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Ernährung - IPP - Universität Bremen

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IM FOKUS<br />

<strong>Ernährung</strong><br />

INHALT<br />

Entwicklungen im Zentrum | Seite 2<br />

Schwerpunktthema <strong>Ernährung</strong> | Seite 2 – 11<br />

Promotionen | Seite 12<br />

Personalia | Seite 2, 13<br />

Neues aus dem Studiengang | Seite 13<br />

Publikationen | Seite 5, 10, 14<br />

Tagungsberichte | Seite 15<br />

Veranstaltungen | Seite 8, 16<br />

ERNÄHRUNG UND PUBLIC HEALTH<br />

Heute ist wissenschaftlich belegt, dass in Europa<br />

die <strong>Ernährung</strong> zu etwa 20 bis 40% an der Entstehung<br />

der wesentlichen Gesundheitsprobleme<br />

beteiligt ist. Der Stellenwert der <strong>Ernährung</strong> im Hinblick<br />

auf Gesundheit und Krankheit wird dennoch<br />

häufig unterschätzt, obwohl epidemiologische Studien<br />

das Präventionspotenzial der <strong>Ernährung</strong> eindrucksvoll<br />

zeigen.<br />

<strong>Ernährung</strong> ist mehr als der Verzehr von<br />

Lebensmitteln. Essen und Trinken haben neben der<br />

reinen Nahrungsaufnahme viele andere Funktionen<br />

– so stellt Essen oft einen wichtigen Rahmen<br />

für Kommunikation dar, wie z.B. bei Familienfesten<br />

oder Geschäftsessen. Essen kann auch als Statussymbol<br />

dienen – dies zeigt sich nicht nur dann,<br />

wenn besonders teure Lebensmittel konsumiert<br />

werden, sondern bereits im Kindes- und Jugendalter<br />

werden Speisen und Getränke hinsichtlich geltender<br />

Modetrends ausgewählt. Und schließlich<br />

kann Essen auch als Ersatz dienen, wie die vermehrt<br />

auftretenden Essstörungen belegen. <strong>Ernährung</strong><br />

ist somit ein untrennbarer Teil der gesamten<br />

Lebensweise.<br />

3. Jahrgang · Herbst 2003 · Ausgabe 04<br />

zph-info<br />

Künftige <strong>Ernährung</strong>s-Konzepte, insbesondere für<br />

den Präventionsbereich, müssen daher im Kontext<br />

von <strong>Ernährung</strong>sepidemiologie, Gesundheitsförderung<br />

und Public Health stehen und einen multidisziplinären<br />

Ansatz haben! Dabei wird nicht nur auf<br />

das individuell bedingte <strong>Ernährung</strong>s- und Gesundheitsverhalten<br />

abgezielt. Vielmehr müssen die alltäglichen<br />

Lebenszusammenhänge, Alter und Geschlecht<br />

sowie das sozioökonomische und kulturelle<br />

Umfeld mit berücksichtigt werden. Gerade die<br />

Public-Health-Perspektive ermöglicht es, diese Forderungen<br />

umzusetzen. Daraus hat sich in Deutschland<br />

jüngst die Verbindung zwischen Gesundheitswissenschaft<br />

und ernährungswissenschaftlicher<br />

sowie ernährungsepidemiologischer Forschung<br />

ergeben, der Bereich Public Health Nutrition.<br />

Unter Public Health Nutrition wird im Allgemeinen<br />

die Förderung, Erhaltung und Wiederherstellung<br />

der physischen, psychischen und sozialen<br />

Gesundheit über die <strong>Ernährung</strong> sowie die grundlegende<br />

Verhütung von ernährungsmitbedingten<br />

Erkrankungen in der Bevölkerung verstanden.<br />

Public Health Nutrition beinhaltet folglich einen<br />

Zentrum für Public Health<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong> · Fachbereich 11<br />

Human- und Gesundheitswissenschaften<br />

großen Teil anwendungs- und gesellschaftsorientierter<br />

Ansätze und setzt auf Interdisziplinarität,<br />

um die gesteckten Ziele erreichen zu können. Das<br />

Bremer Zentrum für Public Health bietet aufgrund<br />

der multidisziplinären Zusammensetzung ideale<br />

Voraussetzungen dafür.<br />

Zukünftig wird es besonders darum gehen, die<br />

im Rahmen von ernährungsepidemiologischen<br />

Studien ermittelten und auf Evidenz beruhenden<br />

Empfehlungen zielgruppenspezifisch und handlungsorientiert<br />

in die Lebensweise der Bevölkerung<br />

zu integrieren.<br />

Nutzen wir diesen neuen Ansatz – das Dach<br />

des Bremer Zentrums für Public Health bietet dazu<br />

die Chance! Die nachfolgend dargestellte Auswahl<br />

an Beiträgen zeigt bereits beispielhaft, wie vielfältig<br />

das Handlungsfeld <strong>Ernährung</strong> unter Public<br />

Health Aspekten betrachtet werden kann und welche<br />

Forschungsperspektiven es bietet.<br />

Dr. oec. troph. Cornelia Heitmann MPH, Bremer Institut<br />

für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS),<br />

Linzer Str. 8-10, 28359 <strong>Bremen</strong>, Tel: 0421 / 5959-636,<br />

Mail: heitmann@bips.uni-bremen.de


zph-info Ausgabe 04/03<br />

ENTWICKLUNGEN IM ZENTRUM<br />

Public Health und <strong>Ernährung</strong><br />

im Zentrum für Public Health (ZPH)<br />

DIE ARBEITSGRUPPE ERNÄHRUNG UND PUBLIC HEALTH STELLT SICH VOR:<br />

Vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklungen<br />

im Gesundheitswesen – u.a. die geplante Einführung<br />

des Präventionsgesetzes – sowie angesichts<br />

der methodischen Fortschritte in der <strong>Ernährung</strong>sepidemiologie<br />

soll durch die Bildung einer Arbeitsgruppe<br />

<strong>Ernährung</strong> und Public Health (Public Health<br />

Nutrition) die regionale Kompetenzbündelung ausgebaut<br />

werden.<br />

In <strong>Bremen</strong> werden bereits seit vielen Jahren Maßnahmen<br />

mit dem Schwerpunkt <strong>Ernährung</strong> durchgeführt<br />

(z.B. Deutsche Herz-Kreislauf Präventionsstudie,<br />

Verbesserung der <strong>Ernährung</strong>ssituation in<br />

Kindertagesstätten, Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung<br />

in Seniorenheimen). Diese<br />

öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten und deren<br />

Anerkennung haben entscheidend mit dazu beigetragen,<br />

wichtige regionale Kooperationsstrukturen<br />

aufzubauen. Dabei hat sich gezeigt, dass das<br />

Handlungsfeld <strong>Ernährung</strong> unter Public-Health<br />

Gesichtspunkten gut geeignet ist, einen Transfer<br />

zwischen Wissenschaft und Praxis herzustellen. Die<br />

Arbeitsgruppe ist angesiedelt im Bremer Institut<br />

für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS).<br />

Seit langem wird in unserem Gesundheitssystem<br />

die Qualität der medizinischen Versorgung diskutiert,<br />

so soll z.B. mit Disease Management Programmen<br />

vor allem das Behandlungsergebnis bei<br />

chronischen Erkrankungen wie Diabetes, koronare<br />

Herzerkrankungen und Krebs verbessert werden.<br />

Die Effizienz zu optimieren und Über-, Unter- und<br />

Fehlversorgung zu minimieren sind wesentliche<br />

Ziele. Gleichzeitig sollen aber auch mit Hilfe von<br />

Prävention und Gesundheitsförderung alle Möglichkeiten<br />

genutzt werden, Krankheiten gar nicht<br />

erst entstehen zu lassen oder zumindest die Häufigkeiten<br />

von neuen Erkrankungen zu verringern.<br />

Ein Präventionsgesetz soll dieses Ziel erstmals in<br />

der Bundesrepublik Deutschland festschreiben, das<br />

Forum Prävention oder eine entsprechende Stiftung<br />

sollen die Umsetzung dieser Ziele aktiv unterstützen<br />

und wissenschaftlich evaluieren. Damit<br />

Derzeit setzt sie sich zusammen aus Prof. Dr. Petra<br />

Kolip, zwei <strong>Ernährung</strong>smedizinischen Beraterinnen/DGE,<br />

Helga Strube und Heidegret Bosche<br />

sowie einer Diplom Ökotrophologin FH Wiebke von<br />

Atens-Kahlenberg unter der Leitung von Dr. oec.<br />

troph. Cornelia Heitmann MPH. Neben der Durchführung<br />

ernährungsepidemiologischer Studien und<br />

weiterer Projekte zum Thema <strong>Ernährung</strong> bietet die<br />

AG den Mitgliedern des Bremer Zentrums für<br />

Public Health außerdem die Möglichkeit, sich bei<br />

PERSONALIA<br />

NEUES DIREKTORIUM AM<br />

ZENTRUM FÜR PUBLIC HEALTH<br />

Professorin Annelie Keil, Professor Gerd Glaeske<br />

und Professorin Petra Kolip sind im Juni 2003<br />

von der Mitgliederversammlung zum neuen<br />

Direktorium des Zentrums für Public Health<br />

gewählt worden.<br />

Herzlichen Glückwunsch!<br />

SCHWERPUNKTTHEMA PUBLIC HEALTH UND ERNÄHRUNG<br />

Genuss für Gaumen und Gesundheit!<br />

Die richtige <strong>Ernährung</strong> entlastet unser System<br />

könnte erreicht werden, dass insbesondere die<br />

chronischen Krankheiten bei älteren Menschen<br />

zurückgehen und damit auch die Kosten für die<br />

Behandlung im höheren Alter gesenkt werden können.<br />

Das muss aber früh begonnen werden, die<br />

Wirkungen von Prävention und Gesundheitsförderung<br />

brauchen ihre Zeit. Wenn sie aber wirken,<br />

könnten – so die Schätzungen – 20-30% der<br />

Krankheitskosten eingespart werden.<br />

Es lohnt sich also, Prävention und Gesundheitsförderung<br />

zu nutzen. Beispiel <strong>Ernährung</strong>: Es gibt in<br />

der Zwischenzeit gute Belege dafür, dass eine optimierte<br />

<strong>Ernährung</strong> die »Krankheits- und Behandlungslast«<br />

senken kann. So stirbt z.B. jede zweite<br />

Frau an einer koronaren Herzerkrankung (KHK),<br />

jährlich bekommen etwa 121.000 Frauen einen<br />

Infarkt. Dabei könnten durch die konsequente Ver-<br />

Projekten im Hinblick auf ernährungswissenschaftliche<br />

Fragestellungen unterstützen zu lassen.<br />

Die Arbeitsgruppe geht davon aus, dass das Handlungsfeld<br />

von Public Health Nutrition eine optimale<br />

Schnittstelle für eine interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />

im Bremer Zentrum für Public Health<br />

bietet, insbesondere unter Einbeziehung ernährungsepidemiologischer<br />

Erkenntnis und im Rahmen<br />

einer anwendungsorientierten Gesundheitsforschung.<br />

Dr. oec. troph. Cornelia Heitmann MPH, Bremer Institut<br />

für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS),<br />

Linzer Str. 8-10, 28359 <strong>Bremen</strong>, Tel: 0421 / 5959-636,<br />

Mail: heitmann@bips.uni-bremen.de<br />

änderung des Lebensstils drei von vier Infarkten<br />

bei Frauen verhindert werden, so jedenfalls die<br />

Auswirkungen aus der sog. CORA-Studie (Coronary<br />

Risk Factors and Arteriosclerosis in Women).<br />

Dies ist die erste Fall-Kontroll-Studie in Europa mit<br />

einer ausreichenden Anzahl an Teilnehmerinnen,<br />

die neben den Lebens- und <strong>Ernährung</strong>sgewohnheiten<br />

auch klinische und genetische Parameter einbezieht.<br />

Im Rahmen dieser Studie wurden 200<br />

Patientinnen mit neu aufgetretener Herzkrankheit<br />

(Herzinfarkt, Angina pectoris) mit 255 gleichaltrigen<br />

gesunden Frauen verglichen. Das Ergebnis:<br />

Frauen, die viel Obst und Gemüse essen, haben ein<br />

deutlich geringeres Risiko, an einer KHK zu erkranken<br />

als Frauen, die tierische Fette bevorzugen. 200 g<br />

Obst und Gemüse täglich – z.B. zwei Äpfel und<br />

Gemüse zu einer Mahlzeit – verringern das Risiko<br />

um 60%. 100g Fleisch- und Wurstwaren täglich


erhöhen das Risiko dagegen um 150%. Damit<br />

kommt der <strong>Ernährung</strong> ein stärkerer Einfluss zu als<br />

allen anderen bekannten Risikofaktoren. Alle Frauen<br />

mit KHK hatten auch andere Risikofaktoren<br />

wie Hypertonie, Diabetes oder Fettstoffwechselstörungen.<br />

Eine protektive Wirkung hat die <strong>Ernährung</strong> auch<br />

bei Krebserkrankungen, die nach den Herzkreislauferkrankungen<br />

mit 210.000 Todesfällen pro Jahr<br />

an zweiter Stelle bei den Todesursachen stehen. In<br />

der Zwischenzeit liegen mehr als 4.500 Studien<br />

weltweit vor, die einen Zusammenhang zwischen<br />

verschiedenen Tumoren und bestimmten <strong>Ernährung</strong>sgewohnheiten<br />

