Zentralblatt der Bauverwaltung : Nachrichten d. Reichs- u ...
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Nr. 71-<br />
<strong>Zentralblatt</strong> <strong>der</strong> <strong>Bauverwaltung</strong>.<br />
Herausgegeben im Ministerium <strong>der</strong> öffentlichen Arbeiten.<br />
Berlin, 30. Angnst 1919. 39. Jahrgang.<br />
Ertohalnt Jtfittvroch und Sonnabend. — SaMRIsitmifl: "W 66 Wilhelmstr. 79a. — Qnohlftstells und Annahme <strong>der</strong> Anzahlt: W 66 WübelmBtr. 90<br />
einschließlich Abtragen, Post- ö<strong>der</strong> Streifbandzu*endimg 5,BQ Mark; desgl. fQr daa Ausland 6,2&Mark.<br />
421<br />
: Vierteljährlich<br />
INHALT:.AmtllohU: Dienst-JJaöhrlohten. — NIotturtllehM: Babylon und <strong>der</strong> babylonischeTnrm nach «Jen letaten Ausgrabungen. — Die Ausstemme für^ohnmigabau<br />
in Dresden lfilfl. — Vermischtes; Verleihung <strong>der</strong> Würde «Ines Doktor-lageriiears ehrenhalber. — Wie<strong>der</strong>aufbauarbeiten in Prankreich und Belgien. —<br />
Wettbewerbe <strong>der</strong> Stadt Dresden auf dem Gebiet dei Hochbaues und <strong>der</strong> Stadter Weiterung, — Anzeigepflioht für Mietverträge. — Staatsprüfung für den<br />
höheren Baudlenst in Bayern. — Vereinietfng <strong>der</strong> höheren Stfttttsbaabeftmten <strong>der</strong> Thüringischen Staaten* — Baugenossenschaften und. Baukütüta<br />
t r in Bayern. — Maechinenldein*öhlag o<strong>der</strong> Handschlag bei Steinbahnen. aus Basalt.<br />
Preußen.<br />
Die preußische Stafltsreglerurig hat den Geheimen Überbaurat<br />
3)r.»3ing. StUbben in Berlin - Grunewald zum ordentlichen Mitglied<br />
<strong>der</strong> Akademie des Bauwesens, den Geheimen Oberbaurat Hesse in<br />
Charlottenburg sowie den Regierungs* und Baurat a. D., Generaldirektor<br />
Riese in Frankfurt a. M. zu außerordentlichen Mitglie<strong>der</strong>n<br />
dieser Akademie ernannt.<br />
Der Bergassessor Ernst Blümel in Naumburg a. d. S. ist zum<br />
ordentlichen Professor au <strong>der</strong> Technischen Hochschule Aachen ernannt<br />
worden.<br />
Dl« Staatsprüfung haben bestanden: die Regierungsbauführer<br />
Wilhelm Niepoth und Johannes Heitmann (Hochbaufach); —<br />
S>if.*3ttg. Richard E<strong>der</strong>bof und Franz Mollenhauer (Wasser- und<br />
Straßenbaufach).<br />
Der Baurat Karl Otto, Vorstandsmitglied <strong>der</strong> Großen Berliner<br />
Straßenbahn in Berlin, und <strong>der</strong> Baurat Hffbich., Vorstand des Hoehbauamts<br />
Osterode a. Harz, sind gestorben.<br />
Deutsches Reich*<br />
Militärbauverwaltung. Bayern. Verliehen ist: dem Geheimen<br />
Baurat Georg Zeiaer, beauftragt mit Wahrnehmung <strong>der</strong> Stelle<br />
eines Vortragenden Rates und Sektionsvorstandes im Ministerium für<br />
militärische Augfelegenbeiten, <strong>der</strong> Titel und Rang eines "Wirklichen Geheimen<br />
Baurats, dem Intendantur- und Baurat Heinrich Hertlein von<br />
<strong>der</strong> Intendantur des JI. Armeekorps <strong>der</strong> Titel und Rang eines Geheimen<br />
Baurats sowie den MUitärbauamtmäönern Gustav Müller des<br />
[Alle Reohto vorbehalten.]<br />
Amtliche Mitteilungen.<br />
Nichtamtlicher Teil,<br />
Schriftleiter: Friedrich Schultz« und Richard Bergius.<br />
Militarbauamts Regeusburg und Theodor St au dt des Militär-Neubauamts<br />
Regensburg <strong>der</strong> Titel und Rang eines Baurats.<br />
Sachsen.<br />
Den Brandversicherungs-Inspektoren Erich Philipp ist die Vorstaodstelle<br />
des Brandversicherungsamts Dresden III und Kräuter die<br />
Vorstandstelle des Brandrersicherutigsamts Werdau übertragen worden.<br />
In den Ruhestand getreten sind: Brandversicherungs-Oberinspektor<br />
Baurat Groh beim Brandversicherungsamt für Gebäude in Bantzen,<br />
Brandversicherungs-Oberinspektor Baurat Wolff heim Brandversicnerungsamt<br />
Leipzig I, • Brandversicherungs-Inspektor Ehrenberg beim<br />
Brandversicberungsamt Dresden III und Brandversicherungs-Inspektor<br />
Kühn beim Brandversicherungsamt Pirna.<br />
Der Hofrat Hans Friedel, früher Bauamtsarchitekt in Dresden,<br />
ist gestorben.<br />
. Württemberg,<br />
Durch Entschließung des Staatspräsidenten ist an <strong>der</strong> Bauingenieurabteilung<br />
<strong>der</strong> Technischen Hochschule Stuttgart die ordentliche<br />
Professur für Baukonstruktionen und Kisenbahnhocbbau dem<br />
Stadtbaurat Adolf Göller in Ulm, die ordentliche Professur für eiserne<br />
Brücken, Statik sowie Bisenhöchbau und Industriebau dem Regierungsbaumeister<br />
£»>3K9- Maier-Leibnitz, Vorstandmitglied <strong>der</strong><br />
Maschinenfabrik Eßltngen, übertragen worden.<br />
Durch Entschließung dea Staatspräsidenten ist <strong>der</strong> Baurat Hartmann,<br />
Vorstand <strong>der</strong> Eisenbahnbauinspektion Ludwigaburg-, auf Ansuchen<br />
in den Ruhestand versetzt worden.<br />
Babylon und <strong>der</strong> babylonische Turm nach den letzten Ausgrabungen.<br />
Bis zu unserer Ausgrabung gründete sich <strong>der</strong> alte Ruhm von<br />
Babylon namentlich auf die Bibel und die antiken Schriftquellen, Mit<br />
<strong>der</strong> Bibel hat sich die Erzählung vom Turmbau zu Babel (1. Mose 11)<br />
Über die ganze Welt verbreitet. Die alten Schriftsteller, Herodot l<br />
(I, 180), Strabo (XVI, 1, 5) und an<strong>der</strong>e berichteten von demselben<br />
Turm und dann von den drei zu den sieben Weltwun<strong>der</strong>n gerechneten<br />
Werken; <strong>der</strong> riesigen Stadtmauer, einer steinernen Euphratbrücke und<br />
den sogenannten hängenden Gärten <strong>der</strong> Semiramis. Alle diese berühmten<br />
Denkmäler hat unsere Ausgrabung wie<strong>der</strong> zutage geför<strong>der</strong>t.<br />
Eine französische Unternehmung,' tue 1352 bis 1354 auf den Ruinenfel<strong>der</strong>n<br />
von Babylon arbeitete,, hat infolge des damals, vor Olympia<br />
und Pergamon, noch nicht so aasgebildeten Ausgrabungsverfahrens<br />
überhaupt keine antiken Gebäude gefunden. Sie beschränkte sich<br />
darauf, das alte Stadtbild nach den Beschreibungen <strong>der</strong> schriftlichen<br />
Quellen wie<strong>der</strong>herzustellen. Aber diese Angaben, obwohl sie im allgemeinen<br />
dem richtigen Bilde gut entsprachen, wichen doch namentlich<br />
in den von ihnen angeführten Maßen, wie dann unsere Ausgrabung<br />
gezeigt hat, von <strong>der</strong> Wirklichkeit erheblich ab. Sie waren<br />
fast alle stark Übertrieben.<br />
Unsere Unternehmung, die, von <strong>der</strong> General Verwaltung <strong>der</strong><br />
