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DER GLASENWEIHER - Jean-Paul-Verein Bayreuth

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AUSGABE 2 � WINTER 2009 / 2010<br />

<strong>DER</strong> <strong>GLASENWEIHER</strong><br />

KURIER URIER<br />

DIE HAUSZEITUNG FÜR UNSER SENIOREN-STIFT<br />

Beziehungen Spezielles Unterhaltung<br />

Das Interview Kartoffelfeuer Kurzgeschichte<br />

Das Kunstprojekt Therapiehund Cora Rätsel


2 Der Glasenweiher KURIER URIER � Ausgabe Winter 2009 / 2010<br />

Auch wenn wir das Kirchenjahr<br />

als einen Zyklus feiern, so<br />

will es uns doch wie eine Spirale<br />

auch vorwärts führen, weiter auf einem<br />

Weg der unser Lebensweg ist.<br />

So wird uns auch der Advent als<br />

Neuanfang nicht wie eine Wiederholung,<br />

sondern wirklich wie ein<br />

neues Erlebnis in unserem Leben<br />

erscheinen.<br />

Bezeugt ist die Begehung der Adventszeit<br />

im fünften Jahrhundert,<br />

auch wenn der Brauch sicher älter<br />

ist. Es war eine in der Regel vierzigtägige<br />

Zeit des Fastens und der<br />

Taufvorbereitung vor dem Epiphaniasfest.<br />

„Machet hoch die Tür, die Tor<br />

macht weit“ so heißt das bekannte<br />

Lied zu Beginn der Adventszeit.<br />

Auch der Adventskalender hat ja<br />

Türen. Es sind die Türen, die immerfort<br />

im Advent vor unseren Augen<br />

stehen. Und dass sich Türen<br />

Seite 2 / Grußwort Herr Ritter<br />

Sehr geehrte Bewohnerin-<br />

öffnen können, das ist daran wichtig.<br />

Dass sie einen Weg frei geben,<br />

dass sie in einen anderen Raum<br />

führen und dass durch sie jemand<br />

ankommen kann, der uns etwas zu<br />

sagen und zu zeigen hat. Der Advent<br />

ist der Anfang dazu.<br />

Ich selbst bin nun seit September<br />

im <strong>Jean</strong>-<strong>Paul</strong>-<strong>Verein</strong> tätig. In dieser<br />

Zeit habe ich viele offene Türen erfahren<br />

und neue Menschen kennengelernt.<br />

Ich bin neugierig auf den<br />

kommenden Weg, auf die kommenden<br />

Jahre. Vielleicht werde ich den<br />

Ein oder Anderen von Ihnen auch<br />

persönlich kennen lernen. Wege<br />

können sehr unterschiedlich sein,<br />

manche sind schmal und wenig begangen,<br />

andere wiederum breit und<br />

ausgetreten.<br />

Ich wünsche Ihnen allen auf Ihren<br />

kommenden Wegen Neugier, Ruhepunkte<br />

und Gottes Geleit.


Die dritte Seite / Grußwort<br />

Heute halten Sie die zweite Ausgabe<br />

unseres „Glasenweiher-<br />

Kuriers“ in Händen. Da die Erstausgabe<br />

bei Ihnen so großen Anklang gefunden<br />

hat und die Rückmeldungen<br />

durchweg positiv waren, hat das Redaktionsteam<br />

beschlossen den<br />

„Glasenweiher-Kurier“, weiterhin in<br />

dieser Form zweimal jährlich herauszugeben.<br />

In dieser Ausgabe möchte ich die<br />

Möglichkeit nutzen, um uns von unserem<br />

Geschäftsführer und zwei<br />

langjährigen Mitarbeiterinnen zu verabschieden.<br />

Herr Hoppe hat im November 1980<br />

seinen Dienst im <strong>Jean</strong>-<strong>Paul</strong>-Stift aufgenommen.<br />

