Download (pdf) - Private Banking
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finance & investment<br />
eine Frage<br />
des Vertrauens<br />
48 Succeed 04/11<br />
A matter of trust<br />
um <strong>Private</strong> <strong>Banking</strong> ist es recht still geworden. die<br />
Branche kämpft mit angeknackstem Vertrauen<br />
und sehr zurückhaltenden Kunden. Mit mehr Beratung<br />
und geschärftem Risikobewusstsein soll es<br />
wieder aufwärts gehen.<br />
Things have gone quiet around private banking.<br />
The sector is battling with trust that took a beat-<br />
ing and very cautious clients. With more con-<br />
sultation and a sharpened sense of risk, things<br />
should improve again.<br />
Foto: getty images<br />
Succeed 04/11<br />
49
finance & investment<br />
Bernhard Ramsauer: „Veranlagungs-<br />
summen sind nicht ausschlaggebend,<br />
sondern das Kundenbedürfnis<br />
und der resultierende<br />
Beratungsbedarf.“<br />
Bernhard ramsauer: “investment sums<br />
are not decisive, but rather the needs<br />
of the customer and the resulting need<br />
for consultation.”<br />
50 Succeed 04/11<br />
Christan Ohswald: „Ich persönlich<br />
habe aus der Krise mitgenommen,<br />
den Experten nicht mehr blind<br />
zu vertrauen.“<br />
christian ohswald: “the lesson<br />
i myself have learnt from the<br />
crisis is not to trust the experts<br />
blindly.”<br />
I<br />
st der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert. Mit diesem Spruch<br />
können Privatbanken wenig anfangen, denn sie leiden nach der jüngsten<br />
Bankenkrise an einem großen Vertrauensverlust. „Seit 2008 gibt<br />
es ein enormes Misstrauen gegenüber den Banken“, weiß christoph Kraus,<br />
Vorstandsvorsitzender der zur Raiffeisen-Gruppe gehörenden Kathrein<br />
Bank. der Vorwurf laute: keine Performance und schlechte Risikoabsicherung.<br />
„die Grundlage unseres Geschäftes ist aber Vertrauen; nur um das<br />
Christoph Kraus: „Derzeit vertraut<br />
man wieder einfachen, bewährten<br />
Anlageinstrumenten wie Gold,<br />
Spareinlagen und Immobilien.“<br />
christoph kraus: “at present, people<br />
are again putting their faith in simple,<br />
tried-and-tested investment instruments<br />
such as gold, savings deposits<br />
and real estate.”<br />
O<br />
nce your reputation is<br />
ruined, you’re free to live<br />
as you please.’ This German<br />
proverb makes little sense to<br />
private banks, as they are suffering<br />
a great loss in trust after the recent<br />
banking crisis. “Since 2008, there<br />
has been an enormous amount of<br />
distrust vis-à-vis banks,” says christoph<br />
Kraus, chairman of the board<br />
at Kathrein Bank, which belongs to<br />
the Raiffeisen Group. Banks are accused<br />
of a lack of performance and<br />
bad risk hedging. “The basis of our<br />
business, however, is trust; that’s<br />
what it’s all about,” says Kraus. And<br />
he understands the many clients who<br />
believe that no one – neither banks<br />
nor governments – can be trusted<br />
anymore. An enormous need for<br />
consultation has arisen from this,<br />
and the general view in the sector<br />
is that this is what has changed the<br />
banking business. “critical selfcontemplation<br />
on the part of<br />
bankers is called for. The lesson I<br />
myself have learnt from the crisis<br />
is not to trust the experts blindly,”<br />
Die Vertrauenskrise hat viele Kunden<br />
zu alten Werten zurückgeführt.<br />
Konservativ heißt beim Anlegen<br />
seit geraumer Zeit die Devise.<br />
the confidence crisis has brought many<br />
clients back to old values. investing<br />
conservatively has been the order of<br />
the day for a while now.<br />
Ilinca von Derenthall: „Bei unserer<br />
Bank ist der Anteil ausländischer<br />
Anleger mit 50 % wegen unserer<br />
CEE-Orientierung hoch.“<br />
ilinca von derenthall: “our bank’s<br />
share of foreign investors is high –<br />
at 50 % – because of our orientation<br />
towards cee.”<br />
admits christian Ohswald, head of<br />
Raiff eisen <strong>Private</strong> <strong>Banking</strong> Wien<br />
(Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien).<br />
The attitude of banks towards their<br />
clients has also changed. In private<br />
banking today, there is less of the tendency<br />
to first act and then explain;<br />
one consults the client at a much<br />
earlier stage. “Today we have risk<br />
meetings with clients. They serve to<br />
find out their real pain threshold and<br />
then to construct a barrier,” explains<br />
Ohswald. “But it is also about noticing<br />
any change in risk assessment.”<br />
Dialogue instead of sale<br />
The crisis definitely started to thin<br />
out the fishpond of private banks.<br />
“The pressure on the business model<br />
is high,” says Helmut Praniess,<br />
chairman of the board at Bank Privat<br />
(RLB OOe). “For instance, it is<br />
rather difficult to win new deposits,<br />
as it is relatively expensive due to<br />
the current level of interest rates.”<br />
Nevertheless, there are still many<br />
clients for whom private banking is<br />
attractive. With managed assets of<br />
4.3 billion euros in the year 2010,<br />
Bank Privat was able to record an<br />
increase of 16 percent. A conservative<br />
investment strategy, security,<br />
simplicity and transparency of the<br />
products are the main factors for<br />
success. “clients of large banks<br />
often miss real consultation, and<br />
they also don’t always want to be<br />
sold their bank’s own products,”<br />
Fotos: michael hetzmannseder, picturedesk.com, getty images<br />
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Alle Zahlen Stand 31.12.2010.<br />
Paris
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Helmut Praniess: „Die Kunden der<br />
großen Banken vermissen oft echte<br />
Beratung und sie wollen auch nicht,<br />
dass ihnen ihre Bank vorzugsweise<br />
Eigenprodukte verkauft.“<br />
