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Nachhaltigkeits- controlling - Haufe.de

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2011 März/April I Ausgabe 2 I www.controllermagazin.<strong>de</strong> Zugleich Mitglie<strong>de</strong>rzeitschrift <strong>de</strong>s Internationalen Controller Vereins<br />

B 12688 I 36. Jg I EUR 23,30 I ISSN 1616-0495<br />

Themen im Focus<br />

CONTROLLER®<br />

Prozesskalkulation<br />

<strong>Nachhaltigkeits</strong><strong>controlling</strong><br />

Finanzsteuerungssystem<br />

Arbeitsergebnisse aus <strong>de</strong>r Controller-Praxis<br />

Innovationsmessung<br />

IT-Strategie<br />

Lieferantenkreditkosten<br />

Rolling Forecast


Mit <strong>Haufe</strong> gelingt auch <strong>de</strong>r 1. BilMoG-Jahresabschluss<br />

perfekt und sicher. Versprochen.<br />

Die massiven Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s BilMoG betreffen alle: Berater und Unternehmen in Rechnungswesen, Controlling, IT.<br />

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2. Aufl age<br />

mit <strong>de</strong>n neuesten<br />

Erkenntnissen zum BilMoG


Editorial<br />

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,<br />

wenn ich mich mit Seminarteilnehmern unterhalte, ist das wirtschaftliche<br />

Umfeld oft ein relevantes Thema. Dabei ist das gesamte Spektrum zu erleben,<br />

Firmen, welche die Krise kaum bemerkt haben, ja sogar profitieren<br />

konnten, und an<strong>de</strong>re, bei <strong>de</strong>nen es die Unternehmen arg gebeutelt und die<br />

Erholung wie<strong>de</strong>r eingesetzt hat.<br />

In je<strong>de</strong>m Fall sind wir Controller gefor<strong>de</strong>rt, hilfreiche Unterstützung zu leisten.<br />

Sei es einen Abwärtstrend bremsen zu helfen, o<strong>de</strong>r beim Wachstum<br />

zu beraten. Dazu ist es notwendig, ganz unterschiedliche Verhaltensmuster<br />

zu beherrschen, die jeweils <strong>de</strong>r Situation angepasst sind.<br />

Flexibilität und Kreativität sind gefragt<br />

In schlechten Zeiten gilt es:<br />

��zu konsolidieren und zu bremsen,<br />

��zu sparen, wo das vertretbar ist,<br />

��abzusichern, damit es nicht noch schlimmer wird,<br />

��Arbeiten wie<strong>de</strong>r ins eigene Haus zu holen, um die Auslastung zu<br />

verbessern („Re-insourcing“),<br />

��Investitionen, die nicht unbedingt nötig sind, zu verschieben,<br />

��trotz<strong>de</strong>m clever zu investieren und Marktanteile zu holen, wenn<br />

Chancen sich bieten und die Mittel es erlauben.<br />

Die dahinter liegen<strong>de</strong>n Einstellungen sind geprägt davon, Risiken einzugrenzen,<br />

sich zu beschränken, zu sparen, zusammenzuhalten und dabei<br />

möglichst keine Fehler zu machen.<br />

In guten Zeiten wie<strong>de</strong>rum gilt es:<br />

��zu wachsen,<br />

��zu investieren in Produkte, Kun<strong>de</strong>n und Märkte,<br />

��Kapazitäten zu erweitern,<br />

��Mitarbeiter aufzubauen,<br />

��Partnernetze auszubauen.<br />

Einstellungen, die vorwärts treiben, sind Mut, Erfin<strong>de</strong>rgeist, Neugier, Zuversicht,<br />

Zutrauen, Freiheit, Delegation, Lernbereitschaft, Fehlertoleranz,<br />

und dabei Risiken bewusst in Kauf zu nehmen.<br />

Unterschiedliches in sich vereinen<br />

Als Controller stehen wir <strong>de</strong>r Herausfor<strong>de</strong>rung gegenüber, diese Einstellungen<br />

auf uns zu vereinen! Gera<strong>de</strong> in guten Zeiten ist es auch unsere<br />

Aufgabe, vor Übermut zu warnen und zu stark ausufern<strong>de</strong> Kosten im Griff<br />

zu halten. Da kann man zwar schnell als Miesepeter gelten, <strong>de</strong>nnoch ist<br />

diese Funktion wichtige Voraussetzung dafür, wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />

Als Controller folgen wir <strong>de</strong>m Prinzip <strong>de</strong>r Voraussicht. Wir wollen bei wirtschaftlichen<br />

Abwärtsbewegungen Einsparungspotentiale rasch benennen<br />

können, gleichzeitig aber auch blin<strong>de</strong> Sparwut zurückhalten helfen. Es soll<br />

ja nicht in einer Krise zu viel kaputt gemacht wer<strong>de</strong>n – an Ressourcen,<br />

Vertrauen, Zuversicht, Engagement, Innovationspotential, Motivation –<br />

was man im Anschluss wie<strong>de</strong>r dringend benötigt.<br />

Mit Ausklang <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Schwierigkeiten sollen wir, bei aller Vorsicht,<br />

wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Wachstumsgang schalten. Um vorwärts zu kommen,<br />

gehören die Sparzügel gelockert, Eigeninitiative geför<strong>de</strong>rt und über einzelne<br />

Fehler hinweggesehen, die Kreativität, I<strong>de</strong>enumsetzung und Freiheit<br />

mit sich bringen.<br />

Ich freue mich richtig, wenn man in <strong>de</strong>r Presse lesen konnte, dass im<br />

ganzen Land Deutschland, wie auch bei unseren Nachbarn in Österreich<br />

und <strong>de</strong>r Schweiz, das scheinbar gut geklappt hat. So etwas kann man klar<br />

als Standortvorteil benennen! Und dazu haben Controller ihren Teil beigetragen.<br />

Ich wünsche Ihnen weiterhin gutes Gelingen im Jahr 2011<br />

Dr. Klaus Eiselmayer<br />

Herausgeber<br />

CM März / April 2011<br />

Dr. Klaus Eiselmayer<br />

Chefredakteur Controller Magazin,<br />

Verlag für ControllingWissen AG<br />

Trainer und Partner <strong>de</strong>r Controller<br />

Aka<strong>de</strong>mie AG<br />

k.eiselmayer@controlleraka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />

1


2<br />

März / April 2011<br />

Titelthema<br />

Aktuell<br />

Alfred Biels Literaturforum<br />

Impressum<br />

ISSN 1616-0495 36. Jahrgang<br />

Herausgeber<br />

Dipl.-Ing. Dr. Klaus Eiselmayer, Vorstandsmitglied <strong>de</strong>s Verlags<br />

für ControllingWissen AG, Trainer und Aufsichtsratsmitglied<br />

<strong>de</strong>r Controller Aka<strong>de</strong>mie AG, Gauting/München<br />

Die Zeitschrift ist Organ <strong>de</strong>s Internationalen Controller Verein<br />

eV, München; und berichtet auch aus <strong>de</strong>ssen Veranstaltungen.<br />

www.controllerverein.com<br />

Redaktion<br />

Dr. Klaus Eiselmayer, k.eiselmayer@controlleraka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />

Susanne Eiselmayer, susanne.eiselmayer@vcw.<strong>de</strong><br />

Mag. Gundula Wagenbrenner,<br />

gundula.wagenbrenner@vcw.<strong>de</strong><br />

<strong>Nachhaltigkeits</strong><strong>controlling</strong><br />

Seite 26<br />

Prozess<strong>controlling</strong> Seite 12, 48, 56<br />

Finanzsteuerungssystem Seite 42<br />

Fachbücher im Fokus<br />

Seite 93<br />

Inhalt<br />

Inserentenverzeichnis Anzeigen: CP Corporate Planning AG, 3 | Denzhorn, 7 | Prevero, 17 | Plaut AG, 21 | Evidanza, 25 | Cubeware, 35 | pmOne, 41 | <strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH, U2 |<br />

Stellenanzeige, U3 | Controller Aka<strong>de</strong>mie AG, U4 Stellenmarkt: Wir freuen uns auf Ihre Anzeige!<br />

Abonnenten-Service<br />

Silvia Fröhlich, silvia.froehlich@vcw.<strong>de</strong><br />

Magazingestaltung<br />

Susanne Eiselmayer, susanne.eiselmayer@vcw.<strong>de</strong><br />

Abonnenten-Service, Redaktion und Magazingestaltung<br />

VCW AG, Münchner Strasse 10, 82237 Wörthsee-Etterschlag,<br />

Tel 01805 91 31 24*, Fax 01805 91 31 74*<br />

*0,14€/Min. aus <strong>de</strong>m dt. Festnetz, max. 0,42 €/Min. mobil.<br />

Ein Service von dtms.<br />

Verlagssitz<br />

VCW Verlag für ControllingWissen AG, Hin<strong>de</strong>nburgstraße 64,<br />

79102 Freiburg i. Br., <strong>Haufe</strong> Mediengruppe<br />

Literaturforum<br />

Dipl.-Betriebswirt Alfred Biel, Fachjournalist (DFJS),<br />

Beethovenstrasse 275, 42655 Solingen, alfred.biel@gmx.<strong>de</strong><br />

Editorial 1<br />

Alfred Biel<br />

Interview mit Dr. Reinhard K. Sprenger 4<br />

Frank Morelli<br />

Smartes Dashboard-Design 8<br />

Siegfried Hampl | Frank Höning<br />

Risiko und mangeln<strong>de</strong> Steuerung <strong>de</strong>r Wertschöpfung<br />

in komplexen Strukturen 12<br />

Stefan Tönnissen<br />

Ursache und Lösung von Störungen im<br />

Kommunikationsprozess <strong>de</strong>s Controllers 18<br />

Ralf Kesten<br />

Standortstilllegungsentscheidung mit <strong>de</strong>m<br />

Economic Value Ad<strong>de</strong>d? – (Teil 2) – 22<br />

Andreas Ries | Konstantin Wehrum<br />

Determinanten eines integrativen<br />

<strong>Nachhaltigkeits</strong>managements und -<strong>controlling</strong>s 26<br />

Frank-J. Witt | Kerin Witt<br />

Controller’s Riskmanagement <strong>de</strong>r Controllingdaten – (Teil 2) – 31<br />

Jürgen Weber<br />

Kostenrechnung – Relevance lost again? 36<br />

Götz-Andreas Kemmner<br />

Das Tor zur Unternehmenskrise wird in <strong>de</strong>r Konjunktur geöffnet! 38<br />

Michael Karb | Thomas Klingspor<br />

Einführung eines Finanzsteuerungssystems bei <strong>de</strong>r<br />

Scout24-Gruppe 42<br />

Peter Rathnow<br />

Effektive Unternehmenswertsteigerung durch<br />

Activity-Based-Management 48<br />

Online-Shop www.<strong>controlling</strong>wissen.<strong>de</strong><br />

Anzeigenverkauf<br />

Kathrin Sauer, Tel 0931 27 91 -541, Fax -477,<br />

kathrin.Sauer@haufe-lexware.com<br />

Anzeigendisposition<br />

Christine Wolz, Tel 0931 27 91 -472, Fax -477,<br />

christine.wolz@haufe-lexware.com<br />

Anzeigenleitung<br />

Bernd Junker, Tel 0931 27 91 -556, Fax -477,<br />

bernd.junker@haufe-lexware.com<br />

<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG, Im Kreuz 9,<br />

97076 Würzburg<br />

Konzept und Design | Titelgestaltung<br />

<strong>de</strong>yhle<strong>de</strong>sign Werbeagentur GmbH, Münchener Strasse 45,<br />

82131 Gauting, www.<strong>de</strong>yhle<strong>de</strong>sign.<strong>de</strong>


Internationaler Controller Verein<br />

Als Luxusthema<br />

nachhaltig passé<br />

Seite 103<br />

Dietmar Pascher’s Controllerrätsel 53<br />

Ronald Gleich | Peter Schentler<br />

Innovations<strong>controlling</strong> 54<br />

Jana Heimel<br />

Controlling-Prozessmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r IGC:<br />

Neuer Standard für die Controlling-Organisation 56<br />

Jens Eckrich<br />

Ressourcenmanagementsicht aus Projektmanagementsicht 58<br />

Frank Lelke | Andreas Ollech<br />

Messung von Innovation 62<br />

Sebastian Hallek<br />

Steuerzentrale für die gesamte IT 67<br />

Thorsten Bartl | Markus Schnei<strong>de</strong>r<br />

Rollieren<strong>de</strong>r Forecast bei <strong>de</strong>r Gruppe Börse Stuttgart 72<br />

Detlev R. Zillmer<br />

Controller’s Master Class im November 2010 78<br />

Henry Dannenberg<br />

Was kostet ein Lieferantenkredit? 82<br />

Jens Gräf | Christian Langmann<br />

F&E-Reporting 88<br />

Herstellung <strong>de</strong>yhle<strong>de</strong>sign Werbeagentur GmbH, 82131 Gauting<br />

Druck Bosch-Druck GmbH, 84030 Ergolding, Tel 0871 76 05 - 0<br />

Erscheinungsweise<br />

6 Ausgaben pro Jahr: Jan., März, Mai, Juli, Sept., Nov.<br />

Bezugsgebühr pro Jahr im Abonnement € 139,80 plus € 9,90 Versand;<br />

im europäischen Ausland € 17,40;<br />

Einzelheft € 23,30 plus Versand; die Preise enthalten die USt.<br />

Sollte CM ohne Verschul<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Verlags nicht ausgeliefert wer<strong>de</strong>n,<br />

besteht kein Ersatzanspruch gegen <strong>de</strong>n Verlag.<br />

Durch die Annahme eines Manuskriptes o<strong>de</strong>r Fotos erwirbt <strong>de</strong>r Ver lag<br />

das ausschließliche Recht zur Veröffentlichung.<br />

Nachdruck (auch auszugsweise) nur mit Zustimmung <strong>de</strong>r Redaktion.<br />

Bildnachweis Titel Thinkstock<br />

Um Lichtjahre<br />

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4<br />

Interview: Was treibt uns an?<br />

Was treibt uns an? –<br />

Auf <strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>m richtigen<br />

Weg zur optimalen Leistung<br />

Interview mit Dr. Reinhard K. Sprenger<br />

von Alfred Biel<br />

Die Frage, was uns antreibt, ist recht facettenreich.<br />

Wir stellen damit die Frage nach unserer<br />

treiben<strong>de</strong>n Kraft o<strong>de</strong>r sozusagen<br />

nach unserem „inneren Motor“, nach unseren<br />

Beweggrün<strong>de</strong>n. Wir können nur etwas<br />

bewegen, wenn uns etwas antreibt. In diesem<br />

Verständnis ist Antrieb auch „bewegen<strong>de</strong><br />

Energie“. Es ist zu fragen, was kann unseren<br />

Einsatz, unser Engagement, „unser Feuer“<br />

för<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r auch hemmen. Welchen Einfluss<br />

üben die „Antriebstechniken“ in unseren Unternehmen<br />

aus, z. B. das Führungsverhalten <strong>de</strong>r<br />

Vorgesetzten?<br />

Diese Fragen sind Gegenstand <strong>de</strong>s nachfolgen<strong>de</strong>n<br />

Dialogs zwischen Alfred Biel, Leiten<strong>de</strong>r<br />

Fachredakteur <strong>de</strong>s Int. Controller Vereins e. V.<br />

(ICV) und Mo<strong>de</strong>rator Wirtschaftsjournalismus im<br />

Deutschen Fachjournalisten Verband e. V. (DFJV)<br />

und Dr. Reinhard Sprenger, „Deutschlands<br />

meistgelesener Managementautor“ (Der Spiegel)<br />

o<strong>de</strong>r „Deutschlands Management-Autor Nr. 1“<br />

(Han<strong>de</strong>lsblatt).<br />

Biel: Herzlichen Dank, Herr Dr. Sprenger, dass<br />

Sie sich in die inzwischen lange Reihe <strong>de</strong>r Persönlichkeiten<br />

und Experten einreihen, die <strong>de</strong>n<br />

Leserinnen und Lesern <strong>de</strong>s Controller Magazins<br />

Re<strong>de</strong> und Antwort stehen. Sie haben bereits<br />

am 20. Mai 1996 auf <strong>de</strong>m 21. Congress <strong>de</strong>r<br />

Controller in München zum Thema „Vom Vorgesetzten<br />

zur Führungskraft“ referiert. Dieser<br />

Vortrag fand damals starke Beachtung. Daher<br />

war es für mich mit Unterstützung unseres He-<br />

rausgebers naheliegend, Sie um ein Interview<br />

zu bitten. Schön, dass es nun geklappt hat. Wir<br />

sind gespannt, was Sie <strong>de</strong>r Controller Community<br />

zu vermitteln haben.<br />

Biel: Herr Dr. Sprenger, Sie sind vielfältig und<br />

engagiert tätig als Autor, Referent, Trainer,<br />

Coach und Berater. Wie zu lesen ist, haben Sie<br />

auch Kontakt zu <strong>de</strong>n Hopi–Indianern in Arizona<br />

und dürfen bei diesem Stamm leben und an<br />

<strong>de</strong>ssen Beratungen teilnehmen. Zu<strong>de</strong>m haben<br />

Sie als Musiker eine CD aufgenommen. Was<br />

treibt Sie zu diesem respektablen Engagement?<br />

Sind es die Honorare, die Anerkennung,<br />

Selbstverwirklichung, o<strong>de</strong>r was ist die Triebfe<strong>de</strong>r<br />

Ihres Tuns?<br />

Dr. Sprenger: Das hat sich im Lauf <strong>de</strong>r Zeit<br />

verän<strong>de</strong>rt. Mein erstes Buch „Mythos Motivation“<br />

habe ich aus Zorn geschrieben – Zorn<br />

über das Menschenbild <strong>de</strong>r Motivierer und <strong>de</strong>n<br />

von ihnen verursachten Scha<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r ja in <strong>de</strong>r<br />

Finanzkrise offenbar wur<strong>de</strong>. Die Honorare waren<br />

am Anfang wichtig, das trat in <strong>de</strong>n Hintergrund<br />

im Laufe <strong>de</strong>r Jahre. Mein Selbst zu verwirklichen<br />

wür<strong>de</strong> mir nicht im Traum einfallen –<br />

ich kenne mein „Selbst“ gar nicht und will es<br />

auch nicht kennenlernen. Ein kontrastreiches<br />

Leben führen, – das schon eher. Das biblische<br />

Bild von <strong>de</strong>n Talenten, die <strong>de</strong>m Menschen<br />

zu mehren aufgegeben sind, ja, das hat sich<br />

mir früh eingeprägt. Und das Leben ist ja die<br />

letzte Gelegenheit.<br />

Biel: Die zum Zeitpunkt unseres Dialogs<br />

druckfrisch erschienene Neuauflage <strong>de</strong>s be<strong>de</strong>utendsten<br />

<strong>de</strong>utschsprachigen betriebswirtschaftlichen<br />

Lehrbuchs (Wöhe, Günther: Einführung<br />

in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre,<br />

24., überarbeitete und aktualisierte Auflage,<br />

München 2010) behan<strong>de</strong>lt auf <strong>de</strong>n Seiten<br />

146 ff. die „Motivationsinstrumente“ und unterschei<strong>de</strong>t<br />

zwischen monetären und nichtmonetären<br />

Anreizen. „Als Motivationsfaktor<br />

spielt die absolute Lohnhöhe eines Mitarbeiters,<br />

mehr noch die Lohnsatzdifferenzierung<br />

für unterschiedliche Tätigkeiten eine herausragen<strong>de</strong><br />

Rolle“, wie zu lesen ist. Wie beurteilen<br />

Sie die herrschen<strong>de</strong> betriebswirtschaftliche<br />

Lehre? Ihr Longseller, das schon recht lange zu<br />

<strong>de</strong>n Bestsellern gehören<strong>de</strong> Buch, „Mythos Motivation<br />

– Wege aus <strong>de</strong>r Sackgasse“ (19., aktualisierte<br />

und erweiterte Auflage, Frankfurt<br />

2010) lässt vermuten, dass Ihr Lösungsansatz<br />

an<strong>de</strong>re Wege weist.<br />

Dr. Sprenger: Allein das Wort „Motivationsinstrumente“<br />

erzeugt mir Übelkeit. Es unterschei<strong>de</strong>t<br />

nicht zwischen Eigensteuerung / Motivation<br />

und Fremdsteuerung / Motivierung, und das<br />

Wort „Instrument“ verweist genau auf jenes<br />

mechanistische Manipulationsklima, das <strong>de</strong>n<br />

Menschen zur Reiz-Reaktion-Maschine machen<br />

will. Wir haben im Unternehmen we<strong>de</strong>r einen<br />

Therapievertrag noch einen Erziehungsauftrag.<br />

Und man kann Menschen nicht von außen<br />

motivieren – je<strong>de</strong>nfalls nicht langfristig. Und


wenn es zu kurzfristigen Strohfeuer-Motivationen<br />

kommt, wer<strong>de</strong>n hohe Folgekosten zu bezahlen<br />

sein. Belastbare Motivation kommt<br />

von innen, resultiert aus <strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>s<br />

Bewusstseins, aus <strong>de</strong>r Entschie<strong>de</strong>nheit.<br />

Biel: Die Zahl <strong>de</strong>r Veröffentlichungen zum Themenkomplex<br />

„Führung und Motivation“ ist nicht<br />

zu überblicken und füllt vermutlich viele Bibliotheken.<br />

Der Suchbegriff „Motivation“ führt bei<br />

einer sehr bekannten Internet-Buchhaltung zur<br />

Anzeige von über 40.000 Ergebnissen. Dies<br />

spricht für die Relevanz <strong>de</strong>r Thematik. Ein Blick<br />

in einzelne Titel zeigt eine gewisse Gleichförmigkeit,<br />

aber auch Unterschie<strong>de</strong> zu Ihrem Ansatz.<br />

Ist <strong>de</strong>r herkömmliche Motivationsansatz<br />

eher metho<strong>de</strong>n- und instrumentenorientiert in<br />

<strong>de</strong>m Sinne „es wird motiviert“ und <strong>de</strong>r von Ihnen<br />

vertretene Ansatz vielmehr verhaltensorientiert<br />

in <strong>de</strong>r Weise, es ist ein Verhalten gefragt,<br />

das De-Motivation vermei<strong>de</strong>t?<br />

Dr. Sprenger: Wir haben es hier mit einer wirkungspsychologischen<br />

Verschiebung zu tun.<br />

Offenbar kann man Menschen nicht dauerhaft<br />

motivieren, aber sehr nachhaltig <strong>de</strong>-motivieren.<br />

Die Grün<strong>de</strong> dafür sind noch nicht vollständig<br />

aufgeklärt. Nur soviel ist gewiss: Der Haupt-<br />

Demotivator in <strong>de</strong>n Unternehmen ist <strong>de</strong>r<br />

unmittelbare Vorgesetzte. Kein unternehmensrelevanter<br />

Faktor zieht rein statistisch so<br />

sehr runter. Das kann mit bestimmten Verhaltensweisen<br />

<strong>de</strong>s Chefs zu tun haben, wie z. B.<br />

Kontrollwut o<strong>de</strong>r Genauigkeitsfanatismus. Das<br />

kann aber auch mit seiner baren Existenz zu tun<br />

haben: Nicht wenige Menschen haben sich ja<br />

ins Unternehmen verirrt – die wollen eigentlich<br />

keinen Chef, sind aber zu mutlos, sich selbständig<br />

zu machen.<br />

Biel: Bitte noch einmal zur Literatur. Studieren<strong>de</strong><br />

orientieren sich im Hinblick auf ihr Examen<br />

am Stand <strong>de</strong>r Wissenschaft und an <strong>de</strong>n Lehrmeinungen<br />

<strong>de</strong>r für sie entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Professoren.<br />

Praktiker suchen nach konkretem Nutzwert,<br />

nach greifbaren, nützlichen und anwendbaren<br />

Hilfen für die praktische Führungsarbeit.<br />

Kommt es hierbei auch auf das jeweilige Führungsverständnis,<br />

vielleicht auch auf das Menschenbild<br />

an? Schließlich müssen die Führungswerkzeuge<br />

nicht nur wirksam und erfolgreich<br />

sein, son<strong>de</strong>rn auch zu <strong>de</strong>n jeweiligen<br />

Führungskräften passen?<br />

Dr. Sprenger: Es ist ja in Ordnung, sich während<br />

<strong>de</strong>s Studiums über die theoretische Vielfalt<br />

<strong>de</strong>s Themas zu orientieren. Man ist gut beraten,<br />

wenn man sich daraus das „Was“ <strong>de</strong>r<br />

Führung ableitet, also die Kernaufgaben <strong>de</strong>r<br />

Führung. Das „Wie“ <strong>de</strong>r Führung lässt sich nur<br />

insofern aus Handbüchern lernen, als man wissen<br />

kann, was man lassen sollte, also nicht tun<br />

sollte. Das alttestamentarische „Was du nicht<br />

willst, das man dir tu …“ ist da sehr praktisch.<br />

Wie und auf welche Weise ich als Führungskraft<br />

etwas tun sollte, dass kann und muss<br />

<strong>de</strong>m Individuum vorbehalten bleiben. Natürlich<br />

innerhalb <strong>de</strong>s legalen Rahmens. Alles, was darüber<br />

hinaus geht, ist totalitär und auch betriebswirtschaftlich<br />

nicht zu rechtfertigen – z.<br />

B. Führungs-Richtlinien. Und wenn man noch<br />

<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n einführt, wobei <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Führung<br />

hier <strong>de</strong>r Mitarbeiter ist, dann ist auch die<br />

I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s Führungsstils kun<strong>de</strong>nfeindlich. Denn<br />

wer nur einen Hammer hat, für <strong>de</strong>n ist je<strong>de</strong>s<br />

Problem ein Nagel.<br />

Biel: Normative Basis Ihrer Bücher ist die<br />

Selbstmotivation und die Selbstverantwortung<br />

<strong>de</strong>s Einzelnen, seine Freiheit und seine Verpflichtung.<br />

Sie brechen weitgehend mit <strong>de</strong>n<br />

herkömmlichen Prinzipien <strong>de</strong>r Unternehmensführung.<br />

Es heißt, Sie stellten <strong>de</strong>n Menschen<br />

als „Freiheitswesen“ in <strong>de</strong>n Mittelpunkt Ihrer<br />

Führungsphilosophie. Diese Thesen sind sicher<br />

für nicht wenige in Politik, Gesellschaft und vor<br />

allem Wirtschaft unbequem, vielleicht auch<br />

provokativ. Was macht Sie – außer Ihre hohen<br />

Auflagen und Ihre gewonnene Reputation – so<br />

sicher, auf <strong>de</strong>m richtigen Weg zu sein?<br />

Dr. Sprenger: Die Menschheitsgeschichte<br />

zeigt, dass die Freiheit noch immer <strong>de</strong>m Zwang<br />

und <strong>de</strong>r Manipulation überlegen war. An <strong>de</strong>r<br />

Freiheit <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren kommt letztlich niemand<br />

vorbei. Aber im Grun<strong>de</strong> ist es mir nicht wichtig,<br />

auf <strong>de</strong>m richtigen Weg zu sein. Ich will auf<br />

meinem Weg sein. Und es gibt ja auch Unternehmen,<br />

die auf <strong>de</strong>r Basis meiner I<strong>de</strong>en<br />

seit vielen Jahren ausgesprochen erfolgreich<br />

sind. Sie grün<strong>de</strong>n in einem tief verwurzelten<br />

Vertrauen in die Selbstentwicklungskraft<br />

<strong>de</strong>s Menschen. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Seite gibt es Unternehmen, die sind auch seit<br />

vielen Jahren erfolgreich und organisieren sich<br />

nach faschistoi<strong>de</strong>n Prinzipien. Was sagt uns<br />

das? Wir können wählen, wie wir erfolgreich<br />

CM März / April 2011<br />

sein wollen. Kein Mensch kann uns sagen: Nur<br />

so geht es. Nein, es geht immer auch an<strong>de</strong>rs.<br />

Der Unterschied liegt im Sympathiewert. Und<br />

da weiß ich, wo ich hin will.<br />

Biel: Ziel dieses Interviews ist es u. a., Ihren<br />

spezifischen Ansatz <strong>de</strong>r Controller Community<br />

zu vermitteln und verständlich zu machen. Dies<br />

gelingt uns vermutlich am besten, wenn wir eine<br />

aktuelle Thematik aufgreifen, die einerseits<br />

Controllern thematisch nahe steht, an<strong>de</strong>rerseits<br />

geeignet ist, das Beson<strong>de</strong>re Ihres Ansatzes<br />

<strong>de</strong>utlich zu machen. Nämlich die Finanz- und<br />

Wirtschaftskrise, sie ist vielleicht sogar eine<br />

Fallstudie zu <strong>de</strong>n Zusammenhängen, die Sie<br />

seit Jahren beschreiben und vertreten. In dieser<br />

Krise ging es auch um große Freiheiten, um<br />

die Grenzen <strong>de</strong>s Machbaren und auch um die<br />

Steuerung durch Anreize, insbeson<strong>de</strong>re Boni.<br />

Wie ordnen Sie das Geschehen ein? Welche<br />

Schlüsse sollen wir ziehen?<br />

Dr. Sprenger: Die nüchterne Sicht muss feststellen,<br />

dass viele Köche <strong>de</strong>n Brei verdorben<br />

haben. Die amerikanische Politik wollte<br />

Gleichheit und Wohlstand für alle realisieren,<br />

in<strong>de</strong>m sie Bürger anreizte, sich unabhängig<br />

von ihrem Einkommen und Vermögen Häuser<br />

zu bauen. Dazu flutete sie mit Hilfe <strong>de</strong>r Notenbank<br />

das Finanzsystem mit Liquidität,<br />

drückte <strong>de</strong>n Hypothekenzins unter <strong>de</strong>n Marktzins,<br />

nötigte die Banken unter Androhung von<br />

Geschäftsbeschränkungen zur Kreditvergabe<br />

an Einkommensschwache und Min<strong>de</strong>rheiten,<br />

verdrängte mit <strong>de</strong>n halbstaatlichen Bankgeschwistern<br />

Fannie Mae und Freddie Mac <strong>de</strong>n<br />

freien Markt für Hypothekenkredite und för<strong>de</strong>rte<br />

<strong>de</strong>n privaten Konsum durch massive<br />

steuerliche Anreize, eben dieses unterfinanzierte<br />

private Hauseigentum zu beleihen. Zu<strong>de</strong>m<br />

beschränkte sie das Haftungsrisiko für<br />

<strong>de</strong>n Bürger auf <strong>de</strong>n Verlust <strong>de</strong>s Hauses. Erst<br />

dann schlug die Hemmungslosigkeit <strong>de</strong>r Banken<br />

zu, sich wechselseitig Risiken zu verkaufen,<br />

die inhaltlich kaum zu verstehen waren.<br />

Krisenbeschleunigend wirkte die bei Investmentbankern<br />

übliche Incentivierung, die<br />

Denken und Skrupel ausschaltete. Diese<br />

Geschäftspolitik wur<strong>de</strong> aber ebenso getrieben<br />

von Aktionären, die sich nur noch mit Renditen<br />

von 20plus Prozent zufrie<strong>de</strong>ngeben wollten.<br />

20plus Prozent – solche gigantischen Verwer-<br />

5


6<br />

Interview: Was treibt uns an?<br />

tungsraten konnten nur dadurch zustan<strong>de</strong> kommen,<br />

dass das Finanzsystem einer Wettbörse<br />

glich. Die ganze Aktion lief im i<strong>de</strong>ologischen<br />

Fahrwasser <strong>de</strong>s Sharehol<strong>de</strong>r-Value, <strong>de</strong>r jedoch<br />

nicht als Ergebnis, son<strong>de</strong>rn, unsinniger Weise,<br />

als Strategie verstan<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>. Auf <strong>de</strong>m<br />

Höhepunkt <strong>de</strong>r Krise wur<strong>de</strong>n dann private<br />

Schul<strong>de</strong>n in öffentliche verwan<strong>de</strong>lt. Womit<br />

man die Selbstkorrektur <strong>de</strong>s Marktes ausschaltete:<br />

die Pleite. Damit hat man gleichzeitig<br />

die Managergehälter und die Bonuspraxis<br />

mitgerettet. Ich halte mithin Politikversagen<br />

für die wesentliche Ursache <strong>de</strong>r gegenwärtigen<br />

Krise, was keinen Freispruch für Wall Street<br />

und die Banken einschließt. Ihre Fehler sind jedoch<br />

strukturell nachgelagert. Die Bonuszahlungen<br />

waren nicht die Ursache – sie waren die<br />

Konsequenz eines Booms, <strong>de</strong>r durch staatliche<br />

Versäumnisse in <strong>de</strong>r Regulierung, Aufsicht,<br />

Autoren<br />

Fachjournalist (DFJS) Dipl.-BW Alfred Biel<br />

betreut das Literaturforum im Controller Magazin und arbeitet<br />

als Rezensent, Autor, Interviewer und Mo<strong>de</strong>rator für verschie<strong>de</strong>ne<br />

Medien im In- und Ausland. Er ist Leiten<strong>de</strong>r Fachredakteur<br />

im Internationalen Controller Verein e.V. ICV und Mo<strong>de</strong>rator im<br />

Deutschen Fachjournalisten Verband e.V. (DFJV).<br />

E-Mail: alfred.biel@gmx.<strong>de</strong><br />

Rechnungslegung, Bilanzierung und Risikobewertung<br />

auf <strong>de</strong>n Finanzmärkten entstan<strong>de</strong>n<br />

war. Alle Akteure aber einte das Entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>:<br />

ein Machbarkeitswahn, ein überzogener<br />

Optimismus, <strong>de</strong>r an ein Aufwärts ohne En<strong>de</strong><br />

glaubte. Die Schlüsse daraus liegen auf <strong>de</strong>r<br />

Hand.<br />

Biel: Manchmal heißt es auch im Wirtschaftsjournalismus<br />

plakativ „Sprenger schafft die<br />

Motivation ab“. Dies ist wahrscheinlich zu kurz<br />

gegriffen. Sie for<strong>de</strong>rn das echte Mitfreuen über<br />

Erfolge <strong>de</strong>r Mitarbeiter, Sie verlangen aktive<br />

Wahrnehmung, positive Zugewandtheit, bewusste<br />

Aufmerksamkeit o<strong>de</strong>r auch das „Dazugehören“<br />

und an<strong>de</strong>re eigentlich selbstverständ-<br />

liche Verhaltensweisen. „Heute können sich nur<br />

wenige Menschen vorstellen, dass sie ein Recht<br />

auf positive Zuwendung, Aufmerksamkeit und<br />

Anerkennung haben“, betonen Sie – dies ist<br />

fast wie ein Teil unserer Menschenwür<strong>de</strong>.<br />

Ist Wertgefühl und Würdigsein ein Schlüssel zur<br />

Selbstmotivation? Kann auf diese Weise De-<br />

Motivation verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n?<br />

Dr. Sprenger: Menschen können ohne Lob<br />

leben, also ohne bedingte Zuwendung. Ohne<br />

unbedingte Zuwendung kann jedoch niemand<br />

leben, also Kontakt und Wärme, die nicht an<br />

eine Leistungsvoraussetzung geknüpft sind.<br />

Zur Motivierung gibt es daher nur eine vali<strong>de</strong><br />

Aussage: Je<strong>de</strong>r Mensch geht da hin, wo er<br />

sich wahrgenommen fühlt. Wo er so sein<br />

darf, wie er ist. Denn Beziehungen funktionieren<br />

so, wie Menschen sind, nicht wie sie sein<br />

Dr. Reinhard K. Sprenger<br />

ist promovierter Philosoph, gilt als profilierter und be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r<br />

Managementberater und Führungsexperte, Bestsellerautor,<br />

vielgefragter Referent und Coach. Zu seinen Kun<strong>de</strong>n zählen nahezu<br />

alle großen DAX-Unternehmen. Er lebt in Zürich und Santa<br />

Fe, New Mexico. Sprenger hat sich einen Namen gemacht als<br />

kritischer Denker, <strong>de</strong>r nachdrücklich dazu auffor<strong>de</strong>rt, neues<br />

Denken und Han<strong>de</strong>ln zu wagen.<br />

sollen. Anspruch ist ja im Grun<strong>de</strong> Abwertung.<br />

Deshalb reagiert <strong>de</strong>r Mensch mit Wi<strong>de</strong>rstand<br />

o<strong>de</strong>r Ausweichen, wenn man ihm fortwährend<br />

„Sei an<strong>de</strong>rs!“ zuruft. Das führt dann zur freizeitorientierten<br />

Schonhaltung.<br />

Biel: Führungskräfte spielen naturgemäß im<br />

Zusammenhang mit Motivationsfragen eine<br />

entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle, wie bereits angeklungen<br />

ist. „Den größten <strong>de</strong>motivieren<strong>de</strong>n Einfluss<br />

übt <strong>de</strong>r direkte Vorgesetzte aus“, stellen Sie<br />

fest. Eine Recherche im Rahmen <strong>de</strong>r Vorbereitung<br />

auf dieses Interview führte zum Ergebnis,<br />

dass sich viele Mitarbeiter über ihre Vorgesetzten<br />

beklagen. Da ist etwa davon die Re<strong>de</strong>,<br />

dass die Chefs stets alles besser wissen, ein-<br />

same Entscheidungen treffen, nicht glaubwürdig<br />

seien, Kritik überzogen und persönlich<br />

äußern, <strong>de</strong>n Mitarbeiter wie „Luft“ behan<strong>de</strong>ln<br />

und durch Dominanzverhalten die Freu<strong>de</strong> an<br />

<strong>de</strong>r Arbeit zerstören. Was läuft falsch und was<br />

ist zu tun?<br />

Dr. Sprenger: Zunächst einmal ist daran zu<br />

erinnern, dass Unternehmen um die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r<br />

Zusammenarbeit herum gebaut sind. Zusammenarbeit<br />

– nicht um die Addition von Einzelleistungen!<br />

Wir brauchen also Menschen im<br />

Unternehmen, die gerne zusammenarbeiten<br />

und das auch können. Und das gilt im<br />

beson<strong>de</strong>ren Maße für Führungskräfte. Sind<br />

das vorrangig Leute, die unterschiedlich talentierte<br />

und motivierte Menschen zusammenführen<br />

können? Sind das Leute, die Aufgaben so<br />

präsentieren, dass sie zur Zusammenarbeit<br />

einla<strong>de</strong>n? Sind das Leute, die integrieren, die<br />

Probleme lösen, statt Verlierer zu produzieren?<br />

Das stellt die Frage nach <strong>de</strong>r Auswahl <strong>de</strong>r Führungskräfte.<br />

Nach wie vor wird <strong>de</strong>r beste Controller<br />

zum Chef aller Controller gemacht. Das<br />

Unternehmen hat dann meistens zwei Probleme:<br />

Einen guten Controller weniger und eine<br />

schlechte Führungskraft mehr. Führen, das<br />

heißt vor allem Zusammenarbeit för<strong>de</strong>rn,<br />

ist etwas völlig an<strong>de</strong>res, als ein guter Sachbearbeiter<br />

zu sein.<br />

Biel: Müssen wir nicht fairerweise auch die<br />

Probleme und Rollenkonflikte <strong>de</strong>r viel gescholtenen<br />

Führungskräfte be<strong>de</strong>nken und berücksichtigen?<br />

Geben sie vielleicht das selbst empfangene<br />

Führungsverhalten an ihre Untergebenen<br />

weiter?<br />

Dr. Sprenger: Kein Mensch wird gezwungen,<br />

Führungskraft zu wer<strong>de</strong>n – die wer<strong>de</strong>n<br />

ja nicht mit <strong>de</strong>m Lasso eingefangen. Wer sich<br />

also für diese Rolle entschei<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>r hat<br />

sich für einen Job voller Dilemmata, Wi<strong>de</strong>rsprüche<br />

und Ambivalenzen entschie<strong>de</strong>n.<br />

Man kann in diesem Job nicht sauber<br />

bleiben, man kann nicht Gesinnungsethiker<br />

sein, also die reine Lehre moralischer Prinzipien<br />

leben. Man muss gleichsam „oben“ und<br />

„unten“ immer ein wenig verraten – und<br />

manchmal auch sich selber. Wenn man aber<br />

Verantwortungsethiker ist, also pragmatisch<br />

auf die Konsequenzen schaut, dann kann man<br />

auch viel Freu<strong>de</strong> erleben und viel bewegen. Es


gibt in je<strong>de</strong>m Unternehmen Führungskräfte, die<br />

Oasen <strong>de</strong>s wechselseitigen Respekts und <strong>de</strong>s<br />

erwachsenen Umgangs miteinan<strong>de</strong>r bauen.<br />

Ihre Bemühungen sind um so mehr zu ehren,<br />

wenn man sieht, unter welchen Bedingungen<br />

sie dies tun.<br />

Biel: Wenn wir nach einem zentralen, für Controllerinnen<br />

und Controller beson<strong>de</strong>rs be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n<br />

Begriff bzw. Element „Ihrer Lehre“ suchen,<br />

könnte dies Vertrauen sein, aber auch<br />

Kommunikation und Dialog. Es gibt offenbar<br />

viele Schnittmengen. Bitte lassen Sie uns ausloten,<br />

wie intensiv die geeignete Schnittmenge<br />

ist und vor allem, ob und wie weit sie konform<br />

geht mit <strong>de</strong>m mo<strong>de</strong>rnen Controllingverständnis.<br />

Controlling <strong>de</strong>finiert sich nach mo<strong>de</strong>rnem<br />

Verständnis als Rationalitätssicherung <strong>de</strong>r<br />

Führung, so auch die Interpretation <strong>de</strong>s Int.<br />

Controller Vereins e. V. Im Rahmen <strong>de</strong>s Gesamtkonzeptes<br />

Controlling geht es u.a. auch<br />

um die Vermeidung von Defiziten <strong>de</strong>s Könnens<br />

und <strong>de</strong>s Wollens. Insbeson<strong>de</strong>re das etwaige<br />

opportunistische Verhalten <strong>de</strong>s Managements<br />

kann zur Herausfor<strong>de</strong>rung wer<strong>de</strong>n. Welche<br />

Empfehlungen können Sie <strong>de</strong>r Controller Community<br />

mit auf <strong>de</strong>m Weg geben?<br />

Dr. Sprenger: Zunächst verweist <strong>de</strong>r Primat<br />

<strong>de</strong>r Zusammenarbeit auf die wechselseitige<br />

Abhängigkeit im Unternehmen. Wechselseitiges<br />

Vertrauen ist dabei <strong>de</strong>r Schlüssel. Keiner<br />

kann ohne <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren, nur gemeinsam können<br />

wir gewinnen. Dennoch gibt es Unterschie<strong>de</strong>.<br />

Controller können das Spiel nur kommentieren,<br />

die an<strong>de</strong>ren müssen es spielen. Und<br />

machen dabei Fehler. Deshalb leben Controller<br />

risikolos: Sie haben immer Recht. Sie<br />

sollten daher diese Position nie ausnutzen,<br />

nie zum Rechthaben aus<strong>de</strong>hnen. Und sie<br />

sollten die Bürokratie auf das wirklich Notwendige<br />

beschränken – wo also eine Not zu wen<strong>de</strong>n<br />

ist. Zu<strong>de</strong>m erzeugen ihre Dienstleistungen<br />

viele versteckte Nebenwirkungen, die fragwürdige<br />

Konsequenzen haben.<br />

Zum Beispiel, dass das Paradigma <strong>de</strong>r Steuerungsillusion<br />

aufrecht gehalten wird – <strong>de</strong>n irrigen,<br />

aber selbstberuhigen<strong>de</strong>n Glauben, alles<br />

im Griff haben zu können. Und <strong>de</strong>n Glauben,<br />

Zahlen seien ‚objektiv’ – dabei sprechen Zahlen<br />

nicht zu uns, wir sprechen zu <strong>de</strong>n Zahlen.<br />

Und dass alles jenseits <strong>de</strong>s Messens Voodoo<br />

CM März / April 2011<br />

ist. Was man nicht messen kann, kann man<br />

nicht managen? Welch ein Unsinn! Alles, was<br />

das Überleben <strong>de</strong>s Unternehmens langfristig<br />

sichert, ist bewertbar. Und dafür brauche ich<br />

nur wenige Instrumente, vor allem aber verantwortliche<br />

Menschen.<br />

Biel: Bitte lassen Sie mich noch einige Stichworte<br />

aufgreifen, die Sie uns vermittelt haben.<br />

Sie führen aus, Motivation kommt von innen<br />

und Sie haben große Skepsis gegenüber<br />

üblichen Motivationsinstrumenten, wie<br />

sie auch von <strong>de</strong>r Betriebswirtschaftslehre vermittelt<br />

wer<strong>de</strong>n. Sie beschreiben die beson<strong>de</strong>rs<br />

wichtige und zugleich auch missliche Situation<br />

<strong>de</strong>r Vorgesetzten. Sie sprechen auch einige<br />

Themen an, die speziell für Controller be<strong>de</strong>utsam<br />

sind. Beispielsweise stellen Sie heraus,<br />

dass beim Sharehol<strong>de</strong>r-Value zu unterschei<strong>de</strong>n<br />

ist zwischen <strong>de</strong>r Strategie bzw. <strong>de</strong>m Weg einerseits<br />

und <strong>de</strong>m Ergebnis an<strong>de</strong>rerseits. Ihre Hinweise<br />

zur Problematik <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />

richten sich auch an Controller. Ihre abschließen<strong>de</strong>n<br />

Aussagen einer „Rollenkritik“ machen<br />

Controller aus einem kritischen Drittblick Grenzen<br />

und Probleme ihrer Funktion bewusst. Diese<br />

Anmerkungen können geeignet sein, die<br />

eigene Rolle zu reflektieren.<br />

Ihr Verlag, <strong>de</strong>r Campus Verlag, hat mal in einer<br />

Pressemitteilung geschrieben: „Seine I<strong>de</strong>en<br />

sind revolutionär, weil sie einem vertrauensbasierten<br />

Humanismus entspringen“. Es lässt sich<br />

hinzufügen, dass Sie <strong>de</strong>n Menschen als „Freiheitswesen“<br />

sehen und verstehen und in <strong>de</strong>n<br />

Mittelpunkt Ihrer Führungsphilosophie rücken.<br />

Im Sinne Ihrer Philosophie möchte ich abschließend<br />

unterstreichen, unsere Leserinnen und<br />

Leser haben die Freiheit, sich auf Ihre Gedanken<br />

einzulassen o<strong>de</strong>r sie zu verwerfen. Unser<br />

Dialog ist ein konstruktives Angebot.<br />

Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, mit Ihnen<br />

zusammenzuarbeiten. Vorbereitung und<br />

Durchführung <strong>de</strong>s Interviews waren sehr anregend<br />

und bereichernd. Ihnen zum Abschluss<br />

im Namen unserer Leserinnen und<br />

Leser, unseres Herausgebers und insbeson<strong>de</strong>re<br />

von mir besten Dank und alles Gute für<br />

Ihr weiteres Tun.<br />

Erfolg lässt<br />

sich planen.<br />

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8<br />

Smartes Dashboard-Design<br />

Smartes Dashboard-Design<br />

von Frank Morelli<br />

Dieser Artikel <strong>de</strong>monstriert anhand eines Best-<br />

Practice-Fallbeispiels die sinnvolle grafische<br />

Aufbereitung eines Dashboard-Systems für das<br />

Top Management. Die Ergebnisse veranschaulichen<br />

im Detail, wie sich Key Performance Indicators<br />

(KPIs) attraktiv visualisieren und innerhalb<br />

von Szenarioanalysen än<strong>de</strong>rn lassen. Die<br />

Umsetzung <strong>de</strong>r Grafiken wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r PIKON<br />

Deutschland AG realisiert. Sie basiert auf einem<br />

Flash-basierten IT-Tool.<br />

Wichtig ist ein ansprechen<strong>de</strong>s<br />

Design<br />

Manager benötigen relevante, aggregierte und<br />

zeitnahe Informationen zur Entscheidungsfindung.<br />

Die Visualisierung zugehöriger Informationen<br />

durch ein „Fahrzeug-Armaturenbrett”<br />

bzw. eine „Flugzeug-Instrumententafel“<br />

(synonym „Cockpit“) erscheint im höchsten<br />

Maße anziehend: Management-Dashboards<br />

gelten gegenwärtig als beson<strong>de</strong>rs stark nachgefragte<br />

Variante von Business Intelligence Lösungen<br />

in <strong>de</strong>r Unternehmenspraxis.<br />

Zur Realisierung war man anwen<strong>de</strong>rseitig bisher<br />

zumeist an Standard-Tools wie MS Excel<br />

und MS PowerPoint gebun<strong>de</strong>n. Komplexe,<br />

nicht integrierte, manuell aggregierte Excel-<br />

Sheets enthalten jedoch häufig fehlerhafte<br />

Daten. In vielen Fällen fehlt auch die Möglichkeit<br />

zur rechtzeitigen Nachverfolgung bzw. zur<br />

Sicherstellung <strong>de</strong>r Datenintegrität. Entsprechen<strong>de</strong><br />

Beispiele für zugehörige Excel-Probleme<br />

fin<strong>de</strong>n sich u.a. auf <strong>de</strong>r Webseite <strong>de</strong>r<br />

European Spreadsheet Risks Interest<br />

Group (EuSpRIG) mit „Spreadsheet Horror<br />

Stories“ bzw. „Spreadsheet Mistakes“ (www.<br />

eusprig.org/stories.htm). Powerpoint-Dateien<br />

mit Tortendiagrammen o<strong>de</strong>r Pseudo-3D-Grafiken<br />

dienen ihrerseits manchmal mehr <strong>de</strong>r<br />

inhaltlichen Verschleierung bzw. <strong>de</strong>r Informationsüberfrachtung<br />

als <strong>de</strong>m erhofften Erkenntnisgewinn.<br />

Als Voraussetzung für <strong>de</strong>n Dashboard-Einsatz<br />

fungiert die Vereinheitlichung von Daten aus<br />

höchst unterschiedlichen Quellen, sinnvollerweise<br />

durch die Realisierung einer Data Warehouse-Lösung<br />

als „Single Point of Truth“ im<br />

Unternehmen. Entsprechend lässt sich z. B. in<br />

einem SAP-NetWeaver-Portal ein Dashboard,<br />

das über ein Portal an mehrere Quellen angebun<strong>de</strong>n<br />

ist, über <strong>de</strong>n Single Sign On-Mechanismus<br />

integrieren. Die einzelnen Systeme wer<strong>de</strong>n<br />

dann auf SAP-Ebene administriert, und nur im<br />

Anwendungsfall verbin<strong>de</strong>t sich das Dashboard<br />

mit <strong>de</strong>m verwalten<strong>de</strong>n System.<br />

Abb. 1: Existieren<strong>de</strong>s Dashboard (Negativ-Beispiel)<br />

Zur Datenbereitstellung benötigt <strong>de</strong>r Dashboard-Designer<br />

einen intuitiven Wizard, über<br />

<strong>de</strong>n man mehrere Informationsquellen an das<br />

Dashboard koppeln kann. Dies ist beispielsweise<br />

sinnvoll, wenn unterschiedliche Systeme für<br />

<strong>de</strong>n Vergleich von KPIs herangezogen wer<strong>de</strong>n<br />

müssen. Hierzu gehören u. a. die direkte Anbindung<br />

an verschie<strong>de</strong>ne Datenbanken mit Hilfe<br />

von WebServices sowie die Integration von<br />

Standard-Reporting-Berichten. In diesem<br />

Zusammenhang lassen sich auch Zeitintervalle<br />

<strong>de</strong>finieren, in <strong>de</strong>nen die Datenquellen automatisch<br />

neu ausgelesen und die Ergebnisse <strong>de</strong>m<br />

Benutzer zur Verfügung gestellt wer<strong>de</strong>n. Daneben<br />

muss die Möglichkeit bestehen, dass <strong>de</strong>r<br />

Benutzer später durch Betätigen eines Buttons<br />

die Daten „on Demand“ aktualisieren kann.<br />

Die Rückgabe <strong>de</strong>r Datenmenge basiert dabei<br />

auf <strong>de</strong>n verwen<strong>de</strong>ten Selektionskriterien sowie


<strong>de</strong>m Aggregationslevel <strong>de</strong>s Dashboards und<br />

kann somit sehr performant gestaltet wer<strong>de</strong>n.<br />

Für die Ausgestaltung <strong>de</strong>s Dashboards sollte<br />

das zugehörige IT-Tool eine hohe Flexibilität bei<br />

<strong>de</strong>r optischen Darstellung gewährleisten. Typischerweise<br />

ist die Oberfläche <strong>de</strong>s Entwicklungstools<br />

Excel-basiert gehalten, d. h. alle datenbasierten<br />

Einstellungen <strong>de</strong>s Dashboards<br />

wer<strong>de</strong>n über eine Excel-Maske <strong>de</strong>finiert. Entsprechend<br />

ist die Einarbeitung für einen Dashboard-Designer<br />

in <strong>de</strong>r Regel sehr leicht möglich.<br />

Die Verwendung eines Flash-basierten IT-<br />

Werkzeugs eröffnet darüber hinaus die Möglichkeit<br />

einer dynamischen Interaktion zwischen<br />

Benutzer und System, bei <strong>de</strong>r sich neben <strong>de</strong>r<br />

Verwendung von Filter- und Drill Down bzw.<br />

Drill Up-Funktionalität auch die Art <strong>de</strong>r Darstellung<br />

beeinflussen lässt. Wichtig ist auch die<br />

Möglichkeit zur Personalisierung: Der Benutzer<br />

kann auf diese Weise z. B. seine Analyse zunächst<br />

in Form eines Balkendiagramms angezeigt<br />

bekommen, mit Hilfe eines Buttons <strong>de</strong>n<br />

Diagrammtyp aber (z. B. in ein Liniendiagramm)<br />

än<strong>de</strong>rn. Umfangreiche Möglichkeiten zur Publikation<br />

bzw. zur Einbettung <strong>de</strong>r Ergebnisse in<br />

an<strong>de</strong>re Dokumenttypen (z. B. Word-, Excel-,<br />

Abb. 2: Sales Overview Dashboard<br />

PDF-, Crystal Reports- und HTML-Files), ohne<br />

dass dabei die Konnektivität zur Datenquelle<br />

verloren geht, run<strong>de</strong>n das Bild einer gelungenen<br />

IT-Dashboard-Lösung ab.<br />

Wichtig ist es jedoch, Dashboards nicht unmittelbar<br />

mit <strong>de</strong>n angebotenen IT-Tools gleichzusetzen.<br />

Vielmehr sollte <strong>de</strong>r Designaspekt für die<br />

Ausgestaltung maßgeschnei<strong>de</strong>rter, interaktiver<br />

Lösungen in <strong>de</strong>n Fokus rücken. Hierzu gehören<br />

insbeson<strong>de</strong>re die Abkehr von nicht-informationswirksamen<br />

Features und die bewusste Hinwendung<br />

zu einer jeweils einfachen Lösung<br />

mit hoher Informationsdichte. Alle relevanten<br />

Informationen sind auf einer intuitiv<br />

leicht erfassbaren Bildschirmseite abzubil<strong>de</strong>n.<br />

Für die Problemerkennung erweist sich ein<br />

strukturiertes Informations<strong>de</strong>sign, beispielsweise<br />

in Form von Ampeln o<strong>de</strong>r Alerts mit absoluten<br />

und / o<strong>de</strong>r relativen Toleranzgrenzen,<br />

als Schlüssel zum Erfolg. Die Ausgestaltung <strong>de</strong>r<br />

Dashboard-Navigation kann die Lösungsqualität<br />

dabei erheblich steigern: Hierdurch lassen<br />

sich Kompensationseffekte auf darunter liegen<strong>de</strong>n<br />

Ebenen leicht erkennen. Eine weitere Möglichkeit<br />

bieten Simulationen betriebswirtschaft-<br />

CM März / April 2011<br />

licher Wirkungszusammenhänge wie z. B. <strong>de</strong>r<br />

Eigenkapitalrendite.<br />

Negativ-Beispiel und<br />

Verbesserungshinweise<br />

Im Sinne eines Best Practice-Beispiels für die<br />

Visualisierung wird im Folgen<strong>de</strong>n das Design<br />

von Dashboards veranschaulicht: Ausgangspunkt<br />

bil<strong>de</strong>t eine schlechte Lösung in Gestalt<br />

von Abbildung 1. Diese wird zunächst kritisch<br />

reflektiert und anschließend unter Berücksichtigung<br />

von Empfehlungen aus <strong>de</strong>r einschlägigen<br />

Literatur (bzgl. Informations-Visualisierung,<br />

Mensch-Computer Interaktion etc.) verbessert.<br />

Das Beispiel soll ver<strong>de</strong>utlichen, wie das Beheben<br />

von Design-Fehlern es ermöglicht, Informationen<br />

korrekt zu interpretieren und sinnvolle<br />

Management-Entscheidungen zu treffen, d. h.<br />

<strong>de</strong>n eigentlichen Aufgaben einer Dashboard-<br />

Lösung gerecht zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Eine wichtige Entscheidung für alle Visualisierungen<br />

ist die Wahl <strong>de</strong>r Komponenten. Eine<br />

ungeeignete Repräsentation von Daten kann<br />

die Entscheidungsfindung verlangsamen<br />

9


10<br />

Smartes Dashboard-Design<br />

Abb. 3: Global Sales Simulation (Xcelsius)<br />

o<strong>de</strong>r sogar zu falschen Entscheidungen<br />

verleiten. Die dargestellten Informationen<br />

müssen direkt auf <strong>de</strong>n ersten Blick verständlich<br />

sein. Häufig ist eine einfache, aber vertraute<br />

Darstellung <strong>de</strong>r Informationen die beste Wahl.<br />

Die gezeigten Visualisierungen stellen Informationen<br />

eines fiktiven Fahrrad-Konzerns GBI („Global<br />

Bikes Incorporated“) dar, basierend auf <strong>de</strong>n<br />

Daten eines SAP Business Warehouses sowie<br />

von Standard Web Services. Originäres Ziel <strong>de</strong>s<br />

Managements ist es in diesem Zusammenhang,<br />

Vertriebskennzahlen pro Jahr, Quartal, Land<br />

o<strong>de</strong>r Produktgruppe zu vergleichen, die Marge zu<br />

analysieren und zu verstehen, wie die Marktposition<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens aktuell zu bewerten ist.<br />

Aus dieser Lösung (Abbildung 1) geht <strong>de</strong>r Versuch<br />

<strong>de</strong>s Designers, neue „flashige“Gadgets zu<br />

nutzen, um das Management zu beeindrucken<br />

o<strong>de</strong>r zu unterhalten, <strong>de</strong>utlich hervor. Die eigentliche<br />

Intension eines effektiven und effizienten<br />

Dashboard-Designs wird hiermit jedoch gänzlich<br />

verfehlt: Die Anwendung geeigneter und<br />

konsistenter Visualisierungsprinzipien erweist<br />

sich für das Top Management be<strong>de</strong>utsamer als<br />

technische Eleganz.<br />

Zum einen ist die Auswahl <strong>de</strong>r Komponenten<br />

in Abbildung 1 unpassend. Basierend auf<br />

Tachometer-Anzeigen gestaltet es sich<br />

problematisch, die Umsatzzahlen <strong>de</strong>r Quartale<br />

zu vergleichen o<strong>de</strong>r Trends innerhalb<br />

eines Zeitraums zu erkennen. Die Farbgebung<br />

<strong>de</strong>r Torten-Diagramme erschwert zum an<strong>de</strong>ren<br />

die Zuordnung einzelner Flächen zur Legen<strong>de</strong>,<br />

insbeson<strong>de</strong>re durch die verwen<strong>de</strong>ten<br />

Lichteffekte. Daneben hat <strong>de</strong>r Designer die<br />

Darstellung <strong>de</strong>r farblichen Flächen <strong>de</strong>s Radar-<br />

Diagramms mit einem Transparenz-Effekt<br />

versehen, so dass Überlappungen entstehen.<br />

Hierdurch wer<strong>de</strong>n aber Zahlen ver<strong>de</strong>ckt und<br />

Farben verwaschen. Eine genaue Ermittlung<br />

von Daten, im konkreten Beispiel die Zuordnung<br />

von Werten zu einem Land, wird praktisch<br />

unmöglich. In <strong>de</strong>r vorgestellten Dashboard-Lösung<br />

bleibt auch völlig offen, ob sich<br />

<strong>de</strong>r im Bereich “Gross Sales by Country” dar-<br />

gestellte Umsatz von 126,72 M€ über o<strong>de</strong>r<br />

unter Plan befin<strong>de</strong>t. Um aus Informationen<br />

wichtige Entscheidungen o<strong>de</strong>r Strategien ableiten<br />

zu können, ist es jedoch absolut notwendig,<br />

diese in einem korrekten Kontext darzustellen.<br />

Entsprechend erweist sich in <strong>de</strong>r<br />

Praxis <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong> Informationsgehalt von<br />

gängigen Dashboard-Komponenten als ein<br />

essentielles Problem.<br />

Der Design-Prinzipienwechsel zu bekannteren<br />

Komponenten wie z.B. Säulen-Diagrammen<br />

schafft <strong>de</strong>mgegenüber Klarheit: Bei einer solchen<br />

Lösung fokussiert <strong>de</strong>r Anwen<strong>de</strong>r direkt<br />

die Höhe einer Säule in Relation zu an<strong>de</strong>ren.<br />

Edward Tuftes “Small-Multiples”-Ansatz<br />

aus <strong>de</strong>r Literatur liefert hierzu <strong>de</strong>n Grundstein.<br />

Dieser besagt, dass man eine Grafik mit vielen<br />

Größen besser in mehrere kleinere Grafiken<br />

aufteilt, die so angeordnet sind, dass <strong>de</strong>r Anwen<strong>de</strong>r<br />

die Daten leicht vergleichen kann.<br />

Die Komponenten in Abbildung 1 weisen ferner<br />

einen zu hohen Detaillierungsgrad auf. Es wäre


esser, gerun<strong>de</strong>te Zahlen (in M€ o<strong>de</strong>r K€)<br />

anstelle <strong>de</strong>s exakten Werts auszuweisen, da<br />

diese Detailtiefe nicht hilfreich ist und zu<strong>de</strong>m<br />

die Lesbarkeit erschwert.<br />

Weiterhin hat <strong>de</strong>r Designer zu viele unterschiedliche<br />

Farben verwen<strong>de</strong>t, die das Auge<br />

überanstrengen und die Aufmerksamkeit <strong>de</strong>s<br />

Anwen<strong>de</strong>rs parallel auf zu viele verschie<strong>de</strong>ne<br />

Bereiche ziehen. Die eingesetzten Lichteffekte<br />

tragen zur Verschlimmerung dieses Effekts bei.<br />

Im Dashboard aus Abbildung 1 ziehen die Tachometer<br />

mit ihren bunt schillern<strong>de</strong>n Farben<br />

alle Aufmerksamkeit auf sich. Letztendlich erweisen<br />

sich diese jedoch nur als verwirrend und<br />

unverständlich.<br />

Generell sollte man Farben nur dann einsetzen,<br />

wenn sie notwendig sind, d.h. um<br />

relevante Informationen hervorzuheben o<strong>de</strong>r<br />

um die Aufmerksamkeit gezielt auf sie zu lenken.<br />

Alle an<strong>de</strong>ren Visualisierungen gestaltet<br />

man am besten in standardisierten, <strong>de</strong>zenten<br />

Farben auf weißem Hintergrund, so dass die<br />

Werte klar erkennbar sind. Grundsätzlich er-<br />

Autor<br />

weist sich ein Ampel-System als geeignet, um<br />

positive wie negative Zusammenhänge aufzuzeigen.<br />

Vorsicht ist aber geboten, wenn rot und<br />

grün mit gleichem Sättigungsgrad gemeinsam<br />

verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, da diese Farben von ca.<br />

7 – 10 % aller Personen aufgrund von Farbenblindheit<br />

nicht unterscheidbar sind. Bezüglich<br />

<strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten Schriften in Abbildung 1 ist<br />

anzumerken, dass serifenlose Schriftarten<br />

(wie Arial, Calibri o<strong>de</strong>r Verdana) gegenüber<br />

serifenbehafteten Schriftarten (wie Times o<strong>de</strong>r<br />

Courier) klarere Umrisse zeichnen. Zu<strong>de</strong>m<br />

sollte auf die Nutzung von kursiven und unterstrichenen<br />

Wörtern verzichtet wer<strong>de</strong>n, da diese<br />

Mittel die Lesbarkeit eines Textes reduzieren.<br />

Die Anordnung <strong>de</strong>r Komponenten stellt einen<br />

weiteren Faktor dar, <strong>de</strong>r bei einer Dashboard-<br />

Gestaltung zu beachten ist. Die wichtigsten<br />

Informationen sind im linken oberen Bereich<br />

anzusie<strong>de</strong>ln, da im westlichen Kulturkreis<br />

das Auge dort automatisch zuerst hinblickt.<br />

Ferner sollte die gewählte Größe <strong>de</strong>r<br />

Komponente im Verhältnis zu ihrer Be<strong>de</strong>utung<br />

stehen.<br />

In Abbildung 1 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong> Platz<br />

durch das Firmen-Logo vergeu<strong>de</strong>t. Zu<strong>de</strong>m sind<br />

dort einige Informationen hinter Registerkarten<br />

versteckt. Diese muss ein Manager jedoch aktiv<br />

anklicken, um zugehörige Warnungen überhaupt<br />

zu erhalten. Eine sinnvolle Dashboard-<br />

Konzeption präsentiert das „Big Picture“ <strong>de</strong>mgegenüber<br />

direkt auf einen Blick.<br />

Muster-Lösungen<br />

Abbildung 2 zeigt eine überarbeitete Dashboard-Fassung,<br />

die prinzipiell die gleichen Daten<br />

wie das Original verwen<strong>de</strong>t, aber <strong>de</strong>n hier<br />

diskutierten Best Practices entspricht. Das<br />

Prof. Dr. Frank Morelli<br />

lehrt an <strong>de</strong>r Hochschule Pforzheim und ist Studien<strong>de</strong>kan MIS.<br />

Hochschule Pforzheim, Tiefenbronnerstr. 65, 75175 Pforzheim<br />

E-Mail: frank.morelli@hs-pforzheim.<strong>de</strong><br />

neue Design ist frei von unnötigen Ablenkungen<br />

und zeichnet sich durch Transparenz<br />

für <strong>de</strong>n Nutzer aus. Farben wur<strong>de</strong>n eingesetzt,<br />

um bestimmte Daten (z. B. die Marktanteils-Metrik)<br />

hervorzuheben, wenn diese<br />

Aufmerksamkeit erfor<strong>de</strong>rn. Auf positive Alerts<br />

wird <strong>de</strong>mgegenüber bewusst verzichtet, da<br />

man in diesen Fällen automatisch davon ausgehen<br />

kann, dass alles in Ordnung ist.<br />

Das neue Dashboard beinhaltet zusätzliche<br />

„Sparklines“ (Zeitreihen), um die Entwicklung<br />

<strong>de</strong>r dargestellten Größen in Abhängigkeit<br />

von <strong>de</strong>r Zeit aufzuzeigen. Damit wird sowohl<br />

eine höhere Aussagekraft als bei <strong>de</strong>n Rich-<br />

tungspfeilen oberhalb <strong>de</strong>r Tachometer in Abbildung<br />

1 erzielt, als auch Tuftes “Small-<br />

Multiples”-Regel entsprochen. Innerhalb <strong>de</strong>r<br />

Grafiken existieren ferner Zielwerte in Form<br />

von Linien. Diese Kontextinformation stellt<br />

klar, ob ein bestimmter Ist-Wert positiv o<strong>de</strong>r<br />

negativ zu beurteilen ist. Daneben stellen<br />

Flaggen intuitiv <strong>de</strong>n Bezug zu <strong>de</strong>n jeweiligen<br />

Län<strong>de</strong>rn her.<br />

Eine innovative Form <strong>de</strong>r Informationsdarstellung<br />

zeigt Abbildung 3: Diese Lösung ermöglicht<br />

die interaktive Simulation von Umsatz<br />

und Gewinn je Land. Die Visualisierung veranschaulicht,<br />

dass sich die gleichen Gestaltungsgrundsätze<br />

auch auf dynamische Formen <strong>de</strong>r<br />

Mensch-Computer-Kommunikation anwen<strong>de</strong>n<br />

lassen. Die Simulationslösung erlaubt es <strong>de</strong>m<br />

Anwen<strong>de</strong>r, auf einfache Art und Weise mit Hilfe<br />

von Reglern zu experimentieren: Aus <strong>de</strong>n sich<br />

verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Daten können Szenarien gebil<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n, die sowohl optimistische Erwartungen<br />

als auch Risikoerwägungen für das Unternehmen<br />

umfassen.<br />

Im vorliegen<strong>de</strong>n Beispiel lässt sich <strong>de</strong>r Wechselkurs-Effekt<br />

durch Eingabe <strong>de</strong>s zu erwarten<strong>de</strong>n<br />

Kurses analysieren und bewerten. Farben<br />

wer<strong>de</strong>n an dieser Stelle informativ eingesetzt,<br />

um zwischen positiven (Umsatz) und<br />

negativen (Rabatte, Kosten) Werten zu unterschei<strong>de</strong>n.<br />

Auf <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Praxis typischen Einsatz<br />

<strong>de</strong>r grüne Farbe wur<strong>de</strong> in Analogie zur<br />

Gestaltung <strong>de</strong>s Dashboards in Abbildung 2<br />

verzichtet, um Daten nur dann hervorzuheben,<br />

wenn <strong>de</strong>r Anwen<strong>de</strong>r hierauf ein spezifisches<br />

Augenmerk legen muss.<br />

Schlussbemerkung<br />

CM März / April 2011<br />

Als Fazit lässt sich festhalten, dass unzureichend<br />

ausgestaltete Dashboards wie in Abbildung<br />

1 vergeu<strong>de</strong>te IT-Investitionen darstellen.<br />

Entsprechend ist <strong>de</strong>r systematische<br />

Aufbau eines Dashboards im Sinne eines konzeptionellen<br />

Information Designs, <strong>de</strong>r Auswahl<br />

<strong>de</strong>s Tools und seiner Komponenten ein Muss.<br />

Nur so lässt sich gewährleisten, dass die Unternehmenspraxis<br />

Business Intelligence als Weg<br />

erkennt, Unternehmensentscheidungen optimal<br />

zu unterstützen und Manager überlegener<br />

zu machen.<br />

11


12<br />

Risiko und mangeln<strong>de</strong> Steuerung <strong>de</strong>r Wertschöpfung in komplexen Strukturen<br />

Risiko und mangeln<strong>de</strong> Steuerung <strong>de</strong>r<br />

Wertschöpfung in komplexen Strukturen<br />

Wie Sie mit Hilfe einer prozessorientierten Kostenrechnung für<br />

Transparenz im Tagesgeschehen sorgen<br />

von Siegfried Hampl und Frank Höning<br />

Kaum ein Unternehmen kann sich heute noch<br />

<strong>de</strong>m Verlangen <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n nach neuen<br />

kun<strong>de</strong>nspezifischen Lösungen und zusätzlichen<br />

Dienstleistungen entziehen. Um sich im<br />

Wettbewerb hervorzuheben, müssen diese<br />

Leistungen kostengünstiger, schneller, qualitativ<br />

besser und bedarfsgerechter als jene von<br />

<strong>de</strong>r Konkurrenz hergestellt wer<strong>de</strong>n. Um dabei<br />

<strong>de</strong>n Überblick zu behalten, braucht es eine<br />

transparente Steuerung <strong>de</strong>s operativen Geschäfts.<br />

Doch die Implementierung einer aussagekräftigen<br />

Steuerung wird mit zunehmen<strong>de</strong>r<br />

Produkt- und Dienstleistungspalette – man<br />

<strong>de</strong>nke nur schon an die kun<strong>de</strong>nspezifischen Varianten<br />

– immer schwieriger.<br />

Denn mit <strong>de</strong>r Variantenzahl steigt auch die erfor<strong>de</strong>rliche<br />

Anzahl unterschiedlicher Geschäftsprozesse,<br />

die zur Erstellung <strong>de</strong>r Leistungen er-<br />

for<strong>de</strong>rlich sind. Und diese sind durch eine multidisziplinäre<br />

Belegschaft – meistens funktional<br />

organisiert – abzuwickeln. Doch genau hier<br />

liegt das Problem: Denn mit steigen<strong>de</strong>r interner<br />

Komplexität steigt auch die Schwierigkeit,<br />

eine transparente Kosten- und Leistungsrechnung<br />

zu implementieren. Zugleich wachsen die<br />

Aufwän<strong>de</strong> (angesehen als Gemeinkosten) jener<br />

Bereiche <strong>de</strong>r Organisation, welche diese betriebliche<br />

Komplexität im Alltag „meistern“.<br />

So auch bei einem international tätigen Maschinenbauer<br />

mit rund 5000 Mitarbeitern.<br />

Dieser produzierte neben seinen Katalogprodukten<br />

immer mehr kun<strong>de</strong>nspezifische<br />

Lösungen. Jedoch gab es für die Erstellung<br />

<strong>de</strong>r anwachsen<strong>de</strong>n Leistungspalette kein einheitliches<br />

und strukturiertes Prozessmo<strong>de</strong>ll.<br />

Vielmehr zeichnete sich die Leistungserbrin-<br />

gung durch eine Vielzahl unterschiedlicher<br />

Prozessabläufe und -varianten aus. Im Tagesgeschäft<br />

führte dies zu zahlreichen Schnittstellen<br />

zwischen <strong>de</strong>n Abteilungen während<br />

<strong>de</strong>r Abwicklung eines Geschäftsfalls. Die Folge:<br />

Die Werteflüsse variierten von Geschäftsfall<br />

zu Geschäftsfall, was die Implementierung<br />

einer Kostenkalkulation nach <strong>de</strong>m Beanspruchungsprinzip<br />

sowie eine transparente Steuerung<br />

<strong>de</strong>s Geschäfts erschwerte.<br />

Prozentuale Zuschlags kalku -<br />

la tionen verzerren das Bild<br />

Ein gängiger Ansatz <strong>de</strong>r Unternehmen, um ein<br />

wenig Licht ins Dunkel zu bringen, ist die Kalkulation<br />

mittels prozentualer Zuschläge. Dabei<br />

wer<strong>de</strong>n die Gemeinkosten linear proportional zu


Abb. 1: Zuschlagskalkulation beim Maschinenbauer<br />

einer Wertbasis (z. B. Materialeinzelkosten,<br />

Fertigungseinzelkosten, Herstellkosten) und <strong>de</strong>r<br />

Produktmenge <strong>de</strong>n Produkten zugerechnet. Jedoch<br />

verzerren <strong>de</strong>rartige Kalkulationen das<br />

Bild. Denn sie ignorieren dabei, ob es sich um<br />

eine einfache o<strong>de</strong>r komplexe Material- und<br />

Teilstruktur, einen hohen o<strong>de</strong>r niedrigen Wertschöpfungsanteil,<br />

um ein Großserienprodukt<br />

o<strong>de</strong>r eine exotische Variante, um einen<br />

Groß- o<strong>de</strong>r Kleinauftrag o<strong>de</strong>r um bspw. einen<br />

aufwendigen o<strong>de</strong>r weniger aufwendigen Vertriebskanal<br />

han<strong>de</strong>lt. Die echten Kosten und die<br />

Profitabilität lassen sich damit nicht ermitteln.<br />

Auch im Falle <strong>de</strong>s Maschinenbauers wur<strong>de</strong> mit<br />

aufwandsunabhängigen Zuschlagskalkulationen<br />

versucht, das Geschäft zu steuern. Bestellte<br />

bspw. eine Vertriebs- o<strong>de</strong>r Serviceeinheit<br />

ein Katalogprodukt bei <strong>de</strong>n divisionalen Produktionsstätten,<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r gleiche Zuschlag wie bei<br />

<strong>de</strong>r Bestellung einer kun<strong>de</strong>nindividuellen Lösung<br />

verrechnet. Doch während das Katalogprodukt<br />

lediglich die Auftragsabwicklung in <strong>de</strong>r<br />

Division beschäftigte, die das bestellte Produkt<br />

ab Lager lieferte, mussten bei <strong>de</strong>r kun<strong>de</strong>nindividuellen<br />

Lösung Produktexperten, Konstrukteure<br />

sowie die Produktionsabteilung in die Erstellung<br />

<strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rlösung mit eingebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Hinzu kam auch ein erhöhter Aufwand in <strong>de</strong>r<br />

Angebotserstellung, <strong>de</strong>r durch die Zuschlagskalkulation<br />

ebenfalls nicht differenziert betrachtet<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

Abbildung 1 zeigt die Kalkulation <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />

Produktprogramme mittels Zuschlagskal-<br />

kulation (das Servicegeschäft wird an dieser<br />

Stelle ausgeklammert). Zur Illustration wur<strong>de</strong><br />

zwischen drei Produktprogrammen unterschie<strong>de</strong>n:<br />

� Produktgruppe A enthält Massenartikel mit<br />

relativ einfachen Funktionsmerkmalen, die in<br />

großen Stückzahlen gefertigt (120’000 Stück)<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

� Produktgruppe B enthält höherwertige<br />

Komponenten (15’000 Stück).<br />

� Produktgruppe C enthält hinsichtlich Funktion<br />

und Qualität die Spitzenprodukte <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

und wird kun<strong>de</strong>nindividuell ausgelegt<br />

und gefertigt (900 Stück).<br />

Mehr Transparenz mittels prozessorientierter<br />

Kostenrechnung<br />

Ein Ansatz, für mehr Transparenz im Tagesgeschäft<br />

zu sorgen, ist die prozessorientierte Kostenrechnung.<br />

Denn diese versucht, auch die Auf-<br />

wän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r indirekten Bereiche nach <strong>de</strong>m Beanspruchungs-<br />

bzw. <strong>de</strong>m weiten Verursachungsprinzip<br />

zu verrechnen. Dazu bedient sie sich <strong>de</strong>r<br />

klassischen Perspektiven <strong>de</strong>r Kostenarten-, Kostenstellen-<br />

und Kostenträgerrechnung, wobei<br />

nach wie vor die Einzelkosten <strong>de</strong>n Kostenträgern<br />

direkt zuzuordnen sind und die Gemeinkosten<br />

über die Kostenstellenrechnung auf die Kostenträger<br />

verrechnet wer<strong>de</strong>n. Allerdings wer<strong>de</strong>n die<br />

Gemeinkosten von einer stellenorientierten<br />

in eine prozessorientierte Aufteilung überführt,<br />

so dass die Kostenstellen als Orte <strong>de</strong>r<br />

Kos tenverursachung in <strong>de</strong>n Hintergrund treten.<br />

Die Verrechnung <strong>de</strong>r Gemeinkosten erfolgt nicht<br />

mehr anhand einer Schlüsselungsgröße proportional<br />

auf die Kostenträger, son<strong>de</strong>rn sie wer<strong>de</strong>n<br />

anhand <strong>de</strong>r tatsächlich in Anspruch genommen<br />

Ressourcen auf die Prozesse verteilt und zwar<br />

unabhängig davon, ob es sich um variable o<strong>de</strong>r<br />

fixe Kosten han<strong>de</strong>lt.<br />

Aus diesen Überlegungen ergeben sich ein<strong>de</strong>utige<br />

Entsprechungen zwischen Prozess-<br />

und Kostensicht (vgl. Abbildung 2).<br />

Denn die innerhalb eines Prozesses in Anspruch<br />

genommenen Ressourcen entsprechen<br />

<strong>de</strong>n jeweiligen Kostenarten (z. B. Personalkosten,<br />

Wartungs- und Betriebsmittelkosten, Zinsen<br />

etc.). Diese wer<strong>de</strong>n auf die Kostenstellen<br />

verteilt, welche <strong>de</strong>r Struktur <strong>de</strong>r (Teil-)Prozesse<br />

folgen. Kostenträger innerhalb <strong>de</strong>r (Teil-)Prozesse<br />

ist <strong>de</strong>r Prozessauftrag (Prozessinput), mit<br />

<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r jeweilige Prozess "belegt" wur<strong>de</strong>.<br />

Ein einfacher Prozess als<br />

Basis für die prozessorientierte<br />

Kostenrechnung<br />

Für eine einfache Implementierung dieser Entsprechungen<br />

sind klare und vor allem auch pro-<br />

Abb. 2: Leistungs- & Kostenrechnung setzt prozessorientierte Kostenstellenstruktur voraus<br />

CM März / April 2011<br />

13


14<br />

Risiko und mangeln<strong>de</strong> Steuerung <strong>de</strong>r Wertschöpfung in komplexen Strukturen<br />

Abb. 3: Auftraggeber-Auftragnehmer-Beziehung zwischen <strong>de</strong>n Black-Boxen<br />

zessorientierte Rollen und Verantwortlichkeiten<br />

innerhalb <strong>de</strong>r Organisation sowie strukturierte<br />

und transparente Geschäftsprozesse Voraussetzung.<br />

Ein bestmöglicher Ansatz, diese Voraussetzungen<br />

zu schaffen, ist <strong>de</strong>r Blackbox-<br />

Ansatz. Dieser <strong>de</strong>finiert eine einzige Blackbox<br />

„Unternehmen“ zwischen <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>n<br />

Lieferanten und zerlegt diese in mehrere kleine<br />

modulare Blackboxen, welche sowohl einen<br />

durchgehen<strong>de</strong>n Geschäftsprozess als auch<br />

eine Organisationseinheit mit einer klaren Rolle<br />

im Wertschöpfungssystem repräsentieren. Die<br />

Schnittstellen zwischen <strong>de</strong>n Blackboxen sind<br />

ein<strong>de</strong>utig und basieren auf einfachen Auftraggeber-Auftragnehmer-Beziehungen<br />

–<br />

genauso wie jene zu <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n bzw. Lieferanten<br />

<strong>de</strong>s Unternehmen (siehe Abbildung 3).<br />

Die Rollenklärung bezieht sich zunächst auf<br />

die Festlegung von Zuständigkeiten und Aufgaben<br />

(im Sinne von Output), Randbedingungen,<br />

Mengengerüste und davon abgeleitete Ressourcen<br />

(wie z. B. Personal, Betriebsmittel, Anlagen,<br />

Infrastruktur, Standorte). Zu<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n<br />

erwartete Leistungsfähigkeiten wie bspw. Re-<br />

Abb. 5: Planungskostensätze als Basis für die prozessorientierte Kostenrechnung<br />

Abb. 4: Rollenklärung im Prozessmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s Maschinenbauers<br />

aktionszeiten, Produktivitätsanfor<strong>de</strong>rungen<br />

o<strong>de</strong>r Servicegrad festgelegt.<br />

Im Falle <strong>de</strong>s Maschinenbauers wur<strong>de</strong>n vier<br />

horizontale Prozesskaska<strong>de</strong>n für das Tages-<br />

geschäft <strong>de</strong>finiert (vgl. Abbildung 4). Je<strong>de</strong>r Prozesskaska<strong>de</strong><br />

ist eine klare Rolle in <strong>de</strong>r Leistungserstellung<br />

mit ein<strong>de</strong>utigen Verantwortlichkeiten<br />

zugeordnet. Die erste Prozesskaska<strong>de</strong> ist<br />

für die Kun<strong>de</strong>nbetreuung vom Erstkontakt bis<br />

zur Sicherstellung <strong>de</strong>r langfristigen Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit<br />

(Marge, Marktanteil, Market Development)<br />

verantwortlich. Die zweite Prozesskaska<strong>de</strong><br />

ist für die technische Machbarkeit <strong>de</strong>r<br />

Lösung (technischer Fit) sowie für die Installation<br />

bis zur langfristigen Gewährleistung <strong>de</strong>r<br />

Funktion verantwortlich. Bei <strong>de</strong>r dritten Prozesskaska<strong>de</strong><br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>n unterschiedlichen Geschäftsfällen<br />

Rechnung getragen, in<strong>de</strong>m zwei<br />

Prozesssegmente ausgeprägt wur<strong>de</strong>n. Während<br />

die „Auftragsabwicklung“ lediglich ange-


Abb. 6: Prozessorientierte Kosten als Produkt aus <strong>de</strong>r für die Wertschöpfung nötigen Anzahl Teilprozesse und <strong>de</strong>ren Teilprozesskosten<br />

sprochen wird, wenn es sich um Katalogprodukte<br />

han<strong>de</strong>lt, wird <strong>de</strong>r „Lösungslieferant“<br />

adressiert, wenn Son<strong>de</strong>rlösungen zu spezifizieren<br />

sind. Letzterer zeichnet sich also für die Erstellung<br />

<strong>de</strong>r Baureihen- und Auftragskonstruktion<br />

sowie die Variantenumsetzung verantwortlich.<br />

Die vierte Prozesskaska<strong>de</strong> ist für die Beschaffung<br />

und die termingerechte Erstellung<br />

<strong>de</strong>r beauftragten Produkte verantwortlich. Beauftragt<br />

wird sie durch die bei<strong>de</strong>n Prozesssegmente<br />

auf Ebene drei. Die Kommunikation zwischen<br />

<strong>de</strong>n Prozesskaska<strong>de</strong>n ist auf einfache<br />

Auftraggeber-Auftragnehmer-Beziehungen –<br />

exemplarisch dargestellt durch die Pfeile zwischen<br />

<strong>de</strong>n Kaska<strong>de</strong>n – reduziert.<br />

Mit Hilfe <strong>de</strong>s Blackbox-Ansatzes sind autonome<br />

sowie klar voneinan<strong>de</strong>r abgegrenzte Prozesskaska<strong>de</strong>n<br />

entstan<strong>de</strong>n. Diesen lassen sich allen<br />

notwendigen Ressourcen und Informationen<br />

zuordnen, die für die Auftragserstellung erfor<strong>de</strong>rlich<br />

sind. In diesem Licht muss die oftmals<br />

in Literatur und Praxis anzutreffen<strong>de</strong> Geschäftsprozess<strong>de</strong>finition,<br />

dass ein Geschäftsprozess<br />

eine sachlogische Abfolge von betrieblichen<br />

Tätigkeiten bzw. Aktivitäten mit <strong>de</strong>m Ziel<br />

eines klar festgelegten Outputs zur Erzeugung<br />

von Kun<strong>de</strong>nnutzen ist, erweitert wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Geschäftsprozess besitzt einen bestimmten<br />

Leistungsumfang, ist durch einen <strong>de</strong>finierten,<br />

messbaren Input und Output be-<br />

stimmt, ist wie<strong>de</strong>rholbar, fügt Kun<strong>de</strong>nwert an<br />

Prozessobjekten hinzu, hat einen durchgängig<br />

verantwortlichen Prozess-Eigner und verfügt<br />

über alle notwendigen Ressourcen<br />

und Informationen.<br />

Aus dieser Definition lassen sich im Hinblick auf<br />

die Implementierung einer prozessorientierten<br />

Kostenrechnung folgen<strong>de</strong> Schlussfolgerungen<br />

ableiten:<br />

� Der Geschäftsprozess ist die Wertschöpfungsbasis<br />

und legt die frei wählbare Struktur<br />

<strong>de</strong>r Kostenstellen entlang <strong>de</strong>r Teilprozesse<br />

fest.<br />

Autoren<br />

Dr. Frank Höning<br />

ist seit 2008 Practice-Leiter „Geschäftsmo<strong>de</strong>lle” bei <strong>de</strong>r Firma<br />

GroNova AG, CH-6300 Zug. Er hat Erfahrung als Unternehmensberater<br />

sowohl in <strong>de</strong>r Neuausrichtung von Unternehmen als<br />

auch in großen IT-Projekten (u. A. bei The Information Management<br />

Group (IMG)). Er promovierte an <strong>de</strong>r Universität St. Gallen<br />

und überarbeitete <strong>de</strong>n St. Galler Business-Engineering-Ansatz.<br />

E-Mail: frank.hoening@gronova.com<br />

CM März / April 2011<br />

� Die notwendige Differenzierung <strong>de</strong>r Kostensätze<br />

bestimmt die Granularität <strong>de</strong>r Kostenstellen.<br />

� Der Prozessauftrag ist Wert- und Kostenträger,<br />

d. h. <strong>de</strong>r Prozessauftrag besitzt einen internen<br />

Verrechnungspreis mit zugeordneten<br />

Kosten.<br />

Fit von Prozess- und Wertfluss<br />

entschei<strong>de</strong>nd für aussagekräftige<br />

Leistungs- & Kostenrechung<br />

Auf Basis dieser Prozessabgrenzung kann<br />

anschließend mit <strong>de</strong>m Innenausbau – <strong>de</strong>r<br />

Siegfried Hampl<br />

ist Inhaber von S. Hampl & Partner, Controlling und Management<br />

Services, und berät seit über 10 Jahren Unternehmen beim Aufund<br />

Umbau von Accounting- und Controllingorganisationen. Zu<strong>de</strong>m<br />

ist er Delegierter <strong>de</strong>s Internationalen Controller Verein e. V.<br />

und zuständig für die Aktivitäten in <strong>de</strong>r Schweiz.<br />

E-Mail: s.hampl@cmssh.ch<br />

15


16<br />

Risiko und mangeln<strong>de</strong> Steuerung <strong>de</strong>r Wertschöpfung in komplexen Strukturen<br />

Abb. 7: Prozessorientierte Kostenrechnung beim Maschinenbauer<br />

weiteren Detaillierung <strong>de</strong>r Prozesse in<br />

Teilprozesse – begonnen wer<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong>r<br />

Teilprozess führt in <strong>de</strong>r betrieblichen Praxis zu<br />

Ressourcenverbräuchen, wie etwa Maschinenzeiten,<br />

Arbeitskraftstun<strong>de</strong>n und Verbräuche<br />

an Rohstoffen. Der Ansatz <strong>de</strong>s prozessorientierten<br />

Kostenmo<strong>de</strong>lls verfolgt nun das<br />

Ziel, je<strong>de</strong>n Teilprozess innerhalb <strong>de</strong>r jeweiligen<br />

Prozesskaska<strong>de</strong> monetär mit <strong>de</strong>n jeweiligen<br />

Ressourcenverbräuchen zu bewerten<br />

und die Plankostensätze zu ermitteln. Diese<br />

Abb. 8: Vergleich <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Kostenrechnungsverfahren<br />

setzen sich aus <strong>de</strong>m direkt zuweisbaren Aufwand<br />

und <strong>de</strong>n Umlagen gemäß Plan sowie<br />

<strong>de</strong>n kalkulatorischen Kapitalkosten zusammen<br />

(siehe Abbildung 5).<br />

Auf Basis <strong>de</strong>r errechneten Plankostensätze lassen<br />

sich anschließend die prozessorientierten<br />

Kosten ermitteln. Diese ergeben sich<br />

aus <strong>de</strong>r Summe <strong>de</strong>r zur Wertschöpfung erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Teilprozesse und <strong>de</strong>ren Teilkostensätze<br />

(siehe Abbildung 6).<br />

Somit lassen sich mit Hilfe transparenter und<br />

einfacher Prozesskaska<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Prozess- und<br />

<strong>de</strong>r Wertefluss konsistent aufeinan<strong>de</strong>r abstimmen.<br />

Darüber hinaus besteht die Möglichkeit,<br />

die entstan<strong>de</strong>nen Prozesskaska<strong>de</strong>n als Profitcenter<br />

zu <strong>de</strong>finieren. Dies bringt zwei Vorteile<br />

mit sich: Zum einen kann <strong>de</strong>r Controller die<br />

Plankostenabweichungen <strong>de</strong>n jeweiligen<br />

Kaska<strong>de</strong>n klar zuweisen. Zum an<strong>de</strong>ren lässt<br />

sich aus <strong>de</strong>r Konsolidierung <strong>de</strong>r Profit-Center-<br />

Rechnungen die Erfolgsrechnung für das Unternehmen<br />

einfach ermitteln.<br />

Auch <strong>de</strong>r Maschinenbauer <strong>de</strong>taillierte die Prozesskaska<strong>de</strong>n<br />

in Teilprozesse sowie die entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Werteflüsse. Insbeson<strong>de</strong>re die<br />

Unterscheidung <strong>de</strong>r Prozesssegmente „Auftragsabwickler”<br />

und „Lösungslieferant” versetzte<br />

das Unternehmen in die Lage, die bei<strong>de</strong>n<br />

Geschäftsfälle – Katalogprodukt und kun<strong>de</strong>nindividuelle<br />

Lösung – kostenrechnerisch auseinan<strong>de</strong>r<br />

zu halten und verursachungsgerecht die<br />

Leistungen auf <strong>de</strong>n Auftrag zu verrechnen (vgl.<br />

Abbildung 7).


