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In deinem Licht sehen wir das Licht - Dritte Europäische ...

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Das <strong>Licht</strong> Christi scheint auf alle –<br />

Hoffnung auf Erneuerung und Einheit<br />

in Europa<br />

<strong>In</strong> <strong>deinem</strong> <strong>Licht</strong> <strong>sehen</strong> <strong>wir</strong> <strong>das</strong> <strong>Licht</strong><br />

Gottesdienste, Predigten, thematische Vertiefungen<br />

AUF DEM WEG DER<br />

DRITTEN EUROPÄISCHEN<br />

ÖKUMENISCHEN VERSAMMLUNG<br />

2006 / 2007


INHALTSVERZEICHNIS<br />

Zu diesem Heft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

Gottesdienstliche Entwürfe<br />

– Gottesdienstfeier für die Tage der <strong>Dritte</strong>n<br />

<strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung<br />

5. – 9. September 2007 (Pastor Fritz Baltruweit)<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

– 8 Minuten für Gerechtigkeit. Zum<br />

G8-Gipfel in Heiligendamm (Pfarrer Jürgen<br />

Reichel, Heinz Fuchs und Pfarrer Werner<br />

Gebert, eed) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

– „Gottes Geist bewegt uns.“ Ökumenischer<br />

Pfingstgottesdienst auf dem Weg der <strong>Dritte</strong>n<br />

<strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung<br />

(Pastor Dr. Klaus Peter Voß) . . . . . . . . . . 16<br />

– Konzept für einen interaktiven und<br />

multimedialen Pfingstgottesdienst<br />

(Mark Reichmann) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

– Gottesdiensteröffnung in mehreren<br />

Sprachen (Ökumenischer Vorbereitungskreis<br />

Wittenberg) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

Predigten<br />

– Kurzpredigt über Apostelgeschichte 2<br />

(Bischof em. Dr. Franz Kamphaus) . . . . . . 22<br />

– Predigt zu Numeri, 4. Mose, 11 (Landessuperintendent<br />

Dr. Burghard Krause) . . . 23<br />

– „Verwöhnt von Gottes Liebe“, Psalm 36,<br />

10, Predigt im Eröffnungsgottesdienst<br />

am 15. Februar 2007 in Wittenberg, Stadtkirche,<br />

während der 3. Station der <strong>Dritte</strong>n<br />

<strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung<br />

(Bischof Axel Noack) . . . . . . . . . . . . 25<br />

– Ich möchte nicht in einer Welt ohne Kathedralen<br />

leben. Predigt zur Dekade zur<br />

Überwindung von Gewalt: Europa Fokus<br />

in der Sendungsfeier am 18. Februar 2007<br />

in Wittenberg, Schlosskirche, während der<br />

3. Station der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Öku-<br />

menischen Versammlung (Landesbischöfin<br />

Dr. Margot Käßmann) . . . . . . . 27<br />

– Predigt zu Apostelgeschichte 6<br />

(Dr. Randi Weber) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

– Predigt zu Genesis 28<br />

(Pfarrer Norbert Roth) . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

Bibelarbeiten – Meditationen<br />

– „Ich glaube an den Heiligen Geist “<br />

Pfingstliches Mosaik zum 3. Artikel des<br />

Apostolischen Glaubensbekenntnisses<br />

(Landespfarrerin Christa Göbel) . . . . . . . . 34<br />

– Geist der Freiheit – Ökumene der Zukunft.<br />

Bibelarbeit zu Galater 5 (Bischof em. Dr.<br />

Walter Klaiber) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

– „Christus <strong>wir</strong>d dein <strong>Licht</strong> sein – Christus<br />

<strong>wir</strong>d dich erleuchten – erstrahlen <strong>wir</strong>d dir<br />

der Messias.“ Bibelarbeit zu Epheser 5,14<br />

(Offizial Heinz Gunkel) . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

– „Der Heilige Geist, der die Koinonia<br />

schafft“. Gedanken zu 2. Korinther 13,13<br />

(DDr. J. Georg Schütz) . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />

– Die Dreifaltigkeits-Ikone von Andrej Rubljow.<br />

Bildbetrachtung (Pfarrer Norbert Roth) . . 45<br />

– Es ströme aber Recht wie Wasser.<br />

Bibelmeditation für die Frauenarbeit<br />

(Dr. Christiane Markert-Wizisla) . . . . . . . 48<br />

– <strong>Licht</strong> – Wasser – Geist. Eine Meditation<br />

über Männer und ihre Spiritualität …<br />

(Martin Rosowski) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51<br />

– Pilgerwege – Glaubenswege. Eine Gemeindeveranstaltung<br />

(Pfarrer Norbert Roth) . . 54<br />

Thematische Vertiefungen<br />

Das <strong>Licht</strong> Christi und die Kirche<br />

– „Mit einem Geist getauft…“<br />

Bausteine und Anregungen für einen ökumenischen<br />

Gesprächsabend zum Thema<br />

Taufe (Pastor Dr. Klaus Peter Voß) . . . . . 56<br />

Das <strong>Licht</strong> Christi und Europa<br />

– Der Beitrag der Kirchen für den <strong>Europäische</strong>n<br />

Einigungsprozess (Oberkirchenrätin<br />

Antje Heider-Rottwilm) . . . . . . . . . . . . . . 58<br />

Das <strong>Licht</strong> Christi und die Welt<br />

– Geistliche Aktivitäten zum G8-Gipfel<br />

in Heiligendamm, Juni 2007<br />

(Pastor Tilmann Jeremias) . . . . . . . . . . . . 62<br />

Ökumenische Impulse aus Rumänien<br />

– Die Rumänisch-Orthodoxe Kirche in<br />

Deutschland – Ökumenische Ikonographie<br />

in Nürnberg (Dr. Jürgen Henkel) . . . 63<br />

– Einladung für den 8. September in die<br />

rumänische-orthodoxe Metropolitan-<br />

Kathedrale Nürnberg . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />

– Sibiu/Rumänien: Vertrauter ökumenischer<br />

Boden – Erfahrungen des Weltgebetstags der<br />

Frauen (Petra Heilig) . . . . . . . . . . . . . . . . 67<br />

– „Healing of Memories.“ Brücke zwischen<br />

Kirchen, Kulturen und Religionen<br />

(Dieter Brandes) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />

<strong>Europäische</strong> Nachbarschaften<br />

– „Healing of Memories“ – Versöhnen und<br />

Überwinden. Kirchen am Rhein (Pfarrer<br />

Dr. Johannes Ehmann) . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />

– Mit Liedern durch Europa<br />

(Pfarrerin Barbara Rudolph) . . . . . . . . . . . 71<br />

– Mit dem Kochlöffel durch Europa<br />

(Weltgebetstag der Frauen) . . . . . . . . . . . 74<br />

Dokumentation<br />

– Säkularisation als eine Herausforderung<br />

für Europa (Erzbischof Dr. Jeremiasz,<br />

Orthodoxe Kirche in Polen) . . . . . . . . . .76<br />

– Der Beitrag der römisch-katholischen<br />

Theologie zur ökumenischen Bewegung<br />

(Kardinal Jean-Pierre Bernard Ricard,<br />

Bordeaux) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78<br />

– Die Bedeutung des Protestantismus für<br />

Europa (Pfarrer Thomas Wipf, Genf) . . . . 80<br />

Anhang<br />

– Liste der deutschen Delegierten für Sibiu 83<br />

– <strong>Europäische</strong> Versammlung – Zeitraster . . 88<br />

– Botschaft aus Loccum für die <strong>Dritte</strong> <strong>Europäische</strong><br />

Ökumenische Versammlung . . . . 89<br />

– Botschaft aus Wittenberg für die <strong>Dritte</strong><br />

<strong>Europäische</strong> Ökumenische Versammlung 92<br />

– Gemeinde-/Pfarrbriefvorlage. . . . . . . . . . 93<br />

– Mitgliedskirchen in der Arbeitsgemeinschaft<br />

Christlicher Kirchen in Deutschland<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94<br />

– Materialien zur Weiterarbeit . . . . . . . . . . 95<br />

– Kollektenabkündigung. Fürbittengebet . . 96<br />

– Wichtige Adressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97<br />

– Ökumenische Vorbereitungsgruppe für<br />

Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98<br />

– Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99<br />

– CD mit Texten und Bildern<br />

3


ZU DIESEM HEFT<br />

LIEBE LESERIN,<br />

LIEBER LESER,<br />

aller guten Dinge sind drei. So heißt es. Sie halten<br />

also nun – nach dem Basisheft und den Predigten<br />

zum Advent – <strong>das</strong> Materialheft Nummer 3 auf dem<br />

Weg der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung<br />

in den Händen. Auf dem Weg nach Sibiu<br />

– sozusagen auf der Schlussetappe – bietet Ihnen<br />

dieses Heft Material für die Gemeindearbeit.<br />

Rom, Loccum und Wittenberg waren bisher Stationen<br />

auf dem Weg der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen<br />

Versammlung. Jetzt richtet sich der<br />

Blick ganz nach Rumänien, auf Hermannstadt/Sibiu.<br />

Von den Tagen im Spätsommer – 5.–9. September<br />

2007 – erwarten sich die Christinnen und<br />

Christen in Europa wegweisende ökumenische Impulse.<br />

Die Themen der Charta Oecumenica stehen<br />

nach wie vor ganz oben auf der Agenda der Kirchen<br />

in Europa. Das haben die Tage der bundesweiten<br />

Tagung in Loccum vom 4. – 6. Dezember<br />

2006 gezeigt, auf der sich Menschen aus den verschiedenen<br />

Kirchen Deutschlands getroffen haben,<br />

um für Deutschland den Prozess nach Sibiu vorzubereiten.<br />

Aber nicht nur Loccum, sondern auch die<br />

vielen kleinen und großen Veranstaltungen in<br />

Deutschland, die im Zusammenhang mit der <strong>Dritte</strong>n<br />

<strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung<br />

von unterschiedlichster Seite organisiert worden<br />

sind und noch stattfinden werden, sprechen dafür.<br />

Das Motiv „<strong>Licht</strong>“ – die <strong>Dritte</strong> <strong>Europäische</strong> Ökumenische<br />

Versammlung steht unter dem Motto „Das<br />

<strong>Licht</strong> Christi scheint auf alle – Hoffnung auf Erneuerung<br />

und Einheit in Europa“ – und auch besonders<br />

<strong>das</strong> Motiv „Einheit“ sollen Ihnen als<br />

Schlüsselworte eine Fülle von Möglichkeiten des<br />

Nachdenkens eröffnen. Dies mag mit den <strong>In</strong>halten<br />

dieser Materialsammlung angestoßen werden.<br />

„<strong>In</strong> <strong>deinem</strong> <strong>Licht</strong> <strong>sehen</strong> <strong>wir</strong> <strong>das</strong> <strong>Licht</strong>“ (Psalm<br />

36,10). Mit diesem Wort aus der Schrift als Begleiter<br />

soll der Weg nach Sibiu weiter beschritten werden.<br />

Denn nicht zuletzt deswegen, weil von Gott<br />

her verstanden werden muss, was wahre Einheit<br />

und was wahre Hoffnung ist, sind die verbleibenden<br />

Wochen und Monate auf dem Weg nach Sibiu,<br />

unter <strong>das</strong> Wort aus Psalm 36 gestellt. Denn auch<br />

nur von Gottes Handeln her ist verstehbar, was es<br />

für die Menschen in Europa bedeutet, wenn sein<br />

<strong>Licht</strong> ihnen allen leuchtet. Dieses Heft erscheint zu<br />

Pfingsten. Auch <strong>das</strong> ist ein Fest, <strong>das</strong> auf <strong>das</strong> <strong>Licht</strong>,<br />

<strong>das</strong> Feuer, verweist. Die Texte hier sollen allerdings<br />

nicht allein auf <strong>das</strong> Pfingstfest fokussiert sein, sondern<br />

<strong>das</strong> Heft ist inhaltlich so ausgerichtet, <strong>das</strong>s Sie<br />

in Ihren Gemeinden, Ihren Projekten und <strong>In</strong>itiativen<br />

den Weg der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen<br />

Versammlung bis in den September hinein und darüber<br />

hinaus begleiten können.<br />

<strong>In</strong> diesem Heft sind wieder Predigten und Gottesdienstentwürfe<br />

gesammelt, die Ihnen eine Hilfe<br />

sein wollen, die Themen der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n<br />

Ökumenischen Versammlung zur Sprache zu bringen.<br />

Die Verfasser und Verfasserinnen der hier veröffentlichten<br />

Texte, Andachten, Bibelarbeiten und<br />

Predigten leben und <strong>wir</strong>ken in unterschiedlichen<br />

Kirchen in unserem Land. Unter anderem finden Sie<br />

auch wichtige Beiträge von der Tagung in Wittenberg,<br />

die vom 15. – 18. Februar 2007 mit 150 Delegierten<br />

aus ganz Europa stattfand, dokumentiert.<br />

Eine komplette Sammlung der Beiträge aus Wittenberg<br />

ist in epd-Dokumentation Nr. 9/2007 veröffentlicht.<br />

Im Dokumentationsteil ist auch eine Liste von den<br />

Delegierten aus Deutschland, die an der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n<br />

Ökumenischen Versammlung in Sibiu<br />

teilnehmen, zu finden, an die Sie sich bei <strong>In</strong>teresse<br />

wenden können. Durch die beigelegte CD-ROM haben<br />

Sie die Möglichkeit, die hier abgedruckten Texte<br />

und einige Bilder in digitaler Form abzurufen.<br />

Daneben stehen Ihnen auch zwei kurze Clips zur<br />

Verfügung.<br />

Ein besonderer Dank gilt allen, die einen Beitrag<br />

für dieses Heft geschrieben und es möglich gemacht<br />

haben, <strong>das</strong>s die <strong>Dritte</strong> <strong>Europäische</strong> Ökumenische<br />

Versammlung in einer ökumenischen Weite<br />

vorbereitet und begleitet werden kann.<br />

Wir wünschen Ihnen mit dem breiten Spektrum der<br />

Anregungen innerhalb dieses Heftes viel Freude<br />

und in Ihren Gemeinden gute Impulse für die letzte<br />

Etappe auf dem Weg der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n<br />

Ökumenischen Versammlung.<br />

Pfarrer Norbert Roth,<br />

Ökumenische Centrale,<br />

Frankfurt am Main,<br />

im April 2007<br />

5


6<br />

GOTTESDIENSTLICHE<br />

ENTWÜRFE<br />

<strong>In</strong> vielen Gemeinden und lokalen Arbeitsgemeinschaften<br />

Christlicher Kirchen sind Gottesdienste<br />

parallel zur <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen<br />

Versammlung in Sibiu/Hermannstadt vom 5. – 9.<br />

September 2007 geplant. Der nachfolgende Gottesdienstentwurf<br />

nimmt Elemente der gottesdienstlichen<br />

Feier aus Sibiu für ökumenische Gottesdienste<br />

in Deutschland auf.<br />

Gottesdienstfeier für die Tage der <strong>Dritte</strong>n<br />

<strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung<br />

5. – 9. September 2007<br />

Gottesdienst für Gemeinden, die zeitgleich zur 3.<br />

<strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung einen<br />

„Sibiu-Gottesdienst“ feiern wollen, mit Elementen<br />

aus dem Eröffnungsgottesdienst (5. September<br />

2007) und der gemeinsamen Schlussfeier (9. September<br />

2007) in Sibiu/Hermannstadt<br />

Liedruf: Come, Holy Spirit (Iona)<br />

Come Holy Spirit.<br />

Auf deutsch: Komm, Heiliger Geist, komm.<br />

Come Holy Spirit.<br />

(singbar) Komm, Heiliger Geist, komm.<br />

Maranatha. Maranatha.<br />

Come Lord come. Komm, Gott, komm.<br />

Zu dem Gesang ziehen die Mit<strong>wir</strong>kenden ein. Mit<br />

dem Einzug <strong>wir</strong>d eine große (Sibiu-)Kerze hereingetragen.<br />

GOTTESDIENSTFEIER FÜR DIE TAGE DER DRITTEN EUROPÄISCHEN<br />

ÖKUMENISCHEN VERSAMMLUNG 5. – 9. SEPTEMBER 2007<br />

Eröffnung<br />

Liturg/in: Die Liebe Gottes, unseres Vaters, sei<br />

mit euch allen.<br />

Alle: Amen.<br />

Liturg/in: Friede Jesu Christi sei mit euch.<br />

Alle: Friede sei auch mit dir.<br />

Liturg/in: Komm, Heiliger Geist.<br />

Alle: Erleuchte und bewege uns.<br />

Liedruf: Come, Holy Spirit (Iona)<br />

Come Holy Spirit. Come Holy Spirit. Maranatha.<br />

Come Lord come.<br />

Psalm 36<br />

Alle: Herr, deine Güte reicht, so weit der<br />

Himmel ist,<br />

und deine Wahrheit, so weit die Wolken<br />

gehen.<br />

Frauen: Deine Gerechtigkeit steht wie die<br />

Berge Gottes<br />

und dein Recht wie die große Tiefe.<br />

Männer: Herr, du hilfst Menschen und Tieren.<br />

Frauen: Wie köstlich ist deine Güte, Gott,<br />

<strong>das</strong>s Menschenkinder unter dem<br />

Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!<br />

Männer: Sie werden satt von den reichen<br />

Gütern deines Hauses,<br />

und du tränkst sie mit Wonne wie<br />

mit einem Strom.<br />

Alle: Denn bei dir ist die Quelle des Lebens,<br />

und in <strong>deinem</strong> <strong>Licht</strong> <strong>sehen</strong> <strong>wir</strong> <strong>das</strong><br />

<strong>Licht</strong>.<br />

Amen.<br />

Lied: Come, Holy Spirit (Iona)<br />

Bußwort und Gnadenzuspruch<br />

Eine/r: Jesus Christus hat uns am Kreuz<br />

seine Liebe<br />

und <strong>das</strong> Geheimnis der Versöhnung<br />

offenbart.<br />

Alle: Als die, die ihm nachfolgen, bekennen<br />

<strong>wir</strong>:<br />

Wir haben noch nicht alles uns<br />

Mögliche getan,<br />

die Hindernisse zu überwinden,<br />

die die Kirche immer noch teilen.<br />

(Charta Oecumenica, 1)


