Um- und Neubauten im Ortsbild (PDF, 8 MB - Kanton Zürich
Um- und Neubauten im Ortsbild (PDF, 8 MB - Kanton Zürich
Um- und Neubauten im Ortsbild (PDF, 8 MB - Kanton Zürich
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
ARV Amt für Raumordnung <strong>und</strong> Vermessung<br />
<strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong><br />
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>nutzung <strong>und</strong> Verdichtungspotential in ländlichen Gemeinden<br />
1
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Einleitung<br />
Schutzobjekte, schutzwürdige <strong>Ortsbild</strong>er <strong>und</strong> Nachverdichtung - ein Widerspruch?<br />
Beschränkte Neubaumöglichkeiten <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong><br />
<strong>und</strong> grosser Erneuerungsdruck auf Altbauten<br />
bringen schützenswerte Einzelgebäude <strong>und</strong><br />
<strong>Ortsbild</strong>er in Bedrängnis. Die Zielsetzungen der<br />
baulichen Erneuerung <strong>und</strong> diejenige des<br />
<strong>Ortsbild</strong>schutzes <strong>und</strong> der Denkmalpflege müssen<br />
sich jedoch nicht ausschliessen. Die vorliegende<br />
Broschüre soll zu verschiedenen<br />
Themen <strong>im</strong> Zusammenhang mit der Nachverdichtung<br />
eine Auswahl an Lösungsansätzen<br />
bieten. Die ausgewählten Beispiele haben für<br />
den <strong>Ortsbild</strong>schutz <strong>und</strong> die Denkmalpflege<br />
unterschiedliche Bedeutungen; Von nicht eingestuft,<br />
über kommunal bis zu überkommunal<br />
schützenswerte <strong>Ortsbild</strong>er <strong>und</strong> Einzelobjekte.<br />
Die Einstufung sollte jedoch generell keine<br />
Rolle spielen, da gute Architektur überall<br />
erwünscht ist.<br />
Nachverdichtung<br />
Nachverdichtung bezeichnet das Nutzen leer<br />
stehender Flächen <strong>und</strong> Gebäude <strong>im</strong> Bereich<br />
bereits bestehender Bebauungen. Sie kann<br />
durch innere Ausbauten, Aufstockungen,<br />
Anbauten, die Füllung von Baulücken oder<br />
dichtere Neubebauung geschehen. Bei historisch<br />
wertvollen Gebieten mit einzelnen<br />
Schutzobjekten stellt sich dabei die Frage nach<br />
dem <strong>Um</strong>gang mit der schützenswerten Substanz.<br />
<strong>Ortsbild</strong>schutz <strong>und</strong> Denkmalpflege stehen<br />
hier <strong>im</strong> Spannungsfeld zwischen Modernisierung<br />
<strong>und</strong> Bewahrung der Geschichte.<br />
Gr<strong>und</strong>lagen für die Nachverdichtung<br />
Die Bau- <strong>und</strong> Zonenordnungen der Gemeinden<br />
enthalten spezielle Gestaltungsvorschriften für<br />
<strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong>. Diese Vorschriften basieren<br />
meist auf dem (veralteten) Gr<strong>und</strong>gedanken,<br />
dass die Integration von <strong>Neubauten</strong> gelingt,<br />
wenn sie dem Formenvokabular der bestehenden<br />
Häuser angepasst sind. Massstab für die<br />
Beurteilung ist demnach die «Ortsüblichkeit».<br />
Die Vorschriften sind in manchen Fällen sehr<br />
detailliert <strong>und</strong> definieren weitgehend die Gestaltung<br />
der Bauten, in anderen Fällen sind vage<br />
Interpretationsspielräume formuliert.<br />
Bei der praktischen Handhabung dieser<br />
Gestaltungsvorschriften wird der spezifischen<br />
Geschichte der einzelnen Gebäude des Dorfes<br />
<strong>und</strong> seiner Weiterentwicklung oftmals zu wenig<br />
Beachtung geschenkt. Die Möglichkeit, mit<br />
einer sorgsamen, aktuellen Gestaltung auf den<br />
gewachsenen Baubestand zu reagieren, bleibt<br />
in vielen Fällen verwehrt.<br />
Stand April 2010<br />
Die nachfolgenden Beispiele zeigen eine<br />
grosse Palette von Eingriffen an Gebäuden<br />
auf, welche das <strong>Ortsbild</strong> best<strong>im</strong>men <strong>und</strong> auch<br />
für sich genommen von besonderem Wert<br />
sind. Gemeinsam ist ihnen die Lust zur differenzierten<br />
Auseinandersetzung mit den jeweiligen<br />
ortsbaulichen Gegebenheiten <strong>und</strong> spezifischen<br />
Charakteristiken der Bauten. Die<br />
daraus abgeleiteten Lösungen sind entsprechend<br />
auf die angetroffene Situation abgest<strong>im</strong>mt<br />
– es sind keine Patentrezepte, die<br />
sich nach Belieben auf andere Bauten übertragen<br />
lassen. Sie illustrieren die grosse<br />
Bandbreite von Möglichkeiten, welche die<br />
Gestaltungs-vorschriften des Planungs- <strong>und</strong><br />
Baugesetzes <strong>und</strong> der lokalen Bau- <strong>und</strong><br />
Zonenordnung offen lässt.<br />
Die einzigartigen Raum- <strong>und</strong> Wohnqualitäten,<br />
welche das Bauen <strong>im</strong> gewachsenen <strong>Ortsbild</strong><br />
bieten kann, sind in den hier vorgestellten<br />
Beispielen deutlich erkennbar. Im <strong>Ortsbild</strong>, in<br />
wertvoller <strong>und</strong> geschützter Bausubstanz bietet<br />
sich die Chance, Unverwechselbares zu<br />
schaffen: die gezeigten Beispiele mögen die<br />
Bereitschaft <strong>und</strong> Freude am Bauen <strong>im</strong><br />
<strong>Ortsbild</strong> wecken!<br />
2
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Einleitung<br />
Möglichkeiten der Nachverdichtung<br />
Innere Verdichtung durch <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> Ausbau<br />
Bei der inneren Verdichtung wird vorhandener<br />
aber leer stehender Raum neu- oder umgenutzt.<br />
Bei Wohnhäusern betrifft es meistens das<br />
Dachgeschoss, bei ausgedienten Bauernhöfen<br />
wird nach einer neuen Nutzung für die Ökonomiegebäude<br />
gesucht, bei Industriearealen werden<br />
die Produktionsstätten neu genutzt.<br />
Der <strong>Um</strong>bau von Gebäuden stellt eine grosse<br />
architektonische Herausforderung dar. Wie wird<br />
ein Stall zu einem attraktiven Wohnraum? Wie<br />
lassen sich in einer Scheune Arbeitsplätze einrichten?<br />
Aber auch: welche Art der <strong>Um</strong>nutzung<br />
erträgt ein Gebäude? Die folgenden Beispiele<br />
zeigen gelungene Neunutzungen, welche nach<br />
Aussen vielleicht unauffällige, nach Innen aber<br />
umso überraschendere Eindrücke bieten. Blick<br />
aufs Detail statt in die Weite: ein gelungener<br />
<strong>Um</strong>bau überliefert Substanz <strong>und</strong> Eigenheiten<br />
des Ursprungsbaus <strong>und</strong> bietet einen direkten<br />
Blick in die Geschichte des Gebäudes <strong>und</strong> der<br />
Menschen, die es erbaut haben – unverwechselbar<br />
<strong>und</strong> individuell. Es zeigt sich bei vielen<br />
Beispielen, je mehr ursprüngliche Substanz erhalten<br />
bleibt <strong>und</strong> in die neue Nutzung integriert<br />
wird, desto überzeugender ist das Ergebnis.<br />
Der sogenannte Geist des Hauses lebt weiter.<br />
Ersatzbau<br />
Ein Ersatzbau ist in der Regel materiell ein<br />
Neubau, auch wenn gelegentlich Fragmente des<br />
Vorgängerbaus bestehen bleiben oder wieder<br />
verwendet werden. Der Ersatzbau darf in einem<br />
gewissen Kontrast zu seiner <strong>Um</strong>gebung stehen,<br />
aber auch er tradiert die Bauform seines Vorgängers.<br />
Je bedeutender die Situation <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong><br />
ist, desto zurückhaltender muss auf die Gestaltung<br />
des «neuen Altbaus» geachtet werden.<br />
Der Geist des Dorfes muss genügend Freiraum<br />
zur Entfaltung haben.<br />
Neubau<br />
Die Baulandreserven in den Kernzonen auszuschöpfen,<br />
wie es die kantonalen Richtlinien vorsehen,<br />
ist ein schwieriges Unterfangen. Die Bebauung<br />
der Baulandreserven in den Kernzonen<br />
birgt Chancen aber auch Risiken für die Wohn<strong>und</strong><br />
Lebensqualität. So wird einerseits wertvoller<br />
Aussenraum beschnitten, aber andererseits<br />
neuer Wohnraum geschaffen, ohne neue Flächen<br />
erschliessen zu müssen. Erste Priorität<br />
dieser Nachverdichtung müssen ein respektvol-<br />
ler <strong>Um</strong>gang <strong>und</strong> eine hohe Rücksichtnahme<br />
auf die nächste <strong>Um</strong>gebung sein. Die Qualität<br />
des Neubaus in der Kernzone liegt in seiner<br />
Zurückhaltung unter Einbezug zeitgemässer<br />
Architektur. Dies betrifft sowohl die Wahl der<br />
Volumetrie als auch die Materialisierung des<br />
Gebäudes.<br />
Gestaltungskriterien<br />
Bei <strong>Um</strong>-, Ersatz- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> in historisch<br />
sensiblen Gebieten ist eine hohe Qualität der<br />
Architektur Gr<strong>und</strong>voraussetzung für das Gelingen<br />
der Baute <strong>und</strong> deren Integration <strong>im</strong><br />
gewachsenen <strong>Ortsbild</strong>. Dies bedingt die Wahl<br />
einer geeigneten Fachperson in diesem Bereich.<br />
Es ist hier keine extravagante Selbstdarstellung,<br />
aber auch keine «biedere» Angepasstheit<br />
gefragt. Die Integration der Baute in<br />
das <strong>Ortsbild</strong> wird nicht alleine durch die richtige<br />
Wahl der Volumetrie <strong>und</strong> die Einhaltung der<br />
Massstäblichkeit best<strong>im</strong>mt, sondern die Beachtung<br />
<strong>und</strong> Gestaltung kleiner aber ebenso<br />
wichtiger Details spielen dabei eine grosse<br />
Rolle.<br />
Zu all diesen Fragen stehen Ihnen die jeweiligen<br />
Abteilungen von <strong>Ortsbild</strong>schutz <strong>und</strong> Denkmalpflege<br />
beratend zur Seite.<br />
3
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Inhaltsverzeichnis<br />
5<br />
U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
Hettlingen, Mitteldorfstrasse 1a <strong>und</strong> 2a, Tabakscheune <strong>und</strong> Vielzweckbauernhaus – Abbruch bewilligt <strong>und</strong> trotzdem erhalten<br />
9 Knonau, Chamerstrasse, Schlossscheune – Lauschige Loggien hinter Scheunenjalousien<br />
13 Fällanden, Maurstrasse 30, Vielzweckbauernhaus – Zenital-Licht <strong>im</strong> Tenn – Kochen <strong>im</strong> ehemaligen Stall<br />
17 Wetzikon, <strong>Kanton</strong>sschulstrasse 6, Ökonomiegebäude Gubelmann – Augen auf für eine neue Nutzung<br />
21 Marthalen, Oberdorf 17, Vielzweckbauernhaus – Licht durch das Scheunentor <strong>und</strong> Essen neben der 500-jährigen «heiligen Wand»<br />
25 Unterstammhe<strong>im</strong>, Hauptstrasse 5, Vielzweckbauernhaus «<strong>im</strong> Flösch» – Mehrzweckhalle als Aufenthaltsraum – Boxen <strong>und</strong> Velofahren <strong>im</strong> «Heustock»<br />
29 Berg am Irchel, Hauptstrasse 2, Vielzweckbauernhaus – Wohnen in Scheune <strong>und</strong> Glaskubus<br />
33 Schlatt, Kirchgasse 10, Vielzweckbauernhaus – Wohnen <strong>im</strong> Schopfanbau <strong>und</strong> Ferien <strong>im</strong> alten Wohnteil<br />
37 Kappel am Albis, Uerzlikon, Oberdorfstrasse 38, ehem. Bauernhaus – Aus dem Winterschlaf erwacht<br />
41 Eglisau, Tössriederenstrasse 82, Stallscheune – Wohnen in der Scheune statt Schlafen <strong>im</strong> Stroh<br />
45 Hombrechtikon, Rütistrasse 47, «Brändlischeune» – Sanfte <strong>Um</strong>nutzung<br />
49 Wald, Jonastrasse, <strong>Um</strong>nutzung Textilindustrieareal Bleiche/Lindenhof – Unternehmergeist ohne Abbruch<br />
53<br />
DACHAUSBAUTEN<br />
Oberstammhe<strong>im</strong>, Hauptstrasse 76, Bürgerhaus «Alte Kanzlei» – Neue Feuerstelle in alter Rauchkammer<br />
57 Laufen-Uhwiesen, Uhwiesen, Dorfstrasse 32, ehemaliges Bauern- <strong>und</strong> Handwerkerhaus – Dachraum mit Panoramafenster<br />
61 Männedorf, Alte Landstrasse 230/232, Pächterhaus zur Villa Liebegg – Kulturschüür<br />
65<br />
ERSATZBAUTEN<br />
<strong>Zürich</strong>, Witikon, Berghaldenstrasse 76, Ersatzbau für Stallscheune – Ersatzbau … <strong>und</strong> trotzdem Heuaufzug <strong>im</strong> Treppenhaus<br />
69 Meilen, Winkelstrasse 15, Ehem. Gerberwohnhaus, «Ergänzungsbau» – Ergänzunsgbau als Schutzmassnahme<br />
