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Jahresbericht 2010 - Sparkassenverband Rheinland-Pfalz

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Tourismusbarometer | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Finanzgruppe<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Tourismusbarometer<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong>


1<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Tourismusbarometer<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong>


2<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong>


3<br />

VORWORT<br />

Als Partner der Kommunen und der regionalen<br />

Wirtschaft engagieren sich die rheinland-pfälzischen<br />

Sparkassen für den Tourismus im Land. Mit über 21<br />

Millionen Übernachtungen und mehr als 205 Millionen<br />

Tagesgästen pro Jahr sichert der Tourismus viele<br />

Arbeitsplätze. Die Wirtschafts- und Finanzkrise hinterließ<br />

im Jahr 2009 auch im Fremdenverkehr weltweit<br />

tiefe Spuren. Die Bilanz von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> kann sich<br />

dagegen mit einem insgesamt nur leichten Rückgang<br />

der Besucherzahlen sehen lassen. Es konnten sogar<br />

mehr Gäste aus dem Ausland begrüßt werden. Insbesondere<br />

Niederländer und Belgier lieben das Land.<br />

Nach den bisher vorliegenden Daten liegt <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong> als Reiseziel in diesem Jahr wieder im Plus.<br />

Das Tourismusbarometer beobachtet die Tourismusentwicklung<br />

im Land und seinen neun Reisegebieten<br />

im Vergleich mit anderen Regionen. Es verknüpft<br />

offizielle statistische Quellen und Marktforschungsdaten<br />

mit Kennzahlen aus der Sparkassen-Finanzgruppe.<br />

Die Auswertung der Fremdabhebungen an<br />

den 1.251 Geldausgabeautomaten unserer Institute<br />

ermöglicht Aussagen zur regionalen Herkunft der<br />

Gäste. Schlüsseldaten und Indikatoren aus den<br />

anonymisierten Bilanzen von Kreditnehmern der<br />

Sparkassen informieren über die betriebswirtschaftliche<br />

Situation des Gastgewerbes. Interessante<br />

Erkenntnisse über die Entwicklung einzelner<br />

Destinationstypen wie Städte, Mittelgebirge und Weinregionen<br />

sowie der so genannten „Wetterstationen“<br />

(Freizeit- und Kultureinrichtungen, Unterhaltungsund<br />

sonstige Angebote) ergänzen die allgemeine<br />

Analyse der Angebots- und Nachfragesituation.<br />

Vertieft betrachtet wird zusätzlich der Reisemobiltourismus<br />

außerhalb von Campingplätzen.<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Schwerpunktthema in diesem Jahr ist der demografische<br />

Wandel und seine Auswirkungen auf den<br />

Tourismus in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. Die Demografie wird<br />

unsere Gesellschaft in den nächsten zehn Jahren<br />

verändern. Im Jahr 2020 wird in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> fast<br />

jeder Zweite über 50 und nahezu jeder Dritte über 60<br />

Jahre alt sein. Dies wird erheblichen Einfluss auf die<br />

Gästestruktur im Übernachtungs- und Tagestourismus<br />

sowie den touristischen Arbeitsmarkt haben.<br />

Neue Erkenntnisse über Nachfragetrends, Gästepotenzial<br />

der Zukunft, Herausforderungen für den<br />

Arbeitsmarkt, Gestaltung der Unternehmensnachfolge<br />

und Bestand der tourismusrelevanten Infrastruktur im<br />

Land können diskutiert werden. Eine frühzeitige Positionierung<br />

im zunehmenden nationalen und internationalen<br />

Wettbewerb um diese Zielgruppe ist ratsam.<br />

Dabei müssen viele herkömmliche Denk- und Handlungsweisen<br />

überdacht werden, denn eine steigende<br />

Nachfrage älterer Gäste wird sich nicht automatisch<br />

einstellen. Ein Acht-Punkte-Programm ganz konkreter<br />

Handlungsempfehlungen, ergänzt um Praxisbeispiele<br />

für die touristischen Akteure, soll helfen den Erfolg des<br />

Reiselandes <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> in der Zukunft zu sichern.<br />

Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, der Branche<br />

ein Instrument an die Hand zu geben, das Probleme<br />

benennt und Lösungen für die Zukunft aufzeigt. Als<br />

umfassendes kontinuierliches Monitoringsystem<br />

macht das Tourismusbarometer frühzeitig auf strukturelle<br />

Veränderungen des Marktes aufmerksam und<br />

bietet den touristischen Leistungsträgern eine<br />

fundierte Hilfestellung zur Sicherung ihrer Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Nicht nur bei den Unternehmen der<br />

Branche, sondern auch bei Touristikern, Verbänden<br />

und politischen Entscheidungsträgern hat sich das<br />

Tourismusbarometer als umfassende Informationsquelle<br />

etabliert.<br />

Der vorliegende <strong>Jahresbericht</strong> wäre ohne die Mitarbeit<br />

und Empfehlungen vieler Praktiker nicht möglich<br />

gewesen. Mein Dank gilt vor allem den Mitgliedern des<br />

Beirats, der die regionalen Schwerpunktthemen festlegt<br />

und die Arbeit des dwif ganzjährig unterstützt.<br />

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.<br />

Hans Otto Streuber<br />

Präsident<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>


4<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

GESCHÄFTSFÜHRENDER BEIRAT<br />

Vorsitzender<br />

Präsident Hans Otto Streuber<br />

Verbandsvorsteher<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Mitglieder Jörg Berres<br />

Präsident<br />

Statistisches Landesamt<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

BEIRAT<br />

Vorsitzender<br />

Gereon Haumann<br />

Präsident<br />

Deutscher Hotel- und<br />

Gaststättenverband (DEHOGA)<br />

Landesverband<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Bernd Jung<br />

Sparkassendirektor<br />

Vorsitzender des Vorstandes<br />

Sparkasse Südliche Weinstraße<br />

in Landau i. d. <strong>Pfalz</strong><br />

Präsident Hans Otto Streuber<br />

Verbandsvorsteher<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Mitglieder Jörg Berres<br />

Präsident<br />

Statistisches Landesamt<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Ernst Beucher<br />

Geschäftsführender Direktor<br />

Landkreistag <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Thomas Distler<br />

Sparkassendirektor<br />

Mitglied des Vorstandes<br />

Sparkasse Rhein-Haardt<br />

Karl-Josef Esch<br />

Sparkassendirektor<br />

Mitglied des Vorstandes<br />

Kreissparkasse Ahrweiler<br />

Karl-Heinz Gilsdorf<br />

Beigeordneter<br />

Stadt Bad Kreuznach<br />

Beatrice Lerch<br />

Ministerialrätin<br />

Ministerium für Wirtschaft,<br />

Verkehr, Landwirtschaft und<br />

Weinbau <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Peter Schaaf<br />

Sparkassendirektor<br />

Vorsitzender des Vorstandes<br />

Kreissparkasse Mayen<br />

Dr. Achim Schloemer<br />

Geschäftsführer<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus<br />

GmbH<br />

Matthias Greilach<br />

Geschäftsführer<br />

Ahr Rhein Eifel<br />

Tourismus & Service GmbH<br />

(bis 31.03.<strong>2010</strong>)<br />

Gereon Haumann<br />

Präsident<br />

Deutscher Hotel- und<br />

Gaststättenverband (DEHOGA)<br />

Landesverband<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Stefan Herzog<br />

Geschäftsführer<br />

Rheinhessen-Touristik GmbH<br />

Christoph Hoopmann<br />

Geschäftsführer<br />

Westerwald Touristik<br />

Service e.V.<br />

Fritz Wagner<br />

Bürgermeister<br />

Stadt Kirn<br />

Winfried Werner<br />

Landrat<br />

Landkreis Donnersbergkreis<br />

Dr. Detlev Janik<br />

Geschäftsführer<br />

<strong>Pfalz</strong> Touristik e.V.<br />

Bernd Jung<br />

Sparkassendirektor<br />

Vorsitzender des Vorstandes<br />

Sparkasse Südliche Weinstraße<br />

in Landau i. d. <strong>Pfalz</strong><br />

Thomas Klaas<br />

Leiter der Abteilung<br />

Handel und Tourismus<br />

Industrie- und<br />

Handelskammer zu Koblenz<br />

Lothar Künzer<br />

Sparkassendirektor<br />

Mitglied des Vorstandes<br />

Sparkasse Mittelmosel -<br />

Eifel - Mosel - Hunsrück


5<br />

Beatrice Lerch<br />

Ministerialrätin<br />

Ministerium für Wirtschaft,<br />

Verkehr, Landwirtschaft und<br />

Weinbau <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Wolfgang Lutz<br />

Bürgermeister<br />

Stadt Bad Dürkheim<br />

Winfried Manns<br />

Geschäftsführer<br />

Gemeinde- und Städtebund<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Ute Meinhard<br />

Geschäftsführerin<br />

Naheland-Touristik GmbH<br />

Monika Reule<br />

Geschäftsführerin<br />

Deutsches Weininstitut<br />

Theresia Riedmaier<br />

Landrätin<br />

Landkreis Südliche<br />

Weinstraße<br />

Peter Schaaf<br />

Sparkassendirektor<br />

Vorsitzender des Vorstandes<br />

Kreissparkasse Mayen<br />

Klaus Schäfer<br />

Geschäftsführer<br />

Eifel Tourismus<br />

Gesellschaft mbH<br />

Dr. Achim Schloemer<br />

Geschäftsführer<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus<br />

GmbH<br />

Clemens Schnell<br />

Sparkassendirektor<br />

Vorsitzender des Vorstandes<br />

Kreissparkasse Rhein-<strong>Pfalz</strong><br />

Manfred Schnur<br />

Landrat<br />

Landkreis Cochem-Zell<br />

Prof. Dr. Gunnar<br />

Schwarting<br />

Geschäftsführer<br />

Städtetag <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

mit beratender Stimme Prof. Dr. Mathias Feige<br />

Geschäftsführer<br />

dwif-Consulting GmbH<br />

Markus Seibold<br />

Senior Consultant<br />

dwif-Consulting GmbH<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Claudia Schwarz<br />

Geschäftsführerin<br />

Romantischer Rhein<br />

Tourismus GmbH<br />

Rhein-Touristik Tal der Loreley<br />

Fritz Wagner<br />

Bürgermeister<br />

Stadt Kirn<br />

Winfried Werner<br />

Landrat<br />

Landkreis<br />

Donnersbergkreis<br />

Sabine Winkhaus-Robert<br />

Geschäftsführerin<br />

Mosellandtouristik GmbH<br />

Jörn Winkhaus<br />

Geschäftsführer<br />

Hunsrück Touristik GmbH


6<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

MANAGEMENT SUMMARY.................................................................................................... 15<br />

I EINFÜHRUNG....................................................................................................................... 19<br />

II RHEINLAND-PFALZ-TOURISMUS IM WETTBEWERBSVERGLEICH....................................... 23<br />

1 Anpassungen der amtlichen Tourismusstatistik......................................................................... 23<br />

1.1 Neustrukturierung der Betriebstypen des Beherbergungsgewerbes...................................... 23<br />

1.2 Integration des Betriebstyps Campingplätze............................................................................... 23<br />

1.3 EU-Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über die Europäische<br />

Tourismusstatistik............................................................................................................................ 24<br />

1.4 Schnelle Vergleichbarkeit: Was ist möglich, was nicht?............................................................. 24<br />

2 <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> im Ländervergleich.............................................................................................. 26<br />

2.1 Rahmenbedingungen...................................................................................................................... 26<br />

2.2 Nachfrageentwicklung..................................................................................................................... 27<br />

2.3 Angebotsentwicklung...................................................................................................................... 34<br />

3 <strong>Rheinland</strong>-pfälzische Reisegebiete............................................................................................... 40<br />

3.1 Nachfrageentwicklung..................................................................................................................... 40<br />

3.2 Angebotsentwicklung...................................................................................................................... 42<br />

3.3 Zusammenfassende Bewertung im TRIX....................................................................................... 44<br />

3.4 Übernachtungsentwicklung in ausgewählten Städten von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>........................... 46<br />

3.5 Vertiefende Analyse der Entwicklung von Mittelgebirgs- und Weinregionen......................... 48<br />

3.5.1 Mittelgebirgsregionen..................................................................................................................... 48<br />

3.5.2 Weinregionen ................................................................................................................................... 52<br />

4 Grauer Beherbergungsmarkt – Reisemobiltourismus außerhalb von<br />

Campingplätzen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>............................................................................................... 55<br />

4.1 Einführung zum Reisemobiltourismus.......................................................................................... 55<br />

4.2 Inhaltliche Abgrenzung und Vorgehensweise.............................................................................. 56<br />

4.2.1 Fokus auf quantitative Daten des Reisemobiltourismus außerhalb von Campingplätzen.... 56<br />

4.2.2 Vorgehensweise zur Gewinnung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-spezifischer Daten..................................... 57<br />

4.3 Ergebnisse der Bestandserhebung in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.............................................................. 57<br />

4.4 Ergebnisse der Befragung von Stellplatzbetreibern in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.................................. 59<br />

4.5 Übernachtungsaufkommen und Umsatzeffekte.......................................................................... 61<br />

5 Herkunftsstruktur der Gäste in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.......................................................................... 64<br />

5.1 Bedeutung und Herkunftsstruktur der Gäste aus dem Ausland................................................ 64<br />

5.2 Herkunftsstruktur der Gäste aus dem Inland............................................................................... 68<br />

5.2.1 Herkunftsstruktur der Deutschen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> im Ländervergleich.............................. 70<br />

5.2.2 Quellmarktstrukturen in den Geschäftsgebieten der Sparkassen............................................ 70<br />

5.2.3 Quellmarktstrukturen in den Reisegebieten................................................................................ 73


7<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

III WIRTSCHAFTLICHE LAGE IM GASTGEWERBE UND IN DER FREIZEITWIRTSCHAFT............. 77<br />

1 Touristische Wetterstationen......................................................................................................... 77<br />

1.1 Generelle Erläuterungen zu Art und Umfang der Erhebung...................................................... 77<br />

1.2 Wetterstationen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.............................................................................................. 79<br />

1.2.1 Kurzfristige Entwicklung 2008 – 2009 und Saisonverlauf.......................................................... 79<br />

1.3 Bundesländer im Vergleich............................................................................................................. 84<br />

1.3.1 Langfristige Entwicklung 2004 – 2009 in allen Barometer-Bundesländern............................ 84<br />

1.3.2 Kurzfristiger Vergleich der Entwicklung von Besucher- und Übernachtungszahlen.............. 85<br />

1.4 Einfluss der Betriebsgröße auf die Entwicklung.......................................................................... 87<br />

2 Wirtschaftliche Situation des Gastgewerbes in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.............................................. 89<br />

2.1 Entwicklung von Umsatz, Insolvenzen und Beschäftigung........................................................ 89<br />

2.2 Betriebswirtschaftliche Situation von Kreditnehmern der Sparkassen im Gastgewerbe...... 92<br />

3 Qualität der Betriebe....................................................................................................................... 102<br />

3.1 Hotelklassifizierung nach DEHOGA-Kriterien.............................................................................. 102<br />

3.2 Klassifizierung von Ferienwohnungen, Ferienhäusern und Privatzimmern nach<br />

DTV-Kriterien.................................................................................................................................... 103<br />

3.3 ServiceQualität Deutschland.......................................................................................................... 105<br />

IV ZUKUNFTSBAROMETER: STIMMUNG UND TRENDS IN DER TOURISMUSBRANCHE........... 107<br />

1 dwif-Stimmungsumfrage................................................................................................................. 107<br />

2 Trend-Ticker....................................................................................................................................... 111<br />

V AKTUELLES BRANCHENTHEMA:<br />

DEMOGRAFISCHER WANDEL UND TOURISMUS IN RHEINLAND-PFALZ.............................. 117<br />

1 Demografischer Wandel und Tourismus in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>...................................................... 117<br />

2 Ausprägungen des demografischen Wandels.............................................................................. 119<br />

2.1 Bestimmungsfaktor 1: Bevölkerungsvolumen............................................................................. 119<br />

2.2 Bestimmungsfaktor 2: Alterung der Gesellschaft........................................................................ 120<br />

2.3 Bestimmungsfaktor 3: Haushaltsstruktur..................................................................................... 124<br />

2.4 Bestimmungsfaktor 4: Einkommen............................................................................................... 124<br />

3 Auswirkungen des demografischen Wandels auf den Tourismus in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>............ 126<br />

3.1 Spannungsfeld demografischer Wandel und Tourismus............................................................ 126<br />

3.2 Erwartungen der Tourismuswirtschaft in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>......................................................... 127


8<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

4 Auswirkungen auf die touristische Nachfrage in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>............................................ 129<br />

4.1 Urlaubs- und Kurzurlaubsreisen aus dem Inland........................................................................ 129<br />

4.1.1 Volumenentwicklung....................................................................................................................... 129<br />

4.1.2 Reiseverhalten.................................................................................................................................. 132<br />

4.2 Ausländische Quellmärkte.............................................................................................................. 133<br />

4.3 Tagestourismus................................................................................................................................ 137<br />

4.3.1 Volumenentwicklung....................................................................................................................... 137<br />

4.3.2 Ausflugsverhalten............................................................................................................................ 138<br />

4.4 Hauptzielgruppen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>........................................................................................... 139<br />

4.5 Wettbewerbssituation..................................................................................................................... 142<br />

5 Auswirkungen auf den touristischen Arbeitsmarkt in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.................................... 143<br />

5.1 Ausbildungsmarkt............................................................................................................................ 143<br />

5.2 Beschäftigte...................................................................................................................................... 145<br />

5.3 Unternehmensnachfolge................................................................................................................. 149<br />

6 Auswirkungen auf die tourismusrelevante Infrastruktur in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>........................... 151<br />

6.1 Tourismusspezifische Infrastruktur............................................................................................... 151<br />

6.2 Ergänzende tourismusrelevante Infrastruktur............................................................................. 153<br />

7 Ziele und Handlungsempfehlungen für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>........................................................... 156<br />

7.1 Handlungsfelder und zentrale Maßnahmen................................................................................. 156<br />

7.2 Querschnittsaufgabe Netzwerk „Tourismus und demografischer Wandel“............................. 158<br />

7.3 Handlungsfeld Nachfrage................................................................................................................ 158<br />

7.4 Handlungsfeld Arbeitsmarkt........................................................................................................... 161<br />

7.5 Handlungsfeld Angebot/Infrastruktur............................................................................................ 166<br />

LITERATUR...................................................................................................................................................... 169<br />

WEBSITES........................................................................................................................................................ 172<br />

IMPRESSUM................................................................................................................................................... 173<br />

TABELLENVERZEICHNIS<br />

Tab. 1: Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben ≥ 9 Betten<br />

und auf Campingplätzen nach Bundesländern 2009.................................................................. 29<br />

Tab. 2: Übernachtungen auf Campingplätzen nach Bundesländern 2009........................................... 29<br />

Tab. 3: Anzahl der Betten/Schlafgelegenheiten in Beherbergungsbetrieben 2007 – 2009............... 35<br />

Tab. 4: Anzahl der angebotenen Gästezimmer der Hotellerie 2007 – 2009......................................... 35<br />

Tab. 5: Bettenauslastung der Beherbergungsbetriebe 2000 – 2009.................................................... 36<br />

Tab. 6: Übernachtungen nach Reisegebieten........................................................................................... 40


9<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Tab. 7: Anzahl der Betten nach Reisegebieten.......................................................................................... 43<br />

Tab. 8: Anzahl der Anlagen und Stellplätze außerhalb von Campingplätzen........................................ 58<br />

Tab. 9: Übernachtungen in gewerblichen Beherbergungsbetrieben nach Herkunft 2009................. 65<br />

Tab. 10: Übernachtungen von ausländischen Gästen nach Reisegebieten 2008 – 2009...................... 67<br />

Tab. 11: Fremdabhebungen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> nach Quellmärkten 2007 – 2009................................. 71<br />

Tab. 12: Fremdabhebungen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> nach Geschäftsgebieten und Quellmärkten 2009.... 72<br />

Tab. 13: Fremdabhebungen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> nach Regionen und Quellmärkten 2009.................... 73<br />

Tab. 14: Entwicklung der Besucherzahlen aller Wetterstationen und Verteilung nach<br />

Gewinnern und Verlierern 2009 gegenüber 2008........................................................................ 86<br />

Tab. 15: Reale Umsatzentwicklung im Gastgewerbe.................................................................................. 89<br />

Tab. 16: DEHOGA-Klassifizierung nach Bundesländern............................................................................. 102<br />

Tab. 17: Nach DTV klassifizierte Ferienhäuser und -wohnungen sowie Privatzimmer in Deutschland.... 104<br />

Tab. 18: Nach DTV klassifizierte Ferienhäuser und -wohnungen sowie Privatzimmer in<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>................................................................................................................................. 104<br />

Tab. 19: Betriebe je Bundesland mit einer Zertifizierung des Qualitätsmanagementsystems<br />

„ServiceQualität Deutschland“ der Stufen I bis III........................................................................ 105<br />

Tab. 20: Rückblick 2009 im Vergleich zu 2008 – Zufriedenheit regionaler und örtlicher<br />

Tourismusorganisationen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> hinsichtlich ausgewählter Aspekte................. 107<br />

Tab. 21: Volumen und Struktur der <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-(Kurz-)Urlauber 2009 und 2020.......................... 129<br />

Tab. 22: Veränderungen des Reiseverhaltens deutscher Urlauber bis 2020.......................................... 132<br />

Tab. 23: Volumen und Struktur der Tagesausflügler mit Ziel <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 2006 und 2020............ 138<br />

Tab. 24: Acht-Punkte-Programm Tourismus und demografischer Wandel in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>............. 157<br />

ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />

Abb. 1: Aufenthaltsdauer in Beherbergungsbetrieben ≥ 9 Betten in den<br />

Barometer-Bundesländern.............................................................................................................. 30<br />

Abb. 2: Touristische Entwicklung in Beherbergungsbetrieben ≥ 9 Betten in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>........... 31<br />

Abb. 3: Marktanteile und Entwicklung der Marktanteile von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> für<br />

einzelne Betriebsarten 2000 – 2009.............................................................................................. 33<br />

Abb. 4: Übernachtungsentwicklung je Betriebstyp in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> und<br />

Deutschland 2000 – 2009................................................................................................................ 33<br />

Abb. 5: Durchschnittliche Betriebsgröße der Beherbergungsbetriebe nach<br />

Bundesländern 2000 – 2009........................................................................................................... 36<br />

Abb. 6: Angebotsentwicklung in den Beherbergungsbetrieben in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>............................ 38<br />

Abb. 7: Regionen-TRIX 2008 und 2009....................................................................................................... 45<br />

Abb. 8: Übernachtungsentwicklung in ausgewählten Städten 2000 – 2009......................................... 47<br />

Abb. 9: Aufenthaltsdauer in ausgewählten Städten.................................................................................. 48<br />

Abb. 10: Übernachtungen in ausgewählten Mittelgebirgsregionen 2000 – 2009.................................. 49<br />

Abb. 11: Aufenthaltsdauer in ausgewählten Mittelgebirgsregionen........................................................ 50<br />

Abb. 12: Übernachtungen in ausgewählten Weinregionen 2000 – 2009................................................. 53<br />

Abb. 13: Aufenthaltsdauer in ausgewählten Weinregionen....................................................................... 54<br />

Abb. 14: Verteilung der Reisemobilstellplätze auf die Reisegebiete........................................................ 59<br />

Abb. 15: Übernachtungen und Bruttoumsatz durch den Reisemobiltourismus außerhalb von<br />

Campingplätzen nach Reisegebieten............................................................................................. 62


10<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

Abb. 16: Rechenweg zur Ermittlung des Übernachtungs- und Umsatzvolumens................................... 62<br />

Abb. 17: Entwicklung der Ausländerübernachtungen nach Bundesländern 2009 gegenüber 2008... 64<br />

Abb. 18: Saisonverlauf der Fremdabhebungen in den Reisegebieten 2009............................................ 74<br />

Abb. 19: Wetterstationstypen des Tourismusbarometers.......................................................................... 78<br />

Abb. 20: Einflussfaktoren auf die Wettbewerbssituation der Wetterstationen des<br />

Tourismusbarometers...................................................................................................................... 79<br />

Abb. 21: Kurzfristiger Trend 2008 – 2009 nach Angebotstypen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>............................... 80<br />

Abb. 22: Saisonale Veränderung der Nachfrage nach den Wetterstationen<br />

2009 gegenüber 2008...................................................................................................................... 83<br />

Abb. 23: Entwicklung der Besucherzahlen in den Wetterstationen der Barometer-Bundesländer<br />

2004 – 2009....................................................................................................................................... 84<br />

Abb. 24: Entwicklung der Besucherzahlen der Wetterstationen und der Übernachtungen 2009<br />

gegenüber 2008 nach Bundesländern........................................................................................... 85<br />

Abb. 25: Entwicklung der Besucherzahlen in Abhängigkeit von der Nachfragestärke........................... 87<br />

Abb. 26: Insolvenzen im Gastgewerbe nach Bundesländern 2000 – 2009.............................................. 90<br />

Abb. 27: Entwicklung der Beschäftigtenzahlen im Gastgewerbe der Barometer-<br />

Bundesländer 2009 gegenüber 2008............................................................................................ 91<br />

Abb. 28: Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage........................................................................................ 92<br />

Abb. 29: Umsatzrendite im Beherbergungsgewerbe nach Bundesländern 2008................................... 94<br />

Abb. 30: Umsatzrendite in der Gastronomie nach Bundesländern 2008................................................. 95<br />

Abb. 31: Personalaufwandsquote im Gastgewerbe nach Bundesländern 2008...................................... 96<br />

Abb. 32: Rohertragsquote im Gastgewerbe nach Bundesländern 2008................................................... 97<br />

Abb. 33: Zinsaufwandsquote im Gastgewerbe nach Bundesländern 2008.............................................. 97<br />

Abb. 34: Abschreibungsquote im Gastgewerbe nach Bundesländern 2008............................................ 98<br />

Abb. 35: Cash-Flow-Rate von Beherbergungsbetrieben nach Bundesländern 2008............................. 99<br />

Abb. 36: Cash-Flow-Rate von Gastronomiebetrieben nach Bundesländern 2008.................................. 100<br />

Abb. 37: Auswirkungen der Wirtschaftskrise 2009 aus Sicht der Touristiker........................................... 108<br />

Abb. 38: Erwartungen der Touristiker an die Entwicklung <strong>2010</strong>................................................................ 109<br />

Abb. 39: Arbeitsbereiche mit großer Bedeutung für die rheinland-pfälzischen<br />

Tourismusorganisationen <strong>2010</strong>...................................................................................................... 110<br />

Abb. 40: Nachfragetrends und Einflussfaktoren........................................................................................... 112<br />

Abb. 41: Wirkungszusammenhänge Tourismus und demografischer Wandel........................................ 118<br />

Abb. 42: Alterspyramide <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 2006 und 2020.......................................................................... 122<br />

Abb. 43: Tourismus und demografischer Wandel aus Expertensicht – Chance oder Risiko?................. 127<br />

Abb. 44: Auswirkungen des demografischen Wandels bis 2020 – die Sicht der Touristiker.................. 128<br />

Abb. 45: Entwicklung der Schulabgänger in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> und Deutschland..................................... 144<br />

Abb. 46: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Gastgewerbe in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>...................... 145<br />

Abb. 47: Geringfügig entlohnte Beschäftigte im Gastgewerbe in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>................................ 146<br />

Abb. 48: Jahresbruttoverdienst ausgewählter Berufe in Deutschland 2006........................................... 148<br />

Abb. 49: Herausforderungen und Handlungsfelder im Nachfolgeprozess............................................... 150<br />

Abb. 50: Tourismusrelevante Infrastruktur................................................................................................... 151<br />

Abb. 51: Handlungsfelder für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>............................................................................................. 156


11<br />

KARTENVERZEICHNIS<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Karte 1: Übernachtungsintensität 2009 und Marktanteilsentwicklung 2009 gegenüber 2004.......... 41<br />

Karte 2: Entwicklung der Betriebsgröße und der Bettenauslastung nach Reisegebieten 2009.......... 43<br />

Karte 3: Jährliche Veränderung der Übernachtungen in ausgewählten Mittelgebirgsregionen......... 50<br />

Karte 4: Jährliche Veränderung der Übernachtungen in ausgewählten Weinregionen........................ 53<br />

Karte 5: TOP-6-Auslandsquellmärkte in den Barometer-Bundesländern 2009..................................... 67<br />

Karte 6: Geschäftsgebiete der Sparkassen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>................................................................. 69<br />

Karte 7: TOP-6-Quellmärkte in den Barometer-Bundesländern 2009 (GA-Daten)................................. 71<br />

Karte 8: Standorte der Wetterstationen....................................................................................................... 78<br />

Karte 9: Bevölkerungsentwicklung in Deutschland und Europa.............................................................. 119<br />

Karte 10: Bevölkerungsentwicklung in den rheinland-pfälzischen Städten und Landkreisen............... 121<br />

Karte 11: Entwicklung der Senioren (60 Jahre und älter) in Deutschland und Europa........................... 121<br />

Karte 12: Entwicklung der Erwerbsfähigen (20- bis 60-Jährige) in den rheinland-pfälzischen<br />

Städten und Landkreisen................................................................................................................. 123<br />

Karte 13: Regionstypisierung für Deutschland............................................................................................. 126<br />

Karte 14: Arbeitsmarkt Gastgewerbe nach Arbeitsamtsbezirken in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.............................. 146<br />

BILDQUELLEN<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, dwif – Consulting GmbH,<br />

iStockphoto, Fotolia, <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH und folgende Bildarchive:<br />

Bild 1 Blick von Sehl auf Cochem, Tourist-Information Ferienland Cochem,<br />

© <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.............................................................................................. 14<br />

Bild 2 Radfahrer auf E-bikes, Ahrtal-Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler e.V.,<br />

© <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.............................................................................................. 18<br />

Bild 3 Eifelsteig: Wanderer auf dem Kalvarienberg, Fotograf: Dominik Ketz<br />

Fotografie, © <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.......................................................................... 21<br />

Bild 4 Eifelsteig: Impressionen Nerother Kopf, Fotograf: Dominik Ketz Fotografie,<br />

© <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.............................................................................................. 37<br />

Bild 5 Eifelsteig: Fachwerkhaus am Dreimühlenrundweg, Fotograf: Dominik Ketz<br />

Fotografie, © <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.......................................................................... 44<br />

Bild 6 Eifelsteig: Etappenwanderung Manderscheider Burgen, Fotograf: Dominik Ketz<br />

Fotografie, © <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.......................................................................... 47<br />

Bild 7 Luftbild Liesertal, © <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.............................................................. 51<br />

Bild 8 Rheinsteig: Blick von Lorch Richtung Süden, © <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH............... 52<br />

Bild 9 Rheinsteig, Fotograf: Dominik Ketz Fotografie, © <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH............ 65<br />

Bild 10 Eifelsteig: Wanderer am Weinfelder Maar, Fotograf: Dominik Ketz Fotografie,<br />

© <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.............................................................................................. 68<br />

Bild 11 Weingenuss und Naturerlebnis, © <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH..................................... 75


12<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

Bild 12 Radeln zwischen Reben in Rheinhessen (bei Oppenheim), Fotograf: Uwe Feuerbach,<br />

© <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.......................................................................................... 76<br />

Bild 13 Lokomotive Adler, © Auto & Technik MUSEUM SINSHEIM e.V.,<br />

www.technik-museum.de............................................................................................................. 83<br />

Bild 14 Crucenia-Therme (Bad Kreuznach), Bildquelle: Naheland-Touristik GmbH,<br />

© <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.......................................................................................... 88<br />

Bild 15 Rheinsteig: Blick auf die <strong>Pfalz</strong>grafenstein, Fotograf: Dominik Ketz,<br />

© <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.......................................................................................... 101<br />

Bild 16 Ballonfahrertreffen in Norheim, Fotograf: Hans Geo Donsbach,<br />

© <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.......................................................................................... 103<br />

Bild 17 Eifelsteig: Wanderer am Weinfelder Maar, Fotograf: Dominik Ketz Fotografie,<br />

© <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.......................................................................................... 106<br />

Bild 18 Aussicht auf die Burg Rheinfels, Bildquelle: Romantischer Rhein Tourismus GmbH,<br />

© <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.......................................................................................... 111<br />

Bild 19 Der Rhein zu Füßen der Marksburg, Fotograf: Dominik Ketz Fotografie,<br />

© <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.......................................................................................... 116<br />

Bild 20 Wassersport auf der Ahr, Bildquelle: Piel Media, © <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH...... 125<br />

Bild 21 Südpfalz-Therme in Bad Bergzabern, Bildquelle: Weingut & Gasthof Fritz Walter,<br />

Niederhorbach, © <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.............................................................. 131<br />

Bild 22 Pfirsichblüte im Bremmer Calmont, steilster Weinberg Europas,<br />

Fotograf: Christiane Heinen, © <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH........................................ 133<br />

Bild 23 Ausblick von der Filsener Ley, Fotograf: Dominik Ketz,<br />

© <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.......................................................................................... 139<br />

Bild 24 Maarblick bei Meerfeld, © <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH................................................ 149<br />

Bild 25 Tropfsteinhöhle „Herbstlabyrinth“ Breitscheid, Westerwald Touristik Service,<br />

© <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.......................................................................................... 155<br />

Bild 26 Urlaub auf dem Bauernhof, Bildquelle: Piel Media,<br />

© <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH.......................................................................................... 168


13<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>


Blick von Sehl auf Cochem


15<br />

MANAGEMENT SUMMARY<br />

RHEINLAND-PFALZ IM<br />

WETTBEWERBSVERGLEICH<br />

Umstellungen der amtlichen Tourismusstatistik in<br />

den Bereichen Wirtschaftszweigklassifizierung<br />

und Betriebstyp Campingplätze haben Einfluss<br />

auf bundesländerübergreifende Vergleichs- und<br />

Interpretationsmöglichkeiten der Daten. Das Tourismusbarometer<br />

begleitet den Prozess und fungiert<br />

dabei als Lotse durch die neue Datenwelt.<br />

Es stellt den touristischen Akteuren die Änderungen<br />

transparent dar und gibt Empfehlungen<br />

zum Umgang mit den neuen Daten.<br />

Die Wirtschafts- und Finanzkrise hinterließ<br />

im Tourismus Spuren. Die Zahl der weltweiten<br />

Ankünfte ging 2009 drastisch zurück, konnte sich<br />

jedoch bereits in der zweiten Jahreshälfte wieder<br />

erholen. Dennoch fiel die Bilanz mit einem Minus<br />

von 4 Prozent negativ aus. Für das kommende<br />

Jahr wird ein moderates Wachstum zwischen<br />

3 und 4 Prozent prognostiziert. Deutschland<br />

ist mit leichten Verlusten (-0,2 Prozent) bislang<br />

glimpflich durch die Krise gekommen. Ursache<br />

war vor allem die stabile Inlandsnachfrage sowie<br />

hohe Zuwächse im Städtetourismus.<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> lag mit -0,5 Prozent leicht unter<br />

dem bundesweiten Durchschnitt. Der langfristige<br />

Rückblick zeigt jedoch eine bedenkliche Entwicklung:<br />

Fast alle Betriebstypen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

verzeichneten in den letzten zehn Jahren Übernachtungsrückgänge.<br />

In den nächsten Jahren<br />

wird es darauf ankommen, die sinkende Aufenthaltsdauer<br />

der Gäste aufzufangen.<br />

Während die Zahl der Betriebe in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

rückläufig ist, hat sich die Zahl der angebotenen<br />

Betten in den letzten Jahren leicht erhöht. Da<br />

größere Einheiten tendenziell bessere Absatzchancen<br />

aufgrund höherer Marketingbudgets und<br />

professionellerer Managementstrukturen haben,<br />

deutet eine Vergrößerung der Betriebe auf eine<br />

Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit hin. Dennoch<br />

belegt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> bei den Betriebsgrößen<br />

mit 46 Betten pro Betrieb weiterhin den<br />

vorletzten Platz unter den Barometer-Bundesländern.<br />

Die Auslastungswerte liegen im Bundesvergleich<br />

ebenfalls auf einem sehr niedrigen Niveau.<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

In den neun Reisegebieten des Landes hat der<br />

Tourismus einen sehr unterschiedlichen Stellenwert:<br />

Auf die drei bedeutendsten Reisegebiete<br />

Mosel-Saar, <strong>Pfalz</strong> und Eifel entfallen über 50 Prozent<br />

aller Übernachtungen. Die Bilanz 2009 fiel<br />

mehrheitlich negativ aus, insbesondere für die<br />

klassischen Mittelgebirgsregionen. Das Mosel-<br />

Saar-Gebiet konnte dagegen weiter zulegen.<br />

Die Entwicklung der Angebotskennziffern in den<br />

einzelnen Reisegebieten stellte sich deutlich<br />

dynamischer und differenzierter dar als auf Landesebene.<br />

Die Daten werden vertieft analysiert<br />

sowie bundesweite Vergleiche zwischen einzelnen<br />

Destinationstypen (Städte, Mittelgebirge,<br />

Weinregionen) angestellt.<br />

Dem Reisemobiltourismus wird in <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong> eine nicht unerhebliche Bedeutung beigemessen.<br />

Aus diesem Grund befasst sich das<br />

Tourismusbarometer mit dem Teilsegment des<br />

Reisemobiltourismus außerhalb von Campingplätzen.<br />

Die Erfassung von Reisemobilstellplätzen<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> ergab einen Bestand von 432<br />

Stellplatzanlagen mit mehr als 6.500 Stellplätzen<br />

für Reisemobile. Die Angebotsschwerpunkte<br />

liegen in der <strong>Pfalz</strong>, in der Mosel-Saar-Region, in<br />

Rheinhessen sowie in der Eifel.<br />

Es wurde ein Übernachtungsvolumen von mehr<br />

als 800.000 Übernachtungen auf allen erfassten<br />

Stellplatzanlagen ermittelt. Bei täglichen Ausgaben<br />

von 40,10 Euro erzeugen Reisemobilisten in<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> einen Bruttoumsatz in Höhe von<br />

32,9 Millionen Euro.<br />

Die Bedeutung des „Incoming-Tourismus“ ist<br />

traditionell sehr hoch. <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> konnte<br />

entgegen dem Bundestrend auch 2009 einen<br />

Zuwachs der ausländischen Übernachtungen<br />

erzielen. Die wichtigsten Quellmärkte sind die<br />

Niederlande, Belgien, Großbritannien und die<br />

USA. Inländische Gäste kommen hauptsächlich<br />

aus dem eigenen Land, aber auch aus Nordrhein-<br />

Westfalen, Baden-Württemberg und Hessen.


16<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

WIRTSCHAFTLICHE LAGE IM GASTGEWER-<br />

BE UND IN DER FREIZEITWIRTSCHAFT<br />

Von insgesamt 79 touristischen Wetterstationen<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> werden regelmäßig Daten<br />

erfasst. Damit steht eine wichtige Grundlage<br />

zur Beurteilung des aktuellen Tourismus-Klimas<br />

für den Tages- und Übernachtungstourismus in<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> zur Verfügung. 2009 registrierten<br />

die beteiligten Einrichtungen zusammen<br />

rund 5,2 Millionen Besucher.<br />

Die Wirtschafts- und Finanzkrise hinterließ<br />

auch im Gastgewerbe ihre Spuren und führte ab<br />

Herbst 2008 deutschlandweit zu signifikanten<br />

Umsatzeinbußen. Diese schlugen sich im Beherbergungsgewerbe<br />

deutlicher nieder als in der<br />

Gastronomie. Auch in <strong>Rheinland</strong>- <strong>Pfalz</strong> war diese<br />

Entwicklung zu spüren. Die Ergebnisse der IHK-<br />

Saisonumfrage stimmen jedoch optimistisch:<br />

Das Geschäftsklima im Gastgewerbe hat sich im<br />

Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert.<br />

Daten zur wirtschaftlichen Situation der Kreditnehmer<br />

der Sparkassen machen detailliertere<br />

Aussagen möglich. In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> zeigt sich<br />

ein differenziertes Bild: Während die Gewinnmargen<br />

und die Innenfinanzierungskraft im Beherbergungsgewerbe<br />

über dem Durchschnittsniveau<br />

aller Barometer-Bundesländer lagen, gingen sie<br />

im Gaststättengewerbe zurück. Im gesamten<br />

Gastgewerbe zeichneten sich die Betriebe vor<br />

allem durch geringe Personal- und Zinsaufwendungen<br />

aus. Die Wareneinsatzquote – eine der<br />

höchsten im Vergleich der Barometer-Bundesländer<br />

– stieg leicht an.<br />

Aufgrund wachsender Ansprüche der Gäste<br />

verdient das Thema Qualität hohe Aufmerksamkeit.<br />

Die rheinland-pfälzischen Betriebe begegnen<br />

dem mit einer steigenden Zahl an Klassifizierungen<br />

nach den Standards des Deutschen<br />

Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) und<br />

des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) sowie<br />

einer regen Teilnahme am Qualitätsmanagementsystem<br />

„ServiceQ“ (ServiceQualität Deutschland).<br />

ZUKUNFTSBAROMETER: STIMMUNG UND<br />

TRENDS IN DER TOURISMUSBRANCHE<br />

Das Zukunftsbarometer beleuchtet die aktuelle<br />

Lage sowie die Erwartungen der Vertreter<br />

rheinland-pfälzischer Destinationen und Betriebe<br />

an die kommende Saison. Im Frühjahr <strong>2010</strong> nahmen<br />

37 rheinland-pfälzische Touristiker an der<br />

jährlichen Stimmungsumfrage teil. Nachdem die<br />

Bilanz für 2009 zurückhaltend ausfiel, blicken die<br />

rheinland-pfälzischen Touristiker <strong>2010</strong> optimistisch<br />

in die Zukunft. Ein guter Saisonstart und<br />

gute Buchungszahlen stimmen zuversichtlich.<br />

In den nächsten Jahren zeichnet sich die Fortsetzung<br />

der bisherigen Trends ab. Die demografische<br />

Entwicklung und der Klimawandel<br />

beeinflussen sowohl das Angebot als auch die<br />

Nachfrage im Tourismus. Während der Urlaub im<br />

eigenen Land in Mode bleibt, bestimmt der technologische<br />

Fortschritt zunehmend das Tourismusmarketing.<br />

AKTUELLES BRANCHENTHEMA:<br />

DEMOGRAFISCHER WANDEL UND<br />

TOURISMUS IN RHEINLAND-PFALZ<br />

BEVöLKERUNGSENTWICKLUNG UND<br />

ALTERSSTRUKTUR<br />

Der demografische Wandel ist unumkehrbar, aber<br />

kalkulierbar: eine der zentralen Herausforderungen<br />

für den Tourismus. <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> befindet<br />

sich mitten in diesem Veränderungsprozess.<br />

Die Bevölkerung wird wie in Deutschland als wichtigster<br />

Quellmarkt bis 2020 um rund 3 Prozent<br />

sinken. Die Zahl der Erwerbsfähigen nimmt sogar<br />

um knapp 8 Prozent ab. 2020 wird in <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong> fast jeder Zweite über 50 und nahezu jeder<br />

Dritte über 60 Jahre alt sein. Bis 2025 wird sich<br />

die Alterungsdynamik noch verschärfen.<br />

Regional sind die Veränderungen in der Westpfalz,<br />

im westlichen Naheland sowie in der Eifel<br />

besonders stark zu spüren.<br />

Die Auswirkungen des demografischen Wandels<br />

erstrecken sich von der touristischen Nachfrage<br />

über das Angebot und die Infrastruktur bis hin<br />

zum touristischen Arbeitsmarkt.


17<br />

TOURISTISCHE NACHFRAGE<br />

Die inländische Übernachtungsnachfrage in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

wird voraussichtlich bis 2020 stabil bleiben.<br />

Dabei findet eine zunehmende Verlagerung in<br />

Richtung 60plus statt. Zur dynamischsten Zielgruppe<br />

werden die über 70-Jährigen gehören.<br />

Der <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-Tourismus profitiert nicht<br />

automatisch von älteren Gästen, denn diese<br />

„neuen“ Senioren schwenken nicht ab einer<br />

bestimmten Altersgrenze plötzlich zu inländischen<br />

Destinationen um. Gleichzeitig wird der<br />

nationale und internationale Wettbewerb um<br />

diese Zielgruppen stark zunehmen.<br />

Die ausländischen Quellmärkte, insbesondere die<br />

Niederlande und Belgien, bieten aufgrund des<br />

demografischen Wandels Potenziale für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

bei den über 60-Jährigen.<br />

Eine frühzeitige Positionierung mit individuellen<br />

touristischen Angeboten ermöglicht einerseits<br />

einen Wettbewerbsvorsprung gegenüber anderen<br />

Destinationen, denn die (neuen) Senioren<br />

zeichnen sich durch große Reiseerfahrung und<br />

steigende Ansprüche im Hinblick auf Qualität und<br />

Service aus. Andererseits sind Anpassung und<br />

Weiterentwicklung der Angebote Grundvoraussetzungen,<br />

um den Anschluss an die internationalen<br />

Märkte nicht zu verlieren. Potenziale bestehen<br />

vor allem in den Segmenten Kultur-, Natur- und<br />

Gesundheitstourismus.<br />

TOURISTISCHER ARBEITSMARKT<br />

Der demografische Wandel führt zu rückläufigen<br />

Schulabgänger- und Bewerberzahlen. Gleichzeitig<br />

nimmt das Bildungsniveau insbesondere in Städten<br />

und demografischen Schrumpfungsräumen<br />

ab. Probleme bei der Nachwuchsgewinnung und<br />

unbesetzte Ausbildungsstellen werden den touristischen<br />

Arbeitsmarkt zunehmend prägen.<br />

Die Bedeutung der älteren Arbeitskräfte steigt<br />

auch im Tourismus. Und diese Entwicklung wird<br />

sich zukünftig noch beschleunigen. Eine stärkere<br />

Nutzung dieses Potenzials trägt zur Sicherung der<br />

Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe bei.<br />

Touristische Produkte grenzen sich zunehmend<br />

durch Service und Qualität bei der Gästebetreuung<br />

voneinander ab. Der „weiche“ Faktor Personal trägt<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

somit maßgeblich zur Wettbewerbsfähigkeit der<br />

Destination <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> bei. Dem Qualitätsgedanken<br />

steht die wachsende Bedeutung des Niedriglohnsegments<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> gegenüber.<br />

Die demografische Entwicklung verschärft das<br />

Thema Unternehmensnachfolge im Gastgewerbe.<br />

Entsprechende Sensibilisierung und Unterstützung<br />

haben auch weiterhin einen hohen Stellenwert.<br />

ANGEBOT/INFRASTRUKTUR<br />

Die Reiseerfahrung der Gäste und die älter werdende<br />

Klientel erfordern große Anstrengungen<br />

im Hinblick auf die Modernisierung und Qualitätssteigerung<br />

des touristischen Angebotes. Die<br />

Sicherung der Servicequalität, moderne Inneneinrichtungen<br />

und barrierefreie Angebote sind in<br />

diesem Zusammenhang wichtige Ansätze.<br />

Als Folge des demografischen Wandels wird eine<br />

Ausdünnung der zentralen Infrastrukturangebote<br />

in kleineren Orten und im ländlichen Raum einsetzen.<br />

Bereits heute müssen Strategien entwickelt<br />

werden, damit die Standorte für Arbeitskräfte<br />

und Touristen weiterhin attraktiv bleiben. Die<br />

für den Tourismus wichtigsten Bereiche sind die<br />

Ortsbilder, das Thema Mobilität, der Einzelhandel<br />

und die Gesundheitsinfrastruktur.<br />

ZIELE UND HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN<br />

Das Acht-Punkte-Programm für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>:<br />

Neue Senioren brauchen neue Angebote!<br />

Investitionsoffensive „Qualität+“!<br />

Zukunftschance Beschäftigung im Alter!<br />

Berufsperspektiven für junge Nachwuchskräfte!<br />

Gästenachwuchs braucht das Land: „<strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong>: Neue Seiten entdecken“!<br />

Auslandsmarketing: BeNeLux und Frankreich –<br />

60plus im Blick!<br />

Tourismus und Regionalentwicklung enger verzahnen!<br />

Unternehmensnachfolge: Zukunft sichern und<br />

Dynamik erhalten!<br />

Als Querschnittsaufgabe kommt die Bildung eines<br />

Netzwerks „Tourismus und demografischer Wandel“<br />

hinzu. Der Bericht enthält detaillierte Maßnahmen<br />

und unterlegt diese mit Praxisbeispielen.


Radfahrer auf E-bikes, Bad Neuenahr-Ahrweiler


I<br />

19<br />

Einführung<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Das Tourismusbarometer des <strong>Sparkassenverband</strong>es <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> (SVRP) 1 wurde im<br />

Herbst 2007 auf den Weg gebracht. Es wird wissenschaftlich betreut und durchgeführt<br />

von der dwif-Consulting GmbH. Projektbüro ist das dwif-Berlin.<br />

ZIELE<br />

Ziel des Tourismusbarometers 2 ist die kontinuierliche,<br />

problemorientierte Beobachtung der Tourismusentwicklung<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> und seinen neun Reisegebieten.<br />

Hierbei kann auf die Erfahrung von acht<br />

weiteren Bundesländern zurückgegriffen werden, die<br />

dieses Messinstrument für ihre Tourismusentwicklung<br />

bereits etabliert haben. Das erste Tourismusbarometer<br />

wurde im Jahr 1998 für die fünf ostdeutschen Bundesländer<br />

konzipiert. Träger ist der Ostdeutsche <strong>Sparkassenverband</strong><br />

(OSV) 3 . Seither wurden unter der Regie der<br />

jeweiligen Sparkassenverbände in Schleswig-Holstein<br />

(2002) 4 , Niedersachsen unter Beteiligung der Stadt<br />

Bremerhaven (2003) 5 und im Saarland (2004) 6 weitere<br />

Tourismusbarometer installiert. Diese fünf regionalen<br />

Barometer werden seit 2008 auf Bundesebene durch<br />

das Tourismusbarometer Deutschland ergänzt, dessen<br />

Augenmerk auf der internationalen Wettbewerbsfähigkeit<br />

der deutschen Tourismuswirtschaft und auf<br />

bundesweit wichtigen Schwerpunktthemen liegt. 7<br />

Das Tourismusbarometer soll …<br />

den Nutzer aufmerksam machen auf Erfolge<br />

und Misserfolge sowie auf wichtige strukturelle<br />

Veränderungen der Tourismusentwicklung in<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.<br />

als Frühwarnsystem dienen, d. h. rechtzeitig auf<br />

problematische Entwicklungen hinweisen und<br />

Handlungsbedarf identifizieren.<br />

als kontinuierliches Monitoring zeitliche, regionale<br />

und sektorale Vergleiche ermöglichen.<br />

Das Tourismusbarometer erleichtert Entscheidungsfindungen<br />

für die Infrastrukturentwicklung<br />

ebenso wie für das Marketing. Es eignet<br />

sich zudem als Instrument zur Erfolgskontrolle<br />

und fachlichen Unterstützung der Tourismusstrategie<br />

des Landes.<br />

1 www.sv-rlp.de<br />

2 www.s-tourismusbarometer.de<br />

3 www.osv-online.de<br />

4 www.sparkassen-tourismusbarometer-sh.de<br />

5 www.svn.de<br />

6 www.sparkassen-finanzgruppe-saar.de<br />

7 www.dsgv.de


20<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

MODULE<br />

Das Tourismusbarometer ist modular aufgebaut:<br />

DAS TOURISMUSBAROMETER…<br />

ermöglicht mit Hilfe eines jährlich gleich bleibenden<br />

Datensets strukturelle, (über-)regionale<br />

Vergleiche und Einschätzungen zur Angebotsund<br />

Nachfrageentwicklung des Tourismus in<br />

den einzelnen Bundesländern, Reisegebieten<br />

beziehungsweise Sparkassengeschäftsgebieten<br />

von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.<br />

schließt wesentliche Informationslücken der<br />

amtlichen Tourismusstatistik zum Umfang des<br />

Übernachtungstourismus durch Quantifizierung<br />

und qualitative Analyse des sogenannten Grauen<br />

Beherbergungsmarktes.<br />

stellt Daten zum Wirtschaftsfaktor Tourismus in<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> zur Verfügung.<br />

stellt die Ergebnisse der „Fremdabhebungen an<br />

Geldautomaten der Sparkassen“ (sogenannte<br />

GA-Daten) als Marktforschungsquelle für die<br />

Herkunftsstruktur der Inlandsgäste nach Bundesländern<br />

zur Verfügung.<br />

bietet als einziges Marktforschungsinstrument<br />

Informationen zum Markterfolg unterschiedlichster<br />

touristischer Einrichtungen, der touristischen<br />

Wetterstationen.<br />

gibt einen Überblick über die aktuelle wirtschaftliche<br />

Situation gastgewerblicher Kreditnehmer<br />

der Sparkassen.<br />

Das Modul Zukunftsbarometer gibt einen Ausblick auf<br />

das jeweils kommende Jahr und sich abzeichnende<br />

Trends. In dieser Ausgabe besteht es aus zwei Komponenten:<br />

Die „dwif-Stimmungsumfrage“, eine Kurzbefragung<br />

von Touristikern in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, ermittelt<br />

die Erwartungen an die Saison <strong>2010</strong> und die<br />

Aktivitätsschwerpunkte der Regionen.<br />

Der „Trend-Ticker“ stellt in komprimierter Form<br />

wichtige aktuelle, übergeordnete Trends und<br />

Innovationen im Tourismus dar.<br />

Das aktuelle Branchenthema wird jährlich wechselnd<br />

durch den Geschäftsführenden Beirat, in Abstimmung<br />

mit dem Beirat8 des Tourismusbarometers, festgelegt.<br />

Das Tourismusbarometer <strong>2010</strong> befasst sich mit dem<br />

Thema „Demografischer Wandel und Tourismus in<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>“.<br />

8 siehe Verzeichnis der Beiratsmitglieder


Eifelsteig: Wanderer auf dem Kalvarienberg


Fahrräder auf dem Mosel-Radweg vor der Reichsburg Cochem


II I<br />

23<br />

RHEINLAND-PFALZ-TOURISMUS<br />

IM WETTBEWERBSVERGLEICH<br />

1 Anpassungen der amtlichen Tourismusstatistik<br />

Das Tourismusjahr 2009 war nicht nur geprägt von der<br />

Wirtschaftskrise und neuen touristischen Angeboten.<br />

Auch in der amtlichen Tourismusstatistik kündigte<br />

sich eine Umstellungsphase an. Zwischen 2009 und<br />

voraussichtlich 2012 erfolgen einige Anpassungen:<br />

1. Neustrukturierung der Betriebstypen des<br />

Beherbergungsgewerbes<br />

2. Integration des Betriebstyps Campingplätze<br />

3. EU-Verordnung des Europäischen Parlaments und<br />

des Rates über die Europäische Tourismusstatistik<br />

Das Tourismusbarometer begleitet den Prozess und<br />

fungiert als Lotse durch die neue Datenwelt.<br />

1.1 Neustrukturierung der Betriebstypen<br />

des Beherbergungsgewerbes<br />

Am 30.12.2006 wurde die neue europäische Wirtschaftszweigklassifikation<br />

NACE Rev. 2 veröffentlicht.<br />

An diese musste die nationale Gliederung angepasst<br />

werden. Die mit dem Berichtsmonat Januar 2009<br />

neu eingeführte Klassifikation der Wirtschaftszweige<br />

2008 (WZ 2008) hat Auswirkungen auf den Nachweis<br />

der Betriebsarten im Beherbergungsgewerbe: „Die<br />

Boardinghouses sind keine eigenständige Betriebsart<br />

mehr, sondern werden den Hotels zugerechnet. Dafür<br />

haben Schulungsheime nun eine gesonderte Position.<br />

Zusammen mit den Vorsorge- und Rehabilitationskliniken<br />

bilden sie die Betriebsartengruppe „Sonstige<br />

tourismusrelevante Unterkünfte“. Diese umfasst Betriebsarten,<br />

die nicht zum Beherbergungsgewerbe im<br />

Sinne der Klassifikation der Wirtschaftszweige 2008<br />

gehören, also weder der Hotellerie noch den Ferien-<br />

9 Statistisches Bundesamt 2009<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Im Folgenden wird ein Überblick über die Entwicklung des Tourismus in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

im Vergleich zu den anderen Bundesländern gegeben, die Situation in den Reisegebieten<br />

analysiert und die Herkunftsstruktur der Gäste dargestellt.<br />

unterkünften oder Campingplätzen zugeordnet<br />

werden können, aber Teil der Beherbergungsstatistik<br />

sind.“ 9 Bei dieser Umstellung gibt es unterschiedliche<br />

Herangehensweisen in den einzelnen Bundesländern,<br />

die bei Vergleichen und Interpretationen<br />

berücksichtigt werden.<br />

Für den vorliegenden <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

bedeutet das:<br />

Betriebstypenspezifische Vergleiche sind<br />

nur eingeschränkt möglich.<br />

Abhängig vom Bundesland können die<br />

Daten einiger Betriebstypen für 2009<br />

nicht ausgewiesen werden. Innerhalb von<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> sind Vergleiche weiterhin<br />

uneingeschränkt möglich.<br />

Insbesondere bei kleineren Gebietseinheiten<br />

greift der Datenschutz, und es machen<br />

sich „Zahlen-Sprünge“ bemerkbar.<br />

1.2 Integration des Betriebstyps<br />

Campingplätze<br />

Ab dem 01.01.2009 haben das Statistische Bundesamt<br />

und eine Reihe von Landesämtern ihre Auswertungs-<br />

und Veröffentlichungspraxis geändert. Wie seit<br />

2004 bereits für die Nachfragedaten, werden nun auch


24<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

auf der Angebotsseite die Beherbergungsbetriebe um<br />

den Betriebstyp Campingplätze, der bisher einzeln<br />

ausgewiesen wurde, ergänzt. Viele Ämter befinden<br />

sich allerdings noch in der Umstellungsphase.<br />

Zu der Bettenanzahl in gewerblichen Betrieben ab<br />

neun Betten werden die Schlafgelegenheiten auf Campingplätzen<br />

hinzugerechnet. Nach Vorgabe der EU<br />

geht ein Stellplatz mit vier Schlafgelegenheiten in die<br />

Statistik ein, jedes Bett in den anderen Betriebstypen<br />

nach wie vor mit einer Schlafgelegenheit. 10 Die Ausweisung<br />

von Betten in Beherbergungsbetrieben und<br />

Schlafgelegenheiten auf Campingplätzen erfolgt nicht<br />

mehr durchgängig getrennt. Eine Berechnung auf Basis<br />

der betriebstypenspezifischen Veröffentlichungen<br />

ist nicht für alle regionalen Einheiten flächendeckend<br />

möglich. Insbesondere bei Reisegebieten, Landkreisen<br />

und Gemeinden erweist sich der Datenschutz als<br />

„natürliche Grenze“, der jedoch für die Qualität der<br />

Daten von entscheidender Bedeutung ist.<br />

CamPINg INkluSIve – Neue DaTeNBaSIS<br />

IN DeR BeheRBeRguNgSSTaTISTIk<br />

BeaChTeN<br />

Diese Umstellung hat selbstverständlich erhebliche<br />

Folgen für die Ausweisung der Kennzahlen Betriebsgröße<br />

und Auslastung. Während die Betriebsgröße<br />

aufgrund der großen Campingplätze einen methodisch<br />

bedingten Sprung nach oben macht, gehen die<br />

durchschnittlichen Auslastungszahlen rapide zurück.<br />

Je nach Bedeutung des Campingsektors ergeben<br />

sich ferner völlig neue Rangfolgen bei Bundesländerund<br />

Regionsrankings. Diese dürfen in Bezug auf die<br />

betriebswirtschaftliche Lage und Leistungsfähigkeit<br />

nicht falsch ausgelegt werden.<br />

Für den vorliegenden <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

bedeutet das:<br />

In vielen Fällen erfolgt eine Ausweisung der<br />

Beherbergungsbetriebe inklusive Camping.<br />

Mit dem <strong>Jahresbericht</strong> 2011 wird diese<br />

Umstellung abgeschlossen sein.<br />

Die länderübergreifende Vergleichbarkeit<br />

der Daten für 2009 (und folgende) mit den<br />

Vorjahren ist nur noch bedingt gewährleistet.<br />

Innerhalb von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> sind<br />

Zeitreihen- und Regionsvergleiche weiterhin<br />

möglich.<br />

In einigen Ländern werden die Daten jedoch<br />

weiterhin ohne Campingplätze abgebildet,<br />

da die Umstellung – v. a. der langfristigen<br />

Zeitreihen – noch nicht abgeschlossen ist.<br />

Die Datengrundlagen der einzelnen Diagramme<br />

im vorliegenden Bericht variieren.<br />

Die Zeitreihen werden insbesondere angebotsseitig<br />

teilweise mit einem „Zahlensprung“<br />

dargestellt.<br />

Wichtig sind daher die Hinweise im Text und in den<br />

Abbildungsüberschriften. Die Abbildungen und Tabellen,<br />

in denen diese Besonderheit zu beachten ist, sind<br />

folgendermaßen kenntlich gemacht:<br />

i ab 2009 inkl. Schlafgelegenheiten<br />

auf Campingplätzen<br />

1.3 eu-verordnung des europäischen<br />

Parlaments und des Rates über die<br />

europäische Tourismusstatistik<br />

Neben den Reformen bei den Betriebstypen ist ab<br />

dem Erhebungsjahr 2012 eine Anpassung der Abschneidegrenze<br />

bei gewerblichen Beherbergungsbetrieben<br />

geplant. Sind derzeit noch Einheiten mit neun<br />

und mehr Betten meldepflichtig, wird dies auf den<br />

europaweit einheitlichen Wert von zehn und mehr<br />

Betten angehoben. Bei Campingplätzen wird die<br />

Abschneidegrenze von drei und mehr auf zehn und<br />

mehr Stellplätze heraufgesetzt. Erste Schätzungen<br />

des Statistischen Bundesamtes gehen davon aus,<br />

dass bundesweit rund 2 Prozent der Betriebe aus der<br />

Auskunftspflicht entlassen werden, aber nur<br />

0,2 Prozent der Übernachtungen herausfallen.<br />

1.4 Schnelle vergleichbarkeit:<br />

Was ist möglich, was nicht?<br />

„Der Tourismusbranche ein kontinuierliches Monitoring<br />

mit zeitlichen, regionalen und sektoralen Vergleichen<br />

ermöglichen“, so lautet eines der Kernziele<br />

des Tourismusbarometers. Dieses Ziel ist derzeit<br />

10 vgl. Statistisches Bundesamt 2009


25<br />

aufgrund der skizzierten Änderungen in der amtlichen<br />

Tourismusstatistik nur eingeschränkt realisierbar.<br />

Umso wichtiger ist es, Vergleichsmöglichkeiten und<br />

Stolperfallen während der Umstellungsphase transparent<br />

darzustellen und somit Fehlinterpretationen<br />

vorzubeugen. Hierzu hat das Tourismusbarometer<br />

für die betrachteten Kennzahlen ein Ampelsystem<br />

eingeführt, das dem Leser einen schnellen Überblick<br />

verschafft.<br />

grüne ampel =<br />

uneingeschränkt vergleichbar<br />

Zeitreihen- und Bundesländer-/<br />

Regionsvergleiche sind uneingeschränkt<br />

möglich!<br />

Die Daten werden weiterhin auf vergleichbarer<br />

Basis von den Statistischen Ämtern<br />

ausgewiesen oder konnten mit Hilfe der<br />

absoluten Werte berechnet werden.<br />

gelbe ampel =<br />

eingeschränkt vergleichbar<br />

Zeitreihen- oder Bundesländer-/<br />

Regionsvergleiche sind uneingeschränkt<br />

möglich!<br />

Die Daten werden aber nur teilweise auf<br />

vergleichbarer Basis von den Statistischen<br />

Ämtern ausgewiesen. Nachberechnungen<br />

sind nicht ohne Weiteres möglich.<br />

Rote ampel =<br />

derzeit nicht vergleichbar<br />

Weder Zeitreihen- noch Bundesländer-/Regionsvergleiche<br />

sind zulässig!<br />

Die ausgewiesenen Daten der Statistischen<br />

Ämter sind nicht vergleichbar, Nachberechnungen<br />

nicht möglich.<br />

Diese Umstellungen haben selbstverständlich auch<br />

zur Folge, dass die Ausführungen im diesjährigen Datenteil<br />

von der Struktur der vergangenen Jahre abweichen.<br />

Die problemorientierte Analyse der Tourismusentwicklung<br />

und die darauf basierende Ableitung von<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Handlungsfeldern treten vorübergehend einen Schritt<br />

zurück. Vielmehr stehen die Aspekte Aufklärung und<br />

Transparenz im Vordergrund. Dort, wo es methodisch<br />

richtig und sinnvoll ist, sind jedoch weiterhin Analysen<br />

und Empfehlungen zu finden. Das Statistische<br />

Landesamt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> – als wichtiger Partner des<br />

Sparkassen-Tourismusbarometers – ermöglicht dabei<br />

die Bereitstellung vergleichbarer Daten innerhalb des<br />

Bundeslandes.<br />

ZuSammeNfaSSuNg<br />

Die Umstellungen der amtlichen Tourismusstatistik<br />

in den Bereichen Wirtschaftszweigklassifizierung<br />

und Betriebstyp Campingplätze<br />

sowie die geplante EU-Verordnung<br />

haben Einfluss auf Vergleichs- und Interpretationsmöglichkeiten<br />

der Daten.<br />

Die Umstellungsphase wird voraussichtlich<br />

erst 2012 abgeschlossen sein. Das Tourismusbarometer<br />

begleitet den Prozess<br />

und fungiert dabei als Lotse durch die<br />

neue Datenwelt. Es stellt den touristischen<br />

Akteuren die Änderungen transparent dar<br />

und gibt Empfehlungen zu Umgang und<br />

Interpretation der neuen Daten.<br />

Aus Nutzersicht sollten die Erhebungsund<br />

Zuordnungsmethoden der einzelnen<br />

Bundesländer möglichst schnell angepasst<br />

werden. Ferner ist eine einheitlichere Veröffentlichungspraxis<br />

anzustreben, um auch<br />

unterhalb der Ebene der Bundesländer die<br />

immer stärker nachgefragten Wettbewerbsvergleiche<br />

zu erleichtern.


26<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

2 <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> im Ländervergleich<br />

2.1 Rahmenbedingungen<br />

INTeRNaTIoNale aNküNfTe<br />

WelTWeIT geSuNkeN<br />

Aus wirtschaftlicher Sicht war das Jahr 2009 alles<br />

andere als einfach: Das Bruttoinlandsprodukt ist real<br />

um 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken; die<br />

Bruttoinvestitionen sind im gleichen Zeitraum sogar<br />

um rund 13 Prozent eingebrochen. Erstmals in der<br />

Geschichte der Bundesrepublik ging der durchschnittliche<br />

Bruttoverdienst leicht zurück. Die Wirtschaftsentwicklung<br />

blieb auch für die Tourismusbranche<br />

nicht ohne Folgen. Die Zahl internationaler Ankünfte<br />

sank erstmals seit 2003: um 4,3 Prozent gegenüber<br />

2008. Insgesamt mussten weltweit fast alle Regionen<br />

empfindliche Nachfragerückgänge verkraften. 11<br />

In Europa machte der Tourismuswirtschaft vor allem<br />

die erste Jahreshälfte mit Rückgängen um 10 Prozent<br />

zu schaffen. Hier zog die Nachfrage jedoch auch im<br />

zweiten Halbjahr nicht in dem erhofften Maße an. Mit<br />

einem Jahresabschluss von -6 Prozent war der<br />

Kontinent Schlusslicht im weltweiten Vergleich und<br />

legte nun schon das zweite Jahr in Folge eine Wachstumspause<br />

ein.<br />

üBeRNaChTuNgSeNTWICkluNg IN<br />

DeuTSChlaND: INSgeSamT STaBIl<br />

Der Deutschlandtourismus verzeichnete mit einem<br />

Rückgang der Übernachtungen von nur 0,2 Prozent<br />

im Vergleich zum Vorjahr eine relativ stabile Entwicklung.<br />

Ursachen liegen u. a. in der hohen Binnennachfrage,<br />

die krisenbedingt weiter gestiegen ist. So<br />

legten die Inlandsurlaube der Deutschen 2009 um<br />

2 Prozent zu. Verluste schrieben hingegen die Auslands-<br />

und Geschäftsreisen (jeweils -4 Prozent). 12<br />

Im Detail fiel die Bilanz des Jahres 2009 in Deutschland<br />

sehr ambivalent aus: Rückgängen von knapp<br />

10 Prozent beim durchschnittlichen Zimmererlös<br />

und von fast 5 Prozent bei den Passagierzahlen an<br />

deutschen Flughäfen stehen Erfolgsmeldungen bei<br />

Hochsee- und Flusskreuzfahrten in Deutschland<br />

(+13,5 Prozent Umsatz) und Städtereisen nach Berlin<br />

und Hamburg (+6 Prozent Übernachtungen) gegenü-<br />

ber. 13<br />

PRogNoSe füR <strong>2010</strong>: leIChTe eRholuNg<br />

Für das Jahr <strong>2010</strong> erwartet die World Tourism Organization<br />

(UNWTO) eine weltweite Erholung der<br />

Tourismusbranche. Die Wachstumsrate der internationalen<br />

Ankünfte wird auf 3 bis 4 Prozent prognostiziert.<br />

Damit wird das Rekordniveau von 2008 aber<br />

noch nicht wieder erreicht. Trotz des wirtschaftlichen<br />

Aufschwungs ist eine Rückkehr zu dem gewohnten<br />

Reiseverhalten der Touristen nicht abzusehen:<br />

Bislang sehen die Urlaubsplanungen der<br />

deutschen Bevölkerung verhalten aus. Für den<br />

Sommer waren zu Jahresanfang über 4 Prozent<br />

weniger Reisen gebucht als im Vorjahr. 14<br />

Die Reiseausgaben sind 2009 drastisch gesunken:<br />

in Europa um 13 Prozent, in Deutschland um<br />

5 Prozent. Für <strong>2010</strong> wird zwar wieder ein Anstieg<br />

der Reiseausgaben der Deutschen vorausgesagt,<br />

dieser dürfte mit geschätzten 1,3 Prozent allerdings<br />

moderat ausfallen. 15<br />

Für den Deutschlandtourismus stehen die Zeichen<br />

jedoch <strong>2010</strong> gut: Der Urlaub im eigenen<br />

Land bleibt sehr beliebt. Hingegen sind weitere<br />

Rückgänge bei den Auslandsreisen und insbesondere<br />

bei den Fernreisen zu erwarten. 16<br />

Der internationale Reiseverkehr wird – wie bereits<br />

im zweiten Halbjahr 2009 – weiter anziehen,<br />

allerdings auf dem relativ niedrigen Niveau der<br />

Vorjahre. Insgesamt wird es darauf ankommen,<br />

die Verluste wettzumachen und Marktanteile<br />

zurückzugewinnen.<br />

Neben dem boomenden Inlandstourismus werden vor<br />

allem Steigerungen im Kreuzfahrttourismus erwartet.<br />

<strong>2010</strong> taufen verschiedene europäische und amerikanische<br />

Reedereien neue Schiffe. Zudem haben sich<br />

Städtereisen als erstaunlich krisensicher erwiesen.<br />

Deutsche Städte können <strong>2010</strong> von der Inlandsnachfrage<br />

profitieren. Der Gesundheitstourismus weist<br />

– insbesondere vor dem Hintergrund des demografischen<br />

Wandels und eines wachsenden Gesundheitsbewusstseins<br />

– ein hohes Zukunftspotenzial auf.


