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Dr. M. Siegrist - Qualitätssicherung Logic-Studie - Klinik Schönsicht

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<strong>Qualitätssicherung</strong> durch Rehabilitationsforschung<br />

Die LOGIC-<strong>Studie</strong><br />

Monika <strong>Siegrist</strong>, Melanie Rank, Desirée Wilks, Bernd Wolfarth, Helmut Langhof, Martin Halle<br />

Zentrum für Prävention und Sportmedizin<br />

<strong>Klinik</strong>um rechts der Isar<br />

Technische Universität München


Hintergrund<br />

15 % der Kinder in Deutschland sind übergewichtig (>90.<br />

Perzentile), davon 6,3 % adipös (>97. Perzentile) (KiGGS-<strong>Studie</strong>,<br />

Kurth, Schaffrath Rosario, 2007).<br />

Übergewichtige Kinder werden häufig übergewichtige Erwachsene<br />

(Serdula 1993, Freedman 2005).<br />

Übergewicht und vor allem Adipositas im Kindesalter führen zur<br />

erhöhten Morbidität und Mortalität (Freedman 2009, Sun 2008).<br />

„Adipogene“ Umwelt (obesogenic environment, WHO, IOTF 2004)<br />

benötigt „aktive“ Maßnahmen.


Frühstück/<br />

Familie<br />

X<br />

Schulweg<br />

Lebenswelt der Kinder<br />

Coffee to go<br />

Schule/Stress<br />

Energiereiche Ernährung und Getränke, Portionsgrößen<br />

Mechanisierung, Technisierung im Alltag<br />

Deutlicher Aktivitätsrückgang bei Schulwegen (Straßenverkehr,<br />

Schulzentren)<br />

Hohe Attraktivität Medien<br />

Vorbilder (Übergewicht, Medienkonsum, Aktivität Erwachsener)<br />

Feierabend


Risikofaktoren für f r Adipositas<br />

• Genetik: 60-80 % des Gewichts genetisch determiniert (Wardle<br />

2008), bisher Einfluss von 300 genetische Loci bekannt<br />

• Endokrine Erkrankungen: 2-3 % der Kinder<br />

• Übergewicht der Eltern<br />

• Makrosomie und früher Adiposity-Rebound<br />

• Körperliche Aktivität: 28 % der Jungen und 17 % der Mädchen<br />

erreichen Empfehlungen von täglich mehr als 60 min körperlicher<br />

Aktivität (CDC 2010, WHO 2010), (Lampert 2007)<br />

• Medienkonsum „Do we fatten our children?<br />

(Dietz, 1985)“.


<strong>Qualitätssicherung</strong><br />

Qualit tssicherung Adipositastherapien<br />

Adipositastherapien zur Versorgung adipöser Kinder sowie übergewichtiger<br />

Kinder mit zusätzlichen Risikofaktoren:<br />

• Langzeiterfolge von Adipositastherapien sind mäßig.<br />

• <strong>Qualitätssicherung</strong>sprozess für Adipositastherapien wurde 2004 von<br />

BZgA und BMG in Auftrag gegeben (Konsensuspapier, Qualitätsraster).<br />

• Versorgungsstudie: 700 verschiedene Adipositastherapien in Deutsch-<br />

land (67 % ambulant, 18 % stationär, 10 % Mischform, 5 % andere).<br />

• Beobachtungsstudie: Von 52 Therapieanbietern, die zur<br />

Qualitätsanalyse ausgelost wurden, leisteten nur 23 stabile<br />

Therapieangebote (mit Nachuntersuchung) über Beobachtungszeitraum<br />

von 4 Jahren.<br />

• Erfolgreiche Therapie: Ein Jahr nach der Therapie besteht noch eine<br />

Gewichtsreduktion (BMI-SDS (standard-deviation-score)-Reduktion >0,2<br />

bzw. >0,5)!