helmut praniess: “clients of large banks<br />
often miss real consultation and they<br />
also don’t always want to be sold their<br />
banks’ own products.”<br />
geht es“, so Kraus. und er zeigt sogar Verständnis für die einstellung<br />
vieler Kunden, die laute: „Man kann heutzutage niemandem mehr trauen,<br />
Banken nicht, Regierungen nicht.“ daraus sei ein enormes Bedürfnis<br />
an Beratung entstanden und genau das habe das Geschäft der Banken<br />
gewandelt, ist sich die Branche einig. „Von Seiten der Banker ist kritische<br />
Selbstreflexion gefordert. Ich persönlich habe aus der Krise mitgenommen,<br />
den experten nicht mehr blind zu vertrauen“, gesteht etwa christian<br />
Ohswald, Leiter der Raiffeisen <strong>Private</strong> <strong>Banking</strong> Wien (Raiffeisenlandesbank<br />
NÖ-Wien). Gewandelt hat sich auch die einstellung der Banken<br />
ihren Kunden gegenüber. Heute wird im <strong>Private</strong> <strong>Banking</strong> nicht mehr erst<br />
agiert und danach erklärt, sondern bereits früher der Weg zum Kunden<br />
gesucht. „Wir haben heute das Risikogespräch. da geht es darum, die<br />
echte Schmerzgrenze auszuloten und eine Barriere einzubauen“, erzählt<br />
Ohswald, „aber auch darum, eine etwaige Änderung der Risikoeinschätzung<br />
zu bemerken.“<br />
Dialog statt Verkauf<br />
die Krise hat den Fischteich der Privatbanken jedenfalls auszudünnen<br />
begonnen. „der druck auf das Geschäftsmodell ist hoch“, sagt Helmut<br />
Praniess, Vorstandsvorsitzender der<br />
Bank Privat (RLB OOe), und fügt<br />
hinzu, dass „es beispielsweise relativ<br />
schwierig ist, neue einlagen zu<br />
gewinnen, weil das aufgrund des<br />
vorherrschenden Zinsniveaus relativ<br />
teuer ist“. dennoch gebe es nach<br />
wie vor viele Kunden, für die <strong>Private</strong><br />
<strong>Banking</strong> attraktiv sei. die Bank<br />
Privat habe mit einem verwalteten<br />
52 Succeed 04/11<br />
Helmut Urban: „Eine Kommerzbank<br />
im Hintergrund ist eher ein Hindernis,<br />
da die Unabhängigkeit der<br />
Beratung nicht gewährleistet<br />
sein könnte.“<br />
helmut urban: “having a commercial<br />
bank behind you is more likely to be a<br />
hindrance, as it cannot be guaranteed<br />
that the consultation is unbiased.”<br />
»DIE GRUnDLAGE<br />
DES GESCHäftS<br />
IM PRIVAtE<br />
BAnKInG ISt DAS<br />
VERtRAUEn. nUR<br />
UM DAS GEHt ES<br />
LEtZtEnDLICH.«<br />
Vermögen von 4,3 Milliarden euro im Jahr 2010 einen Zuwachs von<br />
16 Prozent erzielt. Konservative Anlagestrategie, Sicherheit, einfachheit<br />
und Transparenz der Produkte seien die wesentlichen erfolgsfaktoren.<br />
„die Kunden der großen Banken vermissen oft echte Beratung und sie<br />
wollen auch nicht, dass ihnen ihre Bank vorzugsweise eigenprodukte<br />
verkauft“, meint Praniess. die Bank Privat, in Zusammenarbeit mit der<br />
Manfred Huber: „Wir gliedern in<br />
ein Kern- und ein Satellitenportfolio<br />
und wählen dabei aus Produkten<br />
von Drittanbietern aus.“<br />
manfred huber: “We divide our<br />
portfolios into a core and a satellite<br />
portfolio and choose products<br />
from third-party providers.”<br />
Praniess explains. Bank Privat attaches<br />
great importance to so-called<br />
behavioural finance – in collaboration<br />
with the Kepler university of<br />
Linz. With more consideration for<br />
market psychology and the related<br />
development of market prices, this<br />
provides valuable information for<br />
the investment strategy.<br />
Less providers<br />
“due to the sudden fall in profits<br />
for classic private banks in the investment<br />
business and the distortions<br />
on the financial markets, 40<br />
to 50 percent of providers that we<br />
still had on the market in 2007 have<br />
disappeared or will disappear by<br />
2013,” says Ohswald. Only those<br />
»the Basis oF<br />
the private<br />
<strong>Banking</strong> Business<br />
is trust; that’s<br />
What it’s<br />
ultimately all<br />
aBout.«<br />
will survive that have specialised<br />
with exceptional quality in very<br />
specific niches or that have such a<br />
wide business model, “that the client<br />
is not only offered added value<br />
in various market phases, but that it<br />
Wolfgang Schweißgut: „Wir<br />
verzichten bewusst auf<br />
eigene finanzprodukte.<br />
Damit schließen wir mögliche<br />
Interessenskonflikte aus.“<br />
Wolfgang schweissgut: “We deliberately<br />
steer clear of our own financial<br />
products. in this way, we avoid potential<br />
conflicts of interest.”<br />
can also seem successful economically.”<br />
However, the investment<br />
behaviour of most clients has also<br />
changed. “Much more attention is<br />
paid to the topic of asset preservation<br />
and risk management,” says<br />
Werner Zenz, who is the member<br />
of the board responsible for the<br />
private client business at Spängler<br />
bank. “We therefore increased our<br />
offer in asset management, so that<br />
clients have the possibility of stipulating<br />
a lower limit for their asset<br />
management accounts.” When this<br />
is reached, then there are no more<br />
risk positions in the portfolio.<br />
More realistic expectations<br />
“The expectations regarding<br />
earnings have become more realistic.<br />
At the same time, people<br />
expect their banking partners<br />
to react in good time when a<br />
crisis hits,” confirms Willibald<br />
cernko, chairman of the board<br />
at Bank Austria and interim head<br />
of the private banking division.<br />
Therefore an active risk management<br />
has become more vital than<br />
ever. “The balance must be found<br />
between the extremes of the market<br />
– greed and fear – and also the<br />
courage to act differently to the rest<br />
in extreme situations,” says Manfred<br />
Huber, ceO of euram Bank<br />
Fotos: Beigestellt, picturedesk.com<br />
Bis 1926 nahm das Einrichten einer Küche<br />
viel Platz in Anspruch. Die junge Architektin<br />
