Dr. Gisela Felten - ID55
Dr. Gisela Felten - ID55
Dr. Gisela Felten - ID55
- TAGS
- gisela
- felten
- www.id55.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
1<br />
Für alle, die anders alt werden wollen.<br />
ETWAS TUN, DAS SINN MACHT<br />
Weit weg oder vor der Haustür – vom Spaß<br />
am bürgerschaftlichen Engagement in den<br />
besten Jahren<br />
BIKEN IM BIG APPLE<br />
New York auf zwei Rädern: Wer durch die<br />
Stadt der Städte radelt, braucht gute Nerven<br />
und muss wissen, was er will<br />
1 | 2012 www.id55.de<br />
WIR SIND NOCH MAL DRAN!<br />
ÜBER GLÜCK, GENUSS UND DIE<br />
NEUE LUST AUFS EHRENAMT<br />
GENERATION METHUSALEM?!<br />
Alt und krank oder lieber fit in die Kiste:<br />
Noch nie waren die Chancen so groß,<br />
100 Jahre alt zu werden<br />
10 17 27
<strong>ID55</strong> WOHNEN IM WANDEL<br />
Glitzer, Glamour,<br />
gute Unterhaltung<br />
Die Sensation auf Zeche Ewald<br />
in Herten - direkt an der A2.<br />
Jetzt Karten sichern!<br />
www.revuepalast-ruhr.com<br />
Kartentelefon 02325 - 588 999<br />
Revuepalast RuhR<br />
Zeche Ewald, Werner-Heisenberg-Straße 2- 4<br />
45699 Herten<br />
Coole Aussichten!<br />
Sommerreifen.<br />
Ihr Partner<br />
nicht nur<br />
im Ruhrgebiet<br />
Herne<br />
Essen<br />
Haltern<br />
Bottrop<br />
Bocholt<br />
Bochum<br />
Dortmund 2x<br />
Castrop-Rauxel<br />
Gelsenkirchen 2x<br />
www.reifen-stiebling.de<br />
IMPRESSUM<br />
Das Magazin für alle, die anders alt werden wollen<br />
Gegründet 2006<br />
Ausgezeichnet mit dem Dienstleistungspreis Ruhrgebiet<br />
des Landes NRW<br />
Herausgeberin und Chefredakteurin<br />
Susanne Schübel (v.i.S.d.P.),<br />
JournalistenBüro Herne GmbH<br />
Chefin vom Dienst<br />
Julia Valtwies<br />
Redaktion<br />
Anna Kalweit, Christine Weiser<br />
Art Direction<br />
claus+mutschler, Bochum<br />
Autoren dieser Ausgabe<br />
Ursula Bien, <strong>Dr</strong>. Markus Bruckhaus-Walter, Uwe Knüpfer, Ulrich Schilling-Strack,<br />
Christine Schonscheck, Arnold Voß, Regina Völz, Ulrike Wahl<br />
Fotografen dieser Ausgabe<br />
ADFC, Gerd Altmann/pixelio.de, ARD Foto, ASB, Barmer GEK Krankenkasse,<br />
BASTEI LÜBBE GmbH & Co. KG, <strong>Dr</strong>. Markus Bruckhaus-Walter, ClipDealer, Nicole<br />
Cronauge, Bettina Engel-Albustin, Christoph Fein, Robert Freise, Michael Grosler,<br />
Claus+Mutschler, Reinhard Ottmann, Jaroslaw Piotrowski, Wolfgang Quickels,<br />
Schulze & Heyn FILM PR, Dieter Schütz/pixelio.de, Shaker Media, Slavica, Marco<br />
Stepniak, M. SzaboUKJ, Iris und Wolfgang Stiller, Arnold Voß, Heinrich Wilke GmbH<br />
<strong>Dr</strong>uck<br />
Mega<strong>Dr</strong>uck.de GmbH, Westerstede<br />
Redaktion – Anzeigen – Abo-Service<br />
JournalistenBüro Herne GmbH<br />
Straßburger Straße 32<br />
44623 Herne<br />
Telefon 02323 - 99 49 60<br />
Telefax 02323 - 99 49 619<br />
info@id55.de, www.id55.de<br />
Das <strong>ID55</strong>-Magazin ist die offizielle Mitglieder-Zeitschrift<br />
des Vereins „<strong>ID55</strong> – anders alt werden“.<br />
Für unverlangt eingesendete Manuskripte und Fotos übernimmt die Redaktion keine<br />
Haftung. Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags gestattet.<br />
Dieses gilt auch für die Aufnahme in elektronische Datenbanken und Vervielfältigung auf elektronischen<br />
Medien. Sofern Sie Artikel aus dem Magazin <strong>ID55</strong> in interne elektro-nische Pressespiegel<br />
übernehmen wollen, erhalten Sie die erforderlichen Rechte unter www.id55.de oder unter<br />
Telefon 02323 – 99 49 60.<br />
2
3 EDITORIAL <strong>ID55</strong><br />
LIEbE<br />
FREUNDINNEN<br />
UND FREUNDE<br />
VON <strong>ID55</strong>,<br />
ich fühle mich erschöpft und überaus<br />
beschwingt. Meine Stimme klingt rauh<br />
als hätte ich einen Abend am Biertisch<br />
verbracht. In Wirklichkeit komme ich<br />
geradewegs aus einem Wanne-Eickeler<br />
Proberaum, wo ich als Mitglied der <strong>ID55</strong>-<br />
Singalongs mit „Graf Hotte“ und seiner<br />
Band „Vibration“ Rocksongs geübt habe.<br />
Bald werden wir zehn bei den „Wanner<br />
Mondnächten“ vor Hunderten von Leuten<br />
auf der Bühne stehen und Lieblingslieder<br />
schmettern: Ruby Tuesday, Woman of<br />
Gold, These Boots are made for Walking,<br />
Rocking all over the World.<br />
55 Jahre alt musste ich werden, um diese<br />
Situation zum allerersten Mal zu erleben.<br />
Und glauben Sie mir, dafür bin ich ganz<br />
gehörig über meinen Schatten gesprungen.<br />
Mir zittern schon jetzt die Knie, wenn ich<br />
nur an den Auftritt denke. Wir <strong>ID55</strong>-Singalongs<br />
singen ja nicht unbedingt schön<br />
und richtig, dafür aber laut und leidenschaftlich.<br />
Wir singen, worauf wir Lust<br />
haben. Wir lernen Texte, üben knifflige<br />
Musikpassagen und lachen, wenn mal ein<br />
Ton daneben geht. Kaum zu glauben, dass<br />
sich eine echte Band mit uns auf die Bühne<br />
traut und uns sogar schon für den nächsten<br />
Auftritt eingeladen hat. Die Kleidungsfrage<br />
ist natürlich längst geklärt.<br />
Die meisten von uns kannten sich vorher<br />
nicht, und nun haben wir bei Singalong einen<br />
Riesenspaß zusammen. <strong>Gisela</strong> kam sogar<br />
zur Probe, obwohl sie nicht gern Englisch<br />
spricht und bei den „Mondnächten“<br />
nicht dabei sein kann. Als Helma neulich<br />
nach einem schlimmen Sturz ins Krankenhaus<br />
musste, hat Gudrun sie besucht,<br />
und Klaus hat sich regelmäßig telefonisch<br />
erkundigt.<br />
Soziologen würden bei den <strong>ID55</strong>-Singalongs,<br />
die ja nur eine von vielen Interessengruppen<br />
des Vereins <strong>ID55</strong> – anders<br />
alt werden sind, von einem informellen<br />
Netzwerk für Ältere sprechen. Frauen und<br />
Männer um die 50 schließen sich freiwillig<br />
zusammen, um gemeinsam aktiv zu<br />
sein und Ideen zu verwirklichen, die in<br />
der ersten Lebenshälfte vielleicht auf der<br />
Strecke geblieben sind. Sie tun es für sich<br />
persönlich, aber auch für andere. Die einen<br />
wählen Freizeitaktivitäten, die anderen<br />
WIR SIND BÄUME<br />
AUCH WENN MAN ES VIELEN<br />
NICHT ANSIEHT – AUCH UNSERE<br />
PROMIS WERDEN ÄLTER, UND<br />
SIE HABEN IHRE GANZ PERSÖN-<br />
LICHEN ANSICHTEN VOM ALTER<br />
„Wir kommen immer mehr ins Zeitalter<br />
der Vampire. Es geht nur darum, möglichst<br />
lange zu leben. Und das erinnert an Untote.<br />
Angesichts der erschreckenden Möglichkeiten<br />
der Medizin sieht man sich selbst in<br />
so einer Zukunft, in der man ewig herumschleicht.“<br />
CAMPINO<br />
(Sänger der „Toten Hosen“, 50)<br />
„Wer nicht alt werden will,<br />
muss eben früher sterben.“<br />
HANNELORE ELSNER<br />
(Schauspielerin, 69)<br />
„Natürlich kann man jammernd vorm Spiegel<br />
stehen. Aber ich brauche mir nur Fotos<br />
von früher ansehen und bin schon beruhigt.<br />
So scheiße wie wir damals aussahen - so will<br />
man heute eigentlich nicht rumlaufen.“<br />
SOPHIE ROIS<br />
(Schauspielerin, 50)<br />
engagieren sich ehrenamtlich. Die Übergänge<br />
sind nicht selten fließend. Ohne es<br />
zu wissen, schaffen Menschen in besten<br />
Jahren auf diese Weise DIE Grundvoraussetzung<br />
für gelingendes Älterwerden.<br />
Ehrlich gesagt, daran denken wir bei den<br />
<strong>ID55</strong>-Singalongs gar nicht, wenn wir<br />
„Marmor, Stein und Eisen bricht“ proben,<br />
den Song, den wir in petto haben, wenn<br />
unser Publikum bei den „Mondnächten“<br />
eine Zugabe wünschen sollte. Was tun wir,<br />
wenn die Zuhörer eine zweite wünschen?<br />
Keine Ahnung – nie zuvor war es so spannend,<br />
älter zu werden.<br />
Das Beste kommt noch.<br />
Herzlichst, Ihre<br />
Susanne Schübel<br />
„Ich bin immer bei 24, 25<br />
stehengeblieben. Älter als 35<br />
kriegt man mich auch nicht.Früher<br />
habe ich bei 60 Jahren aus<br />
Spaß gesagt: Mensch, ab in die<br />
Urne! Ich habe überhaupt kein<br />
bezug zum Alter.“<br />
WALTER MOERS<br />
(Autor „Das kleine Arschloch“, 55)<br />
HEINZ HOENIG<br />
(Schauspieler, 60)<br />
„Nach meiner Philosophie sind alle Lebewesen bäume.<br />
Jeder schlägt irgendwann Wurzeln. Und dann setzt du<br />
Jahresringe an und wirst alt und fett.“<br />
Für die Zitate bedanken<br />
wir uns bei:<br />
Gala (Campino),<br />
Die WELT (Hannelore Elsner),<br />
Nisch-Center (Walter Moers),<br />
WAZ (Sophie Rois),<br />
news.de (Heinz Hoenig)
<strong>ID55</strong><br />
INHALT 1|2012<br />
ANDERS ALT WERDEN<br />
06 EHRLICHE HAUT<br />
Held und Hoffnungsträger: Theo Steegmann – immer<br />
gemeinsam, immer mit Freunden, immer für Duisburg<br />
10 ETWAS TUN, DAS SINN MACHT<br />
Weit weg oder vor der Haustür – vom Spaß am bürger-<br />
schaftlichen Engagement in den besten Jahren<br />
13 THE JOY OF GIVING<br />
Als hauptamtliche Fundraiserin begeistert Marion<br />
Wiemann aus Bochum andere Menschen für das Geben<br />
14 DIGITAL IN GESELLSCHAFT<br />
Kontakt, Komfort, Gesundheit und Information: So nutzt<br />
die Generation 50plus Tablet-PC und Smartphone<br />
15 GUTES DESIGN bEFÄHIGT<br />
HEWI: Unternehmen müssen Produkte entwickeln, die<br />
generationenübergreifend nutzbar sind – unabhängig von<br />
Alter oder Einschränkungen<br />
FAHRRAD SPEZIAL<br />
17 KONZENTRATION AUF DER GROSSEN ACHT<br />
Wer in New York mit dem Fahrrad unterwegs ist, braucht<br />
Nerven und muss wissen, was er will<br />
19 DEN UMSTIEG SO LEICHT WIE MÖGLICH MACHEN<br />
Es fehlt an Mut und Geld: Der ADFC-Bundesvorsitzende<br />
Ulrich Syberg im <strong>ID55</strong>-Interview zum Thema Radfahren<br />
im Ruhrgebiet<br />
21 bERLINER LUFT<br />
Du bist ein Rub, mein Kind, du musst nach<br />
Berlin…<br />
BESTE ZEITEN<br />
22 DIE bESTE ZEIT IN MEINEM LEbEN<br />
Das Essener Generationenkulthaus verbindet<br />
Arbeiten, Freizeit und neue Wohnformen über<br />
alle Altersgrenzen hinweg<br />
25 CLEVERES KONDITIONSTRAINING STEIGERT<br />
LEbENSERWARTUNG<br />
Täglich 30 Minuten Bewegung halten Körper und<br />
Geist dauerhaft in Schwung<br />
27 GENERATION METHUSALEM?!<br />
Alt und krank oder lieber fit in die Kiste – Noch<br />
nie waren die Chancen so groß, 100 Jahre alt<br />
zu werden<br />
28 DIE HOHE KUNST DER EMOTIONEN<br />
Doorman, Valet Parking, Willkommensdrink:<br />
Warum Luxuskinos auch im Ruhrgebiet eine<br />
„paradiesische“ Zukunft haben<br />
29 VON HELDEN, MYTHEN UND LEGENDEN<br />
Stefan Heucke komponiert für das Wagner-Jahr<br />
2013 und arbeitet an einer Oper über „Iokaste“<br />
mit Uraufführung 2014<br />
30 CLEVER ESSEN<br />
Brainfood schmeckt nicht nur lecker, sondern<br />
hält auch das Gedächtnis schön in Schwung<br />
02 IMPRESSUM<br />
03 EDITORIAL<br />
04 INHALTSVERZEICHNIS<br />
05 KURZ & KNAPP<br />
09 WALLIS KEHRAUS<br />
09 LESETIPPS<br />
31 <strong>ID55</strong> bRAIN-CAFÉ / GEWINNSPIEL<br />
6<br />
NIE AUFHÖREN<br />
Theo Steegmann setzt sich<br />
seit Jahrzehnten immer wieder<br />
leidenschaftlich für seine Wahl-<br />
Heimat Duisburg ein<br />
22 29<br />
30<br />
SEINEN PLATZ GEFUNDEN<br />
Im Essener Generationenkulthaus<br />
leben und wirken<br />
Menschen jeden Alters in<br />
aktiver Gemeinschaft<br />
MENÜ FÜRS GEDÄCHTNIS<br />
Spitzenkoch Daniel Birkner präsentiert<br />
drei köstliche Gänge, die<br />
den grauen Zellen Futter geben<br />
13<br />
bEZIEHUNGSARbEIT<br />
Die professionelle Fundraiserin<br />
Marion Wiemann weckt in ihren<br />
Gesprächspartnern den Wunsch<br />
zu helfen<br />
4<br />
WAGNER UND ÖDIPUS<br />
2013 und 2014 werden zwei neue<br />
Großprojekte von Stefan Heucke<br />
uraufgeführt – u. a. die Zwei-Personen-Oper<br />
„Iokaste“<br />
AUS DER REDAKTION<br />
Donnerstag, 24. Mai 2012.<br />
Michelle Müntefering, Ehefrau des<br />
früheren Vizekanzlers und SPD-<br />
Chefs Franz Müntefering, hat ihre<br />
TV-Feuertaufe in der ZDF-Talkshow<br />
von Markus Lanz gerade mit<br />
Bravour und Ruhrgebietshumor<br />
bestanden. Nach der Sendung sitzt<br />
die Herner Ratsfrau, die sich 2013<br />
um ein Bundestagsmandat bewerben<br />
will, mit den anderen Gästen<br />
zusammen. STERN-Chefredakteur<br />
Thomas Osterkorn schwärmt<br />
von der Erstausgabe seines brandneuen<br />
Best-Ager-Magazins „vivo“:<br />
„So eine Zeitschrift gibt es in ganz<br />
Deutschland nicht noch einmal.“<br />
Alle nicken, nur Michelle Müntefering<br />
widerspricht: „Herr Osterkorn,<br />
Sie irren. Bei uns in Herne<br />
gibt es so ein Magazin schon seit<br />
Jahren. Es heißt <strong>ID55</strong>.“ Als sie<br />
einen Tag später im Biergarten des<br />
Herner Parkhotels von der Situation<br />
erzählt, muss die 32-Jährige<br />
immer noch darüber lachen und<br />
sagt: „Schickt Thomas Osterkorn<br />
mal ein paar <strong>ID55</strong>-Ausgaben in die<br />
Chefredaktion. Passt gerade gut.“<br />
Machen wir natürlich sofort,<br />
Michelle. Und vielen Dank!
5<br />
NUR JEDES 12. UNTERNEHMEN SUCHT ÄLTERE MITARBEITER<br />
Trotz zahlreicher Appelle von Politik und Wirtschaftsverbänden sucht lediglich jedes zwölfte Unternehmen<br />
(acht Prozent) gezielt nach Arbeitnehmern über 50 Jahren. Das belegt eine Studie der Bertelsmann Stiftung<br />
bei 200 Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Auch nach der Umstellung auf die<br />
Rente mit 67 rechnet nur jedes zweite befragte Unternehmen zukünftig mit mehr Arbeitsplätzen für über<br />
60-Jährige. Geeignete Maßnahmen, um den Herausforderungen des demografischen Wandels zu begegnen,<br />
scheitern nach Angaben der Befragten aus mehreren Gründen: 40 Prozent haben die <strong>Dr</strong>inglichkeit des Themas<br />
noch nicht hinreichend erkannt, die Hälfte verfügt nicht über ausreichende personelle und finanzielle<br />
Ressourcen, bei einem <strong>Dr</strong>ittel fehlen feste Verantwortlichkeiten für das Thema. Viele kennen die Auswirkungen<br />
des demografischen Wandels für ihr Unternehmen nicht. Mehr als ein <strong>Dr</strong>ittel der Unternehmen hat<br />
bisher keine Altersstrukturanalyse durchgeführt.<br />
GESUNDES ALTERN<br />
BEGINNT IM MUTTERLEIB<br />
Führt vorgeburtlicher Stress bei Ungeborenen<br />
zu einer frühzeitigen Alterung des<br />
Gehirns? Macht er die Betroffenen im<br />
Alter anfälliger für Demenz oder Schlaganfall?<br />
Dieser Frage gehen Neurologen<br />
des Universitätsklinikums Jena nach.<br />
Sie wollen nachweisen, dass psychischer<br />
Stress, eine moderate Mangelernährung<br />
der Mutter oder die Gabe von Stresshormonen<br />
zur Lungenreifung bei drohender<br />
Frühgeburt die Verarbeitung von Stresssignalen<br />
im Gehirn des Kindes langfristig<br />
verändern. Die Untersuchungen belegen,<br />
dass auch Stress, wie ihn jede Schwangere<br />
erleben kann, die Hirnentwicklung beim<br />
Ungeborenen stört. Auch für das Herz-<br />
Kreislaufsystem und den Stoffwechsel<br />
stellt der mütterliche Stress die Weichen<br />
für ein erhöhtes Risiko z.B. für Bluthochdruck<br />
und Diabetes mellitus.<br />
TRINKER, ALTE UND<br />
JUNGE STÖREN DIE<br />
NACHBARSCHAFT<br />
„Trinker“, „alte Menschen“ und vor<br />
allem „Jugendliche“ rangieren in<br />
Deutschland weit vor jeder ethnischen<br />
Gruppe, wenn es um die Frage geht,<br />
wer den sozialen Frieden in der Nachbarschaft<br />
stört. Das Wissenschaftszentrum<br />
Berlin für Sozialforschung (WZB)<br />
stellte in 4.600 Telefoninterviews mit<br />
Deutschen ohne Migrationshintergrund<br />
die Frage: „Welche Gruppen<br />
von Menschen sind hauptsächlich<br />
für Probleme in Ihrer Nachbarschaft<br />
verantwortlich?“ Nur circa 13 Prozent<br />
der Nennungen von Problemgruppen<br />
entfielen dabei auf ethnische Kategorien<br />
wie „Türken“, „Ausländer“ oder<br />
„Aussiedler“. Ob Menschen Nachbarschaftsprobleme<br />
ethnischen Minderheiten<br />
zuschreiben, hängt nicht<br />
nur von individuellen Neigungen ab,<br />
sondern auch vom sozialen Umfeld:<br />
Nimmt die Arbeitslosigkeit vor Ort<br />
zu, werden verstärkt ethnische Minderheiten<br />
für Probleme verantwortlich<br />
gemacht. Dies zeigt sich insbesondere<br />
dort, wo die Arbeitslosigkeit seit Jahren<br />
anhaltend hoch ist.<br />
Sparkasse.<br />
Engagiert in Herne.<br />
KURZ & KNAPP <strong>ID55</strong><br />
KEINE „KOSTENEXPLOSION“<br />
DURCH ÄLTERE VERSICHERTE<br />
Der demografische Wandel wird die Finanzen der gesetzlichen<br />
Krankenversicherung (GKV) weit weniger belasten als vielfach<br />
angenommen, sagt der<br />
Versorgungs-Report 2012 des<br />
AOK-Bundesverbandes. Danach<br />
steigen die GKV-Ausgaben aufgrund<br />
des zunehmenden Anteils<br />
Älterer an der Bevölkerung bis<br />
2050 um 19 Prozent. Das entspricht<br />
einem Ausgabenplus von<br />
0,4 Prozent pro Jahr. Zum Vergleich:<br />
Zwischen 2005 und 2009<br />
sind die Ausgaben der GKV<br />
im Jahresmittel um 3,7 Prozent<br />
gestiegen. So ziehe die steigende<br />
Lebenserwartung zwar durchaus<br />
höhere Ausgaben nach sich, aber<br />
bei weitem nicht im Ausmaß<br />
einer „Kostenexplosion“. Dem<br />
liegt die Beobachtung zugrunde,<br />
dass die Behandlungskosten vor dem Tod eines Menschen besonders<br />
hoch sind – unabhängig davon, ob er mit 70, 80 oder 90<br />
Jahren stirbt. Die Gesundheitsökonomen sind davon überzeugt,<br />
dass der medizinische Fortschritt deutlich mehr Einfluss auf die<br />
Gesundheitsausgaben haben wird als die Alterung.<br />
S Herner Sparkasse<br />
www.herner-sparkasse.de
<strong>ID55</strong> ANDERS ALT WERDEN<br />
EHRLICHE HAUT<br />
Held und Hoffnungsträger: Theo Steegmann (56) – immer gemeinsam,<br />
immer mit Freunden, immer für Duisburg<br />
Von Ulrich Schilling-Strack<br />
Fotos: Marco Stepniak<br />
Wer mit Theo Steegmann durch<br />
Duisburg geht, muss Zeit mitbringen.<br />
Kaum ein Schritt ohne einen freundlichen<br />
Gruß, kaum ein Halt an der Fußgängerampel<br />
ohne ein herzliches Gespräch.<br />
Der Mann ist nun mal bekannt in seiner<br />
Heimatstadt, aber keinesfalls wie ein<br />
bun ter Hund: Respekt ist es, was seine<br />
Mitbürger ihm entgegenbringen, Vertrauen,<br />
Zuneigung. Theo Steegmann (56)<br />
freut sich darüber, er genießt das, falsche<br />
Bescheidenheit ist ihm offenbar wie alles<br />
Verbogene fremd.<br />
Es ist ihm nicht unangenehm, wenn seine<br />
Duisburger ihm auf die Schulter klopfen,<br />
auch wenn er sich manchmal fragt, wie<br />
Keine Schönheit, aber ein Zuhause: Theo<br />
Steegmann kämpft für sein Duisburg – eine<br />
lebendige Stadt der Bürger und Kulturen.<br />
das eigentlich kommt, dass wildfremde<br />
Menschen ihm nach zwei Minuten ihre<br />
intimsten Sorgen anvertrauen. Die Angst<br />
um den Arbeitsplatz. Die Trauer um einen<br />
lieben Angehörigen. Die Probleme mit<br />
dem behinderten Sohn. Aber sie ist eben<br />
über viele Jahre gewachsen, diese Verehrung,<br />
immer wieder neu angeschoben<br />
worden vom entschlossenen Auftritt auf<br />
der richtigen Seite – und letztlich hat sich<br />
Theo Steegmann die Liebe seiner Duisburger<br />
deshalb auch redlich verdient.<br />
Mit Rheinhausen fing alles an<br />
Volksheld ist kein Lehrberuf. Man wird das<br />
an der Front des Lebens, beispielsweise auf<br />
einer Brücke in Duisburg-Rheinhausen.<br />
Mehr als 6.000 Stahlkocher kämpften dort<br />
im Dezember 1987 gegen die Schließung<br />
ihres Kruppwerks, machten die Straßenverbindung<br />
zwischen Rheinhausen und<br />
Hochfeld dicht. Unterstützt von Hunderttausenden<br />
aus dem ganzen Ruhrgebiet,<br />
blockierten sie den ganzen Winter über<br />
die Brücke, trugen ihren Protest außerdem<br />
weiter auf die A40 und in die Villa Hügel in<br />
Essen, wo die Krupp-Verwaltung residierte.<br />
160 Tage lang, und 160 Nächte. Immer<br />
vorne dabei: Theo Steegmann.<br />
Fünfmal in der Tagesschau<br />
160 Tage und 160 Nächte sind eine lange<br />
Zeit auf einer Brücke über dem Rhein, und<br />
da braucht es schon einen wie Steegmann,<br />
der in den kleinen Stunden des Zweifels<br />
den anderen Mut macht und bei den großen<br />
Auftritten das ganze Land mitreißt.<br />
„Fünfmal waren wir mit unserem Kampf<br />
damals der Aufmacher in der Tagesschau“,<br />
erzählt er heute stolz, und viele erinnern<br />
sich auch heute noch jenseits der Duisburger<br />
Stadtgrenzen an den Mann mit den<br />
tiefen Falten im Gesicht und der markanten<br />
Bassstimme, die einen Gegner mächtig<br />
durchschütteln kann.<br />
Ehrgeiz und Temperament<br />
Nicht jeder Kampf endet mit einem strahlenden<br />
Sieg. 1993 wurde das Werk in<br />
Rheinhausen dann doch geschlossen, aber<br />
als komplette Niederlage will Steegmann<br />
das nicht werten: „Keiner wurde arbeitslos!“<br />
Auch er nicht. In einer Qualifizierungsgesellschaft<br />
kümmerte sich Steegmann<br />
um die Kollegen und schloss sich<br />
bei diesem Auftrag selbst nicht aus. Nach<br />
der Arbeit wurde eben studiert, neues<br />
Wissen angeeignet, und auch deshalb steht<br />
heute „Theodor W. Steegmann - Teamleiter<br />
Zentrale Weiterbildung bei Thyssen-<br />
Krupp Nirosta“ auf seiner Visitenkarte. Ein<br />
ansehnlicher Aufstieg für einen gelernten<br />
Stahlkocher, den Ehrgeiz und Temperament,<br />
nicht Geltungssucht und Egoismus<br />
unter Dampf halten.<br />
Nah auf die Pelle rücken<br />
Es ist aber dabei auch nicht von Nachteil,<br />
wenn man eine große Klappe hat. In der<br />
Ecke sitzen und zuschauen, das ist nun<br />
mal nicht das Ding von Theo Steegmann.<br />
Mit 14 war er Klassensprecher, der Zeit<br />
als Messdiener folgte der damals übliche<br />
Abstecher zu einer kommunistischen<br />
Sektierergruppe, danach Eintritt in die IG<br />
Metall, Anschluss an die SPD, aber alles<br />
immer in kritischer Distanz. „Die SPD hat<br />
mich auch schon mal rausgeworfen, weil<br />
ich irgendwann mal zur Wahl der Grünen<br />
aufgerufen habe“, erzählt er, begleitet von<br />
seinem dröhnenden Lachen, das zeigt,<br />
dass ihn so was nicht gerade aus der Bahn<br />
geworfen hat.<br />
Heute hat er wieder ein Parteibuch, aber<br />
als typischen Soldaten kann man ihn eigentlich<br />
nicht bezeichnen. Im jüngsten<br />
Kampf – und einer wie Steegmann geht so<br />
etwas prinzipiell nicht aus dem Weg – ist<br />
er doch der etablierten Politik ziemlich<br />
nahe auf die Pelle gerückt, und das hat<br />
Spuren hinterlassen.<br />
6<br />
Und dann kam die Loveparade<br />
Als Steegmann schon ein wenig ans Private<br />
dachte, sich immer öfter auch um das<br />
schöne, alte Haus in Rheinhausen kümmerte,<br />
in dem er mit seiner Frau („Die<br />
Annegret habe ich übrigens damals auf<br />
der Brücke in Rheinhausen kennengelernt,<br />
aber dafür muss ich dem Cromme, dem<br />
damaligen Krupp-Chef, doch nicht dankbar<br />
sein, oder?“) und den beiden erwachsenen<br />
Kindern lebt, geschah die Tragödie<br />
bei der Loveparade. 21 Menschen wurden<br />
im Sommer 2010 am Rande des Festivals<br />
zu Tode gedrückt, wohl kein anderes<br />
Unglück in Deutschland hat in den letzten<br />
Jahren so tiefe Wunden geschlagen.<br />
Steegmann hatte damals seinen Sohn zum<br />
Duisburger Festgelände gefahren. Als er<br />
wieder zu Hause war, sah er im Fernsehen<br />
die ersten Bilder vom Unglücksort. Versuchte<br />
sofort, den Sohn auf dem Handy zu<br />
erreichen, dutzende Male, hunderte Male,<br />
ohne Erfolg, weil die Funknetze zusammengebrochen<br />
waren.<br />
Er dachte: So nicht!<br />
Doch es war nicht die persönliche Sorge<br />
um den Sohn, der spät am Abend unversehrt<br />
zurückkehrte, die Steegmann einmal<br />
mehr an die Spitze einer riesigen Protestbewegung<br />
schob, nicht die Rache an den<br />
vermeintlich Verantwortlichen, nicht die<br />
Suche nach einem Sündenbock. „Das war<br />
mir zu billig, sofort auf den Oberbürgermeister<br />
einzuprügeln.“ Doch dann duckte<br />
sich Adolf Sauerland einfach weg aus der<br />
Verantwortung, schwieg zu den Vorwürfen,<br />
wollte die Sache wohl aussitzen,<br />
gab später sogar ein teures Gutachten in<br />
Auftrag, das den Gegnern den Wind aus<br />
den Segeln nehmen sollte, und Steegmann<br />
dachte: So nicht!<br />
Ein bunter Vogel: Unter dem Denkmal „Life Saver“ von Niki de Saint Phalle sammelten Theo Steegmann und seine Mitstreiter<br />
erfolgreich Unterschriften für die Abwahl von OB Adolf Sauerland.
