Trieb Ein langheimisches Klosterdorf und seine Entwicklung im 19 ...
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zum<br />
Oberfränkischen Schulanzeiger<br />
— Finanziert von der Oberfrankenstiftung —<br />
Bayreuth, <strong>im</strong> März 2005 Nr. 322<br />
<strong>Trieb</strong><br />
<strong>Ein</strong> <strong>langhe<strong>im</strong>isches</strong> <strong>Klosterdorf</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>seine</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>im</strong> <strong>19</strong>. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
Von Günter Dippold
2<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Das Verhältnis des Klosters Langhe<strong>im</strong> zu Bamberg<br />
<strong>und</strong> die <strong>Trieb</strong>er Spuren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />
Langhe<strong>im</strong>ische Herrschaft über <strong>Trieb</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
Die langhe<strong>im</strong>ische Hofmeisterei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />
Die Folgen der Klosteraufhebung von 1803 für <strong>Trieb</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />
Die <strong>Trieb</strong>er Gutshöfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />
Der Berghof <strong>und</strong> <strong>seine</strong> Eigentümer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />
Schulische <strong>und</strong> kirchliche Verhältnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />
Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />
Titelbild:<br />
Ortsmitte von <strong>Trieb</strong> mit Schlösschen <strong>und</strong> Hofmeisterei (Berghof)<br />
(Aufnahme <strong>19</strong>92)
„<strong>Trieb</strong>. Ist eine Kloster Langhe<strong>im</strong>ische Meyerey mit schönen Wohnungen <strong>und</strong><br />
Oekonomiegebäuden […]. <strong>Ein</strong> klösterlicher Hofmeister […] ist über die ganze<br />
Oekonomie gesetzt, weil der Feldbau, die Viehzucht, Schäferey <strong>und</strong> Weiherfischerey<br />
sehr beträchtlich sind. Auch hat ein zeitiger Herr Praelat zu Langhe<strong>im</strong><br />
ein Lust- <strong>und</strong> Weiherhaus“. 1 So beginnt eine Beschreibung von <strong>Trieb</strong>,<br />
die 1801 der Banzer Benediktinermönch Johann Baptist Roppelt (1744 –<br />
1814) 2 verfasste, <strong>und</strong> schon die wenigen Sätze zeigen auf, wie sehr der Ort<br />
<strong>Trieb</strong> auf Langhe<strong>im</strong> ausgerichtet war.<br />
Dazu war Langhe<strong>im</strong> Gerichtsherr, wenn auch nicht völlig unumschränkt, Patronatsherr<br />
der für <strong>Trieb</strong> zuständigen Pfarrei Isling, wo über Jahrh<strong>und</strong>erte ein<br />
Langhe<strong>im</strong>er Mönch als Pfarrer amtierte, <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>herr aller <strong>Trieb</strong>er Anwesen.<br />
<strong>Ein</strong>er Beschäftigung mit der Ortshistorie 3 muss daher ein Blick in die<br />
Klostergeschichte 4 vorangehen, denn nur vor ihrem Hintergr<strong>und</strong> kann man<br />
bis 1803 die <strong>Entwicklung</strong> des Ortes darstellen.<br />
Das Verhältnis des Klosters Langhe<strong>im</strong> zu Bamberg<br />
<strong>und</strong> die <strong>Trieb</strong>er Spuren<br />
Die Abtei Langhe<strong>im</strong>, 1132 oder 1133 in der für Zisterzienser typischen Tallage<br />
gegründet 5 , trug ihren Namen nach der nächstgelegenen Siedlung „Lanche<strong>im</strong>“,<br />
dem späteren Oberlanghe<strong>im</strong>. Langhe<strong>im</strong> war ein Tochterkloster von<br />
Ebrach, der ersten rechtsrheinischen Zisterze. Das heißt, dass der Ebracher<br />
Abt regelmäßig zu kontrollieren hatte, ob die Klosterzucht in Langhe<strong>im</strong> der<br />
Ordensregel <strong>und</strong> den Beschlüssen des Generalkapitels entsprach.<br />
Langhe<strong>im</strong> verdankte <strong>seine</strong> Entstehung religiösen Motiven <strong>und</strong> herrschaftspolitischen<br />
Zielen. Hinter der Gründung stand der Bamberger Oberhirte: Zwar<br />
trat 1132/33 ein Ministeriale (ein Dienstadliger, ein mit herausgehobenen Aufgaben<br />
betrauter Unfreier) des Bamberger Domstifts als Gründer auf; anderer<br />
Überlieferung zufolge waren es drei Brüder, ebenfalls Ministerialen. Auf dem<br />
von ihm oder ihnen zur Verfügung gestellten Gr<strong>und</strong> errichtete Bischof Otto I.<br />
(reg. 1102–1139), der Heilige, von Bamberg, unter hohem Aufwand ein Kloster,<br />
dem er das Gut („predium“) <strong>Trieb</strong> übertrug.<br />
Vorbesitzer des Gutes war Graf Hermann von Stahleck († 1157). 6 Dieser gehörte<br />
einer Familie an, die wir nach dem Leitnamen (dem am häufigsten vorkommenden<br />
Männernamen) als Goswine bezeichnen. Goswin hieß auch der<br />
Vater Hermanns. Die Familie hatte einen Besitzschwerpunkt in der Fränkischen<br />
Schweiz, wo der Ortsname Gößweinstein auf einen dieser Goswine<br />
zurückgeht. Andere Machtzentren der Familie lagen <strong>im</strong> Grabfeld sowie <strong>im</strong><br />
Aisch- <strong>und</strong> <strong>im</strong> Aurachtal um Höchstadt. Die Mutter Hermanns entstammte einem<br />
Geschlecht aus der Mittelrheinregion. Die Burg Stahleck, nach der sich<br />
Hermann meist benannte, thronte oberhalb von Bacherach.<br />
3
Ob das Gut <strong>Trieb</strong> alter Familienbesitz der Goswine war, wissen wir nicht. Er<br />
könnte es genauso gut als Mitgift erhalten haben, durch <strong>seine</strong> Ehe mit der<br />
Stauferin Gertrud, einer Schwester des späteren Königs Konrad III., einer<br />
Tante Kaiser Friedrich Barbarossas. Sie war vermutlich eine Cousine Bischof<br />
Ottos I. von Bamberg.<br />
Graf Hermann, der <strong>Trieb</strong> an den Bamberger Bischof verkaufte, wurde übrigens<br />
später, 1141 oder 1142, Pfalzgraf bei Rhein. Gegen Ende <strong>seine</strong>s Lebens<br />
sorgte er sich, zumal <strong>seine</strong> Ehe kinderlos war, nachdrücklich um die Familienklöster<br />
<strong>und</strong> stiftete ein eigenes, das Zisterzienserkloster Bildhausen, auf<br />
dass dort für alle Zukunft für sein Seelenheil gebetet <strong>und</strong> sein Andenken bewahrt<br />
werde. In Bildhausen wurde er 1157 beigesetzt.<br />
Mit Bischof Otto von Bamberg als dem Käufer von <strong>Trieb</strong> trat eine der herausragenden,<br />
weit über <strong>seine</strong> Diözese hinaus tätigen Stiftergestalten des 12. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
auf den Plan; er war Gründer bzw. Mitgründer der Benediktinerklöster<br />
Arnoldstein in Kärnten, Aura a. d. Saale, Prüfening bei Regensburg, Michelfeld,<br />
Ensdorf a. d. Vils, Biburg bei Kelhe<strong>im</strong>, der Augustinerchorherrenstifte<br />
Aldersbach <strong>und</strong> Windberg, des Prämonstratenserklosters Veßra sowie der Zisterzienserabtei<br />
Heilsbronn. 7 Durch <strong>seine</strong> Klostergründungen <strong>und</strong> -erneuerungen<br />
verfolgte Otto nicht zuletzt das Ziel, <strong>seine</strong> weltliche Herrschaft zu festigen<br />
oder auszudehnen. So auch <strong>im</strong> Fall Langhe<strong>im</strong>s: Er beabsichtigte offenbar,<br />
durch die Zisterze rechts des oberen Mains Fuß zu fassen <strong>und</strong> dadurch die<br />
bambergischen Territorialinteressen gegen den Grafen von Giech zu behaupten.<br />
Nichtsdestoweniger zählte dessen Tochter Cuniza, die Frau des Grafen<br />
Poppo von Andechs-Plassenburg, zu den frühesten Förderern der Zisterze.<br />
Um 1180, als mit Otto II. (reg. 1177–1<strong>19</strong>6) ein Andechser auf dem Bamberger<br />
Bischofsstuhl saß, geriet Langhe<strong>im</strong> unter den <strong>Ein</strong>fluss eines Erben des<br />
Grafen Poppo, Bertholds von Andechs, der um diese Zeit zum Herzog von<br />
Meranien aufstieg. 8 War 1204 noch das Stift Dießen am Ammersee die Grablege<br />
des Geschlechtes gewesen, so wurden die beiden letzten Herzöge von<br />
Andechs-Meranien, denen Langhe<strong>im</strong> reiche Schenkungen verdankte, 1234<br />
<strong>und</strong> 1248 <strong>im</strong> Langhe<strong>im</strong>er Münster bestattet, was die enge Verbindung zwischen<br />
den Herzögen <strong>und</strong> dem Kloster zeigt.<br />
Abb. Seite 4: Stich um 1720<br />
Oben: 1529 geschaffenes Stiftergrabmal in der 1804 abgebrochenen Langhe<strong>im</strong>er<br />
Klosterkirche. Dargestellt sind drei Ehepaare, die die Herzöge von Meranien,<br />
die Grafen von Orlamünde <strong>und</strong> die Grafen von Truhendingen verkörpern.<br />
Mitte: Ansicht des Klosters Langhe<strong>im</strong><br />
Unten: Gr<strong>und</strong>steinlegung für das Kloster Langhe<strong>im</strong> durch Bischof Otto I. von<br />
Bamberg<br />
5
Nach dem Aussterben des Geschlechtes gelang es dem Bamberger Bischof,<br />
wieder den Schutz („tuitio“, „defensio“) über die Abtei <strong>und</strong> den größten Teil<br />
ihres Besitzes einzunehmen. Und obgleich Langhe<strong>im</strong> durch Kaiser <strong>und</strong> Papst<br />
umfassende Gerichtsrechte <strong>und</strong> Steuerfreiheit verliehen wurden – Privilegien,<br />
die ausgereicht hätten, um ein eigenes Territorium auszubilden –, konnte<br />
Bamberg, gestützt auf <strong>seine</strong> Schirmerfunktion, die das Kloster nicht abzuschütteln<br />
vermochte, sich <strong>im</strong> 15. Jahrh<strong>und</strong>ert endgültig als Klosterherr etablieren.<br />
Vergebens kämpften die Äbte um die Reichsunmittelbarkeit, wobei<br />
ihr Territorium, hätten sie denn Erfolg gehabt, kaum mehr als sechs Orte, darunter<br />
<strong>Trieb</strong>, <strong>und</strong> das Kloster umfasst hätte. 9<br />
Spektakuläre Höhepunkte erreichten die Auseinandersetzungen zwischen<br />
Kloster <strong>und</strong> Fürstbischof in der zweiten Hälfte des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts. Vehement<br />
versuchte Abt Mauritius Knauer (reg. 1649 –1664) 10 , sein Kloster aus der<br />
bambergischen Herrschaft zu lösen. Doch die Regierung des Hochstifts griff<br />
hart durch: 1652 wurde der Abt verhaftet, nach Bamberg gebracht <strong>und</strong> dort<br />
zwei Monate gefangen gehalten, bis er den Fürstbischof als <strong>seine</strong>n weltlichen<br />
<strong>und</strong> geistlichen Herrn anerkannte. Wenn er auch nicht mehr gegen Bamberg<br />
aufbegehrte, so versuchten doch <strong>seine</strong> Nachfolger <strong>im</strong>mer wieder, die Reichsunmittelbarkeit<br />
des Klosters durchzusetzen.<br />
Die Landesherrschaft des Fürstbischofs wurde deutlich darin, dass die Mandate<br />
aus Bamberg selbstverständlich auch für das Kloster <strong>und</strong> dessen Hintersassen<br />
galten <strong>und</strong> dass die langhe<strong>im</strong>ischen Untertanen die von den Land-<br />
6<br />
Das Zisterzienserkloster Langhe<strong>im</strong> um 1630
ständen bewilligte Steuer zu entrichten hatten. Im Kloster selbst wurde die<br />
landesherrliche Macht insbesondere nach dem Tod eines Abtes sichtbar:<br />
Dann nämlich inventarisierten weltliche Vertreter des Fürstbischofs den beweglichen<br />
Klosterbesitz <strong>und</strong> die Räume des Abtes, <strong>und</strong> sie wohnten auch der<br />
anschließenden Abtswahl bei, ja sie gaben dabei sogar zwei St<strong>im</strong>men ab.<br />
Sich wirkungsvoll zu widersetzen, war Langhe<strong>im</strong> nicht in der Lage. Als 1689<br />
der Konvent gegenüber den bambergischen Kommissaren auf die Beachtung<br />
der klösterlichen Rechte insistierte <strong>und</strong> sich weigerte, die mitgekommenen<br />
bambergischen Soldaten zu verpflegen, wurden der Prior Nikolaus Schram<br />
<strong>und</strong> drei weitere Mönche verhaftet <strong>und</strong> nach Bamberg verbracht. Als der<br />
Mönch Gallus Knauer nach Bamberg reiste, um ihre Freilassung zu erwirken,<br />
wurde auch er festgenommen.<br />
Nach der anschließenden<br />
Abtswahl<br />
händigte der Abt von<br />
Ebrach dem Gewählten<br />
förmlich die Schlüssel<br />
zur Abtei aus <strong>und</strong> führte<br />
ihn in sein Amt ein. Dies<br />
allerdings verstanden die<br />
fürstbischöflichen Vertreter<br />
als Verstoß gegen die<br />
Rechte Bambergs <strong>und</strong><br />
nahmen den Ebracher<br />
Prälaten für einige Tage<br />
fest.<br />
Der Gewählte, Abt Candidus<br />
Bergmann aus Oberlanghe<strong>im</strong>,<br />
starb schon<br />
nach einem Jahr, so dass<br />
erneut eine Abtswahl mit<br />
neuerlichen Streitigkeiten<br />
anstand. Aus dieser<br />
Wahl von 1690 ging einer<br />
der bedeutendsten<br />
Äbte Langhe<strong>im</strong>s hervor:<br />
Gallus Knauer aus Weismain,<br />
der 38 Jahre lang<br />
an der Spitze des Klosters<br />
stand, bis er am<br />
8. Februar 1728 starb. 11<br />
Der Langhe<strong>im</strong>er Abt Gallus Knauer (reg. 1690 –<br />
1728). Stich von Johann Peter Demleutner, um 1720<br />
7
Aus der 1804 abgebrochenen<br />
Klosterkirche ist<br />
sein Grabstein nach <strong>Trieb</strong><br />
gelangt, wo er in der<br />
Außenwand des Schlösschens<br />
eingelassen ist.<br />
Gallus Knauer hat sich<br />
vor allem als Bauherr das<br />
Gedächtnis der Nachwelt<br />
gesichert. 1680 hatte der<br />
barocke Neubau des<br />
Klosters begonnen, <strong>und</strong><br />
Knauer setzte ihn tatkräftig<br />
fort. Im Kloster sind<br />
vor allem die noch weitgehend<br />
erhaltenen Wirtschaftsgebäude<br />
– Brauerei,<br />
Bäckerei, Mühle, drei<br />
Flügel des großen Ökonomiehofs<br />
– unter <strong>seine</strong>r<br />
Regierung errichtet worden.<br />
Der Klosterhof in<br />
Kulmbach, über den Bürgerhäusern,<br />
unterhalb<br />
der Plassenburg sitzend,<br />
ist nach Plänen von<br />
Leonhard Dientzenhofer<br />
gebaut worden, der bis zu<br />
<strong>seine</strong>m Tod 1707 der<br />
Hausarchitekt Langhe<strong>im</strong>s<br />
<strong>und</strong> dazu der ausführende<br />
Baumeister war.<br />
Der bedeutendste Bau, der in <strong>Trieb</strong> auf Gallus Knauer <strong>und</strong> <strong>seine</strong>n Baumeister<br />
Leonhard Dientzenhofer zurückgeht, ist der Nassanger. 12 Roppelt beschreibt<br />
ihn 1801 als „ein Ovalr<strong>und</strong>es von Steinen gebautes <strong>und</strong> mit Schiefer gedecktes<br />
großes Oekonomiehaus <strong>und</strong> Getraidboden […], welches sehenswürdig<br />
ist, weil dergleichen nirgend angetroffen <strong>und</strong> für einen besonderen <strong>Ein</strong>fall eines<br />
Architecten gehalten wird“. 13<br />
Das war der Nassanger in der Tat: ein Gutshof über einem ringförmigen<br />
Gr<strong>und</strong>riss mit riesigen Getreideböden, ausgedehnten Viehställen, <strong>im</strong> Obergeschoss<br />
einige wenige Wohnräume, denn – wie es <strong>im</strong> späten 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
8<br />
Grabmal für Abt Gallus Knauer<br />
an der Außenwand des Schlösschens <strong>Trieb</strong>
heißt – habe der Abt „für<br />
sich <strong>und</strong> einem Geistlichen<br />
eine Wohnung darinn<br />
gebauet“. Das Urbar<br />
von 1731 beschreibt den<br />
Nassanger (damals noch<br />
„Aaßanger“ geschrieben)<br />
als „Oval-Gebäu […], so<br />
zu Erhaltung des gehörnten<br />
<strong>und</strong> ungehörnten<br />
Viehes <strong>und</strong> Flügelwercks<br />
[= Geflügels] mit<br />
Stallungen <strong>und</strong> Aufbehaltung<br />
des Getreydts<br />
mit verschiedenen Bödten<br />
versehen ist. Ist mit<br />
einem tiefen Wassergraben<br />
umbgeben, darbey<br />
ein Weyerlein, eine Ziegelhütten,<br />
ein großer<br />
steinerner Stadel mit<br />
zwey Tennen sambt einer<br />
Schopfen <strong>und</strong> Back-<br />
Der Nassanger (Aufnahme <strong>19</strong>96)<br />
Wappen <strong>und</strong> Initialen<br />
des Abtes Gallus Knauer am Nassanger<br />
9
hauß“. Das bemerkenswerteste, heute verschw<strong>und</strong>ene Element ist der r<strong>und</strong><br />
10 Meter breite Wassergraben, der das Gebäude umgab. Wehrhaft erhob<br />
sich der Bau, zum Dorf hin von ungeheuren Teichflächen getrennt.<br />
Warum ein solcher Bau? Zunächst war das Barock, was das Bauen anging,<br />
eine innovative, exper<strong>im</strong>entierfreudige Epoche; Bücher von Architekturtheoretikern,<br />
die sich ideale, zuweilen kaum verwirklichbare Bauten für die unterschiedlichsten<br />
Zwecke ersannen, gibt es zuhauf. Dientzenhofer griff be<strong>im</strong><br />
Bau auf antike Formen zurück, die Engelsburg mag Inspiration gewesen sein.<br />
Wesentlicher für die Erklärung dieses Baus war freilich der stets schwärende,<br />
<strong>im</strong>mer wieder aufbrechende Konflikt zwischen Langhe<strong>im</strong> <strong>und</strong> Bamberg. <strong>Ein</strong><br />
selbstbewusster Prälat wie Gallus Knauer, der als einfacher Mönch selbst<br />
einmal gefangengesetzt worden war, wollte ein Refugium, noch dazu auf halbem<br />
Weg vom Klosters ins Ausland gelegen. Natürlich hätte der Nassanger<br />
einer militärischen Aktion, zumal unter <strong>Ein</strong>satz von Geschützen, nie standgehalten.<br />
Aber Militär setzte Bamberg gegen Langhe<strong>im</strong> kaum ein. Zumeist<br />
mussten die Bürger von Lichtenfels oder anderen nahen Städten als Miliz<br />
herhalten, wenn bambergische Beamte ins Kloster einfielen, <strong>und</strong> einen biederen<br />
Handwerksmeister, mit Spieß oder Büchse bewaffnet, mag ein solcher<br />
Bau schon eingeschüchtert haben.<br />
Der Nassanger entstand 1693, in der Frühzeit von Gallus Knauers Regierung.<br />
1723/24, wenige Jahre vor <strong>seine</strong>m Tod, ließ er das Schlösschen errichten.<br />
Auch dieser Bau spiegelt den politischen Wunsch, Bamberg die Stirn zu bieten.<br />
Denn wie der Nassanger war er von einem Wassergraben umgeben <strong>und</strong>,<br />
10<br />
Luftaufnahme des Nassangers
wie der einstige Mönch Joach<strong>im</strong> Heinrich Jäck berichtet, <strong>im</strong> Inneren mit gehe<strong>im</strong>en<br />
Treppen, eisernen Türen <strong>und</strong> starken Riegeln ausgestattet, so dass<br />
der Abt einer Festnahme sich hätte entziehen können. 14<br />
Doch das Schloss war pr<strong>im</strong>är repräsentativer Sommersitz der Langhe<strong>im</strong>er<br />
