft unseres Verbandes<br />
einzuführen, wird konsequent<br />
verfolgt. Das neue Logo<br />
symbolisiert wie kein anderes<br />
Zeichen die Vision des PARITÄ-<br />
TISCHEN und steht in simpler<br />
und eindrücklicher Form für<br />
Gleichstellung. Lassen Sie sich<br />
überraschen! Eine ausführliche<br />
Vorstellung und Erläuterungen<br />
dazu fi nden Sie in diesem Heft.<br />
An dieser Stelle möchte ich<br />
mich noch mit einem persönlichen<br />
Anliegen an Sie wenden:<br />
seit kurzem bin ich auch Vorsitzender<br />
des Gesamtverbandes.<br />
Ich habe dieses weitreichende<br />
Amt zunächst bis zur Neuwahl<br />
2008 übernommen, da die bisherige<br />
Vorsitzende, Barbara Stolterfoth,<br />
krankheitsbedingt ausscheiden<br />
musste. Bis dato war<br />
ich stellvertretender Vorsitzender.<br />
Ich kann Ihnen versichern,<br />
dass ich trotz dieser doppelten<br />
„Herausforderung“ die Belange<br />
unseres Landesverbandes weiterhin<br />
mit Verantwortungsbewusstsein<br />
im „Auge“ habe - ich<br />
werde diesbezüglich auch von<br />
meinen VorstandskollegInnen<br />
und der Landesgeschäftsfüh-<br />
Dr. med. Eberhard Jüttner<br />
Vorstandsvorsitzender des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
rung unterstützt und entlastet.<br />
Das „Doppelamt“ bietet aber<br />
auch die Chance, unsere Anliegen<br />
auf die Bundesebene zu<br />
transportieren. Angesichts der<br />
aktuellen Gesetzesvorhaben<br />
zu Pfl egeversicherung, Arbeitsmarkt<br />
und Qualitätssicherung<br />
oder zu Fragen der demografi<br />
schen Wandels eine gute Ergänzung.<br />
Ich grüße Sie herzlich<br />
Ihr Eberhard Jüttner<br />
Vorwort<br />
<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 05
Gesamtverband<br />
Dr. Gabriele Girke<br />
Landesgeschäftsführerin<br />
fon 0391/62 93 420<br />
fax 0391/62 93 444<br />
ggirke@mdvl.paritaet.org<br />
06 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />
Wechsel an der Spitze des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />
Gesamtverbandes<br />
<strong>Der</strong> Vorsitzende des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>,<br />
Dr. med. Eberhard Jüttner, ist jetzt auch Vorsitzender<br />
des Gesamtverbandes in Berlin.<br />
Die ehemalige Verbandsvorsitzende, Barbara<br />
Stolterfoht hat zum 1. April <strong>2007</strong> nach fast sieben<br />
Jahren das Amt an ihren bisherigen Stellvertreter<br />
abgegeben. Beide wurden im Oktober 2000 in ihre<br />
Ämter gewählt. Barbara Stolterfoth (67) geht nach<br />
mehr als vier Jahrzehnten im Beruf und einem Vierteljahrhundert<br />
sozialpolitischen Engagements in<br />
Neues Erscheinungsbild des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />
symbolisiert den Einsatz für Chancengleichheit<br />
<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> bekommt ein neues Erscheinungsbild. Dabei beschränkt er sich nicht nur auf<br />
ein wenig Modernisierung und einen neuen Anstrich. Mit ganz überwältigender Mehrheit hat<br />
sich die Konferenz der Landesvorsitzenden im März dieses Jahres dafür ausgesprochen, vom<br />
bisherigen Verbandslogo, dem stilisierten VWV, Abschied zu nehmen.<br />
Ein Gleichheitszeichen wird stattdessen künftig die Parität symbolisieren.<br />
Ein Logo ist die visuelle Interpretation des Namens<br />
oder aber der Botschaft des Verbandes. So<br />
stand denn auch das erste V im „VWV“ für die römische<br />
Fünf des „5. Wohlfahrtsverbandes“, wie der<br />
Paritätische von 1924 bis 1932 hieß.<br />
Die nüchterne Namensgebung machte gar nicht<br />
erst den Versuch, zu überspielen, dass es sich um<br />
einen ausgesprochenen Zweckzusammenschluß<br />
handelte. Nicht eine gemeinsame Vision oder<br />
eine gemeinsame Weltanschauung führte die unabhängigen<br />
Einrichtungen zusammen, sondern<br />
die schlichte Notwendigkeit, sich gegen Bestrebungen<br />
der Kommunalisierung sozialer Arbeit<br />
zur Wehr zu setzen, sowie die Befürchtung, als<br />
kleine unabhängige Einrichtungen zwischen die<br />
Räder der großen Vier - nämlich Caritas, Diakonie,<br />
Deutsches Rotes Kreuz und Zentralwohlfahrtsstelle<br />
der Juden - zu geraten.<br />
den Ruhestand. Sie engagierte sich während ihrer<br />
Amtszeit beim <strong>PARITÄTISCHE</strong>N insbesondere für<br />
die Belange chronisch kranker, behinderter und<br />
sozial benachteiligter Menschen.<br />
Dr. med. Eberhard Jüttner (67) wird das Amt bis<br />
zu den turnusmäßigen Vorstandswahlen im März<br />
2008 bekleiden. Er ist zudem Präsidiumsmitglied<br />
beim Deutschen Verein und stellvertretender Vorsitzender<br />
des Kuratoriums Deutsche Altershilfe.<br />
Es dauerte jedoch nicht lange, und es entwickelten<br />
sich unter dem neuen Dach durchaus Gemeinsamkeiten<br />
wohlfahrtspfl egerischen Denkens. Die<br />
Gründungsthese von der konfessionellen und<br />
politischen Ungebundenheit hatte off ensichtlich<br />
große Anziehungskraft. Nicht Wenige wollten<br />
wohlfahrtspfl egerisches Handeln nicht eingebunden<br />
sehen in die weltanschaulichen und politischen<br />
Auseinandersetzungen der Konfessionen<br />
und Parteien in der damaligen Zeit. Die Parität -<br />
die Gleichheit der Ausrichtungen, der Vereine und<br />
Verbände in Ansehen und Rechten - wurde bald<br />
zum ausgesprochenen Leitgedanken des Verbandes<br />
und führte im November 1932 konsequent<br />
zur Änderung des offi ziellen Verbandsnamen in<br />
„Deutscher Paritätischer<br />
Wohlfahrtsverband“.<br />
Weit weniger konsequent verhielt man sich jedoch<br />
zum Verbandssignet. Das alte Logo, das
„VWV“, wurde trotzt Namensänderung beibehalten.<br />
Name und Selbstverständnis des Verbandes<br />
spiegelten sich fortan nicht mehr in seinem Logo<br />
wider.<br />
Indem man mit der Wiedergründung des Verbandes<br />
nach dem Krieg das alte Erscheinungsbild<br />
von 1932 aufgriff , sollte diese Eigentümlichkeit<br />
den Verband bis heute begleiten. In den folgenden<br />
Jahrzehnten war die Geschichte des Verbandes<br />
von stetem und in manchen Phasen sogar sprunghaftem<br />
Mitgliederwachstum gekennzeichnet. Mit<br />
seiner Verklammerung von traditionellen und bewährten<br />
Einrichtungsformen einerseits und neuen<br />
Bewegungen wie der Selbsthilfe andererseits<br />
erwuchs ihm ein unverwechselbares Markenzeichen<br />
als Verband einer lebendigen Bürgergesellschaft<br />
und als innovativer Ideengeber. Aus dem<br />
„Lumpensammler der Freien Wohlfahrtspfl ege“,<br />
wie der Paritätische manchmal etwas despektierlich<br />
genannt wurde, wurde ein deutlich konturierter<br />
Verband mit anspruchsvollem und attraktivem<br />
Profi l.<br />
Parität wurde dabei nicht nur innerverbandlich<br />
gelebt, sondern mehr und mehr auch off ensiv<br />
nach außen getragen. Das Postulat der Gleichheit<br />
aller in ihrem Ansehen und in ihren Möglichkeiten,<br />
das den Verband bereits bei seiner Gründung 1924<br />
prägte, wurde zunehmend auch als gesellschaftliches<br />
Prinzip und gesellschaftlicher Motor begriffen.<br />
Erst die Akzeptanz der Gleichwertigkeit von<br />
unterschiedlichen Weltanschauungen, von unterschiedlichen<br />
Methoden und Ansätzen des Sozialen<br />
schaff e die Vielfalt und die Bewegung, die unsere<br />
Gesellschaft zur Lösung ihrer Probleme und<br />
zu ihrer humanen Weiterentwicklung benötige.<br />
Mit der Verabschiedung seiner Verbandsgrundsätze<br />
im Oktober 1989 legte der Verband schließlich<br />
ein klares und beeindruckendes Dokument seines<br />
Selbstverständnisses und seiner Vorstellungen<br />
von einer dynamischen Wohlfahrtspfl ege in einer<br />
dynamischen Gesellschaft vor. Spätestens zu diesem<br />
Zeitpunkt hatte sich die für Außenstehende<br />
merkwürdig schüchtern und bescheiden anmutende<br />
Doppelbotschaft in der Wort-Bild-Marke<br />
des Verbandes: „Wir sind der Paritätische und der<br />
5. der Wohlfahrtsverbände“ schon deutlich überlebt.<br />
Sie hatte sich aufgelöst zu einem selbstbewussten<br />
„Wir sind der Paritätische“,<br />
„Wir vertreten die Parität“.<br />
Es verwundert daher nicht, dass zeitgleich mit<br />
der Erarbeitung und der Verabschiedung der Verbandsgrundsätze<br />
auch das Erscheinungsbild ei-<br />
ner Überarbeitung unterzogen wurde: Das VWV<br />
wurde bildlich verfremdet und war für nicht Eingeweihte<br />
nicht mehr erkenntlich.<br />
Doch mussten noch einmal 17 Jahre vergehen,<br />
musste eine Vereinigung stattfi nden und mussten<br />
fünf neue starke Landesverbände entstehen, bevor<br />
nun der letzte Schritt getan wurde: Die Parität<br />
ersetzt den fünften Wohlfahrtsverband auch im<br />
Logo. An die Stelle des VWV tritt das Symbol, das<br />
wie kein zweites für Parität steht: Das Gleichheitszeichen!<br />
Das Gleichheitszeichen symbolisiert in hervorragender<br />
Weise, den Grundgedanken der Parität:<br />
Keine Gleichförmigkeit, keine Gleichmacherei,<br />
sondern die Gleichwertigkeit von Ungleichem,<br />
die nach gleichem Respekt und gleichen Möglichkeiten<br />
verlangt.<br />
Die Besinnung auf die Parität als Prinzip menschlichen<br />
und gesellschaftlichen Miteinanders ist<br />
aktueller denn je: Haben angesichts einer weiter<br />
wachsenden Kinderarmut tatsächlich alle Kinder<br />
gleiche Chancen? Was bedeutet ein gleiches Recht<br />
aller auf ein menschenwürdiges Leben für pfl egebedürftige<br />
Menschen? Wie sieht es angesichts der<br />
vielfältigen Alltagsbarrieren tatsächlich mit der<br />
Ebenbürtigkeit behinderter Menschen aus? Was<br />
heißt Gleichwertigkeit angesichts zunehmend<br />
ungleicher Lebensbedingungen?<br />
Und wie steht es mit der Vielfalt sozialer Arbeit?<br />
Welche Chancen haben heutzutage innovative<br />
Ideen und Ansätze? Wie verträgt sich administrative<br />
Gängelei mit einer lebendigen Bürgergesellschaft?<br />
Vielleicht gelingt es uns, mit der Änderung<br />
des Erscheinungsbildes nicht nur innerverbandlich<br />
die Diskussion um und die Besinnung auf die<br />
Parität erneut zu entfachen. Vielleicht können wir<br />
auch nach Außen ein Zeichen setzen: für die notwendige<br />
Gleichheit aller in ihrem Ansehen und<br />
in ihren Möglichkeit, für gleichwertige Lebensbedingungen<br />
auch in einer globalisierten Welt – ein<br />
Gleichheitszeichen!<br />
<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> möchte mit der Einführung<br />
eines neuen Erscheinungsbildes auch die innerverbandliche<br />
Diskussion um PARITÄT und eine Besinnung<br />
auf Grundhaltungen und Leitgedanken<br />
neu anstoßen.<br />
<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> begeht das<br />
„Europäische Jahr der Chancengleichheit“ mit<br />
einer Reihe von Aktivitäten und verstärkt seine<br />
Gesamtverband<br />
<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 07
Gesamtverband<br />
08 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />
Ziele in den sozialen Auseinandersetzungen. Wir<br />
verbinden die Einführung des neuen Logos mit<br />
einem selbstbewussten Einsatz für Gleichbehandlung,<br />
Teilhabe, Anerkennung von Vielfalt und Respekt<br />
– für eine solidarische Gesellschaft.<br />
Alle Mitgliedsorganisationen und Kooperationspartner<br />
werden in einem Anschreiben nochmals<br />
ausführlich über das neue Erscheinungsbild<br />
informiert und erhalten für ihre Dokumente<br />
z.B. Briefköpfe oder andere Veröff entlichungen<br />
die entsprechenden Dateivorlagen. Sie erhalten<br />
durch den Landesverband ausreichend Zeit und<br />
Unterstützung, das neue Logo auch auf ihren Dokumenten,<br />
Schildern usw. deutlich zu machen.<br />
Für Rückfragen stehen die MitarbeiterInnen der<br />
Regionalstellen und der Landesgeschäftsstelle zur<br />
Verfügung. <strong>Der</strong> Gesamtverband startet seine Öffentlichkeitskampagne<br />
im September.<br />
Impressum<br />
<strong>Der</strong> Rundbrief erscheit dreimal jährlich.<br />
Herausgeber: Deutscher <strong>PARITÄTISCHE</strong>R Wohlfahrtsverband<br />
Landesverband <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> e. V.<br />
Geschäftsführerin: Dr. Gabriele Girke (V.i.S.d.P)<br />
fon 0391/6293420 • ggirke@mdlv.paritaet.org<br />
Redaktion: Antje Ludwig<br />
fon 0391/6293505 • aludwig@mdlv.paritaet.org<br />
Grafi k, Satz,<br />
Layout: Frank-Michael Märtens • Sandra Bohne<br />
fon 0391/6293301 • fmmaertens@mdlv.paritaet.org<br />
fax 0391/6293555 • sbohne@mdlv.paritaet.org<br />
Für den Landesverband <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> wird der<br />
Verbandstag am 1. Dezember <strong>2007</strong> ein Meilenstein<br />
sein: Die Kampagne zum „Europäischen Jahr<br />
der Chancengleichheit“ wird abgeschlossen, das<br />
neue Logo aufgenommen in das Verbandsleben<br />
und so wird das Profi l des Verbandes mit seinem<br />
Einsatz für Chancengleichheit bekräftigt. Ab 2008<br />
soll dann das neue Logo überall präsent sein.<br />
Dr. Gabriele Girke<br />
Landesgeschäftsführerin<br />
Druck: Vervielfältigungszentrum des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
© <strong>2007</strong> • <strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>
Die Homepage des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
Plattform für soziales Engagement<br />
An dieser Stelle möchten wir unsere Leserinnen<br />
und Leser auf die Homepage des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> aufmerksam machen.<br />
Unter www.paritaet-lsa.de fi nden Sie<br />
grundsätzliche Informationen zum Dach- und<br />
Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspfl ege, spezielle<br />
und zeitnahe Fachinformationen und unser<br />
Dienstleistungsangebot. Aber auch sozialpolitische<br />
Stellungnahmen und Veranstaltungshin-<br />
Aktuelles<br />
Verbandsinfo<br />
Fachinfo<br />
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Mitglieder<br />
Suche<br />
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Bildung<br />
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Jugendhilfe<br />
Behindertenhilfe<br />
Gesundheit<br />
Prävention<br />
weise sind dort eingestellt. Die Mitgliedschaft in<br />
unserem Verband eröff net auch die Möglichkeit,<br />
auf den internen Bereich der Homepage mit seinen<br />
exklusiven Informationen zuzugreifen.<br />
Unsere Mitgliedsorganisationen haben auch die<br />
Chance, ihre Informationen über die Homepage<br />
des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N zu veröff entlichen.<br />
Schauen Sie mal drauf!<br />
Herzlich Willkommen auf dem Webportal des<br />
<strong>PARITÄTISCHE</strong>N Wohlfahrtverbandes,<br />
Landesverband <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> e.V.<br />
WWW<br />
<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 09
Jahr der Chancengleichheit<br />
10 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />
Die Europäische Union hat das Jahr <strong>2007</strong> zum<br />
»Jahr der Chancengleichheit für alle« ausgerufen.<br />
Damit soll auf die ungleichen Lebensbedingungen und Diskriminierungen von Menschen<br />
aufgrundihrer Herkunft, ihrer Behinderung, ihres Alters oder des sozialen Status aufmerksam<br />
gemacht werden. Die Benachteiligung der Menschen im Alltag soll in das Bewusstsein der<br />
Bürgerinnen und Bürger gerückt werden.<br />
<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> begleitet das »Jahr der Chancengleichheit für alle«<br />
mit eigenen Projekten, Veranstaltungen und Aktionen. Weitere Informationen und einen<br />
aktuellen Veranstaltungskalender fi nden Sie unter www.paritaet-lsa.de.<br />
Protestveranstaltung im Landtag<br />
»Europäisches Jahr der Chancengleichheit -<br />
unsere Chance?<br />
Im Rahmen des Europäischen Protesttages zur Gleichstellung der Menschen mit Behinderung<br />
wurden in Magdeburg am 4. Mai Fragen wie »In was für einer Gesellschaft wollen wir leben?<br />
Welche Chancen der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben haben Menschen mit Behinderung?«<br />
mit Politikern, Menschen mit Behinderungen und deren Verbandsvertretern diskutiert.<br />
Von Evelin Nitsch-Boek<br />
und Dr. Sabine Dutschko<br />
Es ist mittlerweile Tradition, dass der PARITÄ-<br />
TISCHE <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> gemeinsam mit dem<br />
Allgemeinen Behindertenverband in <strong>Sachsen</strong>-<br />
<strong>Anhalt</strong>, dem Landesverband der Lebenshilfe für<br />
Menschen mit geistiger Behinderung sowie dem<br />
Behindertenbeauftragten der Stadt Magdeburg<br />
mit Aktionen und Veranstaltungen auf die Situation<br />
der Menschen mit Behinderungen in unserem<br />
Bundesland und in der Landeshauptstadt Magdeburg<br />
aufmerksam macht. Auf Initiative unserer<br />
Mitgliedsorganisation Allgemeiner Behindertenverband<br />
in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> wurde in diesem Jahr<br />
eine Veranstaltung im Landtag organisiert. Unter<br />
der Überschrift „Europäisches Jahr der Chancengleichheit<br />
– unsere Chance?!“ suchten wir den<br />
Dialog mit Kommunal- und Landesvertretern.<br />
Herr Steinecke, Landtagspräsident übernahm<br />
die Schirmherrschaft und begrüßte die rund 100<br />
Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Er legt gleich
in seiner Begrüßung den Finger in die Wunde:<br />
Trotz guter gesetzlicher Rahmenbedingungen,<br />
ist das „wirkliche Leben“ behinderter Menschen<br />
anders. Ihre Teilhabechancen sind erschwert. Als<br />
eines der Gründe sieht er das ressortbezogene<br />
Handeln in Politik, Wirtschaft, Kultur, Bildung und<br />
Verwaltung! Manche bauliche und konzeptionelle<br />
Nachbesserung könnte verhindert werden, wenn<br />
wir gleich an Menschen mit Behinderungen und<br />
deren Nachteile in unserer Gesellschaft denken<br />
würden, so Steinecke.<br />
Die Sozialministerin, Frau Dr. Kuppe, hat ihre<br />
Einschätzung der Chancen von Menschen mit<br />
Behinderungen in unserem Land zur Diskussion<br />
gestellt. Sie dankte allen Anwesenden für das<br />
hohe ehrenamtliche Engagement und betonte,<br />
das behinderte Menschen ihr wichtige Partner im<br />
Alltagsgeschäft sind. Ausdrücklich wurden Menschen<br />
mit Behinderung eingeladen, bei der Gestaltung<br />
unserer Gesellschaft aktiv mitzuwirken.<br />
Aus ihrer Sicht bieten der „Runde Tisch“ und der<br />
„Landesbehindertenbeirat“ dazu gute Möglichkeiten.<br />
Die Schwerpunkte in der Landespolitik werden<br />
in der Umsetzung des trägerübergreifenden<br />
„Persönlichen Budgets“, der Erbringung der Komplexleistung<br />
„Frühförderung“, der Durchsetzung<br />
des Zugangs aller Kinder in integrative Kindertagesstätten,<br />
im Aufbau von Förderzentren im<br />
Sinne des 9. Schulgesetzes und in der Weiterentwicklung<br />
des Zugangs behinderter Menschen auf<br />
den 1. Arbeitsmarkt gesehen. Betont wurde auch<br />
der politische Anspruch, mehr Menschen ambulante<br />
Wohnunterstützung künftig gewähren zu<br />
wollen. „Ambulantes Wohnen soll zur Regel und<br />
stationäres Wohnen die Ausnahme werden“, so<br />
Kuppe. Insgesamt sagte sie zur Einschätzung der<br />
Situation im Land: „Wir haben schon einen mächtigen<br />
Berg geschaff t“. Sie blicke optimistisch in die<br />
Zukunft und ist sich sicher, dass wir weitere Ver-<br />
Jahr der Chancengleichheit<br />
besserungen in der Behindertenpolitik meistern<br />
werden.<br />
<strong>Der</strong> Staatssekretär des Justizministeriums, Herr<br />
Lischka, ging auf die Umsetzung des „Landesgleichstellungsgesetzes“<br />
ein und konstatierte,<br />
dass es keine Probleme bei der Umsetzung gäbe.<br />
Die erwartete Mehrbelastung der Gerichte ist<br />
nicht eingetreten. Kritisch sprach er die Hürden<br />
für Menschen mit Behinderung im Schriftverkehr<br />
an. Hier versprach er Verbesserungen. Im Fokus<br />
des Staatssekretärs ist besonders der Personenkreis<br />
erblindeter Menschen. Die neue Vorschrift<br />
erleichtert zwar die Kommunikation, erfordert<br />
aber noch Erfahrungen der Gerichte und dafür<br />
benötigen diese Zeit. Des weiteren ging er auf beabsichtigte<br />
gesetzliche Änderungen im Bezug auf<br />
Befugnisse des Landesbehindertenbeauftragten<br />
ein. Sein Vorschlag ist, die Zuständigkeit auf den<br />
Personenkreis der Menschen, die von einer Behinderung<br />
bedroht sind, zu erweitern.<br />
Auf der Grundlage von Statements und Erfahrungsberichten<br />
von Betroff enen wurde eindrücklich<br />
auf die täglich erfahrenen Nachteile behinderter<br />
Menschen eingegangen. Ob selbstbehindert<br />
als Kind, als Frau, als junger erwachsener Mensch,<br />
als Angehöriger von behinderten Menschen – alle<br />
haben eine sehr lebensprägende Erfahrung in<br />
ihrem Leben machen müssen: Die größten Barrieren<br />
sind in den Köpfen der nicht behinderten<br />
Menschen. Das erschwert den Dialog und macht<br />
traurig, wütend, hilfl os oder auch wie auf der Veranstaltung<br />
bewiesen: Mutig, engagiert und emanzipiert!<br />
Menschen mit Handicaps können sehr<br />
wohl ihre Interessen deutlich vertreten und wir als<br />
<strong>PARITÄTISCHE</strong>R werden ihnen dafür auch auf künftigen<br />
Veranstaltungen den Rahmen bieten. Denn<br />
es wird ein langer Prozess der Verständigung, auf<br />
den sich beide Seiten, Betroff ene wie Politiker, geduldig<br />
einstellen müssen.<br />
<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 11
Jahr der Chancengleichheit<br />
12 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />
Forderungen der beteiligten Verbände<br />
anlässlich des Europäischen Protesttages <strong>2007</strong>, die mit Politiker/innen am 4. Mai<br />
diskutiert wurden<br />
• Die Konvention zum Schutz und zur Förderung<br />
der Rechte behinderter Menschen umfasst insgesamt<br />
fünfzig Artikel und enthält zum Teil sehr präzise<br />
Regelungen zum Schutz und zur Förderung<br />
der Rechte von Menschen mit Behinderungen.<br />
Deutschland hat das internationale Übereinkommen<br />
mit 79 anderen Staaten im März d. J. unterzeichnet.<br />
Die Staaten verpfl ichten sich damit,<br />
das Ratifi zierungsverfahren einzuleiten. Im Falle<br />
Deutschlands heißt dies, die Zustimmung des<br />
deutschen Gesetzgebers einzuholen. Die Bundesregierung<br />
wird von den Verbänden der Behindertenhilfe<br />
und Selbsthilfe dazu aufgefordert, sich für<br />
eine zügige Ratifi zierung noch in <strong>2007</strong> einzusetzen.<br />
• Die soziale Infrastruktur in den großen Städten<br />
und Landkreisen darf nicht „weggespart“ werden!<br />
• Behinderte Menschen haben das Recht auf<br />
selbstbestimmtes Wohnen in der eigenen häuslichen<br />
Umgebung. Ambulante Wohnformen<br />
haben Vorrang vor der Unterbringung in stationären<br />
Einrichtungen mit Heimcharakter.<br />
• Die bedarfsgerechte persönliche Assistenz und<br />
Pfl ege muss abgesichert werden.<br />
• Das „Persönliche Budget“ ist für behinderte Menschen<br />
eine neue Möglichkeit, mehr Teilhabe und<br />
Selbstbestimmung zu erlangen. Es darf in unserem<br />
Bundesland nicht zu billiger fi nanzieller<br />
Hilfe für nur wenige Menschen verkümmern. Wir<br />
fordern den Abbau bürokratischer Hürden, eine<br />
Bemessung am individuellen Hilfebedarf sowie<br />
ABiSA e.V.<br />
die drastische Reduzierung der Bearbeitungszeiten.<br />
• Die in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> regelmäßig praktizierte<br />
Aussonderung behinderter SchülerInnen in Sonderschulen<br />
benachteiligt die Betroff enen und<br />
muss endlich der Vergangenheit angehören.<br />
Statt dessen wird eine freie Wahl der geeigneten<br />
Schulform für alle behinderten und nicht behinderten<br />
Kinder und ihre Eltern gefordert. <strong>Der</strong> gemeinsame<br />
integrative Unterricht mit nicht behinderten<br />
SchülerInnen muss Vorrang bekommen.<br />
• Die derzeit unzureichende Betreuung und Förderung<br />
behinderter arbeitsloser Menschen durch<br />
Jobcenter, Argen und Optionskommunen muss<br />
dringend verbessert werden. Insbesondere ältere<br />
Betroff ene sollten vorrangig in Maßnahmen<br />
des zweiten Arbeitsmarktes und der „Bürgerarbeit“<br />
einbezogen werden.<br />
• Die barrierefreie Umgestaltung der Städte und<br />
Gemeinden sowie des öff entlichen Personenverkehrs<br />
muss fortgesetzt werden, nicht zuletzt<br />
auch aufgrund einer alternden Gesellschaft. Wir<br />
fordern einen barrierefreien Zugang zu Informationen<br />
aller Art auch für Menschen mit Sinnesbehinderungen<br />
und Menschen mit Lernschwierigkeiten.<br />
• Wir fordern eine bessere materielle und fi nanzielle<br />
Förderung und Anerkennung der freiwilligen<br />
Tätigkeit und des Ehrenamtes in Vereinen und<br />
Selbsthilfegruppen durch das Land und die Kommunen.