7 ANDERS ALT WERDEN <strong>ID55</strong><br />
Ein Gesicht mit Geschichte(n):<br />
Seine Neugier auf Menschen und<br />
seinen Mut zur Veränderung hat<br />
Theo Steegmann auch im Alter<br />
von 56 Jahren nicht verloren.<br />
Neuanfang nur ohne Sauerland<br />
Als Mitbegründer der Initiative „Neuanfang<br />
für Duisburg“ trat Steegmann einen<br />
Monat nach dem Unglück erstmals wieder<br />
an die Öffentlichkeit. „Ich schämte mich<br />
für meine Stadt, die zuletzt immer nur<br />
durch Negativ-Schlagzeilen Aufsehen<br />
erregte“, sagt er. Mafia-Morde, Bandidos-<br />
Krieg, und jetzt noch das <strong>Dr</strong>ama an der<br />
Rampe des alten Güterbahnhofs: „Es<br />
musste was passieren, und ein neuer Start<br />
war nur ohne Sauerland möglich!“ Mehr<br />
als ein Jahr sammelte die Initiative Unterschriften<br />
für eine Abwahl. Immer dabei:<br />
Theo Steegmann. In jeder freien Minute<br />
kämpfte er für die Sache, und jeden Samstag<br />
stand er in der Fußgängerzone, und<br />
zwar an einem besonderen Platz. Über<br />
dem Brunnen in der Königstraße wacht<br />
ein großer bunter Vogel. Der Vogel würde<br />
gerne fliegen, doch eine Figur aus Abfällen<br />
krallt sich an ihm fest und verhindert die<br />
Erfüllung seines Traums. „Life Saver“, Lebensretter,<br />
heißt das Kunstwerk von Niki<br />
de Saint-Phalle und Jean Tinguely, und das<br />
fanden Theo Steegmann und seine Mitstreiter<br />
so passend, dass sie den bunten<br />
Vogel zum Symbol einer Bewegung machten,<br />
die mit einem Triumph endete.<br />
Historisches Verfahren ohne beispiel<br />
Am 12. Februar 2012 wurde Adolf Sauerland<br />
von den Duisburgern abgewählt.<br />
90.000 Menschen hätten an die Urne<br />
gehen müssen, eine hohe Hürde in einem<br />
historischen Verfahren ohne Beispiel,<br />
wie alle Beobachter zweifelnd anmerkten.<br />
Mehr als 130.000 schlugen sich am<br />
Ende auf die Seite der Sauerland-Gegner,<br />
ein strahlender Sieg auch für Theo Steegmann.<br />
Noch in der Nacht, als die anderen<br />
feierten, richtete Steegmann den Blick<br />
nach vorn. Und vergaß dabei den Verlierer<br />
nicht. „Ich hoffe, dass Adolf Sauerland da<br />
Nie aufhören: Für die Rettung des Duisburger „Traumzeiter“-Festivals komponierte<br />
Steegmann-Sohn Jan eine kämpferische Hymne, die der Vater gerne präsentiert.<br />
menschlich durchkommt, dass er Freunde<br />
hat, die ihm aus dem Loch heraus helfen.“<br />
Nicht jeder hat das Mitgefühl auf Anhieb<br />
verstanden, wo doch der Überschwang des<br />
Triumphs die Szene bestimmte, aber auch<br />
dieser Blick aufs Große und Ganze, der<br />
den unterlegenen Gegner durchaus einschließt,<br />
gehört zu Theo Steegmann.<br />
Ich will nicht persönlich profitieren<br />
Aber keine Atempause, Geschichte wird<br />
gemacht, es geht voran. „Du musst das<br />
machen, Theo, du musst jetzt neuer<br />
Oberbürgermeister werden und der Stadt<br />
wieder ihr Herz zurückgeben,“ drängten<br />
ihn die Weggenossen immer wieder. Doch<br />
Steegmann hatte gleich zum Auftakt der<br />
Kampagne sein Wort gegeben: „Ich will<br />
nichts werden, ich will mich nicht profilieren,<br />
ich will nicht von der Arbeit der vielen<br />
Freunde in der Initiative persönlich profitieren.“<br />
Auch die Mitgliedschaft in der SPD<br />
hatte er in dieser Zeit ruhen lassen, damit<br />
ihm keine parteipolitischen Interessen vorgeworfen<br />
werden konnten. „Ich brauche<br />
das alles nicht mehr, ist ja eigentlich schon<br />
genug passiert in meinem Leben“, sagte er<br />
auch in den ersten Interviews nach dem<br />
Triumph im Februar.<br />
Neuanfang trotz Ruhestand<br />
Doch die Ereignisse rund um die Tragödie<br />
der Loveparade haben Steegmann<br />
am Ende mehr verändert, als er sich das<br />
zunächst ein gestehen wollte. Noch vor<br />
einem Jahr, da hatten sich die ersten Gedanken<br />
an die Zeit nach dem Abschied<br />
aus dem Berufsleben immer öfter angeschlichen.<br />
Das Haus in Rheinhausen ist<br />
jetzt 110 Jahre alt. Da geht auch schon mal<br />
was kaputt, gerade noch der Heizkessel!<br />
Und der Garten, ist ja immer was. Mehr<br />
Zeit mit Ehefrau Annegret verbringen, die<br />
als Künstlerin zum Glück immer schon
<strong>ID55</strong> ANDERS ALT WERDEN<br />
Engagiertes Trio: Theo Steegmann mit Ehefrau Annegret Keller-Steegmann und Sohn Jan.<br />
genauso engagiert ist wie Theo. Und die<br />
Kinder, der Sohn, der soeben für eine Initiative<br />
zur Rettung eines Duisburger Festivals<br />
eine kämpferische Hymne getextet hat<br />
(ja, das stimmt schon irgendwie mit dem<br />
Apfel, der nicht weit vom Stamm fällt), die<br />
Tochter, die gerade die Welt bereist, zur<br />
Zeit wohl in Peru – also Langeweile wäre<br />
da eigentlich nicht zu erwarten.<br />
Mit Leuten arbeiten,<br />
die Ahnung haben<br />
Aber die Kommunalpolitik, die macht<br />
dem 56-Jährigen jetzt richtig Spaß. Also<br />
nicht gerade auf der etablierten Schiene.<br />
„Wir haben doch keine Krise der Politik,<br />
sondern nur eine Krise der Politiker!“ Wie<br />
kann man das ändern? „Mal sehen. Aber<br />
ich will jetzt nur noch mit Leuten zusammenarbeiten,<br />
die Ahnung haben – und<br />
die ich gut leiden kann“, grinst Steegmann<br />
breit und schließt damit die glatten Karrieristen<br />
aus, die er heutzutage schon in den<br />
Hinterzimmern der Ortsvereine gesichtet<br />
hat. Eine Kandidatur für die anstehende<br />
Wahl am 17. Juni hatte Theo Steegmann<br />
von Anfang an ausgeschlossen, da steht er<br />
auch zu, aber bei der nächsten Kommunalwahl<br />
im Jahr 2014 . . .<br />
Die nächste Schlacht wartet schon<br />
Da wird, gemeinsam mit den Weggenossen<br />
der Bewegung „Neuanfang für Duisburg“,<br />
vielleicht die nächste Schlacht im<br />
Leben des Theo Steegmann geschlagen.<br />
Natürlich erst, wenn die aktuellen Probleme<br />
bewältigt sind. Als Leiter der Weiterbildung<br />
von ThyssenKrupp Nirosta,<br />
einer Tochtergesellschaft, die gerade an die<br />
Finnen verkauft worden ist, steht er wieder<br />
einmal mitten in einer schwierigen Situation.<br />
Die Kollegen zittern um ihre Arbeitsplätze,<br />
brauchen Ermutigung von einem,<br />
der vieles gesehen und manches bewältigt<br />
hat – da ist einer wie Steegmann praktisch<br />
unersetzbar.<br />
Grauschleier zerreißen<br />
Doch gleichzeitig denkt der Held von<br />
Rheinhausen, der Duisburger Hoffnungsträger,<br />
natürlich an die Zeit danach. Liest<br />
seit einiger Zeit die Zeitungen viel genauer,<br />
informiert sich über alles, was in seiner<br />
Stadt passiert, schließt Lücken durch unzählige<br />
Gespräche – und vor allem: Macht<br />
alles immer gemeinsam, mit den Freunden.<br />
Nie allein. Und immer für Duisburg,<br />
die Stadt, in der er zwar nicht geboren<br />
wurde (Steegmann kommt aus Moers),<br />
in der er aber seit vielen Jahrzehnten lebt<br />
und arbeitet, und die ihm richtig ans Herz<br />
gewachsen ist. „Duisburg, du ehrliche<br />
Haut, ich bin stolz auf dich“, heißt es in<br />
einer Hymne, die gerade vorgestellt wurde,<br />
und die „den Grauschleier über der Stadt<br />
zerreißen soll“. Könnte eigentlich auch von<br />
Theo Steegmann sein, dieser Aufruf. Ist<br />
aber von seinem Sohn.<br />
Prof. <strong>Dr</strong>. Jürgen Zieren<br />
Chirurgie<br />
Prof. <strong>Dr</strong>. Ludger Pientka<br />
Altersmedizin<br />
Prof. <strong>Dr</strong>. Arndt van Ophoven<br />
Neuro Urologie<br />
<strong>Dr</strong>. Katharina König<br />
Urologie<br />
Prof. <strong>Dr</strong>. Clemens Tempfer<br />
Frauenklinik<br />
Prof. <strong>Dr</strong>. Joachim Noldus<br />
Urologie<br />
Kontinenz-Beratungsstelle des Marienhospitals Herne<br />
arbeitet interdiziplinär mit Spezialisten<br />
Mehr als fünf Millionen<br />
Menschen in Deutschland<br />
leiden unter ungewolltem<br />
Urinverlust, der Harninkontinenz.<br />
Betroffen sind<br />
Männer und Frauen in<br />
allen Altersgruppen. Die<br />
Häufigkeit nimmt mit<br />
zunehmendem Lebensalter<br />
zu. Dadurch wird die<br />
Lebensqualität und oft<br />
das soziale Leben eingeschränkt.<br />
Inkontinenz gehört heute<br />
leider noch immer zu den<br />
Tabuthemen der Gesellschaft.<br />
Doch immer mehr Betroffene<br />
und Angehörige<br />
suchen fachärztliche<br />
Hilfe und können zurecht<br />
darauf hoffen, dass die<br />
Erkrankung geheilt und<br />
die krankheitsbedingte<br />
Einschränkung behoben<br />
wird. Durch die Zusammenarbeit<br />
von Ärzten aus<br />
verschiedenen Spezialgebieten<br />
erhöhen sich die<br />
Gemeinsam auf die „brücke der Solidarität“<br />
Eine Indiskretion brachte es an den Tag:<br />
Dass die damalige Krupp Stahl AG die<br />
Schließung ihres Walzwerkes mit mehr<br />
als 6.000 Arbeitsplätzen in Duisburg-<br />
Rheinhausen bis Ende 1988 durchziehen<br />
wollte, sickerte im November 1987<br />
durch. Die Hiobsbotschaft löste einen<br />
der größten Arbeitskämpfe in Deutschland<br />
aus. Er dauerte 160 Tage, erreichte<br />
eine beispiellose Medienpräsenz und<br />
wurde von einer Solidaritätswelle aus<br />
dem gesamten Bundesgebiet getragen.<br />
Immer an der Spitze: Theo Steegmann,<br />
damals stellvertretender Betriebsratsvorsitzender,<br />
und Helmut Laakmann, Industriemeister<br />
und Abteilungsleiter.<br />
Als Zeichen des Protests besetzten<br />
Krupp-Arbeiter am 10. Dezember 1987<br />
die Rheinbrücke Rheinhausen-Hochfeld<br />
und benannten sie in „Brücke der Solidarität“<br />
um. Der Name wurde später von<br />
der Stadt Duisburg offiziell übernom-<br />
Heilungschancen beträchtlich.<br />
Darauf setzt man im Marienhospital<br />
Herne. Hier<br />
haben sich die Urologische<br />
Klinik, die Gynäkologie,<br />
die Chirurgie und die<br />
Neuro-Urologische Klinik<br />
zur „Interdisziplinären<br />
Kontinenz- und Beckenbodensprechstunde“zusammen<br />
geschlossen.<br />
So lang der Name ist, so<br />
einfach ist die Prozedur für<br />
Ratsuchende. Ausgestattet<br />
mit einer Überweisung<br />
eines Urologen nimmt<br />
Oberärztin <strong>Dr</strong>. Katharina<br />
König die Patienten<br />
in Empfang. Neben der<br />
Anamnese, der Aufnahme<br />
der Krankengeschichte,<br />
werden eine erste körperliche<br />
Untersuchung und<br />
eine Ultraschalluntersuchung<br />
durchgeführt. Hier<br />
entscheidet sich, ob die<br />
Behandlung von einem<br />
einzelnen Spezialisten weiter<br />
geführt werden kann<br />
oder ob mehrere Mediziner<br />
aus unterschiedlichen<br />
Fachgebieten für eine weitere<br />
Untersuchung hinzu<br />
gezogen werden müssen,<br />
um zu einer genauen Diagnose<br />
und Therapieform<br />
zu gelangen.<br />
Jede Therapie wird sorgfältig<br />
und in Ruhe individuell<br />
auf den Patienten<br />
abgestimmt. In akuten<br />
Fällen kann es aber auch<br />
schnell gehen, wenn ein<br />
operativer Eingriff unumgänglich<br />
ist.<br />
Allerdings muss sich lange<br />
nicht jeder, der unter<br />
Inkontinenz leidet, einer<br />
Operation unterziehen.<br />
Ganz im Gegenteil: Zunächst<br />
wird das gesamte<br />
Spektrum der konservativen<br />
Therapie ausgeschöpft.<br />
Auch dafür ist das Zusammenspiel<br />
der Spezialisten<br />
von besonderer Bedeutung.<br />
Eine Operation ist<br />
nur das letzte Mittel. So<br />
wurden im Marienhospital<br />
2011 deutlich mehr<br />
Patienten konservativ<br />
behandelt als operiert.<br />
Für Frau <strong>Dr</strong>. König ist<br />
das ein ganz besonderes<br />
Qualitätsmerkmal.<br />
„Wir behandeln vor<br />
allem Lebensqualität,<br />
nicht eine tödliche<br />
Erkrankung.“, sagt sie<br />
lächelnd.<br />
„Wer zu uns kommt,<br />
muss nicht befürchten,<br />
gleich unters Messer zu<br />
kommen. Wir helfen<br />
unseren Patienten auch<br />
sehr erfolgreich mit<br />
Medikamenten und anderen<br />
Behandlungen ein<br />
unbeschwerteres Leben<br />
zu führen.“<br />
Beratung: 02323-4992304<br />
Informationen im Internet:<br />
www.marienhospital-herne.de<br />
Die Logos des Krebszentrums der Ruhr Universität Bochum, des<br />
Universitätsklinikums und der Stiftung Marienhospital stehen für die<br />
interdisziplinäre Kontinenz- und Beckenbodenberatungsstelle<br />
8<br />
men. Im Winter 1987/88 folgten große<br />
Demonstrationen. Die Rheinbrücke und<br />
die Autobahn A 40 wurden blockiert,<br />
die Villa Hügel in Essen besetzt. Monatelange<br />
Mahnwachen begleiteten die<br />
Auseinandersetzungen.<br />
Trotz aller Proteste endete am 15. August<br />
1993 mit der endgültigen Schließung<br />
der Kruppschen Hüttenwerke eine<br />
fast 100-jährige Industriegeschichte.<br />
Auf dem Werksgelände entstand ein<br />
Zentrum für Logistikunternehmen mit<br />
2.300 Arbeitsplätzen. Für Laakmann<br />
und Steegmann endete der Arbeitskampf<br />
glücklich: Beide lernten bei<br />
den Aktionen ihre späteren Ehefrauen<br />
kennen, die als Lehrerinnen Solidaritätsbekundungen<br />
für die Streikenden<br />
organisierten. Helmut Laakmann arbeitet<br />
heute als PR-Manager in Essen,<br />
Theo Steegmann als Ausbildungsleiter<br />
in Krefeld.
9<br />
WIDDA SPASS<br />
AM LEbEN<br />
Wat soll ich Sie sagen, wenn eina noch weiß,<br />
wat ein Ehrenamt is, dann wir, diese Generation!!<br />
Kucken se ma, dat fängt dich schon damit an, wie wir noch so groß geworden sind. Opa und Oma<br />
odda au Tante und Onkel warn irgendwo inne Nähe an wohnen gewesen. Und dat Natürlichste<br />
vonne Welt war, datte dich um die am kümman wars. So sind wir großgeworden, odda?! Dazu gehörte<br />
auch, datte innen Bus aufgestanden bis, wenn einen alten Menschen dazu gestiegen is, odda au<br />
datte die alte Nachbarin von nebenan die Tasche innen 4. Stock getragen has.<br />
Dat war so und darum gapt au nich Gewese!<br />
Viele von uns warn in irgendwelche Vereine gewesen, ob Paddelverein, Schwimm verein odda auch<br />
Schrebbagartenverein. Und überall da mussten irgendwelche Ämtas – wie Vorsitzender, Schriftführer,<br />
Kassenwart – besetzt werden, ohne dattet dafür Kohle gab. Dat ham wir au gemacht, weil et<br />
ebent selbstverständlich war, dat man Verantwortung übernommen hat.<br />
Den Unterschied zu heute is darin, dat jeder nur noch in seinen eigenen Suppenteller sitzt und<br />
sich wenig um andere schert und dat jeder nur noch an seine Flöhe denkt. Kaum einer macht<br />
noch wat, ohne dafür Geld zu kriegen. Viele schreien: darum soll sich doch<br />
mal die Gesellschaft kümman. Abba wer is denn die Gesellschaft?<br />
Dat sind doch wir alle, odda?<br />
Wenn jeder von uns – so ganz umsonst – wat inne Gesellschaft gibt, dann<br />
garantier ich sie, dat die soziale Kälte schnell verschwindet, und vielleicht ham<br />
wir dann nich nur wieder mehr Menschen für ein Ehrenamt, sondern au<br />
widda mehr Spaß am Leben!<br />
Allet Gute, Ihre Walli<br />
MEHR CHANCEN ALS PRObLEME<br />
Glücksrezepte für Midlife-Boomer:<br />
Auf dem Buchmarkt ist Älterwerden „in“<br />
Es tut sich was auf dem Buchmarkt: Älterwerden ist „in“. Wurde der Bremer Alt-<br />
Bürgermeister Henning Scherf mit seinem Büchlein „Grau ist bunt“ noch als Exot<br />
bestaunt, so surfen TV-Gesichter wie Blacky Fuchsberger („Altwerden ist nichts<br />
für Feiglinge“) und Desirée Nick („Gibt es ein Leben nach vierzig?“), aber auch<br />
der bissige NDR-Journalist Sven Kuntze („Altwerden wie ein Gentleman“) bereits<br />
auf einer Welle aufmerksamer Sympathie.<br />
Nun sind innerhalb kürzester Zeit gleich drei Bücher erschienen,<br />
die allesamt das Lesen lohnen. „Wir brauchen Euch! Wie<br />
sich die Generation 50plus engagieren und verwirklichen<br />
kann“ (2011, Murmann, 19,90 Euro) von Roland Krüger und<br />
Loring Sittler, Sozialexperten beim Generali Zukunftsfonds, ist<br />
ein flammender Appell an die Generation 50plus zum Einmischen<br />
und Mitmachen bei der Weiterentwicklung einer solidarischen<br />
Generationengesellschaft. Es geht um aktives Altern,<br />
um Menschen, die etwas tun wollen, das Sinn macht.<br />
Mit Ängsten kämpfen<br />
Wie das ganz persönlich gelingen kann,<br />
davon erzählt die vielfach ausgezeichnete TV-Journalistin Maria<br />
von Welser („Mona Lisa“, ZDF) in ihrem Buch „Heiter weiter“<br />
über ihr erfülltes drittes Leben (2012, Südwest, 16,99 Euro).<br />
Auch bei von Welser, die nach ihrer Pensionierung mit Ängsten<br />
zu kämpfen hatte, spielt die aktive Gestaltung der längsten Lebensphase<br />
eine große Rolle. Ihr Motto: „Das beste Glücksrezept<br />
ist das Ehrenamt.“<br />
Landkarte des langen Lebens<br />
Wie in Deutschland zurzeit das Alter<br />
neu entdeckt und gestaltet wird, davon erzählt das akribisch<br />
recherchierte und verständlich geschriebene Buch der Journalistin<br />
Margaret Heckel. „Die Midlife-Boomer“ (2012, Edition<br />
Körber-Stiftung, 18 Euro) nennt Heckel alle Unerschrockenen<br />
und Innovativen, Trendsetter und Kreativen, die aktuell dabei<br />
sind, in einer älter werdenden Gesellschaft eine bunte Landkarte<br />
des langen Lebens zu zeichnen: „Dass wir dabei viele Probleme<br />
bewältigen müssen, ist offensichtlich. Noch größer aber<br />
sind die Chancen, die uns diese Entwicklung bietet.“<br />
www.claus-mutschler.de<br />
WALLIS KEHRAUS/LESETIPPS <strong>ID55</strong><br />
Esther Münch studierte Germanistik,<br />
Geschichte und Pädagogik. Sie lebt in<br />
Bochum, hat immer gute Laune, war<br />
eine Prüfung für ihre Eltern, spielt wie<br />
jede Frau viiiiele Rollen, am erfolgreichsten<br />
sind dabei Waltraud Ehlert<br />
(Reinigungsfachkraft) und Irma Heftich<br />
(PR-Frau, die mit den Zähnen).<br />
Mehr Infos unter:<br />
www.esther-muench.de<br />
Ich bin dann mal weg...<br />
REISELADEN<br />
BOCHUM<br />
Tel. (02 34) 3 76 66<br />
Fax (02 34) 3 76 69<br />
Ferdinandstraße 20<br />
44789 Bochum<br />
www.reiseladen-bochum.de
<strong>ID55</strong> ANDERS ALT WERDEN<br />
ETWAS TUN,<br />
DAS SINN MACHT<br />
Weit weg oder vor der Haustür – vom Spaß am<br />
bürgerschaftlichen Engagement in den besten Jahren<br />
Von Ulrike Wahl<br />
Fotos: Robert Freise, Jaroslaw Piotrowski,<br />
Iris und Wolfgang Stiller<br />
Erst in die Rente, dann auf die Resterampe?<br />
Für die aktive Generation<br />
50plus ist das kein<br />
erstrebenswertes<br />
Ziel. Immer mehr<br />
Frauen und Männer<br />
in den besten Jahren<br />
engagieren sich freiwillig<br />
für Bildung,<br />
Familien, Kultur<br />
oder die Länder des<br />
Südens. Zusammen<br />
mit Gleichgesinnten<br />
wollen sie der<br />
Gesellschaft etwas<br />
zurückgeben und an<br />
der Gestaltung der<br />
Zukunft mitwirken.<br />
Dabei stellen sie mit<br />
Freude fest, wie gut<br />
die Tatsache des<br />
Gebrauchtwerdens<br />
dabei hilft, das eigene Älterwerden positiv<br />
zu erleben. <strong>ID55</strong>-Autorin Ulrike Wahl<br />
stellt drei Beispiele aus Herne vor.<br />
Ich gehe auf die Leute zu<br />
<strong>Gisela</strong> Lasek lächelt: „Ich habe viel Glück<br />
im Leben gehabt. Das kann ich doch nicht<br />
alles für mich behalten.“ Die Herzlichkeit<br />
der pensionierten Lehrerin für Seh- und<br />
Lernbehinderte überträgt sich auf ihr<br />
Gegenüber und macht sicher manches<br />
einfacher.<br />
Denn leicht ist das, was sie sich vorgenommen<br />
hat, nicht. <strong>Gisela</strong> Lasek kümmert<br />
sich um Kinder aus Migrantenfamilien,<br />
die im Wohnkomplex an der<br />
Emscherstraße in Herne zu Hause sind.<br />
200 Kinder aus 32 Nationen leben hier,<br />
die meisten Familien<br />
bekommen<br />
staatliche Unterstützung.<br />
Türken<br />
neben Kurden,<br />
Libanesen neben<br />
Russen, da sind<br />
Konflikte an der<br />
Tagesordnung.<br />
In dem tristen<br />
Wohnkomplex,<br />
einem sozialen<br />
Wohnungsbau<br />
aus den 70er<br />
Jahren mit<br />
Waschbetonfronten<br />
und dunklen<br />
Hauseingängen,<br />
hat die Stadt eine<br />
Wohnung angemietet und zu einem<br />
Bewohnertreffpunkt umgestaltet. Die<br />
Evangelische Kirche und andere freie<br />
Träger sind ebenso wie die städtischen<br />
Sozialarbeiter vom Sozialraumteam<br />
Wanne mit Spiel- und Beratungsangeboten<br />
regelmäßig vor Ort. Die Haustüren<br />
und Fenster sind frisch renoviert, im<br />
Innenhof laden ein Sandkasten und ein<br />
neues Klettergerüst zum Spielen ein.<br />
„Die Situation hat sich verbessert“, sagt<br />
<strong>Gisela</strong> Lasek. „Früher gab es mehr Zoff,<br />
<strong>Dr</strong>ogenprobleme und Prostitution waren<br />
an der Tagesordnung.“<br />
Nationen respektieren das Alter<br />
Abschrecken ließ sich <strong>Gisela</strong> Lasek davon<br />
nie. „Jede Nation achtet mich, weil ich eine<br />
ältere Deutsche und Lehrerin bin.“ Aber<br />
nicht nur als Pädagogin hat sich die resolute<br />
Powerfrau in ihrem bewegten Leben Respekt<br />
verschafft. Sie war in der Erziehungsberatung<br />
tätig, als Presbyterin in der evangelischen<br />
Kirchengemeinde Wanne-Nord aktiv,<br />
viele Jahre Schöffin und im Rat der Stadt<br />
Herne. Schon als Studentin gab <strong>Gisela</strong> Lasek<br />
Kindern in der Odachlosensiedlung Buschkampstraße<br />
kostenlos Nachhilfe.<br />
Immer schon für Verbesserung<br />
eingetreten<br />
Das Haus an der Emscherstraße kennt sie<br />
seit ihrer Lehrtätigkeit an der Schule an der<br />
Dorneburg. „Meine Schulkinder wohnten<br />
hier. Ist doch klar, dass man als Lehrerin<br />
hilft.“ Ihr eigenes Heim steht gleich um die<br />
Ecke. Der Stadtteil, bis heute geprägt von<br />
den Hinterlassenschaften des Bergbaus,<br />
und seine Bewohner haben sie seit jeher<br />
interessiert. „Ich wollte immer schon etwas<br />
hier verbessern.“ Sie hat Müllsammelaktionen<br />
rund um die Wohnanlage gestartet<br />
und mit Unterstützung der städtischen Jugendförderung<br />
ein Kinderfest auf die Beine<br />
gestellt. Sie berät die Familien, die von irgendwo<br />
neu angekommen sind, die Sprache<br />
nicht kennen und nicht wissen, an wen sie<br />
sich wenden können. „Ich gehe auf die Leute<br />
zu und erkläre ihnen, wo die Schule ist<br />
oder das Sozialamt“, berichtet <strong>Gisela</strong> Lasek.<br />
10<br />
<strong>Gisela</strong> Lasek kümmert sich um Kinder aus<br />
Migrantenfamilien.<br />
Derzeit organisiert sie ein Kennenlernen der<br />
Mütter mit gemeinsamem Teetrinken. „Es<br />
wäre schön, wenn die Mütter den Bewohnertreffpunkt<br />
als ihr Refugium ansehen<br />
würden“, sagt <strong>Gisela</strong> Lasek. Der soziale Kontakt<br />
untereinander und über die Kulturen<br />
hinweg ist der erste Schritt, damit sich die<br />
Frauen verantwortlich fühlen, nicht nur für<br />
ihre eigene Wohnung, sondern auch für den<br />
Hausflur und die Flächen rund ums Haus.<br />
Herzensangelegenheit Deutschkurs<br />
Bald will <strong>Gisela</strong> Lasek einen Deutschkurs<br />
in der Emscherstraße einrichten. Chancengleichheit<br />
und Gerechtigkeit für die<br />
nachwachsende Generation liegen ihr besonders<br />
am Herzen: „Kein Kind darf außen<br />
vor bleiben, nur weil es eine andere Muttersprache<br />
spricht und die deutsche Sprache<br />
nicht perfekt beherrscht. Integration<br />
kann nur über Bildung funktionieren.“ Die<br />
ersten Erfolge spornen sie weiter an: 11<br />
von 16 Kindern mit ausländischen Wurzeln<br />
aus der Wohnanlage Emscherstraße<br />
haben mit Hilfe von <strong>Gisela</strong> Lasek schon an<br />
der Realschule Fuß gefasst und kommen<br />
gut im Unterricht mit. Nun hat sie den<br />
Förderunterricht auf die Michael- und die<br />
Josefschule ausgeweitet. Dort macht sie 60<br />
Mädchen und Jungen in deutscher Grammatik<br />
fit. Für ihren Unterricht erhält sie<br />
nun sogar ein kleines Honorar – anfangs<br />
aus dem Förderprogramm zur Stadtteilentwicklung<br />
von Bickern/Unser Fritz, heute<br />
über die Herner Sparkasse. Die Kinder,<br />
die davon profitieren, werden wohl die<br />
gleichen Startchancen wie ihre deutschen<br />
Altersgenossen haben. Dank <strong>Gisela</strong> Lasek.
