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Nationale Demenzstrategien - Institut für Sozialforschung und ...

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1. Problemhintergr<strong>und</strong><br />

Endbericht<br />

Demenz stellt eine der größten sozial- <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitspolitischen Herausforderungen unserer Zeit dar.<br />

Sie zählt zu den häufigsten <strong>und</strong> folgenreichsten gerontopsychiatrischen Erkrankungen. Demenzen haben<br />

einen fortschreitenden Verlauf <strong>und</strong> führen zu Beeinträchtigungen von Gedächtnis, Denken, Orientie-<br />

rung, Lernfähigkeit, Sprache <strong>und</strong> Urteilsvermögen. Bereits im Frühstadium erschweren sie die selbstän-<br />

dige Lebensführung, bei fortgeschrittener Erkrankung sind schwere geistige Funktionseinbußen fest-<br />

stellbar, die mit umfassender Pflegebedürftigkeit <strong>und</strong> Beaufsichtigungsbedarf r<strong>und</strong> um die Uhr verbun-<br />

den sind (BUKO-QS 2008).<br />

Nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft leben gegenwärtig mehr als 1,2 Millionen De-<br />

menzkranke in Deutschland. Aufgr<strong>und</strong> der demographischen Entwicklung – in Deutschland lebt die äl-<br />

teste Gesellschaft Europas – nimmt die Zahl der Demenzkranken kontinuierlich zu. Expertinnen <strong>und</strong><br />

Experten gehen von einer Verdoppelung der Krankenzahl bis zum Jahr 2050 aus, sofern kein Durchbruch<br />

in Prävention <strong>und</strong> Therapie gelingt (Bickel 2010). Europaweit sieht die Situation ähnlich aus: Hier ist in-<br />

nerhalb der nächsten 20 Jahre ein Anstieg von gegenwärtig r<strong>und</strong> 10 Millionen Erkrankten auf ca. 14 Mio.<br />

Demenzkranke zu erwarten. Schätzungen zufolge steigen die Kosten der Demenz in Europa von ca. 177<br />

Milliarden Euro im Jahr 2008 bis zum Jahr 2030 auf r<strong>und</strong> 250 Milliarden Euro (Alzheimer Europe 2009).<br />

Hinter diesen wenigen Zahlen verbirgt sich nicht nur ein dramatischer Handlungsbedarf auf gesamt-<br />

staatlicher <strong>und</strong> kommunaler Ebene sowie in den professionellen Einrichtungen des Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>-<br />

heitssystems. Immer mehr Menschen sind direkt oder – als Angehörige, Nachbarn oder Fre<strong>und</strong>e – indi-<br />

rekt von Demenz betroffen (Gutzmann 2011). Der Großteil dementiell Erkrankter wird in der eigenen<br />

Häuslichkeit versorgt. Es entwickeln sich oft sehr intensive <strong>und</strong> zeitaufwendige Pflegebeziehungen, die<br />

<strong>für</strong> die Angehörigen <strong>und</strong> die sozialen Netzwerke, die diese informelle Pflegearbeit leisten, zu extremen<br />

körperlichen, psychischen, emotionalen <strong>und</strong> sozialen Belastungen führen können (Kirchen-Peters 2006).<br />

Pflegepersonen sind einem deutlich höheren Risiko <strong>für</strong> psychosomatische Erkrankungen <strong>und</strong> sogar ei-<br />

nem höheren Mortalitätsrisiko ausgesetzt (Zank; Schacke; Leipold 2007).<br />

Angesichts der massiven Herausforderungen mehren sich in der jüngeren Zeit die Versuche, die Vielzahl<br />

der in den letzten Jahren entstandenen Initiativen <strong>und</strong> modellhaften Projekte zur Forschung, zur öffent-<br />

lichen Aufklärung über Demenz <strong>und</strong> zur Verbesserung der Unterstützungsstruktur zu bündeln <strong>und</strong> zu<br />

koordinieren. Unter anderem hat das europäische Parlament in einer Entschließung am 19. Januar 2011<br />

den Europäischen Rat aufgefordert, Demenz zu einer ges<strong>und</strong>heitspolitischen Priorität der EU zu erklä-<br />

ren. An die Mitgliedsstaaten appelliert das Europäische Parlament unter anderem, „spezifische nationa-<br />

le Pläne <strong>und</strong> Strategien <strong>für</strong> die Alzheimer-Krankheit aufzustellen, um den Folgen von Demenzerkrankun-<br />

gen <strong>für</strong> die Gesellschaft <strong>und</strong> das Ges<strong>und</strong>heitswesen Rechnung zu tragen <strong>und</strong> Dienstleistungen <strong>und</strong> Un-<br />

terstützung <strong>für</strong> Menschen mit Demenzerkrankungen <strong>und</strong> ihre Familien bereitzustellen“ (INI/2010/2084).<br />

Mehrere Staaten Europas haben derartige <strong>Nationale</strong> Demenzpläne bereits entwickelt <strong>und</strong> teilweise um-<br />

gesetzt oder sie haben mit der Entwicklung <strong>Nationale</strong>r Strategien begonnen. Die Zielstellungen, die<br />

Reichweite <strong>und</strong> die Ressourcenausstattung dieser <strong>Nationale</strong>n Aktionspläne variieren deutlich, zudem<br />

liegen bislang nur wenige Erfahrungen mit der Umsetzung der <strong>Nationale</strong>n <strong>Demenzstrategien</strong> vor.<br />

In Deutschland gab es bislang noch keine Anstrengungen, eine <strong>Nationale</strong> Demenzstrategie ins Leben zu<br />

rufen. Neben der medizinischen Gr<strong>und</strong>lagenforschung haben jedoch unterschiedliche Akteure, wie Bun-<br />

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