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Interessen der Land- und Gewässernutzer im Untersuchungsgebiet ...

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BMBF-Forschungsverb<strong>und</strong>projekt<br />

„Bewirtschaftungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Einzugsgebiet <strong>der</strong> Havel“<br />

Zwischenbericht<br />

<strong>Interessen</strong> <strong>der</strong> <strong>Land</strong>- <strong>und</strong> <strong>Gewässernutzer</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>Untersuchungsgebiet</strong> Kleiner Rhin/Döllnitz<br />

Befragungszeitraum: August 2002<br />

Bearbeiter: Ulrike Garbe <strong>und</strong> Reinhart Herzog<br />

<strong>im</strong> Auftrag <strong>der</strong> Universität Potsdam, Institut für Geoökologie


Zwischenbericht Kleiner Rhin/Döllnitz<br />

Allen Interviewpartnern gilt unser herzlicher Dank für ihre Bereitschaft, während ein- bis<br />

zweistündiger intensiver Gespräche unsere Fragen geduldig <strong>und</strong> ausführlich zu beantworten<br />

<strong>und</strong> uns ihr Expertenwissen mitzuteilen:<br />

Naturschutz<br />

Bernd Ewert NABU Regionalverband<br />

Neuruppin<br />

Herr Scherer För<strong>der</strong>verein<br />

Naturlandschaft<br />

Stechlin <strong>und</strong> Menzer<br />

Heide e.V.<br />

Herr Lütkepohl<br />

Herr Lieske<br />

Naturpark Stechlin-<br />

Ruppiner <strong>Land</strong><br />

EU-LIVE Projekt<br />

Untere Naturschutzbehörde<br />

– <strong>Land</strong>kreis<br />

Oberhavel<br />

Herr Dr. Dolch LUA<br />

Naturschutzstation<br />

Frau Wende<br />

Zippelsförde<br />

Untere Naturschutzbehörde<br />

LK<br />

Ostprignitz-Ruppin<br />

Luhmer Straße 13<br />

16831 Zechlinerhütte<br />

Kirchstr. 4<br />

16775 Menz<br />

Kirchstr.7<br />

16831 Rheinsberg<br />

Poststr. 1<br />

16515 Oranienburg<br />

Zippelsförde<br />

16827 Altruppin<br />

Neustädter Strasse<br />

14, 16816 Neuruppin<br />

<strong>Land</strong>wirtschaft<br />

Hartmut Hofmeister Agrargenossenschaft Dorfstr. 1a<br />

Braunsberg<br />

16818 Braunsberg<br />

Herr Brockmann <strong>Land</strong>produkt GmbH Obere Barn<strong>im</strong>str. 8<br />

16837 Zechlin Dorf<br />

Herr Lamprecht Agrar GmbH 16775<br />

Großwoltersdorf Großwoltersdorf<br />

Karin Köhler Privatbetrieb Dorfstr. 51<br />

16775 Dollgow<br />

Joach<strong>im</strong> Kunkel Reiterhof Dorfstr. 24<br />

16775 Dollgow<br />

Herr Wladacz Kreisbauernverband Leddiner Weg 10<br />

Ostprignitz-Ruppin e.V.<br />

Jörg-Peter Krönke Amt für Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> <strong>Land</strong>wirtschaft -<br />

<strong>Land</strong>kreis Ostprignitz-<br />

Ruppin<br />

Herr Klemmt <strong>Land</strong>wirtschaftsamt –<br />

<strong>Land</strong>kreis Oberhavel<br />

16866 Kyritz<br />

16816 Neuruppin<br />

Neustädterstr. 14<br />

Poststr. 1<br />

16515 Oranienburg<br />

Forst<br />

Herr Scherer Oberförsterei Menz Neuroofen Nr. 6<br />

16774 Menz<br />

Herr Huth Oberförsterei Waldstr. 1<br />

Herr Hintze<br />

Zechlinerhütte<br />

BMBF Projekt<br />

Bewirtschaftungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Einzugsgebiet <strong>der</strong> Havel<br />

16831 Zechlinerhütte<br />

Oberförsterei Lindow Dorfstraße 53<br />

16835 Banzendorf<br />

Tel. (p.) 033921-<br />

70601<br />

Tel.: 033082-51210<br />

Tel.: 033 931/ 34183<br />

Tel.: 03301-601381<br />

Tel. 033 933-70816<br />

Tel.: 03391-688700<br />

Tel.: 033929-70236<br />

Tel.: 0173-9891049<br />

Tel.: 033082-50325<br />

Tel.: 033082-51228<br />

Tel.: 033082-50346<br />

Tel.: 033971-52263<br />

Tel.: 0 33 91-6 88-0,<br />

68 86 61<br />

Tel.: 03301-601661<br />

Tel.: 033082-50247<br />

Tel.: 033921-708003<br />

Tel.: 033933-70847<br />

2


Herr Schmitz Oberförsterei<br />

Neuglienicke<br />

Herr Rosenthal Forstwirtschaftliche<br />

Vereinigung<br />

Brandenburg w.V.<br />

Wasserwirtschaft<br />

Herr Edelberg<br />

Frau Englert<br />

Herr Mörke<br />

Gewässerunterhaltun<br />

gsverband Oberer<br />

Rhin/Temnitz<br />

Untere<br />

Wasserbehörde LK<br />

Ostprignitz-Ruppin<br />

Frau Frank Untere Wasserbehörde<br />

LK Oberhavel<br />

Frau Bastian Trink- <strong>und</strong><br />

Abwasserverband<br />

Zechlin<br />

Fischer<br />

Herr Purand<br />

Fischerei Rüdiger<br />

Purand<br />

(<strong>Land</strong>esfischereiverb<br />

and)<br />

Herr Sidow Untere<br />

Fischereibehörde<br />

Planungs- <strong>und</strong> Entwicklungsbehörden<br />

Frau Haase<br />

Herr Dietrich<br />

Herr Kuschel<br />

Amt für<br />

Flurneuordnung <strong>und</strong><br />

ländliche Entwicklung<br />

Neuruppin<br />

Regionale<br />

Planungsstelle<br />

Prignitz-Oberhavel<br />

Wissenschaftliche Institute<br />

Herr Dr. Casper Institut für<br />

Gewässerökologie u.<br />

Binnenfischerei<br />

BMBF Projekt<br />

Bewirtschaftungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Einzugsgebiet <strong>der</strong> Havel<br />

Nr. 4<br />

16818 Neuglienicke<br />

Alt-Ruppiner -Allee 40<br />

16816 Neuruppin<br />

Schleuse Altruppin<br />

16827 Altruppin<br />

Neustädter Strasse<br />

14<br />

16816 Neuruppin<br />

Poststr. 1<br />

16515 Oranienburg<br />

Zechlinerhütter<br />

<strong>Land</strong>str. 8<br />

16831 Rheinsberg<br />

Otto-Grotewohl-Str.<br />

16816 Neuruppin<br />

Neustädter Str. 14<br />

16816 Neuruppin<br />

Fehrbelliner Str. 4e<br />

16816 Neuruppin<br />

Fehrbelliner Str. 31<br />

16816 Neuruppin<br />

Alte Fischerhütte 2<br />

16775 Neuglobsow<br />

Zwischenbericht Kleiner Rhin/Döllnitz<br />

Tol.: 033929-70215<br />

Tel.: 033924-70391<br />

Tel.: 033 91-71 14<br />

Tel.: 03391-688700<br />

Tel.: 03301-601605<br />

Tel.: 03 39 31-72 460<br />

Tel.: 03391-398937<br />

Tel.: 03391-688605<br />

Tel.: 0 33 91-838 -<br />

200<br />

Tel.: 033 91/ 45 49 -0<br />

Tel.: 033082-40985<br />

3


Inhaltsverzeichnis<br />

Zwischenbericht Kleiner Rhin/Döllnitz<br />

1. DIE SICHT DER NATURSCHÜTZER 5<br />

2. DIE SICHT DER LANDWIRTE 11<br />

3. DIE SICHT DER FISCHER 16<br />

4. DIE SICHT DER FORSTWIRTE 19<br />

5. DIE SICHT DER WASSERWIRTE 24<br />

6. DIE SICHT VON PLANUNGS- UND ENTWICKLUNGSBEHÖRDEN 27<br />

7. DIE SICHT DES LEIBNITZ-INSTITUTS 30<br />

8. ZUSAMMENFASSUNG 32<br />

BMBF Projekt<br />

Bewirtschaftungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Einzugsgebiet <strong>der</strong> Havel<br />

4


1. Die Sicht <strong>der</strong> Naturschützer<br />

Bearbeiter: Reinhart Herzog<br />

Zwischenbericht Kleiner Rhin/Döllnitz<br />

Insgesamt wurden 6 Naturschutzvertreter befragt. Es handelte sich um 2 untere<br />

Naturschutzbehörden, eine davon mit drei Gesprächspartnern, 2 <strong>Land</strong>eseinrichtungen <strong>und</strong> 2<br />

Vereine/Verbände.<br />

Alle Gesprächspartner, soweit sie hierzu Angaben machten, kamen aus dem akademischen<br />

Bereich.<br />

Als för<strong>der</strong>nd für die eigene Arbeit wird bewertet:<br />

• Die Kreisverwaltung – <strong>Land</strong>rat, UNB <strong>und</strong> UWB – ist guten Willens<br />

• Die Einstellung <strong>der</strong> Forstbeamten zum Naturschutz<br />

• Die räumliche Nähe zur Naturschutzstation Linum<br />

• Die eigene Motivation<br />

• Synergieeffekte durch die Struktur des Amtes (kurze Wege)<br />

• Europäische <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e internationale Verbindungen<br />

• FFH - Regelung<br />

Als hin<strong>der</strong>lich für die eigene Arbeit wird bewertet:<br />

• Die geringe finanzielle Ausstattung. Die <strong>Land</strong>schaftspflege hat einen höheren Bedarf als<br />

realisierbar ist.<br />

• Politische Reden über Naturschutz haben eine starke Diskrepanz zur Praxis.<br />

• Politische Aktivitäten zur Umstrukturierung des Naturschutzes<br />

• Die Bürokratie<br />

• Zu viele <strong>Interessen</strong>ten zur Nutzung <strong>der</strong> Gewässer. Für Boote werden z.B. keine Steuern<br />

bezahlt. Das ist zu än<strong>der</strong>n, denn entstehende Schäden werden auf Kosten <strong>der</strong><br />

Steuerzahler behoben. Es müssen Konzepte auf dem Wasser umgesetzt werden. Der<br />

erste Schritt müsste das Verbot weiterer Marinas sein.<br />

• Die Arbeit <strong>der</strong> Wasser- <strong>und</strong> Bodenverbände. Sie müssen finanziell besser ausgestattet<br />

werden, um ihren Aufgaben gerecht werden zu können.<br />

• Die Novellierung des Brandenburgischen Wassergesetzes. Die Formulierungen sind zu<br />

schwammig. Es wäre zu überarbeiten <strong>und</strong> zu konkretisieren.<br />

• 1000de Eigentümer als Verhandlungspartner<br />

• Marinas mit inzwischen ganzjährigem Betrieb<br />

Quantitative Verfügbarkeit des Wassers<br />

In <strong>der</strong> Vergangenheit:<br />

• Auf <strong>der</strong> Granseer Platte in Söllen zu wenig<br />

• In den Seen angemessen<br />

• In den Fließgewässern zu wenig. Durch Melioration wird das Wasser zu schnell aus dem<br />

Gebiet herausgeführt<br />

• Angemessen<br />

• Zu wenig. Vom Witwen- <strong>und</strong> Kölpinsee gibt es keinen Abfluss mehr in die Döllnitz.<br />

In <strong>der</strong> Gegenwart:<br />

• Zu wenig. Durch den Ausbau <strong>der</strong> Kanalsysteme, das Kühlsystem des KKW <strong>und</strong><br />

signifikant geringere Nie<strong>der</strong>schläge sind die See- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>wasserstände seit 1750<br />

rückläufig.<br />

• Auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> diesjährigen Nie<strong>der</strong>schlagsmenge sind die Sölle gut wasserversorgt. Es ist<br />

aber kein Trend ablesbar.<br />

• In den Seen ist <strong>der</strong> Wasserstand angemessen, in den Fließgewässern saisonal<br />

schwankend.<br />

BMBF Projekt<br />

Bewirtschaftungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Einzugsgebiet <strong>der</strong> Havel<br />

5


Zwischenbericht Kleiner Rhin/Döllnitz<br />

In <strong>der</strong> Zukunft:<br />

Die Übermeliorationen <strong>der</strong> 60er <strong>und</strong> 70er Jahre wirken sich ganz offenk<strong>und</strong>ig noch heute mit<br />

starken Abflüssen aus. Die Anlagen sind noch nicht zurück gebaut. Hinzu kommt das<br />

verän<strong>der</strong>te Nie<strong>der</strong>schlagsverhalten. Damit zeichnet sich ein Trend ab, das es zu wenig<br />

Wasser geben wird.<br />

Die Absenkung des Gr<strong>und</strong>wassers wird als ernstes Problem gesehen. Ein EU – Life-Projekt<br />

zielt auf Gegenmaßnahmen. Durch Anhebung <strong>der</strong> Seespiegel mit Stauwerken,<br />

Wie<strong>der</strong>vernässung ehemaliger Durchströmungsmoore sowie durch Waldumbau soll <strong>der</strong><br />

Gr<strong>und</strong>wasserspiegel wie<strong>der</strong> gehoben werden (LÜTKEPOHL).<br />

Qualitative Verfügbarkeit des Wassers<br />

Die Palette <strong>der</strong> Gewässerqualität reicht vom einzigen oligotrophen Großsee in<br />

Norddeutschland, dem Stechlinsee, bis zu einigen durch Entenzucht völlig überbelasteten<br />

Seen. Dennoch wird die qualitative Verfügbarkeit in <strong>der</strong> Vergangenheit allgemein als gut<br />

eingestuft. Die unmittelbaren Meliorationsgewässer allerdings seien eutroph gewesen.<br />

Auch gegenwärtig wird die Qualität – wie<strong>der</strong>um mit den zuvor genannten Ausnahmen –<br />

noch als gut eingeschätzt. Das zeige die in den Gewässern vorhandene Fauna wie z.B. das<br />

Bachneunauge. Allerdings wird auch deutlich darauf hingewiesen, dass<br />

Verschlechterungstendenzen zu beobachten seien (EBERTH).<br />

Für die Zukunft wird allgemein in den Gewässern eine Verbesserung erwartet, da die<br />

Dünge- <strong>und</strong> Pflanzenschutzverordnungen sowie die FFH- Ausweisungen <strong>und</strong> Life – Projekte<br />

Wirkung zeigen. Eine Verschlechterung allerdings wird auf den großen Seen erwartet, wenn<br />

<strong>der</strong> Bootsverkehr nicht eingeschränkt wird.<br />

Unverän<strong>der</strong>t unzureichend, wenn die Flusshydraulik nicht verbessert wird<br />

Die Kommunikation zwischen den relevanten Nutzern wird allgemein als gut bis sehr gut<br />

eingestuft. Lediglich in zwei Fällen wird eine schlechte Kommunikation eingeräumt. Im<br />