Durch die Definition <strong>de</strong>r Prozesskaska<strong>de</strong>n als<br />

Profit-Center war <strong>de</strong>r Mittelständler zu<strong>de</strong>m in<br />

<strong>de</strong>r Lage, Abweichungen bei <strong>de</strong>n Plankosten<br />

klar zuzuordnen und nach Grün<strong>de</strong>n zu suchen.<br />

Zu<strong>de</strong>m ermöglichten die ein<strong>de</strong>utigen Prozesskaska<strong>de</strong>n,<br />

dass die Ergebnisrechnung <strong>de</strong>m Prozessmo<strong>de</strong>ll<br />

folgt und lokalen Gewinnausweis<br />

ermöglicht.<br />

Vergleich <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />

Kostenrechungsverfahren<br />

Durch die Verrechnung <strong>de</strong>r Kosten nach <strong>de</strong>m<br />

Verursachungsprinzip konnten die Zuschlagssätze<br />

drastisch reduziert wer<strong>de</strong>n, da für einen<br />

Großteil <strong>de</strong>r anfallen<strong>de</strong>n Prozesskosten Produktbezug<br />

hergestellt wer<strong>de</strong>n konnte. Bspw.<br />

sank dadurch <strong>de</strong>r Fertigungsgemeinkostenzuschlag<br />

von 180 % auf 13,7 %.<br />

Durch die Einführung <strong>de</strong>r orangefarbigen und<br />

grauen Prozesskaska<strong>de</strong>n konnte zu<strong>de</strong>m <strong>de</strong>m<br />

unterschiedlichen Auslegungs- und Konstruktionsaufwand<br />

<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Produkte Rech-<br />

nung getragen wer<strong>de</strong>n. Lediglich <strong>de</strong>r Zuschlagssatz<br />

für die Verwaltungsgemeinkosten<br />

bleibt unverän<strong>de</strong>rt (30 %). Hierunter wer<strong>de</strong>n<br />

die Kosten für die Geschäftsführung,<br />

Controlling und weitere allgemeine Funktionen<br />

zusammengefasst. Vergleicht man nun die jeweiligen<br />

Stückkosten, ergibt sich folgen<strong>de</strong>s Bild<br />

(vgl. Abbildung 8).<br />

Die prozesskalkulierten Kosten für die Produktgruppen<br />

A bzw. B sind wesentlich geringer<br />

als bei <strong>de</strong>r differenzierten Zuschlagskalkulation.<br />

Demgegenüber sind die kalkulierten Kosten<br />

für die Produktgruppe C nun wesentlich höher.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>n Produktgruppen A<br />

und C sind die Abweichungen dramatisch.<br />

Es wird <strong>de</strong>utlich, dass die durch die Zuschlagskalkulation<br />

ermittelten Zahlen die Ergebnisse<br />

verzerren und für eine transparente Steuerung<br />

<strong>de</strong>s Geschäfts ungeeignet sind. Denn sie verschleiern<br />

die reale Profitabilität <strong>de</strong>r Geschäfte<br />

und führen zu Fehlallokationen von Ressourcen<br />

(z. B. Personal, Budgets). Mit <strong>de</strong>r prozessorientierten<br />

Kostenrechnung wird die Kalkulation<br />

performance »<br />

Spürbar mehr Flexibilität und Performance<br />

mit <strong>de</strong>n Lösungen für Planung und<br />

Projekt<strong>controlling</strong> von prevero.<br />

www.prevero.com<br />

insgesamt <strong>de</strong>utlich verursachergerechter<br />

und damit hinsichtlich ihres Informationsgehaltes<br />

verbessert.<br />

Zusammenfassung<br />

CM März / April 2011<br />

Der Beitrag zeigt, wie mit Hilfe einer prozessorientierten<br />

Kostenrechnung für mehr Transparenz<br />

im Tagesgeschäft gesorgt wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Voraussetzung hierfür sind transparente<br />

und einfache Geschäftsprozesse, <strong>de</strong>nen die<br />

Prozessressourcen ein<strong>de</strong>utig zugeordnet wer<strong>de</strong>n<br />

können und die über einfache Auftraggeber-Auftragnehmer-Beziehungen<br />

im Leistungsaustausch<br />

stehen. Bei <strong>de</strong>r Definition <strong>de</strong>rartiger<br />

Prozesse hilft <strong>de</strong>r Blackbox-Ansatz,<br />

<strong>de</strong>r klare prozessbasiert Rollen und Verantwortlichkeiten<br />

im Wertschöpfungssystem <strong>de</strong>finiert.<br />

Er sorgt für ein<strong>de</strong>utige Entsprechungen<br />

zwischen Prozess- und Kostensicht, wodurch<br />

sich <strong>de</strong>r Wertzuwachs am Prozessobjekt einfach<br />

ermitteln und die echte Profitabilität <strong>de</strong>r<br />

Leistungen errechnen lässt.<br />

17


18<br />

Ursache und Lösung von Störungen im Kommunikationsprozess <strong>de</strong>s Controllers<br />

Ursache und Lösung von Störungen im<br />

Kommunikationsprozess <strong>de</strong>s Controllers<br />

von Stefan Tönnissen<br />

Für die Besetzung von offenen Stellen im Controlling<br />

wird in <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Stellenanzeigen<br />

oft von einer notwendigen „Kommunikationsfähigkeit“<br />

o<strong>de</strong>r „Teamfähigkeit“ <strong>de</strong>s Bewerbers<br />

gesprochen. In einer Auswertung von Prof.<br />

Dr. Littkemann von <strong>de</strong>r FernUniversität Hagen<br />

sind die in Stellenanzeigen am häufigsten<br />

genannten persönlichen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit<br />

und Kooperationsfähigkeit 1 . „In einem Team<br />

ist das zentrale Mittel <strong>de</strong>r Verständigung und <strong>de</strong>r<br />

Auseinan<strong>de</strong>rsetzung die Kommunikation – verbal<br />

und nonverbal“ 2 . Teamfähigkeit setzt also<br />

Kommunikationsfähigkeit voraus.<br />

Die Fähigkeit zur zwischenmenschlichen<br />

Kommunikation ist je<strong>de</strong>m Menschen gegeben,<br />

<strong>de</strong>nn laut Paul Watzlawick „kann man<br />

nicht nicht kommunizieren” 3 . Dennoch treten<br />

in allen zwischenmenschlichen Beziehungen,<br />

auch im beruflichen Kontext <strong>de</strong>s Controllers,<br />

immer wie<strong>de</strong>r Probleme in <strong>de</strong>r Kommunikation<br />

auf. Wie kann nun eine gute o<strong>de</strong>r<br />

bessere zwischenmenschliche Kommunikation<br />

erreicht wer<strong>de</strong>n?<br />

Frie<strong>de</strong>mann Schulz von Thun hat mit seinem<br />

Kommunikationsmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>n Vorgang <strong>de</strong>r zwischenmenschlichen<br />

Kommunikation von <strong>de</strong>n<br />

vier Seiten Sachaspekt, Beziehungsaspekt,<br />

Selbstoffenbarungsaspekt und Appellaspekt<br />

her betrachtet 4 .<br />

In diesem Artikel wer<strong>de</strong>n an einem Beispiel aus<br />

<strong>de</strong>m beruflichen Alltag eines Controllers das<br />

Kommunikationsmo<strong>de</strong>ll von Schulz von Thun<br />

beschrieben sowie Kriterien für eine gute und<br />

erfolgreiche Kommunikation erläutert.<br />

Das Kommunikationsmo<strong>de</strong>ll von<br />

Schulz von Thun<br />

Mit <strong>de</strong>m nachfolgen<strong>de</strong>n Beispiel aus <strong>de</strong>m beruflichen<br />

Alltagsgeschäft eines Controllers wird<br />

das Kommunikationsmo<strong>de</strong>ll von Schulz von<br />

Thun in seinen Grundzügen beschrieben.<br />

Eine Vorgesetzte sagte zu einem Controller:<br />

„Ich brauche jetzt aber ganz dringend die Kostenaufstellung<br />

für das Projekt xy von Ihnen“. Der<br />

Controller reagierte genervt und antwortete:<br />

„Die Kostenaufstellung habe ich Ihnen bereits<br />

gestern per eMail gesandt“.<br />

Im Nachhinein könnte sich <strong>de</strong>r Controller gefragt<br />

haben, warum die eigentlich harmlose<br />

Frage <strong>de</strong>r Vorgesetzten solch eine Reaktion<br />

verursacht hat. Zur Beantwortung dieser Frage<br />

wird nachfolgend eine Analyse dieser Kommunikationssituation<br />

anhand <strong>de</strong>s Kommunikationsmo<strong>de</strong>lls<br />

von Schulz von Thun durchgeführt.<br />

Dabei wird <strong>de</strong>r Kommunikationsprozess sowohl<br />

aus Sicht <strong>de</strong>s Sen<strong>de</strong>rs als auch <strong>de</strong>s Empfängers<br />

dargestellt und es wer<strong>de</strong>n Möglichkeiten<br />

zur Vermeidung von Kommunikationsstörungen<br />

und Konflikten veranschaulicht.<br />

Nach Schulz von Thun können die nachfolgen<strong>de</strong>n<br />

vier Seiten einer Nachricht unterschie<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n (vgl. Abbildung 1).<br />

Sachinhalt: Worüber ich informiere<br />

Der Sachinhalt einer Nachricht ist ein reiner<br />

Austausch von Informationen. Eine Sachlichkeit<br />

ist jedoch nur dann erreicht, wenn ausschließlich<br />

die Sache im Vor<strong>de</strong>rgrund steht, und nicht<br />

eine <strong>de</strong>r drei an<strong>de</strong>ren Seiten einer Nachricht die<br />

Oberhand gewinnt. 6<br />

Selbstoffenbarung: Was ich von mir<br />

selbst kundgebe<br />

Neben <strong>de</strong>m Sachinhalt enthält eine Nachricht<br />

ebenfalls auch immer Informationen über <strong>de</strong>n


Abb. 1: Die vier Seiten einer Nachricht 5<br />

Sen<strong>de</strong>r. 7 Schulz von Thun weist darauf hin, dass<br />

die Selbstoffenbarung aus Selbstdarstellung<br />

und Selbstenthüllung besteht. Der Sen<strong>de</strong>r wird<br />

vor <strong>de</strong>m Abschicken seiner Nachricht immer<br />

mit <strong>de</strong>r Frage konfrontiert: „Wie stehe ich vor<br />

<strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren da?“.<br />

Beziehung: Was ich von dir halte und wie<br />

wir zueinan<strong>de</strong>r stehen<br />

Der Empfänger leitet aus <strong>de</strong>r Nachricht ebenfalls<br />

ab, wie <strong>de</strong>r Sen<strong>de</strong>r zu ihm steht, was <strong>de</strong>r<br />

Sen<strong>de</strong>r also vom Empfänger hält. „Für diese<br />

Seite <strong>de</strong>r Nachricht hat <strong>de</strong>r Empfänger ein beson<strong>de</strong>rs<br />

empfindliches Ohr, <strong>de</strong>nn hier fühlt er<br />

sich als Person in bestimmter Weise behan<strong>de</strong>lt<br />

(o<strong>de</strong>r mißhan<strong>de</strong>lt)” 8 .<br />

Appell: Wozu ich dich veranlassen möchte<br />

Eine Nachricht soll <strong>de</strong>n Empfänger auch immer<br />

in einer bestimmten Art und Weise beeinflussen.<br />

Diese Art <strong>de</strong>r Beeinflussung kann offen<br />

o<strong>de</strong>r versteckt sein. Der Sen<strong>de</strong>r kann über die<br />

an<strong>de</strong>ren drei Seiten einer Nachricht die Wirkung<br />

<strong>de</strong>s Appell ebenfalls verstärken, in<strong>de</strong>m er<br />

z. B. die Sachinformation entsprechend seiner<br />

Ziele formuliert. „Wenn Sach-, Selbstoffenbarungs-<br />

und Beziehungsseite auf die Wirkungsverbesserung<br />

<strong>de</strong>r Appellseite ausgerichtet wer-<br />

Abb. 2: Analyse <strong>de</strong>r Nachricht <strong>de</strong>s Sen<strong>de</strong>rs<br />

<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n sie funktionalisiert, d. h. spiegeln<br />

nicht wi<strong>de</strong>r, was ist, son<strong>de</strong>rn wer<strong>de</strong>n zum Mittel<br />

<strong>de</strong>r Zielerreichung“ 9 .<br />

Übertragung auf das<br />

Eingangsbeispiel<br />

Eine Aufteilung <strong>de</strong>r Nachricht „Ich brauche jetzt<br />

aber ganz dringend die Kostenaufstellung für<br />

das Projekt xy von Ihnen“ in die vier Seiten einer<br />

Nachricht nach Schulz von Thun könnte Abbildung<br />

2 ergeben:<br />

Der Sachinhalt beschränkt sich in diesem Beispiel<br />

ausschließlich darauf, dass die Vorgesetzte<br />

die Kostenaufstellung noch nicht erhalten<br />

hat. Dies hatte sie <strong>de</strong>m Controller dann<br />

auch mitgeteilt. Der daraus abgeleitete Appell<br />

ist, die Kostenaufstellung so schnell wie möglich<br />

zu übergeben. Auf <strong>de</strong>r Beziehungsebene<br />

könnte die Vorgesetzte genervt sein, da <strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiter die Aufgabe noch nicht zu ihrer Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />

ausgeführt hat. Dies könnte sie<br />

durch einen beson<strong>de</strong>ren Tonfall hervorgehoben<br />

haben.<br />

Die Selbstoffenbarung könnte in die Richtung<br />

gehen, dass die Vorgesetzte aufgrund <strong>de</strong>r notwendigen<br />

Rückfrage unzufrie<strong>de</strong>n ist und ihre<br />

Stellung als Vorgesetzte beson<strong>de</strong>rs hervorheben<br />

möchte.<br />

Die vier Verständlichmacher<br />

CM März / April 2011<br />

Der Sen<strong>de</strong>r einer Nachricht hat vier Möglichkeiten<br />

(die sogenannten Verständlichmacher),<br />

<strong>de</strong>m Empfänger <strong>de</strong>r Nachricht die Codierung zu<br />

erleichtern und somit die Basis für eine gute<br />

Kommunikation zu legen (siehe Abbildung 3).<br />

Die Einfachheit als Gegensatz zur Kompliziertheit<br />

hat das Ziel, dass <strong>de</strong>r Sen<strong>de</strong>r mit einfachen<br />

und kurzen Sätzen für ein gutes Verständnis<br />

beim Empfänger sorgt 10 . Obschon Schulz von<br />

Thun bemerkt, dass Einfachheit <strong>de</strong>r wichtigste<br />

Verständlichmacher ist 11 , so sorgen ebenfalls<br />

Glie<strong>de</strong>rung und Ordnung <strong>de</strong>r übermittelten<br />

Nachricht für ein besseres Verständnis beim<br />

Empfänger. Kürze und Prägnanz <strong>de</strong>r Nachricht<br />

erhalten beim Empfänger die Aufmerksamkeit,<br />

während lange und ausschweifen<strong>de</strong> Nachrichten<br />

gera<strong>de</strong> bei jüngeren Menschen schnell zu<br />

einer sinken<strong>de</strong>n Aufmerksamkeit führen. Diese<br />

zuvor genannte sinken<strong>de</strong> Aufmerksamkeit<br />

könnte jedoch durch zusätzliche Stimulanz <strong>de</strong>r<br />

Nachricht zu einem guten Empfangs- und Verständlichkeitsresultat<br />

führen 12 .<br />

Eine Umstellung <strong>de</strong>s Ausgangssatzes „Stefan, ich<br />

bräuchte asap die abgeleiteten Stream-Kos ten für<br />

die Komm-S“ könnte im Hinblick auf Beachtung<br />

<strong>de</strong>r vier Verständlichmacher wie folgt aussehen:<br />

„Stefan, wür<strong>de</strong>st Du mir bitte die Kos tenaufstellung<br />

geben, die ich heute Nachmittag für meinen<br />

Termin in <strong>de</strong>r Kommission-S benötige?“.<br />

Der vierohrige Empfänger nach Schulz<br />

von Thun<br />

Was zwischenmenschliche Kommunikation so<br />

kompliziert macht ist: Der Empfänger hat prin-<br />

19


20<br />

Ursache und Lösung von Störungen im Kommunikationsprozess <strong>de</strong>s Controllers<br />

Abb. 3: Die vier Verständlichmacher<br />

zipiell die freie Auswahl, auf welche Seite <strong>de</strong>r<br />

Nachricht er reagieren will 13 . Der vierohrige<br />

Empfänger nach Schulz von Thun überprüft alle<br />

vier Seiten einer Nachricht <strong>de</strong>s Sen<strong>de</strong>rs nach<br />

<strong>de</strong>m in Abbildung 4 dargestellten Schema:<br />

Abhängig vom Empfänger <strong>de</strong>r Nachricht wer<strong>de</strong>n<br />

jedoch die Seiten einer Nachricht unterschiedlich<br />

gewichtet. Er kann seinen Empfangsschwerpunkt<br />

auf die Sachebene und damit<br />

auf <strong>de</strong>n reinen Sachverhalt richten. Im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Sachebene könnte er<br />

noch beson<strong>de</strong>rs auf die Appellseite ansprechen,<br />

um damit rein sachorientiert die Nachricht<br />

<strong>de</strong>s Sen<strong>de</strong>rs zu verstehen. An<strong>de</strong>rerseits<br />

kann er je<strong>de</strong> Nachricht eines Sen<strong>de</strong>rs beson<strong>de</strong>rs<br />

auf <strong>de</strong>r Beziehungs ebene und Selbstoffenbarungsebene<br />

betrachten, dies kann so weit<br />

gehen, dass je<strong>de</strong> Sachinformation nur noch auf<br />

die Beziehungs- und Selbst offenbarungsseite<br />

hin überprüft wird. Er bezieht dann alles auf<br />

sich, nimmt alles persönlich und fühlt sich leicht<br />

angegriffen und verletzt 15 .<br />

Der Empfänger einer Nachricht hat folgen<strong>de</strong><br />

Möglichkeiten, um seinen Beitrag für eine gute<br />

Kommunikation zwischen Sen<strong>de</strong>r und Empfänger<br />

zu leisten.<br />

Abb. 4: Der „vierohrige” Empfänger 14<br />

Autor<br />

Das Sach-Ohr: Wie ist <strong>de</strong>r Sachverhalt zu<br />

verstehen? Mit <strong>de</strong>m Sachohr konzentriert<br />

sich <strong>de</strong>r Empfänger beson<strong>de</strong>rs auf <strong>de</strong>n Sachinhalt<br />

<strong>de</strong>r Nachricht. Diese Festlegung auf <strong>de</strong>n<br />

Sachinhalt könnte die Kommunikation mit<br />

<strong>de</strong>m Sen<strong>de</strong>r erschweren, wenn das eigentliche<br />

Problem auf <strong>de</strong>r zwischenmenschlichen<br />

Ebene liegt 16 .<br />

Das Beziehungs-Ohr: Wie re<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r eigentlich<br />

mit mir? Bei manchen Empfängern ist das<br />

auf die Beziehungsseite gerichtete Ohr so groß<br />

und überempfindlich, dass sie in viele beziehungsneutrale<br />

Nachrichten und Handlungen<br />

eine Stellungnahme zu ihrer Person hineinlegen<br />

und übergewichten 17 . In solch einer Situation<br />

nimmt <strong>de</strong>r Empfänger <strong>de</strong>n Sachinhalt einer<br />

Nachricht gar nicht mehr wahr.<br />

Dipl.-Wirtschaftsinformatiker (FH) Stefan Tönnissen, MBA<br />

ist Beteiligungscontroller bei <strong>de</strong>r Schmitz Cargobull AG in Horstmar.<br />

Er beschäftigt sich mit <strong>de</strong>r Weiterentwicklung <strong>de</strong>r Controllingsysteme<br />

und Planungskonzepte.<br />

Das Selbstoffenbarungs-Ohr: Was ist das<br />

für einer? Mit <strong>de</strong>m Selbstoffenbarungs-Ohr<br />

prüft <strong>de</strong>r Empfänger die Nachricht unter <strong>de</strong>m<br />

Aspekt: Was sagt die Nachricht mir über <strong>de</strong>n<br />

Sen<strong>de</strong>r 18 .<br />

Das Appell-Ohr: Der Empfänger mit einem<br />

übergroßen Appell-Ohr versucht aus je<strong>de</strong>r<br />

Nachricht herauszufin<strong>de</strong>n, wozu ihn <strong>de</strong>r Sen<strong>de</strong>r<br />

veranlassen will. Sein Wunsch ist, es allen recht<br />

zu machen und die kleinsten Signale mit <strong>de</strong>m<br />

Appell-Ohr aufzunehmen 19 .<br />

Zusammenfassung<br />

Zur Verbesserung <strong>de</strong>r zwischenmenschlichen<br />

Kommunikation kann sehr gut das Kommunikationsmo<strong>de</strong>ll<br />

von Schulz von Thun herangezogen<br />

wer<strong>de</strong>n, um sowohl aus Sicht <strong>de</strong>s Sen<strong>de</strong>rs als<br />

auch aus Sicht <strong>de</strong>s Empfängers über die vier<br />

Seiten einer Nachricht eine Kommunikationsanalyse<br />

durchführen zu können.<br />

Auf <strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>s Sen<strong>de</strong>rs einer Nachricht<br />

können die vier Seiten Selbstoffenbarung,<br />

Beziehung, Appell und Sachinhalt unterschie<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n. Der Sachinhalt einer Nachricht<br />

ist ein reiner Austausch von Informationen,<br />

während <strong>de</strong>r Sen<strong>de</strong>r durch die Selbstoffenbarung<br />

etwas von sich selbst kundgibt. Auf <strong>de</strong>r


Beziehungsseite wird das persönliche Verhältnis<br />

von Sen<strong>de</strong>r und Empfänger angesprochen,<br />

und wie sie zueinan<strong>de</strong>r stehen. Mit <strong>de</strong>m Appell<br />

versucht <strong>de</strong>r Sen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Empfänger <strong>de</strong>r Nachricht<br />

zu etwas zu veranlassen.<br />

Der Sen<strong>de</strong>r einer Nachricht kann die sogenannten<br />

Verständlichmacher nutzen, um <strong>de</strong>m Empfänger<br />

<strong>de</strong>r Nachricht die Codierung zu erleichtern.<br />

Die Einfachheit mit einfachen und<br />

kurzen Sätzen in Kombination mit Glie<strong>de</strong>rung<br />

und Ordnung kann <strong>de</strong>n Empfang <strong>de</strong>r Nachricht<br />

verbessern. Kürze und Prägnanz sowie zusätzliche<br />

Stimulanz erhalten die Aufmerksamkeit<br />

auf <strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>s Empfängers.<br />

Der Empfänger einer Nachricht kann ebenfalls<br />

eine Unterscheidung in Selbstoffenbarung, Beziehung,<br />

Sachverhaltung und Appell vornehmen.<br />

Bei <strong>de</strong>r Selbstoffenbarung geht es für <strong>de</strong>n Empfänger<br />

<strong>de</strong>r Nachricht um die Fragen, „Was ist <strong>de</strong>r<br />

Sen<strong>de</strong>r für einer?” und „Was ist mit <strong>de</strong>m Sen<strong>de</strong>r<br />

los?“. Auf <strong>de</strong>r Beziehungsseite <strong>de</strong>r Nachricht<br />

stellt sich dagegen die Frage, „Wie re<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r<br />

Sen<strong>de</strong>r mit mir?“. „Was ist los?“ bezieht sich auf<br />

die Sachseite <strong>de</strong>r Nachricht. Der Appell <strong>de</strong>s Sen<strong>de</strong>rs<br />

an <strong>de</strong>n Empfänger wird über die Frage „Was<br />

soll ich tun?“ beim Empfänger geklärt.<br />

Im beruflichen Alltag kommt es immer wie<strong>de</strong>r<br />

zu missverständlichen Kommunikationen.<br />

In <strong>de</strong>m beschriebenen Beispiel reagierte<br />

<strong>de</strong>r Controller genervt und gereizt auf eine<br />

Nachricht <strong>de</strong>r Vorgesetzten, ohne im ers ten<br />

Moment <strong>de</strong>n Grund dafür zu kennen. Im Nachhinein<br />

hat sich <strong>de</strong>r Controller mit Hilfe <strong>de</strong>s Kommunikationsmo<strong>de</strong>lls<br />

von Schulz von Thun mit<br />

<strong>de</strong>r Situation auseinan<strong>de</strong>rgesetzt und versucht,<br />

die Ursache für sein Verhalten zu verstehen. Als<br />

vierohriger Empfänger hat er alle vier Seiten <strong>de</strong>r<br />

Nachricht geprüft und festgestellt, dass er die<br />

Nachricht seiner Vorgesetzten beson<strong>de</strong>rs auf<br />

<strong>de</strong>r Beziehungsebene betrachtet hat. Offenbar<br />

legte <strong>de</strong>r Controller gegenüber seiner direkten<br />

Vorgesetzten ein zu großes Gewicht auf die Beziehungsseite<br />

einer Nachricht. Diese Erkenntnis<br />

hilft <strong>de</strong>m Controller zu einer besseren Kommunikation<br />

mit seiner Vorgesetzten, da er in Zukunft<br />

versuchen wird, die Konzentration mehr<br />

auf das Sach- und Appell-Ohr zu legen.<br />

95. Plankosten-Seminar 2011 von PLAUT<br />

Effiziente Metho<strong>de</strong>n zur Unternehmensplanung und<br />

-steuerung<br />

Inhalte<br />

� Mo<strong>de</strong>rne Controlling-Instrumente – Inhalte und Anwendung<br />

� Geschäfts- und Steuerungsmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s integrierten Ergebnis<strong>controlling</strong><br />

� Integrierte Unternehmensplanung<br />

� Gemeinkosten & Produktkosten -Controlling<br />

� Ergebnis- und Marktsegment-Controlling<br />

� Controlling <strong>de</strong>r Geschäftsprozesse<br />

� Abweichungsermittlung und Ursachenanalyse<br />

Ismaning, München<br />

Teil I 19. / 20. Mai 2011<br />

Teil II 09. / 10. Juni 2011<br />

Anmeldung unter www.plaut.com o<strong>de</strong>r per E-mail an plautcommunity@plaut.com<br />

Literaturverzeichnis<br />

Haug, C.v.: Erfolgreich im Team, Originalausgabe,<br />

München 1998<br />

Schulz von Thun, F.: Miteinan<strong>de</strong>r re<strong>de</strong>n 1, Originalausgabe,<br />

Hamburg 1981<br />

Watzlawick P./Beavin J.H./Jackson D.D.:<br />

Menschliche Kommunikation, 11. Auflage Bern<br />

2007<br />

Fußnoten<br />

CM März / April 2011<br />

1 Vgl. Littkemann (Hrsg.), Beteiligungs<strong>controlling</strong><br />

Band I, Seite 174, 2 Christoph V. Haug, Erfolgreich<br />

im Team, Originalausgabe, München<br />

1998, S. 122, 3 Vgl. Paul Watzlawick, Menschliche<br />

Kommunikation, Bern 2007, S. 53, 4 Vgl.<br />

Frie<strong>de</strong>mann Schulz von Thun (SvT), Miteinan<strong>de</strong>r<br />

re<strong>de</strong>n 1, Originalausgabe, Hamburg 1981,<br />

S. 13, 5 SvT, S. 30, 6 Vgl. SvT, S.129, 7 Vgl. SvT,<br />

S. 26, 8 SvT, S. 27, 9 SvT, S. 29, 10, 11, 12 Vgl. SvT,<br />

S. 143, 13, 14 SvT, S. 45, 15 Vgl. SvT, S. 51, 16 Vgl.<br />

SvT, S. 47, 17 SvT, S. 51, 18 Vgl. SvT, S. 54, 19 Vgl.<br />

SvT, S. 58/59<br />

ANGEBOT:<br />

Minus 10% auf die<br />

Teilnahmegebühr mit <strong>de</strong>m<br />

Kennwort:<br />

„Controller-Magazin“<br />

PLAUT steht für Kompetenz und<br />

Erfahrung seit über 60 Jahren.<br />

Im Jahr 1946 wur<strong>de</strong> die Unternehmensberatung<br />

Plaut von Dr. Hans-Georg Plaut<br />

gegrün<strong>de</strong>t. Durch seine Entwicklung <strong>de</strong>r<br />

Grenzplan- und Deckungsbeitragsrechnung<br />

einer <strong>de</strong>r Gestalter <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Betriebswirtschaftslehre.<br />

Zielgruppe:<br />

Das Seminar richtet sich an Controller und<br />

Mitarbeiter im internen Rechnungswesen<br />

produzieren<strong>de</strong>r Unternehmen.<br />

Management- & IT-Consulting<br />

21


22<br />

Standortstilllegungsentscheidung mit <strong>de</strong>m Economic Value Ad<strong>de</strong>d?<br />

Standortstilllegungsentscheidung mit <strong>de</strong>m<br />

Economic Value Ad<strong>de</strong>d ? – (Teil 2) –<br />

Ein beispielgestütztes Plädoyer für die Verwendung zeitlicher<br />

Grenzgewinne aus <strong>de</strong>r dynamischen Investitionsrechnung<br />

von Ralf Kesten<br />

Im Januar-Heft wur<strong>de</strong> die Stilllegung eines Produktionsstandorts<br />

nach <strong>de</strong>m Economic Value<br />

Ad<strong>de</strong>d-Prinzip analysiert, berechnet und kommentiert.<br />

Im „ersten Akt” die Stilllegung, im<br />

„zweiten Akt” die Berücksichtigung von Stilllegungsauszahlungen.<br />

Nun geht es weiter mit:<br />

Dritter Akt: Der Verkauf gebrauchter<br />

Assets bringt meistens kein Geld<br />

Eine erneute Überprüfung <strong>de</strong>r Datenannahmen<br />

ergab, dass man aus <strong>de</strong>m bilanzierten Vermögen<br />

keine Liquidationserlöse (entwe<strong>de</strong>r<br />

im Rahmen einer Einzelveräußerung <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Vermögensgegenstän<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>n Sekundärmärkten<br />

o<strong>de</strong>r im Rahmen eines Gesamtverkaufs<br />

an einen neuen Standortbetreiber) generieren<br />

kann. Ansonsten gelten alle Annahmen<br />

aus <strong>de</strong>m zweiten Akt unverän<strong>de</strong>rt.<br />

Und zum dritten Mal wer<strong>de</strong>n Sie gebeten, <strong>de</strong>n<br />

optimalen Stilllegungszeitpunkt für <strong>de</strong>n betrachteten<br />

Standort zu bestimmen. In Abbildung 8<br />

sind nochmals alle jetzt relevanten Daten zusammengetragen.<br />

Die verän<strong>de</strong>rte Annahme,<br />

dass sich für das Restvermögen <strong>de</strong>s Werkes<br />

Abb. 8: Relevante Daten für <strong>de</strong>n Beispielstandort im dritten Akt<br />

keine Veräußerungserlöse erzielen lassen, erweist<br />

sich in vielen Praxisfällen (lei<strong>de</strong>r) als realistisch.<br />

Je spezieller die Betriebsmittel auf die<br />

Bedürfnisse eines Unternehmens zugeschnitten<br />

sind, umso unwahrscheinlicher ist die Existenz<br />

von Gebrauchtmärkten. Auch die Suche<br />

nach einem neuen Inhaber ist nicht immer von<br />

Erfolg gekrönt; schon gar nicht, wenn auch die<br />

potentiellen Interessenten von ähnlichen Datenprognosen<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>r weiteren Standortzukunft<br />

ausgehen.<br />

Die Ergebnisse <strong>de</strong>r Kapitalwertberechnung in<br />

Abhängigkeit <strong>de</strong>r Nutzungsdauer veranschaulicht<br />

Abbildung 9. Durch <strong>de</strong>n Wegfall <strong>de</strong>r bislang<br />

erzielbaren Veräußerungserlöse sind die Ergebnisse<br />

nochmals <strong>de</strong>utlich negativer gewor<strong>de</strong>n.<br />

Allerdings hat sich <strong>de</strong>r optimale Stilllegungstermin<br />

gegenüber <strong>de</strong>m zweiten Akt nicht verän<strong>de</strong>rt:<br />

Eine Nutzung für weitere zwei Perio<strong>de</strong>n<br />

erscheint sinnvoll.<br />

Wenn wir die zeitlichen Grenzgewinne bestimmen,<br />

erhalten wir i<strong>de</strong>ntische Handlungssignale,<br />

wie Abbildung 10 zeigt. In (11) ist <strong>de</strong>r Grenzgewinn<br />

für die erste Perio<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rgegeben.<br />

(11) G 1 = R 1 + L 1 - (1 + i) ∙ L 0 = 0 + (0 - 40.000)<br />

- 1,1 ∙ (0 - 40.000) = +4.000<br />

Wür<strong>de</strong>n wir nun auf Basis <strong>de</strong>r Grenzgewinne<br />

<strong>de</strong>n nutzungsdauerabhängigen Kapitalwert<br />

bestimmen, so haben wir zu be<strong>de</strong>nken, dass<br />

hier je<strong>de</strong>r Grenzgewinn die Kapitalwertän<strong>de</strong>rung<br />

gegenüber <strong>de</strong>r Handlungsalternative<br />

„Sofort-Stilllegung in t = 0” ausdrückt. Demnach<br />

müssen wir für <strong>de</strong>n Kapitalwert, <strong>de</strong>r zum<br />

optimalen Stilllegungstermin n = 2 gehört,<br />

rechnen:<br />

n=2<br />

(12) KW = L + ∑ G ∙ q 2 0 t -1 = (0 - 40.000) +<br />

4.000 ∙ 1,1-1 + 3.000 ∙ 1,1-2 t=1<br />

≈ -33.884,30<br />

Welche Ergebnisse wür<strong>de</strong> uns das Residualgewinnkonzept<br />

bringen? Bei unreflektierter<br />

bzw. lehrbuchartiger Anwendung wie im<br />

ersten Akt, wür<strong>de</strong> es uns die sofortige Stilllegung<br />

nahe legen, <strong>de</strong>nn alle EVAs wären<br />

negativ.<br />

Eine erste Anpassung hatten wir dann im zweiten<br />

Akt vorgenommen, in<strong>de</strong>m wir die handlungslogische<br />

Wirkung <strong>de</strong>r Stilllegungsauszahlungen<br />

einbezogen haben. Die damit verbun<strong>de</strong>nen<br />

„Opportunitätserträge“ führten zu einem<br />

erweiterten Residualgewinn („EVA II“).<br />

Nun aber sind weitere Modifikationen erfor<strong>de</strong>rlich,<br />

wenn wir mit Residualgewinnen gleiche<br />

Kapitalwerte bzw. gleiche Handlungssignale<br />

wie mit <strong>de</strong>n Grenzgewinnen generieren wollen<br />

(vgl. Abbildung 11): Wenn man einen Vermögensbestand<br />

nur noch verschenken kann, kann<br />

man aus ihm auch keine Frucht in Form von


Abb. 9: Nutzungsdauerabhängige Kapitalwerte im dritten Akt<br />

Abb. 10: Zeitliche Grenzgewinnung für <strong>de</strong>n dritten Akt<br />

Zinsen ziehen. Damit entfallen sämtliche Opportunitätskosten<br />

in Form kalkulatorischer Zinsen.<br />

Diese sind folglich aus „EVA I“ herauszurechnen.<br />

Damit aber nicht genug: Ebenfalls<br />

korrigiert wer<strong>de</strong>n muss die im Residualgewinnkonzept<br />

enthaltene Annahme, die am Sekundärmarkt<br />

erzielbaren Liquidationserlöse reduzierten<br />

sich in Höhe <strong>de</strong>r Abschreibungen und<br />

folgten damit <strong>de</strong>n Restbuchwerten.<br />

Folglich müssen wir auch die bereits im „EVA I“<br />

bzw. im NOPAT enthaltenen Abschreibungen<br />

stornieren. Erst dann erzielen wir die gewünschte<br />

I<strong>de</strong>ntität mit <strong>de</strong>n Grenzgewinnen bzw. mit<br />

<strong>de</strong>n nutzungsdauerabhängigen Kapitalwerten.<br />

Und das war ja stets das erklärte Ziel <strong>de</strong>s Residualgewinnkonzeptes<br />

„EVA“.<br />

Vierter Akt: „Standortrelaunch“<br />

durch Integration einer Nachfolgeinvestition<br />

Es sollen die Annahmen aus <strong>de</strong>m dritten Akt<br />

gelten. Allerdings ist nun ein neuer Sachverhalt<br />

in die Stilllegungsentscheidung einzubeziehen:<br />

Marketing- und F+E-Bereich legen <strong>de</strong>m<br />

Vorstand und <strong>de</strong>m Aufsichtsrat in t = 0 ein<br />

Konzept für eine Neuproduktentwicklung<br />

vor. Der betrachtete Standort wür<strong>de</strong> sich<br />

zur Fertigung einer neuen Produktfamilie<br />

eignen. Der Present Value bzw. Projektwert,<br />

<strong>de</strong>r sich aus dieser Nachfolgeinvestition für <strong>de</strong>n<br />

ganzen Standort ergibt, wür<strong>de</strong> 20.000,– GE<br />

betragen. Um in <strong>de</strong>n Genuss dieses Barwertes<br />

zu gelangen, müssten auf <strong>de</strong>m Standort diverse<br />

Anpassungs- bzw. Umbaumaßnahmen<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Die dafür erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

einmalig anfallen<strong>de</strong>n Auszahlungen wer<strong>de</strong>n auf<br />

5.000,– GE geschätzt. Die Nachfolgeinvestition<br />

erscheint auf je<strong>de</strong>n Fall vorteilhaft, da ihr Kapitalwert<br />

bzw. Net Present Value +15.000,– GE<br />

beträgt. Soll man, ausgehend vom Entscheidungszeitpunkt<br />

t = 0, sofort mit <strong>de</strong>r Nachfolgeinvestition<br />

bzw. mit <strong>de</strong>m „Standortrelaunch“<br />

beginnen?<br />

Aus Sicht <strong>de</strong>r Investitionsrechnung haben wir<br />

es mit einer zeitlichen Investitionskette zu tun,<br />

bestehend aus <strong>de</strong>m aktuellen sowie einem<br />

nachfolgen<strong>de</strong>n Standortkonzept. Insofern be-<br />

Abb. 11: Erweiterte Residualgewinnberechnung für <strong>de</strong>n dritten Akt<br />

CM März / April 2011<br />

stimmen wir jetzt „Ketten-Kapitalwerte“. Abbildung<br />

12 zeigt die Zahlungsfolgen sowie die Kapitalwertergebnisse.<br />

In (13) wird die Berechnung<br />

im Falle eines „Standortrelaunches“ in<br />

drei Jahren dargestellt:<br />

(13) KW 3 = R 1 ∙ q -1 + R 2 ∙ q -2 + (R 3 + L 3 ) ∙ q -3 +<br />

KW N ∙ q -3 = 0 ∙ 1,1 -1 - 1.000 ∙ 1,1 -2 + (-5.000 + 0)<br />

∙ 1,1 -3 + 15.000 ∙ 1,1 -3 = +6.686,70<br />

Gemäß (13) ist <strong>de</strong>r Kapitalwert <strong>de</strong>r Nachfolgeinvestition<br />

(KW N ) noch um drei Perio<strong>de</strong>n auf t = 0<br />

abzuzinsen, falls man <strong>de</strong>n aktuellen Standortzustand<br />

die nächsten drei Jahre unverän<strong>de</strong>rt<br />

lassen wür<strong>de</strong>.<br />

Gemäß <strong>de</strong>m Motto „Das attraktiv erscheinen<strong>de</strong><br />

Neue verdrängt das Alte!“ besteht<br />

die optimale Strategie entsprechend Abbildung<br />

12 darin, die „Revitalisierung“ <strong>de</strong>s<br />

Standortes sofort vorzunehmen bzw. <strong>de</strong>n Weiterbetrieb<br />

in <strong>de</strong>r alten Infrastruktur zu unterlassen.<br />

Bei <strong>de</strong>r Berechnung <strong>de</strong>r Grenzgewinne ist nun<br />

zu beachten, dass diese die perio<strong>de</strong>nweise Än<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>s Ketten-Kapitalwertes anzeigen.<br />

Wird eine attraktive Nachfolgeinvestition zeitlich<br />

verschoben, sind (ähnlich wie beim Verzicht<br />

auf Liquidation eines Wirtschaftsgutes) zeitliche<br />

Opportunitätskosten als Zinsen auf <strong>de</strong>n<br />

Kapitalwert <strong>de</strong>s Nachfolgers zu berücksichtigen.<br />

Die barwertkompatiblen zeitlichen Grenzgewinne<br />

zeigt Abbildung 13. Da sie alle negativ<br />

ausfallen, sollte <strong>de</strong>r Standortrelaunch sofort<br />

angegangen wer<strong>de</strong>n. In (14) ist <strong>de</strong>r Grenzgewinn<br />

für die erste Perio<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rgegeben.<br />

(14) G 1 = R 1 + L 1 - (1 + i) ∙ L 0 - i ∙ KW N = 0 + 0<br />

- 1,1 ∙ 0 - 0,1 ∙ 15.000 = -1.500,–<br />

23


24<br />

Standortstilllegungsentscheidung mit <strong>de</strong>m Economic Value Ad<strong>de</strong>d?<br />

Abb. 12: Nutzungsdauerabhängige Kapitalwerte im vierten Akt<br />

Sowohl die Kapitalwert- als auch die Grenzgewinnberechnungen<br />

enthalten – zumin<strong>de</strong>st in<br />

diesem Beispiel – die Annahme, dass <strong>de</strong>r ökonomische<br />

Erfolg <strong>de</strong>r Nachfolgeinvestition (repräsentiert<br />

durch <strong>de</strong>n Present Value) nicht vom<br />

Startzeitpunkt <strong>de</strong>s Standortrelaunch abhängt;<br />

in <strong>de</strong>r Praxis, angesichts intensiver<br />

Wettbewerbsstrukturen in vielen Branchen,<br />

sicher eine in <strong>de</strong>r Regel unzutreffen<strong>de</strong><br />

Annahme. Allerdings kann dieser „Annahmefehler“<br />

das Handlungssignal nicht grundlegend<br />

verfälschen. Man be<strong>de</strong>nke auch, welch hohe<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen man an die Datenprognose<br />

stellt, wenn man stilllegungsterminabhängige<br />

Projektwertprognosen für die Nachfolgeinvestition<br />

for<strong>de</strong>rn wür<strong>de</strong>.<br />

Wür<strong>de</strong>n wir nun auf Basis <strong>de</strong>r Grenzgewinne<br />

<strong>de</strong>n nutzungsdauerabhängigen Kapitalwert bestimmen,<br />

so haben wir zu be<strong>de</strong>nken, dass hier<br />

je<strong>de</strong>r Grenzgewinn die Kapitalwertän<strong>de</strong>rung<br />

gegenüber <strong>de</strong>r Handlungsalternative „Sofort-<br />

Relaunch in t = 0“, die mit einem Kapitalwert<br />

von 15.000,– GE verbun<strong>de</strong>n ist, ausdrückt.<br />

Abschließend bleibt zu fragen: Wie müssten<br />

Manager und Controller ihr so lieb gewonnenes<br />

Residualgewinnkonzept „EVA“ an-<br />

Abb. 14: Erweiterte Residualgewinnberechnung für <strong>de</strong>n vierten Akt<br />

Abb. 13: Zeitliche Grenzgewinne für <strong>de</strong>n vierten Akt<br />

passen? Auch auf diesen Fall – <strong>de</strong>n einer <strong>de</strong>n<br />

Standort erhalten<strong>de</strong>n Nachfolgeinvestition – ist<br />

das EVA-Konzept offensichtlich nicht vorbereitet.<br />

Auf Basis von „EVA III“ aus <strong>de</strong>m dritten Akt<br />

müssten wir nun erneut Opportunitätskosten<br />

im Falle eines unverän<strong>de</strong>rten Weiterbetriebs<br />

<strong>de</strong>s Standortes ergänzen. Allerdings legen wir<br />

im vierten Akt <strong>de</strong>n Standort nicht mehr still. Daher<br />

müssen wir die im „EVA II“ enthaltenen Opportunitätserträge<br />

dank Stilllegungsverschiebung<br />

(man lese nochmal <strong>de</strong>n zweiten Akt!) unbedingt<br />

herauswerfen. Damit hat unsere barwertkompatible<br />

EVA-Rechnung abschließend<br />

das in Abbildung 14 dargestellte Aussehen.<br />

Es liegt auf <strong>de</strong>r Hand, dass nur im Falle eines<br />

Nachfolgerkapitalwertes in Höhe von Null eine<br />

erneute Anpassung unterbleiben könnte. Inso-<br />

fern kann man folgern: Das lehrbuchartige<br />

EVA-Konzept geht von zeitlichen Folgeinvestitionen<br />

aus, die stets einen Kapitalwert von Null<br />

aufweisen. Das be<strong>de</strong>utet aber, dass es keinen<br />

beson<strong>de</strong>ren monetären Anreiz gibt, die aktuelle<br />

Unternehmensstrategie wechseln zu wollen.<br />

Was hat das mit „dynamischem Unternehmertum“<br />

zu tun? Natürlich nichts. Wer sich an Residualgewinnen<br />

orientiert, bewahrt vornehmlich<br />

die aktuelle Firmenwelt. Insofern können sie als<br />

ten<strong>de</strong>nziell „innovationshemmen<strong>de</strong> Kennzahlen“<br />

charakterisiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Vorhang fällt: Residualgewinne<br />

sind lediglich spezielle<br />

Grenzgewinne<br />

Reflektieren wir die einzelnen Etappen <strong>de</strong>s Beispiels,<br />

so können wir sagen: Die mit <strong>de</strong>r Kapitalwertmetho<strong>de</strong><br />

völlig äquivalenten zeitlichen Grenzgewinne<br />

basieren stets auf Zahlungsgrößen,<br />

sowie auf Marktdaten. Am Einkommensmotiv<br />

orientierte Investoren sollten ihr Entscheidungsverhalten<br />

daher an diesen Kennzahlen ausrichten.<br />

Residualgewinne können zwar Kennzahlen<br />

wie <strong>de</strong>n Kapitalwert nachahmen; doch es<br />

sind die Zahlungen (bzw. die dahinter stehen<strong>de</strong>n<br />

Unternehmensstrategien), keinesfalls aber<br />

die Ergebnisdaten, die originär für das Entstehen<br />

von Kennzahlen wie die <strong>de</strong>s Kapitalwertes<br />

verantwortlich sind. Umso unverständlicher,<br />

dass das Unternehmens<strong>controlling</strong> in <strong>de</strong>r Praxis,<br />

obwohl (noch immer) weitgehend frei von<br />

Zwängen <strong>de</strong>r externen Berichterstattung, nicht<br />

diesem Weg konsequent folgt.<br />

Was bringen uns Residualgewinnkonzepte? O<strong>de</strong>r<br />

provokativer: Was brocken sie uns ein? Bei lehrbuchartiger<br />

Anwendung, also bei Akzeptanz <strong>de</strong>r<br />

rigi<strong>de</strong>n Annahmen im ersten Akt, wür<strong>de</strong> es uns<br />

die sofortige Stilllegung nahe legen, <strong>de</strong>nn „EVA I“


ist durchweg negativ. Diese Empfehlung ist aber nur dann zutreffend, wenn<br />

wir im Zeitablauf <strong>de</strong>n „wertmäßigen Gleichklang“ von Restbuchwerten und<br />

Liquidationserlösen am Markt annehmen und zusätzlich unterstellen, dass<br />

Standortstilllegungen „zum Nulltarif“ zu realisieren sind. Kaum realistisch.<br />

Eine erste Anpassung mussten wir im zweiten Akt vornehmen, als wir die<br />

handlungslogische Wirkung <strong>de</strong>r Stilllegungsauszahlungen einbezogen<br />

haben. Die damit verbun<strong>de</strong>nen „Opportunitätserträge“ führten zu<br />

einem erweiterten Residualgewinn („EVA II“). Beratungsfirmen, die<br />

das EVA-Konzept gerne aktiv vermarkten, hüllen sich dazu bereits in<br />

Schweigen. Denn sie wollen vornehmlich ein „mo<strong>de</strong>rnes“ Berichtswesen<br />

und keine Entscheidungsorientierung verkaufen.<br />

Im dritten Akt wur<strong>de</strong>n erhebliche Modifikationen erfor<strong>de</strong>rlich: Da die Vermögensgegenstän<strong>de</strong><br />

aufgrund fehlen<strong>de</strong>r Nachfrage nun wertlos sind, lassen<br />

sich aus ihnen keinerlei Früchte in Form von Zinsen ziehen. Damit entfallen<br />

sämtliche Opportunitätskosten in Form kalkulatorischer Zinsen. Diese sind<br />

folglich aus „EVA I“ bzw. „EVA II“ herauszurechnen. Zu<strong>de</strong>m musste die im<br />

Residualgewinnkonzept enthaltene Annahme, die am Sekundärmarkt erzielbaren<br />

Liquidationserlöse reduzierten sich in Höhe <strong>de</strong>r Abschreibungen<br />

und folgten damit <strong>de</strong>n Restbuchwerten, korrigiert wer<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m wir die<br />

Abschreibungen (egal ob bilanziell o<strong>de</strong>r kalkulatorisch) storniert haben.<br />

Im vierten Akt erfan<strong>de</strong>n wir abermals Opportunitätskosten, die das<br />

„Lehrbuchkonzept“ erneut nicht kennt. Diesmal als uns drohen<strong>de</strong>r entgehen<strong>de</strong>r<br />

Ertrag im Falle einer zeitlichen Verschiebung einer attraktiven<br />

Nachfolgeinvestition. Es sei <strong>de</strong>nn, wir unterstellen für künftige Investitionen<br />

stets nur noch „Nullwerte“. Ohne diese ganzen „Adjustments“<br />

keine sinnvollen Handlungssignale für in Verantwortung stehen<strong>de</strong><br />

Manager. Daher sind die Anpassungen, wählt man <strong>de</strong>n EVA als Ausgangspunkt<br />

zur Lösung <strong>de</strong>r Stilllegungsproblematik, unbedingt geboten.<br />

Zum En<strong>de</strong> dieses „Bühnenstücks“ bin ich mir selbst nicht im Klaren, ob wir<br />

es hier eher mit einer Komödie o<strong>de</strong>r mit einer Tragödie zu tun haben. Die<br />

notwendigen Korrekturen (Integrieren und Stornieren von Opportunitäten<br />

sowie von Abschreibungsverläufen) haben mich aus <strong>de</strong>r Sicht eines (ehemaligen)<br />

Praktikers schon „genervt“. Wie viel Erfahrung und entscheidungstheoretische<br />

Expertise ist doch nötig, um es richtig zu machen! Aus<br />

Sicht eines forschen<strong>de</strong>n Kaufmanns haben die Resultate aber meine persönliche<br />

Abneigung gegen „entscheidungsorientierte Ergebnisrechnungen“<br />

verstärkt und mich wie<strong>de</strong>r einmal von <strong>de</strong>m alten schönen Satz meines legendären<br />

Kollegen Dieter Schnei<strong>de</strong>r überzeugt: „Der Pfad betriebswirtschaftlicher<br />

Tugend führt über <strong>de</strong>n Weg <strong>de</strong>r Zahlungsströme.“ Und<br />

das be<strong>de</strong>utet: Wir sollten stets auf <strong>de</strong>r gedanklichen Basis dynamischer Investitionsrechnungen,<br />

bei allen Detailproblematiken, die wir uns damit einfangen,<br />

unsere unternehmerischen Entscheidungen aufbauen.<br />

Denn auch aus rein praktischer Sicht, fragen Sie sich doch einfach: Welcher<br />

Ansatz, Grenzgewinn o<strong>de</strong>r Residualgewinn, stellt sich hier <strong>de</strong>nn als<br />

„handlicher“ dar? Ich <strong>de</strong>nke, die Antwort ist offensichtlich. Die in <strong>de</strong>n vier<br />

Akten (hoffentlich) herausgearbeiteten „Fallstricke“ mit Residualgewinnkonzepten<br />

sollten uns bei unserer Arbeit in <strong>de</strong>r Praxis zumin<strong>de</strong>st wachsam<br />

wer<strong>de</strong>n lassen, wenn Manager eine am Interesse <strong>de</strong>r Aktionäre<br />

ausgerichtete Unternehmensführung auf <strong>de</strong>r Grundlage solch fragwür-<br />

diger Konzepte propagieren. Bei unreflektierter Anwendung sind Fehlentscheidungen<br />

quasi vorprogrammiert.<br />

Der Residualgewinnansatz „EVA“ basiert auf <strong>de</strong>r Annahme im Zeitablauf<br />

sinken<strong>de</strong>r Restbuchwerte bzw. Liquidationserlöse. Stellt man sich aber<br />

bspw. Immobilien in attraktiven Lagen als Investitionsprojekte vor, so können<br />

im weiteren Verlauf <strong>de</strong>r Jahre Wertsteigerungen nicht ausgeschlossen<br />

wer<strong>de</strong>n. Während wir nun im Rahmen von Grenzgewinn- o<strong>de</strong>r Kapitalwertrechnungen<br />

einfach die höheren Liquidationserlöse einsetzen und<br />

sich mit im Zeitablauf zunehmen<strong>de</strong>r Wertsteigerung die Weiternutzung<br />

bzw. das Halten von Immobilienbestän<strong>de</strong>n ten<strong>de</strong>nziell eher bzw. mehr<br />

lohnt als <strong>de</strong>r frühzeitige Verkauf, müssten wir beim Residualgewinn wie<strong>de</strong>r<br />

Anpassungen vornehmen, um die verän<strong>de</strong>rte Sachlage (Wertsteigerung<br />

statt Wertreduktion) entscheidungslogisch korrekt abzubil<strong>de</strong>n. Es<br />

bleibe <strong>de</strong>m Leser überlassen, sich vorzustellen, an welcher Stelle und wie<br />

das Residualgewinnkonzept nun anzupassen wäre.<br />

Fazit<br />

CM März / April 2011<br />

Als Fazit bleibt festzuhalten: Residualgewinne, wie <strong>de</strong>r international weit<br />

verbreitete Economic Value Ad<strong>de</strong>d, sind als spezielle Grenzgewinne einzustufen.<br />

Dies hat im Einzelfall zur Folge, dass sie entwe<strong>de</strong>r gar nicht o<strong>de</strong>r<br />

allenfalls mit diversen Anpassungen zur Entscheidungsunterstützung<br />

bzw. zur Wirtschaftlichkeitsbeurteilung herangezogen wer<strong>de</strong>n dürfen.<br />

Wohl <strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r da noch durchsteigt!<br />

25


26<br />

Determinanten eines integrativen <strong>Nachhaltigkeits</strong>managements und -<strong>controlling</strong>s<br />

Determinanten eines integrativen<br />

<strong>Nachhaltigkeits</strong>managements und -<strong>controlling</strong>s<br />

von Andreas Ries und Konstantin Wehrum<br />

Die Wirtschaftskrise hat <strong>de</strong>utlich gemacht,<br />

dass die verstärkte Berücksichtigung politischer,<br />

ethischer, gesellschaftlicher aber auch<br />

unternehmerischer Entwicklungen bei <strong>de</strong>r Steuerung<br />

eines Unternehmens zwingend notwendig<br />

ist. Die zentrale Herausfor<strong>de</strong>rung eines integrativen<br />

<strong>Nachhaltigkeits</strong>managements ist die Integration<br />

von ökonomischen, ökologischen<br />

und sozialen Zielen in das strategische sowie<br />

operative Management <strong>de</strong>s Unternehmens.<br />

Hierbei betrachten Unternehmen die<br />

Berücksichtigung sozialer und ökologischer<br />

Themenstellungen zunehmend nicht mehr<br />

nur als Kostentreiber, son<strong>de</strong>rn vielmehr als<br />

entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Erfolgsfaktor.<br />

An<strong>de</strong>rerseits ist die konkrete Integration von<br />

<strong>Nachhaltigkeits</strong>themen – wie etwa Umweltschutz<br />

o<strong>de</strong>r soziales Engagement – in das Management<br />

und die operative Steuerung von Unternehmen<br />

oftmals unbefriedigend. Obwohl<br />

Themen wie etwa Corporate Social Responsibility<br />

(CSR) auf strategischer Ebene bereits<br />

eine erhöhte Be<strong>de</strong>utung beigemessen wird, erfolgt<br />

<strong>de</strong>ren Management oftmals mit separaten<br />

Steuerungskonzepten, welche nur unzureichend<br />

mit <strong>de</strong>n konventionellen Managementinformationssystemen<br />

<strong>de</strong>r Unternehmung verbun<strong>de</strong>n<br />

sind. Nachfolgend wer<strong>de</strong>n die zentralen Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

eines integrierten <strong>Nachhaltigkeits</strong>managements<br />

und -<strong>controlling</strong>s dargestellt.<br />

Begriff <strong>de</strong>s <strong>Nachhaltigkeits</strong>managements<br />

In <strong>de</strong>n letzten 15 Jahren haben zahlreiche Unternehmen<br />

die Verankerung ethischer Werte in<br />

ihre Unternehmensphilosophie vorangetrieben.<br />

Leitgedanke dieser Entwicklung ist die Vision<br />

einer wirtschaftlich tragfähigen Entwicklung;<br />

das be<strong>de</strong>utet: ein klares Bekenntnis zur sozialen<br />

Verantwortung sowie schonen<strong>de</strong>r<br />

Umgang mit Umweltressourcen. Zugleich<br />

hat die zunehmen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung von Unternehmensverantwortung<br />

zu einer teilweise verwirren<strong>de</strong>n<br />

Begriffsvielfalt geführt, in <strong>de</strong>ren Mittelpunkt<br />

insbeson<strong>de</strong>re die Begriffe Corporate Social<br />

Responsibilty und Corporate Sustainability<br />

stehen.<br />

Der Begriff <strong>de</strong>r CSR wur<strong>de</strong> insbeson<strong>de</strong>re von<br />

<strong>de</strong>r Europäischen Kommission als Ergebnis<br />

eines jahrelangen Dialogs zwischen relevanten<br />

Interessensgruppen wie Unternehmen, Umweltorganisationen<br />

und Sozialverbän<strong>de</strong> geprägt.<br />

Demnach ist <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r CSR sehr weit gefasst<br />

und wird <strong>de</strong>finiert als „Konzept, das <strong>de</strong>n<br />

Unternehmen als Grundlage dient, auf freiwilliger<br />

Basis soziale Belange und Umweltbelange<br />

in ihre Unternehmenstätigkeit und in die Wechselbeziehungen<br />

mit Stakehol<strong>de</strong>rn zu integrieren“<br />

1 . Dem Konzept <strong>de</strong>r CSR wird dabei primär<br />

eine strategische Funktion beigemessen, um<br />

die ökonomischen Ziele eines Unternehmens<br />

mit ethischen, sozialen und ökologischen Belangen<br />

auszubalancieren. Die Kun<strong>de</strong>n und Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens sind dabei die zentralen<br />

Stakehol<strong>de</strong>r. 2 Demzufolge versteht man unter<br />

<strong>Nachhaltigkeits</strong>management <strong>de</strong>n ganzheitlichen<br />

– also auch operativen – Ansatz, in welchem<br />

„soziale und ökologische Aspekte systematisch<br />

mit ökonomischen Metho<strong>de</strong>n gemanagt und in<br />

die konventionelle betriebswirtschaftliche Unternehmenssteuerung<br />

integriert wer<strong>de</strong>n.“ 3<br />

Anhand dieser Definitionen wird <strong>de</strong>utlich,<br />

dass das Konzept <strong>de</strong>r CSR als ein elementarer<br />

Grundstein zur Erreichung nachhaltiger<br />

Unternehmensziele betrachtet wer<strong>de</strong>n muss.<br />

Ziel <strong>de</strong>s vorliegen<strong>de</strong>n Beitrags ist es, Konzepte<br />

zur integrativen Steuerung von <strong>Nachhaltigkeits</strong>themen<br />

im Unternehmen zu beleuchten.


Abb. 1: Herausfor<strong>de</strong>rungen nachhaltiger Unternehmenssteuerung<br />

Herausfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />

Nachhaltigkeit an die<br />

Unternehmenssteuerung<br />

Ein an <strong>de</strong>n Leitgedanken <strong>de</strong>r Nachhaltigkeit<br />

ausgerichtetes Management umfasst die ökonomische,<br />

ökologische und soziale Dimension<br />

und strebt <strong>de</strong>ren Integration an. Im Gegensatz<br />

zu <strong>de</strong>m Konzept <strong>de</strong>r CSR, welche <strong>de</strong>n Fokus<br />

primär auf gesellschaftliche Themen richtet,<br />

umfasst das <strong>Nachhaltigkeits</strong>management <strong>de</strong>mnach<br />

alle drei Dimensionen in einem integrativen<br />

Ansatz. Entsprechend stellt die an <strong>de</strong>r<br />

unternehmerischen Nachhaltigkeit ausgerichtete<br />

Unternehmensführung das Management<br />

vor folgen<strong>de</strong> Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

(Abbildung 1): 4<br />

� Ökologische Herausfor<strong>de</strong>rungen: Im Fokus<br />

steht die steigen<strong>de</strong> Belastung <strong>de</strong>r Ökosysteme<br />

durch wirtschaftliche Aktivitäten.<br />

Die Herausfor<strong>de</strong>rung besteht in <strong>de</strong>r Reduktion<br />

<strong>de</strong>r direkt und indirekt durch das Unternehmen<br />

verursachten Umweltbelastungen<br />

zur Steigerung <strong>de</strong>r Öko-Effektivität <strong>de</strong>s Unternehmens.<br />

� Soziale Herausfor<strong>de</strong>rungen: Die Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

für Unternehmen besteht in <strong>de</strong>r<br />

Berücksichtigung <strong>de</strong>r sozialen Wirkungen<br />

auf Individuen, Anspruchsgruppen und die<br />

Gesellschaft insgesamt – im Hinblick auf die<br />

Steigerung <strong>de</strong>r Sozial-Effektivität bzw. <strong>de</strong>r<br />

Erhöhung <strong>de</strong>r gesellschaftlichen Akzeptanz<br />

und Sicherung <strong>de</strong>r sozialen Legitimation <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens.<br />

� Ökonomische Herausfor<strong>de</strong>rung: Für gewinnorientierte<br />

Unternehmen gilt primär die<br />

Erreichung <strong>de</strong>r ökonomischen Zielsetzungen.<br />

Entsprechend besteht hier die zentrale Aufgabe<br />

in <strong>de</strong>r Erreichung von ökologischer und<br />

sozialer Effizienz bei gleichzeitiger Steige-<br />

rung <strong>de</strong>r Wertschöpfung bzw. Rentabilität<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens.<br />

� Integrationsherausfor<strong>de</strong>rung: Umfasst die<br />

integrierte Berücksichtigung ökologischer,<br />

sozialer und ökonomischer Aspekte.<br />

Controlling als Instrument zur<br />

Steuerung von Nachhaltigkeit<br />

Um <strong>de</strong>n Überblick über die betrieblichen Prozesse<br />

zu behalten sowie Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r<br />

Umwelt <strong>de</strong>s Unternehmens rechtzeitig zu erkennen,<br />

ist die systematische Steuerung und<br />

Lenkung <strong>de</strong>s Unternehmens erfor<strong>de</strong>rlich. Die<br />

koordinierte Steuerung <strong>de</strong>s gesamten Unternehmensgeschehens<br />

ist eine zentrale<br />

Aufgabe <strong>de</strong>s Managements, die begrifflich<br />

meist unter „Controlling“ zusammengefasst<br />

wird. Die wesentliche Aufgabe <strong>de</strong>s Controllers<br />

liegt in <strong>de</strong>r proaktiven Unterstützung <strong>de</strong>r<br />

Entscheidungsfindung <strong>de</strong>s Managements zur<br />

Erreichung <strong>de</strong>r strategischen und operativen<br />

Unternehmensziele.<br />

Um die Anfor<strong>de</strong>rungen an das Controlling zur<br />

Steuerung ökologischer sowie sozialer Themen<br />

zu ver<strong>de</strong>utlichen, wird im Folgen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Unterschied<br />

zum klassischen Controlling aufgezeigt.<br />

Von zentraler Be<strong>de</strong>utung sind hier die vom Controlling<br />

aufzubereiten<strong>de</strong>n Informationen. Während<br />

das traditionelle Controlling primär finanzielle<br />

Informationen bzw. die ökonomische Dimension<br />

zum Gegenstand hat, richtet sich <strong>de</strong>r<br />

Fokus <strong>de</strong>s <strong>Nachhaltigkeits</strong><strong>controlling</strong>s zu<strong>de</strong>m<br />

auf ökologische und soziale Themen <strong>de</strong>s Unternehmens.<br />

Der Vergleich zum traditionellen Controlling<br />

ver<strong>de</strong>utlicht, dass ein <strong>Nachhaltigkeits</strong><strong>controlling</strong><br />

das Unternehmen und <strong>de</strong>ssen Mitarbeiter<br />

CM März / April 2011<br />

vor neue funktionale und instrumentale Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

stellt. Dabei ist eine Integration <strong>de</strong>r<br />

<strong>Nachhaltigkeits</strong>aspekte in das konventionelle<br />

Controlling <strong>de</strong>s Unternehmens erstrebenswert,<br />

um eine parallele Existenz von Steuerungskonzepten<br />

zu vermei<strong>de</strong>n. In einem integrativen<br />

<strong>Nachhaltigkeits</strong><strong>controlling</strong><br />

wer<strong>de</strong>n daher die nachhaltigkeitsrelevanten<br />

Informationen mit <strong>de</strong>n konventionellen<br />

Finanzkennzahlen <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

verknüpft sowie die entscheidungsrelevanten<br />

Daten für die Entscheidungsträger<br />

aufbereitet. Hierbei wird zwischen <strong>de</strong>m strategischen<br />

und <strong>de</strong>m operativen Controlling unterschie<strong>de</strong>n.<br />

5<br />

Aufgabe <strong>de</strong>s strategischen <strong>Nachhaltigkeits</strong><strong>controlling</strong>s<br />

ist die Bereitstellung von Metho<strong>de</strong>n<br />

und Informationen mit konkretem Bezug auf die<br />

ökonomischen, ökologischen und sozialen Unternehmensziele,<br />

sowie die Koordination <strong>de</strong>r<br />

strategischen Planung und Kontrolle. Das strategische<br />

<strong>Nachhaltigkeits</strong><strong>controlling</strong> hat daher<br />

einen mittel- bis langfristigen Zeitbezug.<br />

Das operative <strong>Nachhaltigkeits</strong><strong>controlling</strong> beinhaltet<br />

hingegen die kurz- bis mittelfristigen<br />

Planungszeiträume und hat insbeson<strong>de</strong>re die<br />

Steuerung und Kontrolle innerbetrieblicher<br />

Prozesse zur Aufgabe. Fokus ist somit die<br />

Analyse von Zielabweichungen, im Rahmen<br />

einer <strong>de</strong>taillierten Leistungsmessung <strong>de</strong>r ökonomischen,<br />

ökologischen und sozialen Dimensionen.<br />

Diese Aufgabe bedingt die Existenz<br />

eines geeigneten <strong>Nachhaltigkeits</strong>-<br />

Performance Managements, sowie die<br />

Definition geeigneter <strong>Nachhaltigkeits</strong>kennzahlen.<br />

Die effiziente Umsetzung eines proaktiven<br />

<strong>Nachhaltigkeits</strong>managements bedingt die Integration<br />

von <strong>Nachhaltigkeits</strong><strong>controlling</strong> in die<br />

Gesamtunternehmenssteuerung und Berichterstattung<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens. Die zentrale<br />

Herausfor<strong>de</strong>rung eines integrativen<br />

<strong>Nachhaltigkeits</strong>managements ist folglich die<br />

Verknüpfung <strong>de</strong>r strategischen und operativen<br />

Steuerungskonzepte (für ökologische<br />

und soziale Themen) mit <strong>de</strong>n konventionellen<br />

Managementinformationssystemen <strong>de</strong>s Unternehmens.<br />

Abbildung 2 veranschaulicht die<br />

Integrationsherausfor<strong>de</strong>rung an das <strong>Nachhaltigkeits</strong>management.<br />

27


28<br />

Determinanten eines integrativen <strong>Nachhaltigkeits</strong>managements und -<strong>controlling</strong>s<br />

Abb. 2: Integrationsherausfor<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s <strong>Nachhaltigkeits</strong><strong>controlling</strong>s<br />

I<strong>de</strong>ntifizierung ökologischer und<br />

sozialer Themen entlang <strong>de</strong>r<br />

Wertschöpfungskette<br />

Die Planung ist eine <strong>de</strong>r zentralen Aktivitäten<br />

<strong>de</strong>s Controllings. Aufgabe <strong>de</strong>r Planung ist die<br />

Schaffung einer Informationsbasis, mit <strong>de</strong>ren<br />

Hilfe die für die Zielerreichung <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

kritischen Faktoren sowie Chancen<br />

und Risiken in rationale Wirkungszusammenhänge<br />

gebracht wer<strong>de</strong>n. Entsprechend gilt es in<br />

einem ersten Schritt sowohl beim konventionellen<br />

Controlling, als auch im <strong>Nachhaltigkeits</strong><strong>controlling</strong>,<br />

die zentralen Erfolgstreiber <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

zu i<strong>de</strong>ntifizieren. 6<br />

Die I<strong>de</strong>ntifikation <strong>de</strong>r nachhaltigkeitsrelevanten<br />

Erfolgsfaktoren bedingt einerseits die Ermittlung<br />

<strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Stakehol<strong>de</strong>r sowie<br />

<strong>de</strong>ren Interessen. An<strong>de</strong>rerseits kann aber auch<br />

ein bestimmtes <strong>Nachhaltigkeits</strong>thema – etwa<br />

die Reduzierung von Treibhausgasen – als Ausgangspunkt<br />

für die Untersuchung <strong>de</strong>r Tätigkeitsfel<strong>de</strong>r<br />

und Aktivitäten eines Unternehmens<br />

dienen. Zur Strukturierung <strong>de</strong>r Stakehol<strong>de</strong>r-<br />

und Themenfindung eignet sich die Orientierung<br />

entlang <strong>de</strong>r Wertschöpfungskette <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

(vgl. Abbildung 3). 7<br />

Die Analyse <strong>de</strong>r Wertschöpfungskette ermöglicht<br />

dabei die I<strong>de</strong>ntifikation und Zuordnung von<br />

ökonomischen, sozialen und ökologischen Themen<br />

sowie Stakehol<strong>de</strong>rn zu bestimmten Unternehmensprozessen.<br />

Relevanz ökologischer und sozialer<br />

Themen – Bewertungskriterien<br />

Zentrale Aufgabe <strong>de</strong>s Controllings ist es, <strong>de</strong>r<br />

Unternehmensführung entscheidungsrelevante<br />

Informationen bereitzustellen. Demnach benötigt<br />

das Management lediglich Informationen zu<br />

solchen ökologischen und sozialen Themen,<br />

welche sich direkt o<strong>de</strong>r indirekt auf die Zielerreichung<br />

auswirken und zu<strong>de</strong>m steuern und<br />

überwachen lassen. Das Controlling hat folglich<br />

die Aufgabe, die i<strong>de</strong>ntifizierten Umwelt- und<br />

Sozialindikatoren in einer objektiven und systematischen<br />

Analyse zu quantifizieren.<br />

Grundsätzlich kann dabei zunächst zwischen<br />

drei Stufen <strong>de</strong>r strategischen Relevanz unterschie<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n. 8<br />

� Ausprägung als Ergebniskennzahl: Umwelt-<br />

und Sozialaspekte können unmittelbare<br />

strategische Kernelemente darstellen, beispielsweise<br />

<strong>de</strong>n Marktanteil eines Unternehmens<br />

in einem anvisierten Öko-Segment.<br />

� Ausprägung als Leistungstreiber: Die<br />

i<strong>de</strong>ntifizierten Umwelt- und Sozialaspekte<br />

stehen in einem unmittelbaren Wirkungszusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>n ökonomischen, ökologischen<br />

o<strong>de</strong>r sozialen Ergebniskennzahlen;<br />

z. B. beinhaltet die Energieeffizienz<br />

eines energieintensiven Unternehmens einen<br />

Leistungstreiber <strong>de</strong>r Produktivität.<br />

� Hygienefaktoren: <strong>Nachhaltigkeits</strong>themen<br />

können sog. Hygienefaktoren darstellen. Die-<br />

se begrün<strong>de</strong>n zwar keinen Wettbewerbsvorteil,<br />

haben im Gesamtkontext jedoch oftmals<br />

eine hohe Be<strong>de</strong>utung für das Unternehmen,<br />

wie z. B. die Sicherstellung <strong>de</strong>r Einhaltung<br />

rechtlicher Umwelt- o<strong>de</strong>r Sozialvorschriften.<br />

Das beschriebene Vorgehen ermöglicht die<br />

Überprüfung <strong>de</strong>r Umwelt- und Sozialexponiertheit<br />

einer Geschäftseinheit in Bezug auf ihre<br />

strategische Relevanz. In einem zweiten Schritt<br />

gilt es, die Wirkungen <strong>de</strong>r i<strong>de</strong>ntifizierten Themen<br />

auf das Unternehmen und <strong>de</strong>ssen Umfeld<br />

sowie die kausalen Beziehungen zu <strong>de</strong>n Finanzkennzahlen<br />

<strong>de</strong>r ökonomischen Dimension zu<br />

analysieren.<br />

Kennzahlen zur Messung<br />

<strong>de</strong>r erfolgsrelevanten<br />

<strong>Nachhaltigkeits</strong>themen<br />

Für die Beurteilung <strong>de</strong>s Unternehmenserfolgs<br />

privatwirtschaftlicher Unternehmen existieren<br />

zahlreiche finanzielle Kennzahlen und Konzepte,<br />

wie etwa Gewinn, Economic Value Ad<strong>de</strong>d<br />

(EVA®) o<strong>de</strong>r Sharehol<strong>de</strong>r Value. Das Konzept<br />

<strong>de</strong>r Nachhaltigkeit ver<strong>de</strong>utlicht, dass es zu <strong>de</strong>ren<br />

Steuerung einer Größe bedarf, welche über<br />

die traditionellen finanziellen Erfolgskriterien<br />

<strong>de</strong>r ökonomischen Dimension hinausgeht.<br />

Die Beurteilung <strong>de</strong>r <strong>Nachhaltigkeits</strong>leistung eines<br />

Unternehmens erfolgt in <strong>de</strong>r Literatur häufig anhand<br />

<strong>de</strong>r Orientierung an externen Kosten


Abb. 3: I<strong>de</strong>ntifizierung von <strong>Nachhaltigkeits</strong>themen entlang <strong>de</strong>r Wertschöpfungskette<br />

bzw. <strong>de</strong>r Monetarisierung <strong>de</strong>r im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r ökonomischen Leistung <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

stehen<strong>de</strong>n externen ökologischen und<br />

sozialen Effekte. Ein weiteres diskutiertes Konzept<br />

ist die Berechnung <strong>de</strong>r sog. Vermeidungskosten<br />

ökologischer Belastungen. Bei<strong>de</strong><br />

Konzepte sind trotz <strong>de</strong>r guten theoretischen<br />

Fundierung aufgrund <strong>de</strong>r schwer objektivierbaren<br />

Berechnungen nur eingeschränkt für<br />

die praktische Umsetzung geeignet.<br />

Die integrative <strong>Nachhaltigkeits</strong>steuerung bedingt<br />

zu<strong>de</strong>m die Entwicklung einer Kennzahl,<br />

welche die <strong>Nachhaltigkeits</strong>leistung einer Geschäftseinheit<br />

in einer einzigen monetären<br />

Kennzahl auszudrücken vermag. In diesem Zusammenhang<br />

bietet sich die nähere Betrach-<br />

Autoren<br />

Dr. Konstantin Wehrum<br />

ist Manager, Advisory – Performance & Technology, bei KPMG<br />

AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Frankfurt am Main.<br />

E-Mail: kwehrum@kpmg.com<br />

Tel.: +49 69 9587-4389<br />

tung <strong>de</strong>s Konzepts <strong>de</strong>s Sustainable Value<br />

Ad<strong>de</strong>d an. 9 Beim Sustainable Value Ad<strong>de</strong>d<br />

han<strong>de</strong>lt es sich im Gegensatz zu <strong>de</strong>n kosten-<br />

bzw. belastungsorientierten Bewertungsverfahren<br />

um eine wertorientierte Steuerungsgröße.<br />

Die Steuerung erfolgt hier nicht über eine<br />

Bewertung <strong>de</strong>r relativen o<strong>de</strong>r absoluten Schädlichkeit<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens, son<strong>de</strong>rn durch die<br />

Bemessung <strong>de</strong>s durch eine effizientere ökologische<br />

wie soziale Ressourcennutzung geschaffenen<br />

ökonomischen Wertes. Die Kennzahl<br />

bewertet die <strong>Nachhaltigkeits</strong>leistung<br />

eines betrachteten Unternehmens, in<strong>de</strong>m<br />

sie die zusätzlich geschaffene ökonomische<br />

Leistung bei einer, auf die gesamte Volkswirtschaft<br />

bezogenen, unverän<strong>de</strong>rten ökologischen<br />

und sozialen Belastung aufgezeigt. 10<br />

Dr. Andreas Ries<br />

ist Partner, Advisory – Performance & Technology, bei KPMG AG<br />

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Frankfurt am Main.<br />

E-Mail: andreasries@kpmg.com<br />

Tel.: +49 69 9587-2055<br />

CM März / April 2011<br />

Darüber hinaus beinhaltet die Definition und Erfassung<br />

von <strong>Nachhaltigkeits</strong>kennzahlen erhebliche<br />

Synergieeffekte im Zusammenhang mit<br />

<strong>de</strong>r externen Berichterstattung. So lässt sich<br />

auf Grundlage <strong>de</strong>r <strong>de</strong>finierten Kennzahlen gezielt<br />

auf die Anfor<strong>de</strong>rungen von Standards –<br />

beispielsweise <strong>de</strong>r Global Reporting Initiative<br />

(GRI) – eingehen. 11 Hierfür können eine Vielzahl<br />

<strong>de</strong>r zu berichten<strong>de</strong>n <strong>Nachhaltigkeits</strong>indikatoren<br />

von bereits existieren<strong>de</strong>m Datenmaterial abgeleitet<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Konzepte zur Steuerung von<br />

Nachhaltigkeit<br />

Zur strategischen Steuerung einer nachhaltigen<br />

Unternehmensführung wird unter an<strong>de</strong>rem die<br />

Erweiterung <strong>de</strong>r klassischen Balanced<br />

Scorecard um eine <strong>Nachhaltigkeits</strong>perspektive<br />

diskutiert. 12 Kennzeichnend für diesen<br />

Ansatz ist die vollumfängliche Integration<br />

von ökologischen und sozialen Aspekten auf<br />

Gesamtunternehmensebene und die Verankerung<br />

<strong>de</strong>r <strong>Nachhaltigkeits</strong>indikatoren als kritische<br />

Erfolgsfaktoren <strong>de</strong>s Unternehmenserfolgs. Zentraler<br />

Bestandteil <strong>de</strong>r sog. Sustainability Balanced<br />

Scorecard (SBSC) ist die hierarchische<br />

Abbildung <strong>de</strong>r Ursachen –Wirkungszusammenhänge<br />

<strong>de</strong>r nicht direkt marktbezogenen Themen<br />

aus <strong>de</strong>m <strong>Nachhaltigkeits</strong>kontext sowie die Ausrichtung<br />

<strong>de</strong>r abgebil<strong>de</strong>ten Wertschöpfungsprozesse<br />

auf eine wertorientierte Spitzenkennzahl.<br />

13<br />

29


30<br />

Determinanten eines integrativen <strong>Nachhaltigkeits</strong>managements und -<strong>controlling</strong>s<br />

Grundsätzlich ermöglicht die erweiterte Balanced<br />

Scorecard die Berücksichtigung zukünftiger<br />

ökologischer und gesellschaftlicher Entwicklungen,<br />

womit <strong>de</strong>m Management ein operatives<br />

Instrument zur Implementierung von<br />

<strong>Nachhaltigkeits</strong>themen in die Unternehmenssteuerung<br />

zur Verfügung steht. Dennoch weist<br />

die SBSC auch erhebliche methodische<br />

Schwächen auf. So lassen sich – wie bereits<br />

bei <strong>de</strong>r klassischen Balanced Scorecard – die<br />

Wirkungszusammenhänge <strong>de</strong>r <strong>Nachhaltigkeits</strong>themen<br />

mit nur einer Spitzenkennzahl aufgrund<br />

<strong>de</strong>r vielfältigen Interpen<strong>de</strong>nzen innerhalb und<br />

zwischen <strong>de</strong>n Perspektiven nicht ein<strong>de</strong>utig<br />

analytisch begrün<strong>de</strong>n 14 . Aufgrund <strong>de</strong>r konzeptionellen<br />

Schwächen ist die Balanced Scorecard<br />

zur vollständigen Integration <strong>de</strong>r <strong>Nachhaltigkeits</strong>themen<br />

in die wertorientierte Unternehmensführung<br />

nur bedingt geeignet.<br />

Die Sustainability Balanced Scorecard eignet<br />

sich insbeson<strong>de</strong>re für die Formulierung einer<br />

<strong>Nachhaltigkeits</strong>strategie und die Ableitung <strong>de</strong>r<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Ziele. Um jedoch eine Verankerung<br />

<strong>de</strong>r <strong>Nachhaltigkeits</strong>themen im gesamten<br />

Unternehmen sicherzustellen, muss die Erreichung<br />

<strong>de</strong>r Strategien und Ziele durch das Management<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens objektiv messbar<br />

und steuerbar sein. Hierzu bedarf es adäquater<br />

und leistungsstarker Steuerungssys teme. Entsprechend<br />

<strong>de</strong>r stetig zunehmen<strong>de</strong>n Be<strong>de</strong>utung<br />

von Umweltthemen – speziell die Reduzierung<br />

<strong>de</strong>s weltweiten CO 2 Ausstoßes – ist in diesem<br />

Zusammenhang vor allem die aktuelle Diskussion<br />

um ein effizientes Carbon Accounting<br />

System zu nennen. 15 Zentraler Bestandteil<br />

eines Carbon Accounting Systems ist es, die<br />

CO 2 Werte <strong>de</strong>s Unternehmens möglichst exakt<br />

zu ermitteln und verursachungsgerecht auf<br />

Produkte und / o<strong>de</strong>r Prozesse zu allokieren.<br />

Hierbei liegt es nahe, im Sinne eines integrativen<br />

Steuerungskonzepts die Nähe zur traditionellen<br />

Kostenrechung zu nutzen und die Ermittlung<br />

<strong>de</strong>r CO 2 Werte in <strong>de</strong>n Verantwortungsbereich<br />

<strong>de</strong>s Controllings zu legen.<br />

Ausblick<br />

Die aufgezeigten Entwicklungen und Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

zur Integration von <strong>Nachhaltigkeits</strong>themen<br />

in die Gesamtunternehmenssteuerung<br />

und hier insbeson<strong>de</strong>re ins operative<br />

Controlling, haben gezeigt, dass sich Unternehmen<br />

in Zukunft noch intensiver mit <strong>de</strong>r<br />

konsequenten Umsetzung ihrer <strong>Nachhaltigkeits</strong>strategien<br />

auseinan<strong>de</strong>rsetzen<br />

müssen. Der interdisziplinäre Charakter von<br />

Themen in Verbindung mit <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntifizierung,<br />

Zielsetzung und Steuerung <strong>de</strong>r erfolgsrelevanten<br />

<strong>Nachhaltigkeits</strong>kriterien macht es umso<br />

schwieriger, die Agenda weiter voranzutreiben.<br />

Dabei stellt nicht nur die Entwicklung zukünftiger<br />

regulatorischer Rahmenbedingungen eine<br />

Herausfor<strong>de</strong>rung dar, vielmehr ergeben sich<br />

aus einer proaktiven <strong>Nachhaltigkeits</strong>strategie<br />

zahlreiche Chancen, um Wettbewerbsvorteile<br />

zu sichern.<br />

Ausschlaggebend für die erfolgreiche Umsetzung<br />

einer Unternehmensphilosophie, die<br />

sowohl die ökonomische als auch die ökologische<br />

und soziale Dimension berücksichtigt,<br />

ist die Verankerung auf allen Unternehmensebenen.<br />

Hierbei gilt es, die internen<br />

Steuerungssysteme entsprechend anzupassen,<br />

um transparente und entscheidungsunterstützen<strong>de</strong><br />

Informationen bereitzustellen.<br />

Dabei bieten bereits bestehen<strong>de</strong> Controllingsysteme<br />

die Basis für die Integration von ökologischen<br />

und sozialen Kennzahlen. Im Bereich<br />

<strong>de</strong>r Emissionserfassung und -steuerung bestehen<br />

schon heute Ansatzpunkte, um diese Daten<br />

ins bestehen<strong>de</strong> Finanzreporting mit einzubeziehen.<br />

Die Parallelen zu bestehen<strong>de</strong>n<br />

Kostenrechungssystemen eröffnen Unternehmen<br />

die Möglichkeit, hier gezielt anzusetzen.<br />

Die Entwicklung hin zu einem integrierten,<br />

ganzheitlichen <strong>Nachhaltigkeits</strong>management<br />

wird zukünftig sowohl wissenschaftlich als<br />

auch auf unternehmerischer Seite zeigen, welche<br />

Ansätze sich durchsetzen.<br />

Fußnoten<br />

1 Europäische Kommission: Verordnung (EG)<br />

Nr. 71/2001 <strong>de</strong>s Europäischen Parlamentes<br />

und <strong>de</strong>s Rates vom 19. März 2001 über die<br />

freiwillige Beteiligung von Organisationen an<br />

einem Gemeinschaftssystem für das Umweltmanagement<br />

und die Umweltbetriebsprüfung<br />

(EMAS), S. 7.<br />

2 Vgl. Evelize Welzel: Corporate Social Responsibility<br />

o<strong>de</strong>r Corporate Citizenship? Interdiszipli-<br />

näre theoretische Konzepte als Grundlage <strong>de</strong>r<br />

Begriffsabgrenzung <strong>de</strong>r CSR, in: Müller, Martin /<br />

Schaltegger, Stefan (Hrsg.): Corporate Social<br />

Responsibility. Trend o<strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>erscheinung?<br />

S. 53 – 77, hier S. 72.<br />

3 Schaltegger et al: <strong>Nachhaltigkeits</strong>management<br />

in Unternehmen, Studie 2007, S. 10.<br />

4 Vgl. Schaltegger et al: <strong>Nachhaltigkeits</strong>management<br />

in Unternehmen, Studie 2007, S. 10.<br />

5 Vgl. Horvath, P., Controlling, 11. Auflage, München<br />

2009, S. 220ff.<br />

6 Vgl. Dyckhoff et al.: Rollenkonflikte zwischen<br />

Umweltmanagern und Controllern, in: Schmidt /<br />

Schwegler: Umweltschutz und strategisches<br />

Han<strong>de</strong>ln. S. 265.<br />

7 Vgl. Dubielzig, Frank: Sozio-Controlling im Unternehmen,<br />

Wiesba<strong>de</strong>n 2009, S. 147.<br />

8 Vgl. Figge et a. (2001): Sustainability Balance<br />

Scorecard: Wertorientiertes <strong>Nachhaltigkeits</strong>management<br />

mit <strong>de</strong>r Balanced Scorecard, S. 39.<br />

9 Figge, F / Hahn, T (2004): Sustainable Value<br />

Ad<strong>de</strong>d. Measuring Corporate Contributions to<br />

Sustainability Beyond Eco Efficiency, in: Ecological<br />

Economics, vol. 38, S. 173 – 187.<br />

10 Vgl. Figge, F / Hahn, T (2004): Sustainable<br />

Value Ad<strong>de</strong>d – Ein neues Maß <strong>de</strong>s <strong>Nachhaltigkeits</strong>beitrags<br />

von Unternehmen am Beispiel <strong>de</strong>r<br />

Henkel KGaA, in DIW, S. 129.<br />

11 Die Global Reporting Initiative (GRI) hat es<br />

sich zur Aufgabe gemacht, einen transparenten<br />

Rahmen für die <strong>Nachhaltigkeits</strong>berichterstattung<br />

zur Verfügung zu stellen, <strong>de</strong>r von allen Organisationen,<br />

unabhängig von Größe, Branche<br />

o<strong>de</strong>r Standort, genutzt wer<strong>de</strong>n kann, vgl.: Global<br />

Compact / GRI, Verbindungen schaffen: Die<br />

GRI-Leitlinien und die Fortschrittsmitteilung<br />

<strong>de</strong>s UN Global Compact, 2007.<br />

12 Vgl. Schäfer / Langer: 2005. Zur klassischen<br />

Balance Scorecard vgl. Kaplan / Norton 1996,<br />

S. 34f.<br />

13 Vgl. insbeson<strong>de</strong>re Dylick / Schaltegger 2001.<br />

14 Vgl. Schäfer / Langer: a.a.O. (Fn. 11) S. 11.<br />

15 Vgl. Eitelwein, Oliver / Goretzki, Lukas: Carbon<br />

Accounting und Controlling erfolgreich implementieren<br />

– Status Quo und Ausblick, in:<br />

ZfCM, Heft 1, 2010, S. 23 – 31.