preußischen Museen in Übereinstimmung mit <strong>der</strong> Deutschen Orient-<br />
Gesellschaft ausgeschickt wurde, arbeitete vom 26. März 1399 bis zum<br />
Frühjahr 1917, wo das Herannahen <strong>der</strong> Englän<strong>der</strong> unsere Abreise<br />
notwendig machte. Ich habe mit Herrn Ruddenaieg, <strong>der</strong> bis zuletzt<br />
mit mir ausharrte, nachdem die übrigen Mitglie<strong>der</strong> bei Kriegsbeginn<br />
ins Feld gerückt waren, Babylon am 7., Bagdad am 9. März verlassen;<br />
und am 10. März rückten die Englän<strong>der</strong> in Bagdad ein. In diesen<br />
13 Jahren, in denen Winter und Sommer hindurch mit täglich ungefähr<br />
250 Arbeitern gegraben wurde, ist das Stadtbild vou Babylon in allen<br />
Hauptpunkten mit Sicherheit' aus den unförmlichen Rulnenbttgeln<br />
hervorgetreten, so wie es <strong>der</strong> vorliegende, teilweise ergänzte Plan<br />
(Abb. 2) erkennen läßt.*)<br />
Von Dr. Robert Koldewey,<br />
Fast alle gefundenen Bauanlagen sind das Werk des Königs<br />
Nebukadneaar (604 bis 561 v. Ch.), unter dem das babylonische Reich<br />
seine größte Macht entfaltete. An verschiedenen an<strong>der</strong>en Stellen<br />
konnten wir auch in ältere Zeit und bis ins dritte Jahrtausend vordringen.<br />
Die gewöhnlichen Häuser und auch die Tempel bestanden<br />
aus Lehmziegeln, die Stadtmauern zum Teil, die Paläste des Königs<br />
und <strong>der</strong> babylonische Turm aus gut gebrannten Ziegeln von 33 cm<br />
im Geviert.<br />
Die mächtige Stadtmauer umschloß in einem Viereck von 4,5 km<br />
Seitenlänge die Btadt, durch welche mitten hindurch von Norden<br />
nach Süden <strong>der</strong> Euphrat floß. Ein breiter Graben schützte die<br />
Mauer, Dämme, die nur einen kleinen Wasserdurchlaß hatten,<br />
führten zu den Toren. Im Innern umschloß ein kleineres Viereck<br />
von ähnlichen Festung»mauern die innere Stadt, in <strong>der</strong> die<br />
königlichen Paläste lagen sowie die zahlreichen Tempel und dar*<br />
unter <strong>der</strong> große Tempelbezirk „Esagila* mit dem babyloniBcben<br />
Turin.<br />
Vor <strong>der</strong> Grabung sah man von alldem so gut wie nichts.<br />
Ruhig floß <strong>der</strong> breite Euphrat zwischen den hohen Dattelpalmen<br />
und den Üppigen Gärten seiner Ufer und bewässerte die Äcker in<br />
seiner unmittelbaren Nähe, unter denen die Häuser des alten<br />
Babylon vergraben ruhten,- Verfallene Kanäle aus früherer wenn<br />
auch nicht sehr alter Zeit, durchschnitten mit ihren langen Erd-,<br />
wällen die weiterab sieb, ins Endlose erstreckende Wüste. Dieser<br />
dauernd wechselnde Gegensatz von paradiesischer Fruchtbarkeit und<br />
gänzlicher Wüate begleitete den Fremden, schon fast auf <strong>der</strong> ganzen<br />
*) VergL „Das wie<strong>der</strong>erstehende Babylon". Die bisherigen Ergebnisse<br />
<strong>der</strong> deutschen Ausgrabungen. Von R. Koldewey, 6, Son<strong>der</strong>schrift<br />
<strong>der</strong> Deutschen Orientiesellscnaft Leipzig 1914. J.CHumohssche,<br />
Buchhandlung. VII u. 328 S. in gr. 8° mit 855 Abb. u. Pl&nenr, davon<br />
7 farbige Lichtdrucke.
Hinreise. Von Aleppo bis Bagdad,<br />
eine Strecke von 20 bis 25 Tagen,<br />
ritt man täglich acht Stunden<br />
duruh vollkommene Wüste, um<br />
dann abends in den Gärten von<br />
Haditha o<strong>der</strong> Anan am Eupbrat<br />
und schließlich von Bagdad anzukommen,<br />
wo Datteln, Trauben<br />
Melonen, Hühner und Schafe<br />
kurz alles j was den Orientreisenden<br />
erquickt, zu haben war. Na<br />
menUieh in dem südlichen Teile,<br />
dem eigentlichen Babylonien, ist<br />
alles, was sich über die tischgleiche<br />
Alluvialebeue erhebt, künstlich.<br />
Es sind entwe<strong>der</strong> die langen<br />
Dämme verfallener Kanäle o<strong>der</strong><br />
unförmliche Hügel, die die Ruinen<br />
vergangener Städte enthalten.<br />
Das erste, waa man von<br />
Bagdad kommend von Babylon<br />
sieht, ist ein solcher großer und<br />
•21 m hoher Hügel, <strong>der</strong> bei den<br />
Arabern noch heute den Namen<br />
„Babil" führt. (2) Er birgt die<br />
Reste eines Sommerpalastes Nebukadnezars.<br />
Die Mauern sind<br />
großenteils ausgeraubt und <strong>der</strong><br />
Hügel mit dem dabei entstandenen<br />
Ziegelbruoh überdeckt. Es ist<br />
die nördlichste Spitze des ganzen<br />
Stadtgebiets, das man von hier<br />
aus vortrefflich übersieht. Vom<br />
Hügel Babil gebt man nach Süden<br />
durch die Falmengiirten um<br />
Euphrat zu dem zweiten großen<br />
Ruinenhügel, dem sogenannten<br />
„Kasr" (G bis 14). Hier lag <strong>der</strong><br />
große- Bezirk <strong>der</strong> königlichen<br />
Paläste, die, gut befestigt, den<br />
wichtigsten Teil <strong>der</strong> inneren Stadt<br />
bildelen. Das Kasr wurde seit<br />
dem griechischen Einfall unter<br />
Alexan<strong>der</strong> dem Großen als Akropolis<br />
bezeichnet. Weiter östlich<br />
bauten sich die Griechen ihr<br />
eigenes Viertel, dessen Mittelpunkt<br />
das von ihnen auch im fernen<br />
Orient als unentbehrlich empfundene<br />
Theater (24) bildete.<br />
Von Norden tier betreten wir<br />
den großartigen Zugang zur Akropolis<br />
und zum Haupttor <strong>der</strong> inneren<br />
Stadt: die Wallfahrtstraße (6)<br />
des Gottes Marduk (Abb. 1). Sie<br />
stieg vom Festungsgraben an in<br />
sanfter Steigung aufwärts, gut gepflastert<br />
mit müchtig-en Kalksteinblöcken<br />
von 1 m Seitenlange.<br />
Auf einer Seitenfläche je<strong>der</strong> dieser<br />
Qua<strong>der</strong>n steht die Inschrift Kebukadnezars,<br />
aus <strong>der</strong> wir den Namen<br />
<strong>der</strong> Straße erführen. Zu beiden<br />
Seiten ragten die Festungsmauern<br />
<strong>der</strong> Burg, auf <strong>der</strong>en Ziegelwänden<br />
Keinen von bunt emaillierten<br />
Löwen mit gefletschten Zähnen<br />
dem Eintretenden dräuend entgegenschritten.<br />
Östlich an <strong>der</strong><br />
Straläe schlössen sich Wohnviertel<br />
für die Soldaten an. Westlich lag<br />
eine spätere Abteilung (II) des<br />
königlichen Palastes, die Nebukadnezar,<br />
wie er in seiner Inschrift<br />
sagt, „zum Staunen <strong>der</strong><br />
Menschen" gebaut hatte. Hiervon<br />
stehen noch mächtige Ziegelpfeiler<br />
aufrecht, und die Grabung hat die<br />
Reste <strong>der</strong> einst prächtigen Ausstattung<br />
<strong>der</strong> Wände zutage geför<strong>der</strong>t,<br />
welche in Tierreliefs aus<br />
2imu$ :'••£&*.<br />
Abb. 1. Plan des am Euphrat gelegenen Teils <strong>der</strong> inneren Stadt Babylon.