73 Eglisau, Burgstrasse 18, Ersatzbau für Stallscheune – Nach Abbruch ... Ergänzung <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong><br />
NEUBAUTEN<br />
77 Eglisau, Tössriederen, Laubistrasse 15, Wohnhaus – Rücksicht statt Anbiederung<br />
4
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Hettlingen, Mitteldorfstrasse 1a <strong>und</strong> 2a, Tabakscheune <strong>und</strong> Vielzweckbauernhaus U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
Hettlingen<br />
Tabakscheune <strong>und</strong> Vielzweckbauernhaus<br />
Abbruch bewilligt <strong>und</strong> trotzdem erhalten<br />
1 <strong>Ortsbild</strong><br />
Die gelungenen <strong>Um</strong>nutzungen zeigen, dass mehr erhaltenswert<br />
ist als ein Inventar vorgibt. Die Vielfalt der beiden<br />
individuellen <strong>und</strong> traditionellen Gebäude prägt die<br />
Mitteldorfstrasse. Die Materialisierung der verschiedenen<br />
Fassaden ist erhalten geblieben <strong>und</strong> auf Dachaufbauten<br />
wurde ganz verzichtet. Die anspruchsvollen <strong>und</strong><br />
erschwerten äusseren Rahmenbedingungen führten<br />
letztlich zur Erhaltung eines individuellen, ortsspezifischen<br />
Ensembles. Die Gebäude sind nicht unterkellert.<br />
Das einzige neu errichtete Gebäude, eine Doppelgarage,<br />
wurde in traditioneller Art <strong>und</strong> Weise ausgeführt<br />
<strong>und</strong> fällt kaum auf.<br />
5
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Hettlingen, Mitteldorfstrasse 1a <strong>und</strong> 2a, Tabakscheune <strong>und</strong> Vielzweckbauernhaus U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
2 Zum Gebäude<br />
Ein Gutachten der kantonalen Denkmalpflegekommission<br />
aus dem Jahr 1988 misst der <strong>im</strong>posanten, 1948<br />
erbauten Tabakscheune <strong>und</strong> dem Vielzweckbauernhaus<br />
– heute Mitteldorfstrasse 1a <strong>und</strong> 1b – keine kommunale<br />
Bedeutung zu. Das stattliche Bauernhaus mit Gewölbekeller<br />
entspricht einem Einheitstyp für intensivierte<br />
Graswirtschaft des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts. Dieser Beurteilung<br />
der KDK entsprechend, beabsichtigte die Genossenschaft<br />
EIWOG 1992 die Errichtung eines Doppelhauses<br />
<strong>und</strong> von fünf Reihenhäuser an Stelle der Altbauten. Eine<br />
erfolgreiche private Einsprache gegen das bewilligte<br />
Projekt einerseits <strong>und</strong> Finanzierungsprobleme der Genossenschaft<br />
anderseits verzögerten das Bauvorhaben<br />
erheblich. Im Jahr 2000 kaufte die Agensa AG alle drei<br />
Liegenschaften <strong>und</strong> baute sie zweckmässig um.<br />
6
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Hettlingen, Mitteldorfstrasse 1a <strong>und</strong> 2a, Tabakscheune <strong>und</strong> Vielzweckbauernhaus U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
3 Neue Architekturelemente<br />
Das Wohnen in der Scheune stellt eine willkommene<br />
Alternative zum min<strong>im</strong>alisierten Gr<strong>und</strong>riss von gängigen<br />
Reihenhäusern dar. Raumvolumen als Qualität <strong>und</strong><br />
«günstiger Luxus». Wer hat schon ein Badez<strong>im</strong>mer von<br />
20m 2 Bodenfläche? Die Holzkonstruktion der ehemaligen<br />
Tabakscheune wurde mit Gipskartonplatten verkleidet,<br />
während <strong>im</strong> Scheunenteil des Vielzweckbauernhauses<br />
massive Mauern <strong>und</strong> Betondecken zur Anwendung<br />
kamen. Isoliert wurden sie <strong>im</strong> Minergie-Standard,<br />
sodass sich der Ölverbrauch in Grenzen hält. Jeder<br />
Wohnteil hat seine eigene Heizung. Die Hausteile sind<br />
beliebt <strong>und</strong> wurden zum Teil bereits während dem Bau<br />
verkauft. Die Grosszügigkeit der Räume trägt zu diesem<br />
Erfolg bei.<br />
7
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Hettlingen, Mitteldorfstrasse 1a <strong>und</strong> 2a, Tabakscheune <strong>und</strong> Vielzweckbauernhaus U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
4 Raumqualität<br />
In der ehemaligen Tabakscheune wohnen Sven Thali<br />
<strong>und</strong> Barbara Stalder mit Kind. Dieser Hausteil unterscheidet<br />
sich vom zweiten durch das Fehlen einer grossen<br />
gedeckten Terrasse, dafür ist mehr geheizte Wohnfläche<br />
vorhanden. Im Erdgeschoss befinden sich Wohnz<strong>im</strong>mer,<br />
Küche, separates WC <strong>und</strong> Keller. Der Treppenbereich<br />
wird über die grossen Korridore belichtet <strong>und</strong><br />
die beiden oberen Geschosse dienen als Schlaf- <strong>und</strong><br />
Arbeitsz<strong>im</strong>mer. Im Kehlbodenbereich befindet sich ein<br />
durchgehender Raum mit schöner Aussicht nach Nordosten.<br />
Die bestehenden grossen Vordächer sind attraktiv<br />
<strong>und</strong> werden geschätzt. Peter Dönz erwarb das Haus<br />
2a vor der Fertigstellung <strong>und</strong> hat als Baufachmann den<br />
Innenausbau selbst best<strong>im</strong>mt. Er bewohnt das Haus mit<br />
seiner Partnerin Beatrice Bolt <strong>und</strong> ihren zwei erwachsenen<br />
Kindern. Schon <strong>im</strong> Eingangsbereich merkt man,<br />
dass hier reichlich Platz zur Verfügung steht. Der Wohnraum<br />
befindet sich unter dem bis aufs Erdgeschoss herunterreichenden<br />
Dach <strong>und</strong> ist <strong>im</strong> Innern zum grössten<br />
Teil zweigeschossig. Über eine Galerie sind die weiteren<br />
Wohnbereiche <strong>und</strong> Z<strong>im</strong>mer erschlossen. Ein<br />
Wasch- <strong>und</strong> Trockenraum wird indirekt über den Wohnraum<br />
belichtet. An der Stelle von Misthaufen <strong>und</strong><br />
Scheunenvorfahrt liegt heute der Garten.<br />
Architekt <strong>und</strong> Bauherr: Agensa AG, Maur<br />
Eigentümer: Sven Thali <strong>und</strong> Barbara Stalder<br />
Peter Dönz<br />
8
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Knonau, Chamstrasse, Schlossscheune U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
Knonau<br />
Schlossscheune<br />
Lauschige Loggien<br />
hinter Scheunenjalousien<br />
1 <strong>Ortsbild</strong><br />
Am Südostrand des alten Dorfkerns liegt die Schlossanlage<br />
Knonau aus dem 16. Jahrh<strong>und</strong>ert. Die historisch<br />
<strong>und</strong> ortsbaulich bedeutende Anlage ist der Kernzone von<br />
Knonau zugeteilt; ihre <strong>Um</strong>gebung wird teilweise durch<br />
Freihaltezonen bewahrt. Am nordwestlichen Rand gelegen<br />
ist die Schlossscheune ein ortsprägender Bestandteil<br />
der Gesamtanlage. Der Nahbereich wird durch<br />
den Bahndamm, den Wattbach <strong>und</strong> die verlegte Strasse<br />
Richtung Steinhausen <strong>und</strong> Zug markant best<strong>im</strong>mt. Mit<br />
der Durchführung eines eingeladenen Wettbewerbs unter<br />
drei Gartenarchitekten konnte die Gestaltung der Freiräume,<br />
unter Vereinbarung von historischen Belangen<br />
<strong>und</strong> den Bedürfnissen der heutigen unterschiedlichen<br />
Besitzer, gelöst werden.<br />
9
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Knonau, Chamstrasse, Schlossscheune U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
2 Zum Gebäude<br />
Die Scheune in ihrem heutigen Erscheinungsbild ist in<br />
Folge von zwei Bränden ein Bau aus dem Jahre 1879.<br />
Angebaut an das Richterhaus, diente sie ursprünglich<br />
auf dem Schlossgut als Wagen- <strong>und</strong> Holzschopf sowie<br />
als Speicher. Es ist ein <strong>im</strong>posanter Satteldachbau <strong>im</strong><br />
Schweizer Holzstil, mit mächtigem Quergiebel <strong>und</strong><br />
einem zweiseitig vorkragenden Obergeschoss auf<br />
Holzstützen. Unter dem mächtigen Dach mit einer<br />
Firsthöhe von fast fünfzehn Metern befindet sich ein<br />
riesiges Volumen, welches es mit einer neuen Nutzung<br />
mit Wohn- <strong>und</strong> Arbeitsräumen zu belegen galt. Unter<br />
Berücksichtigung der denkmalgeschützten Fassaden<br />
<strong>und</strong> der damit begrenzten Belichtungsmöglichkeit war<br />
ein kleinteiliger Ausbau für die <strong>Um</strong>nutzung auszuschliessen.<br />
Idealerweise konnte die ehemalige Scheune<br />
entlang der Firstlinie in zwei Wohn-/Arbeitseinheiten<br />
getrennt werden.<br />
10
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Knonau, Chamstrasse, Schlossscheune U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
3 Neue Architekturelemente<br />
Neue Zwischenwände <strong>und</strong> Holzdecken ordnen sich<br />
sowohl der bestehenden Holzkonstruktion als auch dem<br />
individuellen Raumbedarf der jeweiligen Eigentümer<br />
unter. Hinter den bestehenden grossen Fassadenöffnungen<br />
werden die neuen Verglasungen als Raumabschluss<br />
deutlich hinter die Fassade zurückgesetzt.<br />
Diese Massnahme ermöglicht einen grösstmöglichen<br />
Lichteinfall <strong>und</strong> zudem entsteht jeweils ein gefasster<br />
Aussenraum, eine Art Loggia.<br />
11
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Knonau, Chamstrasse, Schlossscheune U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
4 Raumqualität<br />
Es entsteht eine neue Wohnform mit offenen Räumen,<br />
welche sich ohne Türen aneinander reihen <strong>und</strong> so das<br />
Hausinnere als ein homogenes Ganzes erscheinen lassen.<br />
Einzig die Küche, die Toilette <strong>und</strong> die Atelierräume<br />
sind durch Türen abgetrennt, um damit Rückzugsmöglichkeiten<br />
zu schaffen. Die für den Ausbau verwendeten<br />
Materialien sind in Anlehnung an die über 100jährige<br />
Scheune bewusst nüchtern, bzw. roh gehalten.<br />
Auf edle Ausbaumaterialien wird verzichtet.<br />
Architekt: Carl Frei, Architekt SIA, Zug<br />
Bauherrschaft: Carl Frei <strong>und</strong> Pia Schleiss<br />
Alexander Brandenburg <strong>und</strong> Andrea Veronesi<br />
12
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Fällanden, Maurstrasse 30, Vielzweckbauernhaus U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
Fällanden<br />
Vielzweckbauernhaus<br />
Zenital-Licht <strong>im</strong> Tenn –<br />
Kochen <strong>im</strong> ehemaligen Stall<br />
1 <strong>Ortsbild</strong><br />
Gegenüber dem öffentlichen Raum bleibt das Erscheinungsbild<br />
des Gebäudes bei geschlossenem Tenntor<br />
praktisch unverändert. Das <strong>im</strong> Absatz von Wohn- <strong>und</strong><br />
Scheunenteil angebrachte Lichtband tritt am Tag wenig<br />
in Erscheinung. Nachts dagegen zeigt es unmissverständlich,<br />
dass hier gewohnt wird. Die grosse Gebäudetiefe<br />
sehr vieler landwirtschaftlicher Gebäude erschwert<br />
eine gute Belichtung erheblich. Am vorliegenden Objekt<br />
wurden beide Scheuneneinfahrten verglast, wobei auf<br />
der Strassenseite das Tor erhalten blieb. Nach Bedarf<br />
bildet es nun einen angenehmen Schutz vor den<br />
Immissionen der Strasse <strong>und</strong> respektiert das <strong>Ortsbild</strong><br />
tadellos.<br />
13
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Fällanden, Maurstrasse 30, Vielzweckbauernhaus U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
2 Zum Gebäude<br />
Das Bauernhaus mit Tennteil, Stall <strong>und</strong> Scheune wurde<br />
vor 1812 erbaut. Das einfache Gebäude liegt <strong>im</strong> Dorfzentrum<br />
dicht an der stark befahrenen Strasse nach<br />
Maur. Südostwärts ist ein weiteres Haus leicht versetzt<br />
angebaut. Das Vielzweckbauernhaus mit dem später<br />
errichteten Remiseanbau lässt sich leicht etappenweise<br />
umbauen. Den finanziellen Möglichkeiten folgend, wurden<br />
bis heute erst der Wohnteil, das Tenn sowie ein Teil<br />
der Ställe zu Wohnzwecken umgebaut. Die ehemalige<br />
Heubühne <strong>und</strong> der Remiseanbau werden gegenwärtig<br />
als grosse Stauräume genutzt. Die Volumenreserve<br />
reicht für eine weitere Wohneinheit.<br />