An der Entstehung des<br />

Senioren-Stifts war er maßgeblich<br />

beteiligt und leitete es auch in den<br />

ersten Jahren selbst. Frau Hoppe geht<br />

nach 28 Jahren im Dienst des <strong>Jean</strong>-<br />

<strong>Paul</strong>-<strong>Verein</strong>s und Frau Rüter nach<br />

14 Jahren im Sekretariat des Senioren-Stifts<br />

in den wohlverdienten Ru-<br />

Der Glasenweiher KURIER URIER � Ausgabe Winter 2009 / 2010 3<br />

Liebe Kurier-Leserin,<br />

hestand. Alle drei waren lange Jahre<br />

ein fester Bestandteil des Senioren-<br />

Stifts und ihr Ausscheiden wird eine<br />

Lücke hinterlassen. Wir bedanken<br />

uns sehr<br />

für das<br />

persönlicheEngagement<br />

und die<br />

geleistete<br />

Arbeit<br />

und wünschenihnen<br />

alles<br />

Gute und<br />

Gottes<br />

Segen,<br />

viel Ge-<br />

sundheit, Lebensfreude und noch<br />

viele schöne Jahre, um den Ruhestand<br />

genießen zu können.<br />

Rotraud Haas<br />

Stiftsleitung<br />

Frau Hoppe<br />

Frau Rüter


4 Der Glasenweiher KURIER URIER � Ausgabe Winter 2009 / 2010 Allgemeine Pflege / Das Interview<br />

� Interview mit einem Modellentwickler<br />

Volker Ehrhardt:<br />

Herr Bauer, was genau ist die Kongruente<br />

Beziehungspflege?<br />

Rüdiger Bauer:<br />

Die Kongruente Beziehungspflege nennt man<br />

heute das Kongruenz Modell. Es ist ein Pflegemodell<br />

für die professionelle individualisierte<br />

Beziehungsgestaltung zu Menschen. Die theoretischen<br />

Grundlagen für das Modell finden<br />

sich in neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />

der Neurobiologie, Biologie und der Sozialwissenschaft.<br />

Das Menschenbild ist biopsycho-sozial<br />

angelegt. Im Kongruenzmodell<br />

kann man den Menschen nicht mehr in Biologie,<br />

Psyche und Soziales auftrennen. Er wird<br />

dort als Einheit begriffen, in der es z. B. ohne<br />

Biologie keine Psyche gibt. Der Körper macht<br />

aus jedem sozialen Vorgang zunächst einen biologischen<br />

und daraus entsteht dann die Psyche.<br />

Volker Ehrhardt:<br />

Worin liegt der Unterschied zu anderen Pflegemodellen?<br />

Rüdiger Bauer:<br />

Das Kongruenz Modell begreift den Menschen<br />

als historisches Wesen. D.h. jeder Mensch entwickelt<br />

sich in seiner Geschichte in der Auseinandersetzung<br />

mit der Umwelt neurobiologisch.<br />

Das bedeutet, dass die Umwelt den Menschen<br />

neuronal, wenn man es noch genauer sagen<br />

will, über die Veränderung von Genfunktion,<br />

formt. So wie der Mensch dann neuronal in<br />

seinem Gehirn geformt wird, so fühlt er, nimmt<br />

er wahr, verhält er sich, freut er sich oder ärgert<br />

Der Fachkrankenpfleger für Psychatrie und studierte Pflegewirt<br />

Rüdiger Bauer erläutert in dem Gespräch, das Volker Ehrhardt,<br />

Pflegedienstleiter im Glasenweiher-Stift mit ihm führte, sein Pflegemodell<br />

der Kongruenten Beziehungspflege. Der 52-Jährige ist<br />

verheiratet, hat vier Kinder und lebt in Unterostendorf im Allgäu.<br />

Neben einer regen Vortrags– und Seminartätigkeit ist Bauer Leiter<br />

der Arbeitsgruppe des Sozialministeriums zur Entwicklung der<br />

Fort- und Weiterbildung Gerontopsychiatrie in Bayern. Auch als<br />

Buchautor hat sich Bauer einen Namen gemacht.<br />

sich. Im Kongruenz Modell müssen die Pflegekräfte<br />

Wissen über die Biographie der Menschen<br />

haben, um sich deren Verhalten und Fühlen<br />

erklären zu können und im Hier und Jetzt<br />

daran Anpassung zu finden.<br />

Volker Ehrhardt:<br />

Kann das Kongruenzmodell jeder anwenden<br />

bzw. wirkt es bei jedem?<br />

Rüdiger Bauer:<br />

Viele Menschen wenden das Modell an, ohne<br />

es zu wissen. Ja, das Modell kann jeder anwenden,<br />

wenn er darüber Schulung erhält und wenn<br />

er es anwenden will. Ein wesentlicher Bestandteil<br />

der Anwendung liegt in der Bewusstheit der<br />

Anwender. Wenn wir die Geschichte des Menschen<br />

kennen, dann wissen wir auch, was ihm<br />

gut getan hat oder was ihm nicht gut getan hat.<br />

Im Kongruenzmodell vermeiden wir also bestimmte<br />

Verhaltenweisen, andere stellen wir in<br />

den Vordergrund. Wirksam ist die Kongruente<br />

Beziehungspflege bei fast allen Menschen.<br />

Volker Ehrhardt:<br />

Was macht das Kongruenzmodell mit den<br />

Menschen?<br />

Rüdiger Bauer:<br />

Ja, glücklich ist wer glücklich macht! Das hat<br />

mal Charles Chaplin gesagt und er hat Recht<br />

damit. Eigentlich macht die Kongruente Beziehungspflege<br />

glücklich und auch körperlich gesund.<br />

Wir erleben in den Einrichtungen, die mit<br />

dem Modell arbeiten immer wieder kleine<br />

„Wunder“, etwa, dass Menschen, die sich über


Allgemeine Pflege / Das Interview<br />

Jahre nicht mehr bewegt haben und nicht gesprochen<br />

haben, sich plötzlich wieder bewegen<br />

und auch wieder sprechen. Sie können<br />

sich dazu ein Radiointerview auf meiner Internetseite<br />

anhören unter www.ibi-institut.com.<br />

Dort berichtet eine Kollegin von einem solchen<br />

Fall. Sehr vereinfacht ausgedrückt, besitzt<br />

der Mensch ein positiv und ein negativ<br />

wirksames biologisches System im Körper.<br />

Eines macht gesund und vital, das andere kann<br />

krank machen. Diese Systeme sind über Beziehung<br />

beeinflussbar. Wir reizen gezielt in<br />

das positive System hinein, dadurch entstehen<br />

positive Effekte.<br />

Volker Ehrhardt:<br />

Wie viel Zeit vergeht, bis sich ein Mensch<br />

dadurch „verändert“?<br />

Rüdiger Bauer:<br />

Jeder Mensch ist anders, deshalb ist die Zeit<br />

von Veränderung auch bei jedem Menschen<br />

anders.<br />

Volker Ehrhardt:<br />

Kann man die Veränderungen messen oder<br />

"sehen"?<br />

Rüdiger Bauer:<br />

Es gibt in der Pflege verschiedene valide Instrumente,<br />

die wir anwenden können, etwa<br />

den Barthel Index, mit dem man die Pflegebedürftigkeit<br />

des Menschen einschätzen<br />

kann. Auch der MMSE, der sogenannte Mini<br />

Mental Status findet Anwendung, vor allem<br />

bei Menschen mit Demenz.<br />

Man kann Veränderung also messen, aber man<br />

kann sie auch sehen. Die Messinstrumente haben<br />

immer eine begrenzte Reichweite und die<br />

Ergebnisse sind von verschiedenen Faktoren<br />

abhängig, wie z. B. einfach der Tagesform,<br />

das ist bei jedem Menschen so. Andererseits<br />

ist der Augenschein schon immer ein gutes Instrument<br />

gewesen. Wir sehen doch, wenn ein<br />

Mensch strahlt oder wenn er einfach fröhlich<br />

und vital wirkt.<br />

Der Glasenweiher Volker KURIER URIER Ehrhardt: � Ausgabe Winter 2009 / 2010 5<br />

