11.02.2013 Aufrufe

Dr. Gisela Felten - ID55

Dr. Gisela Felten - ID55

Dr. Gisela Felten - ID55

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

13 ANDERS ALT WERDEN <strong>ID55</strong><br />

THE JOY OF GIVING<br />

Als hauptamtliche Fundraiserin begeistert<br />

Marion Wiemann aus Bochum andere<br />

Menschen für das Geben<br />

Gute Kontakte sind ihr Kapital: Als professionelle<br />

Fundraiserin wirbt Marion<br />

Wiemann Gelder für gute Zwecke ein.<br />

Eine regionale Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung,<br />

eine große Hilfsorganisation,<br />

eine Initiative zur Erhaltung<br />

einer Schlosskapelle – sie alle vertrauen<br />

auf das Talent der 51-jährigen Bochumerin,<br />

andere Menschen für das Geben<br />

zu begeistern. 2003 hat sich die<br />

Kunsthistorikerin, die leidenschaftlich<br />

gern netzwerkt, mit Fundraising selbständig<br />

gemacht – als Quereinsteigerin:<br />

„Ich liebe es, mit Menschen Ideen<br />

zu entwickeln und zu verwirklichen. In<br />

der Marktforschung habe ich gelernt,<br />

Kontakte zu knüpfen. Beim Fundraising<br />

fließt alles zusammen.“<br />

Die Bezeichnung „Fundraising“ beschreibt<br />

seit Jahrzehnten die Arbeit von Spendensammlern.<br />

Neu daran ist nicht der Begriff,<br />

sondern die systematische Professionalisierung.<br />

Durch die Gewinnung von<br />

Spendern und Sponsoren schaffen hauptberufliche<br />

Fundraiser die Basis für ehrenamtliches<br />

Engagement, das ohne finanzielle<br />

Unterstützung nicht möglich wäre.<br />

Weil sich der Staat vielfach aus der Finanzierung<br />

zurückzieht, sind gute Fundraiser<br />

gefragte Leute. Nicht nur soziale oder<br />

karitative Organisationen, Tier- und Umweltschützer<br />

bauen auf ihr Können, auch<br />

Museen, Universitäten und in zunehmen-<br />

ZUHÖREN UND<br />

ZEIT SCHENKEN<br />

ASB: Ehrenamtliche im Altenzentrum sind<br />

nur für die Bewohner da, nicht zur Entlastung<br />

der Pflegekassen<br />

Im ganzen Haus riecht es nach leckeren<br />

Reibekuchen. Doch dafür ist diesmal<br />

nicht das Küchenteam des ASB Begegnungs-<br />

und Pflegezentrums Mont-Cenis<br />

verantwortlich. Im hellen Aufenthaltsraum<br />

stehen stattdessen Bewohnerinnen<br />

und Bewohner des Hauses und ihre engagierten<br />

Begleiter an den Herdplatten.<br />

Gudrun Kröger ist eine von ihnen.<br />

Seit vielen Jahren arbeitet die Hernerin<br />

ehrenamtlich in der Einrichtung des<br />

ASB Regionalverband Herne-Gelsenkirchen<br />

e.V. mit. Gudrun Kröger organisiert<br />

Ausflüge mit den Seniorinnen<br />

und Senioren. Stilecht verkleidet wirkt<br />

sie beim Karnevalsnachmittag mit, führt<br />

persönliche Gespräche oder steht auch<br />

mal an der Reibekuchenpfanne. Damit<br />

leistet sie das, was Pflegefachkräften und<br />

Therapeuten leider nicht immer möglich<br />

ist. „Wir brauchen das Ehrenamt für die<br />

Bewohner, weil die Zeit der Hauptamtlichen<br />

eigentlich zu gering ist“, sagt Gud-<br />

Fundraising ist Beziehungsarbeit, sagt<br />

Marion Wiemann (51) aus Bochum.<br />

dem Maße Kliniken und Krankenhäuser.<br />

Mehr als 3.000 professionelle Fundraiser<br />

werben in Deutschland um ein Spendenvolumen<br />

von jährlich 4,3 Milliarden Euro,<br />

das sind bei 82 Millionen Einwohnern 52<br />

Euro pro Kopf.<br />

beziehung und Inspiration<br />

Was macht einen guten Fundraiser aus?<br />

„Beim Fundraising geht es nicht in erster<br />

Linie ums Geld“, sagt Marion Wiemann.<br />

„Fundraising ist Beziehungsarbeit und<br />

run Kröger. Die Gründe für ihr Engagement<br />

zu Gunsten der Älteren kann sie genau benennen:<br />