14
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Fällanden, Maurstrasse 30, Vielzweckbauernhaus U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
3 Neue Architekturelemente<br />
Das Projekt übern<strong>im</strong>mt die gegebenen Räume so wie<br />
sie sind. Die Verlegung der Erschliessung in den<br />
Tennbereich stellt den einzigen inneren Eingriff in die<br />
bestehende Baustruktur dar. Am dadurch freigewordenen<br />
Platz der Treppe <strong>im</strong> Wohnteil befindet sich nun ein<br />
separates WC. Das ehemalige Tenn erhält mit der<br />
neuen Wendeltreppe aus Stahl ein zusätzliches architektonisches<br />
Element, welches die eindrückliche Höhe<br />
bis unter das Dach unterstreicht. Mit Hilfe eines durchgehenden<br />
Oberlichtbandes <strong>im</strong> Tenn entlang des Wohnteils<br />
wird der einst düstere Futterumschlagplatz zu<br />
einem hellen, <strong>im</strong>posanten Wohnraum. Die Dachräume<br />
des Wohnteils erhalten ebenfalls zusätzliches Licht<br />
über das Tenn. Das zweckmässige Projekt verzichtete<br />
auf kostspielige Unterkellerungen.<br />
15
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Fällanden, Maurstrasse 30, Vielzweckbauernhaus U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
4 Raumqualität<br />
Für die Familie Eggenberger war die <strong>Um</strong>bauzeit mit<br />
sehr vielen Fragen <strong>und</strong> Unsicherheiten verb<strong>und</strong>en. Wie<br />
lässt sich in einem Tenn wohnen <strong>und</strong> wie kann der enge<br />
<strong>und</strong> eher spärlich belichtete Wohnteil den heutigen<br />
Bedürfnis nach Licht gerecht werden? Kann Wohnen<br />
neben der Futterkrippe <strong>und</strong> Kochen <strong>im</strong> ehemaligen Stall<br />
attraktiv sein? Die «Heubrügi» als Galeriegeschoss ist<br />
ebenfalls noch vorhanden <strong>und</strong> die ehemalige Aufzugsöffnung<br />
wurde, um den Lichtfluss zu verstärken begehbar<br />
verglast. Auf kleinem Raum ergibt sich eine<br />
abwechslungsreiche Raumabfolge zwischen dem<br />
eigentlichen Wohnhaus <strong>und</strong> dem ehemaligen Ökonomieteil.<br />
Architekt: Theo Wälty, Ettenhausen<br />
Bauherrschaft: Andreas <strong>und</strong> Sandra Eggenberger,<br />
Fällanden<br />
16
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Wetzikon, <strong>Kanton</strong>sschulstrasse 6, Ökonomiegebäude Gubelmann U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
Wetzikon<br />
Ökonomiegebäude<br />
Augen auf für eine neue Nutzung<br />
1 <strong>Ortsbild</strong><br />
Zwischen der in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs gelegenen<br />
Villa <strong>und</strong> dem zugehörigen Ökonomiegebäude<br />
bildet der Park eine wertvolle grüne Oase <strong>im</strong> verkehrsbelasteten<br />
Zentrum. Im Rahmen eines Gestaltungsplans<br />
wurde das schützenswerte Areal einer Gesamtbetrachtung<br />
unterzogen. Auf dieser Basis konnte <strong>im</strong><br />
Parkbereich zwischen den historischen Gebäuden<br />
sorgsam ein Neubau platziert werden. Der grössere Teil<br />
der Parkfläche mit dem alten Baumbestand blieb so als<br />
unbebaute Erholungsfläche erhalten <strong>und</strong> die Villa konnte<br />
fachgerecht restauriert werden. Die Neunutzung des<br />
Ökonomiegebäudes erforderte am Äussern lediglich<br />
das Aufschlagen der Tore <strong>und</strong> ursprünglich fest verschlossenen<br />
Jalousien vor den Lüftungsöffnungen. Das<br />
Oblichtband auf dem Längsfirst tritt zurückhaltend als<br />
gezielt eingefügtes, neues Element in Erscheinung.<br />
17
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Wetzikon, <strong>Kanton</strong>sschulstrasse 6, Ökonomiegebäude Gubelmann U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
2 Zum Gebäude<br />
Das 1898 erbaute Ökonomiegebäude gehörte zum<br />
parallel zum Industriebetrieb geführten Landwirtschaftsbetrieb<br />
der Familie Gubelmann. Das Ensemble mit der<br />
um gut 20 Jahre älteren Villa <strong>und</strong> dem baumbestandenen<br />
Park wurde schon vor mehr als 30 Jahren als<br />
Baudenkmal von überkommunaler Bedeutung erkannt.<br />
Die aussergewöhnlich grossvolumige Scheune wendet<br />
sich mit der zu einem veritablen Kopfbau erweiterten<br />
Schmalseite dem Park der Villa zu. Die Symmetrie dieser<br />
Schaufassade mit dem steilen Quergiebel reflektiert<br />
dabei die rationale innere Gr<strong>und</strong>rissordnung mit dem<br />
zentralen Mittelgang. Die Sichtbacksteinbauweise <strong>im</strong><br />
Erdgeschoss <strong>und</strong> die bretterverschalte Holzkonstruktion<br />
<strong>im</strong> Obergeschoss zeichnen den Bau als Ökonomiegebäude<br />
aus, das mit schöner Bauzier <strong>im</strong> Schweizer Holzstil<br />
den repräsentativen Anspruch seiner Bauherrschaft<br />
zur Schau trägt.<br />
18
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Wetzikon, <strong>Kanton</strong>sschulstrasse 6, Ökonomiegebäude Gubelmann U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
3 Neue Architekturelemente<br />
Die durch das Aufklappen von Fensterjalousien <strong>und</strong><br />
Zurückrollen von Toren freigelegten, ursprünglichen<br />
Wandöffnungen sind mit grosszügigen Verglasungen<br />
versehen, die sich als Gestaltungselemente der neuen<br />
Nutzung zeigen. Während die Dachflächen des repräsentativ<br />
in Erscheinung tretenden Kopfbaus unangetastet<br />
blieben, wurde dem First des dahinter liegenden<br />
Längstraktes ein neues Oblicht aufgesetzt. Das neue<br />
Element tritt als präziser, auf die spezifische örtliche<br />
Situation abgest<strong>im</strong>mter Eingriff in Erscheinung, der in<br />
der Gesamtwirkung des Gebäudes dennoch untergeordnet<br />
bleibt <strong>und</strong> die Dachkonstruktion intakt lässt.<br />
19
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Wetzikon, <strong>Kanton</strong>sschulstrasse 6, Ökonomiegebäude Gubelmann U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
4 Raumqualität<br />
Ein grosses Gebäudevolumen, grosszügig genutzt:<br />
Dass sich mit einem Architekturbüro <strong>und</strong> einem Gastronomiebetrieb<br />
lediglich zwei Nutzer die Flächen der ehemaligen<br />
Stallscheune teilen, ist für alle ein Gewinn. Ein<br />
solch <strong>im</strong>posanter Dachraum macht das Konzept des<br />
Grossraumbüros zur Attraktion, einen spannungsvollen<br />
K<strong>und</strong>enzugang gab’s mit der Hocheinfahrt geschenkt.<br />
Der Geschossboden trennt die Büros vom Restaurant<br />
<strong>im</strong> Erdgeschoss, wo die Lust an der Auseinandersetzung<br />
mit den gegebenen Raumstrukturen ein erfolgreiches<br />
Gastronomiekonzept zu generieren vermochte.<br />
So selbstverständlich das Zusammenwirken der Stärken<br />
des Gebäudes mit denjenigen seiner Nutzer heute wirkt<br />
– der Weg dazu erforderte Geduld. Die Bereitschaft zur<br />
Gesamtbetrachtung des Areals trug dabei wesentlich<br />
zum Erfolg bei.<br />
Architekt: meierpartner architekten eth sia ag<br />
(Peter J. Meier), Wetzikon<br />
Bauherrschaft: Suzy Gubelmann-Kull, Wetzikon<br />
20
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Marthalen, Oberdorf 17, Vielzweckbauernhaus U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
Marthalen<br />
Vielzweckbauernhaus<br />
Licht durch das Scheunentor <strong>und</strong> Essen<br />
neben der 500-jährigen «heiligen» Wand<br />
1 <strong>Ortsbild</strong><br />
Das Haus mit asymmetrischem Giebel hat vier sehr verschiedene<br />
Fassaden. Die Giebelfassade zur Strasse hin<br />
ist verputzt <strong>und</strong> die Nordwestfassade weist zwei Geschosse<br />
Fachwerk auf. Die schiefe Nordostfassade besteht<br />
ebenfalls aus einer Riegelwand mit sehr wenigen<br />
Öffnungen <strong>und</strong> auf der Südostseite reicht das Dach bis<br />
fast zum Boden. Diese Ansicht ist besonders empfindlich.<br />
Mit verschieden alten Ziegeln wieder eingedeckt,<br />
präsentiert sich das dominante Dach alles andere als<br />
eintönig. Mit der Beibehaltung des Schopfanbaus <strong>und</strong><br />
der Inkaufnahme von beschränkten Belichtungsmöglichkeiten<br />
gelang es, ein prägnantes, <strong>im</strong>mer selteneres<br />
ortsbildtypisches Haus in Marthalen zu erhalten.<br />
21
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Marthalen, Oberdorf 17, Vielzweckbauernhaus U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
2 Zum Gebäude<br />
Das auf den ersten Blick unscheinbare Haus <strong>im</strong> Oberdorf<br />
von Marthalen beinhaltet einen bald 550-jährigen<br />
Kernbau. Im kleinen 1463 errichteten Haus verbirgt sich<br />
das älteste in Marthalen bekannte Gebäude. Das ursprüngliche<br />
Wohnhaus wurde in den Jahren 1620, 1643<br />
<strong>und</strong> 1736 dre<strong>im</strong>al erweitert. Dieser <strong>Um</strong>stand wurde dem<br />
Eigentümer erst bei der Baueingabe bewusst, was eine<br />
Neuplanung unter Mithilfe der kantonalen Denkmalpflege<br />
zur Folge hatte. Kernstück der Erhaltung bildet<br />
die heute <strong>im</strong> Innern sichtbare Aussenwand des Kernbaus.<br />
Der Dachstuhl mit den verschiedenen Bauetappen<br />
<strong>und</strong> alle Aussenfassaden wurden integral erhalten.<br />
22
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Marthalen, Oberdorf 17, Vielzweckbauernhaus U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
3 Neue Architekturelemente<br />
Die neue Architektur beschränkt sich auf den Bereich<br />
der Scheuenerweiterung. Der alte Wohnteil blieb weitgehend<br />
unangetastet. Einzig die ungeschickte Erschliessung<br />
des oberen Geschosses wurde verbessert.<br />
<strong>Um</strong> <strong>im</strong> kleinen Scheunenteil Platz zu gewinnen, erfolgt<br />
die Erschliessung des neuen Einbaus ebenfalls über<br />
diese geradläufige Treppe. Dadurch entsteht ein interessantes<br />
Erschliessungssystem um die historische Wand<br />
herum. Man erlebt sie vom ehemaligen Scheuneneingang<br />
aus von unten, am Essplatz auf Augenhöhe <strong>und</strong><br />
von einer Galerie aus in der Übersicht. Der neue Ausbau,<br />
<strong>im</strong> Scheunenbereich ist in Beton ausgeführt. Er<br />
dient zur Stabilisierung des ganzen Gebäudes <strong>und</strong> bildet<br />
gleichzeitig einen ästhetischen Kontrast zum Holzfachwerkbau.<br />
Durch das verglaste Scheunentor wird<br />
das an sich bescheiden belichtete Innere wirkungsvoll<br />
aufgewertet.<br />
23
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Marthalen, Oberdorf 17, Vielzweckbauernhaus U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
4 Raumqualität<br />
Als die heutigen Eigentümer <strong>im</strong> Jahr 2003 das Haus<br />
erwarben, ahnten sie nicht, dass es sich be<strong>im</strong> Kaufobjekt<br />
um einen typologisch seltenen Bautyp <strong>und</strong> um<br />
das älteste bekannte Gebäude Marthalens handelt.<br />
Die Familie Thomas <strong>und</strong> Christine Hausheer <strong>und</strong> ihre<br />
zwei Kinder fühlen sich nach einer langen Bauzeit wohl<br />
in ihrem Haus. Der Schwiegervater erbrachte als pensionierter<br />
Schreiner sehr viele Eigenleistungen <strong>und</strong> der<br />
Bauherr verputzte die Wände <strong>im</strong> alten Teil eigenhändig<br />
mit Lehm.<br />
Architekt: Ernst Rüegg, <strong>Zürich</strong> / Emil Zingg, Hüttwilen<br />
Bauherrschaft: Thomas <strong>und</strong> Christine Hausheer<br />
24
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Unterstammhe<strong>im</strong>, Hauptstrasse 5, Vielzweckbauernhaus U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
Unterstammhe<strong>im</strong><br />
Vielzweckbauernhaus «<strong>im</strong> Flösch»<br />
Mehrzweckhalle als Aufenthaltsraum –<br />
Boxen <strong>und</strong> Velofahren <strong>im</strong> «Heustock»<br />
1 <strong>Ortsbild</strong><br />