Wir bitten dich um Erbarmen, Gott.<br />

Liedruf: Kyrie eleison (orthodox)<br />

Eine/r: Wir leben davon, Gottes Wort<br />

gemeinsam zu hören<br />

und den Heiligen Geist in uns und<br />

durch uns <strong>wir</strong>ken zu lassen.<br />

Alle: Wir bekennen: Wir waren zu sehr<br />

auf uns selbst bezogen<br />

und haben unsere Verpflichtung<br />

vernachlässigt,<br />

füreinander<br />

und für eine sichtbare Einheit der<br />

Kirche zu beten.<br />

(Charta Oecumenica, 5)<br />

Wir bitten dich um Erbarmen, Gott.<br />

Liedruf: Kyrie eleison<br />

Eine/r: Wir schätzen die Würde eines jeden<br />

Menschen –<br />

alle sind als Gottes Ebenbild geschaffen.<br />

Alle: Wir bekennen: Wir haben nicht<br />

unseren vollen Beitrag geleistet zur<br />

Versöhnung der Völker und der<br />

Kulturen.<br />

(Charta Oeumenica, 8)<br />

Wir bitten dich um Erbarmen, Gott.<br />

Liedruf: Kyrie eleison<br />

Eine/r: Wir schätzen <strong>das</strong> spirituelle Erbe des<br />

Christentums,<br />

<strong>das</strong> eine inspirierende Kraft zur<br />

Bereicherung Europas darstellt.<br />

Alle: Wir bekennen jedoch:<br />

Wir haben es nicht geschafft, Leiden<br />

und Zerstörung zu verhindern,<br />

die von Europäern anderen zugefügt<br />

worden sind.<br />

Wir haben zu dem wachsenden<br />

Bruch zwischen Ost und West in<br />

Europa und zwischen Europa und<br />

dem Rest der Welt beigetragen.<br />

(Charta Oecumenica, 7)<br />

Wir bitten dich um Erbarmen, Gott.<br />

Liedruf: Kyrie eleison<br />

Eine/r: Wir glauben an die Liebe Gottes, der<br />

alles geschaffen hat, und <strong>wir</strong> danken<br />

für <strong>das</strong> Geschenk seiner Schöpfung<br />

und für die wunderbare Schönheit<br />

der Natur.<br />

Alle: Aber <strong>wir</strong> bekennen:<br />

Wir schauen untätig zu,<br />

wie die Güter dieser Erde ausgebeutet<br />

werden<br />

ohne Rücksicht auf <strong>das</strong> Wohl<br />

zukünftiger Generationen.<br />

(Charta Oecumenica, 9)<br />

Wir bitten dich um Erbarmen, Gott.<br />

Liedruf: Doamne miluieste oder Gloria<br />

Die Musik des letzten Kehrverses geht instrumental<br />

weiter, wandelt sich. <strong>In</strong> sie hinein <strong>wir</strong>d gesprochen:<br />

Eine/r: Das Volk, <strong>das</strong> im Finstern wandelt,<br />

sieht ein großes <strong>Licht</strong>.<br />

Und über denen, die da wandeln im<br />

finstern Land,<br />

scheint es hell.<br />

(Jesaja 9,1)<br />

Wir freuen uns:<br />

Denn <strong>wir</strong> sind aus der Finsternis<br />

gerufen<br />

in Gottes wunderbares <strong>Licht</strong>.<br />

Einst waren <strong>wir</strong> nicht Volk Gottes,<br />

nun aber sind <strong>wir</strong> Gottes Volk.<br />

Einst waren <strong>wir</strong> gnadenlos,<br />

nun aber sind <strong>wir</strong> gehalten in Gottes<br />

Gnade.<br />

(1. Petrus 2,9f)<br />

Das <strong>Licht</strong> Christi scheint auf alle.<br />

Aus allen Teilen Europas sind<br />

Menschen nach Sibiu<br />

gekommen<br />

als Pilgerinnen und Pilger der<br />

Hoffnung –<br />

und <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> Jesu, Gottes Wort,<br />

leuchtet ihnen und uns.<br />

Das <strong>Licht</strong> Christi scheint auf alle.<br />

Es scheint auf all unsere Völker<br />

und auf unsere Traditionen der Kirchen<br />

in all ihrer Verschiedenheit –<br />

und es ruft uns dazu auf,<br />

Akteure der Erneuerung und der<br />

Einheit Europas zu sein.<br />

Bitte um „Erleuchtung“<br />

Eine/r : Gott,<br />

du hat uns dein Wort gegeben<br />

als <strong>Licht</strong>, <strong>das</strong> uns den Weg weist.<br />

Erfülle uns mit <strong>deinem</strong> Wort,<br />

lass uns darüber nachdenken,<br />

<strong>das</strong>s <strong>wir</strong> Christi Lehren befolgen<br />

und in ihm dein <strong>Licht</strong> finden,<br />

<strong>das</strong> durch dein Wort hindurchscheint<br />

mehr und mehr,<br />

bis zum Tag der Vollendung<br />

durch Jesus Christus, unseren Herrn.<br />

Liedruf: Come Holy Spirit (Iona Kommunität)<br />

Die Kerze <strong>wir</strong>d zum Lesepult getragen und gehalten.<br />

(Nach der biblischen Lesung <strong>wir</strong>d die Kerze auf<br />

den Kerzenständer zurückgestellt.)<br />

Biblische Lesung: aus Johannes 1<br />

(aus dem Eröffnungsgottesdienst – sie kann mehrsprachig<br />

gelesen werden.)<br />

Im Anfang war <strong>das</strong> Wort, und <strong>das</strong> Wort<br />

war bei Gott, und Gott war <strong>das</strong> Wort. Dasselbe<br />

war im Anfang bei Gott.<br />

(„Am Anfang war <strong>das</strong> Wort...“ kann hier in<br />

verschiedenen Sprachen wiederholt werden.)<br />

Alle Dinge sind durch <strong>das</strong>selbe gemacht,<br />

und ohne <strong>das</strong>selbe ist nichts gemacht, was<br />

gemacht ist.<br />

<strong>In</strong> ihm war <strong>das</strong> Leben, und <strong>das</strong> Leben war <strong>das</strong><br />

<strong>Licht</strong> der Menschen.<br />

(„<strong>In</strong> ihm war <strong>das</strong> Leben...“ <strong>wir</strong>d in verschiedenen<br />

Sprachen wiederholt.)<br />

Und <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> scheint in der Finsternis, und die<br />

Finsternis hat's nicht ergriffen.<br />

Es war ein Mensch, von Gott gesandt, der hieß<br />

Johannes.<br />

Der kam zum Zeugnis, um von dem <strong>Licht</strong> zu<br />

zeugen,<br />

damit sie alle durch ihn glaubten.<br />

Er war nicht <strong>das</strong> <strong>Licht</strong>, sondern er sollte zeugen<br />

von dem <strong>Licht</strong>.<br />

Das war <strong>das</strong> wahre <strong>Licht</strong>, <strong>das</strong> alle Menschen erleuchtet,<br />

die in diese Welt kommen.<br />

Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn<br />

gemacht;<br />

aber die Welt erkannte ihn nicht.<br />

Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen<br />

ihn nicht auf.<br />

Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er<br />

Macht, Gottes Kinder zu werden,<br />

denen, die an seinen Namen glauben,<br />

die nicht aus dem Blut noch aus dem Willen<br />

des Fleisches<br />

noch aus dem Willen eines Mannes, sondern<br />

von Gott geboren sind.<br />

Und <strong>das</strong> Wort ward Fleisch und wohnte<br />

unter uns,<br />

und <strong>wir</strong> sahen seine Herrlichkeit,<br />

eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes<br />

vom Vater,<br />

voller Gnade und Wahrheit.<br />

(„Und <strong>das</strong> Wort ward Fleisch...“ <strong>wir</strong>d in verschiedenen<br />

Sprachen wiederholt)<br />

– Stille –<br />

Antwortgesang – erst summen, dann Singen –<br />

einstimmig/mehrstimmig<br />

„Dein <strong>Licht</strong> leuchte uns“<br />

7


8<br />

Alternative:<br />

(<strong>In</strong> der Schlussfeier werden einzelne Verse aus<br />

biblischen Lesungen gelesen, die die Delegierten<br />

an den verschiedenen Tagen erlebt haben:)<br />

Im Anfang war <strong>das</strong> Wort, und <strong>das</strong> Wort war<br />

bei Gott, und Gott war <strong>das</strong> Wort.<br />

Dasselbe war im Anfang bei Gott.<br />

<strong>In</strong> ihm war <strong>das</strong> Leben, und <strong>das</strong> Leben war <strong>das</strong><br />

<strong>Licht</strong> der Menschen.<br />

Und <strong>das</strong> Wort ward Fleisch und wohnte unter<br />

uns,<br />

und <strong>wir</strong> sahen seine Herrlichkeit,<br />

eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes<br />

vom Vater,<br />

voller Gnade und Wahrheit.<br />

(aus Johannes 1)<br />

Zwischengesang: Sfinte Dumnezeule oder Gloria<br />

Jesus wurde verklärt vor ihnen,<br />

und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne,<br />

und seine Kleider wurden weiß wie <strong>das</strong> <strong>Licht</strong>.<br />

...und er trat zu ihnen, rührte sie an und<br />

sprach:<br />

Steht auf und fürchtet euch nicht!<br />

(aus Matthäus 17)<br />

Zwischengesang: Sfinte Dumnezeule oder Gloria<br />

Früher wart ihr in Finsternis;<br />

nun aber seid ihr <strong>Licht</strong> in dem Herrn.<br />

Lebt als Kinder des <strong>Licht</strong>s;<br />

die Frucht des <strong>Licht</strong>s ist lauter Güte und Gerechtigkeit<br />

und Wahrheit.<br />

(aus Epheser 5)<br />

Zwischengesang: Sfinte Dumnezeule oder Gloria<br />

Die ganze Schöpfung wartet darauf, <strong>das</strong>s die<br />

Kinder Gottes offenbar werden.<br />

Denn auch die Schöpfung <strong>wir</strong>d frei werden<br />

von der Knechtschaft der<br />

Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der<br />

Kinder Gottes.<br />

Nicht allein aber sie, sondern auch <strong>wir</strong> selbst,<br />

die <strong>wir</strong> den Geist als Erstlingsgabe haben,<br />

seufzen in uns selbst und sehnen uns nach<br />

der Kindschaft,<br />

der Erlösung unseres Leibes.<br />

(aus Römer 8)<br />

Zwischengesang: Sfinte Dumnezeule oder Gloria<br />

Und er sprach zu mir: Es ist geschehen.<br />

Ich bin <strong>das</strong> A und <strong>das</strong> O, der Anfang und <strong>das</strong><br />

Ende.<br />

Und er führte mich hin im Geist auf einen<br />

großen und hohen Berg<br />

und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem<br />

herniederkommen<br />

aus dem Himmel von Gott,<br />

die hatte die Herrlichkeit Gottes;<br />

ihr <strong>Licht</strong> war gleich dem alleredelsten Stein,<br />

einem Jaspis, klar wie Kristall.<br />

Und ich sah keinen Tempel darin;<br />

denn der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr<br />

Tempel, er und <strong>das</strong> Lamm.<br />

Und die Stadt bedarf keiner Sonne noch des<br />

Mondes, <strong>das</strong>s sie ihr scheinen;<br />

denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie,<br />

und ihre Leuchte ist <strong>das</strong> Lamm.<br />

Und die Völker werden wandeln in ihrem <strong>Licht</strong>;<br />

und die Könige auf Erden werden ihre Herrlichkeit<br />

in sie bringen.<br />

(aus Offenbarung 21)<br />

Zwischengesang: Sfinte Dumnezeule oder Gloria<br />

Heiliger Gott, heiliger Mächtiger, heiliger Unsterblicher,<br />

erbarme dich unser. Ehre sei dem<br />

Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,<br />

jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit.<br />

Amen.<br />

Predigt<br />

Sie kann auch aus mehreren Beiträgen Einzelner<br />

bestehen – unter der Fragestellung: Was erwarte<br />

ich für Aus<strong>wir</strong>kungen von der Versammlung in Sibiu?<br />

<strong>In</strong> dem Fall kann einleitend (oder am Schluss)<br />

eine <strong>Licht</strong>meditation stehen, die <strong>das</strong> Logo der Versammlung<br />

interpretiert:<br />

<strong>Licht</strong>meditation<br />

Ein <strong>Licht</strong> leuchtet in unserer Mitte –<br />

ein Zeichen<br />

für <strong>das</strong> <strong>Licht</strong>,<br />

<strong>das</strong> unseren Tag erhellt.<br />

Es leuchtet auch in Hermannstadt/Sibiu,<br />

wo sich Christinnen und Christen aus ganz Europa<br />

versammeln.<br />

Es ist zu uns gekommen –<br />

von weit her.<br />

Das <strong>Licht</strong>,<br />

<strong>das</strong> unseren Tag erhellt,<br />

liegt weit außerhalb unseres Wirkungsbereichs,<br />

ja: außerhalb unserer Erdkugel.<br />

Aber es hat sich aufgemacht,<br />

unsere Erde,<br />

alle,<br />

auch unser Leben,<br />

unseren Tag zu erhellen.<br />

So schauen <strong>wir</strong><br />

auf dieses <strong>Licht</strong> in unserer Mitte.<br />

Es verbindet uns.<br />

Es ist ein Symbol für Gott,<br />

der am Anfang der Schöpfung sprach:<br />

„Es werde <strong>Licht</strong>!“<br />

Er schuf die Erde so,<br />

<strong>das</strong>s <strong>wir</strong> auf ihr wohnen können.<br />

<strong>Licht</strong><br />

ist ein Symbol für Christus,<br />

der von sich gesagt hat:<br />

Ich bin<br />

<strong>das</strong> <strong>Licht</strong> der Welt.<br />

Er ist in die Welt gekommen<br />

damit <strong>wir</strong> nicht in der Finsternis bleiben.<br />

<strong>Licht</strong><br />

ist ein Symbol für den Heiligen Geist,<br />

der Gottes Wärme ausstrahlt,<br />

die die Welt umfängt –<br />

sie erneuert<br />

und heilt.<br />

Christus spricht:<br />

„Ihr seid <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> der Welt.“<br />

Das <strong>Licht</strong>, <strong>das</strong> von Christus kommt,<br />

tragen <strong>wir</strong> in uns.<br />

Das <strong>Licht</strong>, <strong>das</strong> von Christus kommt,<br />

verbindet uns.<br />

Das <strong>Licht</strong>, <strong>das</strong> von Christus kommt,<br />

tragen <strong>wir</strong> in die Welt.<br />

Lied: Strahlen brechen viele aus einem <strong>Licht</strong><br />

Bekenntnis<br />

Entweder <strong>das</strong> nizänische Glaubensbekenntnis aus<br />

der Schlussfeier – oder <strong>das</strong> Bekenntnis aus dem Eröffnungsgottesdienst:<br />

Eine/r: Wir glauben, Herr Jesus:<br />

Du bist <strong>das</strong> wahre <strong>Licht</strong>.<br />

Es erleuchtet alle,<br />

die in diese Welt kommen.<br />

Alle: Wir glauben<br />

und <strong>wir</strong> bekennen.<br />

Eine/r: Wir glauben, Herr Jesus:<br />

Du bist <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> der Welt.<br />

<strong>In</strong> dir entdecken <strong>wir</strong><br />

<strong>das</strong> <strong>Licht</strong> des Lebens.<br />

Alle: Wir glauben<br />

und <strong>wir</strong> bekennen.<br />

Eine/r: Wir glauben, Herr Jesus:<br />

Wie <strong>wir</strong> im <strong>Licht</strong> wandeln,<br />

so haben <strong>wir</strong> Gemeinschaft miteinander<br />

und du wäschst uns rein von allen Sünden.


Alle: Wir glauben<br />

und <strong>wir</strong> bekennen.<br />

Amen. (Joh 1,9; Joh 8,12; 1 Joh 1,7)<br />

Fürbitten (mit den 9 Themen der Foren in Sibiu)<br />

Lasst uns beten:<br />

Gott,<br />

<strong>wir</strong> bitten um die Einheit deiner Kirche –<br />

Schenk uns Kraft für sie.<br />

Liedvers: Dein <strong>Licht</strong> leuchte uns<br />

Wir bitten um gemeinsame Ausdrucksformen<br />

unseres Glaubens im Gottesdienst und im Alltag.<br />

Liedvers: Dein <strong>Licht</strong> leuchte uns<br />

Gott,<br />

dein <strong>Licht</strong> scheine hell in unserer Mitte,<br />

<strong>das</strong>s <strong>wir</strong> dich und deine Werke bezeugen<br />

und viele Menschen in dir Hoffnung finden.<br />

Liedvers: Dein <strong>Licht</strong> leuchte uns<br />

Lass uns Menschen anderen Glaubens mit Respekt<br />

begegnen<br />

und den Dialog mit ihnen suchen und vertiefen.<br />

Liedvers: Dein <strong>Licht</strong> leuchte uns<br />

Lass uns in den Fremden dein Angesicht <strong>sehen</strong><br />

und uns für Menschen einsetzen, die in Europa ein<br />

Zuhause suchen.<br />

Liedvers: Dein <strong>Licht</strong> leuchte uns<br />

Wir bitten für alle,<br />

die sich für ein gemeinsames Europa einsetzen,<br />

damit es zu einem gemeinsamen Zuhause <strong>wir</strong>d<br />

für Menschen unterschiedlichster Herkunft, Kultur<br />

und Religion.<br />

Liedvers: Dein <strong>Licht</strong> leuchte uns<br />

Wir bitten um Frieden in der Welt –<br />

<strong>das</strong>s <strong>wir</strong> und alle sich dafür einsetzen.<br />

Wir bitten besonders für die Regierenden.<br />

Liedvers: Dein <strong>Licht</strong> leuchte uns<br />

Wir bitten für alle,<br />

die sich menschenverachtenden Strukturen in unserer<br />

Welt nicht beugen,<br />

sondern sich für Gerechtigkeit einsetzen.<br />

Lass uns zu ihnen gehören.<br />

Liedvers: Dein <strong>Licht</strong> leuchte uns<br />

Lass uns mahnende Stimme für deine Schöpfung<br />

sein –<br />

und mit den Ressourcen deiner Erde verantwortlich<br />

umgehen.<br />

Liedvers: Dein <strong>Licht</strong> leuchte uns<br />

Vater unser...<br />

Alternative:<br />

Zunächst <strong>wir</strong>d der Liedvers gesungen<br />

Gott, himmlischer Vater,<br />

<strong>wir</strong> danken dir,<br />

<strong>das</strong>s Menschen aus allen Teilen Europas<br />

in Sibiu/Hermannstadt zusammen sein können.<br />

Wir danken dir für alle Situationen,<br />

in denen die Begegnungen miteinander sie bewegen.<br />

Lass sie und uns Schritte tun,<br />

die uns der Einheit der Kirche näher bringen.<br />

Lass uns die Vision einer Kirche, wie du sie gewollt<br />

hast, nicht aufgeben.<br />

Und lass uns in diesem Geist gemeinsam für<br />

unseren Ort/unsere Stadt da sein –<br />

und für ein Europa eintreten,<br />

<strong>das</strong> zu einem gemeinsamen Zuhause <strong>wir</strong>d für<br />