Controller’s Riskmanagement<br />

<strong>de</strong>r Controllingdaten – Teil 2 –<br />

von Frank-J. Witt und Kerin Witt<br />

Konfi<strong>de</strong>nzschätzung:<br />

Vorgehensweise<br />

Konfi<strong>de</strong>nz- bzw. Vertrauensintervalle sind im<br />

Bereich <strong>de</strong>r Statistik solche Intervalle, in <strong>de</strong>nen<br />

sich ein zu schätzen<strong>de</strong>r Parameter mit einer<br />

bestimmten Vertrauenswahrscheinlichkeit<br />

befin<strong>de</strong>t; meist han<strong>de</strong>lt es sich dabei um symmetrische<br />

Intervalle um einen mittels Stichprobe<br />

erhobenen Schätzwert herum. Aufgrund<br />

<strong>de</strong>s nicht-kommagenauen Korridor- und Bandbreiten<strong>de</strong>nkens<br />

im Controlling wären bzw. sind<br />

Konfi<strong>de</strong>nztests für Controller’s Analyse eigentlich<br />

überaus relevant.<br />

Die Bestimmung <strong>de</strong>r Konfi<strong>de</strong>nzintervalle<br />

� hängt ab von <strong>de</strong>r gewählten Vertrauenswahrscheinlichkeit<br />

(je höher die gewählte,<br />

d. h. vom Entschei<strong>de</strong>r vorzugeben<strong>de</strong> Wahrscheinlichkeit,<br />

<strong>de</strong>sto enger das Konfi<strong>de</strong>nzintervall)<br />

� wird i. d. R. für einzelne zu schätzen<strong>de</strong> Parameter<br />

mittels spezieller Stichprobenfunktionen<br />

vorgenommen. M. a. W.: Es hängt von<br />

<strong>de</strong>r Art bzw. vom Typ <strong>de</strong>s zu schätzen<strong>de</strong>n<br />

Parameters (beispielsweise Mittelwert vs.<br />

Streuungsmaß) sowie von <strong>de</strong>r Verteilung <strong>de</strong>r<br />

Grundgesamtheit ab (z. B. Normalverteilung,<br />

also die bekannte „Glockenkurve“), mit welcher<br />

Detailmethodik das jeweilige Konfi<strong>de</strong>nzintervall<br />

zu bestimmen ist.<br />

Hier zunächst einzelne Stufen, um das Vorgehen<br />

zu ver<strong>de</strong>utlichen:<br />

� Erster Schritt: Entscheidung darüber, welcher<br />

Parameter zu schätzen ist. In Betracht<br />

kommt meist ein Mittelwert, eine Varianz<br />

o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>r p-Wert bei einer Binominalverteilung<br />

B(n; p). (Schnell zur Erinnerung<br />

und für <strong>de</strong>n flüchtigen Leser ggf. auch zum<br />

Überlesen: Eine Binominalverteilung kann<br />

auf diverse Fragestellungen angewen<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n. Eine typische Fragestellung: Eine<br />

Maschine hat eine Ausschussquote von 20 %.<br />

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass von<br />

fünf zufällig ausgewählten Werkstücken kein<br />

Stück Ausschuss darstellt? Hier liegt eine<br />

B(5; 0,2)-Verteilung mit entsprechend nachschlagbaren<br />

Tabellen zugrun<strong>de</strong>, aus <strong>de</strong>r man<br />

nun die Wahrscheinlichkeit für 0 abliest,<br />

nämlich 32,77 %. Abbildung 7 veranschaulicht,<br />

wie die einzelnen Komponenten <strong>de</strong>r Parameterschätzung<br />

zusammenhängen. Das<br />

Anwendungsbeispiel klärt hoffentlich auf,<br />

dass alles halb so wild ist!<br />

� Zweiter Schritt: Annahme darüber, wie die<br />

Grundgesamtheit verteilt ist. Üblich sind<br />

hier die bei<strong>de</strong>n – alternativen! – Annahmen,<br />

die Grundgesamtheit sei normalverteilt o<strong>de</strong>r<br />

sie sei beliebig verteilt (= man weiß nichts<br />

über die Verteilung <strong>de</strong>r Grundgesamtheit).<br />

Dritte, an<strong>de</strong>re Verteilungstypen wer<strong>de</strong>n häufig<br />

mittels <strong>de</strong>r Normalverteilung – meist: die<br />

standardisierte N(0;1)-Verteilung – approximiert,<br />

also durch die Normalverteilung ersetzt,<br />

sofern die so genannten Approximationsbedingungen<br />

erfüllt sind. Das Zutreffen<br />

dieser Approximationsbedingungen wird erheblich<br />

durch die Stichprobengröße n beeinflusst.<br />

� Dritter Schritt: Ermittlung eines konkreten<br />

Schätzwertes für <strong>de</strong>n Parameter, z. B.<br />

durch eine Stichprobe, aus <strong>de</strong>r Erfahrung<br />

abgeleitet o. Ä.<br />

� Vierter Schritt: Vorgabe einer so genannten<br />

Konfi<strong>de</strong>nz- o<strong>de</strong>r Vertrauenswahrscheinlichkeit.<br />

Sie gibt die Wahrscheinlichkeit pro-<br />

CM März / April 2011<br />

zentual an (z. B. 95 %), dass <strong>de</strong>r fokussierte<br />

Parameter im Konfi<strong>de</strong>nzintervall liegt. Praktisch<br />

üblich sind Vertrauenswahrscheinlichkeiten<br />

von 90 %, 95 % und 99 %.<br />

� Fünfter Schritt: Rechentechnische Ermittlung<br />

<strong>de</strong>s Konfi<strong>de</strong>nzintervalls.<br />

Konfi<strong>de</strong>nzschätzung: Beispiel<br />

Ein Global-Player zieht über all seine zahlreichen<br />

Verkaufsgebiete bzw. verantwortlichen<br />

Außendienstler eine Stichprobe. Das arithmetische<br />

Mittel <strong>de</strong>s Marktanteils wur<strong>de</strong> dabei als<br />

25 % errechnet (= Schätzwert für <strong>de</strong>n Parameter<br />

"Marktanteil"); die Stichprobenvarianz betrage<br />

s 2 = 9, die Standardabweichung s als<br />

Wurzel daraus ist also gleich 3. Mit einer Vertrauenswahrscheinlichkeit<br />

von a = 90 %<br />

(bzw. gleichbe<strong>de</strong>utend: auf einem Konfi<strong>de</strong>nzniveau<br />

von 1 – a = 1 – 90 % = 10 %) soll das<br />

Vertrauens- bzw. Konfi<strong>de</strong>nzintervall <strong>de</strong>s<br />

weltweiten Durchschnittsmarktanteils berechnet<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei einem recht hohen Stichprobenumfang (n ><br />

30; vgl. Abbildung 7) könnte man beruhigt von<br />

einer Normalverteilung ausgehen; dies wer<strong>de</strong>n<br />

wir im Folgen<strong>de</strong>n tun. Die – symmetrische!<br />

– Abweichung vom Stichprobenwert 25 nach<br />

unten und oben wird berechnet, in<strong>de</strong>m vom<br />

Stichprobenwert 25 nun jeweils <strong>de</strong>r Wert c * s/<br />

n 1/2 addiert (obere Intervallgrenze) bzw. subtrahiert<br />

(untere Intervallgrenze) wird. D. h. für unser<br />

Beispiel: c * 3/10 = 0,3c. Jetzt ist nur noch<br />

das ominöse c zu ermitteln. Nun, c ist nichts<br />

an<strong>de</strong>res als <strong>de</strong>r so genannte 0,05-Punkt (= c 1 -<br />

Punkt) bzw. 0,95-Punkt (= c 2 -Punkt) <strong>de</strong>r<br />

N(0;1)-Normalverteilung. Das Konfi<strong>de</strong>nzniveau<br />

31


32<br />

Controller’s Riskmanagement <strong>de</strong>r Controllingdaten – Teil 2 –<br />

Abb. 7: Ausgewählte Stichprobenfunktionen zur Ableitung von Konfi<strong>de</strong>nzintervallen<br />

Abb. 8: Ausschnitt aus einer Tabelle zur N(0;1)-Normalverteilungsfunktion<br />

a = 10 % wird dazu also auf jeweils a/2 = 10/2<br />

= 5 % „aufgeteilt“, und zwar üblicherweise und<br />

rechnungsvereinfachend symmetrisch links<br />

und rechts <strong>de</strong>s Mittelwerts. Der 5 %- bzw. <strong>de</strong>r<br />

0,05-Punkt sowie auch <strong>de</strong>r 95 %-Punkt bzw.<br />

0,95-Punkt lassen sich dann unproblematisch<br />

in gängigen Tabellen nachschlagen (vgl. Abbildung<br />

8).<br />

Im Tabellenausschnitt lt. Abbildung 8 sucht<br />

man nämlich <strong>de</strong>n Wert 0,95 und fin<strong>de</strong>t zumin<strong>de</strong>st<br />

– ganz nahe daran liegend – <strong>de</strong>n Wert<br />

0,9505. Der zugehörige c-Wert ist zunächst<br />

1,6; die zugehörige zweite Nachkomma-Stelle<br />

liegt zwischen 4 und 5; wir interpolieren diese<br />

also auf 45 und haben insgesamt dann 1,645.<br />

Da die Normalverteilung symmetrisch ist, weist<br />

<strong>de</strong>r 0,05-Punkt <strong>de</strong>nselben Wert wie für <strong>de</strong>n<br />

0,95-Punkt auf; wir müssen also nicht noch<br />

einmal in die Tabelle gehen. Damit haben wir<br />

die bei<strong>de</strong>n c-Werte tabellarisch ermittelt und<br />

sind schon fertig: Das gesuchte Vertrauensintervall<br />

für <strong>de</strong>n Marktanteil hat dann als Untergrenze<br />

<strong>de</strong>n Wert 25 – 0,3 * 1,645 = 20,065.<br />

Die Intervallobergrenze lautet: 25 + 0,3 * 1,645<br />

= 29,135. Innerhalb dieser Intervallgrenzen<br />

liegt mit 90 %iger Wahrscheinlichkeit <strong>de</strong>r<br />

durchschnittliche Marktanteil <strong>de</strong>s Konzerns<br />

weltweit; mit 10 %iger Wahrscheinlichkeit (=<br />

unser Konfi<strong>de</strong>nzniveau) liegt er jedoch außerhalb<br />

<strong>de</strong>s errechneten Intervalls.<br />

Was aber nun, wenn wir alternativ zu <strong>de</strong>n bisherigen<br />

Überlegungen das Konfi<strong>de</strong>nzniveau<br />

verän<strong>de</strong>rn? Nun, grundsätzlich gilt:<br />

Wenn die Vertrauenswahrscheinlichkeit sinkt,<br />

verengt sich das Vertrauensintervall, und umgekehrt.<br />

Bei einer Vertrauenswahrscheinlichkeit<br />

von beispielsweise lediglich 80 % – statt<br />

bisher unterstellt: 90 % – suchen wir in <strong>de</strong>r<br />

N(0;1)-Verteilungstabelle <strong>de</strong>n 0,1-Punkt und<br />

<strong>de</strong>n 0,9-Punkt (vgl. Abbildung 9). Es ergibt sich<br />

für die bei<strong>de</strong>n c-Werte 1,25. Die Intervallgrenzen<br />

lauten nunmehr: 25 – 0,3 * 1,25 = 24,625<br />

sowie 25 + 0,3 * 1,25 = 25,375. Der Anwen<strong>de</strong>r<br />

muss sich also darüber klar wer<strong>de</strong>n, was er<br />

bei diesem Tra<strong>de</strong>-off zwischen Vertrauenswahrscheinlichkeit<br />

und Intervallbreite bevorzugt:<br />

Ein engeres, in unserem Zahlenbeispiel<br />

sogar drastisch reduziertes Intervall o<strong>de</strong>r aber<br />

eine höhere „Trefferwahrscheinlichkeit“ (im<br />

Beispiel: 90 % vs. 80 %).<br />

Dies ist klassisches Risikomanagement in<br />

Bezug auf die Controllingdaten. Und das<br />

muss auch – zwar evtl. vergröbert – <strong>de</strong>m<br />

Managerkun<strong>de</strong>n gesagt wer<strong>de</strong>n können! Eine<br />

Sensitivitätsanalyse ist hier oftmals hilfreich.<br />

Abbildung 10 zeigt anhand einer Zu-<br />

Abb. 9: Kompletttabelle N(0;1)-Verteilung<br />

stimmung mittels einer 10er Ratingskala, in<br />

welchem Ausmaß Manager aus verschie<strong>de</strong>nen<br />

Unternehmensgrößen diversen Typen<br />

<strong>de</strong>r Sensitivitätsanalyse aufgeschlossen gegenüberstehen<br />

vs. eher einen „einwertigen“<br />

Parameter bevorzugen.<br />

Dabei gilt es zu unterschei<strong>de</strong>n:<br />

� Allgemeine Sensitivitätsanalyse (z. B. gemäß<br />

Erwartungsrechnung optimistischer<br />

Wert, wahrscheinlichster Wert u. Ä.)<br />

� Einflussgrößen-Sensitivität (welche wenigen<br />

Treiber beeinflussen <strong>de</strong>n fokussierten<br />

Parameter in welchem Ausmaß? Beispiel:<br />

Eine Preissteigerung um x % än<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>n Planerlös<br />

um y %)<br />

� Intervall-Sensitivität, wie hier im Beitrag<br />

fokussiert.<br />

Die Kernaussage in Abbildung 10 liegt offen:<br />

Datenverdichtung zu einem einzigen Wert <strong>de</strong>utlich<br />

bevorzugt! Dies be<strong>de</strong>utet aber für <strong>de</strong>n Controller,<br />

im Vorfeld beson<strong>de</strong>rs exakt zu arbeiten<br />

und für sich selbst eine Sensitivitätsanalyse anzustellen,<br />

um das Risikoausmaß <strong>de</strong>r Daten zu<br />

erkennen. Der Grundaufbau dieses Beispiels<br />

lässt sich auch auf an<strong>de</strong>re <strong>controlling</strong>relevante<br />

Fragestellungen übertragen, so etwa<br />

� Durchschnittliche Kostensätze im Spartenvergleich


� Durchschnittspreisniveau in verschie<strong>de</strong>nen<br />

Märkten mit typischen verhandlungs- und<br />

nachlassbedingten Abschlägen vom Listenpreis.<br />

Konfi<strong>de</strong>nzschätzung: Problem<br />

„Stichprobenumfang“<br />

Bisher variierten wir Vertrauenswahrscheinlichkeit<br />

vs. Intervallbreite bzw. sprachlich<br />

gleichbe<strong>de</strong>utend zur Intervallbreite: Intervalllänge<br />

L. Nun fehlt noch ein Parameter in <strong>de</strong>r<br />

Überlegung, nämlich <strong>de</strong>r Stichprobenumfang.<br />

Je größer dieser ist, <strong>de</strong>sto weniger risikobehaftet<br />

wer<strong>de</strong>n im Allgemeinen die Analysen.<br />

Folgen<strong>de</strong> Formel zeigt – auf <strong>de</strong>r Basis<br />

symmetrischer Intervalle bzw. Verteilungen –<br />

<strong>de</strong>n Zusammenhang zwischen L, Stichprobenumfang<br />

n und Schätzwert m: L = 2c * [m(1 –<br />

m)/n] 1/2 . Man kann diese Gleichung nach n<br />

auflösen, um auf diese Weise <strong>de</strong>n Min<strong>de</strong>ststichprobenumfang<br />

zu erhalten. Bei einer Vertrauenswahrscheinlichkeit<br />

von 80 % gilt dann<br />

etwa: 25,375 – 24,625 = 0,75 = 2 * 1,25 *<br />

[(0,25 * 0,75)/n] 1/2 . Auflösen nach n liefert: n<br />

= 2,083, also eine überaus geringe notwendige<br />

Stichprobe bei allerdings „nur“ 80 % Vertrauenswahrscheinlichkeit.<br />

Hinweis: Formal rechentechnisch gesehen<br />

wäre unser Ausgangszahlenbeispiel selbstverständlich<br />

auch ohne Kenntnis bzw. ohne Beachtung<br />

<strong>de</strong>s Stichprobenvolumens errechenbar,<br />

so dass man im Extremfall aufgrund lediglich<br />

einer Verkaufseinheit in <strong>de</strong>r Stichprobe (n = 1)<br />

<strong>de</strong>n Schätzmarktanteil 25 % hätte ermitteln<br />

und dann methodisch wie vorgestellt weiterrechnen<br />

können. Ohne die Kenntnis <strong>de</strong>s Stichprobenvolumens<br />

n darf man in<strong>de</strong>s nicht ohne<br />

weiteres eine Normalverteilung unterstellen;<br />

dies ist i. d. R. erst ab n > 30 erlaubt (vgl. Abbildung<br />

7). Es lohnt sich überdies ein Blick auf<br />

die Standardabweichung s = 3 <strong>de</strong>s Ausgangsbeispiels,<br />

die nahelegt, dass die Abweichungen<br />

grundsätzlich bei <strong>de</strong>r betrachteten Fragestellung<br />

nicht son<strong>de</strong>rlich hoch sind.<br />

Weil <strong>de</strong>r Stichprobenumfang häufig ein neuralgischer<br />

Aspekt ist, hier noch ein an<strong>de</strong>res Beispiel:<br />

Eine Telefonumfrage unter 200 Kun<strong>de</strong>n<br />

ergab, dass 98 Personen, also 49 % <strong>de</strong>r Stichprobe,<br />

ein Neuprodukt erst-, d. h. probekaufen<br />

Abb. 10: Akzeptanz einer Sensitivitätsanalyse beim Tool „Parameterschätzung”<br />

wür<strong>de</strong>n. Wie hoch ist bei einem 95 %-Vertrauensintervall<br />

<strong>de</strong>r Anteil p aller Probekäufer in <strong>de</strong>r<br />

Bun<strong>de</strong>srepublik? Die Approximationsbedingung<br />

200 * 0,49 (1 – 0,49) = 49,98 > 9 ist erfüllt;<br />

wir können die N(0;1)-Verteilung approximativ<br />

anwen<strong>de</strong>n. Auf Basis <strong>de</strong>r N(0;1)-Verteilung ergibt<br />

sich <strong>de</strong>r 0,975-Punkt tabellarisch mit 1,96.<br />

Der linke, untere Intervallwert ergibt sich als<br />

0,49 – 1,96 * (0,49 * 0,51 / 200)1/2 = 0,421.<br />

Der rechte, obere Intervallgrenzenwert lautet<br />

0,49 + 1,96 * (0,49 * 0,51 / 200)1/2 = 0,559.<br />

Mit 95 %iger Wahrscheinlichkeit liegt <strong>de</strong>r Anteil<br />

<strong>de</strong>r Probekäufer in diesem Intervall. Dies<br />

ist allerdings recht lang bzw. breit. Man könnte<br />

daher <strong>de</strong>n Stichprobenumfang erhöhen, und<br />

zwar <strong>de</strong>rart drastisch, dass – bei weiterhin<br />

gelten<strong>de</strong>m Konfi<strong>de</strong>nzniveau wie bisher – <strong>de</strong>r<br />

Probekäuferanteil mit einer Abweichung von<br />

lediglich ± 1 % geschätzt wird. Es gilt daher:<br />

Die erlaubte bzw. vom Anwen<strong>de</strong>r tolerierte<br />

Abweichung von p ist Δp = 0,01. Setzt man p<br />

= 0,5, so gilt: n = c2 p(1 – p) / (Δp)2 = 1,962<br />

* 0,25 / 0,012 = 9604. Der Stichprobenumfang<br />

muss also min<strong>de</strong>stens 9.604 Personen<br />

umfassen, um zu einer genauen Anteilsschätzung<br />

zu gelangen. Er wür<strong>de</strong> damit beinahe 50<br />

mal so groß sein wie bei <strong>de</strong>r Telefon-Blitzumfrage!<br />

In <strong>de</strong>r Ausgangsfragestellung wur<strong>de</strong> zwar als<br />

Grundgesamtheit die Bun<strong>de</strong>srepublik Deutsch-<br />

CM März / April 2011<br />

land bzw. ihre Einwohner, also rd. 80 Mio. Menschen,<br />

unterstellt. Faktisch reduziert sich <strong>de</strong>r<br />

relevante Markt für ein spezifisches Neuprodukt<br />

drastisch, wenn man allein schon an simple<br />

<strong>de</strong>mographische Kriterien wie Alter, Einkommen,<br />

Geschlecht usw. <strong>de</strong>nkt. Noch mehr<br />

wird die dann noch verbleiben<strong>de</strong> relevante<br />

Grundgesamtheit aber durch kaufrelevante<br />

Segmentierungskriterien weiter geschrumpft<br />

(z. B. Nutzenerwartung, Einstellungen zur Marke<br />

usw.). All diese Überlegungen, wie groß<br />

<strong>de</strong>nn nun die eigentlich relevante Grundgesamtheit<br />

im Vergleich zur Stichprobe ist, bleiben<br />

in<strong>de</strong>s bisher außen vor.<br />

Hier noch ein weiteres Beispiel, das <strong>de</strong>n Einfluss<br />

<strong>de</strong>r Stichprobengröße auf das Rechenergebnis<br />

ver<strong>de</strong>utlicht: Eine Stichprobe<br />

n = 100 wird gezogen und ergibt einen Schätzwert<br />

(z. B. für <strong>de</strong>n Marktanteil m) in Höhe von<br />

m = 11,1 %. Die Standardabweichung s betrage<br />

0,6. Die Vertrauenswahrscheinlichkeit soll<br />

95 % betragen. Da <strong>de</strong>r Stichprobenumfang<br />

n = 100 und damit größer als 30 ist (vgl. Abbildung<br />

7), kann man eine Normalverteilung unterstellen.<br />

Dann wird mittels <strong>de</strong>r inzwischen<br />

bekannten Methodik das Intervall ermittelt. Die<br />

untere Intervallgrenze lautet 11,1 – 1,96 * 0,6 /<br />

1001/2 = 11,1 – 0,12 = 10,98. Die obere Intervallgrenze<br />

lautet entsprechend 11,1 + 0,12 =<br />

11,22. Im Folgejahr wird aus Kostengrün<strong>de</strong>n<br />

lediglich eine Stichprobe n = 10 < 30 gezogen,<br />

33


34<br />

Controller’s Riskmanagement <strong>de</strong>r Controllingdaten – Teil 2 –<br />

Abb. 11: Fehlermatrix<br />

so dass nun keine Normalverteilung mehr unterstellt<br />

wer<strong>de</strong>n darf.<br />

Als Schätzwerte ergaben sich m = 10,7 % sowie<br />

s = 0,7. Man darf allerdings unterstellen,<br />

dass die zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong> Verteilung eingipflig-symmetrisch<br />

ist und daher <strong>de</strong>r Normalverteilung<br />

weiterhin zumin<strong>de</strong>st „ähnelt“, also approximativ<br />

normalverteilt ist. Man kann <strong>de</strong>shalb<br />

dann mit Hilfe <strong>de</strong>r t-Verteilung (siehe ausführlicher<br />

Abschn. 4.2; hier also ein kleiner<br />

Vorgriff) ein Vertrauensintervall errechnen. Es<br />

wird dabei die t(n-1)-Verteilung, also die t(10 –<br />

1 = 9)-Verteilung benötigt. Man sucht <strong>de</strong>mnach<br />

in <strong>de</strong>r t(9)-Verteilung <strong>de</strong>n 0,975-Punkt;<br />

er lautet 2,26. Die linke, untere Intervallgrenze<br />

lautet dann: 10,7 – 2,26 * 0,7 / 101/2 = 10,7<br />

– 0,5 = 10,2. Entsprechend symmetrisch für<br />

die rechte, obere Intervallgrenze: 10,7 + 0,5 =<br />

11,2. Man sieht also, dass sich im Jahresvergleich<br />

die Intervalle verän<strong>de</strong>rt haben, nämlich<br />

zum einen aufgrund <strong>de</strong>s reduzierten Stichpro-<br />

Abb. 12: Wald-Verfahren<br />

benumfangs, zum an<strong>de</strong>ren wegen <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren,<br />

neuen Stichprobenergebnisse.<br />

Noch einmal konkret zum Vergleich <strong>de</strong>r Stichprobengröße:<br />

Um <strong>de</strong>n isolierten Effekt einer Variation<br />

<strong>de</strong>r Stichprobegröße zu zeigen, unterstellen<br />

wir nun einmal irrealistischerweise, dass<br />

sich im Jahresvergleich lediglich <strong>de</strong>r Stichprobenumfang<br />

– und sonst gar nichts – än<strong>de</strong>rte,<br />

also in bei<strong>de</strong>n Jahren i<strong>de</strong>ntische Stichprobenergebnisse<br />

ermittelt wur<strong>de</strong>n. Als Konsequenz<br />

daraus muss – wie oben bereits geschehen –<br />

im Folgejahr die t(9)-Verteilung statt <strong>de</strong>r Normalverteilung<br />

angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Dann errechnet<br />

sich als untere Intervallgrenze 11,1 –<br />

2,26 * 0,6 / 101/2 = 11,1 – 0,428 = 10,672.<br />

Entsprechend für die obere Intervallgrenze<br />

11,528. Man sieht durch <strong>de</strong>n Intervallvergleich<br />

<strong>de</strong>n Einfluss <strong>de</strong>s Stichprobenvolumens: Zuvor<br />

bei großer Stichprobe [10,98; 11,22] vs. nunmehr<br />

bei stark reduzierter Stichprobe [10,672;<br />

11,528].<br />

Das notwendige Stichprobenvolumen ist<br />

also ein gewisses „Enigma“ im gesamten<br />

Vorgehen, da bislang nicht explizit auf die Relation<br />

von Größe <strong>de</strong>r Grundgesamtheit zu Stichprobenumfang<br />

Bezug genommen wird. Vielmehr<br />

wird <strong>de</strong>r Stichprobenumfang quasi „absolutiert“:<br />

� Die Normalverteilung ist – so sie aufgrund<br />

<strong>de</strong>r Stichprobengröße angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />

darf („Zentraler Grenzwertsatz“, n > 30; vgl.<br />

Abbildung 7) – dafür Garant, dass sie auf die<br />

Grundgesamtheit „passt“ und insofern keine<br />

weiteren Überlegungen bzgl. Grundgesamtheitsvolumen<br />

o. Ä. notwendig sind. Etwas<br />

vereinfacht ausgedrückt: Wenn die Normalverteilung<br />

„passt“, ist es weitgehend gleichgültig,<br />

welches Volumen <strong>de</strong>r Grundgesamtheit<br />

dahintersteht. Die Methodik än<strong>de</strong>rt sich<br />

nicht bzw. es wird nicht das Verhältnis von<br />

Stichprobenvolumen und Grundgesamtheit<br />

explizit miteinbezogen – egal, ob man z. B.<br />

eine 35er Stichprobe aus einer 40er Grundgesamtheit<br />

zieht und damit beinahe eine Vollerhebung<br />

hat vs. eine 35er Stichprobe aus<br />

einer 1000er Grundgesamtheit zieht.<br />

� In an<strong>de</strong>ren Fällen wird bei zu geringer Stichprobengröße<br />

meist approximiert (hier das<br />

Beispiel <strong>de</strong>s t-Test).<br />

Man könnte auch hier noch tiefer einsteigen;<br />

das lassen wir aber jetzt, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Controller ist<br />

i. d. R. ja kein Vollblut-Marktforscher o<strong>de</strong>r Vollblut-Statistiker.<br />

Er müsste sich hier kompetente<br />

Hilfe suchen, falls er z. B. sowohl Konfi<strong>de</strong>nzniveau<br />

als auch Stichprobenumfang in Bezug zur<br />

Grundgesamtheit inter<strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nt variieren<br />

wollte. Metho<strong>de</strong>n sind hier etwa geschichtete<br />

Stichproben, Klumpenstichproben o<strong>de</strong>r – auch<br />

von Wahlen her bekannte – Hochrechnungen,<br />

die jeweils die Segmentierung <strong>de</strong>r Grundgesamtheit<br />

wi<strong>de</strong>rspiegeln.<br />

Konfi<strong>de</strong>nzschätzung: Ausblick<br />

Sequenzialanalyse<br />

Man sollte in<strong>de</strong>s nicht blindlings glauben,<br />

Stichproben müssten immer vollständig und<br />

„in einen Ruck“ gezogen wer<strong>de</strong>n. Vielmehr<br />

lehrt uns die Sequenzialanalyse bzw. das<br />

Wald-Verfahren, dass man Daten bzw. Informationen<br />

häppchenweise beschaffen sollte.


Die Sequenzialanalyse ist also eine Unterstützungstechnik bei Entscheidungsbäumen,<br />

um eine Stoppregel bei unbegrenztem Planungshorizont<br />

abzuleiten. Es geht im Prinzip darum, dass man nicht „auf einen<br />

Schlag“ Daten bzw. Informationen beschafft (z. B. großangelegte<br />

Marktforschungsstudie), son<strong>de</strong>rn bei sequenziellem Informationszuwachs<br />

(im theoretischen Extremfall: jeweils sequenzielle Befragung einer<br />

zusätzlichen einzelnen Person innerhalb einer Marktforschungsstudie)<br />

immer neu entschei<strong>de</strong>n kann, ob dann noch eine weitere Person<br />

befragt wird. Es müssen aber natürlich nicht immer nur Personen und<br />

klassische Marktforschung sein. Zu <strong>de</strong>nken ist beispielsweise auch an<br />

das Drilling-Down in Bezug auf einzelne Prozesse, um hier eine Stichprobe<br />

zu ziehen, ob sich eine Umorganisation lohnte.<br />

Die Informationskosten einer solchen sequenziellen Informationsbeschaffung<br />

wären evtl. <strong>de</strong>utlich geringer als die Informationsbeschaffungskosten<br />

bei <strong>de</strong>r erwähnten Beschaffung „auf einen Schlag“, da hier<br />

evtl. auch eine Überinformation (= nicht notwendige Information) eingeholt<br />

und bezahlt wür<strong>de</strong>. M. a. W.: Bei <strong>de</strong>r sequenziellen Information wür<strong>de</strong><br />

evtl. bereits ein kleinerer Stichprobenumfang ausreichen, um eine Hypothese<br />

H abzulehnen o<strong>de</strong>r nicht. Daraus ergibt sich Abbildung 11. Die<br />

Zeilen zeigen zwei mögliche Hypothesen H 0 und H 1 <strong>de</strong>s Entschei<strong>de</strong>rs und<br />

seine darauf basieren<strong>de</strong> Strategiewahl a 1 o<strong>de</strong>r a 2 . Die Spalten zeigen <strong>de</strong>n<br />

objektiven Wahrheitscharakter <strong>de</strong>r Hypothesen (<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Entschei<strong>de</strong>r ja<br />

nicht kennt). Die sequenziellen Informationsaktivitäten können nun die<br />

bei<strong>de</strong>n Hypothesen bestätigen („nicht-ablehnen“) o<strong>de</strong>r auch verwerfen.<br />

Es lässt sich im sog. Wald-Verfahren (vgl. Abbildung 12) ein an <strong>de</strong>r Ordinate<br />

abgetragener In<strong>de</strong>x konstruieren und berechnen, <strong>de</strong>r sich mit steigen<strong>de</strong>m<br />

Informationsumfang än<strong>de</strong>rt (gestrichelte Linie <strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Abszisse<br />

abgetragenen Informationsaktivitäten). Verlässt <strong>de</strong>r In<strong>de</strong>x einen Indifferenzbereich,<br />

so führt dies entwe<strong>de</strong>r zur Hypothesenablehnung o<strong>de</strong>r<br />

aber zur Hypothesenannahme. Auf eine weitere Detaildarstellung <strong>de</strong>s<br />

Wald-Verfahrens wird jedoch hier bewusst verzichtet, da es viele Controller<br />

in <strong>de</strong>r Praxis erfahrungsgemäß überfor<strong>de</strong>rt. Der Controller sollte allerdings<br />

<strong>de</strong>n Grundgedanken kennen, um sich ggf. gezielt Unterstützung<br />

holen zu können.<br />

Konfi<strong>de</strong>nzschätzung:<br />

Abschließen<strong>de</strong> Beispiele<br />

Hier abschließend noch zwei weitere kurze „Ergebnisbeispiele“ zur Parameterschätzung<br />

ohne Detailherleitung, um die Relevanz zu ver<strong>de</strong>utlichen:<br />

� Eine Grundgesamtheit (hier: Anzahl <strong>de</strong>r Beschwer<strong>de</strong>n in einem bestimmten<br />

größeren Verkaufsgebiet) sei standardisiert-normalverteilt<br />

mit <strong>de</strong>r Varianz 16. Bei einem Stichprobenumfang von 400 im gesamten<br />

Beschwer<strong>de</strong><strong>controlling</strong> ergab sich ein Schätzwert für <strong>de</strong>n Mittelwert<br />

in dieser Grundgesamtheit von 7 (= 7 Beschwer<strong>de</strong>n im Durchschnitt<br />

je Tag). Setzt man eine Vertrauenswahrscheinlichkeit von 95 %<br />

an, so kann man aus einschlägigen Tabellen ablesen: Intervallobergrenze<br />

ist 7,392; Untergrenze ist 6,608. Mit 95 %iger Wahrscheinlichkeit<br />

gibt es also 6,608 bis 7,392 Beschwer<strong>de</strong>n / Tag.<br />

� Lösung zum Eingangsbeispiel zu Beginn dieses Beitrags: Der neue interne<br />

Controllingbericht wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Lower-Management vorgestellt;<br />

dabei wur<strong>de</strong> zum äußersten Kos tenbewusstsein aufgerufen. Bei einer<br />

zeitlich nachgelagerten Befragung von n = 40 Lower-Managern gaben<br />

8 Personen und damit 8/40 = 20 % an, Kostenreduktionen bereits erreicht<br />

zu haben. Innerhalb welcher Vertrauensgrenzen liegt nun <strong>de</strong>r<br />

Prozentanteil p kostenreduzieren<strong>de</strong>r Manager (Vertrauenswahrscheinlichkeit<br />

95 %)? Nun, es han<strong>de</strong>lt sich um eine B(n;p) verteilte Zufallsvariable.<br />

Da np = 40 * 20 % > 5 und n(1 – p) = 40 * 80 % > 5 ist und<br />

somit die Approximationsbedingungen erfüllt sind, lässt sich diese Binomalverteilung<br />

durch eine Normalverteilung approximieren. Die Streuung<br />

beträgt dann (p(1 – p)/n)1/2 = (0,2 * 0,8 / 40)1/2 = 0,063 (leicht<br />

gerun<strong>de</strong>t). Der 0,025-Punkt bzw. <strong>de</strong>r 0,975-Punkt lautet gemäß Tabellenwerk<br />

1,96. Das Vertrauensintervall weist dann als linke, untere<br />

Intervallgrenze <strong>de</strong>n Wert 0,2 – 1,96 * 0,063 = 0,08 auf. Der rechte,<br />

obere Wert <strong>de</strong>r Intervallgrenze beträgt 0,2 + 1,96 * 0,063 = 0,32<br />

(Werte leicht gerun<strong>de</strong>t). Der Prozentanteil kostenbewusster Manager<br />

liegt also – auf Basis einer 95 %igen Vertrauenswahrscheinlichkeit –<br />

zwischen 8 % und 32 %. Der Schätzwert 20 % aus <strong>de</strong>r Stichprobe wird<br />

also von einem doch recht weiten Intervall umrahmt; man sollte <strong>de</strong>shalb<br />

diesen 20 %-Schätzwert nicht ohne Weiteres auf die Grundgesamtheit<br />

übertragen!<br />

Teil 3 folgt im CM Mai / Juni 2011.<br />

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35


36<br />

Kostenrechnung – Relevance lost again?<br />

Kostenrechnung – Relevance lost again?<br />

von Jürgen Weber<br />

In <strong>de</strong>n USA hat das Buch „Relevance lost – The<br />

Rise and Fall of Management Accounting“ von<br />

Kaplan und Johnson vor gut zwei Jahrzehnten<br />

hohe Wellen geschlagen. Aus <strong>de</strong>r tief gehen<strong>de</strong>n<br />

Kritik an <strong>de</strong>r Kostenrechnung amerikanischer<br />

Unternehmen entwickelten bei<strong>de</strong> Autoren das<br />

Konzept <strong>de</strong>s Activity Based Costing als Antwort<br />

für eine traditionell zu pauschale, ja falsche<br />

Kostenzurechnung.<br />

Im <strong>de</strong>utschsprachigen Raum wur<strong>de</strong> die mit<br />

ABC verbun<strong>de</strong>ne Aufbruchsstimmung häufig<br />

etwas belächelt. Bedingt durch die eher kleinteilige,<br />

komplexe Industriestruktur hatte sich<br />

die Kostenrechnung hier frühzeitig sehr ausdifferenziert.<br />

Der „Urvater“ <strong>de</strong>r Kostenrechnung,<br />

Eugen Schmalenbach, hat so schon 1899<br />

die Prozesskostenrechnung in ihrem Kern<br />

vorgedacht. Mehr noch: Wer bei Paul Riebel<br />

die hohe Kunst mehrdimensionaler Bezugsgrößenhierarchien<br />

gelernt hatte, war hohe<br />

Komplexität gewohnt und gedanklich weit von<br />

amerikanischen Verhältnissen undifferenzierter<br />

Produktkostenrechnungen entfernt.<br />

Eher machte es Spaß, mit Plaut-Schülern zu<br />

streiten, wer <strong>de</strong>nn die „richtigste“ Kostenrechnung<br />

vertrat, die gleichzeitig auch die komplexeste<br />

war. Allerdings hätten wir <strong>de</strong>n Kopf<br />

nicht so hoch tragen sollen. Drei ganz wichtige<br />

Themen fehlten nämlich in <strong>de</strong>n Gedankengebäu<strong>de</strong>n<br />

von Kilger & Co. ganz, wur<strong>de</strong>n nicht<br />

ernst genommen o<strong>de</strong>r unterschätzt.<br />

Entscheidungsorientierte<br />

Kostenrechnung<br />

Das erste Thema betrifft die grundsätzliche<br />

Ausrichtung <strong>de</strong>r Kostenrechnung. In <strong>de</strong>r „<strong>de</strong>utschen<br />

Schule“ hat die Entscheidungsorientierung<br />

eine zentrale Rolle gespielt. Wolfgang<br />

Kilger, Hans-Georg Plaut und Paul Riebel ging<br />

es um die Fundierung und Kontrolle von Entscheidungen<br />

im Rahmen gegebener Kapazitäten.<br />

„Entscheidungsorientierte Kostenrechnung“<br />

wur<strong>de</strong> zum Synonym für „mo<strong>de</strong>rne“<br />

Kostenrechnung. In <strong>de</strong>r Praxis ist die Untermauerung<br />

von Entscheidungen in <strong>de</strong>r Tat eine<br />

wichtige Aufgabe. Sie steht aber keinesfalls<br />

allein. Verhaltenssteuerung ist (min<strong>de</strong>stens)<br />

genauso wichtig. Bei<strong>de</strong> gleichrangig nebeneinan<strong>de</strong>r<br />

zu stellen, ist heute in <strong>de</strong>n Lehrbüchern<br />

gang und gäbe.<br />

Für die gezielte Beeinflussung <strong>de</strong>s Verhaltens<br />

sind aber an<strong>de</strong>re Aspekte wichtig als<br />

für Entscheidungsfundierung, wie etwa die<br />

Manipulationsresistenz <strong>de</strong>r Daten und die Beachtung<br />

<strong>de</strong>s Prinzips <strong>de</strong>r Controllability. Wenn<br />

aus <strong>de</strong>r Entscheidungsperspektive betrachtet<br />

eine höhere Detaillierung immer Sinn macht<br />

und nur von <strong>de</strong>n Systemkosten begrenzt wird,<br />

resultiert aus <strong>de</strong>r Verhaltensorientierung ein<br />

bewusster Verzicht auf zu hohe Komplexität,<br />

damit die Rechnung verständlich,<br />

nachvollziehbar und überprüfbar bleibt.<br />

Transparenz kann auch scha<strong>de</strong>n, dann nämlich,<br />

wenn sie nicht je<strong>de</strong>r versteht.<br />

Globalisierung<br />

Ein zweites Thema wur<strong>de</strong> lange Zeit vernachlässigt:<br />

<strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>r Globalisierung im<br />

Allgemeinen und <strong>de</strong>s Kapitalmarkts im<br />

Speziellen. In einer globalisierten Welt sticht<br />

die Son<strong>de</strong>rposition Deutschlands im Bereich<br />

<strong>de</strong>r Kostenrechnung <strong>de</strong>utlich hervor; unsere<br />

Systeme sind komplexer als an<strong>de</strong>rswo. Wer mit<br />

<strong>de</strong>utschsprachigen Wurzeln global tätig ist, hat<br />

es schwer, seine Töchter in aller Welt dazu zu<br />

bewegen, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Standard zu übernehmen.<br />

Unterbleibt eine Anpassung, wird die<br />

Koordination schwierig. Kapitalmarktorientierung<br />

hat eine noch stärkere Wirkung auf die<br />

Kostenrechnung.


International ist die Trennung in externe<br />

und interne Rechnung in <strong>de</strong>n Unternehmen<br />

längst nicht so ausgeprägt wie traditionell<br />

bei uns. Unsere Kostenrechner haben die Finanzbuchhaltung<br />

eher als kostenlosen Datenlieferanten<br />

<strong>de</strong>nn als Produzent managementrelevanter<br />

Informationen gesehen. International<br />

wird das externe Rechnungswesen dagegen<br />

vom Prinzip <strong>de</strong>r Entscheidungsnützlichkeit bestimmt.<br />

Für die Gewinnung und Bindung von Investoren<br />

kommt ihm eine wichtige Be<strong>de</strong>utung<br />

zu. Mit <strong>de</strong>n IFRS gilt dies nun auch bei uns.<br />

Damit wird es für das Management relevant.<br />

Hieraus resultiert die Harmonisierung, d.h.<br />

Wertgleichheit <strong>de</strong>s ex- und internen Rechnungswesens<br />

Sie wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n großen Unternehmen<br />

in <strong>de</strong>n letzten Jahren zumin<strong>de</strong>st<br />

auf Konzernebene durchgängig vollzogen. Für<br />

kalkulatorische Kosten ist damit allenfalls noch<br />

<strong>de</strong>zentral in Werken Platz.<br />

Dynamik <strong>de</strong>r Wirtschaft<br />

Das dritte Thema kann mit „Dynamik <strong>de</strong>r<br />

Wirtschaft“ überschrieben wer<strong>de</strong>n. Das hört<br />

sich an wie eine Plattitü<strong>de</strong>, ist aber immens<br />

Autor<br />

wichtig. Die Dynamik betrifft zunächst die einzelne<br />

Leistungserstellung. Früher wur<strong>de</strong>n Produktionsstätten<br />

wie für die Ewigkeit errichtet,<br />

heute gibt es viele Beispiele dafür, dass ein<br />

Werk für ein Produkt aufgebaut und nach Ablauf<br />

weniger Jahre, mit <strong>de</strong>m Auslaufen <strong>de</strong>s Produkts,<br />

wie<strong>de</strong>r geschlossen wird. Generell verkürzen<br />

sich in vielen Branchen die Produktlebenszyklen<br />

– mit entsprechen<strong>de</strong>r Konsequenz<br />

für die Kostenrechnung: Lohnte sich früher<br />

die Investition in eine intensive Kostenplanung,<br />

gilt das heute oftmals nicht mehr,<br />

weil nach kurzer Zeit wie<strong>de</strong>r neu geplant<br />

wer<strong>de</strong>n müsste. Eine Dynamik an<strong>de</strong>rer Art<br />

entsteht durch <strong>de</strong>n Kauf und Verkauf von Unternehmensteilen.<br />

M&A ist stets mit <strong>de</strong>m Problem<br />

verbun<strong>de</strong>n, neue Einheiten schnell in die zentrale<br />

Unternehmensteuerung aufnehmen zu<br />

müssen. Ein solches „Einhängen“ ist um so<br />

eher möglich, je ähnlicher und einfacher die<br />

Strukturen sind. Dies betrifft auch die Kostenrechnung.<br />

Wie<strong>de</strong>rum resultiert eine Ten<strong>de</strong>nz<br />

zur Komplexitätsreduktion.<br />

Trends in <strong>de</strong>r Praxis<br />

Es verwun<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>shalb nicht, dass man in <strong>de</strong>r<br />

Praxis vielen Phänomenen begegnet, die einen<br />

Kostenrechner <strong>de</strong>r „alten Schule“ nicht wirklich<br />

erfreuen: (1) Unternehmen mit langer Erfahrung<br />

kostenstellenbezogener Kostenplanung<br />

und -kontrolle haben diese eingestellt. Selbiges<br />

gilt für die Trennung in fixe und proportionale<br />

Kosten. Damit wur<strong>de</strong>n heilige Kühe <strong>de</strong>r Kostenrechnung<br />

geschlachtet. (2) Deckungsbeitragsrechnungen<br />

sind zwar – wenn man auf<br />

die Ergebnisse <strong>de</strong>s WHU-Controllerpanels<br />

schaut – auf <strong>de</strong>m Vormarsch, aber letztlich<br />

heißt in <strong>de</strong>n Unternehmen beinahe alles, was<br />

von Erlösen Kosten abzieht, Deckungsbeitrag.<br />

Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen Weber<br />

ist Direktor <strong>de</strong>s Instituts für Management und Controlling (IMC)<br />

<strong>de</strong>r WHU-Otto-Beisheim-Hochschule, Burgplatz 2, D-56179 Vallendar;<br />

www.whu.edu/<strong>controlling</strong>. Er ist zu<strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

Kuratoriums <strong>de</strong>s Internationalen Controller Vereins (ICV).<br />

E-Mail: juergen.weber@whu.edu<br />

Deckungsbeitragsrechnungen sehen in <strong>de</strong>n<br />

Lehrbüchern trichterförmig aus, von <strong>de</strong>n Produkt<strong>de</strong>ckungsbeiträgen<br />

bis zum Betriebsergebnis.<br />

In <strong>de</strong>r Praxis trifft man aber immer nur auf<br />

klassische Zahlenreihen in Tabellen ohne leere<br />

Fel<strong>de</strong>r. (3) Sinnvolle Erweiterungen <strong>de</strong>r Kostenrechnung<br />

haben sich nicht wirklich durchgesetzt,<br />

so etwa Kun<strong>de</strong>nergebnisrechnungen,<br />

die Prozesskostenrechnung, von komplexeren<br />

Rechnungen wie Lebenszykluskostenrechnungen<br />

ganz abgesehen.<br />

Unternehmen sind also mehr o<strong>de</strong>r weniger<br />

konsequent <strong>de</strong>n Weg gegangen, Kostenrech-<br />

nung weniger komplex zu machen. Das mag<br />

man in traditioneller Sicht eines „<strong>de</strong>utschen“<br />

Kostenrechners beklagen. Man hört halt lieber<br />

die Nachricht, dass sich das Wort „Grenzplankostenrechnung“<br />

in <strong>de</strong>n USA verbreitet, als <strong>de</strong>n<br />

Hinweis, dass eine sophistizierte Kostenspaltung<br />

eingestellt wird. Vielleicht <strong>de</strong>nkt man an<br />

dieser Stelle aber auch nur wie ein von <strong>de</strong>n<br />

Controllern so häufig angeprangerter Ingenieur,<br />

<strong>de</strong>r gol<strong>de</strong>ne Wasserhähne konstruiert hat, die<br />

keiner brauchte. Wer <strong>de</strong>n Trend zu weniger<br />

Komplexität nicht mag, muss sich im ersten<br />

Schritt mit <strong>de</strong>n neuen Anfor<strong>de</strong>rungen und<br />

Zwecken <strong>de</strong>r Kostenrechnung auseinan<strong>de</strong>rsetzen.<br />

Vielleicht wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n eingängigen<br />

Kostenrechnungsbüchern ja nur ein Teil <strong>de</strong>r<br />

gesamten Geschichte erzählt, vielleicht fehlten<br />

Kapitel, die an<strong>de</strong>re Handlungsempfehlungen<br />

geben.<br />

Fazit<br />

CM März / April 2011<br />

Gilt „Relevance lost“ nun auch in <strong>de</strong>r Hochburg<br />

<strong>de</strong>r Kostenrechnung? Aus meiner Sicht<br />

trifft das nur für die I<strong>de</strong>e zu, man könne alle<br />

an die Kostenrechnung herangetragenen Fragen<br />

durch ein einziges, mächtiges System<br />

beantworten. Ein Nebeneinan<strong>de</strong>r einer relativ<br />

schlanken, laufen<strong>de</strong>n Basisrechnung<br />

und ins Detail gehen<strong>de</strong>n, stark auf<br />

<strong>de</strong>n konkreten Einzelfall bezogenen fallweisen<br />

Rechnung ist die richtige Lösung.<br />

Das Vorgehen wird stark durch einen Projektcharakter<br />

<strong>de</strong>s Denkens bestimmt, es suggeriert<br />

nicht das Bild, alles wäre laufend aus einer<br />

omnipotenten Rechnung heraus möglich.<br />

Fallweise Anwendungen <strong>de</strong>r Kostenrechnung<br />

verhin<strong>de</strong>rten es auch, dass bestimmte Berechnungen<br />

zu Routinen wer<strong>de</strong>n, die nicht<br />

hinterfragt und damit nicht verstan<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Kostenrechnungs-Know-how ist auch für fallweise<br />

Rechnungen wichtig. Die Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

wer<strong>de</strong>n nicht kleiner. Damit bleibt<br />

eine fundierte, ins Detail gehen<strong>de</strong> Ausbildung in<br />

Kostenrechnung weiter wichtig, auch wenn das<br />

Basissystem in <strong>de</strong>r Praxis zunehmend einfacher<br />

wird – und dies ist eine versöhnliche<br />

Perspektive für einen Hochschullehrer, <strong>de</strong>r<br />

Kilger, Plaut und Riebel noch aus persönlicher<br />

Anschauung kennt.<br />

37


38<br />

Das Tor zur Unternehmenskrise wird in <strong>de</strong>r Kojunktur geöffnet!<br />

Das Tor zur Unternehmenskrise wird in <strong>de</strong>r<br />

Konjunktur geöffnet!<br />

von Götz-Andreas Kemmner<br />

Aus Fehlern lernen: Es sind zuerst einmal<br />

leistungswirtschaftliche Defizite und nicht<br />

Finanzierungsprobleme, die Unternehmen<br />

in die Knie zwingen. Welche Erfahrungen aus<br />

<strong>de</strong>r Unternehmenssanierung und Empfehlungen<br />

zum rechtzeitigen Gegensteuern gibt es?<br />

Die Insolvenzrate in Deutschland hat in <strong>de</strong>r<br />

Wirtschaftskrise zugenommen. Wen wun<strong>de</strong>rt<br />

es: Märkte brechen weg, Banken wollen o<strong>de</strong>r<br />

können erfor<strong>de</strong>rliches Fremdkapital nicht bereitstellen.<br />

Einerseits gibt es Unternehmen –<br />

und nicht zu wenige – , die die Wirtschaftskrise<br />

getroffen hat, und die sich trotz<strong>de</strong>m erfolgreich<br />

behaupten, an<strong>de</strong>rerseits müssen manche<br />

Unternehmen auch in mo<strong>de</strong>rateren Rezessionsphasen,<br />

sogar in Zeiten <strong>de</strong>s Wirtschaftsaufschwungs,<br />

<strong>de</strong>n Weg zum Insolvenzgericht<br />

antreten o<strong>de</strong>r restrukturiert wer<strong>de</strong>n. In unseren<br />

Sanierungs- und Restrukturierungsprojekten<br />

sehen wir uns regelmäßig mit <strong>de</strong>r Frage konfrontiert,<br />

warum ein Unternehmen nicht mehr<br />

ausreichend wettbewerbsfähig ist, <strong>de</strong>nn hier<br />

liegen die Hebel, an <strong>de</strong>nen man bei einer Restrukturierung<br />

ansetzen muss.<br />

Fragt man die Unternehmen selbst o<strong>de</strong>r verfolgt<br />

man die öffentliche Diskussion in <strong>de</strong>n Medien,<br />

so dominieren immer wie<strong>de</strong>r dieselben vermeintlichen<br />

Ursachen, die zu Liquiditätskrisen<br />

führen, wie:<br />

� kurzfristiges Wegbrechen von Märkten<br />

� mangeln<strong>de</strong> „Treue“ <strong>de</strong>s Fremdkapitals<br />

� <strong>de</strong>r internationale Wettbewerb<br />

� Währungsschwankungen<br />

� Export- o<strong>de</strong>r Import-Hemmnisse.<br />

Zu großen Teilen sind dies jedoch nur die<br />

letzten Tropfen, die das berühmte Fass<br />

zum Überlaufen brachten. Die wirklichen Ursachen<br />

<strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>n Wettbewerbsfähigkeit<br />

liegen zumeist an an<strong>de</strong>ren Stellen. Wie Hauschildt<br />

1 bereits vor langem ver<strong>de</strong>utlichte, lässt<br />

sich die Ursachen-Wirkungskette in <strong>de</strong>n Unternehmen<br />

von einer Liquiditätskrise über eine Ertragskrise<br />

und eine Strategiekrise zu einer<br />

leistungswirtschaftlichen Krise zurückverfolgen.<br />

Auch nach unseren Erfahrungen aus zahlreichen<br />

Restrukturierungs- und Sanierungsprojekten<br />

sowie Sachverständigenanalysen sind es<br />

letztlich leistungswirtschaftliche Defizite, die<br />

die Wettbewerbsfähigkeit <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

erodieren lassen. Leistungswirtschaftliche Defizite<br />

können in guten Zeiten Ertrag, in schlechten<br />

aber das Leben kosten. Und nur wenn man<br />

an dieser Stelle ansetzt, kann man die Wettbewerbsfähigkeit<br />

von Unternehmen langfristig<br />

sichern.<br />

Unsere Erfahrungen zeigen darüber hinaus,<br />

dass die Probleme immer wie<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>nselben<br />

Stellen <strong>de</strong>r Wertschöpfungskette zu fin<strong>de</strong>n<br />

sind! Abbildung 1 gibt schematisch eine Wertschöpfungskette<br />

wie<strong>de</strong>r. Betrachten wir eine<br />

Wertschöpfungskette genauer, wird <strong>de</strong>utlich,<br />

dass sie sich in fünf Schichten zerlegen lässt.<br />

Die unterste Schicht <strong>de</strong>r Wertschöpfung stellen<br />

die Herstellungsprozesse dar; das, was an einer<br />

einzelnen Produktionsanlage o<strong>de</strong>r Maschine<br />

getan wird. Die Herstellungsprozesse sind<br />

durch Materialflüsse (Schicht 2) miteinan<strong>de</strong>r<br />

verbun<strong>de</strong>n. Die Materialflüsse wer<strong>de</strong>n durch<br />

Informationsflüsse (Schicht 3) angestoßen.<br />

Die Informationsflüsse wie<strong>de</strong>rum wer<strong>de</strong>n auf<br />

<strong>de</strong>r Planungs- und Steuerungsebene


(Schicht 4) koordiniert („disponiert“). Die Planungs-<br />

und Steuerungsebene wie<strong>de</strong>rum setzt<br />

das logistische Geschäftsmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Wertschöpfungskette<br />

(Schicht 5) um. Das Ergebnis<br />

<strong>de</strong>r Wertschöpfungskette ist ein Produktportfolio,<br />

das sich am Markt behaupten muss.<br />

Die zentralen Probleme, auf die wir immer wie<strong>de</strong>r<br />

stoßen, befin<strong>de</strong>n sich nun an folgen<strong>de</strong>n drei<br />

Stellen:<br />

� beim Produkt-Portfolio<br />

� bei <strong>de</strong>r Planung und Steuerung <strong>de</strong>r Prozesse<br />

(Schicht 4), sowie<br />

� beim angewen<strong>de</strong>ten logistischen Geschäftsmo<strong>de</strong>ll<br />

(Schicht 5).<br />

Diese drei Krankheitsher<strong>de</strong> wollen wir uns<br />

nachfolgend etwas genauer ansehen:<br />

Krankheitsher<strong>de</strong> in Unternehmen<br />

Abbildung 2 zeigt ein typisches Produkt-Portfolio,<br />

wie man es bei vielen Unternehmen auf <strong>de</strong>r<br />

Fertigwarenseite fin<strong>de</strong>t. Die einzelnen Artikel<br />

wur<strong>de</strong>n einerseits nach ihrer Umsatzbe<strong>de</strong>utung<br />

(ABC) und an<strong>de</strong>rerseits danach bewertet, wie<br />

regelmäßig <strong>de</strong>r Markt die Artikel nachfragt<br />

(XYZ). Es zeigt sich, dass mit 20-30 % <strong>de</strong>r Artikelnummern<br />

ca. 60-80 % <strong>de</strong>s Umsatzes erwirtschaftet<br />

wer<strong>de</strong>n. Am an<strong>de</strong>ren En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Portfolios wer<strong>de</strong>n mit 40-70 % <strong>de</strong>r Artikel nur<br />

3-4 % <strong>de</strong>s Umsatzes erwirtschaftet, wofür ein<br />

beträchtlicher Anteil <strong>de</strong>s Gesamtbestan<strong>de</strong>s erfor<strong>de</strong>rlich<br />

ist.<br />

Unten rechts im Produktportfolio, bei diesen CZ<br />

und CZ2-Artikeln, wird kaum Geld verdient. In<br />

Prozesskostenanalysen stellen wir immer wie<strong>de</strong>r<br />

fest, dass diese Artikel, selbst dann, wenn<br />

die Deckungsbeiträge noch positiv erscheinen,<br />

bei genauer Kostenzuordnung Geld verbrennen:<br />

Hohe Bestän<strong>de</strong> und damit Kapitalbindung im<br />

Verhältnis zum Umsatz; hoher Abwicklungs-<br />

und Verwaltungsaufwand; hohes Verschrottungsrisiko.<br />

Die wenigsten Unternehmen, nicht nur die wirtschaftlich<br />

schwachen, halten ihr Produktportfolio<br />

gepflegt. So verwun<strong>de</strong>rt es nicht, dass eine<br />

typische Metho<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Sanierung und<br />

Restrukturierung von Unternehmen das sogenannte<br />

„Downsizing“ darstellt: Man trennt<br />

Abb. 1: Immer wie<strong>de</strong>r dieselben leistungswirtschaftlichen Schwachstellen zwingen die Unternehmen in die Knie<br />

sich von einem verlustbringen<strong>de</strong>n und aufwandgenerieren<strong>de</strong>n<br />

Teil seines Produktportfolios.<br />

Im gleichen Zuge lassen sich überproportional<br />

Maschinen, Bestän<strong>de</strong>, Infrastruktur und<br />

Personal abbauen und das Unternehmen<br />

kommt wie<strong>de</strong>r in die Ertragszone. Bei einer regelmäßigen<br />

kritischen Pflege <strong>de</strong>s Artikelportfolios<br />

könnten solche dramatischen Schritte vermie<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n. Kein Personalabbau einerseits<br />

und höhere Erträge an<strong>de</strong>rerseits.<br />

Den zweiten Krankheitsherd stellt die<br />

vierte Schicht, die Planung und Steuerung<br />

<strong>de</strong>r Wertschöpfungskette dar. Trotz 50<br />

Jahren Erfahrung in Sachen PPS- und ERP-<br />

Sys teme verfügen viele Unternehmen noch<br />

immer nicht über eine durchgängige Planungskette<br />

von <strong>de</strong>r Absatzplanung bis zur<br />

Fertigungssteuerung; häufig liegen manuelle<br />

Schritte in Form von Excelplanungen dazwischen.<br />

Statt die Planungsautomatismen <strong>de</strong>s<br />

Abb. 2: Ein typisches Artikel-Portfolio bietet viel Ertragssteigerungspotential<br />

CM März / April 2011<br />

ERP-Systems zu nutzen, wird von Hand gearbeitet:<br />

das ERP-Sys tem dient nur als gol<strong>de</strong>ne<br />

Schreibmaschine.<br />

Was vor 30 Jahren bei wenigen und einfacheren<br />

Produkten und Fertigungsprozessen<br />

noch per Wand-Plantafel möglich war, lässt<br />

sich heute nicht mehr aufrechterhalten. Die Be<strong>de</strong>utung<br />

einer effizienten Disposition und Fertigungssteuerung<br />

wird in <strong>de</strong>n meisten Unternehmen<br />

systematisch unterschätzt. 153 Mrd. €<br />

Überbestän<strong>de</strong> 2 in <strong>de</strong>r Hochkonjunkturphase in<br />

Deutschland stellen nur eine Kennzahl für die<br />

Ineffizienz <strong>de</strong>r Dispositionsprozesse dar. Ohne<br />

effiziente und in wesentlichen Bereichen automatisierte<br />

Planungs- und Dispositionsprozesse<br />

keine nachhaltige Wirtschaftlichkeit! In vielen<br />

Restrukturierungsprojekten, und nicht nur dort,<br />

lässt sich die Liquidität, die für die Durchführung<br />

von Maßnahmen erfor<strong>de</strong>rlich ist, aus <strong>de</strong>m<br />

Abbau von Bestän<strong>de</strong>n gewinnen.<br />

39


40<br />

Das Tor zur Unternehmenskrise wird in <strong>de</strong>r Kojunktur geöffnet!<br />

Abb. 3: Unternehmensgeschäftsmo<strong>de</strong>ll und logistisches Geschäftsmo<strong>de</strong>ll müssen aufeinan<strong>de</strong>r abgestimmt sein<br />

Ein Unternehmen verfügt nicht nur über ein Unternehmens-Geschäftsmo<strong>de</strong>ll,<br />

son<strong>de</strong>rn auch<br />

über ein logistisches Geschäftsmo<strong>de</strong>l; häufig<br />

arbeiten bei<strong>de</strong> Geschäftsmo<strong>de</strong>lle nicht synchron,<br />

womit wir beim dritten Krankheitsherd<br />

angelangt sind: Während das Unternehmensgeschäftsmo<strong>de</strong>ll<br />

immer wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>s Marktes angepasst wird,<br />

bleibt das logistische Geschäftsmo<strong>de</strong>ll oft<br />

unverän<strong>de</strong>rt bestehen (siehe Abbildung 3).<br />

Hohe Variantenvielfalt, die viel zu früh schon zu<br />

Beginn <strong>de</strong>r ersten Produktionsschritte gebil<strong>de</strong>t<br />

wird, zu hohe Lieferbereitschaft bei selten<br />

nachgefragten Artikeln, falsche logistische Entkopplungspunkte<br />

o<strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong> marktsynchrone<br />

Produktion sind nur einige Beispiele für eine<br />

fehlen<strong>de</strong> Abstimmung zwischen logistischem<br />

Geschäftsmo<strong>de</strong>ll und Unternehmensgeschäftsmo<strong>de</strong>ll.<br />

Es genügt jedoch nicht, diese Problemfel<strong>de</strong>r zu<br />

i<strong>de</strong>ntifizieren, wenn es eigentlich zu spät dafür<br />

ist. Warum wer<strong>de</strong>n diese Probleme in vielen Unternehmen<br />

nicht rechtzeitig und in guten Zeiten<br />

behoben? Dafür lassen sich nach unserer Erfahrung<br />

vier wesentliche Ursachen i<strong>de</strong>ntifizieren:<br />

Autor<br />

Interne Zielsysteme blockieren<br />

die richtige Lösung<br />

Interne Zielsysteme sind heute sehr populär; im<br />

kleinen Mittelstand genauso wie in <strong>de</strong>r Großindustrie.<br />

Was hilft besser, alle Führungskräfte<br />

für die Steigerung <strong>de</strong>s Unternehmensertrags zu<br />

motivieren, als das Ziel <strong>de</strong>r Ertragssteigerung<br />

auf Teilziele für die verschie<strong>de</strong>nen Unternehmensbereiche<br />

herunterzubrechen? Der Einkauf<br />

soll das Einkaufsvolumen im Verhältnis zum<br />

Umsatz verringern. Die Produktion soll die Auslastung<br />

<strong>de</strong>r Anlagen steigern. Der Vertrieb soll<br />

<strong>de</strong>n Umsatz erhöhen und die Logistik die Bestandskosten<br />

senken.<br />

Je<strong>de</strong>s einzelne Ziel klingt schön; da die einzelnen<br />

Ziele aber nicht unabhängig voneinan<strong>de</strong>r<br />

sind, gehen verbesserte Zielgrößen eines Bereiches<br />

häufig zu Lasten an<strong>de</strong>rer Bereiche. Auf<br />

diese Weise wer<strong>de</strong>n Bereichsegoismen gestärkt<br />

und je<strong>de</strong>r ist an seinem Optimum, aber keiner<br />

am Gesamtoptimum interessiert. So kommt es,<br />

dass gera<strong>de</strong> die Verbesserungsmaßnahmen<br />

auf <strong>de</strong>r Strecke bleiben, die quer durch die<br />

Wertschöpfungskette wirken und am meisten<br />

zur Steigerung <strong>de</strong>r Wettbewerbsfähigkeit eines<br />

Dr. Götz-Andreas Kemmner<br />

ist Geschäftsführer <strong>de</strong>r Abels & Kemmner Gesellschaft für<br />

Unternehmensberatung mbH in Herzogenrath.<br />

Tel: 02407-9565-0<br />

Unternehmens beitragen können: die Anpassung<br />

<strong>de</strong>s logistischen Geschäftsmo<strong>de</strong>lls und<br />

die Disposition <strong>de</strong>r Wertschöpfungskette. Aus<br />

<strong>de</strong>n gleichen Grün<strong>de</strong>n wuchern in vielen Unternehmen<br />

die Produkt-Portfolios wie Unkraut.<br />

Um dieses Problem zu lösen, helfen zwei Ansatzpunkte:<br />

Einerseits wer<strong>de</strong>n konsistente<br />

Zielsysteme benötigt, in <strong>de</strong>nen Verursachung<br />

und Verantwortung zusammengebracht wer<strong>de</strong>n<br />

und in <strong>de</strong>nen die Führungskräfte mehr an<br />

ihrem Beitrag zum Gesamtertrag <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

gemessen wer<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>rerseits<br />

müssen die Funktionen im Unternehmen<br />

gestärkt wer<strong>de</strong>n, die die Querschnittsverantwortung<br />

in <strong>de</strong>r Wertschöpfungskette<br />

tragen, wie Logistik und Supply Chain Management.<br />

Die klassischen Fachabteilungen<br />

rutschen damit mehr in die Position von Dienstleistern.<br />

Die eigene Fachkompetenz im<br />

Unternehmen wird überschätzt<br />

In Krisensituationen wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

in vielen Unternehmen einfach falsche Prioritäten<br />

bei <strong>de</strong>ren Weiterentwicklung gesetzt.<br />

Teilweise fehlt die Fachkompetenz, Prioritäten<br />

richtig zu erkennen. Die meisten Führungskräfte<br />

kennen in ihrem Aufgabengebiet nur<br />

wenige Gestaltungsvarianten für bestimmte<br />

Aufgabenstellungen, mit <strong>de</strong>nen sie in ihrem<br />

Berufsleben Erfahrungen gesammelt haben.<br />

Auf diese greifen sie immer wie<strong>de</strong>r zurück,<br />

wan<strong>de</strong>ln sie allenfalls leicht ab. Die Stärken<br />

und Schwächen dieser Lösungen können sie<br />

in <strong>de</strong>r Folge schlecht beurteilen; beson<strong>de</strong>rs<br />

wenn sich die betrieblichen Randbedingungen<br />

am Markt än<strong>de</strong>rn. Letztlich fehlen ihnen zumeist<br />

ausgefeilte Werkzeuge zur Gestaltung<br />

und Auslegung <strong>de</strong>r richtigen Lösungen.<br />

Da die Wertschöpfungsketten in <strong>de</strong>n Unternehmen<br />

immer komplizierter und wettbewerbsintensiver<br />

wer<strong>de</strong>n, geht die Zeit zu En<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>r<br />

man sich seine Hütte noch selbst zimmern<br />

konnte. Die Unternehmen müssen ihre konzeptionelle<br />

Wertschöpfungstiefe verringern<br />

und mehr auf externe Fachleute zurückgreifen,<br />

anstatt selbst zu „basteln“. Besser<br />

„Best Practice” einkaufen, statt „medium Practice”<br />

langwierig selbst entwickeln.


Langsame Entscheidungen wegen Führungsschwäche<br />

Auch wenn ein Konsens nicht herbeizuführen ist, müssen Entscheidungen<br />

fallen. Führung im klassischen Sinne fehlt jedoch bei vielen Unternehmen:<br />

Wenn im Führungskreis kein Konsens über ein Problem o<strong>de</strong>r<br />

eine Lösung besteht, wird bestenfalls weiterdiskutiert, es wird aber we<strong>de</strong>r<br />

entschie<strong>de</strong>n, noch wer<strong>de</strong>n Experten hinzugezogen, um das Problem zu<br />

fassen und eine Lösung zu entwickeln. Wenn die Mitarbeiter sich gegen<br />

eine Verän<strong>de</strong>rung wehren, wird sie hinausgezögert, anstatt die Mitarbeiter<br />

zu überzeugen o<strong>de</strong>r ihnen <strong>de</strong>utlich zu machen, dass es keine Alternative<br />

gibt.<br />

Der Weg vom Lei<strong>de</strong>nsdruck, über <strong>de</strong>n Konsens bezüglich <strong>de</strong>s bestehen<strong>de</strong>n<br />

Problems und die Meinungsbildung über die richtige Lösung, bis zur<br />

Hoffnung auf Besserung und Einleitung von Maßnahmen, dauert in vielen<br />

Unternehmen zu lange. Fast immer treffen wir in Sanierungsfällen auf<br />

einzelne Personen im Führungskreis <strong>de</strong>s Unternehmens, <strong>de</strong>nen die Probleme<br />

bekannt sind, die jedoch keine Entscheidungen durchsetzen konnten<br />

o<strong>de</strong>r wollten. Die Ursachen mangeln<strong>de</strong>r Führungsstärke haben nach<br />

meiner Erfahrung nicht nur etwas mit <strong>de</strong>r einzelnen Persönlichkeitsstruktur<br />

zu tun, son<strong>de</strong>rn rühren auch von mangeln<strong>de</strong>r Qualifikation zur Problembeurteilung<br />

und Lösungsfindung her und wer<strong>de</strong>n durch die bereits<br />

erwähnten ungeeigneten Zielsysteme verstärkt.<br />

Überlastung von Mitarbeitern und Führungskräften<br />

Viele notwendige Entscheidungen im Unternehmen fallen auch <strong>de</strong>shalb<br />

zu langsam und viele Konzepte wer<strong>de</strong>n nicht sorgfältig genug entwickelt,<br />

weil in etlichen Unternehmen Führungskräfte und Mitarbeiter<br />

notorisch überlastet sind. Einerseits wird an je<strong>de</strong>m Kopf gespart, an<strong>de</strong>rerseits<br />

wird noch immer zu umständlich gearbeitet und letztlich wird<br />

zu viel Aufwand getrieben und damit Personal gebun<strong>de</strong>n für Produktsegmente,<br />

in <strong>de</strong>nen zu wenig Ertrag erwirtschaftet wird. Hiermit<br />

sind wir wie<strong>de</strong>r beim Produktportfolio angelangt, und <strong>de</strong>r Kreis schließt<br />

sich gewissermaßen.<br />

Es gibt nichts Gutes, es sei <strong>de</strong>nn, man tut es. Es geschieht ganz selten,<br />

dass sich Marktanfor<strong>de</strong>rungen und Anfor<strong>de</strong>rungen an die Wertschöpfungskette<br />

so schnell än<strong>de</strong>rn, dass man als Unternehmen nicht hinterherkommen<br />

könnte. Voraussetzung dafür ist, dass sich kein Lösungsstau bil<strong>de</strong>t,<br />

und ein Unternehmen seinen Wertschöpfungsmotor gepflegt und auf<br />

<strong>de</strong>m neuesten Stand hält. Wer erst in <strong>de</strong>r Krise reagiert, hat we<strong>de</strong>r die<br />

Zeit noch das Geld, nachhaltig wettbewerbsfähig zu wer<strong>de</strong>n, und kann<br />

nur improvisieren. Wenn er nicht mit seinem Untergang zahlt, dann zumin<strong>de</strong>st<br />

mit seinem Tafelsilber.<br />

Fußnote<br />

CM März / April 2011<br />

1 Hauschildt, Jürgen: Krisendiagnose durch Bilanzanalyse, Köln 2000<br />

2 Abels & Kemmner: Überbestandsanalyse Deutschland 2009. Quelle:<br />

www.ak-online.<strong>de</strong>/<strong>de</strong>/NewsEvents/Pressemitteilungen/2009/1/1<br />

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22. März Frankfurt, Innsi<strong>de</strong> by Melia<br />

23. März München, Innsi<strong>de</strong> München<br />

24. März Berlin, Mövenpick Hotel<br />

29. März Hamburg, East Hotel<br />

30. März Düsseldorf, Hotel Nikko<br />

30. März Wien, Hotel Le Meridien<br />

07. April Zürich, Sorell Hotel Zürichberg<br />

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42<br />

Einführung eines Finanzsteuerungssystems<br />

Einführung eines Finanzsteuerungssystems bei<br />

<strong>de</strong>r Scout24-Gruppe<br />

von Michael Karb und Thomas Klingspor<br />

Scout24 ist eine <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Unternehmensgruppen<br />

von Online-Marktplätzen in Europa<br />

und ein Tochterunternehmen <strong>de</strong>r Deutsche Telekom<br />

AG. Die sieben Marktplätze, Auto-<br />

Scout24, ElectronicScout24, FinanceScout24,<br />

FriendScout24, ImmobilienScout24, Job-<br />

Scout24 und TravelScout24 sind in achtzehn<br />

Län<strong>de</strong>rn präsent. Als starker Partner unterstützt<br />

Scout24 seine Nutzer bei Entscheidungen<br />

in wichtigen Bereichen ihres Lebens –<br />

wie Wohnen, Mobilität, Job, Partnerschaft und<br />

Finanzen. Das Geschäftsmo<strong>de</strong>ll ist dabei auf<br />

<strong>de</strong>r Marktseite sehr stark von einem „Winnertakes-it-all“-Gedanken<br />

getrieben, nach<strong>de</strong>m sowohl<br />

Anbietern als auch Nachfragern eine natürliche<br />

Ten<strong>de</strong>nz zum Marktplatz mit <strong>de</strong>m größten<br />

Angebot und <strong>de</strong>r größten Nachfrage unterstellt<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Auf <strong>de</strong>r Unternehmensseite<br />

ist ein sehr hoher Anteil von umsatzunabhängigen<br />

Kosten zu konstatieren, so dass kaum<br />

direkte Beziehungen zwischen Umsatz- und<br />

Kostentreibern etabliert wer<strong>de</strong>n können.<br />

Die Gruppe stand 2007 vor <strong>de</strong>r Herausfor<strong>de</strong>rung,<br />

dass durch das rasante Wachstum die<br />

konzeptionelle Steuerungslogik wie auch die<br />

Systemlandschaft für Planung, Reporting und<br />

Konsolidierung nicht mehr zeitgemäß war. Dadurch<br />

bestand auf Ebene <strong>de</strong>r Holding als Dachgesellschaft<br />

<strong>de</strong>r Scout24-Gruppe die Gefahr<br />

einer Fehlsteuerung. Aus diesem Grund entschlossen<br />

wir uns, eine neue Software für Planung,<br />

Ist-Reporting und Konsolidierung einzuführen.<br />

Die Wahl fiel hierbei nach einem gemeinsam<br />

mit <strong>de</strong>n Marktplätzen durchgeführten<br />

Auswahlprozess auf Oracle | Hyperion Planning<br />

und Financial Management. In <strong>de</strong>r Konzeptionsphase<br />

wur<strong>de</strong>n wir unterstützt von Horváth<br />

& Partner. In <strong>de</strong>r Implementierungsphase begleitete<br />

uns Deloitte Consulting.<br />

Aufsetzen einer Steuerungslogik<br />

als Startpunkt<br />

Dazu haben wir das Beteiligungs<strong>controlling</strong><br />

komplett neu aufgesetzt. Im ersten Schritt<br />

wur<strong>de</strong>n die konzeptionellen Grundlagen hierfür<br />

geschaffen, in<strong>de</strong>m gemeinsam mit <strong>de</strong>n Beteiligungen<br />

festgelegt wur<strong>de</strong>, nach welchen Steuerungsdimensionen<br />

das Controlling zukünftig<br />

ausgerichtet sein soll.<br />

1. Festlegung <strong>de</strong>r Steuerungsdimensionen<br />

Eine Beson<strong>de</strong>rheit ergab sich bei <strong>de</strong>r Dimension<br />

„Kun<strong>de</strong>“: Als Online-Marktplatz führt die<br />

Scout24-Gruppe Anbieter und Nachfrager<br />

(von Fahrzeugen, Immobilien, Jobs etc.) zusammen.<br />

Grundsätzlich hätten wir daher sowohl<br />

Anbieter als auch Nachfrager als Kun<strong>de</strong>n


ezeichnen können (Anbieter schalten Angebote<br />

auf unseren Websites, Nachfrager suchen<br />

darauf nach diesen Angeboten). Aufgrund<br />

<strong>de</strong>r „Kostenloskultur“ im Internet wird<br />

regelmäßig lediglich die Angebotsseite bepreist.<br />

Daher haben wir uns entschie<strong>de</strong>n, darauf<br />

abzustellen, wo <strong>de</strong>r Geldfluss entsteht,<br />

und bezeichnen daher nur die Angebotsseite<br />

als Kun<strong>de</strong>n. Hier haben wir dann weiter einerseits<br />

unterschie<strong>de</strong>n zwischen solchen Kun<strong>de</strong>n,<br />

die einen eimaligen Kauf tätigen (zeitpunktbezogene<br />

Kun<strong>de</strong>nbeziehung, wie beispielsweise<br />

das einmalige Einstellen einer<br />

Stellenanzeige bei JobScout24) und Abo-Mo<strong>de</strong>llen<br />

an<strong>de</strong>rerseits (zeitraumbezogene Kun<strong>de</strong>nbeziehung,<br />

wie beispielsweise ein Produkt,<br />

mittels <strong>de</strong>ssen ein Makler ständig 50 verschie<strong>de</strong>ne<br />

Immobilien bei ImmobilienScout24<br />

einstellen kann), weil die Nachhaltigkeit und<br />

damit die Wertigkeit dieser Umsätze eine an<strong>de</strong>re<br />

ist.<br />

Bei <strong>de</strong>r Dimension „Legaleinheit“ wur<strong>de</strong> entschie<strong>de</strong>n,<br />

alle rechtlichen Einheiten flach anliefern<br />

zu lassen, um als Holding die Hoheit über<br />

die Konsolidierung <strong>de</strong>r Gruppe zu behalten. Für<br />

solche Geschäftsfel<strong>de</strong>r, die selber einen Teilkonzern<br />

bil<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong> jedoch die Möglichkeit<br />

geschafften, diesen bei sich abzubil<strong>de</strong>n. Zusätzlich<br />

wur<strong>de</strong> eine Dimension „Geschäftsfeld“<br />

eingerichtet, weil sich die Strukturen bei Legaleinheiten<br />

(beispielsweise durch M&A Reorganisationen)<br />

erfahrungsgemäß än<strong>de</strong>rn können,<br />

jedoch trotz<strong>de</strong>m eine ganzheitliche Sicht<br />

auf einzelne Geschäftsfel<strong>de</strong>r erfolgen sollte.<br />

Neben <strong>de</strong>n hier vorgestellten eher klassischen<br />

Dimensionen wur<strong>de</strong> auch eine Dimension<br />

„Reifegrad“ ergänzt, um eine Portfoliosteuerung<br />

nach ertragsstarken, aber eher saturierten<br />

Segmenten einerseits und wachstumsstarken,<br />

aber noch EBITDA-negativen<br />

Geschäftsfel<strong>de</strong>rn an<strong>de</strong>rerseits vornehmen<br />

zu können. Diese Unterscheidung ist<br />

dynamisch, d. h. Geschäftsfel<strong>de</strong>r, die heute<br />

noch einen geringen Reifegrad aufweisen,<br />

wer<strong>de</strong>n in einigen Jahren vermutlich einen<br />

<strong>de</strong>utlich höheren Reifegrad erreicht haben.<br />

Aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Vereinfachung wur<strong>de</strong> hier<br />

darauf verzichtet, eine Historisierung vorzunehmen:<br />

Das Reporting erfolgt analog <strong>de</strong>r Zuordnung<br />

zu <strong>de</strong>m entsprechen<strong>de</strong>n Reifegrad im<br />

jeweiligen Jahr.<br />

2. Definition <strong>de</strong>r Berichtsinhalte in Steuerungsdimensionen<br />

Im Nachgang zu dieser Definition von Steuerungsdimensionen<br />

und -objekten wur<strong>de</strong> im<br />

zweiten Schritt festgelegt, mit welchen Berichtsinhalten<br />

diese Steuerungsdimensionen<br />

befüllt wer<strong>de</strong>n sollten. Berichtsinhalte waren<br />

dabei die Bilanz, die GuV, <strong>de</strong>r Umsatz sowie<br />

die KPIs.<br />

Dabei war zunächst zu entschei<strong>de</strong>nd, ob bei <strong>de</strong>r<br />

GuV das Gesamtkostenverfahren (GKV) o<strong>de</strong>r<br />

das Umsatzkostenverfahren (UKV) führend sein<br />

sollten. Wir haben uns hier für das GKV entschie<strong>de</strong>n,<br />

weil wir die Personalkosten – als einen<br />

<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n wesentlichen Kostenblöcke <strong>de</strong>r<br />

Scout24-Gruppe – getrennt ausweisen wollten.<br />

In <strong>de</strong>r GuV nach GKV und auch bei <strong>de</strong>n Key Performance<br />

Indicators (KPIs) wer<strong>de</strong>n dann die Dimensionen<br />

Reifegrad, Land, Legaleinheit und<br />

Geschäftsfeld berichtet. Eine GuV nach <strong>de</strong>n<br />

weiteren Dimensionen Produkt und Kun<strong>de</strong> erschien<br />

uns nicht sinnvoll, weil es bei bei<strong>de</strong>n Dimensionen<br />

kaum direkt zurechenbare Kosten<br />

gibt. Beim Berichtsinhalt Umsatz wer<strong>de</strong>n jedoch<br />

alle Steuerungsdimensionen befüllt. Der<br />

Berichtsinhalt Bilanz hat für die Scout24-Gruppe<br />

nur untergeordnete Be<strong>de</strong>utung, weil unser<br />

Geschäftsmo<strong>de</strong>ll nur in sehr geringem Umfang<br />

auf Anlagevermögen angewiesen ist und auch<br />

kaum Working Capital benötigt wird (keine Vorräte<br />

und kurze Zahlungsziele). Daher wird die<br />

Bilanz nur in <strong>de</strong>r Dimension Legaleinheit berichtet.<br />

Gleiches gilt für die GuV nach UKV wegen<br />

ihrer (im Vergleich zum GKV) untergeordneten<br />

Be<strong>de</strong>utung.<br />

Um die Datenqualität sicherzustellen, wer<strong>de</strong>n<br />

Parallelanlieferungen grundsätzlich durch Validierungsregeln<br />

geprüft.<br />

3. Konsolidierungsarten und -prozess<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r bereits beschriebenen geringen<br />

Relevanz <strong>de</strong>r Bilanz wird eine Kapital- und<br />

Schul<strong>de</strong>nkonsolidierung nur in <strong>de</strong>r Steuerungsdimension<br />

Legaleinheit durchgeführt.<br />

Der Aufwands- und Ertragskonsolidierung<br />

kommt <strong>de</strong>mgegenüber größere Be<strong>de</strong>utung zu,<br />

so dass alle Steuerungsdimensionen durch die<br />

CM März / April 2011<br />

Konsolidierung hindurch beibehalten wer<strong>de</strong>n,<br />

jedoch in unterschiedlicher Tiefe: Bei <strong>de</strong>n Steuerungsdimensionen<br />

Kun<strong>de</strong> und Produkt erfolgt<br />

die Konsolidierung mangels direkt zurechenbarer<br />

Kosten lediglich auf Ebene <strong>de</strong>s Umsatzes.<br />

Bei <strong>de</strong>n Steuerungsdimensionen Reifegrad,<br />

Land und Geschäftsfeld wird bis zum EBITDA<br />

konsolidiert, weil dies für uns die relevante<br />

Steuerungsgröße ist, und nur für die Dimension<br />

Legaleinheit erfolgt die Konsolidierung für die<br />

gesamte GuV, um die Anfor<strong>de</strong>rungen an die<br />

Legalberichterstattung zu erfüllen.<br />

Für die Kontierung von Buchungen wur<strong>de</strong> ein<br />

Positionsplan erarbeitet, <strong>de</strong>r für alle Szenarien<br />

(Actual, Budget, Forecast, Mittelfristplanung)<br />

Gültigkeit hatte und auch die Kontierung<br />

<strong>de</strong>r Steuerungsdimensionen beschrieb. Die Abstimmung<br />

<strong>de</strong>r innerbetrieblichen Leistungsverrechnung<br />

(ILV) obliegt <strong>de</strong>n operativen Einheiten<br />

selber, wobei die Einheit, die die Leistung<br />

erbringt, verantwortlich ist. Die Rolle <strong>de</strong>r<br />

Holding beschränkt sich auf die Schlichtung<br />

von Streitfällen im Vorfeld <strong>de</strong>r ILV-Datenlieferung,<br />

die Validierung dieser und die<br />

Klärung von Differenzen.<br />

Daneben wur<strong>de</strong> auch Wert darauf gelegt, die<br />

interne Leistungsverrechnung in verschie<strong>de</strong>nen<br />

Dimensionen sauber abzubil<strong>de</strong>n; dies erfolgte,<br />

um einen konsolidierten Abschluss zu erstellen,<br />

aber auch, um Shared Service-Funktionen über<br />

Weiterverrechnungsquoten effizient steuern zu<br />

können.<br />

Ergänzung um treiberbasierte KPIs<br />

Parallel zu diesem Schritt arbeitete das Beteiligungs<strong>controlling</strong><br />

mit <strong>de</strong>n Beteiligungen Treiberlogiken<br />

aus, um daraus aussagekräftige<br />

KPIs zu gewinnen, mittels <strong>de</strong>rer das Geschäft<br />

gesteuert wer<strong>de</strong>n sollte. Diese KPIs wur<strong>de</strong>n<br />

anschließend in Steckbriefen festgehalten,<br />

um sie für die systemische Erfassung vorzubereiten.<br />

In diesen Steckbriefen wur<strong>de</strong> unter an<strong>de</strong>rem<br />

beschrieben, ob es sich um Bestands-<br />

o<strong>de</strong>r Flussgrößen han<strong>de</strong>lt, wie sich <strong>de</strong>r KPI in<br />

die Planungssystematik einreiht (Mengen-<br />

o<strong>de</strong>r Preisgerüst, Human Resources, Branding,<br />

Nachfrage auf unserer Website etc.) und<br />

bei welcher Unter- / Überschreitung (absolut<br />

o<strong>de</strong>r relativ) eine Farbcodierung grün / gelb /<br />

43


44<br />

Einführung eines Finanzsteuerungssystems<br />

Abb. 1: Steuerungsmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Scout24 Gruppe<br />

rot eine signifikante Abweichung signalisieren<br />

soll.<br />

Die KPIs können grundsätzlich in allgemeine<br />

und spezifische KPIs kategorisiert wer<strong>de</strong>n. Allgemeine<br />

KPIs sind dabei solche, die für alle<br />

operativen Einheiten gleichermaßen gelten, wie<br />

beispielsweise die gestützte Markenbekanntheit<br />

o<strong>de</strong>r die Verfügbarkeit <strong>de</strong>r Website. Diese<br />

wur<strong>de</strong>n dort, wo es sinnvoll erschien, auf Ebene<br />

<strong>de</strong>r Scout24-Gruppe addiert, wie beispielsweise<br />

die Anzahl <strong>de</strong>r Seitenaufrufe. Auf eine<br />

Konsolidierung wur<strong>de</strong> dabei aus Aufwand-/<br />

Nutzenüberlegungen verzichtet. Wichtig war<br />

Autoren<br />

Thomas Klingspor<br />

Deloitte Consulting GmbH, Senior Manager, München.<br />

E-Mail: tklingspor@<strong>de</strong>loitte.<strong>de</strong><br />

Tel.: 089 29036-7947<br />

hierbei, dass diese allgemeinen KPIs in allen<br />

operativen Einheiten die gleiche Be<strong>de</strong>utung<br />

hatten, um nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen:<br />

So kann beispielsweise die Verfügbarkeit<br />

<strong>de</strong>r Website nur auf <strong>de</strong>r Startseite gemessen<br />

wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r sich auf alle Funktionalitäten beziehen.<br />

Von <strong>de</strong>n allgemeinen KPIs unterschei<strong>de</strong>n sich<br />

die spezifischen KPIs, die nicht für alle operativen<br />

Einheiten gleichermaßen gelten. Beispiele<br />

hierfür sind neue Registrierung bei Friend-<br />

Scout24 o<strong>de</strong>r die Anzahl <strong>de</strong>r Maklerkun<strong>de</strong>n bei<br />

ImmobilienScout24.<br />

Michael Karb<br />

Scout24 Holding GmbH, Vice Presi<strong>de</strong>nt Controlling, München.<br />

E-Mail: michael.karb@scout24.com<br />

Tel.: 089 490267-330<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen an die technische<br />

Lösung<br />

In <strong>de</strong>r Implementierung galt es, eine gruppenweite<br />

Lösung bereitzustellen, die sowohl <strong>de</strong>n<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Holding als auch <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r Geschäftsfel<strong>de</strong>r gerecht wird.<br />

1. Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Holding<br />

Die zentrale Anfor<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Holding war die<br />

durchgängige Beibehaltung <strong>de</strong>r beschriebenen<br />

geschäftsmo<strong>de</strong>llspezifischen Steuerungsdimensionen.<br />

Das in Abbildung 1 dargestellte<br />

Schema ver<strong>de</strong>utlicht, für welche Kontengruppen<br />

die Steuerungsdimensionen <strong>de</strong>r<br />

Scout24-Gruppe von <strong>de</strong>r Datenerfassung auf<br />

Geschäftsfel<strong>de</strong>bene bis in <strong>de</strong>n konsolidierten<br />

Konzernabschluss <strong>de</strong>r Gruppe hindurch beibehalten<br />

wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

Weitere fachliche Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Holding,<br />

die maßgeblichen Einfluss auf die umzusetzen<strong>de</strong><br />

Lösung hatten, sind<br />

� die A&E-, Kapital- und Schul<strong>de</strong>nkonsolidierung<br />

<strong>de</strong>r Einzelgesellschaften zum Scout24-<br />

Konzern,<br />

� die Bereitstellung von Legal- und Managementberichten,


Abb. 2: Verdichtung <strong>de</strong>r Planung in <strong>de</strong>r Scout24-Gruppe<br />

� die Berechnung von komplexen, Geschäftsfeld-spezifischen<br />

und -unspezifischen Kennzahlen,<br />

sowie<br />

� die Möglichkeit zur transparenten Überleitung<br />

<strong>de</strong>r Berichtsdaten in <strong>de</strong>n Kontenplan<br />

<strong>de</strong>s Sharehol<strong>de</strong>rs und eine einfache Datenlieferung<br />

an diesen.<br />

2. Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Geschäftsfel<strong>de</strong>r<br />

Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n konsolidierungsnahen<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Holding liegt bei <strong>de</strong>n fachlichen<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Geschäftsfel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Schwerpunkt auf <strong>de</strong>r Unterstützung <strong>de</strong>r Planung<br />

(Mittelfristplanung, Budget und Forecasts)<br />

sowie in <strong>de</strong>r Unterstützung von Ist- und<br />

Plan-Datenlieferungen an die Holding.<br />

Eine zentrale Anfor<strong>de</strong>rung war dabei die Verdichtung<br />

<strong>de</strong>r Einzelpläne und Ist-Einzelabschlüsse<br />

zur Weitergabe an die Scout24-Holding.<br />

Die Einzelpläne <strong>de</strong>r Geschäftsfel<strong>de</strong>r bestehen<br />

aus einer <strong>de</strong>taillierten Kostenstellen-<br />

und Umsatzplanung, ergänzt um zusätzliche<br />

GuV- und Bilanzgrößen sowie diverse Kennzahlen.<br />

Abbildung 2 zeigt die Verdichtung <strong>de</strong>r Einzelpläne<br />

<strong>de</strong>r Geschäftsfel<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Gesamtplan<br />

<strong>de</strong>r Gruppe. Analog zur Konsolidierung erfolgen<br />

die Einzelplanungen sowie <strong>de</strong>ren Verdich-<br />

tung unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r Steuerungsdimensionen.<br />

Neben <strong>de</strong>n genannten grundlegen<strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

lag <strong>de</strong>r Fokus bei <strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>r<br />

Geschäftsfeldlösungen auf <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n<br />

Punkten:<br />

� Bereitstellung von Managementberichten<br />

� IC-Abstimmung innerhalb von Teilkonzernen,<br />

� Anbindung von Vorsystemen, wie ERP- und<br />

Personal-System.<br />

3. Übergreifen<strong>de</strong> Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

Zusätzlich zu <strong>de</strong>n fachlichen Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />

Holding und <strong>de</strong>r Geschäftsfel<strong>de</strong>r waren einige<br />

übergreifen<strong>de</strong> Anfor<strong>de</strong>rungen zu berücksichtigen.<br />

Die wesentlichen waren<br />

� die Schaffung von abgestimmten und überleitbaren<br />

Strukturen,<br />

� die Sicherstellung <strong>de</strong>r zukünftigen Wartung<br />

durch Scout24-Ressourcen, sowie<br />

� die Schaffung von harmonisierten Datenflüssen.<br />

Herzstück <strong>de</strong>r umzusetzen<strong>de</strong>n Lösungen ist die<br />

Bereitstellung <strong>de</strong>r Schnittstelle zwischen <strong>de</strong>n<br />

Geschäftsfel<strong>de</strong>rn und <strong>de</strong>r Holding sowie die<br />

CM März / April 2011<br />

zentrale Verwaltung von Strukturen zur Sicherstellung<br />

<strong>de</strong>r durchgängigen Nutzung <strong>de</strong>s Steuerungsmo<strong>de</strong>lls<br />

(siehe Abbildung 3).<br />

Vorgehen <strong>de</strong>r Umsetzung<br />

Das Gesamtprojekt wur<strong>de</strong> in 5 parallel laufen<strong>de</strong><br />

Teilprojekte unterteilt. Neben <strong>de</strong>m Projekt zur<br />

Umsetzung <strong>de</strong>r zentralen Konsolidierungs- und<br />

Reportinglösung wur<strong>de</strong>n vier Projekte zur Umsetzung<br />

von Planungslösungen für die Geschäftsfel<strong>de</strong>r<br />

AutoScout24, JobScout24 und<br />

FriendScout24 sowie für das operative Controlling<br />

<strong>de</strong>r Holding aufgesetzt. Eine Abstimmung<br />

zwischen <strong>de</strong>n Projekten erfolgte im Rahmen<br />

von Projektleiter- und Themenchampion-Meetings,<br />

die 14-tägig abgehalten wur<strong>de</strong>n. Die Einzelprojekte<br />

folgten einem klassischen 4-Phasen-Ansatz,<br />

bei <strong>de</strong>m zunächst die Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

im Rahmen eines Feinkonzepts erfasst,<br />

sodann in einem technischen Blueprint spezifiziert,<br />

umgesetzt und schließlich zum Produktivbetrieb<br />

freigegeben wur<strong>de</strong>n.<br />

1. Erstellung <strong>de</strong>s Feinkonzepts und <strong>de</strong>s<br />

technischen Blueprints<br />

Der Weg von konzeptionellen Überlegungen zur<br />

Umsetzung im System wur<strong>de</strong> durch die Ver-<br />

45


46<br />

Einführung eines Finanzsteuerungssystems<br />

Abb. 3: Datenflüsse <strong>de</strong>r Scout24<br />

wendung von Templates für Powerpoint und Excel<br />

unterstützt, so dass auch mit <strong>de</strong>m System<br />

nicht vertraute Fachanwen<strong>de</strong>r die Implementierung<br />

aktiv unterstützen konnten. Abbildung 4<br />

zeigt die dabei getätigten Schritte, und ob diese<br />

manuell o<strong>de</strong>r automatisch durchgeführt wer<strong>de</strong>n<br />

konnten.<br />

2. Umsetzung<br />

Die Komplexität <strong>de</strong>r umzusetzen<strong>de</strong>n Planungslösungen<br />

hing sehr stark von <strong>de</strong>m Grad <strong>de</strong>r Integration<br />

von Treiber- und Rechenlogiken ab.<br />

Abb. 4: Umsetzungsvorgehen<br />

Bei <strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>r Planungslösung wur<strong>de</strong><br />

daher je Geschäftsfeld berücksichtigt, wie stark<br />

die Planungsansätze und -zusammenhänge im<br />

neuen Tool integriert wer<strong>de</strong>n sollen.<br />

Die umgesetzten Geschäftsfeldlösungen stellen<br />

teilweise eine Mischung von unterschiedlichen<br />

Lösungsansätzen dar. Insbeson<strong>de</strong>re rein eingabeorientierte<br />

Sachverhalte konnten zumeist<br />

zwischen <strong>de</strong>n Einzelprojekten ausgetauscht und<br />

geschäftsfeldübergreifend wie<strong>de</strong>rverwen<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n. Während dies teilweise auch noch für<br />

die Abbildung von einfachen betriebswirtschaftlichen<br />

Zusammenhängen möglich war, gestalte-<br />

te sich die Umsetzung von Treiberlogiken je Geschäftsfeld<br />

erwartungsgemäß sehr speziell.<br />

3. Rollout<br />

Wesentlicher Bestandteil <strong>de</strong>s Rollouts war <strong>de</strong>r<br />

Test <strong>de</strong>r Planungs- und Reportinglösung durch<br />

die zukünftigen Anwen<strong>de</strong>r. Während <strong>de</strong>r Test<br />

<strong>de</strong>r Konsolidierungslösung stark auf Altdaten<br />

basierte und die Ergebniswerte entsprechend<br />

einfach abstimmbar waren, war <strong>de</strong>r Test <strong>de</strong>r<br />

Planungsapplikationen sehr stark abhängig von<br />

manuellen Eingaben von Planwerten und manuellem<br />

Abgleich <strong>de</strong>r berechneten Ergebnisgrößen.<br />

Umgesetzte Lösung<br />

Die umgesetzte Lösung umfasst die Oracle Applikationen<br />

Hyperion Planning, Hyperion Financial<br />

Management, Financial Data Quality Management,<br />

Enterprise Performance Management<br />

Architect sowie die Frontend-Tools Financial<br />

Reports und WebAnalysis.<br />

In Abbildung 5 ist das Zusammenspiel <strong>de</strong>r bei<br />

Scout24 eingesetzten Komponenten dargestellt:<br />

� Der Enterprise Performance Management<br />

Architect kommt sowohl zur zentralen<br />

Stammdatenpflege als auch zum Datentransfer<br />

zwischen Legal-Reporting (HFM)<br />

und Management-Reporting (Planning) zum<br />

Einsatz (1,2).<br />

� Hyperion Financial Management ist das Tool<br />

zur Konsolidierung <strong>de</strong>r Scout24-Gruppe (3).<br />

� Hyperion Planning kommt innerhalb <strong>de</strong>r Holding<br />

sowohl für Management Reporting als<br />

auch für die Planung <strong>de</strong>s operativen Controllings<br />

zum Einsatz (4).<br />

� Financial Data Quality Management wird als<br />

zentrales Schnittstellentool innerhalb <strong>de</strong>r<br />

Scout24 Gruppe eingesetzt. Alle Datentransformationen<br />

zwischen EPR- und an<strong>de</strong>ren<br />

Vorsystemen und Sharehol<strong>de</strong>r als letztem<br />

Datenempfänger wer<strong>de</strong>n in diesem Tool vorgenommen<br />

(5,6,7).<br />

� Hyperion Planning kommt innerhalb <strong>de</strong>r Geschäftsfel<strong>de</strong>r<br />

sowohl für das Management<br />

Reporting als auch die Planung zum Einsatz<br />

(8,9).


