Nachhaltigkeits- controlling - Haufe.de
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2011 März/April I Ausgabe 2 I www.controllermagazin.<strong>de</strong> Zugleich Mitglie<strong>de</strong>rzeitschrift <strong>de</strong>s Internationalen Controller Vereins<br />
B 12688 I 36. Jg I EUR 23,30 I ISSN 1616-0495<br />
Themen im Focus<br />
CONTROLLER®<br />
Prozesskalkulation<br />
<strong>Nachhaltigkeits</strong><strong>controlling</strong><br />
Finanzsteuerungssystem<br />
Arbeitsergebnisse aus <strong>de</strong>r Controller-Praxis<br />
Innovationsmessung<br />
IT-Strategie<br />
Lieferantenkreditkosten<br />
Rolling Forecast
Mit <strong>Haufe</strong> gelingt auch <strong>de</strong>r 1. BilMoG-Jahresabschluss<br />
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2. Aufl age<br />
mit <strong>de</strong>n neuesten<br />
Erkenntnissen zum BilMoG
Editorial<br />
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,<br />
wenn ich mich mit Seminarteilnehmern unterhalte, ist das wirtschaftliche<br />
Umfeld oft ein relevantes Thema. Dabei ist das gesamte Spektrum zu erleben,<br />
Firmen, welche die Krise kaum bemerkt haben, ja sogar profitieren<br />
konnten, und an<strong>de</strong>re, bei <strong>de</strong>nen es die Unternehmen arg gebeutelt und die<br />
Erholung wie<strong>de</strong>r eingesetzt hat.<br />
In je<strong>de</strong>m Fall sind wir Controller gefor<strong>de</strong>rt, hilfreiche Unterstützung zu leisten.<br />
Sei es einen Abwärtstrend bremsen zu helfen, o<strong>de</strong>r beim Wachstum<br />
zu beraten. Dazu ist es notwendig, ganz unterschiedliche Verhaltensmuster<br />
zu beherrschen, die jeweils <strong>de</strong>r Situation angepasst sind.<br />
Flexibilität und Kreativität sind gefragt<br />
In schlechten Zeiten gilt es:<br />
��zu konsolidieren und zu bremsen,<br />
��zu sparen, wo das vertretbar ist,<br />
��abzusichern, damit es nicht noch schlimmer wird,<br />
��Arbeiten wie<strong>de</strong>r ins eigene Haus zu holen, um die Auslastung zu<br />
verbessern („Re-insourcing“),<br />
��Investitionen, die nicht unbedingt nötig sind, zu verschieben,<br />
��trotz<strong>de</strong>m clever zu investieren und Marktanteile zu holen, wenn<br />
Chancen sich bieten und die Mittel es erlauben.<br />
Die dahinter liegen<strong>de</strong>n Einstellungen sind geprägt davon, Risiken einzugrenzen,<br />
sich zu beschränken, zu sparen, zusammenzuhalten und dabei<br />
möglichst keine Fehler zu machen.<br />
In guten Zeiten wie<strong>de</strong>rum gilt es:<br />
��zu wachsen,<br />
��zu investieren in Produkte, Kun<strong>de</strong>n und Märkte,<br />
��Kapazitäten zu erweitern,<br />
��Mitarbeiter aufzubauen,<br />
��Partnernetze auszubauen.<br />
Einstellungen, die vorwärts treiben, sind Mut, Erfin<strong>de</strong>rgeist, Neugier, Zuversicht,<br />
Zutrauen, Freiheit, Delegation, Lernbereitschaft, Fehlertoleranz,<br />
und dabei Risiken bewusst in Kauf zu nehmen.<br />
Unterschiedliches in sich vereinen<br />
Als Controller stehen wir <strong>de</strong>r Herausfor<strong>de</strong>rung gegenüber, diese Einstellungen<br />
auf uns zu vereinen! Gera<strong>de</strong> in guten Zeiten ist es auch unsere<br />
Aufgabe, vor Übermut zu warnen und zu stark ausufern<strong>de</strong> Kosten im Griff<br />
zu halten. Da kann man zwar schnell als Miesepeter gelten, <strong>de</strong>nnoch ist<br />
diese Funktion wichtige Voraussetzung dafür, wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />
Als Controller folgen wir <strong>de</strong>m Prinzip <strong>de</strong>r Voraussicht. Wir wollen bei wirtschaftlichen<br />
Abwärtsbewegungen Einsparungspotentiale rasch benennen<br />
können, gleichzeitig aber auch blin<strong>de</strong> Sparwut zurückhalten helfen. Es soll<br />
ja nicht in einer Krise zu viel kaputt gemacht wer<strong>de</strong>n – an Ressourcen,<br />
Vertrauen, Zuversicht, Engagement, Innovationspotential, Motivation –<br />
was man im Anschluss wie<strong>de</strong>r dringend benötigt.<br />
Mit Ausklang <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Schwierigkeiten sollen wir, bei aller Vorsicht,<br />
wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Wachstumsgang schalten. Um vorwärts zu kommen,<br />
gehören die Sparzügel gelockert, Eigeninitiative geför<strong>de</strong>rt und über einzelne<br />
Fehler hinweggesehen, die Kreativität, I<strong>de</strong>enumsetzung und Freiheit<br />
mit sich bringen.<br />
Ich freue mich richtig, wenn man in <strong>de</strong>r Presse lesen konnte, dass im<br />
ganzen Land Deutschland, wie auch bei unseren Nachbarn in Österreich<br />
und <strong>de</strong>r Schweiz, das scheinbar gut geklappt hat. So etwas kann man klar<br />
als Standortvorteil benennen! Und dazu haben Controller ihren Teil beigetragen.<br />
Ich wünsche Ihnen weiterhin gutes Gelingen im Jahr 2011<br />
Dr. Klaus Eiselmayer<br />
Herausgeber<br />
CM März / April 2011<br />
Dr. Klaus Eiselmayer<br />
Chefredakteur Controller Magazin,<br />
Verlag für ControllingWissen AG<br />
Trainer und Partner <strong>de</strong>r Controller<br />
Aka<strong>de</strong>mie AG<br />
k.eiselmayer@controlleraka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />
1
2<br />
März / April 2011<br />
Titelthema<br />
Aktuell<br />
Alfred Biels Literaturforum<br />
Impressum<br />
ISSN 1616-0495 36. Jahrgang<br />
Herausgeber<br />
Dipl.-Ing. Dr. Klaus Eiselmayer, Vorstandsmitglied <strong>de</strong>s Verlags<br />
für ControllingWissen AG, Trainer und Aufsichtsratsmitglied<br />
<strong>de</strong>r Controller Aka<strong>de</strong>mie AG, Gauting/München<br />
Die Zeitschrift ist Organ <strong>de</strong>s Internationalen Controller Verein<br />
eV, München; und berichtet auch aus <strong>de</strong>ssen Veranstaltungen.<br />
www.controllerverein.com<br />
Redaktion<br />
Dr. Klaus Eiselmayer, k.eiselmayer@controlleraka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />
Susanne Eiselmayer, susanne.eiselmayer@vcw.<strong>de</strong><br />
Mag. Gundula Wagenbrenner,<br />
gundula.wagenbrenner@vcw.<strong>de</strong><br />
<strong>Nachhaltigkeits</strong><strong>controlling</strong><br />
Seite 26<br />
Prozess<strong>controlling</strong> Seite 12, 48, 56<br />
Finanzsteuerungssystem Seite 42<br />
Fachbücher im Fokus<br />
Seite 93<br />
Inhalt<br />
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Abonnenten-Service<br />
Silvia Fröhlich, silvia.froehlich@vcw.<strong>de</strong><br />
Magazingestaltung<br />
Susanne Eiselmayer, susanne.eiselmayer@vcw.<strong>de</strong><br />
Abonnenten-Service, Redaktion und Magazingestaltung<br />
VCW AG, Münchner Strasse 10, 82237 Wörthsee-Etterschlag,<br />
Tel 01805 91 31 24*, Fax 01805 91 31 74*<br />
*0,14€/Min. aus <strong>de</strong>m dt. Festnetz, max. 0,42 €/Min. mobil.<br />
Ein Service von dtms.<br />
Verlagssitz<br />
VCW Verlag für ControllingWissen AG, Hin<strong>de</strong>nburgstraße 64,<br />
79102 Freiburg i. Br., <strong>Haufe</strong> Mediengruppe<br />
Literaturforum<br />
Dipl.-Betriebswirt Alfred Biel, Fachjournalist (DFJS),<br />
Beethovenstrasse 275, 42655 Solingen, alfred.biel@gmx.<strong>de</strong><br />
Editorial 1<br />
Alfred Biel<br />
Interview mit Dr. Reinhard K. Sprenger 4<br />
Frank Morelli<br />
Smartes Dashboard-Design 8<br />
Siegfried Hampl | Frank Höning<br />
Risiko und mangeln<strong>de</strong> Steuerung <strong>de</strong>r Wertschöpfung<br />
in komplexen Strukturen 12<br />
Stefan Tönnissen<br />
Ursache und Lösung von Störungen im<br />
Kommunikationsprozess <strong>de</strong>s Controllers 18<br />
Ralf Kesten<br />
Standortstilllegungsentscheidung mit <strong>de</strong>m<br />
Economic Value Ad<strong>de</strong>d? – (Teil 2) – 22<br />
Andreas Ries | Konstantin Wehrum<br />
Determinanten eines integrativen<br />
<strong>Nachhaltigkeits</strong>managements und -<strong>controlling</strong>s 26<br />
Frank-J. Witt | Kerin Witt<br />
Controller’s Riskmanagement <strong>de</strong>r Controllingdaten – (Teil 2) – 31<br />
Jürgen Weber<br />
Kostenrechnung – Relevance lost again? 36<br />
Götz-Andreas Kemmner<br />
Das Tor zur Unternehmenskrise wird in <strong>de</strong>r Konjunktur geöffnet! 38<br />
Michael Karb | Thomas Klingspor<br />
Einführung eines Finanzsteuerungssystems bei <strong>de</strong>r<br />
Scout24-Gruppe 42<br />
Peter Rathnow<br />
Effektive Unternehmenswertsteigerung durch<br />
Activity-Based-Management 48<br />
Online-Shop www.<strong>controlling</strong>wissen.<strong>de</strong><br />
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97076 Würzburg<br />
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<strong>de</strong>yhle<strong>de</strong>sign Werbeagentur GmbH, Münchener Strasse 45,<br />
82131 Gauting, www.<strong>de</strong>yhle<strong>de</strong>sign.<strong>de</strong>
Internationaler Controller Verein<br />
Als Luxusthema<br />
nachhaltig passé<br />
Seite 103<br />
Dietmar Pascher’s Controllerrätsel 53<br />
Ronald Gleich | Peter Schentler<br />
Innovations<strong>controlling</strong> 54<br />
Jana Heimel<br />
Controlling-Prozessmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r IGC:<br />
Neuer Standard für die Controlling-Organisation 56<br />
Jens Eckrich<br />
Ressourcenmanagementsicht aus Projektmanagementsicht 58<br />
Frank Lelke | Andreas Ollech<br />
Messung von Innovation 62<br />
Sebastian Hallek<br />
Steuerzentrale für die gesamte IT 67<br />
Thorsten Bartl | Markus Schnei<strong>de</strong>r<br />
Rollieren<strong>de</strong>r Forecast bei <strong>de</strong>r Gruppe Börse Stuttgart 72<br />
Detlev R. Zillmer<br />
Controller’s Master Class im November 2010 78<br />
Henry Dannenberg<br />
Was kostet ein Lieferantenkredit? 82<br />
Jens Gräf | Christian Langmann<br />
F&E-Reporting 88<br />
Herstellung <strong>de</strong>yhle<strong>de</strong>sign Werbeagentur GmbH, 82131 Gauting<br />
Druck Bosch-Druck GmbH, 84030 Ergolding, Tel 0871 76 05 - 0<br />
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Bezugsgebühr pro Jahr im Abonnement € 139,80 plus € 9,90 Versand;<br />
im europäischen Ausland € 17,40;<br />
Einzelheft € 23,30 plus Versand; die Preise enthalten die USt.<br />
Sollte CM ohne Verschul<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Verlags nicht ausgeliefert wer<strong>de</strong>n,<br />
besteht kein Ersatzanspruch gegen <strong>de</strong>n Verlag.<br />
Durch die Annahme eines Manuskriptes o<strong>de</strong>r Fotos erwirbt <strong>de</strong>r Ver lag<br />
das ausschließliche Recht zur Veröffentlichung.<br />
Nachdruck (auch auszugsweise) nur mit Zustimmung <strong>de</strong>r Redaktion.<br />
Bildnachweis Titel Thinkstock<br />
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4<br />
Interview: Was treibt uns an?<br />
Was treibt uns an? –<br />
Auf <strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>m richtigen<br />
Weg zur optimalen Leistung<br />
Interview mit Dr. Reinhard K. Sprenger<br />
von Alfred Biel<br />
Die Frage, was uns antreibt, ist recht facettenreich.<br />
Wir stellen damit die Frage nach unserer<br />
treiben<strong>de</strong>n Kraft o<strong>de</strong>r sozusagen<br />
nach unserem „inneren Motor“, nach unseren<br />
Beweggrün<strong>de</strong>n. Wir können nur etwas<br />
bewegen, wenn uns etwas antreibt. In diesem<br />
Verständnis ist Antrieb auch „bewegen<strong>de</strong><br />
Energie“. Es ist zu fragen, was kann unseren<br />
Einsatz, unser Engagement, „unser Feuer“<br />
för<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r auch hemmen. Welchen Einfluss<br />
üben die „Antriebstechniken“ in unseren Unternehmen<br />
aus, z. B. das Führungsverhalten <strong>de</strong>r<br />
Vorgesetzten?<br />
Diese Fragen sind Gegenstand <strong>de</strong>s nachfolgen<strong>de</strong>n<br />
Dialogs zwischen Alfred Biel, Leiten<strong>de</strong>r<br />
Fachredakteur <strong>de</strong>s Int. Controller Vereins e. V.<br />
(ICV) und Mo<strong>de</strong>rator Wirtschaftsjournalismus im<br />
Deutschen Fachjournalisten Verband e. V. (DFJV)<br />
und Dr. Reinhard Sprenger, „Deutschlands<br />
meistgelesener Managementautor“ (Der Spiegel)<br />
o<strong>de</strong>r „Deutschlands Management-Autor Nr. 1“<br />
(Han<strong>de</strong>lsblatt).<br />
Biel: Herzlichen Dank, Herr Dr. Sprenger, dass<br />
Sie sich in die inzwischen lange Reihe <strong>de</strong>r Persönlichkeiten<br />
und Experten einreihen, die <strong>de</strong>n<br />
Leserinnen und Lesern <strong>de</strong>s Controller Magazins<br />
Re<strong>de</strong> und Antwort stehen. Sie haben bereits<br />
am 20. Mai 1996 auf <strong>de</strong>m 21. Congress <strong>de</strong>r<br />
Controller in München zum Thema „Vom Vorgesetzten<br />
zur Führungskraft“ referiert. Dieser<br />
Vortrag fand damals starke Beachtung. Daher<br />
war es für mich mit Unterstützung unseres He-<br />
rausgebers naheliegend, Sie um ein Interview<br />
zu bitten. Schön, dass es nun geklappt hat. Wir<br />
sind gespannt, was Sie <strong>de</strong>r Controller Community<br />
zu vermitteln haben.<br />
Biel: Herr Dr. Sprenger, Sie sind vielfältig und<br />
engagiert tätig als Autor, Referent, Trainer,<br />
Coach und Berater. Wie zu lesen ist, haben Sie<br />
auch Kontakt zu <strong>de</strong>n Hopi–Indianern in Arizona<br />
und dürfen bei diesem Stamm leben und an<br />
<strong>de</strong>ssen Beratungen teilnehmen. Zu<strong>de</strong>m haben<br />
Sie als Musiker eine CD aufgenommen. Was<br />
treibt Sie zu diesem respektablen Engagement?<br />
Sind es die Honorare, die Anerkennung,<br />
Selbstverwirklichung, o<strong>de</strong>r was ist die Triebfe<strong>de</strong>r<br />
Ihres Tuns?<br />
Dr. Sprenger: Das hat sich im Lauf <strong>de</strong>r Zeit<br />
verän<strong>de</strong>rt. Mein erstes Buch „Mythos Motivation“<br />
habe ich aus Zorn geschrieben – Zorn<br />
über das Menschenbild <strong>de</strong>r Motivierer und <strong>de</strong>n<br />
von ihnen verursachten Scha<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r ja in <strong>de</strong>r<br />
Finanzkrise offenbar wur<strong>de</strong>. Die Honorare waren<br />
am Anfang wichtig, das trat in <strong>de</strong>n Hintergrund<br />
im Laufe <strong>de</strong>r Jahre. Mein Selbst zu verwirklichen<br />
wür<strong>de</strong> mir nicht im Traum einfallen –<br />
ich kenne mein „Selbst“ gar nicht und will es<br />
auch nicht kennenlernen. Ein kontrastreiches<br />
Leben führen, – das schon eher. Das biblische<br />
Bild von <strong>de</strong>n Talenten, die <strong>de</strong>m Menschen<br />
zu mehren aufgegeben sind, ja, das hat sich<br />
mir früh eingeprägt. Und das Leben ist ja die<br />
letzte Gelegenheit.<br />
Biel: Die zum Zeitpunkt unseres Dialogs<br />
druckfrisch erschienene Neuauflage <strong>de</strong>s be<strong>de</strong>utendsten<br />
<strong>de</strong>utschsprachigen betriebswirtschaftlichen<br />
Lehrbuchs (Wöhe, Günther: Einführung<br />
in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre,<br />
24., überarbeitete und aktualisierte Auflage,<br />
München 2010) behan<strong>de</strong>lt auf <strong>de</strong>n Seiten<br />
146 ff. die „Motivationsinstrumente“ und unterschei<strong>de</strong>t<br />
zwischen monetären und nichtmonetären<br />
Anreizen. „Als Motivationsfaktor<br />
spielt die absolute Lohnhöhe eines Mitarbeiters,<br />
mehr noch die Lohnsatzdifferenzierung<br />
für unterschiedliche Tätigkeiten eine herausragen<strong>de</strong><br />
Rolle“, wie zu lesen ist. Wie beurteilen<br />
Sie die herrschen<strong>de</strong> betriebswirtschaftliche<br />
Lehre? Ihr Longseller, das schon recht lange zu<br />
<strong>de</strong>n Bestsellern gehören<strong>de</strong> Buch, „Mythos Motivation<br />
– Wege aus <strong>de</strong>r Sackgasse“ (19., aktualisierte<br />
und erweiterte Auflage, Frankfurt<br />
2010) lässt vermuten, dass Ihr Lösungsansatz<br />
an<strong>de</strong>re Wege weist.<br />
Dr. Sprenger: Allein das Wort „Motivationsinstrumente“<br />
erzeugt mir Übelkeit. Es unterschei<strong>de</strong>t<br />
nicht zwischen Eigensteuerung / Motivation<br />
und Fremdsteuerung / Motivierung, und das<br />
Wort „Instrument“ verweist genau auf jenes<br />
mechanistische Manipulationsklima, das <strong>de</strong>n<br />
Menschen zur Reiz-Reaktion-Maschine machen<br />
will. Wir haben im Unternehmen we<strong>de</strong>r einen<br />
Therapievertrag noch einen Erziehungsauftrag.<br />
Und man kann Menschen nicht von außen<br />
motivieren – je<strong>de</strong>nfalls nicht langfristig. Und
wenn es zu kurzfristigen Strohfeuer-Motivationen<br />
kommt, wer<strong>de</strong>n hohe Folgekosten zu bezahlen<br />
sein. Belastbare Motivation kommt<br />
von innen, resultiert aus <strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>s<br />
Bewusstseins, aus <strong>de</strong>r Entschie<strong>de</strong>nheit.<br />
Biel: Die Zahl <strong>de</strong>r Veröffentlichungen zum Themenkomplex<br />
„Führung und Motivation“ ist nicht<br />
zu überblicken und füllt vermutlich viele Bibliotheken.<br />
Der Suchbegriff „Motivation“ führt bei<br />
einer sehr bekannten Internet-Buchhaltung zur<br />
Anzeige von über 40.000 Ergebnissen. Dies<br />
spricht für die Relevanz <strong>de</strong>r Thematik. Ein Blick<br />
in einzelne Titel zeigt eine gewisse Gleichförmigkeit,<br />
aber auch Unterschie<strong>de</strong> zu Ihrem Ansatz.<br />
Ist <strong>de</strong>r herkömmliche Motivationsansatz<br />
eher metho<strong>de</strong>n- und instrumentenorientiert in<br />
<strong>de</strong>m Sinne „es wird motiviert“ und <strong>de</strong>r von Ihnen<br />
vertretene Ansatz vielmehr verhaltensorientiert<br />
in <strong>de</strong>r Weise, es ist ein Verhalten gefragt,<br />
das De-Motivation vermei<strong>de</strong>t?<br />
Dr. Sprenger: Wir haben es hier mit einer wirkungspsychologischen<br />
Verschiebung zu tun.<br />
Offenbar kann man Menschen nicht dauerhaft<br />
motivieren, aber sehr nachhaltig <strong>de</strong>-motivieren.<br />
Die Grün<strong>de</strong> dafür sind noch nicht vollständig<br />
aufgeklärt. Nur soviel ist gewiss: Der Haupt-<br />
Demotivator in <strong>de</strong>n Unternehmen ist <strong>de</strong>r<br />
unmittelbare Vorgesetzte. Kein unternehmensrelevanter<br />
Faktor zieht rein statistisch so<br />
sehr runter. Das kann mit bestimmten Verhaltensweisen<br />
<strong>de</strong>s Chefs zu tun haben, wie z. B.<br />
Kontrollwut o<strong>de</strong>r Genauigkeitsfanatismus. Das<br />
kann aber auch mit seiner baren Existenz zu tun<br />
haben: Nicht wenige Menschen haben sich ja<br />
ins Unternehmen verirrt – die wollen eigentlich<br />
keinen Chef, sind aber zu mutlos, sich selbständig<br />
zu machen.<br />
Biel: Bitte noch einmal zur Literatur. Studieren<strong>de</strong><br />
orientieren sich im Hinblick auf ihr Examen<br />
am Stand <strong>de</strong>r Wissenschaft und an <strong>de</strong>n Lehrmeinungen<br />
<strong>de</strong>r für sie entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Professoren.<br />
Praktiker suchen nach konkretem Nutzwert,<br />
nach greifbaren, nützlichen und anwendbaren<br />
Hilfen für die praktische Führungsarbeit.<br />
Kommt es hierbei auch auf das jeweilige Führungsverständnis,<br />
vielleicht auch auf das Menschenbild<br />
an? Schließlich müssen die Führungswerkzeuge<br />
nicht nur wirksam und erfolgreich<br />
sein, son<strong>de</strong>rn auch zu <strong>de</strong>n jeweiligen<br />
Führungskräften passen?<br />
Dr. Sprenger: Es ist ja in Ordnung, sich während<br />
<strong>de</strong>s Studiums über die theoretische Vielfalt<br />
<strong>de</strong>s Themas zu orientieren. Man ist gut beraten,<br />
wenn man sich daraus das „Was“ <strong>de</strong>r<br />
Führung ableitet, also die Kernaufgaben <strong>de</strong>r<br />
Führung. Das „Wie“ <strong>de</strong>r Führung lässt sich nur<br />
insofern aus Handbüchern lernen, als man wissen<br />
kann, was man lassen sollte, also nicht tun<br />
sollte. Das alttestamentarische „Was du nicht<br />
willst, das man dir tu …“ ist da sehr praktisch.<br />
Wie und auf welche Weise ich als Führungskraft<br />
etwas tun sollte, dass kann und muss<br />
<strong>de</strong>m Individuum vorbehalten bleiben. Natürlich<br />
innerhalb <strong>de</strong>s legalen Rahmens. Alles, was darüber<br />
hinaus geht, ist totalitär und auch betriebswirtschaftlich<br />
nicht zu rechtfertigen – z.<br />
B. Führungs-Richtlinien. Und wenn man noch<br />
<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n einführt, wobei <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Führung<br />
hier <strong>de</strong>r Mitarbeiter ist, dann ist auch die<br />
I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s Führungsstils kun<strong>de</strong>nfeindlich. Denn<br />
wer nur einen Hammer hat, für <strong>de</strong>n ist je<strong>de</strong>s<br />
Problem ein Nagel.<br />
Biel: Normative Basis Ihrer Bücher ist die<br />
Selbstmotivation und die Selbstverantwortung<br />
<strong>de</strong>s Einzelnen, seine Freiheit und seine Verpflichtung.<br />
Sie brechen weitgehend mit <strong>de</strong>n<br />
herkömmlichen Prinzipien <strong>de</strong>r Unternehmensführung.<br />
Es heißt, Sie stellten <strong>de</strong>n Menschen<br />
als „Freiheitswesen“ in <strong>de</strong>n Mittelpunkt Ihrer<br />
Führungsphilosophie. Diese Thesen sind sicher<br />
für nicht wenige in Politik, Gesellschaft und vor<br />
allem Wirtschaft unbequem, vielleicht auch<br />
provokativ. Was macht Sie – außer Ihre hohen<br />
Auflagen und Ihre gewonnene Reputation – so<br />
sicher, auf <strong>de</strong>m richtigen Weg zu sein?<br />
Dr. Sprenger: Die Menschheitsgeschichte<br />
zeigt, dass die Freiheit noch immer <strong>de</strong>m Zwang<br />
und <strong>de</strong>r Manipulation überlegen war. An <strong>de</strong>r<br />
Freiheit <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren kommt letztlich niemand<br />
vorbei. Aber im Grun<strong>de</strong> ist es mir nicht wichtig,<br />
auf <strong>de</strong>m richtigen Weg zu sein. Ich will auf<br />
meinem Weg sein. Und es gibt ja auch Unternehmen,<br />
die auf <strong>de</strong>r Basis meiner I<strong>de</strong>en<br />
seit vielen Jahren ausgesprochen erfolgreich<br />
sind. Sie grün<strong>de</strong>n in einem tief verwurzelten<br />
Vertrauen in die Selbstentwicklungskraft<br />
<strong>de</strong>s Menschen. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />
Seite gibt es Unternehmen, die sind auch seit<br />
vielen Jahren erfolgreich und organisieren sich<br />
nach faschistoi<strong>de</strong>n Prinzipien. Was sagt uns<br />
das? Wir können wählen, wie wir erfolgreich<br />
CM März / April 2011<br />
sein wollen. Kein Mensch kann uns sagen: Nur<br />
so geht es. Nein, es geht immer auch an<strong>de</strong>rs.<br />
Der Unterschied liegt im Sympathiewert. Und<br />
da weiß ich, wo ich hin will.<br />
Biel: Ziel dieses Interviews ist es u. a., Ihren<br />
spezifischen Ansatz <strong>de</strong>r Controller Community<br />
zu vermitteln und verständlich zu machen. Dies<br />
gelingt uns vermutlich am besten, wenn wir eine<br />
aktuelle Thematik aufgreifen, die einerseits<br />
Controllern thematisch nahe steht, an<strong>de</strong>rerseits<br />
geeignet ist, das Beson<strong>de</strong>re Ihres Ansatzes<br />
<strong>de</strong>utlich zu machen. Nämlich die Finanz- und<br />
Wirtschaftskrise, sie ist vielleicht sogar eine<br />
Fallstudie zu <strong>de</strong>n Zusammenhängen, die Sie<br />
seit Jahren beschreiben und vertreten. In dieser<br />
Krise ging es auch um große Freiheiten, um<br />
die Grenzen <strong>de</strong>s Machbaren und auch um die<br />
Steuerung durch Anreize, insbeson<strong>de</strong>re Boni.<br />
Wie ordnen Sie das Geschehen ein? Welche<br />
Schlüsse sollen wir ziehen?<br />
Dr. Sprenger: Die nüchterne Sicht muss feststellen,<br />
dass viele Köche <strong>de</strong>n Brei verdorben<br />
haben. Die amerikanische Politik wollte<br />
Gleichheit und Wohlstand für alle realisieren,<br />
in<strong>de</strong>m sie Bürger anreizte, sich unabhängig<br />
von ihrem Einkommen und Vermögen Häuser<br />
zu bauen. Dazu flutete sie mit Hilfe <strong>de</strong>r Notenbank<br />
das Finanzsystem mit Liquidität,<br />
drückte <strong>de</strong>n Hypothekenzins unter <strong>de</strong>n Marktzins,<br />
nötigte die Banken unter Androhung von<br />
Geschäftsbeschränkungen zur Kreditvergabe<br />
an Einkommensschwache und Min<strong>de</strong>rheiten,<br />
verdrängte mit <strong>de</strong>n halbstaatlichen Bankgeschwistern<br />
Fannie Mae und Freddie Mac <strong>de</strong>n<br />
freien Markt für Hypothekenkredite und för<strong>de</strong>rte<br />
<strong>de</strong>n privaten Konsum durch massive<br />
steuerliche Anreize, eben dieses unterfinanzierte<br />
private Hauseigentum zu beleihen. Zu<strong>de</strong>m<br />
beschränkte sie das Haftungsrisiko für<br />
<strong>de</strong>n Bürger auf <strong>de</strong>n Verlust <strong>de</strong>s Hauses. Erst<br />
dann schlug die Hemmungslosigkeit <strong>de</strong>r Banken<br />
zu, sich wechselseitig Risiken zu verkaufen,<br />
die inhaltlich kaum zu verstehen waren.<br />
Krisenbeschleunigend wirkte die bei Investmentbankern<br />
übliche Incentivierung, die<br />
Denken und Skrupel ausschaltete. Diese<br />
Geschäftspolitik wur<strong>de</strong> aber ebenso getrieben<br />
von Aktionären, die sich nur noch mit Renditen<br />
von 20plus Prozent zufrie<strong>de</strong>ngeben wollten.<br />
20plus Prozent – solche gigantischen Verwer-<br />
5
6<br />
Interview: Was treibt uns an?<br />
tungsraten konnten nur dadurch zustan<strong>de</strong> kommen,<br />
dass das Finanzsystem einer Wettbörse<br />
glich. Die ganze Aktion lief im i<strong>de</strong>ologischen<br />
Fahrwasser <strong>de</strong>s Sharehol<strong>de</strong>r-Value, <strong>de</strong>r jedoch<br />
nicht als Ergebnis, son<strong>de</strong>rn, unsinniger Weise,<br />
als Strategie verstan<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>. Auf <strong>de</strong>m<br />
Höhepunkt <strong>de</strong>r Krise wur<strong>de</strong>n dann private<br />
Schul<strong>de</strong>n in öffentliche verwan<strong>de</strong>lt. Womit<br />
man die Selbstkorrektur <strong>de</strong>s Marktes ausschaltete:<br />
die Pleite. Damit hat man gleichzeitig<br />
die Managergehälter und die Bonuspraxis<br />
mitgerettet. Ich halte mithin Politikversagen<br />
für die wesentliche Ursache <strong>de</strong>r gegenwärtigen<br />
Krise, was keinen Freispruch für Wall Street<br />
und die Banken einschließt. Ihre Fehler sind jedoch<br />
strukturell nachgelagert. Die Bonuszahlungen<br />
waren nicht die Ursache – sie waren die<br />
Konsequenz eines Booms, <strong>de</strong>r durch staatliche<br />
Versäumnisse in <strong>de</strong>r Regulierung, Aufsicht,<br />
Autoren<br />
Fachjournalist (DFJS) Dipl.-BW Alfred Biel<br />
betreut das Literaturforum im Controller Magazin und arbeitet<br />
als Rezensent, Autor, Interviewer und Mo<strong>de</strong>rator für verschie<strong>de</strong>ne<br />
Medien im In- und Ausland. Er ist Leiten<strong>de</strong>r Fachredakteur<br />
im Internationalen Controller Verein e.V. ICV und Mo<strong>de</strong>rator im<br />
Deutschen Fachjournalisten Verband e.V. (DFJV).<br />
E-Mail: alfred.biel@gmx.<strong>de</strong><br />
Rechnungslegung, Bilanzierung und Risikobewertung<br />
auf <strong>de</strong>n Finanzmärkten entstan<strong>de</strong>n<br />
war. Alle Akteure aber einte das Entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>:<br />
ein Machbarkeitswahn, ein überzogener<br />
Optimismus, <strong>de</strong>r an ein Aufwärts ohne En<strong>de</strong><br />
glaubte. Die Schlüsse daraus liegen auf <strong>de</strong>r<br />
Hand.<br />
Biel: Manchmal heißt es auch im Wirtschaftsjournalismus<br />
plakativ „Sprenger schafft die<br />
Motivation ab“. Dies ist wahrscheinlich zu kurz<br />
gegriffen. Sie for<strong>de</strong>rn das echte Mitfreuen über<br />
Erfolge <strong>de</strong>r Mitarbeiter, Sie verlangen aktive<br />
Wahrnehmung, positive Zugewandtheit, bewusste<br />
Aufmerksamkeit o<strong>de</strong>r auch das „Dazugehören“<br />
und an<strong>de</strong>re eigentlich selbstverständ-<br />
liche Verhaltensweisen. „Heute können sich nur<br />
wenige Menschen vorstellen, dass sie ein Recht<br />
auf positive Zuwendung, Aufmerksamkeit und<br />
Anerkennung haben“, betonen Sie – dies ist<br />
fast wie ein Teil unserer Menschenwür<strong>de</strong>.<br />
Ist Wertgefühl und Würdigsein ein Schlüssel zur<br />
Selbstmotivation? Kann auf diese Weise De-<br />
Motivation verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n?<br />
Dr. Sprenger: Menschen können ohne Lob<br />
leben, also ohne bedingte Zuwendung. Ohne<br />
unbedingte Zuwendung kann jedoch niemand<br />
leben, also Kontakt und Wärme, die nicht an<br />
eine Leistungsvoraussetzung geknüpft sind.<br />
Zur Motivierung gibt es daher nur eine vali<strong>de</strong><br />
Aussage: Je<strong>de</strong>r Mensch geht da hin, wo er<br />
sich wahrgenommen fühlt. Wo er so sein<br />
darf, wie er ist. Denn Beziehungen funktionieren<br />
so, wie Menschen sind, nicht wie sie sein<br />
Dr. Reinhard K. Sprenger<br />
ist promovierter Philosoph, gilt als profilierter und be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r<br />
Managementberater und Führungsexperte, Bestsellerautor,<br />
vielgefragter Referent und Coach. Zu seinen Kun<strong>de</strong>n zählen nahezu<br />
alle großen DAX-Unternehmen. Er lebt in Zürich und Santa<br />
Fe, New Mexico. Sprenger hat sich einen Namen gemacht als<br />
kritischer Denker, <strong>de</strong>r nachdrücklich dazu auffor<strong>de</strong>rt, neues<br />
Denken und Han<strong>de</strong>ln zu wagen.<br />
sollen. Anspruch ist ja im Grun<strong>de</strong> Abwertung.<br />
Deshalb reagiert <strong>de</strong>r Mensch mit Wi<strong>de</strong>rstand<br />
o<strong>de</strong>r Ausweichen, wenn man ihm fortwährend<br />
„Sei an<strong>de</strong>rs!“ zuruft. Das führt dann zur freizeitorientierten<br />
Schonhaltung.<br />
Biel: Führungskräfte spielen naturgemäß im<br />
Zusammenhang mit Motivationsfragen eine<br />
entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle, wie bereits angeklungen<br />
ist. „Den größten <strong>de</strong>motivieren<strong>de</strong>n Einfluss<br />
übt <strong>de</strong>r direkte Vorgesetzte aus“, stellen Sie<br />
fest. Eine Recherche im Rahmen <strong>de</strong>r Vorbereitung<br />
auf dieses Interview führte zum Ergebnis,<br />
dass sich viele Mitarbeiter über ihre Vorgesetzten<br />
beklagen. Da ist etwa davon die Re<strong>de</strong>,<br />
dass die Chefs stets alles besser wissen, ein-<br />
same Entscheidungen treffen, nicht glaubwürdig<br />
seien, Kritik überzogen und persönlich<br />
äußern, <strong>de</strong>n Mitarbeiter wie „Luft“ behan<strong>de</strong>ln<br />
und durch Dominanzverhalten die Freu<strong>de</strong> an<br />
<strong>de</strong>r Arbeit zerstören. Was läuft falsch und was<br />
ist zu tun?<br />
Dr. Sprenger: Zunächst einmal ist daran zu<br />
erinnern, dass Unternehmen um die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r<br />
Zusammenarbeit herum gebaut sind. Zusammenarbeit<br />
– nicht um die Addition von Einzelleistungen!<br />
Wir brauchen also Menschen im<br />
Unternehmen, die gerne zusammenarbeiten<br />
und das auch können. Und das gilt im<br />
beson<strong>de</strong>ren Maße für Führungskräfte. Sind<br />
das vorrangig Leute, die unterschiedlich talentierte<br />
und motivierte Menschen zusammenführen<br />
können? Sind das Leute, die Aufgaben so<br />
präsentieren, dass sie zur Zusammenarbeit<br />
einla<strong>de</strong>n? Sind das Leute, die integrieren, die<br />
Probleme lösen, statt Verlierer zu produzieren?<br />
Das stellt die Frage nach <strong>de</strong>r Auswahl <strong>de</strong>r Führungskräfte.<br />
Nach wie vor wird <strong>de</strong>r beste Controller<br />
zum Chef aller Controller gemacht. Das<br />
Unternehmen hat dann meistens zwei Probleme:<br />
Einen guten Controller weniger und eine<br />
schlechte Führungskraft mehr. Führen, das<br />
heißt vor allem Zusammenarbeit för<strong>de</strong>rn,<br />
ist etwas völlig an<strong>de</strong>res, als ein guter Sachbearbeiter<br />
zu sein.<br />
Biel: Müssen wir nicht fairerweise auch die<br />
Probleme und Rollenkonflikte <strong>de</strong>r viel gescholtenen<br />
Führungskräfte be<strong>de</strong>nken und berücksichtigen?<br />
Geben sie vielleicht das selbst empfangene<br />
Führungsverhalten an ihre Untergebenen<br />
weiter?<br />
Dr. Sprenger: Kein Mensch wird gezwungen,<br />
Führungskraft zu wer<strong>de</strong>n – die wer<strong>de</strong>n<br />
ja nicht mit <strong>de</strong>m Lasso eingefangen. Wer sich<br />
also für diese Rolle entschei<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>r hat<br />
sich für einen Job voller Dilemmata, Wi<strong>de</strong>rsprüche<br />
und Ambivalenzen entschie<strong>de</strong>n.<br />
Man kann in diesem Job nicht sauber<br />
bleiben, man kann nicht Gesinnungsethiker<br />
sein, also die reine Lehre moralischer Prinzipien<br />
leben. Man muss gleichsam „oben“ und<br />
„unten“ immer ein wenig verraten – und<br />
manchmal auch sich selber. Wenn man aber<br />
Verantwortungsethiker ist, also pragmatisch<br />
auf die Konsequenzen schaut, dann kann man<br />
auch viel Freu<strong>de</strong> erleben und viel bewegen. Es
gibt in je<strong>de</strong>m Unternehmen Führungskräfte, die<br />
Oasen <strong>de</strong>s wechselseitigen Respekts und <strong>de</strong>s<br />
erwachsenen Umgangs miteinan<strong>de</strong>r bauen.<br />
Ihre Bemühungen sind um so mehr zu ehren,<br />
wenn man sieht, unter welchen Bedingungen<br />
sie dies tun.<br />
Biel: Wenn wir nach einem zentralen, für Controllerinnen<br />
und Controller beson<strong>de</strong>rs be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n<br />
Begriff bzw. Element „Ihrer Lehre“ suchen,<br />
könnte dies Vertrauen sein, aber auch<br />
Kommunikation und Dialog. Es gibt offenbar<br />
viele Schnittmengen. Bitte lassen Sie uns ausloten,<br />
wie intensiv die geeignete Schnittmenge<br />
ist und vor allem, ob und wie weit sie konform<br />
geht mit <strong>de</strong>m mo<strong>de</strong>rnen Controllingverständnis.<br />
Controlling <strong>de</strong>finiert sich nach mo<strong>de</strong>rnem<br />
Verständnis als Rationalitätssicherung <strong>de</strong>r<br />
Führung, so auch die Interpretation <strong>de</strong>s Int.<br />
Controller Vereins e. V. Im Rahmen <strong>de</strong>s Gesamtkonzeptes<br />
Controlling geht es u.a. auch<br />
um die Vermeidung von Defiziten <strong>de</strong>s Könnens<br />
und <strong>de</strong>s Wollens. Insbeson<strong>de</strong>re das etwaige<br />
opportunistische Verhalten <strong>de</strong>s Managements<br />
kann zur Herausfor<strong>de</strong>rung wer<strong>de</strong>n. Welche<br />
Empfehlungen können Sie <strong>de</strong>r Controller Community<br />
mit auf <strong>de</strong>m Weg geben?<br />
Dr. Sprenger: Zunächst verweist <strong>de</strong>r Primat<br />
<strong>de</strong>r Zusammenarbeit auf die wechselseitige<br />
Abhängigkeit im Unternehmen. Wechselseitiges<br />
Vertrauen ist dabei <strong>de</strong>r Schlüssel. Keiner<br />
kann ohne <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren, nur gemeinsam können<br />
wir gewinnen. Dennoch gibt es Unterschie<strong>de</strong>.<br />
Controller können das Spiel nur kommentieren,<br />
die an<strong>de</strong>ren müssen es spielen. Und<br />
machen dabei Fehler. Deshalb leben Controller<br />
risikolos: Sie haben immer Recht. Sie<br />
sollten daher diese Position nie ausnutzen,<br />
nie zum Rechthaben aus<strong>de</strong>hnen. Und sie<br />
sollten die Bürokratie auf das wirklich Notwendige<br />
beschränken – wo also eine Not zu wen<strong>de</strong>n<br />
ist. Zu<strong>de</strong>m erzeugen ihre Dienstleistungen<br />
viele versteckte Nebenwirkungen, die fragwürdige<br />
Konsequenzen haben.<br />
Zum Beispiel, dass das Paradigma <strong>de</strong>r Steuerungsillusion<br />
aufrecht gehalten wird – <strong>de</strong>n irrigen,<br />
aber selbstberuhigen<strong>de</strong>n Glauben, alles<br />
im Griff haben zu können. Und <strong>de</strong>n Glauben,<br />
Zahlen seien ‚objektiv’ – dabei sprechen Zahlen<br />
nicht zu uns, wir sprechen zu <strong>de</strong>n Zahlen.<br />
Und dass alles jenseits <strong>de</strong>s Messens Voodoo<br />
CM März / April 2011<br />
ist. Was man nicht messen kann, kann man<br />
nicht managen? Welch ein Unsinn! Alles, was<br />
das Überleben <strong>de</strong>s Unternehmens langfristig<br />
sichert, ist bewertbar. Und dafür brauche ich<br />
nur wenige Instrumente, vor allem aber verantwortliche<br />
Menschen.<br />
Biel: Bitte lassen Sie mich noch einige Stichworte<br />
aufgreifen, die Sie uns vermittelt haben.<br />
Sie führen aus, Motivation kommt von innen<br />
und Sie haben große Skepsis gegenüber<br />
üblichen Motivationsinstrumenten, wie<br />
sie auch von <strong>de</strong>r Betriebswirtschaftslehre vermittelt<br />
wer<strong>de</strong>n. Sie beschreiben die beson<strong>de</strong>rs<br />
wichtige und zugleich auch missliche Situation<br />
<strong>de</strong>r Vorgesetzten. Sie sprechen auch einige<br />
Themen an, die speziell für Controller be<strong>de</strong>utsam<br />
sind. Beispielsweise stellen Sie heraus,<br />
dass beim Sharehol<strong>de</strong>r-Value zu unterschei<strong>de</strong>n<br />
ist zwischen <strong>de</strong>r Strategie bzw. <strong>de</strong>m Weg einerseits<br />
und <strong>de</strong>m Ergebnis an<strong>de</strong>rerseits. Ihre Hinweise<br />
zur Problematik <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />
richten sich auch an Controller. Ihre abschließen<strong>de</strong>n<br />
Aussagen einer „Rollenkritik“ machen<br />
Controller aus einem kritischen Drittblick Grenzen<br />
und Probleme ihrer Funktion bewusst. Diese<br />
Anmerkungen können geeignet sein, die<br />
eigene Rolle zu reflektieren.<br />
Ihr Verlag, <strong>de</strong>r Campus Verlag, hat mal in einer<br />
Pressemitteilung geschrieben: „Seine I<strong>de</strong>en<br />
sind revolutionär, weil sie einem vertrauensbasierten<br />
Humanismus entspringen“. Es lässt sich<br />
hinzufügen, dass Sie <strong>de</strong>n Menschen als „Freiheitswesen“<br />
sehen und verstehen und in <strong>de</strong>n<br />
Mittelpunkt Ihrer Führungsphilosophie rücken.<br />
Im Sinne Ihrer Philosophie möchte ich abschließend<br />
unterstreichen, unsere Leserinnen und<br />
Leser haben die Freiheit, sich auf Ihre Gedanken<br />
einzulassen o<strong>de</strong>r sie zu verwerfen. Unser<br />
Dialog ist ein konstruktives Angebot.<br />
Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, mit Ihnen<br />
zusammenzuarbeiten. Vorbereitung und<br />
Durchführung <strong>de</strong>s Interviews waren sehr anregend<br />
und bereichernd. Ihnen zum Abschluss<br />
im Namen unserer Leserinnen und<br />
Leser, unseres Herausgebers und insbeson<strong>de</strong>re<br />
von mir besten Dank und alles Gute für<br />
Ihr weiteres Tun.<br />
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8<br />
Smartes Dashboard-Design<br />
Smartes Dashboard-Design<br />
von Frank Morelli<br />
Dieser Artikel <strong>de</strong>monstriert anhand eines Best-<br />
Practice-Fallbeispiels die sinnvolle grafische<br />
Aufbereitung eines Dashboard-Systems für das<br />
Top Management. Die Ergebnisse veranschaulichen<br />
im Detail, wie sich Key Performance Indicators<br />
(KPIs) attraktiv visualisieren und innerhalb<br />
von Szenarioanalysen än<strong>de</strong>rn lassen. Die<br />
Umsetzung <strong>de</strong>r Grafiken wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r PIKON<br />
Deutschland AG realisiert. Sie basiert auf einem<br />
Flash-basierten IT-Tool.<br />
Wichtig ist ein ansprechen<strong>de</strong>s<br />
Design<br />
Manager benötigen relevante, aggregierte und<br />
zeitnahe Informationen zur Entscheidungsfindung.<br />
Die Visualisierung zugehöriger Informationen<br />
durch ein „Fahrzeug-Armaturenbrett”<br />
bzw. eine „Flugzeug-Instrumententafel“<br />
(synonym „Cockpit“) erscheint im höchsten<br />
Maße anziehend: Management-Dashboards<br />
gelten gegenwärtig als beson<strong>de</strong>rs stark nachgefragte<br />
Variante von Business Intelligence Lösungen<br />
in <strong>de</strong>r Unternehmenspraxis.<br />
Zur Realisierung war man anwen<strong>de</strong>rseitig bisher<br />
zumeist an Standard-Tools wie MS Excel<br />
und MS PowerPoint gebun<strong>de</strong>n. Komplexe,<br />
nicht integrierte, manuell aggregierte Excel-<br />
Sheets enthalten jedoch häufig fehlerhafte<br />
Daten. In vielen Fällen fehlt auch die Möglichkeit<br />
zur rechtzeitigen Nachverfolgung bzw. zur<br />
Sicherstellung <strong>de</strong>r Datenintegrität. Entsprechen<strong>de</strong><br />
Beispiele für zugehörige Excel-Probleme<br />
fin<strong>de</strong>n sich u.a. auf <strong>de</strong>r Webseite <strong>de</strong>r<br />
European Spreadsheet Risks Interest<br />
Group (EuSpRIG) mit „Spreadsheet Horror<br />
Stories“ bzw. „Spreadsheet Mistakes“ (www.<br />
eusprig.org/stories.htm). Powerpoint-Dateien<br />
mit Tortendiagrammen o<strong>de</strong>r Pseudo-3D-Grafiken<br />
dienen ihrerseits manchmal mehr <strong>de</strong>r<br />
inhaltlichen Verschleierung bzw. <strong>de</strong>r Informationsüberfrachtung<br />
als <strong>de</strong>m erhofften Erkenntnisgewinn.<br />
Als Voraussetzung für <strong>de</strong>n Dashboard-Einsatz<br />
fungiert die Vereinheitlichung von Daten aus<br />
höchst unterschiedlichen Quellen, sinnvollerweise<br />
durch die Realisierung einer Data Warehouse-Lösung<br />
als „Single Point of Truth“ im<br />
Unternehmen. Entsprechend lässt sich z. B. in<br />
einem SAP-NetWeaver-Portal ein Dashboard,<br />
das über ein Portal an mehrere Quellen angebun<strong>de</strong>n<br />
ist, über <strong>de</strong>n Single Sign On-Mechanismus<br />
integrieren. Die einzelnen Systeme wer<strong>de</strong>n<br />
dann auf SAP-Ebene administriert, und nur im<br />
Anwendungsfall verbin<strong>de</strong>t sich das Dashboard<br />
mit <strong>de</strong>m verwalten<strong>de</strong>n System.<br />
Abb. 1: Existieren<strong>de</strong>s Dashboard (Negativ-Beispiel)<br />
Zur Datenbereitstellung benötigt <strong>de</strong>r Dashboard-Designer<br />
einen intuitiven Wizard, über<br />
<strong>de</strong>n man mehrere Informationsquellen an das<br />
Dashboard koppeln kann. Dies ist beispielsweise<br />
sinnvoll, wenn unterschiedliche Systeme für<br />
<strong>de</strong>n Vergleich von KPIs herangezogen wer<strong>de</strong>n<br />
müssen. Hierzu gehören u. a. die direkte Anbindung<br />
an verschie<strong>de</strong>ne Datenbanken mit Hilfe<br />
von WebServices sowie die Integration von<br />
Standard-Reporting-Berichten. In diesem<br />
Zusammenhang lassen sich auch Zeitintervalle<br />
<strong>de</strong>finieren, in <strong>de</strong>nen die Datenquellen automatisch<br />
neu ausgelesen und die Ergebnisse <strong>de</strong>m<br />
Benutzer zur Verfügung gestellt wer<strong>de</strong>n. Daneben<br />
muss die Möglichkeit bestehen, dass <strong>de</strong>r<br />
Benutzer später durch Betätigen eines Buttons<br />
die Daten „on Demand“ aktualisieren kann.<br />
Die Rückgabe <strong>de</strong>r Datenmenge basiert dabei<br />
auf <strong>de</strong>n verwen<strong>de</strong>ten Selektionskriterien sowie
<strong>de</strong>m Aggregationslevel <strong>de</strong>s Dashboards und<br />
kann somit sehr performant gestaltet wer<strong>de</strong>n.<br />
Für die Ausgestaltung <strong>de</strong>s Dashboards sollte<br />
das zugehörige IT-Tool eine hohe Flexibilität bei<br />
<strong>de</strong>r optischen Darstellung gewährleisten. Typischerweise<br />
ist die Oberfläche <strong>de</strong>s Entwicklungstools<br />
Excel-basiert gehalten, d. h. alle datenbasierten<br />
Einstellungen <strong>de</strong>s Dashboards<br />
wer<strong>de</strong>n über eine Excel-Maske <strong>de</strong>finiert. Entsprechend<br />
ist die Einarbeitung für einen Dashboard-Designer<br />
in <strong>de</strong>r Regel sehr leicht möglich.<br />
Die Verwendung eines Flash-basierten IT-<br />
Werkzeugs eröffnet darüber hinaus die Möglichkeit<br />
einer dynamischen Interaktion zwischen<br />
Benutzer und System, bei <strong>de</strong>r sich neben <strong>de</strong>r<br />
Verwendung von Filter- und Drill Down bzw.<br />
Drill Up-Funktionalität auch die Art <strong>de</strong>r Darstellung<br />
beeinflussen lässt. Wichtig ist auch die<br />
Möglichkeit zur Personalisierung: Der Benutzer<br />
kann auf diese Weise z. B. seine Analyse zunächst<br />
in Form eines Balkendiagramms angezeigt<br />
bekommen, mit Hilfe eines Buttons <strong>de</strong>n<br />
Diagrammtyp aber (z. B. in ein Liniendiagramm)<br />
än<strong>de</strong>rn. Umfangreiche Möglichkeiten zur Publikation<br />
bzw. zur Einbettung <strong>de</strong>r Ergebnisse in<br />
an<strong>de</strong>re Dokumenttypen (z. B. Word-, Excel-,<br />
Abb. 2: Sales Overview Dashboard<br />
PDF-, Crystal Reports- und HTML-Files), ohne<br />
dass dabei die Konnektivität zur Datenquelle<br />
verloren geht, run<strong>de</strong>n das Bild einer gelungenen<br />
IT-Dashboard-Lösung ab.<br />
Wichtig ist es jedoch, Dashboards nicht unmittelbar<br />
mit <strong>de</strong>n angebotenen IT-Tools gleichzusetzen.<br />
Vielmehr sollte <strong>de</strong>r Designaspekt für die<br />
Ausgestaltung maßgeschnei<strong>de</strong>rter, interaktiver<br />
Lösungen in <strong>de</strong>n Fokus rücken. Hierzu gehören<br />
insbeson<strong>de</strong>re die Abkehr von nicht-informationswirksamen<br />
Features und die bewusste Hinwendung<br />
zu einer jeweils einfachen Lösung<br />
mit hoher Informationsdichte. Alle relevanten<br />
Informationen sind auf einer intuitiv<br />
leicht erfassbaren Bildschirmseite abzubil<strong>de</strong>n.<br />
Für die Problemerkennung erweist sich ein<br />
strukturiertes Informations<strong>de</strong>sign, beispielsweise<br />
in Form von Ampeln o<strong>de</strong>r Alerts mit absoluten<br />
und / o<strong>de</strong>r relativen Toleranzgrenzen,<br />
als Schlüssel zum Erfolg. Die Ausgestaltung <strong>de</strong>r<br />
Dashboard-Navigation kann die Lösungsqualität<br />
dabei erheblich steigern: Hierdurch lassen<br />
sich Kompensationseffekte auf darunter liegen<strong>de</strong>n<br />
Ebenen leicht erkennen. Eine weitere Möglichkeit<br />
bieten Simulationen betriebswirtschaft-<br />
CM März / April 2011<br />
licher Wirkungszusammenhänge wie z. B. <strong>de</strong>r<br />
Eigenkapitalrendite.<br />
Negativ-Beispiel und<br />
Verbesserungshinweise<br />
Im Sinne eines Best Practice-Beispiels für die<br />
Visualisierung wird im Folgen<strong>de</strong>n das Design<br />
von Dashboards veranschaulicht: Ausgangspunkt<br />
bil<strong>de</strong>t eine schlechte Lösung in Gestalt<br />
von Abbildung 1. Diese wird zunächst kritisch<br />
reflektiert und anschließend unter Berücksichtigung<br />
von Empfehlungen aus <strong>de</strong>r einschlägigen<br />
Literatur (bzgl. Informations-Visualisierung,<br />
Mensch-Computer Interaktion etc.) verbessert.<br />
Das Beispiel soll ver<strong>de</strong>utlichen, wie das Beheben<br />
von Design-Fehlern es ermöglicht, Informationen<br />
korrekt zu interpretieren und sinnvolle<br />
Management-Entscheidungen zu treffen, d. h.<br />
<strong>de</strong>n eigentlichen Aufgaben einer Dashboard-<br />
Lösung gerecht zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Eine wichtige Entscheidung für alle Visualisierungen<br />
ist die Wahl <strong>de</strong>r Komponenten. Eine<br />
ungeeignete Repräsentation von Daten kann<br />
die Entscheidungsfindung verlangsamen<br />
9
10<br />
Smartes Dashboard-Design<br />
Abb. 3: Global Sales Simulation (Xcelsius)<br />
o<strong>de</strong>r sogar zu falschen Entscheidungen<br />
verleiten. Die dargestellten Informationen<br />
müssen direkt auf <strong>de</strong>n ersten Blick verständlich<br />
sein. Häufig ist eine einfache, aber vertraute<br />
Darstellung <strong>de</strong>r Informationen die beste Wahl.<br />
Die gezeigten Visualisierungen stellen Informationen<br />
eines fiktiven Fahrrad-Konzerns GBI („Global<br />
Bikes Incorporated“) dar, basierend auf <strong>de</strong>n<br />
Daten eines SAP Business Warehouses sowie<br />
von Standard Web Services. Originäres Ziel <strong>de</strong>s<br />
Managements ist es in diesem Zusammenhang,<br />
Vertriebskennzahlen pro Jahr, Quartal, Land<br />
o<strong>de</strong>r Produktgruppe zu vergleichen, die Marge zu<br />
analysieren und zu verstehen, wie die Marktposition<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens aktuell zu bewerten ist.<br />
Aus dieser Lösung (Abbildung 1) geht <strong>de</strong>r Versuch<br />
<strong>de</strong>s Designers, neue „flashige“Gadgets zu<br />
nutzen, um das Management zu beeindrucken<br />
o<strong>de</strong>r zu unterhalten, <strong>de</strong>utlich hervor. Die eigentliche<br />
Intension eines effektiven und effizienten<br />
Dashboard-Designs wird hiermit jedoch gänzlich<br />
verfehlt: Die Anwendung geeigneter und<br />
konsistenter Visualisierungsprinzipien erweist<br />
sich für das Top Management be<strong>de</strong>utsamer als<br />
technische Eleganz.<br />
Zum einen ist die Auswahl <strong>de</strong>r Komponenten<br />
in Abbildung 1 unpassend. Basierend auf<br />
Tachometer-Anzeigen gestaltet es sich<br />
problematisch, die Umsatzzahlen <strong>de</strong>r Quartale<br />
zu vergleichen o<strong>de</strong>r Trends innerhalb<br />
eines Zeitraums zu erkennen. Die Farbgebung<br />
<strong>de</strong>r Torten-Diagramme erschwert zum an<strong>de</strong>ren<br />
die Zuordnung einzelner Flächen zur Legen<strong>de</strong>,<br />
insbeson<strong>de</strong>re durch die verwen<strong>de</strong>ten<br />
Lichteffekte. Daneben hat <strong>de</strong>r Designer die<br />
Darstellung <strong>de</strong>r farblichen Flächen <strong>de</strong>s Radar-<br />
Diagramms mit einem Transparenz-Effekt<br />
versehen, so dass Überlappungen entstehen.<br />
Hierdurch wer<strong>de</strong>n aber Zahlen ver<strong>de</strong>ckt und<br />
Farben verwaschen. Eine genaue Ermittlung<br />
von Daten, im konkreten Beispiel die Zuordnung<br />
von Werten zu einem Land, wird praktisch<br />
unmöglich. In <strong>de</strong>r vorgestellten Dashboard-Lösung<br />
bleibt auch völlig offen, ob sich<br />
<strong>de</strong>r im Bereich “Gross Sales by Country” dar-<br />
gestellte Umsatz von 126,72 M€ über o<strong>de</strong>r<br />
unter Plan befin<strong>de</strong>t. Um aus Informationen<br />
wichtige Entscheidungen o<strong>de</strong>r Strategien ableiten<br />
zu können, ist es jedoch absolut notwendig,<br />
diese in einem korrekten Kontext darzustellen.<br />
Entsprechend erweist sich in <strong>de</strong>r<br />
Praxis <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong> Informationsgehalt von<br />
gängigen Dashboard-Komponenten als ein<br />
essentielles Problem.<br />
Der Design-Prinzipienwechsel zu bekannteren<br />
Komponenten wie z.B. Säulen-Diagrammen<br />
schafft <strong>de</strong>mgegenüber Klarheit: Bei einer solchen<br />
Lösung fokussiert <strong>de</strong>r Anwen<strong>de</strong>r direkt<br />
die Höhe einer Säule in Relation zu an<strong>de</strong>ren.<br />
Edward Tuftes “Small-Multiples”-Ansatz<br />
aus <strong>de</strong>r Literatur liefert hierzu <strong>de</strong>n Grundstein.<br />
Dieser besagt, dass man eine Grafik mit vielen<br />
Größen besser in mehrere kleinere Grafiken<br />
aufteilt, die so angeordnet sind, dass <strong>de</strong>r Anwen<strong>de</strong>r<br />
die Daten leicht vergleichen kann.<br />
Die Komponenten in Abbildung 1 weisen ferner<br />
einen zu hohen Detaillierungsgrad auf. Es wäre
esser, gerun<strong>de</strong>te Zahlen (in M€ o<strong>de</strong>r K€)<br />
anstelle <strong>de</strong>s exakten Werts auszuweisen, da<br />
diese Detailtiefe nicht hilfreich ist und zu<strong>de</strong>m<br />
die Lesbarkeit erschwert.<br />
Weiterhin hat <strong>de</strong>r Designer zu viele unterschiedliche<br />
Farben verwen<strong>de</strong>t, die das Auge<br />
überanstrengen und die Aufmerksamkeit <strong>de</strong>s<br />
Anwen<strong>de</strong>rs parallel auf zu viele verschie<strong>de</strong>ne<br />
Bereiche ziehen. Die eingesetzten Lichteffekte<br />
tragen zur Verschlimmerung dieses Effekts bei.<br />
Im Dashboard aus Abbildung 1 ziehen die Tachometer<br />
mit ihren bunt schillern<strong>de</strong>n Farben<br />
alle Aufmerksamkeit auf sich. Letztendlich erweisen<br />
sich diese jedoch nur als verwirrend und<br />
unverständlich.<br />
Generell sollte man Farben nur dann einsetzen,<br />
wenn sie notwendig sind, d.h. um<br />
relevante Informationen hervorzuheben o<strong>de</strong>r<br />
um die Aufmerksamkeit gezielt auf sie zu lenken.<br />
Alle an<strong>de</strong>ren Visualisierungen gestaltet<br />
man am besten in standardisierten, <strong>de</strong>zenten<br />
Farben auf weißem Hintergrund, so dass die<br />
Werte klar erkennbar sind. Grundsätzlich er-<br />
Autor<br />
weist sich ein Ampel-System als geeignet, um<br />
positive wie negative Zusammenhänge aufzuzeigen.<br />
Vorsicht ist aber geboten, wenn rot und<br />
grün mit gleichem Sättigungsgrad gemeinsam<br />
verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, da diese Farben von ca.<br />
7 – 10 % aller Personen aufgrund von Farbenblindheit<br />
nicht unterscheidbar sind. Bezüglich<br />
<strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten Schriften in Abbildung 1 ist<br />
anzumerken, dass serifenlose Schriftarten<br />
(wie Arial, Calibri o<strong>de</strong>r Verdana) gegenüber<br />
serifenbehafteten Schriftarten (wie Times o<strong>de</strong>r<br />
Courier) klarere Umrisse zeichnen. Zu<strong>de</strong>m<br />
sollte auf die Nutzung von kursiven und unterstrichenen<br />
Wörtern verzichtet wer<strong>de</strong>n, da diese<br />
Mittel die Lesbarkeit eines Textes reduzieren.<br />
Die Anordnung <strong>de</strong>r Komponenten stellt einen<br />
weiteren Faktor dar, <strong>de</strong>r bei einer Dashboard-<br />
Gestaltung zu beachten ist. Die wichtigsten<br />
Informationen sind im linken oberen Bereich<br />
anzusie<strong>de</strong>ln, da im westlichen Kulturkreis<br />
das Auge dort automatisch zuerst hinblickt.<br />
Ferner sollte die gewählte Größe <strong>de</strong>r<br />
Komponente im Verhältnis zu ihrer Be<strong>de</strong>utung<br />
stehen.<br />
In Abbildung 1 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong> Platz<br />
durch das Firmen-Logo vergeu<strong>de</strong>t. Zu<strong>de</strong>m sind<br />
dort einige Informationen hinter Registerkarten<br />
versteckt. Diese muss ein Manager jedoch aktiv<br />
anklicken, um zugehörige Warnungen überhaupt<br />
zu erhalten. Eine sinnvolle Dashboard-<br />
Konzeption präsentiert das „Big Picture“ <strong>de</strong>mgegenüber<br />
direkt auf einen Blick.<br />
Muster-Lösungen<br />
Abbildung 2 zeigt eine überarbeitete Dashboard-Fassung,<br />
die prinzipiell die gleichen Daten<br />
wie das Original verwen<strong>de</strong>t, aber <strong>de</strong>n hier<br />
diskutierten Best Practices entspricht. Das<br />
Prof. Dr. Frank Morelli<br />
lehrt an <strong>de</strong>r Hochschule Pforzheim und ist Studien<strong>de</strong>kan MIS.<br />
Hochschule Pforzheim, Tiefenbronnerstr. 65, 75175 Pforzheim<br />
E-Mail: frank.morelli@hs-pforzheim.<strong>de</strong><br />
neue Design ist frei von unnötigen Ablenkungen<br />
und zeichnet sich durch Transparenz<br />
für <strong>de</strong>n Nutzer aus. Farben wur<strong>de</strong>n eingesetzt,<br />
um bestimmte Daten (z. B. die Marktanteils-Metrik)<br />
hervorzuheben, wenn diese<br />
Aufmerksamkeit erfor<strong>de</strong>rn. Auf positive Alerts<br />
wird <strong>de</strong>mgegenüber bewusst verzichtet, da<br />
man in diesen Fällen automatisch davon ausgehen<br />
kann, dass alles in Ordnung ist.<br />
Das neue Dashboard beinhaltet zusätzliche<br />
„Sparklines“ (Zeitreihen), um die Entwicklung<br />
<strong>de</strong>r dargestellten Größen in Abhängigkeit<br />
von <strong>de</strong>r Zeit aufzuzeigen. Damit wird sowohl<br />
eine höhere Aussagekraft als bei <strong>de</strong>n Rich-<br />
tungspfeilen oberhalb <strong>de</strong>r Tachometer in Abbildung<br />
1 erzielt, als auch Tuftes “Small-<br />
Multiples”-Regel entsprochen. Innerhalb <strong>de</strong>r<br />
Grafiken existieren ferner Zielwerte in Form<br />
von Linien. Diese Kontextinformation stellt<br />
klar, ob ein bestimmter Ist-Wert positiv o<strong>de</strong>r<br />
negativ zu beurteilen ist. Daneben stellen<br />
Flaggen intuitiv <strong>de</strong>n Bezug zu <strong>de</strong>n jeweiligen<br />
Län<strong>de</strong>rn her.<br />
Eine innovative Form <strong>de</strong>r Informationsdarstellung<br />
zeigt Abbildung 3: Diese Lösung ermöglicht<br />
die interaktive Simulation von Umsatz<br />
und Gewinn je Land. Die Visualisierung veranschaulicht,<br />
dass sich die gleichen Gestaltungsgrundsätze<br />
auch auf dynamische Formen <strong>de</strong>r<br />
Mensch-Computer-Kommunikation anwen<strong>de</strong>n<br />
lassen. Die Simulationslösung erlaubt es <strong>de</strong>m<br />
Anwen<strong>de</strong>r, auf einfache Art und Weise mit Hilfe<br />
von Reglern zu experimentieren: Aus <strong>de</strong>n sich<br />
verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Daten können Szenarien gebil<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>n, die sowohl optimistische Erwartungen<br />
als auch Risikoerwägungen für das Unternehmen<br />
umfassen.<br />
Im vorliegen<strong>de</strong>n Beispiel lässt sich <strong>de</strong>r Wechselkurs-Effekt<br />
durch Eingabe <strong>de</strong>s zu erwarten<strong>de</strong>n<br />
Kurses analysieren und bewerten. Farben<br />
wer<strong>de</strong>n an dieser Stelle informativ eingesetzt,<br />
um zwischen positiven (Umsatz) und<br />
negativen (Rabatte, Kosten) Werten zu unterschei<strong>de</strong>n.<br />
Auf <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Praxis typischen Einsatz<br />
<strong>de</strong>r grüne Farbe wur<strong>de</strong> in Analogie zur<br />
Gestaltung <strong>de</strong>s Dashboards in Abbildung 2<br />
verzichtet, um Daten nur dann hervorzuheben,<br />
wenn <strong>de</strong>r Anwen<strong>de</strong>r hierauf ein spezifisches<br />
Augenmerk legen muss.<br />
Schlussbemerkung<br />
CM März / April 2011<br />
Als Fazit lässt sich festhalten, dass unzureichend<br />
ausgestaltete Dashboards wie in Abbildung<br />
1 vergeu<strong>de</strong>te IT-Investitionen darstellen.<br />
Entsprechend ist <strong>de</strong>r systematische<br />
Aufbau eines Dashboards im Sinne eines konzeptionellen<br />
Information Designs, <strong>de</strong>r Auswahl<br />
<strong>de</strong>s Tools und seiner Komponenten ein Muss.<br />
Nur so lässt sich gewährleisten, dass die Unternehmenspraxis<br />
Business Intelligence als Weg<br />
erkennt, Unternehmensentscheidungen optimal<br />
zu unterstützen und Manager überlegener<br />
zu machen.<br />
11
12<br />
Risiko und mangeln<strong>de</strong> Steuerung <strong>de</strong>r Wertschöpfung in komplexen Strukturen<br />
Risiko und mangeln<strong>de</strong> Steuerung <strong>de</strong>r<br />
Wertschöpfung in komplexen Strukturen<br />
Wie Sie mit Hilfe einer prozessorientierten Kostenrechnung für<br />
Transparenz im Tagesgeschehen sorgen<br />
von Siegfried Hampl und Frank Höning<br />
Kaum ein Unternehmen kann sich heute noch<br />
<strong>de</strong>m Verlangen <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n nach neuen<br />
kun<strong>de</strong>nspezifischen Lösungen und zusätzlichen<br />
Dienstleistungen entziehen. Um sich im<br />
Wettbewerb hervorzuheben, müssen diese<br />
Leistungen kostengünstiger, schneller, qualitativ<br />
besser und bedarfsgerechter als jene von<br />
<strong>de</strong>r Konkurrenz hergestellt wer<strong>de</strong>n. Um dabei<br />
<strong>de</strong>n Überblick zu behalten, braucht es eine<br />
transparente Steuerung <strong>de</strong>s operativen Geschäfts.<br />
Doch die Implementierung einer aussagekräftigen<br />
Steuerung wird mit zunehmen<strong>de</strong>r<br />
Produkt- und Dienstleistungspalette – man<br />
<strong>de</strong>nke nur schon an die kun<strong>de</strong>nspezifischen Varianten<br />
– immer schwieriger.<br />
Denn mit <strong>de</strong>r Variantenzahl steigt auch die erfor<strong>de</strong>rliche<br />
Anzahl unterschiedlicher Geschäftsprozesse,<br />
die zur Erstellung <strong>de</strong>r Leistungen er-<br />
for<strong>de</strong>rlich sind. Und diese sind durch eine multidisziplinäre<br />
Belegschaft – meistens funktional<br />
organisiert – abzuwickeln. Doch genau hier<br />
liegt das Problem: Denn mit steigen<strong>de</strong>r interner<br />
Komplexität steigt auch die Schwierigkeit,<br />
eine transparente Kosten- und Leistungsrechnung<br />
zu implementieren. Zugleich wachsen die<br />
Aufwän<strong>de</strong> (angesehen als Gemeinkosten) jener<br />
Bereiche <strong>de</strong>r Organisation, welche diese betriebliche<br />
Komplexität im Alltag „meistern“.<br />
So auch bei einem international tätigen Maschinenbauer<br />
mit rund 5000 Mitarbeitern.<br />
Dieser produzierte neben seinen Katalogprodukten<br />
immer mehr kun<strong>de</strong>nspezifische<br />
Lösungen. Jedoch gab es für die Erstellung<br />
<strong>de</strong>r anwachsen<strong>de</strong>n Leistungspalette kein einheitliches<br />
und strukturiertes Prozessmo<strong>de</strong>ll.<br />
Vielmehr zeichnete sich die Leistungserbrin-<br />
gung durch eine Vielzahl unterschiedlicher<br />
Prozessabläufe und -varianten aus. Im Tagesgeschäft<br />
führte dies zu zahlreichen Schnittstellen<br />
zwischen <strong>de</strong>n Abteilungen während<br />
<strong>de</strong>r Abwicklung eines Geschäftsfalls. Die Folge:<br />
Die Werteflüsse variierten von Geschäftsfall<br />
zu Geschäftsfall, was die Implementierung<br />
einer Kostenkalkulation nach <strong>de</strong>m Beanspruchungsprinzip<br />
sowie eine transparente Steuerung<br />
<strong>de</strong>s Geschäfts erschwerte.<br />
Prozentuale Zuschlags kalku -<br />
la tionen verzerren das Bild<br />
Ein gängiger Ansatz <strong>de</strong>r Unternehmen, um ein<br />
wenig Licht ins Dunkel zu bringen, ist die Kalkulation<br />
mittels prozentualer Zuschläge. Dabei<br />
wer<strong>de</strong>n die Gemeinkosten linear proportional zu
Abb. 1: Zuschlagskalkulation beim Maschinenbauer<br />
einer Wertbasis (z. B. Materialeinzelkosten,<br />
Fertigungseinzelkosten, Herstellkosten) und <strong>de</strong>r<br />
Produktmenge <strong>de</strong>n Produkten zugerechnet. Jedoch<br />
verzerren <strong>de</strong>rartige Kalkulationen das<br />
Bild. Denn sie ignorieren dabei, ob es sich um<br />
eine einfache o<strong>de</strong>r komplexe Material- und<br />
Teilstruktur, einen hohen o<strong>de</strong>r niedrigen Wertschöpfungsanteil,<br />
um ein Großserienprodukt<br />
o<strong>de</strong>r eine exotische Variante, um einen<br />
Groß- o<strong>de</strong>r Kleinauftrag o<strong>de</strong>r um bspw. einen<br />
aufwendigen o<strong>de</strong>r weniger aufwendigen Vertriebskanal<br />
han<strong>de</strong>lt. Die echten Kosten und die<br />
Profitabilität lassen sich damit nicht ermitteln.<br />
Auch im Falle <strong>de</strong>s Maschinenbauers wur<strong>de</strong> mit<br />
aufwandsunabhängigen Zuschlagskalkulationen<br />
versucht, das Geschäft zu steuern. Bestellte<br />
bspw. eine Vertriebs- o<strong>de</strong>r Serviceeinheit<br />
ein Katalogprodukt bei <strong>de</strong>n divisionalen Produktionsstätten,<br />
wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r gleiche Zuschlag wie bei<br />
<strong>de</strong>r Bestellung einer kun<strong>de</strong>nindividuellen Lösung<br />
verrechnet. Doch während das Katalogprodukt<br />
lediglich die Auftragsabwicklung in <strong>de</strong>r<br />
Division beschäftigte, die das bestellte Produkt<br />
ab Lager lieferte, mussten bei <strong>de</strong>r kun<strong>de</strong>nindividuellen<br />
Lösung Produktexperten, Konstrukteure<br />
sowie die Produktionsabteilung in die Erstellung<br />
<strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rlösung mit eingebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
Hinzu kam auch ein erhöhter Aufwand in <strong>de</strong>r<br />
Angebotserstellung, <strong>de</strong>r durch die Zuschlagskalkulation<br />
ebenfalls nicht differenziert betrachtet<br />
wur<strong>de</strong>.<br />
Abbildung 1 zeigt die Kalkulation <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />
Produktprogramme mittels Zuschlagskal-<br />
kulation (das Servicegeschäft wird an dieser<br />
Stelle ausgeklammert). Zur Illustration wur<strong>de</strong><br />
zwischen drei Produktprogrammen unterschie<strong>de</strong>n:<br />
� Produktgruppe A enthält Massenartikel mit<br />
relativ einfachen Funktionsmerkmalen, die in<br />
großen Stückzahlen gefertigt (120’000 Stück)<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
� Produktgruppe B enthält höherwertige<br />
Komponenten (15’000 Stück).<br />
� Produktgruppe C enthält hinsichtlich Funktion<br />
und Qualität die Spitzenprodukte <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
und wird kun<strong>de</strong>nindividuell ausgelegt<br />
und gefertigt (900 Stück).<br />
Mehr Transparenz mittels prozessorientierter<br />
Kostenrechnung<br />
Ein Ansatz, für mehr Transparenz im Tagesgeschäft<br />
zu sorgen, ist die prozessorientierte Kostenrechnung.<br />
Denn diese versucht, auch die Auf-<br />
wän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r indirekten Bereiche nach <strong>de</strong>m Beanspruchungs-<br />
bzw. <strong>de</strong>m weiten Verursachungsprinzip<br />
zu verrechnen. Dazu bedient sie sich <strong>de</strong>r<br />
klassischen Perspektiven <strong>de</strong>r Kostenarten-, Kostenstellen-<br />
und Kostenträgerrechnung, wobei<br />
nach wie vor die Einzelkosten <strong>de</strong>n Kostenträgern<br />
direkt zuzuordnen sind und die Gemeinkosten<br />
über die Kostenstellenrechnung auf die Kostenträger<br />
verrechnet wer<strong>de</strong>n. Allerdings wer<strong>de</strong>n die<br />
Gemeinkosten von einer stellenorientierten<br />
in eine prozessorientierte Aufteilung überführt,<br />
so dass die Kostenstellen als Orte <strong>de</strong>r<br />
Kos tenverursachung in <strong>de</strong>n Hintergrund treten.<br />
Die Verrechnung <strong>de</strong>r Gemeinkosten erfolgt nicht<br />
mehr anhand einer Schlüsselungsgröße proportional<br />
auf die Kostenträger, son<strong>de</strong>rn sie wer<strong>de</strong>n<br />
anhand <strong>de</strong>r tatsächlich in Anspruch genommen<br />
Ressourcen auf die Prozesse verteilt und zwar<br />
unabhängig davon, ob es sich um variable o<strong>de</strong>r<br />
fixe Kosten han<strong>de</strong>lt.<br />
Aus diesen Überlegungen ergeben sich ein<strong>de</strong>utige<br />
Entsprechungen zwischen Prozess-<br />
und Kostensicht (vgl. Abbildung 2).<br />
Denn die innerhalb eines Prozesses in Anspruch<br />
genommenen Ressourcen entsprechen<br />
<strong>de</strong>n jeweiligen Kostenarten (z. B. Personalkosten,<br />
Wartungs- und Betriebsmittelkosten, Zinsen<br />
etc.). Diese wer<strong>de</strong>n auf die Kostenstellen<br />
verteilt, welche <strong>de</strong>r Struktur <strong>de</strong>r (Teil-)Prozesse<br />
folgen. Kostenträger innerhalb <strong>de</strong>r (Teil-)Prozesse<br />
ist <strong>de</strong>r Prozessauftrag (Prozessinput), mit<br />
<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r jeweilige Prozess "belegt" wur<strong>de</strong>.<br />
Ein einfacher Prozess als<br />
Basis für die prozessorientierte<br />
Kostenrechnung<br />
Für eine einfache Implementierung dieser Entsprechungen<br />
sind klare und vor allem auch pro-<br />
Abb. 2: Leistungs- & Kostenrechnung setzt prozessorientierte Kostenstellenstruktur voraus<br />
CM März / April 2011<br />
13
14<br />
Risiko und mangeln<strong>de</strong> Steuerung <strong>de</strong>r Wertschöpfung in komplexen Strukturen<br />
Abb. 3: Auftraggeber-Auftragnehmer-Beziehung zwischen <strong>de</strong>n Black-Boxen<br />
zessorientierte Rollen und Verantwortlichkeiten<br />
innerhalb <strong>de</strong>r Organisation sowie strukturierte<br />
und transparente Geschäftsprozesse Voraussetzung.<br />
Ein bestmöglicher Ansatz, diese Voraussetzungen<br />
zu schaffen, ist <strong>de</strong>r Blackbox-<br />
Ansatz. Dieser <strong>de</strong>finiert eine einzige Blackbox<br />
„Unternehmen“ zwischen <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>n<br />
Lieferanten und zerlegt diese in mehrere kleine<br />
modulare Blackboxen, welche sowohl einen<br />
durchgehen<strong>de</strong>n Geschäftsprozess als auch<br />
eine Organisationseinheit mit einer klaren Rolle<br />
im Wertschöpfungssystem repräsentieren. Die<br />
Schnittstellen zwischen <strong>de</strong>n Blackboxen sind<br />
ein<strong>de</strong>utig und basieren auf einfachen Auftraggeber-Auftragnehmer-Beziehungen<br />
–<br />
genauso wie jene zu <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n bzw. Lieferanten<br />
<strong>de</strong>s Unternehmen (siehe Abbildung 3).<br />
Die Rollenklärung bezieht sich zunächst auf<br />
die Festlegung von Zuständigkeiten und Aufgaben<br />
(im Sinne von Output), Randbedingungen,<br />
Mengengerüste und davon abgeleitete Ressourcen<br />
(wie z. B. Personal, Betriebsmittel, Anlagen,<br />
Infrastruktur, Standorte). Zu<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n<br />
erwartete Leistungsfähigkeiten wie bspw. Re-<br />
Abb. 5: Planungskostensätze als Basis für die prozessorientierte Kostenrechnung<br />
Abb. 4: Rollenklärung im Prozessmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s Maschinenbauers<br />
aktionszeiten, Produktivitätsanfor<strong>de</strong>rungen<br />
o<strong>de</strong>r Servicegrad festgelegt.<br />
Im Falle <strong>de</strong>s Maschinenbauers wur<strong>de</strong>n vier<br />
horizontale Prozesskaska<strong>de</strong>n für das Tages-<br />
geschäft <strong>de</strong>finiert (vgl. Abbildung 4). Je<strong>de</strong>r Prozesskaska<strong>de</strong><br />
ist eine klare Rolle in <strong>de</strong>r Leistungserstellung<br />
mit ein<strong>de</strong>utigen Verantwortlichkeiten<br />
zugeordnet. Die erste Prozesskaska<strong>de</strong> ist<br />
für die Kun<strong>de</strong>nbetreuung vom Erstkontakt bis<br />
zur Sicherstellung <strong>de</strong>r langfristigen Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit<br />
(Marge, Marktanteil, Market Development)<br />
verantwortlich. Die zweite Prozesskaska<strong>de</strong><br />
ist für die technische Machbarkeit <strong>de</strong>r<br />
Lösung (technischer Fit) sowie für die Installation<br />
bis zur langfristigen Gewährleistung <strong>de</strong>r<br />
Funktion verantwortlich. Bei <strong>de</strong>r dritten Prozesskaska<strong>de</strong><br />
wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>n unterschiedlichen Geschäftsfällen<br />
Rechnung getragen, in<strong>de</strong>m zwei<br />
Prozesssegmente ausgeprägt wur<strong>de</strong>n. Während<br />
die „Auftragsabwicklung“ lediglich ange-
Abb. 6: Prozessorientierte Kosten als Produkt aus <strong>de</strong>r für die Wertschöpfung nötigen Anzahl Teilprozesse und <strong>de</strong>ren Teilprozesskosten<br />
sprochen wird, wenn es sich um Katalogprodukte<br />
han<strong>de</strong>lt, wird <strong>de</strong>r „Lösungslieferant“<br />
adressiert, wenn Son<strong>de</strong>rlösungen zu spezifizieren<br />
sind. Letzterer zeichnet sich also für die Erstellung<br />
<strong>de</strong>r Baureihen- und Auftragskonstruktion<br />
sowie die Variantenumsetzung verantwortlich.<br />
Die vierte Prozesskaska<strong>de</strong> ist für die Beschaffung<br />
und die termingerechte Erstellung<br />
<strong>de</strong>r beauftragten Produkte verantwortlich. Beauftragt<br />
wird sie durch die bei<strong>de</strong>n Prozesssegmente<br />
auf Ebene drei. Die Kommunikation zwischen<br />
<strong>de</strong>n Prozesskaska<strong>de</strong>n ist auf einfache<br />
Auftraggeber-Auftragnehmer-Beziehungen –<br />
exemplarisch dargestellt durch die Pfeile zwischen<br />
<strong>de</strong>n Kaska<strong>de</strong>n – reduziert.<br />
Mit Hilfe <strong>de</strong>s Blackbox-Ansatzes sind autonome<br />
sowie klar voneinan<strong>de</strong>r abgegrenzte Prozesskaska<strong>de</strong>n<br />
entstan<strong>de</strong>n. Diesen lassen sich allen<br />
notwendigen Ressourcen und Informationen<br />
zuordnen, die für die Auftragserstellung erfor<strong>de</strong>rlich<br />
sind. In diesem Licht muss die oftmals<br />
in Literatur und Praxis anzutreffen<strong>de</strong> Geschäftsprozess<strong>de</strong>finition,<br />
dass ein Geschäftsprozess<br />
eine sachlogische Abfolge von betrieblichen<br />
Tätigkeiten bzw. Aktivitäten mit <strong>de</strong>m Ziel<br />
eines klar festgelegten Outputs zur Erzeugung<br />
von Kun<strong>de</strong>nnutzen ist, erweitert wer<strong>de</strong>n.<br />
Der Geschäftsprozess besitzt einen bestimmten<br />
Leistungsumfang, ist durch einen <strong>de</strong>finierten,<br />
messbaren Input und Output be-<br />
stimmt, ist wie<strong>de</strong>rholbar, fügt Kun<strong>de</strong>nwert an<br />
Prozessobjekten hinzu, hat einen durchgängig<br />
verantwortlichen Prozess-Eigner und verfügt<br />
über alle notwendigen Ressourcen<br />
und Informationen.<br />
Aus dieser Definition lassen sich im Hinblick auf<br />
die Implementierung einer prozessorientierten<br />
Kostenrechnung folgen<strong>de</strong> Schlussfolgerungen<br />
ableiten:<br />
� Der Geschäftsprozess ist die Wertschöpfungsbasis<br />
und legt die frei wählbare Struktur<br />
<strong>de</strong>r Kostenstellen entlang <strong>de</strong>r Teilprozesse<br />
fest.<br />
Autoren<br />
Dr. Frank Höning<br />
ist seit 2008 Practice-Leiter „Geschäftsmo<strong>de</strong>lle” bei <strong>de</strong>r Firma<br />
GroNova AG, CH-6300 Zug. Er hat Erfahrung als Unternehmensberater<br />
sowohl in <strong>de</strong>r Neuausrichtung von Unternehmen als<br />
auch in großen IT-Projekten (u. A. bei The Information Management<br />
Group (IMG)). Er promovierte an <strong>de</strong>r Universität St. Gallen<br />
und überarbeitete <strong>de</strong>n St. Galler Business-Engineering-Ansatz.<br />
E-Mail: frank.hoening@gronova.com<br />
CM März / April 2011<br />
� Die notwendige Differenzierung <strong>de</strong>r Kostensätze<br />
bestimmt die Granularität <strong>de</strong>r Kostenstellen.<br />
� Der Prozessauftrag ist Wert- und Kostenträger,<br />
d. h. <strong>de</strong>r Prozessauftrag besitzt einen internen<br />
Verrechnungspreis mit zugeordneten<br />
Kosten.<br />
Fit von Prozess- und Wertfluss<br />
entschei<strong>de</strong>nd für aussagekräftige<br />
Leistungs- & Kostenrechung<br />
Auf Basis dieser Prozessabgrenzung kann<br />
anschließend mit <strong>de</strong>m Innenausbau – <strong>de</strong>r<br />
Siegfried Hampl<br />
ist Inhaber von S. Hampl & Partner, Controlling und Management<br />
Services, und berät seit über 10 Jahren Unternehmen beim Aufund<br />
Umbau von Accounting- und Controllingorganisationen. Zu<strong>de</strong>m<br />
ist er Delegierter <strong>de</strong>s Internationalen Controller Verein e. V.<br />
und zuständig für die Aktivitäten in <strong>de</strong>r Schweiz.<br />
E-Mail: s.hampl@cmssh.ch<br />
15
16<br />
Risiko und mangeln<strong>de</strong> Steuerung <strong>de</strong>r Wertschöpfung in komplexen Strukturen<br />
Abb. 7: Prozessorientierte Kostenrechnung beim Maschinenbauer<br />
weiteren Detaillierung <strong>de</strong>r Prozesse in<br />
Teilprozesse – begonnen wer<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong>r<br />
Teilprozess führt in <strong>de</strong>r betrieblichen Praxis zu<br />
Ressourcenverbräuchen, wie etwa Maschinenzeiten,<br />
Arbeitskraftstun<strong>de</strong>n und Verbräuche<br />
an Rohstoffen. Der Ansatz <strong>de</strong>s prozessorientierten<br />
Kostenmo<strong>de</strong>lls verfolgt nun das<br />
Ziel, je<strong>de</strong>n Teilprozess innerhalb <strong>de</strong>r jeweiligen<br />
Prozesskaska<strong>de</strong> monetär mit <strong>de</strong>n jeweiligen<br />
Ressourcenverbräuchen zu bewerten<br />
und die Plankostensätze zu ermitteln. Diese<br />
Abb. 8: Vergleich <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Kostenrechnungsverfahren<br />
setzen sich aus <strong>de</strong>m direkt zuweisbaren Aufwand<br />
und <strong>de</strong>n Umlagen gemäß Plan sowie<br />
<strong>de</strong>n kalkulatorischen Kapitalkosten zusammen<br />
(siehe Abbildung 5).<br />
Auf Basis <strong>de</strong>r errechneten Plankostensätze lassen<br />
sich anschließend die prozessorientierten<br />
Kosten ermitteln. Diese ergeben sich<br />
aus <strong>de</strong>r Summe <strong>de</strong>r zur Wertschöpfung erfor<strong>de</strong>rlichen<br />
Teilprozesse und <strong>de</strong>ren Teilkostensätze<br />
(siehe Abbildung 6).<br />
Somit lassen sich mit Hilfe transparenter und<br />
einfacher Prozesskaska<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Prozess- und<br />
<strong>de</strong>r Wertefluss konsistent aufeinan<strong>de</strong>r abstimmen.<br />
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit,<br />
die entstan<strong>de</strong>nen Prozesskaska<strong>de</strong>n als Profitcenter<br />
zu <strong>de</strong>finieren. Dies bringt zwei Vorteile<br />
mit sich: Zum einen kann <strong>de</strong>r Controller die<br />
Plankostenabweichungen <strong>de</strong>n jeweiligen<br />
Kaska<strong>de</strong>n klar zuweisen. Zum an<strong>de</strong>ren lässt<br />
sich aus <strong>de</strong>r Konsolidierung <strong>de</strong>r Profit-Center-<br />
Rechnungen die Erfolgsrechnung für das Unternehmen<br />
einfach ermitteln.<br />
Auch <strong>de</strong>r Maschinenbauer <strong>de</strong>taillierte die Prozesskaska<strong>de</strong>n<br />
in Teilprozesse sowie die entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Werteflüsse. Insbeson<strong>de</strong>re die<br />
Unterscheidung <strong>de</strong>r Prozesssegmente „Auftragsabwickler”<br />
und „Lösungslieferant” versetzte<br />
das Unternehmen in die Lage, die bei<strong>de</strong>n<br />
Geschäftsfälle – Katalogprodukt und kun<strong>de</strong>nindividuelle<br />
Lösung – kostenrechnerisch auseinan<strong>de</strong>r<br />
zu halten und verursachungsgerecht die<br />
Leistungen auf <strong>de</strong>n Auftrag zu verrechnen (vgl.<br />
Abbildung 7).