alle –<br />

für Menschen unterschiedlichster Herkunft,<br />

Kultur und Religion.<br />

Liedvers: Dein <strong>Licht</strong> leuchte uns.<br />

Herr,<br />

erleuchte meinen Geist<br />

mit dem <strong>Licht</strong> des Verstehens deines heiligen<br />

Evangeliums,<br />

meine Seele mit der Liebe deines Kreuzes,<br />

mein Herz mit der Klarheit deines Wortes,<br />

meinen Körper mit deiner Leidenschaft.<br />

Bewahre mein Denken in deiner Demut<br />

und erhebe mich zur rechten Zeit,<br />

um dich zu rühmen.<br />

Denn du bist erhoben über alle<br />

mit <strong>deinem</strong> ewigen Vater<br />

und dem Heiligen Geist<br />

in Ewigkeit. (St. Antioch-prayer, 5 th century)<br />

Liedvers: Dein <strong>Licht</strong> leuchte uns.<br />

Vater unser ...<br />

Lied: Nun danket alle Gott...<br />

Sendung/Segen<br />

Gott sende seine Engel mit dir<br />

und gebe dir seine Gnade.<br />

Der Herr segne dich<br />

und behüte dich.<br />

Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir<br />

und sei dir gnädig.<br />

Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich<br />

und gebe dir Frieden.<br />

Amen.<br />

Alternative:<br />

Gott, unser Vater,<br />

hat uns aus der Finsternis in sein wunderbares<br />

<strong>Licht</strong> gerufen.<br />

Er segne uns<br />

und stärke uns zum Zeugnis füreinander.<br />

Jesus Christus ist als <strong>Licht</strong> in der Finsternis<br />

erschienen.<br />

Er erleuchte unsere Herzen<br />

und mache unser Leben zum <strong>Licht</strong> für die<br />

Menschen.<br />

Der Heilige Geist ist ausgegossen in unsere<br />

Herzen.<br />

Er lenke unsere Schritte auf dem Weg des<br />

Friedens.<br />

Amen.<br />

Pastor<br />

Fritz Baltruweit,<br />

Loccum<br />

9


10<br />

GOTTESDIENSTLICHE<br />

ENTWÜRFE<br />

Die <strong>Dritte</strong> <strong>Europäische</strong> Ökumenische Versammlung<br />

bewegt die Frage nach einer den Menschen dienenden<br />

Wirtschaft. <strong>In</strong> Deutschland <strong>wir</strong>d schon Mitte<br />

des Jahres durch den G8-Gipfel in Heiligendamm<br />

dieses Thema in den Mittelpunkt rücken.<br />

Die Kirchen in Mecklenburg-Vorpommern haben mit<br />

kirchlichen Entwicklungsdiensten einen Gottesdienstentwurf<br />

vorbereitet, der weit über Deutschland<br />

und Europa hinaus die ganze Welt ins Gebet nimmt.<br />

Andacht zum G8-Gipfel vom 6. bis 8. Juni 2007<br />

in Heiligendamm und zum Deutschen Evangelischen<br />

Kirchentag vom 6. bis 10. Juni 2007 in<br />

Köln<br />

global & gerecht<br />

• Musikalisches Vorspiel und Einzug der an<br />

der Feier Mit<strong>wir</strong>kenden<br />

• Begrüßung<br />

Liebe Gemeinde,<br />

am heutigen Tag beginnen zwei große Veranstaltungen,<br />

die sich zum Teil mit den gleichen Themen<br />

beschäftigen, wie z. B. der drohenden Klimakatastrophe<br />

oder der wachsenden Verarmung großer<br />

Teile der Weltbevölkerung: Die Regierungsverantwortlichen<br />

der acht <strong>wir</strong>tschaftsmächtigsten Staaten<br />

USA und Kanada, Japan und Russland sowie<br />

aus der EU Deutschland, Großbritannien, Frankreich<br />

und Italien beraten von heute an in Heiligendamm<br />

bei Rostock über zentrale Fragen der Welt<strong>wir</strong>tschaft<br />

und der internationalen Politik. Die<br />

deutsche Präsidentschaft legt den Schwerpunkt<br />

darauf, wie die globalen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen<br />

entfaltet werden können.<br />

8 MINUTEN FÜR GERECHTIGKEIT<br />

ZUM G8-GIPFEL IN HEILIGENDAMM<br />

Beim Kirchentag in Köln kommen über 100.000<br />

Menschen zusammen. „Lebendig und kräftig und<br />

schärfer“ wollen sie ihren Glauben zum Ausdruck<br />

bringen.<br />

Wir fühlen uns denen verbunden, die sich nach<br />

Köln, Heiligendamm und Rostock aufgemacht haben<br />

und wollen dafür beten, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> <strong>das</strong> Beste für<br />

die Eine Welt finden.<br />

• Gruß<br />

So lasst uns diese Andacht feiern<br />

im Namen Gottes, unseres Schöpfers, der Quelle<br />

unseres Lebens,<br />

und im Namen Jesu Christi, dem Grund und Ziel unserer<br />

Hoffnung,<br />

und im Namen des Heiligen Geistes, der uns belebt<br />

und begeistert.<br />

Amen<br />

• Lied: EG 432, 1-3, Gott gab uns Atem, damit<br />

<strong>wir</strong> leben<br />

• Gebet<br />

Alte Ordnungen werden vergehen, Gott, du Anfang<br />

und Ende, aber deine neue Ordnung hat bereits begonnen,<br />

und <strong>wir</strong> sind gezählt zu ihren Zeichen.<br />

Du hast uns frei gemacht durch deinen Geist, der in<br />

unsere Herzen gegeben ist.<br />

Du hast unsere Augen geöffnet und hast uns Hoffnung<br />

gegeben, damit <strong>wir</strong> in der herrlichen Freiheit<br />

der Kinder Gottes leben sollen.<br />

Doch nicht nur <strong>wir</strong>, Vater, nicht solange Andere<br />

arm bleiben, zerbrochenen Herzens, gefangen,<br />

blind und zerschlagen sind.<br />

So beten <strong>wir</strong> für unsere Schwestern und Brüder,<br />

Deine Familie, gefangen in einem Netz von Ungerechtigkeit<br />

und Gleichgültigkeit, getrennt voneinander<br />

durch Sprache, Farbe, Kultur, Klasse, Geschlecht<br />

und Bekenntnis, niedergehalten durch<br />

Unwissenheit und Armut.<br />

Gib Deiner Kirche eine Vision von Freiheit, zu der<br />

Du sie befreien willst.<br />

Gib uns die Weisheit, auf die Stimmen der Törichten<br />

dieser Welt zu hören, und die Kraft, den Schwachen<br />

zu lauschen, damit <strong>wir</strong> durch jene, die nichts<br />

sind, <strong>das</strong> Wort Christi neu verstehen mögen.<br />

Gott, du Leben der Welt, der du uns frei machst<br />

und einst, lass uns den Sinn deines Weges erkennen,<br />

indem <strong>wir</strong> ihn gehen.<br />

Amen<br />

(Auszüge aus einem Gebet, <strong>das</strong> bei der ÖRK-Vollversammlung<br />

1975 in Nairobi gebetet wurde;<br />

aus: Gebete aus der Ökumene 3, Lege Dein Herz in<br />

Deine Gebete, EMW 1998, Nr. 54)<br />

• Anrufung<br />

Lasst uns nun Gott anrufen:<br />

Pfarrer/in:<br />

Du, unser Gott, Anfang und Ende, wie Vater und<br />

Mutter gibst du uns, was <strong>wir</strong> zum Leben brauchen:<br />

Leben in seiner ganzen Güte –


Gemeinde: Wir preisen dich und loben dich!<br />

Pfarrer/in:<br />

Jesus Christus, eines Zimmermanns und Gottes<br />

Sohn, Bruder von uns und Freund der Armen; einer<br />

von uns und doch eins mit Gott; gekreuzigt und<br />

auferstanden. Leben inmitten des Todes –<br />

Gemeinde: Wir preisen dich und loben dich!<br />

Pfarrer/in:<br />

Heiliger Geist, Feuer und Hauch der Liebe, die<br />

Brücken schlägt und Augen und Hände öffnet; Lebenskraft,<br />

die die Müden mit Kraft begabt; Gott<br />

der Überraschung, der Lebensmacht –<br />

Gemeinde: Wir preisen dich und loben dich!<br />

• Was uns betrifft<br />

Pfarrer/in:<br />

Normalerweise folgt an dieser Stelle eine biblische<br />

Lesung. Wir wollen uns heute vor Augen führen,<br />

<strong>das</strong>s im Blick auf Elend und Unrecht Verdrängung,<br />

Verniedlichung und Selbstrechtfertigung stattfindet.<br />

Die Regierenden beim G-8-Gipfel wissen um <strong>das</strong><br />

große Elend in der Welt. Milliarden Menschen<br />

kämpfen täglich ums Überleben, während der<br />

Wohlstand von Millionen zunimmt. Die Regierungen<br />

der reichsten Staaten wissen auch, <strong>das</strong>s diese<br />

Kluft die Menschheit spaltet und zu gefährlichen<br />

Entwicklungen führt.<br />

Es <strong>wir</strong>d unbequemer auf unserem Planeten, weil<br />

die Eingriffe in Gottes Schöpfung überhand ge-<br />

nommen haben. Auch <strong>das</strong> ist mittlerweile allen bewusst.<br />

Aber <strong>wir</strong> wehren uns noch dagegen, uns die<br />

Konsequenzen unserer Lebens- und Wirtschaftsweise<br />

allzu deutlich vor Augen zu führen.<br />

Pfarrer/in:<br />

Schon seit vielen Jahren ist uns die Erwärmung<br />

des Weltklimas bewusst.<br />

1. Sprecher/in:<br />

Die Gletscher in den Alpen schmelzen im Rekordtempo<br />

ab. Höchststände bei Überflutungen wie<br />

seit Menschengedenken nicht mehr. Unberechenbare<br />

Verläufe heftiger Orkane oder schwere Dürrezeiten<br />

„wie bisher noch nicht da gewesen“. Von<br />

derart traurigen „Rekorden“ lesen <strong>wir</strong> immer wieder.<br />

Es <strong>wir</strong>d gern so getan, als seien Fragen des<br />

Weltklimas für einfache Sterbliche viel zu kompliziert.<br />

Oder eine Angelegenheit für die ewig Grünen.<br />

Dabei gibt es, bei aller Komplexität in Einzelfragen,<br />

einige wenige Daten, an denen die Brisanz<br />

des Klimawandels für uns alle unmittelbar deutlich<br />

<strong>wir</strong>d. Der <strong>In</strong>ternationale Rat für Klimawandel hat<br />

festgestellt, <strong>das</strong>s aufgrund der steigenden Temperaturen<br />

– zwischen 1,8 und 5,8 Grad Celsius – die<br />

Meeresspiegel ansteigen werden. Das Expertengremium<br />

kommt zu der Vorhersage, <strong>das</strong>s es zur<br />

Jahrhundertmitte etwa 150 Millionen Klimaflüchtlinge<br />

geben <strong>wir</strong>d.<br />

Pfarrer/in:<br />

Da sind die schlechteren Bedingungen für<br />

Arme in den reichen Gesellschaften.<br />

2. Sprecher/in:<br />

<strong>In</strong> der Süddeutschen Zeitung stand im Februar<br />

2007 zu lesen: <strong>In</strong> Bayern gibt es nach Erkenntnissen<br />

der evangelischen Diakonie immer mehr Armut.<br />

Mehr als eine halbe Millionen Menschen erhalten<br />

Leistungen nach Hartz IV und rund 130.000<br />

Kinder leben auf Sozialhilfe-Niveau. „Die Kluft zwischen<br />

Arm und Reich wächst auch in Bayern deutlich,<br />

<strong>das</strong> ist unsere tagtägliche Erfahrung“, sagt der<br />

Präsident des Diakonischen Werkes, Ludwig Markert.<br />

Dabei geht es nicht nur um materielle Armut,<br />

sondern auch um Bildungsarmut und unzureichende<br />

gesundheitliche Versorgung.<br />

Pfarrer/in:<br />

Krankheiten, die vor allem Arme betreffen, werden<br />

von der medizinischen Forschung vernachlässigt.<br />

3. Sprecher/in:<br />

<strong>In</strong> der Stuttgarter Zeitung stand zu lesen: Bei einer<br />

Pressekonferenz einer Allianz von Hilfswerken und<br />

medizinischen Forschungsinstituten wurde jetzt in<br />

Nairobi eine weltweite <strong>In</strong>itiative für „Medikamente<br />

für vernachlässigte Krankheiten“ vorgestellt.<br />

Und dabei wurden <strong>Licht</strong>bilder von erschreckenden<br />

Krankheitsbildern gezeigt, die in Europa kaum einer<br />

kennt: Im Sudan gebe es <strong>das</strong> Buruli-Geschwür,<br />

<strong>das</strong> ganze Partien von Armen und Beinen wegfrisst<br />

und schwärende Wunden hinterlässt … Es gebe<br />

keine Heilung und keine Medikamente gegen Buruli.<br />

Da Afrika lediglich einen Anteil von gut einem<br />

Prozent am Pharmahandel habe, sei <strong>das</strong> <strong>In</strong>teresse<br />

der Pharmaindustrie an der Erforschung tropischer<br />

Krankheiten gering.<br />

• Lied: EG 262, 1-4, Sonne der Gerechtigkeit<br />

• Predigt über 5. Mose 24,10-15<br />

• Predigt<br />

Predigtvorschlag zu 5. Mose 24,10-15:<br />

Heilige Dämme gegen die Flut des Unrechts<br />

Liebe Gemeinde,<br />

Dämme ziehen sich durch die Küstenebenen. Sie<br />

schützen einen großen Teil der Küsten, die sonst<br />

überflutet wären. Abertausende von Helfern haben<br />

in einem einzigen Wettlauf gegen die Zeit beim<br />

großen Hochwasser 1997 die Dämme an der Oder<br />

verstärkt, um vor den Wasserfluten zu retten, was<br />

noch zu retten war. Überall entlang des Rheins sind<br />

Dämme nötig, um bewohnte Gebiete zu schützen,<br />

wenn der Strom sich nach heftigen Schnee- oder<br />

Regenfällen in die Breite ergießen möchte. Dämme<br />

schützen. Sie müssen fest stehen, bevor sich <strong>das</strong><br />

Unheil in Form der gewaltigen Fluten naht. Das<br />

Recht bildet im Alten Testament so einen Damm:<br />

Ein Damm, der die Armen schützen soll. Die Armen,<br />

die etwas schuldig sind, die Tagelöhner, die<br />

Witwen und Waisen, die Fremden im Land – sie<br />

laufen Gefahr, auch ihr Letztes hergeben zu müssen,<br />

wenn ein Reicher sie bedrängt. Das soll im<br />

Volk Gottes nicht geschehen. Gott will es nicht. Er<br />

will, <strong>das</strong>s ihre Rechte gewahrt bleiben. Sie sollen<br />

menschenwürdig leben. Er ist ihr Schutz und ihr<br />

Schirm, und als ihr Schutz und ihr Schirm errichtet<br />

er Dämme gegen mögliche Übergriffe.<br />

Hören <strong>wir</strong> dazu den Predigttext aus dem 5. Buch<br />

Mose, 26, 10-15:<br />

10 Wenn du <strong>deinem</strong> Nächsten irgendetwas borgst,<br />

so sollst du nicht in sein Haus gehen und ihm ein<br />

Pfand nehmen,<br />

11 sondern du sollst draußen stehen, und er, dem<br />

du borgst, soll sein Pfand zu dir herausbringen.<br />

12 Ist er aber bedürftig, so sollst du dich nicht<br />

schlafen legen mit seinem Pfand,<br />

13 sondern sollst ihm sein Pfand wiedergeben,<br />

wenn die Sonne untergeht, <strong>das</strong>s er in seinem Mantel<br />

schlafe und dich segne. So <strong>wir</strong>d deine Gerechtigkeit<br />

sein vor dem HERRN, <strong>deinem</strong> Gott.<br />

14 Dem Tagelöhner, der bedürftig und arm ist,<br />

sollst du seinen Lohn nicht vorenthalten, er sei von<br />

deinen Brüdern oder den Fremdlingen, die in <strong>deinem</strong><br />

Land und in deinen Städten sind,<br />

15 sondern du sollst ihm seinen Lohn am selben<br />

Tag geben, <strong>das</strong>s die Sonne nicht darüber untergehe<br />

– denn er ist bedürftig und verlangt danach –, damit<br />

er nicht wider dich den HERRN anrufe und es<br />

dir zur Sünde werde.<br />

Was zuerst auffällt an diesem Textabschnitt ist der<br />

rücksichtsvolle Umgang mit dem Bedürftigen, der<br />

hier gefordert <strong>wir</strong>d.<br />

a) Das Leihen <strong>wir</strong>d als selbstverständlich vorausgesetzt.<br />

Wenn ein Volksgenosse etwas braucht,<br />

kann er sich an den wenden, der <strong>das</strong> Nötige hat.<br />

Der Leihende <strong>wir</strong>d aber gebeten, nicht die Wohnung<br />

des Leihenden zu betreten. Er könnte ja se-<br />

11


12<br />

hen, wie schrecklich arm der Bedürftige ist, und dafür<br />

könnte der sich schämen. Das muss man ihm<br />

nicht antun. Der Gläubiger darf ein Pfand für seine<br />

Leihgabe nehmen, aber er darf nichts nehmen, was<br />

die Grundbedürfnisse des Schuldners betrifft. Es<br />

darf nicht sein, <strong>das</strong>s der nachts frieren muss.<br />

Und der Lohn eines Tagelöhners muss noch am selben<br />

Tag ausbezahlt werden. Es darf nicht sein, <strong>das</strong>s<br />

der sich hungrig schlafen legen muss.<br />

Kurz zusammengefasst: Der Leihende darf dem,<br />

der leihen muss, nicht seine Würde nehmen. Hier<br />

<strong>wir</strong>d sozusagen ein heiliger Damm gegen die Entwürdigung<br />

der Armen aufgebaut. Denn es ist der<br />

Wille Gottes, der sich in diesen Gesetzen manifestiert.<br />

b) Ein zweiter Aspekt: Hier <strong>wir</strong>d nicht Mildtätigkeit<br />

gepredigt, hier <strong>wir</strong>d keine Almosenmentalität propagiert.<br />

Hier <strong>wir</strong>d nicht an die Reichen appelliert:<br />

Seid mal etwas großzügig und lasst die Armen<br />

auch leben! Der Zusammenhang zeigt, <strong>das</strong>s hier<br />

die Anfänge einer Sozialgesetzgebung zu Papier<br />

gebracht wurden; hier werden Rechtsansprüche<br />

formuliert. Der Arme kann seine Rechte einfordern,<br />

ja einklagen.<br />

Hier <strong>wir</strong>d ein weiterer heiliger Damm errichtet, der<br />

die Macht und Willkür der Reichen eindämmt. Sie<br />

sind dem Gesetz unterworfen wie der Reiche auch.<br />

Wer <strong>das</strong> nicht achtet, missachtet Gott.<br />

c) Und noch etwas: Diese Sozialgesetzgebung<br />

macht keine Unterschiede zwischen Einheimischen<br />

und Ausländern. Die Ausländer brauchen nicht weniger<br />

Schutz vor Unterdrückung und Ausbeutung,<br />

vor Willkür und Herabwürdigung als die Einheimischen,<br />

sie brauchen mindestens genau so viel<br />

Schutz, wenn nicht mehr.<br />

Somit <strong>wir</strong>d noch ein heiliger Damm errichtet und<br />

zwar gegen ethnische und rassische Diskriminierung.<br />

Vielleicht waren zu den Zeiten des alten Israels<br />

mit Fremdlingen nur die Israeliten gemeint, die<br />

es in einen anderen Stamm verschlagen hat. Aber<br />

damit ist ein Anfang gemacht: Rechte gelten nicht<br />

nur für diejenigen, die einer bestimmten Gruppe<br />

oder einer bestimmten Nation angehören.<br />

d) Hören <strong>wir</strong> auch auf die Feinheiten des Textes<br />

über <strong>das</strong> Zusammenleben zwischen Armen und<br />

Reichen. Das Leihen bzw. <strong>das</strong> Sorgen für die<br />

Grundbedürfnisse der Armen <strong>wir</strong>d klar mit dem<br />

heiligen Willen Gottes begründet und ist insofern<br />

eine hohe ethische Verpflichtung. Asoziales Verhalten<br />

der Reichen <strong>wir</strong>d dazu führen, <strong>das</strong>s sich die<br />