Äbte. Deswegen gehörte zum Bau auch ein „Spaziergärtlein“, ein Lustgarten.<br />
Längsschnitt <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>riss des Nassangers (aus Breuer, Tilmann: Landkreis<br />
Lichtenfels. München <strong>19</strong>62 [Bayerische Kunstdenkmale 16], S. 145)<br />
11
Gr<strong>und</strong>riss des Nassangers mit Wassergraben (bezeichnet mit dem<br />
Buchstaben „b“) <strong>und</strong> den zugehörigen Nebengebäuden <strong>im</strong> Urbar von 1795<br />
(aus „100 Jahre katholische Kirche in <strong>Trieb</strong>“. O. O. <strong>19</strong>70, S. 29)<br />
12<br />
Luftbild des Schlösschens <strong>Trieb</strong>, <strong>19</strong>92
Die Äbte hielten sich gerne hier auf, zwei von ihnen, Martin Wolf († 1734) <strong>und</strong><br />
Malachias L<strong>im</strong>mer († 1774) sind hier sogar verstorben.<br />
Architekt dieses Schlössleins war kein Bamberger – <strong>und</strong> das mag kein Zufall<br />
sein. Vielmehr zeichnete der Coburger Baumeister <strong>und</strong> Hofmaurer Johann Georg<br />
Brückner (1686-1755) dafür verantwortlich. Von ihm <strong>und</strong> <strong>seine</strong>m gleichnamigen<br />
Bruder stammen zum Beispiel auch die evangelischen Kirchen in Meeder,<br />
Unterlauter, Watzendorf, Weißenbrunn vorm Wald <strong>und</strong> Coburg Hl. Kreuz. 15<br />
Offenbar war Gallus Knauer mit Brückners Arbeit zufrieden, denn 1727 beauftragte<br />
er ihn mit dem Neubau der benachbarten Hofmeisterei, die nach ihrer<br />
Fertigstellung so beschrieben wurde: „ein neu von Quader aufgebaute<br />
Hoffmeisterey, in welcher eine schöne Capellen sambt einen Harten, Multz-<br />
Schlösschen <strong>Trieb</strong> (Aufnahme 2005). Die Torsäulen stammen vom <strong>19</strong>12<br />
abgebrochenen Schloss in Fassoldshof (heute Gemeinde Mainleus,<br />
Lkr. Kulmbach). Walter E. T. Benecke hatte sie spätestens <strong>19</strong>11 erworben<br />
<strong>und</strong> nach <strong>Trieb</strong> überführen lassen.<br />
13
Gr<strong>und</strong>riss der Hofmeisterei<br />
<strong>im</strong> Langhe<strong>im</strong>er Urbar<br />
von 1795 (aus „100 Jahre<br />
katholische Kirche in<br />
<strong>Trieb</strong>“. O.O. <strong>19</strong>70, S. 24)<br />
<strong>und</strong> Breuhauß, Pferdtstallung<br />
<strong>und</strong> Städlen <strong>und</strong><br />
Kuhe- <strong>und</strong> Schweinställen“.<br />
16 Auch die Erweiterung<br />
der Anlage <strong>im</strong><br />
Jahr 1733 unter dem aus<br />
Neumarkt in der Oberpfalz<br />
stammenden Abt Martin Wolf legte das Kloster in die Hände des Coburger<br />
Baumeisters.<br />
Laufender Streit, in <strong>Trieb</strong><br />
architektonisch wirksam<br />
geworden, prägte das<br />
Verhältnis zwischen den<br />
Bamberger Bischöfen<br />
<strong>und</strong> den Langhe<strong>im</strong>er Äbten.<br />
Erst 1741 erkannte<br />
Abt Stephan Mösinger<br />
den Bamberger Bischof<br />
endgültig als Landesherrn<br />
an. Dieser, Friedrich<br />
Karl von Schönborn,<br />
erkaufte sich das endgültige<br />
Nachgeben Langhe<strong>im</strong>s<br />
unter anderem<br />
durch mehrere Sonderrechte.<br />
So durfte der Abt<br />
fortan in einem best<strong>im</strong>mten<br />
Gebiet auf Hochwild<br />
14<br />
Der Langhe<strong>im</strong>er Abt<br />
Stephan Mösinger (reg.<br />
1734 –1751). Stich von<br />
Georg Friedrich Weigand,<br />
Bamberg (Staatsbibliothek<br />
Bamberg, V.A.294e)
jagen, was einem landsässigen Prälaten gewöhnlich nicht zugestanden<br />
wurde; der Hochjagdbezirk des Klosters wurde eigens vermarkt, wovon noch<br />
die erhaltenen Jagdgrenzsteine zeugen. Ferner kam 1741 eine <strong>Ein</strong>igung über<br />
das <strong>im</strong> Wallfahrtsort Vierzehnheiligen anfallende Opfer <strong>und</strong> dadurch über den<br />
Neubau der dortigen Wallfahrtskirche zustande.<br />
Ganz mochte sich Langhe<strong>im</strong> dennoch nie von Bamberg vereinnahmen lassen.<br />
Bis zum Schluss sprach man in Langhe<strong>im</strong> vom „herzoglichen Kloster“,<br />
denn nicht ein Bamberger Bischof – auch wenn er heilig war – durfte das<br />
Kloster gegründet haben, sondern die Herzöge von Meranien, deren lebensgroßes<br />
Standbild neben dem Hochaltar zu sehen war.<br />
Gr<strong>und</strong> zu Reibereien fand sich <strong>im</strong>mer wieder. 17 Bei <strong>Trieb</strong> wurde in den frühen<br />
1790er Jahren die Landstraße neu gebaut. Die alte, aufgelassene Trasse betrachteten<br />
die Beamten in Lichtenfels als bischöflichen Besitz. Da die Fernstraßen<br />
der landesherrlichen Kontrolle unterstanden, musste dies für die<br />
Trasse nach ihrer Umnutzung weiter gelten. Als die hochstiftischen Beamten<br />
diese Gr<strong>und</strong>stücke vermessen <strong>und</strong> dazu Pflöcke einschlagen ließen, wurde<br />
durch das Kloster „den Arbeitsleuten des fürstlichen Amts die Instrumente<br />
wiederholter abgenommen, die Verpflöckungen aufgehoben, die gezogenen<br />
Gräben eingeebnet <strong>und</strong> die Plätze herumgeackert“. Unter dem Schutz von<br />
fast 200 langhe<strong>im</strong>ischen Untertanen ließ der Hofmeister zu <strong>Trieb</strong> die alte<br />
Straße durch zwei Pflüge umackern. 18<br />
Langhe<strong>im</strong>ische Herrschaft über <strong>Trieb</strong><br />
Wenn es Langhe<strong>im</strong> auch nicht glückte, die Reichsunmittelbarkeit zu erstreiten,<br />
so besaßen die klösterlichen Untertanen doch eine besondere Stellung<br />
innerhalb des bischöflichen Staats, so etwa hinsichtlich des Steuereinzugs.<br />
Die Landessteuer nahm – der dem Kloster <strong>im</strong> 15. Jahrh<strong>und</strong>ert vom König zugestandenen<br />
Steuerfreiheit zum Trotz – Bamberg von den langhe<strong>im</strong>ischen<br />
Untertanen ein. 40 Gemeinden, darunter <strong>Trieb</strong>, bildeten <strong>im</strong> frühen 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
das bambergische Steueramt Langhe<strong>im</strong>. Die Abtei hatte die Steuersubkollektur,<br />
trieb also namens des Landesherrn die Steuer ein (die stets eine<br />
Vermögenssteuer war). <strong>Ein</strong>gezogen wurde sie durch einen Steuereinnehmer,<br />
den das Kloster Langhe<strong>im</strong> best<strong>im</strong>mte, der aber den Bamberger Behörden<br />
durch Eid verpflichtet war.<br />
Auch hinsichtlich der Gerichtsbarkeit drängte das Kloster den bischöflichen<br />
<strong>Ein</strong>fluss weitestmöglich zurück. Im 16. Jahrh<strong>und</strong>ert kam es zu Streitigkeiten<br />
zwischen dem Bamberger Bischof bzw. <strong>seine</strong>n Lichtenfelser Beamten <strong>und</strong><br />
dem Abt um die Gerichtshoheit über <strong>Trieb</strong>, Hochstadt, Mistelfeld, Oberlanghe<strong>im</strong>,<br />
Roth <strong>und</strong> Vierzehnheiligen. Denn einerseits lagen die Orte in der Zent<br />
15
Lichtenfels, dem Sprengel des bischöflichen Hochgerichts, in dessen Zuständigkeit<br />
alle Verbrechen fielen, auf die die Todes- oder eine schwere Leibesstrafe<br />
stand, andererseits konnte sich Langhe<strong>im</strong> auf königliche Privilegien<br />
berufen, denen zufolge das Kloster die volle Gerichtsbarkeit, einschließlich<br />
der Zent, über alle <strong>seine</strong> Hintersassen ausübe. Während um 1540 Langhe<strong>im</strong><br />
offenbar noch die hohe Gerichtsbarkeit ausübte, setzten sich später die<br />
althergebrachten Zuständigkeiten der Zent Lichtenfels durch, allerdings mit<br />
<strong>Ein</strong>schränkungen.<br />
1575 legte der Fürstbischof bis zu einer endgültigen Entscheidung fest, alle<br />
„frevellsachen“, die sich in den Häusern zutrügen, habe Langhe<strong>im</strong> zu entscheiden,<br />
für Fälle, die sich „uff der gassen“ ereigneten <strong>und</strong> für Verbrechen,<br />
die unter die Hochgerichtsbarkeit fielen, sei der Amtmann von Lichtenfels zuständig.<br />
Doch kehrte auch nach dieser Verfügung kein Frieden ein, so dass Bischof<br />
Johann Georg Zobel von Giebelstadt zwei <strong>seine</strong>r Räte, Hans Paul von<br />
Schaumberg zu Schney <strong>und</strong> Dr. Johann Thein, beauftragte, den Streit zwischen<br />
Abt <strong>und</strong> Amtmann auszuräumen. Sein Nachfolger, Bischof Martin von<br />
Eyb, beurk<strong>und</strong>ete am 3. Dezember 1580 ihren Spruch: In Mistelfeld <strong>und</strong> in<br />
fünf weiteren Orten sollten künftig „alle Frevel, alls Schelten, Schmehen, Iniurien,<br />
Raufen, Werfen, Schlahen, Hauen, Stechen, Verw<strong>und</strong>ten, Lehmen unnd<br />
darzu gemeinlich alle Sachen, darumb einer an <strong>seine</strong>m Leib, Leben oder Gliedern<br />
[…] peinlich nicht gestrafft werden möchte, item alle personliche<br />
Sprüch, alls Reinigung, Steinsetzung, Vorm<strong>und</strong>tschafft, Bestellung, Schuldtsachen,<br />
Burgschafft-, Gr<strong>und</strong>t unnd Boden-, Erbschafft- unnd andere dergleichen<br />
Sachen“ vom Kloster bestraft bzw. entschieden werden, unabhängig<br />
davon, ob ein Fall sich innerhalb oder außerhalb eines Hauses zugetragen<br />
hatte.<br />
Der fürstbischöfliche Amtmann dagegen sollte zuständig sein für Fälle, die<br />
„der hohen Obrigkeit zu straffen gebüren, alls Gottslesterung, Mainaidt, Urphedtbrecher,<br />
Ketzerey, Zauberei, Muntz-, Brif-, Sigel-, Mas-, Wag- unnd Gewichtfelscher,<br />
geferliche <strong>und</strong> betrigliche Verruckung der Unntermarckungen,<br />
Unkeuschheit wider die Natur oder [zwischen] nahen Gesipten, Ehebruch,<br />
Notzucht, Verretherey, Prennen, Rauben, Morten, Totschlag, Stehlen, Aufruhren,<br />
Bevhedung, Handtabhawen“. Derartige Verbrecher durften die Lichtenfelser<br />
Beamten aber nicht selbst verhaften. Klösterliche Bedienstete mussten<br />
sie ihnen vor dem Kloster oder dem Dorf bei den mit „Marterseulen“ gekennzeichneten<br />
Plätzen übergeben. <strong>19</strong><br />
Über <strong>Trieb</strong> heißt es 1795 ausdrücklich, der Ort sei „zenteinfallfrei“; bischöfliche<br />
Beamte durften hier, obwohl eigentlich für Zentfälle zuständig, nicht tätig<br />
werden. Das Kloster war jedoch verpflichtet, den Täter <strong>und</strong> die Beweismittel<br />
24 St<strong>und</strong>en durch einen langhe<strong>im</strong>ischen Beamten „bei der steinern Marter an<br />
16
der Chausee ober dem Stadel […], worauf sich 1737 eingehauen befindet, an<br />
das Zentamt Lichtenfels“ auszuliefern. 20 Vielleicht handelt es sich dabei um<br />
die Marter, die oberhalb der Kirche steht.<br />
Geistliche <strong>Ein</strong>richtungen, ob eine Pfarrei oder ein Kloster, waren mit Besitz<br />
<strong>und</strong> mit einträglichen Rechten ausgestattet; die dadurch anfallenden <strong>Ein</strong>künfte<br />
gewährleisteten den Lebensunterhalt des oder der Geistlichen. Langhe<strong>im</strong><br />
verfügte über ungeheuren Besitz. Bei der Gründung wurde die Zisterze mit<br />
Gütern in der Nachbarschaft ausgestattet – mit Oberlanghe<strong>im</strong>, Witindorf (einem<br />
abgegangenen Ort bei Isling), Swinsberg <strong>und</strong> <strong>Trieb</strong> –; hinzu kam nach<br />
wenigen Jahren ein Wald, den Graf Poppo von Andechs dem Kloster schenkte.<br />
Erst ein halbes Jahrh<strong>und</strong>ert nach Entstehung des Klosters begann eine<br />
Phase energischer Besitzerweiterung. Um 1180 gelangte Langhe<strong>im</strong> nämlich<br />
unter den <strong>Ein</strong>fluss der Grafen von Andechs, die um dieselbe Zeit die Herzogswürde<br />
erwarben. Neben den weltlichen Vertretern der Familie war es vor<br />
allem Bischof Otto II. von Bamberg, ebenfalls ein Andechser, der Langhe<strong>im</strong><br />
reich beschenkte, namentlich mit Besitz <strong>im</strong> Frankenwald, um Teuschnitz <strong>und</strong><br />
Marienweiher. Die Epoche der ständigen Besitzerweiterung währte etwa 200<br />
Jahre, von ca. 1180 bis in die zweite Hälfte des 14. Jahrh<strong>und</strong>erts, wobei bis<br />
1290 die Schenkungen, dann die Käufe überwogen.<br />
Zahllose Güter lagen um das Kloster selbst, <strong>im</strong> Frankenwald um Teuschnitz<br />
<strong>und</strong> um Marktleugast, um Kulmbach, westlich von Coburg um Tambach. Im<br />
späten 14. Jahrh<strong>und</strong>ert freilich stürzte die Abtei – nicht zuletzt durch ihre Arrondierungspolitik,<br />
ihr Bemühen, den Besitz abzur<strong>und</strong>en, was viele aufwändige<br />
Käufe erforderte – in eine tiefe Wirtschaftskrise; in dieser Situation kaufte<br />
der Bamberger Bischof dem Kloster die Frankenwald-Besitzungen ab. Doch<br />
ungeachtet dieses schmerzlichen Verlustes war Langhe<strong>im</strong> weiterhin das begütertste<br />
Kloster in der Diözese Bamberg, reicher als das Bamberger Benediktinerkloster<br />
Michelsberg, mit r<strong>und</strong> viermal so viel Besitz ausgestattet wie Banz.<br />
Die Bewirtschaftungsweise wandelte sich <strong>im</strong> Lauf der Jahrh<strong>und</strong>erte. Hatte<br />
z. B. Langhe<strong>im</strong> <strong>im</strong> 13. <strong>und</strong> 14. Jahrh<strong>und</strong>ert noch mindestens fünf Stadthöfe (in<br />
Bamberg, Würzburg, Kulmbach, Coburg <strong>und</strong> Lichtenfels) – ein Charakteristikum<br />
der Zisterzienser –, in denen die Erzeugnisse der klösterlichen Wirtschaft<br />
abgesetzt wurden, so waren <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert davon nur noch die Höfe in<br />
Bamberg <strong>und</strong> Kulmbach übrig; ihre Funktion als Verkaufsstellen für Produkte<br />
der klösterlichen Eigenwirtschaft hatten sie wohl weitgehend eingebüßt.<br />
<strong>Ein</strong> weiteres, wesentliches Kennzeichen der Zisterzienserklöster waren Grangien,<br />
Gutshöfe, die die Klosterinsassen selbst bewirtschafteten. Im Falle<br />
Langhe<strong>im</strong>s – <strong>und</strong> nicht nur hier – mussten einige Ortschaften rings um das<br />
Kloster wohl sogar aufgelöst, die Bewohner umgesiedelt werden, damit dem<br />
Kloster der erforderliche Gr<strong>und</strong> für die Eigenwirtschaft zur Verfügung stand.<br />
Auch in <strong>Trieb</strong> haben wir eine solche Grangie zu sehen.<br />
17
Da die Mönche über der körperlichen Arbeit den Gottesdienst nicht versäumen<br />
durften <strong>und</strong> nicht außerhalb ihres Klosters übernachten sollten, diese<br />
Gebote aber die Bewirtschaftung des Gr<strong>und</strong>besitzes vielerorts erschwerten,<br />
schufen die Zisterzienser die <strong>Ein</strong>richtung der Konversen; das waren Laienbrüder,<br />
die <strong>im</strong> Kloster lebten, deren Hauptaufgabe aber die Handarbeit war<br />
<strong>und</strong> die den strengen Vorschriften <strong>im</strong> Hinblick auf Gebetszeiten <strong>und</strong> Ortsbindung<br />
nicht <strong>im</strong> vollen Umfang unterworfen waren.<br />
Seit dem 13./14. Jahrh<strong>und</strong>ert spielte die Eigenwirtschaft nur mehr eine nachgeordnete<br />
Rolle. Der allergrößte Teil der Güter war in Form der Erbzinsleihe<br />
vergeben, einige Grangien dienten als Verwaltungssitze, die Eigenwirtschaft<br />
beschränkte sich auf einzelne große Höfe. Die Arbeit lag nicht mehr in den<br />
Händen von Konversen, wie es wohl <strong>im</strong> Hochmittelalter gewesen war, sie<br />
wurde von Lohnarbeitern oder von fronpflichtigen Hintersassen verrichtet. In<br />
den neuzeitlichen Klöstern gab es ohnehin nur noch wenige Konversen,<br />
meist spezialisierte Handwerker: 1803 lebten in Langhe<strong>im</strong> drei Konversen,<br />
denen 49 Priestermönche gegenüberstanden, <strong>und</strong> jene waren die Leiter der<br />
klösterlichen Werkstätten.<br />
Zur Zeit der Auflösung, <strong>im</strong> Jahr 1803, umfasste der klösterliche Besitz, der in<br />
Form der Erbzinsleihe vergeben wurde, r<strong>und</strong> 1700 Höfe, Mühlen <strong>und</strong> Tropfhäuser,<br />
17 000 Tagwerk Feld, dazu Gärten, Wiesen, Wälder, Weinberge,<br />
Fischteiche; all das verteilte sich auf 230 Ortschaften. Hinzu kamen die 33<br />
Höfe, die Mühlen, Ziegeleien, Brauereien, Schäfereien <strong>und</strong> der umfangreiche<br />
18<br />
Kloster Langhe<strong>im</strong> vom Frankenthaler Weg aus.<br />
Zeichnung von Conrad Geiger, Schweinfurt, 1794
Gr<strong>und</strong>besitz, die Langhe<strong>im</strong> selbst – d. h. durch Lohn- <strong>und</strong> Fronarbeiter – oder<br />
durch Pächter bewirtschaftete.<br />
Um die Übersicht über den umfangreichen Besitz zu behalten, legte das<br />
Kloster Langhe<strong>im</strong> sog. Urbare an, Verzeichnisse <strong>seine</strong>r einzelnen Güter, in<br />
denen deren Besitzer <strong>und</strong> die alljährlich zu leistenden Abgaben aufgelistet<br />
waren. Das älteste Langhe<strong>im</strong>er Urbar stammt aus der Zeit um 1390, <strong>und</strong> hier<br />
sind erstmals <strong>Ein</strong>wohner von <strong>Trieb</strong> genannt: Beyrein, Faber, Paws, Trenner,<br />
Herman Keyser, Sch<strong>im</strong>pf. 21<br />
Wie damals der Ort aussah, wird für uns nicht deutlich. Auch die folgenden<br />
Aufzeichnungen helfen wenig. Das Urbar von etwa 1450 listet unter <strong>Trieb</strong> fünf<br />
Selden, eine Hube <strong>und</strong> eine Schmiede auf <strong>und</strong> nennt erneut die Inhaber: Wolf<br />
Sneyder, Heinz Bauerfeint, Hans Trenner, Hans Smidt Spitzenpfeil, Albrecht<br />
Zyphelhofer, Apel Sneyder, Contz Kempff. 22<br />
Ausführlicher wird schon das Urbar von 1530. 23 Über <strong>Trieb</strong> heißt es da: „<strong>Ein</strong><br />
Furwerck des Closters <strong>und</strong> Stieffts Lanckheym, daselbst ein Hofhauß mit einen<br />
Zwinger, mit einen Wassergraben umbgeben, item ein Steinstadel, Gesindthawß<br />
<strong>und</strong> andere Bew, Garten, Wiesen etc.“<br />
Vorwerk bezeichnet den Stützpunkt eines großen Betriebes, hier des Klosters.<br />
Ferner umfasste <strong>Trieb</strong> nun sechs Huben, drei Sölden, den Nassanger,<br />
„der wol bepawt ist, mit etlichen darumb gelegnen Veldungen <strong>und</strong> Wießmat<br />
ob unnsern zweien grossen Seen“, weitere zwei Sölden <strong>und</strong> eine „Behawsung<br />
neben dem Tham des untern grossen See“.<br />
Dass das Hofhaus, später als Hofmeisterei bezeichnet, eine Umfassungsmauer<br />