Abb. 5: Systemlandschaft <strong>de</strong>r Scout24<br />

Berichtswesen<br />

Beim Berichtswesen wur<strong>de</strong> darauf Wert gelegt,<br />

dass dieses auf verantwortliche Köpfe zugeschnitten<br />

ist: In <strong>de</strong>r Scout24-Gruppe gibt es<br />

beispielsweise keine übergreifen<strong>de</strong> Verantwortung<br />

für Produkte wie beispielsweise Werbeumsätze<br />

einerseits und das Anzeigengeschäft<br />

an<strong>de</strong>rerseits, son<strong>de</strong>rn Verantwortliche für<br />

marktbearbeiten<strong>de</strong> Einheiten wie Immobilien-<br />

Scout24 für das Kleinanzeigengeschäft mit Immobilien,<br />

die zugleich das Anzeigen- wie auch<br />

das Werbegeschäft im Immobilienbereich verantworten.<br />

Die Berichterstattung orientiert sich<br />

auf <strong>de</strong>r obersten Ebene folglich an diesen<br />

marktbearbeiten<strong>de</strong>n Einheiten und nicht an<br />

Produkten.<br />

Ausblick<br />

Aufbauend auf <strong>de</strong>r implementierten Systemlösung<br />

arbeitet die Scout24-Gruppe <strong>de</strong>rzeit an<br />

einem Management Informationssystem, das<br />

die Informationen verdichtet und managementtauglich<br />

aufbereitet sowie Simulationen durchführen<br />

kann. Als weitere Schritte sehen wir <strong>de</strong>n<br />

Aufbau eines systemgestützten Risikomanagements<br />

und <strong>de</strong>n Ausbau <strong>de</strong>r Portfoliosteuerung<br />

an.<br />

Lessons Learned<br />

� Partner sorgfältig auswählen! Die Auswahl<br />

von Partnern für die Konzeption und die Implementierung<br />

eines Systems war für uns<br />

genauso wichtig wie die Auswahl <strong>de</strong>s Systems<br />

selber. Wir haben hier darauf geachtet,<br />

dass genau diejenigen Personen sich vorstellen,<br />

die uns auch später unterstützen<br />

wür<strong>de</strong>n.<br />

� Eigene Ressourcen realistisch einschätzen!<br />

Aus unserer Sicht besteht eine große Gefahr<br />

darin, zu viele eigene Ressourcen bei <strong>de</strong>r Implementierung<br />

einzuplanen. Die eigenen Mitarbeiter<br />

sind in <strong>de</strong>r Regel allerdings sehr<br />

stark ins Tagesgeschäft eingebun<strong>de</strong>n.<br />

� Buy-in <strong>de</strong>r Organisation sicherstellen! Die<br />

Entscheidung, ein neues System einzuführen,<br />

wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Scout24-Gruppe gemeinschaftlich<br />

getroffen, wie auch die Auswahl<br />

<strong>de</strong>s Systems und <strong>de</strong>s Implementierungspartners.<br />

Schließlich konnten die Beteiligungen<br />

CM März / April 2011<br />

auch selber entschei<strong>de</strong>n, ob sie das neue<br />

System einführen wollten – o<strong>de</strong>r es bei <strong>de</strong>m<br />

bestehen<strong>de</strong>n belassen wollten.<br />

� Nicht zu viel auf einmal wollen! Wir haben<br />

uns entschie<strong>de</strong>n, zunächst einen Planungsprozess<br />

mit <strong>de</strong>m neuen System durchzuführen<br />

und erst ein halbes Jahr später mit <strong>de</strong>r<br />

(zeitkritischeren) Ist-Berichterstattung zu beginnen.<br />

Dadurch hatten wir genügend Zeit,<br />

Fehler abzustellen und Erfahrungen mit <strong>de</strong>m<br />

neuen System zu sammeln.<br />

� Abhängigkeiten von Beratern vermei<strong>de</strong>n! Die<br />

Wartung und Weiterentwicklung mo<strong>de</strong>rner<br />

Finanzsysteme benötigt hochspezialisiertes<br />

Know-how. Experten, die dieses Know-how<br />

besitzen, sind am Markt nur schwer verfügbar.<br />

Deshalb sollte – sofern das Know-how<br />

nicht bereits im Haus vorhan<strong>de</strong>n ist – die Rekrutierung<br />

frühzeitig erfolgen, damit <strong>de</strong>r<br />

neue Mitarbeiter die Implementierung begleiten<br />

kann und keine Abhängigkeiten von<br />

Externen entstehen.<br />

47


48<br />

Activity-Based-Management<br />

Effektive Unternehmenswertsteigerung durch<br />

Activity-Based-Management<br />

von Peter Rathnow<br />

In vielen Unternehmen wur<strong>de</strong>n in jüngster Zeit<br />

Restrukturierungsaktivitäten initiiert und<br />

durchgeführt. Häufige Ursache war die Notwendigkeit,<br />

die Gemeinkostenstrukturen an<br />

geringere Volumina anzupassen o<strong>de</strong>r das Produktportfolio<br />

zu optimieren. Mitunter war sogar<br />

ein umfassen<strong>de</strong>r Turnaround <strong>de</strong>s Gesamtunternehmens<br />

erfor<strong>de</strong>rlich. Betrachtete man<br />

nach Durchführung <strong>de</strong>r Maßnahmen, was tatsächlich<br />

an Ergebnisverbesserung eingetreten<br />

ist, machte sich häufig Ernüchterung breit.<br />

Die tatsächliche Ergebnisverbesserung fällt oft<br />

signifikant geringer aus als ursprünglich erwartet.<br />

Eine häufige Ursache hierfür ist die mangeln<strong>de</strong><br />

Eignung <strong>de</strong>s Kostenrechnungsinstrumentariums.<br />

Sie beeinträchtigt alle drei<br />

Phasen eines systematischen Managementprozesses:<br />

Beginnend von <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntifikation<br />

und Beurteilung <strong>de</strong>s Handlungsbedarfs, über<br />

die zielgerichtete Erarbeitung von Verbesserungsmaßnahmen<br />

bis hin zur Sicherstellung<br />

von <strong>de</strong>ren Implementierung. Im Folgen<strong>de</strong>n wird<br />

dargestellt, welche Probleme in <strong>de</strong>r Praxis häufig<br />

auftreten und wie diese nachhaltig überwun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n können.<br />

Kostenrechnungsinformationen<br />

oftmals signifikant verzerrt<br />

Diskutiert man mit Managern über ihre Entscheidungsgrundlagen,<br />

so ist nicht selten ein<br />

gewisses Unbehagen auszumachen: Die Kosten<br />

von Aktivitäten, wie z. B. die Bearbeitung<br />

einer Kun<strong>de</strong>nanfrage, sind oft nicht o<strong>de</strong>r nur<br />

sehr vage bekannt. Entsprechend undifferenziert<br />

sind Ansätze zur Optimierung. Das Unbehagen<br />

ist keineswegs auf das Kostenmanage-<br />

ment im engeren Sinne beschränkt, son<strong>de</strong>rn<br />

geht weit darüber hinaus: Ergebnisaussagen<br />

zu Produkten o<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n sind aus <strong>de</strong>n realen<br />

Verhältnissen teilweise nicht erklärbar.<br />

Wettbewerberpreise sind nicht rekonstruierbar.<br />

Kun<strong>de</strong>nreaktionen auf Preissetzungen<br />

sind häufig nicht nachvollziehbar. Kurzum: Die<br />

„gefühlte“ Welt und die ausgewiesenen<br />

Zahlen „passen irgendwie nicht zusammen“.<br />

Dies hat häufig seine Ursache im Kostenrechnungssystem.<br />

Von <strong>de</strong>n gesamten Kosten wer<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>m einzelnen Produkt (o<strong>de</strong>r einem an<strong>de</strong>ren<br />

Kostenobjekt) direkt nur die unmittelbaren<br />

Kosten – das sind typischerweise Material und<br />

<strong>de</strong>r direkte Lohn – zugeordnet. Die übrigen<br />

(Gemein-)Kosten wie Entwicklungs-, Verwaltungs-,<br />

Lager- o<strong>de</strong>r Vertriebskosten wer<strong>de</strong>n zunächst<br />

auf Kostenstellen gesammelt und dann<br />

in Form eines meist prozentualen Zuschlags<br />

auf Material, direkten Lohn o<strong>de</strong>r einer<br />

damit eng verbun<strong>de</strong>nen Bezugsbasis <strong>de</strong>n Produkten<br />

zugeordnet. Daneben existiert häufig<br />

eine Marginalrechnung, bei <strong>de</strong>r in einer o<strong>de</strong>r<br />

mehreren Stufen <strong>de</strong>r sog. „Deckungsbeitrag”<br />

als Differenz zwischen Verkaufserlös und – ggf.<br />

verschie<strong>de</strong>n <strong>de</strong>finierten – variablen Kosten ausgewiesen<br />

wird. Betrachtet man diese Vorgehensweise<br />

mit Blick auf eine zutreffen<strong>de</strong> Wie<strong>de</strong>rgabe<br />

<strong>de</strong>r Kosten, so ist sie in mehrfacher<br />

Hinsicht problematisch:<br />

Zunächst ist die Bezugsbasis für die Kostenzurechnung<br />

fragwürdig. Der Wert <strong>de</strong>s Materials<br />

steht nur in einem sehr mittelbaren Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>m Umfang <strong>de</strong>r innerbetrieblichen<br />

Wertschöpfung und damit mit <strong>de</strong>m zu<br />

verteilen<strong>de</strong>n Kostenblock. Gleiches gilt in zunehmen<strong>de</strong>m<br />

Maße für <strong>de</strong>n direkten Lohn, wo-<br />

bei hier noch hinzu kommt, dass sich sein Umfang<br />

angesichts fortschreiten<strong>de</strong>r Automatisierung<br />

immer mehr zur Marginalgröße reduziert.<br />

Weiter negiert die unterstellte Volumenproportionalität,<br />

unabhängig davon, ob mengen- o<strong>de</strong>r<br />

wertgetrieben, völlig die Kostenwirkungen <strong>de</strong>r<br />

Komplexität. Für die Allokation <strong>de</strong>r Gemeinkosten<br />

be<strong>de</strong>utet dies, dass Kleinmengenprodukten<br />

ten<strong>de</strong>nziell weniger Kosten zugerechnet wer<strong>de</strong>n,<br />

als sie verursacht haben, und Großmengenprodukten<br />

umgekehrt.<br />

Die Konsequenzen aus <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Eignung<br />

<strong>de</strong>s Instrumentariums wer<strong>de</strong>n noch <strong>de</strong>utlicher,<br />

wenn man die Thematik im Kontext <strong>de</strong>s Steuerungsprozesses<br />

betrachtet. Es sind unschwer<br />

instabile Zustän<strong>de</strong> vorstellbar, bei <strong>de</strong>nen sich<br />

das Unternehmen zunehmend von <strong>de</strong>r optimalen<br />

Positionierung entfernt. Dies sei an einem in<br />

<strong>de</strong>r Praxis häufig vorfindbaren Ablauf erläutert,<br />

<strong>de</strong>n man als „Varianten-Teufelskreis“ bezeichnen<br />

könnte. Ausgangspunkt sind hier z. B.<br />

Sättigungserscheinungen <strong>de</strong>s Marktes, die<br />

zum Rückgang <strong>de</strong>r Absatzvolumina o<strong>de</strong>r zur<br />

Abschwächung <strong>de</strong>r Wachstumsraten führen,<br />

aber auch das Bestreben, zusätzliches Unternehmenswachstum<br />

zu realisieren.<br />

Um die jeweiligen Zielsetzungen zu erreichen,<br />

wird versucht, mittels zusätzlicher Varianten<br />

neue Marktsegmente zu erschließen. Geht man<br />

davon aus, dass das Unternehmen die für sich<br />

am besten geeigneten Segmente bereits zu<br />

einem früheren Zeitpunkt erschlossen hat, so<br />

wer<strong>de</strong>n die neuen Segmente ten<strong>de</strong>nziell zu <strong>de</strong>n<br />

weniger attraktiven gehören. Bedient wer<strong>de</strong>n<br />

diese Segmente <strong>de</strong>nnoch, kann doch <strong>de</strong>r vermeintliche<br />

Nutzen solcher Aktivitäten mittels einer<br />

Deckungsbeitragskalkulation meist gut be-


grün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Aufgrund <strong>de</strong>r faktisch geringen<br />

Segmentattraktivität stellen sich jedoch nur<br />

vergleichsweise geringe Mengenausweitungen<br />

ein.<br />

Gleichzeitig führen die zusätzlichen Varianten<br />

zur Steigerung <strong>de</strong>r Innenkomplexität <strong>de</strong>s Unternehmens.<br />

Die entsprechen<strong>de</strong>n Kostenwirkungen<br />

erhöhen, entsprechend <strong>de</strong>n Prinzipien<br />

<strong>de</strong>r Zuschlagskalkulation, die Stückkosten für<br />

das ganze Programm o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st für Teile<br />

<strong>de</strong>sselben. Der so entstehen<strong>de</strong> Kostendruck<br />

löst seinerseits über kurz o<strong>de</strong>r lang Preiserhöhungen<br />

aus und leitet damit eine weitere Verschlechterung<br />

<strong>de</strong>r Absatzsituation ein. Der<br />

Kreis hat sich geschlossen! Der Wirkungszusammenhang<br />

ist in Abbildung 1 zusammengefasst.<br />

Konzept <strong>de</strong>s Activity-Based-<br />

Costings<br />

Wie sollte nun ein Konzept zur zutreffen<strong>de</strong>n<br />

Kostenzuordnung aussehen? Wichtig ist zunächst<br />

eine bereichsübergreifen<strong>de</strong> Erfassung<br />

und Bewertung <strong>de</strong>r Kostenkonsequenzen. Weiter<br />

muss <strong>de</strong>r gesamte Lebenszyklus <strong>de</strong>r Produkte<br />

betrachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Sichern diese Merkmale die Vollständigkeit <strong>de</strong>r<br />

einbezogenen Wirkungen, so muss gleichzeitig<br />

die richtige Zuordnung <strong>de</strong>r Gesamtkosten zum<br />

jeweiligen Kostenobjekt – z. B. Produkt(-gruppe),<br />

Kun<strong>de</strong>(-ngruppe) – gewährleistet sein, d.h.,<br />

dass sich die Zuordnung an <strong>de</strong>n tatsächlich<br />

kostenverursachen<strong>de</strong>n Faktoren orientieren<br />

muss. Für die Vollkostenrechnung ist dabei <strong>de</strong>r<br />

zentrale Problembereich die Zurechnung <strong>de</strong>r<br />

Gemeinkosten. Hauptproblem ist hier, dass die<br />

unterstellte Volumenabhängigkeit <strong>de</strong>r Kosten für<br />

weite Teile dieser Kosten nicht gegeben ist.<br />

Ein Rüstvorgang etwa fällt bei einem Loswechsel<br />

an. Der damit verbun<strong>de</strong>ne administrative<br />

Aufwand ist weitestgehend unabhängig<br />

davon, ob anschließend eine Einheit o<strong>de</strong>r<br />

eine Million Einheiten produziert wer<strong>de</strong>n.<br />

Dies legt es nahe, die Verteilung dieser Kosten<br />

an <strong>de</strong>n einzelnen Prozessen o<strong>de</strong>r Transaktionen<br />

anzusetzen, durch <strong>de</strong>ren Anfall sie letztlich<br />

ausgelöst wer<strong>de</strong>n. Kostenträger in einem solchen<br />

System sind zunächst die Transaktionen.<br />

Abb. 1: Varianten-Teufelskreis (Quelle: Rathnow, Management weltweit)<br />

Für sie muss ein „Preis” ermittelt wer<strong>de</strong>n. Ist<br />

dieser „Preis” bekannt, so kann für je<strong>de</strong>s Analyseobjekt<br />

abhängig von <strong>de</strong>r spezifischen Beanspruchung<br />

eine entsprechen<strong>de</strong> Kostenzurechnung<br />

erfolgen (Abbildung 2).<br />

Bei <strong>de</strong>r Marginalrechnung muss zur Ermittlung<br />

<strong>de</strong>r variablen Kosten <strong>de</strong>r angemessene Betrachtungshorizont<br />

gewählt wer<strong>de</strong>n. Dieser ist<br />

bei einer Produktentscheidung längerfristig.<br />

Das be<strong>de</strong>utet, dass neben <strong>de</strong>n bisher einbezogenen<br />

kurzfristig beeinflussbaren Kosten,<br />

wie <strong>de</strong>m Fertigungsmaterial, auch mittelfristige<br />

Kostenkonsequenzen, wie die Komplexitätswirkungen,<br />

in die Entscheidungsfindung<br />

eingehen müssen.<br />

Mit diesem Konzept wird die I<strong>de</strong>ntifikation und<br />

Trennung von fixen und variablen Kosten unter-<br />

Abb. 2: Konzeptionelle Darstellung <strong>de</strong>s Activity-Based-Costing<br />

CM März / April 2011<br />

stützt und eine sinnvolle Zuordnung <strong>de</strong>r Gemeinkosten<br />

auf Produkte bzw. Dienstleistungen<br />

ermöglicht. Im Folgen<strong>de</strong>n wird die praktische<br />

Umsetzung <strong>de</strong>s Konzepts dargestellt.<br />

Drei Schritte zur praktischen<br />

Umsetzung<br />

Um zu einer zutreffen<strong>de</strong>n Kostenzuordnung und<br />

damit zu effektiven Management-Maßnahmen<br />

zu gelangen, hat sich in <strong>de</strong>r Praxis folgen<strong>de</strong><br />

Vorgehensweise bewährt: Es ist zunächst ein<br />

(prozessorientiertes) Analysekonzept für das<br />

Unternehmen (bzw. <strong>de</strong>n untersuchten Bereich)<br />

zu entwickeln. Im zweiten Schritt sind auf Kostenstellenebene<br />

die angefallenen Kosten zuzuordnen.<br />

Dies bil<strong>de</strong>t die Grundlage für die<br />

entscheidungsorientierte Analyse.<br />

49


50<br />

Activity-Based-Management<br />

Schritt 1: Ein prozessorientiertes Analysekonzept<br />

ist die Basis für alle nachfolgen<strong>de</strong>n<br />

Analysen. Wichtigstes Element hierbei ist es,<br />

die wesentlichen Prozesse <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

sowie die zugehörigen Kostentreiber zu bestimmen.<br />

Dies stellt eine – nicht ganz einfache!<br />

– Gradwan<strong>de</strong>rung zwischen unzureichen<strong>de</strong>r<br />

Entscheidungseignung aufgrund fehlen<strong>de</strong>n<br />

Tiefgangs einerseits und ausufern<strong>de</strong>r Komplexität<br />

an<strong>de</strong>rerseits dar. Ein Beispiel: Angenommen<br />

das Unternehmen sieht als Hauptprozesse<br />

Beschaffung, Produktion, Vertrieb, Kun<strong>de</strong>ndienst<br />

und Qualitätswesen. So ist zumin<strong>de</strong>st<br />

eine zusätzliche Analyseebene vorzusehen.<br />

Am Beispiel <strong>de</strong>r Beschaffung könnten dies Lieferantenauswahl,<br />

Lieferantenbeurteilung, Bestellwesen,<br />

Bestellüberwachung etc. sein. Damit<br />

wür<strong>de</strong> berücksichtigt, dass die einzelnen<br />

Komponenten unterschiedlichen Kostentreibern<br />

(hier: Anzahl Lieferanten, Anzahl Bestellvorgänge)<br />

gehorchen. Wird eine zu geringe Detaillierung<br />

vorgesehen, so ist sehr zweifelhaft,<br />

ob später konkrete Maßnahmen abgeleitet<br />

wer<strong>de</strong>n können. Wird eine <strong>de</strong>utlich höhere<br />

Analysetiefe vorgesehen, so besteht die erhebliche<br />

Gefahr <strong>de</strong>r Verzettelung.<br />

Die I<strong>de</strong>ntifikation <strong>de</strong>r wesentlichen Kosteneinflussgrößen<br />

geschieht am besten durch Befragung<br />

von Mitarbeitern mit einem guten Über-<br />

Autor<br />

blick über die Unternehmensabläufe. Zur Erzielung<br />

<strong>de</strong>s notwendigen Tiefgangs sollten neben<br />

Generalisten auch die wesentlichen Know-how-<br />

Träger <strong>de</strong>r einzelnen Unternehmensfunktionen<br />

befragt wer<strong>de</strong>n. Einzelinterviews sind Gruppeninterviews<br />

vorzuziehen, da sie größeren Platz<br />

für Offenheit bzw. Vertraulichkeit lassen.<br />

Schritt 2: Bei <strong>de</strong>r anschließen<strong>de</strong>n prozessorientierten<br />

Kostenzuordnung wer<strong>de</strong>n die (originären)<br />

Kostenstellenkosten daraufhin untersucht,<br />

durch welche Transaktionen (Kostentrei-<br />

ber) sie jeweils ausgelöst wer<strong>de</strong>n und wie sich<br />

die Kosten bei einer verän<strong>de</strong>rten Beanspruchung<br />

verhalten. Auch dies sollte auf Basis von<br />

Interviews geschehen, wobei es hier auf eine<br />

differenzierte Kenntnis <strong>de</strong>r Prozesse aufseiten<br />

<strong>de</strong>s Befragten ankommt. Analyseinhalt ist an<br />

dieser Stelle z. B. die Verteilung <strong>de</strong>r persönlichen<br />

Arbeitszeit (bzw. <strong>de</strong>s Mitarbeitereinsatzes<br />

einer Abteilung) auf die in Schritt 1 <strong>de</strong>finierten<br />

Aktivitäten. Auch hier gilt es, zwischen Genauigkeit<br />

und Aufwand abzuwägen. Ein nicht zugeordneter<br />

Ressourceneinsatz von 10-20 % ist<br />

meist durchaus vertretbar.<br />

Flankierend zur Kostenzuordnung i. e. S. sollte<br />

eine Aggregation <strong>de</strong>r Einzelergebnisse auf Unternehmensebene<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Aus<br />

einer Diskussion auf Basis <strong>de</strong>r Gesamtsicht<br />

entwickeln sich in <strong>de</strong>r Regel eine Reihe zusätzlicher<br />

Fragen, Testmöglichkeiten etc., durch <strong>de</strong>ren<br />

Abarbeitung die Qualität <strong>de</strong>r gesamten Datengrundlage<br />

gesteigert bzw. gesichert wer<strong>de</strong>n<br />

kann. Über <strong>de</strong>n Qualitätsaspekt hinaus begünstigt<br />

sie auch die Akzeptanz späterer Resultate –<br />

ein Faktum, das angesichts <strong>de</strong>r anschließen<strong>de</strong>n,<br />

häufig überraschen<strong>de</strong>n Ergebnisse nicht unterschätzt<br />

wer<strong>de</strong>n sollte.<br />

Schritt 3: Mit <strong>de</strong>n vorangegangenen Schritten<br />

ist die Basis gelegt für die entscheidungsori-<br />

Dr. Peter Rathnow<br />

lehrt an <strong>de</strong>r International School of Management und an <strong>de</strong>r<br />

Technischen Universität München. Außer<strong>de</strong>m berät er Mittelund<br />

Großunternehmen. Er war über 20 Jahre in leiten<strong>de</strong>r Funktion<br />

für die Siemens AG und McKinsey & Company tätig.<br />

E-Mail: info@rathnow.<strong>de</strong><br />

entierte Analyse. Ihre konkrete Ausgestaltung<br />

bestimmt sich durch das Analyseziel (z. B. Management-Entscheidungen,<br />

die sie unterstützen<br />

sollen).<br />

Sollen etwa die Kostenkonsequenzen einer generellen<br />

Verän<strong>de</strong>rung bei Kostentreibern bestimmt<br />

wer<strong>de</strong>n (z. B. die Kostenreduktion bei<br />

einer <strong>de</strong>utlichen Komplexitätsreduktion), genügen<br />

meist aggregierte Werte, um die zielgerichtete<br />

Ausrichtung <strong>de</strong>r anschließen<strong>de</strong>n wertsteigern<strong>de</strong>n<br />

Maßnahmen sicher zu stellen.<br />

Sollen z. B. Kun<strong>de</strong>n- o<strong>de</strong>r Produktergebnisrechnungen<br />

erstellt wer<strong>de</strong>n, so ist für das jeweilige<br />

Analyseobjekt die Infrastrukturbeanspruchung,<br />

gemessen in <strong>de</strong>r transaktionsverursachen<strong>de</strong>n<br />

Einheit, zu bestimmen und mit ihren<br />

Kosten zu bewerten. Hierauf aufbauend ist die<br />

Kostenzurechnung durchzuführen und durch<br />

Differenzbildung mit <strong>de</strong>n Erlösen das jeweilige<br />

Ergebnis zu ermitteln.<br />

Für komplexere Fragestellungen kann es sinnvoll<br />

sein, Simulationsmo<strong>de</strong>lle einzusetzen. Dies<br />

bietet sich an, wenn z. B., ausgehend von<br />

Markt- o<strong>de</strong>r Wettbewerbsszenarien, Mengen-<br />

und Beschäftigungskonsequenzen geplant<br />

wer<strong>de</strong>n sollen. Ebenso, wenn grundlegen<strong>de</strong><br />

Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Produkt- o<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nstruktur<br />

bewertet wer<strong>de</strong>n sollen.<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen IT-Unterstützung<br />

gilt Folgen<strong>de</strong>s: Für die erstmalige Kostenanalyse<br />

ist in <strong>de</strong>n meisten Fällen auch bei<br />

größeren Unternehmen ein han<strong>de</strong>lsübliches<br />

Tabellenkalkulationsprogramm ausreichend.<br />

Es ermöglicht die Durchführung <strong>de</strong>r nicht unerheblichen<br />

Rechenschritte und kann darüber<br />

hinaus als Prototyp für eine endgültige Lösung<br />

genutzt wer<strong>de</strong>n. Entschei<strong>de</strong>t man sich aufgrund<br />

<strong>de</strong>r Erfahrungen für einen dauerhaften<br />

Einsatz <strong>de</strong>r Prozesskostenrechung, wird <strong>de</strong>r<br />

Einsatz einer <strong>de</strong>dizierten Softwarelösung sinnvoll.<br />

Hierfür wird eine Reihe von Software-Paketen<br />

im Markt angeboten, etwa als Teil von<br />

ERP-Systemen. Die bestgeeignete Lösung<br />

hängt im Wesentlichen von <strong>de</strong>r Kompatibilität<br />

mit <strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen IT-Systemen ab.<br />

Praxisbeispiel: Deutliche<br />

Profitabilitätssteigerung statt<br />

gefährlicher Abwärtsspirale<br />

Welche Konsequenzen sich bereits aus <strong>de</strong>r<br />

Kenntnis <strong>de</strong>s tatsächlichen Produkt- o<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nergebnisses<br />

ergeben können, veranschaulicht<br />

das folgen<strong>de</strong> Beispiel: Ein großer Hersteller<br />

von Kunststoffprodukten hatte <strong>de</strong>n Wunsch, die<br />

Kosteninformationen seiner verschie<strong>de</strong>nen europäischen<br />

Produktionsstandorte vergleichbar<br />

zu machen. Ein Ziel war es, die u. a. aufgrund<br />

<strong>de</strong>r Liberalisierung <strong>de</strong>s Transportwesens steigen<strong>de</strong>n<br />

ökonomischen Radien <strong>de</strong>r Standorte<br />

zur Kostenminimierung zu nutzen.


Außer<strong>de</strong>m empfand eine Reihe von Führungskräften<br />

ein merkliches Unbehagen mit <strong>de</strong>r Ergebnisrechnung,<br />

war doch die ausgewiesene<br />

Ergebnislage in verschie<strong>de</strong>nen Fällen völlig inkonsistent<br />

mit <strong>de</strong>n realen Fähigkeiten <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

im Vergleich zum Wettbewerb. So<br />

hatte das Unternehmen in seinem Kerngeschäft,<br />

<strong>de</strong>n „Großmengen-Standard-Produkten“,<br />

erhebliche Schwierigkeiten, seine<br />

Leistungen zu wettbewerbsfähigen Preisen<br />

anzubieten. Dies war insofern erstaunlich, als<br />

man gera<strong>de</strong> für dieses Segment die besten<br />

Voraussetzungen mitbrachte: Man hatte als<br />

Marktführer die größte Einkaufsmacht und<br />

verfügte über Produktionseinrichtungen, die<br />

<strong>de</strong>r Konkurrenz zumin<strong>de</strong>st gleichwertig waren.<br />

Im Logistikbereich hatte man sogar anerkanntermaßen<br />

das branchenweit kostengünstigste<br />

Distributionssystem für Großmengen. Trotz <strong>de</strong>r<br />

damit gegebenen hervorragen<strong>de</strong>n Voraussetzungen<br />

für eine Kostenführerschaft wies die<br />

Kostenrechnung für diese Kun<strong>de</strong>ngruppe ein<br />

kaum ausgeglichenes Ergebnis auf.<br />

Es wur<strong>de</strong> daher vom Topmanagement ein Projekt<br />

zur umfassen<strong>de</strong>n Kostenanalyse gestartet.<br />

Zu diesem Zweck wur<strong>de</strong>n die Gemeinkosten in<br />

<strong>de</strong>r im Vorabschnitt beschriebenen Weise verursachungsgerecht<br />

zugeordnet und darauf aufbauend<br />

Kun<strong>de</strong>ngruppen- und Produktgruppen-<br />

Ergebnisrechnungen erstellt. Die Analysearbeiten<br />

wur<strong>de</strong>n durch ein cross-funktionales<br />

Team mit Know-How-Trägern aus <strong>de</strong>n analysierten<br />

Unternehmensteilen sowie durch zwei<br />

Fachleute aus <strong>de</strong>m Rechnungswesen durchgeführt.<br />

Die Datengewinnung erfolgte primär<br />

durch Interviews. Diese wur<strong>de</strong>n in kritischen<br />

Punkten o<strong>de</strong>r bei erheblicher Unsicherheit<br />

durch Stichproben-Erhebungen vertieft. Eine<br />

methodische Unterstützung erfolgte durch eine<br />

externe Unternehmensberatung. Trotz <strong>de</strong>r nennenswerten<br />

Datenmengen erwies sich zur<br />

technischen Abwicklung <strong>de</strong>r Basisanalysen ein<br />

han<strong>de</strong>lsübliches Tabellenkalkulationsprogramm<br />

als ausreichend.<br />

Für <strong>de</strong>n Projekterfolg von beson<strong>de</strong>rer Wichtigkeit<br />

war ein zu Beginn erarbeitetes ganzheitliches<br />

Analysekonzept, das auf die spezifischen<br />

Ziele (hier: Logistik-Optimierung,<br />

Komplexitätsreduktion und Kalkulationsunterstützung)<br />

ausgerichtet war. Es ermöglichte<br />

eine <strong>de</strong>utliche Reduktion <strong>de</strong>s Analyseauf-<br />

Abb. 3: Renditevergleich auf Kun<strong>de</strong>ngruppenebene (Praxisbeispiel)<br />

wands, ohne auf <strong>de</strong>n Tiefgang in <strong>de</strong>n entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Fel<strong>de</strong>rn zu verzichten. Sehr hilfreich<br />

für die Akzeptanz <strong>de</strong>r später abzuleiten<strong>de</strong>n<br />

Entscheidungen war, dass potentiell betroffene<br />

Führungskräfte frühzeitig eingebun<strong>de</strong>n<br />

wur<strong>de</strong>n (im Rahmen von Fortschrittsreviews).<br />

Ein Vergleich <strong>de</strong>s bisherigen Ergebnisausweises<br />

mit <strong>de</strong>m prozessorientiert ermittelten<br />

Ergebnis gab <strong>de</strong>m intuitiven Unbehagen recht:<br />

So erwies sich das eingangs angeführte Geschäft<br />

tatsächlich als überdurchschnittlich profitabel.<br />

Wie sich im Übrigen auch herausstellte,<br />

waren die niedrigeren Angebote <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n wesentlichen<br />

Wettbewerber mitnichten einem leistungsfähigeren<br />

Kostenrechnungssystem zuzuschreiben<br />

– die dort verwen<strong>de</strong>ten Systeme waren<br />

ten<strong>de</strong>nziell sogar weniger leistungsfähig –,<br />

son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Tatsache, dass bei bei<strong>de</strong>n Firmen<br />

die Fehlallokation aufgrund ihrer schmäleren<br />

Produkt- und Kun<strong>de</strong>npalette <strong>de</strong>utlich weniger<br />

zum Tragen kam. Auch für an<strong>de</strong>re Geschäftssegmente<br />

ergaben sich teilweise gravieren<strong>de</strong><br />

Verän<strong>de</strong>rungen. Abbildung 3 zeigt stellvertretend<br />

einen Renditevergleich auf Kun<strong>de</strong>ngruppenebene.<br />

Man erkennt, dass sich die Profitabilität<br />

für einige Gruppen signifikant verän<strong>de</strong>rte<br />

und diese sich in zwei Fällen sogar umkehrte.<br />

Die neuen Informationen lösten eine ganze Reihe<br />

von Anpassungen aus: So wur<strong>de</strong> die unbefriedigen<strong>de</strong><br />

Ergebnissituation <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>ngruppe<br />

B angegangen. Zum einen wur<strong>de</strong>n dort die<br />

Preise erhöht und für mehrere Zusatzleistungen<br />

Preise neu eingeführt, zum an<strong>de</strong>ren wur<strong>de</strong>n<br />

CM März / April 2011<br />

stark kostenerhöhen<strong>de</strong> Verhaltensweisen <strong>de</strong>r<br />

Kun<strong>de</strong>n, wie z. B. Kleinstmengen-Abrufe, mit<br />

diesen diskutiert und teilweise verän<strong>de</strong>rt.<br />

Für die bisher als sehr profitabel erachtete Kun<strong>de</strong>ngruppe<br />

C waren solche Korrekturen nicht<br />

mehr möglich: Hier offenbarte die Analyse,<br />

dass diese Kun<strong>de</strong>n die Infrastruktur in außeror<strong>de</strong>ntlich<br />

hohem Maße beanspruchten.<br />

Das ging so weit, dass Teile <strong>de</strong>r Infrastruktur –<br />

z. B. ein spezieller Beratungsservice – von kleinen<br />

Ausnahmen abgesehen, faktisch nur für<br />

die se Kun<strong>de</strong>ngruppe bereitgehalten wur<strong>de</strong>n.<br />

Da das erfor<strong>de</strong>rliche Maß an Verhaltens- bzw.<br />

Preisän<strong>de</strong>rung nicht durchsetzbar war, wur<strong>de</strong>n<br />

die Segmentbedienung weitgehend eingestellt<br />

und, nach geringfügiger Reduktion von Leistungselementen<br />

für an<strong>de</strong>re Produkte, die entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Infrastrukturelemente abgebaut.<br />

Daneben ergaben sich eine Reihe übergreifen<strong>de</strong>r<br />

Konsequenzen; machte die Kostenzurechnung<br />

doch <strong>de</strong>utlich, dass das ursprüngliche<br />

Kerngeschäft nach wie vor profitabel war und<br />

die neuen Geschäfte bei zutreffen<strong>de</strong>r Kostenzuordung<br />

keineswegs die Profitabilität aufwiesen,<br />

die man sich davon versprochen hatte. Dies<br />

blieb nicht ohne Folgen für die Ressourcenallokation,<br />

sowohl hinsichtlich <strong>de</strong>r finanziellen Mittel<br />

als auch hinsichtlich <strong>de</strong>r Aufmerksamkeit<br />

<strong>de</strong>s Managements.<br />

An diesem Beispiel lässt sich gut erkennen,<br />

welche Gefahren durch die ungeeignete Ausrichtung<br />

<strong>de</strong>s Informationssystems ausgelöst<br />

51


52<br />

Activity-Based-Management<br />

Abb. 4: Der Werkzeugkasten <strong>de</strong>s General Managers<br />

wer<strong>de</strong>n können. Stand das Unternehmen<br />

doch bereits unmittelbar davor, durch Erschließung<br />

immer neuer vermeintlich profitabler<br />

Kleinsegmente die im Vorabschnitt<br />

skizzierte Abwärtsspirale („Teufelskreis“) zu<br />

durchlaufen.<br />

Effektive Prozessoptimierung durch<br />

Activity-Based-Management<br />

Das Beispiel zeigt auch, dass es sich bei <strong>de</strong>r<br />

zutreffen<strong>de</strong>n Kostenzuordnung keineswegs<br />

um eine aka<strong>de</strong>mische Übung eifriger Buchhalter<br />

han<strong>de</strong>lt, son<strong>de</strong>rn um eine wesentliche Voraussetzung<br />

für ein effektives, wertorientiertes<br />

Management. Das Konzept ist dabei selbstverständlich<br />

nicht auf die im Vorabschnitt beschriebene<br />

Optimierung <strong>de</strong>s Produktportfolios<br />

beschränkt, son<strong>de</strong>rn zur Optimierung von Prozessen<br />

aller Art gleichermaßen geeignet.<br />

Wie beschrieben ist das traditionelle Vorgehen<br />

zur Kostenzuordnung gekennzeichnet durch ein<br />

meist unzureichen<strong>de</strong>s Verständnis <strong>de</strong>r hinter<br />

<strong>de</strong>n Kosten liegen<strong>de</strong>n Prozesse. Das hat<br />

weitreichen<strong>de</strong> Folgen für das Kostenmanagement.<br />

Das Hauptproblem besteht darin, dass<br />

die für ein nachhaltiges und intelligentes Kostenmanagement<br />

entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Ursachenforschung<br />

nicht unterstützt wird. Vielmehr wird<br />

ten<strong>de</strong>nziell bei einer symptomorientierten Betrachtung<br />

stehengeblieben.<br />

Dazu ein Beispiel: Überhöhte Fertigungskosten<br />

müssen nicht unbedingt auf eine fehlen<strong>de</strong><br />

Produktivität in <strong>de</strong>r Fertigung zurückzuführen<br />

sein. Vielmehr können sie durchaus auch in einer<br />

zu großen Produktvielfalt begrün<strong>de</strong>t sein.<br />

Damit liegt die Ursache <strong>de</strong>s Kostenproblems an<br />

einer völlig an<strong>de</strong>ren Stelle <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

(Vertrieb, Marketing o<strong>de</strong>r Entwicklung), als es<br />

durch <strong>de</strong>n Kostenausweis suggeriert wird (Fertigung).<br />

Die traditionelle Betrachtung über<strong>de</strong>ckt<br />

dies, während eine prozessorientierte Treiberanalyse<br />

die Ursachen – und damit die wahren<br />

Ansatzpunkte für Verbesserungsmaßnahmen –<br />

klar aufzeigen wür<strong>de</strong>.<br />

Angesichts <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Differenzierung bzw.<br />

<strong>de</strong>s fehlen<strong>de</strong>n Verständnisses <strong>de</strong>r dahinterliegen<strong>de</strong>n<br />

Prozesse ist leicht nachvollziehbar,<br />

dass die auf Basis traditioneller Kostendaten<br />

getroffenen Kostensenkungsentscheidungen<br />

oft wenig effektiv sind: Sie beschränken sich<br />

häufig auf pauschale Reduktionen und auf die<br />

Streichung von Son<strong>de</strong>rpositionen, wie etwa<br />

Marketing-Kampagnen, Messeauftritte o<strong>de</strong>r<br />

Beauftragung externer Forschungs- o<strong>de</strong>r Entwicklungsaktivitäten.<br />

Pauschale Kürzungen<br />

(„Rasenmäher-Approach“) entziehen effizienten<br />

Bereichen oft über das sinnvolle Maß hinaus<br />

Mittel, während Rationalisierungspotentiale<br />

in ineffizienten Bereichen nicht genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Ad-hoc-Streichung von Son<strong>de</strong>rpositionen<br />

ist selten nachhaltig, oft sogar langfristig<br />

schädlich.<br />

Erst das Verständnis <strong>de</strong>r Kosten wesentlicher<br />

Prozesse sowie <strong>de</strong>r wesentlichen<br />

Kos tentreiber ermöglicht es, Handlungsbedarf<br />

präzise zu i<strong>de</strong>ntifizieren und effektive Verbes-<br />

serungsmaßnahmen zu entwickeln. Dies ist<br />

keineswegs auf Kostenmanagement im engen<br />

Sinne beschränkt, son<strong>de</strong>rn gilt auch für die<br />

Maßnahmenerarbeitung in vielen an<strong>de</strong>ren Fel<strong>de</strong>rn,<br />

z. B. im Preismanagement, beim Re<strong>de</strong>sign<br />

von Wertschöpfungsketten o<strong>de</strong>r für das<br />

Komplexitätsmanagement.<br />

Fazit<br />

Activity-Based-Management ermöglicht es in<br />

vielfältiger Weise, Unternehmensleistung und<br />

-wert zu steigern. In manchen Fällen – wie <strong>de</strong>m<br />

obigen Praxisbeispiel – genügt es weitgehend<br />

alleine, um eine signifikante Verbesserung <strong>de</strong>r<br />

Situation herbeizuführen. In an<strong>de</strong>ren Fällen sind<br />

weitere Elemente erfor<strong>de</strong>rlich, die die drei Kernelemente<br />

eines Managementprozesses wirksam<br />

unterstützen (Abbildung 4).<br />

Unabhängig davon, ob Activity-Based-Management<br />

alleine o<strong>de</strong>r ein breiterer „Werkzeugkasten“<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n, wichtig dabei sind klare<br />

Konzepte und <strong>de</strong>ren professionelle Umsetzung.<br />

Dann wer<strong>de</strong>n nicht nur die eingangs<br />

beschriebenen Enttäuschungen vermie<strong>de</strong>n.<br />

Vielmehr sind signifikante Erfolge, im I<strong>de</strong>alfall<br />

Spitzenleistungen, die beinahe zwangsläufige<br />

Folge.<br />

Buchtipp<br />

Rathnow, Peter: Management weltweit - Mit<br />

praxiserprobten Instrumenten zu Spitzenleistungen,<br />

2010


Dietmar Pascher’s<br />

Controllerrätsel<br />

Die Lösung fin<strong>de</strong>n Sie auf www.controllermagazin.<strong>de</strong> – CM live.<br />

CM März / April 2011<br />

Dipl.-Ing. Dietmar Pascher<br />

d.pascher@controlleraka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />

53


54<br />

Innovations<strong>controlling</strong><br />

Innovations<strong>controlling</strong><br />

Erfolge, Chancen und Risiken im Innovationsprozess mess- und<br />

steuerbar machen<br />

von Ronald Gleich und Peter Schentler<br />

Neue I<strong>de</strong>en und bessere Lösungen verdrängen<br />

laufend bestehen<strong>de</strong> Angebote; Märkte und Strukturen<br />

verän<strong>de</strong>rn sich fortwährend. Wer von uns<br />

hätte vor 30 Jahren an das Notebook in je<strong>de</strong>m<br />

Haushalt, vor 20 Jahren an das Mobiltelefon und<br />

vor 10 Jahren an <strong>de</strong>n Erfolg von Wikipedia gedacht?<br />

Und auch heute können wir uns viele <strong>de</strong>r<br />

Innovationen, die unser Leben in <strong>de</strong>n nächsten 30<br />

Jahren maßgeblich beeinflussen wer<strong>de</strong>n, wohl<br />

noch nicht einmal vorstellen.<br />

Für Unternehmen sind Innovationen durch ihren<br />

Neuheitsgrad Chance und Risiko zugleich. Auf <strong>de</strong>r<br />

einen Seite sichern sie Wachstum und wirtschaftlichen<br />

Erfolg und in vielen Fällen sogar das generelle<br />

Weiterbestehen, auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite stellen<br />

hohe F&E-Aufwän<strong>de</strong> bei ausbleiben<strong>de</strong>m Innovationserfolg<br />

ein oftmals nicht mehr zu revidieren<strong>de</strong>s<br />

Risiko dar.<br />

Aufgaben <strong>de</strong>s F&E- und<br />

Innovations<strong>controlling</strong>s<br />

Eine wichtige Aufgabe <strong>de</strong>s Innovationsmanagements<br />

besteht darin, die langfristig wirken<strong>de</strong>n<br />

Entscheidungen zum Aufbau und zur Sicherung<br />

<strong>de</strong>r technologischen Kompetenz mit <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>s operativen Tagesgeschäfts in<br />

Einklang zu bringen. Unternehmen müssen in<br />

<strong>de</strong>r Lage sein, die aktuellsten Trends aufzuspüren,<br />

kreative und gefragte I<strong>de</strong>en zu generieren,<br />

eigene Ressourcen und Kun<strong>de</strong>nanfor<strong>de</strong>rungen<br />

in <strong>de</strong>r Forschung und Entwicklung gleichermaßen<br />

zu vereinen, Markteintritte strategisch richtig<br />

zu gestalten und nicht zuletzt die eigenen<br />

Strukturen und Prozesse an unterschiedliche<br />

Innovationsarten und -intensitäten anzupassen.<br />

Dabei ist eine Unterstützung durch ein ganzheitliches<br />

Innovations<strong>controlling</strong> notwendig.<br />

Innovationsvorhaben müssen entlang <strong>de</strong>s<br />

gesamten Innovationsprozesses geplant und<br />

gesteuert sowie ihr Erfolg messbar gemacht<br />

wer<strong>de</strong>n (siehe Abbildung 1).<br />

Instrumente und Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />

F&E- und Innovations<strong>controlling</strong>s<br />

Ein ganzheitliches Innovation Performance<br />

Measurement benötigt für das Messen <strong>de</strong>s Erfolgs<br />

ein an die Forschung & Entwicklung und<br />

<strong>de</strong>n gesamten Innovationsprozess angepasstes<br />

Kennzahlensystem, um einen erhöhten<br />

Grad an Leistungstransparenz, effektivere Planungs-<br />

und Steuerungsabläufe sowie verbesserte<br />

Kommunikationsprozesse zu ermöglichen.<br />

In <strong>de</strong>r Unternehmenspraxis wer<strong>de</strong>n dabei<br />

sowohl operative als auch strategische


Abb. 1: Innovationsprozess und -<strong>controlling</strong><br />

Steuerungsinstrumente angewen<strong>de</strong>t. Aus operativer<br />

(Controlling-) Sicht sind Innovationsprojekte<br />

effizient durchzuführen, u.a. mit Innovations-<br />

und F&E-Budgets, einer Meilenstein-<br />

und Projektfortschrittsplanung sowie Kosten-<br />

und Meilensteintrendanalysen. Darüber hinaus<br />

sind Instrumente von beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung,<br />

die eine strategische Ausrichtung <strong>de</strong>s Innovationsportfolios<br />

ermöglichen. Dazu zählen z. B.<br />

die Technology Roadmap o<strong>de</strong>r eine Innovation<br />

Scorecard.<br />

Balance zwischen kreativer<br />

Freiheit und Risikobegrenzung<br />

Innovative und kreative Bereiche und Themenstellungen<br />

lassen sich jedoch nicht mit<br />

<strong>de</strong>n gleichen Instrumenten und Metho<strong>de</strong>n<br />

wie an<strong>de</strong>re Unternehmensbereiche steuer-<br />

und messbar machen. Zu starke Kontrolle<br />

und Reglementierung kann dazu führen,<br />

dass kreative Potentiale eingeengt wer<strong>de</strong>n<br />

Autoren<br />

Dr. Peter Schentler<br />

war bis En<strong>de</strong> 2010 Forschungsdirektor und Leiter <strong>de</strong>s Competence<br />

Centers Controlling & Performance Measurement am<br />

Strascheg Institute for Innovation and Entrepreneurship (SIIE)<br />

<strong>de</strong>r European Business School. Seit 2011 ist er Managing Consultant<br />

bei Horváth & Partners.<br />

und erfolgversprechen<strong>de</strong> I<strong>de</strong>en bereits am<br />

Anfang einer noch nicht präzise nachweisbaren<br />

Rentabilität zum Opfer fallen. Umgekehrt<br />

können mangeln<strong>de</strong> Transparenz und<br />

blin<strong>de</strong>s Festhalten an einzelnen Projekten<br />

Unternehmen in existenzielle Notlagen bringen<br />

o<strong>de</strong>r Mittel bin<strong>de</strong>n, die in an<strong>de</strong>ren Projekten<br />

besser eingesetzt wären.<br />

Konfliktpotential bei Kooperation<br />

Innovations<strong>controlling</strong> birgt damit Konfliktpotential,<br />

da in <strong>de</strong>r Zusammenarbeit zwischen<br />

F&E und Controlling unterschiedliche Ziele-,<br />

Sicht- und Arbeitsweisen aufeinan<strong>de</strong>rtreffen.<br />

Resultieren<strong>de</strong> Konflikte und mangeln<strong>de</strong> Kooperation<br />

können zu Ineffizienzen und langfristigen<br />

Nachteilen für das Unternehmen führen.<br />

Umgekehrt kann eine gute Zusammenarbeit<br />

bewirken, dass sich ein Unternehmen Wettbewerbsvorteile<br />

gegenüber <strong>de</strong>r Konkurrenz erarbeitet.<br />

Prof. Dr. Ronald Gleich<br />

ist Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Institutsleitung <strong>de</strong>s Strascheg Institute for<br />

Innovation and Entrepreneurship (SIIE) sowie Head of Department<br />

of Inovation Management and Entrepreneurship (IME) <strong>de</strong>r<br />

EBS Business School. Er ist zu<strong>de</strong>m Geschäftsführer <strong>de</strong>r EBS<br />

Executive Education GmbH.<br />

CM März / April 2011<br />

Aus diesem Grund widmet sich <strong>de</strong>r Band 13<br />

<strong>de</strong>s Controlling-Beraters, <strong>de</strong>r En<strong>de</strong> Februar<br />

2011 erschienen ist, <strong>de</strong>m spannen<strong>de</strong>n Thema<br />

"Innovations<strong>controlling</strong>". Die Herausgeber,<br />

Prof. Dr. Ronald Gleich und Prof. Dr. Christof<br />

Schimank, zeigen – unterstützt von zahlreichen<br />

Autoren aus Praxis und Wissenschaft<br />

– pragmatische Handlungsempfehlungen auf<br />

und beschreiben unterschiedliche Aspekte, innovative<br />

Praxislösungen und Ansätze zur IT-<br />

Unterstützung <strong>de</strong>s F&E- und Innovations<strong>controlling</strong>s.<br />

www.haufe.<strong>de</strong>/<strong>controlling</strong>-berater<br />

55


56<br />

Controlling-Prozessmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r IGC<br />

Controlling-Prozessmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r IGC:<br />

Neuer Standard für die Controlling-Organisation<br />

von Dipl.-Kffr. Jana Heimel<br />

Die Prozessorientierung unterstützt eine effizientere<br />

Unternehmenssteuerung. Um dies auch<br />

für <strong>de</strong>n Controlling-Bereich zu ermöglichen, hat<br />

ein Arbeitskreis <strong>de</strong>r International Group of Controlling<br />

(IGC) einen Standard für ein Controlling-<br />

Prozessmo<strong>de</strong>ll erarbeitet. Diesen Standard hat<br />

die IGC nun als Leitfa<strong>de</strong>n "Controlling-Prozessmo<strong>de</strong>ll"<br />

im <strong>Haufe</strong>-Verlag veröffentlicht.<br />

Hintergrund: Bisher kein Prozessmo<strong>de</strong>ll<br />

für Controlling vorhan<strong>de</strong>n<br />

Die Unternehmen haben erkannt, dass sie<br />

durch eine prozessuale Sicht und entsprechen<strong>de</strong><br />

Steuerung ihre Wirtschaftlichkeit steigern<br />

können. So ermöglicht das Prozessmanagement,<br />

die Effizienz und Effektivität von<br />

Prozessen zu verbessern, in<strong>de</strong>m z. B. Durch-<br />

Abb. 1: Hauptprozesse <strong>de</strong>s Controlling-Prozessmo<strong>de</strong>lls<br />

laufzeiten reduziert und die Flexibilität erhöht<br />

wer<strong>de</strong>n. Mit Prozessmo<strong>de</strong>llen wie z. B. <strong>de</strong>m<br />

SCOR-Mo<strong>de</strong>ll lassen sich die Prozesse <strong>de</strong>r Logistik,<br />

<strong>de</strong>s Marketings, <strong>de</strong>s Vertriebs etc. i<strong>de</strong>ntifizieren,<br />

dokumentieren, analysieren und steuern.<br />

Für die Prozesse <strong>de</strong>s Controllings fehlte<br />

bisher jedoch ein <strong>de</strong>rart standardisiertes Prozessmo<strong>de</strong>ll.<br />

Neuer IGC-Standard soll Lücke<br />

schließen<br />

Um diese Lücke zu schließen, hat die International<br />

Group of Controlling (IGC) die Entwicklung<br />

<strong>de</strong>s Controlling-Prozessmo<strong>de</strong>lls initiiert. Das<br />

Controlling-Prozessmo<strong>de</strong>ll soll einen branchenübergreifen<strong>de</strong>n<br />

Standard für Controlling-Prozesse<br />

in Unternehmen darstellen und die Eta-<br />

blierung eines einheitlichen Controlling-Verständnisses<br />

weiter vorantreiben. Es wur<strong>de</strong> im<br />

letzten Jahr von einem Arbeitskreis mit Vertretern<br />

aus <strong>de</strong>r Industrie, <strong>de</strong>r Controlling-Weiterbildung<br />

und <strong>de</strong>r Beratung unter <strong>de</strong>r Leitung von<br />

Dr. Uwe Michel, Senior Partner und Leiter <strong>de</strong>s<br />

Competence Centers Controlling und Finanzen<br />

bei Horváth & Partners, erarbeitet.<br />

Das Mo<strong>de</strong>ll orientiert sich an <strong>de</strong>n von IGC und<br />

ICV formulierten Qualitätsstandards für das<br />

Controlling (DIN SPEC 1086) und <strong>de</strong>finiert Controlling<br />

entsprechend als Management-Prozess<br />

<strong>de</strong>r Zielfestlegung, Planung und Steuerung.<br />

Im <strong>Haufe</strong>-Verlag ist dazu aktuell die Broschüre<br />

"Controlling-Prozessmo<strong>de</strong>ll", ein 62-seitiger<br />

Leitfa<strong>de</strong>n für die Beschreibung und Gestaltung<br />

von Controlling-Prozessen, erschienen.


Abb. 2: Detaildarstellung am Beispiel "Operative Planung und Budgetierung"<br />

Der Aufbau <strong>de</strong>s Prozessmo<strong>de</strong>lls<br />

Das Controlling-Prozessmo<strong>de</strong>ll ist hierarchisch<br />

aufgebaut und betrachtet die Prozesse auf verschie<strong>de</strong>nen<br />

Ebenen. Ausgehend von <strong>de</strong>m Geschäftsprozess<br />

„Controlling“ auf Ebene 1, behan<strong>de</strong>lt<br />

die Broschüre die Controlling-Hauptprozesse<br />

(Ebene 2) bis auf die Ebene <strong>de</strong>r Teilprozesse<br />

(Ebene 3). Ebene 2 umfasst zehn<br />

Controlling-Hauptprozesse, <strong>de</strong>ren Beschreibung<br />

im Mittelpunkt <strong>de</strong>r Broschüre steht. Abbildung<br />

1 veranschaulicht, welche Controlling-<br />

Hauptprozesse das Prozessmo<strong>de</strong>ll ab<strong>de</strong>ckt.<br />

Alle Controlling-Hauptprozesse wer<strong>de</strong>n ausführlich<br />

auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r Teilprozesse (Ebene<br />

3) beschrieben. Die Darstellung <strong>de</strong>r Ebene 2 erfolgt<br />

in praktikablen Prozesstemplates, die Prozessanfang<br />

& -en<strong>de</strong>, Prozessinput & -output<br />

sowie die Teilprozesse (Ebene 3) eines je<strong>de</strong>n<br />

Hauptprozesses <strong>de</strong>finieren. Abbildung 2 zeigt<br />

ein solches Template am Beispiel <strong>de</strong>s Hauptprozesses<br />

„Operative Planung und Budgetie-<br />

Autor<br />

rung“. Die Ebene <strong>de</strong>r Aktivitäten (Ebene 4) wird<br />

am Beispiel <strong>de</strong>s „Management Reporting“ dargestellt<br />

und auf Basis <strong>de</strong>s “SIPOC (Supplier-Input-Process-Output-Customer)-Prinzips“<br />

auch<br />

in einem Template visualisiert.<br />

Kennzahlen und Gestaltungstipps<br />

Das zeitliche und inhaltliche Zusammenspiel<br />

<strong>de</strong>r Controlling-Prozesse wird mit Hilfe eines<br />

Controlling-Jahreskalen<strong>de</strong>rs am Beispiel eines<br />

Industrieunternehmens dargestellt. Zu<strong>de</strong>m gibt<br />

die Broschüre einen Einblick in die Leistungsmessung<br />

<strong>de</strong>r Controlling-Prozesse und <strong>de</strong>finiert<br />

prozessübergreifend sowohl finanzielle als<br />

auch nicht finanzielle Kennzahlen. Damit kann<br />

die Broschüre neben <strong>de</strong>r reinen Beschreibung<br />

und Gestaltung von Controlling-Prozessen<br />

durchaus auch für <strong>de</strong>ren Analyse herangezogen<br />

wer<strong>de</strong>n. Beson<strong>de</strong>rs nützlich sind die praxisnahen<br />

Gestaltungstipps, die die Darstellung<br />

je<strong>de</strong>s Hauptprozesses abschließen.<br />

Dipl.-Kffr. Jana Heimel<br />

ist Managing Consultant bei Horváth & Partners und<br />

Projektleiterin Horváth & Partners CFO-Panel.<br />

CM März / April 2011<br />

Breiter Anwendungsbereich<br />

Die Broschüre gibt <strong>de</strong>n Controllern einen praxisgerechten<br />

Leitfa<strong>de</strong>n an die Hand, wie sie<br />

Controlling-Prozesse überprüfen, gestalten und<br />

optimieren können. Sie ist aber ebenso empfehlenswert<br />

für Verantwortliche außerhalb <strong>de</strong>s<br />

Controllings, um die Controlling-Prozesse<br />

nachvollziehen und das eigene Han<strong>de</strong>ln auf diese<br />

abstimmen zu können. Zu<strong>de</strong>m soll die Broschüre<br />

Diskussionen und Konzepte im wissenschaftlichen<br />

Bereich anregen.<br />

Die Broschüre<br />

Controlling-Prozessmo<strong>de</strong>ll<br />

Hrsg.: International Group of Controlling<br />

62 S. / 24, 80 € / ISBN 978-3-648-1409-7<br />

Erhältlich im Buchhan<strong>de</strong>l o<strong>de</strong>r direkt bei <strong>Haufe</strong><br />

www.haufe.<strong>de</strong>/<strong>controlling</strong>-prozessmo<strong>de</strong>ll<br />

57


58<br />

Ressourcenmanagement aus Projektmanagementsicht<br />

Ressourcenmanagement aus<br />

Projektmanagementsicht<br />

von Jens Eckrich<br />

Immer mehr Unternehmen agieren zunehmend<br />

projektorientiert, <strong>de</strong>nn komplexe Aufgaben versprechen<br />

in Projekten effizienter und schneller<br />

gelöst zu wer<strong>de</strong>n. Doch ein Projekt kann nur<br />

dann erfolgreich durchgeführt und abgeschlossen<br />

wer<strong>de</strong>n, wenn die benötigen<br />

Ressourcen zur Verfügung stehen. Das sind<br />

in erster Linie alle Projektbeteiligten, außer<strong>de</strong>m<br />

Einsatzmittel, z. B. begrenzt zur Verfügung stehen<strong>de</strong><br />

Anlagen und Maschinen.<br />

Das Ressourcenmanagement dient hier als<br />

Instrument zur Steuerung von Ressourcen im<br />

Rahmen einer Projektlandschaft. Entschei<strong>de</strong>t<br />

sich ein Unternehmen dafür, Ressourcenmanagement<br />

einzuführen, ist das Verständnis<br />

<strong>de</strong>s damit verbun<strong>de</strong>nen Nutzens meist uneinheitlich,<br />

die Aufwandsschätzung für die Einführung<br />

und <strong>de</strong>n Betrieb eher offen. Dieser<br />

Artikel gibt einen Überblick über das Thema<br />

Ressourcenmanagement in einer Projektlandschaft<br />

und die angrenzen<strong>de</strong>n Themenfel<strong>de</strong>r.<br />

Den Weg von einer Projekti<strong>de</strong>e zum realen<br />

Projekt ver<strong>de</strong>utlicht Abbildung 1: Aus einer<br />

Abb. 1: Projektlandschaft<br />

Sammlung von Vorhaben wird im Portfoliomanagement<br />

geprüft, welche mit <strong>de</strong>n Unternehmenszielen<br />

übereinstimmen. Danach<br />

wird bestimmt, wie weit sie mit <strong>de</strong>r Ressourcen-<br />

und Projektlandschaft vereinbar<br />

sind, um festzustellen, ob die von einem Projekt<br />

benötigten Fähigkeiten (Skills) zur Verfügung<br />

stehen. Die Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Projekts<br />

wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Ressourcenpool abgeglichen<br />

und mögliche Zeitfenster für das Projekt o<strong>de</strong>r<br />

eine Neupriorisierung <strong>de</strong>r Projekte vorgeschlagen.<br />

Damit kommen <strong>de</strong>m Ressourcenmanagement<br />

mehrere Aufgaben zu: Die Darstellung <strong>de</strong>r momentanen<br />

Ressourcenauslastung, die Erstellung<br />

einer Ressourcenplanung <strong>de</strong>r aktuell geplanten<br />

Projekte sowie die Simulation möglicher<br />

Variationen <strong>de</strong>r Ressourcenauslastung<br />

(Szenarien) durch Neupriorisierung<br />

von Projekten. So erhöht Ressourcenmanagement<br />

die Planungssicherheit im Unternehmen<br />

und stellt sicher, dass die zur Durchführung<br />

von Projekten benötigten Mittel zur<br />

Verfügung stehen und Engpässe frühzeitig erkannt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Voraussetzungen für erfolgreiches<br />

Ressourcenmanagement<br />

Projektmanagement<br />

Für ein erfolgreiches Ressourcenmanagement<br />

sind viele Faktoren zu berücksichtigen. Dabei<br />

gibt es kein einheitliches Erfolgsrezept, <strong>de</strong>nn<br />

das Ressourcenmanagement muss sowohl<br />

<strong>de</strong>m Reifegrad einer Organisation wie auch <strong>de</strong>n<br />

angestrebten Zielen entsprechen. Grundvoraussetzung<br />

ist jedoch in je<strong>de</strong>m Fall aktiv gelebtes<br />

Projektmanagement im Unternehmen.<br />

Das heißt in diesem Zusammenhang:<br />

� Die Projektmitarbeiter im Unternehmen wissen,<br />

welche Be<strong>de</strong>utung Projektmanagement<br />

hat und wofür es sinnvoll eingesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n kann.<br />

� Das Projektmanagement sollte nicht nur<br />

(scheinbar) vorhan<strong>de</strong>n sein, son<strong>de</strong>rn min<strong>de</strong>stens<br />

in seinen Grundzügen tatsächlich akzeptiert<br />

und angewandt wer<strong>de</strong>n.<br />

Dies ist <strong>de</strong>r Fall, wenn zumin<strong>de</strong>st wenig komplexe<br />

Projekte strukturiert und ohne hierarchische<br />

Zwänge erfolgreich abgeschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Rollenkonzept<br />

Im Rahmen eines Rollenkonzepts wer<strong>de</strong>n projekttypische<br />

Rechte, Pflichten und Aufgaben<br />

Projektrollen zugewiesen. Die Rolle beschreibt<br />

für je<strong>de</strong>n Projektbeteiligten ein grobes Aufgabengebiet<br />

und grenzt die Verantwortlichkeiten<br />

im Projekt ab. Das können beispielsweise sein:<br />

� Projektleiter (Steuerung <strong>de</strong>s Projekts, Reporting<br />

an Projectowner, Eskalation…)<br />

� Projektmitarbeiter (Bearbeitung seiner


Aufgabenpakete, Abstimmung mit angrenzen<strong>de</strong>n<br />

Schnittstellen …)<br />

� Projektowner (Sponsor, verantwortlich für<br />

die Projektumsetzung)<br />

� Projektcontroller (Soll-Ist-Vergleich von<br />

Aufwän<strong>de</strong>n und Erträgen …).<br />

Für ein effektives und erfolgreiches Ressourcenmanagement<br />

sollte das Rollenkonzept <strong>de</strong>n<br />

individuellen Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

entsprechen. Dabei helfen Prozessbeschreibungen,<br />

bei <strong>de</strong>nen die Rollen personenneutral<br />

bezeichnet wer<strong>de</strong>n. Voraussetzung, um Prozesse<br />

sinnvoll abbil<strong>de</strong>n zu können, ist es, die<br />

Rollen für das jeweilige Unternehmen treffend<br />

zu wählen und zu beschreiben. Hierfür wer<strong>de</strong>n<br />

alle typischerweise anfallen<strong>de</strong>n Aufgaben aller<br />

Projektbeteiligten gesammelt, Rollen zugewiesen<br />

und eine Rollenbeschreibung erstellt, die<br />

sich an <strong>de</strong>n Aufgaben orientiert.<br />

Skillmanagemement<br />

Beim Skillmanagement wer<strong>de</strong>n die persönlichen<br />

Fähigkeiten <strong>de</strong>r Projektmitarbeiter erfasst<br />

und in einer Datenbank zusammengeführt.<br />

Dies soll nicht <strong>de</strong>r Bewertung <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

dienen, son<strong>de</strong>rn einen optimalen Einsatz<br />

entsprechend ihrer individuellen Stärken und<br />

Schwächen sichern.<br />

Um das Ziel <strong>de</strong>s Ressourcenmanagements –<br />

die optimale Zuweisung von Ressourcen zu<br />

Aufgaben – zu erreichen, muss zuerst festgelegt<br />

wer<strong>de</strong>n, welche Daten beim Skillmanagement<br />

erfasst wer<strong>de</strong>n sollen. Diese Aufgabe ist<br />

eine große Herausfor<strong>de</strong>rung, <strong>de</strong>nn es muss ein<br />

Kompromiss gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n zwischen <strong>de</strong>r<br />

Aussagekraft (Detailtiefe) <strong>de</strong>r Daten und <strong>de</strong>m<br />

Pflegeaufwand für die Daten. Einerseits darf<br />

die Datenbank nicht so <strong>de</strong>tailliert sein, dass<br />

Personalentscheidung auf dieser Datenbasis<br />

getroffen wer<strong>de</strong>n (Betriebsrat). An<strong>de</strong>rerseits<br />

müssen die Daten aussagekräftig, kategorisierbar<br />

und zur Projektlandschaft passend sein.<br />

Generell ist es ratsam, die Kompetenzen in<br />

Klassen zu unterteilen, etwa in fachliche, methodische<br />

und soziale Kompetenz. Um eine<br />

Ressource sinnvoll zuzuweisen, wer<strong>de</strong>n die<br />

Projektaufgaben und die Anfor<strong>de</strong>rungen an die<br />

Fähigkeiten <strong>de</strong>r Projektmitarbeiter miteinan<strong>de</strong>r<br />

verbun<strong>de</strong>n (vgl. Abbildung 2).<br />

Abb. 2: Skillprofil, Beispiel<br />

Verbindlichkeit / Planungssicherheit<br />

Die durchdachteste Skill-Datenbank bringt jedoch<br />

nichts, wenn ihr Datenbestand veraltet ist.<br />

Ressourcenmanagement ist ein hoch dynamischer<br />

Prozess, in <strong>de</strong>m viele Abhängigkeiten<br />

bestehen. Um es erfolgreich durchführen zu<br />

können, müssen die zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n Daten<br />

aktuell und möglichst realistisch sein. Hierfür<br />

sind zyklisch wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Prozesse für<br />

die Rückmeldung von Verfügbarkeit und<br />

Fähigkeiten entschei<strong>de</strong>nd. Sorgt das Management<br />

dafür, diese Rückmel<strong>de</strong>prozesse verbindlich<br />

zu machen, steigert dies langfristig die Planungssicherheit.<br />

Instanz für Ressourcenmanagement<br />

Die oben beschriebenen Prozesse können nur<br />

funktionieren, wenn sie auch konsolidiert und<br />

entsprechend <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Ressourcenmanagements<br />

verwertet wer<strong>de</strong>n. Dies gelingt<br />

am besten über eine eigene Institution,<br />

beispielsweise durch einen Ressourcenmanager<br />

o<strong>de</strong>r ein Projektmanagement Office.<br />

Autor<br />

CM März / April 2011<br />

Ob eine solche Institution besser <strong>de</strong>zentral,<br />

z. B. für je<strong>de</strong>n Fachbereich, o<strong>de</strong>r zentral einzurichten<br />

ist, lässt sich nicht allgemeingültig<br />

beantworten. Als Richtgröße sollten in je<strong>de</strong>m<br />

Fall die bestehen<strong>de</strong>n Unternehmensstrukturen<br />

dienen: Je größer und komplexer ein<br />

Unternehmen, <strong>de</strong>sto sinnvoller ist eine <strong>de</strong>zentrale<br />

Lösung.<br />

Multiprojektmanagement (Konsolidierung<br />

<strong>de</strong>r Daten)<br />

Um <strong>de</strong>n Projekten die Ressourcen effizient zuweisen<br />

zu können, fehlt noch eine Institution,<br />

die die Projektlandschaft abbil<strong>de</strong>t. Dies ist das<br />

Multiprojektmanagement, bei <strong>de</strong>m alle laufen<strong>de</strong>n<br />

Projekte und <strong>de</strong>ren Planungen übersichtlich<br />

aufgelistet und mit <strong>de</strong>n zur Steuerung<br />

notwendigen Informationen angereichert wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Multiprojektmanagement beantwortet<br />

vor allem folgen<strong>de</strong> Fragen <strong>de</strong>s Ressourcenmanagements:<br />

� Welche Projekte laufen aktuell?<br />

� Wann beginnen und en<strong>de</strong>n die Projekte?<br />

Jens Eckrich<br />

parameta Projektberatung GmbH & Co. KG, Projektberater.<br />

Tel.: 08122 / 892039-0<br />

www.parameta.<strong>de</strong><br />

59


60<br />

Ressourcenmanagement aus Projektmanagementsicht<br />

Abb. 3: pm 3 Referenzmo<strong>de</strong>ll<br />

� Welcher Aufwand ist während <strong>de</strong>r Projektlaufzeit<br />

geplant?<br />

� Welche Rollen und Skills wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Projekten<br />

benötigt?<br />

� Welche Priorität hat ein Projekt (welches ist<br />

an<strong>de</strong>ren vorzuziehen)?<br />

� Wo und wann sind Planän<strong>de</strong>rungen wahrscheinlich?<br />

Ressourcen- und Multiprojektmanagement beeinflussen<br />

sich maßgeblich, so dass zwischen<br />

bei<strong>de</strong>n ein ständiger Abgleich stattfin<strong>de</strong>n muss.<br />

Zum Beispiel im Falle eines neuen, sehr wichtigen<br />

Projekts, sind die benötigten Ressourcen<br />

von einem niedrig priorisierten Projekt auf das<br />

hoch priorisierte Projekt umzuverteilen. Hierfür<br />

ist eine Information <strong>de</strong>s Multiprojektmanagements<br />

an das Ressourcenmanagement erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

Ist hingegen ein Mitarbeiter krank und<br />

Abb. 4: Projektportfolio Praxisbeispiel<br />

beeinflusst dadurch <strong>de</strong>n Ablauf <strong>de</strong>s Projekts,<br />

geht die Information vom Ressourcenmanagement<br />

an das Multiprojektmanagement.<br />

Einführung und Durchführung<br />

In diesem Abschnitt soll die Funktion <strong>de</strong>s gesamten<br />

Systems um das Ressourcenmanagement<br />

und seine weichen Faktoren betrachtet<br />

wer<strong>de</strong>n. Hierfür ver<strong>de</strong>utlicht das parameta<br />

pm³-Referenzmo<strong>de</strong>ll (Abbildung 3) einige Prozesse:<br />

Die Pyrami<strong>de</strong> bil<strong>de</strong>t, aus <strong>de</strong>n Perspektiven<br />

Mensch-Metho<strong>de</strong>-Technologie, die Projektlandschaft<br />

eines Unternehmens mit ihren<br />

Schnittstellen ab. Alle Projektmanagementfunktionen<br />

sind eingefasst durch die Rahmenbedingungen<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens. Außerhalb<br />

<strong>de</strong>r Pyrami<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>n sich die externen Einflüsse<br />

und Ergebnisse <strong>de</strong>r Projektlandschaft, zum einen<br />

<strong>de</strong>r Input (I<strong>de</strong>en, Vorhaben), zum an<strong>de</strong>ren<br />

<strong>de</strong>r Output (Ergebnisse).<br />

Der obere Bereich <strong>de</strong>r Pyrami<strong>de</strong> zeigt die Ziele<br />

<strong>de</strong>r Organisation. Sie geben die Richtung für die<br />

Projekte vor. Im Portfoliomanagement wer<strong>de</strong>n<br />

neue Projekte ausgewählt. Hauptentscheidungskriterium<br />

dabei ist die Übereinstimmung<br />

mit <strong>de</strong>n Unternehmenszielen. Um einschätzen<br />

zu können, wann die nächsten Projekte angestoßen<br />

wer<strong>de</strong>n können, benötigt das Portfoliomanagement<br />

Informationen vom Multiprojektmanagement<br />

über die aktuelle Planung <strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong>n<br />

Projekte. Aggregierte Informationen aus<br />

<strong>de</strong>m Ressourcenmanagement sind erfor<strong>de</strong>rlich,<br />

um die Auslastung und Verfügbarkeit <strong>de</strong>r Projektmitarbeiter<br />

mit ihren Skills in Erfahrung<br />

bringen zu können.<br />

Im Multiprojektmanagement wer<strong>de</strong>n die Informationen<br />

aus <strong>de</strong>n Einzelprojekten konsolidiert<br />

und die Projektmanagement-Methodik gepflegt.<br />

So wer<strong>de</strong>n die aktuellen Projekte gesteuert und<br />

unterstützt. Diese Systematik wie<strong>de</strong>rholt sich in<br />

<strong>de</strong>n jeweils an<strong>de</strong>ren Perspektiven. Basis <strong>de</strong>r<br />

Pyrami<strong>de</strong> sind die laufen<strong>de</strong>n Projekte. Ohne sie<br />

wür<strong>de</strong> sich ein Unternehmen kaum entwickeln.<br />

Sie liefern die Ergebnisse und machen Unternehmen<br />

– im I<strong>de</strong>alfall – erfolgreich.<br />

An <strong>de</strong>n Außenseiten <strong>de</strong>r Pyrami<strong>de</strong> sind die Informationsflüsse<br />

dargestellt, die als ständiger<br />

Kreislauf zu verstehen sind: Das Einzelprojektmanagement<br />

mel<strong>de</strong>t die projektbezogenen<br />

Auslastungen <strong>de</strong>r Mitarbeiter an das<br />

Multiprojektmanagement, das alle Rückmeldungen<br />

konsolidiert und die gesamte Auslastung<br />

<strong>de</strong>r Projektmitarbeiter angibt. Diese Informationen<br />

wer<strong>de</strong>n im Portfoliomanagement<br />

für die Planung zukünftiger Projekte verwen<strong>de</strong>t<br />

(vgl. Abbildung 4). Diese Planungen wer<strong>de</strong>n im<br />

Multiprojektmanagement überprüft und abgestimmt,<br />

um dann in Projekten umgesetzt zu<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Ressourcenmanagement ist keiner <strong>de</strong>r drei<br />

operativen Ebenen zuzuordnen. Es ist vielmehr<br />

eine Schnittstellenfunktion, die in allen<br />

Bereichen vertreten ist. Nur wenn Ressourcenmanagement<br />

über alle drei Ebenen gelebt<br />

wird, lässt sich auch eine optimale Ressourcennutzung<br />

erreichen.