11<br />
Stillers helfen<br />
Sonne tanken, abschalten und faulenzen<br />
– das ist für Iris und Wolfgang Stiller aus<br />
Herne – beide Mitte 50 – kein Urlaub. Sie<br />
packen lieber tatkräftig mit an.<br />
Seit sechs Jahren reisen die Fachärztin für<br />
Onkologie und der selbständige Landschaftsbauer<br />
dreimal pro Jahr für eine oder<br />
zwei Wochen nach Afrika, um Hilfsprojekte<br />
zu unterstützen, die den Menschen dort ein<br />
besseres Leben ermöglichen. „Wir gingen<br />
auf die 50 zu. Das Leben war geregelt. Die<br />
Jobs liefen, wir hätten uns zurücklehnen<br />
können, aber wir wollten etwas Sinnvolles<br />
tun“, sagen Iris und Wolfgang Stiller. Und:<br />
„Afrika hat uns immer schon fasziniert.“<br />
Eines ihrer Ziele ist Gambia, ein armer<br />
Kleinstaat in Westafrika mit hohem Bevölkerungswachstum<br />
und vielen Kindern.<br />
Der gemeinnützige Bochumer und Hattinger<br />
Verein KLG unterstützt in dem Dorf<br />
Jabang einen Kindergarten für 140 Kinder<br />
und eine Schule.<br />
2010 begannen Wolfgang Stiller und seine<br />
Mitstreiter mit dem Bau eines Nutzgartens.<br />
Zwei Hektar Buschland rodeten sie,<br />
entfernten Termitenhügel, zäunten das<br />
Land ein, parzellierten es und streuten<br />
Saatgut aus. Einheimische Firmen schachteten<br />
dafür acht Brunnen aus. Im März<br />
2012 war es endlich so weit. Zwiebeln,<br />
Bohnen, Salat und Kohl wurden geerntet.<br />
Stiller: „Für mich als Gärtner war das<br />
eine riesige Herausforderung. Und jetzt<br />
die Ergebnisse zu sehen, ist einfach beeindruckend.“<br />
Die Ernte deckt nicht allein die<br />
Versorgung der Familien. Es bleibt noch<br />
genug zum Verkauf übrig und sichert den<br />
Frauen, die traditionell für den Familienunterhalt<br />
zuständig sind, ein Einkommen.<br />
Gesundheitsbildung und Hygiene<br />
Für die Ärztin Iris Stiller steht die medizinische<br />
Versorgung der Kinder an erster<br />
Stelle. Ihr geht es um Gesundheitsbildung<br />
und Hygiene. Das heißt, zunächst<br />
die Lehrer im Kindergarten und in der<br />
Schule zu sensibilisieren und zu beraten.<br />
„Entscheidend ist, dass jemand vor Ort<br />
die Kompetenz entwickelt, die Kinder<br />
anzuleiten, zum Beispiel zum Zähneputzen<br />
oder Händewaschen.“ In Gambia hat<br />
sie gerade erst 150 Kinder untersucht.<br />
Oft haben sie schlechte Zähne und leiden<br />
unter Wurmbefall. Die Anschaffung von<br />
Malarianetzen ist ein drängendes Thema,<br />
noch heute sterben Menschen an diesem<br />
gefährlichen Sumpffieber. 2011 reiste das<br />
Paar erstmals nach Kenia. In die Maasai<br />
Mara Region, sechs Stunden Autofahrt<br />
von Nairobi entfernt, wo die Volksgruppe<br />
der Maasai traditionell<br />
von der Rinderzucht<br />
lebt. Der<br />
Schweizer Verein<br />
Econosphere setzt<br />
hier auf den Ausbau<br />
der Kleinwirtschaft.<br />
Nach einem schlichten<br />
Bauprinzip hat<br />
Wolfgang Stiller eine<br />
Biogasanlage gebaut,<br />
die Licht in die<br />
Hütten bringt und<br />
Gas zum Kochen liefert.<br />
Die Pilotanlage<br />
funktioniert gut, die<br />
nächsten 30 Familien<br />
haben sich schon<br />
angemeldet.<br />
Mit einfachsten<br />
Mitteln<br />
viel erreichen<br />
Die Stillers machen<br />
kein Aufhebens um<br />
ihr Engagement. Iris<br />
Mit einfachsten Mitteln lässt sich viel erreichen: Iris und<br />
Wolfgang Stiller in Gambia.<br />
Stiller: „Für mich hat die Arbeit in Afrika<br />
durchaus einen egoistischen Aspekt.<br />
Man wird geerdet und begreift wieder, was<br />
wichtig ist im Leben.“ Was das ist, darüber<br />
sind sich beide einig: „Die Afrikaner<br />
leben langsamer, stressfreier, und sie<br />
ANDERS ALT WERDEN <strong>ID55</strong><br />
lachen so viel mehr. Das Leben funktioniert<br />
auch ohne Luxus, den wir Europäer<br />
gewohnt sind. Das leben uns die Afrikaner<br />
vor. Man kommt bereichert nach<br />
Hause.“ Dafür spenden Iris und Wolfgang<br />
Stiller gern, setzen ihren Jahresurlaub<br />
ein und tragen alle Kosten für Flug<br />
und Unterkunft selbst. Ein persönlicher<br />
Luxus, den sie sich vor Ort leisten, sind<br />
Safaris mit Patenkind Agi und Freunden,<br />
um Elefanten und Löwen zu beobachten,<br />
die auch die afrikanischen Kinder noch<br />
nie in freier Wildbahn gesehen haben.<br />
Iris und Wolfgang Stiller fühlen sich<br />
noch längst nicht am Ende ihrer Arbeit.<br />
Es geht ihnen darum, mit einfachsten<br />
Mitteln viel zu erreichen. „Mit der<br />
Anpflanzung von Hundszahngras könnte<br />
man weitere Erosionsschäden vermeiden.<br />
Und mit dem Solar-Backofen,<br />
einer selbst gezimmerten Holzkiste mit<br />
reflektierender Spiegelfolie, lassen sich<br />
Brot und Kuchen ohne Strom backen.“<br />
Im November, nach der Regenzeit, geht<br />
es wieder los. Die Freunde in Gambia<br />
warten schon.<br />
Der Nutzgarten gedeiht, weil die einheimischen<br />
Frauen beteiligt werden.
<strong>ID55</strong> ANDERS ALT WERDEN<br />
Der Spaßmacher<br />
Man mag seine Geschichte<br />
kaum glauben, wenn Jürgen<br />
Seifert nicht so seriös wirken<br />
würde. Nahezu sein gesamtes<br />
Berufsleben hat der ehemalige<br />
Elektroanlagenbauer auf Baustellen<br />
zugebracht. 36 Jahre<br />
lang bereiste er die halbe Welt<br />
von Tunesien bis Katar und<br />
nahm Wasserreinigungsanlagen<br />
in Betrieb – ein verantwortungsvoller,<br />
aber eher<br />
nüchterner Job. Heute ist der<br />
68-Jährige erfolgreicher Komödienautor,<br />
Regisseur und<br />
Schauspieler in einer Person.<br />
Die zweite Karriere kam eher<br />
zufällig und im reifen Alter, erzählt Seifert:<br />
„Als ich 50 Jahre alt war, gab es immer mehr<br />
silberne Hochzeiten im Bekanntenkreis.<br />
Ich hielt immer die Tischreden. Weil das<br />
so gut ankam, stand ich im Karneval in der<br />
Bütt.“ Auch im Sportverein schwang Seifert<br />
so manche Rede. 2002 wechselte er in den<br />
Vorruhestand und entschloss sich, die neu<br />
gewonnene Zeit für<br />
seine neue Leidenschaft<br />
zu nutzen „Ich<br />
bin kein Typ, der im<br />
Garten rumwühlt<br />
oder die Einkaufsstraßeentlangspaziert.<br />
Ich habe Spaß<br />
daran, wenn sich<br />
andere Menschen<br />
über mich schlapp<br />
lachen.“<br />
400 Mal<br />
auf der bühne<br />
Weil es im Leben<br />
eigentlich keine<br />
Zufälle gibt, veranstaltete<br />
das kleine<br />
theater herne zu jener Zeit ein Casting<br />
für Loriots <strong>Dr</strong>amatische Werke. Seifert<br />
stellte sich vor und übernahm sechs Rollen<br />
in sechs verschiedenen Sketchen. Inzwischen<br />
hat er über 400 Mal auf der Bühne<br />
gestanden, bei vier Stücken Regie geführt<br />
und selbst zwei geschrieben. Zum Beispiel<br />
die Komödie „Rabatz im Altenheim“,<br />
Das gute Gefühl von Nähe.<br />
Willkommen bei Ihren Stadtwerken!<br />
www.stadtwerke-herne.de/persoenlich<br />
die mit großem Erfolg im kleinen theater<br />
herne gezeigt wird. Das turbulente <strong>Dr</strong>ei-<br />
Generationen-Stück „Die Hummels“ hatte<br />
dort im April Premiere, und das nächste<br />
Lustspiel spukt ihm schon im Kopf herum:<br />
„Ich wundere mich selbst, wie leicht mir<br />
das Schreiben von der Hand geht. Ich habe<br />
immer einen Notizblock dabei, um meine<br />
Ideen zu notieren. Nach spätestens neun<br />
Monaten ist es fertig.“<br />
Smart Home<br />
Unser intelligentes<br />
Wohn konzept für mehr<br />
Komfort und Sicherheit.<br />
www.stadtwerke-smart.de<br />
Nähe ist wichtig – in jeder Beziehung. Deshalb kümmern wir uns bei den Stadtwerken ganz<br />
persönlich um Ihre Wünsche. Die vertrauten Gesichter in unserem KundenCenter am Berliner<br />
Platz, die kompetenten Techniker des Gasgeräte-Services oder das Gespräch mit unserem<br />
mobilen Energieberater – bei uns steht der individuelle Kontakt im Vordergrund. Nichts liegt<br />
näher als Ihre Stadtwerke, wenn es um zuverlässige Versorgung und Service mit Herz geht.<br />
12<br />
Theater übers und im Altenheim<br />
Der Impuls-Theater-Verlag hat sein Erfolgsstück<br />
„Rabatz im Altenheim“ 2011 verlegt.<br />
Neun Theater in ganz Deutschland führen<br />
es bereits auf, zumeist Amateurtheater wie<br />
das aus dem kleinen Ort Kammlach im Allgäu.<br />
Ein Mitglied des dortigen Theatervereins<br />
kam extra angereist, um die Herner<br />
Vorstellung mitzuerleben. Für Jürgen Seifert<br />
sind das Momente der Freude und des Stolzes.<br />
Sorgen für Rabatz im Altenheim: Jürgen<br />
Seifert und Berni Enger als kauzige Opas<br />
mit Humor.<br />
Vor allem, wenn er hört, dass auch die<br />
Kammlacher damit in einem Altenheim auftreten<br />
wollen. Denn das war seine Idee.<br />
Sekt und Vorfreude<br />
Wie wär’s, so hat er seine Mitspieler gefragt,<br />
wenn wir „Rabatz im Altenheim“ tatsächlich<br />
in einem Seniorenheim spielen? Vor denen,<br />
die doch auch unser Publikum sein sollten?<br />
Ein Experiment, zweifelsohne. Schließlich<br />
geht es um zwei Zimmergenossen, Opa<br />
Rudi Spitz und Opa Otto Schaaf, die von der<br />
Wunderpille Viagra gehört haben und es auf<br />
ihre alten Tage noch einmal so richtig krachen<br />
lassen wollen. Seine Mitspieler waren<br />
von der Idee begeistert und die Verantwortlichen<br />
des Arbeiter-Samariter-Bundes, der<br />
die Altenwohnanlage an der Siepenstraße<br />
in Herne-Süd betreibt, schnell angesteckt.<br />
Auch für sie war es eine Premiere und ein<br />
voller Erfolg, der demnächst wiederholt werden<br />
soll. Die Bewohner der Anlage feierten<br />
wie bei einem echten Theaterbesuch – mit<br />
einem Gläschen Sekt und der dazugehörigen<br />
prickelnden Vorfreude. Jürgen Seifert sah<br />
man es an: Er hat anderen Menschen Spaß<br />
gebracht. Und das hat ihm Spaß gemacht.<br />
Sie wollen helfen?<br />
Treffpunkt Emscherstraße<br />
Stadt Herne – Fachbereich Kinder,<br />
Jugend, Familie<br />
Tel.: 02323 - 655657, www.herne.de<br />
Afrika-Projekte<br />
Kindergarten Linden, Schul- und<br />
Dorfentwicklung in Gambia e.V. (KLG)<br />
Tel.: 0234 - 470635, www.kiliga.de<br />
Econosphere Projects<br />
Tel.: 0041 - 794019875,<br />
www.econosphere-projects.org<br />
kleines theater herne e.V.<br />
Tel.: 02323 - 911191,<br />
www.theaterherne.de<br />
Weitere Kontakte bietet in Herne zudem<br />
die Koordinierungsstelle Bürgerschaftliches<br />
Engagement. Mehr als 100 Vereine<br />
und Einrichtungen haben sich hier in<br />
einer Ehrenamtskartei registrieren lassen.<br />
Einen Überblick gibt die kostenlose<br />
Broschüre „Von Wanderfalken, Lebenshilfen<br />
und der herrlichen Kraft des Lachens“<br />
von <strong>ID55</strong>-Autorin Ulrike Wahl, die selbst<br />
als Ausbildungspatin aktiv ist.
13 ANDERS ALT WERDEN <strong>ID55</strong><br />
THE JOY OF GIVING<br />
Als hauptamtliche Fundraiserin begeistert<br />
Marion Wiemann aus Bochum andere<br />
Menschen für das Geben<br />
Gute Kontakte sind ihr Kapital: Als professionelle<br />
Fundraiserin wirbt Marion<br />
Wiemann Gelder für gute Zwecke ein.<br />
Eine regionale Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung,<br />
eine große Hilfsorganisation,<br />
eine Initiative zur Erhaltung<br />
einer Schlosskapelle – sie alle vertrauen<br />
auf das Talent der 51-jährigen Bochumerin,<br />
andere Menschen für das Geben<br />
zu begeistern. 2003 hat sich die<br />
Kunsthistorikerin, die leidenschaftlich<br />
gern netzwerkt, mit Fundraising selbständig<br />
gemacht – als Quereinsteigerin:<br />
„Ich liebe es, mit Menschen Ideen<br />
zu entwickeln und zu verwirklichen. In<br />
der Marktforschung habe ich gelernt,<br />
Kontakte zu knüpfen. Beim Fundraising<br />
fließt alles zusammen.“<br />
Die Bezeichnung „Fundraising“ beschreibt<br />
seit Jahrzehnten die Arbeit von Spendensammlern.<br />
Neu daran ist nicht der Begriff,<br />
sondern die systematische Professionalisierung.<br />
Durch die Gewinnung von<br />
Spendern und Sponsoren schaffen hauptberufliche<br />
Fundraiser die Basis für ehrenamtliches<br />
Engagement, das ohne finanzielle<br />
Unterstützung nicht möglich wäre.<br />
Weil sich der Staat vielfach aus der Finanzierung<br />
zurückzieht, sind gute Fundraiser<br />
gefragte Leute. Nicht nur soziale oder<br />
karitative Organisationen, Tier- und Umweltschützer<br />
bauen auf ihr Können, auch<br />
Museen, Universitäten und in zunehmen-<br />
ZUHÖREN UND<br />
ZEIT SCHENKEN<br />
ASB: Ehrenamtliche im Altenzentrum sind<br />
nur für die Bewohner da, nicht zur Entlastung<br />
der Pflegekassen<br />
Im ganzen Haus riecht es nach leckeren<br />
Reibekuchen. Doch dafür ist diesmal<br />
nicht das Küchenteam des ASB Begegnungs-<br />
und Pflegezentrums Mont-Cenis<br />
verantwortlich. Im hellen Aufenthaltsraum<br />
stehen stattdessen Bewohnerinnen<br />
und Bewohner des Hauses und ihre engagierten<br />
Begleiter an den Herdplatten.<br />
Gudrun Kröger ist eine von ihnen.<br />
Seit vielen Jahren arbeitet die Hernerin<br />
ehrenamtlich in der Einrichtung des<br />
ASB Regionalverband Herne-Gelsenkirchen<br />
e.V. mit. Gudrun Kröger organisiert<br />
Ausflüge mit den Seniorinnen<br />
und Senioren. Stilecht verkleidet wirkt<br />
sie beim Karnevalsnachmittag mit, führt<br />
persönliche Gespräche oder steht auch<br />
mal an der Reibekuchenpfanne. Damit<br />
leistet sie das, was Pflegefachkräften und<br />
Therapeuten leider nicht immer möglich<br />
ist. „Wir brauchen das Ehrenamt für die<br />
Bewohner, weil die Zeit der Hauptamtlichen<br />
eigentlich zu gering ist“, sagt Gud-<br />
Fundraising ist Beziehungsarbeit, sagt<br />
Marion Wiemann (51) aus Bochum.<br />
dem Maße Kliniken und Krankenhäuser.<br />
Mehr als 3.000 professionelle Fundraiser<br />
werben in Deutschland um ein Spendenvolumen<br />
von jährlich 4,3 Milliarden Euro,<br />
das sind bei 82 Millionen Einwohnern 52<br />
Euro pro Kopf.<br />
beziehung und Inspiration<br />
Was macht einen guten Fundraiser aus?<br />
„Beim Fundraising geht es nicht in erster<br />
Linie ums Geld“, sagt Marion Wiemann.<br />
„Fundraising ist Beziehungsarbeit und<br />
run Kröger. Die Gründe für ihr Engagement<br />
zu Gunsten der Älteren kann sie genau benennen:<br />
„Mir geht es um die Bewohner, ich<br />
will ihnen ein würdevolles Altern mit hoher<br />
Lebensqualität ermöglichen.“<br />
Inspiration. Ich wecke in meinen Gesprächspartnern<br />
den Wunsch, helfen zu<br />
wollen.“ Motto ihres Tuns ist deshalb ein<br />
Ausspruch des US-amerikanischen Fundraising-Pioniers<br />
Henry A. Rosso: „Fundraising<br />
ist the gentle art of teaching the joy of<br />
giving.“ („Fundraising ist die sanfte Kunst,<br />
die Freude des Gebens zu lehren.“) Längst<br />
ist Marion Wiemann nicht nur selbst als<br />
Fundraiser im Einsatz, in Seminaren und<br />
Vorträgen gibt sie ihr Wissen auch an Vereine<br />
und Initiativen weiter, die sich selbst<br />
auf den Weg machen wollen.<br />
Idealistin mit Sinn für Realität<br />
Die Grundvoraussetzung erfolgreichen<br />
Fundraisings ist Wahrhaftigkeit, Glaub-<br />
Insgesamt neun ehrenamtliche Helferinnen<br />
und Helfer sind im Begegnungs- und<br />
Pflegezentrum Mont-Cenis des ASB in<br />
Herne-Sodingen tätig, auch in den übrigen<br />
Häusern des Verbandes in der Region<br />
gehören die engagierten Freiwilligen fest<br />
zum Alltag, stehen zum Teil sogar mit<br />
ihren Angeboten im Dienst- oder Veranstaltungsplan.<br />
„Aber Ehrenamt und freiwilliges Engagement<br />
dürfen nicht dafür herhalten, regu-<br />
läre Aufgaben aufrechtzuerhalten“, warnt<br />
ASB-Geschäftsführer Albert Okoniewski<br />
und spricht eine politische Dimension<br />
des Themas an: „Der Bundesfreiwilligendienst<br />
ist ein gutes Instrument, aber er<br />
würdigkeit und Zuverlässigkeit, sagt die<br />
kommunikative Ruhrgebietsfrau. Sie<br />
würde niemals für eine Sache werben, von<br />
der sie nicht selbst begeistert ist oder mit<br />
der sie sich nicht zu 100 Prozent identifizieren<br />
kann. Ebenso unverzichtbar ist die<br />
Beherrschung des Handwerkszeugs, das<br />
Wiemann in einschlägigen Seminaren und<br />
Schulungen gebüffelt hat. Dazu gehören<br />
nicht nur Grundkenntnisse im Projektmanagement,<br />
im Marketing und in der Öffentlichkeitsarbeit,<br />
mittlerweile kennt sich<br />
die Mutter von zwei erwachsenen Töchtern<br />
auch in Fragen des Steuer-, Erb- und<br />
Stiftungsrechts aus. Marion Wiemann:<br />
„Wir Fundraiser müssen Idealisten sein,<br />
die die Realität immer im Blick behalten.“<br />
Mehr Informationen:<br />
www.fundraisingverband.de<br />
www.ruhr-fundraising.de<br />
Gutes sichtbar machen: Marion Wiemann (rechts außen) mit Anja Kappel, Winfried<br />
König und Petra Funk (von links) bei einer Scheckübergabe zugunsten des St. Vinzenz-<br />
Kinderheims in Bochum.<br />
kann in seiner jetzigen Form niemals<br />
ein Ersatz für die vielen Zivildienststellen<br />
in der Pflege und den übrigen<br />
sozialen Diensten sein.“ Auch Überlegungen<br />
des Bundesgesundheitsministeriums,<br />
Pflegeleistungen durch<br />
‚bezahlte Ehrenamtler‘ erbringen zu<br />
lassen, erteilt Okoniewski eine klare<br />
Absage. „Unsere ehrenamtlichen<br />
Helferinnen und Helfer sind für die<br />
Bewohnerinnen und Bewohner da und<br />
nicht zur Entlastung der<br />
Pflegekassen!“<br />
Für die ehrenamtlichen<br />
Helferinnen und Helfer<br />
in den ASB Begegnungs-<br />
und Pflegezentren gilt<br />
also stets: Sie sind ein<br />
wichtiger Teil des Teams,<br />
aber eben zusätzlich vor<br />
Ort und haben damit die<br />
dringend benötigte Zeit<br />
für ganz persönliche Zuwendung.<br />
Zum Gespräch,<br />
zum gemeinsamen Spazierengehen<br />
oder beim<br />
Reibekuchen backen.