Wie verhält es sich bei Menschen mit einer<br />

dementiellen Erkrankung?<br />

Rüdiger Bauer:<br />

Die Anwendung bei Menschen mit Demenz ist<br />

sehr wirksam und auch einfach. Menschen mit<br />

Demenz vergessen sehr schnell, so dass wir in<br />

der Begegnung mit den Menschen sehr häufig<br />

die gleichen Reize in die positiv wirksamen<br />

Systeme, die übrigens durch das Hormon<br />

Oxytozin in Gang gesetzt werden, setzen können.<br />

Dies wirkt auf einen außen stehenden Beobachter<br />

zwar seltsam, wenn ich etwa im Abstand<br />

von drei Minuten immer wieder über<br />

den schwarzen Hund spreche, aber dem Menschen<br />

tut es gut und er lacht und freut sich.<br />

Wir müssen in der Arbeit mit Menschen mit<br />

Demenz einfach andere Maßstäbe des Normalen<br />

setzen. Nicht das Verhalten der Menschen<br />

mit Demenz ist verkehrt, sondern unseres!<br />

Volker Ehrhardt:<br />

Können Sie sich vorstellen, dass das Kongruenzmodell<br />

den gleichen Status erhält<br />

wie beispielsweise das Pflegemodell nach<br />

Krohwinkel oder Henderson?<br />

Rüdiger Bauer:<br />

Eine erste Beschreibung des Kongruenzmodells<br />

gab es im Jahr 1992. Dies war aber eher ein<br />

Konzept. Später habe ich das Modell in meinem<br />

Buch „Beziehungspflege“ beschrieben, das war<br />

1997. Seitdem hat sich das Modell wesentlich<br />

weiterentwickelt. An der neuesten Beschreibung<br />

arbeite ich gerade. Sie wird als Buch wohl Anfang<br />

nächsten Jahres erscheinen. Das Modell ist<br />

also noch sehr jung. Ob es sich durchsetzen<br />

kann, das werden die entscheiden, die es anwenden.<br />

Es gibt neben den Modellen von Henderson<br />

und der Erweiterung durch Krohwinkel noch<br />

viele andere sehr gute, aus meiner Sicht bessere<br />

Modelle, die sich aber nicht in der Praxis durchgesetzt<br />

haben. Wir werden sehen! Nach Einschätzung<br />

der bisherigen Anwender in den Altenhilfeeinrichtungen<br />

und Krankenhäusern wird<br />

dem Modell hohes Potenzial bescheinigt.


