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Leitfaden Altersstrukturanalyse - Techniker Krankenkasse

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– Veröffentlichungen zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement der TK,<br />

Band 22 - ISSN 1610-8450<br />

Herausgegeben von der <strong>Techniker</strong> <strong>Krankenkasse</strong>, Hamburg, Fax 040 - 69 09-23 80, Internet: www.tkonline.de,<br />

Bereich Versorgung 1, Referat Gesundheitsmanagement, Text und EDV-Tool: Rebecca<br />

Dewitz, Mathias Krüger, Redaktion: Gudrun Ahlers, Wiebke Arps, Grafik: Wolfgang Geigle, Druck: TK-<br />

Hausdruckerei<br />

© Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und sonstige Formen der Vervielfältigung – auch auszugs-<br />

weise – nicht gestattet.


Folgen für die Unternehmen 7<br />

Vorbereitender Kurz-Check 9<br />

Ist-Analyse 10<br />

Einfache Fortschreibung 10<br />

Szenarienbildung 10<br />

Analyse der Arbeitsfähigkeit 12<br />

Handlungsansätze finden und Maßnahmen planen 15<br />

Maßnahmenumsetzung 15<br />

Ist-Zustand der Altersstruktur der MUSTER GmbH 16<br />

Einfache Fortschreibung der Altersstruktur der MUSTER GmbH 19<br />

1. Szenario: Fortführung der bisherigen Personalpolitik 21<br />

2. Szenario: Verstärkt ausbilden, Fluktuation verringern 25<br />

3. Szenario: Verstärkt Ausbilden, Fluktuation verringern, mehr ein-<br />

stellen 28<br />

Vergleich der Szenarien 32<br />

Analyse der Arbeitsfähigkeit der MUSTER GmbH 35<br />

Planung der Maßnahmen der MUSTER GmbH 37<br />

Fazit für die MUSTER GmbH 38


In Deutschland verändert sich seit einigen Jahren die Altersstruktur der Bevölkerung.<br />

Das bedeutet massive Folgen für die Unternehmen.<br />

Weniger Geburten und eine steigende Lebenserwartung heben das Durchschnittsalter<br />

der deutschen Bevölkerung und somit auch das der Mitarbeiter in<br />

den Unternehmen kontinuierlich an. Aus diesem Grund verschieben sich die<br />

Proportionen der Alterspyramide immer deutlicher: Die Anzahl der Jüngeren wird<br />

stetig kleiner, während der Anteil der Älteren permanent zunimmt. Hinzu kommen<br />

verschiedene politische Änderungen wie der Wegfall der Altersteilzeitregelung<br />

ab 2009. Mit dem absehbaren späteren Beginn der Rentenzeit steigt zudem<br />

das Durchschnittsalter der Mitarbeiter.<br />

Für die Unternehmen bedeutet das: wettbewerbsfähig bleiben sie nur, wenn sie<br />

qualifizierten Nachwuchs einstellen, ihn an das Unternehmen binden und die<br />

älteren Arbeitnehmer bis zum Beginn der Rente auf einem hohen Niveau arbeitsfähig<br />

halten.<br />

Die fehlende staatliche Finanzierung der Altersteilzeit ab 2009 wird einen weiteren<br />

Einfluss auf die Altersstruktur der Erwerbstätigen haben. Unternehmen werden<br />

die Frühverrentung kaum noch finanzieren können. Wollen die Beschäftigten<br />

dennoch früher in Rente gehen, werden sie deutlich stärkere finanzielle Einbußen<br />

zu spüren bekommen. Auch das erhöhte Renteneintrittsalter trägt dazu bei,<br />

dass die Beschäftigten in Zukunft länger im Unternehmen bleiben.<br />

Doch wie dringend muss ein Unternehmer handeln und welche Bereiche sind<br />

besonders betroffen? Antworten auf diese Fragen gibt die <strong>Altersstrukturanalyse</strong>,<br />

die von der <strong>Techniker</strong> <strong>Krankenkasse</strong> angeboten wird.<br />

Die <strong>Techniker</strong> <strong>Krankenkasse</strong> bietet mit der <strong>Altersstrukturanalyse</strong> ALSTAN ein<br />

Werkzeug (englisch: Tool), das einen Überblick über die demografische Entwicklung<br />

im Unternehmen verschafft. Nur wenige Personaldaten bilden die Grundlage,<br />

um zunächst die aktuelle Altersstruktur darzustellen. Danach wird sie in<br />

mehreren Szenarien um bis zu 13 Jahre fortgeschrieben. Der Anwender bestimmt<br />

dabei selbst die Einflussfaktoren, wie etwa das durchschnittliche Rentenalter.<br />

ALSTAN basiert auf Excel und lässt sich problemlos in jedem Unternehmen<br />

einsetzen.<br />

Die von ALSTAN gelieferten Zahlen analysiert das Unternehmen gemeinsam mit<br />

Beratern der <strong>Techniker</strong> <strong>Krankenkasse</strong> und wertet sie aus. Dabei geht es um<br />

bisherige Maßnahmen zum Erhalt der Arbeitsfähigkeit und um zukünftige Möglichkeiten.


Die Erfahrungen der Unternehmen mit älteren Arbeitskräften sind sehr unterschiedlich.<br />

Während einige Unternehmen die Erfahrungsträger zielgerichtet an<br />

den Stellen einsetzen, wo sie gebraucht und geschätzt werden, schöpfen andere<br />

Unternehmen die Altersteilzeit voll aus und haben kaum Erfahrungen mit Beschäftigten<br />

über 55 Jahren.<br />

Erhalt der Arbeitsfähigkeit<br />

Um auch mit älteren Beschäftigten im Unternehmen wettbewerbsfähig zu bleiben,<br />

ist es nötig, eine Arbeits- und Personalpolitik zu entwickeln, die dem Alter<br />

der Beschäftigten angemessen und ihrer Gesundheit förderlich ist. Zum Teil ist<br />

es problemlos möglich für ältere oder gesundheitlich belastete Beschäftigte<br />

innerhalb des Unternehmens geeignete Arbeitsplätze zu finden.<br />

Mit dem stetig wachsenden Anteil an älteren Arbeitnehmern wird dies in Zukunft<br />

jedoch schwieriger. Das Aufrechterhalten und Verbessern der Arbeitsfähigkeit<br />

muss deshalb während des ganzen Berufslebens thematisiert werden. Das Ziel<br />

muss sein, altersbedingte Einschränkungen der Leistungsfähigkeit in Zukunft so<br />

weit wie möglich zu vermeiden anstatt nur darauf zu reagieren.<br />

Nachwuchs- und Fachkräftegewinnung<br />

Werden weniger Kinder geboren, nimmt auch die Zahl der jungen Arbeitskräfte<br />

ab. Es wird für die Unternehmen zukünftig schwieriger werden, passend zum<br />

Unternehmen junge, qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen.<br />

Unternehmen, die Probleme absehen, genügend Personal zu finden, sollten<br />

heute bereits ihre Strategien, Nachwuchs und Fachkräfte zu gewinnen dem sich<br />

ändernden Umfeld anpassen.<br />

Bildet ein Betrieb aus, hat er große Chancen, sich damit Fachpersonal heran zu<br />

ziehen. Ist es schwierig, junge Auszubildende zu gewinnen, können moderne<br />

Formen des Ausbildungsmarketings wie beispielsweise Kooperationen mit Schulen,<br />

Beteiligung an oder Sponsoring von Schülerwettbewerben, Ausbildungsmessen,<br />

Tag der offenen Tür oder Beteiligung an Aktionen wie dem „Girls’ Day“<br />

genutzt werden.<br />

Hochqualifizierte Nachwuchskräfte jeden Alters können beispielsweise über<br />

Praktikanten-, Diplomanden-, Promovenden- oder Werkstudentenstellen gewonnen<br />

werden. Bieten Sie ihren Mitarbeitern interne Weiterbildungen etwa zum<br />

Meister oder Facharbeiter. Darüber hinaus können Unternehmen auf Jobmessen<br />

auf sich aufmerksam machen, sich an Zeitarbeitsfirmen oder an private Arbeitsvermittler<br />

wenden.


