11.02.2013 Aufrufe

Dr. Gisela Felten - ID55

Dr. Gisela Felten - ID55

Dr. Gisela Felten - ID55

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

1<br />

Für alle, die anders alt werden wollen.<br />

ETWAS TUN, DAS SINN MACHT<br />

Weit weg oder vor der Haustür – vom Spaß<br />

am bürgerschaftlichen Engagement in den<br />

besten Jahren<br />

BIKEN IM BIG APPLE<br />

New York auf zwei Rädern: Wer durch die<br />

Stadt der Städte radelt, braucht gute Nerven<br />

und muss wissen, was er will<br />

1 | 2012 www.id55.de<br />

WIR SIND NOCH MAL DRAN!<br />

ÜBER GLÜCK, GENUSS UND DIE<br />

NEUE LUST AUFS EHRENAMT<br />

GENERATION METHUSALEM?!<br />

Alt und krank oder lieber fit in die Kiste:<br />

Noch nie waren die Chancen so groß,<br />

100 Jahre alt zu werden<br />

10 17 27


<strong>ID55</strong> WOHNEN IM WANDEL<br />

Glitzer, Glamour,<br />

gute Unterhaltung<br />

Die Sensation auf Zeche Ewald<br />

in Herten - direkt an der A2.<br />

Jetzt Karten sichern!<br />

www.revuepalast-ruhr.com<br />

Kartentelefon 02325 - 588 999<br />

Revuepalast RuhR<br />

Zeche Ewald, Werner-Heisenberg-Straße 2- 4<br />

45699 Herten<br />

Coole Aussichten!<br />

Sommerreifen.<br />

Ihr Partner<br />

nicht nur<br />

im Ruhrgebiet<br />

Herne<br />

Essen<br />

Haltern<br />

Bottrop<br />

Bocholt<br />

Bochum<br />

Dortmund 2x<br />

Castrop-Rauxel<br />

Gelsenkirchen 2x<br />

www.reifen-stiebling.de<br />

IMPRESSUM<br />

Das Magazin für alle, die anders alt werden wollen<br />

Gegründet 2006<br />

Ausgezeichnet mit dem Dienstleistungspreis Ruhrgebiet<br />

des Landes NRW<br />

Herausgeberin und Chefredakteurin<br />

Susanne Schübel (v.i.S.d.P.),<br />

JournalistenBüro Herne GmbH<br />

Chefin vom Dienst<br />

Julia Valtwies<br />

Redaktion<br />

Anna Kalweit, Christine Weiser<br />

Art Direction<br />

claus+mutschler, Bochum<br />

Autoren dieser Ausgabe<br />

Ursula Bien, <strong>Dr</strong>. Markus Bruckhaus-Walter, Uwe Knüpfer, Ulrich Schilling-Strack,<br />

Christine Schonscheck, Arnold Voß, Regina Völz, Ulrike Wahl<br />

Fotografen dieser Ausgabe<br />

ADFC, Gerd Altmann/pixelio.de, ARD Foto, ASB, Barmer GEK Krankenkasse,<br />

BASTEI LÜBBE GmbH & Co. KG, <strong>Dr</strong>. Markus Bruckhaus-Walter, ClipDealer, Nicole<br />

Cronauge, Bettina Engel-Albustin, Christoph Fein, Robert Freise, Michael Grosler,<br />

Claus+Mutschler, Reinhard Ottmann, Jaroslaw Piotrowski, Wolfgang Quickels,<br />

Schulze & Heyn FILM PR, Dieter Schütz/pixelio.de, Shaker Media, Slavica, Marco<br />

Stepniak, M. SzaboUKJ, Iris und Wolfgang Stiller, Arnold Voß, Heinrich Wilke GmbH<br />

<strong>Dr</strong>uck<br />

Mega<strong>Dr</strong>uck.de GmbH, Westerstede<br />

Redaktion – Anzeigen – Abo-Service<br />

JournalistenBüro Herne GmbH<br />

Straßburger Straße 32<br />

44623 Herne<br />

Telefon 02323 - 99 49 60<br />

Telefax 02323 - 99 49 619<br />

info@id55.de, www.id55.de<br />

Das <strong>ID55</strong>-Magazin ist die offizielle Mitglieder-Zeitschrift<br />

des Vereins „<strong>ID55</strong> – anders alt werden“.<br />

Für unverlangt eingesendete Manuskripte und Fotos übernimmt die Redaktion keine<br />

Haftung. Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags gestattet.<br />

Dieses gilt auch für die Aufnahme in elektronische Datenbanken und Vervielfältigung auf elektronischen<br />

Medien. Sofern Sie Artikel aus dem Magazin <strong>ID55</strong> in interne elektro-nische Pressespiegel<br />

übernehmen wollen, erhalten Sie die erforderlichen Rechte unter www.id55.de oder unter<br />

Telefon 02323 – 99 49 60.<br />

2


3 EDITORIAL <strong>ID55</strong><br />

LIEbE<br />

FREUNDINNEN<br />

UND FREUNDE<br />

VON <strong>ID55</strong>,<br />

ich fühle mich erschöpft und überaus<br />

beschwingt. Meine Stimme klingt rauh<br />

als hätte ich einen Abend am Biertisch<br />

verbracht. In Wirklichkeit komme ich<br />

geradewegs aus einem Wanne-Eickeler<br />

Proberaum, wo ich als Mitglied der <strong>ID55</strong>-<br />

Singalongs mit „Graf Hotte“ und seiner<br />

Band „Vibration“ Rocksongs geübt habe.<br />

Bald werden wir zehn bei den „Wanner<br />

Mondnächten“ vor Hunderten von Leuten<br />

auf der Bühne stehen und Lieblingslieder<br />

schmettern: Ruby Tuesday, Woman of<br />

Gold, These Boots are made for Walking,<br />

Rocking all over the World.<br />

55 Jahre alt musste ich werden, um diese<br />

Situation zum allerersten Mal zu erleben.<br />

Und glauben Sie mir, dafür bin ich ganz<br />

gehörig über meinen Schatten gesprungen.<br />

Mir zittern schon jetzt die Knie, wenn ich<br />

nur an den Auftritt denke. Wir <strong>ID55</strong>-Singalongs<br />

singen ja nicht unbedingt schön<br />

und richtig, dafür aber laut und leidenschaftlich.<br />

Wir singen, worauf wir Lust<br />

haben. Wir lernen Texte, üben knifflige<br />

Musikpassagen und lachen, wenn mal ein<br />

Ton daneben geht. Kaum zu glauben, dass<br />

sich eine echte Band mit uns auf die Bühne<br />

traut und uns sogar schon für den nächsten<br />

Auftritt eingeladen hat. Die Kleidungsfrage<br />

ist natürlich längst geklärt.<br />

Die meisten von uns kannten sich vorher<br />

nicht, und nun haben wir bei Singalong einen<br />

Riesenspaß zusammen. <strong>Gisela</strong> kam sogar<br />

zur Probe, obwohl sie nicht gern Englisch<br />

spricht und bei den „Mondnächten“<br />

nicht dabei sein kann. Als Helma neulich<br />

nach einem schlimmen Sturz ins Krankenhaus<br />

musste, hat Gudrun sie besucht,<br />

und Klaus hat sich regelmäßig telefonisch<br />

erkundigt.<br />

Soziologen würden bei den <strong>ID55</strong>-Singalongs,<br />

die ja nur eine von vielen Interessengruppen<br />

des Vereins <strong>ID55</strong> – anders<br />

alt werden sind, von einem informellen<br />

Netzwerk für Ältere sprechen. Frauen und<br />

Männer um die 50 schließen sich freiwillig<br />

zusammen, um gemeinsam aktiv zu<br />

sein und Ideen zu verwirklichen, die in<br />

der ersten Lebenshälfte vielleicht auf der<br />

Strecke geblieben sind. Sie tun es für sich<br />

persönlich, aber auch für andere. Die einen<br />

wählen Freizeitaktivitäten, die anderen<br />

WIR SIND BÄUME<br />

AUCH WENN MAN ES VIELEN<br />

NICHT ANSIEHT – AUCH UNSERE<br />

PROMIS WERDEN ÄLTER, UND<br />

SIE HABEN IHRE GANZ PERSÖN-<br />

LICHEN ANSICHTEN VOM ALTER<br />

„Wir kommen immer mehr ins Zeitalter<br />

der Vampire. Es geht nur darum, möglichst<br />

lange zu leben. Und das erinnert an Untote.<br />

Angesichts der erschreckenden Möglichkeiten<br />

der Medizin sieht man sich selbst in<br />

so einer Zukunft, in der man ewig herumschleicht.“<br />

CAMPINO<br />

(Sänger der „Toten Hosen“, 50)<br />

„Wer nicht alt werden will,<br />

muss eben früher sterben.“<br />

HANNELORE ELSNER<br />

(Schauspielerin, 69)<br />

„Natürlich kann man jammernd vorm Spiegel<br />

stehen. Aber ich brauche mir nur Fotos<br />

von früher ansehen und bin schon beruhigt.<br />

So scheiße wie wir damals aussahen - so will<br />

man heute eigentlich nicht rumlaufen.“<br />

SOPHIE ROIS<br />

(Schauspielerin, 50)<br />

engagieren sich ehrenamtlich. Die Übergänge<br />

sind nicht selten fließend. Ohne es<br />

zu wissen, schaffen Menschen in besten<br />

Jahren auf diese Weise DIE Grundvoraussetzung<br />

für gelingendes Älterwerden.<br />

Ehrlich gesagt, daran denken wir bei den<br />

<strong>ID55</strong>-Singalongs gar nicht, wenn wir<br />

„Marmor, Stein und Eisen bricht“ proben,<br />

den Song, den wir in petto haben, wenn<br />

unser Publikum bei den „Mondnächten“<br />

eine Zugabe wünschen sollte. Was tun wir,<br />

wenn die Zuhörer eine zweite wünschen?<br />

Keine Ahnung – nie zuvor war es so spannend,<br />

älter zu werden.<br />

Das Beste kommt noch.<br />

Herzlichst, Ihre<br />

Susanne Schübel<br />

„Ich bin immer bei 24, 25<br />

stehengeblieben. Älter als 35<br />

kriegt man mich auch nicht.Früher<br />

habe ich bei 60 Jahren aus<br />

Spaß gesagt: Mensch, ab in die<br />

Urne! Ich habe überhaupt kein<br />

bezug zum Alter.“<br />

WALTER MOERS<br />

(Autor „Das kleine Arschloch“, 55)<br />

HEINZ HOENIG<br />

(Schauspieler, 60)<br />

„Nach meiner Philosophie sind alle Lebewesen bäume.<br />

Jeder schlägt irgendwann Wurzeln. Und dann setzt du<br />

Jahresringe an und wirst alt und fett.“<br />

Für die Zitate bedanken<br />

wir uns bei:<br />

Gala (Campino),<br />

Die WELT (Hannelore Elsner),<br />

Nisch-Center (Walter Moers),<br />

WAZ (Sophie Rois),<br />

news.de (Heinz Hoenig)


<strong>ID55</strong><br />

INHALT 1|2012<br />

ANDERS ALT WERDEN<br />

06 EHRLICHE HAUT<br />

Held und Hoffnungsträger: Theo Steegmann – immer<br />

gemeinsam, immer mit Freunden, immer für Duisburg<br />

10 ETWAS TUN, DAS SINN MACHT<br />

Weit weg oder vor der Haustür – vom Spaß am bürger-<br />

schaftlichen Engagement in den besten Jahren<br />

13 THE JOY OF GIVING<br />

Als hauptamtliche Fundraiserin begeistert Marion<br />

Wiemann aus Bochum andere Menschen für das Geben<br />

14 DIGITAL IN GESELLSCHAFT<br />

Kontakt, Komfort, Gesundheit und Information: So nutzt<br />

die Generation 50plus Tablet-PC und Smartphone<br />

15 GUTES DESIGN bEFÄHIGT<br />

HEWI: Unternehmen müssen Produkte entwickeln, die<br />

generationenübergreifend nutzbar sind – unabhängig von<br />

Alter oder Einschränkungen<br />

FAHRRAD SPEZIAL<br />

17 KONZENTRATION AUF DER GROSSEN ACHT<br />

Wer in New York mit dem Fahrrad unterwegs ist, braucht<br />

Nerven und muss wissen, was er will<br />

19 DEN UMSTIEG SO LEICHT WIE MÖGLICH MACHEN<br />

Es fehlt an Mut und Geld: Der ADFC-Bundesvorsitzende<br />

Ulrich Syberg im <strong>ID55</strong>-Interview zum Thema Radfahren<br />

im Ruhrgebiet<br />

21 bERLINER LUFT<br />

Du bist ein Rub, mein Kind, du musst nach<br />

Berlin…<br />

BESTE ZEITEN<br />

22 DIE bESTE ZEIT IN MEINEM LEbEN<br />

Das Essener Generationenkulthaus verbindet<br />

Arbeiten, Freizeit und neue Wohnformen über<br />

alle Altersgrenzen hinweg<br />

25 CLEVERES KONDITIONSTRAINING STEIGERT<br />

LEbENSERWARTUNG<br />

Täglich 30 Minuten Bewegung halten Körper und<br />

Geist dauerhaft in Schwung<br />

27 GENERATION METHUSALEM?!<br />

Alt und krank oder lieber fit in die Kiste – Noch<br />

nie waren die Chancen so groß, 100 Jahre alt<br />

zu werden<br />

28 DIE HOHE KUNST DER EMOTIONEN<br />

Doorman, Valet Parking, Willkommensdrink:<br />

Warum Luxuskinos auch im Ruhrgebiet eine<br />

„paradiesische“ Zukunft haben<br />

29 VON HELDEN, MYTHEN UND LEGENDEN<br />

Stefan Heucke komponiert für das Wagner-Jahr<br />

2013 und arbeitet an einer Oper über „Iokaste“<br />

mit Uraufführung 2014<br />

30 CLEVER ESSEN<br />

Brainfood schmeckt nicht nur lecker, sondern<br />

hält auch das Gedächtnis schön in Schwung<br />

02 IMPRESSUM<br />

03 EDITORIAL<br />

04 INHALTSVERZEICHNIS<br />

05 KURZ & KNAPP<br />

09 WALLIS KEHRAUS<br />

09 LESETIPPS<br />

31 <strong>ID55</strong> bRAIN-CAFÉ / GEWINNSPIEL<br />

6<br />

NIE AUFHÖREN<br />

Theo Steegmann setzt sich<br />

seit Jahrzehnten immer wieder<br />

leidenschaftlich für seine Wahl-<br />

Heimat Duisburg ein<br />

22 29<br />

30<br />

SEINEN PLATZ GEFUNDEN<br />

Im Essener Generationenkulthaus<br />

leben und wirken<br />

Menschen jeden Alters in<br />

aktiver Gemeinschaft<br />

MENÜ FÜRS GEDÄCHTNIS<br />

Spitzenkoch Daniel Birkner präsentiert<br />

drei köstliche Gänge, die<br />

den grauen Zellen Futter geben<br />

13<br />

bEZIEHUNGSARbEIT<br />

Die professionelle Fundraiserin<br />

Marion Wiemann weckt in ihren<br />

Gesprächspartnern den Wunsch<br />

zu helfen<br />

4<br />

WAGNER UND ÖDIPUS<br />

2013 und 2014 werden zwei neue<br />

Großprojekte von Stefan Heucke<br />

uraufgeführt – u. a. die Zwei-Personen-Oper<br />

„Iokaste“<br />

AUS DER REDAKTION<br />

Donnerstag, 24. Mai 2012.<br />

Michelle Müntefering, Ehefrau des<br />

früheren Vizekanzlers und SPD-<br />

Chefs Franz Müntefering, hat ihre<br />

TV-Feuertaufe in der ZDF-Talkshow<br />

von Markus Lanz gerade mit<br />

Bravour und Ruhrgebietshumor<br />

bestanden. Nach der Sendung sitzt<br />

die Herner Ratsfrau, die sich 2013<br />

um ein Bundestagsmandat bewerben<br />

will, mit den anderen Gästen<br />

zusammen. STERN-Chefredakteur<br />

Thomas Osterkorn schwärmt<br />

von der Erstausgabe seines brandneuen<br />

Best-Ager-Magazins „vivo“:<br />

„So eine Zeitschrift gibt es in ganz<br />

Deutschland nicht noch einmal.“<br />

Alle nicken, nur Michelle Müntefering<br />

widerspricht: „Herr Osterkorn,<br />

Sie irren. Bei uns in Herne<br />

gibt es so ein Magazin schon seit<br />

Jahren. Es heißt <strong>ID55</strong>.“ Als sie<br />

einen Tag später im Biergarten des<br />

Herner Parkhotels von der Situation<br />

erzählt, muss die 32-Jährige<br />

immer noch darüber lachen und<br />

sagt: „Schickt Thomas Osterkorn<br />

mal ein paar <strong>ID55</strong>-Ausgaben in die<br />

Chefredaktion. Passt gerade gut.“<br />

Machen wir natürlich sofort,<br />

Michelle. Und vielen Dank!


5<br />

NUR JEDES 12. UNTERNEHMEN SUCHT ÄLTERE MITARBEITER<br />

Trotz zahlreicher Appelle von Politik und Wirtschaftsverbänden sucht lediglich jedes zwölfte Unternehmen<br />

(acht Prozent) gezielt nach Arbeitnehmern über 50 Jahren. Das belegt eine Studie der Bertelsmann Stiftung<br />

bei 200 Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Auch nach der Umstellung auf die<br />

Rente mit 67 rechnet nur jedes zweite befragte Unternehmen zukünftig mit mehr Arbeitsplätzen für über<br />

60-Jährige. Geeignete Maßnahmen, um den Herausforderungen des demografischen Wandels zu begegnen,<br />

scheitern nach Angaben der Befragten aus mehreren Gründen: 40 Prozent haben die <strong>Dr</strong>inglichkeit des Themas<br />

noch nicht hinreichend erkannt, die Hälfte verfügt nicht über ausreichende personelle und finanzielle<br />

Ressourcen, bei einem <strong>Dr</strong>ittel fehlen feste Verantwortlichkeiten für das Thema. Viele kennen die Auswirkungen<br />

des demografischen Wandels für ihr Unternehmen nicht. Mehr als ein <strong>Dr</strong>ittel der Unternehmen hat<br />

bisher keine Altersstrukturanalyse durchgeführt.<br />

GESUNDES ALTERN<br />

BEGINNT IM MUTTERLEIB<br />

Führt vorgeburtlicher Stress bei Ungeborenen<br />

zu einer frühzeitigen Alterung des<br />

Gehirns? Macht er die Betroffenen im<br />

Alter anfälliger für Demenz oder Schlaganfall?<br />

Dieser Frage gehen Neurologen<br />

des Universitätsklinikums Jena nach.<br />

Sie wollen nachweisen, dass psychischer<br />

Stress, eine moderate Mangelernährung<br />

der Mutter oder die Gabe von Stresshormonen<br />

zur Lungenreifung bei drohender<br />

Frühgeburt die Verarbeitung von Stresssignalen<br />

im Gehirn des Kindes langfristig<br />

verändern. Die Untersuchungen belegen,<br />

dass auch Stress, wie ihn jede Schwangere<br />

erleben kann, die Hirnentwicklung beim<br />

Ungeborenen stört. Auch für das Herz-<br />

Kreislaufsystem und den Stoffwechsel<br />

stellt der mütterliche Stress die Weichen<br />

für ein erhöhtes Risiko z.B. für Bluthochdruck<br />

und Diabetes mellitus.<br />

TRINKER, ALTE UND<br />

JUNGE STÖREN DIE<br />

NACHBARSCHAFT<br />

„Trinker“, „alte Menschen“ und vor<br />

allem „Jugendliche“ rangieren in<br />

Deutschland weit vor jeder ethnischen<br />

Gruppe, wenn es um die Frage geht,<br />

wer den sozialen Frieden in der Nachbarschaft<br />

stört. Das Wissenschaftszentrum<br />

Berlin für Sozialforschung (WZB)<br />

stellte in 4.600 Telefoninterviews mit<br />

Deutschen ohne Migrationshintergrund<br />

die Frage: „Welche Gruppen<br />

von Menschen sind hauptsächlich<br />

für Probleme in Ihrer Nachbarschaft<br />

verantwortlich?“ Nur circa 13 Prozent<br />

der Nennungen von Problemgruppen<br />

entfielen dabei auf ethnische Kategorien<br />

wie „Türken“, „Ausländer“ oder<br />

„Aussiedler“. Ob Menschen Nachbarschaftsprobleme<br />

ethnischen Minderheiten<br />

zuschreiben, hängt nicht<br />

nur von individuellen Neigungen ab,<br />

sondern auch vom sozialen Umfeld:<br />

Nimmt die Arbeitslosigkeit vor Ort<br />

zu, werden verstärkt ethnische Minderheiten<br />

für Probleme verantwortlich<br />

gemacht. Dies zeigt sich insbesondere<br />

dort, wo die Arbeitslosigkeit seit Jahren<br />

anhaltend hoch ist.<br />

Sparkasse.<br />

Engagiert in Herne.<br />

KURZ & KNAPP <strong>ID55</strong><br />

KEINE „KOSTENEXPLOSION“<br />

DURCH ÄLTERE VERSICHERTE<br />

Der demografische Wandel wird die Finanzen der gesetzlichen<br />

Krankenversicherung (GKV) weit weniger belasten als vielfach<br />

angenommen, sagt der<br />

Versorgungs-Report 2012 des<br />

AOK-Bundesverbandes. Danach<br />

steigen die GKV-Ausgaben aufgrund<br />

des zunehmenden Anteils<br />

Älterer an der Bevölkerung bis<br />

2050 um 19 Prozent. Das entspricht<br />

einem Ausgabenplus von<br />

0,4 Prozent pro Jahr. Zum Vergleich:<br />

Zwischen 2005 und 2009<br />

sind die Ausgaben der GKV<br />

im Jahresmittel um 3,7 Prozent<br />

gestiegen. So ziehe die steigende<br />

Lebenserwartung zwar durchaus<br />

höhere Ausgaben nach sich, aber<br />

bei weitem nicht im Ausmaß<br />

einer „Kostenexplosion“. Dem<br />

liegt die Beobachtung zugrunde,<br />

dass die Behandlungskosten vor dem Tod eines Menschen besonders<br />

hoch sind – unabhängig davon, ob er mit 70, 80 oder 90<br />

Jahren stirbt. Die Gesundheitsökonomen sind davon überzeugt,<br />

dass der medizinische Fortschritt deutlich mehr Einfluss auf die<br />

Gesundheitsausgaben haben wird als die Alterung.<br />

S Herner Sparkasse<br />

www.herner-sparkasse.de


<strong>ID55</strong> ANDERS ALT WERDEN<br />

EHRLICHE HAUT<br />

Held und Hoffnungsträger: Theo Steegmann (56) – immer gemeinsam,<br />

immer mit Freunden, immer für Duisburg<br />

Von Ulrich Schilling-Strack<br />

Fotos: Marco Stepniak<br />

Wer mit Theo Steegmann durch<br />

Duisburg geht, muss Zeit mitbringen.<br />

Kaum ein Schritt ohne einen freundlichen<br />

Gruß, kaum ein Halt an der Fußgängerampel<br />

ohne ein herzliches Gespräch.<br />

Der Mann ist nun mal bekannt in seiner<br />

Heimatstadt, aber keinesfalls wie ein<br />

bun ter Hund: Respekt ist es, was seine<br />

Mitbürger ihm entgegenbringen, Vertrauen,<br />

Zuneigung. Theo Steegmann (56)<br />

freut sich darüber, er genießt das, falsche<br />

Bescheidenheit ist ihm offenbar wie alles<br />

Verbogene fremd.<br />

Es ist ihm nicht unangenehm, wenn seine<br />

Duisburger ihm auf die Schulter klopfen,<br />

auch wenn er sich manchmal fragt, wie<br />

Keine Schönheit, aber ein Zuhause: Theo<br />

Steegmann kämpft für sein Duisburg – eine<br />

lebendige Stadt der Bürger und Kulturen.<br />

das eigentlich kommt, dass wildfremde<br />

Menschen ihm nach zwei Minuten ihre<br />

intimsten Sorgen anvertrauen. Die Angst<br />

um den Arbeitsplatz. Die Trauer um einen<br />

lieben Angehörigen. Die Probleme mit<br />

dem behinderten Sohn. Aber sie ist eben<br />

über viele Jahre gewachsen, diese Verehrung,<br />

immer wieder neu angeschoben<br />

worden vom entschlossenen Auftritt auf<br />

der richtigen Seite – und letztlich hat sich<br />

Theo Steegmann die Liebe seiner Duisburger<br />

deshalb auch redlich verdient.<br />

Mit Rheinhausen fing alles an<br />

Volksheld ist kein Lehrberuf. Man wird das<br />

an der Front des Lebens, beispielsweise auf<br />

einer Brücke in Duisburg-Rheinhausen.<br />

Mehr als 6.000 Stahlkocher kämpften dort<br />

im Dezember 1987 gegen die Schließung<br />

ihres Kruppwerks, machten die Straßenverbindung<br />

zwischen Rheinhausen und<br />

Hochfeld dicht. Unterstützt von Hunderttausenden<br />

aus dem ganzen Ruhrgebiet,<br />

blockierten sie den ganzen Winter über<br />

die Brücke, trugen ihren Protest außerdem<br />

weiter auf die A40 und in die Villa Hügel in<br />

Essen, wo die Krupp-Verwaltung residierte.<br />

160 Tage lang, und 160 Nächte. Immer<br />

vorne dabei: Theo Steegmann.<br />

Fünfmal in der Tagesschau<br />

160 Tage und 160 Nächte sind eine lange<br />

Zeit auf einer Brücke über dem Rhein, und<br />

da braucht es schon einen wie Steegmann,<br />

der in den kleinen Stunden des Zweifels<br />

den anderen Mut macht und bei den großen<br />

Auftritten das ganze Land mitreißt.<br />

„Fünfmal waren wir mit unserem Kampf<br />

damals der Aufmacher in der Tagesschau“,<br />

erzählt er heute stolz, und viele erinnern<br />

sich auch heute noch jenseits der Duisburger<br />

Stadtgrenzen an den Mann mit den<br />

tiefen Falten im Gesicht und der markanten<br />

Bassstimme, die einen Gegner mächtig<br />

durchschütteln kann.<br />

Ehrgeiz und Temperament<br />

Nicht jeder Kampf endet mit einem strahlenden<br />

Sieg. 1993 wurde das Werk in<br />

Rheinhausen dann doch geschlossen, aber<br />

als komplette Niederlage will Steegmann<br />

das nicht werten: „Keiner wurde arbeitslos!“<br />

Auch er nicht. In einer Qualifizierungsgesellschaft<br />

kümmerte sich Steegmann<br />

um die Kollegen und schloss sich<br />

bei diesem Auftrag selbst nicht aus. Nach<br />

der Arbeit wurde eben studiert, neues<br />

Wissen angeeignet, und auch deshalb steht<br />

heute „Theodor W. Steegmann - Teamleiter<br />

Zentrale Weiterbildung bei Thyssen-<br />

Krupp Nirosta“ auf seiner Visitenkarte. Ein<br />

ansehnlicher Aufstieg für einen gelernten<br />

Stahlkocher, den Ehrgeiz und Temperament,<br />

nicht Geltungssucht und Egoismus<br />

unter Dampf halten.<br />

Nah auf die Pelle rücken<br />

Es ist aber dabei auch nicht von Nachteil,<br />

wenn man eine große Klappe hat. In der<br />

Ecke sitzen und zuschauen, das ist nun<br />

mal nicht das Ding von Theo Steegmann.<br />

Mit 14 war er Klassensprecher, der Zeit<br />

als Messdiener folgte der damals übliche<br />

Abstecher zu einer kommunistischen<br />

Sektierergruppe, danach Eintritt in die IG<br />

Metall, Anschluss an die SPD, aber alles<br />

immer in kritischer Distanz. „Die SPD hat<br />

mich auch schon mal rausgeworfen, weil<br />

ich irgendwann mal zur Wahl der Grünen<br />

aufgerufen habe“, erzählt er, begleitet von<br />

seinem dröhnenden Lachen, das zeigt,<br />

dass ihn so was nicht gerade aus der Bahn<br />

geworfen hat.<br />

Heute hat er wieder ein Parteibuch, aber<br />

als typischen Soldaten kann man ihn eigentlich<br />

nicht bezeichnen. Im jüngsten<br />

Kampf – und einer wie Steegmann geht so<br />

etwas prinzipiell nicht aus dem Weg – ist<br />

er doch der etablierten Politik ziemlich<br />

nahe auf die Pelle gerückt, und das hat<br />

Spuren hinterlassen.<br />

6<br />

Und dann kam die Loveparade<br />

Als Steegmann schon ein wenig ans Private<br />

dachte, sich immer öfter auch um das<br />

schöne, alte Haus in Rheinhausen kümmerte,<br />

in dem er mit seiner Frau („Die<br />

Annegret habe ich übrigens damals auf<br />

der Brücke in Rheinhausen kennengelernt,<br />

aber dafür muss ich dem Cromme, dem<br />

damaligen Krupp-Chef, doch nicht dankbar<br />

sein, oder?“) und den beiden erwachsenen<br />

Kindern lebt, geschah die Tragödie<br />

bei der Loveparade. 21 Menschen wurden<br />

im Sommer 2010 am Rande des Festivals<br />

zu Tode gedrückt, wohl kein anderes<br />

Unglück in Deutschland hat in den letzten<br />

Jahren so tiefe Wunden geschlagen.<br />

Steegmann hatte damals seinen Sohn zum<br />

Duisburger Festgelände gefahren. Als er<br />

wieder zu Hause war, sah er im Fernsehen<br />

die ersten Bilder vom Unglücksort. Versuchte<br />

sofort, den Sohn auf dem Handy zu<br />

erreichen, dutzende Male, hunderte Male,<br />

ohne Erfolg, weil die Funknetze zusammengebrochen<br />

waren.<br />

Er dachte: So nicht!<br />

Doch es war nicht die persönliche Sorge<br />

um den Sohn, der spät am Abend unversehrt<br />

zurückkehrte, die Steegmann einmal<br />

mehr an die Spitze einer riesigen Protestbewegung<br />

schob, nicht die Rache an den<br />

vermeintlich Verantwortlichen, nicht die<br />

Suche nach einem Sündenbock. „Das war<br />

mir zu billig, sofort auf den Oberbürgermeister<br />

einzuprügeln.“ Doch dann duckte<br />

sich Adolf Sauerland einfach weg aus der<br />

Verantwortung, schwieg zu den Vorwürfen,<br />

wollte die Sache wohl aussitzen,<br />

gab später sogar ein teures Gutachten in<br />

Auftrag, das den Gegnern den Wind aus<br />

den Segeln nehmen sollte, und Steegmann<br />

dachte: So nicht!<br />

Ein bunter Vogel: Unter dem Denkmal „Life Saver“ von Niki de Saint Phalle sammelten Theo Steegmann und seine Mitstreiter<br />

erfolgreich Unterschriften für die Abwahl von OB Adolf Sauerland.