zeigen (DIFE, 1999). Je nach<br />

Tumorart, so die Schätzungen, könnten bis zu 75%<br />

der bösartigen Neubildungen durch eine sinnvolle<br />

<strong>Ernährung</strong> vermieden werden, in Deutschland<br />

allein bei den Dickdarm-, Magen- und Mammakarzinomen<br />

bis zu 62.000 Neuerkrankungen. Auch<br />

hier ist die wichtigste Empfehlung Obst und Gemüse.<br />

Tumorprotektiv sollen die antioxidativen Vitamine<br />

in Pflanzen und die sekundären Pflanzenstoffe<br />

wirken. Insgesamt werden 400 bis 800 g Obst<br />

und Gemüse pro Tag empfohlen, Realität sind derzeit<br />

bei uns etwa 320 bis 400 g pro Tag, in Spanien<br />

ist die empfohlene Menge mit 590 bis 620 g<br />

bereits erreicht. Dabei sollten ökologisch angebaute<br />

Produkte bevorzugt werden, da sie deutlich<br />

weniger Nitrate als konventionell angebaute Produkte<br />

enthalten. Dagegen sollen ein hoher Konsum<br />

an Fleisch (v.a. Rind, Schwein, Lamm, Wild)<br />

sowie an gepökelten und geräucherten Wurstwaren<br />

das Risiko für kolorektale Karzinome, möglicherweise<br />

auch für Mamma- und Prostatakarzinome<br />

erhöhen (WCRF, 1997). Große Mengen an<br />

Ballaststoffen wiederum sollen vor Pankreas-,<br />

Dickdarm- und Brustkrebs schützen. Die Klinik für<br />

Tumorbiologie in Freiburg hat Mitte diesen Jahres<br />

damit begonnen, in der Rehabilitation von Patientinnen<br />

mit Brustkrebs intensive interaktive Trainingsprogramme<br />

für <strong>Ernährung</strong> durchzuführen –<br />

auf die Evaluation dieser Maßnahme darf man<br />

gespannt sein.<br />

Und ein letztes: Vergessen wir das Wassertrinken<br />

nicht. Harald Schmidt macht es jeden Abend in seiner<br />

Late-Night-Show vor: Wasser ist der ideale<br />

Durstlöscher und zudem auch noch gesund: Es<br />

spült die schädlichen Stoffe aus der Niere, es verdünnt<br />

unser »Trockenfutter« wie Cornflakes,<br />

Knäckebrot oder Kekse, es verhindert ein Übermaß<br />

an Kalorienaufnahme durch Softdrinks, deren<br />

Zucker zudem hungrig macht. Da helfen auch<br />

keine Light-Produkte, denn die enthaltenen Süßstoffe<br />

regen unser Hungergefühl an – aus diesem<br />

Grunde werden solche Stoffe in der Schweinemast<br />

verfüttert. 3 Liter am Tag sollten gesunde Menschen<br />

trinken, allein bei Menschen mit Herzmuskelschwäche<br />

ist es weniger (1-1,5 Liter pro Tag in<br />

kleinen Mengen). Alkohol und Kaffee führen übrigens<br />

zum Wasserverlust – in guten Kaffeehäusern<br />

längst bekannt: Da gibt es immer ein Glas Wasser<br />

zum Espresso oder zum Großen Braunen.<br />

Seite 2 | 3<br />

Public Health und Nutrition sind eng miteinander<br />

verbunden – richtige <strong>Ernährung</strong> ist eine wesentliche<br />

Voraussetzung für unsere Gesundheit. Wissenschaftliche<br />

Projekte müssen gefördert, die Ergebnisse<br />

in die Öffentlichkeit gebracht werden. Unabhängig<br />

von der sozialen Schicht sollen sich alle<br />

gesund ernähren können – wirksame Informationskampagnen<br />

sind dazu unerlässlich und müssen<br />

schon im Kindergarten beginnen. Wer irgendwann<br />

sein Heil in Pillen sucht, um Prävention und<br />

Gesundheitsförderung mit Vitaminen, sekundären<br />

Pflanzenstoffen oder Rotwein in gepresster Form<br />

zu betreiben, ist ein armer Schlucker: Wirklich<br />

genießen wie ein gutes und gesundes Essen lassen<br />

sich solche Kunstprodukte nämlich nicht!<br />

Prof. Dr. Gerd Glaeske, Zentrum für Sozialpolitik (ZeS),<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong>, Parkallee 39, 28209 <strong>Bremen</strong>,<br />

Tel: 0421 / 218-4401, Mail: gglaeske@zes.uni-bremen.de<br />

Essen als Körper-<br />

gestaltung<br />

Das in Deutschland noch relativ junge Gebiet der<br />

Public Health Nutrition befasst sich mit der Nahrungsaufnahme<br />

und der Einstellung zur <strong>Ernährung</strong><br />

in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen. In diesem<br />

Beitrag soll der Blick nicht auf die Nahrungsinhalte<br />

gelegt werden, sondern auf das Essverhalten.<br />

In kaum einem Verhaltensbereich sind die<br />

Geschlechtsunterschiede so deutlich ausgeprägt<br />

wie hier: Frauen machen häufiger Diäten als Männer<br />

und auch die geschlechtstypischen Nahrungspräferenzen<br />

– viel Obst, Gemüse, Rohkost und<br />

Milchprodukte bei den Frauen, mehr Fleisch und<br />

Wurstwaren bei den Männern – stehen häufig im<br />

Zusammenhang mit dem Wunsch von Frauen, über<br />

das Essverhalten das eigene Gewicht zu kontrollieren.<br />

Hinter diesem Ess- und Diätverhalten steht<br />

eine bei den Frauen stärker ausgeprägte Unzufriedenheit<br />

mit dem Köper, die wiederum das gängige<br />

Schönheitsideal widerspiegelt. Nach einer Umfrage<br />

im Auftrag der Körberstiftung im Jahr 2000 ist<br />

das weibliche Schönheitsideal noch immer ein<br />

Schlankheitsideal, während das männliche Schönheitsideal<br />

als »muskulös, gut durchtrainiert«<br />

beschrieben wird.<br />

Wie Studien zur Gesundheit im Jugendalter belegen,<br />

setzen sich diese Geschlechtsunterschiede mit<br />

der Pubertät durch: Deutlich mehr Mädchen als<br />

Jungen sind mit ihrem Körper unzufrieden und<br />

mehr Mädchen als Jungen empfinden sich als zu<br />

dick – selbst dann, wenn sie normal- oder unter-


zph-info Ausgabe 04/03<br />

gewichtig sind. So verwundert es nicht, dass in den<br />

Jugendbefragungen mehr Mädchen als Jungen<br />

angeben, schon einmal Diät gemacht zu haben<br />

oder aktuell das Gewicht über restriktiveres Essverhalten<br />

reduzieren zu wollen.<br />

Diese Unterschiede werden zwar häufig beschrieben,<br />

aber nur selten erklärt, geschweige denn in<br />

einen theoretischen Rahmen eingebettet. Bislang<br />

liegen nur einige theoretische Versatzstücke vor,<br />

die sich wie folgt skizzieren lassen:<br />

ORIENTIERUNG AM SCHÖN-<br />

HEITSIDEAL<br />

Schönheitsideale unterliegen einem historischen<br />

und kulturellen Wandel. Frauen scheinen sich (derzeit<br />

noch) stärker am Schönheits-, genauer:<br />

Schlankheitsideal zu orientieren als Männer, und<br />

die formulierten Ideale sind für Frauen wesentlich<br />

strenger als für Männer (wie auch ein grober Verstoß<br />

gegen das Schlankheitsideal, sprich: starkes<br />

Übergewicht, bei Frauen stärker sanktioniert und<br />

mit Verwahrlosung konnotiert ist als bei Männern).<br />

Schlankheitsideale werden in Modezeitschriften<br />

und Werbung präsentiert, und kaum eine kann sich<br />

dieser Bilderflut entziehen. Dies erklärt jedoch<br />

noch nicht, weshalb die präsentierten Ideale handlungsleitend<br />

wirken. Entwicklungspsychologische<br />

Studien geben hier einige Hinweise. Diese haben<br />

gezeigt, dass das Selbstwertgefühl von Mädchen<br />

mit dem Eintritt in die Pubertät sinkt, während es<br />

bei Jungen relativ konstant bleibt. Das Selbstwertgefühl<br />

der Mädchen ist – so zeigen zahlreiche<br />

psychologische Studien – stärker an das Körperäußere<br />

und an Schönheit gebunden, weil sie verglichen<br />

mit den Jungen über weniger gesellschaftliche<br />

Ressourcen verfügen; ein schöner Körper ist<br />

ihr »Kapital«. Das Selbstwertgefühl sinkt deshalb<br />

in der Pubertät ab, weil sich das Körperäußere verändert<br />

und Mädchen sich aufgrund der sich ausbildenden<br />

Rundungen stärker vom Ideal entfernen,<br />

während die körperlichen Veränderungen für die<br />

Jungen ein Gewinn sind, weil sie sie täglich näher<br />

an das männliche, kräftige Ideal heranbringen.<br />

KÖRPERMANIPULATION ALS<br />

DOING GENDER<br />

Es wäre zu einfach, wollte man das »kollektive<br />

Diätverhalten« der deutschen Frauen (Westenhöfer<br />

et al. 1987) ausschließlich darauf zurückführen,<br />

dass die Zeitungen und Werbeplakate mit<br />

superschlanken Models gepflastert sind. Dem Diätverhalten<br />

wohnt vielmehr auch eine identitätsstiftende<br />

Komponente inne, die sich mit dem Ansatz<br />

des »doing gender« erklären lässt. Dieser Ansatz<br />

wurde von Cancace West und Don H. Zimmerman<br />

entwickelt und beruht auf der Unterscheidung zwischen<br />

biologischem und sozialem Geschlecht.<br />

West und Zimmerman gehen davon aus, dass das<br />

Geschlecht nicht nur eine biologische Kategorie<br />

ist, die sich z.B. anhand der Keimdrüsen, der Hormone<br />

oder der genetischen Ausstattung festmachen<br />

lässt. Vielmehr ist das Geschlecht auch eine<br />

soziale Kategorie, die in sozialen Interaktionen<br />

ausgehandelt und hergestellt wird. Unsere Welt ist<br />

vom zweigeschlechtlichen System geprägt, wir<br />

wissen, dass es zwei und nur zwei Geschlechter<br />

gibt und dass mit dem Geschlecht unterschiedliche<br />

Positionen im sozialen Gefüge verbunden sind. Die<br />

Information, ob unser Gegenüber ein Mann ist<br />

oder eine Frau, ist eine wesentliche, und es ist<br />

wahrscheinlich die erste Klassifizierung, die wir bei<br />

neuen Kontakten vornehmen. Wir sind gehalten, es<br />

unseren neuen InteraktionspartnerInnen möglichst<br />

leicht zu machen, wie auch wir erwarten, dass wir<br />

auf den ersten Blick das Geschlecht des/der anderen<br />

erkennen können.Wir benutzen dazu Kleidung,<br />

Frisur, Bewegung, Gestik, Mimik, um die Konstruktion<br />

von Weiblichkeit und Männlichkeit zu unterstützen.<br />

Indem wir das Geschlecht darstellen, stützen<br />

wir unsere Geschlechtsidentität. Welche Verhaltensweisen<br />

und Attribute sich für die Konstruktion<br />

von Weiblichkeit und Männlichkeit eignen,<br />

unterliegt einem historischen und kulturellen Wandel.<br />

War bis Ende der 60er Jahre klar, dass Frauen<br />

lange und Männer kurze Haare haben, gilt diese<br />

Zuschreibung heute nicht mehr. Auch das Zigarettenrauchen<br />

in der Öffentlichkeit eignet sich heute<br />

nicht mehr zur Darstellung von Männlichkeit. Für<br />

Diätverhalten lässt sich aber nach wie vor eine eindeutige<br />

geschlechtsspezifische Konnotation ausmachen.<br />

So wie exzessiver Alkoholkonsum männlich<br />

besetzt ist, ist das Diäthalten weiblich besetzt.<br />

Dem restriktiven Essverhalten kommt so auch ein<br />

identitätsstiftendes Moment zu.<br />

Für die Gesundheitsförderung bedeutet dies, dass<br />

bei der Entwicklung von Maßnahmen stärker darauf<br />

geachtet werden muss, welche Motive hinter<br />

gesundheitsförderlichen und gesundheitsriskanten<br />

Verhaltensweisen liegen. Das Geschlecht ist eine<br />

der ersten Variablen, die dabei zur Differenzierung<br />

herangezogen werden sollten, um passgenaue<br />

Interventionen – auch, aber nicht nur im Bereich<br />

der <strong>Ernährung</strong> – zu entwerfen.<br />

Prof. Dr. Petra Kolip, Bremer Institut für Präventionsforschung,<br />

Sozialmedizin und Epidemiologie (BIPSE),<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong>, Linzer Str. 8-10, 28359 <strong>Bremen</strong>,<br />