<strong>ID55</strong> ANDERS ALT WERDEN<br />
DIGITAL IN<br />
GESELLSCHAFT<br />
Welt am <strong>Dr</strong>aht: Die Generation<br />
50plus nutzt das Smartphone<br />
gern, am liebsten<br />
zum Telefonieren und<br />
SMS-Schreiben.<br />
Kontakt, Komfort, Gesundheit und<br />
Information: So nutzt die Generation 50plus<br />
Tablet-PC und Smartphone<br />
Von Christine Schonscheck<br />
Ein Blick auf die vom Hightechverband<br />
BITKOM veröffentlichten Zahlen zu<br />
Tablet Computer zeigt, diese sind dabei den<br />
Massenmarkt zu erobern. Aufgrund der<br />
im Jahr 2011 gesunkenen Preise für Tablets<br />
stieg der Absatz um 162 Prozent auf 2,1<br />
Millionen Stück an. Ebenfalls ein rasanter<br />
Anstieg konnte auch bei der Zahl der verkauften<br />
Smartphones verzeichnet werden.<br />
Allein in Deutschland sind im vergangenen<br />
Jahr 11,8 Millionen Smartphones verkauft<br />
worden. Damit handelt es sich bei 43 Prozent<br />
aller neu erworbenen Mobiltelefone<br />
um ein Smartphone. Doch wie werden diese<br />
größeren und kleineren neuen Alleskönner<br />
von der Generation 50plus genutzt?<br />
Wie der Goldmedia Mobile Monitor 2011<br />
zeigt, ist die Nutzung der Smartphones<br />
doch noch recht „handy-traditionell“. Das<br />
heißt: Neben dem Telefonieren steht immer<br />
noch die SMS hoch im Kurs. Doch die<br />
Mini-Computer können deutlich mehr.<br />
Eine aktuelle Studie der BITKOM und des<br />
Forsa Instituts bekräftigt, dass bei Internetnutzern<br />
über 50 Jahren soziale Netzwerke<br />
in der Gunst steigen. Diese Netzwerke<br />
könnten die Alternative zur klassischen<br />
SMS schlechthin werden. Hier gibt es allerdings<br />
eine Schwierigkeit, beide Partner<br />
Hände frei für’s Hobby: Mit dem obligatorischen<br />
„Knopf im Ohr“ lässt sich auch<br />
beim Angeln trefflich telefonieren.<br />
müssen den gleichen Dienst nutzen. Daher<br />
sind Standards wichtig. Potenzial dafür soll<br />
laut Medienexperten neben Facebook auch<br />
noch der Messenger-Dienst WhatsApp<br />
haben. Bei den über 50-Jährigen gehören<br />
zu den beliebtesten Netzwerken Facebook,<br />
Stayfriends und „Wer kennt wen“. 60 Prozent<br />
der Altersgruppe zwischen 50 und 69<br />
sollen bei mindestens einem sozialen Netzwerk<br />
angemeldet sein, so die Marktforscher.<br />
bring dich ein!<br />
Passgenaue und preisgünstige Dienstleistungsangebote<br />
möchten ehrenamtliche<br />
wie professionelle Marktakteure erstellen<br />
können. Dabei werden sie unterstützt von<br />
software-gestützten, mobilen Anwendungen.<br />
Diese haben Kasseler Wissenschaftler<br />
im Rahmen des Verbundprojekts „Mobil50+“<br />
entwickelt. Mitgewirkt haben die<br />
Kasseler Wissenschaftler an dem sozialen<br />
Marktplatz „Bring dich ein“, der im bayerischen<br />
Bad Tölz zu einem Feldtest gestartet<br />
worden ist. Bei dieser Internetplattform<br />
werden im Dienstleistungssektor Angebot<br />
und Nachfrage zusammengebracht. Zunächst<br />
tauschen die Nutzer darüber ihre<br />
freiwilligen Hilfsdienste miteinander aus,<br />
wie etwa Schneeräumen gegen Betreuung<br />
bei den Hausaufgaben.<br />
Von Ferne die Heizung hochdrehen<br />
Den Wohnkomfort zu steigern, ist für alle<br />
Generationen von Bedeutung. Dafür gibt es<br />
zahlreiche Heimsteuerungslösungen, wie<br />
zum Beispiel HomeMatic, KNX/EIB, LCN,<br />
EnOcean, Eaton Xcomfort, M-Bus, Mod-<br />
Bus, Z-Wave oder ZigBee, um nur einige<br />
zu nennen. Damit besteht die Möglichkeit<br />
nahezu alle Haustechnikkomponenten, wie<br />
Alarm, Licht, Heizung, Rollläden, Markisen<br />
und vieles andere mehr, ganz bequem über<br />
ein App zu steuern. Dabei handelt es sich<br />
um eine – zum Teil kostenlose – Software,<br />
welche auf unterschiedlichen Smartphones<br />
oder Tablet-PCs genutzt werden kann. So<br />
können die Anwender sogar vom Urlaubsort<br />
aus auf der Heimreise die Heizung<br />
zuhause hochdrehen, damit sie bei der<br />
Rückkehr von ihrem warmen Haus empfangen<br />
werden.<br />
Auf die Gesundheit achten<br />
Wie hoch ist mein Blutdruck? Sind Gewicht<br />
und Blutzucker in Ordnung? Solche<br />
und ähnliche Fragen können mit ITunterstützenden<br />
Anwendungen – auch<br />
Ambient Assisted Living (AAL) genannt<br />
– ganz bequem und komfortabel geklärt<br />
werden. Möglich ist dies z.B. mit der<br />
Gesundheitsmessgeräte-Serie Vitadock<br />
von Medisana oder durch die drahtlose<br />
Übertragung medizinischer Messwerte<br />
auf Tablet und Smartphone mit Hilfe<br />
von Beurer Wireless Connect. Über das<br />
Heimautomatisierungssystem ZigBee<br />
ermöglicht Philips die drahtlose Datenübertragung<br />
von Blutdruckmessern,<br />
Waagen und integrierten Telehealth-Geräten<br />
an Mediziner. Neben der Ermittlung,<br />
Speicherung und Auswertung der<br />
verschiedensten Vitaldaten können Nutzer<br />
von iPad oder Smartphone auch mit<br />
Hilfe zahlreicher Apps auf ihre Gesundheit<br />
achten. Wem etwa eine ausgewogene<br />
Ernährung am Herzen liegt, für den ist<br />
zum Beispiel die Gesund-Genießen-App<br />
der AOK ideal.<br />
Aktiv sein und<br />
mobil bleiben.<br />
Der Tipp für alle ab 60!<br />
Mit dem BärenTicket haben Sie gut lachen:<br />
� Rund um die Uhr in Bus & Bahn<br />
mit einem Ticket.<br />
� Sie sitzen bei der Bahn in der 1. Klasse.<br />
Mehr Infos unter<br />
www.bus-und-bahn.de<br />
14<br />
Nachrichten und Unterhaltung<br />
Hörbücher, die aktuellen Nachrichten<br />
als Podcast oder die Live-Übertragung<br />
eines Fußballspiels – dies alles und noch<br />
viel mehr gehört zu den eher unterhaltsamen<br />
Möglichkeiten der mobilen<br />
Endgeräte. Doch nicht nur für Kontakte<br />
oder Entertainment verwenden die eher<br />
älteren Smartphonenutzer ihren Mini-<br />
Computer. Sie bevorzugen ihn auch, um<br />
geschäftliche Dokumente zu bearbeiten,<br />
den Kalender, die Navigation oder das<br />
UKW-Radio zu verwenden. Dem Vorhaben,<br />
den cleveren Helfer in den Alltag<br />
einzubinden, scheint keine Grenzen<br />
gesetzt zu sein. Spannend bleibt, wie<br />
sich die Nutzung von Smartphones und<br />
Tablet-PC künftig entwickeln wird.<br />
Außerdem kann man gespannt sein,<br />
ob sich die neuen Features und technischen<br />
Besonderheiten wie Sprachsteuerung,<br />
veränderte Display-Technologien<br />
oder auch neue Übertragungsmöglichkeiten,<br />
wie NFC (Nahfeld-Kommunikation)<br />
und LTE (Long Term Evolution),<br />
etablieren werden.
15<br />
GUTES DESIGN<br />
bEFÄHIGT<br />
HEWI: Unternehmen müssen Produkte entwickeln,<br />
die generationenübergreifend nutzbar sind –<br />
unabhängig von Alter oder Einschränkungen<br />
Wirtschaftsfaktor Alter: Ein <strong>Dr</strong>ittel<br />
des Konsums in Deutschland wird<br />
heute von Menschen getätigt, die älter<br />
als 60 Jahre sind. Dies entspricht einer<br />
Summe von 300 Milliarden Euro jährlich<br />
– Tendenz steigend. Einen Großteil<br />
des Geldes investieren die Best Ager in<br />
Wohnformen, die mehr Lebensqualität<br />
im Alter ermöglichen. Ein Unternehmen,<br />
das neue Wege geht, um die Chancen<br />
des demografischen Wandels für sich zu<br />
nutzen, ist HEWI, einer der bekanntesten<br />
Systemanbieter für Sanitär und Beschläge<br />
in Deutschland. Über neue Zielgruppen,<br />
neue Strategien und neue Produkte sprach<br />
<strong>ID55</strong>-Mitarbeiterin Insa Lüdtke mit Hans-<br />
Jörg Müller, Leiter Marketing und Innovation<br />
bei HEWI.<br />
Herr Müller, alle sprechen von der alternden<br />
Gesellschaft. Wie nehmen Sie<br />
diese Veränderungen am Markt war?<br />
Der demografische Wandel ist schon heute<br />
deutlich sichtbar. Die Altersstruktur in<br />
Deutschland ändert sich zunehmend. 2030<br />
wird bereits jeder zweite Bundesbürger<br />
sein 50. Lebensjahr vollendet haben. Die<br />
Alterung der Gesellschaft bewirkt viele<br />
Veränderungen – angefangen bei der<br />
Architektur über Pflegepolitik bis zum<br />
Konsumverhalten. Ältere Kunden werden<br />
nicht nur zahlreicher, sondern aufgrund<br />
ihres beachtlichen Konsumpotenzials zu<br />
einem wichtigen Wirtschaftsfaktor. Schon<br />
jetzt wird ein <strong>Dr</strong>ittel des Konsums in<br />
Deutschland von über 60-Jährigen getätigt.<br />
Dies entspricht einer Summe von 300<br />
Milliarden Euro.<br />
Wie reagiert der Wohnungs-, Pflege-<br />
und Immobilienmarkt auf diese<br />
Veränderungen?<br />
Zunehmend wird in Wohnformen investiert,<br />
die mehr Lebensqualität im Alter<br />
garantieren. Hierbei sind Konzepte<br />
entscheidend, die einen möglichst langen<br />
Verbleib im eigenen Wohnraum ermöglichen.<br />
Um auch im hohem Alter unabhängig<br />
und selbstbestimmt zu wohnen,<br />
muss die Wohnungseinrichtung auf die<br />
sich wechselnden Bedürfnisse anpassbar<br />
sein. Mit der zunehmenden Öffnung des<br />
Gesundheitsmarktes werden Krankenhäuser<br />
und Reha-Kliniken immer mehr<br />
zu wirtschaftlichen Unternehmen und der<br />
Patient zum Kunden. Neben der medizinischen<br />
Leistung wird der patientenorientierte<br />
Service zu einem entscheidenden<br />
Wettbewerbsfaktor. Eine gut gestaltete<br />
Klinik trägt dazu bei, dass Patienten sich<br />
wohlfühlen und so schneller genesen.<br />
Zudem werden durch durchdachte räumliche<br />
Strukturen Arbeitsprozesse unterstützt.<br />
Nicht nur die Privatisierung und<br />
der zunehmende Wettbewerb beeinflussen<br />
die Gestaltung von Gesundheitsbauten,<br />
sondern auch der demografische Wandel<br />
nimmt vermehrt Einfluss auf die Architektur.<br />
So müssen typische Erkrankungen im<br />
Alter wie Demenz oder Seheinschränkungen<br />
sowie körperliche Einschränkungen,<br />
die das Alter mit sich bringt, ebenfalls in<br />
der Planung berücksichtigt werden.<br />
Die Zielgruppe 50plus wächst – aber<br />
nicht in eine Richtung. Menschen im<br />
Alter haben immer unterschiedlichere<br />
Ansprüche. Wie stellt sich HEWI auf<br />
die immer vielfältigeren Lebensstile und<br />
differenzierteren Bedürfnisse ein?<br />
Von einer reinen Zweckmäßigkeit der<br />
Nasszelle hat sich das Bad weiterentwickelt<br />
zu einem zentralen Raum der Wohnwelt.<br />
Die steigende Bedeutung des Bades<br />
zeigt sich in der Gestaltung. Der Raum<br />
Wohnlich, behaglich, komfortabel: Gemeinsam mit Architekten und Pflege-Experten<br />
entwickelt HEWI beispielhafte Lösungen für den Umbau von Bewohnerbäden in Pflege-<br />
Einrichtungen (Bild links und Bild unten).<br />
ANDERS ALT WERDEN <strong>ID55</strong><br />
Experte für gutes Design: Hans-Jörg<br />
Müller, Leiter Marketing und<br />
Innovation bei dem Sanitär-Hersteller<br />
HEWI in Bad Arolsen.<br />
vereint zunehmend eine designorientierte,<br />
wohnliche Gestaltung mit hoher Funktionalität.<br />
Wohlfühlbäder für Menschen jeden<br />
Alters zu schaffen – das ist die grundlegende<br />
Idee generationsübergreifender<br />
Badkonzepte von HEWI.<br />
Wie spiegelt sich das in Ihrem Produktportfolio<br />
wider?<br />
HEWI hat sich differenziert mit den Themen<br />
Sitzen, Stützen, Greifen und Orientieren<br />
auseinandergesetzt. Neben der<br />
Weiterentwicklung bestehender Sortimente<br />
wurde das Angebot durch barrierefreie<br />
Waschtische und Spiegel ergänzt.<br />
Entstanden sind modulare Systemlösungen,<br />
die für Menschen jeden Alters und<br />
unabhängig von physischen Voraussetzungen<br />
nutzbar sind. Gutes Design befähigt.<br />
Ein Produkt sollte nicht diskriminieren,<br />
es sollte niemandem seine eingeschränkten<br />
Fähigkeiten vorführen. Die einzelnen<br />
Funktionen der Systeme haben wir entsprechend<br />
den unterschiedlichen Anforderungen<br />
konzipiert, die wir in die Bereiche<br />
Komfortwohnen, Homecare, Public und<br />
institutionelle Pflege aufteilen.<br />
HEWI hatte ursprünglich Menschen mit<br />
Einschränkungen im Fokus und hat sich<br />
in den 90er Jahren als Spezialist positioniert.<br />
Ist das nicht ein Widerspruch,<br />
wenn Sie sich nun an „alle“ richten?<br />
HEWI hat als eines der ersten Unternehmen<br />
ein barrierefreies Sortiment Anfang<br />
der 80er auf den Markt gebracht und mit<br />
der Serie 477 / 801 einen wahren Klassiker<br />
geschaffen. Aufgrund der kontinuierlichen<br />
Weiterentwicklung und steten<br />
Anpassung an Normen und Bedürfnisse<br />
setzt die Serie bereits seit Jahrzehnten<br />
Maßstäbe im Bereich barrierefreies Wohnen.<br />
Unser Haus stand schon immer für<br />
Innovation, herausragendes Design und<br />
Funktionalität. Deshalb ist es nur konsequent,<br />
dass wir uns mit den Ansätzen des<br />
Universal Design auseinandersetzen und<br />
unser Produktportfolio weiterentwickeln.<br />
Der grundlegende Gedanke von Universal<br />
Design schließt Speziallösungen aus. Ziel<br />
ist es vielmehr, Produkte zu entwickeln,<br />
die generationenübergreifend unabhängig<br />
von physischen und psychischen Voraussetzungen<br />
nutzbar sind und so Ältere und<br />
Behinderte in die Gesellschaft integrieren.<br />
Dennoch sind Speziallösungen weiterhin<br />
unabdingbar, wie beispielsweise bei der<br />
stationären Schwerstpflege.<br />
Mehr Informationen:<br />
www.hewi.de<br />
www.ud-germany.de (Universal<br />
Design Deutschland, Hannover)<br />
www.idz.de (Internationales Designzentrum,<br />
Berlin)
WAS FÜR ÄLTERE<br />
GUT IST, IST<br />
FÜR ALLE GUT<br />
Sanitärkomfort ohne Ecken und Kanten:<br />
„aldo – design in funktion“ lässt den Wunsch<br />
nach generationengerechten Wohlfühlbädern<br />
Wirklichkeit werden<br />
Warmes Licht, edle Materialien<br />
und im Hintergrund leise Klänge<br />
der Lieblingsmusik: Längst ist das<br />
Badezimmer vom „stillen Örtchen“ zu<br />
einem der wichtigsten Räume der eigenen<br />
Wohnung geworden. Nicht nur chic<br />
soll er sein, sondern auch funktionell<br />
und komfortabel: ein Ort, an dem sich<br />
Alt und Jung uneingeschränkt bewegen<br />
und wohlfühlen können. Der Bochumer<br />
Innungsobermeister Albert Landsberger<br />
hat die Philosophie eines generationengerechten<br />
Wohlfühlbades zu einer Geschäftsidee<br />
gemacht: In der Ausstellung<br />
„aldo – design in funktion“ präsentiert<br />
der Sanitärexperte nicht nur einen ausgewählten<br />
Überblick in modernste Sanitärentwicklung,<br />
sondern auch kundige Beratung<br />
und Rundum-Service von der ersten<br />
Idee bis zur letzten verlegten Fliese.<br />
Lebensqualität ist keine Frage des Alters<br />
– ebensowenig wie gutes Design. Ein<br />
Badezimmer ohne Ecken und Kanten ist<br />
nicht nur für Ältere vorteilhaft, auch Familien<br />
mit Kindern oder Menschen mit<br />
Handicaps macht es das Leben leichter.<br />
Bei geplanten Renovierungen liegt das<br />
Badezimmer klar auf Platz eins, noch vor<br />
der Küche. 4,5 Millionen Bundesbürger<br />
wollen 2013 in ihr Badezimmer investieren,<br />
vor allem Haushalte mit einem mittleren<br />
oder höheren Einkommen.<br />
Schon früh erkannte Landsberger, dass<br />
eine insgesamt älter werdende Gesellschaft<br />
zu einem Umdenken in punkto<br />
Wohnungs- und Badausstattung führen<br />
muss. Schließlich wollen die meisten<br />
Frauen und Männer in den besten Jahren<br />
so lange wie möglich selbständig<br />
und eigenverantwortlich in den eigenen<br />
vier Wänden wohnen bleiben. Dabei<br />
spielt die Einrichtung des Bades eine<br />
zentrale Rolle, dessen neue Haltegriffe,<br />
bodenebene Duschen oder andere Hilfsmittel<br />
keine Krankenhaus- oder Pflegeheim-Atmosphäre<br />
ausstrahlen sollen.<br />
An diesem Punkt setzte Landsberger mit<br />
seiner Idee „aldo – design in funktion“<br />
an. Was als kleines Ladenlokal begann,<br />
erweiterte sich Anfang 2012 auf zwei Etagen<br />
mit 200qm Ausstellungs- und Veranstaltungsfläche.<br />
Interessenten steht Sabine Waterkotte,<br />
Fachkraft im Bereich Bauen und Wohnen,<br />
mit Rat und Tat zur Seite: „Entweder<br />
bringt der Kunde schon einen Grundriss<br />
mit, oder wir entwickeln mit ihm gemeinsam<br />
einen Plan, wie das neue Badezimmer<br />
aussehen könnte.“ Nach einem Vororttermin<br />
beim Kunden, den „aldo“-Chef<br />
Landsberger gern selbst wahrnimmt, entsteht<br />
ein erster Entwurf. Findet die Skizze<br />
Gefallen, bespricht das Team in einem<br />
nächsten Schritt ausgewählte Farb- und<br />
Produktmuster. Anhand von Anschauungsmaterial<br />
wählt der Bauherr aus, welche<br />
Badezimmereinrichtung seinen Wünschen<br />
und seinem Geldbeutel am besten<br />
entspricht. Albert Landsberger: „Wir<br />
haben gelernt, dass die Kunden nicht zehn<br />
oder 20 verschiedene Waschtische oder<br />
Toiletten begutachten wollen, sondern<br />
einen oder zwei, die genau ihren Wünschen<br />
entsprechen. Wir kennen den Markt<br />
genau und treffen für unsere Kunden eine<br />
Vorauswahl, um ihnen Zeit zu sparen und<br />
die Entscheidung zu erleichtern.“<br />
Das Angebot an generationengerechter<br />
Sanitärausstattung wird immer größer und<br />
vielfältiger. Bodenebene Duschen lassen<br />
sich mittlerweile auch in Geschosswohnungen<br />
problemlos installieren. Spezielle<br />
Modelle integrieren sogar Armaturen und<br />
Brausekopf in<br />
die Duschtür.<br />
Das spart Platz,<br />
vereinfacht die<br />
Bedienung und<br />
sieht obendrein<br />
so modern aus,<br />
dass auch junge<br />
Kunden begeistert<br />
sind.<br />
Die formschönen<br />
Duschsitze<br />
könnten ebenso<br />
aus dem Desi-<br />
gnermagazin<br />
stammen wie<br />
die eleganten<br />
Haltegriffe neben<br />
Toiletten oder an Badewannen. Edle<br />
Waschtische verfügen nicht nur über eine<br />
extrabreite Ablage, sondern bieten auch<br />
dann noch genug Platz, wenn der Bewohner<br />
im Rollstuhl davor sitzt, um sich zu<br />
waschen. Toiletten lassen sich in der Höhe<br />
verstellen, Badewannen verfügen über<br />
Türen, die einen fast ebenerdigen Einstieg<br />
ermöglichen.<br />
Intelligente Lösungen, die auch noch gut aussehen: ein Waschtisch mit<br />
viel Beinfreiheit und eine elegante Badewanne mit Seitentür.<br />
Bewegung heißt leben: Generationengerechte Wohlfühl-Badezimmer zeigt Albert<br />
Landsberger, Innungsobermeister für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik in seinem<br />
vom Land NRW ausgezeichneten Ausstellungs- und Dienstleistungscenter „aldo –<br />
design in funktion“ in Bochum.<br />
Bei der Umsetzung der Badezimmerideen<br />
steht „aldo – design in funktion“ dem Bauherrn<br />
mit einem Rundum-Service zur Verfügung.<br />
Vom Fliesenleger über den Elek -<br />
triker bis zum Heizungsbauer kommen<br />
alle Mitarbeiter aus dem Hause „aldo“.<br />
Weitere Gewerke wie Maler, Maurer oder<br />
Schreiner arbeiten mit „aldo“ im Verbund.<br />
Albert Landsberger hat im demografi-<br />
16<br />
schen Wandel die Chance für sein Unternehmen<br />
erkannt und genutzt: „Gerade<br />
der Generation 50plus ist es wichtig,<br />
Qualität zu kaufen und möglichst<br />
wenig mit den Umbauarbeiten zu tun<br />
zu haben. Mit uns ist es sogar möglich,<br />
während der Renovierungsphase in den<br />
Urlaub zu fahren. Nach der Rückkehr<br />
erstrahlt das Bad in neuem Glanz.“<br />
Zur Person<br />
Im November 2007 eröffnete<br />
Albert Landsberger, Innungsobermeister<br />
für Sanitär-, Heizungs-<br />
und Klimatechnik, das Ausstellungs-<br />
und Dienstleistungscenter<br />
„aldo – design in funktion“. Für<br />
sein Vorhaben, dort die Idee eines<br />
generationengerechten Sanitärbereichs<br />
bekannt zu machen, wurde<br />
der 1953 in Essen geborene Unternehmer<br />
vom Land NRW mit<br />
dem Innovationspreis „Kultur für<br />
Generationen“ ausgezeichnet.<br />
Mehr Informationen<br />
sanitär, heizung<br />
anlagen- und lüftungsbau<br />
design – in funktion<br />
alles aus einer hand!<br />
aldo – design in funktion<br />
I. Parallelstraße 2<br />
44791 Bochum<br />
Telefon 0234 – 50 75 90<br />
www.aldo-gmbh.de
17 FAHRRAD SPEZIAL <strong>ID55</strong><br />
E-BikE: REttung<br />
auF ZWEi RÄDERn<br />
Das ganze Jahr über die Finger auf<br />
der Tastatur bewegt, den 55. Geburtstag<br />
gefeiert und obendrein zig<br />
Pfunde zu viel: Wie soll ich nur die<br />
tradi tionelle Fahrradtour mit Freunden<br />
schaffen? Die haben zwar auch fast alle<br />
die Kerze Nr. 50 auf der Torte ausgepustet,<br />
sind aber eindeutig fitter als ich. Um<br />
nicht zu sagen: olympiareif. Zeit zum<br />
Trainieren – Fehlanzeige. Zuhause zu<br />
bleiben kommt nicht in Frage. Was tun?<br />
Meine Rettung hat zwei Räder – ein E-<br />
Bike als Tourenrad. Der silberne Mustang<br />
trägt den Akku unter dem Gepäckträger,<br />
den flüsterleisen Motor in der<br />
Nabe des Hinterrades. Vorn auf dem<br />
Lenker prangt ein abnehmbares Display.<br />
Auf Knopfdruck zeigt der Computer<br />
an, wie viel Power die Batterie noch hat<br />
und wie weit ich damit fahren kann. Der<br />
„Saft“ reicht für maximal 80 Kilometer.<br />
Je weniger ich abzapfe, desto weiter<br />
komme ich. Ein E-Bike ist ja kein Mofa.<br />
Es fährt nur, wenn ich auch in die Pedale<br />
trete. Ab 25 Kilometer Geschwindigkeit<br />
regelt sich der Motor von selbst ab. Kostenpunkt<br />
für meinen „Herkules“: alles in<br />
allem deutlich über 1.000 Euro.<br />
hilfe beim tragen<br />
So viel Komfort hat natürlich Gewicht,<br />
und das ist nicht ohne. Wenn am Gepäckträger<br />
auch noch eine Fahrradtasche<br />
hängt, schaffe ich Bahnhofstreppen<br />
ohne Aufzug nur, wenn mir jemand<br />
beim Schleppen hilft. Auf der Straße<br />
kommt aber echte Freude auf. Über zwei<br />
Schalter (high/low) am rechten Griff<br />
bediene ich die Sieben-Gang-Schaltung.<br />
Ein <strong>Dr</strong>ehgriff dosiert stufenlos die Intensität<br />
der Unterstützung. „Eco“ ist<br />
ein sanfter, energiesparender Zusatzschwung.<br />
„Normal“ lässt mich auch bei<br />
Gegenwind entspannt dahinrollen, und<br />
„Power“ gibt Gas für giftige Steigungen.<br />
endlich wieder vorn<br />
Die erste Radtour mit dem „Elektro-<br />
Pegasus” führt 2011 zu Pfingsten an der<br />
Weser entlang. Wir steigen in Hannoversch<br />
Münden ein und fahren bis Hameln.<br />
Steigungen eher selten, ab und an<br />
Gegenwind. Wo immer wir übernachten,<br />
ist eine Steckdose nicht weit. Mit<br />
vollem Akku rolle ich in den neuen Tag<br />
und gehöre nicht mehr zu den Ewig-<br />
Letzten, sondern halte mal wieder vorn<br />
mit, sogar ohne medizinisch unangenehme<br />
Begleiterscheinungen. 136 Kilometer<br />
und drei Übernachtungen später<br />
steht fest: Mein E-Bike und ich sind gute<br />
Freunde geworden. Grund genug, 2012<br />
ehrgeiziger zur Sache zu gehen: knapp<br />
200 Kilometer auf dem Ruhrtalradweg<br />
von Winterberg nach Witten. Die Steigungen<br />
sind von anderem Kaliber. Das<br />
Bike und ich stoßen an unsere Grenzen.<br />
Kündigen sich Berge frühzeitig an, klettere<br />
ich sie zuverlässig hoch. Muss ich<br />
aber in spitzem Winkel um die Kurve<br />
bergan treten, versiegt mein E-Bike-<br />
Schwung. Das Schieben des schweren<br />
Rades kostet Puste, bei engeren Kurven<br />
hadere ich mit dem Wendekreis.<br />
Ich muss also doch trainieren: schalten,<br />
klettern, kurven. Ein E-Bike allein macht<br />
noch keinen Meister. Aber endlich wieder<br />
Lust auf Mehr!<br />
Susanne Schübel<br />
KoNzeNtratIoN auf<br />
Der groSSeN acht<br />
Wer in new York mit dem Fahrrad unterwegs ist, braucht nerven<br />
und muss wissen, was er will<br />
Fotos und Text von Arnold Voß<br />
New York City und das Fahrrad sind<br />
für die meisten Menschen eine unvorstellbare<br />
Kombination, geschweige<br />
denn ein Traumpaar der Stadtmobilität.<br />
Was sie, vermittelt über unzählige Kinofilme,<br />
als typisches Bild von dieser Stadt<br />
im Kopf haben, passt einfach nicht zum<br />
muskelbetriebenen Zweirad: riesige, nicht<br />
enden wollende Straßenschluchten, vollgestopft<br />
mit Autos.<br />
Für die New Yorker war es allerdings lange<br />
Zeit nicht anders. Nur die Messenger-Biker<br />
trauten sich, es mit diesem permanenten<br />
vier- bis sechsspurigen Autoverkehr<br />
aufzunehmen, um ihre Fracht, eben gerade<br />
wegen dieser unvorstellbaren Verkehrsdichte,<br />
viel schneller als die PKW zum<br />
Kunden zu bringen. Sie führten aus dem<br />
gegebenen Zwang zur Schnelligkeit auch<br />
das ein, was heute in New York auch für<br />
die anderen Radler Gang und Gebe ist:<br />
die Ampelfarben nur als Empfehlung und<br />
nicht als Ver- und Gebot anzusehen.<br />
Die Missachtung der Ampeln gilt aber<br />
schon viel länger für die Fußgänger, und<br />
das nicht nur im quirligen Manhattan.<br />
Keiner weiß mehr genau, wann das ange-<br />
fangen hat, aber keiner von ihnen bleibt<br />
vor einer roten Ampel stehen, wenn kein<br />
Straßenverkehr kreuzt. Auch nicht die Kinder,<br />
egal ob sie von Erwachsenen begleitet<br />
werden oder nicht. Sie werden damit groß,<br />
vor allem auf den realen Verkehr und nicht<br />
nur auf die Lichtzeichen zu achten. Und<br />
die Polizei schaut billigend zu. Sie weiß,<br />
dass zumindest in Manhattan der Verkehr<br />
komplett zusammenbrechen würde, falls<br />
Fußgänger und Radfahrer auch dann bei<br />
Rot stehen bleiben würden, wenn das Queren<br />
der Straßen ohne Gefahr möglich ist.<br />
Erst recht, weil sich fast alle kreuzenden<br />
Straßen genau im rechten Winkel zueinander<br />
befinden, und so der passierende Autoverkehr<br />
ausreichend weit zu sehen ist. So<br />
werden nur die Autofahrer bestraft, wenn<br />
sie sich nicht an Ampelzeichen halten.<br />
600 km radwege<br />
Die Autofahrer wiederum hatten sich an<br />
die Privilegien der Fußgänger schon so<br />
lange gewöhnt, dass sie sich in der Regel<br />
nicht aufregten, als die ersten Radfahrer<br />
sie auch für sich in Anspruch nahmen.<br />
Wahrscheinlich weil niemand damit gerechnet<br />
hat, dass es so viele wie heute werden<br />
könnten. Eine Entwicklung, mit der<br />
Blick auf die Stadt der Städte:<br />
Die Metropole New York überrascht mit<br />
mehr als 600 Kilometern Fahrradwegen.<br />
offensichtlich auch die Stadtverwaltung<br />
und die Polizei lange Zeit nicht umzugehen<br />
wussten. Niemand war darauf vorbereitet,<br />
dass auch der Durchschnitts-New<br />
Yorker auf den <strong>Dr</strong>ahtesel steigen würde.<br />
Heute gibt es über 600km Radwege in<br />
dieser Stadt, und es werden täglich mehr.<br />
Solche Extraspuren waren zu Beginn meiner<br />
eigenen Bikerkarriere in New York im<br />
Jahre 1986 so etwas wie eine Wahnvorstellung.<br />
Man nahm sich einfach eine ganze<br />
Spur der vielspurigen Einbahnstraßen, und<br />
die Autofahrer gewöhnten sich sehr bald<br />
daran. Uns Radler zu überholen war für<br />
die Autos bei diesem Straßentyp auch kein<br />
Problem. Die Fahrer wechselten einfach<br />
die Spur. Das tun sie auch heute noch da,<br />
wo es keine Bikelanes gibt.<br />
Die Radfahrer konnten und können so<br />
auch ohne Probleme zu zweit nebeneinander<br />
fahren, ohne die Autofahrer zu einer<br />
aggressiven Fahrweise zu provozieren. Sie<br />
verhalten sich dabei im Prinzip wie ein<br />
weiteres Auto. Auf den Streets, die in der<br />
Regel viel schmaler als die Avenues sind<br />
und deswegen, vor allem als Einbahnstraßen,<br />
selten über mehr als eine Lane verfügen,<br />
fahren Radfahrer auch in New York<br />
natürlich hintereinander.
