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Lesekompetenz gehörloser und schwerhöriger ... - Sonos

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eine schmale Tradition der Bildungsevaluation gibt (siehe 1.2). Im Mittelpunkt der<br />

vorliegenden Arbeit steht die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der <strong>Lesekompetenz</strong><br />

hörgeschädigter SchülerInnen. In dieser Hinsicht unterscheidet sie sich von einem<br />

Bildungsbericht, der solche Studien nur sek<strong>und</strong>är verarbeitet, aber nicht primär erhebt. In<br />

ihrer wissenschaftlichen Konzeption bezieht sich die Arbeit jedoch auf die aktuellen<br />

Methoden der Lernstandserhebungen, die in den Prozess der Bildungsberichterstattung<br />

einfließen. Damit bleibt sie innerhalb des gewählten Referenzrahmens.<br />

Die Argumentation ist, wie auch für einen Bildungsbericht vorgesehen, „problemorientiert,<br />

im wesentlichen an Informationen ausgerichtet <strong>und</strong> analytisch, damit die intendierten <strong>und</strong><br />

nicht intendierten Folgen sozialen Handelns im Bildungsbereich sichtbar werden“ (Avenarius<br />

et al. 2003b, 83). Die Situation der hörgeschädigten SchülerInnen wird nämlich nicht nur von<br />

audiologischen <strong>und</strong> anderen individuellen Voraussetzungen, wie etwa familiären<br />

Bedingungen, sondern auch von dem schulischen <strong>und</strong> vorschulischen Sprach- <strong>und</strong><br />

Förderangebot beeinflusst. Das Ziel empirischer Studien in der Hörgeschädigtenpädagogik<br />

sollte darin bestehen herauszufinden, wie diese Faktoren interagieren <strong>und</strong> wie sie sich auf die<br />

Situation hörgeschädigter SchülerInnen auswirken. Deshalb wird in der vorliegenden Arbeit,<br />

auch um eine Terminologie zu verwenden, die die Gewichtung einzelner Faktoren nicht<br />

vorwegnimmt, von der „Hörschädigung“ als der Ausgangssituation der Betroffenen<br />

gesprochen.<br />

Ein zentraler <strong>und</strong> anhaltender Konflikt innerhalb der Hörgeschädigtenpädagogik betrifft die<br />

Frage der sprachlichen Förderung. Diese Auseinandersetzung wird klassisch unter dem<br />

Begriff „Methodenstreit“ zusammengefasst <strong>und</strong> zumeist auf das „Problem Gebärdensprache-<br />

Lautsprache“ (Schott 1995, 79) bezogen. Eine andere Lesart dieses Konfliktes ist jedoch, dass<br />

es nicht um die Konkurrenz zwischen verschiedenen Kommunikationssystemen, sondern um<br />

einen Streit über das Primat der Lautsprache in der schulischen Förderung geht (Hennies<br />

2004, 8). Die deutsche Hörgeschädigtenpädagogik ist nämlich von einer Tradition geprägt, in<br />

der kompensatorische Möglichkeiten, sei es die Vermittlung der Gebärdensprache oder eine<br />

eigenständige Nutzung der Schriftsprache, weitgehend ausgegrenzt werden <strong>und</strong> in der sich<br />

fast ausschließlich auf die Lautsprache in der Sprachanbahnung <strong>gehörloser</strong> <strong>und</strong> <strong>schwerhöriger</strong><br />

SchülerInnen konzentriert worden ist. Klassisch ist eine solche Konzeption als „orale<br />

Methode“ bezeichnet worden; nach dem Einbezug von neueren Hörgeräten oder des Cochlea-<br />

Implantats (CI) wird eher von „auralen“ oder „hörgerichteten Ansätzen“ gesprochen. Die<br />

Nutzung einzelner Gebärden oder der vollständigen Gebärdensprache <strong>und</strong> damit einhergehend<br />

der Einsatz von hörgeschädigten LehrerInnen, die bereits Ende des 18. <strong>und</strong> Anfang des 19.<br />

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