Einzelnen werden die Kontakte eingeschätzt:<br />

Als sehr gut zwischen<br />

• <strong>Land</strong>wirtschaft <strong>und</strong> Naturschutz (zumindest teilweise)<br />

• Naturschutz <strong>und</strong> Forst<br />

Gr<strong>und</strong>: Revierförster praktizieren naturnahe Waldwirtschaft, <strong>im</strong>mer mit Blick auf den<br />

Wasserhaushalt<br />

• EU – Life – Projekt mit allen <strong>Land</strong>nutzern innerhalb <strong>der</strong> projektbegleitenden AG<br />

• För<strong>der</strong>verein Stechlin – Menzer Heide <strong>und</strong> Forst<br />

Gr<strong>und</strong>: Doppelfunktion<br />

• För<strong>der</strong>verein Stechlin – Menzer Heide <strong>und</strong> Naturschutz<br />

Gr<strong>und</strong>: Aufgaben <strong>und</strong> Ziele<br />

Als sehr gut bis mittelmäßig zwischen<br />

• För<strong>der</strong>verein Stechlin – Menzer Heide <strong>und</strong> Kommunen<br />

Gr<strong>und</strong>: personen- <strong>und</strong> projektabhängig<br />

Als gut zwischen<br />

• För<strong>der</strong>verein Stechlin – Menzer Heide <strong>und</strong> Naturpark-Verwaltung<br />

Gr<strong>und</strong>: gemeinsame Veranstaltungen<br />

• Naturschutz <strong>und</strong> <strong>Land</strong>wirtschaft<br />

keine Konflikte<br />

• Naturschutz <strong>und</strong> Wasser- <strong>und</strong> Bodenverbände<br />

Gr<strong>und</strong>: kaum Bedarf, keine Konflikte<br />

BMBF Projekt<br />

Bewirtschaftungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Einzugsgebiet <strong>der</strong> Havel<br />

6


Zwischenbericht Kleiner Rhin/Döllnitz<br />

• NABU <strong>und</strong> Forst<br />

• NABU <strong>und</strong> Life-Projekt<br />

• Naturpark <strong>und</strong> ehrenamtliche Stellen<br />

• Untere Naturschutzbehörde mit allen Stellen<br />

Gr<strong>und</strong>: Kontakte sind vorhanden, Abst<strong>im</strong>mungen werden getroffen<br />

• <strong>Land</strong>esumweltamt (Naturschutzstation Zippelsförde) <strong>und</strong> Forst, Fischerei, Wasser- <strong>und</strong><br />

Bodenverbände <strong>und</strong> <strong>Land</strong>wirtschaft<br />

Gr<strong>und</strong>: personenabhängig, gute Kontakte<br />

Als mittelmäßig in keinem Fall<br />

Als schlecht zwischen<br />

• NABU <strong>und</strong> <strong>Land</strong>wirtschaft<br />

• <strong>Land</strong>esumweltamt (Naturschutzstation Zippelsförde) <strong>und</strong> Tourismusverband<br />

Gr<strong>und</strong>: Es gibt bisher noch kein tragfähiges Tourismuskonzept, dass nicht zu einer<br />

nachhaltigen Schädigung <strong>der</strong> Natur führt. (Beispiel Rhin)<br />

Als sehr schlecht in keinem Fall<br />

Wünsche <strong>und</strong> For<strong>der</strong>ungen in bezug auf die Kommunikation gibt es lediglich gegenüber<br />

dem Tourismusverband. Das Maß <strong>und</strong> die Art <strong>und</strong> Weise <strong>der</strong> touristischen Nutzung sei nicht<br />

angemessen, hier gälte es gemeinsam verträgliche Lösungen zu erarbeiten.<br />

Der För<strong>der</strong>verein Stechlin – Menzer Heide wünscht sich noch mehr kommunale <strong>und</strong><br />

staatliche För<strong>der</strong>ung, da er sich selber als För<strong>der</strong>er des Naturparks sieht.<br />

Von <strong>der</strong> Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) haben alle Befragten Kenntnis<br />

Das Wissen über die Inhalte ist unterschiedlich:<br />

Es sollen Qualitätsnormen <strong>und</strong> Ziele für die Bewirtschaftung <strong>der</strong> Wassermengen aufgestellt<br />

werden. Es wird ein Abgleich mit an<strong>der</strong>en <strong>Interessen</strong> erfolgen <strong>und</strong> die<br />

Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) wird verschärft. Als allgemeine Zielsetzung wird die<br />

Verbesserung des <strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltes <strong>und</strong> die Verbesserung <strong>der</strong> Wasserqualität,<br />

die nachhaltige Bewirtschaftungsmöglichkeit landwirtschaftlicher Flächen <strong>und</strong> das<br />

<strong>Land</strong>schaftsbild genannt.<br />

Konsequenzen für die eigene Arbeit werden ausschließlich positiv bewertet, wobei <strong>der</strong><br />

erhebliche Mehraufwand deutlich angesprochen wird.<br />

Naturschutz, <strong>Land</strong>wirtschaft, Wasser- <strong>und</strong> Bodenverbänden <strong>und</strong> Tourismus sind gemeinsam<br />

gefor<strong>der</strong>t, Übernutzung zu verhin<strong>der</strong>n. Dabei müssen alte Rechte geprüft <strong>und</strong> überarbeitet<br />

werden. Ein wichtiger Beitrag wird sein, die Einhaltung <strong>und</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Gewässergüte<br />

zu überprüfen. Der Gr<strong>und</strong>wasserschutz hat dabei Priorität.<br />

Zusätzlichen Handlungsspielraum wird es geben, indem auf zusätzliche Mittel außerhalb <strong>der</strong><br />

EU-Gel<strong>der</strong> zugegriffen werden kann. Über die vorhandenen Mittel können nicht alle<br />

Probleme des Wasserhaushaltes gelöst werden, das zeichnet sich schon ab. Deshalb<br />

werden zusätzliche Mittel aus dem För<strong>der</strong>programm <strong>Land</strong>schaftshaushalt fließen.<br />

Auch wird erwartet, dass mit den Zielen <strong>der</strong> WRRL <strong>der</strong> Artenschutz besser umgesetzt<br />

werden kann. „Biberschutz ist Umsetzung <strong>der</strong> WRRL!“<br />

Wünsche <strong>und</strong> For<strong>der</strong>ungen werden nach übergeordneten Gesichtspunkten <strong>und</strong><br />

Vorortmaßnahmen unterschieden.<br />

In den übergeordneten Gesichtspunkten wird<br />

• die Erarbeitung <strong>der</strong> Rechtverordnung zur Führung des „Wasserbuches“ durch das<br />

Ministerium angemahnt.<br />

• Auch die Unterschutzstellungsmaßnahmen, die <strong>im</strong> Aufgabenbereich des Ministeriums<br />

liegen, sollten forciert werden.<br />

BMBF Projekt<br />

Bewirtschaftungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Einzugsgebiet <strong>der</strong> Havel<br />

7


Zwischenbericht Kleiner Rhin/Döllnitz<br />

• Die För<strong>der</strong>mittel des „<strong>Land</strong>schaftshaushaltprogramms“ sollen für die Wie<strong>der</strong>vernässung<br />

<strong>der</strong> Durchströmungsmoore mit verwendet werden, wenn die vorhandenen Mittel dafür<br />

nicht reichen.<br />

Als Vorortmaßnahmen werden gefor<strong>der</strong>t:<br />

• Keine Tiefenräumung an Gräben<br />

• Gehölze an Gräben zulassen<br />

• Feuchtstandorte nicht mit schwerster Technik bearbeiten. Insgesamt so, dass<br />

Naturschutz <strong>und</strong> <strong>Land</strong>wirtschaft gut miteinan<strong>der</strong> auskommen können.<br />

• Renaturierungen durchführen.<br />

• Verbesserung des Lebensraumschutzes v.a. von semiaquatischen Säugetieren.<br />

Als Ansätze zur qualitativen <strong>und</strong> quantitativen Verbesserung <strong>der</strong><br />

Gewässerbeschaffenheit <strong>im</strong> Einzugsgebiet werden benannt:<br />

• Umdenken von strammer Bewirtschaftung <strong>der</strong> Vorfluter (System von wasserbaulichen<br />

Maßnahmen wie Wehre, Schöpfwerke, Stauanlagen <strong>und</strong> Pumpspeicherwerke) wie<strong>der</strong><br />

zur Nutzung freier Gewässer.<br />

• Das Mammutprojekt Rheinsberger Rhin. Durch starke touristische Nutzung trat eine<br />

rapide Verschlechterung des Gewässers ein, verb<strong>und</strong>en mit einem drastischen<br />

Artenrückgang. Im Rahmen eines echten Managements wurde <strong>im</strong> Konsens mit Fischern<br />

<strong>und</strong> Sportlern <strong>der</strong> Gemeingebrauch <strong>und</strong> nach Jahres-, Tageszeit, Bootstypen <strong>und</strong> –<br />

größen eingeschränkt. (Anmerkung des Interviewers: Äußerst kontrovers wird diese<br />

Regelung vom Tourismusverband diskutiert. Vertreter des Verbandes scheuen sich nicht,<br />

diese Regelung in <strong>der</strong> Presse als existenzbedrohend für einige Betriebe – Bootsverleiher<br />

<strong>und</strong> Gastronomie – zu brandmarken.)<br />

• EU – Life – Projekt. Hierzu gehören umfangreiche Untersuchungen zur Geohydrologie,<br />

zur Entwicklung <strong>der</strong> Seewasserstände <strong>und</strong> zu den Wasserabflussmengen in den<br />

Fließgewässern sowie zur Wasseranalytik. Damit werden die Gr<strong>und</strong>lagen für künftiges<br />

Handeln gelegt. Umfangreiche Monitoringprojekte werden sich in <strong>der</strong> Folge ergeben.<br />

• Meldung <strong>der</strong> FFH-Gebiete<br />

• Verbesserung <strong>der</strong> Abwassersituation unter Beachtung <strong>der</strong> EU-Auflagen.<br />

• Waldumbau<br />

• Ausweisung von Schutzgebieten<br />

Wirkungen bzw. Konsequenzen für die eigene Behörde/den eigenen Verband werden<br />

von den Verbänden positiv gesehen. Ziele sind verwirklicht worden, Ausweisung des<br />

Naturparks) neue Aufgaben <strong>und</strong> Projekte können angegangen werden. Wesentlichen Einfluß<br />

haben die vorgenannten Maßnahmen auf die Öffentlichkeitsarbeit <strong>und</strong> Akzeptanz <strong>der</strong><br />

Verbände.<br />

Im Gegensatz zu den Verbänden sehen die Behördenvertreter den positiven Einfluss auf die<br />

Organismen <strong>und</strong> die Sicherung <strong>der</strong> Erfolge durch die Kontinuität von Maßnahmen. Hierzu<br />

gehören <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> laufenden Arbeit evtl. Sanierungsanordnungen <strong>und</strong> die<br />

Überarbeitung alter Daten.<br />

Wünsche <strong>und</strong> For<strong>der</strong>ungen:<br />

• Der Prozess soll fortgesetzt werden, auch in an<strong>der</strong>en Gebieten. Dabei geht es nicht um<br />

Totalsperrungen, die Nachhaltigkeit soll gesichert werden.<br />

• Es müssen auch vor Ort weiterhin Stellen vorhanden sein, damit<br />

Untersuchungsprogramme <strong>und</strong> daraus abgeleitete Maßnahmen koordiniert <strong>und</strong><br />

organisiert werden können.<br />

• Die großflächige naturnahe Nutzung von Gebieten wie z.B. <strong>im</strong> Rhinluch soll umgesetzt<br />

werden.<br />

• Die Umsetzung von Projekten o<strong>der</strong> Vorschlägen bedarf <strong>der</strong> politischen <strong>und</strong> finanziellen<br />

Unterstützung.<br />

BMBF Projekt<br />

Bewirtschaftungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Einzugsgebiet <strong>der</strong> Havel<br />

8


Zwischenbericht Kleiner Rhin/Döllnitz<br />

• Formellen Schritten wie <strong>der</strong> Ausweisung des Naturparks müssen personelle, inhaltliche<br />

<strong>und</strong> materielle (Ausstattung) Schritte folgen.<br />

• Der Wasserhaushalt <strong>im</strong> Gebiet ist zu untersuchen. Anschließend ist zu prüfen, was<br />

machbar ist.<br />

• Die Wiesen (Nie<strong>der</strong>moor) unterhalb des Dollgower Sees degradieren. Hier ist Abhilfe zu<br />

schaffen.<br />

Weitere Vorschläge zur Verbesserung <strong>der</strong> qualitativen <strong>und</strong> quantitativen<br />

Gewässerbeschaffenheit:<br />

Im Wesentlichen sind die Verbesserungsvorschläge durch die FFH–Meldungen <strong>und</strong> dem<br />

damit verb<strong>und</strong>enen Verschlechterungsverbot vorgegeben. Eitere Vorschläge werden sich<br />

aus <strong>der</strong> Life-Projektstudie ergeben.<br />

Darüber hinaus werden zur unmittelbaren Umsetzung vorgeschlagen:<br />

• Vermeidung von touristischen Großprojekten.<br />

• Aufbau von mittelständischen Betrieben.<br />

• Nutzungen reglementieren.<br />

• Flexible Managements.<br />

Eigene Beiträge zur Verbesserung <strong>der</strong> Gewässerbeschaffenheit<br />

Werden <strong>im</strong> laufenden EU-Life-Projekt gesehen <strong>und</strong> allgemein in <strong>der</strong> Umsetzung von<br />

Maßnahmen des Naturschutzes <strong>und</strong> des Gewässerschutzes.<br />

Weitere wichtige Beiträge stellen die<br />

• konsequente Öffentlichkeitsarbeit <strong>und</strong> Umweltbildung<br />

• ständige Kontakte zwischen Behörden <strong>und</strong> Nutzern<br />

• neue Projekte <strong>und</strong> Vorschläge<br />

dar.<br />

Vorteile aus einer besseren Gewässerqualität für die Arbeit in <strong>der</strong> Behörde <strong>und</strong> für den<br />

Verband ergeben sich aus dem Erfolgserlebnis. Zwar ist es Aufgabe bzw. Ziel von<br />

Naturschutzbehörden <strong>und</strong> -verbänden Verbesserungen durchzusetzen aber ohne Erfolge<br />

gäbe es auch keine Motivation.<br />

Viel stärker werden allerdings die Vorteile für den Naturhaushalt <strong>und</strong> die Region<br />

hervorgehoben. Diese liegen nach Meinung <strong>der</strong> Befragten in erster Linie in <strong>der</strong> höheren<br />

Artenvielfalt <strong>und</strong> gestiegenen Lebensqualität. Gewässertypische Arten- <strong>und</strong><br />

Lebensgemeinschaften werden geför<strong>der</strong>t.<br />

Auch wird die Aufwertung des Gewässerhaushalts den Tourismus <strong>und</strong> damit auch die<br />

Akzeptanz des Naturschutzes för<strong>der</strong>n.<br />

Allerdings, so eine Aussage, dürfe bei <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Gewässerqualität nicht<br />

ausschließlich auf oligotrophe Gewässer hingearbeitet werden. Das würde zwangsläufig zum<br />

Rückgang von Otter, Wasserfle<strong>der</strong>maus <strong>und</strong> Aal führen, denn diese Arten sind Profiteure <strong>der</strong><br />