Sr. <strong>Zentralblatt</strong> <strong>der</strong> Baurerwaltung. 423<br />
; Abb. 2. Plan VOD Babylon, zum Teil ergänzt.<br />
einer blauen, den Lapislazuli nachahmenden Paste bestand. Die<br />
Burg wird durchzögen von gemauerten Kanälen, die das Trinkwasser<br />
vom Euphrat herbeiführten und gegen das Eindringen <strong>der</strong> Feinde<br />
durch große steinerne Gitter gesichert waren.<br />
Auf dem Platze zwischen diesem Palastteil und <strong>der</strong> Wallfahrtstraße<br />
hatte Nebukadnezar, wie in einem Museum, die Beutestücke<br />
seiner Siegeszüge aufgestellt. Davon sind in <strong>der</strong> Grabung unter<br />
an<strong>der</strong>em gefunden worden eine hettitische Stele mit Inschrift und<br />
dem Bilde des Wettergottes Teschup, mehrere Königsstatuen, die,<br />
wie eine darauf befindliche Inschrift ergibt, aus dem dritten Jahrtausend<br />
v. Ohr. stammen und eine Gedäcbtnisätele des „Schamaschresohussur".<br />
Letztere zeigt den Stifter in Anbetung vor seinen Götterbil<strong>der</strong>n,<br />
die mit fe<strong>der</strong>geschmückten Kopfbedeckungen und son<strong>der</strong>baren<br />
Metallschilden vor dem Unterkörper dargestellt sind.<br />
Von Götterstandbil<strong>der</strong>n selbst ist in den Tempeln, abgesehen von<br />
kleinen Resten, nichts gefunden, weil sie aus zu kostbarem Material<br />
bestanden, als daß sie sich auf die Nachwelt hätten retten können.<br />
Sie standen einst auf stark gegründeten Sockeln in <strong>der</strong> Cella ihres<br />
Tempels. Ein solcher liegt hier in <strong>der</strong> Nähe beim I&chtartor: „Eniacb,<br />
<strong>der</strong> Tempel <strong>der</strong> Ninmaoh M (14). Die Cella liegt an <strong>der</strong> einen Seite.<br />
des Hofes, <strong>der</strong> Eingangstür gegenüber. Diese -wird von zwei Türmen<br />
flankiert, und die Außenwände sind durch turmartige Vorsprünge<br />
belebt. Kleines Schmuckwerk, Gebälke, Kebluagen, Gesimse und<br />
<strong>der</strong>gleichen gab es nicht. Nur die große Form, <strong>der</strong> Rhythmus in <strong>der</strong><br />
großen, ihren Grundztigen nach dem Festungsbau entlehnten Glie<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Wände wirkt. - • • . .<br />
Die innere Stadtmauer (5), die quer Über die Burg führt, läßt<br />
hier die WaÜfahrtstraße durch vermittels <strong>der</strong> grüßten und prächtigsten<br />
Toranläge von Babylon, des „Tores <strong>der</strong> Ischtar" (7), wie eß<br />
in <strong>der</strong> gefundenen Inschrift genannt wird. Den Grundriß bildet ein<br />
Torraum mit »wei kräftigen Türmen zu beiden Seiten <strong>der</strong> breiten<br />
TÖJ\ Da die Mauer' eine doppelte ist, wie<strong>der</strong>holt sich die Anlage.<br />
So starren die beiden hintereinan<strong>der</strong> liegenden, jinnen bekrönten<br />
1 Die äußere Stadtmauer, zum Teil ausgegraben,<br />
«um Teü in Ruinenwällen erhalten, 2 Palast<br />
Nebukadüßaara auf dem Hügel „Babil". 3 Mutmaßliche<br />
äußere Stadtmauer auf dem' rechten<br />
Eüphratnfer. 4 fetiinen wälle dor Stadtmauer.<br />
5 Die innere Stadtmauer. 6 Die Prozesaionsetr&ßo<br />
Marctal». 7 Das Ischtartor. 8 Die bangenden<br />
Gärten. 9 Der Marmorbau ArtaxerxeB 1 11.<br />
10 Die Nordburg auf dem Kasr. 11 Die Hauptburg<br />
auf dem Kasr, 12 Die<br />
Südburg auf dem Kasr.<br />
13 Das fjro0e;Kastell am<br />
Eupbrat. 14 Der' Tempel<br />
<strong>der</strong>NiniüaCh, JB Der Tempel<br />
<strong>der</strong> lachtar von Agade.<br />
IG Der Tempel d. M»rdnh,<br />
Eaagila, unter dem Hügel<br />
Amran-ibn-Ali. 17 Der<br />
östL Anbau YonlEsftgUa,<br />
IS Der Tempel „Z" eines<br />
unbekannten Gottes,<br />
19 Der Tempel des Nibib.<br />
MDerPeribolos d.Zeus Bei.<br />
21 Der Turm von Babylon,<br />
Etemenanki, 22 Bio Euphratbrücke<br />
m. stöinernen<br />
Pfeilern. 23 Der Hügel<br />
Homera jnit dem Standplatz<br />
des Scheiterhaufens<br />
äation.<br />
24 Daa griechische Theater.<br />
25 D<br />
Euphrat. 26 Der jetzige Euphrat.<br />
27 A<br />
gegrabene Straßen u. Häuser auf d. Hügel<br />
Me:<br />
B. 28 Der Kanal LibilhigaJlah. 29 Die<br />
Kaimauer Naboüida. 30 Das Dorf Kweireaeh.<br />
Mauern mit ihren zahlreichen, dicht beieinan<strong>der</strong><br />
stehenden und sich gegenseitig<br />
überhöhenden Türmen von überwältigen<strong>der</strong><br />
Verteidigungskraft. Dazu kommt, daß die<br />
Wände reich geschmückt wartjn mit nebenund<br />
übereinan<strong>der</strong> angeordneten, bunt emaillierten<br />
Ziegelreliefs: Stieren und Drachen.<br />
Das sind die Tiere <strong>der</strong> Hauptgötter: Ramman,<br />
Marduk und Nebo. Das ganze ist<br />
daher so recht ein „Tor <strong>der</strong> Götter, ein „bab<br />
ilani", wie <strong>der</strong> alte Name von Babylon lautet.<br />
Üie Ruine (Abb. 5) ist eine <strong>der</strong> am besten<br />
erhaltenen in Babylon und in Babylonien<br />
überhaupt.<br />
Hat man das Iachtartor durchschritten,<br />
so gelangt man zu dem alten Hauptpalaste,<br />
<strong>der</strong> von uns sogenannten „Südburg" (12). Hier<br />
liegen (s. a. Abb. X) innerhalb einer beson<strong>der</strong>en<br />
Umfassungsmauer an fünf hintereinan<strong>der</strong><br />
angeordneten großen Höfen die zu Gruppen<br />
zusammengefaßten Einzelhäuser mit den<br />
Hun<strong>der</strong>ten von Räumlichkeiten, <strong>der</strong>en die<br />
große Hofhaltung benötigte. Einzelne Gassen<br />
führen überall zu den Häusern, die wie<strong>der</strong>um<br />
ihre Zimmer um einen kleineren Innenhof<br />
gruppieren. An <strong>der</strong> Südseite jedes Hofes<br />
liegt <strong>der</strong> Hauptraum, dessen Tür also fast<br />
immer im kühlen Schatten lag. Je<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
großen hintereinan<strong>der</strong> liegenden Höfe ist mit<br />
dem vorhergehenden durch ein großes Torgebäude<br />
verbunden. Die Abmessungen <strong>der</strong><br />
Räumlichkeiten steigern sich von dem ersten<br />
<strong>der</strong> Höfe, wo wohl die unteren Beamten<br />
wohnten, bis zum dritten, wo <strong>der</strong> König<br />
Hof hielt.<br />
Am zweiten Hofe liegen die von den<br />
griechischen Schriftstellern so genannten<br />
„hängenden Gärten" (8): ein Verwaltungsgebäude,<br />
das durch die Anlage eines auf<br />
Gewölben ruhenden Gartens die darin beschäftigten<br />
Beamten in den Stand setzte,<br />
auch während <strong>der</strong> in diesem Klima beson<strong>der</strong>s<br />
schwer au ertragenden Sommerzeit ihre<br />
reichserhaltende Arbeit fortzusetzen. Der<br />
Ruhm dieser Anlage beruht beson<strong>der</strong>s<br />
darauf, daß es gelungen war, durch sorgfältige<br />
Dichtung-smaßinahmen gegen das hier<br />
natürlich, in reichem Maße und andauernd<br />
verwendete Wasser auch die unter dem Garten liegenden überwölbten<br />
Räumlichkeiten noch verwendbar zu halten.<br />
An <strong>der</strong> Südseite des dritten und bei weitem ausgedehntesten<br />
Hofes liegt <strong>der</strong> größte Saal <strong>der</strong> ganzen Palastanlage mit <strong>der</strong> Thronnische<br />
öem Eingang gegenüber. Er ist 17 m breit und 52 m lang.<br />
Auf diesen muß man sieb die bekannte Erzählung vom Gastmahl<br />
des Belsazar bezogen denken, bei dem <strong>der</strong> König die in Jerusalem<br />
geraubten goldenen Tempelgefäße umgehen Heß und dann das<br />