Durch die Definition <strong>de</strong>r Prozesskaska<strong>de</strong>n als<br />
Profit-Center war <strong>de</strong>r Mittelständler zu<strong>de</strong>m in<br />
<strong>de</strong>r Lage, Abweichungen bei <strong>de</strong>n Plankosten<br />
klar zuzuordnen und nach Grün<strong>de</strong>n zu suchen.<br />
Zu<strong>de</strong>m ermöglichten die ein<strong>de</strong>utigen Prozesskaska<strong>de</strong>n,<br />
dass die Ergebnisrechnung <strong>de</strong>m Prozessmo<strong>de</strong>ll<br />
folgt und lokalen Gewinnausweis<br />
ermöglicht.<br />
Vergleich <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />
Kostenrechungsverfahren<br />
Durch die Verrechnung <strong>de</strong>r Kosten nach <strong>de</strong>m<br />
Verursachungsprinzip konnten die Zuschlagssätze<br />
drastisch reduziert wer<strong>de</strong>n, da für einen<br />
Großteil <strong>de</strong>r anfallen<strong>de</strong>n Prozesskosten Produktbezug<br />
hergestellt wer<strong>de</strong>n konnte. Bspw.<br />
sank dadurch <strong>de</strong>r Fertigungsgemeinkostenzuschlag<br />
von 180 % auf 13,7 %.<br />
Durch die Einführung <strong>de</strong>r orangefarbigen und<br />
grauen Prozesskaska<strong>de</strong>n konnte zu<strong>de</strong>m <strong>de</strong>m<br />
unterschiedlichen Auslegungs- und Konstruktionsaufwand<br />
<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Produkte Rech-<br />
nung getragen wer<strong>de</strong>n. Lediglich <strong>de</strong>r Zuschlagssatz<br />
für die Verwaltungsgemeinkosten<br />
bleibt unverän<strong>de</strong>rt (30 %). Hierunter wer<strong>de</strong>n<br />
die Kosten für die Geschäftsführung,<br />
Controlling und weitere allgemeine Funktionen<br />
zusammengefasst. Vergleicht man nun die jeweiligen<br />
Stückkosten, ergibt sich folgen<strong>de</strong>s Bild<br />
(vgl. Abbildung 8).<br />
Die prozesskalkulierten Kosten für die Produktgruppen<br />
A bzw. B sind wesentlich geringer<br />
als bei <strong>de</strong>r differenzierten Zuschlagskalkulation.<br />
Demgegenüber sind die kalkulierten Kosten<br />
für die Produktgruppe C nun wesentlich höher.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>n Produktgruppen A<br />
und C sind die Abweichungen dramatisch.<br />
Es wird <strong>de</strong>utlich, dass die durch die Zuschlagskalkulation<br />
ermittelten Zahlen die Ergebnisse<br />
verzerren und für eine transparente Steuerung<br />
<strong>de</strong>s Geschäfts ungeeignet sind. Denn sie verschleiern<br />
die reale Profitabilität <strong>de</strong>r Geschäfte<br />
und führen zu Fehlallokationen von Ressourcen<br />
(z. B. Personal, Budgets). Mit <strong>de</strong>r prozessorientierten<br />
Kostenrechnung wird die Kalkulation<br />
performance »<br />
Spürbar mehr Flexibilität und Performance<br />
mit <strong>de</strong>n Lösungen für Planung und<br />
Projekt<strong>controlling</strong> von prevero.<br />
www.prevero.com<br />
insgesamt <strong>de</strong>utlich verursachergerechter<br />
und damit hinsichtlich ihres Informationsgehaltes<br />
verbessert.<br />
Zusammenfassung<br />
CM März / April 2011<br />
Der Beitrag zeigt, wie mit Hilfe einer prozessorientierten<br />
Kostenrechnung für mehr Transparenz<br />
im Tagesgeschäft gesorgt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Voraussetzung hierfür sind transparente<br />
und einfache Geschäftsprozesse, <strong>de</strong>nen die<br />
Prozessressourcen ein<strong>de</strong>utig zugeordnet wer<strong>de</strong>n<br />
können und die über einfache Auftraggeber-Auftragnehmer-Beziehungen<br />
im Leistungsaustausch<br />
stehen. Bei <strong>de</strong>r Definition <strong>de</strong>rartiger<br />
Prozesse hilft <strong>de</strong>r Blackbox-Ansatz,<br />
<strong>de</strong>r klare prozessbasiert Rollen und Verantwortlichkeiten<br />
im Wertschöpfungssystem <strong>de</strong>finiert.<br />
Er sorgt für ein<strong>de</strong>utige Entsprechungen<br />
zwischen Prozess- und Kostensicht, wodurch<br />
sich <strong>de</strong>r Wertzuwachs am Prozessobjekt einfach<br />
ermitteln und die echte Profitabilität <strong>de</strong>r<br />
Leistungen errechnen lässt.<br />
17
18<br />
Ursache und Lösung von Störungen im Kommunikationsprozess <strong>de</strong>s Controllers<br />
Ursache und Lösung von Störungen im<br />
Kommunikationsprozess <strong>de</strong>s Controllers<br />
von Stefan Tönnissen<br />
Für die Besetzung von offenen Stellen im Controlling<br />
wird in <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Stellenanzeigen<br />
oft von einer notwendigen „Kommunikationsfähigkeit“<br />
o<strong>de</strong>r „Teamfähigkeit“ <strong>de</strong>s Bewerbers<br />
gesprochen. In einer Auswertung von Prof.<br />
Dr. Littkemann von <strong>de</strong>r FernUniversität Hagen<br />
sind die in Stellenanzeigen am häufigsten<br />
genannten persönlichen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit<br />
und Kooperationsfähigkeit 1 . „In einem Team<br />
ist das zentrale Mittel <strong>de</strong>r Verständigung und <strong>de</strong>r<br />
Auseinan<strong>de</strong>rsetzung die Kommunikation – verbal<br />
und nonverbal“ 2 . Teamfähigkeit setzt also<br />
Kommunikationsfähigkeit voraus.<br />
Die Fähigkeit zur zwischenmenschlichen<br />
Kommunikation ist je<strong>de</strong>m Menschen gegeben,<br />
<strong>de</strong>nn laut Paul Watzlawick „kann man<br />
nicht nicht kommunizieren” 3 . Dennoch treten<br />
in allen zwischenmenschlichen Beziehungen,<br />
auch im beruflichen Kontext <strong>de</strong>s Controllers,<br />
immer wie<strong>de</strong>r Probleme in <strong>de</strong>r Kommunikation<br />
auf. Wie kann nun eine gute o<strong>de</strong>r<br />
bessere zwischenmenschliche Kommunikation<br />
erreicht wer<strong>de</strong>n?<br />
Frie<strong>de</strong>mann Schulz von Thun hat mit seinem<br />
Kommunikationsmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>n Vorgang <strong>de</strong>r zwischenmenschlichen<br />
Kommunikation von <strong>de</strong>n<br />
vier Seiten Sachaspekt, Beziehungsaspekt,<br />
Selbstoffenbarungsaspekt und Appellaspekt<br />
her betrachtet 4 .<br />
In diesem Artikel wer<strong>de</strong>n an einem Beispiel aus<br />
<strong>de</strong>m beruflichen Alltag eines Controllers das<br />
Kommunikationsmo<strong>de</strong>ll von Schulz von Thun<br />
beschrieben sowie Kriterien für eine gute und<br />
erfolgreiche Kommunikation erläutert.<br />
Das Kommunikationsmo<strong>de</strong>ll von<br />
Schulz von Thun<br />
Mit <strong>de</strong>m nachfolgen<strong>de</strong>n Beispiel aus <strong>de</strong>m beruflichen<br />
Alltagsgeschäft eines Controllers wird<br />
das Kommunikationsmo<strong>de</strong>ll von Schulz von<br />
Thun in seinen Grundzügen beschrieben.<br />
Eine Vorgesetzte sagte zu einem Controller:<br />
„Ich brauche jetzt aber ganz dringend die Kostenaufstellung<br />
für das Projekt xy von Ihnen“. Der<br />
Controller reagierte genervt und antwortete:<br />
„Die Kostenaufstellung habe ich Ihnen bereits<br />
gestern per eMail gesandt“.<br />
Im Nachhinein könnte sich <strong>de</strong>r Controller gefragt<br />
haben, warum die eigentlich harmlose<br />
Frage <strong>de</strong>r Vorgesetzten solch eine Reaktion<br />
verursacht hat. Zur Beantwortung dieser Frage<br />
wird nachfolgend eine Analyse dieser Kommunikationssituation<br />
anhand <strong>de</strong>s Kommunikationsmo<strong>de</strong>lls<br />
von Schulz von Thun durchgeführt.<br />
Dabei wird <strong>de</strong>r Kommunikationsprozess sowohl<br />
aus Sicht <strong>de</strong>s Sen<strong>de</strong>rs als auch <strong>de</strong>s Empfängers<br />
dargestellt und es wer<strong>de</strong>n Möglichkeiten<br />
zur Vermeidung von Kommunikationsstörungen<br />
und Konflikten veranschaulicht.<br />
Nach Schulz von Thun können die nachfolgen<strong>de</strong>n<br />
vier Seiten einer Nachricht unterschie<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n (vgl. Abbildung 1).<br />
Sachinhalt: Worüber ich informiere<br />
Der Sachinhalt einer Nachricht ist ein reiner<br />
Austausch von Informationen. Eine Sachlichkeit<br />
ist jedoch nur dann erreicht, wenn ausschließlich<br />
die Sache im Vor<strong>de</strong>rgrund steht, und nicht<br />
eine <strong>de</strong>r drei an<strong>de</strong>ren Seiten einer Nachricht die<br />
Oberhand gewinnt. 6<br />
Selbstoffenbarung: Was ich von mir<br />
selbst kundgebe<br />
Neben <strong>de</strong>m Sachinhalt enthält eine Nachricht<br />
ebenfalls auch immer Informationen über <strong>de</strong>n
Abb. 1: Die vier Seiten einer Nachricht 5<br />
Sen<strong>de</strong>r. 7 Schulz von Thun weist darauf hin, dass<br />
die Selbstoffenbarung aus Selbstdarstellung<br />
und Selbstenthüllung besteht. Der Sen<strong>de</strong>r wird<br />
vor <strong>de</strong>m Abschicken seiner Nachricht immer<br />
mit <strong>de</strong>r Frage konfrontiert: „Wie stehe ich vor<br />
<strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren da?“.<br />
Beziehung: Was ich von dir halte und wie<br />
wir zueinan<strong>de</strong>r stehen<br />
Der Empfänger leitet aus <strong>de</strong>r Nachricht ebenfalls<br />
ab, wie <strong>de</strong>r Sen<strong>de</strong>r zu ihm steht, was <strong>de</strong>r<br />
Sen<strong>de</strong>r also vom Empfänger hält. „Für diese<br />
Seite <strong>de</strong>r Nachricht hat <strong>de</strong>r Empfänger ein beson<strong>de</strong>rs<br />
empfindliches Ohr, <strong>de</strong>nn hier fühlt er<br />
sich als Person in bestimmter Weise behan<strong>de</strong>lt<br />
(o<strong>de</strong>r mißhan<strong>de</strong>lt)” 8 .<br />
Appell: Wozu ich dich veranlassen möchte<br />
Eine Nachricht soll <strong>de</strong>n Empfänger auch immer<br />
in einer bestimmten Art und Weise beeinflussen.<br />
Diese Art <strong>de</strong>r Beeinflussung kann offen<br />
o<strong>de</strong>r versteckt sein. Der Sen<strong>de</strong>r kann über die<br />
an<strong>de</strong>ren drei Seiten einer Nachricht die Wirkung<br />
<strong>de</strong>s Appell ebenfalls verstärken, in<strong>de</strong>m er<br />
z. B. die Sachinformation entsprechend seiner<br />
Ziele formuliert. „Wenn Sach-, Selbstoffenbarungs-<br />
und Beziehungsseite auf die Wirkungsverbesserung<br />
<strong>de</strong>r Appellseite ausgerichtet wer-<br />
Abb. 2: Analyse <strong>de</strong>r Nachricht <strong>de</strong>s Sen<strong>de</strong>rs<br />
<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n sie funktionalisiert, d. h. spiegeln<br />
nicht wi<strong>de</strong>r, was ist, son<strong>de</strong>rn wer<strong>de</strong>n zum Mittel<br />
<strong>de</strong>r Zielerreichung“ 9 .<br />
Übertragung auf das<br />
Eingangsbeispiel<br />
Eine Aufteilung <strong>de</strong>r Nachricht „Ich brauche jetzt<br />
aber ganz dringend die Kostenaufstellung für<br />
das Projekt xy von Ihnen“ in die vier Seiten einer<br />
Nachricht nach Schulz von Thun könnte Abbildung<br />
2 ergeben:<br />
Der Sachinhalt beschränkt sich in diesem Beispiel<br />
ausschließlich darauf, dass die Vorgesetzte<br />
die Kostenaufstellung noch nicht erhalten<br />
hat. Dies hatte sie <strong>de</strong>m Controller dann<br />
auch mitgeteilt. Der daraus abgeleitete Appell<br />
ist, die Kostenaufstellung so schnell wie möglich<br />
zu übergeben. Auf <strong>de</strong>r Beziehungsebene<br />
könnte die Vorgesetzte genervt sein, da <strong>de</strong>r<br />
Mitarbeiter die Aufgabe noch nicht zu ihrer Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />
ausgeführt hat. Dies könnte sie<br />
durch einen beson<strong>de</strong>ren Tonfall hervorgehoben<br />
haben.<br />
Die Selbstoffenbarung könnte in die Richtung<br />
gehen, dass die Vorgesetzte aufgrund <strong>de</strong>r notwendigen<br />
Rückfrage unzufrie<strong>de</strong>n ist und ihre<br />
Stellung als Vorgesetzte beson<strong>de</strong>rs hervorheben<br />
möchte.<br />
Die vier Verständlichmacher<br />
CM März / April 2011<br />
Der Sen<strong>de</strong>r einer Nachricht hat vier Möglichkeiten<br />
(die sogenannten Verständlichmacher),<br />
<strong>de</strong>m Empfänger <strong>de</strong>r Nachricht die Codierung zu<br />
erleichtern und somit die Basis für eine gute<br />
Kommunikation zu legen (siehe Abbildung 3).<br />
Die Einfachheit als Gegensatz zur Kompliziertheit<br />
hat das Ziel, dass <strong>de</strong>r Sen<strong>de</strong>r mit einfachen<br />
und kurzen Sätzen für ein gutes Verständnis<br />
beim Empfänger sorgt 10 . Obschon Schulz von<br />
Thun bemerkt, dass Einfachheit <strong>de</strong>r wichtigste<br />
Verständlichmacher ist 11 , so sorgen ebenfalls<br />
Glie<strong>de</strong>rung und Ordnung <strong>de</strong>r übermittelten<br />
Nachricht für ein besseres Verständnis beim<br />
Empfänger. Kürze und Prägnanz <strong>de</strong>r Nachricht<br />
erhalten beim Empfänger die Aufmerksamkeit,<br />
während lange und ausschweifen<strong>de</strong> Nachrichten<br />
gera<strong>de</strong> bei jüngeren Menschen schnell zu<br />
einer sinken<strong>de</strong>n Aufmerksamkeit führen. Diese<br />
zuvor genannte sinken<strong>de</strong> Aufmerksamkeit<br />
könnte jedoch durch zusätzliche Stimulanz <strong>de</strong>r<br />
Nachricht zu einem guten Empfangs- und Verständlichkeitsresultat<br />
führen 12 .<br />
Eine Umstellung <strong>de</strong>s Ausgangssatzes „Stefan, ich<br />
bräuchte asap die abgeleiteten Stream-Kos ten für<br />
die Komm-S“ könnte im Hinblick auf Beachtung<br />
<strong>de</strong>r vier Verständlichmacher wie folgt aussehen:<br />
„Stefan, wür<strong>de</strong>st Du mir bitte die Kos tenaufstellung<br />
geben, die ich heute Nachmittag für meinen<br />
Termin in <strong>de</strong>r Kommission-S benötige?“.<br />
Der vierohrige Empfänger nach Schulz<br />
von Thun<br />
Was zwischenmenschliche Kommunikation so<br />
kompliziert macht ist: Der Empfänger hat prin-<br />
19
20<br />
Ursache und Lösung von Störungen im Kommunikationsprozess <strong>de</strong>s Controllers<br />
Abb. 3: Die vier Verständlichmacher<br />
zipiell die freie Auswahl, auf welche Seite <strong>de</strong>r<br />
Nachricht er reagieren will 13 . Der vierohrige<br />
Empfänger nach Schulz von Thun überprüft alle<br />
vier Seiten einer Nachricht <strong>de</strong>s Sen<strong>de</strong>rs nach<br />
<strong>de</strong>m in Abbildung 4 dargestellten Schema:<br />
Abhängig vom Empfänger <strong>de</strong>r Nachricht wer<strong>de</strong>n<br />
jedoch die Seiten einer Nachricht unterschiedlich<br />
gewichtet. Er kann seinen Empfangsschwerpunkt<br />
auf die Sachebene und damit<br />
auf <strong>de</strong>n reinen Sachverhalt richten. Im Zusammenhang<br />
mit <strong>de</strong>r Sachebene könnte er<br />
noch beson<strong>de</strong>rs auf die Appellseite ansprechen,<br />
um damit rein sachorientiert die Nachricht<br />
<strong>de</strong>s Sen<strong>de</strong>rs zu verstehen. An<strong>de</strong>rerseits<br />
kann er je<strong>de</strong> Nachricht eines Sen<strong>de</strong>rs beson<strong>de</strong>rs<br />
auf <strong>de</strong>r Beziehungs ebene und Selbstoffenbarungsebene<br />
betrachten, dies kann so weit<br />
gehen, dass je<strong>de</strong> Sachinformation nur noch auf<br />
die Beziehungs- und Selbst offenbarungsseite<br />
hin überprüft wird. Er bezieht dann alles auf<br />
sich, nimmt alles persönlich und fühlt sich leicht<br />
angegriffen und verletzt 15 .<br />
Der Empfänger einer Nachricht hat folgen<strong>de</strong><br />
Möglichkeiten, um seinen Beitrag für eine gute<br />
Kommunikation zwischen Sen<strong>de</strong>r und Empfänger<br />
zu leisten.<br />
Abb. 4: Der „vierohrige” Empfänger 14<br />
Autor<br />
Das Sach-Ohr: Wie ist <strong>de</strong>r Sachverhalt zu<br />
verstehen? Mit <strong>de</strong>m Sachohr konzentriert<br />
sich <strong>de</strong>r Empfänger beson<strong>de</strong>rs auf <strong>de</strong>n Sachinhalt<br />
<strong>de</strong>r Nachricht. Diese Festlegung auf <strong>de</strong>n<br />
Sachinhalt könnte die Kommunikation mit<br />
<strong>de</strong>m Sen<strong>de</strong>r erschweren, wenn das eigentliche<br />
Problem auf <strong>de</strong>r zwischenmenschlichen<br />
Ebene liegt 16 .<br />
Das Beziehungs-Ohr: Wie re<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r eigentlich<br />
mit mir? Bei manchen Empfängern ist das<br />
auf die Beziehungsseite gerichtete Ohr so groß<br />
und überempfindlich, dass sie in viele beziehungsneutrale<br />
Nachrichten und Handlungen<br />
eine Stellungnahme zu ihrer Person hineinlegen<br />
und übergewichten 17 . In solch einer Situation<br />
nimmt <strong>de</strong>r Empfänger <strong>de</strong>n Sachinhalt einer<br />
Nachricht gar nicht mehr wahr.<br />
Dipl.-Wirtschaftsinformatiker (FH) Stefan Tönnissen, MBA<br />
ist Beteiligungscontroller bei <strong>de</strong>r Schmitz Cargobull AG in Horstmar.<br />
Er beschäftigt sich mit <strong>de</strong>r Weiterentwicklung <strong>de</strong>r Controllingsysteme<br />
und Planungskonzepte.<br />
Das Selbstoffenbarungs-Ohr: Was ist das<br />
für einer? Mit <strong>de</strong>m Selbstoffenbarungs-Ohr<br />
prüft <strong>de</strong>r Empfänger die Nachricht unter <strong>de</strong>m<br />
Aspekt: Was sagt die Nachricht mir über <strong>de</strong>n<br />
Sen<strong>de</strong>r 18 .<br />
Das Appell-Ohr: Der Empfänger mit einem<br />
übergroßen Appell-Ohr versucht aus je<strong>de</strong>r<br />
Nachricht herauszufin<strong>de</strong>n, wozu ihn <strong>de</strong>r Sen<strong>de</strong>r<br />
veranlassen will. Sein Wunsch ist, es allen recht<br />
zu machen und die kleinsten Signale mit <strong>de</strong>m<br />
Appell-Ohr aufzunehmen 19 .<br />
Zusammenfassung<br />
Zur Verbesserung <strong>de</strong>r zwischenmenschlichen<br />
Kommunikation kann sehr gut das Kommunikationsmo<strong>de</strong>ll<br />
von Schulz von Thun herangezogen<br />
wer<strong>de</strong>n, um sowohl aus Sicht <strong>de</strong>s Sen<strong>de</strong>rs als<br />
auch aus Sicht <strong>de</strong>s Empfängers über die vier<br />
Seiten einer Nachricht eine Kommunikationsanalyse<br />
durchführen zu können.<br />
Auf <strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>s Sen<strong>de</strong>rs einer Nachricht<br />
können die vier Seiten Selbstoffenbarung,<br />
Beziehung, Appell und Sachinhalt unterschie<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n. Der Sachinhalt einer Nachricht<br />
ist ein reiner Austausch von Informationen,<br />
während <strong>de</strong>r Sen<strong>de</strong>r durch die Selbstoffenbarung<br />
etwas von sich selbst kundgibt. Auf <strong>de</strong>r
Beziehungsseite wird das persönliche Verhältnis<br />
von Sen<strong>de</strong>r und Empfänger angesprochen,<br />
und wie sie zueinan<strong>de</strong>r stehen. Mit <strong>de</strong>m Appell<br />
versucht <strong>de</strong>r Sen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Empfänger <strong>de</strong>r Nachricht<br />
zu etwas zu veranlassen.<br />
Der Sen<strong>de</strong>r einer Nachricht kann die sogenannten<br />
Verständlichmacher nutzen, um <strong>de</strong>m Empfänger<br />
<strong>de</strong>r Nachricht die Codierung zu erleichtern.<br />
Die Einfachheit mit einfachen und<br />
kurzen Sätzen in Kombination mit Glie<strong>de</strong>rung<br />
und Ordnung kann <strong>de</strong>n Empfang <strong>de</strong>r Nachricht<br />
verbessern. Kürze und Prägnanz sowie zusätzliche<br />
Stimulanz erhalten die Aufmerksamkeit<br />
auf <strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>s Empfängers.<br />
Der Empfänger einer Nachricht kann ebenfalls<br />
eine Unterscheidung in Selbstoffenbarung, Beziehung,<br />
Sachverhaltung und Appell vornehmen.<br />
Bei <strong>de</strong>r Selbstoffenbarung geht es für <strong>de</strong>n Empfänger<br />
<strong>de</strong>r Nachricht um die Fragen, „Was ist <strong>de</strong>r<br />
Sen<strong>de</strong>r für einer?” und „Was ist mit <strong>de</strong>m Sen<strong>de</strong>r<br />
los?“. Auf <strong>de</strong>r Beziehungsseite <strong>de</strong>r Nachricht<br />
stellt sich dagegen die Frage, „Wie re<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r<br />
Sen<strong>de</strong>r mit mir?“. „Was ist los?“ bezieht sich auf<br />
die Sachseite <strong>de</strong>r Nachricht. Der Appell <strong>de</strong>s Sen<strong>de</strong>rs<br />
an <strong>de</strong>n Empfänger wird über die Frage „Was<br />
soll ich tun?“ beim Empfänger geklärt.<br />
Im beruflichen Alltag kommt es immer wie<strong>de</strong>r<br />
zu missverständlichen Kommunikationen.<br />
In <strong>de</strong>m beschriebenen Beispiel reagierte<br />
<strong>de</strong>r Controller genervt und gereizt auf eine<br />
Nachricht <strong>de</strong>r Vorgesetzten, ohne im ers ten<br />
Moment <strong>de</strong>n Grund dafür zu kennen. Im Nachhinein<br />
hat sich <strong>de</strong>r Controller mit Hilfe <strong>de</strong>s Kommunikationsmo<strong>de</strong>lls<br />
von Schulz von Thun mit<br />
<strong>de</strong>r Situation auseinan<strong>de</strong>rgesetzt und versucht,<br />
die Ursache für sein Verhalten zu verstehen. Als<br />
vierohriger Empfänger hat er alle vier Seiten <strong>de</strong>r<br />
Nachricht geprüft und festgestellt, dass er die<br />
Nachricht seiner Vorgesetzten beson<strong>de</strong>rs auf<br />
<strong>de</strong>r Beziehungsebene betrachtet hat. Offenbar<br />
legte <strong>de</strong>r Controller gegenüber seiner direkten<br />
Vorgesetzten ein zu großes Gewicht auf die Beziehungsseite<br />
einer Nachricht. Diese Erkenntnis<br />
hilft <strong>de</strong>m Controller zu einer besseren Kommunikation<br />
mit seiner Vorgesetzten, da er in Zukunft<br />
versuchen wird, die Konzentration mehr<br />
auf das Sach- und Appell-Ohr zu legen.<br />
95. Plankosten-Seminar 2011 von PLAUT<br />
Effiziente Metho<strong>de</strong>n zur Unternehmensplanung und<br />
-steuerung<br />
Inhalte<br />
� Mo<strong>de</strong>rne Controlling-Instrumente – Inhalte und Anwendung<br />
� Geschäfts- und Steuerungsmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s integrierten Ergebnis<strong>controlling</strong><br />
� Integrierte Unternehmensplanung<br />
� Gemeinkosten & Produktkosten -Controlling<br />
� Ergebnis- und Marktsegment-Controlling<br />
� Controlling <strong>de</strong>r Geschäftsprozesse<br />
� Abweichungsermittlung und Ursachenanalyse<br />
Ismaning, München<br />
Teil I 19. / 20. Mai 2011<br />
Teil II 09. / 10. Juni 2011<br />
Anmeldung unter www.plaut.com o<strong>de</strong>r per E-mail an plautcommunity@plaut.com<br />
Literaturverzeichnis<br />
Haug, C.v.: Erfolgreich im Team, Originalausgabe,<br />
München 1998<br />
Schulz von Thun, F.: Miteinan<strong>de</strong>r re<strong>de</strong>n 1, Originalausgabe,<br />
Hamburg 1981<br />
Watzlawick P./Beavin J.H./Jackson D.D.:<br />
Menschliche Kommunikation, 11. Auflage Bern<br />
2007<br />
Fußnoten<br />
CM März / April 2011<br />
1 Vgl. Littkemann (Hrsg.), Beteiligungs<strong>controlling</strong><br />
Band I, Seite 174, 2 Christoph V. Haug, Erfolgreich<br />
im Team, Originalausgabe, München<br />
1998, S. 122, 3 Vgl. Paul Watzlawick, Menschliche<br />
Kommunikation, Bern 2007, S. 53, 4 Vgl.<br />
Frie<strong>de</strong>mann Schulz von Thun (SvT), Miteinan<strong>de</strong>r<br />
re<strong>de</strong>n 1, Originalausgabe, Hamburg 1981,<br />
S. 13, 5 SvT, S. 30, 6 Vgl. SvT, S.129, 7 Vgl. SvT,<br />
S. 26, 8 SvT, S. 27, 9 SvT, S. 29, 10, 11, 12 Vgl. SvT,<br />
S. 143, 13, 14 SvT, S. 45, 15 Vgl. SvT, S. 51, 16 Vgl.<br />
SvT, S. 47, 17 SvT, S. 51, 18 Vgl. SvT, S. 54, 19 Vgl.<br />
SvT, S. 58/59<br />
ANGEBOT:<br />
Minus 10% auf die<br />
Teilnahmegebühr mit <strong>de</strong>m<br />
Kennwort:<br />
„Controller-Magazin“<br />
PLAUT steht für Kompetenz und<br />
Erfahrung seit über 60 Jahren.<br />
Im Jahr 1946 wur<strong>de</strong> die Unternehmensberatung<br />
Plaut von Dr. Hans-Georg Plaut<br />
gegrün<strong>de</strong>t. Durch seine Entwicklung <strong>de</strong>r<br />
Grenzplan- und Deckungsbeitragsrechnung<br />
einer <strong>de</strong>r Gestalter <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Betriebswirtschaftslehre.<br />
Zielgruppe:<br />
Das Seminar richtet sich an Controller und<br />
Mitarbeiter im internen Rechnungswesen<br />
produzieren<strong>de</strong>r Unternehmen.<br />
Management- & IT-Consulting<br />
21
22<br />
Standortstilllegungsentscheidung mit <strong>de</strong>m Economic Value Ad<strong>de</strong>d?<br />
Standortstilllegungsentscheidung mit <strong>de</strong>m<br />
Economic Value Ad<strong>de</strong>d ? – (Teil 2) –<br />
Ein beispielgestütztes Plädoyer für die Verwendung zeitlicher<br />
Grenzgewinne aus <strong>de</strong>r dynamischen Investitionsrechnung<br />
von Ralf Kesten<br />
Im Januar-Heft wur<strong>de</strong> die Stilllegung eines Produktionsstandorts<br />
nach <strong>de</strong>m Economic Value<br />
Ad<strong>de</strong>d-Prinzip analysiert, berechnet und kommentiert.<br />
Im „ersten Akt” die Stilllegung, im<br />
„zweiten Akt” die Berücksichtigung von Stilllegungsauszahlungen.<br />
Nun geht es weiter mit:<br />
Dritter Akt: Der Verkauf gebrauchter<br />
Assets bringt meistens kein Geld<br />
Eine erneute Überprüfung <strong>de</strong>r Datenannahmen<br />
ergab, dass man aus <strong>de</strong>m bilanzierten Vermögen<br />
keine Liquidationserlöse (entwe<strong>de</strong>r<br />
im Rahmen einer Einzelveräußerung <strong>de</strong>r einzelnen<br />
Vermögensgegenstän<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>n Sekundärmärkten<br />
o<strong>de</strong>r im Rahmen eines Gesamtverkaufs<br />
an einen neuen Standortbetreiber) generieren<br />
kann. Ansonsten gelten alle Annahmen<br />
aus <strong>de</strong>m zweiten Akt unverän<strong>de</strong>rt.<br />
Und zum dritten Mal wer<strong>de</strong>n Sie gebeten, <strong>de</strong>n<br />
optimalen Stilllegungszeitpunkt für <strong>de</strong>n betrachteten<br />
Standort zu bestimmen. In Abbildung 8<br />
sind nochmals alle jetzt relevanten Daten zusammengetragen.<br />
Die verän<strong>de</strong>rte Annahme,<br />
dass sich für das Restvermögen <strong>de</strong>s Werkes<br />
Abb. 8: Relevante Daten für <strong>de</strong>n Beispielstandort im dritten Akt<br />
keine Veräußerungserlöse erzielen lassen, erweist<br />
sich in vielen Praxisfällen (lei<strong>de</strong>r) als realistisch.<br />
Je spezieller die Betriebsmittel auf die<br />
Bedürfnisse eines Unternehmens zugeschnitten<br />
sind, umso unwahrscheinlicher ist die Existenz<br />
von Gebrauchtmärkten. Auch die Suche<br />
nach einem neuen Inhaber ist nicht immer von<br />
Erfolg gekrönt; schon gar nicht, wenn auch die<br />
potentiellen Interessenten von ähnlichen Datenprognosen<br />
hinsichtlich <strong>de</strong>r weiteren Standortzukunft<br />
ausgehen.<br />
Die Ergebnisse <strong>de</strong>r Kapitalwertberechnung in<br />
Abhängigkeit <strong>de</strong>r Nutzungsdauer veranschaulicht<br />
Abbildung 9. Durch <strong>de</strong>n Wegfall <strong>de</strong>r bislang<br />
erzielbaren Veräußerungserlöse sind die Ergebnisse<br />
nochmals <strong>de</strong>utlich negativer gewor<strong>de</strong>n.<br />
Allerdings hat sich <strong>de</strong>r optimale Stilllegungstermin<br />
gegenüber <strong>de</strong>m zweiten Akt nicht verän<strong>de</strong>rt:<br />
Eine Nutzung für weitere zwei Perio<strong>de</strong>n<br />
erscheint sinnvoll.<br />
Wenn wir die zeitlichen Grenzgewinne bestimmen,<br />
erhalten wir i<strong>de</strong>ntische Handlungssignale,<br />
wie Abbildung 10 zeigt. In (11) ist <strong>de</strong>r Grenzgewinn<br />
für die erste Perio<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rgegeben.<br />
(11) G 1 = R 1 + L 1 - (1 + i) ∙ L 0 = 0 + (0 - 40.000)<br />
- 1,1 ∙ (0 - 40.000) = +4.000<br />
Wür<strong>de</strong>n wir nun auf Basis <strong>de</strong>r Grenzgewinne<br />
<strong>de</strong>n nutzungsdauerabhängigen Kapitalwert<br />
bestimmen, so haben wir zu be<strong>de</strong>nken, dass<br />
hier je<strong>de</strong>r Grenzgewinn die Kapitalwertän<strong>de</strong>rung<br />
gegenüber <strong>de</strong>r Handlungsalternative<br />
„Sofort-Stilllegung in t = 0” ausdrückt. Demnach<br />
müssen wir für <strong>de</strong>n Kapitalwert, <strong>de</strong>r zum<br />
optimalen Stilllegungstermin n = 2 gehört,<br />
rechnen:<br />
n=2<br />
(12) KW = L + ∑ G ∙ q 2 0 t -1 = (0 - 40.000) +<br />
4.000 ∙ 1,1-1 + 3.000 ∙ 1,1-2 t=1<br />
≈ -33.884,30<br />
Welche Ergebnisse wür<strong>de</strong> uns das Residualgewinnkonzept<br />
bringen? Bei unreflektierter<br />
bzw. lehrbuchartiger Anwendung wie im<br />
ersten Akt, wür<strong>de</strong> es uns die sofortige Stilllegung<br />
nahe legen, <strong>de</strong>nn alle EVAs wären<br />
negativ.<br />
Eine erste Anpassung hatten wir dann im zweiten<br />
Akt vorgenommen, in<strong>de</strong>m wir die handlungslogische<br />
Wirkung <strong>de</strong>r Stilllegungsauszahlungen<br />
einbezogen haben. Die damit verbun<strong>de</strong>nen<br />
„Opportunitätserträge“ führten zu einem<br />
erweiterten Residualgewinn („EVA II“).<br />
Nun aber sind weitere Modifikationen erfor<strong>de</strong>rlich,<br />
wenn wir mit Residualgewinnen gleiche<br />
Kapitalwerte bzw. gleiche Handlungssignale<br />
wie mit <strong>de</strong>n Grenzgewinnen generieren wollen<br />
(vgl. Abbildung 11): Wenn man einen Vermögensbestand<br />
nur noch verschenken kann, kann<br />
man aus ihm auch keine Frucht in Form von
Abb. 9: Nutzungsdauerabhängige Kapitalwerte im dritten Akt<br />
Abb. 10: Zeitliche Grenzgewinnung für <strong>de</strong>n dritten Akt<br />
Zinsen ziehen. Damit entfallen sämtliche Opportunitätskosten<br />
in Form kalkulatorischer Zinsen.<br />
Diese sind folglich aus „EVA I“ herauszurechnen.<br />
Damit aber nicht genug: Ebenfalls<br />
korrigiert wer<strong>de</strong>n muss die im Residualgewinnkonzept<br />
enthaltene Annahme, die am Sekundärmarkt<br />
erzielbaren Liquidationserlöse reduzierten<br />
sich in Höhe <strong>de</strong>r Abschreibungen und<br />
folgten damit <strong>de</strong>n Restbuchwerten.<br />
Folglich müssen wir auch die bereits im „EVA I“<br />
bzw. im NOPAT enthaltenen Abschreibungen<br />
stornieren. Erst dann erzielen wir die gewünschte<br />
I<strong>de</strong>ntität mit <strong>de</strong>n Grenzgewinnen bzw. mit<br />
<strong>de</strong>n nutzungsdauerabhängigen Kapitalwerten.<br />
Und das war ja stets das erklärte Ziel <strong>de</strong>s Residualgewinnkonzeptes<br />
„EVA“.<br />
Vierter Akt: „Standortrelaunch“<br />
durch Integration einer Nachfolgeinvestition<br />
Es sollen die Annahmen aus <strong>de</strong>m dritten Akt<br />
gelten. Allerdings ist nun ein neuer Sachverhalt<br />
in die Stilllegungsentscheidung einzubeziehen:<br />
Marketing- und F+E-Bereich legen <strong>de</strong>m<br />
Vorstand und <strong>de</strong>m Aufsichtsrat in t = 0 ein<br />
Konzept für eine Neuproduktentwicklung<br />
vor. Der betrachtete Standort wür<strong>de</strong> sich<br />
zur Fertigung einer neuen Produktfamilie<br />
eignen. Der Present Value bzw. Projektwert,<br />
<strong>de</strong>r sich aus dieser Nachfolgeinvestition für <strong>de</strong>n<br />
ganzen Standort ergibt, wür<strong>de</strong> 20.000,– GE<br />
betragen. Um in <strong>de</strong>n Genuss dieses Barwertes<br />
zu gelangen, müssten auf <strong>de</strong>m Standort diverse<br />
Anpassungs- bzw. Umbaumaßnahmen<br />
durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Die dafür erfor<strong>de</strong>rlichen<br />
einmalig anfallen<strong>de</strong>n Auszahlungen wer<strong>de</strong>n auf<br />
5.000,– GE geschätzt. Die Nachfolgeinvestition<br />
erscheint auf je<strong>de</strong>n Fall vorteilhaft, da ihr Kapitalwert<br />
bzw. Net Present Value +15.000,– GE<br />
beträgt. Soll man, ausgehend vom Entscheidungszeitpunkt<br />
t = 0, sofort mit <strong>de</strong>r Nachfolgeinvestition<br />
bzw. mit <strong>de</strong>m „Standortrelaunch“<br />
beginnen?<br />
Aus Sicht <strong>de</strong>r Investitionsrechnung haben wir<br />
es mit einer zeitlichen Investitionskette zu tun,<br />
bestehend aus <strong>de</strong>m aktuellen sowie einem<br />
nachfolgen<strong>de</strong>n Standortkonzept. Insofern be-<br />
Abb. 11: Erweiterte Residualgewinnberechnung für <strong>de</strong>n dritten Akt<br />
CM März / April 2011<br />
stimmen wir jetzt „Ketten-Kapitalwerte“. Abbildung<br />
12 zeigt die Zahlungsfolgen sowie die Kapitalwertergebnisse.<br />
In (13) wird die Berechnung<br />
im Falle eines „Standortrelaunches“ in<br />
drei Jahren dargestellt:<br />
(13) KW 3 = R 1 ∙ q -1 + R 2 ∙ q -2 + (R 3 + L 3 ) ∙ q -3 +<br />
KW N ∙ q -3 = 0 ∙ 1,1 -1 - 1.000 ∙ 1,1 -2 + (-5.000 + 0)<br />
∙ 1,1 -3 + 15.000 ∙ 1,1 -3 = +6.686,70<br />
Gemäß (13) ist <strong>de</strong>r Kapitalwert <strong>de</strong>r Nachfolgeinvestition<br />
(KW N ) noch um drei Perio<strong>de</strong>n auf t = 0<br />
abzuzinsen, falls man <strong>de</strong>n aktuellen Standortzustand<br />
die nächsten drei Jahre unverän<strong>de</strong>rt<br />
lassen wür<strong>de</strong>.<br />
Gemäß <strong>de</strong>m Motto „Das attraktiv erscheinen<strong>de</strong><br />
Neue verdrängt das Alte!“ besteht<br />
die optimale Strategie entsprechend Abbildung<br />
12 darin, die „Revitalisierung“ <strong>de</strong>s<br />
Standortes sofort vorzunehmen bzw. <strong>de</strong>n Weiterbetrieb<br />
in <strong>de</strong>r alten Infrastruktur zu unterlassen.<br />
Bei <strong>de</strong>r Berechnung <strong>de</strong>r Grenzgewinne ist nun<br />
zu beachten, dass diese die perio<strong>de</strong>nweise Än<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>s Ketten-Kapitalwertes anzeigen.<br />
Wird eine attraktive Nachfolgeinvestition zeitlich<br />
verschoben, sind (ähnlich wie beim Verzicht<br />
auf Liquidation eines Wirtschaftsgutes) zeitliche<br />
Opportunitätskosten als Zinsen auf <strong>de</strong>n<br />
Kapitalwert <strong>de</strong>s Nachfolgers zu berücksichtigen.<br />
Die barwertkompatiblen zeitlichen Grenzgewinne<br />
zeigt Abbildung 13. Da sie alle negativ<br />
ausfallen, sollte <strong>de</strong>r Standortrelaunch sofort<br />
angegangen wer<strong>de</strong>n. In (14) ist <strong>de</strong>r Grenzgewinn<br />
für die erste Perio<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rgegeben.<br />
(14) G 1 = R 1 + L 1 - (1 + i) ∙ L 0 - i ∙ KW N = 0 + 0<br />
- 1,1 ∙ 0 - 0,1 ∙ 15.000 = -1.500,–<br />
23
24<br />
Standortstilllegungsentscheidung mit <strong>de</strong>m Economic Value Ad<strong>de</strong>d?<br />
Abb. 12: Nutzungsdauerabhängige Kapitalwerte im vierten Akt<br />
Sowohl die Kapitalwert- als auch die Grenzgewinnberechnungen<br />
enthalten – zumin<strong>de</strong>st in<br />
diesem Beispiel – die Annahme, dass <strong>de</strong>r ökonomische<br />
Erfolg <strong>de</strong>r Nachfolgeinvestition (repräsentiert<br />
durch <strong>de</strong>n Present Value) nicht vom<br />
Startzeitpunkt <strong>de</strong>s Standortrelaunch abhängt;<br />
in <strong>de</strong>r Praxis, angesichts intensiver<br />
Wettbewerbsstrukturen in vielen Branchen,<br />
sicher eine in <strong>de</strong>r Regel unzutreffen<strong>de</strong><br />
Annahme. Allerdings kann dieser „Annahmefehler“<br />
das Handlungssignal nicht grundlegend<br />
verfälschen. Man be<strong>de</strong>nke auch, welch hohe<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen man an die Datenprognose<br />
stellt, wenn man stilllegungsterminabhängige<br />
Projektwertprognosen für die Nachfolgeinvestition<br />
for<strong>de</strong>rn wür<strong>de</strong>.<br />
Wür<strong>de</strong>n wir nun auf Basis <strong>de</strong>r Grenzgewinne<br />
<strong>de</strong>n nutzungsdauerabhängigen Kapitalwert bestimmen,<br />
so haben wir zu be<strong>de</strong>nken, dass hier<br />
je<strong>de</strong>r Grenzgewinn die Kapitalwertän<strong>de</strong>rung<br />
gegenüber <strong>de</strong>r Handlungsalternative „Sofort-<br />
Relaunch in t = 0“, die mit einem Kapitalwert<br />
von 15.000,– GE verbun<strong>de</strong>n ist, ausdrückt.<br />
Abschließend bleibt zu fragen: Wie müssten<br />
Manager und Controller ihr so lieb gewonnenes<br />
Residualgewinnkonzept „EVA“ an-<br />
Abb. 14: Erweiterte Residualgewinnberechnung für <strong>de</strong>n vierten Akt<br />
Abb. 13: Zeitliche Grenzgewinne für <strong>de</strong>n vierten Akt<br />
passen? Auch auf diesen Fall – <strong>de</strong>n einer <strong>de</strong>n<br />
Standort erhalten<strong>de</strong>n Nachfolgeinvestition – ist<br />
das EVA-Konzept offensichtlich nicht vorbereitet.<br />
Auf Basis von „EVA III“ aus <strong>de</strong>m dritten Akt<br />
müssten wir nun erneut Opportunitätskosten<br />
im Falle eines unverän<strong>de</strong>rten Weiterbetriebs<br />
<strong>de</strong>s Standortes ergänzen. Allerdings legen wir<br />
im vierten Akt <strong>de</strong>n Standort nicht mehr still. Daher<br />
müssen wir die im „EVA II“ enthaltenen Opportunitätserträge<br />
dank Stilllegungsverschiebung<br />
(man lese nochmal <strong>de</strong>n zweiten Akt!) unbedingt<br />
herauswerfen. Damit hat unsere barwertkompatible<br />
EVA-Rechnung abschließend<br />
das in Abbildung 14 dargestellte Aussehen.<br />
Es liegt auf <strong>de</strong>r Hand, dass nur im Falle eines<br />
Nachfolgerkapitalwertes in Höhe von Null eine<br />
erneute Anpassung unterbleiben könnte. Inso-<br />
fern kann man folgern: Das lehrbuchartige<br />
EVA-Konzept geht von zeitlichen Folgeinvestitionen<br />
aus, die stets einen Kapitalwert von Null<br />
aufweisen. Das be<strong>de</strong>utet aber, dass es keinen<br />
beson<strong>de</strong>ren monetären Anreiz gibt, die aktuelle<br />
Unternehmensstrategie wechseln zu wollen.<br />
Was hat das mit „dynamischem Unternehmertum“<br />
zu tun? Natürlich nichts. Wer sich an Residualgewinnen<br />
orientiert, bewahrt vornehmlich<br />
die aktuelle Firmenwelt. Insofern können sie als<br />
ten<strong>de</strong>nziell „innovationshemmen<strong>de</strong> Kennzahlen“<br />
charakterisiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Der Vorhang fällt: Residualgewinne<br />
sind lediglich spezielle<br />
Grenzgewinne<br />
Reflektieren wir die einzelnen Etappen <strong>de</strong>s Beispiels,<br />
so können wir sagen: Die mit <strong>de</strong>r Kapitalwertmetho<strong>de</strong><br />
völlig äquivalenten zeitlichen Grenzgewinne<br />
basieren stets auf Zahlungsgrößen,<br />
sowie auf Marktdaten. Am Einkommensmotiv<br />
orientierte Investoren sollten ihr Entscheidungsverhalten<br />
daher an diesen Kennzahlen ausrichten.<br />
Residualgewinne können zwar Kennzahlen<br />
wie <strong>de</strong>n Kapitalwert nachahmen; doch es<br />
sind die Zahlungen (bzw. die dahinter stehen<strong>de</strong>n<br />
Unternehmensstrategien), keinesfalls aber<br />
die Ergebnisdaten, die originär für das Entstehen<br />
von Kennzahlen wie die <strong>de</strong>s Kapitalwertes<br />
verantwortlich sind. Umso unverständlicher,<br />
dass das Unternehmens<strong>controlling</strong> in <strong>de</strong>r Praxis,<br />
obwohl (noch immer) weitgehend frei von<br />
Zwängen <strong>de</strong>r externen Berichterstattung, nicht<br />
diesem Weg konsequent folgt.<br />
Was bringen uns Residualgewinnkonzepte? O<strong>de</strong>r<br />
provokativer: Was brocken sie uns ein? Bei lehrbuchartiger<br />
Anwendung, also bei Akzeptanz <strong>de</strong>r<br />
rigi<strong>de</strong>n Annahmen im ersten Akt, wür<strong>de</strong> es uns<br />
die sofortige Stilllegung nahe legen, <strong>de</strong>nn „EVA I“
ist durchweg negativ. Diese Empfehlung ist aber nur dann zutreffend, wenn<br />
wir im Zeitablauf <strong>de</strong>n „wertmäßigen Gleichklang“ von Restbuchwerten und<br />
Liquidationserlösen am Markt annehmen und zusätzlich unterstellen, dass<br />
Standortstilllegungen „zum Nulltarif“ zu realisieren sind. Kaum realistisch.<br />
Eine erste Anpassung mussten wir im zweiten Akt vornehmen, als wir die<br />
handlungslogische Wirkung <strong>de</strong>r Stilllegungsauszahlungen einbezogen<br />
haben. Die damit verbun<strong>de</strong>nen „Opportunitätserträge“ führten zu<br />
einem erweiterten Residualgewinn („EVA II“). Beratungsfirmen, die<br />
das EVA-Konzept gerne aktiv vermarkten, hüllen sich dazu bereits in<br />
Schweigen. Denn sie wollen vornehmlich ein „mo<strong>de</strong>rnes“ Berichtswesen<br />
und keine Entscheidungsorientierung verkaufen.<br />
Im dritten Akt wur<strong>de</strong>n erhebliche Modifikationen erfor<strong>de</strong>rlich: Da die Vermögensgegenstän<strong>de</strong><br />
aufgrund fehlen<strong>de</strong>r Nachfrage nun wertlos sind, lassen<br />
sich aus ihnen keinerlei Früchte in Form von Zinsen ziehen. Damit entfallen<br />
sämtliche Opportunitätskosten in Form kalkulatorischer Zinsen. Diese sind<br />
folglich aus „EVA I“ bzw. „EVA II“ herauszurechnen. Zu<strong>de</strong>m musste die im<br />
Residualgewinnkonzept enthaltene Annahme, die am Sekundärmarkt erzielbaren<br />
Liquidationserlöse reduzierten sich in Höhe <strong>de</strong>r Abschreibungen<br />
und folgten damit <strong>de</strong>n Restbuchwerten, korrigiert wer<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m wir die<br />
Abschreibungen (egal ob bilanziell o<strong>de</strong>r kalkulatorisch) storniert haben.<br />
Im vierten Akt erfan<strong>de</strong>n wir abermals Opportunitätskosten, die das<br />
„Lehrbuchkonzept“ erneut nicht kennt. Diesmal als uns drohen<strong>de</strong>r entgehen<strong>de</strong>r<br />
Ertrag im Falle einer zeitlichen Verschiebung einer attraktiven<br />
Nachfolgeinvestition. Es sei <strong>de</strong>nn, wir unterstellen für künftige Investitionen<br />
stets nur noch „Nullwerte“. Ohne diese ganzen „Adjustments“<br />
keine sinnvollen Handlungssignale für in Verantwortung stehen<strong>de</strong><br />
Manager. Daher sind die Anpassungen, wählt man <strong>de</strong>n EVA als Ausgangspunkt<br />
zur Lösung <strong>de</strong>r Stilllegungsproblematik, unbedingt geboten.<br />
Zum En<strong>de</strong> dieses „Bühnenstücks“ bin ich mir selbst nicht im Klaren, ob wir<br />
es hier eher mit einer Komödie o<strong>de</strong>r mit einer Tragödie zu tun haben. Die<br />
notwendigen Korrekturen (Integrieren und Stornieren von Opportunitäten<br />
sowie von Abschreibungsverläufen) haben mich aus <strong>de</strong>r Sicht eines (ehemaligen)<br />
Praktikers schon „genervt“. Wie viel Erfahrung und entscheidungstheoretische<br />
Expertise ist doch nötig, um es richtig zu machen! Aus<br />
Sicht eines forschen<strong>de</strong>n Kaufmanns haben die Resultate aber meine persönliche<br />
Abneigung gegen „entscheidungsorientierte Ergebnisrechnungen“<br />
verstärkt und mich wie<strong>de</strong>r einmal von <strong>de</strong>m alten schönen Satz meines legendären<br />
Kollegen Dieter Schnei<strong>de</strong>r überzeugt: „Der Pfad betriebswirtschaftlicher<br />
Tugend führt über <strong>de</strong>n Weg <strong>de</strong>r Zahlungsströme.“ Und<br />
das be<strong>de</strong>utet: Wir sollten stets auf <strong>de</strong>r gedanklichen Basis dynamischer Investitionsrechnungen,<br />
bei allen Detailproblematiken, die wir uns damit einfangen,<br />
unsere unternehmerischen Entscheidungen aufbauen.<br />
Denn auch aus rein praktischer Sicht, fragen Sie sich doch einfach: Welcher<br />
Ansatz, Grenzgewinn o<strong>de</strong>r Residualgewinn, stellt sich hier <strong>de</strong>nn als<br />
„handlicher“ dar? Ich <strong>de</strong>nke, die Antwort ist offensichtlich. Die in <strong>de</strong>n vier<br />
Akten (hoffentlich) herausgearbeiteten „Fallstricke“ mit Residualgewinnkonzepten<br />
sollten uns bei unserer Arbeit in <strong>de</strong>r Praxis zumin<strong>de</strong>st wachsam<br />
wer<strong>de</strong>n lassen, wenn Manager eine am Interesse <strong>de</strong>r Aktionäre<br />
ausgerichtete Unternehmensführung auf <strong>de</strong>r Grundlage solch fragwür-<br />
diger Konzepte propagieren. Bei unreflektierter Anwendung sind Fehlentscheidungen<br />
quasi vorprogrammiert.<br />
Der Residualgewinnansatz „EVA“ basiert auf <strong>de</strong>r Annahme im Zeitablauf<br />
sinken<strong>de</strong>r Restbuchwerte bzw. Liquidationserlöse. Stellt man sich aber<br />
bspw. Immobilien in attraktiven Lagen als Investitionsprojekte vor, so können<br />
im weiteren Verlauf <strong>de</strong>r Jahre Wertsteigerungen nicht ausgeschlossen<br />
wer<strong>de</strong>n. Während wir nun im Rahmen von Grenzgewinn- o<strong>de</strong>r Kapitalwertrechnungen<br />
einfach die höheren Liquidationserlöse einsetzen und<br />
sich mit im Zeitablauf zunehmen<strong>de</strong>r Wertsteigerung die Weiternutzung<br />
bzw. das Halten von Immobilienbestän<strong>de</strong>n ten<strong>de</strong>nziell eher bzw. mehr<br />
lohnt als <strong>de</strong>r frühzeitige Verkauf, müssten wir beim Residualgewinn wie<strong>de</strong>r<br />
Anpassungen vornehmen, um die verän<strong>de</strong>rte Sachlage (Wertsteigerung<br />
statt Wertreduktion) entscheidungslogisch korrekt abzubil<strong>de</strong>n. Es<br />
bleibe <strong>de</strong>m Leser überlassen, sich vorzustellen, an welcher Stelle und wie<br />
das Residualgewinnkonzept nun anzupassen wäre.<br />
Fazit<br />
CM März / April 2011<br />
Als Fazit bleibt festzuhalten: Residualgewinne, wie <strong>de</strong>r international weit<br />
verbreitete Economic Value Ad<strong>de</strong>d, sind als spezielle Grenzgewinne einzustufen.<br />
Dies hat im Einzelfall zur Folge, dass sie entwe<strong>de</strong>r gar nicht o<strong>de</strong>r<br />
allenfalls mit diversen Anpassungen zur Entscheidungsunterstützung<br />
bzw. zur Wirtschaftlichkeitsbeurteilung herangezogen wer<strong>de</strong>n dürfen.<br />
Wohl <strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r da noch durchsteigt!<br />
25
26<br />
Determinanten eines integrativen <strong>Nachhaltigkeits</strong>managements und -<strong>controlling</strong>s<br />
Determinanten eines integrativen<br />
<strong>Nachhaltigkeits</strong>managements und -<strong>controlling</strong>s<br />
von Andreas Ries und Konstantin Wehrum<br />
Die Wirtschaftskrise hat <strong>de</strong>utlich gemacht,<br />
dass die verstärkte Berücksichtigung politischer,<br />
ethischer, gesellschaftlicher aber auch<br />
unternehmerischer Entwicklungen bei <strong>de</strong>r Steuerung<br />
eines Unternehmens zwingend notwendig<br />
ist. Die zentrale Herausfor<strong>de</strong>rung eines integrativen<br />
<strong>Nachhaltigkeits</strong>managements ist die Integration<br />
von ökonomischen, ökologischen<br />
und sozialen Zielen in das strategische sowie<br />
operative Management <strong>de</strong>s Unternehmens.<br />
Hierbei betrachten Unternehmen die<br />
Berücksichtigung sozialer und ökologischer<br />
Themenstellungen zunehmend nicht mehr<br />
nur als Kostentreiber, son<strong>de</strong>rn vielmehr als<br />
entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Erfolgsfaktor.<br />
An<strong>de</strong>rerseits ist die konkrete Integration von<br />
<strong>Nachhaltigkeits</strong>themen – wie etwa Umweltschutz<br />
o<strong>de</strong>r soziales Engagement – in das Management<br />
und die operative Steuerung von Unternehmen<br />
oftmals unbefriedigend. Obwohl<br />
Themen wie etwa Corporate Social Responsibility<br />
(CSR) auf strategischer Ebene bereits<br />
eine erhöhte Be<strong>de</strong>utung beigemessen wird, erfolgt<br />
<strong>de</strong>ren Management oftmals mit separaten<br />
Steuerungskonzepten, welche nur unzureichend<br />
mit <strong>de</strong>n konventionellen Managementinformationssystemen<br />
<strong>de</strong>r Unternehmung verbun<strong>de</strong>n<br />
sind. Nachfolgend wer<strong>de</strong>n die zentralen Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
eines integrierten <strong>Nachhaltigkeits</strong>managements<br />
und -<strong>controlling</strong>s dargestellt.<br />
Begriff <strong>de</strong>s <strong>Nachhaltigkeits</strong>managements<br />
In <strong>de</strong>n letzten 15 Jahren haben zahlreiche Unternehmen<br />
die Verankerung ethischer Werte in<br />
ihre Unternehmensphilosophie vorangetrieben.<br />
Leitgedanke dieser Entwicklung ist die Vision<br />
einer wirtschaftlich tragfähigen Entwicklung;<br />
das be<strong>de</strong>utet: ein klares Bekenntnis zur sozialen<br />
Verantwortung sowie schonen<strong>de</strong>r<br />
Umgang mit Umweltressourcen. Zugleich<br />
hat die zunehmen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung von Unternehmensverantwortung<br />
zu einer teilweise verwirren<strong>de</strong>n<br />
Begriffsvielfalt geführt, in <strong>de</strong>ren Mittelpunkt<br />
insbeson<strong>de</strong>re die Begriffe Corporate Social<br />
Responsibilty und Corporate Sustainability<br />
stehen.<br />
Der Begriff <strong>de</strong>r CSR wur<strong>de</strong> insbeson<strong>de</strong>re von<br />
<strong>de</strong>r Europäischen Kommission als Ergebnis<br />
eines jahrelangen Dialogs zwischen relevanten<br />
Interessensgruppen wie Unternehmen, Umweltorganisationen<br />
und Sozialverbän<strong>de</strong> geprägt.<br />
Demnach ist <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r CSR sehr weit gefasst<br />
und wird <strong>de</strong>finiert als „Konzept, das <strong>de</strong>n<br />
Unternehmen als Grundlage dient, auf freiwilliger<br />
Basis soziale Belange und Umweltbelange<br />
in ihre Unternehmenstätigkeit und in die Wechselbeziehungen<br />
mit Stakehol<strong>de</strong>rn zu integrieren“<br />
1 . Dem Konzept <strong>de</strong>r CSR wird dabei primär<br />
eine strategische Funktion beigemessen, um<br />
die ökonomischen Ziele eines Unternehmens<br />
mit ethischen, sozialen und ökologischen Belangen<br />
auszubalancieren. Die Kun<strong>de</strong>n und Mitarbeiter<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens sind dabei die zentralen<br />
Stakehol<strong>de</strong>r. 2 Demzufolge versteht man unter<br />
<strong>Nachhaltigkeits</strong>management <strong>de</strong>n ganzheitlichen<br />
– also auch operativen – Ansatz, in welchem<br />
„soziale und ökologische Aspekte systematisch<br />
mit ökonomischen Metho<strong>de</strong>n gemanagt und in<br />
die konventionelle betriebswirtschaftliche Unternehmenssteuerung<br />
integriert wer<strong>de</strong>n.“ 3<br />
Anhand dieser Definitionen wird <strong>de</strong>utlich,<br />
dass das Konzept <strong>de</strong>r CSR als ein elementarer<br />
Grundstein zur Erreichung nachhaltiger<br />
Unternehmensziele betrachtet wer<strong>de</strong>n muss.<br />
Ziel <strong>de</strong>s vorliegen<strong>de</strong>n Beitrags ist es, Konzepte<br />
zur integrativen Steuerung von <strong>Nachhaltigkeits</strong>themen<br />
im Unternehmen zu beleuchten.
Abb. 1: Herausfor<strong>de</strong>rungen nachhaltiger Unternehmenssteuerung<br />
Herausfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />
Nachhaltigkeit an die<br />
Unternehmenssteuerung<br />
Ein an <strong>de</strong>n Leitgedanken <strong>de</strong>r Nachhaltigkeit<br />
ausgerichtetes Management umfasst die ökonomische,<br />
ökologische und soziale Dimension<br />
und strebt <strong>de</strong>ren Integration an. Im Gegensatz<br />
zu <strong>de</strong>m Konzept <strong>de</strong>r CSR, welche <strong>de</strong>n Fokus<br />
primär auf gesellschaftliche Themen richtet,<br />
umfasst das <strong>Nachhaltigkeits</strong>management <strong>de</strong>mnach<br />
alle drei Dimensionen in einem integrativen<br />
Ansatz. Entsprechend stellt die an <strong>de</strong>r<br />
unternehmerischen Nachhaltigkeit ausgerichtete<br />
Unternehmensführung das Management<br />
vor folgen<strong>de</strong> Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
(Abbildung 1): 4<br />
� Ökologische Herausfor<strong>de</strong>rungen: Im Fokus<br />
steht die steigen<strong>de</strong> Belastung <strong>de</strong>r Ökosysteme<br />
durch wirtschaftliche Aktivitäten.<br />
Die Herausfor<strong>de</strong>rung besteht in <strong>de</strong>r Reduktion<br />
<strong>de</strong>r direkt und indirekt durch das Unternehmen<br />
verursachten Umweltbelastungen<br />
zur Steigerung <strong>de</strong>r Öko-Effektivität <strong>de</strong>s Unternehmens.<br />
� Soziale Herausfor<strong>de</strong>rungen: Die Herausfor<strong>de</strong>rung<br />
für Unternehmen besteht in <strong>de</strong>r<br />
Berücksichtigung <strong>de</strong>r sozialen Wirkungen<br />
auf Individuen, Anspruchsgruppen und die<br />
Gesellschaft insgesamt – im Hinblick auf die<br />
Steigerung <strong>de</strong>r Sozial-Effektivität bzw. <strong>de</strong>r<br />
Erhöhung <strong>de</strong>r gesellschaftlichen Akzeptanz<br />
und Sicherung <strong>de</strong>r sozialen Legitimation <strong>de</strong>s<br />
Unternehmens.<br />
� Ökonomische Herausfor<strong>de</strong>rung: Für gewinnorientierte<br />
Unternehmen gilt primär die<br />
Erreichung <strong>de</strong>r ökonomischen Zielsetzungen.<br />
Entsprechend besteht hier die zentrale Aufgabe<br />
in <strong>de</strong>r Erreichung von ökologischer und<br />
sozialer Effizienz bei gleichzeitiger Steige-<br />
rung <strong>de</strong>r Wertschöpfung bzw. Rentabilität<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens.<br />
� Integrationsherausfor<strong>de</strong>rung: Umfasst die<br />
integrierte Berücksichtigung ökologischer,<br />
sozialer und ökonomischer Aspekte.<br />
Controlling als Instrument zur<br />
Steuerung von Nachhaltigkeit<br />
Um <strong>de</strong>n Überblick über die betrieblichen Prozesse<br />
zu behalten sowie Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r<br />
Umwelt <strong>de</strong>s Unternehmens rechtzeitig zu erkennen,<br />
ist die systematische Steuerung und<br />
Lenkung <strong>de</strong>s Unternehmens erfor<strong>de</strong>rlich. Die<br />
koordinierte Steuerung <strong>de</strong>s gesamten Unternehmensgeschehens<br />
ist eine zentrale<br />
Aufgabe <strong>de</strong>s Managements, die begrifflich<br />
meist unter „Controlling“ zusammengefasst<br />
wird. Die wesentliche Aufgabe <strong>de</strong>s Controllers<br />
liegt in <strong>de</strong>r proaktiven Unterstützung <strong>de</strong>r<br />
Entscheidungsfindung <strong>de</strong>s Managements zur<br />
Erreichung <strong>de</strong>r strategischen und operativen<br />
Unternehmensziele.<br />
Um die Anfor<strong>de</strong>rungen an das Controlling zur<br />
Steuerung ökologischer sowie sozialer Themen<br />
zu ver<strong>de</strong>utlichen, wird im Folgen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Unterschied<br />
zum klassischen Controlling aufgezeigt.<br />
Von zentraler Be<strong>de</strong>utung sind hier die vom Controlling<br />
aufzubereiten<strong>de</strong>n Informationen. Während<br />
das traditionelle Controlling primär finanzielle<br />
Informationen bzw. die ökonomische Dimension<br />
zum Gegenstand hat, richtet sich <strong>de</strong>r<br />
Fokus <strong>de</strong>s <strong>Nachhaltigkeits</strong><strong>controlling</strong>s zu<strong>de</strong>m<br />
auf ökologische und soziale Themen <strong>de</strong>s Unternehmens.<br />
Der Vergleich zum traditionellen Controlling<br />
ver<strong>de</strong>utlicht, dass ein <strong>Nachhaltigkeits</strong><strong>controlling</strong><br />
das Unternehmen und <strong>de</strong>ssen Mitarbeiter<br />
CM März / April 2011<br />
vor neue funktionale und instrumentale Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
stellt. Dabei ist eine Integration <strong>de</strong>r<br />
<strong>Nachhaltigkeits</strong>aspekte in das konventionelle<br />
Controlling <strong>de</strong>s Unternehmens erstrebenswert,<br />
um eine parallele Existenz von Steuerungskonzepten<br />
zu vermei<strong>de</strong>n. In einem integrativen<br />
<strong>Nachhaltigkeits</strong><strong>controlling</strong><br />
wer<strong>de</strong>n daher die nachhaltigkeitsrelevanten<br />
Informationen mit <strong>de</strong>n konventionellen<br />
Finanzkennzahlen <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
verknüpft sowie die entscheidungsrelevanten<br />
Daten für die Entscheidungsträger<br />
aufbereitet. Hierbei wird zwischen <strong>de</strong>m strategischen<br />
und <strong>de</strong>m operativen Controlling unterschie<strong>de</strong>n.<br />
5<br />
Aufgabe <strong>de</strong>s strategischen <strong>Nachhaltigkeits</strong><strong>controlling</strong>s<br />
ist die Bereitstellung von Metho<strong>de</strong>n<br />
und Informationen mit konkretem Bezug auf die<br />
ökonomischen, ökologischen und sozialen Unternehmensziele,<br />
sowie die Koordination <strong>de</strong>r<br />
strategischen Planung und Kontrolle. Das strategische<br />
<strong>Nachhaltigkeits</strong><strong>controlling</strong> hat daher<br />
einen mittel- bis langfristigen Zeitbezug.<br />
Das operative <strong>Nachhaltigkeits</strong><strong>controlling</strong> beinhaltet<br />
hingegen die kurz- bis mittelfristigen<br />
Planungszeiträume und hat insbeson<strong>de</strong>re die<br />
Steuerung und Kontrolle innerbetrieblicher<br />
Prozesse zur Aufgabe. Fokus ist somit die<br />
Analyse von Zielabweichungen, im Rahmen<br />
einer <strong>de</strong>taillierten Leistungsmessung <strong>de</strong>r ökonomischen,<br />
ökologischen und sozialen Dimensionen.<br />
Diese Aufgabe bedingt die Existenz<br />
eines geeigneten <strong>Nachhaltigkeits</strong>-<br />
Performance Managements, sowie die<br />
Definition geeigneter <strong>Nachhaltigkeits</strong>kennzahlen.<br />
Die effiziente Umsetzung eines proaktiven<br />
<strong>Nachhaltigkeits</strong>managements bedingt die Integration<br />
von <strong>Nachhaltigkeits</strong><strong>controlling</strong> in die<br />
Gesamtunternehmenssteuerung und Berichterstattung<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens. Die zentrale<br />
Herausfor<strong>de</strong>rung eines integrativen<br />
<strong>Nachhaltigkeits</strong>managements ist folglich die<br />
Verknüpfung <strong>de</strong>r strategischen und operativen<br />
Steuerungskonzepte (für ökologische<br />
und soziale Themen) mit <strong>de</strong>n konventionellen<br />
Managementinformationssystemen <strong>de</strong>s Unternehmens.<br />
Abbildung 2 veranschaulicht die<br />
Integrationsherausfor<strong>de</strong>rung an das <strong>Nachhaltigkeits</strong>management.<br />
27
28<br />
Determinanten eines integrativen <strong>Nachhaltigkeits</strong>managements und -<strong>controlling</strong>s<br />
Abb. 2: Integrationsherausfor<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s <strong>Nachhaltigkeits</strong><strong>controlling</strong>s<br />
I<strong>de</strong>ntifizierung ökologischer und<br />
sozialer Themen entlang <strong>de</strong>r<br />
Wertschöpfungskette<br />
Die Planung ist eine <strong>de</strong>r zentralen Aktivitäten<br />
<strong>de</strong>s Controllings. Aufgabe <strong>de</strong>r Planung ist die<br />
Schaffung einer Informationsbasis, mit <strong>de</strong>ren<br />
Hilfe die für die Zielerreichung <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
kritischen Faktoren sowie Chancen<br />
und Risiken in rationale Wirkungszusammenhänge<br />
gebracht wer<strong>de</strong>n. Entsprechend gilt es in<br />
einem ersten Schritt sowohl beim konventionellen<br />
Controlling, als auch im <strong>Nachhaltigkeits</strong><strong>controlling</strong>,<br />
die zentralen Erfolgstreiber <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
zu i<strong>de</strong>ntifizieren. 6<br />
Die I<strong>de</strong>ntifikation <strong>de</strong>r nachhaltigkeitsrelevanten<br />
Erfolgsfaktoren bedingt einerseits die Ermittlung<br />
<strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Stakehol<strong>de</strong>r sowie<br />
<strong>de</strong>ren Interessen. An<strong>de</strong>rerseits kann aber auch<br />
ein bestimmtes <strong>Nachhaltigkeits</strong>thema – etwa<br />
die Reduzierung von Treibhausgasen – als Ausgangspunkt<br />
für die Untersuchung <strong>de</strong>r Tätigkeitsfel<strong>de</strong>r<br />
und Aktivitäten eines Unternehmens<br />
dienen. Zur Strukturierung <strong>de</strong>r Stakehol<strong>de</strong>r-<br />
und Themenfindung eignet sich die Orientierung<br />
entlang <strong>de</strong>r Wertschöpfungskette <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
(vgl. Abbildung 3). 7<br />
Die Analyse <strong>de</strong>r Wertschöpfungskette ermöglicht<br />
dabei die I<strong>de</strong>ntifikation und Zuordnung von<br />
ökonomischen, sozialen und ökologischen Themen<br />
sowie Stakehol<strong>de</strong>rn zu bestimmten Unternehmensprozessen.<br />
Relevanz ökologischer und sozialer<br />
Themen – Bewertungskriterien<br />
Zentrale Aufgabe <strong>de</strong>s Controllings ist es, <strong>de</strong>r<br />
Unternehmensführung entscheidungsrelevante<br />
Informationen bereitzustellen. Demnach benötigt<br />
das Management lediglich Informationen zu<br />
solchen ökologischen und sozialen Themen,<br />
welche sich direkt o<strong>de</strong>r indirekt auf die Zielerreichung<br />
auswirken und zu<strong>de</strong>m steuern und<br />
überwachen lassen. Das Controlling hat folglich<br />
die Aufgabe, die i<strong>de</strong>ntifizierten Umwelt- und<br />
Sozialindikatoren in einer objektiven und systematischen<br />
Analyse zu quantifizieren.<br />
Grundsätzlich kann dabei zunächst zwischen<br />
drei Stufen <strong>de</strong>r strategischen Relevanz unterschie<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n. 8<br />
� Ausprägung als Ergebniskennzahl: Umwelt-<br />
und Sozialaspekte können unmittelbare<br />
strategische Kernelemente darstellen, beispielsweise<br />
<strong>de</strong>n Marktanteil eines Unternehmens<br />
in einem anvisierten Öko-Segment.<br />
� Ausprägung als Leistungstreiber: Die<br />
i<strong>de</strong>ntifizierten Umwelt- und Sozialaspekte<br />
stehen in einem unmittelbaren Wirkungszusammenhang<br />
mit <strong>de</strong>n ökonomischen, ökologischen<br />
o<strong>de</strong>r sozialen Ergebniskennzahlen;<br />
z. B. beinhaltet die Energieeffizienz<br />
eines energieintensiven Unternehmens einen<br />
Leistungstreiber <strong>de</strong>r Produktivität.<br />
� Hygienefaktoren: <strong>Nachhaltigkeits</strong>themen<br />
können sog. Hygienefaktoren darstellen. Die-<br />
se begrün<strong>de</strong>n zwar keinen Wettbewerbsvorteil,<br />
haben im Gesamtkontext jedoch oftmals<br />
eine hohe Be<strong>de</strong>utung für das Unternehmen,<br />
wie z. B. die Sicherstellung <strong>de</strong>r Einhaltung<br />
rechtlicher Umwelt- o<strong>de</strong>r Sozialvorschriften.<br />
Das beschriebene Vorgehen ermöglicht die<br />
Überprüfung <strong>de</strong>r Umwelt- und Sozialexponiertheit<br />
einer Geschäftseinheit in Bezug auf ihre<br />
strategische Relevanz. In einem zweiten Schritt<br />
gilt es, die Wirkungen <strong>de</strong>r i<strong>de</strong>ntifizierten Themen<br />
auf das Unternehmen und <strong>de</strong>ssen Umfeld<br />
sowie die kausalen Beziehungen zu <strong>de</strong>n Finanzkennzahlen<br />
<strong>de</strong>r ökonomischen Dimension zu<br />
analysieren.<br />
Kennzahlen zur Messung<br />
<strong>de</strong>r erfolgsrelevanten<br />
<strong>Nachhaltigkeits</strong>themen<br />
Für die Beurteilung <strong>de</strong>s Unternehmenserfolgs<br />
privatwirtschaftlicher Unternehmen existieren<br />
zahlreiche finanzielle Kennzahlen und Konzepte,<br />
wie etwa Gewinn, Economic Value Ad<strong>de</strong>d<br />
(EVA®) o<strong>de</strong>r Sharehol<strong>de</strong>r Value. Das Konzept<br />
<strong>de</strong>r Nachhaltigkeit ver<strong>de</strong>utlicht, dass es zu <strong>de</strong>ren<br />
Steuerung einer Größe bedarf, welche über<br />
die traditionellen finanziellen Erfolgskriterien<br />
<strong>de</strong>r ökonomischen Dimension hinausgeht.<br />
Die Beurteilung <strong>de</strong>r <strong>Nachhaltigkeits</strong>leistung eines<br />
Unternehmens erfolgt in <strong>de</strong>r Literatur häufig anhand<br />
<strong>de</strong>r Orientierung an externen Kosten
Abb. 3: I<strong>de</strong>ntifizierung von <strong>Nachhaltigkeits</strong>themen entlang <strong>de</strong>r Wertschöpfungskette<br />
bzw. <strong>de</strong>r Monetarisierung <strong>de</strong>r im Zusammenhang<br />
mit <strong>de</strong>r ökonomischen Leistung <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
stehen<strong>de</strong>n externen ökologischen und<br />
sozialen Effekte. Ein weiteres diskutiertes Konzept<br />
ist die Berechnung <strong>de</strong>r sog. Vermeidungskosten<br />
ökologischer Belastungen. Bei<strong>de</strong><br />
Konzepte sind trotz <strong>de</strong>r guten theoretischen<br />
Fundierung aufgrund <strong>de</strong>r schwer objektivierbaren<br />
Berechnungen nur eingeschränkt für<br />
die praktische Umsetzung geeignet.<br />
Die integrative <strong>Nachhaltigkeits</strong>steuerung bedingt<br />
zu<strong>de</strong>m die Entwicklung einer Kennzahl,<br />
welche die <strong>Nachhaltigkeits</strong>leistung einer Geschäftseinheit<br />
in einer einzigen monetären<br />
Kennzahl auszudrücken vermag. In diesem Zusammenhang<br />
bietet sich die nähere Betrach-<br />
Autoren<br />
Dr. Konstantin Wehrum<br />
ist Manager, Advisory – Performance & Technology, bei KPMG<br />
AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Frankfurt am Main.<br />
E-Mail: kwehrum@kpmg.com<br />
Tel.: +49 69 9587-4389<br />
tung <strong>de</strong>s Konzepts <strong>de</strong>s Sustainable Value<br />
Ad<strong>de</strong>d an. 9 Beim Sustainable Value Ad<strong>de</strong>d<br />
han<strong>de</strong>lt es sich im Gegensatz zu <strong>de</strong>n kosten-<br />
bzw. belastungsorientierten Bewertungsverfahren<br />
um eine wertorientierte Steuerungsgröße.<br />
Die Steuerung erfolgt hier nicht über eine<br />
Bewertung <strong>de</strong>r relativen o<strong>de</strong>r absoluten Schädlichkeit<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens, son<strong>de</strong>rn durch die<br />
Bemessung <strong>de</strong>s durch eine effizientere ökologische<br />
wie soziale Ressourcennutzung geschaffenen<br />
ökonomischen Wertes. Die Kennzahl<br />
bewertet die <strong>Nachhaltigkeits</strong>leistung<br />
eines betrachteten Unternehmens, in<strong>de</strong>m<br />
sie die zusätzlich geschaffene ökonomische<br />
Leistung bei einer, auf die gesamte Volkswirtschaft<br />
bezogenen, unverän<strong>de</strong>rten ökologischen<br />
und sozialen Belastung aufgezeigt. 10<br />
Dr. Andreas Ries<br />
ist Partner, Advisory – Performance & Technology, bei KPMG AG<br />
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Frankfurt am Main.<br />
E-Mail: andreasries@kpmg.com<br />
Tel.: +49 69 9587-2055<br />
CM März / April 2011<br />
Darüber hinaus beinhaltet die Definition und Erfassung<br />
von <strong>Nachhaltigkeits</strong>kennzahlen erhebliche<br />
Synergieeffekte im Zusammenhang mit<br />
<strong>de</strong>r externen Berichterstattung. So lässt sich<br />
auf Grundlage <strong>de</strong>r <strong>de</strong>finierten Kennzahlen gezielt<br />
auf die Anfor<strong>de</strong>rungen von Standards –<br />
beispielsweise <strong>de</strong>r Global Reporting Initiative<br />
(GRI) – eingehen. 11 Hierfür können eine Vielzahl<br />
<strong>de</strong>r zu berichten<strong>de</strong>n <strong>Nachhaltigkeits</strong>indikatoren<br />
von bereits existieren<strong>de</strong>m Datenmaterial abgeleitet<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Konzepte zur Steuerung von<br />
Nachhaltigkeit<br />
Zur strategischen Steuerung einer nachhaltigen<br />
Unternehmensführung wird unter an<strong>de</strong>rem die<br />
Erweiterung <strong>de</strong>r klassischen Balanced<br />
Scorecard um eine <strong>Nachhaltigkeits</strong>perspektive<br />
diskutiert. 12 Kennzeichnend für diesen<br />
Ansatz ist die vollumfängliche Integration<br />
von ökologischen und sozialen Aspekten auf<br />
Gesamtunternehmensebene und die Verankerung<br />
<strong>de</strong>r <strong>Nachhaltigkeits</strong>indikatoren als kritische<br />
Erfolgsfaktoren <strong>de</strong>s Unternehmenserfolgs. Zentraler<br />
Bestandteil <strong>de</strong>r sog. Sustainability Balanced<br />
Scorecard (SBSC) ist die hierarchische<br />
Abbildung <strong>de</strong>r Ursachen –Wirkungszusammenhänge<br />
<strong>de</strong>r nicht direkt marktbezogenen Themen<br />
aus <strong>de</strong>m <strong>Nachhaltigkeits</strong>kontext sowie die Ausrichtung<br />
<strong>de</strong>r abgebil<strong>de</strong>ten Wertschöpfungsprozesse<br />
auf eine wertorientierte Spitzenkennzahl.<br />
13<br />
29
30<br />
Determinanten eines integrativen <strong>Nachhaltigkeits</strong>managements und -<strong>controlling</strong>s<br />
Grundsätzlich ermöglicht die erweiterte Balanced<br />
Scorecard die Berücksichtigung zukünftiger<br />
ökologischer und gesellschaftlicher Entwicklungen,<br />
womit <strong>de</strong>m Management ein operatives<br />
Instrument zur Implementierung von<br />
<strong>Nachhaltigkeits</strong>themen in die Unternehmenssteuerung<br />
zur Verfügung steht. Dennoch weist<br />
die SBSC auch erhebliche methodische<br />
Schwächen auf. So lassen sich – wie bereits<br />
bei <strong>de</strong>r klassischen Balanced Scorecard – die<br />
Wirkungszusammenhänge <strong>de</strong>r <strong>Nachhaltigkeits</strong>themen<br />
mit nur einer Spitzenkennzahl aufgrund<br />
<strong>de</strong>r vielfältigen Interpen<strong>de</strong>nzen innerhalb und<br />
zwischen <strong>de</strong>n Perspektiven nicht ein<strong>de</strong>utig<br />
analytisch begrün<strong>de</strong>n 14 . Aufgrund <strong>de</strong>r konzeptionellen<br />
Schwächen ist die Balanced Scorecard<br />
zur vollständigen Integration <strong>de</strong>r <strong>Nachhaltigkeits</strong>themen<br />
in die wertorientierte Unternehmensführung<br />
nur bedingt geeignet.<br />
Die Sustainability Balanced Scorecard eignet<br />
sich insbeson<strong>de</strong>re für die Formulierung einer<br />
<strong>Nachhaltigkeits</strong>strategie und die Ableitung <strong>de</strong>r<br />
entsprechen<strong>de</strong>n Ziele. Um jedoch eine Verankerung<br />
<strong>de</strong>r <strong>Nachhaltigkeits</strong>themen im gesamten<br />
Unternehmen sicherzustellen, muss die Erreichung<br />
<strong>de</strong>r Strategien und Ziele durch das Management<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens objektiv messbar<br />
und steuerbar sein. Hierzu bedarf es adäquater<br />
und leistungsstarker Steuerungssys teme. Entsprechend<br />
<strong>de</strong>r stetig zunehmen<strong>de</strong>n Be<strong>de</strong>utung<br />
von Umweltthemen – speziell die Reduzierung<br />
<strong>de</strong>s weltweiten CO 2 Ausstoßes – ist in diesem<br />
Zusammenhang vor allem die aktuelle Diskussion<br />
um ein effizientes Carbon Accounting<br />
System zu nennen. 15 Zentraler Bestandteil<br />
eines Carbon Accounting Systems ist es, die<br />
CO 2 Werte <strong>de</strong>s Unternehmens möglichst exakt<br />
zu ermitteln und verursachungsgerecht auf<br />
Produkte und / o<strong>de</strong>r Prozesse zu allokieren.<br />
Hierbei liegt es nahe, im Sinne eines integrativen<br />
Steuerungskonzepts die Nähe zur traditionellen<br />
Kostenrechung zu nutzen und die Ermittlung<br />
<strong>de</strong>r CO 2 Werte in <strong>de</strong>n Verantwortungsbereich<br />
<strong>de</strong>s Controllings zu legen.<br />
Ausblick<br />
Die aufgezeigten Entwicklungen und Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
zur Integration von <strong>Nachhaltigkeits</strong>themen<br />
in die Gesamtunternehmenssteuerung<br />
und hier insbeson<strong>de</strong>re ins operative<br />
Controlling, haben gezeigt, dass sich Unternehmen<br />
in Zukunft noch intensiver mit <strong>de</strong>r<br />
konsequenten Umsetzung ihrer <strong>Nachhaltigkeits</strong>strategien<br />
auseinan<strong>de</strong>rsetzen<br />
müssen. Der interdisziplinäre Charakter von<br />
Themen in Verbindung mit <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntifizierung,<br />
Zielsetzung und Steuerung <strong>de</strong>r erfolgsrelevanten<br />
<strong>Nachhaltigkeits</strong>kriterien macht es umso<br />
schwieriger, die Agenda weiter voranzutreiben.<br />
Dabei stellt nicht nur die Entwicklung zukünftiger<br />
regulatorischer Rahmenbedingungen eine<br />
Herausfor<strong>de</strong>rung dar, vielmehr ergeben sich<br />
aus einer proaktiven <strong>Nachhaltigkeits</strong>strategie<br />
zahlreiche Chancen, um Wettbewerbsvorteile<br />
zu sichern.<br />
Ausschlaggebend für die erfolgreiche Umsetzung<br />
einer Unternehmensphilosophie, die<br />
sowohl die ökonomische als auch die ökologische<br />
und soziale Dimension berücksichtigt,<br />
ist die Verankerung auf allen Unternehmensebenen.<br />
Hierbei gilt es, die internen<br />
Steuerungssysteme entsprechend anzupassen,<br />
um transparente und entscheidungsunterstützen<strong>de</strong><br />
Informationen bereitzustellen.<br />
Dabei bieten bereits bestehen<strong>de</strong> Controllingsysteme<br />
die Basis für die Integration von ökologischen<br />
und sozialen Kennzahlen. Im Bereich<br />
<strong>de</strong>r Emissionserfassung und -steuerung bestehen<br />
schon heute Ansatzpunkte, um diese Daten<br />
ins bestehen<strong>de</strong> Finanzreporting mit einzubeziehen.<br />
Die Parallelen zu bestehen<strong>de</strong>n<br />
Kostenrechungssystemen eröffnen Unternehmen<br />
die Möglichkeit, hier gezielt anzusetzen.<br />
Die Entwicklung hin zu einem integrierten,<br />
ganzheitlichen <strong>Nachhaltigkeits</strong>management<br />
wird zukünftig sowohl wissenschaftlich als<br />
auch auf unternehmerischer Seite zeigen, welche<br />
Ansätze sich durchsetzen.<br />
Fußnoten<br />
1 Europäische Kommission: Verordnung (EG)<br />
Nr. 71/2001 <strong>de</strong>s Europäischen Parlamentes<br />
und <strong>de</strong>s Rates vom 19. März 2001 über die<br />
freiwillige Beteiligung von Organisationen an<br />
einem Gemeinschaftssystem für das Umweltmanagement<br />
und die Umweltbetriebsprüfung<br />
(EMAS), S. 7.<br />
2 Vgl. Evelize Welzel: Corporate Social Responsibility<br />
o<strong>de</strong>r Corporate Citizenship? Interdiszipli-<br />
näre theoretische Konzepte als Grundlage <strong>de</strong>r<br />
Begriffsabgrenzung <strong>de</strong>r CSR, in: Müller, Martin /<br />
Schaltegger, Stefan (Hrsg.): Corporate Social<br />
Responsibility. Trend o<strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>erscheinung?<br />
S. 53 – 77, hier S. 72.<br />
3 Schaltegger et al: <strong>Nachhaltigkeits</strong>management<br />
in Unternehmen, Studie 2007, S. 10.<br />
4 Vgl. Schaltegger et al: <strong>Nachhaltigkeits</strong>management<br />
in Unternehmen, Studie 2007, S. 10.<br />
5 Vgl. Horvath, P., Controlling, 11. Auflage, München<br />
2009, S. 220ff.<br />
6 Vgl. Dyckhoff et al.: Rollenkonflikte zwischen<br />
Umweltmanagern und Controllern, in: Schmidt /<br />
Schwegler: Umweltschutz und strategisches<br />
Han<strong>de</strong>ln. S. 265.<br />
7 Vgl. Dubielzig, Frank: Sozio-Controlling im Unternehmen,<br />
Wiesba<strong>de</strong>n 2009, S. 147.<br />
8 Vgl. Figge et a. (2001): Sustainability Balance<br />
Scorecard: Wertorientiertes <strong>Nachhaltigkeits</strong>management<br />
mit <strong>de</strong>r Balanced Scorecard, S. 39.<br />
9 Figge, F / Hahn, T (2004): Sustainable Value<br />
Ad<strong>de</strong>d. Measuring Corporate Contributions to<br />
Sustainability Beyond Eco Efficiency, in: Ecological<br />
Economics, vol. 38, S. 173 – 187.<br />
10 Vgl. Figge, F / Hahn, T (2004): Sustainable<br />
Value Ad<strong>de</strong>d – Ein neues Maß <strong>de</strong>s <strong>Nachhaltigkeits</strong>beitrags<br />
von Unternehmen am Beispiel <strong>de</strong>r<br />
Henkel KGaA, in DIW, S. 129.<br />
11 Die Global Reporting Initiative (GRI) hat es<br />
sich zur Aufgabe gemacht, einen transparenten<br />
Rahmen für die <strong>Nachhaltigkeits</strong>berichterstattung<br />
zur Verfügung zu stellen, <strong>de</strong>r von allen Organisationen,<br />
unabhängig von Größe, Branche<br />
o<strong>de</strong>r Standort, genutzt wer<strong>de</strong>n kann, vgl.: Global<br />
Compact / GRI, Verbindungen schaffen: Die<br />
GRI-Leitlinien und die Fortschrittsmitteilung<br />
<strong>de</strong>s UN Global Compact, 2007.<br />
12 Vgl. Schäfer / Langer: 2005. Zur klassischen<br />
Balance Scorecard vgl. Kaplan / Norton 1996,<br />
S. 34f.<br />
13 Vgl. insbeson<strong>de</strong>re Dylick / Schaltegger 2001.<br />
14 Vgl. Schäfer / Langer: a.a.O. (Fn. 11) S. 11.<br />
15 Vgl. Eitelwein, Oliver / Goretzki, Lukas: Carbon<br />
Accounting und Controlling erfolgreich implementieren<br />
– Status Quo und Ausblick, in:<br />
ZfCM, Heft 1, 2010, S. 23 – 31.