Margarete Schütte-Lihotzky beobachtete<br />
die Arbeitsabläufe der Hausfrau und entwarf<br />
die „Frankfurter Küche“, den Prototyp der<br />
modernen, Platz sparenden Einbauküche.<br />
Seit der Antike hatte sich der<br />
Hochsprungstil nicht weiterentwickelt.<br />
Bis Dick Fosbury 1968 den ersten<br />
Flop sprang und Olympiagold gewann.<br />
Der Krach der Metallräder am Dreirad<br />
seines Sohnes ärgerte den schottischen<br />
Tierarzt John Boyd Dunlop so sehr, dass<br />
er kurzerhand ein paar alte Gummiplatten<br />
zusammenklebte, sie um die Felgen<br />
wickelte und aufpumpte.<br />
Mehr Vermögen.<br />
Von Einlagen bis Spezialfonds – Privat- und Stiftungsvermögen<br />
brauchen neue Ideen und eine starke Bank.<br />
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Kepler universität Linz, misst dem Thema „Behavioral Finance“ erhöhte<br />
Bedeutung zu. dabei wird verstärkt auf die Marktpsychologie und die<br />
damit verbundene entwicklung der Kurse Rücksicht genommen. das<br />
ergibt wertvolle Informationen für die Anlagestrategie.<br />
Weniger Anbieter<br />
„Im Hinblick auf den ertragseinbruch im Veranlagungsgeschäft bei klassischen<br />
Privatbanken und die Verwerfungen auf den Finanzmärkten sind<br />
bereits – und werden noch – 40 bis 50 Prozent der Anbieter, wie wir sie<br />
2007 noch auf dem Markt hatten, bis 2013 vom Markt verschwinden“,<br />
schätzt Ohswald. Überleben würden nur jene, die sich mit Ausnahmequalität<br />
auf ganz besondere Nischen setzen oder ein derart breit aufgestelltes<br />
Geschäftsmodell haben, „das in unterschiedlichen Marktphasen nicht nur<br />
dem Kunden Mehrwert bietet, sondern auch wirtschaftlich erfolgreich<br />
wirken kann“. es hat sich aber auch das Anlageverhalten der meisten<br />
Kunden verändert. „es wird ein viel höheres Augenmerk auf das Thema<br />
Kapitalerhalt und Risikomanagement gelegt“, weiß Werner Zenz, der für<br />
das Privatkundengeschäft zuständige Vorstand im Bankhaus Spängler.<br />
„Wir haben unser Angebot in der Vermögensverwaltung daher erweitert,<br />
sodass der Kunde die Möglichkeit hat, für sein Vermögensverwaltungsdepot<br />
eine Wertuntergrenze festzulegen“. Ist diese erreicht, gibt es dann<br />
keine Risikopositionen mehr im Portfolio.<br />
Realistischere Erwartungen<br />
„die ertragserwartungen sind realistischer geworden, gleichzeitig erwartet<br />
man sich von seinem Bankpartner, dass im Krisenfall rechtzeitig reagiert<br />
wird“, bestätigt Willibald cernko, Vorstandsvorsitzender der Bank Austria<br />
und interimistischer Leiter der division <strong>Private</strong> <strong>Banking</strong>. ein aktives Risikomanagement<br />
sei damit mehr denn je notwendig geworden. „es muss die<br />
Balance zwischen den extremen der Märkte, und zwar Gier und Angst,<br />
gefunden und auch der Mut aufgebracht werden, in extremsituationen<br />
konträr zu handeln“, sagt Manfred Huber, chef der euram Bank<br />
(1,5 Milliarden euro Kundengelder). Monika Jung, Vorstand der 1,5 Milliarden<br />
euro verwaltenden Valartis Bank (Austria) AG, weiß: „<strong>Private</strong> <strong>Banking</strong>-<br />
Kunden bevorzugen grundsätzlich eine konservative Ausrichtung in der<br />
Veranlagung.“ Seit der Krise 2008 sei diese Vorsicht noch ausgeprägter.<br />
Jung glaubt trotz der Vertrauenskrise an Wachstumsraten im <strong>Private</strong><br />
<strong>Banking</strong> im niedrigen zweistelligen Bereich, weil die Zahl vermögender<br />
Privatkunden ebenfalls steige.<br />
Im Wesentlichen gibt es auch im <strong>Private</strong> <strong>Banking</strong> keine Scheu vor klassischen<br />
Anlageprodukten. „das Produktspektrum ist breit: von Festgeldern,<br />
Kostenwahrheit<br />
Bei den Gebühren zeigen sich je nach Bank erhebliche Unterschiede.<br />
Die Gebühren für <strong>Private</strong> <strong>Banking</strong> sind oft pauschal definiert und<br />
liegen in Österreich zwischen knapp unter einem Prozent und bis<br />
auf rund zwei Prozent des Vermögens. Seltener werden noch individuelle<br />
Gebühren verrechnet. Diese schwanken je nach durchgeführtem<br />
Geschäft. Weitere Möglichkeiten sind Fixgebühren, die<br />
je nach eingesetztem Vermögen divergieren, heute aber eher als<br />
Auslaufmodell gelten, und performanceabhängige Modelle. Ein<br />
interessantes Gebührenmodell hat etwa die Raiffeisen <strong>Private</strong><br />
<strong>Banking</strong> Wien: „Das <strong>Private</strong> <strong>Banking</strong> Leistungsversprechen bedeutet:<br />
Wenn Sie mit unseren Depotkonzepten nicht zufrieden sind,<br />
haben Sie das Recht, innerhalb der ersten vier Wochen des Jahres<br />
2012 das von Ihnen für das Vorjahr entrichtete Depotentgelt ganz<br />
oder teilweise zurückzufordern – unabhängig von der tatsächlich<br />
erzielten Performance“, erläutert Leiter Christian Ohswald. Diese<br />
All-in-fee-Variante lässt sich die Raiffeisen <strong>Private</strong> <strong>Banking</strong> Wien<br />
je nach Komplexität der Veranlagung mit einer Gebühr zwischen<br />
einem und zwei Prozent der veranlagten Gelder bezahlen.<br />
54 Succeed 04/11<br />
Ingrid Szeiler: „Unsere Kunden<br />
haben derzeit durchschnittlich<br />
nicht mehr als 35 % Aktienanteil<br />
in ihren Portfolios.“<br />
ingrid szeiler: “our clients currently<br />
have no more than a 35 % proportion<br />
of shares in their portfolios<br />
on average.”<br />
(1.5 billion euros in customer assets).<br />
Monika Jung, member of<br />
the board at Valartis Bank (Austria)<br />
AG, with 1.5 billion euros<br />
in managed assets, adds: “<strong>Private</strong><br />
banking clients generally prefer a<br />
conservative focus in their investments.”<br />
Since the crisis in 2008,<br />
this cautiousness has become even<br />
more distinct. despite the confidence<br />
crisis, Jung believes in growth<br />
rates in the low two-digit region<br />
cost transparency<br />
Fees differ greatly from bank to bank.<br />
Meinhard Platzer: „Wir setzen auf<br />