Tel: 0421 / 5959-640, Mail: kolip@bips.uni-bremen.de<br />

Leben braucht Lebensmittel – für Körper, Geist und Seele<br />

Zur Anthropologie von Public Health Nutrition<br />

Leben ist eine Idee, die wir täglich konkret umsetzen<br />

müssen, um daraus unser eigenes Leben zu<br />

machen. Jeder neue Atemzug, der nächste Herzschlag,<br />

der vor uns liegende Schritt, der erste wie<br />

der letzte Bissen sind Ausdruck dieser Aufgabe,<br />

Leben zu »produzieren« und uns zu ernähren. Wir<br />

bekommen Leben nur als eine Möglichkeit, leben<br />

müssen wir es selbst, indem wir uns unter den<br />

jeweiligen gesellschaftlichen und kulturellen<br />

Bedingungen für das uns Mögliche entscheiden.<br />

Soziale Lage, Alter und Geschlecht, Kultur und Religion,<br />

Sitten und Gebräuche, Regeln und Gesetze<br />

bestimmen die Art und Weise unseres Lebens wie<br />

unsere <strong>Ernährung</strong>sweisen.<br />

Der Mensch kommt vor allem leiblich als absolut<br />

bedürftiges Mängelwesen zur Welt, und Essen<br />

und Trinken halten im wahrsten Sinne des Wortes<br />

Leib und Seele zusammen. Mit diesen Tätigkeiten<br />

stopfen wir die Löcher in der Existenz des Menschen.<br />

Leben muss vom ersten bis zum letzten<br />

Atemzug gelernt werden und das fängt mit dem<br />

Atmen, Essen und Trinken an.<br />

Der Hunger nach Leben ist umfassend und hat<br />

viele Gesichter. Als Antwort auf die Bedürftigkeit<br />

des Menschen ist die <strong>Ernährung</strong> in allen Dimensionen<br />

menschlicher Existenz die Voraussetzung<br />

dafür, dass Leben entsteht und sich entfalten kann.<br />

Wir brauchen physische Nahrung und gleichzeitig<br />

Lebensmittel, die Seele und Geist ernähren. Wir<br />

brauchen Beziehungen und Bezugssysteme, die<br />

uns tragen und nähren, sonst können wir uns nicht<br />

entwickeln. Wir brauchen spirituelle Nahrung,<br />

damit unsere Hoffnung auf Zukunft und universale<br />

Verbundenheit genährt wird und wir einen Sinn in<br />

unserem Leben entdecken können.<br />

Der Esser und die Esserin wollen sich mit kör-


perlicher, geistiger und seelischer Nahrung am<br />

Leben erhalten und in Form bringen. Essen<br />

geschieht immer mit allen Sinnen, ist mit dem ganzen<br />

Menschen verbunden und leibhaftige Erfahrung<br />

von Liebe und Zuwendung, aber auch von<br />

Ablehnung und Schutzlosigkeit, wenn der Zugang<br />

zum Essen versperrt ist.<br />

Die Leibhaftigkeit und Abhängigkeit menschlicher<br />

Existenz wird nirgendwo so offensichtlich<br />

wie im »Zwang« zur <strong>Ernährung</strong>. Die regelmäßige<br />

Aufnahme von Nahrung und der damit verbundene<br />

umfassende Stoffwechsel mit der Welt ist die<br />

zentrale Voraussetzung für die Entstehung und<br />

Entwicklung von Leben und gleichzeitig Grenze<br />

unserer Freiheit. Essen ist biografisch an den einzelnen<br />

Menschen gebunden und radikal subjektiv,<br />

gleichzeitig aber gesellschaftlich in die soziale<br />

Reproduktion von Leben eingebunden und Symbol<br />

unserer Abhängigkeit. In diesem doppelten Sinn,<br />

als Sorge des Subjekts um Leben und Gesundheit<br />

und als Sorge der Gesellschaft für Gesundheit<br />

ermöglichende Lebensbedingungen ist <strong>Ernährung</strong><br />

eine der wichtigsten und grundlegendsten Aufgaben<br />

von Public Health.<br />

Die Sicherung der <strong>Ernährung</strong> ist die existentielle<br />

Frage schlechthin, und die Antworten, die Menschen<br />

bei der Bewältigung und Lösung dieses Problems<br />

gefunden haben, haben sich in den menschlichen<br />

Kulturen und gesellschaftlichen Organisationsformen,<br />

in Krieg und Frieden niedergeschlagen.<br />

Mythen, Riten, Sitten, Bräuche, Religionen,<br />

gesellschaftliche Strukturen und Wissenschaft sind<br />

vom Thema der <strong>Ernährung</strong>, des Essens und ihren<br />

grundlegenden Bedeutungsebenen durchzogen.<br />

Die wesentliche Bedeutungsebene betrifft die<br />

materielle Existenz des Menschen, seine Physiologie.<br />

Energie- und Kalorienzufuhr gehören zu den<br />

essenziellen Lebensvorgängen, deren Nichtbeachtung<br />

Krankheit und Tod des Individuums bedeuten<br />

können. Wer sich den Hunger in der Welt, die Epidemiologie<br />

der <strong>Ernährung</strong>skrankheiten oder die<br />

ideologische Welt der Diäten anschaut, bekommt<br />

einen Eindruck davon, wie wenig gesichert der<br />

Datenschatz ist, der für alle Menschen in ihren<br />

jeweiligen historischen Lebens- und Arbeitsbedingungen<br />

in gleicher Weise gelten könnte.<br />

Nicht Mund und Magen essen und verdauen,<br />

der ganze Mensch tut es. Mit der Nahrungsaufnahme<br />

sind seelische, geistige und soziale Lernprozesse<br />

verbunden. Angefangen beim Stillen<br />

erlernen wir bereits in der Kindheit mit dem Essen<br />

das für uns später relevante Modell für Befriedigung,<br />

Lust, Fülle, Liebe und Sexualität. Wir lernen<br />

aber auch die Angst vor dem Mangel kennen. Nahrung<br />

und Körpernähe, Lust und Abhängigkeit sind<br />

zu Beginn unseres Lebens aufs engste Weise miteinander<br />

verknüpft und prägen auf nachdrückliche<br />

Weise unsere Lust auf oder unser Misstrauen<br />

gegenüber dem Leben.<br />

Die Nahrungsaufnahme macht uns die soziale<br />

Dimension des Essens deutlich und zeigt, dass<br />

Leben immer ein Leben in Ko-Existenz ist. Wir<br />

nisten uns in der Gebärmutter ein und müssen<br />

auch später manchmal gefüttert werden, um zu<br />

überleben. Nahrungsaufnahme ist von Anfang an<br />

an das Feld menschlicher Kooperation und sozialer<br />

Kommunikation gebunden. Beim Essen lernen wir,<br />

uns etwas zu nehmen und auch zu teilen, wir treffen<br />

auf unsere Gier und die Möglichkeit zur<br />

Bescheidenheit. Leben lebt vom Teilen. Formen des<br />

übermäßigen Essens, des kompensatorischen<br />

Essens, der Raffgier, des Hungers in der Welt sind<br />

Beispiele für die Folgen, dieses Lebensprinzip nicht<br />

begriffen zu haben. Essen vermittelt zwischen privater<br />

und öffentlicher Existenz.<br />

Der geistige und kulturelle Bedeutungsgehalt<br />

des Essens und des Essverhaltens hängen von der<br />

jeweiligen Kultur ab, in der sie entwickelt werden<br />

und wirken umgekehrt auf Kultur und Zivilisation<br />

zurück. Der zeremonielle und symbolische Gehalt<br />

des Essens ist unserer Kultur in den Schlemmermeilen<br />

der Einkaufszentren und Fast-Food-Ketten<br />

verloren gegangen und tritt dennoch beim Hochzeitsmahl,<br />

Osterfrühstück, Beerdigungsschmaus<br />

oder in rituellen Fastenzeiten immer wieder zutage.<br />

Schnelles Essen, beliebiges Essen lassen vermissen,<br />

was Stil, Schönheit, Ästhetik und Geschmack<br />

an Werten beinhalten, die für menschliche<br />

<strong>Ernährung</strong> von Bedeutung sind. Im Essen lernen<br />

wir Menschen zu werden, die für sich und<br />

andere sorgen können.<br />

PUBLIKATION<br />

ESSEN MIT LEIB UND SEELE<br />

Ingeborg Jahn, Ulla Voigt (Hrsg.)<br />

Seite 4 | 5<br />

Die Störung des Essens ist eine tiefe Lebensstörung<br />

und hat viel mit dem Zuviel oder Zuwenig, mit der<br />

Abhängigkeit und dem Recht auf Selbstbestimmung<br />

zu tun. Leben besteht in der schwierigen<br />

Aufgabe, herauszufinden, was gut für einen Menschen<br />

ist, wie viel er oder sie von was brauchen,<br />

um zu überleben, wie mit Fülle und Mangel, mit<br />

Distanz und Nähe umzugehen ist.<br />

Ein umfassendes Konzept von Public Health<br />

Nutrition müsste dieses subjektive und das öffentliche<br />

wie gesellschaftliche Wissen zusammenführen,<br />

um der menschlichen <strong>Ernährung</strong> die Bedeutung<br />

zu geben, die sie verdient.<br />

Annelie Keil, Institut für Biografie-und Lebensforschung<br />

(IBL), FB 11 Human- und Gesundheitswissenschaften,<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong>, Grazer Str. 2, 28359 <strong>Bremen</strong>,<br />

Tel: 0421 / 218-3163, Mail: keil@uni-bremen.de<br />

Theorie und Praxis einer ganzheitlichen<br />

<strong>Ernährung</strong> – mit ausgewählten Rezepten.<br />

Einen Beitrag für gute und gesunde <strong>Ernährung</strong><br />

mit lustvollen Geschmackserlebnissen und kulinarischem<br />

Genuss zu leisten, war Ziel des Gesundheitsforums<br />

2001 »Essen mit Leib und Seele«.<br />

In diesem Buch werden wissenschaftliche Ideen<br />

ebenso vorgestellt wie praktische Konzepte einer<br />

bewussten <strong>Ernährung</strong>. Zur kulinarischen Anregung<br />

haben Autorinnen und Autoren ihre Lieblingsrezepte<br />

beigesteuert.<br />

Edititon Temmen, <strong>Bremen</strong>, 2002, 139 Seiten,<br />

ISBN 3-86108-681-6


zph-info Ausgabe 04/03<br />

Der Beitrag der <strong>Ernährung</strong> zur Entstehung<br />

der sozialen Ungleichheit der Gesundheit<br />

Die Bedeutung der <strong>Ernährung</strong> für die Entstehung<br />

der sozialen Ungleichheit der Gesundheit in<br />

Deutschland hat sich mittlerweile stark gewandelt.<br />

Die <strong>Ernährung</strong>ssituation sozial und ökonomisch<br />

benachteiligter Bevölkerungsgruppen im Wohlfahrtsstaat<br />

Deutschland ist nicht geprägt von<br />

Unterernährung, sondern von Fehl- und Überernährung.<br />

Obwohl für Deutschland bisher keine<br />

speziell zu dieser Fragestellung konzipierte Studie<br />

durchgeführt wurde, liegen mittlerweile drei große<br />

bevölkerungsbezogene Untersuchungen vor, die<br />

auf repräsentativer Basis empirische Daten zur<br />

sozialen Ungleichheit der <strong>Ernährung</strong>ssituation<br />

liefern:<br />

Die Nationale Verzehrstudie (NVS) mit dem<br />

Subsample zur Verbundstudie <strong>Ernährung</strong>serhebung<br />

(VERA) konnte zeigen, dass hinsichtlich der<br />

Nährstoffversorgung deutliche Problemlagen für<br />

spezielle Bevölkerungsgruppen zu konstatieren<br />

sind. Personen, die nur einen Hauptschulabschluss<br />

besitzen, sowie ArbeiterInnen aus Haushalten mit<br />

einem sehr geringen Pro-Kopf-Einkommen weisen<br />

Im Auftrag der zwei großen Bremer Kindertagesstättenträger,<br />

dem städtischen Amt für Soziale<br />

Dienste und der Bremischen Evangelischen Kirche<br />

führt das BIPS seit etlichen Jahren ein intensives<br />

<strong>Ernährung</strong>sprogramm in <strong>Bremen</strong> durch. Gestartet<br />

wurde 1990 mit dem Projekt »Gesünder essen –<br />

kinderleicht« in den kommunalen Einrichtungen.<br />

1999 kam das Projekt »Mehr gesunde <strong>Ernährung</strong><br />

für Kinder« mit der Beratung der kirchlichen Einrichtungen<br />

dazu. Insgesamt werden inzwischen in<br />

116 Einrichtungen knapp 12.000 Kinder erreicht.<br />

Kindergärten bzw. Kindertagesstätten stellen ideale<br />

Orte der Gesundheitsförderung dar, denn über<br />

die Kindergärten wird nahezu die gesamte Bevölkerung<br />

der jeweiligen Altersstufe einschließlich<br />

sozial benachteiligter Bevölkerungsgruppen<br />

erreicht.<br />

Die Kinder erhalten eine warme Mittagsmahlzeit,<br />

Getränke und weitere Zwischenmahlzeiten. Diese<br />

Betreuung erstreckt sich in der Regel über mehrere<br />

Jahre und hat somit große Bedeutung für die<br />

aktuelle <strong>Ernährung</strong> und Gesundheit der Kinder<br />

eine deutlich reduzierte Zufuhr an Calcium, Vitamin<br />

C und Folsäure auf und bedürfen daher gezielter<br />

Maßnahmen der <strong>Ernährung</strong>saufklärung und<br />

-beratung.<br />

In der WHO-MONICA-Studie zeigten sich stark<br />

ausgeprägte bildungsspezifische Differenzen hinsichtlich<br />

der Lebensmittelauswahl und der Nährstoffversorgung.<br />

In den nationalen Gesundheitssurveys wurden<br />

hinsichtlich der Verzehrshäufigkeit von Lebensmitteln<br />

wiederholt erhebliche Unterschiede basierend<br />

auf dem Bildungsgrad, dem Berufsstatus und der<br />

Einkommenssituation festgestellt.<br />

Untersuchungen bei Schülerinnnen und Schülern<br />

im Alter von 11 bis 15 Jahren verdeutlichen,<br />

dass deren <strong>Ernährung</strong>sverhalten in starkem Maße<br />

im Zusammenhang steht mit der finanziellen Lage<br />

ihrer Eltern. Wie auch bei den Erwachsenen ist bei<br />

ökonomisch benachteiligten Jugendlichen ein<br />

hoher Problemdruck hinsichtlich eines ungesunden<br />

<strong>Ernährung</strong>sverhaltens anzutreffen.<br />

Als Folge dieser erheblichen sozialen Differen-<br />

»Gesünder essen – kinderleicht«<br />

Gesundheitsförderung in Bremer<br />

Kindertagesheimen<br />

einerseits sowie für die langjährige Gesundheitsförderung<br />

andererseits. Qualitätskriterien der Kindergartenernährung<br />

sollten dabei nicht nur die<br />

zen des <strong>Ernährung</strong>sverhaltens ist für Deutschland,<br />

wie auch für andere Industrienationen, eine stark<br />

ausgeprägte soziale Polarisierung hinsichtlich der<br />

Prävalenz des Übergewichts zu beobachten. Im<br />

Vergleich zu anderen bedeutsamen gesundheitsbezogenen<br />

Risikofaktoren (Rauchen, Bluthochdruck,<br />

Bewegungsmangel) findet sich in der Regel<br />

für das Übergewicht der am stärksten ausgeprägte<br />

soziale Gradient.<br />

Bezogen auf die von Einkommensarmut<br />

betroffene Bevölkerungsgruppe in Deutschland,<br />

lässt sich über alle regionalen und kulturellen<br />

Unterschiede hinweg konstatieren, dass Armutssituationen<br />

den <strong>Ernährung</strong>sstatus negativ beeinflussen,<br />

wenn die Betroffenen gezwungen sind,<br />

ihre <strong>Ernährung</strong>sweisen der finanziellen Notlage<br />

anzupassen. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen,<br />

dass auch in Armutssituationen nicht allein Geldmangel<br />

die Qualität der <strong>Ernährung</strong> beeinflusst,<br />

sondern vielmehr verschiedene familiäre und<br />

gesellschaftliche Faktoren einen Einfluss auf die<br />

<strong>Ernährung</strong>sweise und die <strong>Ernährung</strong>squalität<br />

ausüben.<br />

PD Dr. Uwe Helmert, Zentrum für Sozialpolitik (ZeS),<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong>, Parkallee 39, 28209 <strong>Bremen</strong><br />

