Schlesische Nachrichten - Oberschlesien eine Region in Europa ...
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<strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong><br />
G 9638<br />
Zeitung für Schlesien<br />
Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und <strong>Oberschlesien</strong><br />
Redaktionsanschrift: Dollendorfer Str. 412, 53639 Königsw<strong>in</strong>ter, Tel. (0 22 44) 92 59-0<br />
Nummer 21/2006 E<strong>in</strong>zelpreis 2,00 Euro 1. November 2006<br />
Brauchen wir e<strong>in</strong><br />
Bundesschlesiertreffen?<br />
Ganz Nürnberg steht im Zeichen der<br />
Schlesier, wenn das Bundesschlesiertreffen<br />
auf dem Messegelände stattf<strong>in</strong>det.<br />
Dann herrscht <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Stimmung auf dem<br />
Messegelände, als ob man daheim <strong>in</strong><br />
Schlesien ist. Daran ändert sich auch<br />
nichts, wenn wir feststellen müssen, dass<br />
immer weniger heimattreue Schlesier dem<br />
Ruf der Landsmannschaft Schlesien folgen.<br />
Wir, die Erlebnisgeneration, werden<br />
immer älter, nicht alle können mehr solche<br />
Reisen unternehmen. Von vielen Politikern<br />
sehnlichst erwartet, die biologische<br />
Lösung des unbequemen Mahnens der<br />
Vertriebenen rückt immer näher.<br />
In mir wehrt sich alles, dieser Entwicklung<br />
tatenlos zuzusehen. Der<br />
Stamm der Schlesier darf nicht sang- und<br />
klanglos von der Bildfläche verschw<strong>in</strong>den.<br />
Das Bundesschlesiertreffen ist nicht nur<br />
dazu da, alte Freunde wieder zu treffen,<br />
wir müssen uns deutlich zu Wort melden,<br />
damit wir nicht vergessen werden.<br />
„Schlesien lebt“ hat uns unser Ehrenvorsitzender<br />
Dr. Herbert Hupka mit s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m<br />
letzten Buch als Vermächtnis h<strong>in</strong>terlassen,<br />
es ist <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Aufgabe, der wir nachkommen<br />
müssen.<br />
Das Bundesschlesiertreffen 2005<br />
schloss mit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m erheblichen Defizit ab.<br />
Daraufh<strong>in</strong> fasste die Bundesdelegiertenversammlung<br />
<strong>in</strong> Görlitz den b<strong>in</strong>denden<br />
Beschluss, e<strong>in</strong> weiteres Bundesschlesiertreffen<br />
darf nicht stattf<strong>in</strong>den, wenn die<br />
F<strong>in</strong>anzierung nicht gesichert ist. Deshalb<br />
bitten wir um Spenden, damit wir dieser<br />
Weisung nachkommen können. Denn alle<br />
zwei Jahre wird aufmerksam verfolgt, was<br />
wir Schlesier zu sagen haben. Diese Stimme<br />
darf nicht verstummen, weil wir unser<br />
Bundestreffen nicht f<strong>in</strong>anzieren können.<br />
Deshalb die große Bitte an alle, die<br />
unsere schlesische Heimat lieben: Helfen<br />
Sie uns dabei, zu zeigen, dass wir zwar<br />
aus unserer angestammten Heimat vertrieben<br />
wurden, aber dass wir Schlesier<br />
nicht sprachlos geworden s<strong>in</strong>d.<br />
Jutta Graeve-Wölbl<strong>in</strong>g,<br />
Bundespressereferent<strong>in</strong><br />
Spendenkonto:<br />
Volksbank Bonn Rhe<strong>in</strong>-Sieg eG, Kontonummer:<br />
260 0893 028, BLZ: 380 601 86<br />
Auf Wunsch werden Zuwendungsbestätigungen<br />
erstellt und übersandt.<br />
Kulturgut und Moral<br />
Vertriebene brauchen kulturelle Identität<br />
Rudi Pawelka – Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien<br />
Der Streit um den Verkauf von Handschriften<br />
aus der badischen Landesbibliothek<br />
hat <strong>in</strong> den letzten Wochen e<strong>in</strong> Schlaglicht auf<br />
den Wert von Kulturgut für die eigene Nation<br />
geworfen. Im aktuellen Fall g<strong>in</strong>g es darum,<br />
durch die Veräußerung den Erhalt des Schlosses<br />
Salem zu sichern, e<strong>in</strong> Objekt, das im Eigentum<br />
der markgräflichen Familie des Hauses<br />
Baden steht. Die Frage, wer der rechtmäßige<br />
Eigentümer dieses Kulturschatzes der<br />
Handschriften ist, das Land Baden-Württemberg<br />
oder das Haus Baden, geriet dabei zum<br />
Nebenaspekt. Im Vordergrund stand der<br />
ideelle Schaden, der durch die Veräußerung<br />
unersetzlichen Kulturguts von europäischer Bedeutung<br />
entstehen würde. Man sah <strong>in</strong> dem bevorstehenden<br />
Verkauf durch die Regierung <strong>in</strong><br />
Stuttgart <strong>e<strong>in</strong>e</strong> beispiellose Preisgabe von Kulturgut<br />
<strong>in</strong> der Geschichte der Bundesrepublik,<br />
die Schule machen könnte.<br />
Die Landesregierung geriet durch den<br />
nicht erwarteten Protest aus der deutschen Kulturszene<br />
und aus den Medien <strong>in</strong> Erklärungsnot.<br />
Sanierung des Landeshaushalts durch Veräußerung<br />
von Kulturgütern von nationalem Gewicht,<br />
dieser Vorwurf saß tief und veranlasste<br />
Reichenbach/Eulengebirge, Historische<br />
Stadtmauer mit evangelischer Kirche<br />
Foto: Archiv SN<br />
Wissenschaftsm<strong>in</strong>ister Frankenberg zu der Aussage:<br />
„Ich b<strong>in</strong> ke<strong>in</strong> Kulturbanause.“ Nachdem<br />
auch Kulturstaatsm<strong>in</strong>ister Neumann sich aus<br />
Berl<strong>in</strong> zu Wort meldete und nach <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Gespräch<br />
mit M<strong>in</strong>isterpräsident Oett<strong>in</strong>ger verkündete,<br />
dass E<strong>in</strong>igkeit darüber bestehe, dass<br />
das Kulturgut nicht <strong>in</strong>s Ausland abwandern dürfe,<br />
sucht man nach anderen Lösungen.<br />
Das Aufbegehren zeigt, dass die Deutschen<br />
k<strong>e<strong>in</strong>e</strong>swegs geschichtsvergessen, unwissend<br />
und gleichgültig gegenüber ihrem kulturellen<br />
Erbe s<strong>in</strong>d, so wurde kommentiert. Man müsste<br />
h<strong>in</strong>zufügen, soweit nicht besondere psychische<br />
Barrieren entgegenstehen.<br />
Wie steht es deshalb um das kulturelle Erbe<br />
der Vertreibungsgebiete? Während Wissenschaftler<br />
<strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Aufruf von <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Akt der Barbarei<br />
sprachen, falls die Handschriften aus der<br />
Badischen Landesbibliothek verkauft würden,<br />
ist das kulturelle Gewissen für das Kulturgut<br />
aus dem Osten kaum vorhanden. Dass <strong>in</strong> den<br />
Vertreibungsgebieten nationale Kulturgüter<br />
von weit größerer Bedeutung lagern als sie<br />
durch die Karlsruher Handschriften verkörpert
2 POLITIK<br />
werden, wird nicht zu bestreiten se<strong>in</strong>. Hier liegen<br />
Dokumente der kulturellen und geistigen<br />
Entwicklung ganzer Prov<strong>in</strong>zen. H<strong>in</strong>zu kommen<br />
wichtige Bestände aus anderen Teilen<br />
Deutschlands, die während des Krieges dorth<strong>in</strong><br />
verlagert wurden.<br />
Das geltende Völkerrecht verbietet den Raub<br />
von Kulturgütern, denn seit der Haager Landkriegsordnung<br />
von 1907 gilt das strikte Verbot,<br />
im Rahmen von Kriegshandlungen Kulturgüter<br />
des Gegners zu rauben. Art. 28 Abs. 3 des<br />
deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages<br />
von 1991 sieht vor, „die Probleme im Zusammenhang<br />
mit Kulturgütern und Archivalien,<br />
beg<strong>in</strong>nend mit E<strong>in</strong>zelfällen, zu lösen“.<br />
Zunächst schien es, als ob Polen sich wenigstens<br />
h<strong>in</strong>sichtlich der kriegsbed<strong>in</strong>gt verlagerten<br />
Kulturgüter bewegen werde. So erklärte<br />
der damalige polnische Kulturm<strong>in</strong>ister Andrzej<br />
Zakrzewski im Oktober 1999, dass es unangenehm<br />
sei, wenn sich die Gespräche über<br />
300 000 <strong>in</strong> Krakau lagernde Bücher der ehemals<br />
Preußischen Staatsbibliothek zu Berl<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Sackgasse befänden. Mit Blick auf die<br />
Beethoven-Autographen, die zu den <strong>in</strong> Krakau<br />
verwahrten Schätzen gehören, fügte er h<strong>in</strong>zu,<br />
als Pole würde er es schön f<strong>in</strong>den, gäbe es <strong>in</strong><br />
s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Heimatland Handschriften des Komponisten,<br />
persönlich aber sei er der Auffassung,<br />
sie gehörten natürlich dorth<strong>in</strong>, wo sie herkommen.<br />
Als auch der damalige Staatspräsident<br />
Kwasniewski sich für <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Rückgabe der<br />
Krakauer Bestände aussprach, erhob sich<br />
allerd<strong>in</strong>gs heftiger Protest <strong>in</strong> Polen.<br />
Für Ex-Kulturstaatsm<strong>in</strong>ister Naumann war<br />
klar, die Verhandlungen mit Takt anzugeben und<br />
auf „Rechthaberei“ zu verzichten. Noch Ende<br />
1999 wollte Naumann mit s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m polnischen<br />
Kollegen über Restitutionsfragen sprechen, so<br />
s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Ankündigung. Dabei stünde für ihn nicht<br />
der Eigentumsaspekt im Vordergrund, sondern<br />
die Frage nach der kulturellen Identität.<br />
Man fragt heute nach dem Erfolg deutscher<br />
Bemühungen und nach der Erfüllung der Vere<strong>in</strong>barungen<br />
aus dem Nachbarschaftsvertrag,<br />
von der Befolgung der Regeln des Völkerrechts<br />
ganz zu schweigen. Es ist zum<strong>in</strong>dest öffentlich<br />
nicht bekannt geworden, dass es Erfolge gegeben<br />
hat. Gleiches gilt im übrigen gegenüber<br />
Russland, obwohl das Land sich gegenüber<br />
Deutschland <strong>in</strong> zwei Verträgen (1990 und<br />
1992) verpflichtete, die Beutekunst zurückzugeben.<br />
Russland tat anschließend jedoch das<br />
Gegenteil: Das russische Parlament verabschiedete<br />
1998 e<strong>in</strong> völkerrechtswidriges Gesetz,<br />
das grundsätzlich alle Kulturbeute zu russischem<br />
Eigentum erklärte. Während aus<br />
Deutschland noch immer russische Kulturgüter,<br />
die e<strong>in</strong>st von der deutschen Besatzung nach<br />
Deutschland gebracht wurden, zurückfließen,<br />
gibt es <strong>in</strong> umgekehrter Richtung kaum Bewegung.<br />
Der zuständige Kulturm<strong>in</strong>isterialbeamte<br />
Anatoli Wilkow lobt zwar s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> deutschen<br />
Partner, sieht aber <strong>in</strong> den <strong>in</strong> Russland weilenden<br />
Beständen aus Deutschland <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Kompensation<br />
für Kulturgüterverluste die durch die<br />
Deutschen zugefügt wurden.<br />
„Nichts schmerzt so lange, wie der Raub kulturellen<br />
Erbes“, mit dieser Aussage hatte<br />
1945 der amerikanische Kunstschutzoffizier<br />
Walter Farmer <strong>in</strong> Wiesbaden Aufsehen erregt<br />
und s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Kollegen zur Unterzeichnung des<br />
„Wiesbadener Manifest“ gebracht, das als<br />
Grundlage zur Verh<strong>in</strong>derung des Kunstraubes<br />
durch die Besatzer dienen sollte. Für se<strong>in</strong> damaliges<br />
Wirken erhielt Farmer 1996 das Große<br />
Bundesverdienstkreuz durch Außenm<strong>in</strong>ister<br />
K<strong>in</strong>kel. In s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Laudatio lobte K<strong>in</strong>kel den Amerikaner<br />
als mutigen und ehrenhaften großen<br />
Sohn <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r großen Nation, der e<strong>in</strong> nobles Beispiel<br />
dafür gegeben habe, dass zivilisierte demokratische<br />
Staaten ihre Ideale und Werte nur<br />
bewahren können, wenn mutige Bürger sie <strong>in</strong><br />
der Praxis verteidigen.<br />
Farmer hatte <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m „Wiesbadener Manifest“<br />
u.a. darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass Deutsche<br />
von den Alliierten wegen der Beschlagnahme<br />
kultureller Schätze <strong>in</strong> ehemals besetzten Ländern<br />
vor Gericht gestellt würden. Die Anklagen<br />
g<strong>in</strong>gen davon aus, dass die Deutschen sich nicht<br />
auf militärische Befehle berufen könnten,<br />
denn im Namen <strong>e<strong>in</strong>e</strong>s höheren moralischen Gesetzes<br />
hätten diese verweigert werden müssen.<br />
Amerikaner würden deshalb bei Befolgung eigener<br />
Befehle nicht weniger schuldig dastehen,<br />
so wird <strong>in</strong> dem Manifest gefolgert. Gerechtigkeit,<br />
Anstand sowie die Etablierung der Macht<br />
des Rechts, nicht der Gewalt, unter zivilisierten<br />
Nationen werden ebenso angemahnt.<br />
Mit ihrem Verhalten verstoßen Russland und<br />
<strong>Schlesische</strong>s Wochensem<strong>in</strong>ar <strong>in</strong> Groß<br />
Ste<strong>in</strong> diskutierte deutsch-polnisches<br />
Verhältnis. Das vom Haus der Deutsch-<br />
Polnischen Zusammenarbeit veranstaltete<br />
Sem<strong>in</strong>ar sah prom<strong>in</strong>ente Vertreter aus<br />
Polen und Deutschland, u.a. die Vertreter<br />
aller deutschen diplomatischen Dienste <strong>in</strong><br />
Polen, der Woiwodschaftsbehörde, der<br />
Zentralbehörde, der deutschen Volksgruppe,<br />
der Kirche, der Stiftung für<br />
Deutsch-Polnische Zusammenarbeit <strong>in</strong><br />
Warschau und Vertreter aus Deutschland.<br />
Während die Vertreter<strong>in</strong> der deutschen<br />
Botschaft <strong>in</strong> Warschau, Jutta Frasch, die<br />
deutsch-polnischen Beziehungen als<br />
sehr gut bezeichnete und dabei von Janusz<br />
Styczek, Berater beim polnischen<br />
Außenm<strong>in</strong>isterium, unterstützt wurde, sah<br />
der deutsche Sejm-Abgeordnete Kroll das<br />
Verhältnis auf s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m tiefsten Punkt seit<br />
16 Jahren. Er verwies dabei u.a. auf die<br />
mehrmals verschobene Sejmdebatte zu<br />
diesem Thema. Frau Frasch er<strong>in</strong>nerte dagegen<br />
an die Partnerschaften zwischen<br />
Geme<strong>in</strong>den beider Länder, den Jugendaustausch,<br />
Studentenaufenthalte, den<br />
Kulturaustausch und das deutsch-polnische<br />
Jahr. Für die Bundestagsabgeordnete<br />
der SPD, Angelika Schwall-Düren,<br />
steht fest, dass Deutschland s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Ostpolitik<br />
ohne Polen unmöglich führen könne.<br />
In realistischer E<strong>in</strong>schätzung der tatsächlichen<br />
Situation ermutigte der Oppelner<br />
Erzbischof Alfons Nossol die Teilnehmer<br />
unter dem Dach der Stiftung all<br />
das aufrichtig auszusprechen, was<br />
schmerze und mitunter trenne.<br />
●<br />
Oberglogau begeht 14. <strong>Schlesische</strong>s<br />
Ludwig-van-Beethoven-Festival. In Er<strong>in</strong>nerung<br />
an den großen deutschen Kom-<br />
<strong>Schlesische</strong> Notizen<br />
<strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 21/2006<br />
Polen, über andere Staaten wird noch zu berichten<br />
se<strong>in</strong>, gegen die Grundsätze, die Kennzeichen<br />
zivilisierter Staaten s<strong>in</strong>d. Bleibt die Frage<br />
nach den Motiven. Ist es nur Bereicherung,<br />
soll es <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Demütigung der Deutschen se<strong>in</strong><br />
oder ist es r<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Nationalismus?<br />
Wenn Farmer schon 1945 <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Manifest<br />
erkannte, dass die Wegnahme des kulturellen<br />
Erbes <strong>e<strong>in</strong>e</strong> historische Kränkung von besonderer<br />
Langlebigkeit ist, die viel Erbitterung<br />
hervorruft, so wird der Kulturraub durch Polen,<br />
Russen und andere die geme<strong>in</strong>same Zukunft<br />
noch lange belasten. Auch der Vertragsbruch<br />
durch Polen sollte Anlass für die deutsche Regierung<br />
se<strong>in</strong>, das Thema aufzugreifen.<br />
Deutschland kann nicht h<strong>in</strong>ter anderen Staaten<br />
zurückbleiben. Wenn Italien zäh um die<br />
Rückgabe geraubter Kunstwerke kämpft, die<br />
heute <strong>in</strong> amerikanischen Museen lagern und<br />
wenn ärmere Länder wie Griechenland, die Türkei<br />
oder Ägypten sich gegen die Abwanderung<br />
nationaler Kulturwerke durch scharfe Ausfuhrverbote<br />
schützen, darf Deutschland nicht<br />
untätig bleiben. Es gilt, Schaden vom deutschen<br />
Volk abzuwenden, <strong>in</strong>sbesondere die kulturellen<br />
Identität, <strong>in</strong>sbesondere der Vertriebenen<br />
und ihrer Nachkommen, zu wahren.<br />
ponisten Ludwig van Beethoven, der 1806<br />
Oberglogau besuchte und s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Vierte S<strong>in</strong>fonie<br />
<strong>in</strong> B-Dur dem ortsansässigen Grafen<br />
Franz Joachim Wenzel von Oppersdorf<br />
widmete, veranstaltete der SKGD O/S<br />
das Musikfest. Nach den Worten des<br />
Schirmherren, des deutschen Botschafters<br />
<strong>in</strong> Warschau, könne die Veranstaltung<br />
auch als Plattform für <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n deutsch-polnischen<br />
Musikaustausch gesehen werden.<br />
Zu der Eröffnung der Musiktage am 15.<br />
September konnte auch e<strong>in</strong> Akkordeonorchester<br />
aus Kirchheim (Baden-Württemberg)<br />
begrüßt werden, das unter Beweis<br />
stellte, dass auch mit diesen Instrumenten<br />
klassische Musik vorzüglich dargeboten<br />
werden kann.<br />
●<br />
Schloss Lomnitz steht vor Erweiterung<br />
der Aktivitäten. Nachdem die Familie<br />
Küster ihren enteigneten Besitz, das<br />
Schloss Lomnitz, mit Hilfe <strong>e<strong>in</strong>e</strong>s polnischen<br />
Partners über <strong>e<strong>in</strong>e</strong> eigens dafür gegründete<br />
GmbH vor etwa 15 Jahren zurückgekauft<br />
hatte, entwickelten sich die<br />
beiden Gebäude des Schlosses zu <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m<br />
Kle<strong>in</strong>od, das heute für Veranstaltungen<br />
und Ausstelllungen genutzt wird. Als nächstes<br />
Ziel soll nunmehr der dem Schloss<br />
gehörende Gutshof zu <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Museumshof<br />
ausgebaut werden. E<strong>in</strong> erster Schritt<br />
wurde bereits mit der 2004 gegründeten<br />
Stiftung „Dom<strong>in</strong>ium Lomnica“ getan. Geplant<br />
ist auch der Betrieb <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Landwirtschaft,<br />
der <strong>in</strong> das Umland ausstrahlen<br />
und Veränderungen <strong>in</strong> der <strong>Region</strong> e<strong>in</strong>leiten<br />
soll. Um die Attraktivität für Touristen<br />
zu erhöhen werden auch Freiflächen<br />
für Märkte, Feste, Werkstätten, <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Töpferei,<br />
Plätze für Handwerkskunst und Läden<br />
entstehen.
<strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 21/2006 POLITIK<br />
3<br />
Aufruf zur Treuespende<br />
Liebe Landsleute,<br />
über 60 Jahre nach Kriegsende s<strong>in</strong>d die<br />
Ereignisse von damals wieder und besonders<br />
aktuell <strong>in</strong>s Blickfeld des Interesses<br />
gerückt, ihre Darstellung entspricht<br />
allerd<strong>in</strong>gs nur teilweise der geschichtlichen<br />
Wahrheit. Es gab und gibt, vor allem auf<br />
privater Ebene, viele Erfolge im Bemühen<br />
um Verständigung und Ausgleich. Aber wir<br />
Vertriebenen werden von verschiedenen<br />
Seiten immer noch als Prügelknaben und<br />
Sündenböcke für s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>rzeitiges Geschehen<br />
benutzt. Nur mühsam und übervorsichtig<br />
„<strong>in</strong> Sack und Asche“ beg<strong>in</strong>nt sich<br />
die offizielle deutsche Politik gegen <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />
zunehmend nationalistischen Ton aus<br />
Polen zu stemmen. Die Vertriebenen und<br />
ihre Organisationen haben dagegen unter<br />
E<strong>in</strong>geständnis eigener deutscher<br />
Schuld und Verzicht auf Rache oder Revanche<br />
schon immer für volle Wahrheit,<br />
Ausgleich, Heilung und Gerechtigkeit <strong>in</strong><br />
Frieden gekämpft. Diese Aufgabe bleibt<br />
– leider – noch für längere Zeit bestehen.<br />
Das gel<strong>in</strong>gt nur, wenn es <strong>e<strong>in</strong>e</strong> starke und<br />
unabhängige Vertretung auch der Schle-<br />
Krzystof Skubiszewski 80 Jahre alt. Er gehört<br />
wohl zu den Außenm<strong>in</strong>istern Polens, die<br />
man heute vermisst. Während s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Amtszeit<br />
von 1989-1993 wurden der deutsch-polnische<br />
Grenzvertrag (1990) und der Nachbarschaftsvertrag<br />
(1991) geschlossen. Man<br />
zählt Skubiszweski zu den profunden<br />
Deutschlandkennern, der Polens Mitschuld<br />
an der Vertreibung der Deutschen nie geleugnet<br />
und der auch für die Rechte der deutschen<br />
Volksgruppe e<strong>in</strong> offenes Ohr hatte.<br />
In der kommunistischen Zeit war er zwar<br />
nicht oppositioneller Aktivist, aber auch nicht<br />
Mitglied der kommunistischen Partei. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
hielt er Kontakt zu katholischen Intellektuellen.<br />
Für die heute <strong>in</strong> Polen regierenden<br />
nationalistischen Parteien ist Skubiszweski<br />
e<strong>in</strong> Dorn im Auge, schließlich war<br />
er es auch, der mit sechs anderen ehemaligen<br />
polnischen Außenm<strong>in</strong>istern e<strong>in</strong> Protestschreiben<br />
wegen der Absage des polnischen<br />
Präsidenten, an dem Treffen mit den<br />
deutschen und französischen Staatspräsidenten<br />
(„Weimarer Dreieck“) teilzunehmen,<br />
<strong>in</strong>szenierte.<br />
●<br />
Neuwahlen oder neue Koalition <strong>in</strong> Polen?<br />
Nach dem Bruch der Koalition zwischen der<br />
PiS der Gebrüder Kaczynski und der Bauernpartei<br />
des Populisten Lepper (Samoobrona)<br />
ist noch immer nicht entschieden, wie<br />
es <strong>in</strong> Polen weitergeht. In dieser Situation<br />
bot sich jetzt die gemäßigte PSL, ebenfalls<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Bauernpartei, als Koalitionspartner an:<br />
Allerd<strong>in</strong>gs reichen die Stimmen der Gruppierung<br />
für <strong>e<strong>in</strong>e</strong> neue Regierungsmehrheit<br />
nicht aus. Dies war auch der Anlass für die<br />
Abwerbeversuche von Abgeordneten an-<br />
Polnisches<br />
sier gibt. Immer mehr Vertriebene aus der<br />
Erlebnisgeneration fallen aber der „biologischen<br />
Lösung“ zum Opfer. Deswegen<br />
müssen die Verbliebenen um so mehr tun,<br />
um die Ziele zu erreichen. Die Landsmannschaft<br />
Schlesien, Nieder- und <strong>Oberschlesien</strong><br />
ist Anwalt dafür. Leider ist das<br />
ohne die entsprechenden f<strong>in</strong>anziellen<br />
Mittel nicht möglich, unsere Landsmannschaft<br />
steht aber bald vor dem f<strong>in</strong>anziellen<br />
Aus.<br />
Ich bitte Sie um <strong>e<strong>in</strong>e</strong> „Treuespende“ für<br />
die Landsmannschaft auf das Konto<br />
Nr.: 40410, BLZ 850 501 00 Sparkasse<br />
Oberlausitz-Niederschlesien Görlitz oder<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Sonderspende um wieder e<strong>in</strong><br />
geplantes Deutschlandtreffen 2007 zu ermöglichen,<br />
auf das Konto Nr.: 260 0893 028,<br />
BLZ 380 601 86 bei der Volksbank Bonn<br />
Rhe<strong>in</strong>-Sieg eG.<br />
Herzlichen Dank und Schlesien Glück auf!<br />
Christian K. Kuznik<br />
Stellv. Bundesvorsitzender<br />
Selbstverständlich werden auf Wunsch Zuwendungsbestätigungen<br />
ausgestellt.<br />
derer Parteien, die im Fall der Abgeordneten<br />
Beger (SN 20) zu <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m politischen Skandal<br />
führten. Nachdem dieser Fall <strong>in</strong> aller Breite<br />
<strong>in</strong> den Medien behandelt wurde, war nicht<br />
mehr mit Übertritten aus der Opposition zu<br />
rechnen, so dass es zunächst so schien, als<br />
ob Neuwahlen der Ausweg wären. Inzwischen<br />
ist Lepper aber angesichts anderer<br />
Alternativen erneut zum stellvertretenden M<strong>in</strong>isterpräsidenten<br />
ernannt, obwohl Kaczynski<br />
vor vier Wochen öffentlich erklärt hatte, er<br />
werde sich nie wieder mit Leuten von<br />
schlechtem Ruf, geme<strong>in</strong>t war Lepper, e<strong>in</strong>lassen.<br />
Kurzer H<strong>in</strong>tergrund für das neuerliche Zusammengehen<br />
s<strong>in</strong>d schlechte Umfragewerte,<br />
die <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Wahlniederlage befürchten lassen.<br />
●<br />
Demonstration <strong>in</strong> Warschau für und gegen<br />
die amtierende Regierung. Um die<br />
Forderung nach <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Neuanfang zu unterstreichen,<br />
fanden sich am 7. Oktober etwa<br />
11 000 Demonstranten <strong>in</strong> der Hauptstadt e<strong>in</strong>,<br />
die gegen die Regierung und für Neuwahlen<br />
demonstrierten. Der Vorsitzende der<br />
größten Oppositionspartei, Donald Tusk<br />
(Bürgerplattform), äußerte dabei: „Geme<strong>in</strong>sam<br />
sagen wir laut, was Polen denkt: Es<br />
reicht!“ Dagegen sagte M<strong>in</strong>isterpräsident Jaroslaw<br />
Kaczynski auf <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r von s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Partei<br />
organisierten Demonstration: „Wir siegen,<br />
diesmal bis zum Ende!“<br />
●<br />
Polen erhält Warnung aus Russland. Die<br />
Absicht der USA, e<strong>in</strong> Raketenabwehrsystem<br />
<strong>in</strong> Polen zu errichten, hat jetzt zu <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r scharfen<br />
Reaktion aus Russland geführt. Das russische<br />
Außenm<strong>in</strong>isterium warnte Polen da-<br />
TERMINE<br />
Die Kulturstiftung der deutschen<br />
Vertriebenen veranstaltet <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />
mit dem Lehrstuhl für mediävistische<br />
und osteuropäische Literatur, Leipzig,<br />
vom 2. – 4. November 2006 im Christkönigshaus,<br />
Stuttgart-Hohenheim,<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong> staats- und völkerrechtliche Fachtagung<br />
zum Thema:<br />
„Deutschsprachige Literatur im Baltikum<br />
und <strong>in</strong> St. Petersburg. Kulturhistorische<br />
Aspekte“.<br />
Die Tagung steht unter der wissenschaftlichen<br />
Leitung von Frau Prof. Dr.<br />
Carola L. Gottzmann, Leipzig. Sie wird<br />
gefördert vom Innenm<strong>in</strong>isterium des<br />
Landes Baden-Württemberg und vom<br />
Haus des deutschen Ostens, München.<br />
Informationen erhalten Sie bei:<br />
Dr. Ernst Gierlich, Kulturstiftung der<br />
deutschen Vertriebenen,<br />
Kaiserstr. 113, 53113 Bonn,<br />
Tel. 0228/ 91512-0 oder<br />
www.kulturstiftung-der-deutschen-vertriebenen.de<br />
<strong>Schlesische</strong> Gedenktage<br />
12. November 1886<br />
120. Geburtstag von Günther<br />
Oskar Dyhrenfurth – Geologe und<br />
Geograph – Breslau – Himalaya-Expedition<br />
1930/1934<br />
17. November 1886<br />
120. Geburtstag von Ferd<strong>in</strong>and Friedensburg<br />
– Politiker – Schweidnitz-<br />
Ehemaliger Oberbürgermeister von<br />
Berl<strong>in</strong> – MdB<br />
vor, dem Plan auf s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Territorium zuzustimmen<br />
und drohte für den Fall der Verwirklichung<br />
damit, „geeignete Maßnahmen“<br />
zu ergreifen.<br />
●<br />
Polnische E<strong>in</strong>brecherbanden wieder aktiv.<br />
Mehr als 300 Blitze<strong>in</strong>brüche registrierte<br />
die Polizei bundesweit seit 2003. Besonders<br />
betroffen war zuletzt der Bezirk<br />
Unterfranken <strong>in</strong> Bayern. Häufig werden Blitze<strong>in</strong>brüche<br />
nach derselben Methode begangen,<br />
<strong>in</strong>dem man E<strong>in</strong>gangstüren mit gestohlenen<br />
Fahrzeugen e<strong>in</strong>fährt und <strong>in</strong> M<strong>in</strong>utenschnelle<br />
hochwertige Waren, z.B. Digitalkameras<br />
<strong>in</strong> Media-Märkten entwendet.<br />
Nach Angaben des Landeskrim<strong>in</strong>alamtes<br />
Bayern handelt es sich um Auftragsüberfälle,<br />
die von Polen aus organisiert werden. Die<br />
Waren werden zunächst <strong>in</strong> Deutschland versteckt,<br />
bevor man sie später <strong>in</strong> Polen verkauft.<br />
Das Landeskrim<strong>in</strong>alamt Bayern<br />
konnte <strong>in</strong> den letzten zwei Jahren 37 Täter<br />
festnehmen, die sämtlich aus Polen stammten.<br />
17 von ihnen wurden bereits wegen<br />
schweren Bandendiebstahls verurteilt, der<br />
Letzte erst im September zu knapp acht Jahren<br />
Haft.
4<br />
„H<strong>in</strong>sichtlich der Lobeshymnen des<br />
Niedersächsischen Landesbeauftragten für<br />
Vertriebene und Spätaussiedler, Rudolf<br />
Götze, MdL, zur Herausgabe <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r „Dokumentation<br />
„Umsiedlung, Flucht, Vertreibung<br />
der Deutschen als <strong>in</strong>ternationales Problem“<br />
durch die Niedersächsische Landesregierung<br />
ist folgendes kritisch festzustellen:<br />
Im Textteil der Broschüre werden weder<br />
die schwierige Situation nach 1945 <strong>in</strong> der<br />
ehemals britischen Zone noch die mühsame<br />
Zeit des Neuanfangs dargestellt. Lediglich<br />
s<strong>in</strong>d auf den S. 76/77 die prozentualen<br />
Anteile der Flüchtl<strong>in</strong>ge und Vertriebenen<br />
an der Bevölkerung <strong>in</strong> den Kreisen<br />
Niedersachsens 1950 und deren Herkunft<br />
„aus den Ostgebieten“ erwähnt. Mit k<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m<br />
Wort erfährt der Leser welche Landsleute<br />
aufzunehmen waren. Nicht mit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Silbe<br />
verlautet etwas über „Schlesier“ oder<br />
„Pommern“ und deren Anzahl, während die<br />
Lage der Sudetendeutschen und der Ungarndeutschen<br />
<strong>in</strong> der damals amerikanischen<br />
Zone relativ breit dargestellt wird. Die<br />
nachwachsende Generation erfährt nicht,<br />
dass mehr als 1,5 Millionen Schlesier mit<br />
den berüchtigten „Schwalbetransporten“<br />
(Anm.: der Deckname der Briten für die Aktion<br />
) 1946/1947 nach Ostniedersachsen<br />
aufgrund des polnisch-britischen Abkommens<br />
vom 14. 2. 1946 unter menschenunwürdigen<br />
Bed<strong>in</strong>gungen herantransportiert<br />
worden s<strong>in</strong>d und davon etwa 700 000 Schlesier<br />
<strong>in</strong> Niedersachsen e<strong>in</strong>gewiesen wurden,<br />
e<strong>in</strong>hergehend mit enormen Belastungen,<br />
auch für die E<strong>in</strong>heimischen. Von den Verhältnissen<br />
<strong>in</strong> den schlimmen Auffanglagern,<br />
<strong>in</strong> denen unzählige Tote und Schwerkranke<br />
1946 unter den Augen der britischen Besatzungsmacht<br />
ausgeladen wurden, liest<br />
man nichts. Man vermisst <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Liste der sog.<br />
Schwalbezüge aus Schlesien mit den Abgangs-<br />
und Zielbahnhöfen, denn die Verhältnisse<br />
<strong>in</strong> der amerikanischen Zone werden<br />
durch die auf S. 68 abgedruckte „Vollständige<br />
Liste der vom 1. Januar bis 1. November<br />
1946 aus dem Ausland nach Bayern<br />
e<strong>in</strong>geschleusten 723 Eisenbahnzüge mit<br />
Flüchtl<strong>in</strong>gen“ dem niedersächsischen<br />
Schüler vor Augen geführt.<br />
Dabei werden solche Listen vom<br />
Niedersächsischen Staatsarchiv zur Verfügung<br />
gestellt und sie f<strong>in</strong>den sich auch <strong>in</strong> der<br />
Dokumentation der Geme<strong>in</strong>de Grasleben<br />
„Das Flüchtl<strong>in</strong>gslager Mariental (1945 –<br />
1947) und die Vertriebenentransporte aus<br />
Schlesien (1946 –1947).<br />
Die Folgen für die Aufnahmegebiete fehlen<br />
Selbst e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis, dass Niedersachsen<br />
großherzig die Patenschaft über die Landsmannschaft<br />
der Schlesier übernommen hat,<br />
f<strong>in</strong>det sich nicht. Hätte nicht der Beauftragte<br />
für Vertriebene und Aussiedler, Rudolf Götz,<br />
CDU, wenigstens <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Anschreiben<br />
zur Broschüre dies erwähnen sollen?<br />
Noch gravierender als diese Defizite h<strong>in</strong>sichtlich<br />
der Niedersachsenausgabe s<strong>in</strong>d<br />
LESERBRIEFE <strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 21/2006<br />
Leserbriefe<br />
Zu den Artikeln <strong>in</strong> den SN 10/2006 unter „<strong>Schlesische</strong> Notizen“ und <strong>in</strong> den SN<br />
13/2006 „Niedersachsen bewertet Patenschaft für Schlesier neu“<br />
folgende Feststellungen: Die Dokumentation<br />
enthält <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Reihe historisch unhaltbarer<br />
und unvollständiger Aussagen und<br />
ordnet bedeutende Quellen unzutreffend zu.<br />
Ich nenne nur diese Beispiele:<br />
Im Kapitel 4.4 „Die Konferenz von Potsdam<br />
und die Folgen“ wird fälschlicherweise<br />
ausgeführt, dass die wilden Vertreibungen<br />
Mitte Juli 1945 <strong>in</strong> „Polen“ stattfanden (S. 19<br />
oben) und dass es sich bei den Vertreibungen<br />
(nur) um „Massenausweisungen“<br />
( Anm.: Wortwahl der Verfasser) handelte (S.<br />
20), wobei doch die Erlebnisgeneration noch<br />
bezeugen kann, dass die Menschen oftmals<br />
vor dem Verladen <strong>in</strong> Viehwaggons brutal zu-<br />
Beim Lesen der SN Nr. 6/2006 Seite 4<br />
komme ich auf e<strong>in</strong> anderes Ergebnis. Es<br />
handelt sich um den Kurzbericht von Hr.<br />
R. Maywald zum Thema des Wertes für<br />
Grund und Boden im abgetretenen Ostdeutschland.<br />
Bei 112 000 km 2 und <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />
Wert von 2,50 Euro/m 2 ergibt sich nach<br />
m<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Berechnung <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Summe von<br />
280.000.000.000 Euro. (<strong>in</strong> Worten: zweihundertundachtzig<br />
Milliarden Euro) und<br />
nicht wie im Bericht angegeben<br />
2.800.000.000.000 Euro. (<strong>in</strong> Worten zweitausendachthundert<br />
Milliarden Euro) Ich<br />
Ke<strong>in</strong> Vere<strong>in</strong> <strong>in</strong> Deutschland hat nach Beendigung<br />
des ersten Weltkrieg soviel für das<br />
Andenken an unsere gefallenen Soldaten getan,<br />
wie der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge<br />
e.V. (im folgenden VDK genannt).<br />
Doch verliert der VDK Jahr für Jahr<br />
mehr s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Legimitation, wenn er sich zur<br />
Relativierung oder gar Rechtfertigung der<br />
straflos gebliebenen Massenverbrechen<br />
an den Deutschen während und nach dem<br />
zweiten Weltkrieg <strong>in</strong>strumentalisieren lässt.<br />
So steht <strong>in</strong> der Präambel der Volksbundsatzung:<br />
Im Gedenken an die Millionen Toten<br />
der Kriege und die Gewaltherrschaft, <strong>in</strong><br />
der Erkenntnis, dass Vermächtnis dieser Toten<br />
aller Völker zu Verständigung und Frieden<br />
mahnt, <strong>in</strong> dem Bestreben, das Leid der<br />
H<strong>in</strong>terbliebenen zu l<strong>in</strong>dern, hat sich der VDK<br />
die Sorge für die Gräber dieser Toten zur Aufgabe<br />
gestellt.... Achtung vor dem Menschen<br />
verlangt, dass der Volksbund für die Erhaltung<br />
des Friedens arbeitet. Arbeit für den<br />
Frieden bedeutet für den Volksbund, Toleranz<br />
zu üben und e<strong>in</strong> humanes Menschenbild<br />
zu wahren, für die freiheitlich – demokratische<br />
Grundordnung und für die Versöhnung<br />
<strong>in</strong>nerhalb des Volkes e<strong>in</strong>zutreten,<br />
das humanitäre Völkerrecht zu achten, um<br />
die Aussöhnung und Verständigung der Völker<br />
bemüht zu se<strong>in</strong>.... Wie verstehen sich<br />
all diese Anliegen, wenn führende Vertreter<br />
des Bundes der Vertriebenen (BdV), der<br />
Landsmannschaft Ostpreußen e.V., der<br />
Präsident des Bundes Deutscher Fallschirmspr<strong>in</strong>ger,<br />
der Vorsitzende des Ka-<br />
sammengetrieben worden s<strong>in</strong>d ohne Rücksicht<br />
auf Alter und Gesundheitszustand, beraubt<br />
ihrer letzten Habe.<br />
E<strong>in</strong>fach weggelassen wird der bedeutsame<br />
Passus des Potsdamer Protokolls,<br />
dass die Westverschiebung Polens unter<br />
dem Vorbehalt <strong>e<strong>in</strong>e</strong>s Friedensvertrages<br />
gestellt wurde mit der Folge, dass dem<br />
Schüler nicht bewusst gemacht wird, warum<br />
die Repräsentanten der angloamerikanischen<br />
Staaten diesen Vorbehalt im Potsdamer<br />
Protokoll machen mussten (s. S. 19<br />
und 24).<br />
Kann auf diese Weise der nachwachsenden<br />
Generation e<strong>in</strong> objektives Bild von<br />
der Vertreibung der Ostdeutschen und den<br />
Folgen vermittelt werden? Ist im H<strong>in</strong>blick auf<br />
die (nur) angerissenen Defizite nicht <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Ergänzung<br />
zur Dokumentation angezeigt?<br />
Harald Dierig, Münster<br />
Zu SN 6/2006 Seite 4, Kurzbericht von Hr. Maywald zum Thema des Wertes<br />
für Grund und Boden im abgetretenen Ostdeutschland<br />
Kluft zwischen Praambel und Praxis<br />
hoffe, dass ich mit m<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Kritik richtig liege.<br />
Außerdem ist die abgetrennte Fläche<br />
Ostdeutschlands 114 296 km 2 . Diese Angabe<br />
ist nachzulesen bei „Deutschlands<br />
Gebietsverluste“ Seite 95 von Manfred<br />
We<strong>in</strong>hold 1999 Arndt-Verlag Postfach<br />
3603 <strong>in</strong> 24035 Kiel. Im Interesse der Vermittlung<br />