traditionelle und alternative Anlageformen:<br />
Direktinvestments, fonds,<br />
Zertifikate, Etf und Derivate.“<br />
meinhard platzer: “We make use of<br />
traditional and alternative forms of investments:<br />
direct investments, funds,<br />
certificates, etFs and derivatives.”<br />
for private banking, because the<br />
number of wealthy private clients<br />
is also increasing.<br />
In the main, there is also no shying<br />
away from classic investment<br />
products in private banking. “The<br />
product spectrum is broad – from<br />
fixed deposits, bonds, shares, funds<br />
and certificates to real estate investments,”<br />
says Robert Zadrazil, chairman<br />
of the board at Schoellerbank<br />
AG. What is essential, however, is<br />
the fees for private banking are often defined by flat rates, and<br />
in austria they range from just below one percent to about two<br />
percent of the asset value. sometimes, but rather seldom, more<br />
individual rates are charged. these depend on the business<br />
trans action. a further possibility is fixed rates that diverge according<br />
to the invested assets (although this model is being phased<br />
out today) and performance-dependent models. raiffeisen private<br />
<strong>Banking</strong> Wien, for instance, has an interesting rate model: “the<br />
private banking performance promise means that if you are<br />
not happy with our deposit concepts, you have the right – within<br />
the first four weeks of the year 2012 – to ask for the money paid<br />
as a deposit fee for the previous year to be refunded – partially<br />
or in total – independent of the actually achieved performance,”<br />
explains christian ohswald. For this all-in fee option, raiffeisen<br />
private <strong>Banking</strong> Wien charges between one and two percent<br />
of the invested amount – depending on the complexity of the<br />
investment.<br />
Fotos: Beigestellt<br />
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Anleihen, Aktien, Fonds und Zertifikaten bis hin zu Immobilieninvestments“,<br />
so Robert Zadrazil, Vorstandsvorsitzender der Schoellerbank AG. Wesentlich<br />
sei ohnedies eher die Qualität der Produkte. „um ein Höchstmaß<br />
an diversifizierung zu erreichen, setzen wir traditionelle und alternative<br />
Anlagen in Form von direktinvestments, Fonds, Zertifikaten, eTF und<br />
derivaten ein“, sagt Meinhard Platzer, Vorstandsvorsitzender der LGT<br />
Bank (Österreich) AG.<br />
Klassisch geht es die Bank Austria an: der Anteil von Investmentfonds<br />
am depotvolumen der eigenen Privatbankkunden beträgt 29 Prozent,<br />
Aktien (einzeltitel) sind mit 21 Prozent vertreten, Anleihen (einzeltitel)<br />
mit 41 Prozent. der Anteil von drittanbieterprodukten beträgt rund<br />
40 Prozent.<br />
Sachwerte stark gefragt<br />
Wieder stark gefragt sind Sachwerte, insbesondere Immobilien, erzählt<br />
Kraus. „derzeit vertraut man wieder einfachen und bewährten Anlageinstrumenten<br />
wie Gold, Spareinlagen und Immobilien“, bestätigt Zadrazil.<br />
die ganze Branche habe einen Rückgang der Performanceerwartung von<br />
zweistellig auf einstellig erlebt. ebenso seien die Schlagworte „Vermögensschutz“<br />
und „Werterhalt“ sehr oft zu hören gewesen. „die Portfoliostruktur<br />
hat sich über die letzten drei Jahre stark verändert“, weiß<br />
Wolfgang Traindl, Leiter <strong>Private</strong> <strong>Banking</strong> in der erste Bank, die gemeinsam<br />
mit den Sparkassen mit 45 Milliarden euro einer der großen Player auf<br />
dem heimischen Markt ist. Spareinlagen seien von 20 auf 30 Prozent der<br />
Kundenvermögen gestiegen, der Wertpapieranteil sei dagegen von 80 auf<br />
70 Prozent gesunken, der Anteil von Aktien und Fonds gar von 35 auf 25<br />
Prozent. Nur der Anleihenanteil sei mit etwa 45 Prozent relativ konstant<br />
geblieben. durchschnittlich nicht mehr als 35 Prozent Aktienanteil nennt<br />
auch Ingrid Szeiler, Vorstand der Raiffeisen Vermögensverwaltungsbank<br />
(1,1 Milliarden euro Kundengelder).<br />
„Wir bemerken einen verstärkten Trend in Richtung Nachhaltigkeit,<br />
welcher auch über die klassischen Finanzmarktthemen hinausgeht,<br />
z.B. Mikrofinanz oder Investitionsmöglichkeiten im Bereich erneuerbare<br />
energien“, heißt es aus dem Bankhaus Schelhammer & Schattera<br />
(2,4 Milliarden euro Kundengelder). Hier schließt sich in gewisser Weise<br />
der Kreis zwischen der Privatbank und ihrem eigentümer: Schelhammer<br />
& Schattera steht mehrheitlich im Besitz von Institutionen der römischkatholischen<br />
Kirche Österreichs. Somit fühlt man sich „den Werten und<br />
Aufträgen der Kirche in Österreich eng verbunden“ und versteht sich<br />
darüber hinaus auch als „Teil des kirchlichen Netzwerkes in Österreich“.<br />
das credo der Bank lautet: Vermögensverwaltung mit Weitsicht und<br />
Gelassenheit. „unser Zugang zum Bankgeschäft orientiert sich an den<br />
Werten der christlichen Soziallehre und trifft sich ausgezeichnet mit<br />
den Anforderungen kirchlicher Institutionen, die eine langfristige<br />
entwicklung und Verwaltung ihres Vermögens erwarten“, betont<br />
das Institut.<br />
Unterschiedliche Einstiegsgrenzen<br />
Wer kann eine Privatbank mit der Steuerung seines Vermögens beauftragen?<br />
Prinzipiell jeder, wenn die Geldbörse passt. „Ab einer Million<br />
euro ist man dabei, ab fünf Millionen laufen wir ihnen nach“, umreißt<br />
Kraus die eckdaten der gesuchten Klientel im Hause Kathrein. Allerdings<br />
kommt der Privatbank im Raiffeisen-Konzern auch eine Sonderrolle zu.<br />
Privatkunden seien nicht das Ziel, sondern Stiftungen und unternehmen.<br />
der geografische Fokus reiche damit notwendigerweise über Österreich<br />
hinaus, insbesondere Osteuropa sei ein klarer Zielmarkt, so Kraus, und<br />
da wiederum Russland und die russischen Republiken. Auch bei der Bank<br />
Gutmann sowie bei der credit Suisse Österreich fängt <strong>Private</strong> <strong>Banking</strong><br />
bei rund einer Million euro an.<br />