7 ANDERS ALT WERDEN <strong>ID55</strong><br />

Ein Gesicht mit Geschichte(n):<br />

Seine Neugier auf Menschen und<br />

seinen Mut zur Veränderung hat<br />

Theo Steegmann auch im Alter<br />

von 56 Jahren nicht verloren.<br />

Neuanfang nur ohne Sauerland<br />

Als Mitbegründer der Initiative „Neuanfang<br />

für Duisburg“ trat Steegmann einen<br />

Monat nach dem Unglück erstmals wieder<br />

an die Öffentlichkeit. „Ich schämte mich<br />

für meine Stadt, die zuletzt immer nur<br />

durch Negativ-Schlagzeilen Aufsehen<br />

erregte“, sagt er. Mafia-Morde, Bandidos-<br />

Krieg, und jetzt noch das <strong>Dr</strong>ama an der<br />

Rampe des alten Güterbahnhofs: „Es<br />

musste was passieren, und ein neuer Start<br />

war nur ohne Sauerland möglich!“ Mehr<br />

als ein Jahr sammelte die Initiative Unterschriften<br />

für eine Abwahl. Immer dabei:<br />

Theo Steegmann. In jeder freien Minute<br />

kämpfte er für die Sache, und jeden Samstag<br />

stand er in der Fußgängerzone, und<br />

zwar an einem besonderen Platz. Über<br />

dem Brunnen in der Königstraße wacht<br />

ein großer bunter Vogel. Der Vogel würde<br />

gerne fliegen, doch eine Figur aus Abfällen<br />

krallt sich an ihm fest und verhindert die<br />

Erfüllung seines Traums. „Life Saver“, Lebensretter,<br />

heißt das Kunstwerk von Niki<br />

de Saint-Phalle und Jean Tinguely, und das<br />

fanden Theo Steegmann und seine Mitstreiter<br />

so passend, dass sie den bunten<br />

Vogel zum Symbol einer Bewegung machten,<br />

die mit einem Triumph endete.<br />

Historisches Verfahren ohne beispiel<br />

Am 12. Februar 2012 wurde Adolf Sauerland<br />

von den Duisburgern abgewählt.<br />

90.000 Menschen hätten an die Urne<br />

gehen müssen, eine hohe Hürde in einem<br />

historischen Verfahren ohne Beispiel,<br />

wie alle Beobachter zweifelnd anmerkten.<br />

Mehr als 130.000 schlugen sich am<br />

Ende auf die Seite der Sauerland-Gegner,<br />

ein strahlender Sieg auch für Theo Steegmann.<br />

Noch in der Nacht, als die anderen<br />

feierten, richtete Steegmann den Blick<br />

nach vorn. Und vergaß dabei den Verlierer<br />

nicht. „Ich hoffe, dass Adolf Sauerland da<br />

Nie aufhören: Für die Rettung des Duisburger „Traumzeiter“-Festivals komponierte<br />

Steegmann-Sohn Jan eine kämpferische Hymne, die der Vater gerne präsentiert.<br />

menschlich durchkommt, dass er Freunde<br />

hat, die ihm aus dem Loch heraus helfen.“<br />

Nicht jeder hat das Mitgefühl auf Anhieb<br />

verstanden, wo doch der Überschwang des<br />

Triumphs die Szene bestimmte, aber auch<br />

dieser Blick aufs Große und Ganze, der<br />

den unterlegenen Gegner durchaus einschließt,<br />

gehört zu Theo Steegmann.<br />

Ich will nicht persönlich profitieren<br />

Aber keine Atempause, Geschichte wird<br />

gemacht, es geht voran. „Du musst das<br />

machen, Theo, du musst jetzt neuer<br />

Oberbürgermeister werden und der Stadt<br />

wieder ihr Herz zurückgeben,“ drängten<br />

ihn die Weggenossen immer wieder. Doch<br />

Steegmann hatte gleich zum Auftakt der<br />

Kampagne sein Wort gegeben: „Ich will<br />

nichts werden, ich will mich nicht profilieren,<br />

ich will nicht von der Arbeit der vielen<br />

Freunde in der Initiative persönlich profitieren.“<br />

Auch die Mitgliedschaft in der SPD<br />

hatte er in dieser Zeit ruhen lassen, damit<br />

ihm keine parteipolitischen Interessen vorgeworfen<br />

werden konnten. „Ich brauche<br />

das alles nicht mehr, ist ja eigentlich schon<br />

genug passiert in meinem Leben“, sagte er<br />

auch in den ersten Interviews nach dem<br />

Triumph im Februar.<br />

Neuanfang trotz Ruhestand<br />

Doch die Ereignisse rund um die Tragödie<br />

der Loveparade haben Steegmann<br />

am Ende mehr verändert, als er sich das<br />

zunächst ein gestehen wollte. Noch vor<br />

einem Jahr, da hatten sich die ersten Gedanken<br />

an die Zeit nach dem Abschied<br />

aus dem Berufsleben immer öfter angeschlichen.<br />

Das Haus in Rheinhausen ist<br />

jetzt 110 Jahre alt. Da geht auch schon mal<br />

was kaputt, gerade noch der Heizkessel!<br />

Und der Garten, ist ja immer was. Mehr<br />

Zeit mit Ehefrau Annegret verbringen, die<br />

als Künstlerin zum Glück immer schon


<strong>ID55</strong> ANDERS ALT WERDEN<br />

Engagiertes Trio: Theo Steegmann mit Ehefrau Annegret Keller-Steegmann und Sohn Jan.<br />

genauso engagiert ist wie Theo. Und die<br />

Kinder, der Sohn, der soeben für eine Initiative<br />

zur Rettung eines Duisburger Festivals<br />

eine kämpferische Hymne getextet hat<br />

(ja, das stimmt schon irgendwie mit dem<br />

Apfel, der nicht weit vom Stamm fällt), die<br />

Tochter, die gerade die Welt bereist, zur<br />

Zeit wohl in Peru – also Langeweile wäre<br />

da eigentlich nicht zu erwarten.<br />

Mit Leuten arbeiten,<br />

die Ahnung haben<br />

Aber die Kommunalpolitik, die macht<br />

dem 56-Jährigen jetzt richtig Spaß. Also<br />

nicht gerade auf der etablierten Schiene.<br />

„Wir haben doch keine Krise der Politik,<br />

sondern nur eine Krise der Politiker!“ Wie<br />

kann man das ändern? „Mal sehen. Aber<br />

ich will jetzt nur noch mit Leuten zusammenarbeiten,<br />

die Ahnung haben – und<br />

die ich gut leiden kann“, grinst Steegmann<br />

breit und schließt damit die glatten Karrieristen<br />

aus, die er heutzutage schon in den<br />

Hinterzimmern der Ortsvereine gesichtet<br />

hat. Eine Kandidatur für die anstehende<br />

Wahl am 17. Juni hatte Theo Steegmann<br />

von Anfang an ausgeschlossen, da steht er<br />

auch zu, aber bei der nächsten Kommunalwahl<br />

im Jahr 2014 . . .<br />

Die nächste Schlacht wartet schon<br />

Da wird, gemeinsam mit den Weggenossen<br />

der Bewegung „Neuanfang für Duisburg“,<br />

vielleicht die nächste Schlacht im<br />

Leben des Theo Steegmann geschlagen.<br />

Natürlich erst, wenn die aktuellen Probleme<br />

bewältigt sind. Als Leiter der Weiterbildung<br />

von ThyssenKrupp Nirosta,<br />

einer Tochtergesellschaft, die gerade an die<br />

Finnen verkauft worden ist, steht er wieder<br />

einmal mitten in einer schwierigen Situation.<br />

Die Kollegen zittern um ihre Arbeitsplätze,<br />

brauchen Ermutigung von einem,<br />

der vieles gesehen und manches bewältigt<br />

hat – da ist einer wie Steegmann praktisch<br />

unersetzbar.<br />

Grauschleier zerreißen<br />

Doch gleichzeitig denkt der Held von<br />

Rheinhausen, der Duisburger Hoffnungsträger,<br />

natürlich an die Zeit danach. Liest<br />

seit einiger Zeit die Zeitungen viel genauer,<br />

informiert sich über alles, was in seiner<br />

Stadt passiert, schließt Lücken durch unzählige<br />

Gespräche – und vor allem: Macht<br />

alles immer gemeinsam, mit den Freunden.<br />

Nie allein. Und immer für Duisburg,<br />

die Stadt, in der er zwar nicht geboren<br />

wurde (Steegmann kommt aus Moers),<br />

in der er aber seit vielen Jahrzehnten lebt<br />

und arbeitet, und die ihm richtig ans Herz<br />

gewachsen ist. „Duisburg, du ehrliche<br />

Haut, ich bin stolz auf dich“, heißt es in<br />

einer Hymne, die gerade vorgestellt wurde,<br />

und die „den Grauschleier über der Stadt<br />

zerreißen soll“. Könnte eigentlich auch von<br />

Theo Steegmann sein, dieser Aufruf. Ist<br />

aber von seinem Sohn.<br />

Prof. <strong>Dr</strong>. Jürgen Zieren<br />

Chirurgie<br />

Prof. <strong>Dr</strong>. Ludger Pientka<br />

Altersmedizin<br />

Prof. <strong>Dr</strong>. Arndt van Ophoven<br />

Neuro Urologie<br />

<strong>Dr</strong>. Katharina König<br />

Urologie<br />

Prof. <strong>Dr</strong>. Clemens Tempfer<br />

Frauenklinik<br />

Prof. <strong>Dr</strong>. Joachim Noldus<br />

Urologie<br />

Kontinenz-Beratungsstelle des Marienhospitals Herne<br />

arbeitet interdiziplinär mit Spezialisten<br />

Mehr als fünf Millionen<br />

Menschen in Deutschland<br />

leiden unter ungewolltem<br />

Urinverlust, der Harninkontinenz.<br />

Betroffen sind<br />

Männer und Frauen in<br />

allen Altersgruppen. Die<br />

Häufigkeit nimmt mit<br />

zunehmendem Lebensalter<br />

zu. Dadurch wird die<br />

Lebensqualität und oft<br />

das soziale Leben eingeschränkt.<br />

Inkontinenz gehört heute<br />

leider noch immer zu den<br />

Tabuthemen der Gesellschaft.<br />

Doch immer mehr Betroffene<br />

und Angehörige<br />

suchen fachärztliche<br />

Hilfe und können zurecht<br />

darauf hoffen, dass die<br />

Erkrankung geheilt und<br />

die krankheitsbedingte<br />

Einschränkung behoben<br />

wird. Durch die Zusammenarbeit<br />

von Ärzten aus<br />

verschiedenen Spezialgebieten<br />

erhöhen sich die<br />

Gemeinsam auf die „brücke der Solidarität“<br />

Eine Indiskretion brachte es an den Tag:<br />

Dass die damalige Krupp Stahl AG die<br />

Schließung ihres Walzwerkes mit mehr<br />

als 6.000 Arbeitsplätzen in Duisburg-<br />

Rheinhausen bis Ende 1988 durchziehen<br />

wollte, sickerte im November 1987<br />

durch. Die Hiobsbotschaft löste einen<br />

der größten Arbeitskämpfe in Deutschland<br />

aus. Er dauerte 160 Tage, erreichte<br />

eine beispiellose Medienpräsenz und<br />

wurde von einer Solidaritätswelle aus<br />

dem gesamten Bundesgebiet getragen.<br />

Immer an der Spitze: Theo Steegmann,<br />

damals stellvertretender Betriebsratsvorsitzender,<br />

und Helmut Laakmann, Industriemeister<br />

und Abteilungsleiter.<br />

Als Zeichen des Protests besetzten<br />

Krupp-Arbeiter am 10. Dezember 1987<br />

die Rheinbrücke Rheinhausen-Hochfeld<br />

und benannten sie in „Brücke der Solidarität“<br />

um. Der Name wurde später von<br />

der Stadt Duisburg offiziell übernom-<br />

Heilungschancen beträchtlich.<br />

Darauf setzt man im Marienhospital<br />

Herne. Hier<br />

haben sich die Urologische<br />

Klinik, die Gynäkologie,<br />

die Chirurgie und die<br />

Neuro-Urologische Klinik<br />

zur „Interdisziplinären<br />

Kontinenz- und Beckenbodensprechstunde“zusammen<br />

geschlossen.<br />

So lang der Name ist, so<br />

einfach ist die Prozedur für<br />

Ratsuchende. Ausgestattet<br />

mit einer Überweisung<br />

eines Urologen nimmt<br />

Oberärztin <strong>Dr</strong>. Katharina<br />

König die Patienten<br />

in Empfang. Neben der<br />

Anamnese, der Aufnahme<br />

der Krankengeschichte,<br />

werden eine erste körperliche<br />

Untersuchung und<br />

eine Ultraschalluntersuchung<br />

durchgeführt. Hier<br />

entscheidet sich, ob die<br />

Behandlung von einem<br />

einzelnen Spezialisten weiter<br />

geführt werden kann<br />

oder ob mehrere Mediziner<br />

aus unterschiedlichen<br />

Fachgebieten für eine weitere<br />

Untersuchung hinzu<br />

gezogen werden müssen,<br />

um zu einer genauen Diagnose<br />

und Therapieform<br />

zu gelangen.<br />

Jede Therapie wird sorgfältig<br />

und in Ruhe individuell<br />

auf den Patienten<br />

abgestimmt. In akuten<br />

Fällen kann es aber auch<br />

schnell gehen, wenn ein<br />

operativer Eingriff unumgänglich<br />

ist.<br />

Allerdings muss sich lange<br />

nicht jeder, der unter<br />

Inkontinenz leidet, einer<br />

Operation unterziehen.<br />

Ganz im Gegenteil: Zunächst<br />

wird das gesamte<br />

Spektrum der konservativen<br />

Therapie ausgeschöpft.<br />

Auch dafür ist das Zusammenspiel<br />

der Spezialisten<br />

von besonderer Bedeutung.<br />

Eine Operation ist<br />

nur das letzte Mittel. So<br />

wurden im Marienhospital<br />

2011 deutlich mehr<br />

Patienten konservativ<br />

behandelt als operiert.<br />

Für Frau <strong>Dr</strong>. König ist<br />

das ein ganz besonderes<br />

Qualitätsmerkmal.<br />

„Wir behandeln vor<br />

allem Lebensqualität,<br />

nicht eine tödliche<br />

Erkrankung.“, sagt sie<br />

lächelnd.<br />

„Wer zu uns kommt,<br />

muss nicht befürchten,<br />

gleich unters Messer zu<br />

kommen. Wir helfen<br />

unseren Patienten auch<br />

sehr erfolgreich mit<br />

Medikamenten und anderen<br />

Behandlungen ein<br />

unbeschwerteres Leben<br />

zu führen.“<br />

Beratung: 02323-4992304<br />

Informationen im Internet:<br />

www.marienhospital-herne.de<br />

Die Logos des Krebszentrums der Ruhr Universität Bochum, des<br />

Universitätsklinikums und der Stiftung Marienhospital stehen für die<br />

interdisziplinäre Kontinenz- und Beckenbodenberatungsstelle<br />

8<br />

men. Im Winter 1987/88 folgten große<br />

Demonstrationen. Die Rheinbrücke und<br />

die Autobahn A 40 wurden blockiert,<br />

die Villa Hügel in Essen besetzt. Monatelange<br />

Mahnwachen begleiteten die<br />

Auseinandersetzungen.<br />

Trotz aller Proteste endete am 15. August<br />

1993 mit der endgültigen Schließung<br />

der Kruppschen Hüttenwerke eine<br />

fast 100-jährige Industriegeschichte.<br />

Auf dem Werksgelände entstand ein<br />

Zentrum für Logistikunternehmen mit<br />

2.300 Arbeitsplätzen. Für Laakmann<br />

und Steegmann endete der Arbeitskampf<br />

glücklich: Beide lernten bei<br />

den Aktionen ihre späteren Ehefrauen<br />

kennen, die als Lehrerinnen Solidaritätsbekundungen<br />

für die Streikenden<br />

organisierten. Helmut Laakmann arbeitet<br />

heute als PR-Manager in Essen,<br />

Theo Steegmann als Ausbildungsleiter<br />

in Krefeld.


9<br />

WIDDA SPASS<br />

AM LEbEN<br />

Wat soll ich Sie sagen, wenn eina noch weiß,<br />

wat ein Ehrenamt is, dann wir, diese Generation!!<br />

Kucken se ma, dat fängt dich schon damit an, wie wir noch so groß geworden sind. Opa und Oma<br />

odda au Tante und Onkel warn irgendwo inne Nähe an wohnen gewesen. Und dat Natürlichste<br />

vonne Welt war, datte dich um die am kümman wars. So sind wir großgeworden, odda?! Dazu gehörte<br />

auch, datte innen Bus aufgestanden bis, wenn einen alten Menschen dazu gestiegen is, odda au<br />

datte die alte Nachbarin von nebenan die Tasche innen 4. Stock getragen has.<br />

Dat war so und darum gapt au nich Gewese!<br />

Viele von uns warn in irgendwelche Vereine gewesen, ob Paddelverein, Schwimm verein odda auch<br />

Schrebbagartenverein. Und überall da mussten irgendwelche Ämtas – wie Vorsitzender, Schriftführer,<br />

Kassenwart – besetzt werden, ohne dattet dafür Kohle gab. Dat ham wir au gemacht, weil et<br />

ebent selbstverständlich war, dat man Verantwortung übernommen hat.<br />

Den Unterschied zu heute is darin, dat jeder nur noch in seinen eigenen Suppenteller sitzt und<br />

sich wenig um andere schert und dat jeder nur noch an seine Flöhe denkt. Kaum einer macht<br />

noch wat, ohne dafür Geld zu kriegen. Viele schreien: darum soll sich doch<br />

mal die Gesellschaft kümman. Abba wer is denn die Gesellschaft?<br />

Dat sind doch wir alle, odda?<br />

Wenn jeder von uns – so ganz umsonst – wat inne Gesellschaft gibt, dann<br />

garantier ich sie, dat die soziale Kälte schnell verschwindet, und vielleicht ham<br />

wir dann nich nur wieder mehr Menschen für ein Ehrenamt, sondern au<br />

widda mehr Spaß am Leben!<br />

Allet Gute, Ihre Walli<br />

MEHR CHANCEN ALS PRObLEME<br />

Glücksrezepte für Midlife-Boomer:<br />

Auf dem Buchmarkt ist Älterwerden „in“<br />

Es tut sich was auf dem Buchmarkt: Älterwerden ist „in“. Wurde der Bremer Alt-<br />

Bürgermeister Henning Scherf mit seinem Büchlein „Grau ist bunt“ noch als Exot<br />

bestaunt, so surfen TV-Gesichter wie Blacky Fuchsberger („Altwerden ist nichts<br />

für Feiglinge“) und Desirée Nick („Gibt es ein Leben nach vierzig?“), aber auch<br />

der bissige NDR-Journalist Sven Kuntze („Altwerden wie ein Gentleman“) bereits<br />