der objektiven Wahrheit ist <strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
Korrektur dieser Information angebracht,<br />
wenn m<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Rechnung richtig ist. Der Ansatz<br />
von 2,50 Euro/m 2 ersche<strong>in</strong>t mir allerd<strong>in</strong>gs<br />
zu niedrig.<br />
He<strong>in</strong>z Stefan, Bockelwitz<br />
meradschaftsbundesFallschirmpanzerkorps e.V. die Feierlichkeiten zur E<strong>in</strong>weihung<br />
des deutschen Soldatenfriedhofes <strong>in</strong> Pillau<br />
im Jahr 2000 als unmöglich bezeichnen, da<br />
die Kriegsschuld – übrigens wie immer <strong>in</strong><br />
der bundesrepublikanischen Öffentlichkeit<br />
– alle<strong>in</strong> bei den Deutschen gesucht wird und<br />
der E<strong>in</strong>satz des deutschen Soldaten nicht<br />
gewürdigt wird, der Millionen Deutschen die<br />
Flucht vor der Roten Armee ermöglichte.<br />
Ke<strong>in</strong> Vertreter des VDK bei den Feierlichkeiten,<br />
zum Gedenken an den deutschen<br />
Soldaten im Jahr 2000 <strong>in</strong> Trakehnen, zugegen<br />
war.<br />
Wenn seit 1998 k<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Gedenkveranstaltung<br />
zum Volkstrauertag, <strong>in</strong> Neubrandenburg,<br />
am Gedenkste<strong>in</strong> der Heimatvertriebenen<br />
statt f<strong>in</strong>det bzw. die Redner des Volksbundes/kommunale<br />
Politiker/Angehörige<br />
der Bundeswehr... <strong>in</strong> ihren Reden ke<strong>in</strong> Wort<br />
verlieren, das an unsere Heimatvertriebenen<br />
er<strong>in</strong>nert. Seit vielen Jahren hören wie auch<br />
vom Vorsitzenden des VDK (Kreisverband<br />
Neubrandenburg), das e<strong>in</strong> Jugendarbeitskreis<br />
des VDK <strong>in</strong> Neubrandenburg entstehen<br />
soll. Doch wo ist dieser? Vom selben<br />
Kreisverband hört die Neubrandenburger<br />
Bevölkerung nur was, kurz vorm Volkstrauertag<br />
und sieht dann Mitglieder dieses<br />
Verbandes <strong>in</strong> der Stadt, <strong>in</strong> E<strong>in</strong>kaufszentren<br />
und auf Friedhöfen um Geldspenden zu bitten,<br />
um im Anschluss bis zum nächsten<br />
Volkstrauertag <strong>in</strong> die Bedeutungslosigkeit<br />
zu vers<strong>in</strong>ken.<br />
André Lange, Neubrandenburg
<strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 21/2006 ZEITGESCHEHEN<br />
5<br />
<strong>Nachrichten</strong> aus Görlitz<br />
Aus der Sächsischen Zeitung für die schlesische <strong>Region</strong> Görlitz<br />
✍ Bundestreffen der Schweidnitzer. Am<br />
16. September 2006 fand <strong>in</strong> Görlitz das<br />
Bundesheimattreffen der Schweidnitzer<br />
statt. In <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r festlichen Feierstunde wurde<br />
der Heimat gedacht. Oberbürgermeister<br />
Joachim Paulick und der Generalsekretär<br />
der Sachsen-Union, Michael Kretschmer,<br />
sprachen Grußworte. Marianne Paul, Vorsitzende<br />
des <strong>Schlesische</strong>n Heimatbundes<br />
<strong>in</strong> Niesky, hielt die Festansprache. Am Nachmittag<br />
fand im Wichernhaus e<strong>in</strong> Heimatnachmittag<br />
statt mit schlesischer Musik,<br />
Volkstanz und Mundartlesungen. Am<br />
Sonntag wurde <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Fahrt nach Schweidnitz<br />
durchgeführt. Am Güterbahnhof <strong>in</strong> Kroischwitz<br />
wurde dabei der Opfer der Vertreibung<br />
vor 60 Jahren gedacht.<br />
✍ Was wird aus der Görlitzer Synagoge?<br />
Diese Frage stellt immer wieder der Fördervere<strong>in</strong><br />
des Gotteshauses. Im April des<br />
kommenden Jahres reisen Experten aus<br />
ganz Deutschland an, um mit den Görlitzern<br />
über Trägerschaft und Nutzung ehemaliger<br />
Synagogen zu diskutieren. „Uns<br />
<strong>in</strong>teressieren die Vor- und Nachteile verschiedener<br />
Trägerschaftsformen“ erklärte<br />
der Vorsitzende des Fördervere<strong>in</strong>s Jürgen<br />
Rojahn. Die M<strong>in</strong>imalsanierung der Synagoge<br />
soll 250.000 Euro kosten, 50000 Euro Eigenmittel<br />
hält die Stadt Görlitz bereit.<br />
200.000 Euro erhofft man sich aus Fördertöpfen<br />
der EU. Klar ist auch noch nicht, wer<br />
die Folgekosten bei Nutzung des Hauses<br />
tragen soll. So bleibt vorerst alles beim Alten,<br />
k<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Konzerte, k<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Ausstellungen.<br />
Me<strong>in</strong> Testament und Schlesien<br />
Darum f<strong>in</strong>det die Ausstellung „Synagoge im<br />
Apollo“ im Theater statt.<br />
✍ Bachwoche <strong>in</strong> Görlitz. Zum fünften Mal<br />
f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> Görlitzer Kirchen die Bachwoche<br />
statt. In der Peterskirche wird georgelt, mal<br />
mit Pauken und Trompeten, mal im Duett<br />
mit schönstem Soprangesang. In der Krypta<br />
gedenkt man Jakob Böhmes und s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m<br />
Gönners Mart<strong>in</strong> Moller, mit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Vortrag,<br />
mit der szenischen Lesung des „Grünen Jakob“<br />
von Dieter Liebig, dazu spielt kirchlicher<br />
Jazz oder Flötenmusik der Renaissance.<br />
Die Kreuzkirche <strong>in</strong> der Südstadt ist<br />
e<strong>in</strong> weiterer Ort der Bachwoche. Hier f<strong>in</strong>det<br />
sie ihren großartigen Abschluss mit dem<br />
Bachchor, vier Gesangssolisten und der<br />
Niederschlesischen Philharmonie Hirschberg.<br />
Weil aber nicht nur die Görlitzer Hochschule<br />
für Musik, sondern auch die Evangelische<br />
Kirche Berl<strong>in</strong>-Brandenburg-<br />
<strong>Schlesische</strong> Oberlausitz Veranstalter ist, reisen<br />
die Musiker anschließend durch die<br />
ganze <strong>Region</strong>.<br />
✍ Uns gehen die Bühnen verloren, warnt<br />
der Chefdirigent der Neuen Lausitzer Philharmonie<br />
Eckehard Stier. Durch die Sparmaßnahmen<br />
im Kulturbereich stehen die<br />
kl<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n und mittleren ostdeutschen Theater<br />
mit dem Rücken an der Wand. Die Zahl<br />
der Konzertbesucher nimmt zwar zu, die<br />
Abonnements steigen, die Qualität der Aufführungen<br />
steigt ständig, doch das Görlitzer<br />
Theater ist am absoluten Limit angelangt,<br />
die Stadthalle wurde geschlossen und<br />
die Synagoge steht für Konzertveranstal-<br />
Liebe heimattreue Schlesier, immer wieder kommt es vor, dass schlesische Landsleute<br />
ihre Erbschaft nicht geregelt haben und später der Fiskus als Erbe auftritt. Bitte denken<br />
Sie daran. dass unsere Landsmannschaft dr<strong>in</strong>gend auf die notwendige Unterstützung<br />
unserer schlesischen Landsleute angewiesen ist und dass Sie sie für den Fall <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r<br />
letztwilligen Verfügung bedenken können. Deshalb teilen wir Ihnen mit, wie e<strong>in</strong> Testament<br />
zugunsten der Landsmannschaft Schlesien lauten könnte. Dabei sollten Sie beachten,<br />
dass dieses Testament <strong>in</strong> allen s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Teilen handschriftlich gefertigt werden<br />
muss. Daneben kommt auch noch <strong>e<strong>in</strong>e</strong> notarielle Beurkundung <strong>in</strong> Betracht.<br />
Der Text für das Testament könnte lauten:<br />
,,Testament<br />
Hiermit setze ich die Landsmannschaft Schlesien<br />
– Nieder- und <strong>Oberschlesien</strong> e.V. –,<br />
Dollendorfer Str. 412, 53639 Königsw<strong>in</strong>ter,<br />
zu m<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Erb<strong>in</strong> e<strong>in</strong>.<br />
Ort, Datum, Unterschrift“<br />
Selbstverständlich können Sie auch <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Testament verfügen, dass die Landsmannschaft<br />
bezüglich e<strong>in</strong>zelner Vermögensgegenstände bedacht werden soll. Soweit<br />
andere Erben vorhanden s<strong>in</strong>d, würde dies der Landsmannschaft dann <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n entsprechenden<br />
Herausgabeanspruch begründen.<br />
Sie können das Testament bei sich verwahren – und es jederzeit ändern. Sie können<br />
auch e<strong>in</strong> bereits bestehendes Testament jederzeit ändern, soweit Sie k<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Erbvertrag<br />
abgeschlossen haben. Das geschriebene Testament können Sie bei sich verwahren<br />
oder es beim Amtsgericht h<strong>in</strong>terlegen. In diesem Fall hätten Sie die Gewähr,<br />
dass Ihr Testament von Amts wegen berücksichtigt wird und nicht verloren gehen kann.<br />
Selbst dann, wenn Sie das Testament beim Amtsgericht h<strong>in</strong>terlegt haben, können Sie<br />
jederzeit neu testieren.<br />
Wir danken Ihnen im Voraus!<br />
Ihre Landsmannschaft Schlesien, Ihre Landsmannschaft für Schlesien!<br />
tung auch nicht mehr zur Verfügung. In Görlitz<br />
ruht man sich <strong>in</strong> der Verwaltung auf Gesetzen<br />
aus und uns Künstlern nimmt man<br />
so die Bühnen, me<strong>in</strong>t Stier.<br />
Ist das Volk<br />
der Schlesier noch zu retten?<br />
Selbst im Urlaub auf den fernen Kanarischen<br />
Inseln hat mich die Sorge um unsere unvergessene<br />
schlesische Heimat e<strong>in</strong>geholt,<br />
als ich folgenden Text im Reiseführer las:<br />
Der Lebensstil der Bewohner der Kanarischen<br />
Inseln entspricht im Großen und<br />
Ganzen dem der Festlandspanier. Zwar geht<br />
e<strong>in</strong> Teil der heutigen Bevölkerung auf die<br />
Ure<strong>in</strong>wohner – die Guanchen und Majos –<br />
zurück, doch diese hatten sich schon im<br />
16. Jahrhundert mit den europäischen Eroberern<br />
zwangsweise vermischt. Von ihrer<br />
Kultur und Sprache ist so gut wie nichts<br />
mehr erhalten.<br />
Liebe Schlesier, beim Lesen dieser Zeilen<br />
gab es mir <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Stich im Herzen. S<strong>in</strong>d<br />
wir nicht gerade dabei, das gleiche<br />
Schicksal zu erleiden wie damals die Guanchen<br />
und Majos? Was können, was müssen<br />
wir tun, um unsere Kultur und Sprache<br />
(Mundart) zu erhalten, um die Sprache<br />
und Mentalität Gerhart Hauptmanns zu pflegen<br />
und weiter zu verbreiten? Ist unser<br />
Schicksal – aus den Geschichtsbüchern <strong>in</strong><br />
die Vergessenheit zu verschw<strong>in</strong>den – nicht<br />
mehr abzuwenden?<br />
Während die heutigen Spanier die Eroberung<br />
der Kanarischen Inseln und die<br />
Ausrottung bzw. Versklavung der Ure<strong>in</strong>wohner<br />
zugeben und sich bemühen etwas<br />
an Tradition und Volkskunde zurückzugew<strong>in</strong>nen,<br />
leugnen führende polnische Persönlichkeiten<br />
(Politiker, Geschichtsprofessoren<br />
und Richter) den begangenen<br />
Landraub <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit dem Völkermord<br />
an uns Schlesiern! und den Ostdeutschen<br />
und sprechen von der Rückgew<strong>in</strong>nung<br />
der polnischen Westgebiete –<br />
die noch nie zu Polen gehört haben.<br />
Da es uns leider nicht gelungen ist, unsere<br />
Nachkommen <strong>in</strong> großer Zahl für Schlesien<br />
zu begeistern oder gar Opfer für die<br />
Heimat zu br<strong>in</strong>gen, bitte ich Sie um Ihre Me<strong>in</strong>ung<br />
bzw. Vorschläge wie und was wir noch<br />
für unser geliebtes Schlesien tun können,<br />
da uns leider auch unsere Politiker längst<br />
fallen gelassen haben und wir <strong>in</strong> ihren Augen<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong> sich im Aussterben bef<strong>in</strong>dliche,<br />
ungeliebte Randgruppe darstellen.<br />
Es sieht so aus, als ob sich – entgegen<br />
aller menschlicher Vernunft und entgegen<br />
aller <strong>in</strong>ternationaler Gesetze und Menschenrechtsgerichtshöfe<br />
– Vertreibung<br />
und Völkermord lohnen (siehe: Indianer<br />
Nord und Südamerikas, Guanchen und Majos<br />
auf den Kanaren, Ost- und Sudetendeutsche<br />
im Herzen <strong>Europa</strong>s usw.). Über<br />
Ihre Me<strong>in</strong>ung und realistische Anregungen<br />
würde ich mich sehr freuen Ihr<br />
Wolfgang Hartmann<br />
stellv. Landesvors. LM-Schlesien<br />
LV-Bayern, Himmelreichweg 53<br />
stellv. Landesvors. BdV – LV-Bayern<br />
85221 Dachau
6<br />
Der langjährige Vorsitzende des Eichendorff-Vere<strong>in</strong>s<br />
<strong>in</strong> Lubowitz,<br />
Leonhard Wochnik,<br />
wurde am 30.<br />
August 2006 mit<br />
dem Bundesverdienstkreuzausgezeichnet.<br />
Nur wenige<br />
Tage später,<br />
am 10. September,<br />
überreichte<br />
ihm der Vorsitzende<br />
der Landesgruppe Baden-Württemberg<br />
Günther Zimmermann die Goldene Ehrennadel<br />
der Landsmannschaft Schlesien<br />
für s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> „Verdienste um die Heimat Schlesien“.<br />
Zu den Verdiensten gehören so viele<br />
Details, dass sie sich hier kaum aufzählen<br />
lassen. Leonhard Wochnik, Jahrgang<br />
1934, gehörte seit 1989 zu den Gründungsmitgliedern<br />
des Eichendorff-Vere<strong>in</strong>s,<br />
aktiv – und wenn es se<strong>in</strong> musste, auch bei<br />
damaligen Bonner M<strong>in</strong>isterien – trat er e<strong>in</strong><br />
für die Erhaltung der Schlossru<strong>in</strong>e und den<br />
Aufbau des Eichendorff-Begegnungszentrums,<br />
das nach oft abenteuerlichen<br />
Bauarbeiten aus dem alten Gasthaus entstanden<br />
und <strong>in</strong>zwischen <strong>e<strong>in</strong>e</strong> gern besuchte<br />
Tagungsstätte und e<strong>in</strong> florierendes<br />
Gästehaus geworden ist. Als ihr Hausherr<br />
kümmert sich Leonhard Wochnik geme<strong>in</strong>sam<br />
mit s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Frau auch herzlich um<br />
das leibliche Wohl der Gäste. Seit kurzem<br />
hat sich der Eichendorff-Vere<strong>in</strong> auch für<br />
die Instandsetzung der so genannten Eichendorff-Mühle<br />
stark gemacht, wofür Le-<br />
Der Vorsitzende des Ortsverbandes Burghausen<br />
Dr. Karl He<strong>in</strong>rich Wegehaupt<br />
konnte am 2. Oktober 2006 im Kreise s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r<br />
Familie und Freunde bei bester Gesundheit<br />
s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n 80. Geburtstag begehen.<br />
In Trebnitz geboren, verschlug es ihn<br />
nach den Kriegswirren <strong>in</strong> die schöne Salzachstadt<br />
Burghausen <strong>in</strong> Oberbayern.<br />
Nach s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Karriere als Doktor der<br />
Chemie im ortsansässigen Wacker-Werk<br />
übernahm er im Jahre 1993 die Nachfolge<br />
des damals schwer erkrankten langjährigen<br />
Vorstandes He<strong>in</strong>z W<strong>in</strong>kler. Auch<br />
se<strong>in</strong> Vater leitete schon <strong>in</strong> früheren Jahren<br />
e<strong>in</strong>ige Zeit den Ortsverband.<br />
Voller Tatendrang gründete er e<strong>in</strong> Jahr<br />
später die Partnerschaft mit dem DFK Langendorf<br />
<strong>in</strong> <strong>Oberschlesien</strong>. E<strong>in</strong> Jahr später<br />
holte er Jugendliche von dort nach<br />
Burghausen, um 14 erlebnisreiche Ferientage<br />
bei Gastfamilien zu verbr<strong>in</strong>gen<br />
konnten. Diese Aktion wurde zu <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r ständigen<br />
E<strong>in</strong>richtung.<br />
Im Jahre 2001 bekam er dann vom bayerischen<br />
Landesvorsitzenden der <strong>Schlesische</strong>n<br />
Landsmannschaft, Helmut Riedel<br />
das Schlesierkreuz für s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> bedeutenden<br />
Leistungen im Ortsverband verliehen.<br />
Die feierliche Pflanzung <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r ober-<br />
LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN<br />
Hohe Auszeichnungen für Leonhard Wochnik<br />
onhard Wochnik neben der Erika-<br />
Simon-Stiftung eifrig Gelder<br />
sammelt. Kurz gesagt: Leonhard<br />
Wochnik hat sich um die<br />
Heimat des Dichters verdient<br />
gemacht, auf dass auch Eichendorffs<br />
materielles<br />
Erbe erhalten bleibe.<br />
Sigrid<br />
Schuster-Schmah<br />
TERMINE<br />
LvD – Kreisverband der vertriebenen<br />
Deutschen Schleswig-Flensburg<br />
9.11.2006, 14.30 Uhr: Königsberger Klops<br />
Essen, Hohenzollern<br />
13. und 27.11.2006, 14.30 Uhr: Ostdeutsche<br />
Frauengruppe, Ostdeutsches Heimatmuseum<br />
im Präsidentenkloster (Stadtweg,<br />
Ecke Poststrasse)<br />
14.11.2006, 15 Uhr: Ostdeutscher Heimatnachmittag,<br />
Hohenzollern<br />
19.11.2006: Volkstrauertag, Teilnahme an<br />
der Kundgebung auf dem Karberg<br />
23.11.2006, 10 bis 17 Uhr: Adventsbasar der<br />
Frauen im Ostdeutschen Heimatmuseum<br />
2. 11. 2006, 15 Uhr:<br />
Monatstreffen der Tüb<strong>in</strong>ger Schlesier<br />
im Meteora (Kürner), Weizäckerstrasse 1<br />
15. 11. 2006, 16 Uhr<br />
Herbst- Tagung des schlesischen<br />
Mundartkreises BdV-Heimatstube, Oststraße<br />
31, Velbert<br />
E<strong>in</strong> Schlesier mit Leib und Seele wird 80<br />
schlesischenAkazie anlässlich der<br />
Landesgartenschau<br />
wurde <strong>in</strong> Anwesenheit<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r<br />
Abordnung aus<br />
Langendorf<br />
vom BurghausenerBürgermeistergebührend<br />
gewürdigt. Auch die Benennung der<br />
„Trebnitzer Straße“ mit entsprechender<br />
E<strong>in</strong>weihung <strong>in</strong> Burghausen g<strong>in</strong>g auf s<strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
Anregung zurück.<br />
2003 entstand unter s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Obhut e<strong>in</strong><br />
großartiges Buch über die Vertreibung. Viele<br />
Mitglieder des Ortsverbandes schrieben<br />
ihre ergreifenden und erschütternden Erlebnisse<br />
von Krieg, Flucht und Vertreibung<br />
nieder, um sie der Nachkommenschaft zu<br />
erhalten.<br />
Immer wieder organisiert er herrliche<br />
Reisen nach Schlesien, wobei man die<br />
große Liebe zu s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Heimat spüren kann.<br />
Möge ihm noch lange die Kraft und<br />
Energie erhalten bleiben, mit der er s<strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
Schlesier im Ortsverband führen und leiten<br />
kann. Edelgard Müller<br />
<strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 21/2006<br />
TERMINE<br />
2. und 30. 11. 2006, 15 bis 18 Uhr:<br />
„Tage der offenen Tür“ mit Kaffeestunde <strong>in</strong><br />
der Ostdeutschen Heimatstube, Oberstraße<br />
17, Neuss, mit Filmvorführung mit literarischen<br />
Lesungen am 2. November und Veranstaltung<br />
Ostdeutsche Bräuche im Advent<br />
am 30. November<br />
4. 11. 2006, 18 Uhr:<br />
Herbst- und Baudenfest, Stadthalle Neuss,<br />
Dor<strong>in</strong>t-Hotel am Rosengarten mit den fidelen<br />