Wichtig ist dabei im Blick zu behalten, dass Nachwuchs nicht unbedingt mit<br />

jungen Beschäftigten gleichzusetzen ist. Der zunehmende Altersdurchschnitt<br />

macht es notwendig auch ältere Beschäftigte als Ressource auf dem Arbeitsmarkt<br />

zu sehen. Personalstrategien zur Nachwuchs- und Fachkräftegewinnung<br />

sollten ältere Arbeitnehmer einschließen. Suchen Sie in allen Altersgruppen und<br />

vergrößern Sie damit Ihren Aktionsradius. Beschränken Sie sich nicht nur auf<br />

eine homogene Belegschaft. Eine heterogene Gruppe aus Jüngeren und Älteren,<br />

Männern und Frauen sowie unterschiedlichen Qualifikationen, vergrößert die<br />

Chancen auf dem Arbeitsmarkt, passende Mitarbeiter zu finden. Die Berufserfahrung,<br />

auf die Ältere zurückgreifen, sind für manche Positionen und Aufgaben von<br />

großem Wert. Ziel sollte ein ausgewogener Altersmix sein.<br />

Mit der <strong>Altersstrukturanalyse</strong> ALSTAN können Sie die gegenwärtige Personalstruktur<br />

des Unternehmens und ihre Entwicklung analysieren. Damit können Sie<br />

die Wettbewerbsfähigkeit Ihres Unternehmens einschätzen und Pläne entwickeln.<br />

Nach der Sensibilisierung im Unternehmen stellt Ihnen die <strong>Techniker</strong> <strong>Krankenkasse</strong><br />

das Excel-Tool ALSTAN zur Verfügung. Sie finden das Tool als Download<br />

auf unserer Homepage unter www.tk-online.de. Geben Sie in die Suche den<br />

Webcode 9643 ein. So gelangen Sie direkt zum Ziel.<br />

Zunächst erfassen Sie damit den Ist-Zustand der Personalstruktur und schreiben<br />

ihn dann ohne weitere Annahmen um mehrere Jahre fort. Im darauf folgenden<br />

Schritt variieren Sie die Grundlagen der Personalpolitik Ihres Unternehmens. Die<br />

daraus entstehenden drei Szenarien bieten eine Vorschau auf die zukünftige<br />

Altersstruktur des Unternehmens.<br />

Daraufhin tragen Sie die bisherigen Beiträge zur Erhaltung der Arbeitsfähigkeit<br />

zusammen und analysieren sie. Sie sind die Grundlage für zukünftiges Handeln.<br />

Abschließend entwickeln Sie im Unternehmen die gewünschten Maßnahmen,<br />

setzen sie um und überprüfen sie regelmäßig auf ihre Wirksamkeit. Die <strong>Altersstrukturanalyse</strong><br />

sollte kein einmaliger Prozess sein, sondern in die Aufgaben des<br />

Personalmanagements eingegliedert und regelmäßig wiederholt werden.


Abbildung 1: Vorgehensweise <strong>Altersstrukturanalyse</strong><br />

Um das Unternehmen für dieses Thema zu sensibilisieren, kann es sinnvoll sein,<br />

sich mit einem Kurz-Check einen Überblick zu verschaffen. Im Internet finden Sie<br />

verschiedene kostenlose Fragebögen. Zu empfehlen ist die „Check-Liste zum<br />

Erkennen altersstruktureller Problemlagen im Unternehmen“, die Sie unter<br />

www.demowerkzeuge.de finden. Diesen Check stellt das Bundesministerium für<br />

Bildung und Forschung bereit. Der Zeitaufwand zum Ausfüllen des Fragebogens<br />

ist gering. Die jeweiligen Aussagen werden nur mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet.<br />

Die Auswertung gibt einen ersten Überblick über Risiken, die durch eine Überalterung<br />

der Belegschaft entstehen und hilft einzuschätzen, ob ein Handeln nötig<br />

ist. Der Kurzcheck ersetzt nicht die komplette <strong>Altersstrukturanalyse</strong>.


Die Grundlage der Analyse der Altersstruktur ist der Ist-Zustand der demografischen<br />

Situation im Unternehmen. Geburtsdatum und Geschlecht der Mitarbeiter<br />

sind die nötigen Basisdaten. Sie ermöglichen erste Auswertungen. Für detaillierte<br />

Informationen ist die Eingabe weiterer Daten nötig, wie beispielsweise Unternehmensbereich,<br />

Qualifikation oder Standort. Zudem gibt es Kriterien wie etwa<br />

Kostenstellen, Qualifikation, die individuell vom Unternehmen in die Auswertung<br />

übernommen werden können. Das Tool genügt somit den spezifischen Ansprüchen<br />

für kleinere und mittlere Unternehmen.<br />

Wenn Sie die Stammdaten eingetragen haben, erstellt ALSTAN verschiedene<br />

Auswertungstabellen und -grafiken. Sie bilden die aktuelle Altersstruktur ab,<br />

zeigen eventuelle Lücken auf und heben Unterschiede zwischen verschiedenen<br />

Personengruppen und Bereichen hervor.<br />

Vorteil ALSTAN<br />

Im Gegensatz zu anderen Tools hat ALSTAN den Vorteil, dass es eine Verbindung<br />

zwischen dem Alter und den Arbeitsunfähigkeitsdaten (AU-Daten) herstellt.<br />

Nachdem Sie den IST-Zustand festgestellt haben, erhalten sie von ALSTAN auf<br />

das Unternehmen bezogene Prognosen für die nächsten 13 Jahre. Zunächst<br />

wird jedoch eine so genannte „einfache Fortschreibung“ vorgenommen. Sie<br />

nimmt an, dass keine neuen Mitarbeiter eingestellt werden und die Beschäftigen<br />

ausschließlich aus Altersgründen aus dem Unternehmen ausscheiden. Diese<br />

Annahmen entsprechen nicht der Realität, verdeutlichen aber die Problematik<br />

des demografischen Wandels und offenbaren zukünftige Lücken durch die<br />

Altersstruktur.<br />

Im nächsten Schritt können Sie verschiedene Annahmen für die zukünftige Personalpolitik<br />

im Rahmen der so genannten erweiterten Fortschreibung treffen.<br />

Treffen Sie dabei Vorüberlegungen zu folgenden Themen:<br />

� wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens und des Wettbewerbs<br />

� zukünftige Geschäftsentwicklung<br />

� Entwicklung von Bevölkerung, Region und Erwerbsbevölkerung (regionaler<br />

und überregionaler Arbeitsmarkt)


� gesetzliche, tarifliche und betriebliche Rahmenbedingungen<br />

(z.B. Rentenabschläge, Tarifsteigerungen, Auslaufen des Altersteilzeit-<br />

gesetztes, Produktivität)<br />

� Unternehmensbedingte Kündigungen<br />

� zukünftige Rekrutierung und Fluktuation<br />

Haben Sie entsprechende Ideen festgelegt, können Sie mit Hilfe von ALSTAN<br />

bis zu drei Entwicklungsszenarien entwerfen. Dafür müssen in das Tool folgende<br />