Tel: 0421 / 218-4378, Mail: uhelmert@zes.uni-bremen.de<br />

Nährstoffzufuhr und die Lebensmittelauswahl,<br />

sondern auch eine <strong>Ernährung</strong>serziehung zu einer<br />

gesunden und genussvollen <strong>Ernährung</strong> sein. Essgewohnheiten,<br />

die in der frühen Kindheit erworben<br />

werden, sind häufig noch im Erwachsenenalter<br />

verhaltensbestimmend.<br />

Ein Schwerpunkt der Aktivitäten des Bremer Kindergartenprojektes<br />

betrifft den Bereich der Ernäh-


ungsversorgung. Die Beratung und Fortbildung<br />

des hauswirtschaftlichen Personals ist daher ein<br />

ganz wesentlicher Aspekt, stellen doch deren<br />

Kenntnisse und Einstellungen wichtige Einflussfaktoren<br />

auf die Qualität des Essens dar. Zu den Schulungsmaßnahmen<br />

gehört die Fortbildung zur<br />

»Fachkraft für gesunde Kinderernährung«.<br />

Einen weiteren Schwerpunkt des Kindergartenprojektes<br />

bildet der Bereich der <strong>Ernährung</strong>serziehung.<br />

Zielgruppe der Maßnahmen sind hier nicht die Kinder,<br />

sondern die pädagogischen MitarbeiterInnen<br />

der Kindertageseinrichtungen, da die gemeinsamen<br />

Mahlzeiten im Kindertagesheim besonders<br />

günstige Voraussetzungen bieten, das Essverhalten<br />

von Kindern positiv zu beeinflussen.<br />

Ausblick: Kindertagesstätten sind ein idealer Ort<br />

für gesundheitsförderliche Strukturen und Maßnahmen.<br />

Hier können Kinder bereits von klein auf<br />

gesundheitsförderliche Verhaltensweisen kennen<br />

lernen: richtig und genussvoll zu essen, sich zu<br />

bewegen, mit Stress umzugehen. Ergänzend dazu<br />

sind Anstrengungen in den verschiedenen, für Kinder<br />

relevanten Settings Familie, Freizeit und Schule<br />

erforderlich. Besondere Aufmerksamkeit muss<br />

dabei Familien zukommen, die in Armut bzw. in<br />

sozial benachteiligten Wohngebieten leben, da sie<br />

nachgewiesenermaßen ein besonders ungünstiges<br />

<strong>Ernährung</strong>sverhalten aufweisen (siehe dazu auch<br />

den Beitrag von U. Helmert, S.6). Die Bremer Intervention<br />

im Setting Kindertagesheim ist ein Schritt<br />

in die richtige Richtung, der auch weiterhin gefördert<br />

und ausgebaut werden sollte.<br />

Wiebke v. Atens-Kahlenberg, Heidegret Bosche, Bremer<br />

Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin<br />

(BIPS), Linzer Straße 8-10, 28359 <strong>Bremen</strong><br />

Tel: 0421 / 5959-634, Mail: atens@bips.uni-bremen.de,<br />

bosche@bips.uni-bremen.de<br />

Mangelernährung<br />

in der Geriatrie<br />

HINTERGRUND – GESUNDHEITS-<br />

POLITISCHE RELEVANZ DES<br />

THEMAS<br />

Im Gesundheits- und Sozialwesen wird aufgrund<br />

der demografischen Prognosen vermehrte Aufmerksamkeit<br />

auf das Handlungsfeld Geriatrie und<br />

die Bevölkerungsgruppe der Alten und Hochbetagten<br />

gelenkt. Heute neugeborene Mädchen haben<br />

eine Lebenserwartung von etwa 81 Jahren, ca. 6%<br />

der Bevölkerung sind bereits 80 Jahre und älter.<br />

Eine ausgewogene, bedarfsdeckende <strong>Ernährung</strong><br />

und regelmäßige Bewegung verhelfen zwar nicht<br />

zu ewigem Leben, beide Faktoren tragen jedoch<br />

entscheidend mit dazu bei, dass immer mehr Menschen<br />

das hohe Alter in guter geistiger und körperlicher<br />

Verfassung erleben.<br />

Während in den mittleren Altersgruppen durch<br />

Übergewicht bedingte Erkrankungen überwiegen,<br />

gewinnt im höheren Alter die Problematik der<br />

Mangelernährung an Bedeutung. In der Heidelberger<br />

Bethanien-<strong>Ernährung</strong>sstudie wurde bei 300<br />

PatientInnen im Alter von 75 Jahren eine Querschnittsuntersuchung<br />

des <strong>Ernährung</strong>s- und<br />

Gesundheitszustandes durchgeführt. Die Ergebnisse<br />

waren ernüchternd und zeigten, dass 57%<br />

der Frauen und sogar 60% der Männer untergewichtig<br />

waren.<br />

Es gibt keine einheitliche Definition von Mangelernährung<br />

(Malnutrition). Volkert definiert<br />

Mangelernährung wie folgt: »Unter Mangelernährung<br />

wird ein relatives oder absolutes Defizit des<br />

Organismus an Energie und/oder einem oder mehreren<br />

essenziellen Nährstoffen verstanden. Dabei<br />

kann eine Differenzierung in allgemeine Unterernährung<br />

und spezifische Mangelernährung vorgenommen<br />

werden.«<br />

Die Folgen der Mangelernährung sind schwerwiegend:<br />

Sie reichen u.a. von einem erhöhtem<br />

Sturz- und Frakturrisiko, erhöhter Infektanfälligkeit,<br />

Beeinträchtigung der Wundheilung, erhöhtem<br />

Dekubitusrisiko, bis zu einem erhöhtem Komplikationsrisiko<br />

bei Operationen. Im schlimmsten Fall<br />

kann Mangelernährung bei chronisch kranken<br />

alten Menschen zum Tod führen.<br />

ERNÄHRUNGSMEDIZINISCHE<br />

BERATUNG<br />

Kooperationsprojekt der Bremer Stiftungs-Service<br />

GmbH (Bremer Heimstiftung) mit dem Bremer<br />

Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin<br />

(BIPS)<br />

Die Bremer Heimstiftung ist mit 18 Zentren (Wohnund<br />

Pflegeeinrichtungen für ca. 2500 Menschen)<br />

der größte Träger von Seniorenheimen in <strong>Bremen</strong>.<br />

Die Verantwortung für das Verpflegungsmanagement<br />

liegt in der Hand der Bremer Stiftungs-Service<br />

GmbH, einer 100%igen Tochter der Bremer Heimstiftung.<br />

Das Durchschnittsalter der Bewohnerinnen<br />

und Bewohner in der Bremer Heimstiftung<br />

liegt bei 87 Jahren.<br />

Hohes Alter und Multimorbidität erhöhen das<br />

Risiko für das Auftreten von Mangelernährung und<br />

die dadurch bedingten Folgeerscheinungen wie<br />

z.B. verzögerte Wundheilung (Dekubitus). Das<br />

gehäufte Vorkommen dieser Komplikation in<br />

einem Haus der Bremer Heimstiftung war der<br />

Anlass, die Kooperation mit dem BIPS zu suchen,<br />

um sich ernährungsmedizinische Beratungsleistungen<br />

und professionelle Unterstützung zu holen.<br />

Um bei den SeniorInnen schlechte <strong>Ernährung</strong>szustände<br />

zu verhindern, wird die Notwendigkeit<br />

gezielter Fortbildungsmaßnahmen gesehen. Auf<br />

die Leistungen der Heimküchen wird es künftig<br />

mehr denn je ankommen (Pflege-Qualitätssicherungsgesetz).<br />

Die Berufsgruppe der Pflegekräfte<br />

wird tagtäglich mit den <strong>Ernährung</strong>ssituationen<br />

und -problemen älterer Menschen mit einem<br />

erhöhten Pflegebedarf konfrontiert. Die Verantwortlichen<br />

in Küche und Pflege sind gemeinsam<br />

gefordert, ein anderes Bewusstsein und Aufgabenverständnis<br />

für die <strong>Ernährung</strong> hochbetagter Menschen<br />

zu entwickeln. Um diese Aufgaben wahrnehmen<br />

zu können, müssen die Fachkräfte beider<br />

Professionen auf fundiertes Wissen zugreifen können.<br />

Seit 2001 werden vom BIPS in Kooperation<br />

mit der Bremer Stiftungs-Service GmbH (BSS) und<br />

der Stabsstelle Qualitätssicherung der Bremer<br />

Heimstiftung ernährungsmedizinische Schulungen<br />

zum Thema »Mangelernährung« für die verantwortlichen<br />

Fachkräfte durchgeführt. Mit den interdisziplinär<br />

ausgerichteten Schulungen sollten nicht<br />

nur die Küchenleitungen, sondern auch die Pflegedienst-<br />

und Bereichsleitungen für das Handlungsfeld<br />

Mangelernährung sensibilisiert werden, um<br />

frühzeitig Entwicklungen einer Mangel- und<br />

Fehlernährung zu erkennen.<br />

ERSTE ERFAHRUNGEN UND<br />

ERGEBNISSE<br />

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Wie die Erfahrungen in der Kooperation mit der<br />

Bremer Heimstiftung gezeigt haben, gibt es zum<br />

Handlungsfeld Mangelernährung Beratungs- und<br />

Fortbildungsbedarf bei den Verantwortlichen in der<br />

Verpflegung und bei den Pflegekräften. Die Angebote<br />

wurden sehr positiv angenommen und haben<br />

deutlich gemacht, dass es unter anderem zwischen


zph-info Ausgabe 04/03<br />

der Schnittstelle Küche und Pflege Kommunikationsdefizite<br />

gibt. So werden z.B. die Faktoren, die<br />

das Entstehen einer Mangelernährung begünstigen<br />

(u.a. Appetitlosigkeit, Kau- und Schluckstörungen,<br />

krankheitsbedingte Behinderung der Nahrungsaufnahme),<br />

oftmals zu spät wahrgenommen<br />

und an die Küche weitergegeben. Darüber hinaus<br />

erschweren aber auch die unspezifische Symptomatik<br />

der Betroffenen, häufig fehlende Diagnosestandards,<br />

z.T. mangelnde Aufmerksamkeit von<br />

Seiten der betreuenden HausärztInnen sowie eine<br />

unzureichende Dokumentation eine rechtzeitige<br />

Behandlung der <strong>Ernährung</strong>sdefizite.<br />

VERANSTALTUNG<br />

TRANSFERWORKSHOP<br />

PFLEGEAUSBILDUNG VON MORGEN –<br />

ZUKUNFTSLÖSUNGEN HEUTE<br />

Der Transferworkshop »Pflegeausbildung von<br />

morgen – Zukunftslösungen heute« am<br />

13. November 2003 im Konsul-Hackfeld-Haus<br />

in <strong>Bremen</strong> beendet das Modellprojekt »Integrierte<br />

Pflegeausbildung in <strong>Bremen</strong>« nach 3,5 Jahren<br />

Projektlaufzeit und lädt dazu interessierte KollegInnen<br />

herzlich ein. Zielsetzung des Workshops<br />

ist zum einen, die aktuellen Berufsgesetze in der<br />

Pflege mit ihren Konsequenzen für Bildungspolitik<br />

und Berufspädagogik aufzuzeigen, zum anderen<br />

werden Modellprojekte vorgestellt, die mit unterschiedlichen<br />

Ansätzen auf die neuen Anforderungen<br />

an die berufliche Pflegeausbildung reagieren.<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong>, Institut für angewandte Pflegeforschung<br />

(iap), Ltg. Prof. Dr. Stefan Görres; Modellprojekt<br />

»Integrierte Pflegeausbildung in <strong>Bremen</strong>«, Stefanie<br />

Bohns Soz. M.A., Martina Stöver Dipl. Berufspäd. PfleWi,<br />

Grazer Str. 2B, 28359 <strong>Bremen</strong>, Tel: 0421-218-9672,<br />

Fax: 0421-218-9668, Mail: bohns@uni-bremen.de,<br />

Mail: stöver@uni-bremen.de<br />

Deshalb hat die Stabsstelle Qualitätssicherung der<br />

Bremer Heimstiftung einen ausführlichen »Standard<br />

Mangelernährung«, entwickelt, der zur Zeit in<br />

der Pflege in der Erprobungsphase ist und zum<br />

Ende des Jahres verbindlich werden soll. Um den<br />

Effekt und die Resonanz auf die Fortbildungen zu<br />

erfahren, wurde 2002 ein Fragebogen zur Evaluation<br />

der Maßnahmen für die Küchenleitung entwickelt<br />

und eingesetzt. Die Ergebnisse zeigten,<br />

dass die bislang durchgeführten Angebote erste<br />

Impulse zur verstärkten Sensibilität gegenüber<br />

dem Thema Mangelernährung im Alter geben<br />

konnten. Sie sollen fortgesetzt werden, um die kri-<br />

tische Reflexion und die berufliche Auseinandersetzung<br />

(z.B. die Frage nach der Zuständigkeit) mit<br />

dem Thema zu fördern. Im Hinblick auf die zunehmende<br />

Bedeutung des Themas wird die Fachberatung<br />

fortgesetzt.<br />

PERSPEKTIVEN – »WOHNKÜCHEN-<br />

MODELL« BREMER HEIMSTIFTUNG<br />

Das Prinzip, auch pflegebedürftigen und dementen<br />

SeniorInnen die weitest gehende Aufrechterhaltung<br />

von Alltagskompetenzen zu ermöglichen, hat<br />

die Bremer Heimstiftung bereits in mehreren<br />

Stiftungshäusern mit »Wohnküchen-Modellen«<br />

erfolgreich umgesetzt. Nach Vorbildern aus Holland<br />

und Frankreich sind so z.B. im Stiftungsdorf<br />

Rablinghausen Wohnküchen installiert worden, die<br />

zum Mittelpunkt der Wohnungen geworden sind:<br />

SeniorInnen kochen gemeinsam, klönen dabei und<br />

genießen die Mahlzeiten in geselliger Runde.<br />

Helga Strube, <strong>Ernährung</strong>smedizinische Beraterin DGE,<br />

Bremer Institut für Präventionsforschung und<br />

Sozialmedizin (BIPS), <strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong>,<br />