Das Europäische Jahr der Chancengleichheit für alle <strong>2007</strong> eröff net auch neue Perspektiven<br />
für die Diskussion der Zukunftschancen in einer alternden Gesellschaft, wenngleich das<br />
Thema altbekannt ist. Bereits im April 20<strong>02</strong> fand in Madrid unter dem Motto „Eine<br />
Gesellschaft für alle Lebensalter“ die 2. Weltversammlung zu Fragen des Alterns statt.<br />
Danach entstanden nationale Aktionspläne, die eine Strategie zur Umsetzung beinhalteten<br />
sollten. Schwerpunkte waren und sollten weiterhin sein:<br />
• Einbeziehung der Dimension des Alterns in alle<br />
politischen Bereiche, um eine Gesellschaft für<br />
alle Lebensalter zu verwirklichen<br />
• Soziale und wirtschaftliche Folgen der Angleichung<br />
der sozialen Sicherungssysteme als Antwort<br />
auf den demographischen Wandel<br />
• Versuch der Sicherung von Lebensqualität in jedem<br />
Lebensalter und der Beibehaltung eines unabhängigen<br />
Lebens, einschließlich Gesundheit<br />
und Wohlbefi nden<br />
Was ist seither passiert? Wie gelingt es, in unserer<br />
Gesellschaft das „Alter“ zu gestalten und wer gestaltet<br />
„Alter“? Wie verhindern wir Altersdiskriminierung?<br />
Ausgehend von diesen Fragen und angesichts<br />
der einschneidenden demographischen Veränderungsprozesse<br />
in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> veranstaltete<br />
der <strong>PARITÄTISCHE</strong> im Mai <strong>2007</strong> zusammen mit<br />
Friedrich-Ebert-Stiftung und der Landesarbeitsgemeinschaft<br />
„Aktiv im (Vor-)Ruhestand“ eine zweitägige<br />
Fachtagung. Experten, Seniorenvertreter<br />
und Politiker diskutierten in Peseckendorf über<br />
sozioökonomische und gesellschaftspolitische<br />
Veränderungen in einer alternden Gesellschaft.<br />
Dreh- und Angelpunkt in einer alternden Gesellschaft<br />
ist und bleibt die Alterssicherung – d.h. für<br />
die Menschen in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> zu 99 Prozent die<br />
Gesetzliche Rentenversicherung. Eindrucksvoll<br />
und unmissverständlich stellten Dr. Hannah Haupt<br />
und Prof. Jürgen Wolf dar, dass wir uns in <strong>Sachsen</strong>-<br />
<strong>Anhalt</strong> auf eine neue Altersarmut zu bewegen. Für<br />
Jahr der Chancengleichheit<br />
Zukunftschancen in einer alternden Gesellschaft<br />
Seniorenpolitsche Probleme und ihre Lösungswege in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
im Europäischen Jahr der Chancengleichheit<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> ist bereits heute festzustellen,<br />
dass die durchschnittliche Rentenhöhe von 896<br />
Euro bei „neuen RentnerInnen“ deutlich unter der<br />
des Rentenbestandes aller RentnerInnen mit 1.046<br />
Euro liegt. Rund ¾ aller Neurentner des Jahres<br />
2005 mussten aus unterschiedlichsten Gründen<br />
Rentenabschläge in Kauf nehmen. Das bedeutet,<br />
durchschnittlich 90 Euro monatlich weniger - ein<br />
Leben Lang. Diese Entwicklung ist auch ein Grund<br />
für die wachsende Unzufriedenheit, die Dr. Haupt<br />
anhand der Ergebnisse des Sozialreport „50plus“<br />
zur sozialen Lage von Senioren in den neuen Bundesländern<br />
darstellte.<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>s Sozialministerin Dr. Gerlinde Kuppe<br />
verwies in Ihrem Beitrag „Seniorenpolitische<br />
Leitlinien in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> bis 2<strong>02</strong>0“ auf die Notwendigkeit,<br />
mit entsprechenden Rahmensetzung<br />
eine positive Perspektivdebatte Alter zu initiieren.<br />
Wichtig ist, dass die alternde Gesellschaft als gesamtgesellschaftliche<br />
Aufgabe und damit ressortübergreifend<br />
und gleichermassen im Land wie in<br />
den Kommunen verstanden wird. Gemeinsames<br />
Ziel muss es sein, Alter als Chance und nicht als<br />
Last zu begreifen. <strong>Der</strong>zeit erarbeitet die Landesregierung<br />
ein Seniorenpolitisches Gesamtkonzept<br />
als Grundlage für die künftige Landespolitik im<br />
Bereich der Seniorinnen und Senioren.<br />
„Ältere als Wirtschaftsfaktor“ machte Staatssekretär<br />
Thomas Pleye vom Ministerium für Wirtschaft<br />
und Arbeit <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> zum Thema. Dies sowohl<br />
aus Verbrauchersicht mit „Produkten für das<br />
Alter“ als auch vor dem Hintergrund der „Produk-<br />
<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 13
Jahr der Chancengleichheit<br />
14 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />
schaft und Arbeit <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> zum Thema.<br />
Dies sowohl aus Verbrauchersicht mit „Produkten<br />
für das Alter“ als auch vor dem Hintergrund der<br />
„Produktivität im Alter“. Ziel sei es, den Erwerbstätigenanteil<br />
im Alter nachhaltig zu steigern. Bereits<br />
heute existierten hierfür Möglichkeiten, die aber<br />
noch zu wenig bekannt und genutzt werden.<br />
Eine zentrale Aussage der Fachtagung war zwar,<br />
dass die Alterssicherung zukünftiger Rentnergenerationen<br />
zunehmend schlechter wird. Unter den<br />
gegebenen Bedingungen kann die Durchschnittsrente<br />
ab dem Jahr 2<strong>02</strong>2 durchaus unter das Niveau<br />
der Grundsicherung rutschen. Dennoch ist<br />
das Fazit einer alternden Gesellschaft weder ein<br />
Horrorszenario noch eine perspektivlose Tatsache.<br />
<strong>Der</strong> von Frau Dr. Kuppe beschriebene Paradigmenwechsel<br />
mit einem neuen Bild vom Alter,<br />
das von Frau Dr. Haupt empirisch nachgewiesene<br />
hohe Engagement Älterer oder die eindrucksvollen<br />
Beispiele von Engagement, Ehrenamtlichkeit<br />
und Interessenvertretung von Senioren und Seniorinnen,<br />
die Prof. Luther, Herr Herold von der Landesseniorenvertretung<br />
oder Herr Kunitz von der<br />
LAG darstellten, zeigen die Herausforderungen als<br />
Chance und einen gemeinsamen Weg.<br />
wMit geeigneten Rahmenbedingungen und<br />
einer Seniorenpolitik die mit Senioren und nicht<br />
für Senioren entwickelt wird, kann der demographische<br />
Alterungsprozess in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> gestaltet<br />
werden. Oder schlichter, wie Prof. Luther<br />
resümierte, „Alter schützt vor Neugier nicht“<br />
<strong>Der</strong> Tagungsbericht ist im <strong>PARITÄTISCHE</strong>N Internet<br />
im Bereich Altenhilfe eingestellt. Für Fragen oder Anmerkungen<br />
zum Thema steht Ihnen das Grundsatzreferat<br />
Altenhilfe, Dr. Oliver Zobel, Tel. 0391 / 6293<br />
336, ozobel@mdlv.paritaet.org gerne zur Verfügung.
Tagungsankündigung<br />
»Junge Menschen mit Behinderung<br />
– Chancen auf dem Arbeitsmarkt«<br />
Im Rahmen des Europäischen Jahres „Chancengleichheit für alle“ veranstaltet der <strong>PARITÄTISCHE</strong><br />
gemeinsam mit seinen Mitgliedsorganisationen „Lebenshilfe Mansfelder Land“ und „Trägerwerk<br />
Soziale Dienste“ eine Fachtagung zum Thema »Junge Menschen mit Behinderung – Chancen auf<br />
dem Arbeitsmarkt «.<br />
Die Tagung fi ndet am 18. September in Lutherstadt<br />
Eisleben im „Hotel an der Klosterpforte“ statt<br />
und wendet sich an Vertreter aus Verwaltung, Politik,<br />
Wirtschaft und der Freien Wohlfahrtspfl ege<br />
einschließlich interessierte Bürger.<br />
Die Tagung wird von einem Vertreter des Bundesministeriums<br />
für Arbeit und Soziales, Herrn Schell,<br />
inhaltlich eröff net. Er wird Zwischenergebnisse<br />
einer Untersuchung „Entwicklung der Zugangszahlen<br />
zu Werkstätten für behinderte Menschen“<br />
vorstellen. Im Rahmen dieser Studie werden die<br />
nachfolgenden Fragestellungen eingehend untersucht,<br />
die auch für die Diskussion der Weiterentwicklung<br />
der Behindertenhilfe im Land <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
von großem Interesse sind:<br />
• Wie haben sich die Zahlen in den Werkstätten<br />
für behinderte Menschen im Abgleich mit der<br />
im Jahr 2001 prognostizierten Entwicklung tatsächlich<br />
entwickelt? Was sind mögliche Gründe<br />
dafür, dass die prognostizierte Entwicklung<br />
nicht eingetreten ist?<br />
• Triff t es zu, dass derzeit behinderte Menschen<br />
in Werkstätten aufgenommen werden, obwohl<br />
Förderpotential für berufsfördernde Maßnahmen<br />
nach § 33 SGB IX vorhanden ist? Wenn ja,<br />
wie kann erreicht werden, dass diese behinderten<br />
Menschen und arbeitslose schwerbehinderte<br />
Menschen nicht in Werkstätten aufgenommen<br />
werden müssen und ihnen entsprechende<br />
alternative Angebote gemacht werden?<br />
• Welche diesbezüglichen Beispiele gibt es bereits<br />
und unter welchen Rahmenbedingungen<br />
können sie übertragen bzw. in einem größeren<br />
Umfang als bisher realisiert werden?<br />
Thematisch soll im weiteren Tagungsverlauf an<br />
diese Fragen angeknüpft werden. Dabei legen wir<br />
besonderes Augenmerk auf den Übergang von<br />
der Schule in den Beruf, den Beratungs- und Entscheidungsprozessen<br />
im Vorfeld der Aufnahme<br />
in eine Werkstatt für behinderte Menschen, der<br />
Unterstützung von Werkstattbeschäftigten beim<br />
Übergang aus der Werkstatt auf den allgemeinen<br />
Arbeitsmarkt sowie alternativen Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt<br />
einschließlich Integrationsunternehmen (§ 132<br />
SGB IX). Hierzu werden zum Beispiel Vertreter von<br />
Arbeitsämtern, des Integrationsamtes und Schulen<br />
als Gesprächspartner eingeladen.<br />
Kinoveranstaltung mit Diskussionsforum zur Chancengleichheit<br />
und Selbstbestimmung von Frauen mit Behinderung<br />
»Ich bin eine Frau«<br />
<strong>Der</strong> Tatsache, dass Frauen mit Behinderung in<br />
unserer Gesellschaft trotz Bundesgleichstellungsgesetz<br />
doppelt behindert sind, will der PARITÄ-<br />
TISCHE im „Europäischen Jahr der Chancengleichheit<br />
für alle“ aktiv begegnen.<br />
In eine Diskussionsrunde haben wir deshalb<br />
Frauen mit Lernschwierigkeiten der Hallenser<br />
Gruppe des Netzwerks People First Deutschland<br />
e.V. eingeladen sowie Vertreterinnen des Runden<br />
Tisches für Menschen mit Behinderung unseres<br />
Landes und von Selbsthilfegruppen bzw. Vereinen.<br />
Sie wollen gemeinsam mit dem interessierten Publikum,<br />
PolitikerInnen und jungen Menschen ins<br />
Jahr der Chancengleichheit<br />
Gespräch kommen, um Probleme zu diskutieren<br />
und Ideen für ein gleichberechtigtes Zusammenleben<br />
in der Gesellschaft entwickeln. Im Anschluss<br />
an die Diskussion wird der Film „Jenseits der Stille“<br />
zu sehen sein. Die Veranstaltung, die am 10. September<br />
<strong>2007</strong> 17:00 – 20:00 Uhr im CinemaXX-Kino<br />
Halle stattfi ndet, wird von der Beratungsstelle für<br />
Frauen mit Behinderung beim <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />
Landesverband in Kooperation mit der PARITÄ-<br />
TISCHEN Regionalstelle Halle, der Selbsthilfekontaktstelle<br />
Halle/Saalkreis, dem Allgemeinen Behindertenverband<br />
Halle e.V. und Ideal e.V. Halle<br />
vorbereitet und durchgeführt.<br />
Ansprechpartner:<br />
Gabriele Haberland,<br />
Beratungsstelle für Frauen<br />
mit Behinderung, erhalten.<br />
Tel: 0391 6293531, eMail:<br />
ghaberland@mdlv.paritaet.<br />
org<br />
Zum Abschluss des Tages wird<br />
der deutsche Film „Komm<br />
lass uns träumen“ am<br />
Tagungsort gezeigt. Hier sind<br />
auch Menschen mit Behinderung<br />
aus der Region herzlich<br />
eingeladen, die nicht an<br />
der Fachtagung teilnehmen<br />
möchten.<br />
Die Veranstaltung ist Bestandteil<br />
der <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />
Reihe zum „Europäischen<br />
Jahr der Chancengleichheit<br />
für alle“ <strong>2007</strong>.<br />
Ansprechpartner:<br />
Gabriele Haberland,<br />
Beratungsstelle für Frauen<br />
mit Behinderung, erhalten.<br />
Tel: 0391 6293531, eMail:<br />
ghaberland@mdlv.paritaet.<br />
org<br />
<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 15
Jahr der Chancengleichheit<br />
16 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />
Tagungsankündigung<br />
»Das Fördern fordern – Integrationschancen<br />
junger Menschen im SGB II« am 12. September<br />
<strong>2007</strong> in Magdeburg<br />
Gemeinschaftsveranstaltung des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N Gesamtverbandes mit dem<br />
<strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
Das SGB II sieht für die Zielgruppe der Unter -<br />
25jährigen, die ohne Ausbildung oder Arbeit sind,<br />
besondere Leistungsgrundsätze vor. Die jungen<br />
Menschen sollen nach Vorstellung des Gesetzgebers<br />
unverzüglich in Ausbildung, Arbeit oder<br />
eine Arbeitsgelegenheit gebracht werden – hier<br />
besteht quasi ein Rechtsanspruch. In den ARGEN<br />
bzw. Optionskommunen sollen sich spezialisierte<br />
Teams mit Fallmanagern besonders um diese<br />
Zielgruppe kümmern und ihnen durch intensive<br />
Betreuung und Begleitung Möglichkeiten der berufl<br />
ichen Integration eröff nen. Auch hier gilt der<br />
Grundsatz des „Förderns und Forderns“, der den<br />
jungen Menschen eine entsprechende Mitwirkung<br />
abverlangt. Zwei Jahre nach Inkrafttreten<br />
des SGB II will der <strong>PARITÄTISCHE</strong> die Umsetzung<br />
des Rechtsanspruches unter die Lupe nehmen und<br />
gemeinsam mit Vertretern der Grundsicherungsträger,<br />
der Jugendämter und freien Trägern über<br />
Eingliederungschancen jugendlicher Arbeitsloser<br />
diskutieren. Im Mittelpunkt der bundesweiten<br />
Fachtagung wird neben Erfahrungsberichten von<br />
ARGEN, Kompetenzagenturen und Praxisträgern<br />
auch ein Focus auf die besondere Lebenssituation<br />
junger Menschen in Ostdeutschland gerichtet.<br />
Die Veranstaltung fi ndet am 12. September <strong>2007</strong><br />
im Ramada-Hotel Magdeburg statt. Die Einladung<br />
und das aktuelle Tagungsprogramm fi nden Sie unter<br />
www.paritaet-lsa.de , es kann auch unter 0391-<br />
6293505 bei Antje Ludwig, Bundeskoordinatorin<br />
Jugendsozialarbeit abgefordert werden.<br />
Weitere Veranstaltungen im Jahr der Chancengleichheit<br />
»Menschen mit Behinderungen im Arbeitsleben – Welche Chancengerechtigkeit bietet<br />
die Gesellschaft?«<br />
Fachtagung mit anschließender Kinovorführung<br />
»Ich bin eine Frau«<br />
Kinoveranstaltung mit Diskussionsforum zur Chancengerechtigkeit und Selbstbestimmung<br />
von Frauen mit Behinderungen<br />
»Deine Chance ist meine Chance?!«<br />
Integratives Theaterprojekt und Gesprächsforum über das Medium Schauspiel, Puppenspiel<br />
und Pantomime mit Darstellern mit und ohne Behinderungen<br />
»Re-Flect«<br />
Kunstwettbewerb zum Thema „Chancengleichheit für Menschen mit<br />
Behinderungen“ / Wettbewerbsprämierung<br />
Abschlussveranstaltung des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N zum Europäischen Jahr der Chancengleichheit<br />
für alle<br />
Nähere Infos: www.paritaet-lsa.de
Erfolgreiches Pilotprojekt »Bürgerarbeit«<br />
in Magdeburg vor der Verlängerung<br />
Das im August 2006 gestartete und zunächst auf ein Jahr befristete Projekt<br />
»Bürgerarbeit« in der Lebenshilfe – Werk Magdeburg gGmbH steht nach erfolgreichem<br />
Verlauf vor der Verlängerung um zunächst ein weiteres Jahr. Beschäftigt werden auf<br />
Grundlage einer Arbeitnehmerüberlassung durch den <strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>,<br />
der Projekt- und Anstellungsträger ist, 20 Bürgerarbeiter als Assistenten im Bereich<br />
Wohnheim, Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) und Fördergruppe an WfbM.<br />
Die Wochenarbeitszeit der sowohl aus dem Rechtskreis des SGB II als auch SGB III<br />
kommenden Beschäftigten beträgt 30 Stunden bei einer Vergütung von 825,- Euro,<br />
das freie Zeitkontingent von 10 Stunden steht für Qualifi zierung und Bewerbungen auf<br />
dem 1. Arbeitsmarkt zur Verfügung.<br />
Das wissenschaftlich begleitete Pilotprojekt ist<br />
bisher durch eine hohe Zufriedenheit aller beteiligten<br />
Akteure gekennzeichnet, so bietet Bürgerarbeit<br />
für die Beschäftigten vor allem eine sinnvolle<br />
Beschäftigung, vermittelt das Gefühl gebraucht<br />
zu werden und leistet nicht zuletzt einen Beitrag<br />
dazu, eine Tätigkeit auf dem 1. Arbeitsmarkt aufnehmen<br />
zu können. Mittlerweile gelang bereits<br />
vier Projektteilnehmern dieser Schritt, in Kürze<br />
wird eine fünfte Person aus dem Projekt heraus ein<br />
reguläres Beschäftigungsverhältnis aufnehmen.<br />
Dies wird nicht zuletzt durch das Qualifi kationspotential<br />
von Bürgerarbeit unterstützt. Zum<br />
Qualifi kationsgewinn gehören insbesondere der<br />
Umgang mit behinderten Menschen, neue Kenntnisse<br />
im handwerklich - technischen Bereich sowie<br />
Aspekte des Qualitätsmanagements. Doch<br />
auch der Erhalt von vorhandenen Fähigkeiten und<br />
Fertigkeiten wird durch Bürgerarbeit unterstützt.<br />
Die gestellten Anforderungen können die Bürgerarbeiter<br />
gut bewältigen und fühlen sich ausreichend<br />
ausgelastet, doch nicht überfordert. Für die<br />
Mehrheit der Bürgerarbeiter hat sich die fi nanzielle<br />
Lage durch das Projekt verbessert, aber auch eine<br />
gewisse Unzufriedenheit mit der Höhe der Vergütung<br />
geäußert. Bürgerarbeit ist ein Vorhaben zur<br />
nachhaltigen Reduzierung der Arbeitslosigkeit,<br />
das gemeinsam von der Bundesagentur für Arbeit<br />
und dem Land <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> gestartet wurde.<br />
Personen, die aufgrund multipler Vermittlungshemmnisse<br />
zunächst nicht mehr in den ersten<br />
Arbeitsmarkt integriert werden können, erhalten<br />
eine sozialversicherungspfl ichtige (außer Beiträge<br />
zur Arbeitslosenversicherung), zusätzliche Tätigkeit<br />
im gemeinnützigen Bereich, die längerfristig<br />
angelegt ist. Da die zur Finanzierung angestrebte<br />
Mischung aktiver und passiver Mittel (bisher)<br />
rechtlich nicht möglich ist, wird die Maßnahme<br />
aus dem Eingliederungstitel fi nanziert. Nach dem<br />
Start des Pilotprojektes in Magdeburg, wurde Bürgerarbeit<br />
in Bad Schmiedeberg und Barleben eingeführt,<br />
Anfang Juli startet Bürgerarbeit zudem<br />
in Hecklingen, Gerbstedt und Kelbra. <strong>Der</strong> PARITÄ-<br />
TISCHE befürwortet die Schaff ung eines öff entlich<br />
geförderten Integrationsarbeitsmarktes, der sich<br />
an regionalen Bedingungen orientiert.<br />
Informationen<br />
Anprechpartner:<br />
Marcel Kabel<br />
fon 0391 62 93 508<br />
fax 0391 62 93 433<br />
mkabel@mdlv.paritaet.org<br />
Weitere Informationen sind<br />
unter www.buergerarbeitinfo.de<br />
zu fi nden.<br />
Abb. links:<br />
Allgemeine Zufriedenheit mit dem Projekt<br />
»Bürgerarbeit«<br />
<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 17
Informationen<br />
Weitere Informationen<br />
zum Leuchtturmprojekt<br />
Demenz und zum<br />
Forschungsbericht sind im<br />
<strong>PARITÄTISCHE</strong>N Internet,<br />
Fachinformationen<br />
Altenhilfe, eingestellt.<br />
Ansprechpartner:<br />
Dr. Oliver Zobel<br />
Grundatzreferent<br />
Altenhilfe<br />
fon 0391/62 93 336<br />
fax 0391/62 93 433<br />
ozobel@mdvl.paritaet.org<br />
18 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />
Leuchtturmprojekt Demenz<br />
Angesichts der wachsenden gesellschafts- und sozialpolitischen Bedeutung des<br />
Themas Demenz wurde im Koalitionsvertrag der Bundesregierung vereinbart:<br />
„Vor dem Hintergrund der älter werdenden Gesellschaft ist ein Leuchtturmprojekt<br />
„Konzertierte Aktion Demenz-Behandlung“ notwendig.<br />
Ziel des Leuchtturmprojektes Demenz ist es, auf<br />
den Gebieten Prävention, Forschung, Diagnose<br />
und Therapie sowie Versorgung im Jahr <strong>2007</strong> herausragende<br />
Projekte zu identifi zieren und diese in<br />
der Folgezeit weiterzuentwickeln und weiter zu<br />
verbreiten. Die Leuchttürme zielen auf Vorhaben<br />
und Initiativen ab, die Vorbildfunktion haben, wegweisend<br />
sind und den jeweiligen Bereich nachhaltig<br />
voranbringen. Auch eine bessere Vernetzung<br />
der vorhandenen Versorgungsangebote mit dem<br />
Ziel des Informations- und Erfahrungsaustausches<br />
soll er-reicht sowie zur Aufklärung über das Krankheitsbild<br />
und zur Enttabuisierung des Themas in<br />
der Bevölkerung beigetragen werden.<br />
Bestandsaufnahme mit Beteiligung des<br />
<strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
Zum Einstieg in das Vorhaben wurde vom Bundesministerium<br />
für Gesundheit (BMG) eine erste<br />
Bestandsaufnahme von vorbildlichen Projekten<br />
und Initiativen durchgeführt, an der sich auch Mitglieder<br />
aus dem <strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
beteiligten. Auf dieser Grundlage von rd. 300 eingegangenen<br />
Fragebögen sollen solche Projekte,<br />
Vorhaben und Initiativen identifi ziert werden, die<br />
als „Leuchttürme“ im Bereich Demenz von besonderer<br />
Bedeutung sind und Verbreitung verdienen.<br />
Nach Auswertung der Fragebogenaktion soll eine<br />
erste Plenumssitzung durchgeführt werden, in der<br />
das „Arbeitsprogramm“ und die „Arbeitsfelder“<br />
endgültig festgelegt werden.<br />
Rahmenempfehlungen zum Umgang mit<br />
herausforderndem Verhalten bei Menschen<br />
mit Demenz in der stationären Altenhilfe<br />
Im Rahmen des „Leuchtturmprojekts Demenz“<br />
wurde vom BMG auch ein Forschungsbericht<br />
„Rahmenempfehlungen zum Umgang mit herausforderndem<br />
Verhalten bei Menschen mit Demenz<br />
in der stationären Altenhilfe“ veröff entlicht.<br />
Die Ergebnisse des Forschungsberichtes zeigen,<br />
wie die Qualität der pfl egerischen Versorgung demenziell<br />
erkrankter Menschen verbessert und die<br />
Pfl egekräfte in den Pfl egeheimen unterstützt werden<br />
können. Stichworte aus dem Bericht sind u.a.:<br />
Verstehende Diagnostik, Assessmentinstrumente,<br />
Validieren, Erinnerungspfl ege, Berührung/Sensorische<br />
Stimulation, Bewegungsförderung und<br />
pfl egerisches Handeln in akuten psychiatrischen<br />
Krisen.<br />
<strong>Der</strong> Bericht (153 Seiten Stand <strong>2007</strong>) kann als pdf-<br />
Datei geladen oder beim BMG bestellt werden:<br />
Forschungsbericht 007 Gesundheitsforschung<br />
des Bundesministeriums für Gesundheit, ISSN<br />
1862-1600, Herausgeber: BMG, Referat Öff entlichkeitsarbeit,<br />
11055 Berlin. http://www.bmg.bund.<br />
de/cln_041/nn_1119298/SharedDocs/Publikationen/Forschungsberichte/f007,templateId=raw,<br />
property=publicationFile.pdf/f007.pdf<br />
Rahmenvertrag für die Eingliederungshilfe<br />
kurz vor der Unterzeichnung<br />
Ein wichtiger Meilenstein für die Behindertenhilfe!<br />
Auch in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> sind wir nun endlich dem gesetzlichen Auftrag<br />
nachgekommen und haben die Rahmenbedingungen für die Teilhaben von<br />
Menschen mit Behinderungen am gesellschaftlichen Leben durch Leistungen<br />
Bei aller Kritik an diesem Rahmenvertrag überwiegt<br />
für den <strong>PARITÄTISCHE</strong>N der positive Aspekt,<br />
dass die Rolle des Leistungsberechtigten<br />
im Zusammenspiel zwischen dem überörtlichen<br />
Träger der Sozialhilfe und den Trägern der Einrichtungen<br />
und Dienste deutlich verbessert wurde.<br />
Wichtige Gesichtspunkte dabei sind eine höhere<br />
Transparenz bei der Entscheidungsfi ndung, welche<br />
Leistungen für den einzelnen Menschen mit<br />
Behinderungen infrage kommen, die stärkere<br />
Berücksichtigung der Bedürfnisse der Leistungsberechtigten<br />
im Zusammenhang mit der Ergebnisqualität<br />
und die Umsetzung des Normalitätsprinzips<br />
durch die beiden Milieus Wohnen und
Tagesstruktur. Auf der Trägerversammlung am<br />
17. April <strong>2007</strong> stimmten alle Mitgliedsorganisationen<br />
des Verbandes dem vorliegenden Vertrag<br />
zu und autorisierten den <strong>PARITÄTISCHE</strong>N, den Vertrag<br />
zu unterzeichnen. Seitens der Träger von Einrichtungen<br />
und Diensten wird insbesondere die<br />
Verbindung zwischen individuellemn Hilfeplan,<br />
Entwicklungsbericht und Gesamtplan positiv bewertet,<br />
weil dies sowohl für die Leistungsberechtigten<br />
als auch für die Anbieter mittel- und langfristige<br />
Zielstellungen festlegt.<br />
