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Regulierungen: ihre Möglichkeiten, ihre Grenzen - bankzweiplus.ch

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4 Interview profi plus 1/2011<br />

«<strong>Regulierungen</strong> werden oft als Persils<br />

Experte Daniel A. Würs<strong>ch</strong> über <strong>Regulierungen</strong><br />

Sind Finanzmarkt-<strong>Regulierungen</strong> des Teufels? Oder erhöhen sie die Leistungsqualität?<br />

Daniel A. Würs<strong>ch</strong>, Re<strong>ch</strong>tsanwalt mit Wirts<strong>ch</strong>aftskanzlei in New York, sagt, was Regulatorien<br />

bringen können. Und worin der Unters<strong>ch</strong>ied zwis<strong>ch</strong>en den amerikanis<strong>ch</strong>en und den<br />

s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Regulierungsbemühungen liegt.<br />

Woher rührt das Verlangen na<strong>ch</strong> Transparenz und<br />

<strong>Regulierungen</strong> in den Finanzmärkten? Bereits vor<br />

der Finanzkrise war die Regulierung von Hedge-Funds,<br />

ausserbörsli<strong>ch</strong> gehandelten Derivativkontrakten und<br />

strukturierten Finanzprodukten weltweit ein Thema.<br />

Diese Regulierungsbemühungen wurden aber erfolgrei<strong>ch</strong><br />

mit dem Argument bekämpft, der Markt sei in der<br />

Lage, si<strong>ch</strong> selbst zu regulieren. Der Beinahe-Kollaps des<br />

globalen Finanzsystems na<strong>ch</strong> dem Lehman-Brothers-<br />

Konkurs hat dann ni<strong>ch</strong>t nur dieses Argument selbst<br />

widerlegt, sondern au<strong>ch</strong> die Gefahr einer Kettenreaktion<br />

eindrückli<strong>ch</strong> vor Augen geführt, die si<strong>ch</strong> aus der<br />

globalen Risikovernetzung ergibt. Dadur<strong>ch</strong> erhielt die<br />

Forderung na<strong>ch</strong> mehr Transparenz und Regulierung<br />

<strong>ihre</strong> praktis<strong>ch</strong>e Bestätigung.<br />

Transparenz sollte als<br />

Chance und ni<strong>ch</strong>t als Gefahr<br />

verstanden werden.<br />

Wozu taugen <strong>Regulierungen</strong>? Es wird oft gesagt, <strong>Regulierungen</strong><br />

seien das beste Mittel, um die letzte Krise<br />

zu verhindern. Das ist leider nur allzu wahr. Angesi<strong>ch</strong>ts<br />

der Komplexität moderner Finanzprodukte hinkt die<br />

Regulierung gegenüber der Realität des Finanzmarktes<br />

immer einen S<strong>ch</strong>ritt hinterher. Zudem überfordert<br />

mehr Regulierung die Behörden au<strong>ch</strong> personell.<br />

Bernard Madoff wurde von den Regulierungsbehörden<br />

ni<strong>ch</strong>t deswegen übersehen, weil er mit exotis<strong>ch</strong>en Produkten<br />

in einem Grauberei<strong>ch</strong> operierte, sondern weil<br />

die personellen Ressourcen fehlten, um einen s<strong>ch</strong>einbar<br />

integren, regulierten Finanzmarktteilnehmer genauer<br />

unter die Lupe zu nehmen.<br />

Heisst das also, dass Regulierung ein ungeeignetes<br />

Mittel ist, um den Finanzmarkt zu kontrollieren? Das<br />

kann so allgemein ni<strong>ch</strong>t gesagt werden. Die amerikanis<strong>ch</strong>e<br />

Kapitalmarkt- und Bankengesetzgebung hat seit<br />

den 1930er Jahren immerhin während mehr als 70 Jahren<br />

eine grosse Finanzkrise verhindert. Dieser Erfolg<br />

rührt aber ni<strong>ch</strong>t zuletzt daher, dass die amerikanis<strong>ch</strong>e<br />

Regulierung die Re<strong>ch</strong>tsdur<strong>ch</strong>setzung ni<strong>ch</strong>t primär den<br />

Regulatoren, sondern Privatklägern, also Kunden und<br />

Investoren, überlässt. Damit wurde die Effektivität der<br />

Regulierung massiv erhöht. Aber man muss au<strong>ch</strong> die<br />

<strong>Grenzen</strong> sehen: Trotz aller Regulierung können illegale<br />

Ma<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>aften ebenso wenig verhindert werden wie<br />

die kollektiven Fehlents<strong>ch</strong>eide während der Dotcom-<br />

Bubble oder der Immobilienblase.<br />

Erhöhen <strong>Regulierungen</strong> die Leistungsqualität von<br />

Finanzdienstleistern? Oder sind sie nur politis<strong>ch</strong>e<br />

Massnahmen? Die Angst vor Sanktionen s<strong>ch</strong>afft si<strong>ch</strong>er<br />

einen Anreiz für Finanzdienstleister, si<strong>ch</strong> selbst<br />

zu disziplinieren. Dieser Anreiz wirkt aber vor allem bei<br />

ohnehin seriösen Finanzdienstleistern. Gerade in den<br />

USA ist zudem leider häufig zu beoba<strong>ch</strong>ten, dass <strong>Regulierungen</strong><br />

zu einem «Check-the-Box»-Denken führen.<br />

Finanzdienstleister glauben oft, mit der Erfüllung der<br />

gesetzli<strong>ch</strong>en und regulatoris<strong>ch</strong>en Vors<strong>ch</strong>riften <strong>ihre</strong><br />

Pfli<strong>ch</strong>t getan zu haben, und übersehen dabei die tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />

Risiken <strong>ihre</strong>s Handelns. AIG hat diese Gefahr<br />

deutli<strong>ch</strong> vor Augen geführt.<br />

S<strong>ch</strong>weizer Finanzdienstleister verbinden mit Re-<br />

gulierungen in erster Linie zusätzli<strong>ch</strong>e Eins<strong>ch</strong>rän-<br />

kungen und Hürden und no<strong>ch</strong> mehr administrativen<br />

Aufwand. Wel<strong>ch</strong>e Erfahrungen ma<strong>ch</strong>en amerikanis<strong>ch</strong>e<br />

Finanzdienstleister? I<strong>ch</strong> verstehe diese Befür<strong>ch</strong>tungen.<br />

Glei<strong>ch</strong>zeitig muss man aber au<strong>ch</strong> sehen,<br />

dass Finanzdienstleister in einem besonders sensitiven<br />

Markt tätig sind, in dem Vertrauen in die Integrität<br />

der Marktteilnehmer und das Funktionieren des<br />

Marktes eine besondere Rolle spielt. In den USA sind<br />

<strong>Regulierungen</strong> ein Thema, mit dem Finanzdienstleister<br />

seit fast 80 Jahren umgehen müssen. Compliance<br />

ist daher seit langem in die internen Prozesse inte-

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