auf einer Welle aufmerksamer Sympathie.<br />

Nun sind innerhalb kürzester Zeit gleich drei Bücher erschienen,<br />

die allesamt das Lesen lohnen. „Wir brauchen Euch! Wie<br />

sich die Generation 50plus engagieren und verwirklichen<br />

kann“ (2011, Murmann, 19,90 Euro) von Roland Krüger und<br />

Loring Sittler, Sozialexperten beim Generali Zukunftsfonds, ist<br />

ein flammender Appell an die Generation 50plus zum Einmischen<br />

und Mitmachen bei der Weiterentwicklung einer solidarischen<br />

Generationengesellschaft. Es geht um aktives Altern,<br />

um Menschen, die etwas tun wollen, das Sinn macht.<br />

Mit Ängsten kämpfen<br />

Wie das ganz persönlich gelingen kann,<br />

davon erzählt die vielfach ausgezeichnete TV-Journalistin Maria<br />

von Welser („Mona Lisa“, ZDF) in ihrem Buch „Heiter weiter“<br />

über ihr erfülltes drittes Leben (2012, Südwest, 16,99 Euro).<br />

Auch bei von Welser, die nach ihrer Pensionierung mit Ängsten<br />

zu kämpfen hatte, spielt die aktive Gestaltung der längsten Lebensphase<br />

eine große Rolle. Ihr Motto: „Das beste Glücksrezept<br />

ist das Ehrenamt.“<br />

Landkarte des langen Lebens<br />

Wie in Deutschland zurzeit das Alter<br />

neu entdeckt und gestaltet wird, davon erzählt das akribisch<br />

recherchierte und verständlich geschriebene Buch der Journalistin<br />

Margaret Heckel. „Die Midlife-Boomer“ (2012, Edition<br />

Körber-Stiftung, 18 Euro) nennt Heckel alle Unerschrockenen<br />

und Innovativen, Trendsetter und Kreativen, die aktuell dabei<br />

sind, in einer älter werdenden Gesellschaft eine bunte Landkarte<br />

des langen Lebens zu zeichnen: „Dass wir dabei viele Probleme<br />

bewältigen müssen, ist offensichtlich. Noch größer aber<br />

sind die Chancen, die uns diese Entwicklung bietet.“<br />

www.claus-mutschler.de<br />

WALLIS KEHRAUS/LESETIPPS <strong>ID55</strong><br />

Esther Münch studierte Germanistik,<br />

Geschichte und Pädagogik. Sie lebt in<br />

Bochum, hat immer gute Laune, war<br />

eine Prüfung für ihre Eltern, spielt wie<br />

jede Frau viiiiele Rollen, am erfolgreichsten<br />

sind dabei Waltraud Ehlert<br />

(Reinigungsfachkraft) und Irma Heftich<br />

(PR-Frau, die mit den Zähnen).<br />

Mehr Infos unter:<br />

www.esther-muench.de<br />

Ich bin dann mal weg...<br />

REISELADEN<br />

BOCHUM<br />

Tel. (02 34) 3 76 66<br />

Fax (02 34) 3 76 69<br />

Ferdinandstraße 20<br />

44789 Bochum<br />

www.reiseladen-bochum.de


<strong>ID55</strong> ANDERS ALT WERDEN<br />

ETWAS TUN,<br />

DAS SINN MACHT<br />

Weit weg oder vor der Haustür – vom Spaß am<br />

bürgerschaftlichen Engagement in den besten Jahren<br />

Von Ulrike Wahl<br />

Fotos: Robert Freise, Jaroslaw Piotrowski,<br />

Iris und Wolfgang Stiller<br />

Erst in die Rente, dann auf die Resterampe?<br />

Für die aktive Generation<br />

50plus ist das kein<br />

erstrebenswertes<br />

Ziel. Immer mehr<br />

Frauen und Männer<br />

in den besten Jahren<br />

engagieren sich freiwillig<br />

für Bildung,<br />

Familien, Kultur<br />

oder die Länder des<br />

Südens. Zusammen<br />

mit Gleichgesinnten<br />

wollen sie der<br />

Gesellschaft etwas<br />

zurückgeben und an<br />

der Gestaltung der<br />

Zukunft mitwirken.<br />

Dabei stellen sie mit<br />

Freude fest, wie gut<br />

die Tatsache des<br />

Gebrauchtwerdens<br />

dabei hilft, das eigene Älterwerden positiv<br />

zu erleben. <strong>ID55</strong>-Autorin Ulrike Wahl<br />

stellt drei Beispiele aus Herne vor.<br />

Ich gehe auf die Leute zu<br />

<strong>Gisela</strong> Lasek lächelt: „Ich habe viel Glück<br />

im Leben gehabt. Das kann ich doch nicht<br />

alles für mich behalten.“ Die Herzlichkeit<br />

der pensionierten Lehrerin für Seh- und<br />

Lernbehinderte überträgt sich auf ihr<br />

Gegenüber und macht sicher manches<br />

einfacher.<br />

Denn leicht ist das, was sie sich vorgenommen<br />

hat, nicht. <strong>Gisela</strong> Lasek kümmert<br />

sich um Kinder aus Migrantenfamilien,<br />

die im Wohnkomplex an der<br />

Emscherstraße in Herne zu Hause sind.<br />

200 Kinder aus 32 Nationen leben hier,<br />

die meisten Familien<br />

bekommen<br />

staatliche Unterstützung.<br />

Türken<br />

neben Kurden,<br />

Libanesen neben<br />

Russen, da sind<br />

Konflikte an der<br />

Tagesordnung.<br />

In dem tristen<br />

Wohnkomplex,<br />

einem sozialen<br />

Wohnungsbau<br />

aus den 70er<br />

Jahren mit<br />

Waschbetonfronten<br />

und dunklen<br />

Hauseingängen,<br />

hat die Stadt eine<br />

Wohnung angemietet und zu einem<br />

Bewohnertreffpunkt umgestaltet. Die<br />

Evangelische Kirche und andere freie<br />

Träger sind ebenso wie die städtischen<br />

Sozialarbeiter vom Sozialraumteam<br />

Wanne mit Spiel- und Beratungsangeboten<br />

regelmäßig vor Ort. Die Haustüren<br />

und Fenster sind frisch renoviert, im<br />

Innenhof laden ein Sandkasten und ein<br />

neues Klettergerüst zum Spielen ein.<br />

„Die Situation hat sich verbessert“, sagt<br />

<strong>Gisela</strong> Lasek. „Früher gab es mehr Zoff,<br />

<strong>Dr</strong>ogenprobleme und Prostitution waren<br />

an der Tagesordnung.“<br />

Nationen respektieren das Alter<br />

Abschrecken ließ sich <strong>Gisela</strong> Lasek davon<br />

nie. „Jede Nation achtet mich, weil ich eine<br />

ältere Deutsche und Lehrerin bin.“ Aber<br />

nicht nur als Pädagogin hat sich die resolute<br />

Powerfrau in ihrem bewegten Leben Respekt<br />

verschafft. Sie war in der Erziehungsberatung<br />

tätig, als Presbyterin in der evangelischen<br />

Kirchengemeinde Wanne-Nord aktiv,<br />

viele Jahre Schöffin und im Rat der Stadt<br />

Herne. Schon als Studentin gab <strong>Gisela</strong> Lasek<br />

Kindern in der Odachlosensiedlung Buschkampstraße<br />

kostenlos Nachhilfe.<br />

Immer schon für Verbesserung<br />

eingetreten<br />

Das Haus an der Emscherstraße kennt sie<br />

seit ihrer Lehrtätigkeit an der Schule an der<br />

Dorneburg. „Meine Schulkinder wohnten<br />

hier. Ist doch klar, dass man als Lehrerin<br />

hilft.“ Ihr eigenes Heim steht gleich um die<br />

Ecke. Der Stadtteil, bis heute geprägt von<br />

den Hinterlassenschaften des Bergbaus,<br />

und seine Bewohner haben sie seit jeher<br />

interessiert. „Ich wollte immer schon etwas<br />

hier verbessern.“ Sie hat Müllsammelaktionen<br />

rund um die Wohnanlage gestartet<br />

und mit Unterstützung der städtischen Jugendförderung<br />

ein Kinderfest auf die Beine<br />

gestellt. Sie berät die Familien, die von irgendwo<br />

neu angekommen sind, die Sprache<br />

nicht kennen und nicht wissen, an wen sie<br />

sich wenden können. „Ich gehe auf die Leute<br />

zu und erkläre ihnen, wo die Schule ist<br />

oder das Sozialamt“, berichtet <strong>Gisela</strong> Lasek.<br />

10<br />

<strong>Gisela</strong> Lasek kümmert sich um Kinder aus<br />

Migrantenfamilien.<br />

Derzeit organisiert sie ein Kennenlernen der<br />

Mütter mit gemeinsamem Teetrinken. „Es<br />

wäre schön, wenn die Mütter den Bewohnertreffpunkt<br />

als ihr Refugium ansehen<br />

würden“, sagt <strong>Gisela</strong> Lasek. Der soziale Kontakt<br />

untereinander und über die Kulturen<br />

hinweg ist der erste Schritt, damit sich die<br />

Frauen verantwortlich fühlen, nicht nur für<br />

ihre eigene Wohnung, sondern auch für den<br />

Hausflur und die Flächen rund ums Haus.<br />

Herzensangelegenheit Deutschkurs<br />

Bald will <strong>Gisela</strong> Lasek einen Deutschkurs<br />

in der Emscherstraße einrichten. Chancengleichheit<br />

und Gerechtigkeit für die<br />

nachwachsende Generation liegen ihr besonders<br />

am Herzen: „Kein Kind darf außen<br />

vor bleiben, nur weil es eine andere Muttersprache<br />

spricht und die deutsche Sprache<br />

nicht perfekt beherrscht. Integration<br />

kann nur über Bildung funktionieren.“ Die<br />

ersten Erfolge spornen sie weiter an: 11<br />

von 16 Kindern mit ausländischen Wurzeln<br />

aus der Wohnanlage Emscherstraße<br />

haben mit Hilfe von <strong>Gisela</strong> Lasek schon an<br />

der Realschule Fuß gefasst und kommen<br />

gut im Unterricht mit. Nun hat sie den<br />

Förderunterricht auf die Michael- und die<br />

Josefschule ausgeweitet. Dort macht sie 60<br />

Mädchen und Jungen in deutscher Grammatik<br />

fit. Für ihren Unterricht erhält sie<br />

nun sogar ein kleines Honorar – anfangs<br />

aus dem Förderprogramm zur Stadtteilentwicklung<br />

von Bickern/Unser Fritz, heute<br />

über die Herner Sparkasse. Die Kinder,<br />

die davon profitieren, werden wohl die<br />

gleichen Startchancen wie ihre deutschen<br />

Altersgenossen haben. Dank <strong>Gisela</strong> Lasek.


11<br />

Stillers helfen<br />

Sonne tanken, abschalten und faulenzen<br />

– das ist für Iris und Wolfgang Stiller aus<br />

Herne – beide Mitte 50 – kein Urlaub. Sie<br />

packen lieber tatkräftig mit an.<br />

Seit sechs Jahren reisen die Fachärztin für<br />

Onkologie und der selbständige Landschaftsbauer<br />

dreimal pro Jahr für eine oder<br />

zwei Wochen nach Afrika, um Hilfsprojekte<br />

zu unterstützen, die den Menschen dort ein<br />

besseres Leben ermöglichen. „Wir gingen<br />

auf die 50 zu. Das Leben war geregelt. Die<br />

Jobs liefen, wir hätten uns zurücklehnen<br />

können, aber wir wollten etwas Sinnvolles<br />

tun“, sagen Iris und Wolfgang Stiller. Und:<br />

„Afrika hat uns immer schon fasziniert.“<br />

Eines ihrer Ziele ist Gambia, ein armer<br />

Kleinstaat in Westafrika mit hohem Bevölkerungswachstum<br />

und vielen Kindern.<br />

Der gemeinnützige Bochumer und Hattinger<br />

Verein KLG unterstützt in dem Dorf<br />

Jabang einen Kindergarten für 140 Kinder<br />

und eine Schule.<br />

2010 begannen Wolfgang Stiller und seine<br />

Mitstreiter mit dem Bau eines Nutzgartens.<br />

Zwei Hektar Buschland rodeten sie,<br />

entfernten Termitenhügel, zäunten das<br />

Land ein, parzellierten es und streuten<br />

Saatgut aus. Einheimische Firmen schachteten<br />

dafür acht Brunnen aus. Im März<br />

2012 war es endlich so weit. Zwiebeln,<br />

Bohnen, Salat und Kohl wurden geerntet.<br />

Stiller: „Für mich als Gärtner war das<br />

eine riesige Herausforderung. Und jetzt<br />

die Ergebnisse zu sehen, ist einfach beeindruckend.“<br />

Die Ernte deckt nicht allein die<br />

Versorgung der Familien. Es bleibt noch<br />

genug zum Verkauf übrig und sichert den<br />

Frauen, die traditionell für den Familienunterhalt<br />

zuständig sind, ein Einkommen.<br />

Gesundheitsbildung und Hygiene<br />

Für die Ärztin Iris Stiller steht die medizinische<br />

Versorgung der Kinder an erster<br />

Stelle. Ihr geht es um Gesundheitsbildung<br />

und Hygiene. Das heißt, zunächst<br />

die Lehrer im Kindergarten und in der<br />

Schule zu sensibilisieren und zu beraten.<br />

„Entscheidend ist, dass jemand vor Ort<br />

die Kompetenz entwickelt, die Kinder<br />

anzuleiten, zum Beispiel zum Zähneputzen<br />

oder Händewaschen.“ In Gambia hat<br />

sie gerade erst 150 Kinder untersucht.<br />

Oft haben sie schlechte Zähne und leiden<br />

unter Wurmbefall. Die Anschaffung von<br />

Malarianetzen ist ein drängendes Thema,<br />

noch heute sterben Menschen an diesem<br />

gefährlichen Sumpffieber. 2011 reiste das<br />

Paar erstmals nach Kenia. In die Maasai<br />

Mara Region, sechs Stunden Autofahrt<br />

von Nairobi entfernt, wo die Volksgruppe<br />

der Maasai traditionell<br />

von der Rinderzucht<br />

lebt. Der<br />

Schweizer Verein<br />

Econosphere setzt<br />

hier auf den Ausbau<br />

der Kleinwirtschaft.<br />

Nach einem schlichten<br />

Bauprinzip hat<br />

Wolfgang Stiller eine<br />

Biogasanlage gebaut,<br />

die Licht in die<br />

Hütten bringt und<br />

Gas zum Kochen liefert.<br />

Die Pilotanlage<br />

funktioniert gut, die<br />

nächsten 30 Familien<br />

haben sich schon<br />

angemeldet.<br />

Mit einfachsten<br />

Mitteln<br />

viel erreichen<br />

Die Stillers machen<br />

kein Aufhebens um<br />

ihr Engagement. Iris<br />

Mit einfachsten Mitteln lässt sich viel erreichen: Iris und<br />

Wolfgang Stiller in Gambia.<br />

Stiller: „Für mich hat die Arbeit in Afrika<br />

durchaus einen egoistischen Aspekt.<br />

Man wird geerdet und begreift wieder, was<br />

wichtig ist im Leben.“ Was das ist, darüber<br />

sind sich beide einig: „Die Afrikaner<br />

leben langsamer, stressfreier, und sie<br />

ANDERS ALT WERDEN <strong>ID55</strong><br />

lachen so viel mehr. Das Leben funktioniert<br />

auch ohne Luxus, den wir Europäer<br />

gewohnt sind. Das leben uns die Afrikaner<br />

vor. Man kommt bereichert nach<br />

Hause.“ Dafür spenden Iris und Wolfgang<br />

Stiller gern, setzen ihren Jahresurlaub<br />

ein und tragen alle Kosten für Flug<br />

und Unterkunft selbst. Ein persönlicher<br />

Luxus, den sie sich vor Ort leisten, sind<br />

Safaris mit Patenkind Agi und Freunden,<br />

um Elefanten und Löwen zu beobachten,<br />

die auch die afrikanischen Kinder noch<br />

nie in freier Wildbahn gesehen haben.<br />

Iris und Wolfgang Stiller fühlen sich<br />

noch längst nicht am Ende ihrer Arbeit.<br />

Es geht ihnen darum, mit einfachsten<br />

Mitteln viel zu erreichen. „Mit der<br />

Anpflanzung von Hundszahngras könnte<br />

man weitere Erosionsschäden vermeiden.<br />

Und mit dem Solar-Backofen,<br />

einer selbst gezimmerten Holzkiste mit<br />

reflektierender Spiegelfolie, lassen sich<br />

Brot und Kuchen ohne Strom backen.“<br />

Im November, nach der Regenzeit, geht<br />

es wieder los. Die Freunde in Gambia<br />

warten schon.<br />

Der Nutzgarten gedeiht, weil die einheimischen<br />

Frauen beteiligt werden.


<strong>ID55</strong> ANDERS ALT WERDEN<br />

Der Spaßmacher<br />

Man mag seine Geschichte<br />

kaum glauben, wenn Jürgen<br />

Seifert nicht so seriös wirken<br />

würde. Nahezu sein gesamtes<br />

Berufsleben hat der ehemalige<br />

Elektroanlagenbauer auf Baustellen<br />

zugebracht. 36 Jahre<br />

lang bereiste er die halbe Welt<br />

von Tunesien bis Katar und<br />

nahm Wasserreinigungsanlagen<br />

in Betrieb – ein verantwortungsvoller,<br />

aber eher<br />

nüchterner Job. Heute ist der<br />

68-Jährige erfolgreicher Komödienautor,<br />

Regisseur und<br />

Schauspieler in einer Person.<br />

Die zweite Karriere kam eher<br />

zufällig und im reifen Alter, erzählt Seifert:<br />

„Als ich 50 Jahre alt war, gab es immer mehr<br />

silberne Hochzeiten im Bekanntenkreis.<br />

Ich hielt immer die Tischreden. Weil das<br />

so gut ankam, stand ich im Karneval in der<br />

Bütt.“ Auch im Sportverein schwang Seifert<br />

so manche Rede. 2002 wechselte er in den<br />

Vorruhestand und entschloss sich, die neu<br />

gewonnene Zeit für<br />

seine neue Leidenschaft<br />

zu nutzen „Ich<br />

bin kein Typ, der im<br />

Garten rumwühlt<br />

oder die Einkaufsstraßeentlangspaziert.<br />

Ich habe Spaß<br />

daran, wenn sich<br />

andere Menschen<br />

über mich schlapp<br />

lachen.“<br />

400 Mal<br />

auf der bühne<br />

Weil es im Leben<br />

eigentlich keine<br />

Zufälle gibt, veranstaltete<br />

das kleine<br />

theater herne zu jener Zeit ein Casting<br />

für Loriots <strong>Dr</strong>amatische Werke. Seifert<br />

stellte sich vor und übernahm sechs Rollen<br />

in sechs verschiedenen Sketchen. Inzwischen<br />

hat er über 400 Mal auf der Bühne<br />

gestanden, bei vier Stücken Regie geführt<br />

und selbst zwei geschrieben. Zum Beispiel<br />

die Komödie „Rabatz im Altenheim“,<br />

Das gute Gefühl von Nähe.<br />

Willkommen bei Ihren Stadtwerken!<br />

www.stadtwerke-herne.de/persoenlich<br />

die mit großem Erfolg im kleinen theater<br />

herne gezeigt wird. Das turbulente <strong>Dr</strong>ei-<br />

Generationen-Stück „Die Hummels“ hatte<br />

dort im April Premiere, und das nächste<br />

Lustspiel spukt ihm schon im Kopf herum:<br />

„Ich wundere mich selbst, wie leicht mir<br />

das Schreiben von der Hand geht. Ich habe<br />

immer einen Notizblock dabei, um meine<br />

Ideen zu notieren. Nach spätestens neun<br />

Monaten ist es fertig.“<br />

Smart Home<br />

Unser intelligentes<br />

Wohn konzept für mehr<br />

Komfort und Sicherheit.<br />

www.stadtwerke-smart.de<br />

Nähe ist wichtig – in jeder Beziehung. Deshalb kümmern wir uns bei den Stadtwerken ganz<br />

persönlich um Ihre Wünsche. Die vertrauten Gesichter in unserem KundenCenter am Berliner<br />

Platz, die kompetenten Techniker des Gasgeräte-Services oder das Gespräch mit unserem<br />

mobilen Energieberater – bei uns steht der individuelle Kontakt im Vordergrund. Nichts liegt<br />

näher als Ihre Stadtwerke, wenn es um zuverlässige Versorgung und Service mit Herz geht.<br />

12<br />

Theater übers und im Altenheim<br />

Der Impuls-Theater-Verlag hat sein Erfolgsstück<br />

„Rabatz im Altenheim“ 2011 verlegt.<br />

Neun Theater in ganz Deutschland führen<br />

es bereits auf, zumeist Amateurtheater wie<br />

das aus dem kleinen Ort Kammlach im Allgäu.<br />

Ein Mitglied des dortigen Theatervereins<br />

kam extra angereist, um die Herner<br />

Vorstellung mitzuerleben. Für Jürgen Seifert<br />

sind das Momente der Freude und des Stolzes.<br />

Sorgen für Rabatz im Altenheim: Jürgen<br />

Seifert und Berni Enger als kauzige Opas<br />

mit Humor.<br />

Vor allem, wenn er hört, dass auch die<br />

Kammlacher damit in einem Altenheim auftreten<br />

wollen. Denn das war seine Idee.<br />

Sekt und Vorfreude<br />

Wie wär’s, so hat er seine Mitspieler gefragt,<br />

wenn wir „Rabatz im Altenheim“ tatsächlich<br />

in einem Seniorenheim spielen? Vor denen,<br />

die doch auch unser Publikum sein sollten?<br />

Ein Experiment, zweifelsohne. Schließlich<br />

geht es um zwei Zimmergenossen, Opa<br />

Rudi Spitz und Opa Otto Schaaf, die von der<br />

Wunderpille Viagra gehört haben und es auf<br />

ihre alten Tage noch einmal so richtig krachen<br />

lassen wollen. Seine Mitspieler waren<br />

von der Idee begeistert und die Verantwortlichen<br />

des Arbeiter-Samariter-Bundes, der<br />

die Altenwohnanlage an der Siepenstraße<br />

in Herne-Süd betreibt, schnell angesteckt.<br />

Auch für sie war es eine Premiere und ein<br />

voller Erfolg, der demnächst wiederholt werden<br />

soll. Die Bewohner der Anlage feierten<br />

wie bei einem echten Theaterbesuch – mit<br />

einem Gläschen Sekt und der dazugehörigen<br />

prickelnden Vorfreude. Jürgen Seifert sah<br />

man es an: Er hat anderen Menschen Spaß<br />

gebracht. Und das hat ihm Spaß gemacht.<br />

Sie wollen helfen?<br />

Treffpunkt Emscherstraße<br />

Stadt Herne – Fachbereich Kinder,<br />

Jugend, Familie<br />

Tel.: 02323 - 655657, www.herne.de<br />

Afrika-Projekte<br />

Kindergarten Linden, Schul- und<br />

Dorfentwicklung in Gambia e.V. (KLG)<br />

Tel.: 0234 - 470635, www.kiliga.de<br />

Econosphere Projects<br />

Tel.: 0041 - 794019875,<br />

www.econosphere-projects.org<br />

kleines theater herne e.V.<br />

Tel.: 02323 - 911191,<br />

www.theaterherne.de<br />

Weitere Kontakte bietet in Herne zudem<br />

die Koordinierungsstelle Bürgerschaftliches<br />

Engagement. Mehr als 100 Vereine<br />

und Einrichtungen haben sich hier in<br />

einer Ehrenamtskartei registrieren lassen.<br />

Einen Überblick gibt die kostenlose<br />

Broschüre „Von Wanderfalken, Lebenshilfen<br />

und der herrlichen Kraft des Lachens“<br />

von <strong>ID55</strong>-Autorin Ulrike Wahl, die selbst<br />

als Ausbildungspatin aktiv ist.


13 ANDERS ALT WERDEN <strong>ID55</strong><br />

THE JOY OF GIVING<br />

Als hauptamtliche Fundraiserin begeistert<br />

Marion Wiemann aus Bochum andere<br />

Menschen für das Geben<br />

Gute Kontakte sind ihr Kapital: Als professionelle<br />

Fundraiserin wirbt Marion<br />

Wiemann Gelder für gute Zwecke ein.<br />

Eine regionale Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung,<br />

eine große Hilfsorganisation,<br />

eine Initiative zur Erhaltung<br />

einer Schlosskapelle – sie alle vertrauen<br />

auf das Talent der 51-jährigen Bochumerin,<br />

andere Menschen für das Geben<br />

zu begeistern. 2003 hat sich die<br />

Kunsthistorikerin, die leidenschaftlich<br />

gern netzwerkt, mit Fundraising selbständig<br />

gemacht – als Quereinsteigerin:<br />

„Ich liebe es, mit Menschen Ideen<br />

zu entwickeln und zu verwirklichen. In<br />

der Marktforschung habe ich gelernt,<br />

Kontakte zu knüpfen. Beim Fundraising<br />

fließt alles zusammen.“<br />

Die Bezeichnung „Fundraising“ beschreibt<br />

seit Jahrzehnten die Arbeit von Spendensammlern.<br />

Neu daran ist nicht der Begriff,<br />

sondern die systematische Professionalisierung.<br />

Durch die Gewinnung von<br />

Spendern und Sponsoren schaffen hauptberufliche<br />

Fundraiser die Basis für ehrenamtliches<br />

Engagement, das ohne finanzielle<br />

Unterstützung nicht möglich wäre.<br />

Weil sich der Staat vielfach aus der Finanzierung<br />

zurückzieht, sind gute Fundraiser<br />

gefragte Leute. Nicht nur soziale oder<br />

karitative Organisationen, Tier- und Umweltschützer<br />

bauen auf ihr Können, auch<br />

Museen, Universitäten und in zunehmen-<br />

ZUHÖREN UND<br />

ZEIT SCHENKEN<br />

ASB: Ehrenamtliche im Altenzentrum sind<br />

nur für die Bewohner da, nicht zur Entlastung<br />

der Pflegekassen<br />

Im ganzen Haus riecht es nach leckeren<br />

Reibekuchen. Doch dafür ist diesmal<br />

nicht das Küchenteam des ASB Begegnungs-<br />

und Pflegezentrums Mont-Cenis<br />

verantwortlich. Im hellen Aufenthaltsraum<br />

stehen stattdessen Bewohnerinnen<br />

und Bewohner des Hauses und ihre engagierten<br />

Begleiter an den Herdplatten.<br />

Gudrun Kröger ist eine von ihnen.<br />

Seit vielen Jahren arbeitet die Hernerin<br />

ehrenamtlich in der Einrichtung des<br />

ASB Regionalverband Herne-Gelsenkirchen<br />

e.V. mit. Gudrun Kröger organisiert<br />

Ausflüge mit den Seniorinnen<br />

und Senioren. Stilecht verkleidet wirkt<br />

sie beim Karnevalsnachmittag mit, führt<br />

persönliche Gespräche oder steht auch<br />

mal an der Reibekuchenpfanne. Damit<br />

leistet sie das, was Pflegefachkräften und<br />

Therapeuten leider nicht immer möglich<br />

ist. „Wir brauchen das Ehrenamt für die<br />

Bewohner, weil die Zeit der Hauptamtlichen<br />

eigentlich zu gering ist“, sagt Gud-<br />

Fundraising ist Beziehungsarbeit, sagt<br />

Marion Wiemann (51) aus Bochum.<br />

dem Maße Kliniken und Krankenhäuser.<br />

Mehr als 3.000 professionelle Fundraiser<br />

werben in Deutschland um ein Spendenvolumen<br />

von jährlich 4,3 Milliarden Euro,<br />

das sind bei 82 Millionen Einwohnern 52<br />

Euro pro Kopf.<br />

beziehung und Inspiration<br />

Was macht einen guten Fundraiser aus?<br />

„Beim Fundraising geht es nicht in erster<br />

Linie ums Geld“, sagt Marion Wiemann.<br />

„Fundraising ist Beziehungsarbeit und<br />

run Kröger. Die Gründe für ihr Engagement<br />

zu Gunsten der Älteren kann sie genau benennen:<br />

„Mir geht es um die Bewohner, ich<br />

will ihnen ein würdevolles Altern mit hoher<br />

Lebensqualität ermöglichen.“<br />

Inspiration. Ich wecke in meinen Gesprächspartnern<br />

den Wunsch, helfen zu<br />

wollen.“ Motto ihres Tuns ist deshalb ein<br />

Ausspruch des US-amerikanischen Fundraising-Pioniers<br />

Henry A. Rosso: „Fundraising<br />

ist the gentle art of teaching the joy of<br />

giving.“ („Fundraising ist die sanfte Kunst,<br />

die Freude des Gebens zu lehren.“) Längst<br />

ist Marion Wiemann nicht nur selbst als<br />

Fundraiser im Einsatz, in Seminaren und<br />

Vorträgen gibt sie ihr Wissen auch an Vereine<br />

und Initiativen weiter, die sich selbst<br />

auf den Weg machen wollen.<br />

Idealistin mit Sinn für Realität<br />

Die Grundvoraussetzung erfolgreichen<br />

Fundraisings ist Wahrhaftigkeit, Glaub-<br />

Insgesamt neun ehrenamtliche Helferinnen<br />

und Helfer sind im Begegnungs- und<br />

Pflegezentrum Mont-Cenis des ASB in<br />

Herne-Sodingen tätig, auch in den übrigen<br />

Häusern des Verbandes in der Region<br />

gehören die engagierten Freiwilligen fest<br />

zum Alltag, stehen zum Teil sogar mit<br />

ihren Angeboten im Dienst- oder Veranstaltungsplan.<br />

„Aber Ehrenamt und freiwilliges Engagement<br />

dürfen nicht dafür herhalten, regu-<br />

läre Aufgaben aufrechtzuerhalten“, warnt<br />

ASB-Geschäftsführer Albert Okoniewski<br />

und spricht eine politische Dimension<br />

des Themas an: „Der Bundesfreiwilligendienst<br />

ist ein gutes Instrument, aber er<br />

würdigkeit und Zuverlässigkeit, sagt die<br />

kommunikative Ruhrgebietsfrau. Sie<br />

würde niemals für eine Sache werben, von<br />

der sie nicht selbst begeistert ist oder mit<br />

der sie sich nicht zu 100 Prozent identifizieren<br />

kann. Ebenso unverzichtbar ist die<br />

Beherrschung des Handwerkszeugs, das<br />

Wiemann in einschlägigen Seminaren und<br />

Schulungen gebüffelt hat. Dazu gehören<br />

nicht nur Grundkenntnisse im Projektmanagement,<br />

im Marketing und in der Öffentlichkeitsarbeit,<br />

mittlerweile kennt sich<br />

die Mutter von zwei erwachsenen Töchtern<br />

auch in Fragen des Steuer-, Erb- und<br />

Stiftungsrechts aus. Marion Wiemann:<br />

„Wir Fundraiser müssen Idealisten sein,<br />

die die Realität immer im Blick behalten.“<br />

Mehr Informationen:<br />

www.fundraisingverband.de<br />

www.ruhr-fundraising.de<br />

Gutes sichtbar machen: Marion Wiemann (rechts außen) mit Anja Kappel, Winfried<br />

König und Petra Funk (von links) bei einer Scheckübergabe zugunsten des St. Vinzenz-<br />

Kinderheims in Bochum.<br />

kann in seiner jetzigen Form niemals<br />

ein Ersatz für die vielen Zivildienststellen<br />

in der Pflege und den übrigen<br />

sozialen Diensten sein.“ Auch Überlegungen<br />

des Bundesgesundheitsministeriums,<br />

Pflegeleistungen durch<br />

‚bezahlte Ehrenamtler‘ erbringen zu<br />

lassen, erteilt Okoniewski eine klare<br />

Absage. „Unsere ehrenamtlichen<br />

Helferinnen und Helfer sind für die<br />

Bewohnerinnen und Bewohner da und<br />

nicht zur Entlastung der<br />

Pflegekassen!“<br />

Für die ehrenamtlichen<br />

Helferinnen und Helfer<br />

in den ASB Begegnungs-<br />

und Pflegezentren gilt<br />

also stets: Sie sind ein<br />

wichtiger Teil des Teams,<br />

aber eben zusätzlich vor<br />

Ort und haben damit die<br />

dringend benötigte Zeit<br />

für ganz persönliche Zuwendung.<br />

Zum Gespräch,<br />

zum gemeinsamen Spazierengehen<br />

oder beim<br />

Reibekuchen backen.