Daten eingegeben werden:<br />

� durchschnittliches Renteneintrittsalter<br />

� Anzahl neuer Auszubildender pro Jahr getrennt nach Geschlecht<br />

� Anzahl neuer Auszubildender alle zwei Jahre getrennt nach Geschlecht<br />

� durchschnittliches Alter zu Beginn der Ausbildung<br />

� Ausbildungsdauer in Jahren<br />

� Übernahmequote der Ausgebildeten<br />

� Jährliche, zweijährliche und dreijährliche Einstellungen - differenziert<br />

nach Geschlecht und Altersklassen<br />

� Zusätzliche Einstellungen für bis zu drei bestimmte Jahre differenziert<br />

nach Geschlecht und Altersklassen<br />

� Fluktuation analog zu Einstellungen<br />

Diese Eingaben wertet ALSTAN aus und stellt in Form von Tabellen und Grafiken<br />

die Entwicklung der Altersstruktur dar. Somit ist es möglich, verschiedene<br />

Szenarien „durchzuspielen“ und miteinander zu vergleichen. Die Analyse lässt<br />

sich für das gesamte Unternehmen durchführen, sowie je nach Datenlage für<br />

einzelne Abteilungen, Standorte oder Personengruppen.


Die Annahmen für das erste Szenario sollten Sie entsprechend der gegenwärtigen<br />

oder bereits geplanten Personalpolitik treffen. Lassen Sie sich nicht von den<br />

Ergebnissen der Ist-Analyse beeinflussen. Variieren Sie erst im zweiten und<br />

dritten Szenario. Es entstehen so Probeläufe für verschiedene personalpolitische<br />

Strategien in der Zukunft. Achten Sie auf realistische Annahmen. Maßnahmen,<br />

die sich beispielsweise aus finanziellen Gründen nicht umsetzen lassen, sind<br />

wertlos.<br />

Mit zunehmendem Alter sinkt die menschliche Leistungskapazität, während die<br />

Arbeitsanforderungen gleich bleiben oder sogar zunehmen. Dieses Problem<br />

stellt Abbildung zwei grafisch dar. Der Zeitpunkt, wann die Leistungskapazitäten<br />

den Arbeitsanforderungen nicht mehr gerecht werden, ist von Mensch zu<br />

Mensch unterschiedlich. Jüngere Arbeitnehmer haben meist kein Problem damit,<br />

die unternehmerischen Arbeitsanforderungen zu erfüllen. Älteren Beschäftigten<br />

fällt das gleichzeitige Erfüllen von Anforderungen, beispielsweise von Kraft und<br />

Ausdauer schwerer. Die Energiereserven verringern sich, Erholungsphasen<br />

werden wichtiger. Mögliche Folgen sind vorübergehende Funktionseinschränkungen<br />

wie Rückenschmerzen, Konzentrationsstörungen oder Augenbrennen,<br />

die bei zunehmender Überlastung bis zu chronischen Erkrankungen führen<br />

können.


Leistungsfähigkeit<br />

in %<br />

100%<br />

75%<br />

50%<br />

25%<br />

0%<br />

Abbildung 2: Gegenüberstellung von Leistungskapazität und Arbeitsanforderung 1<br />

Zur Lösung dieses Problems gibt es zwei Ansatzpunkte: Die Leistungsfähigkeit<br />

steigern oder die Arbeitsanforderungen senken.<br />

Die Leistungsfähigkeit zu steigern hat den Vorteil, dass stets ausreichende persönliche<br />

Energiereserven zur Verfügung stehen. Es gibt dazu fünf grundlegende<br />

Strategien:<br />

� Systematisches Trainieren körperlicher Funktionen wie Kraft und Ausdauer,<br />

von Sinnesfunktionen, aber auch von Qualifikationen wie Stressbewältigung<br />

oder soziale Kompetenz<br />

� Stärken des individuellen Gesundheitsverhaltens zur Beherrschung von<br />

Arbeitstechniken im Umgang mit hohen Arbeitsbelastungen, wie beim<br />

Heben schwerer Lasten<br />

� Reduzieren von Risikofaktoren im persönlichen Lebensstil, wie falsche<br />

Ernährung, Rauchen, Alkoholkonsum<br />

1 in Anlehnung an Köchling<br />

Gegenüberstellung von Leistungskapazität und<br />

Arbeitsanforderung<br />

Reservekapazität<br />

Arbeitsanforderung<br />

Leistungskapazität<br />

20 30 40 50 60<br />

Lebensjahre


� Regenerieren von gesundheitlich bereits stark beeinträchtigten Funktionen<br />

über eine Rehabilitation, z.B. Kur<br />

� Kontinuierlicher Wissenserwerb, um zunehmender „Lernunfähigkeit“ entge-<br />

genzuwirken<br />

Das Senken der Arbeitsanforderungen verhindert Überlastungen im Arbeitsleben.<br />

Es gibt dazu sechs grundlegende Strategien:<br />

� Altersgerechtes und ergonomisches Gestalten von Arbeitsmitteln, Arbeitsplatz<br />

und Arbeitsraum wie z.B. bessere Beleuchtung, Hebe- und Tragehilfen<br />

� Tätigkeiten sollten abwechslungsreich und eigenverantwortlich gestaltet<br />

werden, um einseitige und spezialisierte Arbeiten auf Dauer zu vermeiden.<br />

� Fördern und Schaffen individueller Handlungsspielräume wie z.B. Pausenein-<br />

teilung<br />

� Zuordnung von Arbeitsaufgaben an Ältere ohne alterskritische Anforderungen,<br />

wie etwa dauerhaften Zeitdruck oder Lärm<br />

� Aufgaben zuweisen, die die Erfahrung der Älteren im Lösen von Problemen<br />

nutzt und ihr Fachwissen erfordert<br />

� Gezielter Wechsel zwischen Qualifikationsanforderungen und gesundheitli-<br />

chen Anforderungen. So kann im gesamten Berufsleben ein Tätigkeitswechsel<br />

ermöglicht werden, der beispielsweise Lernen trainiert.<br />

Neben diesen beiden Strategien sollte man auch besonderes Augenmerk auf die<br />

Arbeitsmotivation legen. Ältere müssen das Gefühl haben, dass sie immer noch<br />

gebraucht und geschätzt werden. Führungskräfte sollen loben sowie zwischen<br />

Jüngeren und Älteren im Unternehmen vermitteln.


Bevor Sie entsprechende Maßnahmen planen, müssen Sie individuelle Handlungsansätze<br />

finden. Recherchieren Sie: Was hat Ihr Unternehmen bereits in<br />

den Bereichen Qualifikation, Motivation und Gesundheit umgesetzt? Beispiele<br />

sind Weiterbildung, Personalentwicklung, Wissenstransfer, Personaleinsatz,<br />

Gesundheitsschutz und -förderung oder soziales Klima. 2<br />

Legen Sie grundsätzliche Handlungsansätze fest. Sie sind die Grundlage für<br />

konkrete Maßnahmen. Erstellen Sie ein Maßnahmenkatalog nach verschiedenen<br />

Kriterien, etwa nach dem verantwortlichen Bereich, der Notwendigkeit und dem<br />

Umsetzungszeitraum. Nutzen Sie den Katalog in Ihrer Planung.<br />

Wenn Sie die Planung abgeschlossen haben, setzen Sie die Maßnahmen um.<br />

Damit ist die <strong>Altersstrukturanalyse</strong> jedoch nicht beendet. Die Wirksamkeit der<br />