27<br />

Wachstumschancen werden außerdem für Pauschalangebote<br />

und All-Inclusive-Urlaube prognostiziert.<br />

Die Zurückhaltung bei Geschäftsreisetätigkeit, Tagungsgeschäft<br />

und Ausgaben wird jedoch anhalten<br />

und somit neue Geschäftsmodelle erfordern. Eine<br />

mittelfristige Rückkehr zu alten Volumina ist eher<br />

unwahrscheinlich.<br />

Ob die Senkung des Mehrwertsteuersatzes für<br />

Beherbergungsleistungen zu einer Verbesserung<br />

der Wettbewerbsfähigkeit der inländischen Unterkunftsbetriebe<br />

beiträgt, wird sich <strong>2010</strong> herausstellen.<br />

Umfragen verdeutlichen allerdings, dass die Mehrheit<br />

der Hoteliers die Einsparungen in ihre Betriebe<br />

investieren will, Preissenkungen planen hingegen nur<br />

wenige Häuser. 17<br />

ZuSammeNfaSSuNg<br />

Das Jahr 2009 war für den Tourismus in<br />

Deutschland und in der gesamten Welt ein<br />

schwieriges Jahr.<br />

Die Zahl der weltweiten Ankünfte im Tourismus<br />

ging 2009 drastisch zurück, konnte<br />

sich jedoch bereits in der zweiten Jahreshälfte<br />

wieder erholen. Dennoch fiel die Bilanz<br />

mit einem Minus von 4 Prozent negativ<br />

aus. Der Deutschlandtourismus erreichte im<br />

Gegensatz dazu mit eingebüßten<br />

0,2 Prozent Übernachtungen immerhin fast<br />

das Vorjahresergebnis.<br />

Für das kommende Jahr wird weltweit wieder<br />

ein moderates Wachstum zwischen<br />

3 und 4 Prozent prognostiziert. Auch<br />

für den Deutschlandtourismus sind die<br />

Perspektiven nicht schlecht. Insbesondere<br />

auf den Inlandstourismus richten sich die<br />

Hoffnungen.<br />

11 vgl. UNWTO <strong>2010</strong><br />

12 vgl. Statistisches Bundesamt, IPK International <strong>2010</strong><br />

13 vgl. www.strglobal.com, ADV <strong>2010</strong>, Statistisches Bundesamt<br />

14 vgl. GfK Panel Services Deutschland <strong>2010</strong><br />

15 vgl. IPK International <strong>2010</strong>, Commerzbank <strong>2010</strong><br />

16 vgl. BAT Stiftung für Zukunftsfragen <strong>2010</strong><br />

17 vgl. AHGZ und Internorga <strong>2010</strong>, Süddeutsche Zeitung <strong>2010</strong><br />

2.2 Nachfrageentwicklung<br />

eRläuTeRuNg<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Die Nachfrageentwicklung wird schwerpunktmäßig<br />

anhand des Übernachtungsaufkommens<br />

in den sogenannten gewerblichen Beherbergungsbetrieben<br />

beschrieben, d. h. in den<br />

Betrieben, die über mindestens neun Betten<br />

verfügen. Zwar werden in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> auch<br />

die Übernachtungen in gewerblichen Kleinbetrieben<br />

unter neun Betten und in Privatquartieren<br />

in insgesamt 643 Fremdenverkehrsgemeinden<br />

erfasst und in den Berichten des Statistischen<br />

Landesamtes ausgewiesen. Ähnliche Daten<br />

werden jedoch nur noch in Bayern erhoben. Um<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> mit anderen Bundesländern<br />

vergleichen zu können, ist der Fokus im vorliegenden<br />

Bericht auf das für alle Bundesländer<br />

vorliegende Übernachtungsaufkommen in den<br />

gewerblichen Beherbergungsbetrieben gerichtet.<br />

In ausgewählten Tabellen werden ergänzend<br />

Daten einschließlich der Kleinbetriebe und<br />

Privatquartiere abgebildet.<br />

DaTeN: uNeINgeSChRäNkT<br />

veRgleIChBaR<br />

Alle Übernachtungen inklusive Camping<br />

ausgewiesen, bei Zeitreihen zurückgerechnet<br />

(bei Bundesländern Vergleichswerte<br />

ohne Camping)<br />

Zeitreihen- und Bundesländervergleiche<br />

uneingeschränkt möglich<br />

2009 ging die touristische Nachfrage in Deutschland<br />

erstmals seit 2003 wieder zurück. Die Ankünfte<br />

sanken im Vergleich zum Vorjahr um 0,1 Prozent auf<br />

133 Millionen, die Übernachtungen um 0,2 Prozent<br />

auf 369 Millionen. Dabei nahm die Nachfrage aus dem<br />

Ausland deutlich (-2,7 Prozent) ab, während die des<br />

Inlands weiter anstieg (+0,5 Prozent).<br />

Die Daten von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> lagen 2009 – wie bereits<br />

in den letzten Jahren – unter dem bundesdeutschen<br />

Durchschnitt. So wurden 7,4 Millionen Ankünfte (-0,2<br />

Prozent) und 20,1 Millionen Übernachtungen (-0,5 Prozent)<br />

erzielt. Der Marktanteil des Landes am deutschen<br />

Gesamtmarkt, der nach 2000 stark schrumpfte, blieb mit<br />

5,5 Prozent in den letzten drei Jahren stabil. Im Übernachtungsranking<br />

landet <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> auf Platz acht.


28<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

üBeRNaChTuNgSeNTWICkluNg: gRoSSe<br />

uNTeRSChIeDe Im läNDeRveRgleICh<br />

Die Entwicklung der Übernachtungen in den einzelnen<br />

Bundesländern zeigt Tabelle 1. Zum Vergleich<br />

sind beide Varianten ausgewiesen: Übernachtungen<br />

in gewerblichen Beherbergungsbetrieben einerseits<br />

mit und ohne Campingplätze. Die folgenden Ausführungen<br />

beschränken sich jedoch auf die Darstellung<br />

der Daten inklusive Camping:<br />

Die größten Volumenbringer hatten 2009 mit<br />

den größten Verlusten zu kämpfen: In Bayern,<br />

Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen,<br />

die einen Marktanteil von 43 Prozent auf sich<br />

vereinen, sanken die Übernachtungszahlen um<br />

2,2 bis 3,1 Prozent. Der vergleichsweise hohe<br />

Anteil der ausländischen Übernachtungen und<br />

die Bedeutung des Geschäftstourismus bieten<br />

Erklärungsansätze.<br />

Die größten Zuwächse verzeichneten die<br />

Stadtstaaten Berlin und Hamburg. Beide Städte<br />

profitierten von der steigenden inländischen<br />

Nachfrage im Städtetourismus. In Berlin verstärkten<br />

außerdem Events mit internationaler<br />

Ausstrahlung (u. a. Leichtathletik-WM und Feierlichkeiten<br />

zu „20 Jahre Mauerfall“) den Anstieg<br />

der Ausländerübernachtungen.<br />

Weitere Gewinner waren die Küstenbundesländer<br />

als klassische Ziele für einen Urlaub im eigenen<br />

Land.<br />

üBeRNaChTuNgeN auf CamPINgPläT-<br />

ZeN: WaChSTum voN 11 PRoZeNT<br />

Bei der Betrachtung der Übernachtungen auf den<br />

Campingplätzen (nur Touristikcamping, ohne Dauercamper)<br />

fällt das überdurchschnittliche Wachstum<br />

im Vergleich zu anderen gewerblichen Beherbergungsbetrieben<br />

auf. Im Krisenjahr 2009 konnten 8,9<br />

Prozent mehr Übernachtungen verzeichnet werden<br />

als im Vorjahr (2008: +5 Prozent).<br />

Alle Länder mit Ausnahme von Thüringen konnten<br />

2009 vom Campingboom profitieren. Die<br />

höchsten Gewinne erzielten die Bundesländer an<br />

Nord- und Ostsee sowie Brandenburg, Sachsen-<br />

Anhalt und <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. Damit werden die<br />

Konsumzurückhaltung 2009 und der Trend zur<br />

zunehmenden Marktsegmentierung bei der<br />

Quartierwahl eindeutig belegt (vgl. Tab. 2)<br />

Absolut gesehen liegen sowohl die Küstenbundesländer<br />

als auch die süddeutschen Bundesländer<br />

im deutschen Campingmarkt weit vorn.<br />

Die größte relative Bedeutung hat der Campingtourismus<br />

traditionell an den Küsten von Mecklenburg-Vorpommern<br />

und Schleswig-Holstein.


29<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Tab. 1: 1: übernachtungen Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben in Beherbergungsbetrieben ≥ 9 Betten ≥ 9 und Betten auf Campingplätzen<br />

und auf Campingplätzen<br />

nach nach Bundesländern 2009 2009<br />

Beherbergungsbetriebe<br />

≥ 9 Betten<br />

Anzahl Rang Veränderung<br />

(in Mio.)<br />

2009/2008 (in %)<br />

Beherbergungsbetriebe<br />

≥ 9 Betten und Campingplätze<br />

Anzahl Rang Veränderung<br />

(in Mio.)<br />

2009/2008 (in %)<br />

Deutschland 343,7 -0,8 368,7 -0,2<br />

Baden-Württemberg 39,3 2 -3,5 42,4 2 -2,8<br />

Bayern 70,9 1 -2,5 75,2 1 -2,2<br />

Berlin 18,8 8 6,1 18,9 9 6,2<br />

Brandenburg 9,4 11 -0,5 10,3 11 0,8<br />

Bremen 1,6 16 -1,9 1,6 16 -0,7<br />

Hamburg 8,1 13 5,9 8,2 13 6,0<br />

Hessen 25,9 5 -1,7 26,9 6 -1,5<br />

Mecklenburg-Vorpommern 24,4 6 2,3 28,4 5 3,3<br />

Niedersachsen 33,9 4 0,7 37,6 4 1,9<br />

Nordrhein-Westfalen 39,0 3 -3,5 40,2 3 -3,1<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 18,2 9 -1,5 20,1 8 -0,5<br />

Saarland* 2,0 15 - 2,1 15 -<br />

Sachsen 15,8 10 0,5 16,3 10 0,5<br />

Sachsen-Anhalt 6,4 14 0,1 6,7 14 0,7<br />

Schleswig-Holstein 21,2 7 0,8 24,3 7 1,9<br />

Thüringen 8,9 12 2,3 9,4 12 1,9<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

inkl. Privatquartiere 21,4 - -0.9 23,3 - -0,4<br />

* Mit der Einführung der WZ 2008 (vgl. Kapitel II 1) sind im Saarland Schulungsheime aus der Berichtspflicht herausgefallen.<br />

Das Statistische Landesamt weist daher 2009 für das Bundesland insgesamt keine Veränderungsraten aus.<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistisches Bundesamt<br />

Tab. 2: übernachtungen auf Campingplätzen nach Bundesländern 2009<br />

Anzahl<br />

(in Tsd.)<br />

Rang Veränderung<br />

2009/2008<br />

(in % )<br />

Anteil Campingübernachtungen<br />

am Bundesland<br />

gesamt 2009 (in % )<br />

Deutschland 25.065 8,9 6,8<br />

Baden-Württemberg 3.154 4 8,1 7,4<br />

Bayern 4.287 1 2,3 5,7<br />

Berlin 123 13 33,7 0,7<br />

Brandenburg 894 9 16,9 8,7<br />

Bremen 54 15 54,4 3,3<br />

Hamburg 75 16 12,4 0,9<br />

Hessen 1.051 8 5,5 3,9<br />

Mecklenburg-Vorpommern 4.047 2 10,3 14,2<br />

Niedersachsen 3.656 3 14,7 9,7<br />

Nordrhein-Westfalen 1.229 7 8,6 3,1<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 1.974 6 10,7 9,8<br />

Saarland 111 14 33,5 5,2<br />

Sachsen 487 11 1,3 3,0<br />

Sachsen-Anhalt 299 12 13,9 4,4<br />

Schleswig-Holstein 3.087 5 10,8 12,7<br />

Thüringen 538 10 -4,8 5,7<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistisches Bundesamt


30<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

aufeNThalTSDaueR:<br />

DeuTlIChe RüCkgäNge IN<br />

RheINlaND-PfalZ<br />

DaTeN:<br />

uNeINgeSChRäNkT<br />

veRgleIChBaR<br />

Aufenthaltsdauer ohne Camping ausgewiesen,<br />

um Vorjahresvergleiche zu ermöglichen<br />

Zeitreihen- und Bundesländervergleiche<br />

uneingeschränkt möglich<br />

Im Langfristvergleich ist die Aufenthaltsdauer in<br />

Deutschland deutlich gesunken, stagniert jedoch seit<br />

2007 auf einem Niveau von 2,7 Tagen. In <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong> folgte die Entwicklung dem Deutschlandtrend:<br />

Lag die Aufenthaltsdauer der Gäste 2000 noch bei 3,0<br />

Tagen, fiel sie bis 2009 auf 2,6 Tage zurück. Damit belegt<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> den vorletzten Platz im Vergleich<br />

der Barometer-Bundesländer. (vgl. abb. 1)<br />

Abb. 1: Aufenthaltsdauer in Beherbergungsbetrieben ≥ 9 Betten in den Barometer-<br />

Bundesländern<br />

abb. 1:<br />

–<br />

aufenthaltsdauer<br />

in Tagen –<br />

in Beherbergungsbetrieben ≥ 9 Betten in den Barometer-Bundesländern<br />

– in Tagen –<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

Quelle: dwif 2009, Daten Statistisches Bundesamt<br />

2000 2004 2009


31<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

abb. 2: Touristische entwicklung in Beherbergungsbetrieben ≥ 9 Betten in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

– Index 2000 = 100 –<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

00 01 02 03 04 05 06 07 08 09<br />

Ankünfte Übernachtungen gesamt Übernachtungen Inländer<br />

Übernachtungen Ausländer Aufenthaltsdauer gesamt<br />

Quelle: dwif 2009, Daten Statistisches Bundesamt<br />

laNgfRISTIge eNTWICkluNg:<br />

DyNamISCheS WaChSTum DeR<br />

auSläNDeRüBeRNaChTuNgeN<br />

DaTeN:<br />

uNeINgeSChRäNkT<br />

veRgleIChBaR<br />

Alle Nachfragekennziffern ohne Camping<br />

ausgewiesen, dadurch Vergleichbarkeit<br />

zwischen einzelnen Kennziffern möglich<br />

Zeitreihen- und Bundesländervergleiche<br />

uneingeschränkt möglich<br />

Ein zusammenfassender Vergleich verschiedener<br />

Nachfragekennziffern liefert einen Überblick und<br />

verdeutlicht die Entwicklung in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> seit<br />

2000. (vgl. abb. 2) Während sich die touristische<br />

Nachfrage zu Anfang der Dekade negativ entwickelte,<br />

setzte ab 2005 – bedingt durch steigende Ankünfte<br />

und Ausländerübernachtungen – eine leichte Erholung<br />

ein. Die Aufenthaltsdauer sank allerdings um mehr als<br />

10 Prozent. Sowohl im Langfristvergleich als auch im<br />

Krisenjahr 2009 zeigte sich die ausländische Nachfrage<br />

überraschend dynamisch (vgl. auch Kapitel II 5.1).


32<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

eNTWICkluNg NaCh BeTRIeBSTyPeN:<br />

emPfINDlIChe maRkTaNTeIlS-veRluSTe:<br />

DaTeN: TeIlWeISe eINge-<br />

SChRäNkT veRgleIChBaR<br />

Änderung der Wirtschaftszweigklassifizierung<br />

(WZ 2008)<br />

Durch Neuzuordnung der Boardinghouses<br />

eingeschränkte Vergleichbarkeit ausgewählter<br />

Betriebstypen<br />

Aus Datenschutzgründen Einzelausweisung<br />

der Betriebstypen Schulungsheime und<br />

Ferienzentren nicht möglich<br />

Für eine Bewertung der Wettbewerbsfähigkeit der<br />

Betriebsstrukturen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> werden im<br />

Folgenden langfristige Marktanteils- und Übernachtungsentwicklungen<br />

herangezogen. Insgesamt ist<br />

der Marktanteil der Übernachtungen von <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong> am deutschen Gesamtmarkt in den letzten zehn<br />

Jahren deutlich zurückgegangen (-9,9 Prozent) und<br />

lag 2009 bei 5,5 Prozent. Nahezu alle Betriebstypen<br />

mussten Marktanteilsverluste hinnehmen. Dabei<br />

bilden sich vier Gruppen heraus:<br />

Besonders schwach entwickelten sich die Hotels,<br />

Hotels garnis und Gasthöfe in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.<br />

Diese mussten neben absoluten Nachfragerückgängen<br />

erhebliche Marktanteilseinbußen<br />

hinnehmen und laufen Gefahr, den Anschluss<br />

an den dynamischen Gesamtmarkt zu verlieren.<br />

Insbesondere bei den Hotels, die als volumenmäßig<br />

größtes Segment die Entwicklung des Landes<br />

maßgeblich mitbestimmen, müssen Maßnahmen<br />

zur strukturellen Veränderung ansetzen.<br />

Pensionen, Vorsorge- und Rehakliniken sowie<br />

Erholungs-, Ferien- und Schulungsheime teilen<br />

die rückläufigen Übernachtungszahlen der ersten<br />

Gruppe. Allerdings stellt diese Entwicklung kein<br />

typisch rheinland-pfälzisches Problem dar, denn<br />

die Anteile am deutschen Gesamtmarkt sind<br />

vergleichsweise stabil.<br />

Etwas erfreulicher verliefen die vergangenen zehn<br />

Jahre für die Jugendherbergen und Hütten sowie<br />

die Campingplätze: Sie erzielten sogar Übernach-<br />

tungszuwächse. Dennoch konnten auch sie mit<br />

der Dynamik in Deutschland nicht mithalten.<br />

Der Ferienwohnungsmarkt ist das zweitgrößte<br />

Volumensegment in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> und konnte<br />

als Einziger seinen Marktanteil ausbauen<br />

(vgl. abb. 3 und 4).<br />

eRläuTeRuNg Zu aBBIlDuNg 3:<br />

Die waagerechte Achse stellt den jeweiligen<br />

Marktanteil von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 2009 dar, die<br />

senkrechte Achse die Veränderung der Marktanteile<br />

von 2000 bis 2009. Die durchgängige waagerechte<br />

Linie markiert die Nulllinie und damit<br />

die Grenze für Marktanteilsgewinn oder verlust.<br />

Die Größe der Kreise ist im Verhältnis zur Anzahl<br />

der Übernachtungen des entsprechenden Segments<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> im Jahr 2009 aufgetragen<br />

und spiegelt somit die unterschiedlichen<br />

Marktvolumina wider.<br />

ZuSammeNfaSSuNg<br />

Deutschland ist mit leichten Verlusten (-0,2<br />

Prozent) bislang glimpflich durch die Krise<br />

gekommen. Vor allem die hohen Zuwächse<br />

im Städtetourismus konnten die Rückgänge<br />

in den Flächenbundesländern auffangen.<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> entwickelte sich mit -0,5<br />

Prozent leicht unterdurchschnittlich. In den<br />

nächsten Jahren wird es darauf ankommen,<br />

die sinkende Aufenthaltsdauer der Gäste zu<br />

kompensieren.<br />

Fast alle Betriebstypen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

verzeichneten in den letzten 10 Jahren<br />

Übernachtungsrückgänge und zum Teil<br />

empfindliche Marktanteilsverluste.


33<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

abb. 3: marktanteile und entwicklung der marktanteile von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> für einzelne<br />

Betriebsarten 2000 – 2009<br />

– in Prozent –<br />

Entwicklung des Marktanteils von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

2000-2009 nach Betriebsarten<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

-15<br />

-20<br />

-25<br />

-30<br />

Hotels<br />

garnis<br />

2,4 %<br />

Ø-Marktanteil: 5,5 %<br />

Erholungs-, Ferien-,<br />

Schulungsheime 5,3 %<br />

5<br />

2,5 7,5 10<br />

Vorsorge- und<br />

Pensionen 6,8 %<br />

Rehakliniken 4,7 %<br />

Camping 7,9 %<br />

Ø-Marktanteilsentwicklung:<br />

-9,5 %<br />

Gasthöfe<br />

3,9 %<br />

Ferienhäuser, -wohnungen,<br />

-zentren 7,2 %<br />

Hotels 5,7 %<br />

Marktanteil von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 2009 der jeweiligen Betriebsart<br />

am deutschen Gesamtmarkt<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistisches Landesamt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Statistisches Bundesamt<br />

Jugendherbergen<br />

und Hütten 6,7 %<br />

Privatquartiere<br />

(kein Bezug zu<br />

Deutschland möglich)<br />

abb. 4: übernachtungsentwicklung je Betriebstyp in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> und Deutschland 2000 – 2009<br />

– in Prozent –<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

-40<br />

-3,5<br />

15,0<br />

Hotels<br />

11,4<br />

-0,9<br />

Hotels<br />

garnis<br />

Gasthöfe Pensionen<br />

-29,8<br />

-14,2 -13,5<br />

-16,5<br />

Jugendherbergen<br />

und Hütten<br />

5,2<br />

22,8<br />

-5,5<br />

-8,2<br />

2,1<br />

Erholungs-, Ferien-,<br />

Schulungsheime<br />

Ferienhäuser,<br />

-wohnungen,<br />

-zentren<br />

Vorsorge- und<br />

Rehakliniken<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Deutschland<br />

* Für Deutschland steht kein Vergleichswert zur Verfügung.<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistisches Landesamt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Statistisches Bundesamt<br />

9,0<br />

19,2<br />

1,2<br />

*<br />

Camping -1,1<br />

-6,4<br />

Privat-<br />

-9,3<br />

quartiere


34<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

2.3 angebotsentwicklung<br />

Im Folgenden ist für 2009 bereits die Bettenstatistik<br />

inklusive der Schlafgelegenheiten auf Campingplätzen<br />

dargestellt. Da dadurch die Vergleichbarkeit mit den<br />

Vorjahresdaten nicht mehr möglich wäre („Zahlensprung“),<br />

wurde der Statistikeffekt herausgerechnet<br />

und die Bettenzahl ohne Schlafgelegenheiten auf<br />

Campingplätzen zusätzlich in einer gesonderten<br />

Tabellenspalte ausgewiesen. Die nachfolgenden Ausführungen<br />

beziehen sich aus Gründen der Vergleichbarkeit<br />

auf die Betten ohne Camping.<br />

BeTTeNaNgeBoT:<br />

leIChTeR kaPaZITäTSauSBau<br />

auf hohem NIveau<br />

DaTeN:<br />

uNeINgeSChRäNkT<br />

veRgleIChBaR<br />

Umstellung der Angebotsstatistik: ab 2009<br />

Ausweisung von Betten/Schlafgelegenheiten<br />

inklusive Campingplätzen<br />

Effekt für 2009 herausgerechnet, dadurch<br />

Zeitreihen- und Bundesländervergleiche<br />

uneingeschränkt möglich<br />

Seit 2000 ist die Zahl der angebotenen Betten in<br />

Deutschland um knapp 7 Prozent gestiegen. Das ist<br />

insbesondere auf die Wachstumsraten seit 2007 zurückzuführen<br />

(2009: +1,3 Prozent). In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

wurden die Kapazitäten im diesem Zeitraum leicht<br />

ausgebaut (2009: +0,8 Prozent). Damit liegt <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong> – absolut gesehen – auf Platz drei im Ländervergleich.<br />

(vgl. Tab. 3)<br />

Ein Blick auf die neue Ausweisungsmethodik inklusive<br />

Campingplätze verdeutlicht die „neuen“ Kräfteverhältnisse<br />

in der Angebotsstatistik. Das bisherige Bettenvolumen<br />

steigt aufgrund dieses statistischen Effekts in<br />

Deutschland um 17 Prozent auf das neue Niveau der<br />

Schlafgelegenheiten an. In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> fällt der<br />

Effekt mit +25 Prozent sogar deutlich höher aus. Diese<br />

Verschiebungen und neuen absoluten Ausgangswerte<br />

stellen zukünftig den „Normalwert“ dar. Ab kommendem<br />

Jahr werden nur noch die Schlafgelegenheiten<br />

ausgewiesen, um die Vergleichbarkeit mit den Reisegebieten<br />

zu gewährleisten.<br />

gäSTeZImmeR IN DeR hoTelleRIe:<br />

2009 WIeDeR moDeRaTeR auSBau<br />

DaTeN: uNeINgeSChRäNkT<br />

veRgleIChBaR<br />

Ausweisung der Gästezimmer in der<br />

Hotellerie (Hotels, Hotels garnis, Pensionen<br />

und Gasthöfe) von der Statistikumstellung<br />

nicht betroffen<br />

Zeitreihen- und Bundesländervergleiche<br />

uneingeschränkt möglich<br />

Die Hotellerie in Deutschland hat in den letzten Jahren<br />

die Anzahl der Gästezimmer kontinuierlich ausgebaut<br />

(+3 Prozent seit 2007). Das Wachstum in <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong> lag mit 2,3 Prozent leicht darunter. Während die<br />

Kapazitäten in den Vorjahren anhaltend reduziert<br />

wurden, war 2009 wieder ein Ausbau des Bettenangebots<br />

zu registrieren. Dieser ist auf eine hohe<br />

Investitionstätigkeit in sämtlichen Betriebstypen,<br />

allen voran den Hotels, zurückzuführen. Die Hotellerie<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> ist von vielen kleinen Betrieben<br />

geprägt. Damit gehen häufig Einschränkungen der<br />

Wettbewerbsfähigkeit einher, die nur durch weitere<br />

Marktbereinigungsprozesse sowie eine Vergrößerung<br />

der Betriebseinheiten behoben werden können. 18<br />

(vgl. Tab. 4)<br />

BeTRIeBSgRöSSeN IN RheINlaND-PfalZ:<br />

STagNaTIoN auf SehR geRINgem NIveau<br />

DaTeN: uNeINgeSChRäNkT<br />

veRgleIChBaR<br />

Umstellung der Angebotsstatistik:<br />

ab 2009 Ausweisung von Betten/<br />

Schlafgelegenheiten inklusive Campingplätzen<br />

Effekt für 2009 herausgerechnet, dadurch<br />

Zeitreihen- und Bundesländervergleiche<br />

uneingeschränkt möglich<br />

18 vgl. auch SVRLP 2009


35<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Tab. 3: anzahl der Betten/Schlafgelegenheiten in Beherbergungsbetrieben 2007 – 2009<br />

– angebotene Betten/Schlafgelegenheiten im Dezember –<br />

* ohne Camping<br />

Quelle: dwif 2009, Daten Statistisches Bundesamt<br />

Tab. 4: anzahl der angebotenen gästezimmer der hotellerie 2007 – 2009<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistisches Bundesamt<br />

Die Wettbewerbsfähigkeit der Angebotsstruktur eines<br />

Bundeslandes zeigt sich u. a. im Vergleich der Betriebsgrößen.<br />

Größere gastgewerbliche Betriebe zeichnen<br />

sich häufig durch professionellere Managementstrukturen<br />

sowie optimierte Vertriebsstrukturen aus und<br />

verfügen in der Regel über ein höheres Marketingbudget.<br />

Somit können sie den Gästen erfahrungsgemäß<br />

attraktivere infrastrukturelle und servicebezogene<br />

Angebote bieten. Zudem werden kostenseitig vor allem<br />

im Wareneinkauf sowie bei den Betriebs- und Verwaltungsaufwendungen<br />

Skaleneffekte erzielt.<br />

In Mecklenburg-Vorpommern finden sich die mit<br />

Abstand wettbewerbsfähigsten Betriebe<br />

(über 68 Betten pro Betrieb).<br />

Schlusslichter sind seit Jahren Schleswig-<br />

Holstein und <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. Während die<br />

Betriebsgröße in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> – trotz leichter<br />

Zuwächse seit 2007 – tendenziell stagniert, entwickelte<br />

sich Schleswig-Holstein sehr dynamisch<br />

und konnte dank einer hohen Investitionstätigkeit<br />

deutlich aufholen.<br />

In den anderen Barometer-Bundesländern liegen<br />

die durchschnittlichen Betriebsgrößen zwischen<br />

48 und 57 Betten pro Betrieb. Hier meldete 2009<br />

nur Brandenburg einen Ausbau der Betriebsgrößen<br />

und setzte so den Aufwärtstrend der letzten<br />

Jahre fort. (vgl. abb. 5)


36<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

abb. 5: Durchschnittliche Betriebsgröße der Beherbergungsbetriebe nach Bundesländern 2000 – 2009<br />

– geöffnete Betriebe und angebotene Betten im Dezember, Betten pro Betrieb –<br />

70,0<br />

65,0<br />

60,0<br />

55,0<br />

50,0<br />

45,0<br />

40,0<br />

35,0<br />

00 01 02 03 04 05 06 07 08 09<br />

Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Sachsen<br />

Sachsen-Anhalt Thüringen Niedersachsen<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Saarland Schleswig-Holstein<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistisches Bundesamt<br />

Tab. 5: Bettenauslastung der Beherbergungsbetriebe 2000 – 2009<br />

– angebotene Betten/Schlafgelegenheiten in Prozent –<br />

2009 2008<br />

Bundesland<br />

angebotene Schlafgelegenheiten angebotene Betten<br />

Rang in % Rang in %<br />

Deutschland - 32,2 - 38,0<br />

Baden-Württemberg 8 32,6 8 38,1<br />

Bayern 11 30,9 11 36,6<br />

Berlin 2 48,8 2 50,8<br />

Brandenburg 14 27,4 14 35,2<br />

Bremen 3 40,0 3 44,8<br />

Hamburg 1 53,2 1 53,8<br />

Hessen 7 32,7 9 37,9<br />

Mecklenburg-Vorpommern 9 32,5 5 39,8<br />

Niedersachsen 13 29,9 12 36,4<br />

Nordrhein-Westfalen 6 33,1 6 39,4<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 16 26,1 15 33,7<br />

Saarland 12 30,0 4 41,7<br />

Sachsen 4 33,8 7 38,6<br />

Sachsen-Anhalt 15 27,2 16 33,1<br />

Schleswig-Holstein 10 32,5 10 36,8<br />

Thüringen 5 33,2 13 36,1<br />

Quelle: dwif 2009, Daten Statistisches Bundesamt<br />

68,4<br />

56,8<br />

55,4<br />

55,4<br />

50,4<br />

48,5<br />

48,1<br />

46,0<br />

45,8<br />

i ab 2009 inkl.<br />

Schlafgelegenheiten<br />

auf Campingplätzen<br />

RLP


37<br />

STaTISTIkumSTelluNg läSST BeTRIeBSgRöSSeN<br />

SCheINBaR aNSTeIgeN<br />

Von der amtlichen Statistik werden seit 2009 deutlich<br />

höhere durchschnittliche Betriebsgrößen ausgewiesen.<br />

Da die seit diesem Jahr hinzugerechneten Campingplätze<br />

eine überdurchschnittliche Zahl an Schlafgelegenheiten<br />

(4 pro Stellplatz) aufweisen, heben sie die<br />

Betriebsgrößen scheinbar an. Das verändert auch die<br />

Rangfolge der Bundesländer. Höhere Zahlen werden<br />

für die Länder ausgewiesen, in denen das Campingsegment<br />

stark ausgeprägt ist. Das neue Niveau inklusive<br />

Camping liegt zwischen 49 und 85 Betten pro Betrieb,<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> bei 55 Betten pro Betrieb (46 Betten<br />

pro Betrieb ohne Camping). Rückschlüsse auf eine<br />

dadurch gestiegene Wettbewerbsfähigkeit sind nicht<br />

zulässig.<br />

BeTTeNauSlaSTuNg: keINe SINNvolleN<br />

veRgleIChe möglICh<br />

DaTeN: SehR STaRk eINge-<br />

SChRäNkT veRgleIChBaR<br />

Umstellung der Angebotsstatistik:<br />

Berechnung der Auslastung ab 2009<br />

auf Grundlage von Betten/Schlafgelegenheiten<br />

inklusive Campingplätzen<br />

Nachberechnung nicht für alle Bundesländer<br />

möglich<br />

Zeitreihenvergleiche nicht möglich, 2009<br />

Vergleichbarkeit zwischen den Bundesländern<br />

theoretisch gegeben, aber aufgrund<br />

der Verzerrungen nicht sinnvoll<br />

Aufgrund der neuen Erhebungsgrundlage der Angebotsstatistik<br />

gehören die Niveaus, Erfahrungswerte<br />

und Bewertungen der Kennziffer Auslastung der Vergangenheit<br />

an. Die zahlreichen Schlafgelegenheiten<br />

auf Campingplätzen, die in der Regel zu einem deutlich<br />

geringeren Anteil als gewerbliche Betten ausgelastet<br />

sind, werden die Auslastungszahlen in Zukunft<br />

niedriger erscheinen lassen. Auch das gilt natürlich<br />

insbesondere für die Länder mit einem ausgeprägten<br />

Campingtourismus. Die neuen Auslastungswerte inklusive<br />

Camping bewegen sich in Deutschland zwischen<br />

26 und 34 Prozent. In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> wird der Effekt<br />

besonders stark deutlich: Eine Auslastung von 26,1<br />

Prozent bedeutet nur noch den letzten Rang im<br />

Deutschlandvergleich. (vgl. Tab. 5)<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

ZuSammeNfaSSeNDe DaRSTelluNg DeR<br />

aNgeBoTSINDIkaToReN<br />

DaTeN: uNeINgeSChRäNkT<br />

veRgleIChBaR<br />

Umstellung der Angebotsstatistik: ab<br />

2009 Ausweisung von Betten/Schlafgelegenheiten<br />

inklusive Campingplätzen<br />

Für die Kennziffern Betriebe, Betten und<br />

Betriebsgröße konnte der Effekt für 2009<br />

herausgerechnet werden, dadurch Zeitreihenvergleiche<br />

uneingeschränkt möglich<br />

Für die Kennziffer Auslastung keine Nachberechnung<br />

möglich, dadurch für 2009 kein<br />

Wert ausgewiesen<br />

Eine zusammenfassende Darstellung der Angebotsindikatoren<br />

zeigt abbildung 6. Alle Kennziffern haben<br />

sich in den letzten zehn Jahren nur wenig dynamisch<br />

entwickelt. Während die Kapazitäten (Betriebe und<br />

Betten) leicht ausgebaut werden konnten, sanken die<br />

Wettbewerbsfähigkeit und Auslastung des Angebots.<br />

Eifelsteig: Impressionen Nerother Kopf


38<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

abb. 6: angebotsentwicklung in den Beherbergungsbetrieben in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

110<br />

105<br />

100<br />

95<br />

– geöffnete Betriebe ≥ 9 Betten und angebotene Betten im Dezember, Auslastung der angebotenen Betten,<br />

Index 2000 = 100 –<br />

90<br />

00 01 02 03 04 05 06 07 08 09<br />

ZuSammeNfaSSuNg<br />

Betriebe Betten Betriebsgröße Bettenauslastung *<br />

* Wert der Bettenauslastung von 2009 nicht mit Vorjahren vergleichbar<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistisches Bundesamt<br />

Eine Umstellung der Statistik erschwert<br />

die Einschätzung der Angebotsentwicklung<br />

gegenüber den Vorjahren erheblich.<br />

Nach Einbeziehung der Campingbetriebe<br />

werden nun weit mehr Betriebe und Betten<br />

bzw. Schlafgelegenheiten von der Statistik<br />

ausgewiesen.<br />

Statistikeffekte: Während die Anzahl der Betriebe<br />

davon kaum berührt wurde, stiegen<br />

die Zahl der Betten/Schlafgelegenheiten<br />

und die durchschnittliche Betriebsgröße<br />

scheinbar stark an, entsprechend sinkt die<br />

Bettenauslastung statistisch.<br />

Im vorliegenden <strong>Jahresbericht</strong> konnte der<br />

Effekt für 2009 in vielen Fällen herausge-<br />

rechnet werden, um eine Vergleichbarkeit<br />

mit den Vorjahren zu gewährleisten.<br />

Während die Zahl der Betriebe in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

zurückgegangen ist, hat sich die<br />

Zahl der angebotenen Betten gegenüber<br />

dem Vorjahr leicht erhöht. Damit gingen<br />

auch eine Vergrößerung der Betriebe und<br />

somit eine leichte Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

einher. Dennoch belegt das<br />

Bundesland bei den Betriebsgrößen mit 46<br />

Betten pro Betrieb weiterhin den vorletzten<br />

Platz unter den Barometer-Bundesländern.<br />

Aufgrund der Statistikumstellung ist die<br />

Auslastung nicht mit den Vorjahren vergleichbar,<br />

liegt aber im Bundesvergleich auf<br />

einem sehr niedrigen Niveau.


39<br />

TRIX –<br />

TouRISTISCheR RegIoNaleNTWICkluNgS-<br />

INDeX DeS TouRISmuSBaRomeTeRS<br />

DaTeN: DeRZeIT NIChT<br />

veRgleIChBaR<br />

Umstellung der Nachfrage- und<br />

Angebotsstatistik 2009<br />

Fehlende Vergleichbarkeit bei der Auslastung<br />

Weder Vorjahres- noch Bundesländervergleiche<br />

möglich<br />

Aufgrund der Umstellung der Erhebungsmethodik<br />

der amtlichen Beherbergungsstatistik ist eine Visualisierung<br />

auf Bundeslandebene in diesem Jahr nicht<br />

sinnvoll.<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>


40<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

3 <strong>Rheinland</strong>-pfälzische Reisegebiete<br />

3.1 Nachfrageentwicklung<br />

DaTeN: uNeINgeSChRäNkT<br />

veRgleIChBaR<br />

Alle Nachfragekennziffern auf<br />

Regionsebene ohne Camping<br />

ausgewiesen<br />

Zeitreihen- und Regionsvergleiche uneingeschränkt<br />

möglich<br />

üBeRNaChTuNgSeNTWICkluNg 2009:<br />

veRluSTe IN vIeleN RegIoNeN<br />

Die Übernachtungen (in Betrieben ≥ 9 Betten) verteilen<br />

sich sehr ungleich auf die rheinland-pfälzischen<br />

Regionen:<br />

Die drei volumenmäßig stärksten Reisegebiete<br />

vereinen über 50 Prozent der Übernachtungen<br />

auf sich: Mosel-Saar (23,1 Prozent), <strong>Pfalz</strong> (19,2<br />

Prozent) und Eifel (15,1 Prozent).<br />

Tab. 6: übernachtungen nach Reisegebieten<br />

Reisegebiet<br />

Beherbergungsbetriebe<br />

≥<br />

9 Betten<br />

2008<br />

in Tausend<br />

Quelle: Statistisches Landesamt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

(inkl.<br />

Privatquartieren)<br />

Die weiteren sechs Regionen halten weitaus<br />

niedrigere Marktanteile unterhalb der 10-<br />

Prozent-Marke.<br />

2009 fiel die Bilanz in den meisten Reisegebieten<br />

negativ aus. Insgesamt sechs Regionen verzeichneten<br />

Übernachtungsrückgänge:<br />

Am stärksten sank die Nachfrage in der Eifel und<br />

in Rheinhessen, aber auch zwei weitere mittelgebirgsgeprägte<br />

Reisegebiete (Hunsrück und<br />

Westerwald-Lahn) meldeten hohe Verluste.<br />

Erfreulicherweise konnte Mosel-Saar als volumenmäßig<br />

bedeutsamste Tourismusregion<br />

zulegen und damit ihren Marktanteil weiter<br />

ausbauen.<br />

Das Naheland geht mit einem Zuwachs von fast 7<br />

Prozent als Gewinner hervor. Die Region konnte<br />

vor allem von einem überdurchschnittlichen<br />

Anstieg der Ausländerübernachtungen (+64 Prozent,<br />

vgl. auch Kap. II 5.1) profitieren.<br />

(vgl. Tab. 6)<br />

Beherbergungsbetriebe<br />

≥<br />

9 Betten<br />

2009<br />

in Tausend<br />

(inkl.<br />

Privatquartieren) <br />

Beherbergungsbetriebe<br />

≥<br />

9 Betten<br />

Veränderung<br />

2009/2008<br />

in %<br />

(inkl.<br />

Privatquartieren)<br />

R h e i n l a n d - P f a l z<br />

Ahr 1.102,0 (1.174,4) 1.113,5 (1.173,6) 1,1 -0,1<br />

Eifel 2.944,3 (3.329,8) 2.741,7 (3.119,5) -6,9 -6,3<br />

Hunsrück 736,4 (834,1) 712,4 (812,3) -3,3 -2,6<br />

Mosel-Saar 4.112,2 (5.994,4) 4.195,0 (6.163,5) 2,0 2,8<br />

Naheland 1.397,2 (1.474,7) 1.492,1 (1.550,4) 6,8 5,1<br />

<strong>Pfalz</strong> 3.536,6 (4.006,2) 3.484,7 (3.954,0) -1,5 -1,3<br />

Rheinhessen 1.295,8 (1.307,7) 1.212,1 (1.226,2) -6,5 -6,2<br />

Rheintal 1.810,9 (1.957,9) 1.760,5 (1.910,6) -2,8 -2,4<br />

Westerwald-Lahn 1.514,6 (1.566,7) 1.453,2 (1.504,8) -4,1 -3,9


41<br />

BeDeuTuNg DeS TouRISmuS:<br />

DeuTlIChe uNTeRSChIeDe<br />

Setzt man die Übernachtungen in Relation zur Einwohnerzahl19<br />

der Reisegebiete, so zeigt sich in der<br />

Übernachtungsintensität (= Anzahl der Übernachtungen<br />

pro 100 Einwohner und Jahr) ein Grobmaß für<br />

die Bedeutung, die der Übernachtungstourismus für<br />

die Bevölkerung der Region als Beschäftigungsfaktor<br />

und Einnahmequelle hat – aber natürlich auch für die<br />

„Belastungen“, die von dem Übernachtungstourismus<br />

unter Umständen ausgehen können.<br />

Die höchste Übernachtungsintensität weist die<br />

touristisch hoch frequentierte, räumlich jedoch<br />

stark begrenzte Region im Mosel- und Saartal auf:<br />

Hier entfallen fast 1.500 Übernachtungen auf 100<br />

Einwohner.<br />

Die bevölkerungsschwachen Regionen Ahr, Eifel<br />

und Naheland verzeichnen ebenfalls eine sehr<br />

hohe Übernachtungsintensität.<br />

In der <strong>Pfalz</strong> und in Rheinhessen ist die Übernachtungsintensität<br />

geringer (250 bzw. 205<br />

Übernachtungen pro 100 Einwohner). Einen<br />

Erklärungsansatz bieten mehrere große Städte in<br />

diesen Reisegebieten. (vgl. karte 1)<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistisches Landesamt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

karte 1: übernachtungsintensität 2009 und marktanteilsentwicklung 2009 gegenüber 2004<br />

übernachtungsintensität<br />

– Übernachtungen pro 100 Einwohner –<br />

Übernachtungen pro<br />

100 Einwohner:<br />

≥ 1.000<br />

750 bis < 1.000<br />

500 bis < 750<br />

250 bis < 500<br />

< 250<br />

maRkTaNTeIlSeNTWICkluNg: moSel-<br />

SaaR BauT BeDeuTuNg WeITeR auS<br />

Anhand von Karte 1 wird die Entwicklung in den rheinland-pfälzischen<br />

Regionen verdeutlicht. Während die<br />

Regionen mit den größten Übernachtungseinbußen<br />

durchweg Marktanteile abgeben (Eifel, Rheinhessen,<br />

Westerwald-Lahn), konnte Mosel-Saar ihre Position<br />

als bedeutendste Tourismusregion im Land weiter<br />

ausbauen.<br />

ZuSammeNfaSSuNg<br />

In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> entfallen auf die Gebiete<br />

Mosel-Saar, <strong>Pfalz</strong> und Eifel über 50 Prozent<br />

aller Übernachtungen.<br />

Die Bilanz 2009 war für die meisten rheinland-pfälzischen<br />

Reisegebiete negativ. Nur<br />

drei von neun Gebieten konnten Zuwächse<br />

erzielen. Während vor allem die klassischen<br />

Mittelgebirgsregionen Verluste meldeten,<br />

konnte die Mosel-Saar-Region zulegen und<br />

ihren Marktanteil im Land weiter ausbauen.<br />

19 Grundlage für die Einwohnerzahl sind die aktuellsten verfügbaren<br />

Daten mit Stand vom 31.12.2008.<br />

marktanteil und marktanteilsentwicklung<br />

2009 gegenüber 2004<br />

– in Prozent –<br />

15,1<br />

23,1<br />

6,1<br />

Flächenfarbe:<br />

Marktanteilsentwicklung 2009 ggü. 2004<br />

> +0,5 Prozentpunkte<br />

-0,5 bis ≤ +0,5 Prozentpunkte<br />

< -0,5 Prozentpunkte<br />

19,2 Anteil der Übernachtungen des<br />

Reisegebiets an allen Übernachtungen<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

2009 (in %)<br />

3,9<br />

8,2<br />

9,7<br />

8,0<br />

19,2<br />

6,7


42<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

3.2 angebotsentwicklung<br />

DaTeN: uNeINgeSChRäNkT<br />

veRgleIChBaR<br />

Angebotskennziffern auf Regionsebene<br />

ohne Schlafgelegenheiten auf Campingplätzen<br />

ausgewiesen<br />

Zeitreihen- und Regionsvergleiche dadurch<br />

uneingeschränkt möglich<br />

BeTTeNaNgeBoT:<br />

DuRChWaChSeNe eNTWICkluNg<br />

Während in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> insgesamt ein moderater<br />

Ausbau der Bettenkapazitäten erfolgte, entwickelte sich<br />

das Angebot in den Regionen sehr unterschiedlich:<br />

In fünf Reisegebieten wurden die Kapazitäten 2009<br />

ausgebaut, allen voran an der Ahr, in Rheinhessen<br />

und im Naheland.<br />

In der Mosel-Saar-Region sank 2009 nach einem<br />

Kapazitätsausbau in den Vorjahren die Zahl der<br />

angebotenen Betten – trotz anhaltenden Nachfragewachstums.<br />

Einen seit einigen Jahren andauernden Abbau der<br />

Bettenkapazitäten verzeichnen die Reisegebiete<br />

Westerwald-Lahn, Rheintal und Eifel. (vgl. Tab. 7)<br />

BeTRIeBSgRöSSeN:<br />

üBeRWIegeND veRBeSSeRuNg DeR<br />

WeTTBeWeRBSfähIgkeIT<br />

Eine kleinbetriebliche Beherbergungsstruktur gehört<br />

mit ihrer Individualität und Regionsspezifik durchaus<br />

zu den Stärken im Deutschland-Tourismus. Dennoch<br />

zeigen die Entwicklungen in Europa und Deutschland<br />

eine zunehmende Betriebsgröße. Die Ursache liegt<br />

in tendenziell besseren Absatzchancen größerer<br />

Einheiten, höheren Marketingbudgets und professionelleren<br />

Managementstrukturen. Klein(st)-Betriebe<br />

stehen daher häufig ohne klare Zielgruppenorientierung,<br />

ohne zeitgemäße Einrichtung und Infrastrukturausstattung,<br />

fehlende Kooperationsbeziehungen im<br />

Marketing und professionelle Betriebsführung künftig<br />

vor wachsenden Vermarktungsproblemen. Aus diesem<br />

Grund wird die durchschnittliche Betriebsgröße gerne<br />

als Indikator für die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe<br />

einer Region herangezogen.<br />

In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> ist die Betriebsstruktur im Deutschlandvergleich<br />

relativ kleinteilig (46 Betten pro Betrieb).<br />

Auf Reisegebietsebene lassen sich allerdings große<br />

Unterschiede feststellen:<br />

Die mit Abstand größten Betriebe sind im Naheland<br />

angesiedelt (65 Betten pro Betrieb). Auch in<br />

Rheinhessen und in der Eifel finden sich wettbewerbsfähige<br />

Betriebsstrukturen.<br />

Von besonders kleinen Beherbergungsbetrieben<br />

geprägt sind die Mittelgebirgsregionen in<br />

der <strong>Pfalz</strong>, im Westerwald und im Hunsrück. Hier<br />

liegen die Betriebsgrößen unter dem Landesdurchschnitt.<br />

In fast allen Reisegebieten nahm die durchschnittliche<br />

Betriebsgröße 2009 zu, zum Teil sogar deutlich.<br />

Bedenklich sind jedoch die rückläufigen Werte in<br />

Westerwald-Lahn und im Hunsrück, wo die – bereits<br />

sehr kleinen – Betriebe weiter den Anschluss verlieren.<br />

(vgl. karte 2)<br />

BeTTeNauSlaSTuNg: TeIlWeISe<br />

DeuTlICh geSuNkeN<br />

Nachdem im Vorjahr größtenteils eine positive<br />

Entwicklung der Auslastungswerte vermeldet werden<br />

konnten, hat sich die Situation 2009 in den meisten<br />

Reisegebieten verschlechtert:<br />

Wiederum sind vor allem die Mittelgebirge in<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> betroffen: In Westerwald-Lahn,<br />

Rheinhessen, Eifel und Ahr ist die Auslastung<br />

zwischen 4 und 6 Prozent gesunken, <strong>Pfalz</strong> und<br />

Hunsrück melden Verluste zwischen 1 und 2<br />

Prozent.<br />

Im Naheland stieg die Auslastung trotz Ausbau<br />

der Bettenkapazitäten deutlich an (+3,7 Prozent).<br />

Ein positives Ergebnis verzeichneten auch die<br />

Reisegebiete entlang der Flusstäler von Rhein,<br />

Mosel und Saar.<br />

Die Regionen Naheland und Ahr liefern sich seit<br />

einigen Jahren einen „Wettstreit“ um die höchsten<br />

Auslastungswerte. 2009 erreichten beide ein Niveau<br />

von knapp 36 Prozent. Im Hunsrück und im Westerwald<br />

sind die angebotenen Betten deutlich weniger<br />

ausgelastet: Hier liegt die Auslastung weit unter dem<br />

Landesniveau. (vgl. karte 2)


43<br />

Tab. 7: anzahl der Betten nach Reisegebieten<br />

– Beherbergungsbetriebe ≥ 9 Betten; angebotene Betten im Dezember –<br />

Quelle: Statistisches Landesamt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistisches Landesamt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

ZuSammeNfaSSuNg<br />

Die Entwicklung des Bettenangebots in<br />

den Reisegebieten stellte sich deutlich<br />

dynamischer dar als auf Landesebene. In<br />

einigen Regionen wurden die Kapazitäten –<br />

teilweise deutlich – ausgebaut, in anderen<br />

war ein – zumeist nur leichter – Abbau zu<br />

verzeichnen.<br />

Die durchschnittliche Betriebsgröße und<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Reisegebiet<br />

R h e i n l a n d - P f a l z<br />

2008 2009 Veränderung<br />

2009/2008<br />

(in %)<br />

Ahr 7.298 8.318 14,0<br />

Eifel 22.052 21.862 -0,9<br />

Hunsrück 6.733 6.775 0,6<br />

Mosel-Saar 31.011 30.547 -1,5<br />

Naheland 10.779 11.331 5,1<br />

<strong>Pfalz</strong> 28.872 28.862 0,0<br />

Rheinhessen 9.858 10.505 6,6<br />

Rheintal 14.542 14.369 -1,2<br />

Westerwald-Lahn 12.573 12.231 -2,7<br />

karte 2: entwicklung der Betriebsgröße und der Bettenauslastung nach Reisegebieten 2009<br />

– Beherbergungsbetriebe ≥ 9 Betten –<br />

Durchschnittliche Betriebsgröße<br />

– angebotene Betten pro<br />

geöffnetem Betrieb –<br />

auslastung der angebotenen Betten<br />

– in Prozent –<br />

damit die Wettbewerbsfähigkeit des Angebots<br />

nahmen überwiegend zu, während die Auslastungswerte<br />

deutlich zurückgingen.<br />

Die Betriebe im Naheland sind mit überdurchschnittlicher<br />

Größe und Auslastung die wettbewerbsfähigsten<br />

im Land. Westerwald und<br />

Hunsrück drohen hingegen, den Anschluss zu<br />

verlieren.


44<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

3.3 Zusammenfassende Bewertung im TRIX<br />

DaTeN: uNeINgeSChRäNkT<br />

veRgleIChBaR<br />

Übernachtungsentwicklung und<br />

Auslastungsveränderung ohne Camping und<br />

Privatquartiere ausgewiesen (siehe auch<br />

Kap. 3.1 und 3.2)<br />

Zeitreihen- und Regionsvergleiche uneingeschränkt<br />

möglich<br />

Der Touristische Regionalentwicklungsindex (TRIX)<br />

wurde speziell für das Tourismusbarometer geschaffen,<br />

um die Entwicklung der zwei wichtigsten Schlüsseldaten<br />

– Übernachtungen und Bettenauslastung – in<br />

anschaulicher Form miteinander zu verknüpfen und<br />

darzustellen. Dabei ist anhand der relativen Veränderungen<br />

im Vergleich zum Vorjahr eine Unterteilung<br />

in vier Gruppen möglich ist (Stabilisierer, Expandierer,<br />

Konsolidierer, Problemfälle).<br />

Mit seiner Hilfe lässt sich ein rascher und einfacher<br />

Überblick über die Gewinner und Verlierer des letzten<br />

Jahres erzielen. Er kann insofern auch als Frühwarnsystem<br />

angesehen werden, um auf problematische<br />

Entwicklungen in einzelnen Reisegebieten aufmerksam<br />

zu machen. Dann kann unverzüglich Ursachenforschung<br />

betrieben und Handlungsbedarf festgestellt<br />

werden.<br />

eRgeBNIS uND BeWeRTuNg:<br />

NegaTIve eNTWICkluNg üBeRWIegT<br />

War das Gesamtbild 2008 eher positiv, haben 2009<br />

fast alle Regionen an Position im TRIX verloren und<br />

finden sich mehrheitlich im unteren linken Quadranten<br />

(„Problemfälle“) wieder:<br />

Besonders dramatisch ist die Entwicklung in<br />

Rheinhessen, Westerwald-Lahn und der <strong>Pfalz</strong>,<br />

die aus der Gruppe der „Stabilisierer“ heraus zu<br />

„Problemfällen“ geworden sind. Auch die Region<br />

Ahr rutschte – v. a. aufgrund der negativen Auslastungsveränderung<br />

– deutlich ab.<br />

Aufsteigen konnte nur das Naheland, das sich<br />

damit entgegen dem Landestrend entwickelte.<br />

Nach einem schlechten Jahr 2008 („Problemfall“)<br />

verzeichnete die Region 2009 wieder wachsende<br />

Übernachtungszahlen und Auslastungswerte und<br />

stieg in die Gruppe der „Stabilisierer“ auf.<br />

(vgl. abb. 7)<br />

ZuSammeNfaSSuNg<br />

Die zusammenfassende Darstellung der<br />

rheinland-pfälzischen Regionen im TRIX<br />

zeigt eine bedenklich negative Entwicklung.<br />

Fast alle Regionen, insbesondere Westerwald-Lahn,<br />

Rheinhessen und die <strong>Pfalz</strong>,<br />

haben an Position verloren.<br />

Einziger Gewinner ist das Naheland, in dem<br />

sich Angebot und Nachfrage 2009 – nach<br />

Verlusten im Vorjahr – wieder besonders<br />

positiv entwickelten.<br />

Eifelsteig: Fachwerkhaus am Dreimühlenrundweg


45<br />

abb. 7: Regionen-TRIX 2008 und 2009<br />

Konsolidierer<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

Auslastungsveränderung<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Stabilisierer<br />

Rheintal<br />

2<br />

Eifel<br />

Hunsrück<br />

0<br />

<strong>Pfalz</strong><br />

Rheinhessen<br />

Mosel-Saar<br />

-8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10<br />

-2<br />

Übernachtungsveränderung<br />

Naheland<br />

-4<br />

-6<br />

Problemfälle Expandierer<br />

Konsolidierer<br />

-8<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

-4<br />

-6<br />

-8<br />

Ahr<br />

Westerwald-Lahn<br />

2008<br />

Naheland<br />

Rheintal<br />

Mosel-Saar<br />

0<br />

-8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10<br />

Hunsrück<br />

<strong>Pfalz</strong> -2<br />

Übernachtungsveränderung<br />

Eifel<br />

Rheinhessen<br />

Westerwald-Lahn<br />

Auslastungsveränderung<br />

Ahr<br />

Stabilisierer<br />

2009<br />

Problemfälle Expandierer<br />

1. Stabilisierer: Übernachtungen und<br />

Auslastungen sind gestiegen.<br />

2. Expandierer: Übernachtungen sind<br />

gestiegen, die Auslastung ist gesunken.<br />

3. Konsolidierer: Übernachtungen sind<br />

gesunken, die Auslastung ist gestiegen.<br />

4. Problemfälle:Übernachtungen und<br />

Auslastung sind gesunken.<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistisches Landesamt von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>


46<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

3.4 übernachtungsentwicklung in ausgewählten<br />

Städten von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Der Städtetourismus spielt in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> eine<br />

wichtige Rolle. Von 2000 bis 2008 nahm der Marktanteil<br />

der zwölf kreisfreien Städte im Land stetig zu<br />

(2000: 15 Prozent, 2008: 17,4 Prozent). 2009 war<br />

jedoch erstmals ein leichter Marktanteilsrückgang auf<br />

16,8 Prozent festzustellen.<br />

üBeRNaChTuNgSeNTWICkluNg:<br />

DeuTlIChe RüCkgäNge Im kRISeNJahR<br />

Langfristig gesehen entwickelten sich die Übernachtungszahlen<br />

in den Städten positiv, wenn auch die<br />

Bilanz 2009 negativ ausfiel: Lagen die Übernachtungszahlen<br />

2008 noch mehr als 12 Prozent über dem Niveau<br />

von 2000, waren es 2009 nur noch knapp 7 Prozent.<br />

Trier<br />

Koblenz<br />

Mainz<br />

Worms<br />

Frankenthal (<strong>Pfalz</strong>)<br />

Kaiserslautern<br />

Ludwigshafen am Rhein<br />

Neustadt a. d. Weinstraße<br />

Zweibrücken<br />

Speyer<br />

Pirmasens Landau in der <strong>Pfalz</strong><br />

In den einzelnen Städten stellt sich die Entwicklung<br />

unterschiedlich dar:<br />

Besonders dynamisch wuchs die Nachfrage in<br />

Neustadt an der Weinstraße und in Speyer. Beide<br />

Städte verzeichneten 2009 ein weitaus höheres<br />

Übernachtungsaufkommen als vor zehn Jahren<br />

(+53 bzw. +41 Prozent). Neustadt an der Weinstraße<br />

konnte auch 2009 an die Erfolge der Vorjahre<br />

anknüpfen, während der Tourismus in Speyer im<br />

Krisenjahr eine Wachstumspause einlegte.<br />

Kaiserslautern konnte nach Durchschreiten der<br />

Talsohle in 2003 wieder zulegen.<br />

In Trier und Worms stellte sich nach rasanten Zuwächsen<br />

zu Beginn des Jahrzehnts in den letzten<br />

Jahren Stagnation ein.<br />

Die anderen Städte mussten im Krisenjahr 2009<br />

teilweise hohe Einbußen hinnehmen, wodurch<br />

die Zuwächse der Vorjahre größtenteils wieder<br />

zunichte gemacht wurden. (vgl. abb.8)<br />

Die Rangfolge im Städtetourismus hat sich in den<br />

letzten Jahren nur wenig verändert: Die volumenmäßig<br />

bedeutendsten Tourismusstädte in <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong> waren im Jahr 2009 Trier (rund 750.000 Übernachtungen)<br />

und Mainz (rund 700.000). Mit knapp<br />

500.000 Übernachtungen lag Koblenz im oberen<br />

Mittelfeld, es folgten Speyer, Ludwigshafen, Neustadt<br />

an der Weinstraße und Worms mit Übernachtungsvolumina<br />

zwischen 100.000 und 250.000.<br />

auSläNDISChe üBeRNaChTuNgeN:<br />

BeDeuTuNg RüCkläufIg<br />

Die Rückgänge im Städtetourismus sind zum Teil auf<br />

die deutlich geringere Zahl ausländischer Übernachtungen<br />

zurückzuführen. Die negative Entwicklung der<br />

letzten Jahre wurde 2009 durch die Wirtschaftskrise<br />

beschleunigt: -15 Prozent seit 2006. Damit ist auch der<br />

Anteil ausländischer Übernachtungen in den Städten<br />

von fast 28 auf 24,4 Prozent abgerutscht.<br />

Die größte Bedeutung haben ausländische Gäste in<br />

Kaiserslautern (Anteil an allen Übernachtungen:<br />

32,5 Prozent). Nach Jahren der Stagnation wurde<br />

2009 entgegen dem Trend ein Rekordergebnis von<br />

+46 Prozent erzielt. In Trier und Mainz erreichen die<br />

Übernachtungen der Ausländer ebenfalls Anteilswerte<br />

über 30 Prozent – in Trier mit leicht steigender, in<br />

Mainz mit stark sinkender Bedeutung. In den anderen<br />

Städten spielt der Incoming-Tourismus eine deutlich<br />

geringere Rolle. Meist liegen die Anteile dort sogar<br />

unter dem Landesdurchschnitt für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

(24,1 Prozent).<br />

aufeNThalTSDaueR:<br />

DeuTlICh uNTeR laNDeSNIveau<br />

Die Gäste verweilen in Städten traditionell kürzer als<br />

in anderen Tourismusregionen. So liegt die Aufenthaltsdauer<br />

in den rheinland-pfälzischen Städten mit<br />

1,8 Tagen weit unter dem Landesniveau (2,6 Tage). Die<br />

geringste Aufenthaltsdauer verbuchen Landau, Ludwigshafen,<br />

Speyer und Zweibrücken (jeweils 1,7 Tage).


47<br />

abb. 8: übernachtungsentwicklung in ausgewählten Städten 2000 – 2009<br />

160<br />

150<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

– Beherbergungsbetriebe ≥ 9 Betten; Index 2000 = 100 –<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistisches Landesamt von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

70<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Frankenthal (<strong>Pfalz</strong>) Kaiserslautern Koblenz<br />

Landau i. d. Pf. Ludwigshafen am Rhein Mainz<br />

Neustadt an der Weinstraße Pirmasens Speyer<br />

Trier Worms Zweibrücken<br />

Eifelsteig: Etappenwanderung Manderscheider Burgen


48<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

Am längsten bleiben die Gäste in Koblenz, Trier und<br />

Neustadt an der Weinstraße (jeweils 2,0 Tage). In den<br />

meisten Städten ist die Aufenthaltsdauer von ausländischen<br />

Gästen höher als die der inländischen Gäste.<br />

Während die Aufenthaltsdauer in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

insgesamt in den letzten zehn Jahren um 0,3 Tage<br />

gesunken ist, hat sie sich in den Städten lediglich um<br />

0,1 Tage verringert. Eine Verlängerung konnten nur<br />

zwei Städte verbuchen: In Neustadt an der Weinstraße<br />

stieg die Zahl um 0,3 Tage, in Trier um 0,1 Tage. (vgl.<br />

abb. 9)<br />

ZuSammeNfaSSuNg<br />

Nach hohen Zuwächsen in den Vorjahren ist<br />

die Zahl der Übernachtungen in den zwölf<br />

kreisfreien Städten in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> im<br />

Krisenjahr 2009 zum Teil drastisch eingebrochen.<br />

Dennoch spielt der Städtetourismus<br />

weiterhin eine wichtige Rolle für das Land.<br />

Die Bedeutung von ausländischen Gästen<br />

liegt nur in wenigen Städten über dem<br />

Landesniveau – Tendenz rückläufig. Das ist<br />

insofern bedenklich, da ausländische Gäste<br />

oft besonders lange in einer Stadt verweilen.<br />

abb. 9: aufenthaltsdauer in ausgewählten Städten<br />

– in Tagen; Beherbergungsbetriebe ≥ 9 Betten –<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistisches Landesamt von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

3.5 vertiefende analyse der entwicklung<br />

von mittelgebirgs- und Weinregionen<br />

3.5.1 mittelgebirgsregionen<br />

DaTeN: uNeINgeSChRäNkT<br />

veRgleIChBaR<br />

Alle Nachfragekennziffern ohne<br />

Camping ausgewiesen, um Vorjahresvergleiche<br />

zu ermöglichen<br />

Angebotskennziffern aufgrund der Statistikumstellung<br />

nicht dargestellt<br />

Zeitreihen- und Regionsvergleiche möglich<br />

Der Marktanteil der deutschen Mittelgebirgsregionen<br />

ist in den letzten Jahren stetig zurückgegangen:<br />

Vereinten diese 2000 noch 21,7 Prozent der gewerblichen<br />

Übernachtungen in Deutschland auf sich, waren<br />

es 2009 nur noch 19,1 Prozent: ein Allzeittief. Das<br />

absolute Marktvolumen hat sich dabei jedoch nach<br />

anfänglichen Rückgängen seit 2003 kaum verändert.<br />

Die mit Abstand meisten Übernachtungen werden<br />

nach wie vor im Schwarzwald getätigt (17,5 Millio-


49<br />

nen), es folgen Bayerischer Wald, Teutoburger Wald,<br />

Harz20 und Sauerland mit 5 bis 7 Millionen Übernachtungen.<br />

Eifel21 , Rhön22 , Thüringer Wald und <strong>Pfalz</strong><br />

hatten 2009 zwischen 3 und 5 Millionen Übernachtungen;<br />

Erzgebirge, Westerwald, Sächsische Schweiz<br />

und Hunsrück weniger als 3 Millionen.<br />

BIlaNZ 2009: RheINlaND-PfälZISChe<br />

mITTelgeBIRge mIT heRBeN veRluSTeN<br />

In fast allen Mittelgebirgsregionen gingen die Übernachtungszahlen<br />

seit dem Jahr 2000 zurück oder<br />

stagnierten. Im Detail ist die Entwicklung jedoch relativ<br />

dynamisch und von einem deutlichen Auf und Ab<br />

geprägt:<br />

Die rheinland-pfälzischen Mittelgebirge registrierten<br />

seit 2000 sinkende Übernachtungszahlen.<br />

Im Krisenjahr 2009 meldeten alle Regionen<br />

starke Einbrüche.<br />

Besorgniserregend waren die Übernachtungsrückgänge<br />

insbesondere im Westerwald<br />

(-18 Prozent in den letzten zehn Jahren), aber<br />

auch im Bayerischen Wald (-17 Prozent).<br />

Die Eifel, der Hunsrück und die <strong>Pfalz</strong> konnten sich<br />

hingegen nach anfänglich rückläufigen Jahren ab<br />

abb. 10: übernachtungen in ausgewählten mittelgebirgsregionen 2000 – 2009<br />

110,0<br />

105,0<br />

100,0<br />

95,0<br />

90,0<br />

85,0<br />

– Beherbergungsbetriebe ≥ 9 Betten ohne Camping; Index 2000 = 100 –<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistisches Landesamt von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Mitte des Jahrzehnts wieder erholen. 2009 wurde<br />

aber noch nicht wieder das Niveau von 2000<br />

erreicht.<br />

Die Sächsische Schweiz erreichte im Langfristvergleich<br />

als einzige deutsche Mittelgebirgsregion<br />

ein besseres Ergebnis als 2000. Die hochwasserbedingten<br />

Übernachtungsrückgänge von<br />

2002 konnten schnell wieder aufgefangen und<br />

kompensiert werden. 2009 war die Sächsische<br />

Schweiz allerdings die einzige ostdeutsche Mittelgebirgsregion,<br />

die leichte Einbußen hinnehmen<br />

musste.<br />

In vielen anderen Mittelgebirgen ist in den letzten<br />

Jahren eine Erholung festzustellen.<br />

(vgl. abb. 10/karte 3)<br />

20 Harz und Harzvorland in Sachsen-Anhalt, Harz in Niedersachsen und<br />

Südharz in Thüringen<br />

21 Eifel in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> sowie Eifel und Region Aachen in<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

22 Bayerische Rhön, Thüringer Rhön und Hessische Rhön<br />

80,0<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Erzgebirge Sächsische Schweiz Thüringer Wald Harz<br />

Teutoburger Wald Rhön Eifel Schwarzwald<br />

Bayerischer Wald Sauerland Westerwald-Lahn Hunsrück<br />

<strong>Pfalz</strong>


50<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

karte 3: Jährliche veränderung der übernachtungen in ausgewählten mittelgebirgsregionen<br />

– in Prozent; Beherbergungsbetriebe ≥ 9 Betten ohne Camping –<br />

Sauerland<br />

0,70,4<br />

-5,2<br />

-2,6<br />

3,3<br />

Eifel<br />

-0,1<br />

Westerwald-<br />

Lahn<br />

-4,1<br />

Hunsrück<br />

7,3<br />

-1,5<br />

-3,3<br />

0,6 1,2<br />

1,3<br />

-1,5<br />

-3,2 <strong>Pfalz</strong><br />

Teutoburger<br />

2,1<br />

0,8 Wald<br />

-0,8<br />

Schwarzwald<br />

2,5 1,6 1,6<br />

-1,9<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistische Landesämter<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistische Landesämter<br />

Harz<br />

3,2 2,8<br />

0,1<br />

2,8 Thüringer<br />

Rhön Wald<br />

-0,3 0,3<br />

-1,1 -1,3<br />

0,4<br />

Bayerischer<br />

Wald<br />

-2,6<br />

1,2 0,4<br />

Erzgebirge<br />

-2,9<br />

0,0<br />

-2,5<br />

abb 11: aufenthaltsdauer in ausgewählten mittelgebirgsregionen<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

Erzgebirge<br />

– in Tagen; Beherbergungsbetriebe ≥ 9 Betten ohne Camping –<br />

Sächsische<br />

Schweiz<br />

Thüringer<br />

Wald<br />

Harz<br />

Teutoburger<br />

Wald<br />

nöhR<br />

Eifel<br />

Schwarzwald<br />

2000 2004 2009<br />

4,2 3,3<br />

Sächsische<br />

Schweiz<br />

Bayerischer<br />

Wald<br />

-1,2<br />

2007/2006<br />

2008/2007<br />

2009/2008<br />

Sauerland<br />

Westerwald-<br />

Lahn<br />

kcürsnuH<br />

<strong>Pfalz</strong>


51<br />

aufeNThalTSDaueR: ZIel = 3 Tage PluS<br />

In den letzten zehn Jahren ist die Aufenthaltsdauer<br />

der Gäste in den meisten Mittelgebirgen überdurchschnittlich<br />

stark gesunken. Dabei kristallisiert sich<br />

eine Grenze von drei Tagen als zukünftiger Orientierungswert<br />

heraus:<br />

Deutlich darüber liegen (noch) der Bayerische<br />

Wald, die Rhön, der Teutoburger Wald, das Vogtland<br />

und die Sächsische Schweiz, allerdings mit<br />

auffallend sinkenden Aufenthaltsdauern.<br />

Die rheinland-pfälzischen Mittelgebirge haben<br />

diese Grenze im Laufe der letzten zehn Jahre<br />

unterschritten. Dabei fielen die Rückgänge im<br />

Hunsrück besonders stark aus. Nur die <strong>Pfalz</strong><br />

mit thematischem Schwerpunkt im Wein- und<br />

Radtourismus und zahlreichen Städten verzeichnet<br />

traditionell eine geringere Aufenthaltsdauer.<br />

(vgl. abb. 11)<br />

ZuSammeNfaSSuNg<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Das Jahr 2009 verlief sehr unterschiedlich<br />

für die deutschen Mittelgebirge.<br />

Die rheinland-pfälzischen Regionen mussten<br />

jedoch zum Teil herbe Verluste in Kauf<br />

nehmen.<br />

Langfristig zeigt sich eine allmähliche<br />

Erholung in vielen Mittelgebirgsregionen,<br />

auch wenn die Übernachtungszahlen – bis<br />

auf eine Ausnahme – noch immer unter dem<br />

Niveau von 2000 liegen. Insbesondere die<br />

im Vergleich zum Deutschlandwert stark<br />

sinkende Aufenthaltsdauer macht den<br />

Regionen zu schaffen.<br />

Luftbild Liesertal


52<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

3.5.2 Weinregionen<br />

DaTeN: uNeINgeSChRäNkT<br />

veRgleIChBaR<br />

Alle Nachfragekennziffern ohne<br />

Camping ausgewiesen, um Vorjahresvergleiche<br />

zu ermöglichen<br />

Angebotskennziffern aufgrund der Statistikumstellung<br />

nicht dargestellt<br />

Zeitreihen- und Regionsvergleiche möglich<br />

üBeRNaChTuNgSvolumeN:<br />

WeINRegIoN aN moSel uND<br />

SaaR lIegT voRN<br />

Das Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> zeigt einen<br />

Vergleich ausgewählter Weinregionen Deutschlands.<br />

Zu beachten ist jedoch, dass nicht alle hier abgebildeten<br />

Reisegebiete räumlich mit den jeweiligen Weinanbaugebieten<br />

identisch sind, sondern auch weitere<br />

Landschaftsformen beinhalten. Daher ist die dortige<br />

Entwicklung nicht ausschließlich vom Weintourismus<br />

geprägt. In mehreren Reisegebieten wird die Entwicklung<br />

zudem von größeren Städten beeinflusst: Dresden<br />

im Sächsischen Elbland, Mainz in Rheinhessen,<br />

Trier in Mosel/ Saar, Wiesbaden im Rheingau/Taunus,<br />

Würzburg im Fränkischen Weinland usw.<br />

Die Mosel-Saar-Region verbuchte mit knapp<br />

4,2 Millionen Übernachtungen im Jahr 2009 die<br />

höchsten Übernachtungszahlen. Die <strong>Pfalz</strong> und der<br />

Rheingau folgten mit 3,5 bzw. 2,3 Millionen Übernachtungen.<br />

In den anderen Weinregionen lagen die<br />

Übernachtungszahlen zwischen 1 und 2 Millionen.<br />

eNTWICkluNgSDyNamIk:<br />

RheINlaND-PfälZISChe RegIoNeN<br />

hINTeR Saale-uNSTRuT uND fRaNkeN<br />

Die Auswertung der langfristigen Entwicklung zeigt,<br />

dass sich die Weinregionen in zwei Lager aufspalten.<br />

Die Regionen, in denen das Übernachtungsniveau<br />

2009 über dem des Jahres 2000 lag, und die, die<br />

darunter lagen:<br />

Am dynamischsten entwickelten sich das Fränkische<br />

Weinland und die Region entlang von Saale<br />

und Unstrut. Hier legten die Übernachtungen im<br />

Zehn-Jahres-Zeitraum um 15 bzw. 13 Prozent zu.<br />

Die Weinregionen an Mosel und Saar, das Ahrgebiet<br />

sowie der Rheingau konnten sich in den<br />

letzten Jahren von den anfänglich rückläufigen<br />

Werten wieder erholen und den Langfristvergleich<br />

mit einem besseren Ergebnis als 2000<br />

abschließen.<br />

Das rheinland-pfälzische Rheintal hingegen verlor<br />

deutlich und kommt seit Jahren nicht aus der<br />

Talsohle heraus. (vgl. abb. 12/karte 4)<br />

Rheinsteig: Blick von Lorch Richtung Süden


53<br />

abb. 12: übernachtungen in ausgewählten Weinregionen 2000 – 2009<br />

120<br />

115<br />

110<br />

105<br />

100<br />

95<br />

90<br />

85<br />

– Beherbergungsbetriebe ≥ 9 Betten; Index 2000 = 100 –<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistische Landesämter<br />

karte 4: Jährliche veränderung der übernachtungen in ausgewählten Weinregionen<br />