Linzer Str. 8-10, 28350 <strong>Bremen</strong>, Tel: 0421 / 5959-637,<br />

Mail: strube@bips.uni-bremen.de<br />

Krankenhausernährung zwischen Rationalisierung<br />

und Gesundheitsförderung<br />

Studien haben nachgewiesen, dass 20 - 40% der<br />

Arbeitsunfähigkeitstage mittelbar durch ernährungsbedingte<br />

Erkrankungen provoziert werden.<br />

Was liegt näher, als zu erwarten, dass die Krankenhäuser<br />

ihren PatientInnen und ihren MitarbeiterInnen<br />

eine gesundheitsfördernde <strong>Ernährung</strong> anbieten?<br />

Die Erfahrung lehrt allerdings, dass gerade<br />

dies nur in Ausnahmefällen geschieht. Dies ist<br />

umso erstaunlicher, als die Krankenhäuser zunehmend<br />

im Wettbewerb stehen und man davon ausgehen<br />

sollte, dass eine gesundheitsfördernde<br />

<strong>Ernährung</strong> ein Wettbewerbsfaktor ist. Im Folgenden<br />

soll auf diese Diskrepanz eingegangen<br />

werden.<br />

WETTBEWERB DER KRANKEN-<br />

HÄUSER<br />

Die neuen diagnose- und aufwandsbezogenen<br />

Erlösregelungen (»Diagnosis Related Groups –<br />

DRG«) werden den Wettbewerb der Krankenhäuser<br />

um die effizientesten Diagnosen und Behandlungen<br />

in Zukunft weiter verstärken.<br />

Seit etwa 20 Jahren beklagen die Krankenkassen<br />

ein Überangebot an Krankenhausbetten, das<br />

sie finanzieren müssen. Die Krankenhausplanung<br />

obliegt der Politik, die sich nun auf die DRG-Regelung<br />

eingelassen hat, in der Hoffnung, über die<br />

Erlöse eine Selbstregulierung des Angebots anzustoßen.<br />

Damit ist ein Krankenhaussterben und ein<br />

Einpendeln auf einem verknappten Bettenangebot<br />

einkalkuliert. Es werden nur die Krankenhäuser<br />

»überleben«, die im ökonomischen Verdrängungswettbewerb<br />

den längsten Atem haben.<br />

Die DRG´s legen nahe, die Behandlungsaufträge<br />

auf das Wichtige, Richtige und Notwendige zu<br />

beschränken, die Verweildauer zu reduzieren und<br />

die Weiterbehandlung auf ambulante Leistungserbringer<br />

zu verlagern. Der akutmedizinische Aspekt<br />

der Krankenhausbehandlung gerät so immer mehr<br />

in den Vordergrund, gesundheitsfördernde und<br />

präventive Angebote werden deutlich reduziert.<br />

In PatientInnenbefragungen, die in den Krankenhäusern<br />

im Rahmen des Qualitätsmanagements<br />

durchgeführt werden, werden Klagen über<br />

das schlechte Krankenhausessen häufig genannt.<br />

In der Skala der Qualitätsmerkmale, die für die<br />

Gesamtzufriedenheit entscheidend sind, ordnen<br />

die PatientInnen das Krankenhausessen jedoch als


wenig bedeutsam ein. Außerdem wird die Qualität<br />

des Essens sehr unterschiedlich beurteilt und oft<br />

wenig am Kriterium »gesunde <strong>Ernährung</strong>« gemessen.<br />

Im Krankenhaus konzentrieren sich zudem die<br />

schwer, chronisch und multimorbiden Kranken<br />

sowie die Älteren. Diese PatientInnen sind i.d.R.<br />

auch jene, die durch Aufklärung bzw. Angebote zur<br />

Lebensstilveränderung und <strong>Ernährung</strong>sumstellung<br />

schwerer zu erreichen sind.<br />

Bei einem Personalkostenanteil von ca. 65% ist<br />

eine Kostenreduktion immer auch mit Personalreduktion<br />

bzw. mit einer Beschäftigung von minder<br />

Qualifizierten oder »Outsourcing« verbunden. In<br />

diesem Zusammenhang besteht die Neigung der<br />

Krankenhausdirektionen, alle jene Bereiche auszugliedern,<br />

die nicht zum »Kerngeschäft« gehören,<br />

so auch die Küche und das <strong>Ernährung</strong>smanagement<br />

für PatientInnen und MitarbeiterInnen).<br />

DIE ROLLE DER KÜCHE<br />

Die bisher vorgebrachten Argumente erklären,<br />

warum die Krankenhäuser wenig Wert auf eine<br />

gesundheitsbewusste und -fördernde <strong>Ernährung</strong><br />

der PatientInnen gelegt haben. Dennoch wird die<br />

Krankenhausküche einen Bedeutungszuwachs<br />

erfahren (müssen). Denn sie ist auch Dienstleister<br />

für das Krankenhauspersonal! Wenn die <strong>Ernährung</strong><br />

eine große Bedeutung für die krankheitsbedingten<br />

Ausfalltage von Beschäftigten hat, gilt dies auch<br />

für das Krankenhauspersonal. In diesem<br />

Zusammenhang ist die Kantinenverpflegung in<br />

den Focus von »Gesundheitsförderung« und<br />

»Public Health« geraten: Sie beeinflusst tiefgreifend<br />

und über lange Zeitperioden die <strong>Ernährung</strong><br />

großer Teile der Bevölkerung und kann damit entweder<br />

die Ausbildung chronischer, ernährungsbedingter<br />

Erkrankungen unterstützen oder Wege zu<br />

einer gesundheitsbewussten <strong>Ernährung</strong> bahnen.<br />

Die MitarbeiterInnen eines Krankenhauses sind<br />

»ExpertInnen« und als solche nur schwer zu ersetzen.<br />

Organisation und Abläufe dieser Betriebe sind<br />

Hypertonie – der Stellenwert<br />

der nicht-medikamentösen Therapie<br />

Hypertonie (Bluthochdruck) kommt in der Bundesrepublik<br />

Deutschland bei fast jedem zweiten<br />

Erwachsenen vor. In den meisten Fällen handelt es<br />

sich um eine essentielle Hypertonie. Man geht<br />

heute davon aus, dass diese Form des Bluthochdruckes<br />

durch das Zusammenwirken von Erbanlagen,<br />

Alter, Geschlecht und verschiedenen <strong>Ernährung</strong>s-<br />

und Lebensgewohnheiten entsteht. Eine<br />

erbliche Veranlagung führt dabei aber nicht<br />

zwangsläufig zu einer Manifestation der Hypertonie.<br />

Die Entwicklung und der Manifestationszeitpunkt<br />

werden durch die Lebensweise beeinflusst.<br />

Dabei spielen Übergewicht, hoher Kochsalzkonsum<br />

bei gesteigerter Salzsensitivität, hoher Alkoholkonsum,<br />

Bewegungsmangel und Stress eine besondere<br />

Rolle.<br />

Es besteht heute Konsens, dass jede Hypertonie<br />

behandlungsbedürftig ist. Ziel der antihypertensiven<br />

Therapie ist die Vermeidung von Folgeerkrankungen,<br />

insbesondere von Schlaganfall und Herz-<br />

Kreislauf-Erkrankungen. Die Entscheidung für eine<br />

ausschließlich nicht-medikamentöse Therapie oder<br />

eine Kombination aus nicht-medikamentöser und<br />

medikamentöser Therapie sollte nach Blutdruckmessung<br />

und Ermittlung des individuellen kardiovaskulären<br />

Risikos erfolgen.<br />

Jede antihypertensive Therapie sollte mit nichtmedikamentösen<br />

Maßnahmen eingeleitet werden.<br />

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auf eingespielte und verlässliche Teams angewiesen.<br />

Die Gesundheit der MitarbeiterInnen ist ein<br />

Erfolgsgarant für Krankenhäuser im Wettbewerb.<br />

Zielorientierte, kluge Programme zur Gesundheitsförderung<br />

und Verhaltensprävention können zum<br />

Erfolg beitragen. Die <strong>Ernährung</strong> spielt dabei eine<br />

führende Rolle. Daher gilt es, gemeinsam mit<br />

BetriebsärztInnen, KüchenleiterInnen, DiätassistentInnen,<br />

<strong>Ernährung</strong>sberaterInnen und Public-<br />

Health-WissenschaftlerInnen gesundheitsfördernde<br />

Programme zu entwerfen, die sowohl den Leitbildern<br />

der Gesundheitseinrichtung entsprechen<br />

als auch den MitarbeiterInnen den notwendigen<br />

Spielraum für einen gesundheitsfördernden<br />

Lebensstil schaffen.<br />

Dr. med. Hans-Georg Güse, Güse mediConsult GmbH,<br />

Elsasser Str.16, 28211 <strong>Bremen</strong>, Lehrbeauftragter im FB 11<br />

Human- und Gesundheitswissenschaften der<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong><br />