Maßnahmen sollte regelmäßig kontrolliert und die Analyse kontinuierlich angewandt<br />

werden.<br />

2 Weitere Informationen siehe Köchling


Eine beispielhafte Anwendung des Excel-Tools ALSTAN soll Ihnen helfen, die<br />

<strong>Altersstrukturanalyse</strong> besser nachzuvollziehen.<br />

Die Beispielsfirma MUSTER GmbH hat in 2007 150 Mitarbeiter, die in den fünf<br />

Bereichen Forschung und Entwicklung (F&E), Fertigung, Logistik, Vertrieb und<br />

Verwaltung organisiert sind. Das Unternehmen beschäftigt 81 Männer und 69<br />

Frauen, die unterschiedlich stark auf die verschiedenen Bereiche verteilt sind.<br />

Nachdem die Pflichtfelder Auswertungsdatum, Geschlecht und Geburtsdatum für<br />

alle Beschäftigten der MUSTER GmbH in das „Stammdaten“-Blatt der Excel-<br />

Tabelle eingegeben wurden, liefert das Programm eine erste Darstellung der<br />

gegenwärtigen Altersstruktur in Form einer Tabelle und verschiedener Grafiken<br />

im Tabellenblatt „IST-Zustand“.<br />

Ist-Stand<br />

Altersklassen<br />

absolut<br />

Frauen<br />

relativ absolut<br />

Männer<br />

relativ absolut<br />

Gesamt<br />

relativ<br />

unter 21 3 2,0% 2 1,3% 5 3,3%<br />

21-25 4 2,7% 5 3,3% 9 6,0%<br />

26-30 6 4,0% 6 4,0% 12 8,0%<br />

31-35 5 3,3% 8 5,3% 13 8,7%<br />

36-40 10 6,7% 10 6,7% 20 13,3%<br />

41-45 14 9,3% 15 10,0% 29 19,3%<br />

46-50 9 6,0% 13 8,7% 22 14,7%<br />

51-55 7 4,7% 9 6,0% 16 10,7%<br />

56-60 8 5,3% 9 6,0% 17 11,3%<br />

ab 61 3 2,0% 4 2,7% 7 4,7%<br />

gesamt 69 46,0% 81 54,0% 150 100,0%<br />

Hauptaltersklassen<br />

Frauen Männer<br />

Gesamt<br />

unter 36 18 12,0% 21 14,0% 39 26,0%<br />

36-50 33 22,0% 38 25,3% 71 47,3%<br />

ab 51 18 12,0% 22 14,7% 40 26,7%<br />

Durchschnittsalter<br />

Frauen<br />

Männer<br />

Gesamt<br />

42,5 43,0 42,8<br />

Abbildung 3: Gegenwärtige Altersstruktur der MUSTER GmbH tabellarisch


Aus Abbildung 4 lässt sich ablesen, dass die Belegschaft der MUSTER GmbH<br />

ein Durchschnittsalter von 42,8 Jahren hat. Die mittlere Altersklasse von 36 bis<br />

50 Jahren ist mit 47,3% mit Abstand am stärksten besetzt. Die jüngste Altersklasse<br />

ist mit 26,0% am geringsten vertreten. Die Grafik in Abbildung 2 verdeutlicht<br />

die großen Unterschiede. Altersbedingt wird sich die Belegschaft in den<br />

nächsten Jahren verringern, während es gleichzeitig immer mehr an Nachwuchskräften<br />

fehlen wird. Dies wird für die MUSTER GmbH in Zukunft einen<br />

deutlichen Wettbewerbsnachteil bedeuten.<br />

25,0%<br />

20,0%<br />

15,0%<br />

10,0%<br />

5,0%<br />

0,0%<br />

3,3%<br />

6,0%<br />

8,0%<br />

Altersstruktur: Ist-Stand<br />

Anteil Altersklassen Durchschnittsalter<br />

8,7%<br />

13,3%<br />

19,3%<br />

14,7%<br />

10,7% 11,3%<br />

4,7%<br />

unter 21 21-25 26-30 31-35 36-40 41-45 46-50 51-55 56-60 ab 61<br />

Abbildung 4: Gegenwärtige Altersstruktur der MUSTER GmbH graphisch<br />

60<br />

55<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25


Die Tabelle der Abbildung 5 zeigt, dass Mitarbeiter im Jahr durchschnittlich<br />

insgesamt 1,1 Mal ausfallen. Pro Fall fehlen sie durchschnittlich 11,6 Tage und<br />

pro Jahr 12,8 Tage. Der durchschnittliche Krankenstand lag im vergangenen<br />

Jahr bei 5,6%.<br />

Altersklassen AU-Fälle<br />

AU-Fälle pro<br />

MA<br />

AU-Tage<br />

AU-Tage pro AU-Tage pro<br />

Fall MA<br />

Krankenstand<br />

unter 21 11 2,4 56 5,1 12,4 9,82%<br />

21-25 12 1,4 70 5,8 8,0 3,88%<br />

26-30 19 1,6 156 8,2 13,0 4,95%<br />

31-35 16 1,3 140 8,8 11,0 6,30%<br />

36-40 19 1,0 187 9,8 9,4 4,32%<br />

41-45 29 1,0 335 11,6 11,6 5,65%<br />

46-50 22 1,0 301 13,7 13,7 6,00%<br />

51-55 15 0,9 239 15,9 14,9 4,99%<br />

56-60 16 0,9 301 18,8 17,7 8,25%<br />

ab 61 5 0,7 117 23,4 16,7 4,67%<br />

gesamt 164 1,1 1902 11,6 12,8 5,60%<br />

Abbildung 5: AU-Daten und Krankenstand des vergangenen Jahres<br />

Aus Abbildung 6 wird einerseits deutlich, dass die jüngeren Beschäftigten häufiger<br />

krank sind als die älteren. Andererseits ist jedoch auch erkennbar, dass die<br />

älteren Arbeitnehmer dafür längere Fehlzeiten pro Fall und längere Fehlzeiten<br />

pro Jahr haben.<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

5,1<br />

5,8<br />

8,2<br />

AU-Fälle und AU-Tage im vergangenen Jahr<br />

8,8<br />

AU-Fälle pro MA AU-Tage pro Fall<br />

9,8<br />

2,4 1,4 1,6 1,3 1,0 1,0 1,0 0,9 0,9 0,7<br />

unter 21 21-25 26-30 31-35 36-40 41-45 46-50 51-55 56-60 ab 61<br />

Abbildung 6: AU-Fälle pro Mitarbeiter und AU-Tage pro Fall der MUSTER GmbH im vergangenen Jahr<br />

11,6<br />

13,7<br />

15,9<br />

18,8<br />

23,4<br />

25,0<br />

20,0<br />

15,0<br />

10,0<br />

5,0<br />

0,0


Der Analyse des Ist-Zustandes folgt eine einfache Fortschreibung. Die MUSTER<br />

GmbH geht gegenwärtig von einem durchschnittlichen Renteneintrittsalter von<br />

63 Jahren (Eingabe in das Tabellenblatt „Annahmen“) aus. Neben der altersbedingten<br />

Fluktuation gibt es keine weiteren Annahmen, das heißt, dass keine<br />

Ausbildungstätigkeit stattfindet, kein Personal eingestellt wird und die aktuell<br />

Beschäftigten bis zum Erreichen des Renteneintrittsalters im Unternehmen verbleiben.<br />

Das Ergebnis der einfachen Fortschreibung ist im Tabellenblatt „Einfache Fortschreibung“<br />

sichtbar. Die Prognose bezieht sich auf die nächsten vier, acht und<br />

zwölf Jahre, also auf 2011, 2015 und 2019. Die Grafiken zeigen das Älterwerden<br />

der Beschäftigten ohne weitere Einflüsse. Bei einer solchen Entwicklung wäre im<br />