Eutrophierung.<br />

Auf die Bitte, Max<strong>im</strong>alfor<strong>der</strong>ungen aus <strong>der</strong> Sicht an<strong>der</strong>er <strong>Interessen</strong>sgruppen zu stellen,<br />

wurden folgende For<strong>der</strong>ungen formuliert:<br />

<strong>Land</strong>wirtschaft:<br />

• genügend Wasser zur Beregnung<br />

• Wasserstand nach Wunsch<br />

• Ständige Bewirtschaftbarkeit<br />

• Max<strong>im</strong>al Wasser für Kulturen bis hin zur Beregnung<br />

Forstwirtschaft:<br />

• Ausgeglichene Wasserstände<br />

• Mehr Wasser ins Gebiet<br />

• Vollständige Sanierung des Gr<strong>und</strong>wasserhaushalts<br />

Wasserwirtschaft:<br />

BMBF Projekt<br />

Bewirtschaftungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Einzugsgebiet <strong>der</strong> Havel<br />

9


Zwischenbericht Kleiner Rhin/Döllnitz<br />

• Gewässer folgen meinem Reg<strong>im</strong>e<br />

• Gewährleistung opt<strong>im</strong>aler Bewirtschaftungsbedingungen für Forst- <strong>und</strong> <strong>Land</strong>wirtschaft<br />

• Ständig freier Abfluss<br />

• Erhalt <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>moore <strong>und</strong> Feuchtgebiete<br />

• Leichte Bearbeitbarkeit <strong>der</strong> Ufer<br />

• Rückbau nicht mehr erfor<strong>der</strong>licher Schöpfwerke <strong>und</strong> Stauanlagen sowie Betreiben <strong>der</strong><br />

notwendigen Anlagen<br />

Fischerei:<br />

• Natürliche Überflutungsverhältnisse für Laichgewässer bei mäßiger Eutrophierung<br />

• Bei <strong>der</strong> Bewirtschaftung von Seen <strong>und</strong> Flüssen jahreszeitliche Schwankungen des<br />

Wasserstandes <strong>und</strong> mehr Gewässerdynamik für Lebensräume. Ausgeglichene<br />

Wasserstände bei Teichwirtschaft.<br />

Kommunen:<br />

• Gute Wasserqualität<br />

Tourismus:<br />

• Naturnahe Gewässer für mich allein <strong>und</strong> nach Gutdünken nutzbar<br />

• Gute Wasserqualität <strong>und</strong> –quantität<br />

• Ausübung des Tauchsports<br />

• Freie Befahrbarkeit <strong>der</strong> Gewässer<br />

• Höchste Wasserqualität<br />

Naturschutz:<br />

• Wasser in <strong>der</strong> <strong>Land</strong>schaft halten<br />

• Keinen Tourismus<br />

• För<strong>der</strong>möglichkeiten<br />

• Opt<strong>im</strong>aler Wasserstand<br />

• Nie<strong>der</strong>moore wie<strong>der</strong> herstellen<br />

• Wie<strong>der</strong>herstellung eines möglichst naturnahen Wasserhaushaltes<br />

• Jahreszeitliche Schwankungen des Wasserstandes<br />

• Mehr Gewässerdynamik für Lebensräume<br />

Als gemeinsamen Nenner konnten sich die Befragten vorstellen:<br />

• Es gibt keinen! Dafür muss man größere Regionen vorsehen (DOLCH).<br />

• Kompromisse mit Schwerpunktnutzung einzelner Gruppen. Im <strong>Untersuchungsgebiet</strong><br />

hieße das Naturschutz!<br />

• Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>moore bei gleichzeitiger Nutzbarkeit <strong>der</strong> Grünlandflächen.<br />

• Anhebung des Wasserstandes in wald- <strong>und</strong> seenreichen Gebieten <strong>und</strong> maßvolle<br />

Bewirtschaftung des Wasserabflusses in landwirtschaftlich genutzten Gebieten.<br />

• Alle sollen leben können, je<strong>der</strong> muss ablassen von Extremen. Dafür wird ein Koordinator<br />

benötigt.<br />

BMBF Projekt<br />

Bewirtschaftungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Einzugsgebiet <strong>der</strong> Havel<br />

10


2. Die Sicht <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirte<br />

Bearbeiter: Reinhart Herzog<br />

Insgesamt wurden sechs landwirtschaftliche Betriebe befragt.<br />

Es handelt sich um vier Agrargenossenschaften <strong>und</strong> zwei Privatbetriebe.<br />

Zwischenbericht Kleiner Rhin/Döllnitz<br />

Im Vergleich zu den befragten <strong>Land</strong>wirten in <strong>der</strong> Unteren Havelnie<strong>der</strong>ung fällt eine geringere<br />

Kommunikationsfreudigkeit auf. Auch scheint die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Themen, die nicht<br />

unmittelbar für das eigene Wirtschaften von Bedeutung sind, geringer zu sein. Das kann<br />

seine Ursache an <strong>der</strong> angespannten diesjährigen allgemeinen Wetterlage <strong>und</strong> v.a. an <strong>der</strong><br />

Ernte liegen, da liegen die <strong>Interessen</strong>sschwerpunkte an<strong>der</strong>s.<br />

Insgesamt bewirtschaften sie 6650 ha, davon: 5975 ha Ackerland <strong>und</strong> 675 ha Grünland. Nur<br />

ein Teil <strong>der</strong> Flächen liegen <strong>im</strong> <strong>Untersuchungsgebiet</strong>.<br />

Alle Betriebsleiter haben landwirtschaftliche Berufsabschlüsse:<br />

• 1 Dipl. <strong>Land</strong>wirt<br />

• 3 Dipl. Ing. Agrar<br />

• 1 gelernte <strong>Land</strong>wirtin<br />

• 1 Betriebswirt<br />

Fünf Agrar-Unternehmen sind Gemischtbetriebe, davon vier mit Tier- <strong>und</strong> Pflanzenproduktion;<br />

ein Betrieb mit Waldbau, Beherbung <strong>und</strong> Reitbetrieb (KUNKEL); ein Betrieb hat<br />

sich auf Mutterkuh- <strong>und</strong> Jungviehhaltung spezialisiert (KÖHLER).<br />

Drei Betriebe produzieren Milch mit einer Gesamtquote von ca. 4.000000 kg/anno<br />

Im Ackerbau werden Marktfrüchte, Getreide, Futtermais <strong>und</strong> Leguminosen angebaut.<br />

Die Tierproduktion konzentriert sich in erster Linie auf Rin<strong>der</strong> ( Fersenaufzucht,<br />

Mutterkuhhaltung sowie eigene Milchviehnachzucht). Darüber hinaus werden in einem<br />

Betrieb Pferde gehalten.<br />

Alle Betriebe wirtschaften konventionell, VNP – Flächen sowie Waldflächen werden nach<br />

ökologischen Kriterien bewirtschaftet bzw. umgebaut.<br />

Im <strong>Untersuchungsgebiet</strong> werden 1800 Rin<strong>der</strong> <strong>und</strong> 35 Pferde gehalten.<br />

Verteilung zwischen Eigentums- <strong>und</strong> Pachtflächen:<br />

Im Eigentum werden ca. 700 ha = 10,5 % bewirtschaftet.<br />

Ca. 5950 ha = 89,5 % werden als Pachtland bewirtschaftet.<br />

Vier <strong>der</strong> befragten Betriebe betreiben we<strong>der</strong> Be- noch Entwässerung auf den Flächen. Einer<br />

entwässert Grünland durch offene Gräben. 1200 ha werden mit den vorhandenen<br />

Meliotationsanlagen be- <strong>und</strong> entwässert. Der Betrieb <strong>der</strong> Anlagen erfolgt z.T. durch den<br />

landwirtschaftlichen Betrieb selber o<strong>der</strong> in Absprache mit dem Wasser- <strong>und</strong> Bodenverband.<br />

Was för<strong>der</strong>t die Nutzung <strong>der</strong>zeit?:<br />

Fünf <strong>der</strong> befragten konnten keine Argumente finden, die eine För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen<br />

Nutzung beschreiben.<br />

Als einziger positiver Aspekt wurde in einem Fall bemerkt, dass sehr große Flächen recht gut<br />

zusammenhängend liegen.<br />

Hin<strong>der</strong>ungsgründe wurden ausschließlich von <strong>der</strong> eigenen Person unbeeinflussbare<br />

Kriterien genannt:<br />

In erster Linie werden die <strong>der</strong>zeitige <strong>Land</strong>wirtschaftspolitik, die Preisgestaltung<br />

landwirtschaftlicher Produkte, <strong>und</strong> die mangelnde Pflege <strong>und</strong> Räumung <strong>der</strong> Gräben genannt.<br />

Die Aussagen zur Grabenpflege <strong>und</strong> zum Wasserreg<strong>im</strong>e <strong>im</strong> Einzelnen:<br />

BMBF Projekt<br />

Bewirtschaftungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Einzugsgebiet <strong>der</strong> Havel<br />

11


Zwischenbericht Kleiner Rhin/Döllnitz<br />

• Durch unnatürliche Staus <strong>im</strong> Kleinen Rhin erfolgt hoher Rückstau auf das anliegende<br />

Grünland. Z.T. sind die Flächen am Kleinen Rhin südlich <strong>und</strong> südwestlich von<br />

Schulzenhof noch nicht gemäht (Anfang August), maschinelles Mähen ist nicht möglich<br />

• Gräben werden zwar gereinigt, <strong>der</strong> Aushub bleibt aber liegen. Auf diesen Flächen ernten<br />

wir nur Dreck! (600 x 4,50 m)<br />

• Gräben werden nicht mehr gereinigt, man kommt gar nicht mehr an sie ran.<br />

• Überall stehen Bäume an den Gräben, dadurch haben wir zu viel Schatten auf den<br />

Wiesen.<br />

Weitere Hin<strong>der</strong>ungsgründe sind:<br />

• Der Gr<strong>und</strong>wasserspiegel ist sehr tief, in den Grünlandflächen um Braunsberg (außerhalb<br />

des <strong>Untersuchungsgebiet</strong>es) ist zu wenig Wasser<br />

• Grünlandflächen liegen <strong>im</strong> Waldschatten, dadurch<br />

• gibt es Wachstumsprobleme<br />

• ist erhöhte Düngung erfor<strong>der</strong>lich<br />

• ist die Heutrocknung problematisch<br />

• hoher Technikverschleiß durch Steine<br />

• Zerstückelung <strong>der</strong> Flächen auf gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> politischen Situation (Rückübertragung,<br />

Pächterwechsel)<br />

• Flächenkonkurrenz<br />

• Die liebe Nachbarschaft<br />

• <strong>Land</strong>wirte werden bevorm<strong>und</strong>et<br />

Quantitative Verfügbarkeit des Wassers:<br />

Mit einer Ausnahme unterschieden die Befragten nicht zwischen Vergangenheit, Gegenwart<br />

<strong>und</strong> Zukunft. Die quantitative Verfügbarkeit wurde wie folgt bezeichnet:<br />

• Zwe<strong>im</strong>al als zu wenig<br />

• angemessen<br />

• Saisonal schwankend<br />

• zu viel.<br />

• Nie<strong>der</strong>schlagsabhängig, die Gewässer haben keinen Einfluss auf unsere Flächen<br />

Eine Prognose geht für die Zukunft von häufigerer Dürre aus. In den letzten 10 Jahren habe<br />

es auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Trockenheit nur eine vernünftige Ernte gegeben.<br />

Qualitative Verfügbarkeit:<br />

• 4 Mal wurde die Qualität als gut bezeichnet mit folgenden Zusatzbemerkungen:<br />

• gute Trinkwasserqualität, unsere Brunnen sind über 100 m tief<br />

• Wer soll die Qualität min<strong>der</strong>n? Die Leute werden <strong>im</strong>mer weniger,<br />

Abwasserleitungen wurden gelegt. Es gibt keine Einleitungen mehr, es wird wohl<br />

<strong>im</strong>mer besser werden.<br />

• Saisonal schwankend<br />

• Wir nutzen es nicht, wir haben keine Selbsttränken. Wir tränken mit Trinkwasser<br />

Sehr heterogen wird die Kommunikation zwischen verschiedenen Nutzergruppen bzw.<br />

Entscheidungsträgern beurteilt.<br />

Als sehr gut wird die Kommunikation bezeichnet zwischen:<br />

• <strong>Land</strong>wirtschaft <strong>und</strong> dem Naturschutz (HOFMEISTER)<br />

Gr<strong>und</strong>: <strong>Land</strong>wirtschaft ist <strong>im</strong> Kuratorium des Naturparks Stechlin – Ruppiner<br />

<strong>Land</strong>vertreten<br />

Alles wird fair ausdiskutiert<br />

Wir sind für Argumente offen<br />

Wir müssen Hand in Hand arbeiten <strong>und</strong> Kompromisse finden<br />

BMBF Projekt<br />

Bewirtschaftungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Einzugsgebiet <strong>der</strong> Havel<br />

12


Zwischenbericht Kleiner Rhin/Döllnitz<br />

Gut wird die Kommunikation eingeschätzt zwischen<br />

• <strong>Land</strong>wirtschaft mit allen<br />

Gr<strong>und</strong>: Wir kommen mit allen klar, die Absprachen werden eingehalten<br />

• <strong>Land</strong>wirtschaft <strong>und</strong> Jäger<br />

Gr<strong>und</strong>: sieben Jagdpächter unterstützen, dass Abschusszahlen für Hirsche<br />

<strong>und</strong> Wildschweine erhöht werden<br />

• <strong>Land</strong>wirtschaftsbehörden mit Kommunen <strong>und</strong> Naturschutzbehörden<br />

Gr<strong>und</strong>: persönlicher Kontakt, fairer, lösungsorientierter Umgang<br />

• <strong>Land</strong>wirtschaft <strong>und</strong> Forst<br />

Gr<strong>und</strong>: wir sind teilweise Dienstleister für sie<br />

wir haben auch Waldflächen<br />

• <strong>Land</strong>wirtschaft <strong>und</strong> Kommunen<br />

Gr<strong>und</strong>: wir sind <strong>der</strong> größte Arbeitgeber in <strong>der</strong> Region<br />

wir sponsern verschiedene Dinge<br />

• <strong>Land</strong>wirtschaft <strong>und</strong> Wasser- <strong>und</strong> Bodenverbände<br />

Gr<strong>und</strong>: Guter persönlicher Kontakt<br />

Wir zahlen <strong>und</strong> Eigentümer auch<br />

Mittelmäßig wird die Kommunikation bewertet zwischen:<br />

• <strong>Land</strong>wirtschaft <strong>und</strong> Wasser- <strong>und</strong> Bodenverband<br />

Gr<strong>und</strong>: Beiträge werden erhöht, keine Leistungen<br />

Mittelmäßig bis schlecht wird die Kommunikation bewertet zwischen:<br />

• <strong>Land</strong>wirtschaft <strong>und</strong> Forst<br />

Gr<strong>und</strong>: Stark unterschiedliche Ansichten (es dürften je ha. 2 Hirsche sein, hier<br />

sind 5!)<br />

Die <strong>Land</strong>wirtschaft trägt den Wildschaden, <strong>der</strong> Forst hegt das Wild<br />