(Zwinger) <strong>und</strong> einen Wassergraben hatte, rührt wohl, anders als bei<br />
den barocken Bauten, nicht so sehr von Streitigkeiten mit Bamberg her, sondern<br />
von der Notwendigkeit, sich gegen Befehder des Klosters zu verteidigen.<br />
Denn bis 1495 war die Fehde, also der räumlich begrenzte, best<strong>im</strong>mten<br />
Regeln folgende Krieg, ein legit<strong>im</strong>es Mittel, sein Recht zu suchen, <strong>und</strong> gerade<br />
viele Niederadlige, wie sie in Schney, Strössendorf, Redwitz oder Küps<br />
saßen, nutzten dieses Mittel recht häufig.<br />
Die Befestigung hielt freilich <strong>im</strong> Bauernkriegsjahr 1525 die Aufständischen<br />
nicht davon ab, den Klosterhof zu plündern. Der Vogt, also der fürstbischöfliche<br />
Verwaltungs- <strong>und</strong> Gerichtsbeamte, Hans Steudlein in Burgkunstadt, rief<br />
am 11. Mai 1525 <strong>seine</strong> Mitbürger auf, nach Langhe<strong>im</strong> zu ziehen, um den Besitz<br />
des Klosters sicherzustellen. Als der Haufen dort von der Schutztruppe<br />
nicht eingelassen wurde – diese Truppe bestand aus Bürgern der umliegenden<br />
Städte, die seit April das Kloster vor Plünderungen schützen sollten –,<br />
begab er sich nach <strong>Trieb</strong>, plünderte den dortigen Klosterhof <strong>und</strong> zog nach<br />
Hochstadt, um auch dort den Klosterhof he<strong>im</strong>zusuchen. 24<br />
Detaillierte Angaben, wie der Klosterbesitz in <strong>Trieb</strong> organisiert war, liefert uns<br />
das Urbar von 1795, das gegenüber <strong>seine</strong>n Vorgängern eine gr<strong>und</strong>legende<br />
<strong>19</strong>
Neuerung bot. Der Langhe<strong>im</strong>er Kanzlist, Landvermesser <strong>und</strong> Notar Johann<br />
Dominikus He<strong>im</strong> hatte jedes noch so geringe Gr<strong>und</strong>stück vermessen <strong>und</strong><br />
kartografiert, das Urbar enthielt also nicht nur eine Beschreibung in Worten,<br />
sondern auch einen Gr<strong>und</strong>riss. 25<br />
Damals bestanden in <strong>Trieb</strong> neben der Hofmeisterei zwei bebaute Höfe, die jeweils<br />
auf drei Jahre verpachtet wurden. 26 Das Kloster gab die Höfe also nicht<br />
auf Dauer aus der Hand. Dies spricht dafür, wie wichtig sie ihm waren.<br />
Ebenso verpachtet wurde, jeweils auf sechs Jahre, der Nassanger, zu dem<br />
um 1800 44 Tagwerk Feld <strong>und</strong> 39 Tagwerk Wiesen gehörten. Pächter waren<br />
meist zwei Landwirte zusammen, 1799 etwa Georg Fischer aus Anger <strong>und</strong><br />
Lorenz Reuther aus Hochstadt. 27<br />
Dazu standen in <strong>Trieb</strong> 14 Sölden – kleinbäuerliche Anwesen – <strong>und</strong> sechs so<br />
genannte Tripfhäuser, also Häuser ganz ohne zugehöriges Land; das vom<br />
Dach tropfende Regenwasser markierte gewissermaßen die Gr<strong>und</strong>stücksgrenze,<br />
daher der Name „Tropf-“ oder „Tripfhaus“.<br />
Die Inhaber dieser Anwesen waren nicht Pächter, sondern hatten einen anderen<br />
Rechtsstatus: Sie hatten ihr Anwesen in Form der Erbzinsleihe inne.<br />
Sie mussten also dem Kloster Zins <strong>und</strong> Gült entrichten – regelmäßige, festgelegte<br />
Abgaben, die in guten <strong>und</strong> schlechten Jahren gleich hoch waren –,<br />
sie konnten aber ihr Anwesen vererben, verkaufen, vertauschen <strong>und</strong> nach<br />
Gutdünken bewirtschaften, solange nur die Abgaben flossen <strong>und</strong> die Gebühren<br />
bei einem Besitzerwechsel gezahlt wurden.<br />
20<br />
Wohnstallhaus des 17. oder 18. Jahrh<strong>und</strong>erts in <strong>Trieb</strong> (Aufnahme <strong>19</strong>95)
In Hochstadt führte Mitte der 1790er Jahre die Vermessung des Klosterbesitzes<br />
zu einer Neuformierung der Höfe; bei dieser Gelegenheit wurde schlecht<br />
bewirtschafteter Boden von geringer Bonität an die dortigen Tropfhäusler gegeben,<br />
deren Häuser in der Folge zu kleinen Bauernhöfen erweitert wurden. 28<br />
Die Besitzer der <strong>19</strong> Sölden <strong>und</strong> Tropfhäuser in <strong>Trieb</strong> drängten daraufhin das<br />
Kloster, ihnen nach dem Vorbild von Hochstadt ebenfalls Gr<strong>und</strong>stücke zur<br />
„Kultivierung“ zu überlassen, was das Kloster zu Anfang 1798 tat. <strong>Ein</strong> jeder<br />
erhielt r<strong>und</strong> 4 Tagwerk. 29<br />
Die langhe<strong>im</strong>ische Hofmeisterei<br />
Zentrum <strong>Trieb</strong>s war ohne jeden Zweifel die Hofmeisterei. Im 16. Jahrh<strong>und</strong>ert,<br />
<strong>im</strong> Reformationsjahrh<strong>und</strong>ert, als auch in Langhe<strong>im</strong> Mönche sich dem neuen<br />
Glauben zuwandten <strong>und</strong> das Kloster verließen, als vor allem die <strong>Ein</strong>trittswilligen<br />
rar wurden, leitete ein Laie diesen Betrieb.<br />
1595, als an der Spitze des Klosters Langhe<strong>im</strong> der aus Weismain stammende<br />
Johann Bückling stand, ist als Vogt in <strong>Trieb</strong> sein Bruder Georg Bückling nachgewiesen.<br />
Dieser wird noch 1603 in dieser Position genannt, 1604 wurde er<br />
dann Schultheiß von Marktzeuln. Vom Bischof eingesetzt, hatte er dort mit<br />
<strong>seine</strong>n Nachbarn zu kämpfen, denn diese widersetzten sich der Gegenreformation<br />
aufs Heftigste. Bückling, der sie durchsetzen helfen sollte, war Ziel ihrer<br />
Angriffe: Sie zündeten <strong>seine</strong>n Stadel an <strong>und</strong> verbreiteten eine Schmähschrift<br />
gegen ihn. 1610 empfing er <strong>seine</strong>n Lohn: Er wurde Kastner von Forchhe<strong>im</strong>.<br />
30 An Bückling erinnerte in <strong>Trieb</strong> bis ins frühe <strong>19</strong>. Jahrh<strong>und</strong>ert ein nach<br />
ihm benannter Fischteich: der Bücklingsweiher.<br />
Im späten 17. <strong>und</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert begegnet uns dann jeweils ein Langhe<strong>im</strong>er<br />
Mönch als Hofmeister in <strong>Trieb</strong>. Hofmeister wurde stets ein verdienter,<br />
meist schon älterer Mönch. 31 Nicht ohne Kritik schrieb dazu Joach<strong>im</strong> Heinrich<br />
Jäck, einst selber Mönch in Langhe<strong>im</strong>, 1814, elf Jahre nach Aufhebung des<br />
Klosters: „Der vorletzte [Hofmeister] […] hatte sich als Bursar dazu empfohlen,<br />
<strong>und</strong> durch <strong>seine</strong> glücklichen Unterhandlungen bei einigen Wahlen der<br />
Aebte so viele Verbindlichkeiten derselben gewonnen, dass er sich das ganze<br />
übrige Leben um Tadel <strong>seine</strong>r Handlungen nicht mehr bekümmerte. Er hat<br />
während <strong>seine</strong>r 40jährigen Verwaltung vielleicht jährlich 12 –1500 fl. <strong>seine</strong>n<br />
Verwandten in Geld <strong>und</strong> Geldwerth he<strong>im</strong>lich zugewendet, <strong>und</strong> eine höchst<br />
summarische Jahres-Rechnung […] eingesendet; dessen ungeachtet blieb<br />
alles ungeahndet. Er hatte vier Pferde zum Fahren <strong>und</strong> Feldbaue, mehrere<br />
100 Stücke Schweine, Rind- <strong>und</strong> Federviehes, eine Reihe Knechte <strong>und</strong><br />
Mägde mit einem Flurer, alle Felder <strong>und</strong> Wiesen auf eine St<strong>und</strong>e der schönen<br />
Ebene gegen den Fluss unter <strong>seine</strong>r Aufsicht. Die aus <strong>seine</strong>m großen Vieh-<br />
21
haufe errungene Butter wurde mit dem jungen Viehe von Zeit zu Zeit in das<br />
Kloster geliefert. Der Hofmeister […] war unbeschränkt in <strong>seine</strong>r Lebensweise,<br />
<strong>und</strong> konnte Gäste einladen, annehmen oder zurückweisen. Sehr selten<br />
wurde er von einem Professor mit zwei Schülern auf Mittag besucht, obgleich<br />
der Spaziergang durch einen herrlichen Laub- <strong>und</strong> Nadelwald führte.<br />
Blos in den Aderlaß-Ferien wurde er von dem ganzen Konvent, unter Theilnahme<br />
des Abtes am Mittagsmale, besucht.“ 32<br />
Aderlassferien waren Phasen von vier Tagen, zwe<strong>im</strong>al <strong>im</strong> Jahr, an denen sich<br />
viele Mönche aus ges<strong>und</strong>heitlichen Gründen zur Ader ließen. Damit sie sich<br />
erholten, waren sie die besagten 4 Tage von allen Verpflichtungen zum Chorgebet<br />
befreit. Unter dem letzten Abt wurden daraus, unabhängig vom Aderlassen,<br />
vier freie Tage, die die Mönche einmal jährlich genossen. 33<br />
Der Hofmeister selbst, so Jäck weiter, „konnte sich der Besuche des Klosters,<br />
besonders unter dem Vorwande des höheren Alters überheben“. Für<br />
<strong>Trieb</strong> hatte die Anwesenheit des Hofmeisters einen Vorzug, wie das Urbar von<br />
1795 belegt: „Die pfarrlichen Gerechtsammen gehören zur Pfarre Ißling, jedoch<br />
versieht ein zeitlicher P. Hofmeister dieses Ort per modum charitatis.“<br />
Die <strong>Trieb</strong>er mussten zum Sonntagsgottesdienst also nicht nach Isling gehen,<br />
sondern konnten eine vom Hofmeister zelebrierte Messe in der Kapelle in der<br />
Hofmeisterei besuchen.<br />
Den Posten des Hofmeisters gab es <strong>im</strong> langhe<strong>im</strong>ischen Besitz dre<strong>im</strong>al: in<br />
<strong>Trieb</strong>, in Kulmbach <strong>und</strong> in Tambach. Doch während die beiden anderen Hof-<br />
22<br />
Luftbild des Berghofs, der ehemaligen Hofmeisterei, <strong>19</strong>92
meister ein Klosteramt leiteten, das auch administrative <strong>und</strong> juristische Aufgaben<br />
wahrnahm, war der <strong>Trieb</strong>er Hofmeister lediglich Chef des landwirtschaftlichen<br />
Eigenbetriebes.<br />
Er befehligte also die Knechte <strong>und</strong> Mägde, organisierte den Betrieb, teilte<br />
wohl vor allem die Fröner ein, die das Rückgrat des Klosterhofs bildeten.<br />
Be<strong>im</strong> Frondienst, der unentgeltlichen Arbeit für den Gr<strong>und</strong>herrn, unterschied<br />
man zwischen zwei Arten: der gemessenen <strong>und</strong> der ungemessenen Fron.<br />
Gemessen bedeutet, dass der Inhaber einer Sölde eine best<strong>im</strong>mte Zahl von<br />
Tagen eine festgesetzte Arbeit verrichten musste. Bei ungemessenem Frondienst<br />
musste er z. B. mit anderen eine best<strong>im</strong>mte Wiese mähen, gleich wie<br />
viel Tage das in Anspruch nahm.<br />
Der Frondienst war durchaus konfliktträchtig, denn es konnte geschehen,<br />
dass der Fronpflichtige auf klösterlichen Feldern arbeiten musste, während er<br />
lieber die private Ernte eingebracht oder das eigene Feld bestellt hätte. Das<br />
Kloster ging daher <strong>im</strong> 16. Jahrh<strong>und</strong>ert dazu über, die Fron in Geld abzulösen;<br />
der Hintersass arbeitete also nicht mehr, sondern zahlte. So wurden 1529 die<br />
Fronverpflichtungen der langhe<strong>im</strong>ischen Untertanen aus den Dörfern um<br />
Hochstadt <strong>und</strong> <strong>Trieb</strong> durch Geldzahlungen ersetzt. Das kam den Untertanen<br />
entgegen, denn sie wurden von der Bearbeitung ihres Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Bodens<br />
nicht mehr durch die<br />
Frondienste abgezogen;<br />
das nutzte aber auch<br />
dem Kloster, das in dieser<br />
Wiederaufbauphase<br />
nach dem Bauernkrieg<br />
das Geld gewiss gut<br />
brauchen konnte.<br />
Umso größer war die<br />
Aufregung, als 1651,<br />
nach über 120 Jahren,<br />
Abt Mauritius Knauer die<br />
Frondienste wieder einführen<br />
wollte. Wie er erläuterte,<br />
seien während<br />
des Dreißigjährigen Krieges,<br />
der gerade zu Ende<br />
gegangen war, die „Bestandtbauern<br />
meistens<br />
alle gestorben“; <strong>Trieb</strong><br />
<strong>und</strong> Hochstadt waren,<br />
da an einer wichtigen<br />
Der Langhe<strong>im</strong>er Abt Mauritius Knauer<br />
(reg. 1649 –1664) (Museum NordJura, Weismain)<br />
23
Fernstraße gelegen, sicherlich stark von Kriegshandlungen <strong>und</strong> vor allem von<br />
Seuchen betroffen gewesen. Er müsse, so Knauer weiter, die Höfe deshalb<br />
„durch die Meinigen selbsten wiederumb bestellen lassen“; daher verlange er<br />
„die gez<strong>im</strong>mende Frohn gegen Entlassung der Gelter“. Doch die Betroffenen<br />
stellten sich quer, verweigerten die Arbeit, so dass Knauer zu „Zwangsmitteln“<br />
griff: Er warf die Widerspenstigen ins Gefängnis. Die Fronpflichtigen beschwerten<br />
sich be<strong>im</strong> Bischof, das Hin <strong>und</strong> Her zog sich r<strong>und</strong> 30 Jahre hin,<br />
doch letztlich entschied Bamberg klar zu Gunsten Langhe<strong>im</strong>s. Die langhe<strong>im</strong>ischen<br />
Hintersassen in Degendorf, Krappenroth, Horb, Obristfeld, Burgstall,<br />
Zettlitz, Obersdorf, Thelitz, Anger, Wolfsloch <strong>und</strong> Neuses a. Main waren verb<strong>und</strong>en,<br />
die langhe<strong>im</strong>ischen Felder zu mähen etc.; allerdings wurden ihre<br />
Pflichten haarklein umschrieben. 34 Mit <strong>seine</strong>n <strong>Trieb</strong>er Söldnern war Abt Mauritius<br />
Knauer schon am 13. Januar 1654 übereingekommen: Jeder von ihnen<br />
musste künftig sechs Tage <strong>im</strong> Jahr Dung ausbringen, sie hatten die Krautfelder<br />
zu pflegen, Heu einzubringen, Holz <strong>und</strong> Reisig zur Hochstadter Mainbrücke<br />
zu bringen, die das Kloster unterhielt. Zusätzliche Arbeit aber wollte<br />
das Kloster künftig bezahlen. 35<br />
Noch das Urbar von 1795 36 verzeichnet genau, welche langhe<strong>im</strong>ischen Hintersassen<br />
aus welchen Orten in der <strong>Trieb</strong>er Flur Frondienst zu leisten hatten. Dabei<br />
war die Flur zweigeteilt, in die obere oder Nassanger Fron <strong>und</strong> die untere Fron.<br />
Zur oberen Fron gehörten die Inhaber langhe<strong>im</strong>ischer Anwesen in Wolfsloch,<br />
Burgstall, Zettlitz, Obristfeld, Neuses, Reuth <strong>und</strong> Horb. Greifen wir beispielhaft<br />
Wolfsloch heraus, wo Langhe<strong>im</strong> damals 30 Hintersassen hatte.<br />
„Die von Wolfsloch sind schuldig dem Kloster jährlich nebst der Weinfuhr<br />
nacher Würzburg, dann der Weiz <strong>und</strong> Getreidfuhr 3 Meilen Weeges von oder<br />
zum Kloster, die sie nunmehr beständig mit Geld anher bezahlen,<br />
1.) das Kraut zu setzen, welche aber nur diejenigen alleine verrichten, so<br />
keine ziehende Frohn haben.<br />
2.) das Heu von der Krainzwiese aufzuheuen <strong>und</strong> hieneine zu führen, wo sie<br />
hingewiesen werden<br />
3.) das Getreid abzuschneiden solange es andauern mag, außer Heinrich<br />
Deuerlings Sölden, die nur 3 Täge hat<br />
4.) Sechs ganze Täge mit Pflügen, laut des Vergleichs, zu pflügen <strong>und</strong> zu<br />
ackern <strong>und</strong><br />
5.) die daselbst Pferde haben, sind schuldig, zur Mühle in Hochstadt alle<br />
Nothdurft an Steinen, Holz, Faschinen zu führen, wenn an dem Wörth Besserung<br />
vonnöthen, – die aber keine Pferde haben, sind die Steine zu lesen, Holz<br />
<strong>und</strong> Faschinen zu hauen <strong>und</strong> aufzuladen gehalten.“<br />
Zur unteren Fron in <strong>Trieb</strong> gehörten die Hintersassen in <strong>Trieb</strong>, Anger, Obersdorf,<br />
Thelitz, Degendorf <strong>und</strong> Krappenroth. Über die Aufgaben der <strong>Trieb</strong>er<br />
heißt es da:<br />
24
„Dortige Söldner haben der Hofmeisterei eine ungemässene Handfrohn zu<br />
leisten, die darinn bestehet:<br />
1.) alles Kraut zu setzen, zu gießen <strong>und</strong> zu hacken,<br />
2.) das Heu <strong>und</strong> Gromt helfen zu machen <strong>und</strong> hineinzuziehen,<br />
3.) das Getreid in der ganzen obern Frohn zu binden, so lange es währet<br />
4.) Holz <strong>und</strong> Faschinen zu den Brüken <strong>und</strong> Weegen zu hauen, soviel dessen<br />
vonnöthen, <strong>und</strong> so die Bauern selbiges geführt haben, solches an Ort<br />
<strong>und</strong> Stellen einzurichten,<br />
5.) Mist zu laden <strong>und</strong> zu verbreiten“.<br />
Weit über h<strong>und</strong>ert langhe<strong>im</strong>ische Hintersassen arbeiteten <strong>im</strong> Rahmen des<br />
Frondienstes für die Hofmeisterei, ferner hatte sie eigenes Gesinde, <strong>und</strong><br />
wenn die Fronleistungen nicht ausreichten, dann griff man auf die <strong>Ein</strong>wohner<br />
von <strong>Trieb</strong> <strong>und</strong> Umgebung zurück, die dann als Taglöhner gegen Bezahlung<br />
arbeiteten.<br />
Welchen organisatorischen Aufwand dies für den Hofmeister bedeutete, liegt<br />
auf der Hand, zumal zu diesem Betrieb auch eine Brauerei gehörte, die das<br />
Dorf <strong>und</strong> das Wirtshaus in Hochstadt mit Bier versorgte, <strong>und</strong> riesige Fischteiche<br />
zu bewirtschaften waren. Als 1803 die Fische versteigert wurden, verkaufte<br />
man 56 Zentner Karpfen, 6 Zentner Hechte, über 2 Zentner Schleien. 37<br />
Die Folgen der Klosteraufhebung von 1803 für <strong>Trieb</strong><br />
1802 fiel das Fürstbistum Bamberg an das Kurfürstentum Bayern. Im folgenden<br />
Jahr hob der bayerische Kurfürst, nicht zuletzt auf Betreiben <strong>seine</strong>s Ministers<br />
Max<strong>im</strong>ilian von Montgelas, alle Prälatenklöster in Bayern auf, darunter<br />
Langhe<strong>im</strong>. Bis dahin hatte das nahe Kloster in patriarchalischer Manier den<br />
Ort <strong>und</strong> <strong>seine</strong> Bewohner beherrscht, es hatte reglementiert <strong>und</strong> für die Menschen<br />
gesorgt. Für die <strong>Trieb</strong>er brach daher 1803 eine neue Zeit an.<br />
Sie begann mit einem Ausverkauf. Aus dem Schlösschen <strong>und</strong> aus der Hofmeisterei<br />
wurde seit Mai 1803 das entbehrliche Inventar versteigert. Zusammen<br />
mit der <strong>Ein</strong>richtung des Klosters wurde es in Langhe<strong>im</strong> Tier für Tier,<br />
Stück für Stück an den Meistbietenden verkauft. Von den 15 Sesseln, die<br />
be<strong>im</strong> ersten Versteigerungsmarathon <strong>im</strong> Mai unter den Hammer kamen,<br />
stammten z. B. sieben aus <strong>Trieb</strong>. Nicht alles fand Interessenten; so heißt es<br />
<strong>im</strong> Verstrichprotokoll: „Die wenigen noch vorhandenen Bilder in <strong>Trieb</strong> sind<br />