Aber es gab auch negative Reaktionen, insbesondere<br />
von den Vertretern des Psychiatriebereiches.<br />
In diesem sogenannten Grundlagenvertrag ist es<br />
noch nicht gelungen, die personelle Ausstattung<br />
für die Einrichtungen und Dienste für seelisch<br />
behinderte Menschen zu verbessern. <strong>Der</strong> PARI-<br />
TÄTISCHE erhielt den klaren Auftrag, in der Weiterarbeit<br />
zur Ausfüllung dieses Vertrages, darauf<br />
besonders zu achten.<br />
Armut gefährdet die Gesundheit<br />
Kritiker dieses Vertrages bemängeln vorrangig<br />
die „Schubladensystematik“. Richtig ist, dass auch<br />
in diesem Rahmenvertrag Leistungen einzelner<br />
Einrichtungen und Dienste beschrieben werden<br />
und es somit klare Abgrenzungen zwischen den<br />
einzelnen Angeboten vorhanden sind. Diejenigen,<br />
die den Tadel an dieser Arbeit aussprechen, sollten<br />
nicht vergessen, dass diese Eingruppierungssystematik<br />
vom Gesetzgeber vorgeschrieben ist<br />
(sogenannte Hilfebedarfsgruppen) und dass der<br />
<strong>PARITÄTISCHE</strong> bei der Novellierung des BSHG 1996<br />
deutlich seine Bedenken geäußert hatte. In den<br />
Verhandlungen der zurückliegenden Jahre war<br />
es unsere Aufgabe, trotz dieser gesetzlichen Vorgaben<br />
darauf zu achten, dass das System für die<br />
Leistungsberechtigten selbst so durchlässig wie<br />
möglich gestaltet wird. Auch hier kann der PARITÄ-<br />
TISCHE selbstbewusst sagen, dass ein guter Ausgleich<br />
zwischen diesem Aspekt und dem Gesetz<br />
hergestellt werden konnte.<br />
Kinder- und Jugendgesundheitsstudie (KiGGS) zeigt: Kinder aus sozial schwachen<br />
Familien sind besonders häufi g übergewichtig und psychisch auff ällig.<br />
Den meisten Kindern und Jugendlichen in<br />
Deutschland geht es gesundheitlich und seelisch<br />
gut: 85 Prozent fühlen sich glücklich und gesund<br />
und sehen optimistisch in die Zukunft. Das ist das<br />
positive Fazit des großen Kinder- und Jugendgesundheitssurvey,<br />
kurz: KiGGS, dessen Ergebnisse<br />
jetzt im Bundesgesundheitsblatt veröff ent-licht<br />
wurden. Forscher vom Robert-Koch-Institut (RKI)<br />
in Berlin haben für die Studie Daten von mehr als<br />
17 000 Kindern und Jugendlichen erhoben<br />
Die Untersuchung bringt jedoch auch bedenkliche<br />
Entwicklungen ans Licht: Chronische Erkrankungen<br />
wie Übergewicht, Allergien und<br />
psychische Störungen sind weit verbreitet. Darüber<br />
hinaus greifen viele Teenager regelmäßig zu<br />
Zigaretten (20 Prozent) und alkoholischen Getränken<br />
(25 bis 30 Prozent). Besonders häufi g sind<br />
diese Leiden und Laster bei Kindern aus sozial<br />
schwachen Schichten und aus Migrantenfamilien.<br />
Von einer neuen Morbidität sprechen die Forscher<br />
angesichts der Ergebnisse. Statt akuter<br />
Krankheiten wie Mumps und Röteln stellen diese<br />
zunehmend chronische Erkrankungen wie Übergewicht<br />
und Allergien fest. Unter den chronischen<br />
Erkrankungen fi nden sich zudem vermehrt psychische<br />
Leiden.<br />
Den KiGGS-Daten zufolge sind 12 Prozent der<br />
Mädchen und 18 Prozent der Jungen zwischen 3<br />
und 17 Jahren auff ällig in ihrem Verhalten - also aggressiv,<br />
hyperaktiv oder sehr ängstlich. Psychische<br />
Probleme fanden sich bei Kindern aus Familien<br />
mit niedrigem sozialökonomischem Status mit 23<br />
Prozent überdurchschnittlich oft. Bei Kindern aus<br />
gut situierten Familien sind es nur 8 Prozent.<br />
Ebenfalls ein Problem der sozialen Schicht - aber<br />
auch ein Problem der Mädchen - sind Essstörungen<br />
wie Magersucht, Ess-Brech-Sucht, Fressanfälle<br />
und Fettsucht. 29 Prozent der 11- bis 17-jährigen<br />
Mädchen zeigen der Erhebung zufolge Symptome<br />
von Essstörungen, bei den Jungen sind es<br />
15 Prozent. Jugendliche aus sozial schwachem<br />
Umfeld sind fast doppelt so häufi g betroff en wie<br />
Jugendliche aus wohlhabenden Familien. Was<br />
den Forschern darüber hinaus auffi el: Die Betroffenen<br />
rauchen überdurchschnittlich oft. Off enbar<br />
versuchen sie so ihr Gewicht zu regulieren. Essstörungen<br />
entwickelten sich oft zu schweren und<br />
langwierigen Erkrankungen<br />
Ein weiteres erhebliches Problem der jungen<br />
Generation manifestierte sich auf der Waage: 15<br />
Prozent der 3- bis 17-Jährigen sind übergewichtig,<br />
6 Prozent so stark, dass sie als fettsüchtig (adipös)<br />
Informationen<br />
Anprechpartner:<br />
Mirko Günther<br />
Referat Leistungsfi nanzierung<br />
fon 0391 62 93 480<br />
fax 0391 62 93 555<br />
mguenther@mdlv.paritaet.org<br />
<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 19
Informationen<br />
<strong>Der</strong> Kinder- und Jugendgesundheitssurvey<br />
im<br />
Internet: www.kiggs.de.<br />
Ansprechpartner:<br />
Sven Spier<br />
Grundatzreferent<br />
Jugendhilfe<br />
fon 0391/62 93 335<br />
fax 0391/62 93 433<br />
sspier@mdvl.paritaet.org<br />
Weitere Infos:<br />
Sven Spier<br />
Grundatzreferent<br />
Jugendhilfe<br />
fon 0391/62 93 335<br />
fax 0391/62 93 433<br />
sspier@mdvl.paritaet.org<br />
20 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />
eingestuft werden. Im Vergleich mit kleinen Studien<br />
aus den Achtziger- und Neunzigerjahren habe<br />
sich der Anteil der Übergewichtigen somit verdoppelt.<br />
Prädestiniert für Übergewicht sind den<br />
Daten zufolge Kinder aus sozial schwachen Familien,<br />
aus Migrantenfamilien sowie Kinder, deren<br />
Mutter übergewichtig ist. Allergien kommen als<br />
einzige chronische Erkrankung in gut situierten<br />
Familien häufi ger vor als in sozial Schwachen und<br />
bei Migranten. Etwa 15 Prozent der 3- bis 17-Jährigen<br />
leiden an Neurodermitis, Asthma oder Heuschnupfen.<br />
Unterschiede zwischen Ost und West,<br />
Wirkungsorientierte Steuerung<br />
in der Kinder- und Jugendhilfe<br />
wie sie früher festgestellt wurden (bei Kindern im<br />
Osten waren Allergien seltener als im Westen),<br />
entdeckten die Forscher nicht mehr.<br />
Nach wie vor bestimmt das Thema „wirkungsorientierte Steuerung“ einen großen Teil<br />
der fachlichen Diskussionen der Kinder- und Jugendhilfe. Hierbei stehen zwei Themenkomplexe<br />
in Mittelpunkt: Die Frage nach (messbaren) Wirkungen insbesondere von<br />
Hilfen und die Verknüpfung dieser Wirkungen mit dem Entgelt.<br />
Obwohl das Bundesmodelprojekt und dessen<br />
wissenschaftliche Begleitung noch keine abschließenden<br />
Ergebnisse zu diesen Problemen<br />
erbracht haben, gibt es doch eine Vielzahl von<br />
Veröff entlichungen und zum Teil profunden Fachmeinungen<br />
zu diesem Thema. Herauszuheben ist<br />
hier die Reihe „Wirkungsorientierte Jugendhilfe“<br />
des Instituts für Soziale Arbeit in Münster (Quelle:<br />
www.wirkungsorientierte-jugendhilfe.de), in<br />
der inzwischen bereits der dritte Band erschienen<br />
ist. In diesen Veröff entlichungen wird die große<br />
Spannbreite der Vorstellungen und Argumentationen<br />
sehr gut deutlich. Reicht sie doch von<br />
recht groben Ideen, welche Erziehungshilfe mit<br />
einer Reparaturwerkstatt vergleichen, bis hin zu<br />
sehr diff erenzierten Fragen nach möglichen Wirkungen<br />
und der deutlichen Benennung der damit<br />
einhergehenden Probleme.<br />
Sehr deutlich wird, dass von maßgeblichen Wissenschaftlern<br />
(u. a. Prof. Merchel) die Verknüpfung<br />
Schwangerschaftsberatung<br />
und Sicherung des Kindeswohls<br />
von Wirkungen mit Entgelten als problematisch<br />
angesehen wird. Gerade das Eerreichen eines Einsparpotentials<br />
über variable Entgelte wird oftmals<br />
als Motiv für die gesamte Diskussion vermutet.<br />
Um diese Entwicklung weiter zu verfolgen sind<br />
für das zweite Halbjahr <strong>2007</strong> zwei Veranstaltungen<br />
geplant, in denen die Hintergründe der wirkungsorientierten<br />
Steuerung und der Umgang<br />
mit diesem Herangehen in anderen Bundesländern<br />
thematisiert werden sollen.<br />
Aufgaben der Schwangerschaftsberatung sind gesetzlich klar defi niert.<br />
Angesichts aktueller sozialer Probleme ergeben sich aber zusätzliche Herausforderungen.<br />
Wo liegen die Chancen der Schwangerschaftsberatung<br />
angesichts einer zunehmenden Zahl<br />
von Familien, denen die materiellen und sozialen<br />
Ressourcen für eine positive Entwicklung ihrer<br />
Kinder fehlen? Wie kann Schwangerschaftsbera-<br />
tung präventiv wirksam werden zur Sicherung des<br />
Kindeswohls?<br />
Schwangerschaftsberatungsstellen haben die<br />
Aufgabe, einer Frau oder einem Paar im Schwangerschaftskonfl<br />
ikt, bei Austragen einer Schwan-
gerschaft und beim Elternsein alle staatlichen und<br />
nichtstaatlichen Hilfsmöglichkeiten auf zu zeigen,<br />
sie bei der Inanspruchnahme von Rechtsansprüchen<br />
zu unterstützen und bestimmte Hilfen direkt<br />
zu vermitteln. Zunehmend haben sie eine Art Lotsenfunktion<br />
im Dschungel sozialer Hilfen übernommen.<br />
BeraterInnen können diese sozialrechtlichen Inhalte<br />
aber auch nutzen, mit den KlientInnen über<br />
Einstellungen und Perspektiven zu sprechen. Weil<br />
in den Beratungen eine tendenziell therapeutische<br />
Beziehung entsteht, können die eigenen<br />
Kräfte der Familien geweckt werden und die Beratung<br />
weit über fi nanzielle Hilfen hinaus wirken.<br />
In Einzelfällen können dabei Situationen off enbar<br />
werden, die für betroff ene Kinder eine Gefahr sind.<br />
Zwar kommen Kindesmisshandlung, -missbrauch,<br />
-vernachlässigung in allen Bevölkerungsgruppen<br />
vor, aber prekäre Lebensverhältnisse erhöhen die<br />
Gefahr deutlich. Es besteht grundsätzlich Schwei-<br />
Neues Magazin für die bessere Lebenshälfte:<br />
»TENGO – Lust auf später«<br />
gepfl icht der BeraterInnen. Den KlientInnen muss<br />
transparent gemacht werden, dass in Extremsituationen<br />
weitere Stellen eingeschaltet werden, dass<br />
die Beraterin aber weiterhin zu ihrer Unterstützung<br />
fungiert.<br />
Durch die Konfl iktberatungen und die Vermittlung<br />
fi nanzieller Hilfen kommen SchwangerschaftsberaterInnen<br />
sehr früh mit Frauen und<br />
Familien in Kontakt, die in schwierigen Lebensverhältnissen<br />
ein (weiteres) Kind erwarten. Sie erhalten<br />
sehr früh einen Eindruck von den multiplen<br />
Problemlagen und können in enger Zusammenarbeit<br />
mit den Betroff enen im Netz psychosozialer<br />
Versorgung Lösungen fi nden. Schwangerschaftsberatungsstellen<br />
führen in den Hilfs- und Kontrollsystemen<br />
in gewisser Weise ein Satellitendasein,<br />
ihr Beitrag ist meist eher kurzfristig, aber sehr breit<br />
gestreut und unter dem Aspekt der Prävention<br />
nicht zu unterschätzen.<br />
Wussten Sie schon, dass Neugier kein Alter kennt oder Glück in jedem steckt?<br />
Wenn Sie TENGO gelesen haben, wissen Sie darüber mehr.<br />
Das neue bundesweite„Magazin für die bessere Lebenshälfte“ verspricht seinen Lesern<br />
Nicht nur die Bundeskanzlerin, sondern viele<br />
weitere Prominente und namhafte Autorinnen wie<br />
Autoren entzünden in TENGO ein wahres Feuerwerk<br />
der Texte, die allesamt den selbstbewussten<br />
Tenor haben: 50 – na und?! Das entspricht durchaus<br />
der Philosophie des Herausgebers (der PARITÄ-<br />
TISCHE) und Verlages (Ziel:Marketing) und hat ein<br />
interessantes Heft entstehen lassen, das sich nicht<br />
um Alters-, sondern um Alltagsfragen kümmert,<br />
vor denen jeder irgendwann steht.<br />
Von Rezepten hält TENGO wenig, das Magazin<br />
setzt auf das selbständige Denken seiner reifen<br />
Leserschaft. Muntere, spannende, informativen,<br />
launige und manchmal auch bissige Artikel regen<br />
dazu in weiteren sechs Kapiteln unterhaltsam an:<br />
• KNITTERFREI – bekannt & neu bringt Fakten<br />
und Positionen.<br />
• LIEBE – absolut fragt nach Lust und Leidenschaften.<br />
• ZEIT - immer öfter plädiert für pro-aging,<br />
angemessenes Lebenstempo und den Genuss<br />
der Gegenwart.<br />
• SPIELRÄUME – vor der Nase weitet die Niederungen<br />
des Alltags aus unterschiedlichen<br />
Blickwinkeln.<br />
• ORTE – vom Fleck weg tummelt sich überall,<br />
wo reife Menschen zu fi nden sind.<br />
• STANDPUNKTE – freie Wahl sagt frei heraus,<br />
was möglich ist.<br />
In diesem Zuschnitt, für den in <strong>2007</strong> der Paritätische<br />
Niedersachsen federführend war, macht<br />
TENGO tatsächlich bundesweit Lust auf später<br />
und ist dazu noch modern und schön gestaltet.<br />
Für 4,90 Euro steht das Heft ab 2. März am Kiosk<br />
– und das ist für so viel Lebensqualität nicht zuviel<br />
verlangt! <strong>Der</strong> Paritätische (Hrsg): TENGO – Lust<br />
auf später. Magazin für die bessere Lebenshälfte.<br />
Verlag Ziel-Marketing, Stuttgart <strong>2007</strong>. 164 Seiten,<br />
4,90 Euro<br />
Informationen<br />
Ansprechpartnerin:<br />
Cornelia Rohn (Pro Familia)<br />
Fachberaterin Schwangerenberatung<br />
für den<br />
<strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<br />
<strong>Anhalt</strong><br />
Richard-Wagner-Str. 29<br />
06114 Halle<br />
fon 0345 / 5 22 06 36<br />
fax 0345 / 5 22 06 37<br />
cornelia.rohn@profamilia.de<br />
Bestellungen<br />
(zzgl. Verandkosten):<br />
EMail: info@ziel-marketing.de<br />
Verlag Ziel:Marketing,<br />
Hauptstätter Str. 57<br />
70178 Stuttgart<br />
Tel: 0711-966 95-0,<br />
Fax: 0711-966 95-20<br />
<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 21
Informationen<br />
22 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />
Förderaktion der Aktion Mensch<br />
Bereits im März 2006 startete die Deutsche Behindertenhilfe – Aktion Mensch e.V. mit<br />
dem Projekt „dieGesellschafter.de“ die größte Aufklärungskampagne ihrer Geschichte.<br />
Neben einer bundesweiten Medienkampagne wurde auch ein neues Förderprogramm<br />
eingerichtet, im Rahmen dessen neue innovative Projekte bürgerschaftlichen<br />
Engagements gefördert werden können.<br />
Das Gesellschafter-Projekt ist auf eine Laufzeit<br />
von mindestens 2 Jahren angelegt. Insgesamt stehen<br />
ca. 10 Millionen Euro für die Förderung von<br />
Projekten im Rahmen des Förderprogramms zur<br />
Verfügung. Die Förderhöchstgrenze für ein Projekt<br />
beträgt 4.000 Euro. Es werden Zuschüsse für<br />
Honorar- und Sachkosten gewährt, die unmittelbar<br />
und zusätzlich durch das Projekt entstehen.<br />
Analog zur Aktion „5000 x Zukunft“ geht es bei<br />
dieser Förderung darum, kleine Projekte und Aktionen<br />
mit Initiativcharakter auf lokaler Ebene zu<br />
unterstützen.<br />
Mit Stand vom 15. Mai <strong>2007</strong> wurden durch Aktion<br />
Mensch im Rahmen dieser Förderaktion 1907<br />
Anträge mit einem Gesamtfördervolumen in Höhe<br />
von 6.952.753 € bewilligt. Auf Mitgliedsorganisationen<br />
des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N entfallen bundesweit<br />
371 Bewilligungen. <strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> in <strong>Sachsen</strong>-<br />
<strong>Anhalt</strong> kann bisher lediglich 22 bewilligte Anträge<br />
Aktion Mensch und Deutsches Hilfswerk<br />
verschärfen ihre Förderkriterien<br />
Bereits im Jahr 2006 hat die Stiftung Deutsches Hilfswerk (DHW) ihre Richtlinien<br />
überarbeitet und in verschiedenen Punkten den Förderrichtlinien der Deutschen<br />
Behindertenhilfe – Aktion Mensch e.V. (AM) angepasst. Verschärft wurden u. a. die<br />
Ausschlusskriterien bei einer Befreiung von den Beschränkungen des § 181 BGB<br />
sowie die Regelungen bei Aufl ösung einer Organisation in der sogenannten Heimfallklausel.<br />
Da beide Stiftungen diese Kriterien nicht explizit in ihren Förderrichtlinien<br />
aufgeführt haben, diese aber eine generelle Voraussetzung für die Förderfähigkeit<br />
eines Antrages sind, möchten wir Sie an dieser Stelle darüber informieren.<br />
Keine Förderung durch AM und DHW<br />
bei genereller Befreiung von den<br />
Beschränkungen des § 181 BGB<br />
Bei Antragstellungen an Aktion Mensch als auch<br />
an das Deutsches Hilfswerk muss die Satzung<br />
bzw. der Gesellschaftervertrag der Antragsteller<br />
die besonderen Bedingungen zum § 181 BGB erfüllen.<br />
Die Vorschrift des § 181 BGB regelt sogenannte<br />
Insichgeschäfte, bei denen ein Vertreter<br />
bei Vertragsabschluss auf zwei Seiten steht. Das<br />
heißt, dass er entweder für den Vertretenen mit<br />
sich selbst ein Geschäft abschließt oder, dass er<br />
verzeichnen. Das inhaltliche Spektrum der bewilligten<br />
Projekte ist sehr umfangreich. Überwiegend<br />
kamen die Anträge aus den Themenbereichen:<br />
• Kinder, Jugend und Familie<br />
• Chancengleichheit, Teilhabe und Partizipation<br />
• Interkulturelle Vielfalt<br />
• Bildung<br />
• Behinderung<br />
• Gesellschaft der Zukunft: Globalisierung und<br />
Europa<br />
• Generationengerechtigkeit.<br />
Insgesamt ist festzustellen, dass grundsätzlich<br />
jede Einrichtung bzw. Organisation im Rahmen<br />
der Gesellschafter-Kampagne die Möglichkeit hat<br />
ein geeignetes Projekt einzureichen. Die Fördermodalitäten<br />
sowie das Antragsverfahren sind klar<br />
defi niert und einfach zu handhaben. - Nutzen Sie<br />
diese Möglichkeit!<br />
als Vertreter zweier Organisationen für diese ein<br />
Geschäft abschließt. Solche Geschäfte sind nach §<br />
181 BGB grundsätzlich unzulässig.<br />
Vereinssatzung oder GmbH-Vertrag können<br />
Ausnahmen von diesem Verbot zulassen. Generelle<br />
Ausnahmen führen jedoch zum Ausschluss<br />
einer Förderung durch Aktion Mensch und das<br />
Deutsches Hilfswerk. Das gilt auch dann, wenn<br />
laut Satzung bzw. des Gesellschaftsvertrages nur<br />
die Möglichkeit besteht, den Vorstand bzw. den<br />
Geschäftsführer - zukünftig - generell von den<br />
Beschränkungen des § 181 BGB zu befreien. <strong>Der</strong>
Förderfähigkeit steht jedoch nichts entgegen,<br />
wenn eine partielle Befreiung für Rechtsgeschäfte<br />
mit anderen gemeinnützigen Institutionen erteilt<br />
wird. Eine Förderfähigkeit ist auch dann gegeben,<br />
wenn dem jeweiligen Vertreter die Erlaubnis zum<br />
Selbstkontrahieren für ein konkretes einzelnes<br />
Rechtsgeschäft erteilt werden kann.<br />
Förderung durch AM und DHW nur bei<br />
eindeutiger Formulierung der Heimfallklausel<br />
Bei beiden Stiftungen muss die Heimfallklausel<br />
in der Satzung bzw. im Gesellschaftervertrag des<br />
Antragstellers eine eindeutige Formulierung zugunsten<br />
einer freigemeinnützigen Organisation<br />
enthalten. In der Praxis kommt es immer wieder<br />
Bildung<br />
Grundsatzfragen<br />
Fördermittel<br />
Altenhilfe<br />
Jugendhilfe<br />
Behindertenhilfe<br />
Gesundheit<br />
Prävention<br />
vor, dass die Regelungen in der Satzung oder im<br />
Gesellschaftsvertrag der Antragsteller vorsehen,<br />
das Restvermögen bei Aufl ösung der Organisation,<br />
z. B. einer Kommune zukommen zu lassen.<br />
Eine solche Regelung schließt die Möglichkeit<br />
einer Förderung aus. Es ist daher erforderlich, die<br />
Heimfallklausel so zu fassen, dass das Restvermögen<br />
bei Aufl ösung des Trägers einer freigemeinnützigen<br />
Organisation zufl ießt, die es für wohlfahrtspfl<br />
egerische Zwecke zu verwenden hat.<br />
Wir empfehlen Ihnen, bereits vor der Antragstellung<br />
sowohl den § 181 BGB als auch die Heimfallklausel<br />
in der Satzung bzw. im Gesellschaftervertrag<br />
so zu formulieren, dass sie den Förderkriterien<br />
der Stiftungen entsprechen.<br />
Informationen<br />
Bei Rückfragen oder für<br />
Formulierungsvorschläge<br />
wenden Sie sich bitte an:<br />
Sabine Mantei<br />
Referat Fördermittel<br />
fon 0391 62 93 304<br />
fax 0391 62 93 444<br />
smantei@mdlv.paritaet.org<br />
Weitere interesante<br />
Informationen fi nden Sie in der<br />
aktuellen Ausgabe des Rundbrief-Beilegers<br />
„Fördermittel<br />
NEWS“ sowie auf der Homepage<br />
des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N unter<br />
www.paritaet-lsa.de<br />
<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 23
Positionen<br />
Ihre Ansprechpartnerin<br />
zum Thema:<br />
Antje Ludwig<br />
Referentin für<br />
Vorstand/Geschäftsführung<br />
Bundeskoordinatorin<br />
Jugendsozialarbeit<br />
fon 0391/62 93 505<br />
fax 0391/62 93 444<br />
aludwig@mdvl.paritaet.org<br />
24 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />
Änderung im SGB II<br />
Verbesserte Beschäftigungschancen durch<br />
längerfristige Förderung<br />
Trotz der anhaltend guten konjunkturellen Entwicklung und einer Verringerung der<br />
Arbeitslosenzahlen, ist die Sockelarbeitslosigkeit bei Langzeitarbeitslosen weiterhin<br />
gleichbleibend hoch. Auch die Bundesregierung hat erkannt, dass es eine zahlenmäßig<br />
bedeutsame Gruppe von Menschen gibt, die neben Langzeitarbeitslosigkeit weitere<br />
Vermittlungshemmnisse z.B. fehlende oder geringe berufl iche Qualifi zierung, gesundheitliche<br />
Einschränkungen sowie weitere individuelle Probleme wie Suchtgefährdung,<br />
Schulden u.ä. aufweisen. Bundesweit betriff t dies ca. 400.000 Menschen.<br />
Von Antje Ludwig<br />
Diese Personengruppe wird trotz umfassender<br />
Bemühungen auf absehbare Zeit nicht auf dem<br />
ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln sein. Für diese<br />
Menschen sollen längerfristige sozialversicherungspfl<br />
ichtige Beschäftigungsangebote geschaff<br />
en werden, um auch ihnen Perspektiven zur<br />
gesellschaftlichen Teilhabe und Förderung ihrer<br />
Erwerbsfähigkeit zu geben.<br />
<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> fordert seit längerer Zeit die<br />
Schaff ung eines sog. „Integrationsarbeitsmarktes“<br />
im Rahmen öff entlich geförderter Beschäftigung,<br />
der Langzeitarbeitslosen eine soziale und berufliche<br />
Integration ermöglicht.<br />
<strong>Der</strong> jetzt von der Bundesregierung verabschiedete<br />
Gesetzentwurf sieht eine entsprechende<br />
Veränderung im SGB II vor und wird derzeit im<br />
Bundestag beraten. Es wird unter den „Eingliederungsleistungen“<br />
ein Paragraph 16a „Leistungen<br />
zur Beschäftigungsförderung“ eingefügt. Dieser<br />
sieht einen Beschäftigungszuschuss an Arbeitgeber<br />
und Projekte in Höhe von 75% als zu erwartende<br />
Minderleistung des Arbeitnehmers vor, der<br />
zunächst über einen Zeitraum von 24 Monaten<br />
gezahlt wird. Verlängerungsoptionen sind möglich<br />
bei Verringerung des Zuschusses um weitere<br />
10%.<br />
Voraussetzung ist, dass der erwerbsfähige Hilfebedürftige<br />
das 25. Lebensjahr vollendet hat,<br />
langzeitarbeitslos ist und mindestens zwei weitere<br />
erhebliche Vermittlungshemmnisse aufweist.<br />
Weiterhin soll ein Zuschuss für berufl iche Qualifi -<br />
zierung in pauschalierter Form bis zu einer Höhe<br />
von 200 € monatlich im ersten Jahr sowie einmalig<br />
zur Deckung des besonderen Aufwandes beim<br />
Aufbau der Beschäftigungsmöglichkeit gewährt<br />
werden.<br />
Als Arbeitgeber kommen in erster Linie solche<br />
Unternehmen in Betracht, die bereits über Erfahrungen<br />
im Umgang mit der Beschäftigung von<br />
Langzeitarbeitslosen verfügen und geförderte<br />
Beschäftigungsmaßnahmen durchgeführt haben.<br />
Dabei wird an soziale Betriebe, auch Integrationsprojekte<br />
im Sinne des SGB IX, sowie auch rein erwerbswirtschaftliche<br />
Betriebe gedacht.<br />
<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> wertet den Gesetzentwurf als<br />
ersten richtigen Schritt, für diese Personengruppe<br />
adäquate Beschäftigungsangebote zu machen,<br />
weist jedoch gleichzeitig darauf hin, dass die zu erbringende<br />
restliche Gehaltssumme von 25% durch<br />
die Träger kaum zu erwirtschaften sein wird. Eine<br />
tatsächliche „Wertschöpfung“ zur Deckung der<br />
Summe ist mit diesem Personenkreis nur schwer<br />
zu erbringen. Hier muss eine Nachbesserung im<br />
Gesetzentwurf geben. Auch die Begrenzung der<br />
Zahl auf 55.000 Stellen bundesweit ist nicht der<br />
„große Wurf“ für einen Integrationsarbeitsmarkt-<br />
eine größere Ausweitung ist politisch jedoch nicht<br />
gewollt, da Kammern und Arbeitgeberverbände<br />
ihr Veto eingelegt haben.<br />
<strong>Der</strong> Gesetzentwurf ist auf der Homepage unter<br />
www.paritaet-lsa.de eingestellt.