<strong>ID55</strong> FAHRRAD SPEZIAL<br />
Entspannt entlang des East River: Jogger<br />
und Radfahrer kommen sich hier nicht<br />
in die Quere.<br />
Mit dem Bike über die Brooklyn Bridge: Nicht nur Anwohner, auch Touristen wagen sich<br />
auf zwei Rädern über die Holzplanken.<br />
rücksicht auf Biker<br />
Die New Yorker Autofahrer sind insgesamt<br />
eher vorsichtig und rücksichtsvoll<br />
gegenüber Bikern, wobei die Ausnahme<br />
die Regel nur bestätigt. Unbedingt auf<br />
seinem Recht zu bestehen, bringt einen in<br />
dieser Stadt im wahrsten Sinne des Wortes<br />
nicht weiter. Die Stadt und vor allem ihr<br />
unbedingt notwendiger Verkehrsfluss lebt<br />
nun mal von dieser gegenseitigen Rücksichtnahme,<br />
die allerdings klare Zeichen<br />
voraussetzt. Am wenigsten können New<br />
Yorker mit einem Verkehrsteilnehmer anfangen,<br />
der nicht weiß, was er will.<br />
Das alles verlangt eine erhebliche und per-<br />
Immer schön cool bleiben: Auf die Rücksicht der New Yorker Autofahrer<br />
können sich die Biker jederzeit verlassen.<br />
manente Konzentration, vor allem wenn<br />
man sich auf den großen verkehrsträchtigen<br />
Trassen in Manhattan bewegt. Wenn<br />
möglich noch zur Rushhour. Und am<br />
Wochenende im Central Park ist es auf der<br />
großen Acht, dem breiten und komplett<br />
asphaltierten Rundweg, nicht viel besser.<br />
Dafür wird man aber für diese Konzentration<br />
mit etwas belohnt, dass einem kaum<br />
eine andere Stadt bieten kann: einem<br />
realen und zugleich phantastischen 3D-<br />
Filmerlebnis, in dem man selbst mitspielt.<br />
Ganzkörperlich und mit allen Sinnen.<br />
Von Brooklyn mit dem rad zur arbeit<br />
Erst recht, wenn man sich über die großen<br />
Brücken bewegt, die mittlerweile fast alle<br />
eine eigene Fahrrad- bzw. Fahrrad- und<br />
Fußgängerspur haben. Hier gibt es dann<br />
nur noch die Achtsamkeit auf die Fußgänger<br />
und die haben sich ebenfalls an<br />
die immer mehr werdenden Radfahrer<br />
gewöhnt. Was auf der Brooklyn Bridge zu<br />
einer ganz neuen Art von allabendlichem<br />
Verkehrsstau geführt hat. Hier reicht<br />
der hölzerne Fußweg einfach nicht mehr<br />
aus, um die Mengen an unmotorisierten<br />
Verkehrsteilnehmern aufzunehmen, die<br />
zu dieser Zeit über diese weltberühmte<br />
Brücke wollen oder müssen. Immer mehr<br />
Leute fahren nämlich aus Brooklyn mit<br />
dem Fahrrad zur Arbeit. Dazu kommen<br />
die vielen Touristen,<br />
die sowohl mit<br />
geliehenem Rad als<br />
auch zu Fuß das<br />
besondere Licht des<br />
Sonnenuntergangs<br />
hinter der Skyline<br />
von Manhattan<br />
erleben wollen.<br />
Daraus wird dann<br />
eine nicht enden<br />
wollende dichte<br />
Prozession, die sich<br />
oberhalb der Autos<br />
über dieses fulminante<br />
Bauwerk<br />
schiebt. Aber selbst<br />
da klappt es bislang noch mit der sprichwörtlichen<br />
Rücksichtnahme der New<br />
Yorker von der sich auch die Touristen in<br />
kürzester Zeit anstecken lassen.<br />
zur Person<br />
Seit mehr als 25 Jahren erkundet der<br />
Raumplaner und Metropolenexperte<br />
<strong>Dr</strong>. Arnold Voß die Stadt der Städte mit<br />
dem Fahrrad, jedes Jahr mindestens<br />
zwei Monate lang. Den Rest der Zeit<br />
lebt der gebürtige „Ruhri“ in Berlin und<br />
Herne. Im Ruhrgebiets-Blog „Ruhrbarone.de“<br />
schreibt Arnold Voß regelmäßig<br />
über seine Leidenschaften Tango,<br />
Radfahren und Ruhrgebiet.<br />
Bike the Metropolis<br />
Die besten Informationen für Fahrradfahrer in New York findet man hier:<br />
Transportalternativen - www. transalt.org<br />
Radfahrer in New York - www.bikenyc.org<br />
Die wichtigsten Bike-Events - www.bikenewyork.org<br />
www.claus-mutschler.de<br />
PC · Server · Internet · E-Mail · DSL<br />
24 Stunden Vor-Ort-Notdienst<br />
Kostenlose Service-Nr.<br />
0800 8060666<br />
18
19 FAHRRAD SPEZIAL <strong>ID55</strong><br />
DeN uMStIeg So leIcht wIe<br />
MöglIch MacheN<br />
Es fehlt an Mut und geld: Der aDFC-Bundesvorsitzende ulrich Syberg aus Herne<br />
im iD55-interview zum thema Radfahren im Ruhrgebiet<br />
Herr Syberg, immer mehr Menschen<br />
wollen wieder mit dem Fahrradfahren<br />
beginnen, am liebsten auf dem E-Bike.<br />
Hält die Radverkehrsförderung mit der<br />
Nachfrage Schritt?<br />
ulrich Syberg: Die Radverkehrsförderung<br />
hat Nachholbedarf, um angemessen<br />
auf den steigenden Radverkehr und die<br />
wachsende Nachfrage nach Pedelecs und<br />
E-Bikes zu reagieren. Die Infrastruktur<br />
entspricht oft nicht den Anforderungen<br />
des schnellen Radverkehrs. Hier braucht<br />
es bessere Bedingungen: breitere Wege,<br />
ausreichende Warteflächen, verbesserte<br />
Ampelschaltungen. Die Bundesregierung<br />
könnte zum Beispiel aus den Geldern, die<br />
sie für Projekte im Rahmen des Nationalen<br />
Entwicklungsplans Elektromobilität bereitstellt,<br />
eine Verkehrsinfrastruktur schaffen,<br />
die elektrofahrradgerecht ist. Davon haben<br />
dann alle Fahrradfahrer etwas.<br />
Unterscheidet sich eine elektrofahrradgerechte<br />
Infrastruktur von der für<br />
normale Fahrräder?<br />
ulrich Syberg: Nein. Aufgrund der höheren<br />
Geschwindigkeiten sind Fahrer von Elektrofahrrädern<br />
aber noch mehr auf sichere und<br />
komfortable Wege angewiesen. Damit Wege<br />
für Elektrofahrräder sicher zu befahren sind,<br />
müssen sie mindestens zwei Meter breit, glatt<br />
und ohne Hindernisse wie Baumwurzeln<br />
oder Schlaglöcher gebaut sein. Ideal sind<br />
abmarkierte Radspuren auf der Straße. Auch<br />
braucht es fahrradfreundliche Ampelschaltungen,<br />
indem Radfahrer z. B. automatisch<br />
grün haben, wenn auch Autos grün haben,<br />
keine „Anforderungsampeln”. Normale Radfahrer<br />
profitieren davon dann auch.<br />
Kopenhagen, Berlin und München stehen<br />
auf der Liste der fahrradfreundlichen<br />
Städte ganz oben. Was sollte sich das<br />
Ruhrgebiet bei diesen Städten abgucken?<br />
ulrich Syberg: In jeder Stadt gibt es<br />
attraktive Strecken, auf denen sich das<br />
Radfahren sowohl für die Fahrt zur Arbeit<br />
als auch den Ausflug am Wochenende<br />
anbietet, auch im Ruhrgebiet. Dieses<br />
Potenzial müssen die Städte viel deutlicher<br />
„... ich geh‘ zur Darmkrebsvorsorge!“<br />
Darmkrebs ist die zweithäufigste Krebstodesursache.<br />
Das muss nicht sein, denn ein rechtzeitig erkannter<br />
Darmkrebs ist heilbar!<br />
Gastroenterologische<br />
Gemeinschaftspraxis Herne<br />
Hepatologische Schwerpunktpraxis (bng)<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Gisela</strong> <strong>Felten</strong> - Prof. <strong>Dr</strong>. Heinz Hartmann<br />
<strong>Dr</strong>. Dietrich Hüppe<br />
Ärztehaus am EvK Herne – Wiescherstr. 20 – 44623 Herne<br />
Tel. 02323 – 946 220 - www.gastro-praxis-herne.de<br />
hervorholen. Kopenhagen<br />
hat das Fahrrad mit<br />
Erfolg und ehrgeizigen<br />
Zielen als Verkehrsmittel<br />
in den Mittelpunkt<br />
seiner Politik gerückt:<br />
Mehr als 50 Prozent der<br />
Wege zur Arbeit sollen<br />
mit dem Rad zurückgelegt<br />
werden. Dafür<br />
gibt es Radschnellwege,<br />
eine Grüne Welle für Radfahrer und gute<br />
Parkmöglichkeiten. München und Berlin<br />
haben sich glasklare Ziele gesetzt, wie hoch<br />
der Radverkehrsanteil steigen soll. Um sie<br />
zu erreichen, starten sie Imagekampagnen,<br />
richten fahrradfreundliche Ampelschaltungen<br />
und Radspuren ein oder öffnen<br />
Einbahnstraßen in Gegenrichtung. Sie tun<br />
alles, um Menschen den Umstieg aufs Fahrrad<br />
möglichst leicht zu machen.<br />
Wie ist die Stimmung fürs Rad im<br />
Ruhrgebiet?<br />
ulrich Syberg: Verhalten abwartend.<br />
Es fehlt das Geld und der Mut. Aufgrund<br />
der schwachen Finanzausstattung und der<br />
drohenden Überschuldung der Städte ist<br />
das Thema Radverkehr in den Hintergrund<br />
gerückt. Allein der RVR mit dem Ausbau<br />
der Bahntrassen und der Vision eines<br />
Radschnellweges ist derzeit die treibende<br />
Kraft im Revier. Aber das reicht nicht. Um<br />
Wohnquartiere für Junge und Junggebliebene<br />
wieder attraktiv zu machen, brauchen<br />
zur Person<br />
Ulrich Syberg, 1955 in Castrop-Rauxel geboren, wurde<br />
im November 2010 zum Bundesvorsitzenden des Allgemeinen<br />
Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) gewählt, dem<br />
deutschlandweit mehr als 130.000 Mitglieder angehören.<br />
Syberg setzt sich auch als SPD-Kommunalpolitiker<br />
und Mitglied des Rates der Stadt Herne für eine aktive<br />
Fahrradpolitik ein. Hauptberuflich arbeitet er als Ingenieur<br />
für Vermessungstechnik beim Kreis Recklinghausen.<br />
wir eine fahrradzentrierte Verkehrspolitik.<br />
Hier sind Politiker genauso gefordert wie<br />
die Bürger. Zum urbanen Leben in Wanne<br />
oder Bochum-Ehrenfeld gehört das Fahrrad<br />
wie der Bäcker „umme Ecke”.<br />
Werden wir in 20 Jahren eigene Wege für<br />
motorisierte Rollstühle benötigen?<br />
ulrich Syberg: Schon jetzt muss sich die<br />
Verkehrsplanung an den Bedürfnissen der<br />
älter werdenden Bevölkerung orientieren<br />
und zum Beispiel Querungsmöglichkeiten<br />
für Menschen mit Rollatoren einrichten.<br />
Die Verkehrsplanung darf aber nicht den<br />
Fehler machen, weiterhin für jede Art der<br />
Fortbewegung eigene Wege zu schaffen. Die<br />
Städte sind auch viel zu eng dafür. Wenn<br />
man den Radverkehr konsequent auf die<br />
Straße holt und durch gute Radverkehrsförderung<br />
dafür sorgt, dass weniger Autos<br />
in den Städten unterwegs sind, haben auch<br />
Menschen mit Gehhilfen oder im Rollstuhl<br />
wieder den Platz, den sie brauchen, um sich<br />
sicher und komfortabel fortzubewegen.
<strong>ID55</strong> FAHRRAD SPEZIAL<br />
raDelN MIt<br />
rücKeNwIND<br />
e-Bikes sind der Renner im Freizeitgeschäft.<br />
Mittlerweile haben<br />
sogar Discounter die Zweiräder mit<br />
dem vermeintlich eingebauten Rückenwind<br />
im Programm. Was darf ein<br />
E-Bike kosten? Was muss es leisten?<br />
Das <strong>ID55</strong>-Magazin fragte den Herner<br />
Fahrradexperten Frank Korte.<br />
„Vom Hollandrad über Klappmodell bis<br />
hin zum Mountainbike ist mittlerweile<br />
fast jeder Radtyp in der Elektrovariante<br />
erhältlich. Für welches E-Bike man sich<br />
letztendlich entscheidet, hängt ganz von<br />
den persönlichen Fahrgewohnheiten ab“,<br />
sagt der Geschäftsführer von „Fahrrad<br />
Korte“ in Herne. Der passionierte Radfahrer<br />
ist 2011 selbst umgestiegen und<br />
bewältigt auf einem edlen E-Moutainbike<br />
beachtliche Strecken und Höhenunterschiede.<br />
Motor in der Mitte<br />
Beachtliche Unterschiede liegen auch<br />
zwischen den Anschaffungskosten. Der<br />
Preis für ein gutes Einsteigermodell beginnt<br />
bei etwa 1.700 Euro. Speziell ausgestattete<br />
E-Bikes kosten gerne bis zu 4.000<br />
Euro oder mehr. Wer ein E-Bike ins Auge<br />
NEU<br />
NEU<br />
Erster<br />
Masterstore<br />
Deutschlands<br />
E-BIKE<br />
Kompetenzcenter<br />
!<br />
Homage/riese und müller hybrid touring HS<br />
Mit dem neuen Bosch 45 High Performance-Motor<br />
ausgestattet überzeugt es durch 350 Watt Leistung<br />
und eine Unterstützung bis 45 km/h. Der Bosch-<br />
Antrieb begeistert durch seine hoch effi ziente Motor-<br />
und Getriebetechnologie und seinen niedrigen<br />
Schwerpunkt.<br />
4.199,-€<br />
Er weiß, wo’s lang geht: Der Herner Fahrradhändler<br />
Frank Korte hat selbst längst<br />
auf’s E-Bike umgesattelt.<br />
Flyer C5R<br />
Das erste Flyer/Panasonic Elektrorad mit<br />
einer Rücktrittbremse. Das Rad ist mit<br />
dem neuen 36 Volt System ausgerüstet.<br />
2.790,-€<br />
Raleigh Impulse XXL<br />
Mit einem zulässigem Gesamtgewicht von 170 kg und<br />
der wartungsarmen Shimano Nexus 8-Gang Nabenschaltung<br />
ist es der optimale Allrounder. Für den nötigen Schub<br />
und enormer Reichweite sorgen ein starker Impulse-Mittelmotor<br />
mit einer 15 Ah Lithium-Ionen Batterie.<br />
2.499,- €<br />
E-Bike ist nicht gleich E-Bike – Was Fahrradfans<br />
beim kauf beachten sollten<br />
gefasst hat, sollte sich nicht zuallererst vom<br />
Preis leiten lassen. Die Ausstattung sagt<br />
viel über die Qualität und den (Fahr-)Komfort<br />
aus. Die Position des Elektromotors<br />
beeinflusst zum Beispiel das Fahrgefühl<br />
maßgeblich. Sollte das zusätzliche Gewicht<br />
also vorne, in der Mitte oder hinten sitzen?<br />
„Für die Balance ist ein Motor in der Mitte<br />
am günstigsten“, rät Frank Korte E-Bike-<br />
Neulingen. So befindet er sich dann meistens<br />
auch in der Nähe des Akkus – dem<br />
Lebensspender der Elektrofahrräder.<br />
80 Kilometer reichweite<br />
Leistungskonstant ist die aktuelle Generation<br />
der Lithium-Ionen-Akkus, die nach<br />
500 bis 1.000 Ladezyklen oder drei bis vier<br />
Jahren erneuert werden müssen. Aber unabhängig<br />
von Batterie und Beanspruchung<br />
legen die meisten E-Bikes eine Strecke von<br />
80 Kilometern mühelos zurück, bevor sie<br />
wieder an die Steckdose müssen. Abnehmbare<br />
Akkueinheiten lassen sich bequem in<br />
der Wohnung aufladen, wenn im Fahrradschuppen<br />
der Stromanschluss fehlt.<br />
auch hightech will gepflegt sein<br />
Wann der Akku wieder Saft braucht, verrät<br />
der Bordcomputer, über den die meisten<br />
Öff nungszeiten: Mo - Fr: 10.00-13.00 + 14.00-18.30 . Sa: 10.00-14.30<br />
Flyer i:sY Eco<br />
Der ideale Stadtfl itzer. Klein, wendig und mit einem 250<br />
Watt Mittelblockmotor von Panasonic ausgestattet. Durch<br />
den 12Ah-Akku haben Sie genügend Reichweite um jede<br />
Stadt erkunden zu können. Schiebehilfe und Speedlifter<br />
runden den Komfort im Stadteinsatz ab.<br />
2.490,-€<br />
Fahrrad Korte . Bahnhofstr.123 . 44623 Herne . Tel: 02323 - 53494 . Web: www.fahrrad-korte.de . Mail: hallo@fahrrad-korte.de<br />
20<br />
aktuellen Modelle verfügen. Den Elektromotor<br />
kontrolliert der Fahrer ebenso<br />
über das Display am Lenker. Zusätzliche<br />
Funktionen wie Geschwindigkeitsanzeige<br />
oder die Überwachung der Herzfrequenz<br />
unterstützen einige E-Bikes<br />
bereits. Trotz Hightech-Ausstattung<br />
unterscheidet sich die Pflege und Wartung<br />
eines Elektrofahrrads im Wesentlichen<br />
nicht von der eines normalen<br />
<strong>Dr</strong>ahtesels. Wegen des zusätzlichen<br />
Gewichts durch Motor und Akku sollte<br />
der Reifendruck allerdings regelmäßig<br />
überprüft werden.<br />
Probefahrt lohnt sich<br />
Damit die Freude am Fahren möglichst<br />
lange hält, empfiehlt sich eine Beratung<br />
beim Experten. Ein guter Fachhändler<br />
bietet den Kaufinteressierten auch eine<br />
Probefahrt auf dem E-Bike an. Korte:<br />
„An die Unterstützung durch einen<br />
Elektromotor – egal ob parallel zum<br />
Treten oder uneingeschränkt – muss<br />
sich der Fahrer zunächst noch gewöhnen.“<br />
Sitzt man aber erst einmal sicher<br />
im Sattel, starten E-Bike-Fahrer richtig<br />
durch – egal ob auf dem Weg zur Arbeit<br />
oder der Radtour im Grünen.<br />
Bergamont E-Line<br />
Das Pedelec Bergamont E-Line C-N360 hat außer dem<br />
Bosch-Motor ein weiteres Highlight. Wie der Name es<br />
bereits erwähnt schalten Sie bei diesem E-Bike mit der<br />
NuVinci N360 - die Gangschaltung mit einem stufenlosen<br />
Planetengetriebe. mit der NuVinci N360 = 2.299,-€<br />
mit der Shimano 8 Gang = 2.099,-€
21<br />
Du BISt eIN ruB, MeIN<br />
KIND, Du MuSSt<br />
Nach BerlIN...<br />
Neulich habe ich am Reichstag einen tollen<br />
Sportler kennengelernt. Er sitzt im Rollstuhl<br />
und nimmt an den Paralympics teil. Irgendwie<br />
kam die Rede auf mein Alter: 57. „Wirklich?“ Er<br />
war tief betroffen. „Sie sehen viel älter aus!“<br />
Dabei war ich mit dem Fahrrad unterwegs,<br />
einem Peugeotrad, von dem es in Wanne hieße<br />
- wo es gekauft worden ist -, es sei alt. Hier ist<br />
es „vintage“. Alte Sachen sind angesagt in Berlin.<br />
Alte Menschen eher nicht.<br />
Als wir eine Wohnung suchten - meine ähnlich<br />
betagte Frau (die erheblich jünger aussieht;<br />
Anm. d. L.) und ich -, zogen wir Prenzlberg in<br />
Erwägung. Wegen der schönen Gründerzeithäuser<br />
und der vielen Läden und Lokale, die<br />
allesamt aussehen, als würden sie von Tante<br />
Emma geführt. Wir haben die Idee schnell<br />
wieder fallen lassen. Wir hätten den gefühlten<br />
Altersschnitt im Kiez um gefühlte 50 Jahre in<br />
die Höhe getrieben.<br />
Was auf der Kö der Porsche, ist in Prenzlauer<br />
Berg der sportive Luxuskinderwagen, gern für<br />
Zwillinge. Das freut mich für die<br />
Rentenkassen, aber nachdem ich<br />
mir zwischen Biomarkt und Café<br />
den vierten Blauen Fleck beim Zusammenprall<br />
mit einem Kinderporsche<br />
geholt hatte, warfen Vera und<br />
ich einen Blick auf Schöneberg und<br />
Wilmersdorf. Für engagierte Prenzlberger<br />
Kinderwagenschieber sind<br />
Kinderwagenlose Luft. Es ist völlig<br />
unmöglich, mit diesen stark fokussierten Babybesitzern<br />
auch nur Blickkontakt aufzunehmen,<br />
wenn man nicht zur peer group gehört.<br />
Dabei hatten wir uns große Mühe gegeben,<br />
nicht wie Touristen auszusehen. Touristen sind<br />
für zugereiste Überzeugungsberliner, was Saupreißn<br />
früher für bayerische Biertrinker waren<br />
oder Itacker für Ruhrgebietler der Präpizzazeit.<br />
Wir hatten uns coole Sneakers zugelegt, Outdoorjacken<br />
von Patagonia, Rucksäcke von der<br />
taz und Sonnenbrillen aus den 70ern (die hatten<br />
wir noch, genauso wie die Fahrräder). Wir wurden<br />
trotzdem durchschaut. Im wahrsten Sinne<br />
des Wortes.<br />
KOLUMNE: BERLINER LUFT <strong>ID55</strong><br />
In Wilmersdorf („Wilmersdorfer Witwen...“), Schöneberg<br />
oder Dahlem fühlten wir uns dann aber auch nicht<br />
wohl, zumal wir uns an die Räder, die Rucksäcke und die<br />
Outdoorjacken inzwischen gewöhnt hatten. Dort hätten<br />
wir auf Nerzkrägelchen respektive Harvard-Professoren-<br />
Outfit (Cordhose, Tweedsakko) umrüsten müssen, um<br />
womöglich schnell assimiliert zu werden. Vielleicht wäre<br />
aber auch trotz Verkleidung nichts daraus geworden. Die<br />
Leute in den dortigen kleinen Cafés wirken alle, als wären<br />
sie seit Jahrhunderten in genau diesem Kiez angewachsen<br />
– und könnten Westdeutsche sofort als solche erkennen.<br />
Wir haben uns dann für Mitte entschieden. Da fallen<br />
Touristen nicht auf. Hier gibt es keine Einheimischen.<br />
Dafür tönt es dauernd englisch, italienisch, finnisch<br />
und so weiter.<br />
Für RUBs wie uns ist die Berliner Mitte ein ideales Pflaster.<br />
RUB gleich „Reifer Urban Bohemien“. Die Straßen<br />
und Trottoirs sind breit und gut beleuchtet, Steigungen<br />
gibt es nicht. U- und S-Bahnen, Busse und Trams fahren<br />
ständig und überall. Alle Häuser haben Aufzüge und<br />
sind ohnehin nicht hoch. Frühstück gibts bis 16 Uhr und<br />
Museen wie Strandkörbe in Timmendorf. Der Autoverkehr<br />
ist kleinstädtisch ruhig. Gemütlich. Oft sind ganze<br />
Straßenzüge gesperrt, weil der Papst oder der Präsident<br />
von Kaskanistan Berlin die Ehre gibt. Ein Flaneur- und<br />
Fahrradfahrerparadies.<br />
Zumal an jeder Ecke ein Fahrradladen nicht nur seine Hilfe<br />
anbietet, sondern auch jedes nur denkbare Sondergefährt<br />
und Accessoire. Das <strong>ID55</strong>-gerechte unumfallbare <strong>Dr</strong>eirad-<br />
Pedelec mit eingebautem GPS und Inkontinenzvorsorge<br />
habe ich nur deshalb nicht gefunden, weil ich (noch) nicht<br />
danach gesucht habe.<br />
Herner in der Hauptstadt:<br />
„Vorwärts“-Chefredakteur und<br />
<strong>ID55</strong>-Autor Uwe Knüpfer lebt<br />
seit 2010 mit seiner Ehefrau<br />
Vera an der Spree.<br />
Wer meint, im Alter<br />
durchaus arbeiten zu<br />
sollen, aber nicht immer<br />
und nicht zuviel, und<br />
dabei nicht unbedingt<br />
Geld verdienen will, ist<br />
in Berlin überall richtig.<br />