Controller’s Riskmanagement<br />
<strong>de</strong>r Controllingdaten – Teil 2 –<br />
von Frank-J. Witt und Kerin Witt<br />
Konfi<strong>de</strong>nzschätzung:<br />
Vorgehensweise<br />
Konfi<strong>de</strong>nz- bzw. Vertrauensintervalle sind im<br />
Bereich <strong>de</strong>r Statistik solche Intervalle, in <strong>de</strong>nen<br />
sich ein zu schätzen<strong>de</strong>r Parameter mit einer<br />
bestimmten Vertrauenswahrscheinlichkeit<br />
befin<strong>de</strong>t; meist han<strong>de</strong>lt es sich dabei um symmetrische<br />
Intervalle um einen mittels Stichprobe<br />
erhobenen Schätzwert herum. Aufgrund<br />
<strong>de</strong>s nicht-kommagenauen Korridor- und Bandbreiten<strong>de</strong>nkens<br />
im Controlling wären bzw. sind<br />
Konfi<strong>de</strong>nztests für Controller’s Analyse eigentlich<br />
überaus relevant.<br />
Die Bestimmung <strong>de</strong>r Konfi<strong>de</strong>nzintervalle<br />
� hängt ab von <strong>de</strong>r gewählten Vertrauenswahrscheinlichkeit<br />
(je höher die gewählte,<br />
d. h. vom Entschei<strong>de</strong>r vorzugeben<strong>de</strong> Wahrscheinlichkeit,<br />
<strong>de</strong>sto enger das Konfi<strong>de</strong>nzintervall)<br />
� wird i. d. R. für einzelne zu schätzen<strong>de</strong> Parameter<br />
mittels spezieller Stichprobenfunktionen<br />
vorgenommen. M. a. W.: Es hängt von<br />
<strong>de</strong>r Art bzw. vom Typ <strong>de</strong>s zu schätzen<strong>de</strong>n<br />
Parameters (beispielsweise Mittelwert vs.<br />
Streuungsmaß) sowie von <strong>de</strong>r Verteilung <strong>de</strong>r<br />
Grundgesamtheit ab (z. B. Normalverteilung,<br />
also die bekannte „Glockenkurve“), mit welcher<br />
Detailmethodik das jeweilige Konfi<strong>de</strong>nzintervall<br />
zu bestimmen ist.<br />
Hier zunächst einzelne Stufen, um das Vorgehen<br />
zu ver<strong>de</strong>utlichen:<br />
� Erster Schritt: Entscheidung darüber, welcher<br />
Parameter zu schätzen ist. In Betracht<br />
kommt meist ein Mittelwert, eine Varianz<br />
o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>r p-Wert bei einer Binominalverteilung<br />
B(n; p). (Schnell zur Erinnerung<br />
und für <strong>de</strong>n flüchtigen Leser ggf. auch zum<br />
Überlesen: Eine Binominalverteilung kann<br />
auf diverse Fragestellungen angewen<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>n. Eine typische Fragestellung: Eine<br />
Maschine hat eine Ausschussquote von 20 %.<br />
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass von<br />
fünf zufällig ausgewählten Werkstücken kein<br />
Stück Ausschuss darstellt? Hier liegt eine<br />
B(5; 0,2)-Verteilung mit entsprechend nachschlagbaren<br />
Tabellen zugrun<strong>de</strong>, aus <strong>de</strong>r man<br />
nun die Wahrscheinlichkeit für 0 abliest,<br />
nämlich 32,77 %. Abbildung 7 veranschaulicht,<br />
wie die einzelnen Komponenten <strong>de</strong>r Parameterschätzung<br />
zusammenhängen. Das<br />
Anwendungsbeispiel klärt hoffentlich auf,<br />
dass alles halb so wild ist!<br />
� Zweiter Schritt: Annahme darüber, wie die<br />
Grundgesamtheit verteilt ist. Üblich sind<br />
hier die bei<strong>de</strong>n – alternativen! – Annahmen,<br />
die Grundgesamtheit sei normalverteilt o<strong>de</strong>r<br />
sie sei beliebig verteilt (= man weiß nichts<br />
über die Verteilung <strong>de</strong>r Grundgesamtheit).<br />
Dritte, an<strong>de</strong>re Verteilungstypen wer<strong>de</strong>n häufig<br />
mittels <strong>de</strong>r Normalverteilung – meist: die<br />
standardisierte N(0;1)-Verteilung – approximiert,<br />
also durch die Normalverteilung ersetzt,<br />
sofern die so genannten Approximationsbedingungen<br />
erfüllt sind. Das Zutreffen<br />
dieser Approximationsbedingungen wird erheblich<br />
durch die Stichprobengröße n beeinflusst.<br />
� Dritter Schritt: Ermittlung eines konkreten<br />
Schätzwertes für <strong>de</strong>n Parameter, z. B.<br />
durch eine Stichprobe, aus <strong>de</strong>r Erfahrung<br />
abgeleitet o. Ä.<br />
� Vierter Schritt: Vorgabe einer so genannten<br />
Konfi<strong>de</strong>nz- o<strong>de</strong>r Vertrauenswahrscheinlichkeit.<br />
Sie gibt die Wahrscheinlichkeit pro-<br />
CM März / April 2011<br />
zentual an (z. B. 95 %), dass <strong>de</strong>r fokussierte<br />
Parameter im Konfi<strong>de</strong>nzintervall liegt. Praktisch<br />
üblich sind Vertrauenswahrscheinlichkeiten<br />
von 90 %, 95 % und 99 %.<br />
� Fünfter Schritt: Rechentechnische Ermittlung<br />
<strong>de</strong>s Konfi<strong>de</strong>nzintervalls.<br />
Konfi<strong>de</strong>nzschätzung: Beispiel<br />
Ein Global-Player zieht über all seine zahlreichen<br />
Verkaufsgebiete bzw. verantwortlichen<br />
Außendienstler eine Stichprobe. Das arithmetische<br />
Mittel <strong>de</strong>s Marktanteils wur<strong>de</strong> dabei als<br />
25 % errechnet (= Schätzwert für <strong>de</strong>n Parameter<br />
"Marktanteil"); die Stichprobenvarianz betrage<br />
s 2 = 9, die Standardabweichung s als<br />
Wurzel daraus ist also gleich 3. Mit einer Vertrauenswahrscheinlichkeit<br />
von a = 90 %<br />
(bzw. gleichbe<strong>de</strong>utend: auf einem Konfi<strong>de</strong>nzniveau<br />
von 1 – a = 1 – 90 % = 10 %) soll das<br />
Vertrauens- bzw. Konfi<strong>de</strong>nzintervall <strong>de</strong>s<br />
weltweiten Durchschnittsmarktanteils berechnet<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei einem recht hohen Stichprobenumfang (n ><br />
30; vgl. Abbildung 7) könnte man beruhigt von<br />
einer Normalverteilung ausgehen; dies wer<strong>de</strong>n<br />
wir im Folgen<strong>de</strong>n tun. Die – symmetrische!<br />
– Abweichung vom Stichprobenwert 25 nach<br />
unten und oben wird berechnet, in<strong>de</strong>m vom<br />
Stichprobenwert 25 nun jeweils <strong>de</strong>r Wert c * s/<br />
n 1/2 addiert (obere Intervallgrenze) bzw. subtrahiert<br />
(untere Intervallgrenze) wird. D. h. für unser<br />
Beispiel: c * 3/10 = 0,3c. Jetzt ist nur noch<br />
das ominöse c zu ermitteln. Nun, c ist nichts<br />
an<strong>de</strong>res als <strong>de</strong>r so genannte 0,05-Punkt (= c 1 -<br />
Punkt) bzw. 0,95-Punkt (= c 2 -Punkt) <strong>de</strong>r<br />
N(0;1)-Normalverteilung. Das Konfi<strong>de</strong>nzniveau<br />
31
32<br />
Controller’s Riskmanagement <strong>de</strong>r Controllingdaten – Teil 2 –<br />
Abb. 7: Ausgewählte Stichprobenfunktionen zur Ableitung von Konfi<strong>de</strong>nzintervallen<br />
Abb. 8: Ausschnitt aus einer Tabelle zur N(0;1)-Normalverteilungsfunktion<br />
a = 10 % wird dazu also auf jeweils a/2 = 10/2<br />
= 5 % „aufgeteilt“, und zwar üblicherweise und<br />
rechnungsvereinfachend symmetrisch links<br />
und rechts <strong>de</strong>s Mittelwerts. Der 5 %- bzw. <strong>de</strong>r<br />
0,05-Punkt sowie auch <strong>de</strong>r 95 %-Punkt bzw.<br />
0,95-Punkt lassen sich dann unproblematisch<br />
in gängigen Tabellen nachschlagen (vgl. Abbildung<br />
8).<br />
Im Tabellenausschnitt lt. Abbildung 8 sucht<br />
man nämlich <strong>de</strong>n Wert 0,95 und fin<strong>de</strong>t zumin<strong>de</strong>st<br />
– ganz nahe daran liegend – <strong>de</strong>n Wert<br />
0,9505. Der zugehörige c-Wert ist zunächst<br />
1,6; die zugehörige zweite Nachkomma-Stelle<br />
liegt zwischen 4 und 5; wir interpolieren diese<br />
also auf 45 und haben insgesamt dann 1,645.<br />
Da die Normalverteilung symmetrisch ist, weist<br />
<strong>de</strong>r 0,05-Punkt <strong>de</strong>nselben Wert wie für <strong>de</strong>n<br />
0,95-Punkt auf; wir müssen also nicht noch<br />
einmal in die Tabelle gehen. Damit haben wir<br />
die bei<strong>de</strong>n c-Werte tabellarisch ermittelt und<br />
sind schon fertig: Das gesuchte Vertrauensintervall<br />
für <strong>de</strong>n Marktanteil hat dann als Untergrenze<br />
<strong>de</strong>n Wert 25 – 0,3 * 1,645 = 20,065.<br />
Die Intervallobergrenze lautet: 25 + 0,3 * 1,645<br />
= 29,135. Innerhalb dieser Intervallgrenzen<br />
liegt mit 90 %iger Wahrscheinlichkeit <strong>de</strong>r<br />
durchschnittliche Marktanteil <strong>de</strong>s Konzerns<br />
weltweit; mit 10 %iger Wahrscheinlichkeit (=<br />
unser Konfi<strong>de</strong>nzniveau) liegt er jedoch außerhalb<br />
<strong>de</strong>s errechneten Intervalls.<br />
Was aber nun, wenn wir alternativ zu <strong>de</strong>n bisherigen<br />
Überlegungen das Konfi<strong>de</strong>nzniveau<br />
verän<strong>de</strong>rn? Nun, grundsätzlich gilt:<br />
Wenn die Vertrauenswahrscheinlichkeit sinkt,<br />
verengt sich das Vertrauensintervall, und umgekehrt.<br />
Bei einer Vertrauenswahrscheinlichkeit<br />
von beispielsweise lediglich 80 % – statt<br />
bisher unterstellt: 90 % – suchen wir in <strong>de</strong>r<br />
N(0;1)-Verteilungstabelle <strong>de</strong>n 0,1-Punkt und<br />
<strong>de</strong>n 0,9-Punkt (vgl. Abbildung 9). Es ergibt sich<br />
für die bei<strong>de</strong>n c-Werte 1,25. Die Intervallgrenzen<br />
lauten nunmehr: 25 – 0,3 * 1,25 = 24,625<br />
sowie 25 + 0,3 * 1,25 = 25,375. Der Anwen<strong>de</strong>r<br />
muss sich also darüber klar wer<strong>de</strong>n, was er<br />
bei diesem Tra<strong>de</strong>-off zwischen Vertrauenswahrscheinlichkeit<br />
und Intervallbreite bevorzugt:<br />
Ein engeres, in unserem Zahlenbeispiel<br />
sogar drastisch reduziertes Intervall o<strong>de</strong>r aber<br />
eine höhere „Trefferwahrscheinlichkeit“ (im<br />
Beispiel: 90 % vs. 80 %).<br />
Dies ist klassisches Risikomanagement in<br />
Bezug auf die Controllingdaten. Und das<br />
muss auch – zwar evtl. vergröbert – <strong>de</strong>m<br />
Managerkun<strong>de</strong>n gesagt wer<strong>de</strong>n können! Eine<br />
Sensitivitätsanalyse ist hier oftmals hilfreich.<br />
Abbildung 10 zeigt anhand einer Zu-<br />
Abb. 9: Kompletttabelle N(0;1)-Verteilung<br />
stimmung mittels einer 10er Ratingskala, in<br />
welchem Ausmaß Manager aus verschie<strong>de</strong>nen<br />
Unternehmensgrößen diversen Typen<br />
<strong>de</strong>r Sensitivitätsanalyse aufgeschlossen gegenüberstehen<br />
vs. eher einen „einwertigen“<br />
Parameter bevorzugen.<br />
Dabei gilt es zu unterschei<strong>de</strong>n:<br />
� Allgemeine Sensitivitätsanalyse (z. B. gemäß<br />
Erwartungsrechnung optimistischer<br />
Wert, wahrscheinlichster Wert u. Ä.)<br />
� Einflussgrößen-Sensitivität (welche wenigen<br />
Treiber beeinflussen <strong>de</strong>n fokussierten<br />
Parameter in welchem Ausmaß? Beispiel:<br />
Eine Preissteigerung um x % än<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>n Planerlös<br />
um y %)<br />
� Intervall-Sensitivität, wie hier im Beitrag<br />
fokussiert.<br />
Die Kernaussage in Abbildung 10 liegt offen:<br />
Datenverdichtung zu einem einzigen Wert <strong>de</strong>utlich<br />
bevorzugt! Dies be<strong>de</strong>utet aber für <strong>de</strong>n Controller,<br />
im Vorfeld beson<strong>de</strong>rs exakt zu arbeiten<br />
und für sich selbst eine Sensitivitätsanalyse anzustellen,<br />
um das Risikoausmaß <strong>de</strong>r Daten zu<br />
erkennen. Der Grundaufbau dieses Beispiels<br />
lässt sich auch auf an<strong>de</strong>re <strong>controlling</strong>relevante<br />
Fragestellungen übertragen, so etwa<br />
� Durchschnittliche Kostensätze im Spartenvergleich
� Durchschnittspreisniveau in verschie<strong>de</strong>nen<br />
Märkten mit typischen verhandlungs- und<br />
nachlassbedingten Abschlägen vom Listenpreis.<br />
Konfi<strong>de</strong>nzschätzung: Problem<br />
„Stichprobenumfang“<br />
Bisher variierten wir Vertrauenswahrscheinlichkeit<br />
vs. Intervallbreite bzw. sprachlich<br />
gleichbe<strong>de</strong>utend zur Intervallbreite: Intervalllänge<br />
L. Nun fehlt noch ein Parameter in <strong>de</strong>r<br />
Überlegung, nämlich <strong>de</strong>r Stichprobenumfang.<br />
Je größer dieser ist, <strong>de</strong>sto weniger risikobehaftet<br />
wer<strong>de</strong>n im Allgemeinen die Analysen.<br />
Folgen<strong>de</strong> Formel zeigt – auf <strong>de</strong>r Basis<br />
symmetrischer Intervalle bzw. Verteilungen –<br />
<strong>de</strong>n Zusammenhang zwischen L, Stichprobenumfang<br />
n und Schätzwert m: L = 2c * [m(1 –<br />
m)/n] 1/2 . Man kann diese Gleichung nach n<br />
auflösen, um auf diese Weise <strong>de</strong>n Min<strong>de</strong>ststichprobenumfang<br />
zu erhalten. Bei einer Vertrauenswahrscheinlichkeit<br />
von 80 % gilt dann<br />
etwa: 25,375 – 24,625 = 0,75 = 2 * 1,25 *<br />
[(0,25 * 0,75)/n] 1/2 . Auflösen nach n liefert: n<br />
= 2,083, also eine überaus geringe notwendige<br />
Stichprobe bei allerdings „nur“ 80 % Vertrauenswahrscheinlichkeit.<br />
Hinweis: Formal rechentechnisch gesehen<br />
wäre unser Ausgangszahlenbeispiel selbstverständlich<br />
auch ohne Kenntnis bzw. ohne Beachtung<br />
<strong>de</strong>s Stichprobenvolumens errechenbar,<br />
so dass man im Extremfall aufgrund lediglich<br />
einer Verkaufseinheit in <strong>de</strong>r Stichprobe (n = 1)<br />
<strong>de</strong>n Schätzmarktanteil 25 % hätte ermitteln<br />
und dann methodisch wie vorgestellt weiterrechnen<br />
können. Ohne die Kenntnis <strong>de</strong>s Stichprobenvolumens<br />
n darf man in<strong>de</strong>s nicht ohne<br />
weiteres eine Normalverteilung unterstellen;<br />
dies ist i. d. R. erst ab n > 30 erlaubt (vgl. Abbildung<br />
7). Es lohnt sich überdies ein Blick auf<br />
die Standardabweichung s = 3 <strong>de</strong>s Ausgangsbeispiels,<br />
die nahelegt, dass die Abweichungen<br />
grundsätzlich bei <strong>de</strong>r betrachteten Fragestellung<br />
nicht son<strong>de</strong>rlich hoch sind.<br />
Weil <strong>de</strong>r Stichprobenumfang häufig ein neuralgischer<br />
Aspekt ist, hier noch ein an<strong>de</strong>res Beispiel:<br />
Eine Telefonumfrage unter 200 Kun<strong>de</strong>n<br />
ergab, dass 98 Personen, also 49 % <strong>de</strong>r Stichprobe,<br />
ein Neuprodukt erst-, d. h. probekaufen<br />
Abb. 10: Akzeptanz einer Sensitivitätsanalyse beim Tool „Parameterschätzung”<br />
wür<strong>de</strong>n. Wie hoch ist bei einem 95 %-Vertrauensintervall<br />
<strong>de</strong>r Anteil p aller Probekäufer in <strong>de</strong>r<br />
Bun<strong>de</strong>srepublik? Die Approximationsbedingung<br />
200 * 0,49 (1 – 0,49) = 49,98 > 9 ist erfüllt;<br />
wir können die N(0;1)-Verteilung approximativ<br />
anwen<strong>de</strong>n. Auf Basis <strong>de</strong>r N(0;1)-Verteilung ergibt<br />
sich <strong>de</strong>r 0,975-Punkt tabellarisch mit 1,96.<br />
Der linke, untere Intervallwert ergibt sich als<br />
0,49 – 1,96 * (0,49 * 0,51 / 200)1/2 = 0,421.<br />
Der rechte, obere Intervallgrenzenwert lautet<br />
0,49 + 1,96 * (0,49 * 0,51 / 200)1/2 = 0,559.<br />
Mit 95 %iger Wahrscheinlichkeit liegt <strong>de</strong>r Anteil<br />
<strong>de</strong>r Probekäufer in diesem Intervall. Dies<br />
ist allerdings recht lang bzw. breit. Man könnte<br />
daher <strong>de</strong>n Stichprobenumfang erhöhen, und<br />
zwar <strong>de</strong>rart drastisch, dass – bei weiterhin<br />
gelten<strong>de</strong>m Konfi<strong>de</strong>nzniveau wie bisher – <strong>de</strong>r<br />
Probekäuferanteil mit einer Abweichung von<br />
lediglich ± 1 % geschätzt wird. Es gilt daher:<br />
Die erlaubte bzw. vom Anwen<strong>de</strong>r tolerierte<br />
Abweichung von p ist Δp = 0,01. Setzt man p<br />
= 0,5, so gilt: n = c2 p(1 – p) / (Δp)2 = 1,962<br />
* 0,25 / 0,012 = 9604. Der Stichprobenumfang<br />
muss also min<strong>de</strong>stens 9.604 Personen<br />
umfassen, um zu einer genauen Anteilsschätzung<br />
zu gelangen. Er wür<strong>de</strong> damit beinahe 50<br />
mal so groß sein wie bei <strong>de</strong>r Telefon-Blitzumfrage!<br />
In <strong>de</strong>r Ausgangsfragestellung wur<strong>de</strong> zwar als<br />
Grundgesamtheit die Bun<strong>de</strong>srepublik Deutsch-<br />
CM März / April 2011<br />
land bzw. ihre Einwohner, also rd. 80 Mio. Menschen,<br />
unterstellt. Faktisch reduziert sich <strong>de</strong>r<br />
relevante Markt für ein spezifisches Neuprodukt<br />
drastisch, wenn man allein schon an simple<br />
<strong>de</strong>mographische Kriterien wie Alter, Einkommen,<br />
Geschlecht usw. <strong>de</strong>nkt. Noch mehr<br />
wird die dann noch verbleiben<strong>de</strong> relevante<br />
Grundgesamtheit aber durch kaufrelevante<br />
Segmentierungskriterien weiter geschrumpft<br />
(z. B. Nutzenerwartung, Einstellungen zur Marke<br />
usw.). All diese Überlegungen, wie groß<br />
<strong>de</strong>nn nun die eigentlich relevante Grundgesamtheit<br />
im Vergleich zur Stichprobe ist, bleiben<br />
in<strong>de</strong>s bisher außen vor.<br />
Hier noch ein weiteres Beispiel, das <strong>de</strong>n Einfluss<br />
<strong>de</strong>r Stichprobengröße auf das Rechenergebnis<br />
ver<strong>de</strong>utlicht: Eine Stichprobe<br />
n = 100 wird gezogen und ergibt einen Schätzwert<br />
(z. B. für <strong>de</strong>n Marktanteil m) in Höhe von<br />
m = 11,1 %. Die Standardabweichung s betrage<br />
0,6. Die Vertrauenswahrscheinlichkeit soll<br />
95 % betragen. Da <strong>de</strong>r Stichprobenumfang<br />
n = 100 und damit größer als 30 ist (vgl. Abbildung<br />
7), kann man eine Normalverteilung unterstellen.<br />
Dann wird mittels <strong>de</strong>r inzwischen<br />
bekannten Methodik das Intervall ermittelt. Die<br />
untere Intervallgrenze lautet 11,1 – 1,96 * 0,6 /<br />
1001/2 = 11,1 – 0,12 = 10,98. Die obere Intervallgrenze<br />
lautet entsprechend 11,1 + 0,12 =<br />
11,22. Im Folgejahr wird aus Kostengrün<strong>de</strong>n<br />
lediglich eine Stichprobe n = 10 < 30 gezogen,<br />
33
34<br />
Controller’s Riskmanagement <strong>de</strong>r Controllingdaten – Teil 2 –<br />
Abb. 11: Fehlermatrix<br />
so dass nun keine Normalverteilung mehr unterstellt<br />
wer<strong>de</strong>n darf.<br />
Als Schätzwerte ergaben sich m = 10,7 % sowie<br />
s = 0,7. Man darf allerdings unterstellen,<br />
dass die zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong> Verteilung eingipflig-symmetrisch<br />
ist und daher <strong>de</strong>r Normalverteilung<br />
weiterhin zumin<strong>de</strong>st „ähnelt“, also approximativ<br />
normalverteilt ist. Man kann <strong>de</strong>shalb<br />
dann mit Hilfe <strong>de</strong>r t-Verteilung (siehe ausführlicher<br />
Abschn. 4.2; hier also ein kleiner<br />
Vorgriff) ein Vertrauensintervall errechnen. Es<br />
wird dabei die t(n-1)-Verteilung, also die t(10 –<br />
1 = 9)-Verteilung benötigt. Man sucht <strong>de</strong>mnach<br />
in <strong>de</strong>r t(9)-Verteilung <strong>de</strong>n 0,975-Punkt;<br />
er lautet 2,26. Die linke, untere Intervallgrenze<br />
lautet dann: 10,7 – 2,26 * 0,7 / 101/2 = 10,7<br />
– 0,5 = 10,2. Entsprechend symmetrisch für<br />
die rechte, obere Intervallgrenze: 10,7 + 0,5 =<br />
11,2. Man sieht also, dass sich im Jahresvergleich<br />
die Intervalle verän<strong>de</strong>rt haben, nämlich<br />
zum einen aufgrund <strong>de</strong>s reduzierten Stichpro-<br />
Abb. 12: Wald-Verfahren<br />
benumfangs, zum an<strong>de</strong>ren wegen <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren,<br />
neuen Stichprobenergebnisse.<br />
Noch einmal konkret zum Vergleich <strong>de</strong>r Stichprobengröße:<br />
Um <strong>de</strong>n isolierten Effekt einer Variation<br />
<strong>de</strong>r Stichprobegröße zu zeigen, unterstellen<br />
wir nun einmal irrealistischerweise, dass<br />
sich im Jahresvergleich lediglich <strong>de</strong>r Stichprobenumfang<br />
– und sonst gar nichts – än<strong>de</strong>rte,<br />
also in bei<strong>de</strong>n Jahren i<strong>de</strong>ntische Stichprobenergebnisse<br />
ermittelt wur<strong>de</strong>n. Als Konsequenz<br />
daraus muss – wie oben bereits geschehen –<br />
im Folgejahr die t(9)-Verteilung statt <strong>de</strong>r Normalverteilung<br />
angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Dann errechnet<br />
sich als untere Intervallgrenze 11,1 –<br />
2,26 * 0,6 / 101/2 = 11,1 – 0,428 = 10,672.<br />
Entsprechend für die obere Intervallgrenze<br />
11,528. Man sieht durch <strong>de</strong>n Intervallvergleich<br />
<strong>de</strong>n Einfluss <strong>de</strong>s Stichprobenvolumens: Zuvor<br />
bei großer Stichprobe [10,98; 11,22] vs. nunmehr<br />
bei stark reduzierter Stichprobe [10,672;<br />
11,528].<br />
Das notwendige Stichprobenvolumen ist<br />
also ein gewisses „Enigma“ im gesamten<br />
Vorgehen, da bislang nicht explizit auf die Relation<br />
von Größe <strong>de</strong>r Grundgesamtheit zu Stichprobenumfang<br />
Bezug genommen wird. Vielmehr<br />
wird <strong>de</strong>r Stichprobenumfang quasi „absolutiert“:<br />
� Die Normalverteilung ist – so sie aufgrund<br />
<strong>de</strong>r Stichprobengröße angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />
darf („Zentraler Grenzwertsatz“, n > 30; vgl.<br />
Abbildung 7) – dafür Garant, dass sie auf die<br />
Grundgesamtheit „passt“ und insofern keine<br />
weiteren Überlegungen bzgl. Grundgesamtheitsvolumen<br />
o. Ä. notwendig sind. Etwas<br />
vereinfacht ausgedrückt: Wenn die Normalverteilung<br />
„passt“, ist es weitgehend gleichgültig,<br />
welches Volumen <strong>de</strong>r Grundgesamtheit<br />
dahintersteht. Die Methodik än<strong>de</strong>rt sich<br />
nicht bzw. es wird nicht das Verhältnis von<br />
Stichprobenvolumen und Grundgesamtheit<br />
explizit miteinbezogen – egal, ob man z. B.<br />
eine 35er Stichprobe aus einer 40er Grundgesamtheit<br />
zieht und damit beinahe eine Vollerhebung<br />
hat vs. eine 35er Stichprobe aus<br />
einer 1000er Grundgesamtheit zieht.<br />
� In an<strong>de</strong>ren Fällen wird bei zu geringer Stichprobengröße<br />
meist approximiert (hier das<br />
Beispiel <strong>de</strong>s t-Test).<br />
Man könnte auch hier noch tiefer einsteigen;<br />
das lassen wir aber jetzt, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Controller ist<br />
i. d. R. ja kein Vollblut-Marktforscher o<strong>de</strong>r Vollblut-Statistiker.<br />
Er müsste sich hier kompetente<br />
Hilfe suchen, falls er z. B. sowohl Konfi<strong>de</strong>nzniveau<br />
als auch Stichprobenumfang in Bezug zur<br />
Grundgesamtheit inter<strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nt variieren<br />
wollte. Metho<strong>de</strong>n sind hier etwa geschichtete<br />
Stichproben, Klumpenstichproben o<strong>de</strong>r – auch<br />
von Wahlen her bekannte – Hochrechnungen,<br />
die jeweils die Segmentierung <strong>de</strong>r Grundgesamtheit<br />
wi<strong>de</strong>rspiegeln.<br />
Konfi<strong>de</strong>nzschätzung: Ausblick<br />
Sequenzialanalyse<br />
Man sollte in<strong>de</strong>s nicht blindlings glauben,<br />
Stichproben müssten immer vollständig und<br />
„in einen Ruck“ gezogen wer<strong>de</strong>n. Vielmehr<br />
lehrt uns die Sequenzialanalyse bzw. das<br />
Wald-Verfahren, dass man Daten bzw. Informationen<br />
häppchenweise beschaffen sollte.
Die Sequenzialanalyse ist also eine Unterstützungstechnik bei Entscheidungsbäumen,<br />
um eine Stoppregel bei unbegrenztem Planungshorizont<br />
abzuleiten. Es geht im Prinzip darum, dass man nicht „auf einen<br />
Schlag“ Daten bzw. Informationen beschafft (z. B. großangelegte<br />
Marktforschungsstudie), son<strong>de</strong>rn bei sequenziellem Informationszuwachs<br />
(im theoretischen Extremfall: jeweils sequenzielle Befragung einer<br />
zusätzlichen einzelnen Person innerhalb einer Marktforschungsstudie)<br />
immer neu entschei<strong>de</strong>n kann, ob dann noch eine weitere Person<br />
befragt wird. Es müssen aber natürlich nicht immer nur Personen und<br />
klassische Marktforschung sein. Zu <strong>de</strong>nken ist beispielsweise auch an<br />
das Drilling-Down in Bezug auf einzelne Prozesse, um hier eine Stichprobe<br />
zu ziehen, ob sich eine Umorganisation lohnte.<br />
Die Informationskosten einer solchen sequenziellen Informationsbeschaffung<br />
wären evtl. <strong>de</strong>utlich geringer als die Informationsbeschaffungskosten<br />
bei <strong>de</strong>r erwähnten Beschaffung „auf einen Schlag“, da hier<br />
evtl. auch eine Überinformation (= nicht notwendige Information) eingeholt<br />
und bezahlt wür<strong>de</strong>. M. a. W.: Bei <strong>de</strong>r sequenziellen Information wür<strong>de</strong><br />
evtl. bereits ein kleinerer Stichprobenumfang ausreichen, um eine Hypothese<br />
H abzulehnen o<strong>de</strong>r nicht. Daraus ergibt sich Abbildung 11. Die<br />
Zeilen zeigen zwei mögliche Hypothesen H 0 und H 1 <strong>de</strong>s Entschei<strong>de</strong>rs und<br />
seine darauf basieren<strong>de</strong> Strategiewahl a 1 o<strong>de</strong>r a 2 . Die Spalten zeigen <strong>de</strong>n<br />
objektiven Wahrheitscharakter <strong>de</strong>r Hypothesen (<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Entschei<strong>de</strong>r ja<br />
nicht kennt). Die sequenziellen Informationsaktivitäten können nun die<br />
bei<strong>de</strong>n Hypothesen bestätigen („nicht-ablehnen“) o<strong>de</strong>r auch verwerfen.<br />
Es lässt sich im sog. Wald-Verfahren (vgl. Abbildung 12) ein an <strong>de</strong>r Ordinate<br />
abgetragener In<strong>de</strong>x konstruieren und berechnen, <strong>de</strong>r sich mit steigen<strong>de</strong>m<br />
Informationsumfang än<strong>de</strong>rt (gestrichelte Linie <strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Abszisse<br />
abgetragenen Informationsaktivitäten). Verlässt <strong>de</strong>r In<strong>de</strong>x einen Indifferenzbereich,<br />
so führt dies entwe<strong>de</strong>r zur Hypothesenablehnung o<strong>de</strong>r<br />
aber zur Hypothesenannahme. Auf eine weitere Detaildarstellung <strong>de</strong>s<br />
Wald-Verfahrens wird jedoch hier bewusst verzichtet, da es viele Controller<br />
in <strong>de</strong>r Praxis erfahrungsgemäß überfor<strong>de</strong>rt. Der Controller sollte allerdings<br />
<strong>de</strong>n Grundgedanken kennen, um sich ggf. gezielt Unterstützung<br />
holen zu können.<br />
Konfi<strong>de</strong>nzschätzung:<br />
Abschließen<strong>de</strong> Beispiele<br />
Hier abschließend noch zwei weitere kurze „Ergebnisbeispiele“ zur Parameterschätzung<br />
ohne Detailherleitung, um die Relevanz zu ver<strong>de</strong>utlichen:<br />
� Eine Grundgesamtheit (hier: Anzahl <strong>de</strong>r Beschwer<strong>de</strong>n in einem bestimmten<br />
größeren Verkaufsgebiet) sei standardisiert-normalverteilt<br />
mit <strong>de</strong>r Varianz 16. Bei einem Stichprobenumfang von 400 im gesamten<br />
Beschwer<strong>de</strong><strong>controlling</strong> ergab sich ein Schätzwert für <strong>de</strong>n Mittelwert<br />
in dieser Grundgesamtheit von 7 (= 7 Beschwer<strong>de</strong>n im Durchschnitt<br />
je Tag). Setzt man eine Vertrauenswahrscheinlichkeit von 95 %<br />
an, so kann man aus einschlägigen Tabellen ablesen: Intervallobergrenze<br />
ist 7,392; Untergrenze ist 6,608. Mit 95 %iger Wahrscheinlichkeit<br />
gibt es also 6,608 bis 7,392 Beschwer<strong>de</strong>n / Tag.<br />
� Lösung zum Eingangsbeispiel zu Beginn dieses Beitrags: Der neue interne<br />
Controllingbericht wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Lower-Management vorgestellt;<br />
dabei wur<strong>de</strong> zum äußersten Kos tenbewusstsein aufgerufen. Bei einer<br />
zeitlich nachgelagerten Befragung von n = 40 Lower-Managern gaben<br />
8 Personen und damit 8/40 = 20 % an, Kostenreduktionen bereits erreicht<br />
zu haben. Innerhalb welcher Vertrauensgrenzen liegt nun <strong>de</strong>r<br />
Prozentanteil p kostenreduzieren<strong>de</strong>r Manager (Vertrauenswahrscheinlichkeit<br />
95 %)? Nun, es han<strong>de</strong>lt sich um eine B(n;p) verteilte Zufallsvariable.<br />
Da np = 40 * 20 % > 5 und n(1 – p) = 40 * 80 % > 5 ist und<br />
somit die Approximationsbedingungen erfüllt sind, lässt sich diese Binomalverteilung<br />
durch eine Normalverteilung approximieren. Die Streuung<br />
beträgt dann (p(1 – p)/n)1/2 = (0,2 * 0,8 / 40)1/2 = 0,063 (leicht<br />
gerun<strong>de</strong>t). Der 0,025-Punkt bzw. <strong>de</strong>r 0,975-Punkt lautet gemäß Tabellenwerk<br />
1,96. Das Vertrauensintervall weist dann als linke, untere<br />
Intervallgrenze <strong>de</strong>n Wert 0,2 – 1,96 * 0,063 = 0,08 auf. Der rechte,<br />
obere Wert <strong>de</strong>r Intervallgrenze beträgt 0,2 + 1,96 * 0,063 = 0,32<br />
(Werte leicht gerun<strong>de</strong>t). Der Prozentanteil kostenbewusster Manager<br />
liegt also – auf Basis einer 95 %igen Vertrauenswahrscheinlichkeit –<br />
zwischen 8 % und 32 %. Der Schätzwert 20 % aus <strong>de</strong>r Stichprobe wird<br />
also von einem doch recht weiten Intervall umrahmt; man sollte <strong>de</strong>shalb<br />
diesen 20 %-Schätzwert nicht ohne Weiteres auf die Grundgesamtheit<br />
übertragen!<br />
Teil 3 folgt im CM Mai / Juni 2011.<br />
Ich hab<br />
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35
36<br />
Kostenrechnung – Relevance lost again?<br />
Kostenrechnung – Relevance lost again?<br />
von Jürgen Weber<br />
In <strong>de</strong>n USA hat das Buch „Relevance lost – The<br />
Rise and Fall of Management Accounting“ von<br />
Kaplan und Johnson vor gut zwei Jahrzehnten<br />
hohe Wellen geschlagen. Aus <strong>de</strong>r tief gehen<strong>de</strong>n<br />
Kritik an <strong>de</strong>r Kostenrechnung amerikanischer<br />
Unternehmen entwickelten bei<strong>de</strong> Autoren das<br />
Konzept <strong>de</strong>s Activity Based Costing als Antwort<br />
für eine traditionell zu pauschale, ja falsche<br />
Kostenzurechnung.<br />
Im <strong>de</strong>utschsprachigen Raum wur<strong>de</strong> die mit<br />
ABC verbun<strong>de</strong>ne Aufbruchsstimmung häufig<br />
etwas belächelt. Bedingt durch die eher kleinteilige,<br />
komplexe Industriestruktur hatte sich<br />
die Kostenrechnung hier frühzeitig sehr ausdifferenziert.<br />
Der „Urvater“ <strong>de</strong>r Kostenrechnung,<br />
Eugen Schmalenbach, hat so schon 1899<br />
die Prozesskostenrechnung in ihrem Kern<br />
vorgedacht. Mehr noch: Wer bei Paul Riebel<br />
die hohe Kunst mehrdimensionaler Bezugsgrößenhierarchien<br />
gelernt hatte, war hohe<br />
Komplexität gewohnt und gedanklich weit von<br />
amerikanischen Verhältnissen undifferenzierter<br />
Produktkostenrechnungen entfernt.<br />
Eher machte es Spaß, mit Plaut-Schülern zu<br />
streiten, wer <strong>de</strong>nn die „richtigste“ Kostenrechnung<br />
vertrat, die gleichzeitig auch die komplexeste<br />
war. Allerdings hätten wir <strong>de</strong>n Kopf<br />
nicht so hoch tragen sollen. Drei ganz wichtige<br />
Themen fehlten nämlich in <strong>de</strong>n Gedankengebäu<strong>de</strong>n<br />
von Kilger & Co. ganz, wur<strong>de</strong>n nicht<br />
ernst genommen o<strong>de</strong>r unterschätzt.<br />
Entscheidungsorientierte<br />
Kostenrechnung<br />
Das erste Thema betrifft die grundsätzliche<br />
Ausrichtung <strong>de</strong>r Kostenrechnung. In <strong>de</strong>r „<strong>de</strong>utschen<br />
Schule“ hat die Entscheidungsorientierung<br />
eine zentrale Rolle gespielt. Wolfgang<br />
Kilger, Hans-Georg Plaut und Paul Riebel ging<br />
es um die Fundierung und Kontrolle von Entscheidungen<br />
im Rahmen gegebener Kapazitäten.<br />
„Entscheidungsorientierte Kostenrechnung“<br />
wur<strong>de</strong> zum Synonym für „mo<strong>de</strong>rne“<br />
Kostenrechnung. In <strong>de</strong>r Praxis ist die Untermauerung<br />
von Entscheidungen in <strong>de</strong>r Tat eine<br />
wichtige Aufgabe. Sie steht aber keinesfalls<br />
allein. Verhaltenssteuerung ist (min<strong>de</strong>stens)<br />
genauso wichtig. Bei<strong>de</strong> gleichrangig nebeneinan<strong>de</strong>r<br />
zu stellen, ist heute in <strong>de</strong>n Lehrbüchern<br />
gang und gäbe.<br />
Für die gezielte Beeinflussung <strong>de</strong>s Verhaltens<br />
sind aber an<strong>de</strong>re Aspekte wichtig als<br />
für Entscheidungsfundierung, wie etwa die<br />
Manipulationsresistenz <strong>de</strong>r Daten und die Beachtung<br />
<strong>de</strong>s Prinzips <strong>de</strong>r Controllability. Wenn<br />
aus <strong>de</strong>r Entscheidungsperspektive betrachtet<br />
eine höhere Detaillierung immer Sinn macht<br />
und nur von <strong>de</strong>n Systemkosten begrenzt wird,<br />
resultiert aus <strong>de</strong>r Verhaltensorientierung ein<br />
bewusster Verzicht auf zu hohe Komplexität,<br />
damit die Rechnung verständlich,<br />
nachvollziehbar und überprüfbar bleibt.<br />
Transparenz kann auch scha<strong>de</strong>n, dann nämlich,<br />
wenn sie nicht je<strong>de</strong>r versteht.<br />
Globalisierung<br />
Ein zweites Thema wur<strong>de</strong> lange Zeit vernachlässigt:<br />
<strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>r Globalisierung im<br />
Allgemeinen und <strong>de</strong>s Kapitalmarkts im<br />
Speziellen. In einer globalisierten Welt sticht<br />
die Son<strong>de</strong>rposition Deutschlands im Bereich<br />
<strong>de</strong>r Kostenrechnung <strong>de</strong>utlich hervor; unsere<br />
Systeme sind komplexer als an<strong>de</strong>rswo. Wer mit<br />
<strong>de</strong>utschsprachigen Wurzeln global tätig ist, hat<br />
es schwer, seine Töchter in aller Welt dazu zu<br />
bewegen, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Standard zu übernehmen.<br />
Unterbleibt eine Anpassung, wird die<br />
Koordination schwierig. Kapitalmarktorientierung<br />
hat eine noch stärkere Wirkung auf die<br />
Kostenrechnung.
International ist die Trennung in externe<br />
und interne Rechnung in <strong>de</strong>n Unternehmen<br />
längst nicht so ausgeprägt wie traditionell<br />
bei uns. Unsere Kostenrechner haben die Finanzbuchhaltung<br />
eher als kostenlosen Datenlieferanten<br />
<strong>de</strong>nn als Produzent managementrelevanter<br />
Informationen gesehen. International<br />
wird das externe Rechnungswesen dagegen<br />
vom Prinzip <strong>de</strong>r Entscheidungsnützlichkeit bestimmt.<br />
Für die Gewinnung und Bindung von Investoren<br />
kommt ihm eine wichtige Be<strong>de</strong>utung<br />
zu. Mit <strong>de</strong>n IFRS gilt dies nun auch bei uns.<br />
Damit wird es für das Management relevant.<br />
Hieraus resultiert die Harmonisierung, d.h.<br />
Wertgleichheit <strong>de</strong>s ex- und internen Rechnungswesens<br />
Sie wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n großen Unternehmen<br />
in <strong>de</strong>n letzten Jahren zumin<strong>de</strong>st<br />
auf Konzernebene durchgängig vollzogen. Für<br />
kalkulatorische Kosten ist damit allenfalls noch<br />
<strong>de</strong>zentral in Werken Platz.<br />
Dynamik <strong>de</strong>r Wirtschaft<br />
Das dritte Thema kann mit „Dynamik <strong>de</strong>r<br />
Wirtschaft“ überschrieben wer<strong>de</strong>n. Das hört<br />
sich an wie eine Plattitü<strong>de</strong>, ist aber immens<br />
Autor<br />
wichtig. Die Dynamik betrifft zunächst die einzelne<br />
Leistungserstellung. Früher wur<strong>de</strong>n Produktionsstätten<br />
wie für die Ewigkeit errichtet,<br />
heute gibt es viele Beispiele dafür, dass ein<br />
Werk für ein Produkt aufgebaut und nach Ablauf<br />
weniger Jahre, mit <strong>de</strong>m Auslaufen <strong>de</strong>s Produkts,<br />
wie<strong>de</strong>r geschlossen wird. Generell verkürzen<br />
sich in vielen Branchen die Produktlebenszyklen<br />
– mit entsprechen<strong>de</strong>r Konsequenz<br />
für die Kostenrechnung: Lohnte sich früher<br />
die Investition in eine intensive Kostenplanung,<br />
gilt das heute oftmals nicht mehr,<br />
weil nach kurzer Zeit wie<strong>de</strong>r neu geplant<br />
wer<strong>de</strong>n müsste. Eine Dynamik an<strong>de</strong>rer Art<br />
entsteht durch <strong>de</strong>n Kauf und Verkauf von Unternehmensteilen.<br />
M&A ist stets mit <strong>de</strong>m Problem<br />
verbun<strong>de</strong>n, neue Einheiten schnell in die zentrale<br />
Unternehmensteuerung aufnehmen zu<br />
müssen. Ein solches „Einhängen“ ist um so<br />
eher möglich, je ähnlicher und einfacher die<br />
Strukturen sind. Dies betrifft auch die Kostenrechnung.<br />
Wie<strong>de</strong>rum resultiert eine Ten<strong>de</strong>nz<br />
zur Komplexitätsreduktion.<br />
Trends in <strong>de</strong>r Praxis<br />
Es verwun<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>shalb nicht, dass man in <strong>de</strong>r<br />
Praxis vielen Phänomenen begegnet, die einen<br />
Kostenrechner <strong>de</strong>r „alten Schule“ nicht wirklich<br />
erfreuen: (1) Unternehmen mit langer Erfahrung<br />
kostenstellenbezogener Kostenplanung<br />
und -kontrolle haben diese eingestellt. Selbiges<br />
gilt für die Trennung in fixe und proportionale<br />
Kosten. Damit wur<strong>de</strong>n heilige Kühe <strong>de</strong>r Kostenrechnung<br />
geschlachtet. (2) Deckungsbeitragsrechnungen<br />
sind zwar – wenn man auf<br />
die Ergebnisse <strong>de</strong>s WHU-Controllerpanels<br />
schaut – auf <strong>de</strong>m Vormarsch, aber letztlich<br />
heißt in <strong>de</strong>n Unternehmen beinahe alles, was<br />
von Erlösen Kosten abzieht, Deckungsbeitrag.<br />
Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen Weber<br />
ist Direktor <strong>de</strong>s Instituts für Management und Controlling (IMC)<br />
<strong>de</strong>r WHU-Otto-Beisheim-Hochschule, Burgplatz 2, D-56179 Vallendar;<br />
www.whu.edu/<strong>controlling</strong>. Er ist zu<strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />
Kuratoriums <strong>de</strong>s Internationalen Controller Vereins (ICV).<br />
E-Mail: juergen.weber@whu.edu<br />
Deckungsbeitragsrechnungen sehen in <strong>de</strong>n<br />
Lehrbüchern trichterförmig aus, von <strong>de</strong>n Produkt<strong>de</strong>ckungsbeiträgen<br />
bis zum Betriebsergebnis.<br />
In <strong>de</strong>r Praxis trifft man aber immer nur auf<br />
klassische Zahlenreihen in Tabellen ohne leere<br />
Fel<strong>de</strong>r. (3) Sinnvolle Erweiterungen <strong>de</strong>r Kostenrechnung<br />
haben sich nicht wirklich durchgesetzt,<br />
so etwa Kun<strong>de</strong>nergebnisrechnungen,<br />
die Prozesskostenrechnung, von komplexeren<br />
Rechnungen wie Lebenszykluskostenrechnungen<br />
ganz abgesehen.<br />
Unternehmen sind also mehr o<strong>de</strong>r weniger<br />
konsequent <strong>de</strong>n Weg gegangen, Kostenrech-<br />
nung weniger komplex zu machen. Das mag<br />
man in traditioneller Sicht eines „<strong>de</strong>utschen“<br />
Kostenrechners beklagen. Man hört halt lieber<br />
die Nachricht, dass sich das Wort „Grenzplankostenrechnung“<br />
in <strong>de</strong>n USA verbreitet, als <strong>de</strong>n<br />
Hinweis, dass eine sophistizierte Kostenspaltung<br />
eingestellt wird. Vielleicht <strong>de</strong>nkt man an<br />
dieser Stelle aber auch nur wie ein von <strong>de</strong>n<br />
Controllern so häufig angeprangerter Ingenieur,<br />
<strong>de</strong>r gol<strong>de</strong>ne Wasserhähne konstruiert hat, die<br />
keiner brauchte. Wer <strong>de</strong>n Trend zu weniger<br />
Komplexität nicht mag, muss sich im ersten<br />
Schritt mit <strong>de</strong>n neuen Anfor<strong>de</strong>rungen und<br />
Zwecken <strong>de</strong>r Kostenrechnung auseinan<strong>de</strong>rsetzen.<br />
Vielleicht wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n eingängigen<br />
Kostenrechnungsbüchern ja nur ein Teil <strong>de</strong>r<br />
gesamten Geschichte erzählt, vielleicht fehlten<br />
Kapitel, die an<strong>de</strong>re Handlungsempfehlungen<br />
geben.<br />
Fazit<br />
CM März / April 2011<br />
Gilt „Relevance lost“ nun auch in <strong>de</strong>r Hochburg<br />
<strong>de</strong>r Kostenrechnung? Aus meiner Sicht<br />
trifft das nur für die I<strong>de</strong>e zu, man könne alle<br />
an die Kostenrechnung herangetragenen Fragen<br />
durch ein einziges, mächtiges System<br />
beantworten. Ein Nebeneinan<strong>de</strong>r einer relativ<br />
schlanken, laufen<strong>de</strong>n Basisrechnung<br />
und ins Detail gehen<strong>de</strong>n, stark auf<br />
<strong>de</strong>n konkreten Einzelfall bezogenen fallweisen<br />
Rechnung ist die richtige Lösung.<br />
Das Vorgehen wird stark durch einen Projektcharakter<br />
<strong>de</strong>s Denkens bestimmt, es suggeriert<br />
nicht das Bild, alles wäre laufend aus einer<br />
omnipotenten Rechnung heraus möglich.<br />
Fallweise Anwendungen <strong>de</strong>r Kostenrechnung<br />
verhin<strong>de</strong>rten es auch, dass bestimmte Berechnungen<br />
zu Routinen wer<strong>de</strong>n, die nicht<br />
hinterfragt und damit nicht verstan<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Kostenrechnungs-Know-how ist auch für fallweise<br />
Rechnungen wichtig. Die Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
wer<strong>de</strong>n nicht kleiner. Damit bleibt<br />
eine fundierte, ins Detail gehen<strong>de</strong> Ausbildung in<br />
Kostenrechnung weiter wichtig, auch wenn das<br />
Basissystem in <strong>de</strong>r Praxis zunehmend einfacher<br />
wird – und dies ist eine versöhnliche<br />
Perspektive für einen Hochschullehrer, <strong>de</strong>r<br />
Kilger, Plaut und Riebel noch aus persönlicher<br />
Anschauung kennt.<br />
37
38<br />
Das Tor zur Unternehmenskrise wird in <strong>de</strong>r Kojunktur geöffnet!<br />
Das Tor zur Unternehmenskrise wird in <strong>de</strong>r<br />
Konjunktur geöffnet!<br />
von Götz-Andreas Kemmner<br />
Aus Fehlern lernen: Es sind zuerst einmal<br />
leistungswirtschaftliche Defizite und nicht<br />
Finanzierungsprobleme, die Unternehmen<br />
in die Knie zwingen. Welche Erfahrungen aus<br />
<strong>de</strong>r Unternehmenssanierung und Empfehlungen<br />
zum rechtzeitigen Gegensteuern gibt es?<br />
Die Insolvenzrate in Deutschland hat in <strong>de</strong>r<br />
Wirtschaftskrise zugenommen. Wen wun<strong>de</strong>rt<br />
es: Märkte brechen weg, Banken wollen o<strong>de</strong>r<br />
können erfor<strong>de</strong>rliches Fremdkapital nicht bereitstellen.<br />
Einerseits gibt es Unternehmen –<br />
und nicht zu wenige – , die die Wirtschaftskrise<br />
getroffen hat, und die sich trotz<strong>de</strong>m erfolgreich<br />
behaupten, an<strong>de</strong>rerseits müssen manche<br />
Unternehmen auch in mo<strong>de</strong>rateren Rezessionsphasen,<br />
sogar in Zeiten <strong>de</strong>s Wirtschaftsaufschwungs,<br />
<strong>de</strong>n Weg zum Insolvenzgericht<br />
antreten o<strong>de</strong>r restrukturiert wer<strong>de</strong>n. In unseren<br />
Sanierungs- und Restrukturierungsprojekten<br />
sehen wir uns regelmäßig mit <strong>de</strong>r Frage konfrontiert,<br />
warum ein Unternehmen nicht mehr<br />
ausreichend wettbewerbsfähig ist, <strong>de</strong>nn hier<br />
liegen die Hebel, an <strong>de</strong>nen man bei einer Restrukturierung<br />
ansetzen muss.<br />
Fragt man die Unternehmen selbst o<strong>de</strong>r verfolgt<br />
man die öffentliche Diskussion in <strong>de</strong>n Medien,<br />
so dominieren immer wie<strong>de</strong>r dieselben vermeintlichen<br />
Ursachen, die zu Liquiditätskrisen<br />
führen, wie:<br />
� kurzfristiges Wegbrechen von Märkten<br />
� mangeln<strong>de</strong> „Treue“ <strong>de</strong>s Fremdkapitals<br />
� <strong>de</strong>r internationale Wettbewerb<br />
� Währungsschwankungen<br />
� Export- o<strong>de</strong>r Import-Hemmnisse.<br />
Zu großen Teilen sind dies jedoch nur die<br />
letzten Tropfen, die das berühmte Fass<br />
zum Überlaufen brachten. Die wirklichen Ursachen<br />
<strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>n Wettbewerbsfähigkeit<br />
liegen zumeist an an<strong>de</strong>ren Stellen. Wie Hauschildt<br />
1 bereits vor langem ver<strong>de</strong>utlichte, lässt<br />
sich die Ursachen-Wirkungskette in <strong>de</strong>n Unternehmen<br />
von einer Liquiditätskrise über eine Ertragskrise<br />
und eine Strategiekrise zu einer<br />
leistungswirtschaftlichen Krise zurückverfolgen.<br />
Auch nach unseren Erfahrungen aus zahlreichen<br />
Restrukturierungs- und Sanierungsprojekten<br />
sowie Sachverständigenanalysen sind es<br />
letztlich leistungswirtschaftliche Defizite, die<br />
die Wettbewerbsfähigkeit <strong>de</strong>r Unternehmen<br />
erodieren lassen. Leistungswirtschaftliche Defizite<br />
können in guten Zeiten Ertrag, in schlechten<br />
aber das Leben kosten. Und nur wenn man<br />
an dieser Stelle ansetzt, kann man die Wettbewerbsfähigkeit<br />
von Unternehmen langfristig<br />
sichern.<br />
Unsere Erfahrungen zeigen darüber hinaus,<br />
dass die Probleme immer wie<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>nselben<br />
Stellen <strong>de</strong>r Wertschöpfungskette zu fin<strong>de</strong>n<br />
sind! Abbildung 1 gibt schematisch eine Wertschöpfungskette<br />
wie<strong>de</strong>r. Betrachten wir eine<br />
Wertschöpfungskette genauer, wird <strong>de</strong>utlich,<br />
dass sie sich in fünf Schichten zerlegen lässt.<br />
Die unterste Schicht <strong>de</strong>r Wertschöpfung stellen<br />
die Herstellungsprozesse dar; das, was an einer<br />
einzelnen Produktionsanlage o<strong>de</strong>r Maschine<br />
getan wird. Die Herstellungsprozesse sind<br />
durch Materialflüsse (Schicht 2) miteinan<strong>de</strong>r<br />
verbun<strong>de</strong>n. Die Materialflüsse wer<strong>de</strong>n durch<br />
Informationsflüsse (Schicht 3) angestoßen.<br />
Die Informationsflüsse wie<strong>de</strong>rum wer<strong>de</strong>n auf<br />
<strong>de</strong>r Planungs- und Steuerungsebene
(Schicht 4) koordiniert („disponiert“). Die Planungs-<br />
und Steuerungsebene wie<strong>de</strong>rum setzt<br />
das logistische Geschäftsmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Wertschöpfungskette<br />
(Schicht 5) um. Das Ergebnis<br />
<strong>de</strong>r Wertschöpfungskette ist ein Produktportfolio,<br />
das sich am Markt behaupten muss.<br />
Die zentralen Probleme, auf die wir immer wie<strong>de</strong>r<br />
stoßen, befin<strong>de</strong>n sich nun an folgen<strong>de</strong>n drei<br />
Stellen:<br />
� beim Produkt-Portfolio<br />
� bei <strong>de</strong>r Planung und Steuerung <strong>de</strong>r Prozesse<br />
(Schicht 4), sowie<br />
� beim angewen<strong>de</strong>ten logistischen Geschäftsmo<strong>de</strong>ll<br />
(Schicht 5).<br />
Diese drei Krankheitsher<strong>de</strong> wollen wir uns<br />
nachfolgend etwas genauer ansehen:<br />
Krankheitsher<strong>de</strong> in Unternehmen<br />
Abbildung 2 zeigt ein typisches Produkt-Portfolio,<br />
wie man es bei vielen Unternehmen auf <strong>de</strong>r<br />
Fertigwarenseite fin<strong>de</strong>t. Die einzelnen Artikel<br />
wur<strong>de</strong>n einerseits nach ihrer Umsatzbe<strong>de</strong>utung<br />
(ABC) und an<strong>de</strong>rerseits danach bewertet, wie<br />
regelmäßig <strong>de</strong>r Markt die Artikel nachfragt<br />
(XYZ). Es zeigt sich, dass mit 20-30 % <strong>de</strong>r Artikelnummern<br />
ca. 60-80 % <strong>de</strong>s Umsatzes erwirtschaftet<br />
wer<strong>de</strong>n. Am an<strong>de</strong>ren En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
Portfolios wer<strong>de</strong>n mit 40-70 % <strong>de</strong>r Artikel nur<br />
3-4 % <strong>de</strong>s Umsatzes erwirtschaftet, wofür ein<br />
beträchtlicher Anteil <strong>de</strong>s Gesamtbestan<strong>de</strong>s erfor<strong>de</strong>rlich<br />
ist.<br />
Unten rechts im Produktportfolio, bei diesen CZ<br />
und CZ2-Artikeln, wird kaum Geld verdient. In<br />
Prozesskostenanalysen stellen wir immer wie<strong>de</strong>r<br />
fest, dass diese Artikel, selbst dann, wenn<br />
die Deckungsbeiträge noch positiv erscheinen,<br />
bei genauer Kostenzuordnung Geld verbrennen:<br />
Hohe Bestän<strong>de</strong> und damit Kapitalbindung im<br />
Verhältnis zum Umsatz; hoher Abwicklungs-<br />
und Verwaltungsaufwand; hohes Verschrottungsrisiko.<br />
Die wenigsten Unternehmen, nicht nur die wirtschaftlich<br />
schwachen, halten ihr Produktportfolio<br />
gepflegt. So verwun<strong>de</strong>rt es nicht, dass eine<br />
typische Metho<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Sanierung und<br />
Restrukturierung von Unternehmen das sogenannte<br />
„Downsizing“ darstellt: Man trennt<br />
Abb. 1: Immer wie<strong>de</strong>r dieselben leistungswirtschaftlichen Schwachstellen zwingen die Unternehmen in die Knie<br />
sich von einem verlustbringen<strong>de</strong>n und aufwandgenerieren<strong>de</strong>n<br />
Teil seines Produktportfolios.<br />
Im gleichen Zuge lassen sich überproportional<br />
Maschinen, Bestän<strong>de</strong>, Infrastruktur und<br />
Personal abbauen und das Unternehmen<br />
kommt wie<strong>de</strong>r in die Ertragszone. Bei einer regelmäßigen<br />
kritischen Pflege <strong>de</strong>s Artikelportfolios<br />
könnten solche dramatischen Schritte vermie<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n. Kein Personalabbau einerseits<br />
und höhere Erträge an<strong>de</strong>rerseits.<br />
Den zweiten Krankheitsherd stellt die<br />
vierte Schicht, die Planung und Steuerung<br />
<strong>de</strong>r Wertschöpfungskette dar. Trotz 50<br />
Jahren Erfahrung in Sachen PPS- und ERP-<br />
Sys teme verfügen viele Unternehmen noch<br />
immer nicht über eine durchgängige Planungskette<br />
von <strong>de</strong>r Absatzplanung bis zur<br />
Fertigungssteuerung; häufig liegen manuelle<br />
Schritte in Form von Excelplanungen dazwischen.<br />
Statt die Planungsautomatismen <strong>de</strong>s<br />
Abb. 2: Ein typisches Artikel-Portfolio bietet viel Ertragssteigerungspotential<br />
CM März / April 2011<br />
ERP-Systems zu nutzen, wird von Hand gearbeitet:<br />
das ERP-Sys tem dient nur als gol<strong>de</strong>ne<br />
Schreibmaschine.<br />
Was vor 30 Jahren bei wenigen und einfacheren<br />
Produkten und Fertigungsprozessen<br />
noch per Wand-Plantafel möglich war, lässt<br />
sich heute nicht mehr aufrechterhalten. Die Be<strong>de</strong>utung<br />
einer effizienten Disposition und Fertigungssteuerung<br />
wird in <strong>de</strong>n meisten Unternehmen<br />
systematisch unterschätzt. 153 Mrd. €<br />
Überbestän<strong>de</strong> 2 in <strong>de</strong>r Hochkonjunkturphase in<br />
Deutschland stellen nur eine Kennzahl für die<br />
Ineffizienz <strong>de</strong>r Dispositionsprozesse dar. Ohne<br />
effiziente und in wesentlichen Bereichen automatisierte<br />
Planungs- und Dispositionsprozesse<br />
keine nachhaltige Wirtschaftlichkeit! In vielen<br />
Restrukturierungsprojekten, und nicht nur dort,<br />
lässt sich die Liquidität, die für die Durchführung<br />
von Maßnahmen erfor<strong>de</strong>rlich ist, aus <strong>de</strong>m<br />
Abbau von Bestän<strong>de</strong>n gewinnen.<br />
39
40<br />
Das Tor zur Unternehmenskrise wird in <strong>de</strong>r Kojunktur geöffnet!<br />
Abb. 3: Unternehmensgeschäftsmo<strong>de</strong>ll und logistisches Geschäftsmo<strong>de</strong>ll müssen aufeinan<strong>de</strong>r abgestimmt sein<br />
Ein Unternehmen verfügt nicht nur über ein Unternehmens-Geschäftsmo<strong>de</strong>ll,<br />
son<strong>de</strong>rn auch<br />
über ein logistisches Geschäftsmo<strong>de</strong>l; häufig<br />
arbeiten bei<strong>de</strong> Geschäftsmo<strong>de</strong>lle nicht synchron,<br />
womit wir beim dritten Krankheitsherd<br />
angelangt sind: Während das Unternehmensgeschäftsmo<strong>de</strong>ll<br />
immer wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>s Marktes angepasst wird,<br />
bleibt das logistische Geschäftsmo<strong>de</strong>ll oft<br />
unverän<strong>de</strong>rt bestehen (siehe Abbildung 3).<br />
Hohe Variantenvielfalt, die viel zu früh schon zu<br />
Beginn <strong>de</strong>r ersten Produktionsschritte gebil<strong>de</strong>t<br />
wird, zu hohe Lieferbereitschaft bei selten<br />
nachgefragten Artikeln, falsche logistische Entkopplungspunkte<br />
o<strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong> marktsynchrone<br />
Produktion sind nur einige Beispiele für eine<br />
fehlen<strong>de</strong> Abstimmung zwischen logistischem<br />
Geschäftsmo<strong>de</strong>ll und Unternehmensgeschäftsmo<strong>de</strong>ll.<br />
Es genügt jedoch nicht, diese Problemfel<strong>de</strong>r zu<br />
i<strong>de</strong>ntifizieren, wenn es eigentlich zu spät dafür<br />
ist. Warum wer<strong>de</strong>n diese Probleme in vielen Unternehmen<br />
nicht rechtzeitig und in guten Zeiten<br />
behoben? Dafür lassen sich nach unserer Erfahrung<br />
vier wesentliche Ursachen i<strong>de</strong>ntifizieren:<br />
Autor<br />
Interne Zielsysteme blockieren<br />
die richtige Lösung<br />
Interne Zielsysteme sind heute sehr populär; im<br />
kleinen Mittelstand genauso wie in <strong>de</strong>r Großindustrie.<br />
Was hilft besser, alle Führungskräfte<br />
für die Steigerung <strong>de</strong>s Unternehmensertrags zu<br />
motivieren, als das Ziel <strong>de</strong>r Ertragssteigerung<br />
auf Teilziele für die verschie<strong>de</strong>nen Unternehmensbereiche<br />
herunterzubrechen? Der Einkauf<br />
soll das Einkaufsvolumen im Verhältnis zum<br />
Umsatz verringern. Die Produktion soll die Auslastung<br />
<strong>de</strong>r Anlagen steigern. Der Vertrieb soll<br />
<strong>de</strong>n Umsatz erhöhen und die Logistik die Bestandskosten<br />
senken.<br />
Je<strong>de</strong>s einzelne Ziel klingt schön; da die einzelnen<br />
Ziele aber nicht unabhängig voneinan<strong>de</strong>r<br />
sind, gehen verbesserte Zielgrößen eines Bereiches<br />
häufig zu Lasten an<strong>de</strong>rer Bereiche. Auf<br />
diese Weise wer<strong>de</strong>n Bereichsegoismen gestärkt<br />
und je<strong>de</strong>r ist an seinem Optimum, aber keiner<br />
am Gesamtoptimum interessiert. So kommt es,<br />
dass gera<strong>de</strong> die Verbesserungsmaßnahmen<br />
auf <strong>de</strong>r Strecke bleiben, die quer durch die<br />
Wertschöpfungskette wirken und am meisten<br />
zur Steigerung <strong>de</strong>r Wettbewerbsfähigkeit eines<br />
Dr. Götz-Andreas Kemmner<br />
ist Geschäftsführer <strong>de</strong>r Abels & Kemmner Gesellschaft für<br />
Unternehmensberatung mbH in Herzogenrath.<br />
Tel: 02407-9565-0<br />
Unternehmens beitragen können: die Anpassung<br />
<strong>de</strong>s logistischen Geschäftsmo<strong>de</strong>lls und<br />
die Disposition <strong>de</strong>r Wertschöpfungskette. Aus<br />
<strong>de</strong>n gleichen Grün<strong>de</strong>n wuchern in vielen Unternehmen<br />
die Produkt-Portfolios wie Unkraut.<br />
Um dieses Problem zu lösen, helfen zwei Ansatzpunkte:<br />
Einerseits wer<strong>de</strong>n konsistente<br />
Zielsysteme benötigt, in <strong>de</strong>nen Verursachung<br />
und Verantwortung zusammengebracht wer<strong>de</strong>n<br />
und in <strong>de</strong>nen die Führungskräfte mehr an<br />
ihrem Beitrag zum Gesamtertrag <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
gemessen wer<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>rerseits<br />
müssen die Funktionen im Unternehmen<br />
gestärkt wer<strong>de</strong>n, die die Querschnittsverantwortung<br />
in <strong>de</strong>r Wertschöpfungskette<br />
tragen, wie Logistik und Supply Chain Management.<br />
Die klassischen Fachabteilungen<br />
rutschen damit mehr in die Position von Dienstleistern.<br />
Die eigene Fachkompetenz im<br />
Unternehmen wird überschätzt<br />
In Krisensituationen wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />
in vielen Unternehmen einfach falsche Prioritäten<br />
bei <strong>de</strong>ren Weiterentwicklung gesetzt.<br />
Teilweise fehlt die Fachkompetenz, Prioritäten<br />
richtig zu erkennen. Die meisten Führungskräfte<br />
kennen in ihrem Aufgabengebiet nur<br />
wenige Gestaltungsvarianten für bestimmte<br />
Aufgabenstellungen, mit <strong>de</strong>nen sie in ihrem<br />
Berufsleben Erfahrungen gesammelt haben.<br />
Auf diese greifen sie immer wie<strong>de</strong>r zurück,<br />
wan<strong>de</strong>ln sie allenfalls leicht ab. Die Stärken<br />
und Schwächen dieser Lösungen können sie<br />
in <strong>de</strong>r Folge schlecht beurteilen; beson<strong>de</strong>rs<br />
wenn sich die betrieblichen Randbedingungen<br />
am Markt än<strong>de</strong>rn. Letztlich fehlen ihnen zumeist<br />
ausgefeilte Werkzeuge zur Gestaltung<br />
und Auslegung <strong>de</strong>r richtigen Lösungen.<br />
Da die Wertschöpfungsketten in <strong>de</strong>n Unternehmen<br />
immer komplizierter und wettbewerbsintensiver<br />
wer<strong>de</strong>n, geht die Zeit zu En<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>r<br />
man sich seine Hütte noch selbst zimmern<br />
konnte. Die Unternehmen müssen ihre konzeptionelle<br />
Wertschöpfungstiefe verringern<br />
und mehr auf externe Fachleute zurückgreifen,<br />
anstatt selbst zu „basteln“. Besser<br />
„Best Practice” einkaufen, statt „medium Practice”<br />
langwierig selbst entwickeln.
Langsame Entscheidungen wegen Führungsschwäche<br />
Auch wenn ein Konsens nicht herbeizuführen ist, müssen Entscheidungen<br />
fallen. Führung im klassischen Sinne fehlt jedoch bei vielen Unternehmen:<br />
Wenn im Führungskreis kein Konsens über ein Problem o<strong>de</strong>r<br />
eine Lösung besteht, wird bestenfalls weiterdiskutiert, es wird aber we<strong>de</strong>r<br />
entschie<strong>de</strong>n, noch wer<strong>de</strong>n Experten hinzugezogen, um das Problem zu<br />
fassen und eine Lösung zu entwickeln. Wenn die Mitarbeiter sich gegen<br />
eine Verän<strong>de</strong>rung wehren, wird sie hinausgezögert, anstatt die Mitarbeiter<br />
zu überzeugen o<strong>de</strong>r ihnen <strong>de</strong>utlich zu machen, dass es keine Alternative<br />
gibt.<br />
Der Weg vom Lei<strong>de</strong>nsdruck, über <strong>de</strong>n Konsens bezüglich <strong>de</strong>s bestehen<strong>de</strong>n<br />
Problems und die Meinungsbildung über die richtige Lösung, bis zur<br />
Hoffnung auf Besserung und Einleitung von Maßnahmen, dauert in vielen<br />
Unternehmen zu lange. Fast immer treffen wir in Sanierungsfällen auf<br />
einzelne Personen im Führungskreis <strong>de</strong>s Unternehmens, <strong>de</strong>nen die Probleme<br />
bekannt sind, die jedoch keine Entscheidungen durchsetzen konnten<br />
o<strong>de</strong>r wollten. Die Ursachen mangeln<strong>de</strong>r Führungsstärke haben nach<br />
meiner Erfahrung nicht nur etwas mit <strong>de</strong>r einzelnen Persönlichkeitsstruktur<br />
zu tun, son<strong>de</strong>rn rühren auch von mangeln<strong>de</strong>r Qualifikation zur Problembeurteilung<br />
und Lösungsfindung her und wer<strong>de</strong>n durch die bereits<br />
erwähnten ungeeigneten Zielsysteme verstärkt.<br />
Überlastung von Mitarbeitern und Führungskräften<br />
Viele notwendige Entscheidungen im Unternehmen fallen auch <strong>de</strong>shalb<br />
zu langsam und viele Konzepte wer<strong>de</strong>n nicht sorgfältig genug entwickelt,<br />
weil in etlichen Unternehmen Führungskräfte und Mitarbeiter<br />
notorisch überlastet sind. Einerseits wird an je<strong>de</strong>m Kopf gespart, an<strong>de</strong>rerseits<br />
wird noch immer zu umständlich gearbeitet und letztlich wird<br />
zu viel Aufwand getrieben und damit Personal gebun<strong>de</strong>n für Produktsegmente,<br />
in <strong>de</strong>nen zu wenig Ertrag erwirtschaftet wird. Hiermit<br />
sind wir wie<strong>de</strong>r beim Produktportfolio angelangt, und <strong>de</strong>r Kreis schließt<br />
sich gewissermaßen.<br />
Es gibt nichts Gutes, es sei <strong>de</strong>nn, man tut es. Es geschieht ganz selten,<br />
dass sich Marktanfor<strong>de</strong>rungen und Anfor<strong>de</strong>rungen an die Wertschöpfungskette<br />
so schnell än<strong>de</strong>rn, dass man als Unternehmen nicht hinterherkommen<br />
könnte. Voraussetzung dafür ist, dass sich kein Lösungsstau bil<strong>de</strong>t,<br />
und ein Unternehmen seinen Wertschöpfungsmotor gepflegt und auf<br />
<strong>de</strong>m neuesten Stand hält. Wer erst in <strong>de</strong>r Krise reagiert, hat we<strong>de</strong>r die<br />
Zeit noch das Geld, nachhaltig wettbewerbsfähig zu wer<strong>de</strong>n, und kann<br />
nur improvisieren. Wenn er nicht mit seinem Untergang zahlt, dann zumin<strong>de</strong>st<br />
mit seinem Tafelsilber.<br />
Fußnote<br />
CM März / April 2011<br />
1 Hauschildt, Jürgen: Krisendiagnose durch Bilanzanalyse, Köln 2000<br />
2 Abels & Kemmner: Überbestandsanalyse Deutschland 2009. Quelle:<br />
www.ak-online.<strong>de</strong>/<strong>de</strong>/NewsEvents/Pressemitteilungen/2009/1/1<br />
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42<br />
Einführung eines Finanzsteuerungssystems<br />
Einführung eines Finanzsteuerungssystems bei<br />
<strong>de</strong>r Scout24-Gruppe<br />
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Scout24 ist eine <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Unternehmensgruppen<br />
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wie Wohnen, Mobilität, Job, Partnerschaft und<br />
Finanzen. Das Geschäftsmo<strong>de</strong>ll ist dabei auf<br />
<strong>de</strong>r Marktseite sehr stark von einem „Winnertakes-it-all“-Gedanken<br />
getrieben, nach<strong>de</strong>m sowohl<br />
Anbietern als auch Nachfragern eine natürliche<br />
Ten<strong>de</strong>nz zum Marktplatz mit <strong>de</strong>m größten<br />
Angebot und <strong>de</strong>r größten Nachfrage unterstellt<br />
wer<strong>de</strong>n kann. Auf <strong>de</strong>r Unternehmensseite<br />
ist ein sehr hoher Anteil von umsatzunabhängigen<br />
Kosten zu konstatieren, so dass kaum<br />
direkte Beziehungen zwischen Umsatz- und<br />
Kostentreibern etabliert wer<strong>de</strong>n können.<br />
Die Gruppe stand 2007 vor <strong>de</strong>r Herausfor<strong>de</strong>rung,<br />
dass durch das rasante Wachstum die<br />
konzeptionelle Steuerungslogik wie auch die<br />
Systemlandschaft für Planung, Reporting und<br />
Konsolidierung nicht mehr zeitgemäß war. Dadurch<br />
bestand auf Ebene <strong>de</strong>r Holding als Dachgesellschaft<br />
<strong>de</strong>r Scout24-Gruppe die Gefahr<br />
einer Fehlsteuerung. Aus diesem Grund entschlossen<br />
wir uns, eine neue Software für Planung,<br />
Ist-Reporting und Konsolidierung einzuführen.<br />
Die Wahl fiel hierbei nach einem gemeinsam<br />
mit <strong>de</strong>n Marktplätzen durchgeführten<br />
Auswahlprozess auf Oracle | Hyperion Planning<br />
und Financial Management. In <strong>de</strong>r Konzeptionsphase<br />
wur<strong>de</strong>n wir unterstützt von Horváth<br />
& Partner. In <strong>de</strong>r Implementierungsphase begleitete<br />
uns Deloitte Consulting.<br />
Aufsetzen einer Steuerungslogik<br />
als Startpunkt<br />
Dazu haben wir das Beteiligungs<strong>controlling</strong><br />
komplett neu aufgesetzt. Im ersten Schritt<br />
wur<strong>de</strong>n die konzeptionellen Grundlagen hierfür<br />
geschaffen, in<strong>de</strong>m gemeinsam mit <strong>de</strong>n Beteiligungen<br />
festgelegt wur<strong>de</strong>, nach welchen Steuerungsdimensionen<br />
das Controlling zukünftig<br />
ausgerichtet sein soll.<br />
1. Festlegung <strong>de</strong>r Steuerungsdimensionen<br />
Eine Beson<strong>de</strong>rheit ergab sich bei <strong>de</strong>r Dimension<br />
„Kun<strong>de</strong>“: Als Online-Marktplatz führt die<br />
Scout24-Gruppe Anbieter und Nachfrager<br />
(von Fahrzeugen, Immobilien, Jobs etc.) zusammen.<br />
Grundsätzlich hätten wir daher sowohl<br />
Anbieter als auch Nachfrager als Kun<strong>de</strong>n
ezeichnen können (Anbieter schalten Angebote<br />
auf unseren Websites, Nachfrager suchen<br />
darauf nach diesen Angeboten). Aufgrund<br />
<strong>de</strong>r „Kostenloskultur“ im Internet wird<br />
regelmäßig lediglich die Angebotsseite bepreist.<br />
Daher haben wir uns entschie<strong>de</strong>n, darauf<br />
abzustellen, wo <strong>de</strong>r Geldfluss entsteht,<br />
und bezeichnen daher nur die Angebotsseite<br />
als Kun<strong>de</strong>n. Hier haben wir dann weiter einerseits<br />
unterschie<strong>de</strong>n zwischen solchen Kun<strong>de</strong>n,<br />
die einen eimaligen Kauf tätigen (zeitpunktbezogene<br />
Kun<strong>de</strong>nbeziehung, wie beispielsweise<br />
das einmalige Einstellen einer<br />
Stellenanzeige bei JobScout24) und Abo-Mo<strong>de</strong>llen<br />
an<strong>de</strong>rerseits (zeitraumbezogene Kun<strong>de</strong>nbeziehung,<br />
wie beispielsweise ein Produkt,<br />
mittels <strong>de</strong>ssen ein Makler ständig 50 verschie<strong>de</strong>ne<br />
Immobilien bei ImmobilienScout24<br />
einstellen kann), weil die Nachhaltigkeit und<br />
damit die Wertigkeit dieser Umsätze eine an<strong>de</strong>re<br />
ist.<br />
Bei <strong>de</strong>r Dimension „Legaleinheit“ wur<strong>de</strong> entschie<strong>de</strong>n,<br />
alle rechtlichen Einheiten flach anliefern<br />
zu lassen, um als Holding die Hoheit über<br />
die Konsolidierung <strong>de</strong>r Gruppe zu behalten. Für<br />
solche Geschäftsfel<strong>de</strong>r, die selber einen Teilkonzern<br />
bil<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong> jedoch die Möglichkeit<br />
geschafften, diesen bei sich abzubil<strong>de</strong>n. Zusätzlich<br />
wur<strong>de</strong> eine Dimension „Geschäftsfeld“<br />
eingerichtet, weil sich die Strukturen bei Legaleinheiten<br />
(beispielsweise durch M&A Reorganisationen)<br />
erfahrungsgemäß än<strong>de</strong>rn können,<br />
jedoch trotz<strong>de</strong>m eine ganzheitliche Sicht<br />
auf einzelne Geschäftsfel<strong>de</strong>r erfolgen sollte.<br />
Neben <strong>de</strong>n hier vorgestellten eher klassischen<br />
Dimensionen wur<strong>de</strong> auch eine Dimension<br />
„Reifegrad“ ergänzt, um eine Portfoliosteuerung<br />
nach ertragsstarken, aber eher saturierten<br />
Segmenten einerseits und wachstumsstarken,<br />
aber noch EBITDA-negativen<br />
Geschäftsfel<strong>de</strong>rn an<strong>de</strong>rerseits vornehmen<br />
zu können. Diese Unterscheidung ist<br />
dynamisch, d. h. Geschäftsfel<strong>de</strong>r, die heute<br />
noch einen geringen Reifegrad aufweisen,<br />
wer<strong>de</strong>n in einigen Jahren vermutlich einen<br />
<strong>de</strong>utlich höheren Reifegrad erreicht haben.<br />
Aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Vereinfachung wur<strong>de</strong> hier<br />
darauf verzichtet, eine Historisierung vorzunehmen:<br />
Das Reporting erfolgt analog <strong>de</strong>r Zuordnung<br />
zu <strong>de</strong>m entsprechen<strong>de</strong>n Reifegrad im<br />
jeweiligen Jahr.<br />
2. Definition <strong>de</strong>r Berichtsinhalte in Steuerungsdimensionen<br />
Im Nachgang zu dieser Definition von Steuerungsdimensionen<br />
und -objekten wur<strong>de</strong> im<br />
zweiten Schritt festgelegt, mit welchen Berichtsinhalten<br />
diese Steuerungsdimensionen<br />
befüllt wer<strong>de</strong>n sollten. Berichtsinhalte waren<br />
dabei die Bilanz, die GuV, <strong>de</strong>r Umsatz sowie<br />
die KPIs.<br />
Dabei war zunächst zu entschei<strong>de</strong>nd, ob bei <strong>de</strong>r<br />
GuV das Gesamtkostenverfahren (GKV) o<strong>de</strong>r<br />
das Umsatzkostenverfahren (UKV) führend sein<br />
sollten. Wir haben uns hier für das GKV entschie<strong>de</strong>n,<br />
weil wir die Personalkosten – als einen<br />
<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n wesentlichen Kostenblöcke <strong>de</strong>r<br />
Scout24-Gruppe – getrennt ausweisen wollten.<br />
In <strong>de</strong>r GuV nach GKV und auch bei <strong>de</strong>n Key Performance<br />
Indicators (KPIs) wer<strong>de</strong>n dann die Dimensionen<br />
Reifegrad, Land, Legaleinheit und<br />
Geschäftsfeld berichtet. Eine GuV nach <strong>de</strong>n<br />
weiteren Dimensionen Produkt und Kun<strong>de</strong> erschien<br />
uns nicht sinnvoll, weil es bei bei<strong>de</strong>n Dimensionen<br />
kaum direkt zurechenbare Kosten<br />
gibt. Beim Berichtsinhalt Umsatz wer<strong>de</strong>n jedoch<br />
alle Steuerungsdimensionen befüllt. Der<br />
Berichtsinhalt Bilanz hat für die Scout24-Gruppe<br />
nur untergeordnete Be<strong>de</strong>utung, weil unser<br />
Geschäftsmo<strong>de</strong>ll nur in sehr geringem Umfang<br />
auf Anlagevermögen angewiesen ist und auch<br />
kaum Working Capital benötigt wird (keine Vorräte<br />
und kurze Zahlungsziele). Daher wird die<br />
Bilanz nur in <strong>de</strong>r Dimension Legaleinheit berichtet.<br />
Gleiches gilt für die GuV nach UKV wegen<br />
ihrer (im Vergleich zum GKV) untergeordneten<br />
Be<strong>de</strong>utung.<br />
Um die Datenqualität sicherzustellen, wer<strong>de</strong>n<br />
Parallelanlieferungen grundsätzlich durch Validierungsregeln<br />
geprüft.<br />
3. Konsolidierungsarten und -prozess<br />
Aufgrund <strong>de</strong>r bereits beschriebenen geringen<br />
Relevanz <strong>de</strong>r Bilanz wird eine Kapital- und<br />
Schul<strong>de</strong>nkonsolidierung nur in <strong>de</strong>r Steuerungsdimension<br />
Legaleinheit durchgeführt.<br />
Der Aufwands- und Ertragskonsolidierung<br />
kommt <strong>de</strong>mgegenüber größere Be<strong>de</strong>utung zu,<br />
so dass alle Steuerungsdimensionen durch die<br />
CM März / April 2011<br />
Konsolidierung hindurch beibehalten wer<strong>de</strong>n,<br />
jedoch in unterschiedlicher Tiefe: Bei <strong>de</strong>n Steuerungsdimensionen<br />
Kun<strong>de</strong> und Produkt erfolgt<br />
die Konsolidierung mangels direkt zurechenbarer<br />
Kosten lediglich auf Ebene <strong>de</strong>s Umsatzes.<br />
Bei <strong>de</strong>n Steuerungsdimensionen Reifegrad,<br />
Land und Geschäftsfeld wird bis zum EBITDA<br />
konsolidiert, weil dies für uns die relevante<br />
Steuerungsgröße ist, und nur für die Dimension<br />
Legaleinheit erfolgt die Konsolidierung für die<br />
gesamte GuV, um die Anfor<strong>de</strong>rungen an die<br />
Legalberichterstattung zu erfüllen.<br />
Für die Kontierung von Buchungen wur<strong>de</strong> ein<br />
Positionsplan erarbeitet, <strong>de</strong>r für alle Szenarien<br />
(Actual, Budget, Forecast, Mittelfristplanung)<br />
Gültigkeit hatte und auch die Kontierung<br />
<strong>de</strong>r Steuerungsdimensionen beschrieb. Die Abstimmung<br />
<strong>de</strong>r innerbetrieblichen Leistungsverrechnung<br />
(ILV) obliegt <strong>de</strong>n operativen Einheiten<br />
selber, wobei die Einheit, die die Leistung<br />
erbringt, verantwortlich ist. Die Rolle <strong>de</strong>r<br />
Holding beschränkt sich auf die Schlichtung<br />
von Streitfällen im Vorfeld <strong>de</strong>r ILV-Datenlieferung,<br />
die Validierung dieser und die<br />
Klärung von Differenzen.<br />
Daneben wur<strong>de</strong> auch Wert darauf gelegt, die<br />
interne Leistungsverrechnung in verschie<strong>de</strong>nen<br />
Dimensionen sauber abzubil<strong>de</strong>n; dies erfolgte,<br />
um einen konsolidierten Abschluss zu erstellen,<br />
aber auch, um Shared Service-Funktionen über<br />
Weiterverrechnungsquoten effizient steuern zu<br />
können.<br />
Ergänzung um treiberbasierte KPIs<br />
Parallel zu diesem Schritt arbeitete das Beteiligungs<strong>controlling</strong><br />
mit <strong>de</strong>n Beteiligungen Treiberlogiken<br />
aus, um daraus aussagekräftige<br />
KPIs zu gewinnen, mittels <strong>de</strong>rer das Geschäft<br />
gesteuert wer<strong>de</strong>n sollte. Diese KPIs wur<strong>de</strong>n<br />
anschließend in Steckbriefen festgehalten,<br />
um sie für die systemische Erfassung vorzubereiten.<br />
In diesen Steckbriefen wur<strong>de</strong> unter an<strong>de</strong>rem<br />
beschrieben, ob es sich um Bestands-<br />
o<strong>de</strong>r Flussgrößen han<strong>de</strong>lt, wie sich <strong>de</strong>r KPI in<br />
die Planungssystematik einreiht (Mengen-<br />
o<strong>de</strong>r Preisgerüst, Human Resources, Branding,<br />
Nachfrage auf unserer Website etc.) und<br />
bei welcher Unter- / Überschreitung (absolut<br />
o<strong>de</strong>r relativ) eine Farbcodierung grün / gelb /<br />
43
44<br />
Einführung eines Finanzsteuerungssystems<br />
Abb. 1: Steuerungsmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Scout24 Gruppe<br />
rot eine signifikante Abweichung signalisieren<br />
soll.<br />
Die KPIs können grundsätzlich in allgemeine<br />
und spezifische KPIs kategorisiert wer<strong>de</strong>n. Allgemeine<br />
KPIs sind dabei solche, die für alle<br />
operativen Einheiten gleichermaßen gelten, wie<br />
beispielsweise die gestützte Markenbekanntheit<br />
o<strong>de</strong>r die Verfügbarkeit <strong>de</strong>r Website. Diese<br />
wur<strong>de</strong>n dort, wo es sinnvoll erschien, auf Ebene<br />
<strong>de</strong>r Scout24-Gruppe addiert, wie beispielsweise<br />
die Anzahl <strong>de</strong>r Seitenaufrufe. Auf eine<br />
Konsolidierung wur<strong>de</strong> dabei aus Aufwand-/<br />
Nutzenüberlegungen verzichtet. Wichtig war<br />
Autoren<br />
Thomas Klingspor<br />
Deloitte Consulting GmbH, Senior Manager, München.<br />
E-Mail: tklingspor@<strong>de</strong>loitte.<strong>de</strong><br />
Tel.: 089 29036-7947<br />
hierbei, dass diese allgemeinen KPIs in allen<br />
operativen Einheiten die gleiche Be<strong>de</strong>utung<br />
hatten, um nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen:<br />
So kann beispielsweise die Verfügbarkeit<br />
<strong>de</strong>r Website nur auf <strong>de</strong>r Startseite gemessen<br />
wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r sich auf alle Funktionalitäten beziehen.<br />
Von <strong>de</strong>n allgemeinen KPIs unterschei<strong>de</strong>n sich<br />
die spezifischen KPIs, die nicht für alle operativen<br />
Einheiten gleichermaßen gelten. Beispiele<br />
hierfür sind neue Registrierung bei Friend-<br />
Scout24 o<strong>de</strong>r die Anzahl <strong>de</strong>r Maklerkun<strong>de</strong>n bei<br />
ImmobilienScout24.<br />
Michael Karb<br />
Scout24 Holding GmbH, Vice Presi<strong>de</strong>nt Controlling, München.<br />
E-Mail: michael.karb@scout24.com<br />
Tel.: 089 490267-330<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen an die technische<br />
Lösung<br />
In <strong>de</strong>r Implementierung galt es, eine gruppenweite<br />
Lösung bereitzustellen, die sowohl <strong>de</strong>n<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Holding als auch <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>r Geschäftsfel<strong>de</strong>r gerecht wird.<br />
1. Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Holding<br />
Die zentrale Anfor<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Holding war die<br />
durchgängige Beibehaltung <strong>de</strong>r beschriebenen<br />
geschäftsmo<strong>de</strong>llspezifischen Steuerungsdimensionen.<br />
Das in Abbildung 1 dargestellte<br />
Schema ver<strong>de</strong>utlicht, für welche Kontengruppen<br />
die Steuerungsdimensionen <strong>de</strong>r<br />
Scout24-Gruppe von <strong>de</strong>r Datenerfassung auf<br />
Geschäftsfel<strong>de</strong>bene bis in <strong>de</strong>n konsolidierten<br />
Konzernabschluss <strong>de</strong>r Gruppe hindurch beibehalten<br />
wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
Weitere fachliche Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Holding,<br />
die maßgeblichen Einfluss auf die umzusetzen<strong>de</strong><br />
Lösung hatten, sind<br />
� die A&E-, Kapital- und Schul<strong>de</strong>nkonsolidierung<br />
<strong>de</strong>r Einzelgesellschaften zum Scout24-<br />
Konzern,<br />
� die Bereitstellung von Legal- und Managementberichten,
Abb. 2: Verdichtung <strong>de</strong>r Planung in <strong>de</strong>r Scout24-Gruppe<br />
� die Berechnung von komplexen, Geschäftsfeld-spezifischen<br />
und -unspezifischen Kennzahlen,<br />
sowie<br />
� die Möglichkeit zur transparenten Überleitung<br />
<strong>de</strong>r Berichtsdaten in <strong>de</strong>n Kontenplan<br />
<strong>de</strong>s Sharehol<strong>de</strong>rs und eine einfache Datenlieferung<br />
an diesen.<br />
2. Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Geschäftsfel<strong>de</strong>r<br />
Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n konsolidierungsnahen<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Holding liegt bei <strong>de</strong>n fachlichen<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Geschäftsfel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Schwerpunkt auf <strong>de</strong>r Unterstützung <strong>de</strong>r Planung<br />
(Mittelfristplanung, Budget und Forecasts)<br />
sowie in <strong>de</strong>r Unterstützung von Ist- und<br />
Plan-Datenlieferungen an die Holding.<br />
Eine zentrale Anfor<strong>de</strong>rung war dabei die Verdichtung<br />
<strong>de</strong>r Einzelpläne und Ist-Einzelabschlüsse<br />
zur Weitergabe an die Scout24-Holding.<br />
Die Einzelpläne <strong>de</strong>r Geschäftsfel<strong>de</strong>r bestehen<br />
aus einer <strong>de</strong>taillierten Kostenstellen-<br />
und Umsatzplanung, ergänzt um zusätzliche<br />
GuV- und Bilanzgrößen sowie diverse Kennzahlen.<br />
Abbildung 2 zeigt die Verdichtung <strong>de</strong>r Einzelpläne<br />
<strong>de</strong>r Geschäftsfel<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Gesamtplan<br />
<strong>de</strong>r Gruppe. Analog zur Konsolidierung erfolgen<br />
die Einzelplanungen sowie <strong>de</strong>ren Verdich-<br />
tung unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r Steuerungsdimensionen.<br />
Neben <strong>de</strong>n genannten grundlegen<strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
lag <strong>de</strong>r Fokus bei <strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>r<br />
Geschäftsfeldlösungen auf <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n<br />
Punkten:<br />
� Bereitstellung von Managementberichten<br />
� IC-Abstimmung innerhalb von Teilkonzernen,<br />
� Anbindung von Vorsystemen, wie ERP- und<br />
Personal-System.<br />
3. Übergreifen<strong>de</strong> Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
Zusätzlich zu <strong>de</strong>n fachlichen Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />
Holding und <strong>de</strong>r Geschäftsfel<strong>de</strong>r waren einige<br />
übergreifen<strong>de</strong> Anfor<strong>de</strong>rungen zu berücksichtigen.<br />
Die wesentlichen waren<br />
� die Schaffung von abgestimmten und überleitbaren<br />
Strukturen,<br />
� die Sicherstellung <strong>de</strong>r zukünftigen Wartung<br />
durch Scout24-Ressourcen, sowie<br />
� die Schaffung von harmonisierten Datenflüssen.<br />
Herzstück <strong>de</strong>r umzusetzen<strong>de</strong>n Lösungen ist die<br />
Bereitstellung <strong>de</strong>r Schnittstelle zwischen <strong>de</strong>n<br />
Geschäftsfel<strong>de</strong>rn und <strong>de</strong>r Holding sowie die<br />
CM März / April 2011<br />
zentrale Verwaltung von Strukturen zur Sicherstellung<br />
<strong>de</strong>r durchgängigen Nutzung <strong>de</strong>s Steuerungsmo<strong>de</strong>lls<br />
(siehe Abbildung 3).<br />
Vorgehen <strong>de</strong>r Umsetzung<br />
Das Gesamtprojekt wur<strong>de</strong> in 5 parallel laufen<strong>de</strong><br />
Teilprojekte unterteilt. Neben <strong>de</strong>m Projekt zur<br />
Umsetzung <strong>de</strong>r zentralen Konsolidierungs- und<br />
Reportinglösung wur<strong>de</strong>n vier Projekte zur Umsetzung<br />
von Planungslösungen für die Geschäftsfel<strong>de</strong>r<br />
AutoScout24, JobScout24 und<br />
FriendScout24 sowie für das operative Controlling<br />
<strong>de</strong>r Holding aufgesetzt. Eine Abstimmung<br />
zwischen <strong>de</strong>n Projekten erfolgte im Rahmen<br />
von Projektleiter- und Themenchampion-Meetings,<br />
die 14-tägig abgehalten wur<strong>de</strong>n. Die Einzelprojekte<br />
folgten einem klassischen 4-Phasen-Ansatz,<br />
bei <strong>de</strong>m zunächst die Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
im Rahmen eines Feinkonzepts erfasst,<br />
sodann in einem technischen Blueprint spezifiziert,<br />
umgesetzt und schließlich zum Produktivbetrieb<br />
freigegeben wur<strong>de</strong>n.<br />
1. Erstellung <strong>de</strong>s Feinkonzepts und <strong>de</strong>s<br />
technischen Blueprints<br />
Der Weg von konzeptionellen Überlegungen zur<br />
Umsetzung im System wur<strong>de</strong> durch die Ver-<br />
45
46<br />
Einführung eines Finanzsteuerungssystems<br />
Abb. 3: Datenflüsse <strong>de</strong>r Scout24<br />
wendung von Templates für Powerpoint und Excel<br />
unterstützt, so dass auch mit <strong>de</strong>m System<br />
nicht vertraute Fachanwen<strong>de</strong>r die Implementierung<br />
aktiv unterstützen konnten. Abbildung 4<br />
zeigt die dabei getätigten Schritte, und ob diese<br />
manuell o<strong>de</strong>r automatisch durchgeführt wer<strong>de</strong>n<br />
konnten.<br />
2. Umsetzung<br />
Die Komplexität <strong>de</strong>r umzusetzen<strong>de</strong>n Planungslösungen<br />
hing sehr stark von <strong>de</strong>m Grad <strong>de</strong>r Integration<br />
von Treiber- und Rechenlogiken ab.<br />
Abb. 4: Umsetzungsvorgehen<br />
Bei <strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>r Planungslösung wur<strong>de</strong><br />
daher je Geschäftsfeld berücksichtigt, wie stark<br />
die Planungsansätze und -zusammenhänge im<br />
neuen Tool integriert wer<strong>de</strong>n sollen.<br />
Die umgesetzten Geschäftsfeldlösungen stellen<br />
teilweise eine Mischung von unterschiedlichen<br />
Lösungsansätzen dar. Insbeson<strong>de</strong>re rein eingabeorientierte<br />
Sachverhalte konnten zumeist<br />
zwischen <strong>de</strong>n Einzelprojekten ausgetauscht und<br />
geschäftsfeldübergreifend wie<strong>de</strong>rverwen<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>n. Während dies teilweise auch noch für<br />
die Abbildung von einfachen betriebswirtschaftlichen<br />
Zusammenhängen möglich war, gestalte-<br />
te sich die Umsetzung von Treiberlogiken je Geschäftsfeld<br />
erwartungsgemäß sehr speziell.<br />
3. Rollout<br />
Wesentlicher Bestandteil <strong>de</strong>s Rollouts war <strong>de</strong>r<br />
Test <strong>de</strong>r Planungs- und Reportinglösung durch<br />
die zukünftigen Anwen<strong>de</strong>r. Während <strong>de</strong>r Test<br />
<strong>de</strong>r Konsolidierungslösung stark auf Altdaten<br />
basierte und die Ergebniswerte entsprechend<br />
einfach abstimmbar waren, war <strong>de</strong>r Test <strong>de</strong>r<br />
Planungsapplikationen sehr stark abhängig von<br />
manuellen Eingaben von Planwerten und manuellem<br />
Abgleich <strong>de</strong>r berechneten Ergebnisgrößen.<br />
Umgesetzte Lösung<br />
Die umgesetzte Lösung umfasst die Oracle Applikationen<br />
Hyperion Planning, Hyperion Financial<br />
Management, Financial Data Quality Management,<br />
Enterprise Performance Management<br />
Architect sowie die Frontend-Tools Financial<br />
Reports und WebAnalysis.<br />
In Abbildung 5 ist das Zusammenspiel <strong>de</strong>r bei<br />
Scout24 eingesetzten Komponenten dargestellt:<br />
� Der Enterprise Performance Management<br />
Architect kommt sowohl zur zentralen<br />
Stammdatenpflege als auch zum Datentransfer<br />
zwischen Legal-Reporting (HFM)<br />
und Management-Reporting (Planning) zum<br />
Einsatz (1,2).<br />
� Hyperion Financial Management ist das Tool<br />
zur Konsolidierung <strong>de</strong>r Scout24-Gruppe (3).<br />
� Hyperion Planning kommt innerhalb <strong>de</strong>r Holding<br />
sowohl für Management Reporting als<br />
auch für die Planung <strong>de</strong>s operativen Controllings<br />
zum Einsatz (4).<br />
� Financial Data Quality Management wird als<br />
zentrales Schnittstellentool innerhalb <strong>de</strong>r<br />
Scout24 Gruppe eingesetzt. Alle Datentransformationen<br />
zwischen EPR- und an<strong>de</strong>ren<br />
Vorsystemen und Sharehol<strong>de</strong>r als letztem<br />
Datenempfänger wer<strong>de</strong>n in diesem Tool vorgenommen<br />
(5,6,7).<br />
� Hyperion Planning kommt innerhalb <strong>de</strong>r Geschäftsfel<strong>de</strong>r<br />
sowohl für das Management<br />
Reporting als auch die Planung zum Einsatz<br />
(8,9).