Armen bei Gott über die Reichen beklagen. Die Armen<br />

könnten damit den Zorn Gottes über die Reichen<br />

auslösen. Gott könnte den Reichen seinen<br />

Segen entziehen, sie vielleicht von ihrem hohen<br />

Thron herab ins Elend stoßen. Hinter der biblischen<br />

Gerechtigkeitsvorstellung steht immer, <strong>das</strong>s Gott<br />

entschieden ist. Asoziales Verhalten, Habgier und<br />

Selbstsucht sind ein Vergehen gegen Gott. Es richtet<br />

sich nicht nur gegen den Armen, sondern gegen<br />

Gott selbst. Dagegen <strong>wir</strong>d ein Verhalten, <strong>das</strong> als<br />

sozial gerecht bezeichnet werden kann, von Gott<br />

anerkannt.<br />

<strong>In</strong> dem Vers, in dem es heißt, <strong>das</strong>s der wärmende<br />

Mantel des Armen nicht über Nacht dem Armen<br />

weggenommen werden darf, heißt es ja: „Und es<br />

<strong>wir</strong>d für dich als Gerechtigkeit gelten vor dem<br />

HERRN, <strong>deinem</strong> Gott.“<br />

e) Und dann ist in diesem Text noch ein verblüffender<br />

Gedanke verborgen: Da ist die Rede davon,<br />

<strong>das</strong>s der Arme den Reichen segnet. Wenn der wärmende<br />

Mantel zurückgebracht ist, wenn also der<br />

Arme <strong>das</strong> bekommen hat, was er zum Leben in<br />

Würde braucht, dann segnet der Arme den Rei-<br />

chen. Damit <strong>wir</strong>d der Arme sehr stark aufgewertet.<br />

Da <strong>wir</strong>d nicht abgehoben auf Versagen, Leistungsunfähigkeit<br />

oder -unwilligkeit oder Sozialschmarotzertum<br />

– <strong>das</strong> Gegenteil ist der Fall. Der Arme<br />

kann Segen spenden. Ist <strong>das</strong> nicht wie ein „heiliger<br />

Damm“ um seine Person? Müsste <strong>das</strong> nicht dazu<br />

führen, <strong>das</strong>s man ihm mit Respekt begegnet?<br />

Von Jesus <strong>wir</strong>d <strong>das</strong> später sogar noch viel weiter<br />

geführt: „Was ihr einem von diesen Geringsten<br />

getan habt“, sagt Jesus, „<strong>das</strong> habt ihr mir getan“<br />

(Matthäus 25,40). Der Arme und Gott sind sich<br />

sehr nahe.<br />

Wie ist <strong>das</strong> nun heute mit den Dämmen, die zum<br />

Schutz der Armen errichtet werden sollten? Noch<br />

immer haben Millionen von Menschen täglich nicht<br />

einmal genug zum Essen. Eltern müssen mit an<strong>sehen</strong>,<br />

wie ihre Kinder ständig Hunger haben. Wen<br />

sollen sie segnen, wenn sie sich abends schlafen legen?<br />

Dabei haben praktisch alle Regierungen der<br />

Welt die Verpflichtung unterschrieben, dafür zu<br />

sorgen, <strong>das</strong>s alle in ihrem Land ausreichend Nahrung<br />

haben.<br />

Noch immer leben Menschen in echter Schuldknechtschaft.<br />

Geldverleiher haben ihnen – Bauern


und Bäuerinnen z. B. in indischen Dörfern – umgerechnet<br />

vielleicht einmal 20 Euro zu extrem hohen<br />

Zinssätzen geliehen. Die nächste Ernte war<br />

schlecht, ein Kind wurde krank und brauchte Medikamente.<br />

Sie werden dem Geldverleiher bis zum<br />

Ende ihres Lebens nicht mehr entkommen und vielleicht<br />

sogar ihre Kinder verkaufen müssen. Und<br />

<strong>das</strong>, obwohl fast überall internationale Konventionen,<br />

die die Schuldknechtschaft verbieten, ins nationale<br />

Recht überführt worden sind. Wer greift ein<br />

und befreit sie aus dieser entwürdigenden Abhängigkeit?<br />

Bruchbuden aus Pappe, Blech und Abfallmaterialien<br />

sind noch immer <strong>das</strong> Zuhause für zahllose<br />

Menschen. Fast alle Staaten erkennen <strong>das</strong> Menschenrecht<br />

auf „angemessenes Wohnen“ an. Wer<br />

sorgt dafür, <strong>das</strong>s dieser „heilige Damm“ der Menschenrechte<br />

tatsächlich aufgerichtet <strong>wir</strong>d? Warum<br />

besteht <strong>das</strong> alles fort? Warum gewinnen <strong>wir</strong> den<br />

Eindruck, <strong>das</strong>s es den Reichen vor allem daran<br />

liegt, ihre Privilegien zu verteidigen und sogar auszubauen?<br />

Wie kann es sein, <strong>das</strong>s in vielen Ländern<br />

der Welt allerschlimmste Armut neben protzig zur<br />

Schau gestelltem Reichtum fortbesteht? Seit den<br />

ersten Gipfeln, die der deutsche Bundeskanzler<br />

Helmut Schmidt und der französische Staatspräsident<br />

Valerie Giscard d’Estaing 1976 einmal als<br />

„Kamingespräche“ im Schloss Rambouillet begonnen<br />

haben, haben die reichen Staaten versichert,<br />

<strong>das</strong>s Armutsbekämpfung zu den wichtigsten Zielen<br />

der Politik gehört. Zahlreiche Programme sind gestartet<br />

worden. Manche erinnern sich vielleicht<br />

noch an die große Weltversammlung der Vereinten<br />

Nationen in New York im Jahr 2000, dem „Millenniumsgipfel“.<br />

Bis 2015, so haben es praktisch alle<br />

Staaten der Welt zugesichert, soll die Anzahl der<br />

Allerärmsten halbiert sein. Alle Kinder sollen dann<br />

eine Schule besuchen. Sehr viel weniger Mütter<br />

sollen bei der Geburt ihrer Kinder sterben, sehr viel<br />

mehr Kinder die ersten fünf Lebensjahre überleben.<br />

Ist es nicht eine heilige Pflicht für Christen und<br />

Christinnen in allen Ländern, sich dafür mit allen<br />

Kräften einzusetzen?<br />

Wir sollen nicht ablassen, dafür zu beten, <strong>das</strong>s den<br />

Armen Gerechtigkeit widerfährt. Gott als der<br />

Schutz der Armen ist der Erste, der erfahren muss,<br />

<strong>das</strong>s uns <strong>das</strong> quält. Ihn müssen <strong>wir</strong> bitten, uns zu<br />

zeigen, wo <strong>wir</strong> besonders gebraucht werden.<br />

Die Partnerschaften unserer Gemeinden (Dekanate/<br />

Kirchenkreise) helfen uns, immer besser zu verstehen,<br />

wie andere leben. <strong>In</strong> Begegnungen mit unseren<br />

Partnern aus … (jeweilige Partnerschaft/en) erfahren<br />

<strong>wir</strong>, <strong>das</strong>s die schlimme Not in manchen<br />

Teilen der Welt bestimmt keine Folge von Faulheit<br />

ist. Wir verstehen, was es bedeutet, wenn Bäuerinnen<br />

in Westafrika ihr Geflügel nicht mehr verkaufen<br />

können, weil tief gefrorene Hühnerteile aus<br />

Europa trotz der Transportkosten billiger sind. Wir<br />

lernen in der Begegnung auch immer besser, wo<br />

die Projekte unserer Gemeinden von Brot für die<br />

Welt oder dem EED ansetzen müssen, um den<br />

Menschen <strong>wir</strong>ksame Hilfe zu bringen.<br />

Wir sollen auch den Regierungen in den Ohren liegen<br />

und sie daran erinnern, was ihre vornehmste<br />

Aufgabe sein müsste: sich für <strong>das</strong> Recht der Armen<br />

einzusetzen. Sie haben <strong>das</strong> ja auch alles zugesagt<br />

– in den Millenniumsentwicklungszielen, in den<br />

Menschenrechtspakten, die seit 40 Jahren gelten.<br />

Wir wollen aufmerksam sein, ob jetzt die reichen<br />

Staaten in Heiligendamm Ernst machen: weiter<br />

Schulden erlassen, Hilfe steigern, Wirtschaftsbeziehungen<br />

so gestalten, <strong>das</strong>s sie den armen Ländern<br />

zugute kommen. Eine Welt, die durch die Entfaltung<br />

der Wirtschaft, Bildung für viele und gut ausgestattete<br />

Forschung einen geradezu sagenhaften<br />

Reichtum entwickelt hat, wäre durchaus in der<br />

Lage, ein menschenwürdiges Leben in sozialer Sicherheit<br />

für alle zu schaffen. Regierungen, die im<br />

Jahr mehr als 1.000 Milliarden US-Dollar für <strong>das</strong> Militär<br />

und alleine ca. 350 Milliarden US-Dollar jährlich<br />

für die Subventionierung der Land<strong>wir</strong>tschaft<br />

ausgeben, wären in der Lage, Hunger und Elend zu<br />

besiegen, und gute Gesundheits- und Bildungseinrichtungen<br />

zur Verfügung zu stellen – für alle.<br />

„Heilige Dämme“ – <strong>das</strong> klang vielleicht am Anfang<br />

etwas pathetisch, und natürlich ist <strong>das</strong> Bild durch<br />

den Ortsnamen Heiligendamm angeregt worden.<br />

Aber es trifft doch: Als Christen und Christinnen erkennen<br />

<strong>wir</strong> in Gott den Gott, der sich um die Armen<br />

sorgt und der zu ihrem Schutz <strong>das</strong> Recht aufrichten<br />

will: Ein Damm gegen die Verletzung ihrer Würde.<br />

Das ist eine heilige Aufgabe, weil Gott sie will.<br />

Amen<br />

(Predigt: Werner Gebert und Jürgen Reichel mit Gedanken<br />

von Christian Reiser und Johann Schneider)<br />

• Lied: EG 295,1-3,<br />

Vertraut den neuen Wegen<br />

• Was <strong>wir</strong> tun können<br />

Die Pastorin oder der Pastor/die Pfarrerin oder der<br />

Pfarrer eröffnet ein 5-minütiges Gespräch darüber,<br />

wo sich die Gemeinde besonders engagieren könnte:<br />

• Das Leben feiern<br />

• Über einen nachhaltigen Lebensstil nachdenken<br />

• Soziale Werte höher achten als Besitz und Einkommen<br />

• Armen begegnen; von Armen lernen<br />

• Politik mit dem Einkaufskorb machen<br />

• Faire Produkte kaufen, einfacher leben<br />

• Uns besser informieren, wie die Verteilung der<br />

Güter in Deutschland und weltweit geschieht<br />

• Partnerschaftsarbeit der Gemeinden ausbauen<br />

• Gelder bei oikocredit anlegen<br />

• Appelle an Politiker für gerechte Verhältnisse<br />

unterschreiben<br />

• Den Reichen drastisch ins Gewissen reden<br />

• Sich für den Kirchlichen Entwicklungsdienst in<br />

der Landeskirche einsetzen<br />

• Die Aktion „Brot für die Welt“ stärker unterstützen<br />

• Organisationen beitreten, die sich für Gerechtigkeit<br />

einsetzen<br />

• Schuldenstreichung für arme Länder fordern<br />

• Die sog. Tobinsteuer fordern<br />

• Durchsetzung der bürgerlichen und sozialen<br />

Menschenrechte einfordern<br />

• Maßnahmen gegen die Privatisierung von Gesundheit<br />

und Bildung unterstützen<br />

• Verbot der Patentierung von Pflanzen und Lebewesen<br />

fordern<br />

• Sich für zivile Konfliktlösungen einsetzen<br />

• Lied: EG 428, 1-3,<br />

Komm in uns’re stolze Welt<br />

• Vaterunser: „8 Minuten für Gerechtigkeit“<br />

Während des ca. 8-minütigen Vaterunsers „8 Minuten<br />

für Gerechtigkeit“ sollten die Glocken läuten<br />

und sich mit allen denen verbinden, die in Mecklenburg,<br />

ganz Deutschland und darüber hinaus zu<br />

dieser Stunde um Gerechtigkeit beten.<br />

„Wenn aber ein Gebet recht sein soll, so muss es<br />

damit ernst sein, <strong>das</strong>s man seine Not fühlt, und<br />

zwar eine solche Not, die uns drückt und zum Rufen<br />

und Schreien treibt“, erklärt uns Martin Luther<br />

zum Vaterunser. Wenn jetzt die Regierungen Kana<strong>das</strong><br />

und der USA, von Russland und Japan, Großbritannien,<br />

Frankreich und Italien unter deutscher<br />

Leitung zusammentreffen, wollen <strong>wir</strong> für sie und<br />

uns beten und für alle Menschen, auf deren Leben<br />

die Entscheidungen, die in Heiligendamm fallen,<br />

Aus<strong>wir</strong>kungen haben:<br />

Pfarrer/in:<br />

Vater unser im Himmel,<br />

mit deiner väterlichen und mütterlichen Liebe umsorgst<br />

du uns.<br />

1. Sprecher/in:<br />

Doch viele Menschen verweigern deinen kleinen<br />

und großen Kindern, was Du ihnen zugedacht hast:<br />

Liebe und Fürsorge. Millionen Kinder werden ausgebeutet<br />

in Steinbrüchen, Fabriken und Haushalten;<br />

sie werden eingesperrt, geschlagen und missbraucht,<br />

sie werden um ihre Kindheit gebracht.<br />

2. Sprecher/in:<br />

Wir bitten um eine gute Zukunft für alle Kinder in<br />

dieser Welt.<br />

3. Sprecher/in:<br />

Wir bitten darum, <strong>das</strong>s deine Kirche überall dazu<br />

beiträgt, <strong>das</strong>s Kinder Schutz und Geborgenheit erfahren.<br />

13


14<br />

4. Sprecher/in:<br />

Wir bitten dich für die Mächtigen dieser Welt, <strong>das</strong>s<br />

sie sich ihrer Verantwortung bewusst sind, <strong>das</strong>s sie<br />

für die Welt von morgen entscheiden.<br />

Pfarrer/in:<br />

Herr, <strong>wir</strong> bitten dich: Kyrie eleison (EG 178.12)<br />

Pfarrer/in:<br />

Geheiligt werde dein Name,<br />

Gott, nach dessen Namen <strong>wir</strong> genannt sind, seitdem<br />

<strong>wir</strong> Christen geworden und getauft sind und<br />

von dem <strong>wir</strong> alle Güter empfangen.<br />

1. Sprecher/in:<br />

Deinem Namen <strong>wir</strong>d gespottet, wenn Menschen<br />

meinen, sie hätten alles zur Genüge, wenn sie nur<br />

ihren Besitz mehren und ihn schützen und alles<br />

darauf ausgerichtet <strong>wir</strong>d, Gut und Geld zu mehren.<br />

2. Sprecher/in:<br />

Wir bitten Dich für die Reichen in aller Welt, <strong>das</strong>s<br />

sie Besitz als Verpflichtung verstehen lernen,<br />

3. Sprecher/in:<br />

für uns in den Kirchen, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> uns an deinen Namen<br />

erinnern, wenn <strong>wir</strong> Geschäfte abschließen<br />

und Geld verwalten,<br />

4. Sprecher/in:<br />

und für unsere Regierungen, <strong>das</strong>s sie darauf achten,<br />

<strong>das</strong>s nicht Sonn- und Feiertage dem Konsum<br />

geopfert werden.<br />

Pfarrer/in:<br />

Herr, <strong>wir</strong> bitten dich: Kyrie eleison (EG 178.12)<br />

Pfarrer/in:<br />

Dein Reich komme,<br />

Gott, der du Recht und Gerechtigkeit liebst.<br />

1. Sprecher/in:<br />

Wir kennen die scheinbar unaufhaltsamen Kräfte,<br />

die die Einen ins Elend stürzen und den Andern ein<br />

Leben im Luxus ermöglichen. Du hast genug für<br />

alle geschaffen. Also müssen die Güter dieser Welt<br />

gerecht verteilt werden.<br />

2. Sprecher/in:<br />

Wir bitten für uns, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> aufmerksamer darauf<br />