In Mitte hilft es, wenn<br />
er sich ein iPad oder ein<br />
Ultrabook zulegt und<br />
seine 70er Jahre Sonnenbrille<br />
aufsetzt. Jetzt<br />
noch kreativ gucken,<br />
um 15 Uhr frühstücken<br />
gehen – und du kannst<br />
Kennedy zitieren: „Ich<br />
bin ein Börliner.“<br />
Übrigens wird auch der<br />
letzte Weg nicht lang: Berlin ist voller Friedhöfe.<br />
Seid herzlich gegrüßt von Uwe Knüpfer
<strong>ID55</strong> BESTE ZEITEN<br />
DIe BeSte<br />
zeIt IN<br />
MeINeM leBeN<br />
Das Essener generationenkulthaus verbindet<br />
arbeiten, Freizeit und neue Wohnformen<br />
über alle altersgrenzen hinweg<br />
Von Regina Völz<br />
Fotos: Marco Stepniak<br />
zwischen Super-Highheel-Shop und<br />
lässigem Jeansladen, zugegebenermaßen<br />
in einer etwas angeschmuddelten Ecke<br />
der Essener Innenstadt mit leerstehenden<br />
Ladenlokalen, Graffiti und abgefetzten<br />
Plakaten, da steht es: das Generationenkulthaus.<br />
Ein ehemaliges Bürogebäude,<br />
Architektur der 70er, die schlichte Alu-<br />
Fassade wechselt<br />
sich mit durchgängigen<br />
Fensterreihen<br />
ab. Und die lange<br />
Schaufensterfront<br />
verrät nicht, um<br />
was es sich handelt.<br />
Ein lilafarbenes<br />
Kostüm auf einer<br />
Schneiderpuppe<br />
zieht die Aufmerksamkeit<br />
der<br />
Passanten auf sich,<br />
daneben kunstvoll<br />
drapiert ein feiner<br />
Stoff und viele, viele Kleinteile, Schmuck,<br />
Taschen, Kissen, Möbel in schönen Formen<br />
und Farben. Durch das Fenster wird<br />
der Blick ins Ladeninnere gezogen – was<br />
soll das nur sein? Kleiderständer, Regale,<br />
Sitzecken, vielfältigstes Interieur.<br />
Ein großes Holzbüfett im Kolonialstil mit<br />
Tresen davor bildet das Zentrum. Hier<br />
sitzt Uschi Völker. Mit kessem Hut, modischer<br />
Jacke, Wimpern getuscht und Mund<br />
geschminkt. Die kleine ältere Dame trinkt<br />
einen Capuccino und unterhält sich mit<br />
Gabriela Eichwald, die hinterm Tresen<br />
steht. Sie ist die Chefin vom „Café Kakao“<br />
und organisiert die Ladengemeinschaft im<br />
Generationenkulthaus.<br />
„Wir sind ein Shop-in-Shop-System, nur<br />
ohne Wände“, erklärt die resolute 48-Jäh-<br />
rige. „Eigentlich sind wir so wie das große<br />
Einkaufszentrum am Limbecker Platz.”<br />
Und eigentlich genau der Gegentrend,<br />
denn hier gibt es nur individuelle, kleine<br />
und feine Angebote und nicht wie sonst<br />
in den Innenstädten überall das gleiche<br />
von H&M bis Zara. Zur Zeit gehören acht<br />
Einzelhändler zur Ladengemeinschaft –<br />
die Post mit DHL-Filiale nicht eingerech-<br />
net. Uschi Völker wird hier demnächst<br />
auch selbstentworfene und gefertigte Hüte<br />
anbieten. Aber erstmal muss sie richtig<br />
ankommen. Denn Uschi Völker trinkt hier<br />
nicht nur ihren Kaffee, sie wohnt auch<br />
im Generationenkulthaus. Die 69-Jährige<br />
ist erst kürzlich eingezogen – in eine der<br />
Wohnungen in der vierten Etage. Warum?<br />
Weil sie alleine so traurig war. Jahrelang<br />
hatte sie ihren kranken Mann gepflegt, vor<br />
einem Jahr ist er gestorben.<br />
„alles wie gewünscht“<br />
Ihr neuer Nachbar Wolfgang Nötzold ist<br />
von Anfang an dabei. Er hat hier seinen<br />
Platz. „Alles wie gewünscht: gute Aussicht,<br />
Westseite, kleine Wohnung und<br />
viel Leben“, sagt der 65-Jährige, und er<br />
weiß, wovon er spricht. Die letzten neun<br />
Jahre vor seiner Pensionierung arbeitete<br />
er bei ZWAR, die Buchstaben stehen<br />
als Abkürzung für „Zwischen Arbeit und<br />
Ruhestand“. Diese Institution, vom Land<br />
NRW gefördert, berät Kommunen dabei,<br />
was sie tun müssen, damit ihre Bewohner<br />
zwar älter werden, aber trotzdem aktiv<br />
bleiben können. Und welche Angebote<br />
22<br />
Wolfgang Nötzold hat seinen Platz gefunden: in<br />
seiner Wohnung im Generationenkulthaus.<br />
dazu die sogenannte „offene Altenhilfe“<br />
machen kann.<br />
Das Generationenkulthaus ist für Wolfgang<br />
Nötzold ein „bundesweit einzigartiges<br />
Projekt“. Vor allem deswegen, weil es<br />
sich eben nicht nur an ältere Menschen<br />
richtet und nicht nur den Freizeitbereich<br />
einbezieht, sondern Arbeiten und Leben,<br />
Freiheit und Gemeinschaft verbindet. „Gelebte<br />
Gemeinschaft findet hier statt“, sagt<br />
der engagierte Mann. Große blaue Augen<br />
strahlen unter weißem vollen Haar. Wolfgang<br />
Nötzold ist ein Aktivist, vielleicht<br />
war er sogar mal „Workaholic“. Jedenfalls<br />
erzählt er, dass sein letzter Berufsabschnitt<br />
eigentlich sein fünfter Beruf war. Lehrer,<br />
Therapeut, Hausmann, Unternehmer und<br />
Kommunikative Zentrale: das „Café Kakao“ (links) in der Ladengemeinschaft. Stöbern ist hier erwünscht (Mitte). Gute Aussichten vom Balkon der co-working<br />
Etage mit Rutschenzugang (rechts).<br />
Berater in Bildungssachen. Er war engagiert<br />
in der Anti-Atom und der Ökobewegung,<br />
und natürlich will er nach seinem<br />
Berufsleben nicht aufhören.<br />
In seiner kleinen Wohnung mit dicken<br />
farbenfrohen Berberteppichen hängen am<br />
weißen Holzschrank Eintrittskarten und<br />
Veranstaltungshinweise für Vorhaben der
23 BESTE ZEITEN <strong>ID55</strong><br />
nächsten Tage: Geschichtsvortrag in der<br />
Volkshochschule, Konzert in der Philharmonie<br />
und der Termin für die „Spaziergangspaten“.<br />
Das ist auch so eine Aktion,<br />
die anders leben im Alter ermöglicht.<br />
Gerade erst gestartet von Seniorenbeirat<br />
und Gesundheitskonferenz. Der Neu-Essener<br />
hat sich als Anbieter angeschlossen.<br />
Gemeinsam mit einer Mitbewohnerin aus<br />
dem Haus steht er einmal in der Woche zu<br />
einer festgelegten Zeit vor dem Generationenkulthaus<br />
und wartet auf Menschen,<br />
die mit ihm durch den Stadtteil spazieren<br />
gehen wollen.<br />
Seinen Umzug von Dortmund in die Essener<br />
Innenstadt bereut er nicht. „Ist doch<br />
toll hier mit den vielen Kneipen und Kinos“.<br />
Die jüngere Tochter arbeitet bei der<br />
Stadt Essen. Sie kommt ab und zu vorbei<br />
„oder wir gehen zusammen essen. Ihr gefällt<br />
es hier“, stellt Wolfgang Nötzold fest.<br />
Die ältere Tochter (44) war noch nicht da.<br />
Sie lebt mit ihren drei Kindern in der Nähe<br />
von Münster. „Die hat nicht so viel Zeit, da<br />
fahr‘ ich eher mal hin“.<br />
„Das kann gehen!“<br />
Wolfgang Nötzold kennt eigentlich alle<br />
Wohnformen: In WGs, mit Familie, zuletzt<br />
hat er alleine gewohnt. Aber als die<br />
Arbeit dann weg war, fand er das blöd. Er<br />
wollte Gemeinschaft haben, ohne eingeengt<br />
zu sein und ist nun überzeugt: „Das<br />
kann gehen!“ Wenn man die Appartements<br />
im Haus ansieht, kann man auf<br />
keinen anderen Gedanken kommen: Hier<br />
leben Individualisten. Und natürlich nicht<br />
nur Ältere. Und nicht nur Alleinstehende.<br />
Franz und seine 10-jährige Tochter Lilly<br />
zum Beispiel. Sie gehören zu den ersten<br />
Mietern wie Wolfgang Nötzold. Bevor er<br />
hier einzog, kannte er niemanden. Jetzt ist<br />
man beim Du und eben doch sehr verbunden<br />
durch das gemeinsame Experiment –<br />
das Generationenkulthaus.<br />
Uschi Völker hat erst mal nur einen befristeten<br />
Mietvertrag abgeschlossen. Sie<br />
weiß noch nicht, ob das Haus wirklich<br />
was für sie ist. Ihre Wohnung ist schwarzweiß<br />
gehalten, edel ausgestattet und in den<br />
Details ein bisschen verspielt. Ihre eigenen<br />
Kunstwerke, große Rahmen mit Collagen,<br />
hängen an der Wand. In einem Rahmen<br />
hat sie zum Beispiel das letzte Hemd ihres<br />
Mannes verarbeitet. „Das musste ich machen“,<br />
sagt sie, „das hat mir geholfen“. Und<br />
es wirkt nicht deprimierend oder düster,<br />
sondern avantgardistisch und warm.<br />
Ganz anders sieht es bei Marga Weindorf<br />
aus. Auch die 74–Jährige hat eine<br />
Wohnung in der vierten Etage. 35 Quadratmeter<br />
groß, fast rundum Fenster, bunt<br />
und üppig geschmückt. An den Wänden<br />
kaum ein freier Platz. Ihre Handarbeiten<br />
füllen den Raum: Gobelins und Häkeldecken,<br />
große Seidenblumensträuße. An<br />
der einen Seite steht ihre alte Küchenzeile,<br />
an der anderen der Wohnzimmerschrank.<br />
Hell und freundlich ist ihr neues<br />
Zuhause mit der weiten Aussicht über<br />
die Dächer von Essen und in den blauen<br />
Himmel. Vor den großen Fenstern stehen<br />
ihre zwei Nähmaschinen. Marga Weindorf<br />
könnte sich die Miete hier eigentlich<br />
Zwangloses Zusammentreffen in der Rooftop-Lounge: Marga<br />
Weindorf und Wolfgang Nötzold im Gespräch.<br />
nicht leisten, aber sie arbeitet. Als Änderungsschneiderin<br />
und als Blumenfee. Im<br />
benachbarten „Unperfekthaus“ sorgt sie<br />
für die Blumen. „Für Wolfgang näh‘ ich<br />
natürlich auch so‘n Knopp an”, sagt sie.<br />
„Der Wolfgang ist unser Organisator und<br />
kennt sich mit dem Bürokram aus.” Die<br />
kleine Frau strahlt den neben ihr stehenden<br />
Mann an.<br />
Zu den Bewohnern gehören auch Christian,<br />
der 24-jährige Tänzer vom Dortmunder<br />
Ballett-Ensemble, Patricia, die<br />
Chemikantin mit Schichtdienst, und<br />
die 19-jährige Luisa, die gerade ihr Abitur<br />
macht. Eine Mischung, die Wolfgang<br />
Nötzold schätzt und damit verbunden die<br />
zwanglose Gemeinschaft und die vielen<br />
Möglichkeiten, die sich daraus ergeben:<br />
„Neulich zum Beispiel kam von Christian<br />
die E-Mail herum ‚Backe morgen Waffeln<br />
– um 15 Uhr steht ein Berg auf dem Tisch’<br />
– da geht man dann hoch in den Gemeinschaftsraum“.<br />
Oder vorgestern, da hat er<br />
selbst gemailt: Gehe heute Abend ins Kino.<br />
Franz, Lilly und Christian kamen mit.<br />
Hinterher hatte keiner Lust, allein zu essen.<br />
Wolfgang Nötzold: „Dann holt jeder seine<br />
Sachen, und wir sitzen oben noch zwei<br />
Stunden zusammen“.<br />
„Da zieht es einen hin“<br />
Überhaupt „oben“ – das ist natürlich die<br />
Krönung: die Rooftop-Lounge. Wenn<br />
schon der Blick aus der Wohnung von<br />
Wolfgang Nötzold schön ist, so bietet die<br />
sechste Etage noch mehr und ist in der<br />
kleinstädtischen Architektur der Großstadt<br />
Essen überragend: über die Dächer<br />
der umliegenden Häuser auf das Rathaushochhaus,<br />
die türkisen Dachkuppeln der<br />
Synagoge und ganz viel Himmel...<br />
Die Terrassen-Lounge – ein echtes Pfund,<br />
mit dem das Generationenkulthaus wuchern<br />
kann. Die ist natürlich in der – zunächst<br />
recht hoch erscheinenden – Miete<br />
mit drin. Gabriela<br />
Eichwald, die gute<br />
Seele von Ladengemeinschaft<br />
und<br />
„Café Kakao“, sorgt<br />
auch hier oben für<br />
volle Kühlschränke.<br />
Daran kann<br />
sich jeder bedienen.<br />
Man schreibt<br />
auf und bezahlt<br />
hinterher – alles<br />
auf Vertrauensbasis.<br />
Bisher klappt<br />
es. Kaffeemaschine,<br />
Geschirr,<br />
Gläser – alles<br />
hier ist von feiner<br />
schlichter Eleganz.<br />
Ebenso die Sitzgruppen,<br />
die dazu<br />
einladen, sich hier<br />
oben alleine einem<br />
Buch zuzuwenden<br />
und die schöne<br />
Aussicht zu genießen<br />
oder aber sich<br />
einfach dazu zusetzen,<br />
wenn Marga<br />
Weindorf ihre<br />
bunten Wollknäuel<br />
auf einem der Tische<br />
ausgebreitet<br />
hat und Pudel Susi<br />
um ihre Füße tollt.<br />
„Die Atmosphäre<br />
des Raumes ist so<br />
schön, da zieht es<br />
einen immer hin“, sagt Wolfgang Nötzold<br />
und so scheint es auch den andern zu<br />
gehen. Die Gemeinschaft ist vom Haus<br />
gewünscht und wird ohne Zwang ermöglicht.<br />
„Marga näht mir Knöpfe an, ich<br />
leihe mir von Franz die Bohrmaschine<br />
und bringe bei ihr ein Bild an der Wand<br />
an.“ So einfach geht das. Klar, Sympathie<br />
und Abneigung spielen auch im Generationenkulthaus<br />
eine Rolle. Allerdings<br />
verbindet alle der Grundgedanke, mit<br />
unterschiedlich alten Menschen Gemeinschaft<br />
erleben zu wollen, ohne sich verpflichtet<br />
zu fühlen. Und keiner möchte<br />
hier untätig vor dem Fernseher verrotten.<br />
Und wenn einer in der schönen Gemeinschaftsküche<br />
sitzt, auf den man gerade<br />
keine Lust hat? „Dann geht man eben<br />
wieder.“ So einfach ist das.<br />
Vielleicht erst mal nach ganz unten zu<br />
Billard und Tischtennis, gepflegt und<br />
einladend. Noch etwas unbelebt wirkt<br />
der Kinoraum, auch der gehört zur Ausstattung,<br />
die in der Miete inklusive ist,<br />
ebenso wie überall im Hause verfügbares<br />
W-Lan. Hochlehnige, schwarze Ledercouchen,<br />
eine Glasvitrine über die ganze<br />
Wandbreite voll mit DVD und Videospielen,<br />
die multimediale Ausstattung inklusive<br />
Leinwand. Hier riecht es neu und<br />
unbenutzt. Im Kalender stehen wenige<br />
Einträge – übers Wochenende dreimal<br />
Annette. Da ist der Sohn zu Besuch, sie<br />
hat vorsichtshalber die Möglichkeit für<br />
Playstation und Videogames reserviert.<br />
Man könnte auch eintragen, welchen<br />
Film man sehen will, dann können andere<br />
dazu kommen...<br />
Die beste zeit in meinem leben<br />
Die erste Etage ist die WG-Etage mit 14<br />
möblierten Zimmern. Hier leben bisher<br />
acht Männer und vier Frauen zwischen<br />
19 und Mitte 50. Dabei führt der Begriff<br />
Wohngemeinschaft doch etwas in die<br />
Irre, denn es handelt sich nicht um eine<br />
große gemeinsam genutzte Wohnung.<br />
Die einzelnen Zimmer liegen alle an der<br />
Außenseite des Gebäudes und gehen mit<br />
schweren Brandschutztüren vom fensterlosen<br />
Flur ab. Die Gemeinschaftsküche<br />
für alle liegt ganz oben mit Blick über Essen.<br />
Jeweils zwei Zimmern ist ein Bad mit<br />
WC zugeordnet. <strong>Dr</strong>außen an den Türen<br />
sind die Duschzeiten vermerkt: „In der<br />
Regel 7.15 Uhr“ oder „Im Schichtdienst“<br />
ist da zu lesen. In dieser Etage gibt es<br />
auch ein Gästezimmer. „Das kann jeder<br />
auch kurzfristig nutzen“, erklärt Wolfgang<br />
Nötzold. Er übernimmt für neue Interessenten<br />
die Hausführung. Eigentlich kennt<br />
man sich aber auch so. Bisher leben ja<br />
nur 18 Menschen hier: Dazu gehört der<br />
28-jährige Unternehmer mit mehreren<br />
Angestellten aus der Software-Branche<br />
ebenso wie die 51-jährige Freiberuflerin<br />
oder der 23 Jahre alte Studierende. Sie<br />
leben Tür an Tür auch mit Marga. Die<br />
kleine rüstige Rentnerin strahlt über das<br />
ganze Gesicht und gesteht: „Das ist für<br />
mich hier jetzt die beste Zeit in meinem<br />
Leben. Ich bin so glücklich und dankbar.”<br />
faKteN:<br />
generationenkulthaus in essen<br />
Ein Projekt von Reinhard Wiesemann,<br />
Gründer und Eigentümer des<br />
Unperfekthaus<br />
Eröffnung: 27. Januar 2012,<br />
Ladengemeinschaft<br />
erste Bewohner: August 2011<br />
Wohnen: 21 (nahezu) barrierefreie<br />
Wohnungen, 34 - 65 m²,<br />
rund 20 € /Quadratmeter<br />
inkl. Gemeinschaftseinrichtungen<br />
14 WG-Zimmer, 16 - 38 m²,<br />
423 - 947 € warm/möbliert<br />
Arbeiten: Panorama-CoWorking,<br />
Schreibtisch ab 230 €/Monat<br />
Ladengemeinschaft, Shop/Schreibtisch<br />
/Fach, ab 15 €/Monat<br />
Leben: Rooftop-Lounge -<br />
mit großer Küche<br />
Kino/ Multimedia-Raum<br />
Wellness: Sauna, Massage, Billard,<br />
Tischtennis, Café Kakao<br />
Investition Umbau: 4 Millionen Euro<br />
eine Aktion des Unperfekthaus/<br />
Reinhold Wiesemannn<br />
Vormittag der offenen Tür:<br />
jeden 1. Samstag im Monat 11-13 Uhr<br />
www.generationenkult.de
<strong>ID55</strong> BESTE ZEITEN<br />
Der DIreKte weg<br />
zu Mehr<br />
BeweglIchKeIt<br />
Biele krankengymnastik aus Herne unterstützt<br />
als eine von 40 Praxen bundesweit eine Studie,<br />
die die Physiotherapie in Deutschland verändern<br />
könnte<br />
Schnell, sicher und kostengünstig<br />
zurück zur Beweglichkeit – das ist<br />
die optimale Therapie für Patient, Therapeut<br />
und Krankenkasse. Einen neuen<br />
Weg dorthin beschreiten die gesetzliche<br />
Krankenkasse BIG direkt und der Bundesverband<br />
Selbständiger Physiotherapeuten<br />
in einer gemeinsamen Studie<br />
mit 40 Praxen in Berlin und Westfalen-<br />
Lippe. Sie prüfen, wie effizient es wäre,<br />
würden Physiotherapeuten selbst in<br />
Zukunft über Art, Dauer und Häufigkeit<br />
der Anwendungen entscheiden. „Biele<br />
Krankengymnastik“, der größte private<br />
Anbieter physiotherapeutischer Leistungen<br />
in Herne, beteiligt sich an der<br />
Untersuchung.<br />
Mit vier Praxisstandorten zwischen 200<br />
und 600 Quadratmetern, 45 Angestellten<br />
und den vielfältigen Spezialisierungen<br />
der 35 Physiotherapeuten behauptete<br />
sich Inhaber Christoph Biele im Auswahlverfahren.<br />
Fünf Jahre lang stehen<br />
seine Mitarbeiter nun auf dem Prüfstand.<br />
Bei Patienten der BIG direkt, die vom Arzt<br />
zur Krankengymnastik geschickt werden,<br />
entscheidet der behandelnde Physiotherapeut<br />
in dieser Zeit selbst, in welcher Form,<br />
wie lange und wie häufig die Anwendungen<br />
stattfinden. Sollte sich am Ende<br />
herausstellen, dass dieser Weg die Heilung<br />
schneller und kostengünstiger vorantreibt,<br />
könnte dies das Gesundheitssystem im<br />
Bereich der Physiotherapie tiefgreifend<br />
verändern, so Biele.<br />
Mehr autonomie wagen<br />
„In anderen Ländern ist es ganz normal,<br />
dass die Patienten direkt zum Physiotherapeuten<br />
gehen“, sagt der 47-Jährige, der mit<br />
Ehefrau Christiane die Praxen leitet. Nach<br />
dem Heilpraktikergesetz von 1939 ist die<br />
Krankengymnastik in Deutschland jedoch<br />
als Hilfsberuf dem Arzt unterstellt. Selbständiges<br />
Therapieren ohne ärztliche Verordnung<br />
ist ihnen untersagt. Zwar geben<br />
die relativ jungen Bachelor- und Masterstudiengänge<br />
in Bochum, Osnabrück und<br />
Magdeburg Physiotherapeuten internati-<br />
Nicht das Alter im<br />
Personalausweis,<br />
sondern die Lust<br />
an Bewegung und<br />
Gemeinschaft zählt:<br />
Deshalb entwickelte<br />
Christoph Biele<br />
gemeinsam mit der<br />
Hochschule für Gesundheit<br />
in Bochum<br />
ein neues Konzept<br />
für Rehasport<br />
55plus. Am neuen<br />
Standort in Röhlinghausen<br />
finden dazu<br />
regelmäßig Gruppentrainings<br />
statt.<br />
onal anerkannte Abschlüsse an die Hand.<br />
An der Gesetzeslage ändert der akademische<br />
Titel jedoch nichts.<br />
Mehr Verantwortung für<br />
Physiotherapeuten<br />
Biele, der 20 Jahre nach seiner staatlichen<br />
Anerkennung zum Physiotherapeuten 2010<br />
den Bachelor of Science machte, wünscht<br />
sich mehr Verantwortung für die Physiotherapeuten,<br />
weiß aber auch um die Risiken:<br />
„Der Therapeut muss zuverlässig erkennen<br />
können, ob die Beschwerden des Patienten<br />
Ursachen haben, die ein Arzt behandeln<br />
muss, und ihn entsprechend weiterleiten.“<br />
Auf der anderen Seite: „Viele Krankenhäuser<br />
rühmen sich mit der hohen Anzahl an<br />
Schulteroperationen. Ein Großteil dieser<br />
Eingriffe, die häufig an aktiven Älteren vorgenommen<br />
werden, könnte durch Krankengymnastik<br />
verhindert werden, leider überweisen<br />
die Ärzte die Betroffenen zuerst ans<br />
Krankenhaus.“<br />
Spezialtraining rehasport 55plus<br />
Wer zu Biele kommt, wird nicht nach seinem<br />
Alter im Personalausweis beurteilt. „Wir<br />
bewerten Patienten nach ihrer Teilhabe am<br />
Leben“, so der 47-Jährige. „Wenn eine 91-Jährige<br />
ihre 95-jährige Schwester pflegt und<br />
Besorgungen macht, bekommt sie von uns<br />
die Therapie, die sie wieder aktiv am Alltag<br />
teilnehmen lässt.“ Zu den wachsenden Problemen<br />
im Alter zählt das Risiko von Knochenbrüchen<br />
nach Stürzen. Deshalb entwickelt<br />
das Biele-Team speziell für die Gruppe<br />
55plus in Kooperation mit der Hochschule<br />
für Gesundheit in Bochum ein neues Konzept<br />
für Rehasport. Tests und Übungen wie<br />
das Absolvieren eines Parcours bilden ab,<br />
wie fit die Patienten, die meist Unfälle oder<br />