Abb. 5: Systemlandschaft <strong>de</strong>r Scout24<br />
Berichtswesen<br />
Beim Berichtswesen wur<strong>de</strong> darauf Wert gelegt,<br />
dass dieses auf verantwortliche Köpfe zugeschnitten<br />
ist: In <strong>de</strong>r Scout24-Gruppe gibt es<br />
beispielsweise keine übergreifen<strong>de</strong> Verantwortung<br />
für Produkte wie beispielsweise Werbeumsätze<br />
einerseits und das Anzeigengeschäft<br />
an<strong>de</strong>rerseits, son<strong>de</strong>rn Verantwortliche für<br />
marktbearbeiten<strong>de</strong> Einheiten wie Immobilien-<br />
Scout24 für das Kleinanzeigengeschäft mit Immobilien,<br />
die zugleich das Anzeigen- wie auch<br />
das Werbegeschäft im Immobilienbereich verantworten.<br />
Die Berichterstattung orientiert sich<br />
auf <strong>de</strong>r obersten Ebene folglich an diesen<br />
marktbearbeiten<strong>de</strong>n Einheiten und nicht an<br />
Produkten.<br />
Ausblick<br />
Aufbauend auf <strong>de</strong>r implementierten Systemlösung<br />
arbeitet die Scout24-Gruppe <strong>de</strong>rzeit an<br />
einem Management Informationssystem, das<br />
die Informationen verdichtet und managementtauglich<br />
aufbereitet sowie Simulationen durchführen<br />
kann. Als weitere Schritte sehen wir <strong>de</strong>n<br />
Aufbau eines systemgestützten Risikomanagements<br />
und <strong>de</strong>n Ausbau <strong>de</strong>r Portfoliosteuerung<br />
an.<br />
Lessons Learned<br />
� Partner sorgfältig auswählen! Die Auswahl<br />
von Partnern für die Konzeption und die Implementierung<br />
eines Systems war für uns<br />
genauso wichtig wie die Auswahl <strong>de</strong>s Systems<br />
selber. Wir haben hier darauf geachtet,<br />
dass genau diejenigen Personen sich vorstellen,<br />
die uns auch später unterstützen<br />
wür<strong>de</strong>n.<br />
� Eigene Ressourcen realistisch einschätzen!<br />
Aus unserer Sicht besteht eine große Gefahr<br />
darin, zu viele eigene Ressourcen bei <strong>de</strong>r Implementierung<br />
einzuplanen. Die eigenen Mitarbeiter<br />
sind in <strong>de</strong>r Regel allerdings sehr<br />
stark ins Tagesgeschäft eingebun<strong>de</strong>n.<br />
� Buy-in <strong>de</strong>r Organisation sicherstellen! Die<br />
Entscheidung, ein neues System einzuführen,<br />
wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Scout24-Gruppe gemeinschaftlich<br />
getroffen, wie auch die Auswahl<br />
<strong>de</strong>s Systems und <strong>de</strong>s Implementierungspartners.<br />
Schließlich konnten die Beteiligungen<br />
CM März / April 2011<br />
auch selber entschei<strong>de</strong>n, ob sie das neue<br />
System einführen wollten – o<strong>de</strong>r es bei <strong>de</strong>m<br />
bestehen<strong>de</strong>n belassen wollten.<br />
� Nicht zu viel auf einmal wollen! Wir haben<br />
uns entschie<strong>de</strong>n, zunächst einen Planungsprozess<br />
mit <strong>de</strong>m neuen System durchzuführen<br />
und erst ein halbes Jahr später mit <strong>de</strong>r<br />
(zeitkritischeren) Ist-Berichterstattung zu beginnen.<br />
Dadurch hatten wir genügend Zeit,<br />
Fehler abzustellen und Erfahrungen mit <strong>de</strong>m<br />
neuen System zu sammeln.<br />
� Abhängigkeiten von Beratern vermei<strong>de</strong>n! Die<br />
Wartung und Weiterentwicklung mo<strong>de</strong>rner<br />
Finanzsysteme benötigt hochspezialisiertes<br />
Know-how. Experten, die dieses Know-how<br />
besitzen, sind am Markt nur schwer verfügbar.<br />
Deshalb sollte – sofern das Know-how<br />
nicht bereits im Haus vorhan<strong>de</strong>n ist – die Rekrutierung<br />
frühzeitig erfolgen, damit <strong>de</strong>r<br />
neue Mitarbeiter die Implementierung begleiten<br />
kann und keine Abhängigkeiten von<br />
Externen entstehen.<br />
47
48<br />
Activity-Based-Management<br />
Effektive Unternehmenswertsteigerung durch<br />
Activity-Based-Management<br />
von Peter Rathnow<br />
In vielen Unternehmen wur<strong>de</strong>n in jüngster Zeit<br />
Restrukturierungsaktivitäten initiiert und<br />
durchgeführt. Häufige Ursache war die Notwendigkeit,<br />
die Gemeinkostenstrukturen an<br />
geringere Volumina anzupassen o<strong>de</strong>r das Produktportfolio<br />
zu optimieren. Mitunter war sogar<br />
ein umfassen<strong>de</strong>r Turnaround <strong>de</strong>s Gesamtunternehmens<br />
erfor<strong>de</strong>rlich. Betrachtete man<br />
nach Durchführung <strong>de</strong>r Maßnahmen, was tatsächlich<br />
an Ergebnisverbesserung eingetreten<br />
ist, machte sich häufig Ernüchterung breit.<br />
Die tatsächliche Ergebnisverbesserung fällt oft<br />
signifikant geringer aus als ursprünglich erwartet.<br />
Eine häufige Ursache hierfür ist die mangeln<strong>de</strong><br />
Eignung <strong>de</strong>s Kostenrechnungsinstrumentariums.<br />
Sie beeinträchtigt alle drei<br />
Phasen eines systematischen Managementprozesses:<br />
Beginnend von <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntifikation<br />
und Beurteilung <strong>de</strong>s Handlungsbedarfs, über<br />
die zielgerichtete Erarbeitung von Verbesserungsmaßnahmen<br />
bis hin zur Sicherstellung<br />
von <strong>de</strong>ren Implementierung. Im Folgen<strong>de</strong>n wird<br />
dargestellt, welche Probleme in <strong>de</strong>r Praxis häufig<br />
auftreten und wie diese nachhaltig überwun<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n können.<br />
Kostenrechnungsinformationen<br />
oftmals signifikant verzerrt<br />
Diskutiert man mit Managern über ihre Entscheidungsgrundlagen,<br />
so ist nicht selten ein<br />
gewisses Unbehagen auszumachen: Die Kosten<br />
von Aktivitäten, wie z. B. die Bearbeitung<br />
einer Kun<strong>de</strong>nanfrage, sind oft nicht o<strong>de</strong>r nur<br />
sehr vage bekannt. Entsprechend undifferenziert<br />
sind Ansätze zur Optimierung. Das Unbehagen<br />
ist keineswegs auf das Kostenmanage-<br />
ment im engeren Sinne beschränkt, son<strong>de</strong>rn<br />
geht weit darüber hinaus: Ergebnisaussagen<br />
zu Produkten o<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n sind aus <strong>de</strong>n realen<br />
Verhältnissen teilweise nicht erklärbar.<br />
Wettbewerberpreise sind nicht rekonstruierbar.<br />
Kun<strong>de</strong>nreaktionen auf Preissetzungen<br />
sind häufig nicht nachvollziehbar. Kurzum: Die<br />
„gefühlte“ Welt und die ausgewiesenen<br />
Zahlen „passen irgendwie nicht zusammen“.<br />
Dies hat häufig seine Ursache im Kostenrechnungssystem.<br />
Von <strong>de</strong>n gesamten Kosten wer<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>m einzelnen Produkt (o<strong>de</strong>r einem an<strong>de</strong>ren<br />
Kostenobjekt) direkt nur die unmittelbaren<br />
Kosten – das sind typischerweise Material und<br />
<strong>de</strong>r direkte Lohn – zugeordnet. Die übrigen<br />
(Gemein-)Kosten wie Entwicklungs-, Verwaltungs-,<br />
Lager- o<strong>de</strong>r Vertriebskosten wer<strong>de</strong>n zunächst<br />
auf Kostenstellen gesammelt und dann<br />
in Form eines meist prozentualen Zuschlags<br />
auf Material, direkten Lohn o<strong>de</strong>r einer<br />
damit eng verbun<strong>de</strong>nen Bezugsbasis <strong>de</strong>n Produkten<br />
zugeordnet. Daneben existiert häufig<br />
eine Marginalrechnung, bei <strong>de</strong>r in einer o<strong>de</strong>r<br />
mehreren Stufen <strong>de</strong>r sog. „Deckungsbeitrag”<br />
als Differenz zwischen Verkaufserlös und – ggf.<br />
verschie<strong>de</strong>n <strong>de</strong>finierten – variablen Kosten ausgewiesen<br />
wird. Betrachtet man diese Vorgehensweise<br />
mit Blick auf eine zutreffen<strong>de</strong> Wie<strong>de</strong>rgabe<br />
<strong>de</strong>r Kosten, so ist sie in mehrfacher<br />
Hinsicht problematisch:<br />
Zunächst ist die Bezugsbasis für die Kostenzurechnung<br />
fragwürdig. Der Wert <strong>de</strong>s Materials<br />
steht nur in einem sehr mittelbaren Zusammenhang<br />
mit <strong>de</strong>m Umfang <strong>de</strong>r innerbetrieblichen<br />
Wertschöpfung und damit mit <strong>de</strong>m zu<br />
verteilen<strong>de</strong>n Kostenblock. Gleiches gilt in zunehmen<strong>de</strong>m<br />
Maße für <strong>de</strong>n direkten Lohn, wo-<br />
bei hier noch hinzu kommt, dass sich sein Umfang<br />
angesichts fortschreiten<strong>de</strong>r Automatisierung<br />
immer mehr zur Marginalgröße reduziert.<br />
Weiter negiert die unterstellte Volumenproportionalität,<br />
unabhängig davon, ob mengen- o<strong>de</strong>r<br />
wertgetrieben, völlig die Kostenwirkungen <strong>de</strong>r<br />
Komplexität. Für die Allokation <strong>de</strong>r Gemeinkosten<br />
be<strong>de</strong>utet dies, dass Kleinmengenprodukten<br />
ten<strong>de</strong>nziell weniger Kosten zugerechnet wer<strong>de</strong>n,<br />
als sie verursacht haben, und Großmengenprodukten<br />
umgekehrt.<br />
Die Konsequenzen aus <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Eignung<br />
<strong>de</strong>s Instrumentariums wer<strong>de</strong>n noch <strong>de</strong>utlicher,<br />
wenn man die Thematik im Kontext <strong>de</strong>s Steuerungsprozesses<br />
betrachtet. Es sind unschwer<br />
instabile Zustän<strong>de</strong> vorstellbar, bei <strong>de</strong>nen sich<br />
das Unternehmen zunehmend von <strong>de</strong>r optimalen<br />
Positionierung entfernt. Dies sei an einem in<br />
<strong>de</strong>r Praxis häufig vorfindbaren Ablauf erläutert,<br />
<strong>de</strong>n man als „Varianten-Teufelskreis“ bezeichnen<br />
könnte. Ausgangspunkt sind hier z. B.<br />
Sättigungserscheinungen <strong>de</strong>s Marktes, die<br />
zum Rückgang <strong>de</strong>r Absatzvolumina o<strong>de</strong>r zur<br />
Abschwächung <strong>de</strong>r Wachstumsraten führen,<br />
aber auch das Bestreben, zusätzliches Unternehmenswachstum<br />
zu realisieren.<br />
Um die jeweiligen Zielsetzungen zu erreichen,<br />
wird versucht, mittels zusätzlicher Varianten<br />
neue Marktsegmente zu erschließen. Geht man<br />
davon aus, dass das Unternehmen die für sich<br />
am besten geeigneten Segmente bereits zu<br />
einem früheren Zeitpunkt erschlossen hat, so<br />
wer<strong>de</strong>n die neuen Segmente ten<strong>de</strong>nziell zu <strong>de</strong>n<br />
weniger attraktiven gehören. Bedient wer<strong>de</strong>n<br />
diese Segmente <strong>de</strong>nnoch, kann doch <strong>de</strong>r vermeintliche<br />
Nutzen solcher Aktivitäten mittels einer<br />
Deckungsbeitragskalkulation meist gut be-
grün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Aufgrund <strong>de</strong>r faktisch geringen<br />
Segmentattraktivität stellen sich jedoch nur<br />
vergleichsweise geringe Mengenausweitungen<br />
ein.<br />
Gleichzeitig führen die zusätzlichen Varianten<br />
zur Steigerung <strong>de</strong>r Innenkomplexität <strong>de</strong>s Unternehmens.<br />
Die entsprechen<strong>de</strong>n Kostenwirkungen<br />
erhöhen, entsprechend <strong>de</strong>n Prinzipien<br />
<strong>de</strong>r Zuschlagskalkulation, die Stückkosten für<br />
das ganze Programm o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st für Teile<br />
<strong>de</strong>sselben. Der so entstehen<strong>de</strong> Kostendruck<br />
löst seinerseits über kurz o<strong>de</strong>r lang Preiserhöhungen<br />
aus und leitet damit eine weitere Verschlechterung<br />
<strong>de</strong>r Absatzsituation ein. Der<br />
Kreis hat sich geschlossen! Der Wirkungszusammenhang<br />
ist in Abbildung 1 zusammengefasst.<br />
Konzept <strong>de</strong>s Activity-Based-<br />
Costings<br />
Wie sollte nun ein Konzept zur zutreffen<strong>de</strong>n<br />
Kostenzuordnung aussehen? Wichtig ist zunächst<br />
eine bereichsübergreifen<strong>de</strong> Erfassung<br />
und Bewertung <strong>de</strong>r Kostenkonsequenzen. Weiter<br />
muss <strong>de</strong>r gesamte Lebenszyklus <strong>de</strong>r Produkte<br />
betrachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Sichern diese Merkmale die Vollständigkeit <strong>de</strong>r<br />
einbezogenen Wirkungen, so muss gleichzeitig<br />
die richtige Zuordnung <strong>de</strong>r Gesamtkosten zum<br />
jeweiligen Kostenobjekt – z. B. Produkt(-gruppe),<br />
Kun<strong>de</strong>(-ngruppe) – gewährleistet sein, d.h.,<br />
dass sich die Zuordnung an <strong>de</strong>n tatsächlich<br />
kostenverursachen<strong>de</strong>n Faktoren orientieren<br />
muss. Für die Vollkostenrechnung ist dabei <strong>de</strong>r<br />
zentrale Problembereich die Zurechnung <strong>de</strong>r<br />
Gemeinkosten. Hauptproblem ist hier, dass die<br />
unterstellte Volumenabhängigkeit <strong>de</strong>r Kosten für<br />
weite Teile dieser Kosten nicht gegeben ist.<br />
Ein Rüstvorgang etwa fällt bei einem Loswechsel<br />
an. Der damit verbun<strong>de</strong>ne administrative<br />
Aufwand ist weitestgehend unabhängig<br />
davon, ob anschließend eine Einheit o<strong>de</strong>r<br />
eine Million Einheiten produziert wer<strong>de</strong>n.<br />
Dies legt es nahe, die Verteilung dieser Kosten<br />
an <strong>de</strong>n einzelnen Prozessen o<strong>de</strong>r Transaktionen<br />
anzusetzen, durch <strong>de</strong>ren Anfall sie letztlich<br />
ausgelöst wer<strong>de</strong>n. Kostenträger in einem solchen<br />
System sind zunächst die Transaktionen.<br />
Abb. 1: Varianten-Teufelskreis (Quelle: Rathnow, Management weltweit)<br />
Für sie muss ein „Preis” ermittelt wer<strong>de</strong>n. Ist<br />
dieser „Preis” bekannt, so kann für je<strong>de</strong>s Analyseobjekt<br />
abhängig von <strong>de</strong>r spezifischen Beanspruchung<br />
eine entsprechen<strong>de</strong> Kostenzurechnung<br />
erfolgen (Abbildung 2).<br />
Bei <strong>de</strong>r Marginalrechnung muss zur Ermittlung<br />
<strong>de</strong>r variablen Kosten <strong>de</strong>r angemessene Betrachtungshorizont<br />
gewählt wer<strong>de</strong>n. Dieser ist<br />
bei einer Produktentscheidung längerfristig.<br />
Das be<strong>de</strong>utet, dass neben <strong>de</strong>n bisher einbezogenen<br />
kurzfristig beeinflussbaren Kosten,<br />
wie <strong>de</strong>m Fertigungsmaterial, auch mittelfristige<br />
Kostenkonsequenzen, wie die Komplexitätswirkungen,<br />
in die Entscheidungsfindung<br />
eingehen müssen.<br />
Mit diesem Konzept wird die I<strong>de</strong>ntifikation und<br />
Trennung von fixen und variablen Kosten unter-<br />
Abb. 2: Konzeptionelle Darstellung <strong>de</strong>s Activity-Based-Costing<br />
CM März / April 2011<br />
stützt und eine sinnvolle Zuordnung <strong>de</strong>r Gemeinkosten<br />
auf Produkte bzw. Dienstleistungen<br />
ermöglicht. Im Folgen<strong>de</strong>n wird die praktische<br />
Umsetzung <strong>de</strong>s Konzepts dargestellt.<br />
Drei Schritte zur praktischen<br />
Umsetzung<br />
Um zu einer zutreffen<strong>de</strong>n Kostenzuordnung und<br />
damit zu effektiven Management-Maßnahmen<br />
zu gelangen, hat sich in <strong>de</strong>r Praxis folgen<strong>de</strong><br />
Vorgehensweise bewährt: Es ist zunächst ein<br />
(prozessorientiertes) Analysekonzept für das<br />
Unternehmen (bzw. <strong>de</strong>n untersuchten Bereich)<br />
zu entwickeln. Im zweiten Schritt sind auf Kostenstellenebene<br />
die angefallenen Kosten zuzuordnen.<br />
Dies bil<strong>de</strong>t die Grundlage für die<br />
entscheidungsorientierte Analyse.<br />
49
50<br />
Activity-Based-Management<br />
Schritt 1: Ein prozessorientiertes Analysekonzept<br />
ist die Basis für alle nachfolgen<strong>de</strong>n<br />
Analysen. Wichtigstes Element hierbei ist es,<br />
die wesentlichen Prozesse <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
sowie die zugehörigen Kostentreiber zu bestimmen.<br />
Dies stellt eine – nicht ganz einfache!<br />
– Gradwan<strong>de</strong>rung zwischen unzureichen<strong>de</strong>r<br />
Entscheidungseignung aufgrund fehlen<strong>de</strong>n<br />
Tiefgangs einerseits und ausufern<strong>de</strong>r Komplexität<br />
an<strong>de</strong>rerseits dar. Ein Beispiel: Angenommen<br />
das Unternehmen sieht als Hauptprozesse<br />
Beschaffung, Produktion, Vertrieb, Kun<strong>de</strong>ndienst<br />
und Qualitätswesen. So ist zumin<strong>de</strong>st<br />
eine zusätzliche Analyseebene vorzusehen.<br />
Am Beispiel <strong>de</strong>r Beschaffung könnten dies Lieferantenauswahl,<br />
Lieferantenbeurteilung, Bestellwesen,<br />
Bestellüberwachung etc. sein. Damit<br />
wür<strong>de</strong> berücksichtigt, dass die einzelnen<br />
Komponenten unterschiedlichen Kostentreibern<br />
(hier: Anzahl Lieferanten, Anzahl Bestellvorgänge)<br />
gehorchen. Wird eine zu geringe Detaillierung<br />
vorgesehen, so ist sehr zweifelhaft,<br />
ob später konkrete Maßnahmen abgeleitet<br />
wer<strong>de</strong>n können. Wird eine <strong>de</strong>utlich höhere<br />
Analysetiefe vorgesehen, so besteht die erhebliche<br />
Gefahr <strong>de</strong>r Verzettelung.<br />
Die I<strong>de</strong>ntifikation <strong>de</strong>r wesentlichen Kosteneinflussgrößen<br />
geschieht am besten durch Befragung<br />
von Mitarbeitern mit einem guten Über-<br />
Autor<br />
blick über die Unternehmensabläufe. Zur Erzielung<br />
<strong>de</strong>s notwendigen Tiefgangs sollten neben<br />
Generalisten auch die wesentlichen Know-how-<br />
Träger <strong>de</strong>r einzelnen Unternehmensfunktionen<br />
befragt wer<strong>de</strong>n. Einzelinterviews sind Gruppeninterviews<br />
vorzuziehen, da sie größeren Platz<br />
für Offenheit bzw. Vertraulichkeit lassen.<br />
Schritt 2: Bei <strong>de</strong>r anschließen<strong>de</strong>n prozessorientierten<br />
Kostenzuordnung wer<strong>de</strong>n die (originären)<br />
Kostenstellenkosten daraufhin untersucht,<br />
durch welche Transaktionen (Kostentrei-<br />
ber) sie jeweils ausgelöst wer<strong>de</strong>n und wie sich<br />
die Kosten bei einer verän<strong>de</strong>rten Beanspruchung<br />
verhalten. Auch dies sollte auf Basis von<br />
Interviews geschehen, wobei es hier auf eine<br />
differenzierte Kenntnis <strong>de</strong>r Prozesse aufseiten<br />
<strong>de</strong>s Befragten ankommt. Analyseinhalt ist an<br />
dieser Stelle z. B. die Verteilung <strong>de</strong>r persönlichen<br />
Arbeitszeit (bzw. <strong>de</strong>s Mitarbeitereinsatzes<br />
einer Abteilung) auf die in Schritt 1 <strong>de</strong>finierten<br />
Aktivitäten. Auch hier gilt es, zwischen Genauigkeit<br />
und Aufwand abzuwägen. Ein nicht zugeordneter<br />
Ressourceneinsatz von 10-20 % ist<br />
meist durchaus vertretbar.<br />
Flankierend zur Kostenzuordnung i. e. S. sollte<br />
eine Aggregation <strong>de</strong>r Einzelergebnisse auf Unternehmensebene<br />
durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Aus<br />
einer Diskussion auf Basis <strong>de</strong>r Gesamtsicht<br />
entwickeln sich in <strong>de</strong>r Regel eine Reihe zusätzlicher<br />
Fragen, Testmöglichkeiten etc., durch <strong>de</strong>ren<br />
Abarbeitung die Qualität <strong>de</strong>r gesamten Datengrundlage<br />
gesteigert bzw. gesichert wer<strong>de</strong>n<br />
kann. Über <strong>de</strong>n Qualitätsaspekt hinaus begünstigt<br />
sie auch die Akzeptanz späterer Resultate –<br />
ein Faktum, das angesichts <strong>de</strong>r anschließen<strong>de</strong>n,<br />
häufig überraschen<strong>de</strong>n Ergebnisse nicht unterschätzt<br />
wer<strong>de</strong>n sollte.<br />
Schritt 3: Mit <strong>de</strong>n vorangegangenen Schritten<br />
ist die Basis gelegt für die entscheidungsori-<br />
Dr. Peter Rathnow<br />
lehrt an <strong>de</strong>r International School of Management und an <strong>de</strong>r<br />
Technischen Universität München. Außer<strong>de</strong>m berät er Mittelund<br />
Großunternehmen. Er war über 20 Jahre in leiten<strong>de</strong>r Funktion<br />
für die Siemens AG und McKinsey & Company tätig.<br />
E-Mail: info@rathnow.<strong>de</strong><br />
entierte Analyse. Ihre konkrete Ausgestaltung<br />
bestimmt sich durch das Analyseziel (z. B. Management-Entscheidungen,<br />
die sie unterstützen<br />
sollen).<br />
Sollen etwa die Kostenkonsequenzen einer generellen<br />
Verän<strong>de</strong>rung bei Kostentreibern bestimmt<br />
wer<strong>de</strong>n (z. B. die Kostenreduktion bei<br />
einer <strong>de</strong>utlichen Komplexitätsreduktion), genügen<br />
meist aggregierte Werte, um die zielgerichtete<br />
Ausrichtung <strong>de</strong>r anschließen<strong>de</strong>n wertsteigern<strong>de</strong>n<br />
Maßnahmen sicher zu stellen.<br />
Sollen z. B. Kun<strong>de</strong>n- o<strong>de</strong>r Produktergebnisrechnungen<br />
erstellt wer<strong>de</strong>n, so ist für das jeweilige<br />
Analyseobjekt die Infrastrukturbeanspruchung,<br />
gemessen in <strong>de</strong>r transaktionsverursachen<strong>de</strong>n<br />
Einheit, zu bestimmen und mit ihren<br />
Kosten zu bewerten. Hierauf aufbauend ist die<br />
Kostenzurechnung durchzuführen und durch<br />
Differenzbildung mit <strong>de</strong>n Erlösen das jeweilige<br />
Ergebnis zu ermitteln.<br />
Für komplexere Fragestellungen kann es sinnvoll<br />
sein, Simulationsmo<strong>de</strong>lle einzusetzen. Dies<br />
bietet sich an, wenn z. B., ausgehend von<br />
Markt- o<strong>de</strong>r Wettbewerbsszenarien, Mengen-<br />
und Beschäftigungskonsequenzen geplant<br />
wer<strong>de</strong>n sollen. Ebenso, wenn grundlegen<strong>de</strong><br />
Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Produkt- o<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nstruktur<br />
bewertet wer<strong>de</strong>n sollen.<br />
Hinsichtlich <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen IT-Unterstützung<br />
gilt Folgen<strong>de</strong>s: Für die erstmalige Kostenanalyse<br />
ist in <strong>de</strong>n meisten Fällen auch bei<br />
größeren Unternehmen ein han<strong>de</strong>lsübliches<br />
Tabellenkalkulationsprogramm ausreichend.<br />
Es ermöglicht die Durchführung <strong>de</strong>r nicht unerheblichen<br />
Rechenschritte und kann darüber<br />
hinaus als Prototyp für eine endgültige Lösung<br />
genutzt wer<strong>de</strong>n. Entschei<strong>de</strong>t man sich aufgrund<br />
<strong>de</strong>r Erfahrungen für einen dauerhaften<br />
Einsatz <strong>de</strong>r Prozesskostenrechung, wird <strong>de</strong>r<br />
Einsatz einer <strong>de</strong>dizierten Softwarelösung sinnvoll.<br />
Hierfür wird eine Reihe von Software-Paketen<br />
im Markt angeboten, etwa als Teil von<br />
ERP-Systemen. Die bestgeeignete Lösung<br />
hängt im Wesentlichen von <strong>de</strong>r Kompatibilität<br />
mit <strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen IT-Systemen ab.<br />
Praxisbeispiel: Deutliche<br />
Profitabilitätssteigerung statt<br />
gefährlicher Abwärtsspirale<br />
Welche Konsequenzen sich bereits aus <strong>de</strong>r<br />
Kenntnis <strong>de</strong>s tatsächlichen Produkt- o<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nergebnisses<br />
ergeben können, veranschaulicht<br />
das folgen<strong>de</strong> Beispiel: Ein großer Hersteller<br />
von Kunststoffprodukten hatte <strong>de</strong>n Wunsch, die<br />
Kosteninformationen seiner verschie<strong>de</strong>nen europäischen<br />
Produktionsstandorte vergleichbar<br />
zu machen. Ein Ziel war es, die u. a. aufgrund<br />
<strong>de</strong>r Liberalisierung <strong>de</strong>s Transportwesens steigen<strong>de</strong>n<br />
ökonomischen Radien <strong>de</strong>r Standorte<br />
zur Kostenminimierung zu nutzen.
Außer<strong>de</strong>m empfand eine Reihe von Führungskräften<br />
ein merkliches Unbehagen mit <strong>de</strong>r Ergebnisrechnung,<br />
war doch die ausgewiesene<br />
Ergebnislage in verschie<strong>de</strong>nen Fällen völlig inkonsistent<br />
mit <strong>de</strong>n realen Fähigkeiten <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
im Vergleich zum Wettbewerb. So<br />
hatte das Unternehmen in seinem Kerngeschäft,<br />
<strong>de</strong>n „Großmengen-Standard-Produkten“,<br />
erhebliche Schwierigkeiten, seine<br />
Leistungen zu wettbewerbsfähigen Preisen<br />
anzubieten. Dies war insofern erstaunlich, als<br />
man gera<strong>de</strong> für dieses Segment die besten<br />
Voraussetzungen mitbrachte: Man hatte als<br />
Marktführer die größte Einkaufsmacht und<br />
verfügte über Produktionseinrichtungen, die<br />
<strong>de</strong>r Konkurrenz zumin<strong>de</strong>st gleichwertig waren.<br />
Im Logistikbereich hatte man sogar anerkanntermaßen<br />
das branchenweit kostengünstigste<br />
Distributionssystem für Großmengen. Trotz <strong>de</strong>r<br />
damit gegebenen hervorragen<strong>de</strong>n Voraussetzungen<br />
für eine Kostenführerschaft wies die<br />
Kostenrechnung für diese Kun<strong>de</strong>ngruppe ein<br />
kaum ausgeglichenes Ergebnis auf.<br />
Es wur<strong>de</strong> daher vom Topmanagement ein Projekt<br />
zur umfassen<strong>de</strong>n Kostenanalyse gestartet.<br />
Zu diesem Zweck wur<strong>de</strong>n die Gemeinkosten in<br />
<strong>de</strong>r im Vorabschnitt beschriebenen Weise verursachungsgerecht<br />
zugeordnet und darauf aufbauend<br />
Kun<strong>de</strong>ngruppen- und Produktgruppen-<br />
Ergebnisrechnungen erstellt. Die Analysearbeiten<br />
wur<strong>de</strong>n durch ein cross-funktionales<br />
Team mit Know-How-Trägern aus <strong>de</strong>n analysierten<br />
Unternehmensteilen sowie durch zwei<br />
Fachleute aus <strong>de</strong>m Rechnungswesen durchgeführt.<br />
Die Datengewinnung erfolgte primär<br />
durch Interviews. Diese wur<strong>de</strong>n in kritischen<br />
Punkten o<strong>de</strong>r bei erheblicher Unsicherheit<br />
durch Stichproben-Erhebungen vertieft. Eine<br />
methodische Unterstützung erfolgte durch eine<br />
externe Unternehmensberatung. Trotz <strong>de</strong>r nennenswerten<br />
Datenmengen erwies sich zur<br />
technischen Abwicklung <strong>de</strong>r Basisanalysen ein<br />
han<strong>de</strong>lsübliches Tabellenkalkulationsprogramm<br />
als ausreichend.<br />
Für <strong>de</strong>n Projekterfolg von beson<strong>de</strong>rer Wichtigkeit<br />
war ein zu Beginn erarbeitetes ganzheitliches<br />
Analysekonzept, das auf die spezifischen<br />
Ziele (hier: Logistik-Optimierung,<br />
Komplexitätsreduktion und Kalkulationsunterstützung)<br />
ausgerichtet war. Es ermöglichte<br />
eine <strong>de</strong>utliche Reduktion <strong>de</strong>s Analyseauf-<br />
Abb. 3: Renditevergleich auf Kun<strong>de</strong>ngruppenebene (Praxisbeispiel)<br />
wands, ohne auf <strong>de</strong>n Tiefgang in <strong>de</strong>n entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Fel<strong>de</strong>rn zu verzichten. Sehr hilfreich<br />
für die Akzeptanz <strong>de</strong>r später abzuleiten<strong>de</strong>n<br />
Entscheidungen war, dass potentiell betroffene<br />
Führungskräfte frühzeitig eingebun<strong>de</strong>n<br />
wur<strong>de</strong>n (im Rahmen von Fortschrittsreviews).<br />
Ein Vergleich <strong>de</strong>s bisherigen Ergebnisausweises<br />
mit <strong>de</strong>m prozessorientiert ermittelten<br />
Ergebnis gab <strong>de</strong>m intuitiven Unbehagen recht:<br />
So erwies sich das eingangs angeführte Geschäft<br />
tatsächlich als überdurchschnittlich profitabel.<br />
Wie sich im Übrigen auch herausstellte,<br />
waren die niedrigeren Angebote <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n wesentlichen<br />
Wettbewerber mitnichten einem leistungsfähigeren<br />
Kostenrechnungssystem zuzuschreiben<br />
– die dort verwen<strong>de</strong>ten Systeme waren<br />
ten<strong>de</strong>nziell sogar weniger leistungsfähig –,<br />
son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Tatsache, dass bei bei<strong>de</strong>n Firmen<br />
die Fehlallokation aufgrund ihrer schmäleren<br />
Produkt- und Kun<strong>de</strong>npalette <strong>de</strong>utlich weniger<br />
zum Tragen kam. Auch für an<strong>de</strong>re Geschäftssegmente<br />
ergaben sich teilweise gravieren<strong>de</strong><br />
Verän<strong>de</strong>rungen. Abbildung 3 zeigt stellvertretend<br />
einen Renditevergleich auf Kun<strong>de</strong>ngruppenebene.<br />
Man erkennt, dass sich die Profitabilität<br />
für einige Gruppen signifikant verän<strong>de</strong>rte<br />
und diese sich in zwei Fällen sogar umkehrte.<br />
Die neuen Informationen lösten eine ganze Reihe<br />
von Anpassungen aus: So wur<strong>de</strong> die unbefriedigen<strong>de</strong><br />
Ergebnissituation <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>ngruppe<br />
B angegangen. Zum einen wur<strong>de</strong>n dort die<br />
Preise erhöht und für mehrere Zusatzleistungen<br />
Preise neu eingeführt, zum an<strong>de</strong>ren wur<strong>de</strong>n<br />
CM März / April 2011<br />
stark kostenerhöhen<strong>de</strong> Verhaltensweisen <strong>de</strong>r<br />
Kun<strong>de</strong>n, wie z. B. Kleinstmengen-Abrufe, mit<br />
diesen diskutiert und teilweise verän<strong>de</strong>rt.<br />
Für die bisher als sehr profitabel erachtete Kun<strong>de</strong>ngruppe<br />
C waren solche Korrekturen nicht<br />
mehr möglich: Hier offenbarte die Analyse,<br />
dass diese Kun<strong>de</strong>n die Infrastruktur in außeror<strong>de</strong>ntlich<br />
hohem Maße beanspruchten.<br />
Das ging so weit, dass Teile <strong>de</strong>r Infrastruktur –<br />
z. B. ein spezieller Beratungsservice – von kleinen<br />
Ausnahmen abgesehen, faktisch nur für<br />
die se Kun<strong>de</strong>ngruppe bereitgehalten wur<strong>de</strong>n.<br />
Da das erfor<strong>de</strong>rliche Maß an Verhaltens- bzw.<br />
Preisän<strong>de</strong>rung nicht durchsetzbar war, wur<strong>de</strong>n<br />
die Segmentbedienung weitgehend eingestellt<br />
und, nach geringfügiger Reduktion von Leistungselementen<br />
für an<strong>de</strong>re Produkte, die entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Infrastrukturelemente abgebaut.<br />
Daneben ergaben sich eine Reihe übergreifen<strong>de</strong>r<br />
Konsequenzen; machte die Kostenzurechnung<br />
doch <strong>de</strong>utlich, dass das ursprüngliche<br />
Kerngeschäft nach wie vor profitabel war und<br />
die neuen Geschäfte bei zutreffen<strong>de</strong>r Kostenzuordung<br />
keineswegs die Profitabilität aufwiesen,<br />
die man sich davon versprochen hatte. Dies<br />
blieb nicht ohne Folgen für die Ressourcenallokation,<br />
sowohl hinsichtlich <strong>de</strong>r finanziellen Mittel<br />
als auch hinsichtlich <strong>de</strong>r Aufmerksamkeit<br />
<strong>de</strong>s Managements.<br />
An diesem Beispiel lässt sich gut erkennen,<br />
welche Gefahren durch die ungeeignete Ausrichtung<br />
<strong>de</strong>s Informationssystems ausgelöst<br />
51
52<br />
Activity-Based-Management<br />
Abb. 4: Der Werkzeugkasten <strong>de</strong>s General Managers<br />
wer<strong>de</strong>n können. Stand das Unternehmen<br />
doch bereits unmittelbar davor, durch Erschließung<br />
immer neuer vermeintlich profitabler<br />
Kleinsegmente die im Vorabschnitt<br />
skizzierte Abwärtsspirale („Teufelskreis“) zu<br />
durchlaufen.<br />
Effektive Prozessoptimierung durch<br />
Activity-Based-Management<br />
Das Beispiel zeigt auch, dass es sich bei <strong>de</strong>r<br />
zutreffen<strong>de</strong>n Kostenzuordnung keineswegs<br />
um eine aka<strong>de</strong>mische Übung eifriger Buchhalter<br />
han<strong>de</strong>lt, son<strong>de</strong>rn um eine wesentliche Voraussetzung<br />
für ein effektives, wertorientiertes<br />
Management. Das Konzept ist dabei selbstverständlich<br />
nicht auf die im Vorabschnitt beschriebene<br />
Optimierung <strong>de</strong>s Produktportfolios<br />
beschränkt, son<strong>de</strong>rn zur Optimierung von Prozessen<br />
aller Art gleichermaßen geeignet.<br />
Wie beschrieben ist das traditionelle Vorgehen<br />
zur Kostenzuordnung gekennzeichnet durch ein<br />
meist unzureichen<strong>de</strong>s Verständnis <strong>de</strong>r hinter<br />
<strong>de</strong>n Kosten liegen<strong>de</strong>n Prozesse. Das hat<br />
weitreichen<strong>de</strong> Folgen für das Kostenmanagement.<br />
Das Hauptproblem besteht darin, dass<br />
die für ein nachhaltiges und intelligentes Kostenmanagement<br />
entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Ursachenforschung<br />
nicht unterstützt wird. Vielmehr wird<br />
ten<strong>de</strong>nziell bei einer symptomorientierten Betrachtung<br />
stehengeblieben.<br />
Dazu ein Beispiel: Überhöhte Fertigungskosten<br />
müssen nicht unbedingt auf eine fehlen<strong>de</strong><br />
Produktivität in <strong>de</strong>r Fertigung zurückzuführen<br />
sein. Vielmehr können sie durchaus auch in einer<br />
zu großen Produktvielfalt begrün<strong>de</strong>t sein.<br />
Damit liegt die Ursache <strong>de</strong>s Kostenproblems an<br />
einer völlig an<strong>de</strong>ren Stelle <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
(Vertrieb, Marketing o<strong>de</strong>r Entwicklung), als es<br />
durch <strong>de</strong>n Kostenausweis suggeriert wird (Fertigung).<br />
Die traditionelle Betrachtung über<strong>de</strong>ckt<br />
dies, während eine prozessorientierte Treiberanalyse<br />
die Ursachen – und damit die wahren<br />
Ansatzpunkte für Verbesserungsmaßnahmen –<br />
klar aufzeigen wür<strong>de</strong>.<br />
Angesichts <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Differenzierung bzw.<br />
<strong>de</strong>s fehlen<strong>de</strong>n Verständnisses <strong>de</strong>r dahinterliegen<strong>de</strong>n<br />
Prozesse ist leicht nachvollziehbar,<br />
dass die auf Basis traditioneller Kostendaten<br />
getroffenen Kostensenkungsentscheidungen<br />
oft wenig effektiv sind: Sie beschränken sich<br />
häufig auf pauschale Reduktionen und auf die<br />
Streichung von Son<strong>de</strong>rpositionen, wie etwa<br />
Marketing-Kampagnen, Messeauftritte o<strong>de</strong>r<br />
Beauftragung externer Forschungs- o<strong>de</strong>r Entwicklungsaktivitäten.<br />
Pauschale Kürzungen<br />
(„Rasenmäher-Approach“) entziehen effizienten<br />
Bereichen oft über das sinnvolle Maß hinaus<br />
Mittel, während Rationalisierungspotentiale<br />
in ineffizienten Bereichen nicht genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Ad-hoc-Streichung von Son<strong>de</strong>rpositionen<br />
ist selten nachhaltig, oft sogar langfristig<br />
schädlich.<br />
Erst das Verständnis <strong>de</strong>r Kosten wesentlicher<br />
Prozesse sowie <strong>de</strong>r wesentlichen<br />
Kos tentreiber ermöglicht es, Handlungsbedarf<br />
präzise zu i<strong>de</strong>ntifizieren und effektive Verbes-<br />
serungsmaßnahmen zu entwickeln. Dies ist<br />
keineswegs auf Kostenmanagement im engen<br />
Sinne beschränkt, son<strong>de</strong>rn gilt auch für die<br />
Maßnahmenerarbeitung in vielen an<strong>de</strong>ren Fel<strong>de</strong>rn,<br />
z. B. im Preismanagement, beim Re<strong>de</strong>sign<br />
von Wertschöpfungsketten o<strong>de</strong>r für das<br />
Komplexitätsmanagement.<br />
Fazit<br />
Activity-Based-Management ermöglicht es in<br />
vielfältiger Weise, Unternehmensleistung und<br />
-wert zu steigern. In manchen Fällen – wie <strong>de</strong>m<br />
obigen Praxisbeispiel – genügt es weitgehend<br />
alleine, um eine signifikante Verbesserung <strong>de</strong>r<br />
Situation herbeizuführen. In an<strong>de</strong>ren Fällen sind<br />
weitere Elemente erfor<strong>de</strong>rlich, die die drei Kernelemente<br />
eines Managementprozesses wirksam<br />
unterstützen (Abbildung 4).<br />
Unabhängig davon, ob Activity-Based-Management<br />
alleine o<strong>de</strong>r ein breiterer „Werkzeugkasten“<br />
eingesetzt wer<strong>de</strong>n, wichtig dabei sind klare<br />
Konzepte und <strong>de</strong>ren professionelle Umsetzung.<br />
Dann wer<strong>de</strong>n nicht nur die eingangs<br />
beschriebenen Enttäuschungen vermie<strong>de</strong>n.<br />
Vielmehr sind signifikante Erfolge, im I<strong>de</strong>alfall<br />
Spitzenleistungen, die beinahe zwangsläufige<br />
Folge.<br />
Buchtipp<br />
Rathnow, Peter: Management weltweit - Mit<br />
praxiserprobten Instrumenten zu Spitzenleistungen,<br />
2010
Dietmar Pascher’s<br />
Controllerrätsel<br />
Die Lösung fin<strong>de</strong>n Sie auf www.controllermagazin.<strong>de</strong> – CM live.<br />
CM März / April 2011<br />
Dipl.-Ing. Dietmar Pascher<br />
d.pascher@controlleraka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />
53
54<br />
Innovations<strong>controlling</strong><br />
Innovations<strong>controlling</strong><br />
Erfolge, Chancen und Risiken im Innovationsprozess mess- und<br />
steuerbar machen<br />
von Ronald Gleich und Peter Schentler<br />
Neue I<strong>de</strong>en und bessere Lösungen verdrängen<br />
laufend bestehen<strong>de</strong> Angebote; Märkte und Strukturen<br />
verän<strong>de</strong>rn sich fortwährend. Wer von uns<br />
hätte vor 30 Jahren an das Notebook in je<strong>de</strong>m<br />
Haushalt, vor 20 Jahren an das Mobiltelefon und<br />
vor 10 Jahren an <strong>de</strong>n Erfolg von Wikipedia gedacht?<br />
Und auch heute können wir uns viele <strong>de</strong>r<br />
Innovationen, die unser Leben in <strong>de</strong>n nächsten 30<br />
Jahren maßgeblich beeinflussen wer<strong>de</strong>n, wohl<br />
noch nicht einmal vorstellen.<br />
Für Unternehmen sind Innovationen durch ihren<br />
Neuheitsgrad Chance und Risiko zugleich. Auf <strong>de</strong>r<br />
einen Seite sichern sie Wachstum und wirtschaftlichen<br />
Erfolg und in vielen Fällen sogar das generelle<br />
Weiterbestehen, auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite stellen<br />
hohe F&E-Aufwän<strong>de</strong> bei ausbleiben<strong>de</strong>m Innovationserfolg<br />
ein oftmals nicht mehr zu revidieren<strong>de</strong>s<br />
Risiko dar.<br />
Aufgaben <strong>de</strong>s F&E- und<br />
Innovations<strong>controlling</strong>s<br />
Eine wichtige Aufgabe <strong>de</strong>s Innovationsmanagements<br />
besteht darin, die langfristig wirken<strong>de</strong>n<br />
Entscheidungen zum Aufbau und zur Sicherung<br />
<strong>de</strong>r technologischen Kompetenz mit <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>s operativen Tagesgeschäfts in<br />
Einklang zu bringen. Unternehmen müssen in<br />
<strong>de</strong>r Lage sein, die aktuellsten Trends aufzuspüren,<br />
kreative und gefragte I<strong>de</strong>en zu generieren,<br />
eigene Ressourcen und Kun<strong>de</strong>nanfor<strong>de</strong>rungen<br />
in <strong>de</strong>r Forschung und Entwicklung gleichermaßen<br />
zu vereinen, Markteintritte strategisch richtig<br />
zu gestalten und nicht zuletzt die eigenen<br />
Strukturen und Prozesse an unterschiedliche<br />
Innovationsarten und -intensitäten anzupassen.<br />
Dabei ist eine Unterstützung durch ein ganzheitliches<br />
Innovations<strong>controlling</strong> notwendig.<br />
Innovationsvorhaben müssen entlang <strong>de</strong>s<br />
gesamten Innovationsprozesses geplant und<br />
gesteuert sowie ihr Erfolg messbar gemacht<br />
wer<strong>de</strong>n (siehe Abbildung 1).<br />
Instrumente und Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />
F&E- und Innovations<strong>controlling</strong>s<br />
Ein ganzheitliches Innovation Performance<br />
Measurement benötigt für das Messen <strong>de</strong>s Erfolgs<br />
ein an die Forschung & Entwicklung und<br />
<strong>de</strong>n gesamten Innovationsprozess angepasstes<br />
Kennzahlensystem, um einen erhöhten<br />
Grad an Leistungstransparenz, effektivere Planungs-<br />
und Steuerungsabläufe sowie verbesserte<br />
Kommunikationsprozesse zu ermöglichen.<br />
In <strong>de</strong>r Unternehmenspraxis wer<strong>de</strong>n dabei<br />
sowohl operative als auch strategische
Abb. 1: Innovationsprozess und -<strong>controlling</strong><br />
Steuerungsinstrumente angewen<strong>de</strong>t. Aus operativer<br />
(Controlling-) Sicht sind Innovationsprojekte<br />
effizient durchzuführen, u.a. mit Innovations-<br />
und F&E-Budgets, einer Meilenstein-<br />
und Projektfortschrittsplanung sowie Kosten-<br />
und Meilensteintrendanalysen. Darüber hinaus<br />
sind Instrumente von beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung,<br />
die eine strategische Ausrichtung <strong>de</strong>s Innovationsportfolios<br />
ermöglichen. Dazu zählen z. B.<br />
die Technology Roadmap o<strong>de</strong>r eine Innovation<br />
Scorecard.<br />
Balance zwischen kreativer<br />
Freiheit und Risikobegrenzung<br />
Innovative und kreative Bereiche und Themenstellungen<br />
lassen sich jedoch nicht mit<br />
<strong>de</strong>n gleichen Instrumenten und Metho<strong>de</strong>n<br />
wie an<strong>de</strong>re Unternehmensbereiche steuer-<br />
und messbar machen. Zu starke Kontrolle<br />
und Reglementierung kann dazu führen,<br />
dass kreative Potentiale eingeengt wer<strong>de</strong>n<br />
Autoren<br />
Dr. Peter Schentler<br />
war bis En<strong>de</strong> 2010 Forschungsdirektor und Leiter <strong>de</strong>s Competence<br />
Centers Controlling & Performance Measurement am<br />
Strascheg Institute for Innovation and Entrepreneurship (SIIE)<br />
<strong>de</strong>r European Business School. Seit 2011 ist er Managing Consultant<br />
bei Horváth & Partners.<br />
und erfolgversprechen<strong>de</strong> I<strong>de</strong>en bereits am<br />
Anfang einer noch nicht präzise nachweisbaren<br />
Rentabilität zum Opfer fallen. Umgekehrt<br />
können mangeln<strong>de</strong> Transparenz und<br />
blin<strong>de</strong>s Festhalten an einzelnen Projekten<br />
Unternehmen in existenzielle Notlagen bringen<br />
o<strong>de</strong>r Mittel bin<strong>de</strong>n, die in an<strong>de</strong>ren Projekten<br />
besser eingesetzt wären.<br />
Konfliktpotential bei Kooperation<br />
Innovations<strong>controlling</strong> birgt damit Konfliktpotential,<br />
da in <strong>de</strong>r Zusammenarbeit zwischen<br />
F&E und Controlling unterschiedliche Ziele-,<br />
Sicht- und Arbeitsweisen aufeinan<strong>de</strong>rtreffen.<br />
Resultieren<strong>de</strong> Konflikte und mangeln<strong>de</strong> Kooperation<br />
können zu Ineffizienzen und langfristigen<br />
Nachteilen für das Unternehmen führen.<br />
Umgekehrt kann eine gute Zusammenarbeit<br />
bewirken, dass sich ein Unternehmen Wettbewerbsvorteile<br />
gegenüber <strong>de</strong>r Konkurrenz erarbeitet.<br />
Prof. Dr. Ronald Gleich<br />
ist Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Institutsleitung <strong>de</strong>s Strascheg Institute for<br />
Innovation and Entrepreneurship (SIIE) sowie Head of Department<br />
of Inovation Management and Entrepreneurship (IME) <strong>de</strong>r<br />
EBS Business School. Er ist zu<strong>de</strong>m Geschäftsführer <strong>de</strong>r EBS<br />
Executive Education GmbH.<br />
CM März / April 2011<br />
Aus diesem Grund widmet sich <strong>de</strong>r Band 13<br />
<strong>de</strong>s Controlling-Beraters, <strong>de</strong>r En<strong>de</strong> Februar<br />
2011 erschienen ist, <strong>de</strong>m spannen<strong>de</strong>n Thema<br />
"Innovations<strong>controlling</strong>". Die Herausgeber,<br />
Prof. Dr. Ronald Gleich und Prof. Dr. Christof<br />
Schimank, zeigen – unterstützt von zahlreichen<br />
Autoren aus Praxis und Wissenschaft<br />
– pragmatische Handlungsempfehlungen auf<br />
und beschreiben unterschiedliche Aspekte, innovative<br />
Praxislösungen und Ansätze zur IT-<br />
Unterstützung <strong>de</strong>s F&E- und Innovations<strong>controlling</strong>s.<br />
www.haufe.<strong>de</strong>/<strong>controlling</strong>-berater<br />
55
56<br />
Controlling-Prozessmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r IGC<br />
Controlling-Prozessmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r IGC:<br />
Neuer Standard für die Controlling-Organisation<br />
von Dipl.-Kffr. Jana Heimel<br />
Die Prozessorientierung unterstützt eine effizientere<br />
Unternehmenssteuerung. Um dies auch<br />
für <strong>de</strong>n Controlling-Bereich zu ermöglichen, hat<br />
ein Arbeitskreis <strong>de</strong>r International Group of Controlling<br />
(IGC) einen Standard für ein Controlling-<br />
Prozessmo<strong>de</strong>ll erarbeitet. Diesen Standard hat<br />
die IGC nun als Leitfa<strong>de</strong>n "Controlling-Prozessmo<strong>de</strong>ll"<br />
im <strong>Haufe</strong>-Verlag veröffentlicht.<br />
Hintergrund: Bisher kein Prozessmo<strong>de</strong>ll<br />
für Controlling vorhan<strong>de</strong>n<br />
Die Unternehmen haben erkannt, dass sie<br />
durch eine prozessuale Sicht und entsprechen<strong>de</strong><br />
Steuerung ihre Wirtschaftlichkeit steigern<br />
können. So ermöglicht das Prozessmanagement,<br />
die Effizienz und Effektivität von<br />
Prozessen zu verbessern, in<strong>de</strong>m z. B. Durch-<br />
Abb. 1: Hauptprozesse <strong>de</strong>s Controlling-Prozessmo<strong>de</strong>lls<br />
laufzeiten reduziert und die Flexibilität erhöht<br />
wer<strong>de</strong>n. Mit Prozessmo<strong>de</strong>llen wie z. B. <strong>de</strong>m<br />
SCOR-Mo<strong>de</strong>ll lassen sich die Prozesse <strong>de</strong>r Logistik,<br />
<strong>de</strong>s Marketings, <strong>de</strong>s Vertriebs etc. i<strong>de</strong>ntifizieren,<br />
dokumentieren, analysieren und steuern.<br />
Für die Prozesse <strong>de</strong>s Controllings fehlte<br />
bisher jedoch ein <strong>de</strong>rart standardisiertes Prozessmo<strong>de</strong>ll.<br />
Neuer IGC-Standard soll Lücke<br />
schließen<br />
Um diese Lücke zu schließen, hat die International<br />
Group of Controlling (IGC) die Entwicklung<br />
<strong>de</strong>s Controlling-Prozessmo<strong>de</strong>lls initiiert. Das<br />
Controlling-Prozessmo<strong>de</strong>ll soll einen branchenübergreifen<strong>de</strong>n<br />
Standard für Controlling-Prozesse<br />
in Unternehmen darstellen und die Eta-<br />
blierung eines einheitlichen Controlling-Verständnisses<br />
weiter vorantreiben. Es wur<strong>de</strong> im<br />
letzten Jahr von einem Arbeitskreis mit Vertretern<br />
aus <strong>de</strong>r Industrie, <strong>de</strong>r Controlling-Weiterbildung<br />
und <strong>de</strong>r Beratung unter <strong>de</strong>r Leitung von<br />
Dr. Uwe Michel, Senior Partner und Leiter <strong>de</strong>s<br />
Competence Centers Controlling und Finanzen<br />
bei Horváth & Partners, erarbeitet.<br />
Das Mo<strong>de</strong>ll orientiert sich an <strong>de</strong>n von IGC und<br />
ICV formulierten Qualitätsstandards für das<br />
Controlling (DIN SPEC 1086) und <strong>de</strong>finiert Controlling<br />
entsprechend als Management-Prozess<br />
<strong>de</strong>r Zielfestlegung, Planung und Steuerung.<br />
Im <strong>Haufe</strong>-Verlag ist dazu aktuell die Broschüre<br />
"Controlling-Prozessmo<strong>de</strong>ll", ein 62-seitiger<br />
Leitfa<strong>de</strong>n für die Beschreibung und Gestaltung<br />
von Controlling-Prozessen, erschienen.
Abb. 2: Detaildarstellung am Beispiel "Operative Planung und Budgetierung"<br />
Der Aufbau <strong>de</strong>s Prozessmo<strong>de</strong>lls<br />
Das Controlling-Prozessmo<strong>de</strong>ll ist hierarchisch<br />
aufgebaut und betrachtet die Prozesse auf verschie<strong>de</strong>nen<br />
Ebenen. Ausgehend von <strong>de</strong>m Geschäftsprozess<br />
„Controlling“ auf Ebene 1, behan<strong>de</strong>lt<br />
die Broschüre die Controlling-Hauptprozesse<br />
(Ebene 2) bis auf die Ebene <strong>de</strong>r Teilprozesse<br />
(Ebene 3). Ebene 2 umfasst zehn<br />
Controlling-Hauptprozesse, <strong>de</strong>ren Beschreibung<br />
im Mittelpunkt <strong>de</strong>r Broschüre steht. Abbildung<br />
1 veranschaulicht, welche Controlling-<br />
Hauptprozesse das Prozessmo<strong>de</strong>ll ab<strong>de</strong>ckt.<br />
Alle Controlling-Hauptprozesse wer<strong>de</strong>n ausführlich<br />
auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r Teilprozesse (Ebene<br />
3) beschrieben. Die Darstellung <strong>de</strong>r Ebene 2 erfolgt<br />
in praktikablen Prozesstemplates, die Prozessanfang<br />
& -en<strong>de</strong>, Prozessinput & -output<br />
sowie die Teilprozesse (Ebene 3) eines je<strong>de</strong>n<br />
Hauptprozesses <strong>de</strong>finieren. Abbildung 2 zeigt<br />
ein solches Template am Beispiel <strong>de</strong>s Hauptprozesses<br />
„Operative Planung und Budgetie-<br />
Autor<br />
rung“. Die Ebene <strong>de</strong>r Aktivitäten (Ebene 4) wird<br />
am Beispiel <strong>de</strong>s „Management Reporting“ dargestellt<br />
und auf Basis <strong>de</strong>s “SIPOC (Supplier-Input-Process-Output-Customer)-Prinzips“<br />
auch<br />
in einem Template visualisiert.<br />
Kennzahlen und Gestaltungstipps<br />
Das zeitliche und inhaltliche Zusammenspiel<br />
<strong>de</strong>r Controlling-Prozesse wird mit Hilfe eines<br />
Controlling-Jahreskalen<strong>de</strong>rs am Beispiel eines<br />
Industrieunternehmens dargestellt. Zu<strong>de</strong>m gibt<br />
die Broschüre einen Einblick in die Leistungsmessung<br />
<strong>de</strong>r Controlling-Prozesse und <strong>de</strong>finiert<br />
prozessübergreifend sowohl finanzielle als<br />
auch nicht finanzielle Kennzahlen. Damit kann<br />
die Broschüre neben <strong>de</strong>r reinen Beschreibung<br />
und Gestaltung von Controlling-Prozessen<br />
durchaus auch für <strong>de</strong>ren Analyse herangezogen<br />
wer<strong>de</strong>n. Beson<strong>de</strong>rs nützlich sind die praxisnahen<br />
Gestaltungstipps, die die Darstellung<br />
je<strong>de</strong>s Hauptprozesses abschließen.<br />
Dipl.-Kffr. Jana Heimel<br />
ist Managing Consultant bei Horváth & Partners und<br />
Projektleiterin Horváth & Partners CFO-Panel.<br />
CM März / April 2011<br />
Breiter Anwendungsbereich<br />
Die Broschüre gibt <strong>de</strong>n Controllern einen praxisgerechten<br />
Leitfa<strong>de</strong>n an die Hand, wie sie<br />
Controlling-Prozesse überprüfen, gestalten und<br />
optimieren können. Sie ist aber ebenso empfehlenswert<br />
für Verantwortliche außerhalb <strong>de</strong>s<br />
Controllings, um die Controlling-Prozesse<br />
nachvollziehen und das eigene Han<strong>de</strong>ln auf diese<br />
abstimmen zu können. Zu<strong>de</strong>m soll die Broschüre<br />
Diskussionen und Konzepte im wissenschaftlichen<br />
Bereich anregen.<br />
Die Broschüre<br />
Controlling-Prozessmo<strong>de</strong>ll<br />
Hrsg.: International Group of Controlling<br />
62 S. / 24, 80 € / ISBN 978-3-648-1409-7<br />
Erhältlich im Buchhan<strong>de</strong>l o<strong>de</strong>r direkt bei <strong>Haufe</strong><br />
www.haufe.<strong>de</strong>/<strong>controlling</strong>-prozessmo<strong>de</strong>ll<br />
57
58<br />
Ressourcenmanagement aus Projektmanagementsicht<br />
Ressourcenmanagement aus<br />
Projektmanagementsicht<br />
von Jens Eckrich<br />
Immer mehr Unternehmen agieren zunehmend<br />
projektorientiert, <strong>de</strong>nn komplexe Aufgaben versprechen<br />
in Projekten effizienter und schneller<br />
gelöst zu wer<strong>de</strong>n. Doch ein Projekt kann nur<br />
dann erfolgreich durchgeführt und abgeschlossen<br />
wer<strong>de</strong>n, wenn die benötigen<br />
Ressourcen zur Verfügung stehen. Das sind<br />
in erster Linie alle Projektbeteiligten, außer<strong>de</strong>m<br />
Einsatzmittel, z. B. begrenzt zur Verfügung stehen<strong>de</strong><br />
Anlagen und Maschinen.<br />
Das Ressourcenmanagement dient hier als<br />
Instrument zur Steuerung von Ressourcen im<br />
Rahmen einer Projektlandschaft. Entschei<strong>de</strong>t<br />
sich ein Unternehmen dafür, Ressourcenmanagement<br />
einzuführen, ist das Verständnis<br />
<strong>de</strong>s damit verbun<strong>de</strong>nen Nutzens meist uneinheitlich,<br />
die Aufwandsschätzung für die Einführung<br />
und <strong>de</strong>n Betrieb eher offen. Dieser<br />
Artikel gibt einen Überblick über das Thema<br />
Ressourcenmanagement in einer Projektlandschaft<br />
und die angrenzen<strong>de</strong>n Themenfel<strong>de</strong>r.<br />
Den Weg von einer Projekti<strong>de</strong>e zum realen<br />
Projekt ver<strong>de</strong>utlicht Abbildung 1: Aus einer<br />
Abb. 1: Projektlandschaft<br />
Sammlung von Vorhaben wird im Portfoliomanagement<br />
geprüft, welche mit <strong>de</strong>n Unternehmenszielen<br />
übereinstimmen. Danach<br />
wird bestimmt, wie weit sie mit <strong>de</strong>r Ressourcen-<br />
und Projektlandschaft vereinbar<br />
sind, um festzustellen, ob die von einem Projekt<br />
benötigten Fähigkeiten (Skills) zur Verfügung<br />
stehen. Die Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Projekts<br />
wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Ressourcenpool abgeglichen<br />
und mögliche Zeitfenster für das Projekt o<strong>de</strong>r<br />
eine Neupriorisierung <strong>de</strong>r Projekte vorgeschlagen.<br />
Damit kommen <strong>de</strong>m Ressourcenmanagement<br />
mehrere Aufgaben zu: Die Darstellung <strong>de</strong>r momentanen<br />
Ressourcenauslastung, die Erstellung<br />
einer Ressourcenplanung <strong>de</strong>r aktuell geplanten<br />
Projekte sowie die Simulation möglicher<br />
Variationen <strong>de</strong>r Ressourcenauslastung<br />
(Szenarien) durch Neupriorisierung<br />
von Projekten. So erhöht Ressourcenmanagement<br />
die Planungssicherheit im Unternehmen<br />
und stellt sicher, dass die zur Durchführung<br />
von Projekten benötigten Mittel zur<br />
Verfügung stehen und Engpässe frühzeitig erkannt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Voraussetzungen für erfolgreiches<br />
Ressourcenmanagement<br />
Projektmanagement<br />
Für ein erfolgreiches Ressourcenmanagement<br />
sind viele Faktoren zu berücksichtigen. Dabei<br />
gibt es kein einheitliches Erfolgsrezept, <strong>de</strong>nn<br />
das Ressourcenmanagement muss sowohl<br />
<strong>de</strong>m Reifegrad einer Organisation wie auch <strong>de</strong>n<br />
angestrebten Zielen entsprechen. Grundvoraussetzung<br />
ist jedoch in je<strong>de</strong>m Fall aktiv gelebtes<br />
Projektmanagement im Unternehmen.<br />
Das heißt in diesem Zusammenhang:<br />
� Die Projektmitarbeiter im Unternehmen wissen,<br />
welche Be<strong>de</strong>utung Projektmanagement<br />
hat und wofür es sinnvoll eingesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n kann.<br />
� Das Projektmanagement sollte nicht nur<br />
(scheinbar) vorhan<strong>de</strong>n sein, son<strong>de</strong>rn min<strong>de</strong>stens<br />
in seinen Grundzügen tatsächlich akzeptiert<br />
und angewandt wer<strong>de</strong>n.<br />
Dies ist <strong>de</strong>r Fall, wenn zumin<strong>de</strong>st wenig komplexe<br />
Projekte strukturiert und ohne hierarchische<br />
Zwänge erfolgreich abgeschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />
Das Rollenkonzept<br />
Im Rahmen eines Rollenkonzepts wer<strong>de</strong>n projekttypische<br />
Rechte, Pflichten und Aufgaben<br />
Projektrollen zugewiesen. Die Rolle beschreibt<br />
für je<strong>de</strong>n Projektbeteiligten ein grobes Aufgabengebiet<br />
und grenzt die Verantwortlichkeiten<br />
im Projekt ab. Das können beispielsweise sein:<br />
� Projektleiter (Steuerung <strong>de</strong>s Projekts, Reporting<br />
an Projectowner, Eskalation…)<br />
� Projektmitarbeiter (Bearbeitung seiner
Aufgabenpakete, Abstimmung mit angrenzen<strong>de</strong>n<br />
Schnittstellen …)<br />
� Projektowner (Sponsor, verantwortlich für<br />
die Projektumsetzung)<br />
� Projektcontroller (Soll-Ist-Vergleich von<br />
Aufwän<strong>de</strong>n und Erträgen …).<br />
Für ein effektives und erfolgreiches Ressourcenmanagement<br />
sollte das Rollenkonzept <strong>de</strong>n<br />
individuellen Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
entsprechen. Dabei helfen Prozessbeschreibungen,<br />
bei <strong>de</strong>nen die Rollen personenneutral<br />
bezeichnet wer<strong>de</strong>n. Voraussetzung, um Prozesse<br />
sinnvoll abbil<strong>de</strong>n zu können, ist es, die<br />
Rollen für das jeweilige Unternehmen treffend<br />
zu wählen und zu beschreiben. Hierfür wer<strong>de</strong>n<br />
alle typischerweise anfallen<strong>de</strong>n Aufgaben aller<br />
Projektbeteiligten gesammelt, Rollen zugewiesen<br />
und eine Rollenbeschreibung erstellt, die<br />
sich an <strong>de</strong>n Aufgaben orientiert.<br />
Skillmanagemement<br />
Beim Skillmanagement wer<strong>de</strong>n die persönlichen<br />
Fähigkeiten <strong>de</strong>r Projektmitarbeiter erfasst<br />
und in einer Datenbank zusammengeführt.<br />
Dies soll nicht <strong>de</strong>r Bewertung <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />
dienen, son<strong>de</strong>rn einen optimalen Einsatz<br />
entsprechend ihrer individuellen Stärken und<br />
Schwächen sichern.<br />
Um das Ziel <strong>de</strong>s Ressourcenmanagements –<br />
die optimale Zuweisung von Ressourcen zu<br />
Aufgaben – zu erreichen, muss zuerst festgelegt<br />
wer<strong>de</strong>n, welche Daten beim Skillmanagement<br />
erfasst wer<strong>de</strong>n sollen. Diese Aufgabe ist<br />
eine große Herausfor<strong>de</strong>rung, <strong>de</strong>nn es muss ein<br />
Kompromiss gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n zwischen <strong>de</strong>r<br />
Aussagekraft (Detailtiefe) <strong>de</strong>r Daten und <strong>de</strong>m<br />
Pflegeaufwand für die Daten. Einerseits darf<br />
die Datenbank nicht so <strong>de</strong>tailliert sein, dass<br />
Personalentscheidung auf dieser Datenbasis<br />
getroffen wer<strong>de</strong>n (Betriebsrat). An<strong>de</strong>rerseits<br />
müssen die Daten aussagekräftig, kategorisierbar<br />
und zur Projektlandschaft passend sein.<br />
Generell ist es ratsam, die Kompetenzen in<br />
Klassen zu unterteilen, etwa in fachliche, methodische<br />
und soziale Kompetenz. Um eine<br />
Ressource sinnvoll zuzuweisen, wer<strong>de</strong>n die<br />
Projektaufgaben und die Anfor<strong>de</strong>rungen an die<br />
Fähigkeiten <strong>de</strong>r Projektmitarbeiter miteinan<strong>de</strong>r<br />
verbun<strong>de</strong>n (vgl. Abbildung 2).<br />
Abb. 2: Skillprofil, Beispiel<br />
Verbindlichkeit / Planungssicherheit<br />
Die durchdachteste Skill-Datenbank bringt jedoch<br />
nichts, wenn ihr Datenbestand veraltet ist.<br />
Ressourcenmanagement ist ein hoch dynamischer<br />
Prozess, in <strong>de</strong>m viele Abhängigkeiten<br />
bestehen. Um es erfolgreich durchführen zu<br />
können, müssen die zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n Daten<br />
aktuell und möglichst realistisch sein. Hierfür<br />
sind zyklisch wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Prozesse für<br />
die Rückmeldung von Verfügbarkeit und<br />
Fähigkeiten entschei<strong>de</strong>nd. Sorgt das Management<br />
dafür, diese Rückmel<strong>de</strong>prozesse verbindlich<br />
zu machen, steigert dies langfristig die Planungssicherheit.<br />
Instanz für Ressourcenmanagement<br />
Die oben beschriebenen Prozesse können nur<br />
funktionieren, wenn sie auch konsolidiert und<br />
entsprechend <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Ressourcenmanagements<br />
verwertet wer<strong>de</strong>n. Dies gelingt<br />
am besten über eine eigene Institution,<br />
beispielsweise durch einen Ressourcenmanager<br />
o<strong>de</strong>r ein Projektmanagement Office.<br />
Autor<br />
CM März / April 2011<br />
Ob eine solche Institution besser <strong>de</strong>zentral,<br />
z. B. für je<strong>de</strong>n Fachbereich, o<strong>de</strong>r zentral einzurichten<br />
ist, lässt sich nicht allgemeingültig<br />
beantworten. Als Richtgröße sollten in je<strong>de</strong>m<br />
Fall die bestehen<strong>de</strong>n Unternehmensstrukturen<br />
dienen: Je größer und komplexer ein<br />
Unternehmen, <strong>de</strong>sto sinnvoller ist eine <strong>de</strong>zentrale<br />
Lösung.<br />
Multiprojektmanagement (Konsolidierung<br />
<strong>de</strong>r Daten)<br />
Um <strong>de</strong>n Projekten die Ressourcen effizient zuweisen<br />
zu können, fehlt noch eine Institution,<br />
die die Projektlandschaft abbil<strong>de</strong>t. Dies ist das<br />
Multiprojektmanagement, bei <strong>de</strong>m alle laufen<strong>de</strong>n<br />
Projekte und <strong>de</strong>ren Planungen übersichtlich<br />
aufgelistet und mit <strong>de</strong>n zur Steuerung<br />
notwendigen Informationen angereichert wer<strong>de</strong>n.<br />
Das Multiprojektmanagement beantwortet<br />
vor allem folgen<strong>de</strong> Fragen <strong>de</strong>s Ressourcenmanagements:<br />
� Welche Projekte laufen aktuell?<br />
� Wann beginnen und en<strong>de</strong>n die Projekte?<br />
Jens Eckrich<br />
parameta Projektberatung GmbH & Co. KG, Projektberater.<br />
Tel.: 08122 / 892039-0<br />
www.parameta.<strong>de</strong><br />
59
60<br />
Ressourcenmanagement aus Projektmanagementsicht<br />
Abb. 3: pm 3 Referenzmo<strong>de</strong>ll<br />
� Welcher Aufwand ist während <strong>de</strong>r Projektlaufzeit<br />
geplant?<br />
� Welche Rollen und Skills wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Projekten<br />
benötigt?<br />
� Welche Priorität hat ein Projekt (welches ist<br />
an<strong>de</strong>ren vorzuziehen)?<br />
� Wo und wann sind Planän<strong>de</strong>rungen wahrscheinlich?<br />
Ressourcen- und Multiprojektmanagement beeinflussen<br />
sich maßgeblich, so dass zwischen<br />
bei<strong>de</strong>n ein ständiger Abgleich stattfin<strong>de</strong>n muss.<br />
Zum Beispiel im Falle eines neuen, sehr wichtigen<br />
Projekts, sind die benötigten Ressourcen<br />
von einem niedrig priorisierten Projekt auf das<br />
hoch priorisierte Projekt umzuverteilen. Hierfür<br />
ist eine Information <strong>de</strong>s Multiprojektmanagements<br />
an das Ressourcenmanagement erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
Ist hingegen ein Mitarbeiter krank und<br />
Abb. 4: Projektportfolio Praxisbeispiel<br />
beeinflusst dadurch <strong>de</strong>n Ablauf <strong>de</strong>s Projekts,<br />
geht die Information vom Ressourcenmanagement<br />
an das Multiprojektmanagement.<br />
Einführung und Durchführung<br />
In diesem Abschnitt soll die Funktion <strong>de</strong>s gesamten<br />
Systems um das Ressourcenmanagement<br />
und seine weichen Faktoren betrachtet<br />
wer<strong>de</strong>n. Hierfür ver<strong>de</strong>utlicht das parameta<br />
pm³-Referenzmo<strong>de</strong>ll (Abbildung 3) einige Prozesse:<br />
Die Pyrami<strong>de</strong> bil<strong>de</strong>t, aus <strong>de</strong>n Perspektiven<br />
Mensch-Metho<strong>de</strong>-Technologie, die Projektlandschaft<br />
eines Unternehmens mit ihren<br />
Schnittstellen ab. Alle Projektmanagementfunktionen<br />
sind eingefasst durch die Rahmenbedingungen<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens. Außerhalb<br />
<strong>de</strong>r Pyrami<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>n sich die externen Einflüsse<br />
und Ergebnisse <strong>de</strong>r Projektlandschaft, zum einen<br />
<strong>de</strong>r Input (I<strong>de</strong>en, Vorhaben), zum an<strong>de</strong>ren<br />
<strong>de</strong>r Output (Ergebnisse).<br />
Der obere Bereich <strong>de</strong>r Pyrami<strong>de</strong> zeigt die Ziele<br />
<strong>de</strong>r Organisation. Sie geben die Richtung für die<br />
Projekte vor. Im Portfoliomanagement wer<strong>de</strong>n<br />
neue Projekte ausgewählt. Hauptentscheidungskriterium<br />
dabei ist die Übereinstimmung<br />
mit <strong>de</strong>n Unternehmenszielen. Um einschätzen<br />
zu können, wann die nächsten Projekte angestoßen<br />
wer<strong>de</strong>n können, benötigt das Portfoliomanagement<br />
Informationen vom Multiprojektmanagement<br />
über die aktuelle Planung <strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong>n<br />
Projekte. Aggregierte Informationen aus<br />
<strong>de</strong>m Ressourcenmanagement sind erfor<strong>de</strong>rlich,<br />
um die Auslastung und Verfügbarkeit <strong>de</strong>r Projektmitarbeiter<br />
mit ihren Skills in Erfahrung<br />
bringen zu können.<br />
Im Multiprojektmanagement wer<strong>de</strong>n die Informationen<br />
aus <strong>de</strong>n Einzelprojekten konsolidiert<br />
und die Projektmanagement-Methodik gepflegt.<br />
So wer<strong>de</strong>n die aktuellen Projekte gesteuert und<br />
unterstützt. Diese Systematik wie<strong>de</strong>rholt sich in<br />
<strong>de</strong>n jeweils an<strong>de</strong>ren Perspektiven. Basis <strong>de</strong>r<br />
Pyrami<strong>de</strong> sind die laufen<strong>de</strong>n Projekte. Ohne sie<br />
wür<strong>de</strong> sich ein Unternehmen kaum entwickeln.<br />
Sie liefern die Ergebnisse und machen Unternehmen<br />
– im I<strong>de</strong>alfall – erfolgreich.<br />
An <strong>de</strong>n Außenseiten <strong>de</strong>r Pyrami<strong>de</strong> sind die Informationsflüsse<br />
dargestellt, die als ständiger<br />
Kreislauf zu verstehen sind: Das Einzelprojektmanagement<br />
mel<strong>de</strong>t die projektbezogenen<br />
Auslastungen <strong>de</strong>r Mitarbeiter an das<br />
Multiprojektmanagement, das alle Rückmeldungen<br />
konsolidiert und die gesamte Auslastung<br />
<strong>de</strong>r Projektmitarbeiter angibt. Diese Informationen<br />
wer<strong>de</strong>n im Portfoliomanagement<br />
für die Planung zukünftiger Projekte verwen<strong>de</strong>t<br />
(vgl. Abbildung 4). Diese Planungen wer<strong>de</strong>n im<br />
Multiprojektmanagement überprüft und abgestimmt,<br />
um dann in Projekten umgesetzt zu<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Ressourcenmanagement ist keiner <strong>de</strong>r drei<br />
operativen Ebenen zuzuordnen. Es ist vielmehr<br />
eine Schnittstellenfunktion, die in allen<br />
Bereichen vertreten ist. Nur wenn Ressourcenmanagement<br />
über alle drei Ebenen gelebt<br />
wird, lässt sich auch eine optimale Ressourcennutzung<br />
erreichen.