– in Prozent; Beherbergungsbetriebe ≥ 9 Betten –<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistische Landesämter<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

80<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

3,1<br />

Mosel/Saar Rheinhessen Rheintal <strong>Pfalz</strong><br />

Ahr Naheland Sächsisches Elbland Halle, Saale-Unstrut<br />

Rheingau-Taunus Fränkisches Weinland<br />

6,5<br />

1,1<br />

0<br />

Ahr<br />

1,4 1,1<br />

0<br />

Ahr<br />

1,4<br />

2,0<br />

Mosel-Saar<br />

1,4<br />

Rheintal<br />

3,0<br />

-1,2<br />

-2,8<br />

6,8<br />

7,1 Rheingau-<br />

4,1<br />

Taunus<br />

1,7<br />

-3,2 1,3<br />

-3,9<br />

Naheland -3,2<br />

-4,3<br />

Rheinhessen<br />

1,3<br />

-3,9<br />

Naheland<br />

-4,3<br />

Rheinhessen<br />

-1,5<br />

<strong>Pfalz</strong><br />

-6,5<br />

3,2<br />

3,4<br />

1,4<br />

-1,8<br />

Fränkisches<br />

Weinland<br />

2,7 2,4<br />

4,5<br />

2,7 2,4<br />

4,5<br />

Halle,<br />

Saale-Unstrut<br />

Sächsisches<br />

Elbland<br />

0,4<br />

-6,6<br />

-5,8<br />

2007/2006<br />

2008/2007<br />

2009/2008


54<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

Die Kurzfristbetrachtung zeigt, dass die Hälfte der<br />

Weinregionen im Krisenjahr 2009 unter rückläufigen<br />

Übernachtungszahlen zu leiden hatte. Davon<br />

waren neben dem Fränkischen Weinland und dem<br />

Sächsischen Elbland auch das Rheintal, die <strong>Pfalz</strong> und<br />

Rheinhessen betroffen.<br />

aufeNThalTSDaueR:<br />

TeIlWeISe leIChTe ZuWäChSe<br />

Die Verkürzung der Aufenthaltsdauer zeigt sich zwar<br />

auch in den Weinregionen, hier ist sie jedoch weniger<br />

stark ausgeprägt als in den Mittelgebirgen. Teilweise<br />

konnten in den letzten Jahren sogar Zuwächse<br />

verzeichnet werden. Grundsätzlich ist die Aufenthaltsdauer<br />

jedoch in den Weinregionen bereits kürzer als<br />

in anderen Destinationstypen. (vgl. abb. 13)<br />

abb. 13: aufenthaltsdauer in ausgewählten Weinregionen<br />

– in Tagen; Beherbergungsbetriebe ≥ 9 Betten –<br />

4,5<br />

4,0<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistische Landesämter<br />

ZuSammeNfaSSuNg<br />

2000 2004 2009<br />

In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> hat der Tourismus in<br />

Weinregionen eine lange Tradition. Daher<br />

liegen die rheinland-pfälzischen Regionen,<br />

allen voran Mosel-Saar und die <strong>Pfalz</strong>, weit<br />

vorn im Übernachtungsranking. Allerdings<br />

holen die Wettbewerber unaufhaltsam auf.<br />

Das Fränkische Weinland und Saale-Unstrut<br />

liegen in Bezug auf die langfristige Entwicklungsdynamik<br />

weit vorn.<br />

Das Jahr 2009 gestaltete sich in den zehn<br />

abgebildeten Regionen sehr unterschiedlich.<br />

Nur die Hälfte, darunter das Mosel-Saar-<br />

Gebiet, das Naheland und das Ahrgebiet,<br />

konnten ihr Vorjahresergebnis verbessern.<br />

Wie in den Mittelgebirgen, so lässt sich auch<br />

in den Weinregionen eine rückläufige Aufenthaltsdauer<br />

der Gäste beobachten. Diese liegt<br />

mehrheitlich zwischen 1,7 und 3 Tagen. Nur<br />

das Naheland und das Sächsische Elbland<br />

liegen darüber.<br />

nessehniehR <strong>Pfalz</strong> dnalehaN Halle, Saale-<br />

Unstrut<br />

Fränkisches<br />

Weinland


55<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

4 Grauer Beherbergungsmarkt – Reisemobiltourismus außerhalb von<br />

Campingplätzen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Das Sparkassen-Tourismusbarometer setzt sich mit<br />

Segmenten auseinander, die von der amtlichen Statistik<br />

gar nicht oder nur teilweise erfasst werden. Dies<br />

betrifft auch Teilsegmente des Campingtourismus, zu<br />

denen der Reise-/Wohnmobiltourismus zählt. Da gerade<br />

diesem Nachfragesegment aufgrund der großen<br />

Zahl von Stellplatzangeboten in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> eine<br />

nicht unerhebliche Bedeutung beigemessen wird,<br />

wurde dieses Thema zur Vertiefung ausgewählt.<br />

4.1 einführung zum Reisemobiltourismus<br />

SChWIeRIgkeITeN BeI DeR<br />

DaTeNeRfaSSuNg<br />

Das tatsächliche Volumen des Reisemobiltourismus<br />

und dessen wirtschaftliche Bedeutung ist aus verschiedenen<br />

Gründen nur mit erheblichem Aufwand zu<br />

überblicken:<br />

Die Erfassung der Übernachtungen von Reisemobilisten<br />

gestaltet sich grundsätzlich schwierig, da<br />

die unabhängige Wahl des Übernachtungsstandorts<br />

eines der herausragenden Argumente für die<br />

Nutzer von Reisemobilen ist. Der Gesetzgeber<br />

erlaubt ausdrücklich das Abstellen von Reisemobilen<br />

für eine Nacht auch außerhalb speziell<br />

gekennzeichneter Flächen (Campingplätze etc.).<br />

Daher gibt es kaum belastbare Anhaltspunkte zur<br />

Quantifizierung des Volumens, der von Reisemobilisten<br />

getätigten Übernachtungen.<br />

Campingplatzunternehmer differenzieren die<br />

Übernachtungen auf ihren Standplätzen in der<br />

Regel nicht nach dem Typ der Campingausrüstung<br />

(Zelt, Caravan, Wohnmobil). Auch die<br />

amtliche Beherbergungsstatistik kennt keine<br />

entsprechende Differenzierung der Campingübernachtungen.<br />

Insofern lassen sich aus den<br />

vorliegenden Datenquellen keine Sonderauswertungen<br />

zum benutzten Campinggerät anfertigen.<br />

Eine Befragung von Campingplatzunternehmen,<br />

die das dwif im Zuge der Erstellung der<br />

Grundlagenuntersuchung „Der Campingmarkt<br />

in Deutschland 2009/<strong>2010</strong>“ im Januar <strong>2010</strong><br />

durchgeführt hat, zeigt, dass die Unternehmen<br />

mehrheitlich nicht in der Lage sind, diese Zusatzinformation<br />

bereitzustellen.<br />

Aufgrund der „Infrastrukturunabhängigkeit“ von<br />

Urlaubern mit Reisemobilen ist es sehr einfach,<br />

Reisemobilstellplätze anzubieten. Daher gibt<br />

es eine Vielzahl von Unternehmen wie Beherbergungsbetriebe,<br />

Weingüter, Freizeit-/Erlebnisbäder,<br />

Sport- und Freizeiteinrichtungen, die<br />

Reisemobilisten willkommen heißen und diesen<br />

eigene Stellflächen zur Verfügung stellen. Deshalb<br />

ist es relativ schwierig, einen Gesamtüberblick<br />

über die Angebotssituation und die entsprechende<br />

Nachfrage zu erhalten.<br />

WIRTSChafTlIChe BeDeuTuNg DeS<br />

ReISemoBIlTouRISmuS IN DeuTSChlaND<br />

Die große wirtschaftliche Bedeutung des Reisemobiltourismus<br />

lässt sich auf verschiedene Sachverhalte<br />

zurückführen, die die enorme Bandbreite der vom Reisemobiltourismus<br />

profitierenden Branchen aufzeigen:<br />

Reisemobilisten tätigen in einem erheblichen<br />

Umfang Reisen, bei denen die Übernachtungen<br />

entweder auf Campingplätzen, auf speziellen<br />

Wohnmobilstellplätzen oder auch außerhalb speziell<br />

gekennzeichneter Flächen stattfinden.<br />

Darüber hinaus unternehmen sie zahlreiche<br />

Tagesausflüge mit ihrem Fahrzeug vom Wohnort<br />

aus und tätigen dabei beachtliche Ausgaben.<br />

Bei den Tages- und Übernachtungsreisen mit<br />

dem Reisemobil fallen erhebliche Fahrtkosten an.<br />

Regelmäßige Investitionen in die Ausrüstung<br />

stellen einen weiteren wichtigen Umsatzfaktor für<br />

Hersteller und Händler dar.<br />

Die im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft<br />

und Technologie durchgeführte Studie „Der Campingmarkt<br />

in Deutschland 2009/<strong>2010</strong>“ 23 hat verschiedene<br />

Daten zur wirtschaftlichen Bedeutung des Campingtourismus<br />

im Allgemeinen und zum Reisemobiltourismus<br />

im Speziellen erarbeitet:<br />

Der Hinweis auf einen geschätzten Gesamtbestand<br />

von 440.000 Reisemobilen in Deutschland<br />

im Jahr 2009 lässt die Dimension dieses Marktsegments<br />

bereits erahnen.<br />

23 vgl. BMWi <strong>2010</strong>


56<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

Der auf Reisemobile entfallende Anteil der Übernachtungen<br />

auf Campingplätzen konnte von den<br />

Gutachtern mangels ausreichend differenzierter<br />

Daten der Anbieter nicht ermittelt werden.<br />

Das 2004 im Rahmen der Vorgängerstudie „Wirtschaftsfaktor<br />

Campingtourismus in Deutschland“<br />

errechnete Aufkommen von deutschlandweit 11,7<br />

Millionen Übernachtungen durch Reisemobilisten<br />

außerhalb von Campingplätzen wird mangels aktuellerer<br />

Angaben als bestmögliche Annäherung<br />

an die Realität bestätigt und als Berechnungsgrundlage<br />

verwendet.<br />

Darüber hinaus geht die Studie von insgesamt<br />

20,8 Millionen Tagesreisen durch Reisemobilisten<br />

im Jahr 2009 aus.<br />

Mit diesen Übernachtungen und Tagesausflügen<br />

wurde ein Umsatz von 1,3 Milliarden Euro in den<br />

Zielgebieten erzeugt.<br />

Hinzu kommen Fahrtkosten in Höhe von 875,3<br />

Millionen Euro für Tagesausflüge sowie Übernachtungen<br />

außerhalb von Campingplätzen.<br />

Zudem gaben Reisemobilisten im Jahr 2009 fast<br />

zwei Milliarden Euro für Campingausrüstung aus.<br />

Darüber hinaus gibt es weitere Studien, denen<br />

Informationen insbesondere zum Reiseverhalten der<br />

Reisemobilisten entnommen werden können. 24<br />

ZuSammeNfaSSuNg<br />

Die Studie „Der Campingmarkt in Deutschland<br />

2009/<strong>2010</strong>“ berichtet von Ausgaben<br />

(2009) der Reisemobilisten bei Übernachtungen<br />

und Tagesausflügen in den Zielgebieten<br />

in Höhe von 1,3 Milliarden Euro. Hinzu<br />

kommen Fahrtkosten in Höhe von 875,3<br />

Millionen Euro sowie Ausgaben für Campingausrüstung<br />

in Höhe von zwei Milliarden<br />

Euro. Genauere Angaben zu <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

werden nicht gemacht.<br />

Dem Reisemobiltourismus als spezielles<br />

Nachfragesegment wird vor dem Hintergrund<br />

dieser Erkenntnisse in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

besondere Bedeutung beigemessen. Die<br />

Vielzahl an Stellplatzangeboten unterstreicht<br />

diesen Eindruck.<br />

Die Quantifizierung dieses Segments ist<br />

jedoch nur zum Teil möglich. Bestands- und<br />

Nachfrageerhebungen sind mit methodischen<br />

Schwierigkeiten verbunden.<br />

4.2 Inhaltliche abgrenzung und<br />

vorgehensweise<br />

4.2.1 fokus auf quantitative Daten des<br />

Reisemobiltourismus außerhalb von<br />

Campingplätzen<br />

Parallel zu den Arbeiten am Tourismusbarometer<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> <strong>2010</strong> wurde auch die bereits<br />

erwähnte Studie „Der Campingmarkt in Deutschland<br />

2009/<strong>2010</strong>“ von der dwif-Consulting GmbH bearbeitet.<br />

Auf diese Weise entstand ein intensiver inhaltlicher<br />

Austausch bei der Bearbeitung der beiden Studien.<br />

Eine wesentliche Erfahrung im Rahmen der bundesweiten<br />

Studie war, dass die Betreiber von gewerblichen<br />

Campinplätzen nur selten Daten zur Verfügung<br />

stellen konnten, die zwischen Touristik- (mit Zelt oder<br />

Caravan) und Dauercampern sowie Touristen mit<br />

Reisemobil unterschieden. Dementsprechend konnten<br />

die Gutachter auch keine differenzierten Aussagen<br />

zum Aufkommen des Reisemobiltourismus auf Campingplätzen<br />

in Deutschland treffen. Gespräche mit<br />

dem Statistischen Landesamt von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

bestätigten die schwierige Datenlage.<br />

Das Tourismusbarometer konzentrierte seine Aktivitäten<br />

auf die Erhebung von Daten zum Reisemobiltourismus<br />

außerhalb von jenen Campingplätzen, die von<br />

Dauer- und Touristikcampern mit Zelt oder Caravan<br />

und von Reisemobilisten gleichermaßen genutzt werden.<br />

Einbezogen wurden gewerbliche Einrichtungen,<br />

die sich fast ausschließlich auf diese Zielgruppe<br />

spezialisiert haben (z. B. Wohnmobilparks), sowie<br />

Einrichtungen, die Reisemobilisten spezielle Stellplätze<br />

anbieten (z. B. Beherbergungsbetriebe, Weingüter,<br />

Erlebnisbäder).<br />

Das Erkenntnisinteresse bestand insbesondere in der<br />

Gewinnung quantitativer Daten zum Übernachtungsvolumen.<br />

Angebotsqualität und Marketingaspekte<br />

waren nicht Inhalt der Untersuchung.<br />

24 vgl. Widmann, T.: Wohnmobiltourismus in Deutschland am Beispiel der<br />

Destination Mosel, 2006; Obier, C./Peters, G.: Reisemobiltourismus in<br />

Deutschland – eine empirische Grundlagenstudie, 2003; Krüger,<br />

R.: Spur der Freiheit – Menschen im Wohnmobil, 2002


57<br />

4.2.2 vorgehensweise zur gewinnung<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-spezifischer Daten<br />

Die Erkenntnisgewinnung zum Reisemobiltourismus<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> erfolgte in drei Arbeitsschritten:<br />

SChRITT 1: BeSTaNDSeRheBuNg<br />

Im Zeitraum Dezember 2009 bis Ende Januar <strong>2010</strong><br />

wurde eine umfangreiche Bestandsaufnahme von Reisemobilstellplätzen<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> durchgeführt.<br />

Hierzu wurden einschlägige Datenquellen aus dem<br />

Print- und Onlinebereich ausgewertet:<br />

„ADAC-Stellplatzführer 2009 – Deutschland/Europa“<br />

„Wohnmobil-Stellplätze Deutschland-West, Band<br />

16“ (Herausgeber RID-Verlag)<br />

Spezielle Internetsuchmaschinen bzw. -verzeichnisse<br />

für Reisemobilisten:<br />

www.promobil.de, www.bordatlas.de<br />

Übernachtungsverzeichnisse sowie Stellplatzführer<br />

bzw. -listen aller regionalen sowie vieler<br />

lokaler Tourismusorganisationen in <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong><br />

Eine Bestandserhebung durch eine einzelörtliche Recherche<br />

im gesamten Bundesland wurde im Rahmen<br />

dieser Untersuchung nicht durchgeführt, da eine Auswertung<br />

spezifischer Informations- und Werbematerialien<br />

als zielführender eingeschätzt wurde. Weil davon<br />

ausgegangen werden kann, dass einnahmeorientierte<br />

Betreiber von Reisemobilstellplätzen ein hohes<br />

Interesse an ihrer Auffindbarkeit haben und dementsprechend<br />

in zielgruppenspezifischen überregionalen<br />

Informationsquellen vertreten sein sollten, wird das<br />

Ergebnis der Erhebung grundsätzlich als gut eingeschätzt.<br />

Ein Anspruch auf Vollständigkeit wird dennoch<br />

nicht erhoben. Da Reisemobile relativ unabhängig von<br />

Infrastruktureinrichtungen sind und letztendlich nur<br />

einen Parkplatz benötigen, sind zahlreiche weitere<br />

Anbieter zu vermuten, die ohne Werbemaßnahmen<br />

und sporadisch Wohnmobile auf ihren Parkflächen<br />

beherbergen.<br />

Die Bestandsaufnahme durch das Tourismusbarometer<br />

umfasste folgende Aspekte:<br />

Name der Einrichtungen<br />

Ort und Region<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Ansprechperson und Kontaktdaten<br />

Zahl der Wohnmobilstellplätze<br />

saisonale Öffnungszeiten<br />

Einrichtungstyp bzw. Zugehörigkeit zu anderen<br />

Einrichtungen (z. B. Parkplatz, Beherbergungsbetrieb,<br />

Gastronomie, Weingut)<br />

SChRITT 2: BefRaguNg DeR BeTReIBeR<br />

Zwischen Februar und März <strong>2010</strong> wurde eine schriftliche<br />

Befragung der erfassten Einrichtungen durchgeführt.<br />

Hierzu wurde ein Erhebungsbogen an die<br />

Ansprechpersonen oder Unternehmen verschickt. In<br />

den Fällen, in denen keine spezifischen Kontaktdaten<br />

des Betreibers vorhanden waren, wurden die recherchierten<br />

Touristinformationen und Gemeindeverwaltungen<br />

um Unterstützung oder Weiterleitung des<br />

Erhebungsbogens gebeten.<br />

SChRITT 3: DaTeNeINgaBe uND<br />

auSWeRTuNg<br />

Die zurückgesandten Erhebungsbögen wurden auf<br />

Stimmigkeit geprüft, bei Bedarf über eine telefonische<br />

Nacherfassung ergänzt und schließlich quantitativ<br />

ausgewertet.<br />

4.3 ergebnisse der Bestandserhebung in<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Die Erfassung von Reisemobilstellplätzen in<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> ergab einen Bestand von 432<br />

Stellplatzanlagen/-flächen im gesamten Bundesland.<br />

Zu fünf Anlagen bzw. Parkplätzen konnte die Stellplatzzahl<br />

nicht recherchiert werden. Die übrigen 427<br />

Einrichtungen halten nach den vorliegenden Angaben<br />

insgesamt knapp 6.500 Stellplätze für Reisemobile vor.<br />

Die durchschnittliche Stellplatzzahl liegt rechnerisch<br />

bei etwa 15,2 Stellplätzen pro Einrichtung. Die Struktur<br />

ist sehr kleinteilig. 52 Prozent der recherchierten<br />

Einrichtungen verfügen über maximal fünf und weitere<br />

20 Prozent über bis zu zehn Stellplätze. 13 Prozent<br />

erreichen zwischen 11 und 25 Stellplätze, 15 Prozent<br />

weisen über 25 auf.<br />

Zur Charakterisierung des Bestands wurden folgende<br />

Anlagentypen definiert:


58<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

eigenständige Wohnmobilstellanlagen:<br />

Flächen, die ausschließlich von Wohnmobilen<br />

genutzt werden dürfen. Diese meist abgetrennten<br />

Einrichtungen verfügen häufig über<br />

eine zielgruppenspezifische Infrastruktur (z. B.<br />

Stromanschluss, Entsorgungsmöglichkeit, Wasserversorgung).<br />

Die Nutzung ist überwiegend<br />

kostenpflichtig. (Durchschnittliche Stellplatzzahl<br />

in dieser Kategorie: 40 Stellplätze pro Anlage)<br />

Parkplätze: Hierbei handelt es sich um öffentlich<br />

zugängliche Parkflächen, auf denen entweder<br />

spezielle Flächen für Reisemobile ausgewiesen<br />

sind oder die auf der gesamten Fläche generell<br />

zur Übernachtung genutzt werden können. Diese<br />

Stellplatzangebote sind überwiegend ohne weitere<br />

Infrastruktur ausgestattet und nur teilweise<br />

kostenpflichtig. (Durchschnittlich 14 Stellplätze<br />

pro Anlage)<br />

Beherbergungseinrichtungen/Restaurants:<br />

Diese Kategorie verfügt über Stellplätze, die in<br />

den Stellplatzverzeichnissen Beherbergungsoder<br />

Gastronomiebetrieben zugeordnet wurden.<br />

Eigentumsverhältnisse und Betreiberstrukturen<br />

sind daraus jedoch nicht klar ablesbar. (Durchschnittlich<br />

8 Stellplätze pro Anlage)<br />

Weingüter/Bauernhöfe: Angesichts der besonderen<br />

Anbieterstruktur in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> wurde<br />

eine eigene Kategorie für Stellplätze gebildet, die<br />

Tab. 8: anzahl der anlagen und Stellplätze außerhalb von Campingplätzen<br />

Reisegebiet Anzahl<br />

der Stellplatzanlagen<br />

Eigenständige<br />

Wohnmobilstellanlagen<br />

von Weingütern und Bauernhöfen bzw. in ihrem<br />

unmittelbaren Umfeld angeboten werden. Bei der<br />

Mehrheit handelt es sich allerdings um Weingüter.<br />

(Durchschnittlich 7 Stellplätze pro Anlage)<br />

Die durchschnittlichen Stellplatzzahlen der Anlagen<br />

nach Reisegebieten gehen aus abbildung 14 hervor.<br />

Die Verteilung der Stellplatzanlagen über <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong> zeigt klare Angebotsschwerpunkte in der <strong>Pfalz</strong>,<br />

in der Mosel-Saar-Region, in Rheinhessen und in<br />

der Eifel. Dabei verfügt die <strong>Pfalz</strong> über die meisten<br />

Anbieter, an Mosel und Saar findet sich aufgrund der<br />

spezifischen Größenstruktur jedoch die Mehrheit der<br />

Stellplätze. (vgl. Tab. 8 und abb. 14)<br />

ZuSammeNfaSSuNg<br />

Die Erfassung von Reisemobilstellplätzen<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> ergab einen Bestand von<br />

432 Stellplatzanlagen/-flächen (ohne Campingplätze)<br />

mit nahezu 6.500 Stellplätzen<br />

für Reisemobile.<br />

Die Verteilung der Stellplatzanlagen über<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> zeigt klare Angebotsschwerpunkte<br />

in der <strong>Pfalz</strong>, in der Mosel-<br />

Saar-Region, in Rheinhessen und in der<br />

Eifel. Auf Mosel- Saar und <strong>Pfalz</strong> entfallen fast<br />

60 Prozent aller Stellplätze.<br />

davon:<br />

Parkplätze Beherbergungseinrichtungen/<br />

Gastronomie<br />

Weingüter/<br />

Bauernhöfe<br />

Anzahl<br />

der Stellplätze<br />

insgesamt<br />

Ahr 13 0 9 4 0 264<br />

Eifel 35 15 6 11 3 576<br />

Hunsrück 13 4 4 4 1 327<br />

Mosel-Saar 61 26 5 3 27 2.471<br />

Naheland 35 8 8 5 14 348<br />

<strong>Pfalz</strong> 182 16 44 18 104 1.353<br />

Rheinhessen 53 10 5 3 35 630<br />

Rheintal 17 4 7 3 3 326<br />

Westerwald-Lahn 23 4 13 5 1 182<br />

Reinland-<strong>Pfalz</strong> 432 87 101 56 188 6.477<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>


59<br />

4.4 ergebnisse der Befragung von Stellplatzbetreibern<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Bei der schriftlichen Befragung wurden folgende<br />

Aspekte erfragt:<br />

Kontaktdaten und Ansprechperson<br />

Einrichtungs- und Betreibertyp<br />

Größe, Öffnungszeiten, Nutzungsgebühren<br />

Ausstattung<br />

quantitative Daten zu Belegungstagen, Auslastung<br />

der Stellplätze, Zahl der Übernachtungen<br />

im Jahr 2009 und zu der durchschnittlichen<br />

Personenzahl pro Reisemobil<br />

wichtigste Quellregionen bzw. -länder<br />

RüCklaufquoTe uND<br />

STRukTuR DeR STIChPRoBe<br />

Über die Befragung konnten Angaben zu insgesamt<br />

135 Anlagen erhoben werden. Das entspricht einer<br />

ausreichenden Rücklaufquote von 31 Prozent. Der<br />

Abgleich mit der eigenen Bestandserhebung zeigt,<br />

dass die Stichprobe in ihrer strukturellen/verhältnismäßigen<br />

Zusammensetzung große Übereinstimmung<br />

aufweist – sowohl im Hinblick auf die Anteilsverteilung<br />

zwischen den Reisegebieten und Einrichtungsarten<br />

als auch hinsichtlich der Größenstruktur. Trotz dieser<br />

Übereinstimmung wird die Stichprobe insbesondere<br />

abb. 14: verteilung der Reisemobilstellplätze auf die Reisegebiete<br />

– ohne Campingplätze für Touristik- und Dauercamping mit Zelt oder Caravan –<br />

Anzahl der Stellplatzanlagen<br />

– in Prozent –<br />

8<br />

8<br />

4<br />

3 3<br />

5<br />

12<br />

14<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

insgesamt: 432<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong><br />

43<br />

5<br />

Anzahl der Stellplätze<br />

– in Prozent –<br />

5<br />

9<br />

10<br />

5<br />

4<br />

3<br />

21<br />

38<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

insgesamt: 6.477<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

bezogen auf die genannten Anlagetypen ausgewertet.<br />

Mit diesen Daten werden dann gewichtete Berechnungen<br />

für alle Anlagen der Bestandserhebung<br />

vorgenommen.<br />

Deutlich wurde, dass insbesondere die Sammlung<br />

quantitativer Daten zur Nachfrage mit erheblichen<br />

Schwierigkeiten verbunden ist. Von den 135 Anlagen<br />

konnten immerhin 110 Auskünfte zu Belegungstagen<br />

und getätigten Übernachtungen machen. Davon<br />

räumten allerdings über 60 Prozent ein, dass es sich<br />

um Schätzwerte handelt. Zusätzlich kommunizierten<br />

weitere Anlagenbetreiber in Telefonaten, dass keine<br />

Statistik geführt werde oder gerade bei öffentlichen<br />

Parkplätzen die Entgelterhebung über Parkscheinautomaten<br />

erfolge, so dass diese nicht von Personenkraftwagen<br />

zu unterscheiden seien.<br />

Im Folgenden werden ausgewählte Daten vorgestellt,<br />

welche die Zusammensetzung der Befragungsstichprobe<br />

charakterisieren. Die Daten beziehen sich<br />

ausschließlich auf die Stichprobe und stellen keine<br />

Hochrechnung dar:<br />

Betreiberstruktur: Die Stichprobe lässt sich in<br />

drei ungefähr gleich große Betreibergruppen<br />

einteilen. Jeweils ein gutes Drittel der Anlagen<br />

wird entweder von einer Kommune, von einem<br />

privaten Unternehmen oder einer Privatperson<br />

geführt.<br />

<strong>Pfalz</strong><br />

Mosel-Saar<br />

Rheinhessen<br />

Eifel<br />

Naheland<br />

Westerwald-Lahn<br />

Rheintal<br />

Ahr<br />

Hunsrück<br />

Ø Stellplatzzahl<br />

je Anlage<br />

7<br />

41<br />

12<br />

16<br />

10<br />

8<br />

19<br />

20<br />

25


60<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

Stellplatzgrößen: 65 Prozent der erfassten<br />

Anlagen haben nicht mehr als zehn Stellplätze für<br />

Wohnmobile (48 Prozent maximal fünf). Nur 18<br />

Prozent bieten über 25 Stellplätze an.<br />

entgeltpflicht: Für 67 Prozent der erfassten Anlagen<br />

ist eine Stellplatzgebühr zu entrichten.<br />

Jede dritte Anlage ist kostenfrei nutzbar.<br />

Saisonale öffnungszeiten: 83 Prozent der<br />

befragten Anlagen sind das ganze Jahr über<br />

geöffnet.<br />

Infrastruktur: 78 Prozent bieten den Nutzern<br />

eine eigene Infrastruktur an. Hierzu gehören<br />

Stromversorgung (73 Prozent der Anlagen),<br />

Wasseranschluss (54 Prozent) und Entsorgungsmöglichkeiten<br />

(53 Prozent).<br />

STellPlaTZBeleguNg<br />

Für das gewichtete Berechnungsverfahren zur Ermittlung<br />

des Übernachtungsaufkommens spielt die Frage<br />

der Stellplatzbelegung eine zentrale Rolle. Bei knapp<br />

über 46 Prozent aller Anlagen ist jeder Stellplatz an<br />

maximal 25 Tagen mit einem Reisemobil besetzt. Bei<br />

fast 23 Prozent erreicht die Belegung 26 bis 50 Tage;<br />

31 Prozent sind an mehr als 50 Tagen besetzt. Die<br />

Höhe der Belegung variiert je nach Typ sehr stark. Die<br />

beste Auslastung erreichen die öffentlichen Parkplätze<br />

und die speziellen Wohnmobilstellanlagen:<br />

Parkplätze – durchschnittliche Belegung je<br />

Stellplatz: 83 Tage<br />

Eigenständige Wohnmobilstellanlagen:<br />

70 Tage je Stellplatz<br />

Beherbergungs- oder Gastronomieeinrichtungen:<br />

12 Tage je Stellplatz<br />

Weingüter/Bauernhöfe: 34 Tage je Stellplatz<br />

Bei den Weingütern und Bauernhöfen deutet sich an,<br />

dass der Reisemobiltourismus eine attraktive Zuerwerbsmöglichkeit<br />

darstellt. Diese erstreckt sich nicht<br />

nur auf die Einnahmequelle Stellplatzgebühren. Viel<br />

attraktiver und daher erstrebenswert ist die Verbindung<br />

des Aufenthalts mit einer Weinverkostung oder<br />

dem Erwerb von Weinprodukten.<br />

PeRSoNeN Je ReISemoBIl<br />

Bei der Angabe oder Einschätzung, wie viele Personen<br />

durchschnittlich mit dem Reisemobil unterwegs sind,<br />

herrscht große Einigkeit: 80 Prozent der Befragten<br />

gehen von zwei Personen je Gefährt aus. Der Durchschnittswert<br />

über die gesamte Stichprobe hinweg<br />

liegt ebenso bei zwei Personen. Diese Angabe ist aber<br />

grundsätzlich als vorsichtige Schätzung der Betreiber<br />

einzustufen. Denn die Studie „Wirtschaftsfaktor<br />

Campingtourismus in Deutschland“ aus dem Jahr<br />

2004 ermittelte eine durchschnittliche Reisemobilbesetzung<br />

von 2,4 Personen.<br />

WIChTIge quellmäRkTe füR<br />

ReISemoBIlgäSTe<br />

Angaben zu den wichtigsten Quellgebieten konnten<br />

nur von einem Teil der befragten Einrichtungen<br />

gesammelt werden. Nach Einschätzung der Befragten<br />

stammt die Mehrheit der Gäste aus Deutschland,<br />

wobei Nordrhein-Westfalen und <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> am<br />

häufigsten genannt wurden. Ostdeutsche Bundesländer<br />

wurden fast gar nicht aufgezählt. Aber auch Gäste<br />

aus dem Ausland spielen eine wichtige Rolle. Die<br />

große Mehrzahl wurde den benachbarten Niederlanden<br />

und Belgien zugeordnet. Genauere Angaben<br />

wurden nicht erhoben.<br />

ZuSammeNfaSSuNg<br />

Von 135 Anlagen konnten 110 Auskunft<br />

zu Belegungstagen und getätigten Übernachtungen<br />

geben, wobei es sich meist um<br />

Schätzungen handelte.<br />

Bei knapp über 46 Prozent aller Anlagen ist<br />

jeder Stellplatz an maximal 25 Tagen mit<br />

einem Reisemobil besetzt. Je nach Anlagentyp<br />

fallen die Auslastungsquoten sehr<br />

unterschiedlich aus.<br />

Die Mehrheit der Gäste stammt aus<br />

Deutschland, vor allem aus Nordrhein-<br />

Westfalen und <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. Bedeutend<br />

sind auch Gäste aus dem Ausland. Hier<br />

dominieren die Nachbarländer Niederlande<br />

und Belgien.


61<br />

4.5 übernachtungsaufkommen und<br />

umsatzeffekte<br />

Aus den gewonnenen Ergebnissen soll eine Quantifizierung<br />

der Bedeutung des Reisemobiltourismus<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> erfolgen:<br />

BeReChNuNg DeS<br />

üBeRNaChTuNgSaufkommeNS<br />

Um einen Überblick über das Übernachtungsaufkommen<br />

zu erhalten, das von Reisemobiltouristen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

außerhalb von Campingplätzen erzeugt wird,<br />

wurde folgende Berechnung vorgenommen:<br />

Für jeden Anlagentyp wurde auf Basis der<br />

Stichprobe die durchschnittliche Zahl der Belegungstage<br />

je Stellplatz berechnet. Von einem<br />

regionalen Berechnungsansatz wurde Abstand<br />

genommen, da die vorliegenden Fallzahlen je<br />

Reisegebiet teilweise nicht ausreichen.<br />

Für jeden Belegungstag wurden zwei Übernachtungen<br />

(pro ausgelasteten Stellplatz) angenommen,<br />

da die Reisemobile durchschnittlich mit<br />

zwei Personen besetzt sind.<br />

Mit diesen Kennziffern wurde für jede Anlage und<br />

für jeden Stellplatz aus der Bestandserhebung die<br />

Zahl der Übernachtungen im Jahr 2009 berechnet.<br />

Aus den Übernachtungszahlen jeder der insgesamt<br />

427 Anlagen (zu acht Anlagen sind keine<br />

Stellplatzzahlen bekannt) wurde eine Summe für<br />

die Reisegebiete und für das gesamte Bundesland<br />

berechnet. (vgl. abb. 15 und 16)<br />

üBeR 800.000 üBeRNaChTuNgeN voN<br />

ReISemoBIlISTeN auSSeRhalB voN<br />

CamPINgPläTZeN<br />

Als Ergebnis dieser Berechnung wurde ein Gesamtvolumen<br />

von über 800.000 Übernachtungen durch<br />

Reisemobilisten außerhalb von Campingplätzen in<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> ermittelt! Knapp 39 Prozent entfallen<br />

auf das Mosel-Saar-Gebiet, 20 Prozent auf die <strong>Pfalz</strong>.<br />

(vgl. abb. 15)<br />

Dieses Aufkommen bezieht sich ausdrücklich auf die<br />

427 Anlagen, die im Rahmen der Bestandserhebung<br />

erfasst wurden. Diese ist zwar in Bezug auf die Anzahl<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

sehr umfassend. Sie erhebt jedoch keinen Anspruch<br />

auf Vollständigkeit. Nicht inbegriffen sind – wie<br />

bereits erwähnt – die Übernachtungen von Reisemobilisten<br />

auf Campingplätzen, die auch von Touristikund<br />

Dauercampern mit Zelt oder Caravan genutzt werden.<br />

Das Ergebnis ist demzufolge als unterer Annäherungswert<br />

einzustufen.<br />

hINWeIS<br />

Das ermittelte Übernachtungsaufkommen kann<br />

nicht vollständig zu dem von der amtlichen Statistik<br />

ausgewiesenen Volumen addiert werden.<br />

Zur Kontrolle wurden die Stellplatzbetreiber<br />

in der Befragung um die Auskunft gebeten,<br />

ob die genannten Übernachtungszahlen dem<br />

Statistischen Landesamt übermittelt und damit<br />

in der Landesstatistik abgebildet werden.<br />

Zumindest 40 Prozent der 110 datenliefernden<br />

Betreiber (58 Prozent der Stellplätze) bejahten<br />

diese Frage. Folglich gibt es bei der ermittelten<br />

Gesamtzahl von über 800.000 Übernachtungen<br />

Schnittmengen mit der amtlichen Statistik.<br />

Diese können jedoch nicht genauer herausgearbeitet<br />

werden, weil ein Abgleich der Anlagen aus<br />

der Bestandserhebung mit den Betrieben, die<br />

dem Statischen Landesamt Daten zuliefern, aus<br />

Datenschutzgründen nicht möglich ist.<br />

Dennoch stellt das ermittelte Übernachtungsvolumen<br />

angesichts von insgesamt über 23,3 Millionen Übernachtungen<br />

pro Jahr in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> in gewerblichen<br />

Beherbergungsbetrieben, in Privatquartieren<br />

und auf Campingplätzen (ohne Dauercamping) eine<br />

beachtliche Größe dar.<br />

BeReChNuNg DeS umSaTZvolumeNS<br />

Zur Ermittlung des Bruttoumsatzes, der auf dieses<br />

Tourismussegment entfällt, wurde auf die Ergebnisse<br />

einer Leserbefragung zurückgegriffen, die im Rahmen<br />

der Grundlagenstudie „Wirtschaftsfaktor Campingtourismus<br />

in Deutschland“ von 2004 durchgeführt wurde.<br />

Aus dieser Befragung konnte ein durchschnittlicher<br />

täglicher Ausgabewert eines Reisemobilisten außerhalb<br />

von Campingplätzen ermittelt werden. Dieser<br />

Wert wurde für das Jahr 2009 um die Inflationsrate<br />

bereinigt und wird jetzt mit 41,10 Euro pro Person<br />

und Tag angenommen.


62<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

abb. 15: übernachtungen und Bruttoumsatz durch den Reisemobiltourismus außerhalb<br />

von Campingplätzen nach Reisegebieten<br />

41.000<br />

(5 %)<br />

40.000<br />

(5 %)<br />

45.000<br />

(6 %)<br />

68.000<br />

(8 %)<br />

73.000<br />

(9 %)<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong><br />

abb. 16: Rechenweg zur ermittlung des übernachtungs- und umsatzvolumens<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong><br />

36.000<br />

(4 %)<br />

Stellplätze Stellplätze je<br />

je<br />

Anlage<br />

Anlage<br />

23.000<br />

(3 %)<br />

164.000<br />

(20 %)<br />

Bestandserhebung<br />

Bestandserhebung<br />

Übernachtungen<br />

Übernachtungen<br />

aller aller Anlagen Anlagen der<br />

der<br />

Bestandserhebung<br />

Bestandserhebung<br />

in in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

(insg. (insg. 801.000)<br />

801.000)<br />

311.000<br />

(39 %)<br />

negnuthcanrebÜ<br />

<strong>Pfalz</strong><br />

Mosel-Saar<br />

Rheinhessen<br />

Eifel<br />

Naheland<br />

Westerwald-<br />

Lahn<br />

Rheintal<br />

Ahr<br />

Berechnung Berechnung des des Übernachtungsvolumens<br />

Übernachtungsvolumens<br />

X<br />

Berechnung Berechnung des des Umsatzvolumens<br />

Umsatzvolumens<br />

X<br />

Hunsrück<br />

1,6 Mio.<br />

1,7 Mio.<br />

1,9 Mio.<br />

2,8 Mio.<br />

1,5 Mio.<br />

3,0 Mio.<br />

(in Euro)<br />

0,9 Mio.<br />

6,7 Mio.<br />

Stichprobe/Befragung Stichprobe/Befragung<br />

Summe<br />

Summe<br />

Ø Belegungstage<br />

je Stellplatz<br />

je Anlagetyp<br />

X<br />

Ø Personenzahl<br />

je Reisemobil<br />

(2,0 Personen)<br />

Ø Ausgaben pro Tag und<br />

Person in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

(41,10 €)<br />

=<br />

=<br />

Übernachtungen<br />

Übernachtungen<br />

je je Anlage<br />

Anlage<br />

∑<br />

∑<br />

Summenbildung<br />

Summenbildung<br />

der<br />

der<br />

Übernachtungen<br />

Übernachtungen<br />

aller<br />

aller<br />

Anlagen<br />

Anlagen<br />

der<br />

der<br />

Bestandserhebung<br />

Bestandserhebung<br />

Bruttoumsatz<br />

Bruttoumsatz<br />

(32,9 (32,9 Mio. Mio. Euro)<br />

Euro)<br />

ztasmuott<br />

12,8 Mio.


63<br />

32,9 mIllIoNeN euRo BRuTToumSaTZ<br />

DuRCh ReISemoBIlISTeN<br />

Legt man diesen Ausgabewert zugrunde, ergibt sich<br />

bei rechnerischen 801.000 Übernachtungen (genauer<br />

Wert) ein jährlicher Bruttoumsatz von 32,9 Millionen<br />

Euro durch die Reisemobilisten außerhalb von Campingplätzen<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. Eine regionale Zuordnung<br />

des Umsatzes ist rechnerisch natürlich möglich,<br />

jedoch mit Vorsicht zu bewerten. Die Erfahrungen<br />

aus den vom dwif seit vielen Jahren durchgeführten<br />

Ausgabenstrukturuntersuchungen (Übernachtungsund<br />

Tagesgäste) zeigen aber, dass die Ausgabenhöhe<br />

je nach Region sehr stark variiert.<br />

Mit der Zuordnung des Bruttoumsatzes auf verschiedene<br />

Branchen lassen sich die unterschiedlichen<br />

Profiteure im Detail darstellen. Legt man die Ausgabenstruktur<br />

der Reisemobilisten des Jahres 2004<br />

zugrunde, so entfallen<br />

jeweils 11,8 Millionen Euro Bruttoumsatz auf die<br />

Gastronomie und den Einzelhandel in <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong> (36,8 Prozent) und<br />

weitere 8,5 Millionen Euro (26,4 Prozent) auf<br />

andere Dienstleistungsunternehmen (Freizeit,<br />

Kultur, Sport, Transport).<br />

ZuSammeNfaSSuNg<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Auf Basis der mit Hilfe von Primärerhebungen<br />

gewonnenen Daten wurde eine Berechnung<br />

des Übernachtungsvolumens auf allen hier<br />

erfassten Stellplatzanlagen durchgeführt. Im<br />

Ergebnis wurden mehr als 800.000 Übernachtungen<br />

festgestellt, die von Reisemobilisten<br />

außerhalb von Campingplätzen in<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> getätigt werden.<br />

Rechnerisch ergibt dies einen Bruttoumsatz<br />

in Höhe von 32,9 Millionen Euro, der jeweils<br />

zu knapp 37 Prozent auf Einzelhandel und<br />

Gastronomie und zu 26 Prozent auf andere<br />

Dienstleistungsunternehmen entfällt.<br />

Die Daten bestätigen die große wirtschaftliche<br />

Bedeutung dieses Tourismussegments.<br />

Aus diesem Grund sollten verschiedene<br />

Regionen die Marktforschung in diesem<br />

Segment vertiefen und das Marketing für<br />

diese Zielgruppe zukünftig verstärken.


64<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

5 Herkunftsstruktur der Gäste in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

5.1 Bedeutung und herkunftsstruktur der<br />

gäste aus dem ausland<br />

DaTeN: uNeINgeSChRäNkT<br />

veRgleIChBaR<br />

Alle Übernachtungen inklusive Camping<br />

ausgewiesen, für Vorjahresvergleiche<br />

Daten nachberechnet<br />

Vorjahres- und Bundesländervergleiche<br />

uneingeschränkt möglich<br />

RheINlaND-PfalZ:<br />

mehR gäSTe auS Dem auSlaND<br />

Nach hohen Wachstumsraten seit 2003 ging die<br />

ausländische Übernachtungsnachfrage in Deutschland<br />

2009 erstmals wieder zurück (-3 Prozent). Damit<br />

zeigen sich im Incoming-Tourismus unmittelbar die<br />

Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise:<br />

Sowohl Besucher aus speziellen Herkunftsmärkten als<br />

auch ein hoher Anteil der Geschäftsreisenden blieben<br />

aus. Zum Teil konnten die sinkenden Gästezahlen aus<br />

dem Ausland jedoch von einer starken heimischen<br />

Nachfrage kompensiert werden. Fast alle Barometer-<br />

Bundesländer waren von dem Nachfragerückgang aus<br />

4,0<br />

2,0<br />

0,0<br />

-2,0<br />

-4,0<br />

-6,0<br />

-8,0<br />

-10,0<br />

-12,0<br />

-14,0<br />

Brandenburg<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

Schleswig-<br />

Holstein<br />

Sachsen-<br />

Anhalt<br />

dem Ausland betroffen. Entgegen dem Trend konnten<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> (+2,4 Prozent) und Thüringen<br />

(+3,4 Prozent) mehr ausländische Gäste begrüßt werden.<br />

(vgl. abb. 17)<br />

INComINg-TouRISmuS:<br />

ThemeNauSRIChTuNg uND Nähe Zu<br />

quellmäRkTeN eNTSCheIDeND<br />

Ausländische Gäste haben in den einzelnen Ländern<br />

traditionell eine sehr unterschiedliche Bedeutung:<br />

Niedersachsen<br />

In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> werden über ein Viertel aller<br />

Übernachtungen von Ausländern getätigt. Das<br />

ist vor allem auf die Nähe zu den Quellmärkten<br />

in Westeuropa zurückzuführen. Die hohe Auslandsreiseintensität<br />

sowie die Campingaffinität<br />

dieser Zielgruppen tragen ebenfalls zu dem<br />

hohen Marktanteil bei. Im Saarland zeigt sich ein<br />

vergleichbarer Effekt.<br />

Neben diesen beiden Ländern weist Sachsen aufgrund<br />

der Positionierung als Kulturdestination<br />

einen hohen Anteil an ausländischen Besuchern<br />

auf.<br />

Die Küstenbundesländer sind dagegen eher das<br />

Ziel von Inlandsurlaubern. (vgl. Tab. 9)<br />

abb. 17: entwicklung der ausländerübernachtungen nach Bundesländern 2009 gegenüber 2008<br />

– in Prozent –<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Statistische Landesämter<br />

Sachsen <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong><br />

Betriebe ab 9 Betten Betriebe ab 9 Betten und Campingplätze<br />

Thüringen


65<br />

Quelle: Statistische Landesämter<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Tab. 9: übernachtungen in gewerblichen Beherbergungsbetrieben nach herkunft 2009<br />

Rheinsteig


66<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

heRkuNfT DeR auSläNDISCheN gäSTe:<br />

NIeDeRläNDeR WeITeR auf<br />

Dem voRmaRSCh<br />

Die Quellmarktstruktur in den Bundesländern wird<br />

hauptsächlich von der geografischen Lage, aber auch<br />

von der strategischen Ausrichtung der Landesmarketingorganisationen<br />

beeinflusst. Daher sind für die<br />

einzelnen Barometer-Bundesländer unterschiedliche<br />

ausländische Gästegruppen relevant:<br />

In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Schleswig-Holstein und<br />

Mecklenburg-Vorpommern dominieren wenige<br />

Quellmärkte. Hier machen die TOP-6-Herkunftsländer<br />

rund drei Viertel aller ausländischen<br />

Übernachtungen aus. Dadurch sind diese Länder<br />

anfälliger für Nachfragerückgänge aus einem<br />

der Hauptquellmärkte. Vorteile sind jedoch eine<br />

stärkere Bündelungsmöglichkeit der Auslandsmarketingaktivitäten<br />

und damit verbunden ein<br />

effektiverer Ressourceneinsatz.<br />

Die Niederlande spielen in allen Barometer-Bundesländern<br />

eine wichtige Rolle und platzieren sich<br />

stets unter den TOP 3. Die beliebtesten Reiseziele<br />

der Niederländer sind die angrenzenden Bundesländer,<br />

insbesondere <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>: Fast 50 Prozent<br />

aller ausländischen Gäste kommen aus dem<br />

Nachbarland. Aber auch die benachbarten Belgier<br />

und Franzosen sind wichtige Gästegruppen.<br />

Vergleichsweise hoch ist der Anteil der Gäste aus<br />

Großbritannien und den USA, die in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

vor allem die Reisegebiete entlang der Flüsse Rhein,<br />

Mosel und Saar sowie die <strong>Pfalz</strong> – d. h. die klassischen<br />

Kulturreiseziele – besuchen. Die sehr hohen Übernachtungszahlen<br />

der US-Amerikaner in der <strong>Pfalz</strong><br />

können zum Teil auf den US-Luftwaffen-Stützpunkt<br />

in Ramstein zurückgeführt werden. (vgl. karte 5)<br />

INComINg-TouRISmuS IN DeN ReISege-<br />

BIeTeN: hohe BeDeuTuNg IN huNSRüCk<br />

uND moSel-SaaR<br />

DaTeN: uNeINgeSChRäNkT<br />

veRgleIChBaR<br />

Alle Übernachtungen ohne Camping<br />

ausgewiesen<br />

Vorjahres- und Bundesländervergleiche<br />

uneingeschränkt möglich<br />

In den einzelnen Reisegebieten haben ausländische<br />

Gäste eine sehr unterschiedliche Bedeutung:<br />

Besonders hoch ist der Anteil der ausländischen<br />

Touristen im Hunsrück (42 Prozent). Einen<br />

Erklärungsansatz bieten der Flughafen Hahn<br />

sowie der Landal Ferienpark Hochwald. Die hohen<br />

Ausländeranteile im Mosel-Saar-Gebiet (knapp 39<br />

Prozent) sind vor allem auf die Attraktivität des<br />

Flusstals und der Stadt Trier, aber auch auf die<br />

vielen dort angesiedelten Ferienzentren zurückzuführen.<br />

Eine vergleichsweise geringe Bedeutung hat<br />

der Incoming-Tourismus für die Reisegebiete<br />

Westerwald-Lahn, Ahr, <strong>Pfalz</strong> und Naheland, auch<br />

wenn die Anteilswerte größtenteils noch immer<br />

über denen der anderen Barometer-Bundesländer<br />

liegen.<br />

Die Entwicklung der ausländischen Übernachtungen<br />

verlief 2009 in fünf Regionen positiv, allen voran im<br />

Naheland (+64 Prozent). Negative Ergebnisse meldeten<br />

insbesondere Rheinhessen, Hunsrück und Eifel.<br />

(vgl. Tab. 10)<br />

ZuSammeNfaSSuNg<br />

Die ausländische Nachfrage ging im Krisenjahr<br />

2009 in Deutschland deutlich zurück. In<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> konnte sie jedoch gegen den<br />

Trend zulegen (+2,4 Prozent).<br />

Die Bedeutung des Incoming-Tourismus<br />

ist in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> sehr hoch. Werden<br />

in anderen Barometer-Bundesländern nur<br />

Anteilswerte bis 10 Prozent erreicht, stellen<br />

die ausländischen Übernachtungen in<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> über ein Viertel der gesamten<br />

Nachfrage.<br />

Mit Abstand der wichtigste ausländische<br />

Quellmarkt sind die direkten Nachbarländer<br />

Niederlande und Belgien. Aber auch der<br />

Anteil von Gästen aus Großbritannien und<br />

den USA ist vergleichsweise hoch.


67<br />

karte 5: ToP-6-auslandsquellmärkte in den Barometer-Bundesländern 2009<br />

– Anteile der Übernachtungen an allen Auslandsquellmärkten in Prozent –<br />

Schweden<br />

Dänemark<br />

Schweiz<br />

Niederlande<br />

Polen<br />

Österreich<br />

USA<br />

Vereinigtes Königreich<br />

Frankreich<br />

Belgien<br />

Russland<br />

Luxemburg<br />

Norwegen<br />

Übriges Ausland<br />

47%<br />

14%<br />

5% 6%<br />

8%<br />

2%<br />

2%<br />

7%<br />

7%<br />

11%<br />

9%<br />

Quelle: Statistische Landesämter<br />

43%<br />

3%<br />

5%<br />

7%<br />

29%<br />

4% 5%<br />

4% 4%<br />

17%<br />

16%<br />

Tab. 10: übernachtungen von ausländischen gästen nach Reisegebieten 2008 – 2009<br />

– Beherbergungsbetriebe ≥ 9 Betten –<br />

Quelle: Statistisches Landesamt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

26%<br />

35%<br />

24% 23%<br />

8%<br />

49%<br />

11%<br />

16%<br />

48%<br />

47%<br />

26%<br />

4%<br />

6%<br />

5%<br />

4% 4%<br />

7%<br />

22%<br />

11%<br />

51%<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

20%<br />

10%<br />

6%<br />

5%<br />

6%<br />

4%<br />

4%<br />

5%<br />

5 %4 %<br />

7%<br />

14%<br />

14%<br />

52%<br />

14%<br />

12%<br />

6%<br />

5%<br />

Reisegebiet 2008 2009 Veränderung<br />

2009/2008<br />

(in %)<br />

10%<br />

8%<br />

7%<br />

Anteil an<br />

allen ÜN 2009<br />

(in %)<br />

R h e i n l a n d - P f a l z<br />

Ahr 139.469 143.475 2,9 12,9<br />

Eifel 901.925 849.260 -5,8 31,0<br />

Hunsrück 321.851 300.881 -6,5 42,2<br />

Mosel-Saar 1.549.153 1.614.278 4,2 38,5<br />

Naheland 146.225 240.458 64,4 16,1<br />

<strong>Pfalz</strong> 437.331 453.894 3,8 13,0<br />

Rheinhessen 316.772 270.520 -14,6 22,3<br />

Rheintal 412.584 402.988 -2,3 22,9<br />

Westerwald-Lahn 107.469 110.205 2,5 7,6


68<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

5.2 herkunftsstruktur der gäste aus<br />

dem Inland<br />

Die amtliche Tourismusstatistik gibt Auskunft über<br />

die Anzahl und den jeweiligen Anteil der Inländerund<br />

Ausländerübernachtungen in den Bundesländern<br />

und Regionen sowie über die Herkunftsländer der<br />

internationalen Gäste. Aussagen zur regionalen Herkunft<br />

der inländischen Übernachtungsgäste werden<br />

nicht ausgewiesen. Für ein gezielt auf die Quellregion<br />

ausgerichtetes Marketing sind Informationen über die<br />

Herkunft der Gäste unabdingbar und erfordern somit<br />

eine umfassende Marktforschung.<br />

meThoDISChe voRBemeRkuNg<br />

Das Tourismusbarometer leistet einen Beitrag, um<br />

diese Wissenslücke zumindest ein wenig zu schließen,<br />

und stellt Informationen bereit, die für Messeauftritte,<br />

Werbeaktivitäten und andere Marketingmaßnahmen<br />

der Landesmarketinggesellschaften und<br />

regionalen Tourismusorganisationen hilfreich sind.<br />

Ausgewiesen werden zudem Daten über die monatliche<br />

Verteilung der Gäste, um auch saisonale Unterschiede<br />

erfassen und im Marketing berücksichtigen<br />

zu können. Diese Informationen liefern die Fremdabhebungen<br />

an den Geldautomaten der Sparkassen<br />

– die sogenannten GA-Daten.<br />

DefINITIoN<br />

Fremdabhebungen an Geldautomaten sind<br />

sämtliche Abhebungen von Kunden aller Kreditinstitute<br />

(Sparkassen, Geschäftsbanken, Genossenschaftsbanken)<br />

außerhalb des eigenen<br />

Geschäftsgebiets der jeweiligen Sparkasse.<br />

Die Sparkassen haben die größte Flächenabdeckung<br />

an Geldautomaten und sind im Privatkundengeschäft<br />

deutschlandweit Marktführer. Jedes Mal, wenn ein<br />

Tourist an einem Automaten Geld abhebt, um damit<br />

Barausgaben während seines Aufenthalts zu tätigen,<br />

wird unter anderem registriert, aus welcher Region<br />

dieser Kunde kommt. Kunden, die ihr Konto bei der<br />

jeweiligen Sparkasse haben, sind in diesen Daten<br />

nicht enthalten. Das gilt für alle Kunden des gesamten<br />

Geschäftsgebiets25 . Mit dem Instrument der<br />

GA-Daten werden sämtliche Touristen, sowohl Tagesals<br />

auch Übernachtungsgäste, erfasst, die während<br />

ihres Aufenthalts im Zielgebiet Geld abheben.<br />

voRTeIle DeR ga-DaTeN<br />

identische Erfassung bei allen Sparkassen26 ,<br />

daher optimale Vergleichbarkeit - nicht<br />

nur für alle Regionen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>,<br />

sondern auch für alle Barometer-Bundes-<br />

länder 27<br />

Gewährleistung des Datenschutzes durch<br />

Anonymisierung<br />

ganzjährige, tagesgenaue Erfassung touristischer<br />

Nachfragesegmente<br />

rasche Verfügbarkeit der Ergebnisse<br />

Auswertungsmöglichkeiten für Reisegebiete,<br />

einzelne Teilräume sowie Orte<br />

Die Daten sind somit als Service der Sparkassen für<br />

die Tourismusverantwortlichen in den Regionen zu<br />

verstehen, die diese für ihre Marketingarbeit verwenden<br />

können. Für die Analyse zur Herkunft der inländischen<br />

Gäste liegen die Daten aller 26 Geschäftsgebiete<br />

des <strong>Sparkassenverband</strong>es <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> vor.<br />

(vgl. karte 6)<br />

25 vgl. dazu Abgrenzung der Sparkassen-Geschäftsgebiete in Karte 6<br />

26 der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

27 Für Niedersachsen werden die GA-Daten für das Jahr 2009 nicht ausgewiesen.<br />

Eifelsteig: Wanderer am Weinfelder Maar


69<br />

karte 6: geschäftsgebiete der Sparkassen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

17<br />

18<br />

19<br />

20<br />

21<br />

22<br />

23<br />

24<br />

25<br />

26<br />

Kreissparkasse Altenkirchen<br />

Kreissparkasse Westerwald<br />

Sparkasse Neuwied<br />

Kreissparkasse Ahrweiler<br />

Sparkasse Koblenz<br />

1<br />

Kreissparkasse Rhein-Hunsrück<br />

Sparkasse Mittelmosel Eifel-Mosel-Hunsrück<br />

4 3<br />

2<br />

Kreissparkasse Vulkaneifel<br />

Kreissparkasse Bitburg-Prüm<br />

10 5<br />

Kreissparkasse Mayen<br />

Sparkasse Rhein-Nahe<br />

8<br />

Sparkasse Mainz<br />

9<br />

6<br />

Sparkasse Donnersberg<br />

7<br />

Sparkasse Worms-Alzey-Ried<br />

12<br />

Sparkasse Trier<br />

11<br />

Kreissparkasse Birkenfeld<br />

Kreissparkasse Kusel<br />

15<br />

16<br />

14<br />

Sparkasse Rhein-Haardt<br />

Stadtsparkasse Kaiserslautern<br />

17<br />

13<br />

Kreissparkasse Kaiserslautern<br />

18<br />

Sparkasse Südwestpfalz<br />

Kreissparkasse Rhein-<strong>Pfalz</strong><br />

20 19<br />

Sparkasse Vorderpfalz, Ludwigshafen a. Rh. - Schifferstadt<br />

Kreis- und Stadtsparkasse Speyer<br />

Sparkasse Südliche Weinstraße in Landau i. d. <strong>Pfalz</strong><br />

21 25<br />

Sparkasse Germersheim-Kandel<br />

26<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Nassauische<br />

Sparkasse<br />

Quelle: Sparkassen- und Giroverband <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 2008, kartographische Darstellung dwif<br />

Die Geschäftsgebiete der Sparkassen Mainz und Worms-Alzey-Ried reichen bis nach Hessen. Und im Geschäftsgebiet<br />

der Sparkasse Westerwald ist die Nassauische Sparkasse (ein Institut des Sparkassen- und Giroverbandes<br />

für Hessen-Thüringen) tätig.<br />

Quelle: dwif 2009<br />

22<br />

23<br />

24


70<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

Im Folgenden werden anhand ausgewählter Beispiele<br />

zur Herkunftsstruktur und Saisonalität die Nutzungsmöglichkeiten<br />

der GA-Daten für das Tourismusmarketing<br />

aufgezeigt.<br />

5.2.1 herkunftsstruktur der Deutschen in<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> im ländervergleich<br />

Karte 7 dokumentiert die Ergebnisse der Fremdabhebungen<br />

in den Barometer-Bundesländern für 2009.<br />

Diese Daten sind nicht vergleichbar mit Auswertungen<br />

von Gästebefragungen, da bei den GA-Daten, wie<br />

erwähnt, ganzjährig alle Gästegruppen, also auch<br />

Abhebungen von Tagesausflüglern, erfasst werden.<br />

Die GA-Daten ergänzen diese Instrumente, indem sie<br />

einen Überblick über den Gesamtmarkt ermöglichen.<br />

Jedes Barometer-Bundesland zeichnet sich abhängig<br />

von seiner geografischen Lage und seinem Inlandsmarketing<br />

durch eine unterschiedliche Herkunft<br />

seiner inländischen Gäste aus. Die jeweils sechs wichtigsten<br />

Quellmärkte sind in karte 7 visualisiert.<br />

NoRDRheIN-WeSTfaleN: BeDeuTeNDeR<br />

quellmaRkT füR RheINlaND-PfalZ<br />

Mit Ausnahme von Brandenburg spielt in allen<br />

Barometer-Bundesländern die Nachfrage der eigenen<br />

Bevölkerung die quantitativ größte Rolle. Deren<br />

Anteilswerte sind allerdings sehr verschieden. Während<br />

er in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> und im Saarland deutlich<br />

über 50 Prozent liegt, ist er in Sachsen-Anhalt (21,9<br />

Prozent) 28 viel geringer. Außerhalb von <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong> stellen neben den Gästen aus dem eigenen<br />

Bundesland Besucher aus Nordrhein-Westfalen und<br />

Hessen mit Anteilen von 13 Prozent bzw. 11,1 Prozent<br />

die größten Gästegruppen dar. Mit deutlich geringeren<br />

Anteilen (unter 7,0 Prozent) lagen alle anderen<br />

Bundesländer dahinter.<br />

INläNDISChe quellmaRkTaNTeIle IN<br />

RheINlaND-PfalZ STaBIl<br />

In der Langfristbetrachtung der Anteilswerte der<br />

Quellmärkte für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> sind nur geringfügige<br />

Verschiebungen von 2007 bis 2009 festzustellen.<br />

Erst die relativen Veränderungen der<br />

Abhebungen je Bundesland liefern einen sehr guten<br />

Überblick, aus welchen Quellmärkten 2009 welche<br />

Nutzungshäufigkeit der Geldautomaten und damit<br />

welche Nachfrageentwicklung von Tages- und Übernachtungsgästen<br />

abzuleiten ist. (vgl. Tab. 11)<br />

In dem dreijährigen Betrachtungszeitraum ist<br />

der Anteil aus Baden-Württemberg von 6,3<br />

Prozent auf 7,0 Prozent gestiegen, aus Hessen<br />

sind ebenfalls Anteilssteigerungen festzustellen.<br />

Dagegen sanken die Anteilswerte von Gästen aus<br />

Niedersachsen.<br />

Die prozentualen Veränderungen des Gästeaufkommens<br />

belegen bei insgesamt zwölf der 16<br />

Bundesländer ein gestiegenes Interesse an dem<br />

touristischen Angebot in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. Ein<br />

weiteres Jahr in Folge zog <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> mehr<br />

Gäste aus den benachbarten Bundesländern an.<br />

Besonders erfreulich sind die Zunahmen aus<br />

dem anteilsmäßig starken Nordrhein-Westfalen<br />

(+1,9 Prozent); aber auch aus Hessen (+2,9<br />

Prozent) und Baden- Württemberg (+9,9 Prozent)<br />

kamen mehr Besucher.<br />

5.2.2 quellmarktstrukturen in den<br />

geschäftsgebieten der Sparkassen<br />

Die Betrachtung der Herkunftsstruktur der einzelnen<br />

Geschäftsgebiete der Sparkassen offenbart eine unterschiedliche<br />

Bedeutung einzelner Herkunftsländer<br />

für die regionale Ebene. Auch hier wurden bewusst die<br />

Abhebungen aus dem eigenen Bundesland berücksichtigt,<br />

um die Bedeutung des Tagestourismus aus<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> entsprechend herausstellen zu können.<br />

In Tabelle 12 ist für alle Sparkassen-Geschäftsgebiete<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> die Herkunftsstruktur der<br />

Inlandsgäste für 2009 sowie die prozentuale Veränderung<br />

2009 gegenüber 2008 dargestellt.<br />

28 In Sachsen-Anhalt haben 2008/2009 einige Sparkassen fusioniert.<br />

Infolgedessen können nicht alle Geschäftsgebiete in die Auswertung<br />

einbezogen werden. Um Vergleichsanalysen zu ermöglichen, wurden<br />

die Vorjahreswerte entsprechend angepasst.


