Schichtarbeit und Gesundheit – eine Bestandsaufnahme - DGUV Forum
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Titelthema<br />
<strong>Schichtarbeit</strong><br />
Morgen- <strong>und</strong> Abendtypen<br />
Der folgende Beitrag befasst sich mit den besonderen Problemen<br />
von Morgen- <strong>und</strong> Abendtypen mit der <strong>Schichtarbeit</strong> <strong>und</strong><br />
nennt Kriterien, die bei der Zuweisung <strong>eine</strong>s <strong>Schichtarbeit</strong>splatzes<br />
berücksichtigt werden sollten.<br />
<strong>Schichtarbeit</strong> <strong>und</strong> deren<br />
mögliche Folgen<br />
In den industrialisierten Ländern leisten<br />
zirka 20 Prozent der Beschäftigten <strong>Schichtarbeit</strong>.<br />
Dabei ist die Nachtarbeit besonders<br />
belastend <strong>und</strong> steht im Widerspruch zur<br />
endogenen Rhythmik, der „inneren Uhr“.<br />
Nachtarbeiter müssen in <strong>eine</strong>r Zeit arbeiten,<br />
in der ihr Organismus auf Ruhe <strong>und</strong><br />
Erholung eingestellt ist, <strong>und</strong> dann schlafen,<br />
wenn ihr Leistungsvermögen hoch ist.<br />
Ihre Leistungsreserven sind dann schneller<br />
aufgebraucht, sie sind eher überfordert<br />
<strong>und</strong> auf Dauer ges<strong>und</strong>heitlich beeinträchtigt.<br />
Tatsächlich gibt ein großer Teil<br />
die <strong>Schichtarbeit</strong> schon nach kurzer Zeit<br />
wegen ges<strong>und</strong>heitlicher Probleme wieder<br />
auf. Dabei stehen Störungen des Schlafs<br />
<strong>und</strong> der Verdauung im Vordergr<strong>und</strong>. Langfristig<br />
kann Nachtarbeit zur Entwicklung<br />
von Erkrankungen zum Beispiel des Herz-<br />
Kreislauf-Systems sowie des Magen-Darm-<br />
Trakts <strong>und</strong> sogar zur Genese bösartiger<br />
Neubildungen beitragen.<br />
Zirkadiane Rhythmik<br />
Alle physiologischen Funktionen des Menschen<br />
wie Herzschlagfrequenz, Hormonproduktion<br />
<strong>und</strong> Körpertemperatur folgen<br />
<strong>eine</strong>m 24-St<strong>und</strong>en-Rhythmus. Die einzelnen<br />
Funktionsverläufe sind sinnvoll auf-<br />
16 · <strong>DGUV</strong> <strong>Forum</strong> 4/11<br />
einander abgestimmt, auch wenn deren<br />
Minima <strong>und</strong> Maxima zu unterschiedlichen<br />
Zeitpunkten auftreten. Diese Rhythmen<br />
laufen auch ohne jede Zeitinformation<br />
weiter. Dabei zeigt sich, dass die Perioden<br />
interindividuell zwischen 23 <strong>und</strong> 26 St<strong>und</strong>en<br />
variieren, bei ein <strong>und</strong> derselben Person<br />
aber äußerst stabil sind. Erst unter<br />
dem Einfluss von Zeitgebern, vor allem<br />
dem Hell-Dunkel-Wechsel, aber auch anderen<br />
im 24-St<strong>und</strong>en-Takt auftretenden<br />
Signalen wird die individuelle Periode auf<br />
die 24 St<strong>und</strong>en des<br />
geophysikalischen<br />
Tages synchronisiert.<br />
Da die individuelle<br />
Periode (Laufzeit)<br />
dabei erhalten<br />
„Ein großer Teil der Beschäftigten<br />
gibt die <strong>Schichtarbeit</strong><br />
schon nach kurzer Zeit wegen<br />
ges<strong>und</strong>heitlicher Probleme<br />
wieder auf.“<br />
bleibt, muss die „innere Uhr“ täglich<br />
nachgestellt werden. Personen, deren<br />
endogene Periode nur wenig von 24<br />
St<strong>und</strong>en abweicht, bemerken dies nicht,<br />
wohl aber die sogenannten Morgen- <strong>und</strong><br />
Abendtypen (Chrono- <strong>und</strong> Neutraltypen),<br />
deren endogene Periode deutlich kürzer<br />
oder länger ist. Bei Morgentypen mit <strong>eine</strong>r<br />
kurzen Periode (< 24 St<strong>und</strong>en) ist der<br />
individuelle Tag vorzeitig beendet <strong>und</strong><br />
muss entsprechend verlängert werden.<br />
Morgentypen zeichnen sich durch frühe<br />
Phasenlagen <strong>und</strong> durch kürzere Perioden<br />
ihrer Spontanrhythmik aus. Sie wachen<br />
im Allgem<strong>eine</strong>n früh auf <strong>und</strong> gehen zeitig<br />
ins Bett. Ihr Schlafverhalten ist ausgesprochen<br />
rigide <strong>und</strong> sie sind daher kaum<br />
in der Lage, spätes Ins-Bett-Gehen durch<br />
längeres Schlafen auszugleichen. Die Maxima<br />
<strong>und</strong> Minima ihrer physiologischen<br />
Funktionen <strong>und</strong> ihrer psychomentalen<br />
Leistungen liegen deutlich vor denen der<br />
Abendtypen. Bei den Abendtypen ist die<br />
Laufzeit der „inne-<br />
ren Uhr“ deutlich<br />
länger als 24 St<strong>und</strong>en,<br />
so dass deren<br />
Tag entsprechend<br />
verkürzt werden<br />
muss. Abendtypen<br />
wachen, wenn sie<br />
ihren Tag frei einteilen können, in der<br />
Regel spät auf <strong>und</strong> erreichen ihr Leistungshoch<br />
relativ spät. Sie können oft<br />
bis tief in die Nacht hinein arbeiten <strong>und</strong><br />
gehen entsprechend spät ins Bett. Schon<br />
bei permanenten gegen 8 Uhr beginnenden<br />
Tagschichten ist ihre Schlafdauer<br />
verkürzt <strong>und</strong> sie entwickeln während<br />
der Arbeitswoche Schlafdefi zite, die sie<br />
an den Wochenenden durch längeres<br />
Schlafen ausgleichen.