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Die Zukunft der wohnortnahen Schule in Bayern.pdf - BLLV

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Gerhard Hüfner<br />

<strong>Die</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>wohnortnahen</strong> <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

Gefährdete Haupt- und Mittelschulen<br />

91<br />

247<br />

396<br />

2009 2015 2020 2030<br />

Drei Prognosen und drei Szenarien für die Schülerzahlen<br />

und Schulstandorte <strong>in</strong> den 25 kreisfreien Städten und 71 Landkreisen<br />

521


<strong>Die</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>wohnortnahen</strong> <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

Dr. Gerhard Hüfner<br />

München März 2011


Bayerischer Lehrer- und Lehrer<strong>in</strong>nenverband e.V.<br />

Bavariar<strong>in</strong>g 37<br />

80336 München<br />

Tel. 089 72100-0<br />

Fax 089 721001-90<br />

bllv@bllv.de<br />

www.bllv.de


Warum wir wohnortnahe <strong>Schule</strong>n brauchen ...............................................................................................................................................................................................................................................................6<br />

1. Der Stand des <strong>wohnortnahen</strong> Schulangebots <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> ..........................................................................................................................................................................................................9<br />

1.1 Demografische Entwicklung <strong>der</strong> Geburten ......................................................................................................................................................................................................................................................................................................................11<br />

1.2 Wan<strong>der</strong>ung und Alterstruktur <strong>der</strong> Bevölkerung ..................................................................................................................................................................................................................................................................................................11<br />

1.3 Übertrittsquoten <strong>in</strong> Gymnasien, Real- und Hauptschulen ......................................................................................................................................................................................................................................................13<br />

1.4 Verteilung <strong>der</strong> Schüler auf die Schularten <strong>in</strong> krsfr. Städten und Landkreisen ................................................................................................................................................................15<br />

2. Drei Prognosen: <strong>Die</strong> demografische Entwicklung <strong>der</strong> Schülerzahlen .................................................................................................................................17<br />

2.1 Schülerprognose 2013 / 2015 ........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................17<br />

2.2 Schülerprognose 2018 / 2020 .......................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................19<br />

2.3 Schülerprognose 2028 / 2030 ......................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................19<br />

3. Drei Szenarien: Schülerzahlen für wohnortnahe <strong>Schule</strong>n 2015, 2020 2030 ................................................................................................21<br />

3.1 Szenario 1: Dreigliedrigkeit – Fortschreibung Haupt-/Mittelschule ..........................................................................................................................................................................................................21<br />

3.2 Szenario 2: Zweigliedrigkeit – wohnortnahe <strong>Schule</strong> plus Gymnasium ..............................................................................................................................................................................................27<br />

3.3 Szenario 3: E<strong>in</strong>gliedrigkeit – geme<strong>in</strong>same <strong>Schule</strong> ....................................................................................................................................................................................................................................................................................33<br />

4. Auswirkungen <strong>der</strong> Szenarien auf die Schulstandorte ....................................................................................................................................................................................................................37<br />

4.1 Szenario 1: Fortschreibung <strong>der</strong> Haupt-/Mittelschulen ...................................................................................................................................................................................................................................................................39<br />

4.2 Szenario 2: wohnortnahe <strong>Schule</strong> plus Gymnasium .................................................................................................................................................................................................................................................................................43<br />

4.3 Szenario 3: geme<strong>in</strong>same <strong>Schule</strong> ................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................45<br />

4.4 Standorte und Schulstruktur – die Szenarien 2015, 2020, 2030 ..................................................................................................................................................................................................................47<br />

Anlagen ...............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................50<br />

Anlage 1: Grundlagen <strong>der</strong> Schülerprognosen ................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................50<br />

Anlage 2: Detailanalyse, dargestellt am Beispiel Landkreis Landshut .....................................................................................................................................................................................................................................53<br />

Anlage 3: <strong>Schule</strong>n unter <strong>der</strong> Schülerm<strong>in</strong>destzahl: alle krsfr. Städte und Landkreise ........................................................................................................................................................................58


WARUM WIR WOHNORTNAHE SCHULEN BRAUCHEN<br />

Ist Wohnortnähe e<strong>in</strong> Qualitätsmerkmal e<strong>in</strong>es effektiven Schulsystems? Der <strong>BLLV</strong> ist <strong>der</strong> Überzeugung ja, denn wohnortnahe<br />

<strong>Schule</strong>n stellen für K<strong>in</strong><strong>der</strong>, Eltern, Familien und für die Kommunen e<strong>in</strong> Stück Lebensqualität dar. Ist es nicht trostlos, wenn morgens<br />

die Jugend e<strong>in</strong>es Ortes <strong>in</strong> Bussen zehn, fünfzehn Kilometer und noch weiter transportiert werden muss? Ist es nicht e<strong>in</strong><br />

volkswirtschaftlicher und pädagogischer Uns<strong>in</strong>n, wenn K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche im Jahr bis zu acht 40-Stundenwochen <strong>in</strong> Schulbussen<br />

vergeuden? Ist e<strong>in</strong> Flächenstaat wie <strong>Bayern</strong> nicht arm dran, wenn er die regionale Infrastruktur vernachlässigt und immer<br />

weiter zentralisiert – sterben nun auch noch die <strong>Schule</strong>n?<br />

E<strong>in</strong> wohnortnahes Schulnetz ist möglich<br />

<strong>Die</strong> Gefahr ist groß: Viele Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> überaltern. Wer aufmerksam durch manche Orte fährt, sieht, dass immer mehr<br />

Häuser leer stehen. Immer weniger Geschäfte und mittlere Unternehmen bleiben <strong>in</strong> den ländlichen Regionen. Es fehlt an jungen<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeitern, die ihrer Region verbunden s<strong>in</strong>d, weil die Eltern längst <strong>in</strong> die nächste Stadt gezogen s<strong>in</strong>d,<br />

wo es e<strong>in</strong> Gymnasium o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Realschule gibt. <strong>Bayern</strong> geht e<strong>in</strong>en Irrweg, wenn es diese Problematik aus <strong>der</strong> Landespolitik<br />

ausblendet. Das Schulsterben ist weniger demografi sch bed<strong>in</strong>gt als hausgemacht. An<strong>der</strong>e Flächenstaaten machen es uns längst<br />

vor: Es gibt als Alternativen wohnortnahe Regionalschulen o<strong>der</strong> auch Geme<strong>in</strong>schaftsschulen, die attraktiv s<strong>in</strong>d und mit Erfolg<br />

arbeiten. Fast alle Bundeslän<strong>der</strong> (z. B. Schleswig-Holste<strong>in</strong>, Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, Nie<strong>der</strong>sachsen, Thür<strong>in</strong>gen, Sachsen) haben<br />

diesen Weg e<strong>in</strong>geschlagen und machen positive Erfahrungen mit e<strong>in</strong>em zweigliedrigen Schulsystem. Sie alle s<strong>in</strong>d Flächenstaaten<br />

und haben e<strong>in</strong> dichtes Netz an <strong>wohnortnahen</strong> <strong>Schule</strong>n. Hohe Akzeptanz bei Eltern, zufriedene Kommunen und e<strong>in</strong> effi zienter<br />

E<strong>in</strong>satz von Steuergel<strong>der</strong>n im Interesse besserer Bildung s<strong>in</strong>d die Folge.<br />

Noch ist es möglich, e<strong>in</strong>en neuen pragmatischen Kurs <strong>in</strong> <strong>der</strong> bayerischen Schulpolitik e<strong>in</strong>zuschlagen. Aber die Zeit läuft. Es gibt<br />

begründete Zweifel daran, dass die Aufwertung <strong>der</strong> Hauptschule durch die zurzeit laufenden Reformen, durch Namenswechsel<br />

und Schulverbünde gel<strong>in</strong>gt. Auf diese Weise können die bestehenden <strong>Schule</strong>n auf Dauer nicht erhalten werden. Manchmal hat<br />

man den E<strong>in</strong>druck, diese Reformen s<strong>in</strong>d aus <strong>der</strong> Zeit gefallen und versuchen e<strong>in</strong> Strukturmodell gegen alle aktuellen Erfahrungen<br />

durchzusetzen. Extreme demografi sche Entwicklungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Kreisen, lange Fahrtwege zu den verschiedenen Bildungsangeboten<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Schulverbund, die oft behauptete, aber nicht erreichte Gleichwertigkeit <strong>der</strong> mittleren Abschlüsse <strong>der</strong> Haupt-/<br />

Mittelschule, Realschule und Wirtschaftschule, daraus resultierend die Unterlegenheit <strong>der</strong> Schüler <strong>in</strong> <strong>der</strong> Konkurrenz um qualifi -<br />

zierte Ausbildungsplätze und mangelnde Aufstiegschancen zu höheren Abschlüssen geben wenig Hoffnung auf e<strong>in</strong>e nachhaltige<br />

Stabilisierung <strong>der</strong> Haupt-/Mittelschule als dritte Schulart im bayerischen Bildungssystem.<br />

Pragmatismus statt Ideologie<br />

<strong>Die</strong> E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Mittelschule stößt auf erhebliche Umsetzungsprobleme. <strong>Die</strong> Übertrittsquoten an Gymnasien und Realschulen<br />

steigen weiter und die Schließungen von <strong>wohnortnahen</strong> Haupt- bzw. Mittelschulen s<strong>in</strong>d trotz <strong>der</strong> Schulverbünde nicht aufzuhalten.<br />

Der <strong>BLLV</strong> hat deshalb bereits vor vier Jahren se<strong>in</strong> Konzept <strong>der</strong> Regionalen <strong>Schule</strong>ntwicklung (RSE) vorgelegt. Damit werden<br />

durch die Integration bisher streng getrennter Bildungsgänge regional passgenaue Lösungen und attraktive wohnortnahe <strong>Schule</strong>n<br />

ermöglicht. Verheerend ist die Weigerung des Kultusm<strong>in</strong>isteriums, Modellversuche für e<strong>in</strong>e wohnortnahe <strong>Schule</strong> jenseits <strong>der</strong><br />

starren Trennung <strong>der</strong> Schularten zuzulassen. Denn nur praktische Beispiele könnten Lösungsmöglichkeiten eröffnen. Während<br />

Schulversuche und Schulmodelle zu vielfältigen Themen genehmigt werden, verweigert das Kultusm<strong>in</strong>isterium gegen den Willen<br />

<strong>der</strong> örtlichen Eltern, Lehrer und Kommunalpolitiker solche zukunftsfähigen Lösungen mit wenig überzeugenden Schlagworten.<br />

Wir brauchen aber Pragmatismus und Bürgernähe statt Ideologie und Zentralismus.


<strong>Die</strong> Zweifel daran, dass mit <strong>der</strong> Mittelschule und dem Festhalten an e<strong>in</strong>em Schulsystem, das die Schüler nach <strong>der</strong> Grundschule<br />

auf drei Schularten verteilt, <strong>der</strong> Rückgang <strong>der</strong> Schülerzahlen an <strong>der</strong> dritten und am wenigsten begehrten Schulart gestoppt<br />

werden kann, s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Grund, dass die Abteilung Schul- und Bildungspolitik (ASB) im <strong>BLLV</strong> voriges Jahr diese Untersuchung<br />

angeregt hat. Sie folgt <strong>der</strong> nüchternen Logik: Je mehr Schularten, auf die Schüler nach <strong>der</strong> Grundschule verteilt werden, desto<br />

weniger Schüler bleiben für die e<strong>in</strong>zelne Schulart und am wenigsten für jene Schulart, die am wenigsten geschätzt wird. <strong>Die</strong><br />

wohnortnahe Schulversorgung, soweit sie die Hauptschule bisher noch gewährleisten konnte, ist damit akut <strong>in</strong> Gefahr.<br />

<strong>Zukunft</strong>sszenarien<br />

Unter dem Blickw<strong>in</strong>kel des Erhalts des <strong>wohnortnahen</strong> Schulangebots <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sekundarstufe I werden die Wirkungen auf die bestehenden<br />

Haupt-/Mittelschulen <strong>in</strong> drei Szenarien beleuchtet:<br />

• Szenario 1: Fortschreibung des dreigliedrigen Schulsystems<br />

• Szenario 2: Zusammenführung von Haupt-/Mittelschule, Realschule und Wirtschaftsschule zu e<strong>in</strong>er <strong>wohnortnahen</strong> <strong>Schule</strong><br />

neben dem Gymnasium und<br />

• Szenario 3: e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same <strong>Schule</strong> für alle Schüler vor Ort.<br />

<strong>Die</strong> Auswirkungen werden zu drei Prognosezeitpunkten berechnet:<br />

• 2015 auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schulungen <strong>in</strong> die Grundschule 2009<br />

• 2020 auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Geburten 2008 und<br />

• 2030 auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung 2028 für die Altersgruppe <strong>der</strong> Zehnjährigen.<br />

<strong>Die</strong> Berechnungen erfolgen auf Grundlage <strong>der</strong> amtlichen Daten des Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung, das für die<br />

25 kreisfreien Städte und 71 Landkreise <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> e<strong>in</strong>e Reihe von Son<strong>der</strong>auswertungen zur Verfügung stellte. Damit lassen sich<br />

auch die E<strong>in</strong>zelschulen <strong>in</strong> den Kreisen anhand <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Hauptschüler <strong>in</strong>sgesamt (Jahrgangsstufe 5 bis 9/10) <strong>in</strong> <strong>der</strong> amtlichen<br />

Oktoberstatistik des Schuljahres 2009 identifi zieren.<br />

Regionale Infos<br />

Neben dieser Zusammenfassung <strong>der</strong> Ergebnisse für die sieben bayerischen Bezirke liegen dem <strong>BLLV</strong> Modellrechnungen für alle<br />

Landkreise und kreisfreien Städte vor, die wir <strong>in</strong>teressierten Politikern, Schulleitern und Eltern gerne übermitteln. <strong>Die</strong> Mitarbeiter<br />

des <strong>BLLV</strong> stehen zur Verfügung, wenn e<strong>in</strong>e detaillierte Diskussion nötig ist.<br />

Wir danken unserem wissenschaftlichen Mitarbeiter, Dr. Gerd Hüfner, für die herausragende Arbeit und dem Landesamt für Statistik<br />

für die Bereitstellung <strong>der</strong> entsprechenden Statistiken und Prognosen. <strong>Die</strong> Abteilung Schul- und Bildungspolitik des <strong>BLLV</strong><br />

wird dieses Projekt <strong>der</strong> Sicherung <strong>der</strong> <strong>wohnortnahen</strong> Schulversorgung weiter vorantreiben.<br />

Klaus Wenzel Dr. Fritz Schäffer<br />

<strong>BLLV</strong>-Präsident Leiter <strong>der</strong> Abteilung Schul- und Bildungspolitik im <strong>BLLV</strong>


8<br />

Grafi k1: Entwicklung <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Hauptschulen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> seit 1990<br />

Hauptschulen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> 1990 bis 2010<br />

1800<br />

1700<br />

1600<br />

1500<br />

1400<br />

1300<br />

1200<br />

1100<br />

1000<br />

900<br />

1694<br />

1647<br />

1629 1613<br />

1594<br />

1533<br />

1990/91 2000/01 2001/02 2002/03 2003/04 2004/05 2005/06 2006/07 2007/08 2008/09 2009/10 2010/11<br />

1394<br />

1288<br />

1147<br />

1109<br />

1075<br />

1063<br />

Quelle: KM: <strong>Schule</strong> und Bildung <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>, 2010;<br />

Antwort des KM 12.7.2010 auf die Anfrage von MdL Zacharias im Bayerischen Landtag


1. Der Stand des <strong>wohnortnahen</strong> Schulangebots <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

<strong>Die</strong> sog. „Bildungsexpansion“ zwischen 1970 und 1980 brachte die Schullandschaft <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> <strong>in</strong> Bewegung: Es wurden damals<br />

472 Hauptschulen (m<strong>in</strong>us 21 %) geschlossen, 48 Gymnasien (plus 14 %) und 35 Realschule (plus 12 %) neu gegründet. Danach<br />

blieben die Übertrittsquoten und Schulverhältnisse <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> relativ stabil. <strong>Die</strong> Zahl <strong>der</strong> Hauptschulen nahm ab 1980 bis 2000<br />

nur um 6 % ab, die Zahl <strong>der</strong> Gymnasien und Realschulen nahm nur ger<strong>in</strong>gfügig zu. Mit <strong>der</strong> fl ächendeckenden E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong><br />

sechsstufi gen Realschule im Jahr 2000 und dem Landtagsbeschluss im Jahr 2004, alle Teilhauptschulen zu schließen, än<strong>der</strong>ten<br />

sich die Verhältnisse <strong>in</strong> kürzester Zeit radikal. 584 Hauptschulen (m<strong>in</strong>us 35 %) mussten <strong>in</strong>nerhalb von zehn Jahren schließen,<br />

darunter 97 voll ausgebaute Hauptschulen mit den Jahrgangsstufen 5 bis 9. Gleichzeitig entstanden 28 neue Realschulen und<br />

13 neue Gymnasien.<br />

Der im Schuljahr 2010/2011 begonnene Zusammenschluss von Hauptschulen im Rahmen von Schulverbünden zu Mittelschulen<br />

stellt die Vorstufe <strong>der</strong> Zentralisierung <strong>der</strong> Haupt-/Mittelschulen <strong>in</strong> Schulzentren vergleichbar den Realschulen und Gymnasien<br />

dar. <strong>Die</strong>se politische Weichenstellung wird <strong>in</strong> den nächsten drei Jahren zu zahlreichen weiteren Schulschließungen und damit<br />

zum Ende <strong>der</strong> <strong>wohnortnahen</strong> <strong>Schule</strong> im Sekundarbereich I führen, falls ke<strong>in</strong>e alternativen <strong>Schule</strong>ntwicklungskonzepte umgesetzt<br />

werden, wie dies <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n bereits erfolgreich erfolgt.<br />

Hauptschulen waren bislang – im Gegensatz zu Realschulen und Gymnasien – wohnortnahe <strong>Schule</strong>n. <strong>Die</strong> Bedeutung wohnortnaher<br />

<strong>Schule</strong>n liegt dar<strong>in</strong>, dass sie <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>den verankert s<strong>in</strong>d und bei <strong>der</strong> ländlichen Bevölkerung relativ hohe Akzeptanz<br />

genießen. Wohnortnahe <strong>Schule</strong>n spielen für die örtliche Wirtschaft, die örtlichen Vere<strong>in</strong>e, den örtlichen E<strong>in</strong>zelhandel und für<br />

die Attraktivität von Geme<strong>in</strong>den für junge Familien e<strong>in</strong>e zentrale Rolle. <strong>Die</strong> <strong>wohnortnahen</strong> <strong>Schule</strong>n werden durch das <strong>der</strong>zeitige<br />

Schulsterben aber massiv gefährdet. Regionale Ungleichheiten und Entwicklungsprobleme ländlicher Regionen werden durch<br />

das Fehlen e<strong>in</strong>es <strong>wohnortnahen</strong> schulischen Angebotes weiter beschleunigt.<br />

Ist diese Entwicklung unausweichlich? Ist sie <strong>der</strong> Preis für e<strong>in</strong> differenziertes Schulwesen? <strong>Die</strong>se Fragen werden <strong>in</strong> vorliegen<strong>der</strong><br />

Untersuchung anhand konkreter regionaler Daten für alle Landkreise <strong>Bayern</strong>s dargestellt. Grundlage s<strong>in</strong>d die Statistiken des<br />

Bayerischen Landesamtes und des Bayerischen Staatsm<strong>in</strong>isteriums für Unterricht und Kultus.<br />

Ursache <strong>der</strong> bevorstehenden Schulschließungen ist e<strong>in</strong> starker Rückgang <strong>der</strong> Schülerzahlen an Haupt- und Mittelschulen, <strong>der</strong><br />

übrigens <strong>in</strong> wenigen Jahren auch die Realschulen erreichen wird. <strong>Die</strong>ser Rückgang erlaubt es nicht mehr, entsprechende Unterrichtsangebote<br />

regional vorzuhalten, ohne dass die Frage <strong>der</strong> Schulstruktur und des effi zienten Ressourcene<strong>in</strong>satzes gestellt<br />

werden muss. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund ist es dr<strong>in</strong>gend erfor<strong>der</strong>lich, sich damit ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zusetzen, wie die weitere Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Schülerzahlen im Haupt-/Mittelschulbereich aussehen wird.<br />

Das statistische Landesamt liefert uns folgende Zahlen: Gab es im Schuljahr 2000/01 noch 323.000 Hauptschüler, so wurden<br />

im Schuljahr 2010/11 nur mehr 220.000 Hauptschüler registriert (m<strong>in</strong>us 32 %). <strong>Die</strong> amtliche Prognose sagt für das Schuljahr<br />

2015/16 noch 172.000 (m<strong>in</strong>us 47 % von 2000/01), für das Jahr 2020/21 154.000 (m<strong>in</strong>us 52 % von 2000/01) und für das<br />

Schuljahr 2030/31 151.000 Hauptschüler voraus1 . Bislang lag die amtliche Prognose allerd<strong>in</strong>gs immer signifi kant höher als die<br />

tatsächlichen Zahlen, so dass damit zu rechnen ist, dass die Schülerzahl deutlich niedriger se<strong>in</strong> wird als bislang prognostiziert.<br />

Folgende Faktoren s<strong>in</strong>d für den Rückgang <strong>der</strong> Schülerzahlen an den Hauptschulen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit und <strong>der</strong> <strong>Zukunft</strong><br />

ausschlaggebend:<br />

• die demografi sche Entwicklung<br />

• Wan<strong>der</strong>ung und Alterstruktur<br />

• steigende Übertrittsquoten an Realschulen und Gymnasien<br />

1 Bayerisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Unterricht und Kultus (KM): Schüler- und Absolventenprognose 2010, München 2010, Tab 5, S. 23<br />

9


10<br />

Grafi k 2: Geburten <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> 1960 bis 2009 und Geburtenprognose von 2010 bis 2028<br />

200.000<br />

180.000<br />

160.000<br />

140.000<br />

120.000<br />

100.000<br />

80.000<br />

60.000<br />

40.000<br />

20.000<br />

0<br />

IST –Stand Prognose<br />

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025<br />

Quelle: KM: <strong>Schule</strong> und Bildung <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> 2009, S. 19


1.1 Demografi sche Entwicklung <strong>der</strong> Geburten<br />

Nach e<strong>in</strong>em Maximum von 184.000 Neugeborenen im Jahr 1964 g<strong>in</strong>g die Zahl <strong>der</strong> Geburten <strong>in</strong>folge des sog. Pillenknicks bis<br />

zum Jahr 1978 auf 106.000 K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zurück. <strong>Die</strong> Fruchtbarkeitsrate sank auf 1,35 K<strong>in</strong><strong>der</strong> pro Frau und blieb bis heute konstant<br />

auf diesem Niveau. In den Jahren 1985 bis 1990 stieg mit den Eltern <strong>der</strong> letzten „starken Jahrgänge“ <strong>der</strong> 60er Jahre die Zahl<br />

<strong>der</strong> Geburten auf 136.000. Seit 1993 s<strong>in</strong>kt die Geburtenzahl stetig und erreichte 2009 e<strong>in</strong> neues M<strong>in</strong>imum von 103.000 Neugeborenen.<br />

<strong>Die</strong> Geburtenzahl wirkt sich mit zehn Jahren Verzögerung auf die Zahl <strong>der</strong> Grundschüler aus, die nach <strong>der</strong> 4. Jahrgangsstufe auf<br />

die drei nachfolgenden Schularten zu verteilen s<strong>in</strong>d. Im Jahr 2007 waren dies knapp 130.000 Grundschüler, 2010 waren es nur<br />

mehr 123.000 Grundschüler und bis 2015 ist e<strong>in</strong> Rückgang auf nur mehr 103.000 Schüler zu erwarten. Danach werden sich die<br />

Geburten pro Jahr bis 2030 auf diesem Niveau stabilisieren. 2 Der Schülerrückgang im Sekundarbereich I hat demnach bereits<br />

begonnen, <strong>der</strong> große Rückgang steht <strong>in</strong> den nächsten Jahren aber erst noch bevor.<br />

1.2 Wan<strong>der</strong>ung und Alterstruktur <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

Für die Zahl <strong>der</strong> Schüler <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kreis ist neben <strong>der</strong> Geburtenrate <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>ungssaldo von Bedeutung. In <strong>Bayern</strong> s<strong>in</strong>d im Jahr<br />

2009 rund 9.000 Personen mehr zugewan<strong>der</strong>t als fortgezogen. Allerd<strong>in</strong>gs ist für diese positive Bilanz ausschließlich <strong>der</strong> Bezirk<br />

Oberbayern ausschlaggebend. Ger<strong>in</strong>gen Zuwachs verzeichneten noch Mittelfranken und Schwaben. In Ober- und Unterfranken<br />

überwogen die Abwan<strong>der</strong>ungen deutlich. 3 Von allen 71 bayerischen Landkreisen weisen <strong>in</strong> ihrer Summe nur die oberbayerischen<br />

e<strong>in</strong>e positive Wan<strong>der</strong>ungsbilanz aus. In den Landkreisen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en sechs Regierungsbezirke dom<strong>in</strong>ierten die Fortzüge. 4<br />

Vermehrte Fortzüge junger Personen aus strukturschwachen Gebieten führten dort zu e<strong>in</strong>er verstärkten Überalterung <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

und trugen zu e<strong>in</strong>em negativen Saldo bei. <strong>Die</strong> höchsten Rückgänge an K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen weist die regionalisierte<br />

Bevölkerungsprognose des Statistischen Landesamtes für 2028 für die östlichen Landkreise entlang <strong>der</strong> Grenze zu Tschechien<br />

und die nördlichen Landkreise an <strong>der</strong> Grenze zu Thür<strong>in</strong>gen auf. 5<br />