achten, wo Menschen um uns herum in Not und<br />

Bedrängnis geraten,<br />

3. Sprecher/in:<br />

für deine Kirche, <strong>das</strong>s sie für die spricht, die die Armut<br />

sprachlos gemacht hat,<br />

4. Sprecher/in:<br />

und für diejenigen, die die großen Entscheidungen<br />

fällen, <strong>das</strong>s sie dessen eingedenk sind, <strong>das</strong>s es ihre<br />

erste Aufgabe ist, für Gerechtigkeit zu sorgen.<br />

Pfarrer/in:<br />

Herr, <strong>wir</strong> bitten dich: Kyrie eleison (EG 178.12)<br />

Pfarrer/in:<br />

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf<br />

Erden,<br />

Gott, der sich in Christus Jesus seiner Macht entäußert<br />

hat, und seinen Willen kundgetan hat, indem<br />

er demütig und gewaltlos zu uns Menschen gekommen<br />

ist.<br />

1. Sprecher/in:<br />

Und doch glauben Menschen, <strong>das</strong>s sie deinen Willen<br />

erfüllen, wenn sie sich von Andersgläubigen<br />

abgrenzen und andere bekämpfen und wenn sie<br />

Kreuzzüge und Heilige Kriege führen.<br />

2. Sprecher/in:<br />

Wir bitten dich für alle gläubigen Menschen auf<br />

dieser Welt, <strong>das</strong>s der Glaube an dich sie in die Liebe<br />

führt,<br />

3. Sprecher/in:<br />

für die Predigerinnen und Priester aller Religionen,<br />

<strong>das</strong>s sie zum Frieden anhalten,<br />

4. Sprecher/in:<br />

für die Regierungen der Staaten, <strong>das</strong>s sie der Versuchung<br />

widerstehen, in Auseinandersetzungen<br />

und Konflikte religiöse Verschiedenheiten zu missbrauchen.<br />

Pfarrer/in:<br />

Herr, <strong>wir</strong> bitten dich: Kyrie eleison (EG 178.12)<br />

Pfarrer/in:<br />

Unser tägliches Brot gib uns heute,<br />

der du uns unsere Nahrung und Kleidung und alles,<br />

was <strong>wir</strong> zum Leben benötigen, zukommen lassen<br />

willst.<br />

1. Sprecher/in:<br />

Du weißt, wie oft und schwer die Würde vieler<br />

Menschen verletzt <strong>wir</strong>d,<br />

weil man ihnen elementare Menschenrechte verwehrt:<br />

<strong>das</strong> Recht auf Nahrung, auf Gesundheit, auf Bildung,<br />

auf Selbstbestimmung, auf die eigene Kultur.<br />

2. Sprecher/in:<br />

<strong>wir</strong> bitten dich für uns, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> auch morgen haben,<br />

was <strong>wir</strong> zum Leben brauchen,<br />

3. Sprecher/in:<br />

für alle, die nicht wissen, wie sie morgen ihre Reisschale<br />

oder ihren Teller füllen, <strong>das</strong>s ihre Not zum<br />

Himmel schreit, weil sich kein Helfer für sie findet,<br />

4. Sprecher/in:<br />

und <strong>das</strong>s ihr Schreien von den Regierenden gehört<br />

<strong>wir</strong>d, <strong>das</strong>s sie sie sich daran erinnern, wie sehr sie<br />

sich vor dir schuldig machen.<br />

Pfarrer/in:<br />

Herr, <strong>wir</strong> bitten dich: Kyrie eleison (EG 178.12)<br />

Pfarrer/in:<br />

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch <strong>wir</strong><br />

vergeben unseren Schuldigern,<br />

Gott, der unsere Sünde nicht ansieht und uns nicht<br />

vorhält, was <strong>wir</strong> täglich verdienen, sondern uns<br />

täglich zu neuem Leben aufrichtet.<br />

1. Sprecher/in:<br />

Und doch leben Menschen in vielen Ländern der<br />

Welt in Schuldknechtschaft und verkaufen sich und<br />

ihre Kinder, weil es kein Entrinnen gibt. Und doch<br />

sitzen so viele Länder in der Schuldenfalle und tragen<br />

an Zinsen und Zinseszinsen von Krediten, die<br />

oft unter fragwürdigen Bedingungen gegeben worden<br />

sind.<br />

2. Sprecher/in:<br />

Wir bitten dich für uns, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> noch besser verstehen,<br />

wie der Glaube an deine Gnade uns zu Menschen<br />

machen soll, die andere nicht bei dem verhaftet,<br />

was sie schuldig geblieben sind.<br />

3. Sprecher/in:<br />

Wir bitten dich für alle, die heute in sklavenähnlichen<br />

Bedingungen leben, <strong>das</strong>s sie Menschen finden,<br />

die sich für ihre Befreiung einsetzen.<br />

4. Sprecher/in:<br />

Wir bitten für die Regierungen dieser Welt und diejenigen,<br />

die die Schuldscheine der armen Länder in<br />

ihren Händen halten, <strong>das</strong>s sie den Neuanfang ermöglichen,<br />

der so dringend nötig ist.<br />

Pfarrer/in:<br />

Herr, <strong>wir</strong> bitten dich: Kyrie eleison (EG 178.12)<br />

Pfarrer/in:<br />

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern<br />

erlöse uns von dem Bösen,<br />

Gott, der du dich in Jesus Christus der Versuchung<br />

der Macht ausgesetzt hast:<br />

1. Sprecher/in:<br />

Denn deine Schöpfung <strong>wir</strong>d verschmutzt und beschädigt<br />

durch die Bosheit des menschlichen Herzens,<br />

durch Habgier und Korruption, durch die erbarmungslose<br />

Jagd auf Brennstoffe, durch den<br />

rücksichtslosen Abbau von Rohstoffen, durch den


hohen und schnellen Verbrauch deiner für alle geschaffenen<br />

Güter.<br />

2. Sprecher/in:<br />

Wir bitten dich für uns, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> die Augen öffnen<br />

und ermessen lernen, wie unser Lebensstil Erde,<br />

Luft und Wasser belastet,<br />

3. Sprecher/in:<br />

Wir bitten dich für die Menschen, deren Böden vertrocknen<br />

oder überschwemmt werden.<br />

4. Sprecher/in:<br />

Wir bitten dich für die Regierungen unserer Länder<br />

und die, die sie beraten und beeinflussen, <strong>das</strong>s sie<br />

umsteuern und alles tun, <strong>das</strong>s diese Erde ein<br />

freundlicher Ort für unsere Nachkommen <strong>wir</strong>d.<br />

Pfarrer/in:<br />

Herr, <strong>wir</strong> bitten dich: Kyrie eleison (EG 178.12)<br />

Pfarrer/in:<br />

<strong>In</strong> der Stille legen <strong>wir</strong> vor Gott, wofür ihn bitten<br />

wollen:<br />

Stilles Gebet<br />

Pfarrer/in:<br />

Denn dein ist <strong>das</strong> Reich und die Kraft<br />

und die Herrlichkeit in Ewigkeit.<br />

Amen<br />

(Gebet: Jürgen Reichel)<br />

• (eventuell Bekanntmachungen)<br />

• Lied: EG 171,1, Bewahre uns Gott<br />

• Segen<br />

Pfarrer/in:<br />

Gott der Stärke, möge die Kühnheit deines Geistes<br />

uns verwandeln, möge die Güte deines Geistes uns<br />

führen, mögen die Gaben deines Geistes uns befä-<br />

higen, dir zu dienen und dich anzubeten in der Gemeinschaft<br />

mit unseren Schwestern und Brüdern<br />

auf dem ganzen Erdkreis<br />

jetzt und immerdar.<br />

Durch Jesus Christus.<br />

Amen<br />

• Musikalisches Nachspiel und Auszug der an<br />

der Feier Mit<strong>wir</strong>kenden<br />

Das Gottesdienstmaterial kann bestellt werden.<br />

Hinweise siehe unter „Material zur Weiterarbeit“.<br />

Evangelischer Entwicklungsdienst, Bonn,<br />

Pfarrer Jürgen Reichel,<br />

Heinz Fuchs und<br />

Pfarrer Werner Gebert<br />

15


16<br />

GOTTESDIENST-<br />

LICHE<br />

ENTWÜRFE<br />

<strong>In</strong> vielen Orten ist es gute Tradition, ökumenische<br />

Pfingstgottesdienste zu feiern. Auf dem Weg der<br />

Vorbereitung für die 3. <strong>Europäische</strong> Ökumenische<br />

Versammlung ist <strong>das</strong> Pfingstfest eine besondere<br />

Zeit des <strong>In</strong>nehaltens und gemeinsamen Feierns. Zu<br />

diesem Gottesdienst können Delegierte nach Sibiu/<br />

Hermannstadt aus der Region (siehe Delegiertenliste<br />

in diesem Heft) eingeladen werden.<br />

Ökumenischer Pfingstgottesdienst auf dem<br />

Weg der 3. <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung<br />

EG -Evangelisches Gesangbuch, GL-Gotteslob,<br />

TM-Thuma Mina (Ökumenisches Liederbuch)<br />

Orgel/Einzug der Mit<strong>wir</strong>kenden<br />

Begrüßung und Eingangsworte<br />

L Das <strong>Licht</strong> Christi scheint auf alle – Hoffnung auf<br />

Erneuerung und Einheit in Europa.<br />

Unter diesem Motto sind <strong>wir</strong> eingeladen auf<br />

den Weg der 3. <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen<br />

Versammlung. <strong>In</strong> diesem Gottesdienst wollen<br />

<strong>wir</strong> uns mitnehmen lassen auf diesen Weg und<br />

uns von Gottes Geist bewegen und ermutigen<br />

lassen.<br />

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes<br />

und des Heiligen Geistes.<br />

GOTTES GEIST BEWEGT UNS<br />

Eingangslied Komm, o komm, du Geist des<br />

Lebens EG 134/GL 863<br />

Psalm Ps 36, 6-10<br />

L Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist<br />

und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen<br />

G Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes<br />

und dein Recht wie die große Tiefe.<br />

L Wie köstlich ist deine Güte Gott,<br />

<strong>das</strong>s Menschenkinder unter dem Schatten deiner<br />

Flügel Zuflucht haben.<br />

G Sie werden satt von den Gütern deines Hauses<br />

und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem<br />

Strom.<br />

L Denn bei dir ist die Quelle des Lebens<br />

und in <strong>deinem</strong> <strong>Licht</strong> <strong>sehen</strong> <strong>wir</strong> <strong>das</strong> <strong>Licht</strong>.<br />

Gebet<br />

L Wie Bäume auf festem Grund<br />

so strecken <strong>wir</strong> unsere Wurzeln zu dir, Gott.<br />

Du nährst uns. Du stärkst uns.<br />

Die Frucht unseres Lebens wächst aus deiner<br />

Kraft.<br />

Lob und Dank sei dir in Ewigkeit. Amen.<br />

Lied Strahlen brechen viele<br />

aus einem <strong>Licht</strong> EG 268<br />

Lesung 1. Kor 12, 4-11<br />

Liedruf Gottes Wort ist wie <strong>Licht</strong><br />

in der Nacht EG 572/TM 76<br />

Glaubensbekenntnis<br />

L Mit den Worten des Ökumenischen Glaubensbekenntnisses<br />

wollen <strong>wir</strong> unseren gemeinsamen<br />

Glauben bekennen:<br />

G Wir glauben an den einen Gott, / den Vater,<br />

den Allmächtigen, / der alles geschaffen hat, /<br />

Himmel und Erde, / die sichtbare und die unsichtbare<br />

Welt. /<br />

Wir glauben an den einen Herrn Jesus Christus,<br />

/ Gottes eingeborenen Sohn, / aus dem Vater<br />

geboren vor aller Zeit: / <strong>Licht</strong> vom <strong>Licht</strong>, / wahrer<br />

Gott vom wahren Gott, / gezeugt, nicht geschaffen,<br />

/ eines Wesens mit dem Vater; / durch<br />

ihn ist alles geschaffen. / Für uns Menschen<br />

und zu unserem Heil / ist er vom Himmel gekommen,<br />

/ hat Fleisch angenommen / durch<br />

den Heiligen Geist / von der Jungfrau Maria /<br />

und ist Mensch geworden. / Er wurde für uns<br />

gekreuzigt / unter Pontius Pilatus, / hat gelitten<br />

und ist begraben worden, / ist am dritten Tage<br />

auferstanden nach der Schrift / und aufgefahren<br />

in den Himmel. / Er sitzt zur Rechten des<br />

Vaters / und <strong>wir</strong>d wiederkommen in Herrlichkeit,<br />

/ zu richten die Lebenden und die Toten, /<br />

seiner Herrschaft <strong>wir</strong>d kein Ende sein. /<br />

Wir glauben an den Heiligen Geist, / der Herr<br />

ist und lebendig macht, / der aus dem Vater<br />

hervorgeht, / der mit dem Vater und dem Sohn<br />

/ angebetet und verherrlicht <strong>wir</strong>d, / der gesprochen<br />

hat durch die Propheten, / und die eine,<br />

heilige, katholische (christliche) und apostolische<br />

Kirche. / Wir bekennen die eine Taufe / zur<br />

Vergebung der Sünden. / Wir erwarten die Auferstehung<br />

der Toten / und <strong>das</strong> Leben der kommenden<br />

Welt. Amen.<br />

Lied O Heilger Geist, kehr bei uns ein<br />

EG 130, 1-3 (ö)<br />

Symbolhandlung „Zeichen des Geistes –<br />

Hoffnung auf Erneuerung“<br />

L Gottes Geist will Neues schaffen. Er setzt Zeichen<br />

der Hoffnung auf Erneuerung und Versöhnung,<br />

auf ein neues Miteinander über Grenzen<br />

und Kulturen hinweg.<br />

Er öffnet uns die Augen für den Reichtum seiner<br />

Gaben und die Früchte seiner Kraft.<br />

Auf dem Weg der 3. <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen<br />

Versammlung wollen <strong>wir</strong> für <strong>das</strong> danken,<br />

was Gottes Geist an Gutem unter uns <strong>wir</strong>kt.<br />

Gemeinsam wollen <strong>wir</strong> teilen, wie und wo Gottes<br />

Geist <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> Christi zum Leuchten bringt.<br />

Jede Gemeinde bringt ein Symbol mit, <strong>das</strong> unter<br />

Bezugnahme auf einen Leitsatz bzw. ein Themenfeld<br />

der Charta Oecumenica an ein ermutigendes<br />

Beispiel bzw. einer Erfahrung aus dem lokalen und<br />

ökumenischen Kontext erinnert und mit einem<br />

konkreten Bereich (Projekt/Aktion/Gruppe) einzelner<br />

Gemeinden verknüpft ist.<br />

Der Vertreter/die Vertreterin der Gemeinde bringt<br />

es nach vorne und stellt es auf einem Tisch im Choraum/Altarraum<br />

ab. Dabei sagt er/sie:


Ich komme von der Evangelischen Kirchengemeinde<br />

(von der Katholischen Pfarrgemeinde,<br />

von der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde,<br />

der Orthodoxen Gemeinde…) und bringe mit<br />

…. . Dies soll ein Zeichen sein für….<br />

Nach jedem Votum bekräftigt die Gemeinde:<br />

G Gott, du setzt Zeichen der Hoffnung mitten unter<br />

uns. Wir danken dir.<br />

Lied Meine Hoffnung und meine Freude<br />

TM 92<br />

Predigt<br />

(Fokus: „Die der Geist Gottes leitet, die sind Gottes<br />

Kinder“ (Röm 8,14)<br />

oder „Lebt als Kinder des <strong>Licht</strong>s“ (Eph 5,8)<br />

Lied Lass uns den Weg<br />

der Gerechtigkeit gehn TM 245<br />

Fürbitten/Litanei<br />

zu den 9 thematischen Foren der 3. EÖV, nach jeder<br />

Fürbitte <strong>wir</strong>d ein Sibiu-<strong>Licht</strong> entzündet und auf<br />

den Boden (oder einem Tisch) im Chorraum abgestellt.<br />

Dialog, Einheit der Kirchen<br />

L Christus, Du bist die Quelle unserer Einheit.<br />

Lass die Kirchen nicht nachlassen in dem Bemühen,<br />

die Einheit in Dir zu suchen und sie in<br />

ihrem Miteinander sichtbar werden zu lassen.<br />

Wir bitten:<br />

G Christus, Dein <strong>Licht</strong> scheine auf alle.<br />

Spiritualität, Gemeinsames Beten<br />

L Christus, in Dir liegt die Weite und Tiefe unseres<br />

Glaubens. Lass uns aus dem Reichtum un-<br />

serer geistlichen Traditionen schöpfen und miteinander<br />

im Gebet vereint sein. Wir bitten:<br />

G Christus, Dein <strong>Licht</strong> scheine auf alle.<br />

Gemeinsames Zeugnis, Mission<br />

L Christus, Du bist <strong>das</strong> Heil der Welt. Lass die Kirchen<br />

gemeinsam einladende und glaubhafte<br />

Boten und Zeugen Deines befreienden Evangeliums<br />

sein. Wir bitten:<br />

G Christus, Dein <strong>Licht</strong> scheine auf alle.<br />

Beitrag der Kirchen zum Aufbau der Zukunft<br />

Europas<br />

L Christus, Du überwindest Mauern und Grenzen.<br />

Lass <strong>das</strong> Reden und Handeln der Kirchen<br />

in Europa dazu dienen, <strong>das</strong>s Solidarität und<br />

Menschlichkeit <strong>das</strong> politische und gesellschaftliche<br />

Klima Europas prägen. Wir bitten:<br />

G Christus, Dein <strong>Licht</strong> scheine auf alle.<br />

Beziehungen zu den Religionen<br />

L Christus, Du gewährst Raum für Menschen in<br />

ihrer Verschiedenheit und Andersartigkeit. Lass<br />

uns <strong>das</strong> Gespräch über Religionsgrenzen hinweg<br />

suchen, um Entfremdungen zu überwinden<br />

und Feindschaften entgegenzu<strong>wir</strong>ken. Wir<br />

bitten:<br />

G Christus, Dein <strong>Licht</strong> scheine auf alle.<br />

Versöhnung von Völkern und Kulturen, Migration<br />

L Christus, Du vereinst Menschen aus allen Völkern<br />

und Kulturen. Lass unsere Kirchen dazu<br />

beitragen, <strong>das</strong>s sich Menschen in ihrer unterschiedlichen<br />

Herkunft und Kultur achten und<br />

wertschätzen. Wir bitten:<br />

G Christus, Dein <strong>Licht</strong> scheine auf alle.<br />

Frieden<br />

L Christus, Du schenkst uns Deinen Frieden. Lass<br />

die Kirchen in Europa dem Hass und der Gewalt<br />

mutig entgegentreten und dem Frieden<br />

und der Versöhnung den Weg bereiten. Wir bitten:<br />

G Christus, Dein <strong>Licht</strong> scheine auf alle.<br />

Gerechtigkeit<br />

G Christus, Deine Gerechtigkeit überwindet unsere<br />

Ungerechtigkeit. Lass <strong>das</strong> Handeln der Kirchen<br />

darauf gerichtet sein, <strong>das</strong>s die <strong>wir</strong>tschaftlichen<br />