vom Pappier, ganz zerrissen, dahero ausser allen Werth.“ 38<br />
Die Fische aus den Weihern wurden versteigert, <strong>und</strong> auch das Vieh aus den<br />
Ställen der Hofmeisterei. Die in Langhe<strong>im</strong> wirkende Versteigerungskommission<br />
machte am 6. Juni 1803 bekannt: „Dienstag den 14. werden zu <strong>Trieb</strong> verschiedenes<br />
Hornviehe an Kühen, Kälbern, dann an Schweinen <strong>und</strong><br />
25
Schweinsmüttern an die Meistbiethenden verkäuflich abgegeben. Diejenigen,<br />
welche ein oder das andere Stück zu erstreichen gedenken, können sich<br />
auf obbest<strong>im</strong>mten Tage mit baare Zahlung versehen <strong>und</strong> <strong>im</strong> gedachten Orte<br />
26<br />
<strong>Trieb</strong> um 1756, umgeben von großen Fischteichen<br />
(Staatsarchiv Bamberg, A 240, R. 244).<br />
Handgezeichnete Karte des Langhe<strong>im</strong>er Konventualen P. Sebastian Mahr
<strong>Trieb</strong> einfinden.“ Am 3. Dezember 1803 mussten die Pfarrer der Umgebung<br />
von den Kanzeln abkündigen, dass eine Woche darauf in <strong>Trieb</strong> vier Kühe, ein<br />
Faselochse <strong>und</strong> Bauereigeräte versteigert würden. Das Kirchensilber <strong>und</strong> die<br />
Messgewänder aus der Kapelle, die <strong>im</strong> Hof der Hofmeisterei stand, hatte der<br />
Versteigerungskommissär Karl Dresch zusammen mit den gleichen Gegenständen<br />
aus den Kirchen in Langhe<strong>im</strong> <strong>und</strong> Vierzehnheiligen sowie aus den<br />
Hauskapellen in Bamberg, Tambach <strong>und</strong> Giechkröttendorf nach Bamberg<br />
gesandt. Nur das, was für gottesdienstliche Zwecke absolut unverzichtbar<br />
war, wurde zurückgelassen. 39<br />
<strong>Trieb</strong> 1851 (Bayerisches Landesvermessungsamt). Die Teiche sind<br />
verschw<strong>und</strong>en, bis auf einen – den kleinen „Heidweiher“ südlich des Ortes.<br />
27
Der Alltag der <strong>Trieb</strong>er veränderte sich, weil die neuen Herren an Frondiensten<br />
kein Interesse mehr hatten. Bereits <strong>im</strong> Juli 1803 bot der Versteigerungskommissar<br />
in Langhe<strong>im</strong> fronpflichtigen Hintersassen des einstigen Klosters an,<br />
die Frondienste durch eine bescheidene Zahlung abzulösen.<br />
<strong>Ein</strong>e Umbruchszeit bringt gewöhnlich Gewinner <strong>und</strong> Verlierer hervor. Leidtragende<br />
waren zunächst die auf Zeit beschäftigten Dienstboten, die Knechte<br />
<strong>und</strong> Mägde. Der bayerische Staat beendete die Gutswirtschaft, man brauchte<br />
daher das Gesinde nicht mehr, die Menschen wurden entlassen. Die Landesdirektion<br />
in Bamberg wies <strong>im</strong> November 1803 den Landkommissar in<br />
Lichtenfels an – wie er selbst angeregt hatte –, er solle alles Vieh in <strong>Trieb</strong> verkaufen.<br />
Und weiter: „Die Dienstbothen sind bis Lichtmes 1804 zu zahlen <strong>und</strong><br />
sogleich fortzuschicken. Nur die des Viehes wegen unentbehrlichen sind, bis<br />
es abgehohlt wird, beyzubehalten.“ 40 Kaum zu ermessen, welche menschlichen<br />
Probleme hierdurch entstanden.<br />
Der Hofmeister von <strong>Trieb</strong>, der ehemalige Mönch Maurus Bodenstein, 75 Jahre<br />
alt <strong>und</strong> wenige Tage später verstorben 41 , schrieb <strong>im</strong> Dezember 1803 nach<br />
Bamberg, die fünf betroffenen Dienstboten forderten das Winterbrot, also<br />
Unterkunft <strong>und</strong> Verpflegung. Denn bekanntlich war Lichtmess, der 2. Februar,<br />
der Tag des Dienstbotenwechsels – bis dahin, ausgerechnet die kälteste Jahreszeit<br />
über, wären die zwar ausbezahlten, aber sicherlich besitzlosen<br />
Knechte <strong>und</strong> Mägde ohne Behausung dagestanden. Schließlich erhielten sie<br />
eine wöchentliche Zahlung.<br />
Vielversprechend musste den Besitzern der kleinen Anwesen die anbrechende<br />
neue Zeit erscheinen, denn ihnen brachte die Säkularisation zunächst<br />
neues Ackerland: Der Auflösungskommissar für Langhe<strong>im</strong>, Christian Wilhelm<br />
Stenglein, hatte <strong>im</strong> März 1803 empfohlen: „Der gröste Theil des Weyercorpus<br />
zu <strong>Trieb</strong> könnte zu Feld umgeschaffen […] werden.“ Tatsächlich wurden die<br />
riesigen Teiche bei <strong>Trieb</strong> am 21. April 1804 „unter der ausdrücklichen Bedingniß<br />
verpachtet, daß solche auszutrocknen <strong>und</strong> zu Feld umzuschaffen<br />
seyen“. Die Pacht erhielt der Meistbietende. 42 Den „schwarzen Weiher” mit<br />
über 14 1 /2 Tagwerk pachteten der Zettlitzer Posthalter <strong>und</strong> der Wirt von <strong>Trieb</strong><br />
<strong>und</strong> machten ihn, bis dahin „durchgehends mit Gesträuch <strong>und</strong> Binßen ganz<br />
verwildert“, zu Ackerland. 43 Daneben erhielten sämtliche Gemeindemitglieder<br />
von <strong>Trieb</strong>, die als Bietergemeinschaft aufgetreten waren, den Zuschlag für<br />
den großen Weiher, über 23 Tagwerk groß, den sie umgehend „kultivierten“.<br />
Doch bald kam es zu Konflikten, als der Nassanger, bis 1805 verpachtet, in<br />
Privathand überging, denn zum Nassanger gehörten die Weiherdämme.<br />
Wenn die Pächter also zu ihren Gründstücken gelangen wollten, mussten sie<br />
fremden Gr<strong>und</strong> betreten bzw. befahren. Der neue Eigentümer, der preußische<br />
Oberst Johann Konrad von Malsen in Bayreuth, beklagte sich 1809 darüber<br />
<strong>und</strong> drang darauf, dass man nach Auslauf der Pachtzeit ihm den tro-<br />
28
ckengelegten Weiher verkaufen<br />
solle. Dieser wurde<br />
öffentlich versteigert,<br />
den Zuschlag erhielt Malsen.<br />
44 Die Arbeit, die die<br />
<strong>Trieb</strong>er ab 1804 geleistet<br />
hatten – dabei wohl auf<br />
langfristige Pacht spekulierend<br />
–, war für sie verloren.<br />
Vom Kloster war<br />
man in solchen Fragen<br />
fürsorgliches Vorgehen<br />
gewohnt. Bayern verwaltete<br />
kühl rechnend.<br />
Was den <strong>Trieb</strong>ern vom<br />
Kloster blieb, war weiterhin<br />
der Abt. Nach dem<br />
Klosterbrand in Langhe<strong>im</strong><br />
<strong>im</strong> Mai 1802 war<br />
der Prälat Candidus<br />
Hemmerlein, aus Bamberg<br />
stammend, 60 Jahre<br />
alt, nach <strong>Trieb</strong> gezogen.<br />
Hier traf ihn die Säkularisation.<br />
Bis dahin<br />
hatte der Abt über H<strong>und</strong>erte<br />
von Hintersassen,<br />
über zahlreiche Orte nahezu<br />
fürstengleich geherrscht.<br />
Nun war er mit<br />
Der Langhe<strong>im</strong>er Abt Candidus Hemmerlein<br />
(reg. 1791– 1803, † 1814). Gemälde von Conrad<br />
Geiger, Schweinfurt, 1798 (aus Baumgärtel-<br />
Fleischmann, Renate [Hrsg.]: Bamberg wird<br />
bayerisch. Die Säkularisation des Hochstifts<br />
Bamberg 1802/03. Bamberg 2003, S. 134)<br />
einem Mal Untertan des bayerischen Kurfürsten, <strong>im</strong> Gr<strong>und</strong>e nicht anders als<br />
jeder Taglöhner. Joach<strong>im</strong> Heinrich Jäck (1777–1847), einst Mönch in Langhe<strong>im</strong><br />
<strong>und</strong> dem Altabt eng verb<strong>und</strong>en, versuchte in <strong>seine</strong>r Trauerrede auf Candidus<br />
Hemmerlein, dessen tiefen Fall <strong>im</strong> Jahr 1803 nachzuempfinden: „Durch<br />
den Säcularisationssturm wurde Er aus <strong>seine</strong>m fast fürstlichen Verhältnisse<br />
von vielen 1000 Unterthanen, Dörfern <strong>und</strong> Bediensteten gerissen, <strong>und</strong> zu einer<br />
Privatperson herabgewürdigt, welcher nur über Hausgenossen zu gebieten<br />
hat. Seine ungeheuren <strong>Ein</strong>künfte – <strong>seine</strong> Gelegenheit zu Vergnügen jeder<br />
Art – sein öffentlicher Glanz etc. wurde beschränkt, <strong>und</strong> an Gunstbezeugungen,<br />
um welche man sonst buhlte, blieb Ihm nur noch die Rückerinnerung.<br />
Wie Mancher von Uns würde über ein solches Unglück in Verzweiflung ge-<br />
29
athen? Wie Wenige würden sich in eine so beschränkte Lage finden können?“<br />
Der Abt aber habe dieses Schicksal klaglos hingenommen. 45<br />
Immerhin erhielt der Abt eine großzügige Pension: 8000 Gulden <strong>im</strong> Jahr, der<br />
Höchstsatz, der nach dem Reichsdeputationshauptschluss vorgesehen war.<br />
Dazu genoss er kostenfrei Wohnrecht <strong>im</strong> Schlösschen zu <strong>Trieb</strong> <strong>und</strong> <strong>im</strong> Langhe<strong>im</strong>er<br />
Hof zu Bamberg. Auf <strong>seine</strong> Bitte hin überließen ihm die kurfürstlichen<br />
Behörden einen Ochsenstall „ausser der Hofmeisterey, welchen er auf eigene<br />
Kosten zu einer Pferdestallung umzuschaffen gedenckt“, eine daran anstoßende<br />
Scheune, drei Gärten <strong>und</strong> den trockengelegten Graben um das<br />
Schlösschen.<br />
Die <strong>Ein</strong>richtung der Abtsräume in Langhe<strong>im</strong> hatte großteils dem Kloster gehört<br />
<strong>und</strong> war damit an den Staat gefallen. Der Abt musste, um <strong>seine</strong>r Würde<br />
angemessen in den Wohnungen logieren zu können, die ihm zugestanden<br />
waren, demnach das nötige Inventar erhalten. Den behördlichen Vorschlägen<br />
folgend, zeigte sich der Kurfürst großzügig gegenüber Abt Candidus Hemmerlein,<br />
„dessen ausgezeichneten Verdienste eine besondere Rücksicht verdienten“.<br />
Er erhielt Folgendes als Eigentum:<br />
„1) die Pectoralien <strong>und</strong> Ringe,<br />
2) das vorhandene Brettspiel auf 12 Personen,<br />
3) das ohnedies mangelbare Steingut-Service,<br />
4) vier Pferde mit Geschirren <strong>und</strong> die nothwendige Fourage bis zur Erntezeit,<br />
5) drey Chaisen <strong>und</strong> einem Leiterwagen,<br />
6) vier Fuder von dem vorhandenen Weine,<br />
7) acht Garnituren Tisch- <strong>und</strong> Tafelzeug,<br />
8) zwölf Handtücher,<br />
9) zwei Dutzend Sessel <strong>und</strong> ein Canapee,<br />
10) das benöthigte Kuchengeschirre,<br />
11) fünf Betten für Domestiken nebst Ueberzügen, Leibtüchern <strong>und</strong> Bettstätten,<br />
12) ein Dutzend Gläser <strong>und</strong> Carvinen.“ 46<br />
Auf <strong>seine</strong>n Bamberger Wohnsitz verzichtete der Abt 1806; stattdessen mietete<br />
er eine Wohnung in Lichtenfels, am oberen Marktplatz, neben dem Pfarrhaus.<br />
Dort starb er am <strong>19</strong>. März 1814 <strong>und</strong> wurde, was eigentlich untersagt<br />
war, in der Pfarrkirche begraben.<br />
Mit dem Abt lebten einige Mönche in <strong>Trieb</strong>, <strong>und</strong> zwar solche, die sich geweigert<br />
hatten, eine Pfarrei oder eine andere Verpflichtung zu übernehmen, oder<br />
wegen ihres Alters dazu ungeeignet erschienen. Es waren dies Willibald<br />
Schlecht, geboren 1733 in Bamberg, der schon <strong>im</strong> September 1804 in <strong>Trieb</strong><br />
starb <strong>und</strong> nach <strong>seine</strong>m eigenen Wunsch auf dem neuen Friedhof in Lichtenfels<br />
beigesetzt wurde, dann der letzte Prior, Andreas Daum, geboren 1737 in<br />
Uetzing, der am 1. März 1806 in <strong>Trieb</strong> starb <strong>und</strong> <strong>seine</strong> letzte Ruhe in Markt-<br />
30
zeuln fand, weiter Blasius Ritter, geboren 1751 in Seßlach, der am 2. Juli 1815<br />
in <strong>Trieb</strong> starb, <strong>und</strong> schließlich Georg Bachmann, geboren 1775 in Kronach.<br />
Bachmann lebte bis zu <strong>seine</strong>m Tod am 13. Juli 1832 in <strong>Trieb</strong> <strong>und</strong> übernahm<br />
hier seelsorgerliche Aufgaben, obwohl er sich bei Aufhebung <strong>seine</strong>s Klosters<br />
eigentlich dagegen gesperrt hatte. Der Staat drang nämlich in die jüngeren<br />
Mönche, ins Bamberger Priesterseminar einzutreten, damit sie eine Seelsorgestelle<br />
übernehmen konnten; dann waren sie, wie der aufklärerische Staat<br />
formulierte, keine Müßiggänger, <strong>und</strong> da ihre <strong>Ein</strong>künfte mit der Pension verrechnet<br />
wurden, sparte die Staatskasse. Der einzige Mönch, der diese Denkweise<br />
prinzipiell in Frage stellte, war Georg Bachmann. Er verwies zunächst auf <strong>seine</strong>n<br />
Gehörschaden, <strong>seine</strong>n Ekel vor Krankenbesuchen <strong>und</strong> <strong>seine</strong> fehlende pastorale<br />
Übung – er habe noch nie gepredigt. Das alles mache ihn als Seelsorger ungeeignet.<br />
Dann aber widersprach er den Staatsbehörden gr<strong>und</strong>sätzlich: „Wenn ich<br />
mich auch nur mit meiner eigenen Vervollkommnung, mit der Ausbildung meines<br />
Geistes <strong>und</strong> den geistlichen Uebungen, wie sie <strong>im</strong> Kloster gewöhnlich sind<br />
<strong>und</strong> ich derselben gewohnt bin, beschäftige, so lebe ich nicht unnütz <strong>und</strong> verzehre<br />
meine Pension nicht zwecklos, <strong>und</strong> da ich in kurzer Zeit noch eine arme<br />
Mutter <strong>und</strong> ihre kränkliche Schwester zu unterhalten habe […], so wünschte ich,<br />
eine Kurfürstliche Landesdirection möge mir huldreichst die […] ohnehin sparsam<br />
zugemessene Pension von 400 f mit den Meinigen genießen lassen.“ 47<br />
Bachmanns Mutter starb Ende 1830 hochbetagt in <strong>Trieb</strong>. 48<br />
Zum Haushalt des Abtes gehörte sein Tafeldecker <strong>und</strong> Kammerdiener Paul<br />
Schuberth, am 18. September 1777 als Sohn des Schlossgärtners in Redwitz<br />
geboren 49 <strong>und</strong> selbst gelernter Gärtner. Er war bis zu <strong>seine</strong>m Tod bei ihm <strong>und</strong><br />
bemühte sich danach vergeblich, das Schlösschen pachten zu dürfen. <strong>Ein</strong>ige<br />
Jahre später gründete er zusammen mit <strong>seine</strong>m Bruder Joseph Ignaz Schuberth<br />
(1787 –1867) die Karolinenhöhe. 50 Der Bamberger Kunstsammler Joseph<br />
Heller beschrieb sie 1828 so: „Dieses sehr gut eingerichtete Gasthaus<br />
wurde von den Gebrüdern Schubert 1822 – 23 erbaut. Es liegt an der Koburger<br />
Straße, 1 /4 St<strong>und</strong>e von <strong>Trieb</strong> <strong>und</strong> 1 St<strong>und</strong>e von Lichtenfels, in einer sehr<br />
angenehmen Gegend, <strong>und</strong> in den obern Gastz<strong>im</strong>mern hat man die schönste<br />
Aussicht, vorzüglich auf das Rodachthal gegen Kronach zu. Man sieht Koburg,<br />
Michelau, Schwürbitz, Marktzeula [!], Redwitz, Unterlangenstadt, den<br />
Kreuzberg bey Kronach, den Kottigas bey Weismain, den Schneeberg, Ochsenkopf<br />
etc. Früher hatte dieses Gasthaus einen andern Namen; seit dem<br />
Besuche der Königin v. Bayern 1823 heißt es Karolinenhöhe. Stark ist der Besuch<br />
an Feyertagen von den Bewohnern der Umgegend.“ 51<br />
Die Karolinenhöhe lag an einem strategisch günstigen Platz, der einige Vorzüge<br />
hatte: Die schöne Aussicht <strong>und</strong> die Nähe zu Lichtenfels nannte Heller,<br />
hinzu kam die Lage an einer Fernstraße. Denn die Landstraße von Lichtenfels<br />
nach Zettlitz, wo sie sich von jeher gabelte – in eine Straße Richtung Kro-<br />
31
nach/Lobenstein/Saalfeld <strong>und</strong> in eine Straße Richtung Burgkunstadt/Kulmbach<br />
–, führte bis ins 20. Jahrh<strong>und</strong>ert 52 nicht durch das Maintal, in dem man<br />
mit dem wild mäandrierenden Fluss zu kämpfen gehabt hätte <strong>und</strong> wo <strong>im</strong>mer<br />
wieder Überschwemmungen den Verkehr gehemmt hätten. Sie verlief stattdessen<br />
über den Krappenberg, erklomm ihn in kurvenreicher Trasse von<br />
Oberwallenstadt her, zog sich auf <strong>seine</strong>m Rücken kerzengerade hin <strong>und</strong> fiel<br />
zum Dorf <strong>Trieb</strong> hin steil ab. Wer, von Hochstadt kommend, diese Steigung<br />
bewältigt hatte, der mochte best<strong>im</strong>mt gern einkehren, <strong>und</strong> wer, von Lichtenfels<br />
kommend, den abschüssigen Berg noch vor sich hatte, der konnte eine<br />
vorsorgliche Stärkung gut brauchen.<br />
Noch das Hochstift Bamberg hatte begonnen, jene Magistrale zur Chaussee<br />
auszubauen, ihr also eine befestigte, leicht gewölbte Straßendecke <strong>und</strong> einen<br />
stabilen Unterbau zu geben, Gräben zu beiden Seiten auszuheben, eine Schatten<br />
spendende Allee zu pflanzen <strong>und</strong> die Trasse, wo es ging, zu begradigen. Dabei<br />
veränderte man den Straßenverlauf, <strong>und</strong> der Ab- bzw. Aufstieg bei <strong>Trieb</strong><br />
wurde noch steiler als zuvor: Die Chaussee sei „von dem schwäbischen Baumeister<br />
Lachmeyer höher angelegt worden […], als zuvor der Berg war“, heißt<br />
es 1801. 53 Als <strong>im</strong> Frühjahr 1812 die Durchreise Napoleons erwartet wurde – er<br />
war mit den Truppen auf dem Weg nach Russland –, wurde namentlich der <strong>Trieb</strong>er<br />
Berg aufwändig repariert. Etliche Dörfer ringsum mussten dafür Wagen <strong>und</strong><br />
Arbeiter stellen, die dann vom Staat bezahlt wurden. Napoleon allerdings wählte<br />
dann doch den Weg von Bamberg nach Bayreuth über den Würgauer Berg. 54<br />
32<br />
Die Karolinenhöhe (Ansichtskarte um <strong>19</strong>20)
Nach der Säkularisation von 1803 war der bayerische Staat bestrebt, die unermesslichen<br />
Ländereien, die ihm von den aufgehobenen Klöstern zugefallen<br />
waren, soweit sie nicht für staatliche Zwecke verwandt wurden, an Privatleute<br />
zu verkaufen. Es gab eine wesentliche Ausnahme: die Wälder, die – von<br />
wenigen Ausnahmen abgesehen – Staatswälder blieben. Deshalb hatte der<br />
Staat auch Bedarf für Forstfachleute. Der <strong>Trieb</strong>er Klosterjäger Benedikt Brunn<br />
oder von Brunn, der, 1757 in Geutenreuth geboren, seit etwa 1780 in langhe<strong>im</strong>ischen<br />
Diensten stand 55 , wurde in den bayerischen Staatsdienst übernommen<br />
<strong>und</strong> blieb an <strong>seine</strong>m Dienstort. Er starb 1824 als königlich bayerischer<br />
Revierförster in <strong>Trieb</strong> 56 , <strong>und</strong> auch weiterhin hatte ein Förster <strong>seine</strong>n Sitz<br />
<strong>im</strong> Ort. Für ihn wurde 1870/71 ein neues Forsthaus „zwischen den Orten<br />
<strong>Trieb</strong> <strong>und</strong> Carolinenhoehe“ errichtet. 57<br />
Die Masse der Immobilien sollte nach 1803 privatisiert werden. Freilich war<br />