Im Jahr 2009 kam es <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> zu e<strong>in</strong>em Rückgang <strong>der</strong> gesamten Bevölkerung um 9.600 Personen (< 1 Promille). Der Rückgang<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und damit <strong>der</strong> Schüler durch Abwan<strong>der</strong>ung und <strong>der</strong> Rückgang <strong>der</strong> Geburtenzahl <strong>in</strong> den verschiedenen Regionen<br />

werden sich <strong>in</strong> den nächsten Jahren sehr unterschiedlich darstellen. Außer <strong>in</strong> Oberbayern wird es zu e<strong>in</strong>em weiteren Rückgang<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und damit <strong>der</strong> Schülerzahlen kommen. <strong>Die</strong>s wird sich beson<strong>der</strong>s auf kle<strong>in</strong>e Schulstandorte auswirken, unabhängig<br />

davon, ob sie Teil e<strong>in</strong>es Schulverbunds o<strong>der</strong> selbstständig s<strong>in</strong>d. Insbeson<strong>der</strong>e kle<strong>in</strong>e Grundschulen, Haupt- und Mittelschulen<br />

(<strong>in</strong> Schulverbünden) und auch zunehmend Realschulen werden von dieser Entwicklung tangiert werden.<br />

2 ebd.<br />

3 Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (LfStaD): Bevölkerungsstand und -bewegung <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> 2009<br />

4 Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (LfStaD): Wan<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> 2009, S. 4<br />

5 LfStaD: Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung für <strong>Bayern</strong> bis 2028, Son<strong>der</strong>auswertung nach Altersgruppen, München 2009<br />

11


12<br />

Grafi k 3: Übertrittsquoten <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> 2000/01 bis 2009/10<br />

Übertrittsquoten aus den Jgst. 4 und 5 <strong>in</strong> Gymnasien und Realschulen*, Verbleib <strong>in</strong> Jgst. 6 <strong>der</strong> Hauptschulen** <strong>Bayern</strong> 2000-2009<br />

45%<br />

40%<br />

35%<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

42,2%<br />

41,1%<br />

40,6%<br />

34,4% 34,2% 34,6%<br />

23,4%<br />

24,7%<br />

24,8%<br />

40,0%<br />

34,0%<br />

26,0%<br />

36,7% 36,7%<br />

36,5%<br />

26,8%<br />

2000/01 2001/02 2002/03 2003/04 2004/05 2005/06 2006/07 2007/08 2008/09 2009/10<br />

35,9%<br />

27,4%<br />

37,8%<br />

34,0%<br />

28,2%<br />

38,6%<br />

33,0%<br />

28,4%<br />

39,7%<br />

31,0%<br />

29,3%<br />

40,8%<br />

29,8%<br />

29,4%<br />

Gymnasium Realschule Hauptschule<br />

* Realschul-Quote bis 2003/04 <strong>in</strong>kl. Übergänge <strong>in</strong> 4-jährige Realschule<br />

** In den Jgst. 6 und 7 verlassen nochmals 3,9 % e<strong>in</strong>es Jahrgangs die Hauptschule zur Wirtschaftsschule


1.3 Übertrittsquoten <strong>in</strong> Gymnasien, Real- und Hauptschulen<br />

Von Mitte <strong>der</strong> 60er Jahre bis Mitte <strong>der</strong> 80er nahm die Übertrittsquote <strong>in</strong> das Gymnasium aus den Jahrgangsstufen 4 und 5 von<br />

18,3 % auf 33,1 % deutlich zu. Ab 1987 stagnierte die Zunahme und die Quote bewegte sich bis 2003 stetig zwischen 34 % und<br />

36 %. Seit 2003 ist wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Er erreichte im Jahr 2009 40,8 % e<strong>in</strong>es Jahrgangs. Aktuelle<br />

Entwicklungen deuten darauf h<strong>in</strong>, dass diese Zahlen noch steigen werden.<br />

<strong>Die</strong> Übertrittsquote <strong>in</strong> die bis 2000 4-jährige Realschule folgte dem gleichen Muster. Nach e<strong>in</strong>er kont<strong>in</strong>uierlichen Steigerung <strong>in</strong><br />

den 70er Jahren schwankte sie ab Mitte <strong>der</strong> 80er Jahre bis 2000 zwischen 21 % und 23 % e<strong>in</strong>es Jahrgangs. Mit <strong>der</strong> fl ächendeckende<br />

E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> 6-stufi gen Realschule stiegen die Übertritte aus <strong>der</strong> Grundschule und Hauptschule <strong>in</strong> die Realschule<br />

rapide. Im Schuljahr 2009/10 erreichten sie bereits 29,4 % mit steigen<strong>der</strong> Tendenz. Entgegen <strong>der</strong> amtlichen Bekundungen bei<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> R6 g<strong>in</strong>g die Zunahme <strong>der</strong> Realschüler nicht zu Lasten <strong>der</strong> Gymnasien, son<strong>der</strong>n zu Lasten <strong>der</strong> Hauptschulen<br />

und damit <strong>der</strong> <strong>wohnortnahen</strong> Schulversorgung.<br />

Entsprechend rückläufi g war die Übertrittsquote <strong>in</strong> die Hauptschule: Sie fi el von 42,2 % im Jahr 2000 auf nur noch 29,4 % im<br />

Jahr 2009 mit weiter deutlich abnehmen<strong>der</strong> Tendenz. <strong>Die</strong> Hauptschule lag damit im Jahr 2009 bei den Übertritten erstmals auch<br />

h<strong>in</strong>ter den Übertritten <strong>in</strong> die Realschulen zurück. <strong>Die</strong> Tendenz steigen<strong>der</strong> Übertrittsquoten an Realschulen und Gymnasien wurde<br />

auch zum Schuljahr 2010/11 nach <strong>der</strong> Umwandlung von zwei Drittel <strong>der</strong> Hauptschulen <strong>in</strong> Mittelschulen nicht gestoppt. Im Gegenteil:<br />

Zum Schuljahresbeg<strong>in</strong>n meldet das Kultusm<strong>in</strong>isterium bereits e<strong>in</strong>e weitere Zunahme von 3.000 Schülern an den Gymnasien<br />

und von 4.400 Schülern an den Realschulen. Haupt- bzw. die neuen Mittelschulen h<strong>in</strong>gegen verloren 10.500 Schüler. 6<br />

Steigende Anfor<strong>der</strong>ungen an die Qualifi kationen im Beschäftigungssystem und <strong>in</strong> <strong>der</strong> berufl ichen Bildung schränken die Möglichkeiten<br />

berufl icher Ausbildung von Hauptschülern immer mehr e<strong>in</strong>. Der mittlere Schulabschluss und dabei beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Realschulabschluss<br />

wird Voraussetzung für immer mehr Ausbildungsberufe und für besser dotierte Arbeitsplätze. <strong>Die</strong>se Wandlung<br />

des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes hat <strong>in</strong>zwischen auch die ländlichen Regionen erreicht und bee<strong>in</strong>fl usst im Gegensatz zu<br />

früher auch dort die meisten Eltern bei <strong>der</strong> Schullaufbahnentscheidung für ihr K<strong>in</strong>d. Verstärkt wird diese Entwicklung durch e<strong>in</strong>en<br />

generellen Imageverlust <strong>der</strong> Hauptschule und <strong>der</strong> Stigmatisierung <strong>der</strong> verbleibenden Schülerklientel.<br />

<strong>Die</strong> fl ächendeckende E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> 6-stufi gen Realschulen und die E<strong>in</strong>führung des 8-jährigen Gymnasiums haben zu e<strong>in</strong>er<br />

deutlichen Steigerung <strong>der</strong> Schülerzahlen <strong>in</strong> Realschulen und Gymnasien geführt. Mit den zahlreichen Schulschließungen und<br />

<strong>der</strong> Ausdünnung des Standortnetzes wurde <strong>der</strong> bisherige Vorteil <strong>der</strong> Hauptschule, die größere Wohnortnähe <strong>in</strong> ländlichen Regionen,<br />

im Wettbewerb um die Schüler empfi ndlich geschwächt. <strong>Die</strong> Lockerung <strong>der</strong> Übertrittsbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> die Angebotsschulen<br />

(Elternentscheidung bei zweimal Note 4 im Probeunterricht) und die Gestaltung <strong>der</strong> Jahrgangsstufe 5 als sog. Gelenkklasse,<br />

werden die Übertrittsquoten <strong>in</strong> die Hauptschulen weiter reduzieren und nicht stabilisieren.<br />

6 KM: Wichtige Neuerungen zum Schuljahr 2010/2011, S. 60 f. 13


14<br />

Tab. 1: Schüler nach Schularten im Vergleich kreisfreie Städte und Landkreise <strong>in</strong> BY 2009/10<br />

Schüler <strong>Bayern</strong> 25 krsfr. Städte 71 Landkreise<br />

Gesamt (Jgst. 5 - 10) 767.055 100 % 241.160 100 % 525.895 100 %<br />

davon: Haupt-/Mittelschulen 230.880 30,1 % 53.024 22,0 % 177.856 33,8 %<br />

Gymnasien 276.118 36,0 % 111.005 46,0 % 165.113 31,4 %<br />

Realschulen 235.609 30,7 % 60.686 25,2 % 174.923 33,3 %<br />

Wirtschaftsschulen 24.448 3,2 % 16.445 6,8 % 8.003 1,5 %<br />

Quelle: LfStaD: Eckdaten <strong>der</strong> amtlichen Schulstatistik im Herbst 2009; eigene Berechnungen


1.4 Verteilung <strong>der</strong> Schüler auf die Schularten <strong>in</strong> krsfr. Städten und Landkreisen<br />

In den 25 kreisfreien Städten und 71 Landkreisen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> gestalten sich die Übertrittszahlen sehr unterschiedlich: Überdurchschnittliche<br />

Übertrittsquoten an Gymnasien fi nden sich <strong>in</strong> Universitätsstädten und <strong>in</strong> Zentren mit prosperieren<strong>der</strong> Industrie und<br />

wichtigen Verwaltungsstandorten. <strong>Die</strong>s strahlt auch auf die angrenzenden Landkreise aus. Unterdurchschnittliche Übertrittsquoten<br />

an Gymnasien bzw. überdurchschnittliche Übertrittsquoten <strong>in</strong> die Hauptschule fi nden sich <strong>in</strong> kreisfreien Städten mit<br />

massiven wirtschaftlichen Problemen und <strong>in</strong> zentrumsfernen Landkreisen.<br />

Der Stadt-Land-Unterschied wird beim Vergleich <strong>der</strong> Verteilung <strong>der</strong> Schüler auf die Schularten <strong>in</strong> kreisfreien Städten und <strong>in</strong> den<br />

Landkreisen beson<strong>der</strong>s deutlich (s. Tabelle 1).<br />

<strong>Bayern</strong>weit besuchten 2009 30 % <strong>der</strong> Schüler Hauptschulen, 31 % Realschulen, 36 % Gymnasien und 3 % Wirtschaftsschulen.<br />

Unter den Stadtschülern h<strong>in</strong>gegen befanden sich nur 22 % Hauptschüler und nur 25 % Realschüler, aber 46 % Gymnasiasten<br />

und 7 % Wirtschaftschüler. In den kreisfreien Städten gab es demnach mehr als doppelt so viele Gymnasiasten als Hauptschüler.<br />

Auch Realschulen wurden nicht annähernd so häufi g besucht wie Gymnasien. In den Landkreisen h<strong>in</strong>gegen lautete die<br />

Verteilung 34 % Hauptschüler, 33 % Realschüler, 31 % Gymnasiasten, 2 % Wirtschaftsschüler. Dort waren die Hauptschüler<br />

noch knapp die stärkste Gruppe vor den Realschülern und Gymnasiasten. <strong>Die</strong> Wirtschaftsschüler bildeten <strong>in</strong> den Landkreisen<br />

e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e M<strong>in</strong><strong>der</strong>heit.<br />

15


16<br />

Tab. 2: Nach Jahrgangsstufe 4 <strong>der</strong> Grundschule zu verteilende Schüler 2013<br />

Schüler <strong>in</strong> Jgst. 4 2007 E<strong>in</strong>schulungen 2009<br />

Schüler <strong>in</strong> Jgst. 4 2013<br />

Prozentuale Verän<strong>der</strong>ung<br />

Oberbayern 42.783 38.272 -10,5 %<br />

Nie<strong>der</strong>bayern 13.022 10.836 -16,8 %<br />

Oberpfalz 11.851 9.308 -21,5 %<br />

Oberfranken 11.118 8.821 -20,7 %<br />

Mittelfranken 17.238 14.143 -18,0 %<br />

Unterfranken 13.958 11.004 -21,2 %<br />

Schwaben 19.729 16.464 -16,5 %<br />

<strong>Bayern</strong> 129.699 108.848 -16,1 %<br />

Quelle: LfStaD: Son<strong>der</strong>auswertung E<strong>in</strong>schulungen 2009; eigene Berechnungen


2. Drei Prognosen: <strong>Die</strong> demografische Entwicklung <strong>der</strong> Schülerzahlen<br />

Gute Prognosen benötigen e<strong>in</strong>e solide Datenbasis. <strong>Die</strong> notwendigen Annahmen über die zukünftigen Entwicklungen müssen<br />

transparent gemacht werden. Im Folgenden werden drei Prognosen für die bestehenden Haupt- bzw. Mittelschulen vorgestellt:<br />

• <strong>Die</strong> kurzfristige Prognose beruht auf den E<strong>in</strong>schulungen 2009. Große Verän<strong>der</strong>ung <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> vier Jahre bis zum Übergang<br />

<strong>in</strong> die weiterführenden <strong>Schule</strong>n müssen dabei nicht angenommen werden.<br />

• <strong>Die</strong> mittelfristige Prognose beruht auf den Geburten 2008. <strong>Die</strong>se Schüler wechseln zehn Jahre später <strong>in</strong> die weiterführenden<br />

<strong>Schule</strong>n. Durch Zu- und Abwan<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> den Kreisen und Städten können sich diese Zahlen <strong>in</strong> beschränktem Umfang verän<strong>der</strong>n.<br />

• <strong>Die</strong> langfristige Prognose beruht auf <strong>der</strong> regionalisierten Bevölkerungsprognose des Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung.<br />

Sie schreibt bisherige Wan<strong>der</strong>ungseffekte <strong>in</strong> den Kreisen und Städten fort und nimmt e<strong>in</strong>e konstante Geburtenrate an.<br />

<strong>Die</strong>se 20-Jahres-Prognose birgt die größte Unsicherheit, kann aber doch e<strong>in</strong>e Orientierung für zukünftige Entwicklungen geben.<br />

Weitere E<strong>in</strong>flussfaktoren auf die <strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> bestehenden <strong>wohnortnahen</strong> Haupt-/Mittelschulen, wie die Verän<strong>der</strong>ung des Über-<br />

trittsverhaltens o<strong>der</strong> denkbare Verän<strong>der</strong>ungen im Schulsystem, werden <strong>in</strong> Kapitel 3 behandelt.<br />

<strong>Die</strong> folgenden Analysen und Prognosen <strong>der</strong> Schülerzahlen an den Haupt- und Mittelschulen stützen sich nicht ausschließlich<br />

auf die Übertrittsquoten nach <strong>der</strong> Grundschule, son<strong>der</strong>n auf die Anteile <strong>der</strong> Haupt- bzw. Mittelschüler zwei Jahre später <strong>in</strong> Jahrgangsstufe<br />

7. In Jahrgangsstufe 5 wechseln nochmals Schüler <strong>in</strong> die Realschulen und Gymnasien und nach Jahrgangsstufe<br />

6 <strong>in</strong> Wirtschaftsschulen. <strong>Die</strong> Jahrgangsstufen 7 und 8 s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Hauptschulen beim Durchgang e<strong>in</strong>er Schülerkohorte am<br />

schwächsten besetzt7 (ausführlich dazu Anlage 1). <strong>Die</strong> Bestandsquote <strong>in</strong> Jahrgangsstufe 7 hat deshalb unter dem Gesichtspunkt<br />

des Erhalts <strong>der</strong> <strong>wohnortnahen</strong> <strong>Schule</strong> e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Relevanz. Wird an e<strong>in</strong>er <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> Jahrgangsstufe 7 nicht mehr die Schülerm<strong>in</strong>destzahl<br />

für e<strong>in</strong>e Klassenbildung erreicht, ist dies <strong>in</strong> aller Regel auch <strong>in</strong> Jahrgangsstufe 8 <strong>der</strong> Fall und die <strong>Schule</strong> <strong>in</strong>sgesamt<br />

muss als <strong>in</strong> ihrem Bestand gefährdet e<strong>in</strong>geschätzt werden.<br />

<strong>Die</strong> folgenden Analysen haben deshalb immer zwei Messzeitpunkte: den Zeitpunkt <strong>der</strong> Verteilung des Jahrgangs nach <strong>der</strong><br />

Grundschule und zwei Jahre später, wenn diese Schüler die Jahrgangsstufe 7 erreicht haben. Grundlage und Bezugspunkt <strong>der</strong><br />

Prognosen bilden die Grundschüler, die 2007 auf die weiterführenden Schularten verteilt wurden und <strong>der</strong> Anteil, <strong>der</strong> 2009 die<br />

Jahrgangsstufe 7 <strong>der</strong> Hauptschule besuchte (Bestandsquote).<br />

<strong>Die</strong> regionalisierten Daten des Statistischen Landesamtes zu den E<strong>in</strong>schulungen 2009, den Geburten 2008 sowie die Bevölkerungsprognose<br />

bis 2028 erlauben ziemlich genaue Prognosen die nächsten fünf, zehn und zwanzig Jahre.<br />

2.1 Schülerprognose 2013 / 2015<br />

Der kurzfristigen Prognose liegen die E<strong>in</strong>schulungszahlen im Schuljahr 2009/10 <strong>in</strong> den Grundschulen zugrunde. Abgesehen von<br />

m<strong>in</strong>imalen Zu- und Abgängen durch Klassenwie<strong>der</strong>holungen, Zu- o<strong>der</strong> Abwan<strong>der</strong>ung treten diese Schüler am Ende des Schuljahres<br />

2012/13 auf die weiterführenden Schularten über und erreichen im Schuljahr 2015/16 die Jahrgangsstufe 7. Der Tabelle 2<br />

kann für alle sieben Regierungsbezirke die Zahl <strong>der</strong> Schüler entnommen werden, die 2013 nach <strong>der</strong> Jahrgangsstufe 4 die <strong>Schule</strong><br />

wechseln. Als Bezugsgröße s<strong>in</strong>d die Übertrittszahlen aus dem Jahr 2007 angeführt.<br />

In <strong>Bayern</strong> besuchten im Jahr 2007 <strong>in</strong>sgesamt 129.699 Schüler die 4. Jahrgangsstufe. Im Jahr 2013 werden es noch 108.848<br />

Schüler se<strong>in</strong>, d. h. 16,1 % weniger. Im Bezirk Oberbayern ist die Verän<strong>der</strong>ung mit e<strong>in</strong>em Rückgang von 10,5 % am niedrigsten,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Oberpfalz mit 21,5 % und <strong>in</strong> Unterfranken mit 21,2 % am höchsten.<br />

Es gibt <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> nur drei Städte, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>e Erhöhung <strong>der</strong> Schülerzahl 2013 im Vergleich zu 2007 zu erwarten ist: Stadt<br />

Erlangen (plus 1,5 %), Landshauptstadt München (plus 5,3 %) und Stadt Rosenheim (plus 6,0 %). Mehr als 30 % Schülerrückgang<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> drei Kreisen zu erwarten: Stadt Schwabach (m<strong>in</strong>us 30,8 %), Landkreis Coburg (m<strong>in</strong>us 32,9 %) und Landkreis Tirschenreuth<br />

(m<strong>in</strong>us 34,1 %). In drei weiteren kreisfreien Städten und <strong>in</strong> 30 Landkreisen liegt <strong>der</strong> demografische Schülerrückgang<br />

zwischen 20 % und 30 %.<br />

7 KM (Hrsg.): Schüler- und Absolventenprognose, München 2010, S. 23 ff. 17


18<br />

Tab. 3: Nach Jahrgangsstufe 4 <strong>der</strong> Grundschule zu verteilende Schüler 2018<br />

Schüler <strong>in</strong> Jgst. 4 2007 Geburten 2008 - Prozentuale Verän<strong>der</strong>ung<br />

Schüler <strong>in</strong> Jgst. 4 2018<br />

Oberbayern 42.783 38.370 -10,3 %<br />

Nie<strong>der</strong>bayern 13.022 9.313 -28,5 %<br />

Oberpfalz 11.851 8.354 -29,5 %<br />

Oberfranken 11.118 7.832 -29,6 %<br />

Mittelfranken 17.238 13.614 -21,0 %<br />

Unterfranken 13.958 9.842 -29,5 %<br />

Schwaben 19.729 14.586 -26,1 %<br />

<strong>Bayern</strong> 129.699 101.910 -21,4 %<br />

Tab. 4: Nach Jahrgangsstufe 4 <strong>der</strong> Grundschule zu verteilende Schüler 2028<br />

Quelle: LfStaD: Bevölkerung nach Altersgruppen 31.12.2008;<br />

Schüler <strong>in</strong> Jgst. 4 2007 Prognose Zehnjährige Prozentuale Verän<strong>der</strong>ung<br />

2028 - Jgst. 4<br />

Oberbayern 42.783 39.040 -8,7 %<br />

Nie<strong>der</strong>bayern 13.022 9.705 -25,5 %<br />

Oberpfalz 11.851 8.496 -28,3 %<br />

Oberfranken 11.118 7.548 -32,1 %<br />

Mittelfranken 17.238 13.748 -20,2 %<br />

Unterfranken 13.958 9.869 -29,3 %<br />

Schwaben 19.729 15.294 -22,5 %<br />

<strong>Bayern</strong> 129.699 103.654 -20,1 %<br />

Quelle: LfStaD: Son<strong>der</strong>auswertung regionalisierte Bevölkerungsprognose 2028 für Altergruppen; eigene Berechnungen


2.2 Schülerprognose 2018 / 2020<br />

<strong>Die</strong> mittelfristige Zehnjahresprognose basiert auf den Geburtenzahlen 2008. 8 <strong>Die</strong>se K<strong>in</strong><strong>der</strong> werden 2014/15 e<strong>in</strong>geschult und am<br />

Ende des Schuljahres 2017/18 nach <strong>der</strong> Grundschule auf die weiterführenden Schularten verteilt.<br />

2018 werden <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> aus den Grundschulen nur mehr 101.910 Schüler <strong>in</strong> die weiterführenden <strong>Schule</strong>n zu verteilen se<strong>in</strong> (m<strong>in</strong>us<br />

21,4 %)(s. Tab. 3). Der Bezirk Oberbayern hat auch bis 2018 den ger<strong>in</strong>gsten Schülerrückgang (m<strong>in</strong>us 10,3 %), die Operpfalz,<br />

Ober- und Unterfranken den stärksten (29,5 % bzw. 29,6 %).<br />

Auf Kreisniveau f<strong>in</strong>det sich <strong>der</strong> stärkste Schülerrückgang wie<strong>der</strong>um im Landkreis Tirschenreuth (m<strong>in</strong>us 42,7 %). 42 <strong>der</strong> 71 bay-<br />

erischen Landkreise müssen bis 2018 mit e<strong>in</strong>em Rückgang von mehr als 30 % <strong>der</strong> Schüler rechnen, darunter alle Landkreise<br />

Unterfrankens mit Ausnahme des Landkreises Würzburg (m<strong>in</strong>us 26 %). Ke<strong>in</strong>e <strong>der</strong> kreisfreien Städte bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> dieser Kategorie,<br />

auch nicht jene <strong>in</strong> östlicher o<strong>der</strong> nördlicher Randlage wie Amberg (m<strong>in</strong>us 20,9 %), Weiden (m<strong>in</strong>us 27,4 %) o<strong>der</strong> Hof (m<strong>in</strong>us<br />

28,6 %). In drei Städten nimmt die Zahl <strong>der</strong> zu verteilenden Schüler 2018 zu: Nürnberg (plus 1,6 %), Rosenheim (plus 5,4 %) und<br />

München. <strong>Die</strong> Landeshauptstadt erlebte <strong>in</strong> den vergangenen Jahren e<strong>in</strong>en Babyboom: 2007 verließen 9.437 die Grundschule,<br />

2018 werden es voraussichtlich 12.564 se<strong>in</strong> (plus 33,1 %).<br />

<strong>Die</strong>se Zahlen dokumentieren den absehbaren Bevölkerungsverlust <strong>in</strong> den ländlichen Regionen zugunsten <strong>der</strong> urbanen Zentren.<br />

E<strong>in</strong>halt ist dem nur durch e<strong>in</strong>en Landesentwicklungsplan zu gebieten, <strong>der</strong> die notwendigen Ressourcen für den Ausbau <strong>der</strong><br />

wirtschaftlichen und schulischen Infrastruktur <strong>in</strong> den ländlichen Regionen bereitstellt. Für die schulische Entwicklung muss festgehalten<br />

werden, dass dieser deutliche Schülerrückgang <strong>in</strong> den nächsten sieben Jahren nicht nur die Haupt- und Mittelschulen<br />

trifft, son<strong>der</strong>n ebenso die Realschulen tangieren wird. Das Gymnasium wird aller Voraussicht nach aufgrund <strong>der</strong> gestiegenen<br />

Bildungsaspirationen <strong>der</strong> Eltern und <strong>der</strong> Liberalisierung des Übertritts die Zahlen halten können.<br />

2.3 Schülerprognose 2028 / 2030<br />

Das Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung legt jährlich e<strong>in</strong>e regionalisierte Bevölkerungsprognose vor, die 20 Jahre <strong>in</strong><br />

die <strong>Zukunft</strong> reicht. Auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Bevölkerungsdaten von 2008 wurde <strong>der</strong> Stand <strong>der</strong> Bevölkerung <strong>in</strong> den bayerischen Kreisen<br />

im Jahr 2028 errechnet. In e<strong>in</strong>er Son<strong>der</strong>auswertung stellte das Landesamt e<strong>in</strong>e nach Altersgruppen differenzierte Prognose zur<br />