Obwohl die Theorie relativ einfach ist, gilt die<br />

Einführung und Durchführung eines erfolgreichen<br />

Ressourcenmanagements als eine <strong>de</strong>r<br />

größten Herausfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Projektmanagements.<br />

Dies liegt an <strong>de</strong>r Vielzahl von Anfor<strong>de</strong>rungen,<br />

die im Unternehmen erfüllt sein<br />

müssen, um Ressourcenmanagement tatsächlich<br />

erfolgreich nutzen zu können.<br />

Akzeptanz <strong>de</strong>s Ressourcenmanagements<br />

Das ganze Vorhaben steht und fällt mit <strong>de</strong>r Akzeptanz<br />

<strong>de</strong>s Ressourcenmanagements. Wichtigste<br />

Voraussetzung hierfür ist die Unterstützung<br />

durch das Management. Zu<strong>de</strong>m müssen<br />

alle Projektmitarbeiter involviert wer<strong>de</strong>n. Dabei<br />

muss ihnen die Angst vor Kontrolle und Freiheitsverlust<br />

genommen wer<strong>de</strong>n. Denn Ressourcenmanagement<br />

hat nichts mit Kontrolle<br />

zu tun, son<strong>de</strong>rn mit Planung. Diese<br />

lässt sich für die Mitarbeiter mit einem Gefühl<br />

<strong>de</strong>r Sicherheit verbin<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn bessere Planung<br />

bringt auch <strong>de</strong>n Mitarbeitern vielfältigen Nutzen:<br />

Effizienzsteigerung (ohne Mehrarbeit), damit<br />

Steigerung <strong>de</strong>r Wettbewerbsfähigkeit <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

und letztlich Arbeitsplatzsicherheit.<br />

Zu<strong>de</strong>m stellt gutes Ressourcenmanagement sicher,<br />

dass sich die Arbeit gleichmäßig auf<br />

alle Schultern verteilt und Mitarbeiter Aufgaben<br />

erhalten, die ihren Fähigkeiten entsprechen.<br />

Betrachtet man Ressourcenmanagement<br />

aus diesem Blickwinkel, ist es auch<br />

einfacher, ein Reporting aufzubauen. Dann verstehen<br />

Mitarbeiter die Rückmeldung nicht als<br />

Last, son<strong>de</strong>rn als Instrument zur Absicherung.<br />

Ausprägungen und Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

Eine <strong>de</strong>r wichtigsten Fragen ist häufig, wie und<br />

in welchen Ausprägungen Ressourcenmanagement<br />

eingeführt und weiterentwickelt wer<strong>de</strong>n<br />

soll. Hier gilt: Das Ressourcenmanagement<br />

sollte <strong>de</strong>m Reifegrad <strong>de</strong>r Organisation angemessen<br />

sein. Was das be<strong>de</strong>utet, muss je<strong>de</strong><br />

Organisation für sich selbst beantworten. Im<br />

oberen Teil wur<strong>de</strong>n schon einige Kriterien und<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen aufgeführt, auf die hin die Abläufe<br />

<strong>de</strong>s Projektalltags ehrlich und ohne<br />

falschen Stolz hinterfragt wer<strong>de</strong>n sollten. Hier-<br />

für ist es meist hilfreich, auch externe, neutrale<br />

Sichten einzuholen.<br />

Je fortschrittlicher das Projektmanagement,<br />

<strong>de</strong>sto fortschrittlicher kann das Ressourcenmanagement<br />

gestaltet wer<strong>de</strong>n. Bevor mit <strong>de</strong>n<br />

fortschrittlichen Funktionen <strong>de</strong>s Ressourcenmanagements<br />

begonnen wer<strong>de</strong>n kann, muss<br />

Projektmanagement in <strong>de</strong>n Köpfen <strong>de</strong>r Projektmitarbeiter<br />

und <strong>de</strong>s Managements verankert<br />

sein.<br />

Bleibt die Frage: Welche Anfor<strong>de</strong>rungen hat<br />

das Unternehmen an das Ressourcenmanagement?<br />

Da Ressourcenmanagement hier<br />

als Teil <strong>de</strong>s Projektmanagements verstan<strong>de</strong>n<br />

wird, ist es nötig, zuerst das Ziel <strong>de</strong>s Projektmanagements<br />

zu bestimmen, um daraus die<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen an das Ressourcenmanagement<br />

abzuleiten. Dabei helfen Fragen wie:<br />

� Was möchten Sie im Projektmanagement erreichen?<br />

� Braucht Ihre Organisation das wirklich?<br />

� Welche Anfor<strong>de</strong>rungen stellt das Tagesgeschäft<br />

ans Ressourcenmanagement?<br />

Es gibt Fälle, in <strong>de</strong>nen reicht eine Übersicht<br />

über die Ressourcen mit einer groben Einschätzung<br />

<strong>de</strong>r Fähigkeiten. In an<strong>de</strong>ren Fällen ist eine<br />

Softwarelösung auf Basis einer umfangreichen<br />

Datenbank gefragt, mit <strong>de</strong>r Szenarien durchgespielt<br />

wer<strong>de</strong>n können. Die Möglichkeiten sind<br />

vielfältig, doch sollte man sich nicht am Möglichen,<br />

son<strong>de</strong>rn am Nötigen orientieren. Später<br />

kann mit neuen Erfahrungen weiterentwickelt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Außer<strong>de</strong>m sollten auch die Erfahrungen <strong>de</strong>r<br />

Projektmitarbeiter in die Anfor<strong>de</strong>rungen einfließen.<br />

Die Erfüllung ihrer For<strong>de</strong>rungen leistet zu<strong>de</strong>m<br />

einen wesentlichen Beitrag zur Akzeptanz<br />

<strong>de</strong>r Lösung. Grundsätzlich gilt, dass <strong>de</strong>r Aufwand<br />

für die Einführung und Entwicklung <strong>de</strong>s<br />

Ressourcenmanagements seinem Nutzen entsprechen<br />

sollte.<br />

Projektkategorisierung (Priorisierung)<br />

Die im Ressourcenmanagement zusammengeführten<br />

und ausgewerteten Informationen<br />

sind Grundlage für die Ressourcenplanung.<br />

Sie kann aber nur sinnvoll stattfin<strong>de</strong>n, wenn<br />

CM März / April 2011<br />

klar ist, wie die Ressourcen auf die Projekte zu<br />

verteilen sind. Es muss eine Hierarchie geben,<br />

die zeigt, welches Projekt zuerst knappe<br />

Ressourcen bekommt und welche Projekte<br />

als nachrangig einzustufen sind. Hierzu ist es<br />

notwendig, eine durch das Management vorgegebene<br />

Priorisierung <strong>de</strong>r Projekte durchzuführen<br />

und nachzuhalten. In diesem Prozess<br />

sollte auch festgelegt sein, wie Ressourcen<br />

unter gleich hoch priorisierten Projekten zu<br />

verteilen sind.<br />

Der Traum von absoluter<br />

Planungssicherheit<br />

Die Erwartung an das Ressourcenmanagement<br />

ist häufig absolute Planungssicherheit – ihr Eintreffen<br />

hingegen sehr unwahrscheinlich. Durch<br />

die ständigen Schleifen, die Informationen im<br />

Unternehmen ziehen, lässt sich immer nur eine<br />

Annäherung erzielen. Je komplexer die Projektlandschaft,<br />

<strong>de</strong>sto schwieriger wird die langfristige<br />

Planung. Um trotz<strong>de</strong>m eine größtmögliche<br />

Planungssicherheit zu erreichen, müssen bei<br />

komplexeren Strukturen die Zyklen <strong>de</strong>r rollieren<strong>de</strong>n<br />

Ressourcenplanung kürzer <strong>de</strong>finiert<br />

sein als bei einfacheren. Da Prognosen schwieriger<br />

wer<strong>de</strong>n, je weiter sie in <strong>de</strong>r Zukunft liegen,<br />

ist es hilfreich, ab einer gewissen Schwelle<br />

(z. B. ab zwei Monaten in <strong>de</strong>r Zukunft), Ressourcen<br />

nicht mehr tages-, son<strong>de</strong>rn wochengenau<br />

zu planen. Damit ist die Prognose nicht<br />

mehr so <strong>de</strong>tailliert, unterliegt aber auch nicht<br />

mehr so starken Schwankungen. Auch hier gilt:<br />

Der Aufwand für eine Ressourcenplanung sollte<br />

<strong>de</strong>m Nutzen entsprechen.<br />

Sie benötigen eine tagesgenaue Planung über<br />

vier Monate? Dann haben Sie ein großes Projekt<br />

vor sich! Lassen Sie sich nicht abschrecken,<br />

son<strong>de</strong>rn bauen Sie Ihr Ressourcenmanagement<br />

Stück für Stück auf und entwickeln<br />

Sie Ihre Organisation in kleinen Schritten<br />

weiter. Doch seien Sie sich bewusst: Bei komplexen<br />

Projekten ist es wenig wahrscheinlich,<br />

dass die Planungen tatsächlich eintreten. Projekte<br />

sind nun mal Än<strong>de</strong>rungen unterworfen.<br />

Im Laufe <strong>de</strong>r Zeit wer<strong>de</strong>n Sie Erfahrungen<br />

sammeln, mit <strong>de</strong>nen Sie verschie<strong>de</strong>ne Abweichungen<br />

einschätzen und gewichten können.<br />

So wird die Entwicklung von Szenarien immer<br />

genauer – und damit auch Ihre Planung.<br />

61


62<br />

Messung von Innovation<br />

Messung von Innovation – Möglichkeiten eines<br />

ganzheitlichen Messansatzes<br />

von Frank Lelke und Andreas Ollech<br />

Noch bis Anfang <strong>de</strong>r 1990er Jahre wur<strong>de</strong>n<br />

unternehmensinterne Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten<br />

als maßgebliche Treiber<br />

für Innovation angesehen. Dementsprechend<br />

konzentrierte sich die Messung von Innovation<br />

auf In- und Outputgrößen <strong>de</strong>s Bereiches F&E.<br />

Innovation als strategischer<br />

Wettbewerbsfaktor<br />

Die Globalisierung <strong>de</strong>r Märkte, kürzere Produktlebenszyklen,<br />

verän<strong>de</strong>rte Kun<strong>de</strong>npräferenzen<br />

und <strong>de</strong>r technische Fortschritt zeigen<br />

jedoch, dass Innovation zu <strong>de</strong>n wichtigsten<br />

Hebeln zur Profitabilitäts- und Wachstumssteigerung<br />

gehört und somit einen strategischen<br />

Wettbewerbsfaktor für Unternehmen<br />

darstellt ([ADL04]. Voraussetzung für <strong>de</strong>n<br />

nachhaltigen Unternehmenserfolg ist zum einen<br />

die Definition bzw. Integration von Innovation<br />

als unternehmensstrategisches Ziel. Zum<br />

an<strong>de</strong>ren ist es erfor<strong>de</strong>rlich, Trends und Entwicklungen<br />

frühzeitig zu erkennen, um markt-<br />

und kun<strong>de</strong>ngerechte Produkte und Dienstleistungen<br />

entwickeln zu können, sowie strategiekonform<br />

ein Investitionsbudget für die Realisierung<br />

zur Verfügung zu stellen.<br />

Der Begriff Innovation beschreibt einen Prozess<br />

von <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntifizierung einer I<strong>de</strong>e / Entwicklung<br />

einer Vision über die Planung und<br />

Forschung bis zur erfolgreichen Kommerzialisierung.<br />

Als integraler Bestandteil von Produkten,<br />

Dienstleistungen, Organisationen,<br />

Prozessen und Verfahren sollen neue Märkte<br />

und Technologien zum Nutzen <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n erschlossen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Von grundlegen<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung ist eine gemeinsame,<br />

klare Begriffs<strong>de</strong>finition. In <strong>de</strong>r einschlägigen<br />

Fachliteratur wird häufig die Definition von<br />

Behrends konstatiert ([Behr01], S. 96):“…die<br />

dauerhafte Fähigkeit, Möglichkeit und Bereitschaft<br />

sozialer Systeme, innovatives Verhalten<br />

hervorzubringen und zu stabilisieren“. Diese Definition<br />

wird im Folgen<strong>de</strong>n – nicht zuletzt aufgrund<br />

ihres ganzheitlichen Anspruchs – zugrun<strong>de</strong> gelegt.<br />

Dimensionen <strong>de</strong>s Innovationsbegriffs<br />

Konsens herrscht sowohl in Literatur als auch<br />

Praxis darüber, dass <strong>de</strong>r Grad <strong>de</strong>r Innovation<br />

nicht ausschließlich durch Outputfaktoren gemessen<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Vielmehr sind die Inputfaktoren<br />

wie persönliche Fähigkeit und Bereitschaft<br />

sowie unternehmerische Führung und<br />

Kultur zentrale Ursachen und Determinanten für<br />

die Ausprägung von Innovation in Unternehmen.<br />

Eine <strong>de</strong>rart ganzheitliche Betrachtung <strong>de</strong>s Innovationsbegriffs<br />

stammt von Cramme und Lindstädt<br />

([CrLi05], S. 138-149). Es wer<strong>de</strong>n drei Dimensionen<br />

unterschie<strong>de</strong>n: Innovationsmöglichkeit,<br />

Innovationsfähigkeit und Innovationsbereitschaft.<br />

Während die erste Dimension auf die<br />

Umwelt als zentrales Element abstellt, steht das<br />

Individuum (<strong>de</strong>r Mensch) für die an<strong>de</strong>ren bei<strong>de</strong>n<br />

Dimensionen im Mittelpunkt.<br />

Innovationsmöglichkeit<br />

Die Innovationsmöglichkeit beschreibt objektive<br />

Voraussetzungen in <strong>de</strong>r Umwelt (Präparati-<br />

onen), um Innovation situativ zu ermöglichen.<br />

Innerhalb eines Unternehmens sind dies etwa<br />

Anreizsysteme, Führungsstile, Informationspolitik,<br />

Aufbau- und Ablauforganisation, als im Wesentlichen<br />

exogen gegebene Faktoren, um Innovation<br />

zuzulassen, respektive zu ermöglichen.<br />

Informationen zur Innovationsbereitschaft dienen,<br />

ex post, <strong>de</strong>r vergangenheitsorientierten<br />

Steuerung in Unternehmen.<br />

Innovationsfähigkeit<br />

Der Begriff Fähigkeit beschreibt physische und<br />

psychische Voraussetzungen eines Menschen,<br />

die es ihm ermöglichen, körperliche o<strong>de</strong>r geistige<br />

Leistungen zu erbringen. Daraus folgt,<br />

dass die Innovationsfähigkeit durch Qualifikationen<br />

und Kompetenzen beeinflusst wird. Dementsprechend<br />

subsumiert die Innovationsfähigkeit<br />

sowohl Basisqualifikationen, Schlüsselqualifikationen<br />

und Softskills, als auch Kompetenzen<br />

und Potentiale.<br />

Informationen zur Innovationsfähigkeit dienen,<br />

ex post & ex ante, sowohl zur vergangenheits-<br />

als auch zukunftsorientierten Steuerung in Unternehmen.<br />

Innovationsbereitschaft<br />

Die Innovationsbereitschaft eines Individuums<br />

äußert sich in <strong>de</strong>r Bereitschaft und <strong>de</strong>m Willen,<br />

ein bestimmtes Wissen o<strong>de</strong>r bestimmte Fähigkeiten<br />

anzuwen<strong>de</strong>n ([CrLi05], S. 147). Die Bereitschaft<br />

eines Individuums wird beispielsweise


vom Bestreben und von <strong>de</strong>r Bereitschaft zur<br />

persönlichen Verän<strong>de</strong>rung beeinflusst. Des<br />

Weiteren ist entschei<strong>de</strong>nd, ob die persönliche<br />

Werteübereinstimmung mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

übereinstimmt. Von großer Be<strong>de</strong>utung ist<br />

zu<strong>de</strong>m die Wahrnehmung, in Verän<strong>de</strong>rungsprozesse<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens aktiv eingebun<strong>de</strong>n zu<br />

sein und einen sichtbaren Beitrag leisten zu<br />

können. Ferner ist zu eruieren, wie hoch das<br />

Vertrauen in die Verän<strong>de</strong>rungsfähigkeit <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

ist. Insgesamt basiert die Bereitschaft<br />

auf <strong>de</strong>m Grad <strong>de</strong>r Motivation und <strong>de</strong>r Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />

<strong>de</strong>s Individuums.<br />

Informationen zur Innovationsbereitschaft dienen,<br />

ex ante, <strong>de</strong>r zukunftsorientierten Steuerung<br />

in Unternehmen.<br />

Abbildung 1 stellt die Dimensionen <strong>de</strong>s Innovationsbegriffs<br />

in einer Übersicht dar.<br />

In <strong>de</strong>r betrieblichen Realität ist nicht selten zu<br />

beobachten, dass lediglich vom Begriff Innovation<br />

gesprochen wird, ohne diesen weiter zu<br />

spezifizieren. Dementsprechend ungenau fallen<br />

Ergebnisse und Interpretationen einer Messung<br />

aus.<br />

Determinanten, KPIs und Instrumente<br />

zur Messung von Innovation<br />

Aufbauend auf <strong>de</strong>r Begriffsbestimmung von<br />

Cramme und Lindstädt existiert aus unternehmensstrategischer<br />

Sicht eine Vielzahl von Determinanten<br />

zur Messung von Innovation. Abbildung<br />

2 zeigt ein Geflecht aus neun Determinanten,<br />

das jedoch nicht <strong>de</strong>n Anspruch auf<br />

Vollständigkeit erhebt.<br />

Das Management <strong>de</strong>r Personalressourcen<br />

beschreibt das Management <strong>de</strong>r personalwirtschaftlichen<br />

Wertschöpfungskette von Beschaffung,<br />

Planung über Einsatz / Entwicklung /<br />

Führung bis zur Freisetzung. Das wertschöpfen<strong>de</strong><br />

Management <strong>de</strong>r Personalressourcen<br />

bil<strong>de</strong>t die Grundlage für innovative Unternehmen;<br />

schließlich wer<strong>de</strong>n die Mitarbeiter zunehmend<br />

als strategischer Wettbewerbsfaktor verstan<strong>de</strong>n<br />

([Wies06]; [Bain09]).<br />

Das Management muss dabei zwei normativen<br />

Zielen gerecht wer<strong>de</strong>n; <strong>de</strong>n ökonomischen und<br />

Abb. 1: Innovation – Innovationsfähigkeit – Innovationsbereitschaft (in Anlehnung an {CrLi05}, S. 143)<br />

<strong>de</strong>n sozialen Zielen. Einerseits geht es um die<br />

Versorgung mit bestgeeigneten Mitarbeitern,<br />

unter Berücksichtigung <strong>de</strong>s ökonomischen<br />

Prinzips (wirtschaftliches Ziel), an<strong>de</strong>rerseits<br />

um die bestmögliche Gestaltung <strong>de</strong>r Arbeitsumstän<strong>de</strong><br />

(soziales Ziel) für die Mitarbeiter<br />

([Rump08], S. 8).<br />

In direktem Zusammenhang steht die Innovationskultur.<br />

Um eine dauerhafte Innovation im<br />

Unternehmen sicherzustellen, sind entsprechen<strong>de</strong><br />

Normen und Werte zu schaffen, die in<br />

<strong>de</strong>n betrieblichen Alltag integriert – institutionalisiert<br />

– wer<strong>de</strong>n. Ausgangspunkt für Innovation<br />

ist die Verankerung als strategisches Ziel in<br />

<strong>de</strong>r Unternehmensstrategie und eine anschließen<strong>de</strong><br />

systematische Kaskadierung bis in die<br />

operativen Bereiche.<br />

Abb. 2: Determinanten <strong>de</strong>r Innovation (in Anlehnung an {Rogo07}, S. 11)<br />

CM März / April 2011<br />

Aus <strong>de</strong>r strategischen Positionierung kann eine<br />

Aufbau- und Ablauforganisation (Prozess und<br />

Organisation) abgeleitet wer<strong>de</strong>n, die auf Entwicklung<br />

und Vermarktung innovativer Produkte<br />

und Dienstleistungen sowie Technologien<br />

ausgerichtet ist.<br />

Än<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r Nachfrage-Präferenzstruktur,<br />

Knappheit von Ressourcen, Wertewan<strong>de</strong>l<br />

sowie <strong>de</strong>r technische Fortschritt haben direkten<br />

Einfluss auf Art und Struktur <strong>de</strong>r Märkte. Da<br />

neue Märkte sowie Än<strong>de</strong>rungen in bestehen<strong>de</strong>n<br />

Märkten sowohl nachfrage- als auch angebotsinduziert<br />

sein können, müssen Prozesse<br />

und Organisation flexibel anpassbar sein.<br />

Grundsätzlich gestaltet sich die vollständige Erfassung<br />

<strong>de</strong>r Abbildung <strong>de</strong>s Ursache-Wirkungs-<br />

63


64<br />

Messung von Innovation<br />

Abb. 3: Häufig eingesetzte Innovations-Kennzahlen in <strong>de</strong>r Praxis<br />

Geflechts „Innovation“ als äußerst schwierig.<br />

Luhmann spricht von einem System, respektive<br />

einer System-Umwelt-Beziehung (vgl. ausführlich<br />

in [Luhm09], S. 41ff.). Kennzeichnend für<br />

ein System ist, dass Komplexität durch Individuen<br />

und Organisation, sowohl auf System- und<br />

Umweltebene, auf vielfältige Weise erzeugt wird.<br />

Analog zu <strong>de</strong>m eingangs angeführten Innovationsbegriff<br />

gestaltet sich <strong>de</strong>shalb die „ganzheitliche“<br />

Abbildung <strong>de</strong>r Innovationsbereitschaft<br />

als extrem schwierig. Die Bereitschaft<br />

wird durch zahlreiche intrinsische und extrinsische<br />

Elemente gesteuert, die nur schwer objektiv<br />

zu erfassen und darzustellen sind.<br />

Innovationskennzahlen wer<strong>de</strong>n häufig von <strong>de</strong>r<br />

Makroökonomie verwen<strong>de</strong>t, etwa im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r Innovationsstatistik <strong>de</strong>s Statistischen Bun<strong>de</strong>samtes.<br />

Trotz dieser Schwierigkeiten ist sowohl<br />

in <strong>de</strong>r Literatur als auch Praxis nicht selten<br />

zu beobachten, dass die Messung von Innovation<br />

nicht als integraler Bestandteil <strong>de</strong>r Controlling-Aktivitäten<br />

gesehen wird. Aus pragmatischen<br />

Grün<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n vielfach klassische Finanzkennzahlen<br />

wie EBIT und Sales genutzt;<br />

ein Grund dafür ist sicherlich die Datenverfügbarkeit<br />

sowie die leichte Kommunizierbarkeit.<br />

Systematische und ganzheitliche Ansätze zur<br />

Steuerung von Innovationsaktivitäten sind zwar<br />

notwendig; knappe Ressourcen verhin<strong>de</strong>rn in<br />

vielen Fällen die Konzeption vali<strong>de</strong>rer Kennzahlen.<br />

Abbildung 3 zeigt häufig eingesetzte Kennzahlen<br />

im Kontext <strong>de</strong>r neun Innovations-Determinanten.<br />

Alle während <strong>de</strong>r Lebensdauer eines Produktes<br />

entstan<strong>de</strong>nen Kosten wer<strong>de</strong>n gesammelt und<br />

analysiert; angefangen von <strong>de</strong>r Forschung bis<br />

hin zur Marktreife. Diese Kosten wer<strong>de</strong>n als Total<br />

Costs of Ownership (TCO) bezeichnet. Neben<br />

<strong>de</strong>r Ermittlung maßgeblicher Kostentreiber<br />

und Kosteneinflussfaktoren können Herstellungskosten<br />

und Verkaufspreis abgeleitet wer<strong>de</strong>n.<br />

Eine Analyse <strong>de</strong>r Kosten über die gesamte<br />

Lebensdauer eines Produktes stellt eine zentrale<br />

Größe zur Entscheidungsfindung dar, insbeson<strong>de</strong>re<br />

bei <strong>de</strong>r Konzeption <strong>de</strong>s Business Plans<br />

und <strong>de</strong>s damit verbun<strong>de</strong>nen break-even-points.<br />

Die Kennzahl TTFF (Time to first failure) beschreibt<br />

die Zeitdauer bis zum ersten Ausfall,<br />

während TBF (Time between failures) das<br />

zeitlicher Intervall zwischen zwei aufeinan<strong>de</strong>r<br />

folgen<strong>de</strong>n Ausfällen misst.<br />

Die EBIT-Marge (Umsatz / EBIT) bezeichnet<br />

<strong>de</strong>n prozentualen Anteil <strong>de</strong>s EBIT (Earnings before<br />

Interest and Taxes) am Umsatz in einem<br />

bestimmten Zeitraum.<br />

Die Kennzahl Time To Market misst die benötigte<br />

Zeit, um ein Produkt von <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e bis zur<br />

Marktreife zu entwickeln. Abgeleitet aus dieser<br />

Kennzahl ist das Verhältnis zwischen Pro-<br />

duktentwicklungszeit und Herstellungskosten;<br />

die so genannte Ramp-up-Phase.<br />

Das Betriebliche Vorschlagswesen (ausgeprägt<br />

auch als Kontinuierlicher Verbesserungsprozess<br />

o<strong>de</strong>r I<strong>de</strong>enmanagement) gibt Hinweise<br />

auf die Innovationskraft <strong>de</strong>r Mitarbeiter. Gemessen<br />

wer<strong>de</strong>n die Anzahl eingereichter und<br />

umgesetzter Verbesserungsvorschläge innerhalb<br />

einer bestimmten Perio<strong>de</strong>.<br />

Weitere, weit verbreitete Kennzahlen sind etwa<br />

Anzahl R&D-Mitarbeiter, Höhe <strong>de</strong>s F&E-<br />

Budgets und die För<strong>de</strong>rmittelquote; auch<br />

bekannt als Drittmittel-Quote.<br />

IT-System und Mitarbeiterbefragung<br />

Zur Datenerhebung und -Verarbeitung <strong>de</strong>r<br />

Kennzahlen kommen grundsätzlich zwei Verfahren<br />

zum Einsatz; die operativen IT-Systeme<br />

und die Mitarbeiterbefragung.<br />

Dabei wer<strong>de</strong>n die notwendigen Daten weitestgehend<br />

aus <strong>de</strong>n operativen Systemen wie SAP<br />

R/3, Customer Relationship Management<br />

(CRM) bzw. aus lokalen Datenbanken und /<br />

o<strong>de</strong>r forschungsspezifischen IT-Lösungen extrahiert.<br />

Die meisten <strong>de</strong>r extrahierten Daten<br />

sind ohnehin Bestandteil eines funktions-, bereichs-<br />

und / o<strong>de</strong>r unternehmensweiten Reportingprozesses.<br />

Kennzahlen sind oftmals durch<br />

syntaktische und / o<strong>de</strong>r semantische [StHa05],<br />

S. 284) Divergenzen gekennzeichnet. Die Syntax<br />

beschreibt die formale Richtigkeit <strong>de</strong>r Sprache.<br />

Die syntaktische Divergenz beschreibt <strong>de</strong>n<br />

Fall, dass die Rechenformel einer Kennzahl von<br />

mehreren Entscheidungsträgern unterschiedlich<br />

<strong>de</strong>finiert wird. Die Semantik legt die Logik<br />

<strong>de</strong>r Sprache fest; mehrere Entscheidungsträger<br />

meinen begrifflich zwar die gleiche Kennzahl,<br />

betriebswirtschaftlich logisch wird die Kennzahl<br />

von je<strong>de</strong>m Entscheidungsträger jedoch völlig<br />

unterschiedlich interpretiert. Des Weiteren sind<br />

Daten <strong>de</strong>r operativen Systeme für mehrjährige<br />

Zeitreihenanalysen nicht geeignet, da<br />

Reorganisationen, Investitionen und Desinvestitionen<br />

eine vali<strong>de</strong> Vergleichbarkeit im<br />

Sinne eines Benchmarkings erschweren.<br />

Das Instrument <strong>de</strong>r Mitarbeiterbefragung ist<br />

weitaus besser geeignet, um Innovation zu


messen; vom Individuum selbst wer<strong>de</strong>n subjektive<br />

Wahrnehmungen erhoben. Damit nimmt<br />

dieses Instrument Bezug auf die Inputfaktoren<br />

von Innovation und eine zukunftsorientierte (ex<br />

ante) Steuerung. Je<strong>de</strong> Befragung sollte dabei<br />

<strong>de</strong>n drei Gütekriterien Reliabilität, Validität und<br />

Objektivität genügen. Die Reliabilität beschreibt<br />

die Zuverlässigkeit einer Messung, d. h. sie<br />

überprüft, ob ein Messergebnis bei einem erneuten<br />

Versuch bzw. einer erneuten Befragung<br />

unter <strong>de</strong>n gleichen Umstän<strong>de</strong>n stabil ist. Die<br />

Validität beinhaltet die Eignung eines Messverfahrens<br />

o<strong>de</strong>r die Frage bezüglich ihrer Zielsetzung.<br />

Eine Messung o<strong>de</strong>r Befragung ist vali<strong>de</strong>,<br />

wenn die erhobenen Werte geeignete Kennzahlen<br />

für die zu untersuchen<strong>de</strong> Fragestellung<br />

liefern. Die Objektivität von Fragen o<strong>de</strong>r Messverfahren<br />

ist gegeben, wenn die Antworten<br />

bzw. Messwerte unabhängig vom Interviewer<br />

bzw. Prüfer sind. (vgl. [ScHiEs08], S. 149ff.)<br />

Der in zahlreichen Unternehmen zugrun<strong>de</strong> gelegte<br />

jährliche Befragungsrhythmus lässt lediglich<br />

eine Zeitpunktbetrachtung zu. Die Ergebnisse<br />

einer Befragung sind somit stark ereignisgesteuert.<br />

Die Ursachen basieren zum einen<br />

häufig auf zeitnahen unternehmerischen Ereignissen<br />

mit unmittelbarem Einfluss auf die Beantwortung<br />

von Fragen. Dazu zählen etwa Auszahlung<br />

variabler Vergütungsbestandteile<br />

(Boni), Initiierung von Kurzarbeit o<strong>de</strong>r unternehmensweite<br />

Change-Prozesse. Zum an<strong>de</strong>ren<br />

haben Ereignisse im familiären Umfeld wie Urlaub,<br />

Stress und Krankheit einen wesentlichen<br />

Einfluss auf die Befragungsergebnisse.<br />

Zur Messung von Innovation wer<strong>de</strong>n oftmals<br />

undifferenzierte Fragen wie „Wie innovativ<br />

schätzen Sie Ihre Kolleginnen / Kollegen ein?“,<br />

o<strong>de</strong>r „För<strong>de</strong>rt Ihr Vorgesetzter innovative<br />

I<strong>de</strong>en?“ gestellt. Um Innovation gemäß <strong>de</strong>r drei<br />

Dimensionen ganzheitlich messen zu können,<br />

ist ein systematischer und zugleich pragmatischer<br />

Ansatz erfor<strong>de</strong>rlich, <strong>de</strong>r unter ökonomischen<br />

Aspekten wie Ressourcen und Zeit<br />

sinnvoll ist.<br />

Allen Kennzahlen ist gemeinsam, dass sie –<br />

einzeln betrachtet – nicht in <strong>de</strong>r Lage sind, vali<strong>de</strong><br />

und zugleich umfassend die Innovation<br />

eines Unternehmens zu messen. Es bedarf vielmehr<br />

eines ganzheitlichen Ansatzes, <strong>de</strong>r im<br />

Folgen<strong>de</strong>n kurz beschrieben wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Ganzheitliche Messung – ein<br />

pragmatischer Messansatz<br />

Der zugrun<strong>de</strong> gelegte Innovationsbegriff, die<br />

zahlreichen Determinanten sowie die häufig<br />

eingesetzten Kennzahlen erfor<strong>de</strong>rn nach Ansicht<br />

<strong>de</strong>r Autoren ein ganzheitliches und zugleich<br />

pragmatisches Messkonzept.<br />

Je<strong>de</strong> Dimension <strong>de</strong>s Innovationsbegriffs: Innovationsbereitschaft,<br />

Innovationsfähigkeit,<br />

Innovationsmöglichkeit beschreibt eine Dimension<br />

aus maximal je vier Kennzahlen. Die<br />

Obergrenze gewährleistet eine gewisse Praktikabilität<br />

im Sinne von Übersichtlichkeit und Akzeptanz.<br />

Abbildung 4 zeigt <strong>de</strong>n generischen<br />

Ansatz im Überblick.<br />

Analog zur Balanced Scorecard sind die 3 Dimensionen<br />

„balanced“; d. h. sowohl die Dimensionen<br />

als auch <strong>de</strong>ren Kennzahlen sind gleichgewichtig<br />

zu betrachten. Es wird kein Ranking vorgenommen.<br />

Die hier angeführten Kennzahlen<br />

genießen nicht Anspruch auf Vollständigkeit;<br />

vielmehr han<strong>de</strong>lt es sich um I<strong>de</strong>engeber, die unternehmensindividuell<br />

auszugestalten sind.<br />

Innovationsbereitschaft<br />

Das Thema Führungsqualität wird zunehmend<br />

wichtiger. Zum einen bedingt durch <strong>de</strong>n unter-<br />

Abb. 4: Ganzheitlich pragmatischer Ansatz zur Messung von Innovation<br />

nehmerischen Anspruch, die richtigen Entschei<strong>de</strong>r<br />

auf <strong>de</strong>n richtigen Positionen zu haben.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren stellt sich im Rahmen <strong>de</strong>r Bewertung<br />

<strong>de</strong>s Humankapitals immer wie<strong>de</strong>r die Frage,<br />

welchen Beitrag die Führungskräfte zur<br />

Strategie, respektive zum Unternehmenswert<br />

leisten. Die Führungsqualität kann bzw. muss<br />

mit Hilfe verschie<strong>de</strong>ner Instrumente gemessen<br />

wer<strong>de</strong>n. Etwa durch Erzielung von bestimmten<br />

Renditevorgaben (Sales, ROCE) bzw. Einhaltung<br />

eines Budgets (EBIT), Mitarbeiterbefragung,<br />

360º Feedback, Assessment Center<br />

etc. In Summe liefern diese Instrumente eine<br />

gute Basis, um die Innovationsbereitschaft <strong>de</strong>r<br />

Führungskräfte zu beurteilen.<br />

Analog zur Führungsqualität sind auch die<br />

Kennzahlen Arbeitszufrie<strong>de</strong>nheit und Mitarbeitermotivation<br />

von zentraler Be<strong>de</strong>utung. Sie<br />

stellen <strong>de</strong>n einzelnen Mitarbeiter in <strong>de</strong>n Fokus<br />

<strong>de</strong>r Betrachtung und analysieren, welche internen<br />

und externen Einflussgrößen die Motivation /<br />

die Zufrie<strong>de</strong>nheit bestimmen. Neuberger<br />

([Neub1995], S. 141ff..; 27ff.; 199ff.) und von<br />

Rosenstil ([FrRoHo05], S. 273ff; 230ff.) beschreiben<br />

ausführlich Schwierigkeiten und Indikatoren<br />

dieser Kennzahlen.<br />

Innovationsfähigkeit<br />

CM März / April 2011<br />

Um die Innovationsfähigkeit ganzheitlich messen<br />

zu können, ist zwischen <strong>de</strong>n Komponenten<br />

65


66<br />

Messung von Innovation<br />

Qualifikationen, Kompetenzen und Potentialen<br />

zu differenzieren. Während zum Begriff<br />

Qualifikation in <strong>de</strong>r Literatur Einheitlichkeit<br />

herrscht ([BeBe07]; [Stae1999]), existieren<br />

bislang sowohl in <strong>de</strong>r Praxis als auch in <strong>de</strong>r Literatur<br />

kaum (trennscharfe) Abgrenzungen <strong>de</strong>r<br />

Begriffe Kompetenzen und Potentiale.<br />

Sedlak ([Sedl08]) nimmt folgen<strong>de</strong> Begriffsbestimmungen<br />

vor, die für <strong>de</strong>n weiteren Verlauf<br />

<strong>de</strong>s vorliegen<strong>de</strong>n Beitrags zugrun<strong>de</strong> gelegt<br />

wer<strong>de</strong>n: Kompetenzen sind persönlich erworbene<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten; d. h., persönliche<br />

Fähigkeiten o<strong>de</strong>r Fertigkeiten, die <strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiter sich angeeignet hat und die ihm bei<br />

<strong>de</strong>r Leistungserbringung zur Verfügung stehen.<br />

Das Potential beschreibt das Lernverhalten<br />

eines Menschen in Bezug auf berufsrelevante<br />

Erfahrungen. Dabei han<strong>de</strong>lt es sich nicht um<br />

die Bewertung einer Leistung, son<strong>de</strong>rn die Einschätzung,<br />

inwieweit ein Mitarbeiter in <strong>de</strong>r<br />

Lage ist, sich aus <strong>de</strong>m täglichen Tun so weiterzuentwickeln,<br />

dass er anspruchsvollere Arbeiten<br />

übernehmen kann.<br />

Innovationsmöglichkeit<br />

Der Betrachtungszeitraum umfasst 3-5 Jahre;<br />

dieser Zeitraum ist insbeson<strong>de</strong>re dann von beson<strong>de</strong>rer<br />

Be<strong>de</strong>utung, wenn Verän<strong>de</strong>rungsprozesse<br />

in immer kürzeren Intervallen eintreten.<br />

Der Zeitstrahl gewährleistet damit die Vergleichbarkeit<br />

von Messwerten. Zu<strong>de</strong>m können<br />

mögliche Korrelationen / Kausalitäten zwi-<br />

Autoren<br />

schen Innovationskennzahlen und eingetretenen<br />

Verän<strong>de</strong>rungen, wie z. B. Strategie- und /<br />

o<strong>de</strong>r Organisationswechsel, untersucht bzw.<br />

bestimmt wer<strong>de</strong>n. Auf eine Betrachtung von Innovationskennzahlen<br />

und Finanzkennzahlen<br />

wie Sales o<strong>de</strong>r Cash Flow wird im Rahmen dieser<br />

Metho<strong>de</strong> verzichtet; die Einflussfaktoren zur<br />

ein<strong>de</strong>utigen I<strong>de</strong>ntifizierung von Kausalitäten<br />

sind <strong>de</strong>rart vielfältig und komplex, dass die Betrachtung<br />

keinen direkten Nutzen stiftet.<br />

Die Kennzahlen <strong>de</strong>r Innovations-Dimensionen<br />

können als notwendige Bedingung und die kontextbezogenen<br />

Kennzahlen als hinreichen<strong>de</strong><br />

Bedingung bezeichnet wer<strong>de</strong>n. Es han<strong>de</strong>lt sich<br />

i. d. R. um finanzmathematische Größen wie<br />

EBIT, Sales, F&E-Budget o<strong>de</strong>r (öffentliche) För<strong>de</strong>rmittelquote.<br />

Sie dienen, wie oben bereits<br />

angeführt, zur I<strong>de</strong>ntifizierung von Korrelationen<br />

und Kausalitäten. Der Fokus liegt also klar auf<br />

einer dimensionalen Messung von Innovation,<br />

während die Finanzkennzahlen lediglich unterstützen<strong>de</strong><br />

Funktion besitzen.<br />

Fazit<br />

Dipl.-Kfm. (Studienrat) Andreas Ollech<br />

ist Lehrer am Paul-Spiegel-Berufskolleg in Dorsten. Er beschäftigt<br />

sich seit mehreren Jahren in verschie<strong>de</strong>nen Funktionen mit<br />

<strong>de</strong>n Themen eLearning, Dienstleistungsmanagement und Kennzahlen<br />

im Bildungsbereich.<br />

E-Mail: andreas.ollech@web.<strong>de</strong><br />

Die im Beitrag vorgestellte ganzheitliche Metho<strong>de</strong><br />

zur Messung von Innovation kann als<br />

evolutionär bezeichnet wer<strong>de</strong>n; in Abhängigkeit<br />

<strong>de</strong>s unternehmensstrategischen Ziels können<br />

die Dimensionen und Kennzahlen beliebig ausgestaltet<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Wichtig ist insgesamt, dass Unternehmen eingangs<br />

klar und <strong>de</strong>utlich formulieren, welche<br />

Dr. Frank Lelke<br />

ist Referent im Bereich Human Resources <strong>de</strong>r Evonik Degussa<br />

GmbH in Essen. Er beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit <strong>de</strong>n<br />

HR-Themen Prozessmanagement, Organisation und Controlling.<br />

E-Mail: frank.lelke@evonik.com<br />

Dimension(en) <strong>de</strong>s Innovationsbegriffs gemäß<br />

<strong>de</strong>r strategischen Zielsetzung gemessen wer<strong>de</strong>n<br />

sollen.<br />

Literatur<br />

[Bain09] Bain & Company: Bain-Studie untersucht<br />

Innovationsfähigkeit <strong>de</strong>utscher Unternehmen<br />

- Erfolgreiche Innovationen setzen herausragen<strong>de</strong><br />

Kreativität und kaufmännische Fähigkeiten<br />

voraus, München: 2009<br />

[BeBe07] Berthel, J.; Becker, F.-G.: Personal-<br />

Management: Grundzüge für Konzeptionen betrieblicher<br />

Personalarbeit, 8. erw. und überarb.<br />

Aufl., Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart: 2007<br />

[CrLi05] Cramme, C.; Lindstädt, H: Innovationsbereitschaft<br />

- Die Be<strong>de</strong>utung von Vergütung<br />

und Arbeitsumfeld, in Weiss, M.[Hrsg.]: Gestaltung<br />

von Innovationssystemen - Die Be<strong>de</strong>utung<br />

von Vergütung und Arbeitsumfeld, Reihe: Kooperation<br />

von Wissenschaft und Wirtschaft,<br />

Son<strong>de</strong>rdruck, Cactus Group Verlag, Kassel: 2005<br />

[Luhm09] Luhmann, N.: Einführung in die<br />

Systemtheorie, 5. Aufl., Carl-Auer-Systeme<br />

Verlag, Hei<strong>de</strong>lberg: 2009<br />

[Neub1995] Neuberger, O: Führen und geführt<br />

wer<strong>de</strong>n, 5. Aufl., Basistexte Personalwesen,<br />

Band 3, Enke Verlag, Stuttgart: 1995<br />

[Rogo07] Rogowski, T.: Präventiver Arbeits-<br />

und Gesundheitsschutz 2020, Fraunhofer IAO,<br />

Aachen: 2007<br />

[Rump08] Rump, J.: Personalwirtschaft, Skript<br />

zur Vorlesung, FH Ludwigshafen, 2008<br />

[ScHiEs08] Schnell, R.; Hill, P.; Esser, E.: Metho<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r empirischen Sozialforschung, 8. unverän<strong>de</strong>rte<br />

Aufl., Verlag Ol<strong>de</strong>nbourg, München: 2008<br />

[Sedl08] Sedlak, R. A.: Unterschied zwischen<br />

Potenzialen und Performance im Rahmen einer<br />

gezielten Führungskräfteentwicklung, SEDLÁK<br />

& PARTNER Unternehmensberatung, Ahrensburg:<br />

2008<br />

[Stae1999] Staehle, W.: Management: Eine<br />

verhaltenswissenschaftliche Perspektive, 8.<br />

überarb. Aufl., Vahlen Verlag, München: 1999<br />

[StHa2005] Stahlknecht, P; Hasenkamp, U.: Einführung<br />

in die Wirtschaftsinformatik, 11., vollst.<br />

überarb. Aufl. Berlin [u. a.]: Springer Verlag, 2005<br />

[Wies06] Wieselhuber, N: Mitarbeiter – Erfolgsfaktor<br />

Nr. 1 – von <strong>de</strong>r Personalverwaltung<br />

zum strategischen Personalmanagement, Wieselhuber<br />

& Partner GmbH Unternehmensberatung,<br />

München: 2006


Steuerzentrale für die gesamte IT<br />

Wie Chief Information Officers Umsetzung und Erfolg ihrer<br />

IT-Strategie messen und steuern<br />

von Sebastian Hallek<br />

Je<strong>de</strong>s größere Unternehmen verfügt mittlerweile<br />

über eine <strong>de</strong>zidierte IT-Strategie, <strong>de</strong>ren<br />

Implementierung zumeist <strong>de</strong>r Chief Information<br />

Officer (CIO) verantwortet. Trotz allem setzen<br />

die IT-Verantwortlichen nur in seltenen Fällen<br />

geeignete Kontroll- und Steuerungsinstrumente<br />

ein. Die Folge: Die IT-Vorgaben seitens<br />

<strong>de</strong>s Business und <strong>de</strong>r tatsächliche Zustand <strong>de</strong>r<br />

IT stimmen nicht überein. Dies wie<strong>de</strong>rum erzeugt<br />

Reibungsverluste, Fehlinvestitionen und<br />

Geschäftsausfälle. Ein strategischer IT-Leitstand<br />

für <strong>de</strong>n CIO kann hier Abhilfe schaffen.<br />

Unternehmen sind sich einig: Umso enger<br />

sich die IT-Strategie an <strong>de</strong>r Geschäftsstrategie<br />

orientiert, <strong>de</strong>sto mehr "zahlt" sie auf<br />

<strong>de</strong>n Unternehmenserfolg ein. Daher entwerfen<br />

Verantwortliche oftmals nach bestem Wissen<br />

und Gewissen ein konkretes Zielbild <strong>de</strong>r<br />

künftigen IT und stellen es repräsentativ auf<br />

einer Roadmap dar. Was gut gemeint ist, erweist<br />

sich in <strong>de</strong>r Umsetzung jedoch häufig als<br />

problematisch: Zwischen <strong>de</strong>r Definition <strong>de</strong>r IT-<br />

Strategie und ihrer Implementierung klafft eine<br />

große Lücke. Die Ursache ist häufig ein unzureichen<strong>de</strong>s<br />

o<strong>de</strong>r gar fehlen<strong>de</strong>s Controlling.<br />

Das führt zu Intransparenz und macht es für die<br />

Beauftragten nahezu unmöglich, <strong>de</strong>n Nutzen<br />

und die Auswirkungen einzelner Maßnahmen<br />

auf die IT-Strategie richtig zu bewerten.<br />

Allzu leicht wird <strong>de</strong>r Grad über- o<strong>de</strong>r unterschätzt,<br />

in <strong>de</strong>m die Maßnahmen auf die IT-<br />

Strategie "einzahlen". Die Folge ist ein Portfolio<br />

an Maßnahmen, das als Basis für eine IT-Strategie<br />

we<strong>de</strong>r die Implementierung, noch die<br />

Umsetzung o<strong>de</strong>r Steuerung effizient unterstützen<br />

kann. Entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Potentiale, wer<strong>de</strong>n<br />

verschenkt – ein Verlust, <strong>de</strong>n sich die meisten<br />

Unternehmen in Zeiten dynamischer Märkte mit<br />

CM März / April 2011<br />

rasanten Innovationszyklen und enormem<br />

Kostendruck nicht leisten können.<br />

Die Lösung dieser Herausfor<strong>de</strong>rung liegt<br />

darin, sämtliche Maßnahmen zur Umsetzung<br />

<strong>de</strong>r IT-Strategie sichtbar zu machen,<br />

damit diese sich exakt bewerten und zuordnen<br />

lassen. Diese Transparenz ermöglicht es, die<br />

IT-Maßnahmen so auszurichten, dass ihr Kurs<br />

zielgerichtet auf eine effektive und effiziente IT-<br />

Strategieimplemtierung einzahlt. Doch genau<br />

an diesem Punkt scheitern zahlreiche Unternehmen<br />

aus mehreren Grün<strong>de</strong>n.<br />

Mankos in <strong>de</strong>r<br />

IT-Strategieimplementierung<br />

Aufgrund mangeln<strong>de</strong>r Kenntnis über die richtige<br />

Information zur Steuerung <strong>de</strong>r IT-Strategie-<br />

67


68<br />

Steuerzentrale für die gesamte IT<br />

implementierung tun sich zahlreiche Unternehmen<br />

mit <strong>de</strong>r Definition und <strong>de</strong>r Umsetzung<br />

einer IT-Strategie schwer. Häufig hemmt fehlen<strong>de</strong>s<br />

Wissen über die Umwandlung von Information<br />

in aussagekräftige Key Performance<br />

Indikatoren (KPI) das Bestreben.<br />

Unter KPIs wer<strong>de</strong>n hier jene Indikatoren verstan<strong>de</strong>n,<br />

die messen und ermitteln, ob und inwiefern<br />

eine wichtige Zielsetzung erreicht<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re auch inkompatible Sichten unterschiedlicher<br />

Stakehol<strong>de</strong>r auf i<strong>de</strong>ntische Sachverhalte,<br />

vor allem seitens <strong>de</strong>r Fachseite und IT,<br />

führen zwangsläufig zu verschie<strong>de</strong>nartig ausgeprägten<br />

KPIs und bremsen die Vorhaben.<br />

Des Weiteren zieht die bereits erwähnte unzureichen<strong>de</strong><br />

Verankerung von Controlling-Prozessen<br />

im Unternehmen einen hohen manuellen<br />

Aufwand und zusätzliche Fehlerquellen nach<br />

sich. Desgleichen fehlen aufgrund <strong>de</strong>r Intransparenz<br />

oftmals Angaben zum aktuellen Status<br />

und <strong>de</strong>r Ausprägung <strong>de</strong>r KPIs. Dies führt dazu,<br />

dass Stakehol<strong>de</strong>r nicht adäquat mit relevanten<br />

KPIs versorgt wer<strong>de</strong>n – eine unübersichtliche<br />

und inakzeptable Situation, die sich nur mit<br />

einem methodischen Vorgehen effizient und<br />

nachhaltig än<strong>de</strong>rn lässt.<br />

Entwicklung eines IT-Leitstan<strong>de</strong>s<br />

Eine Möglichkeit, an dieser Stelle Abhilfe zu<br />

schaffen, ist die Entwicklung eines strategischen<br />

IT-Leitstan<strong>de</strong>s in Form eines technischen<br />

Instruments, das Unternehmen mit<br />

einem bewährten und standardisierten Vorgehen<br />

durch <strong>de</strong>n Implementierungsprozess <strong>de</strong>r<br />

IT-Strategie leitet. Die Grundi<strong>de</strong>e geht auf die<br />

industrielle Sachgüterproduktion zurück. Dabei<br />

han<strong>de</strong>lt es sich analog zur I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s industriellen<br />

Leitstan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Produktionsplanung<br />

und -steuerung um ein Instrument, das einen<br />

ganzheitlichen, integrierten Überblick<br />

über die Umsetzung <strong>de</strong>r IT-Maßnahmen<br />

leistet und <strong>de</strong>ren Wirkung auf die IT aufzeigt.<br />

Dabei wer<strong>de</strong>n bewährte Ansätze aus<br />

<strong>de</strong>m strategischen IT-Controlling, wie beispielsweise<br />

die Balanced Scorecard, mit aufgegriffen<br />

und geschärft.<br />

Die wesentlichen Phasen <strong>de</strong>r Entwicklung eines<br />

IT-Leitstan<strong>de</strong>s sind:<br />

Step by Step zum strategischen<br />

IT-Leitstand<br />

1. Analysieren <strong>de</strong>r IT-Strategie und <strong>de</strong>r<br />

strategischen Erfolgsfaktoren<br />

- I<strong>de</strong>ntifizieren strategischer Ziele<br />

- Definition von Schlüsselfaktoren für <strong>de</strong>n Erfolg.<br />

2. Konzeptionelles Mo<strong>de</strong>llieren <strong>de</strong>s strategischen<br />

IT-Leitstan<strong>de</strong>s<br />

- Ableiten von Erfolgsfaktoren und kritischen<br />

Teilzielen<br />

- Ableiten handlungsorientierter, messbarer<br />

strategischer Merkmale (KPIs).<br />

3. Implementieren <strong>de</strong>s IT-Leitstan<strong>de</strong>s<br />

- Adoption <strong>de</strong>s strategischen IT-Leitstan<strong>de</strong>s<br />

- Durchführen von Kontroll- und Steuerungsprozessen,<br />

einschließlich <strong>de</strong>r Spezifizierung<br />

von Rollen und Verantwortungen.<br />

4. Kontinuierliches Optimieren <strong>de</strong>r IT-<br />

Strategie in <strong>de</strong>r Umsetzung<br />

Dieses methodisch abgesicherte Vorgehen<br />

stellt eine zielgerichtete Steuerung <strong>de</strong>r IT-Strategieimplementierung<br />

sicher. Entschei<strong>de</strong>nd ist<br />

das Herunterbrechen <strong>de</strong>r zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n<br />

IT-Strategie, o<strong>de</strong>r Teilen davon, auf die wesentlichen<br />

Inhalte, bevor eine Reduktion auf betriebswirtschaftliche<br />

Mo<strong>de</strong>lle mit anschließen<strong>de</strong>r<br />

Überführung in Kennzahlen und Kennzahlensysteme<br />

erfolgt. Die Metho<strong>de</strong> basiert auf<br />

einem Stufenmo<strong>de</strong>ll, welches die IT-Strategie<br />

als einen fest abgrenzbaren und semi-strukturierten<br />

Gegenstandsbereichs betrachtet und<br />

diesen in greifbare Fakten überführt, die eine<br />

abgesicherte Entscheidungsgrundlage bieten.<br />

Diese Fakten setzen sich aus einer Kombination<br />

von Kennzahlen und Referenzobjekten zusammen.<br />

Da eine kontextfreie Zusammenstellung<br />

<strong>de</strong>r Fakten zu einer Fehlinterpretation <strong>de</strong>s betriebswirtschaftlichen<br />

Sachverhaltes führt, sind<br />

diese durch einen standardisierten und qualitätsgesicherten<br />

Controlling-Prozess zu erfassen<br />

– und zwar bevor sie in einer in sich<br />

konsistenten Form adäquat für die einzelnen<br />

Empfänger als personalisiertes Dashboard aufbereitet<br />

wer<strong>de</strong>n. Wesentlich ist dabei, dass das<br />

Dashboard für <strong>de</strong>n CIO auf <strong>de</strong>mselben Faktenmaterial<br />

aufgebaut wird wie jenes auf IT-Abteilungsleiterebene,<br />

beispielsweise das <strong>de</strong>r Leiter<br />

IT-Development, IT-Operations o<strong>de</strong>r auch IT-<br />

Architecture.<br />

Erfolgsfaktoren<br />

Erfahrungen und Best-Practices <strong>de</strong>r vergangenen<br />

Jahre zeigen: Für <strong>de</strong>n erfolgreichen<br />

Einsatz eines IT-Controlling-Instruments sind<br />

wenige, aber entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Erfolgsfaktoren<br />

ausschlaggebend:<br />

Informationsreichhaltigkeit:<br />

Der strategische IT-Leitstand muss sich auf die<br />

wesentlichen Informationen fokussieren, die<br />

das Geschäft und die IT-Strategie optimal<br />

wi<strong>de</strong>rspiegeln und Aussagen bezüglich <strong>de</strong>r<br />

IT-Strategieerreichung bzw. Zielerreichung<br />

ermöglichen.<br />

Zielorientierung:<br />

Die wesentlichen Informationen über die IT-<br />

Strategieimplementierung und die IT insgesamt<br />

sind mit Hilfe unterschiedlicher Sichten für die<br />

jeweiligen Empfänger aufzubereiten und zu verdichten.<br />

Dazu benötigt die Entwicklungsabteilung<br />

unter an<strong>de</strong>rem ein spezifisches Set an Informationen<br />

zum aktuellen und zukünftigen<br />

Auftragsvolumen (je Kun<strong>de</strong>) sowie zum Budget,<br />

<strong>de</strong>n erfor<strong>de</strong>rlichen Fremdleistungen als auch<br />

<strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen eigenen Ressourcen bzw.<br />

Skills. Aus Sicht <strong>de</strong>r IT-Architektur hingegen<br />

sind im Wesentlichen die zukünftige Gestaltung<br />

<strong>de</strong>r IT-Applikationen und IT-Infrastruktur, <strong>de</strong>ren<br />

Ist-Zustand, die Anzahl <strong>de</strong>r Schnittstellen und<br />

<strong>de</strong>r Grad <strong>de</strong>r Applikations- und Technologiestandardisierung<br />

erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

Einfachheit:<br />

Die Informationen sind für <strong>de</strong>n jeweiligen Entschei<strong>de</strong>r<br />

bzw. Nutzer <strong>de</strong>s strategischen IT-Leitstan<strong>de</strong>s<br />

so aufzubereiten, dass dieser jene einfach<br />

greifen und daraus die richtigen strategischen<br />

Schlüsse in Hinblick auf die IT-Strategieimplementierung<br />

ziehen und entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Fragen beantworten kann: Wie zahlt mein Verantwortungsbereich<br />

auf die IT-Strategieumsetzung<br />

ein? Wie ist <strong>de</strong>r aktuelle Zielerreichungs-


grad und welche eingeleiteten Maßnahmen<br />

sind innerhalb o<strong>de</strong>r außerhalb <strong>de</strong>r Planwerte?<br />

Das Vereinfachen kann sich sowohl auf die Anzahl<br />

<strong>de</strong>r enthaltenen Informationen als auch auf<br />

<strong>de</strong>ren Darstellungsform beziehen. Zu<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>r Regel <strong>de</strong>rartige KPIs zur verdichteten<br />

Informationsdarstellung herangezogen, bei <strong>de</strong>nen<br />

sich die Anfor<strong>de</strong>rungen möglichst einfach<br />

von <strong>de</strong>r übergreifen<strong>de</strong>n IT-Strategie auf einzelne<br />

Aspekte <strong>de</strong>r operativen IT übertragen bzw.<br />

herunterbrechen lassen.<br />

Aktionsorientiert:<br />

KPIs generieren nur einen Mehrwert, wenn <strong>de</strong>r<br />

Zugewinn an Informationen auch in einer konkreten<br />

Handlung bzw. Entscheidung zur Nachbesserung<br />

mün<strong>de</strong>t, etwa durch die gewonnene<br />

Transparenz über die aktuelle Ausprägung <strong>de</strong>r<br />

Kennzahlen o<strong>de</strong>r die durch Kennzahlen abgebil<strong>de</strong>te<br />

Situation in <strong>de</strong>r Realwelt. Einfach ausgedrückt<br />

bedarf es bei je<strong>de</strong>r Kennzahl eines standardisierten<br />

Sets von Maßnahmen – o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st<br />

einer Eingrenzung <strong>de</strong>s Handlungsspielraums<br />

–, welche bei signifikanten Abweichungen<br />

vom Zielwert einzuleiten sind. Sofern möglich,<br />

sind stark verdichtete KPIs auf zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>,<br />

unverdichtete Basis-KPIs bzw. Kennzahlen<br />

herunterzubrechen. Darüber hinaus ist<br />

es zwingend erfor<strong>de</strong>rlich, dass aus <strong>de</strong>n KPIs<br />

bzw. <strong>de</strong>ren i<strong>de</strong>ntifizierten Ausprägungen standardisierte<br />

Handlungsanweisungen abgeleitet<br />

wer<strong>de</strong>n können.<br />

In <strong>de</strong>r Organisation verankert:<br />

Prozesse, die KPIs generieren, müssen fest geregelt<br />

und mit klaren Verantwortlichkeiten versehen<br />

wer<strong>de</strong>n. Beispielsweise, wer Kennzahlen<br />

erhebt, verdichtet, visualisiert und an welche<br />

Stakehol<strong>de</strong>r verteilt und wie er das tut. Um eine<br />

Autor<br />

hohe Zustimmung aller Beteiligten, die für das<br />

Reporting verantwortlich sind, zu erhalten –<br />

von <strong>de</strong>n Entschei<strong>de</strong>rn bis hin zu <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />

–, empfiehlt es sich zu<strong>de</strong>m, auf bestehen<strong>de</strong><br />

Standards und gewonnene Erfahrungen zurückzugreifen.<br />

Automatisierung:<br />

Hoher Aufwand und Fehlerquellen lassen sich<br />

durch Automatisieren und Verdichten <strong>de</strong>r<br />

Grunddaten vermei<strong>de</strong>n, welche für die Berechnung<br />

<strong>de</strong>r KPIs erfor<strong>de</strong>rlich sind.<br />

Hohe Abstraktion<br />

Neben <strong>de</strong>n dargestellten Erfolgsfaktoren ist bei<br />

<strong>de</strong>r Entwicklung eines IT-Leitstan<strong>de</strong>s ebenso<br />

das Abstraktionsniveau <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten KPIs<br />

und Kennzahlen entschei<strong>de</strong>nd. Dieses dient<br />

dazu, <strong>de</strong>n abgebil<strong>de</strong>ten Sachverhalt, d.h. die<br />

Implementierung <strong>de</strong>r IT-Strategie, auf unterschiedliche<br />

Informations-Level herunterzubrechen,<br />

darzustellen und <strong>de</strong>n jeweiligen Management-<br />

und Mitarbeiterebenen im Unternehmen<br />

zuzuordnen: Für das Top-Level-Management<br />

sind hoch aggregierte KPIs von zentraler<br />

Be<strong>de</strong>utung, welche die IT-Performance<br />

darstellen, wesentliche Einflüsse<br />

und Risiken aufzeigen und so eine effiziente<br />

Planung, Überwachung und Steuerung <strong>de</strong>r IT<br />

als solche ermöglichen. Im mittleren Management<br />

hingegen sind aggregierte KPIs entschei<strong>de</strong>nd,<br />

mit <strong>de</strong>nen sich das operative Geschäft<br />

steuern lässt. KPIs auf Detail-Level wie<strong>de</strong>rum<br />

unterstützen die operativen Mitarbeiter bei <strong>de</strong>r<br />

täglichen Arbeit mit sehr spezifischen Informationen.<br />

Über das Abstraktionslevel hinaus ist zur Reduktion<br />

<strong>de</strong>r IT-Landschaft die Einteilung <strong>de</strong>r<br />

Dr. Sebastian Hallek<br />

ist Consultant für ICT Strategy & Business Alignment bei Detecon<br />

International GmbH in Bonn.<br />

E-Mail: sebastian.hallek@<strong>de</strong>tecon.com<br />

Tel.: 0228 - 700 1943<br />

CM März / April 2011<br />

KPIs in mehre Dimensionen erfor<strong>de</strong>rlich. Betrachtet<br />

wer<strong>de</strong>n dabei die unterschiedlichen<br />

Aufgabengebiete und Zuständigkeiten <strong>de</strong>r IT innerhalb<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens, beispielsweise in<br />

Bezug auf die Finanzen o<strong>de</strong>r die Kun<strong>de</strong>n. Für<br />

eine übersichtliche und ganzheitliche Darstellung<br />

dieser Gebiete empfiehlt sich ein mehrdimensionaler<br />

Aufbau, wie er auch bei an<strong>de</strong>ren<br />

Controlling-Instrumenten, wie <strong>de</strong>r Balanced<br />

Scorecard (BSC), Anwendung fin<strong>de</strong>t. Lösungen<br />

wie diese fokussieren sich jedoch in ihrer Ausprägung<br />

oftmals einerseits zu sehr auf einzelne<br />

Dimensionen, wie beispielsweise die finanzielle,<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rerseits zu generell auf das IT-Gesamtsystem.<br />

Die IT-Strategie wird nur am Ran<strong>de</strong><br />

reflektiert. Dies macht das Beispiel <strong>de</strong>r BSC<br />

<strong>de</strong>utlich.<br />

Bei einer BSC wird eine Zerlegung <strong>de</strong>r gesamten<br />

Organisation nach <strong>de</strong>n betroffenen Stakehol<strong>de</strong>rn<br />

empfohlen. Aus dieser Zerlegung heraus<br />

können vier relevante Perspektiven bzw.<br />

Dimensionen <strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n: Die Perspektive<br />

<strong>de</strong>r Entwicklungsfähigkeit <strong>de</strong>r Mitarbeiter, die<br />

Kun<strong>de</strong>nperspektive und die Prozessperspektive<br />

als auch die Finanzperspektive. Zwischen diesen<br />

vier Perspektiven wie<strong>de</strong>rum wer<strong>de</strong>n verkette<br />

Wirkungszusammenhänge beschrieben: von<br />

<strong>de</strong>r Perspektive <strong>de</strong>r Entwicklungsfähigkeit bis<br />

hin zur Finanzperspektive. So lassen sich schon<br />

zu Beginn <strong>de</strong>s Wirkungsschemas geeignete<br />

Kennzahlen <strong>de</strong>finieren und möglichst frühe Indikatoren<br />

für Missstän<strong>de</strong> in das Reporting einbauen<br />

– und nicht erst am En<strong>de</strong> bzw. innerhalb<br />

<strong>de</strong>r Finanzperspektive. Erfahrungsgemäß sind<br />

sowohl die Perspektivenbildung als auch die<br />

impliziten Wirkungszusammenhänge zwischen<br />

<strong>de</strong>n Perspektiven Schwachpunkte einer einfachen<br />

Transformation <strong>de</strong>r BSC auf die IT-Domäne.<br />

Zum einen wer<strong>de</strong>n in Praxis und Literatur zahlreiche<br />

Ansätze erläutert, in <strong>de</strong>nen an<strong>de</strong>re bzw.<br />

zusätzliche Perspektiven beschrieben o<strong>de</strong>r<br />

vorhan<strong>de</strong>ne Perspektiven weiter verfeinert<br />

wer<strong>de</strong>n:<br />

� Mitarbeiterperspektive (Mitarbeiter wer<strong>de</strong>n<br />

als wichtigste Ressource in <strong>de</strong>r IT verstan<strong>de</strong>n,<br />

die gleichzeitig einen Anteil von bis zu 40 Prozent<br />

<strong>de</strong>r IT-Kosten ausmachen können).<br />

� Innovationsperspektive (Ausdruck <strong>de</strong>s Selbstverständnisses<br />

<strong>de</strong>r IT als Business Enabler).<br />

69


70<br />

Steuerzentrale für die gesamte IT<br />

� Lieferantenperspektive (Gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r IT-Domäne<br />

wer<strong>de</strong>n Leistungen zu großen Teilen<br />

nicht selbst erbracht, son<strong>de</strong>rn am Markt beschafft).<br />

� Projektperspektive (IT-Projekte wer<strong>de</strong>n als<br />

wesentliches Ergebnis <strong>de</strong>r IT verstan<strong>de</strong>n<br />

bzw. sind Ausdruck <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>s IT-<br />

Gesamtsystems).<br />

Zum an<strong>de</strong>ren sind auch die implizierten Wirkungszusammenhänge<br />

nicht so klar und direkt,<br />

wie in <strong>de</strong>r BSC dargestellt. Vielmehr gibt es ein<br />

filigranes Netz mehrerer, teilweise gegenläufiger<br />

Wirkungen innerhalb <strong>de</strong>r IT. Es ist daher<br />

ratsam, von einem Wirkungsnetz anstelle von<br />

Wirkungszusammenhängen zu sprechen.<br />

Darüber hinaus führt je<strong>de</strong> Mo<strong>de</strong>llbildung und<br />

Informationsverdichtung auch zu einem höheren<br />

Anteil nicht beherrschbarer Einflussfaktoren.<br />

So sehr eine BSC auch eine Erklärung<br />

von Sachverhalten durch unterliegen<strong>de</strong> Kennzahlen<br />

ermöglicht, so bleibt doch ein stochastischer,<br />

nicht kontrollierbarer Anteil.<br />

Fünf Dimensionen <strong>de</strong>r IT<br />

Im Gegensatz zu <strong>de</strong>rartigen Lösungen (wie die<br />

BSC) beleuchtet <strong>de</strong>r strategische IT-Leitstand<br />

im Sinn einer umfassen<strong>de</strong>n und effizienten IT-<br />

Strategie mehrere IT-Dimensionen im Unternehmen<br />

und bil<strong>de</strong>t diese transparent und in<br />

ihren Einzelheiten ab.<br />

Diese ganzheitliche Betrachtungsweise gewährleistet,<br />

dass alle relevanten Aufgabengebiete<br />

<strong>de</strong>r IT im Unternehmen möglichst effizient in die<br />

IT-Strategie einfließen: Die Dimension „IT-Finanzen“<br />

stellt dabei eine finanziell orientierte<br />

Steuerung <strong>de</strong>r IT und ein ausgewogenes Kosten-Nutzen-Verhältnisses<br />

(„IT-Value“) sicher.<br />

Eine hohe, IT-optimierte Kun<strong>de</strong>norientierung ist<br />

für <strong>de</strong>n finanziellen Erfolg entschei<strong>de</strong>nd und<br />

wird mit <strong>de</strong>r Dimension „IT-Kun<strong>de</strong>“ abge<strong>de</strong>ckt.<br />

Gleichzeitig trägt diese zur Erfassung<br />

<strong>de</strong>s Business-Alignment bei, da sie <strong>de</strong>n originären<br />

Geschäftszweck <strong>de</strong>s Unternehmens bzw.<br />

das Geschäftsziel mit berücksichtigt. „IT-Prozesse“<br />

als Dimension wie<strong>de</strong>rum zielt auf die<br />

Wertschöpfung innerhalb <strong>de</strong>r IT ab, welche die<br />

konkrete Umsetzung bzw. Implementierung <strong>de</strong>r<br />

Abb. 1: Schematische Darstellung <strong>de</strong>s Kennzahlen-Netzes<br />

Kun<strong>de</strong>nunterstützung zum originären Zweck<br />

hat und daher rein interne Prozesse nur am<br />

Ran<strong>de</strong> betrachtet.<br />

Die Dimension „IT-Projekte“ zeigt Verän<strong>de</strong>rungen<br />

innerhalb <strong>de</strong>r IT auf und gibt Auskunft<br />

darüber, welche nächsten Schritte für die Entwicklung<br />

eines zielgerichteten Projektportfolios<br />

erfor<strong>de</strong>rlich sind. Somit leistet diese Dimension<br />

einen prozessorientierten Ansatz zur gegebenenfalls<br />

notwendigen Verbesserung <strong>de</strong>r IT-Unterstützung.<br />

Die fünfte und letzte beschreibt die<br />

„IT-Ressourcen“. Als Faktoren, die in <strong>de</strong>r IT<br />

Potentiale heben, sind diese grundlegend für<br />

<strong>de</strong>n Unternehmenserfolg. Das Abbil<strong>de</strong>n macht<br />

es möglich, relevante Ressourcen zu erkennen<br />

und diese so in Projekte einzubin<strong>de</strong>n, dass sie<br />

„nutzbar“ für IT-Projekte und -Prozesse gemacht<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

KPIs und Kennzahlen<br />

Die beschriebenen Abstraktionslevel und Dimensionen<br />

können als Raster in einer visualisierten,<br />

dreidimensionalen Matrix verstan<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n, die, entsprechend <strong>de</strong>n Informationsanfor<strong>de</strong>rungen,<br />

<strong>de</strong>n Bereich IT mit Fakten füllen.<br />

Diese wer<strong>de</strong>n sowohl durch Kombinieren<br />

von Referenzobjekten, die aufzeigen, auf was<br />

sich ein bestimmter KPI bzw. eine Basiskennzahl<br />

bezieht, als auch durch KPIs bzw. Basiskennzahlen<br />

(KPI = verdichtete Basiskennzahl)<br />

als solche erzeugt. Die dargestellte Matrix betrachtet<br />

und berücksichtigt gleichzeitig alle unterschiedlichen<br />

Detaillevel (vertikal) als auch<br />

die unterschiedlichen Dimensionen (horizontal),<br />

so dass sich visualisiert ein gerichtetes<br />

Netz in einem Raster ergibt. Die Knotenpunkte<br />

<strong>de</strong>s Netzes, die über alle Detaillevel und Dimensionen<br />

verteilt liegen, stellen dabei die<br />

KPIs bzw. die Kennzahlen dar, während die gerichteten<br />

Kanten die oben beschriebene Wirkungszusammenhänge<br />

zwischen <strong>de</strong>n Kennzahlen<br />

ver<strong>de</strong>utlichen (vgl. Abbildung 1).<br />

Allgemein sollten die eingesetzten KPIs und<br />

Basiskennzahlen in einem logischen, aber<br />

nicht zwingend mathematischen Zusammenhang<br />

stehen, damit sich daraus Handlungsweisen<br />

i<strong>de</strong>ntifizieren lassen. Zur I<strong>de</strong>ntifikation<br />

reichen Ursachen-Wirkungs-Zusammenhänge<br />

meist aus. Konkret be<strong>de</strong>utet das:<br />

Sofern auf hohem Level ein Missstand besteht,<br />

also eine Abweichung eines KPIs im Ist vom<br />

Soll, müssen die Ursachen auf Ebene <strong>de</strong>r KPIs<br />

und Kennzahlen durch Betrachtung <strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>nen<br />

KPIs und <strong>de</strong>ren aktuellen Ist-Werten<br />

i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n. Durch die anschließen<strong>de</strong><br />

Transformation <strong>de</strong>r KPIs auf die Realwelt, die<br />

auf niedrigem Level Abweichungen zum Soll<br />

aufzeigen, lassen sich auf verschie<strong>de</strong>nen Ebenen<br />

Gegenmaßnahmen und Verbesserungen<br />

einleiten.<br />

Folgen<strong>de</strong> Beispiele ver<strong>de</strong>utlichen die Zuordnung<br />

von typischen von Kennzahlen in die fünf<br />

Dimensionen:<br />

Finanzdimension:<br />

� IT-Kosten / Budgetausschöpfungsgrad<br />

� IT-Projektkosten an IT-Gesamtkosten<br />

� IT-Betriebskosten an IT-Gesamtkosten<br />

� IT-Organisationskosten an IT-Gesamtkosten<br />

� IT-Effizienzsteigerungsrate<br />

� Grad <strong>de</strong>r verrechneten IT-Leistungen.


Abb. 2: Beispiel von Kennzahlen für die Normstrategie „Kostenoptimierung”<br />

Kun<strong>de</strong>ndimension:<br />

� Anteil <strong>de</strong>s IT-Kun<strong>de</strong>numsatzes am IT-<br />

Gesamtumsatz<br />

� Anteil <strong>de</strong>r kun<strong>de</strong>nspezifischen IT-Kosten<br />

an IT-Gesamtkosten<br />

� Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit<br />

� Grad <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nbetreuung.<br />

Prozessdimension:<br />

� Prozessleistung / Prozessoutput<br />

� Anteil Kosten (Projekt, Betrieb, Organisation)<br />

an Gesamtkosten <strong>de</strong>s Prozesses<br />

� Anzahl Störungen im Prozess<br />

� Anteil Anfragen je Prozess<br />

� Anzahl Changes je Prozess<br />

� Kapazitätsauslastungsgrad je Prozess.<br />

Projektdimension:<br />

� Return on Investment (ROI)<br />

� Projektrentabilität<br />

� Projektperformance<br />

� Anzahl erfolgreicher Projekte<br />

� Anzahl Projekte mit signifikanten<br />

Än<strong>de</strong>rungen im Scope<br />

� Anteil Eigenleistungen an Projekten<br />

� Anteil Fremdleistungen an Projekten<br />

� Durchschnittliche Projektdauer<br />

� Durchschnittliche Projektkomplexität.<br />

Ressourcendimension:<br />

� Anzahl IT-Mitarbeiter<br />

� Auslastungsgrad <strong>de</strong>r IT-Mitarbeiter<br />

� Mitarbeiterfluktuation<br />

� Qualifikationsin<strong>de</strong>x<br />

� Weiterbildungsgrad<br />

� Anzahl Lieferanten<br />

� Anteil Fremdleistungen in IT<br />

� Lieferantenqualität<br />

� Lieferantenzufrie<strong>de</strong>nheit<br />

� Anzahl Applikationen<br />

� Prozess-Unterstützungsgrad je Applikation<br />

� Anzahl Störungen je Applikation<br />

� Anteil Anfragen je Applikation<br />

� Anzahl Changes je Applikation<br />

� Kapazitätsauslastungsgrad je Applikation.<br />

In <strong>de</strong>r Praxis haben sich zahlreiche unterschiedliche<br />

Formen von KPIs als zweckmäßig<br />

herausgestellt. Damit eine größtmögliche Verdichtung<br />

an Information erreicht wer<strong>de</strong>n kann,<br />

sind diese auch in ihren sämtlichen Ausprägungen<br />

im Leitstand zu berücksichtigen. Dazu<br />

zählen beispielsweise grundlegen<strong>de</strong> Kennzahlen,<br />

wie qualitative und quantitative, verdichtete<br />

Kennzahlen, wie Abweichungskennzahlen<br />

(zwischen Ist und Soll) o<strong>de</strong>r Verhältniskennzahlen<br />

(zwischen einer Kennzahl im Ist und<br />

CM März / April 2011<br />

Soll o<strong>de</strong>r zwei Kennzahlen). Zu berücksichtigen<br />

ist darüber hinaus das Bezugselement, das für<br />

die Kennzahlen jeweils zu <strong>de</strong>n relevanten Zeitpunkten<br />

<strong>de</strong>n Ist-Zustand und <strong>de</strong>n Soll-Zustand<br />

i<strong>de</strong>ntifiziert.<br />

Die verdichteten Kennzahlen lassen sich i<strong>de</strong>alerweise<br />

durch eine Kombination <strong>de</strong>s Top-<br />

Down- und Bottom-Up-Vorgehens erfassen<br />

und bestimmen. Das Top-Down-Vorgehen beschreibt<br />

dabei die zielgerichtete Ableitung von<br />

KPIs aus <strong>de</strong>r IT-Strategie und das Herunterbrechen<br />

dieser in Basiskennzahlen. Als Bottom-<br />

Up-Vorgehen wird im Gegensatz dazu die Erfassung<br />

von aussagekräftigen Basiskennzahlen<br />

und die Prüfung ihrer Wirkung auf die übergeordneten<br />

Ziele verstan<strong>de</strong>n.<br />

Standardisierte Kennzahlen nutzen<br />

Bei einem erfolgreichen Aufbau und <strong>de</strong>r Steuerung<br />

eines IT-Leitstan<strong>de</strong>s ist es entschei<strong>de</strong>nd,<br />

die zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong> IT-Strategie zu berücksichtigen.<br />

So besteht bei Normstrategien, wie<br />

beispielsweise in Hinblick auf Kostenreduktion<br />

o<strong>de</strong>r Steigerung <strong>de</strong>r Flexibilität, die Möglichkeit,<br />

ein standardisiertes Set von Kennzahlen als Basis<br />

zu verwen<strong>de</strong>n. Grundsätzlich lassen sich<br />

viele Kennzahlen aus einem Standard nutzen<br />

und an individuelle Bedürfnisse anpassen (vgl.<br />

Abbildung 2).<br />

Als zentrales Instrument überwacht und steuert<br />

<strong>de</strong>r strategische IT-Leitstand die gesamte<br />

Ausrichtung <strong>de</strong>r IT in Hinblick auf die IT-Strategie.<br />

Die geschaffene Transparenz vermei<strong>de</strong>t<br />

Risiken und erlaubt es IT-Verantwortlichen, die<br />

IT-Strategie durch gezielte Maßnahmen möglichst<br />

eng und verzahnt mit <strong>de</strong>r Geschäftsstrategie<br />

auszurichten, damit diese umfassend<br />

und direkt auf <strong>de</strong>n Unternehmenserfolg einzahlt.<br />

71


72<br />

Rollieren<strong>de</strong>r Forecast bei <strong>de</strong>r Gruppe Börse Stuttgart<br />

Rollieren<strong>de</strong>r Forecast bei <strong>de</strong>r Gruppe<br />

Börse Stuttgart<br />

Steuerung von Unternehmen in dynamischen Umfel<strong>de</strong>rn<br />

von Thorsten Bartl und Markus Schnei<strong>de</strong>r<br />

Die heutige wirtschaftliche Situation, in <strong>de</strong>r<br />

sich die Unternehmen im Allgemeinen befin<strong>de</strong>n,<br />

ist von einer hohen Dynamik gekennzeichnet.<br />

Dies äußert sich darin, dass sich<br />

viele Unternehmen ständig auf verän<strong>de</strong>rte wirtschaftliche<br />

Rahmenbedingungen einstellen<br />

müssen. Dazu zählen nicht nur Verän<strong>de</strong>rungen,<br />

wie sie zum Beispiel durch die Finanzkrise ausgelöst<br />

wur<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn auch Auswirkungen,<br />

die sich aufgrund von stark schwanken<strong>de</strong>n<br />

Rohstoffpreisen o<strong>de</strong>r Verlusten von Großkun<strong>de</strong>n<br />

ergeben.<br />

Aber auch politische Adjustierungen, wie<br />

zum Beispiel die Eigenkapitalhinterlegung für<br />

Banken gemäß Basel III, spielen in diesem Zusammenhang<br />

eine nicht zu vernachlässigen<strong>de</strong><br />

Rolle, obwohl <strong>de</strong>ren Folgen in <strong>de</strong>r Regel besser<br />

vorhersehbar sind. Derartige Verän<strong>de</strong>rungen<br />

wirken sich vielfältig aus und verlangen unterschiedliche<br />

Handlungen <strong>de</strong>r Unternehmen, um<br />

<strong>de</strong>n verän<strong>de</strong>rten Rahmenbedingungen entge-<br />

genzuwirken. Neben <strong>de</strong>n bereits genannten<br />

Einflüssen haben jedoch auch Verän<strong>de</strong>rungen<br />

von Kun<strong>de</strong>nbedürfnissen beziehungsweise Produkttrends<br />

Auswirkungen auf die Unternehmen<br />

und somit auf <strong>de</strong>ren Steuerung.<br />

Schwäche <strong>de</strong>r Planung in<br />

dynamischen Umfel<strong>de</strong>rn<br />

Aufgrund dieser Dynamik stoßen die klassischen<br />

operativen Steuerungsinstrumente, wie<br />

zum Beispiel die Jahresplanung, die Prozesskostenrechnung<br />

o<strong>de</strong>r Kennzahlensysteme, häufig<br />

an ihre Grenzen. Vor allem bei <strong>de</strong>r Planung,<br />

die nach wie vor zu <strong>de</strong>n wichtigsten Steuerungsinstrumenten<br />

zählt, reißen die allseits<br />

bekannten Kritikpunkte nicht ab. Zu diesen<br />

gehören nach wie vor <strong>de</strong>r zu hohe Ressourcenaufwand<br />

für die Erstellung, teils fehlen<strong>de</strong> Top-<br />

Down-Zielvorgaben und die geringe Aktualität<br />

<strong>de</strong>r Planung (Kappes & Riemer, 2009).<br />

Insbeson<strong>de</strong>re die geringe Aktualität liefert nicht<br />

die notwendigen Steuerungsimpulse. Um dieser<br />

Problematik zu entgehen, reagieren Unternehmen<br />

üblicherweise mit <strong>de</strong>r Erstellung eines<br />

unterjährigen Forecasts, um auf die Verän<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r Umwelt reagieren zu können. Bei<br />

diesem klassischen Forecast han<strong>de</strong>lt es sich<br />

um ein Instrument, das die erwarteten Istwerte<br />

zum Perio<strong>de</strong>nen<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>m jeweils aktuellen<br />

Kenntnisstand prognostiziert.<br />

Dies kann <strong>de</strong>r klassische Forecast im Allgemeinen<br />

aber nur in <strong>de</strong>n wenigsten Fällen effektiv<br />

erfüllen, da er aufgrund seiner Detaillierung zu<br />

einem hohem Ressourcen- und Zeitaufwand<br />

bei <strong>de</strong>r Erstellung führt. Des Weiteren<br />

bezieht sich <strong>de</strong>r klassische Forecast ausschließlich<br />

auf das Planjahresen<strong>de</strong>, so dass<br />

sich die Reichweite <strong>de</strong>r Vorausschau im Verlauf<br />

<strong>de</strong>s Jahres verkürzt. Häufig führt dies zum<br />

Year-End-Effekt, <strong>de</strong>r sich dadurch kennzeichnen<br />

lässt, dass die Wirklichkeit erst am En<strong>de</strong>


Abb. 1: Einteilung <strong>de</strong>r Center in eine Komplexitäts-Dynamik-Matrix<br />

<strong>de</strong>s Jahres transparent wird. Beispielsweise<br />

wer<strong>de</strong>n dadurch schlechte Erwartungen nicht<br />

frühzeitig kommuniziert, um unangenehmen<br />

Fragen aus <strong>de</strong>m Weg zu gehen, o<strong>de</strong>r positive<br />

Informationen zurückgehalten, da sie häufig als<br />

neue Messlatte für die Zielerreichung interpretiert<br />

wer<strong>de</strong>n. Aufgrund dieser Aspekte ist <strong>de</strong>r<br />

Forecast zur unterjährigen Steuerung meist<br />

ungeeignet (Horváth & Partners, 2004).<br />

In diesem Kontext kann <strong>de</strong>r rollieren<strong>de</strong><br />

Forecast weitere Steuerungsimpulse liefern.<br />

Dieser lässt sich als ein Instrument <strong>de</strong>finieren,<br />

das sich regelmäßig in systematischer<br />

Weise an einen verbesserten Informationsstand<br />

anpasst. Wesentliche Merkmale <strong>de</strong>s rollieren<strong>de</strong>n<br />

Forecasts, in Abgrenzung zum klassischen<br />

Forecast, sind unter an<strong>de</strong>rem <strong>de</strong>r stets<br />

gleichbleiben<strong>de</strong> Horizont und die in <strong>de</strong>r Regel<br />

quartalsweise Erstellung (Leyk, 2006).<br />

Grundsätzlich müssen bei <strong>de</strong>r Einführung eines<br />

rollieren<strong>de</strong>n Forecasts bestimmte Elemente berücksichtigt<br />

wer<strong>de</strong>n, die im Rahmen dieses Beitrages<br />

aus einer Vorstudie mit Horváth & Partners<br />

für das Unternehmen <strong>de</strong>r Gruppe Börse<br />

Stuttgart ausgestaltet wur<strong>de</strong>n.<br />

Als Marktführer für Derivate in Europa und<br />

Unternehmensanleihen in Deutschland ist die<br />

Börse Stuttgart <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong> europäische<br />

Börsenplatz für Privatanleger. Anleger können<br />

in Stuttgart Aktien, Derivate, Anleihen, Fonds<br />

und Genussscheine effizient und preiswert<br />

han<strong>de</strong>ln. Mit rund 39 Prozent <strong>de</strong>s Or<strong>de</strong>rumsatzes<br />

ist die Börse Stuttgart die führen<strong>de</strong> Präsenzbörse<br />

in Deutschland, beim Fondshan<strong>de</strong>l<br />

ist sie Marktführer unter <strong>de</strong>n Präsenzbörsen.<br />

Durch ein hybri<strong>de</strong>s Marktmo<strong>de</strong>ll, das Han<strong>de</strong>lsexperten<br />

in <strong>de</strong>n elektronischen Han<strong>de</strong>l einbin<strong>de</strong>t,<br />

gewährleistet die Börse eine äußerst flexible<br />

und kos teneffiziente Or<strong>de</strong>rausführung. Für<br />

größtmögliche Transparenz und ein Höchstmaß<br />

an Anlegerschutz wird <strong>de</strong>r gesamte Han<strong>de</strong>l<br />

durch die Han<strong>de</strong>lsüberwachungsstelle als unabhängiges<br />

Börsenorgan überwacht. Um die<br />

Anleger optimal über die angebotenen Produkte<br />

zu informieren, bietet die Börse Stuttgart<br />

zahlreiche Bildungsmaßnahmen für Privatanleger,<br />

Berater und Interessierte an.<br />

Elemente zur Ausgestaltung eines<br />

rollieren<strong>de</strong>n Forecasts<br />

Grundsätzlich sind bei <strong>de</strong>r Ausgestaltung eines<br />

rollieren<strong>de</strong>n Forecasts acht Elemente zu berücksichtigen.<br />

Diese lassen sich wie folgt kurz<br />

beschreiben (Horváth & Partners, 2004):<br />

� Steuerungsrelevanz: Für <strong>de</strong>n erfolgreichen<br />

Einsatz <strong>de</strong>s rollieren<strong>de</strong>n Forecasts als Steue-<br />

CM März / April 2011<br />

rungsinstrument ist es notwendig, die Teilpläne<br />

und Unternehmensbereiche festzulegen,<br />

die über <strong>de</strong>n rollieren<strong>de</strong>n Forecast gesteuert<br />

wer<strong>de</strong>n sollen.<br />

� Integration: Ein weiterer wichtiger Bestandteil<br />

bei <strong>de</strong>r Ausgestaltung ist die Positionierung<br />

<strong>de</strong>s rollieren<strong>de</strong>n Forecasts und die Integration<br />

in die bestehen<strong>de</strong>n Steuerungsinstrumente.<br />

� Zeitliche Ausgestaltung: Eine zentrale Fragestellung,<br />

die bei <strong>de</strong>r Einführung eines rollieren<strong>de</strong>n<br />

Forecasts beantwortet wer<strong>de</strong>n<br />

muss, bezieht sich auf die Festlegung <strong>de</strong>s<br />

Forecasts-Horizonts und <strong>de</strong>r Forecast-Frequenz<br />

in Abstimmung mit <strong>de</strong>n restlichen Teilplänen<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens.<br />

� Forecast-Inhalte: Da eine häufigere Forecast-Erstellung<br />

<strong>de</strong>n Aufwand für das Forecasting<br />

erhöht, müssen die Inhalte, die ein Forecast<br />

ab<strong>de</strong>cken soll, <strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n. Des<br />

Weiteren muss für die ausgewählten kostenrechnerischen<br />

Inhalte <strong>de</strong>r Detaillierungsgrad<br />

und die Planungstiefe berücksichtigt wer<strong>de</strong>n,<br />

um <strong>de</strong>n Aufwand möglichst gering zu halten.<br />

� Automatisierung: Ziel <strong>de</strong>r Automatisierung<br />

ist die Aufwandsreduktion <strong>de</strong>r Forecast-<br />

Erstellung. Dabei wer<strong>de</strong>n die Forecast-Ele-<br />

73


74<br />

Rollieren<strong>de</strong>r Forecast bei <strong>de</strong>r Gruppe Börse Stuttgart<br />

mente analysiert, die automatisiert auf Basis<br />

mathematischer Metho<strong>de</strong>n ermittelt wer<strong>de</strong>n<br />

können.<br />

� Prozess<strong>de</strong>sign: Durch das Prozess<strong>de</strong>sign<br />

wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Forecast-Prozess im Unternehmen<br />

beschrieben sowie <strong>de</strong>ssen Verantwortlichkeiten<br />

festgelegt.<br />

� Steuerungsmethodik: Im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Steuerungsmethodik wird festgelegt, wie die<br />

Forecast-Informationen in die bestehen<strong>de</strong><br />

Reportingstruktur eingebaut und zur aktiven<br />

Steuerung <strong>de</strong>r Zukunft <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

� IT-Konzeption: Bestandteil dieses Elements<br />

zur Ausgestaltung <strong>de</strong>s rollieren<strong>de</strong>n Forecasts<br />

ist die Überführung <strong>de</strong>r Fach-Konzeption in<br />

die IT-Konzeption sowie die Erstellung eines<br />

Lastenhefts und einer Designvorlage, als Basis<br />

für die Implementierung in die Systemlandschaft.<br />

Inwieweit die Elemente bei einer Einführung <strong>de</strong>s<br />

rollieren<strong>de</strong>n Forecasts bei <strong>de</strong>r Gruppe Börse<br />

Stuttgart ausgestaltet wer<strong>de</strong>n können, wird im<br />

Folgen<strong>de</strong>n beschrieben.<br />

Ausgestaltung <strong>de</strong>r Elemente bei<br />

<strong>de</strong>r Gruppe Börse Stuttgart<br />

Steuerungsrelevanz<br />

An erster Stelle ist es notwendig, die Unternehmensbereiche<br />

und Teilpläne festzulegen,<br />

die über <strong>de</strong>n rollieren<strong>de</strong>n Forecast gesteuert<br />

wer<strong>de</strong>n sollen. Teilpläne wur<strong>de</strong>n im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r Vorstudie bei <strong>de</strong>r Gruppe Börse Stuttgart<br />

jedoch nicht betrachtet. Zur Verbesserung <strong>de</strong>r<br />

Steuerung wur<strong>de</strong>n die Unternehmensbereiche<br />

<strong>de</strong>r Gruppe Börse Stuttgart in Form einer<br />

Centerrechnung weiter <strong>de</strong>tailliert und in Profit<br />

Center, Service Center und Cost Center unterteilt.<br />

Zur Beurteilung, welche Center mithilfe <strong>de</strong>s<br />

rollieren<strong>de</strong>n und welche mit <strong>de</strong>m klassischen<br />

Forecast gesteuert wer<strong>de</strong>n können, wur<strong>de</strong> die<br />

Komplexitäts-Dynamik-Matrix (siehe Abbildung<br />

1) erstellt und die Center <strong>de</strong>r Gruppe<br />

Börse Stuttgart in diese eingeordnet. Dies ist<br />

notwendig, da sich nicht alle Center, die mit<br />

<strong>de</strong>m rollieren<strong>de</strong>n Forecast gesteuert wer<strong>de</strong>n<br />

müssen, in einem dynamischen Umfeld bewegen.<br />

Die Ergebnisse <strong>de</strong>r Auswertung zeigen, dass<br />

sich vor allem die Profit Center (Quality-Liquidity-Provi<strong>de</strong>r-Service,<br />

Han<strong>de</strong>lsplätze,<br />

Informationsprodukte und Börsensysteme)<br />

im dynamischen Umfeld bewegen und <strong>de</strong>shalb<br />

mit einem rollieren<strong>de</strong>n Forecast dirigiert<br />

wer<strong>de</strong>n sollten. Zu<strong>de</strong>m erfor<strong>de</strong>rn diese komplexen<br />

Bereiche häufig ein hohes Maß an IT-Unterstützung<br />

bei <strong>de</strong>r Erstellung. Des Weiteren<br />

sollen die Service Center IT sowie Projekte<br />

ebenfalls mit <strong>de</strong>m rollieren<strong>de</strong>n Forecasts<br />

gesteuert wer<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Service<br />

Centern (Konzerndienstleistungen, Han<strong>de</strong>lsorganisation<br />

und -unterstützung), die sich im Bereich<br />

hoher Komplexität und geringer Dynamik<br />

befin<strong>de</strong>n, empfiehlt sich dagegen <strong>de</strong>r klassische<br />

Forecast in Verbindung mit einer hohen<br />

IT-Unterstützung. Die Cost Center (Konzernführung,<br />

Finanzen und Verwaltung) sind aufgrund<br />

ihrer Dienstleistungsfunktion von geringer<br />

Komplexität und Dynamik gekennzeichnet. Infolge<strong>de</strong>ssen<br />

sind sie wenig volatil und gut prognostizierbar<br />

und können daher ebenfalls mit<br />

<strong>de</strong>m klassischen Forecast gelenkt wer<strong>de</strong>n.<br />

Integration<br />

Der rollieren<strong>de</strong> Forecast kann nur dann Steuerungsimpulse<br />

liefern, wenn er an die mittelfristige<br />

Zielsetzung gebun<strong>de</strong>n ist und nicht im<br />

Autoren<br />

„luftleeren Raum“ steht. Somit muss er in das<br />

bestehen<strong>de</strong> Planungssystem <strong>de</strong>r Gruppe Börse<br />

Stuttgart integriert wer<strong>de</strong>n. Zu diesem zählen<br />

die strategische, die mittelfristige und die operative<br />

Planung. Bei <strong>de</strong>r Gruppe Börse Stuttgart<br />

erfolgt die strategische Planung auf Basis <strong>de</strong>finierter<br />

strategischer Stoßrichtungen und entsprechen<strong>de</strong>r<br />

Umsetzungsprojekte über einen<br />

Zeitraum von fünf Jahren.<br />

Zur Integration dieser Stoßrichtungen in die<br />

operative Planung bedient sich das Unternehmen<br />

<strong>de</strong>s Instruments <strong>de</strong>r Mittelfristplanung,<br />

die einen Planungshorizont von drei Jahren<br />

ab<strong>de</strong>ckt. Im Rahmen dieses Planungsprozesses<br />

wer<strong>de</strong>n die strategischen Maßnahmen<br />

weiter <strong>de</strong>tailliert und somit auf die Ausprägungen<br />

<strong>de</strong>r Mittelfristplanung übertragen. Das<br />

Ergebnis dieses Planungsprozesses kann somit<br />

auf <strong>de</strong>r einen Seite zur Ableitung von Top-<br />

Down-Zielvorgaben für die operative Planung<br />

und auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite zur Durchführung<br />

<strong>de</strong>s Plan-Forecast-Vergleichs über das Geschäftsjahr<br />

herangezogen wer<strong>de</strong>n.<br />

Zeitliche Ausgestaltung<br />

Zu <strong>de</strong>n wesentlichen Fragen bei <strong>de</strong>r Ausgestaltung<br />

<strong>de</strong>s rollieren<strong>de</strong>n Forecasts gehört die zeitliche<br />

Festlegung <strong>de</strong>s Forecast-Horizonts und<br />

<strong>de</strong>r Forecast-Frequenz. Um sicherzustellen,<br />

dass im Einklang mit <strong>de</strong>r Jahresplanung <strong>de</strong>r<br />

Gruppe Börse Stuttgart das nächste Kalen<strong>de</strong>rjahr<br />

komplett abge<strong>de</strong>ckt ist, wird ein Forecast-<br />

Horizont von sechs Quartalen vorgeschla-<br />

Dipl.-BW (BA) Thorsten Bartl<br />

Dipl.-BW Markus Schnei<strong>de</strong>r<br />

ist am Stuttgarter Horváth & Partners-Standort als Managing<br />

Consultant im Planungsteam tätig. Er hat in <strong>de</strong>n letzten Jahren u. a.<br />

Projekte zur Neugestaltung <strong>de</strong>r Planungssysteme insbeson<strong>de</strong>re<br />

im Konzernumfeld unterschiedlicher Branchen begleitet.<br />

E-Mail: markus.schnei<strong>de</strong>r@horvaht-partners.com<br />

ist Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Controlling bei <strong>de</strong>r Börse Stuttgart Holding<br />

GmbH. In dieser Funktion betreut er die Einführung und<br />

<strong>de</strong>n Ausbau eines integrierten Planungssystems bei <strong>de</strong>r Gruppe<br />

Börse Stuttgart.<br />

E-Mail: thorsten.bartl@börse-stuttgart.<strong>de</strong>


Abb. 2: ABC-Analyse zur Ermittlung <strong>de</strong>r wesentlichen Positionen auf Ertragsseite<br />

gen, da die Jahresplanung <strong>de</strong>r Gruppe Börse<br />

Stuttgart zu Beginn <strong>de</strong>s dritten Quartals erfolgt.<br />

Somit kann <strong>de</strong>r rollieren<strong>de</strong> Forecast Impulse für<br />

die Jahresplanung liefern und dazu beitragen,<br />

<strong>de</strong>n Planungsprozess zu verkürzen.<br />

In Bezug auf die dynamische Situation, in <strong>de</strong>r<br />

sich die Gruppe Börse Stuttgart befin<strong>de</strong>t, empfiehlt<br />

sich einerseits, bei <strong>de</strong>r Forecast-Frequenz<br />

einen möglichst kurzen Zeitraum zu wählen,<br />

an<strong>de</strong>rseits ist die Erstellung eines monatlichen<br />

Forecasts aus Zeit- und Ressourcengrün<strong>de</strong>n in<br />

<strong>de</strong>r Praxis kaum möglich. Hinzu kommt, dass<br />

<strong>de</strong>r rollieren<strong>de</strong> Forecast nur dann wirkliche<br />

Steuerungsimpulse liefert, wenn dieser auch<br />

zeitnah zur Verfügung steht. Daher sollte <strong>de</strong>r<br />

rollieren<strong>de</strong> Forecast spätestens drei Wochen<br />

nach <strong>de</strong>m Monats- beziehungsweise<br />

Quartalsultimo fertig gestellt sein. Für die<br />

Gruppe Börse Stuttgart wird eine quartalsweise<br />

Forecast-Frequenz vorgeschlagen, um sicherzustellen,<br />

dass in einem mit hoher Unsicherheit<br />

behafteten Umfeld zeitnahe realistische Prognosewerte<br />

vorliegen.<br />

Forecast-Inhalt<br />

Für einen effizienten Einsatz <strong>de</strong>s rollieren<strong>de</strong>n<br />