„Mir geht es um die Bewohner, ich<br />

will ihnen ein würdevolles Altern mit hoher<br />

Lebensqualität ermöglichen.“<br />

Inspiration. Ich wecke in meinen Gesprächspartnern<br />

den Wunsch, helfen zu<br />

wollen.“ Motto ihres Tuns ist deshalb ein<br />

Ausspruch des US-amerikanischen Fundraising-Pioniers<br />

Henry A. Rosso: „Fundraising<br />

ist the gentle art of teaching the joy of<br />

giving.“ („Fundraising ist die sanfte Kunst,<br />

die Freude des Gebens zu lehren.“) Längst<br />

ist Marion Wiemann nicht nur selbst als<br />

Fundraiser im Einsatz, in Seminaren und<br />

Vorträgen gibt sie ihr Wissen auch an Vereine<br />

und Initiativen weiter, die sich selbst<br />

auf den Weg machen wollen.<br />

Idealistin mit Sinn für Realität<br />

Die Grundvoraussetzung erfolgreichen<br />

Fundraisings ist Wahrhaftigkeit, Glaub-<br />

Insgesamt neun ehrenamtliche Helferinnen<br />

und Helfer sind im Begegnungs- und<br />

Pflegezentrum Mont-Cenis des ASB in<br />

Herne-Sodingen tätig, auch in den übrigen<br />

Häusern des Verbandes in der Region<br />

gehören die engagierten Freiwilligen fest<br />

zum Alltag, stehen zum Teil sogar mit<br />

ihren Angeboten im Dienst- oder Veranstaltungsplan.<br />

„Aber Ehrenamt und freiwilliges Engagement<br />

dürfen nicht dafür herhalten, regu-<br />

läre Aufgaben aufrechtzuerhalten“, warnt<br />

ASB-Geschäftsführer Albert Okoniewski<br />

und spricht eine politische Dimension<br />

des Themas an: „Der Bundesfreiwilligendienst<br />

ist ein gutes Instrument, aber er<br />

würdigkeit und Zuverlässigkeit, sagt die<br />

kommunikative Ruhrgebietsfrau. Sie<br />

würde niemals für eine Sache werben, von<br />

der sie nicht selbst begeistert ist oder mit<br />

der sie sich nicht zu 100 Prozent identifizieren<br />

kann. Ebenso unverzichtbar ist die<br />

Beherrschung des Handwerkszeugs, das<br />

Wiemann in einschlägigen Seminaren und<br />

Schulungen gebüffelt hat. Dazu gehören<br />

nicht nur Grundkenntnisse im Projektmanagement,<br />

im Marketing und in der Öffentlichkeitsarbeit,<br />

mittlerweile kennt sich<br />

die Mutter von zwei erwachsenen Töchtern<br />

auch in Fragen des Steuer-, Erb- und<br />

Stiftungsrechts aus. Marion Wiemann:<br />

„Wir Fundraiser müssen Idealisten sein,<br />

die die Realität immer im Blick behalten.“<br />

Mehr Informationen:<br />

www.fundraisingverband.de<br />

www.ruhr-fundraising.de<br />

Gutes sichtbar machen: Marion Wiemann (rechts außen) mit Anja Kappel, Winfried<br />

König und Petra Funk (von links) bei einer Scheckübergabe zugunsten des St. Vinzenz-<br />

Kinderheims in Bochum.<br />

kann in seiner jetzigen Form niemals<br />

ein Ersatz für die vielen Zivildienststellen<br />

in der Pflege und den übrigen<br />

sozialen Diensten sein.“ Auch Überlegungen<br />

des Bundesgesundheitsministeriums,<br />

Pflegeleistungen durch<br />

‚bezahlte Ehrenamtler‘ erbringen zu<br />

lassen, erteilt Okoniewski eine klare<br />

Absage. „Unsere ehrenamtlichen<br />

Helferinnen und Helfer sind für die<br />

Bewohnerinnen und Bewohner da und<br />

nicht zur Entlastung der<br />

Pflegekassen!“<br />

Für die ehrenamtlichen<br />

Helferinnen und Helfer<br />

in den ASB Begegnungs-<br />

und Pflegezentren gilt<br />

also stets: Sie sind ein<br />

wichtiger Teil des Teams,<br />

aber eben zusätzlich vor<br />

Ort und haben damit die<br />

dringend benötigte Zeit<br />

für ganz persönliche Zuwendung.<br />

Zum Gespräch,<br />

zum gemeinsamen Spazierengehen<br />

oder beim<br />

Reibekuchen backen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!