<strong>ID55</strong> ANDERS ALT WERDEN<br />

DIGITAL IN<br />

GESELLSCHAFT<br />

Welt am <strong>Dr</strong>aht: Die Generation<br />

50plus nutzt das Smartphone<br />

gern, am liebsten<br />

zum Telefonieren und<br />

SMS-Schreiben.<br />

Kontakt, Komfort, Gesundheit und<br />

Information: So nutzt die Generation 50plus<br />

Tablet-PC und Smartphone<br />

Von Christine Schonscheck<br />

Ein Blick auf die vom Hightechverband<br />

BITKOM veröffentlichten Zahlen zu<br />

Tablet Computer zeigt, diese sind dabei den<br />

Massenmarkt zu erobern. Aufgrund der<br />

im Jahr 2011 gesunkenen Preise für Tablets<br />

stieg der Absatz um 162 Prozent auf 2,1<br />

Millionen Stück an. Ebenfalls ein rasanter<br />

Anstieg konnte auch bei der Zahl der verkauften<br />

Smartphones verzeichnet werden.<br />

Allein in Deutschland sind im vergangenen<br />

Jahr 11,8 Millionen Smartphones verkauft<br />

worden. Damit handelt es sich bei 43 Prozent<br />

aller neu erworbenen Mobiltelefone<br />

um ein Smartphone. Doch wie werden diese<br />

größeren und kleineren neuen Alleskönner<br />

von der Generation 50plus genutzt?<br />

Wie der Goldmedia Mobile Monitor 2011<br />

zeigt, ist die Nutzung der Smartphones<br />

doch noch recht „handy-traditionell“. Das<br />

heißt: Neben dem Telefonieren steht immer<br />

noch die SMS hoch im Kurs. Doch die<br />

Mini-Computer können deutlich mehr.<br />

Eine aktuelle Studie der BITKOM und des<br />

Forsa Instituts bekräftigt, dass bei Internetnutzern<br />

über 50 Jahren soziale Netzwerke<br />

in der Gunst steigen. Diese Netzwerke<br />

könnten die Alternative zur klassischen<br />

SMS schlechthin werden. Hier gibt es allerdings<br />

eine Schwierigkeit, beide Partner<br />

Hände frei für’s Hobby: Mit dem obligatorischen<br />

„Knopf im Ohr“ lässt sich auch<br />

beim Angeln trefflich telefonieren.<br />

müssen den gleichen Dienst nutzen. Daher<br />

sind Standards wichtig. Potenzial dafür soll<br />

laut Medienexperten neben Facebook auch<br />

noch der Messenger-Dienst WhatsApp<br />

haben. Bei den über 50-Jährigen gehören<br />

zu den beliebtesten Netzwerken Facebook,<br />

Stayfriends und „Wer kennt wen“. 60 Prozent<br />

der Altersgruppe zwischen 50 und 69<br />

sollen bei mindestens einem sozialen Netzwerk<br />

angemeldet sein, so die Marktforscher.<br />

bring dich ein!<br />

Passgenaue und preisgünstige Dienstleistungsangebote<br />

möchten ehrenamtliche<br />

wie professionelle Marktakteure erstellen<br />

können. Dabei werden sie unterstützt von<br />

software-gestützten, mobilen Anwendungen.<br />

Diese haben Kasseler Wissenschaftler<br />

im Rahmen des Verbundprojekts „Mobil50+“<br />

entwickelt. Mitgewirkt haben die<br />

Kasseler Wissenschaftler an dem sozialen<br />

Marktplatz „Bring dich ein“, der im bayerischen<br />

Bad Tölz zu einem Feldtest gestartet<br />

worden ist. Bei dieser Internetplattform<br />

werden im Dienstleistungssektor Angebot<br />

und Nachfrage zusammengebracht. Zunächst<br />

tauschen die Nutzer darüber ihre<br />

freiwilligen Hilfsdienste miteinander aus,<br />

wie etwa Schneeräumen gegen Betreuung<br />

bei den Hausaufgaben.<br />

Von Ferne die Heizung hochdrehen<br />

Den Wohnkomfort zu steigern, ist für alle<br />

Generationen von Bedeutung. Dafür gibt es<br />

zahlreiche Heimsteuerungslösungen, wie<br />

zum Beispiel HomeMatic, KNX/EIB, LCN,<br />

EnOcean, Eaton Xcomfort, M-Bus, Mod-<br />

Bus, Z-Wave oder ZigBee, um nur einige<br />

zu nennen. Damit besteht die Möglichkeit<br />

nahezu alle Haustechnikkomponenten, wie<br />

Alarm, Licht, Heizung, Rollläden, Markisen<br />

und vieles andere mehr, ganz bequem über<br />

ein App zu steuern. Dabei handelt es sich<br />

um eine – zum Teil kostenlose – Software,<br />

welche auf unterschiedlichen Smartphones<br />

oder Tablet-PCs genutzt werden kann. So<br />

können die Anwender sogar vom Urlaubsort<br />

aus auf der Heimreise die Heizung<br />

zuhause hochdrehen, damit sie bei der<br />

Rückkehr von ihrem warmen Haus empfangen<br />

werden.<br />

Auf die Gesundheit achten<br />

Wie hoch ist mein Blutdruck? Sind Gewicht<br />

und Blutzucker in Ordnung? Solche<br />

und ähnliche Fragen können mit ITunterstützenden<br />

Anwendungen – auch<br />

Ambient Assisted Living (AAL) genannt<br />

– ganz bequem und komfortabel geklärt<br />

werden. Möglich ist dies z.B. mit der<br />

Gesundheitsmessgeräte-Serie Vitadock<br />

von Medisana oder durch die drahtlose<br />

Übertragung medizinischer Messwerte<br />

auf Tablet und Smartphone mit Hilfe<br />

von Beurer Wireless Connect. Über das<br />

Heimautomatisierungssystem ZigBee<br />

ermöglicht Philips die drahtlose Datenübertragung<br />

von Blutdruckmessern,<br />

Waagen und integrierten Telehealth-Geräten<br />

an Mediziner. Neben der Ermittlung,<br />

Speicherung und Auswertung der<br />

verschiedensten Vitaldaten können Nutzer<br />

von iPad oder Smartphone auch mit<br />

Hilfe zahlreicher Apps auf ihre Gesundheit<br />

achten. Wem etwa eine ausgewogene<br />

Ernährung am Herzen liegt, für den ist<br />

zum Beispiel die Gesund-Genießen-App<br />

der AOK ideal.<br />

Aktiv sein und<br />

mobil bleiben.<br />

Der Tipp für alle ab 60!<br />

Mit dem BärenTicket haben Sie gut lachen:<br />

� Rund um die Uhr in Bus & Bahn<br />

mit einem Ticket.<br />

� Sie sitzen bei der Bahn in der 1. Klasse.<br />

Mehr Infos unter<br />

www.bus-und-bahn.de<br />

14<br />

Nachrichten und Unterhaltung<br />

Hörbücher, die aktuellen Nachrichten<br />

als Podcast oder die Live-Übertragung<br />

eines Fußballspiels – dies alles und noch<br />

viel mehr gehört zu den eher unterhaltsamen<br />

Möglichkeiten der mobilen<br />

Endgeräte. Doch nicht nur für Kontakte<br />

oder Entertainment verwenden die eher<br />

älteren Smartphonenutzer ihren Mini-<br />

Computer. Sie bevorzugen ihn auch, um<br />

geschäftliche Dokumente zu bearbeiten,<br />

den Kalender, die Navigation oder das<br />

UKW-Radio zu verwenden. Dem Vorhaben,<br />

den cleveren Helfer in den Alltag<br />

einzubinden, scheint keine Grenzen<br />

gesetzt zu sein. Spannend bleibt, wie<br />

sich die Nutzung von Smartphones und<br />

Tablet-PC künftig entwickeln wird.<br />

Außerdem kann man gespannt sein,<br />

ob sich die neuen Features und technischen<br />

Besonderheiten wie Sprachsteuerung,<br />

veränderte Display-Technologien<br />

oder auch neue Übertragungsmöglichkeiten,<br />

wie NFC (Nahfeld-Kommunikation)<br />

und LTE (Long Term Evolution),<br />

etablieren werden.


15<br />

GUTES DESIGN<br />

bEFÄHIGT<br />

HEWI: Unternehmen müssen Produkte entwickeln,<br />

die generationenübergreifend nutzbar sind –<br />

unabhängig von Alter oder Einschränkungen<br />

Wirtschaftsfaktor Alter: Ein <strong>Dr</strong>ittel<br />

des Konsums in Deutschland wird<br />

heute von Menschen getätigt, die älter<br />

als 60 Jahre sind. Dies entspricht einer<br />

Summe von 300 Milliarden Euro jährlich<br />

– Tendenz steigend. Einen Großteil<br />

des Geldes investieren die Best Ager in<br />

Wohnformen, die mehr Lebensqualität<br />

im Alter ermöglichen. Ein Unternehmen,<br />

das neue Wege geht, um die Chancen<br />

des demografischen Wandels für sich zu<br />

nutzen, ist HEWI, einer der bekanntesten<br />

Systemanbieter für Sanitär und Beschläge<br />

in Deutschland. Über neue Zielgruppen,<br />

neue Strategien und neue Produkte sprach<br />

<strong>ID55</strong>-Mitarbeiterin Insa Lüdtke mit Hans-<br />

Jörg Müller, Leiter Marketing und Innovation<br />

bei HEWI.<br />

Herr Müller, alle sprechen von der alternden<br />

Gesellschaft. Wie nehmen Sie<br />

diese Veränderungen am Markt war?<br />

Der demografische Wandel ist schon heute<br />

deutlich sichtbar. Die Altersstruktur in<br />

Deutschland ändert sich zunehmend. 2030<br />

wird bereits jeder zweite Bundesbürger<br />

sein 50. Lebensjahr vollendet haben. Die<br />

Alterung der Gesellschaft bewirkt viele<br />

Veränderungen – angefangen bei der<br />

Architektur über Pflegepolitik bis zum<br />

Konsumverhalten. Ältere Kunden werden<br />

nicht nur zahlreicher, sondern aufgrund<br />

ihres beachtlichen Konsumpotenzials zu<br />

einem wichtigen Wirtschaftsfaktor. Schon<br />

jetzt wird ein <strong>Dr</strong>ittel des Konsums in<br />

Deutschland von über 60-Jährigen getätigt.<br />

Dies entspricht einer Summe von 300<br />

Milliarden Euro.<br />

Wie reagiert der Wohnungs-, Pflege-<br />

und Immobilienmarkt auf diese<br />

Veränderungen?<br />

Zunehmend wird in Wohnformen investiert,<br />

die mehr Lebensqualität im Alter<br />

garantieren. Hierbei sind Konzepte<br />

entscheidend, die einen möglichst langen<br />

Verbleib im eigenen Wohnraum ermöglichen.<br />

Um auch im hohem Alter unabhängig<br />

und selbstbestimmt zu wohnen,<br />

muss die Wohnungseinrichtung auf die<br />

sich wechselnden Bedürfnisse anpassbar<br />

sein. Mit der zunehmenden Öffnung des<br />

Gesundheitsmarktes werden Krankenhäuser<br />

und Reha-Kliniken immer mehr<br />

zu wirtschaftlichen Unternehmen und der<br />

Patient zum Kunden. Neben der medizinischen<br />

Leistung wird der patientenorientierte<br />

Service zu einem entscheidenden<br />

Wettbewerbsfaktor. Eine gut gestaltete<br />

Klinik trägt dazu bei, dass Patienten sich<br />

wohlfühlen und so schneller genesen.<br />

Zudem werden durch durchdachte räumliche<br />

Strukturen Arbeitsprozesse unterstützt.<br />

Nicht nur die Privatisierung und<br />

der zunehmende Wettbewerb beeinflussen<br />

die Gestaltung von Gesundheitsbauten,<br />

sondern auch der demografische Wandel<br />

nimmt vermehrt Einfluss auf die Architektur.<br />

So müssen typische Erkrankungen im<br />

Alter wie Demenz oder Seheinschränkungen<br />

sowie körperliche Einschränkungen,<br />

die das Alter mit sich bringt, ebenfalls in<br />

der Planung berücksichtigt werden.<br />

Die Zielgruppe 50plus wächst – aber<br />

nicht in eine Richtung. Menschen im<br />

Alter haben immer unterschiedlichere<br />

Ansprüche. Wie stellt sich HEWI auf<br />

die immer vielfältigeren Lebensstile und<br />

differenzierteren Bedürfnisse ein?<br />

Von einer reinen Zweckmäßigkeit der<br />

Nasszelle hat sich das Bad weiterentwickelt<br />

zu einem zentralen Raum der Wohnwelt.<br />

Die steigende Bedeutung des Bades<br />

zeigt sich in der Gestaltung. Der Raum<br />

Wohnlich, behaglich, komfortabel: Gemeinsam mit Architekten und Pflege-Experten<br />

entwickelt HEWI beispielhafte Lösungen für den Umbau von Bewohnerbäden in Pflege-<br />

Einrichtungen (Bild links und Bild unten).<br />

ANDERS ALT WERDEN <strong>ID55</strong><br />

Experte für gutes Design: Hans-Jörg<br />

Müller, Leiter Marketing und<br />

Innovation bei dem Sanitär-Hersteller<br />

HEWI in Bad Arolsen.<br />

vereint zunehmend eine designorientierte,<br />

wohnliche Gestaltung mit hoher Funktionalität.<br />

Wohlfühlbäder für Menschen jeden<br />

Alters zu schaffen – das ist die grundlegende<br />

Idee generationsübergreifender<br />

Badkonzepte von HEWI.<br />

Wie spiegelt sich das in Ihrem Produktportfolio<br />

wider?<br />

HEWI hat sich differenziert mit den Themen<br />

Sitzen, Stützen, Greifen und Orientieren<br />

auseinandergesetzt. Neben der<br />

Weiterentwicklung bestehender Sortimente<br />

wurde das Angebot durch barrierefreie<br />

Waschtische und Spiegel ergänzt.<br />

Entstanden sind modulare Systemlösungen,<br />

die für Menschen jeden Alters und<br />

unabhängig von physischen Voraussetzungen<br />

nutzbar sind. Gutes Design befähigt.<br />

Ein Produkt sollte nicht diskriminieren,<br />

es sollte niemandem seine eingeschränkten<br />

Fähigkeiten vorführen. Die einzelnen<br />

Funktionen der Systeme haben wir entsprechend<br />

den unterschiedlichen Anforderungen<br />

konzipiert, die wir in die Bereiche<br />

Komfortwohnen, Homecare, Public und<br />

institutionelle Pflege aufteilen.<br />

HEWI hatte ursprünglich Menschen mit<br />

Einschränkungen im Fokus und hat sich<br />

in den 90er Jahren als Spezialist positioniert.<br />

Ist das nicht ein Widerspruch,<br />

wenn Sie sich nun an „alle“ richten?<br />

HEWI hat als eines der ersten Unternehmen<br />

ein barrierefreies Sortiment Anfang<br />

der 80er auf den Markt gebracht und mit<br />

der Serie 477 / 801 einen wahren Klassiker<br />

geschaffen. Aufgrund der kontinuierlichen<br />

Weiterentwicklung und steten<br />

Anpassung an Normen und Bedürfnisse<br />

setzt die Serie bereits seit Jahrzehnten<br />

Maßstäbe im Bereich barrierefreies Wohnen.<br />

Unser Haus stand schon immer für<br />

Innovation, herausragendes Design und<br />

Funktionalität. Deshalb ist es nur konsequent,<br />

dass wir uns mit den Ansätzen des<br />

Universal Design auseinandersetzen und<br />

unser Produktportfolio weiterentwickeln.<br />

Der grundlegende Gedanke von Universal<br />

Design schließt Speziallösungen aus. Ziel<br />

ist es vielmehr, Produkte zu entwickeln,<br />

die generationenübergreifend unabhängig<br />

von physischen und psychischen Voraussetzungen<br />

nutzbar sind und so Ältere und<br />

Behinderte in die Gesellschaft integrieren.<br />

Dennoch sind Speziallösungen weiterhin<br />

unabdingbar, wie beispielsweise bei der<br />

stationären Schwerstpflege.<br />

Mehr Informationen:<br />

www.hewi.de<br />

www.ud-germany.de (Universal<br />

Design Deutschland, Hannover)<br />

www.idz.de (Internationales Designzentrum,<br />

Berlin)


WAS FÜR ÄLTERE<br />

GUT IST, IST<br />

FÜR ALLE GUT<br />

Sanitärkomfort ohne Ecken und Kanten:<br />

„aldo – design in funktion“ lässt den Wunsch<br />

nach generationengerechten Wohlfühlbädern<br />

Wirklichkeit werden<br />

Warmes Licht, edle Materialien<br />

und im Hintergrund leise Klänge<br />

der Lieblingsmusik: Längst ist das<br />

Badezimmer vom „stillen Örtchen“ zu<br />

einem der wichtigsten Räume der eigenen<br />

Wohnung geworden. Nicht nur chic<br />

soll er sein, sondern auch funktionell<br />

und komfortabel: ein Ort, an dem sich<br />

Alt und Jung uneingeschränkt bewegen<br />

und wohlfühlen können. Der Bochumer<br />

Innungsobermeister Albert Landsberger<br />

hat die Philosophie eines generationengerechten<br />

Wohlfühlbades zu einer Geschäftsidee<br />

gemacht: In der Ausstellung<br />

„aldo – design in funktion“ präsentiert<br />

der Sanitärexperte nicht nur einen ausgewählten<br />

Überblick in modernste Sanitärentwicklung,<br />

sondern auch kundige Beratung<br />

und Rundum-Service von der ersten<br />

Idee bis zur letzten verlegten Fliese.<br />

Lebensqualität ist keine Frage des Alters<br />

– ebensowenig wie gutes Design. Ein<br />

Badezimmer ohne Ecken und Kanten ist<br />

nicht nur für Ältere vorteilhaft, auch Familien<br />

mit Kindern oder Menschen mit<br />

Handicaps macht es das Leben leichter.<br />

Bei geplanten Renovierungen liegt das<br />

Badezimmer klar auf Platz eins, noch vor<br />

der Küche. 4,5 Millionen Bundesbürger<br />

wollen 2013 in ihr Badezimmer investieren,<br />

vor allem Haushalte mit einem mittleren<br />

oder höheren Einkommen.<br />

Schon früh erkannte Landsberger, dass<br />

eine insgesamt älter werdende Gesellschaft<br />

zu einem Umdenken in punkto<br />

Wohnungs- und Badausstattung führen<br />

muss. Schließlich wollen die meisten<br />

Frauen und Männer in den besten Jahren<br />

so lange wie möglich selbständig<br />

und eigenverantwortlich in den eigenen<br />

vier Wänden wohnen bleiben. Dabei<br />

spielt die Einrichtung des Bades eine<br />

zentrale Rolle, dessen neue Haltegriffe,<br />

bodenebene Duschen oder andere Hilfsmittel<br />

keine Krankenhaus- oder Pflegeheim-Atmosphäre<br />

ausstrahlen sollen.<br />

An diesem Punkt setzte Landsberger mit<br />

seiner Idee „aldo – design in funktion“<br />

an. Was als kleines Ladenlokal begann,<br />

erweiterte sich Anfang 2012 auf zwei Etagen<br />

mit 200qm Ausstellungs- und Veranstaltungsfläche.<br />

Interessenten steht Sabine Waterkotte,<br />

Fachkraft im Bereich Bauen und Wohnen,<br />

mit Rat und Tat zur Seite: „Entweder<br />

bringt der Kunde schon einen Grundriss<br />

mit, oder wir entwickeln mit ihm gemeinsam<br />

einen Plan, wie das neue Badezimmer<br />

aussehen könnte.“ Nach einem Vororttermin<br />

beim Kunden, den „aldo“-Chef<br />

Landsberger gern selbst wahrnimmt, entsteht<br />

ein erster Entwurf. Findet die Skizze<br />

Gefallen, bespricht das Team in einem<br />

nächsten Schritt ausgewählte Farb- und<br />

Produktmuster. Anhand von Anschauungsmaterial<br />

wählt der Bauherr aus, welche<br />

Badezimmereinrichtung seinen Wünschen<br />

und seinem Geldbeutel am besten<br />

entspricht. Albert Landsberger: „Wir<br />

haben gelernt, dass die Kunden nicht zehn<br />

oder 20 verschiedene Waschtische oder<br />

Toiletten begutachten wollen, sondern<br />

einen oder zwei, die genau ihren Wünschen<br />

entsprechen. Wir kennen den Markt<br />

genau und treffen für unsere Kunden eine<br />

Vorauswahl, um ihnen Zeit zu sparen und<br />

die Entscheidung zu erleichtern.“<br />

Das Angebot an generationengerechter<br />

Sanitärausstattung wird immer größer und<br />

vielfältiger. Bodenebene Duschen lassen<br />

sich mittlerweile auch in Geschosswohnungen<br />

problemlos installieren. Spezielle<br />

Modelle integrieren sogar Armaturen und<br />

Brausekopf in<br />

die Duschtür.<br />

Das spart Platz,<br />

vereinfacht die<br />

Bedienung und<br />

sieht obendrein<br />

so modern aus,<br />

dass auch junge<br />

Kunden begeistert<br />

sind.<br />

Die formschönen<br />

Duschsitze<br />

könnten ebenso<br />

aus dem Desi-<br />

gnermagazin<br />

stammen wie<br />

die eleganten<br />

Haltegriffe neben<br />

Toiletten oder an Badewannen. Edle<br />

Waschtische verfügen nicht nur über eine<br />

extrabreite Ablage, sondern bieten auch<br />

dann noch genug Platz, wenn der Bewohner<br />

im Rollstuhl davor sitzt, um sich zu<br />

waschen. Toiletten lassen sich in der Höhe<br />

verstellen, Badewannen verfügen über<br />

Türen, die einen fast ebenerdigen Einstieg<br />

ermöglichen.<br />

Intelligente Lösungen, die auch noch gut aussehen: ein Waschtisch mit<br />

viel Beinfreiheit und eine elegante Badewanne mit Seitentür.<br />

Bewegung heißt leben: Generationengerechte Wohlfühl-Badezimmer zeigt Albert<br />

Landsberger, Innungsobermeister für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik in seinem<br />

vom Land NRW ausgezeichneten Ausstellungs- und Dienstleistungscenter „aldo –<br />