Modellprojekt<br />
»Transparenz in der Pflege«<br />
<strong>Der</strong> Landespfl egeausschuss (LPA), als höchstes fachpolitisches Organ des Landes<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>, wird in Kürze seine Empfehlung zu einem Modellprojekt<br />
»Transparenz in der Pfl ege« aussprechen. Dieses Gremium, in dem Pfl egekassen,<br />
Sozialministerium, MDK, Vertreter der Betroff enenverbände als auch die Verbände<br />
der Freien Wohlfahrtspfl ege partnerschaftlich zusammenarbeiten, wird damit ein<br />
Konzept umsetzen, dass in der Bundesrepublik bisher einmalig ist.<br />
Von Mirko Günther<br />
Damit ist nach gut 2 ½ Jahren ein wichtiger<br />
Meilenstein durch den Landespfl egeausschuss<br />
gesetzt. Ausgangspunkt im Jahr 2005 war die<br />
Überlegung, wie die Freie Wohlfahrtspfl ege gemeinsam<br />
in unserem Bundesland den schlechten<br />
Ruf der stationären Pfl ege in den Altenpfl egeheimen<br />
verändern kann. Auch zu diesem Zeitpunkt<br />
geisterten durch die Medien immer wieder<br />
Berichte von schlechten Pfl egeleistungen in<br />
Heimen. Alle Beteiligten waren sich damals und<br />
heute darüber einig, dass diese Aussagen in keiner<br />
Weise repräsentativ sind und bis auf ganz wenige<br />
Ausnahmen eine hervorragende Qualität in<br />
den Altenpfl egeheimen geleistet wird. Vor diesem<br />
Hintergrund entstand die Idee, Teilergebnisse von<br />
MDK-Prüfungen zukünftigen Nutzern zur Verfügung<br />
zu stellen. Dabei wurde in der Projektarbeit<br />
darauf Wert gelegt, dass vorallem Ergebnisse von<br />
MDK-Prüfungen veröff entlich werden, die von<br />
hoher Relevanz für eine Entscheidung sind, wenn<br />
sich Senioren oder ihre Angehörigen für eine Einrichtung<br />
entscheiden wollen.<br />
In partnerschaftlicher Zusammenarbeit zwischen<br />
Ministerium, Pfl egekassen und den Verbänden<br />
der Leistungserbringer haben sich die<br />
Beteiligten entschieden, nunmehr in einer zeitlich<br />
befristeten Modellphase das Projekt zu starten.<br />
Beachtenswert ist, dass das Ministerium Mittel für<br />
eine wissenschaftliche Begleitung bereit stellt. Die<br />
Wissenschaft soll insbesondere überprüfen, welcher<br />
Nutzen für den Verbraucher entsteht und ob<br />
die Fragestellungen zu Angeboten einer Einrichtung<br />
richtig und verständlich sind.Was muss man<br />
sich unter dem Projekt »Transparenz in der Pfl ege«<br />
konkret vorstellen? <strong>Der</strong> Medizinische Dienst der<br />
Krankenkassen (MDK) prüft auf der Grundlage<br />
des Pfl egeversicherungsgesetzes regelmäßig alle<br />
Altenpfl egeheime. Findet eine solche Prüfung bei<br />
einem Träger statt, der sich an dem Modellprojekt<br />
beteiligt, füllt der MDK gleichzeitig den sogenannten<br />
Transparenzfragebogen aus. In diesem Fragebogen<br />
werden, wie oben bereits beschrieben, nur<br />
Teilergebnisse der Prüfung übernommen und in<br />
einer auch für Laien verständlichen Sprache formuliert.<br />
Ist der Transparenzbogen ausgefüllt und<br />
mit dem MDK abgestimmt, entscheidet der Träger,<br />
ob er dieses Ergebnis auch veröff entlichen<br />
will. Stimmt er dem zu, erscheint auf einer Internetplattform<br />
dieses Ergebnis gleichzeitig mit der<br />
individuellen Darstellung der Einrichtung (Angebote,<br />
Besonderheiten) und den Preisen für die jeweiligen<br />
Pfl egestufen.<br />
Sowohl auf Bundesebene als auch in unserem<br />
Landesverband ist dieses Projekt nicht unumstritten.<br />
Insbesondere die besondere Rolle des MDK´s<br />
in diesem Projekt wird kritisiert und gefragt, ob<br />
zukünftige Nutzer anhand der ausgewählten Fragestellungen<br />
sich tatsächlich ein Bild von einem<br />
Altenpfl egeheim machen können. Dem PARITÄ-<br />
TISCHEN ist vor dem Hintergrund dieser Kritik die<br />
Zustimmung nicht leicht gefallen, denn natürlich<br />
erleben unsere Träger den MDK noch zu sehr als<br />
Prüforgan anstatt in seiner auch gesetzlich verbrieften<br />
Rolle als Berater. Und natürlich muss<br />
geprüft werden, ob der Transparenzbogen dem<br />
Anspruch als Entscheidungshilfe für die Auswahl<br />
einer Einrichtung tatsächlich gerecht wird. In den<br />
<strong>PARITÄTISCHE</strong>N Gremien wurde aber auch der<br />
sozialpolitische Aspekt dieses Projektes intensiv<br />
diskutiert. Von der bereits beschriebenen partnerschaftlichen<br />
Zusammenarbeit aller Beteiligten an<br />
diesem Modell erhoff t sich unser Verband auch<br />
Signalwirkungen für andere Sachverhalte. Im Gegensatz<br />
zu anderen Bundesländern ist hier etwas<br />
gemeinsam gewachsen, was auch für die Zukunft<br />
Ausstrahlungskraft besitzt. Hier denkt der PARITÄ-<br />
TISCHE an die Auswirkungen eines novellierten<br />
Pfl egegesetzes aber auch an solche Teilaspekte,<br />
wie einer ausreichenden Finanzierung der Bausubstanz<br />
der vorhandenen Bereiche.<br />
<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> sieht dieses Modellprojekt nur<br />
als einen Bestandteil einer Marketingstrategie, die<br />
gegenwärtig in der Qualitätsgemeinschaft „Pfl ege“<br />
unseres Landesverbandes erarbeitet wird.<br />
Wir sind aber auch der Überzeugung, dass sich<br />
mit diesem Modellprojekt die innerverbandliche<br />
Diskussion zur Zukunft stationärer Pfl ege weiter<br />
intensivieren wird.<br />
Positionen<br />
Ihre Ansprechpartner<br />
zum Thema:<br />
Mirko Günther<br />
Referent<br />
Leistungsfi nanzierung<br />
fon 0391/62 93 480<br />
fax 0391/62 93 555<br />
mguenther@mdvl.paritaet.org<br />
<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 25
Positionen<br />
Ihr Ansprechpartner:<br />
Sven Spier<br />
Grundatzreferent<br />
Jugendhilfe<br />
fon 0391/62 93 335<br />
fax 0391/62 93 433<br />
sspier@mdvl.paritaet.org<br />
26 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />
<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> bezieht Stellung in der Diskussion um<br />
Krippenplätze für Kleinkinder<br />
Allen Kindern gleiche Chancen<br />
Die durch Pläne der Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen zum Ausbau der<br />
Betreuung auch für Kinder unter drei Jahren losgetretene - und zum Teil unter der<br />
Gürtellinie geführte - Diskussion bedarf auch einer erklärenden Stellungnahme durch den<br />
<strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>.<br />
Von Sven Spier<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> verfügt über ein sehr fortschrittliches<br />
Kinderbetreuungsgesetz, insbesondere was<br />
den Versorgungsgrad an Kindertagesstättenplätzen<br />
für Krippen- und Kindergartenkinder betriff t.<br />
Hierdurch besteht für jedes Kind einen Anspruch<br />
auf eine mindestens fünfstündige Betreuung am<br />
Tag unabhängig davon, ob die Eltern berufstätig<br />
sind oder nicht. Es obliegt ganz allein der Entscheidung<br />
der Eltern, ab welchem Alter und in<br />
welchem zeitlichen Umfang sie ihre Kinder in die<br />
Obhut von Kindertagesstätten bzw. alternativer<br />
Betreuungsformen wie Tagesmütter geben. Dieser<br />
Rechtsanspruch gibt unseres Erachtens den<br />
Familien Sicherheit bei ihrer Familienplanung.<br />
<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> sieht darin keine einseitige<br />
Ausrichtung auf die Erwerbstätigkeit von Müttern<br />
mit Kleinkindern. Für uns ist dies ein Instrument<br />
zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die fortschrittliche<br />
Kinderbetreuung in <strong>Sachsen</strong>- <strong>Anhalt</strong><br />
dient - immer unter der Voraussetzung, dass die Eltern<br />
die Wahlmöglichkeit über die Betreuung und<br />
den Umfang der Betreuung haben - der Stärkung<br />
der Familien. Sind die Eltern zufrieden und glücklich,<br />
geben sie diese Ausstrahlung an ihre Kinder<br />
weiter. Eine aus unserer Sicht gelungene Lösung<br />
zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind die<br />
seit Januar dieses Jahres geltenden Regelungen<br />
zur Elternzeit. Wir denken, dass diese Förderung<br />
gerade nicht dazu beiträgt, wie von Bischof Mixa<br />
behauptet, dass die jungen Mütter dazu verleitet<br />
werden, die Kinder bereits kurz nach der Geburt<br />
in staatliche Obhut zu geben. <strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong><br />
verwahrt sich in diesem Zusammenhang, die Frau<br />
als „Gebärmaschine“ zu degradieren. Zu folgen ist<br />
den Aussagen, dass es bedauerlich ist, dass sich<br />
Familien den Erfordernissen des Arbeitsmarkts<br />
anpassen müssen und es nicht - wie zu wünschen<br />
wäre – mehr familienfreundlichere Arbeitsbedingungen<br />
gibt. Jetzt bedarf es jedoch einer Unterstützung<br />
derjenigen Familien, die Arbeit und Familie<br />
miteinander in Einklang bringen wollen.<br />
Das Kinderförderungsgsgesetz in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
bietet Familien oder allein erziehenden Müttern<br />
die Sicherheit, im Bedarfsfall die Betreuung<br />
auch für sehr junge Kinder nutzen zu können.<br />
Wir denken hier beispielsweise an Auszubildende<br />
oder Studentinnen. Aus der positiven Erfahrung<br />
der Kleinkindbetreuung in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> heraus<br />
unterstützen wir die Pläne unserer Bundesfamilienministerin<br />
Ursula von der Leyen, den Ausbau<br />
der Zahl der Betreuungsplätze für Kinder unter<br />
drei Jahren bis 2013 auf rund 750 000 zu verdreifachen.
<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> warnt vor einer<br />
»Familienpolitischen Mogelpackung«<br />
Durch den <strong>PARITÄTISCHE</strong>N Gesamtverband wurden zwei Expertisen unter<br />
dem Titel „Auf den Punkt gebracht“ veröff entlicht, die die aktuelle Diskussion<br />
um Förderung von Familien um dringend notwendige Berechnungen ergänzen.<br />
Für die Familienförderung werden in Deutschland nach Berechnungen<br />
des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N Wohlfahrtsverbandes nicht wie oft von der Politik<br />
postuliert184 Milliarden Euro jährlich, sondern lediglich 38,6 Milliarden<br />
Euro ausgegeben. <strong>Der</strong> Verband sieht hierdurch keinerlei Spielraum für<br />
Umschichtungen zur Finanzierung des Krippenausbaus innerhalb der<br />
familienfördernden Leistungen.<br />
Von Sven Spier<br />
„Hiermit wird deutlich, dass die immer wieder<br />
durch die Regierung angeführten 184 Milliarden<br />
Euro nicht dem wirklichen familienpolitisches Gesamtbudget<br />
entsprechen, sondern eine familienpolitische<br />
Mogelpackung sind“, sagte Dr. Gabriele<br />
Girke, Landesgeschäftsführerin des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>. Mehr als ein Drittel der Summe<br />
setzt sich aus Leistungen zusammen, die zwar<br />
auch an Familien fl ießen, die jedoch keinesfalls an<br />
das Vorhandensein von Kindern geknüpft sind, wie<br />
etwa die Witwenrente, das Ehegattensplitting und<br />
die steuerliche Absetzbarkeit von Haushaltshilfen.<br />
Eingerechnet sind ebenso Leistungen, die der<br />
Beamtenversorgung oder der Gesundheitspolitik<br />
zuzuordnen sind, sowie Leistungen der Existenzsicherung<br />
nach dem SGB II, der Kinderfreibetrag im<br />
Steuerrecht sowie bestimmte Beitragsregelungen<br />
in der Sozialversicherung.<br />
Strikt wendet sich der Verband gegen Überlegungen,<br />
die anstehende Kindergelderhöhung<br />
zu streichen oder das Kindergeld gar zu kürzen,<br />
um die Mittel für die Krippenfi nanzierung zu nutzen.<br />
Aufgrund gestiegener Lebenshaltungs- und<br />
Wohnkosten müsse es vielmehr um zehn Prozent<br />
erhöht werden.<br />
Das Kindergeld stellt für viele Familie eine wichtige<br />
Größe im Familienbudget dar. Es hat auch<br />
unter dem Gesichtspunkt der Armutsvermeidung<br />
eine herausragende Bedeutung: Zehn Prozent<br />
mehr oder weniger Kindergeld bedeuten ganz<br />
konkret acht Prozent mehr oder weniger Familienarmut.<br />
In Zahlen ausgedrückt heißt das: plus oder<br />
minus 120.000 Familien mit 200.000 Erwachsenen<br />
und 170.000 Kindern, die das Kindergeld vor Armut<br />
schütze.<br />
<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> begrüßt ausdrücklich den von<br />
Familienministerin von der Leyen geplanten Ausbau<br />
der Kinderbetreuung. Dies ist ein wichtiger<br />
Schritt auf dem Weg zur Schaff ung eines einklagbaren<br />
Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz<br />
auch für unter Dreijährige. Jedoch geht dies<br />
nur, mit einem deutlichen Mehr an fi nanziellen<br />
Mitteln, die nicht an andere Stelle den Familien<br />
genommen werden dürfen. Dies betreff e sowohl<br />
den Ausbau infrastruktureller Angebote für Familien<br />
als auch die notwendige Anhebung des Kindergeldes.<br />
<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> untermauerte seine Position<br />
mit zwei Expertisen: einer systematischen Aufschlüsselung<br />
der Transferleistungen für Familien<br />
von Marion von zur Gathen, Referentin für Frauen,<br />
Familien und Kinder beim <strong>PARITÄTISCHE</strong>N Gesamtverband,<br />
sowie einer empirischen Studie zur Entlastungswirkung<br />
und zu Verteilungseff ekten des<br />
Kindergeldes von Dr. Rudolf Martens, Referent für<br />
sozialwissenschaftliche Analyse.<br />
Beide sind hier abrufbar: www.paritaet.org<br />
Positionen<br />
<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 27
Positionen<br />
Ihre Ansprechpartnerin:<br />
Evelin Nitsch-Boek<br />
Grundatzreferentin<br />
Behindertenhilfe<br />
fon 0391/62 93 533<br />
fax 0391/62 93 433<br />
enitschboek@mdvl.paritaet.org<br />
28 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />
Geschlossene Unterbringung in Leistungszuständigkeit<br />
der Eingliederungshilfe nach SGB XII<br />
Die LIGA der Freien Wohlfahrtspfl ege hat im Mai des Jahres ein Positionspapier zu Rahmenbedingungen<br />
geschlossener Unterbringung bei freien Trägern verabschiedet und dem Sozialministerium<br />
und dem Ausschuss für Angelegenheiten der psychiatrischen Krankenversorgung zur<br />
Diskussion gestellt.<br />
Von Evelin Nitsch-Boek<br />
Das Positionspapier soll auch in die Debatte um<br />
Leistungstypen gemäß dem Landesrahmenvertrag<br />
nach § 79 SGB XII einbezogen werden.<br />
Das Papier setzt sich mit rechtlichen Regelungen<br />
für die geschlossene Unterbringung und eine<br />
daraus abzuleitende Zuständigkeit der Eingliederungshilfe<br />
auseinander, fordert für die Ermittlung<br />
des Bedarfs an Plätzen zur geschlossenen<br />
Unterbringung im Land <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> eine<br />
landesweite Befragung von Institutionen, um<br />
solide Daten ermitteln zu können. Hier sieht die<br />
LIGA die fachpolitische Verantwortung des Sozialministeriums.<br />
Des Weiteren positioniert sich die<br />
LIGA zur teilweise unzureichenden Personaldichte<br />
im off enen Hilfesystem. Die Notwendigkeit einer<br />
geschlossenen Unterbringung darf sich nicht aus<br />
der mangelnden Personalausstattung in Einrichtungen<br />
ergeben. Hier erwartet die LIGA ein sehr<br />
sorgfältiges Ausschöpfen aller Möglichkeiten im<br />
off enen System.<br />
Geschlossene Heimplätze sollten gemeindenah<br />
in geringer Dichte an bestehenden Einrichtungen<br />
der Gemeindepsychiatrie integriert werden.<br />
Den vollständigen Wortlaut des Positionspapiers<br />
können Sie im Internet unter www. paritaet-lsa.de<br />
abrufen.<br />
Landesgeförderte Beratungsstellen im Focus<br />
Das Land <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> fördert im Rahmen von Rechtsverpfl ichtungen, aber auch im Zuge<br />
seines Gestaltungsauftrages, die Arbeit von Beratungsstellen für unterschiedliche Zielgruppen.<br />
Dazu gehören Schwangeren- und Schwangerschaftskonfl iktberatungsstellen, Beratungsstellen<br />
für Verbraucherinsolvenz, Ehe-, Familien-und Erziehungsberatung sowie Suchtberatung, aber<br />
auch die Beratungsangebote für Menschen mit Sinnesbehinderungen. In der Mehrzahl handelt<br />
es sich hierbei um anteilige Finanzierungen, die durch die Kommunen und Träger ergänzt werden<br />
müssen. Wir möchten Ihnen an dieser Stelle einige der Beratungsangebote näher vorstellen.<br />
Die Förderung von Selbsthilfekontaktstellen wurde auch auf Drängen des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />
<strong>2007</strong> in die Landesförderung neu aufgenommen.<br />
Beratungsstellen für Hörbehinderte<br />
Das größte Problem der gehörlosen Menschen<br />
ist das Kommunikationsproblem. Nicht nur, dass<br />
sie nicht hören können, auch die Sprache der Gehörlosen<br />
ist für ein ungeübtes Ohr kaum verständlich.<br />
Hinzu kommt, dass Sprache erst sehr spät und<br />
nicht über den natürlichen Weg über das Gehör<br />
erlernt wird, sondern sehr mühselig individuell<br />
beigebracht werden muss. Dadurch ist der Wortschatz<br />
sehr gering und entspricht etwa dem eines<br />
ca. 12-Jährigen. Da der Mensch in Sprache denkt,<br />
ist auch diese Komponente stark eingeschränkt.<br />
Auch die Schriftsprache ist beiderseitig von vielen<br />
Missverständnissen nicht ausgeschlossen, Beamtendeutsch<br />
völlig unverständlich.<br />
Aufgrund dieser o. g. Umstände sind gehörlose<br />
Menschen auf eine Beratung angewiesen, die<br />
sich nicht nur auf den Sachverhalt des Problems<br />
bezieht, sondern auf die Behinderung spezialisiert<br />
ist. Die Beratungen werden in Gebärdensprache<br />
und in einer für die Betroff enen verständlichen Art<br />
durchgeführt. Dadurch sind die Beratungen sehr<br />
zeitintensiv.<br />
Zurzeit arbeiten 4 Sozialarbeiter in 3 Beratungsstellen<br />
für Hörbehinderte im nördlichen Raum<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>s. Im Jahr 2006 wurden 3.091 Beratungen<br />
und Betreuungen durchgeführt. <strong>Der</strong><br />
Personenkreis umfasst ca. 400 gehörlose Menschen,<br />
dazu kommen ca. 150 schwerhörige Men-
schen und ca. 150 hörende Menschen, die die<br />
Beratungsstellen in Anspruch nehmen. Es werden<br />
nicht nur herkömmliche Beratungen für alltägliche<br />
Probleme z. B. Antragsausfüllung angeboten,<br />
die Beratungsstellen bieten auch Leistungen,<br />
die Gehörlosen genauso wie Hörende benötigen,<br />
jedoch für Gehörlose nicht vorhanden sind. Dazu<br />
gehören Gespräche bei Suchterkrankungen, bei<br />
psychischen Konfl ikten wie Trauerbewältigung,<br />
Begleitung Schwerkranker bis zum Tode, Hausbesuche<br />
bei drohender Vereinsamung usw. Für manche<br />
Gehörlose sind die Mitarbeiter der Beratungsstellen<br />
Familienersatz.<br />
Weiterhin betreuen die Beratungsstellen auch<br />
mehrfach behinderte Menschen, die außer der<br />
Gehörlosigkeit noch eine geistige Behinderung<br />
haben. Diese Menschen können sich auch über<br />
Gebärden nur unzureichend ausdrücken. Über<br />
die Jahre hinweg wurde zwischen den Betroffenen<br />
und den Sozialarbeitern auch aufgrund<br />
von Hintergrundwissen (Betreuung der Finanzen,<br />
Begleitung bei Ämtergängen u.ä.) eine Kommunikationsmöglichkeit<br />
gefunden, die nur diese<br />
verstehen. Bei gehörlosen Menschen ist es nahe-<br />
zu unmöglich, gerichtliche Betreuer zu bestellen,<br />
da die Verständigung schwer ist, so dass die Sozialarbeiter<br />
unter Umständen auch Betreuungen<br />
übernehmen. In der Beratungsstelle Magdeburg<br />
befi nden sich außerdem die Vermittlungsstelle für<br />
Gebärdensprachdolmetscher und die Verwaltung<br />
für den Verein „Beratungsstellen für Hörbehinderte<br />
e.V“. Die Beratungsstellen haben ein enges<br />
Netzwerk zu Krankenhäusern, Sozialämtern, Arbeitsagenturen<br />
und Jugendämtern aufgebaut,<br />
um spezifi sche Unterstützung und Begleitung<br />
dieser Menschen zu sichern. Die Finanzierung erfolgt<br />
durch Land und Kommunen. Viele gehörlose<br />
Klienten sind aufgrund der Pressemitteilungen<br />
äußerst beunruhigt, dass ihre Beratungsstelle<br />
geschlossen werden könnte. Sie haben Angst, da<br />
sie nicht wissen, an wen sie sich dann mit ihren<br />