(50.000 Euro Wildschaden/Jahr, Jagdpächter zahlen 10.000 Euro<br />

Ausgleich)<br />

Schlechte Bewertungen erhält die Kommunikation zwischen:<br />

• <strong>Land</strong>wirtschaft <strong>und</strong> Naturpark (KUNKEL)<br />

Gr<strong>und</strong>: Es wird zu wenig über Absichten informiert.<br />

• <strong>Land</strong>wirtschaft <strong>und</strong> Wasser- <strong>und</strong> Bodenverband<br />

Gr<strong>und</strong>: Es wird nichts gemacht.<br />

Als Wünsche bzw. For<strong>der</strong>ungen werden genannt:<br />

• Wenn wir die Region erhalten wollen, müssen <strong>Land</strong>wirtschaft, Forst, Naturschutz <strong>und</strong><br />

Tourismus zusammenarbeiten. Dabei muss die <strong>Land</strong>wirtschaft geför<strong>der</strong>t werden.<br />

• För<strong>der</strong>ungen richtig ansetzen, d.h. regionale Son<strong>der</strong>för<strong>der</strong>ungen. Die EU – För<strong>der</strong>ung<br />

richtet sich nach möglichen Erträgen, d.h. die mit den besten Böden bekommen am<br />

meisten.<br />

• Wasser- <strong>und</strong> Bodenverband soll landwirtschaftliche Belange berücksichtigen<br />

• Zusammenarbeit soll besser werden<br />

• Schnelles Kurzschließen bei Problemen (bei Jägern <strong>und</strong> Kommunen klappt das ganz gut)<br />

Von <strong>der</strong> Wasserrahmenrichtlinie hat keiner <strong>der</strong> Befragten Kenntnis.<br />

Entsprechend werden auch keine Konsequenzen für die eigene Nutzung gesehen o<strong>der</strong><br />

Wünsche <strong>und</strong> For<strong>der</strong>ungen formuliert.<br />

BMBF Projekt<br />

Bewirtschaftungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Einzugsgebiet <strong>der</strong> Havel<br />

13


Zwischenbericht Kleiner Rhin/Döllnitz<br />

Drei Gesprächspartner konnten Maßnahmen benennen, welche die qualititive <strong>und</strong> /o<strong>der</strong><br />

quantitative Verbesserung <strong>der</strong> Gewässerbeschaffenheit <strong>im</strong> Einzugsgebiet nach sich<br />

ziehen:<br />

• die <strong>Land</strong>wirtschaft wurde überzeugt, naturverträglich zu wirtschaften<br />

• Auflagen zum Einhalten von Mindestabständen bei Düngung <strong>und</strong> Pflanzenschutz<br />

• Nutzungsauflagen wie z.B. <strong>der</strong> eingeschränkte Wassersport auf dem Kleinen Rhin<br />

• Untersuchungen zum Nährstoffeintrag <strong>im</strong> kleinen Wentow-See<br />

Fünf <strong>Land</strong>wirte sehen durch diese Maßnahmen keine Auswirkung auf ihre Nutzung.<br />

Ein Befragter sieht durch diese Maßnahmen (Auflagen zu Düngung <strong>und</strong> Pflanzenschutz)<br />

Ertragseinbußen von 30 –50 %<br />

Hierzu werden folgende Wünsche <strong>und</strong> For<strong>der</strong>ungen formuliert:<br />

• Flexiblere Termine bei Vertragsnaturschutz o<strong>der</strong> für naturnahe Bewirtschaftung <strong>im</strong><br />

Naturpark<br />

• Bitte überlegen, wie weit man den Bogen spannen kann, wir müssen auf dem Markt<br />

bestehen<br />

• För<strong>der</strong>ung für gewässerschonende Bewirtschaftung<br />

Kein <strong>Land</strong>wirt macht weitere Vorschläge zur qualitativen <strong>und</strong> /o<strong>der</strong> quantitativen<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Gewässerbeschaffenheit <strong>im</strong> Einzugsgebiet. Allerdings for<strong>der</strong>t einer, den<br />

Zuwuchs (Birken <strong>und</strong> Erlen) am kleinen Rhin zu entfernen. Die Beschattung <strong>der</strong> Wiesen<br />

führe zu Qualitätsmin<strong>der</strong>ung des Futters.<br />

Die Frage zu möglichen eigenen Beiträgen zur Verbesserung <strong>der</strong> Gewässerbeschaffenheit<br />

<strong>im</strong> Einzugsgebiet wird nach bereits praktizierten <strong>und</strong> möglichen Maßnahmen unterschieden.<br />

Bereits praktizierte Beiträge:<br />

• Düngung <strong>und</strong> Pflanzenschutz entsprechend <strong>der</strong> guten fachlichen Praxis<br />

• Wir versuchen entsprechend dem Entzug zu düngen, alles an<strong>der</strong>e wäre Verschwendung<br />

• Ausbringen von organischem Dünger<br />

• Auf Grünland wird kein Dünger gestreut<br />

Mögliche Beiträge:<br />

• Bei Düngung <strong>und</strong> Pflanzenschutz an Richtlinien <strong>der</strong> naturnahen Bewirtschaftung halten<br />

Die Frage nach Vorteilen durch eine bessere Gewässerbeschaffenheit <strong>im</strong> Einzugsgebiet<br />

beantworten fünf <strong>Land</strong>wirte für die eigene Bewirtschaftung negativ. Zwei sehen durch<br />

besseres Trinkwasser <strong>und</strong> saubere Seen Vorteile sowohl für sich persönlich als auch für den<br />

Tourismus. Einer sieht Vorteile für die eigene Bewirtschaftung in <strong>der</strong> Anhebung des<br />

Gr<strong>und</strong>wasserspiegels.<br />

Auf die Bitte, Max<strong>im</strong>alfor<strong>der</strong>ungen für das Wassermanagement aus dem Blickwinkel<br />

an<strong>der</strong>er <strong>Interessen</strong>sgruppen zu stellen, wurden folgende For<strong>der</strong>ungen gestellt:<br />

Forst<br />

• Ausgeglichener Wasserhaushalt <strong>im</strong> Wald<br />

• Seen erhalten<br />

• Weniger düngen an Waldrän<strong>der</strong>n<br />

• Wildbesatz <strong>im</strong> ges<strong>und</strong>en Verhältnis<br />

Fischer<br />

• Immer ausreichend Wasser für die Fische mit entsprechen<strong>der</strong> Wasserqualität<br />

• Mehr Fische einsetzen<br />

Naturschutz<br />

• Mosaik aus vernässten <strong>und</strong> trockenen Standorten<br />

• Seen in <strong>der</strong> jetzigen Qualität erhalten<br />

BMBF Projekt<br />

Bewirtschaftungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Einzugsgebiet <strong>der</strong> Havel<br />

14


Zwischenbericht Kleiner Rhin/Döllnitz<br />

• Regelmäßige Kontrollen <strong>und</strong> Absprachen zur Nutzung durch Fischer <strong>und</strong> Touristen<br />

• Richtlinien <strong>und</strong> einheitliche Regelungen zu Stegen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Bauwerken<br />

Tourismus<br />

• Klare Seen als Badegewässer<br />

• Keine Nutzungseinschränkungen<br />

• Vielgliedrige <strong>Land</strong>schaft mit Wasser<br />

Kommunen<br />

• Naturnahen Tourismus entwickeln<br />

• Keine Kosten<br />

<strong>Land</strong>wirte<br />

• Gr<strong>und</strong>wasserspiegel anheben<br />

• Bessere Bewirtschaftungsmöglichkeiten auf den Überflutungsflächen<br />

• Opt<strong>im</strong>ale Be- <strong>und</strong> Entwässerung<br />

• Nie<strong>der</strong>schläge nach Bedarf<br />

• Wasser- <strong>und</strong> Bodenverbände sollen besser arbeiten. Nichts machen, nur Geld kassieren<br />

geht nicht<br />

• Ausgleich für Einschränkungen<br />

Als gemeinsamer Nenner zwischen allen Beteiligten wurde gesehen:<br />

• Ausgeglichener Wasserhaushalt bei guter bzw. sehr guter Wasserqualität<br />

• Gemeinsames Leitbild für die Region entwickeln, wir müssen wissen, was wir wollen.<br />

• Alles dazu beitragen, dass wir die <strong>Land</strong>schaft so erhalten wie sie ist<br />

• Langfristig <strong>und</strong> nachvollziehbar planen <strong>und</strong> entwickeln, nicht heute hüh <strong>und</strong> morgen hott.<br />

Je<strong>der</strong> soll etwas davon haben.<br />

• Wir haben noch eine große Artenvielfalt. Das hat seine Ursache in <strong>der</strong> bisherigen<br />

Bewirtschaftung. Das soll auch so bleiben.<br />

• Nicht gleich mit <strong>der</strong> großen Axt losgehen, Verhältnismäßigkeit, Ursache <strong>und</strong> Wirkung<br />

beachten.<br />

BMBF Projekt<br />

Bewirtschaftungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Einzugsgebiet <strong>der</strong> Havel<br />

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3. Die Sicht <strong>der</strong> Fischer<br />

Bearbeiter Reinhart Herzog<br />

Zwischenbericht Kleiner Rhin/Döllnitz<br />

Insgesamt wurden zwei Interviewpartner befragt. Es handelt sich um einen privaten<br />

Fischereibetrieb <strong>im</strong> Haupterwerb <strong>und</strong> einen Vertreter <strong>der</strong> unteren Fischereibehörde.<br />

Der Fischereibetrieb bewirtschaftet in 7 Seen insgesamt 1200 ha. Auf zwei Seen hat er das<br />

alleinige Fischrecht, auf den an<strong>der</strong>en wird Koppelfischerei betrieben, d.h. Berufsfischer<br />

(staatlicher Pächter) <strong>und</strong> Private (ererbte Fischrechte) teilen sich die Fischrechte.<br />

Die Fischereirechte sind gepachtet.<br />

Die untere Fischereibehörde ist eine Ordnungsbehörde mit <strong>der</strong> Aufgabe, die<br />

fischereirechtlichen Best<strong>im</strong>mungen durchzusetzen.<br />

Die Arbeit in <strong>der</strong> unteren Fischereibehörde wird geför<strong>der</strong>t durch die Motivation <strong>und</strong> das<br />

Engagement <strong>der</strong> ehrenamtlichen Fischereiaufseher.<br />

Als hin<strong>der</strong>lich für die Nutzung sieht <strong>der</strong> Berufsfischer:<br />

• zu viele Fischer auf dem See, das führt zu großen Beeinträchtigungen<br />

• Private Fischer zahlen keine Pacht, dürfen ihren Fang aber auch verkaufen. Ich zahle<br />

2500,-- Euro/Jahr.<br />

• Private Fischer sind nicht beeinträchtigt, sie können Reusen <strong>und</strong> Netze stellen, wie sie<br />

wollen.<br />

• Da die private Fischerei durch Rentner erfolgt, die sich genau so ausschließlich <strong>der</strong><br />

Fischerei widmen können, stellen sie durchaus eine erhebliche Konkurrenz dar. Dabei<br />

wirtschaften sie ohne eigene Unkosten (Pacht).<br />

Die quantitative Verfügbarkeit des Wassers sieht <strong>der</strong> Berufsfischer, bezogen auf die von<br />

ihm bewirtschafteten Gewässer für Vergangenheit, Gegenwart <strong>und</strong> Zukunft als angemessen.<br />

Der Behördenvertreter bezieht seine Aussage auf das Einzugsgebiet.<br />

In <strong>der</strong> Vergangenheit gab es zu wenig Wasser. Verschärft wurde die Situation durch die<br />

Meliorationsmaßnahmen <strong>und</strong> die intensiv <strong>Land</strong>wirtschaft in <strong>der</strong> DDR.<br />

In <strong>der</strong> Gegenwart gibt es, für Brandenburg typisch, zu wenig Wasser. Tendenziell ist die<br />

Abnahme des Gr<strong>und</strong>wassers erkennbar. Ein Management ist dringend erfor<strong>der</strong>lich, um<br />

Trockenschäden zu verhin<strong>der</strong>n. Der sparsame Umgang mit Wasser ist notwendig.<br />

In <strong>der</strong> Zukunft wird sich die Situation durch den erkennbaren Kl<strong>im</strong>awandel verschärfen.<br />

Die qualitative Verfügbarkeit bezeichnet <strong>der</strong> Fischer in <strong>der</strong> Vergangenheit als ausreichend.<br />

Die gegenwärtige Qualität ist gut, wobei sie für fischereiliche Belange nicht mehr opt<strong>im</strong>al ist.<br />

Zan<strong>der</strong> müssen inzwischen nachgesetzt werden. Durch die ungleich bessere Wasserqualität<br />

finden diese nicht mehr ausreichen Nahrung, um sich selber zu reproduzieren.<br />

Aus Behördensicht war die Wasserqualität in <strong>der</strong> Vergangenheit aufgr<strong>und</strong> unzureichen<strong>der</strong><br />

Abwasserbeseitigung nur ausreichend.<br />

Seit <strong>der</strong> Wende wird die Qualität deutlich besser. Gegenwärtig kann man sie als gut<br />

bezeichnen.<br />

Für die Zukunft ist eine weitere Verbesserung abzusehen.<br />

Gut wird die Kommunikation zwischen allen Behörden <strong>und</strong> Nutzern eingeschätzt.<br />

Gr<strong>und</strong>: Der Wasserbewirtschaftungsbeirat funktioniert sehr gut<br />

Mittelmäßig wird die Kommunikation zwischen Fischer <strong>und</strong> Wasserunterhaltungsverband<br />

bewertet.<br />

Gr<strong>und</strong>: Sie lassen die Wehre in Neuruppin <strong>und</strong> Friesach entgegen den Absprachen<br />

häufig offen, da läuft das Wasser nicht über die Aalfänge.<br />

Als Wünsche bzw. For<strong>der</strong>ungen werden genannt:<br />

BMBF Projekt<br />

Bewirtschaftungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Einzugsgebiet <strong>der</strong> Havel<br />

16


Zwischenbericht Kleiner Rhin/Döllnitz<br />

Wasser besser regulieren. Dieses Jahr ist eine Ausnahme, sonst liegt <strong>der</strong> Wasserspiegel 30<br />

cm niedriger. Lieber tagsüber etwas mehr Wasser ablassen, dafür nachts weniger.<br />

Von <strong>der</strong> Wasserrahmenrichtlinie hat <strong>der</strong> Vertreter <strong>der</strong> unteren Fischereibehörde Kenntnis.<br />

„Als Zielsetzung ist <strong>der</strong> Wasserhaushalt ist zu verbessern. Das bedeutet für unsere Region,<br />

die Wasserrückhaltung in Verbindung mit Naturschutzmaßnahmen (=Renaturierung) zu<br />

verbessern.“<br />

Als Konsequenz werden positive Auswirkungen durch zunehmende Attraktivität <strong>der</strong><br />

Gewässernutzung, v.a. durch Sportfischer, gesehen.<br />

Hierzu formuliert <strong>der</strong> Berufsfischer folgende For<strong>der</strong>ung:<br />

Für die eigene Nutzung darf sich nichts verschlechtern. Zu DDR-Zeiten wurde besser<br />

bewirtschaftet, z.T. wurden Seen „abgelassen“ 1 bzw. nicht befischt. Das war eine bessere<br />