design in funktion“ in Bochum.<br />

Bei der Umsetzung der Badezimmerideen<br />

steht „aldo – design in funktion“ dem Bauherrn<br />

mit einem Rundum-Service zur Verfügung.<br />

Vom Fliesenleger über den Elek -<br />

triker bis zum Heizungsbauer kommen<br />

alle Mitarbeiter aus dem Hause „aldo“.<br />

Weitere Gewerke wie Maler, Maurer oder<br />

Schreiner arbeiten mit „aldo“ im Verbund.<br />

Albert Landsberger hat im demografi-<br />

16<br />

schen Wandel die Chance für sein Unternehmen<br />

erkannt und genutzt: „Gerade<br />

der Generation 50plus ist es wichtig,<br />

Qualität zu kaufen und möglichst<br />

wenig mit den Umbauarbeiten zu tun<br />

zu haben. Mit uns ist es sogar möglich,<br />

während der Renovierungsphase in den<br />

Urlaub zu fahren. Nach der Rückkehr<br />

erstrahlt das Bad in neuem Glanz.“<br />

Zur Person<br />

Im November 2007 eröffnete<br />

Albert Landsberger, Innungsobermeister<br />

für Sanitär-, Heizungs-<br />

und Klimatechnik, das Ausstellungs-<br />

und Dienstleistungscenter<br />

„aldo – design in funktion“. Für<br />

sein Vorhaben, dort die Idee eines<br />

generationengerechten Sanitärbereichs<br />

bekannt zu machen, wurde<br />

der 1953 in Essen geborene Unternehmer<br />

vom Land NRW mit<br />

dem Innovationspreis „Kultur für<br />

Generationen“ ausgezeichnet.<br />

Mehr Informationen<br />

sanitär, heizung<br />

anlagen- und lüftungsbau<br />

design – in funktion<br />

alles aus einer hand!<br />

aldo – design in funktion<br />

I. Parallelstraße 2<br />

44791 Bochum<br />

Telefon 0234 – 50 75 90<br />

www.aldo-gmbh.de


17 FAHRRAD SPEZIAL <strong>ID55</strong><br />

E-BikE: REttung<br />

auF ZWEi RÄDERn<br />

Das ganze Jahr über die Finger auf<br />

der Tastatur bewegt, den 55. Geburtstag<br />

gefeiert und obendrein zig<br />

Pfunde zu viel: Wie soll ich nur die<br />

tradi tionelle Fahrradtour mit Freunden<br />

schaffen? Die haben zwar auch fast alle<br />

die Kerze Nr. 50 auf der Torte ausgepustet,<br />

sind aber eindeutig fitter als ich. Um<br />

nicht zu sagen: olympiareif. Zeit zum<br />

Trainieren – Fehlanzeige. Zuhause zu<br />

bleiben kommt nicht in Frage. Was tun?<br />

Meine Rettung hat zwei Räder – ein E-<br />

Bike als Tourenrad. Der silberne Mustang<br />

trägt den Akku unter dem Gepäckträger,<br />

den flüsterleisen Motor in der<br />

Nabe des Hinterrades. Vorn auf dem<br />

Lenker prangt ein abnehmbares Display.<br />

Auf Knopfdruck zeigt der Computer<br />

an, wie viel Power die Batterie noch hat<br />

und wie weit ich damit fahren kann. Der<br />

„Saft“ reicht für maximal 80 Kilometer.<br />

Je weniger ich abzapfe, desto weiter<br />

komme ich. Ein E-Bike ist ja kein Mofa.<br />

Es fährt nur, wenn ich auch in die Pedale<br />

trete. Ab 25 Kilometer Geschwindigkeit<br />

regelt sich der Motor von selbst ab. Kostenpunkt<br />

für meinen „Herkules“: alles in<br />

allem deutlich über 1.000 Euro.<br />

hilfe beim tragen<br />

So viel Komfort hat natürlich Gewicht,<br />

und das ist nicht ohne. Wenn am Gepäckträger<br />

auch noch eine Fahrradtasche<br />

hängt, schaffe ich Bahnhofstreppen<br />

ohne Aufzug nur, wenn mir jemand<br />

beim Schleppen hilft. Auf der Straße<br />

kommt aber echte Freude auf. Über zwei<br />

Schalter (high/low) am rechten Griff<br />

bediene ich die Sieben-Gang-Schaltung.<br />

Ein <strong>Dr</strong>ehgriff dosiert stufenlos die Intensität<br />

der Unterstützung. „Eco“ ist<br />

ein sanfter, energiesparender Zusatzschwung.<br />

„Normal“ lässt mich auch bei<br />

Gegenwind entspannt dahinrollen, und<br />

„Power“ gibt Gas für giftige Steigungen.<br />

endlich wieder vorn<br />

Die erste Radtour mit dem „Elektro-<br />

Pegasus” führt 2011 zu Pfingsten an der<br />

Weser entlang. Wir steigen in Hannoversch<br />

Münden ein und fahren bis Hameln.<br />

Steigungen eher selten, ab und an<br />

Gegenwind. Wo immer wir übernachten,<br />

ist eine Steckdose nicht weit. Mit<br />

vollem Akku rolle ich in den neuen Tag<br />

und gehöre nicht mehr zu den Ewig-<br />

Letzten, sondern halte mal wieder vorn<br />

mit, sogar ohne medizinisch unangenehme<br />

Begleiterscheinungen. 136 Kilometer<br />

und drei Übernachtungen später<br />

steht fest: Mein E-Bike und ich sind gute<br />

Freunde geworden. Grund genug, 2012<br />

ehrgeiziger zur Sache zu gehen: knapp<br />

200 Kilometer auf dem Ruhrtalradweg<br />

von Winterberg nach Witten. Die Steigungen<br />

sind von anderem Kaliber. Das<br />

Bike und ich stoßen an unsere Grenzen.<br />

Kündigen sich Berge frühzeitig an, klettere<br />

ich sie zuverlässig hoch. Muss ich<br />

aber in spitzem Winkel um die Kurve<br />

bergan treten, versiegt mein E-Bike-<br />

Schwung. Das Schieben des schweren<br />

Rades kostet Puste, bei engeren Kurven<br />

hadere ich mit dem Wendekreis.<br />

Ich muss also doch trainieren: schalten,<br />

klettern, kurven. Ein E-Bike allein macht<br />

noch keinen Meister. Aber endlich wieder<br />

Lust auf Mehr!<br />

Susanne Schübel<br />

KoNzeNtratIoN auf<br />

Der groSSeN acht<br />

Wer in new York mit dem Fahrrad unterwegs ist, braucht nerven<br />

und muss wissen, was er will<br />

Fotos und Text von Arnold Voß<br />

New York City und das Fahrrad sind<br />

für die meisten Menschen eine unvorstellbare<br />

Kombination, geschweige<br />

denn ein Traumpaar der Stadtmobilität.<br />

Was sie, vermittelt über unzählige Kinofilme,<br />

als typisches Bild von dieser Stadt<br />

im Kopf haben, passt einfach nicht zum<br />

muskelbetriebenen Zweirad: riesige, nicht<br />

enden wollende Straßenschluchten, vollgestopft<br />

mit Autos.<br />

Für die New Yorker war es allerdings lange<br />

Zeit nicht anders. Nur die Messenger-Biker<br />

trauten sich, es mit diesem permanenten<br />

vier- bis sechsspurigen Autoverkehr<br />

aufzunehmen, um ihre Fracht, eben gerade<br />

wegen dieser unvorstellbaren Verkehrsdichte,<br />

viel schneller als die PKW zum<br />

Kunden zu bringen. Sie führten aus dem<br />

gegebenen Zwang zur Schnelligkeit auch<br />

das ein, was heute in New York auch für<br />

die anderen Radler Gang und Gebe ist:<br />

die Ampelfarben nur als Empfehlung und<br />

nicht als Ver- und Gebot anzusehen.<br />

Die Missachtung der Ampeln gilt aber<br />

schon viel länger für die Fußgänger, und<br />

das nicht nur im quirligen Manhattan.<br />

Keiner weiß mehr genau, wann das ange-<br />

fangen hat, aber keiner von ihnen bleibt<br />

vor einer roten Ampel stehen, wenn kein<br />

Straßenverkehr kreuzt. Auch nicht die Kinder,<br />

egal ob sie von Erwachsenen begleitet<br />

werden oder nicht. Sie werden damit groß,<br />

vor allem auf den realen Verkehr und nicht<br />

nur auf die Lichtzeichen zu achten. Und<br />

die Polizei schaut billigend zu. Sie weiß,<br />

dass zumindest in Manhattan der Verkehr<br />

komplett zusammenbrechen würde, falls<br />

Fußgänger und Radfahrer auch dann bei<br />

Rot stehen bleiben würden, wenn das Queren<br />

der Straßen ohne Gefahr möglich ist.<br />

Erst recht, weil sich fast alle kreuzenden<br />

Straßen genau im rechten Winkel zueinander<br />

befinden, und so der passierende Autoverkehr<br />

ausreichend weit zu sehen ist. So<br />

werden nur die Autofahrer bestraft, wenn<br />

sie sich nicht an Ampelzeichen halten.<br />

600 km radwege<br />

Die Autofahrer wiederum hatten sich an<br />

die Privilegien der Fußgänger schon so<br />

lange gewöhnt, dass sie sich in der Regel<br />

nicht aufregten, als die ersten Radfahrer<br />

sie auch für sich in Anspruch nahmen.<br />

Wahrscheinlich weil niemand damit gerechnet<br />

hat, dass es so viele wie heute werden<br />

könnten. Eine Entwicklung, mit der<br />

Blick auf die Stadt der Städte:<br />

Die Metropole New York überrascht mit<br />

mehr als 600 Kilometern Fahrradwegen.<br />

offensichtlich auch die Stadtverwaltung<br />

und die Polizei lange Zeit nicht umzugehen<br />

wussten. Niemand war darauf vorbereitet,<br />

dass auch der Durchschnitts-New<br />

Yorker auf den <strong>Dr</strong>ahtesel steigen würde.<br />

Heute gibt es über 600km Radwege in<br />

dieser Stadt, und es werden täglich mehr.<br />

Solche Extraspuren waren zu Beginn meiner<br />

eigenen Bikerkarriere in New York im<br />

Jahre 1986 so etwas wie eine Wahnvorstellung.<br />

Man nahm sich einfach eine ganze<br />

Spur der vielspurigen Einbahnstraßen, und<br />

die Autofahrer gewöhnten sich sehr bald<br />

daran. Uns Radler zu überholen war für<br />

die Autos bei diesem Straßentyp auch kein<br />

Problem. Die Fahrer wechselten einfach<br />

die Spur. Das tun sie auch heute noch da,<br />

wo es keine Bikelanes gibt.<br />

Die Radfahrer konnten und können so<br />

auch ohne Probleme zu zweit nebeneinander<br />

fahren, ohne die Autofahrer zu einer<br />

aggressiven Fahrweise zu provozieren. Sie<br />

verhalten sich dabei im Prinzip wie ein<br />

weiteres Auto. Auf den Streets, die in der<br />

Regel viel schmaler als die Avenues sind<br />

und deswegen, vor allem als Einbahnstraßen,<br />

selten über mehr als eine Lane verfügen,<br />

fahren Radfahrer auch in New York<br />

natürlich hintereinander.


<strong>ID55</strong> FAHRRAD SPEZIAL<br />

Entspannt entlang des East River: Jogger<br />

und Radfahrer kommen sich hier nicht<br />

in die Quere.<br />

Mit dem Bike über die Brooklyn Bridge: Nicht nur Anwohner, auch Touristen wagen sich<br />

auf zwei Rädern über die Holzplanken.<br />

rücksicht auf Biker<br />

Die New Yorker Autofahrer sind insgesamt<br />

eher vorsichtig und rücksichtsvoll<br />

gegenüber Bikern, wobei die Ausnahme<br />

die Regel nur bestätigt. Unbedingt auf<br />

seinem Recht zu bestehen, bringt einen in<br />

dieser Stadt im wahrsten Sinne des Wortes<br />

nicht weiter. Die Stadt und vor allem ihr<br />

unbedingt notwendiger Verkehrsfluss lebt<br />

nun mal von dieser gegenseitigen Rücksichtnahme,<br />

die allerdings klare Zeichen<br />

voraussetzt. Am wenigsten können New<br />

Yorker mit einem Verkehrsteilnehmer anfangen,<br />

der nicht weiß, was er will.<br />

Das alles verlangt eine erhebliche und per-<br />

Immer schön cool bleiben: Auf die Rücksicht der New Yorker Autofahrer<br />

können sich die Biker jederzeit verlassen.<br />

manente Konzentration, vor allem wenn<br />

man sich auf den großen verkehrsträchtigen<br />

Trassen in Manhattan bewegt. Wenn<br />

möglich noch zur Rushhour. Und am<br />

Wochenende im Central Park ist es auf der<br />

großen Acht, dem breiten und komplett<br />

asphaltierten Rundweg, nicht viel besser.<br />

Dafür wird man aber für diese Konzentration<br />

mit etwas belohnt, dass einem kaum<br />

eine andere Stadt bieten kann: einem<br />

realen und zugleich phantastischen 3D-<br />

Filmerlebnis, in dem man selbst mitspielt.<br />

Ganzkörperlich und mit allen Sinnen.<br />

Von Brooklyn mit dem rad zur arbeit<br />

Erst recht, wenn man sich über die großen<br />

Brücken bewegt, die mittlerweile fast alle<br />

eine eigene Fahrrad- bzw. Fahrrad- und<br />

Fußgängerspur haben. Hier gibt es dann<br />

nur noch die Achtsamkeit auf die Fußgänger<br />

und die haben sich ebenfalls an<br />

die immer mehr werdenden Radfahrer<br />

gewöhnt. Was auf der Brooklyn Bridge zu<br />

einer ganz neuen Art von allabendlichem<br />

Verkehrsstau geführt hat. Hier reicht<br />

der hölzerne Fußweg einfach nicht mehr<br />

aus, um die Mengen an unmotorisierten<br />

Verkehrsteilnehmern aufzunehmen, die<br />

zu dieser Zeit über diese weltberühmte<br />

Brücke wollen oder müssen. Immer mehr<br />

Leute fahren nämlich aus Brooklyn mit<br />

dem Fahrrad zur Arbeit. Dazu kommen<br />

die vielen Touristen,<br />

die sowohl mit<br />

geliehenem Rad als<br />

auch zu Fuß das<br />

besondere Licht des<br />

Sonnenuntergangs<br />

hinter der Skyline<br />

von Manhattan<br />

erleben wollen.<br />

Daraus wird dann<br />

eine nicht enden<br />

wollende dichte<br />

Prozession, die sich<br />

oberhalb der Autos<br />

über dieses fulminante<br />

Bauwerk<br />

schiebt. Aber selbst<br />

da klappt es bislang noch mit der sprichwörtlichen<br />

Rücksichtnahme der New<br />

Yorker von der sich auch die Touristen in<br />

kürzester Zeit anstecken lassen.<br />

zur Person<br />

Seit mehr als 25 Jahren erkundet der<br />

Raumplaner und Metropolenexperte<br />

<strong>Dr</strong>. Arnold Voß die Stadt der Städte mit<br />

dem Fahrrad, jedes Jahr mindestens<br />

zwei Monate lang. Den Rest der Zeit<br />

lebt der gebürtige „Ruhri“ in Berlin und<br />

Herne. Im Ruhrgebiets-Blog „Ruhrbarone.de“<br />

schreibt Arnold Voß regelmäßig<br />

über seine Leidenschaften Tango,<br />

Radfahren und Ruhrgebiet.<br />

Bike the Metropolis<br />

Die besten Informationen für Fahrradfahrer in New York findet man hier:<br />

Transportalternativen - www. transalt.org<br />

Radfahrer in New York - www.bikenyc.org<br />

Die wichtigsten Bike-Events - www.bikenewyork.org<br />

www.claus-mutschler.de<br />

PC · Server · Internet · E-Mail · DSL<br />

24 Stunden Vor-Ort-Notdienst<br />

Kostenlose Service-Nr.<br />

0800 8060666<br />

18


19 FAHRRAD SPEZIAL <strong>ID55</strong><br />

DeN uMStIeg So leIcht wIe<br />

MöglIch MacheN<br />

Es fehlt an Mut und geld: Der aDFC-Bundesvorsitzende ulrich Syberg aus Herne<br />

im iD55-interview zum thema Radfahren im Ruhrgebiet<br />

Herr Syberg, immer mehr Menschen<br />

wollen wieder mit dem Fahrradfahren<br />

beginnen, am liebsten auf dem E-Bike.<br />

Hält die Radverkehrsförderung mit der<br />

Nachfrage Schritt?<br />

ulrich Syberg: Die Radverkehrsförderung<br />

hat Nachholbedarf, um angemessen<br />

auf den steigenden Radverkehr und die<br />

wachsende Nachfrage nach Pedelecs und<br />

E-Bikes zu reagieren. Die Infrastruktur<br />

entspricht oft nicht den Anforderungen<br />

des schnellen Radverkehrs. Hier braucht<br />

es bessere Bedingungen: breitere Wege,<br />

ausreichende Warteflächen, verbesserte<br />

Ampelschaltungen. Die Bundesregierung<br />

könnte zum Beispiel aus den Geldern, die<br />

sie für Projekte im Rahmen des Nationalen<br />

Entwicklungsplans Elektromobilität bereitstellt,<br />

eine Verkehrsinfrastruktur schaffen,<br />

die elektrofahrradgerecht ist. Davon haben<br />

dann alle Fahrradfahrer etwas.<br />

Unterscheidet sich eine elektrofahrradgerechte<br />

Infrastruktur von der für<br />

normale Fahrräder?<br />

ulrich Syberg: Nein. Aufgrund der höheren<br />

Geschwindigkeiten sind Fahrer von Elektrofahrrädern<br />

aber noch mehr auf sichere und<br />

komfortable Wege angewiesen. Damit Wege<br />

für Elektrofahrräder sicher zu befahren sind,<br />

müssen sie mindestens zwei Meter breit, glatt<br />

und ohne Hindernisse wie Baumwurzeln<br />

oder Schlaglöcher gebaut sein. Ideal sind<br />

abmarkierte Radspuren auf der Straße. Auch<br />

braucht es fahrradfreundliche Ampelschaltungen,<br />

indem Radfahrer z. B. automatisch<br />

grün haben, wenn auch Autos grün haben,<br />

keine „Anforderungsampeln”. Normale Radfahrer<br />

profitieren davon dann auch.<br />

Kopenhagen, Berlin und München stehen<br />

auf der Liste der fahrradfreundlichen<br />

Städte ganz oben. Was sollte sich das<br />

Ruhrgebiet bei diesen Städten abgucken?<br />

ulrich Syberg: In jeder Stadt gibt es<br />

attraktive Strecken, auf denen sich das<br />

Radfahren sowohl für die Fahrt zur Arbeit<br />

als auch den Ausflug am Wochenende<br />

anbietet, auch im Ruhrgebiet. Dieses<br />

Potenzial müssen die Städte viel deutlicher<br />

„... ich geh‘ zur Darmkrebsvorsorge!“<br />

Darmkrebs ist die zweithäufigste Krebstodesursache.<br />

Das muss nicht sein, denn ein rechtzeitig erkannter<br />

Darmkrebs ist heilbar!<br />

Gastroenterologische<br />

Gemeinschaftspraxis Herne<br />

Hepatologische Schwerpunktpraxis (bng)<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Gisela</strong> <strong>Felten</strong> - Prof. <strong>Dr</strong>. Heinz Hartmann<br />

<strong>Dr</strong>. Dietrich Hüppe<br />

Ärztehaus am EvK Herne – Wiescherstr. 20 – 44623 Herne<br />

Tel. 02323 – 946 220 - www.gastro-praxis-herne.de<br />

hervorholen. Kopenhagen<br />

hat das Fahrrad mit<br />

Erfolg und ehrgeizigen<br />

Zielen als Verkehrsmittel<br />

in den Mittelpunkt<br />

seiner Politik gerückt:<br />

Mehr als 50 Prozent der<br />

Wege zur Arbeit sollen<br />

mit dem Rad zurückgelegt<br />

werden. Dafür<br />

gibt es Radschnellwege,<br />

eine Grüne Welle für Radfahrer und gute<br />

Parkmöglichkeiten. München und Berlin<br />

haben sich glasklare Ziele gesetzt, wie hoch<br />

der Radverkehrsanteil steigen soll. Um sie<br />

zu erreichen, starten sie Imagekampagnen,<br />

richten fahrradfreundliche Ampelschaltungen<br />

und Radspuren ein oder öffnen<br />

Einbahnstraßen in Gegenrichtung. Sie tun<br />

alles, um Menschen den Umstieg aufs Fahrrad<br />

möglichst leicht zu machen.<br />

Wie ist die Stimmung fürs Rad im<br />

Ruhrgebiet?<br />

ulrich Syberg: Verhalten abwartend.<br />

Es fehlt das Geld und der Mut. Aufgrund<br />

der schwachen Finanzausstattung und der<br />

drohenden Überschuldung der Städte ist<br />

das Thema Radverkehr in den Hintergrund<br />

gerückt. Allein der RVR mit dem Ausbau<br />

der Bahntrassen und der Vision eines<br />

Radschnellweges ist derzeit die treibende<br />

Kraft im Revier. Aber das reicht nicht. Um<br />

Wohnquartiere für Junge und Junggebliebene<br />

wieder attraktiv zu machen, brauchen<br />

zur Person<br />

Ulrich Syberg, 1955 in Castrop-Rauxel geboren, wurde<br />

im November 2010 zum Bundesvorsitzenden des Allgemeinen<br />

Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) gewählt, dem<br />

deutschlandweit mehr als 130.000 Mitglieder angehören.<br />

Syberg setzt sich auch als SPD-Kommunalpolitiker<br />

und Mitglied des Rates der Stadt Herne für eine aktive<br />

Fahrradpolitik ein. Hauptberuflich arbeitet er als Ingenieur<br />

für Vermessungstechnik beim Kreis Recklinghausen.<br />

wir eine fahrradzentrierte Verkehrspolitik.<br />

Hier sind Politiker genauso gefordert wie<br />

die Bürger. Zum urbanen Leben in Wanne<br />

oder Bochum-Ehrenfeld gehört das Fahrrad<br />

wie der Bäcker „umme Ecke”.<br />

Werden wir in 20 Jahren eigene Wege für<br />

motorisierte Rollstühle benötigen?<br />

ulrich Syberg: Schon jetzt muss sich die<br />

Verkehrsplanung an den Bedürfnissen der<br />

älter werdenden Bevölkerung orientieren<br />

und zum Beispiel Querungsmöglichkeiten<br />

für Menschen mit Rollatoren einrichten.<br />

Die Verkehrsplanung darf aber nicht den<br />

Fehler machen, weiterhin für jede Art der<br />

Fortbewegung eigene Wege zu schaffen. Die<br />

Städte sind auch viel zu eng dafür. Wenn<br />

man den Radverkehr konsequent auf die<br />

Straße holt und durch gute Radverkehrsförderung<br />

dafür sorgt, dass weniger Autos<br />

in den Städten unterwegs sind, haben auch<br />

Menschen mit Gehhilfen oder im Rollstuhl<br />

wieder den Platz, den sie brauchen, um sich<br />

sicher und komfortabel fortzubewegen.


<strong>ID55</strong> FAHRRAD SPEZIAL<br />

raDelN MIt<br />

rücKeNwIND<br />

e-Bikes sind der Renner im Freizeitgeschäft.<br />

Mittlerweile haben<br />

sogar Discounter die Zweiräder mit<br />

dem vermeintlich eingebauten Rückenwind<br />

im Programm. Was darf ein<br />

E-Bike kosten? Was muss es leisten?<br />

Das <strong>ID55</strong>-Magazin fragte den Herner<br />

Fahrradexperten Frank Korte.<br />

„Vom Hollandrad über Klappmodell bis<br />

hin zum Mountainbike ist mittlerweile<br />

fast jeder Radtyp in der Elektrovariante<br />

erhältlich. Für welches E-Bike man sich<br />

letztendlich entscheidet, hängt ganz von<br />

den persönlichen Fahrgewohnheiten ab“,<br />

sagt der Geschäftsführer von „Fahrrad<br />

Korte“ in Herne. Der passionierte Radfahrer<br />

ist 2011 selbst umgestiegen und<br />

bewältigt auf einem edlen E-Moutainbike<br />

beachtliche Strecken und Höhenunterschiede.<br />

Motor in der Mitte<br />

Beachtliche Unterschiede liegen auch<br />

zwischen den Anschaffungskosten. Der<br />

Preis für ein gutes Einsteigermodell beginnt<br />

bei etwa 1.700 Euro. Speziell ausgestattete<br />

E-Bikes kosten gerne bis zu 4.000<br />

Euro oder mehr. Wer ein E-Bike ins Auge<br />

NEU<br />

NEU<br />

Erster<br />

Masterstore<br />

Deutschlands<br />

E-BIKE<br />

Kompetenzcenter<br />

!<br />

Homage/riese und müller hybrid touring HS<br />

Mit dem neuen Bosch 45 High Performance-Motor<br />

ausgestattet überzeugt es durch 350 Watt Leistung<br />

und eine Unterstützung bis 45 km/h. Der Bosch-<br />

Antrieb begeistert durch seine hoch effi ziente Motor-<br />

und Getriebetechnologie und seinen niedrigen<br />

Schwerpunkt.<br />

4.199,-€<br />

Er weiß, wo’s lang geht: Der Herner Fahrradhändler<br />

Frank Korte hat selbst längst<br />

auf’s E-Bike umgesattelt.<br />

Flyer C5R<br />

Das erste Flyer/Panasonic Elektrorad mit<br />

einer Rücktrittbremse. Das Rad ist mit<br />

dem neuen 36 Volt System ausgerüstet.<br />

2.790,-€<br />

Raleigh Impulse XXL<br />

Mit einem zulässigem Gesamtgewicht von 170 kg und<br />

der wartungsarmen Shimano Nexus 8-Gang Nabenschaltung<br />

ist es der optimale Allrounder. Für den nötigen Schub<br />

und enormer Reichweite sorgen ein starker Impulse-Mittelmotor<br />

mit einer 15 Ah Lithium-Ionen Batterie.<br />

2.499,- €<br />

E-Bike ist nicht gleich E-Bike – Was Fahrradfans<br />

beim kauf beachten sollten<br />

gefasst hat, sollte sich nicht zuallererst vom<br />

Preis leiten lassen. Die Ausstattung sagt<br />

viel über die Qualität und den (Fahr-)Komfort<br />

aus. Die Position des Elektromotors<br />

beeinflusst zum Beispiel das Fahrgefühl<br />

maßgeblich. Sollte das zusätzliche Gewicht<br />

also vorne, in der Mitte oder hinten sitzen?<br />

„Für die Balance ist ein Motor in der Mitte<br />

am günstigsten“, rät Frank Korte E-Bike-<br />

Neulingen. So befindet er sich dann meistens<br />

auch in der Nähe des Akkus – dem<br />

Lebensspender der Elektrofahrräder.<br />

80 Kilometer reichweite<br />

Leistungskonstant ist die aktuelle Generation<br />

der Lithium-Ionen-Akkus, die nach<br />

500 bis 1.000 Ladezyklen oder drei bis vier<br />

Jahren erneuert werden müssen. Aber unabhängig<br />

von Batterie und Beanspruchung<br />

legen die meisten E-Bikes eine Strecke von<br />

80 Kilometern mühelos zurück, bevor sie<br />

wieder an die Steckdose müssen. Abnehmbare<br />

Akkueinheiten lassen sich bequem in<br />

der Wohnung aufladen, wenn im Fahrradschuppen<br />

der Stromanschluss fehlt.<br />

auch hightech will gepflegt sein<br />

Wann der Akku wieder Saft braucht, verrät<br />

der Bordcomputer, über den die meisten<br />

Öff nungszeiten: Mo - Fr: 10.00-13.00 + 14.00-18.30 . Sa: 10.00-14.30<br />

Flyer i:sY Eco<br />

Der ideale Stadtfl itzer. Klein, wendig und mit einem 250<br />

Watt Mittelblockmotor von Panasonic ausgestattet. Durch<br />

den 12Ah-Akku haben Sie genügend Reichweite um jede<br />

Stadt erkunden zu können. Schiebehilfe und Speedlifter<br />

runden den Komfort im Stadteinsatz ab.<br />

2.490,-€<br />

Fahrrad Korte . Bahnhofstr.123 . 44623 Herne . Tel: 02323 - 53494 . Web: www.fahrrad-korte.de . Mail: hallo@fahrrad-korte.de<br />

20<br />

aktuellen Modelle verfügen. Den Elektromotor<br />

kontrolliert der Fahrer ebenso<br />

über das Display am Lenker. Zusätzliche<br />

Funktionen wie Geschwindigkeitsanzeige<br />

oder die Überwachung der Herzfrequenz<br />

unterstützen einige E-Bikes<br />

bereits. Trotz Hightech-Ausstattung<br />

unterscheidet sich die Pflege und Wartung<br />

eines Elektrofahrrads im Wesentlichen<br />

nicht von der eines normalen<br />

<strong>Dr</strong>ahtesels. Wegen des zusätzlichen<br />

Gewichts durch Motor und Akku sollte<br />

der Reifendruck allerdings regelmäßig<br />

überprüft werden.<br />

Probefahrt lohnt sich<br />

Damit die Freude am Fahren möglichst<br />

lange hält, empfiehlt sich eine Beratung<br />

beim Experten. Ein guter Fachhändler<br />

bietet den Kaufinteressierten auch eine<br />

Probefahrt auf dem E-Bike an. Korte:<br />

„An die Unterstützung durch einen<br />

Elektromotor – egal ob parallel zum<br />

Treten oder uneingeschränkt – muss<br />

sich der Fahrer zunächst noch gewöhnen.“<br />

Sitzt man aber erst einmal sicher<br />

im Sattel, starten E-Bike-Fahrer richtig<br />

durch – egal ob auf dem Weg zur Arbeit<br />

oder der Radtour im Grünen.<br />

Bergamont E-Line<br />

Das Pedelec Bergamont E-Line C-N360 hat außer dem<br />

Bosch-Motor ein weiteres Highlight. Wie der Name es<br />

bereits erwähnt schalten Sie bei diesem E-Bike mit der<br />

NuVinci N360 - die Gangschaltung mit einem stufenlosen<br />

Planetengetriebe. mit der NuVinci N360 = 2.299,-€<br />

mit der Shimano 8 Gang = 2.099,-€


21<br />

Du BISt eIN ruB, MeIN<br />

KIND, Du MuSSt<br />

Nach BerlIN...<br />

Neulich habe ich am Reichstag einen tollen<br />

Sportler kennengelernt. Er sitzt im Rollstuhl<br />

und nimmt an den Paralympics teil. Irgendwie<br />

kam die Rede auf mein Alter: 57. „Wirklich?“ Er<br />

war tief betroffen. „Sie sehen viel älter aus!“<br />

Dabei war ich mit dem Fahrrad unterwegs,<br />

einem Peugeotrad, von dem es in Wanne hieße<br />

- wo es gekauft worden ist -, es sei alt. Hier ist<br />

es „vintage“. Alte Sachen sind angesagt in Berlin.<br />

Alte Menschen eher nicht.<br />

Als wir eine Wohnung suchten - meine ähnlich<br />

betagte Frau (die erheblich jünger aussieht;<br />

Anm. d. L.) und ich -, zogen wir Prenzlberg in<br />

Erwägung. Wegen der schönen Gründerzeithäuser<br />

und der vielen Läden und Lokale, die<br />

allesamt aussehen, als würden sie von Tante<br />

Emma geführt. Wir haben die Idee schnell<br />

wieder fallen lassen. Wir hätten den gefühlten<br />

Altersschnitt im Kiez um gefühlte 50 Jahre in<br />

die Höhe getrieben.<br />

Was auf der Kö der Porsche, ist in Prenzlauer<br />

Berg der sportive Luxuskinderwagen, gern für<br />

Zwillinge. Das freut mich für die<br />

Rentenkassen, aber nachdem ich<br />

mir zwischen Biomarkt und Café<br />

den vierten Blauen Fleck beim Zusammenprall<br />

mit einem Kinderporsche<br />

geholt hatte, warfen Vera und<br />

ich einen Blick auf Schöneberg und<br />

Wilmersdorf. Für engagierte Prenzlberger<br />

Kinderwagenschieber sind<br />

Kinderwagenlose Luft. Es ist völlig<br />

unmöglich, mit diesen stark fokussierten Babybesitzern<br />

auch nur Blickkontakt aufzunehmen,<br />

wenn man nicht zur peer group gehört.<br />

Dabei hatten wir uns große Mühe gegeben,<br />

nicht wie Touristen auszusehen. Touristen sind<br />

für zugereiste Überzeugungsberliner, was Saupreißn<br />

früher für bayerische Biertrinker waren<br />

oder Itacker für Ruhrgebietler der Präpizzazeit.<br />

Wir hatten uns coole Sneakers zugelegt, Outdoorjacken<br />

von Patagonia, Rucksäcke von der<br />

taz und Sonnenbrillen aus den 70ern (die hatten<br />

wir noch, genauso wie die Fahrräder). Wir wurden<br />

trotzdem durchschaut. Im wahrsten Sinne<br />

des Wortes.<br />

KOLUMNE: BERLINER LUFT <strong>ID55</strong><br />

In Wilmersdorf („Wilmersdorfer Witwen...“), Schöneberg<br />

oder Dahlem fühlten wir uns dann aber auch nicht<br />

wohl, zumal wir uns an die Räder, die Rucksäcke und die<br />

Outdoorjacken inzwischen gewöhnt hatten. Dort hätten<br />

wir auf Nerzkrägelchen respektive Harvard-Professoren-<br />

Outfit (Cordhose, Tweedsakko) umrüsten müssen, um<br />

womöglich schnell assimiliert zu werden. Vielleicht wäre<br />

aber auch trotz Verkleidung nichts daraus geworden. Die<br />

Leute in den dortigen kleinen Cafés wirken alle, als wären<br />

sie seit Jahrhunderten in genau diesem Kiez angewachsen<br />

– und könnten Westdeutsche sofort als solche erkennen.<br />

Wir haben uns dann für Mitte entschieden. Da fallen<br />

Touristen nicht auf. Hier gibt es keine Einheimischen.<br />

Dafür tönt es dauernd englisch, italienisch, finnisch<br />

und so weiter.<br />

Für RUBs wie uns ist die Berliner Mitte ein ideales Pflaster.<br />

RUB gleich „Reifer Urban Bohemien“. Die Straßen<br />

und Trottoirs sind breit und gut beleuchtet, Steigungen<br />

gibt es nicht. U- und S-Bahnen, Busse und Trams fahren<br />

ständig und überall. Alle Häuser haben Aufzüge und<br />

sind ohnehin nicht hoch. Frühstück gibts bis 16 Uhr und<br />

Museen wie Strandkörbe in Timmendorf. Der Autoverkehr<br />

ist kleinstädtisch ruhig. Gemütlich. Oft sind ganze<br />

Straßenzüge gesperrt, weil der Papst oder der Präsident<br />

von Kaskanistan Berlin die Ehre gibt. Ein Flaneur- und<br />

Fahrradfahrerparadies.<br />

Zumal an jeder Ecke ein Fahrradladen nicht nur seine Hilfe<br />

anbietet, sondern auch jedes nur denkbare Sondergefährt<br />

und Accessoire. Das <strong>ID55</strong>-gerechte unumfallbare <strong>Dr</strong>eirad-<br />