6 Der Glasenweiher KURIER URIER � Ausgabe Winter 2009 / 2010<br />

� Fortbildung– und Weiterbildung<br />

Mein Name ist Karin Moder (im Bild ganz<br />

links zu sehen). Ich bin examinierte Altenpflegerin<br />

und arbeite im beschützenden Bereich,<br />

auf der Station P1. Seit dem 1. September<br />

2009 nehme ich an der Weiterbildungsmaßnahme<br />

,,Gerontopsychiatrische Pflege’’<br />

an der BRK-Schule in <strong>Bayreuth</strong> teil. Diese<br />

Fortbildungsmaßnahme läuft bis Februar<br />

2011. Durch diese Weiterbildung möchte ich<br />

mir mehr Wissen über psychische Erkrankungen<br />

im Alter aneignen und vorhandenes Wissen<br />

vertiefen. Ein wichtiger Gesichtspunkt für<br />

mich ist u. a. der „verstehende Umgang“ mit<br />

psychisch Kranken. Ich möchte mich einfühlend<br />

damit beschäftigen, wie alte Menschen<br />

ihre Probleme handhaben. Ein weiteres Ziel<br />

meiner Fortbildung ist für mich zu lernen,<br />

wie ich auf demenzkranke Bewohner, die teilweise<br />

oder gar nicht mehr kommunizieren<br />

Mein Name ist Jürgen Zierath (im Bild hinten<br />

rechts). Ich bin als Praktikant seit Januar<br />

2009 im Haus und werde ab Februar 2010 als<br />

Betreuungsassistent für Demenzkranke für<br />

unsere Bewohner tätig sein. Mit dem Qualifizierungskurs<br />

beim Berufsförderzentrum (bfz)<br />

<strong>Bayreuth</strong> durfte ich Grundkenntnisse erwerben,<br />

die es nun gilt in die Praxis umzusetzen.<br />

„Die zusätzlichen Betreuungskräfte sollen<br />

die betroffenen Heimbewohner betreuen und<br />

aktivieren. Als Betreuungs- und Aktivierungsmaßnahmen<br />

kommen Tätigkeiten in Betracht,<br />

die das Wohlbefinden, den physischen<br />

Zustand oder die psychische Stimmung der<br />

betreuten Menschen positiv beeinflussen können“,<br />

heißt es in der Stellenbeschreibung. Unter<br />

anderen Eigenschaften soll der Betreuungsassistent<br />

vor allem die Fähigkeit zur<br />

würdevollen Begleitung und Anleitung von<br />

einzelnen oder mehrerer Menschen mit Demenz<br />

besitzen und durch Empathiefähigkeit,<br />

Phantasie, Kreativität und Flexibilität die betreuten<br />

Menschen positiv beeinflussen. Ne-<br />

TFD / Fort– und Weiterbildung<br />

können, wertschätzend und empathisch eingehen<br />

kann. Folgende Themen wurden bereits<br />

in den ersten Monaten meiner Fortbildung<br />

behandelt: Demenz, Depressionen,<br />

Wahnhafte Störungen, Suchterkrankungen,<br />

Suizid sowie Angsterkrankungen.<br />

� Karin Moder<br />

ben Spaziergängen an der frischen Luft und<br />

Ausflügen, gehören Kreatives Gestalten<br />

(Basteln, Bilder malen), Einzeltraining<br />

(vorlesen, Bücher anschauen, Karten spielen,<br />

Puzzle) und auch Basale Stimulation (Bäder,<br />

Massagen, Anregung der Sinne, Wahrnehmungstraining)<br />

sowie Kochen und Backen zu<br />

meinen vielfältigen Aufgaben.<br />

� Jürgen Zierath


TFD / Kunstprojekt<br />

� Projekt Generation 50 + Kunst<br />

Seit Herbst 2007 können Senioren unseres<br />

Hauses am Museumspädagogischem Projekt<br />

„Generation 50 + Kunst“ des Kunstmuseums<br />

<strong>Bayreuth</strong> teilnehmen. Von verschiedenen<br />

staatlichen Stellen wird dies dankenswerterweise<br />

gefördert.<br />

Es finden regelmäßig - meist einmal<br />

im Monat - kurzweilige Kunststunden<br />

statt, an denen mit viel Freude bis zu zehn<br />

Seniorinnen und ein Senior teilnehmen.<br />

Dazu bringt Frau Dr. Angelika Jakobi, die<br />

Mitbegründerin des Projekts, Materialien<br />

für die Mal- und Gestaltungstechniken,<br />

wie Stillleben mit Ölpastellkreiden, Collagen,<br />

Aquarelle und Nagelplastiken mit.<br />

Die Gestaltung lehnt sich an Techniken<br />

von Kunstwerken aktueller Ausstellungen<br />

im Kunstmuseum an. So konnten unsere<br />

Senioren angeregt durch die Ausstellungen<br />

zu „Günther Uecker“, „Toulouse-<br />

Lautrec“, „Entdeckte Moderne“ und „Diet<br />

Sayler“ eigene Werke schaffen.<br />

Der Glasenweiher KURIER URIER � Ausgabe Winter 2009 / 2010 7<br />

Frau Dr. Jakobi konnte mit ihrer stets<br />

freundlichen, einfühlsamen Art die Teilnehmer<br />

zu Leistungen inspirieren und motivieren,<br />

so dass manches überraschende Talent<br />

zum Vorschein kam. Auf diese Weise sind<br />

schöne und interessante Dinge entstanden.<br />

Die „Künstler“ sind mit Recht stolz darauf,<br />

dass ein Teil ihrer Werke in den beiden Ausstellungen<br />

des Projektes im Kunstmuseum<br />

gezeigt wurde. Betont werden sollte, dass<br />

das Senioren-Stift am<br />

Glasenweiher als einziges<br />

Seniorenheim<br />

der Stadt <strong>Bayreuth</strong><br />

regelmäßig an dem<br />

Projekt teilnimmt,<br />

was uns natürlich<br />

sehr erfreut.<br />

Wir möchten bald im<br />

Senioren-Stift eine<br />

Ausstellung über die<br />

entstandenen Kunstwerke<br />

präsentieren<br />

und hoffen auf reges<br />

Besucherinteresse.<br />

� Maria Scherz


8 Der Glasenweiher KURIER URIER � Ausgabe Winter 2009 / 2010 Dienstleistungen / Waffelbacken<br />

� Waffelbacken in den Pflegebereichen<br />

Der köstliche Duft und der Geschmack frisch<br />

und „live“ gebackener Waffeln zusammen<br />

mit frisch aufgebrühtem Kaffee und etwas<br />

„Wiener Kaffeehausmusik“: Das ergab stimmungsvolle<br />

Nachmittage im November auf den<br />

Pflegestationen.<br />

Zu den Waffeln<br />

gab es übrigens<br />

Sauerkirschen und<br />

Sahne, eine nur<br />

schwer schlagbare<br />

Kombination. Den<br />

Bewohnern hat´s<br />

gefallen, zumal es<br />

sehr gut geschmeckt<br />

hat.<br />

Grund genug also<br />

zur Wiederholung<br />

und zum<br />

Nachbacken<br />

(siehe Rezept<br />

rechts!).<br />

Zutaten<br />

• 80 Gramm Butter<br />

• 60 Gramm Zucker<br />

• 1 Päckchen Vanillezucker<br />

• 1 Prise Salz<br />

• 3 Eier<br />

• 300 Gramm Mehl<br />

• 1 Päckchen Backpulver<br />

• 375 ml Milch (= 3/8 Liter)<br />

Anleitung<br />

Der Teig wird wie ein Kuchen-<br />

Rührteig zubereitet, mit dem Unterschied,<br />

dass er am Schluss etwas<br />

flüssiger ist als ein Rührteig für Kuchen.<br />

Alle Zutaten werden nach und<br />

nach miteinander verrührt, in der<br />

Reihenfolge wie in der Zutatenliste<br />

angegeben. So rührt man den Teig<br />

Schritt für Schritt:<br />

• Geben Sie die zimmerwarme<br />

Butter in kleinen Stücken in<br />

eine Rührschüssel.<br />

• Rühren Sie die Butter bis sie<br />

schaumig ist (ca. 1 Minute).<br />

• Geben Sie Zucker, Vanillezucker<br />

und Salz zu der Butter<br />

und verrühren Sie alles gut<br />

miteinander.<br />

• Geben Sie die Eier zu den bisherigen<br />

Zutaten und rühren<br />

Sie, bis alles gut schaumig ist.<br />

• Vermischen Sie das Backpulver<br />

mit dem Mehl.<br />

• Rühren Sie einen kleinen Teil<br />

des Mehls in den Teig.<br />

• Geben Sie etwas Milch hinzu<br />

und rühren Sie weiter.<br />

• Geben Sie abwechselnd Mehl<br />

und Milch zum Teig und rühren<br />

Sie alles gut unter.<br />

Wenn Mehl und Milch komplett eingerührt<br />

sind, ist der Waffelteig fertig.


Seelsorge / Hospizarbeit<br />

� Der Hospizverein Der Glasenweiher — Einblicke KURIER URIER � Ausgabe in Winter die 2009 / Arbeit<br />