<strong>und</strong> nachhaltigere Bewirtschaftung.<br />

Ansätze zur quantitativen <strong>und</strong> qualitativen Verbesserung <strong>der</strong> Gewässerbeschaffenheit<br />

werden nicht genannt. Es wird betont, dass durch die Arbeit <strong>der</strong> Wasser- <strong>und</strong> Bodenverbände,<br />

die Renaturierungen seitens des Naturschutzes <strong>und</strong> die geordnete Abwasserbeseitigung<br />

alles in die richtige Richtung läuft.<br />

Die Frage zu möglichen eigenen Beiträgen zur Verbesserung <strong>der</strong> Gewässerbeschaffenheit<br />

<strong>im</strong> Einzugsgebiet beantwortet <strong>der</strong> Berufsfischer: „Ich mach nichts dreckig!“<br />

Vorteile durch eine bessere Gewässerbeschaffenheit <strong>im</strong> Einzugsgebiet gibt es für den<br />

Berufsfischer nicht. Die Nährstoffvermin<strong>der</strong>ung min<strong>der</strong>t auch seinen Fangerfolg.<br />

Vorteile liegen aus Behördensicht in <strong>der</strong> bereits genannten verbesserten Attraktivität <strong>der</strong><br />

Gewässer.<br />

Auf die Bitte, Max<strong>im</strong>alfor<strong>der</strong>ungen für das Wassermanagement aus dem Blickwinkel<br />

an<strong>der</strong>er <strong>Interessen</strong>sgruppen zu stellen, wurden folgende For<strong>der</strong>ungen gestellt:<br />

<strong>Land</strong>wirte<br />

• schnelle Hochwasserabführung <strong>und</strong> ständig ausreichend Bewässerungswasser.<br />

Forst<br />

• max<strong>im</strong>ale Wasserrückhaltung<br />

Tourismus<br />

• Wasser in <strong>der</strong> <strong>Land</strong>schaft halten<br />

Naturschutz<br />

• max<strong>im</strong>ale Wasserrückhaltung<br />

Fischer<br />

• Immer ausreichend Wasser für die Fische mit entsprechen<strong>der</strong> Wasserqualität<br />

• Nicht so intensiv befischen durch verschiedene Nutzer<br />

• Weg mit dem Kormoran, Naturschutz sieht nur die Vögel, nicht die Fische<br />

Als gemeinsamer Nenner zwischen allen Beteiligten wurde gesehen:<br />

• vom 01.01. bis 31.06. keine Stellnetzfischerei außer zu Ostern.<br />

• Reusengebiete aufteilen.<br />

• Aalbesatz 2,5 – 3 to <strong>im</strong> Mai/Juni, da in dieser Zeit 3 Wochen lang Kormorane<br />

geschossen werden dürfen (20 Stück)<br />

• Beratende Aktivitäten des Wasserbeirates beachten<br />

• Wasserrückhaltung unter angemessener Berücksichtigung landwirtschaftlicher<br />

Bewirtschaftbarkeit<br />

1 Zu DDR-Zeiten wurde <strong>der</strong> Wasserspiegel vieler Seen häufig zu Gunsten <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirtschaft <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Havelschifffahrt aber zum Leidwesen <strong>der</strong> Fischerei abgesenkt. Rückblickend wird das offensichtlich<br />

als fischereilich nachhaltige Bewirtschaftung angesehen.<br />

BMBF Projekt<br />

Bewirtschaftungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Einzugsgebiet <strong>der</strong> Havel<br />

17


• Vermeidung von Bauschäden<br />

BMBF Projekt<br />

Bewirtschaftungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Einzugsgebiet <strong>der</strong> Havel<br />

Zwischenbericht Kleiner Rhin/Döllnitz<br />

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4. Die Sicht <strong>der</strong> Forstwirte<br />

Bearbeiterin: Ulrike Garbe<br />

Zwischenbericht Kleiner Rhin/Döllnitz<br />

Brandenburg verfügt über r<strong>und</strong> 1,09 Mio. Hektar Wald. Dies entspricht 37 Prozent seiner<br />

Fläche. Damit ist Brandenburg eines <strong>der</strong> waldreichsten B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> Deutschlands.<br />

Das Waldeigentum unterliegt aufgr<strong>und</strong> breiter Eigentumsstreuung unterschiedlichen<br />

Zielvorstellungen <strong>und</strong> Ansprüchen <strong>im</strong> Spannungsfeld von Ökologie <strong>und</strong> Ökonomie. Die<br />

<strong>Land</strong>esforstverwaltung dient <strong>der</strong> Umsetzung des Gesetzesauftrages, <strong>der</strong> Erfüllung<br />

landespolitischer Zielvorgaben <strong>und</strong> sie mo<strong>der</strong>iert die vielfältigen gesellschaftlichen<br />

Ansprüche an den Wald.<br />

Der Auftrag <strong>der</strong> <strong>Land</strong>esforstverwaltung besteht einerseits in <strong>der</strong> flächendeckenden<br />

Betreuung, Beratung <strong>der</strong> Waldeigentümer <strong>und</strong> Aufsicht über die Gesamtwaldfläche;<br />

an<strong>der</strong>erseits obliegt ihr die nachhaltige <strong>und</strong> naturnahe Bewirtschaftung des <strong>Land</strong>eswaldes.<br />

Für die Betreuung <strong>und</strong> Bewirtschaftung des Waldes wurden mit Verabschiedung <strong>der</strong> neuen<br />

Forststruktur zum 1. Januar 2002 504 Reviere <strong>und</strong> 72 Oberförstereien gebildet, die<br />

insgesamt 10 Ämtern für Forstwirtschaft (ÄfF) zugeordnet sind. Die ÄfF sind in ihren<br />

Territorien für die gesamte Bandbreite forstwirtschaftlicher Belange zuständig. Dazu gehören<br />

unter an<strong>der</strong>em die Vergabe von För<strong>der</strong>mitteln, die Holzvermarktung, <strong>der</strong> Waldschutz,<br />

Waldbau, das Jagdwesen, die Betreuung des Privatwaldes 2 .<br />

Es wurden Mitarbeiter <strong>der</strong> Forstämter Alt-Ruppin <strong>und</strong> Templin, <strong>der</strong> zuständige Förster <strong>der</strong><br />

Piepenbrock Forstbetriebe <strong>und</strong> <strong>der</strong> Präsident <strong>der</strong> Forstbetriebsvereinigung Neuruppin<br />

befragt. Alle Befragten sind Diplomforstingenieure bzw. Diplomforstwirte.<br />

Die Eigentumsverhältnisse <strong>der</strong> Waldflächen <strong>im</strong> <strong>Untersuchungsgebiet</strong> wurden von den<br />

Befragten wie folgt angegeben:<br />

<strong>Land</strong>eswald: ca. 3200 ha<br />

Privatwald: ca. 2700 ha<br />

Sonstiges: ca.. 400 ha<br />

Auch <strong>im</strong> <strong>Untersuchungsgebiet</strong> wird <strong>der</strong> Anteil des vom <strong>Land</strong> zu bewirtschaftenden Waldes<br />

verringert. So ist beispielsweise geplant, dass dem NaBu größere Flächen Treuhandwald<br />

geschenkt werden. Insgesamt werden das in Brandenburg 33 000 ha sein. 3<br />

Der Anteil des Laubwaldes bzw. des Laubmischwaldes beträgt inklusive <strong>der</strong> neu<br />

umgebauten Flächen ca. 20%.<br />

Als Faktor, <strong>der</strong> die Arbeit <strong>der</strong> Behörde/des Verbandes/<strong>der</strong> Gesellschaft för<strong>der</strong>t wurde die<br />

eigene Motivation genannt. Als Hemmnisse gelten:<br />

• Art <strong>und</strong> Weise <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> Forstreform weil die eigene Meinung kaum geäußert<br />

werden kann <strong>und</strong> gute Ausgangsmöglichkeiten jetzt unbefriedigend umgesetzt werden<br />

• Behördenapparat<br />

• politische Umstände (Förster sollen ihr Geld selber erwirtschaften.)<br />

• Diskrepanz zwischen politischen For<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> ökonomischem Potenzial<br />

• Holzmarktsituation<br />

• vielfältige Besitzerstruktur<br />

• Meliorationsmaßnahmen <strong>der</strong> Vergangenheit <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>ene Absenkung des<br />

Gr<strong>und</strong>wassers<br />

• Ungerechtfertigte Abgaben an Wasser- <strong>und</strong> Bodenverbände<br />

Die quantitative Verfügbarkeit wird von den Befragten als angemessen o<strong>der</strong> zu wenig<br />

eingeschätzt. Bis zum 2. Weltkrieg gab es zu viel Wasser, dann wurden große Flächen durch<br />

2 www.brandenburg.de/land/mlur.htm<br />

3 „... weil <strong>der</strong> Forst nicht in <strong>der</strong> Lage ist, den Forst naturnah zu bewirtschaften.“ Dr. Ma<strong>der</strong>,<br />

Abteilungsleiter N <strong>im</strong> Umweltministerium des <strong>Land</strong>es Brandenburg.<br />

BMBF Projekt<br />

Bewirtschaftungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Einzugsgebiet <strong>der</strong> Havel<br />

19


Zwischenbericht Kleiner Rhin/Döllnitz<br />

den Reichsarbeitsdienst trocken gelegt <strong>und</strong> anschließend kam in den 60er <strong>und</strong> 70er Jahren<br />

die Melioration mit bis zu 5m tiefen Gräben. Seitdem gibt es Wasserdefizite <strong>im</strong> Gebiet. Mit<br />

jährlichen Nie<strong>der</strong>schlagsmengen von 500-550 mm (WAGNER) gibt es seit Jahrzehnten<br />

zuwenig Nie<strong>der</strong>schlag. Eine Ausnahme bilden die letzten beiden Jahre, in denen es<br />

nie<strong>der</strong>schlagsbedingt ausreichend Wasser gibt. Im Wesentlichen hat sich die Forstwirtschaft<br />

an die vorherrschenden Bedingungen angepasst.<br />

Die Qualität des Wassers hat auf die Forstwirtschaft nur geringfügige Auswirkungen. Sie<br />

wird als gut bis sehr gut <strong>und</strong> einmal auch als ausreichend klassifiziert. Als eine Ursache für<br />

die gute Qualität wurde die Abnahme von Einleitungen aufgeführt.<br />

Ein Gr<strong>und</strong> für eine mögliche Verschlechterung <strong>der</strong> Qualität in <strong>der</strong> Zukunft werden<br />

Verschmutzungen durch Touristen befürchtet.<br />

Die Kommunikation <strong>und</strong> Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en Akteuren <strong>im</strong> <strong>Untersuchungsgebiet</strong><br />

wird als sehr gut bis gut bewertet. Gründe dafür sind:<br />

• gegenseitige Akzeptanz<br />

• enge Verknüpfung<br />

• historisch gewachsene Kontakte<br />

• gemeinsame Arbeit in verschiedenen Gremien (Naturpark För<strong>der</strong>verein, Grabenschau,<br />

Naturwacht...)<br />

• gemeinsame Ziele<br />

• gute persönliche Kontakte<br />

• gegenseitige Unterstützung<br />

• gemeinsame Aktionen (z.B. Waldfest)<br />

• sehr gute Potenziale für Zusammenarbeit<br />

Lediglich vom Forstamt Menz wird die Kommunikation mit dem Naturschutz <strong>und</strong> hier speziell<br />

mit dem NaBu als schlecht bezeichnet. Seitens des NaBu gebe es heftige Angriffe. Ähnlich<br />

sei das für das Verhältnis von NaBu <strong>und</strong> den Kommunen. Allerdings handle es sich um<br />

Kommunikationsprobleme mit Einzelpersonen.<br />

Rosenthal räumt ein, das es von Seiten <strong>der</strong> <strong>Land</strong>wirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei <strong>und</strong><br />

des Gartenbaus starke Vorbehalte dem Naturschutz gegenüber gebe.<br />

Die Forstwirtschaft ist <strong>der</strong> größte Arbeitgeber <strong>im</strong> <strong>Untersuchungsgebiet</strong>. Sicher wirkt sich das<br />

u.a. positiv auf die Akzeptanz <strong>und</strong> Kommunikation mit an<strong>der</strong>en Akteuren aus.<br />

Es gibt folgende Wünsche für die Verbesserung <strong>der</strong> Kommunikation mit an<strong>der</strong>en Nutzern:<br />

• Mo<strong>der</strong>ation innerhalb eines Gebietes<br />

- regelmäßiger Austausch<br />

- Kontaktpflege<br />

- Überbetriebliche Zusammenarbeit<br />

• Teilweise mehr Absprache mit den Kommunen<br />

• Wassertourismusunternehmen sollen ihren Kleinkrieg aufgeben<br />

- hätten sie 1990 den Rhin gleich gesperrt wäre es besser gewesen, jetzt haben sich<br />

bereits drei Existenzen aufgebaut<br />

- „die sind genau so unsachlich, wie die Naturschützer“ (WAGNER)<br />

Drei <strong>der</strong> Befragten haben bereits von <strong>der</strong> Wasserrahmenrichtlinie gehört, haben jedoch<br />

kaum Kenntnisse über <strong>der</strong>en Inhalt. Bekannt ist, dass das Wasser in <strong>der</strong> <strong>Land</strong>schaft<br />

gehalten werden soll.<br />

Als mögliche Konsequenzen für die Arbeit <strong>der</strong> eigenen Behörde/des Verbandes/<strong>der</strong><br />

Gesellschaftwerden genannt:<br />

• Stellungnahmen als TÖB<br />

BMBF Projekt<br />

Bewirtschaftungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Einzugsgebiet <strong>der</strong> Havel<br />

20


Zwischenbericht Kleiner Rhin/Döllnitz<br />

• Im Naturschutzbereich eventuell Wie<strong>der</strong>vernässung von Flächen (wird sehr positiv<br />

gesehen)<br />

• es kommt was in Bewegung<br />

• starre Strukturen werden aufgebrochen.<br />

Die Befragten wünschen sich hierfür:<br />

• angemessene Beteiligung<br />

• zeitige Information<br />

• Novellierung des Wassergesetzes (Wasserbeiträge nicht über Kommunen son<strong>der</strong>n direkt<br />

über die Besitzer erheben)<br />

• Anhebung des Gr<strong>und</strong>wasserstandes<br />

• Erhebungen zu Auswirkungen <strong>und</strong> Kontaminierung des Wassers aus dem Kernkraftwerk<br />

Rheinsberg.<br />

Es gibt bereits Ansätze um die qualitative <strong>und</strong> quantitative Gewässerbeschaffenheit zu<br />

verbessern:<br />

• EU-life Projekt (wird vom Forst als Partner geför<strong>der</strong>t)<br />

• Waldumbau, an<strong>der</strong>e Arten haben an<strong>der</strong>e Filtereigenschaften, das führt zu Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>wasserqualität<br />

• wissenschaftliche Erforschung <strong>der</strong> Wiesen (HUB)<br />

• Uferbepflanzung<br />

• In Teilbereichen vorbildliche Gewässerpflege<br />

Für die Forstwirtschaft spielt weniger die Wasserqualität, als die Wassermenge eine Rolle.<br />