Obwohl die Theorie relativ einfach ist, gilt die<br />
Einführung und Durchführung eines erfolgreichen<br />
Ressourcenmanagements als eine <strong>de</strong>r<br />
größten Herausfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Projektmanagements.<br />
Dies liegt an <strong>de</strong>r Vielzahl von Anfor<strong>de</strong>rungen,<br />
die im Unternehmen erfüllt sein<br />
müssen, um Ressourcenmanagement tatsächlich<br />
erfolgreich nutzen zu können.<br />
Akzeptanz <strong>de</strong>s Ressourcenmanagements<br />
Das ganze Vorhaben steht und fällt mit <strong>de</strong>r Akzeptanz<br />
<strong>de</strong>s Ressourcenmanagements. Wichtigste<br />
Voraussetzung hierfür ist die Unterstützung<br />
durch das Management. Zu<strong>de</strong>m müssen<br />
alle Projektmitarbeiter involviert wer<strong>de</strong>n. Dabei<br />
muss ihnen die Angst vor Kontrolle und Freiheitsverlust<br />
genommen wer<strong>de</strong>n. Denn Ressourcenmanagement<br />
hat nichts mit Kontrolle<br />
zu tun, son<strong>de</strong>rn mit Planung. Diese<br />
lässt sich für die Mitarbeiter mit einem Gefühl<br />
<strong>de</strong>r Sicherheit verbin<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn bessere Planung<br />
bringt auch <strong>de</strong>n Mitarbeitern vielfältigen Nutzen:<br />
Effizienzsteigerung (ohne Mehrarbeit), damit<br />
Steigerung <strong>de</strong>r Wettbewerbsfähigkeit <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
und letztlich Arbeitsplatzsicherheit.<br />
Zu<strong>de</strong>m stellt gutes Ressourcenmanagement sicher,<br />
dass sich die Arbeit gleichmäßig auf<br />
alle Schultern verteilt und Mitarbeiter Aufgaben<br />
erhalten, die ihren Fähigkeiten entsprechen.<br />
Betrachtet man Ressourcenmanagement<br />
aus diesem Blickwinkel, ist es auch<br />
einfacher, ein Reporting aufzubauen. Dann verstehen<br />
Mitarbeiter die Rückmeldung nicht als<br />
Last, son<strong>de</strong>rn als Instrument zur Absicherung.<br />
Ausprägungen und Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
Eine <strong>de</strong>r wichtigsten Fragen ist häufig, wie und<br />
in welchen Ausprägungen Ressourcenmanagement<br />
eingeführt und weiterentwickelt wer<strong>de</strong>n<br />
soll. Hier gilt: Das Ressourcenmanagement<br />
sollte <strong>de</strong>m Reifegrad <strong>de</strong>r Organisation angemessen<br />
sein. Was das be<strong>de</strong>utet, muss je<strong>de</strong><br />
Organisation für sich selbst beantworten. Im<br />
oberen Teil wur<strong>de</strong>n schon einige Kriterien und<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen aufgeführt, auf die hin die Abläufe<br />
<strong>de</strong>s Projektalltags ehrlich und ohne<br />
falschen Stolz hinterfragt wer<strong>de</strong>n sollten. Hier-<br />
für ist es meist hilfreich, auch externe, neutrale<br />
Sichten einzuholen.<br />
Je fortschrittlicher das Projektmanagement,<br />
<strong>de</strong>sto fortschrittlicher kann das Ressourcenmanagement<br />
gestaltet wer<strong>de</strong>n. Bevor mit <strong>de</strong>n<br />
fortschrittlichen Funktionen <strong>de</strong>s Ressourcenmanagements<br />
begonnen wer<strong>de</strong>n kann, muss<br />
Projektmanagement in <strong>de</strong>n Köpfen <strong>de</strong>r Projektmitarbeiter<br />
und <strong>de</strong>s Managements verankert<br />
sein.<br />
Bleibt die Frage: Welche Anfor<strong>de</strong>rungen hat<br />
das Unternehmen an das Ressourcenmanagement?<br />
Da Ressourcenmanagement hier<br />
als Teil <strong>de</strong>s Projektmanagements verstan<strong>de</strong>n<br />
wird, ist es nötig, zuerst das Ziel <strong>de</strong>s Projektmanagements<br />
zu bestimmen, um daraus die<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen an das Ressourcenmanagement<br />
abzuleiten. Dabei helfen Fragen wie:<br />
� Was möchten Sie im Projektmanagement erreichen?<br />
� Braucht Ihre Organisation das wirklich?<br />
� Welche Anfor<strong>de</strong>rungen stellt das Tagesgeschäft<br />
ans Ressourcenmanagement?<br />
Es gibt Fälle, in <strong>de</strong>nen reicht eine Übersicht<br />
über die Ressourcen mit einer groben Einschätzung<br />
<strong>de</strong>r Fähigkeiten. In an<strong>de</strong>ren Fällen ist eine<br />
Softwarelösung auf Basis einer umfangreichen<br />
Datenbank gefragt, mit <strong>de</strong>r Szenarien durchgespielt<br />
wer<strong>de</strong>n können. Die Möglichkeiten sind<br />
vielfältig, doch sollte man sich nicht am Möglichen,<br />
son<strong>de</strong>rn am Nötigen orientieren. Später<br />
kann mit neuen Erfahrungen weiterentwickelt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Außer<strong>de</strong>m sollten auch die Erfahrungen <strong>de</strong>r<br />
Projektmitarbeiter in die Anfor<strong>de</strong>rungen einfließen.<br />
Die Erfüllung ihrer For<strong>de</strong>rungen leistet zu<strong>de</strong>m<br />
einen wesentlichen Beitrag zur Akzeptanz<br />
<strong>de</strong>r Lösung. Grundsätzlich gilt, dass <strong>de</strong>r Aufwand<br />
für die Einführung und Entwicklung <strong>de</strong>s<br />
Ressourcenmanagements seinem Nutzen entsprechen<br />
sollte.<br />
Projektkategorisierung (Priorisierung)<br />
Die im Ressourcenmanagement zusammengeführten<br />
und ausgewerteten Informationen<br />
sind Grundlage für die Ressourcenplanung.<br />
Sie kann aber nur sinnvoll stattfin<strong>de</strong>n, wenn<br />
CM März / April 2011<br />
klar ist, wie die Ressourcen auf die Projekte zu<br />
verteilen sind. Es muss eine Hierarchie geben,<br />
die zeigt, welches Projekt zuerst knappe<br />
Ressourcen bekommt und welche Projekte<br />
als nachrangig einzustufen sind. Hierzu ist es<br />
notwendig, eine durch das Management vorgegebene<br />
Priorisierung <strong>de</strong>r Projekte durchzuführen<br />
und nachzuhalten. In diesem Prozess<br />
sollte auch festgelegt sein, wie Ressourcen<br />
unter gleich hoch priorisierten Projekten zu<br />
verteilen sind.<br />
Der Traum von absoluter<br />
Planungssicherheit<br />
Die Erwartung an das Ressourcenmanagement<br />
ist häufig absolute Planungssicherheit – ihr Eintreffen<br />
hingegen sehr unwahrscheinlich. Durch<br />
die ständigen Schleifen, die Informationen im<br />
Unternehmen ziehen, lässt sich immer nur eine<br />
Annäherung erzielen. Je komplexer die Projektlandschaft,<br />
<strong>de</strong>sto schwieriger wird die langfristige<br />
Planung. Um trotz<strong>de</strong>m eine größtmögliche<br />
Planungssicherheit zu erreichen, müssen bei<br />
komplexeren Strukturen die Zyklen <strong>de</strong>r rollieren<strong>de</strong>n<br />
Ressourcenplanung kürzer <strong>de</strong>finiert<br />
sein als bei einfacheren. Da Prognosen schwieriger<br />
wer<strong>de</strong>n, je weiter sie in <strong>de</strong>r Zukunft liegen,<br />
ist es hilfreich, ab einer gewissen Schwelle<br />
(z. B. ab zwei Monaten in <strong>de</strong>r Zukunft), Ressourcen<br />
nicht mehr tages-, son<strong>de</strong>rn wochengenau<br />
zu planen. Damit ist die Prognose nicht<br />
mehr so <strong>de</strong>tailliert, unterliegt aber auch nicht<br />
mehr so starken Schwankungen. Auch hier gilt:<br />
Der Aufwand für eine Ressourcenplanung sollte<br />
<strong>de</strong>m Nutzen entsprechen.<br />
Sie benötigen eine tagesgenaue Planung über<br />
vier Monate? Dann haben Sie ein großes Projekt<br />
vor sich! Lassen Sie sich nicht abschrecken,<br />
son<strong>de</strong>rn bauen Sie Ihr Ressourcenmanagement<br />
Stück für Stück auf und entwickeln<br />
Sie Ihre Organisation in kleinen Schritten<br />
weiter. Doch seien Sie sich bewusst: Bei komplexen<br />
Projekten ist es wenig wahrscheinlich,<br />
dass die Planungen tatsächlich eintreten. Projekte<br />
sind nun mal Än<strong>de</strong>rungen unterworfen.<br />
Im Laufe <strong>de</strong>r Zeit wer<strong>de</strong>n Sie Erfahrungen<br />
sammeln, mit <strong>de</strong>nen Sie verschie<strong>de</strong>ne Abweichungen<br />
einschätzen und gewichten können.<br />
So wird die Entwicklung von Szenarien immer<br />
genauer – und damit auch Ihre Planung.<br />
61
62<br />
Messung von Innovation<br />
Messung von Innovation – Möglichkeiten eines<br />
ganzheitlichen Messansatzes<br />
von Frank Lelke und Andreas Ollech<br />
Noch bis Anfang <strong>de</strong>r 1990er Jahre wur<strong>de</strong>n<br />
unternehmensinterne Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten<br />
als maßgebliche Treiber<br />
für Innovation angesehen. Dementsprechend<br />
konzentrierte sich die Messung von Innovation<br />
auf In- und Outputgrößen <strong>de</strong>s Bereiches F&E.<br />
Innovation als strategischer<br />
Wettbewerbsfaktor<br />
Die Globalisierung <strong>de</strong>r Märkte, kürzere Produktlebenszyklen,<br />
verän<strong>de</strong>rte Kun<strong>de</strong>npräferenzen<br />
und <strong>de</strong>r technische Fortschritt zeigen<br />
jedoch, dass Innovation zu <strong>de</strong>n wichtigsten<br />
Hebeln zur Profitabilitäts- und Wachstumssteigerung<br />
gehört und somit einen strategischen<br />
Wettbewerbsfaktor für Unternehmen<br />
darstellt ([ADL04]. Voraussetzung für <strong>de</strong>n<br />
nachhaltigen Unternehmenserfolg ist zum einen<br />
die Definition bzw. Integration von Innovation<br />
als unternehmensstrategisches Ziel. Zum<br />
an<strong>de</strong>ren ist es erfor<strong>de</strong>rlich, Trends und Entwicklungen<br />
frühzeitig zu erkennen, um markt-<br />
und kun<strong>de</strong>ngerechte Produkte und Dienstleistungen<br />
entwickeln zu können, sowie strategiekonform<br />
ein Investitionsbudget für die Realisierung<br />
zur Verfügung zu stellen.<br />
Der Begriff Innovation beschreibt einen Prozess<br />
von <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntifizierung einer I<strong>de</strong>e / Entwicklung<br />
einer Vision über die Planung und<br />
Forschung bis zur erfolgreichen Kommerzialisierung.<br />
Als integraler Bestandteil von Produkten,<br />
Dienstleistungen, Organisationen,<br />
Prozessen und Verfahren sollen neue Märkte<br />
und Technologien zum Nutzen <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n erschlossen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Von grundlegen<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung ist eine gemeinsame,<br />
klare Begriffs<strong>de</strong>finition. In <strong>de</strong>r einschlägigen<br />
Fachliteratur wird häufig die Definition von<br />
Behrends konstatiert ([Behr01], S. 96):“…die<br />
dauerhafte Fähigkeit, Möglichkeit und Bereitschaft<br />
sozialer Systeme, innovatives Verhalten<br />
hervorzubringen und zu stabilisieren“. Diese Definition<br />
wird im Folgen<strong>de</strong>n – nicht zuletzt aufgrund<br />
ihres ganzheitlichen Anspruchs – zugrun<strong>de</strong> gelegt.<br />
Dimensionen <strong>de</strong>s Innovationsbegriffs<br />
Konsens herrscht sowohl in Literatur als auch<br />
Praxis darüber, dass <strong>de</strong>r Grad <strong>de</strong>r Innovation<br />
nicht ausschließlich durch Outputfaktoren gemessen<br />
wer<strong>de</strong>n kann. Vielmehr sind die Inputfaktoren<br />
wie persönliche Fähigkeit und Bereitschaft<br />
sowie unternehmerische Führung und<br />
Kultur zentrale Ursachen und Determinanten für<br />
die Ausprägung von Innovation in Unternehmen.<br />
Eine <strong>de</strong>rart ganzheitliche Betrachtung <strong>de</strong>s Innovationsbegriffs<br />
stammt von Cramme und Lindstädt<br />
([CrLi05], S. 138-149). Es wer<strong>de</strong>n drei Dimensionen<br />
unterschie<strong>de</strong>n: Innovationsmöglichkeit,<br />
Innovationsfähigkeit und Innovationsbereitschaft.<br />
Während die erste Dimension auf die<br />
Umwelt als zentrales Element abstellt, steht das<br />
Individuum (<strong>de</strong>r Mensch) für die an<strong>de</strong>ren bei<strong>de</strong>n<br />
Dimensionen im Mittelpunkt.<br />
Innovationsmöglichkeit<br />
Die Innovationsmöglichkeit beschreibt objektive<br />
Voraussetzungen in <strong>de</strong>r Umwelt (Präparati-<br />
onen), um Innovation situativ zu ermöglichen.<br />
Innerhalb eines Unternehmens sind dies etwa<br />
Anreizsysteme, Führungsstile, Informationspolitik,<br />
Aufbau- und Ablauforganisation, als im Wesentlichen<br />
exogen gegebene Faktoren, um Innovation<br />
zuzulassen, respektive zu ermöglichen.<br />
Informationen zur Innovationsbereitschaft dienen,<br />
ex post, <strong>de</strong>r vergangenheitsorientierten<br />
Steuerung in Unternehmen.<br />
Innovationsfähigkeit<br />
Der Begriff Fähigkeit beschreibt physische und<br />
psychische Voraussetzungen eines Menschen,<br />
die es ihm ermöglichen, körperliche o<strong>de</strong>r geistige<br />
Leistungen zu erbringen. Daraus folgt,<br />
dass die Innovationsfähigkeit durch Qualifikationen<br />
und Kompetenzen beeinflusst wird. Dementsprechend<br />
subsumiert die Innovationsfähigkeit<br />
sowohl Basisqualifikationen, Schlüsselqualifikationen<br />
und Softskills, als auch Kompetenzen<br />
und Potentiale.<br />
Informationen zur Innovationsfähigkeit dienen,<br />
ex post & ex ante, sowohl zur vergangenheits-<br />
als auch zukunftsorientierten Steuerung in Unternehmen.<br />
Innovationsbereitschaft<br />
Die Innovationsbereitschaft eines Individuums<br />
äußert sich in <strong>de</strong>r Bereitschaft und <strong>de</strong>m Willen,<br />
ein bestimmtes Wissen o<strong>de</strong>r bestimmte Fähigkeiten<br />
anzuwen<strong>de</strong>n ([CrLi05], S. 147). Die Bereitschaft<br />
eines Individuums wird beispielsweise
vom Bestreben und von <strong>de</strong>r Bereitschaft zur<br />
persönlichen Verän<strong>de</strong>rung beeinflusst. Des<br />
Weiteren ist entschei<strong>de</strong>nd, ob die persönliche<br />
Werteübereinstimmung mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
übereinstimmt. Von großer Be<strong>de</strong>utung ist<br />
zu<strong>de</strong>m die Wahrnehmung, in Verän<strong>de</strong>rungsprozesse<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens aktiv eingebun<strong>de</strong>n zu<br />
sein und einen sichtbaren Beitrag leisten zu<br />
können. Ferner ist zu eruieren, wie hoch das<br />
Vertrauen in die Verän<strong>de</strong>rungsfähigkeit <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
ist. Insgesamt basiert die Bereitschaft<br />
auf <strong>de</strong>m Grad <strong>de</strong>r Motivation und <strong>de</strong>r Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />
<strong>de</strong>s Individuums.<br />
Informationen zur Innovationsbereitschaft dienen,<br />
ex ante, <strong>de</strong>r zukunftsorientierten Steuerung<br />
in Unternehmen.<br />
Abbildung 1 stellt die Dimensionen <strong>de</strong>s Innovationsbegriffs<br />
in einer Übersicht dar.<br />
In <strong>de</strong>r betrieblichen Realität ist nicht selten zu<br />
beobachten, dass lediglich vom Begriff Innovation<br />
gesprochen wird, ohne diesen weiter zu<br />
spezifizieren. Dementsprechend ungenau fallen<br />
Ergebnisse und Interpretationen einer Messung<br />
aus.<br />
Determinanten, KPIs und Instrumente<br />
zur Messung von Innovation<br />
Aufbauend auf <strong>de</strong>r Begriffsbestimmung von<br />
Cramme und Lindstädt existiert aus unternehmensstrategischer<br />
Sicht eine Vielzahl von Determinanten<br />
zur Messung von Innovation. Abbildung<br />
2 zeigt ein Geflecht aus neun Determinanten,<br />
das jedoch nicht <strong>de</strong>n Anspruch auf<br />
Vollständigkeit erhebt.<br />
Das Management <strong>de</strong>r Personalressourcen<br />
beschreibt das Management <strong>de</strong>r personalwirtschaftlichen<br />
Wertschöpfungskette von Beschaffung,<br />
Planung über Einsatz / Entwicklung /<br />
Führung bis zur Freisetzung. Das wertschöpfen<strong>de</strong><br />
Management <strong>de</strong>r Personalressourcen<br />
bil<strong>de</strong>t die Grundlage für innovative Unternehmen;<br />
schließlich wer<strong>de</strong>n die Mitarbeiter zunehmend<br />
als strategischer Wettbewerbsfaktor verstan<strong>de</strong>n<br />
([Wies06]; [Bain09]).<br />
Das Management muss dabei zwei normativen<br />
Zielen gerecht wer<strong>de</strong>n; <strong>de</strong>n ökonomischen und<br />
Abb. 1: Innovation – Innovationsfähigkeit – Innovationsbereitschaft (in Anlehnung an {CrLi05}, S. 143)<br />
<strong>de</strong>n sozialen Zielen. Einerseits geht es um die<br />
Versorgung mit bestgeeigneten Mitarbeitern,<br />
unter Berücksichtigung <strong>de</strong>s ökonomischen<br />
Prinzips (wirtschaftliches Ziel), an<strong>de</strong>rerseits<br />
um die bestmögliche Gestaltung <strong>de</strong>r Arbeitsumstän<strong>de</strong><br />
(soziales Ziel) für die Mitarbeiter<br />
([Rump08], S. 8).<br />
In direktem Zusammenhang steht die Innovationskultur.<br />
Um eine dauerhafte Innovation im<br />
Unternehmen sicherzustellen, sind entsprechen<strong>de</strong><br />
Normen und Werte zu schaffen, die in<br />
<strong>de</strong>n betrieblichen Alltag integriert – institutionalisiert<br />
– wer<strong>de</strong>n. Ausgangspunkt für Innovation<br />
ist die Verankerung als strategisches Ziel in<br />
<strong>de</strong>r Unternehmensstrategie und eine anschließen<strong>de</strong><br />
systematische Kaskadierung bis in die<br />
operativen Bereiche.<br />
Abb. 2: Determinanten <strong>de</strong>r Innovation (in Anlehnung an {Rogo07}, S. 11)<br />
CM März / April 2011<br />
Aus <strong>de</strong>r strategischen Positionierung kann eine<br />
Aufbau- und Ablauforganisation (Prozess und<br />
Organisation) abgeleitet wer<strong>de</strong>n, die auf Entwicklung<br />
und Vermarktung innovativer Produkte<br />
und Dienstleistungen sowie Technologien<br />
ausgerichtet ist.<br />
Än<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r Nachfrage-Präferenzstruktur,<br />
Knappheit von Ressourcen, Wertewan<strong>de</strong>l<br />
sowie <strong>de</strong>r technische Fortschritt haben direkten<br />
Einfluss auf Art und Struktur <strong>de</strong>r Märkte. Da<br />
neue Märkte sowie Än<strong>de</strong>rungen in bestehen<strong>de</strong>n<br />
Märkten sowohl nachfrage- als auch angebotsinduziert<br />
sein können, müssen Prozesse<br />
und Organisation flexibel anpassbar sein.<br />
Grundsätzlich gestaltet sich die vollständige Erfassung<br />
<strong>de</strong>r Abbildung <strong>de</strong>s Ursache-Wirkungs-<br />
63
64<br />
Messung von Innovation<br />
Abb. 3: Häufig eingesetzte Innovations-Kennzahlen in <strong>de</strong>r Praxis<br />
Geflechts „Innovation“ als äußerst schwierig.<br />
Luhmann spricht von einem System, respektive<br />
einer System-Umwelt-Beziehung (vgl. ausführlich<br />
in [Luhm09], S. 41ff.). Kennzeichnend für<br />
ein System ist, dass Komplexität durch Individuen<br />
und Organisation, sowohl auf System- und<br />
Umweltebene, auf vielfältige Weise erzeugt wird.<br />
Analog zu <strong>de</strong>m eingangs angeführten Innovationsbegriff<br />
gestaltet sich <strong>de</strong>shalb die „ganzheitliche“<br />
Abbildung <strong>de</strong>r Innovationsbereitschaft<br />
als extrem schwierig. Die Bereitschaft<br />
wird durch zahlreiche intrinsische und extrinsische<br />
Elemente gesteuert, die nur schwer objektiv<br />
zu erfassen und darzustellen sind.<br />
Innovationskennzahlen wer<strong>de</strong>n häufig von <strong>de</strong>r<br />
Makroökonomie verwen<strong>de</strong>t, etwa im Rahmen<br />
<strong>de</strong>r Innovationsstatistik <strong>de</strong>s Statistischen Bun<strong>de</strong>samtes.<br />
Trotz dieser Schwierigkeiten ist sowohl<br />
in <strong>de</strong>r Literatur als auch Praxis nicht selten<br />
zu beobachten, dass die Messung von Innovation<br />
nicht als integraler Bestandteil <strong>de</strong>r Controlling-Aktivitäten<br />
gesehen wird. Aus pragmatischen<br />
Grün<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n vielfach klassische Finanzkennzahlen<br />
wie EBIT und Sales genutzt;<br />
ein Grund dafür ist sicherlich die Datenverfügbarkeit<br />
sowie die leichte Kommunizierbarkeit.<br />
Systematische und ganzheitliche Ansätze zur<br />
Steuerung von Innovationsaktivitäten sind zwar<br />
notwendig; knappe Ressourcen verhin<strong>de</strong>rn in<br />
vielen Fällen die Konzeption vali<strong>de</strong>rer Kennzahlen.<br />
Abbildung 3 zeigt häufig eingesetzte Kennzahlen<br />
im Kontext <strong>de</strong>r neun Innovations-Determinanten.<br />
Alle während <strong>de</strong>r Lebensdauer eines Produktes<br />
entstan<strong>de</strong>nen Kosten wer<strong>de</strong>n gesammelt und<br />
analysiert; angefangen von <strong>de</strong>r Forschung bis<br />
hin zur Marktreife. Diese Kosten wer<strong>de</strong>n als Total<br />
Costs of Ownership (TCO) bezeichnet. Neben<br />
<strong>de</strong>r Ermittlung maßgeblicher Kostentreiber<br />
und Kosteneinflussfaktoren können Herstellungskosten<br />
und Verkaufspreis abgeleitet wer<strong>de</strong>n.<br />
Eine Analyse <strong>de</strong>r Kosten über die gesamte<br />
Lebensdauer eines Produktes stellt eine zentrale<br />
Größe zur Entscheidungsfindung dar, insbeson<strong>de</strong>re<br />
bei <strong>de</strong>r Konzeption <strong>de</strong>s Business Plans<br />
und <strong>de</strong>s damit verbun<strong>de</strong>nen break-even-points.<br />
Die Kennzahl TTFF (Time to first failure) beschreibt<br />
die Zeitdauer bis zum ersten Ausfall,<br />
während TBF (Time between failures) das<br />
zeitlicher Intervall zwischen zwei aufeinan<strong>de</strong>r<br />
folgen<strong>de</strong>n Ausfällen misst.<br />
Die EBIT-Marge (Umsatz / EBIT) bezeichnet<br />
<strong>de</strong>n prozentualen Anteil <strong>de</strong>s EBIT (Earnings before<br />
Interest and Taxes) am Umsatz in einem<br />
bestimmten Zeitraum.<br />
Die Kennzahl Time To Market misst die benötigte<br />
Zeit, um ein Produkt von <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e bis zur<br />
Marktreife zu entwickeln. Abgeleitet aus dieser<br />
Kennzahl ist das Verhältnis zwischen Pro-<br />
duktentwicklungszeit und Herstellungskosten;<br />
die so genannte Ramp-up-Phase.<br />
Das Betriebliche Vorschlagswesen (ausgeprägt<br />
auch als Kontinuierlicher Verbesserungsprozess<br />
o<strong>de</strong>r I<strong>de</strong>enmanagement) gibt Hinweise<br />
auf die Innovationskraft <strong>de</strong>r Mitarbeiter. Gemessen<br />
wer<strong>de</strong>n die Anzahl eingereichter und<br />
umgesetzter Verbesserungsvorschläge innerhalb<br />
einer bestimmten Perio<strong>de</strong>.<br />
Weitere, weit verbreitete Kennzahlen sind etwa<br />
Anzahl R&D-Mitarbeiter, Höhe <strong>de</strong>s F&E-<br />
Budgets und die För<strong>de</strong>rmittelquote; auch<br />
bekannt als Drittmittel-Quote.<br />
IT-System und Mitarbeiterbefragung<br />
Zur Datenerhebung und -Verarbeitung <strong>de</strong>r<br />
Kennzahlen kommen grundsätzlich zwei Verfahren<br />
zum Einsatz; die operativen IT-Systeme<br />
und die Mitarbeiterbefragung.<br />
Dabei wer<strong>de</strong>n die notwendigen Daten weitestgehend<br />
aus <strong>de</strong>n operativen Systemen wie SAP<br />
R/3, Customer Relationship Management<br />
(CRM) bzw. aus lokalen Datenbanken und /<br />
o<strong>de</strong>r forschungsspezifischen IT-Lösungen extrahiert.<br />
Die meisten <strong>de</strong>r extrahierten Daten<br />
sind ohnehin Bestandteil eines funktions-, bereichs-<br />
und / o<strong>de</strong>r unternehmensweiten Reportingprozesses.<br />
Kennzahlen sind oftmals durch<br />
syntaktische und / o<strong>de</strong>r semantische [StHa05],<br />
S. 284) Divergenzen gekennzeichnet. Die Syntax<br />
beschreibt die formale Richtigkeit <strong>de</strong>r Sprache.<br />
Die syntaktische Divergenz beschreibt <strong>de</strong>n<br />
Fall, dass die Rechenformel einer Kennzahl von<br />
mehreren Entscheidungsträgern unterschiedlich<br />
<strong>de</strong>finiert wird. Die Semantik legt die Logik<br />
<strong>de</strong>r Sprache fest; mehrere Entscheidungsträger<br />
meinen begrifflich zwar die gleiche Kennzahl,<br />
betriebswirtschaftlich logisch wird die Kennzahl<br />
von je<strong>de</strong>m Entscheidungsträger jedoch völlig<br />
unterschiedlich interpretiert. Des Weiteren sind<br />
Daten <strong>de</strong>r operativen Systeme für mehrjährige<br />
Zeitreihenanalysen nicht geeignet, da<br />
Reorganisationen, Investitionen und Desinvestitionen<br />
eine vali<strong>de</strong> Vergleichbarkeit im<br />
Sinne eines Benchmarkings erschweren.<br />
Das Instrument <strong>de</strong>r Mitarbeiterbefragung ist<br />
weitaus besser geeignet, um Innovation zu
messen; vom Individuum selbst wer<strong>de</strong>n subjektive<br />
Wahrnehmungen erhoben. Damit nimmt<br />
dieses Instrument Bezug auf die Inputfaktoren<br />
von Innovation und eine zukunftsorientierte (ex<br />
ante) Steuerung. Je<strong>de</strong> Befragung sollte dabei<br />
<strong>de</strong>n drei Gütekriterien Reliabilität, Validität und<br />
Objektivität genügen. Die Reliabilität beschreibt<br />
die Zuverlässigkeit einer Messung, d. h. sie<br />
überprüft, ob ein Messergebnis bei einem erneuten<br />
Versuch bzw. einer erneuten Befragung<br />
unter <strong>de</strong>n gleichen Umstän<strong>de</strong>n stabil ist. Die<br />
Validität beinhaltet die Eignung eines Messverfahrens<br />
o<strong>de</strong>r die Frage bezüglich ihrer Zielsetzung.<br />
Eine Messung o<strong>de</strong>r Befragung ist vali<strong>de</strong>,<br />
wenn die erhobenen Werte geeignete Kennzahlen<br />
für die zu untersuchen<strong>de</strong> Fragestellung<br />
liefern. Die Objektivität von Fragen o<strong>de</strong>r Messverfahren<br />
ist gegeben, wenn die Antworten<br />
bzw. Messwerte unabhängig vom Interviewer<br />
bzw. Prüfer sind. (vgl. [ScHiEs08], S. 149ff.)<br />
Der in zahlreichen Unternehmen zugrun<strong>de</strong> gelegte<br />
jährliche Befragungsrhythmus lässt lediglich<br />
eine Zeitpunktbetrachtung zu. Die Ergebnisse<br />
einer Befragung sind somit stark ereignisgesteuert.<br />
Die Ursachen basieren zum einen<br />
häufig auf zeitnahen unternehmerischen Ereignissen<br />
mit unmittelbarem Einfluss auf die Beantwortung<br />
von Fragen. Dazu zählen etwa Auszahlung<br />
variabler Vergütungsbestandteile<br />
(Boni), Initiierung von Kurzarbeit o<strong>de</strong>r unternehmensweite<br />
Change-Prozesse. Zum an<strong>de</strong>ren<br />
haben Ereignisse im familiären Umfeld wie Urlaub,<br />
Stress und Krankheit einen wesentlichen<br />
Einfluss auf die Befragungsergebnisse.<br />
Zur Messung von Innovation wer<strong>de</strong>n oftmals<br />
undifferenzierte Fragen wie „Wie innovativ<br />
schätzen Sie Ihre Kolleginnen / Kollegen ein?“,<br />
o<strong>de</strong>r „För<strong>de</strong>rt Ihr Vorgesetzter innovative<br />
I<strong>de</strong>en?“ gestellt. Um Innovation gemäß <strong>de</strong>r drei<br />
Dimensionen ganzheitlich messen zu können,<br />
ist ein systematischer und zugleich pragmatischer<br />
Ansatz erfor<strong>de</strong>rlich, <strong>de</strong>r unter ökonomischen<br />
Aspekten wie Ressourcen und Zeit<br />
sinnvoll ist.<br />
Allen Kennzahlen ist gemeinsam, dass sie –<br />
einzeln betrachtet – nicht in <strong>de</strong>r Lage sind, vali<strong>de</strong><br />
und zugleich umfassend die Innovation<br />
eines Unternehmens zu messen. Es bedarf vielmehr<br />
eines ganzheitlichen Ansatzes, <strong>de</strong>r im<br />
Folgen<strong>de</strong>n kurz beschrieben wer<strong>de</strong>n soll.<br />
Ganzheitliche Messung – ein<br />
pragmatischer Messansatz<br />
Der zugrun<strong>de</strong> gelegte Innovationsbegriff, die<br />
zahlreichen Determinanten sowie die häufig<br />
eingesetzten Kennzahlen erfor<strong>de</strong>rn nach Ansicht<br />
<strong>de</strong>r Autoren ein ganzheitliches und zugleich<br />
pragmatisches Messkonzept.<br />
Je<strong>de</strong> Dimension <strong>de</strong>s Innovationsbegriffs: Innovationsbereitschaft,<br />
Innovationsfähigkeit,<br />
Innovationsmöglichkeit beschreibt eine Dimension<br />
aus maximal je vier Kennzahlen. Die<br />
Obergrenze gewährleistet eine gewisse Praktikabilität<br />
im Sinne von Übersichtlichkeit und Akzeptanz.<br />
Abbildung 4 zeigt <strong>de</strong>n generischen<br />
Ansatz im Überblick.<br />
Analog zur Balanced Scorecard sind die 3 Dimensionen<br />
„balanced“; d. h. sowohl die Dimensionen<br />
als auch <strong>de</strong>ren Kennzahlen sind gleichgewichtig<br />
zu betrachten. Es wird kein Ranking vorgenommen.<br />
Die hier angeführten Kennzahlen<br />
genießen nicht Anspruch auf Vollständigkeit;<br />
vielmehr han<strong>de</strong>lt es sich um I<strong>de</strong>engeber, die unternehmensindividuell<br />
auszugestalten sind.<br />
Innovationsbereitschaft<br />
Das Thema Führungsqualität wird zunehmend<br />
wichtiger. Zum einen bedingt durch <strong>de</strong>n unter-<br />
Abb. 4: Ganzheitlich pragmatischer Ansatz zur Messung von Innovation<br />
nehmerischen Anspruch, die richtigen Entschei<strong>de</strong>r<br />
auf <strong>de</strong>n richtigen Positionen zu haben.<br />
Zum an<strong>de</strong>ren stellt sich im Rahmen <strong>de</strong>r Bewertung<br />
<strong>de</strong>s Humankapitals immer wie<strong>de</strong>r die Frage,<br />
welchen Beitrag die Führungskräfte zur<br />
Strategie, respektive zum Unternehmenswert<br />
leisten. Die Führungsqualität kann bzw. muss<br />
mit Hilfe verschie<strong>de</strong>ner Instrumente gemessen<br />
wer<strong>de</strong>n. Etwa durch Erzielung von bestimmten<br />
Renditevorgaben (Sales, ROCE) bzw. Einhaltung<br />
eines Budgets (EBIT), Mitarbeiterbefragung,<br />
360º Feedback, Assessment Center<br />
etc. In Summe liefern diese Instrumente eine<br />
gute Basis, um die Innovationsbereitschaft <strong>de</strong>r<br />
Führungskräfte zu beurteilen.<br />
Analog zur Führungsqualität sind auch die<br />
Kennzahlen Arbeitszufrie<strong>de</strong>nheit und Mitarbeitermotivation<br />
von zentraler Be<strong>de</strong>utung. Sie<br />
stellen <strong>de</strong>n einzelnen Mitarbeiter in <strong>de</strong>n Fokus<br />
<strong>de</strong>r Betrachtung und analysieren, welche internen<br />
und externen Einflussgrößen die Motivation /<br />
die Zufrie<strong>de</strong>nheit bestimmen. Neuberger<br />
([Neub1995], S. 141ff..; 27ff.; 199ff.) und von<br />
Rosenstil ([FrRoHo05], S. 273ff; 230ff.) beschreiben<br />
ausführlich Schwierigkeiten und Indikatoren<br />
dieser Kennzahlen.<br />
Innovationsfähigkeit<br />
CM März / April 2011<br />
Um die Innovationsfähigkeit ganzheitlich messen<br />
zu können, ist zwischen <strong>de</strong>n Komponenten<br />
65
66<br />
Messung von Innovation<br />
Qualifikationen, Kompetenzen und Potentialen<br />
zu differenzieren. Während zum Begriff<br />
Qualifikation in <strong>de</strong>r Literatur Einheitlichkeit<br />
herrscht ([BeBe07]; [Stae1999]), existieren<br />
bislang sowohl in <strong>de</strong>r Praxis als auch in <strong>de</strong>r Literatur<br />
kaum (trennscharfe) Abgrenzungen <strong>de</strong>r<br />
Begriffe Kompetenzen und Potentiale.<br />
Sedlak ([Sedl08]) nimmt folgen<strong>de</strong> Begriffsbestimmungen<br />
vor, die für <strong>de</strong>n weiteren Verlauf<br />
<strong>de</strong>s vorliegen<strong>de</strong>n Beitrags zugrun<strong>de</strong> gelegt<br />
wer<strong>de</strong>n: Kompetenzen sind persönlich erworbene<br />
Fähigkeiten und Fertigkeiten; d. h., persönliche<br />
Fähigkeiten o<strong>de</strong>r Fertigkeiten, die <strong>de</strong>r<br />
Mitarbeiter sich angeeignet hat und die ihm bei<br />
<strong>de</strong>r Leistungserbringung zur Verfügung stehen.<br />
Das Potential beschreibt das Lernverhalten<br />
eines Menschen in Bezug auf berufsrelevante<br />
Erfahrungen. Dabei han<strong>de</strong>lt es sich nicht um<br />
die Bewertung einer Leistung, son<strong>de</strong>rn die Einschätzung,<br />
inwieweit ein Mitarbeiter in <strong>de</strong>r<br />
Lage ist, sich aus <strong>de</strong>m täglichen Tun so weiterzuentwickeln,<br />
dass er anspruchsvollere Arbeiten<br />
übernehmen kann.<br />
Innovationsmöglichkeit<br />
Der Betrachtungszeitraum umfasst 3-5 Jahre;<br />
dieser Zeitraum ist insbeson<strong>de</strong>re dann von beson<strong>de</strong>rer<br />
Be<strong>de</strong>utung, wenn Verän<strong>de</strong>rungsprozesse<br />
in immer kürzeren Intervallen eintreten.<br />
Der Zeitstrahl gewährleistet damit die Vergleichbarkeit<br />
von Messwerten. Zu<strong>de</strong>m können<br />
mögliche Korrelationen / Kausalitäten zwi-<br />
Autoren<br />
schen Innovationskennzahlen und eingetretenen<br />
Verän<strong>de</strong>rungen, wie z. B. Strategie- und /<br />
o<strong>de</strong>r Organisationswechsel, untersucht bzw.<br />
bestimmt wer<strong>de</strong>n. Auf eine Betrachtung von Innovationskennzahlen<br />
und Finanzkennzahlen<br />
wie Sales o<strong>de</strong>r Cash Flow wird im Rahmen dieser<br />
Metho<strong>de</strong> verzichtet; die Einflussfaktoren zur<br />
ein<strong>de</strong>utigen I<strong>de</strong>ntifizierung von Kausalitäten<br />
sind <strong>de</strong>rart vielfältig und komplex, dass die Betrachtung<br />
keinen direkten Nutzen stiftet.<br />
Die Kennzahlen <strong>de</strong>r Innovations-Dimensionen<br />
können als notwendige Bedingung und die kontextbezogenen<br />
Kennzahlen als hinreichen<strong>de</strong><br />
Bedingung bezeichnet wer<strong>de</strong>n. Es han<strong>de</strong>lt sich<br />
i. d. R. um finanzmathematische Größen wie<br />
EBIT, Sales, F&E-Budget o<strong>de</strong>r (öffentliche) För<strong>de</strong>rmittelquote.<br />
Sie dienen, wie oben bereits<br />
angeführt, zur I<strong>de</strong>ntifizierung von Korrelationen<br />
und Kausalitäten. Der Fokus liegt also klar auf<br />
einer dimensionalen Messung von Innovation,<br />
während die Finanzkennzahlen lediglich unterstützen<strong>de</strong><br />
Funktion besitzen.<br />
Fazit<br />
Dipl.-Kfm. (Studienrat) Andreas Ollech<br />
ist Lehrer am Paul-Spiegel-Berufskolleg in Dorsten. Er beschäftigt<br />
sich seit mehreren Jahren in verschie<strong>de</strong>nen Funktionen mit<br />
<strong>de</strong>n Themen eLearning, Dienstleistungsmanagement und Kennzahlen<br />
im Bildungsbereich.<br />
E-Mail: andreas.ollech@web.<strong>de</strong><br />
Die im Beitrag vorgestellte ganzheitliche Metho<strong>de</strong><br />
zur Messung von Innovation kann als<br />
evolutionär bezeichnet wer<strong>de</strong>n; in Abhängigkeit<br />
<strong>de</strong>s unternehmensstrategischen Ziels können<br />
die Dimensionen und Kennzahlen beliebig ausgestaltet<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Wichtig ist insgesamt, dass Unternehmen eingangs<br />
klar und <strong>de</strong>utlich formulieren, welche<br />
Dr. Frank Lelke<br />
ist Referent im Bereich Human Resources <strong>de</strong>r Evonik Degussa<br />
GmbH in Essen. Er beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit <strong>de</strong>n<br />
HR-Themen Prozessmanagement, Organisation und Controlling.<br />
E-Mail: frank.lelke@evonik.com<br />
Dimension(en) <strong>de</strong>s Innovationsbegriffs gemäß<br />
<strong>de</strong>r strategischen Zielsetzung gemessen wer<strong>de</strong>n<br />
sollen.<br />
Literatur<br />
[Bain09] Bain & Company: Bain-Studie untersucht<br />
Innovationsfähigkeit <strong>de</strong>utscher Unternehmen<br />
- Erfolgreiche Innovationen setzen herausragen<strong>de</strong><br />
Kreativität und kaufmännische Fähigkeiten<br />
voraus, München: 2009<br />
[BeBe07] Berthel, J.; Becker, F.-G.: Personal-<br />
Management: Grundzüge für Konzeptionen betrieblicher<br />
Personalarbeit, 8. erw. und überarb.<br />
Aufl., Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart: 2007<br />
[CrLi05] Cramme, C.; Lindstädt, H: Innovationsbereitschaft<br />
- Die Be<strong>de</strong>utung von Vergütung<br />
und Arbeitsumfeld, in Weiss, M.[Hrsg.]: Gestaltung<br />
von Innovationssystemen - Die Be<strong>de</strong>utung<br />
von Vergütung und Arbeitsumfeld, Reihe: Kooperation<br />
von Wissenschaft und Wirtschaft,<br />
Son<strong>de</strong>rdruck, Cactus Group Verlag, Kassel: 2005<br />
[Luhm09] Luhmann, N.: Einführung in die<br />
Systemtheorie, 5. Aufl., Carl-Auer-Systeme<br />
Verlag, Hei<strong>de</strong>lberg: 2009<br />
[Neub1995] Neuberger, O: Führen und geführt<br />
wer<strong>de</strong>n, 5. Aufl., Basistexte Personalwesen,<br />
Band 3, Enke Verlag, Stuttgart: 1995<br />
[Rogo07] Rogowski, T.: Präventiver Arbeits-<br />
und Gesundheitsschutz 2020, Fraunhofer IAO,<br />
Aachen: 2007<br />
[Rump08] Rump, J.: Personalwirtschaft, Skript<br />
zur Vorlesung, FH Ludwigshafen, 2008<br />
[ScHiEs08] Schnell, R.; Hill, P.; Esser, E.: Metho<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r empirischen Sozialforschung, 8. unverän<strong>de</strong>rte<br />
Aufl., Verlag Ol<strong>de</strong>nbourg, München: 2008<br />
[Sedl08] Sedlak, R. A.: Unterschied zwischen<br />
Potenzialen und Performance im Rahmen einer<br />
gezielten Führungskräfteentwicklung, SEDLÁK<br />
& PARTNER Unternehmensberatung, Ahrensburg:<br />
2008<br />
[Stae1999] Staehle, W.: Management: Eine<br />
verhaltenswissenschaftliche Perspektive, 8.<br />
überarb. Aufl., Vahlen Verlag, München: 1999<br />
[StHa2005] Stahlknecht, P; Hasenkamp, U.: Einführung<br />
in die Wirtschaftsinformatik, 11., vollst.<br />
überarb. Aufl. Berlin [u. a.]: Springer Verlag, 2005<br />
[Wies06] Wieselhuber, N: Mitarbeiter – Erfolgsfaktor<br />
Nr. 1 – von <strong>de</strong>r Personalverwaltung<br />
zum strategischen Personalmanagement, Wieselhuber<br />
& Partner GmbH Unternehmensberatung,<br />
München: 2006
Steuerzentrale für die gesamte IT<br />
Wie Chief Information Officers Umsetzung und Erfolg ihrer<br />
IT-Strategie messen und steuern<br />
von Sebastian Hallek<br />
Je<strong>de</strong>s größere Unternehmen verfügt mittlerweile<br />
über eine <strong>de</strong>zidierte IT-Strategie, <strong>de</strong>ren<br />
Implementierung zumeist <strong>de</strong>r Chief Information<br />
Officer (CIO) verantwortet. Trotz allem setzen<br />
die IT-Verantwortlichen nur in seltenen Fällen<br />
geeignete Kontroll- und Steuerungsinstrumente<br />
ein. Die Folge: Die IT-Vorgaben seitens<br />
<strong>de</strong>s Business und <strong>de</strong>r tatsächliche Zustand <strong>de</strong>r<br />
IT stimmen nicht überein. Dies wie<strong>de</strong>rum erzeugt<br />
Reibungsverluste, Fehlinvestitionen und<br />
Geschäftsausfälle. Ein strategischer IT-Leitstand<br />
für <strong>de</strong>n CIO kann hier Abhilfe schaffen.<br />
Unternehmen sind sich einig: Umso enger<br />
sich die IT-Strategie an <strong>de</strong>r Geschäftsstrategie<br />
orientiert, <strong>de</strong>sto mehr "zahlt" sie auf<br />
<strong>de</strong>n Unternehmenserfolg ein. Daher entwerfen<br />
Verantwortliche oftmals nach bestem Wissen<br />
und Gewissen ein konkretes Zielbild <strong>de</strong>r<br />
künftigen IT und stellen es repräsentativ auf<br />
einer Roadmap dar. Was gut gemeint ist, erweist<br />
sich in <strong>de</strong>r Umsetzung jedoch häufig als<br />
problematisch: Zwischen <strong>de</strong>r Definition <strong>de</strong>r IT-<br />
Strategie und ihrer Implementierung klafft eine<br />
große Lücke. Die Ursache ist häufig ein unzureichen<strong>de</strong>s<br />
o<strong>de</strong>r gar fehlen<strong>de</strong>s Controlling.<br />
Das führt zu Intransparenz und macht es für die<br />
Beauftragten nahezu unmöglich, <strong>de</strong>n Nutzen<br />
und die Auswirkungen einzelner Maßnahmen<br />
auf die IT-Strategie richtig zu bewerten.<br />
Allzu leicht wird <strong>de</strong>r Grad über- o<strong>de</strong>r unterschätzt,<br />
in <strong>de</strong>m die Maßnahmen auf die IT-<br />
Strategie "einzahlen". Die Folge ist ein Portfolio<br />
an Maßnahmen, das als Basis für eine IT-Strategie<br />
we<strong>de</strong>r die Implementierung, noch die<br />
Umsetzung o<strong>de</strong>r Steuerung effizient unterstützen<br />
kann. Entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Potentiale, wer<strong>de</strong>n<br />
verschenkt – ein Verlust, <strong>de</strong>n sich die meisten<br />
Unternehmen in Zeiten dynamischer Märkte mit<br />
CM März / April 2011<br />
rasanten Innovationszyklen und enormem<br />
Kostendruck nicht leisten können.<br />
Die Lösung dieser Herausfor<strong>de</strong>rung liegt<br />
darin, sämtliche Maßnahmen zur Umsetzung<br />
<strong>de</strong>r IT-Strategie sichtbar zu machen,<br />
damit diese sich exakt bewerten und zuordnen<br />
lassen. Diese Transparenz ermöglicht es, die<br />
IT-Maßnahmen so auszurichten, dass ihr Kurs<br />
zielgerichtet auf eine effektive und effiziente IT-<br />
Strategieimplemtierung einzahlt. Doch genau<br />
an diesem Punkt scheitern zahlreiche Unternehmen<br />
aus mehreren Grün<strong>de</strong>n.<br />
Mankos in <strong>de</strong>r<br />
IT-Strategieimplementierung<br />
Aufgrund mangeln<strong>de</strong>r Kenntnis über die richtige<br />
Information zur Steuerung <strong>de</strong>r IT-Strategie-<br />
67
68<br />
Steuerzentrale für die gesamte IT<br />
implementierung tun sich zahlreiche Unternehmen<br />
mit <strong>de</strong>r Definition und <strong>de</strong>r Umsetzung<br />
einer IT-Strategie schwer. Häufig hemmt fehlen<strong>de</strong>s<br />
Wissen über die Umwandlung von Information<br />
in aussagekräftige Key Performance<br />
Indikatoren (KPI) das Bestreben.<br />
Unter KPIs wer<strong>de</strong>n hier jene Indikatoren verstan<strong>de</strong>n,<br />
die messen und ermitteln, ob und inwiefern<br />
eine wichtige Zielsetzung erreicht<br />
wur<strong>de</strong>.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re auch inkompatible Sichten unterschiedlicher<br />
Stakehol<strong>de</strong>r auf i<strong>de</strong>ntische Sachverhalte,<br />
vor allem seitens <strong>de</strong>r Fachseite und IT,<br />
führen zwangsläufig zu verschie<strong>de</strong>nartig ausgeprägten<br />
KPIs und bremsen die Vorhaben.<br />
Des Weiteren zieht die bereits erwähnte unzureichen<strong>de</strong><br />
Verankerung von Controlling-Prozessen<br />
im Unternehmen einen hohen manuellen<br />
Aufwand und zusätzliche Fehlerquellen nach<br />
sich. Desgleichen fehlen aufgrund <strong>de</strong>r Intransparenz<br />
oftmals Angaben zum aktuellen Status<br />
und <strong>de</strong>r Ausprägung <strong>de</strong>r KPIs. Dies führt dazu,<br />
dass Stakehol<strong>de</strong>r nicht adäquat mit relevanten<br />
KPIs versorgt wer<strong>de</strong>n – eine unübersichtliche<br />
und inakzeptable Situation, die sich nur mit<br />
einem methodischen Vorgehen effizient und<br />
nachhaltig än<strong>de</strong>rn lässt.<br />
Entwicklung eines IT-Leitstan<strong>de</strong>s<br />
Eine Möglichkeit, an dieser Stelle Abhilfe zu<br />
schaffen, ist die Entwicklung eines strategischen<br />
IT-Leitstan<strong>de</strong>s in Form eines technischen<br />
Instruments, das Unternehmen mit<br />
einem bewährten und standardisierten Vorgehen<br />
durch <strong>de</strong>n Implementierungsprozess <strong>de</strong>r<br />
IT-Strategie leitet. Die Grundi<strong>de</strong>e geht auf die<br />
industrielle Sachgüterproduktion zurück. Dabei<br />
han<strong>de</strong>lt es sich analog zur I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s industriellen<br />
Leitstan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Produktionsplanung<br />
und -steuerung um ein Instrument, das einen<br />
ganzheitlichen, integrierten Überblick<br />
über die Umsetzung <strong>de</strong>r IT-Maßnahmen<br />
leistet und <strong>de</strong>ren Wirkung auf die IT aufzeigt.<br />
Dabei wer<strong>de</strong>n bewährte Ansätze aus<br />
<strong>de</strong>m strategischen IT-Controlling, wie beispielsweise<br />
die Balanced Scorecard, mit aufgegriffen<br />
und geschärft.<br />
Die wesentlichen Phasen <strong>de</strong>r Entwicklung eines<br />
IT-Leitstan<strong>de</strong>s sind:<br />
Step by Step zum strategischen<br />
IT-Leitstand<br />
1. Analysieren <strong>de</strong>r IT-Strategie und <strong>de</strong>r<br />
strategischen Erfolgsfaktoren<br />
- I<strong>de</strong>ntifizieren strategischer Ziele<br />
- Definition von Schlüsselfaktoren für <strong>de</strong>n Erfolg.<br />
2. Konzeptionelles Mo<strong>de</strong>llieren <strong>de</strong>s strategischen<br />
IT-Leitstan<strong>de</strong>s<br />
- Ableiten von Erfolgsfaktoren und kritischen<br />
Teilzielen<br />
- Ableiten handlungsorientierter, messbarer<br />
strategischer Merkmale (KPIs).<br />
3. Implementieren <strong>de</strong>s IT-Leitstan<strong>de</strong>s<br />
- Adoption <strong>de</strong>s strategischen IT-Leitstan<strong>de</strong>s<br />
- Durchführen von Kontroll- und Steuerungsprozessen,<br />
einschließlich <strong>de</strong>r Spezifizierung<br />
von Rollen und Verantwortungen.<br />
4. Kontinuierliches Optimieren <strong>de</strong>r IT-<br />
Strategie in <strong>de</strong>r Umsetzung<br />
Dieses methodisch abgesicherte Vorgehen<br />
stellt eine zielgerichtete Steuerung <strong>de</strong>r IT-Strategieimplementierung<br />
sicher. Entschei<strong>de</strong>nd ist<br />
das Herunterbrechen <strong>de</strong>r zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n<br />
IT-Strategie, o<strong>de</strong>r Teilen davon, auf die wesentlichen<br />
Inhalte, bevor eine Reduktion auf betriebswirtschaftliche<br />
Mo<strong>de</strong>lle mit anschließen<strong>de</strong>r<br />
Überführung in Kennzahlen und Kennzahlensysteme<br />
erfolgt. Die Metho<strong>de</strong> basiert auf<br />
einem Stufenmo<strong>de</strong>ll, welches die IT-Strategie<br />
als einen fest abgrenzbaren und semi-strukturierten<br />
Gegenstandsbereichs betrachtet und<br />
diesen in greifbare Fakten überführt, die eine<br />
abgesicherte Entscheidungsgrundlage bieten.<br />
Diese Fakten setzen sich aus einer Kombination<br />
von Kennzahlen und Referenzobjekten zusammen.<br />
Da eine kontextfreie Zusammenstellung<br />
<strong>de</strong>r Fakten zu einer Fehlinterpretation <strong>de</strong>s betriebswirtschaftlichen<br />
Sachverhaltes führt, sind<br />
diese durch einen standardisierten und qualitätsgesicherten<br />
Controlling-Prozess zu erfassen<br />
– und zwar bevor sie in einer in sich<br />
konsistenten Form adäquat für die einzelnen<br />
Empfänger als personalisiertes Dashboard aufbereitet<br />
wer<strong>de</strong>n. Wesentlich ist dabei, dass das<br />
Dashboard für <strong>de</strong>n CIO auf <strong>de</strong>mselben Faktenmaterial<br />
aufgebaut wird wie jenes auf IT-Abteilungsleiterebene,<br />
beispielsweise das <strong>de</strong>r Leiter<br />
IT-Development, IT-Operations o<strong>de</strong>r auch IT-<br />
Architecture.<br />
Erfolgsfaktoren<br />
Erfahrungen und Best-Practices <strong>de</strong>r vergangenen<br />
Jahre zeigen: Für <strong>de</strong>n erfolgreichen<br />
Einsatz eines IT-Controlling-Instruments sind<br />
wenige, aber entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Erfolgsfaktoren<br />
ausschlaggebend:<br />
Informationsreichhaltigkeit:<br />
Der strategische IT-Leitstand muss sich auf die<br />
wesentlichen Informationen fokussieren, die<br />
das Geschäft und die IT-Strategie optimal<br />
wi<strong>de</strong>rspiegeln und Aussagen bezüglich <strong>de</strong>r<br />
IT-Strategieerreichung bzw. Zielerreichung<br />
ermöglichen.<br />
Zielorientierung:<br />
Die wesentlichen Informationen über die IT-<br />
Strategieimplementierung und die IT insgesamt<br />
sind mit Hilfe unterschiedlicher Sichten für die<br />
jeweiligen Empfänger aufzubereiten und zu verdichten.<br />
Dazu benötigt die Entwicklungsabteilung<br />
unter an<strong>de</strong>rem ein spezifisches Set an Informationen<br />
zum aktuellen und zukünftigen<br />
Auftragsvolumen (je Kun<strong>de</strong>) sowie zum Budget,<br />
<strong>de</strong>n erfor<strong>de</strong>rlichen Fremdleistungen als auch<br />
<strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen eigenen Ressourcen bzw.<br />
Skills. Aus Sicht <strong>de</strong>r IT-Architektur hingegen<br />
sind im Wesentlichen die zukünftige Gestaltung<br />
<strong>de</strong>r IT-Applikationen und IT-Infrastruktur, <strong>de</strong>ren<br />
Ist-Zustand, die Anzahl <strong>de</strong>r Schnittstellen und<br />
<strong>de</strong>r Grad <strong>de</strong>r Applikations- und Technologiestandardisierung<br />
erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
Einfachheit:<br />
Die Informationen sind für <strong>de</strong>n jeweiligen Entschei<strong>de</strong>r<br />
bzw. Nutzer <strong>de</strong>s strategischen IT-Leitstan<strong>de</strong>s<br />
so aufzubereiten, dass dieser jene einfach<br />
greifen und daraus die richtigen strategischen<br />
Schlüsse in Hinblick auf die IT-Strategieimplementierung<br />
ziehen und entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Fragen beantworten kann: Wie zahlt mein Verantwortungsbereich<br />
auf die IT-Strategieumsetzung<br />
ein? Wie ist <strong>de</strong>r aktuelle Zielerreichungs-
grad und welche eingeleiteten Maßnahmen<br />
sind innerhalb o<strong>de</strong>r außerhalb <strong>de</strong>r Planwerte?<br />
Das Vereinfachen kann sich sowohl auf die Anzahl<br />
<strong>de</strong>r enthaltenen Informationen als auch auf<br />
<strong>de</strong>ren Darstellungsform beziehen. Zu<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n<br />
in <strong>de</strong>r Regel <strong>de</strong>rartige KPIs zur verdichteten<br />
Informationsdarstellung herangezogen, bei <strong>de</strong>nen<br />
sich die Anfor<strong>de</strong>rungen möglichst einfach<br />
von <strong>de</strong>r übergreifen<strong>de</strong>n IT-Strategie auf einzelne<br />
Aspekte <strong>de</strong>r operativen IT übertragen bzw.<br />
herunterbrechen lassen.<br />
Aktionsorientiert:<br />
KPIs generieren nur einen Mehrwert, wenn <strong>de</strong>r<br />
Zugewinn an Informationen auch in einer konkreten<br />
Handlung bzw. Entscheidung zur Nachbesserung<br />
mün<strong>de</strong>t, etwa durch die gewonnene<br />
Transparenz über die aktuelle Ausprägung <strong>de</strong>r<br />
Kennzahlen o<strong>de</strong>r die durch Kennzahlen abgebil<strong>de</strong>te<br />
Situation in <strong>de</strong>r Realwelt. Einfach ausgedrückt<br />
bedarf es bei je<strong>de</strong>r Kennzahl eines standardisierten<br />
Sets von Maßnahmen – o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st<br />
einer Eingrenzung <strong>de</strong>s Handlungsspielraums<br />
–, welche bei signifikanten Abweichungen<br />
vom Zielwert einzuleiten sind. Sofern möglich,<br />
sind stark verdichtete KPIs auf zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>,<br />
unverdichtete Basis-KPIs bzw. Kennzahlen<br />
herunterzubrechen. Darüber hinaus ist<br />
es zwingend erfor<strong>de</strong>rlich, dass aus <strong>de</strong>n KPIs<br />
bzw. <strong>de</strong>ren i<strong>de</strong>ntifizierten Ausprägungen standardisierte<br />
Handlungsanweisungen abgeleitet<br />
wer<strong>de</strong>n können.<br />
In <strong>de</strong>r Organisation verankert:<br />
Prozesse, die KPIs generieren, müssen fest geregelt<br />
und mit klaren Verantwortlichkeiten versehen<br />
wer<strong>de</strong>n. Beispielsweise, wer Kennzahlen<br />
erhebt, verdichtet, visualisiert und an welche<br />
Stakehol<strong>de</strong>r verteilt und wie er das tut. Um eine<br />
Autor<br />
hohe Zustimmung aller Beteiligten, die für das<br />
Reporting verantwortlich sind, zu erhalten –<br />
von <strong>de</strong>n Entschei<strong>de</strong>rn bis hin zu <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />
–, empfiehlt es sich zu<strong>de</strong>m, auf bestehen<strong>de</strong><br />
Standards und gewonnene Erfahrungen zurückzugreifen.<br />
Automatisierung:<br />
Hoher Aufwand und Fehlerquellen lassen sich<br />
durch Automatisieren und Verdichten <strong>de</strong>r<br />
Grunddaten vermei<strong>de</strong>n, welche für die Berechnung<br />
<strong>de</strong>r KPIs erfor<strong>de</strong>rlich sind.<br />
Hohe Abstraktion<br />
Neben <strong>de</strong>n dargestellten Erfolgsfaktoren ist bei<br />
<strong>de</strong>r Entwicklung eines IT-Leitstan<strong>de</strong>s ebenso<br />
das Abstraktionsniveau <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten KPIs<br />
und Kennzahlen entschei<strong>de</strong>nd. Dieses dient<br />
dazu, <strong>de</strong>n abgebil<strong>de</strong>ten Sachverhalt, d.h. die<br />
Implementierung <strong>de</strong>r IT-Strategie, auf unterschiedliche<br />
Informations-Level herunterzubrechen,<br />
darzustellen und <strong>de</strong>n jeweiligen Management-<br />
und Mitarbeiterebenen im Unternehmen<br />
zuzuordnen: Für das Top-Level-Management<br />
sind hoch aggregierte KPIs von zentraler<br />
Be<strong>de</strong>utung, welche die IT-Performance<br />
darstellen, wesentliche Einflüsse<br />
und Risiken aufzeigen und so eine effiziente<br />
Planung, Überwachung und Steuerung <strong>de</strong>r IT<br />
als solche ermöglichen. Im mittleren Management<br />
hingegen sind aggregierte KPIs entschei<strong>de</strong>nd,<br />
mit <strong>de</strong>nen sich das operative Geschäft<br />
steuern lässt. KPIs auf Detail-Level wie<strong>de</strong>rum<br />
unterstützen die operativen Mitarbeiter bei <strong>de</strong>r<br />
täglichen Arbeit mit sehr spezifischen Informationen.<br />
Über das Abstraktionslevel hinaus ist zur Reduktion<br />
<strong>de</strong>r IT-Landschaft die Einteilung <strong>de</strong>r<br />
Dr. Sebastian Hallek<br />
ist Consultant für ICT Strategy & Business Alignment bei Detecon<br />
International GmbH in Bonn.<br />
E-Mail: sebastian.hallek@<strong>de</strong>tecon.com<br />
Tel.: 0228 - 700 1943<br />
CM März / April 2011<br />
KPIs in mehre Dimensionen erfor<strong>de</strong>rlich. Betrachtet<br />
wer<strong>de</strong>n dabei die unterschiedlichen<br />
Aufgabengebiete und Zuständigkeiten <strong>de</strong>r IT innerhalb<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens, beispielsweise in<br />
Bezug auf die Finanzen o<strong>de</strong>r die Kun<strong>de</strong>n. Für<br />
eine übersichtliche und ganzheitliche Darstellung<br />
dieser Gebiete empfiehlt sich ein mehrdimensionaler<br />
Aufbau, wie er auch bei an<strong>de</strong>ren<br />
Controlling-Instrumenten, wie <strong>de</strong>r Balanced<br />
Scorecard (BSC), Anwendung fin<strong>de</strong>t. Lösungen<br />
wie diese fokussieren sich jedoch in ihrer Ausprägung<br />
oftmals einerseits zu sehr auf einzelne<br />
Dimensionen, wie beispielsweise die finanzielle,<br />
o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rerseits zu generell auf das IT-Gesamtsystem.<br />
Die IT-Strategie wird nur am Ran<strong>de</strong><br />
reflektiert. Dies macht das Beispiel <strong>de</strong>r BSC<br />
<strong>de</strong>utlich.<br />
Bei einer BSC wird eine Zerlegung <strong>de</strong>r gesamten<br />
Organisation nach <strong>de</strong>n betroffenen Stakehol<strong>de</strong>rn<br />
empfohlen. Aus dieser Zerlegung heraus<br />
können vier relevante Perspektiven bzw.<br />
Dimensionen <strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n: Die Perspektive<br />
<strong>de</strong>r Entwicklungsfähigkeit <strong>de</strong>r Mitarbeiter, die<br />
Kun<strong>de</strong>nperspektive und die Prozessperspektive<br />
als auch die Finanzperspektive. Zwischen diesen<br />
vier Perspektiven wie<strong>de</strong>rum wer<strong>de</strong>n verkette<br />
Wirkungszusammenhänge beschrieben: von<br />
<strong>de</strong>r Perspektive <strong>de</strong>r Entwicklungsfähigkeit bis<br />
hin zur Finanzperspektive. So lassen sich schon<br />
zu Beginn <strong>de</strong>s Wirkungsschemas geeignete<br />
Kennzahlen <strong>de</strong>finieren und möglichst frühe Indikatoren<br />
für Missstän<strong>de</strong> in das Reporting einbauen<br />
– und nicht erst am En<strong>de</strong> bzw. innerhalb<br />
<strong>de</strong>r Finanzperspektive. Erfahrungsgemäß sind<br />
sowohl die Perspektivenbildung als auch die<br />
impliziten Wirkungszusammenhänge zwischen<br />
<strong>de</strong>n Perspektiven Schwachpunkte einer einfachen<br />
Transformation <strong>de</strong>r BSC auf die IT-Domäne.<br />
Zum einen wer<strong>de</strong>n in Praxis und Literatur zahlreiche<br />
Ansätze erläutert, in <strong>de</strong>nen an<strong>de</strong>re bzw.<br />
zusätzliche Perspektiven beschrieben o<strong>de</strong>r<br />
vorhan<strong>de</strong>ne Perspektiven weiter verfeinert<br />
wer<strong>de</strong>n:<br />
� Mitarbeiterperspektive (Mitarbeiter wer<strong>de</strong>n<br />
als wichtigste Ressource in <strong>de</strong>r IT verstan<strong>de</strong>n,<br />
die gleichzeitig einen Anteil von bis zu 40 Prozent<br />
<strong>de</strong>r IT-Kosten ausmachen können).<br />
� Innovationsperspektive (Ausdruck <strong>de</strong>s Selbstverständnisses<br />
<strong>de</strong>r IT als Business Enabler).<br />
69
70<br />
Steuerzentrale für die gesamte IT<br />
� Lieferantenperspektive (Gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r IT-Domäne<br />
wer<strong>de</strong>n Leistungen zu großen Teilen<br />
nicht selbst erbracht, son<strong>de</strong>rn am Markt beschafft).<br />
� Projektperspektive (IT-Projekte wer<strong>de</strong>n als<br />
wesentliches Ergebnis <strong>de</strong>r IT verstan<strong>de</strong>n<br />
bzw. sind Ausdruck <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>s IT-<br />
Gesamtsystems).<br />
Zum an<strong>de</strong>ren sind auch die implizierten Wirkungszusammenhänge<br />
nicht so klar und direkt,<br />
wie in <strong>de</strong>r BSC dargestellt. Vielmehr gibt es ein<br />
filigranes Netz mehrerer, teilweise gegenläufiger<br />
Wirkungen innerhalb <strong>de</strong>r IT. Es ist daher<br />
ratsam, von einem Wirkungsnetz anstelle von<br />
Wirkungszusammenhängen zu sprechen.<br />
Darüber hinaus führt je<strong>de</strong> Mo<strong>de</strong>llbildung und<br />
Informationsverdichtung auch zu einem höheren<br />
Anteil nicht beherrschbarer Einflussfaktoren.<br />
So sehr eine BSC auch eine Erklärung<br />
von Sachverhalten durch unterliegen<strong>de</strong> Kennzahlen<br />
ermöglicht, so bleibt doch ein stochastischer,<br />
nicht kontrollierbarer Anteil.<br />
Fünf Dimensionen <strong>de</strong>r IT<br />
Im Gegensatz zu <strong>de</strong>rartigen Lösungen (wie die<br />
BSC) beleuchtet <strong>de</strong>r strategische IT-Leitstand<br />
im Sinn einer umfassen<strong>de</strong>n und effizienten IT-<br />
Strategie mehrere IT-Dimensionen im Unternehmen<br />
und bil<strong>de</strong>t diese transparent und in<br />
ihren Einzelheiten ab.<br />
Diese ganzheitliche Betrachtungsweise gewährleistet,<br />
dass alle relevanten Aufgabengebiete<br />
<strong>de</strong>r IT im Unternehmen möglichst effizient in die<br />
IT-Strategie einfließen: Die Dimension „IT-Finanzen“<br />
stellt dabei eine finanziell orientierte<br />
Steuerung <strong>de</strong>r IT und ein ausgewogenes Kosten-Nutzen-Verhältnisses<br />
(„IT-Value“) sicher.<br />
Eine hohe, IT-optimierte Kun<strong>de</strong>norientierung ist<br />
für <strong>de</strong>n finanziellen Erfolg entschei<strong>de</strong>nd und<br />
wird mit <strong>de</strong>r Dimension „IT-Kun<strong>de</strong>“ abge<strong>de</strong>ckt.<br />
Gleichzeitig trägt diese zur Erfassung<br />
<strong>de</strong>s Business-Alignment bei, da sie <strong>de</strong>n originären<br />
Geschäftszweck <strong>de</strong>s Unternehmens bzw.<br />
das Geschäftsziel mit berücksichtigt. „IT-Prozesse“<br />
als Dimension wie<strong>de</strong>rum zielt auf die<br />
Wertschöpfung innerhalb <strong>de</strong>r IT ab, welche die<br />
konkrete Umsetzung bzw. Implementierung <strong>de</strong>r<br />
Abb. 1: Schematische Darstellung <strong>de</strong>s Kennzahlen-Netzes<br />
Kun<strong>de</strong>nunterstützung zum originären Zweck<br />
hat und daher rein interne Prozesse nur am<br />
Ran<strong>de</strong> betrachtet.<br />
Die Dimension „IT-Projekte“ zeigt Verän<strong>de</strong>rungen<br />
innerhalb <strong>de</strong>r IT auf und gibt Auskunft<br />
darüber, welche nächsten Schritte für die Entwicklung<br />
eines zielgerichteten Projektportfolios<br />
erfor<strong>de</strong>rlich sind. Somit leistet diese Dimension<br />
einen prozessorientierten Ansatz zur gegebenenfalls<br />
notwendigen Verbesserung <strong>de</strong>r IT-Unterstützung.<br />
Die fünfte und letzte beschreibt die<br />
„IT-Ressourcen“. Als Faktoren, die in <strong>de</strong>r IT<br />
Potentiale heben, sind diese grundlegend für<br />
<strong>de</strong>n Unternehmenserfolg. Das Abbil<strong>de</strong>n macht<br />
es möglich, relevante Ressourcen zu erkennen<br />
und diese so in Projekte einzubin<strong>de</strong>n, dass sie<br />
„nutzbar“ für IT-Projekte und -Prozesse gemacht<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
KPIs und Kennzahlen<br />
Die beschriebenen Abstraktionslevel und Dimensionen<br />
können als Raster in einer visualisierten,<br />
dreidimensionalen Matrix verstan<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n, die, entsprechend <strong>de</strong>n Informationsanfor<strong>de</strong>rungen,<br />
<strong>de</strong>n Bereich IT mit Fakten füllen.<br />
Diese wer<strong>de</strong>n sowohl durch Kombinieren<br />
von Referenzobjekten, die aufzeigen, auf was<br />
sich ein bestimmter KPI bzw. eine Basiskennzahl<br />
bezieht, als auch durch KPIs bzw. Basiskennzahlen<br />
(KPI = verdichtete Basiskennzahl)<br />
als solche erzeugt. Die dargestellte Matrix betrachtet<br />
und berücksichtigt gleichzeitig alle unterschiedlichen<br />
Detaillevel (vertikal) als auch<br />
die unterschiedlichen Dimensionen (horizontal),<br />
so dass sich visualisiert ein gerichtetes<br />
Netz in einem Raster ergibt. Die Knotenpunkte<br />
<strong>de</strong>s Netzes, die über alle Detaillevel und Dimensionen<br />
verteilt liegen, stellen dabei die<br />
KPIs bzw. die Kennzahlen dar, während die gerichteten<br />
Kanten die oben beschriebene Wirkungszusammenhänge<br />
zwischen <strong>de</strong>n Kennzahlen<br />
ver<strong>de</strong>utlichen (vgl. Abbildung 1).<br />
Allgemein sollten die eingesetzten KPIs und<br />
Basiskennzahlen in einem logischen, aber<br />
nicht zwingend mathematischen Zusammenhang<br />
stehen, damit sich daraus Handlungsweisen<br />
i<strong>de</strong>ntifizieren lassen. Zur I<strong>de</strong>ntifikation<br />
reichen Ursachen-Wirkungs-Zusammenhänge<br />
meist aus. Konkret be<strong>de</strong>utet das:<br />
Sofern auf hohem Level ein Missstand besteht,<br />
also eine Abweichung eines KPIs im Ist vom<br />
Soll, müssen die Ursachen auf Ebene <strong>de</strong>r KPIs<br />
und Kennzahlen durch Betrachtung <strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>nen<br />
KPIs und <strong>de</strong>ren aktuellen Ist-Werten<br />
i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n. Durch die anschließen<strong>de</strong><br />
Transformation <strong>de</strong>r KPIs auf die Realwelt, die<br />
auf niedrigem Level Abweichungen zum Soll<br />
aufzeigen, lassen sich auf verschie<strong>de</strong>nen Ebenen<br />
Gegenmaßnahmen und Verbesserungen<br />
einleiten.<br />
Folgen<strong>de</strong> Beispiele ver<strong>de</strong>utlichen die Zuordnung<br />
von typischen von Kennzahlen in die fünf<br />
Dimensionen:<br />
Finanzdimension:<br />
� IT-Kosten / Budgetausschöpfungsgrad<br />
� IT-Projektkosten an IT-Gesamtkosten<br />
� IT-Betriebskosten an IT-Gesamtkosten<br />
� IT-Organisationskosten an IT-Gesamtkosten<br />
� IT-Effizienzsteigerungsrate<br />
� Grad <strong>de</strong>r verrechneten IT-Leistungen.
Abb. 2: Beispiel von Kennzahlen für die Normstrategie „Kostenoptimierung”<br />
Kun<strong>de</strong>ndimension:<br />
� Anteil <strong>de</strong>s IT-Kun<strong>de</strong>numsatzes am IT-<br />
Gesamtumsatz<br />
� Anteil <strong>de</strong>r kun<strong>de</strong>nspezifischen IT-Kosten<br />
an IT-Gesamtkosten<br />
� Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit<br />
� Grad <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nbetreuung.<br />
Prozessdimension:<br />
� Prozessleistung / Prozessoutput<br />
� Anteil Kosten (Projekt, Betrieb, Organisation)<br />
an Gesamtkosten <strong>de</strong>s Prozesses<br />
� Anzahl Störungen im Prozess<br />
� Anteil Anfragen je Prozess<br />
� Anzahl Changes je Prozess<br />
� Kapazitätsauslastungsgrad je Prozess.<br />
Projektdimension:<br />
� Return on Investment (ROI)<br />
� Projektrentabilität<br />
� Projektperformance<br />
� Anzahl erfolgreicher Projekte<br />
� Anzahl Projekte mit signifikanten<br />
Än<strong>de</strong>rungen im Scope<br />
� Anteil Eigenleistungen an Projekten<br />
� Anteil Fremdleistungen an Projekten<br />
� Durchschnittliche Projektdauer<br />
� Durchschnittliche Projektkomplexität.<br />
Ressourcendimension:<br />
� Anzahl IT-Mitarbeiter<br />
� Auslastungsgrad <strong>de</strong>r IT-Mitarbeiter<br />
� Mitarbeiterfluktuation<br />
� Qualifikationsin<strong>de</strong>x<br />
� Weiterbildungsgrad<br />
� Anzahl Lieferanten<br />
� Anteil Fremdleistungen in IT<br />
� Lieferantenqualität<br />
� Lieferantenzufrie<strong>de</strong>nheit<br />
� Anzahl Applikationen<br />
� Prozess-Unterstützungsgrad je Applikation<br />
� Anzahl Störungen je Applikation<br />
� Anteil Anfragen je Applikation<br />
� Anzahl Changes je Applikation<br />
� Kapazitätsauslastungsgrad je Applikation.<br />
In <strong>de</strong>r Praxis haben sich zahlreiche unterschiedliche<br />
Formen von KPIs als zweckmäßig<br />
herausgestellt. Damit eine größtmögliche Verdichtung<br />
an Information erreicht wer<strong>de</strong>n kann,<br />
sind diese auch in ihren sämtlichen Ausprägungen<br />
im Leitstand zu berücksichtigen. Dazu<br />
zählen beispielsweise grundlegen<strong>de</strong> Kennzahlen,<br />
wie qualitative und quantitative, verdichtete<br />
Kennzahlen, wie Abweichungskennzahlen<br />
(zwischen Ist und Soll) o<strong>de</strong>r Verhältniskennzahlen<br />
(zwischen einer Kennzahl im Ist und<br />
CM März / April 2011<br />
Soll o<strong>de</strong>r zwei Kennzahlen). Zu berücksichtigen<br />
ist darüber hinaus das Bezugselement, das für<br />
die Kennzahlen jeweils zu <strong>de</strong>n relevanten Zeitpunkten<br />
<strong>de</strong>n Ist-Zustand und <strong>de</strong>n Soll-Zustand<br />
i<strong>de</strong>ntifiziert.<br />
Die verdichteten Kennzahlen lassen sich i<strong>de</strong>alerweise<br />
durch eine Kombination <strong>de</strong>s Top-<br />
Down- und Bottom-Up-Vorgehens erfassen<br />
und bestimmen. Das Top-Down-Vorgehen beschreibt<br />
dabei die zielgerichtete Ableitung von<br />
KPIs aus <strong>de</strong>r IT-Strategie und das Herunterbrechen<br />
dieser in Basiskennzahlen. Als Bottom-<br />
Up-Vorgehen wird im Gegensatz dazu die Erfassung<br />
von aussagekräftigen Basiskennzahlen<br />
und die Prüfung ihrer Wirkung auf die übergeordneten<br />
Ziele verstan<strong>de</strong>n.<br />
Standardisierte Kennzahlen nutzen<br />
Bei einem erfolgreichen Aufbau und <strong>de</strong>r Steuerung<br />
eines IT-Leitstan<strong>de</strong>s ist es entschei<strong>de</strong>nd,<br />
die zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong> IT-Strategie zu berücksichtigen.<br />
So besteht bei Normstrategien, wie<br />
beispielsweise in Hinblick auf Kostenreduktion<br />
o<strong>de</strong>r Steigerung <strong>de</strong>r Flexibilität, die Möglichkeit,<br />
ein standardisiertes Set von Kennzahlen als Basis<br />
zu verwen<strong>de</strong>n. Grundsätzlich lassen sich<br />
viele Kennzahlen aus einem Standard nutzen<br />
und an individuelle Bedürfnisse anpassen (vgl.<br />
Abbildung 2).<br />
Als zentrales Instrument überwacht und steuert<br />
<strong>de</strong>r strategische IT-Leitstand die gesamte<br />
Ausrichtung <strong>de</strong>r IT in Hinblick auf die IT-Strategie.<br />
Die geschaffene Transparenz vermei<strong>de</strong>t<br />
Risiken und erlaubt es IT-Verantwortlichen, die<br />
IT-Strategie durch gezielte Maßnahmen möglichst<br />
eng und verzahnt mit <strong>de</strong>r Geschäftsstrategie<br />
auszurichten, damit diese umfassend<br />
und direkt auf <strong>de</strong>n Unternehmenserfolg einzahlt.<br />
71
72<br />
Rollieren<strong>de</strong>r Forecast bei <strong>de</strong>r Gruppe Börse Stuttgart<br />
Rollieren<strong>de</strong>r Forecast bei <strong>de</strong>r Gruppe<br />
Börse Stuttgart<br />
Steuerung von Unternehmen in dynamischen Umfel<strong>de</strong>rn<br />
von Thorsten Bartl und Markus Schnei<strong>de</strong>r<br />
Die heutige wirtschaftliche Situation, in <strong>de</strong>r<br />
sich die Unternehmen im Allgemeinen befin<strong>de</strong>n,<br />
ist von einer hohen Dynamik gekennzeichnet.<br />
Dies äußert sich darin, dass sich<br />
viele Unternehmen ständig auf verän<strong>de</strong>rte wirtschaftliche<br />
Rahmenbedingungen einstellen<br />
müssen. Dazu zählen nicht nur Verän<strong>de</strong>rungen,<br />
wie sie zum Beispiel durch die Finanzkrise ausgelöst<br />
wur<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn auch Auswirkungen,<br />
die sich aufgrund von stark schwanken<strong>de</strong>n<br />
Rohstoffpreisen o<strong>de</strong>r Verlusten von Großkun<strong>de</strong>n<br />
ergeben.<br />
Aber auch politische Adjustierungen, wie<br />
zum Beispiel die Eigenkapitalhinterlegung für<br />
Banken gemäß Basel III, spielen in diesem Zusammenhang<br />
eine nicht zu vernachlässigen<strong>de</strong><br />
Rolle, obwohl <strong>de</strong>ren Folgen in <strong>de</strong>r Regel besser<br />
vorhersehbar sind. Derartige Verän<strong>de</strong>rungen<br />
wirken sich vielfältig aus und verlangen unterschiedliche<br />
Handlungen <strong>de</strong>r Unternehmen, um<br />
<strong>de</strong>n verän<strong>de</strong>rten Rahmenbedingungen entge-<br />
genzuwirken. Neben <strong>de</strong>n bereits genannten<br />
Einflüssen haben jedoch auch Verän<strong>de</strong>rungen<br />
von Kun<strong>de</strong>nbedürfnissen beziehungsweise Produkttrends<br />
Auswirkungen auf die Unternehmen<br />
und somit auf <strong>de</strong>ren Steuerung.<br />
Schwäche <strong>de</strong>r Planung in<br />
dynamischen Umfel<strong>de</strong>rn<br />
Aufgrund dieser Dynamik stoßen die klassischen<br />
operativen Steuerungsinstrumente, wie<br />
zum Beispiel die Jahresplanung, die Prozesskostenrechnung<br />
o<strong>de</strong>r Kennzahlensysteme, häufig<br />
an ihre Grenzen. Vor allem bei <strong>de</strong>r Planung,<br />
die nach wie vor zu <strong>de</strong>n wichtigsten Steuerungsinstrumenten<br />
zählt, reißen die allseits<br />
bekannten Kritikpunkte nicht ab. Zu diesen<br />
gehören nach wie vor <strong>de</strong>r zu hohe Ressourcenaufwand<br />
für die Erstellung, teils fehlen<strong>de</strong> Top-<br />
Down-Zielvorgaben und die geringe Aktualität<br />
<strong>de</strong>r Planung (Kappes & Riemer, 2009).<br />
Insbeson<strong>de</strong>re die geringe Aktualität liefert nicht<br />
die notwendigen Steuerungsimpulse. Um dieser<br />
Problematik zu entgehen, reagieren Unternehmen<br />
üblicherweise mit <strong>de</strong>r Erstellung eines<br />
unterjährigen Forecasts, um auf die Verän<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>r Umwelt reagieren zu können. Bei<br />
diesem klassischen Forecast han<strong>de</strong>lt es sich<br />
um ein Instrument, das die erwarteten Istwerte<br />
zum Perio<strong>de</strong>nen<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>m jeweils aktuellen<br />
Kenntnisstand prognostiziert.<br />
Dies kann <strong>de</strong>r klassische Forecast im Allgemeinen<br />
aber nur in <strong>de</strong>n wenigsten Fällen effektiv<br />
erfüllen, da er aufgrund seiner Detaillierung zu<br />
einem hohem Ressourcen- und Zeitaufwand<br />
bei <strong>de</strong>r Erstellung führt. Des Weiteren<br />
bezieht sich <strong>de</strong>r klassische Forecast ausschließlich<br />
auf das Planjahresen<strong>de</strong>, so dass<br />
sich die Reichweite <strong>de</strong>r Vorausschau im Verlauf<br />
<strong>de</strong>s Jahres verkürzt. Häufig führt dies zum<br />
Year-End-Effekt, <strong>de</strong>r sich dadurch kennzeichnen<br />
lässt, dass die Wirklichkeit erst am En<strong>de</strong>
Abb. 1: Einteilung <strong>de</strong>r Center in eine Komplexitäts-Dynamik-Matrix<br />
<strong>de</strong>s Jahres transparent wird. Beispielsweise<br />
wer<strong>de</strong>n dadurch schlechte Erwartungen nicht<br />
frühzeitig kommuniziert, um unangenehmen<br />
Fragen aus <strong>de</strong>m Weg zu gehen, o<strong>de</strong>r positive<br />
Informationen zurückgehalten, da sie häufig als<br />
neue Messlatte für die Zielerreichung interpretiert<br />
wer<strong>de</strong>n. Aufgrund dieser Aspekte ist <strong>de</strong>r<br />
Forecast zur unterjährigen Steuerung meist<br />
ungeeignet (Horváth & Partners, 2004).<br />
In diesem Kontext kann <strong>de</strong>r rollieren<strong>de</strong><br />
Forecast weitere Steuerungsimpulse liefern.<br />
Dieser lässt sich als ein Instrument <strong>de</strong>finieren,<br />
das sich regelmäßig in systematischer<br />
Weise an einen verbesserten Informationsstand<br />
anpasst. Wesentliche Merkmale <strong>de</strong>s rollieren<strong>de</strong>n<br />
Forecasts, in Abgrenzung zum klassischen<br />
Forecast, sind unter an<strong>de</strong>rem <strong>de</strong>r stets<br />
gleichbleiben<strong>de</strong> Horizont und die in <strong>de</strong>r Regel<br />
quartalsweise Erstellung (Leyk, 2006).<br />
Grundsätzlich müssen bei <strong>de</strong>r Einführung eines<br />
rollieren<strong>de</strong>n Forecasts bestimmte Elemente berücksichtigt<br />
wer<strong>de</strong>n, die im Rahmen dieses Beitrages<br />
aus einer Vorstudie mit Horváth & Partners<br />
für das Unternehmen <strong>de</strong>r Gruppe Börse<br />
Stuttgart ausgestaltet wur<strong>de</strong>n.<br />
Als Marktführer für Derivate in Europa und<br />
Unternehmensanleihen in Deutschland ist die<br />
Börse Stuttgart <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong> europäische<br />
Börsenplatz für Privatanleger. Anleger können<br />
in Stuttgart Aktien, Derivate, Anleihen, Fonds<br />
und Genussscheine effizient und preiswert<br />
han<strong>de</strong>ln. Mit rund 39 Prozent <strong>de</strong>s Or<strong>de</strong>rumsatzes<br />
ist die Börse Stuttgart die führen<strong>de</strong> Präsenzbörse<br />
in Deutschland, beim Fondshan<strong>de</strong>l<br />
ist sie Marktführer unter <strong>de</strong>n Präsenzbörsen.<br />
Durch ein hybri<strong>de</strong>s Marktmo<strong>de</strong>ll, das Han<strong>de</strong>lsexperten<br />
in <strong>de</strong>n elektronischen Han<strong>de</strong>l einbin<strong>de</strong>t,<br />
gewährleistet die Börse eine äußerst flexible<br />
und kos teneffiziente Or<strong>de</strong>rausführung. Für<br />
größtmögliche Transparenz und ein Höchstmaß<br />
an Anlegerschutz wird <strong>de</strong>r gesamte Han<strong>de</strong>l<br />
durch die Han<strong>de</strong>lsüberwachungsstelle als unabhängiges<br />
Börsenorgan überwacht. Um die<br />
Anleger optimal über die angebotenen Produkte<br />
zu informieren, bietet die Börse Stuttgart<br />
zahlreiche Bildungsmaßnahmen für Privatanleger,<br />
Berater und Interessierte an.<br />
Elemente zur Ausgestaltung eines<br />
rollieren<strong>de</strong>n Forecasts<br />
Grundsätzlich sind bei <strong>de</strong>r Ausgestaltung eines<br />
rollieren<strong>de</strong>n Forecasts acht Elemente zu berücksichtigen.<br />
Diese lassen sich wie folgt kurz<br />
beschreiben (Horváth & Partners, 2004):<br />
� Steuerungsrelevanz: Für <strong>de</strong>n erfolgreichen<br />
Einsatz <strong>de</strong>s rollieren<strong>de</strong>n Forecasts als Steue-<br />
CM März / April 2011<br />
rungsinstrument ist es notwendig, die Teilpläne<br />
und Unternehmensbereiche festzulegen,<br />
die über <strong>de</strong>n rollieren<strong>de</strong>n Forecast gesteuert<br />
wer<strong>de</strong>n sollen.<br />
� Integration: Ein weiterer wichtiger Bestandteil<br />
bei <strong>de</strong>r Ausgestaltung ist die Positionierung<br />
<strong>de</strong>s rollieren<strong>de</strong>n Forecasts und die Integration<br />
in die bestehen<strong>de</strong>n Steuerungsinstrumente.<br />
� Zeitliche Ausgestaltung: Eine zentrale Fragestellung,<br />
die bei <strong>de</strong>r Einführung eines rollieren<strong>de</strong>n<br />
Forecasts beantwortet wer<strong>de</strong>n<br />
muss, bezieht sich auf die Festlegung <strong>de</strong>s<br />
Forecasts-Horizonts und <strong>de</strong>r Forecast-Frequenz<br />
in Abstimmung mit <strong>de</strong>n restlichen Teilplänen<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens.<br />
� Forecast-Inhalte: Da eine häufigere Forecast-Erstellung<br />
<strong>de</strong>n Aufwand für das Forecasting<br />
erhöht, müssen die Inhalte, die ein Forecast<br />
ab<strong>de</strong>cken soll, <strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n. Des<br />
Weiteren muss für die ausgewählten kostenrechnerischen<br />
Inhalte <strong>de</strong>r Detaillierungsgrad<br />
und die Planungstiefe berücksichtigt wer<strong>de</strong>n,<br />
um <strong>de</strong>n Aufwand möglichst gering zu halten.<br />
� Automatisierung: Ziel <strong>de</strong>r Automatisierung<br />
ist die Aufwandsreduktion <strong>de</strong>r Forecast-<br />
Erstellung. Dabei wer<strong>de</strong>n die Forecast-Ele-<br />
73
74<br />
Rollieren<strong>de</strong>r Forecast bei <strong>de</strong>r Gruppe Börse Stuttgart<br />
mente analysiert, die automatisiert auf Basis<br />
mathematischer Metho<strong>de</strong>n ermittelt wer<strong>de</strong>n<br />
können.<br />
� Prozess<strong>de</strong>sign: Durch das Prozess<strong>de</strong>sign<br />
wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Forecast-Prozess im Unternehmen<br />
beschrieben sowie <strong>de</strong>ssen Verantwortlichkeiten<br />
festgelegt.<br />
� Steuerungsmethodik: Im Rahmen <strong>de</strong>r<br />
Steuerungsmethodik wird festgelegt, wie die<br />
Forecast-Informationen in die bestehen<strong>de</strong><br />
Reportingstruktur eingebaut und zur aktiven<br />
Steuerung <strong>de</strong>r Zukunft <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />
� IT-Konzeption: Bestandteil dieses Elements<br />
zur Ausgestaltung <strong>de</strong>s rollieren<strong>de</strong>n Forecasts<br />
ist die Überführung <strong>de</strong>r Fach-Konzeption in<br />
die IT-Konzeption sowie die Erstellung eines<br />
Lastenhefts und einer Designvorlage, als Basis<br />
für die Implementierung in die Systemlandschaft.<br />
Inwieweit die Elemente bei einer Einführung <strong>de</strong>s<br />
rollieren<strong>de</strong>n Forecasts bei <strong>de</strong>r Gruppe Börse<br />
Stuttgart ausgestaltet wer<strong>de</strong>n können, wird im<br />
Folgen<strong>de</strong>n beschrieben.<br />
Ausgestaltung <strong>de</strong>r Elemente bei<br />
<strong>de</strong>r Gruppe Börse Stuttgart<br />
Steuerungsrelevanz<br />
An erster Stelle ist es notwendig, die Unternehmensbereiche<br />
und Teilpläne festzulegen,<br />
die über <strong>de</strong>n rollieren<strong>de</strong>n Forecast gesteuert<br />
wer<strong>de</strong>n sollen. Teilpläne wur<strong>de</strong>n im Rahmen<br />
<strong>de</strong>r Vorstudie bei <strong>de</strong>r Gruppe Börse Stuttgart<br />
jedoch nicht betrachtet. Zur Verbesserung <strong>de</strong>r<br />
Steuerung wur<strong>de</strong>n die Unternehmensbereiche<br />
<strong>de</strong>r Gruppe Börse Stuttgart in Form einer<br />
Centerrechnung weiter <strong>de</strong>tailliert und in Profit<br />
Center, Service Center und Cost Center unterteilt.<br />
Zur Beurteilung, welche Center mithilfe <strong>de</strong>s<br />
rollieren<strong>de</strong>n und welche mit <strong>de</strong>m klassischen<br />
Forecast gesteuert wer<strong>de</strong>n können, wur<strong>de</strong> die<br />
Komplexitäts-Dynamik-Matrix (siehe Abbildung<br />
1) erstellt und die Center <strong>de</strong>r Gruppe<br />
Börse Stuttgart in diese eingeordnet. Dies ist<br />
notwendig, da sich nicht alle Center, die mit<br />
<strong>de</strong>m rollieren<strong>de</strong>n Forecast gesteuert wer<strong>de</strong>n<br />
müssen, in einem dynamischen Umfeld bewegen.<br />
Die Ergebnisse <strong>de</strong>r Auswertung zeigen, dass<br />
sich vor allem die Profit Center (Quality-Liquidity-Provi<strong>de</strong>r-Service,<br />
Han<strong>de</strong>lsplätze,<br />
Informationsprodukte und Börsensysteme)<br />
im dynamischen Umfeld bewegen und <strong>de</strong>shalb<br />
mit einem rollieren<strong>de</strong>n Forecast dirigiert<br />
wer<strong>de</strong>n sollten. Zu<strong>de</strong>m erfor<strong>de</strong>rn diese komplexen<br />
Bereiche häufig ein hohes Maß an IT-Unterstützung<br />
bei <strong>de</strong>r Erstellung. Des Weiteren<br />
sollen die Service Center IT sowie Projekte<br />
ebenfalls mit <strong>de</strong>m rollieren<strong>de</strong>n Forecasts<br />
gesteuert wer<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Service<br />
Centern (Konzerndienstleistungen, Han<strong>de</strong>lsorganisation<br />
und -unterstützung), die sich im Bereich<br />
hoher Komplexität und geringer Dynamik<br />
befin<strong>de</strong>n, empfiehlt sich dagegen <strong>de</strong>r klassische<br />
Forecast in Verbindung mit einer hohen<br />
IT-Unterstützung. Die Cost Center (Konzernführung,<br />
Finanzen und Verwaltung) sind aufgrund<br />
ihrer Dienstleistungsfunktion von geringer<br />
Komplexität und Dynamik gekennzeichnet. Infolge<strong>de</strong>ssen<br />
sind sie wenig volatil und gut prognostizierbar<br />
und können daher ebenfalls mit<br />
<strong>de</strong>m klassischen Forecast gelenkt wer<strong>de</strong>n.<br />
Integration<br />
Der rollieren<strong>de</strong> Forecast kann nur dann Steuerungsimpulse<br />
liefern, wenn er an die mittelfristige<br />
Zielsetzung gebun<strong>de</strong>n ist und nicht im<br />
Autoren<br />
„luftleeren Raum“ steht. Somit muss er in das<br />
bestehen<strong>de</strong> Planungssystem <strong>de</strong>r Gruppe Börse<br />
Stuttgart integriert wer<strong>de</strong>n. Zu diesem zählen<br />
die strategische, die mittelfristige und die operative<br />
Planung. Bei <strong>de</strong>r Gruppe Börse Stuttgart<br />
erfolgt die strategische Planung auf Basis <strong>de</strong>finierter<br />
strategischer Stoßrichtungen und entsprechen<strong>de</strong>r<br />
Umsetzungsprojekte über einen<br />
Zeitraum von fünf Jahren.<br />
Zur Integration dieser Stoßrichtungen in die<br />
operative Planung bedient sich das Unternehmen<br />
<strong>de</strong>s Instruments <strong>de</strong>r Mittelfristplanung,<br />
die einen Planungshorizont von drei Jahren<br />
ab<strong>de</strong>ckt. Im Rahmen dieses Planungsprozesses<br />
wer<strong>de</strong>n die strategischen Maßnahmen<br />
weiter <strong>de</strong>tailliert und somit auf die Ausprägungen<br />
<strong>de</strong>r Mittelfristplanung übertragen. Das<br />
Ergebnis dieses Planungsprozesses kann somit<br />
auf <strong>de</strong>r einen Seite zur Ableitung von Top-<br />
Down-Zielvorgaben für die operative Planung<br />
und auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite zur Durchführung<br />
<strong>de</strong>s Plan-Forecast-Vergleichs über das Geschäftsjahr<br />
herangezogen wer<strong>de</strong>n.<br />
Zeitliche Ausgestaltung<br />
Zu <strong>de</strong>n wesentlichen Fragen bei <strong>de</strong>r Ausgestaltung<br />
<strong>de</strong>s rollieren<strong>de</strong>n Forecasts gehört die zeitliche<br />
Festlegung <strong>de</strong>s Forecast-Horizonts und<br />
<strong>de</strong>r Forecast-Frequenz. Um sicherzustellen,<br />
dass im Einklang mit <strong>de</strong>r Jahresplanung <strong>de</strong>r<br />
Gruppe Börse Stuttgart das nächste Kalen<strong>de</strong>rjahr<br />
komplett abge<strong>de</strong>ckt ist, wird ein Forecast-<br />
Horizont von sechs Quartalen vorgeschla-<br />
Dipl.-BW (BA) Thorsten Bartl<br />
Dipl.-BW Markus Schnei<strong>de</strong>r<br />
ist am Stuttgarter Horváth & Partners-Standort als Managing<br />
Consultant im Planungsteam tätig. Er hat in <strong>de</strong>n letzten Jahren u. a.<br />
Projekte zur Neugestaltung <strong>de</strong>r Planungssysteme insbeson<strong>de</strong>re<br />
im Konzernumfeld unterschiedlicher Branchen begleitet.<br />
E-Mail: markus.schnei<strong>de</strong>r@horvaht-partners.com<br />
ist Leiter <strong>de</strong>r Abteilung Controlling bei <strong>de</strong>r Börse Stuttgart Holding<br />
GmbH. In dieser Funktion betreut er die Einführung und<br />
<strong>de</strong>n Ausbau eines integrierten Planungssystems bei <strong>de</strong>r Gruppe<br />
Börse Stuttgart.<br />
E-Mail: thorsten.bartl@börse-stuttgart.<strong>de</strong>
Abb. 2: ABC-Analyse zur Ermittlung <strong>de</strong>r wesentlichen Positionen auf Ertragsseite<br />
gen, da die Jahresplanung <strong>de</strong>r Gruppe Börse<br />
Stuttgart zu Beginn <strong>de</strong>s dritten Quartals erfolgt.<br />
Somit kann <strong>de</strong>r rollieren<strong>de</strong> Forecast Impulse für<br />
die Jahresplanung liefern und dazu beitragen,<br />
<strong>de</strong>n Planungsprozess zu verkürzen.<br />
In Bezug auf die dynamische Situation, in <strong>de</strong>r<br />
sich die Gruppe Börse Stuttgart befin<strong>de</strong>t, empfiehlt<br />
sich einerseits, bei <strong>de</strong>r Forecast-Frequenz<br />
einen möglichst kurzen Zeitraum zu wählen,<br />
an<strong>de</strong>rseits ist die Erstellung eines monatlichen<br />
Forecasts aus Zeit- und Ressourcengrün<strong>de</strong>n in<br />
<strong>de</strong>r Praxis kaum möglich. Hinzu kommt, dass<br />
<strong>de</strong>r rollieren<strong>de</strong> Forecast nur dann wirkliche<br />
Steuerungsimpulse liefert, wenn dieser auch<br />
zeitnah zur Verfügung steht. Daher sollte <strong>de</strong>r<br />
rollieren<strong>de</strong> Forecast spätestens drei Wochen<br />
nach <strong>de</strong>m Monats- beziehungsweise<br />
Quartalsultimo fertig gestellt sein. Für die<br />
Gruppe Börse Stuttgart wird eine quartalsweise<br />
Forecast-Frequenz vorgeschlagen, um sicherzustellen,<br />
dass in einem mit hoher Unsicherheit<br />
behafteten Umfeld zeitnahe realistische Prognosewerte<br />
vorliegen.<br />
Forecast-Inhalt<br />
Für einen effizienten Einsatz <strong>de</strong>s rollieren<strong>de</strong>n<br />
Forecasts ist eine Fokussierung auf die wesent-<br />
lichen Kosten- und Ertragspositionen sinnvoll,<br />
um <strong>de</strong>n Aufwand bei <strong>de</strong>r Erstellung entsprechend<br />
zu reduzieren. Zur Auswahl <strong>de</strong>r relevanten<br />
Positionen wur<strong>de</strong> das Instrument <strong>de</strong>r<br />
ABC-Analyse in Verbindung mit <strong>de</strong>r 80:20-Regel<br />
verwen<strong>de</strong>t.<br />
Das Ergebnis dieser Analyse zeigt, dass die<br />
Gruppe Börse Stuttgart ihre Erträge im Wesentlichen<br />
durch <strong>de</strong>n Wertpapierhan<strong>de</strong>l<br />
und die Vermarktung von Informationsprodukten<br />
generiert, welche in Abbildung 2 in<br />
Form einer ABC-Analyse dargestellt sind. Die<br />
größten Positionen auf <strong>de</strong>r Kostenseite umfassen<br />
die Personalkosten, <strong>de</strong>n Materialaufwand,<br />
die IT-Kosten sowie die Werbe- und Repräsentationskosten.<br />
Für die verbleiben<strong>de</strong>n Kosten-<br />
und Ertragsarten empfiehlt sich dann eine automatisierte<br />
Ermittlung <strong>de</strong>r Forecast-Werte.<br />
Diese wird im Folgen<strong>de</strong>n beschrieben.<br />
Automatisierung<br />
Um <strong>de</strong>n Aufwand <strong>de</strong>r Forecast-Erstellung zu<br />
reduzieren, müssen die Positionen festgelegt<br />
wer<strong>de</strong>n, die auf Basis einer Automatisierung<br />
fortgeschrieben wer<strong>de</strong>n. Eine manuelle Anpassung<br />
dieser Ergebnisse ist je<strong>de</strong>rzeit durch<br />
das Controlling möglich. Infolge<strong>de</strong>ssen wer<strong>de</strong>n<br />
die Positionen, die in <strong>de</strong>r ABC-Analyse als<br />
nicht wesentlich i<strong>de</strong>ntifiziert wur<strong>de</strong>n, auf<br />
Basis mathematischer Metho<strong>de</strong>n, wie beispielweise<br />
<strong>de</strong>r Delta-Metho<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Durchschnitts-Metho<strong>de</strong><br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Quotienten-Metho<strong>de</strong>,<br />
automatisiert ermittelt. Für die Gruppe<br />
Börse Stuttgart empfiehlt sich aufgrund bereits<br />
vorhan<strong>de</strong>ner Erfahrungen die Quotienten-<br />
Metho<strong>de</strong>, bei <strong>de</strong>r neue Forecast-Werte durch<br />
die Korrektur <strong>de</strong>s aktuellen Plan-Werts um die<br />
Abweichung zwischen Ist und Plan ermittelt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Prozess<strong>de</strong>sign<br />
CM März / April 2011<br />
Der nächste Schritt zur Ausgestaltung <strong>de</strong>s rollieren<strong>de</strong>n<br />
Forecasts beinhaltet das Design <strong>de</strong>s<br />
Forecast-Prozesses und die Festlegung <strong>de</strong>r<br />
Verantwortlichkeiten für die einzelnen Prozessschritte.<br />
Dazu bedarf es einer Koordination <strong>de</strong>r<br />
an <strong>de</strong>r Forecast-Erstellung beteiligten Fachbereiche<br />
beziehungsweise Center <strong>de</strong>r Gruppe<br />
Börse Stuttgart, wobei die grundsätzliche Verantwortung<br />
für <strong>de</strong>n Forecast-Prozess beim<br />
Konzern<strong>controlling</strong> liegt (vgl. Abbildung 3).<br />
Da <strong>de</strong>r rollieren<strong>de</strong> Forecast ein Steuerungsinstrument<br />
auf Ebene <strong>de</strong>r Center darstellt, erfolgt<br />
im ersten Schritt einer neuen Forecast-Perio<strong>de</strong><br />
75
76<br />
Rollieren<strong>de</strong>r Forecast bei <strong>de</strong>r Gruppe Börse Stuttgart<br />
eine Überarbeitung <strong>de</strong>r Umsatz- beziehungsweise<br />
Ertragsplanung durch die Leiter <strong>de</strong>r<br />
Profit Center, die zu<strong>de</strong>m verantwortlich für die<br />
zeitgerechte Übermittlung <strong>de</strong>r Daten ihrer Center<br />
sind. Dabei fin<strong>de</strong>t eine Aktualisierung <strong>de</strong>r<br />
Marktprognosen unter Beachtung <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>s Marktumfelds (gemessen vor allem<br />
anhand <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Or<strong>de</strong>rzahlen und<br />
<strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsumsätze) statt.<br />
Darauf aufbauend passt das Profit-Center auf<br />
Basis seiner geän<strong>de</strong>rten Markteinschätzung<br />
seine Ertragsprognose für die nächsten<br />
sechs Quartale an. Das folgen<strong>de</strong> Quartal ist<br />
dabei möglichst genau zu prognostizieren,<br />
während für die weiteren Quartale ein Forecast<br />
in einem geringeren Detaillierungsgrad ausreichend<br />
ist. Nach<strong>de</strong>m die Forecasts <strong>de</strong>m Controlling<br />
gemel<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n diese plausibilisiert<br />
und auf Konzern- beziehungsweise<br />
Gruppenebene aggregiert. Ergänzt um die Daten<br />
<strong>de</strong>r Cost und Service Center wer<strong>de</strong>n die automatisiert<br />
ermittelten Positionen, die die ABC-<br />
Analyse als nicht wesentlich i<strong>de</strong>ntifiziert hat,<br />
hinzugezogen.<br />
Im nächsten Schritt erfolgt die Präsentation<br />
<strong>de</strong>r Forecasts im Rahmen <strong>de</strong>r Geschäftsführersitzung.<br />
Anhand <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Informationen<br />
entschei<strong>de</strong>t die Geschäftsführung in<br />
Abstimmung mit <strong>de</strong>n Centerverantwortlichen<br />
über die Einleitung von Gegenmaßnahmen zur<br />
Abb. 3: Der rollieren<strong>de</strong> Forecast-Prozess bei <strong>de</strong>r Gruppe Börse Stuttgart<br />
Schließung <strong>de</strong>r aufgezeigten Lücke zwischen<br />
Planwerten und ermittelten Forecast-Werten.<br />
Die Bewertung und operative Umsetzung <strong>de</strong>r<br />
Maßnahmen obliegen dann <strong>de</strong>m zuständigen<br />
Centerleiter.<br />
Nach<strong>de</strong>m die Gegenmaßnahmen an das Controlling<br />
gemel<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n diese in einen<br />
aktualisierten Forecast eingearbeitet<br />
und die neuen Zielbudgets ermittelt. Darauf<br />
wird <strong>de</strong>r aktualisierte Forecast erneut <strong>de</strong>r Geschäftsführung<br />
zur Genehmigung vorgelegt und<br />
nach Freigabe an <strong>de</strong>n Aufsichtsrat und die Anteilseigner<br />
<strong>de</strong>r Gruppe Börse Stuttgart weitergeleitet.<br />
Nach <strong>de</strong>r Festlegung <strong>de</strong>s Forecast-<br />
Prozesses und <strong>de</strong>r Verantwortlichkeiten wird<br />
<strong>de</strong>r neue Forecast-Prozess in die Prozesslandkarte<br />
<strong>de</strong>r Gruppe Börse Stuttgart integriert.<br />
Steuerungsmethodik<br />
Zur weiteren Ausgestaltung <strong>de</strong>s Forecast-Prozesses<br />
wird ein empfängerorientiertes Forecast-Reporting<br />
aufgebaut, das die Basis zur<br />
zukunftsorientierten Steuerung <strong>de</strong>r Gruppe<br />
Börse Stuttgart darstellt. Neben einer Detailauswertung<br />
<strong>de</strong>r Center mit Ergebnis-Lücken,<br />
die im Rahmen <strong>de</strong>r Prüfung von Gegenmaßnahmen<br />
wichtige Diskussionsbestandteile<br />
sind, enthalten die Berichte <strong>de</strong>n Plan-Forecast-<br />
Vergleich über <strong>de</strong>n festgelegten Forecast-Hori-<br />
zont von sechs Quartalen. Somit erhält je<strong>de</strong>r<br />
Centerleiter sein Ergebnis, sowie die Geschäftsführung<br />
ein unternehmensweites Ergebnis<br />
auf aggregierter Ebene. Diese Informationen<br />
wer<strong>de</strong>n einerseits vor und an<strong>de</strong>rseits nach <strong>de</strong>r<br />
Durchführung von Gegenmaßnahmen zur Verfügung<br />
gestellt. Letztere wer<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>r Freigabe<br />
durch die Geschäftsführung <strong>de</strong>m Aufsichtsrat<br />
und gegebenenfalls <strong>de</strong>n Anteilseignern<br />
<strong>de</strong>r Börse Stuttgart zur Kenntnis weitergeleitet.<br />
Darüber hinaus wird zur Erfassung, Verwaltung<br />
und Steuerung <strong>de</strong>r Gegenmaßnahmen ein automatisiertes<br />
Maßnahmen-Controlling-Tool<br />
eingeführt. Dies ermöglicht eine <strong>de</strong>zentrale Erfassung<br />
<strong>de</strong>r Maßnahmen in Form von Steckbriefen<br />
bei <strong>de</strong>n Centern, die dann an das Controlling<br />
zurückgesen<strong>de</strong>t und zur Auswertung in<br />
Form von Statusberichten aufbereitet wer<strong>de</strong>n.<br />
Durch das Tracken <strong>de</strong>r eingeleiteten Maßnahmen<br />
geben diese Berichte eine Übersicht über<br />
<strong>de</strong>n aktuellen Umsetzungsstatus (Härtegrad)<br />
<strong>de</strong>r Maßnahmen zur Schließung <strong>de</strong>r Ergebnis-<br />
Lücken bei <strong>de</strong>n Centern.<br />
IT-Konzeption<br />
Im Rahmen <strong>de</strong>r IT-Konzeption müssen die beschriebenen<br />
Elemente in ein Lastenheft überführt<br />
wer<strong>de</strong>n. Da über die Einführung <strong>de</strong>s
ollieren<strong>de</strong>n Forecasts bei <strong>de</strong>r Gruppe Börse<br />
Stuttgart noch nicht entschie<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n ist,<br />
wur<strong>de</strong> dieser Punkt im Rahmen <strong>de</strong>r Vorstudie<br />
nicht weiter berücksichtigt. Nichts<strong>de</strong>stotrotz<br />
müssen bei <strong>de</strong>r Auswahl eines IT-Systems<br />
zentrale Herausfor<strong>de</strong>rungen für die Umsetzung<br />
<strong>de</strong>s rollieren<strong>de</strong>n Forecasts beachtet<br />
wer<strong>de</strong>n:<br />
Definition <strong>de</strong>r Prozesse und Inhalte: Die beschriebenen<br />
Elemente müssen so ausgestaltet<br />
sein, dass im ersten Schritt ein abgestimmtes,<br />
<strong>de</strong>tailliertes Fach- und Feinkonzept für die ITtechnische<br />
Umsetzung vorliegt. Dies erfor<strong>de</strong>rt<br />
ein intensives Design <strong>de</strong>r komplexen Forecast-<br />
Prozesse. Sinnvoll kann dabei eine vorgelagerte<br />
Abstimmung mit Pilotbereichen sein, um zukünftige<br />
Än<strong>de</strong>rungen zu reduzieren.<br />
Systemarchitektur und -landschaft: Eine<br />
weitere Herausfor<strong>de</strong>rung besteht darin, dass<br />
bei <strong>de</strong>r Forecast-Umsetzung neben Auswirkungen<br />
auf die bestehen<strong>de</strong> Systemarchitektur<br />
auch Performanceaspekte beachtet wer<strong>de</strong>n<br />
müssen. Des Weiteren kann eine komplexe<br />
Sys temlandschaft Auswirkungen auf Datensicherheit,<br />
-konsistenz und -pflege haben.<br />
Realisierung: In einem weiteren Schritt ist bei<br />
<strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>s rollieren<strong>de</strong>n Forecasts im<br />
Rahmen einer Machbarkeitsstudie zu prüfen,<br />
ob die Standard-Funktionalitäten <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n<br />
Applikationen für <strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>s rollieren<strong>de</strong>n<br />
Forecasts ausreichend sind o<strong>de</strong>r ob<br />
eine Individuallösung nötig ist.<br />
Ressourcenverfügbarkeit: Um erfolgreich bei<br />
<strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>s rollieren<strong>de</strong>n Forecasts zu<br />
sein, sind die relevanten Ressourcen zur Umsetzung<br />
in <strong>de</strong>n einzelnen Projektphasen sowie<br />
zeitnahe Informationen und Abstimmungen erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
Projektmanagement: Wichtiger Bestandteil<br />
<strong>de</strong>r Umsetzung ist die Synchronisierung <strong>de</strong>r<br />
Aktivitäten aller bei <strong>de</strong>r Umsetzung beteiligten<br />
Projektmitarbeiter. Dazu ist es nötig, die erfor<strong>de</strong>rlichen<br />
Projektstrukturen bereitzustellen sowie<br />
Transparenz über <strong>de</strong>n Leistungsfortschritt<br />
und eventuelle neue Anfor<strong>de</strong>rungen sicherzustellen.<br />
Daneben sind die zeitnahe Vorbereitung<br />
und das Treffen von wichtigen Entscheidungen<br />
notwendig.<br />
Schlussbetrachtung<br />
Aufgrund <strong>de</strong>r hohen Dynamik müssen sich die<br />
Gruppe Börse Stuttgart sowie auch viele an<strong>de</strong>re<br />
Unternehmen ständig auf verän<strong>de</strong>rte Rahmenbedingungen<br />
einstellen. Der rollieren<strong>de</strong><br />
Forecast liefert auf Basis <strong>de</strong>r beschriebenen<br />
Ausgestaltung einen wichtigen Beitrag, die<br />
Gruppe Börse Stuttgart bei einer zukunftsorientierten<br />
Steuerung <strong>de</strong>r Center zielführend zu unterstützen.<br />
Des Weiteren kann durch die Einführung<br />
<strong>de</strong>s rollieren<strong>de</strong>n Forecasts <strong>de</strong>r beschriebene<br />
Year-End-Effekt vermie<strong>de</strong>n und die<br />
Umsetzung von geschäftsjahresübergreifen<strong>de</strong>n<br />
Maßnahmen geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Daneben wird<br />
eine Steigerung <strong>de</strong>r Forecast-Genauigkeit und<br />
somit <strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>r Steuerungsinformation<br />
dadurch erzielt, dass durch <strong>de</strong>n gleichbleiben<strong>de</strong>n<br />
Forecast-Horizont und eine quartalsweisen<br />
Erstellung ein hoher Aktualisierungsgrad<br />
bei <strong>de</strong>n Forecast-Werten erreicht wird<br />
(Schnei<strong>de</strong>r & von Köckritz, 2010).<br />
Nichts<strong>de</strong>stotrotz ist eine erfolgreiche Einführung<br />
<strong>de</strong>s rollieren<strong>de</strong>n Forecasts bei <strong>de</strong>r<br />
Gruppe Börse Stuttgart an kritische Erfolgsfaktoren<br />
gekoppelt, die sich wie folgt zusammenfassen<br />
lassen:<br />
� In Bezug auf die restlichen Steuerungsinstrumente<br />
ist <strong>de</strong>r rollieren<strong>de</strong> Forecast klar im<br />
Steuerungsinstrumentarium <strong>de</strong>r Gruppe Börse<br />
Stuttgart zu positionieren.<br />
� Da die Forecast-Werte die tatsächlichen Erwartungen<br />
wi<strong>de</strong>rspiegeln und <strong>de</strong>r Year-End-<br />
Effekt vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n soll, müssen Anreize<br />
geschaffen wer<strong>de</strong>n, die die erwarteten<br />
Abweichungen frühzeitig anzeigen.<br />
� Der rollieren<strong>de</strong> Forecast verlangt im Rahmen<br />
<strong>de</strong>r lang- und mittelfristigen Planung die Ableitung<br />
beziehungsweise Vorgabe von geschäftsjahresübergreifen<strong>de</strong>n<br />
Zielen, damit<br />
nicht nur Plan-Ist-Vergleiche, son<strong>de</strong>rn auch<br />
Plan-Forecast-Vergleiche durchgeführt wer<strong>de</strong>n<br />
können, da <strong>de</strong>r rollieren<strong>de</strong> Forecast<br />
sonst im „luftleeren Raum“ steht.<br />
� Eine Aufwandsreduzierung beim Einsatz <strong>de</strong>s<br />
rollieren<strong>de</strong>n Forecasts ist nur durch einen<br />
schlanken Prozess, eine <strong>de</strong>utliche Reduzierung<br />
<strong>de</strong>s Detailierungsgra<strong>de</strong>s und eine ent-<br />
sprechen<strong>de</strong> IT-Unterstützung bei <strong>de</strong>r Gruppe<br />
Börse Stuttgart möglich.<br />
� Die Prozessverantwortung muss bei <strong>de</strong>r<br />
Forecast-Erstellung <strong>de</strong>r Gruppe Börse Stuttgart<br />
klar <strong>de</strong>finiert sein, um frühzeitig die richtigen<br />
Steuerungsinformationen zu erhalten<br />
und gegebenenfalls Gegenmaßnahmen einleiten<br />
zu können. Voraussetzung dafür ist<br />
aber ein straffes Prozess- beziehungsweise<br />
Zeitmanagement im Unternehmen.<br />
� Um die Wirkung <strong>de</strong>r eingeleiteten Gegenmaßnahmen<br />
verfolgen zu können, muss eine<br />
monatliche beziehungsweise quartalsweise<br />
Maßnahmenkontrolle erfolgen.<br />
� Wichtige Steuerungsinformationen kann <strong>de</strong>r<br />
rollieren<strong>de</strong> Forecast nur liefern, wenn die<br />
Forecast-Erstellung durch einheitliche Templates<br />
sowie <strong>de</strong>r Forecast-Report durch einheitliche<br />
Berichte gekennzeichnet ist.<br />
Literaturverzeichnis<br />
CM März / April 2011<br />
Horváth & Partners (2004). Beyond Budgeting<br />
umsetzen: Erfolgreich planen mit Advanced<br />
Budgeting. Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag.<br />
Kappes, M., & Riemer, L. (2009). Gutes Planungsmanagement<br />
in <strong>de</strong>r Praxis umsetzen. In<br />
R. Gleich, & A. Klein, Der Controlling-Berater<br />
Band 3: Mo<strong>de</strong>rne Budgetierung (S. 203 – 220).<br />
Freiburg: Rudolf <strong>Haufe</strong> Verlag.<br />
Leyk, J. (2006). Rollieren<strong>de</strong>r Forecast: Aufwand<br />
senken und Ziele besser erreichen. Der<br />
Controlling-Berater , S. 111 – 124.<br />
Schnei<strong>de</strong>r, M., & von Köckritz, N. (2010). Unternehmensplanung<br />
in dynamischen Umfel<strong>de</strong>rn.<br />
Controller Magazin , S. 74 – 80.<br />
77
78<br />
Controller’s Master Class<br />
Controller’s Master Class im November 2010<br />
von Detlev R. Zillmer, Feldafing<br />
Am gewohnten Platz in Feldafing fand vom 19.<br />
bis 20. November die inzwischen achte Run<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r Controller’s Master Class Abschlüsse statt.<br />
Zur diesjährigen Abschlussvorstellung vor <strong>de</strong>m<br />
Beirat hatten acht Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
ihre finalen Arbeiten eingereicht. Nachfolgend<br />
wie<strong>de</strong>r eine Zusammenfassung <strong>de</strong>r<br />
vorgestellten Themen.<br />
Verknüpfung von BSC-Zielen,<br />
Risikoanalysen, Planung und<br />
Budgetierung zu einem<br />
gemeinsamen und umfassen<strong>de</strong>n<br />
Risiko-Managementsystem<br />
Gleich das erste Thema hatte es sozusagen<br />
„in sich“. Der Kandidat, seines Zeichens Projektleiter<br />
bei einem großen bekannten Beratungsunternehmen,<br />
hatte aus <strong>de</strong>r Erfahrung<br />
seiner zahlreichen Beratungsprojekte eine<br />
These aufgestellt. Sie lautet, dass vor allem<br />
bei mittelständisch geprägten Unternehmen<br />
die Erkenntnisse aus <strong>de</strong>n einzelnen Analyse-<br />
und Planungstools (siehe Überschrift)<br />
nicht mit- und untereinan<strong>de</strong>r verknüpft<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Anhand eines Mandaten – ein Klinikum – wollte<br />
er <strong>de</strong>n Beweis antreten, dass genau diese Verknüpfung<br />
<strong>de</strong>m Management bessere Informationen<br />
für anstehen<strong>de</strong> Entschei<strong>de</strong> liefern<br />
und ferner die Planungsqualität durch die Verknüpfung<br />
erhöht wer<strong>de</strong>n könne.<br />
Im Falle <strong>de</strong>r herangezogenen Klinik gibt es bereits<br />
zahlreiche existieren<strong>de</strong> und auch genutzte<br />
Analysetools. Die anfängliche These bestätigt<br />
sich, da insbeson<strong>de</strong>re die Erkenntnisse zu <strong>de</strong>n<br />
Risiken – und dann im Umkehrschluss die daraus<br />
entstehen<strong>de</strong>n Erkenntnisse zu <strong>de</strong>n sich<br />
bieten<strong>de</strong>n Chancen – bei <strong>de</strong>r Klinik nicht weiter<br />
im regulären Planungsprozess berücksichtigt<br />
wer<strong>de</strong>n. Schnell kommt man bei <strong>de</strong>m Projekt zu<br />
<strong>de</strong>r Frage, wie nun die „losen En<strong>de</strong>n“ <strong>de</strong>r Erkenntnisse<br />
miteinan<strong>de</strong>r verknüpft wer<strong>de</strong>n<br />
könnten?<br />
Die Lösung wird softwareseitig angegangen.<br />
Eine in <strong>de</strong>r Klinik bereits vorhan<strong>de</strong>ne Reportingsoftware<br />
soll mit Hilfe <strong>de</strong>s Herstellers so<br />
angepasst wer<strong>de</strong>n, dass sie auf alle Ergebnisse<br />
<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen im Einsatz befindlichen<br />
Analysetools zugreift und sich so die<br />
Verknüpfung <strong>de</strong>r Zusammenhänge abbil<strong>de</strong>n<br />
lässt. Gegenwärtig steckt man in <strong>de</strong>r Umprogrammierung<br />
fest, die sich langwieriger gestaltet<br />
wie angenommen. Das Projekt ist somit<br />
in Verzug geraten.<br />
Aufbau einer Transferpreisdokumentation<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um ein internationales Unternehmen<br />
im medizinisch-technischen Umfeld.