Verfügung, <strong>der</strong> sich die Zahl <strong>der</strong> Zehnjährigen <strong>in</strong> den Städten und Landkreisen 2028 entnehmen lässt. 9<br />

Nach dieser Prognose stabilisiert sich die Schülerzahl nach 2018. In <strong>Bayern</strong> s<strong>in</strong>d im Jahr 2028 103.654 Schüler nach <strong>der</strong><br />

Grundschule zu verteilen, 26.045 weniger als 2007 (m<strong>in</strong>us 20,1 %), aber 1.744 Schüler mehr als 2018 (s. Tab. 4). Nach den vorliegenden<br />

Daten profitieren bis 2028 die drei kreisfreien Städte München, Ingolstadt, Rosenheim und <strong>der</strong> Landkreis München. In<br />

sechs bayerischen Bezirken nehmen die Schülerzahlen zwischen 2018 und 2028 wie<strong>der</strong> leicht zu, <strong>in</strong> Schwaben sogar um 3,6 %,<br />

nur <strong>in</strong> Oberfranken gehen sie um weitere 2,5 % zurück.<br />

Mit Schülerrückgängen von über 40 %, im Vergleich zu 2007, müssen die Landkreise Tirschenreuth (m<strong>in</strong>us 43,5 %), Wunsiedel<br />

(m<strong>in</strong>us 42,0 %) und Hof (m<strong>in</strong>us 41,6 %) rechnen. In 26 Kreisen liegen die Rückgänge bei über 30 %, darunter auch zwei kreisfreie<br />

Städte: Passau (m<strong>in</strong>us 30,0 %) und Hof (m<strong>in</strong>us 34,8 %). In Oberbayern ist Garmisch-Partenkirchen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zige Landkreis mit<br />

e<strong>in</strong>em Rückgang über 30 %, während <strong>in</strong> Schwaben ke<strong>in</strong> Kreis <strong>in</strong> diese Kategorie fällt.<br />

8 Um jahrgangsbed<strong>in</strong>gte Schwankungen <strong>in</strong> den Städten und Landkreisen auszugleichen, wurde nicht die Zahl <strong>der</strong> Geburten 2008, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> Neugeborenen<br />

bis Zweijährigen zum Stichtag 31.12. 2008 zugrunde gelegt. <strong>Die</strong>se Zahl wurde um 5 % reduziert, für jene Schüler, die nicht e<strong>in</strong>e Grundschule, son<strong>der</strong>n<br />

För<strong>der</strong>-, Waldorfschulen o<strong>der</strong> Gesamtschulen besuchen und später nicht auf die weiterführenden <strong>Schule</strong>n verteilt werden.<br />

9 LfStaD: Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung für <strong>Bayern</strong> bis 2028, München 2009. Son<strong>der</strong>auswertung nach Altersgruppen. <strong>Die</strong> Prognose nimmt e<strong>in</strong>e<br />

konstant bleibende Geburtenrate an und berücksichtigt sowohl die B<strong>in</strong>nenwan<strong>der</strong>ung <strong>in</strong>nerhalb <strong>Bayern</strong>s als auch die Außenwan<strong>der</strong>ung zu und von an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

o<strong>der</strong> Staaten. <strong>Die</strong> Zahl <strong>der</strong> Zehnjährigen 2028 wurden wie bei <strong>der</strong> Prognose 2018 um die För<strong>der</strong>-, Waldorf- o<strong>der</strong> Gesamtschüler, also um 5 %, reduziert.<br />

19


3. Drei Szenarien: Schülerzahlen für wohnortnahe <strong>Schule</strong>n 2015, 2020, 2030<br />

<strong>Die</strong> oben dargestellte Entwicklung <strong>der</strong> Schülerzahlen stellt die Ausgangslage dar für drei Szenarien möglicher zukünftiger Schul-<br />

strukturen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>:<br />

* Szenario 1: Das dreigliedrige Schulsystem wird unverän<strong>der</strong>t fortgeführt<br />

* Szenario 2: Neben dem Gymnasium gibt es nur noch e<strong>in</strong>e Schulform (Zweigliedrigkeit)<br />

* Szenario 3: <strong>Die</strong> Schüler werden bis zur 10. Jahrgangsstufe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Schule</strong> unterrichtet (E<strong>in</strong>gliedrigkeit)<br />

Neben den denkbaren Alternativen <strong>der</strong> Schulstruktur bleibt als wesentlicher Unsicherheitsfaktor die Entwicklung <strong>der</strong> Über-<br />

trittsquoten <strong>in</strong> die Haupt-/Mittelschulen. Gerechnet wurden für alle drei Übertrittszeitpunkte drei Varianten. Aus Platzgründen<br />

wird hier nur die jeweils mittlere Variante dargestellt: Im Szenario 1 für die kurzfristige Prognose e<strong>in</strong>e Abnahme <strong>der</strong> bisherigen<br />

Übertrittsquote im jeweiligen Landkreis bzw. <strong>der</strong> kreisfreien Stadt um 5 Prozent, für die mittelfristige Prognose um 10 Prozent<br />

und für die langfristige Prognose um 15 Prozent. Für Szenario 2 wird e<strong>in</strong> weiterer Zuwachs <strong>der</strong> Übertritte <strong>in</strong> das Gymnasium<br />

angenommen. <strong>Die</strong> Übertritte <strong>in</strong> die wohnortnahe <strong>Schule</strong> reduzieren sich um 2,5 Prozent, 5 Prozent und 7,5 Prozent zu den drei<br />

Prognosezeitpunkten. In e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>gliedrigen Schulsystem gibt es ke<strong>in</strong>e Übertritte und Übertrittsquoten.<br />

3.1 Szenario 1: Dreigliedrigkeit - Fortschreibung Haupt-/Mittelschule<br />

<strong>Die</strong> zukünftige Entwicklung <strong>der</strong> Haupt- bzw. Mittelschulen ist neben <strong>der</strong> demografischen Entwicklung vor allem abhängig von<br />

<strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Übertritts- bzw. Bestandsquoten <strong>in</strong> den Kreisen. <strong>Die</strong> Berechnungen zukünftiger Schülerzahlen beruhen auf<br />

Annahmen, bei <strong>der</strong> unterschiedliche Faktoren, die sich auf die Schülerströme auswirken, berücksichtigt werden müssen. <strong>Die</strong>se<br />

vorgelegten Zahlen haben hohe Plausibilität. Dennoch handelt es sich um Prognosen und nicht um feste Fakten. 10<br />

10 In <strong>der</strong> Gesamtauswertung werden für jeden Prognosezeitpunkt drei Varianten vorgestellt, um Interessierten vor Ort mit genauer Kenntnis <strong>der</strong> lokalen Entwicklungen<br />

des Schulwahlverhaltens und des öffentlichen und privaten Schulangebots die Möglichkeit zu alternativen Berechnungen zu geben. In dieser Broschüre ist pro<br />

Prognosezeitpunkt e<strong>in</strong>e Beschränkung auf e<strong>in</strong>e mittlere Variante erfor<strong>der</strong>lich. Sie liegt den weiteren Berechnungen <strong>der</strong> Schülerzahlen <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen <strong>Schule</strong>n und<br />

<strong>der</strong> Bestimmung ihres Fortbestandes bzw. ihrer Zügigkeit zugrunde.<br />

21


22<br />

Tab. 5: Entwicklung <strong>der</strong> Schülerzahlen an den Haupt-/Mittelschulen im dreigliedrigen System bis zum Jahr<br />

2015 bei e<strong>in</strong>er Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Schülerquote um 5 %<br />

Schüler <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jahrgangsstufe 7 <strong>der</strong> Haupt-/Mittelschule<br />

2009 2015 Differenz 2009/2015<br />

Oberbayern 12.795 9.532 -25,5 %<br />

Nie<strong>der</strong>bayern 4.774 3.431 -28,1 %<br />

Oberpfalz 4.184 2.821 -32,6 %<br />

Oberfranken 3.476 2.317 -33,3 %<br />

Mittelfranken 5.730 3.994 -30,3 %<br />

Unterfranken 4.702 3.157 -32,9 %<br />

Schwaben 7.113 5.113 -28,1 %<br />

<strong>Bayern</strong> 42.774 30.455 -28,8 %<br />

Quellen: LfStaD: Son<strong>der</strong>auswertung: Schüler 2009 <strong>in</strong> HS Jgst. 7; E<strong>in</strong>schulungen 2009; eigene Berechnungen


Haupt-/Mittelschüler 2015<br />

Gemäß <strong>der</strong> kurzfristigen Prognose können 2013 bayernweit 108.848 Schüler auf die weiterführenden Schularten verteilt wer-<br />

den. Sie erreichen 2015 die Jahrgangsstufe 7. <strong>Die</strong> Verteilungsquoten s<strong>in</strong>d abhängig von <strong>der</strong> Attraktivität <strong>der</strong> jeweiligen Schulart<br />

und än<strong>der</strong>n sich im Zeitverlauf.<br />

Für 2015 werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> ausführlichen Gesamtauswertung drei Varianten vorgestellt:<br />

• Das Übertrittsverhalten än<strong>der</strong>t sich nicht. <strong>Die</strong> Haupt-/Mittelschulquoten entsprechen denen des Jahres 2009,<br />

für <strong>Bayern</strong> <strong>in</strong>sgesamt: 33,0 %.<br />

• Das Übertrittsverhalten än<strong>der</strong>t sich leicht. <strong>Die</strong> Haupt-/Mittelschulquote s<strong>in</strong>kt um 5 % auf 28 %<br />

• Das Übertrittsverhalten än<strong>der</strong>t sich stark. <strong>Die</strong> Haupt-/Mittelschulquote s<strong>in</strong>kt um 10 % auf 23 %<br />

Der Übersichtlichkeit halber wird <strong>in</strong> dieser Zusammenfassung nur die Variante mit e<strong>in</strong>er leichten Verän<strong>der</strong>ung des Übertritts-<br />

verhaltens wie<strong>der</strong>gegeben. <strong>Die</strong>se Variante mit 5 % weniger Haupt-/Mittelschüler pro Jahrgang im Jahr 2015 sche<strong>in</strong>t ange-<br />

sichts <strong>der</strong> gegenwärtigen Tendenzen für die Mehrzahl <strong>der</strong> Kreise und Bezirke am Wahrsche<strong>in</strong>lichsten. <strong>Die</strong> Übertrittsquote <strong>in</strong> die<br />

Hauptschule aus den Jahrgangsstufen 4 und 5, die <strong>in</strong> den Jahren 2008 bis 2010 verteilt wurden, ist bereits bis zum Schuljahr<br />

2010/2011 um weitere 3,2 % zurückgegangen. Den Berechnungen liegt die jeweils spezifische, um 5 % reduzierte Verteilungsquote<br />

<strong>der</strong> Bezirke, Städte und Landkreise im Jahr 2009 zugrunde.<br />

In <strong>Bayern</strong> <strong>in</strong>sgesamt werden 2013 wegen des demografischen Rückgangs nur noch 108.848 Schüler zu verteilen se<strong>in</strong>, 16,1 %<br />

weniger als 2007. Erreichen dann nicht mehr 33,0 % die Jahrgangsstufe 7 <strong>der</strong> Haupt- bzw. Mittelschulen, son<strong>der</strong>n wegen vermehrter<br />

Übertritte <strong>in</strong> Realschulen und Gymnasien nur mehr 28,0 %, so wird die Jahrgangsstufe 7 nicht mehr von 42.774 Hauptschülern<br />

besucht son<strong>der</strong>n nur mehr von 30.455. Das s<strong>in</strong>d 2015 28,8 % weniger Schüler als 2009 (s. Tab. 5).<br />

<strong>Die</strong> demografische Entwicklung und die Reduktion <strong>der</strong> jeweiligen Bestandsquoten <strong>in</strong> Jahrgangsstufe 7 um 5 % führen im Jahr<br />

2015 <strong>in</strong> allen Kreisen und Bezirken zu e<strong>in</strong>em deutlichen Rückgang <strong>der</strong> Schülerzahlen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jahrgangsstufe 7 <strong>der</strong> Haupt-/Mittelschule<br />

im Vergleich zur Schülerzahl 2009. Nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt Rosenheim bleibt <strong>der</strong> Rückgang mit m<strong>in</strong>us 7,4 % e<strong>in</strong>stellig, <strong>in</strong> weiteren<br />

10 Kreisen liegt er zwischen 10 % und 20 %. In den Landkreisen Tirschenreuth, Coburg und Fürth sowie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt Schwabach<br />

liegt <strong>der</strong> Rückgang bereits bei über 40 %.<br />

23


24<br />

Tab. 6: Entwicklung <strong>der</strong> Schülerzahlen an den Haupt-/Mittelschulen im dreigliedrigen System bis zum Jahr<br />

2020 bei e<strong>in</strong>er Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Schülerquote um 10 %<br />

Schüler <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jahrgangsstufe 7 <strong>der</strong> Haupt-/Mittelschule<br />

2009 2020 Differenz 2009/2020<br />

Oberbayern 12.795 7.638 -40,3 %<br />

Nie<strong>der</strong>bayern 4.774 2.483 -48,0 %<br />

Oberpfalz 4.184 2.114 -49,5 %<br />

Oberfranken 3.476 1.665 -52,1 %<br />

Mittelfranken 5.730 3.164 -44,8 %<br />

Unterfranken 4.702 2.331 -50,4 %<br />

Schwaben 7.113 3.800 -46,6 %<br />

<strong>Bayern</strong> 42.774 23.418 -45,3 %<br />

Quellen: LfStaD: Son<strong>der</strong>auswertung: Schüler 2009 <strong>in</strong> HS Jgst. 7; Geburten 2008; eigene Berechnungen<br />

Tab. 7: Entwicklung <strong>der</strong> Schülerzahlen an den Haupt-/Mittelschulen im dreigliedrigen System<br />

bis zum Jahr 2030 bei e<strong>in</strong>er Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Schülerquote um 15 %<br />

Schüler <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jahrgangsstufe 7 <strong>der</strong> Haupt-/Mittelschule<br />

2009 2030 Differenz 2009/2030<br />

Oberbayern 12.795 5.820 -54,5 %<br />

Nie<strong>der</strong>bayern 4.774 2.102 -56,0 %<br />

Oberpfalz 4.184 1.725 -58,8 %<br />

Oberfranken 3.476 1.228 -64,7 %<br />

Mittelfranken 5.730 2.508 -56,2 %<br />

Unterfranken 4.702 1.844 -60,8 %<br />

Schwaben 7.113 3.220 -54,7 %<br />

<strong>Bayern</strong> 42.774 18.636 -56,4 %<br />

Quellen: LfStaD: Son<strong>der</strong>auswertung: Schüler 2009 <strong>in</strong> HS Jgst. 7; Bevölkerungsprognose 2028; eigene Berechnungen


Haupt-/Mittelschüler 2020<br />

<strong>Die</strong> mittelfristige 10-Jahresprognose auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Geburtenzahlen 2008 ermöglicht Aussagen über die Schülerzahlen an<br />

Haupt- und Mittelschulen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jahrgangsstufe 7 für das Jahr 2020 auf Kreis- und Bezirksniveau. Es wurden auch für 2020<br />

wie<strong>der</strong> pr<strong>in</strong>zipiell drei Varianten berechnet: e<strong>in</strong>e Reduzierung <strong>der</strong> Haupt-/Mittelschulquote von 2009 um 5 %, um 10 % und um<br />

15 %. <strong>Die</strong>se drei Varianten werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesamtauswertung dieser Untersuchung ausführlich behandelt. Hier wird nur die 10 %<br />

Variante kurz dargestellt. Sie ersche<strong>in</strong>t am realistischsten, da <strong>in</strong> den vergangenen Jahren <strong>der</strong> Rückgang <strong>der</strong> Übertrittsquote an<br />

die Hauptschule pro Jahr höher als 1 % lag und e<strong>in</strong> Stopp <strong>der</strong> Übertrittsdynamik auch durch die E<strong>in</strong>richtung von Mittelschulen<br />

und Schulverbünden nicht erkennbar ist.<br />

Für <strong>Bayern</strong> <strong>in</strong>sgesamt bedeutet diese Variante (demografi scher Rückgang um 21,4 %, Rückgang <strong>der</strong> Übertrittsquote <strong>in</strong> die<br />

Hauptschule von 33 % auf 23 %) e<strong>in</strong>en Rückgang <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Haupt-/Mittelschüler im Vergleich zum Bestand im Jahr 2009 um<br />

45,3 %. Nur mehr 23.418 Schüler werden die Jahrgangsstufe 7 e<strong>in</strong>er Haupt-/Mittelschule besuchen (s. Tab. 6).<br />

Selbst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt München werden dann trotz <strong>der</strong> Zunahme <strong>der</strong> Geburtenzahlen 16 % weniger Haupt-/Mittelschüler zu registrieren<br />

se<strong>in</strong>. In Nie<strong>der</strong>bayern, Oberpfalz, Ober- und Unterfranken liegt <strong>der</strong> Rückgang bei rund 50 %. In 54 Landkreisen ist mit<br />

weniger als <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Schüler zu rechnen. In den kreisfreien Städten fällt <strong>der</strong> Schülerrückgang ger<strong>in</strong>ger aus, mit Ausnahme<br />

von Weiden wo <strong>der</strong> Rückgang mit 49,7 % fast so stark ist. Bei dieser Variante erleidet <strong>der</strong> Landkreis München die größten E<strong>in</strong>bußen:<br />

Bei e<strong>in</strong>em relativ ger<strong>in</strong>gem demografi schen Rückgang von nur 8 %, aber e<strong>in</strong>er weiteren M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Übertrittsquote<br />

von <strong>der</strong>zeit 18 % auf dann nur noch 8 %, geht die Zahl <strong>der</strong> Hauptschüler <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jahrgangsstufe 7 von 580 im Jahr 2009 auf 237<br />

Schüler im Jahr 2020 zurück (m<strong>in</strong>us 59,1 %).<br />

Haupt-/ Mittelschüler 2030<br />

Nach <strong>der</strong> regionalisierten Bevölkerungsprognose 2028 des Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung nimmt die Zahl <strong>der</strong><br />

10-Jährigen im Vergleich zu den Geburten 2008 wie<strong>der</strong> leicht zu. Der demografi sche Rückgang beträgt dann 20,1 % im Vergleich<br />

zu 2007. Es ist aber davon auszugehen, dass die Nachfrage <strong>der</strong> Wirtschaft nach höheren Qualifi kationen weiter zunimmt.<br />

Möglichst hohe Schulabschlüsse und damit vermehrte Übertritte <strong>in</strong> Realschule und Gymnasien s<strong>in</strong>d wichtige Voraussetzung für<br />

die Möglichkeit e<strong>in</strong>er eigenständigen Lebensgestaltung. Von den Varianten e<strong>in</strong>es Rückgangs <strong>der</strong> Übertritte um 10 % o<strong>der</strong> 15 %<br />

o<strong>der</strong> 20 % <strong>der</strong> Quoten von 2009 sche<strong>in</strong>t bei anhaltend steigen<strong>der</strong> Nachfrage nach höheren Abschlüssen auch hier die mittlere<br />

Variante am Wahrsche<strong>in</strong>lichsten.<br />

Besuchen 2030 bayernweit nicht mehr 33 % die Haupt-/Mittelschulen, son<strong>der</strong>n nur mehr 18 %, dann s<strong>in</strong>d nicht mehr 42.774<br />

Hauptschüler <strong>in</strong> <strong>der</strong> 7. Jahrgangsstufe wie 2009 zu registrieren, son<strong>der</strong>n nur noch 18.636 (m<strong>in</strong>us 56,4 %)(s. Tab. 7). In allen Bezirken<br />

s<strong>in</strong>kt die Schülerzahl an den Haupt-/Mittelschulen auf weniger als die Hälfte <strong>der</strong> Schüler von 2009. 43 Kreise verzeichnen<br />

dabei e<strong>in</strong>en Rückgang um über 60 %, darunter auch die kreisfreien Städte Passau, Weiden, Bamberg und Bayreuth.<br />

Resümee:<br />

Der Schülerrückgang und die Verän<strong>der</strong>ungen des Übertritts wirken sich regional sehr unterschiedlich aus. Bereits bis zum Jahr<br />

2015 ist mit weiteren zahlreichen Schulschließungen vor allem im ländlichen Raum zu rechnen. Spätestens <strong>in</strong> zehn Jahren stellt<br />

sich die Existenzfrage <strong>der</strong> Schulart, wenn <strong>in</strong> drei Viertel <strong>der</strong> bayerischen Landkreise weniger als die Hälfte <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen Schüler<br />

die Mittelschulen besuchen. Im Jahr 2030 ist die Haupt-/Mittelschule als wohnortnahes Schulangebot <strong>in</strong> den größten Teilen<br />

<strong>Bayern</strong>s nicht mehr existent.<br />

25


26<br />

Tab. 8: Übertrittsquoten 2007 und die Verteilung <strong>der</strong> Schüler auf Gymnasium und an<strong>der</strong>e Schularten<br />

(Bestandsquoten) 2009<br />

Zahl <strong>der</strong> Grundschüler<br />

Jgst. 4 2006/07<br />

Anteil Gymnasiasten<br />

Jgst. 5 2007/08<br />

Anteil wohnortnahe <strong>Schule</strong>*<br />

Jgst. 5 2007/08<br />

Oberbayern 42.783 41,3 % 58,7 %<br />

Nie<strong>der</strong>bayern 13.022 31,0 % 69,0 %<br />

Oberpfalz 11.851 32,7 % 67,3 %<br />

Oberfranken 11.118 37,4 % 62,6 %<br />

Mittelfranken 17.238 39,2 % 60,8 %<br />

Unterfranken 13.958 35,2 % 64,8 %<br />

Schwaben 19.729 33,3 % 66,7 %<br />

<strong>Bayern</strong> 129.699 37,1 % 62,9 %<br />

* Schüler <strong>der</strong> Realschule, Haupt-/Mittelschule und <strong>der</strong> Wirtschaftsschule (bisher Übertritt nach Jgst. 6) zusammengefasst


3.2 Szenario 2: Zweigliedrigkeit – wohnortnahe <strong>Schule</strong> plus Gymnasium<br />

Als Alternative zur Fortschreibung des dreigliedrigen Schulsystems wurde das Szenario e<strong>in</strong>es zweigliedrigen Schulsystems<br />

entwickelt. Neben den Gymnasien existieren dabei Haupt- bzw. Mittelschulen, Realschulen und Wirtschaftsschulen <strong>in</strong> zusammengefasster<br />

Form. <strong>Die</strong> Zusammenführung dieser Schularten im Rahmen e<strong>in</strong>es zweigliedrigen Schulsystems wurde <strong>in</strong> vielen<br />

Bundeslän<strong>der</strong>n bereits umgesetzt. <strong>Die</strong>se Schulart trägt <strong>in</strong> den verschiedenen Län<strong>der</strong>n unterschiedliche Namen: Regionalschule<br />

<strong>in</strong> Schleswig-Holste<strong>in</strong>, Berl<strong>in</strong> und Mecklenburg-Vorpommern, Oberschule <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen, Bremen und Brandenburg, Erweiterte<br />

Realschule im Saarland, Realschule plus <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz, Sekundarschule <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt, Mittelschule <strong>in</strong> Sachsen,<br />

Regelschule <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen, Stadtteilschule <strong>in</strong> Hamburg. Ohne sich auf e<strong>in</strong>e dieser Bezeichnungen festzulegen, wird im Folgenden<br />

dieses Konzept als wohnortnahe <strong>Schule</strong> bezeichnet, da sie <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren <strong>wohnortnahen</strong> E<strong>in</strong>heiten organisiert werden kann.<br />

Tabelle 8 zeigt die Übertrittsquoten aus den Grundschulen <strong>in</strong> die Gymnasien am Ende des Schuljahres 2006/07. 11 37,1 % <strong>der</strong> bay-<br />

erischen Schüler befanden sich im Jahr darauf <strong>in</strong> Gymnasien. 62,9 % besuchten Real- o<strong>der</strong> Hauptschulen und s<strong>in</strong>d das Potential<br />

e<strong>in</strong>er <strong>wohnortnahen</strong> <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweigliedrigen Schulsystem. Im Folgenden wird mit den <strong>der</strong>art bestimmten Quoten für die<br />

wohnortnahe <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweigliedrigen Schulsystem gerechnet, auch wenn sie bis Jahrgangsstufe 7 durch die vorzeitigen<br />

Abgänger <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e aus Jahrgangsstufe 6 <strong>der</strong> Gymnasien noch etwas zunimmt.<br />

20 Kreise, häufig <strong>in</strong> kreisfreien Industrie- o<strong>der</strong> Verwaltungsstädten und ihren benachbarten Landkreisen, dem sog. Speckgürtel,<br />

verzeichneten Übertritte <strong>in</strong> Gymnasien von mehr als 40 %. <strong>Die</strong> Städte Bayreuth und Erlangen liegen bei über 50 %. <strong>Die</strong> Spitzenwerte<br />

f<strong>in</strong>den sich im Landkreis Starnberg und im Landkreis München mit 55,6 % bzw. 56,5 %, während die Landeshauptstadt<br />

selbst mit 49,4 % etwas darunter liegt. Zehn Landkreise und die Städte Kempten und Schwe<strong>in</strong>furt liegen bei den Übertritten<br />

<strong>in</strong> die Gymnasien unter 30 %. Der niedrigste Wert wird mit 25,7 % im Landkreis Freyung-Grafenau erreicht. Komplementär zur<br />

Gymnasiumsquote ergibt sich das Schülerpotential für e<strong>in</strong>e wohnortnahe <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweigliedrigen Schulsystem.<br />

