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Mercator Kolleg - Stiftung Mercator

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Von der Eleganz der Finanz(en)<br />

Text Juliane Sarnes<br />

Wieso beschäftigt sich ein junger Mensch, dem das <strong>Mercator</strong> <strong>Kolleg</strong> die<br />

Möglichkeit gibt, Hunger, Armut und Menschenrechtsverletzungen zu<br />

bekämpfen, ausgerechnet mit einem Thema wie der aktuellen Schuldenkrise?<br />

Zugegeben, es gibt keinen Nobelpreis für die Beseitigung der Geldprobleme<br />

von Industrienationen. Auch regt die Thematik nicht eben dazu an, von landschaftlich<br />

oder kulturell besonders reizvollen Arbeitsorten zu träumen. Ich<br />

weilte nicht auf malerischen Inseln, lernte nicht Suaheli und musste auch keine<br />

gerösteten Insekten essen. Dafür genoss ich die kribbelige Dynamik Londons<br />

sowie die kühl erhabene Atmosphäre Washingtons und schaffte es sogar irgendwann,<br />

den schottischen Akzent einiger EBRD-<strong>Kolleg</strong>en zu dechiffrieren. Außerdem<br />

wage ich zu behaupten, dass das Popcorn mit Cheddargeschmack im<br />

Snack-Automaten des Internationalen Währungsfonds an Exotik nur schwer<br />

zu übertreffen ist. Trotzdem gestehe ich freimütig, dass ich nicht schon seit<br />

frühester Jugend für Fiskal- und Finanzpolitik entflammt war. Aber vielleicht<br />

kann ich den Leser ja mit meiner Projektbeschreibung vom Sexappeal dieses<br />

Themas überzeugen? Versuchen wir’s: Staatsfinanzen sind attraktiv, …<br />

… weil sie vielschichtig sind und Querdenken erfordern<br />

In principio erat ... nein, nicht das Wort, sondern ein Paradox: Wieso haben<br />

gerade die reichsten Länder der Welt mit massiven Schulden zu kämpfen? Immerhin<br />

lernt jedes Kind in der ersten Klasse „Fünf minus sechs gleich nicht<br />

lösbar.“ Das geht vor der Einführung negativer Zahlen eben nicht. In der Politik<br />

hingegen wird mit der Einführung negativer Zahlen nicht lange gefackelt.<br />

Per se ist das nicht verwerflich. Aber wieso untergraben wir sehenden Auges<br />

nicht nur unseren eigenen Wohlstand, sondern auch den unserer Kinder? Diesen<br />

Fragen wollte ich in meinem <strong>Mercator</strong>-Jahr auf den Grund gehen.<br />

Meine erste Stage führte mich nach London zur Europäischen Bank für<br />

Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) – ein großartiger Arbeitgeber mit<br />

einem derart atemberaubenden Foyer, dass ich sogleich einen ausgabenpolitischen<br />

Skandal witterte (übrigens zu Recht, hatte doch der damalige Vorsitzen-<br />

70 <strong>Mercator</strong> <strong>Kolleg</strong> 2010/11

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