2010 9<br />

Du bist wichtig, weil Du eben bist.<br />

Du bist bis zum letzten Augenblick Deines Lebens wichtig<br />

und wir werden alles tun, damit Du nicht nur in Frieden sterben,<br />

sondern auch bis zuletzt leben kannst. (Cicely Saunders)<br />

Diese Worte umreißen die Grundidee der<br />

Hospizarbeit, die Frau Fell und Frau<br />

Zühlke vom Hospizverein <strong>Bayreuth</strong> e.V. in<br />

einer Fortbildung für die Mitarbeitenden vorstellten.<br />

Die Wurzeln der Hospizarbeit reichen bis ins<br />

Mittelalter zurück. Viele Menschen waren in<br />

dieser Zeit auf Pilgerwegen unterwegs. Unterkunft<br />

fanden sie<br />

in so genannten<br />

„Hospizen“. Hospiz,<br />

lateinisch hospitium,<br />

deutet auf Gast;<br />

Gastfreundschaft<br />

hin. Hier fanden die<br />

Pilger Unterkunft<br />

und Verpflegung, es<br />

wurden aber auch<br />

Kranke und Sterbende<br />

pflegerisch und<br />

geistlich betreut.<br />

Die englische Krankenschwester<br />

Cicely<br />

Saunders (geb.<br />

1918) sah die medizinischen<br />

Aspekte in<br />

der Begleitung von<br />

Sterbenden und entwickelte<br />

ein Kon-<br />

zept für die Sterbebegleitung. In Deutschland<br />

setzte sich diese Idee, auch bedingt durch unsere<br />

Geschichte, erst langsam durch.<br />

Mittlerweile gibt es ca. 110 stationäre Hospize<br />

und ca. 90 Palliativstationen. Die Hospizarbeit<br />

umfasst die Behandlung körperlicher<br />

Beschwerden, lindernde Pflege, sowie die<br />

Unterstützung im Umgang mit den vielfältigen<br />

Belastungen am Lebensende. Dazu gehören<br />

Aufmerksamkeit, Fürsorge und Wahrhaf-<br />

Gesegnet seien alle, die mir jetzt nicht<br />

ausweichen.<br />

Dankbar bin ich für jeden, der mir<br />

zulächelt und<br />

mir seine Hand reicht, wenn ich mich<br />

verlassen fühle.<br />

...<br />

Gesegnet seien alle, die mir zuhören,<br />

auch wenn das, was ich zu sagen habe,<br />

sehr schwer zu ertragen ist.<br />

Gesegnet seien alle, die mich nicht ändern<br />

wollen, sondern geduldig annehmen,<br />

wie ich jetzt bin. (Marie –Luise Wölfing)<br />

tigkeit. Ebenso benötigen Nahestehende Hilfe<br />

und Begleitung, Entlastung und Ermutigung.<br />

Schwerstkranke und sterbende Menschen mit<br />

ihren Bedürfnissen und Rechten stehen im<br />

Mittelpunkt, denn Jeder bleibt einzigartig, so<br />

wie Jeder auch sein eigenes Leben gelebt hat.<br />

Neben den hauptamtlichen Mitarbeitern engagieren<br />

sich hierfür entsprechend ausgebildete<br />

Ehrenamtliche. Mit<br />

Ärzten, Seelsorgern<br />

und Pflegekräften<br />

besteht eine enge Zu-<br />

sammenarbeit.<br />

Die gesamte Arbeit<br />

wird von christlichen<br />

Wertvorstellungen<br />

getragen, ist jedoch<br />

konfessionsunabhängig.<br />

Sie will nicht<br />

vereinnahmen, sondern<br />

individuell begleiten.<br />

In einem zweiten Teil<br />

erörterten die teilnehmenden<br />

Pflegekräfte<br />

zusammen mit Frau<br />

Fell und Frau Zühlke<br />

vielfältige medizinische<br />

und pflegerische<br />

Themen: Etwa den vielschichtigen Bereich<br />

der Schmerzbehandlung und -linderung sowie<br />

die entsprechenden pflegerischen Maßnahmen<br />

bei Sterbenden.<br />

Informationen zum Hospizverein finden Sie<br />

auf den Faltblättern, die am Empfang ausliegen.<br />

� Gunter Frisch


10 Der Glasenweiher KURIER URIER � Ausgabe Winter 2009 / 2010 Mittendrin / Einblicke


Mittendrin / Einblicke<br />

Der Glasenweiher KURIER URIER � Ausgabe Winter 2009 / 2010 11


12 Der Glasenweiher KURIER URIER � Ausgabe Winter 2009 / 2010<br />

� Heute schon getoffelt?<br />

TOFFELN<br />

(beim Kartoffelfeuer möglichst monoton zu singen)<br />

Kartoffeln braten<br />

Pantoffeln tragen<br />

Stoffeln fragen<br />

Kar-Toffel-Feuer<br />

Pan-Toffel-Steuer<br />

Sch-Toffel-Heuer<br />

Pan-Toffel-Feuer<br />

Sch-Toffel-Steuer<br />

Kar-Toffel-Heuer<br />

Sch-Toffel-Feuer<br />

Kar-Toffel-Steuer<br />

Pan-Toffel-Heuer<br />

Pantoffeln braten<br />

Stoffeln tragen<br />

Kartoffeln fragen<br />

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IMPRESSUM<br />

Ein Gedicht / Toffeln<br />

Kar-Pan-Sch-Toffel-Feuer<br />

Pan-Sch-Kar-Toffel-Steuer<br />

Sch-Kar-Pan-Toffel-Heuer<br />

Kar-Sch-Pan-Toffel-Feuer<br />

Pan-Kar-Sch-Toffel-Steuer<br />

Sch-Pan-Kar-Toffel-Heuer<br />

Kar-Toffel-Pan-Sch-Feuer<br />

Pan-Toffel-Kar-Sch-Steuer<br />

Sch-Toffel-Kar-Pan-Heuer<br />

Stoffeln braten<br />

Kartoffeln tragen<br />

Pantoffeln fragen<br />

� Herausgeber: Senioren-Stift am Glasenweiher, Prieserstr. 8, 95444 <strong>Bayreuth</strong><br />

� Telefon: 0921 / 757 22 0, Fax: 0921 / 757 22 260<br />

� E-Mail: seniorenstift@jean-paul-verein.de<br />

� Redaktion: Rotraud Haas (verantwortlich)<br />

� Layout: Jürgen Zierath<br />

� Druck: Druckerei der JVA <strong>Bayreuth</strong><br />

� Horst und Tim Haas


Veranstaltungen / Royal Rangers<br />

� Begegnung der Der Generationen Glasenweiher KURIER URIER � Ausgabe am Winter Lagerfeuer<br />