„Mcuc tekelt* an <strong>der</strong> Wand erblickte. Die Hoffront des Raumes<br />
war mit farbigen Ziegeln geschmückt, auf denen Palmensäulen und<br />
Löwen dargestellt waren. Die letzten beiden Höfe enthielten die<br />
eigentliche "Wohnung des Königs und waren daher von dem Übrigen<br />
stärker abgetrennt Auch lag hier <strong>der</strong> älteste Teil des Palastes, den<br />
noch NabupOlassar, <strong>der</strong> Vater Nebukadnezars, gebaut hatte. Die<br />
äußeren Fronten dieser älteren Palastteile zeigen eine merkwürdige,<br />
aus lauter gleichgerichteten Vorsprüngen bestehende Fassung, die<br />
auch bei den Privathäusem <strong>der</strong> Stadt sich häufig findet. Sie ist<br />
daraus zu erklären, daß die äußeren Wände eine an<strong>der</strong>e Richtung<br />
haben als die Räume selbst. In diesem Falle vermeiden die sich<br />
gleichmäßig wie<strong>der</strong>holenden rechtwinkligen Vorsprünge den sonst<br />
notwendig werdenden ungleichmäßigen und schiefwinkligen Ziegelverband.<br />
An den Wänden fanden sich häufig Ziegel vermauert, auf<br />
denen eine die Gründung des Palastes betreffende Inschrift steht.<br />
Sie gibt auch an, daß die Ze<strong>der</strong>n für die Eindeckung vom Libanon<br />
bezogen waren. An an<strong>der</strong>en Orten, namentlich bei den Tempelnt<br />
standen <strong>der</strong>artige Bau in Schriften auf zylln<strong>der</strong>förmigen Tonstücken,<br />
die innerhalb des Baues immer an verschiedener! Stellen, in den<br />
Mauern, unter den Türen, versteckt wurden, so daß ihre Auffindung<br />
schwierig, aber für den Fin<strong>der</strong> jedesmal desto erfreulicher ist,<br />
Gegen den Euphrat zu, im Westen, ist dem Palast ein Kastell (18<br />
vorgelagert, das durch seine beson<strong>der</strong>s starken Mauern auffällt Sie<br />
sind zum Teil 24 w dick, aus gebrannten Ziegeln in Asphalt massiv<br />
gemauert. Um dieses Kastell zu finden, haben wir über das Gebiet
424 <strong>Zentralblatt</strong> <strong>der</strong> Bauver-waltung. ItO. August 1919.<br />
einen Graben gezogen, bei dem die Zugänge für<br />
die gleichzeitig am ganzen Graben beschäftigten<br />
Arbeiter auf <strong>der</strong> einen Seite in Form von schräg<br />
nach unten führenden Wegen stehen blieben<br />
(Abb. 3 u. 4).<br />
An an<strong>der</strong>en Stellen, wie bei <strong>der</strong> Ausgrabung<br />
des Tempel „Esagila" (16), <strong>der</strong> unter dem 25 m<br />
hohen Hügel „Amran ibn Ali" liegt, mußten<br />
Schachte von <strong>der</strong> Höhe hinabgesenkt werden. Von<br />
diesen Schachten aus wurden dann Tunnel an den<br />
Wänden entlang vorgetrieben, die den Grundriß<br />
des Gebäudes ermitteln ließen.<br />
Von <strong>der</strong> Burg aus nach Süden führt die Wallfahrtstraße<br />
zunächst in das Wohngebiet (27) <strong>der</strong><br />
Stadt. Straßen und Gassen kreuzen sich ungefähr<br />
rechtwinklig. Hber die ilachen Dächer <strong>der</strong> meist<br />
niedrigen Häuser ragten hier und da die weiß geputzten<br />
Mauern und hohen Türme <strong>der</strong> Tempel<br />
wie <strong>der</strong> <strong>der</strong> Ischtar von Agade (15), weiter südlich<br />
<strong>der</strong> Tempel des Ninib (19) und an<strong>der</strong>e (18). Die<br />
Räume <strong>der</strong> Häuser gruppieren sich, wie beim<br />
Palaste, jedesmal um einen kleinen Hof, <strong>der</strong> selten<br />
ohne etwas Grün, einen Busch o<strong>der</strong> eine Palme<br />
geblieben sein wird. Da man im Laufe <strong>der</strong> Zeit<br />
verfallene Häuser nur einebnete und auf ihrem<br />
Schutt die neuen zu bauen pflegte, so erhöhte<br />
sich allmählich das gesamte Gelände. Die Ausgrabung<br />
trifft daher in <strong>der</strong> Tiefe immer auf die Grundrisse<br />
<strong>der</strong> vorhergegangenen Anlagen. So konnten wir in dieser<br />
Gegend 8 bis 10 m unterhalb <strong>der</strong> Häuser aus <strong>der</strong> Zeit des<br />
Nebukadnezar die ganz alten Straßenzüge aus <strong>der</strong> Zeit des<br />
Königs Ilamurabi (2500 v. Ch.) wie<strong>der</strong> aufdecken, die in<br />
denselben Richtungen verliefen. Das Grundwasser verhin<strong>der</strong>te<br />
ein weiteres Vordringen. Aber gelegentliche Funde<br />
von Steinwerkzeugen, die durch die Anlage <strong>der</strong> zahlreichen<br />
Brunnen in den Häusern aus größerer Tiefe in die oberen<br />
Schichten immer wie<strong>der</strong> emporgeför<strong>der</strong>t waren, beweisen,<br />
Abb. '
Nr. 71. <strong>Zentralblatt</strong> <strong>der</strong> <strong>Bauverwaltung</strong>. 425<br />
Abb. 6. Ergänzte Änsicbt vom babylonischen Turm mit seinem Peribolos.<br />
Vorn <strong>der</strong> Maidak-Tempcl .Esagila",,links die Bupliratbrücke mit <strong>der</strong> Kaimauer Nabonids, darüber die Burg mit dem Kastell und<br />
;dem Tempel <strong>der</strong> Xinmach „Ernach", rechts In den Hausern <strong>der</strong> Tempel <strong>der</strong> Iachtar -von Ägade und oben <strong>der</strong> l'alast vom Hügel „B<br />
•daß die Stadt schon in friihester, vorgeschichtlicher Zeit bestanden<br />
hat. Auch sonst ergab die Wohnstadt, heute ;, Merkes" (d. h. Stadtmittelpunkt)<br />
genannt, gute Ausbeute an Kleinfunden, beschriebene<br />
Tontafeln, Tongefäße, allerlei Schmuck, Slepslaylin<strong>der</strong> und ähnliches.<br />
Sehr zahlreich sind die Gräber, die in die Ruinen jeweilig verfallen<br />
liegen<strong>der</strong> Häuser eingebettet wurden. Es sind in alter Zeit meist<br />
\*<br />
f-<br />
r<br />
} 1<br />
J<br />
Abb. 7, Der babylonische Turm Etemenanki, ergänzt<br />
,1<br />
kurze, höbe Tonsärge<br />
o<strong>der</strong> auch zwei größere<br />
Töpfe, die mit ihren<br />
Mündungen aneinan<strong>der</strong><br />
gestellt wurden, die<br />
die eng zusammengedrückten,<br />
in „Hockerstellung"<br />
beerdigten<br />
Leichen enthielten.<br />
Zwischen diesem<br />
Stadtteil und dem<br />
Buphrat liegt <strong>der</strong> religiöse<br />
Mittelpunkt von<br />
Babylon: das große<br />
Gebiet des Marduktempels<br />
„Eaagila" (16)<br />
und des babylonischen<br />
Turmes „Etemenanki*<br />
(21) in seinem weiten<br />
Peribolos (20). Zwischen<br />
Esagila und dem<br />
Turmgebiet verläuft die<br />
hier nach Westen umgebogeneWallfahrtstraße<br />
(6) und mündet<br />
am Euphrat auf die<br />
berühmte Brücke (22),<br />
die auf steinernen<br />
Pfeilern über den Fluß<br />
führte. Es ist die erste<br />
Brücke, die die Menschen<br />
aus Stein zu<br />
bauen gewagt haben.<br />
Die Pfeiler sind 9 m<br />
dick und ihre Entfernung<br />
voneinan<strong>der</strong> beträgt<br />
ebenfalls 9 m, so<br />
daß sich ein starker<br />
Stau des Stromes ergeben<br />
haben muß.<br />
Am Ufer entlang zieht<br />
sich die von Nabonid<br />
(555 bis 538 v. Ch.) erbaute<br />
Kaimauer (29) mit<br />
zahllosen Türmen und vielen Pforten, die von <strong>der</strong> Stadt zum Fluß<br />
hinabführten. Durch diese Pforten soll Cyrus bei seiner Eroberung<br />
von Babylon (538 v. Ch.), nachdem er vorher den Fluß durch Abgraben<br />
trockengelegt hatte, eingedrungen sein.<br />
Das Gebiet des Turmes enthält innerhalb seiner wie<strong>der</strong>um mit<br />
ungefähr 1000 Schmucktürmen ausgestatteten Ringmauer einen großen<br />
Hof mit dem Turm, dann einen kleineren<br />
nördlich und einen schmalen westlich davon.<br />
Letzterer, an seinen Wänden mit<br />
! lauter kleinen Zimmern versehen, diente<br />