71<br />

karte 7: ToP-6-quellmärkte in den Barometer-Bundesländern 2009 (ga-Daten)<br />

– Anteile in Prozent –<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Niedersachsen<br />

Sachsen<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Berlin<br />

Schleswig-Holstein<br />

Brandenburg<br />

Thüringen<br />

Hamburg<br />

Bayern<br />

Bremen<br />

Hessen<br />

Baden-Württemberg<br />

Saarland<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Übriges Inland<br />

2,4<br />

2,6 5,4<br />

1,7<br />

2,4<br />

2,6 5,4<br />

1,7<br />

6,7<br />

17,1<br />

64,3<br />

2,0<br />

3,0 6,6<br />

7,0<br />

11,1<br />

13,0<br />

Saarland<br />

2,4<br />

10,4<br />

5,0<br />

7,5<br />

8,9<br />

25,3<br />

57,2<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Schleswig-<br />

Holstein<br />

Tab. 11: fremdabhebungen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> nach quellmärkten 2007 – 2009<br />

– Anteil und Veränderung in Prozent –<br />

22,2<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Für Thüringen liegen keine GA-Daten vor. Für Niedersachsen werden die GA-Daten für das Jahr 2009 nicht ausgewiesen.<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten der Sparkassenverbände<br />

Anteile<br />

2007<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten <strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

30,1<br />

Sachsen-<br />

Anhalt<br />

21,9<br />

11,1<br />

7,7<br />

11,0<br />

8,2<br />

10,1<br />

21,9<br />

7,2<br />

8,3<br />

16,8<br />

10,4 13,3<br />

Anteile<br />

2008<br />

4,0<br />

4,1<br />

6,1<br />

7,0<br />

12,6<br />

4,0<br />

4,1<br />

6,1<br />

7,0<br />

12,6<br />

6,4<br />

Anteile<br />

2009<br />

11,8<br />

21,9<br />

Sachsen<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

Brandenburg<br />

54,4<br />

34,2<br />

8,1<br />

8,7<br />

10,4<br />

10,4<br />

Veränderung der absoluten<br />

Fremdabhebungen 2009/2008 (in %)<br />

Baden-Württemberg 6,3 6,5 7,0 +9,9<br />

Bayern 2,0 2,0 2,0 +4,0<br />

Berlin 0,9 0,8 0,8 +3,6<br />

Brandenburg 0,5 0,5 0,5 -1,5<br />

Bremen 0,1 0,1 0,1 +0,1<br />

Hamburg 0,4 0,4 0,4 +1,1<br />

Hessen 10,9 11,0 11,1 +2,9<br />

Mecklenburg-Vorpommern 0,3 0,3 0,3 +0,7<br />

Niedersachsen 1,9 1,8 1,7 -2,9<br />

Nordrhein-Westfalen 13,0 13,0 13,0 +1,9<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 57,9 57,9 57,3 +0,6<br />

Saarland 2,9 2,9 3,0 +5,3<br />

Sachsen 1,2 1,1 1,1 -2,5<br />

Sachsen-Anhalt 0,6 0,6 0,5 -7,8<br />

Schleswig-Holstein 0,4 0,4 0,5 +2,8<br />

Thüringen 0,7 0,7 0,7 +2,3<br />

Insgesamt 100 100 100 +1,7


72<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

Tab. 12: fremdabhebungen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> nach geschäftsgebieten und quellmärkten 2009<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

insgesamt<br />

Nassauische<br />

Sparkasse (RP Teil)<br />

Kreissparkasse<br />

Vulkaneifel<br />

Kreissparkasse<br />

Kaiserslautern<br />

Kreis- und Stadtsparkasse<br />

Speyer<br />

Stadtsparkasse<br />

Kaiserslautern<br />

Kreissparkasse<br />

Rhein-<strong>Pfalz</strong><br />

Sparkasse Germersheim-Kandel<br />

Kreissparkasse<br />

Bitburg-Prüm<br />

Sparkasse<br />

Vorderpfalz<br />

Kreissparkasse<br />

Altenkirchen<br />

Sparkasse Donnersberg<br />

Kreissparkasse<br />

Westerwald<br />

Kreissparkasse<br />

Rhein-Hunsrück<br />

Kreissparkasse<br />

Birkenfeld<br />

Sparkasse Südwestpfalz<br />

Kreissparkasse<br />

Mayen<br />

Sparkasse<br />

Worms-Alzey-Ried<br />

Kreissparkasse<br />

Ahrweiler<br />

Sparkasse Mainz<br />

Sparkasse Südliche<br />

Weinstraße<br />

Sparkasse<br />

Rhein-Haardt<br />

Sparkasse Mittelmosel<br />

Eifel-Mosel-<br />

Hunsrück<br />

Sparkasse Neuwied<br />

Sparkasse Koblenz<br />

Sparkasse<br />

Rhein-Nahe<br />

Sparkasse Trier<br />

Zielregion*<br />

Herkunftsland<br />

Anteile 2009 in Prozent<br />

Baden-Württemberg 4,5 5,2 2,7 1,3 2,2 10,9 15,6 8,5 2,5 13,8 1,5 6,6 3,8 2,8 1,2 4,9 0,9 20,1 1,6 34,9 12,6 2,6 19,6 4,3 1,7 2,0 7,0<br />

Bayern 2,4 2,6 2,0 1,1 1,5 2,2 3,1 3,2 2,1 2,6 1,3 2,9 2,5 1,6 1,2 1,6 0,8 1,8 0,9 2,6 1,0 1,0 2,9 1,9 1,1 1,4 2,0<br />

Berlin 2,5 1,0 0,9 0,5 1,0 0,6 0,8 1,2 0,8 0,7 0,5 0,7 0,7 0,6 0,4 0,3 0,3 0,7 0,7 0,5 0,3 0,3 1,1 0,5 0,8 0,6 0,8<br />

Brandenburg 0,6 0,6 0,7 0,3 0,8 0,4 0,5 0,6 0,4 0,8 0,4 0,5 0,5 0,4 0,3 0,1 0,2 0,6 0,5 0,7 0,3 0,2 0,7 0,2 0,5 0,5 0,5<br />

Bremen 0,2 0,1 0,1 0,1 0,2 0,1 0,1 0,2 0,2 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,2 0,1 0,0 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1<br />

Hamburg 0,7 0,5 0,5 0,3 0,6 0,3 0,5 0,6 0,6 0,3 0,2 0,3 0,5 0,3 0,2 0,1 0,2 0,3 0,2 0,3 0,2 0,1 0,5 0,2 0,5 0,4 0,4<br />

Hessen 4,7 13,9 18,2 7,4 3,5 4,3 4,2 32,4 4,1 19,3 5,3 3,7 5,3 7,6 45,4 3,9 7,2 4,3 2,0 3,7 2,6 1,7 4,8 2,9 3,8 13,4 11,1<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern 0,3 0,3 0,2 0,1 0,6 0,2 0,3 0,4 0,3 0,4 0,3 0,3 0,6 0,2 0,2 0,1 0,1 0,2 0,2 0,4 0,1 0,1 0,3 0,1 0,3 0,2 0,3<br />

Niedersachsen 2,7 2,1 2,1 1,1 2,3 1,3 2,1 2,8 2,3 1,9 1,2 1,6 2,0 1,6 1,0 0,7 0,8 1,4 1,2 1,7 0,7 0,7 2,1 1,1 1,7 1,3 1,7<br />

Nordrhein-Westfalen 16,1 9,3 14,2 32,7 16,4 5,5 8,2 8,0 50,6 7,3 11,8 7,9 8,6 9,7 11,4 4,2 47,5 6,0 14,3 6,3 3,3 2,7 6,3 4,8 39,6 11,6 13,0<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 47,5 59,4 54,2 53,3 65,8 71,0 59,1 36,0 32,5 47,8 75,1 48,2 61,5 71,5 36,3 81,4 40,8 61,3 75,4 44,6 76,7 87,3 57,3 77,0 46,0 65,8 57,3<br />

Saarland 14,3 1,3 1,1 0,3 1,6 1,1 2,8 1,8 0,7 0,8 0,5 24,4 10,8 1,0 0,3 1,1 0,1 0,8 1,1 0,7 0,5 2,5 1,0 5,3 1,4 0,3 3,0<br />

Sachsen 1,3 1,5 1,2 0,6 1,4 0,8 1,2 1,5 0,9 1,9 0,5 1,0 1,3 1,0 0,9 0,6 0,3 1,0 0,8 1,5 0,6 0,3 1,3 0,6 1,1 1,2 1,1<br />

Sachsen-Anhalt 0,5 0,7 0,6 0,2 0,6 0,4 0,4 0,7 0,5 0,9 0,4 0,5 0,5 0,6 0,4 0,3 0,3 0,7 0,4 0,7 0,4 0,1 0,6 0,3 0,4 0,4 0,5<br />

Schleswig-Holstein 0,8 0,5 0,6 0,3 0,7 0,4 0,5 0,6 0,8 0,3 0,4 0,4 0,6 0,4 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,5 0,2 0,2 0,5 0,2 0,5 0,3 0,5<br />

Thüringen 0,9 1,0 0,7 0,4 0,8 0,5 0,6 1,5 0,6 1,1 0,5 0,9 0,7 0,6 0,6 0,5 0,3 0,6 0,5 0,7 0,4 0,2 0,9 0,5 0,5 0,5 0,7<br />

* Abgrenzung der Geschäftsgebiete vgl. Karte 6<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten <strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>


73<br />

Knapp die Hälfte der Geschäftsgebiete registrierte<br />

somit Rückgänge bei den Abhebungen von <strong>Rheinland</strong>-<br />

Pfälzern an Geldautomaten. Insgesamt konnte aber ein<br />

Zuwachs von 1,7 Prozent erreicht werden. Die höchsten<br />

Zuwächse aus Baden-Württemberg gab es in den<br />

Geschäftsgebieten der Sparkassen Mainz, Rhein-Nahe<br />

und Rhein-Hunsrück.<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

5.2.3 quellmarktstrukturen in den<br />

Reisegebieten<br />

PfalZ mIT STäRkSTem gäSTeZuWaChS<br />

Für die Regionen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> haben die einzelnen<br />

inländischen Quellmärkte unterschiedliche Bedeutung.<br />

Erstmals können für die 2009er Daten neben<br />

den jeweiligen Anteilen auch die Veränderungsraten<br />

gegenüber dem Vorjahr ausgewiesen werden.<br />

Tabelle 13 belegt die Unterschiede in den Regionen.<br />

Tab. 13: fremdabhebungen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> nach Regionen und quellmärkten 2009<br />

Ahr<br />

Eifel<br />

Hunsrück<br />

Anteile 2009 in Prozent<br />

Baden-Württemberg 2,5 1,6 2,2 4,2 4,2 12,2 9,5 2,4 1,2 7,0<br />

Bayern 2,2 1,2 1,3 2,4 2,6 1,9 2,9 1,8 1,1 2,0<br />

Berlin 0,9 0,9 0,7 2,3 0,9 0,6 1,1 0,8 0,4 0,8<br />

Brandenburg 0,5 0,4 0,3 0,7 0,5 0,4 0,7 0,5 0,3 0,5<br />

Bremen 0,2 0,1 0,1 0,2 0,1 0,1 0,2 0,1 0,1 0,1<br />

Hamburg 0,7 0,3 0,2 0,8 0,5 0,3 0,5 0,5 0,2 0,4<br />

Hessen 4,1 3,3 5,4 5,0 8,5 3,4 27,2 13,8 23,2 11,1<br />

Mecklenburg-Vorpommern 0,3 0,2 0,2 0,4 0,4 0,2 0,4 0,2 0,2 0,3<br />

Niedersachsen 2,4 1,3 1,2 3,1 2,0 1,3 2,5 1,8 1,0 1,7<br />

Nordrhein-Westfalen 51,1 17,7 8,5 18,4 9,7 5,3 7,7 18,4 26,5 13,0<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 31,3 69,6 69,9 48,9 61,9 68,9 41,6 56,2 43,8 57,3<br />

Saarland 0,7 1,3 7,9 9,5 5,8 3,4 1,4 0,9 0,2 3,0<br />

Sachsen 1,0 0,8 0,8 1,6 1,2 0,8 1,6 1,0 0,7 1,1<br />

Sachsen-Anhalt 0,6 0,4 0,5 0,6 0,5 0,4 0,8 0,5 0,4 0,5<br />

Schleswig-Holstein 0,9 0,3 0,3 0,9 0,5 0,3 0,5 0,5 0,2 0,5<br />

Thüringen 0,6 0,5 0,5 1,0 0,7 0,5 1,4 0,6 0,5 0,7<br />

Veränderungen 2009 gegenüber 2008 in Prozent<br />

Baden-Württemberg 9,5 3,5 6,7 4,7 20,4 4,7 27,8 8,3 12,9 9,9<br />

Bayern 5,4 3,6 2,3 -0,2 7,4 3,8 5,6 0,9 10,6 4,0<br />

Berlin 1,0 0,5 7,4 -4,3 8,3 2,7 7,7 8,7 21,5 3,6<br />

Brandenburg 7,7 0,6 0,6 -5,6 -14,1 -3,3 2,3 2,0 -9,5 -1,5<br />

Bremen 8,1 -14,1 0,0 -3,0 8,8 6,0 2,3 -3,3 -14,9 0,1<br />

Hamburg -5,7 5,8 3,7 0,8 15,0 -0,1 4,7 -0,9 -3,7 1,1<br />

Hessen 3,6 -0,4 0,1 1,2 3,9 1,8 2,8 1,6 5,0 2,9<br />

Mecklenburg-Vorpommern 1,0 1,1 -12,5 -1,6 4,8 1,1 10,1 -7,6 1,6 0,7<br />

Niedersachsen 0,9 -7,3 -7,1 -1,6 -4,3 -3,5 2,2 -7,6 -5,6 -2,9<br />

Nordrhein-Westfalen 0,3 1,8 0,5 4,1 1,1 2,4 1,6 2,7 0,5 1,9<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> -3,1 0,2 0,2 0,7 -8,2 3,3 -4,8 0,5 3,5 0,6<br />

Saarland 13,1 4,8 8,1 5,8 5,3 6,5 5,3 4,2 12,8 5,3<br />

Sachsen 13,7 -9,4 6,1 0,7 -7,2 -9,3 1,4 1,6 4,6 -2,5<br />

Sachsen-Anhalt -3,7 -14,0 -25,5 -2,0 -6,3 -7,8 -2,5 -15,1 -10,0 -7,8<br />

Schleswig-Holstein 23,2 4,8 9,4 7,2 20,3 8,8 -7,1 -1,6 -11,2 2,8<br />

Thüringen 20,0 -3,3 -0,2 3,7 -2,4 0,5 4,9 3,4 -4,1 2,3<br />

Insgesamt 0,1 0,3 0,8 1,8 -3,8 3,2 1,3 1,1 3,0 1,7<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten <strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Mosel-Saar<br />

Naheland<br />

<strong>Pfalz</strong><br />

Rheinhessen<br />

Rheintal<br />

Westerwald-Lahn<br />

<strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong>


74<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

Hervorzuheben ist:<br />

Die große Nachfrage von <strong>Rheinland</strong>-Pfälzern in<br />

allen Regionen (mit Ausnahme der Ahrregion)<br />

zeugt von einem gern genutzten Tages- und<br />

Kurzreisen-Ziel. Unter den Regionen ergeben<br />

sich allerdings zum Teil deutliche Unterschiede<br />

in deren Anteilswerten. Hunsrück, Eifel und <strong>Pfalz</strong><br />

hatten 2009 mit rund 70 Prozent die jeweils<br />

höchsten Anteile aus dem eigenen Bundesland.<br />

Das Ahrgebiet zählte mit rund 51 Prozent die<br />

meisten Gäste aus Nordrhein-Westfalen.<br />

Je nach Lage zu den umliegenden Bundesländern<br />

variieren die Abhebungen der Gäste<br />

bisweilen erheblich. So sind im Vergleich zu den<br />

westlichen und nördlichen Reisegebieten Besucher<br />

aus Baden-Württemberg in der <strong>Pfalz</strong> (12,2<br />

Prozent) und in Rheinhessen (9,5 Prozent) die<br />

häufigste Gruppe.<br />

Gäste aus Hessen waren eher in den direkt angrenzenden<br />

Reisegebieten Rheinhessen<br />

(27,2 Prozent), Westerwald-Lahn (23,2 Prozent)<br />

und im Rheintal (13,8 Prozent) anzutreffen.<br />

abb. 18: Saisonverlauf der fremdabhebungen in den Reisegebieten 2009<br />

– Anteile der Fremdabhebungen nach Monaten, in Prozent –<br />

10,0<br />

9,5<br />

9,0<br />

8,5<br />

8,0<br />

7,5<br />

7,0<br />

6,5<br />

6,0<br />

Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />

Ahr Eifel Hunsrück Mosel-Saar<br />

Naheland <strong>Pfalz</strong> Rheinhessen Rheintal<br />

Westerwald-Lahn <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten <strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Bis auf das Naheland hatten 2009 alle Regionen<br />

Zuwächse bei den Abhebungszahlen zu verbuchen.<br />

Die höchste Steigerung erreichte die <strong>Pfalz</strong>,<br />

gefolgt von Westerwald-Lahn.<br />

In allen Regionen kam ein Gästeplus aus Baden-Württemberg,<br />

aus dem Saarland und aus<br />

Nordrhein-Westfalen. Gleichzeitig schlagen allerdings<br />

Gästerückgänge aus Sachsen-Anhalt in den<br />

rheinland-pfälzischen Regionen zu Buche.<br />

SaISoNveRlauf<br />

Die Entwicklung der Monatswerte bildet die Saisonalität<br />

der touristischen Nachfrage in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

und den Regionen ab. Die Saisonkurven in abbildung<br />

18 verdeutlichen durchaus regionale Unterschiede.<br />

Alle Regionen zeigen jedoch eindeutige Spitzen in<br />

den Monaten Mai, Juli und Oktober.<br />

RLP


75<br />

ZuSammeNfaSSuNg<br />

Mit Hilfe der Daten aus den Fremdabhebungen<br />

der Sparkassen-Geldautomaten<br />

können Erkenntnisse über die wichtigsten<br />

Herkunftsgebiete der Tages- und Übernachtungsgäste<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> gewonnen<br />

werden. Die Sparkassen bieten mit dieser<br />

Datenquelle einen wichtigen Service für die<br />

touristische Marktforschung ihrer Länder und<br />

Regionen, der andere Instrumente sinnvoll<br />

ergänzt.<br />

Gäste aus dem eigenen Bundesland sind<br />

eine sehr bedeutende Zielgruppe. Insbesondere<br />

für den Tagestourismus in <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong> ergibt sich daraus ein enormes Gäste-<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

potenzial. Weitere wesentliche Quellmärkte<br />

sind Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg<br />

und Hessen. Relative Zuwächse waren<br />

2009 aus insgesamt 12 Bundesländern zu<br />

verzeichnen.<br />

Die Darstellung nach touristischen Regionen<br />

erlaubt Rückschlüsse auf die inländische<br />

Gästestruktur auf regionaler Ebene. 2009<br />

wurden in acht der insgesamt neun Reiseregionen<br />

Zuwächse bei den Abhebungen<br />

festgestellt. Für 2009 ist damit ein erhöhtes<br />

inländisches Gästeaufkommen (+1,7 Prozent)<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> festzustellen.<br />

Weingenuss und Naturerlebnis


Fahrräder Radeln zwischen auf dem Reben Mosel-Radweg in Rheinhessen vor der (bei Reichsburg Oppenheim)<br />

Cochem


III I<br />

77<br />

1 Touristische Wetterstationen<br />

1.1 Generelle Erläuterungen zu Art und<br />

Umfang der Erhebung<br />

Mit Hilfe der sogenannten Wetterstationen, die die<br />

monatlichen Besucherzahlen erfassen, soll die Wettbewerbssituation<br />

der vielen Freizeit- und Kultureinrichtungen,<br />

Unterhaltungs- und sonstigen Angebote,<br />

die Touristen in Anspruch nehmen, in die allgemeine<br />

Analyse der Tourismusentwicklung einfließen.<br />

Damit sich Freizeiteinrichtungen als Wetterstation<br />

eignen, müssen sie folgende Kriterien erfüllen.<br />

Es muss sich um<br />

besucherstarke Einrichtungen handeln, die eine<br />

überörtliche Ausstrahlungskraft besitzen und<br />

betriebsbezogene Besucherzahlen<br />

exakt,<br />

regelmäßig und<br />

zeitnah erheben.<br />

Saisonbetriebe sind, solange sie diese Anforderungen<br />

erfüllen, durchaus als Wetterstationen geeignet.<br />

Freizeit- und Unterhaltungseinrichtungen, deren<br />

Anziehungskraft wegen häufigen Programmwechsels<br />

stark schwankt und die deshalb im Zeitablauf nicht<br />

vergleichbar sind, bleiben ebenso unberücksichtigt wie<br />

Einrichtungen, die ihr Besuchervolumen schätzen und<br />

nicht exakt erfassen können (z. B. anhand verkaufter<br />

Eintrittskarten oder mit Hilfe eines Drehkreuzes).<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

WIRTSCHAFTLICHE LAGE IM GASTGEWERBE<br />

UND IN DER FREIZEITWIRTSCHAFT<br />

Das Kapitel widmet sich der Situation der Freizeiteinrichtungen (Wetterstationen) sowie<br />

der Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe in Deutschland und in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. Außerdem<br />

wird die Bedeutung des Themas Qualität für das Gastgewerbe beleuchtet.<br />

HinwEiS<br />

<strong>2010</strong> wurden die Wetterstationskategorien überarbeitet,<br />

um eine verbesserte Abgrenzung der<br />

unterschiedlichen Einrichtungstypen zu erreichen<br />

bzw. um die einzelnen Typen homogener<br />

zu gestalten. Neu ist z. B., dass sich die Besucherbergwerke<br />

und Freilichtmuseen, die vorher<br />

der Gruppe der Museen zugeordnet waren, nun<br />

in einer eigenen Kategorie wiederfinden. Zudem<br />

wurde die Kategorie „Denkmäler, historische<br />

Bauwerke u. Ä.“ geschaffen. Aufgrund dieser<br />

Neuerungen sind die Ergebnisse der einzelnen<br />

Kategorien nicht 1:1 mit den Vorjahresergebnissen<br />

vergleichbar. Dieser Aspekt ist bei den<br />

nachfolgenden Betrachtungen zu berücksichtigen,<br />

auch wenn im Einzelnen nicht näher darauf<br />

eingegangen wird. (vgl. Abb. 19)<br />

Eine Vielzahl von Typen touristischer Einrichtungen<br />

fließt in die Erhebung ein:<br />

Die Besucherzahlen werden rückwirkend seit<br />

2003 erfasst. Natürlich wären weitere betriebliche<br />

Daten wie Umsatz und Gewinn wünschenswert<br />

und notwendig, um einzelne Wetterstationstypen<br />

qualifizierter beurteilen zu können.<br />

Besucherzahlen hingegen sind eine relativ<br />

leicht zugängliche und allgemein verständliche<br />

Größe. Letztlich drückt sich der Markterfolg einer<br />

Einrichtung bzw. Branche primär in dieser Zahl<br />

aus. Somit lassen sich aus der Fülle der über das<br />

ganze Land verstreuten Einrichtungen durchaus


78<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

Abb. 19: wetterstationstypen des<br />

Tourismusbarometers<br />

Bergbahnen*<br />

Burgen/<br />

Schlösser<br />

Denkmäler,<br />

historische Bauwerke<br />

u. Ä.<br />

Erlebnisbäder/<br />

Thermen<br />

Freilichtmuseen,<br />

Besucherbergwerke<br />

u. Ä.<br />

Museen/<br />

Ausstellungen<br />

* Die Entwicklung der Bergbahnen ist derzeit nicht separat darstellbar.<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong><br />

Aussagen zur touristischen Konjunktur ableiten.<br />

Aktuell liegen dem dwif die Daten von insgesamt<br />

79 Wetterstationen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> vor, die 2009<br />

zusammen rund 5,2 Millionen Besucher begrüßen<br />

konnten. Im Durchschnitt verzeichnete damit jede<br />

Wetterstation über 65.000 Besucher. Karte 8 zeigt die<br />

regionale Verteilung der Wetterstationen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.<br />

Das Netzwerk, das seit 2008 aufgebaut<br />

wurde, weist mittlerweile eine – mit Ausnahme von<br />

Eifel und Westerwald – recht ausgewogene Streuung<br />

der unterschiedlichen Einrichtungen im Lande auf.<br />

Insofern geben die Wetterstationen die Entwicklung<br />

der Wettbewerbssituation der touristisch relevanten<br />

Freizeiteinrichtungen und Sehenswürdigkeiten in<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> realistisch wieder und stellen einen<br />

weiteren relevanten Indikator für die Einschätzung<br />

des Tourismus-Klimas dar.<br />

Der Markterfolg der erfassten Infrastruktureinrichtungen<br />

hängt von einer Reihe von Faktoren ab, die<br />

sich zudem teilweise überlagern, so dass ihr jeweiliger<br />

Einfluss nie mit absoluter Sicherheit bestimmt<br />

werden kann.<br />

Die Besucherzahlen an sich beschreiben nur die<br />

Stellung der erfassten Betriebe im Wettbewerb.<br />

Die erfassten Besucherzahlen geben nicht die<br />

Entwicklung aller Einrichtungen eines Typs, z. B.<br />

aller Bäder, Museen und Schlösser, wieder.<br />

In der kurzfristigen Betrachtung können betriebsindividuelle<br />

und/oder vorübergehende<br />

äußere Einflüsse wirksam werden, die noch keine<br />

Anzeichen für einen Trend sein müssen. Dennoch<br />

bietet eine sehr zeitnahe Betrachtung die<br />

Naturinfozentren<br />

Stadtführungen<br />

Zoos/Tierparks<br />

Möglichkeit, aktuelle Geschehnisse zu berücksichtigen,<br />

z. B. die Einflüsse von Großereignissen<br />

(Gartenschauen, Jubiläen usw.) oder außergewöhnlichen<br />

Wetterlagen in positiver (Stichwort:<br />

Jahrhundertsommer) und negativer Hinsicht<br />

(Stichwort: Jahrhundertflut).<br />

Karte 8: Standorte der wetterstationen<br />

N<br />

60 km<br />

Vielfach werden mehrere Wetterstationen in einer<br />

Stadt erfasst, die jedoch aufgrund der Punkthäufung<br />

nicht alle erkennbar sind.<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>


79<br />

Abb. 20: Einflussfaktoren auf die wettbewerbssituation der<br />

wetterstationen des Tourismusbarometers<br />

Anzahl<br />

Anzahl<br />

direkter<br />

direkter<br />

Konkurrenten<br />

Konkurrenten<br />

Konkurrenten<br />

Konkurrenten<br />

Potenziale<br />

Potenziale<br />

im<br />

im<br />

Einzugsgebiet<br />

Einzugsgebiet<br />

-<br />

-<br />

Bevölkerung<br />

Bevölkerung<br />

-<br />

-<br />

Übernachtungen<br />

Übernachtun en<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong><br />

Konjunktur,<br />

Konjunktur,<br />

Einkommen<br />

Einkommen<br />

BesucherBesucherzahlenzahlen<br />

Moden<br />

Moden<br />

und und<br />

und und<br />

Trends Trends<br />

Trends Trends<br />

Wetter<br />

Wetter<br />

Anhand langfristiger Betrachtungen und einer<br />

Zusammenfassung der Wetterstationen zu Obergruppen<br />

können Aussagen über tiefgreifende<br />

„Klimaveränderungen“ getroffen werden, die die<br />

Entwicklung der Marktkonstellation nachhaltig<br />

beeinflussen. Sie können erklären, wie sich ein<br />

Großteil der touristischen Infrastruktur im Markt<br />

behauptet, wo sich eventuell günstige Perspektiven<br />

abzeichnen bzw. wo die Gefahr von Überkapazitäten<br />

oder Nachfrageengpässen droht.<br />

Um die von den Wetterstationen geforderte Anonymität<br />

der Einzeldaten zu garantieren, werden im<br />

Rahmen des Tourismusbarometers nur Gruppenwerte<br />

dargestellt.<br />

ZUSAmmEnfASSUnG<br />

Die 79 touristischen Wetterstationen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

registrierten 2009 zusammen rund<br />

5,2 Millionen Besucher. Mit der Vielzahl an Einrichtungen<br />

in den unterschiedlichen Regionen<br />

steht eine tragfähige Grundlage zur Beurteilung<br />

des aktuellen Tourismus-Klimas für den Tagesund<br />

Übernachtungstourismus in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

zur Verfügung.<br />

29 Diese Art „Wetterbericht“ wird vom dwif dreimal im Jahr<br />

erstellt und auf www.sv-rlp.de und www.dwif.de veröffentlicht.<br />

Zudem bekommen alle Teilnehmer die <strong>Jahresbericht</strong>e<br />

zugeschickt.<br />

Mobilität<br />

Mobilität<br />

im<br />

im<br />

Ausflugsverkehr<br />

Ausflugsverkehr<br />

Eigene<br />

Eigene<br />

AngebotsAngebotsgestaltunggestaltung<br />

und<br />

und<br />

Marketing Marketing<br />

Marketing Marketing<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

1.2 wetterstationen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Die Analyse der langfristigen Entwicklung der Gesamtheit<br />

aller Wetterstationen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> im<br />

Vergleich mit den anderen Barometer-Bundesländern<br />

erfolgt ab Kapitel III 1.3. Eine nach einzelnen Wetterstationstypen<br />

gegliederte, länderspezifische Auswertung<br />

eines längerfristigen Beobachtungszeitraums ist<br />

geplant. Zwar konnten 2009 in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

zahlreiche neue Einrichtungen für eine Teilnahme am<br />

Tourismusbarometer gewonnen werden, allerdings<br />

nicht in allen Fällen Besucherzahlen rückwirkend bis<br />

2004 zur Verfügung gestellt werden. Daher ist die<br />

Grundgesamtheit noch zu gering, um eine langfristige<br />

Auswertung nach einzelnen Angebotskategorien<br />

vorzunehmen. Die folgenden länderspezifischen<br />

Ausführungen für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> konzentrieren sich<br />

somit auf den kurzfristigen Vergleich zwischen 2008<br />

und 2009.<br />

1.2.1 Kurzfristige Entwicklung 2008 –<br />

2009 29 und Saisonverlauf<br />

BESUcHERRücKGänGE ZUm JAHRESSTART<br />

vERHindERn BESSERES JAHRESERGEBniS<br />

Im Jahr 2009 konnten die rheinland-pfälzischen<br />

Wetterstationen das Vorjahresergebnis nur knapp um<br />

0,6 Prozent übertreffen. Die erheblichen Besucherrückgänge<br />

zu Beginn des Jahres verhinderten ein<br />

besseres Resultat. Dennoch haben die erfassten Wetterstationen<br />

das Jahr 2009 gut gemeistert. Der leichte<br />

Zuwachs ist vor dem Hintergrund der angespannten<br />

Wirtschaftslage als Erfolg zu betrachten.


80<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

Abb. 21: Kurzfristiger Trend 2008 – 2009 nach Angebotstypen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

– Veränderung der Besucherzahlen in Prozent –<br />

7,0<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

-1,0<br />

-2,0<br />

-3,0<br />

-4,0<br />

Naturinfozentren<br />

Erlebnisbäder/<br />

Thermen<br />

Freilichtmuseen,<br />

Besucherbergwerke u. Ä.<br />

Burgen/<br />

Schlösser<br />

Zoos/<br />

Tierparks<br />

alle Wetterstationen<br />

Stadtführungen<br />

Denkmäler, hist.<br />

Bauwerke u. Ä.<br />

Museen/<br />

Ausstellungen<br />

Anmerkung: Der kurzfristige Trend weicht von dem langfristigen Trend ab, da hier eine andere Grundgesamtheit vorliegt.<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Wetterstationen<br />

Das Verhältnis zwischen Einrichtungen mit Besucherzuwächsen<br />

und -verlusten gestaltete sich 2009<br />

– passend zu dem knappen Gesamtergebnis – relativ<br />

ausgeglichen. Drei von insgesamt acht Angebotskategorien<br />

konnten sich über ein Besucherplus freuen.<br />

Und keine Kategorie hatte stärkere Einbrüche zu<br />

verkraften. Die Rückgänge bewegten sich zwischen<br />

-3,0 Prozent bei den Naturinfozentren und -0,1 Prozent<br />

bei den Zoos/Tierparks und damit in einem moderaten<br />

Rahmen. (vgl. Abb. 21)<br />

diE EnTwicKlUnGEn im EinZElnEn<br />

Bergbahnen können noch nicht als eigene Kategorie<br />

ausgewiesen werden. Alle derzeit erfassten Unternehmen<br />

blicken jedoch auf ein gutes Jahr zurück<br />

und leisteten ihren entsprechenden Beitrag zu dem<br />

positiven Jahresergebnis. Nach wie vor werden Teilnehmer<br />

aus diesem Bereich gesucht.<br />

mUSEEn Und AUSSTEllUnGEn:<br />

ERHolUnG SETZTE im SommER Ein<br />

Bei den Museen und Ausstellungen ließen starke<br />

Besucherrückgänge zu Jahresbeginn ein schwieriges<br />

Jahr befürchten. Besonders die Verluste im März<br />

(-23,6 Prozent) belasteten das Ergebnis schwer. Im<br />

Sommer setzte jedoch die entscheidende Kehrtwende<br />

ein, und es ging fast nur noch kontinuierlich bergauf.<br />

Die Zuwächse von Juni bis Oktober fielen überwiegend<br />

zweistellig aus. In diesem Zeitraum bewegten<br />

sich die Besucherzahlen rund 16 Prozent über dem<br />

Vorjahresniveau. Insgesamt wurde in sieben von zwölf<br />

Monaten das jeweilige Vorjahresergebnis übertroffen.<br />

Am Ende des Jahres betrug das Besucherplus somit<br />

erfreuliche 6 Prozent, obwohl sich Gewinner und Verlierer<br />

in dieser Kategorie nahezu die Waage hielten.<br />

Zurückzuführen ist dies auf neue Ausstellungen oder<br />

Veranstaltungen, die bei einigen Einrichtungen überdurchschnittlich<br />

viele Besucher anzogen.<br />

dEnKmälER, HiSToRiScHE BAUwERKE<br />

U. ä.: ERfolG AUf BREiTER BASiS<br />

Diese Kategorie kann insgesamt auf ein erfreuliches<br />

Jahr 2009 zurückblicken. Die Besucherzahlen bewegten<br />

sich 3,2 Prozent über dem Vorjahresniveau.<br />

Erfreulich ist vor allem, dass die meisten Einrichtungen<br />

Zuwächse registrierten. Allerdings war der<br />

Jahresstart auch in dieser Kategorie äußerst enttäuschend.<br />

Im Zeitraum Januar bis März fielen die


81<br />

Einbußen in Höhe von rund 21 Prozent empfindlich<br />

aus. Diese Verluste konnten jedoch im April mehr als<br />

ausgeglichen werden, denn die Besucherzahlen<br />

kletterten um rund 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr.<br />

Ohne die gute Entwicklung im April hätte sich das<br />

Jahresergebnis nur bei plus/minus Null eingependelt.<br />

Denn während die Monate Juni bis November durchweg<br />

positiv verliefen, wurde das Ergebnis aufgrund<br />

der negativen Besucherbilanz im Dezember nochmals<br />

deutlich nach unten gezogen. Hier beliefen<br />

sich die Rückgänge auf rund 20 Prozent.<br />

STAdTfüHRUnGEn: nUR lEicHTE ZUwäcHSE<br />

TRoTZ ZAHlREicHER GEwinnER<br />

Die Stadtführungen erreichten 2009 ein leichtes<br />

Plus in Höhe von 1,1 Prozent. Rund 78 Prozent der<br />

erfassten Stadtführungen registrierten mehr Gäste<br />

als im Vorjahr. Nicht selten waren sogar Zuwachsraten<br />

im zweistelligen Bereich zu verzeichnen. Allerdings<br />

schlugen die Rückgänge des größten Anbieters so<br />

stark zu Buche, dass das Ergebnis am Ende recht<br />

knapp ausfiel. Während die meisten Kategorien im<br />

April ein Besucherplus erzielen konnten, gelang das<br />

den Stadtführungen nicht. Die Teilnehmerzahlen blieben<br />

rund 10 Prozent hinter den Vorjahreswerten<br />

zurück. Die Rückgänge im allgemein wichtigen Monat<br />

August (-14 Prozent) machten sich ebenfalls deutlich<br />

bemerkbar. Sie konnten jedoch dank eines äußerst<br />

erfolgreichen Septembers (+12 Prozent) nahezu vollständig<br />

kompensiert werden. Der September war der<br />

mit Abstand teilnehmerstärkste Monat. 2009 konnten<br />

in acht von zwölf Monaten mehr Teilnehmer an den<br />

Stadtführungen gezählt werden.<br />

ZooS Und TiERPARKS:<br />

STillSTAnd nAcH AcHTERBAHnfAHRT<br />

Die Zoos und Tierparks schlossen das Jahr 2009 mit<br />

nahezu gleich bleibenden Besucherzahlen ab (-0,1 Prozent).<br />

Der Jahresverlauf gestaltete sich dabei äußerst<br />

uneinheitlich und glich einer Achterbahnfahrt. Monate<br />

mit stark rückläufigen Besucherzahlen waren ebenso<br />

zu finden wie Monate mit extrem hohen Steigerungsraten.<br />

Die gravierenden Einbrüche im Januar und Februar<br />

(zusammen -56,5 Prozent) konnten zwar im März (+6,4<br />

Prozent) und besonders im April (+113,3 Prozent) mehr<br />

als ausgeglichen werden, allerdings wurde das Ergebnis<br />

in den Sommermonaten wieder nach unten gezogen.<br />

Nur im August und September wurde ein höheres<br />

Besucheraufkommen als im Vorjahr registriert. Besonders<br />

enttäuschend verliefen die Geschäfte im Juli,<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

in dem ein Fünftel weniger Besucher in die Zoos und<br />

Tierparks kamen. Auch der Jahresausklang verlief für<br />

die beteiligten Einrichtungen negativ. Die Rückgänge<br />

in den Monaten Oktober (-9,1 Prozent) und Dezember<br />

(-23 Prozent) wogen trotz vergleichsweise geringerer<br />

Bedeutung schwer. Auch wenn die Wintermonate nicht<br />

den wichtigsten Stellenwert für diesen Wetterstationstyp<br />

haben, so dürfte der frostige Jahresanfang <strong>2010</strong><br />

den Einrichtungen kräftig zugesetzt haben.<br />

BURGEn Und ScHlöSSER: voRJAHRESER-<br />

GEBniS KnAPP vERfEHlT<br />

Die Besucherzahlen von Burgen und Schlössern blieben<br />

knapp um 0,8 Prozent hinter den Vorjahreswerten<br />

zurück. Insgesamt schrieben nur zwei der sechs erfassten<br />

Einrichtungen 2009 schwarze Zahlen; die übrigen<br />

hatten Rückgänge zu verkraften. Schon sehr früh<br />

wurde der Grundstein für das negative Jahresergebnis<br />

gelegt: Die Verluste in den Monaten Januar bis März<br />

summierten sich auf rund 41 Prozent und konnten in<br />

der darauf folgenden Zeit – trotz eines überragenden<br />

Aprils (Besucherplus in Höhe von 43,7 Prozent) und<br />

eines guten Verlaufs im Juni (+10,7 Prozent) – nicht<br />

mehr aufgefangen werden. Und wie der Jahresanfang,<br />

so verlief auch der Jahresausklang im November und<br />

Dezember negativ. Bleibt zu hoffen, dass sich diese<br />

Entwicklung <strong>2010</strong> nicht fortsetzen wird. Für die ersten<br />

Monate <strong>2010</strong> hängt die Messlatte jedoch relativ niedrig,<br />

sie dürfte überwunden werden.<br />

fREilicHTmUSEEn, BESUcHERBERGwERKE<br />

U. ä.: ExTREm ScHwAcHE<br />

nEBEnSAiSon<br />

Das Jahresergebnis bei den Freilichtmuseen, Besucherbergwerken<br />

u. Ä. pendelte sich auf -1,6 Prozent<br />

ein. Zwar fiel das Verhältnis zwischen Gewinnern und<br />

Verlierern relativ ausgeglichen aus. Die Zuwächse<br />

reichten letztlich jedoch nicht aus, um die rückläufigen<br />

Einrichtungen abzufedern. Besonders auffällig<br />

ist die negative Besucherbilanz in den Herbst- und<br />

Wintermonaten. In den Zeiträumen Januar bis März<br />

und Oktober bis Dezember fielen die Verluste größtenteils<br />

zweistellig aus. Im Frühjahr und Sommer<br />

konnte dieser Trend zumindest in den Monaten<br />

April (+46,2 Prozent) und August (+9,6 Prozent) unterbrochen<br />

werden. Angesichts von nur zwei Monaten<br />

mit Besucherzuwächsen ist es fast überraschend, dass<br />

das Jahresergebnis nicht noch weiter in den Minusbereich<br />

rutschte.


82<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

ERlEBniSBädER Und THERmEn:<br />

ScHwiERiGES JAHR<br />

Die Erlebnisbäder und Thermen blicken auf ein ungünstiges<br />

Jahr zurück. Am Jahresende fiel die Besucherbilanz<br />

mit einem Minus von 2,1 Prozent negativ<br />

aus. Ein Blick auf den Jahresverlauf unterstreicht die<br />

schwierige Situation: Nur im Juni und August konnten<br />

mehr Besucher als im Vorjahr gezählt werden. Wirklich<br />

nennenswert fielen die Zuwächse aber nur im<br />

August (+47,2 Prozent) aus. Sie konnten ein noch<br />

stärkeres Abrutschen des Ergebnisses verhindern. In<br />

den übrigen Monaten wurden weniger Besucher als<br />

in den Vergleichsmonaten des Vorjahres gezählt. Besonders<br />

enttäuschend verliefen März (-19,2 Prozent),<br />

April (-10,5 Prozent) und Juli (-11,4 Prozent). Die negative<br />

Besucherbilanz deckt sich mit der Entwicklung<br />

der Erlebnisbäder/Thermen in den übrigen Barometer-Bundesländern.<br />

In keinem Bundesland konnte<br />

dieser Wetterstationstyp 2009 schwarze Zahlen<br />

schreiben. Angesichts der angespannten Wirtschaftslage<br />

ist wohl auch <strong>2010</strong> nicht mit einer maßgeblichen<br />

Erholung zu rechnen.<br />

nATURinfoZEnTREn: ScHlUSSlicHT<br />

Die Kategorie der Naturinfozentren bildet 2009 im<br />

Gesamtranking der rheinland-pfälzischen Wetterstationstypen<br />

das Schlusslicht. Sie büßten 3 Prozent ihrer<br />

Besucher ein. Dabei konnte sich nur die besucherstärkste<br />

Einrichtung diesem Negativtrend entziehen.<br />

Ähnlich wie bei den Zoos und Tierparks war der Monatsverlauf<br />

von starken Schwankungen gekennzeichnet:<br />

Zweistellige Veränderungsraten – sowohl in den<br />

positiven als auch in den negativen Bereich – waren<br />

keine Seltenheit. Bis August verlief die Entwicklung<br />

noch recht heterogen. Unterm Strich lagen die Besucherzahlen<br />

im Zeitraum Januar bis August sogar<br />

3,2 Prozent über dem Vorjahr. Ab September wendete<br />

sich jedoch das Blatt, und das zuvor aufgebaute<br />

Polster verkleinerte sich mit jedem weiteren Monat.<br />

Schließlich waren die Rückgänge so gravierend, dass<br />

das Gesamtergebnis am Ende negativ ausfiel.<br />

SAiSonvERlAUf in RHEinlAnd-PfAlZ<br />

Zu der Entwicklung der Nachfrage im Jahresverlauf<br />

wurden bei der Einzeldarstellung der Wetterstationstypen<br />

bereits Aussagen getroffen. Insgesamt gestaltete<br />

sich der Saisonverlauf 2009 sehr uneinheitlich<br />

und wies teilweise deutliche Parallelen zu der Entwicklung<br />

in den übrigen Barometer-Bundesländern<br />

auf. Folgendes ist hierzu festzuhalten:<br />

Der Zeitraum Januar bis März war eine große<br />

Belastung für das Gesamtergebnis 2009, denn es<br />

wurde rund ein Fünftel weniger Besucher als im<br />

Vorjahr registriert.<br />

Eine Schlüsselrolle spielte der Monat April. Fast<br />

alle Einrichtungsarten konnten in diesem Monat<br />

aufgrund der Osterferien punkten. Sommerferien<br />

und gutes Wetter sorgten zudem im August für<br />

ein Besucherplus. Ohne die deutlichen Besucherschübe<br />

in diesen beiden Monaten wäre das<br />

Gesamtergebnis deutlich in den Minusbereich<br />

gerutscht.<br />

Wie bereits der Jahresstart verlief auch der Jahresausklang<br />

negativ. Die Rückgänge im Zeitraum<br />

Oktober bis Dezember bezifferten sich auf rund<br />

-4 Prozent. (vgl. Abb. 22)<br />

ZUSAmmEnfASSUnG Und AUSBlicK<br />

Das leichte Besucherplus der rheinlandpfälzischen<br />

Wetterstationen ist – trotz<br />

angespannter Wirtschaftslage – positiv zu<br />

bewerten. Die schwierige wirtschaftliche<br />

Ausgangssituation hat offenbar nicht zu einer<br />

grundsätzlichen Konsumzurückhaltung<br />

geführt, denn drei von acht Angebotstypen<br />

konnten das jeweilige Vorjahresergebnis –<br />

zum Teil sogar deutlich – übertreffen. Zudem<br />

erreichte rund die Hälfte der erfassten Wetterstationen<br />

ein besseres Ergebnis als 2008.<br />

Trotzdem fällt der Blick auf den Saisonverlauf<br />

relativ ernüchternd aus. Nur vier von zwölf<br />

Monaten wiesen eine positive Besucherbilanz<br />

auf. Gerade hier zeigt sich, dass gute<br />

Witterungsbedingungen und die günstige<br />

Lage von Ferienzeiten ein stärkeres Gewicht<br />

in Bezug auf die Besucherentwicklung haben<br />

können als eine schwache Konjunkturlage.<br />

Es scheint aber immer komplizierter zu<br />

werden, Gäste außerhalb von Zeiträumen<br />

mit günstigen Rahmenbedingungen (Wetter,<br />

Ferien, attraktive Ausstellungen und Veranstaltungen)<br />

anzusprechen.<br />

Der Ausblick auf das Jahr <strong>2010</strong> gestaltet<br />

sich zwar äußerst schwierig, Anzeichen für<br />

eine generelle Aufwärtsentwicklung sind<br />

aber eher die Ausnahme.


83<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Wetterstationen<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Abb. 22: Saisonale veränderung der nachfrage nach den wetterstationen 2009 gegenüber 2008<br />

– Besucher in Tausend –<br />

-14,5 % -27,1%<br />

-18,3 %<br />

+32,8 %<br />

-3,8 %<br />

+5,3 %<br />

-5,3 %<br />

+18,1 %<br />

Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />

2008 2009<br />

+5,3 %<br />

-0,3 %<br />

-5,5 % -10,2 %<br />

Lokomotive Adler, Auto & Technik MUSEUM SINSHEIM


84<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

Abb. 23: Entwicklung der Besucherzahlen in den wetterstationen der Barometer-Bundesländer 2004 – 2009<br />

– Index 2004 = 100 –<br />

120<br />

115<br />

110<br />

105<br />

100<br />

95<br />

90<br />

2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Niedersachsen<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Saarland Sachsen<br />

Sachsen-Anhalt Schleswig-Holstein Thüringen<br />

alle Barometer-Bundesländer<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Wetterstationen<br />

1.3 Bundesländer im vergleich<br />

Die Aufbereitung der Besucherzahlen nach Bundesland<br />

und Art der Einrichtung ist wegen der Vielzahl<br />

der Wetterstationstypen und der begrenzten Fallzahlen<br />

nicht aussagekräftig. Der reine Bundesländervergleich,<br />

in den alle Barometer-Bundesländer einbezogen<br />

werden, liefert interessante Ergebnisse. Die<br />

Unterschiede zwischen den Ländern und in zeitlicher<br />

Hinsicht sind bemerkenswert.<br />

Im Rahmen der Langfristbetrachtung von 2004 bis<br />

2009 werden nur die Ergebnisse von Wetterstationen<br />

verwendet, die für die gesamte Beobachtungsperiode<br />

Besucherzahlen gemeldet haben. Es handelt sich<br />

somit um einen eingeschränkten Teilnehmerkreis.<br />

Die Kurzfristbetrachtung 2009 gegenüber 2008 (vgl.<br />

Kap. III 1.2.1) greift dagegen auf eine größere Grundgesamtheit<br />

zurück. Auf diese Weise können auch<br />

neuere Einrichtungen, die z. B. erst zu einem späteren<br />

Zeitpunkt als 2004 eröffnet haben, in die Bewertung<br />

einfließen. Die Ergebnisse der Langzeit- und Kurzzeitanalyse<br />

stimmen daher nicht exakt überein. In<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> und Brandenburg haben neue besucherstarke<br />

Einrichtungen den Kurzfristtrend überaus<br />

positiv beeinflusst.<br />

1.3.1 langfristige Entwicklung 2004 –<br />

2009 in allen Barometer-Bundesländern<br />

Die Gesamtheit der Wetterstationen in allen Barometer-Bundesländern<br />

hat seit dem Basisjahr 2004 etwa<br />

1,5 Indexpunkte (gemessen an den damaligen Besuchern)<br />

verloren. Nachdem im Jahr 2008 der bisherige<br />

Tiefstpunkt erreicht worden war, hat sich die Situation<br />

2009 allerdings leicht entspannt, denn die erfassten<br />

Einrichtungen konnten zumindest wieder um<br />

1,1 Indexpunkte zulegen. (vgl. Abb. 23)<br />

Auf der Suche nach gravierenden Unterschieden müssen<br />

die Bundesländer im Einzelnen betrachtet werden.<br />

Der Langfristvergleich zeigt, dass zu den echten<br />

Gewinnern nur drei Bundesländer zu zählen sind: Im<br />

Saarland, in Sachsen-Anhalt und in Mecklenburg-<br />

Vorpommern fallen Kurz- und Langzeittrend gleicher-<br />

RLP


85<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Abb. 24: Entwicklung der Besucherzahlen der wetterstationen und der übernachtungen<br />

2009 gegenüber 2008 nach Bundesländern<br />

– Veränderungsraten in Prozent; Übernachtungen einschließlich gewerblichen<br />

Beherbergungsbetrieben ≥ 9 Betten und Campingplätzen –<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

-6<br />

Sachsen<br />

0,5 1,9<br />

-4,9<br />

Schleswig-<br />

Holstein<br />

-3,3<br />

<strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong><br />

0,6<br />

-0,5<br />

0,8<br />

1,0<br />

1,9<br />

Übernachtungen Wetterstationen<br />

1,6<br />

* Mit der Einführung der WZ 2008 (vgl. Kapitel II 1) sind im Saarland Schulungsheime aus der Berichtspflicht gefallen. Das<br />

Statistische Landesamt Saarland weist daher 2009 für das Bundesland insgesamt keine Veränderungsraten zum Vorjahr aus.<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Wetterstationen und Daten Statistische Landesämter<br />

3,3<br />

2,5<br />

Brandenburg Thüringen Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

maßen positiv aus. Diese drei Bundesländer konnten<br />

die Besucherzahlen 2009 deutlich steigern. Dabei<br />

erreichte Sachsen-Anhalt, mit einem Anstieg um fast<br />

6 Indexpunkte, den höchsten Zuwachs. Nur in diesen<br />

Ländern hält sich die Nachfrage klar über dem Niveau<br />

des Basisjahres. Mit 107,4 Indexpunkten behauptet<br />

das Saarland bei diesem Langfristvergleich die Spitzenposition.<br />

Vier Bundesländer gehören im Langfristvergleich zu<br />

den Verlierern: Neben den Einrichtungen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

mussten auch die Wetterstationen in Brandenburg,<br />

Schleswig-Holstein und Sachsen Rückgänge<br />

zwischen 0,4 (Brandenburg) und fast 5 Indexpunkten<br />

(Sachsen) verkraften. In allen vier Barometer-Bundesländern<br />

liegen die Indexwerte jetzt unter dem<br />

Gesamtdurchschnitt von 98,5 Punkten.<br />

3,5<br />

0,7<br />

5,0<br />

Saarland* Sachsen-<br />

Anhalt<br />

1,9<br />

5,1<br />

Niedersachsen<br />

1.3.2 Kurzfristiger vergleich der<br />

Entwicklung von Besucher- und<br />

übernachtungszahlen<br />

Die Kurzfristanalyse zeigt, dass sich die Wetterstationen<br />

in den verschiedenen Barometer-Bundesländern<br />

sehr unterschiedlich entwickelten. Zudem wird<br />

deutlich, dass es keineswegs die Regel ist, dass die<br />

Entwicklung der Übernachtungen und der Besucherzahlen<br />

in Richtung und Stärke übereinstimmen.<br />

(vgl. Abb. 24)<br />

Die Verlustrate von Schleswig-Holstein rührt von dem<br />

Wegfall des Sondereffekts der Landesgartenschau<br />

2008 in der Schleswig-Schlei-Region her. In Sachsen<br />

haben insbesondere museale Einrichtungen zu der<br />

negativen Gesamtbilanz beigetragen. In <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong> weichen die Veränderungsraten in ihrer Tendenz<br />

ebenfalls voneinander ab, klaffen jedoch nicht so<br />

extrem auseinander.


86<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

vERHälTniS ZwiScHEn GEwinnERn Und<br />

vERliERERn im KURZfRiSTiGEn<br />

vERGlEicH<br />

Die durchschnittlichen Veränderungsraten vermitteln<br />

keinen genauen Eindruck von der Entwicklung der<br />

einzelnen Wetterstationen, denn nicht alle erfassten<br />

Einrichtungen liegen im allgemeinen Trend. Es gibt<br />

„Gewinner“ und „Verlierer“. (vgl. Tab 14)<br />

In den meisten Fällen sind die Gewichte relativ gleich<br />

verteilt. In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Schleswig-Holstein und<br />

Thüringen stimmen zudem die Relationen mit der<br />

Entwicklungsrichtung überein. In Niedersachsen,<br />

Brandenburg und Sachsen überwiegt die Zahl der<br />

Verlierer. Über alle Barometer-Bundesländer hinweg<br />

betrachtet, gibt es – trotz Zuwächsen – einen leichten<br />

Überhang an Verlierern.<br />

BESUcHEREnTwicKlUnG Und KRiSE<br />

Die touristischen Wetterstationen der Freizeitwirtschaft<br />

in Ostdeutschland, Schleswig-Holstein,<br />

Niedersachsen, im Saarland und in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

haben umfangreiche Maßnahmen ergriffen, um dem<br />

konjunkturbedingten Rückgang der Besucherzahlen<br />

entgegenzuwirken. Das zeigen die Ergebnisse einer<br />

Sonderbefragung, die das dwif Ende Februar/Anfang<br />

März <strong>2010</strong> unter allen Wetterstationen durchgeführt<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Wetterstationen<br />

hat. Insgesamt beteiligten sich fast 200 Einrichtungen<br />

an der Befragung.<br />

Ein Drittel der Befragten hatte 2009 Besucherrückgänge<br />

zu verzeichnen. Diese Entwicklung wird insbesondere<br />

auf ein verändertes Ausgabeverhalten (56<br />

Prozent) und die aktuelle Konjunkturlage (54 Prozent)<br />

zurückgeführt. Knapp die Hälfte der Befragten bringt<br />

etwaige Rückgänge zudem mit dem Wetter (46 Prozent)<br />

in Verbindung. Weniger gewichtige Faktoren waren<br />

Konkurrenzsituation (23 Prozent), fehlendes Marketingbudget<br />

(20 Prozent) und Erreichbarkeit (13 Prozent)<br />

der Einrichtungen. Vier von fünf Einrichtungen haben<br />

Maßnahmen ergriffen, um dem Rückgang der Besucherzahlen<br />

aktiv entgegenzuwirken. Im Mittelpunkt<br />

stehen Marketingaktionen (67 Prozent), neue Angebote<br />

(53 Prozent), Veranstaltungen (46 Prozent) und Sonderaktionen<br />

(20 Prozent). 30 Erfreulich: An der Preis- und<br />

Personalschraube wurde so gut wie nicht gedreht.<br />

wETTERSTATionEn füR <strong>2010</strong><br />

ZUvERSicHTlicH!<br />

Die Stimmung für das laufende Jahr <strong>2010</strong> ist optimistisch:<br />

Gefragt nach den Erwartungen im Hinblick auf<br />

die Entwicklung der Besucherzahlen geht jede zweite<br />

Einrichtung von Zuwächsen aus, lediglich jede fünfte<br />

prognostiziert Rückgänge.<br />

30 Mehrfachnennungen<br />

Tab. 14: Entwicklung der Besucherzahlen aller wetterstationen und verteilung nach Gewinnern<br />

und verlierern 2009 gegenüber 2008<br />

– in Prozent –<br />

Veränderungsrate<br />

Besucherzahlen<br />

Anteil von Wetterstationen mit<br />

positiver<br />

Besucherentwicklung<br />

negativer<br />

Besucherentwicklung<br />

alle Barometer-Bundesländer +1,6 47 53<br />

Brandenburg +1,0 43 57<br />

Mecklenburg-Vorpommern +2,5 49 51<br />

Niedersachsen +5,1 40 60<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> +0,6 51 49<br />

Saarland +3,5 48 52<br />

Sachsen -4,9 24 76<br />

Sachsen-Anhalt +5,0 49 51<br />

Schleswig-Holstein -3,3 47 53<br />

Thüringen +1,6 53 47


87<br />

ZUSAmmEnfASSUnG<br />

Im Vergleich der langfristigen Entwicklung<br />

der Wetterstationen nach Barometer-Bundesländern<br />

seit 2004 nehmen die rheinland-pfälzischen<br />

Einrichtungen einen Platz<br />

im unteren Mittelfeld ein. Der Abstand zum<br />

Basisjahr 2004 beträgt 4,1 Indexpunkte.<br />

In der Kurzfristanalyse zwischen 2008<br />

und 2009 weisen die Übernachtungs- und<br />

Besucherzahlen der Wetterstationen in<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> in konträre Richtungen,<br />

liegen jedoch dicht zusammen.<br />

Das Verhältnis von Wetterstationen mit Besucherzugewinnen<br />

und Besucherverlusten<br />

zwischen 2008 und 2009 ist – dem knappen<br />

Jahresergebnis entsprechend – mit 51:49<br />

nahezu ausgeglichen.<br />

Trotz anhaltender Wirtschaftskrise zeigen<br />

sich die Wetterstationen vergleichsweise<br />

optimistisch für das laufende Jahr <strong>2010</strong>:<br />

Jede zweite Einrichtung geht von steigenden<br />

Besucherzahlen aus.<br />

Abb. 25: Entwicklung der Besucherzahlen in Abhängigkeit von der nachfragestärke<br />

– alle Barometer-Bundesländer zusammen, Index 2004 = 100 –<br />

130<br />

125<br />

120<br />

115<br />

110<br />

105<br />

100<br />

95<br />

90<br />

2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

bis 20.000 20.000 bis 50.000 50.000 bis 100.000 100.000 bis 200.000 über 200.000<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Wetterstationen<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

1.4 Einfluss der Betriebsgröße auf die<br />

Entwicklung<br />

Zwischen den Wetterstationen in allen Barometer-Bundesländern<br />

gibt es gravierende Unterschiede in Bezug<br />

auf die jährlichen Besucherzahlen; die Spannweite reicht<br />

von wenigen hundert bis deutlich über eine Million. Es<br />

liegt in der Natur der Sache, dass Veränderungen bei<br />

besucherstarken Einrichtungen erheblich mehr Einfluss<br />

auf die Gesamtentwicklung ausüben als Veränderungen<br />

bei kleinen Anbietern. Deshalb ist eine Differenzierung<br />

in Bezug auf die Besucherzahlen aufschlussreich. Dazu<br />

wurde folgender methodischer Ansatz entwickelt:<br />

Der Beobachtungszeitraum erstreckt sich jeweils<br />

über sechs Jahre; im vorliegenden Fall von 2004<br />

bis 2009.<br />

Die Wetterstationen aus allen Barometer-Bundesländern<br />

wurden fünf Größenklassen zugeordnet:<br />

Gruppe 1: unter 20.000 Besucher<br />

Gruppe 2: 20.000 bis unter 50.000 Besucher<br />

Gruppe 3: 50.000 bis unter 100.000 Besucher<br />

Gruppe 4: 100.000 bis unter 200.000 Besucher<br />

Gruppe 5: 200.000 Besucher und mehr<br />

Entscheidend für die Zuordnung zu der jeweiligen<br />

Gruppe war die Besucherzahl im Basisjahr 2004.<br />

Das bedeutet, dass Über- oder Unterschreitungen<br />

von Grenzwerten keine Änderungen bei der Zusammensetzung<br />

der Gruppen bewirken.


88<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

Crucenia-Therme (Bad Kreuznach)<br />

Die Nachfrageentwicklung wird in Form einer Indexreihe<br />

dargestellt, ausgehend vom Basisjahr 2004 (= 100).<br />

Insgesamt gesehen bestätigt Abbildung 25 die Einschätzung,<br />

dass die Entwicklung, sowohl bei kurz- als<br />

auch bei längerfristiger Betrachtung, am besten mit<br />

dem Begriff Stagnation beschrieben werden kann.<br />

Bei der Einzelbetrachtung werden jedoch bemerkenswerte<br />

Unterschiede sichtbar:<br />

Dass Ende 2009 noch eine Art Trendwende erreicht<br />

werden konnte, ist in erster Linie den Wetterstationen<br />

zu verdanken, die zwischen 50.000 und<br />

100.000 Besucher pro Jahr empfangen. Allein diese<br />

Gruppe konnte kräftig zulegen (+6 Indexpunkte)<br />

und hat, obwohl sie fast während der gesamten<br />

Berichtsperiode die ungünstigste Entwicklung<br />

genommen hatte, annähernd das Nachfrageniveau<br />

des Basisjahres erreicht. Einen kleinen Beitrag leisteten<br />

auch die größeren Einrichtungen (100.000<br />

bis 200.000 Besucher), die im Übrigen den gleichen<br />

Kurvenverlauf erkennen lassen; allerdings<br />

mit dem Unterschied, dass die Ausschläge in beide<br />

Richtungen sehr moderat ausfallen.<br />

Das wichtigste Ergebnis ist aber zweifellos, dass<br />

es ausgerechnet die großen Wetterstationen (über<br />

200.000 Besucher pro Jahr) sind, die die Entwicklung<br />

gebremst haben. Sie verloren, nachdem sie<br />

bereits im Vorjahr die stärksten Einbußen hin-<br />

nehmen mussten, 2009 erneut an Zuspruch und<br />

stellen sich nun in der Zeitreihe als schlechteste<br />

Gruppierung dar. Diese Verluste wiegen umso<br />

schwerer, als das relative Gewicht dieser Einrichtungen<br />

besonders groß ist. Ihrer Rolle als Zugpferd<br />

konnten die besucherstarken Einrichtungen<br />

seit 2007 nicht mehr gerecht werden.<br />

Eine fast identische Zeitreihe weisen die Einrichtungen<br />

mit 20.000 bis 50.000 Besuchern<br />

auf. Deren Bremswirkung ist ebenfalls hoch<br />

einzuschätzen, weil sehr viele Wetterstationen zu<br />

dieser Kategorie zählen.<br />

Die Wetterstationen in der untersten Größenklasse<br />

konnten ihre Position nicht weiter verbessern<br />

und mussten sogar einen kleinen Rückschlag<br />

hinnehmen. Allerdings werden erst die kommenden<br />

Jahre zeigen, ob die Annahme, dass sie ihre<br />

Wachstumspotenziale weitgehend ausgeschöpft<br />

haben, zutrifft.<br />

ZUSAmmEnfASSUnG<br />

2009 sind es die mittelgroßen Einrichtungen, die<br />

die Entwicklung des Gesamtmarktes am positivsten<br />

beeinflusst haben.Allerdings muss am<br />

Ende einer mehrjährigen Beobachtung festgestellt<br />

werden, dass stabile Trends in keiner der<br />

Größenklassen zu erkennen sind.


89<br />

Tab. 15: Reale Umsatzentwicklung im Gastgewerbe<br />

– Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent –<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Statistisches Landesamt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 32<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

2 Wirtschaftliche Situation des Gastgewerbes in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

2.1 Entwicklung von Umsatz, insolvenzen<br />

und Beschäftigung<br />

UmSATZEnTwicKlUnG: 3,5 PRoZEnT<br />

RücKGAnG im RHEinlAnd-PfälZiScHEn<br />

GASTGEwERBE<br />

Erneut hat das deutsche Gastgewerbe31 im Jahr 2009<br />

real 6,6 Prozent weniger Umsatz erwirtschaftet als noch<br />

im Jahr 2008. Eine der Hauptursachen für die schlechte<br />

Entwicklung ist die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise,<br />

die bereits in der zweiten Jahreshälfte 2008<br />

branchenübergreifend für Umsatzrückgänge verantwortlich<br />

gewesen war und sich 2009 noch deutlicher<br />

auf die Umsatzzahlen im Gastgewerbe auswirkte. Ein<br />

Vergleich der Teilbereiche zeigt, dass vor allem der<br />

Beherbergungssektor (-8,3 Prozent im Vergleich zu<br />

-5,3 Prozent im Gaststättengewerbe) unter der Krise<br />

leidet.<br />

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren<br />

insbesondere bei Hotels garnis und Hotels erhebliche<br />

Umsatzrückgänge festzustellen. Aber auch die übrigen<br />

Betriebstypen des Beherbergungsgewerbes, u. a. Gasthöfe,<br />

Pensionen und Ferienunterkünfte, registrierten<br />

zum Teil enorme Umsatzrückgänge. Vergleichsweise<br />

konstant blieben die Umsatzzahlen bei Ferienhäusern<br />

und Ferienwohnungen, bei Campingplätzen sowie bei<br />

Anbietern von Jugendherbergen und Hütten.<br />

Die Lage bei den Gaststätten ist weiterhin angespannt.<br />

Die Umsatzrückgänge im Jahr 2009 fielen zwar im<br />

Vergleich zum Beherbergungsgewerbe geringer aus,<br />

waren aber stärker als in den ebenfalls schlechten<br />

Jahren 2007 (-4,9 Prozent) und 2008 (-3,6 Prozent).<br />

Die Einbußen trafen mit Ausnahme der Cafés alle Be-<br />

triebstypen (d. h. Restaurants mit Selbstbedienung bzw.<br />

mit herkömmlicher Bedienung, Schankwirtschaften,<br />

Diskotheken und Tanzlokale).<br />

Die gastgewerblichen Betriebe in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

(-3,5 Prozent) verzeichneten das zweite Jahr in Folge<br />

ein Umsatzminus. Hier mussten vor allem die Beherbergungsbetriebe<br />

(-6,0 Prozent) mit geringeren Umsätzen<br />

zurechtkommen, während die Umsätze im Gastgewerbe<br />

nur um 1,0 Prozent sanken. (vgl. Tab. 15)<br />

mEHR inSolvEnZEn in RHEinlAnd-PfAlZ<br />

Trotz Wirtschafts- und Finanzkrise sowie rückläufiger<br />

Umsatzzahlen sank die Zahl der Insolvenzen im Gastgewerbe<br />

in den Barometer-Bundesländern leicht von 388<br />

(2008) auf 380 (2009). Da angesichts der Krise eher mit<br />

einer Steigerung der Insolvenzfälle zu rechnen war,<br />

ist das tatsächliche Ergebnis erfreulich, von einer<br />

Trendwende kann jedoch nicht gesprochen werden.<br />

In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> wurden mehr Insolvenzen gezählt.<br />

Die positive Entwicklung des letzten Jahres (-18 Fälle)<br />

wurde durch einen erneuten Anstieg 2009 (+12 Fälle)<br />

nahezu wieder wettgemacht. Hauptverantwortlich war<br />

das Gastronomiegewerbe mit 8 Fällen mehr als im<br />

Vorjahr. Bilanz 2009: insgesamt 148 Insolvenzanträge,<br />

verglichen mit 136 im Vorjahr. (vgl. Abb. 26)<br />

31 Das Gastgewerbe setzt sich zusammen aus dem Beherbergungsgewerbe,<br />

dem Gaststättengewerbe sowie Kantinen und Caterern.<br />

32 Die Statistischen Landesämter aktualisieren Konjunkturstatistiken<br />

noch bis zu 18 Monate später, da bis dahin Nachlieferungen von<br />

Unternehmen des Gastgewerbes erfolgen. Insofern sind die hier dar<br />

gestellten Umsatzentwicklungen für 2008/2009 als vorläufige<br />

Ergebnisse zu betrachten.<br />

2008 2009<br />

Deutschland<br />

Gastgewerbe -2,6 -6,6<br />

Beherbergungsgewerbe -2,3 -8,3<br />

Gaststättengewerbe<br />

R h e i n l a n d - P f a l z<br />

-3,6 -5,3<br />

Gastgewerbe -1,9 -3,5<br />

Beherbergungsgewerbe -3,3 -6,0<br />

Gaststättengewerbe -0,8 -1,0


90<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

Abb. 26: insolvenzen im Gastgewerbe nach Bundesländern 2000 – 2009<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Sachsen<br />

Sachsen-Anhalt Thüringen Schleswig-Holstein<br />

Niedersachsen Saarland <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistische Landesämter<br />

BEScHäfTiGTEnEnTwicKlUnG im<br />

GASTGEwERBE: TEilZEiTKRäfTE ERSET-<br />

ZEn vollZEiT-BEScHäfTiGTE<br />

Die Zahl der Beschäftigten im deutschen Gastgewerbe<br />

blieb während der letzten drei Jahre insgesamt gesehen<br />

konstant. Nachdem im Jahr 2007 im Vergleich zum<br />

Vorjahr 0,3 Prozent mehr Beschäftigte im Gastgewerbe<br />

tätig waren, sank das Beschäftigungsvolumen 2008 um<br />

0,2 Prozent und stieg zuletzt von 2008 auf 2009 erneut<br />

um 0,1 Prozent. Das konstante Gesamtergebnis ist vor<br />

allem auf eine deutliche Steigerung der Teilzeitbeschäftigten33<br />

(2,9 Prozent) zurückzuführen. Dem steht ein<br />

Minus von 3,5 Prozent bei der Zahl der Vollzeitmitarbeiter<br />

gegenüber. Damit setzt sich der nun seit einigen<br />

Jahren feststellbare Trend von mehr Teilzeit- und weniger<br />

Vollzeitbeschäftigten fort. Die Gründe hierfür liegen<br />

sicherlich in der Verschlechterung der Ertragslage<br />

und dem Zwang, Kosteneinsparungen durch flexiblere<br />

Arbeitszeitmodelle zu erzielen.<br />

Betrachtet man die Unterteilung nach Beherbergungs-<br />

und Gaststättengewerbe, ist auffällig, dass der<br />

Rückgang bei den Vollzeitbeschäftigten im deutschen<br />

Beherbergungsgewerbe insgesamt – und damit bei<br />

dem Wirtschaftszweig mit den höchsten Umsatzeinbußen<br />

– am deutlichsten ausfiel (-4,1 Prozent). Auch<br />

im Gaststättengewerbe sank die Zahl der Vollzeitbeschäftigten<br />

mit 3,3 Prozent erheblich. Gegensätzlich<br />

entwickelte sich das Beschäftigungsvolumen beider<br />

Wirtschaftszweige bei den Teilzeitbeschäftigten. Im<br />

Gaststättengewerbe wurden 2009 4,0 Prozent, im<br />

Beherbergungsgewerbe 0,6 Prozent mehr Teilzeitmitarbeiter<br />

beschäftigt als im Vorjahr.<br />

In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> entwickelte sich die Situation im<br />

Gastgewerbe deutlich positiver (+2,3 Prozent), allerdings<br />

auch hier vor allem bedingt durch eine wachsende<br />

Zahl an Teilzeitbeschäftigten. Das zeigt sich<br />

insbesondere in der Gastronomie, die 2009<br />

8,0 Prozent mehr Teilzeitbeschäftigte einstellte – bei<br />

gleichzeitiger Reduzierung der Vollzeitstellen um<br />

0,6 Prozent. Im Beherbergungsgewerbe ging die Zahl<br />

der Beschäftigten dagegen in beiden Fällen leicht<br />

zurück. (vgl. Abb. 27)<br />

33 Teilzeitbeschäftigte sind Personen, die eine kürzere als die<br />

volle branchen- oder ortsübliche Wochenarbeitszeit<br />

im Betrieb tätig sind. Hierzu zählen 400-Euro-Beschäftigte,<br />

geringfügig Beschäftigte sowie Inhaber, die teilzeitbeschäftigt sind.<br />

RLP


91<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistische Landesämter<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Abb. 27: Entwicklung der Beschäftigtenzahlen im Gastgewerbe der Barometer-Bundesländer<br />

2009 gegenüber 2008<br />

– in Prozent –<br />

10,0<br />

8,0<br />

6,0<br />

4,0<br />

2,0<br />

0,0<br />

-2,0<br />

-4,0<br />

-6,0<br />

-8,0<br />

-10,0<br />

0,6<br />

-1,3<br />

3,0<br />

-0,3<br />

-0,8<br />

0,4<br />

Brandenburg Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

0,1<br />

-4,3<br />

2,4<br />

2,3<br />

-1,9<br />

5,0<br />

-5,1<br />

-7,1<br />

-2,6<br />

0,1<br />

2,9<br />

6,2-<br />

Niedersachsen <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Sachsen Sachsen-Anhalt Saarland Schleswig-<br />

Holstein<br />

Beschäftigte insgesamt Vollzeitbeschäftigte Teilzeitbeschäftigte<br />

KonJUnKTURUmfRAGE dER indUSTRiE-<br />

Und HAndElSKAmmERn<br />

In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> erfassen die vier Industrie- und Handelskammern<br />

Trier, Koblenz, Rheinhessen (Mainz) und<br />

<strong>Pfalz</strong> (Ludwigshafen) in ihren jeweiligen Bezirken mittels<br />

einer schriftlichen Saisonumfrage halbjährlich die<br />

konjunkturelle Entwicklung des Gastgewerbes. Somit<br />

sind sowohl eine Bewertung der aktuellen Situation der<br />

Mitgliedsbetriebe als auch Einschätzungen zur künftigen<br />

Entwicklung der Branche möglich.<br />

In der Folge werden die wichtigsten Aussagen<br />

der Saisonumfrage Tourismus vom Frühjahr<br />

<strong>2010</strong> für das Bundesland <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> dargestellt.<br />

Unter dem Begriff „Gastgewerbe“ sind<br />

die Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe<br />

zusammengefasst. Wo es sinnvoll erscheint,<br />

werden die Ergebnisse für Gastronomie und<br />

Beherbergungssektor getrennt dargestellt.<br />

-2,6<br />

1,0<br />

-4,2<br />

0,5<br />

3,0<br />

6,2-<br />

3,4<br />

-0,8<br />

8,3<br />

Thüringen<br />

KonJUnKTURKlimA im GASTGEwERBE:<br />

dEUTlicH GESTiEGEn<br />

Der Konjunkturklimaindex fasst die aktuelle Lage und<br />

die Erwartungen der Unternehmen im rheinland-pfälzischen<br />

Gastgewerbe in einem Wert zusammen. Während<br />

im Frühjahr 2009 krisenbedingt eine enorme Eintrübung<br />

festzustellen war (Rückgang auf 74 Indexpunkte),<br />

haben sich die Situation und Erwartungen der Betriebe<br />

in den darauf folgenden Monaten wieder deutlich<br />

verbessert (103 Indexpunkte). Im Beherbergungssektor<br />

und in der Gastronomie nahm die Entwicklung einen<br />

ähnlichen Verlauf. Allerdings ist damit das Niveau von<br />

2007 noch nicht wieder erreicht. (vgl. Abb. 28)<br />

AUSBlicK AUf diE SommERSAiSon:<br />

oPTimiSmUS<br />

Die Erwartungen an die Sommersaison lassen auf eine<br />

weitere Verbesserung der Geschäftslage hoffen: Mehr<br />

als ein Drittel der befragten Betriebe gehen von einer<br />

günstigeren Entwicklung aus. Vor einem Jahr waren es<br />

nur 13 Prozent (vgl. Abb. 28).