Reichtümer gerecht verteilt werden und<br />

allen Menschen gleiche Lebenschancen offen<br />

stehen. Wir bitten:<br />

L Christus, Dein <strong>Licht</strong> scheine auf alle.<br />

Bewahrung der Schöpfung<br />

L Christus, in Dir spiegelt sich die Fülle und die<br />

Schönheit der ganzen Schöpfung. Lass uns <strong>das</strong><br />

bedrohte Leben auf unserer Erde schützen und<br />

verantwortlich mit den Grundlagen und Gütern<br />

der Schöpfung umgehen. Wir bitten:<br />

G Christus, Dein <strong>Licht</strong> scheine auf alle.<br />

Vaterunser<br />

Lied Nun singe Lob, du Christenheit<br />

EG 265/GL 638<br />

Sendung und Segen<br />

Lied Vertraut den neuen Wegen EG 395<br />

Orgel/Auszug<br />

Pastor Dr. Klaus Peter Voß,<br />

Frankfurt am Main<br />

Gebet aus der Sammlung<br />

des Weltgebetstages<br />

„Heiliger Geist, erfülle uns“<br />

Schlank wie die Zeder des Libanon<br />

Leicht wie der Flaum einer Feder<br />

Lebendig wie die Flamme des Feuers –<br />

sich wiegen im Windhauch des Geistes.<br />

Erfüllt von Ruach, Pneuma, Geistkraft<br />

gehalten von Gottes Schöpfungsodem<br />

umfangen von Gottes Liebeszusage<br />

gestärkt von Gottes Geistkraft<br />

möchte ich<br />

Mitschöpferin Gottes sein<br />

Lebensgebärerin Gottes sein<br />

Geistkraft Gottes über mich hinauswachsen<br />

lassen<br />

Eingespannt zwischen Himmel und Erde<br />

möchte ich tanzen<br />

wie eine Zeder des Libanons<br />

wie eine Feder<br />

wie eine Flamme<br />

im Windhauch des Geistes<br />

gehalten von den Händen Gottes.<br />

Hildegard Müller-Brünker<br />

17


18<br />

GOTTESDIENST-<br />

LICHE<br />

ENTWÜRFE<br />

Als Christen leben <strong>wir</strong> mit der Gewohnheit des persönlichen<br />

Gebetes. Wir sind davon überzeugt, <strong>das</strong>s<br />

Gott hört. Das Pfingstfest erinnert uns daran, <strong>das</strong>s<br />

<strong>wir</strong> in Jesus und durch den Heiligen Geist eine<br />

Stimme vor Gott haben. Er hört und erhört uns.<br />

Diese Wahrheit möchte der hier beschriebene Gottesdienst<br />

neu bewusst machen.<br />

Vielleicht <strong>wir</strong>d dem Leser bzw. der Leserin dieses<br />

Materialhefts <strong>das</strong> Konzept auf den ersten Blick befremdlich<br />

scheinen. Deshalb sollen hier noch einige<br />

erklärende Worte über den Hintergrund dieses Entwurfes<br />

gegeben werden.<br />

Als Gemeinschaft von Künstlern und Kreativen<br />

suchen <strong>wir</strong> seit längerer Zeit Wege, geistliche<br />

Wahrheiten multimedial zu kommunizieren und für<br />

junge Menschen zugänglich zu machen. Die Botschaft<br />

soll dem Besucher erlebbar werden, ja geradezu<br />

zum Anfassen nahe kommen. Dabei geht es<br />

jedoch nicht einfach um einen stark pädagogisierten,<br />

rationalen Verkündigungsansatz. Die Entwicklung<br />

der <strong>In</strong>halte <strong>wir</strong>d von den einzelnen Kreativen<br />

als Ausdruck des persönlichen Lobpreises empfunden<br />

und auch als solche im Gottesdienst eingesetzt.<br />

Die vorliegenden Texte und Materialien können im<br />

Gesamten oder auch in Auszügen in verschiedensten<br />

Kontexten Verwendung finden. Fühlen sie sich<br />

frei, sie auf die lokalen Gegebenheiten anzupassen.<br />

Benötigte Personen: Moderator, 2 Sprecher, Helfer<br />

Setting:<br />

Der Gottesdienstraum ist abgedunkelt und <strong>wir</strong>d<br />

mit meditativer Musik bespielt. Vor dem Betreten<br />

KONZEPT FÜR EINEN INTERAKTIVEN UND MULTIMEDIALEN PFINGSTGOTTESDIENST<br />

<strong>wir</strong>d jeder Besucher aufgefordert, sich mit einem<br />

starken Klebeband den Mund zuzukleben und dieses<br />

erst auf Anweisung wieder zu entfernen. Außerdem<br />

<strong>wir</strong>d jedem ein kleines Paket, bestehend<br />

aus einer kleinen Tafel mit Schnur zum Umhängen,<br />

einem Stück Kreide und einer Ration Brot und Traubensaft<br />

ausgehändigt. <strong>In</strong> den ersten Minuten werden<br />

die Besucher einfach mit dieser Situation alleine<br />

gelassen und können sich nur mit Hilfe von<br />

Tafeln und Kreide verständigen.<br />

Tipps zur Herstellung<br />

– Um Tafeln zu fertigen, gibt es in jedem Bastelladen<br />

selbstklebende Tafelfolie (bzw. Tafelfarbe<br />

zum Streichen) die man entweder auf Pappe<br />

oder Holz auftragen kann.<br />

– Die Gedenkmahlrationen lassen sich gut mit<br />

Brotwürfeln und leeren Fläschchen realisieren,<br />

die man in kleine Papierbutterbrottüten steckt.<br />

Moderator: freie Begrüßung und Überleitung,<br />

eventuell Gebet.<br />

Vor langer Zeit fiel der Mensch aus Gottes Ordnung.<br />

Die Folge war der Verlust des Paradieses,<br />

eine unüberwindbare Trennung zwischen Gott und<br />

Mensch. Es war hinfort nicht mehr möglich, mit<br />

Gott in direktem Kontakt zu stehen. Es gab lediglich<br />

einzelne Auserwählte, Priester, Propheten,<br />

aber auch Richter und Könige, die als Repräsentanten<br />

und Stellvertreter Gottes zu seinem Volk sprachen.<br />

Einer von ihnen war Zacharias:<br />

Sprecher 1: Geschichte von Zacharias<br />

Langsam entfernten sich die Schritte der anderen<br />

hinter ihm. Zacharias war allein. Allein an diesem<br />

heiligen und ehrfurchtgebietenden Ort. Er holte tief<br />

Luft und schritt im gedämpften <strong>Licht</strong> des Tempels<br />

langsam auf den Räucheraltar zu. Dieser Tag war<br />

der Höhepunkt seiner Karriere als Priester. Er hatte<br />

die ganze Nacht kein Auge zu getan, und schon<br />

seit Tagen an nichts anderes mehr denken können.<br />

Das Los war auf ihn gefallen! Unter 18.000 Priestern<br />

war er ausgewählt, heute <strong>das</strong> Rauchopfer darzubringen.<br />

Viele seiner Kollegen warteten ihr Leben<br />

lang vergeblich auf dieses Privileg. Beim<br />

Darbringen des Rauchopfers kam man näher an<br />

<strong>das</strong> Allerheiligste, Gottes irdisches Zuhause, als irgendwo<br />

sonst. Schon oft hatte er sich gefragt, wie<br />

es sich anfühlen müsste, IHM so nah zu kommen.<br />

Doch jetzt und hier kam ihm dies alles sehr un<strong>wir</strong>klich<br />

vor. Er hätte sich gewünscht in diesem erhabenen<br />

Moment intensiv zu fühlen, aber ihm war, als<br />

würde er gar nicht <strong>wir</strong>klich verstehen, was er hier<br />

gerade tat.<br />

Es hatte sich in seinem Heimatort wie ein Lauffeuer<br />

herumgesprochen, <strong>das</strong>s er heute <strong>das</strong> Räucheropfer<br />

durchführte. Seine Frau hoffte insgeheim,<br />

<strong>das</strong>s dies ihm und seiner Familie wieder neu<br />

zu An<strong>sehen</strong> verhelfen würde. Normalerweise waren<br />

Priester Respektspersonen, aber die Nachbarn<br />

waren misstrauisch und machten einen Bogen um<br />

Elisabeth und ihn, da sie keine Kinder hatten. Kinder<br />

galten als Zeichen des Segens von Gott, und<br />

ein Priester ohne Segen schien den Leuten nicht<br />

vertrauenswürdig.<br />

Mittlerweile war er beim Altar angekommen. Seine<br />

Hände zitterten vor Aufregung. Er sah die Tür zum<br />

Allerheiligsten. Hinter dieser Tür stand die Bundeslade,<br />

und nur einmal im Jahr am Versöhnungstag<br />

war es dem Hohenpriester erlaubt hineinzugehen.<br />

Er war dabei mit einer Schnur gesichert, um ihn<br />

notfalls herausziehen zu können, denn man wusste<br />

nie, was dort geschah. Dies schließlich war die<br />

Wohnung Gottes, des Schöpfers des Universums!<br />

Er legte sein Räucherwerk auf den Altar und entzündete<br />

es wie in seiner Priesterordnung vorgeschrieben.<br />

Qualm stieg auf und verbreitete einen<br />

angenehmen Duft im ganzen Tempel. Das Rauchopfer<br />

symbolisierte die Gebete des Volkes. Es war<br />

früh am Morgen und hunderte von Gläubigen standen<br />

vor dem Tempel und warteten auf Zacharias.<br />

Er war ihr Priester an diesem Tag, ihr Stellvertreter.<br />

Er trat für sie alle vor Gott!<br />

Als <strong>das</strong> Rauchopfer richtig brannte, verneigte er<br />

sich kurz, drehte sich um und ging auf den Ausgang<br />

zu. Das war es also? Das war also der Moment<br />

gewesen, auf den er seit Jahrzehnten gewartet<br />

hatte? Zacharias war enttäuscht! Doch plötzlich<br />

bemerkte er, wie sich der Raum hinter ihm erhellte<br />

und ein gleißendes <strong>Licht</strong> lange Schatten an die<br />

Tempelwände warf. Was war <strong>das</strong>? Er hielt im Lauf<br />

inne und drehte seinen Kopf langsam über seine<br />

Schulter... Auf der rechten Seite, zwischen dem<br />

Räucheraltar und den goldenen Leuchtern stand<br />

eine weiß schimmernde Gestalt. Angst durchfuhr<br />

Zacharias, er drehte sich erschrocken dem <strong>Licht</strong>wesen<br />

zu. Was sollte er tun? Sollte er versuchen, los<br />

zu rennen und den Ausgang zu erreichen? Er blieb<br />

wie gelähmt stehen. Der Engel kam ein paar Schritte<br />

auf ihn zu und sprach mit einer sanften Stimmte:<br />

„Zacharias, fürchte Dich nicht! Ich bin hier, um Dir


zu sagen, <strong>das</strong>s Deine Gebete erhört wurden. Deine<br />

Frau <strong>wir</strong>d ein Kind bekommen, einen Jungen. Gebt<br />

ihm den Namen Johannes. Gott hat Großes mit ihm<br />

vor. Er <strong>wir</strong>d die Kraft und die Art des Elia besitzen<br />

und viele im Volk zurück zu Gott führen.“<br />

Zacharias fasste all seinen Mut zusammen und<br />

sprach: „Aber meine Frau und ich sind mittlerweile<br />

viel zu alt, um Kinder zu bekommen. Wie kann ich<br />

glauben, <strong>das</strong>s diese Verheißung wahr ist? Woran<br />

soll ich dies erkennen?“ Der Engel entgegnete:<br />

„Gott hat mich geschickt, um Dir diese Botschaft<br />

zu überbringen, doch Du glaubst nicht? So sollst du<br />

zum Zeichen bis zur Geburt Deines Sohnes nicht<br />

mehr sprechen können.“ Dann verschwand der<br />

Engel, so schnell wie er gekommen war. Zacharias<br />

stand noch einen Moment da. War es Realität gewesen,<br />

was er eben ge<strong>sehen</strong> hatte?<br />

Es dauerte einen Moment bis sich die Augen wieder<br />

an <strong>das</strong> schummrige <strong>Licht</strong> gewöhnt hatten.<br />

Dann ging er langsam nach draußen. Er blinzelte,<br />

als er in die Sonne trat. Das Volk wartete schon auf<br />

ihn. Doch als er seine Stimme erheben wollte, verließ<br />

kein Laut seine Lippen. Er war stumm!<br />

Moderator:<br />

An diesem Tag verlor Zacharias seine Stimme. Was<br />

für eine Symbolik: Der Fürsprecher vor Gott verliert<br />

seine Stimme, als Zeichen dafür, <strong>das</strong>s eine Stimme<br />

geboren werden <strong>wir</strong>d in der Kraft des Elia, die den<br />

Messias ankündigt.<br />

Zacharias konnte tatsächlich so lange nicht mehr<br />

sprechen, bis Johannes der Täufer geboren war. <strong>In</strong><br />

der Zwischenzeit schrieb er alles, was er sagen<br />

wollte, auf eine kleine Tafel.<br />

Start des Videoclips 1 (von der beiliegenden CD)<br />

„Reden gegen die Wand“: Der Clip kann in ständiger<br />

Wiederholung im Hintergrund laufen und die<br />

Texte und <strong>In</strong>teraktionen visuell untermalen.<br />

Wie wichtig etwas ist, <strong>das</strong> <strong>wir</strong> für selbstverständlich<br />

nehmen, merken <strong>wir</strong> oftmals erst, wenn <strong>wir</strong> es<br />