In der Regel ist das für PatientInnen mit einer<br />

Änderung des Lebensstils verbunden. Im Mittelpunkt<br />

stehen dabei die Gewichtsreduktion bei<br />

Übergewicht, die Kochsalzreduktion, die Einschränkung<br />

des Alkoholkonsums, regelmäßige körperliche<br />

Aktivität, die Vermeidung und Bewältigung<br />

von schädlichem Stress und die Überprüfung<br />

der laufenden Arzneitherapie auf das Vorhandensein<br />

blutdrucksteigernder Medikamente, wie<br />

nichtsteroidale Antirheumatika, Steroide und orale<br />

Kontrazeptiva.<br />

Von allen nicht-medikamentösen Maßnahmen hinsichtlich<br />

der Blutdrucksenkung bei übergewichtigen<br />

Hypertonikern ist die Gewichtsabnahme die<br />

effektivste. Jedes Kilogramm Gewichtsabnahme<br />

senkt den Blutdruck um 2 mmHg. Eine Gewichtsabnahme<br />

um 5-10% erlaubt eine verbesserte Blutdruckeinstellung<br />

mit Einsparungen von blutdrucksenkenden<br />

Medikamenten und eine Senkung des<br />

kardiovaskulären Risikos um 25-40%.<br />

Bluthochdruck ist eine Volkskrankheit, in deren<br />

Folge Krankheiten entstehen, die nach wie vor<br />

hohe Kosten verursachen und zu den meisten<br />

Todesfällen in Deutschland führen. Bluthochdruck<br />

kann heute effektiv vorgebeugt und behandelt<br />

werden. Prävention und nichtmedikamentöse Therapie<br />

sollten dabei im Mittelpunkt stehen. Sie sind<br />

kostengünstig und auch unter ethischen Aspekten


zph-info Ausgabe 04/03<br />

zu bevorzugen. Allerdings erfordern sie eine hohe<br />

Kooperationsbereitschaft der Betroffenen und personellen<br />

Aufwand vor allem zur Information, Schulung,<br />

Betreuung und Motivation.<br />

Das Angebot und die Inanspruchnahme präventiver<br />

und therapeutischer Möglichkeiten in Deutschland<br />

ist insgesamt zu gering. Darüber hinaus<br />

bestehen zwischen Prävention und Therapie und<br />

zwischen nicht-medikamentöser und medikamentöser<br />

Therapie in unserem Gesundheitssystem derzeit<br />

Ungleichgewichte zu Gunsten der Therapie<br />

und dabei speziell zu Gunsten der Arzneitherapie.<br />

Vorteile der ergänzenden oder alleinigen nicht-<br />

Wechseljahre – welche Evidenz zeigt sich<br />

für die Phyto-Östrogene?<br />

Aufgrund der jüngsten Erkenntnisse zu den möglichen<br />

Risiken, die mit einer Hormontherapie (HT)<br />

verbunden sind, suchen viele Frauen nach vermeintlichen<br />

Alternativen hierzu. Phyto-Östrogene<br />

werden heute häufig als Lösung angepriesen. In<br />

jüngster Zeit mehren sich auch Hinweise, dass<br />

Phyto-Östrogene eine protektive Wirkung in Bezug<br />

auf Wechseljahrsbeschwerden, Brustkrebs, Endometriumkarzinome,<br />

Darmkrebs, Osteoporose und<br />

kardiovaskuläre Erkrankungen ausüben sollen. Im<br />

Rahmen dieses Beitrags soll kurz der derzeitige<br />

Stand der Erkenntnisse für ausgewählte Erkrankungen<br />

dargestellt werden.<br />

VORKOMMEN UND WIRKUNG DER<br />

PHYTO-ÖSTROGENE<br />

Zur Stoffklasse der Phyto-Östrogene gehören vor<br />

allem die Polyphenole, wie Isoflavonoide, Coumestane<br />

und die Lignane. Darüber hinaus werden<br />

auch Myko-Östrogene unter dem Oberbegriff<br />

Phyto-Östrogene zusammengefasst. Getreide ist<br />

häufig kontaminiert mit Myko-Östrogenen wie<br />

Resorzylsäurelactone: Östrogenwirkende Substanzen,<br />

die nicht von der Pflanze selbst produziert<br />

werden, sondern von dem auf dem Getreide<br />

befindlichen Pilz der Gattung Fusarium. Resveratrol<br />

zählt ebenfalls zu den Phyto-Östrogenen und<br />

kommt vermehrt in Trauben, und somit auch in<br />

Traubensaft und Wein vor.<br />

Phyto-Östrogene sind natürliche Pflanzenbestandteile,<br />

die eine ähnliche chemische Struktur aufweisen<br />

wie Östradiol. Sie kommen in verschiedenen<br />

Lebensmittelgruppen vor, unter anderem in Getreide,<br />

Hülsenfrüchten (insbesondere in Soja) und Gräsern.<br />

Die Aufnahme der Phyto-Östrogene kann<br />

medikamentösen Therapie liegen unter anderem in<br />

der Einsparung von blutdrucksenkenden Medikamenten<br />

und der Reduktion arzneimittelbedingter<br />

Nebenwirkungen. Durch die gegenseitige ungünstige<br />

Beeinflussung von Stoffwechselprozessen bei<br />

Übergewicht, Diabetes mellitus, Hypertonie und<br />

Hyperlipidämie wird das ernährungsmedizinische<br />

Potenzial deutlich und sollte stärker genutzt<br />

werden.<br />

Dr. Katrin Janhsen, Helga Strube, Bremer Institut für Präventionsforschung<br />

und Sozialmedizin (BIPS), Linzer Str. 8-10,<br />

28359 <strong>Bremen</strong>, Tel: 0421/ 5959-631, Mail: janhsen@<br />

bips.uni-bremen.de, strube@bips.uni-bremen.de<br />

zum einen über Lebensmittel erfolgen und zum<br />

anderen über hoch dosierte, isolierte Präparate, die<br />

derzeit vermehrt angeboten werden.<br />

KORONARE HERZERKRANKUNGEN<br />

Die Ergebnisse der bislang durchgeführten Studien<br />

zeigen, dass der Verzehr an Phyto-Östrogenen sich<br />

positiv im Hinblick auf koronare Herzerkrankungen<br />

auswirkt. In Tierversuchen wurde festgestellt, dass<br />

Sojaprotein bzw. die darin enthaltenen Isoflavonoide<br />

Arteriosklerose verhindern können. Klinische<br />

Studien, in deren Durchführung hohe Konzentrationen<br />

an Phyto-Östrogenen verabreicht wurden,<br />

zeigen, dass Soja die Konzentration von LDL verringert<br />

und von HDL erhöht. Außerdem kommt es<br />

zu einer Verbesserung hinsichtlich des Blutdruckes<br />

und die Oxidation von LDL wird unterbunden. Eine<br />

Reduktion der Lipidfraktionen geht gleichzeitig mit<br />

einer Verminderung der Häufigkeit kardiovaskulärer<br />

Erkrankungen einher. Im Oktober 1999 hat die<br />

US Food and Drug Administration deshalb die Einführung<br />

neuer Gesundheitslabel auf Lebensmitteln<br />

erlaubt. Diese weisen darauf hin, dass in dem Produkt<br />

Sojaprotein enthalten ist und es somit zu<br />

einer Verringerung des Risikos für koronare Herzerkrankungen<br />

kommen kann.<br />

BRUSTKREBS<br />

Ein protektiver Effekt in Bezug auf die Brustkrebserkrankung<br />

ist derzeit noch nicht eindeutig belegt,<br />

er wird aber von verschiedenen AutorInnen für<br />

möglich gehalten. Bei asiatischen Immigrantinnen<br />

konnte gezeigt werden, dass bei einer Anpassung<br />

an die westliche <strong>Ernährung</strong>sweise das Brustkrebsrisiko<br />

bei der ersten Generation um das dreifache<br />

ansteigt und bei der zweiten Generation um das<br />

PUBLIKATION<br />

WECHSELJAHRE –<br />

WAS FRAUEN WISSEN SOLLTEN<br />

Petra Kolip, Gerd Glaeske, Jens Bucksch, Helga Strube<br />

Viele Frauen erleben die Wechseljahre als eine<br />

Zeit des Übergangs und des Wandels. Mit den<br />

körperlichen Veränderungen stellen sich zahlreiche<br />

Fragen: Was hilft bei Wechseljahrsbeschwerden?<br />

Wie gut wirken naturheilkundliche Mittel?<br />

Welche Argumente sprechen für, welche gegen<br />

die Hormontherapie? Der Ratgeber geht auf die<br />

Möglichkeiten zur Linderung von Wechseljahrsbeschwerden,<br />

aber auch auf die Prävention altersbedingter<br />

Krankheiten ein. Neben den körperlichen<br />

Aspekten werden die psychischen und<br />

sozialen Veränderungen von Frauen betrachtet.<br />

Auch wenn die Wechseljahre für manche Frauen<br />

beschwerlich sind: Sie sind keine Krankheit.<br />

Ratgeber der Verbraucher- Zentrale Nordrhein-Westfalen,<br />

Düsseldorf 2003, ISBN 3-933705-24-X<br />

fünffache höher liegt. Aus vielen dieser Studien<br />

wurde gefolgert, dass der Verzehr einer sojareichen<br />

Kost das Brustkrebsrisiko mindern kann. Nach dem<br />

derzeitigen Kenntnisstand wird ein Schutzeffekt<br />

der Phyto-Östrogene auf die Brustkrebsentstehung<br />

zwar für möglich gehalten. Die Datenlage ist<br />

jedoch uneinheitlich und auch die genauen Wirkmechanismen<br />

sind nicht hinreichend bekannt.<br />

VASOMOTORISCHE SYMPTOME<br />

Für die Behandlung von vasomotorischen Sympto-<br />

men können derzeit keine einheitlichen Ergebnisse<br />

festgestellt werden, so dass eine abschließende<br />

Beurteilung weitere epidemiologische Studien voraussetzt.<br />

In den meisten der bislang durchgeführ


ten randomisiert, kontrollierten Studien hat sich<br />

gezeigt, dass Sojaprodukte oder Isoflavone keinen<br />

Effekt auf die wechseljahrsbedingten Hitzewallungen<br />

haben und einige Untersuchungen deuten darauf<br />

hin, dass, wenn dieser Effekt vorliegt, nur ein<br />

schwacher Einfluss auf die vasomotorischen Symptome<br />

besteht. Viele Studien zeigen zudem, dass<br />

bezogen auf Hitzewallungen diese durch Sojaprodukte<br />

um 45%, durch Placebos um 30% und durch<br />

eine Hormontherapie um 70% reduziert werden.<br />

Es wird vermutet, dass mitunter allein die Teilnahme<br />

an einer Studie bzw. die Anwendung von Placebopräparaten<br />

zu einer Besserung klimakterischer<br />

Symptome führen kann. Ein weit verbreitetes<br />

Problem bei den Studien ist zudem, dass sich diese<br />

hinsichtlich der eingesetzten Phyto-Östrogene<br />

unterscheiden und dass die Interventionsphase<br />

häufig zu kurz ist, um entsprechende Effekte messen<br />

zu können.<br />

OSTEOPOROSE<br />

Im Hinblick auf die Osteoporose scheinen nach den<br />

bislang zur Verfügung stehenden Ergebnissen<br />

keine präventiven Effekte für die über die Lebensmittel<br />

zugeführten Phyto-Östrogene vorzuliegen.<br />

Die Beobachtung, dass die Inzidenz der postmenopausalen<br />

Osteoporose in asiatischen Ländern<br />

geringer ist, wurde ebenfalls mit den unterschiedlichen<br />

<strong>Ernährung</strong>sgewohnheiten in Zusammenhang<br />

gebracht. In welcher Weise natürlich vorkommende<br />

Phyto-Östrogene den Knochenstoffwechsel<br />

jedoch modulieren sollen, ist derzeit nicht bekannt.<br />

SCHLUSSBETRACHTUNGEN<br />

Bei der abschließenden Beurteilung, ob Phyto-<br />

Östrogene als Alternative zur bestehenden Hormontherapie<br />

genutzt werden können, muss<br />

berücksichtigt werden, dass viele Studien darauf<br />

hinweisen, dass lediglich die Zufuhr über die Nahrungsmittel<br />

sinnvoll ist. Besonders für Isoflavone<br />

zeigen sich verringerte Effekte, wenn diese isoliert<br />

zugeführt werden. Das bedeutet, dass für entsprechende<br />

Präventionsmaßnahmen eine <strong>Ernährung</strong>sumstellung<br />

angestrebt werden sollte, während die<br />

reine Substitution dieser Substanz keine geeignete<br />

Empfehlung darstellt. Eine Substitution in hoch<br />

dosierter Form scheint vielmehr kontra-indiziert zu<br />

sein, da negative Gesundheitseffekte nicht ausgeschlossen<br />

werden können. Darüber hinaus wird<br />

davon ausgegangen, dass ein möglicher positiver<br />

Effekt im Hinblick auf die chronischen Erkrankungen<br />

nur erzielt werden kann, wenn der Verzehr von<br />

Phyto-Östrogenen bereits in jungen Jahren erfolgt.<br />

Derzeit kann bezogen auf die westlichen Länder<br />

ein hoher Verzehr an Phyto-Östrogenen aber als<br />

Surrogatparameter für eine besonders gesunde<br />

Lebensweise gesehen werden. Frauen, die in den<br />

westlichen Industrienationen höhere Mengen an<br />

Phyto-Östrogenen verzehren, weisen häufig eine<br />

gesündere Lebensweise auf.<br />

Dr. oec. troph. Cornelia Heitmann, Bremer Institut für<br />

Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS),<br />

Linzer Str. 8-10, 28359 <strong>Bremen</strong>, Tel: 0421 / 5959-636,<br />

Mail: heitmann@bips.uni-bremen.de<br />

INSTITUTIONEN UND<br />

FACHGESELLSCHAFTEN<br />

Seite 10 | 11<br />

Die Deutsche Gesellschaft für<br />

<strong>Ernährung</strong> e.V. (DGE) ist die wissenschaftliche<br />

Fachgesellschaft im Bereich <strong>Ernährung</strong><br />

in Deutschland. Sie stellt die <strong>Ernährung</strong>ssituation<br />

in Deutschland unter verschiedenen<br />

Aspekten dar und liefert eine Fülle von<br />

wichtigen Daten – so gibt sie im Auftrag des<br />

Bundesministeriums für Gesundheit und<br />

Soziales sowie des Bundesministeriums für<br />

Verbraucherschutz, <strong>Ernährung</strong> und Landwirtschaft<br />

alle vier Jahre den <strong>Ernährung</strong>sbericht<br />

heraus. Die DGE verfolgt ihre Ziele frei von<br />

wirtschaftlichen und politischen<br />

Interessen.<br />

In diesem Jahr feiert die DGE ihr 50-jähriges<br />

Jubiläum mit einem wissenschaftlichem Kongress<br />

zum Thema »<strong>Ernährung</strong>swissen heute –<br />

ein multidisziplinärer Ansatz« am 9./10. Oktober<br />

2003 in Bonn.<br />

WEITERE LINKS<br />

Weitere Infos zum Kongress<br />

und zur DGE unter<br />

www.dge.de.<br />

www.dife.de<br />

Deutsches Institut für <strong>Ernährung</strong>sforschung<br />

www.bzga.de<br />

Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung<br />

www.fke.de<br />

Forschungsinstitut für Kinderernährung<br />

www.aid.de<br />

Auswertungs-und Informationsdienst des BMVELs<br />

www.ugb.de<br />

Verband der Unabhängigen Gesundheitsberater<br />

www.vdd.de<br />

Verband der Diätassistenten – Dt. Bundesverband e.V.<br />

www.was-wir-essen.de<br />

Bundesministerium für Verbraucherschutz<br />

www.vzbv.de<br />

Bundesverband der Verbraucherzentralen<br />

www.rki.de<br />

Robert-Koch-Institut<br />

www.bfa-ernaehrung.de<br />

Bundesforschungsanstalt für <strong>Ernährung</strong>


zph-info Ausgabe 04/03<br />

PROMOTIONEN<br />

Zu Hause krieg ich das nicht hin!?<br />

Entwicklung eines ambulanten Nachsorgeangebotes<br />

bei Essstörungen in <strong>Bremen</strong><br />

Bei Essstörungen handelt es sich um psychische<br />

Erkrankungen, von der in erster Linie Frauen<br />

betroffen sind. Die Schwere der Erkrankung erfordert<br />

in vielen Fällen einen stationären Aufenthalt<br />

in einer Rehabilitationsklinik. Diese Gruppe psychischer<br />

Störungen ist durch langwierige und wechselnde<br />

Krankheitsverläufe, eine relativ ungünstige<br />

Langzeitprognose sowie eine hohe Sterblichkeitsrate<br />

gekennzeichnet. Kernmerkmale sind Störungen<br />

des Essverhaltens (wie gewichtsreduzierende<br />

ESS-STÖRUNGEN<br />

KONTAKTADRESSEN IN BREMEN<br />

Arbeitskreis Ess-Störungen<br />

Kontakt: Margrit Hasselmann, Suchtprävention<br />

<strong>Bremen</strong>, Landesinstitut für Schule, Langemarckstr. 113,<br />

29199 <strong>Bremen</strong>, Tel: 0421 / 361-16050,<br />

Mail: mhasselmann@lis.bremen.de<br />

Schlaraffenland – Internetberatungsstelle für<br />

essgestörte Mädchen und junge Frauen<br />

Kontakt: Katharina Mietz, Mail: k.mietz@schlaraffenland-bremen.de,<br />

www.schlaraffenland-bremen.de<br />

Beratungszentrum Ess-Störungen <strong>Bremen</strong><br />

Kontakt: Beratungszentrum Ess-Störungen,<br />

Pappelstr. 31/33, 28199 <strong>Bremen</strong>, Tel: 0421 / 597 87 16,<br />

Mail: beratungszentrum@isapp.de<br />

Beratungstelefon - Zeiten: Mo 14-15 Uhr,<br />

Mi 14.30-15.30 Uhr und Fr 12-13 Uhr<br />

Beratungsführer<br />

Ess-Störungen <strong>Bremen</strong>,<br />

Der Beratungsführer,<br />

bietet einen umfassenden<br />

Überblick über Kontaktadressen<br />

zum Thema Essstörungen<br />

in <strong>Bremen</strong>; zu<br />

beziehen über Frau Hasselmann,<br />

Suchtprävention<br />

<strong>Bremen</strong>; Adresse s. oben.<br />

Maßnahmen, Essattacken, Angst vor Gewichtszunahme)<br />

und Selbstwahrnehmungsstörungen. Zu<br />

den Essstörungen zählen vor allem die Anorexia<br />

nervosa (Magersucht) und die Bulimia nervosa<br />

(Ess-Brechsucht). Epidemiologische Erhebungen<br />

belegen für die Hauptrisikogruppe der jüngeren<br />

Frauen (15-25 Jahre) eine Prävalenz klinischer<br />

Diagnosen von ca. 1% bei Anorexie und ca. 3% bei<br />

Bulimie.<br />

BEHANDLUNG, VERSORGUNGS-<br />

SITUATION UND BEDARF AN<br />

NACHSORGE<br />

Obwohl in den Industriestaaten Essstörungen in<br />

den letzten Jahrzehnten vor allem in der weiblichen<br />

Bevölkerung erheblich zugenommen haben,<br />

besteht eine gravierende Unterversorgung von<br />

Personen dieser Indikationsgruppe. Die Behandlungsquote<br />

in der Versorgungspraxis liegt nach<br />

aktuellen epidemiologischen Daten sogar bei nur<br />

einem Drittel der Betroffenen. Da die Erfolge stationärer<br />

Behandlungsmaßnahmen zudem eine<br />

relativ geringe Langzeitstabilität besitzen, wird<br />

u.a. vom Sachverständigenrat für die Konzertierte<br />

Aktion im Gesundheitswesen der Aufbau von poststationären<br />

Versorgungsstrukturen und Nachsorgeangeboten<br />

gefordert. Als zentrale Ziele psychosomatischer<br />

Nachsorge werden in der Literatur<br />

Wiedereinstieg in den Alltag, Stabilisierung und<br />

Ausweitung des stationären Therapieerfolges,<br />

Umgang mit und Vorbeugen von Rückfällen und<br />

Unterstützung durch die Gruppe genannt.<br />

STEPS BEI ESS-STÖRUNGEN<br />

Nach einer stationären Therapie/Rehabilitation von<br />

Essstörungen ist es für die Betroffenen häufig<br />

schwierig, die erzielten Erfolge langfristig aufrecht<br />

zu erhalten und optimal in den Alltag zu integrieren.<br />

Aufbauend auf der Analyse der Versorgungssituation<br />

wurde für diese Personengruppe ein spezielles<br />

Nachsorgeangebot: »STEPS bei Ess-Störungen<br />

– der zweite Schritt« entwickelt. Hierbei handelt<br />

es sich um ein Projekt, das an die Bremer Institution<br />

STEPS gGmbH angebunden ist und von der<br />

AKTION MENSCH gefördert wird. Das Angebot<br />

umfasst ein praxis- und alltagsbezogenes Gruppentraining<br />

sowie ergänzende therapeutische<br />

Wahlangebote (Reitprojekt, Kunst- und Kreativwerkstatt,<br />

Kochangebote u.a.).<br />

FRAGESTELLUNGEN<br />

Im Rahmen des Promotionsvorhabens werden die<br />

Konzeptentwicklung, der Aufbau und die Durchführung<br />

des Projektes wissenschaftlich begleitet.<br />

Mittels der Methoden der formativen Evaluation<br />

wird die Implementierung des Angebotes prozessbegleitend<br />

evaluiert und optimiert, wobei die<br />

NutzerInnen mit Hilfe von Interviews, Fragebögen<br />

und Gruppendiskussionen zu mehreren Zeitpunkten<br />

befragt werden und die AnwenderInnen ihre<br />

Praxiserfahrungen systematisch dokumentieren<br />

und auswerten.<br />

Erste Ergebnisse der Befragung sind:<br />

Von den TeilnehmerInnen dieser Nachsorgegruppe<br />

werden als zentrale Ziele Unterstützung<br />

durch die Gruppe, Auffangen von Krisen und<br />

Schutz vor Rückfällen genannt.<br />

Unter Fortführung der Therapie-/Rehabilitationsziele<br />

und Transfer in den Alltag konnten die<br />

TeilnehmerInnen ein für die Altersstufe normales<br />

Gewicht aufrechterhalten, ihr Essverhalten stabilisieren<br />

und ungezügelte Attacken reduzieren; das in<br />

der Klinik Gelernte im individuellen sozialen Kontext<br />

(Arbeitsplatz, Familie und Freunde) umsetzen;<br />

Therapieziele in Bezug auf Körperakzeptanz und<br />

Selbstwertproblematik verfestigen; neue Problemlösemöglichkeiten<br />

erproben und soziale Kontakte<br />

festigen.<br />

Für die meisten TeilnehmerInnen war die Unterstützung<br />

bei der Suche nach einem ambulanten<br />

Psychotherapieplatz, bei der beruflichen Integration<br />

bzw. Umorientierung oder bei der Vermittlung<br />

weitergehender Betreuungsangebote (Selbsthilfe)<br />

hilfreich.<br />

AUSBLICK<br />

Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse werden<br />

zentrale Fragen der Verstetigung des neuen Versorgungsangebotes<br />

diskutiert. Daraus lassen sich<br />

Schlussfolgerungen im Hinblick auf eine bedarfsund<br />

bedürfnisorientierte und geschlechterangemessene<br />

Nachsorge bei Essstörungen sowie eine<br />

Optimierung der Schnittstellen in der Versorgung<br />

ableiten.<br />

Monika Schwarze, Studiengang Öffentliche Gesundheit/Gesundheitswissenschaften,<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong>,<br />