Jahr 2019 mehr als die Hälfte der Belegschaft älter als 50 Jahre. Lediglich zehn<br />

Prozent der Mitarbeiter wären im gleichen Jahr jünger als 36 Jahre. Diese Entwicklung<br />

hätte zweifelsohne drastische Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit der<br />

MUSTER GmbH.<br />

Abbildung 7: Tabellenblatt „Einfache Fortschreibung“ (Auszug) Altersstruktur der MUSTER GmbH


Wie in Abbildung 8 zu sehen ist, steigt das Durchschnittsalter unter den genannten<br />

Annahmen von 42,8 Jahren in 2007 auf knapp 50 Jahre in 2020. Aufgrund<br />

der fehlenden Neueinstellungen verringert sich die Anzahl der Mitarbeiter innerhalb<br />

dieser 13 Jahre um fast ein Drittel. 2020 sind von den ursprünglich 150<br />

Beschäftigten nur noch 102 im Unternehmen tätig.<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

42,8<br />

42,9<br />

43,8 44,3 44,6<br />

45,5<br />

46,3<br />

150 144 143 139 134 133 132 126 123 120 115 113 110 102<br />

Ist-<br />

Zustand<br />

Entwicklung der Mitarbeiterzahl und des Durchschnittsalters: einfache<br />

Fortschreibung<br />

Anzahl Mitarbeiter Durchschnittsalter<br />

Abbildung 8: Entwicklung der Mitarbeiterzahl und des Durchschnittsalters: einfache Fortschreibung<br />

Diese Entwicklung hat natürlich auch einen Einfluss auf die künftig zu erwartenden<br />

Fehlzeiten. Die deutliche Abnahme der Mitarbeiterzahl führt zu sinkenden<br />

Arbeitsunfähigkeitstagen. Um einen besseren Vergleich der AU-Daten im Verhältnis<br />

zu den Mitarbeiterzahlen zu ermöglichen, sollte man neben den absoluten<br />

Zahlen auch relative Werte betrachten. Ein Beispiel hierfür ist der Krankenstand,<br />

der das Verhältnis zwischen den Fehlzeiten und den Soll-Arbeitszeiten<br />

darstellt.<br />

In der Abbildung 9 wird die Entwicklung des Krankenstands grafisch dargestellt.<br />

Hier ist zu erkennen, dass der Krankenstand bei der MUSTER GmbH kontinuierlich<br />

ansteigt bis er in 13 Jahren mehr als 0,4 Prozentpunkte über dem heutigen<br />

Niveau liegt.<br />

46,6<br />

47,2<br />

47,8<br />

48,2<br />

49,0<br />

49,6 49,7<br />

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020<br />

60,0<br />

55,0<br />

50,0<br />

45,0<br />

40,0<br />

35,0<br />

30,0


4,00%<br />

3,90%<br />

3,80%<br />

3,70%<br />

3,60%<br />

3,50%<br />

3,40%<br />

3,30%<br />

3,20%<br />

3,50% 3,52% 3,51%<br />

3,56% 3,58%<br />

3,64%<br />

Abbildung 9: Entwicklung des Krankenstandes: einfache Fortschreibung<br />

Das Personalmanagement der MUSTER GmbH argumentiert nun, dass die<br />

einfache Fortschreibung nicht der Realität entspricht und sich die Altersstruktur<br />

ganz anders entwickeln würde, wenn man wie bisher Personal einstellt und<br />

ausbildet. Szenario 1 stellt die bisherige Personalentwicklung mit folgenden<br />

Annahmen dar (Abbildung 10):<br />

Durchschnittliches Renteneintrittsalter:<br />

� 63 Jahre<br />

Krankenstand: einfache Fortschreibung<br />

3,74% 3,72% 3,75%<br />

Ausbildungstätigkeit:<br />

� alle zwei Jahre je eine Auszubildende und ein Auszubildender<br />

� Übernahmequote 50%<br />

Fluktuation:<br />

� jährlich je eine Mitarbeiterin und ein Mitarbeiter in den vier Altersklassen<br />

von 21 - 40 Jahren<br />

3,78%<br />

3,83%<br />

3,87%<br />

3,91% 3,92%


Einstellungen:<br />

� jährlich je eine Mitarbeiterin und ein Mitarbeiter in den vier Altersklassen<br />

von 21 - 40 Jahren um der Fluktuation im gleichen Maße entgegenzuwirken<br />

� außerdem jährlich eine Mitarbeiterin der Altersklasse von 21 - 25 Jahren,<br />

sowie ein Mitarbeiter in der Altersklasse von 26 - 30 Jahren<br />

Abbildung 10: Darstellung der Eingabetabelle für das Szenario 1 auf dem Tabellenblatt „Annahmen“<br />

Ausgehend von diesen Annahmen betrachten Sie erneut die Entwicklung der<br />

Altersstruktur. Szenario 1 unterscheidet sich nicht sonderlich von der einfachen<br />

Fortschreibung (Abbildung 11). Die Belegschaft wird ständig älter. Nachwuchskräfte<br />

fehlen. Das Durchschnittsalter liegt im Jahr 2019 jetzt „nur“ noch bei knapp<br />

über 42 Jahren, also etwa auf dem Niveau des Ist-Zustandes, ist aber dennoch<br />

sehr hoch.


Abbildung 11: Tabellenblatt „1. Szenario“ (Auszug) Altersstruktur der MUSTER GmbH<br />

Wie aus Abbildung 12 hervorgeht, nimmt die Mitarbeiterzahl neben wenigen<br />

Schwankungen kontinuierlich ab. Zum Zeitpunkt der Analyse sind es 150 Mitarbeiter,<br />

im Jahr 2014 ist mit einem Rückgang auf 144 und im Jahr 2020 sogar auf<br />

135 Mitarbeiter zu rechnen. Unter diesen Umständen könnte es für die MUSTER<br />

GmbH schwierig werden, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Ein Ausbau der<br />

Wettbewerbsfähigkeit wird mit einer alternden, nicht weiterqualifizierten und<br />

schwindenden Belegschaft ohne Nachwuchs nahezu unmöglich sein.


155<br />

150<br />

145<br />

140<br />

135<br />

130<br />

125<br />

42,8 42,9 42,9 43,2 42,9<br />

43,7 43,9 44,0 44,0<br />

150 148 149 147 146 146 149 144 145 143 142 141 142 135<br />

Ist-<br />

Zustand<br />

Abbildung 12: Entwicklung der Mitarbeiterzahl und des Durchschnittsalters: 1. Szenario<br />

Unabhängig von der künftigen Personalpolitik, sollte die MUSTER GmbH schon<br />

jetzt beginnen, die Arbeitsfähigkeit zu erhalten und zu verbessern. Bleibt die<br />

MUSTER GmbH bei ihrer Personalpolitik, steigt der Krankenstand bis zum Jahr<br />

2020 bis auf wenige Schwankungen kontinuierlich. Das hängt mit den längeren<br />

Fehlzeiten pro Erkrankung bei den Älteren zusammen. Sie sind zwar seltener<br />

krank, dafür aber länger, was den Durchschnitt ihrer Fehlzeiten hebt. Wie in<br />

Abbildung 13 zu sehen ist, würde sich der Wert bei der MUSTER GmbH bei<br />

3,7% einpendeln und läge damit 0,2 Prozentpunkte über der Ausgangssituation.<br />