Das Unternehmen vertreibt seine Produkte und<br />
Dienstleistungen nahezu weltweit über firmeneigene,<br />
im Ausland beheimatete, Vertriebsgesellschaften.<br />
Die Produkte wer<strong>de</strong>n im Wesentlichen<br />
in zwei europäischen Län<strong>de</strong>rn hergestellt<br />
und anschließend an die Vertriebsgesellschaften<br />
veräußert.<br />
Der <strong>de</strong>utsche Gesetzgeber hat Vorschriften zur<br />
Gestaltung von Verrechnungspreisen erlassen.<br />
Diese orientieren sich an <strong>de</strong>n internationalen<br />
„OECD-Richtlinien zur Gestaltung <strong>de</strong>r Verrechnungspreise“.<br />
Die wohl <strong>de</strong>utlichste Verän<strong>de</strong>rung<br />
war wohl die Umkehrung <strong>de</strong>r Beweislast.<br />
Musste früher das Finanzamt beweisen<br />
dass etwas nicht in Ordnung war, müssen<br />
heute die Unternehmen beweisen, dass<br />
nichts falsch ist. Um dieser Beweisführung<br />
nachzukommen, sind die Unternehmen verpflichtet,<br />
eine Transferpreisdokumentation zu<br />
führen. Um <strong>de</strong>n Aufbau, die Gestaltung sowie<br />
die dahinter stehen<strong>de</strong>n gesetzlichen Verpflichtungen<br />
und Auflagen ging es bei <strong>de</strong>r zweiten<br />
Präsentation <strong>de</strong>s Tages.<br />
Eine Transferpreisdokumentation ist zu verstehen<br />
als eine systematisierte Aufbewahrung<br />
von Unterlagen und Aufzeichnungen, die über<br />
die Ermittlung von Konzernverrechnungspreisen<br />
bei grenzüberschreiten<strong>de</strong>n Geschäftsbeziehungen<br />
zu verbun<strong>de</strong>nen Unternehmen<br />
Auskunft gibt. Als verbun<strong>de</strong>ne Unternehmen<br />
gelten dabei Unternehmen, an <strong>de</strong>nen<br />
<strong>de</strong>r Konzern min<strong>de</strong>stens 50% <strong>de</strong>r Anteile<br />
hält.<br />
Wie die Dokumentation nachher aufgebaut ist,<br />
ist <strong>de</strong>m Unternehmen überlassen. Ebenso sind<br />
die Dokumentationsvorschriften von Land zu<br />
Land unterschiedlich. Die Finanzbehör<strong>de</strong>n drohen<br />
einheitlich mit Strafzuschlägen, wenn die<br />
Dokumentationserfor<strong>de</strong>rnisse nicht erfüllt sind.<br />
In Deutschland wird zwischen <strong>de</strong>r Sachverhalts-<br />
und <strong>de</strong>r Angemessenheitsdokumentation<br />
unterschie<strong>de</strong>n. Bei<strong>de</strong> müssen geführt und auf<br />
Verlangen in einem Zeitraum, <strong>de</strong>r je nach Fall<br />
zwischen 30 und 60 Tage liegen kann, <strong>de</strong>n Finanzbehör<strong>de</strong>n<br />
vorgelegt wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei <strong>de</strong>r Frage nach <strong>de</strong>r Angemessenheit von<br />
Transferreisen greift das „Arm’s Length Principle“<br />
(auch: Fremdvergleichsgrundsatz).<br />
Dieses Prinzip besagt, dass die Preisermittlung<br />
zwischen verbun<strong>de</strong>nen Unternehmen so wie<br />
unter frem<strong>de</strong>n Dritten zu erfolgen hat.<br />
Die Kandidatin beschreibt, wie das Projektteam<br />
diese Aufgabe angepackt hat und auf welche<br />
Art und Weise die Dokumentation schließlich<br />
gestaltet wur<strong>de</strong>. Daneben wur<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>re Ziele<br />
angegangen, über die die Kandidatin ebenfalls<br />
berichtet. Dazu gehörten z. B. die konzernweite<br />
Standardisierung <strong>de</strong>r Transferpreisberechnung,<br />
Checklisten, welche Unterlagen<br />
für die Dokumentation aufbewahrt wer<strong>de</strong>n<br />
müssen (dies allerdings auch unter <strong>de</strong>r Berücksichtigung<br />
<strong>de</strong>r jeweiligen Lan<strong>de</strong>svorschriften,<br />
s. o.) und die Definition von Eskalationsstufen<br />
bei <strong>de</strong>n Entscheidungsbefugnissen.<br />
Kennzahlen als Steuerungsinstrument<br />
<strong>de</strong>r Unternehmensführung<br />
Auch das nächste Thema wird durch ein pharmanahes<br />
Unternehmen gestellt. Das Unternehmen<br />
ist noch relativ jung und innerhalb <strong>de</strong>r<br />
kurzen Existenz enorm gewachsen. Wie so oft<br />
konnte die Entwicklung von betriebswirtschaftlichen<br />
Tools mit diesem Wachstum<br />
nicht mithalten. Nach <strong>de</strong>n Worten <strong>de</strong>s Kandidaten<br />
kam vor lauter operativem Reagieren das<br />
strategie-konforme Han<strong>de</strong>ln zu kurz.<br />
Nach <strong>de</strong>r Diskussion <strong>de</strong>s Für und Wi<strong>de</strong>r von<br />
Kennzahlen einerseits, und <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Theorie<br />
existieren<strong>de</strong>n Kennzahlensysteme an<strong>de</strong>rerseits,<br />
kommt <strong>de</strong>r Kandidat zu <strong>de</strong>m Entschluss, dass<br />
ihm nur die Balanced Scorecard genügend<br />
Möglichkeiten zur Abbildung seiner Wünsche<br />
und Ansprüche bietet. Gleichwohl wird die übliche<br />
Scorecard mit ihren vier Standardperspektiven<br />
auch wie<strong>de</strong>r als zu eng empfun<strong>de</strong>n, weswegen<br />
die Perspektive „Lieferanten“ als fünfte<br />
Perspektive zusätzlich aufgenommen wird.<br />
Der Kandidat erkennt früh, dass es ihm ohne<br />
Beteiligung <strong>de</strong>r Geschäftsführung nicht gelingen<br />
wird, die wirklich strategisch relevanten<br />
Themen herauszuarbeiten. Deshalb startet <strong>de</strong>r<br />
ganze Gestaltungs- und Aufbauprozess <strong>de</strong>r<br />
Scorecard mit einem Workshop, an <strong>de</strong>m die<br />
Geschäftsführung uneingeschränkt teilnimmt.<br />
Am En<strong>de</strong> dieses als ersten Einführungsschritt<br />
bezeichneten Prozesses steht die<br />
Strategy Map nach Kaplan und Norton.<br />
CM März / April 2011<br />
Anschließend geht es um die eigentlichen<br />
Kennzahlen, mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Zielerreichungsgrad<br />
<strong>de</strong>r vereinbarten strategischen Schritte gemessen<br />
wer<strong>de</strong>n soll. Je nach Perspektive gestaltet<br />
sich die Suche nach geeigneten Messgrössen<br />
unterschiedlich schwer. Am En<strong>de</strong> stehen je<strong>de</strong>nfalls<br />
18 Kennzahlen fest, mit <strong>de</strong>nen die Geschäftsführung<br />
regelmässig über <strong>de</strong>n Stand<br />
<strong>de</strong>r Zielerreichung unterrichtet wer<strong>de</strong>n soll.<br />
Jüngste gesetzliche Än<strong>de</strong>rungen im Bereich<br />
<strong>de</strong>s Gesundheitswesens <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik<br />
Deutschland nähren beim Autor inzwischen jedoch<br />
Zweifel, ob die Scorecard vielleicht nicht<br />
doch etwas zu unflexibel ist. Bedingt durch die<br />
neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen mussten<br />
im Unternehmen einige ursprünglich vereinbarte<br />
strategische Ziele aufgegeben, überarbeitet<br />
o<strong>de</strong>r ausgewechselt wer<strong>de</strong>n. Die damit<br />
verbun<strong>de</strong>ne Nacharbeit sei enorm und nicht zu<br />
unterschätzen.<br />
Das Interne Kontrollsystem (IKS)<br />
als Führungsinstrument<br />
Diese Arbeit, aus <strong>de</strong>m benachbarten Ausland,<br />
komplettiert <strong>de</strong>n Pharmareigen dieser Master-<br />
Class. Der Kandidat beschreibt <strong>de</strong>n grundsätzlichen<br />
Aufbau und die Einführung <strong>de</strong>s IKS-Systems<br />
in seinem Unternehmen. Der dortige Gesetzgeber<br />
schreibt die Existenz eines solchen<br />
vor, wenn bestimmte Grenzwerte bei fest<br />
<strong>de</strong>finierten Kriterien in zwei aufeinan<strong>de</strong>rfolgen<strong>de</strong>n<br />
Jahren überschritten wer<strong>de</strong>n. Wie<br />
das IKS dann auszusehen und zu funktionieren<br />
hat, regelt <strong>de</strong>r Gesetzgeber in<strong>de</strong>s nicht und lässt<br />
somit <strong>de</strong>n Anwen<strong>de</strong>rn viel Gestaltungsfreiraum.<br />
Vielmehr formuliert er finanzielle Risiken, die er<br />
durch ein IKS abge<strong>de</strong>ckt sehen will. Das IKS<br />
somit nur auf finanzielle Belange zu reduzieren<br />
genügt <strong>de</strong>m Kandidaten aber nicht. Das fertige<br />
System beinhaltet in seinem Fall die Unternehmenskultur<br />
genauso wie auch Eskalationsstufen,<br />
Informationsprozesse o<strong>de</strong>r die Qualität<br />
<strong>de</strong>r Produkte und <strong>de</strong>ren Kontrolle. Einzig<br />
<strong>de</strong>r ständig wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Kontrollgedanke<br />
ist, neben <strong>de</strong>r engen Verknüpfung mit <strong>de</strong>r<br />
internen Revision, etwas Generalisieren<strong>de</strong>s.<br />
Da die Unternehmenskultur, wie oben geschrieben,<br />
Bestandteil dieses Systems ist, beginnt<br />
79
80<br />
Controller’s Master Class<br />
<strong>de</strong>r Kandidat seine Arbeit mit ethischen Grundsätzen<br />
und einem für alle Mitarbeiter <strong>de</strong>s<br />
Unternehmens gültigen Verhaltensko<strong>de</strong>x.<br />
Daraus wer<strong>de</strong>n verbindliche Verhaltensanfor<strong>de</strong>rungen<br />
an ein gesetzestreues Agieren aller Mitarbeiter<br />
<strong>de</strong>r Firma abgeleitet. Diese Bestimmungen<br />
wer<strong>de</strong>n auch als nach außen wirksam<br />
angesehen und beinhalten somit ebenfalls <strong>de</strong>n<br />
Umgang mit Geschäftspartnern und Dritten.<br />
Da ein <strong>de</strong>m Ko<strong>de</strong>x nicht entsprechen<strong>de</strong>s Verhalten<br />
ein beträchtliches Risiko darstellen kann,<br />
verknüpft <strong>de</strong>r Kandidat das IKS anschließend<br />
eng mit <strong>de</strong>m bereits im Unternehmen vorhan<strong>de</strong>nen<br />
Risk Management. Die weitere Kontrolle<br />
<strong>de</strong>r IKS-Normen erfolgt dann entlang <strong>de</strong>r im<br />
Risk Management hinterlegten Mechanismen.<br />
Neuausrichtung <strong>de</strong>s Innovations<strong>controlling</strong>s<br />
Mit diesem Vortrag beginnt <strong>de</strong>r zweite Tag <strong>de</strong>r<br />
Veranstaltung, <strong>de</strong>r durch die Controllerin eines<br />
bekannten mittelständischen Markenartiklers<br />
eröffnet wird. Das Unternehmen, das durch<br />
die im Markenartikelmarkt typischen<br />
Wachstumsgrenzen latent gebremst ist,<br />
möchte seinen Innovationsprozess auf Vor<strong>de</strong>rmann<br />
bringen. Der als „traditionell“ bezeichnete<br />
bisherige Prozess ist nach Einschätzung <strong>de</strong>s<br />
Controllerbereichs nicht mehr unmittelbar zielführend.<br />
Zu viele verschie<strong>de</strong>ne Interessengruppen<br />
mischen inzwischen mit, so dass es vor allen<br />
Dingen an <strong>de</strong>r gewünschten Transparenz<br />
fehlt.<br />
Untersuchungen im Unternehmen ergeben,<br />
dass durch eine frühzeitige Einbindung <strong>de</strong>s<br />
Controllings in <strong>de</strong>n Innovationsprozess die<br />
zukünftigen Kosten <strong>de</strong>s Produktes am ehesten<br />
beeinflusst wer<strong>de</strong>n können. Daraufhin wird <strong>de</strong>r<br />
Prozess in sechs einzelne Phasen unterteilt.<br />
Vor allen Dingen in <strong>de</strong>r Phase „Konzept und<br />
Produktentwicklung“ wer<strong>de</strong>n nun zahlreiche<br />
Filter und Qualitätschecks eingebaut. An<strong>de</strong>rsartig<br />
ist hier die zweigeteilte Vorgehensweise,<br />
die sowohl interne als auch externe Expertenbeurteilungen<br />
über die Marktfähigkeit <strong>de</strong>s<br />
neuen Produktes bereits zu diesem frühen<br />
Zeitpunkt vorsieht. An je<strong>de</strong>r dieser Stellen<br />
kann das geplante Produkt sozusagen „abgeschossen“<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Parallel zu <strong>de</strong>m eben beschriebenen Vorgehen<br />
wen<strong>de</strong>t das Controlling ein Target Costing auf<br />
die späteren Produkt- und Verpackungskosten<br />
an. Eine erste Stellgröße sind hier die Rezepturkosten,<br />
die für je<strong>de</strong>s neue Produkt in<br />
Form einer Zielgröße vorgegeben wer<strong>de</strong>n. Eine<br />
zweite Stellgröße bil<strong>de</strong>t die Untersuchung <strong>de</strong>r<br />
technischen Machbarkeit, weil sich an dieser<br />
Stelle eventuell größere Investitionen frühzeitig<br />
an<strong>de</strong>uten.<br />
Ebenfalls aus <strong>de</strong>m Controlling kommt jetzt noch<br />
eine „umgekehrte DB-Rechnung“ hinzu. In<br />
Kombination mit <strong>de</strong>n im Vorfeld <strong>de</strong>finierten Targets<br />
lässt sich so frühzeitig ausrechnen, ob das<br />
zukünftige Produkt die von ihm erwartete Rendite<br />
auch tatsächlich abwerfen wird.<br />
Auf Grund <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung von neuen Produkten<br />
und <strong>de</strong>ren erfolgreicher Markteinführung für das<br />
Autor<br />
Unternehmen verwun<strong>de</strong>rt es kaum, dass nun<br />
auch noch die Unternehmensleitung enger in<br />
<strong>de</strong>n gesamten Innovationsprozess eingebun<strong>de</strong>n<br />
wird. Damit wird sie in die Lage versetzt, strategisch<br />
relevante Entschei<strong>de</strong> früher zu fällen.<br />
Zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Präsentation ist dieses Vorhaben<br />
im Unternehmen umgesetzt und es gibt<br />
bereits die ersten positiven Rückmeldungen<br />
dazu.<br />
Einführung einer werttreiberbasierten<br />
strategischen Planung<br />
Den Hintergrund bil<strong>de</strong>t hier die Energiebranche.<br />
Das Unternehmen ist in <strong>de</strong>n vergangenen 10<br />
Jahren vor allem durch zahlreiche Zukäufe<br />
enorm gewachsen, welche heute als Tochterunternehmen<br />
im Portfolio geführt wer<strong>de</strong>n. Hinzu<br />
kommen noch zahlreiche Neugründungen<br />
von Gesellschaften, vor allem im Serviceumfeld<br />
<strong>de</strong>r Firma, sowie die eine und an<strong>de</strong>re (Mehr-<br />
o<strong>de</strong>r Min<strong>de</strong>rheits-) Beteiligung. In <strong>de</strong>r Folge<br />
schauen wir auf dieses Konstrukt aus <strong>de</strong>r Holding<br />
Sicht. Der Kandidat berichtet, dass je<strong>de</strong>s<br />
dieser Unternehmen im Prinzip eine eigene<br />
„Planungsphilosophie“ hat. Eine Konsolidierung<br />
auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r Holding gestaltet sich<br />
somit als sehr aufwändig. Ziel <strong>de</strong>s Projekts,<br />
über das <strong>de</strong>r Kandidat anschließend berichtet,<br />
war einerseits die Harmonisierung und Verbesserung<br />
<strong>de</strong>r Planungsbasis sowie das Herunterbrechen<br />
<strong>de</strong>r vereinbarten strategischen Ziele<br />
auf die operative Ebene – an<strong>de</strong>rerseits ging es<br />
um <strong>de</strong>n Aufbau einer Szenariorechnung, die die<br />
langfristige Wirkung von Entschei<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Annahmen<br />
simulieren sollte.<br />
Die sieben strategischen Werttreiber nach<br />
Rappaport stellen die Basis <strong>de</strong>r weiterführen<strong>de</strong>n<br />
Überlegungen dar. Je<strong>de</strong>r Werttreiber wird<br />
Dipl.-Kfm Prof. Detlev R. Zillmer<br />
studierte Feinwerktechnik u. BWL an <strong>de</strong>r TU Stuttgart. Seit 1992<br />
ist er Trainer, seit 1994 Partner <strong>de</strong>r Controller Aka<strong>de</strong>mie. Im März<br />
2003 wur<strong>de</strong> er zum Professor <strong>de</strong>r Zürcher Fachhochschule ernannt.<br />
Prof. Zillmer begleitet Firmen bei <strong>de</strong>r Umsetzung von Projekten,<br />
coacht Teams und Einzelpersonen, hilft beim Aufbau und<br />
Umsetzen von Strategien, Projekt- und Personal-Controlling.<br />
E-Mail: d.zillmer@controlleraka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />
als die „kleinste mengen- o<strong>de</strong>r wertmässig<br />
planbare Ergebniseinflussgröße“ gesehen und<br />
in <strong>de</strong>r Folge allen Gesellschaften <strong>de</strong>s Konzerns<br />
einheitlich vorgegeben.<br />
Als maximaler Planungszeitraum wer<strong>de</strong>n<br />
10 Jahre angesetzt. Für je<strong>de</strong>n zu planen<strong>de</strong>n<br />
Wert soll eine Drei-Punkt-Schätzung (maximaler,<br />
wahrscheinlicher und minimaler Wert)<br />
durchgeführt wer<strong>de</strong>n, zu <strong>de</strong>r dann auch noch<br />
die jeweilige Eintrittswahrscheinlichkeit hinzugefügt<br />
wer<strong>de</strong>n soll (was pro Planungsgröße zunächst<br />
einmal 60 einzelne Werte be<strong>de</strong>utet –<br />
sechs Werte über 10 Jahre hinweg).<br />
Das Projekt nimmt gehörige Ausmaße an, sowohl<br />
von <strong>de</strong>r Komplexität, <strong>de</strong>r Zeit und auch<br />
<strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r involvierten Projektmitarbeiteranzahl<br />
her. Am En<strong>de</strong> steht ein nur als gigantisch<br />
zu bezeichnen<strong>de</strong>s Excel-Tabellen<br />
Konstrukt, in das alle Werte händisch (und
das heißt mehrere Tausend!) eingegeben wer<strong>de</strong>n<br />
müssen. Der Kandidat räumt ein, dass an<br />
dieser Stelle eine hohe Fehlerwahrscheinlichkeit<br />
gegeben sei. Deshalb wer<strong>de</strong> bereits<br />
über eine datenbankbasierte Version dieses<br />
Planungstools nachgedacht, das vor Ort mit<br />
<strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Zahlen befüllt wer<strong>de</strong>n<br />
kann.<br />
Und wie erfolgreich ist es nun? Zur Validierung<br />
<strong>de</strong>r Daten hat man seitens <strong>de</strong>s Controllings<br />
auch noch die Vorjahresdaten mit eingepflegt.<br />
Da das laufen<strong>de</strong> Jahr zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Präsentation<br />
noch nicht zu En<strong>de</strong> und an<strong>de</strong>rerseits<br />
die Planung 2011 noch nicht abgeschlossen<br />
war, konnten nur vorsichtige Einschätzungen<br />
<strong>de</strong>s Kandidaten abgegeben wer<strong>de</strong>n. Entlang<br />
<strong>de</strong>r Vorjahresdaten je<strong>de</strong>nfalls konnte eine gute<br />
bis sehr gute Planungsqualität bewiesen wer<strong>de</strong>n.<br />
Diese bezieht sich jedoch nur auf ein abgebil<strong>de</strong>tes<br />
Jahr, und man wird sehen müssen,<br />
wie sich die Plan- bzw. Istwerte in <strong>de</strong>n Folgejahren<br />
entwickeln wer<strong>de</strong>n.<br />
Einführung eines Materialkosten<strong>controlling</strong>s<br />
Das hier zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong> Unternehmen ist –<br />
und das ist mit Anerkennung formuliert – an<strong>de</strong>rs.<br />
Ein Familienbetrieb mit nur wenigen Mitarbeitern,<br />
<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Branche <strong>de</strong>r nachwachsen<strong>de</strong>n<br />
Rohstoffe zu Hause ist. Damit kommt<br />
die Natur ins Spiel, <strong>de</strong>ren Zyklen <strong>de</strong>n Einkaufsrhythmus<br />
vorbestimmen. Einkaufen geht nur<br />
während <strong>de</strong>r Erntezeit.<br />
Dadurch wird oft eingekauft, was man nur kriegen<br />
kann – sowohl mengen- als auch qualitätsmäßig.<br />
Dies führt immer wie<strong>de</strong>r auch zu<br />
Ver<strong>de</strong>rb, <strong>de</strong>nn die eingekaufte Rohware lagert<br />
typischerweise im Freien (was vor allem sicherheitstechnische<br />
Hintergrün<strong>de</strong> hat). Als Reaktion<br />
darauf haben die Inhaber das Sortiment <strong>de</strong>r<br />
Fertigprodukte enorm in die Breite getrieben.<br />
Man bietet viel, und das in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten<br />
Qualitäten, an. Als Controller ahnt man<br />
jetzt schon, was für enorme Kosten das mit sich<br />
bringt.<br />
Der Kandidat fängt auf <strong>de</strong>r grünen Wiese an.<br />
Die ihm vorliegen<strong>de</strong>n Daten sind oft unzureichend,<br />
da sie einerseits händisch auf Laufzet-<br />
teln erfasst und, ebenso händisch, in diverse<br />
Excel-Sheets eingetragen wer<strong>de</strong>n müssen. Dabei<br />
entstehen immer wie<strong>de</strong>r Fehler.<br />
Seine Ziele lauten <strong>de</strong>shalb:<br />
� Die Erfassungsroutinen bei <strong>de</strong>r Anlieferung<br />
<strong>de</strong>r Ware zu standardisieren<br />
� Eine bewusste Lagerplatzauswahl zu realisieren<br />
– verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Nebenziel, <strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>nkbaren Ver<strong>de</strong>rb zu reduzieren<br />
� Die IT-technische Datenerfassung zeitnah zu<br />
gestalten<br />
� Verlässliche Daten im System vorrätig zu haben,<br />
anhand <strong>de</strong>rer anschließend sinnvolle<br />
Entschei<strong>de</strong> gefällt wer<strong>de</strong>n können<br />
� Das Verkaufssortiment <strong>de</strong>r tatsächlichen<br />
Nachfrage anzupassen (eine Kombination<br />
aus Menge und Qualität <strong>de</strong>r bevorrateten<br />
Fertigware)<br />
� Betriebswirtschaftliche Werkzeuge einzuführen,<br />
mit <strong>de</strong>nen eine Steuerung <strong>de</strong>r Bestän<strong>de</strong><br />
und <strong>de</strong>r Materialkosten möglich wird.<br />
Der Kandidat zeigt, wie er mit wirklich einfachsten<br />
Mitteln ein <strong>de</strong>m Unternehmen dienliches<br />
Materialkosten<strong>controlling</strong> aufbaut.<br />
Wie so oft steht und fällt <strong>de</strong>r andauern<strong>de</strong> Erfolg<br />
dieser Instrumente allerdings mit <strong>de</strong>m Verhalten<br />
<strong>de</strong>r Mitarbeiter. Hier kann nicht zusätzliches<br />
Geld in die IT o<strong>de</strong>r in neue Mitarbeiter investiert<br />
wer<strong>de</strong>n, hier müssen oft langjährige Mitarbeiter<br />
ihre Arbeitsroutinen <strong>de</strong>n neuen Bedingungen<br />
anpassen. Der Kandidat ist zuversichtlich, dass<br />
das gelingt.<br />
Aufbau eines Wissenschafts<strong>controlling</strong>s<br />
Das letzte Thema dieser Master-Class verlässt<br />
die ausgetretenen Pfa<strong>de</strong> <strong>de</strong>s klassischen Controllings.<br />
Es geht um das Controlling in einer<br />
Forschungsanstalt, die <strong>de</strong>n Status einer Non-<br />
Profit-Organisation (NPO) inne hat. Ziel soll<br />
sein, <strong>de</strong>n Erfolg von „Forschung” zu messen.<br />
Eine klassische Erfolgsrechnung funktioniert<br />
hier in<strong>de</strong>s nicht, da im Fall dieser Forschungsanstalt<br />
insbeson<strong>de</strong>re Dinge erforscht wer<strong>de</strong>n,<br />
für die es we<strong>de</strong>r Markt noch Preis<br />
gibt (z. B. Natur). Mögliche Produkte haben<br />
oft einen Prototypen-Status und sind <strong>de</strong>shalb<br />
nicht veräußerbar. Überhaupt hat die Institution<br />
mit <strong>de</strong>m Anspruch fertig zu wer<strong>de</strong>n, ausschließlich<br />
Gratisleistungen anzubieten –<br />
<strong>de</strong>nn sie sei ja schließlich mit Steuergel<strong>de</strong>rn<br />
finanziert. Somit musste <strong>de</strong>r Kandidat an<strong>de</strong>re<br />
Wege beschreiten. Nach<strong>de</strong>m Forscher Mitglie<strong>de</strong>r<br />
einer Expertenorganisation sind, sind<br />
sie nach Darstellung <strong>de</strong>s Kandidaten nicht<br />
„money-driven“, son<strong>de</strong>rn „image-driven“<br />
(gegenseitiger Wettbewerb untereinan<strong>de</strong>r).<br />
Um „Image“ zu messen, hat <strong>de</strong>r Kandidat, selbst<br />
lange forschend aktiv, folgen<strong>de</strong> „Aktivitätsfel<strong>de</strong>r“<br />
entwickelt:<br />
� Forschung<br />
� Lehre<br />
� Umsetzung und<br />
� Management / Administration<br />
CM März / April 2011<br />
Diese bil<strong>de</strong>n sowohl die Grundlage für die Leistungsvereinbarungen,<br />
als auch später für die<br />
Evaluation und das Reporting. Je<strong>de</strong>r Forscher<br />
muss seine Arbeitszeiten prozentual <strong>de</strong>n oben<br />
genannten Aktivitätsfel<strong>de</strong>rn zuordnen.<br />
In <strong>de</strong>n jeweiligen Aktivitätsfel<strong>de</strong>rn sind „Messgrößen“<br />
festgesetzt wor<strong>de</strong>n, anhand <strong>de</strong>rer<br />
dann die Ist-Performance beurteilt wer<strong>de</strong>n<br />
soll. Dazu gehören beispielsweise:<br />
� Anzahl <strong>de</strong>r selbst erstellten Publikationen<br />
� Anzahl <strong>de</strong>r Zitate (im <strong>de</strong>m Sinne, dass <strong>de</strong>r<br />
Forscher in an<strong>de</strong>ren Publikationen zitiert<br />
wird)<br />
� Lehrauftrag an einer Hochschule: Unterrichtsstun<strong>de</strong>n<br />
� Anzahl zu betreuen<strong>de</strong> Stu<strong>de</strong>nten und Doktoranten.<br />
Mittels <strong>de</strong>r hierbei möglichen Plan-Ist-Vergleiche<br />
ist dann langsam aber sicher eine leistungsmäßige<br />
Steuerung <strong>de</strong>r Forscher möglich.<br />
Die Arbeit ist gegenwärtig noch nicht been<strong>de</strong>t.<br />
Vor allem die fehlen<strong>de</strong> Kausalität von<br />
Leistung und Wirkung macht im Forschungsbereich<br />
nicht unerhebliche Schwierigkeiten. Der<br />
Kandidat fügt jedoch stolz hinzu, dass es ihm<br />
allmählich gelingt, die Forscher für <strong>de</strong>n Controlling-Gedanken<br />
zu gewinnen. So könne es jetzt<br />
schon mal vorkommen, dass sich ein Forscher<br />
mit Fragen an ihn wen<strong>de</strong>t!<br />
81
82<br />
Was kostet ein Lieferantenkredit?<br />
Was kostet ein Lieferantenkredit?<br />
von Henry Dannenberg<br />
Der Verkauf <strong>de</strong>r eigenen Produkte auf Ziel ist<br />
für viele Unternehmen eine Selbstverständlichkeit.<br />
Allerdings geht <strong>de</strong>r Lieferant damit das Risiko<br />
ein, dass er zwar eine Leistung erbringt,<br />
diese aber nie bezahlt wird. Vor diesem Hintergrund<br />
stellen sich zwei Fragen. Kann ein Unternehmen<br />
das Risiko von Kun<strong>de</strong>nausfällen<br />
tragen? Wenn ja, welcher Preis muss min<strong>de</strong>stens<br />
erzielt wer<strong>de</strong>n, damit sich das Einräumen<br />
eines Zahlungsziels für <strong>de</strong>n Lieferanten lohnt?<br />
Die erste Frage zielt auf die Risikotragfähigkeit<br />
eines Unternehmens ab. Zu ihrer Beantwortung<br />
ist zu überprüfen, ob ein Unternehmen über genügend<br />
Eigenkapital verfügt, um bestimmte<br />
Scha<strong>de</strong>nsereignisse zu überleben. Die Antwort<br />
auf diese Frage wird damit maßgeblich durch<br />
die Risikopolitik eines Unternehmens bestimmt,<br />
da die Höhe <strong>de</strong>s erfor<strong>de</strong>rlichen Eigenkapitals<br />
von <strong>de</strong>r Entscheidung abhängt, mit welcher<br />
Wahrscheinlichkeit die eigene Insolvenz in Kauf<br />
genommen wird. Besteht die grundsätzliche<br />
Bereitschaft, einen Han<strong>de</strong>lskredit zu gewähren,<br />
stellt sich die Frage, ob ein solches Geschäft<br />
kosten<strong>de</strong>ckend ist. Das heißt, ob ein Preis erzielt<br />
wer<strong>de</strong>n kann, <strong>de</strong>r über allen Kosten, inklusive<br />
<strong>de</strong>r Risikokosten, liegt. Sind diese bei<strong>de</strong>n<br />
Fragen beantwortet, kann <strong>de</strong>m Vertrieb mitgeteilt<br />
wer<strong>de</strong>n, welches Kreditlimit einem Kun<strong>de</strong>n<br />
gewährt wer<strong>de</strong>n kann und welcher<br />
Preis bei einem gewünschten Kreditbetrag<br />
erzielt wer<strong>de</strong>n muss. Kann <strong>de</strong>r Vertrieb diesen<br />
Preis nicht erzielen, ist das Projekt bei gegebener<br />
Risikopolitik eines Unternehmens nicht<br />
kosten<strong>de</strong>ckend und sollte daher nicht realisiert<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Ziel dieses Beitrages ist es, darzustellen, wie<br />
die Kosten <strong>de</strong>r Kreditgewährung im Kontext<br />
eines For<strong>de</strong>rungsportfolios bestimmt wer<strong>de</strong>n<br />
können. Die Bewertung erfolgt hier auf<br />
Grundlage eines aus <strong>de</strong>m Bankensektor<br />
übernommenen Kreditportfoliomo<strong>de</strong>lls. Da<br />
dieses Mo<strong>de</strong>ll parametrisiert wer<strong>de</strong>n muss,<br />
stellt die praktische Umsetzung in einem gewerblichen<br />
Unternehmen <strong>de</strong>rzeit vielfach ein<br />
Problem dar, da die erfor<strong>de</strong>rlichen Daten nicht<br />
zur Verfügung stehen. Der Artikel hat daher primär<br />
zum Ziel, aufzuzeigen, welche Vorteile sich<br />
aus <strong>de</strong>r Bewertung <strong>de</strong>s For<strong>de</strong>rungsportfoliorisikos<br />
für ein Unternehmen ergeben können. Vor<br />
diesem Hintergrund kann eine Diskussion darüber<br />
angestoßen wer<strong>de</strong>n, ob die Implementierung<br />
<strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen Voraussetzungen im<br />
eigenen Unternehmen sinnvoll ist.<br />
Kreditrisikobewertung bei<br />
Unabhängigkeit<br />
Die im Folgen<strong>de</strong>n dargestellten Überlegungen<br />
sollen anhand eines Beispiels illustriert wer<strong>de</strong>n.<br />
Es sei hier angenommen, dass ein Unternehmen<br />
betrachtet wird, welches anstrebt, maximal<br />
so viel Risiken einzugehen, dass die eigene<br />
Überlebenswahrscheinlichkeit min<strong>de</strong>stens<br />
99,9 % beträgt. Die Eigenkapitalgeber<br />
verlangen eine Verzinsung ihres Kapitals in<br />
Höhe von r = 10 %. Eigenkapital ist knapp.
Abb. 1: Ausfallquoten <strong>de</strong>r Ratingklasse B von Moody’s in <strong>de</strong>n Jahren 1989 bis 2008 und durchschnittliche Ausfallquote (gestrichelte Linie)<br />
Zunächst sei unterstellt, dass dieses Unternehmen<br />
genau einen Kun<strong>de</strong>n hat, welcher eine<br />
Leis tung auf Ziel kaufen möchte. Die Zahlung<br />
erfolgt nach einem Jahr. Die Erbringung <strong>de</strong>r<br />
Leistung kostet <strong>de</strong>m Unternehmen, inklusive Finanzierungskosten,<br />
aber ohne Risikokosten,<br />
10.000 €. Die Ausfallwahrscheinlichkeit (Probability<br />
of Default: PD) <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Planungsperio<strong>de</strong><br />
ist PD = 5 %. Fällt <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> aus,<br />
muss die For<strong>de</strong>rung vollständig abgeschrieben<br />
wer<strong>de</strong>n. Das heißt, die Verlustquote (Loss Given<br />
Default: LGD) ist 100 %. In diesem Fall erwartet<br />
das Unternehmen einen Verlust in Höhe<br />
von (10.000 € ∙ 5 % =) 500 €. Da es mit einer<br />
Wahrscheinlichkeit von 5 % zu einem Totalausfall<br />
kommt, müssen 10.000 € Eigenkapital zur<br />
Verfügung gestellt wer<strong>de</strong>n, damit die eigene<br />
Solvenz zum 99,9 %-Niveau gesichert ist. Die<br />
Eigenkapitalkosten betragen in diesem Fall also<br />
(10.000 € ∙ 10 %) 1.000 €. Im Falle, dass <strong>de</strong>r<br />
Kun<strong>de</strong> seine Rechnung begleicht, muss das Unternehmen<br />
einen Preis in Höhe von (10.000 € +<br />
1.500 € / (1-5 %) =) 11.578,95 € erzielen. Wür<strong>de</strong><br />
je<strong>de</strong>s Jahr genau ein solcher Kredit gewährt<br />
wer<strong>de</strong>n, könnten langfristig alle Verluste durch<br />
<strong>de</strong>n Preisaufschlag kompensiert wer<strong>de</strong>n. Zusätzlich<br />
wer<strong>de</strong>n die gefor<strong>de</strong>rten Eigenkapitalkosten<br />
in Höhe von 1.000 € im langfristigen<br />
Durchschnitt erwirtschaftet.<br />
Typischerweise gewährt ein Unternehmen jedoch<br />
mehreren Kun<strong>de</strong>n einen Lieferantenkredit.<br />
Hier sei zunächst angenommen, dass<br />
Ausfälle einzelner Kun<strong>de</strong>n unabhängig voneinan<strong>de</strong>r<br />
sind. Auch wird zunächst unterstellt,<br />
dass alle Kun<strong>de</strong>n eine Ausfallwahrscheinlichkeit<br />
von PD = 5 % aufweisen und ihnen ein Kredit<br />
in Höhe von 10.000 € gewährt wird. Das Unternehmen<br />
hat N = 1.000 solcher Kun<strong>de</strong>n. In<br />
diesem Fall beträgt <strong>de</strong>r erwartete Verlust <strong>de</strong>s<br />
Portfolios (500 € ∙ 1.000 =) 500.000 €. Ein<br />
Scha<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r nur mit einer Restwahrscheinlichkeit<br />
von maximal 0,1 % überschritten wird,<br />
kann aus <strong>de</strong>r Binomialverteilung abgeleitet wer<strong>de</strong>n.<br />
In diesem Fall entspricht dieser Wert<br />
730.000 € (Value at Risk: VaR 99,9% ). Damit benötigt<br />
das Unternehmen (730.000 € - 500.000 €)/<br />
(1+10 %) = 209.090,91 € Eigenkapital. Die<br />
Division durch (1+10 %) erfolgt, da das Unternehmen<br />
einen Gewinn in Höhe von 10 % seines<br />
Eigenkapitals einplant. Der geplante Gewinn<br />
dient damit ebenfalls als Puffer gegen Planabweichungen.<br />
Um eine Eigenkapitalrentabilität<br />
von 10 % zu erzielen, muss das Unternehmen<br />
einen Gewinn in Höhe von 20.909,09 € erwirtschaften.<br />
Hierfür ist es erfor<strong>de</strong>rlich, dass die<br />
95 % <strong>de</strong>r Unternehmen, die im Mittel ihre Rechnungen<br />
begleichen, einen Preis in Höhe von<br />
10.548,33 € bezahlen.<br />
Problem <strong>de</strong>r Unabhängigkeitsannahme<br />
Die Mo<strong>de</strong>llierung <strong>de</strong>r Ausfälle auf Grundlage einer<br />
Binomialverteilung beziehungsweise approximativ<br />
auf Basis <strong>de</strong>r Normalverteilung ist allerdings<br />
dann problematisch, wenn die Unabhängigkeitsannahme<br />
in Bezug auf die Kreditausfälle<br />
verletzt wird. Dieses Problem veranschaulicht<br />
Abbildung 1. Hier sind die Ausfallquoten <strong>de</strong>r<br />
Ratingklasse B von Moody’s in <strong>de</strong>n Jahren von<br />
1989 bis 2008 abgetragen. Wird unterstellt,<br />
dass dieser Ratingklasse hinsichtlich ihrer Bonität<br />
nahezu homogene Unternehmen durch<br />
Moody‘s zugeordnet wer<strong>de</strong>n, dann sollten sich<br />
die Abweichungen <strong>de</strong>r einzelnen Ausfallquoten<br />
vom Mittelwert durch die Binomialverteilung erklären<br />
lassen. Es kann jedoch gezeigt wer<strong>de</strong>n,<br />
dass in 13 <strong>de</strong>r 20 betrachteten Jahre die be-<br />
CM März / April 2011<br />
obachtete Ausfallquote außerhalb <strong>de</strong>s 95 %<br />
-Quantils <strong>de</strong>r Binomialverteilung liegt. Außerhalb<br />
<strong>de</strong>s 99,9 %-Quantils liegen noch 11 Beobachtungen.<br />
Die Ursache für diese Abweichungen liegt im<br />
Wesentlichen darin begrün<strong>de</strong>t, dass die Ratingagentur<br />
nicht in <strong>de</strong>r Lage ist, <strong>de</strong>r Ratingklasse<br />
in je<strong>de</strong>m Jahr nur solche Unternehmen zuzuordnen,<br />
die eine Ausfallwahrscheinlichkeit in<br />
Höhe <strong>de</strong>r durchschnittlichen Ausfallquote aufweisen.<br />
Das heißt, dass die Ausfallwahrscheinlichkeit<br />
<strong>de</strong>r einer Ratingklasse zugeordneten<br />
Unternehmen im Zeitverlauf<br />
schwankt. Diese Schwankung wird in <strong>de</strong>r Regel<br />
auf makroökonomische Variablen, wie beispielsweise<br />
das Wirtschaftswachstum, zurückgeführt.<br />
Die I<strong>de</strong>e dahinter ist, dass alle Unternehmen<br />
<strong>de</strong>r Ratingklasse im selben wirtschaftlichen<br />
Umfeld agieren. Je nach Ausprägung<br />
dieses Umfel<strong>de</strong>s variiert dann auch die Ausfallwahrscheinlichkeit<br />
<strong>de</strong>r Unternehmen einer Ratingklasse.<br />
Aufgrund <strong>de</strong>r Abhängigkeit <strong>de</strong>r Unternehmen<br />
von solchen gemeinsamen systematischen<br />
Faktoren, wird die Unabhängigkeitsannahme<br />
<strong>de</strong>r Binomialverteilung verletzt,<br />
wodurch bei ihrer Verwendung das Kreditrisiko<br />
in <strong>de</strong>r Regel unterschätzt wird.<br />
Gegen diese Begründung für das abhängige<br />
Ausfallverhalten in einer Ratingklasse spricht<br />
allerdings, dass die Ratingagentur ja auch Vorhersagen<br />
<strong>de</strong>s makroökonomischen Umfelds im<br />
Prognosezeitraum in sein Rating einfließen<br />
lässt. Ein perfektes Rating sollte daher in <strong>de</strong>r<br />
Lage sein, einer Ratingklasse genau die Unternehmen<br />
zuzuordnen, die, angesichts eines zukünftigen<br />
makroökonomischen Umfel<strong>de</strong>s, eine<br />
gegebene Ausfallwahrscheinlichkeit aufweisen.<br />
Da jedoch Ratingagenturen nicht perfekt<br />
83
84<br />
Was kostet ein Lieferantenkredit?<br />
sind, machen sie Prognosefehler. Aufgrund<br />
dieser Prognosefehler schwankt die Ausfallwahrscheinlichkeit<br />
<strong>de</strong>r Unternehmen einer Ratingklasse<br />
im Zeitverlauf.<br />
Unabhängig von <strong>de</strong>r Ursache <strong>de</strong>r Bonitätskorrelation<br />
stellt sich die Frage, wie diese im Mo<strong>de</strong>ll<br />
berücksichtigt wer<strong>de</strong>n kann. Eine Möglichkeit<br />
besteht darin, die Ausfallwahrscheinlichkeiten<br />
<strong>de</strong>r Unternehmen selber als stochastische Variable<br />
�� mit <strong>de</strong>n möglichen Realisationen � zu<br />
mo<strong>de</strong>llieren. Den einzelnen Realisationen wer<strong>de</strong>n<br />
durch die als zeitinvariant angenommene<br />
Verteilung F �� (�) Wahrscheinlichkeiten zugeordnet.<br />
Die Form dieser Verteilung hängt dabei von<br />
<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s systematischen Risikos ab.<br />
Bedingt auf einer Ausprägung �, können die<br />
Ausfälle in <strong>de</strong>r Ratingklasse als unabhängig angenommen<br />
wer<strong>de</strong>n. Wird wie<strong>de</strong>r unterstellt,<br />
dass die N Unternehmen einer Ratingklasse<br />
hinsichtlich ihrer Bonität homogen sind; dabei<br />
kann die Wahrscheinlichkeit, in einer Ratingklasse<br />
eine bestimmte Anzahl Ausfälle H = h zu<br />
beobachten, durch die Mischung von F �� (�) und<br />
<strong>de</strong>r Binomialverteilung bestimmt wer<strong>de</strong>n: 1<br />
(1)<br />
Eine Mo<strong>de</strong>llierung <strong>de</strong>s Kreditausfallverhaltens<br />
auf Grundlage solcher Bernoulli-Mischungsmo<strong>de</strong>lle<br />
weist verschie<strong>de</strong>ne Vorteile<br />
auf. So nennen Frey, McNeil (2003) die einfache<br />
Mo<strong>de</strong>llierbarkeit im Rahmen einer Monte-Carlo-Simulation<br />
sowie die gute Eignung<br />
dieser Mo<strong>de</strong>lle für eine statistische Parametrisierung.<br />
Letzteres erscheint insbeson<strong>de</strong>re für<br />
gewerbliche Unternehmen ein wichtiger Faktor<br />
zu sein, da diese Mo<strong>de</strong>lle auf Grundlage historischer<br />
Ausfallquoten parametrisiert wer<strong>de</strong>n<br />
können. Das ist vor allem <strong>de</strong>swegen wichtig, da<br />
die Form <strong>de</strong>r Verteilung <strong>de</strong>r Ausfallwahrscheinlichkeit,<br />
wie oben beschrieben, auch von <strong>de</strong>r<br />
Ratingqualität abhängt.<br />
Kreditrisikobewertung bei Berücksichtigung<br />
von Abhängigkeiten<br />
Um ein Bernoulli-Mischungsmo<strong>de</strong>ll nutzen zu<br />
können, ist es erfor<strong>de</strong>rlich, die Wahrscheinlichkeitsverteilung<br />
<strong>de</strong>r Ausfallwahrscheinlichkeit<br />
F �� (�) zu mo<strong>de</strong>llieren. In <strong>de</strong>r Literatur wer<strong>de</strong>n<br />
hierfür im Wesentlichen drei Verteilungstypen<br />
diskutiert. Dabei han<strong>de</strong>lt es sich um die Beta-,<br />
die Probit- und die Logitverteilung. 2 Hier<br />
wird im Folgen<strong>de</strong>n eine Probitverteilung verwen<strong>de</strong>t.<br />
Diese wird durch die erwartete Ausfallwahrscheinlichkeit<br />
PD einer Ratingklasse und<br />
Asset<br />
eine als Asset-Korrelation p bezeichnete<br />
Probit<br />
Größe parametrisiert. Die Wahrscheinlichkeitsverteilung<br />
ist: 3<br />
(2)<br />
wobei die Standardnormalverteilung und<br />
<strong>de</strong>ren Inverse beschreibt.<br />
Abbildung 2 zeigt drei Ausprägungen dieser Verteilung<br />
in Abhängigkeit ihrer Parameter. Bisher<br />
wur<strong>de</strong> unterstellt, dass alle Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s hier betrachteten<br />
Unternehmens bezüglich ihrer Bonität<br />
homogen sind. In <strong>de</strong>r Praxis ist das jedoch in <strong>de</strong>r<br />
Regel nicht <strong>de</strong>r Fall. Inhomogenität hinsichtlich<br />
<strong>de</strong>r Bonität kann durch Bildung verschie<strong>de</strong>ner<br />
Ratingklassen r (r = 1,…, R) berücksichtigt wer<strong>de</strong>n,<br />
wobei alle Unternehmen N r , die einer Ratingklasse<br />
zugeordnet wer<strong>de</strong>n, wie bisher als homogen<br />
angenommen wer<strong>de</strong>n. Die Bonität zwischen<br />
<strong>de</strong>n Ratingklassen unterschei<strong>de</strong>t sich jedoch. In<br />
diesem Fall ist für je<strong>de</strong> Ratingklasse r eine Verteilungsfunktion<br />
<strong>de</strong>r bedingten Ausfallwahrscheinlichkeit<br />
zu bestimmen. Da die Ausfälle<br />
in <strong>de</strong>n einzelnen Ratingklassen wie<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n<br />
selben systematischen Risikofaktoren beeinflusst<br />
wer<strong>de</strong>n können, sind die Ausfallwahrscheinlichkeiten<br />
nicht unabhängig voneinan<strong>de</strong>r. Das heißt,<br />
die Ausfallwahrscheinlichkeiten <strong>de</strong>r Ratingklassen<br />
wer<strong>de</strong>n durch eine multivariate Verteilung<br />
mo<strong>de</strong>lliert. Hier wird diese multivariate Verteilung<br />
auf Grundlage einer Gauß-Copula mit <strong>de</strong>n univariaten<br />
Randverteilungen gebil<strong>de</strong>t. Die<br />
multivariate Verteilung <strong>de</strong>r bedingten Ausfallwahrscheinlichkeit<br />
ist damit:<br />
(3)<br />
Abb. 2: Verteilung <strong>de</strong>r bedingten Ausfallwahrscheinlichkeit<br />
wobei eine multivariate Standardnormalverteilung<br />
mit einer symmetrischen, positiv <strong>de</strong>finiten<br />
und zeitinvarianten Korrelationsmatrix K,<br />
<strong>de</strong>ren Diagonalelemente diag(K) = 1 und <strong>de</strong>ren<br />
Nichtdiagonalelemente � qw sind, beschreibt.<br />
Im Rahmen einer Monte-Carlo-Simulation können<br />
in einem Simulationsschritt aus dieser Verteilung<br />
bedingte Ausfallwahrscheinlichkeiten<br />
gezogen und in die mit N r parametrisierten Binomialverteilungen<br />
<strong>de</strong>r einzelnen Ratingklassen<br />
eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Aus <strong>de</strong>n einzelnen Binomialverteilungen<br />
kann dann die Anzahl <strong>de</strong>r in diesem<br />
Simulationsschritt ausgefallen Unternehmen<br />
bestimmt wer<strong>de</strong>n. Durch das Wie<strong>de</strong>rholen<br />
dieses Simulationsschrittes ist es möglich, die<br />
Verteilung (1) zu bestimmen.<br />
Die Nutzung dieser Metho<strong>de</strong> setzt die Parametrisierung<br />
<strong>de</strong>r Gleichung (3) voraus. Das kann<br />
sowohl auf Grundlage von Momentenmetho<strong>de</strong>n<br />
als auch durch Maximum-Likelihood-Ansätze<br />
geschehen. 4 Hierfür sind jedoch historische<br />
Ausfallquoten <strong>de</strong>r Ratingklassen erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
Damit ergibt sich ein Problem bei <strong>de</strong>r praktischen<br />
Anwendung in gewerblichen Unternehmen.<br />
Diese müssen über Ratingklassen verfügen<br />
und die Ratinghistorie sollte mehrere Jahre<br />
betragen.<br />
Die Umsetzung eines solchen Risikomo<strong>de</strong>lls ist<br />
daher ein langfristiges Projekt. Eine kurzfristige<br />
Lösung könnten jedoch Auskunfteien ermöglichen.<br />
Für <strong>de</strong>ren Ratings wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeit schon<br />
Auskünfte über die durchschnittlichen Ausfallquoten<br />
zur Verfügung gestellt. Grundsätzlich<br />
könnten diese Dienste auch Schätzungen <strong>de</strong>r<br />
Asset-Korrelationen und <strong>de</strong>r Interklassenkorrelationsmatrix<br />
K ihren Kun<strong>de</strong>n zur Verfügung<br />
stellen.
Abb. 3: Historische Beobachtungen <strong>de</strong>s Beispiels<br />
Erweiterung <strong>de</strong>s Beispiels für <strong>de</strong>n<br />
inhomogenen Fall<br />
Es sei nun unterstellt, dass das hier betrachtete<br />
Unternehmen über die in Abbildung 3 dargestellte<br />
Ratinghistorie verfügt. Zur Schätzung <strong>de</strong>r<br />
Parameter kommt hier die Canonical-Maximum-Likelihood-Metho<strong>de</strong><br />
zur Anwendung. 5<br />
Die geschätzten Parameter <strong>de</strong>r Randverteilungen<br />
wer<strong>de</strong>n in Abbildung 4 dargestellt. Die<br />
Korrelationsmatrix <strong>de</strong>r Gauß-Copula weist auf<br />
relativ unkorrelierte Ratingklassen hin.<br />
Die Korrelationsmatrix <strong>de</strong>r Copula ist:<br />
(4)<br />
Neben <strong>de</strong>r Inhomogenität hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />
Bonität sind Kreditportfolios in <strong>de</strong>r Regel<br />
auch inhomogen hinsichtlich <strong>de</strong>r gewährten<br />
Kredite. Hier wird dieser Inhomogenität dadurch<br />
Rechnung getragen, in<strong>de</strong>m in <strong>de</strong>n einzelnen<br />
Ratingklassen Exposureklassen ��<br />
gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Das heißt, Kreditnehmer mit<br />
vergleichbaren Kreditvolumen wer<strong>de</strong>n innerhalb<br />
einer Ratingklasse zusammengefasst. Die Bildung<br />
solcher Exposureklassen erfolgt zur Re-<br />
duktion <strong>de</strong>s Simulationsaufwan<strong>de</strong>s.<br />
Die Berechnung <strong>de</strong>r Eigenkapitalkosten<br />
geschieht auf Basis <strong>de</strong>s durchschnittlichen<br />
Exposures einer solchen<br />
Klasse. Abbildung 5 zeigt die prozentualen<br />
Anteile <strong>de</strong>r Exposureklassen in<br />
<strong>de</strong>n einzelnen Ratingklassen hier im<br />
Beispiel. Aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Veranschaulichung<br />
wer<strong>de</strong>n in allen drei<br />
Ratingklassen i<strong>de</strong>ntische Exposureklassen<br />
gebil<strong>de</strong>t.<br />
Basierend auf <strong>de</strong>m oben beschriebenen<br />
Mo<strong>de</strong>ll wer<strong>de</strong>n zunächst<br />
200.000 Ausfallszenarien bestimmt.<br />
In einem solchen Szenario wer<strong>de</strong>n die<br />
Summen aller Ausfälle in <strong>de</strong>n einzelnen<br />
Ratingklassen simuliert. Auf Grundlage<br />
von diesen Ausfallszenarien wer<strong>de</strong>n in<br />
einem zweiten Schritt Scha<strong>de</strong>nsszenarien<br />
ermittelt. Dabei wer<strong>de</strong>n die simulierten<br />
Ausfälle auf die Exposureklassen verteilt. Da die<br />
Kreditnehmer in einer Ratingklasse hinsichtlich<br />
ihrer Bonität als homogen angenommen wer<strong>de</strong>n,<br />
erfolgt diese Verteilung zufällig. Der Verlust<br />
in einer Exposureklasse berechnet sich dann als<br />
Produkt <strong>de</strong>s durchschnittlichen For<strong>de</strong>rungsbetrages<br />
und <strong>de</strong>r dieser Klasse zugeordneten Anzahl<br />
Ausfälle. Insgesamt stehen damit 1 Mio.<br />
Scha<strong>de</strong>nszenarien für eine Auswertung zur Verfügung.<br />
Die Verlustverteilung dieses Portfolios<br />
veranschaulicht Abbildung 6.<br />
Aus <strong>de</strong>r Verlustverteilung kann sowohl <strong>de</strong>r<br />
erwartete Verlust <strong>de</strong>s Portfolios als auch <strong>de</strong>r<br />
Value at Risk zu einem gegebenen Vertrauensniveau<br />
hergeleitet wer<strong>de</strong>n. Hier im Beispiel<br />
beträgt <strong>de</strong>r erwartete Verlust 223.051 €. Der Value<br />
at Risk zum � = 99,9%-Niveau ist 1.104.000 €.<br />
Der Eigenkapitalbedarf beträgt in diesem Fall<br />
800.900 €. Die Eigenkapitalkosten <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
sind damit 80.090 €. Diese sind <strong>de</strong>n<br />
einzelnen Krediten zuzuordnen. Hier erfolgt die<br />
Abb. 4: Geschätzte Parameter <strong>de</strong>r Randverteilungen Abb. 5: Zusammensetzung <strong>de</strong>s Kreditportfolios im Prognosezeitraum<br />
CM März / April 2011<br />
Eigenkapitalallokation auf Grundlage <strong>de</strong>s Conditional<br />
Value at Risk CVaR � . 6 Der CVaR � bezeichnet<br />
<strong>de</strong>n Erwartungswert <strong>de</strong>r Verlustverteilung,<br />
wenn nur Szenarien betrachtet wer<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>nen<br />
Verluste auftreten, die größer als <strong>de</strong>r VaR � sind.<br />
Ein Nachteil <strong>de</strong>s CVaR ist darin zu sehen, dass<br />
�<br />
bei einer Berechnung <strong>de</strong>s Eigenkapitalbedarfs<br />
auf Grundlage dieser Kennzahl <strong>de</strong>utlich mehr<br />
ökonomisches Eigenkapital zur Verfügung gestellt<br />
wird, als es das Vertrauensniveau � erfor<strong>de</strong>rt.<br />
Hier wird daher eine Berechnung in zwei<br />
Schritten vorgeschlagen. Zunächst wird <strong>de</strong>r Eigenkapitalbedarf,<br />
wie oben beschrieben, auf<br />
Grundlage <strong>de</strong>s Value at Risk bestimmt. Im<br />
zweiten Schritt wird dann ein Vertrauensniveau<br />
ermittelt, für welches gilt: CVaR = VaR . Auf die-<br />
� �<br />
se Weise wird gewährleistet, dass vom Unternehmen<br />
in <strong>de</strong>r Summe nur so viel Eigenkapital vorgehalten<br />
wird, wie es für das gewählte Vertrauensniveau<br />
� erfor<strong>de</strong>rlich ist. Der Eigenkapitalbedarf<br />
einer Exposureklasse i <strong>de</strong>r Ratingklasse<br />
r EKr kann, basierend auf <strong>de</strong>m Conditional Value<br />
i<br />
at Risk, wie folgt berechnet wer<strong>de</strong>n: 7<br />
(5)<br />
Das heißt, es wird zunächst <strong>de</strong>r Erwartungswert<br />
<strong>de</strong>r Verluste einer Exposureklasse über alle<br />
Scha<strong>de</strong>nsszenarien gebil<strong>de</strong>t, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Gesamtverlust<br />
<strong>de</strong>s Portfolios <strong>de</strong>n Value at Risk zum<br />
Vertrauensniveau ˆ� übersteigt. Der Anteil <strong>de</strong>s<br />
ökonomischen Eigenkapitals, <strong>de</strong>r einer Exposureklasse<br />
zugeordnet wird, berechnet sich als<br />
Quotient aus diesem Erwartungswert und <strong>de</strong>m<br />
Conditional Value at Risk <strong>de</strong>s gesamten Portfolios.<br />
Die Summe <strong>de</strong>s <strong>de</strong>n einzelnen Klassen<br />
zugeordneten Eigenkapitals entspricht damit<br />
<strong>de</strong>m Eigenkapitalbedarf <strong>de</strong>s Portfolios.<br />
In Abbildung 7 wer<strong>de</strong>n die Risikokosten in <strong>de</strong>n<br />
einzelnen Exposureklassen bestimmt. In <strong>de</strong>r<br />
dritten Spalte <strong>de</strong>r Tabelle ist <strong>de</strong>r erwartete Verlust<br />
eines Kredites <strong>de</strong>r jeweiligen<br />
Exposureklasse angegeben. Die<br />
vierte Spalte zeigt die Eigenkapitalkosten<br />
je Kredit. In <strong>de</strong>r fünften Spalte<br />
wer<strong>de</strong>n die Eigenkapitalkosten<br />
eines Kredites ins Verhältnis zum<br />
gewährten For<strong>de</strong>rungsbetrag gesetzt.<br />
Dieser Betrag wird um die<br />
Ausfallwahrscheinlichkeit <strong>de</strong>r Ratingklasse<br />
korrigiert, da zu berück-<br />
85
86<br />
Was kostet ein Lieferantenkredit?<br />
Abb. 6: Verlustverteilung <strong>de</strong>s Kreditportfolios<br />
sichtigen ist, dass die Kosten bei <strong>de</strong>n "überleben<strong>de</strong>n"<br />
Kun<strong>de</strong>n erwirtschaftet wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
In <strong>de</strong>r sechsten Spalte wer<strong>de</strong>n die gesamten<br />
Risikokosten eines Kredites im Verhältnis<br />
zum gewährten Kreditbetrag, korrigiert um die<br />
Ausfallwahrscheinlichkeit <strong>de</strong>r Ratingklasse, angegeben.<br />
Die Ergebnisse überraschen insofern, da für die<br />
Kreditnehmer <strong>de</strong>r zweiten Ratingklasse höhere<br />
Eigenkapitalkosten entstehen, als für die Kreditnehmer<br />
<strong>de</strong>r dritten Ratingklasse, obwohl die-<br />
Abb. 7: Berechnung <strong>de</strong>r Risikokosten<br />
se eine <strong>de</strong>utlich höhere Ausfallwahrscheinlichkeit<br />
aufweisen. Die Ursache hierfür liegt zum<br />
einen in <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>r zweiten Ratingklasse<br />
und zum an<strong>de</strong>ren in <strong>de</strong>r geringen Interklassenkorrelation.<br />
Damit treten <strong>de</strong>n VaR übersteigen<strong>de</strong> Verluste<br />
primär dann auf, wenn in <strong>de</strong>r zweiten Ratingklasse<br />
viele Kreditnehmer ausfallen. Aufgrund<br />
<strong>de</strong>r geringen Interklassenkorrelation ist es<br />
wahrscheinlich, dass in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />
Ratingklassen gleichzeitig keine außergewöhn-<br />
lich hohen Verluste beobachtet wer<strong>de</strong>n. Damit<br />
wird <strong>de</strong>r CVaR primär durch die zweite Ratingklasse<br />
<strong>de</strong>terminiert, wodurch dieser mit <strong>de</strong>m<br />
hier gewählten Allokationsmechanismus <strong>de</strong>r<br />
höchste Eigenkapitalbedarf und damit die<br />
höchsten Eigenkapitalkosten zugeordnet wer<strong>de</strong>n.<br />
Das Ergebnis macht damit <strong>de</strong>utlich,<br />
dass <strong>de</strong>m gewählten Allokationsmechanismus<br />
eine wichtige Rolle bei <strong>de</strong>r Kostenrechnung<br />
zukommt.<br />
Basierend auf Abbildung 7 können nun für einen<br />
einzelnen Kredit näherungsweise die Risikokosten<br />
bestimmt wer<strong>de</strong>n. Wird angenommen,<br />
dass ein Kredit in Höhe von 10.000 € <strong>de</strong>r<br />
2. Ratingklasse und dort <strong>de</strong>r 3. Exposureklasse<br />
zuzuordnen ist, muss dieser Kredit Eigenkapitalkosten<br />
in Höhe von 1,03%∙10.000 € = 103 €<br />
erwirtschaften. Inklusive <strong>de</strong>r erwarteten Verluste<br />
muss ein Verkaufspreis in Höhe von<br />
10.000 € + 3,15%∙10.000 € = 10.315 € mit<br />
<strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n vereinbart wer<strong>de</strong>n.<br />
Grenzen <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls<br />
Mit <strong>de</strong>m oben beschriebenen Mo<strong>de</strong>ll ist es<br />
möglich, Risiken und die damit verbun<strong>de</strong>nen<br />
Kosten zu berechnen. Es sei an dieser Stelle jedoch<br />
auf die Existenz von Mo<strong>de</strong>llrisiken hingewiesen.<br />
Der Autor diskutierte bereits in einem<br />
Beitrag in dieser Zeitschrift Schätzunsicherheiten<br />
als eine Quelle von Mo<strong>de</strong>llrisiken. 8 Darüber<br />
hinaus bestehen jedoch weitere Quellen<br />
solcher Metarisiken. 9 Einige dieser Mo<strong>de</strong>llrisiken<br />
können bei <strong>de</strong>r Risikoberechnung einbezogen<br />
wer<strong>de</strong>n, was zu einer Erhöhung <strong>de</strong>s Eigenkapitalbedarfs<br />
führt.