Ziele des LOGIC‐Projekts<br />

LOGIC Projekts<br />

Primäre Fragestellung: Einfluss genetischer Faktoren auf den<br />

kurz-, mittel- und langfristigen Therapieerfolg bei übergewichtigen<br />

bzw. adipösen Kindern und Jugendlichen<br />

� Optimierung von stationären Therapien unter<br />

Berücksichtigung genetischer Veranlagung<br />

� Untersuchung/Förderung der Nachhaltigkeit stationärer<br />

Therapieprogramme durch lange Nachbeobachtung<br />

� Reduzierung von Stigmatisierung/Vorurteilen gegenüber<br />

übergewichtigen und adipösen Menschen


Rekrutierung<br />

Einschlusskriterien<br />

erfüllt<br />

ja<br />

<strong>Studie</strong>nteilnahme<br />

VISIT 1<br />

Eingangsuntersuchung<br />

Intervention 4-6 Wochen<br />

in <strong>Klinik</strong> <strong>Schönsicht</strong><br />

VISIT 2<br />

Abschlussuntersuchung<br />

Untersuchungsablauf<br />

VISIT 3<br />

6 Monate<br />

Hausarzt<br />

nein<br />

Sekundäre Adipositas,<br />

monogene<br />

Grunderkrankungen<br />

VISIT 4<br />

1 Jahr<br />

Hausarzt<br />

Ausschluss<br />

VISIT 5<br />

2 Jahre<br />

Hausarzt<br />

VISIT 6<br />

5 Jahre<br />

stationär<br />

VISIT 7<br />

10 Jahre<br />

stationär


Stationäre Station re Adipositas‐Therapie<br />

Adipositas Therapie<br />

Bewegung: 11 h/Woche Sport,<br />

6 h/Woche Freizeitsport, Sporttheorie<br />

Essen: Individuelle Diät (Alter, Größe)<br />

1250-1800 kcal/Tag Mischkost (optimiX)<br />

Ernährungsverhalten: Ernährungs-<br />

schulung, Kochkurs, Essverhalten<br />

Psycholog. Betreuung: Motivation,<br />

Selbstwert, Einzeltherapie, Elterngespräche<br />

Multimodale Therapie über ca. 4 – 6 Wochen


Untersuchungen<br />

Visit Visit 1 Visit 2 Visit 3 Visit 4 Visit 5 Visit 6 Visit 7<br />

Zeitpunkt<br />

Therapie-<br />

beginn<br />

Therapie-<br />

ende<br />

6 Monate 1 Jahr 2 Jahre 5 Jahre 10 Jahre<br />

stationär stationär ambulant ambulant ambulant stationär stationär<br />

Anthropometrie x x x x x x x<br />

Tanner x x x x x x x<br />

Nebendiagnosen x x x x x x x<br />

Medikation x x x x x x x<br />

Kardiometabolische<br />

Risikoparameter<br />

x x x x<br />

Inflammation x x x x<br />

Genetik x<br />

Fragebögen x x x x x x x<br />

Ergometrie bzw.<br />

6-min-Gehtest<br />

x x x x<br />

Schrittzähler x x x x


Langfristige Nachbeobachtung (über ( ber 10 Jahre)<br />

• Regelmäßige Kontaktaufnahme per Telefon mit Familien und<br />

betreuenden Ärzten<br />

• Kooperation mit dem Haus-/Kinderarzt: Durchführung der<br />

Untersuchungen, Fragestellungen, Finanzierung, Compliance<br />

• Kontakt mit Kindern: Fragen, Versand Fragebögen<br />

• Verbesserung der Nachbeobachtung: z.B. durch Homepage<br />

und elektronische Fragebögen


Aktueller Stand (07/2010)<br />

Beginn 4-6 Wo 6 Mo 1 J 2 J 5 J 10 J<br />

VISIT 1<br />

Seit 01/2006<br />

n=848<br />

stationär<br />

VISIT 2<br />

Seit 02/2006<br />

n=824<br />

VISIT 3<br />

Seit 06/2006<br />

73% Rücklauf<br />

VISIT 4<br />

Seit 01/2007<br />

55% Rücklauf<br />

VISIT 5<br />

Seit 01/2008<br />

45% Rücklauf<br />

VISIT 6<br />

Ab 01/2011<br />

Follow-up,<br />

ambulant<br />

VISIT 7<br />

Ab 01/2016


Gewichtsabnahme im Therapieverlauf<br />

Therapiebeginn Therapieende<br />

BMI (kg/m 2 ) 33,8±5,9 30,6±5,3*<br />

BMI-SDS 2,77±0,54 2,39±0,60*<br />

Bauchumfang (cm) 96,6±12,5 88,2±10,7*<br />

Gewichtsabnahme in der Therapie (n=505 Kinder):<br />

im Durchschnitt 10 kg bei Jungen, 8 kg bei Mädchen (2-20 kg)<br />

*p


Veränderungen Ver nderungen nach 6 Monaten<br />

• Von 133 Kindern konnten 75 Kinder nach einem Jahr nochmals<br />

untersucht werden.<br />

• Reduktion des BMI-SDS von 2,7±0,4 auf 2,0±0,6 bei den Jungen<br />

und von 2,8±0,5 auf 2,4±0,7 bei den Mädchen (p


Entwicklung nach einem Jahr<br />

• 58 Kinder zeigten eine leichte Zunahme des BMI-SDS.<br />

• 123 Kinder hatten eine Reduktion des BMI-SDS von 0 bis 0,5.<br />

• 85 Kinder zeigten eine deutliche Abnahme des BMI-SDS > 0,5.<br />

• Rücklauf nach einem Jahr: ca. 50 %.<br />

• Vor der Therapie gaben 30,5 % der Kinder an, an mehr als vier<br />

Tagen/Woche körperlich über eine Stunde aktiv zu sein, nach<br />

einem Jahr waren es 37,3 %.<br />

• Die Lebensqualität verbessert sich bei den Jungen und<br />

Mädchen im Therapieverlauf. Bei den Mädchen war die<br />

Lebensqualität auch nach einem Jahr höher als zu<br />

Therapiebeginn.


Schlussfolgerung<br />

• Alle Kinder und Jugendlichen zeigten im Rahmen einer<br />

stationären Adipositastherapie eine signifikante<br />

Gewichtsabnahme.<br />

• 78 % der Kinder profitieren auch ein Jahr danach durch eine<br />

längerfristige Gewichtsabnahme.<br />

• Die durchschnittliche körperliche Aktivität (> 60 min/Tag) lag ein<br />

Jahr nach Therapiebeginn annähernd auf Ausgangsniveau.<br />

• Die Lebensqualität verbessert sich durch die Therapie signifikant<br />

und war bei den Mädchen nach einem Jahr noch signifikant höher<br />

als zu Therapiebeginn.


Herzlichen Dank<br />

… an alle Eltern und Kinder, die an diesem Projekt teilnehmen.<br />

… an alle Mitarbeiter in der <strong>Klinik</strong> <strong>Schönsicht</strong> sowie an die<br />

Mitarbeiter der Lehrstuhls für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin.<br />

Das Projekt wird finanziell unterstützt von der Dt. Rentenversicherung Bayern Süd und der Else Kröner-<br />

Fresenius-Stiftung.

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