3,75%<br />

3,70%<br />

3,65%<br />

3,60%<br />

3,55%<br />

3,50%<br />

3,45%<br />

3,40%<br />

3,35%<br />

Entwicklung der Mitarbeiterzahl und des Durchschnittsalters: 1. Szenario<br />

Anzahl Mitarbeiter Durchschnittsalter<br />

Abbildung 13: Entwicklung des Krankenstandes: 1. Szenario<br />

44,5 44,2<br />

44,9 44,8 44,7<br />

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020<br />

3,50%<br />

3,53%<br />

3,49%<br />

3,53% 3,55%<br />

Krankenstand: 1. Szenario<br />

3,59%<br />

3,67%<br />

3,64%<br />

3,66% 3,67% 3,68% 3,69%<br />

3,71%<br />

60,0<br />

55,0<br />

50,0<br />

45,0<br />

40,0<br />

35,0<br />

30,0<br />

3,69%


Die Personalchefs der MUSTER GmbH sind sich darüber einig, dass die bisherige<br />

Personalpolitik dem Unternehmen nicht dient. Fiktiv kommt die Arbeit der<br />

F&E-Abteilung der MUSTER GmbH an einem innovativen Produkt hinzu. Es<br />

steht kurz vor Markteinführung und verspricht einen großen Wettbewerbsvorteil.<br />

Aus diesem Grund überlegen die Personalplaner, welche Auswahl und Förderung<br />

des Personals das Unternehmen wettbewerbsfähig hält. Ziel ist es, Nachwuchskräfte<br />

zu gewinnen. Diese sollen Mitarbeiter ersetzen, welche altersbedingt<br />

ausscheiden.<br />

Schließlich entscheiden sich die Planer, die verstärkt auszubilden und die Fluktuation<br />

zu verringern. Für das zweite Szenario sehen die Annahmen wie folgt<br />

aus (Abbildung 14):<br />

Durchschnittliches Renteneintrittsalter:<br />

� 63 Jahre<br />

Ausbildungstätigkeit:<br />

� jährlich je eine Auszubildende und ein Auszubildender<br />

� Übernahmequote 100%<br />

Fluktuation:<br />

� jährlich je eine Mitarbeiterin in den beiden Altersklassen 21 - 25 und<br />

31 - 35<br />

� jährlich je ein Mitarbeiter in den beiden Altersklassen 26 - 30 und<br />

36 - 40<br />

Einstellungen:<br />

� jährlich je eine Mitarbeiterin ein Mitarbeiter in den vier Altersklassen von<br />

21 - 40 Jahren<br />

� außerdem jährlich eine Mitarbeiterin und ein Mitarbeiter in der Alters-<br />

klasse von 21 - 25 Jahren, sowie ein Mitarbeiter in der Altersklasse von<br />

26 - 30 Jahren


Abbildung 14: Darstellung der Eingabetabelle für das Szenario 2 auf dem Tabellenblatt „Annahmen“<br />

Die Prognose für das 2. Szenario ist in Abbildung 15 zusammengefasst. Im<br />

Gegensatz zu den vorhergehenden Prognosen, wird nun deutlich, dass sich die<br />

Altersstruktur immer stärker ausgleicht. Im Jahr 2019 sind nahezu alle Altersklassen<br />

gleich stark besetzt und bilden einen gesunden Altersmix. Die jüngeren<br />

Altersklassen werden immer stärker, während die älteren auf ein ausgeglichenes<br />

Niveau zurückgehen. Besonders deutlich wird der Unterschied zwischen dem<br />

1. und dem 2. Szenario, wenn man die Stärke der Hauptaltersklassen vergleicht.<br />

Während die jüngste Altersklasse in 2019 bis zu 35 Jahren im vorangegangen<br />

Szenario lediglich 26,4% der Gesamtbelegschaft ausmachte, sind es jetzt bereits<br />

37,9%. Im Gegensatz dazu ging der Anteil der ältesten Altersklasse ab<br />

51 Jahren von 42,1% auf 28,6% zurück. Die mittlere Altersklasse ist in etwa<br />

gleich geblieben.


Abbildung 15: Tabellenblatt „2. Szenario“ (Auszug) Altersstruktur der MUSTER GmbH<br />

Wie aus Abbildung 16 deutlich hervorgeht, gibt es weitere markante Unterschiede<br />

zwischen Szenario 1 und Szenario 2. In der ersten Alternative nahm das<br />

Durchschnittsalter stetig zu, in Szenario 2 nimmt es kontinuierlich ab. Im Jahr<br />

2020 würde das Durchschnittsalter von Szenario 1 etwa 4,1 Jahre über dem von<br />

Szenario 2 liegen. Zudem steigt die Anzahl der Mitarbeiter in Szenario 2.<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

42,8 42,3 42,0 41,7 41,2 41,3 41,5 41,1 41,0 41,0 40,8 40,9 41,0 40,6<br />

150 154 159 163 166 173 180 182 187 192 195 201 206 206<br />

Ist-<br />

Zustand<br />

Entwicklung der Mitarbeiterzahl und des Durchschnittsalters: 2. Szenario<br />

Anzahl Mitarbeiter Durchschnittsalter<br />

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020<br />

Abbildung 16: Entwicklung der Mitarbeiterzahl und des Durchschnittsalters: 2. Szenario<br />

60,0<br />

55,0<br />

50,0<br />

45,0<br />

40,0<br />

35,0<br />

30,0


Die „Verjüngung“ der Belegschaft der MUSTER GmbH hat auch einen positiven<br />

Effekt auf den Krankenstand. In Abbildung 17 ist zu sehen, dass der Krankenstand<br />

nicht so stark ansteigt wie in Szenario 1. Er bleibt relativ konstant und<br />

pendelt sich 2020 sogar unter dem Niveau der Ausgangssituation ein.<br />

3,58%<br />

3,56%<br />

3,54%<br />

3,52%<br />

3,50%<br />

3,48%<br />

3,46%<br />

3,44%<br />

3,42%<br />

3,40%<br />

3,50%<br />

3,51%<br />

3,46%<br />

3,48% 3,48%<br />

3,51%<br />

Abbildung 17: Entwicklung des Krankenstandes: 2. Szenario<br />

Bei einer erfolgreichen Markteinführung mit hoher Nachfrage planen die Geschäftsführer<br />

der MUSTER GmbH einen weiteren Produktionsstandort. Mithilfe<br />

von ALSTAN haben sie die Möglichkeit in der Theorie zu probieren, wie sie<br />

durch Neueinstellungen die Personalstruktur beeinflussen. Die Strategie aus<br />

Szenario 2, die Ausbildungstätigkeit zu verstärken und die Fluktuation zu verringern<br />

soll beibehalten werden. Zusätzlich sind weitere Neueinstellungen geplant.<br />

Im Detail werden für das 3. Szenario folgende Annahmen getroffen (Abb. 18):<br />

Durchschnittliches Renteneintrittsalter:<br />

� 63 Jahre<br />

Krankenstand: 2. Szenario<br />

Ausbildungstätigkeit:<br />

� jährlich je eine Auszubildende und ein Auszubildender<br />

� Übernahmequote 100%<br />

Fluktuation:<br />

� jährlich je eine Mitarbeiterin in den beiden Altersklassen 21 - 25 und 31 – 35<br />

� jährlich je ein Mitarbeiter in den beiden Altersklassen 26 - 30 und 36 - 40<br />