„Wir gehören zur Raiffeisen-Organisation Österreichs. Im Sinne<br />
dieser Wurzeln liegt der Schwellenwert für <strong>Private</strong> <strong>Banking</strong> bei uns mit<br />
50.000 euro bewusst tief“, merkt Wolfgang Schweißgut fast schon entschuldigend<br />
an. damit sind die Raiffeisen-Banker allerdings allein auf<br />
weiter Flur, denn unter 100.000 euro spielt sich sonst nichts ab. Wobei:<br />
„Veranlagungssummen sind nicht ausschlaggebend. entscheidend<br />
sind das individuelle Kundenbedürfnis und der daraus resultierende<br />
56 Succeed 04/11<br />
the quality of the products. “In<br />
order to achieve the greatest degree<br />
of diversification, we make use of<br />
traditional and alternative investments<br />
in the form of direct investments,<br />
funds, certificates, eTFs and<br />
derivatives,” says Meinhard Platzer,<br />
chairman of the board at LGT Bank<br />
(Österreich) AG.<br />
Bank Austria has a classic approach:<br />
The proportion of investment<br />
funds to the account volume<br />
of own private banking clients is<br />
»DERZEIt VERtRAUt<br />
MAn WIEDER EInfACHEn<br />
UnD BE-<br />
WäHRtEn AnLAGE-<br />
InStRUMEntEn<br />
WIE GOLD, SPAR-<br />
EInLAGEn UnD<br />
IMMOBILIEn.«<br />
29 percent, shares (single titles) are<br />
21 percent, while bonds (single titles)<br />
are 41 percent. The proportion<br />
of third-party products is around<br />
40 percent.<br />
Great demand for real assets<br />
Real assets, especially real estate,<br />
are very much in demand again,<br />
according to Kraus. “At present,<br />
people are again putting their faith<br />
in simple, tried-and-tested investment<br />
instruments such as gold,<br />
Die Portfolio-Struktur bei Wohlhabenden<br />
hat sich in den ver-<br />
gangenen drei Jahren stark<br />
verändert – es ging und geht<br />
aber stets um Werterhalt.<br />
the portfolio structure of wealthy<br />
individuals has changed dramatically<br />
over the past three years – but it<br />
was and still is always about<br />
value retention.<br />
savings deposits and real estate,”<br />
confirms Zadrazil. The entire sector<br />
has experienced a decline in per-<br />
»at present, people<br />
are again putting<br />
their Faith in simple,<br />
tried-and-tested<br />
investment instruments<br />
such as gold,<br />
savings deposits<br />
and real estate.«<br />
formance expectations from<br />
double-digit to single-digit rates.<br />
catchwords such as ‘asset protection’<br />
and ‘value retention’ are also<br />
heard very often. “The portfolio<br />
structure has changed a lot over the<br />
past three years,” knows Wolfgang<br />
Traindl, head of <strong>Private</strong> <strong>Banking</strong> at<br />
the erste Bank – together with the<br />
Sparkasse banks, one of the big<br />
players on the local market with<br />
45 billion euros. Savings deposits<br />
Foto: getty images
finance & investment<br />
Willibald Cernko: „Die Ertrags-<br />
erwartungen sind realistischer geworden,<br />
gleichzeitig erwarten sich<br />
die Kunden rechtzeitiges Reagieren.“<br />
Willibald cernko: “expectations regarding<br />
earnings have become more realistic;<br />
at the same time customers expect<br />
a timely reaction.”<br />
Es bleibt in der Familie<br />
58 Succeed 04/11<br />
Monika Jung: „<strong>Private</strong> <strong>Banking</strong>-<br />
Kunden bevorzugen grundsätzlich<br />
eine konservative Ausrichtung in<br />
der Veranlagung.“<br />
monika Jung: “private banking clients<br />
generally prefer a conservative focus<br />
in their investments.”<br />
In angelsächsischen Ländern, aber auch in Deutschland, zählen sie zum Alltag,<br />
bei uns noch nicht wirklich: Family Offices.<br />
Dimitri J. Felber ist derzeit öfter in Österreich unterwegs. Der Senior Family<br />
Officer der Hamburger Family Office Bank Marcard, Stein & Co versucht,<br />
einer handverlesenen Auswahl an Kunden ein Konzept schmackhaft zu<br />
machen, das es in anderen Ländern längst gibt. „Im Rahmen unseres Family<br />
Office managen wir das Gesamtvermögen von Familien oder Privatstiftungen<br />
inklusive Immobilien und Beteiligungen, übernehmen das Risikomanagement<br />
und verantworten die Gesamtallokation. Es geht vor allem darum,<br />
eine Asset Protection für die aktuelle und die nächsten Generationen zu<br />
erzielen“, erklärt Felber. Dazu zähle auch der weite Bereich der Familien- und<br />
Vermögensstruktur. Entscheidend ist da oft auch die Frage: Was passiert,<br />
wenn der Patriarch abtritt?<br />
Die Wurzeln der Bank, die zur inhabergeführten Privatbank M. M. Warburg<br />
& CO gehört, reichen bis 1790 zurück. „<strong>Private</strong> <strong>Banking</strong> ist das Bankgeschäft<br />
für vermögende Kunden, Family Office ist das Management des<br />
Vermögens, eine Art Interessensvertretung der Familie“, stellt Felber fest.<br />
Das inkludiert auf Wunsch auch eine sehr persönliche Betreuung über die<br />
reinen Vermögenswerte hinaus. „Manche Kunden geben beispielsweise<br />
unser Büro als ihre Adresse an“, beschreibt Felber, „oder wir übernehmen<br />
Privatsekretariats- oder Conciergeagenden.“ Zielgruppe sind – nomen est<br />
omen – Familien oder Unternehmer mit einem Gesamtvermögen von 25<br />
Millionen Euro aufwärts. Daher ergibt sich beispielsweise in Österreich ein<br />
potenzieller Markt von knapp über 100 Familien. „Das Bedürfnis ist zweifellos<br />
gegeben“, ist Felber überzeugt, „und der Typus des hanseatischen<br />
Kaufmanns, den wir vertreten, wird auch in Österreich hoch geschätzt.“<br />
Dimitri felber: „Es geht vor allem darum, eine Asset Protection für die<br />
aktuelle und die nächsten Generationen zu erzielen.“<br />
dimitri Felber: “it is primarily a matter of achieving asset protection for the<br />
current and the next generations.”<br />
increased from 20 to 30 percent of<br />
customers’ assets, the proportion<br />
of securities decreased from 80 to<br />
70 percent, while the proportion<br />
of shares and funds dropped from<br />