Pedelec mit eingebautem GPS und Inkontinenzvorsorge<br />

habe ich nur deshalb nicht gefunden, weil ich (noch) nicht<br />

danach gesucht habe.<br />

Herner in der Hauptstadt:<br />

„Vorwärts“-Chefredakteur und<br />

<strong>ID55</strong>-Autor Uwe Knüpfer lebt<br />

seit 2010 mit seiner Ehefrau<br />

Vera an der Spree.<br />

Wer meint, im Alter<br />

durchaus arbeiten zu<br />

sollen, aber nicht immer<br />

und nicht zuviel, und<br />

dabei nicht unbedingt<br />

Geld verdienen will, ist<br />

in Berlin überall richtig.<br />

In Mitte hilft es, wenn<br />

er sich ein iPad oder ein<br />

Ultrabook zulegt und<br />

seine 70er Jahre Sonnenbrille<br />

aufsetzt. Jetzt<br />

noch kreativ gucken,<br />

um 15 Uhr frühstücken<br />

gehen – und du kannst<br />

Kennedy zitieren: „Ich<br />

bin ein Börliner.“<br />

Übrigens wird auch der<br />

letzte Weg nicht lang: Berlin ist voller Friedhöfe.<br />

Seid herzlich gegrüßt von Uwe Knüpfer


<strong>ID55</strong> BESTE ZEITEN<br />

DIe BeSte<br />

zeIt IN<br />

MeINeM leBeN<br />

Das Essener generationenkulthaus verbindet<br />

arbeiten, Freizeit und neue Wohnformen<br />

über alle altersgrenzen hinweg<br />

Von Regina Völz<br />

Fotos: Marco Stepniak<br />

zwischen Super-Highheel-Shop und<br />

lässigem Jeansladen, zugegebenermaßen<br />

in einer etwas angeschmuddelten Ecke<br />

der Essener Innenstadt mit leerstehenden<br />

Ladenlokalen, Graffiti und abgefetzten<br />

Plakaten, da steht es: das Generationenkulthaus.<br />

Ein ehemaliges Bürogebäude,<br />

Architektur der 70er, die schlichte Alu-<br />

Fassade wechselt<br />

sich mit durchgängigen<br />

Fensterreihen<br />

ab. Und die lange<br />

Schaufensterfront<br />

verrät nicht, um<br />

was es sich handelt.<br />

Ein lilafarbenes<br />

Kostüm auf einer<br />

Schneiderpuppe<br />

zieht die Aufmerksamkeit<br />

der<br />

Passanten auf sich,<br />

daneben kunstvoll<br />

drapiert ein feiner<br />

Stoff und viele, viele Kleinteile, Schmuck,<br />

Taschen, Kissen, Möbel in schönen Formen<br />

und Farben. Durch das Fenster wird<br />

der Blick ins Ladeninnere gezogen – was<br />

soll das nur sein? Kleiderständer, Regale,<br />

Sitzecken, vielfältigstes Interieur.<br />

Ein großes Holzbüfett im Kolonialstil mit<br />

Tresen davor bildet das Zentrum. Hier<br />

sitzt Uschi Völker. Mit kessem Hut, modischer<br />

Jacke, Wimpern getuscht und Mund<br />

geschminkt. Die kleine ältere Dame trinkt<br />

einen Capuccino und unterhält sich mit<br />

Gabriela Eichwald, die hinterm Tresen<br />

steht. Sie ist die Chefin vom „Café Kakao“<br />

und organisiert die Ladengemeinschaft im<br />

Generationenkulthaus.<br />

„Wir sind ein Shop-in-Shop-System, nur<br />

ohne Wände“, erklärt die resolute 48-Jäh-<br />

rige. „Eigentlich sind wir so wie das große<br />

Einkaufszentrum am Limbecker Platz.”<br />

Und eigentlich genau der Gegentrend,<br />

denn hier gibt es nur individuelle, kleine<br />

und feine Angebote und nicht wie sonst<br />

in den Innenstädten überall das gleiche<br />

von H&M bis Zara. Zur Zeit gehören acht<br />

Einzelhändler zur Ladengemeinschaft –<br />

die Post mit DHL-Filiale nicht eingerech-<br />

net. Uschi Völker wird hier demnächst<br />

auch selbstentworfene und gefertigte Hüte<br />

anbieten. Aber erstmal muss sie richtig<br />

ankommen. Denn Uschi Völker trinkt hier<br />

nicht nur ihren Kaffee, sie wohnt auch<br />

im Generationenkulthaus. Die 69-Jährige<br />

ist erst kürzlich eingezogen – in eine der<br />

Wohnungen in der vierten Etage. Warum?<br />

Weil sie alleine so traurig war. Jahrelang<br />

hatte sie ihren kranken Mann gepflegt, vor<br />

einem Jahr ist er gestorben.<br />

„alles wie gewünscht“<br />

Ihr neuer Nachbar Wolfgang Nötzold ist<br />

von Anfang an dabei. Er hat hier seinen<br />

Platz. „Alles wie gewünscht: gute Aussicht,<br />

Westseite, kleine Wohnung und<br />

viel Leben“, sagt der 65-Jährige, und er<br />

weiß, wovon er spricht. Die letzten neun<br />

Jahre vor seiner Pensionierung arbeitete<br />

er bei ZWAR, die Buchstaben stehen<br />

als Abkürzung für „Zwischen Arbeit und<br />

Ruhestand“. Diese Institution, vom Land<br />

NRW gefördert, berät Kommunen dabei,<br />

was sie tun müssen, damit ihre Bewohner<br />

zwar älter werden, aber trotzdem aktiv<br />

bleiben können. Und welche Angebote<br />

22<br />

Wolfgang Nötzold hat seinen Platz gefunden: in<br />

seiner Wohnung im Generationenkulthaus.<br />

dazu die sogenannte „offene Altenhilfe“<br />

machen kann.<br />

Das Generationenkulthaus ist für Wolfgang<br />

Nötzold ein „bundesweit einzigartiges<br />

Projekt“. Vor allem deswegen, weil es<br />

sich eben nicht nur an ältere Menschen<br />

richtet und nicht nur den Freizeitbereich<br />

einbezieht, sondern Arbeiten und Leben,<br />

Freiheit und Gemeinschaft verbindet. „Gelebte<br />

Gemeinschaft findet hier statt“, sagt<br />

der engagierte Mann. Große blaue Augen<br />

strahlen unter weißem vollen Haar. Wolfgang<br />

Nötzold ist ein Aktivist, vielleicht<br />

war er sogar mal „Workaholic“. Jedenfalls<br />

erzählt er, dass sein letzter Berufsabschnitt<br />

eigentlich sein fünfter Beruf war. Lehrer,<br />

Therapeut, Hausmann, Unternehmer und<br />

Kommunikative Zentrale: das „Café Kakao“ (links) in der Ladengemeinschaft. Stöbern ist hier erwünscht (Mitte). Gute Aussichten vom Balkon der co-working<br />