3,55%<br />

3,51%<br />

3,50%<br />

3,49%<br />

3,48%<br />

3,48% 3,49%<br />

3,46%


Einstellungen:<br />

� jährlich je eine Mitarbeiterin und ein Mitarbeiter in den vier Altersklassen<br />

von 21 - 40 Jahren<br />

� außerdem jährlich eine Mitarbeiterin in der Altersklasse von 21 - 25<br />

Jahren, sowie ein Mitarbeiter in der Altersklasse von 26 - 30 Jahren<br />

� alle drei Jahre je eine Mitarbeiterin und ein Mitarbeiter in den vier Alters-<br />

klassen von 21 - 40 Jahren<br />

� im Jahr 2010 (Eröffnung neuer Standort) je eine Mitarbeiterin und ein<br />

Mitarbeiter in den fünf Altersklassen von 21 - 45 Jahren.<br />

Abbildung 18: Darstellung der Eingabetabelle für das Szenario 3 auf dem Tabellenblatt „Annahmen“


Wie sich diese Annahmen auswirken, ist in Abbildung 19 zusammengefasst. Wie<br />

zu erwarten war, ergibt sich ein ähnliches Bild wie in Szenario 2. Aufgrund der<br />

zusätzlichen Einstellungen wird die Belegschaft der MUSTER GmbH nochmals<br />

verjüngt, dennoch sind alle Altersklassen gut besetzt. In der Abbildung der Prognose<br />

für das Jahr 2019 lässt sich sogar erkennen, dass die stärksten Altersklassen<br />

jetzt deutlich im oberen Bereich von 31 - 40 Jahren liegen. Im Ist-Zustand<br />

macht die älteste der drei Hauptaltersklassen ab 51 Jahren 26,7% der Gesamtbelegschaft<br />

aus.<br />

Wenn die Annahmen, die dem dritten Szenario zu Grunde liegen, in die Realität<br />

umgesetzt werden, werden im Jahr 2019 nur noch 24,6% der Mitarbeiter älter als<br />

50 Jahre sein. Im Gegensatz dazu wird die jüngste Altersklasse (unter 36 Jahre)<br />

dann knapp 39% der Belegschaft der MUSTER GmbH ausmachen, während im<br />

Ist-Zustand nur 26% jünger als 36 Jahre alt sind.<br />

Abbildung 19: Tabellenblatt „3. Szenario“ (Auszug) Altersstruktur der MUSTER GmbH


Wie verdeutlicht, sinkt auch im dritten Szenario das Durchschnittsalter und liegt<br />

schließlich bei 40,1 Jahren. Aufgrund des angestrebten Wachstums nimmt auch<br />

die Zahl der Mitarbeiter stetig zu. Ein besonders großer Sprung ist vom Jahr<br />

2009 auf das Jahr 2010 zu sehen, wenn der neue Standort eröffnet werden soll<br />

(Abbildung 20).<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

42,8<br />

42,3 42,0<br />

40,7 40,4 40,6 40,5 40,2 40,4 40,1 40,1 40,4 40,3 40,1<br />

150 154 159 181 184 191 206 208 213 226 229 235 248 248<br />

Ist-<br />

Zustand<br />

Abbildung 20: Entwicklung der Mitarbeiterzahl und des Durchschnittsalters: 3. Szenario<br />

Das sinkende Durchschnittsalter des Personals der MUSTER GmbH wirkt sich<br />

auch positiv auf die zukünftige Arbeitsfähigkeit der Belegschaft aus. Der Krankenstand<br />

unterliegt zwar einigen Schwankungen, liegt am Ende der Prognose<br />

aber um 0,1 Prozentpunkt unter dem heutigen Wert (Abbildung 21).<br />

3,52%<br />

3,50%<br />

3,48%<br />

3,46%<br />

3,44%<br />

3,42%<br />

3,40%<br />

3,38%<br />

3,36%<br />

3,34%<br />

Entwicklung der Mitarbeiterzahl und des Durchschnittsalters: 3. Szenario<br />

Anzahl Mitarbeiter Durchschnittsalter<br />

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020<br />

3,50%<br />

3,51%<br />

3,46%<br />

3,41%<br />

Krankenstand: 3. Szenario<br />

3,42%<br />

3,45%<br />

3,49%<br />

Abbildung 21: Entwicklung des Krankenstandes: 3. Szenario<br />

3,45% 3,44%<br />

3,42%<br />

3,41%<br />

3,43% 3,42%<br />

3,40%<br />

60,0<br />

55,0<br />

50,0<br />

45,0<br />

40,0<br />

35,0<br />

30,0


Nachfolgend sollen die einfache Fortschreibung des Ist-Zustandes sowie die drei<br />

Szenarien miteinander verglichen werden. Der Vergleich kann mit Hilfe von<br />

ALSTAN für jedes Jahr erfolgen. Hier wird der Vergleich beispielhaft ausgehend<br />

von 2007 für die Jahre 2011, 2015 und 2019 durchgeführt.<br />

Wie in Abbildung 22 zu sehen ist, werden die Unterschiede der verschiedenen<br />

Prognosen umso deutlicher, je weiter das Vergleichsjahr in der Zukunft liegt. Im<br />

Jahr 2011 sind sich die Szenarien noch relativ ähnlich. Nur im Bereich der 46-<br />

bis 55-Jährigen gibt es größere Abweichungen. Vier Jahre später gibt es bereits<br />

deutlichere Differenzen. Während die einfache Fortschreibung sowie das erste<br />

Szenario eine alterszentrierte Struktur aufweisen, sind die Altersstrukturen der<br />

Szenarien 2 und 3 sehr ausgewogen. Im Jahr 2019 wird die Belegschaft der<br />

MUSTER GmbH sogar eine leicht jugendzentrierte Altersstruktur aufweisen,<br />

wenn das Unternehmen sich für die Umsetzung des 2. oder 3. Szenarios entscheidet.


Abbildung 22: Vergleich der Szenarien in den Jahren 2011, 2015 und 2019<br />

Noch deutlicher werden die Unterschiede zwischen den Szenarien, wenn man<br />

nur den Anteil der älteren Mitarbeiter betrachtet (Abbildung 23). Innerhalb der<br />

einfachen Fortschreibung steigt der Anteil der älteren Mitarbeiter zwangsläufig,<br />

da kein Personal eingestellt wird. Wenn die MUSTER GmbH ihre bisherige Personalpolitik<br />

verfolgt (1. Szenario), wird der Anteil der über 44- sowie über 54-<br />

Jährigen weiter zunehmen. Wenn es der MUSTER GmbH gelingt, ihre Ausbildungstätigkeit<br />

auszuweiten und Nachwuchskräfte stärker an das Unternehmen<br />

zu binden, sodass eine geringere Fluktuation auftritt (2. Szenario), wird der Anteil


der älteren Arbeitnehmer in etwa auf dem Niveau des Ist-Zustandes bleiben.<br />

Dies ist jedoch kein Problem, da das Unternehmen auch über ausreichend<br />

Nachwuchskräfte verfügt. Entscheidet sich die MUSTER GmbH für die Eröffnung<br />

eines neuen Standortes (3. Szenario), was mit verstärkten Einstellungen verbunden<br />

ist, wird der Anteil der über 44- und über 54-Jährigen sogar abnehmen.<br />

Abbildung 23: Entwicklung der Anteile der Mitarbeiter ab 45 und 55: Szenarienvergleich


Da die älteren Arbeitnehmer bei der MUSTER GmbH durchschnittlich einen<br />

höheren Krankenstand aufweisen, gibt es auch bei der Entwicklung des Krankenstandes<br />

zwischen den Szenarien starke Unterschiede. Wie in Abbildung 24<br />

zu sehen ist, steigt der Krankenstand in der einfachen Fortschreibung oder im<br />

1. Szenario von Jahr zu Jahr stetig an. Hingegen bleibt der Krankenstand bei<br />

Szenario 2, abgesehen von einigen Schwankungen, in etwa auf dem Niveau des<br />

Ist-Zustandes. Entscheidet sich die MUSTER GmbH dazu, das 3. Szenario in die<br />