Grazer Str. 2a, 28359 <strong>Bremen</strong>, Tel: 0421 / 218-4603,<br />

Mail: schwarze@uni-bremen.de<br />

Projektadresse: STEPS bei Ess-Störungen,<br />

STEPS Therapie Beratung gGmbH<br />

Hauptstr. 1, 28790 Schwanewede, Tel: 0421 / 62 63 780,<br />

Mobil: 0173 / 93 41 907, Mail: sbe@steps-bremen.de,<br />

www.steps-bremen.de/sbe.htm


PERSONALIA<br />

MAIKE WEERTS, POLITIKWISSEN-<br />

SCHAFTLERIN, MPH –<br />

NEUE WISSENSCHAFTLICHE<br />

KOORDINATORIN IM ZPH<br />

Maike Weerts übernahm zum 15. Juni 2003 die<br />

Geschäftsführung und wissenschaftliche Koordination<br />

des Bremer Zentrums für Public Health.<br />

Nach einer Ausbildung zur Logopädin studierte sie<br />

Politikwissenschaft an der <strong>Universität</strong> Marburg mit<br />

den Schwerpunkten Sozial- und Arbeitsmarktpolitik<br />

sowie Frauen- und Geschlechterforschung. Den<br />

anschließenden Aufbaustudiengang Gesundheitswissenschaften<br />

an der <strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong> schloss<br />

sie mit der Arbeit »Frauengesundheit im Brennpunkt.<br />

Bestandsaufnahme und Evaluation der<br />

zehnjährigen Arbeit des Frauengesundheitstreffs<br />

Tenever (FGT)« – ein Kooperationsprojekt zwischen<br />

dem Gesundheitsamt <strong>Bremen</strong>, dem Zentrum für<br />

Public Health und dem FGT – ab. Bereits während<br />

des Studiums begann sie als Dozentin und Presseund<br />

Öffentlichkeitsreferentin in einem privaten<br />

Fortbildungsinstitut in <strong>Bremen</strong> zu arbeiten, in dem<br />

sie ab 2002 die Geschäftsführung übernahm.<br />

Schwerpunkte ihrer Tätigkeit im Zentrum für<br />

Public Health sind neben der Öffentlichkeitsarbeit<br />

und Koordination von neuen gesundheitswissenschaftlichen<br />

Ausbildungskonzepten im Fachbereich<br />

Human- und Gesundheitswissenschaften an der<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong> insbesondere die Vernetzung<br />

des Zentrums sowohl innerhalb als auch außerhalb<br />

der <strong>Universität</strong> und der Aufbau regionaler, nationaler<br />

und internationaler Forschungs- und Kooperationsstrukturen.<br />

Maike Weerts, Zentrum für Public Health,<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong>, Fachbereich 11 Human- und Gesundheitswissenschaften,<br />

Grazer Str. 2a, 28359 <strong>Bremen</strong>,<br />

Tel: 0421 / 218-3059, Mail: mweerts@uni-bremen.de<br />

PROF. DR. GERD GLAESKE ALS<br />

MITGLIED IN DEN SACH-<br />

VERSTÄNDIGENRAT BERUFEN<br />

Das Mitglied des Direktoriums des Zentrums für<br />

Public Health an der <strong>Universität</strong> in <strong>Bremen</strong>, Prof.<br />

Dr. Gerd Glaeske, wurde im Juli 2003 von der<br />

Bundesministerin für Gesundheit und Soziale<br />

Sicherung, Ulla Schmidt, in den Sachverständigenrat<br />

für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen<br />

berufen. Die Mitgliedschaft in diesem<br />

Gremium der »Sieben Weisen«, das sich mit der<br />

Analyse der derzeitigen medizinischen Versorgung<br />

ebenso beschäftigt wie mit der strukturellen<br />

Weiterentwicklung, dauert jeweils vier Jahre. Dieser<br />

Sachverständigenrat (SVR) wurde 1992 eingerichtet<br />

und im § 142 des 5. Sozialgesetzbuches<br />

(SGB V) auch rechtlich verankert. Er muss alle zwei<br />

Jahre ein Gutachten publizieren, das bestimmte<br />

Schwerpunkte unseres Gesundheitssystems bearbeitet;<br />

eines der letzten Gutachten hat sich z.B. mit<br />

der Über-, Unter- und Fehlversorgung in unserem<br />

System beschäftigt. Diese Gutachten werden vom<br />

Bundesministerium für Gesundheit und Soziale<br />

Sicherung veröffentlicht. Zusammen mit Herrn<br />

Glaeske sind Frau Prof. Gisela Fischer, Hannover,<br />

Frau Prof. Adelheid Kuhlmey, Berlin, Herr Prof. Karl<br />

Lauterbach, Köln, Herr Prof. Rolf Rosenbrock, Berlin,<br />

Herr Prof. Peter C. Scriba, München, und Herr<br />

Prof. Eberhard Wille, Mannheim, als Mitglieder in<br />

den Rat berufen worden.<br />

Prof. Dr. Gerd Glaeske, Zentrum für Sozialpolitik (ZeS),<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong>, Parkallee 39, 28209 <strong>Bremen</strong>,<br />

Tel: 0421 / 218-4401, Mail: gglaeske@zes.uni-bremen.de<br />

Seite 12 | 13<br />

PROF. DR. EBERHARD GREISER<br />

ALS MITGLIED DER STRAHLEN-<br />

SCHUTZKOMMISSION BERUFEN<br />

Mit Datum vom 10.01.2003 hat der Bundesminister<br />

für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit,<br />

Herr Jürgen Trittin, den Direktor des Bremer Instituts<br />

für Präventionsforschung und Sozialmedizin<br />

(BIPS) an der <strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong>, Professor Dr.<br />

med. Eberhard Greiser bis Ende des Jahres 2004<br />

als Mitglied der Strahlenschutzkommission berufen.<br />

Die Strahlenschutzkommission berät das Bundesministerium<br />

für Umwelt, Naturschutz und Reaktor-<br />

sicherheit in allen Fragen des Schutzes vor den<br />

Gefahren ionisierender und nichtionisierender<br />

Strahlen. Die Mitgliedschaft in diesem Gremium ist<br />

ein persönliches Ehrenamt. Die Mitglieder sind<br />

unabhängig und nicht an Weisungen gebunden.<br />

Prof. Dr. Eberhard Greiser, Bremer Institut für Präventionsforschung,<br />

Sozialmedizin und Epidemiologie (BIPSE),<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong>, Linzer Str. 8-10, 28359 <strong>Bremen</strong>,<br />

Tel: 0421 / 5959-60, Mail: greiser@bips.uni-bremen.de<br />

NEUES AUS DEM STUDIENGANG<br />

3. AbsolventInnen-Tag<br />

Am 23. Oktober 2003 findet von 13:15 bis 16:30<br />

Uhr im Zentrum für Sozialpolitik, Parkallee 39 der<br />

3. AbsolventInnen-Tag des Studiengangs »Öffentliche<br />

Gesundheit/Gesundheitswissenschaften« der<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong> statt. Im Rahmen dieses Tages<br />

sollen wieder – wie bereits im vergangenen Jahr –<br />

die besten Magisterarbeiten mit dem Hanse-Preis<br />

der GEK prämiert werden.<br />

Prof. Dr. Petra Kolip, <strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong>,<br />

Postfach 330 440, 28334 <strong>Bremen</strong>, Tel: 0421 / 218-9726,<br />

Mail: kolip@bips.uni-bremen.de


zph-info Ausgabe 04/03<br />

PUBLIKATIONEN<br />

DER BROCKHAUS<br />

ERNÄHRUNG<br />

Der »<strong>Ernährung</strong>s-Brockhaus« wurde in Zusammenarbeit<br />

mit zahlreichen ExpertInnen, u.a. den<br />

beiden Mitgliedern des Zentrums für Public Health<br />

Helga Strube, <strong>Ernährung</strong>smedizinische Beraterin<br />

DGE und Dr. oec. troph. Cornelia Heitmann MPH,<br />

unter der wissenschaftlichen Leitung der Deutschen<br />

Gesellschaft für <strong>Ernährung</strong> (DGE) erarbeitet.<br />

Neben 3.500 Stichwörtern von »A« wie Aale bis<br />

»Z« wie Zytostatika werden in 23 ausführlichen<br />

Artikeln bestimmte <strong>Ernährung</strong>sschwerpunkte vertieft<br />

– so finden sich z.B. aktuelle Informationen<br />

zur »Gentechnik« oder zu »Essstörungen«. Ergänzt<br />

durch zahlreiche Abbildungen und Tabellen,<br />

Lesetipps und Internet-Links, ist dieses Nachschlagewerk<br />

gleichermaßen für VerbraucherInnen und<br />

Fachleute geeignet.<br />

Bibliographisches Institut Mannheim, 2001,<br />

ISBN 3-7653-0581-2<br />

DER GEK-ARZNEIMITTEL-<br />

REPORT 2003<br />

Gerd Glaeske, Katrin Janshen<br />

Die Forderung, mehr Geld in das System »zu pumpen«,<br />

wird zwar immer wieder gestellt, sie ist aber<br />

sowohl im Gesundheitssystem allgemein wie in<br />

der Arzneimittelversorgung ein unnötiger und falscher<br />

Weg. Die Strategie muss vielmehr lauten, die<br />

Qualität und Effizienz in der Arzneimittelversorgung<br />

zu verbessern und mit den gleichen eingesetzten<br />

finanziellen Mitteln eine bessere Therapie<br />

zu erzielen. Die GEK setzt sich dafür ein, dass ihre<br />

Versicherten teilhaben am therapeutischen Fortschritt,<br />

sie kritisiert aber gleichermaßen den Einsatz<br />

von unnötig teuren Arzneimitteln dort, wo<br />

auch mit neuen Arzneimitteln kein besserer Therapieerfolg<br />

erzielt werden kann als mit bewährten<br />

und in der Zwischenzeit kostengünstig angebotenen<br />

Präparaten – so kann auch »Headroom for<br />

Innovation« geschaffen werden.<br />

Für diesen Report wurden rund 21 Mio. Verordnungen<br />

ausgewertet, die Ausgaben für die GEK<br />

im Jahre 2001 von rund 274 Mio. Euro, im Jahre<br />

2002 von rund 290 Mio. Euro bedeuteten. Im<br />

Mittelpunkt der Auswertung standen Arzneimittel<br />

zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

und Schmerzen sowie die Anwendung von Hormonpräparaten<br />

für Frauen nach der Menopause.<br />

Insgesamt ging in den beiden untersuchten Jahren<br />

zwar die Verordnungsmenge um 3,1% zurück, die<br />

Ausgaben stiegen aber um 6% an – ein Hinweis<br />

darauf, dass mehr und mehr teure Arzneimittel verordnet<br />

werden, die keineswegs immer ein gutes<br />

Preis-Leistungs-Verhältnis aufweisen. Etwa 0,4<br />

Beitragssatzpunkte wären bei einer rationalen Arzneimitteltherapie<br />

einzusparen – für die GEK Grund<br />

genug, das Qualitäts- und Kostenmanagement zu<br />

stärken und damit einen Beitrag zu einer effizienten<br />

Versorgung ihrer Versicherten zu leisten.<br />

Der GEK-Arzneimittel-Report 2003, Asgard-Verlag, 2003,<br />

276 Seiten, ISBN 3-537-44025-1<br />

SOZIALE UNGLEICHHEIT UND<br />

KRANKHEITSRISIKEN<br />

Uwe Helmert<br />

Für den Sozial- und Wohlfahrtsstaat Deutschland<br />

stellt die Verringerung der sozialen Ungleichheit<br />

von Krankheitsrisiken eine große Herausforderung<br />

dar. Unter Verwendung der wichtigsten und<br />

zumeist repräsentativen Datenquellen wird mittels<br />

sozialepidemiologischer Methoden eine Bestandsaufnahme<br />

hinsichtlich der Fragestellung vorgenommen,<br />

in welchem Maße zentrale Indikatoren<br />

des Gesundheitszustandes in Deutschland durch<br />

soziale Faktoren beeinflusst werden. Dabei wird<br />

sehr deutlich, dass viele vermeintlich als überwunden<br />

angesehene soziale Bestimmungsfaktoren wie<br />

Einkommensarmut, Bildungsdefizite, niedrige berufliche<br />

Qualifikationen, unterwertige Beschäftigungsverhältnisse<br />

und prekäre Familienkonstellationen<br />

nach wie vor einen sehr bedeutsamen direkten<br />

Einfluss auf den Zustand und die Entwicklung der<br />

Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger ausüben.<br />

Damit soll bei den Akteuren im Gesundheitssektor<br />

der Blick dafür geschärft werden, dass bei<br />

den Debatten und Reformbemühungen für die<br />

zukünftige Sicherung des »Gutes Gesundheit« in<br />

Deutschland nicht nur ökonomische, medizinische,<br />

naturwissenschaftliche und technologische Aspekte<br />

Berücksichtigung finden, sondern die oftmals<br />

stark unterschätzte soziale Dimension der Gesundheit<br />

und der Medizin gestärkt wird.<br />

MaroVerlag, Augsburg, 2003, 224 Seiten,<br />

ISBN 3-87512-183-X


TAGUNGSBERICHTE<br />

KONGRESS WECHSELJAHRE<br />

MULTIDISZIPLINÄR<br />

Vom 21. – 23. Februar 2003 fand der Kongress<br />

»wechseljahre multidisziplinär: was wollen Frauen<br />

- was brauchen Frauen?« in der <strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong><br />