35 to 25 percent. Only the proportion<br />
of bonds remained relatively<br />
constant at around 45 percent.<br />
Ingrid Szeiler, member of the board<br />
at Raiffeisen Vermögensverwaltungsbank<br />
(1.1 billion euros in<br />
customer funds), also speaks of no<br />
more than a 35 percent proportion<br />
of shares on average.<br />
“We have noticed an increasing<br />
trend toward sustainability, with<br />
topics that go beyond the classic<br />
financial market topics; for instance,<br />
micro-financing or investment<br />
possibilities in the area of<br />
renewable energies,” says a representative<br />
from Schelhammer &<br />
Schattera bank (2.4 billion euros<br />
in customer funds). Here, in a<br />
way, the private bank reflects its<br />
it stays in the family<br />
owner: Schelhammer & Schattera<br />
is majority owned by institutions<br />
of the catholic church in Austria.<br />
Therefore they feel “closely connected<br />
to the values and objectives<br />
of Austria’s catholic church,” and<br />
also see themselves as “part of the<br />
ecclesiastical network in Austria.”<br />
The bank’s creed is: asset management<br />
with foresight and equanimity.<br />
“Our approach to the banking business<br />
is oriented towards the values<br />
of the christian code of social ethics<br />
and fits in extremely well with the<br />
requirements of religious institutions,<br />
which expect a long-term<br />
development and management of<br />
their assets,” a representative from<br />
the bank points out.<br />
Different entry levels<br />
Whose asset management can be<br />
carried out by a private bank?<br />
Anyone’s, in principle – as long as<br />
their purse is large enough. “With<br />
one million euros, you’re in. From<br />
In Anglo-Saxon countries and in Germany, they have become an everyday<br />
sight, but not yet in Austria: family offices.<br />
these days, dimitri J. Felber often travels around in austria. the<br />
senior Family officer of the hamburg-based family office bank marcard,<br />
stein & co is trying to convince a handpicked selection of clients of the<br />
merits of a concept that has already been in use in other countries for<br />
a long time. “Within the context of our family office, we manage the<br />
total assets of families or private foundations – including real estate and<br />
holdings – and take care of the risk management and accept responsibility<br />
for the entire allocation. it is primarily a matter of achieving asset<br />
protection for the current and the next generations,” explains Felber.<br />
the wide area of family and asset structure also forms part of this. often,<br />
the decisive question is: What happens when the patriarch steps down?<br />
the roots of the bank, which belongs to the owner-managed pri-<br />
vate bank m.m.Warburg & co, stretch back to 1790. “private banking<br />
is banking business for wealthy clients; family office is the management<br />
of assets – a kind of representation of interests – for the family,”<br />
notes Felber. on request, this also includes very personal assistance<br />
beyond the mere management of assets.<br />
“For instance, some clients give our office<br />
as their address,” says Felber, “or we take<br />
care of private-secretarial or concierge issues.”<br />
the target groups are – as the name<br />
says – families or entrepreneurs with total<br />
assets of 25 million euros upwards. in austria,<br />
therefore, there is a potential market<br />
of just over 100 families. “there is without<br />
doubt a need,” says Felber with conviction,<br />
“and the type of hanseatic businessman<br />
that we represent is also highly respected<br />
in austria.”<br />
Fotos: peter rigaud, Foto FelBer, picturedesk.com<br />
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finance & investment<br />
Robert Zadrazil: „Wir konzentrieren<br />
uns auf Russland, Kasachstan, tschechien,<br />
Ungarn, Rumänien, Bulgarien,<br />
Serbien, Slowenien, Kroatien, Polen,<br />
die Ukraine, die türkei.“<br />
robert zadrazil: “We are focusing on<br />
russia, kazakhstan, the czech republic,<br />
hungary, romania, Bulgaria, serbia,<br />
slovenia, croatia, poland, ukraine<br />
and turkey.”<br />
Beratungsbedarf anstelle starrer Vermögensgrenzen“, hält Bernhard<br />
Ramsauer, Leiter des <strong>Private</strong> Wealth Managements der deutschen Bank in<br />
Österreich und Vorstandsvorsitzender der deutschen Bank Österreich AG,<br />
fest. „Auch werden wir manchmal zunächst mit der Verwaltung eines<br />
Teilvermögens betraut, um unsere Leistungsfähigkeit kennenlernen zu<br />
können. Richtlinie für eine erstveranlagung sind rund 500.000 euro“,<br />
so Ramsauer, der in Österreich auf ein verwaltetes Vermögen von<br />
vier Milliarden euro verweisen kann.<br />
Kompetenz auch in CEE<br />
Nach wie vor gibt es unterschiedlich ausgeprägte Schwerpunkte der heimischen<br />
Privatbanken in Osteuropa. Jüngst bekam etwa die Schoellerbank<br />
von ihrer Konzernmutter unicredit die cee-Kompetenz im Konzern<br />
zugesprochen. „Wir konzentrieren uns auf Märkte wie Russland, Kasachstan,<br />
die ukraine, die Türkei, Tschechien, ungarn, Rumänien, Bulgarien,<br />
Serbien, Slowenien, Kroatien oder Polen“, verrät Zadrazil. Nur bei<br />
der Gutmann Bank ist der Anteil ausländischer Anleger mit 50 Prozent<br />
hoch. Ilinca von derenthall, Vorstandsmitglied bei Gutmann und Leiterin<br />
International <strong>Private</strong> <strong>Banking</strong>, erklärt das auch mit der starken cee-<br />
Orientierung (14 Milliarden euro Kundengelder). Mit 30 Mitarbeitern<br />
und Mitarbeiterinnen habe Gutmann das größte cee- und GuS-Team<br />
unter österreichischen Privatbanken. Noch geringer ist der Inländeranteil<br />
bei Valartis (20 Prozent).<br />
Unabhängigkeit vs. Mutterbeziehung<br />
Keine einigung besteht unter den Privatbanken in der Frage, ob es gut<br />
sei, eine Kommerzbank als Mutter im Hintergrund zu haben oder nicht.<br />