Je nach bisheriger Quote <strong>der</strong> Übertritte <strong>in</strong> Real- und Wirtschaftsschulen nehmen die Schüler e<strong>in</strong>er <strong>wohnortnahen</strong> <strong>Schule</strong> <strong>in</strong><br />

unterschiedlichem Ausmaß zu. Für ganz <strong>Bayern</strong> beträgt die Quote <strong>der</strong> Real- und Wirtschaftsschulen 29,9 %. In Oberbayern und<br />

Mittelfranken liegen diese Quoten im Durchschnitt unter 30 %. Hohe Quoten für die Real- und Wirtschaftsschulen s<strong>in</strong>d vor allem<br />

<strong>in</strong> Landkreisen anzutreffen und schwerpunktmäßig <strong>in</strong> jenen mit niedrigeren Übertrittsquoten <strong>in</strong> die Gymnasien. <strong>Die</strong> höchsten<br />

Quoten für die Real- und Wirtschaftsschulen haben die Landkreise Straub<strong>in</strong>g-Bogen (38,0 %), Neustadt a. d. Waldnaab (39,3<br />

%) und Bayreuth (39,4 %). Entsprechend würde die wohnortnahe <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweigliedrigen System <strong>in</strong> diesen Landkreisen<br />

mehr profitieren als <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Kreisen.<br />

11 ISB: Bildungsberichterstattung 2009, München 2010, S. 79 ff. 27


28<br />

Tab. 9: Verteilung <strong>der</strong> Schüler <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>wohnortnahen</strong> zweigliedrigen Schulsystem 2009 (fi ktiv)<br />

Zahl <strong>der</strong><br />

Grundschüler<br />

Jgst. 4 2007<br />

Zahl <strong>der</strong><br />

Grundschüler <strong>in</strong><br />

Jgst. 4 2013<br />

Anteil <strong>der</strong> Schüler, die<br />

2007 nicht das Gymnasium<br />

besuchten (%)<br />

Anteil <strong>der</strong> Schüler,<br />

die 2013 nicht das<br />

Gymnasium besuchen* (%)<br />

Zahl <strong>der</strong> Schüler,<br />

die 2009 nicht das Gymnasium<br />

besuchten (abs.)<br />

Zahl <strong>der</strong> Schüler,<br />

die 2015 nicht das<br />

Gymnasium besuchen (abs.)<br />

Differenz zur faktischen<br />

Zahl <strong>der</strong> Hauptschüler <strong>in</strong><br />

Jgst. 7 2009<br />

Oberbayern 42.783 58,7 % 25.129 + 96,4 %<br />

Nie<strong>der</strong>bayern 13.022 69,0 % 8.982 + 88,1 %<br />

Oberpfalz 11.851 67,3 % 7.973 + 90,6 %<br />

Oberfranken 11.118 62,6 % 6.958 + 100,2 %<br />

Mittelfranken 17.238 60,8 % 10.489 + 83,1 %<br />

Unterfranken 13.958 64,8 % 9.048 + 92,4 %<br />

Schwaben 19.729 66,7 % 13.156 + 85,0 %<br />

<strong>Bayern</strong> 129.699 62,9 % 81.634 + 90,8 %<br />

Quellen: LfStaD: Eckdaten <strong>der</strong> amtlichen Schulstatistik im Herbst 2009; ISB Bildungsbericht 2009, eigene Berechnungen<br />

Tab. 10: Verteilung <strong>der</strong> Schüler <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>wohnortnahen</strong> zweigliedrigen Schulsystem 2015<br />

Differenz zur faktischen<br />

Zahl <strong>der</strong> Hauptschüler<br />

<strong>in</strong> Jgst. 7 2009<br />

Oberbayern 38.272 56,2 % 21.523 + 68,2 %<br />

Nie<strong>der</strong>bayern 10.836 66,5 % 7.203 + 50,9 %<br />

Oberpfalz 9.308 64,8 % 6.029 + 44,1 %<br />

Oberfranken 8.821 60,1 % 5.300 + 52,5 %<br />

Mittelfranken 14.143 58,3 % 8.252 + 44,0 %<br />

Unterfranken 11.004 62,3 % 6.858 + 45,9 %<br />

Schwaben 16.464 64,2 % 10.567 + 48,6 %<br />

<strong>Bayern</strong> 108.848 60,4 % 65.789 + 53,8 %<br />

Quellen: LfStaD: E<strong>in</strong>schulungen 2009; eigene Berechnungen<br />

* Übertrittsquote auf das Gymnasium um 2,5 % erhöht gegenüber 2007


Schüler e<strong>in</strong>er <strong>wohnortnahen</strong> <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweigliedrigen Schulsystem 2009<br />

Von den 2007 verteilten 129.699 Schülern wären, abzüglich <strong>der</strong> 37,1 %, die das Gymnasium besuchten, 81.634 Schüler (62,9 %)<br />

für e<strong>in</strong>e wohnortnahe <strong>Schule</strong> zur Verfügung gestanden, würde <strong>Bayern</strong> über e<strong>in</strong> zweigliedriges Schulsystem verfügen. In <strong>Bayern</strong><br />

hätten 90,8 % mehr Schüler e<strong>in</strong>e wohnortnahe <strong>Schule</strong> besuchen können, als die 42.774 Schüler, die tatsächlich die Hauptschulen<br />

besuchten. <strong>Die</strong> zahlreichen Schulschließungen <strong>der</strong> letzten Jahre hätten damit vermieden werden können (s. Tab. 9).<br />

<strong>Die</strong> Quote für e<strong>in</strong>e wohnortnahe <strong>Schule</strong> schwankt gegenläufig zur Gymnasialquote <strong>in</strong> den Kreisen und Bezirken. Höhere Gymnasialquoten<br />

bedeuten e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Quote für die wohnortnahe <strong>Schule</strong>. Im Landkreis München und den Städten Bayreuth und<br />

Erlangen wäre sie 2009 unter 50 % gelegen – <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt München bei 50,6 %. In 13 Landkreisen hätte sie über 70 % erreicht,<br />

mit e<strong>in</strong>em Spitzenwert im Landkreis Freyung-Grafenau von 74,3 %.<br />

2009 besuchten <strong>in</strong> 34 <strong>der</strong> 71 Landkreise mehr Schüler Real- und Wirtschaftschulen als Hauptschulen. Das Potential für die<br />

<strong>wohnortnahen</strong> <strong>Schule</strong>n wäre um mehr als 100 % größer gewesen als <strong>der</strong> tatsächliche Besuch. In allen kreisfreien Städten lag<br />

<strong>der</strong> Besuch <strong>der</strong> Hauptschule 2009 über jenem <strong>der</strong> Real- und Wirtschaftsschulen, d. h. die Steigerung hätte weniger als 100 %<br />

betragen. In sieben Städten wäre die Schülerzahl für die <strong>wohnortnahen</strong> <strong>Schule</strong>n sogar um weniger als 50 % gestiegen, am ger<strong>in</strong>gsten<br />

<strong>in</strong> Straub<strong>in</strong>g mit nur 19,7 %. <strong>Die</strong>ser Unterschied von städtischen und ländlichen Regionen spiegelt das unterschiedliche<br />

Übertrittsverhalten wie<strong>der</strong>: Schüler, die Angebotsschulen besuchen, frequentieren <strong>in</strong> Städten eher Gymnasien, <strong>in</strong> Landkreisen<br />

werden häufig noch Realschulen gewählt. Damit ist auch das Potential <strong>der</strong> <strong>wohnortnahen</strong> <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> ländlichen Regionen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Regel deutlich höher als <strong>in</strong> Städten.<br />

Schüler <strong>der</strong> <strong>wohnortnahen</strong> <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweigliedrigen Schulsystem 2015<br />

<strong>Die</strong> Prognose für das Jahr 2015 für die wohnortnahe <strong>Schule</strong> im Rahmen e<strong>in</strong>es zweigliedrigen Schulsystems basiert wie bei <strong>der</strong><br />

Fortschreibung des dreigliedrigen Schulsystems auf den E<strong>in</strong>schulungen 2009 <strong>in</strong> den Kreisen. <strong>Die</strong> wohnortnahe <strong>Schule</strong> stabilisiert<br />

nicht notwendig die Übertritte <strong>in</strong> das Gymnasium, allerd<strong>in</strong>gs zeigen die Erfahrungen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>, dass sich<br />

die Steigerung <strong>der</strong> Übertrittsquote an das Gymnasium bei e<strong>in</strong>er attraktiven <strong>wohnortnahen</strong> Alternative verlangsamt. Deshalb wird<br />

<strong>in</strong> diesen Prognosen für jeden Zeitraum e<strong>in</strong>e Zunahme <strong>der</strong> Übertritte von jeweils 2,5 % angenommen. <strong>Die</strong> Quoten für die wohnortnahe<br />

<strong>Schule</strong> werden entsprechend <strong>in</strong> den Bezirken und Kreisen jeweils um 2,5 % reduziert.<br />

Gemäß den E<strong>in</strong>schulungen im Jahr 2009 wären im Jahr 2013 <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> 108.848 Schüler zu verteilen. Besuchen 60,4 % <strong>der</strong><br />

bayerischen Schüler, die nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Gymnasium wechseln, e<strong>in</strong>e wohnortnahe <strong>Schule</strong>, so ist dies mit 65.789 Schülern um gut<br />

die Hälfte mehr als 2009 die Hauptschulen besuchten (plus 53,8 %). In 17 Kreisen würde die Zunahme über 70 % im Vergleich<br />

zur Schülerzahl <strong>in</strong> den Hauptschulen im Jahr 2009 liegen. Nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt Straub<strong>in</strong>g setzt auch <strong>in</strong> diesem Szenario 2015 bereits<br />

e<strong>in</strong> Schülerrückgang im Vergleich zur Zahl <strong>der</strong> Hauptschüler 2009 e<strong>in</strong> (m<strong>in</strong>us 9,7 %). E<strong>in</strong> deutlicher demografischer Rückgang<br />

<strong>der</strong> Schülerzahlen überwiegt <strong>in</strong> Straub<strong>in</strong>g die potentiellen Zugew<strong>in</strong>ne durch die Schüler, die bisher nur zu ger<strong>in</strong>gen Anteilen<br />

Real- und Wirtschaftschulen besuchten (s. Tab.10).<br />

29


30<br />

Tab. 11: Verteilung <strong>der</strong> Schüler <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>wohnortnahen</strong> zweigliedrigen Schulsystem 2020<br />

Zahl <strong>der</strong><br />

Grundschüler <strong>in</strong><br />

Jgst. 4 2018<br />

Anteil <strong>der</strong> Schüler,<br />

die 2018 nicht das<br />

Gymnasium besuchen* (%)<br />

Zahl <strong>der</strong> Schüler,<br />

die 2020 nicht das<br />

Gymnasium besuchen (abs.)<br />

Differenz zur<br />

faktischen Zahl <strong>der</strong><br />

Hauptschüler <strong>in</strong> Jgst. 7 2009<br />

Oberbayern 38.370 53,7 % 20.618 + 61,1 %<br />

Nie<strong>der</strong>bayern 9.313 64,0 % 5.958 + 24,8 %<br />

Oberpfalz 8.354 62,3 % 5.202 + 24,3 %<br />

Oberfranken 7.832 57,6 % 4.510 + 29,7 %<br />

Mittelfranken 13.614 55,8 % 7.603 + 32,7 %<br />

Unterfranken 9.842 59,8 % 5.888 + 25,2 %<br />

Schwaben 14.586 61,7 % 8.997 + 26,5 %<br />

<strong>Bayern</strong> 101.910 57,9 % 59.048 + 38,0 %<br />

Zahl <strong>der</strong><br />

Grundschüler<br />

<strong>in</strong> Jgst. 4 2028<br />

Anteil <strong>der</strong> Schüler,<br />

die 2028 nicht das<br />

Gymnasium besuchen* (%)<br />

Quellen: LfStaD: Geburten 2008; eigene Berechnungen<br />

* Übertrittsquote auf das Gymnasium um 5,0 % erhöht gegenüber 2007<br />

Tab. 12: Verteilung <strong>der</strong> Schüler <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>wohnortnahen</strong> zweigliedrigen Schulsystem 2030<br />

Zahl <strong>der</strong> Schüler,<br />

die 2030 nicht das<br />

Gymnasium besuchen (abs.)<br />

Differenz zur<br />

faktischen Zahl <strong>der</strong><br />

Hauptschüler <strong>in</strong> Jgst. 7 2009<br />

Oberbayern 39.040 51,2 % 20.002 + 56,3 %<br />

Nie<strong>der</strong>bayern 9.705 61,5 % 5.966 + 25,0 %<br />

Oberpfalz 8.496 59,8 % 5.078 + 21,4 %<br />

Oberfranken 7.548 55,1 % 4.158 + 19,6 %<br />

Mittelfranken 13.748 53,3 % 7.334 + 28,0 %<br />

Unterfranken 9.869 57,3 % 5.657 + 20,3 %<br />

Schwaben 15.294 59,2 % 9.051 + 27,3 %<br />

<strong>Bayern</strong> 103.654 55,4 % 57.467 + 34,4 %<br />

Quellen: LfStaD: regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung 2028; eigene Berechnugen<br />

* Übertrittsquote auf das Gymnasium um 7,5 % erhöht gegenüber 2007


Schüler <strong>der</strong> <strong>wohnortnahen</strong> <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweigliedrigen Schulsystem 2020<br />

<strong>Die</strong> Prognose für die wohnortnahe <strong>Schule</strong> 2020 hat als Basis die Zahl <strong>der</strong> Geburten im Jahr 2008 und geht von e<strong>in</strong>em weiteren<br />

Anwachsen <strong>der</strong> Übertritte <strong>in</strong> das Gymnasium um durchschnittlich 5 % im Vergleich zu 2009 aus.<br />

In <strong>Bayern</strong> s<strong>in</strong>d im Jahr 2018 noch 101.910 Schüler zu verteilen. Bei e<strong>in</strong>er um 5 % reduzierten Übertrittsquote von 57,9 % <strong>in</strong> die<br />

<strong>wohnortnahen</strong> <strong>Schule</strong>n besuchen 59.048 Schüler diese <strong>Schule</strong>n. <strong>Die</strong>s s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> immer noch 38,0 % mehr als 2009 die<br />

Hauptschulen besuchten (s. Tab. 11).<br />

Im Zusammenspiel von unterschiedlichen demografischen Entwicklungen <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Kreisen und Bezirken und den unter-<br />

schiedlichen Übertrittsquoten <strong>in</strong> Gymnasien, Real- und Wirtschaftsschulen ergeben sich für die <strong>wohnortnahen</strong> <strong>Schule</strong>n im Jahr<br />

2020 sehr unterschiedliche Ergebnisse. E<strong>in</strong> Drittel mehr Schüler führt z. B. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt München trotz hoher Übertrittsquote <strong>in</strong><br />

die Gymnasien dazu, dass 124,2 % mehr e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n besuchen würden, die 2009 als Hauptschulen bestanden. Für den<br />

Landkreis München ergibt sich e<strong>in</strong>e Zunahme von 96,9 %. Beide Werte tragen maßgeblich dazu bei, dass <strong>in</strong> Oberbayern <strong>der</strong><br />

Zugew<strong>in</strong>n an Schülern für die wohnortnahe <strong>Schule</strong> bei über 60 % liegt.<br />

In zwölf weiteren bayerischen Kreisen errechnet sich e<strong>in</strong>e Zunahme von mehr als 50 %, wobei ke<strong>in</strong> Schwerpunkt auf Städte<br />

o<strong>der</strong> Landkreise festzustellen ist. In elf Kreisen liegt <strong>der</strong> Zugew<strong>in</strong>n an Schülern <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>wohnortnahen</strong> <strong>Schule</strong> unter 10 %. Leichte<br />

Schülerverluste haben 2020 trotz Zusammenführung von Haupt- und Realschulen zwei Kreise zu verzeichnen, und zwar <strong>der</strong><br />

Landkreis Kronach (m<strong>in</strong>us 1 %) und die Stadt Hof (m<strong>in</strong>us 6,3 %). <strong>Die</strong> <strong>wohnortnahen</strong> <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt Straub<strong>in</strong>g könnten<br />

nach dem Rückgang 2015 aufgrund steigen<strong>der</strong> Geburten 2020 im Vergleich zu 2009 sogar wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Zugew<strong>in</strong>n verbuchen<br />

(plus 3,9 %).<br />

Schüler <strong>der</strong> <strong>wohnortnahen</strong> <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweigliedrigen Schulsystem 2030<br />

Bei <strong>der</strong> Prognose <strong>der</strong> Schülerzahlen für e<strong>in</strong>e wohnortnahe <strong>Schule</strong> im Rahmen e<strong>in</strong>es zweigliedrigen Schulsystems wird für das<br />

Jahr 2030 e<strong>in</strong>e Erhöhung <strong>der</strong> Übertrittsquoten <strong>in</strong> Gymnasien von 7,5 % und für die wohnortnahe <strong>Schule</strong> entsprechend e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>us<br />

von 7,5 % im Vergleich zu den Quoten 2009 angenommen.<br />

<strong>Die</strong> vom Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung veröffentlichte Bevölkerungsprognose weist 103.654 zehnjährige Schü-<br />

ler aus, die im Jahr 2028 nach <strong>der</strong> Grundschule zu verteilen s<strong>in</strong>d. Der angenommene Rückgang <strong>der</strong> Quote für die wohnortnahe<br />

<strong>Schule</strong> auf 55,4 % für ganz <strong>Bayern</strong> im Jahr 2030 führt zu e<strong>in</strong>er leichten Abnahme <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Schüler <strong>in</strong> den <strong>wohnortnahen</strong><br />

<strong>Schule</strong>n. Sie s<strong>in</strong>d dabei allerd<strong>in</strong>gs immer noch e<strong>in</strong> gutes Drittel mehr (34,4 %) als die Hauptschüler im Jahr 2009 (s. Tab.12).<br />

Allerd<strong>in</strong>gs konzentriert sich zu diesem Prognosezeitpunkt das Bevölkerungswachstum auf Oberbayern sowie auf e<strong>in</strong>ige ausge-<br />

wählte Städte mit wirtschaftlicher Prosperität und ihre umliegenden Landkreise. 14 Kreise können danach noch mit mehr als 50 %<br />

Schüler für ihre <strong>wohnortnahen</strong> <strong>Schule</strong>n rechnen, zehn davon liegen <strong>in</strong> Oberbayern (plus 56,2 %). Der Landkreis München wird<br />

sogar mehr als die doppelte Schülerzahl <strong>in</strong> den <strong>wohnortnahen</strong> <strong>Schule</strong>n haben als 2009 <strong>in</strong> den Hauptschulen (plus 103,5 %).<br />

In 13 Kreisen wird die Zunahme <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Schüler <strong>in</strong> den <strong>wohnortnahen</strong> <strong>Schule</strong>n unter 10 % liegen. In sieben Kreisen wird sie<br />

trotz <strong>der</strong> Zusammenlegung von Haupt-, Mittel-, Real- und Wirtschaftsschulen im Vergleich zu den Hauptschülern 2009 e<strong>in</strong>stellig<br />

abnehmen, <strong>in</strong> zwei weiteren kreisfreien Städten zweistellig: Schwe<strong>in</strong>furt (m<strong>in</strong>us 11,0 %) und Hof (m<strong>in</strong>us 19,5 %). Städte wie<br />

Landkreise s<strong>in</strong>d unter den Kreisen mit Schülerverlusten gleichermaßen vertreten.<br />

31


32<br />

Tab. 13: Geme<strong>in</strong>same <strong>Schule</strong> 2009 (fi ktiv)<br />

Zahl <strong>der</strong> Grundschüler <strong>in</strong><br />

Jgst. 4 2007 = Jgst. 7 2009<br />

Differenz zur faktischen Zahl <strong>der</strong><br />

Hauptschüler <strong>in</strong> Jgst. 7 2009<br />

Oberbayern 42.783 + 234,4 %<br />

Nie<strong>der</strong>bayern 13.022 + 172,8 %<br />

Oberpfalz 11.851 + 183,2 %<br />

Oberfranken 11.118 + 219,9 %<br />

Mittelfranken 17.238 + 200,8 %<br />

Unterfranken 13.958 + 196,9 %<br />

Schwaben 19.729 + 177,4 %<br />

<strong>Bayern</strong> 129.699 + 203,2 %<br />

Tab. 14 : Geme<strong>in</strong>same <strong>Schule</strong> 2015<br />

Quellen: LfStaD: Eckdaten <strong>der</strong> amtlichen Schulstatistik im Herbst 2009; ISB Bildungsbericht 2009; eigene Berechnungen<br />

Zahl <strong>der</strong> Grundschüler <strong>in</strong><br />

Jgst. 4 2013 = Jgst. 7 2015<br />

Differenz zur faktischen Zahl <strong>der</strong><br />

Hauptschüler <strong>in</strong> Jgst. 7 2009<br />

Oberbayern 38.272 + 199,1 %<br />

Nie<strong>der</strong>bayern 10.836 + 127,0 %<br />

Oberpfalz 9.308 + 122,5 %<br />

Oberfranken 8.821 + 153,8 %<br />

Mittelfranken 14.143 + 146,8 %<br />

Unterfranken 11.004 + 134,0 %<br />

Schwaben 16.464 + 131,5 %<br />

<strong>Bayern</strong> 108.848 + 154,5 %<br />

Quellen: LfStaD: E<strong>in</strong>schulungen 2009; ISB Bildungsbericht 2009; eigene Berechnungen


Resümee:<br />

Bis 2020 reichen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweigliedrigen Schulsystem die Schülerzahlen <strong>in</strong> den kreisfreien Städten und Landkreisen trotz weiterh<strong>in</strong><br />

zunehmen<strong>der</strong> Übertritte <strong>in</strong> die Gymnasien, um für die Mehrheit <strong>der</strong> Schüler e<strong>in</strong> wohnortnahes Schulangebot vorzuhalten.<br />

Nur <strong>in</strong> zwei Kreisen lässt sich e<strong>in</strong> schwacher Rückgang <strong>der</strong> Schülerzahlen im Vergleich zur Zahl <strong>der</strong> Hauptschüler 2009 feststellen.<br />

Bei weiter steigenden Übertritten <strong>in</strong> die Gymnasien (plus 7,5 % im Vergleich zu 2009) s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs 2030 trotz leichter<br />

Zunahme <strong>der</strong> Jahrgänge <strong>in</strong> elf Kreisen weniger Schüler für e<strong>in</strong>e wohnortnahe <strong>Schule</strong> zu registrieren als 2009.<br />

3.3 Szenario 3: E<strong>in</strong>gliedrigkeit – geme<strong>in</strong>same <strong>Schule</strong><br />

Szenario 3 stellt e<strong>in</strong>e <strong>Schule</strong> dar, wie sie <strong>in</strong> den meisten Län<strong>der</strong>n des Auslands praktiziert wird: E<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>bildende <strong>Schule</strong><br />

im Sekundarbereich I, die von allen Schülern bis zum Ende <strong>der</strong> Schulpfl ichtzeit geme<strong>in</strong>sam besucht wird. <strong>Die</strong>s bedeutet, dass<br />

e<strong>in</strong>e Trennung <strong>der</strong> Schüler nach <strong>der</strong> Grundschule unterbleibt und alle Schüler e<strong>in</strong>es Kreises <strong>in</strong> <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen <strong>Schule</strong> weiter<br />

unterrichtet werden. Der dadurch entstehende Zuwachs von Schülern wird im Vergleich zu jenen, die 2009 die 7. Jahrgangsstufe<br />

an <strong>wohnortnahen</strong> Standorten Hauptschulen besuchten, <strong>in</strong> Prozent dargestellt.<br />

Hätten 2007 alle 129.699 Grundschüler <strong>der</strong> 4. Jahrgangsstufe e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> besucht, so wäre <strong>der</strong> Zugew<strong>in</strong>n<br />

an Schülern im Vergleich zu den tatsächlichen Schülern <strong>der</strong> Jahrgangsstufe 7 <strong>der</strong> Hauptschule 2009 knapp über 200 %<br />

gelegen (s. Tab. 13). In den Städten Straub<strong>in</strong>g und Schwe<strong>in</strong>furt lag die Hauptschulquote <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jahrgangsstufe 7 über 50 %.<br />

Entsprechend hätte <strong>der</strong> Zuwachs für e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same <strong>Schule</strong> unter 100 %, nämlich bei 94,0 % bzw. 90,0 % gelegen. Mehr als<br />

den dreifachen Zugew<strong>in</strong>n hätten die Landkreise Ebersberg, Fürstenfeldbruck, Starnberg und Würzburg gehabt. Im Landkreis<br />

München hätte <strong>der</strong> Zuwachs bei 455 % gelegen.<br />

Prognose für das Jahr 2015:<br />

Der Rückgang <strong>der</strong> im Jahr 2009 e<strong>in</strong>geschulten und 2013 zu verteilenden Schüler führt dazu, dass im bayerischen Durchschnitt<br />

<strong>der</strong> Zugew<strong>in</strong>n an Schülern für e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same <strong>Schule</strong> auf rund 150 % s<strong>in</strong>kt, was immer noch das Zweie<strong>in</strong>halbfache <strong>der</strong> Hauptschüler<br />

<strong>in</strong> Jahrgangsstufe 7 im Jahr 2009 bedeutet (s. Tab. 14). Unterhalb e<strong>in</strong>er Verdoppelung <strong>der</strong> Schülerzahl von 2009 liegen<br />

sechs kreisfreie Städte und sieben Landkreise. Sie liegen <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>bayern (Freyung-Grafenau, Regen, Rottal-Inn) und <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Oberpfalz (Cham, Schwandorf, Tirschenreuth). In Oberbayern trifft dies auf Mühldorf a. Inn zu. 12 Kreise gew<strong>in</strong>nen mehr als das<br />