statt. Rund zweihundert TeilnehmerInnen –<br />

MedizinerInnen, PsychologInnen, BeraterIinnen,<br />

StudentInnen, VertreterInnen berufspolitischer Verbände<br />

und Fachgesellschaften, Krankenkassen<br />

sowie Laien haben sich zusammengefunden, die<br />

Wechseljahre von Frauen multidisziplinär und multiprofessionell<br />

zu diskutieren.<br />

Im Mittelpunkt des Kongresses, der vom Bremer<br />

Forum Frauengesundheit, dem Bremer Institut<br />

für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS)<br />

und dem Zentrum für Public Health an der <strong>Universität</strong><br />

<strong>Bremen</strong> veranstaltet wurde, stand die These,<br />

dass die Wechseljahre zunächst eine ganz normale<br />

Lebensphase von Frauen sind, die nicht von vornherein<br />

in medizinische Hände gehört bzw. überhaupt<br />

behandlungsbedürftig ist. Diese These<br />

wurde in Plenarvorträgen, Diskussionsforen und<br />

Praxisworkshops von verschiedenen Seiten aus<br />

beleuchtet.<br />

Der Kongress schloss mit der Verabschiedung<br />

der »Bremer Erklärung wechseljahre multidisziplinär«<br />

und einer Podiumsdiskussion, an der die Vizepräsidentin<br />

der Bundesärztekammer, Frau Dr. Ursula<br />

Auerswald, die Vertreterin des Bundesverbandes<br />

der Frauengesundheitszentren, Frau Angelika Zollmann,<br />

der Leiter des Stabsbereichs Medizin des<br />

AOK-Bundesverbandes, Prof. Dr. Norbert Schmacke<br />

und Frau Ulrike Hauffe, die Bremer Landesbeauftragen<br />

für Frauen teilnahmen, ab.<br />

Frau Winnie Abraham, <strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong>, die<br />

die Podiumsdiskussion moderierte, fand folgende<br />

Schlussworte: »Alle Frauen werden die Räume<br />

namens Wechseljahre betreten und sie ganz unterschiedlich<br />

ausgestalten. Viele Frauen wollen und<br />

brauchen dabei keine Einmischung und es gibt<br />

Frauen, die professionelle Beratung und Unterstützung<br />

wünschen. Allen Beteiligten sollte dabei nicht<br />

aus dem Blick geraten, dass diese Räume den Frauen<br />

gehören, und alle anderen lediglich Gäste sind.<br />

In diesem Sinne wollen wir uns gegenseitig ermutigen,<br />

die nächsten Schritte als Gäste in den Räumen<br />

der Frauen in der Lebensmitte einfühlsam und<br />

respektvoll zu gestalten.«<br />

Die »Bremer Erklärung wechseljahre multidisziplinär«<br />

und der Plenarvortrag von Prof. Kolip<br />

können unter www.wechseljahre.uni-bremen.de<br />

heruntergeladen werden. Die Dokumentation des<br />

Kongresses erscheint im Herbst 2003 in der GEK-<br />

Edition im Asgard-Verlag.<br />

Dr. Ingeborg Jahn, Bremer Institut für Prävention,<br />

Sozialmedizin und Epidemiologie, <strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong>,<br />

Linzer Str. 8-10, 28359 <strong>Bremen</strong>, Tel: 0421 / 5959-652,<br />

Mail: jahn@bips.uni-bremen.de<br />

3. BREMER ERNÄHRUNGS-<br />

MEDIZINISCHES FORUM:<br />

OSTEOPOROSE – AKTUELLES AUS<br />

WISSENSCHAFT UND PRAXIS<br />

Auf dem 3. Bremer <strong>Ernährung</strong>smedizinischen<br />

Forum (veranstaltet von der Akademie für Ärztliche<br />

Fortbildung der Ärztekammer <strong>Bremen</strong>, dem Bremer<br />

Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin<br />

(BIPS) sowie dem Zentrum für Public<br />

Health der <strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong>) diskutierten am<br />

14. Juni 2003 mehr als 90 TeilnehmerInnen aus<br />

Medizin, <strong>Ernährung</strong>swissenschaft und Sporttherapie<br />

mit namhaften ExpertInnen den aktuellen Forschungsstand<br />

zum Thema Osteoporose.<br />

In ihren Grußworten betonten Gerd Wenzel<br />

(Ärztekammer <strong>Bremen</strong>) und Prof. Dr. Eberhard<br />

Greiser (BIPS), dass die große Resonanz auf diese<br />

Veranstaltung deutlich mache, dass sich die<br />

interdisziplinäre Fortbildungsreihe »Bremer <strong>Ernährung</strong>smedizinisches<br />

Forum« nach den Themen<br />

»Diabetes mellitus Typ 2« im Jahr 2001 und<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber: Vorstand des Zentrums für Public Health<br />

Redaktion: Gerd Glaeske, Cornelia Heitmann, Helga Strube, Maike Weerts<br />

Kontakt: Maike Weerts, Zentrum für Public Health, <strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong>, Fachbereich 11,<br />

Human- und Gesundheitswissenschaften, Grazer Straße 2a, 28359 <strong>Bremen</strong><br />

Tel: 0421 / 218-3059, Fax: 0421 / 218-2084, Mail: mweerts@uni-bremen.de<br />

Gestaltung: Patel Grafik Design, <strong>Bremen</strong>, Druck: Girzig+Gottschalk, <strong>Bremen</strong><br />

Bildnachweis: S. 1, 3, 5: Photodisc, S. 6: Walter Gerbracht, S. 8: Monika Böttjer,<br />

S. 9: Krankenhaus-Museum, ZKH <strong>Bremen</strong>-Ost, S. 11: Mark Patel<br />

Redaktionsschluss: 15.08.2003<br />

Seite 14 | 15<br />

»Adipositas bei Kindern« im Jahr 2002 mittlerweile<br />

erfolgreich etabliert hat und eine bestehende<br />

Weiterbildungslücke für Ärztinnen und Ärzte,<br />

<strong>Ernährung</strong>sfachkräfte, GesundheitswissenschaftlerInnen<br />

und interessierte Fachkräfte geschlossen<br />

hat.<br />

Die Beiträge zeigten neben dem Einfluss der<br />

<strong>Ernährung</strong> und Bewegung bei Osteoporose ebenfalls<br />

die sozialmedizinischen und gesundheitsökonomischen<br />

Folgen von Osteoporose auf. Nach<br />

einer bewegungsaktiven Pause für die TeilnehmerInnen<br />

hinterfragte Frau Prof. Martina Dören, Freie<br />

<strong>Universität</strong> Berlin in ihrem Schluss-Referat »Sinn<br />

und Nutzen einer Hormonersatztherapie bei<br />

Osteoporose« kritisch den Einfluss von Östrogenen<br />

auf die Knochenfestigkeit. Dören kommt zu dem<br />

Ergebnis, dass aufgrund der Datenlage und des<br />

Risikoprofils (Brustkrebs, Herzkreislauferkrankungen)<br />

eine Hormonersatztherapie nicht für die<br />

Osteoporose-Prävention empfohlen werden kann.<br />

In der Diskussion und in den Beiträgen wurde<br />

deutlich, dass im Vergleich zu anderen Erkrankungen<br />

die Osteoporose zu wenig gesundheitspolitische<br />

Aufmerksamkeit erfährt. Die demografische<br />

Entwicklung zeigt aber, dass die Bedeutung der<br />

Osteoporose in den nächsten Jahren dramatisch<br />

zunehmen wird und somit das hohe Präventionspotenzial<br />

der <strong>Ernährung</strong> und Bewegung stärker in<br />

den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rücken sollte.<br />

Ein besonderer Dank gilt Friederike Backhaus von<br />

der Ärztekammer <strong>Bremen</strong> für die tatkräftige Unterstützung!<br />

Gabriela Fehse, MPH, Geschäftsführende Ärztin der Akademie<br />

für Ärztl. Fortbildung der Ärztekammer <strong>Bremen</strong><br />

Helga Strube, <strong>Ernährung</strong>smedizinische Beraterin DGE,<br />

Bremer Institut für Präventionsforschung (BIPS),<br />

Linzer Str. 8-10, 28359 <strong>Bremen</strong>, Tel: 0421 / 5959-637,<br />

Mail: strube@bips.uni-bremen.de


zph-info Ausgabe 04/03<br />

VERANSTALTUNGEN<br />

VERANSTALTUNGSREIHE »ICH WILL DICH<br />

SEHEN« VOM NETZWERK ZUKUNFTS-<br />

GESTALTUNG & SEELISCHE GESUNDHEIT<br />

Unter dem Motto »Ich will dich sehen« startet<br />

das Netzwerk Zukunftsgestaltung und Seelische<br />

Gesundheit <strong>Bremen</strong> e.V. (NetZS) eine Veranstaltungsreihe,<br />

um sichtbar und »sehens-wert«<br />

zu machen, was nicht sichtbar und nicht »sehenswert«<br />

ist. Menschengruppen dieser Stadt: ihre<br />

Räume, Treffpunkte, Aktivitäten und Geschichten.<br />

Dazu lädt das NetZS <strong>Bremen</strong> e.V. am 27. November<br />

2003 zu einer öffentlichen Großveranstaltung<br />

ins Bremer Rathaus ein, bei der neben Vorträgen<br />

und Projektvorstellungen auch ein interessantes<br />

Kulturprogramm angeboten wird.<br />

Netzwerk Zukunftsgestaltung und Seelische Gesundheit<br />

<strong>Bremen</strong> e.V., Fahim Sobat, <strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong>,<br />

Grazer Str. 2a, 28359 <strong>Bremen</strong>, Tel: 0421 / 218-3059,<br />

Mail: info@netzwerk-bremen.de,<br />

www.netzwerk-bremen.de<br />

GESUNDHEITSFORUM 2003<br />

LEBEN MIT BEHINDERUNG –<br />

BEHINDERTES LEBEN?<br />

11. November 2003: Lustvoll leben:<br />

Sexualität und geistige Behinderung<br />

Referent: Prof. Dr. Joachim Walter, Vorstandsvorsitzender<br />

und Fachlicher Leiter Diakonie Kork.<br />

25. November 2003: Starke Eltern. Leben mit<br />

behinderten Kindern in einer schwierigen Umwelt.<br />

ReferentIn: Dr. Monika Seifert, <strong>Universität</strong> Köln<br />

und Prof. Dr. Jantzen, <strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong>.<br />

Eine Veranstaltungsreihe in Kooperation von:<br />

Bremer Volkshochschule, Bremer Institut für<br />

Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS),<br />

Netzwerk Zukunftsgestaltung und seelische<br />

Gesundheit <strong>Bremen</strong>, Pro Familia <strong>Bremen</strong>, Stadtbibliothek<br />

<strong>Bremen</strong>.<br />

Beginn jeweils 20:00 Uhr, Ort: Stadtbibliothek <strong>Bremen</strong>,<br />

Friedrich-Ebert-Straße 101/105, 28199 <strong>Bremen</strong><br />

FESTSYMPOSIUM – EPIDEMIOLOGIE<br />

HEUTE – BEVÖLKERUNGSBEZOGENE<br />

FORSCHUNG FÜR EVIDENZBASIERTE<br />

PRÄVENTION<br />

Am 20. November 2003 findet das wissenschaftliche<br />

Festsymposium anlässlich des<br />

65. Geburtstags von Professor Dr. med. Eberhard<br />

Greiser an der <strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong> statt. An die<br />

Veranstaltung schließt sich am 21. und 22.<br />

November 2003 ein Workshop der verschiedenen<br />

Arbeitsgruppen der Deutschen Arbeitsgemeinschaft<br />

für Epidemiologie (dae), der Deutschen<br />

Gesellschaft für Medizinische Informatik,<br />

Biometrie und Epidemiologie (GMDS), und<br />

der Deutschen Region der Internationalen Biometrischen<br />

Gesellschaft (DR-IBG) an.<br />

Genauere Informationen und das Anmeldeformular zur<br />

Teilnahme an den genannten Veranstaltungen finden Sie<br />

unter: www.bips.uni-bremen.de<br />

GESUNDHEITSPOLITISCHES<br />

KOLLOQUIUM<br />

Mit dem Thema »Diagnosis related groups –<br />

›Revolution‹ im Krankenhaus!? Ausgangslage,<br />

Erfahrungen und Perspektiven« beschäftigt sich<br />

das Gesundheitspolitische Kolloquium im Wintersemester<br />

2003/2004. Beginn der gemeinsam<br />

vom Zentrum für Sozialpolitik (ZeS), dem FB 11<br />

»Human- und Gesundheitswissenschaften« sowie<br />

dem Zentrum für Public Health organisierten<br />

Veranstaltungsreihe ist der 15. Oktober 2003<br />

um 20 Uhr im Zentrum für Sozialpolitik. Die<br />

genauen Termine und Themen sowie alle weiteren<br />

Informationen erhältlich bei:<br />

Dr. Bernard Braun, Zentrum für Sozialpolitik (ZeS),<br />

Parkallee 39, 28209 <strong>Bremen</strong>,<br />

Mail: bbraun@zes.uni-bremen.de;<br />

www.zes.uni-bremen.de<br />

3. BREMER FORUM GESUNDHEITLICHER<br />

VERBRAUCHERSCHUTZ »ERNÄHRUNG,<br />

ARMUT UND GESUNDHEIT«<br />

Das Forum hat das Ziel »<strong>Ernährung</strong>sarmut«<br />

öffentlich zu machen und mögliche Kooperationen<br />

zwischen Gesundheitswissenschaft und<br />

Gemeinwesen zu diskutieren. Das Einführungsreferat<br />

hält Prof. Annelie Keil, <strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong>,<br />

Zentrum für Public Health zum Thema »<strong>Ernährung</strong>sarmut<br />

hat viele Gesichter – wenn das Leben<br />

hungert und nicht nur der Magen knurrt«.<br />

Die Kooperationsveranstaltung vom BIPS,<br />

Zentrum für Public Health, Senator für Arbeit,<br />

Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales und<br />

der Verbraucherzentrale des Landes <strong>Bremen</strong> e.V.<br />

findet am 3. November 2003 von 14 – 18 Uhr<br />

in der Bürgerschaft <strong>Bremen</strong>, Hauptgebäude,<br />

Am Markt 20 statt.<br />

Kontakt: Manfred Severin, Senator für Arbeit, Frauen,<br />

Gesundheit, Jugend und Soziales, Tel: 0421 / 361-9547,<br />

Mail: mseverin@gesundheit.bremen.de

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