Musikanten von St. Nikolaus, Further<br />
Edelweiß Buam, Trachtentänzen, <strong>Schlesische</strong>n<br />
Spezialitäten, großer Tombola und<br />
Formationstanzgala<br />
12. 11. 2006, 12 Uhr:<br />
Veranstaltung zum Volkstrauertag, Marktplatz<br />
<strong>in</strong> Grevenbroich-Stadtmitte, BdV-<br />
Stadtverband Grevenbroich<br />
Derr Zutaberg<br />
und die Schlesier<br />
Mei aaler, treuer Zutaberg<br />
Du bist kee Riese, aber o kee Zwerg,<br />
miet denner wundersomma Kroft<br />
hust Du doch asu viel geschofft.<br />
Wie uft hoot ma Diech o besunga,<br />
Die Ruhm ies ei die Welt gedrunga,<br />
derr aale Holtei hoot eim vergangna Joarhundert<br />
Diech schunt ols Wetterprophete bewundert,<br />
iech kuck o jeda Murga zum Stiebla naus<br />
wie sittock mei Zutaberg h<strong>in</strong>e aus?<br />
Ei Schläs<strong>in</strong>gs Mitte trutzich stiehste,<br />
rigsrim doas gnze Land doas siehste,<br />
ei denner Nähe fiehlt ma sich geburga,<br />
Du hilfst vergassa monche Surga,<br />
aber Diech ploagt woas, genau asu wie<br />
miech,<br />
<strong>in</strong>s fahln die Schlesier ganz ferchterlich,<br />
uft hillste Diech ei, ei D<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Wölkla<br />
willst wull nich sahn doas „<strong>in</strong>sche“ Völkla<br />
Glei noach`m Kriege, wie merr nischt hotta<br />
u assa<br />
Huste D<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Schlesier o nich verlossa,<br />
mier fonda Steenpilze Ruutkoppa und<br />
Gaalmannla,<br />
o Himbiern und Heedelbiern su monches<br />
Kannla,<br />
Die Puusch hoot <strong>in</strong>s ufte Schutz geboota<br />
Ols merr „Freiwild“ woarn ferr die Russa-<br />
Suldoata.<br />
Ich kennte noch viel vo <strong>in</strong>serm Wächter<br />
schreiba,<br />
die Zeit ies zu knopp, do lohn mersch jitz<br />
bleiba,<br />
aber ees stieht fest, mags brecha oder biega,<br />
mier Schlesier lohn <strong>in</strong>s nich underkriega.<br />
Münchner Schlesierblatt
<strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 21/2006 LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN<br />
7<br />
Verleihung des Schlesierkreuzes an<br />
Mart<strong>in</strong> Eichholz<br />
Am 14. 9. 2006 s<strong>in</strong>d wir hier <strong>in</strong> Gifhorn wieder<br />
mit unseren „<strong>Schlesische</strong>n Nachmittagen“,<br />
nach der Sommerpause gestartet.<br />
Das Programm wurde von Mart<strong>in</strong> Eichholz<br />
vorbereitet. Nach der Begrüßung und<br />
der Totenehrung wurde, zu s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Überraschung,<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Programmänderung angesagt.<br />
Der Landesvorsitzende Herr Helmut<br />
Sauer nahm nun die Ehrung und Auszeichnung<br />
mit dem Schlesierkreuz vor. Tief<br />
Treuespende für Schlesien<br />
Es werden Spendene<strong>in</strong>gänge ab 50,00 Euro des dritten Quartals 2006 veröffentlicht. Die Landsmannschaft<br />
Schlesien sagt herzlichen Dank.<br />
Artelt Klara 50,00 Euro<br />
Bartsch Klauspeter 500,00 Euro<br />
BDV-Kreisverband Dresden 100,00 Euro<br />
Birke Renate 100,00 Euro<br />
Biron von Corland Ernst Pr<strong>in</strong>z 100,00 Euro<br />
Bobka Karl-He<strong>in</strong>z 70,00 Euro<br />
Buckmann Erna 50,00 Euro<br />
Busch Ilse 50,00 Euro<br />
E<strong>in</strong>sporn Ute f.<br />
Rübezahlk<strong>in</strong>der Lage 50,00 Euro<br />
Endreß Manfred 50,00 Euro<br />
Fehl<strong>in</strong>g Ingeborg 100,00 Euro<br />
Gehl Peter und Hildegard 100,00 Euro<br />
Gehrke-Hasse Annelies 50,00 Euro<br />
Gessner Dr. Wolfgang 100,00 Euro<br />
Giese Eberhard 50,00 Euro<br />
Gille Dr. Hans-Werner 50,00 Euro<br />
Goldmann 50,00 Euro<br />
Grosse Wolf-Dietrich 500,00 Euro<br />
Harmuth Ursula 50,00 Euro<br />
He<strong>in</strong>ke Christa 100,00 Euro<br />
Hübner 50,00 Euro<br />
Hupka Dr. Herbert 300,00 Euro<br />
Jäckel Irmgard 50,00 Euro<br />
Jaehn Karl 200,00 Euro<br />
Jana Georg 100,00 Euro<br />
Jed<strong>in</strong> Hans 50,00 Euro<br />
Karl Dr. Ewald 60,00 Euro<br />
Kaske Dr. Gerhard 500,00 Euro<br />
Kirchner Helmut 164,00 Euro<br />
Kolonko Ernst 50,00 Euro<br />
bewegt nahm Mart<strong>in</strong> Eichholz diese Auszeichnung<br />
entgegen. Am Schluss s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r<br />
Dankesworte brachte er zum Ausdruck:<br />
„... mag es dort aussehen, wie es will, der<br />
Zobtenberg ist m<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Heimat.“ Im Anschluss<br />
daran lief das Programm wie vorgesehen<br />
weiter. Für alle Anwesenden war<br />
es e<strong>in</strong> harmonischer „<strong>Schlesische</strong>r Nachmittag“<br />
mit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r gelungenen Überraschung<br />
für unseren Vorsitzenden Mart<strong>in</strong><br />
Eichholz. Herbert Taube<br />
König Claus 500,00 Euro<br />
Kopp Werner 50,00 Euro<br />
Kramer Karl-Friedrich 50,00 Euro<br />
Kulturwoche <strong>in</strong> Rodholz/Rhön 150,00 Euro<br />
Lancken von der Axel 50,00 Euro<br />
Leuchtenberger Johannes 50,00 Euro<br />
LM Schlesien (welche ?) 150,00 Euro<br />
LM Schlesien (welche ?) 50,00 Euro<br />
LM Schlesien (welche ?) 100,00 Euro<br />
LM Schlesien Bad Aibl<strong>in</strong>g 100,00 Euro<br />
LM Schlesien Diepholz 150,00 Euro<br />
LM Schlesien Kitz<strong>in</strong>gen 100,00 Euro<br />
LM Schlesien Kreisgr.<br />
Bergstraße 100,00 Euro<br />
LM Schlesien<br />
Landesgr. Hessen 100,00 Euro<br />
LM Schlesien LG Bremen 50,00 Euro<br />
LM Schlesien Ludwigsburg 80,00 Euro<br />
LM Schlesien OG Uttenreuth 100,00 Euro<br />
LM Schlesien<br />
Ortsgruppe Velbert 100,00 Euro<br />
LM Schlesien Pegnitz 50,00 Euro<br />
LM Schlesien<br />
Rendsburg-Eckernförde 50,00 Euro<br />
LM Schlesien<br />
Schwäbisch Gmünd 150,00 Euro<br />
Lübker Werner 50,00 Euro<br />
Ludwig Werner und Gerda 100,00 Euro<br />
Luecke Dr. Justus 100,00 Euro<br />
Majunke Ilse 100,00 Euro<br />
Meier Walter 50,00 Euro<br />
Landtagspräsident a. D.<br />
Horst Milde mit<br />
„Oldenburger Wirtschaftspreis“<br />
gezeichnet<br />
Die Ehrung wird von der Wirtschaftlichen<br />
Vere<strong>in</strong>igung Oldenburg („Der Kl<strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
Kreis“) an Persönlichkeiten, Unternehmen<br />
und Institutionen vergeben, die durch ihr<br />
Engagement und ihr Wirken die Entwicklung<br />
der <strong>Region</strong> Oldenburg gefördert und<br />
bee<strong>in</strong>flusst haben. Der Vorsitzende des<br />
Verbandes, Dr. Jörg Bleckmann, hob <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r<br />
Laudatio hervor, dass Milde als Politiker<br />
Meilenst<strong>e<strong>in</strong>e</strong> gesetzt habe, u. a. im<br />
E<strong>in</strong>satz um die Universität Oldenburg, deren<br />
Ehrenbürgerschaft er erhielt. Se<strong>in</strong> besonderer<br />
E<strong>in</strong>satz galt aber auch den kulturellen<br />
Traditionen der ehemaligen Länder<br />
<strong>in</strong> Niedersachen, nämlich Hannover,<br />
Braunschweig, Schaumburg-Lippe und Oldenburg.<br />
Hervorgehoben wurde bei der<br />
Ehrung ebenso das Wirken von Milde für<br />
s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Heimat Schlesien und die Anliegen<br />
der Vertriebenen, an deren unheilvolle Geschichte<br />
er immer wieder er<strong>in</strong>nerte. Die<br />
Landsmannschaft Schlesien, die <strong>in</strong> dem<br />
ehemaligen Landtagspräsidenten der<br />
SPD immer <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n guten Ansprechpartner<br />
hatte, gratuliert herzlich zu der Ehrung. Sie<br />
weiß sich mit Horst Milde eng verbunden.<br />
SN<br />
Milde Eva u. Gottfried 100,00 Euro<br />
Mischke Joachim 200,00 Euro<br />
Mitka Margarete 50,00 Euro<br />
Mrzik Adolf 200,00 Euro<br />
Ogiermann Wilhelm 100,00 Euro<br />
Piosecny Edeltraud 160,00 Euro<br />
Prause Bernd 80,00 Euro<br />
Radwansky Gerhard 50,00 Euro<br />
Rathsmann Horst-Friedrich 50,00 Euro<br />
Rupprecht Achim 100,00 Euro<br />
Schäfer Bernhard 100,00 Euro<br />
Schepke Re<strong>in</strong>hard u. Anneliese<br />
1.000,00 Euro<br />
Schles. Frauen <strong>in</strong> Hessen, Kulturwoche 2006<br />
Rodholz/Rhön 150,00 Euro<br />
Schlesiervere<strong>in</strong> Freilass<strong>in</strong>g 500,00 Euro<br />
SchneiderUte-Siegl<strong>in</strong>de 50,00 Euro<br />
Schumacher Margarete 100,00 Euro<br />
Seeliger Arm<strong>in</strong> 500,00 Euro<br />
Sobotta Joachim 50,00 Euro<br />
Stock Gerda 50,00 Euro<br />
Striegauer Kreis 80,00 Euro<br />
Tamm Hildbrecht 120,00 Euro<br />
Thiel Bernhard 100,00 Euro<br />
Trapp Hans-Dieter 100,00 Euro<br />
Wagner Rosemarie 50,00 Euro<br />
W<strong>in</strong>delen He<strong>in</strong>z 50,00 Euro<br />
Woerner Ewald u. Irmgard 100,00 Euro<br />
Wolf Otto 60,00 Euro<br />
Erneut wird daran er<strong>in</strong>nert, jeweils die genaue<br />
Anschrift auf dem Überweisungsträger<br />
anzugeben, damit die ordnungsgemäße<br />
Zusendung der Zuwendungsbestätigungen<br />
gewährleistet ist. Vielen Dank!
8 LANDSLEUTE <strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 21/2006<br />
Pädagog<strong>in</strong> und Sprachheillehrer<strong>in</strong>, Adelheid Daniel<br />
Nur wenige Schritte entfernt von der BdV-<br />
Thür<strong>in</strong>gen – Landeszentrale, er<strong>in</strong>nert <strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
kl<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Gedenktafel an den jahrzehntelangen<br />
vorbildlichen<br />
E<strong>in</strong>satz jener Lehrer<strong>in</strong>,<br />
die sich besonders <strong>in</strong><br />
den Nachkriegsjahren<br />
vehement um<br />
das Wohlergehen<br />
der <strong>in</strong> Erfurt neuansässigen<br />
K<strong>in</strong>der kümmerte.<br />
Die verdiente Pädagog<strong>in</strong><br />
und Sprachheillehrer<strong>in</strong>,<br />
Adelheid Daniel, geborene North, erblickte<br />
am 19. 4. 1925 <strong>in</strong> Erfurt das Licht der Welt<br />
und wuchs hier, wohl behütet im Umkreis<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r erfolgreichen Unternehmerfamilie auf.<br />
Bereits frühzeitig wurde das K<strong>in</strong>d mit den<br />
Familientraditionen im S<strong>in</strong>ne <strong>e<strong>in</strong>e</strong>s Friedrich<br />
Fröbel vertraut gemacht, der zu ihren direkten<br />
Vorfahren zählte. Schon damals reifte<br />
<strong>in</strong> dem K<strong>in</strong>d, das übrigens als e<strong>in</strong>ziges<br />
Mädchen, im Kreis der Geschwister aufwuchs,<br />
beizeiten der Gedanke diesem Vorfahren<br />
als Lehrer<strong>in</strong> nachzueifern. In s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m<br />
S<strong>in</strong>ne absolvierte die Erfurter<strong>in</strong>, die ihren Beruf<br />
immer als Berufung an den K<strong>in</strong>dern ansah,<br />
erfolgreich mehrere Ausbildungen,<br />
wobei sich das Spektrum von der K<strong>in</strong>dergärtner<strong>in</strong>,<br />
Vorschullehrer<strong>in</strong>, Sprachlehrer<strong>in</strong><br />
bis h<strong>in</strong> zur Diplom-Rehabilitationspädagog<strong>in</strong><br />
erstreckte. Unterbrochen wurde ihr Berufsweg<br />
durch den Zweiten Weltkrieg.<br />
Bombardierungsnächte, Hunger und Flucht<br />
waren für sie, die dies alles selbst miterlebte,<br />
k<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Fremdbegriffe. Besonders im vorletzten<br />
und letzten Kriegsjahr erreichten<br />
mehr und mehr Flüchtl<strong>in</strong>ge aus Schlesien,<br />
Pommern und Preußen das Schutz versprechende<br />
Erfurt. Das gerade hier <strong>in</strong> Mitteldeutschland<br />
noch viele der Neuankömml<strong>in</strong>ge<br />
den Tod fanden ist <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Tragik der besonderen<br />
Art. (Mit Tränen <strong>in</strong> den Augen berichtete<br />
Frau Hartmann im Jahr 2006 im Kreise<br />
der alten Schlesier<strong>in</strong>nen im Lokal Schützenhaus,<br />
vom Schicksal ihrer Familie. Aus<br />
Breslau-Brockau nach Erfurt waren sie gekommen,<br />
<strong>in</strong> der Hoffnung hier endlich Ruhe<br />
und <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n sicheren Unterschlupf zu f<strong>in</strong>den.<br />
Was niemand gedacht hätte, wurde traurigste<br />
Wahrheit. Wenige Wochen vor Kriegsende<br />
zählte ihr kl<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Bruder zu den unzähligen<br />
Bombardierungsopfern.)<br />
Umso mehr engagierte sich die junge Erfurter<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> den folgenden Aufbaujahren für<br />
das Wohlergehen der ihr anvertrauten kl<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />
Schützl<strong>in</strong>ge, denen sie, selbst k<strong>in</strong>derlos,<br />
zur zweiten Mutter wurde. Aus allen Gauen<br />
Deutschlands strömten damals Vertriebenentrecks<br />
<strong>in</strong> die SBZ. E<strong>in</strong> Sprachgewirr<br />
der verschiedensten Dialekte und Idiome ertönte<br />
fortan auf Erfurts Strassen und Plätzen.<br />
Oft als ungeliebte Polen tituliert, waren<br />
die Heimatlosen hier zumeist nicht sehr<br />
willkommen, da die Erfurter <strong>in</strong> ihren Wohnungen<br />
Platz machen mussten. Zusammenrücken<br />
hieß damals das Motto. Auf<br />
dem Petersberg, hoch über der Stadt gelegen,<br />
errichtete die Verwaltung e<strong>in</strong> Auffanglager<br />
für die vielen Neuankömml<strong>in</strong>ge.<br />
Bis zu 30.000 dieser entwurzelten, verjagten<br />
und traumatisierten Menschen, rangen<br />
um <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Bleibe <strong>in</strong> der zerstörten Stadt. Wer<br />
bemühte sich jetzt noch um e<strong>in</strong> akzentfreies<br />
Hochdeutsch, wer kümmerte sich um die<br />
Aussprache der Neuankömml<strong>in</strong>ge?<br />
Adelheid North war es, die sich neben<br />
der alltäglichen Versorgung ihrer Schützl<strong>in</strong>ge,<br />
ganz besonders um deren korrekte<br />
Aussprache kümmerte.<br />
Nach 1945 an verschiedenen<br />
Erfurter<br />
K<strong>in</strong>derbetreuungse<strong>in</strong>richtungentätig,<br />
erlebte sie<br />
tagtäglich, hautnah<br />
und direkt die<br />
verschiedenen<br />
Sprachprobleme bereits<br />
im Vorschulalter,<br />
deren Beseitigung sie sich <strong>in</strong>tensiv<br />
ihr ganzes Leben lang widmete. Als<br />
Pädagog<strong>in</strong> war ihr durchaus bewusst welch<br />
ungeme<strong>in</strong> hohen Wert die Sprache als wichtigstes<br />
Kommunikationsmittel besitzt, und<br />
wie schnell gerade K<strong>in</strong>der wegen fehlerhafter<br />
Schülerbegegnung<br />
Wie <strong>in</strong> der Ausgabe Nr. 15/16/2006, Seite 20,<br />
angekündigt, möchte der Vere<strong>in</strong> zur Förderung<br />
der deutsch-polnischen Verständigung<br />
und Zusammenarbeit mit Petergrätz Kurzform<br />
Fördervere<strong>in</strong> Petersgrätz e.V., den Lesern die<br />
Fortsetzung s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Tätigkeiten nach der Gründungsversammlung<br />
am 2. 7. 2005 anlässlich<br />
des Schlesiertreffens <strong>in</strong> Nürnberg, bekannt<br />
geben.<br />
Die 16 Gründungsmitglieder (<strong>in</strong>zwischen<br />
s<strong>in</strong>d es 31 Mitglieder) setzten gemäß des Vere<strong>in</strong>zieles<br />
„die Bildung und Begegnung durch<br />
Schulpartnerschaften“ e<strong>in</strong> Zeichen zur Völkerverständigung.<br />
Durch die vorausgegangenen Aktionen,<br />
die den Lesern bekannt s<strong>in</strong>d, zuletzt E<strong>in</strong>richtung<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Heimatstube <strong>in</strong> der Schule, entwickelten<br />
sich die deutsch-polnischen Beziehungen<br />
so gut, dass durch den 1. Vorsitzenden<br />
des FV Petersgrätz, Dieter Utikal, <strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
sechstägige Schülerbegegnung vom 30. April<br />
bis 5. Mai 2006 mit<strong>in</strong>itiiert und mitorganisiert<br />
werden konnte.<br />
Voraussetzung war auf bayerischer Sei-<br />
Aussprache gehänselt werden. Schon im<br />
K<strong>in</strong>dergarten galt es diese Probleme anzugehen<br />
um den K<strong>in</strong>dern den bestmöglichen<br />
Start <strong>in</strong>s Leben zu ermöglichen.<br />
Zur Verwirklichung ihrer Ideen und Vorstellungen<br />
im Fach der Sprachheilung<br />
nahm sie e<strong>in</strong> Studienangebot an. In Berl<strong>in</strong><br />
an der Humboldt-Universität beendete sie<br />
mit Bravour ihr Zusatzstudium, dem e<strong>in</strong><br />
zweijähriger E<strong>in</strong>satz an diversen Sprachheilk<strong>in</strong>dergärten<br />
folgte. In ihrer Heimatstadt<br />
Erfurt ergriff sie <strong>in</strong> den Nachkriegsjahren die<br />
Initiative und begründete hier den ersten<br />
Sprachheilk<strong>in</strong>dergarten <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen. Etwas<br />
kurios mutete es dabei an, dass exakt e<strong>in</strong>hundert<br />
Jahre nach dem Tod von Friedrich<br />
Fröbel, im Jahr 1852, dessen Nachfahr<strong>in</strong> am<br />
17. 3. 1952 im Haus Stadtmünze Nr. 13 die<br />
erste E<strong>in</strong>richtung zur Sprachheilung eröffnete.<br />
Bis zu ihrem Ruhestand 1990 verblieb<br />
Adelheid Daniel, hochgeehrt und wegen ihres<br />
fundierten Fachwissens überall geschätzt,<br />
im Leitungsamt der E<strong>in</strong>richtung. Im<br />
Jahr 2003 vollendete sich der Lebensweg<br />
dieser herausragenden Pädagog<strong>in</strong>, an deren<br />
erfolgreiches Wirken heute <strong>e<strong>in</strong>e</strong> kl<strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
Gedenktafel die Vorrübergehenden er<strong>in</strong>nert.<br />
Hans-Peter Brachmanski<br />
te die Bereitschaft zur<br />
E<strong>in</strong>ladung von<br />
Grundschülern nach<br />
Würzburg durch die<br />
Schulleiter<strong>in</strong> der Leonhard-Frank-SchuleWürzburg-Heuchelhof/Rottenbauer,Rektor<strong>in</strong><br />
Luitgard Barthel.<br />
Ihrer Energie und Ihrem<br />
Optimismus ist es<br />
zu verdanken, dass <strong>in</strong><br />
ihrem letzten Dienstjahr<br />
als Rektor<strong>in</strong> dieses<br />
Projekt – <strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
Schülerbegegnung<br />
mit Grundschülern –<br />
durchgeführt werden<br />
konnte.<br />
Die Aufgabe des FV Petersgrätz e.V. bestand<br />
<strong>in</strong> der Koord<strong>in</strong>ation zwischen den<br />
Schulen. Die deutsche und die polnische<br />
Entscheidungsträger<strong>in</strong> hätten die geforderten<br />
Anträge für die Fördermittel beim<br />
Deutsch-Polnischen Jugendwerk (DPJW) <strong>in</strong><br />
Warschau (Fahrtkosten) und Bayerischen Jugendr<strong>in</strong>g<br />
(BJR) <strong>in</strong> München (Programmkosten)<br />
ohne die Hilfe des Vere<strong>in</strong>s nicht fristgerecht<br />
stellen können.<br />
21 Schüler/<strong>in</strong>nen mit fünf Lehrer<strong>in</strong>nen trafen<br />
am Sonntag 30. April 2006 um 8.30 Uhr<br />