Doppelte h<strong>in</strong>zu.<br />

33


34<br />

Tab. 15: Geme<strong>in</strong>same <strong>Schule</strong> 2020<br />

Zahl <strong>der</strong> Grundschüler <strong>in</strong><br />

Jgst. 4 2018 = Jgst. 7 2020<br />

Differenz zur faktischen Zahl <strong>der</strong><br />

Hauptschüler <strong>in</strong> Jgst. 7 2009<br />

Oberbayern 38.370 + 199,9 %<br />

Nie<strong>der</strong>bayern 9.313 + 95,1 %<br />

Oberpfalz 8.354 + 99,7 %<br />

Oberfranken 7.832 + 125,3 %<br />

Mittelfranken 13.614 + 137,6 %<br />

Unterfranken 9.842 + 109,3 %<br />

Schwaben 14.586 + 105,1 %<br />

<strong>Bayern</strong> 101.910 + 138,3 %<br />

Tab. 16: Geme<strong>in</strong>same <strong>Schule</strong> 2030<br />

Zahl <strong>der</strong> Grundschüler <strong>in</strong><br />

Jgst. 4 2028 = Jgst. 7 2030<br />

Quellen: LfStaD: Geburten 2008, ISB Bildungsbericht 2009, eigene Berechnungen<br />

Differenz zur faktischen Zahl <strong>der</strong><br />

Hauptschüler <strong>in</strong> Jgst. 7 2009<br />

Oberbayern 39.040 + 205,1 %<br />

Nie<strong>der</strong>bayern 9.705 + 103,3 %<br />

Oberpfalz 8.496 + 103,0 %<br />

Oberfranken 7.548 + 117,1 %<br />

Mittelfranken 13.748 + 139,9 %<br />

Unterfranken 9.869 + 109,9 %<br />

Schwaben 15.294 + 115,0 %<br />

<strong>Bayern</strong> 103.654 + 142,3 %<br />

Quellen: LfStaD: regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung 2028, ISB Bildungsbericht 2009, eigene Berechnungen


Prognose für das Jahr 2020:<br />

Der weitere Rückgang <strong>der</strong> Geburten im Jahr 2008 führt im bayerischen Durchschnitt zu e<strong>in</strong>em weiteren Rückgang <strong>der</strong> Schülerzahlen<br />

für geme<strong>in</strong>same <strong>Schule</strong>n. Im Vergleich stehen jedoch immer noch 138,3 % mehr Schüler zur Verfügung als im Jahr<br />

2009 Hauptschulen besuchten. Der starke Geburtenzuwachs <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt München br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> Mehr von fast 400 % Schülern im<br />

Vergleich zu den Hauptschülern 2009 (s. Tab. 15). E<strong>in</strong>en Zuwachs von weniger als 100 % haben sechs kreisfreie Städte und 32<br />

Landkreise. Es s<strong>in</strong>d dies Kreise mit <strong>der</strong>zeit noch relativ hohen Hauptschulquoten, aber stärkeren demografi schen Verlusten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Zukunft</strong>. Kreise <strong>in</strong> Oberbayern und Mittelfranken s<strong>in</strong>d weniger betroffen als Landkreise <strong>in</strong> den an<strong>der</strong>en Bezirken.<br />

Prognose für das Jahr 2030:<br />

<strong>Die</strong> leichte Zunahme <strong>der</strong> Zehnjährigen im Jahr 2028 bedeutet, dass <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> im Durchschnitt 142,3 % mehr Schüler für e<strong>in</strong>e<br />

geme<strong>in</strong>same <strong>Schule</strong> zur Verfügung stünden als im Jahr 2009 die Jahrgangsstufe 7 <strong>der</strong> Hauptschule besuchten (s. Tab. 16). Bei<br />

durchaus unterschiedlicher Entwicklung <strong>der</strong> Schülerzahlen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Kreisen bzgl. <strong>der</strong> Zu- und Abnahmen im Vergleich zu<br />

2018, ergeben sich jedoch ke<strong>in</strong>e starken Verän<strong>der</strong>ungen mehr. Über 200 % mehr Schüler für e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same <strong>Schule</strong> stehen <strong>in</strong><br />

elf Kreisen zur Verfügung mit Spitzenwerten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landeshauptstadt München (plus 334,5 %) und im Landkreis München (plus<br />

464,6 %). „Nur“ rund die Hälfte mehr Schüler besuchen die geme<strong>in</strong>samen <strong>Schule</strong>n auch <strong>in</strong> den Kreisen mit <strong>der</strong> schwächsten<br />

Bevölkerungszunahme: Stadt Hof, die nie<strong>der</strong>bayerischen Landkreise Freyung-Grafenau, Regen und Rottal-Inn. Am schwächsten<br />

schneidet die Stadt Schwe<strong>in</strong>furt mit e<strong>in</strong>em Plus von nur 40 % ab im Vergleich zu den Hauptschülern 2009.<br />

Resümee:<br />

E<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same <strong>Schule</strong> für alle Schüler sichert auch langfristig im Vergleich <strong>in</strong> allen Städten und Landkreisen e<strong>in</strong> wohnortnahes<br />

Schulangebot.<br />

35


4. Auswirkungen <strong>der</strong> Szenarien auf die Schulstandorte<br />

Wie entwickelt sich das Schulstandortnetz <strong>in</strong> den Landkreisen und Regierungsbezirken unter diesen unterschiedlichen struk-<br />

turellen Vorgaben? Welche Konsequenzen haben sie für die Schulversorgung <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im ländlichen Raum? Welche<br />

Chancen haben die bestehenden <strong>wohnortnahen</strong> <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> den unterschiedlichen Szenarien? Wie entwickelt sich die Zahl <strong>der</strong><br />

Parallelklassen <strong>in</strong> den <strong>Schule</strong>n vor Ort? Wie viele <strong>Schule</strong>n erreichen nicht mehr e<strong>in</strong>e ausreichende Schülerzahl für e<strong>in</strong>e Klassenbildung<br />

und müssen geschlossen werden? <strong>Die</strong> Schülerpotentiale <strong>in</strong> den drei Szenarien und zu drei Prognosezeitpunkten wirken<br />

sich auf das wohnortnahe Schulangebot sehr unterschiedlich aus.<br />

Um Aussagen über die zukünftige Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n bezüglich Zügigkeit o<strong>der</strong> drohen<strong>der</strong> Schließungen <strong>in</strong> den Kreisen<br />

machen zu können, s<strong>in</strong>d Daten für die e<strong>in</strong>zelnen Haupt-/Mittelschulen <strong>in</strong> den Kreisen erfor<strong>der</strong>lich. In anonymisierter Form stellte<br />

das Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Son<strong>der</strong>auswertung <strong>der</strong> Oktoberstatistik für das Schuljahr 2009/10<br />

für die Landkreise die Zahl <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n sowie für die E<strong>in</strong>zelschulen die Zahlen ihrer Klassen und Schüler zur Verfügung. 12<br />

Insi<strong>der</strong>n sollte es möglich se<strong>in</strong> anhand <strong>der</strong> angegebenen Gesamtschülerzahl für die Hauptschulstufen 5 bis 9/10 die <strong>Schule</strong>n<br />

namentlich herauszuf<strong>in</strong>den. Im Folgenden können wie<strong>der</strong>um nur die Ergebnisse für die sieben Bezirke dargestellt werden. In<br />

Anlage 2 kann <strong>der</strong> Gang <strong>der</strong> Analyse am Beispiel des Landkreises Landshut detailliert nachvollzogen werden.<br />

<strong>Die</strong> zukünftige Entwicklung <strong>der</strong> Haupt- bzw. Mittelschulen ist unter an<strong>der</strong>em auch abhängig von den Vorgaben, welche Schüler-<br />

zahlen vorliegen müssen, um e<strong>in</strong>e Jahrgangsklasse zu bilden bzw. ab welcher Schülerzahl die Klasse zu teilen ist. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

die M<strong>in</strong>destschülerzahl ist mit Blick auf Schulschließungen relevant. Bisher galt <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> die M<strong>in</strong>destzahl von 15 Schülern für die<br />

Bildung e<strong>in</strong>er Jahrgangsklasse. Als Klassenteilungsgrenze galten für Hauptschulen 30 Schüler. 13 Zwar wurde mit <strong>der</strong> Überführung<br />

von Hauptschulen <strong>in</strong> Mittelschulen die strikte Untergrenze <strong>der</strong> Klassenbildung von 15 Schülern fallengelassen, die restriktiven<br />

Lehrerstundenzuweisungen erlauben es jedoch nur <strong>in</strong> ganz wenigen E<strong>in</strong>zelfällen und nur für kurze Zeit, Klassen mit weniger<br />

als 15 Schülern zu führen. Der zunehmende Lehrerbedarf durch den Ausbau des Ganztagsangebots und die Haushaltsenge des<br />

Freistaats geben ke<strong>in</strong>en Anlass zu <strong>der</strong> Annahme, dass die Klassenteilungsgrenzen <strong>in</strong> den nächsten fünf Jahren deutlich gesenkt<br />

werden. Für die Prognose 2015 wird im Folgenden e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>destzahl von 15 Schülern für e<strong>in</strong>e Klassenbildung angenommen und<br />

e<strong>in</strong>e Klassenteilung bei mehr als 29 Schülern.<br />

Verbesserte Lehrerstundenzuweisungen könnten Schritt für Schritt die Lehrer-Schüler-Relationen verbessern und die Klassen-<br />

bildungsgrenzen senken. Der Prognose für das Jahr 2020 wird deshalb e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>destzahl von 14 Schülern für die Klassenbildung<br />

und e<strong>in</strong>e Höchstzahl von 28 Schülern pro Klasse zugrunde gelegt. Für die Prognose 2030 wird die Höchstzahl auf 27 Schüler<br />

pro Klasse reduziert. <strong>Schule</strong>n, die unter <strong>der</strong> M<strong>in</strong>destschülerzahl <strong>in</strong> Jahrgangsstufe 7 und damit auch <strong>in</strong> Jahrgangsstufe 8 liegen,<br />

s<strong>in</strong>d von Schließung bedroht. <strong>Die</strong>se Klassenbildungsgrenzen werden für alle drei Szenarien gleichermaßen verwendet.<br />

12 LfStaD: Gesamtzahl <strong>der</strong> Klassen und Schüler <strong>in</strong> den Jgst. 5 bis 10 <strong>in</strong> Hauptschulen bzw. Grund- und Hauptschulen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> 2009/10, geglie<strong>der</strong>t nach Kreisen, 2010.<br />

Aus Datenschutzgründen wurden jedoch für die E<strong>in</strong>zelschulen nicht die Schülerzahlen für die e<strong>in</strong>zelnen Jahrgangsstufen zur Verfügung gestellt. <strong>Die</strong> Schülerzahlen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> 7. Jahrgangsstufe für die E<strong>in</strong>zelschulen werden deshalb <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Näherung bestimmt.<br />

13 Wenn mehr als 50 % <strong>der</strong> Schüler e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergrund haben, liegt <strong>der</strong> Klassenteiler bei 25 Schülern<br />

37


38<br />

Grafi k 4:<br />

Schulschließungen und Schulgrößen bei Fortschreibung des dreigliedrigen Schulsystems mit Haupt-/Mittelschulen<br />

Szenario 1: Fortschreibung des dreigliedrigen Schulsystems: 1.075 Hauptschulen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> 2009<br />

199<br />

422<br />

363<br />

91<br />

67<br />

353<br />

408<br />

247<br />

2009 2015 2020 2030<br />

= zu wenig Schüler für e<strong>in</strong>e Klasse = e<strong>in</strong>zügig = zweizügig = mehrzügig<br />

25<br />

261<br />

393<br />

396<br />

3<br />

173<br />

387<br />

512


4.1 Szenario 1: Fortschreibung <strong>der</strong> Haupt-/Mittelschulen<br />

Im Schuljahr 2009/10 gab es <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> nach Angaben <strong>der</strong> Schulstatistik 1.075 Hauptschulen bzw. <strong>Schule</strong>n mit Hauptschulstufen<br />

(Grund- und Hauptschulen) mit den Jahrgangsstufen 5 bis 9/1014 . 91 dieser <strong>Schule</strong>n (8,5 %) konnten nicht mehr <strong>in</strong> allen<br />

Jahrgangsstufen e<strong>in</strong>e Klasse bilden, davon lagen 73 <strong>in</strong> Landkreisen und 18 <strong>in</strong> kreisfreien Städten. 363 <strong>der</strong> Hauptschulen (33,8 %)<br />

wurden e<strong>in</strong>zügig geführt, 422 (39,3 %) zweizügig und 199 (18,5 %) drei- und mehrzügig (vgl. Grafi k 4, Säule 1).<br />

Große und kle<strong>in</strong>e <strong>Schule</strong>n und solche mit unzureichen<strong>der</strong> Schülerzahl waren über alle kreisfreien Städte und Landkreise ziemlich<br />

gleich verteilt. Deutliche Unterschiede bestanden jedoch zwischen e<strong>in</strong>zelnen Städten und Landkreisen. E<strong>in</strong>zügige Hauptschulen<br />

fanden sich <strong>in</strong> fast allen Landkreisen. Großfl ächige Landkreise, die e<strong>in</strong>en Konzentrationsprozess <strong>der</strong> Schulstandorte bisher nicht<br />

vollzogen haben, verfügten bereits im Jahr 2009 über mehrere Hauptschulen mit unzureichen<strong>der</strong> Schülerzahl (z. B. Landkreise<br />

Miesbach, Traunste<strong>in</strong>, Ansbach). In <strong>der</strong> Landeshauptstadt erreichten 7 von 59 Hauptschulen nicht mehr die M<strong>in</strong>destschülerzahl<br />

<strong>in</strong> Jahrgangsstufe 7, <strong>in</strong> den Städten Nürnberg und Würzburg je zwei <strong>Schule</strong>n. In den kreisfreien Städten Rosenheim, Landshut,<br />

Regensburg, Coburg und Schwe<strong>in</strong>furt h<strong>in</strong>gegen gab es nur zwei- und mehrzügige Hauptschulen, <strong>in</strong> Schwabach <strong>in</strong>sgesamt nur<br />

zwei dreizügige Hauptschulen, <strong>in</strong> Memm<strong>in</strong>gen <strong>der</strong>en drei. Dementsprechend wirkt sich die Reduktion <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Hauptschüler<br />

dort nicht so e<strong>in</strong>schneidend aus wie <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Kreisen, <strong>in</strong> denen Schulschließungen bei Beibehaltung des dreigliedrigen<br />

Schulsystems unumgänglich s<strong>in</strong>d.<br />

Haupt-/Mittelschulen 2015<br />

Im Jahr 2015 werden <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> bei e<strong>in</strong>em demografi schen Rückgang um 16,1 % (s. Tab. 2) und e<strong>in</strong>er Steigerung <strong>der</strong> Übertritte<br />

<strong>in</strong> Gymnasien und Realschulen um 5 % an 247 Mittelschulen (23,0 %) die Schülerzahlen nicht mehr ausreichen, um e<strong>in</strong>e Klasse<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> 7. Jahrgangsstufe e<strong>in</strong>zurichten. Das s<strong>in</strong>d 156 <strong>Schule</strong>n mehr als im Jahr 2009 (vgl. Grafi k 4). <strong>Die</strong>se <strong>Schule</strong>n s<strong>in</strong>d akut von<br />

Schließung bedroht. Auch <strong>in</strong> Schulverbünden, die nach bisheriger Regelung <strong>der</strong>artige Teilschulen nicht pr<strong>in</strong>zipiell ausschließen,<br />

dürften solche <strong>Schule</strong>n aufgrund des beson<strong>der</strong>en Aufwands bei <strong>der</strong> Sicherung <strong>der</strong> Unterrichtsversorgung nicht zu halten se<strong>in</strong>.<br />

Es ist damit zu rechnen, dass bei unzureichenden Schülerzahlen für e<strong>in</strong>e Klassenbildung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Verbundschule die größere<br />

<strong>Schule</strong> e<strong>in</strong>es Verbundes die verbleibenden Schüler <strong>der</strong> zu schließenden <strong>Schule</strong> aufnehmen wird. 80 % bis 90 % <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n mit<br />

unzureichen<strong>der</strong> Schülerzahl dürften deshalb von Schließung betroffen se<strong>in</strong>.<br />

Von Schulschließungen werden <strong>in</strong> mo<strong>der</strong>atem Ausmaß auch e<strong>in</strong>zelne kreisfreie Städte betroffen se<strong>in</strong>. München verliert danach<br />

sieben von 59, Nürnberg drei von 29, Würzburg drei von neun und Kempten zwei von sechs <strong>Schule</strong>n. E<strong>in</strong>ige weitere Städte müssen<br />

e<strong>in</strong>e <strong>Schule</strong> schließen. E<strong>in</strong>e Reihe von Landkreisen h<strong>in</strong>gegen wird mit großer Vehemenz von Schulschließungen betroffen.<br />

Mehr als 40 % <strong>der</strong> bisherigen Hauptschulen verlieren bis zum Jahr 2015 die Landkreise Eichstätt, Garmisch-Partenkirchen, Miesbach,<br />

Traunste<strong>in</strong>, Cham, Ansbach, Erlangen-Höchstadt und Roth. <strong>Die</strong> Hälfte ihrer <strong>Schule</strong>n verlieren die Landkreise Straub<strong>in</strong>g-<br />

Bogen, Regensburg, Bamberg, Kulmbach, Bad Kiss<strong>in</strong>gen und Schwe<strong>in</strong>furt. Im Landkreis Amberg-Sulzbach werden acht von 14<br />

<strong>Schule</strong>n (57 %) nicht mehr die erfor<strong>der</strong>liche Schülerzahl erreichen, im Landkreis Bayreuth sieben von elf <strong>Schule</strong>n (64 %).<br />

Der Schrumpfungsprozess <strong>der</strong> Mittelschulen macht sich vor allem auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zügigkeit <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n bemerkbar. 408 <strong>Schule</strong>n<br />

(38,0 %) werden 2015 als kle<strong>in</strong>e <strong>Schule</strong>n e<strong>in</strong>zügig zu führen se<strong>in</strong>, 45 mehr als 2009. 353 <strong>Schule</strong>n (32,8 %) bleiben noch<br />

zweizügig, wie es das Bayerische Gesetz für Erziehung und Unterricht (BayEUG) eigentlich als M<strong>in</strong>destgröße für Hauptschulen<br />

vorsieht. <strong>Die</strong> Zahl <strong>der</strong> drei- und mehrzügigen <strong>Schule</strong>n wird auf 67 zurückgehen (6,2 %), das s<strong>in</strong>d nur noch e<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> Zahl<br />

von 2009.<br />

Resümee:<br />

Bereits <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> nächsten vier Jahre setzt e<strong>in</strong>e drastische Reduzierung des Bestands an Haupt- bzw. Mittelschulen e<strong>in</strong>. 200<br />

bis 220 <strong>Schule</strong>n müssen bis 2015 geschlossen werden. <strong>Die</strong>s trifft vor allem <strong>in</strong> den ländlichen Regionen zu. Es bleiben dann noch<br />

etwa 850 Mittelschulen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>. Auch die Schülerzahlen an den verbleibenden <strong>Schule</strong>n werden deutlich abnehmen.<br />

14 97 dieser <strong>Schule</strong>n waren <strong>in</strong> privater Trägerschaft: Montessori-<strong>Schule</strong>n, kirchliche <strong>Schule</strong>n o<strong>der</strong> Maria-Ward-Volksschulen. Waldorf-<strong>Schule</strong>n werden nicht als<br />

Hauptschulen erfasst.<br />

39


40<br />

Haupt-/Mittelschulen 2020<br />

Im Jahr 2020 werden <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> bei e<strong>in</strong>em prognostizierten weiteren demografi schen Rückgang von 21,4 % (s. Tab. 3) und e<strong>in</strong>er<br />

zu erwartenden Steigerung <strong>der</strong> Übertritte <strong>in</strong> Realschulen und Gymnasien um ca. 10 % zu Lasten <strong>der</strong> Mittelschulen, 396 Mittelschulen<br />

(36,8 %) nicht mehr die auf 14 Schüler gesenkte M<strong>in</strong>destschülerzahl für e<strong>in</strong>e Klassenbildung erreichen (vgl. Grafi k 4).<br />

In 27 <strong>der</strong> 71 bayerischen Landkreise erreichen mehr als die Hälfte <strong>der</strong> Hauptschulen von 2009 nicht mehr die Klassenbildungsgrenze.<br />

Zu den für 2015 genannten Landkreisen kommen mit mehr als 50 % Rückgang h<strong>in</strong>zu die Landkreise Altött<strong>in</strong>g, D<strong>in</strong>golfi<br />

ng-Landau, Lichtenfels, Wunsiedel, Weißenburg-Gunzenhausen, Ma<strong>in</strong>-Spessart, Rhön-Grabfeld und Aichach-Friedberg.<br />

Über 60 % ihrer <strong>Schule</strong>n verlieren die Landkreise Neuburg-Schrobenhausen und Neustadt a. d. Aisch-Bad W<strong>in</strong>dsheim. In den<br />

Landkreisen Straub<strong>in</strong>g-Bogen und Amberg-Sulzbach wird mit je zehn von 14 <strong>Schule</strong>n, <strong>in</strong> Neustadt a. d. Waldnaab 11 von 14,<br />

<strong>in</strong> Bamberg 13 von 18 <strong>Schule</strong>n und Bayreuth acht von elf die Marke von 70 % überschritten. Mit Ausnahme <strong>der</strong> Stadt Passau<br />

(e<strong>in</strong>e von drei Mittelschulen) verlieren die kreisfreien Städte im Gegensatz zu den Landkreisen zwischen 2015 und 2020 ke<strong>in</strong>e<br />

weiteren <strong>Schule</strong>n.<br />

Der Schülerrückgang wirkt sich auch stark auf die Zügigkeit <strong>der</strong> Mittelschulen aus, sofern die Schüler- und Klassenzahlen nicht<br />

<strong>in</strong> großem Umfang durch Zusammenlegung von <strong>Schule</strong>n aufgestockt werden. <strong>Die</strong> Zahl <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zügigen <strong>Schule</strong>n liegt mit 393 über<br />

<strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zügigen <strong>Schule</strong>n im Jahr 2009, ist aber im Vergleich zu 2015 wie<strong>der</strong> leicht rückläufi g. Dramatisch ist allerd<strong>in</strong>gs<br />

die Abnahme <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> mehrzügigen <strong>Schule</strong>n: 2009 waren noch 422 <strong>Schule</strong>n zweizügig, 2020 werden es nur noch 261 (62 %)<br />

se<strong>in</strong>. <strong>Die</strong> drei- und mehrzügigen <strong>Schule</strong>n gehen auf 25 <strong>Schule</strong>n zurück, e<strong>in</strong> Achtel des entsprechenden Bestandes 2009.<br />

128 <strong>der</strong> zwei- und mehrzügigen <strong>Schule</strong>n liegen <strong>in</strong> kreisfreien Städten und nur 158 <strong>in</strong> den Landkreisen. Durchschnittlich werden<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Landkreis zwei und nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen drei mehrzügige <strong>Schule</strong>n vorhanden se<strong>in</strong>, um als Mittelschulzentrum das Konzept<br />

„Mittelschule im Verbund“ umzusetzen. E<strong>in</strong> Bildungsangebot das <strong>in</strong> ländlichen Regionen wohnortnah zu e<strong>in</strong>em Mittleren Schulabschluss<br />

führt, ist dann nicht mehr möglich.<br />

Resümee:<br />

Bis zum Jahr 2020 wird sich die Zahl <strong>der</strong> Schulschließungen auf ca. 330 bis 350 summieren. In <strong>Bayern</strong> wird es dann nur noch<br />

730 bis 750 Mittelschulen geben. Nur noch 280 bis 300 <strong>Schule</strong>n werden zwei- o<strong>der</strong> mehrzügig se<strong>in</strong>, weniger als die Hälfte <strong>der</strong><br />

Hauptschulen 2009. Das Mittelschulkonzept führt im ländlichen Raum zur Konzentration <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n auf wenige Schulzentren.