Forecasts ist eine Fokussierung auf die wesent-<br />

lichen Kosten- und Ertragspositionen sinnvoll,<br />

um <strong>de</strong>n Aufwand bei <strong>de</strong>r Erstellung entsprechend<br />

zu reduzieren. Zur Auswahl <strong>de</strong>r relevanten<br />

Positionen wur<strong>de</strong> das Instrument <strong>de</strong>r<br />

ABC-Analyse in Verbindung mit <strong>de</strong>r 80:20-Regel<br />

verwen<strong>de</strong>t.<br />

Das Ergebnis dieser Analyse zeigt, dass die<br />

Gruppe Börse Stuttgart ihre Erträge im Wesentlichen<br />

durch <strong>de</strong>n Wertpapierhan<strong>de</strong>l<br />

und die Vermarktung von Informationsprodukten<br />

generiert, welche in Abbildung 2 in<br />

Form einer ABC-Analyse dargestellt sind. Die<br />

größten Positionen auf <strong>de</strong>r Kostenseite umfassen<br />

die Personalkosten, <strong>de</strong>n Materialaufwand,<br />

die IT-Kosten sowie die Werbe- und Repräsentationskosten.<br />

Für die verbleiben<strong>de</strong>n Kosten-<br />

und Ertragsarten empfiehlt sich dann eine automatisierte<br />

Ermittlung <strong>de</strong>r Forecast-Werte.<br />

Diese wird im Folgen<strong>de</strong>n beschrieben.<br />

Automatisierung<br />

Um <strong>de</strong>n Aufwand <strong>de</strong>r Forecast-Erstellung zu<br />

reduzieren, müssen die Positionen festgelegt<br />

wer<strong>de</strong>n, die auf Basis einer Automatisierung<br />

fortgeschrieben wer<strong>de</strong>n. Eine manuelle Anpassung<br />

dieser Ergebnisse ist je<strong>de</strong>rzeit durch<br />

das Controlling möglich. Infolge<strong>de</strong>ssen wer<strong>de</strong>n<br />

die Positionen, die in <strong>de</strong>r ABC-Analyse als<br />

nicht wesentlich i<strong>de</strong>ntifiziert wur<strong>de</strong>n, auf<br />

Basis mathematischer Metho<strong>de</strong>n, wie beispielweise<br />

<strong>de</strong>r Delta-Metho<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Durchschnitts-Metho<strong>de</strong><br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Quotienten-Metho<strong>de</strong>,<br />

automatisiert ermittelt. Für die Gruppe<br />

Börse Stuttgart empfiehlt sich aufgrund bereits<br />

vorhan<strong>de</strong>ner Erfahrungen die Quotienten-<br />

Metho<strong>de</strong>, bei <strong>de</strong>r neue Forecast-Werte durch<br />

die Korrektur <strong>de</strong>s aktuellen Plan-Werts um die<br />

Abweichung zwischen Ist und Plan ermittelt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Prozess<strong>de</strong>sign<br />

CM März / April 2011<br />

Der nächste Schritt zur Ausgestaltung <strong>de</strong>s rollieren<strong>de</strong>n<br />

Forecasts beinhaltet das Design <strong>de</strong>s<br />

Forecast-Prozesses und die Festlegung <strong>de</strong>r<br />

Verantwortlichkeiten für die einzelnen Prozessschritte.<br />

Dazu bedarf es einer Koordination <strong>de</strong>r<br />

an <strong>de</strong>r Forecast-Erstellung beteiligten Fachbereiche<br />

beziehungsweise Center <strong>de</strong>r Gruppe<br />

Börse Stuttgart, wobei die grundsätzliche Verantwortung<br />

für <strong>de</strong>n Forecast-Prozess beim<br />

Konzern<strong>controlling</strong> liegt (vgl. Abbildung 3).<br />

Da <strong>de</strong>r rollieren<strong>de</strong> Forecast ein Steuerungsinstrument<br />

auf Ebene <strong>de</strong>r Center darstellt, erfolgt<br />

im ersten Schritt einer neuen Forecast-Perio<strong>de</strong><br />

75


76<br />

Rollieren<strong>de</strong>r Forecast bei <strong>de</strong>r Gruppe Börse Stuttgart<br />

eine Überarbeitung <strong>de</strong>r Umsatz- beziehungsweise<br />

Ertragsplanung durch die Leiter <strong>de</strong>r<br />

Profit Center, die zu<strong>de</strong>m verantwortlich für die<br />

zeitgerechte Übermittlung <strong>de</strong>r Daten ihrer Center<br />

sind. Dabei fin<strong>de</strong>t eine Aktualisierung <strong>de</strong>r<br />

Marktprognosen unter Beachtung <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>s Marktumfelds (gemessen vor allem<br />

anhand <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Or<strong>de</strong>rzahlen und<br />

<strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsumsätze) statt.<br />

Darauf aufbauend passt das Profit-Center auf<br />

Basis seiner geän<strong>de</strong>rten Markteinschätzung<br />

seine Ertragsprognose für die nächsten<br />

sechs Quartale an. Das folgen<strong>de</strong> Quartal ist<br />

dabei möglichst genau zu prognostizieren,<br />

während für die weiteren Quartale ein Forecast<br />

in einem geringeren Detaillierungsgrad ausreichend<br />

ist. Nach<strong>de</strong>m die Forecasts <strong>de</strong>m Controlling<br />

gemel<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n diese plausibilisiert<br />

und auf Konzern- beziehungsweise<br />

Gruppenebene aggregiert. Ergänzt um die Daten<br />

<strong>de</strong>r Cost und Service Center wer<strong>de</strong>n die automatisiert<br />

ermittelten Positionen, die die ABC-<br />

Analyse als nicht wesentlich i<strong>de</strong>ntifiziert hat,<br />

hinzugezogen.<br />

Im nächsten Schritt erfolgt die Präsentation<br />

<strong>de</strong>r Forecasts im Rahmen <strong>de</strong>r Geschäftsführersitzung.<br />

Anhand <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Informationen<br />

entschei<strong>de</strong>t die Geschäftsführung in<br />

Abstimmung mit <strong>de</strong>n Centerverantwortlichen<br />

über die Einleitung von Gegenmaßnahmen zur<br />

Abb. 3: Der rollieren<strong>de</strong> Forecast-Prozess bei <strong>de</strong>r Gruppe Börse Stuttgart<br />

Schließung <strong>de</strong>r aufgezeigten Lücke zwischen<br />

Planwerten und ermittelten Forecast-Werten.<br />

Die Bewertung und operative Umsetzung <strong>de</strong>r<br />

Maßnahmen obliegen dann <strong>de</strong>m zuständigen<br />

Centerleiter.<br />

Nach<strong>de</strong>m die Gegenmaßnahmen an das Controlling<br />

gemel<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n diese in einen<br />

aktualisierten Forecast eingearbeitet<br />

und die neuen Zielbudgets ermittelt. Darauf<br />

wird <strong>de</strong>r aktualisierte Forecast erneut <strong>de</strong>r Geschäftsführung<br />

zur Genehmigung vorgelegt und<br />

nach Freigabe an <strong>de</strong>n Aufsichtsrat und die Anteilseigner<br />

<strong>de</strong>r Gruppe Börse Stuttgart weitergeleitet.<br />

Nach <strong>de</strong>r Festlegung <strong>de</strong>s Forecast-<br />

Prozesses und <strong>de</strong>r Verantwortlichkeiten wird<br />

<strong>de</strong>r neue Forecast-Prozess in die Prozesslandkarte<br />

<strong>de</strong>r Gruppe Börse Stuttgart integriert.<br />

Steuerungsmethodik<br />

Zur weiteren Ausgestaltung <strong>de</strong>s Forecast-Prozesses<br />

wird ein empfängerorientiertes Forecast-Reporting<br />

aufgebaut, das die Basis zur<br />

zukunftsorientierten Steuerung <strong>de</strong>r Gruppe<br />

Börse Stuttgart darstellt. Neben einer Detailauswertung<br />

<strong>de</strong>r Center mit Ergebnis-Lücken,<br />

die im Rahmen <strong>de</strong>r Prüfung von Gegenmaßnahmen<br />

wichtige Diskussionsbestandteile<br />

sind, enthalten die Berichte <strong>de</strong>n Plan-Forecast-<br />

Vergleich über <strong>de</strong>n festgelegten Forecast-Hori-<br />

zont von sechs Quartalen. Somit erhält je<strong>de</strong>r<br />

Centerleiter sein Ergebnis, sowie die Geschäftsführung<br />

ein unternehmensweites Ergebnis<br />

auf aggregierter Ebene. Diese Informationen<br />

wer<strong>de</strong>n einerseits vor und an<strong>de</strong>rseits nach <strong>de</strong>r<br />

Durchführung von Gegenmaßnahmen zur Verfügung<br />

gestellt. Letztere wer<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>r Freigabe<br />

durch die Geschäftsführung <strong>de</strong>m Aufsichtsrat<br />

und gegebenenfalls <strong>de</strong>n Anteilseignern<br />

<strong>de</strong>r Börse Stuttgart zur Kenntnis weitergeleitet.<br />

Darüber hinaus wird zur Erfassung, Verwaltung<br />

und Steuerung <strong>de</strong>r Gegenmaßnahmen ein automatisiertes<br />

Maßnahmen-Controlling-Tool<br />

eingeführt. Dies ermöglicht eine <strong>de</strong>zentrale Erfassung<br />

<strong>de</strong>r Maßnahmen in Form von Steckbriefen<br />

bei <strong>de</strong>n Centern, die dann an das Controlling<br />

zurückgesen<strong>de</strong>t und zur Auswertung in<br />

Form von Statusberichten aufbereitet wer<strong>de</strong>n.<br />

Durch das Tracken <strong>de</strong>r eingeleiteten Maßnahmen<br />

geben diese Berichte eine Übersicht über<br />

<strong>de</strong>n aktuellen Umsetzungsstatus (Härtegrad)<br />

<strong>de</strong>r Maßnahmen zur Schließung <strong>de</strong>r Ergebnis-<br />

Lücken bei <strong>de</strong>n Centern.<br />

IT-Konzeption<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r IT-Konzeption müssen die beschriebenen<br />

Elemente in ein Lastenheft überführt<br />

wer<strong>de</strong>n. Da über die Einführung <strong>de</strong>s


ollieren<strong>de</strong>n Forecasts bei <strong>de</strong>r Gruppe Börse<br />

Stuttgart noch nicht entschie<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n ist,<br />

wur<strong>de</strong> dieser Punkt im Rahmen <strong>de</strong>r Vorstudie<br />

nicht weiter berücksichtigt. Nichts<strong>de</strong>stotrotz<br />

müssen bei <strong>de</strong>r Auswahl eines IT-Systems<br />

zentrale Herausfor<strong>de</strong>rungen für die Umsetzung<br />

<strong>de</strong>s rollieren<strong>de</strong>n Forecasts beachtet<br />

wer<strong>de</strong>n:<br />

Definition <strong>de</strong>r Prozesse und Inhalte: Die beschriebenen<br />

Elemente müssen so ausgestaltet<br />

sein, dass im ersten Schritt ein abgestimmtes,<br />

<strong>de</strong>tailliertes Fach- und Feinkonzept für die ITtechnische<br />

Umsetzung vorliegt. Dies erfor<strong>de</strong>rt<br />

ein intensives Design <strong>de</strong>r komplexen Forecast-<br />

Prozesse. Sinnvoll kann dabei eine vorgelagerte<br />

Abstimmung mit Pilotbereichen sein, um zukünftige<br />

Än<strong>de</strong>rungen zu reduzieren.<br />

Systemarchitektur und -landschaft: Eine<br />

weitere Herausfor<strong>de</strong>rung besteht darin, dass<br />

bei <strong>de</strong>r Forecast-Umsetzung neben Auswirkungen<br />

auf die bestehen<strong>de</strong> Systemarchitektur<br />

auch Performanceaspekte beachtet wer<strong>de</strong>n<br />

müssen. Des Weiteren kann eine komplexe<br />

Sys temlandschaft Auswirkungen auf Datensicherheit,<br />

-konsistenz und -pflege haben.<br />

Realisierung: In einem weiteren Schritt ist bei<br />

<strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>s rollieren<strong>de</strong>n Forecasts im<br />

Rahmen einer Machbarkeitsstudie zu prüfen,<br />

ob die Standard-Funktionalitäten <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n<br />

Applikationen für <strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>s rollieren<strong>de</strong>n<br />

Forecasts ausreichend sind o<strong>de</strong>r ob<br />

eine Individuallösung nötig ist.<br />

Ressourcenverfügbarkeit: Um erfolgreich bei<br />

<strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>s rollieren<strong>de</strong>n Forecasts zu<br />

sein, sind die relevanten Ressourcen zur Umsetzung<br />

in <strong>de</strong>n einzelnen Projektphasen sowie<br />

zeitnahe Informationen und Abstimmungen erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

Projektmanagement: Wichtiger Bestandteil<br />

<strong>de</strong>r Umsetzung ist die Synchronisierung <strong>de</strong>r<br />

Aktivitäten aller bei <strong>de</strong>r Umsetzung beteiligten<br />

Projektmitarbeiter. Dazu ist es nötig, die erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Projektstrukturen bereitzustellen sowie<br />

Transparenz über <strong>de</strong>n Leistungsfortschritt<br />

und eventuelle neue Anfor<strong>de</strong>rungen sicherzustellen.<br />

Daneben sind die zeitnahe Vorbereitung<br />

und das Treffen von wichtigen Entscheidungen<br />

notwendig.<br />

Schlussbetrachtung<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r hohen Dynamik müssen sich die<br />

Gruppe Börse Stuttgart sowie auch viele an<strong>de</strong>re<br />

Unternehmen ständig auf verän<strong>de</strong>rte Rahmenbedingungen<br />

einstellen. Der rollieren<strong>de</strong><br />

Forecast liefert auf Basis <strong>de</strong>r beschriebenen<br />

Ausgestaltung einen wichtigen Beitrag, die<br />

Gruppe Börse Stuttgart bei einer zukunftsorientierten<br />

Steuerung <strong>de</strong>r Center zielführend zu unterstützen.<br />

Des Weiteren kann durch die Einführung<br />

<strong>de</strong>s rollieren<strong>de</strong>n Forecasts <strong>de</strong>r beschriebene<br />

Year-End-Effekt vermie<strong>de</strong>n und die<br />

Umsetzung von geschäftsjahresübergreifen<strong>de</strong>n<br />

Maßnahmen geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Daneben wird<br />

eine Steigerung <strong>de</strong>r Forecast-Genauigkeit und<br />

somit <strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>r Steuerungsinformation<br />

dadurch erzielt, dass durch <strong>de</strong>n gleichbleiben<strong>de</strong>n<br />

Forecast-Horizont und eine quartalsweisen<br />

Erstellung ein hoher Aktualisierungsgrad<br />

bei <strong>de</strong>n Forecast-Werten erreicht wird<br />

(Schnei<strong>de</strong>r & von Köckritz, 2010).<br />

Nichts<strong>de</strong>stotrotz ist eine erfolgreiche Einführung<br />

<strong>de</strong>s rollieren<strong>de</strong>n Forecasts bei <strong>de</strong>r<br />

Gruppe Börse Stuttgart an kritische Erfolgsfaktoren<br />

gekoppelt, die sich wie folgt zusammenfassen<br />

lassen:<br />

� In Bezug auf die restlichen Steuerungsinstrumente<br />

ist <strong>de</strong>r rollieren<strong>de</strong> Forecast klar im<br />

Steuerungsinstrumentarium <strong>de</strong>r Gruppe Börse<br />

Stuttgart zu positionieren.<br />

� Da die Forecast-Werte die tatsächlichen Erwartungen<br />

wi<strong>de</strong>rspiegeln und <strong>de</strong>r Year-End-<br />

Effekt vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n soll, müssen Anreize<br />

geschaffen wer<strong>de</strong>n, die die erwarteten<br />

Abweichungen frühzeitig anzeigen.<br />

� Der rollieren<strong>de</strong> Forecast verlangt im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r lang- und mittelfristigen Planung die Ableitung<br />

beziehungsweise Vorgabe von geschäftsjahresübergreifen<strong>de</strong>n<br />

Zielen, damit<br />

nicht nur Plan-Ist-Vergleiche, son<strong>de</strong>rn auch<br />

Plan-Forecast-Vergleiche durchgeführt wer<strong>de</strong>n<br />

können, da <strong>de</strong>r rollieren<strong>de</strong> Forecast<br />

sonst im „luftleeren Raum“ steht.<br />

� Eine Aufwandsreduzierung beim Einsatz <strong>de</strong>s<br />

rollieren<strong>de</strong>n Forecasts ist nur durch einen<br />

schlanken Prozess, eine <strong>de</strong>utliche Reduzierung<br />

<strong>de</strong>s Detailierungsgra<strong>de</strong>s und eine ent-<br />

sprechen<strong>de</strong> IT-Unterstützung bei <strong>de</strong>r Gruppe<br />

Börse Stuttgart möglich.<br />

� Die Prozessverantwortung muss bei <strong>de</strong>r<br />

Forecast-Erstellung <strong>de</strong>r Gruppe Börse Stuttgart<br />

klar <strong>de</strong>finiert sein, um frühzeitig die richtigen<br />

Steuerungsinformationen zu erhalten<br />

und gegebenenfalls Gegenmaßnahmen einleiten<br />

zu können. Voraussetzung dafür ist<br />

aber ein straffes Prozess- beziehungsweise<br />

Zeitmanagement im Unternehmen.<br />

� Um die Wirkung <strong>de</strong>r eingeleiteten Gegenmaßnahmen<br />

verfolgen zu können, muss eine<br />

monatliche beziehungsweise quartalsweise<br />

Maßnahmenkontrolle erfolgen.<br />

� Wichtige Steuerungsinformationen kann <strong>de</strong>r<br />

rollieren<strong>de</strong> Forecast nur liefern, wenn die<br />

Forecast-Erstellung durch einheitliche Templates<br />

sowie <strong>de</strong>r Forecast-Report durch einheitliche<br />

Berichte gekennzeichnet ist.<br />

Literaturverzeichnis<br />

CM März / April 2011<br />

Horváth & Partners (2004). Beyond Budgeting<br />

umsetzen: Erfolgreich planen mit Advanced<br />

Budgeting. Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag.<br />

Kappes, M., & Riemer, L. (2009). Gutes Planungsmanagement<br />

in <strong>de</strong>r Praxis umsetzen. In<br />

R. Gleich, & A. Klein, Der Controlling-Berater<br />

Band 3: Mo<strong>de</strong>rne Budgetierung (S. 203 – 220).<br />

Freiburg: Rudolf <strong>Haufe</strong> Verlag.<br />

Leyk, J. (2006). Rollieren<strong>de</strong>r Forecast: Aufwand<br />

senken und Ziele besser erreichen. Der<br />

Controlling-Berater , S. 111 – 124.<br />

Schnei<strong>de</strong>r, M., & von Köckritz, N. (2010). Unternehmensplanung<br />

in dynamischen Umfel<strong>de</strong>rn.<br />

Controller Magazin , S. 74 – 80.<br />

77


78<br />

Controller’s Master Class<br />

Controller’s Master Class im November 2010<br />

von Detlev R. Zillmer, Feldafing<br />

Am gewohnten Platz in Feldafing fand vom 19.<br />

bis 20. November die inzwischen achte Run<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Controller’s Master Class Abschlüsse statt.<br />

Zur diesjährigen Abschlussvorstellung vor <strong>de</strong>m<br />

Beirat hatten acht Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

ihre finalen Arbeiten eingereicht. Nachfolgend<br />

wie<strong>de</strong>r eine Zusammenfassung <strong>de</strong>r<br />

vorgestellten Themen.<br />

Verknüpfung von BSC-Zielen,<br />

Risikoanalysen, Planung und<br />

Budgetierung zu einem<br />

gemeinsamen und umfassen<strong>de</strong>n<br />

Risiko-Managementsystem<br />

Gleich das erste Thema hatte es sozusagen<br />

„in sich“. Der Kandidat, seines Zeichens Projektleiter<br />

bei einem großen bekannten Beratungsunternehmen,<br />

hatte aus <strong>de</strong>r Erfahrung<br />

seiner zahlreichen Beratungsprojekte eine<br />

These aufgestellt. Sie lautet, dass vor allem<br />

bei mittelständisch geprägten Unternehmen<br />

die Erkenntnisse aus <strong>de</strong>n einzelnen Analyse-<br />

und Planungstools (siehe Überschrift)<br />

nicht mit- und untereinan<strong>de</strong>r verknüpft<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Anhand eines Mandaten – ein Klinikum – wollte<br />

er <strong>de</strong>n Beweis antreten, dass genau diese Verknüpfung<br />

<strong>de</strong>m Management bessere Informationen<br />

für anstehen<strong>de</strong> Entschei<strong>de</strong> liefern<br />

und ferner die Planungsqualität durch die Verknüpfung<br />

erhöht wer<strong>de</strong>n könne.<br />

Im Falle <strong>de</strong>r herangezogenen Klinik gibt es bereits<br />

zahlreiche existieren<strong>de</strong> und auch genutzte<br />

Analysetools. Die anfängliche These bestätigt<br />

sich, da insbeson<strong>de</strong>re die Erkenntnisse zu <strong>de</strong>n<br />

Risiken – und dann im Umkehrschluss die daraus<br />

entstehen<strong>de</strong>n Erkenntnisse zu <strong>de</strong>n sich<br />

bieten<strong>de</strong>n Chancen – bei <strong>de</strong>r Klinik nicht weiter<br />

im regulären Planungsprozess berücksichtigt<br />

wer<strong>de</strong>n. Schnell kommt man bei <strong>de</strong>m Projekt zu<br />

<strong>de</strong>r Frage, wie nun die „losen En<strong>de</strong>n“ <strong>de</strong>r Erkenntnisse<br />

miteinan<strong>de</strong>r verknüpft wer<strong>de</strong>n<br />

könnten?<br />

Die Lösung wird softwareseitig angegangen.<br />

Eine in <strong>de</strong>r Klinik bereits vorhan<strong>de</strong>ne Reportingsoftware<br />

soll mit Hilfe <strong>de</strong>s Herstellers so<br />

angepasst wer<strong>de</strong>n, dass sie auf alle Ergebnisse<br />

<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen im Einsatz befindlichen<br />

Analysetools zugreift und sich so die<br />

Verknüpfung <strong>de</strong>r Zusammenhänge abbil<strong>de</strong>n<br />

lässt. Gegenwärtig steckt man in <strong>de</strong>r Umprogrammierung<br />

fest, die sich langwieriger gestaltet<br />

wie angenommen. Das Projekt ist somit<br />

in Verzug geraten.<br />

Aufbau einer Transferpreisdokumentation<br />

Es han<strong>de</strong>lt sich um ein internationales Unternehmen<br />

im medizinisch-technischen Umfeld.


Das Unternehmen vertreibt seine Produkte und<br />

Dienstleistungen nahezu weltweit über firmeneigene,<br />

im Ausland beheimatete, Vertriebsgesellschaften.<br />

Die Produkte wer<strong>de</strong>n im Wesentlichen<br />

in zwei europäischen Län<strong>de</strong>rn hergestellt<br />

und anschließend an die Vertriebsgesellschaften<br />

veräußert.<br />

Der <strong>de</strong>utsche Gesetzgeber hat Vorschriften zur<br />

Gestaltung von Verrechnungspreisen erlassen.<br />

Diese orientieren sich an <strong>de</strong>n internationalen<br />

„OECD-Richtlinien zur Gestaltung <strong>de</strong>r Verrechnungspreise“.<br />

Die wohl <strong>de</strong>utlichste Verän<strong>de</strong>rung<br />

war wohl die Umkehrung <strong>de</strong>r Beweislast.<br />

Musste früher das Finanzamt beweisen<br />

dass etwas nicht in Ordnung war, müssen<br />

heute die Unternehmen beweisen, dass<br />

nichts falsch ist. Um dieser Beweisführung<br />

nachzukommen, sind die Unternehmen verpflichtet,<br />

eine Transferpreisdokumentation zu<br />

führen. Um <strong>de</strong>n Aufbau, die Gestaltung sowie<br />

die dahinter stehen<strong>de</strong>n gesetzlichen Verpflichtungen<br />

und Auflagen ging es bei <strong>de</strong>r zweiten<br />

Präsentation <strong>de</strong>s Tages.<br />

Eine Transferpreisdokumentation ist zu verstehen<br />

als eine systematisierte Aufbewahrung<br />

von Unterlagen und Aufzeichnungen, die über<br />

die Ermittlung von Konzernverrechnungspreisen<br />

bei grenzüberschreiten<strong>de</strong>n Geschäftsbeziehungen<br />

zu verbun<strong>de</strong>nen Unternehmen<br />

Auskunft gibt. Als verbun<strong>de</strong>ne Unternehmen<br />

gelten dabei Unternehmen, an <strong>de</strong>nen<br />

<strong>de</strong>r Konzern min<strong>de</strong>stens 50% <strong>de</strong>r Anteile<br />

hält.<br />

Wie die Dokumentation nachher aufgebaut ist,<br />

ist <strong>de</strong>m Unternehmen überlassen. Ebenso sind<br />

die Dokumentationsvorschriften von Land zu<br />

Land unterschiedlich. Die Finanzbehör<strong>de</strong>n drohen<br />

einheitlich mit Strafzuschlägen, wenn die<br />

Dokumentationserfor<strong>de</strong>rnisse nicht erfüllt sind.<br />

In Deutschland wird zwischen <strong>de</strong>r Sachverhalts-<br />

und <strong>de</strong>r Angemessenheitsdokumentation<br />

unterschie<strong>de</strong>n. Bei<strong>de</strong> müssen geführt und auf<br />

Verlangen in einem Zeitraum, <strong>de</strong>r je nach Fall<br />

zwischen 30 und 60 Tage liegen kann, <strong>de</strong>n Finanzbehör<strong>de</strong>n<br />

vorgelegt wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei <strong>de</strong>r Frage nach <strong>de</strong>r Angemessenheit von<br />

Transferreisen greift das „Arm’s Length Principle“<br />

(auch: Fremdvergleichsgrundsatz).<br />

Dieses Prinzip besagt, dass die Preisermittlung<br />

zwischen verbun<strong>de</strong>nen Unternehmen so wie<br />

unter frem<strong>de</strong>n Dritten zu erfolgen hat.<br />

Die Kandidatin beschreibt, wie das Projektteam<br />

diese Aufgabe angepackt hat und auf welche<br />

Art und Weise die Dokumentation schließlich<br />

gestaltet wur<strong>de</strong>. Daneben wur<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>re Ziele<br />

angegangen, über die die Kandidatin ebenfalls<br />

berichtet. Dazu gehörten z. B. die konzernweite<br />

Standardisierung <strong>de</strong>r Transferpreisberechnung,<br />

Checklisten, welche Unterlagen<br />

für die Dokumentation aufbewahrt wer<strong>de</strong>n<br />

müssen (dies allerdings auch unter <strong>de</strong>r Berücksichtigung<br />

<strong>de</strong>r jeweiligen Lan<strong>de</strong>svorschriften,<br />

s. o.) und die Definition von Eskalationsstufen<br />

bei <strong>de</strong>n Entscheidungsbefugnissen.<br />

Kennzahlen als Steuerungsinstrument<br />

<strong>de</strong>r Unternehmensführung<br />

Auch das nächste Thema wird durch ein pharmanahes<br />

Unternehmen gestellt. Das Unternehmen<br />

ist noch relativ jung und innerhalb <strong>de</strong>r<br />

kurzen Existenz enorm gewachsen. Wie so oft<br />

konnte die Entwicklung von betriebswirtschaftlichen<br />

Tools mit diesem Wachstum<br />

nicht mithalten. Nach <strong>de</strong>n Worten <strong>de</strong>s Kandidaten<br />

kam vor lauter operativem Reagieren das<br />

strategie-konforme Han<strong>de</strong>ln zu kurz.<br />

Nach <strong>de</strong>r Diskussion <strong>de</strong>s Für und Wi<strong>de</strong>r von<br />

Kennzahlen einerseits, und <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Theorie<br />

existieren<strong>de</strong>n Kennzahlensysteme an<strong>de</strong>rerseits,<br />

kommt <strong>de</strong>r Kandidat zu <strong>de</strong>m Entschluss, dass<br />

ihm nur die Balanced Scorecard genügend<br />

Möglichkeiten zur Abbildung seiner Wünsche<br />

und Ansprüche bietet. Gleichwohl wird die übliche<br />

Scorecard mit ihren vier Standardperspektiven<br />

auch wie<strong>de</strong>r als zu eng empfun<strong>de</strong>n, weswegen<br />

die Perspektive „Lieferanten“ als fünfte<br />

Perspektive zusätzlich aufgenommen wird.<br />

Der Kandidat erkennt früh, dass es ihm ohne<br />

Beteiligung <strong>de</strong>r Geschäftsführung nicht gelingen<br />

wird, die wirklich strategisch relevanten<br />

Themen herauszuarbeiten. Deshalb startet <strong>de</strong>r<br />

ganze Gestaltungs- und Aufbauprozess <strong>de</strong>r<br />

Scorecard mit einem Workshop, an <strong>de</strong>m die<br />

Geschäftsführung uneingeschränkt teilnimmt.<br />

Am En<strong>de</strong> dieses als ersten Einführungsschritt<br />

bezeichneten Prozesses steht die<br />

Strategy Map nach Kaplan und Norton.<br />

CM März / April 2011<br />

Anschließend geht es um die eigentlichen<br />

Kennzahlen, mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Zielerreichungsgrad<br />

<strong>de</strong>r vereinbarten strategischen Schritte gemessen<br />

wer<strong>de</strong>n soll. Je nach Perspektive gestaltet<br />

sich die Suche nach geeigneten Messgrössen<br />

unterschiedlich schwer. Am En<strong>de</strong> stehen je<strong>de</strong>nfalls<br />

18 Kennzahlen fest, mit <strong>de</strong>nen die Geschäftsführung<br />

regelmässig über <strong>de</strong>n Stand<br />

<strong>de</strong>r Zielerreichung unterrichtet wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Jüngste gesetzliche Än<strong>de</strong>rungen im Bereich<br />

<strong>de</strong>s Gesundheitswesens <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik<br />

Deutschland nähren beim Autor inzwischen jedoch<br />

Zweifel, ob die Scorecard vielleicht nicht<br />

doch etwas zu unflexibel ist. Bedingt durch die<br />

neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen mussten<br />

im Unternehmen einige ursprünglich vereinbarte<br />

strategische Ziele aufgegeben, überarbeitet<br />

o<strong>de</strong>r ausgewechselt wer<strong>de</strong>n. Die damit<br />

verbun<strong>de</strong>ne Nacharbeit sei enorm und nicht zu<br />

unterschätzen.<br />

Das Interne Kontrollsystem (IKS)<br />

als Führungsinstrument<br />

Diese Arbeit, aus <strong>de</strong>m benachbarten Ausland,<br />

komplettiert <strong>de</strong>n Pharmareigen dieser Master-<br />

Class. Der Kandidat beschreibt <strong>de</strong>n grundsätzlichen<br />

Aufbau und die Einführung <strong>de</strong>s IKS-Systems<br />

in seinem Unternehmen. Der dortige Gesetzgeber<br />

schreibt die Existenz eines solchen<br />

vor, wenn bestimmte Grenzwerte bei fest<br />

<strong>de</strong>finierten Kriterien in zwei aufeinan<strong>de</strong>rfolgen<strong>de</strong>n<br />

Jahren überschritten wer<strong>de</strong>n. Wie<br />

das IKS dann auszusehen und zu funktionieren<br />

hat, regelt <strong>de</strong>r Gesetzgeber in<strong>de</strong>s nicht und lässt<br />

somit <strong>de</strong>n Anwen<strong>de</strong>rn viel Gestaltungsfreiraum.<br />

Vielmehr formuliert er finanzielle Risiken, die er<br />

durch ein IKS abge<strong>de</strong>ckt sehen will. Das IKS<br />

somit nur auf finanzielle Belange zu reduzieren<br />

genügt <strong>de</strong>m Kandidaten aber nicht. Das fertige<br />

System beinhaltet in seinem Fall die Unternehmenskultur<br />

genauso wie auch Eskalationsstufen,<br />

Informationsprozesse o<strong>de</strong>r die Qualität<br />

<strong>de</strong>r Produkte und <strong>de</strong>ren Kontrolle. Einzig<br />

<strong>de</strong>r ständig wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Kontrollgedanke<br />

ist, neben <strong>de</strong>r engen Verknüpfung mit <strong>de</strong>r<br />

internen Revision, etwas Generalisieren<strong>de</strong>s.<br />

Da die Unternehmenskultur, wie oben geschrieben,<br />

Bestandteil dieses Systems ist, beginnt<br />

79


80<br />

Controller’s Master Class<br />

<strong>de</strong>r Kandidat seine Arbeit mit ethischen Grundsätzen<br />

und einem für alle Mitarbeiter <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens gültigen Verhaltensko<strong>de</strong>x.<br />

Daraus wer<strong>de</strong>n verbindliche Verhaltensanfor<strong>de</strong>rungen<br />

an ein gesetzestreues Agieren aller Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r Firma abgeleitet. Diese Bestimmungen<br />

wer<strong>de</strong>n auch als nach außen wirksam<br />

angesehen und beinhalten somit ebenfalls <strong>de</strong>n<br />

Umgang mit Geschäftspartnern und Dritten.<br />

Da ein <strong>de</strong>m Ko<strong>de</strong>x nicht entsprechen<strong>de</strong>s Verhalten<br />

ein beträchtliches Risiko darstellen kann,<br />

verknüpft <strong>de</strong>r Kandidat das IKS anschließend<br />

eng mit <strong>de</strong>m bereits im Unternehmen vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Risk Management. Die weitere Kontrolle<br />

<strong>de</strong>r IKS-Normen erfolgt dann entlang <strong>de</strong>r im<br />

Risk Management hinterlegten Mechanismen.<br />

Neuausrichtung <strong>de</strong>s Innovations<strong>controlling</strong>s<br />

Mit diesem Vortrag beginnt <strong>de</strong>r zweite Tag <strong>de</strong>r<br />

Veranstaltung, <strong>de</strong>r durch die Controllerin eines<br />

bekannten mittelständischen Markenartiklers<br />

eröffnet wird. Das Unternehmen, das durch<br />

die im Markenartikelmarkt typischen<br />

Wachstumsgrenzen latent gebremst ist,<br />

möchte seinen Innovationsprozess auf Vor<strong>de</strong>rmann<br />

bringen. Der als „traditionell“ bezeichnete<br />

bisherige Prozess ist nach Einschätzung <strong>de</strong>s<br />

Controllerbereichs nicht mehr unmittelbar zielführend.<br />

Zu viele verschie<strong>de</strong>ne Interessengruppen<br />

mischen inzwischen mit, so dass es vor allen<br />

Dingen an <strong>de</strong>r gewünschten Transparenz<br />

fehlt.<br />

Untersuchungen im Unternehmen ergeben,<br />

dass durch eine frühzeitige Einbindung <strong>de</strong>s<br />

Controllings in <strong>de</strong>n Innovationsprozess die<br />

zukünftigen Kosten <strong>de</strong>s Produktes am ehesten<br />

beeinflusst wer<strong>de</strong>n können. Daraufhin wird <strong>de</strong>r<br />

Prozess in sechs einzelne Phasen unterteilt.<br />

Vor allen Dingen in <strong>de</strong>r Phase „Konzept und<br />

Produktentwicklung“ wer<strong>de</strong>n nun zahlreiche<br />

Filter und Qualitätschecks eingebaut. An<strong>de</strong>rsartig<br />

ist hier die zweigeteilte Vorgehensweise,<br />

die sowohl interne als auch externe Expertenbeurteilungen<br />

über die Marktfähigkeit <strong>de</strong>s<br />

neuen Produktes bereits zu diesem frühen<br />

Zeitpunkt vorsieht. An je<strong>de</strong>r dieser Stellen<br />

kann das geplante Produkt sozusagen „abgeschossen“<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Parallel zu <strong>de</strong>m eben beschriebenen Vorgehen<br />

wen<strong>de</strong>t das Controlling ein Target Costing auf<br />

die späteren Produkt- und Verpackungskosten<br />

an. Eine erste Stellgröße sind hier die Rezepturkosten,<br />

die für je<strong>de</strong>s neue Produkt in<br />

Form einer Zielgröße vorgegeben wer<strong>de</strong>n. Eine<br />

zweite Stellgröße bil<strong>de</strong>t die Untersuchung <strong>de</strong>r<br />

technischen Machbarkeit, weil sich an dieser<br />

Stelle eventuell größere Investitionen frühzeitig<br />

an<strong>de</strong>uten.<br />

Ebenfalls aus <strong>de</strong>m Controlling kommt jetzt noch<br />

eine „umgekehrte DB-Rechnung“ hinzu. In<br />

Kombination mit <strong>de</strong>n im Vorfeld <strong>de</strong>finierten Targets<br />

lässt sich so frühzeitig ausrechnen, ob das<br />

zukünftige Produkt die von ihm erwartete Rendite<br />

auch tatsächlich abwerfen wird.<br />

Auf Grund <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung von neuen Produkten<br />

und <strong>de</strong>ren erfolgreicher Markteinführung für das<br />

Autor<br />

Unternehmen verwun<strong>de</strong>rt es kaum, dass nun<br />

auch noch die Unternehmensleitung enger in<br />

<strong>de</strong>n gesamten Innovationsprozess eingebun<strong>de</strong>n<br />

wird. Damit wird sie in die Lage versetzt, strategisch<br />

relevante Entschei<strong>de</strong> früher zu fällen.<br />

Zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Präsentation ist dieses Vorhaben<br />

im Unternehmen umgesetzt und es gibt<br />

bereits die ersten positiven Rückmeldungen<br />

dazu.<br />

Einführung einer werttreiberbasierten<br />

strategischen Planung<br />

Den Hintergrund bil<strong>de</strong>t hier die Energiebranche.<br />

Das Unternehmen ist in <strong>de</strong>n vergangenen 10<br />

Jahren vor allem durch zahlreiche Zukäufe<br />

enorm gewachsen, welche heute als Tochterunternehmen<br />

im Portfolio geführt wer<strong>de</strong>n. Hinzu<br />

kommen noch zahlreiche Neugründungen<br />

von Gesellschaften, vor allem im Serviceumfeld<br />

<strong>de</strong>r Firma, sowie die eine und an<strong>de</strong>re (Mehr-<br />

o<strong>de</strong>r Min<strong>de</strong>rheits-) Beteiligung. In <strong>de</strong>r Folge<br />

schauen wir auf dieses Konstrukt aus <strong>de</strong>r Holding<br />

Sicht. Der Kandidat berichtet, dass je<strong>de</strong>s<br />

dieser Unternehmen im Prinzip eine eigene<br />

„Planungsphilosophie“ hat. Eine Konsolidierung<br />

auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r Holding gestaltet sich<br />

somit als sehr aufwändig. Ziel <strong>de</strong>s Projekts,<br />

über das <strong>de</strong>r Kandidat anschließend berichtet,<br />

war einerseits die Harmonisierung und Verbesserung<br />

<strong>de</strong>r Planungsbasis sowie das Herunterbrechen<br />

<strong>de</strong>r vereinbarten strategischen Ziele<br />

auf die operative Ebene – an<strong>de</strong>rerseits ging es<br />

um <strong>de</strong>n Aufbau einer Szenariorechnung, die die<br />

langfristige Wirkung von Entschei<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Annahmen<br />

simulieren sollte.<br />

Die sieben strategischen Werttreiber nach<br />

Rappaport stellen die Basis <strong>de</strong>r weiterführen<strong>de</strong>n<br />

Überlegungen dar. Je<strong>de</strong>r Werttreiber wird<br />

Dipl.-Kfm Prof. Detlev R. Zillmer<br />

studierte Feinwerktechnik u. BWL an <strong>de</strong>r TU Stuttgart. Seit 1992<br />

ist er Trainer, seit 1994 Partner <strong>de</strong>r Controller Aka<strong>de</strong>mie. Im März<br />

2003 wur<strong>de</strong> er zum Professor <strong>de</strong>r Zürcher Fachhochschule ernannt.<br />

Prof. Zillmer begleitet Firmen bei <strong>de</strong>r Umsetzung von Projekten,<br />

coacht Teams und Einzelpersonen, hilft beim Aufbau und<br />

Umsetzen von Strategien, Projekt- und Personal-Controlling.<br />

E-Mail: d.zillmer@controlleraka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />

als die „kleinste mengen- o<strong>de</strong>r wertmässig<br />

planbare Ergebniseinflussgröße“ gesehen und<br />

in <strong>de</strong>r Folge allen Gesellschaften <strong>de</strong>s Konzerns<br />

einheitlich vorgegeben.<br />

Als maximaler Planungszeitraum wer<strong>de</strong>n<br />

10 Jahre angesetzt. Für je<strong>de</strong>n zu planen<strong>de</strong>n<br />

Wert soll eine Drei-Punkt-Schätzung (maximaler,<br />

wahrscheinlicher und minimaler Wert)<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n, zu <strong>de</strong>r dann auch noch<br />

die jeweilige Eintrittswahrscheinlichkeit hinzugefügt<br />

wer<strong>de</strong>n soll (was pro Planungsgröße zunächst<br />

einmal 60 einzelne Werte be<strong>de</strong>utet –<br />

sechs Werte über 10 Jahre hinweg).<br />

Das Projekt nimmt gehörige Ausmaße an, sowohl<br />

von <strong>de</strong>r Komplexität, <strong>de</strong>r Zeit und auch<br />

<strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r involvierten Projektmitarbeiteranzahl<br />

her. Am En<strong>de</strong> steht ein nur als gigantisch<br />

zu bezeichnen<strong>de</strong>s Excel-Tabellen<br />

Konstrukt, in das alle Werte händisch (und


das heißt mehrere Tausend!) eingegeben wer<strong>de</strong>n<br />

müssen. Der Kandidat räumt ein, dass an<br />

dieser Stelle eine hohe Fehlerwahrscheinlichkeit<br />

gegeben sei. Deshalb wer<strong>de</strong> bereits<br />

über eine datenbankbasierte Version dieses<br />

Planungstools nachgedacht, das vor Ort mit<br />

<strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Zahlen befüllt wer<strong>de</strong>n<br />

kann.<br />

Und wie erfolgreich ist es nun? Zur Validierung<br />

<strong>de</strong>r Daten hat man seitens <strong>de</strong>s Controllings<br />

auch noch die Vorjahresdaten mit eingepflegt.<br />

Da das laufen<strong>de</strong> Jahr zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Präsentation<br />

noch nicht zu En<strong>de</strong> und an<strong>de</strong>rerseits<br />

die Planung 2011 noch nicht abgeschlossen<br />

war, konnten nur vorsichtige Einschätzungen<br />

<strong>de</strong>s Kandidaten abgegeben wer<strong>de</strong>n. Entlang<br />

<strong>de</strong>r Vorjahresdaten je<strong>de</strong>nfalls konnte eine gute<br />

bis sehr gute Planungsqualität bewiesen wer<strong>de</strong>n.<br />

Diese bezieht sich jedoch nur auf ein abgebil<strong>de</strong>tes<br />

Jahr, und man wird sehen müssen,<br />

wie sich die Plan- bzw. Istwerte in <strong>de</strong>n Folgejahren<br />

entwickeln wer<strong>de</strong>n.<br />

Einführung eines Materialkosten<strong>controlling</strong>s<br />

Das hier zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong> Unternehmen ist –<br />

und das ist mit Anerkennung formuliert – an<strong>de</strong>rs.<br />

Ein Familienbetrieb mit nur wenigen Mitarbeitern,<br />

<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Branche <strong>de</strong>r nachwachsen<strong>de</strong>n<br />

Rohstoffe zu Hause ist. Damit kommt<br />

die Natur ins Spiel, <strong>de</strong>ren Zyklen <strong>de</strong>n Einkaufsrhythmus<br />

vorbestimmen. Einkaufen geht nur<br />

während <strong>de</strong>r Erntezeit.<br />

Dadurch wird oft eingekauft, was man nur kriegen<br />

kann – sowohl mengen- als auch qualitätsmäßig.<br />

Dies führt immer wie<strong>de</strong>r auch zu<br />

Ver<strong>de</strong>rb, <strong>de</strong>nn die eingekaufte Rohware lagert<br />

typischerweise im Freien (was vor allem sicherheitstechnische<br />

Hintergrün<strong>de</strong> hat). Als Reaktion<br />

darauf haben die Inhaber das Sortiment <strong>de</strong>r<br />

Fertigprodukte enorm in die Breite getrieben.<br />

Man bietet viel, und das in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten<br />

Qualitäten, an. Als Controller ahnt man<br />

jetzt schon, was für enorme Kosten das mit sich<br />

bringt.<br />

Der Kandidat fängt auf <strong>de</strong>r grünen Wiese an.<br />

Die ihm vorliegen<strong>de</strong>n Daten sind oft unzureichend,<br />

da sie einerseits händisch auf Laufzet-<br />

teln erfasst und, ebenso händisch, in diverse<br />

Excel-Sheets eingetragen wer<strong>de</strong>n müssen. Dabei<br />

entstehen immer wie<strong>de</strong>r Fehler.<br />

Seine Ziele lauten <strong>de</strong>shalb:<br />

� Die Erfassungsroutinen bei <strong>de</strong>r Anlieferung<br />

<strong>de</strong>r Ware zu standardisieren<br />

� Eine bewusste Lagerplatzauswahl zu realisieren<br />

– verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Nebenziel, <strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>nkbaren Ver<strong>de</strong>rb zu reduzieren<br />

� Die IT-technische Datenerfassung zeitnah zu<br />

gestalten<br />

� Verlässliche Daten im System vorrätig zu haben,<br />

anhand <strong>de</strong>rer anschließend sinnvolle<br />

Entschei<strong>de</strong> gefällt wer<strong>de</strong>n können<br />

� Das Verkaufssortiment <strong>de</strong>r tatsächlichen<br />

Nachfrage anzupassen (eine Kombination<br />

aus Menge und Qualität <strong>de</strong>r bevorrateten<br />

Fertigware)<br />

� Betriebswirtschaftliche Werkzeuge einzuführen,<br />

mit <strong>de</strong>nen eine Steuerung <strong>de</strong>r Bestän<strong>de</strong><br />

und <strong>de</strong>r Materialkosten möglich wird.<br />

Der Kandidat zeigt, wie er mit wirklich einfachsten<br />

Mitteln ein <strong>de</strong>m Unternehmen dienliches<br />

Materialkosten<strong>controlling</strong> aufbaut.<br />

Wie so oft steht und fällt <strong>de</strong>r andauern<strong>de</strong> Erfolg<br />

dieser Instrumente allerdings mit <strong>de</strong>m Verhalten<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter. Hier kann nicht zusätzliches<br />

Geld in die IT o<strong>de</strong>r in neue Mitarbeiter investiert<br />

wer<strong>de</strong>n, hier müssen oft langjährige Mitarbeiter<br />

ihre Arbeitsroutinen <strong>de</strong>n neuen Bedingungen<br />

anpassen. Der Kandidat ist zuversichtlich, dass<br />

das gelingt.<br />

Aufbau eines Wissenschafts<strong>controlling</strong>s<br />

Das letzte Thema dieser Master-Class verlässt<br />

die ausgetretenen Pfa<strong>de</strong> <strong>de</strong>s klassischen Controllings.<br />

Es geht um das Controlling in einer<br />

Forschungsanstalt, die <strong>de</strong>n Status einer Non-<br />

Profit-Organisation (NPO) inne hat. Ziel soll<br />

sein, <strong>de</strong>n Erfolg von „Forschung” zu messen.<br />

Eine klassische Erfolgsrechnung funktioniert<br />

hier in<strong>de</strong>s nicht, da im Fall dieser Forschungsanstalt<br />

insbeson<strong>de</strong>re Dinge erforscht wer<strong>de</strong>n,<br />

für die es we<strong>de</strong>r Markt noch Preis<br />

gibt (z. B. Natur). Mögliche Produkte haben<br />

oft einen Prototypen-Status und sind <strong>de</strong>shalb<br />

nicht veräußerbar. Überhaupt hat die Institution<br />

mit <strong>de</strong>m Anspruch fertig zu wer<strong>de</strong>n, ausschließlich<br />

Gratisleistungen anzubieten –<br />

<strong>de</strong>nn sie sei ja schließlich mit Steuergel<strong>de</strong>rn<br />

finanziert. Somit musste <strong>de</strong>r Kandidat an<strong>de</strong>re<br />

Wege beschreiten. Nach<strong>de</strong>m Forscher Mitglie<strong>de</strong>r<br />

einer Expertenorganisation sind, sind<br />

sie nach Darstellung <strong>de</strong>s Kandidaten nicht<br />

„money-driven“, son<strong>de</strong>rn „image-driven“<br />

(gegenseitiger Wettbewerb untereinan<strong>de</strong>r).<br />

Um „Image“ zu messen, hat <strong>de</strong>r Kandidat, selbst<br />

lange forschend aktiv, folgen<strong>de</strong> „Aktivitätsfel<strong>de</strong>r“<br />

entwickelt:<br />

� Forschung<br />

� Lehre<br />

� Umsetzung und<br />

� Management / Administration<br />

CM März / April 2011<br />

Diese bil<strong>de</strong>n sowohl die Grundlage für die Leistungsvereinbarungen,<br />

als auch später für die<br />

Evaluation und das Reporting. Je<strong>de</strong>r Forscher<br />

muss seine Arbeitszeiten prozentual <strong>de</strong>n oben<br />

genannten Aktivitätsfel<strong>de</strong>rn zuordnen.<br />

In <strong>de</strong>n jeweiligen Aktivitätsfel<strong>de</strong>rn sind „Messgrößen“<br />

festgesetzt wor<strong>de</strong>n, anhand <strong>de</strong>rer<br />

dann die Ist-Performance beurteilt wer<strong>de</strong>n<br />

soll. Dazu gehören beispielsweise:<br />

� Anzahl <strong>de</strong>r selbst erstellten Publikationen<br />

� Anzahl <strong>de</strong>r Zitate (im <strong>de</strong>m Sinne, dass <strong>de</strong>r<br />

Forscher in an<strong>de</strong>ren Publikationen zitiert<br />

wird)<br />

� Lehrauftrag an einer Hochschule: Unterrichtsstun<strong>de</strong>n<br />

� Anzahl zu betreuen<strong>de</strong> Stu<strong>de</strong>nten und Doktoranten.<br />

Mittels <strong>de</strong>r hierbei möglichen Plan-Ist-Vergleiche<br />

ist dann langsam aber sicher eine leistungsmäßige<br />

Steuerung <strong>de</strong>r Forscher möglich.<br />

Die Arbeit ist gegenwärtig noch nicht been<strong>de</strong>t.<br />

Vor allem die fehlen<strong>de</strong> Kausalität von<br />

Leistung und Wirkung macht im Forschungsbereich<br />

nicht unerhebliche Schwierigkeiten. Der<br />

Kandidat fügt jedoch stolz hinzu, dass es ihm<br />

allmählich gelingt, die Forscher für <strong>de</strong>n Controlling-Gedanken<br />

zu gewinnen. So könne es jetzt<br />

schon mal vorkommen, dass sich ein Forscher<br />

mit Fragen an ihn wen<strong>de</strong>t!<br />

81


82<br />

Was kostet ein Lieferantenkredit?<br />

Was kostet ein Lieferantenkredit?<br />

von Henry Dannenberg<br />

Der Verkauf <strong>de</strong>r eigenen Produkte auf Ziel ist<br />

für viele Unternehmen eine Selbstverständlichkeit.<br />

Allerdings geht <strong>de</strong>r Lieferant damit das Risiko<br />

ein, dass er zwar eine Leistung erbringt,<br />

diese aber nie bezahlt wird. Vor diesem Hintergrund<br />

stellen sich zwei Fragen. Kann ein Unternehmen<br />

das Risiko von Kun<strong>de</strong>nausfällen<br />

tragen? Wenn ja, welcher Preis muss min<strong>de</strong>stens<br />

erzielt wer<strong>de</strong>n, damit sich das Einräumen<br />

eines Zahlungsziels für <strong>de</strong>n Lieferanten lohnt?<br />

Die erste Frage zielt auf die Risikotragfähigkeit<br />

eines Unternehmens ab. Zu ihrer Beantwortung<br />

ist zu überprüfen, ob ein Unternehmen über genügend<br />

Eigenkapital verfügt, um bestimmte<br />

Scha<strong>de</strong>nsereignisse zu überleben. Die Antwort<br />

auf diese Frage wird damit maßgeblich durch<br />

die Risikopolitik eines Unternehmens bestimmt,<br />

da die Höhe <strong>de</strong>s erfor<strong>de</strong>rlichen Eigenkapitals<br />

von <strong>de</strong>r Entscheidung abhängt, mit welcher<br />

Wahrscheinlichkeit die eigene Insolvenz in Kauf<br />

genommen wird. Besteht die grundsätzliche<br />

Bereitschaft, einen Han<strong>de</strong>lskredit zu gewähren,<br />

stellt sich die Frage, ob ein solches Geschäft<br />

kosten<strong>de</strong>ckend ist. Das heißt, ob ein Preis erzielt<br />

wer<strong>de</strong>n kann, <strong>de</strong>r über allen Kosten, inklusive<br />

<strong>de</strong>r Risikokosten, liegt. Sind diese bei<strong>de</strong>n<br />

Fragen beantwortet, kann <strong>de</strong>m Vertrieb mitgeteilt<br />

wer<strong>de</strong>n, welches Kreditlimit einem Kun<strong>de</strong>n<br />

gewährt wer<strong>de</strong>n kann und welcher<br />

Preis bei einem gewünschten Kreditbetrag<br />

erzielt wer<strong>de</strong>n muss. Kann <strong>de</strong>r Vertrieb diesen<br />

Preis nicht erzielen, ist das Projekt bei gegebener<br />

Risikopolitik eines Unternehmens nicht<br />

kosten<strong>de</strong>ckend und sollte daher nicht realisiert<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Ziel dieses Beitrages ist es, darzustellen, wie<br />

die Kosten <strong>de</strong>r Kreditgewährung im Kontext<br />

eines For<strong>de</strong>rungsportfolios bestimmt wer<strong>de</strong>n<br />

können. Die Bewertung erfolgt hier auf<br />

Grundlage eines aus <strong>de</strong>m Bankensektor<br />

übernommenen Kreditportfoliomo<strong>de</strong>lls. Da<br />

dieses Mo<strong>de</strong>ll parametrisiert wer<strong>de</strong>n muss,<br />

stellt die praktische Umsetzung in einem gewerblichen<br />

Unternehmen <strong>de</strong>rzeit vielfach ein<br />

Problem dar, da die erfor<strong>de</strong>rlichen Daten nicht<br />

zur Verfügung stehen. Der Artikel hat daher primär<br />

zum Ziel, aufzuzeigen, welche Vorteile sich<br />

aus <strong>de</strong>r Bewertung <strong>de</strong>s For<strong>de</strong>rungsportfoliorisikos<br />

für ein Unternehmen ergeben können. Vor<br />

diesem Hintergrund kann eine Diskussion darüber<br />

angestoßen wer<strong>de</strong>n, ob die Implementierung<br />

<strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen Voraussetzungen im<br />

eigenen Unternehmen sinnvoll ist.<br />

Kreditrisikobewertung bei<br />

Unabhängigkeit<br />

Die im Folgen<strong>de</strong>n dargestellten Überlegungen<br />

sollen anhand eines Beispiels illustriert wer<strong>de</strong>n.<br />

Es sei hier angenommen, dass ein Unternehmen<br />

betrachtet wird, welches anstrebt, maximal<br />

so viel Risiken einzugehen, dass die eigene<br />

Überlebenswahrscheinlichkeit min<strong>de</strong>stens<br />

99,9 % beträgt. Die Eigenkapitalgeber<br />

verlangen eine Verzinsung ihres Kapitals in<br />

Höhe von r = 10 %. Eigenkapital ist knapp.


Abb. 1: Ausfallquoten <strong>de</strong>r Ratingklasse B von Moody’s in <strong>de</strong>n Jahren 1989 bis 2008 und durchschnittliche Ausfallquote (gestrichelte Linie)<br />

Zunächst sei unterstellt, dass dieses Unternehmen<br />

genau einen Kun<strong>de</strong>n hat, welcher eine<br />

Leis tung auf Ziel kaufen möchte. Die Zahlung<br />

erfolgt nach einem Jahr. Die Erbringung <strong>de</strong>r<br />

Leistung kostet <strong>de</strong>m Unternehmen, inklusive Finanzierungskosten,<br />

aber ohne Risikokosten,<br />

10.000 €. Die Ausfallwahrscheinlichkeit (Probability<br />

of Default: PD) <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Planungsperio<strong>de</strong><br />

ist PD = 5 %. Fällt <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> aus,<br />

muss die For<strong>de</strong>rung vollständig abgeschrieben<br />

wer<strong>de</strong>n. Das heißt, die Verlustquote (Loss Given<br />

Default: LGD) ist 100 %. In diesem Fall erwartet<br />

das Unternehmen einen Verlust in Höhe<br />

von (10.000 € ∙ 5 % =) 500 €. Da es mit einer<br />

Wahrscheinlichkeit von 5 % zu einem Totalausfall<br />

kommt, müssen 10.000 € Eigenkapital zur<br />

Verfügung gestellt wer<strong>de</strong>n, damit die eigene<br />

Solvenz zum 99,9 %-Niveau gesichert ist. Die<br />

Eigenkapitalkosten betragen in diesem Fall also<br />

(10.000 € ∙ 10 %) 1.000 €. Im Falle, dass <strong>de</strong>r<br />

Kun<strong>de</strong> seine Rechnung begleicht, muss das Unternehmen<br />

einen Preis in Höhe von (10.000 € +<br />

1.500 € / (1-5 %) =) 11.578,95 € erzielen. Wür<strong>de</strong><br />

je<strong>de</strong>s Jahr genau ein solcher Kredit gewährt<br />

wer<strong>de</strong>n, könnten langfristig alle Verluste durch<br />

<strong>de</strong>n Preisaufschlag kompensiert wer<strong>de</strong>n. Zusätzlich<br />

wer<strong>de</strong>n die gefor<strong>de</strong>rten Eigenkapitalkosten<br />

in Höhe von 1.000 € im langfristigen<br />

Durchschnitt erwirtschaftet.<br />

Typischerweise gewährt ein Unternehmen jedoch<br />

mehreren Kun<strong>de</strong>n einen Lieferantenkredit.<br />

Hier sei zunächst angenommen, dass<br />

Ausfälle einzelner Kun<strong>de</strong>n unabhängig voneinan<strong>de</strong>r<br />

sind. Auch wird zunächst unterstellt,<br />

dass alle Kun<strong>de</strong>n eine Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

von PD = 5 % aufweisen und ihnen ein Kredit<br />

in Höhe von 10.000 € gewährt wird. Das Unternehmen<br />

hat N = 1.000 solcher Kun<strong>de</strong>n. In<br />

diesem Fall beträgt <strong>de</strong>r erwartete Verlust <strong>de</strong>s<br />

Portfolios (500 € ∙ 1.000 =) 500.000 €. Ein<br />

Scha<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r nur mit einer Restwahrscheinlichkeit<br />

von maximal 0,1 % überschritten wird,<br />

kann aus <strong>de</strong>r Binomialverteilung abgeleitet wer<strong>de</strong>n.<br />

In diesem Fall entspricht dieser Wert<br />

730.000 € (Value at Risk: VaR 99,9% ). Damit benötigt<br />

das Unternehmen (730.000 € - 500.000 €)/<br />

(1+10 %) = 209.090,91 € Eigenkapital. Die<br />

Division durch (1+10 %) erfolgt, da das Unternehmen<br />

einen Gewinn in Höhe von 10 % seines<br />

Eigenkapitals einplant. Der geplante Gewinn<br />

dient damit ebenfalls als Puffer gegen Planabweichungen.<br />

Um eine Eigenkapitalrentabilität<br />

von 10 % zu erzielen, muss das Unternehmen<br />

einen Gewinn in Höhe von 20.909,09 € erwirtschaften.<br />

Hierfür ist es erfor<strong>de</strong>rlich, dass die<br />

95 % <strong>de</strong>r Unternehmen, die im Mittel ihre Rechnungen<br />

begleichen, einen Preis in Höhe von<br />

10.548,33 € bezahlen.<br />

Problem <strong>de</strong>r Unabhängigkeitsannahme<br />

Die Mo<strong>de</strong>llierung <strong>de</strong>r Ausfälle auf Grundlage einer<br />

Binomialverteilung beziehungsweise approximativ<br />

auf Basis <strong>de</strong>r Normalverteilung ist allerdings<br />

dann problematisch, wenn die Unabhängigkeitsannahme<br />

in Bezug auf die Kreditausfälle<br />

verletzt wird. Dieses Problem veranschaulicht<br />

Abbildung 1. Hier sind die Ausfallquoten <strong>de</strong>r<br />

Ratingklasse B von Moody’s in <strong>de</strong>n Jahren von<br />

1989 bis 2008 abgetragen. Wird unterstellt,<br />

dass dieser Ratingklasse hinsichtlich ihrer Bonität<br />

nahezu homogene Unternehmen durch<br />

Moody‘s zugeordnet wer<strong>de</strong>n, dann sollten sich<br />

die Abweichungen <strong>de</strong>r einzelnen Ausfallquoten<br />

vom Mittelwert durch die Binomialverteilung erklären<br />

lassen. Es kann jedoch gezeigt wer<strong>de</strong>n,<br />

dass in 13 <strong>de</strong>r 20 betrachteten Jahre die be-<br />

CM März / April 2011<br />

obachtete Ausfallquote außerhalb <strong>de</strong>s 95 %<br />

-Quantils <strong>de</strong>r Binomialverteilung liegt. Außerhalb<br />

<strong>de</strong>s 99,9 %-Quantils liegen noch 11 Beobachtungen.<br />

Die Ursache für diese Abweichungen liegt im<br />

Wesentlichen darin begrün<strong>de</strong>t, dass die Ratingagentur<br />

nicht in <strong>de</strong>r Lage ist, <strong>de</strong>r Ratingklasse<br />

in je<strong>de</strong>m Jahr nur solche Unternehmen zuzuordnen,<br />

die eine Ausfallwahrscheinlichkeit in<br />

Höhe <strong>de</strong>r durchschnittlichen Ausfallquote aufweisen.<br />

Das heißt, dass die Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

<strong>de</strong>r einer Ratingklasse zugeordneten<br />

Unternehmen im Zeitverlauf<br />

schwankt. Diese Schwankung wird in <strong>de</strong>r Regel<br />

auf makroökonomische Variablen, wie beispielsweise<br />

das Wirtschaftswachstum, zurückgeführt.<br />

Die I<strong>de</strong>e dahinter ist, dass alle Unternehmen<br />

<strong>de</strong>r Ratingklasse im selben wirtschaftlichen<br />

Umfeld agieren. Je nach Ausprägung<br />

dieses Umfel<strong>de</strong>s variiert dann auch die Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

<strong>de</strong>r Unternehmen einer Ratingklasse.<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r Abhängigkeit <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

von solchen gemeinsamen systematischen<br />

Faktoren, wird die Unabhängigkeitsannahme<br />

<strong>de</strong>r Binomialverteilung verletzt,<br />

wodurch bei ihrer Verwendung das Kreditrisiko<br />

in <strong>de</strong>r Regel unterschätzt wird.<br />

Gegen diese Begründung für das abhängige<br />

Ausfallverhalten in einer Ratingklasse spricht<br />

allerdings, dass die Ratingagentur ja auch Vorhersagen<br />

<strong>de</strong>s makroökonomischen Umfelds im<br />

Prognosezeitraum in sein Rating einfließen<br />

lässt. Ein perfektes Rating sollte daher in <strong>de</strong>r<br />

Lage sein, einer Ratingklasse genau die Unternehmen<br />

zuzuordnen, die, angesichts eines zukünftigen<br />

makroökonomischen Umfel<strong>de</strong>s, eine<br />

gegebene Ausfallwahrscheinlichkeit aufweisen.<br />

Da jedoch Ratingagenturen nicht perfekt<br />

83


84<br />

Was kostet ein Lieferantenkredit?<br />

sind, machen sie Prognosefehler. Aufgrund<br />

dieser Prognosefehler schwankt die Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

<strong>de</strong>r Unternehmen einer Ratingklasse<br />

im Zeitverlauf.<br />

Unabhängig von <strong>de</strong>r Ursache <strong>de</strong>r Bonitätskorrelation<br />

stellt sich die Frage, wie diese im Mo<strong>de</strong>ll<br />

berücksichtigt wer<strong>de</strong>n kann. Eine Möglichkeit<br />

besteht darin, die Ausfallwahrscheinlichkeiten<br />

<strong>de</strong>r Unternehmen selber als stochastische Variable<br />

�� mit <strong>de</strong>n möglichen Realisationen � zu<br />

mo<strong>de</strong>llieren. Den einzelnen Realisationen wer<strong>de</strong>n<br />

durch die als zeitinvariant angenommene<br />

Verteilung F �� (�) Wahrscheinlichkeiten zugeordnet.<br />

Die Form dieser Verteilung hängt dabei von<br />

<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s systematischen Risikos ab.<br />

Bedingt auf einer Ausprägung �, können die<br />

Ausfälle in <strong>de</strong>r Ratingklasse als unabhängig angenommen<br />

wer<strong>de</strong>n. Wird wie<strong>de</strong>r unterstellt,<br />

dass die N Unternehmen einer Ratingklasse<br />

hinsichtlich ihrer Bonität homogen sind; dabei<br />

kann die Wahrscheinlichkeit, in einer Ratingklasse<br />

eine bestimmte Anzahl Ausfälle H = h zu<br />

beobachten, durch die Mischung von F �� (�) und<br />

<strong>de</strong>r Binomialverteilung bestimmt wer<strong>de</strong>n: 1<br />

(1)<br />

Eine Mo<strong>de</strong>llierung <strong>de</strong>s Kreditausfallverhaltens<br />

auf Grundlage solcher Bernoulli-Mischungsmo<strong>de</strong>lle<br />

weist verschie<strong>de</strong>ne Vorteile<br />

auf. So nennen Frey, McNeil (2003) die einfache<br />

Mo<strong>de</strong>llierbarkeit im Rahmen einer Monte-Carlo-Simulation<br />

sowie die gute Eignung<br />

dieser Mo<strong>de</strong>lle für eine statistische Parametrisierung.<br />

Letzteres erscheint insbeson<strong>de</strong>re für<br />

gewerbliche Unternehmen ein wichtiger Faktor<br />

zu sein, da diese Mo<strong>de</strong>lle auf Grundlage historischer<br />

Ausfallquoten parametrisiert wer<strong>de</strong>n<br />

können. Das ist vor allem <strong>de</strong>swegen wichtig, da<br />

die Form <strong>de</strong>r Verteilung <strong>de</strong>r Ausfallwahrscheinlichkeit,<br />

wie oben beschrieben, auch von <strong>de</strong>r<br />

Ratingqualität abhängt.<br />

Kreditrisikobewertung bei Berücksichtigung<br />

von Abhängigkeiten<br />

Um ein Bernoulli-Mischungsmo<strong>de</strong>ll nutzen zu<br />

können, ist es erfor<strong>de</strong>rlich, die Wahrscheinlichkeitsverteilung<br />

<strong>de</strong>r Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

F �� (�) zu mo<strong>de</strong>llieren. In <strong>de</strong>r Literatur wer<strong>de</strong>n<br />

hierfür im Wesentlichen drei Verteilungstypen<br />

diskutiert. Dabei han<strong>de</strong>lt es sich um die Beta-,<br />

die Probit- und die Logitverteilung. 2 Hier<br />

wird im Folgen<strong>de</strong>n eine Probitverteilung verwen<strong>de</strong>t.<br />

Diese wird durch die erwartete Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

PD einer Ratingklasse und<br />

Asset<br />

eine als Asset-Korrelation p bezeichnete<br />

Probit<br />

Größe parametrisiert. Die Wahrscheinlichkeitsverteilung<br />

ist: 3<br />

(2)<br />

wobei die Standardnormalverteilung und<br />

<strong>de</strong>ren Inverse beschreibt.<br />

Abbildung 2 zeigt drei Ausprägungen dieser Verteilung<br />

in Abhängigkeit ihrer Parameter. Bisher<br />

wur<strong>de</strong> unterstellt, dass alle Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s hier betrachteten<br />

Unternehmens bezüglich ihrer Bonität<br />

homogen sind. In <strong>de</strong>r Praxis ist das jedoch in <strong>de</strong>r<br />

Regel nicht <strong>de</strong>r Fall. Inhomogenität hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r Bonität kann durch Bildung verschie<strong>de</strong>ner<br />

Ratingklassen r (r = 1,…, R) berücksichtigt wer<strong>de</strong>n,<br />

wobei alle Unternehmen N r , die einer Ratingklasse<br />

zugeordnet wer<strong>de</strong>n, wie bisher als homogen<br />

angenommen wer<strong>de</strong>n. Die Bonität zwischen<br />

<strong>de</strong>n Ratingklassen unterschei<strong>de</strong>t sich jedoch. In<br />

diesem Fall ist für je<strong>de</strong> Ratingklasse r eine Verteilungsfunktion<br />

<strong>de</strong>r bedingten Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

zu bestimmen. Da die Ausfälle<br />

in <strong>de</strong>n einzelnen Ratingklassen wie<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n<br />

selben systematischen Risikofaktoren beeinflusst<br />

wer<strong>de</strong>n können, sind die Ausfallwahrscheinlichkeiten<br />

nicht unabhängig voneinan<strong>de</strong>r. Das heißt,<br />

die Ausfallwahrscheinlichkeiten <strong>de</strong>r Ratingklassen<br />

wer<strong>de</strong>n durch eine multivariate Verteilung<br />

mo<strong>de</strong>lliert. Hier wird diese multivariate Verteilung<br />

auf Grundlage einer Gauß-Copula mit <strong>de</strong>n univariaten<br />

Randverteilungen gebil<strong>de</strong>t. Die<br />

multivariate Verteilung <strong>de</strong>r bedingten Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

ist damit:<br />

(3)<br />

Abb. 2: Verteilung <strong>de</strong>r bedingten Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

wobei eine multivariate Standardnormalverteilung<br />

mit einer symmetrischen, positiv <strong>de</strong>finiten<br />

und zeitinvarianten Korrelationsmatrix K,<br />

<strong>de</strong>ren Diagonalelemente diag(K) = 1 und <strong>de</strong>ren<br />

Nichtdiagonalelemente � qw sind, beschreibt.<br />

Im Rahmen einer Monte-Carlo-Simulation können<br />

in einem Simulationsschritt aus dieser Verteilung<br />

bedingte Ausfallwahrscheinlichkeiten<br />

gezogen und in die mit N r parametrisierten Binomialverteilungen<br />

<strong>de</strong>r einzelnen Ratingklassen<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Aus <strong>de</strong>n einzelnen Binomialverteilungen<br />

kann dann die Anzahl <strong>de</strong>r in diesem<br />

Simulationsschritt ausgefallen Unternehmen<br />

bestimmt wer<strong>de</strong>n. Durch das Wie<strong>de</strong>rholen<br />

dieses Simulationsschrittes ist es möglich, die<br />

Verteilung (1) zu bestimmen.<br />

Die Nutzung dieser Metho<strong>de</strong> setzt die Parametrisierung<br />

<strong>de</strong>r Gleichung (3) voraus. Das kann<br />

sowohl auf Grundlage von Momentenmetho<strong>de</strong>n<br />

als auch durch Maximum-Likelihood-Ansätze<br />

geschehen. 4 Hierfür sind jedoch historische<br />

Ausfallquoten <strong>de</strong>r Ratingklassen erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

Damit ergibt sich ein Problem bei <strong>de</strong>r praktischen<br />

Anwendung in gewerblichen Unternehmen.<br />

Diese müssen über Ratingklassen verfügen<br />

und die Ratinghistorie sollte mehrere Jahre<br />

betragen.<br />

Die Umsetzung eines solchen Risikomo<strong>de</strong>lls ist<br />

daher ein langfristiges Projekt. Eine kurzfristige<br />

Lösung könnten jedoch Auskunfteien ermöglichen.<br />

Für <strong>de</strong>ren Ratings wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeit schon<br />

Auskünfte über die durchschnittlichen Ausfallquoten<br />

zur Verfügung gestellt. Grundsätzlich<br />

könnten diese Dienste auch Schätzungen <strong>de</strong>r<br />

Asset-Korrelationen und <strong>de</strong>r Interklassenkorrelationsmatrix<br />

K ihren Kun<strong>de</strong>n zur Verfügung<br />

stellen.


Abb. 3: Historische Beobachtungen <strong>de</strong>s Beispiels<br />

Erweiterung <strong>de</strong>s Beispiels für <strong>de</strong>n<br />

inhomogenen Fall<br />

Es sei nun unterstellt, dass das hier betrachtete<br />

Unternehmen über die in Abbildung 3 dargestellte<br />

Ratinghistorie verfügt. Zur Schätzung <strong>de</strong>r<br />

Parameter kommt hier die Canonical-Maximum-Likelihood-Metho<strong>de</strong><br />

zur Anwendung. 5<br />

Die geschätzten Parameter <strong>de</strong>r Randverteilungen<br />

wer<strong>de</strong>n in Abbildung 4 dargestellt. Die<br />

Korrelationsmatrix <strong>de</strong>r Gauß-Copula weist auf<br />

relativ unkorrelierte Ratingklassen hin.<br />

Die Korrelationsmatrix <strong>de</strong>r Copula ist:<br />

(4)<br />

Neben <strong>de</strong>r Inhomogenität hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />

Bonität sind Kreditportfolios in <strong>de</strong>r Regel<br />

auch inhomogen hinsichtlich <strong>de</strong>r gewährten<br />

Kredite. Hier wird dieser Inhomogenität dadurch<br />

Rechnung getragen, in<strong>de</strong>m in <strong>de</strong>n einzelnen<br />

Ratingklassen Exposureklassen ��<br />

gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Das heißt, Kreditnehmer mit<br />

vergleichbaren Kreditvolumen wer<strong>de</strong>n innerhalb<br />

einer Ratingklasse zusammengefasst. Die Bildung<br />

solcher Exposureklassen erfolgt zur Re-<br />

duktion <strong>de</strong>s Simulationsaufwan<strong>de</strong>s.<br />

Die Berechnung <strong>de</strong>r Eigenkapitalkosten<br />

geschieht auf Basis <strong>de</strong>s durchschnittlichen<br />

Exposures einer solchen<br />

Klasse. Abbildung 5 zeigt die prozentualen<br />

Anteile <strong>de</strong>r Exposureklassen in<br />

<strong>de</strong>n einzelnen Ratingklassen hier im<br />

Beispiel. Aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Veranschaulichung<br />

wer<strong>de</strong>n in allen drei<br />

Ratingklassen i<strong>de</strong>ntische Exposureklassen<br />

gebil<strong>de</strong>t.<br />

Basierend auf <strong>de</strong>m oben beschriebenen<br />

Mo<strong>de</strong>ll wer<strong>de</strong>n zunächst<br />

200.000 Ausfallszenarien bestimmt.<br />

In einem solchen Szenario wer<strong>de</strong>n die<br />

Summen aller Ausfälle in <strong>de</strong>n einzelnen<br />

Ratingklassen simuliert. Auf Grundlage<br />

von diesen Ausfallszenarien wer<strong>de</strong>n in<br />

einem zweiten Schritt Scha<strong>de</strong>nsszenarien<br />

ermittelt. Dabei wer<strong>de</strong>n die simulierten<br />

Ausfälle auf die Exposureklassen verteilt. Da die<br />

Kreditnehmer in einer Ratingklasse hinsichtlich<br />

ihrer Bonität als homogen angenommen wer<strong>de</strong>n,<br />

erfolgt diese Verteilung zufällig. Der Verlust<br />

in einer Exposureklasse berechnet sich dann als<br />

Produkt <strong>de</strong>s durchschnittlichen For<strong>de</strong>rungsbetrages<br />

und <strong>de</strong>r dieser Klasse zugeordneten Anzahl<br />

Ausfälle. Insgesamt stehen damit 1 Mio.<br />

Scha<strong>de</strong>nszenarien für eine Auswertung zur Verfügung.<br />

Die Verlustverteilung dieses Portfolios<br />

veranschaulicht Abbildung 6.<br />

Aus <strong>de</strong>r Verlustverteilung kann sowohl <strong>de</strong>r<br />

erwartete Verlust <strong>de</strong>s Portfolios als auch <strong>de</strong>r<br />

Value at Risk zu einem gegebenen Vertrauensniveau<br />

hergeleitet wer<strong>de</strong>n. Hier im Beispiel<br />

beträgt <strong>de</strong>r erwartete Verlust 223.051 €. Der Value<br />

at Risk zum � = 99,9%-Niveau ist 1.104.000 €.<br />

Der Eigenkapitalbedarf beträgt in diesem Fall<br />

800.900 €. Die Eigenkapitalkosten <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

sind damit 80.090 €. Diese sind <strong>de</strong>n<br />

einzelnen Krediten zuzuordnen. Hier erfolgt die<br />

Abb. 4: Geschätzte Parameter <strong>de</strong>r Randverteilungen Abb. 5: Zusammensetzung <strong>de</strong>s Kreditportfolios im Prognosezeitraum<br />

CM März / April 2011<br />

Eigenkapitalallokation auf Grundlage <strong>de</strong>s Conditional<br />

Value at Risk CVaR � . 6 Der CVaR � bezeichnet<br />

<strong>de</strong>n Erwartungswert <strong>de</strong>r Verlustverteilung,<br />

wenn nur Szenarien betrachtet wer<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>nen<br />

Verluste auftreten, die größer als <strong>de</strong>r VaR � sind.<br />

Ein Nachteil <strong>de</strong>s CVaR ist darin zu sehen, dass<br />

�<br />

bei einer Berechnung <strong>de</strong>s Eigenkapitalbedarfs<br />

auf Grundlage dieser Kennzahl <strong>de</strong>utlich mehr<br />

ökonomisches Eigenkapital zur Verfügung gestellt<br />

wird, als es das Vertrauensniveau � erfor<strong>de</strong>rt.<br />

Hier wird daher eine Berechnung in zwei<br />

Schritten vorgeschlagen. Zunächst wird <strong>de</strong>r Eigenkapitalbedarf,<br />

wie oben beschrieben, auf<br />

Grundlage <strong>de</strong>s Value at Risk bestimmt. Im<br />

zweiten Schritt wird dann ein Vertrauensniveau<br />

ermittelt, für welches gilt: CVaR = VaR . Auf die-<br />

� �<br />

se Weise wird gewährleistet, dass vom Unternehmen<br />

in <strong>de</strong>r Summe nur so viel Eigenkapital vorgehalten<br />

wird, wie es für das gewählte Vertrauensniveau<br />

� erfor<strong>de</strong>rlich ist. Der Eigenkapitalbedarf<br />

einer Exposureklasse i <strong>de</strong>r Ratingklasse<br />

r EKr kann, basierend auf <strong>de</strong>m Conditional Value<br />

i<br />

at Risk, wie folgt berechnet wer<strong>de</strong>n: 7<br />

(5)<br />

Das heißt, es wird zunächst <strong>de</strong>r Erwartungswert<br />

<strong>de</strong>r Verluste einer Exposureklasse über alle<br />

Scha<strong>de</strong>nsszenarien gebil<strong>de</strong>t, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Gesamtverlust<br />

<strong>de</strong>s Portfolios <strong>de</strong>n Value at Risk zum<br />

Vertrauensniveau ˆ� übersteigt. Der Anteil <strong>de</strong>s<br />

ökonomischen Eigenkapitals, <strong>de</strong>r einer Exposureklasse<br />

zugeordnet wird, berechnet sich als<br />

Quotient aus diesem Erwartungswert und <strong>de</strong>m<br />

Conditional Value at Risk <strong>de</strong>s gesamten Portfolios.<br />

Die Summe <strong>de</strong>s <strong>de</strong>n einzelnen Klassen<br />

zugeordneten Eigenkapitals entspricht damit<br />

<strong>de</strong>m Eigenkapitalbedarf <strong>de</strong>s Portfolios.<br />

In Abbildung 7 wer<strong>de</strong>n die Risikokosten in <strong>de</strong>n<br />

einzelnen Exposureklassen bestimmt. In <strong>de</strong>r<br />

dritten Spalte <strong>de</strong>r Tabelle ist <strong>de</strong>r erwartete Verlust<br />

eines Kredites <strong>de</strong>r jeweiligen<br />

Exposureklasse angegeben. Die<br />

vierte Spalte zeigt die Eigenkapitalkosten<br />

je Kredit. In <strong>de</strong>r fünften Spalte<br />

wer<strong>de</strong>n die Eigenkapitalkosten<br />

eines Kredites ins Verhältnis zum<br />

gewährten For<strong>de</strong>rungsbetrag gesetzt.<br />

Dieser Betrag wird um die<br />

Ausfallwahrscheinlichkeit <strong>de</strong>r Ratingklasse<br />

korrigiert, da zu berück-<br />

85


86<br />

Was kostet ein Lieferantenkredit?<br />

Abb. 6: Verlustverteilung <strong>de</strong>s Kreditportfolios<br />

sichtigen ist, dass die Kosten bei <strong>de</strong>n "überleben<strong>de</strong>n"<br />

Kun<strong>de</strong>n erwirtschaftet wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

In <strong>de</strong>r sechsten Spalte wer<strong>de</strong>n die gesamten<br />

Risikokosten eines Kredites im Verhältnis<br />

zum gewährten Kreditbetrag, korrigiert um die<br />

Ausfallwahrscheinlichkeit <strong>de</strong>r Ratingklasse, angegeben.<br />

Die Ergebnisse überraschen insofern, da für die<br />

Kreditnehmer <strong>de</strong>r zweiten Ratingklasse höhere<br />

Eigenkapitalkosten entstehen, als für die Kreditnehmer<br />

<strong>de</strong>r dritten Ratingklasse, obwohl die-<br />

Abb. 7: Berechnung <strong>de</strong>r Risikokosten<br />

se eine <strong>de</strong>utlich höhere Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

aufweisen. Die Ursache hierfür liegt zum<br />

einen in <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>r zweiten Ratingklasse<br />

und zum an<strong>de</strong>ren in <strong>de</strong>r geringen Interklassenkorrelation.<br />

Damit treten <strong>de</strong>n VaR übersteigen<strong>de</strong> Verluste<br />

primär dann auf, wenn in <strong>de</strong>r zweiten Ratingklasse<br />

viele Kreditnehmer ausfallen. Aufgrund<br />

<strong>de</strong>r geringen Interklassenkorrelation ist es<br />

wahrscheinlich, dass in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />

Ratingklassen gleichzeitig keine außergewöhn-<br />

lich hohen Verluste beobachtet wer<strong>de</strong>n. Damit<br />

wird <strong>de</strong>r CVaR primär durch die zweite Ratingklasse<br />

<strong>de</strong>terminiert, wodurch dieser mit <strong>de</strong>m<br />

hier gewählten Allokationsmechanismus <strong>de</strong>r<br />

höchste Eigenkapitalbedarf und damit die<br />

höchsten Eigenkapitalkosten zugeordnet wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Ergebnis macht damit <strong>de</strong>utlich,<br />

dass <strong>de</strong>m gewählten Allokationsmechanismus<br />

eine wichtige Rolle bei <strong>de</strong>r Kostenrechnung<br />

zukommt.<br />

Basierend auf Abbildung 7 können nun für einen<br />

einzelnen Kredit näherungsweise die Risikokosten<br />

bestimmt wer<strong>de</strong>n. Wird angenommen,<br />

dass ein Kredit in Höhe von 10.000 € <strong>de</strong>r<br />

2. Ratingklasse und dort <strong>de</strong>r 3. Exposureklasse<br />

zuzuordnen ist, muss dieser Kredit Eigenkapitalkosten<br />

in Höhe von 1,03%∙10.000 € = 103 €<br />

erwirtschaften. Inklusive <strong>de</strong>r erwarteten Verluste<br />

muss ein Verkaufspreis in Höhe von<br />

10.000 € + 3,15%∙10.000 € = 10.315 € mit<br />

<strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n vereinbart wer<strong>de</strong>n.<br />

Grenzen <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls<br />

Mit <strong>de</strong>m oben beschriebenen Mo<strong>de</strong>ll ist es<br />

möglich, Risiken und die damit verbun<strong>de</strong>nen<br />

Kosten zu berechnen. Es sei an dieser Stelle jedoch<br />

auf die Existenz von Mo<strong>de</strong>llrisiken hingewiesen.<br />

Der Autor diskutierte bereits in einem<br />

Beitrag in dieser Zeitschrift Schätzunsicherheiten<br />

als eine Quelle von Mo<strong>de</strong>llrisiken. 8 Darüber<br />

hinaus bestehen jedoch weitere Quellen<br />

solcher Metarisiken. 9 Einige dieser Mo<strong>de</strong>llrisiken<br />

können bei <strong>de</strong>r Risikoberechnung einbezogen<br />

wer<strong>de</strong>n, was zu einer Erhöhung <strong>de</strong>s Eigenkapitalbedarfs<br />

führt.