Rückenbeschwerden hinter sich haben, sind.<br />
Zirkeltraining verbessert Beweglichkeit,<br />
Kraft, Ausdauer und Balance.<br />
24 24<br />
Mehr Spaß in gemeinschaft<br />
Um die Teilnehmer verstärkt zu motivieren,<br />
finden die Trainings ein- bis<br />
zweimal pro Woche in Gruppen von<br />
zehn Personen statt. „Der soziale Faktor<br />
hilft vielen Patienten dabei, mehr<br />
Spaß an den Übungen zu entwickeln<br />
und den inneren Schweinehund zu<br />
überwinden“, so Biele. Die Bochumer<br />
Studenten haben das Trainingsprogramm<br />
gemeinsam mit den Physiotherapeuten<br />
konzipiert und begleiten<br />
die Kurse dauerhaft, um die Erfolge<br />
anschließend auszuwerten. Interessierte<br />
können sich in der Praxiszentrale im<br />
ehemaligen Wanne-Eickeler Finanzamt,<br />
Edmund-Weber-Straße 210 in<br />
Röhlinghausen, melden.<br />
zur Person<br />
Christoph Biele (*1964 in Darmstadt)<br />
erhielt 1990 die Staatliche Anerkennung<br />
zum Physiotherapeuten<br />
in Bochum. Berufsbegleitend absolvierte<br />
er 2010 ein Bachelor-Studium<br />
der Physiotherapie in Osnabrück.<br />
Den Schritt in die Selbständigkeit<br />
wagte der Wahl-Wanne-Eickeler<br />
1995 in Röhlinghausen. Gemeinsam<br />
mit Ehefrau Christiane, ebenfalls<br />
Physiotherapeutin, betreibt er heute<br />
vier Praxen in Herne, Wanne-Eickel<br />
und Recklinghausen, die größte<br />
davon seit Anfang 2012 auf 600 qm<br />
im ehemaligen Finanzamt Wanne-<br />
Eickel. In seiner Freizeit engagiert<br />
sich der Vater von drei Kindern u. a.<br />
im Rotary Club Herne.<br />
Praxisadressen<br />
Edmund-Weber-Straße 210,<br />
44651 Herne, Tel.: 02325 – 6 26 31<br />
Bochumer Straße 80,<br />
44623 Herne, Tel.: 02323 – 95 95 00<br />
Schaeferstraße 9,<br />
44623 Herne, Tel.: 02323 – 919 11 90<br />
Herner Straße 160,<br />
45659 Recklinghausen,<br />
Telefon: 02361 – 90 40 7 82<br />
Mehr Informationen<br />
www.biele-kg.de<br />
www.big-direkt.de<br />
www.ifk.org
25<br />
cleVereS<br />
KoNDItIoNStraININg<br />
SteIgert<br />
leBeNSerwartuNg<br />
täglich 30 Minuten Bewegung halten körper und geist dauerhaft in Schwung<br />
Von <strong>Dr</strong>. Markus Bruckhaus-Walter<br />
Wer sich täglich 30 Minuten lang<br />
sportlich betätigt und so die<br />
Durchblutung des Körpers fördert, steigert<br />
sowohl die körperliche als auch die<br />
geistige Leistungsfähigkeit und damit<br />
die Belastbarkeit im Alter. Die Folge sind<br />
ein gesteigertes Wohlbefinden, ein gestärktes<br />
Immunsystem und persönliche<br />
Zufriedenheit. Die Lebenserwartung wird<br />
positiv beeinflusst und kann sich verlängern.<br />
Medikamente können dieses nur<br />
bedingt bewirken.<br />
„Mens sana in corpore sano“ – ein gesunder<br />
Geist in einem gesunden Körper –<br />
beschreibt damit eine der ältesten „Anti-<br />
Aging“-Methoden. Sport kennt kein Alter,<br />
egal, ob man seine Lieblingssportart fortsetzen<br />
oder etwas Neues beginnen möchte.<br />
Wenn die körperlichen Voraussetzun-<br />
gen ärztlich kontrolliert wurden und die<br />
gesundheitliche Unbedenklichkeit besteht,<br />
steht dem Beginn oder der Wiederaufnahme<br />
nichts mehr im Weg.<br />
Innovative trainingsgeräte<br />
Herz-Kreislauf- und Lungenerkrankungen<br />
wie Bluthochdruck, Herzkranzgefäßverengungen,<br />
Asthma, Chronische Bronchitis<br />
sowie Diabetes, Übergewicht oder der Zustand<br />
nach einem Schlaganfall sind keine<br />
Hindernisgründe. Auch für Patienten mit<br />
Gelenkverschleiß und Wirbelsäulenproblemen<br />
gibt es individuell geeignete Sportarten<br />
zum Beispiel mit Hilfe innovativer<br />
und sich an Beschwerden orientierender<br />
Trainingsgeräte.<br />
Muskulatur geht zurück<br />
Betrachten wir zunächst die physiologischen,<br />
demografischen und altersentsprechenden<br />
Veränderungen. Körperlich<br />
geprägte Berufe reduzierten sich durch<br />
den ökonomischen Wandel. Dienstleistungen<br />
und „Kopfarbeiten“ nahmen zu. Mit<br />
der Automatisierung und der Wohlstandsernährung<br />
wuchs die Gewichtszunahme.<br />
Mit zunehmendem Alter verteilt sich<br />
das Körperfett um. In die zurückgehende<br />
Muskulatur lagert sich Fett ein. Die Elastizität<br />
des Gewebes lässt ebenso nach wie<br />
Hormone (Testosteron), die die Belastung<br />
unterstützen. Das Ausmaß der Aktivitäten<br />
wird zudem durch Veränderungen an Gelenken<br />
und Muskeln begrenzt. Jenseits der<br />
50 beginnt obendrein der naturbedingte<br />
Schwund der motorischen Fitness. Kondition,<br />
Kraft und Schnelligkeit lassen nach.<br />
Die Dauer und die Intensität der Belastung<br />
verändern sich.<br />
ziele individuell festlegen<br />
Hier lässt sich jedoch gegensteuern – zum<br />
Beispiel durch ein ausgewogenes Konditionstraining.<br />
Es ermöglicht eine Steigerung<br />
der Lebenserwartung bis zu fünf<br />
Jahre, wenn das Trainingsziel realistisch<br />
definiert wird. Jede Altersklasse sollte sich<br />
individuelle Ziele setzen und sich über den<br />
Erfolg entsprechend freuen. Diese Vorgaben<br />
beinhalten, dass<br />
der Sporttreibende<br />
Zeitaufwand, Nutzen,<br />
mögliche Kosten und<br />
Risiken zum Erreichen<br />
persönlich abwägt<br />
und festlegt, wie viel<br />
er investieren möchte.<br />
Extremsportarten<br />
sollten auf keinen Fall<br />
dazugehören.<br />
auf gesunde<br />
zähne achten<br />
In den Spitzenklassen<br />
erreichte Verbesserungen<br />
der<br />
Resultate übertragen sich auf sämtliche<br />
Altersklassen. Dieses spiegelt sich in der<br />
Repräsentanz der stetig größer werdenden<br />
Anzahl von älteren Joggern, Walkern<br />
oder Marathonläufern wider. Dabei sollte<br />
jedem klar sein, dass trotz des momentanen<br />
vermehrten Aufwands keine lebenslange<br />
Kompensation erreicht wird. Zum<br />
Trainingsplan gehören in jedem Fall das<br />
Einplanen längerer Erholungsphasen, die<br />
Kohlehydrataufnahme zum Auffüllen der<br />
Kohlehydratspeicher, eine abwechslungs-<br />
und vitaminreiche Ernährung sowie eine<br />
angepasste Trinkmenge zum Ausgleich<br />
des Flüssigkeitsverlustes nach der Belastung.<br />
Für den „Normalo-Sportler“ reichen<br />
Apfelschorle, alkoholfreies Weizenbier,<br />
Mineralwasser, Obst und Müsliriegel. Die<br />
Trinkmenge richtet sich nach dem persönlichen<br />
Durstgefühl. Bei Unsicherheit<br />
kann das Wiegen – vorher und nachher<br />
– eine Richtschnur sein. In der Kenntnis,<br />
dass muskuläre Probleme wie Zerrungen<br />
zunehmen können, sollte das Sportprogramm<br />
ausgewogen erfolgen. Auch die<br />
Mundgesundheit sollte beachtet werden.<br />
Kranke Zähne und ein entzündetes Zahnfleisch<br />
sind mögliche Eintrittspforten für<br />
Krankheitserreger und somit leistungseinschränkend.<br />
Ein sanierter Zahnstatus ist<br />
ebenso Grundvoraussetzung wie auch eine<br />
der Sportart angepasste Bekleidung. Vor<br />
und während der Belastungsphasen sorgt<br />
der Hausarzt mit speziellen Check-ups für<br />
gesundheitliche Sicherheit.<br />
Prävention und rehabilitation<br />
Wer sich mit Köpfchen bewegt, verbindet<br />
Prävention und Rehabilitation. Im Herz-<br />
Kreislaufbereich fördert Sport die Belastungsfähigkeit.<br />
Als Osteoporose-Prophylaxe<br />
beugt Bewegung Knochenbrüchen vor.<br />
Gelenkfreundliche Fitnessgeräte erhöhen<br />
die Mobilität. Beckenbodengymnastik<br />
schützt vor Inkontinenz, besonders wirksam<br />
sind Pilates-Übungen. Unterstützt<br />
wird der Einstieg in ein bewegtes Leben<br />
durch vielfältige von den Krankenkassen<br />
geförderte Sport-, Reha- und Funktionstrainingsangebote.<br />
Ideale Möglichkeiten<br />
bieten auch die Sportvereine oder lokale<br />
Lauftreffs, die über das Internet jederzeit<br />
zu finden sind.<br />
BESTE ZEITEN <strong>ID55</strong><br />
Sport, Spaß, langes Leben: Wer sein Trainingsziel – zum Beispiel beim Radfahren oder<br />
Schwimmen – maßvoll definiert und dauerhaft im Auge behält, kann seine Lebenserwartung<br />
um bis zu fünf Jahre steigern.<br />
zur Person<br />
<strong>Dr</strong>. med. Markus Bruckhaus-Walter,<br />
1964 in Dortmund geboren, studierte<br />
Medizin in Brüssel und Bochum.<br />
Nach der internistischen und chirurgischenAssistenzzeit<br />
im<br />
Krankenhaus<br />
folgte 1996 die<br />
Niederlassung<br />
als hausärztlicher<br />
Facharzt<br />
für Allgemeinmedizin,<br />
Sportmedizin<br />
und Naturheilverfahren<br />
in Herne. 2007 gründete Bruckhaus-<br />
Walter mit anderen das Hausarztzentrum<br />
„hernerhausaerzte“ am Bahnhof.<br />
Ein Schwerpunkt ist u.a. die Betreuung<br />
von Sportlern und Vereinen.<br />
www.hernerhausaerzte.de
früh erKeNNeN –<br />
gezIelt BehaNDelN<br />
rheumaticon ® im JosefCarree: Weniger Schmerzen –<br />
bessere Beweglichkeit – mehr Wohlgefühl<br />
Der griechische Philosoph Heraklit<br />
erkannte den Zusammenhang<br />
zwischen Wohlgefühl und Beweglichkeit<br />
bereits vor über 2.500 Jahren. Er formulierte<br />
schon damals einen wichtigen<br />
Grundsatz für die ganzheitliche Medizin:<br />
Panta rhei – alles fließt. Wir fühlen<br />
uns dieser Erkenntnis verpflichtet und<br />
haben mit dem rheumaticon® im Josef-<br />
Carree des Universitätsklinikums St.<br />
Gelenkrheuma durch gezielte Frühdiagnostik<br />
eindämmen: Die offene Magnet-<br />
Resonanz-Tomographie kann zwischen<br />
Gelenkentzündung, Gelenkverschleiß<br />
und Gicht unterscheiden.<br />
Josef-Hospital Bochum eine privatärztliche<br />
Praxis gestaltet, die auf Früherkennung<br />
rheumatischer Erkrankungen<br />
spezialisiert ist. Dort nutzen Patienten<br />
eine Kombination medizinischer Diagnose-<br />
und Therapiegeräte, wie sie im<br />
deutschsprachigen Raum sehr selten ist.<br />
Dazu gehören u.a. ein offenes Gelenk-<br />
MRT, eine Ganzkörper-Kältekammer,<br />
ein Rheumascan sowie Knochendichtemessung<br />
mittels DXA und Galileo-<br />
Trainingsgerät.<br />
Rheumakranke jeden Alters erfahren im<br />
rheumaticon® umfassende Betreuung<br />
und Behandlung nach neuesten medizinischen<br />
Erkenntnissen. Notwendige<br />
Zusatzbehandlungen sind dort jederzeit<br />
möglich. Im neuen JosefCarree können<br />
Patienten über das Wochenende oder<br />
bis zu zwei Wochen auf einer Privatstation<br />
betreut werden. Wir sehen darin<br />
zeitgemäße „one-stop“-Medizin auf<br />
höchstem Niveau.<br />
Das rheumaticon® in Bochum gehört zu<br />
unserer überörtlichen Gemeinschaftspraxis<br />
für Rheumatologie in Herne, die<br />
allen Versicherten offensteht. Diese<br />
ist mit drei Fachkollegen an zwei Betriebsstätten<br />
aktiv. Dabei handelt es<br />
sich um die Praxis im Ärztehaus am EVK,<br />
Wiescherstr. 20, in Herne-Mitte und die<br />
Praxis im Rheumazentrum Ruhrgebiet in<br />
Herne-Eickel,Landgrafenstr.15.<br />
An beiden Praxisstandorten sind <strong>Dr</strong>. med<br />
Ludwig Kalthoff und <strong>Dr</strong>. med. Friedrich<br />
Dybowski als Fachärzte für Innere Medizin<br />
mit dem Schwerpunkt Rheumatologie<br />
tätig. <strong>Dr</strong>. med. Liane Hein ist an beiden<br />
Der Mann, der aus der Kältekammer kam: Extreme, trockene Kälte<br />
lindert schmerzhafte Entzündungen in Gelenken und Muskeln.<br />
Betriebsstätten als langjährig rheumatologisch<br />
tätige Fachärztin für Allgemeinmedizin<br />
und Anästhesie mit der Zusatzqualifikation<br />
in psychosomatischer<br />
Grundversorgung im Einsatz.<br />
Im Team bieten wir die komplette Diagnostik<br />
und Therapie an. Das Spektrum der<br />
häufigsten Erkrankungen umfasst Rheumatoide<br />
Arthritis, Morbus Bechterew und<br />
Frühformen, Psoriasis-Arthritis, Spondyloarthritiden<br />
(CED), Systemischer Lupus<br />
(sLE), Kollagenose Sklerodermie (Sjögren-<br />
Die Fluoreszenzbildgebung verwendet<br />
sichtbares Licht zur Diagnose, benötigt<br />
nur wenige Minuten und erfasst komplett<br />
beide Hände einschließlich der<br />
Handgelenke.<br />
26<br />
Syndrom), reaktive Arthritis (Yersinien,<br />
Clamydien, Borrelien) sowie Fibromyalgie<br />
(nichtentzündliche Schmerzerkrankung).<br />
Unsere Methoden zur Früherkennung<br />
und gezielten Behandlung sind darüber<br />
hinaus: Gelenk-Ultraschall (inkl. Farbdoppler),<br />
immunologisches und osteologisches<br />
Labor, Röntgen des Skeletts<br />
und der Lunge (im JosefCarree).<br />
Mehr Informationen:<br />
www.rheumaticon.de<br />
www.rheumapraxis-ruhr.de
27<br />
geNeratIoN<br />
MethuSaleM?!<br />
alt und krank oder lieber fit in die kiste – noch nie<br />
waren die Chancen so groß, 100 Jahre alt zu werden<br />
Ein Zwischenruf von Ursula Bien,<br />
Biologin und Heilpraktikerin<br />
ein Kind, das heute in einem wohlhabenden<br />
Land wie Deutschland geboren<br />
wird, hat gute Chancen, 100 Jahre alt<br />
zu werden. Dies wurde 2009 in der renommierten<br />
Fachzeitschrift „The Lancet“<br />
publiziert. Fragt man aber Menschen, ob<br />
sie tatsächlich 100 Jahre alt werden möchten,<br />
stößt man auf verhaltene Begeisterung.<br />
Zu sehr ist das Alter mit der Angst<br />
vor körperlichem Siechtum, Alzheimer-<br />
Demenz und Unselbstständigkeit behaftet.<br />
Die Hoffnung, ein „fitter Alter“ zu sein,<br />
wird als nicht zu beeinflussendes Schicksal<br />
gesehen. Doch ist Verfall tatsächlich das<br />
Los jedes Alternden? Können wir nicht<br />
„anders alt werden“? Ich antworte ganz<br />
überzeugt „Ja“, aber nur, wenn wir uns des<br />
Wissens bedienen, über das die Altersforschung<br />
schon lange verfügt.<br />
„Anti-Aging“ ist möglich! Und dabei spreche<br />
ich nicht von der Beeinflussung des<br />
Alterungsprozesses im Sinne eines Jugendwahnes,<br />
bei dem sich schon 30-Jährige<br />
SCHNELL GEDRUCKT?!<br />
THAT‘S BUDDE!<br />
DEINE ARBEIT GEDRUCKT & GEBUNDEN!<br />
DIPLOMARBEIT, DISSERTATION, BACHELOR-/<br />
MASTERARBEIT, FACHARBEIT, HAUSARBEIT...<br />
...INNERHALB VON STUNDEN UND IN SUPER QUALITÄT!<br />
DEIN MOTIV AUF‘S T-SHIRT GEDRUCKT!<br />
2 T-SHIRTS WEIß, XS-XL EINS. BEDRUCKT DIN A4 FÜR NUR<br />
DEIN FOTO AUF LEINWAND GEDRUCKT - 20% RABATT!<br />
RICHTIG SCHNELL IN NUR 48 STD. UND IN BRILLANTER FOTOQUALITÄT<br />
Berliner Platz 6a<br />
44623 Herne<br />
ihre Falten mit Botox unterspritzen lassen<br />
und sich 60-Jährige einer Komplettrenovierung<br />
beim Schönheitschirurgen unterziehen.<br />
Ich spreche nicht von Schönheitsreparaturen,<br />
ich spreche von Prävention,<br />
von Altersvorsorge. Manche Anti-Aging-<br />
Ratschläge klingen vollkommen banal.<br />
Und genau das sind sie sogar. Man muss<br />
diese Tipps bloß in die Tat umsetzen.<br />
tipp Nr. 1:<br />
rauche nicht, und trinke nicht!<br />
Klingt so simpel, nicht wahr? Doch trotz<br />
Warnungen auf Zigarettenschachteln und<br />
allgemeinem Rauchverbot wird immer<br />
noch geschmaucht, was das Zeug hält.<br />
Ein Gläschen in Ehren ist durchaus mal<br />
erlaubt, doch häufiger Konsum größerer<br />
Mengen Alkohols ist in unserer Gesellschaft<br />
leider die Regel.<br />
tipp Nr. 2:<br />
höre nie auf, Dich zu bewegen!<br />
Unser Körper ist nicht nur zu Bewegung<br />
und Beanspruchung fähig, er benötigt diese<br />
Belastung sogar, um seine Funktionen<br />
erhalten zu können. „Der Mensch bewegt<br />
a-budde.de<br />
17€<br />
Tel.: 02323 - 953712<br />
a.budde@a-budde.de<br />
Mut zur Muße: Zu einem glücklichen<br />
Leben im Alter gehören<br />
Gesundheit, Gelassenheit und<br />
das Glück der Freundschaft.<br />
sich nicht weniger, weil er alt wird. Er wird<br />
alt, weil er sich weniger bewegt.“ (Gustav<br />
Schur) Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.<br />
tipp Nr. 3:<br />
In der ruhe liegt die Kraft!<br />
Es ist vollkommen legitim, sich auch<br />
einmal auszuruhen, zu „entschleunigen“.<br />
Auch Faulheit und Muße gehören zu einem<br />
sinnvollen Anti-Aging-Programm.<br />
Doch vor die Entspannung, idealerweise<br />
durch Yoga oder autogenes Training, hat<br />
die moderne Anti-Aging-Medizin die körperliche<br />
Anstrengung gesetzt. Also runter<br />
vom Sofa und erst wieder rauf, nachdem<br />
Sie sich bewegt haben!<br />
tipp Nr. 4:<br />
werde<br />
nicht fett!<br />
Bedauerlicherweise<br />
ist es so:<br />
Je älter<br />
wir werden,<br />
desto<br />
schwieriger<br />
wird es,<br />
die Figur<br />
zu halten.<br />
Wenn wir<br />
uns dann noch, wie<br />
leider immer noch<br />
von Ärzten empfohlen,<br />
mit den angeblich<br />
so guten Kohlenhydraten<br />
(Brot,<br />
Nudeln, Kartoffeln,<br />
Reis) mästen und<br />
Eiweiß aus Angst<br />
vor „Übereiweißung“<br />
meiden, ist<br />
der Super-Gau vor-<br />
programmiert. Wir verlieren immer mehr<br />
Muskeln und können unseren Zucker im<br />
Blut nicht mehr verbrennen. Folge: Übersäuerung,<br />
Zuckerkrankheit, Gefäßverkalkung,<br />
Altern.<br />
Vom dicken<br />
Brummer zur<br />
flotten Biene<br />
„Das bi(e)näre<br />
Prinzip“ – so lautet<br />
der Titel des<br />
unterhaltsamen<br />
Bestsellers, den<br />
die Herner Biologin,<br />
Heilpraktikerin und Ernährungsberaterin<br />
Ursula Bien 2009 über intelligentes<br />
Gewichtsmanagement durch weniger<br />
Kohlehydrate geschrieben hat (Shaker-<br />
Media, 24,80 Euro). Ursula Bien ist Geschäftsführerin<br />
eines Pharma-Unternehmens<br />
und hält regelmäßig Vorträge über<br />
LowCarb-Ernährung, unter anderem<br />
in der VHS Herne und in der Alten<br />
<strong>Dr</strong>uckerei Herne.<br />
BESTE ZEITEN <strong>ID55</strong><br />
tipp Nr. 5.:<br />
Sorge für Deine Mikronährstoffe!<br />
Eine optimale Versorgung mit Mikronährstoffen<br />
(Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente)<br />
ist der Schlüssel für die Gesunderhaltung<br />
unseres Körpers. Ich sehe, wie<br />
Sie jetzt skeptisch die Stirn runzeln. Wahrscheinlich<br />
sind Sie „Spiegel“-Leser und damit<br />
„aufgeklärt“. Titelte doch der „Spiegel“<br />
in einer Ausgabe von Januar 2012, alles sei<br />
nur eine „Vitamin-Lüge“. Keiner brauche<br />
Nahrungsergänzungsmittel, im Gegenteil,<br />
diese würden sogar krank machen. Ich bin<br />
jedoch davon überzeugt, dass dem „Spiegel“<br />
nicht daran gelegen ist aufzuklären. Er<br />
will Auflage machen. Nur „bad news“ sind<br />
„good news“. Für diesen Artikel wurden<br />
zweifelhafte Negativstudien zitiert, Positivstudien<br />
wurden ignoriert.<br />
Tatsache ist, dass die optimale Versorgung<br />
mit Mikronährstoffen DAS Anti-Aging-<br />
Mittel schlechthin ist. Doch damit ist<br />
nicht das blinde Einwerfen von Nahrungsergänzungsmitteln<br />
gemeint, sondern die<br />
gezielte Substitution bei einem nachgewiesenen<br />
Mangel. So sind z.B. 91 Prozent<br />
der Frauen und 82 Prozent der Männer<br />
in Deutschland nicht ausreichend mit<br />
Vitamin D versorgt (Quelle: nat. Verzehrstudie<br />
II 2008). Osteoporose und Muskelschwund<br />
im Alter müssten nicht sein,<br />
wenn hier gezielt aufgefüllt würde. Messen<br />
statt raten, das muss hier die Devise sein!<br />
Leider hat man in Deutschland diese Art<br />
der Vorsorge aus eigener Tasche zu finanzieren.<br />
Unsere Krankenkassen zahlen<br />
nur, wenn repariert werden muss, dann ist<br />
man allerdings großzügig: eine neue Hüfte,<br />
ein paar Stents und Medikamente gegen<br />
Diabetes? Kein Problem! Die Messung für<br />
Ihren Vitamin D-<br />
Spiegel müssen Sie<br />
leider selbst zahlen<br />
und wird aus eben<br />
diesem Grunde<br />
vom Großteil<br />
der Bevölkerung<br />
nicht gemacht.<br />
Später –„vom Alter<br />
gebeugt“, also mit<br />
Osteoporose und<br />
maroden Knochen,<br />
bereut man dann<br />
bitter seine Sparsamkeit.<br />
Eigentlich<br />
sind wir also im<br />
Alter das Ergebnis<br />
aller Entscheidungen,<br />
die wir<br />
in unserem Leben<br />
getroffen haben.<br />
Unseren eigenen Alterungsprozess auf der<br />
Grundlage neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse<br />
selbst mitzubestimmen, könnte<br />
daher zu den wichtigsten Entscheidungen<br />
unseres Lebens zählen.