Haupt-/Mittelschulen 2030<br />

Im Jahr 2030 erreichen trotz e<strong>in</strong>er leichten Zunahme <strong>der</strong> Schülerzahl gegenüber 2020 jedoch durch e<strong>in</strong>e weitere Zunahme <strong>der</strong><br />

Übertritte <strong>in</strong> Gymnasien und Realschulen um 15 % im Vergleich zu 2009 512 <strong>Schule</strong>n (48 % <strong>der</strong> 2009 bestehenden Haupt-/<br />

Mittelschulen) nicht mehr e<strong>in</strong>e ausreichende Schülerzahl für e<strong>in</strong>e Klassenbildung (s. Grafik 4). 536 <strong>Schule</strong>n übertreffen noch die<br />

M<strong>in</strong>destgrenze für die Klassenbildung, 168 werden <strong>in</strong> kreisfreien Städten liegen, 395 <strong>in</strong> den Landkreisen. Auch wenn man die<br />

Schüler noch dazu rechnet, die die <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> ihrem Sprengel wegen <strong>der</strong>en Schließung nicht mehr besuchen können, müssen<br />

weitere <strong>Schule</strong>n geschlossen werden.<br />

In zwei kreisfreien Städten (Bamberg und Würzburg) und 26 Landkreisen erreichen zwei Drittel <strong>der</strong> Mittelschulen nicht mehr<br />

die Schülerzahl für e<strong>in</strong>e Klassenbildung. Neben den bereits erwähnten Landkreisen s<strong>in</strong>d dies die Landkreise Fürstenfeldbruck,<br />

Starnberg, Landshut, Coburg, Fürth, Aschaffenburg, Würzburg und zu 100 % <strong>der</strong> Landkreis München. Sollte <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong><br />

Mittelschüler im Landkreis München bis 2030 um 15 % zurückgehen, wird ke<strong>in</strong>e <strong>der</strong> 15 Mittelschulen noch 14 Schüler pro Jahrgangsstufe<br />

erreichen, um e<strong>in</strong>e Klasse bilden zu können. Mit den verbleibenden 99 Mittelschülern lassen sich gerade noch zwei<br />

zweizügige <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> den 29 Geme<strong>in</strong>den des Landkreises München gestalten.<br />

<strong>Die</strong> Größe <strong>der</strong> verbleibenden Mittelschulen geht 2030 nochmals drastisch zurück. Rechnerisch und ohne Verteilung <strong>der</strong> Schüler,<br />

die bei gelten<strong>der</strong> Sprengelbildung <strong>Schule</strong>n unter <strong>der</strong> Klassenbildungsgrenze besuchen würden, wären 387 <strong>Schule</strong>n e<strong>in</strong>zügig,<br />

173 zweizügig (41 % von 2009) und nur noch drei Mittelschulen <strong>in</strong> ganz <strong>Bayern</strong> würden über drei Parallelklassen verfügen; 2009<br />

waren dies 199 <strong>Schule</strong>n. Von den zwei- und dreizügigen <strong>Schule</strong>n lägen zudem noch 76 <strong>in</strong> den kreisfreien Städten, so dass für<br />

alle 71 Landkreise noch 100 bis 120 zweizügige Mittelschulen zur Verfügung stünden, um das Bildungsangebot <strong>der</strong> Mittelschule<br />

aufrecht zu erhalten. <strong>Die</strong>s ist ke<strong>in</strong> realistisches Schulszenario, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e nicht für den ländlichen Raum, <strong>in</strong> dem wohnortnah<br />

e<strong>in</strong> mittlerer Schulabschluss angeboten werden kann.<br />

Resümee:<br />

Zwischen 450 und 470 <strong>Schule</strong>n dürften bis 2030 geschlossen werden. Es bleiben dann noch etwa 600 Mittelschulen, rd. 55 %<br />

<strong>der</strong> Hauptschulen von 2009. Nur 200 dieser <strong>Schule</strong>n werden zweizügig se<strong>in</strong>. Drei- und mehrzügige Mittelschulen wird es nur<br />

dann noch geben, wenn <strong>der</strong> Konzentrationsprozess zu Lasten <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>en <strong>Schule</strong>n weiter voran getrieben wird. E<strong>in</strong> wohnortnahes<br />

Schulangebot ist dann nicht mehr möglich.<br />

In Anlage 3 wird für alle kreisfreien Städte und Landkreise die Zahl <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n gelistet, die zu den jeweiligen Prognosezeitpunk-<br />

ten nicht mehr die M<strong>in</strong>destschülerzahl zur Bildung von Jahrgangsklassen erreichen.<br />

41


42<br />

Grafi k 5: Schulschließungen und Schulgrößen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweigliedrigen Schulsystem<br />

Szenario 2: Zweigliedriges Schulsystem: Haupt- und Realschüler besuchen geme<strong>in</strong>sam diese 1.075 <strong>Schule</strong>n<br />

602<br />

367<br />

74<br />

32<br />

470<br />

412<br />

144<br />

49<br />

2009 2015 2020 2030<br />

= zu wenig Schüler für e<strong>in</strong>e Klasse = e<strong>in</strong>zügig = zweizügig = mehrzügig<br />

403<br />

405<br />

215<br />

52<br />

424<br />

396<br />

200<br />

55


4.2 Szenario 2: wohnortnahe <strong>Schule</strong> plus Gymnasium<br />

E<strong>in</strong> fiktives Szenario für das Jahr 2009, das von e<strong>in</strong>er <strong>wohnortnahen</strong> <strong>Schule</strong> durch Zusammenführung von Haupt-, Real- und<br />

Wirtschaftsschule ausgeht, zeigt, dass durch e<strong>in</strong>e gleichmäßigere Verteilung <strong>der</strong> Schüler die Schließung von zahlreichen Schulstandorten<br />

hätte verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden können. <strong>Die</strong>s hätte die Kapazitäten <strong>der</strong> bestehenden und zu <strong>wohnortnahen</strong> <strong>Schule</strong>n umgewandelten<br />

Real- und Wirtschaftsschulen nicht gefährdet. Nur 32 <strong>Schule</strong>n (3,0 %) wären unter <strong>der</strong> M<strong>in</strong>destschülerzahl für e<strong>in</strong>e<br />

Klassenbildung geblieben (s. Grafik 5, 1. Säule), rund e<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n, die 2009 tatsächlich gefährdet waren. 74 <strong>Schule</strong>n<br />

(6,9 %) <strong>der</strong> 1.075 Hauptschulen wären e<strong>in</strong>zügig, 367 (34,1 %) zweizügig und 602 (56,0 %) drei- und mehrzügig zu führen gewesen.<br />

Im Jahr 2015 würden 53,8 % mehr Schüler als 2009 die 1.075 <strong>wohnortnahen</strong> <strong>Schule</strong>n e<strong>in</strong>es zweigliedrigen Schulsystems besu-<br />

chen. 15 An nur noch 49 <strong>Schule</strong>n (4,6 %) wird <strong>in</strong> diesem Szenario die Grenze zur Klassenbildung unterschritten. <strong>Die</strong>s entspricht<br />

rund <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n, die 2009 mit diesem Problem kämpften. Acht dieser <strong>Schule</strong>n liegen <strong>in</strong> kreisfreien Städten, je zwei<br />

<strong>in</strong> München und Würzburg, 41 <strong>in</strong> Landkreisen.<br />

144 <strong>Schule</strong>n (13,4 %) wären 2015 e<strong>in</strong>zügig zu führen, das ist nur e<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zügigen <strong>Schule</strong>n im Falle <strong>der</strong> Fortfüh-<br />

rung <strong>der</strong> dreigliedrigen Schulstruktur. <strong>Die</strong> verbleibenden 412 zweizügigen (38,3 %) und die 470 (43,7 %) drei- und mehrzügigen<br />

<strong>Schule</strong>n erreichen e<strong>in</strong>e Größe, <strong>in</strong> <strong>der</strong> ggf. e<strong>in</strong>e Differenzierung von Jahrgangsklassen möglich ist (zusammen 82,0 %). Nur 18 %<br />

<strong>der</strong> gefährdeten <strong>Schule</strong>n o<strong>der</strong> kle<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zügigen <strong>Schule</strong>n müssten versuchen, ggf. über Schulverbünde e<strong>in</strong> differenziertes<br />

Schulangebot sicherzustellen.<br />

Bis zu den Jahren 2020 und 2030 nimmt die Zahl <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n, die die M<strong>in</strong>destschülerzahl nicht mehr erreichen, nur noch um<br />

je drei <strong>Schule</strong>n zu. <strong>Die</strong> Zahl <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zügigen <strong>Schule</strong>n allerd<strong>in</strong>gs steigt um die Hälfte auf 215 <strong>Schule</strong>n (20 % <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n), um bis<br />

2030 durch die demografischen Zunahmen wie<strong>der</strong> leicht auf 200 abzunehmen. Zwischen 2015 und 2020 wächst <strong>in</strong> diesem<br />

Szenario die Zahl <strong>der</strong> gefährdeten kle<strong>in</strong>en <strong>Schule</strong>n auf e<strong>in</strong> Viertel. Zwischen 2020 und 2030 bleiben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweigliedrigen<br />

Schulsystem die Verhältnisse weitgehend stabil.<br />

Mittelfristig (2020) zeichnen sich jedoch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Landkreisen Probleme mit <strong>der</strong> <strong>wohnortnahen</strong> Schulversorgung ab. In elf<br />

Landkreisen werden nur die Hälfte o<strong>der</strong> sogar weniger <strong>der</strong> im Jahr 2009 bestehenden <strong>Schule</strong>n trotz <strong>der</strong> Aufnahme <strong>der</strong> Real- und<br />

Wirtschaftsschüler die wünschenswerte Zweizügigkeit erreichen. <strong>Die</strong>s ist teils auf beson<strong>der</strong>e demografische Entwicklung und<br />

teils auf schwache Übertrittsquoten <strong>in</strong> die Realschulen und damit ger<strong>in</strong>geren Zugew<strong>in</strong>nen durch die Zusammenlegung <strong>in</strong> diesen<br />

Regionen zurückzuführen. Es handelt sich dabei um die Landkreise Amberg-Sulzbach, Cham, Bamberg, Bayreuth, Wunsiedel i.<br />

Fichtelgebirge, Weißenburg-Gunzenhausen, Bad Kiss<strong>in</strong>gen, Rhön-Grabfeld, Schwe<strong>in</strong>furt, Altött<strong>in</strong>g und Traunste<strong>in</strong>. <strong>Die</strong> wohnortnahe<br />

Schulversorgung wird <strong>in</strong> diesen Landkreisen lückenhaft. Für sie ist e<strong>in</strong>e weitere Zusammenfassung des Bildungsangebots<br />

angezeigt. In jedem Fall spricht die sehr unterschiedliche Entwicklung <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Kreisen dafür, dass regional angemessene<br />

Konzepte für jeden Kreis vor Ort erarbeitet werden sollten.<br />

Resümee:<br />

Viele bis zum Jahr 2015 gefährdete wohnortnahe Haupt- bzw. Mittelschulen können durch e<strong>in</strong>e Zusammenführung von Mittel-,<br />

Real- und Wirtschaftsschulen stabilisiert und vor e<strong>in</strong>er Schließung nachhaltig bewahrt werden.<br />

15 Dabei werden <strong>der</strong> demografische Schülerrückgang von 16,1 % und e<strong>in</strong>e Steigerung <strong>der</strong> Übertrittsquote <strong>in</strong> die Gymnasien um weitere 2,5 % von 37,1 % auf<br />

39,6 % berücksichtigt.<br />

43


44<br />

Grafi k 6: Schulschließungen und Schulgrößen bei geme<strong>in</strong>sam besuchten <strong>Schule</strong>n<br />

Szenario 3: Geme<strong>in</strong>same <strong>Schule</strong>: Alle bay. Schüler besuchen geme<strong>in</strong>sam diese 1. 075 <strong>Schule</strong>n<br />

865<br />

157<br />

38<br />

15<br />

758<br />

251<br />

43<br />

23<br />

2009 2015 2020 2030<br />

= zu wenig Schüler für e<strong>in</strong>e Klasse = e<strong>in</strong>zügig = zweizügig = mehrzügig<br />

715<br />

281<br />

55<br />

24<br />

749<br />

257<br />

45<br />

24


4.3 Szenario 3: geme<strong>in</strong>same <strong>Schule</strong><br />

Wären 2007 die Schüler nicht auf drei Schularten verteilt worden, son<strong>der</strong>n hätten sie alle geme<strong>in</strong>sam die bestehenden 1.075<br />

<strong>Schule</strong>n am Wohnort bzw. <strong>in</strong> dessen Nähe besucht, hätte vermutlich ke<strong>in</strong>e <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n geschlossen werden müssen. Rechnerisch<br />

s<strong>in</strong>d es 15 auslaufende Hauptschulen, die 2009 nur noch e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> zwei Klassen hatten. <strong>Die</strong>se <strong>Schule</strong>n hatten alle weniger<br />

als 27 Schüler. 38 <strong>Schule</strong>n, die 2009 faktisch nicht mehr alle Jahrgangsstufen führten, hätten m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>zügig weitergeführt<br />

werden können (s. Grafik 6).<br />

Im Jahr 2015 wirkt sich im Vergleich von 2009 ausschließlich <strong>der</strong> Rückgang <strong>der</strong> zu verteilenden Schüler um 16,1 % im bayeri-<br />

schen Durchschnitt aus, <strong>der</strong> allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> den Kreisen unterschiedlich ausgeprägt ist. <strong>Die</strong> Zunahme des Schülerpotentials für die<br />

1.075 <strong>Schule</strong>n ist <strong>in</strong> diesem Szenario enorm. 2015 könnten im bayerischen Durchschnitt an diesen <strong>Schule</strong>n 154 % mehr Schüler<br />

unterrichtet werden als 2009. Zur Folge hätte dies, dass im Jahr 2015 nur 23 <strong>Schule</strong>n (2,1 %) die erfor<strong>der</strong>liche Schülerzahl für<br />

e<strong>in</strong>e Klassenbildung nicht mehr erreichen und nur 43 <strong>Schule</strong>n (4,0 %) e<strong>in</strong>zügig zu führen s<strong>in</strong>d.<br />

Bis zum Jahr 2020 geht die Schülerzahl im Jahrgang <strong>der</strong> 12-Jährigen im Vergleich zu 2015 nur noch mäßig um 5,3 % auf 21,4 %<br />

zurück. Es ergeben sich deshalb ke<strong>in</strong>e dramatischen Auswirkungen auf die Schulgrößen: <strong>Die</strong> Zahl <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zügigen <strong>Schule</strong>n nimmt<br />

um 12 von 43 auf 55 <strong>Schule</strong>n zu, die Zahl <strong>der</strong> zweizügigen <strong>Schule</strong>n um 30 von 251 auf 281 <strong>Schule</strong>n. <strong>Die</strong>se eher ger<strong>in</strong>gfügigen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen dürften sich überbrücken lassen, da nach 2020 gemäß <strong>der</strong> Prognose des Statistischen Landesamts wie<strong>der</strong> mit<br />

e<strong>in</strong>er leicht steigenden Schülerzahl zu rechnen ist. Im Jahr 2030 stellen sich im Großen und Ganzen wie<strong>der</strong> die Verhältnisse von<br />

2015 e<strong>in</strong>.<br />

Aufgrund unterschiedlicher Entwicklungen <strong>der</strong> Geburtenzahlen und von unterschiedlichen Schulgrößen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Kreisen<br />

s<strong>in</strong>d auch bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen <strong>Schule</strong> e<strong>in</strong>ige Kreise vom demografischen Schülerrückgang stärker betroffen<br />

als an<strong>der</strong>e. Im Landkreis Traunste<strong>in</strong> bleiben zu allen drei Prognosezeitpunkten zwei <strong>Schule</strong>n unter <strong>der</strong> M<strong>in</strong>destgrenze, drei <strong>Schule</strong>n<br />

von 21 <strong>Schule</strong>n im Jahr 2009 im Landkreis würden e<strong>in</strong>zügig. Im Landkreis Cham gibt es <strong>in</strong> diesem Szenario e<strong>in</strong>e <strong>Schule</strong> unter<br />

<strong>der</strong> M<strong>in</strong>destgrenze und zwei e<strong>in</strong>zügige <strong>Schule</strong>n von 16 <strong>Schule</strong>n, im Landkreis Amberg-Sulzbach bleiben drei von 14 <strong>Schule</strong>n<br />

e<strong>in</strong>zügig. Im Landkreis Rhön-Grabfeld s<strong>in</strong>d die Verhältnisse <strong>in</strong>sofern gravieren<strong>der</strong>, da bei e<strong>in</strong>er <strong>Schule</strong> unter <strong>der</strong> M<strong>in</strong>destgrenze<br />

und zwei e<strong>in</strong>zügigen <strong>Schule</strong>n von <strong>in</strong>sgesamt nur neun <strong>Schule</strong>n im Landkreis e<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n betroffen ist.<br />

Resümee:<br />

Zur Sicherung e<strong>in</strong>er <strong>wohnortnahen</strong> Beschulung und zur Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung von Schulschließungen ist die geme<strong>in</strong>same <strong>Schule</strong>, die<br />

alle Schüler e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de bzw. e<strong>in</strong>es Sprengels besuchen, das Szenario, mit dem e<strong>in</strong> wohnortnahes Schulangebot am Besten<br />

gewährleistet werden kann.<br />

45


46<br />

Grafi k 7: Schulstandorte und Schulgrößen nach Schulstruktur 2015<br />

Drei Szenarien für das Schuljahr 2015 <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

67<br />

353<br />

408<br />

247<br />

Fortschreibung 3 Schularten:<br />

HS/MS vor Ort<br />

470<br />

412<br />

144<br />

49<br />

Zwei Schularten: HS/MS +<br />

RS + WS vor Ort<br />

758<br />

251<br />

43<br />

23<br />

geme<strong>in</strong>same <strong>Schule</strong>:<br />

alle Schüler vor Ort<br />

Grafi k 8: Schulstandorte und Schulgrößen nach Schulstruktur 2020<br />

Drei Szenarien für das Schuljahr 2020 <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

25<br />

261<br />

393<br />

396<br />

Fortschreibung 3 Schularten:<br />

HS/MS vor Ort<br />

403<br />

405<br />

215<br />

52<br />

Zwei Schularten: HS/MS +<br />

RS + WS vor Ort<br />

715<br />

281<br />

55<br />

24<br />

geme<strong>in</strong>same <strong>Schule</strong>:<br />

alle Schüler vor Ort<br />

Grafi k 9: Schulstandorte und Schulgrößen nach Schulstruktur 2030<br />

Drei Szenarien für das Schuljahr 2030 <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

3<br />

173<br />

387<br />

512<br />

Fortschreibung 3 Schularten:<br />

HS/MS vor Ort<br />

424<br />

396<br />

200<br />

55<br />

Zwei Schularten: HS/MS +<br />

RS + WS vor Ort<br />

749<br />

257<br />

45<br />

24<br />

geme<strong>in</strong>same <strong>Schule</strong>:<br />

alle Schüler vor Ort<br />

= zu wenig Schüler für e<strong>in</strong>e Klasse = e<strong>in</strong>zügig = zweizügig = mehrzügig


4.4 Standorte und Schulstruktur – die Szenarien 2015, 2020, 2030<br />

Abschließend werden im direkten Vergleich <strong>der</strong> drei Szenarien zu den jeweiligen Prognosezeitpunkten die Auswirkungen auf die<br />

bayerischen Haupt-/Mittelschulen gegenübergestellt. <strong>Die</strong>se Darstellung verdeutlicht den engen Zusammenhang von Schulstruktur<br />

und <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Schularten nach <strong>der</strong> Grundschule und sie illustriert die Möglichkeiten, e<strong>in</strong> wohnortnahes Schulangebot auch<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Zukunft</strong> zu erhalten.<br />

Grafik 7 zeigt: Bereits im Jahr 2015 erreichen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em dreigliedrigen Schulsystem 247 Hauptschulen (23,0 %), die 2009 noch<br />

bestanden, die M<strong>in</strong>destschülerzahl für e<strong>in</strong>e Jahrgangsklasse nicht mehr. Weitere 408 (38,0 %) können nur noch als kle<strong>in</strong>e<br />

<strong>Schule</strong>n e<strong>in</strong>zügig geführt werden. In e<strong>in</strong>em zweigliedrigen Schulsystem, das e<strong>in</strong>e wohnortnahe <strong>Schule</strong> neben dem Gymnasium<br />

vorsieht, s<strong>in</strong>d es nur 49 <strong>Schule</strong>n (4,6 %), die nicht mehr weitergeführt werden können und 144 (13,4 %), die ohne Parallelklasse<br />

geführt werden müssen. Besuchen alle Schüler die <strong>Schule</strong>n vor Ort, reduzieren sich die Schulschließungen auf 23 <strong>Schule</strong>n (2,1 %)<br />

und die e<strong>in</strong>zügigen auf 43 <strong>Schule</strong>n (4,0 %). Setzt man Zweizügigkeit für e<strong>in</strong> breites und differenziertes Unterrichtsangebot voraus,<br />

so reduzieren sich die <strong>in</strong> Landkreisen über weite Wegstrecken erfor<strong>der</strong>lichen Kooperationen <strong>in</strong> Form von Schulverbünden von<br />

51 % <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n bei dreigliedrigem System, auf 18 % bei e<strong>in</strong>em zweigliedrigen Schulsystem und auf 6 % <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen<br />

<strong>Schule</strong>.<br />

Im Jahr 2020 nimmt die Diskrepanz zwischen den drei Systemen zu, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e zwischen dem dreigliedrigen und dem zwei-<br />

gliedrigen Schulsystem (s. Grafik 8). Im dreigliedrigen Schulsystem werden 396 Mittelschulen (36,8 %) <strong>in</strong> zehn Jahren nicht<br />

mehr die M<strong>in</strong>destschülerzahl erreichen und 393 (36,6 %) müssten e<strong>in</strong>zügig geführt werden. In e<strong>in</strong>em zweigliedrigen System<br />

wären dagegen nur 52 <strong>Schule</strong>n (4,8 %) von <strong>der</strong> Schließung bedroht und 215 <strong>Schule</strong>n (20 %) e<strong>in</strong>zügig. In e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen<br />

<strong>Schule</strong> lauten die entsprechenden Zahlen: 24 Schulschließungen (2,2 %) und 55 e<strong>in</strong>zügige <strong>Schule</strong>n (5,1 %). Fast drei Viertel<br />

aller Mittelschulen (73,4 %) könnten bei e<strong>in</strong>er Fortführung des dreigliedrigen Schulsystems ohne Hilfe an<strong>der</strong>er <strong>Schule</strong>n ke<strong>in</strong> vollständiges<br />

Schulangebot mehr aufrecht erhalten. In e<strong>in</strong>em zweigliedrigen System wären dies nur knapp e<strong>in</strong> Viertel <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n<br />

(24,8 %), bei geme<strong>in</strong>samen <strong>Schule</strong>n nur 7,3 %. Um Schulschließungen und Kooperationen über weite Wegstrecken zu vermeiden,<br />

müssten bis zum Jahr 2020 dort, wo es regional erfor<strong>der</strong>lich ist, erste voll <strong>in</strong>tegrierte <strong>Schule</strong>n e<strong>in</strong>gerichtet werden.<br />

Spätestens bis zum Jahr 2030 wird deutlich, dass e<strong>in</strong> dreigliedriges Schulsystem nicht mehr praktikabel ist (s. Grafik 9). Es<br />

würden dann nur noch 173 zweizügige (16,1 %) und drei dreizügige Mittelschulen (0,3 %) existieren. Nur noch e<strong>in</strong> Sechstel <strong>der</strong><br />

ehemaligen Hauptschulen kann eigenständig e<strong>in</strong> vollständiges Unterrichtsangebot vorhalten. 512 <strong>Schule</strong>n (47,6 %) erreichen die<br />

M<strong>in</strong>destschülerzahl nicht mehr, 387 <strong>Schule</strong>n (36,0 %) werden e<strong>in</strong>zügig. Gleichzeitig werden auch die Realschulen vor deutlichen<br />

Schülerrückgängen stehen. Bei zwei- und e<strong>in</strong>gliedrigen Systemen bleiben die Relationen im Vergleich zu 2020 relativ stabil. 55<br />

von Schließung bedrohte und 200 e<strong>in</strong>zügige wohnortnahe <strong>Schule</strong>n neben dem Gymnasium (zusammen 23,7 %) s<strong>in</strong>d zu Kooperationen<br />

gezwungen. Bei Wegfall des Gymnasiums und <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung von voll <strong>in</strong>tegrierten <strong>Schule</strong>n wären dies nur 24 bzw. 45<br />

<strong>Schule</strong>n (zusammen 6,4 %).<br />

47


48<br />

Resümee:<br />

Es wird politisch zu entscheiden se<strong>in</strong>, ob die Beibehaltung e<strong>in</strong>es durchgängig dreigliedrigen Schulsystems kommunal- und<br />

f<strong>in</strong>anzpolitisch noch realistisch und erstrebenswert ist. Hun<strong>der</strong>te von weiteren Schulstandorten werden <strong>in</strong> den nächsten Jahren<br />

zu schließen se<strong>in</strong> und fast alle <strong>der</strong> übrigen Mittelschulen werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Flächenstaat oft über weite Strecken kooperieren und<br />

Schüler transportieren müssen.<br />

<strong>Die</strong> pragmatische und realistische Alternative wäre, die Schulstruktur <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> soweit anzupassen, dass die Schüler an ihrem<br />

Wohnort e<strong>in</strong>e <strong>Schule</strong> besuchen können, die ihnen e<strong>in</strong>en gesellschaftlich anerkannten und ohne Übergangsprobleme weiterführenden<br />

Schulabschluss nach <strong>der</strong> 10. Jahrgangsstufe anbieten kann. Landkreise und Geme<strong>in</strong>den und ihre politischen Willensträger,<br />

Eltern, Schüler und Lehrer als Betroffene und Beteiligte haben e<strong>in</strong> berechtigtes Interesse an ortsgebundenen flexiblen<br />

Lösungen für die sich verschärfenden Standortprobleme. Der Erhalt wohnortnaher Bildungsangebote und Schulstandorte ist Teil<br />

<strong>der</strong> Gesamtproblematik <strong>der</strong> Entwicklung des ländlichen Raumes. Bildungsangebot und Standorte s<strong>in</strong>d Teil <strong>der</strong> Infrastruktur des<br />

ländlichen Raumes und müssen erhalten werden.