Bei <strong>der</strong> Qualität sehen sich die Förster eher in <strong>der</strong> Rolle <strong>der</strong>er, die für Qualität sorgen.<br />

Die Forstwirtschaft sieht ihre Verantwortung hier vor allem <strong>im</strong> konsequenten Waldumbau.<br />

Der Laub- Laubmischwaldanteil <strong>im</strong> <strong>Untersuchungsgebiet</strong> liegt bei ca. 10-15%. Dieser Anteil<br />

soll kontinuierlich erhöht werden. Die Verdunstung ist in Brandenburg nicht beeinflussbar.<br />

Daher muss etwas für die Verlangsamung des Abflusses getan werden.<br />

Es wäre wünschenswert den Waldumbau entsprechend zu för<strong>der</strong>n <strong>und</strong> zu finanzieren.<br />

Prinzipiell werden <strong>im</strong> <strong>Land</strong>eswald keine Chemikalien mehr eingesetzt. Auch <strong>im</strong> Privatwald ist<br />

dies nur nach Genehmigung <strong>und</strong> mit zugelassenen Mitteln möglich <strong>und</strong> wird nur sehr wenig<br />

praktiziert.<br />

Im Sommer diesen Jahres wurden 240.000 Hektar des Brandenburger <strong>Land</strong>eswaldes, also<br />

r<strong>und</strong> ein Viertel <strong>der</strong> Gesamtwaldfläche, nach dem Gütesiegel des Pan European Forest<br />

Certification (PEFC) zertifiziert. Damit wird <strong>der</strong> Forstverwaltung eine nachhaltige <strong>und</strong><br />

ökologisch orientierte Waldwirtschaft bescheinigt. Ein Teil des <strong>Land</strong>eswaldes ist auch nach<br />

den teilweise strengeren Kriterien des Forest Stewardship Council (FSC) zertifiziert worden,<br />

um langfristig beide Systeme zu erproben.<br />

Die wichtigsten Vorgaben lauten:<br />

• Verzicht auf Kahlschläge<br />

• Keine Düngung zur Ertragssteigerung<br />

• Unterlassen von flächigen Befahren <strong>der</strong> Waldbestände bei <strong>der</strong> Holzernte<br />

• Kein Einsatz gentechnisch verän<strong>der</strong>ter Pflanzen<br />

• Die Verjüngung <strong>der</strong> Hauptbaumarten soll ohne Verbissschutz möglich sein<br />

• Keine flächige in den Mineralboden eingreifende Bodenbearbeitung<br />

• Flächiger Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nur bei existentieller Gefährdung des<br />

Waldes o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Verjüngung 4<br />

4 www.brandenburg.de/land/mlur.htm<br />

BMBF Projekt<br />

Bewirtschaftungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Einzugsgebiet <strong>der</strong> Havel<br />

21


Zwischenbericht Kleiner Rhin/Döllnitz<br />

Weitere Vorschläge für die quantitative <strong>und</strong> qualitative Verbesserung <strong>der</strong><br />

Gewässerbeschaffenheit:<br />

Kurz- <strong>und</strong> mittelfristig:<br />

• Regelung <strong>und</strong> Kontrolle touristischer Belastungen<br />

• Rückbau von Klärgruben, Ausbau von Abwassersystemen<br />

• Unnötige Meliorationssysteme zuschütten, aus <strong>der</strong> Pflege nehmen <strong>und</strong> damit Anheben<br />

des Gr<strong>und</strong>wasserspiegels<br />

• Sanierung notwendiger Meliorationsanlagen<br />

• Gewässerklassifizierung überholen<br />

• Extensivierung <strong>der</strong> Grünlandbewirtschaftung<br />

- Min<strong>im</strong>ierung <strong>der</strong> Einträge<br />

- Geringere Viehdichte<br />

- Muss durch Kompensation aufgefangen werden (z.B. Vertragsnaturschutz)<br />

• Uferbepflanzung mit Erlen<br />

• Wasser in <strong>der</strong> <strong>Land</strong>schaft halten<br />

• Maßvolle Regulierung mit Augenmaß<br />

• Nur Gräben bewirtschaften, von denen man genau weiß, dass sie auf landwirtschaftliche<br />

Flächen Einfluss haben<br />

Langfristig:<br />

• Gewässermanagement für das gesamte Gebiet (Koordination, Monitoring,<br />

<strong>Interessen</strong>abgleich, Konzept)<br />

• Ferntransporte von Schadstoffen min<strong>im</strong>ieren<br />

Be<strong>im</strong> „Brillenspiel“ sehen die Forstwirte die möglichen Max<strong>im</strong>alfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

verschiedenen Nutzer wie folgt:<br />

<strong>Land</strong>wirte:<br />

• Regulierbarkeit <strong>der</strong> Bewässerung je nach Bedarf<br />

• Ganzjährig, langfristig ausreichend Wasser<br />

• Wasser zum richtigen Zeitpunkt in <strong>der</strong> richtigen Menge<br />

• Ganzjährige Bewirtschaftbarkeit <strong>der</strong> Wiesen<br />

Naturschützer:<br />

• weitgehend natürliche Verhältnisse<br />

• Renaturierung<br />

• Integrativer Ansatz<br />

• Beste Qualität<br />

• Naturnahes Wassermanagement<br />

• Alle Gräben zu<br />

• Flüsse <strong>und</strong> Bäche frei fließen lassen<br />

• Einstellung <strong>der</strong> Nutzung <strong>und</strong> Wasserregulierung<br />

• kein Bootsverkehr<br />

Wasserwirte:<br />

• ausreichend regulierbares Wasser um alle Bedürfnisse zu Befriedigen<br />

• Gesetzesän<strong>der</strong>ung, so dass auch Wasserrückhaltemaßnahmen in ihren Bereich gehören<br />

• höhere Beiträge<br />

• keine Biber<br />

• gleichbleiben<strong>der</strong> Wasserstand<br />

Fischer:<br />

• sauberes Wasser<br />

BMBF Projekt<br />

Bewirtschaftungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Einzugsgebiet <strong>der</strong> Havel<br />

22


• mehr Wasser <strong>im</strong> Sommer von Nord nach Süd in die Seen<br />

• keine Kormorane <strong>und</strong> Otter<br />

Touristen:<br />

• Befahrbarkeit aller Gewässer (auch mit Motorbooten)<br />

• Hohe Wasserqualität<br />

Gärtnereien<br />

• möglichst kostenloses <strong>und</strong> viel Wasser zum Beregnen<br />

Kommunen.<br />

• sauberes Wasser in <strong>der</strong> ersten Gr<strong>und</strong>wasserschicht<br />

Zwischenbericht Kleiner Rhin/Döllnitz<br />

Forstwirte:<br />

• Anstieg des Gr<strong>und</strong>wassers<br />

• Abschaffung aller Verpflichtungen zur Wasserregulierung<br />

• Weitgehend natürliche Verhältnisse<br />

• 800 mm Nie<strong>der</strong>schlag (<strong>und</strong> mehr) gleichmäßig aufs Jahr verteilt<br />

• Abgaben für sauberes Wasser an den Forst, gesellschaftliche Anerkennung<br />

• Keine Abgaben an Wasser- <strong>und</strong> Bodenverband<br />

Als gemeinsamer Nenner wird <strong>im</strong> Wesentlichen <strong>der</strong> status quo genannt. Die <strong>Interessen</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>Untersuchungsgebiet</strong> lassen sich (räumlich) gut miteinan<strong>der</strong> vereinen. Je nach Situation ist<br />

Kompromissbereitschaft gefragt.<br />

Wichtig ist, dass es ausreichend sauberes Wasser als Trinkwasser <strong>und</strong> zur Viehtränke gibt<br />

<strong>und</strong> Schadstoffbelastungen von Flächen vermieden werden.<br />

BMBF Projekt<br />

Bewirtschaftungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Einzugsgebiet <strong>der</strong> Havel<br />

23


5. Die Sicht <strong>der</strong> Wasserwirte<br />

Bearbeiterin: Ulrike Garbe<br />

Zwischenbericht Kleiner Rhin/Döllnitz<br />

Für die Befragung stellten sich Mitarbeiter <strong>der</strong> beiden für das <strong>Untersuchungsgebiet</strong><br />

zuständigen unteren Wasserbehörden (UWB) zur Verfügung. Darüber hinaus wurde ein<br />

Mitarbeiter des Gewässerunterhaltungsverbandes (GUV) „Oberer Rhin/Temnitz“ <strong>und</strong> eine<br />

Mitarbeiterin des Trink- <strong>und</strong> Abwasserverbandes Zechlin befragt.<br />

Die regionalen Zuständigkeiten sind bei den UWBn entsprechend den <strong>Land</strong>kreisen. In den<br />

<strong>Land</strong>kreisen leben 166 000 EW in Oberhavel <strong>und</strong> 115 000 in Ostprignitz-Ruppin. Der GUV<br />

bearbeitet das gesamte Einzugsgebiet von oberem Rhin <strong>und</strong> Temnitz <strong>und</strong> damit das<br />

gesamte <strong>Untersuchungsgebiet</strong>.<br />

Die UWBs sind verantwortlich für die Umsetzung des Wasserrechtes <strong>und</strong><br />

Genehmigungsbehörden für<br />

- bauliche Anlagen<br />

- Wasserentnahmen<br />

- Abwassereinleitungen <strong>und</strong><br />

- Gr<strong>und</strong>wasserabsenkung.<br />

Keiner <strong>der</strong> Befragten nannte för<strong>der</strong>liche Faktoren für die eigene Tätigkeit. Als Hemmnisse<br />

wurden Personalmangel (UWB) <strong>und</strong> vom GUV ungünstige bauliche Verhältnisse genannt.<br />

Letzteres sind beispielsweise Gebäude <strong>und</strong> Zäune, die zu dicht ans Wasser gebaut sind. Bei<br />

<strong>der</strong> Lösung dieses Problems könnten die konsequente Einhaltung des Wassergesetzes <strong>und</strong><br />

die Beteiligung an den Genehmigungsverfahren hilfreich sein.<br />

Die quantitative Verfügbarkeit des Wassers wird für Vergangenheit, Gegenwart <strong>und</strong><br />

Zukunft als angemessen bzw. schwankend je nach Jahreszeit <strong>und</strong> Witterung gesehen. Die<br />

Wasserqualität sehen drei <strong>der</strong> Befragten in allen drei zeitlichen Kategorien als gut bzw.<br />

ausreichend bis gut an. Einmal wird ein Trend zum Positiven genannt. Die Gründe hierfür<br />

seien<br />

• rückläufige <strong>Land</strong>wirtschaft <strong>und</strong> damit weniger Einträge<br />

• abwassertechnische Erschließung des ländlichen Raums<br />

• Verschärfung <strong>der</strong> Einleitwerte durch den Gesetzgeber.<br />

Differenziert von gut bis unzureichend wird die Gewässerqualität vom GUV eingeschätzt.<br />

Dies ist abhängig von Gewässer <strong>und</strong> Abfluss. Ursachen für die gute Qualität <strong>der</strong> Döllnitz ist<br />

das naturräumliche Potenzial in <strong>der</strong>en Einzugsbereich. Der Kleine Rhin wird nur mit<br />

ausreichend bewertet, da er seinen Ursprung <strong>im</strong> Dollgowsee, einem fischereiintensiven<br />

Gewässer hat.<br />

Die Kommunikation zwischen den relevanten Nutzern wird von allen als insgesamt gut<br />

bezeichnet. Als Ursachen werden<br />

• gemeinsame Abst<strong>im</strong>mung<br />

• Einhalten von Absprachen<br />

• Gleichbehandlung <strong>und</strong><br />

• Kompromissbereitschaft<br />

genannt.<br />

Einmal wird das Verhältnis zum Naturschutz als mittelmäßig bis gut bezeichnet. Das läge<br />

daran, dass es manchmal extreme Wünsche seitens des Naturschutz gäbe.<br />

Alle Befragten haben bereits von <strong>der</strong> WRRL gehört. Der Kenntnisstand über die Inhalte ist<br />

sehr unterschiedlich. Er reicht von „grob informiert“ bis hin zu sehr detailliertem Wissen.<br />

Als Konsequenzen aus <strong>der</strong> WRRL für die eigene Behörde/den eigenen Verband wurde<br />

folgende angeführt:<br />

• muss zunächst ins Brandenburger Wassergesetz eingearbeitet werden<br />

BMBF Projekt<br />

Bewirtschaftungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Einzugsgebiet <strong>der</strong> Havel<br />

24


Zwischenbericht Kleiner Rhin/Döllnitz<br />

• Unklarheit über Umfang <strong>der</strong> eigenen Arbeit, da noch keine Zuständigkeiten geklärt sind<br />

• alte Rechte müssen geprüft <strong>und</strong> überarbeitet werden<br />

• Überprüfung <strong>der</strong> Einhaltung <strong>der</strong> Gewässergüte, <strong>der</strong>en Verbesserung<br />

• Gr<strong>und</strong>wasserschutz hat Priorität, das bedeutet erheblichen Mehraufwand<br />

• Probleme für die künftige Arbeit, weil a) die Differenzierung <strong>der</strong> Parameter nicht<br />

ausreichend ist <strong>und</strong> b) an<strong>der</strong>e Unterhaltungsstrategien erfor<strong>der</strong>lich werden. Letzteres<br />

erfor<strong>der</strong>t an<strong>der</strong>e/neue Technik <strong>und</strong> damit sind höhere Kosten <strong>und</strong> ein höherer<br />

Arbeitsaufwand verb<strong>und</strong>en (EDELBERG).<br />

Wünsche bzw. For<strong>der</strong>ungen in diesem Zusammenhang:<br />

• mehr <strong>und</strong> verständlicheres Informationsmaterial<br />

• erhöhter Kostenaufwand sollte durch EU Mittel ausgeglichen werden<br />

• Unterschutzstellungsverfahren, die <strong>im</strong> Zuständigkeitsbereich des Ministeriums liegen,<br />

sollten forciert werden<br />

• Erarbeitung <strong>der</strong> Rechtsverordnung zur Führung des „Wasserbuches“ durch das<br />

Ministerium.<br />

Als bereits vorhandene Ansätze, die quantitative <strong>und</strong> qualitative Gewässerbeschaffenheit<br />

zu verbessern wurden genannt:<br />

• Meldung als FFH-Gebiete<br />

• Verbesserung <strong>der</strong> Abwassersituation unter Beachtung <strong>der</strong> EU-Auflagen<br />

• Gewässerunterhaltung mit <strong>der</strong> Ausrichtung auf naturnahe Gewässer<br />

• EU För<strong>der</strong>programm zum <strong>Land</strong>schaftswasserhaushalt (z.B.: Fischaufstieg in <strong>der</strong> Temnitz<br />

in Schrey-Mühle, Wie<strong>der</strong>herstellung des Altlaufes <strong>der</strong> Temnitz am Wehr Paalzow als<br />

Fischaufstieg <strong>und</strong> Umbau des Temnitz-Absturzes unterhalb <strong>der</strong> Brücke in Paalzow)<br />

• Uferbepflanzung an Döllnitz <strong>und</strong> Kleinem Rhin (überwiegend Erle).<br />