92<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

Abb. 28: Ergebnisse der iHK-Konjunkturumfrage<br />

Entwicklung des Konjunkturklimaindex 2006 – <strong>2010</strong><br />

– in Indexpunkten –<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

Frühjahr<br />

2006<br />

Winter<br />

2006<br />

Frühjahr<br />

2007<br />

Winter<br />

2007<br />

Frühjahr<br />

2008<br />

Winter<br />

2008<br />

Frühjahr<br />

2009<br />

gesamt Beherbergung Gastronomie<br />

Winter<br />

2009<br />

Frühjahr<br />

<strong>2010</strong><br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten IHK-Arbeitsgemeinschaft <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

ZUSAmmEnfASSUnG<br />

Die Wirtschafts- und Finanzkrise hinterließ<br />

auch im Gastgewerbe Spuren und führte ab<br />

Herbst 2008 zu signifikanten Umsatzeinbußen.<br />

Diese schlugen sich im Beherbergungsgewerbe<br />

deutlicher nieder als in der Gastronomie.<br />

Die Zahl der Insolvenzen ist deutschlandweit<br />

im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken.<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> konnte davon leider<br />

nicht profitieren.<br />

In der Entwicklung der Beschäftigtenzahlen<br />

zeigen sich die Krisenwirkungen deutlich:<br />

Aufgrund der verschlechterten Ertragslage<br />

nimmt der Druck auf die Betriebe zu, Vollzeit-<br />

Beschäftigte durch Teilzeitkräfte zu ersetzen.<br />

Die Ergebnisse der IHK-Saisonumfrage stimmen<br />

jedoch optimistisch: Das Geschäftsklima<br />

im Gastgewerbe hat sich im Vergleich<br />

zum Vorjahr deutlich verbessert.<br />

Erwartungen an die Entwicklung der<br />

Geschäftslage in der Sommersaison <strong>2010</strong><br />

– in Prozent –<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

18,5 18,8 19,3<br />

47,4 50,0<br />

34,1 31,3<br />

44,0<br />

36,7<br />

Gastgewerbe Beherbergung Gastronomie<br />

günstiger gleichbleibend ungünstiger<br />

2.2 Betriebswirtschaftliche Situation von<br />

Kreditnehmern der Sparkassen im<br />

Gastgewerbe<br />

Ab einer bestimmten Kredithöhe müssen die gastgewerblichen<br />

Unternehmen ihre Jahresabschlüsse<br />

zu Prüfungszwecken bei ihrer Sparkasse einreichen.<br />

Die Jahresabschlüsse werden nach einem vorgegebenen<br />

Muster aufbereitet, in die EDV eingegeben und<br />

zentral34 bearbeitet (sogenannte EBIL-Analyse). Die<br />

erfassten Jahresabschlussdaten wurden für die Zwecke<br />

des Tourismusbarometers speziell aufbereitet und<br />

regionalisiert, so dass für bestimmte Teilräume vergleichende<br />

Auswertungen erstellt werden können.<br />

Die Ergebnisse sind in mehrfacher Hinsicht als<br />

vorläufig anzusehen: Zum Zeitpunkt der Ausarbeitung<br />

(April <strong>2010</strong>) hatten noch nicht alle Betriebe<br />

ihre Jahresabschlüsse 2008 zur Prüfung eingereicht<br />

oder die Abschlüsse waren noch nicht in die zentrale<br />

Datenbank eingespeist. Für diesen Zwischenbericht<br />

konnten die Ergebnisse von knapp 1.600 gastgewerblichen<br />

Betrieben in allen Barometer-Bundesländern<br />

ausgewertet werden. Eine umfassendere Auswertung<br />

der Daten wird im Rahmen des Sparkassen-<br />

Tourismusbarometers Deutschland im Sommer <strong>2010</strong><br />

erfolgen.<br />

Aus der Vielzahl von Kennziffern werden nur jene erwähnt,<br />

die direkten Einfluss auf das Betriebsergebnis<br />

haben. Auch bei der Ergebnisaufbereitung wird nicht<br />

ins Detail gegangen, vielmehr kommen eher grobe<br />

Darstellungsformen zur Anwendung. Aufgrund der<br />

besonderen Relevanz der Kennziffern werden „Um-


93<br />

satzrendite“ und „Cash-Flow“ getrennt nach Beherbergungs-<br />

und Gastronomiebetrieben dargestellt.<br />

Ansonsten erfolgt die Darstellung für das Gastgewerbe<br />

insgesamt.<br />

Auch in diesem Jahr besteht die Möglichkeit, die Jahre<br />

2007 und 2008 einander gegenüberzustellen.<br />

Dabei werden bisher vorliegenden Daten aus 2008<br />

und die vollständigen Daten aus dem Geschäftsjahr<br />

2007 herangezogen. Das bedingt, dass die hier angegebenen<br />

Vorjahresvergleichswerte nicht identisch<br />

sind mit den 2007er Daten des vorjährigen Berichts,<br />

da die vollständigen Daten für 2007 zum damaligen<br />

Zeitpunkt noch nicht vorlagen.<br />

UmSATZREndiTE im<br />

BEHERBERGUnGSGEwERBE<br />

Umsatzrendite:<br />

Betriebsergebnis<br />

x 100<br />

Gesamtleistung (Nettoumsatz)<br />

Die geläufigste Form der Erfolgsmessung ist der „Gewinn<br />

vor einkommensabhängigen Steuern“, auch als<br />

„Umsatzrendite“ 35 bezeichnet. Er sollte – zumindest<br />

bei inhabergeführten Betrieben36 – eine angemessene<br />

Honorierung der Arbeitsleistung und des unternehmerischen<br />

Risikos darstellen. Bei den Kreditnehmern<br />

der Sparkassen aus dem Bereich Beherbergung<br />

ergab sich im Geschäftsjahr 2008 folgendes Bild37 :<br />

In den Barometer-Bundesländern sank die Umsatzrendite<br />

im Beherbergungsgewerbe im Vergleich zum Vorjahr<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

um durchschnittlich 0,4 Prozentpunkte und damit etwas<br />

stärker als im deutschlandweiten Durchschnitt<br />

(-0,3 Prozentpunkte). In absoluten Zahlen wurde sowohl<br />

in Deutschland als auch in allen Barometer-Bundesländern<br />

zusammen ein Medianwert von 6,3 Prozent<br />

erreicht.<br />

Die Beherbergungsbetriebe in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

und Niedersachsen, die das bereits relativ gute<br />

Vorjahresergebnis halten bzw. leicht verbessern<br />

konnten, überzeugen mit positiven Entwicklungen.<br />

In absoluten Werten reiht sich auch Schleswig-Holstein<br />

in die Spitzengruppe ein, obwohl die Umsatzrendite<br />

hier stark sank. Diese drei Bundesländer<br />

waren 2008 die einzigen Barometer-Bundesländer,<br />

die den deutschlandweiten Medianwert für Beherbergungsbetriebe<br />

übertrafen und zumindest nah<br />

an den Orientierungswert herankamen.<br />

In den anderen Barometer-Bundesländern waren<br />

die Umsatzrenditen im Beherbergungsgewerbe<br />

rückläufig. Als eine Ursache für die Nachfrageeinbrüche,<br />

die bereits im Herbst 2008 zu spüren<br />

waren, kann die Wirtschafts- und Finanzkrise<br />

angesehen werden.<br />

34 beim Deutschen Sparkassen Verlag GmbH in Stuttgart (DSV-Gruppe)<br />

35 Definiert als: Gewinn vor Steuern in Prozent vom Umsatz<br />

36 Im Gegensatz zu Betrieben, die von einem Gehalt beziehenden<br />

Geschäftsführer geleitet werden<br />

37 Der dort verwendete Maßstab (Median) stellt den „zentralen Wert“ in<br />

einer Zahlenreihe dar, in der die Ergebnisausprägungen<br />

der Größe nach geordnet sind (bei neun Werten ist es der fünfte).


94<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

Abb. 29: Umsatzrendite im Beherbergungsgewerbe nach Bundesländern 2008<br />

12,0<br />

10,0<br />

8,0<br />

6,0<br />

4,0<br />

2,0<br />

0,0<br />

-2,0<br />

-4,0<br />

-6,0<br />

-8,0<br />

5,2<br />

-0,1<br />

5,4<br />

-0,7<br />

Brandenburg Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Sonderauswertung EBIL-Daten (vorläufige Ergebnisse)<br />

Für die Kreditnehmer aus dem Beherbergungsbereich<br />

war 2008 kein gutes Jahr, denn die Ertragslage hat<br />

sich teilweise gravierend verschlechtert. Mindestens<br />

zwei Drittel der erfassten Betriebe erreichten den<br />

Orientierungswert nicht. 38 (vgl. Abb. 29)<br />

UmSATZREndiTE in dER GASTRonomiE<br />

Die Umsatzrendite der Gastronomiebetriebe in allen<br />

Barometer-Bundesländern lag 2008 bei insgesamt<br />

7,6 Prozent und damit 0,2 Prozentpunkte unter dem<br />

deutschlandweiten Wert. Absolut gesehen fiel sie im<br />

Gaststättengewerbe deutlich besser aus als bei den<br />

Beherbergungsbetrieben – mit Ausnahme von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

(7,4 Prozent im Vergleich zu 8,4 Prozent). Zu<br />

berücksichtigen bleibt, dass die Messlatte des Orientierungswerts<br />

3 Prozentpunkte39 weiter oben angelegt<br />

werden muss, da die Umsätze in der Regel sehr viel<br />

niedriger ausfallen als bei den Beherbergungsbetrieben.<br />

Während das Gastronomiegewerbe der<br />

Barometer-Bundesländer von 2006 auf 2007 deutliche<br />

Rückgänge bei den Betriebsergebnissen verzeichnen<br />

musste, stellt sich die Situation im Jahr 2008 für knapp<br />

die Hälfte der Bundesländer trotz Wirtschafts- und<br />

Finanzkrise im Vergleich zum Vorjahr wieder etwas<br />

besser dar:<br />

7,3<br />

0,5<br />

8,6<br />

0,0<br />

3,3<br />

-0,9<br />

1,3<br />

2,4<br />

8,4<br />

-2,1 -2,2<br />

Niedersachsen <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Sachsen Sachsen-Anhalt Saarland Schleswig-<br />

Holstein<br />

Umsatzrendite Beherbergung 2008 in % Veränderung Beherbergung gegenüber Vorjahr in %-Punkten<br />

-5,2<br />

Orientierungswert = 10 %<br />

5,1<br />

-0,6<br />

Thüringen<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> ist mit einer rückläufigen Entwicklung<br />

konfrontiert, reiht sich aber in das Mittelfeld<br />

der Barometer-Bundesländer ein. Immerhin konnte<br />

jeder vierte Gastronomiebetrieb den Orientierungswert<br />

erreichen.<br />

Deutlich bedenklicher war die Entwicklung im<br />

Saarland, in Sachsen-Anhalt und Sachsen. Wie<br />

schon beim Beherbergungsgewerbe sanken die<br />

Gewinnmargen in diesen Bundesländern unter allen<br />

Barometer-Bundesländern am spürbarsten ab.<br />

Verbesserungen konnten die Gastronomiebetriebe<br />

in Brandenburg erzielen, die sich damit von den<br />

alarmierenden Rückgängen des Vorjahres erholt<br />

haben. Die Betriebe aus. Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Thüringen und Schleswig-Holstein konnten<br />

ihre Ertragslage ebenfalls leicht verbessern und<br />

sich damit in das obere Drittel aller Bundesländer<br />

einreihen.<br />

38 Gut geführte mittelständische Beherbergungsbetriebe erreichen<br />

Umsatzrenditen von 10 Prozent und mehr<br />

(vgl. Maschke 2005).<br />

39 Gut geführte mittelständische Gastronomiebetriebe erreichen<br />

Umsatzrenditen von 13 Prozent und mehr<br />

(vgl. Maschke 2005).


95<br />

Abb. 30: Umsatzrendite in der Gastronomie nach Bundesländern 2008<br />

14,0<br />

12,0<br />

10,0<br />

8,0<br />

6,0<br />

4,0<br />

2,0<br />

0,0<br />

-2,0<br />

-4,0<br />

-6,0<br />

6,8<br />

3,3<br />

8,5 8,3<br />

1,0<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Sonderauswertung EBIL-Daten (vorläufige Ergebnisse)<br />

Für das Gaststättengewerbe war das Jahr 2008 durchwachsen.<br />

In einigen Barometer-Bundesländern konnten<br />

die deutlichen Vorjahresrückgänge trotz Wirtschaftsund<br />

Finanzkrise zumindest zum Teil aufgefangen<br />

werden. Andere rutschten noch weiter ab und sind auf<br />

einem unbefriedigenden Niveau angekommen.<br />

(vgl. Abb. 30)<br />

PERSonAlAUfwAndSqUoTE<br />

Die Personalaufwandsquote ist im Vergleich zum<br />

Vorjahr insgesamt geringfügig gestiegen, und zwar im<br />

Durchschnitt aller Kreditnehmer im Gastgewerbe der<br />

Barometer-Bundesländer um 0,3 Prozentpunkte. Damit<br />

fällt die Zunahme etwas deutlicher aus als im gesamten<br />

Bundesgebiet (0,1 Prozentpunkte). Ein Zusammenhang<br />

mit der Verschlechterung der oben dargestellten Umsatzrendite<br />

ist naheliegend:<br />

-1,0<br />

Die Betriebe in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Schleswig-Holstein<br />

und Mecklenburg-Vorpommern registrierten<br />

7,4<br />

-1,9<br />

4,0<br />

-0,3<br />

Umsatzrendite Gastronomie 2008 in % Veränderung Gastronomie gegenüber Vorjahr in %-Punkten<br />

Personalauf-<br />

Personalaufwand<br />

x 100<br />

wandsquote: Gesamtleistung (Nettoumsatz)<br />

7,3<br />

-2,8<br />

3,2<br />

-3,9<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

9,3<br />

Orientierungswert = 13 %<br />

0,3<br />

eine leicht steigende Personalkostenbelastung.<br />

Diese erscheint allerdings immer noch tragbar. In<br />

Niedersachsen und Brandenburg wurde das Vorjahresniveau<br />

gehalten. Lediglich in Thüringen und<br />

im Saarland ist die Personalaufwandsquote, wenn<br />

auch nur sehr leicht, gesunken.<br />

Sachsen, Sachsen-Anhalt und das Saarland, die<br />

drei Barometer-Bundesländer mit den signifikantesten<br />

Rückgängen bei den Gewinnmargen,<br />

weisen auch die höchsten und den Orientierungswert<br />

deutlich übersteigende Personalaufwandsquoten<br />

auf. <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> bleibt neben<br />

Schleswig-Holstein, wie schon im Vorjahr, eines<br />

der Barometer-Bundesländer mit den niedrigsten<br />

Personalkosten und einer akzeptablen Umsatzrendite.<br />

Insgesamt ist festzustellen, dass die Belastung der Betriebe<br />

durch Personalkosten zwar leicht zunahm, diese<br />

aber bei zwei Drittel der Barometer-Bundesländer immer<br />

noch unter dem Orientierungswert lag und deshalb<br />

als akzeptabel zu bewerten ist. (vgl. Abb. 31)<br />

9,4<br />

0,5


96<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

Abb. 31: Personalaufwandsquote im Gastgewerbe nach Bundesländern 2008<br />

35,0<br />

30,0<br />

25,0<br />

20,0<br />

15,0<br />

10,0<br />

5,0<br />

0,0<br />

-5,0<br />

26,6<br />

0,0<br />

25,5 25,1<br />

1,0<br />

27,0<br />

0,2<br />

0,6 1,1 1,2<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Sonderauswertung EBIL-Daten (vorläufige Ergebnisse)<br />

RoHERTRAGSqUoTE<br />

29,0<br />

Personalaufwand Gastgewerbe 2008 in % Veränderung gegenüber Vorjahr in %-Punkten<br />

Die Rohertragsquote errechnet sich durch Abzug der<br />

Warenkosten vom Umsatz. Sie ist damit ein Indikator<br />

für die Wirtschaftlichkeit des Wareneinsatzes im<br />

Betrieb. Der Anstieg um 0,4 Prozentpunkte bedeutet,<br />

dass die Belastung der gastgewerblichen Betriebe in<br />

den Barometer-Bundesländern durch Warenkosten<br />

leicht abgenommen hat. Eine Optimierung des Wareneinsatzes<br />

gelang in den westdeutschen Barometer-<br />

Bundesländern besser (0,7 Prozentpunkte) als in<br />

Ostdeutschland (0,1 Prozentpunkte).<br />

In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> hat sich die Situation ebenfalls ein<br />

wenig (+0,2 Prozentpunkte) verbessert, die Wareneinsatzquote<br />

lag aber in absoluten Werten auf dem<br />

vorletzten Platz im Vergleich der Barometer-Bundesländer.<br />

(vgl. Abb. 32)<br />

Rohertrags-<br />

Rohertrag<br />

x 100<br />

quote: Gesamtleistung (Nettoumsatz)<br />

28,4<br />

29,9<br />

-1,5<br />

24,7<br />

ZinSAUfwAndSqUoTE 40<br />

Orientierungswert = 28 %<br />

0,9<br />

27,1<br />

Die Zinsaufwandsquote ist im Durchschnitt aller Barometer-Bundesländer<br />

wie im gesamten Bundesgebiet<br />

um 0,1 Prozentpunkte angestiegen. Damit betrug die<br />

durchschnittliche Zinsbelastung nun rund 5,0 Prozent<br />

vom Umsatz. Trotz einer Reduzierung der Zinsbelastung<br />

in den Betrieben der ostdeutschen Barometer-Bundesländer<br />

(-0,1 Prozentpunkte), bei gleichzeitig leichtem<br />

Anstieg in den westdeutschen Bundesländern (0,2 Prozentpunkte),<br />

blieb das Ost-West-Gefälle bestehen.<br />

In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> stiegen die Belastungen durch<br />

Fremdkapitalzinsen im Vergleich zum Vorjahr leicht<br />

an. Trotzdem befand sich die Zinsaufwandsquote<br />

weiterhin auf einem akzeptablen Niveau. Lediglich<br />

das Saarland und Niedersachsen reihten sich in absoluten<br />

Zahlen vor <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> ein. (vgl. Abb. 33)<br />

Zinsaufwands-<br />

Zinsaufwand<br />

x 100<br />

quote: Gesamtleistung (Nettoumsatz)<br />

40 Für das Gastgewerbe insgesamt ist aufgrund der unterschiedlichen<br />

Besitzstrukturen (Pächter/Eigentümer) die Angabe eines<br />

Orientierungswerts nicht sinnvoll.<br />

-0,5


97<br />

Abb. 32: Rohertragsquote im Gastgewerbe nach Bundesländern 2008<br />

100,0<br />

80,0<br />

60,0<br />

40,0<br />

20,0<br />

0,0<br />

-20,0<br />

74,4<br />

-0,1 -0,2 -0,7 -0,5<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Sonderauswertung EBIL-Daten (vorläufige Ergebnisse)<br />

Abb. 33: Zinsaufwandsquote im Gastgewerbe nach Bundesländern 2008<br />

9,0<br />

8,0<br />

7,0<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

-1,0<br />

5,6<br />

-0,1<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Sonderauswertung EBIL-Daten (vorläufige Ergebnisse)<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

78,6 75,9<br />

74,3<br />

75,0<br />

76,0<br />

72,4 77,0<br />

76,0<br />

1,4<br />

0,2 1,0 1,6<br />

Rohertragsquote Gastgewerbe 2008 in % Veränderung gegenüber Vorjahr in %-Punkten<br />

7,8<br />

-0,5<br />

4,0<br />

-0,1<br />

4,3<br />

0,3<br />

4,8<br />

0,4<br />

5,3<br />

3,2<br />

0,3<br />

4,4<br />

0,3<br />

Orientierungswert = 79 %<br />

5,8<br />

0,0 -0,1<br />

Zinsaufwandsquote Gastgewerbe 2008 in % Veränderung gegenüber Vorjahr in %-Punkten<br />

0,5


98<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

Abb. 34: Abschreibungsquote im Gastgewerbe nach Bundesländern 2008<br />

10,0<br />

8,0<br />

6,0<br />

4,0<br />

2,0<br />

0,0<br />

-2,0<br />

7,6<br />

-0,7<br />

8,8<br />

-0,8<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Sonderauswertung EBIL-Daten (vorläufige Ergebnisse)<br />

ABScHREiBUnGSqUoTE 41<br />

Der Median für die Abschreibungsquote lag in den<br />

Barometer-Bundesländern 1,1 Prozentpunkte über<br />

dem deutschlandweiten Durchschnitt von 4,9 Prozent.<br />

Insgesamt ist die Quote im Berichtsjahr 2008, sowohl in<br />

Deutschland als auch in den Barometer-Bundesländern,<br />

um 0,2 Prozentpunkte gesunken. Die höchsten Abschreibungen<br />

verzeichneten weiterhin Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Brandenburg und Thüringen. Am<br />

geringsten fielen diese in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Schleswig-<br />

Holstein und im Saarland aus.<br />

Niedrigere bzw. sinkende Abschreibungsquoten sind<br />

zwar immer ein Zeichen für eine geringere Kostenbelastung,<br />

aus folgendem Grund aber differenziert zu<br />

beurteilen:<br />

Sie wirken sich zum einen grundsätzlich günstig<br />

auf die Umsatzrendite aus.<br />

Sie senken aber zum anderen den Cash-Flow, der<br />

sich als Summe von Abschreibungen und Gewinn<br />

Abschreibungs-<br />

Abschreibungen<br />

x 100<br />

quote: Gesamtleistung (Nettoumsatz)<br />

5,3<br />

-0,6<br />

4,6<br />

0,0<br />

6,8<br />

-0,1<br />

6,4<br />

-1,0<br />

4,9 4,8<br />

Abschreibungsquote Gastgewerbe 2007 Veränderung gegenüber Vorjahr in %-Punkten<br />

0,6<br />

vor Steuern definiert. Somit verringert sich auch<br />

das Innenfinanzierungspotenzial eines Kreditnehmers.<br />

(vgl. Abb. 34)<br />

cASH-flow-RATE<br />

Cash-Flow (vor Steuern)<br />

Cash-Flow-Rate:<br />

x 100<br />

Gesamtleistung (Nettoumsatz)<br />

Der Gewinn vor Steuern bringt nicht die eigentliche<br />

Innenfinanzierungskraft der Betriebe zum Ausdruck, da<br />

zu seiner Ermittlung die Abschreibungen auf Anlagevermögen<br />

als Kosten in Abzug gebracht werden. Da diese<br />

aber in der Abrechnungsperiode zu keinen Ausgaben<br />

führen, erhöhen sie den Bestand an Zahlungsmitteln.<br />

Der Cash-Flow, als Summe von Gewinn vor Steuern und<br />

Abschreibungen, ist insofern der wichtigere Maßstab zur<br />

Bestimmung der Innenfinanzierungskraft. Daher wird die<br />

Entwicklung der wirtschaftlichen Situation der Kreditnehmer<br />

anhand dieser Kennziffer zusammenfassend<br />

beurteilt. Unterschieden wird dabei erneut zwischen<br />

Beherbergungs- und reinen Gastronomiebetrieben.<br />

41 Für das Gastgewerbe insgesamt ist aufgrund der unterschiedlichen<br />

Besitzstrukturen (Pächter/Eigentümer) die Angabe eines Orientie-<br />

rungswerts nicht sinnvoll.<br />

0,1<br />

7,0<br />

0,4


99<br />

Abb. 35: cash-flow-Rate von Beherbergungsbetrieben nach Bundesländern 2008<br />

20,0<br />

15,0<br />

10,0<br />

5,0<br />

0,0<br />

-5,0<br />

12,4<br />

-2,4<br />

14,9<br />

-2,3<br />

14,0<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Sonderauswertung EBIL-Daten (vorläufige Ergebnisse)<br />

cASH-flow-RATE im<br />

BERHERBERGUnGSGEwERBE<br />

15,5<br />

11,2<br />

Der Cash-Flow der Barometer-Bundesländer ist im Gesamtdurchschnitt<br />

um 1,2 Prozentpunkte gesunken und<br />

betrug im Berichtsjahr noch 13,2 Prozent. Damit lagen<br />

die Barometer-Bundesländer rund 0,3 Prozentpunkte<br />

unter dem deutschlandweiten Durchschnitt. Im Vergleich<br />

zum Vorjahr blieb die Cash-Flow-Rate in den westdeutschen<br />

Barometer-Bundesländern stabil, während sie bei<br />

den ostdeutschen Betrieben im Durchschnitt um<br />

1,4 Prozentpunkte sank. Aufgrund dieser Entwicklung<br />

verlor Mecklenburg-Vorpommern den Spitzenplatz an<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, in dem die Vorjahresquote in etwa<br />

gehalten werden konnte. Auch die anderen Bundesländer<br />

des oberen Drittels liegen in Westdeutschland:<br />

Niedersachsen, Schleswig-Holstein und das Saarland<br />

erzielten als einzige Barometer-Bundesländer einen Zuwachs.<br />

Hier scheint sich eine Trendwende abzuzeichnen.<br />

(vgl. Abb. 35)<br />

Insgesamt bewegte sich die Cash-Flow-Quote bei<br />

einem Median zwischen 9,4 und 15,5 Prozent. Die<br />

Mehrzahl der Kreditnehmer hat den Orientierungswert42<br />

also klar verfehlt. Sinkende Umsatzrenditen, infolge<br />

der Wirtschafts- und Finanzkrise, sowie rückläufige<br />

Abschreibungsquoten haben sich negativ auf die<br />

Innenfinanzierungskraft der Kreditnehmer ausgewirkt.<br />

0,1<br />

-0,3 -0,3<br />

Cash-Flow-Rate Beherbergung 2008 in % Veränderung gegenüber Vorjahr in %-Punkten<br />

9,4<br />

-1,1<br />

13,5<br />

0,1<br />

cASH-flow-RATE dER<br />

GASTRonomiEBETRiEBE<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

15,3<br />

Orientierungswert = 19 %<br />

-1,7<br />

12,7<br />

Die Innenfinanzierungskraft der Gastronomiebetriebe<br />

der Barometer-Bundesländer hat sich erneut verschlechtert<br />

(-1,3 Prozentpunkte) und lag in absoluten Zahlen mit<br />

12,0 Prozent leicht unter dem deutschlandweiten Durchschnitt.<br />

Differenziert man zwischen den Barometer-<br />

Bundesländern in Ost- und Westdeutschland, bleibt<br />

festzuhalten, dass<br />

die Cash-Flow-Raten der Betriebe im Westen,<br />

trotz eines deutlicheren Rückgangs (-2,2 Prozentpunkte),<br />

über dem Niveau der ostdeutschen<br />

Barometer-Bundesländer lagen.<br />

die Innenfinanzierungskraft im Osten (-0,2<br />

Prozentpunkte) dank einer konstanten bis leicht<br />

positiven Entwicklung in Brandenburg und<br />

Mecklenburg-Vorpommern fast auf dem Vorjahresniveau<br />

blieb.<br />

42 Gut geführte mittelständische Beherbergungsbetriebe erreichen eine<br />

Cash-Flow-Rate von 19 Prozent und mehr (vgl. Maschke 2005).<br />

-1,3


100<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

Abb. 36: cash-flow-Rate von Gastronomiebetrieben nach Bundesländern 2008<br />

25,0<br />

20,0<br />

15,0<br />

10,0<br />

5,0<br />

0,0<br />

11,2<br />

3,5<br />

13,2<br />

0,0<br />

12,0 11,9<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Sonderauswertung EBIL-Daten (vorläufige Ergebnisse)<br />

Am deutlichsten fielen die Rückgänge in <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong>, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen aus.<br />

In absoluten Zahlen bzw. im Median reiht sich <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

in das Mittelfeld der Barometer-Bundesländer<br />

ein. Besonders Besorgnis erregend ist die Entwicklung<br />

in Sachsen und im Saarland. Dort sank die Cash-Flow-<br />

Rate im Median auf unter 9 Prozent bzw. 10 Prozent.<br />

Über drei Viertel der dortigen Betriebe dürften den<br />

Orientierungswert also nicht erreicht oder sogar sehr<br />

deutlich verfehlt haben. (vgl. Abb. 36)<br />

Bei der Beurteilung der Innenfinanzierungskraft von<br />

Gastronomiebetrieben ist einzukalkulieren, dass viele<br />

von ihnen gepachtet sind und somit relativ niedrige<br />

Abschreibungsquoten (von oft weniger als 2 Prozent)<br />

aufweisen. Eine Erreichung des Orientierungswerts –<br />

der nur für Eigentümerbetriebe gilt – ist deshalb oft<br />

gar nicht möglich. Dennoch ist bei der Interpretation<br />

der Werte Folgendes zu berücksichtigen:<br />

Cash-Flow-Raten von unter 10 Prozent oder<br />

knapp darüber sind definitiv zu niedrig43 , um<br />

alle Zahlungsverpflichtungen erfüllen und einen<br />

angemessenen Unternehmerlohn erwirtschaften<br />

zu können.<br />

Bei der Mehrzahl der Kreditnehmer ist die<br />

Zahlungsfähigkeit zwar nicht akut gefährdet; der<br />

9,0<br />

13,2<br />

10,0<br />

13,6<br />

Orientierungswert = 22 %<br />

12,7<br />

Kapital- und Arbeitseinsatz der Inhaberfamilie<br />

wird jedoch nicht ausreichend honoriert. Eine<br />

angemessene Honorierung ist höchstens bei<br />

einem Fünftel der erfassten Kreditnehmer der<br />

Fall, wobei zwischen Ost und West keine grundlegenden<br />

Unterschiede erkennbar sind. Selbst<br />

bei dem Spitzenreiter Schleswig-Holstein erreicht<br />

oder übertrifft nicht einmal jeder vierte Kreditnehmer<br />

den Orientierungswert.<br />

43 Gut geführte mittelständische Gastronomiebetriebe erreichen eine<br />

Cash-Flow-Rate von 22 Prozent und mehr (vgl. Maschke 2005).


101<br />

ZUSAmmEnfASSUnG<br />

Deutschlandweit zeigt sich im Krisenjahr 2009<br />

eine rückläufige Entwicklung der Umsatzrenditen.<br />

Auch die Innenfinanzierungskraft<br />

ist sowohl im Beherbergungs- als auch im<br />

Gastronomiebereich gesunken, wodurch der<br />

Druck auf das Gastgewerbe steigt.<br />

Trotz starker Umsatzeinbrüche stieg die<br />

Personal- und Zinsaufwandsquote in allen<br />

Barometer-Bundesländern nur marginal,<br />

und die Wirtschaftlichkeit des Wareneinsatzes<br />

konnte sogar verbessert werden.<br />

In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> zeigt sich ein differenziertes<br />

Bild: Während die Gewinnmargen<br />

und die Innenfinanzierungskraft im Beherbergungsgewerbe<br />

über dem Durchschnitts-<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Rheinsteig: Blick auf die <strong>Pfalz</strong>grafenstein<br />

niveau aller Barometer-Bundesländer lagen,<br />

verzeichnete das Gaststättengewerbe in<br />

beiden Fällen Rückgänge. Bezogen auf das<br />

gesamte Gastgewerbe zeichneten sich die Betriebe<br />

vor allem durch geringe Personal- und<br />

Zinsaufwendungen aus. Die Wareneinsatzquote<br />

– eine der höchsten im Vergleich der<br />

Barometer-Bundesländer – stieg leicht an.<br />

Insgesamt und über alle Barometer-Bundesländer<br />

hinweg betrachtet, ist das Gastgewerbe,<br />

aber speziell der Beherbergungsbereich,<br />

jetzt dringend darauf angewiesen,<br />

dass die Konjunktur und die Nachfrage<br />

möglichst schnell wieder anspringen.


102<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

3 Qualität der Betriebe<br />

Seit dem vergangenen Jahr wird dem Thema Qualität<br />

im Tourismusbarometer mehr Beachtung geschenkt.<br />

Neben den Daten der Klassifizierungssysteme des<br />

Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA)<br />

und des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) für<br />

Unterkünfte wird nun auch die Zahl der nach dem<br />

Qualitätsmanagementsystem „ServiceQualität<br />

Deutschland“ zertifizierten Betriebe analysiert.<br />

Dabei wird sowohl der Frage nachgegangen, wie das<br />

generelle Qualitätsniveau in Ostdeutschland im Vergleich<br />

zu anderen Bundesländern einzuschätzen ist,<br />

als auch, in welchem Ausmaß die Betriebe die Möglichkeiten<br />

der Klassifizierung und Zertifizierung als Instrument<br />

der Qualitätskontrolle und -auszeichnung nutzen.<br />

3.1 Hotelklassifizierung nach<br />

dEHoGA-Kriterien<br />

Im Januar <strong>2010</strong> wiesen in Deutschland rund 37 Prozent<br />

der Hotels und Hotels garnis (insgesamt 21.472) eine<br />

Klassifikation nach den Qualitätskriterien des DEHOGA<br />

Tab. 16: dEHoGA-Klassifizierung nach Bundesländern<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Deutscher Hotel- und Gaststättenverband (Stand: Januar <strong>2010</strong>)<br />

auf. Im Vergleich zum Vorjahr konnte der Anteilswert<br />

um 2,5 Prozentpunkte (absolut 432 Betriebe) gesteigert<br />

werden. Bremen verzeichnet, wie bereits im Vorjahr,<br />

mit rund 79 Prozent den mit Abstand höchsten<br />

Anteilswert klassifizierter Betriebe im Verhältnis zur<br />

Gesamtzahl der Hotels und Hotels garnis. Auf Platz 2<br />

ist der Freistaat Thüringen vorgerückt und liegt nun<br />

vor Berlin. In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> stieg der Anteil der klassifizierten<br />

Betriebe deutlich an (+3,9 Prozentpunkte).<br />

Damit erreicht <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> – absolut gesehen –<br />

mit 628 klassifizierten Unterkünften den fünften Platz<br />

im Bundesvergleich. (vgl. Tab. 16)<br />

Der Anteil der beiden höchsten Kategorien (4- und<br />

5-Sterne-Segment) an allen klassifizierten Beherbergungsbetrieben<br />

je Bundesland ist nach wie vor<br />

in Mecklenburg-Vorpommern am größten: Über die<br />

Hälfte der Betriebe kann dem gehobenen Segment<br />

zugeordnet werden. Erst mit beträchtlichem Abstand<br />

folgen, auf gleichem Niveau, die Stadtstaaten<br />

Hamburg und Berlin. <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> muss sich mit<br />

dem letzten Platz im deutschlandweiten Vergleich<br />

abfinden. Hier nahm der ohnehin sehr niedrige Anteil<br />

der 4- und 5-Sterne-Betriebe 2009 sogar ab<br />

(-1,6 Prozentpunkte).


103<br />

ZUSAmmEnfASSUnG<br />

Das Thema Qualität verdient hohe Aufmerksamkeit.<br />

Die Klassifizierung des Deutschen<br />

Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA)<br />

gilt dabei als wichtiges Instrument für die Qualitätsauszeichnung<br />

von Hotelbetrieben.<br />

Die Zahl der an der DEHOGA-Hotelklassifizierung<br />

teilnehmenden Betriebe nimmt<br />

weiter zu. Fast alle Bundesländer konnten<br />

den Anteil der klassifizierten Unterkünfte im<br />

letzten Jahr ausbauen.<br />

Die rheinland-pfälzischen Hotels sind zwar<br />

zunehmend an dem Klassifizierungssystem<br />

beteiligt, das gehobene Segment (4 bis 5<br />

Sterne) ist dabei jedoch deutlich unterrepräsentiert.<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

3.2 Klassifizierung von ferienwohnungen,<br />

ferienhäusern und Privatzimmern nach<br />

dTv-Kriterien<br />

Die Untersuchungen des Tourismusbarometers haben<br />

bereits in zahlreichen Bundesländern nachgewiesen,<br />

dass Übernachtungen in gewerblichen Ferienwohnungen<br />

und insbesondere in dem von der amtlichen<br />

Statistik nicht erfassten Segment der nichtgewerblichen<br />

Ferienwohnungen, Ferienhäuser und Privatzimmer<br />

einen beträchtlichen Umfang erreichen können.<br />

Steigende Qualitätsansprüche und eine zunehmende<br />

Orientierung des Gastes an Klassifizierungskriterien<br />

spielen daher auch hier eine immer wichtigere Rolle.<br />

Rückschlüsse auf das Qualitätsniveau von Ferienwohnungen,<br />

Ferienhäusern und Privatzimmern erlaubt das<br />

Klassifizierungssystem des Deutschen Tourismusverbandes<br />

e. V., das in diesem Segment deutschlandweit<br />

führend ist.<br />

Da die Privatquartiere nur in wenigen Bundesländern<br />

– u. a. in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> – von der amtlichen Statistik<br />

kontinuierlich erfasst werden, können leider nur Angaben<br />

zu den Marktanteilen der Bundesländer an den<br />

klassifizierten Betrieben gemacht werden.<br />

Ballonfahrertreffen in Norheim


104<br />

Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

Im März <strong>2010</strong> waren mehr als 68.000 Objekte in<br />

Deutschland nach den Kriterien des DTV klassifiziert<br />

und damit rund 3 Prozent mehr als im Vorjahr. Im<br />

Vergleich aller Bundesländer erreicht der Freistaat<br />

Bayern mit 31,9 Prozent erneut den mit Abstand<br />

höchsten Marktanteil, <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> lag mit 6,5<br />

Prozent auf Platz 6. Die Veränderungen im Vergleich<br />

zum Vorjahr sind minimal. (vgl. Tab. 17)<br />

Im Jahr 2009 waren in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> knapp 4.500<br />

Objekte klassifiziert und damit 4 Prozent mehr als im<br />

Vorjahr. Deutlich erhöht hat sich vor allem die Zahl der<br />

4- und 5-Sterne-Objekte auf nunmehr 44,6 Prozent.<br />

Gleichzeitig hat der 1- bis 2-Sterne-Bereich abgenommen,<br />

so dass von einer qualitativen Aufwertung des<br />

Angebots gesprochen werden kann. (vgl. Tab. 18)<br />

Tab. 17: nach dTv klassifizierte ferienhäuser und -wohnungen sowie Privatzimmer in deutschland<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Deutscher Tourismusverband e. V. (Stand: März <strong>2010</strong>)<br />

Tab. 18: nach dTv klassifizierte ferienhäuser und -wohnungen sowie Privatzimmer in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Ferienhäuser<br />

und Ferienwohnungen <br />

Privatzimmer<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Deutscher Tourismusverband e. V. (Stand: April <strong>2010</strong>)<br />

ZUSAmmEnfASSUnG<br />

Steigende Qualitätsansprüche und eine zunehmende<br />

Orientierung des Gastes an Klassifizierungskriterien<br />

spielen auch bei der Wahl<br />

einer Ferienwohnung, eines Ferienhauses oder<br />

eines Privatzimmers eine (zunehmend) wichtige<br />

Rolle. Einen anerkannten Orientierungswert<br />

bietet das Klassifizierungssystem des<br />

Deutschen Tourismusverbandes e. V. (DTV).<br />

Der Anteil der DTV-klassifizierten Objekte in<br />

Deutschland und <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> steigt kontinuierlich<br />

an. Zuwächse verzeichnen insbesondere<br />

das gehobene und das Luxus-Segment.<br />

Insgesamt Anteil der Kategorie<br />

im eigenen<br />

Bundesland<br />

(in % )<br />

Anteil an allen<br />

DTV-klassifizierten Objekten<br />

in dieser Kategorie in<br />

Deutschland (in % )<br />

F/P 7 0 7 0,2 2,5<br />

F/P 201 50 251 5,6 5,5<br />

F/P 1.850 365 2.215 49,6 6,4<br />

F/P 1.641 160 1.801 40,3 7,2<br />

F/P 185 7 192 4,3 5,9<br />

Insgesamt 3.884 582 4.466 100 6,6


105<br />

3.3 Servicequalität deutschland<br />

Als dritter Indikator für die Qualitätsentwicklung im<br />

Tourismus wird die Zahl der im Rahmen des Qualitätsmanagementsystems<br />

„ServiceQualität Deutschland“<br />

zertifizierten Betriebe beobachtet. Bei der Initiative ServiceQualität<br />

Deutschland handelt es sich um ein dreistufiges<br />

Schulungs- und Zertifizierungsprogramm, das<br />

zur Steigerung der Dienstleistungsqualität in Deutschland<br />

beiträgt. Mitarbeiter von Dienstleistungsunternehmen<br />

werden zum Thema Servicequalität geschult,<br />

setzen die erlernten Instrumente im Unternehmen (Hotel-<br />

oder Gastronomiebetriebe, Touristinformationen)<br />

um und führen es so zur Zertifizierung.<br />

Die Zahl der Teilnehmer wächst stetig: 2.381 Betriebe<br />

haben bislang (Stand: Februar <strong>2010</strong>) in den 15 mitwirkenden<br />

Bundesländern eine Zertifizierung der Stufe I<br />

bis III erhalten. 2009 wurden 841 Betriebe, darunter<br />

drei in Stufe III, neu zertifiziert. Da die einzelnen<br />

Bundesländer diesem System zu unterschiedlichen<br />

Zeitpunkten beigetreten sind, ist die Anzahl der<br />

Q-Betriebe sehr verschieden. Baden-Württemberg,<br />

der Vorreiter der „ServiceQualität Deutschland“,<br />

verzeichnet zum angegebenen Zeitpunkt 458 Zertifizierungen,<br />

darunter auch Q-Betriebe der Stufe III, die<br />

sonst nur noch Brandenburg aufweisen kann. Baden-<br />

Württemberg konnte zudem die meisten Betriebe neu<br />

zertifizieren. <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> hat trotz relativ späten<br />

Einstiegs 2005 deutlich aufgeholt und belegt einen<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Kooperationsgemeinschaft ServiceQualität Deutschland (Stand: Februar <strong>2010</strong>)<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

guten 2. Platz. 370 Betriebe, darunter 21 in Stufe II,<br />

haben sich mit dem „ServiceQ“ auszeichnen lassen.<br />

Allein im letzten Jahr kamen über 80 Betriebe hinzu.<br />

(vgl. Tab. 19)<br />

ZUSAmmEnfASSUnG<br />

Mit dem „ServiceQ“ können sich Hotel- und<br />

Gastronomiebetriebe, Touristinformationen,<br />

Freizeiteinrichtungen sowie weitere touristische<br />

Dienstleister auszeichnen lassen.<br />

Voraussetzung ist die Teilnahme an einem<br />

Qualitätsmanagementsystem in drei Stufen,<br />

das zur Steigerung der Dienstleistungsqualität<br />

beiträgt.<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> ist zwar erst vor fünf Jahren<br />

in das System eingestiegen, nimmt aber<br />

bundesweit bereits eine führende Stellung<br />

ein. Zukünftig wird es darauf ankommen, die<br />

teilnehmenden Betriebe auch zur Mitwirkung<br />

in den Stufen II und III zu motivieren.<br />

Tab. 19: Betriebe je Bundesland mit einer Zertifizierung des qualitätsmanagementsystems<br />

„Servicequalität deutschland“ der Stufen i bis iii<br />

Bundesland<br />

Jahr der<br />

Einführung<br />

Q-Betriebe<br />

Stufe I<br />

Q-Betriebe<br />

Stufe II<br />

Q-Betriebe<br />

Stufe III<br />

Deutschland 2240 130 11<br />

Baden-Württemberg 2001 435 14 9<br />

Bayern 2008 146 3<br />

Berlin 2008 11<br />

Brandenburg 2002 123 22 2<br />

Bremen/Bremerhaven 2005 50<br />

Hessen 2008 55<br />

Mecklenburg-Vorpommern 2008 29<br />

Niedersachsen 2004 271 21<br />

Nordrhein-Westfalen 2009 126 2<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 2005 349 21<br />

Saarland 2008 38 1<br />

Sachsen 2003 226 24<br />

Sachsen-Anhalt 2003 97 3<br />

Schleswig-Holstein 2007 143 1<br />

Thüringen 2003 141 18


Eifelsteig: Wanderer am Weinfelder Maar


IV I<br />

107<br />

ZUKUNFTSBAROMETER: STIMMUNG UND<br />

TRENDS IN DER TOURISMUSBRANCHE<br />

1 dwif-Stimmungsumfrage<br />

Bilanz 2009: zufRiedenheit<br />

iSt geSunken<br />

Im Frühjahr <strong>2010</strong> wurden insgesamt 37 rheinlandpfälzische<br />

Touristiker in die jährliche Stimmungsumfrage<br />

eingebunden. Die Befragten sind mit dem<br />

Verlauf des Jahres 2009 überwiegend zufrieden. Im<br />

Vergleich zum Vorjahr hat die Zufriedenheit jedoch<br />

in fast allen Aspekten stark abgenommen. Einzig im<br />

Bereich des Tagestourismus nahmen die positiven<br />

Stimmen im Vergleich zum Vorjahr nochmals zu. Eine<br />

überragende Mehrheit von 90 Prozent zeigte sich mit<br />

den Ergebnissen 2009 „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“.<br />

Stark verändert hat sich die Bewertung der Situation<br />

der Gastronomie. Erstmals seit 2007 kippte das<br />

Verhältnis: Negative Beurteilungen überwogen. Als<br />

Begründung wurden häufig Umsatzrückgänge infolge<br />

eines veränderten Ausgabeverhaltens der Gäste<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Das Zukunftsbarometer beleuchtet die aktuelle Lage sowie die Erwartungen der Vertreter<br />

rheinland-pfälzischer Destinationen und Betriebe an die kommende Saison.<br />

Ebenso werden aktuelle Trends und Entwicklungen im Tourismus vorgestellt.<br />

Fehlende Prozente zu 100 = keine Angabe<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Stimmungsumfrage, n = 37<br />

angeführt. Generell beeinflusste die angespannte<br />

Wirtschaftslage die Bewertungen erheblich: Auch<br />

bei leichten Rückgängen äußerten viele Befragte<br />

ihre Zufriedenheit, wenn sie die pessimistischen<br />

Erwartungen übertrafen. Im Vergleich regionaler und<br />

lokaler Touristiker schätzte die regionale Ebene die<br />

Entwicklung durchweg kritischer ein. Die Einzelergebnisse<br />

in Bezug auf die Bewertung von Ankünften,<br />

Übernachtungen, Auslastung, Tagesausflügen und der<br />

Gastronomie gehen aus tabelle 20 hervor.<br />

tab. 20: Rückblick 2009 im Vergleich zu 2008 – zufriedenheit regionaler und örtlicher<br />

tourismusorganisationen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> hinsichtlich ausgewählter aspekte<br />

– in Prozent –<br />

Zufriedenheit mit …<br />

weniger<br />

zufrieden/<br />

unzufrieden<br />

2008 2009<br />

sehr<br />

zufrieden/<br />

zufrieden<br />

weniger<br />

zufrieden/<br />

unzufrieden<br />

sehr<br />

zufrieden/<br />

zufrieden<br />

Übernachtungen 5 92 32 65<br />

Ankünften 8 92 24 73<br />

Auslastung 21 76 41 57<br />

Tagesaus�ügen 16 82 8 89<br />

Situation der Gastronomie 40 58 57 35


108<br />

tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

auSwiRkungen deR wiRtSchaftSkRi-<br />

Se: Rückgänge deR geSchäftSReiSen<br />

alS zentRaleS thema<br />

Die verhaltenen Bewertungen für das Jahr 2009 stehen<br />

in engem Zusammenhang mit den Auswirkungen<br />

der Wirtschaftskrise. 70 Prozent der Befragten<br />

konnten Veränderungen auf Kunden- und/oder Anbieterseite<br />

infolge der angespannten wirtschaftlichen<br />

Situation feststellen. Diese registrierten zur Hälfte<br />

Rückgänge im Bereich der Geschäftsreisen, die eindeutig<br />

auf die Krise zurückzuführen waren. Allerdings<br />

konnten die Einbrüche teilweise durch den<br />

wachsenden privaten Reiseverkehr kompensiert<br />

werden. Weitere deutliche Veränderungen, die die<br />

Touristiker in Zusammenhang mit der Krise brachten,<br />

waren Rückgänge der Ausländerübernachtungen,<br />

Umsatzrückgänge in der Gastronomie und eine<br />

höhere Preissensibilität der Gäste. Nur wenige<br />

Experten sahen die Krise in einem positiven Zusammenhang<br />

und bemerkten einen verstärkten Trend<br />

zum Deutschlandtourismus. (vgl. abb. 37)<br />

auSBlick <strong>2010</strong>:<br />

OPtimiSmuS macht Sich BReit<br />

Die Prognose für die touristische Entwicklung <strong>2010</strong> fällt<br />

deutlich optimistischer aus als 2009. In allen Aspekten<br />

gehen die Touristiker mehrheitlich davon aus, die<br />

Vorjahreswerte zu übertreffen. Nur noch ein Bruchteil<br />

abb. 37: auswirkungen der wirtschaftskrise 2009 aus Sicht der touristiker<br />

k. A.<br />

(5 %)<br />

nein<br />

(24 %)<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Stimmungsumfrage, n = 37<br />

ja<br />

(70 %)<br />

erwartet eine rückläufige Tourismusentwicklung <strong>2010</strong>.<br />

Noch ein Jahr zuvor war der Anteil pessimistischer<br />

Stimmen weitaus höher. Viele Touristiker gehen <strong>2010</strong><br />

von einer Erholung der wirtschaftlichen Situation aus<br />

und versprechen sich davon positive Effekte für den<br />

Tourismus. Der bisherige Verlauf des Jahres und die<br />

gute Buchungslage stimmen optimistisch. Grundsätzlich<br />

wird vor allem in den Bereichen Wandern und<br />

Radfahren Potenzial gesehen. (vgl. abb. 38)<br />

heRauSfORdeRungen <strong>2010</strong>:<br />

Qualität und Quantität im<br />

gaStgeweRBe<br />

Während die Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 noch<br />

der größte Problemfaktor war, spielt dieser Aspekt<br />

<strong>2010</strong> wieder eine geringere Rolle: Die schwache Konjunkturlage<br />

stellt für 27 Prozent der Befragten noch<br />

eine Herausforderung dar (Vorjahr 58 Prozent).<br />

Im Vordergrund steht wieder die Qualität der<br />

Infrastruktur im Bereich Beherbergung und Gastronomie.<br />

Als Begründung wird oftmals der Investitionsstau<br />

als Folge von fehlendem Nachwuchs,<br />

mangelndem Qualitätsbewusstsein und/oder die<br />

Zurückhaltung der Banken bei der Kreditvergabe<br />

genannt. Möglicherweise spielten diese Qualitätsaspekte<br />

auch 2009 eine Rolle, wurden aber<br />

von der Krise überschattet.<br />

Rückgänge Geschäftsreisen (50 %)<br />

Rückgänge Ausländerübernachtungen (30 %)<br />

Umsatzrückgänge Gastronomie (27 %)<br />

Höhere Preissensibilität (23 %)<br />

Kurzfristigere Buchungen (15 %)<br />

Kürzere Aufenthaltsdauer (12 %)<br />

Trend Deutschlandtourismus (8 %)


109<br />

Darüber hinaus sehen 38 Prozent Probleme bei<br />

den verfügbaren Beherbergungskapazitäten –<br />

besonders während der Hauptsaison. Zusätzlicher<br />

Bedarf wird in erster Linie bei Hotelbetrieben im<br />

mittleren und gehobenen Bereich bzw. mit zielgruppenspezifischer<br />

Ausrichtung gesehen.<br />

Für 35 Prozent der Experten stellt zudem die<br />

Qualifizierung des Personals eine Herausforderung<br />

dar. Dabei wünscht man sich v. a. eine<br />

regere Teilnahme der Leistungsträger an der<br />

Qualitätsinitiative „ServiceQualität Deutschland<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>“. Rund 30 Prozent bereiten<br />

die fehlenden finanziellen Mittel Kopfzerbrechen.<br />

Einschränkungen werden im Bereich des Marketings,<br />

aber auch im notwendigen Ausbau der<br />

touristischen Infrastruktur befürchtet.<br />

Während fehlende Fördermittel in den meisten<br />

Fällen kein Problem darstellen, werden die nicht<br />

ausreichenden Kofinanzierungsmöglichkeiten<br />

der Kommunen kritisch gesehen.<br />

aRBeitSSchweRPunkte <strong>2010</strong>:<br />

PROdukt- und themenentwicklung<br />

haBen PRiORität<br />

Genau wie im Vorjahr dominiert auch <strong>2010</strong> bei den Arbeitsschwerpunkten<br />

der Tourismusorganisationen<br />

die Produkt- und Themenentwicklung. 91 Prozent<br />

abb. 38: erwartungen der touristiker an die entwicklung <strong>2010</strong><br />

Ankünfte<br />

Übernachtungen<br />

Auslastung<br />

Tagestourismus<br />

– in Prozent, Vorjahreswert in Klammern –<br />

60 (42)<br />

60 (37)<br />

51 (21)<br />

60 ( 50)<br />

35 (21)<br />

32 (26)<br />

41 (40)<br />

30 (37)<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

3<br />

(37)<br />

5<br />

(34)<br />

5<br />

(37)<br />

3 (0)<br />

3 (3)<br />

3 (3)<br />

5 0 (3)<br />

(11)<br />

0% 25% 50% 75% 100%<br />

steigend gleichbleibend rückläufig k. A.<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Stimmungsumfrage, n = 37<br />

messen diesem Bereich eine „sehr große“ oder<br />

„große“ Bedeutung bei. Ziel ist es, den Gast auch weiterhin<br />

mit hochwertigen und innovativen Angeboten<br />

anzusprechen. Zudem wollen jeweils 81 Prozent ihre<br />

Energie verstärkt in den Vertrieb und in das Innenmarketing<br />

stecken.


110<br />

tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

abb. 39: arbeitsbereiche mit großer Bedeutung für die rheinland-pfälzischen<br />

tourismusorganisationen <strong>2010</strong><br />

– in der Reihenfolge der Häufigkeit der Nennungen, in Prozent –<br />

Produkt- und Themenentwicklung<br />

Vertrieb<br />

Innenmarketing<br />

Qualifizierung touristischer Arbeitsmarkt<br />

Qualitätsentwicklung Infrastruktur<br />

Entwicklung der Infrastruktur<br />

Interne Umstrukturierung<br />

Organisationsentwicklung/-form<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Stimmungsumfrage, n = 37<br />

Wie schon bei den Problemfaktoren deutlich wurde,<br />

spielt auch die Qualifizierung der Betriebe eine wichtige<br />

Rolle. 74 Prozent der Touristiker wollen sich intensiver<br />

um die Qualifizierung im Bereich des touristischen<br />

Arbeitsmarkts kümmern. Eine ebenfalls große Zahl wird<br />

sich stärker für die Entwicklung neuer und die Weiterentwicklung<br />

der vorhandenen Infrastruktur einsetzen. Die<br />

Organisationsentwicklung stellt nur für wenige Tourismusorganisationen<br />

einen wichtigen Arbeitsschwerpunkt<br />

dar. (vgl. abb. 39)<br />

inVeStitiOnStätigkeit und<br />

PROJektaktiVitäten: SchweRPunkt Bei<br />

Rad- und wandeRweginfRaStRuktuR<br />

Um aktuelle Entwicklungen in der Tourismusstatistik<br />

besser interpretieren zu können und Hinweise über das<br />

allgemeine Investitionsklima bzw. Schwerpunkte der<br />

Investitionstätigkeiten zu erhalten, wurden die<br />

Vertreter der Tourismusorganisationen auch nach<br />

neuen Freizeit- und Tourismusprojekten sowie der<br />

Infrastruktur in ihrem Zuständigkeitsbereich befragt.<br />

Insgesamt nannten die Touristiker 98 Projektaktivitäten<br />

in den verschiedensten Bereichen.<br />

Der Schwerpunkt liegt – wie bereits im letzen<br />

Jahr – eindeutig im Bereich der Rad- und Wanderinfrastruktur:<br />

Ausschilderungen sollen für<br />

5<br />

8<br />

14<br />

19<br />

19<br />

16<br />

22<br />

8<br />

43<br />

22<br />

43<br />

73<br />

60<br />

49<br />

62<br />

0 20 40 60 80 100<br />

sehr groß groß<br />

49<br />

eine optimale Orientierung sorgen und Zertifizierungen<br />

die Qualität der Wege bestätigen. Die<br />

umfangreiche Vernetzung soll ein durchgängiges<br />

Angebot herstellen, das sich nicht an administrativen<br />

Grenzen, sondern an den Bedürfnissen der<br />

Gäste orientiert. Die Erweiterung des Angebots<br />

um Elektrofahrräder (z. B. Verleihstationen) und<br />

das Angebot von GPS-Systemen für Radler wurden<br />

ebenfalls genannt.<br />

Die thematischen Schwerpunkte bei den Veranstaltungen<br />

liegen wie 2009 in den Bereichen regionale<br />

Kultur und Wein. Musikalische Feste und<br />

Sportevents (z. B. zum Thema Wandern) ergänzen<br />

das Angebot. Gleich mehrere Events sind anlässlich<br />

des Stauferjahres <strong>2010</strong> in Kaiserslautern<br />

geplant. Zudem werden Jubiläen in Zweibrücken<br />

(600 Jahre Herzogtum <strong>Pfalz</strong>-Zweibrücken) und<br />

Speyer (100 Jahre Brezelfest) gefeiert.<br />

Im Bereich der touristischen Infrastruktur sind<br />

Maßnahmen unterschiedlichster Art geplant.<br />

Exemplarisch seien hier die Bemühungen in<br />

Boppard und Deidesheim zur barrierefreien Gestaltung<br />

der Touristinformationen, die Wiedereröffnung<br />

des Gradierwerks in Bad Dürkheim und<br />

die Fertigstellung der Marina in Riol aufgeführt.<br />

Zu den innovativen Beherbergungsprojekten


111<br />

zählt u. a. die Errichtung des „Null-Emissions-<br />

Hotels“ in Cochem. Im April <strong>2010</strong> wurde in Bad<br />

Bertrich zudem ein neues Thermalbad eröffnet.<br />

Die zahlreichen Maßnahmen zeigen, dass fortlaufend an<br />

der Qualität des touristischen Angebots in <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong> gearbeitet wird, um dem steigenden Konkurrenzdruck<br />

mit anderen Destinationen gewachsen zu sein.<br />

zuSammenfaSSung<br />

Nachdem die Bilanz für 2009 zurückhaltend<br />

ausfiel, blicken die rheinland-pfälzischen Touristiker<br />

<strong>2010</strong> optimistisch in die Zukunft. Ein<br />

guter Saisonstart und gute Buchungszahlen<br />

stimmen zuversichtlich.<br />

Zu den größten Herausforderungen zählt<br />

die Qualitätssteigerung im Gastgewerbe.<br />

Bei den Projektaktivitäten hat nach wie vor<br />

die Rad- und Wanderweginfrastruktur Priorität,<br />

um dem Gast weiterhin mit innovativen<br />

Ideen begegnen und ein wettbewerbsfähiges<br />

Angebot bieten zu können<br />

2 Trend-Ticker<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Aussicht auf die Burg Rheinfels<br />

auSwiRkungen deR kRiSe SPüRBaR<br />

Trotz der Anzeichen für eine Erholung der wirtschaftlichen<br />

Lage lassen sich noch negative Auswirkungen<br />

der Krise auf die Tourismusbranche feststellen: Insbesondere<br />

die Angst vor Arbeitslosigkeit schlägt sich<br />

in einem vorsichtigen Buchungsverhalten der Konsumenten<br />

nieder. Immer mehr Deutsche verreisen gar<br />

nicht; zudem lässt sich eine Tendenz zum Nahurlaub<br />

beobachten: Vermehrt werden Ziele im eigenen Land<br />

oder in benachbarten Ländern gewählt. Die individuelle<br />

wirtschaftliche Situation der Kunden wird daher stark<br />

die zukünftige Ausformung von Trends beeinflussen. 44<br />

Besonders auffällige Neuerungen sind nicht zu<br />

erkennen. Vielmehr zeichnet sich eine Fortsetzung<br />

der bisherigen Trends ab (vgl. abb. 40). Wichtige Einflussfaktoren<br />

bleiben die demografische Entwicklung<br />

und die Folgen des Klimawandels.<br />

Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels<br />

ist von einem deutlichen Anstieg des Anteils älterer<br />

Menschen an der Gesamtbevölkerung auszugehen.<br />

44 Quellen des Trend-Tickers: FUR 2009, FUR <strong>2010</strong>, GfK Panel Services<br />

Deutschland <strong>2010</strong>, www.etccorporate.org


112<br />

tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

abb. 40: nachfragetrends und einflussfaktoren<br />

Klimawandel<br />

Trends in der<br />

touristischen Nachfrage<br />

Demografischer Wandel<br />

Angebot<br />

- Strukturwandel: neue Zielgruppengewichte<br />

- Motive: gleich bleibende Grundbedürfnisse<br />

- Volumen: stabil, Wachstumspotenzial und Risiken<br />

Nachfrage<br />

Innovation<br />

- Reiseziele: klare Positionen bei Großregionen,<br />

Spielraum für Spielraum Länder/Destinationen<br />

für Länder/Destinationen<br />

Konsumentenpower<br />

Angebotserweiterung<br />

- Information/Entscheidung: neue Strategien<br />

- Vertrieb: wichtige Rolle der Profis<br />

Globalisierung<br />

Krisen, Krieg und<br />

Terrorgefahr<br />

-Urlaubsformen: mehr in einen Urlaub packen<br />

-Dauer: kürzer<br />

- Saisonalität: rückläufig<br />

- Ausgaben: stärkeres Preisbewusstsein<br />

-Urlaubswohnen: mehr Qualität<br />

Erhöhte<br />

Preissensibilität<br />

Konkurrenzdruck<br />

- Verkehrsmittel: Stabilität mit Risiken<br />

Anspruchshaltung<br />

Standardisierung<br />

Technologie<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong> nach FUR 2009<br />

Entsprechend nimmt auch im Tourismus die Bedeutung<br />

der Senioren zu. In ihrem Reiseverhalten unterscheiden<br />

sie sich nicht nur von jüngeren Personen,<br />

sondern auch von den älteren Reisenden vergangener<br />

Zeiten. Sie nutzen beispielsweise häufiger das Flugzeug<br />

und unternehmen mehr Auslandsreisen. Die<br />

zukünftigen Senioren werden sich aber auch durch<br />

umfassende Reiseerfahrung und die damit gewachsenen<br />

Ansprüche auszeichnen. Touristische Anbieter<br />

sollten sich daher mit angemessenen Produkten und<br />

einer weiteren Segmentierung auf diese wichtige<br />

Zielgruppe einstellen. Der Klimawandel wird zwar von<br />

der Mehrzahl der Konsumenten als besorgniserregend<br />

wahrgenommen, beeinflusst jedoch die tatsächliche<br />

Urlaubsplanung bisher nur in Ausnahmefällen.<br />

inlandSuRlauB BleiBt BelieBt<br />

Das eigene Land stellt nach wie vor das bevorzugte<br />

Reiseziel der Deutschen dar. Dabei sind insbesondere<br />

Bayern, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Niedersachsen und Baden-Württemberg<br />

beliebt. Die Favoriten bei den Auslandsreisen sind<br />

Spanien, Italien, die Türkei und Österreich. Auch wenn<br />

sich diese grundsätzlichen Rangfolgen zunächst<br />

kaum ändern werden, so besteht doch insbesondere<br />

für derzeit weniger starke Destinationen die Möglichkeit<br />

eines Wachstums. Entscheidend wird sein, wie<br />

erfolgreich sich die jeweiligen Reiseziele im härter<br />

Internet / e-com<br />

Informationsflut<br />

Nachhaltigkeit<br />

Sicherheit Preisorientierung<br />

Differenzierung<br />

Informierter Kunde<br />

werdenden Wettbewerb vermarkten. Es ist nicht<br />

eindeutig absehbar, welche Gebiete Gäste gewinnen<br />

oder verlieren werden. Fest steht aber, dass es bei<br />

den bevorzugten Landschaftsformen einen Wandel<br />

gibt: Während vor allem südliche Küstenziele, Städte<br />

und das Flachland zunehmend beliebter werden, hat<br />

das Interesse an Hoch- und Mittelgebirgen abgenommen.<br />

Bedeutsam für die weitere Entwicklung des<br />

Binnentourismus ist auch das zukünftige Reiseverhalten<br />

der Senioren, deren Affinität für inländische Ziele<br />

in den letzten Jahren rückläufig war.<br />

gewachSene kundenanSPRüche<br />

Eine Herausforderung stellt die angemessene Kundenansprache<br />

dar. Aufgrund seiner umfangreichen<br />

Reiseerfahrung sowie der Vielfalt verfügbarer Informationen<br />

besitzt der Konsument immer mehr Kompetenz.<br />

Entsprechend steigen und differenzieren sich<br />

seine Ansprüche an die Urlaubsreise bei weitgehend<br />

gleich bleibenden Motiven. Für die Erfüllung seiner<br />

touristisch relevanten Wünsche stehen dem Kunden<br />

vielfältige Möglichkeiten zur Verfügung, von deren<br />

Bandbreite er zunehmend Gebrauch macht: Heute<br />

eingeschränktes Budget, morgen Luxus, Anreise mit<br />

dem Billigflieger, aber Aufenthalt im 5-Sterne-Hotel –<br />

der multioptionale Verbraucher lässt sich nicht mehr<br />

eindeutigen Kategorien zuordnen. Dem Wunsch nach<br />

Flexibilität und Individualität kommen Bausteinmo


113<br />

delle entgegen, mit deren Hilfe sich der Kunde seinen<br />

perfekten Urlaub zusammenstellen kann. Zudem<br />

gibt es die Tendenz, im Urlaub immer mehr, immer<br />

intensiver erleben zu wollen. Und diese Erlebnisse<br />

und Emotionen sollen möglichst bequem zu erreichen<br />

sein.<br />

weiteR im tRend: Städte-, geSundheitS-<br />

und all-incluSiVe-uRlauBe<br />

Städtereisen erfreuen sich nach wie vor einer besonderen<br />

Popularität und weisen ein vielversprechendes<br />

Zukunftspotenzial auf. Die Mehrzahl dieser Reisen<br />

führt die Deutschen in inländische Städte, v. a. nach<br />

Berlin, Hamburg und München. Dank des ausgebauten<br />

Angebots günstiger Flugverbindungen kann<br />

allerdings von einem wachsenden Anteil internationaler<br />

Städtereisen ausgegangen werden. Der erwarteten<br />

Nachfragesteigerung können der schärfere Wettbewerb<br />

– auch auf internationaler Ebene – sowie die<br />

Konkurrenz durch andere Urlaubsformen entgegenwirken.<br />

Zudem verzichten potenzielle Städtereisende<br />

bei einer schlechten wirtschaftlichen Lage eher auf<br />

zusätzliche Kurz- und Wochenendreisen.<br />

Trotz bisweilen zu hoher Erwartungen bleibt der Gesundheitsurlaub<br />

eine bedeutsame Urlaubsform.<br />

Allerdings kann auch durch Urlaube, die nicht explizit<br />

diesem Segment zuzurechnen sind, etwas für die<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Gesundheit getan werden. Die Anbieter müssen sich<br />

auf die Bedürfnisse ihrer Kunden einstellen. Gute<br />

Zukunftschancen haben klar konzipierte gesundheitstouristische<br />

Angebote. In diesem Sinne müssen<br />

Produkte aus den Bereichen Kur und Rehabilitation,<br />

Prävention sowie Wellness deutlich voneinander<br />

abgegrenzt werden, da hier unterschiedliche Zielgruppen<br />

mit differenzierten Erwartungen an ihren<br />

Aufenthalt angesprochen werden. Gesundheit wird<br />

auch zukünftig ein starkes Urlaubsmotiv sein und mit<br />

dem Themenjahr „Gesundheitsurlaub und Wellness in<br />

Deutschland“ der Deutschen Zentrale für Tourismus<br />

im kommenden Jahr weiteren Anschub erfahren.<br />

Wachstumschancen werden auch für All-Inclusive-<br />

Urlaube prognostiziert. Eine besondere Form bietet<br />

die Oberstaufen Tourismus Marketing GmbH an: Bei<br />

mehr als 300 Beherbergungsbetrieben und Privatvermietern<br />

ist die Gästekarte „Oberstaufen Plus“ gratis<br />

erhältlich. Sie verspricht „Urlaub ohne Nebenkosten“<br />

und beinhaltet beispielsweise den Skipass, freie Fahrt<br />

mit den Bergbahnen sowie die kostenlose Nutzung<br />

weiterer Freizeiteinrichtungen. Die Option „Plus Golf“<br />

ermöglicht zudem Golfen ohne Greenfee. Finanziert<br />

wird diese Serviceleistung über einen Marketingbeitrag<br />

der beteiligten Gastgeber und wurde als besonders<br />

innovative Idee mit dem Deutschen Tourismuspreis<br />

2009 und dem ADAC Tourismuspreis Bayern<br />

<strong>2010</strong> ausgezeichnet.


114<br />

tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

weB 2.0 und mOBile kOmmunikatiOn<br />

auf dem VORmaRSch<br />

Mit den Zahlen seiner Nutzer 45 steigt auch die<br />

Bedeutung des Internets für die Tourismusbranche<br />

unvermindert stark an. 74 Prozent der Personen mit<br />

Internetzugang nutzen mittlerweile das World Wide<br />

Web bei der Reiseplanung als Informationsquelle. Die<br />

Menge der dort verfügbaren Daten kann für den Nutzer<br />

allerdings unübersichtlich werden. Das gezielte<br />

Auffinden der relevanten Informationen wird dadurch<br />

erschwert. Zur Orientierung im Internet geben die<br />

Kunden die ihnen bekannte URL ein oder nutzen<br />

Suchmaschinen. Insbesondere einzelne Bestandteile<br />

wie Flug und Hotel werden vermehrt online bestellt.<br />

37 Prozent der Personen mit Internetzugang haben<br />

schon einmal im Internet touristische Leistungen<br />

gebucht, weitere 24 Prozent planen dies für die<br />

Zukunft. Angesichts einer zunehmenden Bandbreite<br />

an Buchungsmöglichkeiten wird der Online-Bereich<br />

immer mehr an Bedeutung gewinnen.<br />

Bei der Informationsbeschaffung und der Vermarktung<br />

touristischer Produkte ist das Web 2.0 mit<br />

interaktiven, von den Nutzern selbst geschaffenen<br />

Inhalten nicht mehr zu ignorieren. Um sich mit<br />

Urlaubsinformationen zu versorgen, sehen sich 37<br />

Prozent der Internetnutzer Online-Nachschlagewerke<br />

und Wikis46 an. 27 Prozent suchen zu diesem Zweck<br />

Bewertungsplattformen und jeweils 15 Prozent Videoplattformen<br />

und Blogs auf. Touristische Anbieter<br />

nutzen daher zunehmend Blogs und soziale Netzwerke<br />

für das Marketing, indem sie in die Website<br />

entsprechende Bestandteile wie Facebook, Twitter,<br />

You Tube oder Bewertungsportale integrieren. Inzwischen<br />

gibt es sogar Seiten, die ausschließlich von den<br />

Nutzern eingepflegte Informationen präsentieren.<br />

Auch die Entwicklung anderer Kommunikationstechniken<br />

wirkt sich auf den Tourismus aus: Mobiles<br />

Internet und Handy lassen deren Nutzer auch im<br />

Urlaub (fast) überall und immer erreichbar sein.<br />

Wachsender Beliebtheit erfreuen sich v. a. die Smartphones<br />

und entsprechende „Apps“, also mobile Anwendungen,<br />

die vermehrt auch touristisch, insbesondere<br />

von Geschäftsreisenden, genutzt werden. Mittels<br />

iPhone können nicht nur Flüge, Hotels und Mietwagen<br />

mobil gebucht werden. Auch der Check-In bei diversen<br />

Fluggesellschaften und der „Reiseführer“ sind<br />

einige von zahlreichen Beispielen für touristische<br />

„Apps“. So bietet das Buchungsportal HRS seinen<br />

Nutzern die Anwendung „Hotels Now!“, durch deren<br />

Einsatz dem Nutzer zu seinem Kamera-/Handyfoto<br />

direkt alle verfügbaren Hotels in der unmittelbaren<br />

Umgebung angezeigt werden. Der Tourismusverband<br />

München-Oberbayern hat die „OBERBAYERNMap“<br />

entwickelt und diese nun um ein „Augmented Reality<br />

Feature“ erweitert: Das kostenfreie „Standort-Informations-System“<br />

als interaktiver Reiseführer zeigt<br />

dem Gast nicht nur den aktuellen Aufenthaltsort an,<br />

sondern vermittelt auch weiterführende Informationen<br />

zu Sehenswürdigkeiten vor Ort. Zudem können<br />

mit dieser Anwendung individuelle Wanderwege oder<br />

Stadtführungen erstellt werden. Aufgrund der bisher<br />

relativ hohen Kosten für mobiles Internet sind die<br />

Nutzerzahlen allerdings noch überschaubar. Doch das<br />

wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach in absehbarer<br />

Zeit ändern.<br />

zuSammenfaSSung<br />

In den nächsten Jahren zeichnet sich die<br />

Fortsetzung der bisherigen Trends ab. Die demografische<br />

Entwicklung und der Klimawandel<br />

beeinflussen sowohl das Angebot als auch die<br />

Nachfrage im Tourismus.<br />

Der Urlaub im eigenen Land bleibt in Mode.<br />

Jedoch profitieren nicht alle Regionen in<br />

Deutschland gleichermaßen davon: Während<br />

Städte und Küsten boomen, verlieren<br />

die Gebirge weiterhin an Beliebtheit.<br />

Eine Ausrichtung des Angebots an den gewachsenen<br />

Kundenansprüchen ist für den<br />

künftigen Erfolg notwendig. Touristische<br />

Anbieter müssen sich auf ein vorsichtiges<br />

Buchungsverhalten sowie einen anhaltenden<br />

Differenzierungsprozess einstellen.<br />

Urlaubsarten: Städtereisen und Gesundheitsurlaube<br />

aller Art sind nach wie vor im<br />

Trend. Daneben wächst die Nachfrage für<br />

Pauschalangebote, die in wirtschaftlich<br />

schlechten Zeiten den größtmöglichen Kostenüberblick<br />

bieten.<br />

Mit dem technologischen Fortschritt gewinnen<br />

das Internet und mobile Anwendungen<br />

zunehmend an Bedeutung für das touristische<br />

Marketing – sowohl als Informations-<br />

als auch als Vertriebskanal.<br />

45 Im Jahr 2009 verfügten 64 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahre in<br />

Deutschland über einen Internetzugang.<br />

46 Wikis sind leicht zu bedienende Systeme im Internet, die es praktisch<br />

jedem Nutzer ermöglichen, Inhalte zu bearbeiten, zu ergänzen, zu<br />

veröffentlichen und sogar zu löschen.