nicht alles gleich verfügbar, denn manche Flächen oder Anwesen waren auf<br />
Zeit verpachtet, so etwa der Gutshof Nassanger.<br />
Das Rentamt Lichtenfels hatte 1804 aus Gr<strong>und</strong>stücken auf der Höhe zwischen<br />
<strong>Trieb</strong> <strong>und</strong> Krappenroth, 38 Tagwerk Felder <strong>und</strong> 17 Tagwerk Wiesen,<br />
„einen Hof gebildet“, der „aber mit einer Wohnung noch nicht versehen“ war.<br />
Zunächst wurde dieser Komplex auf drei Jahre verpachtet, für 250 Gulden.<br />
1807 gab das Rentamt in Erlanger, Bamberger <strong>und</strong> Schweinfurter Zeitungen<br />
Annoncen auf, <strong>und</strong> die Pfarrer von Lichtenfels, Staffelstein, Isling <strong>und</strong> Michelau<br />
kündigten die neuerliche Versteigerung <strong>im</strong> Gottesdienst an. Am 25. Mai<br />
1807 wurden die Gr<strong>und</strong>stücke zum Kauf <strong>und</strong> zur Pacht angeboten. Das<br />
Höchstgebot für den Kauf legte der Coburger Hofadvokat Johann Andreas<br />
Fischer ab: 9000 Gulden. Für die Pacht war ein Krappenrother der Meistbietende<br />
mit 365 Gulden – fast um die Hälfte mehr als drei Jahre zuvor. Offenk<strong>und</strong>ig<br />
hatten die Immobilienpreise angezogen.<br />
Doch die Verwaltung ließ sich Zeit. Erst nach über zwei Monaten erhielt<br />
Fischer den Bescheid, dass der Verkauf an ihn ratifiziert sei. Nun stellte sich<br />
Fischer quer: Er habe gar nicht mehr mit einem positiven Bescheid gerechnet<br />
<strong>und</strong> sein Geld anderweitig angelegt. Doch der wahre Gr<strong>und</strong> lag offenbar woanders:<br />
„Kann ich mich nach so langer Zeit, während welcher wehen eingetrettenen<br />
Frieden <strong>und</strong> nothorisch allgemeinen Geld-Mangel die Güter wenigstens<br />
um ein Drittheil wohlfeiler geworden sind, nicht mehr für verbindlich<br />
halten, die Gr<strong>und</strong>stücke […] um den Preiß von 9000 f rh. 58 zu behalten.“<br />
Nach einigem Hin <strong>und</strong> Her blieb den Behörden nichts anderes übrig, als die<br />
Gr<strong>und</strong>stücke erneut zum Verkauf anzubieten. Doch diesmal fand sich kein<br />
Käufer, <strong>und</strong> nicht einmal pachten wollte jemand. Das Rentamt musste zuletzt<br />
das Heu <strong>und</strong> die Feldfrüchte in kleineren Mengen versteigern. 59<br />
Zu den Neuerungen, welche die Jahre ab 1803 dem Ort <strong>Trieb</strong> bescherten,<br />
gehörte die Schule. 60 Die genauen Umstände der Schulgründung kennen wir<br />
33
nicht; jedenfalls wurde 1807 eine „Schulanstalt“ ins Leben gerufen. Es mag<br />
sein, dass dabei der Reformpädagoge Johann Baptist Graser mitwirkte,<br />
Ober-Schulen- <strong>und</strong> Studien-Kommissär in Bamberg, ein katholischer Priester,<br />
der sich allerdings ab 1807 um die Erlaubnis zu heiraten bemühte.<br />
Um die Schulstelle mit <strong>Ein</strong>künften zu versehen, erwarb die Gemeinde 1807<br />
zwei Gr<strong>und</strong>stücke aus Staatshand. Doch <strong>Trieb</strong> allein war zu klein, um die Lasten<br />
einer Schule zu schultern, <strong>und</strong> auch die Kinderzahl war zu gering. Es<br />
wurde daher das geschaffen, was wir heute einen Schulverband nennen würden:<br />
Die <strong>Trieb</strong>er Schule mussten die Kinder aus den umliegenden Dörfern<br />
Hochstadt, Wolfsloch, Thelitz, Obersdorf, Anger, Reuth, Krappenroth <strong>und</strong> Degendorf<br />
besuchen, <strong>und</strong> die <strong>Ein</strong>wohner dieser Orte hatten die Kosten des<br />
Schulbetriebs zu zahlen, seit Ende 1807 mit Raphael Müssiger der erste Lehrer<br />
berufen war. Auch ein geeignetes Schulhaus fehlte.<br />
Ganz freiwillig hatte sich die „Schulgemeinde“ offenbar nicht zusammengef<strong>und</strong>en.<br />
Das zeigte sich in einer Bittschrift, die sieben Thelitzer <strong>im</strong> März 1808<br />
an die Landesdirektion in Bamberg – vergleichbar der heutigen Regierung<br />
von Oberfranken – sandten. „Wir sind wohnhaft <strong>und</strong> ansäßig zu Thelitz […]<br />
<strong>und</strong> schon von mehr dann 60 Jahren her wurden die Kinder dieses Orts nach<br />
Isling in die allda errichtete Pfarrschule zum Unterricht geschickt. Unsere Kinder<br />
erhielten <strong>im</strong>merhin <strong>und</strong> so auch bis auf die jüngste Zeiten von dem alldort<br />
aufgestellten Schullehrer in der Religion, Lesen, Schreiben <strong>und</strong> Rechnen den<br />
nöthigen Unterricht, weshalb wir mit demselben sehr zufrieden waren. Nun<br />
sollen wir aber für die Zukunft unsere Kinder nicht mehr nach Isling, sondern<br />
nach <strong>Trieb</strong> in die Schule schicken.“ Sie aber wollten bei „unserem bisherigen<br />
Schullehrer“ bleiben, <strong>und</strong> zwar „wegen <strong>seine</strong>m ertheilten guten Unterricht<br />
<strong>und</strong> wegen <strong>seine</strong>r humanen Behandlungsart der Kinder“; ferner sei der Weg<br />
nach Isling besser als der nach <strong>Trieb</strong>, <strong>und</strong> das Schulgeld sei in Isling niedriger<br />
als in <strong>Trieb</strong>.<br />
Die Behörden blieben hart, hätten sie mit einem Nachgeben doch die Existenz<br />
der neuen Schule gefährdet, deren Errichtung sie wiederholt als großes<br />
Verdienst <strong>und</strong> beachtenswerten Kraftakt der beteiligten Orte hervorhoben.<br />
Der Schulhausbau stand freilich noch bevor – vielleicht strebten die Thelitzer<br />
gerade deswegen aus der „Schulgemeinde“ heraus. Es dauerte; „die ungünstigen<br />
Zeiten, das Unvermögen der Gemeinden legten […] <strong>im</strong>mer<br />
unüberwindliche Hindernisse“, schrieb 1811 das Landgericht Lichtenfels,<br />
<strong>und</strong> das Generalkommissariat des Mainkreises versicherte in München, die<br />
„Schulgemeinde“ sei, „durch frühere Lasten schon erschöpft, bey den gegenwärtigen<br />
Sinken der Gedrayt- <strong>und</strong> Vieh-Preise zu unvermögend […], um<br />
ihrer Schulanstalt diese kostspielige Vollendung zu gewähren“. Dieser Satz<br />
steht in einem Schreiben an das Innenministerium, das einen Zuschuss gewähren<br />
sollte.<br />
34
Denn die Schulgemeinde war in Zugzwang gekommen: Sie hatte 1807 ein<br />
Privathaus – das ehemalige Jägerhaus – als Lehrerwohnung <strong>und</strong> Unterrichtsraum<br />
angemietet, doch der Eigentümer wollte es nun verkaufen, so dass die<br />
Schule auszuziehen hatte. Das Landgericht ließ einen Bauplan <strong>und</strong> einen<br />
Kostenvoranschlag fertigen <strong>und</strong> versteigerte, wie üblich, die Ausführung unter<br />
einigen benachbarten Maurermeistern; wer den meisten Nachlass gewährte,<br />
erhielt den Zuschlag, <strong>und</strong> dies war Moritz Herrmann (um 1767–<br />
1823), der sich 1799 oder 1800 in Oberlanghe<strong>im</strong> niedergelassen hatte; als<br />
Werke sind ihm das Pfarrhaus <strong>und</strong> die Kirche in Michelau zuzuweisen. Herrmann<br />
wollte anstelle der veranschlagten 1382 nur 1151 Gulden. Ferner kaufte<br />
die „Schulgemeinde“ eine angrenzende Scheune aus Staatsbesitz zu<br />
Schätzpreis von 125 Gulden.<br />
Die Gesamtkosten von 1276 Gulden – zum Vergleich: die Langhe<strong>im</strong>er Mönche<br />
erhielten Pensionen von 400 bis 600 Gulden <strong>im</strong> Jahr – wurden gemäß der<br />
Zahl der Haushalte <strong>und</strong> ihrer Wirtschaftskraft auf die einzelnen Orte verteilt:<br />
Hochstadt zahlte 164 Gulden, Wolfsloch 146, Obersdorf 113, erst an vierter<br />
Stelle folgte <strong>Trieb</strong> mit 104, dann Thelitz 89, Degendorf 51, Krappenroth 44,<br />
Anger 40, Reuth 26 Gulden. 500 Gulden schoss der Staat zu.<br />
Der Vertrag mit dem Baumeister war geschlossen, alle Vorarbeiten getroffen,<br />
da traten alle Schulorte außer <strong>Trieb</strong> mit einem Antrag an die Behörden heran:<br />
Man könne doch, statt einen Neubau zu errichten, ein Anwesen in der Ortschaft<br />
Anger erwerben, das gerade zum Verkauf stehe. Doch das Landgericht<br />
hielt entgegen, die Gemeinden wollten bloß „einen Schullehrer, welcher<br />
sich mit der Bettelsuppe begnüget <strong>und</strong> mit der Viehehirtenstelle auch das<br />
Lehramt nebenher begleiten solle“. Im Frühling 1812 begann, wie vorgesehen,<br />
der Schulhausbau in <strong>Trieb</strong>, in der Nachbarschaft der Hofmeisterei. Im<br />
November 1812 hatte der Lehrer <strong>seine</strong> neue Wohnung schon bezogen, bloß<br />
die Zuschüsse ließen auf sich warten <strong>und</strong> deshalb die Bezahlung des Maurermeisters<br />
Herrmann. Er sei wegen <strong>seine</strong>s niedrigen Preises ohnehin „beschädiget“,<br />
meinte das Landgericht Lichtenfels, „<strong>und</strong> bey <strong>seine</strong>n geringen<br />
Vermögens Zustand“ brauche er die Zahlung dringend, zumal eine andere<br />
staatliche Stelle ihm schon Verzugszinsen auferlegte, weil er das Bauholz<br />
nicht bezahle. 61<br />
In wenigen Jahren veränderte sich die Welt der <strong>Trieb</strong>er <strong>im</strong> Gefolge der Klosteraufhebung.<br />
Teiche wurden trockengelegt, ein großer Regiebetrieb geschlossen,<br />
Immobilien in Privathand gegeben, Kirchengeräte entfernt, die<br />
Fernstraße durch den Ort erneuert, eine Schule gegründet <strong>und</strong> ein Schulhaus<br />
gebaut. Jeder einzelne Vorgang griff dabei unmittelbar in das Leben der <strong>Trieb</strong>er<br />
ein.<br />
35
Die <strong>Trieb</strong>er Gutshöfe<br />
Zunächst gab es in <strong>Trieb</strong> einen großen Gutskörper, nämlich den Nassanger,<br />
zu dem zur Klosterzeit 44 Tagwerk Feld <strong>und</strong> 39 Tagwerk Wiesen gehörten,<br />
der aber <strong>im</strong> Lauf des <strong>19</strong>. Jahrh<strong>und</strong>erts ungeheuer anwuchs: In den 1850er<br />
Jahren umfasste er das Vierfache an Gr<strong>und</strong>, r<strong>und</strong> 110 Hektar.<br />
Daneben wurden die Bergfelder, deren Verkauf an den Coburger Advokaten<br />
Fischer scheiterte, zum so genannten Berghof zusammengefasst. Dies geschah<br />
spätestens 1824, <strong>und</strong> als Wohnhaus wiesen die Behörden diesem<br />
neuen Gutskörper einen Teil der Hofmeisterei zu, jedoch nicht die ganze Anlage.<br />
Denn <strong>im</strong> Oktober 1824 kaufte die Gemeinde einen anderen Teil des<br />
einst langhe<strong>im</strong>ischen Zentrums von <strong>Trieb</strong>. Im <strong>Ein</strong>zelnen gehörte der Kommune<br />
fortan<br />
„a) das Hofmeistereigebäude mit darin enthaltenen Kapelle <strong>und</strong> dazu<br />
gehörigen Hofraum,<br />
b) ein Nebenbau, welcher Stallungen <strong>und</strong> Schupfen enthält <strong>und</strong> auf Seite<br />
an das Schulhaus, auf der anderen an das Oekonomiegebäude des Wirths<br />
Hofmann anstößt,<br />
c) eine Scheuer <strong>und</strong> zwar die nächste am Schulhause, worin sich auch eine<br />
kleine Pferdsstalle befindet,<br />
d) ein Gras- <strong>und</strong> Baumgarten hinter dem Hofmeistereigebäude, der<br />
Küchengarten genannt, zu 2 Tagwerk, ein Gemüß- <strong>und</strong> Obstgarten an das<br />
Hofmeistereigebäude anstoßend, <strong>und</strong> mit einer Mauer umgeben, der Hofmeistereigarten<br />
genannt, zu 7/8 Tagwerk.<br />
f) [!] ein Stück Feld an den Küchen <strong>und</strong> Hofmeistereigarten anstossend mit<br />
etwas Wiese, der Straßacker genannt, zu 1 1 /2 Tagw.“ 62<br />
Überhaupt war 1824 das Jahr des großen Ausverkaufs von Immobilien. Drei<br />
große Höfe gingen damals von Staats- in Privathand über, natürlich wieder<br />
auf dem Weg der Versteigerung. Im August dieses Jahres kaufte der Bamberger<br />
Nathan Walter einen „bez<strong>im</strong>merten“, d. h. mit Wohnhaus versehenen<br />
Hof, den sog. Schärdleinshof, <strong>und</strong> am selben Tag erwarb der Großhändler,<br />
Porzellanfabrikant, Spediteur, Salzfaktor, Bürgermeister <strong>und</strong> Landtagsabgeordnete<br />
Joseph Felix Silbermann (1771–1827) aus Lichtenfels den sog.<br />
Würstleinshof. Den Berghof kaufte 1824 der einstige Langhe<strong>im</strong>er Klosterarzt<br />
Dr. Michael Krappmann (1776 –1864), der schon 1822 eine Sölde in <strong>Trieb</strong> erworben<br />
hatte. 63 Auch die Gemeinde <strong>Trieb</strong> hatte Interesse am Erwerb des<br />
Berghofs angemeldet, war aber nicht zum Zug gekommen. 64<br />
Für Walter <strong>und</strong> Silbermann waren ihre Höfe Spekulationsobjekte. 1825 zerschlugen<br />
sie ihre Höfe, sie verkauften also die einzelnen Gr<strong>und</strong>stücke <strong>und</strong><br />
Gebäude getrennt voneinander. Das war für sie gewiss ein Gewinn, aber auch<br />
den <strong>Trieb</strong>ern wird das gut getan haben. Denn zu Klosterzeiten hatte der Ort<br />
36
aus dem großen klostereigenen Betrieb, wenigen kleinbäuerlichen Anwesen<br />
<strong>und</strong> etlichen Taglöhnerhäusern ohne zugehörigen Gr<strong>und</strong>besitz bestanden.<br />
1798 hatte der letzte Abt von Langhe<strong>im</strong> <strong>im</strong> Zuge einer aufklärerischen Reformpolitik<br />
über 70 Tagwerk wenig genutzten Gr<strong>und</strong>es an die <strong>19</strong> Kleingütler verpachtet.<br />
Dabei blieb es über die Säkularisation hinaus. Zwar wurde die Pacht<br />
alle drei Jahre aufs Neue vergeben, doch seien, wie der Lichtenfelser Rentamtmann<br />
1830 schrieb, „niemals die Tropf- <strong>und</strong> Söldenhausbesitzer zu <strong>Trieb</strong> aus<br />
dem Pachte […] verdrängt worden“. 65 Doch Gr<strong>und</strong>eigentum fehlte den <strong>Trieb</strong>ern,<br />
<strong>und</strong> erst 1825 hatten sie die Chancen, es in kleinen <strong>Ein</strong>heiten zu erwerben.<br />
Krappmann dagegen ließ <strong>seine</strong>n Gutskörper bestehen. Als Sohn eines Konventskochs<br />
1776 in Mistelfeld geboren, hatte er an der Universität Bamberg,<br />
deren medizinische Fakultät damals europaweites Ansehen genoss, <strong>und</strong> in<br />
Wien studiert. Zurück in der He<strong>im</strong>at, wirkte er ab 1800 als Arzt in Lichtenfels,<br />
dazu ab 1801 als Klosterarzt in Langhe<strong>im</strong>, wo sein Bruder Abteikoch war. Bei<br />
der Säkularisation 1803 wurde Krappmann als Landgerichtsphysikus in den<br />
bayerischen Staatsdienst übernommen, musste allerdings auf das beträchtliche<br />
Gehalt verzichten, das er aus der Klosterkasse bezog. Dennoch war er<br />
ausgesprochen wohlhabend, wie <strong>seine</strong> Immobilienkäufe in <strong>Trieb</strong> belegen:<br />
R<strong>und</strong> <strong>19</strong>0 Tagwerk vereinigte er in <strong>seine</strong>r Hand. Zum Vergleich: Um die gleiche<br />
Zeit betrug die Durchschnittsgröße der <strong>Trieb</strong>er Anwesen, wenn man die<br />
beiden Gutshöfe Berghof <strong>und</strong> Nassanger unberücksichtigt lässt, r<strong>und</strong> 7,9<br />
Tagwerk, <strong>und</strong> selbst in einem typischen Bauerndorf wie etwa Döringstadt lag<br />
die durchschnittliche Besitzgröße deutlich unter 20 Tagwerk. 66<br />
Offenbar bezog Krappmann den Berghof selbst. Von <strong>Trieb</strong> aus scheint er<br />
jahrzehntelang <strong>seine</strong> Aufgaben als Amtsarzt wahrgenommen zu haben.<br />
Krappmann, der auch sechs Jahre lang dem Landtag angehörte, der dem<br />
Lichtenfelser Landrichter als „das Muster eines Thron- <strong>und</strong> Ordnungs-Fre<strong>und</strong>es“<br />
erschien <strong>und</strong> der sich mit dem seltenen Titel eines Hofrats schmücken<br />
konnte, wurde 1850 pensioniert. Er starb 1864 in Bamberg, wohl als letzter<br />
Bediensteter des Klosters Langhe<strong>im</strong>.<br />
Nicht minder prominent war die zweite Gutsbesitzerfamilie in <strong>Trieb</strong>. Wohl<br />
1805 erwarb der preußische Oberst Johann Konrad Freiherr von Malsen in<br />
Bayreuth – mithin ein Ausländer, denn Bayreuth kam erst 1810 zu Bayern –<br />
den Nassanger. Malsen war 1748 in Colmar geboren <strong>und</strong> starb 1826 in Bamberg;<br />
er brachte es bis zum Rang eines Generalmajors. 67<br />
Sein Sohn, Konrad Adolf Freiherr von Malsen 68 , geboren 1792, trat nach<br />
Gymnasium in Bayreuth <strong>und</strong> Jurastudium in Erlangen 1817/18 in den diplomatischen<br />
Dienst des Königreichs Bayern. Nachdem er sich als Legationssekretär<br />
am württembergischen Hof in Stuttgart <strong>und</strong> am sardischen Hof in Turin<br />
die Sporen verdient hatte, wurde er 1827 Ministerresident bei der Schweizerischen<br />
Eidgenossenschaft in Zürich, 1829 dann außerordentlicher Gesand-<br />
37
Karoline von Malsen, die Ehefrau des Dichters<br />
Joseph Victor (von) Scheffel, geboren<br />
1833 in <strong>Trieb</strong>, gestorben <strong>19</strong>04 in Meran<br />
ter <strong>und</strong> bevollmächtigter Minister<br />
am Päpstlichen Stuhl in Rom<br />
– sein Vorgänger war <strong>im</strong>merhin<br />
Kardinal gewesen.<br />
1831 in den vorübergehenden<br />
Ruhestand versetzt, zog er von<br />
Rom nach <strong>Trieb</strong>. Hier, genauer<br />
gesagt: <strong>im</strong> Schlösschen, kamen<br />
zwei <strong>seine</strong>r Kinder zur Welt –<br />
denn die Malsen hatten nach<br />
dem Tod des letzten Langhe<strong>im</strong>er<br />
Abtes das Gebäude erworben<br />
<strong>und</strong> wohnten darin ihrem Stand<br />
angemessener als <strong>im</strong> Nassanger.<br />
Hier wurde 1832 ein Sohn geboren,<br />
der nur wenige Tage lebte,<br />
<strong>und</strong> am 29. August 1833 die<br />
Tochter Karoline Fideline, die<br />
spätere Ehefrau des Schriftstellers<br />
Joseph Victor von Scheffel. 69<br />
Spätestens 1838 verließ Malsen<br />
<strong>Trieb</strong> wieder. Er ging erneut als<br />
außerordentlicher Gesandter <strong>und</strong><br />
bevollmächtigter Minister nach Zürich, 1841 an den württembergischen Hof<br />
nach Stuttgart, 1849 – der Höhepunkt <strong>seine</strong>r Karriere – an den preußischen Hof<br />
zu Berlin. Von 1854 bis 1867 vertrat er Bayern am badischen Hof zu Karlsruhe.<br />
Mit 75 Jahren in den Ruhestand versetzt, verstarb er noch <strong>im</strong> gleichen Jahr.<br />
Schon 1846 hatte Konrad Adolf von Malsen <strong>seine</strong>n <strong>Trieb</strong>er Besitz verkauft,<br />
<strong>und</strong> zwar an Louise von Malsen zu <strong>Trieb</strong>. Diese Frau war wohl die geschiedene<br />