Auf die Frage nach den Wirkungen bzw. Konsequenzen für die eigene Behörde/den<br />

eigenen Verband antworteten die Befragten:<br />

• Neubauten <strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ungen von wasserwirtschafdtlichen Anlagen o<strong>der</strong> <strong>im</strong><br />

Uferbereich müssen von uns genehmigt werden (Staubauwerke, Schöpfwerke,<br />

Sohlgleiten...)<br />

• Im Rahmen laufen<strong>der</strong> Aufgaben evtl. Sanierungsanordnungen <strong>und</strong> Überarbeitung alter<br />

Daten<br />

• Gewährleistung <strong>der</strong> Passierbarkeit für Fische.<br />

Weitere Vorschläge zur Verbesserung <strong>der</strong> Gewässerbeschaffenheit kamen lediglich von<br />

Seiten des GUV. Als kurzfristige Maßnahmen werden hier weitere Uferbepflanzungen <strong>und</strong><br />

eine Fischaufstiegsanlage in <strong>der</strong> Temnitz be<strong>im</strong> Zootzener Damm erfolgen. An<strong>der</strong>e Gewässer<br />

hätten besseres Potenzial für eventuelle Maßnahmen.<br />

Aus den Behörden kommen keine Vorschläge, da es sich bei den UWBn nicht um<br />

Planungsbehörden handelt <strong>und</strong> dementsprechend auch keine Fachleute für komplexe<br />

Planungen dort angesiedelt sind. Ansonsten seien die Perspektiven bereits durch die FFH-<br />

Meldungen <strong>und</strong> das damit verb<strong>und</strong>ene Verschlechterungsgebot vorgegeben.<br />

Der eigene Beitrag zur Gewässerbeschaffenheit ist be<strong>im</strong> GUV die Umsetzung <strong>der</strong> o.g.<br />

Vorschläge. Seitens <strong>der</strong> Behörden wurden genannt:<br />

• Hinweise auf Abwassereinleitungen prüfen<br />

• Abwässer, Kläranlagen prüfen<br />

• Sorgfalt bei Genehmigungsverfahren; Nichtgenehmigung von gewässergefährdenden<br />

Vorhaben<br />

• Einleitungen (zeitweise) untersagen<br />

• Gewässerschutz durchsetzen.<br />

BMBF Projekt<br />

Bewirtschaftungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Einzugsgebiet <strong>der</strong> Havel<br />

25


Zwischenbericht Kleiner Rhin/Döllnitz<br />

Eine Verbesserung <strong>der</strong> Gewässerqualität sehen alle Befragten als vorteilhaft an.<br />

Letztendlich würde dies weniger Arbeitsaufwand bedeuten. Die Behörden müssten weniger<br />

Hinweisen auf Gewässerverunreinigung nachgehen. Der GUV hätte durch weniger<br />

verkrautete Gräben einen geringeren Unterhaltungsaufwand.<br />

Be<strong>im</strong> „Brillenspiel“ wurden für die verschiedenen Akteure folgende mögliche<br />

Max<strong>im</strong>alfor<strong>der</strong>ungen aufgestellt:<br />

<strong>Land</strong>wirte:<br />

• totale Gewässerunterhaltung, um auch noch kleinste Flächen bewirtschaften zu können<br />

• <strong>im</strong> Frühjahr Wasser schnell aus den Flächen raus, anschließen ausgeglichene,<br />

ausreichende Wasserstände<br />

• genügend Wasser zur Beregnung<br />

• Wasserstand je nach Bedarf <strong>und</strong> Wunsch<br />

Forstwirte:<br />

• status quo<br />

• gleichmäßiges Wasserdargebot<br />

• ausgeglichene Wasserstände<br />

• keine Zahlungen an Wasser- <strong>und</strong> Bodenverbände bzw. Gewässerunterhaltungsverbände<br />

Naturschützer:<br />

• kein Tourismus<br />

• mehr För<strong>der</strong>möglichkeiten<br />

• opt<strong>im</strong>ale Wasserstände<br />

• gleichmäßig hohe Wasserstände<br />

• Brutgebiete mit mehr Wasser als in den gegenwärtigen Frühjahren<br />

• so wenig Wasserunterhaltung wie möglich<br />

• so viel Wasser wie möglich in <strong>der</strong> <strong>Land</strong>schaft<br />

Tourismus:<br />

• Verbesserung <strong>der</strong> Infrastruktur<br />

• Gewässernahe Rad- <strong>und</strong> Wan<strong>der</strong>wege<br />

• Ausübung des Tauchsportes<br />

• Freie Befahrbarkeit <strong>der</strong> Gewässer<br />

• Höchste Wasserqualität<br />

Kommunen:<br />

• Mischung aus den landwirtschaftlichen <strong>und</strong> den touristischen Ansprüchen<br />

Fischer:<br />

• kontinuierlicher Wasserstand<br />

• viel Wasser in guter Qualität<br />

Wasserwirte:<br />

• ständig freier Abfluss<br />

• Erhalt <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>moore <strong>und</strong> Feuchtgebiete<br />

• leichte Bearbeitung <strong>der</strong> Ufer<br />

• ausreichend Wasser, damit je<strong>der</strong> Bedarf gedeckt werden kann<br />

• status quo<br />

Die Nutzungsansprüche <strong>im</strong> <strong>Untersuchungsgebiet</strong> werden von den Befragten als sehr<br />

vielschichtig eingeschätzt. Daher werden bei Problemlösungen <strong>im</strong>mer Kompromisse zu<br />

schließen sein. Dazu wird als för<strong>der</strong>lich betrachtet situationsabhängig <strong>und</strong> fallbezogen<br />

aufeinan<strong>der</strong> zu zu gehen, „kurze Wege“ zu wählen <strong>und</strong> offen miteinan<strong>der</strong> umzugehen. Der<br />

gemeinsame Nenner wird in Kompromisslösungen gesehen.<br />

BMBF Projekt<br />

Bewirtschaftungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Einzugsgebiet <strong>der</strong> Havel<br />

26


6. Die Sicht von Planungs- <strong>und</strong> Entwicklungsbehörden<br />

Bearbeiterin: Ulrike Garbe<br />

Zwischenbericht Kleiner Rhin/Döllnitz<br />

Es wurden zwei für das <strong>Untersuchungsgebiet</strong> relevante Planungs- <strong>und</strong><br />

Entwicklungsinstitutionen befragt: das Amt für Flurneuordnung <strong>und</strong> ländliche Entwicklung<br />

(AFlE) <strong>und</strong> die Regionale Planungsgemeinschaft Prignitz-Oberhavel.<br />

Von seiten des Amtes nahmen zwei Mitarbeiter an <strong>der</strong> Befragung teil.<br />

Frau Haase ist zuständig für För<strong>der</strong>ungen <strong>im</strong> ländlichen Raum. Dazu gehören Programme<br />

wie Dorferneuerung, agrarstrukturelle Entwicklungsplanung, Urlaub <strong>und</strong> Freizeit auf dem<br />

<strong>Land</strong> <strong>und</strong> Entwicklung des Ländlichen Raums.<br />

Herr Dietrich ist mit <strong>der</strong> Planung <strong>und</strong> Durchführung von Bodenneuordnungsverfahren<br />

befasst. Dabei handelt es sich zumeist um großflächige Verfahren <strong>und</strong> um die<br />

Zusammenführung von Boden <strong>und</strong> Gebäuden.<br />

Die Planungsgemeinschaft, vertreten durch Herrn Kuschel, erstellt <strong>im</strong> Auftrag <strong>der</strong><br />

Kreisbehörden einen Regionalplan <strong>und</strong> bewertet öffentliche Planungen.<br />

Der regionale Zuständigkeitsbereich bei<strong>der</strong> Institutionen umfasst die <strong>Land</strong>kreise Prignitz,<br />

Ostprignitz-Ruppin <strong>und</strong> Oberhavel. In diesem Gebiet leben ca. 400 000 Menschen.<br />

Als för<strong>der</strong>lich für ihre Tätigkeit empfinden die Mitarbeiter des Amtes die konstruktive<br />

Zusammenarbeit mit den Antragstellern <strong>und</strong> den ehrlichen Umgang mit Problemen. Seitens<br />

<strong>der</strong> Planungsgemeinschaft werden als positiv die gesetzlichen Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> hier<br />

insbeson<strong>der</strong>e das Regionalplanungsgesetz des <strong>Land</strong>es Brandenburg gewertet.<br />

Für die Arbeit hin<strong>der</strong>lich werden<br />

• zuviel Bürokratie,<br />

• Personal- <strong>und</strong> Mittelknappheit sowie,<br />

• Konkurenzverhalten <strong>der</strong> Planungsträger <strong>im</strong> <strong>Land</strong> <strong>und</strong> in den <strong>Land</strong>kreisen<br />

eingeschätzt.<br />

Zur Frage <strong>der</strong> quantitativen <strong>und</strong> qualitativen Verfügbarkeit des Wassers <strong>im</strong><br />

<strong>Untersuchungsgebiet</strong> machten die Mitarbeiter des Amtes keine Angaben. Herr Kuschel von<br />

<strong>der</strong> Planungsgemeinschaft schätzt ein, dass die quantitative Verfügbarkeit in Vergangenheit<br />

<strong>und</strong> Gegenwart angemessen war/ist. Die Qualität bewertet er mit gut bis ausreichen für die<br />

Vergangenheit <strong>und</strong> mit gut für die Gegenwart. Künftig werde die quantitative Verfügbarkeit<br />

eher schwanken. Als Ursachen dafür nannte er:<br />

• Folgen <strong>der</strong> globalen kl<strong>im</strong>atischen Entwicklungen<br />

• Nie<strong>der</strong>gang <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>moore<br />

• Verlust <strong>der</strong> Wasserrückhaltefähigkeit <strong>der</strong> Böden<br />

• nach wie vor Auswirkungen <strong>der</strong> Melioaration.<br />

Die Wasserqualität werde in <strong>der</strong> Zukunft gut sein. Gründe hierfür sind:<br />

• Investitionen in die Abwasserbehandlung<br />

• Uferrandstreifenschutz<br />

• Weniger Eintrag von Pestiziden u.ä.<br />

• Deutlicher Rückgang von Einleitungen.<br />

Die Zusammenarbeit <strong>und</strong> Kommunikation des AFlE mit verschiedenen <strong>Interessen</strong>ten <strong>und</strong><br />

Nutzern <strong>im</strong> <strong>Untersuchungsgebiet</strong> ist unkompliziert <strong>und</strong> gut. Das ergibt sich aus <strong>der</strong> Tätigkeit<br />

des Amtes. Es unterstützt ländliche Entwicklung <strong>und</strong> ist Geldgeber. In Bezug auf die<br />

Wassernutzung gab es bisher sehr wenige Kontakte.<br />

Seitens <strong>der</strong> Planungsgemeinschaft wird die Kommunikation mit an<strong>der</strong>en Akteuren als<br />

mittelmäßig eingeschätzt. Im Bereich <strong>der</strong> Beteiligung von Trägern öffentlicher Belange gibt<br />

es nur wenig unmittelbaren Kontakt. Wenn, dann findet dieser <strong>im</strong>mer auf Gesetzesgr<strong>und</strong>lage<br />

BMBF Projekt<br />

Bewirtschaftungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Einzugsgebiet <strong>der</strong> Havel<br />

27


Zwischenbericht Kleiner Rhin/Döllnitz<br />

statt. Konflikte gibt es mit dem Naturschutz <strong>und</strong> <strong>der</strong> Forstwirtschaft aufgr<strong>und</strong> des<br />

Regionalplan-Entwurfes vom 26.07.2000. Bei <strong>der</strong> Planung von Vorrang- <strong>und</strong> Vorratsgebieten<br />

sehen beide nur die ureigensten <strong>Interessen</strong>. Es wäre wünschenswert, mit mehr<br />

kommunikationsintensiven Formen zu arbeiten, beispielsweise mit Werkstätten o<strong>der</strong> Foren.<br />

Beiden Institutionen ist die Wasser-Rahmen-Richtlinie bekannt. Aus dem Bereich <strong>der</strong><br />

Kommunen <strong>und</strong> <strong>Land</strong>wirtschaftsverbände kämen eher kritische St<strong>im</strong>men dazu. Es werden<br />

Restriktionen <strong>und</strong> finanzieller Mehraufwand befürchtet (KUSCHEL).<br />

In Konsequenz <strong>der</strong> WRRL sehen die Mitarbeiter des Amtes eine Verbreiterung ihres<br />

Tätigkeitsspektrums <strong>und</strong> neue Partner in <strong>der</strong> Zusammenarbeit. Sie wünschen sich zeitliche<br />

Kapazitäten, um sich gründlicher damit auseinan<strong>der</strong>setzen zu können.<br />

In <strong>der</strong> Planungsgemeinschaft werden die Konsequenzen für die eigene Tätigkeit als eher<br />

gering eingeschätzt. Das hängt damit zusammen, dass die Wasserwirtschaft aus <strong>der</strong><br />

Regionalplanung ausgeglie<strong>der</strong>t wird. Es bleibt lediglich <strong>der</strong> Hochwasserschutz. Es wird<br />

Vorrangfreiraumflächen <strong>und</strong> Vorbehaltsgebiete, die regionale Freiraumplanung jedoch nur<br />

noch <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Eingriffsregelung geben. Hier wird Partizipation gewünscht.<br />

Auf die Frage nach bekannten Ansätzen, die quantitative <strong>und</strong> qualitative<br />

Gewässerbeschaffenheit zu verbessern nannten die Befragten:<br />

• Dorfgewässersanierung <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Dorferneuerung<br />

• Solschwellen-/Fischtreppeneinbau<br />

• Bewilligung von Maßnahmen zur Verbesserung des <strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltes<br />

• Gewässersanierung <strong>im</strong> Rahmen von Kompensationsmaßnahmen<br />

• Unter Schutz stellen von Gewässern.<br />

Für die Tätigkeit <strong>der</strong> eigenen Behörde bedeutet die Umsetzung <strong>der</strong> WRRL, daß <strong>im</strong> Bereich<br />

des Amtes eine <strong>der</strong> Richtlinie entsprechende Antragsbearbeitung erfolgen muss. Dafür<br />

wünsche sich die Mitarbeiter ein vereinfachtes Verfahren.<br />

Die Planungsgemeinschaft muss ihre Methodik <strong>und</strong> Darstellungssystematik den sich<br />

ergebenden Verän<strong>der</strong>ungen anpassen. Auch hier wird als Wunsch Partizipation geäußert.<br />

Den eigenen Beitrag sehen die Befragten des Amtes in <strong>der</strong> Beför<strong>der</strong>ung von Vorhaben <strong>im</strong><br />

Rahmen <strong>der</strong> Richtlinie.<br />

Seitens <strong>der</strong> Planungsgemeinschaft werden hier zwei Schwerpunkte gesehen:<br />

- planerische Berücksichtigung von Schutzansprüchen <strong>und</strong><br />

- <strong>Interessen</strong>abgleich mit Freizeit- <strong>und</strong> Erholungsansprüchen.<br />

Be<strong>im</strong> „Brillenspiel“ wurden folgende Max<strong>im</strong>alfor<strong>der</strong>ungen für die verschiedenen Akteure <strong>im</strong><br />