115<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>


Der Rhein zu Füßen der Marksburg


VI<br />

117<br />

Im Hinblick auf den demografischen Wandel sind einführend<br />

einige Feststellungen zu treffen:<br />

DeR DemogRafiSche WanDel<br />

iSt unumkehRbaR<br />

Die Geburtenraten der Vergangenheit stehen fest, die<br />

aktuelle und mittelfristige Lebenserwartung ist präzise<br />

vorherzusagen. Die Uhr ist nicht zurückzudrehen.<br />

Es gilt, mit den neuen Gegebenheiten umzugehen und<br />

sich auf sie einzustellen.<br />

DeR DemogRafiSche WanDel iSt<br />

kalkulieRbaR<br />

Diese Entwicklungen sind zumindest im Hinblick<br />

auf die Altersstruktur und die natürliche Bevölkerungsentwicklung<br />

(Geburten- und Sterberaten) der<br />

nächsten zehn bis fünfzehn Jahre gut und bis 2050<br />

ausreichend genau zu quantifizieren. Zwar gilt das<br />

nicht für alle Einfluss- und Wirkungsfaktoren, doch<br />

die Entwicklungsrichtungen sind in den allermeisten<br />

Fällen ziemlich exakt.<br />

DeR DemogRafiSche WanDel:<br />

WiR SinD mitten DRin<br />

Der demografische Wandel ist ein schleichender Prozess,<br />

bei dem Anfang und Ende nicht datierbar sind.<br />

Erste Diskussionen kamen in den 1970er Jahren auf,<br />

und auch die Rentenfrage ab 1986 – „Die Rente ist<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

AKTUELLES BRANCHENTHEMA: DEMOGRAFISCHER<br />

WANDEL UND TOURISMUS IN RHEINLAND-PFALZ<br />

Ein sehr umfangreicher Bestandteil des Tourismusbarometers <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> sind jährlich<br />

wechselnde Schwerpunktthemen. 2008 stand der Megamarkt „Tagestourismus“ im<br />

Mittelpunkt einer vertieften Betrachtung, 2009 wurde die „Wettbewerbsfähigkeit des<br />

Tourismusangebotes“ untersucht. In diesem Jahr geht es um die zentrale gesellschaftliche<br />

Veränderung in Deutschland, den demografischen Wandel und seine Auswirkungen auf<br />

den rheinland-pfälzischen Tourismus.<br />

1 Demografischer Wandel und Tourismus in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

sicher!“ – ist vor diesem Hintergrund zu nennen. Doch<br />

erst im neuen Jahrtausend wurden die Auswirkungen<br />

in der Gesellschaft so deutlich, dass das Thema in<br />

Politik, Wirtschaft und Bevölkerung endgültig ankam<br />

und zu Diskussionen über Anpassungsmaßnahmen<br />

führte. Insbesondere in Ostdeutschland ist der demografische<br />

Wandel längst Realität. Im Zeitraffer wird<br />

dort vorweggenommen, was in naher Zukunft auf<br />

viele andere Regionen in Deutschland zukommt.<br />

DeR DemogRafiSche WanDel:<br />

eine DeR zentRalen heRauSfoRDe-<br />

Rungen füR Den touRiSmuS<br />

Der demografische Wandel und der Tourismus sind<br />

eng verflochten. Schließlich zählen Freizeitgestaltung<br />

und Reisen zu den zentralen Bedürfnissen und<br />

wichtigsten Gütergruppen der Konsumenten. Die<br />

Dienstleistungsbranche Tourismus bietet Angebote<br />

von Menschen für Menschen, und zwar für alle Bevölkerungsgruppen<br />

und Altersklassen. Entsprechend<br />

umfassend ist der Einfluss demografischer Veränderungen<br />

auf drei zentrale Bereiche (vgl. abb. 41):


118<br />

tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

abb. 41: Wirkungszusammenhänge<br />

tourismus und demografischer<br />

Wandel<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong> auf Grundlage BMWi 2009<br />

Nachfrage: Zahl der Reisen(den), Alter der Reisenden,<br />

Zielwahl, Urlaubsmotive/-aktivitäten,<br />

Reiseausgaben usw.<br />

Arbeitsmarkt: Arbeitskräfte- und Arbeitsplatzpotenzial,<br />

Alter und Qualifikation der Arbeitskräfte,<br />

Art und Attraktivität der Arbeitsplätze usw.<br />

Angebot und Infrastruktur: Auslastung, spezifische<br />

Anforderungen an die Infrastruktur,<br />

Preisniveau usw.<br />

Die Schnittstellen zwischen den drei Wirkungsbereichen<br />

sind ebenfalls vielschichtig. Sie reichen<br />

von steigenden Komfort- und Serviceerwartungen<br />

(Nachfrage/Arbeitsmarkt) über neue Verkehrs- und<br />

barrierefreie Angebote (Nachfrage/Infrastruktur) bis<br />

hin zu spezifischen Anforderungen an Bildungseinrichtungen<br />

(Arbeitsmarkt/Infrastruktur).<br />

leitfRagen füR Die WechSelWiRkungen<br />

zWiSchen touRiSmuS unD<br />

DemogRafiSchem WanDel in<br />

RheinlanD-<strong>Pfalz</strong>:<br />

Welche Veränderungen bringt der demografische<br />

Wandel für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>?<br />

Wie wirkt sich der demografische Wandel<br />

auf die touristische Nachfrage in <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong> aus, welche Themen und Zielgruppen<br />

bieten welche Potenziale?<br />

Was bedeutet der demografische Wandel<br />

für den touristischen Arbeitsmarkt im Land?<br />

Welche Erfordernisse ergeben sich für die<br />

Entwicklung des tourismusspezifischen<br />

Angebots und der tourismusrelevanten<br />

allgemeinen Infrastruktur?<br />

Wo liegen Handlungsfelder, und welche<br />

Maßnahmenpakete sollten von Wirtschaft<br />

und Politik ergriffen werden?


119<br />

2 Ausprägungen des demografischen Wandels<br />

2.1 bestimmungsfaktor 1:<br />

bevölkerungsvolumen<br />

Im globalen Maßstab ist das Bevölkerungswachstum<br />

ungebrochen, und die Menschen zieht es zunehmend<br />

aus den ländlichen Regionen in die Städte.<br />

auSlänDiSche QuellmäRkte füR<br />

RheinlanD-<strong>Pfalz</strong> 2020:<br />

Stagnation unD WachStum<br />

Europa zeigt bis 2020 ein anderes und im Regionsvergleich<br />

heterogenes Bild (vgl. karte 9):<br />

Osteuropäische Regionen registrieren vornehmlich<br />

Rückgänge, die durchschnittlichen Bevölkerungsverluste<br />

liegen hier bei 2 bis 7 Prozent.<br />

Deutschland reiht sich mit -2,7 Prozent in diese<br />

Entwicklung ein. Gerade Ostdeutschland, aber<br />

auch das Saarland sowie Regionen von Nordba-<br />

karte 9: bevölkerungsentwicklung in Deutschland und europa 47<br />

– in Prozent –<br />

Europäische NUTS-2-Regionen<br />

(Deutschland: Regierungsbezirke)<br />

bis unter -10<br />

-10 bis unter -5<br />

-5 bis unter 0<br />

0 bis unter 5<br />

5 bis unter 10<br />

10 bis unter 20<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Eurostat, Statistisches Landesamt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

yern bis ins Ruhrgebiet müssen Bevölkerungsverluste<br />

von teilweise weit über 10 Prozent bewältigen.<br />

In Skandinavien sowie großen Teilen Westeuropas<br />

wie Großbritannien, Frankreich, Spanien, Belgien<br />

und den Niederlanden steigen die Bevölkerungszahlen<br />

um 2 bis 6 Prozent, in Irland gar um 15<br />

Prozent.<br />

47 NUTS = Nomenclature des unités territoriales statistiques<br />

(Systematik der Gebietseinheiten für die Statistik in Europa).


120<br />

tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

RheinlanD-<strong>Pfalz</strong> biS 2020:<br />

Rückgang mit Regionalen<br />

SchWeRPunkten<br />

Die Bevölkerungsentwicklung für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

zeigt insgesamt zunächst nur eine leicht negative<br />

Abweichung vom Bundesdurchschnitt. Wirft man<br />

allerdings einen Blick auf die inneren Strukturen des<br />

Landes, so ergeben sich teils erhebliche regionale<br />

Unterschiede. Die Spannbreite reicht bei den Kreisfreien<br />

Städten und Landkreisen bis 2020 von einem<br />

Anstieg um 3,2 Prozent bis zu Rückgängen um 12,1<br />

Prozent (vgl. karte 10):<br />

Die Regionen rund um die Städte Trier und Mainz<br />

bleiben auch in den kommenden zehn Jahren<br />

Wachstumspole des Landes.<br />

Entlang von Rhein und Mosel liegen die Bevölkerungsrückgänge<br />

auf einem deutlich geringeren Niveau<br />

als im Landesdurchschnitt. Zuwanderungen<br />

aus den Nachbarländern wirken stabilisierend.<br />

Der westliche Teil von <strong>Pfalz</strong> und Naheland kämpft<br />

mit Verlusten, die doppelt so hoch ausfallen wie<br />

im Landesdurchschnitt. Bereits heute zählen<br />

sie zu den am dünnsten besiedelten Kreisen in<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. Bis 2025 werden hier sogar zweistellige<br />

Rückgänge prognostiziert. Dabei zählt<br />

auch die Eifel zu den Schrumpfungsregionen.<br />

zuSammenfaSSung unD<br />

SchluSSfolgeRungen<br />

Die stärksten Bevölkerungsverluste des<br />

Kontinents sind bis 2020 in Osteuropa und<br />

Deutschland festzustellen. In den wichtigsten<br />

ausländischen Quellmärkten für den Tourismus<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> steigt die Bevölkerungszahl<br />

aber sogar leicht an.<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> entwickelt sich auf bundesdeutschem<br />

Niveau. Starke regionale Unterschiede<br />

bestehen zwischen den wirtschaftsstarken,<br />

urban geprägten Räumen und den<br />

(grenznahen) ländlichen Regionen.<br />

Aufgrund der Bevölkerungsentwicklung<br />

ist ein Einfluss auf die Quell- und Zielgebietsstruktur<br />

der Gäste, insbesondere im<br />

Tagestourismus, sowie regional begrenzt auf<br />

den touristischen Arbeitsmarkt zu erwarten.<br />

2.2 bestimmungsfaktor 2:<br />

alterung der gesellschaft<br />

Die Veränderungen in der Altersstruktur haben für<br />

Deutschland und damit auch für die Tourismuswirtschaft<br />

weitreichendere Folgen als die Entwicklung<br />

des Bevölkerungsvolumens. Das Tourismusbarometer<br />

konzentriert sich daher auf die zentralen Zielgruppen<br />

der 20- bis 60-Jährigen und der Jahrgänge ab 60. Die<br />

erstgenannte Altersgruppe – Erwerbsfähige im engeren<br />

Sinne – ist darüber hinaus für den touristischen<br />

Arbeitsmarkt von entscheidender Bedeutung.<br />

auSlänDiSche QuellmäRkte füR<br />

RheinlanD-<strong>Pfalz</strong> 2020: Deutliche<br />

zunahme DeR zielgRuPPe 60PluS<br />

Weitaus einheitlicher als das Bevölkerungsvolumen<br />

entwickelt sich die Altersstruktur in den europäischen<br />

Ländern und Regionen. Praktisch überall nimmt der<br />

Anteil der über 60-Jährigen bis 2020 signifikant zu<br />

(vgl. karte 11):<br />

In Osteuropa steigt deren Anteil überdurchschnittlich<br />

stark an und erreicht innerhalb der nächsten<br />

zehn Jahre das westeuropäische Niveau.<br />

In Finnland, den Niederlanden, Deutschland und<br />

Frankreich nimmt der Anteil der über 60-Jährigen<br />

um mehr als 5 Prozentpunkte zu. War 2006 noch<br />

nicht einmal jeder fünfte Niederländer 60 Jahre<br />

und älter, wird es 2020 bereits mehr als jeder<br />

vierte sein, Tendenz steigend.<br />

Die höchsten Anteilswerte weist Deutschland auf.<br />

Fast ein Drittel der Bevölkerung wird 2020<br />

60 Jahre und älter sein.<br />

RheinlanD-<strong>Pfalz</strong> 2020:<br />

faSt JeDeR zWeite iSt übeR 50 unD<br />

faSt JeDeR DRitte übeR 60 JahRe<br />

Das Medianalter48 der rheinland-pfälzischen Bevölkerung<br />

lag 2006 bei 42 Jahren (Deutschland: 41) und<br />

wird bis 2020 auf 47 Jahre (47) ansteigen. Deutlich wird<br />

diese Entwicklung am Beispiel der Alterspyramiden<br />

(vgl. abb. 42). Darüber hinaus ist zu erkennen, dass die<br />

Generation der „Babyboomer“ (Mitte 1950er bis Mitte<br />

1960er Jahre) zunehmend ins Rentenalter eintritt.<br />

48 50 Prozent sind jünger, 50 Prozent sind älter als dieser Wert.


121<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

karte 10: bevölkerungsentwicklung in den rheinland-pfälzischen Städten und landkreisen<br />

2006 bis 2020<br />

– in Prozent –<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>: -3,2<br />

Deutschland: -2,7<br />

-4,5<br />

-7,1<br />

-6,7<br />

0,8<br />

-2,8<br />

-3,0<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistisches Landesamt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Statistisches Bundesamt<br />

karte 11: entwicklung der Senioren (60 Jahre und älter) in Deutschland und europa<br />

– in Prozent –<br />

-1,7<br />

-3,9<br />

bis unter -20<br />

-2,8<br />

-4,7<br />

-2,4<br />

-5,3<br />

-2,5<br />

-4,7<br />

-6,2<br />

-8,5<br />

-1,7<br />

0,0<br />

-2,2<br />

-0,8<br />

-9,1<br />

-4,7<br />

-5,5<br />

-5,6 -2,3<br />

-1,2<br />

-3,3<br />

-2,2<br />

-0,5<br />

-7,0<br />

-12,1<br />

-8,6<br />

-0,8<br />

-2,2<br />

-1,4<br />

-20 bis unter -15<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Eurostat, Statistisches Landesamt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

3,2<br />

Europäische NUTS-2-Regionen<br />

(Deutschland: Regierungsbezirke)<br />

Entwicklung 2006 bis 2020<br />

Anteile<br />

unter 0<br />

0 bis unter 10<br />

10 bis unter 20<br />

Deutschland<br />

24,9<br />

30,6<br />

2006<br />

2020<br />

2006 bis 2025<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>: -4,7<br />

Deutschland: -4,3<br />

-6,0<br />

-15 bis unter -10<br />

-10 bis unter -5<br />

20 bis unter 30<br />

30 bis unter 40<br />

40 bis unter 80<br />

-8,7<br />

-8,7<br />

-0,2<br />

-4,1<br />

-4,5<br />

-3,6<br />

-5,8<br />

-4,5<br />

-6,5<br />

-3,5<br />

-7,1<br />

-4,0<br />

-6,0<br />

2,9<br />

-7,8<br />

-11,3<br />

-3,2<br />

-0,6<br />

-3,5<br />

-2,1<br />

-11,9<br />

-6,8<br />

-7,8<br />

-7,3 -4,1<br />

-2,9<br />

-5,3<br />

-3,1<br />

-1,3<br />

-9,6<br />

-16,2<br />

-11,6<br />

-2,0<br />

-4,0<br />

-2,4<br />

-5 bis unter 0<br />

0 und mehr


122<br />

tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

Bis 2020 werden in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 200.000 Personen<br />

mehr als heute über 60 Jahre alt sein; der Anteil an der<br />

Gesamtbevölkerung steigt von 24,9 auf 30,6 Prozent.<br />

Die geringsten Anteile werden in den Städten (z. B.<br />

Mainz und Ludwigshafen) erreicht, die höchsten in peripheren<br />

Regionen wie der Südwestpfalz und Birkenfeld.<br />

Weitere Indikatoren illustrieren die Stärke der Veränderungen:<br />

Der Altenquotient (Anteil 60plus) lag in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

2006 bei 46, der Gesamtquotient<br />

(Unter-20-Jährige und Über-60-Jährige) bei 83.<br />

Die Werte schwankten zwischen 36 (Stadt Mainz)<br />

und 58 (Pirmasens) bzw. 64 (Mainz) und 96 (Vulkaneifelkreis).<br />

2020 wird der Altenquotient in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

bei 59, der Gesamtquotient bei 93 liegen, wobei<br />

die Werte zwischen 48 (Mainz) und 70 (Pirmasens)<br />

bzw. 76 (Trier) und 103 (Neustadt a. d.<br />

Weinstraße) schwanken. Ferner wird die „magische<br />

Grenze“ von 100 im Vulkaneifelkreis, in<br />

der Südwestpfalz, in Kusel, Cochem-Zell oder Birkenfeld<br />

überschritten. Hier wird es bis 2020 mehr<br />

abb. 42: alterspyramide <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 2006 und 2020<br />

Quelle: Statistisches Landesamt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 2007<br />

über 60-Jährige und unter 20-Jährige geben als<br />

Personen zwischen 20 und 60 Jahren.<br />

RheinlanD-<strong>Pfalz</strong> biS 2020:<br />

zahl DeR eRWeRbSfähigen geht<br />

Deutlich zuRück<br />

Die Erwerbsfähigen im Alter zwischen 20 und 60 Jahren<br />

bilden mit etwas über 50 Prozent noch die Mehrheit<br />

der rheinland-pfälzischen Bevölkerung. Ihre Zahl wird<br />

sich zwischen 2006 und 2020 voraussichtlich um knapp<br />

200.000 Personen verringern, bis 2025 sogar um über<br />

300.000 (ab 2025 Anteil < 50 Prozent!) (vgl. karte 12):<br />

Das Statistische Landesamt weist bis 2020 für alle<br />

Kreise Rückgänge bei der Zahl der Erwerbsfähigen<br />

aus, in Regionen mit stabiler Bevölkerungsentwicklung<br />

jedoch vergleichsweise geringe Verluste.<br />

Ein besonders starkes Minus ist wiederum für<br />

den Westen der Reisegebiete <strong>Pfalz</strong> und Naheland<br />

charakteristisch. Ein Grund ist der Wegzug<br />

junger, mobiler Bevölkerungsgruppen.


123<br />

Die Städte Trier und Mainz liegen zwar auch im<br />

Bereich der Schrumpfungsregionen, starten<br />

jedoch von einem Anteilswert jenseits der 60<br />

Prozent. Trotz der Verluste haben sie bis 2020<br />

noch die höchsten Anteile der Erwerbsfähigen an<br />

der Gesamtbevölkerung.<br />

Alarmierend wird die Entwicklung bei einem Blick<br />

auf 2025: In vielen Kreisen steht dem Arbeitsmarkt<br />

dann, im Vergleich zu 2006, jeder fünfte<br />

Erwerbsfähige nicht mehr zur Verfügung.<br />

Flächendeckende Rückgänge der Erwerbsfähigenzahl<br />

sind ein klares Indiz für einen drohenden Fachkräftemangel.<br />

Dieser wird – wenngleich in unterschiedlicher<br />

Intensität und abhängig von der Branchenstruktur – in<br />

ganz <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> spürbar werden. Etwa ab 2020<br />

erhält diese Dynamik einen weiteren Impuls, wenn die<br />

geburtenstarken Jahrgänge schrittweise das Rentenalter<br />

erreichen.<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

karte 12: entwicklung der erwerbsfähigen (20- bis 60-Jährige) in den rheinland-pfälzischen<br />

Städten und landkreisen<br />

– in Prozent –<br />

2006 bis 2020<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>: -7,9<br />

Deutschland: -7,6<br />

-7,6<br />

-11,7<br />

-9,9<br />

-3,1<br />

-7,6<br />

-7,0<br />

-6,9<br />

-8,1<br />

-8,1<br />

-6,2<br />

-9,7<br />

-8,2<br />

-7,7<br />

-12,8<br />

-6,7<br />

-2,3<br />

-14,5<br />

-6,3<br />

-6,2<br />

-8,2<br />

-6,0<br />

-15,0<br />

-8,3<br />

-10,8<br />

-8,5 -8,2<br />

-6,6<br />

-9,3<br />

-4,5<br />

-5,6<br />

-12,2<br />

-15,7<br />

-14,5<br />

-6,4<br />

-8,1<br />

-6,7<br />

bis unter -20<br />

-20 bis unter -15<br />

2006 bis 2025<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>: -14,1<br />

Deutschland: -14,3<br />

-14,3<br />

-15 bis unter -10<br />

-10 bis unter -5<br />

zuSammenfaSSung unD<br />

SchluSSfolgeRungen<br />

-17,5<br />

-16,8<br />

-14,2<br />

-13,2<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Statistisches Landesamt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Statistisches Bundesamt<br />

-9,3<br />

Die Bevölkerung in den europäischen Ländern<br />

und Regionen altert kontinuierlich. Die<br />

beiden Top-Quellmärkte für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

– Deutschland und die Niederlande – sind<br />

hiervon besonders stark betroffen.<br />

Flächendeckende Auswirkungen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>:<br />

Durchgängig rückläufige Zahl<br />

der Personen im erwerbsfähigen Alter und<br />

deutlicher Anstieg des Anteils der Jahrgänge<br />

ab 60.<br />

Aufgrund der Verschiebungen in der Altersstruktur<br />

ist ein erheblicher Einfluss auf<br />

die Gästestruktur im Übernachtungs- und<br />

Tagestourismus sowie den touristischen Arbeitsmarkt<br />

zu erwarten. Weitere Herausforderungen<br />

ergeben sich für die touristische<br />

und kommunale Infrastruktur im Hinblick<br />

auf alters- und alternsgerechte Angebote.<br />

-14,5<br />

-12,6<br />

-13,9 -13,4<br />

-15,2<br />

-14,9<br />

-13,8<br />

-17,6<br />

-12,7<br />

-7,5<br />

-12,8<br />

-21,4<br />

-12,1<br />

-22,5<br />

-14,5<br />

-11,1<br />

-13,9<br />

-18,1 -14,4<br />

-8,7<br />

-15,3<br />

-13,5<br />

-16,5 -10,5<br />

-18,2<br />

-23,6<br />

-22,6<br />

-13,0<br />

-15,0<br />

-12,6<br />

-5 bis unter 0<br />

0 und mehr


124<br />

tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

2.3 bestimmungsfaktor 3:<br />

haushaltsstruktur<br />

Die Haushalte in Deutschland werden immer kleiner.<br />

Dieser Trend setzt sich auch künftig fort, denn die<br />

Lebenserwartung steigt, die Geburtenhäufigkeit bleibt<br />

niedrig, die berufliche Mobilität hoch, und Partnerschaften<br />

mit separater Haushaltsführung nehmen zu.<br />

Daraus ergibt sich u. a. eine steigende Gesamtzahl der<br />

Haushalte in Deutschland und <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> (2005-<br />

2020: +3,4 Prozent). Veränderungen in der Haushaltsgröße<br />

fordern vor allem von den Kommunen und der<br />

Wohnungswirtschaft ein Umdenken.<br />

DeutSchlanD 2020: mehR hauShalte,<br />

kleineRe hauShalte, WenigeR familien<br />

2020 wird die durchschnittliche Haushaltsgröße in den<br />

westdeutschen Flächenländern genau zwei Personen<br />

betragen. Dennoch wird in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> der Anteil<br />

der Haushalte mit vier und mehr Personen zu den höchsten<br />

im Bundesgebiet zählen (13 bis 14 Prozent). 49 Die<br />

Haushaltsgröße hat Einfluss auf die Haushalts- und<br />

Familienstruktur: So sinkt die Zahl der Haushalte mit<br />

Kindern kontinuierlich. 2005 lebten in 32 Prozent aller<br />

Haushalte in Deutschland Kinder bis 13 Jahre, 1991 traf<br />

dies noch auf 39 Prozent zu. 50 Weniger Kinder je Haushalt<br />

und neue Lebensgemeinschaften prägen das Bild.<br />

zuSammenfaSSung unD<br />

SchluSSfolgeRungen<br />

Der Tourismus ist von der Entwicklung der<br />

Haushaltsgröße nur indirekt betroffen, eher<br />

von der Verschiebung der Altersstruktur.<br />

Die Haushalts- oder Familienstruktur hingegen<br />

hat sehr wohl direkte Auswirkungen auf<br />

den Tourismus. Insbesondere die Zunahme<br />

von Ein-Kind- und Patchwork-Familien ist<br />

hier zu nennen.<br />

2.4 bestimmungsfaktor 4:<br />

einkommen<br />

Das monatliche Haushaltsnettoeinkommen ist trotz<br />

wirtschaftlichen Aufs und Abs seit Ende der 1990er<br />

Jahre gestiegen. Dennoch ist in Deutschland eine<br />

wachsende Einkommenspolarisierung zu beobachten.<br />

Laut DIW-Studie <strong>2010</strong> ist der Anteil der Mittelschicht im<br />

Zeitraum 2000 bis 2009 von 66 auf 60 Prozent zurückgegangen.<br />

Die Zahl der Menschen mit hohem Einkommen<br />

ist dagegen um 2 Prozentpunkte auf 18 Prozent<br />

gestiegen, die der niedrigen Einkommensbezieher liegt<br />

bei 22 Prozent (+4 Prozentpunkte). 51<br />

DeutSchlanD 2020: Renten unD<br />

einkommen – zukunft ungeWiSS!<br />

Die zukünftige Einkommensentwicklung in Deutschland<br />

wird in vielen Studien und Veröffentlichungen thematisiert.<br />

Ebenso breit gestreut sind die Zukunftsszenarien:<br />

Friedrich-Ebert-Stiftung52 : Ein Basisszenario<br />

(gleichbleibende Entwicklung der Rahmenbedingungen)<br />

geht von einem jährlichen Wirtschaftswachstum<br />

in Höhe von 1,2 Prozent aus. Dadurch<br />

würde sich die Verteilung der verfügbaren<br />

Haushaltseinkommen weiter „zugunsten“ des<br />

ärmsten und des reichsten Fünftels der Bevölkerung<br />

verschieben, der reale Nettolohn zwar leicht<br />

steigen, doch der private Konsum aufgrund zu<br />

erwartender Preissteigerungen stagnieren. Nur<br />

durch ein umfassendes Politikbündel kann ein<br />

Wirtschaftswachstum von über 2 Prozent erreicht<br />

werden, das wiederum einen Einkommenszuwachs<br />

für alle Bevölkerungsschichten ermöglicht.<br />

McKinsey53 : Bis 2020 wird nur noch die Hälfte der<br />

Bevölkerung ein Einkommen auf Durchschnittsniveau<br />

erreichen. Bei Beibehaltung des momentanen<br />

Wachstumspfades (jährliches Wirtschaftswachstum<br />

von 1,7 Prozent) könnten 30 Prozent<br />

der Bürger aus der Mittelschicht fallen, da die<br />

Entwicklung des mittleren Einkommens (+1,1<br />

Prozent/Jahr) hinter dem Bruttoinlandsprodukt<br />

zurückbleibt. Ein jährliches Wachstum von 3 Prozent<br />

ist nötig, um reale Einkommenszuwächse zu<br />

erzielen und den demografischen Veränderungen<br />

entgegenzuwirken.<br />

Deutscher Bundestag54 : Laut aktuellem Rentenversicherungsbericht<br />

2009 sinkt das Sicherungsniveau<br />

vor Steuern von 52,3 Prozent (<strong>2010</strong>)<br />

auf 46,2 Prozent (2020). Die Lücke muss durch


125<br />

private Zusatzversorgungsleistungen geschlossen<br />

werden. Parallel dazu soll der Beitragssatz zur<br />

gesetzlichen Rentenversicherung bis 2020 stabil<br />

bleiben. Spätestens ab 2021 ist aufgrund der demografischen<br />

Entwicklungen eine Erhöhung notwendig.<br />

Für die nächste Dekade geht die Bundesregierung<br />

dennoch von einer leicht steigenden<br />

Bruttorente aus, da in der Modellrechnung eine<br />

Erhöhung der Bruttolöhne und -gehälter (jährlich<br />

+2,3 Prozent) sowie ein Rückgang der Arbeitslosenzahl<br />

(jährlich -0,5 Prozent) angenommen wird.<br />

Angesichts des demografischen Wandels, der aktuellen<br />

Debatten rund um die Wirtschaftsentwicklung und den<br />

Sozialstaat sowie der vergangenen Entwicklung der<br />

Arbeitslosigkeit in Deutschland erscheinen die Modellrechnungen<br />

mit höheren Wachstumsraten vergleichsweise<br />

optimistisch und sind als Best Case anzusehen.<br />

Wahrscheinlicher ist ein Szenario mit Versorgungslücken<br />

im Alter, höheren Rentenversicherungsbeiträgen<br />

und damit einem geringeren Einkommen und Vermögen<br />

der zukünftigen Senioren sowie der Erwerbsbevölkerung.<br />

55 Für eine umfassende, konkrete Schätzung<br />

der Einkommensentwicklung aller Altersgruppen fehlen<br />

jedoch belastbare Prognosen etwa zur wirtschaftlichen<br />

und politischen Entwicklung bis 2020.<br />

49 vgl. Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2007<br />

50 vgl. BMWi 2009<br />

51 vgl. Goebel, Gornig, Häußermann <strong>2010</strong> Niedrige Einkommen: weniger<br />

als 70 Prozent des mittleren Einkommens, Mittlere Einkommen:<br />

70 bis 150 Prozent des mittleren Einkommens, Hohe Einkommen:<br />

mehr als 150 Prozent des mittleren Einkommens.<br />

52 vgl. Friedrich-Ebert-Stiftung 2009<br />

53 vgl. McKinsey 2008<br />

54 vgl. Deutscher Bundestag 2009<br />

55 vgl. BMWi 2009<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

DeutSchlanD 2020:<br />

PRivate voRSoRge nimmt zu,<br />

veRfügbaReS einkommen nimmt ab<br />

Unsicherheiten bei den gesetzlichen Renten und<br />

stagnierende Realeinkommen sowohl bei Senioren als<br />

auch bei Personen im erwerbsfähigen Alter sind als Folge<br />

der Altersstrukturverschiebungen zu erwarten. Zwar<br />

kann die Wucht dieser Effekte im Alter teilweise durch<br />

private Vorsorge, Immobilien usw. abgefedert werden,<br />

schrumpfende verfügbare Einkommen und damit<br />

negative Effekte für die Ausgaben im Freizeitsektor sind<br />

gleichwohl nicht auszuschließen.<br />

zuSammenfaSSung unD<br />

SchluSSfolgeRungen<br />

Die Einkommensunterschiede in der Gesellschaft<br />

nehmen zu, vor allem die Mitte<br />

schrumpft. Für den Tourismus bedeutet das<br />

die Notwendigkeit, eine breite Angebotspalette<br />

für die unterschiedlichsten Ansprüche<br />

und Möglichkeiten vorzuhalten.<br />

Eine Prognose der Einkommenssituation<br />

für 2020 und die Übertragung auf mögliche<br />

Umsatzeffekte im Tourismus sind aufgrund<br />

vielfältiger, nicht klar zu bestimmender<br />

Einflussfaktoren nicht möglich. Eine zunehmende<br />

Unsicherheit im Hinblick auf die<br />

persönlichen Einkommensverhältnisse und<br />

damit ein reservierteres Konsumverhalten<br />

sind dennoch wahrscheinlich.<br />

Wassersport auf der Ahr


126<br />

tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

3 Auswirkungen des demografischen Wandels auf den<br />

Tourismus in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

3.1 Spannungsfeld demografischer<br />

Wandel und tourismus<br />

Neben Individualisierung, zunehmender Werteorientierung<br />

und dem Bröckeln der Mittelschicht wird der<br />

demografische Wandel von Zukunftsforschern als eine<br />

der wichtigsten sozialen Triebkräfte des Tourismus<br />

der Zukunft genannt. Die alternde Gesellschaft, neue<br />

Familienstrukturen und ein wachsendes Gesundheitsbewusstsein<br />

zählen zu den Top-Faktoren. 56<br />

RegionStyPiSieRung: RheinlanD-<strong>Pfalz</strong><br />

noch mit guteR auSgangSPoSition<br />

In Deutschland wie in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> gibt es erhebliche<br />

regionale Unterschiede, wenn es um die Auswirkungen<br />

des demografischen Wandels geht. Die<br />

Datenvielfalt und häufig mangelnde Transparenz in<br />

der Darstellung erschweren jedoch eine Bewertung.<br />

Bereits 2009 erarbeitete das dwif eine flächendeckende<br />

Regionstypisierung Deutschlands im Rahmen der<br />

BMWi-Studie „Auswirkungen des demographischen<br />

Wandels auf den Tourismus und Schlussfolgerungen für<br />

die Bundespolitik“. Um die Zusammenhänge zwischen<br />

Tourismus und demografischem Wandel greifbar und<br />

karte 13: Regionstypisierung für Deutschland<br />

Typ 1: ÜN-Intensität hoch<br />

Bevölkerung , Erwerbsfähige<br />

Kaufkraft gering<br />

Typ 2: ÜN-Intensität gering bis mittel<br />

Bevölkerung , Erwerbsfähige<br />

Kaufkraft gering<br />

Typ 3: ÜN-Intensität hoch<br />

Bevölkerung , Erwerbsfähige<br />

Kaufkraft gering bis mittel<br />

Typ 4: ÜN-Intensität gering bis mittel<br />

Bevölkerung , Erwerbsfähige<br />

Kaufkraft mittel bis hoch<br />

Typ 5: ÜN-Intensität hoch<br />

Bevölkerung , Erwerbsfähige<br />

Kaufkraft uneinheitlich<br />

Typ 6: ÜN-Intensität gering bis mittel<br />

Bevölkerung , Erwerbsfähige<br />

Kaufkraft uneinheitlich<br />

Typ 7: Städte<br />

A) ÜN-Intensität mittel bis hoch<br />

Bevölkerung , Erwerbsfähige<br />

Kaufkraft uneinheitlich<br />

B) ÜN-Intensität gering<br />

Bevölkerung , Erwerbsfähige<br />

Kaufkraft uneinheitlich<br />

C) ÜN-Intensität mittel bis hoch<br />

Bevölkerung , Erwerbsfähige<br />

Kaufkraft uneinheitlich<br />

D) ÜN-Intensität gering<br />

Bevölkerung , Erwerbsfähige<br />

Kaufkraft uneinheitlich<br />

Quelle: dwif 2009 in BMWi 2009<br />

„bewertbar“ zu machen, wurden Indikatoren aus den<br />

Bereichen Tourismus, Demografie und Wohlstand/<br />

Soziales in die Typisierung einbezogen. Mittels einer<br />

Clusteranalyse konnten auf Basis der Kreisfreien Städte<br />

und Landkreise sieben Grundtypen von Regionen und<br />

Städten identifiziert werden (vgl. karte 13).<br />

Die Clusterung gibt einerseits Aufschluss über die<br />

derzeitige Bedeutung des Tourismus in den Regionen<br />

und den Trend beim Erwerbsfähigenpotenzial bis<br />

2020 (Zielmarktsicht). Andererseits wird die Entwicklung<br />

der Gesamtbevölkerung bis 2020 sowie deren<br />

heutige Kaufkraft thematisiert (Quellmarktsicht).<br />

Daraus lässt sich sehr schnell ein Überblick über das<br />

Ausmaß des Handlungsdrucks gewinnen. Ferner<br />

können ähnlich strukturierte Räume mit ähnlichen<br />

Herausforderungen identifiziert sowie Hinweise für<br />

die Quellmarktbearbeitung abgeleitet werden.<br />

Für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> sind Regionen des Typs 2 bis 6<br />

charakteristisch. Insbesondere die Typ-2-Regionen mit<br />

starken Auswirkungen des demografischen Wandels und<br />

mittlerer bis hoher touristischer Bedeutung erfordern<br />

umfassende Strategien in den Bereichen Arbeitsmarkt<br />

und Infrastruktur. Aber auch in den Schrumpfungsregionen<br />

der Typen 3 und 4 ist akuter Handlungsbedarf ge-<br />

100 km<br />

N


127<br />

geben. Anpassungen an die älter werdende Gästeklientel<br />

müssen im gesamten Land erfolgen.<br />

3.2 erwartungen der tourismuswirtschaft<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Ist der demografische Wandel Chance oder Risiko für<br />

den Tourismus in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>? Welche Potenziale<br />

bietet er in welchen Segmenten und für welche<br />

Zielgruppen? Wo birgt er Gefahren? Welche Strategien<br />

und Maßnahmen werden bereits umgesetzt? Dazu<br />

wurden gewissermaßen zur Feststellung der Ausgangssituation,<br />

Tourismusexperten auf Landesebene,<br />

die rheinland-pfälzischen Tourismusverbände und<br />

Marketingorganisationen befragt, und zwar im Zuge<br />

der jährlichen Stimmungsumfrage des Tourismusbarometers,<br />

sowie Betriebe des Gastgewerbes mit<br />

Unterstützung der Industrie- und Handelskammern<br />

im Rahmen der Konjunkturumfrage Tourismus. 57<br />

unteRnehmeR: DemogRafiScheR<br />

WanDel alS chance unD<br />

heRauSfoRDeRung<br />

Nach Meinung der befragten Unternehmer des Gastgewerbes<br />

birgt der demografische Wandel für ihr Geschäft<br />

eher Chance als Risiko (vgl. abb. 43). Begründet wird<br />

diese Einschätzung mit der zunehmenden Mobilität<br />

sowie den Faktoren Zeit und Finanzstärke der Senioren.<br />

Deutschland und insbesondere <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> werden<br />

als typische Reiseziele für ältere Zielgruppen gesehen.<br />

Dennoch geht die Einschätzung der Betriebe durchaus<br />

auseinander. Einige zweifeln an einem Automatismus<br />

bei der Destinationswahl zukünftiger Senioren und<br />

Tourismusverbände/Marketingorganisationen (n = 38)<br />

Eher Chance<br />

8 %<br />

Neutral<br />

13 %<br />

Keine Einschätzung<br />

Risiko<br />

3 %<br />

5 %<br />

Chance<br />

71 %<br />

Keine Einschätzung<br />

20 %<br />

Risiko<br />

4 %<br />

Eher Risiko<br />

7 %<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

56 vgl. Z_punkt <strong>2010</strong><br />

57 Die Unternehmensbefragung liefert aufgrund der Fallzahl keine<br />

repräsentativen Ergebnisse für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. Dennoch können die<br />

Einschätzungen als Richtwerte genutzt werden.<br />

abb. 43: tourismus und demografischer Wandel aus expertensicht – chance oder Risiko?<br />

– in Prozent –<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong><br />

fordern, mehr für jüngere Gästegruppen zu tun. Ferner<br />

kann jeder fünfte Befragte keine Einschätzung abgeben.<br />

Neben den konkreten Strategien und Maßnahmen<br />

ist somit auch die notwendige Sensibilisierung durch<br />

Information und Aufklärung noch nicht abgeschlossen.<br />

Die Frage nach der Umsetzung konkreter Maßnahmen<br />

im Umgang mit dem demografischen Wandel hat mehr<br />

als die Hälfte der Teilnehmer verneint. Diejenigen,<br />

die bereits aktiv sind, investieren vornehmlich in die<br />

Barrierefreiheit sowie in Service, Komfort und Qualität<br />

ihrer Häuser (z. B. Zertifizierung, Individualisierung).<br />

Außerdem stehen spezielle Angebote sowie die Anpassung<br />

von Speisekarten und Getränken weit oben auf<br />

der Agenda. Eine aktive Personalpolitik im Zeichen des<br />

demografischen Wandels wird nur selten genannt.<br />

touRiStikeR: DemogRafiScheR WanDel<br />

WiRD alS Die chance füR Den RheinlanD-<strong>Pfalz</strong>-touRiSmuS<br />

geSehen<br />

Die Vertreter der regionalen Tourismusverbände und<br />

Städte in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> bewerten den demografischen<br />

Wandel weitaus positiver. Fast 60 Prozent geben<br />

darüber hinaus an, dass sich die touristischen Akteure<br />

bereits auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen.<br />

Einmal mehr dominieren betriebliche Aktivitäten im<br />

Rahmen von Investitionen in die Barrierefreiheit. Nur<br />

selten erstrecken sich die Maßnahmen auf die allgemeine<br />

Infrastruktur der Orte oder umfassende Zusatzangebote<br />

im Servicebereich.<br />

Betriebe des Gastgewerbes (n = 74)<br />

Neutral<br />

26 %<br />

Chance<br />

19 %<br />

Eher Chance<br />

24 %


128<br />

tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

touRiStikeR:<br />

umgang mit Dem DemogRafiSchen<br />

WanDel noch einDimenSional<br />

Bei den Auswirkungen auf die Nachfrage wird besonders<br />

auf weitere Potenziale durch die Altersverschiebung<br />

hingewiesen (vgl. abb. 44). Es dominiert der<br />

Gesundheitstourismus, aber gleichauf mit dem Aktivtourismus<br />

und dem Thema „Wein und Genuss“. Bei<br />

den Erwartungen an die zukünftigen Reiseausgaben<br />

älterer Gäste gehen die Meinungen dagegen weit<br />

auseinander. Die Folgen für den touristischen Arbeitsmarkt<br />

werden als nicht so gravierend angesehen, ein<br />

Hinweis darauf, dass der demografische Wandel unter<br />

diesem Gesichtspunkt noch nicht stark genug im Denken<br />

und Handeln der Akteure verankert ist. So erklärt<br />

es sich auch, dass bei den Maßnahmen im Spannungsfeld<br />

Tourismus und demografischer Wandel praktisch<br />

ausschließlich nachfrageorientierte Aktivitäten genannt<br />

wurden.<br />

abb. 44: auswirkungen des demografischen Wandels bis 2020 – die Sicht der touristiker<br />

– in Prozent –<br />

Ausbau spezieller Marktsegmente 3 3<br />

Mehr Urlauber aus dem Inland durch<br />

stärker heimatverbundene ältere Reisende<br />

Unternehmer(innen) finden<br />

keine(n) Nachfolger(in)<br />

Sinkendes Qualifikationsniveau<br />

von Bewerbern auf Ausbildungsplätze<br />

Sinkende Reiseausgaben durch<br />

zunehmende Altersarmut<br />

Höhere Reiseausgaben durch mehr<br />

zahlungskräftige ältere Gäste<br />

Zunehmender Nachwuchs- bzw. Fachkräftemangel<br />

in der Tourismuswirtschaft<br />

Weniger Urlauber aus dem Inland durch<br />

stärkere Auslandsaffinität älterer Reisender<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Stimmungsumfrage, n=37<br />

3<br />

3<br />

3<br />

3<br />

6<br />

8<br />

14<br />

14<br />

19<br />

14<br />

3<br />

14<br />

11<br />

11<br />

36<br />

44<br />

17<br />

14<br />

17<br />

39<br />

19 39<br />

17<br />

22<br />

28<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

keine Angabe unwahrscheinlich eher unwahrscheinlich neutral wahrscheinlich sehr wahrscheinlich<br />

61<br />

39<br />

25<br />

11<br />

50<br />

28<br />

25<br />

22<br />

25<br />

17<br />

19<br />

14<br />

11<br />

14<br />

14<br />

3


129<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

4 Auswirkungen auf die touristische Nachfrage in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Eine der zentralen Fragen im Zuge des demografischen<br />

Wandels lautet: Wie werden sich Gästepotenzial und<br />

Gästestruktur in Zukunft verändern?<br />

konzentRation auf PRivat motivieRte<br />

ReiSen unD auSflüge biS 2020<br />

Das Tourismusbarometer wagt einen Blick auf den Tourismus<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> im Jahr 2020 – qualitativ und<br />

quantitativ. Es konzentriert sich in seinen Analysen auf<br />

privat motivierte Reisen, da gesicherte Aussagen über<br />

die Abhängigkeit der zukünftigen Geschäftsreisen vom<br />

demografischen Wandel nicht vorliegen.<br />

baSiS zuR QuantifizieRung: bevölke-<br />

RungSvolumen unD alteRSentWicklung<br />

Auswirkungen möglicher zukünftiger Einkommensentwicklungen,<br />

der Lebensarbeitszeit und ähnlicher<br />

Faktoren auf das Reiseverhalten lassen sich nicht eindeutig<br />

quantifizieren. Daher muss hier vom Status quo<br />

ausgegangen werden. Grundlage für die Berechnungen<br />

bilden in erster Linie die Einflussgrößen Bevölkerungsvolumen<br />

und Altersentwicklung. Bei den Urlaubs- und<br />

Kurzurlaubsreisen kommt die Haushaltsgröße hinzu.<br />

4.1 urlaubs- und<br />

kurzurlaubsreisen aus dem inland<br />

Um das zukünftige Reiseverhalten der Urlaubs- und<br />

Kurzurlaubsreisen abschätzen zu können, wurde<br />

für das Sparkassen-Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong> eine Sonderauswertung und -berechnung der<br />

Reiseanalyse durchgeführt. 58 Die Ergebnisse für<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> lassen sich darüber hinaus mit den<br />

Bundestrends vergleichen, so dass eine Wettbewerbseinschätzung<br />

vorgenommen werden kann.<br />

Die konkreten Berechnungen und Aussagen zur<br />

möglichen Entwicklung der Urlaubs- und Kurzurlaubsreisen<br />

für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> basieren aufgrund zu<br />

geringer Fallzahlen nicht auf den absoluten jährlichen<br />

Zahlen. Grundlage sind jeweils die <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-<br />

Besucher der vergangenen drei Jahre. Somit ist die<br />

Stichprobe ausreichend groß, und die Wirkung von<br />

Ausreißerjahren wird minimiert. Daher konzentrieren<br />

sich Analyse und Bewertung auf die Marktanteile der<br />

einzelnen Altersgruppen sowie deren Entwicklung.<br />

4.1.1 volumenentwicklung<br />

Rote null unD SteigenDe alteRung<br />

füR RheinlanD-<strong>Pfalz</strong><br />

Bis 2020 sinkt die Zahl der deutschen Urlauber und<br />

Kurzurlauber aus rein demografischen Gründen um ein<br />

Prozent (vgl. tab. 21).<br />

58 Soweit nicht anders gekennzeichnet, stammen die Ergebnisse dieses Kapitels<br />

aus der Sonderauswertung und -berechnung der FUR Reiseanalyse 2009.<br />

Grundlage der Reiseanalyse ist die deutsche Wohnbevölkerung ab 14 Jahren.<br />

59 Annahme Personen 60 Jahre und älter: kohortenspezifisches Reiseverhalten<br />

= Zukünftiges Reiseverhalten lässt sich bedingt aus dem der gleichen Generation<br />

in früheren Jahren abschätzen (Kohortenregel). Annahme Personen<br />

bis 60 Jahre: segmentspezifisches Reiseverhalten = Junge Erwachsene oder<br />

Personen mit kleinen Kindern gestalten ihr Urlaubsreiseverhalten in Abhän-<br />

gigkeit von ihrer Lebenssituation = Gleichbleibende Reiseintensität und<br />

Reisehäufigkeit (Segmentregel).<br />

tab. 21: volumen und Struktur der <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-(kurz-)urlauber 2009 und 2020 59<br />

Altersgruppen <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-(Kurz-)<br />

Urlauber* (in Tsd.)<br />

Jugendliche und junge Erwachsene<br />

(14 bis 29 Jahre)<br />

Erwachsene mittleren Alters<br />

(30 bis 59 Jahre)<br />

Senioren<br />

(60 Jahre und älter)<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-(Kurz-)<br />

Urlauber* (in % )<br />

2009 2020** 2009 2020**<br />

280 250 14 13<br />

940 900 47 45<br />

790 840 39 42<br />

Insgesamt 2.010 1.990 100 100<br />

* RP in den letzten drei Jahren mindestens einmal im Rahmen einer „langen“ Urlaubsreise (5 Tage und mehr) oder einer<br />

Kurzurlaubsreise (bis unter 5 Tage) besucht ** Schätzung | Quelle: Sonderauswertung FUR <strong>2010</strong>


130<br />

tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

Jugendliche und junge Erwachsene: Schon heute<br />

stellt diese Zielgruppe das kleinste Volumen in<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, bis 2020 ist mit einem weiteren<br />

kräftigen Rückgang von 11 Prozent zu rechnen.<br />

Erwachsene mittleren Alters: Die bislang wichtigste<br />

Zielgruppe im <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-Tourismus<br />

verbucht mit -4 Prozent rückläufige Zahlen.<br />

Senioren: Die Senioren haben bereits im Basisjahr<br />

2009 eine weit überdurchschnittliche Bedeutung<br />

und werden um weitere 6 Prozent zunehmen.<br />

Bei den Marktanteilen bis 2020 ziehen sie<br />

fast mit den 30- bis 59-Jährigen gleich.<br />

RheinlanD-<strong>Pfalz</strong> 2020:<br />

Stabile entWicklung = eRfolg<br />

Die Betrachtung der Reiseziele zeigt, dass die deutschlandweit<br />

leicht steigende Zahl der Reisenden und die<br />

etwa gleichbleibende Zahl der Reisen ausschließlich<br />

auf einen Anstieg bei Auslandsreisen zurückzuführen<br />

sind. Die Zahl der Inlandsreisen dagegen geht bei fast<br />

allen Zielgruppen zurück. 60 Angesichts des schrumpfenden<br />

Gesamtmarkts sind die stabilen Zahlen bis 2020<br />

für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> umso positiver zu bewerten.<br />

Die demografische Entwicklung hat auch Einfluss auf<br />

die inländische Quellmarktstruktur der Destination<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. Nordrhein-Westfalen bleibt als<br />

wichtigster Quellmarkt stabil. Während Bayern und<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> leichte Wachstumsraten aufweisen,<br />

scheinen aus Baden-Württemberg sogar zweistellige<br />

Zuwächse möglich. Dagegen nimmt das Volumen der<br />

ostdeutschen Märkte, einschließlich Berlins sowie<br />

Schleswig-Holsteins und des Saarlandes, nach den<br />

Berechnungen aus der Reiseanalyse um 10 bis 20<br />

Prozent ab.<br />

touRiStiScheR WachStumSmotoR 2020:<br />

60PluS<br />

Im Jahr 2020 wird jeder dritte deutsche Rheinlan d-<br />

<strong>Pfalz</strong>-Reisende mindestens 60 Jahre alt sein. Zudem<br />

liegt die Wachstumsrate dieser Zielgruppe bei über<br />

20 Prozent, so dass ihre Bedeutung für den Tourismus<br />

sogar schneller wächst als ihr Anteil an der Bevölkerung.<br />

61 Das liegt in der steigenden Reiseintensität<br />

und Reisehäufigkeit der Senioren begründet. In den<br />

anderen Altersklassen bewegt sich das Bundesland<br />

auf dem deutschlandweiten Niveau. Diese Tatsache<br />

ist zwar nicht neu, für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> jedoch mit<br />

konkreten Zahlen erstmals eindeutig belegt. Weitaus<br />

überraschender ist für viele sicherlich, dass die höchste<br />

Dynamik im kommenden Jahrzehnt nicht mehr die Gäste<br />

von Fünfzig bis Mitte Sechzig aufweisen. Vielmehr<br />

zeigt die Altersgruppe der 70- bis 79-Jährigen das<br />

größte Zusatzpotenzial bis 2020! Erwachsene mittleren<br />

Alters und Familien bleiben aufgrund ihres Volumens<br />

dennoch wichtig. Mit Blick auf die zukünftigen Zielgruppen<br />

dürfen diese im touristischen Marketing also<br />

keineswegs vernachlässigt werden.<br />

Die Top-Segmente der urlaubsreisenden Senioren<br />

heute (16,3 Millionen) sind: 62<br />

gesund, nicht arm, nicht berufstätig, nicht allein:<br />

33 Prozent<br />

gesund, arm, nicht berufstätig, allein: 11 Prozent<br />

nicht gesund, nicht arm, nicht berufstätig, nicht<br />

allein: 15 Prozent<br />

Insgesamt zeigt sich, dass rund zwei Drittel der Senioren<br />

nach eigenen Angaben gesundheitlich „gut drauf“<br />

sind. Es ist davon auszugehen, dass der Anteil der<br />

gesunden, der nicht allein lebenden, der berufstätigen,<br />

aber auch der „armen“ Senioren bis 2020 ansteigt.<br />

Zwischen 2005 und 2035 steigt der Konsumanteil der<br />

Über-65-Jährigen von knapp 18 auf über 26 Prozent. Sie<br />

werden die wichtigste Konsumentengruppe in Deutschland<br />

sein. 63 Ältere Menschen geben einen überdurchschnittlichen<br />

Anteil ihres Einkommens für Gesundheit<br />

und Reisen aus, so dass gegebenenfalls geringere<br />

Einkommen durch die Präferenzen und das Konsumverhalten<br />

wieder aufgefangen werden könnten.<br />

angebote füR „neue“<br />

SenioRen auf Den maRkt bRingen<br />

Auffällig an der Struktur der <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-Gäste ist<br />

auch die relativ geringe Dynamik bei den Marktanteilen<br />

bis 2020, während sich diese zwischen den Über-60-<br />

Jährigen und den Unter-30-Jährigen deutschlandweit<br />

von einem heute relativ ausgewogenen Verhältnis<br />

(26:22) deutlich in Richtung älterer Zielgruppen (32:19)<br />

verschieben wird. 64 <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> ist somit eine Art<br />

„Vorreiter“ für die Gästestrukturen der Zukunft. Ob sich<br />

daraus auch langfristig ein Marktvorsprung ableiten<br />

lässt, ist jedoch nicht eindeutig zu beantworten, denn<br />

das Reiseverhalten der zukünftigen Senioren wird sich<br />

aller Voraussicht nach in Bezug auf Erwartungen und<br />

Ansprüche erheblich wandeln.


131<br />

zielgRuPPe „neue“ SenioRen im<br />

blickPunkt: alleS neu, alleS<br />

anDeRS, alleS beSSeR!?<br />

Keine Frage, die bisherigen Seniorengenerationen<br />

mit ihrem Reiseverhalten, ihren Ansprüchen<br />

und Erwartungen werden den Inlandstourismus<br />

auch in den nächsten zehn Jahren mit<br />

prägen. Grundlegende Neudefinitionen des bereits<br />

heute äußerst heterogenen Marktsegments<br />

sind jedoch erforderlich, da bis 2025 die ersten<br />

Nachkriegsgenerationen (Jahrgänge 1945 bis<br />

1965) das Rentenalter erreicht haben werden.<br />

1965 20 JahRe -> ab 2005 60PluS<br />

Was war? Wirtschaftswunder, 68er-Generation,<br />

Hippies, Beatles, Rolling Stones, sexuelle<br />

Revolution, Studentenproteste …<br />

Wie wurde gereist? Erster deutscher Reiseboom,<br />

Gründung TUI, beginnender Trend zu Auslandsreisen…<br />

1975 20 JahRe -> ab 2015 60PluS<br />

Was war? Emanzipation, politisches Engagement,<br />

Umweltschutz/Anti-Atomkraft, Energiekrise,<br />

RAF/Terror …<br />

Wie wurde gereist? Mittelmeer im Trend, Flugreisen<br />

…<br />

1985 20 JahRe -> ab 2025 60PluS<br />

Was war? Technologierevolution (Computer),<br />

Punkszene, Eiserner Vorhang, Yuppies …<br />

Wie wurde gereist? Boom des Pauschaltourismus,<br />

Individualisierung als Gegentrend, umweltverträgliche<br />

Reiseformen, Club-Urlaub …<br />

Die „neuen Senioren“ werden sich durch eine<br />

größere Reiseerfahrung, höhere Technikaffinität,<br />

höhere Erwartungen an Komfort und Service und<br />

globaleres Denken, auch im Hinblick auf den Umweltschutz,<br />

auszeichnen. Die Aufgabe wird darin<br />

bestehen, künftig nicht nur im Hinblick auf ältere<br />

Gäste unterschiedlicher Altersgruppen (50plus,<br />

60plus, 70plus etc.) in der Angebotspolitik und<br />

im Marketing zu differenzieren, sondern auch die<br />

jeweils unterschiedlichen Sozialisationen und die<br />

60 vgl. BMWi 2009<br />

61 vgl. BMWi 2009<br />

62 vgl. BMWi 2009<br />

63 vgl. BMFSFJ 2007<br />

64 vgl. BMWi 2009<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

sich daraus ergebenden Besonderheiten in der<br />

Lebens- und Reisegestaltung zu berücksichtigen.<br />

Mit anderen Worten: Sehr viel genauer hinschauen<br />

als bisher und nicht „die“ Senioren über einen<br />

Kamm scheren!<br />

Südpfalz-Therme in Bad Bergzabern


132<br />

tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

4.1.2 Reiseverhalten<br />

Das Reiseverhalten der Zukunft orientiert sich am<br />

Alltag der Zukunft. Das wird knapper: Privatheit,<br />

Unerreichbarkeit, Freiräume, Zeit. Diese Aspekte<br />

spielen somit auch im Urlaub als Gegenpol zum Alltag<br />

eine immer größere Rolle. 65 Steigende Ansprüche<br />

an Komfort und Service, nicht nur der älteren Gäste,<br />

erfordern eine Anpassung auf Anbieterseite, etwa in<br />

Form steigender Personalintensität.<br />

Der demografische Wandel hat also auch Auswirkungen<br />

auf die verschiedensten Bereiche<br />

des Reiseverhaltens (vgl. tab. 22).<br />

ReiSeziele: Der Inlandsmarkt bei Jugendlichen<br />

und Erwachsenen sowie Reisenden mit Kindern<br />

schrumpft zwar absolut aufgrund der Bevölkerungsrückgänge,<br />

kann dennoch den Marktanteil gegenüber<br />

den Auslandsreisen ausbauen. Bei den Senioren<br />

verhält es sich umgekehrt: Trotz steigenden<br />

Gesamtpotenzials wird der Deutschlandtourismus<br />

davon nicht automatisch profitieren können! Verbrachte<br />

2007 noch jeder zweite Reisende der 70- bis<br />

tab. 22: veränderungen des Reiseverhaltens deutscher urlauber bis 2020<br />

Reisen … … der Senioren … der Jugendlichen und<br />

Erwachsenen zwischen<br />

14 und 60 Jahren<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong> nach BMWi 2009<br />

… mit Kindern<br />

Reisevolumen Urlaub/Kurzurlaub Urlaub/Kurzurlaub Urlaub/Kurzurlaub<br />

Reiseziele Inland<br />

Ausland<br />

Verkehrsmittel PKW<br />

Flugzeug<br />

Bus<br />

Bahn<br />

Unterkunft Hotel<br />

FeWo/Ferienhaus<br />

Verwandte/Bekannte<br />

Reiseorganisation<br />

Pauschal/Bausteine<br />

Individuell/Direkt<br />

Inland<br />

Ausland<br />

PKW<br />

Flugzeug<br />

Bus<br />

Bahn<br />

Hotel<br />

FeWo/Ferienhaus<br />

Verwandte/Bekannte<br />

Pauschal/Bausteine<br />

Individuell/Direkt<br />

Inland<br />

Ausland<br />

PKW<br />

Flugzeug<br />

Hotel<br />

FeWo/Ferienhaus<br />

Pauschal/Bausteine<br />

Saisonalität geringere Saisonalität weniger Sommerurlaube keine Auswirkungen<br />

Reisemotive/<br />

-aktivitäten<br />

Kultur, Natur, Gesundheit<br />

Regeneration<br />

79-Jährigen seinen Urlaub im Inland, wird es 2020<br />

nur noch jeder dritte sein.<br />

veRkehRSmittel: PKW und Flugzeug gewinnen<br />

bei Senioren an Bedeutung. Auffällig ist in der<br />

Trendabschätzung der starke Rückgang der Busund<br />

damit auch der Gruppenreisen. Hier drücken<br />

sich das steigende Individualitätsstreben und ein<br />

längeres „Gesundsein“ der Senioren aus.<br />

unteRkunft: Eine Verlagerung in Richtung<br />

der Senioren zeigt sich besonders bei den Betriebstypen<br />

Hotel sowie Ferienwohnungen und<br />

-häuser. Diese müssen sich Schritt für Schritt auf<br />

ältere Gäste einstellen und ihr Angebot anpassen.<br />

ReiSeoRganiSation: Die Zahl der Pauschalund<br />

Bausteinreisen bleibt relativ stabil. Sonstige<br />

Organisationsformen wie Direktbuchungen nehmen<br />

gerade bei den Senioren weiter an Bedeutung zu.<br />

Hier spielt auch die zunehmende Internetnutzung<br />

eine wichtige Rolle.<br />

SaiSonalität: Aus dem höheren Anteil von<br />

reisenden Senioren ergeben sich neue Chancen<br />

Bade-/Ausruhurlaub<br />

Regeneration<br />

Bade-/Ausruhurlaub<br />

Familienferien


133<br />

für eine etwas geringere Saisonalität und damit<br />

eine leicht steigende Auslastung in der Vor- und<br />

Nachsaison.<br />

ReiSemotive/-aktivitäten: Passivorientierte<br />

Urlaubsmotive und -aktivitäten sind rückläufig.<br />

Die Gäste erwarten eine größere Angebotsvielfalt,<br />

insbesondere bei Kultur, Natur und Gesundheit.<br />

Auch hier bieten vor allem die Senioren weitere<br />

Potenziale.<br />

allgemeine nachfRagetRenDS<br />

veRänDeRn Die effekte DeS<br />

DemogRafiSchen WanDelS<br />

Unabhängig vom demografischen Wandel wird sich<br />

der Schwerpunkt weiterhin weg von längeren Urlaubsreisen,<br />

hin zu Kurztrips verlagern. Das gilt sowohl für<br />

Deutschland als auch für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. Die Reiseerfahrung<br />

aller Zielgruppen nimmt stetig zu. Damit<br />

werden die Anforderungen an Zielgebiete in immer<br />

kleineren Segmenten immer präziser. Weniger inhaltliche<br />

Tiefe, aber unterschiedliche Quellen heißt die<br />

Devise beim Informationsverhalten. 66 Gesellschaft-<br />

Pfirsichblüte im Bremmer Calmont, steilster Weinberg Europas<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

liche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen<br />

wie Energie- und Mobilitätskosten, der Klimawandel,<br />

Krieg und Terrorismus bleiben Unbekannte<br />

mit Einfluss auf das Reiseverhalten.<br />

zuSammenfaSSung unD<br />

SchluSSfolgeRungen<br />

Die inländische Nachfrage in <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong> wird bis 2020 voraussichtlich stabil<br />

bleiben. Dabei findet eine zunehmende<br />

Verlagerung in Richtung 60plus statt. Zur<br />

dynamischsten Altersgruppe werden die<br />

Über-70-Jährigen zählen.<br />

Der Trend zu Kurzreisen hält an. Dabei gewinnt<br />

der PKW hinzu, während der Bus als<br />

Verkehrsmittel auch bei den Älteren an Bedeutung<br />

verliert. Bei den Marktsegmenten<br />

wird es eine steigende Nachfrage nach<br />

Kultur-, Natur- und Gesundheitstourismus<br />

geben; Themen, die gerade für <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong> weiteres Potenzial versprechen.<br />

Wettbewerbsvorteil <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>: Eine<br />

frühzeitige Positionierung mit touristischen<br />

Angeboten für (neue) Senioren ermöglicht<br />

einen Wettbewerbsvorsprung gegenüber<br />

anderen Destinationen – auch international.<br />

4.2 ausländische Quellmärkte<br />

Die Bevölkerungsstruktur zeigt auch bei den europäischen<br />

Nachbarn und damit den wichtigsten<br />

ausländischen Quellmärkten für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> eine<br />

anhaltende Alterung. Der Bevölkerungsanteil<br />

und folglich der Anteil der Reisenden ab 60 Jahren<br />

werden kontinuierlich ansteigen. Die Bevölkerungsentwicklung<br />

ist dagegen von Land zu Land sehr<br />

unterschiedlich. Als Grundlage dienen neben den<br />

skizzierten demografischen Entwicklungen (vgl. Kap.<br />

V 2.1 und 2.2) eine Studie des BMWi67 , in der die zehn<br />

wichtigsten Auslandsquellmärkte für Deutschland<br />

bewertet wurden, sowie die Marktinformationen der<br />

Deutschen Zentrale für Tourismus. Die verfügbaren<br />

Daten und Einschätzungen wurden mit den spezifischen<br />

Angebotsgegebenheiten in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

abgeglichen, und zwar für die Top-6 der Auslandsquellmärkte<br />

des Landes (vgl. kap. ii 4.1).<br />

65 vgl. Z_punkt <strong>2010</strong><br />

66 vgl. FUR 2009<br />

67 vgl. BMWi 2009


134<br />

tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

toP 1: nieDeRlanDe,<br />

49 PRozent maRktanteil 2009 68<br />

fazit: WeiteReS WachStum;<br />

gRoSSe Potenziale bei älteRen gäSten<br />

DemogRafie:<br />

Anstieg der Bevölkerung, maßgeblich durch Migration,<br />

2006 noch mit vergleichsweise geringem Anteil der<br />

Über-60-Jährigen, bis 2020 starke Zunahme um über<br />

1 Million<br />

ReiSeveRhalten:<br />

Urlaubsreisen dominieren, Mittelgebirgs- und Waldregionen<br />

sowie Campingplätze und Ferienzentren werden<br />

bevorzugt, auch Kultur-, Natur- und Sporttourismus sind<br />

gefragt<br />

chance RheinlanD-<strong>Pfalz</strong>:<br />

Räumliche Nähe, Themenpositionierung insgesamt,<br />

Beherbergungsangebot, Naturraumausstattung und<br />

geringe Sprachbarriere bei Älteren<br />

auSWiRkungen DemogRafiScheR<br />

WanDel:<br />

Gästevolumen stark positiv, Gästestruktur 60plus<br />

68 Marktanteil in Prozent aller Übernachtungen ausländischer Gäste in<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

toP 2: belgien,<br />

16 PRozent maRktanteil 2009<br />

fazit: leichteS zuSatzPotenzial; kaum<br />

veRänDeRungen DeR gäSteStRuktuR<br />

DemogRafie:<br />

Bevölkerungsanstieg bis 2020, Altersstruktur verschiebt<br />

sich vergleichsweise langsam<br />

ReiSeveRhalten:<br />

Kultur- und Städtereisen, Events und Veranstaltungen<br />

chance RheinlanD-<strong>Pfalz</strong>:<br />

Räumliche Nähe, Thema Kultur, Beherbergungsangebot<br />

RiSiko RheinlanD-<strong>Pfalz</strong>:<br />

Teilweise Sprachbarrieren bei Älteren<br />

auSWiRkungen DemogRafiScheR WanDel:<br />

Gästevolumen positiv, Gästestruktur neutral


135<br />

toP 3: uSa,<br />

7 PRozent maRktanteil 2009<br />

fazit: zunehmenDeR WettbeWeRb; Wenn<br />

chancen, Dann bei älteRen zielgRuPPen<br />

DemogRafie:<br />

Leichter Anstieg der Bevölkerung, maßgeblich durch<br />

Migration (Mittel- und Südamerika, Asien), Verjüngung<br />

durch Zuwanderung<br />

ReiSeveRhalten:<br />

Kultur- und Städtereisen, „Roots-Tourismus“<br />

chance RheinlanD-<strong>Pfalz</strong>:<br />

60plus nach wie vor mit starker Affinität zu Europa,<br />

Themenpositionierung<br />

RiSiko RheinlanD-<strong>Pfalz</strong>:<br />

Entfernung zum Quellmarkt, historischer Europabezug<br />

verliert an Bedeutung, starker Wettbewerb mit Destinationen<br />

in Frankreich, Spanien und Italien, Sprachbarrieren<br />

bei Älteren<br />

auSWiRkungen DemogRafiScheR WanDel:<br />

Gästevolumen negativ, Gästestruktur 60plus<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

toP 4: gRoSSbRitannien,<br />

7 PRozent maRktanteil 2009<br />

fazit: maRktPoSitionieRung; imageaRbeit<br />

bei zukünftigen SenioRen<br />

DemogRafie:<br />

Insbesondere in England Bevölkerungszunahme, relativ<br />

stabile und junge Altersstruktur im Europavergleich<br />

ReiSeveRhalten:<br />

Hoher Anteil bei den Geschäftsreisen, für die der demografische<br />

Wandel keine Rolle spielt<br />

chance RheinlanD-<strong>Pfalz</strong>:<br />

Verbessertes Image Deutschlands, „neue“ Senioren mit<br />

neuen Reisegewohnheiten<br />

RiSiko RheinlanD-<strong>Pfalz</strong>:<br />

Teilweise Sprachbarrieren bei Älteren, Wirtschaftskrise<br />

überlagert andere Effekte<br />

auSWiRkungen DemogRafiScheR WanDel:<br />

Gästevolumen neutral, Gästestruktur neutral


136<br />

tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

toP 5: fRankReich,<br />

2 PRozent maRktanteil 2009<br />

fazit: chancen bei kuRzReiSen älteReR<br />

gäSte auS gRenznahen Regionen<br />

DemogRafie:<br />

Insgesamt leichtes Bevölkerungswachstum, maßgeblich<br />

durch Migration, starke Zunahme der Über-60-Jährigen,<br />

regionale Besonderheit: Bevölkerungsrückgang und<br />

sehr starke Überalterung im Nordosten Frankreichs<br />

ReiSeveRhalten:<br />

Kultur- und Städtereisen, Events und Veranstaltungen;<br />

vergleichsweise hoher Anteil der Geschäftsreisen, für die<br />

der demografische Wandel kaum eine Rolle spielt<br />

chance RheinlanD-<strong>Pfalz</strong>:<br />

Hoher Anteil Älterer in den grenznahen Regionen, Themenpositionierung<br />

bei Älteren<br />

RiSiko RheinlanD-<strong>Pfalz</strong>:<br />

Sinkendes Gästepotenzial in grenznahen Regionen,<br />

starker Wettbewerb mit Frankreich selbst und Mittelmeerdestinationen,<br />

Sprachbarrieren bei Älteren<br />

auSWiRkungen DemogRafiScheR WanDel:<br />

Gästevolumen neutral, Gästestruktur 60plus<br />

toP 6: DänemaRk,<br />

2 PRozent maRktanteil 2009<br />

fazit: eingeSchRänkteS Potenzial bei<br />

JüngeRen gäStegRuPPen<br />

DemogRafie:<br />

Bevölkerungsvolumen stabil, langsamere Alterung als<br />

in vielen europäischen Ländern, Familien und junge<br />

Erwachsene bis 2020 mit größter Bedeutung<br />

ReiSeveRhalten:<br />

Städte- und Shoppingreisen sowie Erholungsurlaube im<br />

eigenen Land und am Mittelmeer<br />

chance RheinlanD-<strong>Pfalz</strong>:<br />

Gewinnung neuer, jüngerer Gäste (zukünftige Senioren),<br />

geringe Sprachbarriere bei Älteren<br />

RiSiko RheinlanD-<strong>Pfalz</strong>:<br />

Räumlich nicht so stark präsent, Themenpositionierung<br />

auSWiRkungen DemogRafiScheR WanDel:<br />

Gästevolumen neutral, Gästestruktur neutral


137<br />

zuSammenfaSSung unD<br />

SchluSSfolgeRungen<br />

Insgesamt eher positive Auswirkungen des<br />

demografischen Wandels, da die Bevölkerung<br />

in den ausländischen Top-Märkten des<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-Tourismus bis 2020 leicht<br />

ansteigt (zusätzliches Potenzial).<br />

Eine deutliche Verschiebung zu älteren Zielgruppen<br />

ist auch bei den Gästen aus dem<br />

Ausland festzustellen. Je nach Quellmarkt<br />

bieten aber auch die jungen Erwachsenen<br />

und Familien weiteres Potenzial.<br />

4.3 tagestourismus<br />

Neben den Übernachtungsgästen sind die Tagesgäste<br />

eine der wichtigsten Zielgruppen für den Tourismus<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. Bedeutung, Motivationen,<br />

Bedürfnisse und Anforderungen im Marketing wurden<br />

bereits als Branchenthema des Tourismusbarometers<br />

2008 behandelt. 69<br />

Zentrale Kennzahlen:<br />

2006 unternahm die deutsche Bevölkerung (ab 14<br />

Jahren) 3,0 Mrd. Tagesausflüge. 70<br />

Mit 175 Millionen Tagesausflügen oder 5,9<br />

Prozent des bundesdeutschen Aufkommens hat<br />

dieses Segment für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> eine leicht<br />

überdurchschnittliche Bedeutung (Anteil an gewerblichen<br />

Übernachtungen: 5,5 Prozent).<br />

Entlang des Rheins werden in den Reisegebieten<br />

<strong>Pfalz</strong> (60 Millionen), Rheinhessen (28) und Rheintal<br />

(28) die höchsten Werte erreicht. Hinzu kommt<br />

die Region Eifel/Ahr (33).<br />

4.3.1 volumenentwicklung<br />

tRenDbeRechnung füR<br />

tageSauSflüge biS 2020<br />

Als Basis für die Bestimmung des Marktvolumens und<br />

der Marktstruktur wird die Grundlagenstudie „Tagesreisen<br />

der Deutschen“ herangezogen. 71 . Plausible<br />

Trendberechnungen für das Jahr 2020 können nur für<br />

die Tagesausflüge (86 Prozent aller Tagesreisen), nicht<br />

für die Tagesgeschäftsreisen (14 Prozent) durchgeführt<br />

werden.<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Ausgangsbasis für die Entwicklung des Zielmarktes<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> sind die bundesdeutschen Entwicklungen<br />

und Trends72 : Bei der Tagesreiseintensität<br />

zeigt sich nach diesen Berechnungen bis 2020 eine<br />

relativ stabile Entwicklung in den Altersgruppen bis<br />

54 Jahre. Weitere Zunahmen wird es in den Altersgruppen<br />

55 bis 64 Jahre sowie 65 Jahre und älter<br />

geben. Die steigende Mobilität der Gesellschaft hat<br />

in Bezug auf die Tagesreisehäufigkeit aller Voraussicht<br />

nach altersklassenübergreifend einen weiteren<br />

Anstieg zur Folge. Verknüpft mit der Bevölkerungsvorausberechnung<br />

des Statistischen Bundesamtes<br />

ergibt sich für das Segment der Tagesausflüge in<br />

Deutschland eine Stagnation der Nachfrage bis 2020.<br />

Noch bedeutender ist die Marktanteilsverschiebung<br />

hin zu den Altersgruppen ab 45 Jahren. 73<br />

183 millionen tageSauSflüge: leichte<br />

zuWächSe füR RheinlanD-<strong>Pfalz</strong> biS 2020<br />

Gegenüber 2006 steigt die Zahl der Tagesausflüge nach<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> bis 2020 um fast fünf Prozent auf 183<br />

Millionen (vgl. tab. 23). 74 Die Wachstumsrate liegt damit<br />

weit über dem Bundesdurchschnitt. Bei der Entwicklung<br />

nach Altersgruppen zeigen sich die Effekte des demografischen<br />

Wandels am deutlichsten: Das Ausflugsvolumen<br />

der Zielgruppen bis 44 Jahre schrumpft bzw.<br />

stagniert, während von Älteren mehr Ausflüge in/nach<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> unternommen werden.<br />

zielgRuPPen ab 55 JahRen mit<br />

maRktanteilSgeWinnen<br />

Gegenüber dem Gesamtmarkt Deutschland ergibt sich<br />

allerdings eine deutlich abweichende Altersstruktur.<br />

In Deutschland entfallen 2020 nur knapp 34 Prozent<br />

der Nachfrage auf die Zielgruppen ab 55 Jahre, in<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> werden es fast 40 Prozent sein. Noch<br />

frappierender sind die Unterschiede bei den Jüngeren:<br />

69 vgl. SGVRP 2008<br />

70 vgl. Maschke 2007<br />

71 vgl. Maschke, J. 2005-2007 und Maschke, J., Harrer, B., Zeiner, M.,<br />

Scherr, S. 1995. Gefördert wurden die Grundlagenstudien vom<br />

Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie aufgrund eines<br />

Beschlusses des Deutschen Bundestages. Förderer waren ebenso die<br />

Wirtschaftsministerien der Bundesländer.<br />

72 vgl. BMWi 2009<br />

73 Abweichungen von Volumina und Struktur 2020 zur Studie des BMWi<br />

(2009) sind möglich. Basis Tourismusbarometer <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong>:<br />

Bevölkerungsvorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes<br />

und des Statistischen Landesamtes <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

74 Für die Übertragung der Entwicklungen auf <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> mussten<br />

zwei Schritte vorangestellt werden: 1. Berücksichtigung der<br />

spezifischen Herkunftsstruktur, 2. Berücksichtigung der spezifischen<br />

Altersstruktur der Tagesausflügler.