Das Haus steht am westlichen Ende einer zusammengebauten<br />
Häuserzeile. Zusammen mit den davorliegenden<br />
gepflegten Gärten prägt die Gruppe den östlichen<br />
Dorfeingang. Durch den Verzicht auf Dachaufbauten<br />
bleibt der ehemalige Scheunencharakter erhalten. Die<br />
grosse Öffnung auf der Westfassade dient der Belichtung<br />
eines grossen Raumes. Die zusätzlichen Fenster<br />
auf der Südseite kommen mit einem min<strong>im</strong>alen Verlust<br />
an Füllungen aus <strong>und</strong> das Skelett blieb ganz erhalten.<br />
25
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Unterstammhe<strong>im</strong>, Hauptstrasse 5, Vielzweckbauernhaus U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
2 Zum Gebäude<br />
Die Entstehungsgeschichte der zusammengebauten<br />
Bauernhäuser geht auf die Familie Johannes Kappeler<br />
zurück. Zwischen 1821 <strong>und</strong> 1852 entstanden zwei<br />
Wohnhäuser <strong>und</strong> drei Ökonomieteile. Der westliche<br />
Hausteil wurde vor zehn Jahren umgebaut. Das<br />
Treppenhaus als Metall-Holzkonstruktion steht in der<br />
ehemaligen Tenndurchfahrt <strong>und</strong> erschliesst das Ober<strong>und</strong><br />
Dachgeschoss. Hier befindet sich heute auch der<br />
Hauptzugang des Hauses. Die dunkle Küche wurde um<br />
die fassadenseitige Kammer erweitert, um mehr Tageslicht<br />
ins Innere zu bringen. Der frühere Hauseingang<br />
dient heute als Ausgang auf den Gartensitzplatz. Schon<br />
be<strong>im</strong> <strong>Um</strong>bau des Wohnteils war vorgesehen, die Scheune<br />
zu einem späteren Zeitpunkt besser zu nutzen.<br />
26
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Unterstammhe<strong>im</strong>, Hauptstrasse 5, Vielzweckbauernhaus U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
3 Neue Architekturelemente<br />
Der neue Mehrzweckraum entspricht genau dem ehemaligen<br />
Heustockvolumen. Die Westwand wurde aussenseitig<br />
isoliert <strong>und</strong> wieder mit einem traditionellen<br />
Eternitschild versehen. Durch das grosse Glasfenster<br />
heizt sich der Raum <strong>im</strong> Hochsommer auf. Das Dach ist<br />
innen isoliert, sodass die Sparren nicht mehr sichtbar<br />
sind. Der Raum ist nicht beheizt <strong>und</strong> besitzt das Kl<strong>im</strong>a<br />
eines grossen Wintergartens. Dem Betrachter fällt es<br />
leicht, sich weitere Einbauten vorzustellen. Die gut erhaltenen<br />
sichtbaren Holzriegel gliedern die Innenwände<br />
<strong>und</strong> die <strong>im</strong> Lot stehenden Fenster machen die schiefen<br />
Wände deutlich sichtbar. Der Raum bietet nach wie vor<br />
das attraktive Raumerlebnis eines leeren Heustocks.<br />
27
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Unterstammhe<strong>im</strong>, Hauptstrasse 5, Vielzweckbauernhaus U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
4 Raumqualität<br />
Hanspeter <strong>und</strong> Anita Wepfer <strong>und</strong> ihre drei Kinder haben<br />
das Bauernhaus geerbt <strong>und</strong> in Etappen umgebaut. Bei<br />
den allermeisten Generationenwechseln erfahren<br />
Gebäude Veränderungen. Der Bauernbetrieb<br />
existiert nicht mehr <strong>und</strong> somit stellte sich die Frage<br />
nach einer geeigneten Nutzung. Die Scheune bietet<br />
heute Platz für Fitness, Boxen <strong>und</strong> Velofahren, Spiele,<br />
Versammlungen u.a.m. <strong>und</strong> kommt einem gedeckten<br />
Wohnplatz am nächsten. Die Vielfalt der Nutzungsmöglichkeiten<br />
verleiht dem sehr grossen Raum einen<br />
besonderen Reiz.<br />
Architekt: Walter Graf, Unterstammhe<strong>im</strong><br />
Bauherrschaft: Hans-Peter <strong>und</strong> Anita Wepfer<br />
28
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Berg am Irchel, Hauptstrasse 2, Vielzweckbauernhaus U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
Berg am Irchel<br />
Vielzweckbauernhaus «Im Chloster»<br />
Wohnen in Scheune <strong>und</strong> Glaskubus<br />
1 <strong>Ortsbild</strong><br />
Das <strong>Ortsbild</strong> wird bei diesem Konzept kaum tangiert.<br />
Der grossflächige Ziegelschild wurde entfernt <strong>und</strong> durch<br />
eine vertikale Schalung mit durchgehenden Brettern mit<br />
ähnlicher Wirkung ersetzt. Die Lichtausbeutung wird<br />
dadurch erst möglich <strong>und</strong> bei Nacht macht sich der<br />
leuchtende Glaskubus – dezent – nur durch die Abstände<br />
der Lamellen bemerkbar. Das Gebäude hat keinen<br />
eigentlichen <strong>Um</strong>schwung. Die Platzsituation auf der<br />
Ostseite mit Brunnen <strong>und</strong> Vorgärten kompensiert die<br />
ungünstige Lage an der Hauptstrasse.<br />
29
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Berg am Irchel, Hauptstrasse 2, Vielzweckbauernhaus U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
2 Zum Gebäude<br />
Das ehemalige Bauernhaus «Im Chloster» steht <strong>im</strong><br />
Dorfkern dicht an der Hauptstrasse gegenüber der<br />
Kirche. Die Giebelfassade der Scheune ist gegen<br />
Süden gerichtet. Kernbau <strong>und</strong> Scheune stammen aus<br />
dem Jahr 1559. Die Nord- <strong>und</strong> Westtfassade weisen<br />
Spuren von Wandmalereien <strong>und</strong> verschiedenen Farbfassungen<br />
des Fachwerks auf. Das Haus wurde 1717<br />
gegen Norden in Firstrichtung <strong>und</strong> 1804 durch einen<br />
Quergiebelanbau gegen Osten hin erweitert. Die Südfassade<br />
war vor dem <strong>Um</strong>bau mit einem Ziegelschild<br />
versehen.<br />
30
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Berg am Irchel, Hauptstrasse 2, Vielzweckbauernhaus U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
3 Neue Architekturelemente<br />
Das starke architektonische Konzept des gläsernen<br />
Hauses <strong>im</strong> Haus macht das Innenleben einer Scheune<br />
zur spannenden «Aussicht». Gegen Westen steht die<br />
Glaswand in gut begehbarem Abstand zur alten<br />
Aussenmauer, gegen Osten blickt man in die Räume<br />
späterer Anbauten <strong>und</strong> gegen Süden lässt sich die neue<br />
durchgehende Holzverschalung lammellenartig öffnen<br />
<strong>und</strong> schliessen. Licht- <strong>und</strong> Sichteinfall können je nach<br />
Bedürfnis eingestellt werden. Möglich ist diese Lösung<br />
nur dank einer leicht eingeschränkten Ausnützung des<br />
bestehenden Volumens. Im ehemaligen Stall befinden<br />
sich der Eingang sowie ein Schlafz<strong>im</strong>mer, in den beiden<br />
oberen Geschossen der Wohn- <strong>und</strong> Essraum mit Küche<br />
sowie ein Schlafraum mit Bad <strong>und</strong> WC.<br />
31
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Berg am Irchel, Hauptstrasse 2, Vielzweckbauernhaus U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
4 Raumqualität<br />
Die Eigentümerin Maya Bühler liebt Bilder <strong>und</strong> trotzdem<br />
fühlt sie sich sehr wohl <strong>im</strong> Glashaus in der Scheune,<br />
auch ohne herkömmliche Wände. Die drei grossen<br />
«Wandbilder» beschränken sich auf die geschichsträchtige<br />
Bausubstanz der Aussenmauern <strong>und</strong> ihrer interessanten<br />
Spiegelungen. Diese werden <strong>im</strong>mer wieder in<br />
verschiedenem Licht wahrgenommen. Die Veränderung<br />
der Patina am beweglichen Holzlamellenschild ist aus<br />
nächster Nähe <strong>im</strong> Streiflicht besonders reizvoll. Das<br />
Schutzobjekt wird zum Kunstgegenstand. Sie ist der<br />
Überzeugung, dass «die Architektur ohne Exper<strong>im</strong>ente<br />
nicht weiterkommt».<br />
Architekt: Arnold Amsler, Winterthur<br />
Bauherrin: Maya Bühler<br />
32
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Schlatt, Kirchgasse 10, Vielzweckbauernhaus U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
Schlatt ZH<br />
Vielzweckbauernhaus Kirchgasse<br />
Wohnen <strong>im</strong> Schopfanbau<br />
<strong>und</strong> Ferien <strong>im</strong> alten Wohnteil<br />
1 <strong>Ortsbild</strong><br />
Das Gebäude ist von allen Seiten sehr gut einsehbar<br />
<strong>und</strong> steht neben den prominenten Schutzobjekten Kirche<br />
<strong>und</strong> Pfarrhaus. Die Zurückhaltung gegenüber Veränderungen<br />
an den Fassaden fällt nicht schwer, weil<br />
das Gebäude praktisch allen gefällt – <strong>und</strong> zwar so wie<br />
es ist. Durch die integrale Erhaltung der Fassaden des<br />
Hauptgebäudes fallen die Veränderungen am<br />
Remiseanbau kaum ins Gewicht.<br />
33
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Schlatt, Kirchgasse 10, Vielzweckbauernhaus U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
2 Zum Gebäude<br />
Das Wohnhaus mit Scheune bildet zusammen mit der<br />
Kirche <strong>und</strong> ihrem dazugehörigen <strong>im</strong>posanten Pfarrhaus<br />
ein wertvolles Ensemble. 1776 als Pfarr- <strong>und</strong> Zehntenscheune<br />
erstellt <strong>und</strong> 1839 teilweise zu Wohnzwecken<br />
umgebaut, erfuhr das Gebäude in den letzten 30 Jahren<br />
keine wesentlichen Veränderungen, denn der <strong>Kanton</strong><br />
<strong>Zürich</strong> kaufte 1977 die Liegenschaft <strong>im</strong> Hinblick auf ein<br />
Strassenbauprojekt. 2002 verkaufte er das sanierungsbedürftige<br />
Vielzweckbauernhaus an Martin <strong>und</strong><br />
Suzanne Kuhn mit denkmalpflegerischen Auflagen: Im<br />
bestehenden Wohnteil müssen die Raumstruktur <strong>und</strong><br />
der Kachelofen erhalten bleiben <strong>und</strong> der Dachstuhl von<br />
Wohnhaus <strong>und</strong> Scheune soll unbeheizt bleiben.<br />
34
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Schlatt, Kirchgasse 10, Vielzweckbauernhaus U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
3 Neue Architekturelemente<br />
Das architektonische Konzept kommt den Ansprüchen<br />
von Bauherrschaft <strong>und</strong> Denkmalpflege sehr entgegen.<br />
Der aus denkmalpflegerischer Sicht unbedeutende Remiseanbau<br />
liegt an der schönsten Wohn- <strong>und</strong> Aussichtslage.<br />
Er dient dem Wohnen, Kochen <strong>und</strong> Schlafen, während<br />
das Badez<strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Scheunenteil losgelöst von der<br />
Aussenwand untergebracht ist. Alter <strong>und</strong> neuer Wohnteil<br />
sind nur über den ungeheizten Scheunen-Raum erreichbar.<br />
Die Belichtung des Badez<strong>im</strong>mers erfolgt geschickt<br />
über das Dach <strong>und</strong> den vom Eigentümer liebevoll genannten<br />
«Kreuzgang». Die kreuzförmigen Lüftungsöffnungen<br />
der Zehntenscheune ergeben eine sakrale<br />
St<strong>im</strong>mung. Zentral geheizt mit Erdwärme wird nur der<br />
Neubauteil. Auf dem Dach des kleinen ehemaligen<br />
Waschhauses wurden die Sonnenkollektoren für die<br />
Warmwasseraufbereitung in die Ziegelebene eingebaut.<br />
35
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Schlatt, Kirchgasse 10, Vielzweckbauernhaus U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
4 Raumqualität<br />
Die Bauherrschaft richtete das <strong>Um</strong>bauprojekt <strong>und</strong> ihr<br />
Leben geschickt nach den eingeschränkten Vorgaben.<br />
Die Familie zog unmittelbar nach dem Kauf in den<br />
sanierungsbedürftigen Wohnteil ohne jeden Komfort ein.<br />
WC <strong>und</strong> Duschkabinen wurden ausserhalb des Gebäudes<br />
aufgestellt <strong>und</strong> geheizt wurde mit dem Kachelofen.<br />
Der Bauherr, Schreiner <strong>und</strong> Parkettleger, erbrachte<br />
grosse Eigenleistungen für den zeitgemässen Ausbau<br />
der Scheune <strong>und</strong> des Remiseanbaus, die die Bauzeit<br />
entsprechend verlängerten dafür aber die Kosten senkten.<br />
Die dreiköpfige Familie brauchte mehr Platz <strong>und</strong><br />
betrachtet den alten Wohnteil heute als he<strong>im</strong>eliges<br />