verlieren. Vielleicht findest Du es schwierig im Moment,<br />

wie Zacharias keine Stimme zu haben. Doch<br />

hier geht es heute nicht einfach nur um unsere physische<br />

Stimme. Es geht auch darum, deutlich zu<br />

machen, wie selbstverständlich es für uns ist, eine<br />

Stimme vor Gott zu haben. Doch es gab eine Zeit,<br />

in der ein Stellvertreter nötig war, um mit Gott in<br />

Kontakt zu treten.<br />

Wie fühlt es sich an, wenn jemand anderes für dich<br />

spricht, wenn ein Fürsprecher stellvertretend für<br />

dich betet?<br />

Sprecher 1 (lesen im Stil von Klingeltonwerbung)<br />

Hast du Sehnsucht nach Gott?<br />

Drücke deine Sehnsucht in einer SMS aus. Schicke<br />

sie an (Tel.-Nr. einsetzen).<br />

Deine SMS <strong>wir</strong>d umgehend an Gott weitergeleitet<br />

werden!<br />

Wünschst du dir eine Begegnung mit Gott?<br />

Drücke deinen Wunsch in einer SMS aus. Schicke<br />

sie an (Tel.-Nr. einsetzen).<br />

Deine SMS <strong>wir</strong>d an Gott weitergeleitet werden!<br />

Brauchst du Gottes Reden in <strong>deinem</strong> Leben?<br />

Drücke dein Bedürfnis nach Gott in einer SMS aus.<br />

Schicke sie an (Tel.-Nr.).<br />

Deine SMS <strong>wir</strong>d an Gott weitergeleitet werden!<br />

<strong>In</strong>teraktion:<br />

Die Besucher (immer noch mit dem Klebeband über<br />

dem Mund) sollen im nächsten Teil erleben, wie es<br />

ist, wenn unsere Gebete über einen Mittler an Gott<br />

weitergeleitet werden. Dazu können sie per Mobiltelefon<br />

eine anonyme Gebets-SMS an eine bestimmte<br />

Nummer (bsp. Nummer der Helfer) weiterleiten.<br />

Die entsprechende Person, bei der die Gebetsnachrichten<br />

eingehen, ist nicht sichtbar und liest diese<br />

dann bewusst monoton und herzlos vor.<br />

Mit technischen Mitteln lässt sich die Wirkung<br />

noch verstärken. Am einfachsten ist die Verwendung<br />

eines Effektgerätes, mit Hilfe dessen man die<br />

Stimme des Sprechers verfremdet.<br />

Noch <strong>wir</strong>kungsvoller ist es, wenn man ein Pocket<br />

PC Handy zur Hand hat, <strong>das</strong> die Texte per Sprachwiedergabe<br />

mit Computerstimme vorliest.<br />

Clip 1 stoppen!<br />

Sprecher 1<br />

Bibellesung, Kreuzigung nach Walter Jens<br />

Über seinem Haupt aber hatten sie eine Tafel befestigt,<br />

auf der seine Schuld stand: Dies ist Jesus,<br />

der König der Juden, und neben ihm – der eine zur<br />

Rechten, der andere zur Linken – hingen zwei Räuber,<br />

die sie zusammen mit ihm hatten kreuzigen<br />

lassen.<br />

Die Menschen kamen und gingen, sie schlenderten<br />

vorbei, schüttelten den Kopf, verspotteten ihn und<br />

riefen ihm zu: „Hilf Dir doch selbst, wenn Du Gottes<br />

Sohn bist, du reißt ja auch den Tempel ab und<br />

baust ihn in drei Tagen wieder auf! Komm, steig<br />

herunter vom Kreuz!“<br />

Auch die großen Priester, die Mächtigen und<br />

Schriftausleger verspotteten ihn: „Andere<br />

hast du gerettet, aber dich selbst rettest du<br />

nicht! Komm herunter vom Kreuz, König von<br />

Israel, und <strong>wir</strong> glauben an dich!“<br />

Er hat auf Gott vertraut,<br />

er hat gesagt, er sei sein Sohn:<br />

Mag Gott ihn doch retten,<br />

wenn er ihn will!“<br />

So verhöhnten ihn alle, selbst die beiden Räuber,<br />

die mit ihm gekreuzigt waren, lachten ihn aus. Um<br />

die sechste Stunde aber breitete sich über dem<br />

ganzen Land eine Finsternis aus und blieb bis zur<br />

neunten: Das war die Stunde, als Jesus zu schreien<br />

begann. „Eli, eli, lama sabachthani“ rief er, und<br />

seine Stimme war laut – <strong>das</strong> heißt: „Mein Gott!<br />

Mein Gott! Warum hast du mich allein gelassen?“<br />

Einige in der Nähe, hörten den Schrei: „Er ruft nach<br />

Elia“, und schon lief einer von ihnen hinzu, ergriff<br />

den Schwamm, tauchte ihn in Essig, steckte ihn auf<br />

einen Rohrstock und wollte Jesus zu trinken geben.<br />

Doch die anderen riefen: „Lass <strong>das</strong>! Hilf ihm nicht!<br />

Wir wollen <strong>sehen</strong>, ob Elia kommt und ihn rettet.“<br />

Jesus aber schrie lauf auf und ist gestorben.<br />

Sprecher 2: Poetischer Text<br />

Ein Wort<br />

Und der Schmerz endet<br />

Ein Wort<br />

Und <strong>das</strong> Blatt wendet sich<br />

Ein Wort<br />

Und der Mob, der verblendet,<br />

Sieht Dein wahres Gesicht<br />

Steig herab, wenn Du bist, was Du sagst!<br />

Man sagt:<br />

deine Stimme stillte Stürme,<br />

gab Stummen Stimmen,<br />

Blinden Blicke,<br />

Lahmen Schritte.<br />

Also bitte, hilf dir selbst dieses Mal!<br />

Die Qual könnte enden mit einem Wort!<br />

Wenn Du rufst, tragen Engel dich auf Händen fort<br />

und tauchen diesen Ort in gleißend weißes <strong>Licht</strong>,<br />

oder nicht?<br />

Ein Wort<br />

Und der Schmerz endet<br />

Ein Wort<br />

Und <strong>das</strong> Blatt wendet sich<br />

Ein Wort<br />

nur einen Atemzug weit weg<br />

Doch du sagst es nicht!<br />

Du schweigst. Bleibst stumm.<br />

Kein wortgewaltges Wort,<br />

nur ein: Es ist vollbracht!<br />

Bevor der Tag zur Nacht <strong>wir</strong>d<br />

Und <strong>das</strong> Wort stirbt...<br />

Das Fleisch war,<br />

ganz und gar Mensch.<br />

Einer von uns<br />

wandelte Wasser zu Wein,<br />

19


20<br />

kein Stein zu Brot,<br />

Tod zu Leben !<br />

Doch schwieg zuletzt, um uns eine Stimme zu<br />

geben!<br />

Deshalb kann ich hier und jetzt reden<br />

an jedem verdammten Tag.<br />

Sagen, was ich mag und hasse,<br />

mir wünsche, mich frage, nicht schaffe, nicht raffe.<br />

Und Du hörst mir zu, als gäbe es nur Dich und Mich.<br />

Du gabst mir eine Stimme unabänderlich...<br />

Ein Wort<br />

Und der Schmerz wär geendet<br />

Ein Wort<br />

Und <strong>das</strong> Blatt hätt sich gewendet<br />

Ein Wort<br />

Nur einen Atemzug weit weg.<br />

Entfernen der Klebestreifen.<br />

Moderator<br />

Gott sei Dank, schwieg Jesus am Kreuz!<br />

Gott sei Dank, erduldete er alles!<br />

Start des Videoclips 2 (von der beiliegenden CD)<br />

„Münder“. Der Clip kann in ständiger Wiederholung<br />

im Hintergrund laufen und die Texte und <strong>In</strong>teraktionen<br />

visuell untermalen.<br />

Durch Jesus haben <strong>wir</strong> eine Stimme vor Gott bekommen.<br />

Durch Jesus können <strong>wir</strong> heute direkt mit Gott kommunizieren.<br />

Wir brauchen keinen Mittler mehr, denn Jesus<br />

Christus ist unser Mittler.<br />

Wir brauchen keinen Computer mehr, der unsere<br />

SMS vorliest, denn Gott hört unsere Stimme.<br />

Wir können reden und Gott hört.<br />

Sein Ohr lauscht auf unsere Stimme.<br />

Wir wollen jetzt ein Erinnerungsmahl feiern, um<br />

uns an den Tod Jesu Christi zu erinnern.<br />

Er schwieg und starb, damit <strong>wir</strong> heute eine Stimme<br />

vor Gott haben.<br />

Das Abendmahl <strong>wir</strong>d meistens als ein Gemeinschaftsmahl<br />

gefeiert. Heute wollen <strong>wir</strong> seinen<br />

Schwerpunkt auf die persönliche Erinnerung legen.<br />

Jesus Christus ist für dich gestorben! Du hast eine<br />

Stimme vor Gott!<br />

<strong>In</strong> euren Tütchen findet ihr kleine Abendmahlsportionen<br />

und eine kurze Liturgie.<br />

Nimm dir Zeit, um ganz persönlich deinen Gott zu<br />

treffen.<br />

Feiere <strong>das</strong> Mahl mit ihm.<br />

Die Liturgie kann dir dabei helfen.<br />

Abendmahlsliturgie<br />

(zusammen mit kleinen Portionen Brot und Wein<br />

in dem persönlichen Päckchen enthalten, <strong>das</strong> die<br />

einzelnen Besucher am Eingang ausgehändigt bekommen<br />

haben)<br />

Einsetzungsworte<br />

Jesus sprach: „Dieses tut zu meinem Gedächtnis!“<br />

(Lukas 22,19)<br />

• Nimm <strong>das</strong> Brot!<br />

Das Brot soll dich daran erinnern, <strong>das</strong>s Gott ganz<br />

Mensch wurde.<br />

Das Brot soll dich daran erinnern, <strong>das</strong>s Gott anfassbar<br />

war wie dieses Brot.<br />

Das Brot soll dich daran erinnern, <strong>das</strong>s Gott in einem<br />

menschlichen Körper gequält wurde.<br />

• Bekenne:<br />

Mein Gott wurde verspottet.<br />

Mein Gott wurde geschlagen.<br />

Mein Gott wurde getötet.<br />

• Bete:<br />

Ich erinnere daran, <strong>das</strong>s dein Leib gebrochen<br />

wurde.<br />

Du musstest viel Leid ertragen, um mich neu<br />

mit dir zu vereinen.<br />

Ich danke dir, <strong>das</strong>s du Mensch wurdest, um<br />

meine Distanz zu dir zu überwinden!<br />

Ich esse <strong>das</strong> Brot, um dir nahe zu sein.<br />

• Iss <strong>das</strong> Brot!<br />

• Nimm den Wein!<br />

Der Wein soll dich daran erinnern, <strong>das</strong>s Gott ganz<br />

Mensch wurde.<br />

Der Wein soll dich daran erinnern, <strong>das</strong>s in seinen<br />

Adern menschliches Blut floss.<br />

Der Wein soll dich daran erinnern, <strong>das</strong>s Jesu Blut<br />

auf dem Weg zum Tod vergossen wurde.<br />

• Bekenne:<br />

Mein Gott wurde verwundet.<br />

Mein Gott wurde durchbohrt.<br />

Mein Gott wurde gequält.<br />

• Bete:<br />

Ich erinnere daran, <strong>das</strong>s dein Blut vergossen<br />

wurde.<br />

Du musstest viel Leid ertragen, um mich neu<br />

mit dir zu vereinen.<br />

Ich danke dir, <strong>das</strong>s du dein Blut vergossen hast, um<br />

meine Distanz zu dir zu überwinden!<br />

Ich trinke den Wein, um dir nahe zu sein.<br />

• Trink den Wein!<br />

Weil Jesus schweigend ertrug, hast du eine Stimme<br />

vor Gott!<br />

Weil du Brot und Wein nahmst, hast du Gemeinschaft<br />

mit Gott!<br />

• Rede persönlich mit <strong>deinem</strong> Gott! Er ist jetzt hier<br />

und hört dir zu!<br />

(Finde deine eigenen Worte!<br />

Erzähle ihm, wie es dir gerade geht!<br />

Sag ihm, was dich beschäftigt und worüber du<br />

nachdenkst!<br />

Sprich zu ihm über deine Bedürfnisse und Sorgen!<br />

Erzähle ihm, worüber du dich freust!<br />

Sag ihm, wer er für dich ist!)<br />

Moderator:<br />

Wir haben durch Jesus nicht nur eine Stimme vor<br />

Gott, sondern auch eine Stimme von Gott! Gott<br />

möchte jeden Einzelnen von uns benutzen, um anderen<br />

Menschen auf ihrem Weg weiter zu helfen.<br />

Wir sind berufen, uns gegenseitig zu ermutigen,<br />

zurechtzuweisen, zu ermahnen, uns neue Hoffnung<br />

zu geben und uns an die Worte Gottes zu erinnern.<br />

Ich bin mir sicher, <strong>das</strong>s jeder der hier Anwesenden,<br />

ob er schon mit 2 Jahren in einer Kinderbibel las<br />

oder heute den zweiten Gottesdienst seines Lebens<br />

besucht, irgendeinen Vers aus der Bibel kennt.<br />

Gott sagt, <strong>das</strong>s sein Wort lebendig ist und Leben<br />

weckt.<br />

Paulus sagt: Lasst <strong>das</strong> Wort Gottes reichlich unter<br />

euch wohnen.<br />

Was <strong>wir</strong> nun tun werden, ist, einfach überall im<br />

Raum Bibelverse laut auszusprechen. Jeder von<br />

euch ist gefordert, denn jeder hat eine Stimme.<br />

Lasst die Verse auf euch <strong>wir</strong>ken. Manche werdet<br />

ihr vielleicht schon nach Sekunden wieder vergessen<br />

haben, andere werden vielleicht lebendig für<br />

euch und sprechen zu euch. Merkt euch diese Verse,<br />

denkt darüber nach und nehmt ihre Bedeutung<br />

tief in euch auf.<br />

Los geht’s!<br />

Moderator: Abschluss, freies Gebet, Segen<br />

Mark Reichmann,<br />

Karlsruhe


Lord Je-sus Christ, your light shines with-in us. Let not my doubts norm a darkness speak to me.<br />

Lord Je-sus Christ, your light shines with-in us. Let my heart always welcome your love.<br />

Christus, dein <strong>Licht</strong> verklärt unsere Schatten, las-se nicht zu, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Dun-kel zu uns spricht.<br />

Christus, dein <strong>Licht</strong> er-strahlt auf der Erde, und du sagst uns: Auch ihr seid <strong>das</strong> <strong>Licht</strong>. Taizé<br />

Liturg/in: Im Namen des Vaters und des Sohnes<br />

und des Heiligen Geistes<br />

Alle: Amen<br />

Einer/uno/ Am Anfang, ganz am Anfang, als alles<br />

one noch dunkel war,<br />

sprach Gott: Es werde <strong>Licht</strong>.<br />

Alle: Und es ward <strong>Licht</strong> – è stata luce –<br />

and there was light<br />

(deutsch, italienisch, englisch oder andere<br />

Sprachen)<br />

Einer/uno/ Am Anfang, als alles noch lautlos war,<br />

one war <strong>das</strong> Wort bei Gott.<br />

Alle: Und was Gott war, war im Wort.<br />

– Che era Dio, diventa la parola –<br />

And that which God was, was in<br />

the Word<br />

Einer/uno/ Als die Zeit erfüllt war,<br />

one sandte Gott seinen Sohn.<br />

GOTTESDIENSTERÖFFNUNG IN MEHREREN SPRACHEN:<br />

DEUTSCH, ITALIENISCH, ENGLISCH<br />

(ÖKUMENISCHER VORBEREITUNGSKREIS WITTENBERG)<br />

Alle: Er kam zu uns.<br />

Er wurde einer von uns.<br />

Lui viene da noi.<br />

Lui diventa un di noi.<br />

He came to us.<br />

He became one of us.<br />

Liturg/in : Der Herr sei mit euch<br />

Alle: Und mit <strong>deinem</strong> Geist<br />

Lesung / Lecture – Die Gemeinde erhebt sich /<br />

si alza / stand –<br />

Chor / alle-all-tutti<br />

Christus, dein <strong>Licht</strong> / Jésus le Christ / Lord Jesus<br />

Christ / Cristo Jesus<br />

Matthäus 17,1-9<br />

Erzähler: Jesus nahm mit sich Petrus und Jakobus<br />

und Johannes, dessen Bruder, und<br />

führte sie allein auf einen hohen Berg.<br />

Alle gleichzeitig in verschiedenen Sprachen / tutti<br />

insieme nelle varie lingue / simultaneously in various<br />

languages:<br />

Jesus führte sie auf einen hohen Berg.<br />

Gesù li condusse sulla cima di un alto<br />

monte.<br />

Jesus led them up a high mountain.<br />

Erzähler: Und er wurde verklärt vor ihnen, und<br />

sein Angesicht leuchtete wie die Sonne<br />

und seine Kleider wurden weiß wie <strong>das</strong><br />

<strong>Licht</strong>.<br />

Alle gleichzeitig in verschiedenen Sprachen / tutti<br />

insieme nelle varie lingue / simultaneously in various<br />

languages:<br />

Und er wurde verklärt vor ihnen,<br />

Davanti ai loro occhi, egli cambio<br />

d’aspetto.<br />

And he was transfigured before them,<br />

Erzähler: Und siehe, da erschienen ihnen Mose<br />

und Elia; die redeten mit ihm. Petrus<br />

aber fing an und sprach zu Jesus:<br />

Petrus: Herr, hier ist gut sein!<br />

Alle gleichzeitig in verschiedenen Sprachen / tutti<br />

insieme nelle varie lingue / simultaneously in various<br />

languages:<br />

Herr, hier ist gut sein!<br />

Signore, com’è bello stare qui!<br />

Lord, it is well that we are here<br />

Petrus: Willst du, so will ich hier drei Hütten<br />

bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine.<br />

Erzähler: Als er noch so redete, siehe, da überschattete<br />

sie eine lichte Wolke.<br />

Und siehe, eine Stimme aus der Wolke<br />

sprach:<br />

GOTTESDIENST-<br />

LICHE<br />

ENTWÜRFE<br />

Stimme: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich<br />

Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!<br />

Alle gleichzeitig in verschiedenen Sprachen / tutti<br />

insieme nelle varie lingue / simultaneously in various<br />

languages:<br />

Dies ist meine lieber Sohn, den sollt ihr<br />

hören!<br />

Qesto è il moi amato Figlio,<br />

Ascoltatelo!<br />

This is my beloved Son, listen to him.<br />

Erzähler: Als <strong>das</strong> die Jünger hörten, fielen sie auf<br />

ihr Angesicht und erschraken sehr.<br />

Jesus aber trat zu ihnen, rührte sie an<br />

und sprach:<br />

Jesus: Steht auf und fürchtet euch nicht!<br />

Alle gleichzeitig in verschiedenen Sprachen / tutti<br />

insieme nelle varie lingue / simultaneously in various<br />

languages:<br />

Steht auf und fürchet euch nicht!<br />

Alzatevi. Non abbiate paura!<br />

Rise, and have no fear.<br />

Erzähler: Als sie aber ihre Augen aufhoben, sahen<br />

sie niemand als Jesus allein.<br />

Und als sie vom Berge hinabgingen, gebot<br />

ihnen Jesus und sprach:<br />

Jesus: Ihr sollt von dieser Erscheinung niemandem<br />

sagen, bis der Menschensohn von<br />

den Toten auferstanden ist.<br />

Chor / alle-all-tutti<br />

Christus, dein <strong>Licht</strong> / Jésus le Christ / Lord Jesus<br />

Christ / Cristo Jesus<br />

(auch in anderen Sprachen erweiterbar)<br />

21


22<br />

PREDIGTEN<br />

Weltweiter Horizont<br />

„Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich<br />

alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel<br />

her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher<br />

fährt, und erfüllte <strong>das</strong> ganze Haus, in dem sie waren.<br />

Und es erschienen ihnen Zungen wie von<br />

Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ<br />

sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen<br />

Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu<br />

reden, wie es der Geist ihnen eingab. <strong>In</strong> Jerusalem<br />

aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen<br />

Völkern unter dem Himmel. Als sich <strong>das</strong> Getöse erhob,<br />

strömte die Menge zusammen und war ganz<br />

bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden.<br />

Sie gerieten außer sich vor Staunen und sagten:<br />

Sind <strong>das</strong> nicht alles Galiläer, die hier reden?<br />

Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache<br />

hören: Parther, Meder und Elamiter, Bewohner<br />

von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien,<br />

von Pontus und der Provinz Asien, von<br />

Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem<br />

Gebiet Libyens nach Zyrene hin, auch die Römer,<br />

die sich hier aufhalten, Juden und Proselyten, Kreter<br />

und Araber, <strong>wir</strong> hören sie in unseren Sprachen<br />

Gottes große Taten verkünden“<br />

(Apostelgeschichte 2,1-11).<br />

Mancher Lektor, manche Lektorin tut sich schwer<br />

mit der Pfingsterzählung. Sie haben alle Mühe, die<br />

vielen Ländernamen richtig auf die Reihe zu bekommen.<br />

Und Pfarrer sagen dann oft: „Ach, lassen<br />

Sie die Namen doch einfach weg, die kennt ja<br />

doch niemand ...“ Das ist leicht gesagt. Damit<br />

wäre ein ganz zentraler <strong>In</strong>halt von Pfingsten gestrichen.<br />

Die Kirche, <strong>wir</strong> alle tun uns nicht so leicht<br />

KURZPREDIGT ÜBER APOSTELGESCHICHTE 2<br />

damit, ihn zu buchstabieren. Aber nur so lernen <strong>wir</strong><br />

verstehen, was Kirche ist.<br />

„Katholisch“<br />

Die Pfingstlesung zeigt uns die Kirche in ihrer<br />

Geburtsstunde: Vom ersten Augenblick ihres Daseins<br />

spricht sie in allen Sprachen und ist doch eins<br />

in demselben Geist. Sie ist nicht universal geworden,<br />

indem sie sich im Laufe der Zeit von Stadt zu<br />

Stadt, von Land zu Land ausgebreitet hat. Sie ist es<br />

kraft des Heiligen Geistes vom Ursprung her. Sie ist<br />

„katholisch“, oder sie ist nicht sie selbst.<br />

Darum bringt Lukas die vielen Ländernamen (zwölf<br />

zunächst aus seiner damaligen Welt) zum Zeichen<br />

der Universalität, von Ost nach West, von Nord<br />

nach Süd. Und dann geht er über diese Koordinaten<br />

hinaus bis nach Rom und zu den <strong>In</strong>seln<br />

(Kreta). Kein Land soll vergessen sein. Der Geist erfasst<br />

alle Völker. Er eröffnet der Kirche einen weltweiten<br />

Horizont. Er führt sie über die politischen<br />

und kulturellen Grenzen hinaus. Und er <strong>wir</strong>kt in der<br />

Vielfalt der Sprachen die Einheit im Verstehen. Das<br />

ist wie ein Wunder.<br />

Gegen Gleichmacherei<br />

Wir kennen <strong>das</strong> Gegenbild. Auf den ersten Seiten<br />

der Bibel ist es dargestellt: Babel! Das Programm<br />

Babels ist ebenfalls Vereinigung: Eine Sprache,<br />

gemeinsam will man sich ins Werk setzen und die<br />

monumentale Einheit schaffen. Aber diese selbst<br />

produzierte, technische Einheitskultur führt nicht<br />

zusammen, sondern auseinander. Gleichmacherei<br />

verbindet nicht, sondern trennt. Die Leute von<br />

Babel reden in einer Sprache (unisono) nur noch<br />

von ihren eigenen Großtaten und verstehen sich<br />

nicht mehr. Die Leute von Pfingsten hören in ih-<br />

ren verschiedenen Sprachen gemeinsam die Großtaten<br />

Gottes.<br />

Vielfalt in Einheit<br />

Einheit des Geistes in der Vielfalt der Sprachen, <strong>das</strong><br />

ist Pfingsten, pfingstliche Kirche. Gleichschaltung,<br />

Gleichmacherei, Uniformität, <strong>das</strong> ist Babel. Wir<br />

sind nicht davor bewahrt, ins babylonische Muster<br />

zurückzufallen. Uniformität bedeutet Unterwerfung<br />

des ganzen unter eine bestimmte, menschliche<br />

Gestalt. Die Originalität einer einzelnen Kultur<br />

oder eines Stammes <strong>wir</strong>d unterdrückt. Solche Uniformität<br />

verbindet nicht, sondern trennt.<br />

Die Kirche darf sich nicht auf einen Staat oder eine<br />

bestimmte Kultur festlegen, auch nicht auf Europa.<br />

Sie darf nicht nach den Erfahrungen und Vorstellungen,<br />

dem Kirchenmodell eines Landes ausgerichtet<br />

werden.<br />

Die Kirche erfüllt ihre einende Sendung nur, wenn<br />

sie allen Völkern geöffnet bleibt. Wir haben nicht<br />

eine Kirche in der so genannten <strong>Dritte</strong>n Welt (als<br />

hätten <strong>wir</strong> dort Kolonien oder einen Ableger), <strong>wir</strong><br />