50<br />

ANLAGEN<br />

Anlage 1:<br />

Grundlagen <strong>der</strong> Schülerprognosen<br />

Häufi g beschränken sich Aussagen zu den Übertritten auf die Verteilungsquoten nach <strong>der</strong> Grundschule. <strong>Die</strong>se Darstellung<br />

berücksichtigt nicht die Übertritte, die noch aus <strong>der</strong> Jahrgangsstufe 5 <strong>der</strong> Hauptschule vor allem <strong>in</strong> Realschulen und teils<br />

auch noch <strong>in</strong> Gymnasien erfolgen. Knapp e<strong>in</strong> Fünftel <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jahrgangsstufe 5 <strong>der</strong> Realschulen e<strong>in</strong>geschulten K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

kommen aus <strong>der</strong> Jahrgangsstufe 5 <strong>der</strong> Hauptschule. Aus Jahrgangsstufe 6 treten <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> nochmals Schüler aus <strong>der</strong><br />

Hauptschule <strong>in</strong> die 4-jährige Wirtschaftsschule über (s. Tabelle A 1.1).<br />

Tabelle A 1.1: Schülerkohorte Grundschule Jahrgangsstufe 4 2006/07<br />

Schuljahr 2006/07<br />

Grundschule Jgst. 4<br />

129.699 Schüler<br />

Bestand 2007/08<br />

Jahrgangsstufe 5<br />

Bestand 2008/09<br />

Jahrgangsstufe 6<br />

Bestand 2009/10<br />

Jahrgangsstufe 7<br />

HS<br />

51586<br />

43973<br />

42774<br />

% von<br />

GS 4<br />

39,8 %<br />

33,9 %<br />

33,0 %<br />

GY<br />

49945<br />

50033<br />

47282<br />

% von<br />

GS 4<br />

38,5 %<br />

38,6 %<br />

36,5 %<br />

In den vorgelegten Prognosen bildet die Zahl <strong>der</strong> Schüler <strong>in</strong> Jahrgangsstufe 4 <strong>der</strong> Grundschule den Ausgangswert, die<br />

am Ende des Schuljahres 2006/07 auf die Schularten verteilt wurden. Tabelle A 1.1 zeigt e<strong>in</strong>en deutlichen Rückgang <strong>der</strong><br />

Hauptschüler <strong>der</strong> gleichen Kohorte von Jahrgangsstufe 5 mit 51.586 Schülern (39,8 %) bis Jahrgangsstufe 7 mit nur noch<br />

42.774 Schülern (33,0 %). Insbeson<strong>der</strong>e von Jahrgangsstufe 5 zu Jahrgangsstufe 6 verlor die Hauptschule mit 7.613 Schülern<br />

e<strong>in</strong>en beträchtlichen Teil. <strong>Die</strong>se Schüler wechselten vor allem <strong>in</strong> die Realschule. In den Zahlen <strong>der</strong> Angebotsschulen<br />

s<strong>in</strong>d diese Schüler nicht erfasst, da sie im Schuljahr 2008/09 nochmals die Jahrgangsstufe 5 besuchten. Der durch die<br />

Wie<strong>der</strong>holungen aus dem vorherigen Jahrgang bed<strong>in</strong>gte „Schülerstau“ <strong>in</strong> Jahrgangsstufe 5 schlägt sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zunahme <strong>der</strong><br />

absoluten Zahl <strong>der</strong> Schüler über alle drei Schularten nie<strong>der</strong> (plus 6,6 %). Ab Jahrgangsstufe 6 überwiegen <strong>in</strong> den Gymnasien<br />

bereits die Abgänger (m<strong>in</strong>us 2,1 %). In Jahrgangsstufe 7 beg<strong>in</strong>nt <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> die vierjährige Wirtschaftsschule, die von<br />

2,6 % <strong>der</strong> Schüler besucht wurde. Sie kommen überwiegend aus <strong>der</strong> Hauptschule, teilweise aber auch aus Realschulen<br />

und Gymnasien.<br />

Aus <strong>der</strong> Perspektive des Erhalts e<strong>in</strong>es <strong>wohnortnahen</strong> Schulangebots ist es s<strong>in</strong>nvoll vom Schülerbestand <strong>der</strong> Schulart auszugehen,<br />

die noch am häufi gsten <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>den vertreten ist, <strong>der</strong> Hauptschule. Dabei soll den Berechnungen die Jahrgangsstufe<br />

zugrunde gelegt werden, die mit Blick auf die Schülerzahlen mit am Schwächsten besetzt ist. <strong>Die</strong> Aufstellung <strong>der</strong><br />

gesamten Durchgänge für verschiedene Jahrgänge16 zeigt, dass die Hauptschulen bayernweit <strong>in</strong> Jahrgangsstufe 8 von den<br />

wenigsten Schülern besucht werden. <strong>Die</strong> Jahrgangsstufe 8 wird nochmals von rd. 1 % weniger Schüler besucht als Jahrgangsstufe<br />

7. Wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Schule</strong> nicht mehr <strong>in</strong> Jahrgangsstufe 7 die erfor<strong>der</strong>liche Schülerzahl für e<strong>in</strong>e Jahrgangsklasse<br />

erreicht, so wird dies auch <strong>in</strong> Jahrgangsstufe 8 nicht <strong>der</strong> Fall se<strong>in</strong>. <strong>Die</strong> <strong>Schule</strong> kann als <strong>in</strong> ihrem Bestand gefährdet e<strong>in</strong>gestuft<br />

werden, auch wenn mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Mittelschule von <strong>der</strong> bisher gehandhabten Untergrenze von 15 Schülern für e<strong>in</strong>e<br />

Klassenbildung formal abgerückt wurde. <strong>Die</strong> dafür mehr erfor<strong>der</strong>lichen Lehrerstunden wurden nicht zur Verfügung gestellt.<br />

16 KM (Hrsg.): Schüler- und Absolventenprognose 2010, S. 23<br />

RS<br />

36765<br />

37928<br />

40964<br />

% von<br />

GS 4<br />

28,3 %<br />

29,2 %<br />

31,6 %<br />

WS<br />

3309<br />

% von<br />

GS 4<br />

2,6 %<br />

alle<br />

138296<br />

131934<br />

134329<br />

% von<br />

GS 4<br />

106,6 %<br />

101,7 %<br />

103,6 %<br />

KM (Hrsg.): Schüler- und Absolventenprognose, München 2010, S. 23 ff; eigene Berechnungen


<strong>Die</strong> folgenden Analysen und Prognosen basieren auf dem Schülerbestand <strong>in</strong> den Hauptschulen <strong>der</strong> Jahrgangsstufe 7 im Schuljahr<br />

2009/10. <strong>Die</strong> Berechnung <strong>der</strong> Besuchsquote erfolgt durch die Berechung des Anteils <strong>der</strong> Schüler, die 2006/07 <strong>in</strong> den<br />

Kreisen die Jahrgangsstufe 4 besuchten und 2007 am Ende des Schuljahrs die Grundschule verließen. Für die Berechnung<br />

<strong>der</strong> Schülerzahlen <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Kreisen wird nicht die Quote <strong>der</strong> Hauptschulen <strong>in</strong> Jahrgangsstufe 7 von 33,0 % für <strong>Bayern</strong><br />

<strong>in</strong>sgesamt zugrunde gelegt, son<strong>der</strong>n die Quote für die e<strong>in</strong>zelnen Bezirke und Kreise. Son<strong>der</strong>auswertungen des Landesamts für<br />

Statistik und Datenverarbeitung liefern die Schülerzahlen für die Schuljahre 2006/07 bis 2009/10 für die relevanten Jahrgangsstufen<br />

auf Kreisniveau und machen so e<strong>in</strong>e realitätsnähere Berechungen <strong>der</strong> Quoten möglich.<br />

<strong>Die</strong> nachfolgende Tabelle A 1.2 zeigt für die 7 bayerischen Bezirke die Zahlen <strong>der</strong> Grundschüler <strong>in</strong> Jahrgangsstufe 4 2006/07<br />

(Spalte 2) sowie die Zahl <strong>der</strong> Schüler, die <strong>in</strong> den folgenden drei Jahren die Jahrgangsstufen 5, 6 und 7 (Spalten 3 bis 5) <strong>der</strong><br />

Hauptschulen besuchten. <strong>Die</strong> Zahl <strong>der</strong> Hauptschüler <strong>in</strong> Jahrgangsstufe 7 im Schuljahr 2009/10 wird dann prozentuiert auf die<br />

Abgänger aus <strong>der</strong> Grundschule und ergibt die Bestandsquote pro Kreis (Spalte 6). <strong>Die</strong> so ermittelte Prozentzahl pro Kreis ist die<br />

Berechnungsgrundlage für die folgenden Szenarien. Aus Platzgründen s<strong>in</strong>d hier nur die Werte für die Bezirke dargestellt. <strong>Die</strong><br />

Daten für jede Stadt und jeden Landkreis werden im Gesamtgutachten dargelegt.<br />

<strong>Die</strong> ermittelten Bestandsquoten <strong>in</strong> Jahrgangsstufe 7 unterscheiden sich von Kreis zu Kreis beträchtlich. In <strong>der</strong> Stadt Schwe<strong>in</strong>furt<br />

besuchten 2009/10 mit 52,6 % die meisten <strong>der</strong> ehemaligen Grundschüler die Jahrgangsstufe 7 <strong>der</strong> Hauptschule, im Landkreis<br />

München waren es mit 18,0 % die wenigsten. In zwölf Kreisen lag die Bestandsquote an <strong>der</strong> Hauptschule über 40 %, zu e<strong>in</strong>em<br />

großen Anteil auch <strong>in</strong> kreisfreien Städten. Hier dürfte die spezifi sche Sozialstruktur <strong>der</strong> Bevölkerung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Städten ausschlaggebend<br />

se<strong>in</strong>. Im wirtschaftlich starken Oberbayern fi ndet sich ke<strong>in</strong> Kreis mit e<strong>in</strong>em Anteil von über 40 % Hauptschülern <strong>in</strong><br />

Jahrgangsstufe 7; <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>bayern h<strong>in</strong>gegen vier Landkreise, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Oberpfalz zwei Städte und e<strong>in</strong> Landkreis, <strong>in</strong> Schwaben zwei<br />

kreisfreie Städte. In 19 Kreisen besuchten weniger als 30 % <strong>der</strong> Schülerschaft diese Jahrgangsstufe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hauptschule. Sie<br />

konzentrieren sich <strong>in</strong> Oberbayern und <strong>in</strong> Oberfranken.<br />

Tabelle A 1.2: Schülerkohorte GS 2006/07 – HS 2009/10 für die 7 bayerischen Bezirke<br />

Schuljahr<br />

GS<br />

2006/07<br />

HS<br />

2007/08<br />

HS<br />

2008/09<br />

HS<br />

2009/10<br />

GS4 � HS 7<br />

Jahrgangsstufe 4 5 6 7 %<br />

Oberbayern 42.783 15.730 12.903 12.795 29,9 %<br />

Nie<strong>der</strong>bayern 13.022 5.555 4.883 4.774 36,7 %<br />

Oberpfalz 11.851 5.133 4.398 4.184 35,3 %<br />

Oberfranken 11.118 4.408 3.677 3.476 31,3 %<br />

Mittelfranken 17.238 6.840 5.953 5.730 33,2 %<br />

Unterfranken 13.958 5.657 4.880 4.702 33,7 %<br />

Schwaben 19.729 8.263 7.278 7.113 36,1 %<br />

<strong>Bayern</strong> 129.699 51.586 43.972 42.774 33,0 %<br />

Quelle: LfStaD: Schüler an Volksschulen am 1. Okt. 2006 nach krfr. Städten und Landkreisen <strong>in</strong> By; Schüler <strong>der</strong> Jgst. 5 bis 10 an Volksschulen nach krfr. Städten<br />

und Landkreisen, 1.Okt 2007, 1. Okt 2008, 1.Okt. 2009; Son<strong>der</strong>auswertungen; eigene Berechnungen<br />

51


52<br />

Geme<strong>in</strong>same <strong>Schule</strong><br />

Zweigliedrigkeit: HS/MS + RS + WS<br />

Fortschreibungen drei Schularten: HS/MS<br />

IST Prognosen fiktiv Prognosen fiktiv<br />

Prognosen<br />

Tabelle A 2.1<br />

Lkr. Landshut<br />

10-Jährige<br />

2028<br />

Geburten<br />

2008<br />

GS Jgst. 1<br />

2009<br />

10-Jährige<br />

2028<br />

Geburten<br />

2008<br />

GS Jgst. 1<br />

2009<br />

10-Jährige<br />

2028<br />

Geburten<br />

2008<br />

GS Jgst. 1<br />

2009<br />

Alle<br />

2030<br />

Alle<br />

2020<br />

Alle<br />

2015<br />

Alle Schüler<br />

2009<br />

MS/RS/WS<br />

2030<br />

MS/RS/WS<br />

2020<br />

MS/RS/WS<br />

2015<br />

HS/RS/WS<br />

2009<br />

MS 7<br />

2030<br />

MS 7<br />

2020<br />

MS 7<br />

2015<br />

HS 7<br />

2009<br />

2009/10 Hauptschulen<br />

<strong>Schule</strong>n Klassen HSler<br />

<strong>Bayern</strong><br />

18,5 % 71,2 % 54,7 % 43,6 % 190,8 % 153,8 % 138,0 % 134,4 % 303,2 % 254,5 % 238,3 % 242,3 %<br />

1.075 11.282 230.880 42.774 30.455 23.418 18.636 81 .634 65.789 59.048 57.467 129.699 108.848 101.910 103.654<br />

18,6 % 68,7 % 48,9 % 39,3 % 217,8 % 171,9 % 146,2 % 148,5 % 325,8 % 267,2 % 236,4 % 250,2 %<br />

Lkr. Landshut<br />

18 149 2.930 546 375 267 214 1.189 939 798 811 1.779 1.459 1.291 1.366<br />

Laufnr. Klassen HSler<br />

18 3 65 12 8 6 5 26 21 18 18 39 32 29 30<br />

2 5 91 17 12 8 7 37 29 25 25 55 45 40 42<br />

3 5 94 18 12 9 7 38 30 26 26 57 47 41 44<br />

8 5 108 20 14 10 8 44 35 29 30 66 54 48 50<br />

4 6 108 20 14 10 8 44 35 29 30 66 54 48 50<br />

12 6 138 26 18 13 10 56 44 38 38 84 69 61 64<br />

11 9 148 28 19 13 11 60 47 40 41 90 74 65 69<br />

16 8 149 28 19 14 11 60 48 41 41 90 74 66 69<br />

13 8 51 28 19 14 11 61 48 41 42 92 75 67 70<br />

9 7 157 29 20 14 11 64 50 43 43 95 78 69 73<br />

14 8 166 31 21 15 12 67 53 45 46 101 83 73 77<br />

6 9 170 32 22 15 12 69 54 46 47 103 85 75 79<br />

7 10 185 34 24 17 14 75 59 50 51 112 92 81 86<br />

15 9 187 35 24 17 14 76 60 51 52 114 93 82 87<br />

1 11 206 38 26 19 15 84 66 56 57 125 103 91 96<br />

10 11 226 42 29 21 17 92 72 62 63 137 113 100 105<br />

5 13 253 47 32 23 19 103 81 69 70 154 126 111 118<br />

17 16 328 61 42 30 24 133 105 89 91 199 163 144 153<br />

= Schülerzahl reicht für Klassenbildung <strong>in</strong> Jgst. 7 nicht mehr aus; = e<strong>in</strong>e Klasse <strong>in</strong> Jgst. 7; = zwei Klassen <strong>in</strong> Jgst. 7; = drei und mehr Klassen <strong>in</strong> Jgst. 7


Anlage 2:<br />

Detailanalyse, dargestellt am Beispiel Landkreis Landshut<br />

<strong>Die</strong>se Übersichten wurden vom <strong>BLLV</strong> für alle Landkreise und kreisfreien Städte <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> erstellt und können den Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />

den Landkreisen zur Verfügung gestellt werden.<br />

In Tabelle A 2.1 wird die Berechnung <strong>der</strong> drei Szenarien für 2009, 2015, 2020 und 2030 am Beispiel des Landkreises Landshut<br />

vorgestellt. <strong>Die</strong> beiden Zeilen nach den Kopfzeilen geben die Daten für <strong>Bayern</strong> zusammengefasst wie<strong>der</strong>.<br />

Im Landkreis Landshut gab es 2009 18 Hauptschulen mit <strong>in</strong>sgesamt 149 Klassen und 2.930 Schülern (s. Tabelle A 2.1, Spalte 1).<br />

In den Zeilen darunter s<strong>in</strong>d die 18 <strong>Schule</strong>n aufgelistet und aufsteigend sortiert nach Schülerzahl (s. Laufnummer, Klassenzahl,<br />

Schülerzahl). 546 Hauptschüler des Landkreises besuchen die 7. Jahrgangsstufe. Ihr Anteil an allen Hauptschülern beträgt im<br />

Landkreis Landshut 18,6 % (s. Spalte 2). Mit diesem Prozentsatz werden die Gesamtschülerzahlen <strong>der</strong> 18 Hauptschulen multipliziert,<br />

um rechnerisch die Zahl <strong>der</strong> Schüler <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jahrgangsstufe 7 an den e<strong>in</strong>zelnen <strong>Schule</strong>n zu bestimmen.<br />

Szenario 1: Fortschreibung <strong>der</strong> drei Schularten im Landkreis Landshut<br />

2009 hielt die Hauptschule mit Laufnummer 18 mit nur mehr drei Klassen und 65 Schülern rechnerisch für die Jahrgangsstufe 7<br />

nur zwölf Schüler bereit und ist damit, wie auch <strong>der</strong> Klassenzahl entnommen werden kann, akut von Schließung bedroht (s. Tabelle<br />

A 2.1, Spalte 2). Für weitere neun <strong>Schule</strong>n errechnen sich Klassengrößen von 17 bis 29 Schülern und damit E<strong>in</strong>zügigkeit. Auch<br />

wenn sich darunter drei <strong>Schule</strong>n befi nden, die acht bzw. sogar neun Klassen führen und damit als zweizügig e<strong>in</strong>gestuft werden,<br />

so dürften dies Ausnahmefälle se<strong>in</strong>, die durch geschickte Klassenkomposition zustande kommen. Für <strong>Schule</strong> Nr. 11 errechnet<br />

sich bei 148 Schülern <strong>in</strong> neun Klassen e<strong>in</strong> Durchschnitt von 16,4 Schülern pro Klasse. <strong>Die</strong>s liegt weit unter dem bayerischen<br />

Durchschnitt von 20,5 Schülern 2009/10 <strong>in</strong> den Hauptschulen und gibt ke<strong>in</strong> repräsentatives Bild <strong>der</strong> Klassenbildung an bayerischen<br />

Hauptschulen wie<strong>der</strong>. Für sieben <strong>Schule</strong>n errechnet sich Zweizügigkeit, für e<strong>in</strong>e <strong>Schule</strong> Dreizügigkeit, was sich <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

mit den tatsächlichen Klassenzahlen befi ndet.<br />

Lesehilfe für Tabelle A 2.1:<br />

<strong>Die</strong> Gesamtschülerzahlen im Landkreis für die Prognosen 2015 (375 Schüler), 2020 (267 Schüler) und 2030 (214 Schüler) s<strong>in</strong>d<br />

jeweils aus <strong>der</strong> mittleren Variante mit 5 %, 10 % und 15 % weniger Übertritten <strong>in</strong> die Hauptschule errechnet, komb<strong>in</strong>iert mit <strong>der</strong><br />

demografi schen Entwicklung im Landkreis. <strong>Die</strong> über den Schülerzahlen stehenden Prozentzahlen (68,7 %, 48,9 % und 39,3 %)<br />

geben den Anteil <strong>der</strong> Schüler wie<strong>der</strong>, die zu den drei Prognosezeitpunkten im Verhältnis zur Zahl von 2009 (546 Schüler) noch<br />

die Haupt- bzw. Mittelschule besuchen werden. Um den Schülerbestand <strong>in</strong> Jahrgangsstufe 7 zu den drei Prognosezeitpunkten<br />

zu erhalten, wurden diese Anteile mit dem errechneten Schülerbestand 2009 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jahrgangsstufe 7 multipliziert.<br />

2015 werden im Landkreis Landshut nur noch 375 Schüler die Jahrgangsstufe 7 <strong>der</strong> Haupt- bzw. Mittelschulen besuchen (68,7 %<br />

von 2009). <strong>Die</strong>s ist e<strong>in</strong>em demografi schen Rückgang <strong>der</strong> Schülerzahlen im Landkreis von 18 % und e<strong>in</strong>em angenommenen<br />

Rückgang <strong>der</strong> Quote <strong>in</strong> Jahrgangsstufe 7 <strong>der</strong> Hauptschulen um 5 % von 30,7 % auf 25,7 % geschuldet. Proportional zur <strong>der</strong>zeitigen<br />

Schulgröße auf die 18 <strong>Schule</strong>n verteilt, werden fünf <strong>Schule</strong>n mit weniger als 15 Schülern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jahrgangsstufe 7 unter<br />

<strong>der</strong> Klassenbildungsgrenze liegen. Elf <strong>der</strong> bestehenden <strong>Schule</strong>n werden nur noch e<strong>in</strong>zügig geführt werden können und nur zwei<br />

werden zweizügig se<strong>in</strong>.<br />

53


54<br />

2020 wird es noch 267 Schüler <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jahrgangsstufe 7 <strong>der</strong> Mittelschulen im Landkreis geben (48,9 % von 2009). Der demografi<br />

sche Rückgang beträgt 27,4 %. Weiter wird angenommen, dass sich die Übertrittsquote von 2009 um 10 % auf 20,7 %<br />

reduziert. Sieben <strong>Schule</strong>n erreichen dann mit nur bis zu 13 Schülern die Klassenuntergrenze nicht mehr. Zehn <strong>Schule</strong>n werden<br />

e<strong>in</strong>zügig se<strong>in</strong>, fünf davon sehr knapp mit nur 14 und 15 Schülern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jahrgangsstufe 7. E<strong>in</strong>e <strong>Schule</strong> überspr<strong>in</strong>gt mit 30 Schülern<br />

gerade noch die im Vergleich zu heute möglicherweise gesenkte Teilungsgrenze.<br />

2030 verschärft sich die Situation an den Mittelschulen nochmals, wenn nur 214 Schüler die Jahrgangsstufe 7 besuchen (39,3 %<br />

<strong>der</strong> Schüler von 2009). <strong>Die</strong> Zahl <strong>der</strong> Zwölfjährigen nimmt nach <strong>der</strong> Prognose des Statistischen Landesamts im Vergleich zu 2020<br />

sogar wie<strong>der</strong> leicht zu, e<strong>in</strong> weiterer Rückgang <strong>der</strong> Übertrittsquote <strong>in</strong> die Haupt- bzw. Mittelschulen um 5 % auf 15,7 % führt zu<br />

e<strong>in</strong>em Tiefstand <strong>der</strong> Schülerzahl für die Mittelschule. Von den 18 <strong>Schule</strong>n liegen dann zwölf unter <strong>der</strong> Klassenbildungsgrenze<br />

und die verbleibenden sechs <strong>Schule</strong>n können nur noch e<strong>in</strong>zügig geführt werden.<br />

<strong>Die</strong>se Ergebnisse geben wie<strong>der</strong>, welche <strong>der</strong> 2009 bestehenden <strong>Schule</strong>n bei unverän<strong>der</strong>tem Zuschnitt <strong>der</strong> Schulsprengel die<br />

Klassenbildungsgrenze nicht mehr erreichen bzw. wie sich die Zügigkeit <strong>der</strong> größeren <strong>Schule</strong>n entwickelt. Sie s<strong>in</strong>d nicht so zu<br />

verstehen, dass alle <strong>Schule</strong>n, die die Klassenbildungsgrenze nicht mehr erreichen, geschlossen werden. Vielmehr wird e<strong>in</strong>e<br />

Verteilung <strong>der</strong> Schüler vorwiegend <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>en <strong>Schule</strong>n auf Nachbarschulen stattfi nden. Unwahrsche<strong>in</strong>lich ersche<strong>in</strong>t aber, dass<br />

<strong>Schule</strong>n, die nicht mehr alle Jahrgangsstufen anbieten können, über längere Zeit gehalten werden. Über Bestand o<strong>der</strong> Aufl ösung<br />

e<strong>in</strong>er <strong>Schule</strong> werden neben <strong>der</strong> Größe auch die geografi sche Lage und die Erreichbarkeit des Schulstandorts aus an<strong>der</strong>en<br />

Geme<strong>in</strong>den entscheiden. Sollten 2020 z. B. nur noch 267 Schüler für die Jahrgangsstufe 7 <strong>der</strong> Mittelschule zur Verfügung stehen,<br />

so würde ihre Zahl für fünf zweizügige <strong>Schule</strong>n bzw. drei zweizügige und vier bis fünf e<strong>in</strong>zügige <strong>Schule</strong>n ausreichen. <strong>Die</strong>s<br />

bedeutet aber <strong>in</strong> jedem Fall e<strong>in</strong>e Reduktion <strong>der</strong> Standorte von heute 18 Geme<strong>in</strong>den auf acht o<strong>der</strong> evtl. nur fünf Standorte. Zehn<br />

bis 13 Geme<strong>in</strong>den werden ihre <strong>Schule</strong> verlieren und bis 2030 werden e<strong>in</strong> o<strong>der</strong> zwei weitere Geme<strong>in</strong>den zu den Verlierern zu<br />

zählen se<strong>in</strong>. <strong>Die</strong>se Entwicklung zeigt, dass e<strong>in</strong> wohnortnahes Schulangebot unter Beibehaltung des dreigliedrigen Schulsystems<br />

im Landkreis Landshut nicht zu gewährleisten se<strong>in</strong> wird.