Frau <strong>seine</strong>s Bruders. Sie blieb nicht lange; schon 1846 verkaufte sie<br />
den Gutskomplex an Henry von Sturz.<br />
Dieser Mann, der erst kurz zuvor den Adel erlangt hatte, stammte aus Zweibrücken<br />
in der Pfalz <strong>und</strong> kaufte <strong>im</strong> selben Jahr auch das Schloss Unterleiterbach.<br />
70 Henry von Sturz, der in Erlangen wohnte, starb bereits am 29. Mai<br />
1850; <strong>seine</strong> Witwe Susanna, eine geborene Andrews aus London, verkaufte<br />
wenig später den <strong>Trieb</strong>er Besitz an Georg Wilhelm Arnold aus Eschwege. 71<br />
Von ihm kaufte das Gut offenbar in den 1870er Jahren der sächsische Adlige<br />
Georg von Milckau, der in <strong>Trieb</strong> lebte <strong>und</strong> hier 1889 starb. 72 351 Tagwerk umfasste<br />
das Anwesen in <strong>seine</strong>r Zeit, etwa zu zwei Dritteln Feld. 73 1887 hielt er 70<br />
Kühe, 24 Mutterschweine, sechs Pferde <strong>und</strong> ein oder zwei Paar Ochsen. „Auf<br />
dem Gute ist eine Käserei <strong>und</strong> werden L<strong>im</strong>burger- <strong>und</strong> Handkäse fabrizirt.“ 74<br />
38
Parkseite des Schlösschens <strong>Trieb</strong> um <strong>19</strong>00<br />
Ihn beerbten <strong>seine</strong> in Zwickau lebenden Eltern, sein Bruder Emil <strong>und</strong> <strong>seine</strong><br />
drei Schwestern. Um die Jahrh<strong>und</strong>ertwende zeigten die Geschwister von<br />
Milckau Verkaufsabsichten. Es wurde längere Zeit erwogen, die oberfränkische<br />
Kreisgemeinde, der Vorgänger des Bezirks Oberfranken, solle den<br />
Gutshof Nassanger kaufen <strong>und</strong> hier die zweite „Kreisirrenanstalt“ einrichten. 75<br />
Stattdessen erwarb man aber <strong>19</strong>04 das Gut Kutzenberg. Nassanger brachte<br />
<strong>19</strong>02 Walter Benecke, der Eigentümer des Berghofs, durch einen Strohmann<br />
an sich <strong>und</strong> vereinigte damit die beiden <strong>Trieb</strong>er Gutshöfe.<br />
Der Berghof <strong>und</strong> <strong>seine</strong> Eigentümer<br />
Von Dr. Krappmann kaufte den Berghof 1852 der Gutsbesitzer Martin König,<br />
wohl aus Wunsiedel stammend, mit <strong>seine</strong>r Frau Mathilde Karner. Gerade<br />
König galt als innovativer Landwirt. Schon in einem Bericht über das Jahr<br />
1852 hob die Regierung von Oberfranken ihn gegenüber einem Ministerium<br />
als um die Landwirtschaft verdient heraus, als einen von nur vier Gutsbesitzern<br />
<strong>im</strong> Regierungsbezirk, <strong>und</strong> 1861 gehörte er dem landwirtschaftlichen<br />
Kreiskomitee an. 76<br />
39
Im Juni 1865 verkaufte er den Berghof samt Inventar an Rudolph Freiherrn<br />
von Schmidtfeld, der damals in Wüstenahorn bei Coburg lebte, für den Betrag<br />
von 76 000 Gulden. Auf dem Anwesen hafteten Hypotheken – zu Gunsten<br />
der Erben Krappmanns – von 27 000 Gulden, die der Käufer zu übernehmen<br />
hatte, 17 500 Gulden erlegte er bar, <strong>und</strong> den Rest betrachtete man als<br />
Darlehen, auf das er dem Verkäufer 4% Zinsen zu zahlen hatte.<br />
Das Inventar ist <strong>im</strong> Kaufvertrag eigens festgehalten; diese Liste macht deutlich,<br />
wie technisiert 77 der Betrieb bereits war: „sämmtliches Brauereigeschirr<br />
[…], nämlich Kessel, Kufen, Fässer <strong>und</strong> der Kühlapparat, sämmtliches Wirthschaftsinventar<br />
nämlich die Bänke, Tische <strong>und</strong> Stühle in dem mitverkauften<br />
Wirthshause, sowie alles Schenkgeschirr, ferner sämmtliche Oekonomiewagen,<br />
Pflüge, Eggen, eine Dreschmaschine, eine Mähmaschine, eine Futterschneidmaschine<br />
nebst zwei Putzmühlen, das sämmtliche Vieh, nämlich das<br />
Hornvieh, die Schaafe <strong>und</strong> Pferde jedoch mit Ausnahme der vorhandenen<br />
zwei fünfjährigen braunen Pferde.<br />
Weiter erhält Herr Käufer in den Kauf eine Kalesche, einen Schlitten <strong>und</strong> fünf<br />
Dienstbotenbetten sowie die zwei Gastbetten <strong>im</strong> Wirthshause, ferner sämmtlichen<br />
Habervorrath auf dem oberen Wirthshausboden <strong>und</strong> soviel Speisegetreide,<br />
als dem Herrn Käufer bis Beginn der Erntezeit zur Hauswirthschaft<br />
nothwendig ist.“ 78<br />
Rudolph von Schmidtfeld (1838 –<strong>19</strong>20) war erst 27 Jahre alt. Sein Vater, der<br />
sachsen-meiningische Appellationsgerichtsdirektor Dr. Johann Ludwig<br />
Schmidt, war 1857 durch Fürst Heinrich LXVII. von Reuß in den Adelsstand<br />
erhoben worden <strong>und</strong> hieß seitdem Freiherr von Schmidtfeld. 79 Trotz des<br />
klangvollen Namens wirtschaftete Schmidtfeld schlecht. Im Januar 1867<br />
kündigte der Lichtenfelser Notar eine Zwangsversteigerung an, begründet<br />
durch offene Zinsforderungen des Privatiers Martin König in Wunsiedel<br />
gegen Schmidtfeld. 80 Doch noch weitere Gläubiger plagten Schmidtfeld: „In<br />
Sachen Neupert gegen von Schmidtfeld in <strong>Trieb</strong> wegen Forderung“ versteigerte<br />
der Notar <strong>im</strong> April 1867 „in der Wohnung des Beklagten zu <strong>Trieb</strong>, 2 Sophas,<br />
2 Kommode, 1 Doppelschrank, 1 Bett mit Bettstelle <strong>und</strong> Matratze,<br />
2 Sessel, 1 Waschtisch, 1 Spiegel, 6 Vorhänge, 100 Servietten, 31 Handtücher,<br />
9 Bettücher, 13 Tischtücher, 12 Bettüberzüge <strong>und</strong> 8 Kopfkissenüberzüge.“<br />
Um den Gläubiger Kann zu befriedigen, kamen <strong>im</strong> Mai 1867 unter den<br />
Hammer: „3 vollständige Betten mit Bettstellen <strong>und</strong> Matratzen, 2 Sophas alt, 1<br />
Rohrtisch mit 6 Rohrsesseln, 3 Tische von hartem Holze, 1 Schränkchen, 1<br />
Nähtisch, 7 Sessel <strong>und</strong> 6 Rohrstühle, 1 Commode mit Glasschränkchen, 1 große<br />
Kleiderhäng, 1 Bettstelle, 3 Waschtische, 2 weitere Tische, 2 grüne <strong>und</strong> 4<br />
weiße Vorhänge, 1 Waschtisch, endlich eine abgenähte seidene Bettdecke.“<br />
<strong>Ein</strong> weiterer Verstrich, um Schulden bei Jacob Meyer in Coburg zu decken,<br />
umfasste „eine Pyramide von 6 Sesseln, gepolstert, geschätzt auf 100 fl., ei-<br />
40
nen Sekretär braun polirt, geschätzt auf 30 fl., ein Ruhebett mit 4 gepolsterten<br />
Sesseln, geschätzt auf 40 fl. <strong>und</strong> 2 Jagdgewehre, Zwillinge, geschätzt auf<br />
à 30 fl.“. 81<br />
Im März 1867 kamen auf der Karolinenhöhe unter den Hammer: der Berghof,<br />
dazu die Häuser Nr. 9, 10, 13 <strong>und</strong> 15 sowie zugehörige <strong>und</strong> lose Gr<strong>und</strong>stücke,<br />
das Brauereigeschirr <strong>und</strong> die landwirtschaftlichen Geräte. Der gesamte<br />
Schätzwert belief sich auf 72 760 Gulden, etwas weniger also als der<br />
Kaufpreis anderthalb Jahre zuvor. 82 Doch bei der Versteigerung fanden sich<br />
keine Interessenten, die bereit waren, jenen Betrag zu zahlen, <strong>und</strong> so wurde<br />
ein zweiter Termin angekündigt, bei dem der Schätzpreis nicht mehr bindend<br />
war. Dabei erhielt den Zuschlag John Herman Benecke aus Frankfurt am<br />
Main. 83<br />
John Herman Beneckes Frau war die Stieftochter des Frankfurter Politikers<br />
Eduard Franz Souchay de la Duboissière (1800 –1872). 84 Ihre Halbschwester,<br />
Auguste Souchay (1842 –<strong>19</strong>36), war mit Friedrich von Dungern (1839 –<strong>19</strong>12)<br />
verheiratet, der seit 1865 das Gut Oberau bei Staffelstein besaß.<br />
Benecke war 18<strong>19</strong> in Deptford bei London als Kind deutscher Eltern zur Welt<br />
gekommen. Sein Vater, aus Hannover stammend, betrieb mit <strong>seine</strong>m Bruder<br />
seit 1814 in England eine chemische Fabrik. 1828 kehrte die Familie nach<br />
Deutschland zurück; Benecke absolvierte eine kaufmännische Lehre in Bremen,<br />
ging dann nach Lille, 1847 – nachdem er geheiratet hatte – nach London<br />
<strong>und</strong> 1850 nach Manchester. Da <strong>seine</strong> Frau kränkelte, zogen die Eheleute<br />
Parkseite des Berghofs um <strong>19</strong>00<br />
41
1865 mit ihren Kindern nach Frankfurt am Main. Dazu <strong>19</strong>27 Walter Benecke,<br />
damals acht Jahre alt: „Meinem Vater wird dies nicht ganz leicht geworden<br />
sein, denn er war trotz des vielfachen deutschen Verkehrs <strong>im</strong> Herzen recht<br />
englisch gesinnt.“<br />
Weiter berichtet der Sohn: „Der Ges<strong>und</strong>heitszustand meiner Mutter sollte<br />
sich bessern durch ein Leben auf dem Lande“, so dass man ein geeignetes<br />
Gut suchte <strong>und</strong> <strong>im</strong> April 1867 <strong>im</strong> Berghof fand, nahe den Verwandten in Oberau<br />
<strong>und</strong> weiteren Angehörigen in Neuhof bei Coburg. Allerdings schienen erst<br />
Umbauten an den Gebäuden nötig: Aus der barocken Hofmeisterei sollte ein<br />
Gutshof in renaissanceartigen Formen werden, die Braukeller baute man zu<br />
Kartoffelkellern um, das Brauhaus zur Remise, die Bäckerei <strong>und</strong> Gastwirtschaft<br />
zu Lagerräumen. Um effektiv wirtschaften zu können, sollten die Ortskirche,<br />
die mitten auf dem Hof stand, <strong>und</strong> die nahegelegene Schule verschwinden.<br />
Das Bezirksamt Lichtenfels meldete <strong>im</strong> Februar 1868 der Regierung von<br />
Oberfranken: „Da nun das der Gemeinde <strong>Trieb</strong> zugehörige Schulhaus <strong>und</strong><br />
Gemeindehaus, dann die Benefiziatenwohnung <strong>und</strong> die Kapelle sich innerhalb<br />
des Hofraums des genannten Gutes befinden <strong>und</strong> beziehungsweise mit<br />
den Wohnungsräumlichkeiten des Gutes zusammengebaut sind, so hat der<br />
neue Besitzer, um diese gemeindlichen Gebäulichkeiten aus dem Bereiche<br />
der Gutsräumlichkeiten zu entfernen, mit der Gemeinde <strong>Trieb</strong> einen Tauschvertrag<br />
abgeschlossen, wornach er für diese Gebäulichkeiten ein Wohnhaus<br />
N. 10 in <strong>Trieb</strong> zum Gemeindehause <strong>und</strong> einen Acker […] zu 2,92 Tgw. an die<br />
Gemeinde <strong>Trieb</strong> mit der Verbindlichkeit abtritt, auf dem letztgenannten<br />
Gr<strong>und</strong>stücke ein neues Schulhaus, eine neue Benefiziatenwohnung <strong>und</strong> eine<br />
neue Kapelle nach vorgelegten Plänen auf eigene Kosten zu erbauen.“ Die<br />
Verwaltungsbehörde hatte keine Bedenken, beurteilte den Vorschlag sogar<br />
als für die Gemeinde vorteilhaft. 85<br />
Doch die <strong>Trieb</strong>er stellten sich quer. Der langjährige Lehrer Valentin Mittelweger,<br />
der gewiss noch Zeitzeugen kannte, berichtet <strong>19</strong>32: „Sie bezeichneten<br />
dies als eine Schändung an der Kirche, an der Mutter Gottes, als ein ,Verkaufen‘<br />
der Kirche, der Mutter Gottes, des Allerheiligsten.“ 86 Benecke musste entgegen<br />
dem ersten Angebot die Baukosten tragen, erst der dritte Plan wurde akzeptiert.<br />
Schule, Benefiziatenhaus <strong>und</strong> Kirche entstanden am Hang oberhalb<br />
des Dorfes, ausgeführt von den Schmölzer Baumeister Johann Herzog. 87<br />
Im April 1869 nahm der Regierungspräsident das Ergebnis in Augenschein:<br />
„Ich besichtigte die Anlagen <strong>im</strong> Schloße zu <strong>Trieb</strong>, wo der gegenwärtige Eigenthümer<br />
Benecke, ein Engländer, eine große Oeconomie, Gartenanlagen,<br />
Baumpflanzungen auf den Feldern angelegt hat <strong>und</strong> gegenwärtig mit dem<br />
Umbau <strong>seine</strong>s Schloßes beschäftigt ist. In diesem war die Schule <strong>und</strong> eine<br />
Kapelle für die Gemeinde, behufs deren Beseitigung Benecke eine sehr ge-<br />
42
Kirche, Pfarrhaus (links) <strong>und</strong> Schule in <strong>Trieb</strong> <strong>19</strong>70<br />
(aus „100 Jahre katholische Kirche <strong>Trieb</strong>“, O. O. <strong>19</strong>70, S. 54)<br />
schmackvolle Kirche, ein neues Schulhaus <strong>und</strong> ein Wohnhaus für den Geistlichen,<br />
einen Commoranten herstellen ließ <strong>und</strong> der Gemeinde übergab, welche<br />
erst nach längerem Zögern das Geschenk annahm.“ 88 Aus der alten<br />
Schule <strong>und</strong> dem gemeindlichen Teil der Hofmeisterei wurden Ställe.<br />
Bei Besuchen während dieser Umbauzeit, die bis 1869 währte, logierte die Familie<br />
in der Karolinenhöhe oder <strong>im</strong> Wirtshaus zu Hochstadt. Beneckes Frau erlebte<br />
den <strong>Ein</strong>zug in den Berghof nicht mehr, sie starb <strong>im</strong> März 1869 in Würzburg.<br />
Der Witwer lebte fortan, bis zu <strong>seine</strong>m Tod 1880, teils in Frankfurt, teils auf<br />
dem Berghof. Die Wirtschaft führte allerdings nicht der gelernte Kaufmann,<br />
sondern ein erfahrener Verwalter, ein Coburger namens Pfitz. Er sei „ein sehr<br />
tüchtiger, wissenschaftlich gebildeter Oeconom“, urteilte der Regierungspräsident,<br />
<strong>und</strong> in landwirtschaftlichen Gremien sei er die treibende Kraft. 89 Häufig,<br />
zuweilen mehrmals in der Woche, informierte Pfitz <strong>seine</strong>n „Herrn“ in<br />
Frankfurt über die Arbeit auf dem Gut; viele solcher Briefe sind erhalten. Da<br />
beäugte er auch das Treiben des Gutsnachbarn von Milckau, der <strong>seine</strong><br />
Jagdreviere emsig erweiterte, der vor allem aber Anfang 1876 plante, in Lichtenfels<br />
eine Milchgenossenschaft zu gründen – in der von Bahnern <strong>und</strong> Angestellten<br />
geprägten Stadt gewiss ein lohnendes Unternehmen. „Im Milchgeschäft<br />
wird sich für uns eine Concurrenz eröffnen“, meldete Pfitz, <strong>und</strong> als<br />
Milckau dem Berghof-Verwalter drohte, „daß, wenn wir nicht beitreten würden,<br />
er unser Milchgeschäft in Lichtenfels ruiniren wolle“, da urteilte Pfitz, es<br />
43
„hätte H. v. Milkau nicht in die Manier <strong>seine</strong>r H. H. Vorfahren, der Raubritter,<br />
verfallen brauchen!“ 90<br />
Nicht nur baulich hatten Benecke <strong>und</strong> sein Verwalter Pfitz den Berghof umgekrempelt.<br />
„Die Hopfengärten wurden in Aecker <strong>und</strong> Wiesen umgewandelt.“<br />
91 Besonderes Augenmerk wurde der Rinderzucht zugewandt. Auffallend<br />
aber war das Exper<strong>im</strong>entieren auf dem Berghof, aber auch auf dem Nassanger<br />
mit Weidenanbau. Bekanntlich blühte in der Nähe, r<strong>und</strong> um Michelau,<br />
die Korbindustrie, deren Flechtmaterial aus dem Ausland eingeführt werden<br />
musste, <strong>und</strong> seit 1860 riefen Landwirtschaftsexperten zum Weidenanbau auf.<br />
Hierzu schreibt Dr. Fred Benecke (1892 –<strong>19</strong>68) in <strong>seine</strong>r <strong>19</strong>20 eingereichten<br />
Dissertation „Die Korbflechtindustrie Oberfrankens“:<br />
44<br />
Luftbild des Berghofs, <strong>19</strong>60er Jahre
„Allein auf den Gütern Berghof <strong>und</strong> Nassanger b. <strong>Trieb</strong> fand dank der Initiative<br />
des um die Weidenzucht sehr verdienten […] Pfitz die rationelle Kultur der<br />
Korbweide in ausgedehnterem Maße <strong>Ein</strong>gang. Im Jahre 1875 wurden die ersten<br />
Pflanzungen angelegt, die sich in Berghof allmählich auf etwa 30 Tagwerk<br />
erstreckten.<br />
Die Jahre 1875 –1877 brachten die allerdings erheblichen Anlagekosten von<br />
296 fl <strong>im</strong> ersten Jahr, 650 Mk <strong>im</strong> zweiten <strong>und</strong> 2430 Mk <strong>im</strong> dritten Jahre, denen<br />
der Eigenart solcher Anlagen entsprechend nur geringe <strong>Ein</strong>nahmen gegenüberstanden.<br />
Mit Beginn der Ernten jedoch zeigte es sich, wie gewinnbringend<br />
die Weidenzucht sein kann, stieg doch der Gewinn von Jahr zu Jahr<br />
(Reingewinn 1878 = 1000 Mk., 1879 = 1400 Mk., 1880 = 3800 Mk., 1881 =<br />
4900 Mk.) <strong>und</strong> die Weiden wanderten nach Süddeutschland, Sachsen, dem<br />
Rheinland, in die Schweiz, nach Böhmen <strong>und</strong> dem übrigen Österreich in <strong>im</strong>mer<br />
größeren Mengen. Zu gleicher Zeit waren auch in Nassanger große Pflanzungen<br />
entstanden, die 1878 bereits 60 Tagwerk umfaßten. […] Allenthalben in Bayern<br />
<strong>und</strong> Deutschland setzte eine lebhafte Bewegung für Förderung des Weidenbaues<br />
ein <strong>und</strong> die in Berghof geernteten Weiden wurden zum großen Teil als<br />
Steckling für Neupflanzungen in die genannten Gegenden verkauft.<br />
Wer nämlich glauben sollte, daß dieselben in der näheren Umgebung, also doch<br />
<strong>im</strong> Hauptkorbflechtbezirke leichten Absatz gef<strong>und</strong>en haben, würde schwer irren.<br />
Man sollte denken, die Lichtenfelser Korbhändler hätten sich gefreut über<br />
diese <strong>Entwicklung</strong> <strong>und</strong> die Möglichkeit ihr Rohmaterial <strong>im</strong> Inlande anzukaufen<br />
<strong>und</strong> hätten das begonnene Werk mit allen Kräften unterstützt. Das Gegenteil<br />
war der Fall; wenn sie auch behaupteten, die Weiden stünden den französischen<br />
in ihrer Güte so sehr nach, daß man sie für <strong>seine</strong> Flechtartikel nicht verwenden<br />
könne, so lag der wahre Gr<strong>und</strong> doch ganz wo anders. Bei Lieferung<br />
von Rohmaterial an den Hausindustriellen, was fast ausschließlich die Korbhändler<br />
besorgten, konnten sie natürlich nur dann die ihnen genehmen Preise<br />
fordern, solange sie der Korbmacher nicht nachprüfen konnte; bei einhe<strong>im</strong>ischen<br />
Weiden jedoch war der dem Züchter bezahlte Betrag leicht zu erforschen,<br />
<strong>und</strong> das willkürliche Festsetzen von Preisen be<strong>im</strong> Weiterverkauf an den<br />
Korbmacher nicht mehr möglich. Da sich also die Korbhändler in ihrem Gewinn<br />
beeinträchtigt sahen, standen sie der Weidenkultur <strong>im</strong> Lichtenfelser Bezirk nicht<br />
nur gleichgültig, sondern sogar feindlich gegenüber <strong>und</strong> suchten dieselbe durch<br />
Boykottierung oder schlechte Preise möglichst einzudämmen, was ihnen nur zu<br />
bald gelang. So mußte der Besitzer von Nassanger bereits 1886 lakonisch berichten<br />
,zum Anbau von Korbweiden werden nur noch 25 Tagwerk benutzt‘, <strong>und</strong><br />
auch in Berghof fand die großzügig begonnene Anlage um dieselbe Zeit ein<br />
Ende, da sie, unnütz geworden, dem Getreidebau weichen mußte. Seitdem ist<br />