«Ferienhaus» <strong>im</strong> eigenen Haus. Das Nebeneinander<br />
von zwei verschiedenen Wohnformen, die Erhaltung der<br />
Tenndurchfahrt sowie die unausgebauten Teile der<br />
Scheune verleihen der Anlage eine spannende <strong>und</strong><br />
abwechslungsreiche St<strong>im</strong>mung.<br />
Architekt: Kuhn <strong>und</strong> Zehnder, Winterthur<br />
Bauherrschaft: Martin <strong>und</strong> Susanne Kuhn<br />
36
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Kappel am Albis, Uerzlikon, Oberdorfstrasse 38, ehem. Bauernhaus U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
Kappel am Albis, Uerzlikon<br />
Ehemaliges Bauernhaus<br />
Aus dem Winterschlaf erwacht<br />
1 <strong>Ortsbild</strong><br />
Das Wohnhaus «Butzen», Teil des Bauernhofes Hägi,<br />
liegt in der Landwirtschaftszone, am Rande des gut<br />
erhaltenen Weilers Uerzlikon. Der Weiler ist <strong>im</strong> Inventar<br />
der schutzwürdigen <strong>Ortsbild</strong>er von überkommunaler<br />
Bedeutung enthalten. Die direkte <strong>Um</strong>gebung des<br />
Gebäudes wird zum einen durch den Bauernhof mit<br />
Wohnhaus <strong>und</strong> Scheune aus der 2. Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
<strong>und</strong> zum zweiten durch die als «wichtiger<br />
Freiraum» definierte landwirtschaftliche Fläche geprägt.<br />
37
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Kappel am Albis, Uerzlikon, Oberdorfstrasse 38, ehem. Bauernhaus U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
2 Zum Gebäude<br />
Das Schutzobjekt stammt aus dem 18. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>und</strong><br />
wurde seit den 1920er Jahren nicht mehr bewohnt,<br />
wodurch es in seiner Ursprünglichkeit in seltener Art<br />
<strong>und</strong> Weise erhalten blieb. Die Bestandgarantie (Art. 24,<br />
Abs. 2 RPG) war anderseits damit für ein Gebäude ausserhalb<br />
der Bauzone nicht mehr gegeben. Durch die<br />
denkmalpflegerische Bedeutung konnte aber das öffentliche<br />
Interesse an der Erhaltung bzw. der Wiedernutzung<br />
zu Wohnzwecken begründet <strong>und</strong> bewilligt werden.<br />
Das Gebäude gliedert sich in drei Teile, dem zweigeschossigen<br />
Wohnhaus, der ehemaligen Scheune <strong>und</strong><br />
dem Anbau der ehemaligen Wagenremise. Die heutige<br />
Nutzung bildet eine Wohneinheit, welche sich vom<br />
Wohngebäude in die beiden Ökonomiegebäudeteile<br />
erstreckt.<br />
38
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Kappel am Albis, Uerzlikon, Oberdorfstrasse 38, ehem. Bauernhaus U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
3 Neue Architekturelemente<br />
Unter Berücksichtigung des schutzwürdigen <strong>und</strong> räumlich<br />
kleinteiligen Wohnhauses wurde ein neuer grosszügiger<br />
Wohnraum mit Galerieeinbau in der ehemaligen<br />
Wagenremise realisiert. Eine diskrete Befensterung an<br />
der Westfassade lässt diese neue Nutzung erahnen.<br />
Weiterhin wurde, um die Substanz des Wohnhauses<br />
nicht zu beeinträchtigen <strong>und</strong> mit Leitungssträngen nicht<br />
unnötig zu belasten, der Einbau der neuen Sanitärräume<br />
in den rückwärtigen Scheunenteil <strong>und</strong> in die ehemalige<br />
Wagenremise gelegt. Das Dachgeschoss blieb<br />
konsequent als Kaltraum erhalten.<br />
39
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Kappel am Albis, Uerzlikon, Oberdorfstrasse 38, ehem. Bauernhaus U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
4 Raumqualität<br />
Die von den Bewohnern geschätzte Qualität liegt <strong>im</strong><br />
spannungsvollen Wechsel zwischen den historisch<br />
gewachsenen Strukturen, ihren Oberflächen <strong>und</strong><br />
Elementen aus vergangenen Jahrh<strong>und</strong>erten <strong>und</strong> den<br />
neuen grosszügigen Wohnräumen in den ehemaligen<br />
Ökonomieteilen. Die sorgfältig restaurierte Stube <strong>im</strong><br />
Erdgeschoss mit Wand- <strong>und</strong> Deckentäferung, den<br />
Fenstern, dem Kachelofen von 1747 <strong>und</strong> dem eisernen<br />
Holzherd in der Küche sorgen neben modernen Einbauten<br />
für eine unvergleichbare Raumatmosphäre.<br />
Architekt: Ernst Rüegg, <strong>Zürich</strong><br />
Bauherrschaft: Hans-Peter <strong>und</strong> Evelyn Kunz-Jucker,<br />
Uerzlikon<br />
40
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Eglisau, Tössriederenstrasse 82, Stallscheune U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
Eglisau<br />
Stallscheune<br />
Wohnen in der Scheune<br />
statt schlafen <strong>im</strong> Stroh<br />
1 <strong>Ortsbild</strong><br />
Das <strong>Ortsbild</strong> des Strassendorfs Tössriederen lebt einerseits<br />
von den Einzelobjekten entlang der Hauptstrasse<br />
<strong>und</strong> anderseits von der gut einsehbaren geschlossenen<br />
Dachlandschaft. Beiden Gesichtspunkten wurde hier<br />
sehr sorgfältig Rechnung getragen. Das Dach wurde<br />
wieder mit den alten Ziegeln eingedeckt.<br />
41
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Eglisau, Tössriederenstrasse 82, Stallscheune U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
2 Zum Gebäude<br />
Das Stallscheune ist vermutlich 200 Jahre alt <strong>und</strong> der<br />
jüngere Stalleinbau stammt aus dem Jahr 1907. Die<br />
einfach konstruierte Scheune wurde <strong>im</strong> Laufe der Zeit in<br />
ihrer Statik einige Male arg strapaziert. Das leichtfertige<br />
Entfernen von Konstruktionsteilen <strong>im</strong> Hinblick auf veränderte<br />
Nutzungen verursachten be<strong>im</strong> <strong>Um</strong>bau vor neun<br />
Jahren einiges Kopfzerbrechen mit entsprechenden<br />
Mehrkosten.<br />
42
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Eglisau, Tössriederenstrasse 82, Stallscheune U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
3 Neue Architekturelemente<br />
Am Volumen der Scheune wurde nichts verändert. Die<br />
Dreiteiligkeit des Gebäudes ist noch erlebbar. Der<br />
grösste Eingriff in die vorhandene Bausubstanz bildet<br />
die Betondecke über dem Erdgeschoss. Ansonsten handelt<br />
es sich aber wieder ausschliesslich um eine Holzkonstruktion.<br />
Die massive Westfassade wurde nicht verändert<br />
<strong>und</strong> die eindrücklich ausladenden Vordächer nur<br />
<strong>im</strong> Bereich über dem ehemaligen Stall etwas gekürzt,<br />
was den Blick von der Wohnküche aus auf den Rhein<br />
ermöglicht. Im Treppenbereich ist die Höhe des ehemaligen<br />
Tenns noch spürbar. Die glatte, lasierte Schalung<br />
mit schmalen Brettern verweist auf die anspruchsvollere<br />
Anforderung der isolierten Aussenwände. Die Anordnung<br />
<strong>und</strong> Gestaltung der Fenster ist zweckmässig <strong>und</strong><br />
führt zu einer schönen <strong>und</strong> abwechslungsreichen<br />
Belichtung der Innenräume.<br />
43
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Eglisau, Tössriederenstrasse 82, Stallscheune U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
4 Raumqualität<br />
Der Eigentümer Eddie Borowski bewohnt seine Wohnscheune<br />
originell <strong>und</strong> eigenwillig. Im Erdgeschoss hat er<br />
den Stall mit einem eingefügten horizontalen Holzboden<br />
versehen ohne den alten Stallboden zu zerstören. Der<br />
Raum dient ihm als Lager, Werkstatt kurz als Ort der<br />
Inspiration. Das Gebäude ist nicht unterkellert, einzig<br />
ein Rübenkeller ausserhalb des Hauses wurde erst bei<br />
den Bauarbeiten entdeckt. Das Gebäude besitzt keinen<br />
<strong>Um</strong>schwung. Ohne die Möglichkeit der Pacht von<br />
70 Quadratmeter Gartenfläche auf der sonnigen Rückseite<br />
hätte er das Haus nicht erworben. Gegessen <strong>und</strong><br />
geschlafen wird <strong>im</strong> 1. Obergeschoss. Der durchgehend<br />
offene Dachraum dient der Arbeit <strong>und</strong> Erholung. Die<br />
Erhaltung der Laufkatze zur Verteilung der Heu- <strong>und</strong><br />
Strohballen war ihm ein Anliegen.<br />
Architekt: Urs Eberhard, <strong>Zürich</strong><br />
Bauherr: Eddie Borowski, Tössriederen<br />
44
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Hombrechtikon, Tobel, Neuhof, Rütistrasse 47, «Brändlischeune» U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
Hombrechtikon<br />
«Brändlischeune»<br />
Sanfte <strong>Um</strong>nutzung<br />
1 <strong>Ortsbild</strong><br />
Die «Brändlischeune» steht am südöstlichen Dorfrand<br />
von Hombrechtikon. Als grosser Solitärbau prägt sie das<br />
Strassenbild an diesem Dorfausgang. Das zur Scheune<br />
gehörende Wohnhaus «Neuhof» liegt auf der gegenüberliegenden<br />
Seite der Rütistrasse. Durch diese stark<br />
frequentierte Hauptstrasse wird die ehemalige Hofeinheit<br />
«Neuhof», das Wohnhaus (Neuhof) <strong>und</strong> das Ökonomiegebäude<br />
(«Brändlischeune») voneinander getrennt,<br />
vor der Scheune entsteht dadurch ein dreiecksförmiger<br />
Vorplatz. Das rückwärtige Wiesengr<strong>und</strong>stück<br />
mit zwei hohen Bäumen <strong>und</strong> der westlichen Scheunenhocheinfahrt<br />
sind charakteristisch erhalten geblieben.<br />
Die Nahumgebung besteht aus Neubaugebieten.<br />
45
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Hombrechtikon, Tobel, Neuhof, Rütistrasse 47, «Brändlischeune» U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
2 Zum Gebäude<br />
Es handelt sich um ein bedeutendes Beispiel einer<br />
grossen Stallscheune der um die Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
in der Region aufkommenden Milchwirtschaft.<br />
Erbaut <strong>im</strong> Jahre 1853 präsentierte sich die «Brändlischeune»<br />
bis zur Restaurierung <strong>und</strong> sanften <strong>Um</strong>nutzung<br />
in den 1990er Jahren noch in nahezu originalem<br />
Zustand. Die Fassade <strong>und</strong> der Innenraum sind klassizistisch-symmetrisch<br />
gegliedert. Durch die Symmetrie<br />
ergab sich eine Doppelstallanlage mit je einer Durchfahrt,<br />
einem Futtertenn <strong>und</strong> einem Viehstall. Der Name<br />
der Scheune erinnert an den letzten Eigentümer. Dieser<br />
übertrug das Gebäudeensemble testamentarisch einer<br />
gemeinnützigen Stiftung mit dem Zweck aus dem Ertrag<br />
der Liegenschaften den Gebäudeunterhalt zu finanzieren.<br />
46
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Hombrechtikon, Tobel, Neuhof, Rütistrasse 47, «Brändlischeune» U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
3 Neue Nutzung<br />
Nach der Erwägung verschiedener Nutzungskonzepte<br />
<strong>und</strong> Verhandlungen mit Gemeinde <strong>und</strong> Denkmalpflege<br />
erklärte sich die Stiftung 1994 bereit, die Scheune nach<br />
denkmalpflegerischen Gr<strong>und</strong>sätzen zu restaurieren <strong>und</strong><br />
unter Schutz zu stellen, sofern die Restaurierung zu<br />
Lasten des Staates ausgeführt werden könne. Oberstes<br />
Ziel dieser Restaurierung war der grösstmögliche Erhalt<br />
der Substanz <strong>und</strong> damit auch der räumlichen Gliederung<br />
<strong>im</strong> Innern. Heute dient die Scheune nun <strong>im</strong> Erdgeschoss<br />
als Werkstatt einer Grabstein- <strong>und</strong> Bildhauerei,<br />
sowie als Verkaufsfläche für Kindergebrauchtwaren,<br />
<strong>im</strong> Ober- <strong>und</strong> Dachgeschoss als Lager <strong>und</strong> Ausstellungsraum.<br />
47
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Hombrechtikon, Tobel, Neuhof, Rütistrasse 47, «Brändlischeune» U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
4 Raumqualität<br />
Mit der sanften <strong>Um</strong>nutzung der Scheune können<br />
grösstenteils die bestehenden Raumqualitäten<br />
erhalten bleiben. Im Erdgeschoss wird die bestehende<br />
Querunterteilung für die Abtrennung der<br />
verschiedenen Nutzungseinheiten herangezogen<br />