Szenario 2: Zweigliedriges Schulsystem im Landkreis Landshut<br />

Im Landkreis Landshut wechselten 33,2 % <strong>der</strong> Schüler auf das Gymnasium. Für die <strong>Schule</strong> vor Ort <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweigliedrigen<br />

Schulsystem blieben demnach 1.189 Schüler (66,8 %). Für die Prognosen 2015 ergibt dies 939 Schüler, für 2020 s<strong>in</strong>d es 798<br />

Schüler und für 2030 wie<strong>der</strong> 811 Schüler. Dabei wird von e<strong>in</strong>er Zunahme <strong>der</strong> Übertritte <strong>in</strong> das Gymnasium und e<strong>in</strong>er Reduktion<br />

<strong>der</strong> Quote für die <strong>wohnortnahen</strong> <strong>Schule</strong>n von 2,5 % <strong>in</strong> jedem Prognosezeitraum ausgegangen.<br />

Hätten 2009 alle 1.189 Schüler, die nicht auf das Gymnasium wechselten, die <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> ihrer Geme<strong>in</strong>de besucht, wären diese<br />

<strong>Schule</strong>n von mehr als doppelt so vielen Schülern besucht worden als dies 2009 tatsächlich <strong>der</strong> Fall war (217,8 %). Alle 18 <strong>Schule</strong>n<br />

hätten die erfor<strong>der</strong>liche Schülerzahl für e<strong>in</strong>e Klassenbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jahrgangsstufe 7 reicht. Nur e<strong>in</strong>e <strong>Schule</strong> wäre e<strong>in</strong>zügig,<br />

sieben <strong>Schule</strong>n zweizügig, zehn drei- und mehrzügig.<br />

2015 würden 939 Schüler (71,9 % mehr als 2009) die Jahrgangsstufe 7 besuchen. Nur zwei <strong>Schule</strong>n müssten e<strong>in</strong>zügig geführt<br />

werden, zehn <strong>Schule</strong>n könnten zweizügig se<strong>in</strong>, sechs drei- und mehrzügig. 2020 und 2030, wenn knapp die Hälfte mehr Schüler<br />

zur Verfügung stünden als 2009 (798 bzw. 811 Schüler), wären drei <strong>Schule</strong>n e<strong>in</strong>zügig, elf bis zwölf <strong>Schule</strong>n zweizügig und drei<br />

bzw. vier dreizügig. Im Vergleich zum dreigliedrigen Schulsystem kann hier von e<strong>in</strong>em stabilen, <strong>wohnortnahen</strong> Schulnetz mit<br />

Gymnasien und e<strong>in</strong>er zweiten Schulart <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Flächenlandkreis gesprochen werden.<br />

<strong>Die</strong>se Zahlen zeigen, dass <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweigliedrigen Schulsystem ke<strong>in</strong>e <strong>der</strong> 18 <strong>Schule</strong>n bis 2030 geschlossen werden müsste.<br />

Mit Ausnahme <strong>der</strong> drei e<strong>in</strong>zügigen <strong>Schule</strong>n könnte an allen an<strong>der</strong>en 15 <strong>Schule</strong>n des Landkreises wohnortnah <strong>in</strong> getrennten Jahrgangsklassen<br />

auf Mittelschul- und Realschulniveau unterrichtet werden, falls das pädagogische Konzept <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> diese Form<br />

<strong>der</strong> Leistungsdifferenzierung vorsehen sollte.<br />

Bezieht man die Kapazitäten <strong>der</strong> bestehenden vier Realschulen im Landkreis mit e<strong>in</strong> wird deutlich, dass unter diesen dann 22<br />

<strong>Schule</strong>n die Schüler so verteilt werden könnten, dass e<strong>in</strong>erseits alle Schulstandorte erhalten bleiben könnten und an<strong>der</strong>seits<br />

ke<strong>in</strong>e <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> ihren räumlichen Möglichkeiten durch Leerstand o<strong>der</strong> Überfüllung unter- o<strong>der</strong> überfor<strong>der</strong>t werden müsste. Auch<br />

e<strong>in</strong>e Entlastung <strong>der</strong> Real- und Wirtschaftsschulen <strong>in</strong> <strong>der</strong> kreisfreien Stadt Landshut durch aus dem Landkreis auspendelnde<br />

Schüler wäre möglich.<br />

55


56<br />

Grafi k A2. 1: Szenario 1: Fortschreibung des dreigliedrigen Schulsystems<br />

18 Hauptschulen im Lkr. Landshut<br />

1<br />

7<br />

9<br />

1<br />

2<br />

11<br />

5<br />

2009 2015 2020 2030<br />

= zu wenig Schüler für e<strong>in</strong>e Klasse = e<strong>in</strong>zügig = zweizügig = mehrzügig<br />

Szenario 2: Zweigliedriges Schulsystem<br />

Haupt- und Realschüler besuchen geme<strong>in</strong>sam diese 18 <strong>Schule</strong>n<br />

10<br />

7<br />

1<br />

6<br />

10<br />

2<br />

2009 2015 2020 2030<br />

= zu wenig Schüler für e<strong>in</strong>e Klasse = e<strong>in</strong>zügig = zweizügig = mehrzügig<br />

Szenario 3: Geme<strong>in</strong>same <strong>Schule</strong>n<br />

Alle Schüler des Lkr. besuchen geme<strong>in</strong>sam diese 18 <strong>Schule</strong>n<br />

15<br />

3<br />

13<br />

5<br />

2009 2015 2020 2030<br />

= zu wenig Schüler für e<strong>in</strong>e Klasse = e<strong>in</strong>zügig = zweizügig = mehrzügig<br />

1<br />

10<br />

7<br />

3<br />

12<br />

3<br />

13<br />

5<br />

6<br />

12<br />

4<br />

11<br />

3<br />

13<br />

5


Szenario 3: Geme<strong>in</strong>same <strong>Schule</strong> im Landkreis Landshut<br />

1.779 Schüler besuchten 2009 im Landkreis Landshut die Jahrgangsstufe 7 <strong>der</strong> Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien.<br />

1.459 Schüler wurden 2009 <strong>in</strong> den Grundschulen e<strong>in</strong>geschult und erreichen 2015 die Jahrgangsstufe 7. Von den 2008 geborenen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n besuchen – nach Abzug von 5 %, die För<strong>der</strong>zentren o<strong>der</strong> Waldorfschulen besuchen – 1.291 Schüler im Jahr 2020<br />

die Jahrgangsstufe 7. 2030 werden es nach <strong>der</strong> Prognose des Landesamts für Statistik 1.366 Schüler se<strong>in</strong>.<br />

Mehr als die dreifache Schülerzahl (325,8 %) wäre auf die 18 <strong>Schule</strong>n vor Ort zugekommen, hätten alle 1.779 Schüler, die im<br />

Landkreis 2007 die Grundschulen verließen, diese <strong>Schule</strong>n besucht. Drei <strong>Schule</strong>n wären zweizügig zu führen gewesen, die<br />

an<strong>der</strong>en 15 <strong>Schule</strong>n mehrzügig mit bis zu e<strong>in</strong>em Maximum von knapp 200 Schülern pro Jahrgang. 2015 bis 2030 würde sich<br />

dabei trotz des demografi schen Rückgangs nichts Wesentliches än<strong>der</strong>n. Fünf <strong>Schule</strong>n wären zweizügig, 13 mehrzügig mit bis<br />

zu rund 150 Schülern pro Jahrgang.<br />

<strong>Die</strong> Schülerzahlen machen deutlich, dass bei e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Beschulung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> vor Ort für alle 18 <strong>Schule</strong>n e<strong>in</strong> hohes<br />

Maß an Angebotsvielfalt und ggf. auch Leistungsdifferenzierung möglich wäre. Bezieht man auch hier neben den bestehenden<br />

Realschulen die Kapazitäten <strong>der</strong> beiden Gymnasien des Landkreises und die gegenwärtig <strong>in</strong> die drei Gymnasien <strong>der</strong> Stadt<br />

Landshut auspendelnden Schüler e<strong>in</strong>, so erweitern sich auf alle Fälle die Möglichkeiten durch fl exible Verteilung <strong>der</strong> Schüler<br />

<strong>der</strong>zeit gefährdete <strong>Schule</strong>n zu erhalten und an<strong>der</strong>e vor Überfüllung zu bewahren. E<strong>in</strong> wohnortnahes Schulangebot könnte auf<br />

diese Weise am Besten gesichert werden.<br />

E<strong>in</strong> Vergleich <strong>der</strong> Anteile <strong>der</strong> Schüler des Landkreises Landshut, die an den <strong>Schule</strong>n vor Ort verbleiben werden, mit jenen für<br />

ganz <strong>Bayern</strong> zeigt, dass bei Fortschreibung des dreigliedrigen Schulsystems <strong>der</strong> Landkreis um 3 % bis 6 % größere E<strong>in</strong>bußen<br />

h<strong>in</strong>zunehmen hat als dies im Bayerischen Durchschnitt <strong>der</strong> Fall ist. Höhere Übertrittszahlen <strong>in</strong> Realschulen im Landkreis führen<br />

dazu, dass die <strong>wohnortnahen</strong> <strong>Schule</strong>n dort stärker von e<strong>in</strong>em zweigliedrigen Schulsystem profi tieren könnten als im bayerischen<br />

Durchschnitt. Der Zugew<strong>in</strong>n liegt für den Landkreis um 8 % bis zu 18 % höher als <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> <strong>in</strong>sgesamt. Bei e<strong>in</strong>em Konzept e<strong>in</strong>er<br />

geme<strong>in</strong>samen <strong>Schule</strong> für alle wäre 2015 <strong>der</strong> Anteil im Landkreis noch 13 % höher als <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>, um sich <strong>in</strong> den folgenden Jahren<br />

den Verhältnissen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> <strong>in</strong>sgesamt anzupassen.<br />

Grafi k A2. 1 fasst die Entwicklung <strong>der</strong> 18 <strong>Schule</strong>n im Landkreis Landshut und die alternativen Szenarien nochmals zusammen.<br />

57


58<br />

Anlage 3:<br />

<strong>Schule</strong>n unter <strong>der</strong> Schülerm<strong>in</strong>destzahl: alle krsfr. Städte und Landkreise<br />

<strong>Schule</strong>n, die bei e<strong>in</strong>er Fortschreibung des dreigliedrigen Schulsystems 2015, 2020 und 2030 die M<strong>in</strong>destschülerzahl für e<strong>in</strong>e<br />

Klassenbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jahrgangsstufe 7 nicht mehr erreichen werden und deshalb von Schließung bedroht s<strong>in</strong>d (kumulativ) nach<br />

kreisfreien Städten und Landkreisen <strong>in</strong> den Regierungsbezirken:<br />

1. Oberbayern<br />

2009 2015 2020 2030<br />

HS MS ohne Jgst. 7 MS ohne Jgst. 7 MS ohne Jgst. 7<br />

N N % N % N %<br />

<strong>Bayern</strong> 1.075 247 23 % 396 37 512 48 %<br />

Ingolstadt, Stadt 9 0 0 % 0 0 % 1 11 %<br />

München, LHS 59 7 12 % 7 12 % 13 22 %<br />

Rosenheim, Stadt 4 0 0 % 0 0 % 0 0 %<br />

Lkr Altött<strong>in</strong>g 15 5 33 % 8 53 % 10 67 %<br />

Lkr Bad Tölz-Wolfratshausen 13 0 0 % 2 15 % 3 23 %<br />

Lkr Berchtesgadener Land 9 1 11 % 3 33 % 3 33 %<br />

Lkr Dachau 14 1 7 % 4 29 % 4 29 %<br />

Lkr Ebersberg 9 0 0 % 2 22 % 4 44 %<br />

Lkr Eichstätt 12 5 42 % 7 58 % 8 67 %<br />

Lkr Erd<strong>in</strong>g 12 1 8 % 4 33 % 4 33 %<br />

Lkr Freis<strong>in</strong>g 12 1 8 % 3 25 % 5 42 %<br />

Lkr Fürstenfeldbruck 15 4 27 % 7 47 % 10 67 %<br />

Lkr Garmisch-Partenkirchen 7 3 43 % 3 43 % 5 71 %<br />

Lkr Landsberg am Lech 10 1 10 % 3 30 % 3 30 %<br />

Lkr Miesbach 9 4 44 % 5 56 % 6 67 %<br />

Lkr Mühldorf a.Inn 9 1 11 % 1 11 % 1 11 %<br />

Lkr München 15 1 7 % 6 40 % 15 100 %<br />

Lkr Neuburg-Schrobenhausen 8 3 38 % 5 63 % 5 63 %<br />

Lkr Pfaffenhofen a. d. Ilm 11 0 0 % 2 18 % 2 18 %<br />

Lkr Rosenheim 20 1 5 % 3 15 % 4 20 %<br />

Lkr Starnberg 9 2 22 % 4 44 % 7 78 %<br />

Lkr Traunste<strong>in</strong> 21 9 43 % 11 52 % 13 62 %<br />

Lkr Weilheim-Schongau 9 3 33 % 3 33 % 4 44 %<br />

Oberbayern 311 53 17 % 93 30 % 130 42 %<br />

Quellen: LfStaD: Son<strong>der</strong>auswertungen; eigene Berechnungen


2. Nie<strong>der</strong>bayern<br />

2009 2015 2020 2030<br />

HS MS ohne Jgst. 7 MS ohne Jgst. 7 MS ohne Jgst. 7<br />

N N % N % N %<br />

<strong>Bayern</strong> 1.075 247 23 % 396 37 % 512 48 %<br />

Landshut, Stadt 3 0 0 % 0 0 % 0 0 %<br />

Passau, Stadt 3 0 0 % 1 33 % 1 33 %<br />

Straub<strong>in</strong>g, Stadt 4 0 0 % 0 0 % 0 0 %<br />

Lkr Deggendorf 11 1 9 % 4 36 % 5 45 %<br />

Lkr D<strong>in</strong>golfi ng-Landau 12 4 33 % 7 58 % 8 67 %<br />

Lkr Freyung-Grafenau 11 2 18 % 5 45 % 6 55 %<br />

Lkr Kelheim 1 4 33 % 5 42 % 5 42 %<br />

Lkr Landshut 18 5 28 % 7 39 % 12 67 %<br />

Lkr Passau 18 4 22 % 5 28 % 5 28 %<br />

Lkr Regen 8 1 13 % 1 13 % 4 50 %<br />

Lkr Rottal-Inn 15 2 13 % 6 40 % 6 40 %<br />

Lkr Straub<strong>in</strong>g-Bogen 14 7 50 % 10 71 % 12 86 %<br />

Nie<strong>der</strong>bayern 129 30 23 % 51 40 % 64 50 %<br />

3. Oberpfalz<br />

Quellen: LfStaD: Son<strong>der</strong>auswertungen; eigene Berechnungen<br />

2009 2015 2020 2030<br />

HS MS ohne Jgst. 7 MS ohne Jgst. 7 MS ohne Jgst. 7<br />

N % N % N %<br />

<strong>Bayern</strong> 1.075 247 23 % 396 37 % 512 48 %<br />

Amberg, Stadt 4 1 25 % 1 25 % 1 25 %<br />

Regensburg, Stadt 8 0 0 % 0 0 % 0 0 %<br />

Weiden i.d.Opf., Stadt 3 1 33 % 1 33 % 1 33 %<br />

Lkr Amberg-Sulzbach 14 8 57 % 10 71 % 11 79 %<br />

Lkr Cham 16 7 44 % 9 56 % 11 69 %<br />

Lkr Neumarkt i.d.Opf. 16 3 19 % 6 38 % 7 44 %<br />

Lkr Neustadt a.d.Waldnaab 14 5 36 % 11 79 % 13 93 %<br />

Lkr Regensburg 16 8 50 % 9 56 % 11 69 %<br />

Lkr Schwandorf 15 1 7 % 2 13 % 3 20 %<br />

Lkr Tirschenreuth 8 1 13 % 2 25 % 4 50 %<br />

Oberpfalz 114 35 31 % 51 45 % 62 54 %<br />

Quellen: LfStaD: Son<strong>der</strong>auswertungen; eigene Berechnungen<br />

59


60<br />

4. Oberfranken<br />

2009 2015 2020 2030<br />

HS MS ohne Jgst. 7 MS ohne Jgst. 7 MS ohne Jgst. 7<br />

N N % N % N %<br />

<strong>Bayern</strong> 1.075 247 23 % 396 37 % 512 48 %<br />

Bamberg, Stadt 5 1 20 % 1 20 % 4 80 %<br />

Bayreuth, Stadt 4 1 25 % 1 25 % 2 50 %<br />

Coburg, Stadt 2 0 0 % 0 0 % 0 0 %<br />

Hof, Stadt 4 1 25 % 1 25 % 1 25 %<br />

Lkr Bamberg 18 9 50 % 13 72 % 14 78 %<br />

Lkr Bayreuth 11 7 64 % 8 73 % 9 82 %<br />

Lkr Coburg 8 2 25 % 3 38 % 7 88 %<br />

Lkr Forchheim 11 4 36 % 4 36 % 7 64 %<br />

Lkr Hof 11 4 36 % 6 55 % 7 64 %<br />

Lkr Kronach 6 1 17 % 1 17 % 3 50 %<br />

Lkr Kulmbach 8 4 50 % 5 63 % 7 88 %<br />

Lkr Lichtenfels 7 2 29 % 4 57 % 5 71 %<br />

Lkr Wunsiedel i.Fichtelgebirge 6 1 17 % 3 50 % 4 67 %<br />

Oberfranken 101 37 37 % 50 50 % 70 69 %<br />

5. Mittelfranken<br />

Quellen: LfStaD: Son<strong>der</strong>auswertungen; eigene Berechnungen<br />

2009 2015 2020 2030<br />

HS MS ohne Jgst. 7 MS ohne Jgst. 7 MS ohne Jgst. 7<br />

N % N % N %<br />

<strong>Bayern</strong> 1.075 247 23 % 396 37 % 512 48 %<br />

Ansbach, Stadt 4 0 0 % 1 25 % 1 25 %<br />

Erlangen, Stadt 6 0 0 % 0 0 % 1 17 %<br />

Fürth, Stadt 9 1 11 % 1 11 % 1 11 %<br />

Nürnberg, Stadt 29 3 10 % 3 10 % 3 10 %<br />

Schwabach, Stadt 2 0 0 % 0 0 % 0 0 %<br />

Lkr Ansbach 22 9 41 % 13 59 % 16 73 %<br />

Lkr Erlangen-Höchstadt 12 5 42 % 6 50 % 8 67 %<br />

Lkr Fürth 9 1 11 % 4 44 % 6 67 %<br />

Lkr Neustadt a.d.Aisch-Bad W. 10 3 30 % 6 60 % 6 60 %<br />

Lkr Nürnberger Land 13 3 23 % 4 31 % 4 31 %<br />

Lkr Roth 12 5 42 % 6 50 % 8 67 %<br />

Lkr Weißenburg-Gunzenhausen 9 2 22 % 5 56 % 5 56 %<br />

Mittelfranken 137 32 23 % 49 36 % 59 43 %<br />

Quellen: LfStaD: Son<strong>der</strong>auswertungen; eigene Berechnungen


6. Unterfranken<br />

2009 2015 2020 2030<br />

HS MS ohne Jgst. 7 MS ohne Jgst. 7 MS ohne Jgst. 7<br />

N % N % N %<br />

<strong>Bayern</strong> 1.075 247 23 % 396 37 % 512 48 %<br />

Aschaffenburg, Stadt 7 1 14 % 1 14 % 2 29 %<br />

Schwe<strong>in</strong>furt, Stadt 4 0 0 % 0 0 % 0 0 %<br />

Würzburg, Stadt 9 3 33 % 3 33 % 6 67 %<br />

Lkr Aschaffenburg 15 2 13 % 7 47 % 10 67 %<br />

Lkr Bad Kiss<strong>in</strong>gen 14 7 50 % 9 64 % 10 71 %<br />

Lkr Haßberge 9 3 33 % 4 44 % 4 44 %<br />

Lkr Kitz<strong>in</strong>gen 10 2 20 % 3 30 % 5 50 %<br />

Lkr Ma<strong>in</strong>-Spessart 12 3 25 % 7 58 % 8 67 %<br />

Lkr Miltenberg 17 4 24 % 7 41 % 9 53 %<br />

Lkr Rhön-Grabfeld 9 4 44 % 5 56 % 5 56 %<br />

Lkr Schwe<strong>in</strong>furt 14 7 50 % 8 57 % 8 57 %<br />

Lkr Würzburg 14 4 29 % 9 64 % 11 79 %<br />

Unterfranken 134 40 30 % 63 47 % 78 58 %<br />

7. Schwaben<br />

Quellen: LfStaD: Son<strong>der</strong>auswertungen; eigene Berechnungen<br />

2009 2015 2020 2030<br />

HS MS ohne Jgst. 7 MS ohne Jgst. 7 MS ohne Jgst. 7<br />

N % N % N %<br />

<strong>Bayern</strong> 1.075 247 23 % 396 37 % 512 48 %<br />

Augsburg, Stadt 16 1 6 % 1 6 % 1 6 %<br />

Kaufbeuren, Stadt 3 0 0 % 0 0 % 1 33 %<br />

Kempten (Allgäu), Stadt 6 2 33 % 2 33 % 2 33 %<br />

Memm<strong>in</strong>gen, Stadt 3 0 0 % 0 0 % 0 0 %<br />

Lkr Aichach-Friedberg 13 3 23 % 7 54 % 7 54 %<br />

Lkr Augsburg 19 1 5 % 4 21 % 4 21 %<br />

Lkr Dill<strong>in</strong>gen a.d.Donau 9 1 11 % 1 11 % 1 11 %<br />

Lkr Donau-Ries 12 1 8 % 4 33 % 7 58 %<br />

Lkr Günzburg 11 2 18 % 4 36 % 4 36 %<br />

Lkr L<strong>in</strong>dau (Bodensee) 5 1 20 % 1 20 % 3 60 %<br />

Lkr Neu-Ulm 14 2 14 % 5 36 % 6 43 %<br />

Lkr Oberallgäu 15 3 20 % 4 27 % 5 33 %<br />

Lkr Ostallgäu 10 1 10 % 2 20 % 2 20 %<br />

Lkr Unterallgäu 13 2 15 % 4 31 % 6 46 %<br />

Schwaben 149 20 13 % 39 26 % 49 33 %<br />

Quellen: LfStaD: Son<strong>der</strong>auswertungen; eigene Berechnungen<br />

61


Literaturliste<br />

Alle hier dargestellten Zahlen s<strong>in</strong>d amtliche Daten des Statistischen Landesamtes bzw. des Kultusm<strong>in</strong>isteriums.<br />

Eigene Berechnungen basieren auf diesen amtlichen Zahlen.<br />

Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (LfStaD):<br />

Bevölkerung <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> am 31.12.2008 nach Altersgruppen <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>den und Verwaltungsgeme<strong>in</strong>schaften, München 2009<br />

Bevölkerungsstand und -bewegung <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> 2009, München 2010<br />

Eckdaten <strong>der</strong> amtlichen Schulstatistik <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> im Herbst 2009 nach kreisfreien Städten und Landkreisen, München 2010<br />

Wan<strong>der</strong>ungen über Kreisgrenzen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> 2009, München 2010<br />

Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung für <strong>Bayern</strong> 2008 bis 2028, Son<strong>der</strong>auswertung für Altersgruppen, München 2010<br />

Schüler an Volksschulen im Schuljahr 2006/07 und im Zeitraum vom 2.10.2006 bis 1.10.2007 und von Volksschulen abgegangene<br />

Schüler nach kreisfreien Städten und Landkreisen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>, Son<strong>der</strong>auswertung, München 2010<br />

Schüler und Klassen <strong>in</strong> den Jahrgangsstufen 5 bis 10 an den Volksschulen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> nach kreisfreien Städten und Landkreisen<br />

am 1.10.2007, 1.10.2008 und 1.10.2009, Son<strong>der</strong>auswertungen, München 2010<br />

Schulanfänger an Volksschulen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> nach kreisfreien Städten und Landkreisen im Schuljahr 2009/10, Son<strong>der</strong>auswertung,<br />

München 2010<br />

Bayerisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Unterricht und Kultus (KM):<br />

<strong>Schule</strong> und Bildung <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> 2009, München 2010<br />

<strong>Schule</strong> und Bildung <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> 2010, München 2011<br />

Schüler- und Absolventenprognose 2010, München 2010<br />

Wichtige Neuerungen zum Schuljahr 2010/2011, München 2010<br />

Antwort auf die Anfrage von MdL Zacharias im Bayerischen Landtag am 12.7.2010<br />

Staats<strong>in</strong>stitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB):<br />

Bildungsbericht <strong>Bayern</strong> 2009, München 2009<br />

Bayerische Bildungsberichterstattung: Aktuelles 2010, München 2010


Wohnortnahe <strong>Schule</strong>n s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> wichtiger wirtschaftlicher und kultureller Standortfaktor je<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de. <strong>Schule</strong>n am Ort si-<br />

chern das Geme<strong>in</strong>deleben, <strong>in</strong> den örtlichen Vere<strong>in</strong>en, <strong>in</strong> den Kirchen und den mittleren Unternehmen. Schulschließungen s<strong>in</strong>d<br />

oft e<strong>in</strong> wichtiger Grund dafür, dass junge Familien aus ihrem Heimatort weg- und ke<strong>in</strong>e mehr zuziehen. <strong>Die</strong>se Entwicklung ist<br />

jedoch ke<strong>in</strong> Naturgesetz. Es gibt Alternativen, die <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n bereits zum erfolgreichen Schulmodell geworden<br />

s<strong>in</strong>d. Trotz <strong>der</strong> dramatischen Zahl von Schulschließungen <strong>in</strong> den vergangenen Jahren ist das Netz <strong>der</strong> Haupt- bzw. Mittelschu-<br />

len heute noch das engmaschigste <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>. Mit e<strong>in</strong>er nachhaltigen Schulpolitik könnten die <strong>wohnortnahen</strong> Schulstandorte<br />

erhalten und so Geme<strong>in</strong>den im ländlichen Raum gestärkt werden.<br />

Vorliegende Untersuchung zeigt für die sieben bayerischen Regierungsbezirke, dass viele Haupt- und Mittelschulen durch den<br />

Rückgang <strong>der</strong> Schülerzahlen pro Jahrgang und steigende Übertrittsquoten <strong>in</strong> Realschulen und Gymnasien akut von Schließung<br />

bedroht s<strong>in</strong>d. Für die 71 Landkreise und 25 kreisfreien Städte <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> wurden für die Jahre 2015, 2020 und 2030 Prognosen<br />

erstellt. Damit können die spezifi schen Gefährdungspotentiale <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Regionen dargestellt werden.<br />

Es werden aber auch Alternativen aufgezeigt. In drei Szenarien wird dargestellt und mit Zahlen belegt, dass e<strong>in</strong> wohnortnahes<br />

Schulstandortnetz erhalten werden kann, wenn pragmatische und zukunftsorientierte <strong>Schule</strong>ntwicklungen zugelassen werden,<br />

die über das jetzige dreigliedrige Schulsystem h<strong>in</strong>aus gehen.

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