Problemen wenden können. Die Finanzierung<br />
der Beratungsstellen erfolgt leider in keinem Jahr<br />
pünktlich ab Januar, so dass außer der Sorge um<br />
die Behinderten auch die Sorge um die Existenz<br />
ständig im Raume steht.<br />
Sabine Felsche (Mitarbeiterin)<br />
Beratungsstellen für blinde und sehbehinderte<br />
Menschen<br />
Wir nehmen unsere Umwelt über die Sinne<br />
Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten<br />
wahr. Über 80 % der Informationen werden dem<br />
menschlichen Gehirn über das Auge vermittelt.<br />
Wie kommen nun die Menschen zurecht, deren<br />
Sehvermögen stark eingeschränkt ist oder wenn<br />
sie erblindet sind? Wenn der Augenarzt nichts<br />
mehr tun kann und der Optiker keine stärkere Brille<br />
anpassen kann, müssen die Betroff enen mit einer<br />
Sehbehinderung oder auch gar einer Erblindung<br />
ihr Leben meistern. Anders als bei Erkrankungen<br />
wie Herzinfarkt oder Schlaganfall, für die es eine<br />
geschlossene Kette der medizinischen Rehabilitation<br />
gibt, sind sehbehinderte und blinde Menschen<br />
auf die Beratung durch die Selbsthilfeorganisationen<br />
für diesen Personenkreis angewiesen.<br />
Seit 1992 unterhält der Blinden- und Sehbehinderten-Verband<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> e. V. drei regionale<br />
Beratungsstellen für blinde und sehbehinderte<br />
Menschen in Halle, Magdeburg und Stendal.<br />
Diese unterstützen die ehrenamtlichen Mitarbeiter<br />
des Verbandes bei der Beratung und Betreuung<br />
Betroff ener. In die öff entlichen Sprechstunden<br />
kommen Blinde, Sehbehinderte oder Personen,<br />
die unter einer chronischen Augenerkrankung<br />
leiden und von Erblindung oder Sehbehinderung<br />
bedroht sind. Aber auch Angehörige oder andere<br />
Personen, die sich über die Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe<br />
oder über diese Behinderung<br />
informieren wollen, kommen in die Einrichtungen.<br />
Die selbst betroff enen Berater führen auch mit<br />
ihren Arbeitsassistentinnen Hausbesuche bei Betroff<br />
enen durch, die nicht mehr zu den Sprechstunden<br />
kommen können. Geholfen wird bei<br />
der Beantragung von Nachteilsausgleichen, wie<br />
Schwerbehindertenausweis, Blindengeld oder zur<br />
Finanzierung von Hilfsmitteln; es werden Auskünfte<br />
über aktuelle Rechtsprechungen bei Rechtsstreitigkeiten<br />
gegeben und auch über spezifi sche<br />
Hilfsmittel informiert, die den Betroff enen wieder<br />
ein Stück Selbständigkeit zurückgeben können.<br />
Dabei handelt es sich beispielsweise um Uhren,<br />
Waagen oder andere Geräte mit einer synthetischen<br />
Sprachausgabe, oder andere Hilfen die<br />
mit taktilen Kennzeichnungen adaptiert sind und<br />
so von Blinden selbständig benutzt werden können<br />
(Messhilfen, Kurzzeitwecker usw.).<br />
Wenn die Berater nicht selber helfen können,<br />
kennen sie doch jemanden, der es besser weiß.<br />
Das sind dann meistens andere Beratungsstellen<br />
bei psychischen und gesundheitlichen Problemen<br />
oder Ärzte, aber auch Anwälte, wenn ein Rechts-<br />
Positionen<br />
Beratungsstellen<br />
für Hörbehinderte<br />
Menschen e.V.<br />
Halberstädter Straße 21<br />
39112 Magdeburg<br />
Tel. 0391- 62 72 916<br />
bst.f.hoerb.felsche@freenet.de<br />
Blinden- und<br />
Sehbehinderten-Verband<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> e. V.<br />
Landesgeschäftsstelle<br />
Hanns-Eisler-Platz 5<br />
39128 Magdeburg<br />
Tel.: (0391) 2896239<br />
Fax: (0391) 2896234<br />
www.bsv-sachsen-anhalt.de<br />
<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 29
Positionen<br />
30 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />
streit ins Haus steht. Schnelle und direkte Hilfe fi nden<br />
Interessierte über die Servicenummer 01805<br />
666 456 (12 Cent/Min.).<br />
An der Finanzierung beteiligen sich das Land,<br />
die Kommunen, aber auch der Verband selbst mit<br />
einem Eigenanteil. Da die Fördermittel in jedem<br />
Jahr zu unterschiedlichen Terminen bewilligt werden,<br />
gibt es immer große Verunsicherungen: bei<br />
den Betroff enen, die die Beratung brauchen, den<br />
Selbsthilfekontaktstellen<br />
Selbsthilfekontaktstellen sind themen- und indikationsübergreifend<br />
arbeitende professionelle<br />
Beratungseinrichtungen zur Unterstützung, Stabilisierung<br />
und Anregung von Selbsthilfeaktivitäten<br />
in einer Region.<br />
Die in den letzten 10 Jahren bundesweit dazu<br />
entstandenen Studien belegen es: Mit ihrem Angebotsspektrum<br />
sind sie ein infrastrukturelles<br />
Förderinstrument für den Selbsthilfesektor und<br />
sozialer Wegweiser im System der gesundheitsbezogenen<br />
und sozialen Dienstleistungen. Sie sind<br />
unverzichtbarer Bestandteil der Selbsthilfelandschaft<br />
vor Ort geworden. Und sie belegen ein weiteres:<br />
Mit relativ geringem Einsatz an öff entlichen<br />
Mitteln wird durch Selbsthilfe ein Vielfaches bewirkt.<br />
Selbsthilfeförderung trägt daher auch wesentlich<br />
zur Wirtschaftlichkeit im Sozial- und Gesundheitswesen<br />
bei.<br />
In <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> sind von den ca. 1.500 gesundheitsbezogenen<br />
Selbsthilfegruppen nahezu<br />
zwei Drittel mit etwa 12.000 betroff enen chronisch<br />
Kranken und behinderten Menschen auf die<br />
Unterstützung durch anerkannte Kontaktstellen<br />
angewiesen. Tagtäglich und hautnah wird hier<br />
bürgerschaftliches Engagement und „Hilfe zur<br />
Selbsthilfe“ erlebt. <strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> trägt eine<br />
große Anzahl der in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> bestehenden<br />
Selbsthilfekontaktstellen, da er so seiner Aufgabe<br />
der Förderung von Selbsthilfe, Ehrenamt und freiwilligem<br />
sozialen Engagement gerecht wird.<br />
Allerdings arbeiten infolge ungenügender fi nanzieller<br />
Unterstützungen derzeit nahezu alle Selbsthilfekontaktstellen<br />
im Land mit minimalster Personalausstattung.<br />
Die personelle Besetzung der<br />
Hälfte aller Kontaktstellen wird nur noch sporadisch<br />
über den 2. Arbeitsmarkt, über geringfügige<br />
Beschäftigung oder ehrenamtliche Tätigkeit gewährleistet.<br />
Auf dauerhafte Bindungen und enge<br />
Vertrauensverhältnisse zu den Mitarbeitern sowie<br />
verlässlich gesicherte Möglichkeiten des Treff ens<br />
sind aber die Vielzahl der chronisch kranken und<br />
Mitarbeitern, die helfen wollen und auch dem Träger.<br />
Das muss alles nicht sein. Darum bemüht sich<br />
der <strong>PARITÄTISCHE</strong> gemeinsam mit dem Ministerium<br />
für Gesundheit und Soziales um eine Lösung<br />
bei der Sicherstellung der Finanzierung für alle Beratungsstellen<br />
für sinnesbehinderte Menschen.<br />
Wolfgang Bahn<br />
Geschäftsführer<br />
behinderten Bürger besonders angewiesen. Ein<br />
unsicherer und ständiger Wechsel der Mitarbeiterschaft<br />
wirkt dem geradezu entgegen. Wichtig ist<br />
deshalb, das bestehende Netz an Selbsthilfekontaktstellen<br />
in diesem äußerst sensiblen Bereich<br />
durch langfristige Personalförderung zu stabilisieren<br />
und das inhaltliche Niveau der Arbeit durch<br />
Einstellung qualifi zierten Fachpersonals anzuheben.<br />
<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> wirkt deshalb darauf hin, eine<br />
qualitativ verlässliche Infrastruktur der Selbsthilfekontaktstellen<br />
und deren reguläre Finanzierung<br />
durch Krankenkassen, Rentenversicherungsträger,<br />
Land und Kommunen zu entwickeln. Er appelliert<br />
an die Krankenkassen und Rentenversicherungsträger,<br />
ihre Mittel zur Förderung von Selbsthilfekontaktstellen<br />
besonders im Rahmen der<br />
Regelungen des neuen Wettbewerbstärkungsgesetztes<br />
umfassend auszuschöpfen und fordert die<br />
Kommunen auf, sich ihrer Verantwortung für die<br />
Selbsthilfe bewußter zu werden.<br />
<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> setzt sich dafür ein, daß im<br />
Landeshaushalt <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> fi nanzielle Mittel<br />
zur Förderung der Selbsthilfekontaktstellen eingestellt<br />
werden und möglichst für eine nachhaltige<br />
Finanzierung gesorgt wird. Mit der Beteiligung<br />
des Landes an der Personalkostenfi nanzierung<br />
für je eine Stelle der nach der Kommunalneugliederung<br />
bestehenden 14 Kontaktstellen würde<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> einen angemessenen Beitrag zur<br />
Selbsthilfeförderung leisten.<br />
Ein erster wichtiger Schritt ist dazu getan. Ein<br />
sehr komplexer Antrag auf Personalkostenförderung<br />
der Selbsthilfekontaktstellen durch das Land<br />
ist eingereicht. Er zielt darauf, fl ächendeckend<br />
qualifi ziertes Personal in den Kontaktstellen zu<br />
entwickeln. Im Rahmen zahlreicher Workshops<br />
sollen die Mitarbeiter qualitative Standards entwickeln<br />
und zu einer optimierten Selbsthilfeförderung<br />
beitragen.
Eine landesweite Fachtagung im Herbst diesen<br />
Jahres wird sich u.a. mit den Strukturen, Finanzierungsmöglichkeiten<br />
und neuen Gesetzlichkeiten<br />
im Selbsthilfesektor auseinandersetzen. Daran<br />
können natürlich auch die zahlreichen örtlichen<br />
und landesweiten selbsthilfeorientierten Mitgliedsorganisationen<br />
partizipieren. Gemeinsame<br />
Weiterbildungsveranstaltungen aber auch Öffentlichkeitsarbeit<br />
und Vernetzungshandeln wären<br />
ebenfalls unter diesen Rahmenbedingungen<br />
durchführbar und tragen zu einer Verbesserung<br />
der Zusammenarbeit aller Ebenen der Selbsthilfe<br />
bei.<br />
LK Harz<br />
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LK Altmarkkreis Salzwedel<br />
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LK Börde<br />
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LK Salzland<br />
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LK Mansfeld-Südharz<br />
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LK Stendal<br />
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LK Burgenland<br />
Es bleibt abzuwarten, ob das Land unsere Bestrebungen<br />
und Aktivitäten unterstützt. Es darf nicht<br />
unerkannt bleiben, dass eine selbsthilfefreundliche<br />
Politik im Land das soziale Klima fördert und<br />
neue Ressourcen erschließt, um mit Gesundheits-<br />
und sozialen Problemen vor Ort bewusster umzugehen.<br />
Dr. Peter Piechotta<br />
Leiter des AK „Selbsthilfekontaktstellen“<br />
Selbsthilfekontaktstellen (SHK) in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
LK Jerichower Land<br />
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LK <strong>Anhalt</strong>-Bitterfeld<br />
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LK Saalekreis<br />
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Telefon<br />
Fax<br />
Ansprech-<br />
Kontaktsstelle Adresse<br />
E-Mail<br />
partner<br />
<strong>PARITÄTISCHE</strong> Regionalstelle Ost Puschkinpromenade 10 (0 39 23) 35 61 / 43 71 Theresia Alkassis<br />
Selbsthilfekontaktstelle Zerbst 39261 Zerbst (0 39 23) 77 82 34<br />
selbsthilfe_ks@web.de<br />
<strong>PARITÄTISCHE</strong> Regionalstelle Altmark Osterburger Straße 4 (0 39 31) 68 94 21<br />
Barbara Riep<br />
Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen 39576 Stendal (0 39 31) 68 47 93 11<br />
bzuercher@mdlv.paritaet.org<br />
Kontaktstelle des Behinderten- und Karl-Marx-Straße 15 (0 39 01) 47 15 30 / 30 24 95 Horst Staaks<br />
Rehabilitationssportvereines Salzwedel 39410 Salzwedel (0 39 01) 47 15 30<br />
Herr Ranft<br />
e.V. (BSV Salzwedel e.V.)<br />
horststaaks@web.de<br />
KOBES Caritas Magdeburg Breiter Weg 251 (03 91) 6 20 83 20 / 21 Christel Leidt<br />
Kontakt- und Beratungsstelle für 39104 Magdeburg (03 91) 6 20 83 29<br />
Selbsthilfegruppen<br />
kontakt@kobes-magdeburg.de<br />
ASG Dessau e.v.<br />
Eduardstraße 31 (03 40) 21 32 00<br />
Monika Götze<br />
Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen 06844 Dessau (03 40) 21 32 00<br />
kontakt@asg-dessau.com<br />
<strong>PARITÄTISCHE</strong> Regionalstelle Süd Merseburger Str. 246 (03 45) 5 20 41 10 / 11 Meik Voigt<br />
Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen 06130 Halle (Saale) (03 45) 5 20 41 12<br />
Inge Krüger<br />
Halle / Saalkreis<br />
kontaktstelle-shg@web.de<br />
<strong>PARITÄTISCHE</strong> Regionalstelle Mitte Puschkinstraße 1 (0 39 41) 56 46 33<br />
Christine Gruber<br />
Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen 38820 Halberstadt (0 39 41) 56 46 29<br />
(Senioren-Service-<br />
Zentrum "Haus Pawlow")<br />
cgruber@mdlv.paritaet.org<br />
"Aufbruch" e.V. Genthin<br />
Friedensstraße 5 a (0 39 33) 9 48 93 57 Hadmuth Mielke<br />
Verein für Suchthilfe und Prävention 39307 Genthin (0 39 33) 94 87 21<br />
Selbsthilfekontaktstelle<br />
.<br />
aufbruch-ev@web.de<br />
Außenstelle Burg<br />
Böttcherstraße 6 (0 39) 2 99 01 84<br />
39288 Burg<br />
Liane Wendefeuer<br />
Gesundheits- und Behinderten- Magdeburger Straße 44 (0 39 04) 6 52 10<br />
Ursula Schlächter<br />
Sportverein Haldensleben e.V. (GBS) 39340 Haldensleben (0 39 04) 6 52 10<br />
Christian Wischer<br />
Selbsthilfekontaktstelle Haldensleben<br />
gbs-hdl@t-online.de<br />
<strong>PARITÄTISCHE</strong> Regionalstelle Süd Am Kalktor 5 (0 34 41) 72 59 73 / 83 Monika Küßner<br />
Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen 06712 Zeitz<br />
(0 34 41) 72 59 89<br />
Zeitz<br />
mkuessner@mdlv.paritaet.org<br />
<strong>PARITÄTISCHE</strong> Regionalstelle Süd / (Bürgerzentrum) (0 34 61) 34 18 72<br />
Ulrike Eller<br />
Förderverein AGENDA 21 M-Q e.V. Burgstraße 5 (0 34 61) 34 18 72<br />
Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen<br />
Merseburg-Querfurt<br />
06217 Merseburg shk-merseburg@gmx.net<br />
Stadtverwaltung Lutherstadt Wittenberg Lutherstraße 56 (0 34 91) 42 12 39<br />
Engelbert<br />
Fachbereich Soziale Stadt<br />
(Neues Rathaus) (0 34 91) 42 12 99<br />
Pennekamp<br />
Kontaktstelle der Selbsthilfegruppen, 06886 Lutherstadt soziale.Vereine@Wittenberg.de<br />
sozialen Vereine und Initiativen der<br />
Lutherstadt Wittenberg<br />
Wittenberg<br />
Kreisverwaltung Sangerhausen Rudolf-Breitscheid- (0 34 64) 53 55 35<br />
Kathrin von<br />
Gesundheitsamt<br />
Straße 20 / 22 (0 34 64) 53 54 95<br />
Zydowitz<br />
Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen 06526 Sangerhausen kathrin.vonzydowitz@kreisverw<br />
altung-sangerhausen.de<br />
SK Dessau-Roßlau<br />
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LK Wittenberg<br />
�������������<br />
Positionen<br />
AK „Selbsthilfekontaktstellen“<br />
Regionalstelle Süd<br />
Merseburger Str. 246<br />
06130 Halle/Saale<br />
fon 0345 / 520 41 15<br />
fax 0345 / 520 41 19<br />
ppiechot<br />
@mdlv.paritaet.org<br />
<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 31
Positionen<br />
Informationen zum<br />
Persönlichen Budget erhalten<br />
Sie über die Homepage des<br />
<strong>PARITÄTISCHE</strong>N Kompetenzzentrums<br />
http://www.budget.<br />
paritaet.org, auf den Seiten<br />
des Landesverbandes und<br />
im Referat Behindertenhilfe<br />
unter Tel.: 0391 / 6293 508,<br />
mkabel@mdlv.paritaet.org<br />
oder Fax: 0391 / 6293 433.<br />
32 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />
Persönliches Budget:<br />
Umsetzung im Land mit Problemen behaftet<br />
Nach Abschluss der im SGB IX vorgesehenen Erprobungsphase wird zum 01. Januar 2008<br />
der Rechtsanspruch auf die Gewährung von Leistungen zur Teilhabe für behinderte Menschen<br />
in Form eines Persönlichen Budgets in Kraft treten. <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> gehört zu den<br />
14 Modellregionen, in denen Persönliche Budgets erprobt werden. Ziel der Modellphase<br />
ist nach §17 SGB IX, Verfahren zur Bemessung von budgetfähigen Leistungen in Geld und<br />
die Weiterentwicklung von Versorgungsstrukturen unter wissenschaftlicher Begleitung zu<br />
erproben.<br />
Von Marcel Kabel<br />
und Evelin Nitsch-Boek<br />
Die bisher gemachten Erfahrungen zeigen, dass<br />
erhebliche Probleme in der praktischen Umsetzung<br />
des Persönlichen Budgets existieren. Mit<br />
Stand vom 16.04. <strong>2007</strong> wurden in <strong>Sachsen</strong> – <strong>Anhalt</strong><br />
31 Persönliche Budgets bewilligt, von denen<br />
29 weiter fortbestehen. Vor dem Hintergrund der<br />
Zahl der Anspruchsberechtigten, muss diese Zahl<br />
als enttäuschend angesehen werden. Zu denen<br />
einer erfolgreichen Umsetzung im Wege stehenden<br />
Faktoren gehören aus Sicht des Autors unter<br />
anderem:<br />
• Die in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> vorgesehenen Pauschalhöhen<br />
für den Bereich der Eingliederungshilfe<br />
lassen eine Deckung des individuellen Hilfebedarfs<br />
vieler behinderter Menschen als nur<br />
schwer möglich erscheinen. Des Weiteren kann<br />
eine pauschalierte Budgetbemessung dem Anspruch<br />
einer individuellen Bedarfsdeckung nur<br />
sehr begrenzt gerecht werden. Zudem ist die<br />
Bemessung der Budgethöhe aus Sicht der Betroff<br />
enen schwer nachvollziehbar und intransparent.<br />
• Teilweise nimmt die generell als zu lang einzuschätzende<br />
Antragsbearbeitung bis zu 12 Monate<br />
in Anspruch, dies ist auch unter Hinweis<br />
auf die augenblickliche Modellphase nicht zu<br />
rechtfertigen. Nadelöhr scheint hier unter anderem<br />
die Beteiligung des Rehabilitationspädagogischen<br />
Fachdienstes zu sein.<br />
• Die Mitarbeiter der für behinderte Menschen<br />
wichtigen und vor allem mit gesetzlichem Auftrag<br />
ausgestatteten Beratungsinstanzen – die<br />
herangezogenen Gebietskörperschaften und<br />
die Gemeinsame Servicestellen für Rehabilitation<br />
– sind häufi g nicht hinreichend informiert,<br />
um kompetent und im Sinne der Antragsteller<br />
beraten zu können. Somit besteht oft Schulungsbedarf<br />
der Mitarbeiter, die LIGA der Freien<br />
Wohlfahrtspfl ege bietet hier ihre Unterstützung<br />
an.<br />
• Auf Seiten der Leistungsträger, Leistungserbringer<br />
und der Betroff enen ist vielfach ein<br />
enormes Informationsdefi zit vorhanden. Notwendig<br />
sind eine aktivere Öff entlichkeitsarbeit<br />
und mehr Transparenz in den Regelungen zum<br />
Persönlichen Budget.<br />
• Wie auch in den anderen Modellregionen fehlt<br />
ein funktionierendes und vor allem fi nanziertes<br />
Beratungssystem, dass potentielle Budgetnehmer<br />
in der Antragstellung, im Dialog mit Leistungsträgern<br />
und bei der Verwaltung des Budgets<br />
begleitet und unterstützt. Hierbei kann<br />
nicht ausschließlich auf ehrenamtliche Arbeit,<br />
Verbände und gesetzliche Betreuer verwiesen<br />
werden, notwendig ist eine explizite Finanzierung<br />
notwendiger Budgetassistenz durch den/<br />
die Leistungsträger.<br />
• Auch der trägerübergreifende Anspruch des<br />
Persönlichen Budgets ist bisher schwer umsetzbar,<br />
da verschiedene Leistungsträger sich dem<br />
Thema anscheinend nicht hinreichend widmen.<br />
<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> wird diese<br />
Kritik und Vorschläge zu einer Umsteuerung im<br />
Sinne der Betroff enen weiterhin an die relevanten<br />
Akteure richten und für eine Weiterführung der Arbeit<br />
der Landesprojektgruppe zum Persönlichen<br />
Budget über den Modellzeitraum hinaus plädieren.<br />
Zudem organisiert der <strong>PARITÄTISCHE</strong> <strong>Sachsen</strong>-<br />
<strong>Anhalt</strong> am 29. Oktober <strong>2007</strong> in Peseckendorf<br />
eine Tagung zum Thema, auf der unter anderem<br />
Vertreter der Politik und der wissenschaftlichen<br />
Begleitforschung ein Fazit der Modellphase ziehen<br />
und mögliche Korrekturbedarfe an den Regelungen<br />
zum Persönlichen Budget diskutieren<br />
werden. Weitere Einzelheiten zur Veranstaltung<br />
werden rechtzeitig publiziert.