<strong>ID55</strong> BESTE ZEITEN<br />
DIe hohe KuNSt Der<br />
eMotIoNeN<br />
Doorman, Valet Parking, Willkommensdrink:<br />
Der Projektentwickler Reinhard Ottmann<br />
erklärt, warum Luxuskinos auch im Ruhrgebiet<br />
eine „paradiesische“ Zukunft haben<br />
Herr Ottmann, heutzutage kann sich<br />
theoretisch jeder in seinen eigenen vier<br />
Wänden ein Heimkino einrichten. Hat<br />
das Kino bei ständig steigenden Eintrittspreisen<br />
da überhaupt eine Überlebenschance?<br />
Reinhard Ottmann: Im Kino hat der<br />
Film seine Heimat, und zwar im Rahmen<br />
eines magischen Gemeinschaftserlebnisses<br />
im dunklen Saal vor großer<br />
Wir bauen<br />
auf Erfahrung<br />
Mitglied im<br />
Netzwerk S<br />
Sozialimmobilien<br />
ganzheitlich<br />
betrachten<br />
Beraten – Entwickeln - Realisieren<br />
• Innovative Wohnformen im Universal Design<br />
• Sozialimmobilien für ältere und behinderte Menschen<br />
• Restrukturierung und Umnutzung von Gebäuden<br />
• Risikosteuerung von Immobilien in Deutschland und Irland<br />
• Premium-Kino als Tagungs- und Eventzentrum<br />
Leinwand. Auch wenn mobile Kinotechnik<br />
wie Fernseher, PC, Tablet und Smartphone<br />
dem klassischen Kino Konkurrenz macht,<br />
wird es in der Form des „Kinos der Zukunft“<br />
überleben, vor allem in der Premiumvariante.<br />
Kino der Zukunft – was ist damit gemeint?<br />
Reinhard Ottmann: Natürlich braucht<br />
jeder Film zum Erfolg eine gute Geschich-<br />
OTTMANN<br />
CONSULTING<br />
Reinhard Ottmann<br />
Diplom-Ökonom<br />
Jägerstraße 68<br />
D-46286 Dorsten<br />
Tel. 0 23 69 - 20 20 08<br />
Fax 0 23 69 - 20 21 92<br />
info@ro-con.de<br />
www.ro-con.de<br />
www.netzwerk-s.de<br />
www.astor-fi lmlounge.de<br />
Palast der Illusionen: Historische<br />
Kinosäle üben auf das Publikum<br />
einen magischen Zauber aus.<br />
te, die die Herzen der Zuschauer berührt.<br />
Zum anderen benötigt das Kino neben einer<br />
bestmöglichen Bild- und Tontechnik,<br />
die sich in den nächsten Jahren weiter verfeinern<br />
wird, auch eine gepflegte Ausstattung,<br />
einen sehr guten Service und damit<br />
mehr Erlebnischarakter. Dieser Premiumcharakter,<br />
der mit historischen Kinosälen<br />
hervorragend harmoniert, wurde in der<br />
Vergangenheit leider vernachlässigt.<br />
Ist die Umgestaltung von alten Standorten<br />
zu Luxuskinos mit Nostalgiecharme ein<br />
Trend, der sich durchsetzen wird?<br />
Reinhard Ottmann: Die ersten Premiumkinos<br />
im Sinne der ASTOR Filmlounge<br />
in Berlin, München und Köln wurden als<br />
Alternative zu den Massenabfertigungen<br />
und den damit verbundenen Qualitätseinbußen<br />
der großen Multiplexe entwickelt.<br />
Die Eintrittspreise in Premiumkinos<br />
sind höher, die Platzzahl ist überschaubar.<br />
Dafür genießen die Gäste jedoch neben<br />
einem sehr hohen Ausstattungsstandard<br />
klassischen Service wie in einem Luxushotel:<br />
Doorman, Valet Parking, Garderobe,<br />
Willkommensdrinks und Platzanweisung.<br />
Bis zum Hauptfilm werden am Platz köstliche<br />
Snacks und Getränke serviert. Dieses<br />
Angebot kommt sehr gut an und wird sich<br />
in Deutschland weiter durchsetzen. Als<br />
nächste Lounge wird ein ehemaliges Kino<br />
in bester Lage von Frankfurt umgebaut, in<br />
Berlin entsteht im Zoo-Palast das zweite<br />
Premiumkino, das auch bei der Berlinale<br />
wieder eine Rolle spielen wird. Auch das<br />
Ruhrgebiet wird voraussichtlich bald ein<br />
Premiumkino erhalten. Und wir suchen<br />
weitere Standorte.<br />
Ist das Konzept massentauglich oder<br />
spricht es nur eine bestimmte Gruppe von<br />
Kinogängern an?<br />
Reinhard Ottmann: Die Zielgruppe ist die<br />
Generation 40plus, vorwiegend aus Großstädten,<br />
die sich gern einen Kinobesuch mit<br />
hohem Servicekomfort gönnt, vergleichbar<br />
mit dem Besuch eines guten Restaurants.<br />
Ziel der Premiumkinos ist es doch, Menschen<br />
wieder ins Kino zu locken, die lange<br />
Zeit nicht mehr dort waren. Das gelingt<br />
sehr gut, vor allem mit so wunderbaren Filmen<br />
wie „The Artist“ oder „The Best Exotic<br />
Marigold Hotel“. Wir sehen Premiumkinos<br />
als Ergänzung zu Multiplexen und Programmkinos,<br />
nicht als Konkurrenz.<br />
28<br />
Sie entwickeln gerade die Idee, Kinos als<br />
multifunktionale Standorte zu nutzen.<br />
Reicht das Leinwandgeschehen allein<br />
nicht mehr aus?<br />
Reinhard Ottmann: Nein, leider<br />
nicht. Kinos der Zukunft sind durch<br />
das Vorführen von Filmen allein nicht<br />
mehr zu finanzieren. Die filmfreie Zeit<br />
– besonders tagsüber – muss durch<br />
Vermietung für Veranstaltungen wie<br />
Pressekonferenzen, Präsentationen,<br />
Tagungen, Kongresse sowie Events jedweder<br />
Art wirtschaftlich gefüllt werden,<br />
die die hochwertige Technik für ihre<br />
Zwecke gewinnbringend nutzen können<br />
und wollen. Weiterhin muss sich<br />
das Kino neue Inhalte eröffnen, zum<br />
Beispiel Übertragungen von Opern,<br />
Rockkonzerten, Sport-Events oder anderen<br />
Großereignissen. Auch eine enge<br />
Kooperation mit dem expansiven Web-<br />
TV ist dringend geboten. Das Kino der<br />
Zukunft entwickelt sich also zu einem<br />
digitalen und audiovisuellen Entertainmentcenter.<br />
Sie haben gerade die Marke „The Real<br />
Cinema Paradiso“ entwickelt und schützen<br />
lassen. Was verbirgt sich dahinter?<br />
Reinhard Ottmann: „The Real Cinema<br />
Paradiso“ ist eine von mir geschützte<br />
europäische Wortbildmarke für die Entwicklung,<br />
Realisierung und Promotion<br />
des „Kinos der Zukunft“, das mit den<br />
Menschen der jeweiligen Region verbunden<br />
ist und eben diesen Menschen<br />
die Idee des Kinos als „Kunst der Emotionen“<br />
mit möglichst hohem Komfort<br />
als Gemeinschaftserlebnis übermittelt.<br />
Diese Idee basiert auf „Cinema Paradiso“,<br />
einem wunderbaren, mit einem Oscar<br />
ausgezeichneten Film aus dem Jahre 1988,<br />
der sich in meinen nun 60 cineastischen<br />
Jahren zu meinem absoluten Lieblingsfilm<br />
entwickelt hat. Und nun bezeichnet<br />
er mein aktuelles Lieblingsprojekt.<br />
Das Interview führte <strong>ID55</strong>-Mitarbeiterin<br />
Anna Kalweit.<br />
Zur Person<br />
„Der Teufel mit den drei Goldenen<br />
Haaren“ legte 1955 den Grundstein<br />
für seine lebenslange Liebe zum<br />
Kino: Der Diplom-Ökonom und<br />
Projektentwickler Reinhard Ottmann<br />
importierte mit dem legendären<br />
Kino-Unternehmer Hans-Joachim<br />
Flebbe, ehemaliger Vorstand<br />
der CinemaxX AG, die europäische<br />
Form des Multiplexkinos von Gent,<br />
Belgien nach Deutschland.<br />
Für CinemaxX und CineStar entwickelte<br />
und realisierte Reinhard<br />
Ottmann fünf Multiplexe mit insgesamt<br />
16.405 Plätzen, darunter das<br />
immer noch größte deutsche Multiplexkino,<br />
das CinemaxX Essen mit<br />
16 Sälen und 5.370 Plätzen. Für weitere<br />
Kinoprojekte wie der ASTOR<br />
Filmlounge in Berlin, München und<br />
Köln war er als Berater tätig.<br />
www.ro-con.de
29<br />
VoN helDeN, MytheN uND<br />
legeNDeN<br />
Stefan Heucke komponiert für das<br />
Wagner-Jahr 2013 und arbeitet an<br />
der Zwei-Personen-Oper „iokaste“<br />
mit uraufführung 2014<br />
Inspiriert und engagiert: Der Komponist<br />
Stefan Heucke zählt zu den bekanntesten<br />
Vertretern der modernen klassischen<br />
Musik. 2007 wurde er mit dem renommierten<br />
Hans-Werner Henze-Preis ausgezeichnet.<br />
ein ganz realer Held: Im Oktober 2011<br />
würdigte Komponist Stefan Heucke<br />
Nikolaus Groß, Widerstandskämpfer gegen<br />
die Nazis, Familienvater und Journalist,<br />
mit der Uraufführung des gleichnamigen<br />
Oratoriums. Zwei Konzertsäle<br />
füllte das aufwendig produzierte Werk mit<br />
Orchester, Solisten, Chor und Kinderchor,<br />
das anschließend auf einer Doppel-CD<br />
erschienen ist. Nach dem Projekt wurde es<br />
zunächst stiller um den Wahl-Bochumer.<br />
Doch schon längst setzte er sich an seinen<br />
Schreibtisch in Italien und begann mit der<br />
Bearbeitung von neuen Stoffen.<br />
Mit seinem nächsten großen Projekt begibt<br />
sich der 53-jährige Komponist auf die<br />
Spuren einer der bekanntesten Figuren<br />
der griechischen Mythologie: Iokaste, Frau<br />
und Mutter von Ödipus, ist Mittelpunkt<br />
der ersten Zwei-Personen-Oper Heuckes<br />
mit Uraufführung 2014. Gesangliche Gestalt<br />
gibt der tragischen Heldin die international<br />
renommierte Mezzosopranistin<br />
Birgit Remmert, die bereits in Konzerthäusern<br />
auf der ganzen Welt auftrat. Eine<br />
Schauspielerin übernimmt parallel den<br />
szenischen Part. In Auftrag gegeben haben<br />
das abendfüllende Werk die Duisburger<br />
Philharmoniker, die auch schon das Oratorium<br />
„Nikolaus Groß“ 2011 zur Uraufführung<br />
gebracht hatten.<br />
Handgemachte<br />
Kompositionen:<br />
Stefan Heucke schreibt<br />
seine Partituren auf<br />
Papier.<br />
Musik für einen Kämpfer: das Oratorium<br />
Nikolaus Groß im Oktober 2011.<br />
wagner-Jahr 2013<br />
Anlässlich des Wagner-Jahres 2013 widmet<br />
sich der Hans-Werner-Henze-Preisträger<br />
darüber hinaus Richard Wagners<br />
Musikdrama „Tristan und Isolde“. Bereits<br />
im Mittelalter gehörte die Sage der hoffnungslos<br />
Liebenden zu einer der meistbearbeiteten<br />
ihrer Zeit – und ihre Motive<br />
Ehre, Treue, Liebe, Hass haben bis heute<br />
nichts an Aktualität verloren. Zur Feier<br />
des 200. Geburtstags des deutschen<br />
Komponisten präsentiert Stefan Heucke<br />
nun die Hirtenweise „Die alte Weise sehnsuchtsbang“<br />
in neuer Form. Interpretiert<br />
vom Philharmonischen Orchester Dortmund<br />
erfährt das 20-minütige Werk mit<br />
großer Wagner-Besetzung seine Uraufführung<br />
am 5. Februar 2013 im Konzerthaus<br />
Dortmund.<br />
Im Sommer 2013 stellt das Kammermusikfestival<br />
auf Schloss Cappenberg im<br />
Kreis Unna Stefan Heucke selbst ins Zentrum<br />
der Aufmerksamkeit als Composerin-residence.<br />
Exklusiv wird dort seine<br />
Bearbeitung von Wagners „Wesendonck-<br />
Liedern“ für Gesang und Streichquartett<br />
erstmals präsentiert. Die Zusammenarbeit<br />
mit der Festivalleiterin und gefeierten<br />
Violinistin Mirijam Contzen trägt<br />
allerdings bereits 2012 Früchte. Sie spielte<br />
die beiden Violinsonaten des Bochumers<br />
ein. Die CD dazu erscheint noch vor<br />
Weihnachten.<br />
Wohnen und mehr. . .<br />
z.B. ✔ Seriöse und kompetente<br />
Vermietung von Wohnungen<br />
✔ Lebenslanges Dauernutzungsrecht<br />
✔ Soziale Beratung und Betreuung<br />
WOHNUNGSVEREIN<br />
BESTE ZEITEN <strong>ID55</strong><br />
Vita<br />
International bekannt wurde der 1959<br />
in Gaildorf, Baden-Württemberg, geborene<br />
Komponist Stefan Heucke mit<br />
der Oper „Das Frauenorchester von<br />
Auschwitz“, die im September 2006<br />
uraufgeführt wurde. Im November<br />
2007 erhielt Heucke den Hans-Werner-<br />
Henze-Preis des Landschaftsverbandes<br />
Westfalen-Lippe für seine große stilistische<br />
Bandbreite sowie sein pädagogisches<br />
Engagement. Anlässlich der<br />
Kulturhauptstadt Ruhr.2010 widmete<br />
Pianist Rainer Maria Klaas dem Wahl-<br />
Bochumer einen großen Bereich in der<br />
Konzertreihe „Zeit::Reise“ zu Ehren<br />
Henzes. In demselben Jahr leitete Heucke<br />
eine Masterclass für Komposition an<br />
der University of Valdosta, in Georgia,<br />
USA, und wohnte der Welturaufführung<br />
seiner Sonate für Oboe und Klavier mit<br />
Männerchor in San Francisco bei. In der<br />
Spielzeit 2010/2011 begleitete Stefan<br />
Heucke die Niederrheinischen Sinfoniker<br />
als erster Composer-in-residence<br />
der Orchestergeschichte. Im November<br />
2010 wurde das Werk „Pater noster –<br />
Unser Vater“, zu dem Bundestagspräsident<br />
<strong>Dr</strong>. Norbert Lammert die Textvorlage<br />
lieferte, uraufgeführt. Elf Monate<br />
später erlebte das Oratorium „Nikolaus<br />
Groß“ seine Uraufführung in Duisburg.<br />
Bochumer Straße 72<br />
44623 Herne<br />
Telefon: 023 23 - 9 94 91 - 0<br />
Telefax: 023 23 - 46 08 73<br />
Internet: www.wohnungsverein-herne.de<br />
E-Mail: info@wohnungsverein-herne.de<br />
HERNE eG
<strong>ID55</strong> BESTE ZEITEN<br />
Brainfood schmeckt nicht nur lecker, sondern<br />
hält auch das gedächtnis langfristig fit<br />
„Iss dich schlau“ heißt es regelmäßig beim <strong>ID55</strong>-<br />
Genießerabend mit Spitzenkoch Daniel Birkner<br />
(„Unter Volldampf“, Vox) vom Restaurant „Herr B.“<br />
in Bochum. Während der <strong>ID55</strong>-Veranstaltungsreihe<br />
„Nachwuchs für die grauen Zellen“ schnibbeln,<br />
schälen und brutzeln die Teilnehmer gemeinsam<br />
ein köstliches <strong>Dr</strong>ei-Gänge-Menü, das die grauen<br />
Zellen wieder in Schwung bringt.<br />
Und damit auch Sie unsere Gehirnjogging-Aufgaben<br />
auf der nächsten Seite gut lösen können, finden<br />
Sie die Rezepte von Daniel Birkner hier zum<br />
Nachkochen:<br />
Feldsalat | Cashewkerne |<br />
Rote Beete | Hirschschinken<br />
Die Cashewkerne mit Thymian in Butter oder<br />
Pflanzenfett rösten und auf einem Tuch trocknen<br />
lassen, mit Salz und Pfeffer würzen. Die Rote Beete<br />
schälen, in kleine Stücke schneiden und<br />
mit etwas Schalotten und Thymian in<br />
der Pfanne gar braten. Den Schinken auf<br />
der Maschine dünn aufschneiden. Aus<br />
Öl und Essig eine leichte Marinade machen<br />
und diese nach Geschmack würzen.<br />
Den Feldsalat waschen und schleudern,<br />
mit der Marinade mischen und auf<br />
Tellern anrichten. Schinken, Rote Beete<br />
und Kerne dazugeben und genießen,<br />
einfach lecker.<br />
Er hat den <strong>Dr</strong>eh raus: Daniel Birkner, Spitzenkoch des Restaurants „Herr B.“ in der Gesellschaft Harmonie,<br />
Bochum, ist bekannt für „gehaltvolle“ Köstlichkeiten. Nicht nur in seiner Heimatstadt Herne – wie hier beim<br />
<strong>ID55</strong>-Genießerabend – inspiriert der leidenschaftliche Patron seine Fangemeinde, sondern auch bei zahlreichen<br />
Events im Ruhrgebiet. Kaum zu glauben, dass er nebenbei die Zeit findet, sich bei „Round Table“ ehrenamtlich<br />
zu engagieren und in seiner Kirchengemeinde am Sonntag Orgel zu spielen.<br />
Lachsforelle | Pumpernickel |<br />
Kartoffeln | Weißwein-Schalotten-<br />
Sauce<br />
Die Forelle muss gehäutet und entgrätet werden.<br />
Pumpernickel in der Küchenmaschine zerkleinern,<br />
mit Butter, Salz, Pfeffer und Thymian<br />
mischen und verkneten. Die Kartoffeln in die<br />
gewünschte Form bringen und in der Pfanne<br />
bei kleiner Hitze in etwas Fett mit Thymian und<br />
Rosmarin garen. Für die Sauce drei große Schalotten<br />
würfeln und farblos in einem Topf ange-<br />
hen lassen. Mit Weißwein und Sahne aufgießen<br />
und etwas einkochen lassen. Mit Salz und Pfeffer<br />
abschmecken, etwas Zitronensaft dazu geben.<br />
Die Forelle anbraten und von einer Seite mit<br />
der Pumpernickelkruste belegen. Im Backofen<br />
bei 180°C für ca. acht Minuten zu Ende garen.<br />
Lecker anrichten, indem wir gehackte Petersilie<br />
in die Kartoffeln geben und diese als Bett auflegen.<br />
Die Forelle obenauf und mit einem See von<br />
Schalottensauce umgießen. Guten Appetit.<br />
Pflaumen | Nougat<br />
Die Pflaumen entkernen und in Stücke schneiden,<br />
etwa Haselnuss groß. In eine Auflaufform<br />
geben, mit Zitronensaft, Thymianblättern,<br />
Pfeffer und Nougatflocken belegen. Etwas Sahne<br />
darüber gießen und bei 180°C in den Backofen<br />
schieben, bis es wie im Schlaraffenland aussieht.<br />
Also das Nougat verlaufen ist und sich mit der<br />
Sahne um die Pflaumen zu einer schönen Sauce<br />
verbunden hat. Genuss pur.<br />
Lust auf Mehr?<br />
www.restaurant-herrb.de<br />
30
31<br />
traIN the BraIN<br />
oDer: DeN graueN<br />
zelleN futter geBeN<br />
waagerecht<br />
1 Bremer Altbürgermeister (6)<br />
2 Nachkriegsgeneration (10)<br />
5 Bevölkerungskunde (11)<br />
11 geometrische Form (8)<br />
13 Zahlenrätsel (6)<br />
14 Koch aus Bochum (7)<br />
15 Sänger der Toten Hosen (7)<br />
16 Mobiltelefon (5)<br />
18 Stadtteil von New York (9)<br />
23 jap. Feiertag (17)<br />
25 Verbindungen im Gehirn (8)<br />
26 Vergesslichkeit (6)<br />
28 Geistesblitz (4)<br />
29 Staat in Westafrika (6)<br />
32 Frau und Mutter des Ödipus (7)<br />
33 Altersruhegeld (5)<br />
34 Veränderung (6)<br />
35 Fluss durchs Revier (4)<br />
Schaeferstraße 109<br />
44623 Herne<br />
Tel. 02323 / 955 300<br />
www.parkrestaurant-herne.de<br />
SeNKrecht<br />
1 Hernes OB (9)<br />
3 Herner Autorin (4)<br />
4 us-amerik. Alt-Rocker (6)<br />
6 Abbild (8)<br />
7 Gelenkentzündung (6)<br />
8 Krankengymnastik (14)<br />
9 Bildungseinrichtung (3)<br />
10 Spendensammler (10)<br />
12 Volkstheater (10)<br />
17 Komponist (6)<br />
19 Stadt an der Weser (6)<br />
20 feine Lebensart (5)<br />
21 TV-Journalistin (6)<br />
22 Zeitschrift (7)<br />
23 Ausdauer (9)<br />
24 us-amerik. Schauspielerin (5)<br />
27 Revier-Kabarettistin (6)<br />
30 Radfahrer-Organisation (4)<br />
31 engl. für Fahrrad (4)<br />
Parkrestaurant Herne<br />
à la carte Bankett<br />
Terrasse Biergarten<br />
Park´s – Bistro & Pub<br />
Parkhotel mit 62 Zimmern<br />
RÄTSEL <strong>ID55</strong><br />
Tüfteln, knobeln, Rätsel raten: Ob abends vorm Fernseher, im Wartezimmer<br />
beim Arzt oder beim Friseur – ein beliebter Zeitvertreib der<br />
Deutschen ist es, knifflige Aufgaben zu lösen, bis der Kopf raucht. Dabei<br />
geht es nicht nur darum, ehrgeizig den Hirnschmalz anzustrengen,<br />
um des Rätsels Lösung zu finden. Vielmehr trainieren diese kleinen<br />
Übungen die grauen Zellen, damit sie auch im Alter noch Volldampf<br />
geben können.<br />
kREuZ & QuER<br />
Willkommen im <strong>ID55</strong>-Brain-Café! Ab sofort gibt’s im <strong>ID55</strong>-Magazin einen neuen<br />
Tummelplatz für Ihre grauen Zellen. Für <strong>ID55</strong>-Freundinnen und -Freunde ist<br />
es bestimmt ganz einfach, unsere Fragen zu beantworten. Und wer das aktuelle<br />
<strong>ID55</strong>-Magazin aufmerksam gelesen hat, muss auch nicht lange im Gedächtnis<br />
kramen. Ratefüchse machen sich jetzt auf die Suche nach dem richtigen<br />
Lösungswort. Mit etwas Glück dürfen sie sich über schöne Preise freuen. Die<br />
Buchstaben in den acht markierten Feldern ergeben in der richtigen Reihenfolge<br />
den gesuchten Begriff.<br />
1. Preis: Ein <strong>Dr</strong>ei-Gänge-Menü für zwei Personen (ohne Getränke) im Restaurant<br />
„Herr B.“ in der Gesellschaft Harmonie in Bochum<br />
2. Preis: Ein Gutschein für zwei Theaterkarten der besten Preiskategorie für<br />
Komödien und Shows Ihrer Wahl im Volkstheater Mondpalast von<br />
Wanne-Eickel oder im RevuePalast Ruhr auf Zeche Ewald in Herten<br />
3. Preis: Ein Taschenbuch für die Ferienlektüre<br />
löSuNgSwort:<br />
Einsendeschluss: 15. Juli 2012<br />
Schreiben Sie uns das richtige Lösungswort<br />
per Post, per Fax oder als Mail mit Ihrer genauen<br />
Anschrift.<br />
Ab 16. Juli 2012 finden Sie die Lösungen<br />
zum großen <strong>ID55</strong>-Kreuzworträtsel auf der<br />
<strong>ID55</strong>-Webseite: www.id55.de<br />
Und so erreichen Sie uns:<br />
<strong>ID55</strong> – anders alt werden e.V.<br />
Redaktion und Mitgliederservice<br />
Straßburger Straße 32<br />
44623 Herne<br />
Telefon 02323 – 99 49 60<br />
Telefax 02323 – 99 49 619<br />
E-Mail info@id55.de<br />
WÖRtER SCHÜttELn<br />
Schon die alten Griechen und Römer strengten ihre grauen Zellen mit der Bildung<br />
von Schüttelwörtern (= Anagrammen) an. Und so geht es: Stellen Sie die Buchstaben<br />
des Ausgangsworts zu einem neuen um. Dabei muss jeder Buchstabe einmal<br />
verwendet werden. Bei manchen Wörtern gibt es mehr als eine Lösung.<br />
Beispiel: ATLAS / SALAT<br />
a) REIFEN / d) SESAM /<br />
b) REGAL / e) ASCHE /<br />
c) AMPEL / f) GEHIRN /<br />
BRÜCkEn BauEn<br />
Wörter können eine Brücke sein. In diesem Fall bildet das Wort in der Mitte eine<br />
sinnvolle Ergänzung zu dem vorhergehenden wie nachfolgenden.<br />
Beispiel: ZIEGEL STEIN ZEIT (= Ziegelstein – Steinzeit)<br />
a) BÜGEL _________ SPIEL<br />
b) HAUS _________ RAHMEN<br />
c) STERN _________ SCHLANGE<br />
d) KINDER _________ HEBER<br />
e) SALZ _________ ADLER<br />
f) BANK _________ GEIER<br />
Kochschule
<strong>ID55</strong> BESTE ZEITEN<br />
wenn nicht<br />
jetzt,wann<br />
dann?<br />
Wenn nicht wir, wer sonst? Deutschland wird weniger,<br />
bunter, älter und weiblicher. Der demografische<br />
Wandel verändert das gesicht unserer Region.<br />
Aber wie wollen wir ganz persönlich<br />
in 20, 30 oder 40 Jahren<br />
wohnen, arbeiten, genießen und<br />
aktiv sein? Wir, die Frauen und<br />
Männer der „Babyboomer“-Generation,<br />
geboren nach 1945 und<br />
vor 1970. Wir, die wir immer<br />
anders leben, lernen und lieben<br />
wollten, wollen nun anders alt<br />
werden.<br />
Neue Termine für 2012<br />
tHEMEn unD tERMinE 2012<br />
Mittwoch, 6. Juni, 2012, 19 uhr<br />
walli inne Polletick – Jau sie kann<br />
Ein Kabarett-Abend mit Esther Münch<br />
VHS Herne im Kulturzentrum,<br />
Willi-Pohlmann-Platz 1<br />
Eintritt: 8 Euro<br />
Mittwoch, 4. Juli, 2012, 19 uhr<br />
Benimm ist in!<br />
Kniggekurse für jugendliche Hauptschüler<br />
ehrenamtlich begleiten<br />
Mit: Gabriele Borgböhmer und Marion<br />
Wiemann, Malteser Hilfsdienst, Essen<br />
Bei den <strong>ID55</strong>-Treffs erleben Sie, wie kreativ, energiegeladen und<br />
leidenschaftlich an der neuen Zukunft gearbeitet wird. Ideen,<br />
interessante Events und engagierte Projekte, bei denen das Mitmachen<br />
wirklich lohnt.<br />
Kultur,<br />
Genuss<br />
und Glück<br />
mitten<br />
im Leben<br />
Mittwoch, 1. august, 2012, 19 uhr<br />
In the Summertime<br />
Begegnung, Information und<br />
Überraschungen für alle, die anders alt<br />
werden wollen.<br />
Eintritt frei!<br />
Gastgeber: Klaus Schneider<br />
Restaurant „Zille”<br />
Willi-Pohlmann-Platz 1<br />
44623 Herne<br />
Eintritt für Vereinsmitglieder frei<br />
Gäste: 5 Euro<br />
wir freuen uns auf Sie!<br />
<strong>ID55</strong> – anders alt werden e.V.<br />
Geschäftsstelle<br />
Straßburger Straße 32 · 44623 Herne<br />
Telefon 02323 - 99 49 60<br />
info@id55.de<br />
www.id55.de<br />
32