die Pflege der Weide <strong>im</strong>mer mehr verschw<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> jetzt [<strong>19</strong>20] ist […] der<br />
Stand der rationellen Kultur ein ebenso trostloser wie er vor 1860 gewesen.“ 92<br />
45
1879 wird der Berghof wie folgt beschrieben: „Bauplätze <strong>und</strong> Gärten 17,59<br />
Tgw., Wiesen 72,27 Tgw., Aecker 179,53 Tgw., Wald 16,80 Tgw. Total 287<br />
Tgw. Das Gut ist nicht arrondirt. Der Boden des Gutes ist zum grössten Theil<br />
Liaslehm <strong>und</strong> etwas Liassand. <strong>Ein</strong>e best<strong>im</strong>mte Fruchtfolge besteht nicht,<br />
doch wird möglichst zwischen Hafer <strong>und</strong> Blattfrucht gewechselt. Spezialität:<br />
Anbau der Korbweiden. Von künstlichen Düngemitteln werden vor Allem<br />
Phosphate angewendet; in zweiter Linie Guano. […] Von Rindvieh wird<br />
Scheckvieh (S<strong>im</strong>menthaler Originale) gezüchtet; von Schweinen werden 9<br />
Sauen <strong>und</strong> 1 Eber gehalten. Rindviehbestand: 47 St.; die Milch wird nach<br />
Lichtenfels verkauft. Die Sauen sind eine Kreuzung von Maskenschweinen<br />
mit englischem Eber; die Eber sind stets rein englische <strong>und</strong> wird nur auf den<br />
Verkauf von Ferkeln gezüchtet zu Gebrauchsthieren. Das Rindvieh, mit Ausnahme<br />
des Jungviehes, hat Stallfütterung; <strong>im</strong> Herbst Weide, das Jungvieh<br />
hat das ganze Jahr Weidegang. […] Im Stalle besteht die <strong>Ein</strong>richtung, dass<br />
das Vieh stets frisches Wasser hat, dessen Zulauf sich von selbst regulirt.“ 93<br />
Als John Herman Benecke 1880 starb, erbte den Berghof sein Sohn Walter<br />
Ernst Theodor, geboren 1857 in Manchester. Anders als der Vater hatte er die<br />
Landwirtschaft von Gr<strong>und</strong> auf gelernt: Zunächst lernte er 1875/76 anderthalb<br />
Jahre lang bei Verwalter Pfitz, dann studierte er zwei Semester in Bonn-Poppelsdorf<br />
<strong>und</strong> drei in Halle, reiste aber viel, nach Großbritannien, nach Italien,<br />
nach Spanien, in die USA, nach Kuba. Im September 1882 erwarb er eine<br />
Farm in Iowa, r<strong>und</strong> 280 Hektar umfassend, die er bis Ende 1884 betrieb.<br />
46<br />
Silos des Berghofs (Aufnahme <strong>19</strong>53/54)
Dann kehrte er nach<br />
Deutschland zurück,<br />
heiratete die Frankfurterin<br />
Emma Keyl <strong>und</strong> zog<br />
auf den Berghof, der seit<br />
Jahren verpachtet war,<br />
an eine Familie Marc. 94<br />
Zum 1. März 1888 übernahm<br />
Walter E. T. Benecke<br />
die Wirtschaft<br />
selbst, zusammen mit<br />
dem Verwalter Valentin<br />
Schemm.<br />
Walter Benecke arrondierte<br />
nach Kräften: <strong>19</strong>0<br />
Tagwerk hatte Dr. Krappmann<br />
einst besessen,<br />
236 Tagwerk hatte John<br />
Herman Benecke <strong>seine</strong>m<br />
Sohn vermacht,<br />
<strong>und</strong> dieser erwarb 1887<br />
über 60 Tagwerk hinzu,<br />
1891 weitere 81. Schließlich<br />
brachte er das Gut<br />
auf 480 Tagwerk.<br />
1891 kaufte er die Hochstadter<br />
Mühle 95 , in der<br />
schon seit dem Mittelalter<br />
das <strong>Trieb</strong>er Getreide<br />
Traktor des Berghofs vor dem Nassanger<br />
(Aufnahme um <strong>19</strong>35)<br />
gemahlen worden war, <strong>und</strong> hier richtete er <strong>19</strong>02 ein Elektrizitätswerk ein, das<br />
erste größere <strong>im</strong> ganzen Bezirk Lichtenfels; seit <strong>19</strong>06 versorgte es auch<br />
<strong>Trieb</strong> 96 , das damit Strom mehr als zehn Jahre früher als die benachbarte Stadt<br />
Lichtenfels hatte.<br />
Die Betreuung der Mühle <strong>und</strong> dann auch des Elektrizitätswerks übertrug<br />
Benecke 1893 einem Jugendfre<strong>und</strong>, der ihn in die Vereinigten Staaten begleitet<br />
hatte, dem <strong>19</strong>22 verstorbenen Carl Borromäus von Neupauer, der <strong>im</strong><br />
Hochstadter Wirtshaus „Zur Sonne“ logierte 97 <strong>und</strong> auch „die Oberjägermeisterstelle<br />
auf unseren Jagden“ versah; „in den Fluren <strong>und</strong> Wäldern von Hochstadt,<br />
<strong>Trieb</strong>, Wolfsloch, Burgstall, Thelitz, Spiesberg <strong>und</strong> Zeublitz wird sich<br />
kaum eine Stelle finden lassen, die er nicht mit <strong>seine</strong>n so geliebten H<strong>und</strong>en<br />
durchstöbert hat“.<br />
47
Schulische <strong>und</strong> kirchliche Verhältnisse<br />
Die Güter Berghof <strong>und</strong> Nassanger gaben den vielen Taglöhnern in <strong>Trieb</strong> Arbeit<br />
– <strong>19</strong> waren es <strong>im</strong> Jahr 1855. 98 Insofern brachten Wechsel in den Eigentumsverhältnissen<br />
auch Wandlungen ins Dorf, wobei sicherlich der Ankauf des<br />
Berghofs durch Benecke 1867 der deutlichste <strong>Ein</strong>schnitt war, weil in <strong>seine</strong>r<br />
Folge ein neues Zentrum entstand mit Kirche, Schul- <strong>und</strong> Benefiziatenhaus.<br />
Doch nicht nur baulich hatte sich die Schule gewandelt. Mühsam war sie ins<br />
Leben getreten, <strong>und</strong> Mühe bereitete sie weiterhin. Schon der erste Lehrer<br />
klagte 1815, er komme nicht zu <strong>seine</strong>m Geld; der aufgestellte Schulfondspfleger<br />
treibe die Zahlungen der einzelnen Haushalte nicht ein, wie es sich<br />
gehöre. „Ende des Jahres ist kaum ein geringer Theil hievon einkassirt <strong>und</strong><br />
selbst in der Mitte des folgenden Jahres sind noch ansehnliche Posten rückständig,<br />
so daß ich in meinem Haushalten nie die gehörige Ordnung einführen<br />
kann, weil ich auf keine best<strong>im</strong>mte <strong>Ein</strong>nahm rechnen darf, <strong>und</strong> daher<br />
bey den dringendsten Umständen mit meiner Familie Mangel leiden muß.“<br />
Das Landgericht freilich hielt dagegen, es handle sich nur um „unbedeutende<br />
Rückstände“, die Klagen seien überzogen. „Es giebt viele Lehrer, welche sich<br />
mit einem geringern Gehalt begnügen müßen. Überhaupt hat das Landgericht<br />
die Erfahrung eingezogen, daß die Lehrer sehr ungnügsam sind <strong>und</strong><br />
iedem Augenblick einer […] mit neuen Forderungen auftritt.“ 99<br />
Ernste Probleme bereitete es dagegen, wenn 1835 Thelitz <strong>und</strong> Obersdorf<br />
wieder der Schule Isling zugewiesen wurden <strong>und</strong> dadurch dem Lehrer <strong>Ein</strong>künfte,<br />
etwa an Schulgeld, entgingen. Diese Umschulung war der Ausgleich<br />
zur Auspfarrung von <strong>Trieb</strong> aus der Pfarrei Isling. Durch den Wegfall der <strong>Trieb</strong>er<br />
entgingen dem Lehrer Gebühren, wie sie etwa bei Beerdigungen anfielen.<br />
Dieser Verlust sollte durch das vermehrte Schulgeld ausgeglichen werden.<br />
Seit jeher war <strong>Trieb</strong> in kirchlicher Hinsicht auf Isling ausgerichtet, ein uraltes<br />
geistliches Zentrum, das wohl auf eine der auf Geheiß Karls des Großen errichteten<br />
Slawenkirchen zurückging. Seit 1596 wirkten bis ins frühe <strong>19</strong>. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
Langhe<strong>im</strong>er Mönche als Pfarrer dort, <strong>und</strong> Isling war in manchen<br />
Epochen geradezu die klösterliche Musterpfarrei. 100 Aber mit Isling hatten die<br />
<strong>Trieb</strong>er des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>im</strong> Alltag wenig zu tun, denn mit dem Hofmeister<br />
lebte ein Mönch unter ihnen, der in der Ortskirche den Gottesdienst zelebrieren<br />
<strong>und</strong> bei Bedarf auch Sakramente spenden konnte. Das blieb dank der<br />
Anwesenheit von Georg Bachmann über Jahrzehnte hinweg so.<br />
Nach dessen Tod 1832 regte der Islinger Pfarrer selbst an, <strong>Trieb</strong> der Pfarrei<br />
Lichtenfels zuzuweisen. Dies sei „überaus nothwendig, indem die Gemeinde-<br />
Glieder von <strong>Trieb</strong> <strong>und</strong> ihre erwachsene Jugend sowohl als auch die Sonntagsschuljugend<br />
nach dem Beyspiele ihrer Ältern ihre Pfarrkirche <strong>und</strong> die damit<br />
verb<strong>und</strong>enen Gottesdienste, sowie den geistlichen Unterricht das Jahr<br />
48
hindurch sehr selten oder gar nicht besuchen, wodurch dem Pfarrer alle Gelegenheit<br />
entgeht, dieselben zu guten Christen <strong>und</strong> rechtschaffenen Unterthanen<br />
heran zu bilden <strong>und</strong> zu ermuntern. […] Es ist noch <strong>im</strong>mer Thatsache,<br />
daß die dortige Gemeinde <strong>und</strong> ihre Jugend bisher in ihrer Fahrläßigkeit <strong>und</strong><br />
Lauigkeit verharrt.“ In Lichtenfels gebe es drei Seelsorger, während er nicht<br />
einmal einen Kaplan habe, <strong>und</strong> auch die Wegverbindungen dorthin seien viel<br />
besser als nach <strong>Trieb</strong>. Da die Pfarrer in staatlichem Auftrag auch die Schulen<br />
überwachten, sah der Distriktsschulinspektor, der Pfarrer von Staffelstein,<br />
<strong>und</strong> der örtliche Lehrer auch Vorteile auf schulischem Feld; die Überwachung<br />
werde besser. Doch die Gemeinde wollte bei Isling bleiben. Bei einer Gemeindeversammlung<br />
<strong>im</strong> November 1833 votierten nur vier für Lichtenfels,<br />
aber 33 für Isling.<br />
Der Gutsbesitzer Konrad Adolf von Malsen, eigens befragt, sprach sich für<br />
Lichtenfels aus <strong>und</strong> erklärte die gegenteilige Haltung der Gemeinde: „Seit unfürdenklichen<br />
Zeiten […] besaß die Gemeinde <strong>Trieb</strong> eigene Geistliche, welche<br />
[…] den sonn- <strong>und</strong> festtäglichen Gottesdienst in hiesiger Dorf-Kapelle verrichteten.“<br />
Gepredigt oder katechetischen Unterricht hätten sie jedoch nicht<br />
gehalten, <strong>und</strong> auch die Kontrolle der Schule obliege ihnen nicht. „Diese drei<br />
wesentlichen Wohlthaten des pfarrlichen Institutes entbehrte die Gemeinde<br />
gänzlich in Folge der bisherigen <strong>Ein</strong>richtung, indem sie sich einerseits wohl<br />
hüthete, aus freien Stücken über den bequemen nothdürftigen Gottesdienst<br />
hinaus etwas Beßeres in der abgelegenen Pfarre zu suchen, anderseits aber<br />
alle Ermahnungen des Pfarrers hierunter […] unbeachtet lies.“ Was die Gemeinde<br />
an den Tag lege, das sei „nicht eine ehrenswerthe Anhänglichkeit an<br />
ein hergebrachtes Gutes“, sondern „Festhalten an einen bequemeren Mittelzustand“.<br />
Die <strong>Trieb</strong>er gäben zwar vor, sie wollten dorthin begraben werden,<br />
wo auch ihre Voreltern lägen, doch in Wahrheit habe „seit 30 Jahren successive<br />
durch liederliche Wirthschaft mehr als 2 /3 der hiesigen Anwesen ihre Eigenthümer<br />
gewechselt“. Es seien also viele Auswärtige zugezogen.<br />
Schließlich verfügte König Ludwig I. von Bayern die Umpfarrung – gegen den<br />
erklärten dörflichen Mehrheitswillen. 101<br />
Die Bevölkerung wuchs <strong>im</strong> <strong>19</strong>. Jahrh<strong>und</strong>ert, <strong>und</strong> trotz des Ausscheidens von<br />
Thelitz <strong>und</strong> Obersdorf aus der Schulgemeinde war das <strong>Trieb</strong>er Schulhaus<br />
nach einigen Jahrzehnten viel zu eng. 122 Schüler drängten sich 1857 <strong>im</strong> einen<br />
Klassenz<strong>im</strong>mer. <strong>Ein</strong>e zweite Schulstelle war erforderlich, das leuchtete<br />
jedermann ein, doch dazu brauchte man eine zweite Lehrerswohnung <strong>und</strong> einen<br />
zweiten Schulsaal. Das Landgericht hatte eine Lösung: Im gemeindlichen<br />
Teil der Hofmeisterei, der <strong>im</strong> Erdgeschoss als Armenhaus diente, befand<br />
sich <strong>im</strong> Obergeschoss eine Priesterwohnung. Nur gab es damals – <strong>und</strong><br />
zwar seit Jahren – keinen Priester am Ort. Man könne diese Wohnung problemlos<br />
zur zweiten Schule umbauen, beschied das Landgericht. Doch die<br />
49
<strong>Trieb</strong>er wehrten sich. Sie wollten sich „wieder bestreben […], einen Geistlichen<br />
zu bekommen“, ließen sie den Landrichter wissen, <strong>und</strong> dazu bräuchten<br />
sie die Wohnung.<br />
Das Landgericht wischte den <strong>Ein</strong>wand vom Tisch <strong>und</strong> ordnete den Umbau<br />
an. Doch die Gemeinde legte Widerspruch bei der Regierung in Bayreuth ein,<br />
die allerdings dem Landgericht Recht gab. Nun wandte sich die Gemeinde an<br />
das Ministerium des Innern für Kirchen- <strong>und</strong> Schulangelegenheiten, volkstümlich<br />
Kultusministerium, das der Beschwerde stattgab: Die Gemeinde<br />
könne „zwangsweise zur Ablassung der in ihrem Sondereigenthum befindlichen<br />
s. g. Priesterwohnung zum Gebrauche der aus mehreren Gemeinden<br />
bestehenden Schulgemeinde nicht angehalten werden“.<br />
Fast ein Jahr war ins Land gegangen, nichts war geschehen. Nun mussten<br />
die Behörden nach anderen Lösungen suchen. <strong>Ein</strong>e Aufstockung des Schulhauses<br />
wurde schließlich ins Auge gefasst, <strong>und</strong> bis baureife Pläne vorlagen,<br />
verging ein weiteres Jahr. Doch wie sollte diese Baumaßnahme finanziert<br />
werden? „Ist die hiesige Schulgemeinde zum größten Theile der empfindlichsten<br />
notorischen Armuth preisgegeben, indem solche mit Ausnahme einiger<br />
wohlhabenden Oekonomen zur Mehrheit aus nur gering begüterten <strong>und</strong><br />
ohnehin mit Schulden überbürdeten Söldengütlern <strong>und</strong> Taglöhnern besteht“,<br />
schrieb man nach Bayreuth.<br />
Da ergab sich <strong>im</strong> Februar 1859 eine Alternative: <strong>Ein</strong> Privathaus in Wolfsloch<br />
stand zum Verkauf, das die dortige Gemeinde als Schulhaus zur Verfügung<br />
stellen wollte. Und tatsächlich: Die Regierung verfügte nach langer Prüfung –<br />
weitere anderthalb Jahre verflossen – <strong>im</strong> Juli 1860: „In Wolfsloch wird mit Beginn<br />
des nächsten Wintersemesters eine neue katholische Schule errichtet“;<br />
damit schieden Wolfsloch, Hochstadt <strong>und</strong> Gruben aus der Schulgemeinde<br />
<strong>Trieb</strong> aus. 102<br />
1876 entstand eine neue Schule in Obersdorf, der Reuth <strong>und</strong> Anger zugewiesen<br />
wurden. Der Schulsprengel von <strong>Trieb</strong> umfasste nun nur noch Degendorf<br />
<strong>und</strong> Krappenroth, <strong>und</strong> dabei blieb es. Doch wieder zwang das Bevölkerungswachstum<br />
zum Handeln: 105 Schulkinder zählte man <strong>19</strong>09. Im folgenden<br />
Jahr wurde das 40 Jahre alte Schulhaus umgebaut <strong>und</strong> erweitert: Hatte es<br />
bis dahin einen Schulsaal <strong>und</strong> eine Lehrerswohnung beherbergt, so nahm es<br />
fortan zwei Wohnungen auf; ein neu erstellter Anbau barg zwei Unterrichtsräume.<br />
103 Die zweite Schulstelle, die nun entstand, besetzte die Regierung auf<br />
Wunsch der Gemeinde mit einer Frau, mit der Lehrerin Betty Köhler, einer<br />
Lehrerstochter aus Poppendorf; sie wirkte neben Valentin Mittelweger, der<br />
<strong>19</strong>04 kam <strong>und</strong> bis <strong>19</strong>38 Dienst tat.<br />
Doch dann kam die schwere Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Man musste<br />
sparen – <strong>und</strong> die Schule hatte nur noch 51 Kinder, zu wenig für eine zweite<br />
Schulstelle. Der Gemeinderat sah das Unheil heraufziehen <strong>und</strong> wandte sich<br />
50
vorsorglich an die Regierung von Oberfranken. Es habe doch „die hiesige<br />
Gemeinde erst vor 14 Jahren ein prächtiges Schulhaus mit 2 Lehrerwohnungen<br />
<strong>und</strong> 2 modernen Lehrsälen erbaut <strong>und</strong> sich damit schwere Lasten aufgebürdet<br />
[…] zum Wohle <strong>und</strong> Segen der Kinder, die ja einmal mit Hand anlegen<br />
müssen, unser so niedergebeugtes <strong>und</strong> hartgeprüftes Volk aus <strong>seine</strong>r<br />
Schmach <strong>und</strong> Verelendung herauszuarbeiten. Dazu aber brauchen die Kinder<br />
Wissen <strong>und</strong> Können gerade jetzt wegen der Anforderungen, die die Not der<br />
Zeit an unsere Kinder stellen wird. Und eine solch tüchtige Lehr- <strong>und</strong> Erziehungskraft<br />
besitzt die Gemeinde <strong>Trieb</strong> in der Person der Lehrerin Köhler.“<br />
Doch die Regierung zeigte sich unbeeindruckt: Die Stelle wurde aufgehoben,<br />
die Lehrerin nach Kösten versetzt. <strong>Ein</strong> Brief ans Kultusministerium nutzte<br />
nichts, obwohl die Gemeinde alle Register zog, sogar darauf verwies, dass<br />
„die Kinder in <strong>Trieb</strong> wie in der umliegenden Gegend überhaupt äußerst<br />
schwach begabt <strong>und</strong> gar nicht allzu fleißig sind“ <strong>und</strong> es daher schon zwei<br />
Lehrer brauche. Erst <strong>19</strong>30 wurde erneut eine zweite Stelle geschaffen. 104<br />
Gefährdet war in den zwanziger Jahren auch die Stelle eines Geistlichen in<br />
<strong>Trieb</strong>. Das 1869 errichtete Haus neben der Kirche hatte – wie zuvor die Priesterwohnung<br />
in der Hofmeisterei – Ruhestandsgeistliche aufgenommen, von<br />
denen mancher nur wenige Monate blieb, andere wieder Jahre, so etwa<br />
Ansichtskarte mit den Hauptsehenswürdigkeiten von <strong>Trieb</strong>, versandt <strong>19</strong>62.<br />
Abgebildet sind Kirche mit Pfarr- <strong>und</strong> Schulhaus, Schlösschen <strong>und</strong><br />
Nassanger. Das Fachwerkhaus unten links hatte der <strong>Trieb</strong>er Gutsbesitzer<br />
Walter E. T. Benecke in Mainroth erworben <strong>und</strong> <strong>19</strong>06 über einem neu<br />
aufgemauerten Erdgeschoss in <strong>Trieb</strong> wiedererrichtet.<br />
51
Franz Schmidt aus Erfurt, Priester der Diözese Paderborn, der ab 1894 als<br />
Kommorant in <strong>Trieb</strong> lebte, für wenigstens 14 Jahre. Diese Geistlichen waren<br />
auf die Messfeier beschränkt, wie 1885 ein solcher Kommorant verkündete:<br />
„Verboten sind mir Leichenämter, Hochzeitsämter, wie auch Hochzeit-Trauungen,<br />
auch Taufen. Während der Fastenzeit sind die Nachm. Gottesdienste<br />
(Predigten) in Lichtenfels nicht zu beeinträchtigen. Die Christenlehre ist nach<br />
Lichtenfels gewiesen. Kirchhof ist in Lichtenfels. Kranken-Provisuren sind erlaubt.“<br />
Doch <strong>Trieb</strong> strebte weg von Lichtenfels, hin zur kirchlichen Eigenständigkeit.<br />