Die Kreisgebietsreform und die Konsequenzen<br />
für den <strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
<strong>Der</strong> Landtag von <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> hatte am 11. November 2005 das Gesetz<br />
zur Kreisgebietsneuregelung beschlossen. Dieses sieht eine Reduzierung und<br />
Zusammenlegung der bisherigen 21 eigenständigen Landkreise auf 11 Landkreise vor.<br />
Die kreisfreien Städte Magdeburg und Halle behalten<br />
ihren Status. Die Stadt Dessau fusioniert<br />
mit der derzeitig zum Landkreis <strong>Anhalt</strong> Zerbst<br />
gehörigen Stadt Roßlau zur kreisfreien Stadt<br />
Dessau–Roßlau. Mit der Festlegung der neuen<br />
Landkreise: Altmarkreis Salzwedel, der Landkreise<br />
Stendal, Börde, Jerichower Land, Harz, Salzland,<br />
<strong>Anhalt</strong>- Bitterfeld, Wittenberg, Mansfeld-Südharz,<br />
Saalekreis und Burgenland wurden auch teilweise<br />
neue Kreissitze festgelegt. Zum 1. Juli <strong>2007</strong> gelten<br />
dann die Neuregelungen zur Kreisgebietsreform.<br />
<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> hatte sich bereits<br />
frühzeitig mit der Neustrukturierung der<br />
Landkreise und deren Zuschnitten befasst und<br />
Überlegungen angestellt, wie die bisherigen territorialen<br />
Zuständigkeiten der <strong>PARITÄTISCHE</strong>N Regionalstellen<br />
an die neuen Landkreise angepasst<br />
werden können. Um eine Ausgewogenheit bei der<br />
Betreuung unserer Mitglieder zu erreichen, wurde<br />
der Landkreis Jerichower Land der Regionalstelle<br />
Altmark zugeordnet. Weitere Neuzuordnungen<br />
von Landkreisen zu Regionalstellen sind der beiliegenden<br />
Karte zu entnehmen.<br />
Mit der Neuordnung der Landkreise geht auch<br />
die Neuordnung der verschiedenen Gremien z.B.<br />
Jugendhilfeausschüsse und deren Unterausschüsse,<br />
Sozialausschüsse, Beiräte von ARGEN und<br />
Kreisarbeitsgemeinschaften der LIGA einher. Die<br />
Mitgliedsorganisationen vor Ort wurden unmittelbar<br />
über die Neuzuschnitte der Regionalstellen<br />
informiert und in die Diskussion um Neubesetzung<br />
von Gremienvertretungen einbezogen.<br />
Diese Prozesse wurden durch die Regionalleiter<br />
unter Einbeziehung der Kreisgruppenbeiräte sichergestellt.<br />
Die Übergabeprozesse zwischen den<br />
Regionalleitern, bei denen sich die Zuschnitte der<br />
Regionalstellen verändern, wurden planmäßig abgeschlossen.<br />
Dazu gehörten auch Gespräche mit<br />
Landräten, Jugendamtsleitern und anderen Verwaltungen.<br />
Nach den Kommunalwahlen im April<br />
und Neubesetzung von Ämtern haben die Regionalleiter<br />
begonnen, sich bei den neuen Landräten<br />
und Verwaltungsleitern vorzustellen.<br />
Im Zuge der Kreisgebietsreform war und ist das<br />
Augenmerk der <strong>PARITÄTISCHE</strong>N Vertreter vor Ort<br />
auch darauf gerichtet, dass die laufenden Planungsprozesse<br />
z.B. Sozial- und Jugendhilfepla-<br />
nung beibehalten bzw. angepasst werden. Weitere<br />
Themen sind die Auswirkungen auf Träger der<br />
Grundsicherung nach SGB II (ARGEN und Optionskommunen),<br />
bei denen die Landkreise fusioniert<br />
haben und mögliche Bestrebungen hinsichtlich<br />
der Aufhebung der Zweigliederigkeit von Jugendämtern.<br />
Die neuen Zuschnitte der Landkreise<br />
können u.U. dazu führen, dass sich „Verteilungskämpfe“<br />
bei einer Neuordnung der Trägerlandschaft<br />
ergeben und eine mögliche „Ausdünnung“<br />
seitens der örtlichen Träger angestrebt wird. Hier<br />
werden die Regionalleiter die Entwicklungen<br />
wachsam beobachten und Einfl uss nehmen.<br />
Weiterhin wurden seitens des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N Kriterien<br />
und Forderungen erarbeitet, die in die Umsetzungsprozesse<br />
vor Ort eingebracht werden.<br />
Dazu gehören u.a.:<br />
• die Sicherung verlässlicher, intakter, lebensweltorientierter<br />
Versorgungsstrukturen unter<br />
Berücksichtigung demographischer Entwicklungen<br />
• gleichwertige Lebensbedingungen in allen Regionen<br />
• die Sicherung der Chancengleichheit<br />
Wir werden Sie über Umsetzung der Kreisgebietsreform<br />
auf dem Laufenden halten.<br />
»Blitzlichter« - Gedanken von Regionalleitern:<br />
Dr. Helmut Ohme: „Ich erlebe die Gebietsreform<br />
als Generalprobe für bereits überfällige weitere kommunale<br />
und förderative Strukturreformen. Die Gebietsreform<br />
sorgt für frischen Wind“<br />
Dr. Sabine Dutschko ( zum neuen Bördekreis): „Ich<br />
erlebe die Kreisgebietsreform auch als einen Machtkampf<br />
unter den Politkern, im Sinne der Machtausübung-<br />
nicht zum Wohle der Menschen. Die Wohlfahrtsverbände<br />
rüsten sich für den Machtkampf und<br />
schließen sich zusammen.“<br />
Petra Nickel „ Aus meiner Sicht ergeben sich positive<br />
Perspektiven für eine zukünftige Vernetzung von<br />
sozialen Dienstleistern unter dem Dach des PARITÄ-<br />
TISCHEN im neuen Landkreis <strong>Anhalt</strong>-Bitterfeld“<br />
Verbandsleben<br />
<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 33
Verbandsleben<br />
34 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />
Zuschnitt der Regionalstellen vor der<br />
Kreisgebietsreform <strong>2007</strong>
Veränderung des Zuschnitts der Regionalstellen<br />
nach der Kreisgebietsreform <strong>2007</strong><br />
Sitz der Geschäftsstellen<br />
<strong>2007</strong><br />
Stendal<br />
Magdeburg<br />
Aschersleben<br />
Dessau<br />
Halle<br />
Verbandsleben<br />
<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 35
Verbandsleben<br />
Regionalstelle<br />
Altmark<br />
Osterburger Straße 4<br />
39576 Stendal<br />
fon 03931 / 68 94 21<br />
fax 03931 / 68 47 91<br />
bzuercher<br />
@mdlv.paritaet.org<br />
Bernd Zürcher<br />
Regionalleiter Altmark<br />
36 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />
»Was behindert uns?«<br />
Stendaler initiieren landesweiten Kunst- und<br />
Kulturwettbewerb<br />
Mit „re-Flect“ hat die Regionalstelle Altmark des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> einen<br />
landesweiten Kunst- und Kulturwettbewerb initiiert. Im Europäischen Jahr der Chancengleichheit<br />
stellt er die künstlerische Auseinandersetzung mit der Frage „Was behindert<br />
uns?“ in den Mittelpunkt. Das Projekt, das von einer Preisträgerveranstaltung im Theater<br />
der Altmark gekrönt wird, ist aber weit mehr als das Wetteifern um Preise.<br />
15 Altmärker, die aufgrund gesundheitlicher<br />
Beeinträchtigungen lange ohne Arbeit waren,<br />
haben dank „re-Flect“ wieder eine sinnvolle Tätigkeit<br />
gefunden. Sie sind in den Mitgliedsorganisationen<br />
des Wohlfahrtsverbandes oder bei anderen<br />
sozialen Trägern tätig. Vier von ihnen richten<br />
seit Anfang April das Koordinationsbüro in der<br />
Stadtseeallee 24 in Stendal ein. Angelika Grunow,<br />
Sandra Berg, Marion Freystedt und Uwe Brühahn<br />
werden von dort aus in den kommenden Monaten<br />
den Wettbewerb organisieren. Worum geht<br />
es? Um die künstlerische Auseinandersetzung<br />
mit den Lebensbedingungen, Bedürfnissen und<br />
Hemmnissen von Menschen mit Behinderungen,<br />
um Refl ektion (re-fl ect) der eigenen Situation und<br />
der persönlichen Einstellung zum Thema. Was<br />
behindert Menschen? Was ist Behinderung? Wie<br />
nehmen wir Behinderung wahr? Wie gehen wir<br />
mit unserer Behinderung um? Werden wir behindert?<br />
Was tun wir für Chancengleichheit? Das sind<br />
einige Fragen, die als Denkanstöße im Konzept<br />
stehen.<br />
<strong>Der</strong> künstlerischen Ausdrucksform sind keine<br />
Grenzen gesetzt: Ob Filme auf Video oder DVD,<br />
Fotos, Bühnenstücke, Malerei, Texte – was für die<br />
Jury letztlich zählt, sind die Aussage, das soziale<br />
Engagement, der Blickwinkel des Machers und<br />
die Idee. Bewerben können sich sowohl Gruppen<br />
(Vereine, Institutionen, Einrichtungen) als auch<br />
Einzelpersonen aus <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>, Menschen<br />
ohne Behinderung und solche, die trotz eines Handicaps<br />
künstlerisch kreativ sind. Einsendeschluss<br />
ist der 30. September <strong>2007</strong>. Uwe Brühahn (Foto<br />
oben rechts) hat im Organisationsbüro den Hut<br />
auf. Auch wenn es dem 52-Jährigen nicht anzumerken<br />
ist, so kämpft auch er mit starken gesundheitlichen<br />
Problemen. „Es gibt mir ein anderes<br />
Wertgefühl, trotz dieser Vorbelastung akzeptiert<br />
zu werden“, sagt er über seine Mitwirkung am<br />
Projekt. Gefördert wird es von der Arbeitsgemeinschaft<br />
des Landkreises und der Agentur für Arbeit<br />
(Arge) Stendal. „Die Idee des Kunstwettbewerbes<br />
um Chancengleichheit fi el zeitlich zusammen mit<br />
der Suche der Arge nach einer Maßnahme für Rehabilitanden“,<br />
erklärt Regionalstellenleiter Bernd<br />
Zürcher zur Entstehungsgeschichte von „re-Flect“.<br />
Gemeinsam entwickelt wurde das inhaltliche<br />
Konzept von der Regionalstelle Altmark des PARI-<br />
TÄTISCHEN <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>, dem Stendaler Fernsehen<br />
- Off ener Kanal e.V., dem Verein Kunstplatte<br />
und dem Theater der Altmark, die den Wettbewerb<br />
gemeinsam ausschreiben. Das Logo – zwei<br />
stark gerasterte Gesichter im Profi l, die sich in die<br />
Augen schauen – und der Name „re-Flect“ (Abb.<br />
oben links) stammen von Michael Krüger vom Offenen<br />
Kanal.<br />
Auch wenn die Preisverleihung Ende Oktober/<br />
Anfang November im Theater der Altmark einen<br />
öff entlichen Schlusspunkt setzt, geht im Koordinationsbüro<br />
noch lange nicht das Licht aus. Bis<br />
März 2008 werden Erfahrungen dokumentiert<br />
und Pläne für die nächste Aktion geschmiedet.<br />
Denn Bernd Zürcher hoff t, auch über das zeitlich<br />
begrenzte Projekt hinaus in den kommenden Jahren<br />
zur künstlerischen Refl ektion aufrufen zu können.
Das Beratungsteam der <strong>PARITÄTISCHE</strong>N Regionalstelle Altmark: Doreen Remmert, Valentina Stach, Susanne Mix und Margit Baumotte (v.l.n.r.)<br />
»Viele Menschen wissen nicht, welche Leistungen sie in Anspruch nehmen könnten«<br />
Soziale Wohnumfeldbetreuung<br />
und ALG-II-Beratung<br />
Seit Oktober 2006 gibt es in Stendal die „Soziale Wohnumfeldbetreuung“ des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>, Regionalstelle Altmark. Vier Frauen – eine in Festanstellung, drei von der<br />
Agentur für Arbeit gefördert – kümmern sich hauptsächlich im Wohngebiet Stendal-Stadtsee<br />
um Menschen, die aus Unwissenheit und Hilfl osigkeit durchs soziale Netz gefallen sind.<br />
„Wir bekommen Sachen mit, die man sonst nur<br />
aus dem Fernsehen kennt“, schildert Mitarbeiterin<br />
Doreen Remmert. Das Bild einer Familie, die<br />
kurz vor der Zwangsräumung stand, hat sich bei<br />
ihr eingebrannt: Kinder ohne Spielzeug, die auf<br />
Matratzen schlafen, in der Küche nur trockenes<br />
Brot...<br />
„Viele Menschen ziehen sich aus Angst zurück,<br />
ihnen fehlt der Überblick, welche Leistungen sie<br />
in Anspruch nehmen könnten“, so die Erfahrung<br />
der Sozialarbeiterin. Sie und ihre Kolleginnen haben<br />
den Überblick. Sie arbeiten eng mit sozialen<br />
Einrichtungen, Beratungsstellen, Wohnungsbaugesellschaften<br />
und der Agentur für Arbeit<br />
zusammen und bekommen auch schon mal von<br />
Hausmeistern einen Tipp, wo die Not am größten<br />
ist. Dann besuchen sie Familien oder Alleinstehende<br />
zu Hause und bieten ihre Hilfe an. Sie gehen<br />
zum Beispiel mit zu Behörden, geben Hilfe<br />
bei der Antragstellung, vermitteln Kontakte zur<br />
Kleiderkammer, zur Suppenküche oder zur Stendaler<br />
Tafel. Mit Valentina Stach gehört eine Frau<br />
zur Besetzung, die fl ießend Deutsch und Russisch<br />
spricht. Sie kann den Aussiedlern, die vor allem im<br />
Stadtsee-Gebiet wohnen, am besten helfen. Einmal<br />
wöchentlich bietet sie sogar einen Kommunikationskurs<br />
an, in dem es vor allem darum geht,<br />
sich im Behördendschungel und seiner speziellen<br />
Sprache zurecht zu fi nden. Ziel ist letztlich immer<br />
die Hilfe zur Selbsthilfe.<br />
Gundula Lampert hat den besten Draht zu Senioren.<br />
Ein- bis zweimal wöchentlich besucht sie<br />
ältere Menschen, hilft ihnen beim einkaufen oder<br />
hört ihnen einfach zu. Dabei arbeitet sie eng mit<br />
der Bürgerinitiative Stendal zusammen, die sich<br />
ehrenamtlich um Senioren kümmert.<br />
„Unser Angebot wird erstaunlich gut angenommen,<br />
wenn man das Vertrauen der Leute erst einmal<br />
hat“, sagt Doreen Remmert. In etwa 70 Fällen<br />
konnten die Mitarbeiterinnen der „Sozialen Wohnumfeldbetreuung“<br />
bislang helfen. Ihr Büro in der<br />
Gustav-Nachtigal-Straße 5 in Stendal befi ndet<br />
sich Wand an Wand mit der ALG-II-Beratungsstelle.<br />
Dort nehmen sich Margit Baumotte und Susanne<br />
Mix der Probleme rund um die Beantragung<br />
von Arbeitslosengeld II an. Dabei sehen sie nicht<br />
nur den Hartz-IV-Antragsteller, sondern den Menschen<br />
mit all seinen Sorgen. Die Frauen, die selbst<br />
zuvor ALG-II-Bezieher waren, können sich nur zu<br />
gut in die Rat Suchenden hineinversetzen und<br />
nehmen sich Zeit. Und wenn sie selbst nicht weiterhelfen<br />
können, ist der Weg zu den Büronachbarn<br />
zum Glück nicht weit. Seit der <strong>PARITÄTISCHE</strong><br />
Mitte 2004 die ALG-II-Beratung einrichtete, wird<br />
sie stark nachgefragt. In der östlichen Altmark gibt<br />
es Anlaufstellen in Havelberg, Osterburg, Tangerhütte<br />
und Stendal, die monatlich insgesamt von<br />
900 bis 1200 Menschen aufgesucht werden. Im<br />
Altmarkkreis Salzwedel wurde die Einrichtung solcher<br />
Angebote abgelehnt.<br />
Verbandsleben<br />
<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 37
Verbandsleben<br />
Regionalstelle<br />
Magdeburg<br />
Albert-Vater-Straße 88<br />
39108 Magdeburg<br />
fon 0391 / 7 90 55 15<br />
fax 0391 / 7 90 55 55<br />
sdutschko<br />
@mdlv.paritaet.org<br />
Dr. Sabine Dutschko<br />
Regionalleiterin<br />
Magdeburg<br />
38 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />
Das <strong>PARITÄTISCHE</strong> Bürgerhaus in Magdeburg<br />
Als Träger des Bürgerhauses leistet die <strong>PARITÄTISCHE</strong> Regionalstelle selbst einen wichtigen<br />
Beitrag zur Realisierung der Forderung der EU nach Chancengleichheit für alle.<br />
Das Alten- und Service-Zentrum, die Migrationserstberatung<br />
sowie der Kinder- und Jugendfreizeitbereich<br />
bilden die Grundpfeiler des Bürgerhauses<br />
und haben sich inzwischen zu einem<br />
vernetzten Angebot herausgebildet.<br />
Das Alten- und Service-Zentrum wird hauptsächlich<br />
von Seniorinnen und Senioren besucht.<br />
Neben fachlicher Information und Beratung zu altersspezifi<br />
schen Themen, gibt es ein breitgefächertes<br />
Angebot an Kursen und Veranstaltungen.<br />
Neben dem Bedürfnis, sich im Alter geistig und<br />
körperlich fi t zu halten, ist der soziale Austausch<br />
sehr wichtig und für viele die einzige Möglichkeit<br />
der Einsamkeit zu entfl iehen. Die unterschiedlichsten<br />
Probleme wie der Verlust des Partners,<br />
der Wegzug der Kinder, Krankheiten oder fi nanzielle<br />
Sorgen werden immer wieder thematisiert.<br />
Daher ist es sehr wichtig, dass Sozialpädagogen<br />
die Gruppen intensiv begleiten.<br />
Ein neues soziales Projekt ist der Hausbesuchsdienst.<br />
Freiwillige, die eine neue Aufgabe für sich<br />
suchen, können sich hier ehrenamtlich engagieren.<br />
Im Rahmen des Hausbesuchsdienstes werden<br />
Senioren in der Region Nord, die aufgrund körperlicher<br />
Beeinträchtigungen die Veranstaltungen im<br />
Bürgerhaus nicht mehr nutzen können, in ihrer<br />
Häuslichkeit besucht. Gern wird dieses kostenfreie<br />
Angebot in Anspruch genommen.<br />
Die Migrationserstberatungsstelle wird von zahlreichen<br />
Zuwanderern aus den verschiedensten<br />
Ländern aufgesucht. Hier werden sie individuell<br />
und bedarfsorientiert beraten und betreut, mit<br />
dem Ziel, die Integration in die neue Heimat zu<br />
unterstützen. Neben der Beratung und Betreuung<br />
werden zusätzliche Sprach- und Kommunikationsangebote<br />
zwischen Zuwanderern und Einheimischen<br />
organisiert und durchgeführt. Viele<br />
Probleme werden gemeinsam gelöst, wie Unstimmigkeiten<br />
im Wohnumfeld, fi nanzielle Schwierigkeiten,<br />
Berufsvorbereitung und –fi ndung, Erziehungs-<br />
und schulische Fragen. Jeder hat hier das<br />
Gefühl anerkannt und akzeptiert zu werden.<br />
<strong>Der</strong> Kinder- und Jugendfreizeitbereich im Bürgerhaus<br />
steht allen off en, die sich nach der Schule<br />
hier treff en, um Hausaufgaben zu machen, zu<br />
spielen, miteinander zu reden. Ob Ärger mit Eltern,<br />
Probleme in der Schule, Fragen zur Pubertät,<br />
zu Drogen – hier kann über alles off en geredet<br />
werden. Doch nicht nur die Kinder haben ihre<br />
Sorgen. Auch Eltern werden in die soziale Arbeit
des Hauses eingebunden. Fragen zur Alltagsbewältigung,<br />
zur Erziehung, zu fi nanziellen Unterstützungsmöglichkeiten,<br />
werden unter fachlicher<br />
Anleitung besprochen. Viele Eltern nutzen auch<br />
die Gelegenheit um am Nachmittag gemeinsam<br />
mit ihren Kindern die Freizeit sinnvoll zu gestalten<br />
und Anregungen für ihre eigene Freizeitgestaltung<br />
zu bekommen.<br />
Grundlage der sozialen Arbeit im Bürgerhaus<br />
sind nicht nur ein Nebeneinander von SeniorInnen,<br />
MigrantInnen, Kindern und Jugendlichen<br />
sondern vielmehr ein Miteinander. Respekt und<br />
Toleranz wachsen durch generations- und kulturübergreifende<br />
Veranstaltungen. Diskriminierung<br />
wird abgebaut und Chancengleichheit gefördert.<br />
Bei vielen gemeinsamen Veranstaltungen werden<br />
die verschiedenen Nutzergruppen zusammengeführt.<br />
Egal welcher Altersgruppe die Besucher<br />
angehören oder aus welchem Land sie<br />
stammen - miteinander wird gesungen, gelesen,<br />
gelacht und gebastelt. Man lernt sich besser kennen<br />
und plötzlich entdeckt man die Omi aus dem<br />
Nachbareingang. Senioren sind längst nicht mehr<br />
erstaunt, wir höfl ich und respektvoll die sonst so<br />
lebhaften und lauten Kinder zu ihnen sind. Öfter<br />
schon haben russisch sprechende Frauen kulinarische<br />
Köstlichkeiten aus ihrer Heimat zur Verkostung<br />
mitgebracht und bereichern mit ihren<br />
Traditionen das Leben im Bürgerhaus. Auch das<br />
Interesse der Jugendlichen, die ihre Freizeit hier<br />
verbringen, dreht sich nicht nur um die eigene<br />
Generation. Auch die Geschichte des Stadtteils, in<br />
dem sie leben oder wie ältere Menschen den Krieg<br />
und die Nachkriegszeit erlebt haben, ist für sie interessant<br />
und wird immer wieder erfragt.<br />
Verbandsleben<br />
Bürgerhaus des<br />
<strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
Johannes-R.-Becher-Straße 57<br />
39128 Magdeburg<br />
Tel. 0391 & 2512933<br />
asznord@gmx.de<br />
<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 <strong>02</strong>/07 39
Verbandsleben<br />
Regionalstelle<br />
Mitte<br />
Dr.-W.Külz-Platz 10<br />
06449 Aschersleben<br />
fon 03473 / 9 29 80<br />
fax 03473 / 92 98 24<br />
hohme@mdlv.paritaet.org<br />
Dr. habil. Helmut Ohme<br />
Regionalleiter Mitte<br />
40 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />
Arbeitsbesuch des Vizekanzlers Franz Müntefering<br />
im Projekt »Alter hat Zukunft« im Mansfelder Land<br />
<strong>Der</strong> demographische Wandel bewirkt vielfältige Veränderungen, die als Bedrohung oder<br />
aber auch als Chance wahrgenommen werden können. Im Projekt »Alter hat Zukunft« im<br />
Mansfelder Land hat man sich dafür entschieden, die unabwendbaren Veränderungen als<br />
eine Chance zu begreifen und unverzüglich zu handeln.<br />
Die zentrale Idee des Projektes ist das Anliegen,<br />
die Lebensbedingungen älterer Menschen in allen<br />
Bereichen zu verbessern und möglichst auf diesem<br />
Wege mittelfristig neue Arbeitsplätze (nach<br />
Möglichkeit speziell für Ältere, aber auch für junge<br />
Menschen) in den Unternehmen und Organisationen<br />
der Region zu schaff en.<br />
»Alter hat Zukunft« ist ein Projekt innerhalb der<br />
bundesweiten Perspektive 50plus – Pakte für Beschäftigung“<br />
und wird über den begrenzten Zeitraum<br />
von 24 Monaten vom Bundesministerium<br />
für Arbeit und Soziales fi nanziert. Die Förderung<br />
dieses auf Nachhaltigkeit in der Beschäftigung orientierte<br />
Projekt läuft im September <strong>2007</strong> aus. Träger<br />
des Projektes ist die ARGE Mansfelder Land.<br />
Die Grundidee besteht darin, durch die Schaff ung<br />
einer regional eingeführten und akzeptieren Telefonauskunft,<br />
die – speziell für Ältere – Auskünfte<br />
zu Fragen des täglichen Lebens kompetent geben<br />
kann und darüber hinaus in der Lage ist, regionale<br />
Leistungen bei Bedarf zu vermitteln. Für die<br />
ältere Generation ermöglicht dieses Projekt einen<br />
besseren Zugang zu den benötigten Produkten<br />
und Leistungen für die Gestaltung des Lebens im<br />
höheren Alter. Im besonderen Maße vermittelt<br />
dieses Service-Center auch die typischen sozialen<br />
Angebote der gemeinnützigen Sozialverbände in<br />
der Region. Ein wichtiger Programmbaustein ist<br />
hierbei die Dienstleistungs- und Ehrenamtsbörse,<br />
die bei den alltäglichen Belangen der älteren<br />
Menschen der Region (Betreuung/Pfl ege, handwerklicher<br />
Service, Unterstützungen im Bereich<br />
der Hauswirtschaft) bestrebt ist, gemeinsam mit<br />
anderen Sozialeinrichtungen der Region das Ehrenamt<br />
zu stärken, Menschen zueinander zu führen<br />
und einzubeziehen.<br />
Die Mitarbeiter der Regionalstelle Mitte, Dr. Helmut<br />
Ohme und Renate Enkelmann, bringen in<br />
diesem Projekt die besondere Kompetenz des PA-<br />
RITÄTISCHEN und der kollegialen Sozialverbände<br />
durch Coaching-Leistungen im Bereich der Ehrenamts-<br />
und Dienstleistungsbörse ein. Als besonders<br />
innovativ und leistungsbereit erwiesen sich<br />
bei der Projektarbeit die Verbände Innova Sozialwerk<br />
e.V. Lutherstadt Eisleben, der Förderverein<br />
für Soziokultur und Beschäftigung e.V., Kreisbehindertenverband<br />
Eisleben e.V. sowie das Trägerwerk<br />
Soziale Dienste e.V. mit seiner Einrichtung<br />
zur Betreuung von Menschen mit Behinderungen<br />
in Wippra, Landkreis Mansfelder Land, um nur einige<br />
zu benennen.<br />
Am 17.04.<strong>2007</strong> besuchte Vizekanzler Franz<br />
Müntefering gemeinsam mit der Bundestagsabgeordneten,<br />
Frau Silvia Schmidt, die Region Mansfelder<br />
Land. Selbstverständlich war dabei auch ein<br />
Besuch im kommunalen Kompetenzzentrum »Alter<br />
hat Zukunft« in Hettstedt eingeplant, bei dem<br />
über Ziel und Ergebnisse des Projektes gefachsimpelt<br />
wurde.