2009 / 2010 13<br />

Anfang Oktober war die christliche Pfadfindergruppe<br />

Royal Rangers zu Gast. Die Bewohner<br />

durften erleben, wie zehn Jugendliche<br />

in Zusammenarbeit im Garten des Senioren-Stifts<br />

eine Jurte (das ist ein großes Zelt)<br />

aufbauten und in einer Feuerschale das Lagerfeuer<br />

entfachten.<br />

Anschließend waren alle eingeladen ins<br />

Zelt zu kommen und einen gemütlichen<br />

Platz zu finden. Während die Folienkartoffeln<br />

ins Feuer geworfen wurden,<br />

hat man sich bekannt gemacht und die<br />

ersten Lieder angestimmt.<br />

Der Singkreis des Senioren-Stifts bzw.<br />

die Royal Rangers gaben eine bunte<br />

Auswahl an verschiedenen Liedern zum<br />

Besten. Nachdem sich die Stimmung<br />

auflockerte und die ersten Erinnerungen<br />

an die eigene Jugendzeit aufkamen, sind<br />

sich Alt und Jung durch die Erzählungen<br />

noch näher gekommen.<br />

Gegen 18.00 Uhr waren die Folienkartoffeln<br />

gar und die Zeit „grad recht“<br />

zum Abendessen. Die Bewohner wurden<br />

von den Pfadfindern auf ihre Bereiche<br />

zurück begleitet, das Zelt wieder abgebaut<br />

und das Feuer gelöscht. Geblieben<br />

sind die Erinnerungen und eventuell die<br />

Vorfreude auf ein neues „Abenteuer“ im<br />

Garten des Senioren-Stifts.<br />

Bei Kartoffelfeuer und in warme Decken gehüllt wurde gesungen und Geschichten erzählt<br />