Da das For<strong>de</strong>rungsausfallrisiko allerdings<br />

nicht das einzige Unternehmensrisiko ist,<br />

führt eine Berücksichtigung weiterer Unternehmensrisiken<br />

aufgrund von Diversifikation in<br />

<strong>de</strong>r Regel dazu, dass für Kreditrisiken weniger<br />

Eigenkapital zur Verfügung gestellt wer<strong>de</strong>n<br />

muss als hier berechnet wur<strong>de</strong>. Die Preiskalkulation<br />

wird also verbessert, wenn das Gesamtrisiko<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens bestimmt wird und<br />

dabei Mo<strong>de</strong>llrisiken berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Eine wesentliche Schwäche <strong>de</strong>s hier vorgestellten<br />

Mo<strong>de</strong>lls besteht darin, dass die Risikoparameter<br />

auf Basis historischer Beobachtungen<br />

geschätzt wer<strong>de</strong>n. Dadurch kann es<br />

passieren, dass fundamentale Risiken nicht erkannt<br />

wer<strong>de</strong>n, weil sie in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

nicht aufgetreten sind. Beispielsweise könnte<br />

es sein, dass ein Unternehmen schon seit Jahrzehnten<br />

Lieferant für Unternehmen ist, die alle<br />

<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n X beliefern. Da X in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

seine Lieferanten immer pünktlich bezahlte<br />

Autor<br />

und diese damit ihre Verbindlichkeiten begleichen<br />

konnten, hat das Unternehmen möglicherweise<br />

eine sehr gute Kredithistorie und<br />

schätzt sein Kreditrisiko daher als gering ein.<br />

Kann jedoch X seine Lieferanten nicht mehr bezahlen,<br />

dann kann es sein, dass aufgrund dieser<br />

nicht berücksichtigten Abhängigkeit <strong>de</strong>r Bonität<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n auch im hier betrachteten Unternehmen<br />

Kreditausfälle realisiert wer<strong>de</strong>n, die<br />

vom Mo<strong>de</strong>ll nicht vorhergesehen wur<strong>de</strong>n. Es<br />

wäre daher zu empfehlen, das oben beschriebene<br />

Mo<strong>de</strong>ll schrittweise um solche<br />

Szenarien zu erweitern.<br />

Hier wur<strong>de</strong> bisher unterstellt, dass ein Kredit<br />

immer vollständig ausfällt. In <strong>de</strong>r Praxis ist<br />

das jedoch nicht <strong>de</strong>r Fall. Es bietet sich daher<br />

an, die Verlustquote ebenfalls durch eine Wahrscheinlichkeitsverteilung<br />

zu mo<strong>de</strong>llieren. Auch<br />

erfolgte hier eine Betrachtung auf Jahresbasis.<br />

Die berechneten Kosten sollten daher noch an<br />

die jeweilige Laufzeit eines Kredites angepasst<br />

wer<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>m hier beschriebenen Mo<strong>de</strong>ll<br />

sollte sich die Zusammensetzung <strong>de</strong>s Kreditportfolios<br />

im Prognosezeitraum nicht zu stark<br />

än<strong>de</strong>rn. Das heißt nicht, dass die selben Kreditnehmer<br />

im Portfolio bleiben müssen. Jedoch<br />

sollten die Größenverhältnisse in <strong>de</strong>n Rating-<br />

und Exposureklassen in etwa erhalten bleiben.<br />

Kann dies nicht gewährleistet wer<strong>de</strong>n, könnte<br />

noch eine Zeitdimension in das Mo<strong>de</strong>ll eingebaut<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Fazit<br />

Hier wur<strong>de</strong> in kurzer Form dargestellt, wie das<br />

Risiko eines For<strong>de</strong>rungsportfolios quantitativ<br />

bewertet wer<strong>de</strong>n kann. Es wur<strong>de</strong> gezeigt, dass<br />

auf Grundlage einer solchen Bewertung nützliche<br />

Informationen für die Preissetzung ge-<br />

Dipl.-Kfm. Henry Dannenberg<br />

ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für<br />

Wirtschaftsforschung in Halle.<br />

E-Mail: henry.dannenberg@iwh-halle.<strong>de</strong><br />

wonnen wer<strong>de</strong>n können. Auf Grundlage eines<br />

solchen Mo<strong>de</strong>lls ist es damit auch möglich,<br />

das Konfliktpotential zwischen Vertrieb<br />

und Kreditmanagement zu reduzieren. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

auch die Frage nach <strong>de</strong>m Kreditlimit<br />

für einen Kun<strong>de</strong>n kann in Abwägung <strong>de</strong>r Chancen<br />

und Risiken beantwortet wer<strong>de</strong>n.<br />

Es wur<strong>de</strong> aber auch davor gewarnt, ein solches<br />

Mo<strong>de</strong>ll für „exakt“ zu halten. Trotz <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Schwächen ist die hier vorgestellte<br />

Risikobewertung jedoch wesentlich<br />

besser als Grundlage einer Entscheidungsfindung<br />

geeignet, als allein auf Bonitätsinformationen<br />

beruhen<strong>de</strong> Ansätze. Für Auskunfteien<br />

wäre daher zu überlegen, ob sie ihren<br />

Kun<strong>de</strong>n neben <strong>de</strong>n klassischen Bonitätsinformationen<br />

auch Informationen über Korrelationen<br />

zur Verfügung stellen können.<br />

Fußnoten<br />

1 Vgl. zu <strong>de</strong>n Bernoulli-Mischungsmo<strong>de</strong>llen beispielsweise<br />

McNeil, Frey, Embrechts (2005): S. 354.<br />

2 Vgl. McNeil, Frey, Embrechts (2005): S. 354.<br />

3 Vgl. Höse (2007): S. 52.<br />

4 Vgl. beispielsweise Cherubini, Luciano, Vecchiato<br />

(2004): S. 155 ff., Gordy (2000): S. 146,<br />

Frey, McNeil (2003): S. 78, McNeil, Frey, Embrechts<br />

(2005): S. 376.<br />

5 Vgl. Cherubini, Luciano, Vecchiato (2004): S.<br />

160.<br />

6 Für alternative Allokationsverfahren vgl. Gleißner,<br />

Schrei, Wolfrum (2009): S. 96 und dort zitierte<br />

Literatur.<br />

7 Vgl. Gleißner, Schrei, Wolfrum (2009): S. 96.<br />

8 Vgl. Dannenberg (2007): S. 630 ff.<br />

9 Vgl. Gleißner (2009): S. 14 ff., Sibbertsen,<br />

Stahl, Luedtke (2008): S. 65 ff.<br />

Literatur<br />

CM März / April 2011<br />

Cherubini, U., Luciano, E., Vecchiato, W.<br />

(2004): „Copula Methods in Finance“, Chichester,<br />

John Wiley & Sons.<br />

Dannenberg, H. (2007): „Berücksichtigung von<br />

Schätzunsicherheit bei <strong>de</strong>r Risikobewertung“, in:<br />

Controller Magazin 6/2007, S. 630-634.<br />

Frey, R., McNeil, A.J. (2003): „Depen<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>faults<br />

in mo<strong>de</strong>ls of portfolio credit risk“, in:<br />

Journal of Risk, Vol. 6, No. 1, Fall, S. 59 – 92.<br />

Gleißner, W. (2009): „Metarisiken in <strong>de</strong>r Praxis: Parameter-<br />

und Mo<strong>de</strong>llrisiken in Risikoquantifizierungsmo<strong>de</strong>llen“,<br />

in: RISIKO MANAGER 20/2009, S. 14 – 22.<br />

Gleißner, W., Schrei, T., Wolfrum, M. (2009):<br />

„Neue Ansätze im Risikomanagement <strong>de</strong>r OMV<br />

Bewertung und Aggregation von Risiken als Basis<br />

einer wertorientierten Steuerung“, in: Controller<br />

Magazin, 3/2009, S. 93 – 99.<br />

Gordy, M.B. (2000): „A comparative anatomy<br />

of credit risk mo<strong>de</strong>ls“, in: Journal of Banking &<br />

Finance 24, S. 119 – 149.<br />

Höse, B.S. (2007): „Statistische Genauigkeit<br />

bei <strong>de</strong>r simultanen Schätzung von Abhängigkeitsstrukturen<br />

und Ausfallwahrscheinlichkeiten<br />

in Kreditportfolios“, Aachen, Shaker Verlag.<br />

McNeil, A.J., Frey, R. Embrechts, P. (2005):<br />

„Quantitative Risk Management“, Princeton,<br />

Oxford, Princeton University Press.<br />

Sibbertsen, P., Stahl, G., Luedtke, C. (2008):<br />

„Measuring mo<strong>de</strong>l risk“, in: Journal of Risk Mo<strong>de</strong>l<br />

Validation, Vol. 2, No. 4, S. 65 – 81.<br />

87


88<br />

F&E-Reporting<br />

F&E-Reporting<br />

Hebel zur Performancesteigerung <strong>de</strong>s Management-Reporting<br />

im F&E-Umfeld<br />

von Jens Gräf und Christian Langmann<br />

Die Be<strong>de</strong>utung von Forschung und Entwicklung<br />

(F&E) für <strong>de</strong>n globalen Wettbewerb nimmt weiter<br />

zu. Daran hat sich auch in Zeiten <strong>de</strong>r Wirtschaftskrise<br />

nichts geän<strong>de</strong>rt. Denn F&E-Aktivitäten,<br />

die in wettbewerbsfähige Innovationen<br />

mün<strong>de</strong>n, sind unbestritten <strong>de</strong>r Motor von<br />

Wachstum und Beschäftigung.<br />

F&E in Zeiten <strong>de</strong>r Wirtschaftskrise<br />

Trotz <strong>de</strong>r in 2008 einsetzen<strong>de</strong>n Weltwirtschaftskrise<br />

stärkten Unternehmen weiter ihre<br />

Forschung- und Entwicklungsbereiche. Gemäß<br />

<strong>de</strong>r „Global Innovation 1000“-Studie, welche<br />

die F&E-Budgets und -Strategien <strong>de</strong>r 1.000<br />

Unternehmen mit <strong>de</strong>n weltweit höchsten F&E-<br />

Ausgaben analysiert, haben mehr als zwei<br />

Drittel <strong>de</strong>r Unternehmen ihre F&E-Ausgaben<br />

in 2008 und 2009 gehalten o<strong>de</strong>r erhöht<br />

(vgl. Jaruzelski/Dehoff, 2009). Warum halten<br />

Unternehmen nach massiven Umsatzrückgängen<br />

in Zeiten <strong>de</strong>r schwersten Rezession ihre<br />

Ausgaben für F&E-Aktivitäten konstant o<strong>de</strong>r erhöhen<br />

sie, obwohl <strong>de</strong>ren Erfolgsbeitrag oftmals<br />

ungewiss ist?<br />

Grund hierfür ist, dass die meisten Unternehmen<br />

Innovationen als wesentlichen Erfolgsfaktor<br />

für <strong>de</strong>n erhofften Aufschwung bewerten.<br />

Durch die Wirtschaftskrise sind Unternehmen<br />

zwar verleitet, F&E-Ausgaben zu kürzen.<br />

Die Erfahrung hat sie jedoch gelehrt, dass gera<strong>de</strong><br />

antizyklische Investitionen in F&E oftmals<br />

einen hohen Return bringen. Die Pipeline<br />

an Produktentwicklungen, die in vielen<br />

Branchen einen Zyklus von mehreren Jahren<br />

durchlaufen, muss gefüllt bleiben, um auch in<br />

<strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Jahren mit neuen Produkten<br />

auf <strong>de</strong>n Markt zu kommen.<br />

Trotz<strong>de</strong>m sind gera<strong>de</strong> jetzt Auswahlkriterien für<br />

die Genehmigung von neuen F&E-Projekten<br />

streng wie selten zuvor. Das Interesse am Fortschritt<br />

und <strong>de</strong>n Erfolgsaussichten laufen<strong>de</strong>r<br />

F&E-Projekte ist ungewöhnlich hoch, und die<br />

Bereitschaft, Projekte mit unzureichen<strong>de</strong>r Performance<br />

einzustellen, be<strong>de</strong>utend größer als<br />

vor <strong>de</strong>r Wirtschaftskrise.<br />

Unternehmensverantwortliche, F&E-Manager<br />

und Projektleiter verlangen daher gera<strong>de</strong> jetzt<br />

ein funktionieren<strong>de</strong>s F&E-Reporting. Aufgabe<br />

<strong>de</strong>s F&E-Reporting ist es, das F&E-Management<br />

mit Informationen zur Planung, Steuerung<br />

und Kontrolle <strong>de</strong>s F&E-Bereichs zu versorgen.<br />

Ziel <strong>de</strong>s vorliegen<strong>de</strong>n Beitrags ist es, die von<br />

<strong>de</strong>r F&E ausgehen<strong>de</strong>n Beson<strong>de</strong>rheiten in Hinblick<br />

auf das F&E-Reporting herauszuarbeiten<br />

und die Hebel zur Performancesteigerung auf-


Abb. 1: Gestaltungsparameter <strong>de</strong>s F&E-Reporting<br />

zuzeigen, um dadurch Steuerungsrelevanz im<br />

F&E-Reporting sicherzustellen.<br />

F&E-Reporting als spezielles Management<br />

Reporting<br />

Das F&E-Reporting <strong>de</strong>ckt <strong>de</strong>n gesamten F&E-<br />

Bereich, von <strong>de</strong>r angewandten Forschung bis<br />

zur Produkt- o<strong>de</strong>r Prozessentwicklung, ab und<br />

stellt die Informationsgrundlage sowohl für die<br />

strategische F&E-Bereichssteuerung als auch<br />

für die operative F&E-Projektsteuerung dar.<br />

Das F&E-Management soll hierdurch Transparenz<br />

über die Performance <strong>de</strong>r F&E erhalten<br />

und dadurch in die Lage versetzt wer<strong>de</strong>n, eine<br />

auf <strong>de</strong>n Entwicklungserfolg ausgerichtete Steuerung<br />

durchzuführen.<br />

In <strong>de</strong>r Praxis erfüllt das F&E-Reporting in vielen<br />

Unternehmen diese Aufgabe nur unzureichend,<br />

was sich nicht zuletzt am Anteil <strong>de</strong>r sogenannten<br />

Floprate von Neuprodukten zeigt,<br />

die teilweise Werte von über 90 % erreicht<br />

(vgl. Sattler et al., 2003, S. 148). Auch die aktuelle<br />

Horváth & Partners-Studie „Forschungs-<br />

und Entwicklungs (F&E)-Controlling“<br />

kommt zum Ergebnis, dass <strong>de</strong>r Großteil<br />

<strong>de</strong>r befragten Unternehmen (56 %) mit <strong>de</strong>m<br />

F&E-Reporting nicht zufrie<strong>de</strong>n ist. Als eine <strong>de</strong>r<br />

Hauptursachen hierfür nennen die Unternehmen<br />

die fehlen<strong>de</strong> Steuerungsrelevanz <strong>de</strong>s<br />

F&E-Reporting, wodurch eine auf <strong>de</strong>n Ent-<br />

wicklungserfolg ausgerichtete Steuerung unmöglich<br />

wird (vgl. Erhardt, 2009).<br />

Ob es <strong>de</strong>m F&E-Reporting gelingt, die notwendige<br />

Transparenz über die Performance <strong>de</strong>s<br />

F&E-Bereichs darzustellen und damit das F&E-<br />

Management in die Lage zu versetzen, eine auf<br />

<strong>de</strong>n Entwicklungserfolg ausgerichtete Steuerung<br />

zu betreiben, hängt ganz wesentlich von<br />

<strong>de</strong>n Inhalten eines F&E-Reporting ab. Die Auswahl<br />

<strong>de</strong>r richtigen Reporting-Inhalte stellt<br />

einen <strong>de</strong>r zentralen Hebel zur Performancesteigerung<br />

<strong>de</strong>s F&E-Reporting dar.<br />

Darüber hinaus sind bei <strong>de</strong>r Ausgestaltung<br />

eines F&E-Reporting natürlich eine Reihe weiterer<br />

Gestaltungsparameter zu <strong>de</strong>finieren, wie<br />

Abb. 2: Merkmale <strong>de</strong>r unterschiedlichen Aufgabenbereiche in F&E<br />

CM März / April 2011<br />

die Festlegung <strong>de</strong>r Berichtsfrequenz, die Bestimmung<br />

<strong>de</strong>r Visualisierung o<strong>de</strong>r Auswahl<br />

eines passen<strong>de</strong>n IT-Systems (vgl. Abbildung 1).<br />

Hebel zur Performancesteigerung<br />

<strong>de</strong>s F&E-Reporting<br />

Ausrichtung <strong>de</strong>r Reporting-Inhalte auf<br />

<strong>de</strong>n jeweiligen F&E-Bereich<br />

Im Gegensatz zum Management-Reporting<br />

auf Geschäftsführungsebene o<strong>de</strong>r klassischen<br />

Funktionsbereichen wie Vertrieb o<strong>de</strong>r Produktion<br />

besteht insbeson<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>r F&E in<br />

vielen Unternehmen Unsicherheit und Uneinigkeit<br />

über die Auswahl <strong>de</strong>r richtigen<br />

Reporting-Inhalte. Dies betrifft sowohl die<br />

Inhalte <strong>de</strong>s operativen als auch <strong>de</strong>s strategischen<br />

F&E-Reporting, bei <strong>de</strong>m oftmals Projektportfolios<br />

zum Einsatz kommen (vgl. Macheleidt/Riedrich,<br />

2008, S. 385).<br />

Grund hierfür ist zum einen, dass sich die Aufgaben<br />

im F&E-Funktionsbereich von an<strong>de</strong>ren<br />

Aufgaben im Unternehmen nicht nur durch ein<br />

höheres Maß an Kreativitätserfor<strong>de</strong>rnis, son<strong>de</strong>rn<br />

auch hinsichtlich ihrer Beschaffenheit und<br />

ihres damit verbun<strong>de</strong>nen Risikos unterschei<strong>de</strong>n.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren zielt die F&E als Ganzes<br />

zwar darauf ab, technische Inventionen zu realisieren,<br />

die Aufgaben innerhalb <strong>de</strong>s F&E-Bereichs<br />

unterschei<strong>de</strong>n sich aber oftmals extrem<br />

voneinan<strong>de</strong>r, was im F&E-Reporting entsprechen<strong>de</strong><br />

Berücksichtigung fin<strong>de</strong>n muss. So sind<br />

F&E-Aktivitäten aus <strong>de</strong>r Grundlagenforschung<br />

89


90<br />

F&E-Reporting<br />

o<strong>de</strong>r Technologieentwicklung in <strong>de</strong>r Regel weitaus<br />

komplexer, neuartiger und bei weitem weniger<br />

strukturiert als Aktivitäten aus <strong>de</strong>r Entwicklung,<br />

mit starkem Marktbezug. Analog<br />

dazu verhält sich die Prognosegenauigkeit und<br />

Messbarkeit <strong>de</strong>s Erfolgs (vgl. Abbildung 2).<br />

In <strong>de</strong>r Praxis begegnen Unternehmen dieser<br />

Tatsache damit, dass sie die Reporting-Inhalte<br />

zur operativen Steuerung an <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />

F&E-Bereichen bzw. Projekttypen ausrichten.<br />

So unterteilt Daimler im Geschäftsfeld<br />

Merce<strong>de</strong>s-Benz-Pkw in Technologie-<br />

und Serienentwicklungsprojekte. Während<br />

bei <strong>de</strong>r Technologieentwicklung bereits von einer<br />

unsicheren Zielplanung und einer geringeren<br />

Prognosegenauigkeit ausgegangen<br />

wird, verhält es sich bei <strong>de</strong>r Serienentwicklung<br />

genau umgekehrt.<br />

Eine quantitative Steuerung von Projekten <strong>de</strong>r<br />

Technologieentwicklung, in <strong>de</strong>nen die Ziele<br />

häufig auch nur qualitativ formuliert sind,<br />

macht daher wenig Sinn. Dagegen wer<strong>de</strong>n Serienentwicklungsprojekte<br />

maßgeblich anhand<br />

<strong>de</strong>r klassischen Zielgrößen gesteuert (vgl.<br />

Hauber/Schmidt, 1999, S. 73ff.). Neben Praxisbeispielen<br />

wie Daimler belegen auch empirische<br />

Studien, dass sich eine Anpassung <strong>de</strong>r<br />

Reporting-Inhalte auf die Spezifika <strong>de</strong>s jeweiligen<br />

F&E-Bereichs positiv auf <strong>de</strong>n F&E-Erfolg<br />

auswirkt (vgl. Abernethy/Brownell, 1999; Dvir/<br />

Lechler, 2004). Abbildung 3 zeigt diesen Zusammenhang<br />

grafisch.<br />

Abb. 3: Reporting-Inhalte für F&E-Aufgabenbereiche<br />

Insbeson<strong>de</strong>re F&E-Projekte aus <strong>de</strong>r Technologieentwicklung<br />

sollten daher über<br />

qualitative Hilfsgrößen gesteuert wer<strong>de</strong>n,<br />

da eine herkömmliche Messung <strong>de</strong>r Performance<br />

im Sinne eines Saldos von Kosten und<br />

Erfolg nicht möglich bzw. vali<strong>de</strong> ist. Dies gilt<br />

umso mehr für F&E-Leistungen, die in <strong>de</strong>r<br />

Grundlagenforschung o<strong>de</strong>r Technologieentwicklung<br />

ohne direkten Marktbezug erbracht<br />

wer<strong>de</strong>n, und damit zunächst als Input für an<strong>de</strong>re<br />

F&E-Projekte dienen, bis sie möglicherweise<br />

in einem marktfähigen Produkt mün<strong>de</strong>n und<br />

Markterlöse erzielen.<br />

Neben <strong>de</strong>r Ausrichtung <strong>de</strong>r Reporting-Inhalte<br />

auf die Spezifika <strong>de</strong>s jeweiligen F&E-Bereichs<br />

innerhalb <strong>de</strong>s Unternehmens, stellt die konsequente<br />

Verknüpfung <strong>de</strong>r Innovationsstrategie<br />

mit <strong>de</strong>m F&E-Reporting einen weiteren Hebel<br />

dar, um eine auf <strong>de</strong>n Entwicklungserfolg ausgerichtete<br />

Steuerung zu erreichen.<br />

Verknüpfung von Innovationsstrategie<br />

und F&E-Reporting<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r Innovationsstrategie wer<strong>de</strong>n die<br />

generellen Ziele, Prozesse und Organisationen<br />

<strong>de</strong>s F&E-Bereichs festgelegt, ebenso<br />

wie die Quellen <strong>de</strong>r Innovation (intern, Kooperation<br />

o<strong>de</strong>r extern), die anvisierten Märkte<br />

als auch die präferierte Markteintrittsstrategie<br />

(First-Mover o<strong>de</strong>r Follower) (vgl. Weber/<br />

Vinkemeier, 2007). Natürlich differieren Innovationsstrategien<br />

o<strong>de</strong>r einzelne Elemente aus<br />

ihr oftmals von <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Entwicklungen<br />

im Unternehmen. Während eine Produktinnovation<br />

nur mit internen F&E-Ressourcen<br />

entwickelt wird, kann eine an<strong>de</strong>re in Kooperation<br />

mit einem ganzen Netzwerk von Unternehmen<br />

entstehen, wie bei <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />

zwischen Peugeot (806), Fiat (Ulysee), Citroen<br />

(Evasion) und Lancia (Zeta) bei <strong>de</strong>r Entwicklung<br />

einer Großraumlimousine (vgl. hierzu Du<strong>de</strong>nhöffer,<br />

1997).<br />

Damit das F&E-Reporting entsprechen<strong>de</strong> Steuerungsrelevanz<br />

besitzt und dadurch eine strategiekonforme<br />

Steuerung ermöglicht, muss es<br />

an <strong>de</strong>r Innovationsstrategie ausgerichtet<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Ausrichtung bezieht sich dabei auf<br />

nahezu alle Gestaltungsparameter <strong>de</strong>s F&E-<br />

Reporting (vgl. Abbildung 1).<br />

Wird zum Beispiel die Markteintrittsstrategie<br />

eines First-Movers verfolgt, muss das F&E-Reporting<br />

entsprechend steuerungsrelevante Reporting-Inhalte,<br />

wie time-to-market-Information<br />

mit einer kurzen Berichtsfrequenz, bereitstellen.<br />

Da <strong>de</strong>r Erfolg einer First-Mover-Strategie<br />

fast ausschließlich vom rechtzeitigen<br />

Zeitpunkt <strong>de</strong>s Markteintritts abhängt, um dadurch<br />

überdurchschnittliche Gewinne und höhere<br />

Marktanteile zu sichern, muss das F&E-<br />

Reporting vor allem aktuelle, zeitorientierte<br />

Kennzahlen bereitstellen, während die Be<strong>de</strong>utung<br />

von kostenorientierten Reporting-Inhalten<br />

gering ist. Dass eine <strong>de</strong>rartige Abstimmung <strong>de</strong>s<br />

F&E-Reporting auf die jeweilige Innovationsstrategie<br />

eine Steigerung <strong>de</strong>r F&E-Performance<br />

zur Folge hat, lässt sich anhand zahlreicher<br />

Projektbeispiele und empirischer Studien belegen<br />

(vgl. Davila, 2000).<br />

Ein weiterer Hebel zur Performancesteigerung<br />

<strong>de</strong>s F&E-Reporting ist die Abstimmung und<br />

Ausgestaltung <strong>de</strong>r Prozesse und <strong>de</strong>r Organisation.<br />

Abstimmung <strong>de</strong>r Prozesse und Organisation<br />

<strong>de</strong>s F&E-Reporting<br />

Während das externe Reporting im Unternehmen<br />

in <strong>de</strong>r Regel im Verantwortungsbereich<br />

<strong>de</strong>s Rechnungswesens gesehen wird, liegt die


Zuständigkeit für das interne Management Reporting<br />

üblicherweise beim Controlling. In <strong>de</strong>n<br />

letzten Jahren hat sich dabei das historisch gewachsene<br />

Aufgabenspektrum <strong>de</strong>s Controlling<br />

im Management Reporting vom reinen Lieferanten<br />

steuerungsrelevanter Informationen<br />

hin zu einem „Business Partner“ gewan<strong>de</strong>lt,<br />

und dadurch um Funktionen wie die Geschäftsanalyse<br />

und Entscheidungsunterstützung erweitert<br />

(Gleich/Temmel, 2007).<br />

Selbiges trifft auf das F&E-Reporting zu. Das<br />

F&E-Management sowie die Unternehmensführung<br />

erwartet, dass die für das F&E-Reporting<br />

zuständigen Reporting-Einheiten jenseits<br />

<strong>de</strong>r isolierten Informationslieferung steuerungsrelevanter<br />

Informationen auch als „Business<br />

Partners“ <strong>de</strong>s Managements agieren. Hierbei<br />

stellt sich die Frage <strong>de</strong>r aufbauorganisatorischen<br />

Zuständigkeit und <strong>de</strong>r Verantwortung<br />

für das F&E-Reporting. Drei Alternativen lassen<br />

sich hier i<strong>de</strong>ntifizieren:<br />

1. Wahrnehmung <strong>de</strong>r Aufgaben und Prozesse<br />

<strong>de</strong>s F&E-Reporting durch an<strong>de</strong>re, nicht auf<br />

Reporting o<strong>de</strong>r Controlling spezialisierte<br />

Stellen.<br />

2. Wahrnehmung <strong>de</strong>r Aufgaben und Prozesse<br />

<strong>de</strong>s F&E-Reporting durch ein allgemeines<br />

Unternehmens<strong>controlling</strong>.<br />

3. Wahrnehmung <strong>de</strong>r Aufgaben und Prozesse<br />

<strong>de</strong>s F&E-Reporting durch ein spezielles F&E-<br />

Controlling (vgl. Brockhoff, 2002).<br />

Die erste Möglichkeit, die Wahrnehmung <strong>de</strong>s<br />

F&E-Reporting durch an<strong>de</strong>re, hierauf nicht spezialisierte<br />

Stellen, manifestiert das nicht-institutionalisierte<br />

Reporting bzw. Controlling.<br />

Hierfür kommen zum Beispiel in <strong>de</strong>r F&E tätige<br />

Techniker o<strong>de</strong>r Kaufleute in Frage, welche die<br />

Aufgaben <strong>de</strong>s F&E-Reporting übernehmen.<br />

Dies hängt neben <strong>de</strong>n verfügbaren Ressourcen<br />

eines Unternehmens vor allem von <strong>de</strong>ssen Größe<br />

ab. Dabei ist erkennbar, dass sich diese<br />

Form <strong>de</strong>s F&E-Reporting meist auf kleinere Unternehmen<br />

o<strong>de</strong>r solche mit nur unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n<br />

F&E-Aktivitäten beschränkt. Mit zunehmen<strong>de</strong>r<br />

Größe <strong>de</strong>s F&E-Budgets stellt sich oftmals die<br />

Frage nach <strong>de</strong>r Abgrenzung <strong>de</strong>r Kompetenzen<br />

sowie <strong>de</strong>r sachkundigen Aufgabenwahrnehmung<br />

durch ein entsprechen<strong>de</strong>s Controlling.<br />

Die zweite Möglichkeit, die Wahrnehmung <strong>de</strong>s<br />

F&E-Reporting durch ein zentrales Unternehmens<strong>controlling</strong>,<br />

schafft Abhilfe bei <strong>de</strong>r<br />

Abgrenzung von Kompetenzen. Im Unternehmens<strong>controlling</strong><br />

kann diese Aufgabe entwe<strong>de</strong>r<br />

von einem F&E-nahen Controlling, wie etwa<br />

<strong>de</strong>m Produktions<strong>controlling</strong>, wahrgenommen<br />

wer<strong>de</strong>n, o<strong>de</strong>r durch die Einrichtung einer eigenen<br />

F&E-Controllerstelle.<br />

Gera<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n hochspezifischen F&E-Bereich<br />

erweist sich jedoch ein spezialisiertes<br />

F&E-Controlling als i<strong>de</strong>al. Hierdurch wird<br />

neben <strong>de</strong>r Abgrenzung <strong>de</strong>r Kompetenzen<br />

auch <strong>de</strong>r sachkundigen Aufgabenwahrnehmung<br />

glaubhaft Rechnung getragen. Die Mitarbeiter<br />

im F&E-Controlling sind spezialisiert,<br />

in<strong>de</strong>m sie neben fundierten betriebswirt-<br />

Autoren<br />

Dipl.-Kfm. Dr. Christian Langmann M.B.A.<br />

ist Managing Consultant im Competence Center Controlling &<br />

Finanzen im Büro Berlin von Horváth & Partners.<br />

schaftlichen Kenntnissen auch ein gutes<br />

technisches Verständnis für Zusammenhängen<br />

im F&E-Bereich besitzen, was die Basis<br />

für ein funktionieren<strong>de</strong>s F&E-Reporting darstellt.<br />

Auch für die Akzeptanz bei Entwicklern<br />

und Technikern spielt dies eine wichtige Rolle,<br />

auf <strong>de</strong>ren Bereitschaft zur Lieferung von<br />

Informationen das F&E-Controlling letztlich<br />

angewiesen ist.<br />

Nach abschließen<strong>de</strong>r Prüfung <strong>de</strong>r fachlichen<br />

und disziplinarischen Gewichtung <strong>de</strong>s F&E-<br />

Controlling wird eine Doppelunterstellung<br />

zum F&E-Bereich und zum zentralen Unternehmens<strong>controlling</strong><br />

(Dottet-Line-Prinzip)<br />

als vorteilhaft erachtet (vgl. Leker, 2005, S.<br />

CM März / April 2011<br />

572). Trotz <strong>de</strong>r üblichen Probleme mit einer<br />

Doppelunterstellung überwiegen die Vorteile<br />

<strong>de</strong>utlich, weil sich das F&E-Controlling fachlich<br />

am zentralen Unternehmens<strong>controlling</strong><br />

orientiert, disziplinarisch aber <strong>de</strong>m F&E-Bereich<br />

untersteht, und so ein integriertes und<br />

akzeptiertes Mitglied <strong>de</strong>sselbigen wird.<br />

Die von <strong>de</strong>r Ausgestaltung <strong>de</strong>r Prozesse und<br />

<strong>de</strong>r Organisation <strong>de</strong>s F&E-Reporting ausgehen<strong>de</strong>n<br />

Potentiale wer<strong>de</strong>n vor allem durch die<br />

Einrichtung eines spezialisierten F&E-Controlling<br />

o<strong>de</strong>r einer F&E-Controllerstelle im zentralen<br />

Controlling entfacht, beson<strong>de</strong>rs in Hinblick<br />

auf Performancesteigerung. Auch in <strong>de</strong>r Praxis<br />

lässt sich beobachten, dass gera<strong>de</strong> bei forschungsintensiven<br />

Unternehmen, wie z. B.<br />

Merck, schon seit längerem auf ein spezialisier-<br />

Dipl.-Wirtsch.-Ing. Jens Gräf<br />

ist Principal im Competence Center Controlling & Finanzen im<br />

Büro Frankfurt von Horváth & Partners.<br />

tes F&E-Controlling gesetzt wird (vgl. Baumfalk,<br />

2005, S. 71 ff.).<br />

Zusammenfassung und Ausblick<br />

Auch in Zeiten <strong>de</strong>r Wirtschaftskrise nimmt die<br />

Be<strong>de</strong>utung von Forschung und Entwicklung<br />

(F&E) für <strong>de</strong>n globalen Wettbewerb weiter zu.<br />

Das F&E Management benötigt steuerungsrelevante<br />

Informationen über Fortschritt und Erfolgsaussichten<br />

laufen<strong>de</strong>r F&E-Projekte, strategische<br />

Informationen sowie Empfehlungen zur<br />

Zusammensetzung <strong>de</strong>s F&E-Portfolios – was<br />

die zentralen Aufgaben eines funktionieren<strong>de</strong>n<br />

F&E-Reportings sind.<br />

91


92<br />

F&E-Reporting<br />

Abb. 4: Performance-Hebel im F&E-Reporting<br />

Im vorliegen<strong>de</strong>n Beitrag wur<strong>de</strong>n drei wesentliche<br />

Hebel vorgestellt, die bei richtiger Ausgestaltung<br />

dazu führen, dass die Performancewirkung<br />

<strong>de</strong>s F&E-Reporting <strong>de</strong>utlich gesteigert<br />

wird (vgl. Abbildung 4). Hierdurch ist das Controlling<br />

im Stan<strong>de</strong>, einen wesentlichen Beitrag<br />

für <strong>de</strong>n F&E-Erfolg und damit im nächsten<br />

Schritt auch <strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>s gesamten Unternehmens<br />

zu leisten. Denn nicht in wenigen Firmen<br />

hängt <strong>de</strong>r langfristige Unternehmenserfolg<br />

von <strong>de</strong>r Performance <strong>de</strong>s F&E-Bereichs<br />

ab.<br />

Unter <strong>de</strong>n angesprochenen Gestaltungsparametern<br />

<strong>de</strong>s F&E-Reporting stellt die Ausrichtung<br />

<strong>de</strong>r Reporting-Inhalte mithin <strong>de</strong>n<br />

wichtigsten Hebel dar. Hier geht es darum, die<br />

Reporting-Inhalte auf die Spezifika <strong>de</strong>s jeweiligen<br />

F&E-Bereichs bzw. F&E-Projekts<br />

im Unternehmen zu kalibrieren, was zu einer<br />

nachhaltigen Steigerung <strong>de</strong>r F&E-Performance<br />

führt. Daneben sollte sich das F&E-<br />

Reporting an <strong>de</strong>r Innovationsstrategie <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens orientieren. Schließlich lassen<br />

sich durch <strong>de</strong>n Hebel <strong>de</strong>r Prozesse und<br />

Organisation weitere Potentiale zur Performancesteigerung<br />

<strong>de</strong>s F&E-Reporting entfachen.<br />

Im Kern lassen sich alle drei Hebel dadurch<br />

aktivieren, in<strong>de</strong>m das Reporting an <strong>de</strong>n<br />

Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>s F&E-Bereichs ausgerichtet<br />

wird, um dadurch eine durchgängige Steuerungsrelevanz<br />

im F&E-Reporting sicherzustellen.<br />

Literatur<br />

Abernethy, M. A./Brownell, P., The role of<br />

budgets in organizations facing strategic<br />

change: an exploratory study, in: Accounting,<br />

Organizations and Society, Vol. 24 (1999),<br />

No. 3, S. 189 – 204.<br />

Baumfalk, U., Zuordnung interner Kosten auf<br />

Projekte – Vorgehen und Konsequenzen, in:<br />

Schäffer, U./Weber, J. (Hrsg.), Bereichs<strong>controlling</strong>,<br />

Stuttgart 2005, S. 71 – 83.<br />

Brockhoff, K., FuE-Controlling, in: Handwörterbuch<br />

Unternehmensrechnung und Controlling,<br />

Stuttgart 2002, Sp. 597 – 606.<br />

Davila, T., An empirical study on the drivers of<br />

management control systems’ <strong>de</strong>sign in new<br />

product <strong>de</strong>velopment, in: Accounting, Organizations<br />

and Society, Vol. 25 (2000), No. 4 – 5,<br />

S. 383 – 409.<br />

Du<strong>de</strong>nhöffer, F., Markenentwicklung bei austauschbaren<br />

Produkten. Outsourcing, Plattform-Strategien<br />

und Badge Engineering, in:<br />

Wirtschaftswissenschaftliches Studium, H. 3<br />

(1997), S. 144 – 149.<br />

Dvir, D./Lechler, T., Plans are nothing, changing<br />

plans is everything: the impact of changes<br />

on project success, in: Research Policy, Vol. 33<br />

(2004), Issue 1, S. 1 – 15.<br />

Erhardt, D., Benchmarking-Studie: FuE-Controlling<br />

– Erfolgreiche Steuerung <strong>de</strong>r Produktentwicklung,<br />

http://www.<strong>controlling</strong>portal.<br />

<strong>de</strong>/Fachinfo/Controlling-Studien/ Benchmarking-Studie-FuE-Controlling---Erfolgreiche-<br />

Steuerung-<strong>de</strong>r-Produktentwicklung.html,<br />

INTERVIEW<br />

Stand: 31.03. .<br />

Gleich, R./Temmel, P., Organisation <strong>de</strong>s Controlling<br />

– Impulse aus <strong>de</strong>r Wissenschaft, in:<br />

Gleich, R./Michel, U. (Hrsg.), Organisation <strong>de</strong>s<br />

Controlling – Grundlagen, Praxisbeispiele und<br />

Perspektiven, Freiburg 2007, S. 13 – 32.<br />

Hauber, R./Schmidt, F., Controlling von Technologie-<br />

und Serienentwicklungsprojekten in<br />

<strong>de</strong>r Merce<strong>de</strong>s-Benz-Pkw-Entwicklung <strong>de</strong>r<br />

DaimlerChrysler AG, in: Boutellier, R./Völker,<br />

R./Voit, E. (Hrsg.), Innovations<strong>controlling</strong>, München/Wien<br />

1999, S. 64 – 77.<br />

Jaruzelski, B./Dehoff, K., Profits Down, Spending<br />

Steady: The Global Innovation 1000, in:<br />

strategy+business, issue 57 (2009).<br />

Leker, J., F&E-Controlling, in: Sönke, A./<br />

Gassmann, O. (Hrsg.), Handbuch Technologie-<br />

und Innovationsmanagement: Strategie, Umsetzung,<br />

Controlling, Wiesba<strong>de</strong>n 2005, S.<br />

567 – 584.<br />

Macheleidt, S./Riedrich, T., FuE-Reporting für<br />

das Innovationsmanagement, in: Controlling,<br />

20 Jg. (2008), H. 7, S. 382 – 388.<br />

Sattler, H./Völckner, F./Zatloukal, G., Erfolgsfaktoren<br />

von Markentransfers: Eine empirische<br />

Analyse bei kurzlebigen Konsumgütern, in:<br />

Marketing ZFP, 25. Jg. (2003), H. 3, S.<br />

147 – 168.<br />

Weber, J./Vinkemeier, R., Controlling und Innovation,<br />

Advanced Controlling, Band 56<br />

(2007).<br />

Exklusiv und nur online verfügbar<br />

Interview zur CFO-Studie von IBM.<br />

Dipl.-BW Alfred Biel, Fachjournalist (DFJS) und Leiten<strong>de</strong>r<br />

Fachredakteur <strong>de</strong>s Internationalen Controller Vereins (ICV) eV<br />

im Gespräch mit Alexan<strong>de</strong>r Vocelka, Partner IBM.


Ergänzen<strong>de</strong>r Online-Service <strong>de</strong>s Literaturforums<br />

Das „gedruckte Literaturforum“ im Controller Magazin, das an<br />

dieser Stelle weiterhin in bekannter Form erscheint, verfügt auch<br />

über einen ergänzen<strong>de</strong>n Online-Service. Bitte schauen Sie mal<br />

herein und mel<strong>de</strong>n sich dort zu Wort.<br />

Der Link auf die Einstiegsseite lautet:<br />

www.haufe.<strong>de</strong>/controllerwissen/fc<br />

Das Zitat im Literaturforum 2/11: „Wer zu spät an die Kosten<br />

<strong>de</strong>nkt, ruiniert sein Unternehmen. Wer immer zu früh an die<br />

Kosten <strong>de</strong>nkt, tötet die Kreativität”. von Philipp Rosenthal<br />

Auf ein Wort<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

liebe Kolleginnen und liebe Kollegen im Controlling!<br />

Ich freue mich, Sie zur vorliegen<strong>de</strong>n „Frühjahrs-Ausgabe“ begrüßen<br />

zu dürfen.<br />

Diese Themenblöcken habe ich für Sie aufbereitet<br />

��Literarische Schlaglichter<br />

��Technologiemanagement<br />

��Controlling<br />

��Rechnungswesen und Rechnungslegung<br />

��Führung und Management<br />

��Change Management<br />

��Persönliche Themen und Kompetenzen<br />

��Kleines Fachbuch ABC – Teil III<br />

Allgemeine Hinweise<br />

Die Inhalte dieser Seiten wur<strong>de</strong>n mit großer Sorgfalt erstellt. Die<br />

bibliografischen Daten, insbeson<strong>de</strong>re die Preisangaben, entsprechen<br />

<strong>de</strong>m Kenntnisstand <strong>de</strong>s Rezensenten zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Manuskripterstellung<br />

und beziehen sich auf <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Buchmarkt.<br />

Der Rezensent übernimmt keinerlei Gewähr für die Aktualität,<br />

Korrektheit, Vollständigkeit o<strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>r bereitgestellten<br />

Informationen und Hinweise. Auf die – <strong>de</strong>r weiterführen<strong>de</strong>n Information<br />

dienen<strong>de</strong>n – verlinkten Seiten hat <strong>de</strong>r Rezensent keinen Einfluss.<br />

Für <strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>r verlinkten Seiten sind ausschließlich <strong>de</strong>ren Betreiber<br />

verantwortlich. Es wird aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Lesbarkeit die geschlechtsneutrale<br />

bzw. männliche Form verwandt. Selbstverständlich<br />

sind stets sowohl Leserinnen als auch Leser gemeint. Der Rezensent<br />

orientiert sich am Ethik-Ko<strong>de</strong>x <strong>de</strong>s Deutschen Fachjournalisten<br />

Verban<strong>de</strong>s e. V. (DFJV).<br />

Literarische Schlaglichter<br />

CM März / April 2011<br />

Dabei geht es insbeson<strong>de</strong>re nicht mehr darum, die Eigenkapitalrentabilität<br />

im klassischen Sinne zu messen, zu beurteilen und zu steigern, son<strong>de</strong>rn<br />

die Einflussgrößen auf <strong>de</strong>n Unternehmenswert im Sinne von „Werttreibern“<br />

und „Wertvernichtern“ zu i<strong>de</strong>ntifizieren und Unternehmenswert<br />

steigern<strong>de</strong> Strategien zu entwickeln. – Aus: Gräfer / Schnei<strong>de</strong>r: Bilanzanalyse,<br />

S. 140.<br />

Unter <strong>de</strong>n bisher verfügbaren Analyseinstrumenten scheinen die Gap-<br />

Analyse, das Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Wertschöpfungskette, vor allem aber die unterschiedlichen<br />

Varianten <strong>de</strong>r Portfoliotechniken die größte Verbreitung auch<br />

in <strong>de</strong>r Praxis gefun<strong>de</strong>n zu haben. – Aus: Macharzina, Klaus / Wolf, Joachim:<br />

Unternehmensführung, S. 300.<br />

Der entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Nutzen dieser Indikatorenbildung ist, dass dadurch<br />

ein Bewertungsproblem in ein Beobachtungsproblem verwan<strong>de</strong>lt wird. –<br />

Aus: Berner: Change!, S. 87.<br />

Existieren Strategien nur auf Plänen und in <strong>de</strong>n Köpfen <strong>de</strong>s Managements,<br />

besteht wenig Aussicht auf Erfolg. – Aus: Haake / Seiler: Strategie-Workshop,<br />

S. 117.<br />

Der Wettbewerb <strong>de</strong>r Zukunft fin<strong>de</strong>t statt auf <strong>de</strong>m Marktplatz <strong>de</strong>r Unternehmenskulturen.<br />

– Aus: Von Fournier: Die 10 Gebote für ein gesun<strong>de</strong>s<br />

Unternehmen, S. 11.<br />

Säe Nutzen, ernte Gewinn. – Aus: Bürkle: Mythos Strategie, S. 214.<br />

Das Technologie<strong>controlling</strong> hat in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren einen stetigen<br />

Be<strong>de</strong>utungszuwachs erfahren. Bei <strong>de</strong>r Entwicklung von Neuprodukten<br />

stehen Unternehmen unter einem hohen Druck. – Aus: Schmeisser:<br />

Technologiemanagement und Innovationserfolgsrechnung, S. 47.<br />

In vielen Fällen wer<strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungen in Unternehmen (…) durch das<br />

Controlling angestoßen und ausgelöst. (…) Gleichzeitig muss sich Controlling<br />

als Bereich und Instrument mit je<strong>de</strong>r organisatorischen Än<strong>de</strong>rung selbst<br />

immer wie<strong>de</strong>r wan<strong>de</strong>ln, um Controlling-Aufgaben organisationskonform erledigen<br />

zu können. – Aus: Kraus et all.: Change-Management, S. 333.<br />

Es (…) erheben sich jedoch einige Zweifel an <strong>de</strong>r These, dass die mo<strong>de</strong>rnen<br />

Informations- und Kommunikationstechnologien <strong>de</strong>r betriebswirt-<br />

Literaturforum<br />

93


Literaturforum<br />

94<br />

Alfred Biels Literaturforum<br />

schaftlichen Informationsknappheit ein En<strong>de</strong> bereitet haben o<strong>de</strong>r in absehbarer<br />

Zeit ein En<strong>de</strong> bereiten wer<strong>de</strong>n. – Aus: Wolf: Organisation, Management,<br />

Unternehmensführung, S. 305.<br />

Von Nutzen ist <strong>de</strong>r Einsatz von Beratern aber nur, wenn diese ihre Unabhängigkeit<br />

gegenüber <strong>de</strong>m Auftraggeber bewahren und zugleich ihre<br />

Lösung individuell auf das jeweilige Unternehmen ausrichten. – Aus:<br />

Lauer: Change Management, S. 184.<br />

Wann aber können Sie sicher sein, dass es ein echter Dialog war? Wenn<br />

Sie aus einem Gespräch an<strong>de</strong>rs herauskommen, als Sie hineingingen.<br />

Das ist das Gütekriterium <strong>de</strong>s Dialogs. – Aus: Sprenger: Mythos Motivation,<br />

S. 186.<br />

Eine wichtige Eigenschaft im Rahmen <strong>de</strong>r Zusammenarbeit mit Menschen<br />

ist gegenseitiges Vertrauen. Die ist auch in <strong>de</strong>r Teamarbeit essentiell.<br />

– Aus: Kohler: Management und Lea<strong>de</strong>rship, S. 61.<br />

Letzten En<strong>de</strong>s müssen sich die besseren Argumente durchsetzen, obwohl<br />

es in <strong>de</strong>r Praxis nicht selten so ist, dass die Argumente <strong>de</strong>s Mächtigeren<br />

die Oberhand gewinnen. – Aus: Kieser / Walgenbach: Organisation,<br />

S. 436.<br />

Mit <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Controllerrolle hin zum ökonomischen Gewissen<br />

sowie zum internen Berater wird Sozial- und Führungskompetenz zunehmend<br />

wichtiger. – Aus: Weber et al.: Personalmanagement im Controlling,<br />

S. 72.<br />

Oft wer<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Einführung von Standardanwendungssoftware<br />

grundlegen<strong>de</strong> Regeln <strong>de</strong>s Projektmanagements und <strong>de</strong>r Wirtschaftlichkeit<br />

nicht berücksichtigt, son<strong>de</strong>rn Prestigeprojekte (E-Business ist „in“)<br />

als teuere E-Commerce-Ruinen hinterlassen. – Aus: Gadatsch / Mayer:<br />

Masterkurs IT-Controlling, S. 70.<br />

Aber selbst <strong>de</strong>r stringenteste Einsatz von Instrumenten kann manchmal<br />

nicht verhin<strong>de</strong>rn, dass <strong>de</strong>r „menschliche Faktor“ zuschlägt. – Aus: Vahs<br />

/ Weiand: Workbook Change Management, S. 402.<br />

Das Thema „Der Controller als Inhouse Consultant“ hat eine hohe<br />

Aktualität, weil es praktisch nur einer Ergänzung <strong>de</strong>r Regelaufgaben<br />

<strong>de</strong>s Controllings bedarf, um eine schlagkräftige Truppe aufzubauen.<br />

Viele Metho<strong>de</strong>n, Vorgehensmo<strong>de</strong>lle und Werkzeuge <strong>de</strong>r Controller<br />

sind i<strong>de</strong>ntisch mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Berater. Und die mentalen Mo<strong>de</strong>lle ähneln<br />

sich auch. – Aus: Nie<strong>de</strong>reichholz / Nie<strong>de</strong>reichholz: Inhouse Consulting,<br />

S. 9.<br />

Für Sie als Bewerber enthält vor allem <strong>de</strong>r Lagebericht verwertbare Informationen.<br />

– Aus: Du<strong>de</strong>n: Das erfolgreiche Vorstellungsgespräch, S. 9.<br />

Bei <strong>de</strong>r Wirtschaftsentwicklung sind sich die Experten uneins. Aber<br />

jetzt habe ich zum ersten Mal in meinem Leben <strong>de</strong>n Eindruck, dass<br />

diese Prognose etwas mit mir zu tun haben. – Aus: Berger: Gefeuert,<br />

S. 112.<br />

Damit ist er in <strong>de</strong>r Chefarztposition Controller und Steuerer <strong>de</strong>s verantworteten<br />

medizinischen Versorgungskomplexes: – Aus: Hentze / Kehres:<br />

Krankenhaus-Controlling, S. 362.<br />

Besprechungen<br />

In <strong>de</strong>r Diskussion<br />

Schmeisser, Wilhelm (Hrsg.)<br />

Technologiemanagement und Innovationserfolgsrechnung<br />

München: Ol<strong>de</strong>nbourg Verlag 2010 – 258 Seiten, € 34,80<br />

Autoren und Buch<br />

Prof. Dr. habil. Wilhelm Schmeisser ist <strong>de</strong>m<br />

Vernehmen nach Hochschullehrer an <strong>de</strong>r<br />

HTW Berlin sowie Direktor und Sprecher<br />

<strong>de</strong>s Kompetenzzentrums „Internationale Innovations-<br />

und Mittelstandsforschung“ Berlin<br />

(www.mittelstandsforschung-berlin.<strong>de</strong>).<br />

Der Herausgeber wird von Mit-Autoren aus<br />

<strong>de</strong>m wissenschaftlichen Bereich unterstützt.<br />

Das Buch rückt Technologiemanagement<br />

und Innovationserfolgsrechnung in die Aufmerksamkeit und<br />

macht dieses Thema zum Gegenstand einer grundlegen<strong>de</strong>n Betrachtung.<br />

Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />

User Clinic Formate und ihr Beitrag zur Innovationserfolgsrechnung –<br />

Technologie<strong>controlling</strong> und Innovationserfolgsrechnung – Innovationserfolgsrechnung<br />

zur Beurteilung von Erfolgspotentialen und Risiken – Nachhaltige<br />

Energieerzeugung durch Solartechnik – Humankapital-Innovations-Potential-Indices<br />

Beschreibung und Einschätzung<br />

Die Neuerscheinung hebt die wirtschaftliche Be<strong>de</strong>utung von Technologien<br />

und Innovationen hervor und betont die Wichtigkeit dieses Themas für<br />

Controller. Das Themenspektrum erstreckt sich von Marktforschung und<br />

Innovationsmarketing über die Entwicklung von Technologien, die Steuerung<br />

von Innovationen bis zur Implementierung eines Technologie- und<br />

Innovations<strong>controlling</strong>s. Verschie<strong>de</strong>ne Fallbeispiele und eine Übertragung<br />

<strong>de</strong>r beschriebenen Ansätze und Metho<strong>de</strong>n auf die Energieerzeugung<br />

durch Solartechnik veranschaulichen die Ausführungen. Das Buch bietet<br />

eine Einleitung und Hinführung zum Themenkomplex und vermittelt prinzipielle<br />

Ansatzpunkte für Konzeption und Umsetzung von Technologiemanagement<br />

und Innovationserfolgsrechnung. Die Darlegungen erfolgen<br />

verständlich und nachvollziehbar, unterstützt von zahlreichen Abbildungen,<br />

Beispielen und einer gut lesbaren Textgestaltung. Stellenweise<br />

sind begriffliche Unschärfen zu beobachten. Insgesamt machen die Autoren<br />

im Grundsätzlichen <strong>de</strong>utlich, dass Technologien und Innovationen<br />

eine starke Beachtung in <strong>de</strong>n Unternehmen und eine intensive Beteiligung<br />

<strong>de</strong>r Controller erfor<strong>de</strong>rn. Hierzu wer<strong>de</strong>n grundlegen<strong>de</strong> Vorgehensweisen<br />

angeboten. Leseprobe unter: www.ol<strong>de</strong>nbourg-wissenschaftsverlag.<strong>de</strong>


Neues zum Controlling<br />

Haake, Klaus / Seiler, Willi<br />

Strategie-Workshop<br />

Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag 2010 – 157 Seiten, € 39,95<br />

Autoren und Buch<br />

Prof. Dr. Klaus Haake ist Professor für Unternehmensführung an <strong>de</strong>r<br />

Steinbeis Universität in Berlin und Lehrbeauftragter an <strong>de</strong>r Universität St.<br />

Gallen; Willi Seiler, Dipl. KMU/HSG, verfügt <strong>de</strong>m Vernehmen nach über<br />

20 Jahre Managementerfahrung in verschie<strong>de</strong>nen Unternehmen. Bei<strong>de</strong><br />

Autoren sind, wie es heißt, Partner <strong>de</strong>r Unternehmensberatung HSP-Consulting,<br />

St. Gallen. Das Buch stellt ein Konzept vor „In fünf Schritten zur<br />

erfolgreichen Unternehmensstrategie“.<br />

Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />

Einführung – Strategie-Workshop – Initiative und Vorbereitung – Analyse<br />

– Strategieentwicklung – Strategieumsetzung – Strategieüberprüfung –<br />

Glossar<br />

Beschreibung und Einschätzung<br />

Die Autoren legen ein Arbeitsbuch vor zur Gestaltung eines Strategie-<br />

Workshops. Nach einer allgemeinen Einführung beschreiben sie ihr Konzept,<br />

wie man eine Strategie praktisch erarbeitet. Das Buch befähigt nach<br />

<strong>de</strong>n Worten <strong>de</strong>r Autoren <strong>de</strong>n Leser, die Strategie in fünf Schritten selbstständig<br />

zu erarbeiten. Das Buch enthält umfangreiches Arbeits- und Anschauungsmaterial<br />

(67 erläutern<strong>de</strong> Abbildungen und 56 Arbeitsblätter).<br />

Die Arbeitsblätter, die die Arbeit an einem Strategie-Projekt strukturieren<br />

und erleichtern, stehen über einen Webco<strong>de</strong> im Buch zum Download zur<br />

Verfügung. Der entsprechen<strong>de</strong> Test verlief erfolgreich. Das Buch hat <strong>de</strong>n<br />

Charakter einer „Gebrauchs- bzw. Umsetzungsanleitung“ für die Handhabung<br />

und Nutzung <strong>de</strong>s Vorgehenskonzeptes. Es ist recht konkret, die Autoren<br />

erklären im Einzelnen genau die notwendigen Schritte und untermauern<br />

diese mit praktischen Hinweisen und zahlreichen Beispielen. Darüber<br />

hinaus erfolgen kompakte und praxisnahe Darstellungen wesentlicher<br />

strategischer Begriffe, Analysen und Maßnahmen. Eine mo<strong>de</strong>rne,<br />

zweifarbige Text- und Bildgestaltung, eine übersichtliche und angenehme<br />

Aufmachung und ein klarer, verständlicher Schreibstil la<strong>de</strong>n zum Lesen<br />

dieses Praxisratgebers ein. Leseprobe unter: www.schaeffer-poeschel.<strong>de</strong><br />

Bürkle, Hans (Hrsg.)<br />

Mythos Strategie<br />

Wiesba<strong>de</strong>n: Gabler Verlag 2010 – 256<br />

Seiten, € 39,95<br />

Autoren und Buch<br />

Hans Bürkle berät <strong>de</strong>n Angaben zufolge<br />

seit vielen Jahren Führungskräfte in <strong>de</strong>r<br />

Wirtschaft mit <strong>de</strong>m Schwerpunkt Strategieentwicklung.<br />

An diesem Buch sind insgesamt<br />

21 Autoren und Interviewpartner<br />

beteiligt. Das Buch mit <strong>de</strong>m Untertitel „Mit<br />

<strong>de</strong>r richtigen Strategie zur Marktführer-<br />

CM März / April 2011<br />

schaft“ vermittelt nach einer allgemeinen Einführung die Erfolgsstrategien<br />

von 15 regionalen und globalen Marktführern. Die Beiträge beruhen auf<br />

<strong>de</strong>m energo-kybernetischen System bzw. <strong>de</strong>r engpassorientierten Strategie<br />

(EKS) von Mewes, einer Managementlehre, <strong>de</strong>r eine Sicht von Manager,<br />

Umwelt und zu steuern<strong>de</strong>m Unternehmen als System zugrun<strong>de</strong> liegt.<br />

Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />

Kun<strong>de</strong>nnutzen – Das A und O <strong>de</strong>r Strategie – Von <strong>de</strong>r Existenzgründung<br />

bis zur Marktführerschaft – Marktführer wer<strong>de</strong>n per Franchise – Erfolgsbausteine<br />

<strong>de</strong>r engpasskonzentrierten Strategie<br />

Beschreibung und Einschätzung<br />

Das Buch beschreibt die Grundlagen und Erfolgsbausteine <strong>de</strong>r EKS und<br />

veranschaulicht <strong>de</strong>ren Anwendung durch Fallbeispiele. Der Begrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

EKS, Wolfgang Mewes, kommt durch ein umfangreiches Interview zu<br />

Wort. Dieses Buch richtet sich vor allem an Unternehmer kleiner und mittlerer<br />

Unternehmen (KMU), an Führungskräfte, Interessierte und Existenzgrün<strong>de</strong>r.<br />

Die Fallbeispiele in diesem Buch – vom Existenzgrün<strong>de</strong>r bis hin<br />

zum Weltmarktführer – beruhen auf <strong>de</strong>m gleichen Strategieansatz, nämlich<br />

<strong>de</strong>r EKS. Das Anliegen dieses Buches ist es nach <strong>de</strong>n Worten <strong>de</strong>s Herausgebers,<br />

die Leser mit einer Strategie vertraut zu machen, die – wie es<br />

heißt – aus <strong>de</strong>r Praxis für die Praxis entwickelt wur<strong>de</strong> und einer Vielzahl<br />

von Unternehmen Erfolg gebracht habe. Die Beseitigung von Engpässen<br />

(Bedürfnisbefriedigung o<strong>de</strong>r Problemlösung auf <strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n<br />

und Kräftekonzentration auf <strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>s Unternehmens) ist ein zentrales<br />

Element <strong>de</strong>s Managementansatzes nach EKS. Die EKS wird – so Gabler<br />

Wirtschaftslexikon – bereits in verschie<strong>de</strong>nen Problemfel<strong>de</strong>rn erfolgreich<br />

angewandt. Die Neuerscheinung ist einerseits ein Strategiebuch insbeson<strong>de</strong>re<br />

für mittelständische Unternehmen und an<strong>de</strong>rseits eine informieren<strong>de</strong><br />

und werben<strong>de</strong> EKS-Veröffentlichung. Leseprobe unter: www.gabler.<strong>de</strong><br />

Weber, J. / Burchard, C. / Voußem, B. / Kempf, S.<br />

Personalmanagement im Controlling<br />

Weinheim: WILEY-VCH Verlag 2010 – 82 Seiten, € 24,90<br />

Autoren und Buch<br />

Professor Dr. Dr. h.c. Jürgen Weber lehrt<br />

Controlling an <strong>de</strong>r WHU und ist Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Kuratoriums <strong>de</strong>s Int. Controller<br />

Vereins e.V. (ICV). Die weiteren Autoren<br />

sind wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut<br />

für Management und Controlling<br />

(IMC). Der Titel erscheint als Band 76 <strong>de</strong>r<br />

Reihe Advanced Controlling und befasst<br />

sich mit Einstieg und Entwicklungsmöglichkeiten<br />

<strong>de</strong>r Controller, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r<br />

Nachwuchskräfte.<br />

Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />

Einführung – Attraktivität <strong>de</strong>s Controllerberufs – Personalakquisition –<br />

Personalentwicklung – Fazit und Ausblick<br />

Beschreibung und Einschätzung<br />

Ziel dieses neuen AC-Ban<strong>de</strong>s ist es, einen Überblick über die gegenwärtige<br />

Praxis <strong>de</strong>s Personalmanagements im Zentral<strong>controlling</strong> zu geben, sowie<br />

wesentliche Themen und Handlungsfel<strong>de</strong>r aufzuzeigen. Den Angaben<br />

95


Literaturforum<br />

96<br />

Alfred Biels Literaturforum<br />

nach beruht <strong>de</strong>r Band auf einer Vielzahl von Quellen, u.a. auf <strong>de</strong>n Erkenntnissen<br />

aus einer großzahligen Erhebung unter Stu<strong>de</strong>nten über die<br />

Attraktivität <strong>de</strong>s Controllerberufs sowie auf theoriegeleiteten, fragebogengestützten<br />

Tiefeninterviews mit Leitern <strong>de</strong>s Konzern<strong>controlling</strong>s namhafter<br />

Unternehmen. Personal ist die zentrale Ressource <strong>de</strong>s Controllerbereichs<br />

und bedarf daher eines sorgfältigen Managements, dies ist die<br />

zentrale Botschaft <strong>de</strong>s Ban<strong>de</strong>s. Eine weitere wichtige Kernaussage bezieht<br />

sich auf die wachsen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Sozial- und Führungskompetenz.<br />

Für Personal-Verantwortliche im Bereich Finanzen und Controlling,<br />

und für X Controller, insbeson<strong>de</strong>re Nachwuchskräfte, die ihre Karriere<br />

planen möchten, bietet <strong>de</strong>r Band vielfältige Informationen und eine Reihe<br />

nützlicher Hinweise.<br />

Hentze, Joachim / Kehres, Erich (Hrsg.)<br />

Krankenhaus-Controlling<br />

Stuttgart: Kohlhammer Verlag 2010 – 385 Seiten, € 49,80<br />

Das vorliegen<strong>de</strong> Sammelwerk, in 4., vollständig überarbeiteter und aktualisierter<br />

Auflage erschienen, vermittelt aus unterschiedlichen Perspektiven<br />

recht facettenreich Konzepte, Metho<strong>de</strong>n und Erfahrungen aus <strong>de</strong>r<br />

Krankenhauspraxis. 16 Beiträge von 28 Autoren befassen sich mit <strong>de</strong>m<br />

Krankenhaus aus betriebswirtschaftlicher Sicht, <strong>de</strong>m operativen und<br />

strategischen Controlling, Controlling im Krankenhaus mit SAP-Anwendungen<br />

sowie mit <strong>de</strong>r Qualitätssicherung und Führung im Krankenhaus.<br />

Die Neuauflage bietet einen breiten Überblick in <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r Diskussion<br />

und einen Einblick in die praktische Umsetzung <strong>de</strong>s Krankenhaus-<br />

Controllings. Leseprobe unter: www.kohlhammer.<strong>de</strong><br />

Grieshop, Hendrik<br />

Kooperation von Controllerbereich und<br />

externem Rechnungswesen<br />

Wiesba<strong>de</strong>n: Gabler Verlag 2010 – 297 Seiten, € 49,95<br />

Autor und Buch<br />

Dr. Hendrik Grieshop promovierte nach Verlagsangaben an <strong>de</strong>r WHU –<br />

Otto Beisheim School of Management am Institut für Management und<br />

Controlling von Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen Weber. Die Veröffentlichung erscheint<br />

als Band 38 <strong>de</strong>r Schriften <strong>de</strong>s Center for Controlling & Management<br />

(CCM). Wie es im Geleitwort heißt, ist die vorliegen<strong>de</strong> Arbeit eingebettet<br />

in einen Forschungsstrang am Institut, das sich mit Fragen <strong>de</strong>r<br />

strategischen Positionierung <strong>de</strong>s Controllerbereichs innerhalb von Unternehmen<br />

beschäftigt.<br />

Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />

Einleitung – Grundlagen <strong>de</strong>r Untersuchung – Methodische Konzeption –<br />

Konzeptualisierung und Operationalisierung – Wirkungen <strong>de</strong>r Güte <strong>de</strong>r Kooperation<br />

– Determinanten <strong>de</strong>r Güte <strong>de</strong>r Kooperation – Zusammenfassung<br />

Beschreibung und Einschätzung<br />

Zentrales Ziel <strong>de</strong>r Arbeit ist die Schaffung eines grundlegen<strong>de</strong>n Verständnisses<br />

<strong>de</strong>r Kooperation von Controllerbereich und externem Rechnungswesen<br />

aus Sicht <strong>de</strong>r Wissenschaft. Hinsichtlich Gang <strong>de</strong>r Untersuchung,<br />

Sprache, Gewinnung und Aufbereitung <strong>de</strong>r Ergebnisse etc. ist somit zu<br />

berücksichtigen, dass es sich um einen Forschungsbeitrag han<strong>de</strong>lt. Dem<br />

interessierten Praktiker liefert das Buch einige grundlegen<strong>de</strong> Anhaltspunkte<br />

und Empfehlungen für die Ausgestaltung dieser Schnittstelle. Beispielsweise<br />

hält <strong>de</strong>r Autor als zentrales Ergebnis seiner Wirkungsanalyse<br />

fest, dass in Unternehmen mit einer besseren Zusammenarbeit von Controllerbereichen<br />

und externem Rechnungswesen die Qualität <strong>de</strong>r<br />

Leistungen <strong>de</strong>s Controllerbereichs über alle Leistungsbereiche hinweg<br />

höher ausfällt. Die Tätigkeit <strong>de</strong>r Controller ist mit vielfältigen und z. T.<br />

auch intensiven Schnittstellen ausgestaltet, so dass Untersuchungen dieser<br />

Art im Interesse von Wissenschaft und Praxis liegen. Im vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Fall sind die Ergebnisse mehr für wissenschaftliche Zwecke und nur<br />

nachrangig für die Praxis aufbereitet.<br />

Gadatsch, Andreas / Mayer, Elmar<br />

Masterkurs IT-Controlling<br />

Wiesba<strong>de</strong>n: Vieweg + Teubner Verlag 2010 – 636 Seiten, € 51,95<br />

Dieser Titel erscheint in 4., erweiterter<br />

Auflage. Der umfangreiche Band vermittelt<br />

vielfältiges Wissen für Studium und<br />

Praxis, bringt eine überzeugen<strong>de</strong> Begründung<br />

für die Notwendigkeit <strong>de</strong>s IT-Controllings<br />

sowie vielfältige Hinweise und<br />

Orientierungshilfen für die Ausgestaltung<br />

eines IT-Controlling-Konzepts. Die Neuauflage<br />

befasst sich zunächst mit <strong>de</strong>m IT-<br />

Controlling-Konzept im Grundsätzlichen,<br />

ferner mit <strong>de</strong>m Einsatz operativer und<br />

strategischer IT-Controlling-Werkzeuge<br />

sowie mit <strong>de</strong>r Kostenrechnung für IT-Controller<br />

einschließlich Deckungsbeitrags-<br />

und Prozesskostenrechnung. Der Anhang enthält u. a. Musterklausuren,<br />

das Glossar erläutert IT-Begriffe. Zum Leistungsangebot dieses „Onlineplus-Buches“<br />

gehört umfassen<strong>de</strong>s Zusatzmaterial im Internet.<br />

Schreckene<strong>de</strong>r, Berta C.<br />

Projekt<strong>controlling</strong><br />

Freiburg: <strong>Haufe</strong>-Lexware 2010 – 303 Seiten mit CD-ROM, € 34,80<br />

Die vorliegen<strong>de</strong> 3. Auflage arbeitet zunächst<br />

„das Beson<strong>de</strong>re“ an Projekten<br />

heraus, behan<strong>de</strong>lt das Projekt<strong>controlling</strong><br />

in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Projektphasen,<br />

geht auf die Informationsversorgung<br />

ein, erörtert das Team<strong>controlling</strong><br />

und stellt Präsentation und Mo<strong>de</strong>ration<br />

vor. Die beiliegen<strong>de</strong> CD-ROM enthält<br />

einen Rechner für verschie<strong>de</strong>ne<br />

Aufgaben sowie einige Zusatzinformationen.<br />

Leseprobe unter: www.haufe.<strong>de</strong>


Neues zu Rechnungslegung<br />

und Rechnungswesen<br />

Gräfer, Horst / Schnei<strong>de</strong>r, Georg<br />

Bilanzanalyse<br />

Herne: Verlag Neue Wirtschaftsbriefe 2010 – 170 Seiten, € 29,80<br />

(Online-Version inklusive)<br />

Das vorliegen<strong>de</strong> Lern- und Arbeitsbuch in 11., vollständig überarbeiteter<br />

Auflage führt kompakt ein in die Techniken und Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Bilanzanalyse<br />

einschließlich IFRS-Analyse. Das Buch befasst sich mit <strong>de</strong>r externen<br />

Unternehmensbeurteilung. Die Autoren vermitteln, wie veröffentlichte<br />

Jahresabschlüsse interpretiert und genutzt wer<strong>de</strong>n können. Der sehr<br />

übersichtliche und lesefreundliche Aufbau, viele Beispiele, Abbildungen,<br />

Merksätze, Zusammenfassungen usw. vermitteln insgesamt zweckmäßig<br />

und wirkungsvoll Studieren<strong>de</strong>n und auch Praktikern fundiertes, anwendungsbezogenes<br />

Basiswissen.<br />

Moroff, Gerhard / Focke, Kai<br />

Repetitorium zur Kosten- und Leistungsrechnung<br />

Wiesba<strong>de</strong>n: Gabler Verlag 2011 – 253 Seiten, € 36,95<br />

Autoren und Buch<br />

Prof. Dr. Gerhard Moroff ist <strong>de</strong>n Angaben zufolge Studiengangsleiter BWL<br />

– Industrie I an <strong>de</strong>r Dualen Hochschule Ba<strong>de</strong>n-Württemberg Mannheim<br />

und Dr. Kai Focke ist wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter in diesem Bereich. Die Neuerscheinung<br />

bietet systematisierte Übungsmaterialien<br />

mit Lösungen zu <strong>de</strong>n Grundlagen<br />

<strong>de</strong>r Kostenrechnung.<br />

Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />

Einführung in das betriebliche Rechnungswesen<br />

– Kostenartenrechnung – Kostenstellenrechnung<br />

– Kostenträgerstückrechnung<br />

– Deckungsbeitragsrechnung und<br />

Preisuntergrenzen<br />

Beschreibung und Einschätzung<br />

Thematisch orientiert sich das vorliegen<strong>de</strong> Lern- und Übungsbuch o<strong>de</strong>r<br />

auch „Wie<strong>de</strong>rholungsbuch“ an herkömmlichen Lehrbüchern über die<br />

Grundlagen <strong>de</strong>r Kostenrechnung. Das Aufgabenangebot richtet sich an<br />

Leser, die bereits über entsprechen<strong>de</strong>s theoretisches Grundlagenwissen<br />

verfügen und dieses anwendungsorientiert festigen, sich auf Klausuren<br />

durch Übungen und Wie<strong>de</strong>rholungen vorbereiten o<strong>de</strong>r als Praktiker<br />

theoretisches Wissen auffrischen möchten. Die Aufgaben und Fälle<br />

können direkt im Buch bearbeitet und mit ausführlich dargestellten<br />

Lösungen verglichen wer<strong>de</strong>n. Dies för<strong>de</strong>rt – unterstützt durch Exkurse<br />

und grafische Darstellungen gedanklicher Zusammenhänge – <strong>de</strong>n<br />

nachhaltigen Lernerfolg. Auf ein Stichwortverzeichnis wird lei<strong>de</strong>r verzichtet,<br />

hierdurch könnte <strong>de</strong>r differenzierte Zugriff zum angebotenen<br />

Stoff erleichtert wer<strong>de</strong>n. Einige <strong>de</strong>r Aufgaben stehen zum Download zur<br />

Verfügung.<br />

Avella, Felice-Alfredo / Brinkmann, Ralph<br />

Schnelleinstieg im BilMog<br />

Freiburg: <strong>Haufe</strong>-Lexware 2010 – 316 Seiten mit CD-ROM, € 39,80<br />

Autoren und Buch<br />

Dr. Felice-Alfredo Avella ist nach Verlagsangaben<br />

StB, Rating-Advisor und Dozent<br />

und Dipl.-Kfm. Ralph Brinkmann ist StB,<br />

CPA und Dozent. Die Neuerscheinung vermittelt<br />

Grundlagenwissen und richtet sich<br />

vor allem an kleinere und mittlere Unternehmen.<br />

Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />

BilMoG – Erleichterung für kleine und mittlere<br />

Unternehmen – Bilanzierungs- und Bewertungsgrundlagen<br />

– Auswirkungen <strong>de</strong>s BilMoG auf die Aktiv- und Passivposten<br />

<strong>de</strong>r Bilanz – Anhang – Übergangsvorschriften<br />

Beschreibung und Einschätzung<br />

Das Buch ist ein Angebot an Leser, insbeson<strong>de</strong>re aus mittelständischen<br />

Unternehmen, die sich in kurzer Zeit das Wesentliche über Inhalt und<br />

Auswirkungen <strong>de</strong>s BilMoG aneignen wollen. Das Buch ist leser- und anwen<strong>de</strong>rfreundlich<br />

gestaltet. Beispiele, Vergleiche, tabellarische Übersichten,<br />

Infokästen etc. sowie eine tiefe Glie<strong>de</strong>rung unterstützen die Lektüre.<br />

Die beiliegen<strong>de</strong> CD-ROM enthält Checklisten und Gesetzestexte sowie<br />

verschie<strong>de</strong>ne Übersichten und Arbeitshilfen.<br />

Du<strong>de</strong>n<br />

Kaufmännisches Rechnen<br />

Mannheim: Du<strong>de</strong>nverlag 2011 – 80 Seiten, € 6,95<br />

Der vorliegen<strong>de</strong> Band aus <strong>de</strong>r Du<strong>de</strong>n-Reihe Praxis Kompakt vermittelt die<br />

Grundlagen <strong>de</strong>s kaufmännischen Rechnens und eignet sich, Schul- und<br />

Ausbildungswissen aufzufrischen und zu festigen.<br />

Neues zu Führung und Management<br />

Macharzina, Klaus / Wolf, Joachim<br />

Unternehmensführung<br />

Wiesba<strong>de</strong>n: Gabler Verlag 2010 – 1.181 Seiten, € 59,95<br />

Die Vorauflage wur<strong>de</strong> im Controller Magazin<br />

02/2009 anerkennend besprochen.<br />

Die vorliegen<strong>de</strong> 7., vollständig überarbeitete<br />

und erweiterte Auflage wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>n zwischenzeitlichen<br />

Entwicklungen entsprechend<br />

angepasst, aktualisiert und in mehrfacher<br />

Hinsicht erweitert. Inhaltlich umreißt<br />

dieses Lehrbuch das internationale Managementwissen<br />

und stellt neben <strong>de</strong>n we-<br />

CM März / April 2011<br />

97


Literaturforum<br />

98<br />

Alfred Biels Literaturforum<br />

sentlichen Konzepten und Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Praxisbezug durch zahlreiche<br />

Praxisbeispiele und Querverweise her. Insgesamt ein empfehlenswertes<br />

Lehrbuch für Studieren<strong>de</strong> und ebenso ein nützliches und geeignetes<br />

Handbuch für Fach- und Führungskräfte zum Nachschlagen und zur persönlichen<br />

Weiterbildung.<br />

Sprenger, Reinhard K.<br />

Mythos Motivation<br />

Frankfurt: Campus Verlag 2010 – 295 Seiten, € 24,90<br />

Autor und Buch<br />

Dr. Reinhard K. Sprenger, promovierter<br />

Philosoph, gilt als profilierter und be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r<br />

Management-Berater und<br />

Führungsexperte: „Deutschlands Management-Autor<br />

Nr. 1“ (Han<strong>de</strong>lsblatt)<br />

o<strong>de</strong>r „Deutschlands meistgelesener<br />

Managementautor“ (Der Spiegel). Das<br />

Buch erscheint in 19., aktualisierter<br />

und erweiterter Auflage mit <strong>de</strong>m inhaltsangeben<strong>de</strong>n<br />

Untertitel „Mythos<br />

Motivation“.<br />

Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />

Vorwort – Einleitung – Sichtungen (u.a. Impuls aus <strong>de</strong>r Praxis, Sprachnebel<br />

<strong>de</strong>r „Motivation”, kurze Hebel <strong>de</strong>r Motivierung) – Entlarvungen (u.a.<br />

Belohnen und Bestechen o<strong>de</strong>r Loben als Herrschaftszynismus) – Führungen<br />

(u.a. For<strong>de</strong>rn statt Verführen. Exkurs: Dialogisch führen)<br />

Beschreibung und Einschätzung<br />

Der vorliegen<strong>de</strong> Titel ist vermutlich das bekannteste und auflagenstärkste<br />

Buch zum Thema Motivation, es ist zum Klassiker gewor<strong>de</strong>n.<br />

Dies mag an <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Motivation bzw. <strong>de</strong>r Beweggrün<strong>de</strong>, die<br />

das Han<strong>de</strong>ln eines Menschen bestimmen, liegen, ebenso am brillanten<br />

Stil und gekonnten Umgang <strong>de</strong>s Autors mit <strong>de</strong>r Themenstellung, aber<br />

auch daran, dass sich Sprengers Konzept von <strong>de</strong>r „herrschen<strong>de</strong>n Lehre“<br />

und <strong>de</strong>r klassischen Betriebswirtschaftslehre <strong>de</strong>utlich unterschei<strong>de</strong>t.<br />

Motivierung stört Motivation, so lautet Sprengers Kernthese. Statt<strong>de</strong>ssen<br />

for<strong>de</strong>rt er, „Demotivation zu vermei<strong>de</strong>n.“ Diesem Anspruch widmet<br />

sich das Buch in recht ausführlicher und zugleich auch anschaulicher<br />

Weise. Der Verfasser befasst sich hierzu beispielsweise mit<br />

Pedanterie, mangeln<strong>de</strong>r Glaubwürdigkeit, Nicht-Zutrauen und an<strong>de</strong>ren<br />

Einflussfaktoren. Sprenger setzt insbeson<strong>de</strong>re auf Eigenverantwortung,<br />

Vertrauen, geeignete Rahmenbedingungen und individuelle Spielräume.<br />

Er betont <strong>de</strong>n „Freiheitsaspekt“ und tritt ein für respektvolles Verhalten<br />

auch im beruflichen Bereich. Das Buch ist ausgesprochen spannungsvoll<br />

und anregend in einem gut lesbaren, fast unterhalten<strong>de</strong>n Stil<br />

geschrieben. Sprenger versteht es, <strong>de</strong>n Leser für <strong>de</strong>n Themenkomplex<br />

Motivation zu interessieren und die einschlägigen Fragestellungen verständlich<br />

zu machen. Es bleibt <strong>de</strong>m Leser – ganz im Sinne <strong>de</strong>r „Freiheitsphilosophie“<br />

von Sprenger – überlassen, sich auf die Überlegungen<br />

und Vorschläge in diesem Buch einzulassen o<strong>de</strong>r sie zu verwerfen.<br />

Die Lektüre ist in je<strong>de</strong>m Fall eine Bereicherung.<br />

Leseprobe unter: www.campus.<strong>de</strong><br />

Hinweis: Im CM 2/11 fin<strong>de</strong>t sich ein Interview mit <strong>de</strong>m Autor: Was treibt<br />

uns an? – Auf <strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>m richtigen Weg zur optimalen Leistung.<br />

Kohler, Reinhold<br />

Management und Lea<strong>de</strong>rship<br />

Marburg: Tectum Verlag 2009 – 111 Seiten, € 24,90<br />

Autor und Buch<br />

Dipl.-Ing. Reinhold Kohler ist nach Verlagsangaben als Manager, Controller<br />

und Mo<strong>de</strong>rator seit vielen Jahren in <strong>de</strong>r industriellen und militärischen<br />

Führung tätig. Das Buch mit <strong>de</strong>m Untertitel „Wie man erfolgreich Teams<br />

bil<strong>de</strong>t und Führungseigenschaften überträgt“ gibt eine Einführung in<br />

praktische Führungsfragen.<br />

Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />

Management o<strong>de</strong>r Lea<strong>de</strong>rship – Vertiefung und Abgrenzung relevanter<br />

Termini – Bildung eines Managementteams –Transfer ausgewählter Lea<strong>de</strong>rship-Eigenschaften<br />

– Fazit<br />

Beschreibung und Einschätzung<br />

Kohler gibt eine kurz gefasste, das Wesentliche zusammenfügen<strong>de</strong> Darstellung<br />

praxisrelevanter Führungsfragen. Zentrales Anliegen <strong>de</strong>r Veröffentlichung<br />

ist die Vermittlung von Führungskompetenz und die Betonung<br />

von Lea<strong>de</strong>rship als Gesamtheit <strong>de</strong>r Führungsqualitäten. Diese Einführung<br />

eignet sich beson<strong>de</strong>rs für Leser, die sich mit <strong>de</strong>n Grundzügen <strong>de</strong>r Führung<br />

vertraut machen und als Führungskraft schnell einarbeiten wollen.<br />

Von Fournier, Cay<br />

Die 10 Gebote für ein gesun<strong>de</strong>s Unternehmen<br />

Frankfurt: Campus Verlag 2010 – 253 Seiten, € 29,90 – als E-Book<br />

für € 26,90<br />

Autor und Buch<br />

Cay von Fournier ist nach Verlagsangaben<br />

promovierter Arzt und Wirtschaftswissenschaftler<br />

sowie Unternehmer, Autor,<br />

Referent und Trainer. Cay von Fournier<br />

ist Inhaber und Geschäftsführer <strong>de</strong>s<br />

SchmidtCollegs. Das Buch versteht sich<br />

als Praxisratgeber, langfristigen Erfolg<br />

zu schaffen und richtet sich insbeson<strong>de</strong>re<br />

an mittelständische Unternehmen.<br />

Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />

Sei kreativ – Biete echten Nutzen – Sei mutig an<strong>de</strong>rs als an<strong>de</strong>re – Investiere<br />

– Sei konsequent – Sei einfach – Verbessere ständig – Stärke mit<br />

Stärken – Führe mit Werten – Lebe in Balance – Grundsätze wirksamer<br />

Führung.<br />

Beschreibung und Einschätzung<br />

Der Autor legt ein „etwas an<strong>de</strong>res Managementbuch“ vor, in <strong>de</strong>m es um<br />

„wirtschaftlich gesun<strong>de</strong> Unternehmen“ geht. Ziel dieses Buches ist nach<br />

Worten <strong>de</strong>s Autors, dass gesun<strong>de</strong> Unternehmen gesun<strong>de</strong> Menschen führen.<br />

Von Fournier bedient sich in vielfältiger Weise <strong>de</strong>r Sprache und Denkweise<br />

<strong>de</strong>r Medizin und bezieht vielgestaltige Beispiele aus <strong>de</strong>r Natur in die


Betrachtungen ein. Verschie<strong>de</strong>ntlich greift er auch auf Aussagen und Bil<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Bibel zurück. In diesem Sinne be<strong>de</strong>utet „gesund“ in guter Verfassung<br />

sowie leistungs- und zukunftsfähig. Aus Sicht <strong>de</strong>s Verfassers will<br />

dieses Buch <strong>de</strong>n Leser zur Konzentration auf die wichtigsten Erfolgsfaktoren,<br />

vor allem in mittelständischen Unternehmen, verhelfen. Die Ausführungen<br />

sind unmittelbar auf die Praxis bezogen. Praktische Fragen<br />

und Erfahrungen, die praktische Durchführung und Umsetzung und damit<br />

praktische Tipps stehen im Vor<strong>de</strong>rgrund. Dabei kommt es von Fournier<br />

auf einfache und Regeln und Konzepte an, aber auch auf ein soli<strong>de</strong>s Wertefundament.<br />

Herkömmliche Managementmetho<strong>de</strong>n erfahren eine kritische<br />

und skeptische Bewertung und Einordnung. Die Ausführungen sind<br />

systematisch und klar strukturiert und wer<strong>de</strong>n durch konkrete Beispiele<br />

veranschaulicht und ver<strong>de</strong>utlicht. Es ist ein emotionales und authentisches<br />

Buch, das relativ leicht zu lesen ist. Kritisch bleibt die Frage nach<br />

<strong>de</strong>r Begründung und Untermauerung dieses Konzeptes und <strong>de</strong>r betriebswirtschaftlichen<br />

Tiefe.<br />

Kieser, Alfred / Walgenbach, Peter<br />

Organisation<br />

Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag 2010 – 489 Seiten, € 29,95<br />

Dieses Standardwerk ist seit 34 Jahren erfolgreich auf <strong>de</strong>m Markt. Es<br />

liegt nun in 6., überarbeiteter Auflage vor. Das Lehrbuch führt in die<br />

Grundlagen ein, beschreibt formale Organisationsstrukturen und diskutiert<br />

ihre Einflussgrößen. Das Buch regt auf vielfache Weise, z. B.<br />

über Kontrollfragen, zur aktiven Mitarbeit an. Beson<strong>de</strong>rs gefällt die<br />

mehrdimensionale und ganzheitliche Betrachtungsweise sowie insbeson<strong>de</strong>re<br />

<strong>de</strong>r hinterfragen<strong>de</strong> und erörtern<strong>de</strong> Stil. Insofern eignet sich<br />

das Lehrbuch nicht nur als Begleitbuch für Studieren<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn auch<br />

für Praktiker mit organisationsgestalten<strong>de</strong>n Aufgaben, da es vielfältige<br />

Aspekte und Argumente vermittelt. Die Schriftgröße <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n<br />

einfachen, kartonierten, aber auch preiswerten Ausgabe ist etwas<br />

klein bemessen.<br />

Leseprobe unter: www.schaeffer-poeschel.<strong>de</strong><br />

Wolf, Joachim<br />

Organisation, Management,<br />

Unternehmens führung<br />

Wiesba<strong>de</strong>n: Gabler Verlag 2011 – 712 Seiten, € 46,95<br />

Die vorliegen<strong>de</strong> 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage 2011<br />

von Prof. Dr. Joachim Wolf gibt einen <strong>de</strong>taillierten Überblick über die<br />

„OMU“-Theorie. Das Buch beschreibt und interpretiert die vorherrschen<strong>de</strong>n<br />

Denkansätze und Lehrmeinungen, systematisiert und ordnet<br />

sie ein. Es ist nach Schreibart und Ausdrucksweise sowie hinsichtlich<br />

Aussage und Zielsetzung ein wissenschaftliches Buch. Insgesamt 34 gut<br />

kommentierte Praxisbeispiele sowie aufschlussreiche Erläuterungen von<br />

Praxisfragen, z. B. Information overload o<strong>de</strong>r Machtfragen, können auch<br />

ein Angebot an Praktiker darstellen, die nach inhaltlicher Vertiefung und<br />

theoretischer Fundierung suchen.<br />

Neues zum Change Management<br />

Vahs, Dietmar / Weiand, Achim<br />

Workbook Change Management<br />

Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag 2010 – 406 Seiten, € 49,95<br />

Autoren und Buch<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Dietmar Vahs leitet nach<br />

Verlagsangaben das Institut für Change<br />

Management und Innovation (CMI), Esslingen,<br />

und Prof. Dr. Achim Weiand lehrt <strong>de</strong>m<br />

Vernehmen nach Betriebswirtschaft, insbeson<strong>de</strong>re<br />

Personalentwicklung, an <strong>de</strong>r<br />

Hochschule Neu-Ulm. Das vorliegen<strong>de</strong> Arbeitsbuch<br />

bietet eine systematische Darstellung<br />

wesentlicher Metho<strong>de</strong>n und Techniken<br />

<strong>de</strong>s Verän<strong>de</strong>rungsmanagements.<br />

Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />

Grundlagen erfolgreichen Unternehmenswan<strong>de</strong>ls – Grundlagen und Vorbereitung<br />

– Analyse und Diagnose – Konzeptverarbeitung und Planung –<br />

Implementierung und Umsetzung – Kontrolle und Verbesserung.<br />

Beschreibung und Einschätzung<br />

Change Management bezieht sich nach <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Autoren vertretenen<br />

Auffassung nicht auf einzelne, akute Problembereiche, son<strong>de</strong>rn umfasst<br />

in einer ganzheitlichen Perspektive die vier Handlungsfel<strong>de</strong>r Strategie,<br />

Kultur, Organisation und Technologie sowie die Wechselwirkungen, die<br />

durch die Verän<strong>de</strong>rungsmaßnahmen entstehen. Die Neuerscheinung<br />

bringt Verän<strong>de</strong>rungsprozesse in ein System und unterstützt <strong>de</strong>n Leser,<br />

ein eigenes zielorientiertes, methodisches und planvolles Vorgehen zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Die Autoren tragen vielfältiges und konkretes Wissen zusammen,<br />

das <strong>de</strong>n Verlauf von Verän<strong>de</strong>rungsprozessen för<strong>de</strong>rn und begünstigen<br />

kann. Sie tragen die Ausführungen theoretische fundiert vor und beziehen<br />

sie auf die konkrete Praxis. Zahlreiche Praxisbeispiele unterstützen die<br />

Übertragung in die eigene Anwendungssituation. Eine lesefreundliche<br />

Text- und Bildgestaltung und ein verständlicher Sprachstil för<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n<br />

nutzenorientierten Einsatz <strong>de</strong>s Buches. Das Buch lässt sich verwen<strong>de</strong>n<br />

als Rohentwurf und Vorgehensweise zur erfolgreichen Gestaltung und<br />

Umsetzung von Verän<strong>de</strong>rungsprojekten und / o<strong>de</strong>r als Nachschlagewerk,<br />

das vielseitige Anstöße und Anregungen zu zahlreichen praxisrelevanten<br />

Fragen und Probleme vermittelt.<br />

Leseprobe unter: www.schaeffer-poeschel.<strong>de</strong><br />

Berner, Winfried<br />

Change!<br />

CM März / April 2011<br />

Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag 2010 – 376 Seiten, € 49,95<br />

Autor und Buch<br />

Winfried Berner ist nach <strong>de</strong>n vorliegen<strong>de</strong>n Informationen Diplom-Psychologe,<br />

Unternehmensberater und Change Coach mit langer Berufserfahrung.<br />

Seine Firma „DIE UMSETZUNGSBERATUNG” mit Sitz in Mitterfels /<br />

Bayern ist auf Change Management spezialisiert. Im Mittelpunkt <strong>de</strong>s<br />

99


Literaturforum<br />

100<br />

Alfred Biels Literaturforum<br />

Buches stehen 15 Fallstudien, ergänzt um einführen<strong>de</strong> Kapitel und ein<br />

abschließen<strong>de</strong>s Resümee.<br />

Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />

Einführung – Typologie <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rungsprozesse – Wettbewerbsdruck<br />

– Projektkrise – Kulturverän<strong>de</strong>rung – Turnaround – Prozessoptimierung<br />

– Reorganisation – IT-Systeme – CRM – Mitarbeiterqualität – Post-Merger-Integration<br />

– Verän<strong>de</strong>rungsprozesse- und -bereitschaft – Krisenvorbereitung<br />

– Resümee<br />

Beschreibung und Einschätzung<br />

Der Autor bedient sich <strong>de</strong>s didaktischen Mittels <strong>de</strong>r Fallstudie und damit<br />

einer handlungs- und entscheidungsorientierten Betrachtungsweise.<br />

Ausgehend von <strong>de</strong>r Darstellung konkreter Fälle und komplexer Aufgabenstellungen<br />

wirft Berner im laufen<strong>de</strong>n Text Fragen auf, die er an<br />

<strong>de</strong>n Leser richtet – und nimmt ihn auf diese Weise mit hinein in die<br />

Problemauseinan<strong>de</strong>rsetzung. Die Arbeit an <strong>de</strong>n Fällen, die Suche nach<br />

alternativen Lösungsmöglichkeiten und ihre Begründungen und das<br />

gedankliche Problembehan<strong>de</strong>ln können einen erheblichen Lerneffekt<br />

bewirken. Der Nutzen <strong>de</strong>s Buches kann sich durch auswählen<strong>de</strong>s, gezielt<br />

suchen<strong>de</strong>s Lesen erschließen. Das tiefgeglie<strong>de</strong>rte Inhaltsverzeichnis<br />

sowie das umfangreiche Stichwortverzeichnis, aber auch die Infokästen<br />

mit Zwischenergebnissen und abschließen<strong>de</strong>n Zusammenfassungen<br />

unterstützen die Suche nach entsprechen<strong>de</strong>n Textstellen. Zugleich<br />

för<strong>de</strong>rt die Ausgestaltung <strong>de</strong>s Buches sowohl die schnelle<br />

Durchdringung <strong>de</strong>s Inhaltes als auch die Lesegeschwindigkeit. Die<br />

Neuerscheinung arbeitet die Eigenarten und Merkmale, insbeson<strong>de</strong>re<br />

die möglichen Schwierigkeiten und Probleme, <strong>de</strong>s Change Management<br />

<strong>de</strong>utlich heraus. Berner gibt aus seinem reichen Erfahrungsschatz<br />

vielfältige Wahrnehmungen, Erkenntnisse und Einsichten für die<br />

Praxis weiter. Dieses Buch „für <strong>de</strong>n aktiven Leser“ lässt sich als Leitfa<strong>de</strong>n<br />

und „Gebrauchsanleitung“ für konkrete Projekte und als Nachschlagewerk<br />

für bestimmte Fragen nutzen.<br />

Leseprobe unter: www.schaeffer-poeschel.<strong>de</strong> und<br />

www.umsetzungsberatung.<strong>de</strong><br />

Kraus, Georg / Becker-Kolle, Christel / Fischer, Thomas<br />

Change-Management<br />

Berlin: Cornelsen Verlag 2010 – 358 Seiten mit CD-ROM, € 39,95<br />

Dieses Handbuch erscheint in 3., überarbeiteter<br />

Auflage, ergänzt um eine CD-<br />

ROM mit Formulierungen und Checklisten.<br />

Es befasst sich mit diesen Themen:<br />

Grundlagen <strong>de</strong>s Change-Managements,<br />

Fehler vermei<strong>de</strong>n und Erfolgsfaktoren<br />

nutzen, Instrumente für Change-Prozesse,<br />

Umfeld und Randbedingungen sowie<br />

Fallbeispiele. Im vorliegen<strong>de</strong>n Buch<br />

geht es um Verän<strong>de</strong>rungsprozesse, die<br />

gezielt initiiert und gesteuert wer<strong>de</strong>n. Das<br />

Buch bietet eine übersichtliche, anschauliche und verständliche Darstellung.<br />

Es behan<strong>de</strong>lt ein breites Themenspektrum mit respektabler<br />

Aussagekraft.<br />

Lauer, Thomas<br />

Change Management<br />

Berlin: Springer Verlag 2010 – 211 Seiten, € 39,95<br />

Autor und Buch<br />

Prof. Dr. Thomas Lauer lehrt nach <strong>de</strong>n vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Informationen an <strong>de</strong>r FH Aschaffenburg.<br />

Das Buch beruht nach Angaben<br />

<strong>de</strong>s Verfassers auf langjähriger Erfahrung<br />

als Unternehmensberater sowie ebenso<br />

umfangreicher Lehrpraxis an <strong>de</strong>r Hochschule.<br />

Das Buch vermittelt Grundlagen<br />

und beschäftigt sich eingehend mit <strong>de</strong>n<br />

wichtigsten Erfolgsfaktoren.<br />

Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />

Change Management – Auslöser von Unternehmenswan<strong>de</strong>l – Hemmnisse<br />

<strong>de</strong>s Wan<strong>de</strong>ls – Ursachen gescheiterten Unternehmenswan<strong>de</strong>ls –<br />

Ein Erfolgsfaktorenmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s Change Managements – Erfolgsfaktoren:<br />

Erfolgsfaktor Person – Erfolgsfaktor Vision – Erfolgsfaktor Kommunikation<br />

– Erfolgsfaktor Partizipation – Erfolgsfaktor Integration – Erfolgsfaktor<br />

Re-Edukation – Erfolgsfaktor Projekt-Organisation – Erfolgsfaktor Konsultation<br />

– Erfolgsfaktor Evolution.<br />

Beschreibung und Einschätzung<br />

Change Management, wie vom Autor verstan<strong>de</strong>n und in diesem Buch näher<br />

dargelegt, befasst sich mit <strong>de</strong>r optimalen Steuerung von Unternehmenswan<strong>de</strong>l.<br />

Das Buch macht <strong>de</strong>utlich, dass die Umsetzung von Wan<strong>de</strong>l<br />

kein rein mechanischer Prozess ist, son<strong>de</strong>rn die aktive Unterstützung von<br />

Mitarbeitern erfor<strong>de</strong>rt, die aber auch ihre eigenen Vorstellungen und Erfahrungen<br />

haben. Die ersten Kapitel legen allgemeine Grundlagen, auf die<br />

sich <strong>de</strong>r Leser stützen kann und die die Basis <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Vertiefung<br />

bil<strong>de</strong>n. Die Kapitel beginnen mit einer kurzen Einführung, z. B. „Begriff<br />

und Erfolgsbeitrag“, und en<strong>de</strong>n mit Praxistipps o<strong>de</strong>r einem Praxischeck.<br />

Das Buch ist tief geglie<strong>de</strong>rt, mit zahlreichen Abbildungen versehen, praxisnah<br />

und verständlich geschrieben. Die „Gelingens-Voraussetzungen“<br />

sowie die Ursache-Wirkungszusammenhänge von Verän<strong>de</strong>rungsprojekten<br />

und vielfältige praktische Erfahrungen füllen einen wesentlichen<br />

Teil dieser Neuerscheinung. Insgesamt prägen eine zielbewusste Glie<strong>de</strong>rung<br />

und Anordnung diese Veröffentlichung. Das Werk verbin<strong>de</strong>t einen<br />

handlichen und lesbaren Umfang mit einer relativ tiefen inhaltlichen<br />

Durchdringung. Die strukturierte und übersichtliche Aufmachung erleichtert<br />

das Auffin<strong>de</strong>n von Antworten zu spezifischen Fragen. Es vermittelt<br />

einen grundlegen<strong>de</strong>n theoretischen Überblick und eignet sich als<br />

praktischer Leitfa<strong>de</strong>n. Leseprobe unter: www.springer.<strong>de</strong><br />