Etage mit Rutschenzugang (rechts).<br />

Berater in Bildungssachen. Er war engagiert<br />

in der Anti-Atom und der Ökobewegung,<br />

und natürlich will er nach seinem<br />

Berufsleben nicht aufhören.<br />

In seiner kleinen Wohnung mit dicken<br />

farbenfrohen Berberteppichen hängen am<br />

weißen Holzschrank Eintrittskarten und<br />

Veranstaltungshinweise für Vorhaben der


23 BESTE ZEITEN <strong>ID55</strong><br />

nächsten Tage: Geschichtsvortrag in der<br />

Volkshochschule, Konzert in der Philharmonie<br />

und der Termin für die „Spaziergangspaten“.<br />

Das ist auch so eine Aktion,<br />

die anders leben im Alter ermöglicht.<br />

Gerade erst gestartet von Seniorenbeirat<br />

und Gesundheitskonferenz. Der Neu-Essener<br />

hat sich als Anbieter angeschlossen.<br />

Gemeinsam mit einer Mitbewohnerin aus<br />

dem Haus steht er einmal in der Woche zu<br />

einer festgelegten Zeit vor dem Generationenkulthaus<br />

und wartet auf Menschen,<br />

die mit ihm durch den Stadtteil spazieren<br />

gehen wollen.<br />

Seinen Umzug von Dortmund in die Essener<br />

Innenstadt bereut er nicht. „Ist doch<br />

toll hier mit den vielen Kneipen und Kinos“.<br />

Die jüngere Tochter arbeitet bei der<br />

Stadt Essen. Sie kommt ab und zu vorbei<br />

„oder wir gehen zusammen essen. Ihr gefällt<br />

es hier“, stellt Wolfgang Nötzold fest.<br />

Die ältere Tochter (44) war noch nicht da.<br />

Sie lebt mit ihren drei Kindern in der Nähe<br />

von Münster. „Die hat nicht so viel Zeit, da<br />

fahr‘ ich eher mal hin“.<br />

„Das kann gehen!“<br />

Wolfgang Nötzold kennt eigentlich alle<br />

Wohnformen: In WGs, mit Familie, zuletzt<br />

hat er alleine gewohnt. Aber als die<br />

Arbeit dann weg war, fand er das blöd. Er<br />

wollte Gemeinschaft haben, ohne eingeengt<br />

zu sein und ist nun überzeugt: „Das<br />

kann gehen!“ Wenn man die Appartements<br />

im Haus ansieht, kann man auf<br />

keinen anderen Gedanken kommen: Hier<br />

leben Individualisten. Und natürlich nicht<br />

nur Ältere. Und nicht nur Alleinstehende.<br />

Franz und seine 10-jährige Tochter Lilly<br />

zum Beispiel. Sie gehören zu den ersten<br />

Mietern wie Wolfgang Nötzold. Bevor er<br />

hier einzog, kannte er niemanden. Jetzt ist<br />

man beim Du und eben doch sehr verbunden<br />

durch das gemeinsame Experiment –<br />

das Generationenkulthaus.<br />

Uschi Völker hat erst mal nur einen befristeten<br />

Mietvertrag abgeschlossen. Sie<br />

weiß noch nicht, ob das Haus wirklich<br />

was für sie ist. Ihre Wohnung ist schwarzweiß<br />

gehalten, edel ausgestattet und in den<br />

Details ein bisschen verspielt. Ihre eigenen<br />

Kunstwerke, große Rahmen mit Collagen,<br />

hängen an der Wand. In einem Rahmen<br />

hat sie zum Beispiel das letzte Hemd ihres<br />

Mannes verarbeitet. „Das musste ich machen“,<br />

sagt sie, „das hat mir geholfen“. Und<br />

es wirkt nicht deprimierend oder düster,<br />

sondern avantgardistisch und warm.<br />

Ganz anders sieht es bei Marga Weindorf<br />

aus. Auch die 74–Jährige hat eine<br />

Wohnung in der vierten Etage. 35 Quadratmeter<br />

groß, fast rundum Fenster, bunt<br />

und üppig geschmückt. An den Wänden<br />

kaum ein freier Platz. Ihre Handarbeiten<br />

füllen den Raum: Gobelins und Häkeldecken,<br />

große Seidenblumensträuße. An<br />

der einen Seite steht ihre alte Küchenzeile,<br />

an der anderen der Wohnzimmerschrank.<br />

Hell und freundlich ist ihr neues<br />

Zuhause mit der weiten Aussicht über<br />

die Dächer von Essen und in den blauen<br />

Himmel. Vor den großen Fenstern stehen<br />

ihre zwei Nähmaschinen. Marga Weindorf<br />

könnte sich die Miete hier eigentlich<br />

Zwangloses Zusammentreffen in der Rooftop-Lounge: Marga<br />

Weindorf und Wolfgang Nötzold im Gespräch.<br />

nicht leisten, aber sie arbeitet. Als Änderungsschneiderin<br />

und als Blumenfee. Im<br />

benachbarten „Unperfekthaus“ sorgt sie<br />

für die Blumen. „Für Wolfgang näh‘ ich<br />

natürlich auch so‘n Knopp an”, sagt sie.<br />

„Der Wolfgang ist unser Organisator und<br />

kennt sich mit dem Bürokram aus.” Die<br />

kleine Frau strahlt den neben ihr stehenden<br />

Mann an.<br />

Zu den Bewohnern gehören auch Christian,<br />

der 24-jährige Tänzer vom Dortmunder<br />

Ballett-Ensemble, Patricia, die<br />

Chemikantin mit Schichtdienst, und<br />

die 19-jährige Luisa, die gerade ihr Abitur<br />

macht. Eine Mischung, die Wolfgang<br />

Nötzold schätzt und damit verbunden die<br />

zwanglose Gemeinschaft und die vielen<br />

Möglichkeiten, die sich daraus ergeben:<br />

„Neulich zum Beispiel kam von Christian<br />

die E-Mail herum ‚Backe morgen Waffeln<br />

– um 15 Uhr steht ein Berg auf dem Tisch’<br />

– da geht man dann hoch in den Gemeinschaftsraum“.<br />

Oder vorgestern, da hat er<br />

selbst gemailt: Gehe heute Abend ins Kino.<br />

Franz, Lilly und Christian kamen mit.<br />

Hinterher hatte keiner Lust, allein zu essen.<br />

Wolfgang Nötzold: „Dann holt jeder seine<br />

Sachen, und wir sitzen oben noch zwei<br />

Stunden zusammen“.<br />

„Da zieht es einen hin“<br />

Überhaupt „oben“ – das ist natürlich die<br />

Krönung: die Rooftop-Lounge. Wenn<br />

schon der Blick aus der Wohnung von<br />

Wolfgang Nötzold schön ist, so bietet die<br />

sechste Etage noch mehr und ist in der<br />

kleinstädtischen Architektur der Großstadt<br />

Essen überragend: über die Dächer<br />

der umliegenden Häuser auf das Rathaushochhaus,<br />

die türkisen Dachkuppeln der<br />

Synagoge und ganz viel Himmel...<br />

Die Terrassen-Lounge – ein echtes Pfund,<br />

mit dem das Generationenkulthaus wuchern<br />

kann. Die ist natürlich in der – zunächst<br />

recht hoch erscheinenden – Miete<br />

mit drin. Gabriela<br />

Eichwald, die gute<br />

Seele von Ladengemeinschaft<br />

und<br />

„Café Kakao“, sorgt<br />

auch hier oben für<br />

volle Kühlschränke.<br />

Daran kann<br />

sich jeder bedienen.<br />

Man schreibt<br />

auf und bezahlt<br />

hinterher – alles<br />

auf Vertrauensbasis.<br />

Bisher klappt<br />

es. Kaffeemaschine,<br />

Geschirr,<br />

Gläser – alles<br />

hier ist von feiner<br />

schlichter Eleganz.<br />

Ebenso die Sitzgruppen,<br />

die dazu<br />

einladen, sich hier<br />

oben alleine einem<br />

Buch zuzuwenden<br />

und die schöne<br />

Aussicht zu genießen<br />

oder aber sich<br />

einfach dazu zusetzen,<br />

wenn Marga<br />

Weindorf ihre<br />

bunten Wollknäuel<br />

auf einem der Tische<br />

ausgebreitet<br />

hat und Pudel Susi<br />

um ihre Füße tollt.<br />

„Die Atmosphäre<br />

des Raumes ist so<br />

schön, da zieht es<br />

einen immer hin“, sagt Wolfgang Nötzold<br />

und so scheint es auch den andern zu<br />

gehen. Die Gemeinschaft ist vom Haus<br />

gewünscht und wird ohne Zwang ermöglicht.<br />

„Marga näht mir Knöpfe an, ich<br />

leihe mir von Franz die Bohrmaschine<br />

und bringe bei ihr ein Bild an der Wand<br />

an.“ So einfach geht das. Klar, Sympathie<br />

und Abneigung spielen auch im Generationenkulthaus<br />

eine Rolle. Allerdings<br />

verbindet alle der Grundgedanke, mit<br />

unterschiedlich alten Menschen Gemeinschaft<br />

erleben zu wollen, ohne sich verpflichtet<br />

zu fühlen. Und keiner möchte<br />

hier untätig vor dem Fernseher verrotten.<br />

Und wenn einer in der schönen Gemeinschaftsküche<br />

sitzt, auf den man gerade<br />

keine Lust hat? „Dann geht man eben<br />

wieder.“ So einfach ist das.<br />

Vielleicht erst mal nach ganz unten zu<br />

Billard und Tischtennis, gepflegt und<br />

einladend. Noch etwas unbelebt wirkt<br />

der Kinoraum, auch der gehört zur Ausstattung,<br />

die in der Miete inklusive ist,<br />

ebenso wie überall im Hause verfügbares<br />

W-Lan. Hochlehnige, schwarze Ledercouchen,<br />

eine Glasvitrine über die ganze<br />

Wandbreite voll mit DVD und Videospielen,<br />

die multimediale Ausstattung inklusive<br />

Leinwand. Hier riecht es neu und<br />

unbenutzt. Im Kalender stehen wenige<br />

Einträge – übers Wochenende dreimal<br />

Annette. Da ist der Sohn zu Besuch, sie<br />

hat vorsichtshalber die Möglichkeit für<br />

Playstation und Videogames reserviert.<br />

Man könnte auch eintragen, welchen<br />

Film man sehen will, dann können andere<br />

dazu kommen...<br />

Die beste zeit in meinem leben<br />

Die erste Etage ist die WG-Etage mit 14<br />

möblierten Zimmern. Hier leben bisher<br />

acht Männer und vier Frauen zwischen<br />

19 und Mitte 50. Dabei führt der Begriff<br />

Wohngemeinschaft doch etwas in die<br />

Irre, denn es handelt sich nicht um eine<br />

große gemeinsam genutzte Wohnung.<br />

Die einzelnen Zimmer liegen alle an der<br />

Außenseite des Gebäudes und gehen mit<br />

schweren Brandschutztüren vom fensterlosen<br />

Flur ab. Die Gemeinschaftsküche<br />

für alle liegt ganz oben mit Blick über Essen.<br />

Jeweils zwei Zimmern ist ein Bad mit<br />

WC zugeordnet. <strong>Dr</strong>außen an den Türen<br />

sind die Duschzeiten vermerkt: „In der<br />

Regel 7.15 Uhr“ oder „Im Schichtdienst“<br />

ist da zu lesen. In dieser Etage gibt es<br />

auch ein Gästezimmer. „Das kann jeder<br />

auch kurzfristig nutzen“, erklärt Wolfgang<br />

Nötzold. Er übernimmt für neue Interessenten<br />

die Hausführung. Eigentlich kennt<br />

man sich aber auch so. Bisher leben ja<br />

nur 18 Menschen hier: Dazu gehört der<br />

28-jährige Unternehmer mit mehreren<br />

Angestellten aus der Software-Branche<br />

ebenso wie die 51-jährige Freiberuflerin<br />

oder der 23 Jahre alte Studierende. Sie<br />

leben Tür an Tür auch mit Marga. Die<br />

kleine rüstige Rentnerin strahlt über das<br />

ganze Gesicht und gesteht: „Das ist für<br />

mich hier jetzt die beste Zeit in meinem<br />

Leben. Ich bin so glücklich und dankbar.”<br />

faKteN:<br />

generationenkulthaus in essen<br />

Ein Projekt von Reinhard Wiesemann,<br />

Gründer und Eigentümer des<br />

Unperfekthaus<br />

Eröffnung: 27. Januar 2012,<br />

Ladengemeinschaft<br />

erste Bewohner: August 2011<br />

Wohnen: 21 (nahezu) barrierefreie<br />

Wohnungen, 34 - 65 m²,<br />

rund 20 € /Quadratmeter<br />

inkl. Gemeinschaftseinrichtungen<br />

14 WG-Zimmer, 16 - 38 m²,<br />

423 - 947 € warm/möbliert<br />

Arbeiten: Panorama-CoWorking,<br />

Schreibtisch ab 230 €/Monat<br />

Ladengemeinschaft, Shop/Schreibtisch<br />

/Fach, ab 15 €/Monat<br />

Leben: Rooftop-Lounge -<br />

mit großer Küche<br />

Kino/ Multimedia-Raum<br />

Wellness: Sauna, Massage, Billard,<br />

Tischtennis, Café Kakao<br />

Investition Umbau: 4 Millionen Euro<br />

eine Aktion des Unperfekthaus/<br />

Reinhold Wiesemannn<br />

Vormittag der offenen Tür:<br />

jeden 1. Samstag im Monat 11-13 Uhr<br />

www.generationenkult.de


<strong>ID55</strong> BESTE ZEITEN<br />

Der DIreKte weg<br />

zu Mehr<br />

BeweglIchKeIt<br />

Biele krankengymnastik aus Herne unterstützt<br />

als eine von 40 Praxen bundesweit eine Studie,<br />

die die Physiotherapie in Deutschland verändern<br />

könnte<br />

Schnell, sicher und kostengünstig<br />

zurück zur Beweglichkeit – das ist<br />

die optimale Therapie für Patient, Therapeut<br />

und Krankenkasse. Einen neuen<br />

Weg dorthin beschreiten die gesetzliche<br />

Krankenkasse BIG direkt und der Bundesverband<br />

Selbständiger Physiotherapeuten<br />

in einer gemeinsamen Studie<br />

mit 40 Praxen in Berlin und Westfalen-<br />

Lippe. Sie prüfen, wie effizient es wäre,<br />

würden Physiotherapeuten selbst in<br />

Zukunft über Art, Dauer und Häufigkeit<br />

der Anwendungen entscheiden. „Biele<br />

Krankengymnastik“, der größte private<br />

Anbieter physiotherapeutischer Leistungen<br />

in Herne, beteiligt sich an der<br />

Untersuchung.<br />

Mit vier Praxisstandorten zwischen 200<br />

und 600 Quadratmetern, 45 Angestellten<br />

und den vielfältigen Spezialisierungen<br />

der 35 Physiotherapeuten behauptete<br />

sich Inhaber Christoph Biele im Auswahlverfahren.<br />

Fünf Jahre lang stehen<br />

seine Mitarbeiter nun auf dem Prüfstand.<br />

Bei Patienten der BIG direkt, die vom Arzt<br />

zur Krankengymnastik geschickt werden,<br />

entscheidet der behandelnde Physiotherapeut<br />

in dieser Zeit selbst, in welcher Form,<br />

wie lange und wie häufig die Anwendungen<br />

stattfinden. Sollte sich am Ende<br />

herausstellen, dass dieser Weg die Heilung<br />

schneller und kostengünstiger vorantreibt,<br />

könnte dies das Gesundheitssystem im<br />

Bereich der Physiotherapie tiefgreifend<br />

verändern, so Biele.<br />

Mehr autonomie wagen<br />

„In anderen Ländern ist es ganz normal,<br />

dass die Patienten direkt zum Physiotherapeuten<br />

gehen“, sagt der 47-Jährige, der mit<br />

Ehefrau Christiane die Praxen leitet. Nach<br />

dem Heilpraktikergesetz von 1939 ist die<br />

Krankengymnastik in Deutschland jedoch<br />

als Hilfsberuf dem Arzt unterstellt. Selbständiges<br />

Therapieren ohne ärztliche Verordnung<br />

ist ihnen untersagt. Zwar geben<br />

die relativ jungen Bachelor- und Masterstudiengänge<br />

in Bochum, Osnabrück und<br />

Magdeburg Physiotherapeuten internati-<br />

Nicht das Alter im<br />

Personalausweis,<br />

sondern die Lust<br />

an Bewegung und<br />

Gemeinschaft zählt:<br />

Deshalb entwickelte<br />

Christoph Biele<br />

gemeinsam mit der<br />

Hochschule für Gesundheit<br />

in Bochum<br />

ein neues Konzept<br />

für Rehasport<br />

55plus. Am neuen<br />

Standort in Röhlinghausen<br />

finden dazu<br />

regelmäßig Gruppentrainings<br />

statt.<br />

onal anerkannte Abschlüsse an die Hand.<br />

An der Gesetzeslage ändert der akademische<br />

Titel jedoch nichts.<br />

Mehr Verantwortung für<br />

Physiotherapeuten<br />

Biele, der 20 Jahre nach seiner staatlichen<br />

Anerkennung zum Physiotherapeuten 2010<br />

den Bachelor of Science machte, wünscht<br />

sich mehr Verantwortung für die Physiotherapeuten,<br />

weiß aber auch um die Risiken:<br />

„Der Therapeut muss zuverlässig erkennen<br />

können, ob die Beschwerden des Patienten<br />

Ursachen haben, die ein Arzt behandeln<br />

muss, und ihn entsprechend weiterleiten.“<br />

Auf der anderen Seite: „Viele Krankenhäuser<br />

rühmen sich mit der hohen Anzahl an<br />

Schulteroperationen. Ein Großteil dieser<br />

Eingriffe, die häufig an aktiven Älteren vorgenommen<br />

werden, könnte durch Krankengymnastik<br />

verhindert werden, leider überweisen<br />

die Ärzte die Betroffenen zuerst ans<br />

Krankenhaus.“<br />

Spezialtraining rehasport 55plus<br />

Wer zu Biele kommt, wird nicht nach seinem<br />

Alter im Personalausweis beurteilt. „Wir<br />

bewerten Patienten nach ihrer Teilhabe am<br />

Leben“, so der 47-Jährige. „Wenn eine 91-Jährige<br />

ihre 95-jährige Schwester pflegt und<br />

Besorgungen macht, bekommt sie von uns<br />

die Therapie, die sie wieder aktiv am Alltag<br />

teilnehmen lässt.“ Zu den wachsenden Problemen<br />

im Alter zählt das Risiko von Knochenbrüchen<br />

nach Stürzen. Deshalb entwickelt<br />

das Biele-Team speziell für die Gruppe<br />

55plus in Kooperation mit der Hochschule<br />

für Gesundheit in Bochum ein neues Konzept<br />

für Rehasport. Tests und Übungen wie<br />

das Absolvieren eines Parcours bilden ab,<br />

wie fit die Patienten, die meist Unfälle oder<br />

Rückenbeschwerden hinter sich haben, sind.<br />

Zirkeltraining verbessert Beweglichkeit,<br />

Kraft, Ausdauer und Balance.<br />

24 24<br />

Mehr Spaß in gemeinschaft<br />

Um die Teilnehmer verstärkt zu motivieren,<br />

finden die Trainings ein- bis<br />

zweimal pro Woche in Gruppen von<br />

zehn Personen statt. „Der soziale Faktor<br />

hilft vielen Patienten dabei, mehr<br />

Spaß an den Übungen zu entwickeln<br />

und den inneren Schweinehund zu<br />

überwinden“, so Biele. Die Bochumer<br />

Studenten haben das Trainingsprogramm<br />

gemeinsam mit den Physiotherapeuten<br />

konzipiert und begleiten<br />

die Kurse dauerhaft, um die Erfolge<br />

anschließend auszuwerten. Interessierte<br />

können sich in der Praxiszentrale im<br />

ehemaligen Wanne-Eickeler Finanzamt,<br />

Edmund-Weber-Straße 210 in<br />

Röhlinghausen, melden.<br />

zur Person<br />

Christoph Biele (*1964 in Darmstadt)<br />

erhielt 1990 die Staatliche Anerkennung<br />

zum Physiotherapeuten<br />

in Bochum. Berufsbegleitend absolvierte<br />

er 2010 ein Bachelor-Studium<br />

der Physiotherapie in Osnabrück.<br />

Den Schritt in die Selbständigkeit<br />

wagte der Wahl-Wanne-Eickeler<br />

1995 in Röhlinghausen. Gemeinsam<br />

mit Ehefrau Christiane, ebenfalls<br />

Physiotherapeutin, betreibt er heute<br />

vier Praxen in Herne, Wanne-Eickel<br />

und Recklinghausen, die größte<br />

davon seit Anfang 2012 auf 600 qm<br />

im ehemaligen Finanzamt Wanne-<br />

Eickel. In seiner Freizeit engagiert<br />

sich der Vater von drei Kindern u. a.<br />

im Rotary Club Herne.<br />

Praxisadressen<br />

Edmund-Weber-Straße 210,<br />

44651 Herne, Tel.: 02325 – 6 26 31<br />

Bochumer Straße 80,<br />

44623 Herne, Tel.: 02323 – 95 95 00<br />

Schaeferstraße 9,<br />

44623 Herne, Tel.: 02323 – 919 11 90<br />

Herner Straße 160,<br />

45659 Recklinghausen,<br />

Telefon: 02361 – 90 40 7 82<br />

Mehr Informationen<br />

www.biele-kg.de<br />

www.big-direkt.de<br />

www.ifk.org


25<br />

cleVereS<br />

KoNDItIoNStraININg<br />

SteIgert<br />

leBeNSerwartuNg<br />

täglich 30 Minuten Bewegung halten körper und geist dauerhaft in Schwung<br />

Von <strong>Dr</strong>. Markus Bruckhaus-Walter<br />

Wer sich täglich 30 Minuten lang<br />

sportlich betätigt und so die<br />

Durchblutung des Körpers fördert, steigert<br />

sowohl die körperliche als auch die<br />

geistige Leistungsfähigkeit und damit<br />

die Belastbarkeit im Alter. Die Folge sind<br />

ein gesteigertes Wohlbefinden, ein gestärktes<br />

Immunsystem und persönliche<br />

Zufriedenheit. Die Lebenserwartung wird<br />

positiv beeinflusst und kann sich verlängern.<br />

Medikamente können dieses nur<br />

bedingt bewirken.<br />

„Mens sana in corpore sano“ – ein gesunder<br />

Geist in einem gesunden Körper –<br />

beschreibt damit eine der ältesten „Anti-<br />

Aging“-Methoden. Sport kennt kein Alter,<br />

egal, ob man seine Lieblingssportart fortsetzen<br />

oder etwas Neues beginnen möchte.<br />

Wenn die körperlichen Voraussetzun-<br />

gen ärztlich kontrolliert wurden und die<br />

gesundheitliche Unbedenklichkeit besteht,<br />

steht dem Beginn oder der Wiederaufnahme<br />

nichts mehr im Weg.<br />

Innovative trainingsgeräte<br />

Herz-Kreislauf- und Lungenerkrankungen<br />

wie Bluthochdruck, Herzkranzgefäßverengungen,<br />

Asthma, Chronische Bronchitis<br />

sowie Diabetes, Übergewicht oder der Zustand<br />

nach einem Schlaganfall sind keine<br />

Hindernisgründe. Auch für Patienten mit<br />

Gelenkverschleiß und Wirbelsäulenproblemen<br />

gibt es individuell geeignete Sportarten<br />

zum Beispiel mit Hilfe innovativer<br />

und sich an Beschwerden orientierender<br />

Trainingsgeräte.<br />

Muskulatur geht zurück<br />

Betrachten wir zunächst die physiologischen,<br />

demografischen und altersentsprechenden<br />

Veränderungen. Körperlich<br />

geprägte Berufe reduzierten sich durch<br />

den ökonomischen Wandel. Dienstleistungen<br />

und „Kopfarbeiten“ nahmen zu. Mit<br />

der Automatisierung und der Wohlstandsernährung<br />

wuchs die Gewichtszunahme.<br />

Mit zunehmendem Alter verteilt sich<br />

das Körperfett um. In die zurückgehende<br />

Muskulatur lagert sich Fett ein. Die Elastizität<br />

des Gewebes lässt ebenso nach wie<br />

Hormone (Testosteron), die die Belastung<br />

unterstützen. Das Ausmaß der Aktivitäten<br />

wird zudem durch Veränderungen an Gelenken<br />

und Muskeln begrenzt. Jenseits der<br />

50 beginnt obendrein der naturbedingte<br />

Schwund der motorischen Fitness. Kondition,<br />

Kraft und Schnelligkeit lassen nach.<br />

Die Dauer und die Intensität der Belastung<br />

verändern sich.<br />

ziele individuell festlegen<br />

Hier lässt sich jedoch gegensteuern – zum<br />

Beispiel durch ein ausgewogenes Konditionstraining.<br />

Es ermöglicht eine Steigerung<br />

der Lebenserwartung bis zu fünf<br />

Jahre, wenn das Trainingsziel realistisch<br />

definiert wird. Jede Altersklasse sollte sich<br />

individuelle Ziele setzen und sich über den<br />

Erfolg entsprechend freuen. Diese Vorgaben<br />

beinhalten, dass<br />

der Sporttreibende<br />

Zeitaufwand, Nutzen,<br />

mögliche Kosten und<br />

Risiken zum Erreichen<br />

persönlich abwägt<br />

und festlegt, wie viel<br />

er investieren möchte.<br />

Extremsportarten<br />

sollten auf keinen Fall<br />

dazugehören.<br />

auf gesunde<br />

zähne achten<br />

In den Spitzenklassen<br />

erreichte Verbesserungen<br />

der<br />

Resultate übertragen sich auf sämtliche<br />

Altersklassen. Dieses spiegelt sich in der<br />

Repräsentanz der stetig größer werdenden<br />

Anzahl von älteren Joggern, Walkern<br />

oder Marathonläufern wider. Dabei sollte<br />

jedem klar sein, dass trotz des momentanen<br />

vermehrten Aufwands keine lebenslange<br />

Kompensation erreicht wird. Zum<br />

Trainingsplan gehören in jedem Fall das<br />

Einplanen längerer Erholungsphasen, die<br />

Kohlehydrataufnahme zum Auffüllen der<br />

Kohlehydratspeicher, eine abwechslungs-<br />

und vitaminreiche Ernährung sowie eine<br />

angepasste Trinkmenge zum Ausgleich<br />

des Flüssigkeitsverlustes nach der Belastung.<br />

Für den „Normalo-Sportler“ reichen<br />

Apfelschorle, alkoholfreies Weizenbier,<br />

Mineralwasser, Obst und Müsliriegel. Die<br />

Trinkmenge richtet sich nach dem persönlichen<br />

Durstgefühl. Bei Unsicherheit<br />

kann das Wiegen – vorher und nachher<br />

– eine Richtschnur sein. In der Kenntnis,<br />

dass muskuläre Probleme wie Zerrungen<br />

zunehmen können, sollte das Sportprogramm<br />

ausgewogen erfolgen. Auch die<br />

Mundgesundheit sollte beachtet werden.<br />

Kranke Zähne und ein entzündetes Zahnfleisch<br />

sind mögliche Eintrittspforten für<br />

Krankheitserreger und somit leistungseinschränkend.<br />

Ein sanierter Zahnstatus ist<br />

ebenso Grundvoraussetzung wie auch eine<br />

der Sportart angepasste Bekleidung. Vor<br />

und während der Belastungsphasen sorgt<br />

der Hausarzt mit speziellen Check-ups für<br />

gesundheitliche Sicherheit.<br />

Prävention und rehabilitation<br />

Wer sich mit Köpfchen bewegt, verbindet<br />

Prävention und Rehabilitation. Im Herz-<br />

Kreislaufbereich fördert Sport die Belastungsfähigkeit.<br />

Als Osteoporose-Prophylaxe<br />

beugt Bewegung Knochenbrüchen vor.<br />

Gelenkfreundliche Fitnessgeräte erhöhen<br />

die Mobilität. Beckenbodengymnastik<br />

schützt vor Inkontinenz, besonders wirksam<br />

sind Pilates-Übungen. Unterstützt<br />

wird der Einstieg in ein bewegtes Leben<br />

durch vielfältige von den Krankenkassen<br />

geförderte Sport-, Reha- und Funktionstrainingsangebote.<br />

Ideale Möglichkeiten<br />

bieten auch die Sportvereine oder lokale<br />

Lauftreffs, die über das Internet jederzeit<br />

zu finden sind.<br />

BESTE ZEITEN <strong>ID55</strong><br />

Sport, Spaß, langes Leben: Wer sein Trainingsziel – zum Beispiel beim Radfahren oder<br />

Schwimmen – maßvoll definiert und dauerhaft im Auge behält, kann seine Lebenserwartung<br />

um bis zu fünf Jahre steigern.<br />

zur Person<br />

<strong>Dr</strong>. med. Markus Bruckhaus-Walter,<br />

1964 in Dortmund geboren, studierte<br />

Medizin in Brüssel und Bochum.<br />

Nach der internistischen und chirurgischenAssistenzzeit<br />

im<br />

Krankenhaus<br />

folgte 1996 die<br />

Niederlassung<br />

als hausärztlicher<br />

Facharzt<br />

für Allgemeinmedizin,<br />

Sportmedizin<br />

und Naturheilverfahren<br />

in Herne. 2007 gründete Bruckhaus-<br />

Walter mit anderen das Hausarztzentrum<br />

„hernerhausaerzte“ am Bahnhof.<br />

Ein Schwerpunkt ist u.a. die Betreuung<br />

von Sportlern und Vereinen.<br />

www.hernerhausaerzte.de


früh erKeNNeN –<br />

gezIelt BehaNDelN<br />

rheumaticon ® im JosefCarree: Weniger Schmerzen –<br />

bessere Beweglichkeit – mehr Wohlgefühl<br />

Der griechische Philosoph Heraklit<br />

erkannte den Zusammenhang<br />

zwischen Wohlgefühl und Beweglichkeit<br />

bereits vor über 2.500 Jahren. Er formulierte<br />

schon damals einen wichtigen<br />

Grundsatz für die ganzheitliche Medizin:<br />

Panta rhei – alles fließt. Wir fühlen<br />

uns dieser Erkenntnis verpflichtet und<br />

haben mit dem rheumaticon® im Josef-<br />

Carree des Universitätsklinikums St.<br />

Gelenkrheuma durch gezielte Frühdiagnostik<br />

eindämmen: Die offene Magnet-<br />

Resonanz-Tomographie kann zwischen<br />

Gelenkentzündung, Gelenkverschleiß<br />

und Gicht unterscheiden.<br />

Josef-Hospital Bochum eine privatärztliche<br />

Praxis gestaltet, die auf Früherkennung<br />

rheumatischer Erkrankungen<br />

spezialisiert ist. Dort nutzen Patienten<br />

eine Kombination medizinischer Diagnose-<br />

und Therapiegeräte, wie sie im<br />

deutschsprachigen Raum sehr selten ist.<br />

Dazu gehören u.a. ein offenes Gelenk-<br />

MRT, eine Ganzkörper-Kältekammer,<br />

ein Rheumascan sowie Knochendichtemessung<br />

mittels DXA und Galileo-<br />

Trainingsgerät.<br />

Rheumakranke jeden Alters erfahren im<br />

rheumaticon® umfassende Betreuung<br />

und Behandlung nach neuesten medizinischen<br />

Erkenntnissen. Notwendige<br />

Zusatzbehandlungen sind dort jederzeit<br />

möglich. Im neuen JosefCarree können<br />

Patienten über das Wochenende oder<br />

bis zu zwei Wochen auf einer Privatstation<br />

betreut werden. Wir sehen darin<br />

zeitgemäße „one-stop“-Medizin auf<br />

höchstem Niveau.<br />

Das rheumaticon® in Bochum gehört zu<br />

unserer überörtlichen Gemeinschaftspraxis<br />

für Rheumatologie in Herne, die<br />

allen Versicherten offensteht. Diese<br />

ist mit drei Fachkollegen an zwei Betriebsstätten<br />

aktiv. Dabei handelt es<br />

sich um die Praxis im Ärztehaus am EVK,<br />

Wiescherstr. 20, in Herne-Mitte und die<br />

Praxis im Rheumazentrum Ruhrgebiet in<br />

Herne-Eickel,Landgrafenstr.15.<br />

An beiden Praxisstandorten sind <strong>Dr</strong>. med<br />

Ludwig Kalthoff und <strong>Dr</strong>. med. Friedrich<br />

Dybowski als Fachärzte für Innere Medizin<br />

mit dem Schwerpunkt Rheumatologie<br />

tätig. <strong>Dr</strong>. med. Liane Hein ist an beiden<br />

Der Mann, der aus der Kältekammer kam: Extreme, trockene Kälte<br />

lindert schmerzhafte Entzündungen in Gelenken und Muskeln.<br />

Betriebsstätten als langjährig rheumatologisch<br />

tätige Fachärztin für Allgemeinmedizin<br />

und Anästhesie mit der Zusatzqualifikation<br />

in psychosomatischer<br />

Grundversorgung im Einsatz.<br />

Im Team bieten wir die komplette Diagnostik<br />

und Therapie an. Das Spektrum der<br />

häufigsten Erkrankungen umfasst Rheumatoide<br />

Arthritis, Morbus Bechterew und<br />

Frühformen, Psoriasis-Arthritis, Spondyloarthritiden<br />

(CED), Systemischer Lupus<br />

(sLE), Kollagenose Sklerodermie (Sjögren-<br />

Die Fluoreszenzbildgebung verwendet<br />

sichtbares Licht zur Diagnose, benötigt<br />

nur wenige Minuten und erfasst komplett<br />

beide Hände einschließlich der<br />

Handgelenke.<br />

26<br />

Syndrom), reaktive Arthritis (Yersinien,<br />

Clamydien, Borrelien) sowie Fibromyalgie<br />

(nichtentzündliche Schmerzerkrankung).<br />

Unsere Methoden zur Früherkennung<br />

und gezielten Behandlung sind darüber<br />

hinaus: Gelenk-Ultraschall (inkl. Farbdoppler),<br />

immunologisches und osteologisches<br />

Labor, Röntgen des Skeletts<br />

und der Lunge (im JosefCarree).<br />

Mehr Informationen:<br />

www.rheumaticon.de<br />

www.rheumapraxis-ruhr.de


27<br />

geNeratIoN<br />

MethuSaleM?!<br />

alt und krank oder lieber fit in die kiste – noch nie<br />

waren die Chancen so groß, 100 Jahre alt zu werden<br />

Ein Zwischenruf von Ursula Bien,<br />

Biologin und Heilpraktikerin<br />

ein Kind, das heute in einem wohlhabenden<br />

Land wie Deutschland geboren<br />

wird, hat gute Chancen, 100 Jahre alt<br />

zu werden. Dies wurde 2009 in der renommierten<br />

Fachzeitschrift „The Lancet“<br />

publiziert. Fragt man aber Menschen, ob<br />

sie tatsächlich 100 Jahre alt werden möchten,<br />

stößt man auf verhaltene Begeisterung.<br />

Zu sehr ist das Alter mit der Angst<br />

vor körperlichem Siechtum, Alzheimer-<br />

Demenz und Unselbstständigkeit behaftet.<br />

Die Hoffnung, ein „fitter Alter“ zu sein,<br />

wird als nicht zu beeinflussendes Schicksal<br />

gesehen. Doch ist Verfall tatsächlich das<br />

Los jedes Alternden? Können wir nicht<br />

„anders alt werden“? Ich antworte ganz<br />

überzeugt „Ja“, aber nur, wenn wir uns des<br />

Wissens bedienen, über das die Altersforschung<br />

schon lange verfügt.<br />

„Anti-Aging“ ist möglich! Und dabei spreche<br />

ich nicht von der Beeinflussung des<br />

Alterungsprozesses im Sinne eines Jugendwahnes,<br />

bei dem sich schon 30-Jährige<br />

SCHNELL GEDRUCKT?!<br />

THAT‘S BUDDE!<br />

DEINE ARBEIT GEDRUCKT & GEBUNDEN!<br />

DIPLOMARBEIT, DISSERTATION, BACHELOR-/<br />

MASTERARBEIT, FACHARBEIT, HAUSARBEIT...<br />

...INNERHALB VON STUNDEN UND IN SUPER QUALITÄT!<br />

DEIN MOTIV AUF‘S T-SHIRT GEDRUCKT!<br />

2 T-SHIRTS WEIß, XS-XL EINS. BEDRUCKT DIN A4 FÜR NUR<br />

DEIN FOTO AUF LEINWAND GEDRUCKT - 20% RABATT!<br />

RICHTIG SCHNELL IN NUR 48 STD. UND IN BRILLANTER FOTOQUALITÄT<br />

Berliner Platz 6a<br />

44623 Herne<br />

ihre Falten mit Botox unterspritzen lassen<br />

und sich 60-Jährige einer Komplettrenovierung<br />

beim Schönheitschirurgen unterziehen.<br />

Ich spreche nicht von Schönheitsreparaturen,<br />

ich spreche von Prävention,<br />

von Altersvorsorge. Manche Anti-Aging-<br />

Ratschläge klingen vollkommen banal.<br />

Und genau das sind sie sogar. Man muss<br />

diese Tipps bloß in die Tat umsetzen.<br />

tipp Nr. 1:<br />

rauche nicht, und trinke nicht!<br />

Klingt so simpel, nicht wahr? Doch trotz<br />

Warnungen auf Zigarettenschachteln und<br />

allgemeinem Rauchverbot wird immer<br />

noch geschmaucht, was das Zeug hält.<br />

Ein Gläschen in Ehren ist durchaus mal<br />

erlaubt, doch häufiger Konsum größerer<br />

Mengen Alkohols ist in unserer Gesellschaft<br />

leider die Regel.<br />

tipp Nr. 2:<br />

höre nie auf, Dich zu bewegen!<br />

Unser Körper ist nicht nur zu Bewegung<br />

und Beanspruchung fähig, er benötigt diese<br />

Belastung sogar, um seine Funktionen<br />

erhalten zu können. „Der Mensch bewegt<br />

a-budde.de<br />

17€<br />

Tel.: 02323 - 953712<br />

a.budde@a-budde.de<br />

Mut zur Muße: Zu einem glücklichen<br />

Leben im Alter gehören<br />

Gesundheit, Gelassenheit und<br />

das Glück der Freundschaft.<br />

sich nicht weniger, weil er alt wird. Er wird<br />

alt, weil er sich weniger bewegt.“ (Gustav<br />

Schur) Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.<br />

tipp Nr. 3:<br />

In der ruhe liegt die Kraft!<br />

Es ist vollkommen legitim, sich auch<br />

einmal auszuruhen, zu „entschleunigen“.<br />

Auch Faulheit und Muße gehören zu einem<br />

sinnvollen Anti-Aging-Programm.<br />

Doch vor die Entspannung, idealerweise<br />

durch Yoga oder autogenes Training, hat<br />

die moderne Anti-Aging-Medizin die körperliche<br />

Anstrengung gesetzt. Also runter<br />

vom Sofa und erst wieder rauf, nachdem<br />

Sie sich bewegt haben!<br />

tipp Nr. 4:<br />

werde<br />

nicht fett!<br />

Bedauerlicherweise<br />

ist es so:<br />

Je älter<br />

wir werden,<br />

desto<br />

schwieriger<br />

wird es,<br />

die Figur<br />

zu halten.<br />

Wenn wir<br />

uns dann noch, wie<br />

leider immer noch<br />

von Ärzten empfohlen,<br />

mit den angeblich<br />

so guten Kohlenhydraten<br />

(Brot,<br />

Nudeln, Kartoffeln,<br />

Reis) mästen und<br />

Eiweiß aus Angst<br />

vor „Übereiweißung“<br />

meiden, ist<br />

der Super-Gau vor-<br />

programmiert. Wir verlieren immer mehr<br />

Muskeln und können unseren Zucker im<br />

Blut nicht mehr verbrennen. Folge: Übersäuerung,<br />

Zuckerkrankheit, Gefäßverkalkung,<br />

Altern.<br />

Vom dicken<br />

Brummer zur<br />

flotten Biene<br />

„Das bi(e)näre<br />

Prinzip“ – so lautet<br />

der Titel des<br />

unterhaltsamen<br />

Bestsellers, den<br />

die Herner Biologin,<br />

Heilpraktikerin und Ernährungsberaterin<br />

Ursula Bien 2009 über intelligentes<br />

Gewichtsmanagement durch weniger<br />

Kohlehydrate geschrieben hat (Shaker-<br />

Media, 24,80 Euro). Ursula Bien ist Geschäftsführerin<br />

eines Pharma-Unternehmens<br />

und hält regelmäßig Vorträge über<br />

LowCarb-Ernährung, unter anderem<br />

in der VHS Herne und in der Alten<br />

<strong>Dr</strong>uckerei Herne.<br />

BESTE ZEITEN <strong>ID55</strong><br />

tipp Nr. 5.:<br />

Sorge für Deine Mikronährstoffe!<br />

Eine optimale Versorgung mit Mikronährstoffen<br />

(Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente)<br />

ist der Schlüssel für die Gesunderhaltung<br />

unseres Körpers. Ich sehe, wie<br />

Sie jetzt skeptisch die Stirn runzeln. Wahrscheinlich<br />

sind Sie „Spiegel“-Leser und damit<br />

„aufgeklärt“. Titelte doch der „Spiegel“<br />

in einer Ausgabe von Januar 2012, alles sei<br />

nur eine „Vitamin-Lüge“. Keiner brauche<br />

Nahrungsergänzungsmittel, im Gegenteil,<br />

diese würden sogar krank machen. Ich bin<br />

jedoch davon überzeugt, dass dem „Spiegel“<br />

nicht daran gelegen ist aufzuklären. Er<br />

will Auflage machen. Nur „bad news“ sind<br />

„good news“. Für diesen Artikel wurden<br />

zweifelhafte Negativstudien zitiert, Positivstudien<br />

wurden ignoriert.<br />

Tatsache ist, dass die optimale Versorgung<br />

mit Mikronährstoffen DAS Anti-Aging-<br />

Mittel schlechthin ist. Doch damit ist<br />

nicht das blinde Einwerfen von Nahrungsergänzungsmitteln<br />

gemeint, sondern die<br />

gezielte Substitution bei einem nachgewiesenen<br />

Mangel. So sind z.B. 91 Prozent<br />

der Frauen und 82 Prozent der Männer<br />

in Deutschland nicht ausreichend mit<br />

Vitamin D versorgt (Quelle: nat. Verzehrstudie<br />

II 2008). Osteoporose und Muskelschwund<br />

im Alter müssten nicht sein,<br />

wenn hier gezielt aufgefüllt würde. Messen<br />

statt raten, das muss hier die Devise sein!<br />

Leider hat man in Deutschland diese Art<br />

der Vorsorge aus eigener Tasche zu finanzieren.<br />

Unsere Krankenkassen zahlen<br />

nur, wenn repariert werden muss, dann ist<br />

man allerdings großzügig: eine neue Hüfte,<br />

ein paar Stents und Medikamente gegen<br />

Diabetes? Kein Problem! Die Messung für<br />

Ihren Vitamin D-<br />

Spiegel müssen Sie<br />

leider selbst zahlen<br />

und wird aus eben<br />

diesem Grunde<br />

vom Großteil<br />

der Bevölkerung<br />

nicht gemacht.<br />

Später –„vom Alter<br />

gebeugt“, also mit<br />

Osteoporose und<br />

maroden Knochen,<br />

bereut man dann<br />

bitter seine Sparsamkeit.<br />

Eigentlich<br />

sind wir also im<br />

Alter das Ergebnis<br />

aller Entscheidungen,<br />

die wir<br />

in unserem Leben<br />

getroffen haben.<br />

Unseren eigenen Alterungsprozess auf der<br />

Grundlage neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse<br />

selbst mitzubestimmen, könnte<br />

daher zu den wichtigsten Entscheidungen<br />

unseres Lebens zählen.