Arbeitsbesuch vom Vorsitzenden des Gesamtverbandes<br />
bei der Lebenshilfe Mansfelder Land e.V.<br />
Dr. Eberhard Jüttner löste sein Versprechen ein, das er Herrn Dr. Heide im Dezember 2006<br />
anlässlich der Verleihung der Goldenen Ehrennadel des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
gegeben hatte. Er nahm sich wie versprochen am 4. Mai <strong>2007</strong> einen ganzen Tag Zeit, um die<br />
aktuelle Situation in den Werkstätten und in den Einrichtungen der Lebenshilfe Mansfelder<br />
Land und die Wünsche und Meinungen der Mitarbeiter der Lebenshilfe kennen zu lernen.<br />
Es war eine sehr emotionale Veranstaltung mit<br />
den Betreuern und den betreuten geistig behinderten<br />
Mitarbeitern der Werkstätten, die mit großer<br />
Begeisterung Herrn Dr. Jüttner empfangen haben.<br />
Nicht nur Dr. Jüttner, auch die Vertreter des Sozialbereiches<br />
des künftigen Landkreises waren beeindruckt<br />
von der Off enheit, von der Fachlichkeit<br />
und vom Stolz der behinderten Mitarbeiter der Lebenshilfe,<br />
die sie in vielfältiger Art und Weise zum<br />
Ausdruck brachten. Konkret wurde es dann auch<br />
in dem anschließenden Gespräch zwischen dem<br />
Vorstand und der Geschäftsführung der Lebenshilfe,<br />
den Vertretern der Sozialverwaltung und<br />
der Behindertenbeauftragten des Landkreises<br />
Mansfelder Land. Wie nicht anders zu erwarten,<br />
trugen Herr Dr. Heide, Geschäftsführer der Le-<br />
benshilfe, gemeinsam mit Herrn Winfried Klaus,<br />
Vorsitzender der Lebenshilfe, erste Ideen eines<br />
neuen Konzeptes zur Erweiterung von Lagerkapazitäten<br />
und Errichtung von Außenwohnbereichen<br />
vor und baten um Unterstützung durch den PARI-<br />
TÄTISCHEN bei der Vorbereitung der Finanzierung<br />
dieses zukunftsorientierten Projektes.<br />
Eine frohe Botschaft für die engagierten Mitarbeiter<br />
der Menü-Express GmbH, Küche Meisdorf,<br />
war auch die Einschätzung des Geschäftsführers<br />
Herrn Dr. Heide, dass sich die Mitarbeiter der Lebenshilfe<br />
Mansfelder Land beim Menü-Express,<br />
dem Essenversorger im <strong>PARITÄTISCHE</strong>N, gut aufgehoben<br />
fühlen. So erwähnte Dr. Heide auch die<br />
vielseitige Unterstützung bei der Durchführung<br />
von Veranstaltungen durch den Küchendienstleister.<br />
Hervorragende Leistungen im Ehrenamt<br />
Im Landkreis Halberstadt gründete sich im Jahr<br />
1997 eine Selbsthilfegruppe für Menschen, die unter<br />
den Auswirkungen der Rheumaerkrankungen<br />
leiden. Es ist ein großer Glücksumstand, dass von<br />
Anfang an Frau Karin Noack, ebenfalls betroff en<br />
von dieser heimtückischen Krankheit, die Zügel<br />
in die Hand nahm und die Selbsthilfegruppe der<br />
Rheuma-LIGA in Halberstadt zu einer Institution<br />
entwickelte, die nicht nur zur Kenntnis genommen<br />
wird, sondern die andere Menschen dafür<br />
sensibilisiert, für den Nachbarn einzutreten.<br />
Die Aktivitäten der Selbsthilfegruppe sind eingebunden<br />
in die Arbeit der Deutschen Rheuma-LIGA,<br />
der Hilfs- und Selbsthilfegemeinschaft<br />
rheumakranker Menschen und in die Arbeit der<br />
Selbsthilfekontaktstelle des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N unter<br />
Leitung von Frau Christine Gruber.<br />
Frau Karin Noack, Leiterin der Selbsthilfegruppe,<br />
schaut nicht auf die Zeit bei der Vorbereitung<br />
der Gruppentreff en, von Arztvorträgen und Gesprächsrunden<br />
mit professionellen Dienstleistern<br />
aus dem Gesundheits- und Sozialwesen.<br />
Es war also schon regelrecht „überfällig“,<br />
dass Frau Karin Noack mit der Silbernen<br />
Ehrennadel des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
für hervorragende, uneigennützige ehrenamtliche<br />
Tätigkeit ausgezeichnet wird. Die Ehrung,<br />
vorgenommen vom Leiter der Regionalstelle Mitte,<br />
Herrn Dr. habil. Helmut Ohme, wurde unter<br />
großem Beifall von ca. 50 Mitgliedern der Selbsthilfegruppe<br />
durchgeführt. Mit anerkennenden<br />
Worten der Würdigung schlossen sich der Oberbürgermeister<br />
der Stadt Halberstadt, Herr Andreas<br />
Henke, sowie der Landesgeschäftsführer der<br />
Rheuma-LIGA, Herr Matthes, den Gratulanten an.<br />
Verbandsleben<br />
<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 41
Verbandsleben<br />
Regionalstelle Ost<br />
Querweg 24<br />
06844 Dessau<br />
fon 0340 / 8 70 14 84<br />
fax 0340 / 8 70 14 85<br />
pnickel@mdlv.paritaet.org<br />
Petra Nickel<br />
Regionalleiterin Ost<br />
Foto links:<br />
Wieland Böhme (Mi.) wurde<br />
mit der Goldenen Ehrennadel<br />
ausgezeichnet<br />
Foto rechts:<br />
<strong>Der</strong> <strong>Der</strong>zenatsleiter für Bildung,<br />
Jugend und Soziales der Stadt<br />
Dessau (re.), Herr Wolfram,<br />
gratuliert den Ausgezeichneten<br />
42 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />
<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> sagt „Danke“ – Würdigung des Ehrenamtes<br />
Über 60 Personen mit der<br />
»Ehrennadel des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N« geehrt<br />
Im März hat die <strong>PARITÄTISCHE</strong> Regionalstelle Ost zu einer Auszeichnungsveranstaltung in den<br />
Dessauer Ratssaal geladen. Über 60 Personen aus den Regionen Dessau, Wittenberg,<br />
Zerbst und Bitterfeld wurden für ihr hohes ehrenamtliches Engagement in Vereinen und<br />
Selbsthilfegruppen geehrt.<br />
In Vorbereitung dieser Veranstaltung hatten die<br />
Kreisgruppenvorsitzenden, Kreisgruppenbeiräte<br />
und die Regionalstelle alle Hände voll zu tun.<br />
Mehr als 160 Gäste der Regionen nahmen an der<br />
Auszeichnungsveranstaltung des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />
teil und unter dem Motto »Wir sagen Danke« würdigten<br />
wir die Arbeit von Vereinsvorsitzenden,<br />
Mitarbeitern in Vereinen, Beiräten und Mitglieder<br />
von Selbsthilfegruppen.<br />
Für seine langjährige und besonders erfolgreiche<br />
ehrenamtliche Arbeit erhielt der Dessauer<br />
Wieland Böhme die Goldene Ehrennadel des<br />
<strong>PARITÄTISCHE</strong>N. Diese Ehrung wird nur wenigen<br />
Menschen im Lande zuteil, sagte Jutta Pietsch,<br />
stellvertretende Landesvorsitzende und erinnerte<br />
an die Erfolgsgeschichte, die der Vorsitzende der<br />
Volkssolidarität 92 Dessau/Roßlau e.V. schrieb.<br />
Freude und sichtliche Gerührtheit verspürte<br />
man auch bei den Personen, die mit der Ehrennadel<br />
des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N in Silber geehrt wurden.<br />
Viele Akteure umrahmten die Veranstaltung mit<br />
Gesangs- und Tanzvorträgen und das es diesen<br />
Spaß gemacht hat, war für uns alle zu spüren. Mit<br />
stürmischem Beifall wurde diesen gedankt.
Gedanken einer Regionalleiterin<br />
Voller Stolz erlebte und spürte ich die Wärme<br />
einer Gemeinschaft, die sich einer Aufgabe verschrieben<br />
haben, uneigennützig ehrenamtlich tätig<br />
zu sein. Einige hatten Tränen in den Augen und<br />
ihre Gerührtheit über die Ehrung gab uns Organisatoren<br />
das Gefühl, dass Richtige getan zu haben.<br />
„Danke“ ist das Zauberwort! Wir dürfen nicht<br />
vergessen, dass ehrenamtliche Arbeit nicht selbstverständlich<br />
ist und keine beliebig verfügbare und<br />
einsetzbare Ressource ist. Wir hauptamtlichen<br />
Mitarbeiter brauchen unsere Ehrenamtlichen für<br />
eine wirkungsvolle Arbeit, für die Gestaltung einer<br />
humanistischen Gesellschaft.<br />
Unsere Ehrenamtler bringen sich auf verschiedene<br />
Weise ein, sie tun Gutes im Interesse unserer<br />
Gesellschaft und man kann ihre Tätigkeit nicht<br />
hoch genug würdigen. Hohe soziale Kompetenz,<br />
Flexibilität und Verantwortungsbewußtsein zeichnen<br />
sie aus, wenn sich diese Menschen Tag für Tag<br />
lang für die gute Sache ins Zeug legen, dabei eine<br />
fröhliche-produktive Atmosphäre entsteht und<br />
noch andere Menschen motiviert werden, etwas<br />
Sinnvolles zu tun. Wenn man den Dank der Hilfesuchenden<br />
und Bedürftigen erlebbar spürt, dann<br />
ist all die Mühe auch eine persönliche Bereicherung,<br />
gebraucht zu werden. Wir möchten auf diese<br />
engagierten Menschen nicht verzichten.<br />
Verbandsleben<br />
Ministerpräsident Wolfgang Böhmer ehrt<br />
Lutz Kircheis mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande<br />
Lutz Kircheis, der Vorsitzende der Bitterfelder<br />
Kreisorganisation des Blinden- und Sehbehinderten<br />
Verbandes, erfuhr im April <strong>2007</strong> eine große<br />
Ehrung.<br />
<strong>Der</strong> Regierungschef würdigte das herausragende<br />
und berufl iche Engagement und lobte den Mut,<br />
Ideenreichtum und Zivilcourage. Seit den 60er<br />
Jahren engagiert sich Lutz Kircheis ehrenamtlich<br />
im Blindenwesen.<br />
Auch der <strong>PARITÄTISCHE</strong> würdigte Lutz Kircheis<br />
für sein außergewöhnliches Wirken mit der Ehrennadel<br />
in Silber. Sein Ziel besteht darin, den Behinderten<br />
eine Lobby zu verschaff en und für eine<br />
bessere Integration zu sorgen.<br />
Herzlichen Glückwunsch, Herr Kircheis!<br />
<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 43
Verbandsleben<br />
Regionalstelle Süd<br />
Merseburger Str. 246<br />
06130 Halle (Saale)<br />
fon 0345 / 520 41 15<br />
fax 0345 / 520 41 19<br />
ppiechot<br />
@mdlv.paritaet.org<br />
Dr. Peter Piechotta<br />
Regionalleiter Süd<br />
44 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />
Veranstaltung gegen Kinderarmut<br />
Bekannte Stars und viele Sternchen<br />
beim Benefi z-Familien-Lunch in Halle<br />
Mehr als 250 Gäste folgten der Einladung des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N zum diesjährigen Benefi z-<br />
Familien-Lunch am 25. Februar <strong>2007</strong> in das MARITIM Hotel Halle, und es sollte ein toller Erfolg<br />
werden. »Kinderperspektiven« war das Motto der Veranstaltung, denn Halle an der Saale ist<br />
entsprechend einer Studie des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N eine der Städte mit der größten Kinderarmut in<br />
Deutschland.<br />
Gemeinsam gegen Kinderarmut: Schauspieler der „Lindenstraße“ und MDR-Moderator Peter Escher<br />
„Es genügt nicht, das Problem der zunehmenden<br />
Perspektivlosigkeit von Kindern aufzuzeigen, sondern<br />
wir wollen ihm aktiv entgegentreten“, so Dr.<br />
Eberhard Jüttner, Vorsitzender des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> e. V. in seinen Eröff nungsworten,<br />
und verband es mit einem herzlichen Dank für die<br />
Bereitschaft aller Gäste, Künstler und Organisatoren,<br />
sich für einen guten Zweck einzusetzen.<br />
Für die sozialen Belange der Stadt Halle hat auch<br />
die zukünftige Oberbürgermeisterin Frau Dagmar<br />
Szabados – so betonte sie es in ihren Begrüßungsworten<br />
– immer ein off enes Ohr. Somit war es für<br />
sie selbstverständlich, die Schirmherrschaft über<br />
das Benefi z-Familien-Lunch zu übernehmen und<br />
mit ihrer Familie am Lunch teilzunehmen.<br />
Einem Pilotprojekt des Deutschen Kinderschutzbundes<br />
Halle-Saalkreis kam der Gesamterlös<br />
der Benefi zveranstaltung zu Gute. Rechtsanwalt<br />
Christian-Michael Deutsch, Vorstandsmitglied im<br />
Kinderschutzbund Halle, begründete diese Entscheidung<br />
und stellte das initiierte Projekt „Gesun-<br />
des Vesper“ vor. Angestrebt wird, daß die Kinder<br />
Freude an der Zubereitung und am gemeinsamen<br />
Verspeisen gesunder Mahlzeiten erfahren und diese<br />
Erfahrungen auch in ihren familiären Lebensbereich<br />
mitnehmen können. Dieses „Gesunde<br />
Vesper“ ist ein kleiner aber wichtiger Schritt auf<br />
dem Weg, Kindern Perspektiven für ihr Leben zu<br />
eröff nen.<br />
Das wunderschöne Buff et aus der Küche des MA-<br />
RITIM Hotel Halle war für die Augen und Gaumen<br />
von Groß und Klein ein Genuß, zogen die einen<br />
das Spanferkel vor, so liebten die anderen die grüne<br />
und rote Götterspeise.<br />
Und auch wer - wie der bekannte mdr-Moderator<br />
Peter Escher - auf seine schlanke Linie achten<br />
wollte und nur den Obstsalat probierte, kam an<br />
diesem Sonntag Mittag zu seinem Genuß, denn<br />
auch im umrahmenden Kulturprogramm war für<br />
jeden Geschmack etwas dabei.
Das Reiner Schock-Trio spielte dem Publikum<br />
Swing, Boogie-Woogie und Jazz vom Feinsten. Die<br />
Gruppe „Spirit“ aus Merseburg brachte Musicals<br />
und Populars zu Gehör. Nicole Sommer, die sich<br />
in der SAT.1 Live-Show „YOU CAN DANCE“ bis ins<br />
Halbfi nale getanzt hatte, war in drei schönen Darbietungen<br />
mit dem Varieté-Ballett Halle zu sehen.<br />
Und auch zwei Stars aus der bekannten ARD-<br />
Fernsehserie „Lindenstraße“ waren an diesem Tag<br />
präsent. Sybille Waury und Gunnar Solka (in der<br />
„Lindenstraße“ Tanja Schildknecht und Peter Lottmann)<br />
legten sich für den guten Zweck voll ins<br />
Zeug. Sie spielten Improvisationstheater mit der<br />
halleschen Impro-Gruppe „Kaltstart“, sie moderierten<br />
die amerikanische Versteigerung (es gab<br />
u. a. einen Tagesbesuch bei den Dreharbeiten der<br />
„Lindenstraße“ zu ersteigern) und übernahmen<br />
gemeinsam mit vielen Glückskindern die Verlosung<br />
der Tombola-Hauptpreise. In jeder freien<br />
Minute gaben sie Interviews, Autogramme an<br />
„Lindenstraße“-Fans und ließen sich geduldig und<br />
immer lächelnd mit vielen, vielen Gästen der Veranstaltung<br />
fotografi eren.<br />
Entsprechend groß war auch die Resonanz in<br />
den Medien auf die Präsenz der Stars. Peter Escher,<br />
der an diesem Tag bravourös durch das Programm<br />
führte, und auch die „Lindenstraße“-Schauspieler<br />
unterstützten die Veranstaltung des PARITÄ-<br />
TISCHEN ehrenamtlich – wir danken für ihr überzeugendes<br />
und liebenswertes Engagement!<br />
Und die kleinen Sternchen? Für die herzlich willkommenen<br />
Kinder unter den Gästen bot der PA-<br />
RITÄTISCHE in Zusammenarbeit mit dem Kinderschutzbund<br />
Halle natürlich ein Extra-Programm<br />
an. Vom Figurentheater „Anna-Sophia“ wurde das<br />
Stück „Rumpelstilzchen“ aufgeführt, die Kinder<br />
ließen sich begeistert mit Hilfe von Schminke in<br />
kleine Wildkatzen und Schmetterlinge verwandeln,<br />
sie bastelten Lumpenbälle, bauten hohe<br />
Lego-Türme, zogen in einer Kinderpolonaise mit<br />
Clown Woody durch den Saal und staunten über<br />
seine tollen Luftballonfi guren. Viele Kinder fanden<br />
auch das Programm im großen Saal interessant<br />
und sammelten sich mit ihren Luftballons vor der<br />
Bühne.<br />
Wurde es den großen oder kleinen Gästen im<br />
ganzen Trubel zu laut und zu bunt, bestand die<br />
Möglichkeit, sich in das Foyer zurückzuziehen.<br />
Hier konnte man sich an Informationsständen von<br />
der Arbeit des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N und seiner Selbsthilfekontaktstelle<br />
Halle-Saalkreis sowie des Kinderschutzbundes<br />
Halle ein Bild machen.<br />
Außerdem luden ein Verkaufstand der Keramikerin<br />
Marlen Schulze und der Stand mit den vielen,<br />
vielen Tombola-Preisen zum verweilen und<br />
schauen ein. Die Organisation der Tombola und<br />
der amerikanischen Versteigerung lag in den Händen<br />
der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft<br />
(DLRG) <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> e. V., einer Mitgliedsorganisation<br />
des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N, der wir an dieser Stelle<br />
ebenfalls sehr herzlich danken.<br />
Aber auch wer an diesem Tag ohne das von der<br />
bekannten Kunstturnerin und Weltmeisterin Erika<br />
Zuchold gefertigte Bild, ohne den Fernsehapparat<br />
und einen anderen Preis nach Hause ging, hatte in<br />
jedem Fall einen leckeres Mahl im Bauch, schöne<br />
Musik im Ohr, ein paar Stunden mit netten Menschen<br />
im Herzen – und sicherlich die Perspektiven<br />
von Kindern in unserer Gesellschaft im Blick.<br />
Verbandsleben<br />
<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 45
Verbandsleben<br />
46 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />
VI. Behördenmarathon der Stadt Halle (Saale)<br />
Am 11. Mai diesen Jahres beteiligte sich zum zweiten Male eine Mannschaft des<br />
<strong>PARITÄTISCHE</strong>N Landesverbandes <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> an der nunmehr 6. Aufl age des<br />
Behördenmarathons der Stadt Halle.<br />
Die Mannschaft der PARITÄTER nahm als Mixed-<br />
Team am Wettbewerb teil. Vier Männer, darunter<br />
der Vorsitzende des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N Bundesverbandes,<br />
Dr. Eberhardt Jüttner, Mitglieder des Vorstandes<br />
des Landesverbandes mit Dr. Michael Reiser<br />
und Ralf Böse sowie der Referent Jugendhilfe<br />
Sven Spier, und zwei Frauen der Mitgliedsorganisation<br />
Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft,<br />
Ute Stürze und Aline Hundt, gingen an den Start.<br />
Dabei galt es den 3516 m langen Rundkurs durch<br />
die Dölauer Heide zweimal zu absolvieren. Vor<br />
allem das letzte Teilstück erwies sich als besondere<br />
Herausforderung, denn nach jeweils anstrengenden<br />
3 Kilometern ging es zum Ziel- und Wechselpunkt<br />
hin mehrere 100 Meter mächtig bergauf.<br />
Doch die Läufer des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N gingen hoch<br />
motiviert ins Rennen. Schließlich ging es um Bestätigung<br />
des guten Vorjahresergebnisses. Besonders<br />
bemerkenswert war in diesem Jahr, dass die<br />
Frauen im Team den Männern kaum etwas nachstanden.<br />
Alle sechs Läufer liefen ihre zwei Runden<br />
um die 35 Minuten und erzielten so eine tolle<br />
Teamleistung.<br />
Am Ende belegten sie unter den insgesamt 65<br />
teilnehmenden Staff eln und 14 Einzelstartern mit<br />
einer Gesamtzeit von 3:38:34 Stunden einen achtbaren<br />
22. Platz.<br />
Trotz einiger Strapazen, die jedem Teilnehmer<br />
beim Zieleinlauf im Gesicht geschrieben standen,<br />
waren alle Mitglieder des Teams sehr glücklich<br />
und bekundeten großes Interesse daran, auch in<br />
Zukunft an Laufveranstaltungen im Land <strong>Sachsen</strong>-<br />
<strong>Anhalt</strong> teilzunehmen. Um eventuell eine zweite<br />
Mannschaft beim nächsten Behördenmarathon<br />
aufstellen zu können, werden noch Mitstreiter aus<br />
den Mitgliedsorganisationen des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />
gesucht. <strong>Der</strong> ASB Regionalverband Halle trat übrigens<br />
ebenfalls mit einer Mixed-Mannschaft an<br />
und belegte mit einer Zeit von 3:43:19 Stunden<br />
einen beachtlichen 28. Platz.