mit dem L<strong>in</strong>ienbus <strong>in</strong> Würzburg e<strong>in</strong>.<br />
Im Vorfeld des Treffens hatten sich die polnischen<br />
Sechsklässler, die seit der ersten<br />
Klasse Deutsch lernen, und die deutschen<br />
Viertklässler persönliche Briefe geschrieben.<br />
Der Langenscheidt-Verlag aus München erhörte<br />
den Spendenaufruf des FV Petersgrätz<br />
e.V. und sponserte für jede Schule 26 Wörterbücher.<br />
Die Programmvielfalt <strong>in</strong> der Begegnungswoche<br />
reichte vom geme<strong>in</strong>samen<br />
Unterricht und Schulfeier über Arbeit im
<strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 21/2006 LANDSLEUTE<br />
9<br />
Schlesier, die sie kennen sollten<br />
Professor Eduard Theodor von Grützner,<br />
der Münchner Maler aus Schlesien<br />
Zum 160. Geburtstag von Eduard von<br />
Grützner stellte Wolfgang Hartmann im<br />
<strong>Schlesische</strong>n Kulturkreis München Leben<br />
und Werk des berühmten<br />
„Münchner Malers“ aus<br />
Schlesien mit vielen<br />
Lichtbildern vor.<br />
Eduard Grützner wurde<br />
am 26. Mai 1846 <strong>in</strong><br />
Großkarlowitz bei Neiße<br />
<strong>in</strong> Schlesien geboren,<br />
besuchte das Gymnasium<br />
<strong>in</strong> Neiße und versuchte<br />
sich hier ohne Anleitung<br />
zum Künstler<br />
auszubilden, bis der Architekt<br />
Hirschberg se<strong>in</strong><br />
Talent erkannte und ihn<br />
1864 nach München<br />
brachte. Nachdem<br />
Grützner e<strong>in</strong>ige Zeit <strong>in</strong> der<br />
Akademie Unterricht erhalten<br />
hatte, trat er 1865<br />
<strong>in</strong> die Schule Pilotys e<strong>in</strong>.<br />
Er malte zunächst sieben<br />
Ölbilder für die Decke <strong>e<strong>in</strong>e</strong>s<br />
Zimmers <strong>in</strong> Hirschbergs Haus, die Künste<br />
darstellend. 1869 trat er mit mehreren<br />
Gemälden hervor, <strong>in</strong> denen sich <strong>e<strong>in</strong>e</strong> große<br />
Begabung für das humoristische Fach offenbarte.<br />
Anfangs suchte Grützner s<strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
Stoffe bei Klassikern wie beispielsweise<br />
Shakespeare, dessen Falstaff er immer wieder<br />
zeichnete. S<strong>e<strong>in</strong>e</strong> hauptsächlichen Motive<br />
s<strong>in</strong>d jedoch aus dem Leben der Mönche,<br />
die s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Namen mit humoristischen<br />
Schulgarten (z.B. Säen von Zuckerrüben, Setzen<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Eiche) bis zum Besuch des Hubertushofes<br />
(Aktion „Klassenzimmer Bauernhof“),<br />
um dort im Wald junge Eichenpflanzen<br />
zu ziehen und e<strong>in</strong>zutopfen. (...)<br />
Herr und Frau Kampa beschenkten die<br />
jungen Gäste liebevoll und reichlich. Die Delegation<br />
besuchte anschließend noch das<br />
Schlesierhaus und stieg dann zum Marienwallfahrtsort,<br />
dem „Käppele“, auf.<br />
E<strong>in</strong>e besondere Art der Begegnung erlebten<br />
die polnischen Gäste im „Zentrum für<br />
Körperbeh<strong>in</strong>derte“: beim Mittagessen, bei der<br />
Führung von beh<strong>in</strong>derten Menschen durch<br />
‚ihre’ Räume und Spielplätze konnten sie e<strong>in</strong><br />
wenig deren Alltag erspüren, und zum<br />
Schluss <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Schwimmstunde <strong>in</strong> deren Hallenbad<br />
genießen.<br />
Die polnischen Schüler/<strong>in</strong>nen brachten ihren<br />
Gastgebern e<strong>in</strong> Geschenk besonderer Art mit:<br />
Sie hatten das Märchen „Froschkönig“ <strong>in</strong><br />
deutscher Sprache e<strong>in</strong>studiert mit köstlichen<br />
schauspielerischen Effekten. Gleich vier<br />
Aufführungen waren nötig, um das Interes-<br />
Bildern populär gemacht haben. Zu Motivstudien<br />
befand er sich oft im berühmten Klosterstübl<br />
im Kloster Andechs, dem Geburtsort<br />
der Heiligen Hedwig<br />
von Schlesien. Aber<br />
auch dem Jäger- und<br />
Bauernleben wusste<br />
Grützner die komischen<br />
Seiten abzugew<strong>in</strong>nen<br />
und verbrachte viel Zeit<br />
mit dem stets bereiten<br />
Skizzenbuch <strong>in</strong> bayerischen<br />
Wirtshäusern.<br />
Grützner wusste sehr lebendig<br />
zu zeichnen, beherrschte<br />
die Technik<br />
mit voller Meisterschaft<br />
und besaß e<strong>in</strong> hervorragendes<br />
Talent für treffende<br />
Charakterisierung,<br />
verbunden mit glücklichem<br />
Farbs<strong>in</strong>n. Was er<br />
e<strong>in</strong>mal entworfen und im<br />
zeichnerischen Grundriss<br />
festgelegt hatte, entwickelte<br />
sich mit naturnotwendiger<br />
Folgerichtigkeit. Bald riss man<br />
ihm die Meisterwerke aus der Hand und bezahlte<br />
ihn gut. Grützner ließ sich <strong>in</strong> München<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Villa bauen, die ihm als Atelier und zur<br />
Aufbewahrung s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Kunstgegenstände<br />
diente, denn er war e<strong>in</strong> leidenschaftlicher<br />
Sammler. Viele s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Sammelstücke f<strong>in</strong>den<br />
sich als E<strong>in</strong>richtungsgegenstände <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />
Bildern wieder. Neben s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Haus <strong>in</strong> München<br />
erwarb Grützner als Feriendomizil <strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
se der Leonhard-Frank-Schüler und Schüler<br />
der Nachbarschule sowie der Eltern und<br />
Lehrern zu stillen.<br />
Die Stadt Würzburg ehrte den Besuch der<br />
polnischen Schuldelegation mit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Empfang<br />
bei Oberbürgermeister<strong>in</strong> Dr. Pia Beckmann.<br />
Sie zeigte ihren Gästen persönlich die<br />
Wandgemälde im Ratssaal und sprach zu<br />
großen Begebenheiten <strong>in</strong> der Würzburger<br />
Stadtgeschichte.<br />
Stadtrundgänge zu historischen Stätten<br />
wie Residenz, Festung Marienburg, Dom und<br />
Neumünster (Kilian), Marienkapelle (Tilman<br />
Riemenschneider) und Juliusspital sowie<br />
Röntgens Wirkungsstätte wurden von Luitgard<br />
Barthel geführt.<br />
Zu danken ist allen Helfern, den Eltern und<br />
Spendern, die durch ihren persönlichen E<strong>in</strong>satz,<br />
durch Geld- oder/und Sachspenden die<br />
polnischen Gäste betreuten und versorgten,<br />
angefangen vom Stellen der Bettwäsche <strong>in</strong><br />
der Jugendbegegnungsstätte „W<strong>in</strong>drad“,<br />
dem Bewirten bis zum abschließenden<br />
Hausputz.<br />
kl<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Villa <strong>in</strong> Rotholz gegenüber Jenbach<br />
<strong>in</strong> Tirol. In dieser Sommerfrische wollte er<br />
eigentlich nicht arbeiten, fand aber immer<br />
wieder so begeisternde Motive unter der e<strong>in</strong>heimischen<br />
Bevölkerung, dass er auch hier<br />
malen musste.<br />
Für uns Schlesier ist se<strong>in</strong> schönstes und<br />
berühmtestes Bild natürlich „Der schlesische<br />
Zecher und der Teufel“ nach dem gleichlautenden<br />
Gedicht des schlesischen<br />
Schriftstellers August Kopisch. Zur Auflockerung<br />
des Vortrages und zur großen Freude<br />
aller Besucher trug unser Grünberger Heimatfreund<br />
Helmut Nyga die Ballade um den<br />
Grünberger We<strong>in</strong> gekonnt meisterhaft vor<br />
und wurde mit viel Beifall belohnt.<br />
Aber auch graphische Darstellungen zu<br />
ernsten Themen, Buchillustrationen, Tischkarten<br />
und W<strong>e<strong>in</strong>e</strong>tikette gehörten neben<br />
wunderschönen Stilleben und Blumengeb<strong>in</strong>den<br />
zu Grützners reichhaltigem Werk von<br />
über 700 Bildern, die der Münchner Gallerist<br />
und Grützner-Forscher Dr. Laszlo Balgh<br />
<strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Buch zusammengetragen hat.<br />
Kaiser Wilhelm II. ehrte den gottbegnadeten<br />
Künstler 1916 mit der Erhebung <strong>in</strong> den<br />
Adelsstand zum Eduard Ritter von Grützner.<br />
Nachdem er sich <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n letzten Lebensjahren<br />
etwas zurückgezogen hatte, starb er<br />
am 2. April 1925 <strong>in</strong> München. Se<strong>in</strong> Grab bef<strong>in</strong>det<br />
sich auf dem Waldfriedhof im Gräberfeld<br />
132.<br />
Abschließend wies Wolfgang Hartmann<br />
noch auf „Grütznergedenkstätten“ <strong>in</strong> der näheren<br />
Umgebung h<strong>in</strong> wie die Grützner-Stuben<br />
im Neuen Rathaus zu München und im<br />
Kloster Andechs, die Grützner-Wohnhäuser<br />
<strong>in</strong> München und Tirol, se<strong>in</strong> Grab auf dem<br />
Waldfriedhof und se<strong>in</strong> Gemälde vom schlesischen<br />
Zecher <strong>in</strong> der Neuen P<strong>in</strong>akothek <strong>in</strong><br />
München und zeigte davon aktuelle Aufnahmen<br />
zur Anregung, diese Stätte e<strong>in</strong>mal<br />
aufzusuchen und dabei des großen Sohnes<br />
unserer unvergessenen Heimat Schlesien zu<br />
gedenken.<br />
Wolfgang Hartmann<br />
Diese erste Begegnung fand auch <strong>in</strong> der<br />
örtlichen Presse Aufmerksamkeit. Stellvertretend<br />
sei hier der Redakteur der Ma<strong>in</strong>post,<br />
Michael Czygan, zitiert, der s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Bericht<br />
der Begegnung mit der treffenden Überschrift<br />
„Wo Freundschaft Wurzeln schlägt“ tituliert<br />
hatte.<br />
Nach ihrer Rückkehr nach Polen fand <strong>in</strong><br />
dem ca. 1000 Seelen-Dorf e<strong>in</strong> Dankgottesdienst<br />
für die Schülerbegegnung statt.<br />
Der Fördervere<strong>in</strong> Petersgrätz e. V. übernahm<br />
für diese Schülerbegegnung die restlichen<br />
Fahrtkosten, die nicht mit den Fördermitteln<br />
des Polnisch-Deutschen-Jugendwerkes,<br />
Warschau abgedeckt werden<br />
konnten, so dass für die polnischen K<strong>in</strong>der<br />
(für viele war es die erste Fahrt <strong>in</strong>s Ausland)<br />
diese Reise kostenlos blieb. Die Programmkosten<br />
(der Bayer. Jugendr<strong>in</strong>g, München<br />
konnte nur 600,– EUR Zuschuss gewähren)<br />
waren durch zwei große und vier kl<strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
Geldspenden sowie den viele Sachspenden<br />
‚zu bewältigen’.<br />
Dieter Utikal
10<br />
Familiengeschichte und Stammbaum<br />
der heiligen Hedwig,<br />
Herzog<strong>in</strong> von Schlesien<br />
Der legendäre Ahnherr des Geschlechts<br />
ist Graf Rasso (†945). Graf Rasso gehört<br />
<strong>in</strong> die Frühzeit des Hauses Dießen – Andechs.<br />
Nach der Überlieferung trug auch<br />
se<strong>in</strong> Vater den Namen Rasso oder Ratho.<br />
Graf Rasso gründete das Kloster <strong>in</strong> Grafrat<br />
bei Fürstenfeldbruck, wo er auch s<strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
letzte Ruhestätte fand. Die Chroniken<br />
des Ahnherrn Graf Rasso beschreiben ihn<br />
als Krieger gegen die Fe<strong>in</strong>de des Reichs<br />
und als christlichen Ritter, der gegen die<br />
Hunnen kämpfte und an Kreuzzügen <strong>in</strong>s<br />
hl. Land teilnahm. Von Gestalt war er e<strong>in</strong><br />
Riese, aber sehr fromm. 952 zieht sich<br />
Rasso <strong>in</strong> das Kloster Grafrat zurück, 2<br />
Jahre danach starb er. E<strong>in</strong> Nachfahre, Graf<br />
Arnold von Dießen, erhielt nach 1050 Ländereien<br />
am Ammersee mit Sitz <strong>in</strong> Dießen.<br />
1132 übereigneten s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Nachfahren<br />
Berthold der II. (†1151) und s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Gatt<strong>in</strong><br />
Sophie von Kra<strong>in</strong> dem hl. Stuhl das von<br />
ihnen <strong>in</strong> Dießen gegründete August<strong>in</strong>er-<br />
Chorherren-Stift. Ihre Hofhaltung verlegten<br />
sie auf die Burg Andechs. Aus den<br />
Grafen von Dießen wurden die Grafen Andechs.<br />
Der Sohn Graf Berthold, der älteste<br />
Graf von Andechs und Dießen<br />
(†1188), führte se<strong>in</strong> Haus zum höchsten<br />
Glanz. Seit 1173 auch Markgraf von Istrien.<br />
Nicht nur weltliche Macht und äußeres<br />
Ansehen ziert ihn, er ist auch der<br />
Großvater der hl. Hedwig von Schlesien<br />
und der Urgroßvater von der hl. Elisabeth<br />
von Thür<strong>in</strong>gen. S<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Sohn Berthold der<br />
IV. (†1204), der Vater der hl. Hedwig wird<br />
der Titel Herzog von Meranien und Pfalzgraf<br />
von Burgund zuerkannt – 1180 erhielt<br />
er vom Kaiser Friederich Barbarossa<br />
den Herzogtitel von Dalmatien und<br />
Kroatien.<br />
Hedwig, geboren – 1173 <strong>in</strong> Andechs,<br />
ist die Tochter Bertholds den IV. und s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r<br />
Gatt<strong>in</strong> Agnes von Rochlitz (Meißen).<br />
Ihre Familie, angesehen im ganzen<br />
Reich, stand damals auf<br />
dem Gipfel ihrer Macht.<br />
Berthold war e<strong>in</strong> treuer<br />
Anhänger und Gefährte<br />
Friederich Barbarossas.<br />
Für K<strong>in</strong>dheit und<br />
Jugend war für Hedwig<br />
nicht viel Zeit. Früh<br />
kam das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> die<br />
Klosterschule nach<br />
Kitz<strong>in</strong>gen. Das<br />
waren für sie<br />
prägende<br />
Jahre. Aber<br />
auch die Zeit<br />
im Kloster<br />
war kurz. Als<br />
Zwölfjährige<br />
wurde Hedwig<br />
1186 mit<br />
dem erst<br />
achtzehnjähri-<br />
HISTORISCHES <strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 21/2006<br />
gen Piastenpr<strong>in</strong>zen, dem späteren Herzog<br />
He<strong>in</strong>rich dem I., dem Bärtigen von<br />
Schlesien, auch He<strong>in</strong>rich der Fromme genannt,<br />
vermählt. Man hatte sie kaum gefragt,<br />
ob ihr diese Wahl recht sei. Sie wird<br />
ihren zukünftigen Gemahl nicht e<strong>in</strong>mal gesehen<br />
haben. 1188 tritt Hedwig <strong>in</strong> Begleitung<br />
ihres Vaters die Reise nach Schlesien<br />
an, zu ihrem Gemahl He<strong>in</strong>rich. Der<br />
Abschied von Eltern und Geschwistern,<br />
vom heimatlichen Andechs und Kitz<strong>in</strong>gen,<br />
war e<strong>in</strong> Abschied für immer, denn Schlesien<br />
war weit. Das neue Zuhause war ganz<br />
anders, als das Land rund um den Ammersee,<br />
oder unten am milden Ma<strong>in</strong>,<br />
fremd und neu schien dort alles, obwohl<br />
schon seit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Generation ständig<br />
deutsche Siedler <strong>in</strong>s Land kamen.<br />
1201 übernahm Hedwigs Mann He<strong>in</strong>rich,<br />
der <strong>e<strong>in</strong>e</strong> deutsche Mutter hatte, nach<br />
dem Tod Herzog Boleslaws des Vaters,<br />
die Regierung. Es gelang ihm die Lebensverhältnisse<br />
des Volkes zu verbessern,<br />
den Standart zu heben, die Erträgnisse<br />
zu steigern. Zu s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Fürstentum<br />
Schlesien gewann er weitere Teile dazu<br />
und konnte sich schließlich Herzog von<br />
Schlesien und Krakau nennen. Hedwig<br />
unterstützte ihn, stand treu ihm zur Seite,<br />
weil es ja um das Wohl der ihnen anvertrauten<br />
Bevölkerung g<strong>in</strong>g. Sie suchte<br />
weder Ehre noch Wohlbef<strong>in</strong>den, sie wollte<br />
<strong>in</strong> dem Land <strong>in</strong> das sie geführt war dienen<br />
und nicht nur aus Pflichtbewusstse<strong>in</strong><br />
sondern aus Neigung und Liebe. Sie war<br />
die Mutter ihrer 7 K<strong>in</strong>der und <strong>e<strong>in</strong>e</strong> opferbereite<br />
Landesmutter. Sie verwendete ihre<br />
E<strong>in</strong>künfte für die Armen und unterstützte<br />
die Kirche.<br />
1202 gründete sie zusammen mit ihrem<br />
Mann das Kloster Trebnitz zur Kultivierung<br />
und Aufbau des Landes. Es war<br />
das erste Frauenkloster im Land. Ihre letzten<br />
Jahre verbrachte sie im Kloster Trebnitz<br />
und starb am 15. 0ktober<br />
1143. Sie ist dort begraben.<br />
Sie hatte ke<strong>in</strong><br />
leichtes Leben zu dieser<br />
Zeit und als Mutter von<br />
Schlesien. Hedwig<br />
war ihren K<strong>in</strong>dern<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong> gute Mutter, ihrem<br />
Mann <strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
kraftvolle Stütze,<br />
dem Land <strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
tüchtige aber<br />
liebevolle Herzog<strong>in</strong><br />
und tat<br />
viel für die<br />
notleidende<br />
Bevölkerung<br />
Schlesiens.<br />
Hans<br />
Joachim<br />
Toepsch<br />
Sonderstempel<br />
und Briefmarken zu den<br />
Themenbereichen Vertreibung,<br />
Schlesien, berühmte Schlesier<br />
und Ostdeutschland<br />
Heute: Sudetendeutsches Haus <strong>in</strong><br />
München 1985<br />
In der nächsten Ausgabe:<br />
125. Geburtstag Gerhart Hauptmann,<br />
Sonderstempel Erstausgabetag<br />
Aus der Sammlung Michael Ferber<br />
<strong>Schlesische</strong> Firmen<br />
Teil 59<br />
Schneekoppe<br />
Reformhausprodukte, Spezialität: „Le<strong>in</strong>öl<br />
und Le<strong>in</strong>samen“, mit über 120 Produkten<br />
führend im Bereich der gesunden<br />
Ernährung. Schon 1927 packte Fritz<br />
Kle<strong>in</strong> gesunde Lebensmittel wie Le<strong>in</strong>samen<br />
und Le<strong>in</strong>öl ab und verschickte sie<br />
vom Fuße der Schneekoppe. Der Krieg<br />
vertrieb die Familie Kle<strong>in</strong> 1945 nach Bremen,<br />
hier formte sich die Idee, Produkte<br />
im größeren Stil für e<strong>in</strong> gesundes Leben<br />
zu vertreiben, die ihren Ursprung <strong>in</strong> der<br />
schlesischen Heimatregion hatten. 1953<br />
stellte Kle<strong>in</strong> 30 Reformhausprodukte unter<br />
der Marke Schneekoppe zusammen,<br />
Firmensitz heute <strong>in</strong> Seevetal.<br />
<strong>Schlesische</strong><br />
Trachten im Bild<br />
Noch bis 5. 11. 2006 zeigt die Stiftung Kulturwerk<br />
Schlesien im Grafschaftsmuseum<br />
<strong>in</strong> Wertheim <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Kab<strong>in</strong>ettausstellung<br />
mit bildlichen Darstellungen schlesischer<br />
Trachten. Die schlesische Tracht gliedert<br />
sich regional <strong>in</strong> drei Gruppen: die<br />
schlesische Lausitz, Mittel- und Niederschlesien<br />
sowie <strong>Oberschlesien</strong>. In <strong>Oberschlesien</strong><br />
und längs der Oder s<strong>in</strong>d polnische,<br />
<strong>in</strong> den Sudeten böhmische und <strong>in</strong><br />
der schlesischen Lausitz wendische E<strong>in</strong>flüsse<br />
zu bemerken. Trachten dienen der<br />
Identifikation nach <strong>in</strong>nen und außen,<br />
weshalb es auch heute noch auf landsmannschaftlicher<br />
Ebene Trachtengruppen<br />
gibt, <strong>in</strong>sbesondere bei Chören.
<strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 21/2006 TRAUER UM DR. HERBERT HUPKA<br />
11<br />
Trauerrede des OMV-Bundesvorsitzenden Helmut<br />
Sauer auf dem Trauergottesdienst von Dr. Herbert<br />
Hupka am 30. September 2006<br />
Exzellenz, Hochwürdigster Herr Bischof,<br />
Herr Pater Jäckel, Herr Pfarrer Leppich. Hochwürdigste<br />
und hochwürdige Herren aus der<br />
Apostolischen Visitatur Breslau, <strong>in</strong>sbesondere<br />
liebe Konsistorialräte Wolfgang Blau und Prof.<br />
Drobner, auch <strong>in</strong> Vertretung des Visitators, Prälat<br />
W<strong>in</strong>fried König. M<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Herren Abgeordneten,<br />
als Vertreter der Bundesregierung Herr<br />
Staatssekretär Dr. Paziorek, als Vertreter der<br />
niedersächsischen Landesregierung aus unserem<br />
Patenland der Schlesier, der Landesbeauftragte<br />
für die Heimatvertriebenen und<br />
Aussiedler, Herr Abgeordneter Rudolf Götz,<br />
lieber Herr M<strong>in</strong>ister Gottfried Milde.<br />
M<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Damen und Herren Vorstandsmitglieder<br />
des Bundes der Vertriebenen, der Landsmannschaft<br />
Schlesien, der Landsmannschaft<br />
der Oberschlesier und der Ost- und<br />
Mitteldeutschen Vere<strong>in</strong>igung.<br />
Für den <strong>Schlesische</strong>n Adel und für die Katholischen<br />
Edelleute Schlesiens, Wolfram<br />
Freiherr von Strachwitz, Für die Geme<strong>in</strong>schaft<br />
Evangelischer Schlesier, Herr Prof. Dr. Schulz.<br />
Liebe Landsleute, verehrte Trauergeme<strong>in</strong>schaft,<br />
liebe Familie Hupka!<br />
6 Wochen nach dem Heimgang unseres lieben<br />
Weggefährten und Mitstreiters Herbert<br />
Hupka haben wir nach altem, kirchlichem<br />
Brauch uns unter dem Kreuz versammelt und<br />
Eucharistie gefeiert.<br />
Es ist e<strong>in</strong> bee<strong>in</strong>druckender, festlicher Gottesdienst<br />
mit unserem Bischof und der<br />
Geistlichkeit. Heimatliche Kirchenlieder, der<br />
großartige Blumenschmuck <strong>in</strong> den Landesfarben,<br />
weiß/gelb und goldgelb/blau. Die vielen<br />
Landsleute <strong>in</strong> heimatlicher Tracht, Bergleute<br />
<strong>in</strong> Uniform, die Abordnung s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Studentenverb<strong>in</strong>dung,<br />
die CV-er aus Bonn;<br />
Gött<strong>in</strong>gen und <strong>in</strong>sbesondere aus Gleiwitz und<br />
Oppeln, den Vorstand der <strong>Schlesische</strong>n Jugend,<br />
die vielen Banner und Fahnen.<br />
Haben Sie alle aufrichtigen Dank für Ihr Gebet,<br />
für Ihren Gesang.<br />
Liebe Trauergeme<strong>in</strong>de!<br />
Als Christen gehen wir davon aus, der Tod<br />
bedeutet nur Standortveränderung, von der<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Hand Gottes <strong>in</strong> die andere.<br />
Herbert Hupka ist uns weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> Gott<br />
nahe und bleibt uns durch Gott verbunden.<br />
Heute, am 30. September, gedenkt die<br />
Christenheit des großen Kirchenlehrers Hieronymus.<br />
In se<strong>in</strong> uns überliefertes Gebet wollen auch<br />
wir heute e<strong>in</strong>stimmen:<br />
„Du, oh Herr, hast ihn uns geliehen, und<br />
er war unsere Freude!<br />
Du, oh Herr, hast ihn uns genommen und<br />
wir geben ihn Dir zurück<br />
ohne Murren – aber das Herz voller Wehmut<br />
„Unser Glaube gebietet uns, zu hoffen.<br />
Wer nicht hoffen kann, verzweifelt daran,<br />
dass Gott der Herr über Leben und Tod, der<br />
Herr der Geschichte ist.<br />
Lasst uns aus diesem Gedenkgottesdienst<br />
für den Alltag mitnehmen, was auch Herbert<br />
Hupka zeitlebens beachtet hat: „Redlich das<br />
tun, was wir vor dem eigenen Gewissen als<br />
richtig ansehen und dies <strong>in</strong> dem Bewusstse<strong>in</strong>,<br />
dass auch wir es vor Gott verantworten<br />
müssen.“<br />
Daher der H<strong>in</strong>weis <strong>in</strong> der Traueranzeige<br />
und im Liedheftel zu diesem Gottesdienst auf<br />
Worte, die uns Joseph Freiherr von Eichendorff<br />
aus Lubowitz bei Ratibor h<strong>in</strong>terlassen<br />
hat: „Und der Herr hat nichts vergessen, was<br />
geschehen, wird er messen nach dem Maß<br />
der Ewigkeit. O wie kle<strong>in</strong> ist doch die Zeit.“<br />
Mögen viele Menschen diesseits und jenseits<br />
der Oder diesen Geist Eichendorffs begreifen,<br />
verstehen, sich danach ausrichten,<br />
zum Wohle <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r guten Nachbarschaft.<br />
Wir s<strong>in</strong>d zusammen gekommen, um für<br />
D<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Mann, liebe Eva, D<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Vater, lieber<br />
Thomas, zu beten, aber auch ihn <strong>in</strong> Dankbarkeit<br />
zu würdigen.<br />
Ihn, dessen Stimme nun verstummt ist.<br />
Ihm, Dank zu sagen, unserem schlesischen<br />
Landsmann, der vielfältige Spuren<br />
h<strong>in</strong>terlassen hat. Spuren, die nun zum Mahnmal<br />
werden, Spuren die wir nicht verwischen<br />
wollen, sondern auch zukünftig bewusst<br />
wahrzunehmen haben.<br />
So bleibt uns Herbert Hupka: als Vorbild<br />
<strong>in</strong> Gegenwart und Zukunft.<br />
Viele Nachrufe s<strong>in</strong>d geschrieben und veröffentlicht<br />
worden.<br />
Verbände und Kulture<strong>in</strong>richtungen , <strong>in</strong> denen<br />
der Verstorbene, buchstäblich bis zum<br />
letzten Atemzuge, gewirkt hat, haben Person<br />
und Lebenswerk gewürdigt.<br />
Die Nachrufe des Bundes der Vertriebenen<br />
und s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Landsmannschaften, e<strong>in</strong>iger<br />
M<strong>in</strong>isterpräsidenten, der Ost- und Mitteldeutschen<br />
Vere<strong>in</strong>igung der CDU/CSU, der<br />
Parlamentarischen Arbeitsgruppe der Unionsparteien,<br />
des CSU-Landesvorsitzenden<br />
und der CSU-Landesgruppe im Bundestag,<br />
der CDU und der OMV Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen,<br />
des Hauses Schlesien <strong>in</strong> Heisterbacherrott,<br />
des <strong>Schlesische</strong>n Museums <strong>in</strong> Görlitz, des<br />
Ostdeutschen Kulturrates und viele andere,<br />
lassen erahnen, welchen Verlust all diese E<strong>in</strong>richtungen<br />
zu verkraften haben und wo Herbert<br />
Hupka fehlen wird.<br />
E<strong>in</strong>ige Stimmen möchte ich hervorheben:<br />
Der Herr Bundespräsident:<br />
Herbert Hupka gehört zu den prägenden<br />
Persönlichkeiten der Nachkriegszeit. Es<br />
spricht für die persönliche Größe, dass er auf<br />
diese schrecklichen Erfahrungen nicht mit<br />
Hass und Resignation reagierte, sondern mit<br />
dem Willen, sich politisch zu engagieren und<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong> bessere Zukunft aufzubauen.<br />
In s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n vielfältigen Ämtern und Funktionen<br />
war Herbert Hupka e<strong>in</strong> konsequenter, manchmal<br />
auch unbequemer Mahner, der immer wieder<br />
darauf h<strong>in</strong>wies, dass Versöhnung und Wahrhaftigkeit<br />
nicht vone<strong>in</strong>ander zu trennen s<strong>in</strong>d.<br />
Herbert Hupka wird uns allen als e<strong>in</strong> Mann<br />
<strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung bleiben, der gradl<strong>in</strong>ig und glaubwürdig<br />
war, sensibel und mit festen Überzeugungen.<br />
Wir werden ihn nicht vergessen.<br />
Der Herr Bundestagspräsident würdigte<br />
<strong>in</strong> der 45. Sitzung des Deutschen Bundestages<br />
vor dem Plenum das Lebenswerk und<br />
führte u. a. <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m relativ langen Nekrolog<br />
aus: Das alles überragende Leitmotiv Herbert<br />
Hupkas war, die Er<strong>in</strong>nerung an Flucht<br />
und Vertreibung am Ende des Zweiten Weltkrieges<br />
wach zuhalten und den Heimatvertriebenen<br />
gesellschaftliche und politische Anerkennung<br />
zu verschaffen.<br />
Auch Hupkas parlamentarische Tätigkeit<br />
war ganz von diesen s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Erfahrungen als<br />
Vertriebener geprägt.<br />
Unermüdlich beharrte er darauf, dass sich<br />
die deutsche Politik mit Teilung, Vertreibung<br />
und Gebietsabtretung nicht abf<strong>in</strong>den dürfe<br />
und die deutsche Frage offen zuhalten sei.<br />
Herbert Hupka hat mit s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Arbeit wesentlich<br />
dazu beigetragen, das leidvolle<br />
Schicksal der Heimatvertriebenen im kollektiven<br />
Bewusstse<strong>in</strong> der Deutschen zu verankern.<br />
Weiterh<strong>in</strong> sagte der Herr Bundestagspräsident:<br />
Er war vielen, auch mir gelegentlich,<br />
lästig – Leuten, die diese schmerzliche<br />
Erfahrung <strong>in</strong> ihrer Biografie nicht machen<br />
mussten.<br />
Se<strong>in</strong> Engagement verdient Respekt,<br />
auch wenn es oft umstritten und Gegenstand<br />
heftiger politischer Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />
war. Aber er war e<strong>in</strong> aufrechter Demokrat.<br />
Die Bundesvorsitzende der Christlich Demokratischen<br />
Union Deutschlands, unsere<br />
Bundeskanzler<strong>in</strong> schreibt: Die deutsche<br />
Politik verliert mit Herbert Hupka <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n überzeugten<br />
Demokraten und Brückenbauer zwischen<br />
den Kulturen; s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Landsmannschaft<br />
und der Bund der Vertriebenen verlieren <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />
leidenschaftlichen Mahner und Verteidiger<br />
der M<strong>in</strong>derheiten- und Volksgruppenrechte.<br />
Se<strong>in</strong> konsequentes Festhalten an<br />
Überzeugungen und Gewissensentscheidungen<br />
bleibt vorbildhaft.<br />
In Dankbarkeit gedenken wir s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>s<br />
langjährigen Wirkens als Mitglied der<br />
CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag<br />
sowie als Bundesvorsitzender der Ostund<br />
Mitteldeutschen Vere<strong>in</strong>igung der CDU<br />
Deutschlands und somit als Sprecher der <strong>in</strong><br />
der CDU organisierten Vertriebenen und Aussiedler.<br />
Der christliche Glaube war stets Richtschnur<br />
s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>s Lebens.<br />
Er half ihm gleichzeitig, sich <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n zuversichtlichen<br />
Blick <strong>in</strong> die Zukunft zu bewahren,<br />
<strong>in</strong>sbesondere zur Gestaltung der<br />
deutsch-polnischen Nachbarschaft im vere<strong>in</strong>ten<br />
<strong>Europa</strong>.<br />
Se<strong>in</strong> Lebenswerk war der deutsch-polnischen<br />
Verständigung gewidmet.<br />
Für die CDU gilt es, dieses Vermächtnis<br />
gerade heute fortzuführen.<br />
Herr M<strong>in</strong>isterpräsident Christian Wulff,<br />
Niedersachsen: Mit dem Tod von Dr. Herbert<br />
Hupka verliert Deutschland <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n hervorragenden<br />
Repräsentanten der Heimatvertriebenen.<br />
Herbert Hupka hat als deutscher Demokrat<br />
e<strong>in</strong> Stück Geschichte unseres Landes<br />
mitgeschrieben und sich dabei um unser Geme<strong>in</strong>wesen<br />
sehr verdient gemacht.<br />
Herr M<strong>in</strong>isterpräsident Peter Müller, Saarland:<br />
Die Verdienste von Dr. Herbert Hupka<br />
um die Durchsetzung der Anliegen der Hei-<br />
>>>
12<br />
TRAUER UM DR. HERBERT HUPKA / HEIMAT SCHLESIEN <strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 21/2006<br />
matvertriebenen und um die Versöhnung mit<br />
dem Nachbarland Polen s<strong>in</strong>d unbestritten und<br />
sichern ihm e<strong>in</strong> ehrendes Andenken. Er war<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r der großen und bekannten deutschen<br />
Vertriebenensprecher, der bis zuletzt mit s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r<br />
Persönlichkeit Menschen begeistern<br />
und mitreißen konnte.<br />
Herr M<strong>in</strong>isterpräsident Edmund Stoiber,<br />
Bayern: S<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Liebe galt s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r schlesischen<br />
Heimat, s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Fürsorge s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Landsleuten<br />
und se<strong>in</strong> politisches Engagement der Aufarbeitung<br />
des geschehenen Unrechts.<br />
Mit s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r leidenschaftlichen Suche nach<br />
der historischen Wahrheit, der Gerechtigkeit,<br />
der Versöhnung und der Befriedung war er<br />
auch e<strong>in</strong> großer Europäer. Nie wieder Krieg<br />
– nie wieder Vertreibung: das bleibt se<strong>in</strong> Ver-<br />
Das Ende <strong>e<strong>in</strong>e</strong>s schlesischen<br />
Bauerngutes<br />
Das ehemals schöne<br />
Wohnhaus – 20 Jahre<br />
nach dem Krieg<br />
unter polnischerVerwaltung.<br />
In Tempelfeld, <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Dorf <strong>in</strong>mitten der<br />
fruchtbaren Ebene etwas 40 Kilometer<br />
südlich von Breslau und ca. 13 Kilometer<br />
westlich von Brieg, war seit Jahrhunderten<br />
die Bauernfamilie Kay ansässig.<br />
Das Dorf selbst war – wie der Name es<br />
bereits erahnen lässt – im 13. Jahrhundert<br />
von den Tempelrittern gegründet worden.<br />
„Die Gründung steht im Zusammenhang<br />
mit der Schenkung von Olenitz (Kle<strong>in</strong>-Oels)<br />
an den Templerorden durch Herzog He<strong>in</strong>rich<br />
I. auf Betreiben der Hl. Hedwig 1 im<br />
Jahre 1226. Die Niederlassung führt wohl<br />
seit jener Zeit ihren jetzigen Namen, die<br />
Templer hatten es zu deutschem Rechte<br />
ausgesetzt und werden deutsche Ansiedler<br />
herangezogen haben“, schrieb Paul Neugebauer<br />
<strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Werk „Spaziergänge <strong>in</strong><br />
und um Kle<strong>in</strong>-Oels“ 2 und belegt anhand<br />
aufgefundener Aufzeichnungen 3 die<br />
Richtigkeit mit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Auflistung typisch<br />
deutscher Vornamen beg<strong>in</strong>nend im Jahre<br />
1394 mit dem Namen Scholze (Geme<strong>in</strong>devorsteher)<br />
Ditrich aus Tempelfeld.<br />
Mit der Anwerbung der deutschen Ansiedler<br />
s<strong>in</strong>d wohl auch die Vorfahren der<br />
Sippe Kay <strong>in</strong> den Ort gekommen. Durch<br />
mächtnis für heutige und zukünftige Generationen.<br />
Der Freistaat Bayern wird ihm e<strong>in</strong><br />
ehrendes Gedenken bewahren.<br />
Herr M<strong>in</strong>isterpräsident Roland Koch,<br />
Hessen: Herr Dr. Hupka war <strong>e<strong>in</strong>e</strong> bee<strong>in</strong>druckende,<br />
hoch kompetente Persönlichkeit und<br />
erwarb sich nicht nur <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r mehr als zwanzig<br />
Jahre währenden Zeit als Mitglied des<br />
Deutschen Bundestages außerordentlichen<br />
Respekt, sondern genoss auch als Journalist<br />
und Publizist große Anerkennung.<br />
Als zuweilen unbequemer und streitbarer<br />
Politiker wurde er im In- und Ausland immer<br />
wieder mit starken Vorbehalten konfrontiert.<br />
Dies h<strong>in</strong>derte Herbert Hupka jedoch nicht,<br />
sich als Europäer für e<strong>in</strong> Zusammenwachsen<br />
unseres Kont<strong>in</strong>ents unter Beachtung der Auf-<br />
Der Hof des<br />
Bauern Paul<br />
Kay aus<br />
Tempelfeld<br />
die Chronisten Paul 4 ist im Jahre 1580<br />
nachweislich der Adam Kay als Besitzer<br />
des Gutes an der Gasse (Weg nach Kle<strong>in</strong><br />
Jenkwitz) belegt. In der Folge s<strong>in</strong>d die<br />
Nachfahren durchgängig aufgeführt.<br />
Zu Beg<strong>in</strong>n des 19. Jahrhunderts erbte<br />
Franz-Johann Kay (*4. 10. 1802, Sterbedatum<br />
unbekannt) das Gut. Ihm wurden<br />
vier K<strong>in</strong>der geschenkt, neben zwei Mädchen<br />
der Sohn Karl und der Sohn Josef<br />
(1933 – 1904). Doch nur <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r konnte<br />
Nachfolger und Erbe des Hofes werden.<br />
Da bot sich im Jahre 1865 die Möglichkeit,<br />
e<strong>in</strong> zweites Kay-Gut zu errichten. Der<br />
Tempelfelder Großgrundbesitzer Pohl<br />
hatte k<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Nachkommen und war bereit,<br />
se<strong>in</strong> Anwesen zu teilen. Franz Johann Kay<br />
nutzte die Möglichkeit und kaufte mit<br />
Unterstützung des Großgrundbesitzer<br />
Scholz (se<strong>in</strong> Sohn Josef war <strong>in</strong>zwischen<br />
mit dessen Tochter Johanna Luise verheiratet)<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Teil des Pohl-Gutes. Mit erworben<br />
wurden e<strong>in</strong>ige kl<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Immobilien.<br />
E<strong>in</strong> Wohnhaus fehlte. Immerh<strong>in</strong> war <strong>in</strong> Tempelfeld<br />
Platz für e<strong>in</strong> zweites Kay-Gut geschaffen,<br />
das zur Unterscheidung vom<br />
Stammgut an der Gasse die Bezeichnung<br />
arbeitung problematischer Fragen der Vertreibung<br />
zu engagieren.<br />
1985 erhielt Dr. Hupka das Große<br />
Bundesverdienstkreuz, darüber h<strong>in</strong>aus <strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
Vielzahl weiterer bedeutsamer Auszeichnungen,<br />
die die Qualität s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>s Wirkens hervorheben.<br />
Ich b<strong>in</strong> sicher, dass viele Menschen <strong>in</strong> unserem<br />
Land Herbert Hupka vermissen.<br />
Herr M<strong>in</strong>isterpräsident Jürgen Rüttgers,<br />
Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen: Dr. Herbert Hupka war<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong> große Persönlichkeit mit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r bee<strong>in</strong>druckenden<br />
Biographie. Und e<strong>in</strong> Mann mit<br />
Pr<strong>in</strong>zipien.<br />
„Trauern wir nicht über den Verlust, sondern<br />
seien wir dankbar für die geme<strong>in</strong>same<br />
Zeit“. Fortsetzung folgt<br />
am Teich erhielt. Im Dorf gab es seit dem<br />
den Gasse Kay und den Teich-Kay.<br />
Die neuen Grundbesitzer, Josef Kay und<br />
s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Frau Johanna Luise, geborene<br />
Scholz, begannen mit dem Aufbau <strong>e<strong>in</strong>e</strong>s<br />
schlesischen Bauernhofes. 1866 war das<br />
stattliche Wohnhaus mit angrenzenden<br />
Stallungen fertig gestellt.<br />
Nach 31 Jahren harter Arbeit übergaben<br />
Josef und Johanna Kay das Gut an<br />
ihren Sohn Karl (*1.9.1863, † 27.1.1947).<br />
Dieser erbaute sogleich das sog. Ausged<strong>in</strong>gehaus<br />
(Auszughaus) für s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Eltern<br />
und führte den Hof <strong>in</strong>s 20. Jahrhundert.<br />
1912 konnte er das Anwesen mit dem<br />
Bau <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r großen Scheune abschließen.<br />
Trotz des 1. Weltkriegs und Inflation der<br />
zwanziger Jahre g<strong>in</strong>g es weiter aufwärts<br />
auf dem Hofe. Unter größtem persönlichen<br />
Verzicht und mit Hilfe der <strong>in</strong>zwischen herangewachsenen<br />
K<strong>in</strong>der wurde des Gut<br />
technisch aufgerüstet und voran gebracht.<br />
Mühevoll war die Arbeit auf Hof und<br />
Feld. Dennoch blieb Zeit zur Teilnahme am<br />
öffentlichen Leben.<br />
1938 übergab der <strong>in</strong>zwischen 75jährige<br />
Gutsbesitzer Karl den Hof an s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />
Sohn Paul (*7.2.1902, † 9.6.1972). Da dieser<br />
das Gut <strong>in</strong> den letzten 10 Jahren ohneh<strong>in</strong><br />
schon eigenständig geführt hatte,<br />
verlief der Wechsel unmerklich. Vor dem<br />
Notar Walter Reichhelm aus Wansen<br />
fand dort unter der Nr. 273 der Urkundenrolle<br />
für 1938 die Übergabe statt. Dar<strong>in</strong><br />
heißt (hieß?) es: „Karl Kay überlässt den<br />
ihm gehörigen, <strong>in</strong> Tempelfeld gelegenen<br />
Erbhof Nr. 18, der im Grundbuch von Tempelfeld<br />
Band I Blatt 21 verzeichnet ist, s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m<br />
Sohn Paul“.<br />
Die Immobilien, dazu 90 Morgen Land,<br />
drei Pferde, 12 Milchkühe, zwei Zuchtbullen,<br />
30 Schw<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Hühner, Puten, Gänse,<br />
Enten usw. waren auf <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n neuen Eigentümer<br />
übergegangen. Nun konnte<br />
der 35jährige Jungbauer mit s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Frau<br />
Magda eigenständig wirken und den Hof,<br />
modernisieren. Schon nach zwei Jahren<br />
bemerkten Besucher: “hier geht es aber<br />
ordentlich voran“.<br />
Das Glück aber währte nicht sehr lange.
<strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 21/2006 HEIMAT SCHLESIEN / KULTUR<br />
13<br />
„... Im Vergehen werd ich wieder auferstehen.“ Vergessene Werke Gerhart Hauptmanns<br />
Gerhart Hauptmann, am 6. Juni 1946 verstorben, hat die Aufführung s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r<br />
Tragödie „Magnus Garbe“ nicht mehr erlebt. Erst zehn Jahre später, am 4. Februar<br />
1956, hat sie im Schauspielhaus Düsseldorf stattgefunden (und dann <strong>in</strong><br />
der Wiederholung am Theater Rostock ). Der Dichter hat das Stück im Februar<br />
1914 zu schreiben begonnen, und es wurde im September 1915 <strong>in</strong> Agnetendorf<br />
abgeschlossen. „Ich hätte das Stück nicht schreiben können, wenn nicht<br />
die schwere Krankheit Margaretes und das Kesseltreiben gegen mich wegen<br />
des Breslauer Festspiels vorausgegangen wäre.“<br />
Das Werk beleuchtet die furchtbaren Auswüchse des Hexenwahns und<br />
das Instrument, mit dem „<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Beule am Körper der Kirche“ praktiziert worden<br />
ist – die Inquisition. „Also <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Tendenz gegen die Kirche selbst enthält<br />
das Werk nicht...“, wie Hauptmann ausdrücklich hervorhebt.<br />
Der Dichter mochte wohl die komplizierte Problematik <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Aufführung<br />
gesehen haben, als er am 9. Januar 1939 äußerte: „Magnus Garbe“, diese<br />
„bitterste Tragödie der Menschheit –“, wird nur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Mal gespielt, und<br />
Am 1. September 1939 wurde der Grundste<strong>in</strong> für den Untergang des<br />
alten Schlesien gelegt. Paul Kay wurde gleich mit Kriegsbeg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>gezogen,<br />
kam zur Sicherung der Versorgungslage <strong>in</strong> Deutschland im Sommer<br />
1940 zurück, bewirtschaftete bis 1944 mehrere Höfe im Dorf, wurde<br />
aber 1944 nach dem Attentat auf den Diktator erneut e<strong>in</strong>gezogen.<br />
Die Bäuer<strong>in</strong> mit vier kl<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n K<strong>in</strong>dern stand fortan alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Verantwortung.<br />
Als im Januar 1945 die Rote Armee die Oder überschritt, musste<br />
sie Haus, Hof und Vieh verlassen und mit Pferd und Wagen fliehen.<br />
Inzwischen tobten die Kämpfe im und um das Dorf. Die Auswirkungen<br />
für das Kay-Gut zeigten sich im Mai 1945. Als die Bäuer<strong>in</strong> nach<br />
dem Krieg mit ihren vier K<strong>in</strong>dern zurück kam, war der Hof verwüstet<br />
und natürlich alles Vieh weg. Es folgten furchtbare Zeiten unter den polnischen<br />
Besatzern und den herumstreunenden russischen Soldaten, die<br />
ihr Ende <strong>in</strong> der schrecklichen Vertreibung aus der Heimat fanden.<br />
Was dann aus dem Gut wurde, zeigen e<strong>in</strong>ige Bilder, die e<strong>in</strong> Angehöriger<br />
des ehemaligen Gutsbesitzer 1960 gefertigt hat.<br />
An die guten alten Zeiten er<strong>in</strong>nern nur noch die Gänse auf dem Weg<br />
vom Teich zum Hof.<br />
Der Verfall g<strong>in</strong>g weiter. Bei <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Besuch der Heimat im Jahre 1977<br />
hatte sich e<strong>in</strong>iges geändert. Die Ru<strong>in</strong>e des Ausged<strong>in</strong>gehauses war beseitigt.<br />
Gänse gab es k<strong>e<strong>in</strong>e</strong> mehr. Allerd<strong>in</strong>gs pickten noch Hühner auf<br />
dem Hof.<br />
Das ehemalige Auszughaus<br />
Rechts die Stallungen und<br />
der Wagenschuppen, h<strong>in</strong>ten<br />
die Mauern der e<strong>in</strong>st<br />
stattlichen Scheune.<br />
Schuppen und Stallungen<br />
wurden zum Heizen abgerissen.<br />
Im Jahre 2005 war nur noch das Wohnhaus<br />
mit den angrenzenden Stallungen da (von erhalten<br />
kann k<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Rede se<strong>in</strong>). Die Ru<strong>in</strong>e der<br />
Scheune war verschwunden. Von den Stallungen<br />
zeugen nur noch Fundamente.<br />
Am Wohnhaus ist der schützende Putz weitgehend<br />
abgefallen. Feuchtigkeit kann ungeh<strong>in</strong>dert<br />
<strong>in</strong> den Mörtel und <strong>in</strong> die Ziegelse<strong>in</strong><br />
dr<strong>in</strong>gen. Das Stalldach ist e<strong>in</strong>gebrochen.<br />
Ke<strong>in</strong> Huhn, k<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Gans, k<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Pute, k<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Ente<br />
s<strong>in</strong>d mehr zu sehen.<br />
Es wird <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Frage der Zeit se<strong>in</strong>, bist das gesamte<br />
Anwesen vom Erdboden verschwunden<br />
ist. Wolfgang Kay<br />
1 die Hl. Hedwig, Tochter des Grafen von Andechs<br />
und Meran war die Ehefrau des Piasten He<strong>in</strong>rich I.<br />
2 Neugebauer, Paul „Spaziergänge <strong>in</strong> und um Kle<strong>in</strong>-<br />
Oels, 1924, Seite 273; Das Buch ist im Heimatmuseum<br />
Ohlau, Altes Rathaus, 58644 Iserlohn-Letmathe<br />
h<strong>in</strong>terlegt; Frauenhofstraße 2a, h<strong>in</strong>terlegt und<br />
dort zu beziehen. Paul Neugebauer war Privatsekretär<br />
und Archivar bei Graf York <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>-Oels, so<br />
dass er sich auf alte Dokumente, Zeugnisse und<br />
Urkunden stützen konnte.<br />
3 unter anderem e<strong>in</strong> aufgefundenes Schöffenbuch<br />
für die Zeit von 1567 bis 1633<br />
4 Klaus und Annemarie Paul, Die Kay aus Tempelfeld,<br />
Archiv Ostdeutscher Familienforscher, Herausgegeben<br />
von der Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft ostdeutscher<br />
Familienforscher e. V. mit Sitz <strong>in</strong> Herne,<br />
Band 7, Juni 1978.<br />
zwar <strong>in</strong> Baden-Baden und vor geladenem Publikum. Ich werde<br />
mich nicht entschließen, das Stück für das allgem<strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
Bühnenrepertoire freizugeben.“ In dem Stück, so Hauptmann<br />
zu C.F.W. Behl, „waltet e<strong>in</strong> tiefer Pessimismus.“<br />
Zur Düsseldorfer Uraufführung erklärte Gerhard F. Her<strong>in</strong>g:<br />
„Im S<strong>in</strong>nbild <strong>e<strong>in</strong>e</strong>s grauenhaften Massenwahns, der Hexenverfolgung,<br />
erahnt der Dichter seherisch genau die Bestialisierungen<br />
des Menschen, die mit dem ersten Weltgemetzel<br />
angehoben haben...“ Und Erhart Kästner (Sekretär<br />
Hauptmanns von 1936/37 ) kritisierte diese Inszenierung<br />
von Karl He<strong>in</strong>z Stroux „als Halbfertiges, als Grobes und<br />
Vordergründiges als große vertane Möglichkeit, <strong>e<strong>in</strong>e</strong> große<br />
entgangene Chance, Hauptmanns großes, geheimes, gefährliches,<br />
Hauptmanns prophetisches Stück von der Angst<br />
als Weltmacht, von dem Massenwahn, der zerbrochenen<br />
Ordnung, den angestochenen Dämmen, dieses massenhaften<br />
gequälten und verängstigten Jahrhunderts...“ bis s<strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
Heimat <strong>in</strong> den Fluten versank, nun, da se<strong>in</strong> Werk, soweit<br />
es im schlesischen Dialekt dasteht, noch e<strong>in</strong>, zwei Jahrzehnte<br />
weiterh<strong>in</strong> zu <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m fremdsprachigen Werk geworden<br />
se<strong>in</strong> wird: – diese prophetische Tragödie ist heute noch<br />
unaufgeführt.“<br />
Thomas Mann spricht von der „Bluthistorie der Menschheit,<br />
<strong>in</strong>sbesondere auch der deutschen“*, die Gerhart Hauptmann<br />
<strong>in</strong> sich trug – „gequälter, leibhaftig leidenden als irgende<strong>in</strong><br />
anderer.“ Und Gerhart Hauptmann als e<strong>in</strong> Dichter des<br />
sozialen Mitleids – das sei e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>platz: „In Wirklichkeit<br />
ist es nicht sowohl das Mitleid, wovon se<strong>in</strong> ehrwürdiges<br />
Werk seelisch lebt, sondern das Leiden selbst und an<br />
sich...den Greueln der Menschheit, – ihrem dämonisch-rätselhaften<br />
Los und zumal unter dem, was sie selbst sich an<br />
Polier und Jammer bereitet.“<br />
Hauptmann, der die Tragik des Lebens tief empfunden<br />
hat, hörte dennoch k<strong>e<strong>in</strong>e</strong>swegs auf, e<strong>in</strong> Idealist zu se<strong>in</strong> und<br />
den Menschen den ihnen so notwendigen Glauben an den<br />
Sieg der Vernunft und der Schönheit zu predigen – und gerade<br />
dieses Engagement ist se<strong>in</strong> großes Verdienst um die<br />
Menschheit! Wie Maxim Gorki Hauptmanns Dichtertum charakterisierte,<br />
wobei er die frühen Dramen „Die Weber“, „Die<br />
versunkene Glocke“, das „Hannele“ und besonders auch<br />
die „E<strong>in</strong>samen Menschen“ ansprach, die <strong>in</strong> den Inszenierungen<br />
an Stanislawskis Moskauer Künstlertheater <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />
nachhaltigen Widerhall fanden? „Das Theater liebte es, auf<br />
dem H<strong>in</strong>tergrund der Tschechowschen Stücke die fe<strong>in</strong>sten<br />
psychologischen Analysen zu schaffen, richtige Spitzengewebe<br />
vom Erleben <strong>in</strong> den Seelen dieser entschlussunfähigen<br />
Helden <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Außerzeitlichkeit. Welches Stück hätte<br />
diesen Neigungen des künstlerischen-Theaters besser<br />
entsprochen als „E<strong>in</strong>same Menschen“? Anton Tschechow<br />
wurde, wie er selbst bekannt hat, von Hauptmann angeregt,<br />
für das Theater zu schreiben! Auf Weisung Len<strong>in</strong>s übersetzte<br />
s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Schwester Anna „Die Weber“ <strong>in</strong>s Russische.<br />
So erschien bereits schon 1902 <strong>e<strong>in</strong>e</strong> russische Gesamtausgabe<br />
<strong>in</strong> Moskau – und damit bereits vier Jahre vor der<br />
ersten n Deutschland!<br />
In den „Webern“ schlug Hauptmanns Herz für die Not<br />
und das Leiden und die Erlösung davon für die Armen und<br />
Mühseligen nicht nur <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m schlesischen Eulengebirge<br />
und trug den Namen des Dichters <strong>in</strong> alle Kulturländer.<br />
Am 9. Mai 1905 erhielt der Dichter von der Universität Oxford<br />
den Grad <strong>e<strong>in</strong>e</strong>s Ehrendoktors – als „artis dramaticae<br />
summus hodiernos artifex.“<br />
Über s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> dramatische Produktion hat Hauptmann mehrfach<br />
Auskunft gegeben: Für ihn stellte das Drama „das zwei-,<br />
drei-, vier-, fünf- und mehrgespaltene Ich“ dar. Und: „Man<br />
hört Worte, wie diese immer aufs neue: Niederungen des<br />
Lebens! Alltägliche Misere! Arme-Leute-Geruch! – Man trenne,<br />
von <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Pursten das, was des Titels ist, von dem,<br />
was des Menschen ist: was ist wichtiger? Nie und nirgends<br />
hat es die Kunst mit Titeln zu tun! auch nicht mit Kleidern!<br />
>>>
14<br />
Ihr Gegenstand ist die nackte Seele, der<br />
nackte Mensch!“<br />
Im März 1905 bekannte Hauptmann, dreifacher<br />
Träger des österreichischen Grillparzerpreises,<br />
<strong>in</strong> Wien: „Es meldeten sich <strong>in</strong><br />
m<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Inneren stets viele Stimmen zum<br />
Wort, und ich sah k<strong>e<strong>in</strong>e</strong> andere Möglichkeit,<br />
e<strong>in</strong>igermaßen Ordnung zu schaffen, als vielstimmige<br />
Sätze: Dramen zu schreiben.“<br />
Vom Schaffen des erst Sechsunddreißigjährigen<br />
gab Paul Schlenther <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r 1898<br />
erschienenen Biographie <strong>e<strong>in</strong>e</strong> aufnahmefreudigen<br />
und anwachsenden Gefolgschaft<br />
detaillierte Auskunft, so dass sich Hauptmanns<br />
Verleger S. Fischer <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, zu <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r<br />
ersten Gesamtausgabe von Hauptmanns<br />
Werken entschloss, die <strong>in</strong> sechs Bänden<br />
1906 erschien: Dieses Œuvre umschloss<br />
die Dramen von „Vor Sonnenaufgang“ bis<br />
„Und Pippa tanzt!“ (Unter E<strong>in</strong>schluss des<br />
„Helios“-und des „Hirtenlied“-Fragments ).<br />
Für diese Ausgabe steuerte der Dichter e<strong>in</strong><br />
„Geleitwort“ bei, <strong>in</strong> dem er e<strong>in</strong>ige Gedanken<br />
zur Anschauungsart über das Drama <strong>in</strong> den<br />
herrschenden Dramaturgien äußert.<br />
Bereits <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n frühen Stücken ist es<br />
Hauptmann <strong>e<strong>in</strong>e</strong>rseits um die Gestaltung<br />
menschlich-sozialer Probleme und ebenso<br />
auch um die Reflexion kreatürlich-existentieller<br />
Fragen gegangen, und <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Mitleiden<br />
an den Unterdrückten und Erniedrigten,<br />
den Beleidigten, Vernachlässigten und Verachteten<br />
– wobei, immer wieder, <strong>in</strong> vielen<br />
Werken als Grundmelodie der leidenden<br />
Menschen dieses „A jeder Mensch hat halt<br />
ne Sehnsucht“ erkl<strong>in</strong>gt. Noch aus der tragischen<br />
Erschütterung glänzt diese Erlösungssehnsucht<br />
auf und aktiviert gleichsam<br />
das <strong>in</strong> der Leiderfahrung <strong>in</strong>s Passive tendierende<br />
Menschentum <strong>in</strong> Gerhart Hauptmanns<br />
Dramen. „Wehe, wissende Menschlichkeit“,<br />
wie Thomas Mann Hauptmanns<br />
Mitleidsethos sah.<br />
Gerhart Hauptmanns Menschen kommen<br />
aus der Wirklichkeit und sie gehen gleichsam<br />
<strong>in</strong> sie h<strong>in</strong>aus: Wie sie dem Dichter alle<br />
<strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Leben leibhaftig begegnet s<strong>in</strong>d,<br />
<strong>in</strong> den schlesischen Dörfern wie <strong>in</strong> den Berl<strong>in</strong>er<br />
Gastwirtschaften oder den Künstlerateliers.<br />
So begegnen sie uns, nachdem sie<br />
durch das Medium s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Phantasie g<strong>in</strong>gen.<br />
Als die „Ausgabe letzter Hand“ zum achtzigsten<br />
Geburtstage des Dichters erschien,<br />
bekannte er, dass diese Sammlung als <strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
Ernte aus reicherfüllten Phasen langen Lebens“<br />
anzusehen ist und „<strong>in</strong> die deutsche<br />
Volksseele e<strong>in</strong>gegangen“ sei und damit, auch<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m letzten S<strong>in</strong>n der Dichtung entspricht.<br />
Was wäre auch e<strong>in</strong> Dichter, der als s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> unverlierbare<br />
Sendung konstatieren darf,<br />
„dessen Wesen der gesteigerte Ausdruck der<br />
Volksseele ist!“ Günter Gerstmann<br />
An zwei Gedenktage zu Gerhart Hauptmann ist<br />
noch <strong>in</strong> diesem Jahr zu er<strong>in</strong>nern:<br />
1.) Der 50. im H<strong>in</strong>blick auf das Uraufführung von<br />
s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Tragödie „Magnus Garbe“ am 4. Februar<br />
1956 <strong>in</strong> Düsseldorf;<br />
2.) Vor 100 Jahren, 1906, ist die erste Gesamtausgabe<br />
von Gerhart Hauptmann erschienen<br />
– freilich erst vier Jahre nach der ersten,<br />
die <strong>in</strong> Rußland, 1902, vorgelegt worden ist.<br />
KULTUR / DE LIBRIS <strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 21/2006<br />
„Tabuisierte Geschichte –<br />
Flüchtl<strong>in</strong>ge und Vertriebene <strong>in</strong> der Sowjetischen<br />
Besatzungszone und DDR“<br />
Lichtbildvortrag von Dr. Michael Parak,<br />
Kulturreferent für <strong>Schlesische</strong>n beim <strong>Schlesische</strong>n Museum zu Görlitz<br />
Term<strong>in</strong>: Do., 12.11.2006, 19.00 Uhr<br />
Ort: Stadtbibliothek Borna, Mart<strong>in</strong>-Luther-Platz 9, 04552 Borna<br />
Tel. 03433 / 20 19 22, Fax 03433 / 20 19 23,<br />
e-mail <strong>in</strong>fo@bibliothek-borna.de <br />
Veranstalter: Stadtbibliothek Borna<br />
Der E<strong>in</strong>tritt ist frei!<br />
Auch heute ist über das Leben von Flüchtl<strong>in</strong>gen und Vertriebenen <strong>in</strong> der Sowjetischen<br />
Besatzungszone wenig bekannt. Die SED belegte diesen Teil der deutschen Geschichte<br />
mit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Tabu. 1950 verschwand selbst die verharmlosende Bezeichnung „Umsiedler“<br />
aus dem öffentlichen Sprachgebrauch.<br />
So denkt man meist an die Bundesrepublik, wenn es um die Aufnahme von Flüchtl<strong>in</strong>gen<br />
und Vertriebenen geht. Dabei lebten 1950 3,3 Millionen Deutsche aus Ostpreußen,<br />
Schlesien und dem Sudetenland <strong>in</strong> der DDR; e<strong>in</strong> Bevölkerungsanteil von 21,3 Prozent.<br />
In Westdeutschland waren dagegen nur 16,5 Prozent der Bevölkerung Flüchtl<strong>in</strong>ge<br />
und Vertriebene.<br />
In dem Lichtbildvortrag werden die „Umsiedler-Politik“ der SED und Lebenser<strong>in</strong>nerungen<br />
von Betroffenen vorgestellt. E<strong>in</strong> Überblick über neu erschienene Bücher zu diesem<br />
Thema ergänzt das Programm.<br />
Der Historiker Dr. Michael Parak ist als Kulturreferent für Schlesien am <strong>Schlesische</strong>n<br />
Museum <strong>in</strong> Görlitz beschäftigt, dass im Mai 2006 s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> neue Dauerausstellung eröffnet.<br />
Zuvor war er lange Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Leipzig<br />
tätig. Dr. Michael Parak – Kulturreferent<br />
Stiftung <strong>Schlesische</strong>s Museum zu Görlitz, Untermarkt 4, 02826 Görlitz,<br />
Tel. (0049) 03581-8791 116, Fax (0049) 03581-8791-222, e-mail: mparak@schlesisches-museum.de<br />
Aktuelle Ausstellung:<br />
14. 10. 2005 – 29. 1. 2006 Tabak und Tonpfeifen <strong>in</strong> Schlesien (Ort: Untermarkt 4, Görlitz)<br />
Buchbesprechung<br />
Die Jahrhunderthalle und das Ausstellungsgelände<br />
<strong>in</strong> Breslau<br />
Nun liegt erstmalig <strong>e<strong>in</strong>e</strong> 338 Seiten und über 400<br />
Abbildungen starke Publikation vor, die Jerzy Ilkosz<br />
im polnischen vorgelegt hat und die von<br />
Dr. Beate Störtkuhl vom Kulturwissenschaftlichen<br />
Institut der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg<br />
<strong>in</strong>s Deutsche übersetzt wurde. Jerzy<br />
Ilkosz ist Direktor des Architekturmuseums <strong>in</strong><br />
Breslau, das <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n großen Bestand zur Breslauer<br />
Architektur des 19. und 20. Jahrhunderts besitzt<br />
und systematisch aufarbeitet.<br />
Wegen ihrer Ästhetik und ihrer Aufsehen erregenden<br />