Da das For<strong>de</strong>rungsausfallrisiko allerdings<br />
nicht das einzige Unternehmensrisiko ist,<br />
führt eine Berücksichtigung weiterer Unternehmensrisiken<br />
aufgrund von Diversifikation in<br />
<strong>de</strong>r Regel dazu, dass für Kreditrisiken weniger<br />
Eigenkapital zur Verfügung gestellt wer<strong>de</strong>n<br />
muss als hier berechnet wur<strong>de</strong>. Die Preiskalkulation<br />
wird also verbessert, wenn das Gesamtrisiko<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens bestimmt wird und<br />
dabei Mo<strong>de</strong>llrisiken berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />
Eine wesentliche Schwäche <strong>de</strong>s hier vorgestellten<br />
Mo<strong>de</strong>lls besteht darin, dass die Risikoparameter<br />
auf Basis historischer Beobachtungen<br />
geschätzt wer<strong>de</strong>n. Dadurch kann es<br />
passieren, dass fundamentale Risiken nicht erkannt<br />
wer<strong>de</strong>n, weil sie in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />
nicht aufgetreten sind. Beispielsweise könnte<br />
es sein, dass ein Unternehmen schon seit Jahrzehnten<br />
Lieferant für Unternehmen ist, die alle<br />
<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n X beliefern. Da X in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />
seine Lieferanten immer pünktlich bezahlte<br />
Autor<br />
und diese damit ihre Verbindlichkeiten begleichen<br />
konnten, hat das Unternehmen möglicherweise<br />
eine sehr gute Kredithistorie und<br />
schätzt sein Kreditrisiko daher als gering ein.<br />
Kann jedoch X seine Lieferanten nicht mehr bezahlen,<br />
dann kann es sein, dass aufgrund dieser<br />
nicht berücksichtigten Abhängigkeit <strong>de</strong>r Bonität<br />
<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n auch im hier betrachteten Unternehmen<br />
Kreditausfälle realisiert wer<strong>de</strong>n, die<br />
vom Mo<strong>de</strong>ll nicht vorhergesehen wur<strong>de</strong>n. Es<br />
wäre daher zu empfehlen, das oben beschriebene<br />
Mo<strong>de</strong>ll schrittweise um solche<br />
Szenarien zu erweitern.<br />
Hier wur<strong>de</strong> bisher unterstellt, dass ein Kredit<br />
immer vollständig ausfällt. In <strong>de</strong>r Praxis ist<br />
das jedoch nicht <strong>de</strong>r Fall. Es bietet sich daher<br />
an, die Verlustquote ebenfalls durch eine Wahrscheinlichkeitsverteilung<br />
zu mo<strong>de</strong>llieren. Auch<br />
erfolgte hier eine Betrachtung auf Jahresbasis.<br />
Die berechneten Kosten sollten daher noch an<br />
die jeweilige Laufzeit eines Kredites angepasst<br />
wer<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>m hier beschriebenen Mo<strong>de</strong>ll<br />
sollte sich die Zusammensetzung <strong>de</strong>s Kreditportfolios<br />
im Prognosezeitraum nicht zu stark<br />
än<strong>de</strong>rn. Das heißt nicht, dass die selben Kreditnehmer<br />
im Portfolio bleiben müssen. Jedoch<br />
sollten die Größenverhältnisse in <strong>de</strong>n Rating-<br />
und Exposureklassen in etwa erhalten bleiben.<br />
Kann dies nicht gewährleistet wer<strong>de</strong>n, könnte<br />
noch eine Zeitdimension in das Mo<strong>de</strong>ll eingebaut<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Fazit<br />
Hier wur<strong>de</strong> in kurzer Form dargestellt, wie das<br />
Risiko eines For<strong>de</strong>rungsportfolios quantitativ<br />
bewertet wer<strong>de</strong>n kann. Es wur<strong>de</strong> gezeigt, dass<br />
auf Grundlage einer solchen Bewertung nützliche<br />
Informationen für die Preissetzung ge-<br />
Dipl.-Kfm. Henry Dannenberg<br />
ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für<br />
Wirtschaftsforschung in Halle.<br />
E-Mail: henry.dannenberg@iwh-halle.<strong>de</strong><br />
wonnen wer<strong>de</strong>n können. Auf Grundlage eines<br />
solchen Mo<strong>de</strong>lls ist es damit auch möglich,<br />
das Konfliktpotential zwischen Vertrieb<br />
und Kreditmanagement zu reduzieren. Insbeson<strong>de</strong>re<br />
auch die Frage nach <strong>de</strong>m Kreditlimit<br />
für einen Kun<strong>de</strong>n kann in Abwägung <strong>de</strong>r Chancen<br />
und Risiken beantwortet wer<strong>de</strong>n.<br />
Es wur<strong>de</strong> aber auch davor gewarnt, ein solches<br />
Mo<strong>de</strong>ll für „exakt“ zu halten. Trotz <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen<br />
Schwächen ist die hier vorgestellte<br />
Risikobewertung jedoch wesentlich<br />
besser als Grundlage einer Entscheidungsfindung<br />
geeignet, als allein auf Bonitätsinformationen<br />
beruhen<strong>de</strong> Ansätze. Für Auskunfteien<br />
wäre daher zu überlegen, ob sie ihren<br />
Kun<strong>de</strong>n neben <strong>de</strong>n klassischen Bonitätsinformationen<br />
auch Informationen über Korrelationen<br />
zur Verfügung stellen können.<br />
Fußnoten<br />
1 Vgl. zu <strong>de</strong>n Bernoulli-Mischungsmo<strong>de</strong>llen beispielsweise<br />
McNeil, Frey, Embrechts (2005): S. 354.<br />
2 Vgl. McNeil, Frey, Embrechts (2005): S. 354.<br />
3 Vgl. Höse (2007): S. 52.<br />
4 Vgl. beispielsweise Cherubini, Luciano, Vecchiato<br />
(2004): S. 155 ff., Gordy (2000): S. 146,<br />
Frey, McNeil (2003): S. 78, McNeil, Frey, Embrechts<br />
(2005): S. 376.<br />
5 Vgl. Cherubini, Luciano, Vecchiato (2004): S.<br />
160.<br />
6 Für alternative Allokationsverfahren vgl. Gleißner,<br />
Schrei, Wolfrum (2009): S. 96 und dort zitierte<br />
Literatur.<br />
7 Vgl. Gleißner, Schrei, Wolfrum (2009): S. 96.<br />
8 Vgl. Dannenberg (2007): S. 630 ff.<br />
9 Vgl. Gleißner (2009): S. 14 ff., Sibbertsen,<br />
Stahl, Luedtke (2008): S. 65 ff.<br />
Literatur<br />
CM März / April 2011<br />
Cherubini, U., Luciano, E., Vecchiato, W.<br />
(2004): „Copula Methods in Finance“, Chichester,<br />
John Wiley & Sons.<br />
Dannenberg, H. (2007): „Berücksichtigung von<br />
Schätzunsicherheit bei <strong>de</strong>r Risikobewertung“, in:<br />
Controller Magazin 6/2007, S. 630-634.<br />
Frey, R., McNeil, A.J. (2003): „Depen<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>faults<br />
in mo<strong>de</strong>ls of portfolio credit risk“, in:<br />
Journal of Risk, Vol. 6, No. 1, Fall, S. 59 – 92.<br />
Gleißner, W. (2009): „Metarisiken in <strong>de</strong>r Praxis: Parameter-<br />
und Mo<strong>de</strong>llrisiken in Risikoquantifizierungsmo<strong>de</strong>llen“,<br />
in: RISIKO MANAGER 20/2009, S. 14 – 22.<br />
Gleißner, W., Schrei, T., Wolfrum, M. (2009):<br />
„Neue Ansätze im Risikomanagement <strong>de</strong>r OMV<br />
Bewertung und Aggregation von Risiken als Basis<br />
einer wertorientierten Steuerung“, in: Controller<br />
Magazin, 3/2009, S. 93 – 99.<br />
Gordy, M.B. (2000): „A comparative anatomy<br />
of credit risk mo<strong>de</strong>ls“, in: Journal of Banking &<br />
Finance 24, S. 119 – 149.<br />
Höse, B.S. (2007): „Statistische Genauigkeit<br />
bei <strong>de</strong>r simultanen Schätzung von Abhängigkeitsstrukturen<br />
und Ausfallwahrscheinlichkeiten<br />
in Kreditportfolios“, Aachen, Shaker Verlag.<br />
McNeil, A.J., Frey, R. Embrechts, P. (2005):<br />
„Quantitative Risk Management“, Princeton,<br />
Oxford, Princeton University Press.<br />
Sibbertsen, P., Stahl, G., Luedtke, C. (2008):<br />
„Measuring mo<strong>de</strong>l risk“, in: Journal of Risk Mo<strong>de</strong>l<br />
Validation, Vol. 2, No. 4, S. 65 – 81.<br />
87
88<br />
F&E-Reporting<br />
F&E-Reporting<br />
Hebel zur Performancesteigerung <strong>de</strong>s Management-Reporting<br />
im F&E-Umfeld<br />
von Jens Gräf und Christian Langmann<br />
Die Be<strong>de</strong>utung von Forschung und Entwicklung<br />
(F&E) für <strong>de</strong>n globalen Wettbewerb nimmt weiter<br />
zu. Daran hat sich auch in Zeiten <strong>de</strong>r Wirtschaftskrise<br />
nichts geän<strong>de</strong>rt. Denn F&E-Aktivitäten,<br />
die in wettbewerbsfähige Innovationen<br />
mün<strong>de</strong>n, sind unbestritten <strong>de</strong>r Motor von<br />
Wachstum und Beschäftigung.<br />
F&E in Zeiten <strong>de</strong>r Wirtschaftskrise<br />
Trotz <strong>de</strong>r in 2008 einsetzen<strong>de</strong>n Weltwirtschaftskrise<br />
stärkten Unternehmen weiter ihre<br />
Forschung- und Entwicklungsbereiche. Gemäß<br />
<strong>de</strong>r „Global Innovation 1000“-Studie, welche<br />
die F&E-Budgets und -Strategien <strong>de</strong>r 1.000<br />
Unternehmen mit <strong>de</strong>n weltweit höchsten F&E-<br />
Ausgaben analysiert, haben mehr als zwei<br />
Drittel <strong>de</strong>r Unternehmen ihre F&E-Ausgaben<br />
in 2008 und 2009 gehalten o<strong>de</strong>r erhöht<br />
(vgl. Jaruzelski/Dehoff, 2009). Warum halten<br />
Unternehmen nach massiven Umsatzrückgängen<br />
in Zeiten <strong>de</strong>r schwersten Rezession ihre<br />
Ausgaben für F&E-Aktivitäten konstant o<strong>de</strong>r erhöhen<br />
sie, obwohl <strong>de</strong>ren Erfolgsbeitrag oftmals<br />
ungewiss ist?<br />
Grund hierfür ist, dass die meisten Unternehmen<br />
Innovationen als wesentlichen Erfolgsfaktor<br />
für <strong>de</strong>n erhofften Aufschwung bewerten.<br />
Durch die Wirtschaftskrise sind Unternehmen<br />
zwar verleitet, F&E-Ausgaben zu kürzen.<br />
Die Erfahrung hat sie jedoch gelehrt, dass gera<strong>de</strong><br />
antizyklische Investitionen in F&E oftmals<br />
einen hohen Return bringen. Die Pipeline<br />
an Produktentwicklungen, die in vielen<br />
Branchen einen Zyklus von mehreren Jahren<br />
durchlaufen, muss gefüllt bleiben, um auch in<br />
<strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Jahren mit neuen Produkten<br />
auf <strong>de</strong>n Markt zu kommen.<br />
Trotz<strong>de</strong>m sind gera<strong>de</strong> jetzt Auswahlkriterien für<br />
die Genehmigung von neuen F&E-Projekten<br />
streng wie selten zuvor. Das Interesse am Fortschritt<br />
und <strong>de</strong>n Erfolgsaussichten laufen<strong>de</strong>r<br />
F&E-Projekte ist ungewöhnlich hoch, und die<br />
Bereitschaft, Projekte mit unzureichen<strong>de</strong>r Performance<br />
einzustellen, be<strong>de</strong>utend größer als<br />
vor <strong>de</strong>r Wirtschaftskrise.<br />
Unternehmensverantwortliche, F&E-Manager<br />
und Projektleiter verlangen daher gera<strong>de</strong> jetzt<br />
ein funktionieren<strong>de</strong>s F&E-Reporting. Aufgabe<br />
<strong>de</strong>s F&E-Reporting ist es, das F&E-Management<br />
mit Informationen zur Planung, Steuerung<br />
und Kontrolle <strong>de</strong>s F&E-Bereichs zu versorgen.<br />
Ziel <strong>de</strong>s vorliegen<strong>de</strong>n Beitrags ist es, die von<br />
<strong>de</strong>r F&E ausgehen<strong>de</strong>n Beson<strong>de</strong>rheiten in Hinblick<br />
auf das F&E-Reporting herauszuarbeiten<br />
und die Hebel zur Performancesteigerung auf-
Abb. 1: Gestaltungsparameter <strong>de</strong>s F&E-Reporting<br />
zuzeigen, um dadurch Steuerungsrelevanz im<br />
F&E-Reporting sicherzustellen.<br />
F&E-Reporting als spezielles Management<br />
Reporting<br />
Das F&E-Reporting <strong>de</strong>ckt <strong>de</strong>n gesamten F&E-<br />
Bereich, von <strong>de</strong>r angewandten Forschung bis<br />
zur Produkt- o<strong>de</strong>r Prozessentwicklung, ab und<br />
stellt die Informationsgrundlage sowohl für die<br />
strategische F&E-Bereichssteuerung als auch<br />
für die operative F&E-Projektsteuerung dar.<br />
Das F&E-Management soll hierdurch Transparenz<br />
über die Performance <strong>de</strong>r F&E erhalten<br />
und dadurch in die Lage versetzt wer<strong>de</strong>n, eine<br />
auf <strong>de</strong>n Entwicklungserfolg ausgerichtete Steuerung<br />
durchzuführen.<br />
In <strong>de</strong>r Praxis erfüllt das F&E-Reporting in vielen<br />
Unternehmen diese Aufgabe nur unzureichend,<br />
was sich nicht zuletzt am Anteil <strong>de</strong>r sogenannten<br />
Floprate von Neuprodukten zeigt,<br />
die teilweise Werte von über 90 % erreicht<br />
(vgl. Sattler et al., 2003, S. 148). Auch die aktuelle<br />
Horváth & Partners-Studie „Forschungs-<br />
und Entwicklungs (F&E)-Controlling“<br />
kommt zum Ergebnis, dass <strong>de</strong>r Großteil<br />
<strong>de</strong>r befragten Unternehmen (56 %) mit <strong>de</strong>m<br />
F&E-Reporting nicht zufrie<strong>de</strong>n ist. Als eine <strong>de</strong>r<br />
Hauptursachen hierfür nennen die Unternehmen<br />
die fehlen<strong>de</strong> Steuerungsrelevanz <strong>de</strong>s<br />
F&E-Reporting, wodurch eine auf <strong>de</strong>n Ent-<br />
wicklungserfolg ausgerichtete Steuerung unmöglich<br />
wird (vgl. Erhardt, 2009).<br />
Ob es <strong>de</strong>m F&E-Reporting gelingt, die notwendige<br />
Transparenz über die Performance <strong>de</strong>s<br />
F&E-Bereichs darzustellen und damit das F&E-<br />
Management in die Lage zu versetzen, eine auf<br />
<strong>de</strong>n Entwicklungserfolg ausgerichtete Steuerung<br />
zu betreiben, hängt ganz wesentlich von<br />
<strong>de</strong>n Inhalten eines F&E-Reporting ab. Die Auswahl<br />
<strong>de</strong>r richtigen Reporting-Inhalte stellt<br />
einen <strong>de</strong>r zentralen Hebel zur Performancesteigerung<br />
<strong>de</strong>s F&E-Reporting dar.<br />
Darüber hinaus sind bei <strong>de</strong>r Ausgestaltung<br />
eines F&E-Reporting natürlich eine Reihe weiterer<br />
Gestaltungsparameter zu <strong>de</strong>finieren, wie<br />
Abb. 2: Merkmale <strong>de</strong>r unterschiedlichen Aufgabenbereiche in F&E<br />
CM März / April 2011<br />
die Festlegung <strong>de</strong>r Berichtsfrequenz, die Bestimmung<br />
<strong>de</strong>r Visualisierung o<strong>de</strong>r Auswahl<br />
eines passen<strong>de</strong>n IT-Systems (vgl. Abbildung 1).<br />
Hebel zur Performancesteigerung<br />
<strong>de</strong>s F&E-Reporting<br />
Ausrichtung <strong>de</strong>r Reporting-Inhalte auf<br />
<strong>de</strong>n jeweiligen F&E-Bereich<br />
Im Gegensatz zum Management-Reporting<br />
auf Geschäftsführungsebene o<strong>de</strong>r klassischen<br />
Funktionsbereichen wie Vertrieb o<strong>de</strong>r Produktion<br />
besteht insbeson<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>r F&E in<br />
vielen Unternehmen Unsicherheit und Uneinigkeit<br />
über die Auswahl <strong>de</strong>r richtigen<br />
Reporting-Inhalte. Dies betrifft sowohl die<br />
Inhalte <strong>de</strong>s operativen als auch <strong>de</strong>s strategischen<br />
F&E-Reporting, bei <strong>de</strong>m oftmals Projektportfolios<br />
zum Einsatz kommen (vgl. Macheleidt/Riedrich,<br />
2008, S. 385).<br />
Grund hierfür ist zum einen, dass sich die Aufgaben<br />
im F&E-Funktionsbereich von an<strong>de</strong>ren<br />
Aufgaben im Unternehmen nicht nur durch ein<br />
höheres Maß an Kreativitätserfor<strong>de</strong>rnis, son<strong>de</strong>rn<br />
auch hinsichtlich ihrer Beschaffenheit und<br />
ihres damit verbun<strong>de</strong>nen Risikos unterschei<strong>de</strong>n.<br />
Zum an<strong>de</strong>ren zielt die F&E als Ganzes<br />
zwar darauf ab, technische Inventionen zu realisieren,<br />
die Aufgaben innerhalb <strong>de</strong>s F&E-Bereichs<br />
unterschei<strong>de</strong>n sich aber oftmals extrem<br />
voneinan<strong>de</strong>r, was im F&E-Reporting entsprechen<strong>de</strong><br />
Berücksichtigung fin<strong>de</strong>n muss. So sind<br />
F&E-Aktivitäten aus <strong>de</strong>r Grundlagenforschung<br />
89
90<br />
F&E-Reporting<br />
o<strong>de</strong>r Technologieentwicklung in <strong>de</strong>r Regel weitaus<br />
komplexer, neuartiger und bei weitem weniger<br />
strukturiert als Aktivitäten aus <strong>de</strong>r Entwicklung,<br />
mit starkem Marktbezug. Analog<br />
dazu verhält sich die Prognosegenauigkeit und<br />
Messbarkeit <strong>de</strong>s Erfolgs (vgl. Abbildung 2).<br />
In <strong>de</strong>r Praxis begegnen Unternehmen dieser<br />
Tatsache damit, dass sie die Reporting-Inhalte<br />
zur operativen Steuerung an <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />
F&E-Bereichen bzw. Projekttypen ausrichten.<br />
So unterteilt Daimler im Geschäftsfeld<br />
Merce<strong>de</strong>s-Benz-Pkw in Technologie-<br />
und Serienentwicklungsprojekte. Während<br />
bei <strong>de</strong>r Technologieentwicklung bereits von einer<br />
unsicheren Zielplanung und einer geringeren<br />
Prognosegenauigkeit ausgegangen<br />
wird, verhält es sich bei <strong>de</strong>r Serienentwicklung<br />
genau umgekehrt.<br />
Eine quantitative Steuerung von Projekten <strong>de</strong>r<br />
Technologieentwicklung, in <strong>de</strong>nen die Ziele<br />
häufig auch nur qualitativ formuliert sind,<br />
macht daher wenig Sinn. Dagegen wer<strong>de</strong>n Serienentwicklungsprojekte<br />
maßgeblich anhand<br />
<strong>de</strong>r klassischen Zielgrößen gesteuert (vgl.<br />
Hauber/Schmidt, 1999, S. 73ff.). Neben Praxisbeispielen<br />
wie Daimler belegen auch empirische<br />
Studien, dass sich eine Anpassung <strong>de</strong>r<br />
Reporting-Inhalte auf die Spezifika <strong>de</strong>s jeweiligen<br />
F&E-Bereichs positiv auf <strong>de</strong>n F&E-Erfolg<br />
auswirkt (vgl. Abernethy/Brownell, 1999; Dvir/<br />
Lechler, 2004). Abbildung 3 zeigt diesen Zusammenhang<br />
grafisch.<br />
Abb. 3: Reporting-Inhalte für F&E-Aufgabenbereiche<br />
Insbeson<strong>de</strong>re F&E-Projekte aus <strong>de</strong>r Technologieentwicklung<br />
sollten daher über<br />
qualitative Hilfsgrößen gesteuert wer<strong>de</strong>n,<br />
da eine herkömmliche Messung <strong>de</strong>r Performance<br />
im Sinne eines Saldos von Kosten und<br />
Erfolg nicht möglich bzw. vali<strong>de</strong> ist. Dies gilt<br />
umso mehr für F&E-Leistungen, die in <strong>de</strong>r<br />
Grundlagenforschung o<strong>de</strong>r Technologieentwicklung<br />
ohne direkten Marktbezug erbracht<br />
wer<strong>de</strong>n, und damit zunächst als Input für an<strong>de</strong>re<br />
F&E-Projekte dienen, bis sie möglicherweise<br />
in einem marktfähigen Produkt mün<strong>de</strong>n und<br />
Markterlöse erzielen.<br />
Neben <strong>de</strong>r Ausrichtung <strong>de</strong>r Reporting-Inhalte<br />
auf die Spezifika <strong>de</strong>s jeweiligen F&E-Bereichs<br />
innerhalb <strong>de</strong>s Unternehmens, stellt die konsequente<br />
Verknüpfung <strong>de</strong>r Innovationsstrategie<br />
mit <strong>de</strong>m F&E-Reporting einen weiteren Hebel<br />
dar, um eine auf <strong>de</strong>n Entwicklungserfolg ausgerichtete<br />
Steuerung zu erreichen.<br />
Verknüpfung von Innovationsstrategie<br />
und F&E-Reporting<br />
Im Rahmen <strong>de</strong>r Innovationsstrategie wer<strong>de</strong>n die<br />
generellen Ziele, Prozesse und Organisationen<br />
<strong>de</strong>s F&E-Bereichs festgelegt, ebenso<br />
wie die Quellen <strong>de</strong>r Innovation (intern, Kooperation<br />
o<strong>de</strong>r extern), die anvisierten Märkte<br />
als auch die präferierte Markteintrittsstrategie<br />
(First-Mover o<strong>de</strong>r Follower) (vgl. Weber/<br />
Vinkemeier, 2007). Natürlich differieren Innovationsstrategien<br />
o<strong>de</strong>r einzelne Elemente aus<br />
ihr oftmals von <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Entwicklungen<br />
im Unternehmen. Während eine Produktinnovation<br />
nur mit internen F&E-Ressourcen<br />
entwickelt wird, kann eine an<strong>de</strong>re in Kooperation<br />
mit einem ganzen Netzwerk von Unternehmen<br />
entstehen, wie bei <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />
zwischen Peugeot (806), Fiat (Ulysee), Citroen<br />
(Evasion) und Lancia (Zeta) bei <strong>de</strong>r Entwicklung<br />
einer Großraumlimousine (vgl. hierzu Du<strong>de</strong>nhöffer,<br />
1997).<br />
Damit das F&E-Reporting entsprechen<strong>de</strong> Steuerungsrelevanz<br />
besitzt und dadurch eine strategiekonforme<br />
Steuerung ermöglicht, muss es<br />
an <strong>de</strong>r Innovationsstrategie ausgerichtet<br />
wer<strong>de</strong>n. Die Ausrichtung bezieht sich dabei auf<br />
nahezu alle Gestaltungsparameter <strong>de</strong>s F&E-<br />
Reporting (vgl. Abbildung 1).<br />
Wird zum Beispiel die Markteintrittsstrategie<br />
eines First-Movers verfolgt, muss das F&E-Reporting<br />
entsprechend steuerungsrelevante Reporting-Inhalte,<br />
wie time-to-market-Information<br />
mit einer kurzen Berichtsfrequenz, bereitstellen.<br />
Da <strong>de</strong>r Erfolg einer First-Mover-Strategie<br />
fast ausschließlich vom rechtzeitigen<br />
Zeitpunkt <strong>de</strong>s Markteintritts abhängt, um dadurch<br />
überdurchschnittliche Gewinne und höhere<br />
Marktanteile zu sichern, muss das F&E-<br />
Reporting vor allem aktuelle, zeitorientierte<br />
Kennzahlen bereitstellen, während die Be<strong>de</strong>utung<br />
von kostenorientierten Reporting-Inhalten<br />
gering ist. Dass eine <strong>de</strong>rartige Abstimmung <strong>de</strong>s<br />
F&E-Reporting auf die jeweilige Innovationsstrategie<br />
eine Steigerung <strong>de</strong>r F&E-Performance<br />
zur Folge hat, lässt sich anhand zahlreicher<br />
Projektbeispiele und empirischer Studien belegen<br />
(vgl. Davila, 2000).<br />
Ein weiterer Hebel zur Performancesteigerung<br />
<strong>de</strong>s F&E-Reporting ist die Abstimmung und<br />
Ausgestaltung <strong>de</strong>r Prozesse und <strong>de</strong>r Organisation.<br />
Abstimmung <strong>de</strong>r Prozesse und Organisation<br />
<strong>de</strong>s F&E-Reporting<br />
Während das externe Reporting im Unternehmen<br />
in <strong>de</strong>r Regel im Verantwortungsbereich<br />
<strong>de</strong>s Rechnungswesens gesehen wird, liegt die
Zuständigkeit für das interne Management Reporting<br />
üblicherweise beim Controlling. In <strong>de</strong>n<br />
letzten Jahren hat sich dabei das historisch gewachsene<br />
Aufgabenspektrum <strong>de</strong>s Controlling<br />
im Management Reporting vom reinen Lieferanten<br />
steuerungsrelevanter Informationen<br />
hin zu einem „Business Partner“ gewan<strong>de</strong>lt,<br />
und dadurch um Funktionen wie die Geschäftsanalyse<br />
und Entscheidungsunterstützung erweitert<br />
(Gleich/Temmel, 2007).<br />
Selbiges trifft auf das F&E-Reporting zu. Das<br />
F&E-Management sowie die Unternehmensführung<br />
erwartet, dass die für das F&E-Reporting<br />
zuständigen Reporting-Einheiten jenseits<br />
<strong>de</strong>r isolierten Informationslieferung steuerungsrelevanter<br />
Informationen auch als „Business<br />
Partners“ <strong>de</strong>s Managements agieren. Hierbei<br />
stellt sich die Frage <strong>de</strong>r aufbauorganisatorischen<br />
Zuständigkeit und <strong>de</strong>r Verantwortung<br />
für das F&E-Reporting. Drei Alternativen lassen<br />
sich hier i<strong>de</strong>ntifizieren:<br />
1. Wahrnehmung <strong>de</strong>r Aufgaben und Prozesse<br />
<strong>de</strong>s F&E-Reporting durch an<strong>de</strong>re, nicht auf<br />
Reporting o<strong>de</strong>r Controlling spezialisierte<br />
Stellen.<br />
2. Wahrnehmung <strong>de</strong>r Aufgaben und Prozesse<br />
<strong>de</strong>s F&E-Reporting durch ein allgemeines<br />
Unternehmens<strong>controlling</strong>.<br />
3. Wahrnehmung <strong>de</strong>r Aufgaben und Prozesse<br />
<strong>de</strong>s F&E-Reporting durch ein spezielles F&E-<br />
Controlling (vgl. Brockhoff, 2002).<br />
Die erste Möglichkeit, die Wahrnehmung <strong>de</strong>s<br />
F&E-Reporting durch an<strong>de</strong>re, hierauf nicht spezialisierte<br />
Stellen, manifestiert das nicht-institutionalisierte<br />
Reporting bzw. Controlling.<br />
Hierfür kommen zum Beispiel in <strong>de</strong>r F&E tätige<br />
Techniker o<strong>de</strong>r Kaufleute in Frage, welche die<br />
Aufgaben <strong>de</strong>s F&E-Reporting übernehmen.<br />
Dies hängt neben <strong>de</strong>n verfügbaren Ressourcen<br />
eines Unternehmens vor allem von <strong>de</strong>ssen Größe<br />
ab. Dabei ist erkennbar, dass sich diese<br />
Form <strong>de</strong>s F&E-Reporting meist auf kleinere Unternehmen<br />
o<strong>de</strong>r solche mit nur unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n<br />
F&E-Aktivitäten beschränkt. Mit zunehmen<strong>de</strong>r<br />
Größe <strong>de</strong>s F&E-Budgets stellt sich oftmals die<br />
Frage nach <strong>de</strong>r Abgrenzung <strong>de</strong>r Kompetenzen<br />
sowie <strong>de</strong>r sachkundigen Aufgabenwahrnehmung<br />
durch ein entsprechen<strong>de</strong>s Controlling.<br />
Die zweite Möglichkeit, die Wahrnehmung <strong>de</strong>s<br />
F&E-Reporting durch ein zentrales Unternehmens<strong>controlling</strong>,<br />
schafft Abhilfe bei <strong>de</strong>r<br />
Abgrenzung von Kompetenzen. Im Unternehmens<strong>controlling</strong><br />
kann diese Aufgabe entwe<strong>de</strong>r<br />
von einem F&E-nahen Controlling, wie etwa<br />
<strong>de</strong>m Produktions<strong>controlling</strong>, wahrgenommen<br />
wer<strong>de</strong>n, o<strong>de</strong>r durch die Einrichtung einer eigenen<br />
F&E-Controllerstelle.<br />
Gera<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n hochspezifischen F&E-Bereich<br />
erweist sich jedoch ein spezialisiertes<br />
F&E-Controlling als i<strong>de</strong>al. Hierdurch wird<br />
neben <strong>de</strong>r Abgrenzung <strong>de</strong>r Kompetenzen<br />
auch <strong>de</strong>r sachkundigen Aufgabenwahrnehmung<br />
glaubhaft Rechnung getragen. Die Mitarbeiter<br />
im F&E-Controlling sind spezialisiert,<br />
in<strong>de</strong>m sie neben fundierten betriebswirt-<br />
Autoren<br />
Dipl.-Kfm. Dr. Christian Langmann M.B.A.<br />
ist Managing Consultant im Competence Center Controlling &<br />
Finanzen im Büro Berlin von Horváth & Partners.<br />
schaftlichen Kenntnissen auch ein gutes<br />
technisches Verständnis für Zusammenhängen<br />
im F&E-Bereich besitzen, was die Basis<br />
für ein funktionieren<strong>de</strong>s F&E-Reporting darstellt.<br />
Auch für die Akzeptanz bei Entwicklern<br />
und Technikern spielt dies eine wichtige Rolle,<br />
auf <strong>de</strong>ren Bereitschaft zur Lieferung von<br />
Informationen das F&E-Controlling letztlich<br />
angewiesen ist.<br />
Nach abschließen<strong>de</strong>r Prüfung <strong>de</strong>r fachlichen<br />
und disziplinarischen Gewichtung <strong>de</strong>s F&E-<br />
Controlling wird eine Doppelunterstellung<br />
zum F&E-Bereich und zum zentralen Unternehmens<strong>controlling</strong><br />
(Dottet-Line-Prinzip)<br />
als vorteilhaft erachtet (vgl. Leker, 2005, S.<br />
CM März / April 2011<br />
572). Trotz <strong>de</strong>r üblichen Probleme mit einer<br />
Doppelunterstellung überwiegen die Vorteile<br />
<strong>de</strong>utlich, weil sich das F&E-Controlling fachlich<br />
am zentralen Unternehmens<strong>controlling</strong><br />
orientiert, disziplinarisch aber <strong>de</strong>m F&E-Bereich<br />
untersteht, und so ein integriertes und<br />
akzeptiertes Mitglied <strong>de</strong>sselbigen wird.<br />
Die von <strong>de</strong>r Ausgestaltung <strong>de</strong>r Prozesse und<br />
<strong>de</strong>r Organisation <strong>de</strong>s F&E-Reporting ausgehen<strong>de</strong>n<br />
Potentiale wer<strong>de</strong>n vor allem durch die<br />
Einrichtung eines spezialisierten F&E-Controlling<br />
o<strong>de</strong>r einer F&E-Controllerstelle im zentralen<br />
Controlling entfacht, beson<strong>de</strong>rs in Hinblick<br />
auf Performancesteigerung. Auch in <strong>de</strong>r Praxis<br />
lässt sich beobachten, dass gera<strong>de</strong> bei forschungsintensiven<br />
Unternehmen, wie z. B.<br />
Merck, schon seit längerem auf ein spezialisier-<br />
Dipl.-Wirtsch.-Ing. Jens Gräf<br />
ist Principal im Competence Center Controlling & Finanzen im<br />
Büro Frankfurt von Horváth & Partners.<br />
tes F&E-Controlling gesetzt wird (vgl. Baumfalk,<br />
2005, S. 71 ff.).<br />
Zusammenfassung und Ausblick<br />
Auch in Zeiten <strong>de</strong>r Wirtschaftskrise nimmt die<br />
Be<strong>de</strong>utung von Forschung und Entwicklung<br />
(F&E) für <strong>de</strong>n globalen Wettbewerb weiter zu.<br />
Das F&E Management benötigt steuerungsrelevante<br />
Informationen über Fortschritt und Erfolgsaussichten<br />
laufen<strong>de</strong>r F&E-Projekte, strategische<br />
Informationen sowie Empfehlungen zur<br />
Zusammensetzung <strong>de</strong>s F&E-Portfolios – was<br />
die zentralen Aufgaben eines funktionieren<strong>de</strong>n<br />
F&E-Reportings sind.<br />
91
92<br />
F&E-Reporting<br />
Abb. 4: Performance-Hebel im F&E-Reporting<br />
Im vorliegen<strong>de</strong>n Beitrag wur<strong>de</strong>n drei wesentliche<br />
Hebel vorgestellt, die bei richtiger Ausgestaltung<br />
dazu führen, dass die Performancewirkung<br />
<strong>de</strong>s F&E-Reporting <strong>de</strong>utlich gesteigert<br />
wird (vgl. Abbildung 4). Hierdurch ist das Controlling<br />
im Stan<strong>de</strong>, einen wesentlichen Beitrag<br />
für <strong>de</strong>n F&E-Erfolg und damit im nächsten<br />
Schritt auch <strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>s gesamten Unternehmens<br />
zu leisten. Denn nicht in wenigen Firmen<br />
hängt <strong>de</strong>r langfristige Unternehmenserfolg<br />
von <strong>de</strong>r Performance <strong>de</strong>s F&E-Bereichs<br />
ab.<br />
Unter <strong>de</strong>n angesprochenen Gestaltungsparametern<br />
<strong>de</strong>s F&E-Reporting stellt die Ausrichtung<br />
<strong>de</strong>r Reporting-Inhalte mithin <strong>de</strong>n<br />
wichtigsten Hebel dar. Hier geht es darum, die<br />
Reporting-Inhalte auf die Spezifika <strong>de</strong>s jeweiligen<br />
F&E-Bereichs bzw. F&E-Projekts<br />
im Unternehmen zu kalibrieren, was zu einer<br />
nachhaltigen Steigerung <strong>de</strong>r F&E-Performance<br />
führt. Daneben sollte sich das F&E-<br />
Reporting an <strong>de</strong>r Innovationsstrategie <strong>de</strong>s<br />
Unternehmens orientieren. Schließlich lassen<br />
sich durch <strong>de</strong>n Hebel <strong>de</strong>r Prozesse und<br />
Organisation weitere Potentiale zur Performancesteigerung<br />
<strong>de</strong>s F&E-Reporting entfachen.<br />
Im Kern lassen sich alle drei Hebel dadurch<br />
aktivieren, in<strong>de</strong>m das Reporting an <strong>de</strong>n<br />
Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>s F&E-Bereichs ausgerichtet<br />
wird, um dadurch eine durchgängige Steuerungsrelevanz<br />
im F&E-Reporting sicherzustellen.<br />
Literatur<br />
Abernethy, M. A./Brownell, P., The role of<br />
budgets in organizations facing strategic<br />
change: an exploratory study, in: Accounting,<br />
Organizations and Society, Vol. 24 (1999),<br />
No. 3, S. 189 – 204.<br />
Baumfalk, U., Zuordnung interner Kosten auf<br />
Projekte – Vorgehen und Konsequenzen, in:<br />
Schäffer, U./Weber, J. (Hrsg.), Bereichs<strong>controlling</strong>,<br />
Stuttgart 2005, S. 71 – 83.<br />
Brockhoff, K., FuE-Controlling, in: Handwörterbuch<br />
Unternehmensrechnung und Controlling,<br />
Stuttgart 2002, Sp. 597 – 606.<br />
Davila, T., An empirical study on the drivers of<br />
management control systems’ <strong>de</strong>sign in new<br />
product <strong>de</strong>velopment, in: Accounting, Organizations<br />
and Society, Vol. 25 (2000), No. 4 – 5,<br />
S. 383 – 409.<br />
Du<strong>de</strong>nhöffer, F., Markenentwicklung bei austauschbaren<br />
Produkten. Outsourcing, Plattform-Strategien<br />
und Badge Engineering, in:<br />
Wirtschaftswissenschaftliches Studium, H. 3<br />
(1997), S. 144 – 149.<br />
Dvir, D./Lechler, T., Plans are nothing, changing<br />
plans is everything: the impact of changes<br />
on project success, in: Research Policy, Vol. 33<br />
(2004), Issue 1, S. 1 – 15.<br />
Erhardt, D., Benchmarking-Studie: FuE-Controlling<br />
– Erfolgreiche Steuerung <strong>de</strong>r Produktentwicklung,<br />
http://www.<strong>controlling</strong>portal.<br />
<strong>de</strong>/Fachinfo/Controlling-Studien/ Benchmarking-Studie-FuE-Controlling---Erfolgreiche-<br />
Steuerung-<strong>de</strong>r-Produktentwicklung.html,<br />
INTERVIEW<br />
Stand: 31.03. .<br />
Gleich, R./Temmel, P., Organisation <strong>de</strong>s Controlling<br />
– Impulse aus <strong>de</strong>r Wissenschaft, in:<br />
Gleich, R./Michel, U. (Hrsg.), Organisation <strong>de</strong>s<br />
Controlling – Grundlagen, Praxisbeispiele und<br />
Perspektiven, Freiburg 2007, S. 13 – 32.<br />
Hauber, R./Schmidt, F., Controlling von Technologie-<br />
und Serienentwicklungsprojekten in<br />
<strong>de</strong>r Merce<strong>de</strong>s-Benz-Pkw-Entwicklung <strong>de</strong>r<br />
DaimlerChrysler AG, in: Boutellier, R./Völker,<br />
R./Voit, E. (Hrsg.), Innovations<strong>controlling</strong>, München/Wien<br />
1999, S. 64 – 77.<br />
Jaruzelski, B./Dehoff, K., Profits Down, Spending<br />
Steady: The Global Innovation 1000, in:<br />
strategy+business, issue 57 (2009).<br />
Leker, J., F&E-Controlling, in: Sönke, A./<br />
Gassmann, O. (Hrsg.), Handbuch Technologie-<br />
und Innovationsmanagement: Strategie, Umsetzung,<br />
Controlling, Wiesba<strong>de</strong>n 2005, S.<br />
567 – 584.<br />
Macheleidt, S./Riedrich, T., FuE-Reporting für<br />
das Innovationsmanagement, in: Controlling,<br />
20 Jg. (2008), H. 7, S. 382 – 388.<br />
Sattler, H./Völckner, F./Zatloukal, G., Erfolgsfaktoren<br />
von Markentransfers: Eine empirische<br />
Analyse bei kurzlebigen Konsumgütern, in:<br />
Marketing ZFP, 25. Jg. (2003), H. 3, S.<br />
147 – 168.<br />
Weber, J./Vinkemeier, R., Controlling und Innovation,<br />
Advanced Controlling, Band 56<br />
(2007).<br />
Exklusiv und nur online verfügbar<br />
Interview zur CFO-Studie von IBM.<br />
Dipl.-BW Alfred Biel, Fachjournalist (DFJS) und Leiten<strong>de</strong>r<br />
Fachredakteur <strong>de</strong>s Internationalen Controller Vereins (ICV) eV<br />
im Gespräch mit Alexan<strong>de</strong>r Vocelka, Partner IBM.
Ergänzen<strong>de</strong>r Online-Service <strong>de</strong>s Literaturforums<br />
Das „gedruckte Literaturforum“ im Controller Magazin, das an<br />
dieser Stelle weiterhin in bekannter Form erscheint, verfügt auch<br />
über einen ergänzen<strong>de</strong>n Online-Service. Bitte schauen Sie mal<br />
herein und mel<strong>de</strong>n sich dort zu Wort.<br />
Der Link auf die Einstiegsseite lautet:<br />
www.haufe.<strong>de</strong>/controllerwissen/fc<br />
Das Zitat im Literaturforum 2/11: „Wer zu spät an die Kosten<br />
<strong>de</strong>nkt, ruiniert sein Unternehmen. Wer immer zu früh an die<br />
Kosten <strong>de</strong>nkt, tötet die Kreativität”. von Philipp Rosenthal<br />
Auf ein Wort<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
liebe Kolleginnen und liebe Kollegen im Controlling!<br />
Ich freue mich, Sie zur vorliegen<strong>de</strong>n „Frühjahrs-Ausgabe“ begrüßen<br />
zu dürfen.<br />
Diese Themenblöcken habe ich für Sie aufbereitet<br />
��Literarische Schlaglichter<br />
��Technologiemanagement<br />
��Controlling<br />
��Rechnungswesen und Rechnungslegung<br />
��Führung und Management<br />
��Change Management<br />
��Persönliche Themen und Kompetenzen<br />
��Kleines Fachbuch ABC – Teil III<br />
Allgemeine Hinweise<br />
Die Inhalte dieser Seiten wur<strong>de</strong>n mit großer Sorgfalt erstellt. Die<br />
bibliografischen Daten, insbeson<strong>de</strong>re die Preisangaben, entsprechen<br />
<strong>de</strong>m Kenntnisstand <strong>de</strong>s Rezensenten zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Manuskripterstellung<br />
und beziehen sich auf <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Buchmarkt.<br />
Der Rezensent übernimmt keinerlei Gewähr für die Aktualität,<br />
Korrektheit, Vollständigkeit o<strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>r bereitgestellten<br />
Informationen und Hinweise. Auf die – <strong>de</strong>r weiterführen<strong>de</strong>n Information<br />
dienen<strong>de</strong>n – verlinkten Seiten hat <strong>de</strong>r Rezensent keinen Einfluss.<br />
Für <strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>r verlinkten Seiten sind ausschließlich <strong>de</strong>ren Betreiber<br />
verantwortlich. Es wird aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Lesbarkeit die geschlechtsneutrale<br />
bzw. männliche Form verwandt. Selbstverständlich<br />
sind stets sowohl Leserinnen als auch Leser gemeint. Der Rezensent<br />
orientiert sich am Ethik-Ko<strong>de</strong>x <strong>de</strong>s Deutschen Fachjournalisten<br />
Verban<strong>de</strong>s e. V. (DFJV).<br />
Literarische Schlaglichter<br />
CM März / April 2011<br />
Dabei geht es insbeson<strong>de</strong>re nicht mehr darum, die Eigenkapitalrentabilität<br />
im klassischen Sinne zu messen, zu beurteilen und zu steigern, son<strong>de</strong>rn<br />
die Einflussgrößen auf <strong>de</strong>n Unternehmenswert im Sinne von „Werttreibern“<br />
und „Wertvernichtern“ zu i<strong>de</strong>ntifizieren und Unternehmenswert<br />
steigern<strong>de</strong> Strategien zu entwickeln. – Aus: Gräfer / Schnei<strong>de</strong>r: Bilanzanalyse,<br />
S. 140.<br />
Unter <strong>de</strong>n bisher verfügbaren Analyseinstrumenten scheinen die Gap-<br />
Analyse, das Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Wertschöpfungskette, vor allem aber die unterschiedlichen<br />
Varianten <strong>de</strong>r Portfoliotechniken die größte Verbreitung auch<br />
in <strong>de</strong>r Praxis gefun<strong>de</strong>n zu haben. – Aus: Macharzina, Klaus / Wolf, Joachim:<br />
Unternehmensführung, S. 300.<br />
Der entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Nutzen dieser Indikatorenbildung ist, dass dadurch<br />
ein Bewertungsproblem in ein Beobachtungsproblem verwan<strong>de</strong>lt wird. –<br />
Aus: Berner: Change!, S. 87.<br />
Existieren Strategien nur auf Plänen und in <strong>de</strong>n Köpfen <strong>de</strong>s Managements,<br />
besteht wenig Aussicht auf Erfolg. – Aus: Haake / Seiler: Strategie-Workshop,<br />
S. 117.<br />
Der Wettbewerb <strong>de</strong>r Zukunft fin<strong>de</strong>t statt auf <strong>de</strong>m Marktplatz <strong>de</strong>r Unternehmenskulturen.<br />
– Aus: Von Fournier: Die 10 Gebote für ein gesun<strong>de</strong>s<br />
Unternehmen, S. 11.<br />
Säe Nutzen, ernte Gewinn. – Aus: Bürkle: Mythos Strategie, S. 214.<br />
Das Technologie<strong>controlling</strong> hat in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren einen stetigen<br />
Be<strong>de</strong>utungszuwachs erfahren. Bei <strong>de</strong>r Entwicklung von Neuprodukten<br />
stehen Unternehmen unter einem hohen Druck. – Aus: Schmeisser:<br />
Technologiemanagement und Innovationserfolgsrechnung, S. 47.<br />
In vielen Fällen wer<strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungen in Unternehmen (…) durch das<br />
Controlling angestoßen und ausgelöst. (…) Gleichzeitig muss sich Controlling<br />
als Bereich und Instrument mit je<strong>de</strong>r organisatorischen Än<strong>de</strong>rung selbst<br />
immer wie<strong>de</strong>r wan<strong>de</strong>ln, um Controlling-Aufgaben organisationskonform erledigen<br />
zu können. – Aus: Kraus et all.: Change-Management, S. 333.<br />
Es (…) erheben sich jedoch einige Zweifel an <strong>de</strong>r These, dass die mo<strong>de</strong>rnen<br />
Informations- und Kommunikationstechnologien <strong>de</strong>r betriebswirt-<br />
Literaturforum<br />
93
Literaturforum<br />
94<br />
Alfred Biels Literaturforum<br />
schaftlichen Informationsknappheit ein En<strong>de</strong> bereitet haben o<strong>de</strong>r in absehbarer<br />
Zeit ein En<strong>de</strong> bereiten wer<strong>de</strong>n. – Aus: Wolf: Organisation, Management,<br />
Unternehmensführung, S. 305.<br />
Von Nutzen ist <strong>de</strong>r Einsatz von Beratern aber nur, wenn diese ihre Unabhängigkeit<br />
gegenüber <strong>de</strong>m Auftraggeber bewahren und zugleich ihre<br />
Lösung individuell auf das jeweilige Unternehmen ausrichten. – Aus:<br />
Lauer: Change Management, S. 184.<br />
Wann aber können Sie sicher sein, dass es ein echter Dialog war? Wenn<br />
Sie aus einem Gespräch an<strong>de</strong>rs herauskommen, als Sie hineingingen.<br />
Das ist das Gütekriterium <strong>de</strong>s Dialogs. – Aus: Sprenger: Mythos Motivation,<br />
S. 186.<br />
Eine wichtige Eigenschaft im Rahmen <strong>de</strong>r Zusammenarbeit mit Menschen<br />
ist gegenseitiges Vertrauen. Die ist auch in <strong>de</strong>r Teamarbeit essentiell.<br />
– Aus: Kohler: Management und Lea<strong>de</strong>rship, S. 61.<br />
Letzten En<strong>de</strong>s müssen sich die besseren Argumente durchsetzen, obwohl<br />
es in <strong>de</strong>r Praxis nicht selten so ist, dass die Argumente <strong>de</strong>s Mächtigeren<br />
die Oberhand gewinnen. – Aus: Kieser / Walgenbach: Organisation,<br />
S. 436.<br />
Mit <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Controllerrolle hin zum ökonomischen Gewissen<br />
sowie zum internen Berater wird Sozial- und Führungskompetenz zunehmend<br />
wichtiger. – Aus: Weber et al.: Personalmanagement im Controlling,<br />
S. 72.<br />
Oft wer<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Einführung von Standardanwendungssoftware<br />
grundlegen<strong>de</strong> Regeln <strong>de</strong>s Projektmanagements und <strong>de</strong>r Wirtschaftlichkeit<br />
nicht berücksichtigt, son<strong>de</strong>rn Prestigeprojekte (E-Business ist „in“)<br />
als teuere E-Commerce-Ruinen hinterlassen. – Aus: Gadatsch / Mayer:<br />
Masterkurs IT-Controlling, S. 70.<br />
Aber selbst <strong>de</strong>r stringenteste Einsatz von Instrumenten kann manchmal<br />
nicht verhin<strong>de</strong>rn, dass <strong>de</strong>r „menschliche Faktor“ zuschlägt. – Aus: Vahs<br />
/ Weiand: Workbook Change Management, S. 402.<br />
Das Thema „Der Controller als Inhouse Consultant“ hat eine hohe<br />
Aktualität, weil es praktisch nur einer Ergänzung <strong>de</strong>r Regelaufgaben<br />
<strong>de</strong>s Controllings bedarf, um eine schlagkräftige Truppe aufzubauen.<br />
Viele Metho<strong>de</strong>n, Vorgehensmo<strong>de</strong>lle und Werkzeuge <strong>de</strong>r Controller<br />
sind i<strong>de</strong>ntisch mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Berater. Und die mentalen Mo<strong>de</strong>lle ähneln<br />
sich auch. – Aus: Nie<strong>de</strong>reichholz / Nie<strong>de</strong>reichholz: Inhouse Consulting,<br />
S. 9.<br />
Für Sie als Bewerber enthält vor allem <strong>de</strong>r Lagebericht verwertbare Informationen.<br />
– Aus: Du<strong>de</strong>n: Das erfolgreiche Vorstellungsgespräch, S. 9.<br />
Bei <strong>de</strong>r Wirtschaftsentwicklung sind sich die Experten uneins. Aber<br />
jetzt habe ich zum ersten Mal in meinem Leben <strong>de</strong>n Eindruck, dass<br />
diese Prognose etwas mit mir zu tun haben. – Aus: Berger: Gefeuert,<br />
S. 112.<br />
Damit ist er in <strong>de</strong>r Chefarztposition Controller und Steuerer <strong>de</strong>s verantworteten<br />
medizinischen Versorgungskomplexes: – Aus: Hentze / Kehres:<br />
Krankenhaus-Controlling, S. 362.<br />
Besprechungen<br />
In <strong>de</strong>r Diskussion<br />
Schmeisser, Wilhelm (Hrsg.)<br />
Technologiemanagement und Innovationserfolgsrechnung<br />
München: Ol<strong>de</strong>nbourg Verlag 2010 – 258 Seiten, € 34,80<br />
Autoren und Buch<br />
Prof. Dr. habil. Wilhelm Schmeisser ist <strong>de</strong>m<br />
Vernehmen nach Hochschullehrer an <strong>de</strong>r<br />
HTW Berlin sowie Direktor und Sprecher<br />
<strong>de</strong>s Kompetenzzentrums „Internationale Innovations-<br />
und Mittelstandsforschung“ Berlin<br />
(www.mittelstandsforschung-berlin.<strong>de</strong>).<br />
Der Herausgeber wird von Mit-Autoren aus<br />
<strong>de</strong>m wissenschaftlichen Bereich unterstützt.<br />
Das Buch rückt Technologiemanagement<br />
und Innovationserfolgsrechnung in die Aufmerksamkeit und<br />
macht dieses Thema zum Gegenstand einer grundlegen<strong>de</strong>n Betrachtung.<br />
Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />
User Clinic Formate und ihr Beitrag zur Innovationserfolgsrechnung –<br />
Technologie<strong>controlling</strong> und Innovationserfolgsrechnung – Innovationserfolgsrechnung<br />
zur Beurteilung von Erfolgspotentialen und Risiken – Nachhaltige<br />
Energieerzeugung durch Solartechnik – Humankapital-Innovations-Potential-Indices<br />
Beschreibung und Einschätzung<br />
Die Neuerscheinung hebt die wirtschaftliche Be<strong>de</strong>utung von Technologien<br />
und Innovationen hervor und betont die Wichtigkeit dieses Themas für<br />
Controller. Das Themenspektrum erstreckt sich von Marktforschung und<br />
Innovationsmarketing über die Entwicklung von Technologien, die Steuerung<br />
von Innovationen bis zur Implementierung eines Technologie- und<br />
Innovations<strong>controlling</strong>s. Verschie<strong>de</strong>ne Fallbeispiele und eine Übertragung<br />
<strong>de</strong>r beschriebenen Ansätze und Metho<strong>de</strong>n auf die Energieerzeugung<br />
durch Solartechnik veranschaulichen die Ausführungen. Das Buch bietet<br />
eine Einleitung und Hinführung zum Themenkomplex und vermittelt prinzipielle<br />
Ansatzpunkte für Konzeption und Umsetzung von Technologiemanagement<br />
und Innovationserfolgsrechnung. Die Darlegungen erfolgen<br />
verständlich und nachvollziehbar, unterstützt von zahlreichen Abbildungen,<br />
Beispielen und einer gut lesbaren Textgestaltung. Stellenweise<br />
sind begriffliche Unschärfen zu beobachten. Insgesamt machen die Autoren<br />
im Grundsätzlichen <strong>de</strong>utlich, dass Technologien und Innovationen<br />
eine starke Beachtung in <strong>de</strong>n Unternehmen und eine intensive Beteiligung<br />
<strong>de</strong>r Controller erfor<strong>de</strong>rn. Hierzu wer<strong>de</strong>n grundlegen<strong>de</strong> Vorgehensweisen<br />
angeboten. Leseprobe unter: www.ol<strong>de</strong>nbourg-wissenschaftsverlag.<strong>de</strong>
Neues zum Controlling<br />
Haake, Klaus / Seiler, Willi<br />
Strategie-Workshop<br />
Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag 2010 – 157 Seiten, € 39,95<br />
Autoren und Buch<br />
Prof. Dr. Klaus Haake ist Professor für Unternehmensführung an <strong>de</strong>r<br />
Steinbeis Universität in Berlin und Lehrbeauftragter an <strong>de</strong>r Universität St.<br />
Gallen; Willi Seiler, Dipl. KMU/HSG, verfügt <strong>de</strong>m Vernehmen nach über<br />
20 Jahre Managementerfahrung in verschie<strong>de</strong>nen Unternehmen. Bei<strong>de</strong><br />
Autoren sind, wie es heißt, Partner <strong>de</strong>r Unternehmensberatung HSP-Consulting,<br />
St. Gallen. Das Buch stellt ein Konzept vor „In fünf Schritten zur<br />
erfolgreichen Unternehmensstrategie“.<br />
Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />
Einführung – Strategie-Workshop – Initiative und Vorbereitung – Analyse<br />
– Strategieentwicklung – Strategieumsetzung – Strategieüberprüfung –<br />
Glossar<br />
Beschreibung und Einschätzung<br />
Die Autoren legen ein Arbeitsbuch vor zur Gestaltung eines Strategie-<br />
Workshops. Nach einer allgemeinen Einführung beschreiben sie ihr Konzept,<br />
wie man eine Strategie praktisch erarbeitet. Das Buch befähigt nach<br />
<strong>de</strong>n Worten <strong>de</strong>r Autoren <strong>de</strong>n Leser, die Strategie in fünf Schritten selbstständig<br />
zu erarbeiten. Das Buch enthält umfangreiches Arbeits- und Anschauungsmaterial<br />
(67 erläutern<strong>de</strong> Abbildungen und 56 Arbeitsblätter).<br />
Die Arbeitsblätter, die die Arbeit an einem Strategie-Projekt strukturieren<br />
und erleichtern, stehen über einen Webco<strong>de</strong> im Buch zum Download zur<br />
Verfügung. Der entsprechen<strong>de</strong> Test verlief erfolgreich. Das Buch hat <strong>de</strong>n<br />
Charakter einer „Gebrauchs- bzw. Umsetzungsanleitung“ für die Handhabung<br />
und Nutzung <strong>de</strong>s Vorgehenskonzeptes. Es ist recht konkret, die Autoren<br />
erklären im Einzelnen genau die notwendigen Schritte und untermauern<br />
diese mit praktischen Hinweisen und zahlreichen Beispielen. Darüber<br />
hinaus erfolgen kompakte und praxisnahe Darstellungen wesentlicher<br />
strategischer Begriffe, Analysen und Maßnahmen. Eine mo<strong>de</strong>rne,<br />
zweifarbige Text- und Bildgestaltung, eine übersichtliche und angenehme<br />
Aufmachung und ein klarer, verständlicher Schreibstil la<strong>de</strong>n zum Lesen<br />
dieses Praxisratgebers ein. Leseprobe unter: www.schaeffer-poeschel.<strong>de</strong><br />
Bürkle, Hans (Hrsg.)<br />
Mythos Strategie<br />
Wiesba<strong>de</strong>n: Gabler Verlag 2010 – 256<br />
Seiten, € 39,95<br />
Autoren und Buch<br />
Hans Bürkle berät <strong>de</strong>n Angaben zufolge<br />
seit vielen Jahren Führungskräfte in <strong>de</strong>r<br />
Wirtschaft mit <strong>de</strong>m Schwerpunkt Strategieentwicklung.<br />
An diesem Buch sind insgesamt<br />
21 Autoren und Interviewpartner<br />
beteiligt. Das Buch mit <strong>de</strong>m Untertitel „Mit<br />
<strong>de</strong>r richtigen Strategie zur Marktführer-<br />
CM März / April 2011<br />
schaft“ vermittelt nach einer allgemeinen Einführung die Erfolgsstrategien<br />
von 15 regionalen und globalen Marktführern. Die Beiträge beruhen auf<br />
<strong>de</strong>m energo-kybernetischen System bzw. <strong>de</strong>r engpassorientierten Strategie<br />
(EKS) von Mewes, einer Managementlehre, <strong>de</strong>r eine Sicht von Manager,<br />
Umwelt und zu steuern<strong>de</strong>m Unternehmen als System zugrun<strong>de</strong> liegt.<br />
Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />
Kun<strong>de</strong>nnutzen – Das A und O <strong>de</strong>r Strategie – Von <strong>de</strong>r Existenzgründung<br />
bis zur Marktführerschaft – Marktführer wer<strong>de</strong>n per Franchise – Erfolgsbausteine<br />
<strong>de</strong>r engpasskonzentrierten Strategie<br />
Beschreibung und Einschätzung<br />
Das Buch beschreibt die Grundlagen und Erfolgsbausteine <strong>de</strong>r EKS und<br />
veranschaulicht <strong>de</strong>ren Anwendung durch Fallbeispiele. Der Begrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
EKS, Wolfgang Mewes, kommt durch ein umfangreiches Interview zu<br />
Wort. Dieses Buch richtet sich vor allem an Unternehmer kleiner und mittlerer<br />
Unternehmen (KMU), an Führungskräfte, Interessierte und Existenzgrün<strong>de</strong>r.<br />
Die Fallbeispiele in diesem Buch – vom Existenzgrün<strong>de</strong>r bis hin<br />
zum Weltmarktführer – beruhen auf <strong>de</strong>m gleichen Strategieansatz, nämlich<br />
<strong>de</strong>r EKS. Das Anliegen dieses Buches ist es nach <strong>de</strong>n Worten <strong>de</strong>s Herausgebers,<br />
die Leser mit einer Strategie vertraut zu machen, die – wie es<br />
heißt – aus <strong>de</strong>r Praxis für die Praxis entwickelt wur<strong>de</strong> und einer Vielzahl<br />
von Unternehmen Erfolg gebracht habe. Die Beseitigung von Engpässen<br />
(Bedürfnisbefriedigung o<strong>de</strong>r Problemlösung auf <strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n<br />
und Kräftekonzentration auf <strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>s Unternehmens) ist ein zentrales<br />
Element <strong>de</strong>s Managementansatzes nach EKS. Die EKS wird – so Gabler<br />
Wirtschaftslexikon – bereits in verschie<strong>de</strong>nen Problemfel<strong>de</strong>rn erfolgreich<br />
angewandt. Die Neuerscheinung ist einerseits ein Strategiebuch insbeson<strong>de</strong>re<br />
für mittelständische Unternehmen und an<strong>de</strong>rseits eine informieren<strong>de</strong><br />
und werben<strong>de</strong> EKS-Veröffentlichung. Leseprobe unter: www.gabler.<strong>de</strong><br />
Weber, J. / Burchard, C. / Voußem, B. / Kempf, S.<br />
Personalmanagement im Controlling<br />
Weinheim: WILEY-VCH Verlag 2010 – 82 Seiten, € 24,90<br />
Autoren und Buch<br />
Professor Dr. Dr. h.c. Jürgen Weber lehrt<br />
Controlling an <strong>de</strong>r WHU und ist Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>s Kuratoriums <strong>de</strong>s Int. Controller<br />
Vereins e.V. (ICV). Die weiteren Autoren<br />
sind wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut<br />
für Management und Controlling<br />
(IMC). Der Titel erscheint als Band 76 <strong>de</strong>r<br />
Reihe Advanced Controlling und befasst<br />
sich mit Einstieg und Entwicklungsmöglichkeiten<br />
<strong>de</strong>r Controller, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r<br />
Nachwuchskräfte.<br />
Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />
Einführung – Attraktivität <strong>de</strong>s Controllerberufs – Personalakquisition –<br />
Personalentwicklung – Fazit und Ausblick<br />
Beschreibung und Einschätzung<br />
Ziel dieses neuen AC-Ban<strong>de</strong>s ist es, einen Überblick über die gegenwärtige<br />
Praxis <strong>de</strong>s Personalmanagements im Zentral<strong>controlling</strong> zu geben, sowie<br />
wesentliche Themen und Handlungsfel<strong>de</strong>r aufzuzeigen. Den Angaben<br />
95
Literaturforum<br />
96<br />
Alfred Biels Literaturforum<br />
nach beruht <strong>de</strong>r Band auf einer Vielzahl von Quellen, u.a. auf <strong>de</strong>n Erkenntnissen<br />
aus einer großzahligen Erhebung unter Stu<strong>de</strong>nten über die<br />
Attraktivität <strong>de</strong>s Controllerberufs sowie auf theoriegeleiteten, fragebogengestützten<br />
Tiefeninterviews mit Leitern <strong>de</strong>s Konzern<strong>controlling</strong>s namhafter<br />
Unternehmen. Personal ist die zentrale Ressource <strong>de</strong>s Controllerbereichs<br />
und bedarf daher eines sorgfältigen Managements, dies ist die<br />
zentrale Botschaft <strong>de</strong>s Ban<strong>de</strong>s. Eine weitere wichtige Kernaussage bezieht<br />
sich auf die wachsen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Sozial- und Führungskompetenz.<br />
Für Personal-Verantwortliche im Bereich Finanzen und Controlling,<br />
und für X Controller, insbeson<strong>de</strong>re Nachwuchskräfte, die ihre Karriere<br />
planen möchten, bietet <strong>de</strong>r Band vielfältige Informationen und eine Reihe<br />
nützlicher Hinweise.<br />
Hentze, Joachim / Kehres, Erich (Hrsg.)<br />
Krankenhaus-Controlling<br />
Stuttgart: Kohlhammer Verlag 2010 – 385 Seiten, € 49,80<br />
Das vorliegen<strong>de</strong> Sammelwerk, in 4., vollständig überarbeiteter und aktualisierter<br />
Auflage erschienen, vermittelt aus unterschiedlichen Perspektiven<br />
recht facettenreich Konzepte, Metho<strong>de</strong>n und Erfahrungen aus <strong>de</strong>r<br />
Krankenhauspraxis. 16 Beiträge von 28 Autoren befassen sich mit <strong>de</strong>m<br />
Krankenhaus aus betriebswirtschaftlicher Sicht, <strong>de</strong>m operativen und<br />
strategischen Controlling, Controlling im Krankenhaus mit SAP-Anwendungen<br />
sowie mit <strong>de</strong>r Qualitätssicherung und Führung im Krankenhaus.<br />
Die Neuauflage bietet einen breiten Überblick in <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r Diskussion<br />
und einen Einblick in die praktische Umsetzung <strong>de</strong>s Krankenhaus-<br />
Controllings. Leseprobe unter: www.kohlhammer.<strong>de</strong><br />
Grieshop, Hendrik<br />
Kooperation von Controllerbereich und<br />
externem Rechnungswesen<br />
Wiesba<strong>de</strong>n: Gabler Verlag 2010 – 297 Seiten, € 49,95<br />
Autor und Buch<br />
Dr. Hendrik Grieshop promovierte nach Verlagsangaben an <strong>de</strong>r WHU –<br />
Otto Beisheim School of Management am Institut für Management und<br />
Controlling von Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen Weber. Die Veröffentlichung erscheint<br />
als Band 38 <strong>de</strong>r Schriften <strong>de</strong>s Center for Controlling & Management<br />
(CCM). Wie es im Geleitwort heißt, ist die vorliegen<strong>de</strong> Arbeit eingebettet<br />
in einen Forschungsstrang am Institut, das sich mit Fragen <strong>de</strong>r<br />
strategischen Positionierung <strong>de</strong>s Controllerbereichs innerhalb von Unternehmen<br />
beschäftigt.<br />
Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />
Einleitung – Grundlagen <strong>de</strong>r Untersuchung – Methodische Konzeption –<br />
Konzeptualisierung und Operationalisierung – Wirkungen <strong>de</strong>r Güte <strong>de</strong>r Kooperation<br />
– Determinanten <strong>de</strong>r Güte <strong>de</strong>r Kooperation – Zusammenfassung<br />
Beschreibung und Einschätzung<br />
Zentrales Ziel <strong>de</strong>r Arbeit ist die Schaffung eines grundlegen<strong>de</strong>n Verständnisses<br />
<strong>de</strong>r Kooperation von Controllerbereich und externem Rechnungswesen<br />
aus Sicht <strong>de</strong>r Wissenschaft. Hinsichtlich Gang <strong>de</strong>r Untersuchung,<br />
Sprache, Gewinnung und Aufbereitung <strong>de</strong>r Ergebnisse etc. ist somit zu<br />
berücksichtigen, dass es sich um einen Forschungsbeitrag han<strong>de</strong>lt. Dem<br />
interessierten Praktiker liefert das Buch einige grundlegen<strong>de</strong> Anhaltspunkte<br />
und Empfehlungen für die Ausgestaltung dieser Schnittstelle. Beispielsweise<br />
hält <strong>de</strong>r Autor als zentrales Ergebnis seiner Wirkungsanalyse<br />
fest, dass in Unternehmen mit einer besseren Zusammenarbeit von Controllerbereichen<br />
und externem Rechnungswesen die Qualität <strong>de</strong>r<br />
Leistungen <strong>de</strong>s Controllerbereichs über alle Leistungsbereiche hinweg<br />
höher ausfällt. Die Tätigkeit <strong>de</strong>r Controller ist mit vielfältigen und z. T.<br />
auch intensiven Schnittstellen ausgestaltet, so dass Untersuchungen dieser<br />
Art im Interesse von Wissenschaft und Praxis liegen. Im vorliegen<strong>de</strong>n<br />
Fall sind die Ergebnisse mehr für wissenschaftliche Zwecke und nur<br />
nachrangig für die Praxis aufbereitet.<br />
Gadatsch, Andreas / Mayer, Elmar<br />
Masterkurs IT-Controlling<br />
Wiesba<strong>de</strong>n: Vieweg + Teubner Verlag 2010 – 636 Seiten, € 51,95<br />
Dieser Titel erscheint in 4., erweiterter<br />
Auflage. Der umfangreiche Band vermittelt<br />
vielfältiges Wissen für Studium und<br />
Praxis, bringt eine überzeugen<strong>de</strong> Begründung<br />
für die Notwendigkeit <strong>de</strong>s IT-Controllings<br />
sowie vielfältige Hinweise und<br />
Orientierungshilfen für die Ausgestaltung<br />
eines IT-Controlling-Konzepts. Die Neuauflage<br />
befasst sich zunächst mit <strong>de</strong>m IT-<br />
Controlling-Konzept im Grundsätzlichen,<br />
ferner mit <strong>de</strong>m Einsatz operativer und<br />
strategischer IT-Controlling-Werkzeuge<br />
sowie mit <strong>de</strong>r Kostenrechnung für IT-Controller<br />
einschließlich Deckungsbeitrags-<br />
und Prozesskostenrechnung. Der Anhang enthält u. a. Musterklausuren,<br />
das Glossar erläutert IT-Begriffe. Zum Leistungsangebot dieses „Onlineplus-Buches“<br />
gehört umfassen<strong>de</strong>s Zusatzmaterial im Internet.<br />
Schreckene<strong>de</strong>r, Berta C.<br />
Projekt<strong>controlling</strong><br />
Freiburg: <strong>Haufe</strong>-Lexware 2010 – 303 Seiten mit CD-ROM, € 34,80<br />
Die vorliegen<strong>de</strong> 3. Auflage arbeitet zunächst<br />
„das Beson<strong>de</strong>re“ an Projekten<br />
heraus, behan<strong>de</strong>lt das Projekt<strong>controlling</strong><br />
in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Projektphasen,<br />
geht auf die Informationsversorgung<br />
ein, erörtert das Team<strong>controlling</strong><br />
und stellt Präsentation und Mo<strong>de</strong>ration<br />
vor. Die beiliegen<strong>de</strong> CD-ROM enthält<br />
einen Rechner für verschie<strong>de</strong>ne<br />
Aufgaben sowie einige Zusatzinformationen.<br />
Leseprobe unter: www.haufe.<strong>de</strong>
Neues zu Rechnungslegung<br />
und Rechnungswesen<br />
Gräfer, Horst / Schnei<strong>de</strong>r, Georg<br />
Bilanzanalyse<br />
Herne: Verlag Neue Wirtschaftsbriefe 2010 – 170 Seiten, € 29,80<br />
(Online-Version inklusive)<br />
Das vorliegen<strong>de</strong> Lern- und Arbeitsbuch in 11., vollständig überarbeiteter<br />
Auflage führt kompakt ein in die Techniken und Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Bilanzanalyse<br />
einschließlich IFRS-Analyse. Das Buch befasst sich mit <strong>de</strong>r externen<br />
Unternehmensbeurteilung. Die Autoren vermitteln, wie veröffentlichte<br />
Jahresabschlüsse interpretiert und genutzt wer<strong>de</strong>n können. Der sehr<br />
übersichtliche und lesefreundliche Aufbau, viele Beispiele, Abbildungen,<br />
Merksätze, Zusammenfassungen usw. vermitteln insgesamt zweckmäßig<br />
und wirkungsvoll Studieren<strong>de</strong>n und auch Praktikern fundiertes, anwendungsbezogenes<br />
Basiswissen.<br />
Moroff, Gerhard / Focke, Kai<br />
Repetitorium zur Kosten- und Leistungsrechnung<br />
Wiesba<strong>de</strong>n: Gabler Verlag 2011 – 253 Seiten, € 36,95<br />
Autoren und Buch<br />
Prof. Dr. Gerhard Moroff ist <strong>de</strong>n Angaben zufolge Studiengangsleiter BWL<br />
– Industrie I an <strong>de</strong>r Dualen Hochschule Ba<strong>de</strong>n-Württemberg Mannheim<br />
und Dr. Kai Focke ist wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter in diesem Bereich. Die Neuerscheinung<br />
bietet systematisierte Übungsmaterialien<br />
mit Lösungen zu <strong>de</strong>n Grundlagen<br />
<strong>de</strong>r Kostenrechnung.<br />
Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />
Einführung in das betriebliche Rechnungswesen<br />
– Kostenartenrechnung – Kostenstellenrechnung<br />
– Kostenträgerstückrechnung<br />
– Deckungsbeitragsrechnung und<br />
Preisuntergrenzen<br />
Beschreibung und Einschätzung<br />
Thematisch orientiert sich das vorliegen<strong>de</strong> Lern- und Übungsbuch o<strong>de</strong>r<br />
auch „Wie<strong>de</strong>rholungsbuch“ an herkömmlichen Lehrbüchern über die<br />
Grundlagen <strong>de</strong>r Kostenrechnung. Das Aufgabenangebot richtet sich an<br />
Leser, die bereits über entsprechen<strong>de</strong>s theoretisches Grundlagenwissen<br />
verfügen und dieses anwendungsorientiert festigen, sich auf Klausuren<br />
durch Übungen und Wie<strong>de</strong>rholungen vorbereiten o<strong>de</strong>r als Praktiker<br />
theoretisches Wissen auffrischen möchten. Die Aufgaben und Fälle<br />
können direkt im Buch bearbeitet und mit ausführlich dargestellten<br />
Lösungen verglichen wer<strong>de</strong>n. Dies för<strong>de</strong>rt – unterstützt durch Exkurse<br />
und grafische Darstellungen gedanklicher Zusammenhänge – <strong>de</strong>n<br />
nachhaltigen Lernerfolg. Auf ein Stichwortverzeichnis wird lei<strong>de</strong>r verzichtet,<br />
hierdurch könnte <strong>de</strong>r differenzierte Zugriff zum angebotenen<br />
Stoff erleichtert wer<strong>de</strong>n. Einige <strong>de</strong>r Aufgaben stehen zum Download zur<br />
Verfügung.<br />
Avella, Felice-Alfredo / Brinkmann, Ralph<br />
Schnelleinstieg im BilMog<br />
Freiburg: <strong>Haufe</strong>-Lexware 2010 – 316 Seiten mit CD-ROM, € 39,80<br />
Autoren und Buch<br />
Dr. Felice-Alfredo Avella ist nach Verlagsangaben<br />
StB, Rating-Advisor und Dozent<br />
und Dipl.-Kfm. Ralph Brinkmann ist StB,<br />
CPA und Dozent. Die Neuerscheinung vermittelt<br />
Grundlagenwissen und richtet sich<br />
vor allem an kleinere und mittlere Unternehmen.<br />
Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />
BilMoG – Erleichterung für kleine und mittlere<br />
Unternehmen – Bilanzierungs- und Bewertungsgrundlagen<br />
– Auswirkungen <strong>de</strong>s BilMoG auf die Aktiv- und Passivposten<br />
<strong>de</strong>r Bilanz – Anhang – Übergangsvorschriften<br />
Beschreibung und Einschätzung<br />
Das Buch ist ein Angebot an Leser, insbeson<strong>de</strong>re aus mittelständischen<br />
Unternehmen, die sich in kurzer Zeit das Wesentliche über Inhalt und<br />
Auswirkungen <strong>de</strong>s BilMoG aneignen wollen. Das Buch ist leser- und anwen<strong>de</strong>rfreundlich<br />
gestaltet. Beispiele, Vergleiche, tabellarische Übersichten,<br />
Infokästen etc. sowie eine tiefe Glie<strong>de</strong>rung unterstützen die Lektüre.<br />
Die beiliegen<strong>de</strong> CD-ROM enthält Checklisten und Gesetzestexte sowie<br />
verschie<strong>de</strong>ne Übersichten und Arbeitshilfen.<br />
Du<strong>de</strong>n<br />
Kaufmännisches Rechnen<br />
Mannheim: Du<strong>de</strong>nverlag 2011 – 80 Seiten, € 6,95<br />
Der vorliegen<strong>de</strong> Band aus <strong>de</strong>r Du<strong>de</strong>n-Reihe Praxis Kompakt vermittelt die<br />
Grundlagen <strong>de</strong>s kaufmännischen Rechnens und eignet sich, Schul- und<br />
Ausbildungswissen aufzufrischen und zu festigen.<br />
Neues zu Führung und Management<br />
Macharzina, Klaus / Wolf, Joachim<br />
Unternehmensführung<br />
Wiesba<strong>de</strong>n: Gabler Verlag 2010 – 1.181 Seiten, € 59,95<br />
Die Vorauflage wur<strong>de</strong> im Controller Magazin<br />
02/2009 anerkennend besprochen.<br />
Die vorliegen<strong>de</strong> 7., vollständig überarbeitete<br />
und erweiterte Auflage wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>n zwischenzeitlichen<br />
Entwicklungen entsprechend<br />
angepasst, aktualisiert und in mehrfacher<br />
Hinsicht erweitert. Inhaltlich umreißt<br />
dieses Lehrbuch das internationale Managementwissen<br />
und stellt neben <strong>de</strong>n we-<br />
CM März / April 2011<br />
97
Literaturforum<br />
98<br />
Alfred Biels Literaturforum<br />
sentlichen Konzepten und Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Praxisbezug durch zahlreiche<br />
Praxisbeispiele und Querverweise her. Insgesamt ein empfehlenswertes<br />
Lehrbuch für Studieren<strong>de</strong> und ebenso ein nützliches und geeignetes<br />
Handbuch für Fach- und Führungskräfte zum Nachschlagen und zur persönlichen<br />
Weiterbildung.<br />
Sprenger, Reinhard K.<br />
Mythos Motivation<br />
Frankfurt: Campus Verlag 2010 – 295 Seiten, € 24,90<br />
Autor und Buch<br />
Dr. Reinhard K. Sprenger, promovierter<br />
Philosoph, gilt als profilierter und be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r<br />
Management-Berater und<br />
Führungsexperte: „Deutschlands Management-Autor<br />
Nr. 1“ (Han<strong>de</strong>lsblatt)<br />
o<strong>de</strong>r „Deutschlands meistgelesener<br />
Managementautor“ (Der Spiegel). Das<br />
Buch erscheint in 19., aktualisierter<br />
und erweiterter Auflage mit <strong>de</strong>m inhaltsangeben<strong>de</strong>n<br />
Untertitel „Mythos<br />
Motivation“.<br />
Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />
Vorwort – Einleitung – Sichtungen (u.a. Impuls aus <strong>de</strong>r Praxis, Sprachnebel<br />
<strong>de</strong>r „Motivation”, kurze Hebel <strong>de</strong>r Motivierung) – Entlarvungen (u.a.<br />
Belohnen und Bestechen o<strong>de</strong>r Loben als Herrschaftszynismus) – Führungen<br />
(u.a. For<strong>de</strong>rn statt Verführen. Exkurs: Dialogisch führen)<br />
Beschreibung und Einschätzung<br />
Der vorliegen<strong>de</strong> Titel ist vermutlich das bekannteste und auflagenstärkste<br />
Buch zum Thema Motivation, es ist zum Klassiker gewor<strong>de</strong>n.<br />
Dies mag an <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Motivation bzw. <strong>de</strong>r Beweggrün<strong>de</strong>, die<br />
das Han<strong>de</strong>ln eines Menschen bestimmen, liegen, ebenso am brillanten<br />
Stil und gekonnten Umgang <strong>de</strong>s Autors mit <strong>de</strong>r Themenstellung, aber<br />
auch daran, dass sich Sprengers Konzept von <strong>de</strong>r „herrschen<strong>de</strong>n Lehre“<br />
und <strong>de</strong>r klassischen Betriebswirtschaftslehre <strong>de</strong>utlich unterschei<strong>de</strong>t.<br />
Motivierung stört Motivation, so lautet Sprengers Kernthese. Statt<strong>de</strong>ssen<br />
for<strong>de</strong>rt er, „Demotivation zu vermei<strong>de</strong>n.“ Diesem Anspruch widmet<br />
sich das Buch in recht ausführlicher und zugleich auch anschaulicher<br />
Weise. Der Verfasser befasst sich hierzu beispielsweise mit<br />
Pedanterie, mangeln<strong>de</strong>r Glaubwürdigkeit, Nicht-Zutrauen und an<strong>de</strong>ren<br />
Einflussfaktoren. Sprenger setzt insbeson<strong>de</strong>re auf Eigenverantwortung,<br />
Vertrauen, geeignete Rahmenbedingungen und individuelle Spielräume.<br />
Er betont <strong>de</strong>n „Freiheitsaspekt“ und tritt ein für respektvolles Verhalten<br />
auch im beruflichen Bereich. Das Buch ist ausgesprochen spannungsvoll<br />
und anregend in einem gut lesbaren, fast unterhalten<strong>de</strong>n Stil<br />
geschrieben. Sprenger versteht es, <strong>de</strong>n Leser für <strong>de</strong>n Themenkomplex<br />
Motivation zu interessieren und die einschlägigen Fragestellungen verständlich<br />
zu machen. Es bleibt <strong>de</strong>m Leser – ganz im Sinne <strong>de</strong>r „Freiheitsphilosophie“<br />
von Sprenger – überlassen, sich auf die Überlegungen<br />
und Vorschläge in diesem Buch einzulassen o<strong>de</strong>r sie zu verwerfen.<br />
Die Lektüre ist in je<strong>de</strong>m Fall eine Bereicherung.<br />
Leseprobe unter: www.campus.<strong>de</strong><br />
Hinweis: Im CM 2/11 fin<strong>de</strong>t sich ein Interview mit <strong>de</strong>m Autor: Was treibt<br />
uns an? – Auf <strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>m richtigen Weg zur optimalen Leistung.<br />
Kohler, Reinhold<br />
Management und Lea<strong>de</strong>rship<br />
Marburg: Tectum Verlag 2009 – 111 Seiten, € 24,90<br />
Autor und Buch<br />
Dipl.-Ing. Reinhold Kohler ist nach Verlagsangaben als Manager, Controller<br />
und Mo<strong>de</strong>rator seit vielen Jahren in <strong>de</strong>r industriellen und militärischen<br />
Führung tätig. Das Buch mit <strong>de</strong>m Untertitel „Wie man erfolgreich Teams<br />
bil<strong>de</strong>t und Führungseigenschaften überträgt“ gibt eine Einführung in<br />
praktische Führungsfragen.<br />
Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />
Management o<strong>de</strong>r Lea<strong>de</strong>rship – Vertiefung und Abgrenzung relevanter<br />
Termini – Bildung eines Managementteams –Transfer ausgewählter Lea<strong>de</strong>rship-Eigenschaften<br />
– Fazit<br />
Beschreibung und Einschätzung<br />
Kohler gibt eine kurz gefasste, das Wesentliche zusammenfügen<strong>de</strong> Darstellung<br />
praxisrelevanter Führungsfragen. Zentrales Anliegen <strong>de</strong>r Veröffentlichung<br />
ist die Vermittlung von Führungskompetenz und die Betonung<br />
von Lea<strong>de</strong>rship als Gesamtheit <strong>de</strong>r Führungsqualitäten. Diese Einführung<br />
eignet sich beson<strong>de</strong>rs für Leser, die sich mit <strong>de</strong>n Grundzügen <strong>de</strong>r Führung<br />
vertraut machen und als Führungskraft schnell einarbeiten wollen.<br />
Von Fournier, Cay<br />
Die 10 Gebote für ein gesun<strong>de</strong>s Unternehmen<br />
Frankfurt: Campus Verlag 2010 – 253 Seiten, € 29,90 – als E-Book<br />
für € 26,90<br />
Autor und Buch<br />
Cay von Fournier ist nach Verlagsangaben<br />
promovierter Arzt und Wirtschaftswissenschaftler<br />
sowie Unternehmer, Autor,<br />
Referent und Trainer. Cay von Fournier<br />
ist Inhaber und Geschäftsführer <strong>de</strong>s<br />
SchmidtCollegs. Das Buch versteht sich<br />
als Praxisratgeber, langfristigen Erfolg<br />
zu schaffen und richtet sich insbeson<strong>de</strong>re<br />
an mittelständische Unternehmen.<br />
Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />
Sei kreativ – Biete echten Nutzen – Sei mutig an<strong>de</strong>rs als an<strong>de</strong>re – Investiere<br />
– Sei konsequent – Sei einfach – Verbessere ständig – Stärke mit<br />
Stärken – Führe mit Werten – Lebe in Balance – Grundsätze wirksamer<br />
Führung.<br />
Beschreibung und Einschätzung<br />
Der Autor legt ein „etwas an<strong>de</strong>res Managementbuch“ vor, in <strong>de</strong>m es um<br />
„wirtschaftlich gesun<strong>de</strong> Unternehmen“ geht. Ziel dieses Buches ist nach<br />
Worten <strong>de</strong>s Autors, dass gesun<strong>de</strong> Unternehmen gesun<strong>de</strong> Menschen führen.<br />
Von Fournier bedient sich in vielfältiger Weise <strong>de</strong>r Sprache und Denkweise<br />
<strong>de</strong>r Medizin und bezieht vielgestaltige Beispiele aus <strong>de</strong>r Natur in die
Betrachtungen ein. Verschie<strong>de</strong>ntlich greift er auch auf Aussagen und Bil<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r Bibel zurück. In diesem Sinne be<strong>de</strong>utet „gesund“ in guter Verfassung<br />
sowie leistungs- und zukunftsfähig. Aus Sicht <strong>de</strong>s Verfassers will<br />
dieses Buch <strong>de</strong>n Leser zur Konzentration auf die wichtigsten Erfolgsfaktoren,<br />
vor allem in mittelständischen Unternehmen, verhelfen. Die Ausführungen<br />
sind unmittelbar auf die Praxis bezogen. Praktische Fragen<br />
und Erfahrungen, die praktische Durchführung und Umsetzung und damit<br />
praktische Tipps stehen im Vor<strong>de</strong>rgrund. Dabei kommt es von Fournier<br />
auf einfache und Regeln und Konzepte an, aber auch auf ein soli<strong>de</strong>s Wertefundament.<br />
Herkömmliche Managementmetho<strong>de</strong>n erfahren eine kritische<br />
und skeptische Bewertung und Einordnung. Die Ausführungen sind<br />
systematisch und klar strukturiert und wer<strong>de</strong>n durch konkrete Beispiele<br />
veranschaulicht und ver<strong>de</strong>utlicht. Es ist ein emotionales und authentisches<br />
Buch, das relativ leicht zu lesen ist. Kritisch bleibt die Frage nach<br />
<strong>de</strong>r Begründung und Untermauerung dieses Konzeptes und <strong>de</strong>r betriebswirtschaftlichen<br />
Tiefe.<br />
Kieser, Alfred / Walgenbach, Peter<br />
Organisation<br />
Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag 2010 – 489 Seiten, € 29,95<br />
Dieses Standardwerk ist seit 34 Jahren erfolgreich auf <strong>de</strong>m Markt. Es<br />
liegt nun in 6., überarbeiteter Auflage vor. Das Lehrbuch führt in die<br />
Grundlagen ein, beschreibt formale Organisationsstrukturen und diskutiert<br />
ihre Einflussgrößen. Das Buch regt auf vielfache Weise, z. B.<br />
über Kontrollfragen, zur aktiven Mitarbeit an. Beson<strong>de</strong>rs gefällt die<br />
mehrdimensionale und ganzheitliche Betrachtungsweise sowie insbeson<strong>de</strong>re<br />
<strong>de</strong>r hinterfragen<strong>de</strong> und erörtern<strong>de</strong> Stil. Insofern eignet sich<br />
das Lehrbuch nicht nur als Begleitbuch für Studieren<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn auch<br />
für Praktiker mit organisationsgestalten<strong>de</strong>n Aufgaben, da es vielfältige<br />
Aspekte und Argumente vermittelt. Die Schriftgröße <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n<br />
einfachen, kartonierten, aber auch preiswerten Ausgabe ist etwas<br />
klein bemessen.<br />
Leseprobe unter: www.schaeffer-poeschel.<strong>de</strong><br />
Wolf, Joachim<br />
Organisation, Management,<br />
Unternehmens führung<br />
Wiesba<strong>de</strong>n: Gabler Verlag 2011 – 712 Seiten, € 46,95<br />
Die vorliegen<strong>de</strong> 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage 2011<br />
von Prof. Dr. Joachim Wolf gibt einen <strong>de</strong>taillierten Überblick über die<br />
„OMU“-Theorie. Das Buch beschreibt und interpretiert die vorherrschen<strong>de</strong>n<br />
Denkansätze und Lehrmeinungen, systematisiert und ordnet<br />
sie ein. Es ist nach Schreibart und Ausdrucksweise sowie hinsichtlich<br />
Aussage und Zielsetzung ein wissenschaftliches Buch. Insgesamt 34 gut<br />
kommentierte Praxisbeispiele sowie aufschlussreiche Erläuterungen von<br />
Praxisfragen, z. B. Information overload o<strong>de</strong>r Machtfragen, können auch<br />
ein Angebot an Praktiker darstellen, die nach inhaltlicher Vertiefung und<br />
theoretischer Fundierung suchen.<br />
Neues zum Change Management<br />
Vahs, Dietmar / Weiand, Achim<br />
Workbook Change Management<br />
Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag 2010 – 406 Seiten, € 49,95<br />
Autoren und Buch<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Dietmar Vahs leitet nach<br />
Verlagsangaben das Institut für Change<br />
Management und Innovation (CMI), Esslingen,<br />
und Prof. Dr. Achim Weiand lehrt <strong>de</strong>m<br />
Vernehmen nach Betriebswirtschaft, insbeson<strong>de</strong>re<br />
Personalentwicklung, an <strong>de</strong>r<br />
Hochschule Neu-Ulm. Das vorliegen<strong>de</strong> Arbeitsbuch<br />
bietet eine systematische Darstellung<br />
wesentlicher Metho<strong>de</strong>n und Techniken<br />
<strong>de</strong>s Verän<strong>de</strong>rungsmanagements.<br />
Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />
Grundlagen erfolgreichen Unternehmenswan<strong>de</strong>ls – Grundlagen und Vorbereitung<br />
– Analyse und Diagnose – Konzeptverarbeitung und Planung –<br />
Implementierung und Umsetzung – Kontrolle und Verbesserung.<br />
Beschreibung und Einschätzung<br />
Change Management bezieht sich nach <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Autoren vertretenen<br />
Auffassung nicht auf einzelne, akute Problembereiche, son<strong>de</strong>rn umfasst<br />
in einer ganzheitlichen Perspektive die vier Handlungsfel<strong>de</strong>r Strategie,<br />
Kultur, Organisation und Technologie sowie die Wechselwirkungen, die<br />
durch die Verän<strong>de</strong>rungsmaßnahmen entstehen. Die Neuerscheinung<br />
bringt Verän<strong>de</strong>rungsprozesse in ein System und unterstützt <strong>de</strong>n Leser,<br />
ein eigenes zielorientiertes, methodisches und planvolles Vorgehen zu fin<strong>de</strong>n.<br />
Die Autoren tragen vielfältiges und konkretes Wissen zusammen,<br />
das <strong>de</strong>n Verlauf von Verän<strong>de</strong>rungsprozessen för<strong>de</strong>rn und begünstigen<br />
kann. Sie tragen die Ausführungen theoretische fundiert vor und beziehen<br />
sie auf die konkrete Praxis. Zahlreiche Praxisbeispiele unterstützen die<br />
Übertragung in die eigene Anwendungssituation. Eine lesefreundliche<br />
Text- und Bildgestaltung und ein verständlicher Sprachstil för<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n<br />
nutzenorientierten Einsatz <strong>de</strong>s Buches. Das Buch lässt sich verwen<strong>de</strong>n<br />
als Rohentwurf und Vorgehensweise zur erfolgreichen Gestaltung und<br />
Umsetzung von Verän<strong>de</strong>rungsprojekten und / o<strong>de</strong>r als Nachschlagewerk,<br />
das vielseitige Anstöße und Anregungen zu zahlreichen praxisrelevanten<br />
Fragen und Probleme vermittelt.<br />
Leseprobe unter: www.schaeffer-poeschel.<strong>de</strong><br />
Berner, Winfried<br />
Change!<br />
CM März / April 2011<br />
Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag 2010 – 376 Seiten, € 49,95<br />
Autor und Buch<br />
Winfried Berner ist nach <strong>de</strong>n vorliegen<strong>de</strong>n Informationen Diplom-Psychologe,<br />
Unternehmensberater und Change Coach mit langer Berufserfahrung.<br />
Seine Firma „DIE UMSETZUNGSBERATUNG” mit Sitz in Mitterfels /<br />
Bayern ist auf Change Management spezialisiert. Im Mittelpunkt <strong>de</strong>s<br />
99
Literaturforum<br />
100<br />
Alfred Biels Literaturforum<br />
Buches stehen 15 Fallstudien, ergänzt um einführen<strong>de</strong> Kapitel und ein<br />
abschließen<strong>de</strong>s Resümee.<br />
Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />
Einführung – Typologie <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rungsprozesse – Wettbewerbsdruck<br />
– Projektkrise – Kulturverän<strong>de</strong>rung – Turnaround – Prozessoptimierung<br />
– Reorganisation – IT-Systeme – CRM – Mitarbeiterqualität – Post-Merger-Integration<br />
– Verän<strong>de</strong>rungsprozesse- und -bereitschaft – Krisenvorbereitung<br />
– Resümee<br />
Beschreibung und Einschätzung<br />
Der Autor bedient sich <strong>de</strong>s didaktischen Mittels <strong>de</strong>r Fallstudie und damit<br />
einer handlungs- und entscheidungsorientierten Betrachtungsweise.<br />
Ausgehend von <strong>de</strong>r Darstellung konkreter Fälle und komplexer Aufgabenstellungen<br />
wirft Berner im laufen<strong>de</strong>n Text Fragen auf, die er an<br />
<strong>de</strong>n Leser richtet – und nimmt ihn auf diese Weise mit hinein in die<br />
Problemauseinan<strong>de</strong>rsetzung. Die Arbeit an <strong>de</strong>n Fällen, die Suche nach<br />
alternativen Lösungsmöglichkeiten und ihre Begründungen und das<br />
gedankliche Problembehan<strong>de</strong>ln können einen erheblichen Lerneffekt<br />
bewirken. Der Nutzen <strong>de</strong>s Buches kann sich durch auswählen<strong>de</strong>s, gezielt<br />
suchen<strong>de</strong>s Lesen erschließen. Das tiefgeglie<strong>de</strong>rte Inhaltsverzeichnis<br />
sowie das umfangreiche Stichwortverzeichnis, aber auch die Infokästen<br />