<strong>ID55</strong> BESTE ZEITEN<br />

DIe hohe KuNSt Der<br />

eMotIoNeN<br />

Doorman, Valet Parking, Willkommensdrink:<br />

Der Projektentwickler Reinhard Ottmann<br />

erklärt, warum Luxuskinos auch im Ruhrgebiet<br />

eine „paradiesische“ Zukunft haben<br />

Herr Ottmann, heutzutage kann sich<br />

theoretisch jeder in seinen eigenen vier<br />

Wänden ein Heimkino einrichten. Hat<br />

das Kino bei ständig steigenden Eintrittspreisen<br />

da überhaupt eine Überlebenschance?<br />

Reinhard Ottmann: Im Kino hat der<br />

Film seine Heimat, und zwar im Rahmen<br />

eines magischen Gemeinschaftserlebnisses<br />

im dunklen Saal vor großer<br />

Wir bauen<br />

auf Erfahrung<br />

Mitglied im<br />

Netzwerk S<br />

Sozialimmobilien<br />

ganzheitlich<br />

betrachten<br />

Beraten – Entwickeln - Realisieren<br />

• Innovative Wohnformen im Universal Design<br />

• Sozialimmobilien für ältere und behinderte Menschen<br />

• Restrukturierung und Umnutzung von Gebäuden<br />

• Risikosteuerung von Immobilien in Deutschland und Irland<br />

• Premium-Kino als Tagungs- und Eventzentrum<br />

Leinwand. Auch wenn mobile Kinotechnik<br />

wie Fernseher, PC, Tablet und Smartphone<br />

dem klassischen Kino Konkurrenz macht,<br />

wird es in der Form des „Kinos der Zukunft“<br />

überleben, vor allem in der Premiumvariante.<br />

Kino der Zukunft – was ist damit gemeint?<br />

Reinhard Ottmann: Natürlich braucht<br />

jeder Film zum Erfolg eine gute Geschich-<br />

OTTMANN<br />

CONSULTING<br />

Reinhard Ottmann<br />

Diplom-Ökonom<br />

Jägerstraße 68<br />

D-46286 Dorsten<br />

Tel. 0 23 69 - 20 20 08<br />

Fax 0 23 69 - 20 21 92<br />

info@ro-con.de<br />

www.ro-con.de<br />

www.netzwerk-s.de<br />

www.astor-fi lmlounge.de<br />

Palast der Illusionen: Historische<br />

Kinosäle üben auf das Publikum<br />

einen magischen Zauber aus.<br />

te, die die Herzen der Zuschauer berührt.<br />

Zum anderen benötigt das Kino neben einer<br />

bestmöglichen Bild- und Tontechnik,<br />

die sich in den nächsten Jahren weiter verfeinern<br />

wird, auch eine gepflegte Ausstattung,<br />

einen sehr guten Service und damit<br />

mehr Erlebnischarakter. Dieser Premiumcharakter,<br />

der mit historischen Kinosälen<br />

hervorragend harmoniert, wurde in der<br />

Vergangenheit leider vernachlässigt.<br />

Ist die Umgestaltung von alten Standorten<br />

zu Luxuskinos mit Nostalgiecharme ein<br />

Trend, der sich durchsetzen wird?<br />

Reinhard Ottmann: Die ersten Premiumkinos<br />

im Sinne der ASTOR Filmlounge<br />

in Berlin, München und Köln wurden als<br />

Alternative zu den Massenabfertigungen<br />

und den damit verbundenen Qualitätseinbußen<br />

der großen Multiplexe entwickelt.<br />

Die Eintrittspreise in Premiumkinos<br />

sind höher, die Platzzahl ist überschaubar.<br />

Dafür genießen die Gäste jedoch neben<br />

einem sehr hohen Ausstattungsstandard<br />

klassischen Service wie in einem Luxushotel:<br />

Doorman, Valet Parking, Garderobe,<br />

Willkommensdrinks und Platzanweisung.<br />

Bis zum Hauptfilm werden am Platz köstliche<br />

Snacks und Getränke serviert. Dieses<br />

Angebot kommt sehr gut an und wird sich<br />

in Deutschland weiter durchsetzen. Als<br />

nächste Lounge wird ein ehemaliges Kino<br />

in bester Lage von Frankfurt umgebaut, in<br />

Berlin entsteht im Zoo-Palast das zweite<br />

Premiumkino, das auch bei der Berlinale<br />

wieder eine Rolle spielen wird. Auch das<br />

Ruhrgebiet wird voraussichtlich bald ein<br />

Premiumkino erhalten. Und wir suchen<br />

weitere Standorte.<br />

Ist das Konzept massentauglich oder<br />

spricht es nur eine bestimmte Gruppe von<br />

Kinogängern an?<br />

Reinhard Ottmann: Die Zielgruppe ist die<br />

Generation 40plus, vorwiegend aus Großstädten,<br />

die sich gern einen Kinobesuch mit<br />

hohem Servicekomfort gönnt, vergleichbar<br />

mit dem Besuch eines guten Restaurants.<br />

Ziel der Premiumkinos ist es doch, Menschen<br />

wieder ins Kino zu locken, die lange<br />

Zeit nicht mehr dort waren. Das gelingt<br />

sehr gut, vor allem mit so wunderbaren Filmen<br />

wie „The Artist“ oder „The Best Exotic<br />

Marigold Hotel“. Wir sehen Premiumkinos<br />

als Ergänzung zu Multiplexen und Programmkinos,<br />

nicht als Konkurrenz.<br />

28<br />

Sie entwickeln gerade die Idee, Kinos als<br />

multifunktionale Standorte zu nutzen.<br />

Reicht das Leinwandgeschehen allein<br />

nicht mehr aus?<br />

Reinhard Ottmann: Nein, leider<br />

nicht. Kinos der Zukunft sind durch<br />

das Vorführen von Filmen allein nicht<br />

mehr zu finanzieren. Die filmfreie Zeit<br />

– besonders tagsüber – muss durch<br />

Vermietung für Veranstaltungen wie<br />

Pressekonferenzen, Präsentationen,<br />

Tagungen, Kongresse sowie Events jedweder<br />

Art wirtschaftlich gefüllt werden,<br />

die die hochwertige Technik für ihre<br />

Zwecke gewinnbringend nutzen können<br />

und wollen. Weiterhin muss sich<br />

das Kino neue Inhalte eröffnen, zum<br />

Beispiel Übertragungen von Opern,<br />

Rockkonzerten, Sport-Events oder anderen<br />

Großereignissen. Auch eine enge<br />

Kooperation mit dem expansiven Web-<br />

TV ist dringend geboten. Das Kino der<br />

Zukunft entwickelt sich also zu einem<br />

digitalen und audiovisuellen Entertainmentcenter.<br />

Sie haben gerade die Marke „The Real<br />

Cinema Paradiso“ entwickelt und schützen<br />

lassen. Was verbirgt sich dahinter?<br />

Reinhard Ottmann: „The Real Cinema<br />

Paradiso“ ist eine von mir geschützte<br />

europäische Wortbildmarke für die Entwicklung,<br />

Realisierung und Promotion<br />

des „Kinos der Zukunft“, das mit den<br />

Menschen der jeweiligen Region verbunden<br />

ist und eben diesen Menschen<br />

die Idee des Kinos als „Kunst der Emotionen“<br />

mit möglichst hohem Komfort<br />

als Gemeinschaftserlebnis übermittelt.<br />

Diese Idee basiert auf „Cinema Paradiso“,<br />

einem wunderbaren, mit einem Oscar<br />

ausgezeichneten Film aus dem Jahre 1988,<br />

der sich in meinen nun 60 cineastischen<br />

Jahren zu meinem absoluten Lieblingsfilm<br />

entwickelt hat. Und nun bezeichnet<br />

er mein aktuelles Lieblingsprojekt.<br />

Das Interview führte <strong>ID55</strong>-Mitarbeiterin<br />

Anna Kalweit.<br />

Zur Person<br />

„Der Teufel mit den drei Goldenen<br />

Haaren“ legte 1955 den Grundstein<br />

für seine lebenslange Liebe zum<br />

Kino: Der Diplom-Ökonom und<br />

Projektentwickler Reinhard Ottmann<br />

importierte mit dem legendären<br />

Kino-Unternehmer Hans-Joachim<br />

Flebbe, ehemaliger Vorstand<br />

der CinemaxX AG, die europäische<br />

Form des Multiplexkinos von Gent,<br />

Belgien nach Deutschland.<br />

Für CinemaxX und CineStar entwickelte<br />

und realisierte Reinhard<br />

Ottmann fünf Multiplexe mit insgesamt<br />

16.405 Plätzen, darunter das<br />

immer noch größte deutsche Multiplexkino,<br />

das CinemaxX Essen mit<br />

16 Sälen und 5.370 Plätzen. Für weitere<br />

Kinoprojekte wie der ASTOR<br />

Filmlounge in Berlin, München und<br />

Köln war er als Berater tätig.<br />

www.ro-con.de


29<br />

VoN helDeN, MytheN uND<br />

legeNDeN<br />

Stefan Heucke komponiert für das<br />

Wagner-Jahr 2013 und arbeitet an<br />

der Zwei-Personen-Oper „iokaste“<br />

mit uraufführung 2014<br />

Inspiriert und engagiert: Der Komponist<br />

Stefan Heucke zählt zu den bekanntesten<br />

Vertretern der modernen klassischen<br />

Musik. 2007 wurde er mit dem renommierten<br />

Hans-Werner Henze-Preis ausgezeichnet.<br />

ein ganz realer Held: Im Oktober 2011<br />

würdigte Komponist Stefan Heucke<br />

Nikolaus Groß, Widerstandskämpfer gegen<br />

die Nazis, Familienvater und Journalist,<br />

mit der Uraufführung des gleichnamigen<br />

Oratoriums. Zwei Konzertsäle<br />

füllte das aufwendig produzierte Werk mit<br />

Orchester, Solisten, Chor und Kinderchor,<br />

das anschließend auf einer Doppel-CD<br />

erschienen ist. Nach dem Projekt wurde es<br />

zunächst stiller um den Wahl-Bochumer.<br />

Doch schon längst setzte er sich an seinen<br />

Schreibtisch in Italien und begann mit der<br />

Bearbeitung von neuen Stoffen.<br />

Mit seinem nächsten großen Projekt begibt<br />

sich der 53-jährige Komponist auf die<br />

Spuren einer der bekanntesten Figuren<br />

der griechischen Mythologie: Iokaste, Frau<br />

und Mutter von Ödipus, ist Mittelpunkt<br />

der ersten Zwei-Personen-Oper Heuckes<br />

mit Uraufführung 2014. Gesangliche Gestalt<br />

gibt der tragischen Heldin die international<br />

renommierte Mezzosopranistin<br />

Birgit Remmert, die bereits in Konzerthäusern<br />

auf der ganzen Welt auftrat. Eine<br />

Schauspielerin übernimmt parallel den<br />

szenischen Part. In Auftrag gegeben haben<br />

das abendfüllende Werk die Duisburger<br />

Philharmoniker, die auch schon das Oratorium<br />

„Nikolaus Groß“ 2011 zur Uraufführung<br />

gebracht hatten.<br />

Handgemachte<br />

Kompositionen:<br />

Stefan Heucke schreibt<br />

seine Partituren auf<br />

Papier.<br />

Musik für einen Kämpfer: das Oratorium<br />

Nikolaus Groß im Oktober 2011.<br />

wagner-Jahr 2013<br />

Anlässlich des Wagner-Jahres 2013 widmet<br />

sich der Hans-Werner-Henze-Preisträger<br />

darüber hinaus Richard Wagners<br />

Musikdrama „Tristan und Isolde“. Bereits<br />

im Mittelalter gehörte die Sage der hoffnungslos<br />

Liebenden zu einer der meistbearbeiteten<br />

ihrer Zeit – und ihre Motive<br />

Ehre, Treue, Liebe, Hass haben bis heute<br />

nichts an Aktualität verloren. Zur Feier<br />

des 200. Geburtstags des deutschen<br />

Komponisten präsentiert Stefan Heucke<br />

nun die Hirtenweise „Die alte Weise sehnsuchtsbang“<br />

in neuer Form. Interpretiert<br />

vom Philharmonischen Orchester Dortmund<br />

erfährt das 20-minütige Werk mit<br />

großer Wagner-Besetzung seine Uraufführung<br />

am 5. Februar 2013 im Konzerthaus<br />

Dortmund.<br />

Im Sommer 2013 stellt das Kammermusikfestival<br />

auf Schloss Cappenberg im<br />

Kreis Unna Stefan Heucke selbst ins Zentrum<br />

der Aufmerksamkeit als Composerin-residence.<br />

Exklusiv wird dort seine<br />

Bearbeitung von Wagners „Wesendonck-<br />

Liedern“ für Gesang und Streichquartett<br />

erstmals präsentiert. Die Zusammenarbeit<br />

mit der Festivalleiterin und gefeierten<br />

Violinistin Mirijam Contzen trägt<br />

allerdings bereits 2012 Früchte. Sie spielte<br />

die beiden Violinsonaten des Bochumers<br />

ein. Die CD dazu erscheint noch vor<br />

Weihnachten.<br />

Wohnen und mehr. . .<br />

z.B. ✔ Seriöse und kompetente<br />

Vermietung von Wohnungen<br />

✔ Lebenslanges Dauernutzungsrecht<br />

✔ Soziale Beratung und Betreuung<br />

WOHNUNGSVEREIN<br />

BESTE ZEITEN <strong>ID55</strong><br />

Vita<br />

International bekannt wurde der 1959<br />

in Gaildorf, Baden-Württemberg, geborene<br />

Komponist Stefan Heucke mit<br />

der Oper „Das Frauenorchester von<br />

Auschwitz“, die im September 2006<br />

uraufgeführt wurde. Im November<br />

2007 erhielt Heucke den Hans-Werner-<br />

Henze-Preis des Landschaftsverbandes<br />

Westfalen-Lippe für seine große stilistische<br />

Bandbreite sowie sein pädagogisches<br />

Engagement. Anlässlich der<br />

Kulturhauptstadt Ruhr.2010 widmete<br />

Pianist Rainer Maria Klaas dem Wahl-<br />

Bochumer einen großen Bereich in der<br />

Konzertreihe „Zeit::Reise“ zu Ehren<br />

Henzes. In demselben Jahr leitete Heucke<br />

eine Masterclass für Komposition an<br />

der University of Valdosta, in Georgia,<br />

USA, und wohnte der Welturaufführung<br />

seiner Sonate für Oboe und Klavier mit<br />

Männerchor in San Francisco bei. In der<br />

Spielzeit 2010/2011 begleitete Stefan<br />

Heucke die Niederrheinischen Sinfoniker<br />

als erster Composer-in-residence<br />

der Orchestergeschichte. Im November<br />

2010 wurde das Werk „Pater noster –<br />

Unser Vater“, zu dem Bundestagspräsident<br />

<strong>Dr</strong>. Norbert Lammert die Textvorlage<br />

lieferte, uraufgeführt. Elf Monate<br />

später erlebte das Oratorium „Nikolaus<br />

Groß“ seine Uraufführung in Duisburg.<br />

Bochumer Straße 72<br />

44623 Herne<br />

Telefon: 023 23 - 9 94 91 - 0<br />

Telefax: 023 23 - 46 08 73<br />

Internet: www.wohnungsverein-herne.de<br />

E-Mail: info@wohnungsverein-herne.de<br />

HERNE eG


<strong>ID55</strong> BESTE ZEITEN<br />

Brainfood schmeckt nicht nur lecker, sondern<br />

hält auch das gedächtnis langfristig fit<br />

„Iss dich schlau“ heißt es regelmäßig beim <strong>ID55</strong>-<br />

Genießerabend mit Spitzenkoch Daniel Birkner<br />

(„Unter Volldampf“, Vox) vom Restaurant „Herr B.“<br />

in Bochum. Während der <strong>ID55</strong>-Veranstaltungsreihe<br />

„Nachwuchs für die grauen Zellen“ schnibbeln,<br />

schälen und brutzeln die Teilnehmer gemeinsam<br />

ein köstliches <strong>Dr</strong>ei-Gänge-Menü, das die grauen<br />

Zellen wieder in Schwung bringt.<br />

Und damit auch Sie unsere Gehirnjogging-Aufgaben<br />

auf der nächsten Seite gut lösen können, finden<br />

Sie die Rezepte von Daniel Birkner hier zum<br />

Nachkochen:<br />

Feldsalat | Cashewkerne |<br />

Rote Beete | Hirschschinken<br />

Die Cashewkerne mit Thymian in Butter oder<br />

Pflanzenfett rösten und auf einem Tuch trocknen<br />

lassen, mit Salz und Pfeffer würzen. Die Rote Beete<br />

schälen, in kleine Stücke schneiden und<br />

mit etwas Schalotten und Thymian in<br />

der Pfanne gar braten. Den Schinken auf<br />

der Maschine dünn aufschneiden. Aus<br />

Öl und Essig eine leichte Marinade machen<br />

und diese nach Geschmack würzen.<br />

Den Feldsalat waschen und schleudern,<br />

mit der Marinade mischen und auf<br />

Tellern anrichten. Schinken, Rote Beete<br />

und Kerne dazugeben und genießen,<br />

einfach lecker.<br />

Er hat den <strong>Dr</strong>eh raus: Daniel Birkner, Spitzenkoch des Restaurants „Herr B.“ in der Gesellschaft Harmonie,<br />

Bochum, ist bekannt für „gehaltvolle“ Köstlichkeiten. Nicht nur in seiner Heimatstadt Herne – wie hier beim<br />

<strong>ID55</strong>-Genießerabend – inspiriert der leidenschaftliche Patron seine Fangemeinde, sondern auch bei zahlreichen<br />

Events im Ruhrgebiet. Kaum zu glauben, dass er nebenbei die Zeit findet, sich bei „Round Table“ ehrenamtlich<br />

zu engagieren und in seiner Kirchengemeinde am Sonntag Orgel zu spielen.<br />

Lachsforelle | Pumpernickel |<br />

Kartoffeln | Weißwein-Schalotten-<br />

Sauce<br />

Die Forelle muss gehäutet und entgrätet werden.<br />

Pumpernickel in der Küchenmaschine zerkleinern,<br />

mit Butter, Salz, Pfeffer und Thymian<br />

mischen und verkneten. Die Kartoffeln in die<br />

gewünschte Form bringen und in der Pfanne<br />

bei kleiner Hitze in etwas Fett mit Thymian und<br />

Rosmarin garen. Für die Sauce drei große Schalotten<br />

würfeln und farblos in einem Topf ange-<br />

hen lassen. Mit Weißwein und Sahne aufgießen<br />

und etwas einkochen lassen. Mit Salz und Pfeffer<br />

abschmecken, etwas Zitronensaft dazu geben.<br />

Die Forelle anbraten und von einer Seite mit<br />

der Pumpernickelkruste belegen. Im Backofen<br />

bei 180°C für ca. acht Minuten zu Ende garen.<br />

Lecker anrichten, indem wir gehackte Petersilie<br />

in die Kartoffeln geben und diese als Bett auflegen.<br />

Die Forelle obenauf und mit einem See von<br />

Schalottensauce umgießen. Guten Appetit.<br />

Pflaumen | Nougat<br />

Die Pflaumen entkernen und in Stücke schneiden,<br />

etwa Haselnuss groß. In eine Auflaufform<br />

geben, mit Zitronensaft, Thymianblättern,<br />

Pfeffer und Nougatflocken belegen. Etwas Sahne<br />

darüber gießen und bei 180°C in den Backofen<br />

schieben, bis es wie im Schlaraffenland aussieht.<br />

Also das Nougat verlaufen ist und sich mit der<br />

Sahne um die Pflaumen zu einer schönen Sauce<br />

verbunden hat. Genuss pur.<br />

Lust auf Mehr?<br />

www.restaurant-herrb.de<br />

30


31<br />

traIN the BraIN<br />

oDer: DeN graueN<br />

zelleN futter geBeN<br />

waagerecht<br />

1 Bremer Altbürgermeister (6)<br />

2 Nachkriegsgeneration (10)<br />

5 Bevölkerungskunde (11)<br />

11 geometrische Form (8)<br />

13 Zahlenrätsel (6)<br />

14 Koch aus Bochum (7)<br />

15 Sänger der Toten Hosen (7)<br />

16 Mobiltelefon (5)<br />

18 Stadtteil von New York (9)<br />

23 jap. Feiertag (17)<br />

25 Verbindungen im Gehirn (8)<br />

26 Vergesslichkeit (6)<br />

28 Geistesblitz (4)<br />

29 Staat in Westafrika (6)<br />

32 Frau und Mutter des Ödipus (7)<br />

33 Altersruhegeld (5)<br />

34 Veränderung (6)<br />

35 Fluss durchs Revier (4)<br />

Schaeferstraße 109<br />

44623 Herne<br />

Tel. 02323 / 955 300<br />

www.parkrestaurant-herne.de<br />

SeNKrecht<br />

1 Hernes OB (9)<br />

3 Herner Autorin (4)<br />

4 us-amerik. Alt-Rocker (6)<br />

6 Abbild (8)<br />

7 Gelenkentzündung (6)<br />

8 Krankengymnastik (14)<br />

9 Bildungseinrichtung (3)<br />

10 Spendensammler (10)<br />

12 Volkstheater (10)<br />

17 Komponist (6)<br />

19 Stadt an der Weser (6)<br />

20 feine Lebensart (5)<br />

21 TV-Journalistin (6)<br />

22 Zeitschrift (7)<br />

23 Ausdauer (9)<br />

24 us-amerik. Schauspielerin (5)<br />

27 Revier-Kabarettistin (6)<br />

30 Radfahrer-Organisation (4)<br />

31 engl. für Fahrrad (4)<br />

Parkrestaurant Herne<br />

à la carte Bankett<br />

Terrasse Biergarten<br />

Park´s – Bistro & Pub<br />

Parkhotel mit 62 Zimmern<br />

RÄTSEL <strong>ID55</strong><br />

Tüfteln, knobeln, Rätsel raten: Ob abends vorm Fernseher, im Wartezimmer<br />

beim Arzt oder beim Friseur – ein beliebter Zeitvertreib der<br />

Deutschen ist es, knifflige Aufgaben zu lösen, bis der Kopf raucht. Dabei<br />

geht es nicht nur darum, ehrgeizig den Hirnschmalz anzustrengen,<br />

um des Rätsels Lösung zu finden. Vielmehr trainieren diese kleinen<br />

Übungen die grauen Zellen, damit sie auch im Alter noch Volldampf<br />

geben können.<br />

kREuZ & QuER<br />

Willkommen im <strong>ID55</strong>-Brain-Café! Ab sofort gibt’s im <strong>ID55</strong>-Magazin einen neuen<br />

Tummelplatz für Ihre grauen Zellen. Für <strong>ID55</strong>-Freundinnen und -Freunde ist<br />

es bestimmt ganz einfach, unsere Fragen zu beantworten. Und wer das aktuelle<br />

<strong>ID55</strong>-Magazin aufmerksam gelesen hat, muss auch nicht lange im Gedächtnis<br />

kramen. Ratefüchse machen sich jetzt auf die Suche nach dem richtigen<br />

Lösungswort. Mit etwas Glück dürfen sie sich über schöne Preise freuen. Die<br />

Buchstaben in den acht markierten Feldern ergeben in der richtigen Reihenfolge<br />

den gesuchten Begriff.<br />

1. Preis: Ein <strong>Dr</strong>ei-Gänge-Menü für zwei Personen (ohne Getränke) im Restaurant<br />

„Herr B.“ in der Gesellschaft Harmonie in Bochum<br />

2. Preis: Ein Gutschein für zwei Theaterkarten der besten Preiskategorie für<br />

Komödien und Shows Ihrer Wahl im Volkstheater Mondpalast von<br />

Wanne-Eickel oder im RevuePalast Ruhr auf Zeche Ewald in Herten<br />

3. Preis: Ein Taschenbuch für die Ferienlektüre<br />

löSuNgSwort:<br />

Einsendeschluss: 15. Juli 2012<br />

Schreiben Sie uns das richtige Lösungswort<br />

per Post, per Fax oder als Mail mit Ihrer genauen<br />

Anschrift.<br />

Ab 16. Juli 2012 finden Sie die Lösungen<br />

zum großen <strong>ID55</strong>-Kreuzworträtsel auf der<br />

<strong>ID55</strong>-Webseite: www.id55.de<br />

Und so erreichen Sie uns:<br />

<strong>ID55</strong> – anders alt werden e.V.<br />

Redaktion und Mitgliederservice<br />

Straßburger Straße 32<br />

44623 Herne<br />

Telefon 02323 – 99 49 60<br />

Telefax 02323 – 99 49 619<br />

E-Mail info@id55.de<br />

WÖRtER SCHÜttELn<br />

Schon die alten Griechen und Römer strengten ihre grauen Zellen mit der Bildung<br />

von Schüttelwörtern (= Anagrammen) an. Und so geht es: Stellen Sie die Buchstaben<br />

des Ausgangsworts zu einem neuen um. Dabei muss jeder Buchstabe einmal<br />

verwendet werden. Bei manchen Wörtern gibt es mehr als eine Lösung.<br />

Beispiel: ATLAS / SALAT<br />

a) REIFEN / d) SESAM /<br />

b) REGAL / e) ASCHE /<br />

c) AMPEL / f) GEHIRN /<br />

BRÜCkEn BauEn<br />

Wörter können eine Brücke sein. In diesem Fall bildet das Wort in der Mitte eine<br />

sinnvolle Ergänzung zu dem vorhergehenden wie nachfolgenden.<br />

Beispiel: ZIEGEL STEIN ZEIT (= Ziegelstein – Steinzeit)<br />

a) BÜGEL _________ SPIEL<br />

b) HAUS _________ RAHMEN<br />

c) STERN _________ SCHLANGE<br />

d) KINDER _________ HEBER<br />

e) SALZ _________ ADLER<br />

f) BANK _________ GEIER<br />

Kochschule


<strong>ID55</strong> BESTE ZEITEN<br />

wenn nicht<br />

jetzt,wann<br />

dann?<br />

Wenn nicht wir, wer sonst? Deutschland wird weniger,<br />

bunter, älter und weiblicher. Der demografische<br />

Wandel verändert das gesicht unserer Region.<br />

Aber wie wollen wir ganz persönlich<br />

in 20, 30 oder 40 Jahren<br />

wohnen, arbeiten, genießen und<br />

aktiv sein? Wir, die Frauen und<br />

Männer der „Babyboomer“-Generation,<br />

geboren nach 1945 und<br />

vor 1970. Wir, die wir immer<br />

anders leben, lernen und lieben<br />

wollten, wollen nun anders alt<br />

werden.<br />

Neue Termine für 2012<br />

tHEMEn unD tERMinE 2012<br />

Mittwoch, 6. Juni, 2012, 19 uhr<br />

walli inne Polletick – Jau sie kann<br />

Ein Kabarett-Abend mit Esther Münch<br />

VHS Herne im Kulturzentrum,<br />

Willi-Pohlmann-Platz 1<br />

Eintritt: 8 Euro<br />

Mittwoch, 4. Juli, 2012, 19 uhr<br />

Benimm ist in!<br />

Kniggekurse für jugendliche Hauptschüler<br />

ehrenamtlich begleiten<br />

Mit: Gabriele Borgböhmer und Marion<br />

Wiemann, Malteser Hilfsdienst, Essen<br />

Bei den <strong>ID55</strong>-Treffs erleben Sie, wie kreativ, energiegeladen und<br />

leidenschaftlich an der neuen Zukunft gearbeitet wird. Ideen,<br />

interessante Events und engagierte Projekte, bei denen das Mitmachen<br />

wirklich lohnt.<br />

Kultur,<br />

Genuss<br />

und Glück<br />

mitten<br />

im Leben<br />

Mittwoch, 1. august, 2012, 19 uhr<br />

In the Summertime<br />

Begegnung, Information und<br />

Überraschungen für alle, die anders alt<br />

werden wollen.<br />

Eintritt frei!<br />

Gastgeber: Klaus Schneider<br />

Restaurant „Zille”<br />

Willi-Pohlmann-Platz 1<br />

44623 Herne<br />

Eintritt für Vereinsmitglieder frei<br />

Gäste: 5 Euro<br />

wir freuen uns auf Sie!<br />

<strong>ID55</strong> – anders alt werden e.V.<br />

Geschäftsstelle<br />

Straßburger Straße 32 · 44623 Herne<br />

Telefon 02323 - 99 49 60<br />

info@id55.de<br />

www.id55.de<br />

32

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!