� Heike Haberkorn


14 Der Glasenweiher KURIER URIER � Ausgabe Winter 2009 / 2010<br />

Spezielles / Therapiehund Cora<br />

� Streicheleinheiten für Therapiehund Cora<br />

„Cora ist noch jung, neugierig, stets<br />

auf Entdeckungsreise. In den entscheidenden<br />

Momenten aber ist sie<br />

ganz ruhig, anschmiegsam, fast zärtlich“,<br />

sagt ihre Besitzerin Frau<br />

Strätker. Cora, ein einjähriger Neufundländer,<br />

ist als Therapiehund im<br />

Einsatz.<br />

„Neufundländer sind von<br />

Haus aus gutmütige Tiere und<br />

sehr kontaktfreudig“, meint<br />

Frau Strätker. Auf den Fluren<br />

und in den Aufenthaltsräumen<br />

des Seniorens-Stift hat Cora<br />

längst alle Herzen erobert,<br />

nicht nur bei den Bewohnern,<br />

auch beim Pflegepersonal, die<br />

zwischendurch immer mal<br />

wieder eine Minute für Streicheleinheiten<br />

finden. Cora genießt<br />

das sichtlich, legt sich<br />

bereitwillig hin und lässt sich<br />

kraulen. Im Wechsel mit einem anderen<br />

Hund stattet Cora unseren Bewohner regelmäßig<br />

Besuche ab.<br />

Dass Tiere, und vor allem Hunde, erfolgreich<br />

in Therapien eingesetzt werden können,<br />

belegen zahlreiche Studien. Die positiven<br />

Effekte von Tieren auf Menschen<br />

sind zum Beispiel im<br />

Herz-Kreislauf-System<br />

zu messen, sie wirken<br />

blutdrucksenkend und<br />

antidepressiv, sind motivationssteigernd,<br />

regen<br />

zu Aktivitäten an, fördern<br />

die Regeneration nach<br />

psychischen Belastungen<br />

und erleichtern die Kontaktaufnahme.<br />

Und damit<br />

hoffen wir, dass Cora<br />

noch oft so bei uns vorbeischaut.<br />

� Jürgen Zierath


Spezielles / Bunte Tür<br />

� Farbenfrohe Türgestaltung<br />

Der Glasenweiher KURIER URIER � Ausgabe Winter 2009 / 2010 15<br />

Im Rahmen der Partnerschaft mit<br />

dem Richard-Wagner-Gymnasium<br />

entstand ein Projekt des Leistungskurses<br />

Kunst, um die Eingangstüre<br />

des gerontopsychiatrischen beschützenden<br />

Pflegebereichs neu zu gestalten.<br />

Bei dementiell erkrankten Menschen<br />

zeigt sich oft ein gesteigerter Bewegungsdrang.<br />

Nach dem Einzug in ein Seniorenheim<br />

äußert sich das manchmal als<br />

ständige Unruhe mit der Tendenz zum<br />

Heimlaufen.<br />

Versuche in anderen Häusern haben gezeigt,<br />

dass die Bemalung von Türen,<br />

wie hier mit Landschaftsmotiven, diese<br />

„Heimlauftendenz“ abschwächen kann.<br />

Die im beschützenden Pflegebereich<br />

verschlossene Tür wird nun nicht mehr<br />

in erster Linie als Ausgang wahrgenommen.<br />

Dadurch kann vielleicht der<br />

Anreiz zum „Heimgehen“ abgeschwächt<br />

werden, so dass auf längere<br />

Sicht die Tür nicht mehr abgeschlossen<br />

werden muss.<br />

Im Innenbereich wurde die Tür in eine<br />

Toscana-Landschaft umgestaltet, außen<br />

ist eine Dschungel-Landschaft zu sehen.<br />

Frau Gerdes hat mit ihren Schülern<br />

ein wahres Kunstwerk gestaltet, das auf<br />

Spanplatten gemalt und in die Fenster<br />

der Tür eingesetzt wurde. Am 7. Dezember<br />

gab es zusammen mit den Schülern<br />

und mehreren Lehrern eine kleine Einweihungsfeier.<br />

Wir bedanken uns auch auf diesem<br />

Weg noch einmal ganz herzlich bei allen<br />

Beteiligten.<br />

� Marianne Linß


16 Der Glasenweiher KURIER URIER � Ausgabe Winter 2009 / 2010<br />

Dies & Das / Die Kurzgeschichte<br />

� Bello: eine Wunschgeschichte<br />

Als Frau Schmitz, die das Schicksal aus<br />

einer Großstadt im Westen des Landes<br />

in die kleine Stadt B. versetzt hatte, gefragt<br />

wurde, was sie sich zu Weihnachten<br />

wünsche, erwiderte sie entschieden: „Einen<br />

Hund!“<br />

„Einen Hund? Was für einen denn?“, fragte<br />

abermals ihr Enkel aus der Großstadt im<br />

Westen, der sie zweimal im Jahr in ihrer<br />

Altersresidenz besuchen kam.<br />

„Einen großen, starken. Kein Spielzeug für<br />

alte Damen. Schwarz, zottiges Fell. Lieb<br />

muss er sein!“<br />

„Aha, ich verstehe.“, murmelte der Enkel<br />

nachdenklich. „Du suchst einen Gefährten,<br />

einen Begleiter, der Dich spazieren führt,<br />

der auf Dich aufpasst, der Dich beschützt.<br />

Das ist gut.“<br />

„Du hast mich verstanden, lieber Joachim.<br />

Du bist ein guter Junge. Ich bin ja so allein.“,<br />

seufzte die 90-Jährige.„Mal sehen,<br />

was sich machen lässt. Ich werde im Tierheim<br />

nachfragen. Die haben so alte, von ihren<br />

Vorbesitzern hinterlassene Hunde, die<br />

da ihr Gnadenbrot zu fressen kriegen. Sind<br />

froh, wenn sie die Viecher loskriegen. Kostet<br />

nichts.“<br />

„In welchem Tierheim wirst Du meinen<br />

Hund besorgen?“ wollt die alte Dame wissen.<br />

„Zuhause natürlich. Das Tierasyl hier<br />

in B. kenne ich nicht. Wer weiß, wo das ist.<br />

Bis bald, Omi!“, verabschiedete sich Joachim,<br />

wohl wissend, dass er vor Weihnachten<br />

nicht mehr zu Besuch kommen werde.<br />

„Gute Fahrt, Junge. Pass auf Dich auf!“ –<br />

Marianne lehnte sich in ihrem Rollstuhl zurück.<br />

Mit einem kaum wahrnehmbaren Lächeln<br />

in den Mundwinkeln schlief sie ein.<br />

Schwester Olga schob sie aus dem Besucherraum<br />

in ihr Zimmer zurück.<br />

Was für ein prächtiger Kerl, dieser Bello!<br />

Er hatte es sich auf dem Bettvorleger vor<br />

Mariannes stufenlos verstellbarem Krankenbett<br />

bequem gemacht. Ihr rechter Arm,<br />

den sie über die Bettkante hängen ließ,<br />

reichte aus, um den Kopf des Hundes mit<br />

der Hand zu kraulen.<br />

„Wollen wir Gassi gehen?“ fragte sie vorsichtig,<br />

beinahe zärtlich. – Er sprang<br />

schwanzwedelnd auf, bellte dreimal laut<br />

(mehr war ihm verboten), allen Heimbewohnern<br />

verkündend: „Hier bin ich, Euer<br />

Bello“.<br />

Schwester Olga hatte verstanden. Sie kam,<br />

half der halbseitig Gelähmten aus dem Bett<br />

und in den Rollstuhl. Dann legte sie dem<br />

Hund, der auch ihr Liebling war, das Zuggeschirr<br />

um und spannte ihn vor das Gefährt.<br />

Aus dem ebenerdig gelegenen Zimmer,<br />

durch die weit geöffnete Terrassentüre<br />

ging die Fahrt hinaus, hinweg über den gepflegten<br />

Rasen des Heimes, hinaus in das<br />

Wegegewirr des benachbarten Parks.<br />

Am Hainweiher, der von vielerlei Geflügel<br />

besiedelt war, hielt Bello an. Er wusste,<br />

dass Marianne die Enten und das Schwanenpaar<br />

füttern wollte. Die stets in der Nähe<br />

des von den Heimbewohnern bevorzugten<br />

Futterplatzes sich aufhaltenden Stockenten<br />

waren als erste zur Stelle. Sie waren<br />

weit in der Überzahl und erreichten, dass<br />