Erster Schritt war der 1890 angelegte Friedhof. <strong>19</strong>13 wurde eine „Tochterkirchenstiftung“<br />
errichtet, <strong>und</strong> am 6. März <strong>19</strong>14 entstand endlich eine Kuratie;<br />
<strong>Trieb</strong> schied aus dem Lichtenfelser Pfarrverband aus. Doch die Stiftung<br />
reichte Ende der 20er Jahre nicht mehr aus, den Geistlichen zu besolden <strong>und</strong><br />
den Kirchenbau zu unterhalten; staatliche Zuschüsse drohten wegzufallen. Die<br />
Kuratie stand vor der Aufhebung, was aber abgewendet werden konnte. 105<br />
Anmerkungen<br />
111 Roppelt, Johann Baptist: Historisch-topographische Beschreibung des Kaiserlichen Hochstifts<br />
<strong>und</strong> Fürstenthums Bamberg. Nürnberg 1801, S. 400.<br />
112 Über ihn Baumgärtel-Fleischmann, Renate (Hrsg.): Bamberg wird bayerisch. Die Säkularisation<br />
des Hochstifts Bamberg 1802/03. Bamberg 2003, S. 112 –118 (Objektbeschreibungen von Lothar<br />
Braun) u. ö.<br />
113 Über die Geschichte von <strong>Trieb</strong> sind bisher lediglich kurze Darstellungen erschienen: Mittelweger,<br />
Valentin: Geschichte von <strong>Trieb</strong> <strong>und</strong> Naßanger. In: He<strong>im</strong>at-Blätter vom Maintal <strong>und</strong> Jura <strong>19</strong>32, Nr.<br />
23 – 26; 100 Jahre katholische Kirche in <strong>Trieb</strong>. O. O. <strong>19</strong>70 (mit Beiträgen zur Orts-, Kirchen- <strong>und</strong><br />
Schulgeschichte).<br />
114 Die erste umfassende Klostergeschichte lieferte ein einstiger Langhe<strong>im</strong>er Mönch: Jäck, Joach<strong>im</strong><br />
Heinrich: Beschreibung des Wallfahrtsortes der Vierzehn-Heiligen zu Frankenthal, <strong>und</strong> der damit<br />
verb<strong>und</strong>en gewesenen Cistercienser-Abtei Langhe<strong>im</strong> <strong>im</strong> Ober-Mainkreise. Nürnberg 1826. –<br />
Gr<strong>und</strong>legend für die Klostergeschichte ist Geldner, Ferdinand: Langhe<strong>im</strong>. Wirken <strong>und</strong> Schicksal<br />
eines fränkischen Zisterzienser-Klosters. Lichtenfels 2 <strong>19</strong>90 (mit ausführlichem Literaturverzeichnis).<br />
Weitere wichtige <strong>Ein</strong>zelstudien der letzten Jahre sind: Klosterlanghe<strong>im</strong>. Symposion veranstaltet<br />
von der Hanns-Seidel-Stiftung in Zusammenarbeit mit der Otto-Friedrich-Universität<br />
Bamberg <strong>und</strong> dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. München <strong>19</strong>94 (Arbeitsheft 65<br />
des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege); Dippold, Günter: Weismainer <strong>im</strong> Kloster Langhe<strong>im</strong>.<br />
<strong>Ein</strong> Überblick. In: ders. (Hrsg.): Weismain. <strong>Ein</strong>e fränkische Stadt am nördlichen Jura. Bd. 2.<br />
Weismain <strong>19</strong>96, S. 347– 386; Ruderich, Peter: Die Wallfahrtskirche Mariä H<strong>im</strong>melfahrt zu Vierzehnheiligen.<br />
<strong>Ein</strong>e Baumonographie. Bamberg 2000 (Bamberger Schriften zur Kunst- <strong>und</strong> Kulturgeschichte<br />
1); Dippold, Günter: Die Klostersäkularisation von 1803. Das Beispiel Langhe<strong>im</strong>. Bayreuth<br />
2003 (He<strong>im</strong>atbeilage zum Oberfränkischen Schulanzeiger 307); Keller, Walter: Bamberg<br />
<strong>und</strong> Langhe<strong>im</strong>. Die Sicherung der Landeshoheit zwischen Fürstbischof <strong>und</strong> Abtei <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />
Bamberg 2004 (Studien zur Bamberger Bistumsgeschichte 2). Auf diese Veröffentlichungen<br />
stützt sich die Darstellung der Langhe<strong>im</strong>er <strong>und</strong> der <strong>Trieb</strong>er Geschichte, soweit nichts<br />
anderes angegeben. Um den Anmerkungsapparat nicht unnötig aufzublähen, wird auf <strong>Ein</strong>zelnachweise<br />
aus diesen Werken weitgehend verzichtet.<br />
115 Zur Gründungsgeschichte: Dippold, Günter: „non verus et proprius monasterii f<strong>und</strong>ator“. Otto<br />
<strong>und</strong> Kloster Langhe<strong>im</strong>. In: 125. Bericht des Historischen Vereins Bamberg (<strong>19</strong>89) (= Bischof<br />
Otto I. von Bamberg. Reformer – Apostel der Pommern – Heiliger (1139 gestorben, 1189 heiliggesprochen).<br />
Gedenkschrift zum Otto-Jubiläum <strong>19</strong>89), S. 339 – 358.<br />
52
116 Über ihn Goez, Werner: Hermann von Stahleck. In: Fränkische Lebensbilder. Bd. 8. Neustadt a.<br />
d. Aisch <strong>19</strong>78 (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte VII A, 8), S. 1– 21.<br />
117 Guttenberg, Erich Frhr. von: Das Bistum Bamberg. Teil 1. Berlin <strong>19</strong>37 (Germania Sacra 2, 1, 1),<br />
S. 129 –136.<br />
118 Zu den Andechs-Meraniern zuletzt ausführlich: Die Andechs-Meranier in Franken. Europäisches<br />
Fürstentum <strong>im</strong> Hochmittelalter. Mainz <strong>19</strong>98.<br />
1<strong>19</strong> Dippold, Günter: Die fränkischen Zisterzen <strong>und</strong> ihr Verhältnis zu den Landesherren. In: Wollenberg,<br />
Klaus (Hrsg.): In Tal <strong>und</strong> <strong>Ein</strong>samkeit. 725 Jahre Kloster Fürstenfeld. Die Zisterzienser <strong>im</strong> alten<br />
Bayern. Band III: Kolloquium „Die Zisterzienser in Bayern, Franken <strong>und</strong> den benachbarten<br />
Regionen Südostmitteleuropas. Ihre Verbandsbildung sowie soziale <strong>und</strong> politische Integration“<br />
29.8.– 2.9.<strong>19</strong>88. Fürstenfeldbruck <strong>19</strong>90, S. 81– 1<strong>19</strong>; neuerdings ausführlich Keller (wie Anm. 4).<br />
110 Über ihn Dippold, Günter: Mauritius Knauer. Abt <strong>und</strong> Gelehrter. In: ders., Weismain, Bd. 2 (wie<br />
Anm. 4), S. 393 – 410.<br />
111 Über ihn Dippold, Weismainer <strong>im</strong> Kloster Langhe<strong>im</strong> (wie Anm. 4).<br />
112 Willax, Franz: Nassanger. In: Burgen <strong>und</strong> Schlösser 22 (<strong>19</strong>81), S. 112 –116; Ruderich, Peter: Der<br />
Nassanger bei Lichtenfels. Untersuchungen zu Funktion <strong>und</strong> Form eines einmaligen Profanbaus<br />
des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts. In: Bamberger Beiträge zur fränkischen Kunstgeschichte 1/2 (<strong>19</strong>95/96),<br />
S. 180 –<strong>19</strong>1.<br />
113 Roppelt (wie Anm. 1), S. 400.<br />
114 Jäck, Joach<strong>im</strong> Heinrich: Pantheon der Litteraten <strong>und</strong> Künstler Bambergs. Bamberg/Erlangen<br />
1811–1815, Sp. 554.<br />
115 Axmann, Rainer: Auf den Spuren der Coburger Rats- <strong>und</strong> Hofmaurerfamilie Weinlein-Brückner<br />
(1700–1760). Kirchenbau <strong>im</strong> Coburger Land <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert. In: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung<br />
44 (<strong>19</strong>99), S. 39–86.<br />
116 Staatsarchiv Bamberg, Stb. 4075/X, fol. 77r.<br />
117 Arneth, Gerhard: Die Zisterzienserabtei Langhe<strong>im</strong> vor der Säkularisation. In: 106. Bericht des Historischen<br />
Vereins Bamberg (<strong>19</strong>70), S. 345 – 438.<br />
118 Staatsarchiv Bamberg, B 67/XII, Nr. <strong>19</strong>7.<br />
1<strong>19</strong> Dippold, Günter: Mistelfeld unter langhe<strong>im</strong>ischer Herrschaft. In: ders. (Hrsg.): 850 Jahre Mistelfeld.<br />
Lichtenfels <strong>19</strong>92 (Vom Main zum Jura, Sonderheft 1), S. 16 – 38.<br />
120 Staatsarchiv Bamberg, Stb. 4078.<br />
121 Geldner, Ferdinand (Bearb.): Das älteste Urbar des Cistercienserklosters Langhe<strong>im</strong> (um 1390).<br />
Würzburg <strong>19</strong>52 (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte X, 3), S. 22.<br />
122 Staatsarchiv Bamberg, Stb. 4070, fol. 104v.<br />
123 Staatsarchiv Bamberg, Stb. 4071, fol. 335v – 339v; auch Stb. 4072, fol. 282v – 285r.<br />
124 Dietz, Bernhard: Der Bauernkrieg <strong>im</strong> Obermaintal. Lichtenfels <strong>19</strong>25/26.<br />
125 Staatsarchiv Bamberg, Stb. 4078.<br />
126 Staatsarchiv Bamberg, B 106, Nr. 65, fol. 24r – 29r.<br />
127 Ebd., fol. 106r – 108r.<br />
128 Ebd., fol. 94r.<br />
129 Ebd., fol. 98r – 108r.<br />
130 Dippold, Günter: Konfessionalisierung am Obermain. Reformation <strong>und</strong> Gegenreformation in den<br />
Pfarrsprengeln von Baunach bis Marktgraitz. Staffelstein <strong>19</strong>96 (<strong>Ein</strong>zelarbeiten aus der Kirchengeschichte<br />
Bayerns 71), S. 336, 465 Anm. 241.<br />
131 Schon <strong>im</strong> Urbar von 1731 heißt es, der Klöster würde die Hofmeisterei „gemeiniglich mit einen alten<br />
meritirten Religiosen besetzen“. Staatsarchiv Bamberg, Stb. 4075/X, fol. 78r.<br />
132 Jäck, Joach<strong>im</strong> Heinrich: Wahres Bild der Klöster, wie sie ehemals gewesen sind, <strong>und</strong> wie sie hätten<br />
seyn sollen. Bamberg 1827, S. 84f.<br />
133 Ebd., S. 29.<br />
134 Staatsarchiv Bamberg, B 67/XII, Nr. 231.<br />
135 Staatsarchiv Bamberg, Stb. 4075/X, fol. 100v.<br />
136 Staatsarchiv Bamberg, Stb. 4078.<br />
137 Staatsarchiv Bamberg, K 201b, Nr. 749.<br />
138 Stadtarchiv Bamberg, HV Rep. 3, Nr. 830/6.<br />
139 Stadtarchiv Bamberg, HV Rep. 3, Nr. 830/9.<br />
53
140 Staatsarchiv Bamberg, K 201b, Nr. 756.<br />
141 Archiv des Erzbistums Bamberg, Kirchenbücher Isling, Bd. 10, pag. 154. Sein Grabstein befindet<br />
sich an der Außenwand der Pfarrkirche Isling.<br />
142 Churfürstlich-Bamberger Intelligenzblatt 51 (1804), S. 207f.<br />
143 Staatsarchiv Bamberg, K 201b, Nr. 809.<br />
144 Staatsarchiv Bamberg, K 201b, Nr. 827.<br />
145 Jäck, Joach<strong>im</strong> Heinrich: Rede über den entseelten Abt Kandidus Hemmerlein von Langhe<strong>im</strong>.<br />
Erlangen 1814, Sp. 16.<br />
146 Staatsarchiv Bamberg, K 202, Nr. 1501.<br />
147 Staatsarchiv Bamberg, K 202, Nr. 1517.<br />
148 Archiv des Erzbistums Bamberg, Kirchenbücher Isling, Bd. 9, pag. 97.<br />
149 Fre<strong>und</strong>liche Mitteilung von Herrn Thilo Hanft, Redwitz a. d. Rodach.<br />
150 Staatsarchiv Bamberg, K 200/II, Nr. 6565; K 200/I, Nr. 1292. – Joseph Schuberth wird in <strong>seine</strong>r<br />
Todesanzeige als „Gründer der Carolinenhöhe bei Lichtenfels“ bezeichnet. Lichtenfelser Tagblatt<br />
vom 25.4.1867.<br />
151 Heller, Joseph: Handbuch für Reisende in dem ehemaligen Fränkischen Kreise, oder in dem jetzigen<br />
Bayerischen Ober- <strong>und</strong> Unter-Main- <strong>und</strong> in dem Rezat-Kreise, in dem Würtembergischen<br />
Jaxt- <strong>und</strong> in dem Badischen Main- <strong>und</strong> Tauber-Kreise, in dem Herzogthum Meinungen u.s.w.<br />
Heidelberg 1828, S. 164f.<br />
152 Zum Neubau der Straße <strong>im</strong> Tal <strong>19</strong>08/09 vgl. Perzel, Herbert: 800 Jahre Michelau in Oberfranken.<br />
Vergangenheit <strong>und</strong> Gegenwart einer fränkischen Gemeinde. Michelau <strong>19</strong>94 (Schriften des Deutschen<br />
Korbmuseums Michelau 3), S. 274f.<br />
153 Roppelt (wie Anm. 1), S. 400.<br />
154 Klement, Ekkehard: Zur Reise Kaiser Napoleons I. durch den Mainkreis <strong>im</strong> Frühjahr 1812. In:<br />
Fränkische He<strong>im</strong>at am Obermain 10 (<strong>19</strong>73), S. 3 –14.<br />
155 Staatsarchiv Bamberg, K 202, Nr. 1507.<br />
156 Archiv des Erzbistums Bamberg, Kirchenbücher Isling, Bd. 9, pag. 66.<br />
157 Staatsarchiv Bamberg, K 25/II, Nr. 974f.<br />
158 Gulden rheinisch.<br />
159 Staatsarchiv Bamberg, K 201b, Nr. 877.<br />
160 Staatsarchiv Bamberg, K 3 D II, Nr. 7490.<br />
161 Staatsarchiv Bamberg, K 3 G, Nr. 16125.<br />
162 Staatsarchiv Bamberg, M 12, Nr. 20.<br />
163 Staatsarchiv Bamberg, K 224, Nr. 460.<br />
164 Staatsarchiv Bamberg, K 200/I, Nr. 1277.<br />
165 Staatsarchiv Bamberg, K 200/I, Nr. 1314.<br />
166 Gunzelmann, Thomas: Die Kulturlandschaft um 1840. In: Dippold, Günter / Urban, Josef (Hrsg.):<br />
Im oberen Maintal, auf dem Jura, an Rodach <strong>und</strong> Itz. Lichtenfels <strong>19</strong>90, S. 69 –100, hier S. 85, 87.<br />
167 Zur Familiengeschichte: Genealogisches Handbuch des in Bayern <strong>im</strong>mtarikulierten Adels. Bd. 1.<br />
Schellenberg <strong>19</strong>50, S. 527f.<br />
168 Über ihn Wagner, Karl (Bearb.): Register zur Matrikel der Universität Erlangen. München / Leipzig<br />
<strong>19</strong>18 (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte IV, 4), S. 307; Schärl, Walter:<br />
Die Zusammensetzung der bayerischen Beamtenschaft von 1806 bis <strong>19</strong>18. Kallmünz <strong>19</strong>55 (Münchener<br />
Historische Studien, Abt. Bayerische Geschichte, Bd. 1), S. 325 Nr. 615; Rudschies, Jochen:<br />
Die bayerischen Gesandten 1799 –1871. München <strong>19</strong>93 (Materialien zur bayerischen Landesgeschichte<br />
10), S. 23, 57f., 116, 135 –137, 244– 246, 290f.<br />
169 Archiv des Erzbistums Bamberg, Kirchenbücher Isling, Bd. 3, pag. 151, 160.<br />
170 Dippold, Günter: Zwischen adliger Herrschaft <strong>und</strong> Landeshoheit. Herrschaftsgeschichte von Unterleiterbach.<br />
In: Absch, Dietmar / Dippold, Günter (Hrsg.): Dorf-Leben. Politik, Gesellschaft <strong>und</strong><br />
Glaube <strong>im</strong> Wandel. 1200 Jahre Unterleiterbach. Unterleiterbach 2000, S. 9 – 32, hier S. 27.<br />
171 Staatsarchiv Bamberg, K 224, Nr. 460<br />
172 Schrader, Richard: Die Familie von Milckau. In: Familiengeschichtliche Blätter 37 (<strong>19</strong>39),<br />
Sp. 113 –136, hier Sp. 131.<br />
173 Handbuch des Grossgr<strong>und</strong>besitzes in Bayern. München 1879, S. 227.<br />
174 Ergänzungsband zum Handbuch des Grossgr<strong>und</strong>besitzes in Bayern. München 1887, S. <strong>19</strong>8.<br />
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175 Staatsarchiv Bamberg, K 3 A II, Nr. 235.<br />
176 Dörfler gen. Six, Hans: Aus der Geschichte der Landwirtschaft von Oberfranken. Teil 1: 1730 –<br />
1870. O. O. <strong>19</strong>62, S. 91, 101.<br />
177 <strong>Ein</strong>e dampfbetriebene Dreschmaschine in <strong>Trieb</strong> wird bereits Anfang 1858 genannt. Lichtenfelser<br />
Wochenblatt 1858, S. 5.<br />
178 Staatsarchiv Bamberg, M 12, Nr. 5.<br />
179 Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser 77 (<strong>19</strong>27), S. 600.<br />
180 Lichtenfelser Tagblatt vom 28.1.1867.<br />
181 Lichtenfelser Tagblatt vom 27. <strong>und</strong> 29.4.1867, auch 12., 20. <strong>und</strong> 23.4.1867.<br />
182 Lichtenfelser Tagblatt vom 30.3.1867.<br />
183 Zu <strong>seine</strong>r <strong>und</strong> <strong>seine</strong>s Sohnes Lebensgeschichte vgl. Benecke, Walter E. T.: Lebens- <strong>und</strong> Familienerinnerungen<br />
(Typoskript <strong>19</strong>27 <strong>im</strong> Familienbesitz). Diese Aufzeichnungen bilden die Gr<strong>und</strong>lage<br />
für die folgende Darstellung, wenn nichts anderes angegeben.<br />
184 Zur Familiengeschichte Döhner, Otto: Das Hugenottengeschlecht Souchay de la Duboissière <strong>und</strong><br />
<strong>seine</strong> Nachkommen. Neustadt a. d. Aisch <strong>19</strong>61 (Deutsches Familienarchiv <strong>19</strong>).<br />
185 Staatsarchiv Bamberg, K 3 G, Nr. 16125a.<br />
186 Mittelweger (wie Anm. 3).<br />
187 100 Jahre katholische Kirche (wie Anm. 3); auch Schelter, Alfred: Die Restaurierung der Marienkirche<br />
zu <strong>Trieb</strong> <strong>19</strong>93/<strong>19</strong>96. In: Vom Main zum Jura. He<strong>im</strong>atgeschichtliche Zeitschrift für den<br />
Landkreis Lichtenfels, Heft 11 (2002), S. 34 – 39.<br />
188 Staatsarchiv Bamberg, K 3 G, Nr. 16125a.<br />
189 Staatsarchiv Bamberg, K 3 G, Nr. 16125a; auch<br />
<strong>19</strong>0 Staatsarchiv Bamberg, M 12, Nr. 14.<br />
<strong>19</strong>1 Mittelweger (wie Anm. 3).<br />
<strong>19</strong>2 Benecke, Fred: Die Korbflechtindustrie Oberfrankens. Leipzig <strong>19</strong>21 (Wirtschafts- <strong>und</strong> Verwaltungsstudien<br />
mit besonderer Berücksichtigung Bayerns 57), S. 40 f.<br />
<strong>19</strong>3 Handbuch des Grossgr<strong>und</strong>besitzes (wie Anm. 72), S. 184.<br />
<strong>19</strong>4 Lichtenfelser Tagblatt vom 28.2.1888.<br />
<strong>19</strong>5 Lichtenfelser Tagblatt vom 26.10.1891.<br />
<strong>19</strong>6 Lichtenfelser Tagblatt vom 24.8.<strong>19</strong>06.<br />
<strong>19</strong>7 Staatsarchiv Bamberg, K 123 NL, Nr. 5677.<br />
<strong>19</strong>8 Staatsarchiv Bamberg, K 224, Nr. 464; Gunzelmann (wie Anm. 55), S. 85.<br />
<strong>19</strong>9 Staatsarchiv Bamberg, K 3 D II, Nr. 7490.<br />
100 Dippold, Günter: Das Zisterzienserkloster Langhe<strong>im</strong> <strong>im</strong> Zeitalter von Reformation <strong>und</strong> Gegenreformation.<br />
In: Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte 58 (<strong>19</strong>89), S. 89 –140, hier S. 131–133.<br />
101 Staatsarchiv Bamberg, K 14, Nr. 805.<br />
102 Staatsarchiv Bamberg, K 3 D II, Nr. 7490.<br />
103 Schulhaus beschrieben bei Sandner, Hans (Bearb.): Beschreibung der Volksschulstellen <strong>im</strong> Regierungsbezirk<br />
Oberfranken. Bayreuth <strong>19</strong>14, S. 702f.<br />
104 Staatsarchiv Bamberg, K 3 D II, Nr. 10998.<br />
105 Rauh, Hans / Geiger, Theo: Kirchenchronik aus alter <strong>und</strong> neuer Zeit. In: 100 Jahre katholische Kirche<br />
(wie Anm. 3), S. 13 – 22.<br />
Verfasser:<br />
Professor Dr. Günter Dippold, Bezirkshe<strong>im</strong>atpfleger von Oberfranken<br />
Ludwigstraße 20, 95444 Bayreuth<br />
E-Mail: guenter.dippold@bezirk-oberfranken.de<br />
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Herausgeber: Regierung von Oberfranken, Ludwigstraße 20, 95444 Bayreuth,<br />
Tel.: 09 21/ 6 04-13 69, Fax: 09 21/ 6 04-43 69; Internet: http://www.regierung.oberfranken.<br />
bayern.de, E-Mail: ursula.heck@reg-ofr.bayern.de; Druck <strong>und</strong> Design: Emil Mühl Bayreuth,<br />
Maxstraße 58; Schriftleitung: Schulabteilung der Regierung von Oberfranken; Postverlagsort:<br />
Bayreuth; Nachdruck (auch auszugsweise) nur mit ausdrücklicher Genehmigung der<br />
Schriftleitung gestattet. Bezugspreis: 2,50 € pro Heft; Bestellungen <strong>und</strong> <strong>Ein</strong>zelnummern<br />
be<strong>im</strong> Herausgeber.<br />
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