mit Zwischenergebnissen und abschließen<strong>de</strong>n Zusammenfassungen<br />
unterstützen die Suche nach entsprechen<strong>de</strong>n Textstellen. Zugleich<br />
för<strong>de</strong>rt die Ausgestaltung <strong>de</strong>s Buches sowohl die schnelle<br />
Durchdringung <strong>de</strong>s Inhaltes als auch die Lesegeschwindigkeit. Die<br />
Neuerscheinung arbeitet die Eigenarten und Merkmale, insbeson<strong>de</strong>re<br />
die möglichen Schwierigkeiten und Probleme, <strong>de</strong>s Change Management<br />
<strong>de</strong>utlich heraus. Berner gibt aus seinem reichen Erfahrungsschatz<br />
vielfältige Wahrnehmungen, Erkenntnisse und Einsichten für die<br />
Praxis weiter. Dieses Buch „für <strong>de</strong>n aktiven Leser“ lässt sich als Leitfa<strong>de</strong>n<br />
und „Gebrauchsanleitung“ für konkrete Projekte und als Nachschlagewerk<br />
für bestimmte Fragen nutzen.<br />
Leseprobe unter: www.schaeffer-poeschel.<strong>de</strong> und<br />
www.umsetzungsberatung.<strong>de</strong><br />
Kraus, Georg / Becker-Kolle, Christel / Fischer, Thomas<br />
Change-Management<br />
Berlin: Cornelsen Verlag 2010 – 358 Seiten mit CD-ROM, € 39,95<br />
Dieses Handbuch erscheint in 3., überarbeiteter<br />
Auflage, ergänzt um eine CD-<br />
ROM mit Formulierungen und Checklisten.<br />
Es befasst sich mit diesen Themen:<br />
Grundlagen <strong>de</strong>s Change-Managements,<br />
Fehler vermei<strong>de</strong>n und Erfolgsfaktoren<br />
nutzen, Instrumente für Change-Prozesse,<br />
Umfeld und Randbedingungen sowie<br />
Fallbeispiele. Im vorliegen<strong>de</strong>n Buch<br />
geht es um Verän<strong>de</strong>rungsprozesse, die<br />
gezielt initiiert und gesteuert wer<strong>de</strong>n. Das<br />
Buch bietet eine übersichtliche, anschauliche und verständliche Darstellung.<br />
Es behan<strong>de</strong>lt ein breites Themenspektrum mit respektabler<br />
Aussagekraft.<br />
Lauer, Thomas<br />
Change Management<br />
Berlin: Springer Verlag 2010 – 211 Seiten, € 39,95<br />
Autor und Buch<br />
Prof. Dr. Thomas Lauer lehrt nach <strong>de</strong>n vorliegen<strong>de</strong>n<br />
Informationen an <strong>de</strong>r FH Aschaffenburg.<br />
Das Buch beruht nach Angaben<br />
<strong>de</strong>s Verfassers auf langjähriger Erfahrung<br />
als Unternehmensberater sowie ebenso<br />
umfangreicher Lehrpraxis an <strong>de</strong>r Hochschule.<br />
Das Buch vermittelt Grundlagen<br />
und beschäftigt sich eingehend mit <strong>de</strong>n<br />
wichtigsten Erfolgsfaktoren.<br />
Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung<br />
Change Management – Auslöser von Unternehmenswan<strong>de</strong>l – Hemmnisse<br />
<strong>de</strong>s Wan<strong>de</strong>ls – Ursachen gescheiterten Unternehmenswan<strong>de</strong>ls –<br />
Ein Erfolgsfaktorenmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s Change Managements – Erfolgsfaktoren:<br />
Erfolgsfaktor Person – Erfolgsfaktor Vision – Erfolgsfaktor Kommunikation<br />
– Erfolgsfaktor Partizipation – Erfolgsfaktor Integration – Erfolgsfaktor<br />
Re-Edukation – Erfolgsfaktor Projekt-Organisation – Erfolgsfaktor Konsultation<br />
– Erfolgsfaktor Evolution.<br />
Beschreibung und Einschätzung<br />
Change Management, wie vom Autor verstan<strong>de</strong>n und in diesem Buch näher<br />
dargelegt, befasst sich mit <strong>de</strong>r optimalen Steuerung von Unternehmenswan<strong>de</strong>l.<br />
Das Buch macht <strong>de</strong>utlich, dass die Umsetzung von Wan<strong>de</strong>l<br />
kein rein mechanischer Prozess ist, son<strong>de</strong>rn die aktive Unterstützung von<br />
Mitarbeitern erfor<strong>de</strong>rt, die aber auch ihre eigenen Vorstellungen und Erfahrungen<br />
haben. Die ersten Kapitel legen allgemeine Grundlagen, auf die<br />
sich <strong>de</strong>r Leser stützen kann und die die Basis <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Vertiefung<br />
bil<strong>de</strong>n. Die Kapitel beginnen mit einer kurzen Einführung, z. B. „Begriff<br />
und Erfolgsbeitrag“, und en<strong>de</strong>n mit Praxistipps o<strong>de</strong>r einem Praxischeck.<br />
Das Buch ist tief geglie<strong>de</strong>rt, mit zahlreichen Abbildungen versehen, praxisnah<br />
und verständlich geschrieben. Die „Gelingens-Voraussetzungen“<br />
sowie die Ursache-Wirkungszusammenhänge von Verän<strong>de</strong>rungsprojekten<br />
und vielfältige praktische Erfahrungen füllen einen wesentlichen<br />
Teil dieser Neuerscheinung. Insgesamt prägen eine zielbewusste Glie<strong>de</strong>rung<br />
und Anordnung diese Veröffentlichung. Das Werk verbin<strong>de</strong>t einen<br />
handlichen und lesbaren Umfang mit einer relativ tiefen inhaltlichen<br />
Durchdringung. Die strukturierte und übersichtliche Aufmachung erleichtert<br />
das Auffin<strong>de</strong>n von Antworten zu spezifischen Fragen. Es vermittelt<br />
einen grundlegen<strong>de</strong>n theoretischen Überblick und eignet sich als<br />
praktischer Leitfa<strong>de</strong>n. Leseprobe unter: www.springer.<strong>de</strong><br />
Nie<strong>de</strong>reichholz, Christel / Nie<strong>de</strong>reichholz, Joachim (Hrsg.)<br />
Inhouse Consulting<br />
München: Ol<strong>de</strong>nbourg Wissenschaftsverlag 2010 – 239 Seiten, € 39,80<br />
Autoren und Buch<br />
Prof. Dr. Christel Nie<strong>de</strong>reichholz, Grün<strong>de</strong>rin und wissenschaftliche Leiterin<br />
<strong>de</strong>r HAfU – Hei<strong>de</strong>lberger Aka<strong>de</strong>mie für Unternehmensberatung GmbH,<br />
und Prof. Dr. Dr. h. c. Joachim Nie<strong>de</strong>reichholz, Geschäftsführer dieser
Aka<strong>de</strong>mie, geben diesen Band heraus. Die<br />
Veröffentlichung stützt sich auf die Mitarbeit<br />
von über 30 Autoren aus Wissenschaft,<br />
Praxis und Beratung. Das Werk liefert<br />
einen fundierten Überblick zum Stand<br />
<strong>de</strong>s Inhouse Consulting in Deutschland<br />
und vermittelt Grundlagen und Praxis.<br />
Inhalt und Glie<strong>de</strong>rung (auszugsweise)<br />
Grundlagen: Mo<strong>de</strong>llvarianten von Inhouse<br />
Consulting – Propheten in eigenem Land –<br />
Neutralität <strong>de</strong>r Beratung – Erfolgsfaktor<br />
Mensch – Kurzfristig retten versus langfristig entwickeln. Praxisbeispiele:<br />
Beratung in <strong>de</strong>r Energiewirtschaft – Öffentliche Verwaltung am Beispiel<br />
<strong>de</strong>r BKK Gesundheit – Dornier Consulting – MBtech Consulting<br />
Beschreibung und Einschätzung<br />
Inhouse Consulting be<strong>de</strong>utet Beratung durch ein Unternehmen, an <strong>de</strong>m<br />
<strong>de</strong>r Auftraggeber einen Mehrheitsanteil besitzt, o<strong>de</strong>r durch das Personal<br />
einer eigenen Beratungsabteilung <strong>de</strong>s Auftraggebers. Inhouse Consulting-Einheiten<br />
können recht unterschiedliche Entstehungsgeschichten<br />
haben. Die erfolgreiche Entwicklung <strong>de</strong>s Inhouse Controlling zieht zunehmend<br />
theoretisches und praktisches Interesse auf sich. Infolge <strong>de</strong>r Rollenverän<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>r Controller in Richtung Business Partner, <strong>de</strong>r Controller<br />
als „Inhouse Consultant“, ist dieses Thema auch für Controller von<br />
hoher Aktualität. Insgesamt acht einführen<strong>de</strong> Beiträge vermitteln die<br />
Grundlagen und eröffnen einen facettenreichen Zugang zum Thema. Die<br />
Autoren umreißen in kompakten Beiträgen Beson<strong>de</strong>rheiten, Probleme,<br />
Schwierigkeiten dieses Ansatzes. Sie skizzieren Chancen und Risiken <strong>de</strong>r<br />
verschie<strong>de</strong>nen Inhouse Consulting Mo<strong>de</strong>lle. Wegen <strong>de</strong>r Abhängigkeit von<br />
<strong>de</strong>n Unternehmenszielen und <strong>de</strong>ren mitunter schnellen Verän<strong>de</strong>rung ist<br />
nach Auffassung <strong>de</strong>r Herausgeber von einer gewissen Volatilität <strong>de</strong>s Inhouse<br />
Consulting auszugehen. – Wie auch praktische Erfahrungen belegen.<br />
Die neun Praxisbeispiele zeigen beispielhaft und beispielgebend<br />
praktische Einsatzmöglichkeiten <strong>de</strong>s Inhouse Controlling. Sie illustrieren<br />
in kurz gefasster Form Umsetzungsschritte und ergänzen die Hinweise im<br />
Grundlagenteil. Den Autoren gelingt insgesamt eine recht nützliche und<br />
erhellen<strong>de</strong> Darstellung.<br />
Ergänzen<strong>de</strong>s Leseprobe unter: www.ol<strong>de</strong>nbourg-wissenschaftsverlag.<strong>de</strong><br />
Persönliche Themen und<br />
Kompetenzen<br />
Harss, Claudia / von Schumann, Karin<br />
Tapferkeit vor <strong>de</strong>m Chef<br />
Regensburg: Walhalla Fachverlag 2009 – 160 Seiten, Paperback,<br />
€ 9,95. Auch erhältlich als: E-Book, € 5,99<br />
Das Buch liegt bereits in 5., neu bearbeiteter Auflage vor, was für die Be<strong>de</strong>utung<br />
<strong>de</strong>s Themas ebenso spricht wie für <strong>de</strong>n Nutzen und Gebrauchswert<br />
dieses Taschenbuches. Die Autorinnen sind nach Verlagsangaben<br />
erfahrene Business-Coaches. In diesem Taschenbuch geht es um <strong>de</strong>n si-<br />
cheren und souveränen Umgang mit schwierigen Situationen. Sei es im<br />
Umgang mit Chefs, Kollegen, Mitarbeitern o<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n, aber auch in Bezug<br />
auf die Bewältigung von Verän<strong>de</strong>rungen. Die Betrachtungen erstrecken<br />
sich nicht nur auf Mitarbeiter, son<strong>de</strong>rn auch auf die Eigenschaften<br />
und Voraussetzungen eines Unternehmens, wie z. B. Vertrauens- und<br />
Fehlerkultur. Leseprobe unter: www.walhalla.<strong>de</strong><br />
Du<strong>de</strong>n<br />
Das erfolgreiche Vorstellungsgespräch<br />
Mannheim: Du<strong>de</strong>nverlag 2011 – 47 Seiten, € 6,95 (als Buch o<strong>de</strong>r<br />
E-Book)<br />
Der vorliegen<strong>de</strong> Ratgeber aus <strong>de</strong>r Du<strong>de</strong>n-Reihe „Praxis Kompakt“ informiert<br />
über das Wichtigste für ein erfolgreiches Vorstellungsgespräch. Der<br />
Band befasst sich mit <strong>de</strong>r Vorbereitung und vor allem mit Fragen und <strong>de</strong>ren<br />
Beantwortung. Rechtliche Aspekte beschließen die Veröffentlichung.<br />
Du<strong>de</strong>n<br />
Bewerben mit 45+<br />
Mannheim: Du<strong>de</strong>nverlag 2011 – 173 Seiten, € 12,95<br />
Dieser Band aus <strong>de</strong>r Reihe Du<strong>de</strong>n Praxis beschäftigt sich mit <strong>de</strong>n Beson<strong>de</strong>rheiten<br />
von Bewerbungen älterer Arbeitnehmer. Dazu geht die Neuerscheinung<br />
u. a. ein auf die berufliche Planung, die gezielte Stellensuche<br />
sowie auf Anfor<strong>de</strong>rungen an eine erfolgreiche Bewerbung.<br />
Du<strong>de</strong>n<br />
Bewerben als Aka<strong>de</strong>miker<br />
Mannheim: Du<strong>de</strong>nverlag 2011 – 192 Seiten, € 12,95<br />
Dieser Band aus <strong>de</strong>r Reihe Du<strong>de</strong>n Praxis beschäftigt sich mit <strong>de</strong>n Beson<strong>de</strong>rheiten<br />
<strong>de</strong>r Bewerbung von Aka<strong>de</strong>mikern. Er befasst sich mit <strong>de</strong>m Aka<strong>de</strong>miker<br />
als Bewerber, <strong>de</strong>r gezielten Stellensuche, <strong>de</strong>r erfolgreichen Bewerbung<br />
sowie mit <strong>de</strong>m Nachfassen.<br />
Berger, Julia<br />
Gefeuert<br />
München: DTV 2010 – 240 Seiten, € 12,90<br />
Der Autorin wur<strong>de</strong> nach eigenen Angaben<br />
2009 als Wirtschaftsredakteurin, nach 15<br />
Jahren beim selben Unternehmen, gekündigt,<br />
im Rahmen von Restrukturierungsmaßnahmen<br />
– als Folge <strong>de</strong>r Wirtschaftskrise.<br />
Über die vielfältigen persönlichen und beruflichen<br />
Facetten dieser tiefgreifen<strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rung<br />
hat Julia Berger dieses Buch<br />
geschrieben. Offen und ehrlich schil<strong>de</strong>rt<br />
sie spannungsvoll und anschaulich in einem<br />
CM März / April 2011<br />
101
Literaturforum<br />
102<br />
Alfred Biels Literaturforum<br />
lebendigen und ansprechen<strong>de</strong>n Sprachstil ihre persönliche Betroffenheit<br />
und ihren Hür<strong>de</strong>nlauf zu einem neuen Job (freiberufliche Tätigkeit). Dieses<br />
authentische und emotionale Buch ver<strong>de</strong>utlicht und veranschaulicht nicht<br />
nur die persönliche Betroffenheit, son<strong>de</strong>rn macht auch bewusst, dass es<br />
nahezu je<strong>de</strong>n treffen kann. Die schonungslose und kenntnisreiche Schil<strong>de</strong>rung<br />
von Bewerbungsprozessen, Erfahrungen mit <strong>de</strong>r Job-Beratung<br />
o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>r Umgang von Firmen mit Mitarbeitern und Bewerbern zeigt<br />
das mo<strong>de</strong>rne Arbeitsleben aus einer an<strong>de</strong>ren, oft verdrängten Sicht.<br />
Leseprobe unter: www.dtv.<strong>de</strong>/buecher/gefeuert_24832.html<br />
Nachwort vom Bücherwurm:<br />
Was ist das? Kleines Fachbuch ABC<br />
Korrekturzeichen<br />
Um notwendige Än<strong>de</strong>rungen im Manuskript einfach, verständlich und ein<strong>de</strong>utig<br />
kennzeichnen zu können, hat man eine Reihe von Korrekturzeichen<br />
entwickelt. Diese sind im gesamten <strong>de</strong>utschen Sprachraum einheitlich.<br />
Die Korrekturzeichen sind in DIN 16511 festgelegt. Sie sollen das Korrekturlesen<br />
und das Ausführen <strong>de</strong>r Korrekturen „rationalisieren“. Die Hauptregel<br />
ist, je<strong>de</strong>s eingezeichnete Korrekturzeichen auf <strong>de</strong>m Rand zu wie<strong>de</strong>rholen.<br />
Praxistipp: Die Grundzüge dieses „Korrekturwesens“ lassen sich<br />
auch auf an<strong>de</strong>re Gebiete übertragen, z. B. bei <strong>de</strong>r innerbetrieblichen<br />
schriftlichen Kommunikation. Die Korrekturzeichen sind angesichts ihrer<br />
Be<strong>de</strong>utung und Verbreitung auch im Du<strong>de</strong>n und an<strong>de</strong>ren vergleichbaren<br />
Werken abgedruckt. Im aktuellen Du<strong>de</strong>n – Die <strong>de</strong>utsche Rechtschreibung,<br />
25. Auflage, fin<strong>de</strong>n sich auf <strong>de</strong>n Seiten 131 ff. unter <strong>de</strong>r Überschrift<br />
„Textkorrektur“ die Regeln mit erläutern<strong>de</strong>n Beispielen. Auch im Internet<br />
lassen sich diese Regeln fin<strong>de</strong>n und herunterla<strong>de</strong>n.<br />
Lesbarkeit<br />
Die Lesbarkeit von Texten ist ein sowohl wichtiges als auch komplexes<br />
Thema. Ohne Frage sollte ein Text so gestaltet sein, dass er <strong>de</strong>m Leser<br />
einen leichten Lesefluss ohne Anstrengungen für die Augen ermöglicht.<br />
Dafür ist ein optimales Zusammenspiel von vor allem Schriftart, Schriftgröße,<br />
Zeilen- und Wortabstand, Laufweite (Dicke und Breite einzelner<br />
Zeichen), Zeilenlänge, Satzanordnung (Druckersprache: das Setzen eines<br />
Textes: das Manuskript befin<strong>de</strong>t sich im Satz, das Werk geht in zum Satz)<br />
usw. notwendig. Auch die richtige Wahl <strong>de</strong>s Papiers (Glanz, Kontrast) ist<br />
mitentschei<strong>de</strong>nd für die gute Lesbarkeit. Die führen<strong>de</strong>n Nachschlagewerke<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Sprache, wie z. B. <strong>de</strong>r Du<strong>de</strong>n, befassen sich mit <strong>de</strong>r<br />
Frage <strong>de</strong>r Lesbarkeit durch zweckmäßige Schreibweisen, z. B. durch das<br />
Setzen eines Bin<strong>de</strong>striches. Letztlich kommt es auch auf eine ansprechen<strong>de</strong><br />
Textgestaltung an, wie z. B. angemessene Glie<strong>de</strong>rungen, o<strong>de</strong>r<br />
auch auf Lesehilfen, wie z. B. Hervorhebungen. Manchmal ist es schon<br />
erstaunlich, wie z. B. bei Gebrauchsanweisungen, Produktbeschreibungen,<br />
Verpackungsaufschriften usw. gegen elementare Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>r Lesbarkeit verstoßen wird.<br />
Mo<strong>de</strong>rnes Antiquariat<br />
Dieser Begriff bezeichnet eine beson<strong>de</strong>re Angebotsform von Büchern, und<br />
zwar <strong>de</strong>r Bücher, die nicht mehr <strong>de</strong>r Preisbindung unterliegen und daher<br />
zu herabgesetzten Preisen angeboten und verkauft wer<strong>de</strong>n können.<br />
Preisbindung<br />
Preisbindung ist die Verpflichtung, eine Ware zu einem <strong>de</strong>finierten Preis<br />
zu verkaufen. Der überwiegen<strong>de</strong> Teil <strong>de</strong>r Verlagserzeugnisse in Deutschland<br />
unterliegt <strong>de</strong>r Preisbindung. Die Preisbindung verpflichtet die Verlage,<br />
für ihre Verlagserzeugnisse verbindliche Verkaufspreise festzulegen<br />
und bekanntzugeben. Ziel solcher Maßnahmen ist es, wie argumentiert<br />
wird, <strong>de</strong>n Preiswettbewerb zwischen Händlern zu verhin<strong>de</strong>rn und eine<br />
konstante Qualität einer Warengattung zu gewährleisten. Zu<strong>de</strong>m soll die<br />
Preisbindung das Kulturgut Buch schützen. Es gibt in Europa Län<strong>de</strong>r, die<br />
eine Preisbindung kennen, aber auch Län<strong>de</strong>r, die sie nicht anwen<strong>de</strong>n. Die<br />
ökonomische Wirkung <strong>de</strong>r Preisbindung ist umstritten.<br />
Waschzettel<br />
Der Waschzettel ist ein vom jeweiligen Verlag zu je<strong>de</strong>r Neuerscheinung<br />
herausgegebenes Blatt, das eine kurze Darstellung von Inhalt, Angaben<br />
zum Autor sowie bibliografischen Daten (Preis, Seitenzahl etc.) und ggf.<br />
weitere Informationen enthält. Ein „Waschzettel“ war ursprünglich die<br />
Liste <strong>de</strong>r Wäschestücke, die außer Haus gewaschen wur<strong>de</strong>n. Man<br />
nimmt an, dass dieser Begriff übernommen wur<strong>de</strong> für das, was <strong>de</strong>r Verlag<br />
„außer Haus gibt“. In vielen einschlägigen Handbüchern fin<strong>de</strong>n sich<br />
Erläuterungen wie diese: „Der Waschzettel wird einem Rezensionsexemplar<br />
(Besprechungsstück) vom Verlag beigelegt und dient <strong>de</strong>m Rezensenten<br />
als Information für seine Besprechung“, so z. B. „Das Buchwörterbuch“.<br />
Hierzu sind einige Anmerkungen geboten. Heute liegen<br />
<strong>de</strong>n Besprechungsexemplaren immer weniger „gedruckte Waschzettel“<br />
bei, vielmehr verweisen viele Verlage auf ihre Homepage und for<strong>de</strong>rn<br />
zum Download auf. Die Funktion <strong>de</strong>s Waschzettels liegt darin, <strong>de</strong>n Rezensenten<br />
zu informieren und zu einer positiven Rezension anzuregen<br />
o<strong>de</strong>r auch zu verleiten. Meisten erfolgen Vorschläge zur Beschreibung<br />
und Bewertung, wer<strong>de</strong>n „Deutungsangebote“ unterbreitet. Dies ist für<br />
je<strong>de</strong>n Rezensenten eine Herausfor<strong>de</strong>rung, weil er einerseits für das Informationsangebot<br />
dankbar sein muss, sich aber die Interpretation und<br />
Beurteilung nicht zu sehr „erleichtern“ lassen darf. Er muss sie vielmehr<br />
eigenverantwortlich nach bestem Wissen und Gewissen abgeben. Es ist<br />
bekannt, dass die vorgeschlagenen Texte in einem gewissen Umfang<br />
unverän<strong>de</strong>rt übernommen und als „Rezension“ ausgewiesen wer<strong>de</strong>n.<br />
Bis zum nächsten Mal herzliche Grüße und alles Gute für Ihr Tun<br />
„Ihr Bücherwurm“ Alfred Biel<br />
E-Mail: alfred.biel@gmx.<strong>de</strong>
CM März / April 2011<br />
Internationaler<br />
Controller Verein<br />
Als Luxusthema<br />
nachhaltig passé<br />
Congress-Themenzentrum<br />
„Nachhaltigkeit“<br />
Lange Zeit war Nachhaltigkeit für die meisten<br />
von uns ein zugleich unscharfes wie<br />
auch letztlich betriebswirtschaftlich irrelevantes<br />
Thema. Unternehmen mögen sich<br />
auch in <strong>de</strong>r einen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Form für<br />
Dinge engagiert haben, die man heute unter<br />
das Rubrum „Nachhaltigkeit“ subsumieren<br />
wür<strong>de</strong>. Allein: In <strong>de</strong>n meisten Unternehmen<br />
galt Nachhaltigkeit eher als<br />
Luxusthema, das man sich leisten wollte<br />
und konnte, das aber konsequentem betriebswirtschaftlichem<br />
Denken eher entgegen<br />
stand. Das ist – nachhaltig! – vorbei.<br />
Die For<strong>de</strong>rung nach nachhaltigem Tun hat<br />
viele Unternehmen erfasst. An<strong>de</strong>rs als in<br />
früheren Jahren hat die Entwicklung nun<br />
eine Tragweite erreicht, die ihr schnelles<br />
Ableben unwahrscheinlich macht.<br />
Spannen<strong>de</strong> Fragestellungen gibt es dabei genug:<br />
Zunächst ist das, was als nachhaltiges<br />
Verhalten von Unternehmen zu verstehen ist,<br />
<strong>de</strong>rzeit nur in Umrissen <strong>de</strong>utlich. Spricht man<br />
mit Managern und Controllern wird <strong>de</strong>utlich,<br />
dass das Verständnis <strong>de</strong>s Begriffs genauso heterogen<br />
ist wie die Entwicklung <strong>de</strong>r Nachhaltigkeit<br />
als Leitlinie <strong>de</strong>s Managements. Und auch<br />
mit Blick auf das Tätigkeitsspektrum <strong>de</strong>s Controllers<br />
stellen sich viele Fragen: Sollen Controller<br />
die Entwicklung <strong>de</strong>s <strong>Nachhaltigkeits</strong>konzepts<br />
im eigenen Unternehmen unterstützen,<br />
gar vorantreiben? Was be<strong>de</strong>utet Nachhaltigkeit<br />
für die eigenen Aufgaben, wie ist sie z. B. in die<br />
Regelsteuerung einzubeziehen? Sollen Controller<br />
auch für die ökologische Nachhaltigkeit<br />
Transparenzverantwortung übernehmen, etwa<br />
im Rahmen <strong>de</strong>s „Carbon Accounting“?<br />
Dabei ist es nicht immer möglich und schon gar<br />
nicht einfach, „Nachhaltigkeit zu rechnen“,<br />
<strong>de</strong>nn wer kann z. B. schon zukünftige Energiepreise<br />
halbwegs zuverlässig prognostizieren?<br />
Auch beim Blick in die Vergangenheit gibt es<br />
Probleme: so wer<strong>de</strong>n Umweltschutzkosten<br />
häufig pauschal auf alle Kostenträger umgelegt,<br />
eine produktbezogene Antwort auf die<br />
Frage „Rechnet sich ökologische Nachhaltigkeit?“<br />
ist so nur schwerlich möglich. Und die<br />
Herausfor<strong>de</strong>rungen sind auf <strong>de</strong>r Erlösseite nicht<br />
kleiner: Wie sind positive o<strong>de</strong>r negative Reputationseffekte<br />
von sozialen Projekten in Euro und<br />
Cent zu bewerten? Die Berechnung <strong>de</strong>r damit<br />
verbun<strong>de</strong>nen Kosten fällt leichter.<br />
Ein weiteres Problem <strong>de</strong>r Berechnung von<br />
Nachhaltigkeit hat viel mit <strong>de</strong>m betrachteten<br />
Zeithorizont zu tun. Ein langfristig <strong>de</strong>nken<strong>de</strong>s<br />
Familienunternehmen mag entsprechend zu<br />
an<strong>de</strong>ren Schlussfolgerungen kommen als Unternehmen,<br />
<strong>de</strong>nen Kapitalmarktanalysen o<strong>de</strong>r<br />
kurzfristig orientierte externe Investoren im Nacken<br />
sitzen. Auf <strong>de</strong>n Punkt gebracht: Können<br />
wir uns eine eher kurzfristige Ausrichtung <strong>de</strong>r<br />
Unternehmenssteuerung im Rahmen einer auf<br />
Controlling – Zukunft gestalten<br />
Top-Themen<br />
• Aus <strong>de</strong>n AKs<br />
• ICV Polen & Kroatien<br />
• PR-Ausschuss News<br />
Top-Events<br />
Die Mitglie<strong>de</strong>rversammlung 2011 <strong>de</strong>s<br />
ICV fin<strong>de</strong>t am 15. Mai in München<br />
statt.<br />
Zum 36. Congress <strong>de</strong>r Controller am<br />
16./17. Mai 2011 in München unter<br />
<strong>de</strong>m Motto „Nach vorne <strong>de</strong>nken: flexibel<br />
wachsen mit Controlling“ erwartet<br />
<strong>de</strong>r ICV wie<strong>de</strong>r rund 600 Teilnehmer.<br />
Zu <strong>de</strong>n hochkarätigen Referenten gehören<br />
Thomas Sattelberger, Personalvorstand,<br />
Deutsche Telekom AG, Joe<br />
Kaeser, Executive Vice Presi<strong>de</strong>nt &<br />
CFO, Siemens AG, Karl-Heinz Steinke,<br />
Leiter Konzern-Controlling, Deutsche<br />
Lufthansa AG, Dr. Ernst F. Schrö<strong>de</strong>r,<br />
Persönlich haften<strong>de</strong>r Gesellschafter <strong>de</strong>r<br />
Dr. August Oetker KG. Am Eröffnungstag<br />
wird <strong>de</strong>r renommierte Controller-<br />
Preis verliehen.<br />
ICV-Geschäftsstelle<br />
Telefon +49 - 89 - 89 31 34 20<br />
www.controllerverein.com<br />
Nachhaltigkeit angelegten Unternehmenssteuerung<br />
noch leisten? Ist sie nachhaltig?<br />
Angesichts <strong>de</strong>r vielen Fragen überrascht es<br />
nicht, dass <strong>de</strong>m Thema „Nachhaltigkeit und<br />
Controlling“ beim 36. Congress <strong>de</strong>r Controller<br />
in München ein Themenzentrum eingeräumt<br />
wird, in <strong>de</strong>m Dr. Uwe Michel von Horváth &<br />
Partners, Johannes Isensee von IPRI, Rainer<br />
Hribar von <strong>de</strong>r VHB-Holding und ich Konzepte<br />
und konkrete Praxisbeispiele zu diesem vielschichtigen<br />
Thema vorstellen und mit Ihnen<br />
diskutieren wollen. Es wür<strong>de</strong> mich freuen, viele<br />
von Ihnen beim Congress in München zu treffen.<br />
Prof. Dr. Utz Schäffer, WHU Otto Beisheim<br />
School of Management, Institut für Management<br />
und Controlling, ICV-Kuratoriumsmitglied<br />
103
104<br />
Internationaler Controller Verein ICV<br />
Bessere Steuerung und weitere Internationalisierung im Fokus<br />
Am 21. Januar hat sich in München <strong>de</strong>r ICV-<br />
Vorstand getroffen. Unter <strong>de</strong>r Leitung von<br />
Prof. Dr. Heimo Losbichler, Stv. ICV-Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r,<br />
tagten die Vorstandsmitglie<strong>de</strong>r<br />
Dr. Adrianna Lewandowska<br />
(Polen), Marcus Haegi (Schweiz), Conrad<br />
Günther, Dr. Walter Schmidt, Dr. Bernd<br />
Schwarze (alle Deutschland). Aus dringen<strong>de</strong>m<br />
beruflichem Grund war ICV-Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r<br />
Siegfried Gänßlen nicht anwesend.<br />
Als Gast nahm <strong>de</strong>r ICV-Presse-<br />
verantwortliche Hans-Peter San<strong>de</strong>r teil.<br />
Im Mittelpunkt <strong>de</strong>r Januar-Sitzung stand die Beratung<br />
<strong>de</strong>r Ziele und <strong>de</strong>s Budgets 2011. Dabei<br />
wur<strong>de</strong> erörtert, wie bei<strong>de</strong> noch enger verknüpft<br />
und die kontinuierliche Steuerung verbessert<br />
wer<strong>de</strong>n kann. Dazu wur<strong>de</strong>n Maßnahmen für die<br />
laufen<strong>de</strong> Vorstandsarbeit beschlossen, mit <strong>de</strong>nen<br />
die Transparenz verbessert und die Budget-<br />
Verantwortlichkeit präzisiert wird. So sollen sich<br />
die Vorstän<strong>de</strong> gemäß festgelegter Verantwortungsbereiche<br />
um Einzelziele und um das dafür<br />
reservierte Budget kümmern.<br />
Zu <strong>de</strong>n Zielen 2011 zählen u.a.: das weitere<br />
Wachstum bei persönlichen und Firmenmitgliedschaften<br />
sowie bei <strong>de</strong>n Teilnehmerzahlen<br />
<strong>de</strong>r Regionaltagungen, die Durchführung einer<br />
Arbeitskreisleitertagung am 26. November in<br />
Frankfurt, die Fixierung <strong>de</strong>r internationalen Vereinsstruktur,<br />
das verstärkte Übersetzen von<br />
wichtigen Dokumenten ins Englische.<br />
Auf <strong>de</strong>r Januar-Sitzung <strong>de</strong>s ICV-Vorstan<strong>de</strong>s<br />
wur<strong>de</strong>n zu<strong>de</strong>m die Schwerpunkte <strong>de</strong>r thematischen<br />
Arbeit 2011 erörtert. Der weiteren Verbreitung<br />
<strong>de</strong>r „10 Kernelemente zum Nachhaltigen<br />
Controlling“ wur<strong>de</strong> dabei ein beson<strong>de</strong>rs<br />
hoher Stellenwert eingeräumt. In diesem Jahr<br />
gibt <strong>de</strong>r ICV ein neues Statement „Rolle und<br />
Funktion <strong>de</strong>s CFO“ sowie die White Paper<br />
„Green Controlling“ und auch zum Thema<br />
„Mehrspalten-Bilanz“ heraus. Das von <strong>de</strong>r International<br />
Group of Controlling erarbeitete<br />
„Controlling-Prozessmo<strong>de</strong>ll“ soll im Verein diskutiert<br />
und verbreitet wer<strong>de</strong>n. Die Vorbereitungen<br />
für die 2012 erscheinen<strong>de</strong>n Statements<br />
„Mo<strong>de</strong>rne Budgetierung“, „Qualität und Controlling“<br />
sowie „Risiko-Management“ sollen fortgesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n. Die I<strong>de</strong>enwerkstatt wird sich<br />
schwerpunktmäßig mit Fragen <strong>de</strong>s „Behavioral<br />
Controlling“ befassen.<br />
Die Internationalisierung <strong>de</strong>s ICV soll auch 2011<br />
gezielt forciert wer<strong>de</strong>n. Intensiv wur<strong>de</strong>n Fragen<br />
<strong>de</strong>r weiteren Entwicklung attraktiver Services<br />
für Mitglie<strong>de</strong>r außerhalb <strong>de</strong>r DACH-Region beraten.<br />
Im Mittelpunkt steht dabei die verbreitete<br />
Anwendung <strong>de</strong>r englischen Sprache im Verein.<br />
In Polen wer<strong>de</strong>n zu<strong>de</strong>m erstmals in Kooperation<br />
mit <strong>de</strong>r Controller Aka<strong>de</strong>mie spezielle 1-Tages-<br />
Seminare für ICV-Mitglie<strong>de</strong>r bzw. AK-Mitglie<strong>de</strong>r<br />
angeboten. Die konzeptionelle Arbeit an Mo<strong>de</strong>llen<br />
zur Einbindung von Strukturen außerhalb<br />
<strong>de</strong>r DACH-Region (z. B. spezielle Lizensierungs-<br />
Mo<strong>de</strong>lle) soll 2011 abgeschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />
Vorstand und Kuratorium beraten gemeinsam<br />
Am 22. Januar hat in München ein turnusmäßiges<br />
Treffen von Vorstand und Kuratorium<br />
<strong>de</strong>s ICV stattgefun<strong>de</strong>n. Die Sitzung<br />
stand unter Leitung von Siegfried Gänßlen,<br />
ICV-Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r und CEO <strong>de</strong>r<br />
Hansgrohe AG, und Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen<br />
Weber, Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s ICV-Kurato riums,<br />
Otto Beisheim School of Management – Institut<br />
für Management und Controlling (IMC).<br />
Bei<strong>de</strong> Gremien berichteten über ihre Arbeit, berieten<br />
aktuelle Aufgaben sowie zukünftige<br />
Schwerpunktthemen. Intensiv wur<strong>de</strong> die Gewinnung<br />
weiterer Firmenmitglie<strong>de</strong>r im ICV diskutiert.<br />
Außer<strong>de</strong>m stand die Erörterung <strong>de</strong>r von<br />
Jürgen Weber skizzierten Zukunftsperspektiven<br />
<strong>de</strong>s Controllings unter <strong>de</strong>m Blickwinkel einer<br />
„Controller-Agenda 2020“ auf <strong>de</strong>r Tagesordnung.<br />
Weitere Themen <strong>de</strong>r Vorstandssitzung waren<br />
<strong>de</strong>r Vorbereitungsstand <strong>de</strong>s 36. Congress <strong>de</strong>r<br />
Controller und die weitere Gewinnung von ICV-<br />
Firmenmitglie<strong>de</strong>rn. Auch in diesem Jahr wird<br />
zum Congress eine Teilnehmerzahl von über<br />
600 Gästen angestrebt. Beraten wur<strong>de</strong> ein spezielles<br />
Angebot für <strong>de</strong>n Meinungs- und<br />
Erfahrungsaustausch von Teilnehmern, die sich<br />
vom Controller zum CFO bzw. kaufmännischen<br />
Geschäftsführer entwickelt haben. Dieses Vorhaben<br />
wird unter <strong>de</strong>m Arbeitstitel „CFO-<br />
Lounge“ entwickelt.<br />
Der Vorstand beriet <strong>de</strong>n erreichten Stand bei<br />
<strong>de</strong>r Gewinnung von Firmenmitglie<strong>de</strong>rn im ICV. In<br />
2011 soll die aktuelle Zahl um 15 auf insgesamt<br />
50 erhöht wer<strong>de</strong>n. Bewährt hat sich dabei<br />
die direkte Ansprache von Unternehmen durch<br />
Vorstandsmitglie<strong>de</strong>r. Auch Arbeitskreisleiter und<br />
an<strong>de</strong>re engagierte ICV-Mitglie<strong>de</strong>r sind eingela<strong>de</strong>n,<br />
sich an <strong>de</strong>r Gewinnung weiterer Firmenmitglie<strong>de</strong>r<br />
zu beteiligen. Konkrete Maßnahmen<br />
zur Umsetzung dieses Schwerpunktvorhabens<br />
stan<strong>de</strong>n auch auf <strong>de</strong>r Agenda <strong>de</strong>r anschließen<strong>de</strong>n<br />
gemeinsamen Sitzung von ICV-Vorstand<br />
und -Kuratorium.<br />
Bitte vormerken: Arbeitskreisleiter-<br />
Tagung am 26. November 2011 Frankfurt.<br />
Siegfried Gänßlen (rechts) und Jürgen Weber leiteten die<br />
gemeinsame Sitzung.
Zweites Operations-Effizienz-Radar von Roland Berger und ICV<br />
Die Ergebnisse <strong>de</strong>s 2. Operations-Effizienz-<br />
Radar von Roland Berger und <strong>de</strong>m Internationalen<br />
Controller Verein sind zum Jahresbeginn<br />
veröffentlicht wor<strong>de</strong>n. Die Umfrage<br />
unter mehr als 100 Finanzchefs (CFOs) und<br />
kfm. Leitern produzieren<strong>de</strong>r Unternehmen<br />
zu geplanten Optimierungshebeln im Jahr<br />
2011 zeigte v.a.: Die Unternehmen wollen<br />
Wachstum forcieren und gleichzeitig die<br />
Effizienz steigern. Der Fokus liegt auf Produktportfolio,<br />
Produktion und Working Capital<br />
Management; <strong>de</strong>r Bereich Einkauf und<br />
Logistik gewinnt an Be<strong>de</strong>utung.<br />
Die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft hat 2010 die Trendwen<strong>de</strong><br />
geschafft. Viele Unternehmen haben erfolgreich<br />
von einem Restrukturierungs- auf einen<br />
Wachstumsmodus umgeschaltet. Der<br />
wirtschaftliche Aufschwung erscheint stabil und<br />
wird sich 2011 fortsetzen – allerdings sind<br />
auch einzelne Rückschläge möglich. „Es ist beeindruckend,<br />
wie schnell die Unternehmen<br />
nach <strong>de</strong>r schweren Krise wie<strong>de</strong>r auf Wachstumskurs<br />
sind“, sagt Thomas Rinn, Partner bei<br />
Roland Berger Strategy Consultants. Die CFO-<br />
Agenda 2011 bestätigt die Zuversicht <strong>de</strong>r Wirtschaft.<br />
„Die CFOs setzen bei ihrer Agenda für<br />
2011 klar auf Hebel, um wie<strong>de</strong>r zu wachsen.<br />
Gleichzeitig verlieren sie die Steigerung <strong>de</strong>r Effizienz<br />
aber nicht aus <strong>de</strong>m Blick“, so Roland<br />
Berger Principal Oliver Knapp. Die Unternehmen<br />
wer<strong>de</strong>n 2011 die be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Wachstumsthemen<br />
i<strong>de</strong>ntifizieren, das Produkt- und Serviceportfolio<br />
bereinigen und zugleich ein zukunftsfähiges<br />
Portfolio unter Design-to-Value-<br />
Aspekten erarbeiten. Dabei müssen sie aber<br />
Eine Präsentation <strong>de</strong>r Studienergebnisse befin<strong>de</strong>t sich auf<br />
<strong>de</strong>r ICV-Website im Bereich „Controlling-Wissen“ unter<br />
„Fach themen“ online.<br />
gleich zeitig weiter ihre Produktkosten senken,<br />
die Produktion effizienter gestalten und Produktinnovationen<br />
voran treiben.<br />
2010 lag <strong>de</strong>r Schwerpunkt lt. Studienteilnehmer<br />
auf <strong>de</strong>n Bereichen Produktportfolio (53%),<br />
Produktion (54%) und Working Capital Management<br />
(62%). „2011 planen fast 70% erneut<br />
Aktivitäten bei Produktportfolio und Produktion“,<br />
sagt Conrad Günther, ICV-Geschäftsführer.<br />
„Außer<strong>de</strong>m gewinnt <strong>de</strong>r Bereich Einkauf und<br />
Logistik wie<strong>de</strong>r an Be<strong>de</strong>utung. Innovation und<br />
Entwicklung wer<strong>de</strong>n dagegen als weniger wich-<br />
tig als zuvor eingestuft.“ Die wesentlichen<br />
Herausfor<strong>de</strong>rungen sind die Wachstumsgenerierung<br />
und -steuerung, die Produktkosten -<br />
opti mie rung sowie die Flexibilitätserhöhung.<br />
Die Studie enthält auch eine Son<strong>de</strong>rauswertung<br />
zum Thema Strategie. Ergebnis: Das Top-Thema<br />
2011 ist Wachstum. Die CFOs setzen v. a. auf<br />
organisches (78%), aber auch auf anorganisches<br />
Wachstum (fast 50%). Parallel planen sie<br />
Programme zur kontinuierlichen Verbesserung<br />
(67%), um auch die Effizienz weiter und nachhaltig<br />
zu steigern.<br />
„Zehn Faktoren sind dabei ausschlaggebend für<br />
<strong>de</strong>n Erfolg“, sagt Knapp. „Die Auswahl <strong>de</strong>r für<br />
das Unternehmen vielversprechendsten Hebel,<br />
eine Definition klarer, messbarer und anspruchsvoller<br />
Ziele sowie die Synchronisierung <strong>de</strong>r<br />
Hebel, um Reibungsverluste zu minimieren. Weitere<br />
Erfolgsfaktoren sind die genaue Planung<br />
<strong>de</strong>r Hebelanwendung, die Schaffung von Voraussetzungen<br />
zum Beispiel bei <strong>de</strong>n Budgets<br />
sowie von cross-funktionalen Teams. Außer<strong>de</strong>m<br />
müssen die Ziele in <strong>de</strong>n persönlichen Zielvereinbarungen<br />
verankert, ein effektives Projekt<strong>controlling</strong><br />
eingeführt, ein regelmäßiges Review mit<br />
<strong>de</strong>m Management und eine begleiten<strong>de</strong> Kommunikation<br />
durchgeführt wer<strong>de</strong>n.“<br />
Konjunkturumfrage 2011: Positive Stimmung unter Controllern<br />
Conrad Günther, ICV-Geschäftsführer.<br />
Wie in <strong>de</strong>n Vorjahren hat <strong>de</strong>r ICV-Newsletter<br />
„Controller’s e-News“ zum Jahresbeginn<br />
Con trolling-Praktiker befragt, wie sie die wirtschaftlichen<br />
Aussichten ihrer Unternehmen im<br />
neuen Jahr bewerten. 57% rechnen 2011 mit<br />
einem verbesserten Ergebnis (2010: 56%;<br />
2009: 22%; 2008: 51%; 2007: 54, 2006: 61),<br />
31% erwarten keine Verän<strong>de</strong>rungen (2010:<br />
27%; 2009: 34%; 2008: 34%; 2007: 29,<br />
2006: 26) und 12% sehen eine Verschlechterung<br />
voraus (2010: 17%; 2009: 44%; 2008:<br />
15%; 2007: 17, 2006: 13).<br />
„Das Bild zum Jahresbeginn 2011 hat sich im<br />
Vergleich zum Vorjahr noch einmal weiter<br />
CM März / April 2011<br />
aufgehellt. Vor einem Jahr rechnete die Controlling-Community<br />
schon mehrheitlich mit einem<br />
En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Abschwungs und verbesserten Unternehmensergebnissen.<br />
Dieser Trend hat sich<br />
fortgesetzt; beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>utlich ist <strong>de</strong>r auf ein<br />
‚All-Jahres-Tief‘ gesunkene Anteil pessimistischer<br />
Erwartungen“, erklärt Conrad Günther,<br />
ICV-Geschäftsführer.<br />
Die 14-tägigen „Controller’s e-News“ beziehen<br />
11.000 Abonnenten, monatlich gibt <strong>de</strong>r ICV<br />
zu<strong>de</strong>m eine englischsprachige Ausgabe heraus.<br />
Bei<strong>de</strong> Newsletter können auf <strong>de</strong>r ICV-Website,<br />
www.controllerverein.com, kostenlos abonniert<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
105
106<br />
Internationaler Controller Verein ICV<br />
AK West I: Arbeit am Controlling-Audit<br />
zielstrebig fortgesetzt<br />
Der AK West I arbeitet zielstrebig am Thema Controlling-Audit.<br />
Die 62. Sitzung <strong>de</strong>s AK West I hat am 9. November<br />
2010 in <strong>de</strong>r Firma Bilstein in Hagen<br />
stattgefun<strong>de</strong>n. Gastgeber war Thomas<br />
Gräser, Leiter Controlling. Geschäftsführer<br />
Bernd Grumme hatte die Gäste begrüßt und<br />
die Firma vorgestellt; einen <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendsten<br />
Kaltband-Hersteller Europas.<br />
Beim anschließen<strong>de</strong>n Rundgang durch das<br />
Hagener Kaltband-Walzwerk lernten die<br />
Teilnehmer <strong>de</strong>r AK-Sitzung die wesentlichen<br />
Fertigungsschritte kennen, u. a. an<br />
<strong>de</strong>r Vollkonti-Tan<strong>de</strong>mstraße, in <strong>de</strong>r Glüherei<br />
und im imposanten vollautomatischen<br />
Hochregallager für schwergewichtige<br />
Coils.<br />
AK-Leiter Dieter Wäscher berichtete zunächst<br />
von <strong>de</strong>r Regionaltagung „Controlling Advantage<br />
Bonn“. Auf <strong>de</strong>r CAB 2010 am 4. November hatten<br />
drei Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s AK West I einen Vortrag<br />
gehalten. Die nächste CAB soll am 10. November<br />
2011 stattfin<strong>de</strong>n. Thomas Gräser, Mitglied<br />
<strong>de</strong>s AK West I, Leiter <strong>de</strong>s Bilstein-Controllings<br />
und Prokurist <strong>de</strong>r Bilstein-Gruppe, erläuterte<br />
dann die Vorgehensweise <strong>de</strong>r sehr pragmatisch<br />
durchgeführten Planung bei Bilstein.<br />
Danach präsentierten die AK-Mitglie<strong>de</strong>r Thilo<br />
Knuppertz und Hartmut Ibershofff <strong>de</strong>n aktuellen<br />
Stand <strong>de</strong>s Projekts Controlling-Audit, <strong>de</strong>n<br />
eine Arbeitsgruppe in sieben Sitzungen seit <strong>de</strong>r<br />
letzten AK-Plenarsitzung im März 2010 erarbeitet<br />
hatte. Die anschließen<strong>de</strong> Diskussion<br />
<strong>de</strong>r AK-Mitglie<strong>de</strong>r führte zu einigen grundsätzlichen<br />
Verän<strong>de</strong>rungen und Verbesserungen.<br />
Nach <strong>de</strong>m Mittag unterzogen vier Teams die<br />
Controlling-Audit-Teilbereiche Organisation,<br />
„Tooling“, Messen und Reporting anhand <strong>de</strong>r<br />
von <strong>de</strong>r Klein-Arbeitsgruppe erarbeiteten<br />
AK Rhein-Neckar diskutiert „Mo<strong>de</strong>rne Budgetierung“<br />
Der erst 2009 gegrün<strong>de</strong>te AK Rhein-Neckar hat<br />
sich am 5. November bereits zum dritten Mal<br />
getroffen. Gastgeber war die ZG Raiffeisen eG<br />
aus Karlsruhe. Aufgrund <strong>de</strong>s großen Interesses<br />
an <strong>de</strong>m Thema „Mo<strong>de</strong>rne Budgetierung und integrierte<br />
Unternehmensplanung“ wur<strong>de</strong> dieses<br />
erneut behan<strong>de</strong>lt. Ein 5-köpfiges Vorbereitungsteam<br />
hatte in mehreren Treffen eigene<br />
Vorträge zum Thema als auch die Gruppenarbeit<br />
hervorragend vorbereitet. Beim nächsten<br />
Treffen sollte das Thema weiter vertieft wer<strong>de</strong>n.<br />
Der Arbeitskreis hat sich das Ziel gesetzt, am<br />
Beispiel eines Unternehmens, welches im AK<br />
vertreten ist, konkrete Vorschläge zur Umsetzung<br />
zu machen.<br />
Von 25 aktiven AK-Mitglie<strong>de</strong>rn haben 18 bisher<br />
alle drei Treffen besucht, was natürlich viel Motivation<br />
für die Zukunft gibt. Innerhalb weniger<br />
Treffen hat sich schon eine tolle Gemeinschaft<br />
gebil<strong>de</strong>t, welche im Sommer bei einem gemeinsamen<br />
Grillfest noch weiter gestärkt wer<strong>de</strong>n<br />
soll. Aufgrund limitierter Kapazitäten <strong>de</strong>r Gastgeber<br />
und <strong>de</strong>r Notwendigkeit <strong>de</strong>r Gruppenarbeit<br />
schriftlichen Vorlage einer Diskussion. Die<br />
Ergebnisse wur<strong>de</strong>n im Anschluss an die Teamarbeit<br />
im AK-Plenum erörtert. Mit <strong>de</strong>m Controlling-Audit<br />
schafft <strong>de</strong>r AK West I systematisch<br />
<strong>de</strong>n Einsatz von Controllling-Instrumenten in<br />
Unternehmen anhand eines ganzheitlich orientierten<br />
Kriterienkatalogs und will damit eine<br />
Standortbestimmung für die Anwendung in Unternehmen<br />
bieten.<br />
Der AK West I wird die Praxistauglichkeit <strong>de</strong>s<br />
Controlling-Audit anhand von 1-2 tägigen<br />
firmeninternen Workshops, die von <strong>de</strong>n beraten<strong>de</strong>n<br />
AK-Mitglie<strong>de</strong>rn Thilo Knuppertz und<br />
Hartmut Ibershoff begleitet wer<strong>de</strong>n, testen.<br />
Dafür haben sich bisher die Firmen Leopold<br />
Kostal, Lapp-Insulators und Hoppecke-Batterien<br />
bereit erklärt; evtl. kommen zwei weitere<br />
Firmen hinzu, die sich mit diesem Vorhaben<br />
quasi selbst auf <strong>de</strong>n Prüfstand stellen. Es wer<strong>de</strong>n<br />
noch etwa zehn weitere Firmen erwartet,<br />
ggf. auch von benachbarten Arbeitskreisen, um<br />
weitere Erkenntnisse für das Controlling-Audit<br />
zu gewinnen. Die AK-Leitung West I ist für interessierte<br />
Firmen <strong>de</strong>r Ansprechpartner.<br />
Schließlich berichteten auf <strong>de</strong>r AK-Sitzung Mitglie<strong>de</strong>r<br />
von ihren aktuellen Aufgabenstellungen<br />
und Herausfor<strong>de</strong>rungen. Zum Abschluss dankte<br />
die AK-Leitung Gastgeber Thomas Gräser für<br />
die Einladung nach Hagen und für die exzellente<br />
Organisation <strong>de</strong>s Treffens.<br />
Info: Dieter Wäscher & Alexan<strong>de</strong>r Großhäuser,<br />
AK-Leitung<br />
„Mo<strong>de</strong>rne Budgetierung“ beschäftigt die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />
AK Rhein-Neckar.<br />
musste <strong>de</strong>r Arbeitskreis eine Begrenzung <strong>de</strong>r<br />
Teilnehmerzahl bei <strong>de</strong>n Treffen auf 20-25 vornehmen.<br />
Info: Matthias von Daacke, AK-Leiter
Polnische Arbeitskreisleiter beraten in Poznań<br />
Am 7./8. Januar haben in Poznań die polnischen<br />
ICV-Arbeitskreisleiter getagt. An <strong>de</strong>m<br />
Treffen nahmen Dr. Adrianna Lewandowska<br />
(ICV-Vorstandsmitglied), Edyta Szarska<br />
(ICV-Delegierte Polen), Andrzej Derkowski<br />
(Stv. Delegierter), Dariusz Gulczyński (AK<br />
Poznań), Aleksan<strong>de</strong>r Socha (AK Szczecin),<br />
Dorota Goła˛b-Bełtowicz (AK Kraków),<br />
Robert Panufnik (AK Gdańsk), Paweł Rafalski<br />
(AK Lublin), Krzysztof Gertner (AK Toruń),<br />
Iwona Niewrzoł (AK Katowice), Karolina<br />
Zielińska (AK Łód´z), Justyna Debska (Marketing/PR),<br />
Katarzyna Jaszczak (Redaktion<br />
Newsletter/Website) und Agnieszka<br />
Pawłowska (PR) teil.<br />
Beraten wur<strong>de</strong>n Regeln für die Arbeit <strong>de</strong>s ICV in<br />
Polen sowie ein Rahmen für die weitere ICV-<br />
Entwicklung im Land. Dr. Adrianna Lewandowska<br />
als ICV-Vorstandsmitglied erläuterte<br />
dazu die vom Verein vertretene Controlling-<br />
Philosophie und stellte einen Business-Plan als<br />
Arbeitsgrundlage für die kommen<strong>de</strong>n Jahre vor.<br />
Danach stellte je<strong>de</strong>r AK-Leiter in Form einer<br />
SWOT-Analyse Potenziale und Gefahren für<br />
seinen Arbeitskreis vor. Diese kurzen Präsentationen<br />
leiteten eine weitere Diskussion ein, um<br />
Leistungsstandards für eine gut funktionieren<strong>de</strong><br />
Organisation zu erarbeiten. Diese sollen zu<br />
einer signifikanten Leistungssteigerung und zu<br />
mehr Professionalität im ICV beitragen.<br />
Erster ICV-Arbeitskreis<br />
in Kroatien<br />
Jasmina Očko und Dragica Erčulj<br />
Als Ergebnis <strong>de</strong>r Diskussion wur<strong>de</strong>n sieben<br />
Projekte entwickelt:<br />
1./2. Es sollen Listen von <strong>de</strong>utschen Experten,<br />
wie auch von polnischen Experten erarbeitet<br />
und gepflegt wer<strong>de</strong>n, die in <strong>de</strong>n ICV-Sitzungen<br />
als Experten einbezogen wer<strong>de</strong>n können.<br />
3. Gewinnung neuer Mitglie<strong>de</strong>r.<br />
4. Standard entwickeln und praktizieren für die<br />
Arbeit mit neuen Mitglie<strong>de</strong>rn.<br />
5. Die AK-Vorstän<strong>de</strong> überall personell vervollständigen.<br />
6. Organisationsstandards für die Arbeitskreis-<br />
Treffen umsetzen.<br />
7. Kompetenz und Zielerreichung <strong>de</strong>r Arbeitskreisleiter<br />
prüfen.<br />
Am 30. November hat sich <strong>de</strong>r erste Arbeitskreis<br />
<strong>de</strong>s Internationalen Controller<br />
Vereins in Kroatien gegrün<strong>de</strong>t. Initiatorinnen<br />
<strong>de</strong>s Gründungstreffens in <strong>de</strong>r kroatischen<br />
Hauptstadt waren Jasmina Očko<br />
(Bild: links) aus Zagreb und Dragica Erčulj,<br />
ICV-Regional<strong>de</strong>legierte Südosteuropa, AK-<br />
Leiterin Slowenien und Leiterin <strong>de</strong>s CRMT<br />
Institute in Ljubljana.<br />
An <strong>de</strong>m ersten Workshop nahmen 32 Gäste teil;<br />
Controller und Manager vorrangig aus kroatischen<br />
Unternehmen sowie Berater. Arbeitsthema<br />
war: „Ist die klassische Budgetierung Geschichte?“<br />
Dragica Erčulj berichtet von einem<br />
arbeitsreichen Treffen und einer inspirieren<strong>de</strong>n<br />
Das große Engagement aller Teilnehmer <strong>de</strong>s<br />
Treffens zeigte sowohl die Energie und das Potenzial<br />
<strong>de</strong>s Vereins in Polen, als auch Schwächen,<br />
die einer Verbesserung bedürfen. Die<br />
AK-Leiter sind überzeugt, dass dank <strong>de</strong>r Aktivität<br />
<strong>de</strong>r ICV-Mitglie<strong>de</strong>r im Land und gemeinsamer<br />
Arbeit an <strong>de</strong>n übernommenen Aufgaben<br />
alle gesteckten Ziele erreicht wer<strong>de</strong>n.<br />
Detaillierte Informationen, auch von <strong>de</strong>n AK-<br />
Treffen, bietet <strong>de</strong>r regelmäßige polnische<br />
e-Newsletter und die polnische ICV-Website<br />
unter: www.icv.pl.<br />
Info: Dr. Adrianna Lewandowska<br />
Gemeinsam die Erfolgsgeschichte fortschreiben: die polnischen Arbeitskreisleiter 2011.<br />
CM März / April 2011<br />
Atmosphäre. Alle Teilnehmer seien sehr interessiert<br />
daran voneinan<strong>de</strong>r zu lernen und hätten<br />
ein großes Bedürfnis gezeigt, mit Kollegen zu<br />
kommunizieren. Sie betrachten die vom ICV<br />
dafür gebotene Plattform als willkommene Gelegenheit;<br />
auch zum Erfahrungsaustausch mit<br />
Controllern in ganz Europa.<br />
Auf <strong>de</strong>r ICV-Website wird jetzt ein weiterer<br />
lan<strong>de</strong>sspezifischer Bereich, für Kroatien, eingerichtet.<br />
Weitere Infos unter: www.kognosko.hr.<br />
Interessenten für eine Mitarbeit im AK Kroatien<br />
wen<strong>de</strong>n sich direkt an Jasmina Očko: jasmina.<br />
ocko@kognosko.hr.<br />
Ein herzliches Willkommen unseren Kollegen<br />
in Kroatien!<br />
107
108<br />
Internationaler Controller Verein ICV<br />
Brandneuer Leitfa<strong>de</strong>n<br />
„Controlling-Prozessmo<strong>de</strong>ll“<br />
Eine Arbeitsgruppe <strong>de</strong>r International Group of<br />
Controlling (IGC) hat unter <strong>de</strong>r Leitung von Dr.<br />
Uwe Michel, Senior Partner und Leiter <strong>de</strong>s<br />
Competence Centers „Controlling und Finanzen“<br />
bei Horváth & Partners, ein „Control-<br />
ling-Prozessmo<strong>de</strong>ll“ als Leitfa<strong>de</strong>n für die Beschreibung,<br />
Gestaltung und Analyse von<br />
Controlling-Prozessen erarbeitet. In einer<br />
62-seitigen Schrift <strong>de</strong>s <strong>Haufe</strong>-Verlags<br />
ist jetzt das Controlling-Prozessmo<strong>de</strong>ll<br />
beschrieben wor<strong>de</strong>n.<br />
Es orientiert sich an einem hierarchischen<br />
Prozessmo<strong>de</strong>ll und<br />
an <strong>de</strong>n von IGC und ICV formulierten<br />
Qualitätsstandards.<br />
Demnach gibt es zehn Cont-<br />
Ein breites Themenspektrum behan<strong>de</strong>lte<br />
<strong>de</strong>r AK Nord I auf seiner 72. Tagung am<br />
28./29. Oktober 2010. Gastgeber waren die<br />
Weinmann – Geräte für Medizin GmbH + Co.<br />
KG in Henstedt-Ulzburg und die Katholische<br />
Aka<strong>de</strong>mie in Hamburg als Tagungsort.<br />
Am 28. Oktober wur<strong>de</strong> zunächst die Fa. Weinmann<br />
besichtigt. Danach bot <strong>de</strong>r „Controllers’<br />
Small Talk” im „Weinspeicher B” bei einem<br />
Aben<strong>de</strong>ssen in <strong>de</strong>r neuen Hafencity <strong>de</strong>n allfälligen<br />
Austausch von Informationen und Meinungen.<br />
Am darauf folgen<strong>de</strong>n Freitag stan<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>ne<br />
Themen auf <strong>de</strong>r Tagesordnung. Zunächst<br />
stellte Volker Reitstätter seine Firma, die Weinmann<br />
– Geräte für Medizin GmbH + Co. KG, vor.<br />
Er skizzierte die Anfor<strong>de</strong>rungen an eine aufeinan<strong>de</strong>r<br />
abgestimmte Wachstums- und Kooperationsstrategie<br />
und schuf bei <strong>de</strong>n Zuhörern die<br />
Einsicht, dass erfolgreiche Strategien komplexe<br />
Umsetzungsschritte erfor<strong>de</strong>rn.<br />
Danach widmete sich Reitstätter <strong>de</strong>m Thema<br />
„Unternehmensbewertung – Ansätze und An-<br />
rolling-Hauptprozesse, die in <strong>de</strong>r Broschüre<br />
strukturiert beschrieben und grafisch veranschaulicht<br />
sind. Inhalte: Controller-Leitbild und<br />
Controlling-Prozessmo<strong>de</strong>ll; Controlling-Hauptprozesse;<br />
Weiterentwicklung <strong>de</strong>r Organisation,<br />
Prozesse, Instrumente und Systeme; IT-Implementierung;<br />
Ma nagement von Controlling-Prozessen<br />
– ausgewählte Aspekte.<br />
IW-Quarterly: Ergebnisse<br />
und Ausblick<br />
„Green Controlling“<br />
Die Dezember-Ausgabe <strong>de</strong>s Newsletters „I<strong>de</strong>enwerkstatt<br />
Quarterly“ ist auf <strong>de</strong>r ICV-Website unter<br />
<strong>de</strong>m Pfad „Controlling-Wissen“ – „I<strong>de</strong>enwerkstatt“<br />
– „I<strong>de</strong>enwerkstatt Quarterly“ ver-<br />
öffentlicht wor<strong>de</strong>n. Aus <strong>de</strong>m Inhalt: Vorstellung<br />
Dr. Lars Grünert, Trumpf GmbH + Co. KG; Einblick<br />
in die Ergebnisse <strong>de</strong>r ICV-Studie zum<br />
AK Nord I: 72. Tagung mit anspruchsvollem Programm<br />
wendungen in mittelständischen Unternehmen<br />
und die Rolle <strong>de</strong>r Controller“. Nach seinem<br />
Überblick über klassische, Rechnungswesenbasierte<br />
Verfahren <strong>de</strong>r Unternehmensbewertung<br />
wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Diskussion <strong>de</strong>r Stellenwert<br />
und die Grenzen dieser Bewertungsansätze<br />
herausgearbeitet.<br />
In ihrem Vortrag „Optimierung <strong>de</strong>s internen Reportings/Aufbau<br />
eines aussagekräftigen Berichtswesens“<br />
stellte Ute Schrö<strong>de</strong>r Parameter<br />
zur Strukturierung <strong>de</strong>r Informationsflut vor, wie<br />
Beschränkung <strong>de</strong>r Berichtsgrößen, Reihenfolge,<br />
Verdichtung zu Kennzahlen, graphische Hervorhebung.<br />
Bei einer Abfrage und Gewichtung von<br />
Benchmark-Kriterien wur<strong>de</strong> „live“ <strong>de</strong>monstriert,<br />
dass es einige wenige Basisinformationen gibt,<br />
die durchgehend als essenziell angesehen wer<strong>de</strong>n;<br />
im Wesentlichen Rechnungswesen-Daten,<br />
und dass darüber hinaus <strong>de</strong>utliche Unterschie<strong>de</strong><br />
bei <strong>de</strong>r Gewichtung weiterer Parameter z. B.<br />
abhängig von Branchen bzw. aktuellen Problemschwerpunkten<br />
bestehen.<br />
Dr. Stefan Kienecker sprach danach zu „Systematischem<br />
Umgang mit Wissen: Wege und<br />
Green Controlling; Dream Car Green Controlling:<br />
Ausblick auf das ICV-White Paper; Fachkon -<br />
ferenz, Controllingpreis und Facharbeitskreis:<br />
Wie es mit <strong>de</strong>m Green Controlling weitergeht;<br />
Was macht Controller erfolgreich(er)? – Unser<br />
Thema 2011.<br />
Pro Quartal stellt die ICV-I<strong>de</strong>enwerkstatt mit<br />
„Quarterly“ neueste Arbeitsergebnisse vor.<br />
Erfahrungen aus <strong>de</strong>r Sicht eines Unternehmensberaters“.<br />
Die Zuhörer gelangten dabei<br />
u.a. zu <strong>de</strong>r Erkenntnis, dass die Weitergabe von<br />
Wissen regelmäßig dort beeinträchtigt ist, wo<br />
exklusives Wissen als Machtinstrument gedul<strong>de</strong>t<br />
wird. Aber auch auf <strong>de</strong>r Empfängerseite<br />
bestehen mentale Hemmungen, auf Informationen<br />
zuzugreifen („not invented here“; „Zeitverschwendung“).<br />
Für <strong>de</strong>n Controller bestätige<br />
sich hier wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ssen vielschichtige Rolle als<br />
„Kenner + Verteiler + Verkäufer“.<br />
Im abschließen<strong>de</strong>n Vortrag <strong>de</strong>r AK-Tagung<br />
sprach Guido Schwartze über die „Neuausrichtung<br />
<strong>de</strong>r Wirtschaftsför<strong>de</strong>rung Neumünster –<br />
Ziele und Aufgaben“. Der Vortrag zeigte als<br />
„Blick über <strong>de</strong>n Tellerrand“, wie eine Stadt gezielt<br />
ihre Zukunft gestaltet und wie durch<br />
kreative Ansätze mit wenig Mitteln etwas<br />
bewegt wer<strong>de</strong>n kann. Dabei schuf <strong>de</strong>r Vortrag<br />
bei <strong>de</strong>n AK-Mitglie<strong>de</strong>rn Verständnis für die Nö te<br />
von Kommunen im Schatten attraktiver Großstädte.<br />
Info: Matthias Wolfskeil
PR-Ausschuss: Stürmische Entwicklung <strong>de</strong>r Online-Medien soll auch<br />
zur weiteren Erlössteigerung beitragen<br />
Traditionell tagt <strong>de</strong>r PR-Ausschuss <strong>de</strong>s ICV zum<br />
Jahresbeginn in <strong>de</strong>r Gautinger Geschäftsstelle.<br />
Am diesjährigen Treffen am 22./23. Januar<br />
(Samstag und Sonntag) nahmen die Ausschussmitglie<strong>de</strong>r<br />
Brigitte Dienstl-Arnegger (Webre dakteurin),<br />
Dr. Herwig R. Friedag (Ausschuss-Vorsitzen<strong>de</strong>r),<br />
Katrin Kirsch-Brunkow, Silke Neunzig<br />
(Geschäftsstelle/CA), Hans-Peter San<strong>de</strong>r (Presseverantwortlicher),<br />
Michael Spina, Nicoleta<br />
Thomka (ControllingWiki) und das zuständige<br />
Vorstandsmitglied, Dr. Bernd Schwarze, teil.<br />
Besucherzahlen wachsen<br />
stürmisch<br />
Beim Rückblick auf die Ergebnisse <strong>de</strong>s Vorjahres<br />
waren <strong>de</strong>utliche Zuwächse gegenüber<br />
2009 zu verzeichnen. Die Zugriffe auf die ICV-<br />
Homepage haben sich um 13% auf 450.000<br />
p. a. (das entspricht 1.250 Visits pro Tag) erhöht.<br />
Enorme Steigerungsraten weisen das<br />
ControllingBlog (+22%) und das ControllingWiki<br />
(533%) bei <strong>de</strong>n Besuchen auf. Im ControllingWiki<br />
sind inzwischen 180 Artikel online, davon<br />
143 mit <strong>de</strong>m „Siegel“ „ICV-geprüft“ vom<br />
ehrenamtlichen Wiki-Beirat zertifiziert. Im Prüfprozess<br />
befin<strong>de</strong>n sich aktuell 50 Beiträge, weitere<br />
60 angekündigte Artikel wer<strong>de</strong>n erwartet.<br />
Die in <strong>de</strong>n Online-Medien – Website (Links sowie<br />
Jobs), Controller’s e-News, ControllingBlog<br />
– 2010 erzielten Werbeerlöse sind <strong>de</strong>utlich<br />
angestiegen. Bereits für dieses Jahr ausgebucht<br />
sind die limitierten Anzeigenplätze in<br />
<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschsprachigen „Controller’s e-News“<br />
(gesucht wer<strong>de</strong>n dringend innovationsfreudige<br />
Inserenten für die englische Newsletter-Ausgabe).<br />
Bewährt hat sich die verstärkte Nutzung<br />
von Telefonkonferenzen in <strong>de</strong>r Ausschussarbeit,<br />
wodurch auch erheblich Reisekosten<br />
eingespart wur<strong>de</strong>n. Neue kooperative Online-<br />
Tools unterstützen vermehrt die Ausschussmitglie<strong>de</strong>r<br />
bei ihren vielfältigen Vorhaben.<br />
Internationale Arbeit ausbauen<br />
Die wachsen<strong>de</strong>n Besucherzahlen von ICV-Website, ControllingBlog und ControllingWiki addiert,<br />
lässt die PR-Ausschussmitglie<strong>de</strong>r schon in 2011 auf insgesamt 1 Mio. hoffen.<br />
Der PR-Ausschuss befasste sich intensiv mit<br />
aktuellen und zukünftigen Aufgaben. So wur<strong>de</strong>n<br />
neben strukturellen und funktionalen Verbesserungen<br />
<strong>de</strong>r ICV-Website auch aktuelle<br />
Performance-Probleme erörtert. Als Schwerpunkte<br />
in diesem Jahr sieht <strong>de</strong>r Ausschuss <strong>de</strong>n<br />
offensiven Ausbau <strong>de</strong>r international ausge-<br />
richteten Öffentlichkeitsarbeit,<br />
die Entwicklung<br />
spezieller<br />
Angebote für Stu<strong>de</strong>nten<br />
und „Young<br />
Professionals“, die<br />
weitere Steigerung<br />
<strong>de</strong>r Werbeerlöse<br />
sowie das zügige<br />
Erstellen eines<br />
ent scheidungsreifen<br />
Facebook-Konzepts.<br />
CM März / April 2011<br />
Die Teilnehmer <strong>de</strong>r PR-Ausschusssitzung (v.l.n.r.): Dr. Herwig R. Friedag, Michael Spina, Katrin Kirsch-Brunkow,<br />
Brigitte Dienstl-Arnegger, Silke Neunzig, Nicoleta Thomka, Dr. Bernd Schwarze, Hans-Peter San<strong>de</strong>r.<br />
Zu allen Punkten wur<strong>de</strong>n intensiv wie kreativ<br />
Maßnahmen zur Verwirklichung beraten und<br />
beschlossen. So soll die englische Homepage<br />
spürbar verbessert wer<strong>de</strong>n, u.a. durch die zügige<br />
Anpassung an die „<strong>de</strong>utsche“ Struktur,<br />
eine <strong>de</strong>utliche Ausweitung englischsprachiger<br />
Informationen mit größerer Aktualität, die Übersetzung<br />
<strong>de</strong>utscher Wiki-Beiträge in die englische<br />
Wiki-Version. Insbeson<strong>de</strong>re für ICV-Mitglie<strong>de</strong>r<br />
außerhalb <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschsprachigen<br />
Region wer<strong>de</strong>n künftig exklusiv ausgewählte,<br />
wichtige Fachbeiträge <strong>de</strong>s jeweils aktuellen<br />
„Controller Magazins“ in englischer Übersetzung<br />
per E-Mail (PDF) bereitgestellt.<br />
Mehr Printveröffentlichungen im<br />
Jahr 2010<br />
Der Ausschuss beriet auch <strong>de</strong>n gegenwärtigen<br />
Stand und künftige Aufgaben <strong>de</strong>r ICV-Pressearbeit.<br />
Die Ausweitung <strong>de</strong>r Vereinsnachrichten<br />
im „Controller Magazin“ auf dauerhaft<br />
10 Seiten pro Ausgabe hat sich ebenso als Erfolg<br />
erwiesen, wie die alljährliche Herausgabe<br />
<strong>de</strong>s englischsprachigen „CM specials“ „Controlling<br />
International“. 2010 konnte auch die Anzahl<br />
<strong>de</strong>r externen Print-Veröffentlichungen gegenüber<br />
<strong>de</strong>m Vorjahr weiter erhöht wer<strong>de</strong>n. In<br />
diesem Jahr soll die Pressearbeit v.a. zu <strong>de</strong>n<br />
ICV-Regionaltagungen verbessert wer<strong>de</strong>n.<br />
109
110<br />
Internationaler Controller Verein ICV<br />
Aus ControllingWiki: Marktorientierte Unternehmensführung<br />
Was versteht man darunter?<br />
Auf <strong>de</strong>r strategischen Handlungsebene wer<strong>de</strong>n<br />
normative Vorgaben in <strong>de</strong>n einzelnen Geschäftsbereichen<br />
umgesetzt. Dazu wer<strong>de</strong>n<br />
neue Erfolgspotenziale geschaffen und bestehen<strong>de</strong><br />
weiterentwickelt. Auf <strong>de</strong>r operativen<br />
Ebene wer<strong>de</strong>n diese Erfolgspotenziale ausgeschöpft<br />
und <strong>de</strong>r Erfolg eines Unternehmens<br />
erarbeitet. Die Führungsebenen hängen eng zusammen<br />
und bil<strong>de</strong>n ein integriertes System.<br />
Begriff und Aufgaben marktorientierter<br />
Strategieentwicklung<br />
Die strategische Unternehmensführung ist auf<br />
die Entwicklung bestehen<strong>de</strong>r und die Erschließung<br />
neuer Erfolgspotenziale ausgerichtet und<br />
legt die dafür erfor<strong>de</strong>rlichen Strategien fest.<br />
Strategien sind Bün<strong>de</strong>l zusammenhängen<strong>de</strong>r<br />
und miteinan<strong>de</strong>r zu kombinieren<strong>de</strong>r Einzelmaßnahmen<br />
o<strong>de</strong>r -entscheidungen. Sie enthalten<br />
Maßnahmen zur Erreichung einer angestrebten<br />
und vorteilhaften Positionierung im Wettbewerb<br />
sowie zur Gestaltung <strong>de</strong>r dazu erfor<strong>de</strong>rlichen<br />
Ressourcenbasis. So sind z. B. zur Erhöhung<br />
<strong>de</strong>s Marktanteils um 10 % in <strong>de</strong>n nächsten drei<br />
Jahren Maßnahmen wie die Einführung neuer<br />
Produkte, <strong>de</strong>r Aufbau neuer Vertriebskanäle<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Ausbau <strong>de</strong>r Produktionskapazitäten<br />
erfor<strong>de</strong>rlich. Je<strong>de</strong> dieser Maßnahmen beinhaltet<br />
eine Reihe von Aufgaben, die insgesamt zu<br />
einem koordinierten Maßnahmenbün<strong>de</strong>l zusammengefasst<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Wesentliche Bestandteile einer<br />
Strategie sind:<br />
• Wettbewerbsvorteile sind ein aus Sicht <strong>de</strong>s<br />
Kun<strong>de</strong>n wahrgenommenes Leistungsmerkmal,<br />
das von <strong>de</strong>r Konkurrenz nicht geboten<br />
wird und für das <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> bereit ist, etwas<br />
zu bezahlen.<br />
• Erfolgspotenziale sind sämtliche produkt- und<br />
marktspezifischen Voraussetzungen, um erfolgreich<br />
sein zu können. (…)<br />
• Maßnahmen zur Positionierung zielen auf die<br />
Erlangung eines Wettbewerbsvorteils. Sie gewährleisten<br />
die inhaltliche Übereinstimmung<br />
(Fit) zwischen <strong>de</strong>n Stärken und Schwächen<br />
eines Unternehmens und <strong>de</strong>n Chancen und<br />
Risiken <strong>de</strong>r Unternehmensumwelt. (…)<br />
• Maßnahmen zur Ressourcengestaltung sind<br />
erfor<strong>de</strong>rlich, um die Positionierung umsetzen<br />
zu können. (…)<br />
Strategie ist eine gestalterische Aufgabe <strong>de</strong>r<br />
Unternehmensführung. Es sollen Kun<strong>de</strong>n und<br />
Märkte gewonnen bzw. Wettbewerber verdrängt<br />
wer<strong>de</strong>n. Dies soll durch <strong>de</strong>n Aufbau von Wettbewerbsvorteilen<br />
erreicht wer<strong>de</strong>n. Gegenstand einer<br />
Strategie ist die Schaffung neuer und die<br />
Weiterentwicklung bestehen<strong>de</strong>r Erfolgspotenziale.<br />
Durch sie sollen die grundlegen<strong>de</strong>n Ziele<br />
eines Unternehmens erreicht wer<strong>de</strong>n. (…)<br />
Philosophie marktorientierter<br />
Strategien<br />
Markt- und ressourcenorientierte Strategien<br />
wer<strong>de</strong>n auf Basis <strong>de</strong>r Analyse <strong>de</strong>r Unternehmensumwelt<br />
und <strong>de</strong>s eigenen Unternehmens<br />
entwickelt, um Erfolgspotenziale aufzubauen.<br />
Wertorientierte Zielsetzungen bil<strong>de</strong>n dazu das<br />
Anfor<strong>de</strong>rungsniveau, welches durch strategische<br />
Alternativen erreicht wer<strong>de</strong>n soll. Sie beschreiben<br />
Wege, wie sich Wettbewerbsvorteile<br />
aufbauen lassen und bil<strong>de</strong>n damit die Vorgabe<br />
für die weiteren Elemente <strong>de</strong>r strategischen Unternehmensführung.<br />
Demnach resultieren Wettbewerbsvorteile aus<br />
<strong>de</strong>r Positionierung eines Unternehmens in seiner<br />
Umwelt. Die Analyse <strong>de</strong>r Unternehmensumwelt<br />
und die Entwicklung darauf basieren<strong>de</strong>r<br />
Strategien sind Gegenstand <strong>de</strong>r marktorientierten<br />
Unternehmensführung. Das sog. Structure-<br />
Conduct-Performance-Paradigma stellt die<br />
grundlegen<strong>de</strong> Annahme <strong>de</strong>r Industrieökonomie<br />
dar. Danach ist <strong>de</strong>r Erfolg eines Unternehmens<br />
(Performance) von zentralen Umweltmerkmalen<br />
(Structure) abhängig, die das Verhalten <strong>de</strong>r Unternehmen<br />
(Conduct) bestimmen. Unternehmen<br />
können somit Wettbewerbsvorteile erringen,<br />
wenn sie sich besser an verän<strong>de</strong>rte Rahmenbedingungen<br />
anpassen als ihre Wettbewerber.<br />
Dabei wird vorausgesetzt, dass die Ressourcen<br />
eines Unternehmens leicht verän<strong>de</strong>rt und ausgetauscht<br />
wer<strong>de</strong>n können. Dies steht im Gegensatz<br />
zum Ansatz <strong>de</strong>r ressourcenbasierten<br />
Unternehmensführung, welche Wettbewerbsvorteile<br />
durch die Einzigartigkeit <strong>de</strong>r Ressourcen<br />
erklärt. (…)<br />
Was sind Elemente marktorientierter<br />
Strategien?<br />
Mit <strong>de</strong>r marktorientierten Unternehmensführung<br />
wer<strong>de</strong>n Positionen mit Wettbewerbsvorteilen<br />
angestrebt. Aus diesen Zielpositionen sowie<br />
<strong>de</strong>n ermittelten Chancen und Risiken lassen<br />
sich strategische Stoßrichtungen ableiten. Dies<br />
erfolgt durch mehrere Einzelanalysen:<br />
• Die globale Umwelt (Makroumwelt) umfasst<br />
übergeordnete Faktoren, die nicht nur für ein<br />
Unternehmen o<strong>de</strong>r eine Branche, son<strong>de</strong>rn für<br />
alle Unternehmen von Be<strong>de</strong>utung sind. Sie<br />
bil<strong>de</strong>n die rechtliche, ökonomische, ökologische,<br />
gesellschaftliche und technologische<br />
Umwelt <strong>de</strong>r Unternehmen. Diese branchenübergreifen<strong>de</strong>n<br />
Einflussgrößen wer<strong>de</strong>n auch<br />
als Umweltfaktoren o<strong>de</strong>r als Umfeldfaktoren<br />
bezeichnet.<br />
• Eine Branche ist eine Gruppe von Unternehmen,<br />
<strong>de</strong>ren Produkte o<strong>de</strong>r Dienstleistungen<br />
sich gegenseitig weitgehend ersetzen können.<br />
Ihre Attraktivität kann durch die Analyse<br />
<strong>de</strong>r fünf Wettbewerbskräfte Verhandlungsstärke<br />
<strong>de</strong>r Lieferanten und Abnehmer, Bedrohung<br />
durch neue Konkurrenten, Druck durch<br />
Substitutionsgüter und die direkte Rivalität<br />
unter <strong>de</strong>n Wettbewerbern bestimmt wer<strong>de</strong>n.<br />
Durch die Branchenanalyse kann erklärt wer<strong>de</strong>n,<br />
warum Branchen unterschiedlich profitabel<br />
sind. (…)<br />
Dies ist ein Exzerpt. Lesen Sie <strong>de</strong>n vollständigen<br />
Artikel auf www.<strong>controlling</strong>-wiki.com Ersteinsteller:<br />
Prof. Dr. Ralf Dillerup, Leiter <strong>de</strong>s Instituts<br />
für Strategie und Controlling an <strong>de</strong>r Hochschule<br />
Heilbronn
AK Weser-Harz: Gut<br />
organisiert, in die<br />
Praxis integriert<br />
Der Arbeitskreis Weser-Harz wur<strong>de</strong> 1998 gegrün<strong>de</strong>t<br />
unter Mitwirkung <strong>de</strong>s heutigen Arbeitskreisleiters<br />
Wolfgang Schnei<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r zwei Jahre<br />
zuvor im AK Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg eingestiegen<br />
war. Seit 2000 leitet Schnei<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n AK Weser-<br />
Harz. Erklärtes Ziel ist <strong>de</strong>r Erfahrungsaustausch<br />
unter Praktikern und mit Stu<strong>de</strong>nten sowie das<br />
gemeinsame Erarbeiten klassischer Controller-<br />
Themen. Die Mitglie<strong>de</strong>r kommen aus unterschiedlichsten<br />
Unternehmen und Branchen.<br />
Treffen fin<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Regel zweimal jährlich in<br />
Hotels (also abseits <strong>de</strong>s beruflichen Umfel<strong>de</strong>s),<br />
teilweise auch in Mitgliedsunternehmen statt.<br />
Dabei wird beson<strong>de</strong>rs darauf geachtet, die Tagungskosten<br />
auf maximal 125 Euro zu begrenzen,<br />
um <strong>de</strong>m zunehmen<strong>de</strong>n Anteil an Selbstzahlern<br />
gerecht zu wer<strong>de</strong>n. Die Treffen starten<br />
bereits am Donnerstagabend. Sie beginnen mit<br />
5-Minuten-Vorträgen, in <strong>de</strong>nen die Teilnehmer<br />
über aktuelle Themen berichten, gefolgt von einem<br />
Kurzvortrag zu einem aktuellen Controlling-<br />
Thema o<strong>de</strong>r einem Vortrag mit regionalem Bezug.<br />
Daran schließt sich „controller´s small talk“<br />
zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch an.<br />
Der zweite Tag ist <strong>de</strong>m Hauptthema gewidmet<br />
mit Präsentationen, Diskussionen und Workshops,<br />
die eine aktive Mitarbeit erfor<strong>de</strong>rn, sowie<br />
einer Abschlusspräsentation im Plenum. Der<br />
Themenspeicher wird in je<strong>de</strong>m Treffen ergänzt,<br />
Themen – wenn erfor<strong>de</strong>rlich – neu priorisiert.<br />
„Unternehmenssteuerung ist<br />
ohne Controlling un<strong>de</strong>nkbar“<br />
Seine Kommilitonen haben ihn während seines<br />
BWL-Studiums in Braunschweig und Göttingen<br />
auf <strong>de</strong>n ICV aufmerksam gemacht – und seither<br />
ist Thorsten Tillner, stellvertreten<strong>de</strong>r AK-<br />
Leiter Weser-Harz, Mitglied im Verein. Controlling<br />
zieht sich durch sein Berufsleben wie ein<br />
roter Fa<strong>de</strong>n: Ob als Honorardozent für Betriebswirtschaft/Controlling<br />
o<strong>de</strong>r ob bei <strong>de</strong>r<br />
Stadtverwaltung Wolfsburg, wo er Controlling<br />
und SAP eingeführt hat und zuletzt als Leiter<br />
Controlling tätig war. Aber auch als Leiter<br />
Fünf Fragen an <strong>de</strong>n<br />
Arbeitskreisleiter<br />
Wolfgang Schnei<strong>de</strong>r<br />
1. Nachwuchsprobleme …?<br />
… kennen wir nicht! Aufgrund <strong>de</strong>r breiten Ausrichtung<br />
in unterschiedlichste Branchen und aufgrund<br />
<strong>de</strong>r regionalen Aus<strong>de</strong>hnung (Ostwestfalen bis Lan<strong>de</strong>sgrenze<br />
nach Sachsen-Anhalt, Großraum Hannover<br />
bis Göttingen) ergeben sich gera<strong>de</strong> durch die<br />
Vertreter mittelständischer Firmen immer wie<strong>de</strong>r<br />
Kontakte zu neuen Interessenten.<br />
2. Die größte Stärke meines AK ist …<br />
seine regionale Aus<strong>de</strong>hnung, die stets für eine spannen<strong>de</strong> Mischung von Vertretern aus größeren<br />
und kleineren Unternehmen unterschiedlichster Branchen sorgt. Der Erfahrungsaustausch<br />
und die aktive Gruppenarbeit leisten ihren Beitrag für einen echten Zugewinn.<br />
3. Was uns am meisten beschäftigt , ist …<br />
zielgerichtet die aktuellen Strömungen aus <strong>de</strong>n Unternehmen unserer Mitglie<strong>de</strong>r aufzunehmen<br />
und unser eigenes Wissen durch <strong>de</strong>n Einsatz von Referenten aus <strong>de</strong>n Fachkreisen <strong>de</strong>s<br />
ICV gezielt zu erweitern.<br />
4. Wichtigstes Fachthema ist <strong>de</strong>rzeit für uns…<br />
Kommunikations-Controlling <strong>de</strong>r internen und externen Kommunikation, also auch <strong>de</strong>r Kommunikation<br />
zwischen Controller und Manager.<br />
5. Arbeitskreisleiter zu sein, fin<strong>de</strong> ich…<br />
spannend, weil ich dazu beitragen kann, dass in <strong>de</strong>n Tagungen für alle Teilnehmer ein messbarer<br />
Zusatznutzen erzielt wird. Zu<strong>de</strong>m ist es spannend zu sehen, wie die Unternehmen von<br />
<strong>de</strong>n neuen Erkenntnissen in <strong>de</strong>n Arbeitskreistagungen nachhaltig profitieren.<br />
Personal, Organisation und Finanzen <strong>de</strong>r Industrie-<br />
und Han<strong>de</strong>lskammer, Hannover, als<br />
Vorstand <strong>de</strong>r Diakonie in Düsseldorf o<strong>de</strong>r in<br />
seiner heutigen Position als Vorstand Finanzen<br />
<strong>de</strong>r Rotenburger Werke (Diakonie) – immer<br />
spielt Controlling eine wichtige Rolle für <strong>de</strong>n<br />
Diplom-Kaufmann, <strong>de</strong>nn „Unternehmenssteuerung<br />
ist ohne Controlling kurz-, mittel- und<br />
langfristig einfach un<strong>de</strong>nkbar“, sagt <strong>de</strong>r Familienvater<br />
von zwei Kin<strong>de</strong>rn. Entsprechend begleitet<br />
dieser Schwerpunkt alle beruflichen<br />
Stationen von Thorsten Tillner, „mal schulend,<br />
mal einführend, mal selbst betreibend und jetzt<br />
selbst nutzend in leiten<strong>de</strong>r Position“, so sein<br />
Resümee. Den ICV nutzt Tillner, um up-to-date<br />
zu bleiben mit aktuellen Entwicklungen in Controlling<br />
und Betriebswirtschaft und für <strong>de</strong>n<br />
fachlichen Austausch über <strong>de</strong>n Tellerrand <strong>de</strong>r<br />
eigenen Branche hinaus. „Der ICV ist dabei<br />
hochgradig hilfreich“, sagt er, und „es ist immer<br />
interessant zu sehen, dass Controller in<br />
unterschiedlichen Branchen i<strong>de</strong>ntische Frage-<br />
CM März / April 2011<br />
stellungen haben“, so seine Erfahrung. Neben<br />
<strong>de</strong>r aktiven Arbeit im Arbeitskreis nimmt <strong>de</strong>r<br />
43-Jährige mehr o<strong>de</strong>r weniger regelmäßig am<br />
Controller Congress sowie <strong>de</strong>r CIB Controlling<br />
Innovation Berlin teil. Darüber hinaus informiert<br />
er sich über Fachliteratur, Internet, controllerverein.com<br />
und das Controller Magazin über<br />
Stand und Entwicklungen im Controlling. In<br />
seiner Freizeit gehören Laufen und Mountainbiken<br />
zu seinen Hobbies.<br />
Thorsten Tillner, stellvertreten<strong>de</strong>r AK-Leiter Weser-Harz<br />
111
112<br />
Internationaler Controller Verein ICV<br />
Arbeitskreise-Termine<br />
Fachkreis Kommunikations-<br />
Controlling<br />
14. Treffen 03.03.2011, 17.00 Uhr, bis<br />
04.03.2011, 17.00 Uhr, Nürnberg,<br />
Bun<strong>de</strong>sagentur für Arbeit<br />
Fachkreisleiter Dr. Reimer Stobbe<br />
r.stobbe@munichre.com<br />
Arbeitskreis Weser-Harz<br />
27. Arbeitskreistreffen 17.03.2011, 17.30 Uhr,<br />
bis 18.03.2011, 17.00 Uhr, Wolfsburg<br />
Arbeitskreisleiter Wolfgang Schnei<strong>de</strong>r<br />
schnei<strong>de</strong>r.gifhorn@gmx.<strong>de</strong><br />
Arbeitskreis Rhein-Neckar<br />
Mo<strong>de</strong>rne Budgetierung, 3. Teil<br />
Anmeldung erfor<strong>de</strong>rlich!<br />
18.03.2011, 09.00 Uhr, Mannheim<br />
Arbeitskreisleiter Matthias von Daacke<br />
matthias.vondaacke@blanco.<strong>de</strong><br />
Arbeitskreis Thüringen<br />
trifft sich zum Thema Kalkulation<br />
18.03.2011, 16.00 Uhr, bis 19.03.2011,<br />
14.30 Uhr, Raum Süd-Thüringen<br />
Arbeitskreisleiter Thomas Gross<br />
icv@gross.or.at<br />
Arbeitskreis Wien-West<br />
5. AK-Tagung, Thema „Performance<br />
Management“ 23.03.2011, 17.00 Uhr,<br />
bis 24.03.2011, 17.00 Uhr,<br />
Ort wird noch bekannt gegeben<br />
siehe www.controllerverein.com<br />
Arbeitskreisleiter Günter Pichler<br />
office@greko.at<br />
Fachkreis Controlling und Innovation<br />
und Arbeitskreis Zentralalpen<br />
8. Forum „Innovative Geschäftsmo<strong>de</strong>lle“<br />
25.03.2011, 13.00 Uhr, bis 26.03.2011,<br />
17.00 Uhr, Innsbruck,<br />
AT – MCI Management Center, Innsbruck<br />
Fachkreisleiter Bernd Kirschner<br />
bernd.kirschner@mci.edu<br />
Arbeitskreisleiterin Zentralalpen<br />
Dr. Eva-Maria Dornauer<br />
eva.dornauer@uibk.ac.at<br />
Arbeitskreis Spanien<br />
Stammtisch, 28.03.2011<br />
Hotel Regina, Barcelona<br />
Arbeitskreisleiter Ulrich Müller<br />
ulrich.mueller.bosom@gmail.com<br />
AK Zürich-Ostschweiz<br />
Neues Rechnungslegungsrecht –<br />
Workshop für Controller<br />
29.03.2011, 14.00 bis 17.30 Uhr<br />
Gemeinsam mit Studieren<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Minors<br />
Accounting/Controlling/Auditing erarbeiten<br />
die Teilnehmer ein Positionspapier zu <strong>de</strong>n<br />
Auswirkungen <strong>de</strong>r neuen Normen aus <strong>de</strong>m<br />
Fokus eines Controllers.<br />
Leitung Prof. Dr. Marco Passardi<br />
ZHAW Winterthur<br />
Arbeitskreisleiter Marco Passardi<br />
marco.passardi@zhaw.ch<br />
Arbeitskreis West III<br />
52. Sitzung 31.03.2011, 15.59 Uhr, bis<br />
01.04.2011, 17.00 Uhr, Ort wird noch bekannt<br />
gegeben siehe www.controllerverein.com<br />
Arbeitskreisleiter Martin Herrmann<br />
AK-West3@Herrmann-Controlling.<strong>de</strong><br />
Arbeitskreis West II<br />
49. Treffen 07.04.2011 bis 08.04.2011<br />
K. A. Schmersal GmbH, Wuppertal<br />
Arbeitskreisleiter Ralf W.A. Lehnert<br />
g-r.lehnert@t-online.<strong>de</strong><br />
Fachkreis Controlling und Risikomanagement<br />
9. Sitzung 11.04.2011 bis 12.04.2011<br />
Zur 9. Sitzung treffen sich die Mitglie<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>s Fachkreises beim Unternehmen LVM in<br />
Münster. Gastgeber dort ist Risikomanager<br />
Sven Wolff.<br />
Fachkreisleiter Rainer Kalwait<br />
rainer@kalwait.com<br />
Arbeitskreis Bulgarien<br />
Frühjahrstagung<br />
16.04.2011 10.00 Uhr bis 17.04.2011<br />
13.00 Uhr, Ort wird noch bekannt gegeben<br />
siehe www.controllerverein.com<br />
Arbeitskreisleiter Denko Yamboliev<br />
<strong>de</strong>nko@excite.com<br />
Branchenarbeitskreis Banken<br />
Arbeitskreissitzung 28.04.2011 bis<br />
29.04.2011, Berlin<br />
Branchenarbeitskreisleiter Axel Kodlin<br />
axel.kodlin@spksh.<strong>de</strong><br />
Arbeitskreis Nordwestschweiz<br />
Fachkreis-Thema 29.04.2011, 13.00 Uhr<br />
Im Unternehmen Black Diamond Equipment<br />
AG und auf Einladung von André Otto wer<strong>de</strong>n<br />
neben einer ausführlichen Vorstellung und<br />
Besichtigung <strong>de</strong>s Unternehmens und Neuigkeiten<br />
aus <strong>de</strong>m ICV die Ergebnisse eines Fachkreises<br />
im Mittelpunkt stehen. Eine praktische<br />
Fragestellung wird gemeinsam bearbeitet.<br />
Christoph Merian-Ring 7, 4153 Reinach/<br />
Baselland<br />
Arbeitskreisleiter Christian Baumgartner<br />
christian.baumgartner@arcondis.com<br />
Arbeitskreis Zentralalpen<br />
Regionales Frühjahrstreffen 29.04.2011,<br />
14.00 Uhr, Thema, Agenda und Ort siehe<br />
www.controllerverein.com<br />
Dr. Eva-Maria Dornauer<br />
eva.dornauer@uibk.ac.at<br />
Arbeitskreis Rhein-Neckar<br />
Sommerstammtisch<br />
Wir grillen! 27.05.2011, 19.00 Uhr<br />
Ort wird noch bekannt gegeben<br />
siehe www.controllerverein.com<br />
Arbeitskreisleiter Matthias von Daacke,<br />
matthias.vondaacke@blanco.<strong>de</strong><br />
Arbeitskreis Spanien<br />
Stammtisch 30.05.2011<br />
Hotel Regina, Barcelona<br />
Arbeitskreisleiter Ulrich Müller<br />
ulrich.mueller.bosom@gmail.com<br />
Weitere Infos unter:<br />
www.controllerverein.com<br />
> Arbeitskreise > Terminübersicht<br />
Artikelbeiträge sen<strong>de</strong>n Sie bitte an Hans-Peter San<strong>de</strong>r (Redaktion), hp.san<strong>de</strong>r@eastwestcom.net
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