<strong>und</strong> <strong>im</strong> Dachgeschoss wird das riesige Volumen<br />
des kalten Dachraums, mit all seinen konstruktiven<br />
Details, unter Berücksichtigung der Nutzung weiterhin<br />
sichtbar erhalten.<br />
Architekten: Baur + Zachs, Küsnacht/ZH<br />
Bauherrschaft: H. <strong>und</strong> M. Brändli-Bertschi-Stiftung,<br />
Hombrechtikon<br />
48
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Wald, Jonastrasse, <strong>Um</strong>nutzung Textilindustrieareal Bleiche/Lindenhof U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
Wald, Ehem. Textilindustrieareal<br />
Unternehmergeist ohne Abbruch<br />
1 <strong>Ortsbild</strong><br />
Die baulichen Zeugnisse der beispiellosen Erfolgsgeschichte<br />
der Textilindustrie <strong>im</strong> Zürcher Oberland verleihendem<br />
<strong>Ortsbild</strong> von Wald seinen unverwechselbaren<br />
Charakter. Mit dem Bau zweier Spinnereigebäude <strong>und</strong><br />
dem Aufkauf älterer Industriebauten verdichtete die Unternehmerfamilie<br />
Honegger ihre Produktionsstätte in der<br />
«Bleiche» zu einem eigentlichen Industriequartier. Nach<br />
der Stilllegung der Produktion 1988 ergriff die vierte<br />
Generation der Gründerfamilie die Initiative zu einer<br />
nachhaltigen <strong>Um</strong>nutzung. Das Industrieareal hat sich<br />
schrittweise zu einem lebhaften Wohn- <strong>und</strong> Gewerbequartier<br />
gewandelt. Geblieben ist die Strahlkraft der<br />
«Bleiche» – als best<strong>im</strong>mendes Element des <strong>Ortsbild</strong>es <strong>und</strong><br />
einzigartiger Beweis wandelfähigen Unternehmergeistes.<br />
49
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Wald, Jonastrasse, <strong>Um</strong>nutzung Textilindustrieareal Bleiche/Lindenhof U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
2 Zum Gebäude<br />
Die langgezogenen, in stumpfem Winkel zueinander<br />
stehenden Webereibauten «Bleiche» (1871) <strong>und</strong><br />
«Bleichwies» (1907) sind die raumbildenden Elemente<br />
der Industrieanlage <strong>und</strong> legen Zeugnis ab über den<br />
rasch wachsenden Erfolg der Textilproduktion: 1016<br />
Webstühle ratterten in der Blütezeit vor dem ersten<br />
Weltkrieg in den Honeggerschen Sälen! Ältere Bauten,<br />
so die 1824 erstellte Spinnerei «Lindenhof»,erfuhren<br />
bauliche Anpassungen <strong>und</strong> wurden weiter genutzt. Von<br />
weither sichtbar sind der über 100-jährige, sorgfältig<br />
restaurierte Hochkamin <strong>und</strong> der 1900 errichtete, mit einem<br />
Pyramidendach gedeckte Turm des «Lindenhofs».<br />
50
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Wald, Jonastrasse, <strong>Um</strong>nutzung Textilindustrieareal Bleiche/Lindenhof U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
3 Neue Architekturelemente<br />
Das Unterbringen neuer Nutzungen unter der Vorgabe<br />
des Erhalts der charakteristischen inneren <strong>und</strong> äusseren<br />
Erscheinung <strong>und</strong> der Bausubstanz bot bei den ehemaligen<br />
Weberei- <strong>und</strong> Spinnereigebäuden verhältnismässig<br />
wenig Schwierigkeiten. Ihre Gebäudestruktur ist<br />
einfach <strong>und</strong> grosszügig, <strong>und</strong> eine gute Belichtung war<br />
schon für die Textilproduktion ein Erfordernis.<br />
Anspruchsvoll war in diesem Fall vielmehr, den zonenrechtlichen<br />
Rahmen für die Ablösung der industriellen<br />
Produktion durch Wohnen <strong>und</strong> Gewerbe zu schaffen. In<br />
enger Zusammenarbeit mit den Eigentümern <strong>und</strong> der<br />
Denkmalpflege erliess die Gemeinde Sonderbauvorschriften<br />
für das in der Kernzone gelegene, ehemalige<br />
Industrieareal. In einem ausgeglichenen Nutzungsmix<br />
sorgen nebst den attraktiven Loft-Wohnungen heute ein<br />
Restaurant, das Hotel <strong>und</strong> das «Bleichebad» dafür,<br />
dass das unvergleichliche Ambiente des umgenutzten<br />
Bleiche-Areals weit über das Zürcher Oberland hinaus<br />
bekannt geworden ist.<br />
51
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Wald, Jonastrasse, <strong>Um</strong>nutzung Textilindustrieareal Bleiche/Lindenhof U<strong>MB</strong>AUTEN<br />
4 Raumqualität<br />
Die in den ehemaligen Websälen eingerichteten Loft-<br />
Wohnungen bieten schier unerschöpflichen Platz für<br />
unkonventionelle Wohnideen:In den luftigen Raumhöhen<br />
schweben Galerien, Badez<strong>im</strong>mer <strong>und</strong> Küchen sind<br />
frei in die grossen Flächen gestellt <strong>und</strong> wer sich ein geschlossenes<br />
Spielz<strong>im</strong>mer für die Kinder wünscht, kann<br />
sich auch einen alten, schmucken Wohnwagen in den<br />
Loft stellen. Der kräftige Charakter der Industriebauten<br />
mit dem Raster der Gusseisensäulen, den regelmässigen<br />
Fensterreihen <strong>und</strong> den flächigen Holzzementböden<br />
lässt sich dadurch kaum aus der Ruhe bringen.<br />
Dass zwischen den grossen Spinnereigebäuden auch<br />
gearbeitet wird <strong>und</strong> kleinere Nebenbauten <strong>und</strong> Freiflächen<br />
erhalten geblieben sind, macht das Gebäudeensemble<br />
zum lebenswert-lebhaften Quartier.<br />
Architekten: Createam, Diggelmann& Steinmann, Wald<br />
David A. Huber, <strong>Zürich</strong><br />
Bauherrschaft: Otto & Johann Honegger AG, Wald<br />
52
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Oberstammhe<strong>im</strong>, Hauptstrasse 76, Bürgerhaus «Alte Kanzlei» DACHAUSBAUTEN<br />
Oberstammhe<strong>im</strong><br />
«Alte Kanzlei»<br />
Neue Feuerstelle in alter Rauchkammer<br />
1 <strong>Ortsbild</strong><br />
Das Haus «Zur alten Kanzlei» steht sehr prominent am<br />
östlichen Dorfeingang von Oberstammhe<strong>im</strong>. Zusammen<br />
mit dem Gasthof «Zum Hirschen», dem grossen Remisegebäude,<br />
einem stattlichen Vielzweckbauernhaus<br />
<strong>und</strong> den zwei Brunnen bildet es ein Ensemble von<br />
höchster Qualität. <strong>Um</strong> die strassenseitige Ansicht des<br />
dominanten Hauses <strong>und</strong> seines grossflächigen Dachs<br />
nicht durch gängige Giebellukarnen zu beeinträchtigen<br />
entschloss man sich zu einer ungewöhnlichen Lösung.<br />
Der Dachabsatz gewährleistet die Belichtung des<br />
Dachraumes. Durch die Zurücksetzung der Verglasung<br />
in den Dachbereich wirkt der Absatz wie eine traditionelle<br />
Belüftungsgaube. Was wird hier wohl getrocknet?<br />
53
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Oberstammhe<strong>im</strong>, Hauptstrasse 76, Bürgerhaus «Alte Kanzlei» DACHAUSBAUTEN<br />
2 Zum Gebäude<br />
Die «Alte Kanzlei», auch als Zunftrichterhaus bekannt,<br />
wurde vermutlich 1630 errichtet. Von 1688–1839 waren<br />
Mitglieder der Familie Wehrli hier als Landschreiber<br />
tätig. Das repräsentative <strong>und</strong> wohlproportionierte Gebäude<br />
besitzt ein Erdgeschoss in Massivbauweise, zwei<br />
Obergeschosse in Fachwerkbauweise <strong>und</strong> einen grossen,<br />
in Eiche konstruierten Dachstuhl. Der Erkeranbau<br />
wurde über 200 Jahre später erstellt <strong>und</strong> zwar wieder in<br />
Fachwerkbauweise. 1957 wurde der Riegel der Westfassade<br />
freigelegt <strong>und</strong> 28 Jahre später zum Schutz wieder<br />
mit einem Ziegelschild geschützt.<br />
54
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Oberstammhe<strong>im</strong>, Hauptstrasse 76, Bürgerhaus «Alte Kanzlei» DACHAUSBAUTEN<br />
3 Neue Architekturelemente<br />
Der ausgebaute Dachstuhl besteht nach wie vor aus<br />
zwei Grossräumen. Über die bestehende Treppe erreicht<br />
man neben der erhaltenen grossen, achteckigen<br />
Rauchkammer das Dachgeschoss. Die Galerie auf dem<br />
Kehlboden des östlichen Raumes bildet ein st<strong>im</strong>mungsvolles<br />
«Schlafzelt». Da zwischen den Sparren isoliert<br />
wurde, sind nur noch die Binder sichtbar. Die durchgehende<br />
weisse Schalung dient der Aufhellung des Raumes<br />
<strong>und</strong> steht <strong>im</strong> Kontrast zu den wertvollen Täfer-<br />
Decken der unteren Geschosse. Durch die zurückversetzte<br />
Verglasung <strong>im</strong> Bereich der niedrigen Schleppgaube<br />
entsteht ein origineller trogartiger Aussenraum<br />
mit geschütztem Aussenkl<strong>im</strong>a. Die Aussicht auf die<br />
Dächer <strong>und</strong> ins Stammertal ist sehr schön. Auf der<br />
westlichen Giebelseite wurden zusätzliche<br />
Fensteröffnungen erstellt.<br />
55
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Oberstammhe<strong>im</strong>, Hauptstrasse 76, Bürgerhaus «Alte Kanzlei» DACHAUSBAUTEN<br />
4 Raumqualität<br />
Regula Langhard, Rico Zryd <strong>und</strong> ihre beiden Kinder<br />
nutzen das 2. Obergeschoss <strong>und</strong> den zweigeschossigen<br />
Dachstock, letzteren als Mehrzweckraum. Wohnen,<br />
arbeiten, spielen <strong>und</strong> schlafen überlagern sich hier wie<br />
einst die <strong>im</strong> Dachboden gelagerten Güter. Das durch<br />
Glasschiebewände abgetrennte Bad mit R<strong>und</strong>kiesboden<br />
<strong>und</strong> einer frei in den Raum gestellten Dampfdusche<br />
bringt sogar etwas Strandatmosphäre in den Dachstuhl.<br />
Das Haus wird intensiv genutzt. Die Eigentümerin<br />
betreibt einen Coiffeursalon <strong>im</strong> Erdgeschoss <strong>und</strong> die<br />
Wohnung <strong>im</strong> 1. Obergeschoss ist vermietet.<br />
Architekt: Heinz Ulrich, Oberstammhe<strong>im</strong><br />
Bauherr: Regula Langhard, Rico Zryd, Oberstammhe<strong>im</strong><br />
56
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Laufen-Uhwiesen, Uhwiesen, Dorfstrasse 32, ehem. Bauern- <strong>und</strong> Handwerkerhaus DACHAUSBAUTEN<br />
Laufen-Uhwiesen<br />
Ehem. Bauern- <strong>und</strong> Handwerkerhaus<br />
Dachraum mit Panoramafenster<br />
1 <strong>Ortsbild</strong><br />
Die noch unversehrten geschlossenen Dächer der Nachbarhäuser<br />
<strong>und</strong> die dominante Lage des Hauses innerhalb<br />
des <strong>Ortsbild</strong>es verlangten nach einer diskreteren<br />
Lösung als die max<strong>im</strong>al mögliche Anzahl von Giebel-<br />
Lukarnen. Zur Vermeidung einer zu monumentalen Wirkung<br />
wurde nach einer anderen Lösung gesucht. Die<br />
«Panoramafensterlösung» bedurfte einer Ausnahmebewilligung.<br />
Der Eigentümer war bereit, auf dem Ökonomieteil<br />
keine zusätzlichen Dachaufbauten zu erstellen.<br />
Im Gegenzug wurde dem Eigentümer zugestanden,<br />
einen verglasten Dachabsatz, das Panoramafenster über<br />
dem ganzen Wohnteil zu realisieren. Mit dieser differenzierten<br />
Behandlung der Dachfläche bleibt die Zweiteiligkeit<br />
zwischen Wohn- <strong>und</strong> ehemaligem Ökonomieteil<br />
weiter bestehen.<br />
57
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Laufen-Uhwiesen, Uhwiesen, Dorfstrasse 32, ehem. Bauern- <strong>und</strong> Handwerkerhaus DACHAUSBAUTEN<br />
2 Zum Gebäude<br />
Der zweigeschossige Sichtfachwerkbau stammt <strong>im</strong><br />
Gefüge aus dem 16./17. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>und</strong> wurde 1872<br />
umfangreich umgebaut. Der nordwestlich, leicht zurückgesetzte<br />
Ökonomieanbau datiert aus dem Jahr 1908.<br />
Das Gebäude, das <strong>im</strong> Laufe des 19. Jahrh<strong>und</strong>ert zahlreiche<br />
Handwerker, wie Drechsler, Küfer <strong>und</strong> Schuster<br />
bewohnten, n<strong>im</strong>mt durch seine eigenwillige Stellung<br />
eine bedeutende Funktion <strong>im</strong> Uhwiesener <strong>Ortsbild</strong> ein.<br />
Das von den Eigentümern sanft renovierte Gebäude<br />
brannte am 21. Dezember 1995 lichterloh. Der Dachstuhl,<br />
Teile des Obergeschosses <strong>und</strong> des angebauten<br />
Ökonomiegebäudes sowie ein Schopfanbau wurden<br />