* $1 den Pilgern, die hier zu den großen Festen<br />
zusammenströmten, iUs Unterkunft; ähnlich<br />
wohl <strong>der</strong> nördliche, in dem aber<br />
auch kleinere Häuser für untere Beamte<br />
lagen. An den Rän<strong>der</strong>n des großen<br />
Hofes liegen Östlich Gebäude zur Aufbewahrung<br />
<strong>der</strong> Tempel- und Wallfahrtgerätschaften<br />
und südlich die Wohnungen<br />
<strong>der</strong> höheren Friesterscbaft und <strong>der</strong> Verwaltung<br />
dieser dem römischen Vatikan<br />
entsprechenden Kiesenanlage. Mehrere<br />
Tore geben von verschiedenen Seiten Zutritt.<br />
Sie liegen in Einbuchtungen <strong>der</strong><br />
Umfassungsmauer. In diesen stellten sieb<br />
wohl die Einzelgruppen bei <strong>der</strong> Bildung<br />
<strong>der</strong> großen FestzUge zusammen. Die<br />
größte dieser Toranlagen liegt im Osten<br />
und führte unmittelbar auf den Turm zu.<br />
Von ihm sah man Vor <strong>der</strong> Ausgrabung<br />
wenig. Nur <strong>der</strong> aus ungebrannten<br />
Ziegeln bestehende Kern einer älteren<br />
Anlage hob sich von <strong>der</strong> Kbene ab, und<br />
man erkannte die darum laufende Vertiefung,<br />
wo die 15 m dicke, aus gebrannten<br />
Ziegeln und Asphalt gebaute<br />
Außenschale des Turmes, dessen Vollendung<br />
Nebukadnezar ausführte, einst
426 <strong>Zentralblatt</strong> <strong>der</strong> <strong>Bauverwaltung</strong>. 30. August 1919.<br />
gestanden hatte. Die unteren Teile fanden sich bei <strong>der</strong> Ausgrabung<br />
gut erhalten vor, so daß <strong>der</strong> Wandschmuck <strong>der</strong> senkrechten turmartigen<br />
Streifen und die dreiilüglige Treppe im Süden festgestellt<br />
werden konnte. Von letzterer dienten die beiden, dem Turmmassiv<br />
angelehnten Laufe dem Volke, die mittlere Freitreppe den Priestern<br />
als geson<strong>der</strong>ter Zugang. Für die Ergänzung <strong>der</strong> oberen Teile sind<br />
wir auf die Beschreibung des Turmes angewiesen, die Herodot<br />
(I, 181) gibt und auf eine babylonische Inschrift, die ein gewisser<br />
Anubelschunu im Jahre 229 v. Ob. am 12. Dezember — das Datum ist<br />
auf <strong>der</strong> Inschrift angegeben — verfaßt hat (vergl. Mitteilungen <strong>der</strong><br />
Deutscheu Orientgesellschaft, Nr, 59, „Der babylonische Turm nach<br />
<strong>der</strong> Tontafel des Anubelschunu" von R. Koldewey). Daraus entnehmen<br />
wir die Maße <strong>der</strong> Höhen <strong>der</strong> einzelnen Absätze und beson<strong>der</strong>s<br />
auch die des großen Tempeis, <strong>der</strong> auf <strong>der</strong> oberen Plattform<br />
des Turmes stand. Der Turm selbst war eigentlich <strong>der</strong> Unterbau<br />
für den oben stehenden Tempel. Er bildete mit dem Tempel zusammen<br />
eine große würfelförmige Masse von 91,50 ni im Geviert und<br />
eben<strong>der</strong>selben Höhe. Die 7 m breiten Seiten treppen mündeten zunächst<br />
auf einem Podest in halber Höhe des Turmes. Von diesem<br />
Podest aus Führte ein überwölbter Gang durch das Turmmassiv hindurch<br />
zu dessen Nordseite, so daß von hier aus die weitere<br />
Treppenanlage symmetrisch zu <strong>der</strong> südlichen sich wie<strong>der</strong>holen konnte.<br />
Die Mitteltreppe mündete etwas weiter oberhalb des Podestes, und<br />
<strong>der</strong> weitere Aufstieg- ging im Turmkörper vor sich, so daß die<br />
Priester hier verschwinden und innerhalb des Tempels oben erst<br />
•wie<strong>der</strong> erscheinen konnten. Im übrigen kann <strong>der</strong> äußere Aufstieg nicht<br />
wohl viel an<strong>der</strong>s gewesen sein, als er auf <strong>der</strong> Abb. 7 angenommen<br />
ist. An Zierglie<strong>der</strong>n ist im ganzen nichts weiter zu erwarten<br />
als die Bekrönung aller oberen Endigungen durch die beliebten<br />
schmuckenden Zinnen, die in <strong>der</strong> Zeichnung- nicht mit angegeben<br />
sind. Dagegen prangte <strong>der</strong> Tempel oben jedenfalls in dem glänzenden<br />
Schmucke bunt glasierter Ziegel, bei denen namentlich das tiefe<br />
Blau vorwiegend war. Damit schaute das Übermächtige Gebäude<br />
weit über die Stadt und die Burg und die Festungsmauern hinaus<br />
ins Land, das als die Wiege <strong>der</strong> Menschheit betrachtet wurde (Abb. 6).<br />
Dieser Turmtempel war <strong>der</strong> größte seiner Art in Babylonien und<br />
hatte daher seinen Ruhm. Aber er war nicht <strong>der</strong> einzige. Es mag<br />
kaum eine größere babylonische Stadt gegeben haben, die nicht neben<br />
einem auf <strong>der</strong> Geländeebene errichteten Tempel daneben auch ihren<br />
Hoclitempel solcher Art gehabt hätte. Die Ruinen <strong>der</strong>artiger Gebäude<br />
sind ziemlich zahlreich. Aber es sind immer nur die unteren Teile<br />
erhalten. In "Babylon ist man infolge <strong>der</strong> glücklieben Erhaltung des<br />
Grundrisses mit den Treppen uud nach den in <strong>der</strong> Inschrift des<br />
Anubelschunu gegebenen Maßen zum ersten Male in <strong>der</strong> Lage, im<br />
großen ganzen mit Sicherheit die Ergänzung des Turmes als eines<br />
großen, auf ungeheurem Unterbau stehenden Hochtempels vornehmen<br />
zu können. Die älteren Wie<strong>der</strong>herstellungsversuche,<br />
namentlich diejenigen, welche auf <strong>der</strong> Spitze gar nichts o<strong>der</strong> nur<br />
eine kleine Ädikula vermuten, kommen dagegen nicht mehr in<br />
Betracht.<br />
Den eben geschil<strong>der</strong>ten Rundgang durch die ehrwürdige Stadt<br />
habe ich an Ort und Stelle oft mit den Fremden ausgeführt, die<br />
immer wie<strong>der</strong> von allen Teilen <strong>der</strong> Erde nach Babylon kamen. Bei<br />
allen zeigte sich stets rege Teilnahme und auch nicht geringe Dankbarkeit,<br />
wenn wir nachher in dem Hause zusammen saßen, das wir<br />
uns im Laufe <strong>der</strong> Zeit am Ufer des Euphrat im Dorfe Kweiresch<br />
zusammengebaut hatten und das wir 1917, alg <strong>der</strong> Feind kam, einem<br />
Ungewissen Schicksal überlassen mußten.<br />
Die Ausstellung für Wohnungsbau in Dresden I91t).<br />
Was bei Eröffnung <strong>der</strong> Ausstellung ftlr Wohnungsbau auf dem<br />
Gelände <strong>der</strong> Technischen Hochschule in Dresden (S. 168 u. 196 d. Bl.)<br />
durch die Veranstalter: den Landesverein Sächsischer fleimatschutz,<br />
die Sächsische Zentralstelle für Wohnungsfürsorge und das National-<br />
Hygiene-Museum nicht nur den liaufachleuten, son<strong>der</strong>n allen beim<br />
Bau von Kleinwohnungen beteiligten Kreisen an belehrenden Vorträgen,<br />
an Vorführung von Baustoffen und Bauweisen sowie an belehrenden<br />
Hinweisen über die Wie<strong>der</strong>belebung <strong>der</strong> Bautätigkeit<br />
in Aussicht gestellt wars ist, wie ein TJ berblick über die mit<br />
lebhaftem Beifall aufgenommenen Veranstaltungen beweist, nicht nur<br />
reichlich erfüllt, son<strong>der</strong>n weit übertroffen worden. Neben einer Reihe<br />
neuzeitlicher Bauweisen, unter denen die Hohlbauweisen aus naheliegenden<br />
technischen und wirtschaftlichen Gründen am reichlichsten<br />
bedacht und Gegenstand zunehmen<strong>der</strong> Aufmerksamkeit geworden<br />
sind, wurden auch altheimische,<br />
lei<strong>der</strong> vielfach außer Gebrauch<br />
gekommene Verfahren, insbeson<strong>der</strong>e<br />