Helmut urban, Sprecher des Vorstands der constantia Privatbank<br />
(11,8 Milliarden euro depotvolumen mit der hauseigenen Fondsgesellschaft,<br />
die 8,6 Milliarden euro mitbringt), könnte Recht haben, wenn<br />
er sagt: „eine Kommerzbank im Hintergrund ist eher ein Hindernis, da<br />
die unabhängigkeit der Beratung von Konzerninteressen nicht gewährleistet<br />
sein könnte. Lediglich bei großvolumigen Geldeinlagen könnte<br />
die Kapitalausstattung ein Thema sein, doch selbst in der Finanzkrise<br />
strömte das Kapital von den Großbanken zu kleinen privaten Instituten<br />
– Investieren ist eben stark eine Vertrauenssache.“ Womit wir wieder<br />
beim Ausgangsthema wären.<br />
christian Vavra, Peter Nestler, Mitarbeit: Harald Hornacek �<br />
60 Succeed 04/11<br />
Werner Zenz: „Es wird ein viel<br />
höheres Augenmerk auf das<br />
thema Kapitalerhalt und Risikomanagement<br />
gelegt.“<br />
Werner zenz: “much more attention<br />
is being paid to the topic of asset<br />
preservation and risk management.”<br />
Wolfgang traindl: „Der Wertpapieranteil<br />
ist von 80 auf<br />
70 % gesunken, der Anteil<br />
von Aktien und fonds gar von<br />
35 auf 25 %.“<br />
Wolfgang traindl: “the proportion of<br />
securities fell from 80 % to 70 % and<br />
the proportion of shares and funds<br />
from 35 % to 25 %.”<br />
five million euros upwards, we will<br />
be chasing after you,” says Kraus,<br />
describing the key characteristics<br />
of sought-after clientele at Kathrein<br />
bank. However, the private<br />
bank has a special role to play in<br />
the Raiffeisen Group. <strong>Private</strong> customers<br />
are not the target group, but<br />
rather foundations and companies.<br />
The geographic focus, therefore,<br />
necessarily stretches beyond Austrian<br />
borders. eastern europe in<br />
particular is a clear target market,<br />
according to Kraus, especially Russia<br />
and the Russian republics. <strong>Private</strong><br />
banking begins at around one<br />
million euros at Gutmann bank as<br />
well as at credit Suisse Österreich.<br />
“We belong to Austria’s Raiffeisen<br />
Group. We are aware of this<br />
background and keep the entry<br />
limit for private banking at our<br />
bank deliberately low – at 50,000<br />
euros,” says Wolfgang Schweissgut<br />
almost apologetically. In this regard,<br />
however, the Raiffeisen bankers<br />
stand alone, because everywhere<br />
else there is nothing to be had under<br />
100,000 euros. However: “Investment<br />
sums are not decisive. The crucial<br />
factors are the individual needs<br />
of the customer and the resulting<br />
need for consultation instead of<br />
rigid asset limits,” believes Bernhard<br />
Ramsauer, head of <strong>Private</strong> Wealth<br />
Management at the deutsche<br />
Bank in Austria and chairman of<br />
the board at deutsche Bank Österreich<br />
AG. “We are also sometimes<br />
entrusted with the management of<br />
part of someone’s assets at first, so<br />
that person can see how well we<br />
perform. The guidelines for a first<br />
investment state around 500,000<br />
euros,” says Ramsauer, whose bank<br />
manages assets in Austria to the<br />
value of 4 billion euros.<br />
Competence also in CEE<br />
There are still different areas of<br />
focus for Austrian private banks in<br />
eastern europe. Recently Schoellerbank,<br />
for instance, received the cee<br />
competence in the group from its<br />
parent company unicredit. “We<br />
focus on markets such as Russia,<br />
Kazakhstan, ukraine, Turkey, the<br />
czech Republic, Hungary, Romania,<br />
Bulgaria, Serbia, Slovenia,<br />
croatia and Poland,” Zadrazil discloses.<br />
Only at Gutmann bank is the<br />
share of foreign investors high – at<br />
50 percent. Ilinca von derenthall,<br />
member of the board at Gutmann<br />
and head of International <strong>Private</strong><br />
<strong>Banking</strong> explains that this is due<br />
to the stronger orientation towards<br />
cee (14 billion euros in customer<br />
funds). With 30 employees, Gutmann<br />
has the largest cee and cIS<br />
team of all Austrian private banks.<br />
The proportion of domestic investors<br />
is even lower at Valartis (20<br />
percent).<br />
Independence versus parent<br />
relationship<br />
There is no consensus amongst<br />
private banks as to whether it is<br />
good to have a commercial bank<br />
as a parent company in the back<br />
ground or not. Helmut urban,<br />
spokesman of the board at<br />
constantia Privatbank (11.8 billion<br />
euros in deposit volume with the inhouse<br />
investment company, which<br />
brings in 8.6 billion euros) may<br />
be right when he says: “To have<br />
a commercial bank behind you is<br />
more likely to be a hindrance, as it<br />
cannot be guaranteed that the consultation<br />
is not influenced by group<br />
interests. The capital resources<br />
could only become an issue in the<br />
case of large-volume deposits; but<br />
even during the financial crisis, the<br />
capital flowed from the big banks<br />
to the small private banks. Investing<br />
is simply a matter of trust.” Which<br />
brings us back to the original issue.<br />
c. Vavra, P. Nestler, with<br />
suppurt from: H. Hornacek �<br />
Fotos: lichtstark.com, picturedesk.com
finance & investment<br />
unabhängig<br />
oder nicht?<br />
u<br />
nterschiedliche Ansätze verfolgen die Privatbanken bei der<br />
Produktherkunft. Während die meisten auch auf drittanbieter<br />
(Konzernfremde) setzen und einen Best-in-class-Ansatz verfolgen,<br />
spricht sich Kathrein-chef christoph Kraus klar für konzerneigene<br />
Produkte aus: „Ich kann sie dem Kunden besser erklären, komme rascher<br />
an Informationen und letztendlich sind sie auch spesengünstiger.“ Viele<br />
Anbieter mischen zumindest bestimmte Anlageprodukte anderer Anbieter<br />
bei. Spannend ist der Produktansatz der euram Bank: „Wir gliedern<br />