Opfer der Flammen. Das Gebäude wurde wieder in<br />
Stand gesetzt <strong>und</strong> gleichzeitig der Dachausbau realisiert.<br />
Erst zehn Jahre später baute der Eigentümer<br />
selbst die Scheune aus.<br />
58
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Laufen-Uhwiesen, Uhwiesen, Dorfstrasse 32, ehem. Bauern- <strong>und</strong> Handwerkerhaus DACHAUSBAUTEN<br />
3 Neue Architekturelemente<br />
Beide Ausbauten erfolgten nicht in der üblichen, rustikalen<br />
Art <strong>und</strong> Weise. Der Dachstuhl wurde gänzlich mit<br />
Gipskartonplatten verkleidet <strong>und</strong> wirkt demzufolge sehr<br />
hell. Die Erinnerung an den Brand trug vielleicht zu dieser<br />
auch brandschutzmässig einwandfreien Lösung bei.<br />
Keine Veränderung am äusseren Bild gegenüber dem<br />
öffentlichen Raum <strong>und</strong> trotzdem eine hohe Wohnqualität<br />
<strong>im</strong> Innern bildet hier die Herausforderung der architektonischen<br />
Gestaltung. Die innenliegende Treppe wird über<br />
Dachflächenfenster auf der Rückseite belichtet. Die ausgebaute<br />
Scheune ist ganz nach Osten ausgerichtet. Als<br />
Wohn- <strong>und</strong> Essraum des Scheunenausbaus dient weiterhin<br />
der attraktive Dachraum mit Panoramafenster.<br />
59
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Laufen-Uhwiesen, Uhwiesen, Dorfstrasse 32, ehem. Bauern- <strong>und</strong> Handwerkerhaus DACHAUSBAUTEN<br />
4 Raumqualität<br />
Der Dachausbau erfolgte zur Steigerung des Wohnkomforts<br />
<strong>und</strong> <strong>im</strong> Hinblick auf den später geplanten<br />
Ausbau der Scheune. Der ausgebaute Dachraum<br />
stellt innerhalb der eher engen Räume der unteren<br />
Geschosse eine grosse Überraschung dar. Er ist nicht<br />
unterteilt <strong>und</strong> damit entfaltet das Panoramafenster<br />
seine ausserordentliche Wirkung. Die Erschliessung<br />
des Dachgeschosses erfolgte schon vor dem Scheunenumbau<br />
über den ehemaligen Tennbereich. Heute<br />
bewohnen die Eigentümer die ehemalige Scheune <strong>und</strong><br />
das Dachgeschoss des Wohnteils. Der ursprüngliche<br />
Wohnteil wird fremdvermietet <strong>und</strong> die Bewohner benützen<br />
den schon <strong>im</strong>mer bestehenden Hauseingang auf<br />
der südlichen Giebelseite.<br />
Architekt: Willi Roost, Kleinandelfingen<br />
Bauherr: Markus <strong>und</strong> Regula Wildi, Uhwiesen<br />
60
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Männedorf, Alte Landstrasse 230/232, Pächterhaus zur Villa Liebegg DACHAUSBAUTEN<br />
Männedorf<br />
Pächterhaus <strong>und</strong> Ökonomiegebäude<br />
Kulturschüür<br />
1 <strong>Ortsbild</strong><br />
Obschon dorfseitig der Alten Landstrasse gelegen, steht<br />
das Rebbauernhaus mit Scheune ausserhalb des eigentlichen<br />
Dorfkerns. Zur Zeit seiner Erbauung dürfte es sich<br />
inmitten eines Rebhanges bef<strong>und</strong>en haben. Mit dem Bau<br />
der Villa Liebegg <strong>im</strong> Jahr 1835 ist das Bauernhaus Teil<br />
des <strong>Um</strong>schwungs dieses repräsentativen Wohnsitzes<br />
geworden. Seit 1894 scheidet die Eisenbahnlinie das<br />
Villenareal deutlicher vom Ortskern. Eingebettet zwischen<br />
Kirchenbezirk <strong>im</strong> Norden <strong>und</strong> Dorfkern <strong>im</strong> Süden<br />
ist das Areal prominent gelegen; die zugehörigen Bauten<br />
stehen allseitig frei <strong>im</strong> Villenpark. Ihre Fassaden- <strong>und</strong><br />
Dachflächen sind entsprechend stark exponiert <strong>und</strong><br />
verlangten <strong>im</strong> Rahmen des <strong>Um</strong>nutzungsprojekts nach<br />
einem besonders sorgfältigen <strong>Um</strong>gang.<br />
61
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Männedorf, Alte Landstrasse 230/232, Pächterhaus zur Villa Liebegg DACHAUSBAUTEN<br />
2 Zum Gebäude<br />
Der Wohnteil des Pächterhauses zählt zu den ältesten<br />
Gebäuden von Männedorf: das Holz für den Bau des<br />
Hauses ist in den 1520er-Jahren gefällt worden. Dieser<br />
Gebäudeteil wurde <strong>im</strong> Laufe der Jahrh<strong>und</strong>erte mehrfach<br />
umgebaut; die am Kellertürbogen <strong>und</strong> Stubenkachelofen<br />
ablesbare Jahrzahl 1752 dokumentiert wohl nur<br />
eine von zahlreichen Erneuerungsphasen. Der Ökonomietrakt<br />
hingegen wurde 1860 anstelle eines kleineren<br />
Vorgängerbaus neu erstellt. Der firstparallel an das<br />
Wohnhaus angeschlossenen, brettverschalten Scheune<br />
schliesst sich unter einem Quergiebel ein ehemaliges<br />
Trottgebäude mit verputztem Mauersockel an.<br />
62
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Männedorf, Alte Landstrasse 230/232, Pächterhaus zur Villa Liebegg DACHAUSBAUTEN<br />
3 Neue Architekturelemente<br />
Auf der Basis einer Machbarkeitsstudie sind <strong>im</strong> ehemaligen<br />
Ökonomietrakt Versammlungs- <strong>und</strong> Museumsräume<br />
eingerichtet worden. Die vollständig neue, winkelförmige<br />
Erschliessungstreppe durchstösst mit ihrer<br />
Ecke die Aussenwände von Scheune <strong>und</strong> Trotte <strong>und</strong><br />
lässt die neue Nutzung gegen Aussen ablesbar werden.<br />
Das neue Bauteil hebt sich in seiner Materialisierung<br />
klar vom Bestand ab, respektiert jedoch Trauf- <strong>und</strong><br />
Gebäudekanten der Altbauten <strong>und</strong> ist so als Zufügung<br />
lesbar. Während die bestehenden, ursprünglich mit<br />
Läden <strong>und</strong> Toren verschlossenen Fassadenöffnungen<br />
grosszügig verglast werden konnten, ist die Dachfläche<br />
konsequent geschlossen geblieben <strong>und</strong> mit historischem<br />
Ziegelmaterial eingedeckt worden. Die Dachräume<br />
<strong>im</strong> Ökonomietrakt bleiben als Archiv- <strong>und</strong> Depoträume<br />
extensiv genutzt.<br />
63
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Männedorf, Alte Landstrasse 230/232, Pächterhaus zur Villa Liebegg DACHAUSBAUTEN<br />
4 Raumqualität<br />
Ein Gang über die den Ökonomieteil durchdringende,<br />
neue Treppenanlage ermöglicht ein ungewohntes <strong>und</strong><br />
spannungsvolles Raumerlebnis: Auf verschiedenen<br />
Zwischenpodesten erlauben Verglasungen erhöhte<br />
Einblicke auf verschiedene Raumebenen <strong>im</strong> Innern <strong>und</strong><br />
nach Draussen. Im Wohnteil sorgen hinter der Holzschalung<br />
des Südgiebels zurückversetzte <strong>und</strong> unter<br />
einem langen Vordach verborgene grössere Fensterflächen<br />
für attraktive Belichtung – wenige gezielte<br />
Eingriffe erzeugen auch hier eine überraschende Kombination<br />
der einzigartigen Int<strong>im</strong>ität der historischen Räume<br />
mit den neu gestalteten Erschliessungsbereichen.<br />
Architekt: AMZ Architekten AG Wolfgang Müller), <strong>Zürich</strong><br />
Bauherrschaft: Gemeinde Männedorf sowie Rolf<br />
Heusser <strong>und</strong> Daniela Zünd Heusser, Männedorf<br />
64
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> <strong>Zürich</strong>, Witikon, Berghaldenstrasse 76, Ersatzbau für Stallscheune ERSATZBAUTEN<br />
<strong>Zürich</strong>, Witikon<br />
Stallscheune<br />
Ersatzbau … <strong>und</strong> trotzdem Heuaufzug<br />
<strong>im</strong> Treppenhaus<br />
1 <strong>Ortsbild</strong><br />
Der Dorfkern von Witikon ist durch einen Grüngürtel vom<br />
übrigen Baugebiet getrennt. Das Gebäude ist sowohl<br />
über die Wiese als auch vom Strassenraum aus ebenbürtig<br />
erlebbar. Dieser Ersatzbau ist durch die Erhaltung<br />
<strong>und</strong> Wiederverwendung einiger weniger Bauteile gut in<br />
seine <strong>Um</strong>gebung eingefügt. Die Materialisierung der<br />
Holzfassade, die Weiterführung des Sichtbacksteins in<br />
der Fortsetzung der erhaltenen Stallwand sowie die alten<br />
Ziegel auf dem <strong>im</strong>posanten Dach verleihen dem Gebäude<br />
die gewisse Unverwechselbarkeit einer ehemaligen<br />
Scheune. Im weitgehend intakten <strong>Ortsbild</strong> von Witikon<br />
stellt diese Art des «Neuen Bauens» einen wertvollen<br />
Beitrag dar. Durch die Erhaltung weniger Teile wurden<br />
die Volumetrie strikte eingehalten <strong>und</strong> die Abfahrt zur<br />
Tiefgarage, die in der Freihaltezone liegt, weit genug<br />
vom Gebäude entfernt unauffällig angeordnet.<br />
65
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> <strong>Zürich</strong>, Witikon, Berghaldenstrasse 76, Ersatzbau für Stallscheune ERSATZBAUTEN<br />
2 Zum Gebäude<br />
Die freistehende Doppelscheune mit den Baudaten<br />
1715 <strong>und</strong> 1795 gehörte einst zur grössten Hofstatt des<br />
Dorfes Witikon. Das dazugehörende stattliche Wohnhaus,<br />
erbaut 1649, mit grossem Quergiebel gilt als<br />
Bauwerk der lokalen Dorfaristokratie. Die Eigentümer<br />
bekleideten oft öffentliche Ämter <strong>und</strong> wirkten als<br />
Geschworene, Säckelmeister <strong>und</strong> später auch als<br />
Gemeinde- <strong>und</strong> <strong>Kanton</strong>sräte. Als bäuerliche Liegenschaft<br />
mit Wohnhaus <strong>und</strong> freistehender Scheune bildet<br />
die Häusergruppe zusammen mit der grossen Linde,<br />
einem Bauerngarten, der nahen Obstwiese <strong>und</strong> dem<br />
kleinen Waschhaus ein sehr empfindliches Ensemble<br />
<strong>im</strong> Kern der bis 1934 eigenständigen Gemeinde<br />
Witikon, heute ein Aussenquartier der Stadt <strong>Zürich</strong>.<br />
66
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> <strong>Zürich</strong>, Witikon, Berghaldenstrasse 76, Ersatzbau für Stallscheune ERSATZBAUTEN<br />
3 Neue Architekturelemente<br />
Das Mehrfamilienhaus umfasst fünf Wohneinheiten:<br />
auf der Nordseite firstgetrennt zwei dreigeschossige<br />
Hausteile <strong>und</strong> auf der Südseite drei zweigeschossige<br />
Maisonettewohnungen. Offene Wohn-Ess-Bereiche<br />
sowie grosszügige Wohnräume <strong>im</strong> Dachgeschoss vermitteln<br />
«Loft-Charakter». Alle Wohneinheiten werden<br />
durch das ehemalige Tenn erschlossen. In diesem sehr<br />
grossen «Treppenhaus» ist das «Erlebnis Scheune» für<br />
die Besucher <strong>im</strong>mer noch erlebbar. Der Blick auf die<br />
wiederverwendeten Hölzer des ehemaligen Dachstuhls<br />
sowie die von der Bauherrschaft wieder eingebrachte<br />
alte Laufkatze unterstreichen diesen Eindruck. Die<br />
restriktive Übernahme der Volumetrie des Hauptgebäudes,<br />
die Typologie des Gr<strong>und</strong>risses <strong>und</strong> die äussere<br />
Materialisierung bilden in diesem Fall die Gr<strong>und</strong>pfeiler<br />
der Einordnung <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong>. Die Art der Befensterung<br />
macht die Scheune eindeutig zum Wohnhaus.<br />
67
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> <strong>Zürich</strong>, Witikon, Berghaldenstrasse 76, Ersatzbau für Stallscheune ERSATZBAUTEN<br />
4 Raumqualität<br />
Für die Geschwister Theres Fischer <strong>und</strong> Ulrich Fischer<br />
stellte das Bauvorhaben in der elterlichen Scheune eine<br />
Herausforderung dar. Das Resultat ist ein erkämpfter<br />
Kompromiss zwischen denkmalpflegerischer Erhaltung<br />
<strong>und</strong> zeitgenössischen Ansprüchen an Architektur <strong>und</strong><br />
Wohnkomfort. Je eine Wohnung bewohnen die Eigentümer<br />
selbst <strong>und</strong> für die drei andern fanden sie leicht<br />
die entsprechenden Liebhaber als Mieter. Die Planungszeit<br />
dauerte sechs Jahre <strong>und</strong> die Bauzeit eineinhalb<br />
Jahre. Das Gebäude kommt bei den Passanten gut an.<br />
Die Eigentümer erhalten für den gelungenen Ersatzbau<br />
<strong>im</strong>mer wieder Kompl<strong>im</strong>ente.<br />
Architekt: Staffelbach <strong>und</strong> Partner, <strong>Zürich</strong><br />
Bauherrschaft: Therese Widmer-Fischer <strong>und</strong><br />