die zahlreichen Stampf- und Lehiabatiweisen<br />
in Probeftaukörpern und<br />
Musterbauwerken vorgeführt. Das in<br />
ländlicher Einfachheit, in <strong>der</strong> Weise<br />
eines erzgebirgischen Arbeiterfamilienheims<br />
errichtete Modellhaus (Abb. 1<br />
bis 4) mit seinen nach den Normen<br />
hergestellten Fenstern, Türen, Öfen,<br />
Beleuchtungskörpern sowie Einzelheiten<br />
von Dachrinnen und Abfalirohren<br />
usw. gibt dem Beschauer Gelegenheit,<br />
die neuzeitliche Vereinheitlichung in<br />
ihren Zwecken und Zielen kennen und<br />
schätzen zu lernen, diu Zweckmäßig-<br />
keit <strong>der</strong> gewählten Formen an einem<br />
ausgeführten Beispiel zu beurteilen<br />
und etwaigen Bedenken sowohl gegen<br />
die gewählte Grund* und Aufrißform<br />
wie gegen die Ausführung einzelner<br />
Stücke geltend zu machen. Wenn<br />
vielfach bedauert wurde, daß nicht<br />
weitere Typen, so namentlich Zweiund<br />
Vierfamilieu- wie Ueihenhausgruppen,<br />
probeweise dargestellt worden<br />
sind, so mag dies durch den<br />
außerordentlich hoheu Kostenaufwand,<br />
<strong>der</strong> hierbei in Frage gekommen sein<br />
würde, entschuldigt werden; hat doch<br />
das ausgeführte Ei nfamilien - Modellhäuschen,<br />
das vor dem Kriege<br />
einen Gesamtkostenaufwand von rund<br />
*''":^-^'~'^' : $*'-:^.^&?<br />
7000 Mark erfor<strong>der</strong>t haben würde, gegenwärtig einen Selbstkosten*<br />
betrag von 32 000 Mark in Anspruch genommen.<br />
Ein beson<strong>der</strong>er Teil <strong>der</strong> Ausstellung ist <strong>der</strong> Darbietung von<br />
Entwürfen über Kleinsiedlungen für Stadt und Land bekannter<br />
Architekten firmen gewidmet, während ein an<strong>der</strong>er Teil — wie dies<br />
bereits bei Eröffnung <strong>der</strong> Ausstellung hervorgehoben wurde — die<br />
neuzeitlichen Prüfungsverfahren für Baustoffe und Bauweisen zu<br />
zeigen bestimmt und lebhaft in Betrieb gehalten wurde. Außerdem<br />
war eine stattliche Reihe von Vorträgen veranstaltet worden, in denen<br />
bewährte Fachleute über Siedlung, Wohnungsbau, Baustoff beschaff im g<br />
und ähnliche Fragen den Besuchern reiche Belehrung boten. Zusammenfassend<br />
darf bemerkt werden, daß wohl kaum eine Veranstaltung<br />
zur För<strong>der</strong>ung des Wohnungswesens eine so gründliche,.<br />
sachgemäße, vielseitige und dauernde Behandlung erfahren hat, wie<br />
Abb. 1. Ansichten. Abb. 3. Querschnitt,<br />
Abb. 2. Grundrisse für Erd- und Obergeschoß. Abb. 4. Kellergrundriß.<br />
Abb. 1 bis 4. Das Modellhaus (Binfamilien-Arbeiterwohnhaus) auf <strong>der</strong> Ausstellung<br />
. , für Wohnungsbau in Dresden.
Nr. 71.<br />
diese Dresdner, und daß<br />
vor allem Professor<br />
Dr.-Ing. Gehler, Regierungsbaumeister<br />
Arnos<br />
und dem gescMftfUhren -<br />
den Direktor des Landesvereins<br />
Sächsischer<br />
Hetroatsohutz Werner<br />
Schmidt als den unermüdlichen<br />
und verdienstvollen<br />
Leitern <strong>der</strong>selben<br />
Anerkennung und<br />
Dank gebührt.<br />
Wie bereits angedeutet<br />
, nehmen die Hohlbauweisen<br />
in dem Gelände<br />
<strong>der</strong> Ausstellung<br />
den breitesten Raun* ein.<br />
Allen gemeinsam ist die<br />
Verwendung porigen<br />
Schlackenbetons als<br />
eines schlechten Wärmeleiters<br />
, alle zeigen<br />
schützende Lufthohlräume,<br />
die zur Er-<br />
höhung <strong>der</strong> Wärme-<br />
Abb. 5. Schofer - Kamine,<br />
dichte mit Sand o<strong>der</strong> Schlacken gefüllt werden können. Die Schut/.wirkung<br />
<strong>der</strong> Lufträume ist um so größer, je kleiner die einzelnen<br />
voneinan<strong>der</strong> getrennten Luftzellen sind, je weniger durchgehende<br />
Abb. ü. Normenmäßige Dachrinne mit Abfallrohranschluß<br />
beim Modellhaus-<br />
Steine und Betonrahmen Kälte und Feuchtigkeit von außen nach<br />
innen zu leiten vermögen. Ersparnisse an Herstellungsaufwand auf<br />
Kosten dieser grundsätzlichen For<strong>der</strong>ungen sind daher mit Vorsicht<br />
aufzunehmen.<br />
Nur hinsichtlich einiger<br />
heim Bau des Modellhauses<br />
dargestellter Einzelheiten sei<br />
ausnahmsweise bemerkt, da.3<br />
die hier angewendete Hohlhauweise<br />
bei 30 cm Gesamtstarke<br />
<strong>der</strong> Umfassungen Lufträume<br />
eine Breite von nur<br />
10 m aufweist und durchgehende,<br />
die Gefu.hr <strong>der</strong><br />
Schwitzwasserbildung zeitigende<br />
Steine vollständig vermeidet.<br />
Auf die gleichfalls beim<br />
Modellbaus verwendete raumund<br />
kostenersparende Ausführung<br />
<strong>der</strong> Schofer - Verbund-,<br />
Rauch- und Lüftungskamine<br />
(Abb. 5), die eine Im<br />
Kleinwobnungsbau sehr erwünschte,<br />
zwangsweise eingerichtete<br />
und selbsttätige<br />
Raum ablüfhing gewährleisten,<br />
sei hierbei gleichfalls<br />
beson<strong>der</strong>s hingewiesen, eine<br />
Abb. 7. Baugerüst »ach System Einrichtung, die sich bereits<br />
Taylor - Gilbrecht (Hofzimtnermeister bei dem Bau <strong>der</strong> Deutschen<br />
Ernst Noack in Dresden). , Bücherei in Leipzig vorzüg-<br />
<strong>Zentralblatt</strong> <strong>der</strong> Bauver^waltung,<br />
lieh bewährt hat.<br />
Nicht min<strong>der</strong> beachtlich<br />
sind die<br />
am Modellhaus ausgeführtennormenmäßigenBestandteile<br />
einer Zink-<br />
Dachrinnen- und<br />
Dachabfallrohrlei.tung<br />
(Abb. G|, die<br />
alle jene Mängel zu<br />
vermeiden bestrebt<br />
sind, welche erfahrungsgemäß<br />
so oft<br />
auftreten.<br />
Eine sehr vorteilhafte<br />
Neuerung<br />
auf dem Gebiet des<br />
Hüstwesens bietet<br />
im übrigen die nach<br />
dem System Taylor-<br />
Gilbrecht von Hofzimmermeister<br />
Ernst Noack in<br />
Dresden aufgestellte<br />
\ Abb. 8. VereinfachterKehlbalkenverband.<br />
Rüstung (Abb. 7). die dem Maurer dadurch, daß er sich nicht zu<br />
bücken braucht, ein leichteres und ungestörtes Arbeiten ermöglicht-<br />
Mörtel- und Ziegelträger können gleichfalls ungehin<strong>der</strong>t ihren Weg verfolgen<br />
und ihre Lasten ablegen. Die Unfallgefahr wird, da die Rüstboden<br />
immer unverän<strong>der</strong>t, insbeson<strong>der</strong>e geschlossen bleiben, wesentlich<br />
vermin<strong>der</strong>t, ebenso <strong>der</strong> Holzverbrauch, da die Ersparnis gegenüber<br />
den bisher üblichen Rüstungen ungefähr Vs des Holzbedarfa beträgt.<br />
Der Längenverband <strong>der</strong> Rüstbäume und <strong>der</strong>en Sicherung in<br />
<strong>der</strong> Querrichtung wird durch Streben und Schwerter hergestellt und<br />
muß. wie das auch bei den gewöhnlichen Rüstungen, nötig ist, mit dem<br />
Fortschreiten <strong>der</strong> Bauausführung nach Bedarf verän<strong>der</strong>t werden.<br />
Eine hervorragende bauliche und wirtschaftliche Bedeutung<br />
haben weiter die von demselben Sachverständigen bearbeiteten Vereinfachungen<br />
in dem Zimmerwerk <strong>der</strong> Dachverbände und Balkendecken<br />
unserer Kleinwohnungsbauten. Was bisher hierin an überflüssigem<br />
Holzverbrauch und Arbeitaufwand geleistet wurde, ist hinlänglich<br />
bekannt und umso dankbarer muß daher das Eintreten des<br />
in <strong>der</strong> Zimmerkunst hervorragenden Fachmannes zur Verbilligung und<br />
Verbesserung <strong>der</strong> betreffenden Bauteile begrüßt werden. Abb. 8 zeigt<br />