Realität umzusetzen, wird der Krankenstand in Zukunft leicht zurück gehen.<br />

Abbildung 24: Entwicklung des Krankenstandes: Szenarienvergleich<br />

Die Personalstrategie wirkt sich deutlich auf die Altersstruktur im Unternehmen<br />

aus. Das hat die Prognose der Altersstruktur der MUSTER GmbH gezeigt. In der<br />

Praxis ist es allerdings nicht leicht, die Szenarien 2 und 3 umzusetzen, denn das<br />

Angebot an Auszubildenden ist aufgrund des demografischen Wandels gering.<br />

Aus diesem Grund sollte die Arbeitsfähigkeit der älteren Mitarbeiter erhalten und<br />

gefördert werden. Dies sollte das Ziel bis zum Ausscheiden sein. Fragen dazu<br />

können sein: Wie erhält der Betrieb die Arbeitsfähigkeit seiner Mitarbeiter? Wo<br />

kann in den Bereichen Weiterbildung, Personalentwicklung, Wissenstransfer,<br />

Personaleinsatz, Gesundheitsschutz, Gesundheitsförderung und soziales Klima<br />

etwa verbessert werden?


Die MUSTER GmbH bietet Weiterbildungen an und fördert die Teilnahme. Ältere<br />

Mitarbeiter nehmen jedoch kaum teil. In Zukunft sollen ältere Arbeitnehmer vermehrt<br />

in bestehende Weiter- und Fortbildungen integriert werden. Die Kurse<br />

werden um spezielle Angebote für Ältere erweitert. Dabei ist wichtig, darauf zu<br />

achten, dass sie durch die Maßnahmen nicht zu Außenseitern werden. Älteren<br />

sollen Arbeiten nicht vorenthalten werden, wie etwa PC-Arbeiten, nur weil sie<br />

möglicherweise etwas Neues lernen müssen. Möglicherweise ist es sinnvoll, sie<br />

zu motivieren.<br />

In der Personalentwicklung müssen Maßnahmen getroffen werden, die das<br />

Erreichen der Ziele der MUSTER GmbH, nämlich verstärkte Ausbildungstätigkeit,<br />

verstärkte Nachwuchs- und Fachkräftegewinnung und weniger Fluktuation,<br />

ermöglichen.<br />

In den nächsten 13 Jahren werden 48 Mitarbeiter aus dem jetzigen Personalstamm<br />

die MUSTER GmbH altersbedingt verlassen. Wichtig ist, deren Knowhow<br />

frühzeitig an die jüngeren Kräfte weiter zu geben. Dem Personalmanagement<br />

der MUSTER GmbH wird bewusst, dass der Wissenstransfer bislang nicht<br />

genügend unterstützt wurde. In Zukunft soll ein Konzept die Zusammenarbeit<br />

zwischen Jung und Alt fördern.<br />

Im Bereich Gesundheitsschutz und -förderung hat die MUSTER GmbH bereits<br />

Arbeitsplätze und Tätigkeiten auf alterskritische Belastungen untersucht. Die<br />

Erkenntnisse wurden jedoch nicht weiter genutzt. Um alle Mitarbeiter leistungsfähig<br />

zu halten müssen sie geschult und angeleitet werden.


Die MUSTER GmbH plant folgende Maßnahmen:<br />

� Weiterbildung<br />

� Einladungen an ältere Mitarbeiter gezielt verschicken<br />

� Kataloge erstellen mit möglichen Weiterbildungsthemen, u.a. speziell für<br />

ältere Arbeitnehmer<br />

� Personalentwicklung<br />

� Praktikumsplätze schaffen für Schüler und Studenten<br />

� Diplomandenstellen vergeben<br />

� An Jobmessen teilnehmen<br />

� Junge Arbeitnehmer gezielt in die Karriere- und Nachfolgeplanung<br />

einbeziehen<br />

� Personal ab dem mittleren Alter beim Einstellen berücksichtigen<br />

� Wissenstransfer: Ältere geben Überblickswissen an Jüngere weiter,<br />

Jüngere werden mit neuen Ideen gehört<br />

� Gezielte Altersmischung bei Projekt-, Team- und Gruppenarbeiten<br />

� Bildung von Tandems zwischen bald ausscheidendem Erfahrungsträger<br />

und dessen Nachfolger<br />

� Gesundheitsschutz und -förderung<br />

� Installation von Transportbändern zwischen Produktionshallen und Lagern<br />

� Wöchentlich kostenlose Rückenschule für interessierte Mitarbeiter anbieten<br />

� Einführung eines Rotationssystems zwischen stark und wenig körperlich<br />

belastenden Tätigkeiten im Bereich der Fertigung<br />

� Erweiterung des Angebotes an gesundem Essen in der Kantine


Die MUSTER GmbH muss dringend handeln, um auch in der Zukunft wettbewerbsfähig<br />

zu bleiben und dies weiter auszubauen.<br />

Mithilfe gezielter Maßnahmen lassen sich Risiken vermeiden. Die MUSTER<br />

GmbH wird diese Maßnahmen umsetzen und sich damit frühzeitig auf die Folgen<br />

des demografischen Wandels vorbereiten.<br />

Für jedes Unternehmen ist es wichtig, die <strong>Altersstrukturanalyse</strong> wiederholt<br />

durchzuführen, um die Maßnahmen kontinuierlich auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen.<br />

Die gesellschaftlichen Einflüsse, die sich auf die Mitarbeiter- und damit<br />

auf die Altersstruktur auswirken, sind einem ständigen Wandel unterlegen. Aus<br />

diesem Grund sollte die <strong>Altersstrukturanalyse</strong> ein fester Bestandteil im Personalmanagement<br />

werden.<br />

Köchling, Annegret, <strong>Leitfaden</strong> zur Selbstanalyse altersstruktureller Probleme in<br />

Unternehmen, GfAH Selbstverlag 2006<br />

Auf unserer Homepage unter www.tk-online.de finden Sie das Tool als<br />

Download. Geben Sie einfach in die Suche den Webcode 9643 ein. So gelangen<br />

Sie direkt zum Ziel.


In Deutschland verändert sich seit einigen Jahren<br />

die Altersstruktur der Bevölkerung. Das bedeutet<br />

massive Folgen für die Unternehmen.<br />

Doch wie dringend muss ein Unternehmer han-<br />

deln und welche Bereiche sind besonders betrof-<br />

fen? Antworten auf diese Fragen gibt die Alters-<br />

strukturanalyse, die von der <strong>Techniker</strong> Kranken-<br />

kasse (TK) angeboten wird.<br />

Die TK bietet mit der <strong>Altersstrukturanalyse</strong><br />

(ALSTAN) ein Werkzeug (englisch: Tool), das<br />

einen Überblick über die demografische Entwick-<br />

lung im Unternehmen verschafft. Nur wenige<br />

Personaldaten bilden die Grundlage, um zunächst<br />

die aktuelle Altersstruktur darzustellen. Danach<br />

wird sie in mehreren Szenarien um bis zu 13 Jahre<br />

fortgeschrieben. Der Anwender bestimmt dabei<br />

selbst die Einflussfaktoren, wie etwa das durch-<br />

schnittliche Rentenalter. ALSTAN basiert auf Excel<br />

und lässt sich problemlos in jedem Unternehmen<br />

einsetzen.<br />

Veröffentlichungen zum Betrieblichen<br />

Gesundheitsmanagement der TK - Band 22<br />

ISSN 1610-8450<br />

10.1/120 12/2009

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