138<br />

tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

tab. 23: volumen und Struktur der tagesausflügler mit ziel <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 2006 und 2020<br />

Altersgruppen Tagesausflugsvolumen (in Mio.) Marktanteile (in %)<br />

2006 2020 2006 2020<br />

14-24 Jahre 26 22 14,9 12,0<br />

25-34 Jahre 26 26 14,9 14,2<br />

35-44 Jahre 37 31 21,1 16,9<br />

45-54 Jahre 29 32 16,6 17,5<br />

55-64 Jahre 25 32 14,3 17,5<br />

65 Jahre und älter 32 40 18,3 21,9<br />

Insgesamt 175 183 100,0 100,0<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong><br />

Ziel <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 26 Prozent (Deutschland 34<br />

Prozent). Aus der Marktanteilsentwicklung gehen die<br />

55- bis 64-Jährigen sowie die Gruppe der ab 65-Jährigen<br />

entsprechend eindeutig als Gewinner hervor.<br />

2020 werden die Letztgenannten – in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

schon heute stark vertreten – die mit Abstand größte<br />

Zielgruppe für das Tagesausflüglermarketing bilden.<br />

Unter rein demografischen Gesichtspunkten kann<br />

ferner von einer leichten Verlagerung der Ziel- und<br />

Quellgebietstrukturen ausgegangen werden. Der östliche<br />

Teil der <strong>Pfalz</strong>, Rheinhessen sowie das Rheintal<br />

werden hiervon profitieren.<br />

4.3.2 ausflugsverhalten<br />

Aus den Veränderungen im Tagesausflugsvolumen<br />

und der Verteilung auf die unterschiedlichen Altersgruppen<br />

ergeben sich weitere Effekte auf die Motivstruktur<br />

und das Ausgabeverhalten der Ausflügler.<br />

Zwar wirkt die fehlende Zeitreihe einschränkend,<br />

doch können zumindest einige qualitative Aussagen<br />

getroffen werden.<br />

Stabile motivStRuktuR unD SteigenDe<br />

auSgaben biS 2020<br />

wirtschaftlichen Effekte des Tagesausflugsverkehrs für<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> bis ins Jahr 2020 ist nicht möglich.<br />

Dennoch lässt sich ein Trend ablesen: Überdurchschnittliche<br />

Ausgaben bei Tageausflüglern sind<br />

insbesondere in der Gruppe der 50- bis 70-Jährigen<br />

festzustellen. 75 Eine Steigerung der Gesamtausgaben<br />

ist somit auf Basis der skizzierten Verschiebung der<br />

Marktanteile zu erwarten.<br />

Die demografische Entwicklung in den Kernquellmärkten<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Nordrhein-Westfalen,<br />

Baden-Württemberg und Hessen (zusammen 86<br />

Prozent der Gesamtnachfrage) deutet auf eine stabile<br />

Herkunftsstruktur bis 2020 hin. Regional sollte das<br />

Ausflüglermarketing jedoch neu justiert werden.<br />

zuSammenfaSSung unD<br />

SchluSSfolgeRungen<br />

Aufgrund steigender Mobilität und Veränderungen<br />

im Ausflugsverhalten wird der<br />

demografische Wandel zur Chance für das<br />

Marktsegment Tagestourismus in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.<br />

Wachstumsmotoren im Segment der Tagesausflügler<br />

sind die beiden Zielgruppen 55<br />

bis 64 Jahre sowie 65 Jahre und älter.<br />

Wenngleich auch im Tagestourismus eine gewisse<br />

Zentrale Handlungsfelder sind weitere An-<br />

„Mitnahme“ des Ausflugsverhaltens ins Alter zu erwarpassungen<br />

an Mobilitätsansprüche älterer<br />

ten ist, so muss man dennoch von einer leichten Zu-<br />

Gäste in Bezug auf die Erreichbarkeit der<br />

nahme der Spazierfahrten und organisierten Fahrten<br />

Destination, aber auch vor Ort (z. B ÖPNV,<br />

ausgehen. Bekannten- und Verwandtenbesuche sowie<br />

Shuttleservices) sowie das Informationsver-<br />

die Ausübung spezieller Aktivitäten (z. B. Wandern,<br />

Radfahren) werden auch zukünftig mit Abstand die<br />

wichtigsten Ausflugsmotive bleiben.<br />

halten.<br />

Eine Hochrechnung der Ausgaben und damit der 75 vgl. Maschke 2005


139<br />

4.4 hauptzielgruppen in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Die folgenden Steckbriefe der Hauptzielgruppen in<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> beziehen sich auf die Ausführungen<br />

im Marketing- und Projektplan 2009 der <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH sowie der Tourismusstrategie<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 2015 des Ministeriums für Wirtschaft,<br />

Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau des Landes<br />

DeR genuSS-WanDeReR<br />

Steckbrief – Genuss-Wanderer<br />

Soziodemografie 45 Jahre und älter, hohes Einkommen, hoher Bildungsstand,<br />

meist kinderlos oder mit erwachsenen Kindern<br />

Einzugsgebiet Nordrhein-Westfalen, Rhein-Neckar-Dreieck, Niederlande,<br />

Belgien<br />

Verhalten im Alltag Generelles Interesse an kulturellen Aktivitäten, Themen<br />

wie Gesundheitsvorsorge und Ernährung sind von hoher<br />

Bedeutung.<br />

Freizeitverhalten Natur, Aktivität (Wandern, Radfahren, exklusive Sportarten)<br />

und Genuss (Kulinarik) stehen an erster Stelle, hohe<br />

Erwartungen an Service und Qualität.<br />

Potenzial: DemogRafiScheR WanDel<br />

läSSt zielgRuPPe WachSen,<br />

WettbeWeRb Steigt<br />

Für den Tourismus ergeben sich bei dieser Kernzielgruppe<br />

Chancen, insbesondere aus dem hohen Interesse<br />

an Natur und Bewegung in Verbindung mit Genuss.<br />

Der Genuss-Wanderer findet in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> vor<br />

allem Gefallen an den zahlreichen Wandermöglichkeiten,<br />

den vielen kulturellen Angeboten sowie den<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Ausblick von der Filsener Ley<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. Sie werden mit den demografischen<br />

Entwicklungen und den Ergebnissen der<br />

vorherigen Kapitel in Zusammenhang gestellt und<br />

unter diesem Gesichtspunkt auf ihr zukünftiges Potenzial<br />

hin bewertet. Diese Ausführungen gelten für<br />

Übernachtungs- und Tagesgäste gleichermaßen, so<br />

dass sie für die Produktentwicklung und das Marketing<br />

beider Segmente Gültigkeit besitzen.<br />

regionalen Produkten. Hier ist der Wein neben der<br />

Küche an erster Stelle zu nennen. Positiv können sich<br />

in dieser Hinsicht auch die Faktoren Gesundheits- und<br />

Ernährungsbewusstsein auswirken. Im Zuge des demografischen<br />

Wandels ist zu erwarten, dass sich das Alter<br />

dieser Zielgruppe weiter nach oben verschiebt und sich<br />

das potenzielle Volumen gleichzeitig erhöht. Um die<br />

Ansprüche an Qualität und Service zu erfüllen, sind in<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> weitere Investitionen notwendig.


140<br />

tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

DeR lifeStyle-WanDeReR<br />

Steckbrief – Lifestyle-Wanderer<br />

Soziodemografie 25 Jahre und älter, relativ niedriges Einkommen, hohes<br />

Bildungsniveau<br />

Verhalten im Alltag Weniger konsumorientiert, Luxus spielt eine geringere<br />

Rolle.<br />

Freizeitverhalten Wandern als Suche nach Natur, Glück und sich selbst<br />

Potenzial:<br />

achtung! image unD bekanntheit<br />

Der Entwicklung des Wanderns hin zu einem neuen<br />

Lifestyle entsprechend, vergrößert sich das Gästepotenzial.<br />

Zwar bieten die naturräumlichen Standortbedingungen<br />

im Land ideale Voraussetzungen für die<br />

Zielgruppenansprache, doch müssen nicht nur passende<br />

Angebote und Anreize für jüngere Gäste vorlie-<br />

DeR RaDWanDeReR (fReizeitRaDleR)<br />

Steckbrief – Radwanderer<br />

Soziodemografie 45 Jahre und älter, hohes Einkommen, hoher Bildungsstand<br />

Einzugsgebiet Nordrhein-Westfalen, Rhein-Neckar-Dreieck, Niederlande,<br />

Belgien<br />

Verhalten im Alltag<br />

und Freizeit<br />

Potenzial: DemogRafiScheR WanDel<br />

läSSt zielgRuPPe WachSen, alteRS-<br />

StRuktuR StReuen<br />

Ähnlich dem Genusswanderer ergeben sich für<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> aus der Naturraumausstattung und<br />

den Ansprüchen der Radwanderer Chancen, die durch<br />

den demografischen Wandel eher verstärkt werden.<br />

Die geografischen Strukturen des Landes eignen sich<br />

Gesundheit ist ein wichtiges Thema; Hauptreisemotive:<br />

Natur, aktive Erholung und Erlebnis, Reisebegleitung:<br />

Paare, Familie oder Gruppen, intensive Vorinformation,<br />

individuelle und selbständige Planung, Präferenz von<br />

Fluss- und Genießertouren.<br />

gen. Image und Bekanntheit der rheinland-pfälzischen<br />

Destinationen sind beim Werben um diese Zielgruppe<br />

von besonderer Bedeutung. Hier könnten sich solche<br />

Maßnahmen als sinnvoll erweisen, die kreativ, ungewöhnlich<br />

und gleichwohl preisgünstig bei solider, moderner<br />

Qualität eine Verbindung von Herausforderung,<br />

Kultur und hohem Erlebniswert bieten und der jungen<br />

Generation zugleich durch hohe Flexibilität und Individualität<br />

im Angebot gerecht werden.<br />

ideal für die bevorzugten Fluss- und Genießertouren,<br />

sollten aber mit Hilfe ergänzender infrastruktureller<br />

Maßnahmen zugänglicher und bequemer gemacht<br />

werden. Das gilt insbesondere vor dem Hintergrund<br />

der wachsenden Zielgruppe 60plus. Das Segment der<br />

Radwanderer bietet darüber hinaus Chancen zur Zielgruppendiversifizierung.<br />

Vor allem spezielle Angebote<br />

für Familien können den Gästenachwuchs sichern.


141<br />

DeR WeinliebhabeR<br />

Steckbrief – Weinliebhaber<br />

Soziodemografie 45 Jahre und älter, hohes Einkommen, hoher Bildungsstand,<br />

kinderlos oder erwachsene Kinder<br />

Einzugsgebiet Nordwesten Deutschlands mit Schwerpunkt Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

Verhalten im Alltag Hohe Ansprüche an den Lebensstandard, generelles Interesse<br />

an Stil, Ambiente und Service, Preis-Leistungs-<br />

Verhältnis ist wichtig.<br />

Freizeitverhalten Regelmäßige Kurztrips ins In- und Ausland, Streben nach<br />

Selbstverwirklichung, Natürlichkeit und Authentizität,<br />

hochwertige Weine und regionale Küche sind entscheidend,<br />

kulturinteressiert.<br />

Potenzial: Wein alS zentRaleS allein-<br />

StellungSmeRkmal, konkRete angebote<br />

füR SPontane kuRztRiPS<br />

Die Affinität der Zielgruppe zu einer Verbindung aus kulinarischen<br />

und kulturellen Genüssen ist eine Chance für<br />

den rheinland-pfälzischen Tourismus. Gerade das Thema<br />

Wein eignet sich hervorragend als Alleinstellungsmerkmal<br />

zur Abgrenzung gegenüber Wettbewerbern. Entsprechend<br />

sollten die touristischen Angebote und die<br />

DeR geSunDheitSbeWuSSte<br />

Steckbrief – Gesundheitsbewusste<br />

Soziodemografie Mittleres Alter und ältere Menschen, mittleres bis höheres<br />

Einkommen<br />

Verhalten im Alltag wachsendes Gesundheitsbewusstsein (Gesundheitserhaltung<br />

und Prävention), hohe Belastungen durch Beruf und<br />

Alltag<br />

Freizeitverhalten Erholung steht an erster Stelle, Medical Wellness und<br />

Prävention: dauerhafte Gesundheitseffekte, mentale Wellness<br />

und Entschleunigung: kurzfristige Entspannung von<br />

Beruf und Alltag.<br />

Potenzial: alle Wollen unD bieten ge-<br />

SunDheit, auf Die angebote kommt eS an<br />

Die zahlreichen Erholungsgebiete, Heilbäder und Kurorte<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> bieten gute Voraussetzungen für<br />

den Ausbau des Gesundheitstourismus. Veränderungen<br />

im Gesundheitssystem und in der Gesundheitsinfrastruktur<br />

des Landes eröffnen neue Möglichkeiten,<br />

gesundheitstouristische Angebote zu entwickeln und<br />

am Markt zu positionieren. Insbesondere das Marktsegment<br />

Medical Wellness ist noch sehr jung. Einer-<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Infrastruktur angepasst werden, denn viel Geld für Wein<br />

und regionale Spezialitäten auszugeben ist z. B. nicht<br />

gleichbedeutend mit der Wahl luxuriöser Unterkünfte<br />

(hybrider Konsument). Dennoch gehen die Qualitätsansprüche<br />

nicht zurück. Gleichzeitig steht die Auslandsreiseerfahrung<br />

schon bei den heutigen Weinliebhabern<br />

diesem Trend gegenüber. Für den „Weinliebhaber 2020“<br />

gilt Gleiches wie für den Lifestyle-Wanderer: Image und<br />

Bekanntheit der rheinland-pfälzischen Kultur müssen<br />

stärker in den Vordergrund rücken.<br />

seits sind die Potenziale für innovative Angebote (z. B.<br />

Gesundheit und Wein) hier entsprechend groß, andererseits<br />

gibt es noch keine eindeutigen Definitionen und<br />

Qualitätsstandards, so dass der Markt für den Gast nicht<br />

transparent ist. Hinzu kommt, dass mehr oder weniger<br />

unabhängig von spezifischen räumlichen Gegebenheiten<br />

derzeit praktisch in allen Destinationen Angebote<br />

rund um den Gesundheitstourismus entstehen.<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> wird sich wie andere Destinationen<br />

auch in diesem Markt langfristig nur behaupten können,<br />

wenn es gelingt, das Einzigartige, den Mehrwert klar<br />

herauszustellen und zu kommunizieren.


142<br />

tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

4.5 Wettbewerbssituation<br />

gefahR: zu StaRke konzentRation bei<br />

zielgRuPPen<br />

Gefahr 1: Egal, in welchem Bundesland oder in<br />

welcher Region man in Marketingpläne und Tourismusstrategien<br />

schaut: Alle umwerben die Wachstumssegmente<br />

50plus und Senioren mit überdurchschnittlichem<br />

Einkommen und sinnen auf ein<br />

möglichst großes Stück dieses lukrativen Kuchens.<br />

Ein Blick auf die Kernzielgruppen von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

zeigt, dass vier von fünf genau dieses Segment im<br />

Fokus haben.<br />

Gefahr 2: Neben den Wettbewerbern in Deutschland<br />

bewerben auch die beliebtesten ausländischen Ziele<br />

der deutschen Gäste zunehmend dieses potenzielle<br />

Publikum. <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> sollte daher bei allen<br />

Marktchancen und -risiken im Tourismusmarketing<br />

und bei der Infrastrukturentwicklung die jüngeren<br />

Erwachsenen und Familien nicht aus den Augen verlieren,<br />

allein schon um für Gästenachwuchs zu sorgen.<br />

WettbeWeRb, WettbeWeRb, WettbeWeRb<br />

Gleichzeitig versuchen fast alle, die Gäste mit ähnlichen<br />

Themen für sich zu gewinnen: Gesundheit,<br />

Aktiv, Natur, Kultur. Selbst im Inland treten neue Wettbewerber<br />

in traditionellen Märkten auf. Mecklenburg-<br />

Vorpommern beispielsweise vermarktet sich längst<br />

nicht mehr nur über den küstentypischen Erholungsund<br />

Badetourismus, sondern mehr und mehr als<br />

Wanderland – und hat damit Erfolg. Ohnehin entdecken<br />

die Küsten- und Seenregionen neben den Aktivitäten<br />

in und auf dem Wasser zunehmend die Märkte<br />

Radfahren und Wandern für sich. Flache Streckenverläufe,<br />

die Nähe zum Wasser und eine moderne<br />

Infrastruktur locken dabei besonders ältere Gäste.<br />

Moderne Infrastruktur ist daher auch für <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong> Voraussetzung für den Markterfolg.<br />

zuSammenfaSSung unD<br />

SchluSSfolgeRungen<br />

Die skizzierten Themen und Zielgruppen<br />

zählen grundsätzlich zu den wichtigsten<br />

Wachstumsmärkten im Zuge des demografischen<br />

Wandels.<br />

Eine steigende Inlandsnachfrage durch<br />

ältere Gäste in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> ist trotz Alterung<br />

der potenziellen Zielgruppen und der<br />

thematischen Ausrichtung kein Selbstläufer.<br />

Der Wettbewerbsdruck nimmt immer weiter<br />

zu, und das Reiseverhalten zukünftiger Senioren<br />

wandelt sich.<br />

Die in- und ausländische Konkurrenz wächst<br />

und zwingt zu Produktinnovationen und<br />

neuen Marketingstrategien.<br />

Voraussetzungen für einen langfristigen<br />

Markterfolg sind weitere Investitionen in die<br />

touristische Infrastruktur sowie das Image<br />

und die Bekanntheit des Landes als Tourismusdestination.<br />

Konkrete Produkte müssen die Einzigartigkeit<br />

der Regionen des Landes herausstellen,<br />

um im Wettbewerb zu bestehen. Das Thema<br />

Wein/Kulinarik als verbindendes Element<br />

sowie die Kombination aus Fluss-, Mittelgebirgs-<br />

und Kulturlandschaft auf engstem<br />

Raum eignen sich unter demografischen<br />

Gesichtspunkten besonders gut.


143<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

5 Auswirkungen auf den touristischen Arbeitsmarkt in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Bundesweit werden immer häufiger die Wechselwirkungen<br />

zwischen demografischem Wandel, Fachkräftemangel<br />

und Nachwuchssorgen diskutiert. Fachkräfte<br />

werben und binden heißt hier die Devise. Dabei sind<br />

die Aus- und Weiterbildung von zentraler Bedeutung.<br />

76 Der demografische Wandel wird deutliche Auswirkungen<br />

auf die Arbeitswelt haben. Für <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong> werden in den nächsten 15 Jahren „nur“ leichte<br />

Bevölkerungsverluste, aber drastische Rückgänge<br />

der Erwerbsfähigen zwischen 20 und 60 Jahren<br />

prognostiziert. Die Leistungsträger sowie Orte in den<br />

Regionen Eifel, Westerwald und Westpfalz werden die<br />

Auswirkungen als erste und am stärksten zu spüren<br />

bekommen.<br />

DaS aRbeitSkRäftePotenzial Sinkt,<br />

DeR WettbeWeRb Steigt<br />

Das Durchschnittsalter der Erwerbsbevölkerung wird<br />

steigen, der berufliche Nachwuchs kontinuierlich<br />

zurückgehen und älter werdende Belegschaften der<br />

Normalfall in den Betrieben in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. 77 Eine<br />

Reduzierung des Arbeitskräftepotenzials steht fest,<br />

und ein Fachkräftemangel ist zu erwarten. Das wird<br />

eine Verschärfung des Wettbewerbs um qualifiziertes<br />

Personal mit sich bringen: zwischen den Branchen, als<br />

auch zwischen den touristischen Unternehmen sowie<br />

zwischen Stadt/touristischen Zentren und dem Land.<br />

DeR touRiStiSche aRbeitSmaRkt:<br />

So vielSchichtig Wie Die touRiStiSchen<br />

angebote<br />

Im touristischen Arbeitsmarkt zeigt sich einmal mehr<br />

der Querschnittscharakter der „Branche Tourismus“.<br />

Die im Tourismus beschäftigten Personen sind nicht<br />

allein in den unmittelbar tourismusbezogenen<br />

Wirtschaftszweigen wie Gastgewerbe und Reisevermittlung<br />

tätig, sondern in zahlreichen vor- und<br />

nachgelagerten Branchen. Diese reichen von Warenproduzenten<br />

(z. B. Bäckerei, Landwirtschaft) und<br />

Dienstleistungsanbietern (z. B. Reinigungsdienste,<br />

Werbeagenturen) über Bau- und Handwerksbetriebe<br />

bis zu kulturellen Einrichtungen sowie der Gesundheitswirtschaft.<br />

78 Längerfristige Beobachtungen zum<br />

gesamttouristischen Arbeitsmarkt liegen angesichts<br />

der Einflussgrößen sowie Abgrenzungs- und Erfassungsprobleme<br />

nicht vor, Prognosen sind dementsprechend<br />

nicht sinnvoll. Im Fokus stehen daher<br />

die Entwicklung der Kernbranche Gastgewerbe sowie<br />

der zu erwartende Einfluss auf den Ausbildungsmarkt<br />

oder auch die Altersstruktur der Erwerbstätigen.<br />

5.1 ausbildungsmarkt<br />

Ein Kernproblem des touristischen Arbeitsmarktes ist<br />

die Gewinnung und Sicherung des Nachwuchses. Die<br />

Zahl der Ausbildungsverhältnisse im Gastgewerbe in<br />

Deutschland nahm in den letzten Jahren deutlich ab<br />

(2007 – 2009: -14,2 Prozent). 79 Zwar spielt kurzfristig<br />

die konjunkturelle Lage eine Rolle, aber auch die mittel-<br />

und langfristigen Effekte des demografischen<br />

Wandels zeichnen sich hier ab. 2009 konnte bereits<br />

jeder fünfte Betrieb in Deutschland nicht mehr alle<br />

Ausbildungsplätze besetzen. 80<br />

Rückläufige nachfRage nach auSbil-<br />

DungSPlätzen Setzt ein<br />

In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> nahm die Zahl der neu abgeschlossenen<br />

Ausbildungsverträge im Gastgewerbe vom Beginn<br />

des Jahrtausends bis 2007 in fast allen Arbeitsamtsbezirken<br />

deutlich zu. 81 Die Regionen entlang<br />

des Rheins wie Landau, Mainz oder Koblenz konnten<br />

hiervon am stärksten profitieren. Der Zenit bei den<br />

Schulabgängern wurde jedoch 2007 überschritten.<br />

Ende des nächsten Jahrzehnts gibt es einen weiteren<br />

Sprung nach unten (vgl. abb. 45). In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

konnten bereits 2009 nicht mehr alle Ausbildungsplätze<br />

im Gastgewerbe besetzt werden. Gleichwohl<br />

hat dieser Sektor etwa im Gebiet der IHK Koblenz<br />

mit 11 bis 12 Prozent der Auszubildenden einen<br />

hohen Stellenwert. Neben der Zahl der Bewerber<br />

wird deren Qualifizierung bzw. fachliche Eignung zur<br />

entscheidenden Einflussgröße. Außerdem führt der<br />

Nachwuchsmangel von heute zu einem generellen<br />

Fachkräftemangel von morgen. 82<br />

76 vgl. IHA <strong>2010</strong><br />

77 vgl. ZIRP 2009a<br />

78 vgl. BMWi 2009<br />

79 vgl. IHA <strong>2010</strong><br />

80 vgl. AHGZ <strong>2010</strong><br />

81 vgl. AA/BIBB 2009<br />

82 vgl. DIHK 2009


144<br />

tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

abb. 45: entwicklung der Schulabgänger in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> und Deutschland<br />

– in Prozent –<br />

1.000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Deutschland -4,6%<br />

Westdeutschland<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

2000 2004 2009 2012 2016 2020<br />

Das Fehlen von Quantität und – derzeit noch bedeutsamer<br />

– von Qualität liegt auch in der Konkurrenz<br />

durch andere Ausbildungsberufe mit attraktiveren<br />

Arbeitsbedingungen begründet. Immer mehr Betriebe<br />

bemängeln die schulischen Vorkenntnisse der<br />

Bewerber, so dass einige ihren Ausbildungsplatz lieber<br />

unbesetzt lassen oder ihre Anforderungen senken<br />

müssen. Zwar liegt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> bei den Schulabbrechern<br />

wie auch bei den PISA-Tests im oberen<br />

Mittelfeld, doch bleibt auch hier in einigen Regionen<br />

jeder siebte Schulabgänger ohne Abschluss. 83 Einige<br />

Bundesländer senken sogar die schulischen Anforderungen.<br />

Dabei werden neben den fachlichen die sozialen<br />

Kompetenzen immer wichtiger. Abgesehen von<br />

unzureichenden schulischen Qualifikationen stellen<br />

die Unternehmer zunehmend mangelnde persönliche<br />

Kompetenzen wie Leistungsbereitschaft, Disziplin<br />

oder Umgangsformen fest. 84<br />

gRunDlage füR Die SeRviceQualität be-<br />

ReitS in DeR (auS-)bilDung legen<br />

Nur durch einheitliche Qualitätsstandards in der Ausbildung<br />

kann das fachliche Niveau der touristischen<br />

Dienstleistungen gesichert und den steigenden Ansprüchen<br />

der Gäste entsprochen werden. Eine wachsende<br />

Übernahmequote kann die nachhaltige Nachwuchssicherung<br />

ebenfalls optimieren. Die Erhöhung<br />

902- 02<br />

-17,4%<br />

+7,8% -7,5%<br />

+5,0%<br />

* 2013 doppelter Abiturjahrgang in einigen Bundesländern<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Bundesinstitut für Berufsbildung<br />

*<br />

-11,4%<br />

0202- 02<br />

der Attraktivität touristischer Arbeitsplätze und die<br />

Verbesserung des Images sind weitere Ansatzpunkte.<br />

Um im Wettbewerb um qualifizierte Nachwuchskräfte<br />

langfristig gegenüber anderen Branchen bestehen<br />

zu können, müssen darüber hinaus Anreizsysteme<br />

geschaffen werden, z. B. in den Bereichen Weiterbildung,<br />

Gehalt und Karriere.<br />

zuSammenfaSSung unD<br />

SchluSSfolgeRungen<br />

Der demografische Wandel führt zu rückläufigen<br />

Schulabgänger- und Bewerberzahlen.<br />

Gleichzeitig nimmt das Bildungsniveau,<br />

insbesondere in Städten und demografischen<br />

Schrumpfungsräumen, ab.<br />

Probleme bei der Nachwuchsgewinnung<br />

und unbesetzte Ausbildungsstellen werden<br />

den touristischen Arbeitsmarkt zunehmend<br />

prägen. Teilweise müssen Anforderungen gesenkt<br />

werden. Das steht den steigenden Ansprüchen<br />

der älteren Gästeklientel entgegen.<br />

Imagearbeit bereits an den Schulen, aber<br />

auch die Verbesserung der Rahmenbedingungen<br />

in der Ausbildung und darüber<br />

hinaus sind zentrale Handlungsfelder.


145<br />

abb. 46: Sozialversicherungspflichtig beschäftigte im gastgewerbe in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

– Anteil in Prozent –<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

8,0<br />

7,2<br />

6,5<br />

unter 19<br />

Jahre<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Bundesagentur für Arbeit<br />

5.2 beschäftigte<br />

29,6<br />

29,9<br />

30,0<br />

20 – 29<br />

Jahre<br />

28,7<br />

24,9<br />

20,9<br />

30 – 39<br />

Jahre<br />

20,4<br />

22,3<br />

23,8<br />

40 – 49<br />

Jahre<br />

2000 2004 2009<br />

In einer stark alternden Gesellschaft wie der deutschen<br />

bilden ältere Arbeitnehmer einen Fachkräftepool,<br />

der für den touristischen Arbeitsmarkt stärker<br />

genutzt werden sollte und muss. So liegt die Erwerbsquote<br />

der Über-55-Jährigen noch weit unter europäischen<br />

Vergleichswerten. 85 Doch wie stellt sich der<br />

touristische Arbeitsmarkt am Beispiel des Gastgewerbes<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> heute dar? Welche Entwicklungen<br />

deuten auf den demografischen Wandel hin?<br />

Was ist zu erwarten?<br />

SozialveRSicheRungSPflichtig beSchäftigte:<br />

StaRkeS WachStum bei älteRen<br />

Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren<br />

2009 rund 37.500 Personen als sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigte im Gastgewerbe in <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong> tätig, davon über 60 Prozent Frauen. Das ist<br />

gegenüber 2000 ein Zuwachs von 12 Prozent. Im<br />

gleichen Zeitraum hat der Anteil der Über-40-Jährigen<br />

und insbesondere der Über-50-Jährigen kontinuierlich<br />

zugenommen; Tendenz steigend (vgl. abb. 46).<br />

Gegenüber anderen Branchen wie dem Einzelhandel<br />

(23 Prozent) und den Finanzdienstleistungen (30<br />

Prozent) ist der Anteil der Beschäftigten ab 50 Jahren<br />

mit 18,7 Prozent noch relativ niedrig. Die Zahlen ver-<br />

11,4<br />

13,5<br />

15,8<br />

50 – 59<br />

Jahre<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

1,9<br />

2,3<br />

2,9<br />

60 Jahre<br />

und älter<br />

deutlichen jedoch einen zunehmenden Wandel auch<br />

in diesem Wirtschaftszweig. Hinzu kommt, dass die<br />

starken Jahrgänge, die jetzt im mittleren Alter sind, in<br />

die höheren Altersklassen aufrücken und die jüngeren<br />

Jahrgänge künftig quantitativ immer schwächer<br />

ausfallen. Schon heute besteht in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> in<br />

einigen Regionen und ausgewählten Berufen<br />

(z. B. Köche) ein akuter Fachkräftemangel.<br />

geRingfügig entlohnte beSchäftigte:<br />

bReit veRteilt, anteil JüngeReR Steigt<br />

Erstaunlich ausgewogen ist die Altersstruktur bei den<br />

geringfügig entlohnten Beschäftigten im Gastgewerbe<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> verteilt (vgl. abb. 47). Hier zeigen<br />

sich auch die höheren Altersgruppen relativ stabil.<br />

Einzige Ausnahme bilden die 20- bis 29-Jährigen. Der<br />

zunehmende Weg der potenziellen Nachwuchskräfte<br />

in dieses Niedriglohnsegment ist allerdings äußerst<br />

kritisch zu bewerten, denn Möglichkeiten zur Mitarbeiterbindung,<br />

Motivation etc. werden dadurch nicht<br />

optimal genutzt.<br />

83 vgl. Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung 2006<br />

84 vgl. AHGZ <strong>2010</strong><br />

85 vgl. www.oecd.org


146<br />

tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

abb. 47: geringfügig entlohnte beschäftigte im gastgewerbe in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

18,9<br />

– in Prozent –<br />

15,1<br />

16,5<br />

unter 19<br />

Jahre<br />

19,7<br />

24,9<br />

26,0<br />

20 – 29<br />

Jahre<br />

20,6<br />

18,3<br />

15,2<br />

30 – 39<br />

Jahre<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Bundesagentur für Arbeit<br />

16,0<br />

18,3<br />

18,1<br />

40 – 49<br />

Jahre<br />

2000 2004 2009<br />

11,8<br />

11,5<br />

13,1<br />

50 – 59<br />

Jahre<br />

13,1<br />

11,9<br />

11,1<br />

60 Jahre<br />

und älter<br />

karte 14: arbeitsmarkt gastgewerbe nach arbeitsamtsbezirken in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

SvB GeB<br />

37.505 29.950<br />

36,5<br />

18,7<br />

21,3<br />

42,5<br />

24,2<br />

14,7<br />

Trier<br />

6.527<br />

37,6<br />

19,8<br />

16,1<br />

Beschäftigte im Gastgewerbe (absolut)<br />

Anteil der Beschäftigten unter 30 Jahren (in %)<br />

Anteil der Beschäftigten ab 50 Jahren (in %)<br />

Anteil der Beschäftigten mit ausländischer<br />

Herkunft (in %)<br />

SvB: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte<br />

GeB: Geringfügig entlohnte Beschäftigte<br />

rot: unterdurchschnittlich<br />

grün: überdurchschnittlich<br />

Mayen<br />

5.553<br />

43,7<br />

24,4<br />

10,2<br />

2.954<br />

35,7<br />

19,5<br />

16,2<br />

2.030<br />

38,8<br />

27,1<br />

10,2<br />

4.367<br />

35,8<br />

18,1<br />

21,9<br />

2.470<br />

36,2<br />

18,3<br />

17,9<br />

2.947<br />

42,2<br />

23,7<br />

15,4<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>, Daten Bundesagentur für Arbeit (Stand: Juni 2009)<br />

1.591<br />

37,3 Neuwied<br />

18,7<br />

22,0<br />

Koblenz<br />

Bad Kreuznach<br />

1.973<br />

41,3<br />

24,4<br />

12,0<br />

2.582<br />

36,8<br />

18,1<br />

20,4<br />

Kaiserslautern<br />

1.645<br />

35,2<br />

27,5<br />

14,0<br />

2.991<br />

34,3<br />

20,6<br />

16,7<br />

2.204<br />

34,8<br />

27,2<br />

14,1<br />

2.693<br />

44,2<br />

23,5<br />

14,6<br />

17,0<br />

29,2<br />

Montabaur<br />

4.127<br />

52,9<br />

18,4<br />

20,6<br />

5.581<br />

36,9 Mainz<br />

3.829<br />

36,8<br />

17,6<br />

29,2<br />

1.395 1.218<br />

40,5 38,8<br />

20,0<br />

14,8<br />

28,1<br />

8,9<br />

3.218<br />

34,8<br />

2.811<br />

41,4 Landau<br />

Pirmasens 20,0 25,3<br />

22,2 15,2<br />

Ludwigshafen<br />

2.749<br />

40,6<br />

23,4<br />

21,9


147<br />

Insgesamt ist der Sektor überdurchschnittlich stark angewachsen:<br />

um 60 Prozent auf knapp 30.000 Beschäftigte<br />

– wobei der Anteil der weiblichen Beschäftigten<br />

von über 80 auf 76 Prozent sank. Parallel dazu stieg die<br />

Bedeutung ausländischer Arbeitnehmer an: Stammte<br />

2000 nur fast jeder zehnte geringfügig entlohnte Beschäftigte<br />

aus dem Ausland, war es 2009 bereits jeder<br />

siebte. Diese Entwicklung unterstreicht den seit Jahren<br />

zu beobachtenden Trend der Substitution von gut ausgebildeten<br />

Vollzeit- durch Teilzeitkräfte und Personen<br />

im Nebenerwerb. Auf Unternehmerseite steigt die<br />

Flexibilität, der Personalaufwand sinkt. Für Qualität und<br />

Service birgt diese Entwicklung große Gefahren.<br />

Regional gibt es deutliche Unterschiede (vgl. karte 14):<br />

Die Arbeitsamtsbezirke Mainz, Ludwigshafen und<br />

Kaiserlautern weisen eine vergleichsweise junge<br />

Altersstruktur bei den Beschäftigten auf. Montabaur,<br />

Mayen und Pirmasens sind dagegen schon<br />

heute von deutlich mehr älteren Erwerbstätigen<br />

geprägt. Gerade hier wird der demografische<br />

Wandel zu weiteren Veränderungen im Arbeitsmarkt<br />

führen.<br />

Der Anteil der Beschäftigten ausländischer<br />

Herkunft zeigt ein ähnliches Bild: Während in den<br />

Regionen Mainz und Ludwigshafen Werte von<br />

20 bis 30 Prozent erreicht werden, so reduzieren<br />

sich diese in Pirmasens, Mayen oder Trier auf die<br />

Hälfte. Das ist auch ein Spiegelbild der demografischen<br />

und wirtschaftlichen Entwicklungen dieser<br />

Regionen und damit der Standortattraktivität.<br />

Deutlich wird zudem, dass in einigen Regionen<br />

wie Kaiserslautern und Neuwied die Zahl der<br />

geringfügig entlohnten Beschäftigten die der<br />

regulären Beschäftigtenverhältnisse bereits<br />

übersteigt.<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

älteRe aRbeitnehmeR alS<br />

inveStition in Die zukunft<br />

Im Personalmanagement muss ein Paradigmenwechsel<br />

erfolgen: Ältere Arbeitnehmer sind kein Auslaufmodell,<br />

sondern eine Investition in die Zukunft!<br />

Allzu häufig dominieren im Tourismus, aber auch in<br />

anderen Branchen, jugendzentrierte Denkweisen in<br />

der Personalpolitik, der zufolge nur „junge“ Belegschaften<br />

Wettbewerbsfähigkeit garantieren. 86 Darüber<br />

hinaus spielen die verhältnismäßig geringen<br />

Personalkosten eine Rolle. Zukunftsweisend und<br />

nachhaltig ist allerdings eine zielgerichtete Personalstrategie<br />

mit „gesunder“ Altersmischung. 87 Es gilt, die<br />

Personalgewinnung älterer Fachkräfte stärker in den<br />

Fokus zu rücken, sei es durch lang gediente Branchenkenner<br />

oder motivierte Quereinsteiger.<br />

Unter diesem Aspekt und in Bezug auf die sich ständig<br />

wandelnden Anforderungen gewinnt die Weiterbildung<br />

unter dem Schlagwort „lebenslanges Lernen“<br />

zunehmend an Bedeutung. Darüber hinaus können<br />

Ältere durch alters- und alternsgerechte Personaleinsatzplanung<br />

länger im Job fit gehalten werden. In<br />

einer zukunftsweisenden Unternehmenskultur muss<br />

die gegenseitige Anerkennung und Wertschätzung<br />

von Jung und Alt selbstverständlich sein. Über die<br />

Bildung von „Job-Tandems“ lässt sich nicht nur die<br />

Motivation steigern, vielmehr ergeben sich auch<br />

Synergieeffekte für die Betriebe. Die jungen Kollegen<br />

profitieren von der Erfahrung der älteren und diese<br />

wiederum von den frischen Ideen und neu vermittelten<br />

Anforderungen aus der Ausbildung der jüngeren.<br />

Nicht zuletzt (er)kennen ältere Arbeitnehmer<br />

die Bedürfnisse älterer Gäste möglicherweise besser.<br />

86 vgl. BMWi 2009<br />

87 vgl. BMBF 2005


148<br />

tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

abb. 48: Jahresbruttoverdienst ausgewählter berufe in Deutschland 2006 88<br />

– hauptbeschäftigt, in Euro –<br />

Luftverkehrsberufe<br />

Bankfachleute<br />

Groß- u.<br />

Einzelhandelskaufleute<br />

Maurer<br />

Fremdenverkehrsfachleute<br />

Gastwirte, Hoteliers,<br />

Gaststättenkaufleute<br />

Köche<br />

Friseure<br />

Quelle: BMWI 2009, Daten Bundesanstalt für Arbeit<br />

0<br />

10.790<br />

18.725<br />

17.544<br />

einkommenSchancen: WettbeWeRbSnachteil<br />

touRiSmuSWiRtSchaft<br />

25.560<br />

Die Arbeitsbedingungen in vielen touristischen Berufen<br />

sind geprägt von einer vergleichsweise geringen<br />

Bezahlung, flexiblen Arbeitszeiten usw., was die Position<br />

im zunehmenden Wettbewerb um qualifizierte<br />

Arbeitskräfte erschwert. Die touristischen Berufe<br />

„Köche“ und „Restaurant- und Hotelkaufleute“ liegen<br />

beispielsweise deutlich unter vielen anderen Ausbildungsberufen<br />

mit den gleichen Voraussetzungen an<br />

die Bewerber (vgl. abb. 48). Die Luftverkehrsberufe<br />

(Pilot, Flugbegleiter, Mechaniker etc.) heben sich auf<br />

der anderen Seite positiv ab, reichen hinsichtlich der<br />

Beschäftigtenzahl jedoch bei weitem nicht an die<br />

Bedeutung des Gastgewerbes heran.<br />

QueRDenken füR attRaktive<br />

aRbeitSbeDingungen<br />

Die aufgezeigten Herausforderungen lassen sich nicht<br />

nur mit konventionellen Maßnahmen bewältigen.<br />

Um den Arbeitsmarkt für Neu-, Quer- und Wiedereinsteiger<br />

attraktiver zu machen, müssen neue Wege<br />

beschritten werden. Ein Beispiel hierfür sind „Jobsharing-<br />

Modelle“, die zwar ein hohes Maß an Flexibilität<br />

verlangen, gleichzeitig aber ein Mehr an Planungssicherheit<br />

mit sich bringen. Nationale, aber auch internationale<br />

Kooperationen können so vor allem einen<br />

saisonbedingten Fachkräftemangel abfedern.<br />

28.987<br />

33.599<br />

40.641<br />

47.216<br />

5.000 10.000 15.000 20.000 25.000 30.000 35.000 40.000 45.000 50.000<br />

zuSammenfaSSung unD<br />

SchluSSfolgeRungen<br />

Die Bedeutung der älteren Arbeitskräfte<br />

steigt auch im Tourismus. Diese Entwicklung<br />

wird sich künftig noch beschleunigen.<br />

Investitionen in das Personalmanagement<br />

sind daher Investitionen in die Zukunft der<br />

Betriebe.<br />

Das Niedriglohnsegment nimmt stetig an<br />

Bedeutung zu. Zwar können Unternehmer<br />

davon kurzfristig profitieren, langfristig sind<br />

jedoch gut ausgebildete und hochmotivierte<br />

Fachkräfte erforderlich.<br />

Die touristischen Produkte grenzen sich<br />

zunehmend durch Service und Qualität<br />

bei der Gästebetreuung voneinander ab.<br />

Der „weiche“ Faktor Personal trägt somit<br />

maßgeblich zur Wettbewerbsfähigkeit der<br />

Destination <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> bei.<br />

Neue Anreizsysteme bei Weiterbildung,<br />

Arbeitszeitregelungen, Gehalt oder Kinderbetreuung<br />

müssen entwickelt werden, um<br />

die Rahmenbedingungen des touristischen<br />

Arbeitsmarktes im Wettbewerb um Fachkräfte<br />

konkurrenzfähig zu halten.


149<br />

Ein Patentrezept für personalpolitische<br />

Instrumente gibt es nicht. Die Maßnahmen<br />

müssen individuell ausgewählt und<br />

angepasst werden. Der erste Schritt zur<br />

Bewältigung der Herausforderungen ist<br />

eine Selbstanalyse der Mitarbeiterstruktur<br />

und -entwicklung.<br />

5.3 unternehmensnachfolge<br />

allgegenWäRtige heRauSfoRDeRung,<br />

DuRch Den DemogRafiSchen WanDel<br />

veRStäRkt<br />

Der demografische Wandel kann nicht nur eine<br />

Alterung der Belegschaft der Betriebe im Tourismus<br />

bewirken. Insbesondere auf die kleinteilige und häufig<br />

familiengeführte Struktur im rheinland-pfälzischen<br />

Gastgewerbe kommen große Herausforderungen zu.<br />

Mittelfristig stehen 60 bis 80 Prozent der Betriebe<br />

in den nächsten Jahren vor der Hürde der Unternehmensnachfolge.<br />

Und der Handlungsdruck steigt, da die traditionelle<br />

familieninterne Übernahme an Bedeutung verliert.<br />

Zwar wünschen sich noch immer mehr als 60 Prozent<br />

der Unternehmer eine Übergabe an die Kinder, insbesondere<br />

den Sohn, doch machen gesellschaftliche<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Maarblick bei Meerfeld<br />

(z. B. Berufswunsch, Verdienstmöglichkeiten) und<br />

demografische Entwicklungen (z. B. weniger Kinder)<br />

die Realisierung schwer. 89 Familienexterne Lösungen<br />

erfordern jedoch weitaus mehr Aufwand, Vorbereitung<br />

und Kenntnisse als die Übergabe an die Kinder.<br />

SenSibiliSieRung unD aufkläRung alS<br />

entScheiDenDeR SchRitt<br />

Über die Detailfragen des Nachfolgemanagements<br />

sind sich die wenigsten Unternehmer des Gastgewerbes<br />

bewusst. 90 Mehr als 25 Prozent haben sich noch<br />

nicht mit dem Thema beschäftigt oder planen aus<br />

mangelnden Zukunftsperspektiven eine Stilllegung<br />

des Betriebs. 91 Das operative Geschäft und das Verlassen<br />

auf eine familieninterne Übergabe führen darüber<br />

hinaus häufig zu einer verspäteten Auseinandersetzung<br />

mit wichtigen Fragen:<br />

Suche und Auswahl eines geeigneten Nachfolgers<br />

Gespräche mit Steuerberatern, Rechtsanwälten<br />

und Finanzberatern<br />

Verhandlungen mit dem Nachfolger<br />

Regelung der Finanzierung<br />

88 Systemumstellung bei der Bundesagentur für Arbeit: Aktuelle Daten<br />

für 2008/2009 sind derzeit nicht verfügbar.<br />

89 vgl. DSGV 2008<br />

90 Das Sparkassen-Tourismusbarometer Deutschland hat sich mit dem<br />

für die Tourismusbranche wichtigen Thema der Unternehmensnach-<br />

folge im Jahr 2008 en detail beschäftigt. Der <strong>Jahresbericht</strong> steht unter<br />

http://presse.dsgv.de/stellungnahmen zum Download zur Verfügung.<br />

91 vgl. DSGV 2008


150<br />

tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

Der „einmalige“ Prozess der Unternehmensübergabe<br />

erfordert häufig Kenntnisse über bis dato unbekannte<br />

Sachverhalte und ist somit geprägt von Unsicherheiten<br />

bei allen Beteiligten: Inhaber, Familienmitglieder<br />

und Mitarbeiter, Nachfolger und Geschäftspartner.<br />

Angesichts der emotionalen Dimension des<br />

Nachfolgeprozesses spielt die Sensibilisierung der<br />

Unternehmer eine zentrale Rolle.<br />

Hilfestellungen sind vor allem von Branchenverbänden,<br />

Kammern und Kreditinstituten als direkte<br />

Ansprechpartner zu leisten. Die drei wichtigsten<br />

Handlungsfelder bei der Optimierung des Nachfolgeprozesses<br />

gehen aus abbildung 49 hervor.<br />

inveStitionSStau alS<br />

entScheiDenDe bRemSe bei DeR<br />

unteRnehmenSnachfolge<br />

Unternehmen, in denen kontinuierlich Investitionsmaßnahmen<br />

stattgefunden haben, stehen vor weitaus<br />

weniger Problemen bei der Unternehmensnachfolge<br />

als solche mit Investitionsstau. Mit dem Programm<br />

„Fit für die Zukunft“ setzt hier beispielsweise der<br />

DEHOGA <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> erste Akzente. Doch gerade<br />

bei der Unternehmensübergabe steigt der Investitionsbedarf<br />

noch einmal an, da der Bestandsschutz<br />

wegfällt und Modernisierungs- und Konzessionsauflagen<br />

greifen.<br />

abb. 49: herausforderungen und handlungsfelder im nachfolgeprozess<br />

Unternehmensbewertung<br />

Quelle: DSGV 2008<br />

Sicherung der<br />

Wettbewerbsfähigkeit<br />

1. Sensibilisierung<br />

Initiierung der<br />

Nachfolgethematik<br />

2. Information<br />

3. Beratende Betreuung<br />

Finanzierung<br />

Nachfolgersuche und<br />

-auswahl<br />

zuSammenfaSSung unD<br />

SchluSSfolgeRungen<br />

Der Großteil der gastgewerblichen Betriebe<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> steht vor der Herausforderung<br />

Unternehmensnachfolge. Die bisherige<br />

Sensibilisierung und Aktivitäten zur<br />

Unternehmensnachfolge entsprechen noch<br />

nicht der hohen Bedeutung des Themas.<br />

Rahmenbedingungen wie kontinuierliche<br />

Investitionen, eine professionelle Unternehmensführung<br />

und -konzeption sowie die<br />

allgemeine Wettbewerbsfähigkeit sind für<br />

den Übergabeprozess entscheidend.<br />

Die Bündelung von nachfolgespezifischen<br />

Informationen und Beratungsdienstleistungen<br />

ist erforderlich, um die Unternehmer<br />

bestmöglich in diesem Prozess zu<br />

begleiten.<br />

Rechts- und<br />

Steuerfragen


151<br />

abb. 50: tourismusrelevante infrastruktur<br />

tourismusspezifisch,<br />

z. B.<br />

tourismusergänzend,<br />

z. B.<br />

privat privat/öffentlich öffentlich<br />

Hotels,<br />

Pensionen,<br />

Campingplätze<br />

www.pixelio.de, R. Sturm<br />

Gastronomie,<br />

Einzelhandel,<br />

Direktvermarkter,<br />

Kreditwirtschaft<br />

Touristinformation<br />

Kaiserslautern<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong> nach OSV 2008<br />

Kultur-, Sport-,<br />

Freizeitangebote,<br />

Bäder, Tourist-<br />

Informationen<br />

www.pixelio.de, Adel<br />

Ortsbilder,<br />

Bebauung,<br />

Kreditwirtschaft<br />

<strong>Rheinland</strong> <strong>Pfalz</strong><br />

Tourismus GmbH<br />

Rad-, Reit-,<br />

Wanderwege,<br />

wassertouristische<br />

Infrastruktur<br />

<strong>Rheinland</strong> <strong>Pfalz</strong><br />

Tourismus GmbH<br />

Verkehrsinfrastruktur<br />

(Straße,<br />

Schiene), Grün-,<br />

Parkanlagen<br />

www.pixelio.de, K. Michel<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

6 Auswirkungen auf die tourismusrelevante Infrastruktur in<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Die tourismusrelevante Infrastruktur ist das dritte<br />

Feld, das durch den demografischen Wandel verändert<br />

wird. Im Gegensatz zu Nachfrage und Arbeitsmarkt<br />

erfolgt das jedoch auf indirektem Weg: über die<br />

Touristen und Einheimischen. Die künftigen Bevölkerungsentwicklungen<br />

haben z. B. Einfluss auf die<br />

Verkehrsentwicklung und -planung, den Einzelhandel<br />

und die Nahversorgung; Themenfelder, die unter touristischen<br />

Gesichtspunkten erst in den letzten Jahren<br />

stärker in den Blickpunkt gerückt sind.<br />

Zur tourismusrelevanten Infrastruktur gehören neben<br />

Hotels, Tourist-Informationen, Rad- und Wanderwegen<br />

sowie der Gastronomie auch die Verkehrsinfrastruktur,<br />

die örtliche Bebauung, der Einzelhandel<br />

sowie Park- und Grünanlagen. Kultur-, Sport- und<br />

Freizeitangebote, Bäder und Thermen werden, abhängig<br />

von Lage und Ausstattung, mehr oder weniger<br />

stark von Touristen und/oder Einheimischen genutzt.<br />

Somit beeinflussen Quantität und Qualität dieser Angebote<br />

das Reiseerlebnis insgesamt (vgl. abb. 50). 92<br />

Privatwirtschaft und öffentliche Hand sind bei der<br />

Bereitstellung und Pflege der Angebote gleichermaßen<br />

gefordert.<br />

Voraussetzung für die Qualität der genannten Infrastruktur<br />

ist eine ausreichende Nachfrage durch Bevöl-<br />

kerung und Touristen. Verändert sich z. B. die Nachfrage<br />

seitens der Bevölkerung, hat dies Auswirkungen<br />

auf die Auslastung, aber auch die Anforderungen an<br />

die Infrastruktur.<br />

6.1 tourismusspezifische infrastruktur<br />

Im Sparkassen-Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

2009 wurde die Wettbewerbsfähigkeit des Tourismusangebotes<br />

des Landes ausführlich analysiert und eine<br />

Reihe von Handlungsempfehlungen abgeleitet. Doch<br />

welche Ansprüche und Schwerpunkte ergeben sich aus<br />

den Veränderungen der touristischen Nachfrage, und<br />

wo muss die Tourismuswirtschaft ansetzen, um dem<br />

demografischen Wandel bestmöglich zu begegnen?<br />

gaStgeWeRbe: gaStRonomie mit veRmaRktungSDefiziten,<br />

beheRbeRgung mit<br />

hanDlungSDRuck<br />

Dem Gastgewerbe insgesamt ist ein Investitionsstau<br />

zu attestieren. Darüber hinaus sind weitere Marktbereinigungseffekte<br />

zu erwarten. Die Leitziele für die<br />

nächsten Jahre – eine umfassende Steigerung der<br />

92 vgl. OSV 2008


152<br />

tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

Wettbewerbsfähigkeit im Beherbergungsgewerbe<br />

sowie die Stärkung der Marktfähigkeit und der Erhalt<br />

der in vielen Bereichen überdurchschnittlich guten<br />

Qualitätsorientierung in der Gastronomie – sind im<br />

Zuge sich wandelnder Gästeansprüche (komfortable<br />

Unterkünfte, „leichte“ Küche, Barrierefreiheit etc.)<br />

unbedingt weiterhin zu verfolgen.<br />

touRiSt-infoRmationen:<br />

zielgRuPPenanPaSSung eRfoRDeRlich<br />

Verbesserungspotenziale bieten die Beschilderung,<br />

das Parkplatzangebot, Abstellmöglichkeiten für<br />

Fahrräder und die Wartebereiche. 93 Diese Maßnahmenfelder<br />

werden durch den steigenden Anteil älterer<br />

Gäste und des Individualverkehrs noch wichtiger.<br />

Im ländlichen Raum und touristisch weniger stark<br />

frequentierten Orten sollte, nicht zuletzt aus Finanzierungs-<br />

und Effizienzgesichtspunkten, über die<br />

Zusammenlegung bzw. Kooperation beim Betrieb<br />

der Tourist-Informationen nachgedacht werden (z. B.<br />

Nachbargemeinden, touristische Leistungsträger).<br />

RaD- unD WanDeRWege: Qualität unD zu-<br />

Satzangebote machen Den unteRSchieD<br />

Radtourismus: Die Gästebedürfnisse (Wegeführung,<br />

Informationsverhalten, Zusatzangebote etc.) müssen<br />

bei weiteren Investitionen und im Marketing stärker<br />

im Mittelpunkt stehen, insbesondere im Hinblick auf<br />

älter werdende Freizeitradler.<br />

Wandertourismus: Die eingeschlagene Qualitätsstrategie<br />

sollte fortgeführt werden; vor allem bei der Beschilderung<br />

und den Wanderwegen selbst besteht Handlungsbedarf.<br />

Im Zuge des demografischen Wandels<br />

werden Etappenwege von leichter bis mittlerer Schwierigkeit<br />

an Bedeutung gewinnen. Ergänzende Angebote<br />

zum Verweilen an den Wanderwegen (Rastplätze,<br />

Gastronomie) sowie Hol- und Bringdienste sollten<br />

ausgebaut, bestehende besser integriert werden.<br />

kultuR-, SPoRt-, fReizeitangebote: viel<br />

hanDlungSbeDaRf auch bei keRnthemen<br />

Gästebefragungen und die demografisch bedingten<br />

Veränderungen im Reiseverhalten weisen gerade in<br />

den Segmenten Schlechtwetter- und Sportangebote,<br />

Freizeit-/Themenparks, Wellness-/Kurangebote sowie<br />

Museen/Ausstellungen auf den größten Handlungsbedarf<br />

hin.<br />

Qualität iSt entScheiDenD, baRRieRefReiheit<br />

ein aSPekt unteR anDeRen<br />

Wie oben dargestellt, werden Qualitätsansprüche<br />

und Transparenz der Angebote im Zuge des demografischen<br />

Wandels steigen. <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> hat sich in<br />

einigen Feldern bereits gut positioniert, dennoch ist<br />

eine übergreifende Investitionsoffensive notwendig.<br />

Die Maßnahmen reichen von individuellen Produkten<br />

über barrierefreie Angebote bis hin zu Investitionen<br />

in das Personal. Eine grundsätzliche Qualitätsverbesserung<br />

etwa im Beherbergungsgewerbe ist jedoch<br />

nicht gleichbedeutend mit einem Schwerpunkt im<br />

Luxussegment. Vielmehr geht es um moderne und<br />

funktionale Ausstattungen im Budgetsegment. Prominente<br />

Beispiele sind Ibis und Motel One. Auch wird<br />

es darum gehen, das eigene Angebot zunehmend an<br />

Wettbewerbern im Ausland, in Küstenregionen oder<br />

Städten zu messen. Der Gast nimmt positive Erfahrungen<br />

als Messlatte und unterscheidet nicht nach<br />

Destinationstypen.<br />

zuSammenfaSSung unD<br />

SchluSSfolgeRungen<br />

In die touristische Infrastruktur wurde und<br />

wird investiert. In Zeiten immer schnellerer<br />

Investitionszyklen muss man dem Wettbewerb<br />

stets eine Nasenspitze voraus sein.<br />

Die Reiseerfahrung der Gäste erfordert<br />

ständige Anpassung an neue Trends und<br />

Standards.<br />

Gefahr: Investitionsstau bei gleichzeitig<br />

demografisch bedingter Stagnation der<br />

Nachfrage und häufig ungeklärten Nachfolgeregelungen<br />

kann zu einer Lähmung bei<br />

Modernisierungsmaßnahmen und damit zu<br />

einer Stagnation der Qualitätsentwicklung<br />

führen.<br />

Priorität <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-Tourismus:<br />

Investitionsoffensive einleiten, Qualitätsorientierung<br />

nachhaltig stärken, Zusatzangebote<br />

bei Wegeinfrastruktur mit dem<br />

Fokus auf ältere Gäste ausbauen, aktivitätsorientierte<br />

Angebote für Schwerpunktthemen<br />

fördern.<br />

93 vgl. SVRP 2009


153<br />

6.2 ergänzende tourismusrelevante<br />

infrastruktur<br />

Die Zukunftsinitiative <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> (ZIRP) hat<br />

die Auswirkungen des demografischen Wandels auf<br />

die Infrastrukturausstattung in den Kommunen des<br />

Landes in ihren Veröffentlichungen bereits ausführlich<br />

behandelt, Zukunftsszenarien für 2030 entwickelt und<br />

Empfehlungen gegeben. 94 Diese werden im Folgenden<br />

mit weiteren Quellen und Experteneinschätzungen<br />

zusammengeführt und auf die touristisch relevanten<br />

Bereiche konzentriert.<br />

oRte/oRtSbilDeR: inveStitionen eRfoR-<br />

DeRlich, abeR finanzieRung fRaglich<br />

Situation <strong>2010</strong>:<br />

Bereits heute stehen<br />

viele Kommunen vor<br />

Finanzierungsproblemen<br />

bei der öffentlichen<br />

Infrastruktur.<br />

Dabei sind gerade die<br />

Ortsbilder für Touristen<br />

ein wichtiges Zufriedenheitskriterium.<br />

Investitionen sind insbesondere an<br />

touristischen B- und C-Standorten entlang des Rheins<br />

und der Mosel sowie in der <strong>Pfalz</strong> erforderlich. Auch<br />

die Leerstandsproblematik von Einzelhandels- und<br />

Gastronomieobjekten verringert die Aufenthaltsqualität,<br />

und die Überbrückung mit Zwischennutzungen<br />

darf allenfalls eine kurzfristige Lösung sein. Förderprogramme<br />

für die örtliche Infrastruktur sind durchaus<br />

vorhanden. Allerdings ist zu prüfen, ob touristische<br />

Belange je nach regionaler Bedeutung nicht stärker<br />

integriert werden können.<br />

ziRP-SzenaRio 2030:<br />

Das Konzept der zentralen Orte wurde gestärkt, und<br />

eine zunehmende Siedlungs- und Versorgungskonzentration<br />

hat stattgefunden. Die Mobilität der<br />

Einwohner führt zur Entvölkerung von Teilräumen. Dadurch<br />

nimmt der Leerstand lokal zu und diese Gemeinden<br />

werden in ihrem Handeln stark eingeschränkt.<br />

Integrative Dorferneuerungsprozesse<br />

werden zunehmend umgesetzt.<br />

94 vgl. ZIRP 2009a<br />

95 vgl. ISM 2009<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

hanDlungSbeDaRf DemogRafiScheR<br />

WanDel:<br />

Klare Vorgaben für die finanzielle Förderung von<br />

Kommunen bei der Bündelung von Infrastruktur<br />

im ländlichen Raum erstellen.<br />

Den Themen Konversion und Rückbau müssen<br />

sich die Akteure vor Ort widmen.<br />

Kooperationen mit Nachbargemeinden spielen<br />

eine zentrale Rolle.<br />

Chancen für kleinere Gemeinden in der Fläche bei<br />

einer stärkeren Nutzung für Freizeit und Erholung<br />

ergreifen (tourismusbezogene Infrastrukturangebote<br />

als Voraussetzung).<br />

veRkehRSinfRaStRuktuR:<br />

inDiviDualveRkehR nimmt zu,<br />

alteRnativen zum öPnv SinD gefRagt<br />

Situation <strong>2010</strong>:<br />

Die Straßenverkehrsinfrastruktur<br />

im Land ist<br />

gut entwickelt. Der Druck<br />

durch den touristischen<br />

Individualverkehr nimmt<br />

zu. Zwar wurden die<br />

Bahnanbindungen in die<br />

Zentren verbessert und<br />

Fahrtzeiten verkürzt, doch ist der Rückzug aus der<br />

Fläche auch in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> spürbar. Das Netz des<br />

öffentlichen Personennahverkehrs dünnt sich außerhalb<br />

der Ballungsräume zunehmend aus, wodurch<br />

die Mobilität der Touristen vor Ort eingeschränkt<br />

wird. 95<br />

ziRP-SzenaRio 2030:<br />

Ein Neubau von Straßen erfolgt nur noch in seltenen<br />

Fällen. Das Verkehrsnetz wurde auf die Bedürfnisse<br />

des Individualverkehrs und des ÖPNV optimiert.<br />

Ungenutzte Straßen wurden stillgelegt und Systeme<br />

zur Verkehrssteuerung eingeführt. Der ÖPNV rechnet<br />

sich nur noch entlang bestimmter Verdichtungsräume<br />

und Siedlungsachsen, denn auch die aktiven Älteren<br />

nutzen lieber das eigene Auto.Privatwirtschaftliche<br />

Organisationen übernehmen die Beförderungsdienstleistungen<br />

in der Fläche. Im ländlichen Raum sind<br />

Bewohner und Touristen auf Individualverkehr angewiesen.<br />

Auch ältere Reisende kommen zunehmend mit<br />

dem eigenen PKW ins Land.


154<br />

tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

hanDlungSbeDaRf DemogRafiScheR<br />

WanDel:<br />

Entwicklung eines umfassenden Verkehrs- und<br />

Parkleitsystems gerade entlang der attraktiven<br />

Flusstäler unter Berücksichtigung touristischer<br />

Bedürfnisse<br />

Entwicklung und finanzielle Unterstützung<br />

privatwirtschaftlich organisierter Mobilitätsangebote<br />

wie Ruftaxis<br />

Angebote für Touristen durch Kooperationen touristischer<br />

Leistungsanbieter oder Unternehmensneugründungen<br />

im Sinne von Shuttle-Services<br />

(z. B. An- und Abreise) und speziellen Wanderoder<br />

Radbussen im Markt positionieren.<br />

einzelhanDel: ShoPPingattRaktivität<br />

nimmt ab, gRunDveRSoRgung SicheRn<br />

Situation <strong>2010</strong>:<br />

Der Strukturwandel im<br />

Einzelhandel führt zu<br />

weniger Verkaufsstellen,Konzentrationstendenzen<br />

und großflächigen<br />

Märkten.<br />

Gerade für Touristen<br />

nimmt damit die<br />

Attraktivität von Shoppingaktivitäten im Urlaub ab.<br />

Geschäftsgebäude in den von Touristen stark frequentierten<br />

Orten der Flusstäler haben für die Ansiedlung<br />

von Filialisten häufig zu kleine Grundrisse. Innerstädtisch<br />

bestehen weitere Potenziale neben den<br />

Top-Standorten, wobei die Lücken häufig von Billiganbietern<br />

geschlossen werden. Discounter übernehmen<br />

teilweise das Vollsortiment, so dass kaum<br />

Nachfrage nach spezialisierten Fachhändlern besteht.<br />

In ländlichen Regionen reicht die Basisnachfrage der<br />

Einheimischen nicht mehr aus, um ein für Touristen<br />

attraktives Einzelhandelsangebot vorzuhalten.<br />

ziRP-SzenaRio 2030:<br />

Handel und Dienstleistungen definieren sich wieder<br />

stärker über die Nähe zum Kunden. Das Versorgungsnetz<br />

im ländlichen Raum hat sich ausgedünnt. Zur<br />

Sicherung der Erreichbarkeit unterstützt der Handel<br />

das ÖPNV-Angebot und den Erhalt des Straßennetzes.<br />

Neue und wiederentdeckte Dienstleistungen wie<br />

Lieferservices und mobile Versorgung sind Standard<br />

geworden.<br />

hanDlungSbeDaRf DemogRafiScheR<br />

WanDel:<br />

Aufwertungen der Innenstadt durch gezielte<br />

Werbung und Ansiedlung eines diversifizierten<br />

Sortiments sind zielführend.<br />

Initiativen zur Sicherung der Nah- und Grundversorgung<br />

sind gefragt (z. B. Dorfläden).<br />

Mobile Angebote und Lieferservices sind wichtige<br />

Alternativen.<br />

Regionale Produkte und Hofläden gewinnen<br />

stärker an Bedeutung und sind attraktive Ausflugsziele.<br />

geSunDheitSinfRaStRuktuR: SyneRgien<br />

mit Dem geSunDheitStouRiSmuS nutzen<br />

Situation <strong>2010</strong>:<br />

Die Qualität und Quantität<br />

der Ausstattung des<br />

Landes im Bereich der<br />

Gesundheitsinfrastruktur<br />

ist insgesamt als gut zu<br />

bewerten. Im Pflegebereich<br />

und bei sonstigen<br />

Gesundheitsdienstleistungen<br />

besteht jedoch ein Fachkräftemangel. Die<br />

Gesundheitswirtschaft im Land differenziert sich zunehmend.<br />

Spezielle Angebote und Strategien für den<br />

Gesundheitstourismus positionieren sich verstärkt<br />

am Markt.<br />

ziRP-SzenaRio 2030:<br />

Umfassende Prävention und Eigenverantwortung sind<br />

zentrale Elemente im ambulanten und stationären<br />

Gesundheitswesen. Es gibt weniger allgemeine Krankenhäuser<br />

mit Fokus auf schwerwiegende Erkrankungen<br />

und große operative Eingriffe. Alle anderen<br />

Gesundheitsleistungen erfolgen über sogenannte<br />

Kompetenz-Zentren. Besonders in ländlichen Regionen<br />

übernehmen diese die ambulante Versorgung.<br />

Fahrdienste sichern die Erreichbarkeit für alle Bevölkerungsgruppen.<br />

Der Gesundheitstourismus trägt zur<br />

Sicherung der Angebote auch in peripheren Regionen<br />

bei.