einen solchen vereinfachten Kehlbalkenverband, <strong>der</strong> gegenüber dem<br />
seit Jahrzehnten angewendeten Pfettendach in die Augen springende<br />
Vorzüge, dabei durchaus nichts Neues, aufweist.<br />
Um nun den in <strong>der</strong> Ausstellung vorgeführten zeitgemäßen Bauweisen<br />
zu einem Bekanntwerden in weiteren Kreisen zu verhelfen und<br />
die zwingende Notwendigkeit ihrer Anwendung in allen geeigneten<br />
Fällen noch beson<strong>der</strong>s hervorzuheben, ist durch die Ausstellung»leitung<br />
ein vom Landeswohnungsamt herausgegebenes „Merkblatt"<br />
für die Verwendung sparsamer Bauweisen und Baustoffe verteilt<br />
worden.<br />
Hinsichtlich <strong>der</strong> Verwendung <strong>der</strong> Dachpappe, die in dieser Veröffentlichung<br />
nicht beson<strong>der</strong>s erwähnt ist, sei darauf hingewiesen, daß<br />
die Dachpappe wegen ihrer Billigkeit und sonstigen Vorzüge die grüßte<br />
Beachtung gerade in <strong>der</strong> Jetztzeit als sparsamer Baustoff verdient.<br />
Bei dem gegenwärtigen Teermangel wird allerdings die Haltbarkeit<br />
<strong>der</strong> Pappdächer z, Zt. vermin<strong>der</strong>t. Auch wäre zu bemerken, daß<br />
es bisher noch nicht gelungen ist, den Erzeugnissen des Dachpappgewerbes<br />
eine künstlerische Oberflächen Wirkung abzugewinnen, ohne<br />
welche eine Bevorzugung <strong>der</strong> Dachpappe gegenüber den übrigen und<br />
bewährten Steinbedachungen schwerlich erhofft werden kann. Was<br />
<strong>der</strong> Industrie für Zementbeton, einen ausgesprochenen Ersatzbaustoff,<br />
in zunehmendem Maße gelungen ist, ihren Erzeugnissen eine künstlerische<br />
Oberflächonwirkung abzugewinnen und mit Aussicht auf Erfolg<br />
sogar eine <strong>der</strong> Denkmalpflege wie dem fleimatschutz willkommene<br />
Paünierung zu erreichen, das wird für die Dachpappe vorerst noch<br />
anzustreben sein. Als eine für Sachsen noch unbekannte Neuerung<br />
darf die Einführung von Kalksandsteinen und die dadurch namentlich<br />
für das Eibtal in Aussicht gestellte wesentliche Verbilligung des Ziegelmauerwerks<br />
begrüßt werden.<br />
Mit Ende August d. J. werden die Pforten <strong>der</strong> Ausstellung und<br />
mit ihnen die Verunstaltungen lehrreicher Vorträge und Führungen<br />
auf dem Gelände <strong>der</strong> neuen Technischen Hochschule geschlossen<br />
werden, während die wissenschaftlichen Untersuchungen über die<br />
Bewährung neuzeitlicher Baustoffe — wie von Anfang an beabsichtigt<br />
— weiter ihren Fortgang nehmen sollen. Eine Veröffentlichung<br />
<strong>der</strong> hier gehaltenen Vorträge, wie solche mit zahlreichen<br />
Abbildungen gelegentlich <strong>der</strong> Tagung für Wohmingsbauwesen bereits
428 <strong>Zentralblatt</strong> <strong>der</strong> <strong>Bauverwaltung</strong>.<br />
stattgefunden hat,*) ist zunächst nicht in Aussicht genommen, da<br />
angenommen werden darf, daß etwaige Anfragen und Auskünfte von<br />
den Vortragenden bereitwillig beantwortet werden.<br />
Damit hat eine Veranstaltung ihren vorläufigen Abschluß gefunden,<br />
die, großzügig angelegt, anregend und belehrend wie kaum eine an<strong>der</strong>e,,<br />
alles das zum Gegenstand wissenschaftlicher Beratung 1 und Belehrung<br />
gebracht hat, was zur För<strong>der</strong>ung des Verständnisses für die bautechnischen<br />
und wirtschaftlichen Fragen des Kiemwohnungsbaues und<br />
insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> ao überaus wichtigen Baustoffe gegenwärtig von<br />
Wert ist. Es darf als ein Vorzug erachtet werden, daß diese Ausstellung<br />
lediglich dem Belange eines auf Sachsen beschränkten Wirt-<br />
*) Verlag Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Dresden-A.,<br />
Schießgasse 24. 5 Jf,.<br />
Die Würde eines Doktor-Ingenieurs ehrenhalber bat die Technische<br />
Hochschule in Danzig dem Direktor im <strong>Reichs</strong>postministerium<br />
Bredow verliehen in Anerkennung <strong>der</strong> Verdienste um die För<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> technischen Entwicklung <strong>der</strong> drahtlosen Telegraphie und um die<br />
Organisation ihrer Anwendung im Interesse des Vaterlandes und <strong>der</strong><br />
Menschheit.<br />
Mit <strong>der</strong> Organisation dor Wio<strong>der</strong>aufbauarboitcn in Frankreich<br />
und Belgien ist das <strong>Reichs</strong>wirtschaftsministerium in Berlin beauftragt.<br />
Wettbewerbe auf dem Gebiet des Hochbaues und <strong>der</strong> Stadter<br />
Weiterung- hat <strong>der</strong> Rat <strong>der</strong> Stadt Dresden unter Dresdener Architekten<br />
mit Frist bis zum 4. Oktober d. J, ausgeschrieben. Es sollen<br />
eingereicht werden Entwürfe für das Gebäude des Zentralarbeitsnachweises<br />
und Entwürfe für die Bebauung von städtischem Land<br />
in den Vorstädten Cotta, Neustadt und Trachau. Für den Wettbewerb<br />
Zentralarbeitsnachweis werden fünf Preise ausgesetzt (2500,<br />
2000, 1500, 1250 und 1000 Mark); für den Wettbewerb für die Bebauungsvorschläge<br />
drei Preise von 1000 bis 1500 Mark.<br />
Anzeigepflicht für Mietverträge. Nach <strong>der</strong> abgeän<strong>der</strong>ten Mieterschutzverordnung<br />
vom 22. Juni d. J. können die Gemeindebehörden,<br />
wenn sich in ihren Bezirken ein beson<strong>der</strong>s starker Mangel an Wohnräumen<br />
geltend macht, verpflichtet werden, daß je<strong>der</strong> Abschluß<br />
eines Mietvertrages über Wohnräume, Läden und Werkstätten vom<br />
Vermieter binnen einer Woche nach Abschluß des Vertrages <strong>der</strong><br />
Gemeindebehörde anzuzeigen ist. Der Staatskommissar für das<br />
Wohnungswesen Soheidt hat jetzt in einem Rundschreiben die Regierungspräsidenten<br />
ersucht, die als Wohnungsmangelgebiete anerkannten<br />
Gemeinden, ferner diejenigen Gemeinden, in denen sich ein<br />
beson<strong>der</strong>s starker Mangel an Mieträumen geltend macht und in denen<br />
ein Einigungsamt besteht, zum sofortigen Erlaß <strong>der</strong> eingangs erwähnten<br />
Anordnung anzuhalten.<br />
Die Staatsprüfung 1 für den höheren Bandienst in Bayern im<br />
Frühjahr d. J. haben 64 Kandidaten bestanden, darunter 48 Kriegsteilnehmen<br />
darunter mit Auszeichnung: im Hochbau 4, im Straßen-,<br />
Eisenbahn- und Wasserbau 4, im Kulturbau 1, im Maschinenbau 1;<br />
gut bestanden: im Hochbau 10, im Straßen-, Eisenbahn- und<br />
Wasserbau 15, im Kulturbau 7, iro Maschinenbau 7. Das Ergebnis<br />
ist im Einblick auf die verhältnismäßig große Zahl <strong>der</strong> Kriegsteilnehmer<br />
als sehr günstig zu betrachten.<br />
Die höheren StaatsbankeAmteu <strong>der</strong> Thüringischen Staaten haben<br />
sich zwecks Vertretung ihrer Angelegenheiten zu einem „Berufsverein<br />
höherer Staatsbaubeamter in Thüringen" zusammengeschlossen, <strong>der</strong> zu<br />
<strong>der</strong> Frage einer Neuordnung des Staatsbauwesens in dem Gesamt-<br />
Staat Thüringen Stellung genommen hat. Die For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> höheren<br />
Baubeamten und die Richtlinien für eine Neugestaltung des gesamten<br />
Bauwesens, die darauf hinzielen, durch Schaffung einfach und übersichtlich<br />
geglie<strong>der</strong>ter technischer Behörden dem Techniker die Stellung<br />
und den Anteil an <strong>der</strong> öffentlichen Verwaltung zu sichern, die ihm<br />