<strong>Untersuchungsgebiet</strong> genannt:<br />

<strong>Land</strong>wirte:<br />

• <strong>im</strong>mer Wasser<br />

• Be- <strong>und</strong> Entwässerungssysteme<br />

• Niedrige Kosten<br />

• Max<strong>im</strong>ales Wassermanagement; <strong>im</strong> Frühjahr schnell weg mit dem Wasser, <strong>im</strong> Sommer<br />

Rückstau <strong>und</strong> Beregnung<br />

Forstwirte:<br />

• Genügend Wasser, um Waldumbau zu gewährleisten<br />

• Weitgehend natürliches Wassermanagement<br />

• keine negative Beeinflussung des Trinkwassers<br />

Naturschützer:<br />

BMBF Projekt<br />

Bewirtschaftungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Einzugsgebiet <strong>der</strong> Havel<br />

28


• Erhalt <strong>der</strong> Wasserqualität<br />

• Erhalt großer Waldflächen<br />

• mindestens 20 m Gewässerrandstreifen ohne Nutzung<br />

• keine Einleitungen<br />

• geschützte Zonen mit entsprechenden gesetzlichen Regelungen<br />

• (mehr) administrative Macht bei <strong>der</strong> Umsetzung von Naturschutzzielen<br />

• gemeinsames Handeln mit an<strong>der</strong>en Akteuren<br />

• massiver Rückbau <strong>der</strong> Meliorationsbauten<br />

Wasserwirte:<br />

• ausreichende Menge <strong>und</strong> Qualität<br />

• funktionierende, mo<strong>der</strong>ne wasserwirtschaftliche Anlagen<br />

• opt<strong>im</strong>ale Bewirtschaftung<br />

• Investitionsprogramm zur Sanierung <strong>der</strong> Meliorationsanlagen<br />

Toristen <strong>und</strong> Tourismusverbände:<br />

• freier Zugang an alle Gewässer<br />

• gute Wegeverbindung<br />

• umfassende Nutzungsmöglichkeiten, geringere Restriktionen<br />

• Rückzug von Totalreservaten<br />

• Erlebnisurlaub am/auf dem Wasser<br />

Regionalplaner:<br />

• Stärkung des natürlichen Wassermanagements<br />

• Rückbau <strong>der</strong> Meliorationsmaßnahmen<br />

• Erhöhung <strong>der</strong> Speicherfähigkeit<br />

• Höherer Anteil <strong>der</strong> nachhaltig wirtschaftenden <strong>Land</strong>wirte<br />

Zwischenbericht Kleiner Rhin/Döllnitz<br />

Als zusätzliche Akteursgruppe wurden hier noch die Einwohner benannt (Haase). Lei<strong>der</strong><br />

kam diese wichtige Anregung erst am Ende <strong>der</strong> Befragungen <strong>und</strong> konnte so nicht mehr von<br />

uns aufgegriffen werden. Als For<strong>der</strong>ungen wurden hier Ruhe <strong>und</strong> teilweise touristische<br />

<strong>Interessen</strong> genannt.<br />

Der gemeinsame Nenner für ein Wassermanagement <strong>im</strong> <strong>Untersuchungsgebiet</strong> wird in<br />

folgenden Faktoren gesehen:<br />

- unbedingte Transparenz<br />

- umfassende Öffentlichkeitsarbeit für die WRRL<br />

- Erhalt des status quo.<br />

BMBF Projekt<br />

Bewirtschaftungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Einzugsgebiet <strong>der</strong> Havel<br />

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Zwischenbericht Kleiner Rhin/Döllnitz<br />

7. Die Sicht des Leibnitz-Instituts für Gewässerökologie <strong>und</strong><br />

Binnenfischerei<br />

Bearbeiter: Ulrike Garbe <strong>und</strong> Reinhart Herzog<br />

Interviewpartner war Dr. Peter Casper, Mikrobiologe.<br />

Aufgabe des Instituts ist es, die angewandten Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> die Forschungen zur<br />

Gewässerökologie miteinan<strong>der</strong> zu koordinieren.<br />

Das Institut forscht <strong>im</strong> Gebiet Berlin, Brandenburg <strong>und</strong> <strong>im</strong> südlichen Mecklenburg-<br />

Vorpommern.<br />

Auf die Arbeit des Instituts wirken sich beson<strong>der</strong>s för<strong>der</strong>lich aus:<br />

• Die Zusammenarbeit mit dem Gesamtinstitut in Berlin<br />

• Die Sachausrüstung (Neubau am See)<br />

Als hin<strong>der</strong>lich werden empf<strong>und</strong>en:<br />

• die finanzielle Unsicherheit des Berliner Haushalts sowie<br />

• personelle Probleme, (Mangel an Doktoranden!)<br />

Die quantitative Verfügbarkeit des Wassers<br />

wird für Vergangenheit <strong>und</strong> Gegenwart als angemessen gesehen.<br />

Für die Zukunft allerdings wird sie als zu gering eingestuft. Als Begründung nennt <strong>der</strong><br />

Gesprächspartner den Kl<strong>im</strong>awandel <strong>und</strong> den damit <strong>im</strong> Zusammenhang stehenden zu<br />

geringen Nie<strong>der</strong>schlägen.<br />

Die qualitative Verfügbarkeit des Wassers<br />

Wird in allen Fällen als gut bewertet. Das liegt zum einen <strong>im</strong> Potenzial des Wassers selbst,<br />

zum an<strong>der</strong>en an den geringen Einträgen.<br />

Als sehr gut bis gut wird die Kommunikation zwischen dem Institut <strong>und</strong> den Kommunen<br />

eingestuft. Wünsche o<strong>der</strong> For<strong>der</strong>ungen zur Verbesserung gibt es daher keine.<br />

Kenntnisse über die Wasserrahmenrichtlinie sind vorhanden:<br />

• Der Zustand sämtlicher Gewässer soll erfasst werden<br />

• Hierbei ist nicht nur das Gewässer unmittelbar zu bewerten, son<strong>der</strong>n das Gewässer<br />

mit seinem gesamten Einzugsgebiet<br />

• Bis zum Jahr 2015 ist ein Leitbild zum <strong>Land</strong>schaftswasserhaushalt zu erstellen.<br />

Die Konsequenzen für das Institut werden durch den ganzheitlichen Ansatz als för<strong>der</strong>lich<br />

für die l<strong>im</strong>nologische Forschung eingestuft.<br />

Ansätze zur quantitativen <strong>und</strong> qualitativen Verbesserung <strong>der</strong> Gewässerbeschaffenheit<br />

sind gegeben durch:<br />

• die Initiierung mehrerer Sanierungsprojekte:<br />

o Induzierte Calcitfällung<br />

o Biomanipulation<br />

• Entwicklung einer Strategie zur Gewässersanierung<br />

Gewünscht wird die weitere, v.a. finanzielle, Unterstützung durch B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>.<br />

Weitere Vorschläge zur quantitativen <strong>und</strong> qualitativen Verbesserung <strong>der</strong><br />

Gewässerbeschaffenheit <strong>im</strong> Einzugsgebiet.<br />

Kurzfristig, 1-3 Jahre<br />

• Unterbindung jeglicher Schad- o<strong>der</strong> Nährstoffeinleitung<br />

• <strong>Land</strong>wirtschaft ohne Belastung <strong>der</strong> Gewässereinzugsgebiete<br />

BMBF Projekt<br />

Bewirtschaftungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Einzugsgebiet <strong>der</strong> Havel<br />

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• Abwässer sammeln <strong>und</strong> reinigen<br />

Mittelfristig 4-10 Jahre<br />

• Diffuse Belastungen (Sickergruben) min<strong>im</strong>ieren<br />

Zwischenbericht Kleiner Rhin/Döllnitz<br />

Langfristig > 10 Jahre<br />

• Ferntransportierte Emissionen verringern. Über den Nie<strong>der</strong>schlag geraten mehr<br />

Nährstoffe in den Stechlinsee als über direkte Einträge!<br />

Die Frage nach einem möglichen eigenen Beitrag zur Verbesserung <strong>der</strong><br />

Gewässerbeschaffenheit wird dahingehend beantwortet, dass durch die vorgenannten<br />

Projekte bereits ein erheblicher Beitrag geleistet wird.<br />

Die Verbesserung <strong>der</strong> Gewässerbeschaffenheit wird eindeutig als Vorteil für die Arbeit<br />

des Instituts gesehen. Begründet wird das <strong>im</strong> Ergebnis <strong>der</strong> Institutsarbeit <strong>und</strong> daraus<br />

resultierend in <strong>der</strong> erhöhten Akzeptanz <strong>der</strong> Einrichtung.<br />

Auf die Bitte, Max<strong>im</strong>alfor<strong>der</strong>ungen für das Wassermanagement aus dem Blickwinkel<br />

an<strong>der</strong>er <strong>Interessen</strong>sgruppen zu stellen, wurden folgende For<strong>der</strong>ungen gestellt:<br />

<strong>Land</strong>wirtschaft:<br />

• Ausreichend Wasser <strong>und</strong> Bewässerungsmöglichkeiten für opt<strong>im</strong>ale Erträge ohne<br />

Rücksicht auf Dünge- <strong>und</strong> Pflanzenschutz-Verordnung nehmen zu müssen.<br />

• Keine Auflagen für Gülleausbringung<br />

• min<strong>im</strong>ale Kosten.<br />

Forst:<br />

• Max<strong>im</strong>ale Erträge, d.h. keine Vorgaben hinsichtlich Neupflanzungen (Laubwaldanteil)<br />

Naturschutz:<br />

• Opt<strong>im</strong>aler Schutz bei min<strong>im</strong>aler Nutzung<br />

Wasserwirtschaft:<br />

• Max<strong>im</strong>ale Qualität <strong>und</strong> Quantität<br />

Tourismus:<br />

• Max<strong>im</strong>ale Qualität mit vielseitiger Nutzung<br />

Als gemeinsamer Nenner werden die Erhaltung <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Qualität durch<br />

Einhaltung gemeinsamer Standards <strong>und</strong> die vielseitige Nutzung ohne Gefährdung des<br />

Potenzials gesehen.<br />

BMBF Projekt<br />

Bewirtschaftungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Einzugsgebiet <strong>der</strong> Havel<br />

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8. Zusammenfassung<br />

Zwischenbericht Kleiner Rhin/Döllnitz<br />

• Es war sehr erfreulich, zu merken, wie kooperativ sich die meisten <strong>der</strong> von uns<br />

angefragten Interviewpartner zeigten. Mit hoher Kompetenz <strong>und</strong> großer Offenheit<br />

unterstützten sie uns während <strong>der</strong> Befragungen.<br />

• Insgesamt wird von den Befragten ein Trend zum Wassermangel festgestellt, wobei die<br />

letzten ein bis zwei Jahre eine Ausnahme bilden. Innerhalb <strong>der</strong> Jahre gibt es klare<br />

Schwankungen mit Frühjahrshochwasser <strong>und</strong> Sommertrockenheit, welche insbeson<strong>der</strong>e<br />

von den <strong>Land</strong>wirten als problematisch angesehen werden. Als Ursache für den<br />

Wassermangel wird einhellig <strong>der</strong> zu geringe Nie<strong>der</strong>schlag genannt.<br />

• Das <strong>Untersuchungsgebiet</strong> wird überwiegend forstwirtschaftlich genutzt. Nur ca. ¼ <strong>der</strong><br />

Fläche, <strong>im</strong> Ostteil des <strong>Untersuchungsgebiet</strong>es, ist Ackerland. Der Grünlandanteil entlang<br />

<strong>der</strong> Gewässer ist gering. Die vorhandenen Grünlandflächen werden überwiegend<br />

extensiv bewirtschaftet. Daher können sich auch die meisten <strong>Land</strong>wirte mit dem status<br />

quo arrangieren.<br />

• Wald- <strong>und</strong> Forstflächen reagieren aufgr<strong>und</strong> ihres Wasserspeichervermögens weniger<br />

sensibel auf jahreszeitliche Schwankungen. Die forstwirtschaftlichen Betriebe haben sich<br />

seit langem den herrschenden kl<strong>im</strong>atischen <strong>und</strong> hydrologischen Bedingungen angepasst.<br />

Die Forstwirtschaft n<strong>im</strong>mt für sich in Anspruch, durch Waldumbau <strong>und</strong> den Verzicht auf<br />

den Einsatz von Pestiziden <strong>und</strong> Herbiziden einen erheblichen Beitrag zur Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Gewässerbeschaffenheit zu leisten.<br />

• Fast alle Interviewpartner sind <strong>der</strong> Meinung, dass sie selber nachhaltig wirtschaften <strong>und</strong><br />

ihren Handlungsspielraum zugunsten einer guten Gewässerbeschaffenheit nahezu<br />

ausschöpfen.<br />

• Die verschiedenen Akteure <strong>im</strong> <strong>Untersuchungsgebiet</strong> gehen <strong>im</strong> wesentlichen fair <strong>und</strong><br />

kooperativ miteinan<strong>der</strong> um. Es gibt langjährige gute, gewachsene Kontakte. Immer<br />

wie<strong>der</strong> wurde ausgesagt, dass sich, wenn die persönlichen Kontakte gut sind, für alle<br />

Probleme Lösungen finden lassen. Konflikte gibt es nur zwischen einzelnen Personen,<br />

nicht zwischen Institutionen o<strong>der</strong> Gruppierungen.<br />

• Gemeinsamer Nenner bei <strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong> Flächen <strong>im</strong> <strong>Untersuchungsgebiet</strong> ist für die<br />

meisten <strong>der</strong> Befragten <strong>der</strong> Erhalt des status quo. Gegenseitige Rücksichtnahme <strong>und</strong><br />

gemeinsame Lösungssuche werden als Voraussetzungen für ein gutes Miteinan<strong>der</strong><br />

gesehen.<br />

• Das <strong>Untersuchungsgebiet</strong> Döllnitz/Kleiner Rhin ist <strong>im</strong> Vergleich zu den<br />

<strong>Untersuchungsgebiet</strong>en Untere Havelnie<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Hammerfließ als eher konfliktarm zu<br />

bezeichnen. Mögliche Gründe dafür dürften zum Einen in <strong>der</strong> überwiegenden<br />

Waldnutzung liegen. (Konflikte zwischen Forst <strong>und</strong> Naturschutz bestehen kaum.) Zum<br />

An<strong>der</strong>en dürfte es am relativ geringen Anteil an <strong>Land</strong>wirtschaftsflächen in den<br />

Nie<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> an <strong>der</strong> guten Naturraumausstattung (Wasserqualität) liegen.<br />

• Vereinzelt gibt es Probleme infolge <strong>der</strong> Melioration. Bis zu 5 m tiefe Gräben, auch in den<br />

Waldgebieten, bringen nicht auszugleichende Wasserdefizite.<br />

• Abnehmende Nie<strong>der</strong>schläge, <strong>der</strong>en Ursachen <strong>und</strong> Auswirkungen sowie<br />

Luftschadstoffeinträge mit ihrer Bedeutung für Gewässer, <strong>der</strong>en Güte <strong>und</strong> Fauna sind<br />

ungeklärte Fragestellungen <strong>im</strong> <strong>Untersuchungsgebiet</strong>, die noch zu untersuchen sind.<br />

BMBF Projekt<br />

Bewirtschaftungsmöglichkeiten <strong>im</strong> Einzugsgebiet <strong>der</strong> Havel<br />

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