Ulrich Fischer, <strong>Zürich</strong><br />
68
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Meilen, Winkelstrasse 15, Ehem. Gerberwohnhaus, «Entlastungsbau» ERSATZBAUTEN<br />
Meilen<br />
Ehem. Gerberwohnhaus, «Entlastungsbau»<br />
Ergänzungsbau als Schutzmassnahme<br />
1 <strong>Ortsbild</strong><br />
Das Konglomerat von Gewerbe-, Ökonomie- <strong>und</strong> Wohngebäuden<br />
an der Winkelstrasse verbirgt seine komplexe<br />
Baugeschichte hinter einem einheitlich wirkenden, allseits<br />
vertrauten Bild. Parallel zum Strassenzug der<br />
Kirchgasse bildet die historische Gebäudegruppe ein<br />
zweites Ortskerngebiet in Meilen. Die Einpassung des<br />
aktuell gestalteten Anbaus in die gewachsene Struktur<br />
erforderte Feingefühl <strong>und</strong> Diskussionsbereitschaft. Im<br />
Sinne einer klaren Unterordnung des Anbaus gegenüber<br />
dem überkommunalen Schutzobjekt ist der Neubau<br />
entgegen den ursprünglichen Plänen verkleinert<br />
worden <strong>und</strong> dient ausschliesslich als Treppenhaus – der<br />
Wunsch nach Balkonanbauten wurde zurückgewiesen.<br />
69
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Meilen, Winkelstrasse 15, Ehem. Gerberwohnhaus, «Entlastungsbau» ERSATZBAUTEN<br />
2 Zum Gebäude<br />
Die Baugeschichte des ehemaligen Gerberwohnhauses<br />
ist komplex <strong>und</strong> konnte <strong>im</strong> Rahmen der jüngsten <strong>Um</strong>baumassnahmen<br />
leider nicht abschliessend geklärt werden.<br />
Seine heutige Gestalt erhielt das Haus in den<br />
1760er-Jahren <strong>und</strong> 1882–1883. Doch <strong>im</strong> seeseitigen<br />
Gebäudeteil steckt ein Weinbauernhaus aus der Mitte<br />
des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts, das <strong>im</strong> Laufe der Jahrh<strong>und</strong>erte<br />
mehrfach erweitert <strong>und</strong> <strong>im</strong>mer aufwändiger ausgestattet<br />
worden ist. Zur Strasse hin umschliesst das Wohnhaus<br />
mit dem Ökonomiegebäude einen kleinen Hof, hinter<br />
dem Haus ist ein grosser Garten, der Mitte des vergangenen<br />
Jahrh<strong>und</strong>erts zu einem Freilichttheater umgestaltet<br />
wurde.<br />
70
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Meilen, Winkelstrasse 15, Ehem. Gerberwohnhaus, «Entlastungsbau» ERSATZBAUTEN<br />
3 Neue Architekturelemente<br />
Der komplett neue Anbau hat den Abbruch eines älteren<br />
Gebäudeteils erfordert <strong>und</strong> die äussere Erscheinung<br />
des früheren Gerberwohnhauses wesentlich verändert.<br />
Im Gegenzug erlaubte die Auslagerung der Vertikalerschliessung<br />
mit Treppe <strong>und</strong> Lift jedoch einen wesentlich<br />
schonungsvolleren <strong>Um</strong>gang mit den Innenräumen<br />
des ehemaligen Gerberwohnhauses, das zu einem<br />
Mehrfamilienhaus werden sollte. Das aussenliegende<br />
Treppenhaus spricht eine aktuelle Architektursprache<br />
<strong>und</strong> tritt markant zu Tage, bleibt jedoch dank formaler<br />
Reduktion <strong>und</strong> Flachdach ein untergeordneter Anbau.<br />
71
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Meilen, Winkelstrasse 15, Ehem. Gerberwohnhaus, «Entlastungsbau» ERSATZBAUTEN<br />
4 Raumqualität<br />
Mit der Auslagerung der Treppe <strong>und</strong> des Liftes in einen<br />
modernen Anbau liessen sich die brandschutztechnischen<br />
Anforderungen ohne Eingriffe in die schützenswerte<br />
Bausubstanz lösen. Die Eingangssituation präsentiert<br />
sich genauso grosszügig wie die repräsentativen<br />
Geschosswohnungen, die von der Einzigartigkeit<br />
der historischen Raumausstattungen <strong>und</strong> dem Ausblick<br />
auf die weitgehend intakte <strong>Um</strong>gebung, die besondere<br />
Gartenanlage <strong>und</strong> schliesslich auf den See profitieren.<br />
Architekt: steigerpartner Architekten & Planer AG, <strong>Zürich</strong><br />
Bauherrschaft: W<strong>und</strong>erly Immobilien- <strong>und</strong><br />
Verwaltungs AG, Küsnacht<br />
72
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Eglisau, Burgstrasse 18, Ersatzbau für Stallscheune ERSATZBAUTEN<br />
Eglisau<br />
Stallscheune<br />
Nach Abbruch ... Ergänzung <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong><br />
1 <strong>Ortsbild</strong><br />
Der Wert des mittelalterlichen Städtchens Eglisau mit<br />
seinem urbanen Ausdruck ist unbestritten. Im ausserhalb<br />
des eigentlichen Städtchens liegenden Ortsteil<br />
Burg findet man Wohnhäuser mit <strong>und</strong> ohne Ökonomietrakten.<br />
Die Struktur von gemauertem Stall <strong>und</strong> der<br />
darüber liegenden Scheune in Holzkonstruktion wurde<br />
fallengelassen, weil das Haus nicht mehr horizontal<br />
genutzt wird. Auf Dachaufbauten wurde verzichtet <strong>und</strong><br />
die Dachflächenfenster mittels Glasziegeln kaschiert.<br />
Als geschlossene Holzfassade zwischen den benachbarten<br />
Riegelbauten behauptet sich der Neubau unaufdringlich.<br />
73
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Eglisau, Burgstrasse 18, Ersatzbau für Stallscheune ERSATZBAUTEN<br />
2 Zum Gebäude<br />
Die Scheune ist gegen Westen einseitig angebaut. Auf<br />
der nördlichen Strassenseite gliedert sich die Fassade<br />
in Stall-, Tenn- <strong>und</strong> Heustockteil. Letzterer erstreckt sich<br />
über die ganze Länge des Gebäudes. Die dekorativen<br />
Belüftungsschlitze über dem Stallteil verleihen dieser<br />
Ansicht einen speziellen Ausdruck. Die beiden andern<br />
Fassaden sind mit einer geschlossenen Holzschalung<br />
versehen. Das Sockelgeschoss ist durchgehend<br />
gemauert <strong>und</strong> auf der Süd- <strong>und</strong> Westseite verputzt <strong>und</strong><br />
auf der Strassenseite dagegen in Sichtbackstein ausgeführt.<br />
Das Belüftungssystem des Heustocks steht Pate<br />
für das Belichtungssystem des jetzigen Neubaus aus<br />
dem Jahr 2001.<br />
74
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Eglisau, Burgstrasse 18, Ersatzbau für Stallscheune ERSATZBAUTEN<br />
3 Neue Architekturelemente<br />
Der Ersatzbau übern<strong>im</strong>mt exakt die Form des Vorgängerbaus.<br />
Zusätzlich wurde er unterkellert. Die Materialwahl<br />
Holz für die Fassaden vermittelt den Scheunencharakter.<br />
Die Verfremdung der Schalungsrichtung – horizontal statt<br />
vertikal – provoziert die Frage nach dem Aussehen des<br />
Vorgängerbaus stärker als eine konventionelle Lösung.<br />
Damit gibt sich der Neubau klar zu erkennen. Das grosse<br />
Vordach wurde nicht zu Gunsten einer konventionellen<br />
Belichtung weggelassen, sondern attraktiv in Szene<br />
gesetzt. Im Innern des Neubaus kommt Sichtkalksteinmauerwerk<br />
<strong>und</strong> Holz zur Anwendung. Der Durchblick<br />
zwischen Strassen- <strong>und</strong> Rheinseite verleiht den Wohnungen<br />
eine gewisse Grosszügigkeit <strong>und</strong> interessante<br />
Spannung. Die innere Erschliessungstreppe ist ebenfalls<br />
in Holz mit offenen Stufen konstruiert wie man sie auch<br />
in Scheunen antrifft.<br />
75
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Eglisau, Burgstrasse 18, Ersatzbau für Stallscheune ERSATZBAUTEN<br />
4 Raumqualität<br />
Die drei Wohnungen sind vermietet. Die beiden über<br />
drei Geschosse reichenden 4 1 /2 Z<strong>im</strong>mer Häuser werden<br />
von einer alleinstehenden Person <strong>und</strong> einem Ehepaar<br />
bewohnt. Die ebenerdige Einliegerwohnung nutzt die<br />
Eigentümerin. Alle Wohneinheiten haben Sicht auf den<br />
Rhein <strong>und</strong> sogar einen Zugang zum Ufer über einen<br />
eigenen Garten jenseits des kleinen öffentlichen Weges.<br />
Die offene Struktur entspricht nicht dem üblichen Wohnungsbau<br />
<strong>und</strong> wird von den Bewohnern geschätzt. Der<br />
grosse gedeckte Balkon wird als offenes Sommerz<strong>im</strong>mer<br />
genutzt. Die beiden Maisonettegr<strong>und</strong>risse sind<br />
gespiegelt. Die Küchenfarben sind rot <strong>und</strong> grün <strong>und</strong> die<br />
Kalksandsteinsichtwände zum einen Teil roh belassen<br />
<strong>und</strong> zum anderen weiss getüncht.<br />
Architekt: Gerold Schurter <strong>und</strong> Christoph Stauffer, Herisau<br />
Bauherrschaft: Helen Deppeler-Angst, Eglisau<br />
76
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Eglisau, Tössriederen, Laubistrasse 15, Wohnhaus NEUBAUTEN<br />
Eglisau<br />
Wohnhaus-Neubau<br />
Rücksicht statt Anbiederung<br />
1 <strong>Ortsbild</strong><br />
Aus der Ferne wird das Gebäude kaum als Neubau<br />
wahrgenommen. Der ungewöhnliche Verlauf des Giebels<br />
über der kürzeren Gebäudeseite macht Dachaufbauten<br />
überflüssig <strong>und</strong> verleiht dem Bau einen speziellen<br />
Ausdruck. Die dunkle Holzschalung <strong>und</strong> das geschlossene<br />
Dach richten sich klar nach den bäuerlichen<br />
Vorbildern der unmittelbaren Nachbarschaft. Auf die<br />
Alterung der dunkel gestrichenen Holzschalung kann<br />
man ja wohl gespannt sein. Wird sie <strong>im</strong> Gegensatz zur<br />
Naturholzschalung <strong>im</strong> Laufe der Zeit wohl heller?<br />
77
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Eglisau, Tössriederen, Laubistrasse 15, Wohnhaus NEUBAUTEN<br />
2 Zum Gebäude<br />
Das 2007 errichtete Wohnhaus liegt <strong>im</strong> ehemaligen<br />
rückwärtigen Garten des Vielzweckbauernhauses<br />
Tössriederenstrasse 44. Das Gebäude hat eine Breite<br />
von 17.5 <strong>und</strong> eine Tiefe von lediglich sechs Meter. Der<br />
Giebel verläuft über der kürzeren Gebäudeseite. Das<br />
Haus ist «breiter als lang». Seine Form <strong>und</strong> Platzierung<br />
macht das Haus zu einem neuen «Nebengebäude».<br />
Es belässt dem bestehenden Vielzweckgebäude ein<br />
Max<strong>im</strong>um an Freiraum, was sich bei einem künftigen<br />
<strong>Um</strong>bau als vorteilhaft erweisen wird.<br />
78
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Eglisau, Tössriederen, Laubisstrasse 15, Wohnhaus NEUBAUTEN<br />
3 Neue Architekturelemente<br />
Dieser Neubau setzt sich über einige gängige Vorschriften<br />
der Einordnung hinweg. Er fügt sich mit asymmetrischem<br />
Satteldach <strong>und</strong> flach geneigtem, begrünbarem<br />
Dach auf dem Garagenbäude gut in das vertraute<br />
<strong>Ortsbild</strong> ein – auch ohne Dachvorsprung. Der geschlossene<br />
Charakter der Fassaden <strong>im</strong> Dachbereich entspricht<br />
mehr einer Scheune als einem Einfamilienhaus.<br />
Die indirekte Lichtführung wirkt attraktiv <strong>und</strong> reduziert<br />
die in Erscheinung tretenden Glasflächen erheblich.<br />
Das Haus verfügt auf drei Wohngeschossen über sehr<br />
abwechslungsreiche Räume.<br />
79
ARV-STUDIE: <strong>Um</strong>- <strong>und</strong> <strong>Neubauten</strong> <strong>im</strong> <strong>Ortsbild</strong> Eglisau, Tössriederen, Laubistrasse 15, Wohnhaus NEUBAUTEN<br />
4 Raumqualität<br />
Die Planungsphase dauerte bei diesem Bauvorhaben<br />
sehr lange. Dank dem Durchhaltevermögen von<br />
Architekt <strong>und</strong> Bauherr wurden behördliche <strong>und</strong> gerichtliche<br />
Schwellen erfolgreich gemeistert. Die Familie<br />
Hirner fühlt sich hier sehr wohl. Die verschiedenen<br />
Niveaus <strong>im</strong> Innern stehen <strong>im</strong> direkten Zusammenhang<br />
mit der Dachform <strong>und</strong> dem gewachsenen Terrain. Der<br />
Wohnraum mit Küche erstreckt sich über zwei Drittel<br />
der Gebäudefläche <strong>und</strong> öffnet sich grosszügig gegen<br />
den Garten. Die Aussicht in die Glarner Alpen vom<br />
kleinen Balkon des Badez<strong>im</strong>mers wird von allen sehr<br />
geschätzt.<br />
Architekt: Rudolf Hofer<br />
Bauherr: Peter <strong>und</strong> Petra Hirner, Tössriederen<br />
80