Konstruktion wurde die Breslauer Jahrhunderthalle<br />
bereits kurz nach ihrer Entstehung<br />
zum städtischen Wahrzeichen Breslaus und zur<br />
Ikone der Moderne. Der 2005 von Jerzy Ilkos<br />
erschienene Band ist die erste Monographie, die<br />
den Bau im Gesamtkontext von Max Bergs<br />
Schaffen und vor dem H<strong>in</strong>tergrund der zeitgenössischen<br />
Architektur untersucht.<br />
Architektur, die den Bauch beglückt und den<br />
Kopf auf Trab br<strong>in</strong>gt. Man muss ke<strong>in</strong> Experte se<strong>in</strong><br />
und wird sofort e<strong>in</strong>sehen, dass die 1911 bis 1913<br />
errichtete Jahrhunderthalle im schlesischen Breslau<br />
e<strong>in</strong> ganz und gar außergewöhnliches Werk<br />
der Baukunst ist. Entworfen hat den kühnen Kuppelbau<br />
der damalige Breslauer Stadtbaurat Max<br />
Berg (*17. April 1870 <strong>in</strong> Stett<strong>in</strong>; † 22. Januar 1947<br />
<strong>in</strong> Baden-Baden). Den Kuppelbau führte die Firma<br />
Dyckerhoff & Widmann aus. Gebaut wurde<br />
die Messe-, Ausstellungs- und Veranstaltungshalle<br />
der schlesischen Prov<strong>in</strong>zialhauptstadt<br />
zum 100. Jahrestag (1913) der Befreiungskriege<br />
gegen Napoleon. Zur festlichen E<strong>in</strong>weihung<br />
am 20. Mai 1913 erschien der Kronpr<strong>in</strong>z des<br />
Deutschen Reiches. Anders als etwa beim Leipziger<br />
Völkerschlachtdenkmal allerd<strong>in</strong>gs sieht man<br />
der Jahrhunderthalle den nationalen Furor ihrer<br />
Zeit nicht an. Mit ca. 95 m Durchmesser des<br />
Innenraums war die Halle zum Zeitpunkt der Fertigstellung<br />
weltweit die größte dieser Art.<br />
Schon bald zählte das ausladende Ruhmeshaus<br />
zu den Ikonen der Moderne. Heute gehört<br />
der Stahlbetonbau mit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Kuppelspannweite<br />
von 65 Metern und <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Höhe von<br />
41 Metern u. a. zu den größten Herausforderungen<br />
der Denkmalpflege. Weniger wegen s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r<br />
Maße, als wegen der angegriffenen Betonoberflächen.<br />
Nun steht der Bau auch im Mittelpunkt<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r ebenso s<strong>in</strong>nlichen wie <strong>in</strong>formativen<br />
Ausstellung des Breslauer Architekturmuseums,<br />
die <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> am Sch<strong>in</strong>kel-Zentrum der<br />
TU gezeigt wird. Max Berg studierte hier, an der
<strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 21/2006 DE LIBRIS / VERMISCHTES<br />
15<br />
Schlesier auf Briefmarken 2007<br />
Gleich zweimal dürfen sich 2007 die Schlesier freuen.<br />
Etwa 800 Themenvorschläge für Briefmarken<br />
gehen jährlich aus der Bevölkerung im M<strong>in</strong>isterium<br />
e<strong>in</strong>. Der Programmbeirat wählt aus diesen die Briefmarkenthemen<br />
für das jeweils kommende Jahr. Dabei<br />
stellt er sicher, dass nur Themen, Jubiläen, Ereignisse<br />
und Personen von besonderer Bedeutung<br />
gewürdigt und zudem die unterschiedlichen <strong>Region</strong>en<br />
Deutschlands berücksichtigt werden. So<br />
Spielfilm damals und heute<br />
Der Spielfilm, der deutsche zumal, übte <strong>in</strong><br />
den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong> viel größere Fasz<strong>in</strong>ation aus, als dies<br />
heute der Fall ist. Es gab noch ke<strong>in</strong> Fernsehen,<br />
und es wurden Filme zwar noch <strong>in</strong><br />
schwarzweiß, aber je nach Thematik von<br />
höchster Qualität und Milieudichte angefertigt.<br />
Berl<strong>in</strong>, Babelsberg und deutsche<br />
Filmstars waren zu <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Weltbegriff geworden.<br />
Die Filmbauten waren von<br />
großem Aufwand. Schlager wurden erfunden<br />
und komponiert, die heute noch jeder<br />
kennt, ja, von denen man heute noch zehrt.<br />
Juden hatten daran <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n hohen Anteil, und<br />
die Ereignisse von 1933 führten hier zu vielen<br />
schmerzlichen Verlusten. Man braucht<br />
nur an „lch b<strong>in</strong> von Kopf bis Fuß...“ zu denken,<br />
oder gar an das seherische „Das gab’s<br />
nur e<strong>in</strong>mal, das kommt nicht wieder“. Auf<br />
Dramaturgie, Drehbücher, Stars und Regie<br />
wurde höchste Sorgfalt verwendet.<br />
Wenn man sich heute die langweiligen<br />
Fernsehserien anschaut, so begreift man<br />
den Unterschied. Sie s<strong>in</strong>d nicht nur dramaturgisch<br />
m<strong>in</strong>derwertig, sondern auch<br />
damaligen Hochburg des Historismus, zwischen<br />
1889 und 1893. Se<strong>in</strong> Nachlass liegt heute am<br />
Institut für <strong>Region</strong>alentwicklung und Strukturplanung<br />
<strong>in</strong> Erkner, das kostbare Orig<strong>in</strong>alpläne<br />
beigesteuert hat. Die TU-Plansammlung wiederum<br />
entlieh wunderbare Zeichnungen von<br />
Bergs Breslauer Kollegen Hans Poelzig, der den<br />
benachbarten Pavillon für die Historische Ausstellung<br />
entworfen hat.<br />
Berg verwirklichte s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Raumtraum östlich<br />
des Stadtzentrums, deshalb blieb der Betonriese<br />
vom Krieg verschont. Dem Architekten schwebte<br />
allerd<strong>in</strong>gs <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Art Gesamtkunstwerk vor. Mit<br />
dem Maler Oskar Kokoschka plante er die Ausmalung<br />
und farbige Verglasung des Kuppelraums.<br />
Aus Geldmangel blieb es dann beim<br />
Sichtbeton.<br />
Die E<strong>in</strong>weihung der Halle wurde mit der zur<br />
damaligen Zeit größten Orgel der Welt begangen,<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Schöpfung des Frankfurter Orgelbauers<br />
Wilhelm Sauer, ausgeführt durch die Orgelbaufirma<br />
E. F. Walcker & Cie. Die Orgel hatte<br />
15.133 Pfeifen und 200 Register. Nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg wurde das Orgelwerk auf drei<br />
neue Orgeln aufgeteilt. Gegenwärtig wird die Halle<br />
für Messen, Sportveranstaltungen und kulturelle<br />
Veranstaltungen genutzt. Sie besitzt ca.<br />
6.000 Sitzplätze, bei Verwendung von Stehplätzen<br />
fasst sie fast 20.000 Personen. In den<br />
1970er und 1980er Jahren existierte <strong>in</strong> der Halle<br />
e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>o.<br />
entsteht <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Vorschlagsliste, die dem F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>ister<br />
unterbreitet wird. Er entscheidet endgültig<br />
über die Themen, die dann auf Postwertzeichen<br />
ersch<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n. Im Jahr 2007 werden im März des 100.<br />
Geburtstags von Helmuth James Graf von Moltke<br />
und im Dezember des 275. Geburtstags Carl<br />
Gotthard von Langhans gewürdigt, die Werte betragen<br />
55 Cent.<br />
Am 1. März ersche<strong>in</strong>t die Serie „Aufrechte De-<br />
noch technisch schlecht. Um <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Szene<br />
e<strong>in</strong>igermaßen auszuleuchten ist man offensichtlich<br />
schlichtweg zu faul und br<strong>in</strong>gt<br />
über weite Strecken dadurch e<strong>in</strong> total versoßtes<br />
Bild.<br />
Wer hätte außerdem gedacht, dass <strong>in</strong><br />
den Leserspalten der „Filmwelt“ der damalige<br />
deutsche Osten sehr reich vertreten<br />
ist? Es tauchen die Ortsnamen auf, die<br />
jeden aus s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r östlichen Heimat Vertriebenen<br />
<strong>in</strong>s Grübeln br<strong>in</strong>gen, oder auch, je<br />
nach Schicksal und Temperament zu Wutausbrüchen<br />
führen können. Beileibe nicht<br />
nur Breslau, sondern von den Masurischen<br />
Seen bis zur Katzbach, wo gegen die napoleonischen<br />
Truppen wie besessen<br />
gekämpft wurde.<br />
Was taucht hier noch auf? Zoppot, Danzig,<br />
Greifenberg, Liegnitz, Königsberg –. Der<br />
ganze Osten nahm lebhaften Anteil am<br />
Filmgeschehen. All diese Städte und Gebiete<br />
wurden Deutschland unter tätiger Mitwirkung<br />
s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r eigenen Regierung im Lauf<br />
der Nachkriegsereignisse entrissen.<br />
Re<strong>in</strong>hard Seufert<br />
Im vergangenen Jahr wurden die Halle, <strong>in</strong><br />
der noch immer Messen, Sportturniere und<br />
Konzerte stattf<strong>in</strong>den, und das 1913 von Berg<br />
und Poelzig um sie herum geme<strong>in</strong>sam gestaltete<br />
Ausstellungsgelände als Bau- und Gartendenkmale<br />
von nationalem Rang anerkannt.<br />
Der E<strong>in</strong>trag <strong>in</strong> die UNESCO-Welterbeliste soll<br />
folgen. Zum Ensemble gehört auch die Mustersiedlung<br />
der Werkbund-Ausstellung „Wohnung<br />
und Werkraum“ von 1929, an der Architekten<br />
wie Hans Scharoun und Adolf Rad<strong>in</strong>g<br />
mitgebaut haben.<br />
Wenn der Bestand zur Breslauer Architektur<br />
des 19. und 20. Jahrhunderts so systematisch<br />
aufarbeitet wird wie hier geschehen, alle<strong>in</strong><br />
über 60 Seiten Quellennachweise, Bibliographien<br />
und Anmerkungen, dann kann man<br />
nur zu dem Werk gratulieren. Jedem <strong>in</strong> Breslau<br />
geborenen sollte es <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Pflichtlektüre se<strong>in</strong>,<br />
empfehlen möchte ich den Band allen Architekten<br />
und Ingenieuren.<br />
Jerzy Ilkosz, Die Jahrhunderthalle und das<br />
Ausstellungsgelände <strong>in</strong> Breslau – das Werk Max<br />
Bergs, aus dem polnischen übersetzt von Beate<br />
Störtkuhl, 2006. 340 Seiten, 410 Abbildungen,<br />
gebunden, R. Oldenbourg Verlag München,<br />
ISBN 3-486-57986-X, (Schriften des<br />
Bundes<strong>in</strong>stituts für Kultur und Geschichte der<br />
Deutschen im östlichen <strong>Europa</strong>, Bd. 28)<br />
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Michael Ferber<br />
mokraten“ anläßlich des jeweils 100. Geburtstags<br />
von Helmuth James Graf von Moltke und Claus<br />
Schenk von Stauffenberg gedacht wird. Bereits<br />
1964 ehrte die Deutsche Bundespost mit der Herausgabe<br />
von Briefmarken diese Demokraten.<br />
Am 11. März 1907 wird Helmuth James Graf<br />
von Moltke als erster Sohn des Gutsbesitzers und<br />
Mitglieds des Preußischen Herrenhauses Graf Helmuth<br />
von Moltke und dessen Ehefrau Dorothy (geb.<br />
Lady Rose-Innes), der Tochter des Obersten Richters<br />
der Südafrikanischen Union, auf dem Familiengut<br />
Kreisau geboren. S<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Eltern s<strong>in</strong>d Anhänger<br />
der pazifistischen Kirche „Christian Science“. Moltke<br />
verbr<strong>in</strong>gt s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> K<strong>in</strong>dheit mit fünf Geschwistern<br />
auf dem Familiengut und <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, 1923 – 1925<br />
besucht er das Landerziehungsheim Schondorf am<br />
Ammersee und das Realgymnasium <strong>in</strong> Potsdam,<br />
dem schließt sich 1927 – 1929 e<strong>in</strong> Jurastudium <strong>in</strong><br />
Breslau, Heidelberg, Berl<strong>in</strong> und Wien an. 1927 bittet<br />
Moltke Gerhart Hauptmann und He<strong>in</strong>rich Brün<strong>in</strong>g<br />
um Unterstützung <strong>e<strong>in</strong>e</strong>s von ihm geplanten<br />
Lagers, das junge Akademiker und junge Industriearbeiter<br />
durch geme<strong>in</strong>same Arbeit zusammenführen<br />
soll. 1928 organisiert er die Durchführung<br />
des ersten Lagers bei Breslau mit etwa<br />
100 Teilnehmern, gleichzeitig legt Moltke se<strong>in</strong> Referendarsexamen<br />
ab, 1929 übernimmt er die Leitung<br />
des Gutes Kreisau. 1933 gründete Moltke den<br />
„Kreisauer Kreis“.<br />
Zu der Widerstandsgruppe um Moltke und Wartenburg,<br />
die später von der Geheimen Staatspolizei<br />
als „Kreisauer Kreis“ bezeichnet wurde, gehören<br />
u.a. Carlo Mierendorff, Adolf Reichwe<strong>in</strong>,<br />
Horst von E<strong>in</strong>siedel (1906 – 1944), Adam von Trott<br />
zu Solz, Hans Bernd von Haeften (1905 – 1944)<br />
und Theodor Haubach (1903 – 1945). Der Kreisauer<br />
Kreis plant weniger den organisierten Kampf zur<br />
Zerstörung des NS-Staates, sondern beschäftigt<br />
sich primär mit der Vorbereitung für die Zeit nach<br />
dem Sturz der Diktatur Adolf Hitlers. Die Mitglieder<br />
des Kreises hoffen auf <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Staatsstreich des<br />
Militärs.<br />
Am 18. Januar 1944 wird Moltke von der<br />
Schutzstaffel (SS) festgenommen. Der Geheimen<br />
Staatspolizei (Gestapo) war bekannt geworden,<br />
dass er zuvor s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Freund Otto Carl Kiep (1886<br />
– 1944) vor dessen drohender Verhaftung gewarnt<br />
hatte. Moltke wird im Konzentrationslager (KZ) Ravensbrück<br />
gefangengehalten. Er wurde zunächst<br />
nicht verurteilt, sondern lediglich als „pflichtvergessener<br />
Beamter“ strafversetzt. Moltke erhält Besuche<br />
von s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Frau, ihm werden Akten aus dem<br />
Amt zur Bearbeitung überbracht, und er trägt Zivilkleidung.<br />
Im Zusammenhang mit dem Attentat<br />
vom 20. Juli 1944 wird Moltke vernommen, ohne<br />
dass die Gestapo bereits Näheres über s<strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
Kenntnisse weiß. S<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Ehefrau richtet e<strong>in</strong> Gnadengesuch<br />
an He<strong>in</strong>rich Himmler, das abgelehnt<br />
wird.<br />
Moltke wird am 11. Januar 1945 zum Tode verurteilt<br />
und zwölf Tage später im Zuchthaus Berl<strong>in</strong>-Plötzensee<br />
durch Strang h<strong>in</strong>gerichtet. In <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m<br />
Brief aus der Haft hat Moltke für s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> beiden Söhne<br />
s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Motivation zum Widerstand h<strong>in</strong>terlassen:<br />
„Seitdem der Nationalsozialismus zur Macht gekommen<br />
ist, habe ich mich bemüht, s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Folgen<br />
für s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Opfer zu mildern und <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Wandlung den<br />
Weg zu bereiten. Dazu hat mich me<strong>in</strong> Gewissen<br />
getrieben – und schließlich ist das <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Aufgabe<br />
für <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Mann.“ Moltke ist mit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Büste <strong>in</strong> der<br />
Walhalla geehrt. Als sehr religiöser Mensch war er<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong>rseits entschieden gegen das NS-Unrechtsregime,<br />
aber auch gegen e<strong>in</strong> Attentat auf Hitler.
16<br />
An den 275. Geburtstag von Carl Gotthard Langhans er<strong>in</strong>nert der zweite<br />
Wert, der am 27. Dezember ersche<strong>in</strong>t. Langhans wurde am 15.12.1732 <strong>in</strong> Landeshut<br />
geboren. Der Sohn <strong>e<strong>in</strong>e</strong>s Gymnasialrektors studierte zunächst Jura,<br />
Mathematik und Sprachen und war danach als Hauslehrer des Grafen Matuschka<br />
<strong>in</strong> Breslau tätig. Gleichzeitig bildete er sich offenbar als Autodidakt<br />
zum Architekten aus. Im Auftrag des Fürsten Hatzfeld, dessen Breslauer Palais<br />
er ab 1764 erbaute, unternahm Langhans <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Studienreise nach Süddeutschland,<br />
Wien und Italien. Vor s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Amtsantritt als Leiter des Bauwesens<br />
der Breslauer Kriegs- und Domänenkammer bereiste er die Niederlande,<br />
England und Frankreich. In der Folge entstanden <strong>in</strong> Schlesien zahlreiche<br />
Kirchen, Schlösser und Paläste nach s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Plänen. Im Jahre 1788 avancierte<br />
Langhans mit der Ernennung zum Direktor des Berl<strong>in</strong>er Oberhofbauamtes<br />
schließlich zu <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m<br />
der führenden Architekten<br />
s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Zeit.<br />
Für König Friedrich<br />
Wilhelm II. entwarf er<br />
neben dem Schlosstheater<br />
und dem Belvedere<br />
<strong>in</strong> Charlottenburg<br />
u. a. auch<br />
Innenräume im Pots-<br />
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VERMISCHTES / ANZEIGEN <strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 21/2006<br />
damer Marmorpalais,<br />
die <strong>in</strong> ihrer kühlen<br />
Eleganz Meisterwerke<br />
der klassizistischen<br />
E<strong>in</strong>richtungskunst<br />
darstellen. Se<strong>in</strong> berühmtestes<br />
Bauwerk<br />
ist zweifellos das<br />
1788 bis 1791 errichtete<br />
Brandenburger<br />
Tor <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, für welches<br />
das berühmte<br />
Stadttor der Propylen<br />
<strong>in</strong> Athen als Vorbild<br />
diente. In Langhans<br />
umfangreichem Gesamtwerk<br />
spiegelt<br />
sich deutlich der für<br />
die zweite Hälfte des<br />
18. Jahrhunderts<br />
charakteristische<br />
Übergang vom Spätbarock<br />
zum Frühklassizismus<br />
wider.<br />
Er starb am<br />
1.10.1808 <strong>in</strong> Grüneiche<br />
bei Breslau.<br />
E<strong>in</strong> Dank gilt hier an<br />
den Programmbeirat<br />
mal wieder Schlesiern<br />
auf Briefmarken<br />
zu Gedenken. Sicher<br />
waren aber nur die<br />
Geburtstage der<br />
Landsmannschaft Schlesien, Dollendorfer Str. 412, 53639 Königsw<strong>in</strong>ter<br />
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Impressum: <strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong>, Zeitung für Schlesien, vere<strong>in</strong>t mit Oberschlesischer<br />
Kurier · Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und <strong>Oberschlesien</strong> e. V.,<br />
vertreten durch den Bundesvorsitzenden Rudi Pawelka, Dollendorfer Straße 412, 53639 Königsw<strong>in</strong>ter,<br />
Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-290.<br />
Redaktion: Michaela S. Ast – ma – (Chefredakteur<strong>in</strong>). Die Redaktion behält sich das Recht<br />
vor, Beiträge redaktionell zu kürzen. Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-190,<br />
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Nachdruck: Der Nachdruck von redaktionellen Beiträgen der <strong>Schlesische</strong>n <strong>Nachrichten</strong> ist bei<br />
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Texte und Anzeigen: Gertrud Bunzel, Telefon (0 22 44) 92 59-295, Fax (0 22 44) 92 59-190,<br />
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