die viel kleineren Tauchenten respektvoll<br />

Abstand wahrten. Besonders rücksichtslos<br />

verhielten sich einige ältere Erpel, die<br />

selbst ihren Damen das Futter nicht gönnen<br />

wollten. Dreien oder vieren der zur Seite<br />

Gedrängten gelang es, das Ufer zu erklimmen<br />

und sich dem Rollstuhl zu nähern. Mit<br />

der Rechten suchte Marianne nach dem


Dies & Das / / Das Die Kurzgeschichte<br />

Mundartgedicht<br />

Plastiktütchen, das Olga in die linke Innenseite<br />

des Rollstuhls gesteckt hatte, holte eine<br />

Handvoll trockene Weißbrotreste heraus<br />

und schleuderte sie mit weit ausholender<br />

Bewegung unter die aufgebrachte Schar<br />

der Wasservögel. Das Gewusel und<br />

Geschnattere lockte auch jene Enten herbei,<br />

die sich in der Nähe des jenseitigen<br />

Ufers aufgehalten hatten. Um nicht zu spät<br />

zu kommen, ruderten sie hastig vorwärts,<br />

peitschten mit den Flügeln das Wasser, hoben<br />

ab und überquerten den Teich im Tiefflug.<br />

Kurz vor dem Ziel ließen sie sich fallen<br />

und wurden, eine Kiellinie hinter sich lassend,<br />

mitten hineingetrieben in das Bettelvolk.<br />

Marianne versorgte zwischenzeitlich<br />

jene, die sich ihr, ohne Angst vor Bello, auf<br />

dem Parkweg genähert hatten. Die beiden<br />

Schwäne, die sich weit hinten in einer<br />

lärmfreien Ausbuchtung des Weihers aufgehalten<br />

hatten, näherten sich ganz langsam,<br />

Anstand bewahrend, als würden sie<br />

lediglich von einem Windhauch berührt.<br />

Hunger und Neugier wussten sie gut zu<br />

verbergen.<br />

Der Hund bellte, als ob er lesen könne,<br />

hinauf zu dem Schild, das an einer der Erlen,<br />

die das Gewässer säumten, befestigt<br />

war: FÜTTERN VERBOTEN! Spaziergänger<br />

näherten sich und der treue Gefährte<br />

wollte wohl verhindern, dass seine Herrin<br />

gerügt oder gar dumm angeredet werden<br />

könnte. „Schon gut, Bello!“, flüsterte sie.<br />

„Wir tun jetzt so, als ob wir nur gucken<br />

wollten.“ Die Leute gingen grußlos und<br />

ohne auf die beiden zu achten vorbei. Marianne<br />

fütterte weiter, sehr darauf sehend,<br />

Lösungen Wortakrobatik:<br />

A.) Schilfrohr—Tulpe—Palme—Seerose—Löwenzahn<br />

Meise—Pelikan—Elster—Möwe—Papagei—Flamingo<br />

Der Glasenweiher KURIER URIER � Ausgabe Winter 2009 / 2010 17<br />

ihrem Günstling einer unerschrocken zwischen<br />

den Stärkeren tauchenden und kreisenden<br />

weißflügeligen Ente etwas zukommen<br />

zu lassen.<br />

„Es ist genug jetzt!“, meinte sie nach einer<br />

Weile. „Lass uns nach Hause gehen!“ Bello<br />

stemmte sich ins Geschirr, zog an und in<br />

leichtem Hundetrab absolvierte er die übliche<br />

große Runde um den Parkteich.<br />

Schwester Olga, die Marianne zum Abendessen<br />

holen wollte, fand ihre Schutzbefohlene<br />

im Bett liegend vor. Der rechte Arm,<br />

der über die Bettkante hing, erreichte fast<br />

den Bettvorleger. Die Finger der leicht geöffneten<br />

Hand – gekrümmt, als ob sie jemand<br />

kraulen wollten – waren kalt und ohne<br />

Leben. Marianne war mit Bello heimgekehrt<br />

in jene Welt, in der jede Kreatur den<br />

Frieden findet, der kein Ende kennt.<br />

Kurz vor Weihnachten, an einem sonnigen<br />

Wintertag, saß der uralte Herr P., der Älteste<br />

im Heim, in seinem Rollstuhl draußen<br />

vor der Hauspforte. Als er, von der Sonne<br />

geblendet, zur Seite sah, fiel sein Blick auf<br />

einen großen schwarzen Hund mit zotteligem<br />

Haar. „Ach, Bello, Du bist wieder da!<br />

Da hat der Enkel doch sein Wort gehalten!“,<br />

sagte Herr P.. Mit der linken Hand,<br />

die eigentlich gelähmt war, kraulte er den<br />

zu Stein erstarrten Hund am Kopf und hörte<br />

– nur er konnte das hören – ein tiefes,<br />

wohliges Knurren und dazwischen die<br />

Stimme Mariannes: „Schon gut, Bello, braver<br />

Hund!“<br />

� Hans Horst Haas<br />

Lehrer—Schlosser—Tankwart—Drogist—Bauer–Drucker<br />

B.) Festspielorchester—Brieftaubenverein—Tausenundeinenacht<br />

Gebrauchsanleitung


18 Der Glasenweiher KURIER URIER � Ausgabe Winter 2009 / 2010<br />

� Wortakrobatik<br />

� Redewendungen<br />

� Tabula rasa machen<br />

Klarheit schaffen, unnachgiebig aufräumen.<br />

Der Begriff „Tabula rasa“ kommt aus dem<br />

Lateinischen und bedeutet wörtlich „glatt geschabte<br />

(leere) Tafel.“ Er erklärt sich aus dem<br />

Umstand, dass die Römer auf Wachstäfelchen<br />

schrieben, deren Oberfläche später wieder<br />

glatt geschabt werden musste.<br />

� Tacheles reden<br />

Jemand, der Tacheles redet, spricht etwas<br />

deutlich und offen an und kommt ohne Umschweife<br />

auf den Punkt. Das Wort Tacheles<br />

stammt aus dem Jiddischen und bedeutet auf<br />

Deutsch „Zweck, Ziel“.<br />

� Das A und O<br />

Diese Wendung steht für das „Wesentliche“<br />

bzw. „die Hauptsache“ und meint ursprüng-<br />

Dies & Das / Redewendungen<br />

� A.) Bei folgenden Wörtern sind die Buchstaben durcheinander geraten.<br />

Finden Sie heraus, um welche Begriffe es sich handelt:<br />

Scholfrihr—ulept—alemp—reeseso—ahnlözawen<br />

emies—elpanik—strele—ömwe—gapeipa—amgolfin<br />

herler—loscherss—Trawankt—Dristog—Aberu—Reckdur<br />

(Kleiner Tipp: In der ersten Reihe geht es um Pflanzen, in der zweiten um Vögel und in der dritten um Berufe!)<br />

� B.) Bei folgenden Wörtern sind die Silben durcheinander gepurzelt. Wie<br />

lauten die Wörter in der richtigen Silbenfolge?<br />

Teresfestorchspiel - benbriefeinvertau -<br />

sendnachttauundeine— angeleibrauchstung<br />

(Lösungen auf S.17 unten)<br />

lich: „der Anfang und das Ende“, denn A(Alpha)<br />

ist der erste, O (Omega) der letzte Buchstabe des<br />

griechischen Alphabets. Sie lässt sich auf alle<br />

möglichen Bereiche des täglichen Lebens anwenden.<br />

In der Offenbarung des Johannes (1,8)<br />

heißt es: „Ich bin das A und O, der Anfang und<br />

das Ende, spricht Gott der Herr, der ist und der<br />

war und der kommt, der Herrscher über die ganze<br />

Schöpfung.“<br />

� Eine Binsenweisheit<br />

Dieser Spruch, mit dem etwas allgemein Bekanntes<br />

bezeichnet wird, beruht auf einer antiken<br />

Redensart, die von den Humanisten des<br />

16. Jahrhunderts wiederentdeckt wurde:<br />

„Nodum in scirpo quarere“ (den Knoten an<br />

der Binse suchen). Da der Halm der Binse<br />

keinen Knoten besitzt, die ihn unterteilt, ist<br />

dieser Aspekt leicht überprüfbar.


Dies & Das / Lösungen<br />

Der Glasenweiher KURIER URIER � Ausgabe Winter 2009 / 2010 19<br />

Foto jz<br />

Foto: Jürgen Zierath<br />

Foto: Jürgen Zierath

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