nach <strong>der</strong> Bedeutung <strong>der</strong> Technik für die neuzeitlichen Aufgaben des<br />
Staates zukommen, sind in einer Denkschrift nie<strong>der</strong>gelegt, die den<br />
Regierungen und Gemein Schafts Vertretungen <strong>der</strong> Thüringischen Staaten<br />
zur Berücksichtigung bei den Verhandlungen Über den Zusammenschluß<br />
zu einem Gesamtstaat überreicht ist.<br />
BanpeuoBseugchaften und Baukostenttberteueran^ In y<br />
In Bayern können neugegründete gemeinnützige Baugenossenschaften<br />
in Zukunft nur dann noch auf die Erstattung des verlorenen Bauaufwandes<br />
aus öffentlichen Mitteln rechnen, wenn die Gründung<br />
mit Zustimmung des Ministeriums für Soziale Fürsorge als <strong>der</strong> Landeszentralbehörde<br />
für das Wohnungswesen erfolgt ist, wie aus einer Bekanntmachung<br />
dieses Ministeriums hervorgeht (Nr. 18401 e 271). Zu<br />
dieser Maßnahme gab <strong>der</strong> Umstand Veranlassung, daß in neuerer Zeit<br />
vielfach Baugenossen Schäften gegründet wurden, die nicht als gemein-<br />
Vermischtes.<br />
scbaftsgebietes zu dienen berufen war. Noch immer mangelt es an<br />
einer genügenden För<strong>der</strong>ung und Bereitstellung von Kohlen und damit<br />
an <strong>der</strong> Möglichkeit, die auf den Verbrauch von Kohle zur Herstellung<br />
von Baustoffen aller Art angewiesenen zahlreichen Betriebe<br />
leistungsfähig zu erhalten. Der verhängnisvolle Mängel an Ziegeln,<br />
Kalk und Zemfent im beson<strong>der</strong>en wird schwer empfunden und nötigt<br />
in Verbindung mit den Lohnansprücheu <strong>der</strong> Arbeiterschaft zum Stillstand<br />
unserer gesamten Bautätigkeit. Daß diese Not bald behoben<br />
und <strong>der</strong> bei Beginn <strong>der</strong> Tagung als Leitgedanke gekennzeichnete<br />
Wunsch: „Glückliche Menschen im eigenen Heim* seiner Verwirklichung<br />
bald entgegengehen möchte, ist gewiß <strong>der</strong> Wunsch aller, die<br />
in <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Wohnungsfürsorge nach höheren sittlichen<br />
Grundsätzen eine Wie<strong>der</strong>geburt unseres schwer darnie<strong>der</strong>liegenden<br />
Vaterlandes erblicken. —dt.<br />
nutzige Unternehmungen, vielmehr als Gründungen zur För<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> eigensüchtigen Bestrebungen von Einzelpersonen angesprochen<br />
werden mußten. Die Kommunal Verwaltungen sind gehalten, bei Neugründungen<br />
zu berichten, ob es sich um ein gemeinnütziges, für<strong>der</strong>nswertes<br />
Unternehmen o<strong>der</strong> um eine unerwünschte Gründung handelt.<br />
Wasch inenkleinsshlas o<strong>der</strong> Handschlag bei Stelubahnen uns<br />
Basalt, Vor dem Kriege wurde da, wo Basalt beim Straßenbau Verwendung<br />
fand, vorzugsweise Handkleinschlag verwandt; währenddes<br />
Krieges indes mußte hauptsächlich <strong>der</strong> fehlenden Arbeiter wegen<br />
zu Maschinenkleinschlag übergegangen werden. Um dazu beizutragen,<br />
daß man wie<strong>der</strong> zum Handklein schlag zurückgreift, möchte ich auf<br />
Grund meiner langjährigen Erfahrungen kurz die Vorteile des Handkl<br />
ein schlag» gegenüber dem Maschinenkleinschlag auseinan<strong>der</strong>setzen.<br />
Zum Maschinenschlag verwenden die Lieferanten vielfach ungeaichtetes<br />
Gestein, so daß die Haltbarkeit <strong>der</strong> mit diesem Gemisch<br />
hergestellten Decken schon von vornherein erheblich vermin<strong>der</strong>t ist<br />
Sodann sollen vorschriftsmäßig die zerkleinerten Steine würfelförmig<br />
sein und bis zu 4 cm Seitenabmessung haben. Eine solche Zerkleinerung<br />
mit <strong>der</strong> Maschine ist aber nicht möglich, weil die Krotzen von<br />
dieser nicht zerschlagen, son<strong>der</strong>n zerquetscht werden. Hierdurch<br />
werden alle möglichen Formen, aber nur eine, sehr geringe Zahl<br />
würfelförmiger Stücke erzielt, das Gefüge <strong>der</strong> Steine wird zerstört<br />
und so die Haltbarkeit <strong>der</strong> einzelnen Stücke auf ein geringstes Maß<br />
herabgesetzt, was sich aeigt, sobald die Deckeasteine mit <strong>der</strong> Walze<br />
befahren werden; ein großer Teil <strong>der</strong> Steine wird zerquetscht o<strong>der</strong><br />
zermalmt Aus solchem Stoff können keine guten, haltbaren Decken<br />
hergestellt werden; sie müssen sich verhältnismäßig schnell abnutzen.<br />
Derartige Decken können nur nach längerem Abwälzen einigermaßen<br />
festgelegt werden, sie erfor<strong>der</strong>n nach <strong>der</strong> Abfahrt <strong>der</strong> Walze<br />
stets eine längere Pflege und sind auch dann noch leicht Beschädigungen<br />
ausgesetzt, weil sie in sich keinen Halt haben.<br />
Eine sorgfältigere Behandlung als <strong>der</strong> Mascbinenschlag ergibt <strong>der</strong><br />
Handschlag; dementsprechend ist auch die Haltbarkeit <strong>der</strong> mit diesem<br />
Baustoff hergestellten Decken eine größere. Das für den Handkleinschlag<br />
bestimmte Gestein wird in Krotzen zur Verwendungastelle<br />
geliefert. Diese werden in bezug auf ihre Güte vor <strong>der</strong> Bearbeitung<br />
gesichtet, so daß von den Steinschlägern nur guter Rohstoff bearbeitet,<br />
dieser möglichst in würfelförmige Stücke von 3 bis 5 cm Seitenabmessung<br />
»erschlagen, gesiebt und dann zur Herstellung <strong>der</strong> Decken<br />
verwendet wird. Dieser so vorbereitete Steinschlag ist im Gegensatz<br />
zum Maschinenschlag leichter festzulegen, weil <strong>der</strong> Handschlag die<br />
erhaltene Form beim Abwälzen beibehält und die Steine mit ihren<br />
glatten Flächen sich unter dem Druck <strong>der</strong> Walze ordnen und zusammenpressen.<br />
So entstehen einheitliche, feste> dichte und haftbare .<br />
Steindecken aus härtestem Stoff, die Äußerst wi<strong>der</strong>standsfähig sind.<br />
Wenn dann die Decken mit geringem Seitengefälle eingebaut werden,<br />
was sich schon deshalb empfiehlt, weil das Verlegen <strong>der</strong> Schlangensterne,<br />
um da« Befahren 4er Straßen mit Kraftwagen ?u erleichtern,<br />
nicht mehr regelmäßig geschieht, so erfolgt fast ohne Ausbesserung<br />
eine gleichmäßige, langsame Abnutzung. Die Decken bleiben fast bis<br />
zum letzten Stein gesund. Eine Steindecke von so fester Beschaffenheit<br />
(die bei trockener Witterung, beim Bewahren mit schweren Fuhrwerken<br />
hell klingt, während die Moschinenschlagdeckeu nur einen<br />
dumpfen Ton abgeben) ist mit dem mißhandelten Maschlnenscblag<br />
niemals auch nur annähernd zu erreichen, weßhalb auch m, HJ. mit<br />
Recht behauptet werden kann, daß die Decken aus Handschlag an<br />
Haltbarkeit die Decken aus Maschinen schlag bis'um das Doppelte<br />
überdauern. Die Kosten für das Zerkleinern des Rohstoffs' mittels<br />
Handschlag sind zwar in den letzten Jahren bedeutend gestiegen,<br />
indes werden nach Vorstehendem die höheren Ausgaben hierfür voll<br />
aufgewogen. Auch die erfor<strong>der</strong>lichen Mannschaften werden in dieser<br />
arbeitslosen Zeit leicht ssur Verfügung sein. "<br />
Pa<strong>der</strong>born. Schleutker, Provinzialbaurat.<br />
Verie.gr von Wilhelm GmitASohn, Berlin. — Pur den nichtamtlichen T«il verantwortlich :Pr. Schultso, Berlin. — Druck <strong>der</strong> Öuohdruoksrei Gabrü<strong>der</strong> B r n • t, Berlin.<br />
Nr. 71.