<strong>PARITÄTISCHE</strong>S competence center:<br />
»Dienstleister und Dienstleistung«<br />
<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> Landesverband und seine Mitgliedsorganisationen verfügen über eine Vielfalt<br />
an Aufgabenfeldern und innovativen Angeboten. Betrachtet man die vergangenen 17 Jahre, so sind<br />
sie gekennzeichnet von Veränderungen, Anpassungen und neuen Entwicklungen. <strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong><br />
ist ein Wohlfahrtsverband in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>, der brisante Fachthemen aufgreift und kritisch hinterfragt.<br />
Dabei entstehen neue Impulse für die Fachpraxis.<br />
Diese Erfahrungen und Kompetenzen wollen wir bündeln<br />
und in die Praxis zurückgeben. Mit dem Wort „competence<br />
center“ verknüpfen sich viele Erwartungen von Mitgliedsorganisationen<br />
an den <strong>PARITÄTISCHE</strong>N: Lobbyarbeit leisten,<br />
Erfahrungen bündeln, Wissen vertiefen, Kompetenzen weitergeben,<br />
auf Probleme aufmerksam machen, Lösungen entwicklen<br />
und anbieten.<br />
Das »<strong>PARITÄTISCHE</strong> competence center« (pcc) verfolgt in seiner<br />
Arbeit verschiedene Ziele:<br />
• die Veränderungen in der praktischen Arbeit zu erfassen<br />
• Wandlung von Aufgabenfeldern der sozialen Arbeit, hier zunächst<br />
in der der Kinder- und Jugendhilfe, zu ermitteln<br />
• daraus neue Tätigkeitsfelder zu erschließen<br />
• Qualitätsstandards festzuhalten<br />
• neue Konzepte zu entwickeln.<br />
Diese Ziele wird das <strong>PARITÄTISCHE</strong> competence center in<br />
vier Arbeitsfeldern umsetzen:<br />
1.) Kommunikationsforen - Wissenstransfer<br />
Kommunikationsforen sind Infoveranstaltungen, Zukunftswerkstätten,<br />
Fachtagungen, Hearings und Open-Space Veranstaltungen<br />
zu spezifi schen Themen.<br />
Austausch mit Politik, Landesverwaltung und kommunalen<br />
Ämtern sowie freien Trägern der Kinder- und Jugendhilfe und<br />
anderer Arbeitsfelder.<br />
2.) Qualifi zierung von Fachkräften<br />
Entwicklung von Konzepten für Fortbildungen, die in der<br />
Praxis gefordert werden. Welche Inhalte sind wichtig und wie<br />
bildet sich die praktische Anforderung zum gegenwärtigen<br />
Zeitpunkt und für die weitere Zukunft ab?<br />
3.) Projektbüro<br />
In einem „Projektbüro“ werden Themen gebündelt, Projekte<br />
beschrieben und konzeptioniert. Dies kann für die unterschiedlichen<br />
Geschäftsbereiche des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N Landesverbandes<br />
selbst sowie für Mitgliedsorganisationen erfolgen.<br />
Daraus kann auch ein Service für Projektmanagement entstehen<br />
und begleitend oder federführend angeboten werden.<br />
4.) Beratung<br />
Die Aufgabenbereiche der Konzept-, Träger- und Organisationsberatung<br />
sind in der Praxis der Kinder- und Jugendhilfe<br />
und anderer Bereiche nicht einfach voneinander zu trennen.<br />
Ein Bereich berührt den anderen und bedarf immer wieder<br />
eines sogenannten „äußeren Blicks“. Sind wir mit unserem Ansatz<br />
zeitgemäß? In welchen Bereichen leisten wir gute Arbeit?<br />
Wer muß sich anders aufstellen?<br />
Verbandsleben<br />
Unterstützungen, wie Supervision, Teamentwicklung, Coaching,<br />
Qualitätsentwicklung können durch Anfragen an das<br />
Pcc vermittelt werden. Das Pcc ist kein neuer Aufgabenbereich,<br />
keine zusätzliche Säule und/ oder neuer Geschäftsbereich<br />
innerhalb des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N, sondern eine „Schnittstelle“.<br />
Mit Hilfe dieser Schnittstelle werden bestehende Projekte,<br />
Ideen, Entwicklungen aus den unterschiedlichen Bereichen<br />
miteinander verbunden. Ein Beispiel soll dies verdeutlichen:<br />
In den vergangenen Monaten ist die Thematik „Kindeswohlgefährdung“<br />
in der Kinder- und Jugendhilfe bundesweit<br />
durch die Fälle von Kindestötungen und die gesetzliche Einführung<br />
des § 8a Schutzauftrag zur Kindeswohlgefährdung<br />
ein bestimmendes Thema. Hierzu hat der <strong>PARITÄTISCHE</strong> mit<br />
dem Landesverwaltungsamt, Landesjugendamt <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
eine große Fachtagung aufbereitet (Kommunikationsforum<br />
– Wissenstransfer). Was ist daraus entstanden?<br />
a.) Die Lücke zwischen gesetzlichen Neuerungen und praktischer<br />
Umsetzung wurde und wird geschlossen.<br />
b.) Aus der „Lücke“ wurde und wird ersichtlich, es wird eine<br />
neue Kompetenz gefordert. Das Pcc und das PARITITÄTISCHE<br />
Bildungswerk entwickeln mit dem Landesjugendamt einen<br />
Zertifi katskurs „Kinderschutzfachkraft“ (Qualifi zierung von<br />
Fachkräften)<br />
c.) Das Pcc berät öff entliche und freie Träger der Kinder- und<br />
Jugendhilfe vor Ort bei der weiteren Umsetzung zu § 8a SGB<br />
VIII (Beratung)<br />
d.) Ein Projekt zum Aufbau und zur Entwicklung von „sozialen<br />
Frühwarnsystemen“ wurde durch das Pcc verfasst und ist bei<br />
der Bundesregierung mit Unterstützung von mehreren Landkreisen<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>s eingereicht worden (Projektbüro)<br />
So ist das Pcc in verschiedene Bereiche eingebunden, stimmt<br />
sich immer wieder ab und vermittelt die gewonnenen Erkenntnisse<br />
und Erfahrungen an die Mitgliedsorganisationen.<br />
Letztlich bieten wir damit auch für die gesamte Wohlfahrtspfl<br />
ege in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> ein zusätzliches hilfreiches Dienstleistungsangebot.<br />
Ansprechpartner:<br />
Siegfried Hutsch<br />
Halberstädter Str. 168-172<br />
39112 Magdeburg<br />
fon 0391/6293-540, fax -433<br />
shutsch@mdlv.paritaet.org<br />
<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 47
Verbandsleben<br />
Landesgeschäftsstelle<br />
Halberstädter Str. 168-172<br />
39112 Magdeburg<br />
fon 0391 / 6 29 33 33<br />
fax 0391 / 6 29 35 55<br />
info@mdlv.paritaet.org<br />
Ansprechpartner:<br />
Mirko Günther<br />
Tel. 0391 / 62 93 480,<br />
mguenther@mdlv.paritaet.org<br />
48 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />
Altenhilfe<br />
Zusammenarbeit der Gremien neu konzipiert<br />
Auf der Grundlage eines Vorschlages der Arbeitsgruppe Leistungsfi nanzierung (AGL)<br />
wurde unter den Mitgliedsorganisationen eine intensive Diskussion zur zukünftigen<br />
Zusammenarbeit der bisherigen Gremien Qualitätsgemeinschaft (alte Steuerungsgruppe),<br />
Trägerversammlung (alte AGL) und den Referaten der Landesgeschäftsstelle<br />
geführt. Es wurde festgestellt, dass mit dem Wegfall der Fachbereiche ein wichtiges<br />
Podium für Mitgliedsorganisationen verloren gegangen ist, in dem auch ein Austausch<br />
zwischen unterschiedlichen Interessengruppen des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
möglich war.<br />
Nachfolgend dargestellte Leitgedanken waren<br />
Ausgangspunkte für die Anpassung der Gremienstruktur<br />
im Arbeitsfeld Altenhilfe:<br />
• Die Struktur der Gremien und die Zusammenarbeit<br />
dieser sollte eine größtmögliche Transparenz<br />
von Entscheidungen und Prozessen innerhalb<br />
des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> möglich<br />
machen.<br />
• In die inhaltliche und konzeptionelle Arbeit eine<br />
breitere Basis von Mitgliedsorganisationen einzubeziehen.<br />
• Bei der Bearbeitung von fi nanziellen Problemstellungen<br />
die Kompetenzen unserer Mitgliedsorganisationen<br />
stärker zu berücksichtigen.<br />
• Das koordinierte Agieren der beteiligten Referate<br />
der Landesgeschäftstelle zu verbessern.<br />
• Eine Entlastung der Kreisgruppenarbeit hinsichtlich<br />
fachpolitischer Fragestellungen vorzunehmen.<br />
Um diese Zielstellung zu erreichen, wurde vorgeschlagen,<br />
die bisherige Arbeitsgruppe Leistungsfi<br />
nanzierung (AGL) in eine Steuerungsgruppe<br />
umzuwandeln. Dieser Gruppe kommen zukünftig<br />
koordinierende, bewertende und anregende Aufgaben<br />
zu, da ihr die Facharbeitsgruppen:<br />
• Finanzierung (neu zu gründen)<br />
• Qualitätssicherung/-entwicklung (bisher: Steuerungsgruppe<br />
der Qualitätsgemeinschaft Pfl ege)<br />
• Inhalte und Konzepte (neu zu gründen) zugeordnet<br />
werden.<br />
Die jeweilige Leitung der vier Gruppen übernehmen<br />
die Referenten der Landesgeschäftstelle für<br />
ihren Bereich (siehe Anlage). Um die Integration<br />
der verbandseigenen Einrichtungen (PARITÄ-<br />
TISCHES Sozialwerk Altenhilfe) weiter zu stärken,<br />
werden Vertreter in den Facharbeitsgruppen mitwirken.<br />
Die Arbeit dieser Gremien soll sich auch<br />
in der zukünftigen Struktur der Trägerversammlungen<br />
wieder fi nden. Dabei soll die Tagesordnung<br />
nach den Facharbeitsgruppen sortiert und<br />
inhaltlich gefüllt werden. <strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> erhoff t<br />
sich dadurch, insbesondere den o. g. Zielstellungen<br />
besser Rechnung zu tragen. Gleichzeitig würde<br />
die Möglichkeit bestehen, dass Mitgliedsorganisationen,<br />
die nicht Träger von Einrichtungen<br />
und Diensten sind, an der Trägerversammlung<br />
dann teilnehmen können, wenn es um Themen<br />
der Facharbeitsgruppe Inhalte und Konzepte gehen<br />
würde.<br />
<strong>Der</strong> Vorschlag der Geschäftführung fand die uneingeschränkte<br />
Zustimmung des Vorstandes in<br />
seiner Sitzung am 17. April <strong>2007</strong>.<br />
Da die Problemstellungen und zu bearbeitende<br />
Sachverhalte auch in den Bereichen der Jugendhilfe<br />
und Behindertenhilfe ähnlich gelagert sind,<br />
schlägt der Vorstand vor, auf der Grundlage der<br />
neuen Struktur im Bereich Altenhilfe die Diskussionen<br />
mit den Mitgliedsorganisationen auch in<br />
den beiden anderen Arbeitsfeldern zu führen.
2. <strong>PARITÄTISCHE</strong> Fachtagung<br />
»Herausforderung Demenz«<br />
Rund 120 Teilnehmer aus professioneller Pfl ege und Ehrenamt kamen im März <strong>2007</strong> in<br />
Peseckendorf zusammen, um eine im letzten Jahr erfolgreich begonnene <strong>PARITÄTISCHE</strong><br />
Fachtagungsreihe »Herausforderung Demenz« fortzusetzen.<br />
Rund 120 Teilnehmer aus professioneller Pfl ege<br />
und Ehrenamt kam im März 2008 in Peseckendorf<br />
zusammen, um eine im letzten Jahr erfolgreich<br />
begonnene <strong>PARITÄTISCHE</strong> Fachtagungsreihe »Herausforderung<br />
Demenz« fortzusetzen. Im Mittelpunkt<br />
der Fachtagung, die vom <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> gemeinsam mit Mitgliedsorganisationen<br />
initiiert wurde, stand die Diskussion<br />
um Möglichkeiten und Grenzen der ambulanten<br />
und stationären Versorgungsstrukturen. Individuell<br />
angepasste professionelle Versorgungsangebote<br />
sollen die Lebensqualität der Betroff enen<br />
in jedem Lebensalter sichern und ihnen eine<br />
selbstbestimmte Lebensführung trotz bestehender<br />
kognitiver Einschränkungen ermöglichen,<br />
so das gemeinsame Ziel der Tagungsteilnehmer.<br />
Dr. Eberhard Jüttner verwies daher in seiner Eröff<br />
nung darauf, noch intensiver neue Gestaltungs-<br />
und Betreuungskonzepte zu entwickeln, die auch<br />
für Menschen mit Demenz ein selbstbestimmtes<br />
Leben in Würde garantieren. Das Leben mit Demenz<br />
bzw. mit Menschen mit einer Demenz wird<br />
- gleich wie sich die Bevölkerungsstruktur entwickeln<br />
wird - zu einer Herausforderung in der sozialen<br />
Arbeit werden, deren Tragweite wir vielerorts<br />
noch nicht erfasst haben. Eine erste Herausforderung<br />
ist das frühzeitige Erkennen von dementiellen<br />
Veränderungen und die Enttabuisierung,<br />
wenn eine kognitive Veränderung festgestellt<br />
wird. Noch wird die Demenz in der Familie und<br />
unserer Gesellschaft nicht angenommen, nicht<br />
als mögliche Situation nach einem sinnerfüllten<br />
Leben gesehen. Vor allem die Vernetzung und Kooperation<br />
unterschiedlicher Institutionen ist entscheidend<br />
für die deutliche Verbesserung der Lebensqualität<br />
für Betroff ene und ihre Angehörigen.<br />
Für die Pfl egekräfte und ehrenamtlich Engagierten<br />
stellte Helmut Dorra ein gerontopsychiatrisches<br />
Konzept vor, mit dem es gelingt,<br />
Verhaltensweisen wesenhaft zu erfassen, um therapeutisch-pfl<br />
egerisch angemessen intervenieren<br />
zu können.<br />
Die Individualität des Einzelnen in seiner Einmaligkeit,<br />
mit seinen subjektiven Bedürfnissen und<br />
persönlichen Erfahrungen steht dabei im Mittelpunkt.<br />
Die am Menschen orientierte ganzheitliche<br />
Sicht versucht, Beweggründe für Handlungsweisen<br />
demenziell Erkrankter zu deuten und zu verstehen.<br />
Entsprechend dem integrativen Konzept wird<br />
der Mensch nicht allein als Bedürfniswesen gesehen,<br />
sondern zugleich auch als Beziehungs- und<br />
Verantwortungswesen, dessen Einmaligkeit seine<br />
Sinnorientierung ausmacht. Pfl egekräfte übernehmen<br />
dabei die Verantwortung, den hilfebedürftigen<br />
älteren Menschen Sinnerfahrungen durch<br />
Aufgaben zu ermöglichen.<br />
Mit dieser Hilfe können demenziell erkrankte<br />
Menschen Selbstverantwortung wahrnehmen<br />
und einer möglichen Resignation Betroff ener entgegen<br />
gewirkt werden kann. Voraussetzung für<br />
diesen Zugang ist die gezielte Auseinandersetzung<br />
mit der Lebenswelt und der Biographie des<br />
alten Menschen. »<br />
Verbandsleben<br />
<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 49
Verbandsleben<br />
Für Fragen oder Anmerkungen<br />
zum Thema Demenz steht Ihnen<br />
das Grundsatzreferat<br />
Altenhilfe gerne zur Verfügung:<br />
Dr. Oliver Zobel<br />
Tel. 0391 / 6293 336,<br />
ozobel@mdlv.paritaet.org<br />
50 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />
Die anschließenden Workshops, die zuvor<br />
durch Impulsbeiträge „stationäre Pfl ege“, „ambulante<br />
Pfl ege“ sowie Angehörigenperspektive eingeleitet<br />
wurden, bildeten den arbeitsintensiven<br />
Schwerpunkt der Fachtagung. Angesichts der<br />
Vielschichtigkeit der Herausforderung Demenz<br />
bei gleichzeitig schon bestehenden vielfältigen<br />
Angeboten und Lösungswegen innerhalb des<br />
Verbandes ist hier nur ein übergreifendes Fazit des<br />
Tages möglich:<br />
Nur eine Vernetzung von Hilfs- und Pfl egeangeboten<br />
sowie eine fl ießende Gestaltung von<br />
Übergängen für demenziell erkrankte Menschen<br />
und deren Angehörigen kann den Grundsatz am-<br />
bulant vor stationär nachhaltig qualifi zieren. So<br />
ist die professionelle ambulante Pfl ege und ehrenamtliche<br />
Unterstützung eine zentrale Entlastung<br />
pfl egender Angehöriger und die stationäre<br />
Pfl ege eine wichtige und zuverlässige Alternative,<br />
wenn persönliche Grenzen erreicht wurden. Diese<br />
Vernetzung kann dann auch die Rückkehr eines<br />
demenziell Erkrankten in der letzten Phase seines<br />
Krankheitsverlaufes in den Privathaushalt zu den<br />
Angehörigen ermöglichen und begleiten.<br />
<strong>Der</strong> Tagungsbericht und die Ergebnisse aus den<br />
Workshops sind auf der Homepage des PARITÄ-<br />
TISCHEN im Bereich Altenhilfe eingestellt.<br />
Aus den Landesverbänden<br />
Gespräche mit den Landesverbänden unter dem<br />
Dach des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
Die Landesverbände unter dem <strong>PARITÄTISCHE</strong>N Dach bilden eine besondere Ebene der Mitgliederstruktur,<br />
da sie landesweit tätig sind und überregional ihren sozialpolitischen Einfl uss<br />
deutlich machen können. Daher hatte der Vorstand im Jahr 2006 beschlossen, die Zusammenarbeit<br />
mit den 33 Landesverbänden durch regelmäßige Gespräche der Landesgeschäftsführerin<br />
in Abstimmung mit dem Vorsitzenden zu optimieren.<br />
Schwerpunkt der Gespräche, die sich bedingt<br />
durch die hohe Zahl an Landesverbänden, über<br />
einen Zeitraum von vielen Monaten hingezogen<br />
haben, waren:<br />
• die besondere Situation und Struktur der<br />
einzelnen Landesverbände,<br />
• die sozialen Probleme und die Erwartungen an<br />
den <strong>PARITÄTISCHE</strong>N sowie<br />
• Möglichkeiten der künftigen Unterstützung und<br />
Zusammenarbeit<br />
Alle Gespräche waren von einer vertrauensvollen<br />
und partnerschaftlichen Atmosphäre gekennzeichnet.<br />
Die Ankündigung in den Gesprächen,<br />
künftig mindestens einmal jährlich ein Treff en<br />
aller Landesverbände zu organisieren, zu dem<br />
hochrangige Vertreter aus Politik, Wissenschaft<br />
und Wirtschaft eingeladen werden, fand allgemein<br />
ein sehr positives Echo.<br />
In diesem Sinne wurde die erfolgreiche Veranstaltung<br />
zum Europäischen Jahr der Chancengleichheit<br />
am 1. März <strong>2007</strong> vielseitig gelobt und war bereits<br />
Teil des Erfolgs dieser Gespräche.<br />
Folgende Feststellungen und Anregungen<br />
wurden getroff en:<br />
1. Die Zusammenarbeit mit den Vertreterinnen<br />
und Vertretern des Dachverbandes wurde allgemein<br />
als sehr gut eingeschätzt. Besonders hervorgehoben<br />
wurde die gute Zusammenarbeit mit<br />
den Referentinnen und Referenten zu Fachthemen<br />
sowie die Unterstützung des Referates Fördermittel<br />
und des PJW.<br />
2. Für Tätigkeitsgebiete, in denen es keine eindeutige<br />
Zuordnung zu den Gremien des Dachverbandes<br />
gibt (z.B. Familienpolitik) sei es schwer,<br />
Themen in zu platzieren. Hier wurde vereinbart,<br />
dass zu bestimmten sozialpolitischen Fragen die<br />
Zusammenarbeit gebündelt wird.<br />
3. Insbesondere Mitglieder- und Selbsthilfeverbände<br />
(z.B. Blinden- und Sehbehindertenverband)<br />
bedauern, dass es schwierig sei, sich mit<br />
den spezifi schen Belangen in die Arbeit des PARI-<br />
TÄTISCHEN einzubinden, da alle AK und Trägerversammlungen<br />
vorrangig auf die Bedürfnisse von<br />
Mitgliedern mit professionellen stationären Einrichtungen<br />
ausgerichtet seien und nicht auf die<br />
»
Bedürfnisse von reinen Mitgliederverbänden.<br />
Da dies auf regionaler Ebene passiert,<br />
sind Landesverbände manchmal gar nicht<br />
oder nur mit Untergliederungen an diesen<br />
Meinungsbildungen beteiligt.<br />
4. Einige Landesverbände mit Selbsthilfegliederungen<br />
wollen eine bessere Vernetzung<br />
mit den Selbsthilfekontaktstellen (9 von 12<br />
<strong>PARITÄTISCHE</strong>N Selbsthilfekontaktstellen<br />
sind direkt beim Landesverband). Es wurde<br />
sich darauf verständigt, dass gemeinsame<br />
Aktivitäten zur besseren Unterstützung der<br />
Selbsthilfe gebündelt werden. Eine landesweite<br />
Tagung ist für den Oktober <strong>2007</strong> geplant<br />
und zur Förderung beim LVA beantragt.<br />
Die <strong>PARITÄTISCHE</strong>N Selbsthilfe-Kontaktstellen<br />
sollen durchgängig auf die Angebote<br />
der Landesverbände im Gesundheitsbereich<br />
und deren Selbsthilfegruppen verweisen,<br />
Angebote unterbreiten und Synergieeff ekte<br />
schaff en.<br />
Künftig wird einmal jährlich eine Veranstaltung<br />
zum Thema Selbsthilfe geplant in die<br />
die Landesverbände der Gesundheitsselbsthilfe<br />
einbezogen werden. Dazu wird ein<br />
großes zentrales Thema aufgegriff en, wie<br />
z.B. Pharmasponsoring.<br />
5. Bei vielen Landesverbänden aus dem<br />
Bereich der Gesundheitsselbsthilfe wurde<br />
problematisiert, dass die Mitgliederzahlen<br />
schwinden. Ebenso wurde die Finanzierung<br />
der Vereinsarbeit als problematisch eingeschätzt.<br />
Weitere Verabredungen<br />
6. Es wurde vereinbart, die Lobbyarbeit, vor<br />
allem für die Verbände der Gesundheitsselbsthilfe<br />
zu verstärken, was mit dem jetzigen<br />
Projekt Juli bis Dezember <strong>2007</strong> begonnen<br />
wird.<br />
7. Im Bereich der Fortbildung durch das PA-<br />
RITÄTISCHE Bildungswerk wurden viele Vereinbarungen<br />
getroff en, so z.B. dass von den<br />
Landesverbänden entwickelte Kurse über<br />
das Bildungswerk bzw. in Ausschreibungen<br />
des Bildungswerkes veröff entlicht und vermarktet<br />
und dafür die Markenzeichen der<br />
jeweiligen Landesverbände verwendet<br />
werden können. Weiterhin wurde angeboten,<br />
dass fachkompetente Mitarbeiterinnen<br />
Verbandsleben<br />
Landesverbände unter dem Dach<br />
des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
Advent-Wohlfahrtswerk e. V. • AIDS-Hilfe •<br />
Allgemeiner Behinderten-Verband • Alzheimer<br />
Gesellschaft • Angehörige Psychisch Kranker •<br />
Arbeiter-Samariter-Bund • Blinden- und Sehbehinderten-Verband<br />
• Deutscher Diabetiker-Bund (DDB) •<br />
Deutscher Familienverband • Deutsche Gesellschaft für<br />
Soziale Psychiatrie im Land <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> • Deutscher<br />
Kinderschutzbund • Deutsche Lebens-Rettungsgesellschaft<br />
(DLRG) • Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft • Deutsche<br />
Parkinsonvereinigung • Deutsche RHEUMA-Liga • Deutsche<br />
Vereinigung Morbus Bechterew • FORUM GEHIRN –<br />
Bundesverband für Menschen mit Hirnschädigungen und<br />
deren Angehörige • Interessenverband ehemaliger Teilnehmer<br />
am antifaschistischen Widerstand, Verfolgter des<br />
Naziregimes und Hinterbliebener (IVdN) • Internationale<br />
Jugendgemeinschaftsdienste • Gehörlosengemeinschaft •<br />
Kneipp-Bund • Landesverband der Schullandheime •<br />
Landesverband der Arbeitsförderungsgesellschaften •<br />
Landesvereinigung für Gesundheit • LEBENSHILFE für<br />
Menschen mit geistiger Behinderung • <strong>PARITÄTISCHE</strong>S<br />
Bildungswerk • PRO Familia • Sozialverband der Kriegsund<br />
Wehrdienstopfer, Behinderten und Rentner Deutschlands<br />
• Sozialwerk des Demokratischen Frauenbundes • Trägerwerk<br />
Soziale Dienste in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> • Verband Alleinerziehender<br />
Mütter und Väter • VOLKSSOLIDARITÄT<br />
Partner für soziales Engagement<br />
<strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07 51
Verbandsleben<br />
Ansprechpartner:<br />
Renate Kriegel<br />
Koordinierung<br />
Erlebnispädagogik<br />
<strong>PARITÄTISCHE</strong> INTEGRAL GmbH<br />
Jugendbildungsstätte<br />
Peseckendorf<br />
Tel.: 039408 / 90329<br />
52 <strong>Blickpunkte</strong> <strong>02</strong>/07<br />
und Mitarbeiter der Landesverbände im PARITÄ-<br />
TISCHEN Bildungswerk als Multiplikatoren eingesetzt<br />
werden können.<br />
8. Die intensivere Nutzung der Homepage und die<br />
Verlinkung zu den Landesverbänden sowie die Einstellung<br />
von Informationen der Landesverbände<br />
war ebenso Teil der getroff enen Vereinbarungen.<br />
Im Rundbrief „<strong>Blickpunkte</strong> des <strong>PARITÄTISCHE</strong>N<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>“ präsentieren sich in direkter und<br />
besonderer Weise die Landesverbände.<br />
9. Es wurde eine engere Zusammenarbeit vereinbart,<br />
wie z.B. die Durchführung gemeinsamer<br />
Fachveranstaltungen bzw. logistische Unterstützung<br />
von Veranstaltungen unserer Landesverbände.<br />
Ebenso wurden Kontakte zwischen Landesverbänden<br />
und Tochter-Gesellschaften des<br />
Verbandes zur fachlichen Zusammenarbeit geknüpft,<br />
aus denen mittlerweile eine gute Zusammenarbeit<br />
entstanden ist.<br />
10. Mit allen Landesverbänden wurde eine enge<br />
Abstimmung und zeitnahe Information hinsichtlich<br />
zu erwartender Konsequenzen im Rahmen<br />
der Kreisgebietsreform vereinbart.<br />
Zusammenfassend kann festgestellt werden,<br />
dass die enge Anbindung der Landesverbände an<br />
die Geschäftsführung von allen Landesverbänden<br />
sehr begrüßt wird. Die jetzt stattgefundenen Gespräche<br />
dienten auch dem persönlichen Kennenlernen<br />
und der aktuellen Standortbestimmung.<br />
Künftig sollten solche Gespräche mit den Landesverbänden<br />
nach Bedarf stattfi nden, jedoch im einzelnen<br />
nicht länger als zwei Jahre auseinander liegen<br />
und jährlich eine gemeinsame Veranstaltung<br />
organisiert werden.<br />
Koordinierungsstelle Erlebnispädagogik<br />
<strong>Der</strong> <strong>PARITÄTISCHE</strong> <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> hält seit dem 01.04.2005 die Koordinierungsstelle Erlebnispädagogik<br />
vor. Die Stelle wurde bei Aktion Mensch beantragt und erhielt die Förderung. Seit<br />
01.09.2006 ist Renate Kriegel Ansprechpartnerin in der Jugendbildungsstätte Peseckendorf.<br />
Seit 01.01.<strong>2007</strong> ist die Stelle der <strong>PARITÄTISCHE</strong>N INTEGRAL GmbH zugeordnet.<br />
Erlebnispädagogik ist ein akzeptierter methodischer<br />
Ansatz der Sozialen Arbeit. Merkmale<br />
der Erlebnispädagogik sind: Handlungsorientierung<br />
und Ganzheitlichkeit, Lernen in Situationen<br />
mit Ernstcharakter, Gruppenorientierung, Erlebnischarakter,<br />
Freiwilligkeit und pädagogisches<br />
Arrangement. Diese Merkmale werden u.a. in<br />
den Aktivitäten Outward Bound, City Bound,<br />
verschiedenen Bauprojekten und LandArt ideal<br />
verwirklicht. „Outward Bound“ ist ein englischer<br />
Seemannsausspruch, der früher für ein zum Auslaufen<br />
bereites Schiff verwandt wurde. Heute wird<br />
„Outward Bound“ als Metapher und zugleich als<br />
Name für Programme und auch Einrichtungen<br />
verwendet und auch als Motto für die anderen Aktivitäten<br />
benutzt.<br />
Die Koordinierungsstelle Erlebnispädagogik ist<br />
diesen erlebnispädagogischen Vorbildern verpfl<br />
ichtet und setzt sich für eine möglichst breite<br />
Anwendung dieser Vorbilder in modernen pädagogischen<br />
Prozessen ein.<br />
Die Entwicklung und Umsetzung von Projekten<br />
speziell im Kinder- und Jugendbereich als auch in<br />
Zusammenarbeit mit Trägern der Behindertenhilfe<br />
stellt einen wesentlichen Schwerpunkt der Arbeit<br />
der Koordinierungsstelle Erlebnispädagogik<br />
dar. So sind u.a. gemeinsam mit verschiedenen<br />
Partnern erlebnispädagogische Bauprojekte und<br />
City Bound-Projekte für Kinder- und Jugendliche<br />
geplant. In diese Projekte werden auch Kinder und<br />
Jugendliche mit Behinderungen einbezogen.<br />
Die Beratung über die Einsatzmöglichkeiten<br />
der Methode Erlebnispädagogik wird weiterhin<br />
öff entlichen und freien Trägern der Jugendhilfe,<br />
Schulämtern und der Behindertenhilfe zur Verfügung<br />
stehen. Es werden Bedarfe und Angebote<br />
vermittelt und unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten<br />
aufgezeigt.<br />
Die Koordinierungsstelle Erlebnispädagogik und<br />
die <strong>PARITÄTISCHE</strong> INTEGRAL gGmbH arbeiten an<br />
einer berufsbegleitende Zusatzausbildung Erlebnispädagogik.<br />
Nähere Informationen über diese Zusatzausbildung<br />
können unter<br />
www.s-o-z-i-a-l.de abgerufen werden.