155<br />

hanDlungSbeDaRf DemogRafiScheR<br />

WanDel:<br />

Die vom ZIRP thematisierten Kompetenz-Zentren<br />

müssen entwickelt und Versorgungsaufträge<br />

übertragen werden.<br />

Gesundheitstouristische Angebote erschließen<br />

neue „Kunden“ und führen zu einer besseren<br />

Auslastung der Zentren.<br />

Ferner sollte die Ärzteausbildung angepasst und<br />

stärker an Präventions- und ambulanten Maßnahmen<br />

ausgerichtet werden.<br />

96 90 Prozent der Gemeinden im Land haben weniger als 2.000<br />

Einwohner (ZIRP <strong>2010</strong>).<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

zuSammenfaSSung unD<br />

SchluSSfolgeRungen<br />

Infolge des demografischen Wandels wird<br />

eine Ausdünnung der zentralen Infrastrukturangebote<br />

in kleineren Orten und im ländlichen<br />

Raum einsetzen. 96 Strategien müssen<br />

bereits heute entwickelt werden, wenn die<br />

Standorte für Arbeitskräfte und Touristen<br />

weiterhin attraktiv bleiben sollen.<br />

Der Tourismus kann als stabilisierender<br />

Faktor für den Erhalt der lokalen Basisinfrastruktur<br />

wirken.<br />

Priorität <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-Tourismus:<br />

Investitionen in Ortsbilder fördern, Mobilität<br />

sichern und unter touristischen Bedürfnissen<br />

weiterentwickeln, Gesundheitstourismus<br />

und Gesundheitswirtschaft noch<br />

stärker verzahnen, Vermarktung regionaler,<br />

authentischer Produkte ausbauen.<br />

Tropfsteinhöhle „Herbstlabyrinth“ Breitscheid


156<br />

tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

7 Ziele und Handlungsempfehlungen für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

7.1 handlungsfelder und zentrale<br />

maßnahmen<br />

Aus den Analysen und Schlussfolgerungen zu den<br />

Auswirkungen des demografischen Wandels auf den<br />

Tourismus in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> lässt sich ein breit gefächerter<br />

Maßnahmenkatalog ableiten. Diesen gilt es<br />

für die Umsetzung zu bündeln und zentrale Elemente<br />

herauszuarbeiten.<br />

Den DemogRafiSchen WanDel aktiv<br />

mitgeStalten<br />

Bei allen Aktivitäten im Spannungsfeld demografischer<br />

Wandel geht es weder darum, passiv zu sein<br />

und ihn einfach passieren zu lassen, noch um ein<br />

„Bekämpfen“ der Folgen. Im Mittelpunkt muss immer<br />

wieder die aktive Begegnung und Beschäftigung mit<br />

allen Konsequenzen sowie eine zukunftsgerichtete<br />

Orientierung stehen. Für eine erfolgreiche Gestaltung<br />

der Zukunft werden die Akteure aufgrund der massiven<br />

Auswirkungen teilweise mit herkömmlichen<br />

Denk- und Handlungsweisen brechen müssen. Die<br />

übergeordneten Ziele für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> lauten<br />

daher:<br />

abb. 51: handlungsfelder für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

- Neue Senioren brauchen<br />

neue Angebote<br />

- Gästenachwuchs braucht<br />

das Land: „<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>:<br />

Neue Seiten entdecken“<br />

- Auslandsmarketing:<br />

BeNeLux und Frankreich –<br />

60plus im Blick<br />

- Investitionsoffensive<br />

„Qualität+“<br />

- Tourismus und Regionalentwicklung<br />

enger verzahnen<br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong><br />

Tourismus<br />

Potenziale aus der Entwicklung der Nachfrage<br />

nutzen und das touristische Angebot an die Veränderungen<br />

anpassen!<br />

Risiken bei den Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt<br />

und die Infrastruktur minimieren und<br />

– wo möglich – in positive Impulse umlenken!<br />

Analog zu den eingangs dargestellten Wirkungszusammenhängen<br />

zwischen Tourismus und demografischem<br />

Wandel (vgl. Kap. V 1) ergeben sich für<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> drei große Handlungsfelder: Nachfrage,<br />

Arbeitsmarkt und Infrastruktur. Hinzu kommt ein<br />

Baustein mit Querschnittsaufgaben. Entgegen landläufiger<br />

Auffassung konnte herausgearbeitet werden,<br />

dass die Sensibilisierung insbesondere für die<br />

Bereiche Arbeitsmarkt und Infrastruktur, aber auch<br />

in Bezug auf das künftige Reiseverhalten bei vielen<br />

Akteuren auf unterschiedlichsten Ebenen noch nicht<br />

abgeschlossen ist. Daraus lässt sich ein Acht-Punkte-<br />

Programm für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> ableiten (vgl. abb. 51<br />

und tab. 24).<br />

- Netzwerk „Tourismus und demografischer<br />

Wandel“ initiieren<br />

- Aufklärung über die<br />

Auswirkungen des<br />

demografischen Wandels<br />

- Zukunftschance<br />

Beschäftigung im Alter<br />

- Berufsperspektiven für<br />

junge Nachwuchskräfte<br />

- Unternehmensnachfolge:<br />

Zukunft sichern und<br />

Dynamik erhalten


157<br />

tab. 24: acht-Punkte-Programm tourismus und demografischer Wandel in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Ziel Akteure* Bezug demografischer Wandel Handlungsfeld <br />

Priorität<br />

Nachfrage<br />

Altersentwicklung Gäste, Zunahme<br />

Potenzial, Reiseerfahrung/-verhalten<br />

RPT, Regionen,<br />

Orte, Betriebe<br />

Zielgruppe 60plus und 70plus stärker<br />

erschließen, vom Wachstumsmarkt „Se-<br />

Top 1 Neue Senioren brauchen<br />

neue Angebote<br />

nioren“ profitieren<br />

Infrastruktur/<br />

Nachfrage<br />

Steigende Ansprüche an Qualität<br />

und Service<br />

MWVLW, IHK, DE-<br />

HOGA, SPK, Betriebe<br />

Top 2 Investitionsoffensive „Qualität+“ Qualität der touristischen Infrastruktur<br />

steigern<br />

sehr hoch<br />

Arbeitsmarkt<br />

Altersentwicklung Erwerbsfähige,<br />

sinkendes Fachkräftepotenzial<br />

IHK, DEHOGA, Betriebe,<br />

ZIRP, AA<br />

IHK, DEHOGA, Betriebe,<br />

ZIRP, AA<br />

Fachkräftemangel vorbeugen, Mitarbeiterbindung,<br />

Servicequalität steigern<br />

Top 3 Zukunftschance Beschäftigung<br />

im Alter<br />

Arbeitsmarkt<br />

Sinkendes Fachkräftepotenzial,<br />

sinkendes Qualifikationsniveau<br />

potenzieller Nachwuchskräfte<br />

Nachwuchssicherung, Mitarbeiterbindung,<br />

Servicequalität steigern<br />

Top 4 Berufsperspektiven für junge<br />

Nachwuchskräfte<br />

Nachfrage<br />

RPT Altersentwicklung Gäste, Rückgang<br />

Potenzial, Reiseverhalten<br />

Familien und junge Erwachsene ansprechen,<br />

Gästenachwuchs sichern<br />

Top 5 Gästenachwuchs braucht das Land:<br />

„<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>: Neue Seiten<br />

entdecken“<br />

hoch<br />

Nachfrage<br />

Potenziale im Ausland nutzen RPT, Regionen Altersentwicklung Gäste, Zunahme<br />

Potenzial<br />

Top 6 Auslandsmarketing: BeNeLux und<br />

Frankreich – 60plus im Blick<br />

Infrastruktur<br />

Abwanderung aus peripheren Räumen,<br />

Anforderungen Gäste<br />

Regionen, Orte,<br />

RPT, ZIRP, Betriebe<br />

Basisinfrastruktur vor Ort sichern, tourismusspezifische<br />

Angebote schaffen<br />

Top 7 Tourismus und Regionalentwicklung<br />

enger verzahnen<br />

mittel<br />

Arbeitsmarkt<br />

Altersentwicklung Unternehmer,<br />

steigende Ansprüche an Qualität<br />

IHK, DEHOGA, SPK,<br />

MWVLW, Betriebe<br />

Wettbewerbsfähigkeit sichern, Akteure<br />

sensibilisieren, informieren und persönlich<br />

beraten<br />

Top 8 Unternehmensnachfolge: Zukunft<br />

sichern und Dynamik erhalten<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

übergreifend<br />

alle Bevölkerungsvolumen, Altersentwicklung,<br />

Einwohner/Gäste<br />

Sensibilisierung der Akteure, Problembewusstsein<br />

schaffen, Miteinander stärken,<br />

Synergien nutzen, Effizienz steigern<br />

Netzwerk „Tourismus und<br />

demografischer Wandel“ initiieren<br />

Querschnittsaufgabe<br />

* AA: Arbeitsagentur, MWVLW: Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau des Landes <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, RPT: <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Tourismus GmbH, SPK: Sparkassen,<br />

ZIRP: Zukunftsinitiative <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Quelle: dwif <strong>2010</strong>


158<br />

tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

7.2 Querschnittsaufgabe netzwerk<br />

„tourismus und demografischer Wandel“<br />

*** Priorität: hoch *** Status: neu, initiieren,<br />

vernetzen *** Ebene: betrieblich, lokal, regional,<br />

landesweit *** Akteure: Landesregierung,<br />

Zukunftsinitiative <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Industrie- und<br />

Handelskammern, DEHOGA, <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-Tourismus<br />

GmbH, Regionen, Orte, Betriebe ***<br />

Ziel ist der Aufbau eine Netzwerks „Tourismus und<br />

demografischer Wandel“. In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> gibt es<br />

bereits eine Reihe von Initiativen in Zusammenhang<br />

mit dem demografischen Wandel. Allen voran ist die<br />

ZIRP zu nennen. Im Rahmen des Leitprojekts „Zukunftsradar<br />

2030“ werden aktuelle wirtschaftliche,<br />

wissenschaftliche, kulturelle und regionalpolitische<br />

Fragestellungen für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> bearbeitet. Der<br />

demografische Wandel stand zwischen 2003 und 2007<br />

im Fokus. Dabei wurden fünf Kernbereiche untersucht:<br />

Kommunen, Arbeitswelt, Miteinander der Generationen,<br />

Neue Marktchancen, Jugend gestaltet Zukunft. 97<br />

Bislang gibt es keine systematische Zusammenarbeit<br />

zwischen der Tourismuswirtschaft und der ZIRP. Trotz<br />

der großen Bedeutung des Tourismus für das Land<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> sind keine landesweiten Institutionen<br />

Mitglied der Initiative. Die praxisorientierte Arbeit der<br />

ZIRP sowie bestehende Netzwerke gilt es, insbesondere<br />

für die Bewältigung der Herausforderungen durch<br />

den demografischen Wandel noch weitaus stärker zu<br />

nutzen und im Sinne des Tourismus zu spezifizieren.<br />

So können Synergien geschaffen (von anderen lernen)<br />

und Maßnahmen effizienter umgesetzt werden.<br />

Gleichzeitig erfolgt eine stärkere Sensibilisierung<br />

der gesamten Tourismuswirtschaft im Hinblick auf<br />

die unterschiedlichen tourismusspezifischen Ausprägungen<br />

und Folgen des demografischen Wandels<br />

sowie eine Schärfung des Potenzial- und Problembewusstseins.<br />

Die Entwicklung von Bevölkerung und<br />

Altersstruktur der Einwohner und (potenziellen) Gäste<br />

sowie die Handlungsfelder Nachfrage, Arbeitsmarkt<br />

und Infrastruktur bilden dabei den Bezugsrahmen<br />

zum demografischen Wandel.<br />

Einzelmaßnahmen:<br />

Stärkere Kooperation der Tourismusverantwortlichen<br />

auf Landesebene mit der ZIRP<br />

Bildung eines Netzwerks „Tourismus und demografischer<br />

Wandel“: Federführung RPT, IHK,<br />

DEHOGA; ZIRP als zentraler Netzwerkpartner;<br />

regionale Tourismusverbände, Orte, Betriebe als<br />

Zielgruppe<br />

Systematische Vernetzung bestehender allgemeiner<br />

und tourismusspezifischer Initiativen<br />

(z. B. regions-/verbandsübergreifend) sowie<br />

notwendiger Lückenschluss (z. B. Arbeitsmarkt:<br />

Verbesserung der Rahmenbedingungen, Infrastruktur:<br />

Mobilität und Gesundheit)<br />

Organisation und Durchführung von gesonderten<br />

Gesprächsrunden und Tagungen für Regionen,<br />

Orte und Betriebe<br />

Verankerung des Themas demografischer Wandel<br />

in der landesweiten Tourismusstrategie mit dem<br />

Fokus auf Produktentwicklung, Servicequalität<br />

(Nachfrage, Arbeitsmarkt) und Angebot (Infrastruktur)<br />

Impulse über Informationen in Veröffentlichungen<br />

und bei Veranstaltungen der Branchenverbände<br />

(z. B. Newsletter, Website)<br />

Image und Wahrnehmung des Tourismus im Land<br />

stärken (z. B. über Wirtschaftsfaktor Tourismus,<br />

Rolle als Arbeitgeber, Stabilitätswirkung<br />

durch Querschnittscharakter in demografischen<br />

Schrumpfungsräumen).<br />

7.3 handlungsfeld nachfrage<br />

Für das Themen- und Zielgruppenmarketing des<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-Tourismus empfiehlt sich eine Doppelstrategie:<br />

Auf der einen Seite müssen die Aktivitäten<br />

in den Wachstumsmärkten der Senioren forciert<br />

werden, auf der anderen Seite geht es um innovative<br />

Angebote für jüngere Gästegruppen.<br />

top 1:<br />

neue Senioren brauchen neue angebote<br />

*** Priorität: sehr hoch *** Status: neu, fortsetzen<br />

*** Ebene: betrieblich, lokal, regional, landesweit<br />

*** Akteure: <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-Tourismus GmbH,<br />

Regionen, Orte, Betriebe ***<br />

Die Zielgruppen 60plus sind für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Chance<br />

und Risiko zugleich: Dem deutlich steigenden<br />

Gästepotenzial steht ein immer härterer nationaler und


159<br />

internationaler Wettbewerb um genau diese Zielgruppe<br />

mit ähnlichen thematischen Schwerpunkten gegenüber.<br />

Unter der Strategie „Von Wachstumsmärkten profitieren“<br />

muss <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Akzente setzen, um sich in diesem<br />

Markt behaupten zu können. Dabei kommt es auf die<br />

Kombination der unterschiedlichen Angebotselemente<br />

im Sinne möglichst einmaliger Urlaubserlebnisse an. Die<br />

Altersstruktur der Gäste, das steigende Potenzial älterer<br />

Gäste sowie die Entwicklung des Reiseverhaltens und<br />

der Reiseerfahrung bilden dabei den Bezugsrahmen.<br />

Einzelmaßnahmen: 98<br />

Ansprache der Zielgruppen 60plus über Themen<br />

forcieren, kein „Schubladendenken“ (Universal<br />

Design Strategie).<br />

Begriffe wie Best Ager, Silver Generation etc. in<br />

der Kommunikation vermeiden, wenn überhaupt<br />

wird der Begriff „Senioren“ akzeptiert; besser:<br />

Themen in den Vordergrund stellen.<br />

Themenfokus im Marketing: Gesundheit (Aktiv,<br />

Wellness, Prävention) und Genuss (Wein, Kulinarik)<br />

Produktschiene Kur und Vital stärker über „Ich-<br />

Zeit“ in den Markt bringen, bei Gesundheitsangeboten<br />

eng mit Krankenkassen kooperieren.<br />

Produktlinien „Premium“ und „Budget“ entwerfen.<br />

− Netzwerk mit „Selected Partners“ für die<br />

Kernthemen aufbauen.<br />

− Bausteinprinzip: Kombinationen zwischen den<br />

Produktlinien möglich = hybrides Konsumverhalten<br />

(z. B. Budgetunterkunft mit hochwertigen<br />

Freizeitaktivitäten)<br />

Bildsprache auf Landes- und Regionsebene vielfältiger<br />

gestalten (Wachstumszielgruppe Nummer<br />

eins: 60plus/70plus).<br />

Angeboten für ältere Reisende ohne Mobilitätseinschränkung<br />

die gleiche Bedeutung einräumen<br />

wie barrierefreien Angeboten.<br />

Konkurrenzbeobachtung im In- und Ausland<br />

verstärken.<br />

Tourismuspreis „Demografischer Wandel“ für<br />

Betriebe und Orte mit besonders vorbildlichen<br />

und innovativen Lösungsansätzen initiieren<br />

(z. B. Marketing, Produkte, Vertrieb) und öffentlichkeitswirksam<br />

kommunizieren.<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

PRaxiSbeiSPiel: maRketing füR<br />

SenioRen im auSlanD<br />

Niederlande: Senioren<br />

wurden als Zielgruppe der<br />

Zukunft im Rahmen der „Vernieuwde Toeristische<br />

Agenda“ identifiziert, Potenziale sollen insbesondere<br />

im Ausland aktiviert werden, Marktforschung<br />

zu Vorlieben und Interessen wurden<br />

in Auftrag gegeben; Kooperation zwischen<br />

Tourismuspolitik und Leistungsträgern zur<br />

Angebotsoptimierung wurde initiiert. Spanien,<br />

Italien, Frankreich: Marketing ausschließlich über<br />

Themen und Aktivitäten, Ansprache spezieller<br />

Zielgruppen vornehmlich über die Bildsprache,<br />

Zielgruppenfokus liegt noch auf 50plus.<br />

Informationen unter: www.niederlande.de,<br />

www.uni-muenster.de, www.spain.info,<br />

www.franceguide.com, www.visit-italy.travel<br />

PRaxiSbeiSPiel: RaDWanDeRlanD<br />

RheinlanD-<strong>Pfalz</strong><br />

Derzeit baut <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong> sein Radwegenetz aus und entspricht damit<br />

dem generationsübergreifenden Trend zum<br />

Natur- und Aktivtourismus. Die Website www.<br />

radwanderland.de dient als umfassende Informationsplattform<br />

rund um das Thema Radwandern<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> und spricht alle Altersstufen<br />

an. Der interessierte Radwanderer trifft auf eine<br />

breite Auswahl an unterschiedlichen themenbasierten<br />

Routen und kann sich online seine individuelle<br />

Tour zusammenstellen. Den spezifischen<br />

Bedürfnissen der unterschiedlichen Radwandertypen<br />

wird z. B. durch detaillierte Beschreibung<br />

der Streckenbefahrbarkeit und der Möglichkeit<br />

des Gepäcktransfers sowie des Rücktransports<br />

zum Flughafen bzw. Bahnhof Rechnung getragen.<br />

Informationen unter: www.radwanderland.de<br />

97 Im Rahmen der Dokumentationen der ZIRP erscheint eine dreibändige<br />

Dokumentationsreihe zum demografischen Wandel zu den Themen<br />

„Land und Kommunen“, „Neue Potenziale für Wirtschaft und<br />

Beschäftigung“ und „Soziale Herausforderungen einer älter<br />

werdenden Gesellschaft“.<br />

98 Weitere Hinweise zu Konsumententypen, generationengerechten<br />

Dienstleistungen, dem Marketing 50plus etc. finden sich in den<br />

Faktenblättern der Strategiemappe „Zukunftsmarkt 50plus“ des<br />

BMWi sowie des BMFSJ.


160<br />

tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

PRaxiSbeiSPiel: eifel füR SenioRen<br />

In unterschiedlichen Themensegmenten<br />

widmet sich die privat<br />

geführte Website www.eifel.de<br />

den verschiedenen Besucher- und Interessengruppen,<br />

auch der Zielgruppe Senioren. Die Seite<br />

ist nach Verlinkungen zu Angeboten bezüglich<br />

Unterkünfte, Sehenswürdigkeiten, Freizeit,<br />

Veranstaltungen und Pauschalen gegliedert<br />

und berücksichtigt dabei die Bedürfnisse und<br />

Interessen der älteren Generation. Sowohl eingeschränkte<br />

als auch nicht eingeschränkte Senioren<br />

finden hier ein umfassendes Portal für die<br />

Organisation ihres Urlaubs. Über eine Verlinkung<br />

gelangt man zudem zu explizit barrierefreien<br />

Angeboten in der Region.<br />

Informationen unter: www.eifel.de,<br />

www.eifel-barrierefrei.de<br />

top 5: gästenachwuchs braucht das land:<br />

„<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>: neue Seiten entdecken“<br />

*** Priorität: hoch *** Status: neu, initiieren,<br />

fortsetzen *** Ebene: betrieblich, regional, landesweit<br />

*** Akteure: <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-Tourismus<br />

GmbH, Regionen, Betriebe ***<br />

Deutschland-Tourismus liegt im Trend, doch gerade<br />

Mittelgebirgsdestinationen stehen vor dem Dilemma<br />

einer zunehmenden (Über-)Alterung ihrer Gäste<br />

und sind in den vergangenen Jahren zunehmend aus<br />

dem Blickfeld jüngerer Generationen verschwunden.<br />

Unter der Strategie „Gästenachwuchs sichern“ sollten<br />

die Wachstumszielgruppen der Zukunft (Erwachsene<br />

ab 30 Jahren und Familien) bereits heute für das<br />

Reiseland <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> begeistert werden. Die<br />

Altersstruktur der Gäste, das rückläufige Potenzial des<br />

„Gästenachwuchses“ sowie die Entwicklung des Reiseverhaltens<br />

bilden dabei den Bezugsrahmen.<br />

Einzelmaßnahmen:<br />

Bundesweite Imagekampagne „<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>:<br />

Neue Seiten entdecken“ lancieren (z. B. Kommunikationsstrang<br />

junge Erwachsene und Familien)<br />

und mit buchbaren Angeboten kombinieren.<br />

Maßgeschneiderte Kurzreisepauschalen für Familien<br />

(weiter-)entwickeln.<br />

Fokus Familien: Aktiv (Wandern, Rad), Natur,<br />

Erholung<br />

Familienangebote im Budgetsegment stärker<br />

ausbauen.<br />

Erlebnisorientierte Bausteinangebote für junge<br />

Erwachsene<br />

Fokus junge Erwachsene: Aktiv (Wandern, Rad),<br />

Genuss (Wein, Kulinarik), Wellness<br />

Touristische Akteure in Regionen, Orten und<br />

Betrieben sensibilisieren und für die Strategie<br />

gewinnen (kurzfristig mehr Aufwand, mittelfristig<br />

mehr Erfolg).<br />

PRaxiSbeiSPiel: RenaiSSance DeS<br />

RieSling – mit neuen iDeen Junge<br />

geneRationen geWinnen<br />

Um auch die junge<br />

Generation für das<br />

Weinland <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong> zu begeistern, sind<br />

dem Ideenreichtum der Anbieter keine Grenzen<br />

gesetzt. Mit Kreativität und Methodenreichtum<br />

hat eine neue Generation von Weinprofis den<br />

Klassiker Riesling modernisiert und wieder an<br />

die Spitze gebracht. Es wurden ausgereifte Weingewinnungsmethoden<br />

und die Kreativität der<br />

Jungwinzer eingesetzt, um ältere Konsumenten<br />

zum Riesling zurück- und junge an ihn heranzuführen.<br />

Als Erfolgsrezept kann die Verknüpfung<br />

von sorgfältiger und traditionsbewusster Produktion<br />

mit Spaß und modernem Auftritt gelten.<br />

Junge Konsumenten werden über Kommunikationsmedien<br />

wie Facebook und Twitter, aber auch<br />

durch Events wie AfterWork-Partys auf Weingütern<br />

angesprochen.<br />

Informationen unter: www.generation-riesling.de


161<br />

PRaxiSbeiSPiel:<br />

familienuRlaub SPezial<br />

Das Familotel Allgäuer<br />

Berghof hat sich auf Familienferien<br />

spezialisiert.<br />

Zimmerzuschnitte, Ausstattung, Verpflegung und<br />

Freizeitaktivitäten halten spezielle Angebote für<br />

Babys (z. B. Gläschen-Bar, Kinderwagenservice)<br />

und Teens (z. B. Bar-Keeper-Kurs, DVD-Kino) bereit.<br />

Gesonderte Pakete für den „Urlaub mit Oma<br />

und Opa“ greifen den demografischen Wandel<br />

auf. Eine umfangreiche Kinder- und Babybetreuung<br />

rundet das Angebot ab, so dass für Eltern<br />

oder Großeltern genügend Zeit zur Erholung<br />

bleibt. Auch die Themen Natur/Wald und regionale<br />

Authentizität rücken bei Familienurlauben<br />

wieder stärker in den Mittelpunkt. Besonders für<br />

kleinere Betriebe bieten sich über individuelle<br />

Angebote gute Profilierungschancen.<br />

Informationen unter: www.familotel.com,<br />

www.kenners-landlust.de<br />

top 6: auslandsmarketing: benelux und<br />

frankreich – 60plus im blick<br />

*** Priorität: mittel *** Status: neu, fortsetzen ***<br />

Ebene: regional, landesweit *** Akteure: <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-Tourismus<br />

GmbH, Regionen ***<br />

Die ausländischen Quellmärkte bergen noch große<br />

Potenziale für den Deutschland-Tourismus. In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

hat der Incoming-Tourismus bereits heute<br />

überdurchschnittlich große Bedeutung. Lage und<br />

Themenspektrum bieten weiterhin gute Rahmenbedingungen.<br />

Insgesamt ist aufgrund von Alters- und<br />

Volumenentwicklung in den wichtigsten Quellmärkten<br />

von positiven Auswirkungen des demografischen Wandels<br />

auszugehen. Eine deutliche Verschiebung hin zu<br />

älteren Zielgruppen ist auch bei den Gästen aus dem<br />

Ausland festzustellen.<br />

Einzelmaßnahmen für die Top-6 der Auslandsquellmärkte:<br />

Belgien und Niederlande:<br />

− Entwicklung und Vermarktung konkreter<br />

Produkte aus den Kernthemen<br />

(Aktiv, Mittelgebirge,Wald)<br />

− Fokus 60plus, aber auch Familien<br />

− Chance: spontane Kurztrips (Ausweitung von<br />

Pauschal-/Bausteinangeboten)<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Großbritannien und USA:<br />

− Konzentration auf Imagewerbung bei Älteren<br />

und Bekanntheitssteigerung bei potenzielle<br />

Gästen mittleren Alters<br />

− Konkrete Produkte mit Fokus auf Kultur und<br />

Wein<br />

− Marketingkooperationen bevorzugen<br />

(z. B. national).<br />

Frankreich:<br />

− Fokus auf konkrete Angebote 60plus mit den<br />

Themen Kultur, Wein, Gesundheit<br />

− Konzentration auf Kurztrips aus den<br />

grenznahen nordöstlichen Regionen<br />

Dänemark:<br />

− Imageschärfung mit den Themen Wein/Kultur<br />

und Aktiv/Mittelgebirge<br />

− Ansprache Erwachsener mittleren Alters und<br />

von Familien<br />

Aktivitäten im Sinne einer grenzübergreifenden<br />

touristischen Großregion <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-Saarland-Luxemburg-Ostbelgien-Lothringen<br />

forcieren<br />

(Potenziale für die touristische Nachfrage und den<br />

Arbeitsmarkt)<br />

Konkurrenzbeobachtung im In- und Ausland<br />

verstärken.<br />

7.4 handlungsfeld arbeitsmarkt 99<br />

Die touristischen Produkte grenzen sich zunehmend<br />

durch Service und Qualität bei der Gästebetreuung<br />

voneinander ab. Der „weiche“ Faktor Personal trägt<br />

somit maßgeblich zur nationalen und internationalen<br />

Wettbewerbsfähigkeit der Destination <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong> bei.<br />

99 Weitere Praxisbeispiele finden sich in den Veröffentlichungen der ZIRP<br />

sowie im Sparkassen-Tourismusbarometer Ostdeutschland 2008.


162<br />

tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

top 3: zukunftschance beschäftigung im<br />

alter<br />

*** Priorität: sehr hoch *** Status: neu, fortsetzen,<br />

vernetzen *** Ebene: betrieblich, lokal, regional,<br />

landesweit *** Akteure: Industrie- und Handelskammern,<br />

DEHOGA, Betriebe, ZIRP, Arbeitsagentur,<br />

Bildungsträger ***<br />

Der demografische Wandel ist einer der Hauptgründe<br />

für den sich abzeichnenden Fachkräftemangel<br />

im Tourismus und speziell im Gastgewerbe. In einer<br />

älter werdenden Bevölkerung müssen die älteren<br />

Erwerbsfähigen stärker in den touristischen Arbeitsmarkt<br />

integriert werden. Auch die ZIRP gibt hierzu<br />

eine Reihe von Empfehlungen. Das Umdenken in der<br />

Personalpolitik hilft, dem Fachkräftemangel vorzubeugen,<br />

und erhöht die Mitarbeiterbindung. Außerdem<br />

wird die Servicequalität gesteigert, eine der<br />

zentralen Herausforderungen aus der Entwicklung der<br />

touristischen Nachfrage. Die Altersentwicklung der<br />

Erwerbstätigen/-fähigen und das sinkende Fachkräftepotenzial<br />

bilden dabei den Bezugsrahmen.<br />

Einzelmaßnahmen:<br />

Erweiterung der rein jugendzentrierten Personalpolitik<br />

zu einer umfassenden touristischen<br />

Arbeitsmarktpolitik (z. B. Job-Tandems)<br />

Pilotprojekt „Alt und Jung im Betrieb“ in Anlehnung<br />

an die ZIRP initiieren, Fokus im ersten<br />

Schritt: Westpfalz, Eifel, Naheland (z. B. Integrationsförderung).<br />

Ältere Mitarbeiter länger fit halten (z. B. lebenslanges<br />

Lernen, mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur,<br />

Präventionsprogramme).<br />

Innerbetriebliche Personalpolitik an Bedürfnisse<br />

und Möglichkeiten älterer Arbeitnehmer anpassen<br />

(z. B. Job-Rotation).<br />

Programme für ältere Quereinsteiger auflegen<br />

und fördern (z. B. halbjähriger „Crashkurs“:<br />

Kooperation von IHK, Arbeitsagentur, Deutsche<br />

Angestellten-Akademie).<br />

Arbeitsbedingungen verbessern (z. B. Entlohnung,<br />

flexible Arbeitszeitmodelle, Zusatzqualifikationen,<br />

betriebliche Kinderbetreuung).<br />

Berufsbegleitende Aus- und Weiterbildung im<br />

Tourismus ausbauen – von geringfügig entlohnten<br />

Beschäftigten bis zum Unternehmer.<br />

Für betriebliche Selbstanalysen zur Demografiefestigkeit<br />

werben.<br />

PRaxiSbeiSPiel: metRo gRouP –<br />

föRDeRung von Jung unD alt<br />

Der international<br />

tätige Handelskonzern<br />

begegnet dem demografischen Wandel mit<br />

einer konsequent altersausgewogenen Personalstruktur.<br />

Der Konzern setzt durch Förderung des<br />

lebenslangen Lernens und Engagement in der<br />

betrieblichen Gesundheitspolitik an der Gesunderhaltung<br />

älterer Mitarbeiter an und versucht<br />

zukünftige Nachwuchsengpässe durch überdurchschnittlich<br />

starke Ausbildung vorausschauend<br />

aufzufangen. Konzepte und Einrichtungen<br />

wie Vertrauensarbeitszeit, flexible Pausen- und<br />

Urlaubszeitregelungen sowie betriebsinterne<br />

Kindergärten sorgen für ein familienfreundliches<br />

Arbeitsklima. Knapp 30 Prozent der inländischen<br />

Belegschaft gehören der Generation 50plus an.<br />

Weitere Informationen unter: www.metrogroup.de<br />

PRaxiSbeiSPiel: Royal Plaza on<br />

ScottS – inteRnational innovative<br />

emPloyeR aWaRD 2009<br />

Fortschrittliche Systeme und<br />

Weitblick in der Personalpolitik:<br />

Das 5-Sterne-Business-Hotel in<br />

Singapur setzt ganz bewusst auf<br />

eine alters-übergreifende Belegschaft. Konkrete<br />

Maßnahmen umfassen interne Beratungs- und<br />

Umschulungsangebote zur Erhaltung von Mitarbeitern<br />

fortgeschrittenen Alters bei gleicher<br />

Vergütung, aber auch die gezielte Rekrutierung<br />

von Bewerbern nach längerer Inaktivität.<br />

Flexible und kürzere Arbeitszeiten kommen den<br />

Bedürfnissen Älterer sowie Frauen mit Familie<br />

entgegen. Die Chancen der vielseitigen Personalstruktur<br />

werden durch sogenannte Buddy Systems<br />

ausgeschöpft, in denen Alt und Jung von<br />

wechselseitigem Wissenstransfer profitieren.<br />

Leitende Angestellte werden im Management einer<br />

generationsübergreifenden Personalstruktur<br />

geschult. Individuelle Entwicklungspläne sowie<br />

gesundheits- und lifestylebezogene Angebote<br />

unterstützen die langfristige Bindung aller<br />

Mitarbeiter.<br />

Weitere Informationen unter: www.aarp.org


163<br />

PRaxiSbeiSPiel: PeRSPektive 50PluS –<br />

beSchäftigungSPakte füR älteRe in<br />

Den Regionen<br />

Das vom Bundesministerium<br />

für Arbeit und Soziales<br />

ins Leben gerufene Programm<br />

Perspektive 50plus unterstützt Unternehmen<br />

bei der Personalauswahl und -qualifizierung<br />

und bietet Arbeitsuchenden ein individuelles<br />

Coaching für den konkreten Arbeitsplatz. Eingliederungs-<br />

und Lohnkostenzuschüsse mindern<br />

das anfängliche Risiko für die Unternehmen.<br />

In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> konnten 2009 bereits 2.100<br />

ältere Arbeitsuchende erfolgreich integriert<br />

werden. Beispiel: Die in der Gastronomie agierende<br />

Zadra-Gruppe hat zwei ältere Mitarbeiter<br />

gewonnen und profitiert laut eigenen Angaben<br />

von deren Berufs- und Lebenserfahrung. Weitere<br />

Informationen unter: www.perspektive50plus.de<br />

PRaxiSbeiSPiel: QueReinStieg in Die<br />

touRiSmuSbRanche alS WeineRlebniSbegleiteR<br />

Maßnahmen zur altersübergreifenden<br />

(Re-)Integration in<br />

den Arbeitsmarkt sind sinnvoll<br />

und notwendig. Die steigende<br />

Nachfrage nach Erlebnistouren und das gleichzeitige<br />

Interesse vieler Gäste am Wein eröffnet<br />

die Möglichkeit neuer Geschäftsfelder im<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-Tourismus. Zusammen mit dem<br />

Mosel-Saar-Ruwer Wein e. V. bietet die IHK Trier<br />

Winzern, Gästeführern und Quereinsteigern<br />

eine Weiterbildung zum WeinErlebnisBegleiter<br />

an. Im Vorfeld des Kurses legen die Teilnehmer<br />

einen schriftlichen und praktischen Test zur<br />

Überprüfung bereits vorhandener Kenntnisse<br />

ab, bevor eine intensive Schulung in Bereichen<br />

wie Touristik, Weinbau, Weinkultur und Aufbau<br />

einer Gästeführung erfolgt. Auch Rhetorik und<br />

Präsentationstechniken sind Teil der Ausbildung.<br />

Der Kurs wird mit dem WeinErlebnisBegleiter-<br />

Zertifikat abgeschlossen.<br />

Informationen unter: www.weinerlebnisbegleiter.de<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

PRaxiSbeiSPiel: fit füR Die zukunft?<br />

– infoRmationen im netz zum<br />

umgang mit Dem DemogRafiSchen<br />

WanDel<br />

Eine Reihe von Onlinetools, Plattformen und<br />

Beratungsstellen unterstützt Unternehmen bei<br />

Themen rund um den demografischen Wandel.<br />

Der Demograf: Die Internetanwendung des<br />

Bundesministeriums<br />

für Arbeit und Soziales<br />

umfasst neben Statistiken und Prognosen zur<br />

Bevölkerungsentwicklung ein Onlinetool zur<br />

Überprüfung der betriebseigenen Demografiefestigkeit.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.der-demograf.de<br />

Ähnliche Angebote unter:<br />

www.osnabrueck.ihk24.de, www.za-rlp.de<br />

ZeitZeichen – Informationsstelle<br />

Innovative Arbeitszeitmodelle:<br />

Anlaufstelle für<br />

Unternehmen, Berufstätige und Organisationen<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> zu Fragen einer chancen- und<br />

familiengerechten Arbeitszeitgestaltung. Weitere<br />

Informationen unter: www.zeitzeichen-rlp.de<br />

top 4: berufsperspektiven für junge<br />

nachwuchskräfte<br />

*** Priorität: hoch *** Status: neu, fortsetzen, vernetzen<br />

*** Ebene: betrieblich, lokal, regional,<br />

landesweit *** Akteure: Industrie- und Handelskammern,<br />

DEHOGA, Betriebe, ZIRP, Arbeitsagentur,<br />

Bildungsträger ***<br />

Die nachhaltige Bindung leistungsfähiger und qualifizierter<br />

Fachkräfte wird zu einem entscheidenden<br />

Erfolgsfaktor. Dabei intensiviert sich der Wettbewerb<br />

um Nachwuchskräfte bei rückläufigen Zahlen der<br />

Schulabgänger – sowohl branchenintern als auch<br />

branchenübergreifend. Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung<br />

des touristischen Arbeitsmarktes sollten<br />

bereits in der Schule erfolgen und müssen sich in der<br />

Ausbildung fortsetzen. Bislang gibt es, wie bei der<br />

Maßnahme Zukunftschance Beschäftigung im Alter,<br />

keine gemeinsamen strategischen Initiativen zur Qualitätsverbesserung.<br />

Einzelmaßnahmen verschiedener<br />

Akteure überwiegen. Auch hier sollte das Netzwerk<br />

Tourismus und demografischer Wandel die Aktivitäten<br />

harmonisieren. Das sinkende Fachkräftepotenzial und<br />

ein sinkendes Qualifikationsniveau potenzieller Nachwuchskräfte<br />

bilden dabei den Bezugsrahmen.


164<br />

tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

Einzelmaßnahmen:<br />

Initiierung Schulprojekt „Pro Tourismus“, Imagewerbung<br />

und Lobbyarbeit für den Tourismussektor<br />

als Berufsfeld (z. B. Tag des offenen Hotels,<br />

Schülerpraktika)<br />

Schaffung neuer Rahmenbedingungen für die<br />

Ausbildung: Unternehmenskooperation (z. B.<br />

Azubi-Austausch) und Nachwuchskräftebindung<br />

(z. B. Zusammenarbeit mit Bildungsträgern, berufsbezogene<br />

Unternehmungen, Azubi-Meetings<br />

zur Förderung unternehmerischen Denkens)<br />

Arbeitsbedingungen verbessern (z. B. Entlohnung,<br />

Arbeitszeiten, Zusatzqualifikationen).<br />

Personalentwicklungs- und Orientierungsseminare<br />

anbieten (Potenziale, Einsatzbereiche,<br />

Entwicklungsmöglichkeiten).<br />

Förderkreise mit Führungskräften und jungen<br />

Mitarbeitern, die ihre Leistungsfähigkeit und -bereitschaft<br />

unter Beweis gestellt haben, einrichten<br />

(z. B. Kompetenzen stärken, Förderung von<br />

Aufstiegsqualifizierung).<br />

PRaxiSbeiSPiel: touRiSmuS unD<br />

Schule – nachWuchSföRDeRung füR<br />

Den touRiSmuS in obeRbayeRn<br />

Um die große Bedeutung des<br />

Reiseverkehrs in den Tourismusregionen<br />

zu verdeutlichen und den dringend<br />

benötigten Nachwuchs zu sichern, muss die<br />

Bevölkerung vor Ort für seine Belange sensibilisiert<br />

werden. Dazu wurde unter der Leitung<br />

des Tourismusverbands München-Oberbayern<br />

im Rahmen der Innenmarketingkampagne „Pro<br />

Tourismus – Wir sind Tourismus“ ein Schulmodellprojekt<br />

ins Leben gerufen, das verdeutlichen<br />

soll, dass jeder Einwohner einen Bestandteil der<br />

touristischen Wertschöpfungskette darstellt.<br />

In dem Projekt „Tourismuskoffer<br />

Rügen“ werden Lehrer auf den<br />

regional bezogenen Unterricht<br />

vorbereitet und mit Arbeitsmaterialien versorgt,<br />

um den Kindern anschaulich und praxisbezogen<br />

die Identifikation mit dem Tourismus und der<br />

eigenen Region zu vermitteln. Als langfristiges<br />

Ziel gilt hier besonders, den Rückgang des<br />

Interesses am Arbeitgeber Tourismus zu stoppen<br />

und die nötige Unterstützung der Bevölkerung<br />

wiederherzustellen. Weitere Informationen unter:<br />

www.wir-sind-tourismus.de, www.ruegen.org<br />

PRaxiSbeiSPiel: Ringhotel kRone –<br />

nachWuchSföRDeRung unD<br />

-binDung<br />

Nachwuchs sichern und Qualität<br />

steigern. Unter diesem Ansatz hat<br />

das Ringhotel Krone in Schnetzenhausen<br />

mehrere Maßnahmen<br />

rund um die Auszubildenden ergriffen. Seit<br />

zehn Jahren veranstaltet das Haus einen Azubi-<br />

Tag, an dem diese die Regie über Restaurant<br />

und Hotel übernehmen. Seit mehr als zwanzig<br />

Jahren arbeitet das Hotel mit der Berufsakademie<br />

Ravensburg zusammen, um ambitionierten<br />

Nachwuchskräften bessere Zukunftsperspektiven<br />

zu bieten. Ein Azubi-Weinprojekt besteht seit<br />

2008 und ist ein weiterer innovativer Schritt zur<br />

Qualitätssteigerung und Mitarbeiterbindung: Die<br />

Auszubildenden begleiten einen Wein von der<br />

Traube bis zur Abfüllung, arbeiten am Weinberg<br />

mit und blicken dem Kellermeister über die<br />

Schulter. Das Fachwissen über Kelter, Gärung und<br />

Lagerung sowie die sensorischen Fähigkeiten<br />

der Azubis werden geschult und das fertige<br />

Produkt unter eigenem Namen in die Weinkarte<br />

aufgenommen. Weitere Informationen unter:<br />

www.ringhotel-krone.de<br />

top 8: unternehmensnachfolge:<br />

zukunft sichern und Dynamik erhalten<br />

*** Priorität: mittel *** Status: fortsetzen *** Ebene:<br />

betrieblich, regional, landesweit *** Akteure:<br />

Landesregierung, Industrie- und Handelskammern,<br />

DEHOGA, Sparkassen, Betriebe ***<br />

Der Großteil der gastgewerblichen Betriebe in<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> steht vor der Herausforderung<br />

Unternehmensnachfolge. Das Handlungsbündel bei<br />

diesem Thema ist keineswegs ein neues Phänomen.<br />

Gleichwohl hat es nicht an Brisanz verloren, da die Herausforderungen<br />

aufgrund der Altersentwicklung der<br />

Unternehmer und der steigenden Qualitätsansprüche<br />

der Gäste im Zuge des demografischen Wandels verschärft<br />

werden. Zwischen der Unternehmensnachfolge<br />

und dem Investitionsstau im Gastgewerbe besteht<br />

weiterhin ein starker Zusammenhang. Unternehmer,<br />

Verbände, Banken und Politik sind gemeinsam gefordert.<br />

Im Prozess der Unternehmensnachfolge ergeben<br />

sich drei Handlungsbereiche: Sensibilisierung der<br />

Unternehmer – „direkt ansprechen und mitnehmen“,


165<br />

Informationspolitik professionalisieren – „bündeln und<br />

vernetzen“, persönliche Beratung – „informieren und<br />

begleiten“.<br />

Einzelmaßnahmen:<br />

Strategie und Maßnahmenpakete von Land und<br />

Verbänden abstimmen.<br />

Tourismusspezifische Veranstaltungen und Workshops<br />

anbieten und durchführen.<br />

Nachfolgespezifische Informationen und Beratungsdienstleistungen<br />

der verschiedenen<br />

Akteure und Plattformen bündeln.<br />

Nachfolgespezifische Förderung fortsetzen.<br />

Kooperation der Kammern und Kreditinstitute<br />

mit Personen der freien Berufe ausbauen (z. B.<br />

Rechtsanwälte).<br />

Externe Experten (z. B. Steuerberater) für die Besonderheiten<br />

des Gastgewerbes sensibilisieren.<br />

Ansätze zur persönlichen Betreuung von der<br />

Vorbereitungs- über die Durchführungs- bis hin<br />

zur Nachbereitungsphase stärken und Standards<br />

festlegen (z. B. Moderatorenkonzepte).<br />

PRaxiSbeiSPiel:<br />

moDeRatoRenkonzePt<br />

Im Oktober 2003 fiel<br />

der Startschuss für das<br />

von der EU und dem Land Baden-Württemberg<br />

geförderte Pilotprojekt zur Sicherung der Unternehmensnachfolge.<br />

Mittelpunkt des von der IHK<br />

Heilbronn-Franken entwickelten Moderatorenkonzepts<br />

ist eine fachlich qualifizierte Person, die<br />

als Ansprechpartner und Moderator in allen Phasen<br />

der Betriebsübergabe zur Verfügung steht.<br />

Im Zuge der Weiterentwicklung wurde 2008 ein<br />

Nachfolgemoderator beim Hotel- und Gaststättenverband<br />

Baden-Württemberg angestellt, um<br />

die Beratungsleistungen noch gezielter auf das<br />

Gastgewerbe auszurichten. Mittlerweile ist das<br />

Modell im ganzen Bundesgebiet im Einsatz.<br />

Weitere Informationen unter: www.heilbronn.ihk.de<br />

PRaxiSbeiSPiel:<br />

lzo nachfolgekonzePt<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Eine Nachfolgegestaltung<br />

benötigt kompetente Partner<br />

für die Lösung aller wesentlichen<br />

Aspekte aus einer Hand. Hierzu setzt<br />

die Landessparkasse zu Oldenburg seit 2006<br />

ihr Nachfolgekonzept ein. In Zusammenarbeit<br />

mit einer Anwaltskanzlei und einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

entstand ein Konzept<br />

mit drei Säulen: Recht, Steuer, Finanzierung.<br />

Von Beginn an werden gemeinsame Gespräche<br />

zwischen Sparkasse, Unternehmer und Beratern<br />

geführt. Die Beratungsleistungen reichen dabei<br />

von der Berücksichtigung persönlicher Ziele<br />

und Wünsche über die Aufdeckung rechtlicher<br />

Problemfelder bis hin zur Unterstützung bei<br />

der Nachfolgersuche und der Entwicklung eines<br />

Übergabemodells sowie eines Nachfolgefahrplans.<br />

Die Erfahrungen haben gezeigt, dass die<br />

konkreten Handlungsempfehlungen, unterlegt<br />

mit einem Zeitplan, von den Unternehmern positiv<br />

aufgenommen werden.<br />

Weitere Informationen unter: www.lzo.com<br />

PRaxiSbeiSPiel: bilDungSScheckS<br />

füR exiStenzgRünDeR<br />

In Mecklenburg-Vorpommern bekommen<br />

Existenzgründer Beratungshilfe, wenn sie<br />

sogenannte Bildungsschecks einlösen. In<br />

Qualifizierungskursen, die auf Existenzgründer<br />

zugeschnitten sind, können Defizite in bestimmten<br />

Bereichen (z. B. Gründungsplanung,<br />

Markterschließung, Rechnungswesen) beseitigt<br />

werden. Bewilligungsbehörden und Ausgabestellen<br />

sind die Industrie- und Handelskammern,<br />

wo zunächst in einem persönlichen Gespräch der<br />

Beratungsbedarf ermittelt wird. Voraussetzung<br />

für die Ausgabe eines Bildungsschecks ist die<br />

Vorlage eines Unternehmenskonzepts. Gefördert<br />

wird die Teilnahme an Qualifizierungskursen<br />

zu 80 Prozent. Die Fördermittel stammen aus<br />

dem Europäischen Sozialfonds.<br />

Weitere Informationen unter: www.gruender-mv.de


166<br />

tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

7.5 handlungsfeld angebot/infrastruktur<br />

top 2: investitionsoffensive „Qualität+“<br />

*** Priorität: sehr hoch *** Status: neu, stärken<br />

*** Ebene: betrieblich, lokal, regional, landesweit<br />

*** Akteure: Landesregierung, Industrie- und Handelskammern,<br />

DEHOGA, Sparkassen, Betriebe***<br />

Die Investitionszyklen im touristischen Wettbewerb<br />

werden immer kürzer. Ohne massive Investitionen in<br />

Modernisierung und Ausbau der touristischen Infrastruktur<br />

wird es <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> schwerfallen, in den<br />

Wachstumssegmenten Marktanteile zu gewinnen. Eine<br />

kontinuierliche Anpassung an aktuelle Trends und Standards<br />

muss das Ziel sein. Die steigenden Ansprüche der<br />

Gäste an Qualität und Service durch Veränderungen im<br />

Reiseverhalten und der Reiseerfahrung bilden dabei<br />

den Bezugsrahmen zum demografischen Wandel.<br />

Einzelmaßnahmen:<br />

Investitionsoffensive einleiten (z. B. Partner festlegen,<br />

Kommunikationsstrategie prüfen).<br />

Bestehende Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten<br />

transparenter darstellen und den Unternehmern<br />

zugänglich machen.<br />

Förder- und Finanzierungsinstrumente für zukunftsorientierte<br />

Betriebe auflegen bzw. Beitrag<br />

zum Umgang mit dem demografischen Wandel in<br />

die Bewilligungen integrieren.<br />

Investitionen in barrierefreie Angebote stärken<br />

und über die Vermarktungsschienen Qualität und<br />

Komfort aktiver vermarkten.<br />

Teilnahme an Qualitätsinitiativen steigern (z. B.<br />

Informationskampagne „Zukunft durch Qualität“<br />

lancieren, persönliche Unterstützung/Fragentelefon).<br />

Erhalt und touristische Inwertsetzung der<br />

Weinkulturlandschaft (z. B. Schaffung weiterer<br />

und Ausbau bestehender Erlebnisangebote für<br />

Touristen)<br />

Möglichkeiten zur Integration gesundheitstouristischer<br />

„In-House-Angebote“ prüfen (z. B.<br />

Präventionsangebote, Ärztekooperationen).<br />

Tourismuspreis „Demografischer Wandel“ für Betriebe<br />

und Orte mit besonders vorbildlichen und<br />

innovativen Lösungsansätzen initiieren.<br />

PRaxiSbeiSPiel: inveStitionSoffen-<br />

Sive touRiSmuS SchleSWig-holStein<br />

Die Investitionsoffensive<br />

Tourismus Schleswig-<br />

Holstein wurde 2005 vom<br />

dortigen Tourismusverband, dem DEHOGA,<br />

der Landesregierung sowie den Industrie- und<br />

Handelskammern ins Leben gerufen. Ausgangspunkt<br />

war die Optimierung der Rahmenbedingungen<br />

für die dringend notwendigen Neu- und<br />

Ersatzinvestitionen des Landes. Diese konnten<br />

in der Vergangenheit oftmals nicht aus eigener<br />

Kraft finanziert werden. Daher war die Entwicklung<br />

von Finanzierungshilfen eine wichtige Säule<br />

der Investitionsoffensive. Sie basiert auf einem<br />

dreistufigen Zukunftskonzept: 1. breit angelegte<br />

Ist-Analyse, die sich auf öffentliche und<br />

private touristische Bereiche sowie auf Freizeiteinrichtungen<br />

erstreckt 2. Koordinierung und<br />

Umsetzung der Ergebnisse aus der Ist-Analyse<br />

3. Entwicklung konkreter mittel- bis langfristiger<br />

Maßnahmen wie die Bereitstellung von<br />

Finanzierungshilfen für die Tourismuswirtschaft,<br />

die Erstellung von Vermieterbroschüren oder<br />

beschleunigte Genehmigungsverfahren.<br />

Informationen unter: www.tvsh.de<br />

PRaxiSbeiSPiel: tRaDition unD<br />

moDeRne veRbinDen DuRch Wein<br />

In Elciego/Spanien, im Herzen des<br />

Weinbaugebiets Rioja, entstand<br />

ein Hotel, das allein durch seine<br />

Architektur für Aufsehen sorgt. Eine<br />

wellenförmige Fassade dominiert das Gebäude<br />

und wirkt wie aus einer Fantasiewelt. Dabei<br />

verbindet es Tradition mit Moderne. Zentrum der<br />

Freizeiteinrichtungen des Hotels ist das Caudalíe<br />

Vinothérapie ® Spa. So werden in 14 Behandlungsräumen<br />

u. a. die verschiedensten „Weintherapie“-<br />

Massagen und -Behandlungen angeboten.<br />

Alle Produkte werden aus Traubenextrakt<br />

und Wasser aus der Region hergestellt.<br />

Informationen unter: www.starwoodhotels.com<br />

100 vgl. ZIRP <strong>2010</strong>


167<br />

PRaxiSbeiSPiel: QueRDenken –<br />

beQuemeS einkaufen füR alle<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

(z. B. Rufbussysteme über PPPModelle, Shuttlebusse<br />

durch Unternehmerkooperationen, ehrenamtliche<br />

Fahrdienste).<br />

Damit auch im fortgeschritte-<br />

Bestehende Angebote der allgemeinen Infranen<br />

Alter eine eigenständige<br />

struktur auf Möglichkeiten der stärkeren tou-<br />

Lebensführung erhalten bleibt,<br />

ristischen Nutzung hin prüfen (z. B. Fahr- und<br />

müssen Maßnahmen in den<br />

verschiedensten Bereichen geschaffen wer-<br />

Öffnungszeiten).<br />

den. Basierend auf einer Zielvereinbarung mit<br />

Kommunen zukunftsfähig machen und auf Demo-<br />

Organisationen und Selbsthilfegruppen, widmet<br />

grafiefestigkeit prüfen (z. B. Demografie- Check<br />

sich die Globus Handelshof GmbH (Betriebsstätte<br />

Gensingen) der Bedürfnisbefriedigung aller<br />

für Kommunen).<br />

Kunden beim täglichen Einkauf. Die Maßnahmen<br />

umfassen z. B. die Einrichtung von Ruhezonen,<br />

gut lesbare Beschriftungen bzw. Blindenschrift,<br />

Bereitstellung rollstuhlgerechter Einkaufswagen,<br />

aber auch Service-Angebote wie die Vermittlung<br />

von Einkaufsmitfahrgelegenheiten oder<br />

Einladehilfen ins Auto. Mit seinen über zwanzig<br />

Zielen zum barrierefreien Handel entlastet der<br />

Verbrauchermarkt sowohl Familien als auch<br />

ältere Kunden im Alltag und passt sich an neue<br />

demografische Strukturen an.<br />

Informationen unter: www.globusgensingen.de<br />

100<br />

Touristische Belange bei (Re-)Investitionen in<br />

Ortsbilder berücksichtigen (z. B. Dorfplaner).<br />

Gesundheitstourismus und Gesundheitswirtschaft<br />

noch stärker verzahnen (z. B. touristische<br />

Angebote in Kompetenz-Zentren integrieren).<br />

Regionale Produkte zur Steigerung der touristischen<br />

Attraktivität und Schließung von<br />

gegebenenfalls bestehenden Versorgungslücken<br />

nutzen (z. B. Hofläden).<br />

Hinweis: In vielen Bereichen der ergänzenden tourismusrelevanten<br />

Infrastruktur und der Zukunftsfähigkeit<br />

top 7: tourismus und Regionalentwicklung von Kommunen hat die ZIRP bereits detaillierte Emp-<br />

enger verzahnen<br />

fehlungen und Lösungsansätze gegeben, auf die auch<br />

unter touristischen Gesichtspunkten zurückgegriffen<br />

*** Priorität: mittel *** Status: neu, initiieren,<br />

stärken, vernetzen *** Ebene: betrieblich, lokal,<br />

regional *** Akteure: Betriebe, Orte, Regionen,<br />

werden sollte.<br />

ZIRP *** PRaxiSbeiSPiel:<br />

konuS – mobilitätSkonzePt füR<br />

In den ländlichen Regionen von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> wird<br />

der Erhalt der Basisinfrastruktur zunehmend zur<br />

SchWaRzWalD-uRlaubeR<br />

Herausforderung. Die einsetzende Ausdünnung der<br />

Insbesondere ältere Urlauber wer-<br />

Angebote vor Ort schränkt die Standortattraktivität<br />

den anspruchsvoller und machen<br />

sowohl für Einheimische und Arbeitskräfte als auch<br />

ihre Entscheidung für ein Reiseziel<br />

für die Touristen ein. Der Tourismus übernimmt dabei<br />

zunehmend von den angebotenen<br />

nicht nur die Funktion des Nachfragers und Nutzers, Serviceleistungen abhängig. Mit der KONUSsondern<br />

wirkt gleichzeitig als stabilisierender Faktor Gästekarte genießen Urlaubsgäste im Schwarz-<br />

für den Erhalt der lokalen Basisinfrastruktur. Ziel ist wald während des gesamten Aufenthalts die<br />

eine entsprechende Sicherung vor Ort und die Schaf- kostenlose Nutzung der öffentlichen Busse und<br />

fung tourismusspezifischer Angebote. Die Abwan-<br />

Nahverkehrszüge sowie Vergünstigungen an<br />

derung aus peripheren Räumen und die steigenden Ausflugszielen. Sie erhalten die Karte bei Anreise<br />

Anforderungen der Gäste bilden dabei den Bezugsrah- in der Unterkunft und können ihren Urlaub ohne<br />

men zum demografischen Wandel.<br />

eigenes Auto verbringen. Bereits 120 Ferienorte<br />

und knapp 7.000 Gastgeber nehmen teil. Von der<br />

Einzelmaßnahmen:<br />

zuverlässigeren Auslastung profitieren auch die<br />

Alternative und individuelle Mobilitätsangebote Verkehrsbetriebe und Ausflugsanbieter.<br />

(An- und Abreise, vor Ort) schaffen und unter touristischen<br />

Bedürfnissen weiterentwickeln<br />

Informationen unter: www.konus-schwarzwald.info


168<br />

tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

PRaxiSbeiSPiel: anRufbuSSe füR<br />

mehR mobilität<br />

Veränderte demografische<br />

Strukturen stellen besonders in<br />

ländlichen Regionen neue Anforderungen<br />

an die regionalen<br />

Verkehrsmärkte. Das Anrufsammelbussystem<br />

des Landkreises Rottweil bietet zu nachfrageschwächeren<br />

Zeiten auf einigen Linien zusätzliche<br />

Fahrten, die telefonisch vorbestellt werden<br />

können. Abends besteht die Möglichkeit, sich<br />

gegen einen Aufschlag (1 Euro) bis an die Haustür<br />

bringen zu lassen (bei einer Entfernung von<br />

der Regelfahrtstrecke bis 1,5 km).<br />

Erweiterungsbeispiel: Im<br />

Nationalpark Eifel<br />

erleichtert der Rufbus<br />

„Trail-Express“ Wanderurlaubern den Rücktransport<br />

zum Ausgangspunkt und zu Etappenzielen.<br />

Informationen unter: www.vvr-info.de, www.<br />

nationalpark-eifel.de, www.rheinsberg.de<br />

DemogRafiefeStigkeit<br />

von gemeinDen<br />

Die Verbandsgemeinde<br />

Daun geht den demografischen<br />

Wandel aus der Zukunftsperspektive<br />

an: Fragen nach der Irreversibilität bestimmter<br />

Entwicklungen auf der einen und nach der Beeinfluss-<br />

und Gestaltbarkeit auf der anderen Seite<br />

bilden die Grundlage für Maßnahmen, mit<br />

welchen die Lebenssituation aller Einwohner<br />

verbessert und attraktiver gemacht werden soll.<br />

Eine große Rolle spielt dabei die Einbindung<br />

aller Interessierten. Eine aktive gemeinsame<br />

Zukunftsgestaltung wird nicht nur als nötig, sondern<br />

auch als erwünscht betrachtet, um Folgeerscheinungen<br />

wie Abwanderung zu vermeiden.<br />

Handlungsfelder sollen künftig besonders die<br />

Kinder- und Familienfreundlichkeit (z. B. Vereinbarkeit<br />

von Familie und Beruf, wohnortnahe<br />

Arbeitsplätze) sowie das Thema „vitale Dörfer“<br />

(z. B. Kultur, Dorfinnenentwicklung, altersgerechter<br />

Wohnraum) sein.<br />

Informationen unter: www.vgf-daun.de<br />

zuSammenfaSSung<br />

Der Tourismus in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> scheint auf den<br />

ersten Blick gut gerüstet für die Veränderungen<br />

aufgrund des demografischen Wandels. Diese<br />

sind jedoch sehr vielschichtig und greifen in<br />

alle Bereiche der Tourismuswirtschaft, von der<br />

Nachfrage über den Arbeitsmarkt bis zur Infrastruktur.<br />

Der zweite Blick deckt eine Reihe von<br />

Handlungsfeldern im Spannungsfeld demografischer<br />

Wandel und Tourismus auf: Eine steigende<br />

Nachfrage älterer Gäste wird sich nicht<br />

automatisch einstellen, denn das Reiseverhalten<br />

verändert sich. Neue Herausforderungen ergeben<br />

sich auch für den touristischen Arbeitsmarkt (im<br />

Fokus: Fachkräftemangel) und die Infrastruktur<br />

(im Fokus: Mobilität). Deshalb kann das Fazit nur<br />

lauten: Heute die Maßnahmen aktiv angehen, die<br />

den Erfolg des Reiselands <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> in der<br />

Zukunft entscheidend beeinflussen.


169<br />

LITERATUR<br />

aDac verlag gmbh:<br />

ADAC Stellplatz Führer Deutschland/Europa 2009, München, 2009<br />

allgemeine hotel- und gastronomiezeitung:<br />

Gute Azubis sind Mangelware, 110. Jahr, Stuttgart, 8. Mai <strong>2010</strong> (Seite 3)<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

allgemeine hotel- und gastronomiezeitung (ahgz) und inteRnoRga (hrsg.):<br />

HOTELINVEST <strong>2010</strong> – Investitionsverhalten der deutschen Hotellerie im Bereich 2 bis 4 Sterne, Hamburg/Stuttgart, <strong>2010</strong><br />

arbeitsgemeinschaft Deutscher verkehrsflughäfen (aDv) e. v.:<br />

Pressemitteilung Nr. 06/<strong>2010</strong>, Berlin, <strong>2010</strong><br />

berlin-institut für bevölkerung und entwicklung:<br />

Die demografische Lage der Nation – Wie zukunftsfähig sind Deutschlands Regionen?, Berlin, 2006<br />

bundesagentur für arbeit:<br />

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort in Deutschland und <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> –<br />

Sonderauswertung, unveröffentlicht, Nürnberg, <strong>2010</strong><br />

bundesagentur für arbeit (aa), bundesinstitut für berufsbildung (bibb) (hrsg.):<br />

Ausbildungsmarkt – Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge zum 30. September in den Arbeitsamtsbezirken<br />

von <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> unter www.pub.arbeitsagentur.de, Nürnberg/Bonn, 2009<br />

bundesministerium für bildung und forschung (bmbf):<br />

Demographischer Wandel – (k)ein Problem! – Werkzeuge für die betriebliche Personalarbeit, Bonn/Berlin, 2005<br />

bundesministerium für familie, Senioren, frauen und Jugend (bmfSfJ) (hrsg.):<br />

Wirtschaftsmotor Alter, Berlin, 2007<br />

bundesministerium für Wirtschaft und technologie (bmWi), bundesministerium für familie, Senioren, frauen<br />

und Jugend (bmfSfJ) (hrsg.):<br />

Strategiemappe „Zukunftsmarkt 50plus“ der Initiative „Wirtschaftsfaktor Alter“, Faktenblätter 1 bis 10, Berlin, <strong>2010</strong><br />

bundesministerium für Wirtschaft und technologie (bmWi) (hrsg.):<br />

Auswirkungen des demographischen Wandels auf den Tourismus und Schlussfolgerungen für die<br />

Tourismuspolitik, Berlin, 2009<br />

bundesministerium für Wirtschaft und technologie (bmWi) (hrsg.):<br />

Der Campingmarkt in Deutschland 2009/<strong>2010</strong>, Berlin, <strong>2010</strong><br />

commerzbank:<br />

Reisestudie <strong>2010</strong>, Ergebnisse zur CMT Stuttgart, Frankfurt, <strong>2010</strong><br />

Deutscher bundestag:<br />

Rentenversicherungsbericht 2009, 17. Wahlperiode, Drucksache 17/52, Berlin, 2009<br />

Deutscher industrie- und handelskammertag (Dihk):<br />

DIHK-Saisonumfrage – Erwartungen an die Wintersaison 2009/10, Bilanz der Sommersaison 2009, Berlin, 2009<br />

Deutscher Sparkassen- und giroverband (DSgv):<br />

Sparkassen-Tourismusbarometer Deutschland 2009, Berlin, 2009


170<br />

tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

Deutscher tourismusverband e. v. (Dtv) (hrsg.):<br />

Wirtschaftsfaktor Campingtourismus in Deutschland, Bonn, 2004<br />

europäisches tourismus institut an der universität trier gmbh (eti):<br />

Regionalwirtschaftliche Effekte des Radtourismus in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> – Endbericht, Trier, 2007<br />

eurostat:<br />

Diverse Publikationen, Onlinedatenbanken<br />

forschungsgemeinschaft urlaub und Reisen e. v. (fuR):<br />

Erste Ergebnisse Reiseanalyse <strong>2010</strong>, Kiel, <strong>2010</strong><br />

forschungsgemeinschaft urlaub und Reisen e. v. (fuR):<br />

RA-Trendstudie 2020 – Entwicklung der touristischen Nachfrage der Deutschen, Kiel, 2009<br />

forschungsgemeinschaft urlaub und Reisen e. v. (fuR):<br />

Urlaubsreisetrends 2020 – Die RA-Trendstudie Entwicklung der touristischen Nachfrage der Deutschen, Kiel, 2009<br />

forschungsgemeinschaft urlaub und Reisen e. v. (fuR):<br />

Volumen und Struktur der <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>-Urlauber/Kurzurlauber 2020 – Sonderauswertung und -berechnung<br />

aus der Reiseanalyse, unveröffentlicht, Kiel, <strong>2010</strong><br />

friedrich-ebert-Stiftung (hrsg.):<br />

Deutschland 2020 – Aus der Krise in die soziale Zukunft, WISO Diskurs, Bonn, 2009<br />

gfk Panel Services Deutschland:<br />

GfK MobilitätsMonitor – Ergebnisse des GfK TravelScope zum Reiseverhalten der Deutschen, Nürnberg, <strong>2010</strong><br />

goebel, J., gornig, m., häußermann, h.:<br />

Polarisierung der Einkommen: Die Mittelschicht verliert, Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 24/<strong>2010</strong>, Berlin, <strong>2010</strong><br />

hotelverband Deutschland (iha) e. v.:<br />

Hotelmarkt Deutschland <strong>2010</strong>, Berlin, <strong>2010</strong><br />

iPk international (international tourism consulting group):<br />

Weltweite Reisetrends 2009 – Erste World Travel Monitor Ergebnisse zur ITB, München, <strong>2010</strong><br />

krüger, R.:<br />

Spur der Freiheit – Menschen im Wohnmobil, Stuttgart, 2002<br />

maschke, J.:<br />

Betriebsvergleich Hotellerie und Gastronomie Bayern 2005, Sonderreihen des dwif, Nr. 73/2007<br />

maschke, J.:<br />

Tagesreisen der Deutschen Teil 1 – 3, Schriftenreihe des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für<br />

Fremdenverkehr e. V., Nr. 50, 51, 52, München 2005 – 2007<br />

maschke, J., harrer, b., zeiner, m., Scherr, S.:<br />

Tagesreisen der Deutschen, Schriftenreihe des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr<br />

e. V., Nr. 46, München 1995<br />

mckinsey & company:<br />

Deutschland 20|20 – Zukunftsperspektiven für die deutsche Wirtschaft, Frankfurt, 2008<br />

ministerium des innern und für Sport <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> (iSm) (hrsg.):<br />

Raumordnungsbericht 2008, Mainz, 2009


171<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

ministerium für Wirtschaft, verkehr, landwirtschaft und Weinbau des landes <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> (mWvlW) (hrsg.):<br />

Tourismusstrategie 2015 – Markttrends erkennen, Potenziale nutzen, Mainz, 2008<br />

obier, c., Peters, g.:<br />

Reisemobiltourismus in Deutschland – eine empirische Grundlagenstudie, Eberswalde, 2003<br />

ostdeutscher <strong>Sparkassenverband</strong> (oSv) (hrsg.):<br />

Tourismusbarometer <strong>Jahresbericht</strong> 2008, Berlin, 2008<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> tourismus gmbh:<br />

Marketing- und Projektplan 2009, Koblenz, 2008<br />

Semmler, D.:<br />

Wohnmobil-Stellplätze – Deutschland West, Band 16 RID-Verlag, Altenstadt, 2009<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> (SvRP) (hrsg.):<br />

Tourismusbarometer <strong>Jahresbericht</strong> 2009, Budenheim, 2009<br />

Sparkassen- und giroverband <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> (SgvRP) (hrsg.):<br />

Tourismusbarometer <strong>Jahresbericht</strong> 2008, Budenheim, 2008<br />

Statistische ämter des bundes und der länder:<br />

Demografischer Wandel in Deutschland, Heft 1, Wiesbaden, 2007<br />

Statistisches bundesamt (destatis):<br />

Bevölkerung Deutschlands bis 2050 – Ergebnisse der 11. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung,<br />

Wiesbaden, 2006<br />

Statistisches bundesamt (destatis):<br />

Diverse Publikationen, Onlinedatenbank<br />

Statistisches landesamt <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>:<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 2050 – Zweite regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung (Statistische Analyse No 7),<br />

Bad Ems, 2007<br />

Statistische landesämter:<br />

Diverse Publikationen, Onlinedatenbanken<br />

Stiftung für zukunftsfragen:<br />

Tourismusanalyse <strong>2010</strong>, Hamburg, <strong>2010</strong><br />

Süddeutsche zeitung:<br />

Investitionen dank Steuergeschenk, Autor Philipp Crone, München, 06.01.<strong>2010</strong><br />

Wildmann, t.:<br />

Wohnmobiltourismus in Deutschland am Beispiel der Destination Mosel, Trier, 2006<br />

World tourism organization (unWto): World Tourism Barometer, Volume 8, No. 1, Madrid, Januar <strong>2010</strong><br />

z_punkt, nachrichtenmagazin focus:<br />

Z_perspektiven – Die Zukunft des Tourismus, überarbeitetes Kapitel der Focus Marktanalyse „Der Markt für Urlaubs-<br />

und Geschäftsreisen“ (2009), Köln, <strong>2010</strong><br />

zukunftsinitiative <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> (ziRP): Demographischer Wandel – herausforderung für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>:<br />

Abschlussbericht des Projekts der Zukunftsinitiative <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Projektstudien der ZIRP, Band 3, Mainz, <strong>2010</strong>


172<br />

tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><br />

zukunftsinitiative <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> (ziRP):<br />

Herausforderungen für Land und Kommunen – Die Gestaltung des Demographischen Wandels in <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong>, Teil I, Dokumentationen der ZIRP, Heft 5, Mainz, 2009a<br />

zukunftsinitiative <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> (ziRP):<br />

Erfolgreiches Personalmanagement im Zeichen des Demographischen Wandels, Dokumentationen der ZIRP,<br />

Band 1, Mainz, 2009b.<br />

WebSiteS<br />

www.adv.aero<br />

www.deutschertourismusverband.de<br />

www.dsgv.de<br />

www.etc-corporate.org<br />

www.freespiritspheres.com<br />

www.hotelsterne.de<br />

www.hotelsuites.nl<br />

www.osv-online.de<br />

www.servicequalitaet-deutschland.de<br />

www.sharkreef.com<br />

www.sparkassen-finanzgruppe-saar.de<br />

www.sparkassen-tourismusbarometer-sh.de<br />

www.s-tourismusbarometer.de<br />

www.strglobal.com<br />

www.sv-rlp.de<br />

www.svn.de<br />

Darüber hinaus wurden die Tagespresse und Fachzeitschriften<br />

zur Informationsgewinnung genutzt.<br />

kartengrundlage:<br />

GfK GeoMarketing


Tourismusbarometer <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> | <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong> <strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber: <strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Im Wald 1<br />

55257 Budenheim<br />

Ansprechpartnerin:<br />

Konstanze Knoche<br />

Telefon (0 61 31) 145 - 319<br />

Telefax (0 61 31) 145 - 100<br />

E-Mail konstanze.knoche@sv-rlp.de<br />

Internet www.sv-rlp.de<br />

Bearbeitung: dwif – Consulting GmbH<br />

dwif – Büro Berlin<br />

Marienstraße 19/20<br />

10117 Berlin<br />

Telefon (0 30) 757 94 90<br />

Telefax (0 30) 751 65 10<br />

E-Mail info-berlin@dwif.de<br />

Internet www.dwif.de<br />

dwif – Büro München<br />

Sonnenstraße 27<br />

80331 München<br />

Telefon (0 89) 237 028 90<br />

Telefax (0 89) 237 028 99<br />

E-Mail info@dwif.de<br />

Internet www.dwif.de<br />

Bildnachweis: siehe Bildquellen<br />

Mandy Belitz-Karsch, Maike Berndt, Michael Deckert, Prof. Dr.<br />

Mathias Feige, Julia Gutwein, Susanne Grasegger, Karsten<br />

Heinsohn, Matthias Hollmann, Wiebke Leverenz, Dr. Joachim<br />

Maschke, Heiko Rainer, Markus Seibold, Annika Sparfeldt,<br />

Dr. Manfred Zeiner<br />

unter Mitarbeit von:<br />

Heiko Imiela, Sandra Marzec, Sophie Schäfer<br />

Gestaltung: Das Format Werbeagentur – Christian Fiore<br />

Wormser Straße 61a<br />

55276 Oppenheim<br />

Telefon (06133) 57 13 00<br />

Telefax (06133) 57 13 02<br />

E-Mail info@das-fomat.de<br />

Internet www.das-format.de<br />

ArtDirection: Angelika Friedrich<br />

Druck: Rheindruck Bingen GmbH<br />

Internet www.rheindruck.de<br />

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in<br />

irgendeinem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers reproduziert oder unter<br />

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