Nie<strong>de</strong>reichholz, Christel / Nie<strong>de</strong>reichholz, Joachim (Hrsg.)<br />

Inhouse Consulting<br />

München: Ol<strong>de</strong>nbourg Wissenschaftsverlag 2010 – 239 Seiten, € 39,80<br />

Autoren und Buch<br />

Prof. Dr. Christel Nie<strong>de</strong>reichholz, Grün<strong>de</strong>rin und wissenschaftliche Leiterin<br />

<strong>de</strong>r HAfU – Hei<strong>de</strong>lberger Aka<strong>de</strong>mie für Unternehmensberatung GmbH,<br />

und Prof. Dr. Dr. h. c. Joachim Nie<strong>de</strong>reichholz, Geschäftsführer dieser


Aka<strong>de</strong>mie, geben diesen Band heraus. Die<br />

Veröffentlichung stützt sich auf die Mitarbeit<br />

von über 30 Autoren aus Wissenschaft,<br />

Praxis und Beratung. Das Werk liefert<br />

einen fundierten Überblick zum Stand<br />

<strong>de</strong>s Inhouse Consulting in Deutschland<br />

und vermittelt Grundlagen und Praxis.<br />

Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung (auszugsweise)<br />

Grundlagen: Mo<strong>de</strong>llvarianten von Inhouse<br />

Consulting – Propheten in eigenem Land –<br />

Neutralität <strong>de</strong>r Beratung – Erfolgsfaktor<br />

Mensch – Kurzfristig retten versus langfristig entwickeln. Praxisbeispiele:<br />

Beratung in <strong>de</strong>r Energiewirtschaft – Öffentliche Verwaltung am Beispiel<br />

<strong>de</strong>r BKK Gesundheit – Dornier Consulting – MBtech Consulting<br />

Beschreibung und Einschätzung<br />

Inhouse Consulting be<strong>de</strong>utet Beratung durch ein Unternehmen, an <strong>de</strong>m<br />

<strong>de</strong>r Auftraggeber einen Mehrheitsanteil besitzt, o<strong>de</strong>r durch das Personal<br />

einer eigenen Beratungsabteilung <strong>de</strong>s Auftraggebers. Inhouse Consulting-Einheiten<br />

können recht unterschiedliche Entstehungsgeschichten<br />

haben. Die erfolgreiche Entwicklung <strong>de</strong>s Inhouse Controlling zieht zunehmend<br />

theoretisches und praktisches Interesse auf sich. Infolge <strong>de</strong>r Rollenverän<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r Controller in Richtung Business Partner, <strong>de</strong>r Controller<br />

als „Inhouse Consultant“, ist dieses Thema auch für Controller von<br />

hoher Aktualität. Insgesamt acht einführen<strong>de</strong> Beiträge vermitteln die<br />

Grundlagen und eröffnen einen facettenreichen Zugang zum Thema. Die<br />

Autoren umreißen in kompakten Beiträgen Beson<strong>de</strong>rheiten, Probleme,<br />

Schwierigkeiten dieses Ansatzes. Sie skizzieren Chancen und Risiken <strong>de</strong>r<br />

verschie<strong>de</strong>nen Inhouse Consulting Mo<strong>de</strong>lle. Wegen <strong>de</strong>r Abhängigkeit von<br />

<strong>de</strong>n Unternehmenszielen und <strong>de</strong>ren mitunter schnellen Verän<strong>de</strong>rung ist<br />

nach Auffassung <strong>de</strong>r Herausgeber von einer gewissen Volatilität <strong>de</strong>s Inhouse<br />

Consulting auszugehen. – Wie auch praktische Erfahrungen belegen.<br />

Die neun Praxisbeispiele zeigen beispielhaft und beispielgebend<br />

praktische Einsatzmöglichkeiten <strong>de</strong>s Inhouse Controlling. Sie illustrieren<br />

in kurz gefasster Form Umsetzungsschritte und ergänzen die Hinweise im<br />

Grundlagenteil. Den Autoren gelingt insgesamt eine recht nützliche und<br />

erhellen<strong>de</strong> Darstellung.<br />

Ergänzen<strong>de</strong>s Leseprobe unter: www.ol<strong>de</strong>nbourg-wissenschaftsverlag.<strong>de</strong><br />

Persönliche Themen und<br />

Kompetenzen<br />

Harss, Claudia / von Schumann, Karin<br />

Tapferkeit vor <strong>de</strong>m Chef<br />

Regensburg: Walhalla Fachverlag 2009 – 160 Seiten, Paperback,<br />

€ 9,95. Auch erhältlich als: E-Book, € 5,99<br />

Das Buch liegt bereits in 5., neu bearbeiteter Auflage vor, was für die Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>s Themas ebenso spricht wie für <strong>de</strong>n Nutzen und Gebrauchswert<br />

dieses Taschenbuches. Die Autorinnen sind nach Verlagsangaben<br />

erfahrene Business-Coaches. In diesem Taschenbuch geht es um <strong>de</strong>n si-<br />

cheren und souveränen Umgang mit schwierigen Situationen. Sei es im<br />

Umgang mit Chefs, Kollegen, Mitarbeitern o<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n, aber auch in Bezug<br />

auf die Bewältigung von Verän<strong>de</strong>rungen. Die Betrachtungen erstrecken<br />

sich nicht nur auf Mitarbeiter, son<strong>de</strong>rn auch auf die Eigenschaften<br />

und Voraussetzungen eines Unternehmens, wie z. B. Vertrauens- und<br />

Fehlerkultur. Leseprobe unter: www.walhalla.<strong>de</strong><br />

Du<strong>de</strong>n<br />

Das erfolgreiche Vorstellungsgespräch<br />

Mannheim: Du<strong>de</strong>nverlag 2011 – 47 Seiten, € 6,95 (als Buch o<strong>de</strong>r<br />

E-Book)<br />

Der vorliegen<strong>de</strong> Ratgeber aus <strong>de</strong>r Du<strong>de</strong>n-Reihe „Praxis Kompakt“ informiert<br />

über das Wichtigste für ein erfolgreiches Vorstellungsgespräch. Der<br />

Band befasst sich mit <strong>de</strong>r Vorbereitung und vor allem mit Fragen und <strong>de</strong>ren<br />

Beantwortung. Rechtliche Aspekte beschließen die Veröffentlichung.<br />

Du<strong>de</strong>n<br />

Bewerben mit 45+<br />

Mannheim: Du<strong>de</strong>nverlag 2011 – 173 Seiten, € 12,95<br />

Dieser Band aus <strong>de</strong>r Reihe Du<strong>de</strong>n Praxis beschäftigt sich mit <strong>de</strong>n Beson<strong>de</strong>rheiten<br />

von Bewerbungen älterer Arbeitnehmer. Dazu geht die Neuerscheinung<br />

u. a. ein auf die berufliche Planung, die gezielte Stellensuche<br />

sowie auf Anfor<strong>de</strong>rungen an eine erfolgreiche Bewerbung.<br />

Du<strong>de</strong>n<br />

Bewerben als Aka<strong>de</strong>miker<br />

Mannheim: Du<strong>de</strong>nverlag 2011 – 192 Seiten, € 12,95<br />

Dieser Band aus <strong>de</strong>r Reihe Du<strong>de</strong>n Praxis beschäftigt sich mit <strong>de</strong>n Beson<strong>de</strong>rheiten<br />

<strong>de</strong>r Bewerbung von Aka<strong>de</strong>mikern. Er befasst sich mit <strong>de</strong>m Aka<strong>de</strong>miker<br />

als Bewerber, <strong>de</strong>r gezielten Stellensuche, <strong>de</strong>r erfolgreichen Bewerbung<br />

sowie mit <strong>de</strong>m Nachfassen.<br />

Berger, Julia<br />

Gefeuert<br />

München: DTV 2010 – 240 Seiten, € 12,90<br />

Der Autorin wur<strong>de</strong> nach eigenen Angaben<br />

2009 als Wirtschaftsredakteurin, nach 15<br />

Jahren beim selben Unternehmen, gekündigt,<br />

im Rahmen von Restrukturierungsmaßnahmen<br />

– als Folge <strong>de</strong>r Wirtschaftskrise.<br />

Über die vielfältigen persönlichen und beruflichen<br />

Facetten dieser tiefgreifen<strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rung<br />

hat Julia Berger dieses Buch<br />

geschrieben. Offen und ehrlich schil<strong>de</strong>rt<br />

sie spannungsvoll und anschaulich in einem<br />

CM März / April 2011<br />

101


Literaturforum<br />

102<br />

Alfred Biels Literaturforum<br />

lebendigen und ansprechen<strong>de</strong>n Sprachstil ihre persönliche Betroffenheit<br />

und ihren Hür<strong>de</strong>nlauf zu einem neuen Job (freiberufliche Tätigkeit). Dieses<br />

authentische und emotionale Buch ver<strong>de</strong>utlicht und veranschaulicht nicht<br />

nur die persönliche Betroffenheit, son<strong>de</strong>rn macht auch bewusst, dass es<br />

nahezu je<strong>de</strong>n treffen kann. Die schonungslose und kenntnisreiche Schil<strong>de</strong>rung<br />

von Bewerbungsprozessen, Erfahrungen mit <strong>de</strong>r Job-Beratung<br />

o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>r Umgang von Firmen mit Mitarbeitern und Bewerbern zeigt<br />

das mo<strong>de</strong>rne Arbeitsleben aus einer an<strong>de</strong>ren, oft verdrängten Sicht.<br />

Leseprobe unter: www.dtv.<strong>de</strong>/buecher/gefeuert_24832.html<br />

Nachwort vom Bücherwurm:<br />

Was ist das? Kleines Fachbuch ABC<br />

Korrekturzeichen<br />

Um notwendige Än<strong>de</strong>rungen im Manuskript einfach, verständlich und ein<strong>de</strong>utig<br />

kennzeichnen zu können, hat man eine Reihe von Korrekturzeichen<br />

entwickelt. Diese sind im gesamten <strong>de</strong>utschen Sprachraum einheitlich.<br />

Die Korrekturzeichen sind in DIN 16511 festgelegt. Sie sollen das Korrekturlesen<br />

und das Ausführen <strong>de</strong>r Korrekturen „rationalisieren“. Die Hauptregel<br />

ist, je<strong>de</strong>s eingezeichnete Korrekturzeichen auf <strong>de</strong>m Rand zu wie<strong>de</strong>rholen.<br />

Praxistipp: Die Grundzüge dieses „Korrekturwesens“ lassen sich<br />

auch auf an<strong>de</strong>re Gebiete übertragen, z. B. bei <strong>de</strong>r innerbetrieblichen<br />

schriftlichen Kommunikation. Die Korrekturzeichen sind angesichts ihrer<br />

Be<strong>de</strong>utung und Verbreitung auch im Du<strong>de</strong>n und an<strong>de</strong>ren vergleichbaren<br />

Werken abgedruckt. Im aktuellen Du<strong>de</strong>n – Die <strong>de</strong>utsche Rechtschreibung,<br />

25. Auflage, fin<strong>de</strong>n sich auf <strong>de</strong>n Seiten 131 ff. unter <strong>de</strong>r Überschrift<br />

„Textkorrektur“ die Regeln mit erläutern<strong>de</strong>n Beispielen. Auch im Internet<br />

lassen sich diese Regeln fin<strong>de</strong>n und herunterla<strong>de</strong>n.<br />

Lesbarkeit<br />

Die Lesbarkeit von Texten ist ein sowohl wichtiges als auch komplexes<br />

Thema. Ohne Frage sollte ein Text so gestaltet sein, dass er <strong>de</strong>m Leser<br />

einen leichten Lesefluss ohne Anstrengungen für die Augen ermöglicht.<br />

Dafür ist ein optimales Zusammenspiel von vor allem Schriftart, Schriftgröße,<br />

Zeilen- und Wortabstand, Laufweite (Dicke und Breite einzelner<br />

Zeichen), Zeilenlänge, Satzanordnung (Druckersprache: das Setzen eines<br />

Textes: das Manuskript befin<strong>de</strong>t sich im Satz, das Werk geht in zum Satz)<br />

usw. notwendig. Auch die richtige Wahl <strong>de</strong>s Papiers (Glanz, Kontrast) ist<br />

mitentschei<strong>de</strong>nd für die gute Lesbarkeit. Die führen<strong>de</strong>n Nachschlagewerke<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Sprache, wie z. B. <strong>de</strong>r Du<strong>de</strong>n, befassen sich mit <strong>de</strong>r<br />

Frage <strong>de</strong>r Lesbarkeit durch zweckmäßige Schreibweisen, z. B. durch das<br />

Setzen eines Bin<strong>de</strong>striches. Letztlich kommt es auch auf eine ansprechen<strong>de</strong><br />

Textgestaltung an, wie z. B. angemessene Glie<strong>de</strong>rungen, o<strong>de</strong>r<br />

auch auf Lesehilfen, wie z. B. Hervorhebungen. Manchmal ist es schon<br />

erstaunlich, wie z. B. bei Gebrauchsanweisungen, Produktbeschreibungen,<br />

Verpackungsaufschriften usw. gegen elementare Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r Lesbarkeit verstoßen wird.<br />

Mo<strong>de</strong>rnes Antiquariat<br />

Dieser Begriff bezeichnet eine beson<strong>de</strong>re Angebotsform von Büchern, und<br />

zwar <strong>de</strong>r Bücher, die nicht mehr <strong>de</strong>r Preisbindung unterliegen und daher<br />

zu herabgesetzten Preisen angeboten und verkauft wer<strong>de</strong>n können.<br />

Preisbindung<br />

Preisbindung ist die Verpflichtung, eine Ware zu einem <strong>de</strong>finierten Preis<br />

zu verkaufen. Der überwiegen<strong>de</strong> Teil <strong>de</strong>r Verlagserzeugnisse in Deutschland<br />

unterliegt <strong>de</strong>r Preisbindung. Die Preisbindung verpflichtet die Verlage,<br />

für ihre Verlagserzeugnisse verbindliche Verkaufspreise festzulegen<br />

und bekanntzugeben. Ziel solcher Maßnahmen ist es, wie argumentiert<br />

wird, <strong>de</strong>n Preiswettbewerb zwischen Händlern zu verhin<strong>de</strong>rn und eine<br />

konstante Qualität einer Warengattung zu gewährleisten. Zu<strong>de</strong>m soll die<br />

Preisbindung das Kulturgut Buch schützen. Es gibt in Europa Län<strong>de</strong>r, die<br />

eine Preisbindung kennen, aber auch Län<strong>de</strong>r, die sie nicht anwen<strong>de</strong>n. Die<br />

ökonomische Wirkung <strong>de</strong>r Preisbindung ist umstritten.<br />

Waschzettel<br />

Der Waschzettel ist ein vom jeweiligen Verlag zu je<strong>de</strong>r Neuerscheinung<br />

herausgegebenes Blatt, das eine kurze Darstellung von Inhalt, Angaben<br />

zum Autor sowie bibliografischen Daten (Preis, Seitenzahl etc.) und ggf.<br />

weitere Informationen enthält. Ein „Waschzettel“ war ursprünglich die<br />

Liste <strong>de</strong>r Wäschestücke, die außer Haus gewaschen wur<strong>de</strong>n. Man<br />

nimmt an, dass dieser Begriff übernommen wur<strong>de</strong> für das, was <strong>de</strong>r Verlag<br />

„außer Haus gibt“. In vielen einschlägigen Handbüchern fin<strong>de</strong>n sich<br />

Erläuterungen wie diese: „Der Waschzettel wird einem Rezensionsexemplar<br />

(Besprechungsstück) vom Verlag beigelegt und dient <strong>de</strong>m Rezensenten<br />

als Information für seine Besprechung“, so z. B. „Das Buchwörterbuch“.<br />

Hierzu sind einige Anmerkungen geboten. Heute liegen<br />

<strong>de</strong>n Besprechungsexemplaren immer weniger „gedruckte Waschzettel“<br />

bei, vielmehr verweisen viele Verlage auf ihre Homepage und for<strong>de</strong>rn<br />

zum Download auf. Die Funktion <strong>de</strong>s Waschzettels liegt darin, <strong>de</strong>n Rezensenten<br />

zu informieren und zu einer positiven Rezension anzuregen<br />

o<strong>de</strong>r auch zu verleiten. Meisten erfolgen Vorschläge zur Beschreibung<br />

und Bewertung, wer<strong>de</strong>n „Deutungsangebote“ unterbreitet. Dies ist für<br />

je<strong>de</strong>n Rezensenten eine Herausfor<strong>de</strong>rung, weil er einerseits für das Informationsangebot<br />

dankbar sein muss, sich aber die Interpretation und<br />

Beurteilung nicht zu sehr „erleichtern“ lassen darf. Er muss sie vielmehr<br />

eigenverantwortlich nach bestem Wissen und Gewissen abgeben. Es ist<br />

bekannt, dass die vorgeschlagenen Texte in einem gewissen Umfang<br />

unverän<strong>de</strong>rt übernommen und als „Rezension“ ausgewiesen wer<strong>de</strong>n.<br />

Bis zum nächsten Mal herzliche Grüße und alles Gute für Ihr Tun<br />

„Ihr Bücherwurm“ Alfred Biel<br />

E-Mail: alfred.biel@gmx.<strong>de</strong>


CM März / April 2011<br />

Internationaler<br />

Controller Verein<br />

Als Luxusthema<br />

nachhaltig passé<br />

Congress-Themenzentrum<br />

„Nachhaltigkeit“<br />

Lange Zeit war Nachhaltigkeit für die meisten<br />

von uns ein zugleich unscharfes wie<br />

auch letztlich betriebswirtschaftlich irrelevantes<br />

Thema. Unternehmen mögen sich<br />

auch in <strong>de</strong>r einen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Form für<br />

Dinge engagiert haben, die man heute unter<br />

das Rubrum „Nachhaltigkeit“ subsumieren<br />

wür<strong>de</strong>. Allein: In <strong>de</strong>n meisten Unternehmen<br />

galt Nachhaltigkeit eher als<br />

Luxusthema, das man sich leisten wollte<br />

und konnte, das aber konsequentem betriebswirtschaftlichem<br />

Denken eher entgegen<br />

stand. Das ist – nachhaltig! – vorbei.<br />

Die For<strong>de</strong>rung nach nachhaltigem Tun hat<br />

viele Unternehmen erfasst. An<strong>de</strong>rs als in<br />

früheren Jahren hat die Entwicklung nun<br />

eine Tragweite erreicht, die ihr schnelles<br />

Ableben unwahrscheinlich macht.<br />

Spannen<strong>de</strong> Fragestellungen gibt es dabei genug:<br />

Zunächst ist das, was als nachhaltiges<br />

Verhalten von Unternehmen zu verstehen ist,<br />

<strong>de</strong>rzeit nur in Umrissen <strong>de</strong>utlich. Spricht man<br />

mit Managern und Controllern wird <strong>de</strong>utlich,<br />

dass das Verständnis <strong>de</strong>s Begriffs genauso heterogen<br />

ist wie die Entwicklung <strong>de</strong>r Nachhaltigkeit<br />

als Leitlinie <strong>de</strong>s Managements. Und auch<br />

mit Blick auf das Tätigkeitsspektrum <strong>de</strong>s Controllers<br />

stellen sich viele Fragen: Sollen Controller<br />

die Entwicklung <strong>de</strong>s <strong>Nachhaltigkeits</strong>konzepts<br />

im eigenen Unternehmen unterstützen,<br />

gar vorantreiben? Was be<strong>de</strong>utet Nachhaltigkeit<br />

für die eigenen Aufgaben, wie ist sie z. B. in die<br />

Regelsteuerung einzubeziehen? Sollen Controller<br />

auch für die ökologische Nachhaltigkeit<br />

Transparenzverantwortung übernehmen, etwa<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s „Carbon Accounting“?<br />

Dabei ist es nicht immer möglich und schon gar<br />

nicht einfach, „Nachhaltigkeit zu rechnen“,<br />

<strong>de</strong>nn wer kann z. B. schon zukünftige Energiepreise<br />

halbwegs zuverlässig prognostizieren?<br />

Auch beim Blick in die Vergangenheit gibt es<br />

Probleme: so wer<strong>de</strong>n Umweltschutzkosten<br />

häufig pauschal auf alle Kostenträger umgelegt,<br />

eine produktbezogene Antwort auf die<br />

Frage „Rechnet sich ökologische Nachhaltigkeit?“<br />

ist so nur schwerlich möglich. Und die<br />

Herausfor<strong>de</strong>rungen sind auf <strong>de</strong>r Erlösseite nicht<br />

kleiner: Wie sind positive o<strong>de</strong>r negative Reputationseffekte<br />

von sozialen Projekten in Euro und<br />

Cent zu bewerten? Die Berechnung <strong>de</strong>r damit<br />

verbun<strong>de</strong>nen Kosten fällt leichter.<br />

Ein weiteres Problem <strong>de</strong>r Berechnung von<br />

Nachhaltigkeit hat viel mit <strong>de</strong>m betrachteten<br />

Zeithorizont zu tun. Ein langfristig <strong>de</strong>nken<strong>de</strong>s<br />

Familienunternehmen mag entsprechend zu<br />

an<strong>de</strong>ren Schlussfolgerungen kommen als Unternehmen,<br />

<strong>de</strong>nen Kapitalmarktanalysen o<strong>de</strong>r<br />

kurzfristig orientierte externe Investoren im Nacken<br />

sitzen. Auf <strong>de</strong>n Punkt gebracht: Können<br />

wir uns eine eher kurzfristige Ausrichtung <strong>de</strong>r<br />

Unternehmenssteuerung im Rahmen einer auf<br />

Controlling – Zukunft gestalten<br />

Top-Themen<br />

• Aus <strong>de</strong>n AKs<br />

• ICV Polen & Kroatien<br />

• PR-Ausschuss News<br />

Top-Events<br />

Die Mitglie<strong>de</strong>rversammlung 2011 <strong>de</strong>s<br />

ICV fin<strong>de</strong>t am 15. Mai in München<br />

statt.<br />

Zum 36. Congress <strong>de</strong>r Controller am<br />

16./17. Mai 2011 in München unter<br />

<strong>de</strong>m Motto „Nach vorne <strong>de</strong>nken: flexibel<br />

wachsen mit Controlling“ erwartet<br />

<strong>de</strong>r ICV wie<strong>de</strong>r rund 600 Teilnehmer.<br />

Zu <strong>de</strong>n hochkarätigen Referenten gehören<br />

Thomas Sattelberger, Personalvorstand,<br />

Deutsche Telekom AG, Joe<br />

Kaeser, Executive Vice Presi<strong>de</strong>nt &<br />

CFO, Siemens AG, Karl-Heinz Steinke,<br />

Leiter Konzern-Controlling, Deutsche<br />

Lufthansa AG, Dr. Ernst F. Schrö<strong>de</strong>r,<br />

Persönlich haften<strong>de</strong>r Gesellschafter <strong>de</strong>r<br />

Dr. August Oetker KG. Am Eröffnungstag<br />

wird <strong>de</strong>r renommierte Controller-<br />

Preis verliehen.<br />

ICV-Geschäftsstelle<br />

Telefon +49 - 89 - 89 31 34 20<br />

www.controllerverein.com<br />

Nachhaltigkeit angelegten Unternehmenssteuerung<br />

noch leisten? Ist sie nachhaltig?<br />

Angesichts <strong>de</strong>r vielen Fragen überrascht es<br />

nicht, dass <strong>de</strong>m Thema „Nachhaltigkeit und<br />

Controlling“ beim 36. Congress <strong>de</strong>r Controller<br />

in München ein Themenzentrum eingeräumt<br />

wird, in <strong>de</strong>m Dr. Uwe Michel von Horváth &<br />

Partners, Johannes Isensee von IPRI, Rainer<br />

Hribar von <strong>de</strong>r VHB-Holding und ich Konzepte<br />

und konkrete Praxisbeispiele zu diesem vielschichtigen<br />

Thema vorstellen und mit Ihnen<br />

diskutieren wollen. Es wür<strong>de</strong> mich freuen, viele<br />

von Ihnen beim Congress in München zu treffen.<br />

Prof. Dr. Utz Schäffer, WHU Otto Beisheim<br />

School of Management, Institut für Management<br />

und Controlling, ICV-Kuratoriumsmitglied<br />

103


104<br />

Internationaler Controller Verein ICV<br />

Bessere Steuerung und weitere Internationalisierung im Fokus<br />

Am 21. Januar hat sich in München <strong>de</strong>r ICV-<br />

Vorstand getroffen. Unter <strong>de</strong>r Leitung von<br />

Prof. Dr. Heimo Losbichler, Stv. ICV-Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r,<br />

tagten die Vorstandsmitglie<strong>de</strong>r<br />

Dr. Adrianna Lewandowska<br />

(Polen), Marcus Haegi (Schweiz), Conrad<br />

Günther, Dr. Walter Schmidt, Dr. Bernd<br />

Schwarze (alle Deutschland). Aus dringen<strong>de</strong>m<br />

beruflichem Grund war ICV-Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r<br />

Siegfried Gänßlen nicht anwesend.<br />

Als Gast nahm <strong>de</strong>r ICV-Presse-<br />

verantwortliche Hans-Peter San<strong>de</strong>r teil.<br />

Im Mittelpunkt <strong>de</strong>r Januar-Sitzung stand die Beratung<br />

<strong>de</strong>r Ziele und <strong>de</strong>s Budgets 2011. Dabei<br />

wur<strong>de</strong> erörtert, wie bei<strong>de</strong> noch enger verknüpft<br />

und die kontinuierliche Steuerung verbessert<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Dazu wur<strong>de</strong>n Maßnahmen für die<br />

laufen<strong>de</strong> Vorstandsarbeit beschlossen, mit <strong>de</strong>nen<br />

die Transparenz verbessert und die Budget-<br />

Verantwortlichkeit präzisiert wird. So sollen sich<br />

die Vorstän<strong>de</strong> gemäß festgelegter Verantwortungsbereiche<br />

um Einzelziele und um das dafür<br />

reservierte Budget kümmern.<br />

Zu <strong>de</strong>n Zielen 2011 zählen u.a.: das weitere<br />

Wachstum bei persönlichen und Firmenmitgliedschaften<br />

sowie bei <strong>de</strong>n Teilnehmerzahlen<br />

<strong>de</strong>r Regionaltagungen, die Durchführung einer<br />

Arbeitskreisleitertagung am 26. November in<br />

Frankfurt, die Fixierung <strong>de</strong>r internationalen Vereinsstruktur,<br />

das verstärkte Übersetzen von<br />

wichtigen Dokumenten ins Englische.<br />

Auf <strong>de</strong>r Januar-Sitzung <strong>de</strong>s ICV-Vorstan<strong>de</strong>s<br />

wur<strong>de</strong>n zu<strong>de</strong>m die Schwerpunkte <strong>de</strong>r thematischen<br />

Arbeit 2011 erörtert. Der weiteren Verbreitung<br />

<strong>de</strong>r „10 Kernelemente zum Nachhaltigen<br />

Controlling“ wur<strong>de</strong> dabei ein beson<strong>de</strong>rs<br />

hoher Stellenwert eingeräumt. In diesem Jahr<br />

gibt <strong>de</strong>r ICV ein neues Statement „Rolle und<br />

Funktion <strong>de</strong>s CFO“ sowie die White Paper<br />

„Green Controlling“ und auch zum Thema<br />

„Mehrspalten-Bilanz“ heraus. Das von <strong>de</strong>r International<br />

Group of Controlling erarbeitete<br />

„Controlling-Prozessmo<strong>de</strong>ll“ soll im Verein diskutiert<br />

und verbreitet wer<strong>de</strong>n. Die Vorbereitungen<br />

für die 2012 erscheinen<strong>de</strong>n Statements<br />

„Mo<strong>de</strong>rne Budgetierung“, „Qualität und Controlling“<br />

sowie „Risiko-Management“ sollen fortgesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n. Die I<strong>de</strong>enwerkstatt wird sich<br />

schwerpunktmäßig mit Fragen <strong>de</strong>s „Behavioral<br />

Controlling“ befassen.<br />

Die Internationalisierung <strong>de</strong>s ICV soll auch 2011<br />

gezielt forciert wer<strong>de</strong>n. Intensiv wur<strong>de</strong>n Fragen<br />

<strong>de</strong>r weiteren Entwicklung attraktiver Services<br />

für Mitglie<strong>de</strong>r außerhalb <strong>de</strong>r DACH-Region beraten.<br />

Im Mittelpunkt steht dabei die verbreitete<br />

Anwendung <strong>de</strong>r englischen Sprache im Verein.<br />

In Polen wer<strong>de</strong>n zu<strong>de</strong>m erstmals in Kooperation<br />

mit <strong>de</strong>r Controller Aka<strong>de</strong>mie spezielle 1-Tages-<br />

Seminare für ICV-Mitglie<strong>de</strong>r bzw. AK-Mitglie<strong>de</strong>r<br />

angeboten. Die konzeptionelle Arbeit an Mo<strong>de</strong>llen<br />

zur Einbindung von Strukturen außerhalb<br />

<strong>de</strong>r DACH-Region (z. B. spezielle Lizensierungs-<br />

Mo<strong>de</strong>lle) soll 2011 abgeschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />

Vorstand und Kuratorium beraten gemeinsam<br />

Am 22. Januar hat in München ein turnusmäßiges<br />

Treffen von Vorstand und Kuratorium<br />

<strong>de</strong>s ICV stattgefun<strong>de</strong>n. Die Sitzung<br />

stand unter Leitung von Siegfried Gänßlen,<br />

ICV-Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r und CEO <strong>de</strong>r<br />

Hansgrohe AG, und Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen<br />

Weber, Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s ICV-Kurato riums,<br />

Otto Beisheim School of Management – Institut<br />

für Management und Controlling (IMC).<br />

Bei<strong>de</strong> Gremien berichteten über ihre Arbeit, berieten<br />

aktuelle Aufgaben sowie zukünftige<br />

Schwerpunktthemen. Intensiv wur<strong>de</strong> die Gewinnung<br />

weiterer Firmenmitglie<strong>de</strong>r im ICV diskutiert.<br />

Außer<strong>de</strong>m stand die Erörterung <strong>de</strong>r von<br />

Jürgen Weber skizzierten Zukunftsperspektiven<br />

<strong>de</strong>s Controllings unter <strong>de</strong>m Blickwinkel einer<br />

„Controller-Agenda 2020“ auf <strong>de</strong>r Tagesordnung.<br />

Weitere Themen <strong>de</strong>r Vorstandssitzung waren<br />

<strong>de</strong>r Vorbereitungsstand <strong>de</strong>s 36. Congress <strong>de</strong>r<br />

Controller und die weitere Gewinnung von ICV-<br />

Firmenmitglie<strong>de</strong>rn. Auch in diesem Jahr wird<br />

zum Congress eine Teilnehmerzahl von über<br />

600 Gästen angestrebt. Beraten wur<strong>de</strong> ein spezielles<br />

Angebot für <strong>de</strong>n Meinungs- und<br />

Erfahrungsaustausch von Teilnehmern, die sich<br />

vom Controller zum CFO bzw. kaufmännischen<br />

Geschäftsführer entwickelt haben. Dieses Vorhaben<br />

wird unter <strong>de</strong>m Arbeitstitel „CFO-<br />

Lounge“ entwickelt.<br />

Der Vorstand beriet <strong>de</strong>n erreichten Stand bei<br />

<strong>de</strong>r Gewinnung von Firmenmitglie<strong>de</strong>rn im ICV. In<br />

2011 soll die aktuelle Zahl um 15 auf insgesamt<br />

50 erhöht wer<strong>de</strong>n. Bewährt hat sich dabei<br />

die direkte Ansprache von Unternehmen durch<br />

Vorstandsmitglie<strong>de</strong>r. Auch Arbeitskreisleiter und<br />

an<strong>de</strong>re engagierte ICV-Mitglie<strong>de</strong>r sind eingela<strong>de</strong>n,<br />

sich an <strong>de</strong>r Gewinnung weiterer Firmenmitglie<strong>de</strong>r<br />

zu beteiligen. Konkrete Maßnahmen<br />

zur Umsetzung dieses Schwerpunktvorhabens<br />

stan<strong>de</strong>n auch auf <strong>de</strong>r Agenda <strong>de</strong>r anschließen<strong>de</strong>n<br />

gemeinsamen Sitzung von ICV-Vorstand<br />

und -Kuratorium.<br />

Bitte vormerken: Arbeitskreisleiter-<br />

Tagung am 26. November 2011 Frankfurt.<br />

Siegfried Gänßlen (rechts) und Jürgen Weber leiteten die<br />

gemeinsame Sitzung.


Zweites Operations-Effizienz-Radar von Roland Berger und ICV<br />

Die Ergebnisse <strong>de</strong>s 2. Operations-Effizienz-<br />

Radar von Roland Berger und <strong>de</strong>m Internationalen<br />

Controller Verein sind zum Jahresbeginn<br />

veröffentlicht wor<strong>de</strong>n. Die Umfrage<br />

unter mehr als 100 Finanzchefs (CFOs) und<br />

kfm. Leitern produzieren<strong>de</strong>r Unternehmen<br />

zu geplanten Optimierungshebeln im Jahr<br />

2011 zeigte v.a.: Die Unternehmen wollen<br />

Wachstum forcieren und gleichzeitig die<br />

Effizienz steigern. Der Fokus liegt auf Produktportfolio,<br />

Produktion und Working Capital<br />

Management; <strong>de</strong>r Bereich Einkauf und<br />

Logistik gewinnt an Be<strong>de</strong>utung.<br />

Die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft hat 2010 die Trendwen<strong>de</strong><br />

geschafft. Viele Unternehmen haben erfolgreich<br />

von einem Restrukturierungs- auf einen<br />

Wachstumsmodus umgeschaltet. Der<br />

wirtschaftliche Aufschwung erscheint stabil und<br />

wird sich 2011 fortsetzen – allerdings sind<br />

auch einzelne Rückschläge möglich. „Es ist beeindruckend,<br />

wie schnell die Unternehmen<br />

nach <strong>de</strong>r schweren Krise wie<strong>de</strong>r auf Wachstumskurs<br />

sind“, sagt Thomas Rinn, Partner bei<br />

Roland Berger Strategy Consultants. Die CFO-<br />

Agenda 2011 bestätigt die Zuversicht <strong>de</strong>r Wirtschaft.<br />

„Die CFOs setzen bei ihrer Agenda für<br />

2011 klar auf Hebel, um wie<strong>de</strong>r zu wachsen.<br />

Gleichzeitig verlieren sie die Steigerung <strong>de</strong>r Effizienz<br />

aber nicht aus <strong>de</strong>m Blick“, so Roland<br />

Berger Principal Oliver Knapp. Die Unternehmen<br />

wer<strong>de</strong>n 2011 die be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Wachstumsthemen<br />

i<strong>de</strong>ntifizieren, das Produkt- und Serviceportfolio<br />

bereinigen und zugleich ein zukunftsfähiges<br />

Portfolio unter Design-to-Value-<br />

Aspekten erarbeiten. Dabei müssen sie aber<br />

Eine Präsentation <strong>de</strong>r Studienergebnisse befin<strong>de</strong>t sich auf<br />

<strong>de</strong>r ICV-Website im Bereich „Controlling-Wissen“ unter<br />

„Fach themen“ online.<br />

gleich zeitig weiter ihre Produktkosten senken,<br />

die Produktion effizienter gestalten und Produktinnovationen<br />

voran treiben.<br />

2010 lag <strong>de</strong>r Schwerpunkt lt. Studienteilnehmer<br />

auf <strong>de</strong>n Bereichen Produktportfolio (53%),<br />

Produktion (54%) und Working Capital Management<br />

(62%). „2011 planen fast 70% erneut<br />

Aktivitäten bei Produktportfolio und Produktion“,<br />

sagt Conrad Günther, ICV-Geschäftsführer.<br />

„Außer<strong>de</strong>m gewinnt <strong>de</strong>r Bereich Einkauf und<br />

Logistik wie<strong>de</strong>r an Be<strong>de</strong>utung. Innovation und<br />

Entwicklung wer<strong>de</strong>n dagegen als weniger wich-<br />

tig als zuvor eingestuft.“ Die wesentlichen<br />

Herausfor<strong>de</strong>rungen sind die Wachstumsgenerierung<br />

und -steuerung, die Produktkosten -<br />

opti mie rung sowie die Flexibilitätserhöhung.<br />

Die Studie enthält auch eine Son<strong>de</strong>rauswertung<br />

zum Thema Strategie. Ergebnis: Das Top-Thema<br />

2011 ist Wachstum. Die CFOs setzen v. a. auf<br />

organisches (78%), aber auch auf anorganisches<br />

Wachstum (fast 50%). Parallel planen sie<br />

Programme zur kontinuierlichen Verbesserung<br />

(67%), um auch die Effizienz weiter und nachhaltig<br />

zu steigern.<br />

„Zehn Faktoren sind dabei ausschlaggebend für<br />

<strong>de</strong>n Erfolg“, sagt Knapp. „Die Auswahl <strong>de</strong>r für<br />

das Unternehmen vielversprechendsten Hebel,<br />

eine Definition klarer, messbarer und anspruchsvoller<br />

Ziele sowie die Synchronisierung <strong>de</strong>r<br />

Hebel, um Reibungsverluste zu minimieren. Weitere<br />

Erfolgsfaktoren sind die genaue Planung<br />

<strong>de</strong>r Hebelanwendung, die Schaffung von Voraussetzungen<br />

zum Beispiel bei <strong>de</strong>n Budgets<br />

sowie von cross-funktionalen Teams. Außer<strong>de</strong>m<br />

müssen die Ziele in <strong>de</strong>n persönlichen Zielvereinbarungen<br />

verankert, ein effektives Projekt<strong>controlling</strong><br />

eingeführt, ein regelmäßiges Review mit<br />

<strong>de</strong>m Management und eine begleiten<strong>de</strong> Kommunikation<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n.“<br />

Konjunkturumfrage 2011: Positive Stimmung unter Controllern<br />

Conrad Günther, ICV-Geschäftsführer.<br />

Wie in <strong>de</strong>n Vorjahren hat <strong>de</strong>r ICV-Newsletter<br />

„Controller’s e-News“ zum Jahresbeginn<br />

Con trolling-Praktiker befragt, wie sie die wirtschaftlichen<br />

Aussichten ihrer Unternehmen im<br />

neuen Jahr bewerten. 57% rechnen 2011 mit<br />

einem verbesserten Ergebnis (2010: 56%;<br />

2009: 22%; 2008: 51%; 2007: 54, 2006: 61),<br />

31% erwarten keine Verän<strong>de</strong>rungen (2010:<br />

27%; 2009: 34%; 2008: 34%; 2007: 29,<br />

2006: 26) und 12% sehen eine Verschlechterung<br />

voraus (2010: 17%; 2009: 44%; 2008:<br />

15%; 2007: 17, 2006: 13).<br />

„Das Bild zum Jahresbeginn 2011 hat sich im<br />

Vergleich zum Vorjahr noch einmal weiter<br />

CM März / April 2011<br />

aufgehellt. Vor einem Jahr rechnete die Controlling-Community<br />

schon mehrheitlich mit einem<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Abschwungs und verbesserten Unternehmensergebnissen.<br />

Dieser Trend hat sich<br />

fortgesetzt; beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>utlich ist <strong>de</strong>r auf ein<br />

‚All-Jahres-Tief‘ gesunkene Anteil pessimistischer<br />

Erwartungen“, erklärt Conrad Günther,<br />

ICV-Geschäftsführer.<br />

Die 14-tägigen „Controller’s e-News“ beziehen<br />

11.000 Abonnenten, monatlich gibt <strong>de</strong>r ICV<br />

zu<strong>de</strong>m eine englischsprachige Ausgabe heraus.<br />

Bei<strong>de</strong> Newsletter können auf <strong>de</strong>r ICV-Website,<br />

www.controllerverein.com, kostenlos abonniert<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

105


106<br />

Internationaler Controller Verein ICV<br />

AK West I: Arbeit am Controlling-Audit<br />

zielstrebig fortgesetzt<br />

Der AK West I arbeitet zielstrebig am Thema Controlling-Audit.<br />

Die 62. Sitzung <strong>de</strong>s AK West I hat am 9. November<br />

2010 in <strong>de</strong>r Firma Bilstein in Hagen<br />

stattgefun<strong>de</strong>n. Gastgeber war Thomas<br />

Gräser, Leiter Controlling. Geschäftsführer<br />

Bernd Grumme hatte die Gäste begrüßt und<br />

die Firma vorgestellt; einen <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendsten<br />

Kaltband-Hersteller Europas.<br />

Beim anschließen<strong>de</strong>n Rundgang durch das<br />

Hagener Kaltband-Walzwerk lernten die<br />

Teilnehmer <strong>de</strong>r AK-Sitzung die wesentlichen<br />

Fertigungsschritte kennen, u. a. an<br />

<strong>de</strong>r Vollkonti-Tan<strong>de</strong>mstraße, in <strong>de</strong>r Glüherei<br />

und im imposanten vollautomatischen<br />

Hochregallager für schwergewichtige<br />

Coils.<br />

AK-Leiter Dieter Wäscher berichtete zunächst<br />

von <strong>de</strong>r Regionaltagung „Controlling Advantage<br />

Bonn“. Auf <strong>de</strong>r CAB 2010 am 4. November hatten<br />

drei Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s AK West I einen Vortrag<br />

gehalten. Die nächste CAB soll am 10. November<br />

2011 stattfin<strong>de</strong>n. Thomas Gräser, Mitglied<br />

<strong>de</strong>s AK West I, Leiter <strong>de</strong>s Bilstein-Controllings<br />

und Prokurist <strong>de</strong>r Bilstein-Gruppe, erläuterte<br />

dann die Vorgehensweise <strong>de</strong>r sehr pragmatisch<br />

durchgeführten Planung bei Bilstein.<br />

Danach präsentierten die AK-Mitglie<strong>de</strong>r Thilo<br />

Knuppertz und Hartmut Ibershofff <strong>de</strong>n aktuellen<br />

Stand <strong>de</strong>s Projekts Controlling-Audit, <strong>de</strong>n<br />

eine Arbeitsgruppe in sieben Sitzungen seit <strong>de</strong>r<br />

letzten AK-Plenarsitzung im März 2010 erarbeitet<br />

hatte. Die anschließen<strong>de</strong> Diskussion<br />

<strong>de</strong>r AK-Mitglie<strong>de</strong>r führte zu einigen grundsätzlichen<br />

Verän<strong>de</strong>rungen und Verbesserungen.<br />

Nach <strong>de</strong>m Mittag unterzogen vier Teams die<br />

Controlling-Audit-Teilbereiche Organisation,<br />

„Tooling“, Messen und Reporting anhand <strong>de</strong>r<br />

von <strong>de</strong>r Klein-Arbeitsgruppe erarbeiteten<br />

AK Rhein-Neckar diskutiert „Mo<strong>de</strong>rne Budgetierung“<br />

Der erst 2009 gegrün<strong>de</strong>te AK Rhein-Neckar hat<br />

sich am 5. November bereits zum dritten Mal<br />

getroffen. Gastgeber war die ZG Raiffeisen eG<br />

aus Karlsruhe. Aufgrund <strong>de</strong>s großen Interesses<br />

an <strong>de</strong>m Thema „Mo<strong>de</strong>rne Budgetierung und integrierte<br />

Unternehmensplanung“ wur<strong>de</strong> dieses<br />

erneut behan<strong>de</strong>lt. Ein 5-köpfiges Vorbereitungsteam<br />

hatte in mehreren Treffen eigene<br />

Vorträge zum Thema als auch die Gruppenarbeit<br />

hervorragend vorbereitet. Beim nächsten<br />

Treffen sollte das Thema weiter vertieft wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Arbeitskreis hat sich das Ziel gesetzt, am<br />

Beispiel eines Unternehmens, welches im AK<br />

vertreten ist, konkrete Vorschläge zur Umsetzung<br />

zu machen.<br />

Von 25 aktiven AK-Mitglie<strong>de</strong>rn haben 18 bisher<br />

alle drei Treffen besucht, was natürlich viel Motivation<br />

für die Zukunft gibt. Innerhalb weniger<br />

Treffen hat sich schon eine tolle Gemeinschaft<br />

gebil<strong>de</strong>t, welche im Sommer bei einem gemeinsamen<br />

Grillfest noch weiter gestärkt wer<strong>de</strong>n<br />

soll. Aufgrund limitierter Kapazitäten <strong>de</strong>r Gastgeber<br />

und <strong>de</strong>r Notwendigkeit <strong>de</strong>r Gruppenarbeit<br />

schriftlichen Vorlage einer Diskussion. Die<br />

Ergebnisse wur<strong>de</strong>n im Anschluss an die Teamarbeit<br />

im AK-Plenum erörtert. Mit <strong>de</strong>m Controlling-Audit<br />

schafft <strong>de</strong>r AK West I systematisch<br />

<strong>de</strong>n Einsatz von Controllling-Instrumenten in<br />

Unternehmen anhand eines ganzheitlich orientierten<br />

Kriterienkatalogs und will damit eine<br />

Standortbestimmung für die Anwendung in Unternehmen<br />

bieten.<br />

Der AK West I wird die Praxistauglichkeit <strong>de</strong>s<br />

Controlling-Audit anhand von 1-2 tägigen<br />

firmeninternen Workshops, die von <strong>de</strong>n beraten<strong>de</strong>n<br />

AK-Mitglie<strong>de</strong>rn Thilo Knuppertz und<br />

Hartmut Ibershoff begleitet wer<strong>de</strong>n, testen.<br />

Dafür haben sich bisher die Firmen Leopold<br />

Kostal, Lapp-Insulators und Hoppecke-Batterien<br />

bereit erklärt; evtl. kommen zwei weitere<br />

Firmen hinzu, die sich mit diesem Vorhaben<br />

quasi selbst auf <strong>de</strong>n Prüfstand stellen. Es wer<strong>de</strong>n<br />

noch etwa zehn weitere Firmen erwartet,<br />

ggf. auch von benachbarten Arbeitskreisen, um<br />

weitere Erkenntnisse für das Controlling-Audit<br />

zu gewinnen. Die AK-Leitung West I ist für interessierte<br />

Firmen <strong>de</strong>r Ansprechpartner.<br />

Schließlich berichteten auf <strong>de</strong>r AK-Sitzung Mitglie<strong>de</strong>r<br />

von ihren aktuellen Aufgabenstellungen<br />

und Herausfor<strong>de</strong>rungen. Zum Abschluss dankte<br />

die AK-Leitung Gastgeber Thomas Gräser für<br />

die Einladung nach Hagen und für die exzellente<br />

Organisation <strong>de</strong>s Treffens.<br />

Info: Dieter Wäscher & Alexan<strong>de</strong>r Großhäuser,<br />

AK-Leitung<br />

„Mo<strong>de</strong>rne Budgetierung“ beschäftigt die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

AK Rhein-Neckar.<br />

musste <strong>de</strong>r Arbeitskreis eine Begrenzung <strong>de</strong>r<br />

Teilnehmerzahl bei <strong>de</strong>n Treffen auf 20-25 vornehmen.<br />

Info: Matthias von Daacke, AK-Leiter


Polnische Arbeitskreisleiter beraten in Poznań<br />

Am 7./8. Januar haben in Poznań die polnischen<br />

ICV-Arbeitskreisleiter getagt. An <strong>de</strong>m<br />

Treffen nahmen Dr. Adrianna Lewandowska<br />

(ICV-Vorstandsmitglied), Edyta Szarska<br />

(ICV-Delegierte Polen), Andrzej Derkowski<br />

(Stv. Delegierter), Dariusz Gulczyński (AK<br />

Poznań), Aleksan<strong>de</strong>r Socha (AK Szczecin),<br />

Dorota Goła˛b-Bełtowicz (AK Kraków),<br />

Robert Panufnik (AK Gdańsk), Paweł Rafalski<br />

(AK Lublin), Krzysztof Gertner (AK Toruń),<br />

Iwona Niewrzoł (AK Katowice), Karolina<br />

Zielińska (AK Łód´z), Justyna Debska (Marketing/PR),<br />

Katarzyna Jaszczak (Redaktion<br />

Newsletter/Website) und Agnieszka<br />

Pawłowska (PR) teil.<br />

Beraten wur<strong>de</strong>n Regeln für die Arbeit <strong>de</strong>s ICV in<br />

Polen sowie ein Rahmen für die weitere ICV-<br />

Entwicklung im Land. Dr. Adrianna Lewandowska<br />

als ICV-Vorstandsmitglied erläuterte<br />

dazu die vom Verein vertretene Controlling-<br />

Philosophie und stellte einen Business-Plan als<br />

Arbeitsgrundlage für die kommen<strong>de</strong>n Jahre vor.<br />

Danach stellte je<strong>de</strong>r AK-Leiter in Form einer<br />

SWOT-Analyse Potenziale und Gefahren für<br />

seinen Arbeitskreis vor. Diese kurzen Präsentationen<br />

leiteten eine weitere Diskussion ein, um<br />

Leistungsstandards für eine gut funktionieren<strong>de</strong><br />

Organisation zu erarbeiten. Diese sollen zu<br />

einer signifikanten Leistungssteigerung und zu<br />

mehr Professionalität im ICV beitragen.<br />

Erster ICV-Arbeitskreis<br />

in Kroatien<br />

Jasmina Očko und Dragica Erčulj<br />

Als Ergebnis <strong>de</strong>r Diskussion wur<strong>de</strong>n sieben<br />

Projekte entwickelt:<br />

1./2. Es sollen Listen von <strong>de</strong>utschen Experten,<br />

wie auch von polnischen Experten erarbeitet<br />

und gepflegt wer<strong>de</strong>n, die in <strong>de</strong>n ICV-Sitzungen<br />

als Experten einbezogen wer<strong>de</strong>n können.<br />

3. Gewinnung neuer Mitglie<strong>de</strong>r.<br />

4. Standard entwickeln und praktizieren für die<br />

Arbeit mit neuen Mitglie<strong>de</strong>rn.<br />

5. Die AK-Vorstän<strong>de</strong> überall personell vervollständigen.<br />

6. Organisationsstandards für die Arbeitskreis-<br />

Treffen umsetzen.<br />

7. Kompetenz und Zielerreichung <strong>de</strong>r Arbeitskreisleiter<br />

prüfen.<br />

Am 30. November hat sich <strong>de</strong>r erste Arbeitskreis<br />

<strong>de</strong>s Internationalen Controller<br />

Vereins in Kroatien gegrün<strong>de</strong>t. Initiatorinnen<br />

<strong>de</strong>s Gründungstreffens in <strong>de</strong>r kroatischen<br />

Hauptstadt waren Jasmina Očko<br />

(Bild: links) aus Zagreb und Dragica Erčulj,<br />

ICV-Regional<strong>de</strong>legierte Südosteuropa, AK-<br />

Leiterin Slowenien und Leiterin <strong>de</strong>s CRMT<br />

Institute in Ljubljana.<br />

An <strong>de</strong>m ersten Workshop nahmen 32 Gäste teil;<br />

Controller und Manager vorrangig aus kroatischen<br />

Unternehmen sowie Berater. Arbeitsthema<br />

war: „Ist die klassische Budgetierung Geschichte?“<br />

Dragica Erčulj berichtet von einem<br />

arbeitsreichen Treffen und einer inspirieren<strong>de</strong>n<br />

Das große Engagement aller Teilnehmer <strong>de</strong>s<br />

Treffens zeigte sowohl die Energie und das Potenzial<br />

<strong>de</strong>s Vereins in Polen, als auch Schwächen,<br />

die einer Verbesserung bedürfen. Die<br />

AK-Leiter sind überzeugt, dass dank <strong>de</strong>r Aktivität<br />

<strong>de</strong>r ICV-Mitglie<strong>de</strong>r im Land und gemeinsamer<br />

Arbeit an <strong>de</strong>n übernommenen Aufgaben<br />

alle gesteckten Ziele erreicht wer<strong>de</strong>n.<br />

Detaillierte Informationen, auch von <strong>de</strong>n AK-<br />

Treffen, bietet <strong>de</strong>r regelmäßige polnische<br />

e-Newsletter und die polnische ICV-Website<br />

unter: www.icv.pl.<br />

Info: Dr. Adrianna Lewandowska<br />

Gemeinsam die Erfolgsgeschichte fortschreiben: die polnischen Arbeitskreisleiter 2011.<br />

CM März / April 2011<br />

Atmosphäre. Alle Teilnehmer seien sehr interessiert<br />

daran voneinan<strong>de</strong>r zu lernen und hätten<br />

ein großes Bedürfnis gezeigt, mit Kollegen zu<br />

kommunizieren. Sie betrachten die vom ICV<br />

dafür gebotene Plattform als willkommene Gelegenheit;<br />

auch zum Erfahrungsaustausch mit<br />

Controllern in ganz Europa.<br />

Auf <strong>de</strong>r ICV-Website wird jetzt ein weiterer<br />

lan<strong>de</strong>sspezifischer Bereich, für Kroatien, eingerichtet.<br />

Weitere Infos unter: www.kognosko.hr.<br />

Interessenten für eine Mitarbeit im AK Kroatien<br />

wen<strong>de</strong>n sich direkt an Jasmina Očko: jasmina.<br />

ocko@kognosko.hr.<br />

Ein herzliches Willkommen unseren Kollegen<br />

in Kroatien!<br />

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108<br />

Internationaler Controller Verein ICV<br />

Brandneuer Leitfa<strong>de</strong>n<br />

„Controlling-Prozessmo<strong>de</strong>ll“<br />

Eine Arbeitsgruppe <strong>de</strong>r International Group of<br />

Controlling (IGC) hat unter <strong>de</strong>r Leitung von Dr.<br />

Uwe Michel, Senior Partner und Leiter <strong>de</strong>s<br />

Competence Centers „Controlling und Finanzen“<br />

bei Horváth & Partners, ein „Control-<br />

ling-Prozessmo<strong>de</strong>ll“ als Leitfa<strong>de</strong>n für die Beschreibung,<br />

Gestaltung und Analyse von<br />

Controlling-Prozessen erarbeitet. In einer<br />

62-seitigen Schrift <strong>de</strong>s <strong>Haufe</strong>-Verlags<br />

ist jetzt das Controlling-Prozessmo<strong>de</strong>ll<br />

beschrieben wor<strong>de</strong>n.<br />

Es orientiert sich an einem hierarchischen<br />

Prozessmo<strong>de</strong>ll und<br />

an <strong>de</strong>n von IGC und ICV formulierten<br />

Qualitätsstandards.<br />

Demnach gibt es zehn Cont-<br />

Ein breites Themenspektrum behan<strong>de</strong>lte<br />

<strong>de</strong>r AK Nord I auf seiner 72. Tagung am<br />

28./29. Oktober 2010. Gastgeber waren die<br />

Weinmann – Geräte für Medizin GmbH + Co.<br />

KG in Henstedt-Ulzburg und die Katholische<br />

Aka<strong>de</strong>mie in Hamburg als Tagungsort.<br />

Am 28. Oktober wur<strong>de</strong> zunächst die Fa. Weinmann<br />

besichtigt. Danach bot <strong>de</strong>r „Controllers’<br />

Small Talk” im „Weinspeicher B” bei einem<br />

Aben<strong>de</strong>ssen in <strong>de</strong>r neuen Hafencity <strong>de</strong>n allfälligen<br />

Austausch von Informationen und Meinungen.<br />

Am darauf folgen<strong>de</strong>n Freitag stan<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>ne<br />

Themen auf <strong>de</strong>r Tagesordnung. Zunächst<br />

stellte Volker Reitstätter seine Firma, die Weinmann<br />

– Geräte für Medizin GmbH + Co. KG, vor.<br />

Er skizzierte die Anfor<strong>de</strong>rungen an eine aufeinan<strong>de</strong>r<br />

abgestimmte Wachstums- und Kooperationsstrategie<br />

und schuf bei <strong>de</strong>n Zuhörern die<br />

Einsicht, dass erfolgreiche Strategien komplexe<br />

Umsetzungsschritte erfor<strong>de</strong>rn.<br />

Danach widmete sich Reitstätter <strong>de</strong>m Thema<br />

„Unternehmensbewertung – Ansätze und An-<br />

rolling-Hauptprozesse, die in <strong>de</strong>r Broschüre<br />

strukturiert beschrieben und grafisch veranschaulicht<br />

sind. Inhalte: Controller-Leitbild und<br />

Controlling-Prozessmo<strong>de</strong>ll; Controlling-Hauptprozesse;<br />

Weiterentwicklung <strong>de</strong>r Organisation,<br />

Prozesse, Instrumente und Systeme; IT-Implementierung;<br />

Ma nagement von Controlling-Prozessen<br />

– ausgewählte Aspekte.<br />

IW-Quarterly: Ergebnisse<br />

und Ausblick<br />

„Green Controlling“<br />

Die Dezember-Ausgabe <strong>de</strong>s Newsletters „I<strong>de</strong>enwerkstatt<br />

Quarterly“ ist auf <strong>de</strong>r ICV-Website unter<br />

<strong>de</strong>m Pfad „Controlling-Wissen“ – „I<strong>de</strong>enwerkstatt“<br />

– „I<strong>de</strong>enwerkstatt Quarterly“ ver-<br />

öffentlicht wor<strong>de</strong>n. Aus <strong>de</strong>m Inhalt: Vorstellung<br />

Dr. Lars Grünert, Trumpf GmbH + Co. KG; Einblick<br />

in die Ergebnisse <strong>de</strong>r ICV-Studie zum<br />

AK Nord I: 72. Tagung mit anspruchsvollem Programm<br />

wendungen in mittelständischen Unternehmen<br />

und die Rolle <strong>de</strong>r Controller“. Nach seinem<br />

Überblick über klassische, Rechnungswesenbasierte<br />

Verfahren <strong>de</strong>r Unternehmensbewertung<br />

wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Diskussion <strong>de</strong>r Stellenwert<br />

und die Grenzen dieser Bewertungsansätze<br />

herausgearbeitet.<br />

In ihrem Vortrag „Optimierung <strong>de</strong>s internen Reportings/Aufbau<br />

eines aussagekräftigen Berichtswesens“<br />

stellte Ute Schrö<strong>de</strong>r Parameter<br />

zur Strukturierung <strong>de</strong>r Informationsflut vor, wie<br />

Beschränkung <strong>de</strong>r Berichtsgrößen, Reihenfolge,<br />

Verdichtung zu Kennzahlen, graphische Hervorhebung.<br />

Bei einer Abfrage und Gewichtung von<br />

Benchmark-Kriterien wur<strong>de</strong> „live“ <strong>de</strong>monstriert,<br />

dass es einige wenige Basisinformationen gibt,<br />

die durchgehend als essenziell angesehen wer<strong>de</strong>n;<br />

im Wesentlichen Rechnungswesen-Daten,<br />

und dass darüber hinaus <strong>de</strong>utliche Unterschie<strong>de</strong><br />

bei <strong>de</strong>r Gewichtung weiterer Parameter z. B.<br />

abhängig von Branchen bzw. aktuellen Problemschwerpunkten<br />

bestehen.<br />

Dr. Stefan Kienecker sprach danach zu „Systematischem<br />

Umgang mit Wissen: Wege und<br />

Green Controlling; Dream Car Green Controlling:<br />

Ausblick auf das ICV-White Paper; Fachkon -<br />

ferenz, Controllingpreis und Facharbeitskreis:<br />

Wie es mit <strong>de</strong>m Green Controlling weitergeht;<br />

Was macht Controller erfolgreich(er)? – Unser<br />

Thema 2011.<br />

Pro Quartal stellt die ICV-I<strong>de</strong>enwerkstatt mit<br />

„Quarterly“ neueste Arbeitsergebnisse vor.<br />

Erfahrungen aus <strong>de</strong>r Sicht eines Unternehmensberaters“.<br />

Die Zuhörer gelangten dabei<br />

u.a. zu <strong>de</strong>r Erkenntnis, dass die Weitergabe von<br />

Wissen regelmäßig dort beeinträchtigt ist, wo<br />

exklusives Wissen als Machtinstrument gedul<strong>de</strong>t<br />

wird. Aber auch auf <strong>de</strong>r Empfängerseite<br />

bestehen mentale Hemmungen, auf Informationen<br />

zuzugreifen („not invented here“; „Zeitverschwendung“).<br />

Für <strong>de</strong>n Controller bestätige<br />

sich hier wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ssen vielschichtige Rolle als<br />

„Kenner + Verteiler + Verkäufer“.<br />

Im abschließen<strong>de</strong>n Vortrag <strong>de</strong>r AK-Tagung<br />

sprach Guido Schwartze über die „Neuausrichtung<br />

<strong>de</strong>r Wirtschaftsför<strong>de</strong>rung Neumünster –<br />

Ziele und Aufgaben“. Der Vortrag zeigte als<br />

„Blick über <strong>de</strong>n Tellerrand“, wie eine Stadt gezielt<br />

ihre Zukunft gestaltet und wie durch<br />

kreative Ansätze mit wenig Mitteln etwas<br />

bewegt wer<strong>de</strong>n kann. Dabei schuf <strong>de</strong>r Vortrag<br />

bei <strong>de</strong>n AK-Mitglie<strong>de</strong>rn Verständnis für die Nö te<br />

von Kommunen im Schatten attraktiver Großstädte.<br />

Info: Matthias Wolfskeil


PR-Ausschuss: Stürmische Entwicklung <strong>de</strong>r Online-Medien soll auch<br />

zur weiteren Erlössteigerung beitragen<br />

Traditionell tagt <strong>de</strong>r PR-Ausschuss <strong>de</strong>s ICV zum<br />

Jahresbeginn in <strong>de</strong>r Gautinger Geschäftsstelle.<br />

Am diesjährigen Treffen am 22./23. Januar<br />

(Samstag und Sonntag) nahmen die Ausschussmitglie<strong>de</strong>r<br />

Brigitte Dienstl-Arnegger (Webre dakteurin),<br />

Dr. Herwig R. Friedag (Ausschuss-Vorsitzen<strong>de</strong>r),<br />

Katrin Kirsch-Brunkow, Silke Neunzig<br />

(Geschäftsstelle/CA), Hans-Peter San<strong>de</strong>r (Presseverantwortlicher),<br />

Michael Spina, Nicoleta<br />

Thomka (ControllingWiki) und das zuständige<br />

Vorstandsmitglied, Dr. Bernd Schwarze, teil.<br />

Besucherzahlen wachsen<br />

stürmisch<br />

Beim Rückblick auf die Ergebnisse <strong>de</strong>s Vorjahres<br />

waren <strong>de</strong>utliche Zuwächse gegenüber<br />

2009 zu verzeichnen. Die Zugriffe auf die ICV-<br />

Homepage haben sich um 13% auf 450.000<br />

p. a. (das entspricht 1.250 Visits pro Tag) erhöht.<br />

Enorme Steigerungsraten weisen das<br />

ControllingBlog (+22%) und das ControllingWiki<br />

(533%) bei <strong>de</strong>n Besuchen auf. Im ControllingWiki<br />

sind inzwischen 180 Artikel online, davon<br />

143 mit <strong>de</strong>m „Siegel“ „ICV-geprüft“ vom<br />

ehrenamtlichen Wiki-Beirat zertifiziert. Im Prüfprozess<br />

befin<strong>de</strong>n sich aktuell 50 Beiträge, weitere<br />

60 angekündigte Artikel wer<strong>de</strong>n erwartet.<br />

Die in <strong>de</strong>n Online-Medien – Website (Links sowie<br />

Jobs), Controller’s e-News, ControllingBlog<br />

– 2010 erzielten Werbeerlöse sind <strong>de</strong>utlich<br />

angestiegen. Bereits für dieses Jahr ausgebucht<br />

sind die limitierten Anzeigenplätze in<br />

<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschsprachigen „Controller’s e-News“<br />

(gesucht wer<strong>de</strong>n dringend innovationsfreudige<br />

Inserenten für die englische Newsletter-Ausgabe).<br />

Bewährt hat sich die verstärkte Nutzung<br />

von Telefonkonferenzen in <strong>de</strong>r Ausschussarbeit,<br />

wodurch auch erheblich Reisekosten<br />

eingespart wur<strong>de</strong>n. Neue kooperative Online-<br />

Tools unterstützen vermehrt die Ausschussmitglie<strong>de</strong>r<br />

bei ihren vielfältigen Vorhaben.<br />

Internationale Arbeit ausbauen<br />

Die wachsen<strong>de</strong>n Besucherzahlen von ICV-Website, ControllingBlog und ControllingWiki addiert,<br />

lässt die PR-Ausschussmitglie<strong>de</strong>r schon in 2011 auf insgesamt 1 Mio. hoffen.<br />

Der PR-Ausschuss befasste sich intensiv mit<br />

aktuellen und zukünftigen Aufgaben. So wur<strong>de</strong>n<br />

neben strukturellen und funktionalen Verbesserungen<br />

<strong>de</strong>r ICV-Website auch aktuelle<br />

Performance-Probleme erörtert. Als Schwerpunkte<br />

in diesem Jahr sieht <strong>de</strong>r Ausschuss <strong>de</strong>n<br />

offensiven Ausbau <strong>de</strong>r international ausge-<br />

richteten Öffentlichkeitsarbeit,<br />

die Entwicklung<br />

spezieller<br />

Angebote für Stu<strong>de</strong>nten<br />

und „Young<br />

Professionals“, die<br />

weitere Steigerung<br />

<strong>de</strong>r Werbeerlöse<br />

sowie das zügige<br />

Erstellen eines<br />

ent scheidungsreifen<br />

Facebook-Konzepts.<br />

CM März / April 2011<br />

Die Teilnehmer <strong>de</strong>r PR-Ausschusssitzung (v.l.n.r.): Dr. Herwig R. Friedag, Michael Spina, Katrin Kirsch-Brunkow,<br />

Brigitte Dienstl-Arnegger, Silke Neunzig, Nicoleta Thomka, Dr. Bernd Schwarze, Hans-Peter San<strong>de</strong>r.<br />

Zu allen Punkten wur<strong>de</strong>n intensiv wie kreativ<br />

Maßnahmen zur Verwirklichung beraten und<br />

beschlossen. So soll die englische Homepage<br />

spürbar verbessert wer<strong>de</strong>n, u.a. durch die zügige<br />

Anpassung an die „<strong>de</strong>utsche“ Struktur,<br />

eine <strong>de</strong>utliche Ausweitung englischsprachiger<br />

Informationen mit größerer Aktualität, die Übersetzung<br />

<strong>de</strong>utscher Wiki-Beiträge in die englische<br />

Wiki-Version. Insbeson<strong>de</strong>re für ICV-Mitglie<strong>de</strong>r<br />

außerhalb <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschsprachigen<br />

Region wer<strong>de</strong>n künftig exklusiv ausgewählte,<br />

wichtige Fachbeiträge <strong>de</strong>s jeweils aktuellen<br />

„Controller Magazins“ in englischer Übersetzung<br />

per E-Mail (PDF) bereitgestellt.<br />

Mehr Printveröffentlichungen im<br />

Jahr 2010<br />

Der Ausschuss beriet auch <strong>de</strong>n gegenwärtigen<br />

Stand und künftige Aufgaben <strong>de</strong>r ICV-Pressearbeit.<br />

Die Ausweitung <strong>de</strong>r Vereinsnachrichten<br />

im „Controller Magazin“ auf dauerhaft<br />

10 Seiten pro Ausgabe hat sich ebenso als Erfolg<br />

erwiesen, wie die alljährliche Herausgabe<br />

<strong>de</strong>s englischsprachigen „CM specials“ „Controlling<br />

International“. 2010 konnte auch die Anzahl<br />

<strong>de</strong>r externen Print-Veröffentlichungen gegenüber<br />

<strong>de</strong>m Vorjahr weiter erhöht wer<strong>de</strong>n. In<br />

diesem Jahr soll die Pressearbeit v.a. zu <strong>de</strong>n<br />

ICV-Regionaltagungen verbessert wer<strong>de</strong>n.<br />

109


110<br />

Internationaler Controller Verein ICV<br />

Aus ControllingWiki: Marktorientierte Unternehmensführung<br />

Was versteht man darunter?<br />

Auf <strong>de</strong>r strategischen Handlungsebene wer<strong>de</strong>n<br />

normative Vorgaben in <strong>de</strong>n einzelnen Geschäftsbereichen<br />

umgesetzt. Dazu wer<strong>de</strong>n<br />

neue Erfolgspotenziale geschaffen und bestehen<strong>de</strong><br />

weiterentwickelt. Auf <strong>de</strong>r operativen<br />

Ebene wer<strong>de</strong>n diese Erfolgspotenziale ausgeschöpft<br />

und <strong>de</strong>r Erfolg eines Unternehmens<br />

erarbeitet. Die Führungsebenen hängen eng zusammen<br />

und bil<strong>de</strong>n ein integriertes System.<br />

Begriff und Aufgaben marktorientierter<br />

Strategieentwicklung<br />

Die strategische Unternehmensführung ist auf<br />

die Entwicklung bestehen<strong>de</strong>r und die Erschließung<br />

neuer Erfolgspotenziale ausgerichtet und<br />

legt die dafür erfor<strong>de</strong>rlichen Strategien fest.<br />

Strategien sind Bün<strong>de</strong>l zusammenhängen<strong>de</strong>r<br />

und miteinan<strong>de</strong>r zu kombinieren<strong>de</strong>r Einzelmaßnahmen<br />

o<strong>de</strong>r -entscheidungen. Sie enthalten<br />

Maßnahmen zur Erreichung einer angestrebten<br />

und vorteilhaften Positionierung im Wettbewerb<br />

sowie zur Gestaltung <strong>de</strong>r dazu erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Ressourcenbasis. So sind z. B. zur Erhöhung<br />

<strong>de</strong>s Marktanteils um 10 % in <strong>de</strong>n nächsten drei<br />

Jahren Maßnahmen wie die Einführung neuer<br />

Produkte, <strong>de</strong>r Aufbau neuer Vertriebskanäle<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Ausbau <strong>de</strong>r Produktionskapazitäten<br />

erfor<strong>de</strong>rlich. Je<strong>de</strong> dieser Maßnahmen beinhaltet<br />

eine Reihe von Aufgaben, die insgesamt zu<br />

einem koordinierten Maßnahmenbün<strong>de</strong>l zusammengefasst<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Wesentliche Bestandteile einer<br />

Strategie sind:<br />

• Wettbewerbsvorteile sind ein aus Sicht <strong>de</strong>s<br />

Kun<strong>de</strong>n wahrgenommenes Leistungsmerkmal,<br />

das von <strong>de</strong>r Konkurrenz nicht geboten<br />

wird und für das <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> bereit ist, etwas<br />

zu bezahlen.<br />

• Erfolgspotenziale sind sämtliche produkt- und<br />

marktspezifischen Voraussetzungen, um erfolgreich<br />

sein zu können. (…)<br />

• Maßnahmen zur Positionierung zielen auf die<br />

Erlangung eines Wettbewerbsvorteils. Sie gewährleisten<br />

die inhaltliche Übereinstimmung<br />

(Fit) zwischen <strong>de</strong>n Stärken und Schwächen<br />

eines Unternehmens und <strong>de</strong>n Chancen und<br />

Risiken <strong>de</strong>r Unternehmensumwelt. (…)<br />

• Maßnahmen zur Ressourcengestaltung sind<br />

erfor<strong>de</strong>rlich, um die Positionierung umsetzen<br />

zu können. (…)<br />

Strategie ist eine gestalterische Aufgabe <strong>de</strong>r<br />

Unternehmensführung. Es sollen Kun<strong>de</strong>n und<br />

Märkte gewonnen bzw. Wettbewerber verdrängt<br />

wer<strong>de</strong>n. Dies soll durch <strong>de</strong>n Aufbau von Wettbewerbsvorteilen<br />

erreicht wer<strong>de</strong>n. Gegenstand einer<br />

Strategie ist die Schaffung neuer und die<br />

Weiterentwicklung bestehen<strong>de</strong>r Erfolgspotenziale.<br />

Durch sie sollen die grundlegen<strong>de</strong>n Ziele<br />

eines Unternehmens erreicht wer<strong>de</strong>n. (…)<br />

Philosophie marktorientierter<br />

Strategien<br />

Markt- und ressourcenorientierte Strategien<br />

wer<strong>de</strong>n auf Basis <strong>de</strong>r Analyse <strong>de</strong>r Unternehmensumwelt<br />

und <strong>de</strong>s eigenen Unternehmens<br />

entwickelt, um Erfolgspotenziale aufzubauen.<br />

Wertorientierte Zielsetzungen bil<strong>de</strong>n dazu das<br />

Anfor<strong>de</strong>rungsniveau, welches durch strategische<br />

Alternativen erreicht wer<strong>de</strong>n soll. Sie beschreiben<br />

Wege, wie sich Wettbewerbsvorteile<br />

aufbauen lassen und bil<strong>de</strong>n damit die Vorgabe<br />

für die weiteren Elemente <strong>de</strong>r strategischen Unternehmensführung.<br />

Demnach resultieren Wettbewerbsvorteile aus<br />

<strong>de</strong>r Positionierung eines Unternehmens in seiner<br />

Umwelt. Die Analyse <strong>de</strong>r Unternehmensumwelt<br />

und die Entwicklung darauf basieren<strong>de</strong>r<br />

Strategien sind Gegenstand <strong>de</strong>r marktorientierten<br />

Unternehmensführung. Das sog. Structure-<br />

Conduct-Performance-Paradigma stellt die<br />

grundlegen<strong>de</strong> Annahme <strong>de</strong>r Industrieökonomie<br />

dar. Danach ist <strong>de</strong>r Erfolg eines Unternehmens<br />

(Performance) von zentralen Umweltmerkmalen<br />

(Structure) abhängig, die das Verhalten <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

(Conduct) bestimmen. Unternehmen<br />

können somit Wettbewerbsvorteile erringen,<br />

wenn sie sich besser an verän<strong>de</strong>rte Rahmenbedingungen<br />

anpassen als ihre Wettbewerber.<br />

Dabei wird vorausgesetzt, dass die Ressourcen<br />

eines Unternehmens leicht verän<strong>de</strong>rt und ausgetauscht<br />

wer<strong>de</strong>n können. Dies steht im Gegensatz<br />

zum Ansatz <strong>de</strong>r ressourcenbasierten<br />

Unternehmensführung, welche Wettbewerbsvorteile<br />

durch die Einzigartigkeit <strong>de</strong>r Ressourcen<br />

erklärt. (…)<br />

Was sind Elemente marktorientierter<br />

Strategien?<br />

Mit <strong>de</strong>r marktorientierten Unternehmensführung<br />

wer<strong>de</strong>n Positionen mit Wettbewerbsvorteilen<br />

angestrebt. Aus diesen Zielpositionen sowie<br />

<strong>de</strong>n ermittelten Chancen und Risiken lassen<br />

sich strategische Stoßrichtungen ableiten. Dies<br />

erfolgt durch mehrere Einzelanalysen:<br />

• Die globale Umwelt (Makroumwelt) umfasst<br />

übergeordnete Faktoren, die nicht nur für ein<br />

Unternehmen o<strong>de</strong>r eine Branche, son<strong>de</strong>rn für<br />

alle Unternehmen von Be<strong>de</strong>utung sind. Sie<br />

bil<strong>de</strong>n die rechtliche, ökonomische, ökologische,<br />

gesellschaftliche und technologische<br />

Umwelt <strong>de</strong>r Unternehmen. Diese branchenübergreifen<strong>de</strong>n<br />

Einflussgrößen wer<strong>de</strong>n auch<br />

als Umweltfaktoren o<strong>de</strong>r als Umfeldfaktoren<br />

bezeichnet.<br />

• Eine Branche ist eine Gruppe von Unternehmen,<br />

<strong>de</strong>ren Produkte o<strong>de</strong>r Dienstleistungen<br />

sich gegenseitig weitgehend ersetzen können.<br />

Ihre Attraktivität kann durch die Analyse<br />

<strong>de</strong>r fünf Wettbewerbskräfte Verhandlungsstärke<br />

<strong>de</strong>r Lieferanten und Abnehmer, Bedrohung<br />

durch neue Konkurrenten, Druck durch<br />

Substitutionsgüter und die direkte Rivalität<br />

unter <strong>de</strong>n Wettbewerbern bestimmt wer<strong>de</strong>n.<br />

Durch die Branchenanalyse kann erklärt wer<strong>de</strong>n,<br />

warum Branchen unterschiedlich profitabel<br />

sind. (…)<br />

Dies ist ein Exzerpt. Lesen Sie <strong>de</strong>n vollständigen<br />

Artikel auf www.<strong>controlling</strong>-wiki.com Ersteinsteller:<br />

Prof. Dr. Ralf Dillerup, Leiter <strong>de</strong>s Instituts<br />

für Strategie und Controlling an <strong>de</strong>r Hochschule<br />

Heilbronn


AK Weser-Harz: Gut<br />

organisiert, in die<br />

Praxis integriert<br />

Der Arbeitskreis Weser-Harz wur<strong>de</strong> 1998 gegrün<strong>de</strong>t<br />

unter Mitwirkung <strong>de</strong>s heutigen Arbeitskreisleiters<br />

Wolfgang Schnei<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r zwei Jahre<br />

zuvor im AK Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg eingestiegen<br />

war. Seit 2000 leitet Schnei<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n AK Weser-<br />

Harz. Erklärtes Ziel ist <strong>de</strong>r Erfahrungsaustausch<br />

unter Praktikern und mit Stu<strong>de</strong>nten sowie das<br />

gemeinsame Erarbeiten klassischer Controller-<br />

Themen. Die Mitglie<strong>de</strong>r kommen aus unterschiedlichsten<br />

Unternehmen und Branchen.<br />

Treffen fin<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Regel zweimal jährlich in<br />

Hotels (also abseits <strong>de</strong>s beruflichen Umfel<strong>de</strong>s),<br />

teilweise auch in Mitgliedsunternehmen statt.<br />

Dabei wird beson<strong>de</strong>rs darauf geachtet, die Tagungskosten<br />

auf maximal 125 Euro zu begrenzen,<br />

um <strong>de</strong>m zunehmen<strong>de</strong>n Anteil an Selbstzahlern<br />

gerecht zu wer<strong>de</strong>n. Die Treffen starten<br />

bereits am Donnerstagabend. Sie beginnen mit<br />

5-Minuten-Vorträgen, in <strong>de</strong>nen die Teilnehmer<br />

über aktuelle Themen berichten, gefolgt von einem<br />

Kurzvortrag zu einem aktuellen Controlling-<br />

Thema o<strong>de</strong>r einem Vortrag mit regionalem Bezug.<br />

Daran schließt sich „controller´s small talk“<br />

zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch an.<br />

Der zweite Tag ist <strong>de</strong>m Hauptthema gewidmet<br />

mit Präsentationen, Diskussionen und Workshops,<br />

die eine aktive Mitarbeit erfor<strong>de</strong>rn, sowie<br />

einer Abschlusspräsentation im Plenum. Der<br />

Themenspeicher wird in je<strong>de</strong>m Treffen ergänzt,<br />

Themen – wenn erfor<strong>de</strong>rlich – neu priorisiert.<br />

„Unternehmenssteuerung ist<br />

ohne Controlling un<strong>de</strong>nkbar“<br />

Seine Kommilitonen haben ihn während seines<br />

BWL-Studiums in Braunschweig und Göttingen<br />

auf <strong>de</strong>n ICV aufmerksam gemacht – und seither<br />

ist Thorsten Tillner, stellvertreten<strong>de</strong>r AK-<br />

Leiter Weser-Harz, Mitglied im Verein. Controlling<br />

zieht sich durch sein Berufsleben wie ein<br />

roter Fa<strong>de</strong>n: Ob als Honorardozent für Betriebswirtschaft/Controlling<br />

o<strong>de</strong>r ob bei <strong>de</strong>r<br />

Stadtverwaltung Wolfsburg, wo er Controlling<br />

und SAP eingeführt hat und zuletzt als Leiter<br />

Controlling tätig war. Aber auch als Leiter<br />

Fünf Fragen an <strong>de</strong>n<br />

Arbeitskreisleiter<br />

Wolfgang Schnei<strong>de</strong>r<br />

1. Nachwuchsprobleme …?<br />

… kennen wir nicht! Aufgrund <strong>de</strong>r breiten Ausrichtung<br />

in unterschiedlichste Branchen und aufgrund<br />

<strong>de</strong>r regionalen Aus<strong>de</strong>hnung (Ostwestfalen bis Lan<strong>de</strong>sgrenze<br />

nach Sachsen-Anhalt, Großraum Hannover<br />

bis Göttingen) ergeben sich gera<strong>de</strong> durch die<br />

Vertreter mittelständischer Firmen immer wie<strong>de</strong>r<br />

Kontakte zu neuen Interessenten.<br />

2. Die größte Stärke meines AK ist …<br />

seine regionale Aus<strong>de</strong>hnung, die stets für eine spannen<strong>de</strong> Mischung von Vertretern aus größeren<br />

und kleineren Unternehmen unterschiedlichster Branchen sorgt. Der Erfahrungsaustausch<br />

und die aktive Gruppenarbeit leisten ihren Beitrag für einen echten Zugewinn.<br />

3. Was uns am meisten beschäftigt , ist …<br />

zielgerichtet die aktuellen Strömungen aus <strong>de</strong>n Unternehmen unserer Mitglie<strong>de</strong>r aufzunehmen<br />

und unser eigenes Wissen durch <strong>de</strong>n Einsatz von Referenten aus <strong>de</strong>n Fachkreisen <strong>de</strong>s<br />

ICV gezielt zu erweitern.<br />

4. Wichtigstes Fachthema ist <strong>de</strong>rzeit für uns…<br />

Kommunikations-Controlling <strong>de</strong>r internen und externen Kommunikation, also auch <strong>de</strong>r Kommunikation<br />

zwischen Controller und Manager.<br />

5. Arbeitskreisleiter zu sein, fin<strong>de</strong> ich…<br />

spannend, weil ich dazu beitragen kann, dass in <strong>de</strong>n Tagungen für alle Teilnehmer ein messbarer<br />

Zusatznutzen erzielt wird. Zu<strong>de</strong>m ist es spannend zu sehen, wie die Unternehmen von<br />

<strong>de</strong>n neuen Erkenntnissen in <strong>de</strong>n Arbeitskreistagungen nachhaltig profitieren.<br />

Personal, Organisation und Finanzen <strong>de</strong>r Industrie-<br />

und Han<strong>de</strong>lskammer, Hannover, als<br />

Vorstand <strong>de</strong>r Diakonie in Düsseldorf o<strong>de</strong>r in<br />

seiner heutigen Position als Vorstand Finanzen<br />

<strong>de</strong>r Rotenburger Werke (Diakonie) – immer<br />

spielt Controlling eine wichtige Rolle für <strong>de</strong>n<br />

Diplom-Kaufmann, <strong>de</strong>nn „Unternehmenssteuerung<br />

ist ohne Controlling kurz-, mittel- und<br />

langfristig einfach un<strong>de</strong>nkbar“, sagt <strong>de</strong>r Familienvater<br />

von zwei Kin<strong>de</strong>rn. Entsprechend begleitet<br />

dieser Schwerpunkt alle beruflichen<br />

Stationen von Thorsten Tillner, „mal schulend,<br />

mal einführend, mal selbst betreibend und jetzt<br />

selbst nutzend in leiten<strong>de</strong>r Position“, so sein<br />

Resümee. Den ICV nutzt Tillner, um up-to-date<br />

zu bleiben mit aktuellen Entwicklungen in Controlling<br />

und Betriebswirtschaft und für <strong>de</strong>n<br />

fachlichen Austausch über <strong>de</strong>n Tellerrand <strong>de</strong>r<br />

eigenen Branche hinaus. „Der ICV ist dabei<br />

hochgradig hilfreich“, sagt er, und „es ist immer<br />

interessant zu sehen, dass Controller in<br />

unterschiedlichen Branchen i<strong>de</strong>ntische Frage-<br />

CM März / April 2011<br />

stellungen haben“, so seine Erfahrung. Neben<br />

<strong>de</strong>r aktiven Arbeit im Arbeitskreis nimmt <strong>de</strong>r<br />

43-Jährige mehr o<strong>de</strong>r weniger regelmäßig am<br />

Controller Congress sowie <strong>de</strong>r CIB Controlling<br />

Innovation Berlin teil. Darüber hinaus informiert<br />

er sich über Fachliteratur, Internet, controllerverein.com<br />

und das Controller Magazin über<br />

Stand und Entwicklungen im Controlling. In<br />

seiner Freizeit gehören Laufen und Mountainbiken<br />

zu seinen Hobbies.<br />

Thorsten Tillner, stellvertreten<strong>de</strong>r AK-Leiter Weser-Harz<br />

111


112<br />

Internationaler Controller Verein ICV<br />

Arbeitskreise-Termine<br />

Fachkreis Kommunikations-<br />

Controlling<br />

14. Treffen 03.03.2011, 17.00 Uhr, bis<br />

04.03.2011, 17.00 Uhr, Nürnberg,<br />

Bun<strong>de</strong>sagentur für Arbeit<br />

Fachkreisleiter Dr. Reimer Stobbe<br />

r.stobbe@munichre.com<br />

Arbeitskreis Weser-Harz<br />

27. Arbeitskreistreffen 17.03.2011, 17.30 Uhr,<br />

bis 18.03.2011, 17.00 Uhr, Wolfsburg<br />

Arbeitskreisleiter Wolfgang Schnei<strong>de</strong>r<br />

schnei<strong>de</strong>r.gifhorn@gmx.<strong>de</strong><br />

Arbeitskreis Rhein-Neckar<br />

Mo<strong>de</strong>rne Budgetierung, 3. Teil<br />

Anmeldung erfor<strong>de</strong>rlich!<br />

18.03.2011, 09.00 Uhr, Mannheim<br />

Arbeitskreisleiter Matthias von Daacke<br />

matthias.vondaacke@blanco.<strong>de</strong><br />

Arbeitskreis Thüringen<br />

trifft sich zum Thema Kalkulation<br />

18.03.2011, 16.00 Uhr, bis 19.03.2011,<br />

14.30 Uhr, Raum Süd-Thüringen<br />

Arbeitskreisleiter Thomas Gross<br />

icv@gross.or.at<br />

Arbeitskreis Wien-West<br />

5. AK-Tagung, Thema „Performance<br />

Management“ 23.03.2011, 17.00 Uhr,<br />

bis 24.03.2011, 17.00 Uhr,<br />

Ort wird noch bekannt gegeben<br />

siehe www.controllerverein.com<br />

Arbeitskreisleiter Günter Pichler<br />

office@greko.at<br />

Fachkreis Controlling und Innovation<br />

und Arbeitskreis Zentralalpen<br />

8. Forum „Innovative Geschäftsmo<strong>de</strong>lle“<br />

25.03.2011, 13.00 Uhr, bis 26.03.2011,<br />

17.00 Uhr, Innsbruck,<br />

AT – MCI Management Center, Innsbruck<br />

Fachkreisleiter Bernd Kirschner<br />

bernd.kirschner@mci.edu<br />

Arbeitskreisleiterin Zentralalpen<br />

Dr. Eva-Maria Dornauer<br />

eva.dornauer@uibk.ac.at<br />

Arbeitskreis Spanien<br />

Stammtisch, 28.03.2011<br />

Hotel Regina, Barcelona<br />

Arbeitskreisleiter Ulrich Müller<br />

ulrich.mueller.bosom@gmail.com<br />

AK Zürich-Ostschweiz<br />

Neues Rechnungslegungsrecht –<br />

Workshop für Controller<br />

29.03.2011, 14.00 bis 17.30 Uhr<br />

Gemeinsam mit Studieren<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Minors<br />

Accounting/Controlling/Auditing erarbeiten<br />

die Teilnehmer ein Positionspapier zu <strong>de</strong>n<br />

Auswirkungen <strong>de</strong>r neuen Normen aus <strong>de</strong>m<br />

Fokus eines Controllers.<br />

Leitung Prof. Dr. Marco Passardi<br />

ZHAW Winterthur<br />

Arbeitskreisleiter Marco Passardi<br />

marco.passardi@zhaw.ch<br />

Arbeitskreis West III<br />

52. Sitzung 31.03.2011, 15.59 Uhr, bis<br />

01.04.2011, 17.00 Uhr, Ort wird noch bekannt<br />

gegeben siehe www.controllerverein.com<br />

Arbeitskreisleiter Martin Herrmann<br />

AK-West3@Herrmann-Controlling.<strong>de</strong><br />

Arbeitskreis West II<br />

49. Treffen 07.04.2011 bis 08.04.2011<br />

K. A. Schmersal GmbH, Wuppertal<br />

Arbeitskreisleiter Ralf W.A. Lehnert<br />

g-r.lehnert@t-online.<strong>de</strong><br />

Fachkreis Controlling und Risikomanagement<br />

9. Sitzung 11.04.2011 bis 12.04.2011<br />

Zur 9. Sitzung treffen sich die Mitglie<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Fachkreises beim Unternehmen LVM in<br />

Münster. Gastgeber dort ist Risikomanager<br />

Sven Wolff.<br />

Fachkreisleiter Rainer Kalwait<br />

rainer@kalwait.com<br />

Arbeitskreis Bulgarien<br />

Frühjahrstagung<br />

16.04.2011 10.00 Uhr bis 17.04.2011<br />

13.00 Uhr, Ort wird noch bekannt gegeben<br />

siehe www.controllerverein.com<br />

Arbeitskreisleiter Denko Yamboliev<br />

<strong>de</strong>nko@excite.com<br />

Branchenarbeitskreis Banken<br />

Arbeitskreissitzung 28.04.2011 bis<br />

29.04.2011, Berlin<br />

Branchenarbeitskreisleiter Axel Kodlin<br />

axel.kodlin@spksh.<strong>de</strong><br />

Arbeitskreis Nordwestschweiz<br />

Fachkreis-Thema 29.04.2011, 13.00 Uhr<br />

Im Unternehmen Black Diamond Equipment<br />

AG und auf Einladung von André Otto wer<strong>de</strong>n<br />

neben einer ausführlichen Vorstellung und<br />

Besichtigung <strong>de</strong>s Unternehmens und Neuigkeiten<br />

aus <strong>de</strong>m ICV die Ergebnisse eines Fachkreises<br />

im Mittelpunkt stehen. Eine praktische<br />

Fragestellung wird gemeinsam bearbeitet.<br />

Christoph Merian-Ring 7, 4153 Reinach/<br />

Baselland<br />

Arbeitskreisleiter Christian Baumgartner<br />

christian.baumgartner@arcondis.com<br />

Arbeitskreis Zentralalpen<br />

Regionales Frühjahrstreffen 29.04.2011,<br />

14.00 Uhr, Thema, Agenda und Ort siehe<br />

www.controllerverein.com<br />

Dr. Eva-Maria Dornauer<br />

eva.dornauer@uibk.ac.at<br />

Arbeitskreis Rhein-Neckar<br />

Sommerstammtisch<br />

Wir grillen! 27.05.2011, 19.00 Uhr<br />

Ort wird noch bekannt gegeben<br />

siehe www.controllerverein.com<br />

Arbeitskreisleiter Matthias von Daacke,<br />

matthias.vondaacke@blanco.<strong>de</strong><br />

Arbeitskreis Spanien<br />

Stammtisch 30.05.2011<br />

Hotel Regina, Barcelona<br />

Arbeitskreisleiter Ulrich Müller<br />

ulrich.mueller.bosom@gmail.com<br />

Weitere Infos unter:<br />

www.controllerverein.com<br />

> Arbeitskreise > Terminübersicht<br />

Artikelbeiträge sen<strong>de</strong>n Sie bitte an Hans-Peter San<strong>de</strong>r (Redaktion), hp.san<strong>de</strong>r@eastwestcom.net


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