unsere Portfolios in ein Kern- und ein Satellitenportfolio. das Kernportfolio<br />
(70 Prozent) wird ausschließlich mit Investmentfonds abgebildet.<br />
das Satellitenportfolio dient zur<br />
Stärkung der Rendite und wird mit<br />
einzelaktien, einzelanleihen, Investmentzertifikaten<br />
etc. abgebildet. Wir<br />
wählen dabei fast ausschließlich aus<br />
Produkten von drittanbietern aus“,<br />
erläutert Vorstand Manfred Huber.<br />
es gibt auch Privatbanken, die<br />
trotz konzerneigener Produkte diese<br />
nicht anbieten, um möglichst unabhängig<br />
dazustehen. „Wir verzichten<br />
bewusst auf eigene Finanzprodukte.<br />
damit schließen wir mögliche Interessenskonflikte<br />
aus“, sagt Wolfgang<br />
Schweißgut, Geschäftsleiter des Bankhauses<br />
Jungholz (2 Milliarden euro<br />
Kundengelder), Teil der Raiffeisenbank<br />
Reutte. Ihre Kunden kaufen<br />
trotzdem auch im eigenen Konzern.<br />
62 Succeed 04/11<br />
Independent or not?<br />
Konzerneigene oder fremde Produkte – eine Frage,<br />
über die in der Branche uneinigkeit herrscht.<br />
»MAnCHE<br />
PRIVAtBAnKEn<br />
VERZICHtEn WEGEn<br />
MöGLICHER IntER-<br />
ESSEnKOnfLIKtE<br />
AUf KOnZERn-<br />
EIGEnE PRODUKtE.«<br />
»some private<br />
Banks reFrain<br />
From oFFering<br />
their oWn products<br />
in order to avoid<br />
possiBle conFlicts<br />
oF interest.«<br />
eine klare unabhängigkeit nimmt die Alizee Bank für sich in Anspruch.<br />
Vorstandsmitglied Anton cermak: „Wir verfolgen eine Open Architecture<br />
Strategy und suchen für jeden Kunden die besten Angebote auf dem<br />
Markt aus.“ In diesem Zusammenhang wird bei Alizee auch der Bereich<br />
„Financial engineering“ immer bedeutender. „Hier geht es beispielsweise<br />
um die Frage, wie man ein Stiftungsvermögen von rund 10 Millionen euro<br />
unter Berücksichtigung der optimalen Besteuerung der erträge anlegt“,<br />
erklärt Vorstandsmitglied Markus Braun. eine Lösung dafür kann etwa<br />
die Schaffung eines persönlichen Fonds sein. die Vermögensverwaltung<br />
wird damit aus der Stiftung genommen und in einen beispielsweise österreichischen<br />
Investmentfonds übertragen. Gerade für die Begünstigten,<br />
also oftmals die erben der früheren Stifter, sei das, so Braun und cermak,<br />
eine chance, aktiver in die Vermögensverwaltung einzugreifen. �<br />
A group’s own products or third-party products –<br />
a controversial issue in the sector.<br />
P<br />
rivate banks have different<br />
approaches with regard to<br />
the origin of products. While<br />
most also rely on third-party (external)<br />
providers and follow a bestin-class<br />
approach, christoph Kraus,<br />
head of Kathrein bank, speaks<br />
clearly in favour of own products:<br />
“I can explain them better to the<br />
client, have quicker access to information<br />
and in the end they are<br />
also cheaper with regard to fees.”<br />
Many providers add at least some<br />
investment products from other<br />
Anton Cermak, Alizee Bank:<br />
„Wir verfolgen eine Open<br />
Architecture Strategy und<br />
suchen individuell die besten<br />
Angebote aus.“<br />
anton cermak, alizee Bank:<br />
“We follow an open-architecture<br />
strategy and select the best offers<br />
in each case.”<br />
providers. euram Bank has an<br />
interesting approach to products:<br />
“We divide our portfolios into a<br />
core and a satellite portfolio. The<br />
core portfolio (70 percent) is made<br />
up exclusively of investment funds.<br />
The satellite portfolio serves to<br />
strengthen the returns and is made<br />
up of single shares, single bonds,<br />
investment certificates, etc., that we<br />
choose almost exclusively from a<br />
selection of products from thirdparty<br />
providers,” explains member<br />
of the board Manfred Huber.<br />
Markus Braun, Alizee Bank:<br />
„Attraktive Möglichkeiten für<br />
Stiftungs-Begünstigte, aktiver<br />
in die Vermögensverwaltung<br />
einzugreifen.“<br />
markus Braun, alizee Bank: “attractive<br />
possibilities for foundation beneficiaries<br />
to engage more actively in their asset<br />
management.”<br />
Fotos: martin mahrhoFer, picturedesk.com, getty images<br />
There are also private banks that, despite having own products,<br />
do not offer them, in order to be as independent as possible. “We<br />
deliberately steer clear of our own financial products. In this way,<br />
we avoid potential conflicts of interest,” says Wolfgang Schweissgut,<br />
managing director of Jungholz bank (2 billion euros in customer<br />
funds), part of the Reutte Raiffeisen bank. despite this, their clients<br />
also purchase products from the group.<br />
Alizee bank takes a clearly independent stance. Member of the<br />
board Anton cermak: “We follow an open-architecture strategy,<br />
and select the best offers for each client from the market.” In this<br />
connection, ‘financial engineering’ is also becoming increasingly<br />
significant at Alizee. “It’s about how one can invest foundation<br />
assets of, say, around 10 million euros while taking the optimal<br />
taxation of returns into account,” explains member of the board<br />
Markus Braun. One possible solution for this could be the creation<br />
of a personal fund. In this way, the asset management is<br />
taken away from the foundation and transferred to, for instance,<br />
an Austrian investment fund. According to Braun and cermak,<br />
this is an opportunity – especially for the beneficiaries, i.e. often<br />
the heirs of the earlier founder – to engage more actively in the<br />
management of their assets. �<br />
Privatbanken verfolgen unterschiedliche Ansätze bei<br />
der Produktherkunft. Die meisten verfolgen allerdings<br />
einen Best-in-Class-Ansatz.<br />
private banks have different approaches with regard to<br />
where the products originate. most of them, however, follow<br />
a best-in-class approach.<br />
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Ansprechpartner: Rita M. Werderits