sind Weltkirche. Europa ist nicht der Nabel der<br />

Welt. Wenn es schon einen Nabel der Kirche gibt,<br />

dann Jerusalem, wie die Pfingsterzählung zeigt.<br />

Weltkirchesein erfordert Mut zur Vielfalt in der Einheit.<br />

Wenn die Kirche in allen Völkern lebt und alle<br />

Sprachen spricht, <strong>wir</strong>d sie von selbst farbig, bunt.<br />

Das muss sie sein und bleiben, um ihrer selbst willen.<br />

Es kann und darf in ihr keine Ausländer geben.<br />

Einheit und Vielfalt, <strong>das</strong> ist die große Herausforderung<br />

unserer Weltenstunde im Zusammenleben der<br />

Völker. Einheit und Vielfalt sind keine Alternativen,<br />

sie gehören zusammen, wie in einer Familie jeder<br />

anders ist und doch alle miteinander verbunden<br />

sind. Die Kirche soll Zeichen der Einheit unter den<br />

Völkern sein, so hat es <strong>das</strong> II. Vatikanische Konzil<br />

gesagt. Das kann sie nur, wenn sie selbst weiträumig<br />

genug ist, wenn sie „katholisch“ ist und bleibt.<br />

Bischof em.<br />

Dr. Franz Kamphaus,<br />

Limburg


„Das <strong>Licht</strong> Christi scheint auf alle.“ Das Motto für<br />

die <strong>Dritte</strong> <strong>Europäische</strong> Ökumenische Versammlung<br />

lässt sich einreihen in den Klang der Verheißungen<br />

aus der Bibel, die von der umfassenden Zuwendung<br />

Gottes an diese Welt handeln: „Gehet hin in<br />

alle Welt, predigt <strong>das</strong> Evangelium!“ „Ich gieße<br />

meinen Geist über alles Fleisch.“ Diese Zusagen<br />

stärken den Kirchen in Europa den Rücken, um die<br />

Nöte und Sorgen, die Beschwernisse und ökumenischen<br />

Stolpersteine auszuhalten und zu überwinden.<br />

Der Weg des Volkes Israel durch die Wüste in<br />

die Freiheit hilft beschreiben und verstehen, was<br />

den Weg der Kirchen heute miteinander und aufeinander<br />

zu mitunter etwas mühsam erscheinen<br />

lässt. Doch der Exodus lehrt auch, <strong>das</strong>s er an <strong>das</strong><br />

Ziel führt. Die Verheißung steht, so ist es deutlich<br />

zu hören. Der Blick nach vorne, nicht der nach hinten,<br />

bietet sich an – mit dem Ziel vor Augen lässt<br />

sich wandern. Gott führt eben auch auf Umwegen<br />

weiter. Es scheint, als wolle er neue Wege gehen,<br />

die ausgetretenen Pfade verlassen. Der Landessuperintendent<br />

in Göttingen, Dr. Burghard Krause,<br />

predigt ermutigend gegen die Resignation der Erschöpften.<br />

Predigt zu Numeri/4. Mose, 11, 1a, 4b – 6,<br />

10 – 17, 24 – 25b<br />

Und <strong>das</strong> Volk klagte vor den Ohren des HERRN,<br />

<strong>das</strong>s es ihm schlecht gehe. Da fingen auch die Israeliten<br />

wieder an zu weinen und sprachen: Wer<br />

<strong>wir</strong>d uns Fleisch zu essen geben? Wir denken an<br />

die Fische, die <strong>wir</strong> in Ägypten umsonst aßen, und<br />

an die Kürbisse, die Melonen, den Lauch, die Zwie-<br />

beln und den Knoblauch. Nun aber ist unsere Seele<br />

matt, denn unsere Augen <strong>sehen</strong> nichts als <strong>das</strong><br />

Manna. Als nun Mose <strong>das</strong> Volk weinen hörte, alle<br />

Geschlechter miteinander, einen jeden in der Tür<br />

seines Zeltes, da entbrannte der Zorn des HERRN<br />

sehr. Und auch Mose verdross es. Und Mose<br />

sprach zu dem HERRN: Warum bekümmerst du<br />

deinen Knecht? Und warum finde ich keine Gnade<br />

vor deinen Augen, <strong>das</strong>s du die Last dieses ganzen<br />

Volks auf mich legst? Hab ich denn all <strong>das</strong> Volk<br />

empfangen oder geboren, <strong>das</strong>s du zu mir sagen<br />

könntest: Trag es in deinen Armen, wie eine Amme<br />

ein Kind trägt, in <strong>das</strong> Land, <strong>das</strong> du ihren Vätern zugeschworen<br />

hast? Woher soll ich Fleisch nehmen,<br />

um es all diesem Volk zu geben? Sie weinen vor<br />

mir und sprechen: Gib uns Fleisch zu essen. Ich vermag<br />

all <strong>das</strong> Volk nicht allein zu tragen, denn es ist<br />

mir zu schwer. Willst du aber doch so mit mir tun,<br />

so töte mich lieber, wenn anders ich Gnade vor<br />

deinen Augen gefunden habe, damit ich nicht mein<br />

Unglück <strong>sehen</strong> muss. Und der HERR sprach zu<br />

Mose: Sammle mir siebzig Männer unter den Ältesten<br />

Israels, von denen du weißt, <strong>das</strong>s sie Älteste im<br />

Volk und seine Amtleute sind, und bringe sie vor<br />

die Stiftshütte und stelle sie dort vor dich, so will<br />

ich hernieder kommen und dort mit dir reden und<br />

von <strong>deinem</strong> Geist, der auf dir ist, nehmen und auf<br />

sie legen, damit sie mit dir die Last des Volks tragen<br />

und du nicht allein tragen musst. Und Mose<br />

ging heraus und sagte dem Volk die Worte des<br />

HERRN und versammelte siebzig Männer aus den<br />

Ältesten des Volks und stellte sie rings um die<br />

Stiftshütte. Da kam der HERR hernieder in der Wolke<br />

und redete mit ihm und nahm von dem Geist,<br />

der auf ihm war, und legte ihn auf die siebzig Ältesten.<br />

PREDIGT ZU NUMERI, 4. MOSE, 11 PREDIGTEN<br />

Liebe Gemeinde,<br />

<strong>das</strong> ist nun <strong>wir</strong>klich eine sonderbare Pfingstgeschichte.<br />

Sie beginnt nicht mit dem Brausen des<br />

Heiligen Geistes, sondern mit dem Aufbrausen von<br />

Menschen. Ein handfester Ärger steht ins Haus.<br />

Das Volk Israel ist stinksauer. Und Mose hat auch<br />

die Nase voll. Zu lange dauert die Wüstenwanderung<br />

nun schon. Und immer noch kein gelobtes<br />

Land in Sicht. Das Volk Israel jammert und sehnt<br />

sich zurück zu den Fleischtöpfen Ägyptens. Der<br />

monotone Manna-Speiseplan Tag für Tag weckt<br />

kulinarische Gelüste. Und so liegen die Israeliten<br />

Mose in den Ohren wie Kinder ihrer genervten<br />

Mutter. Sie nörgeln von morgens bis abends. Die<br />

Frustrationstoleranz des wandernden Gottesvolkes<br />

ist äußerst gering. Ja, man hat den Eindruck, als ob<br />

sich hier ein ganzes Volk ins Kleinkindstadium zurückfallen<br />

lässt. Es will gestillt, will auf den Schoss<br />

genommen werden wie der Säugling von der<br />

Amme. Papa Mose soll gefälligst besser für die Seinen<br />

sorgen, wenn er möchte, <strong>das</strong>s sie aufhören zu<br />

quengeln. Es sieht ganz danach aus, als wollten<br />

die Kinder Israels nicht erwachsen werden!<br />

Wir kennen <strong>das</strong>: Unsere ganze Konsumgesellschaft<br />

lebt von solchen regressiven Wünschen. Bloß<br />

nichts durchkämpfen, nur nichts aushalten müssen!<br />

Hauptsache, der Hunger nach Bedürfnisbefriedigung<br />

<strong>wir</strong>d sofort gestillt – und man muss<br />

nicht erwachsen werden. Drogenberater sagen<br />

uns: Der Einstieg in eine Drogenkarriere droht besonders<br />

Menschen, die nicht gelernt haben, etwas<br />

zu erleiden und auf etwas zu verzichten.<br />

Und Mose? Dem kraftvollen Begleiter seines Volkes<br />

gehen die Kräfte aus. Mose sitzt zwischen allen<br />

Stühlen. Auf der einen Seite <strong>das</strong> nörgelnde Volk –<br />

auf der anderen Gott mit einem Auftrag, der Mose<br />

zu schwer <strong>wir</strong>d. Er sieht sich überfordert mit der<br />

Last des Wüstenweges, mit dieser riesigen Verantwortung<br />

für ein Volk, <strong>das</strong> ständig nur mault. Mose<br />

hat einfach keine Lust und Kraft mehr, dauernd <strong>das</strong><br />

Kindermädchen für Israel spielen zu müssen.<br />

Es überrascht mich, <strong>das</strong>s Mose nicht einfach weiterfunktioniert<br />

bis zum Umfallen wie andere gestresste<br />

Führungskräfte. Und es ist schon erstaunlich, mit<br />

welcher Kühnheit sich dieser Mann seinem Gott zumutet,<br />

ohne Beschönigung, ohne Verdrängung. Er<br />

<strong>wir</strong>ft Gott seine Last vor die Füße. Mit angriffigen<br />

Worten schiebt er die Verantwortung für <strong>das</strong> Volk<br />

seinem Gott wieder zu: „Schließlich bin ich doch<br />

nicht seine Mutter, die es geboren hat!“<br />

Gottes pfingstlicher Geist, liebe Gemeinde, gibt<br />

uns die Freiheit, uns Gott in aller Ehrlichkeit zuzumuten.<br />

Er befreit zum Reden in allen Sprachen –<br />

auch in der Sprache der Klage und Anklage. Mose<br />

spürt: So kann es nicht weitergehen. So sitzt er<br />

zwischen allen Stühlen und <strong>wir</strong>d dabei völlig aufgerieben.<br />

Zwischen allen Stühlen, zerrissen zwischen verschiedenen<br />

Ansprüchen – die Erfahrung ist uns<br />

auch vertraut. Ich denke an Frauen zwischen Beruf<br />

und Familie: zu Hause soll alles funktionieren, Zeit<br />

für die Kinder muss bleiben, der Mann wünscht<br />

sich eine attraktive Ehefrau, und der Beruf greift<br />

mit Polypenarmen nach den letzten Freiräumen.<br />

Zwischen allen Stühlen – ich denke an die Pflegekräfte<br />

in Krankenhäusern, Altersheimen, Diakonie-<br />

23


24<br />

Sozialstationen. Sie sollen mit Geduld und Liebe<br />

Zeit für die Menschen haben, zugleich aber kostenbewusst<br />

<strong>wir</strong>tschaften und konsequent die Vorgaben<br />

der Verwaltung umsetzen.<br />

Zwischen allen Stühlen – ich denke an Pastorinnen<br />

und Pastoren, zerrissen zwischen der Erwartungshaltung<br />

derer, die nur betreut und versorgt, besucht<br />

und ge<strong>sehen</strong> werden wollen, und dem<br />

Wunsch nach einer mittragenden, mündigen Gemeinde,<br />

die selbstbewusst ihren Weg geht. Ein<br />

Gedicht, <strong>das</strong> ich vor Jahren fand, beschreibt die<br />

Pfarrersituation zwischen den Stühlen so:<br />

Ein Pfarrer muss sein ganz groß und ganz klein,<br />

vornehmen Sinnes wie aus Königsgeschlecht,<br />

einfach und schlicht wie ein Bauernknecht,<br />

ein Held, der sich selbst bezwungen,<br />

ein Mensch, der mit Gott gerungen,<br />

ein Quell vom heiligen Leben,<br />

ein Sünder, dem Gott vergeben,<br />

ein Herr dem eignen Verlangen,<br />

ein Diener der Schwachen und Bangen,<br />

vor keinem Großen sich beugend,<br />

zu den Geringsten sich neigend,<br />

ein Schüler vor seinem Meister,<br />

ein Führer im Kampf der Geister,<br />

ein Mann an den Kampfesstätten,<br />

ein Weib an den Krankenbetten,<br />

ein Greis im Schauen, ein Kind im Trauen,<br />

nach Höchstem trachtend, <strong>das</strong> Kleinste achtend,<br />

gestimmt zur Freude, vertraut dem Leide,<br />

weitab vom Neide.<br />

Im Denken klar, im Reden wahr,<br />

feststehend in sich – ganz anders als ich.<br />

Aber zurück zu unserer Geschichte. Zwischen allen<br />

Stühlen – so erlebt sich Mose. Und wie reagiert<br />

Gott auf die angespannte Situation? Nicht mit falschem<br />

Trost, auch nicht mit Beschwichtigungen<br />

und Durchhalteparolen. Gott reagiert pfingstlich –<br />

und sehr originell. Er schafft Abhilfe, schnell und<br />

konsequent.<br />

Gott hat Mose seinen Geist gegeben. Den braucht<br />

es schon, wenn Gottes Volk geleitet werden soll.<br />

Aber bisher hat dieser Geist Gottes auf einem Menschen<br />

allein gelegen. Und mit diesem Geist-Monopol<br />

– <strong>das</strong> sieht Gott offenbar auch so – ist Mose<br />

überlastet. Gott stattet seinen Mose deshalb nicht<br />

mit noch mehr Kraft aus, um seine Allmachtsphantasien<br />

zu beflügeln und ihn zu provozieren,<br />

seine Grenzen zu überschreiten. Das hätte sich <strong>das</strong><br />

Volk Israel sicher gewünscht: einen noch stärkeren<br />

Mose. Das wünschen sich fast alle Gemeinden: einen<br />

noch kreativeren, mit noch mehr Gaben und<br />

Zeit begnadeten Pastor.<br />

Nein, Gott geht einen völlig anderen Weg. Er<br />

nimmt einen Teil des Geistes, den er Mose gegeben<br />

hat, und legt ihn auf 70 bewährte Menschen aus<br />

dem Volk. Nun werden es 70 Schultern mehr sein,<br />

die die Last und Verantwortung mittragen. Ein seltsamer<br />

Vorgang: Der Geist Gottes, Gott selbst, erweist<br />

sich als teilbar, als mitteilbar. Geistbegabung<br />

als Lastenausgleich, Überschuss an Gottes Energie<br />

und Lebendigkeit, Geistesfülle, die <strong>das</strong> kleine Gefäß<br />

eines einzelnen Lebens sprengt. Damals hat<br />

sich diese Ausbreitung des Geistes Gottes auf 70<br />

Personen beschränkt. Aber Mose träumt bereits<br />

von mehr: „Wenn doch der Herr seinem ganzen<br />

Volk seinen Geist gegeben hätte!“.<br />

Gut geträumt, Mose! Gottes Geist fürs ganze Volk!<br />

Ein pfingstlicher Traum ist <strong>das</strong>, liebe Gemeinde.<br />

Denn Pfingsten ist <strong>das</strong> Fest der Demokratisierung<br />

des Heiligen Geistes. Gottes Geist ist für alle da. Er<br />

bleibt nicht besonderen „Geistlichen“ vorbehalten,<br />

sondern will <strong>das</strong> ganze Volk Gottes erfüllen. Er<br />

macht alle Christen zu „Geistlichen“, zu geistbegabten<br />

Menschen, die aus seiner Kraft leben und<br />

<strong>das</strong> gemeinsame Leben mitverantworten. Zwischen<br />

den Stühlen – <strong>das</strong> ist nicht der Ort des Geistes<br />

Gottes. Er drängt zu den Menschen, verteilt sich<br />

auf viele Schultern. Das eint und erneuert, <strong>das</strong> verständigt<br />

und versöhnt, <strong>das</strong> befreit und beunruhigt.<br />

Seit Pfingsten ist genügend Geist Gottes vorhan-<br />

den. Wir brauchen nicht zum Himmel zu starren<br />

und auf neue Feuerzungen zu warten. Der Heilige<br />

Geist ist längst da. Wir dürfen ihn nur nicht pastoral<br />

einsperren und seine vielfältigen Gaben und<br />

Möglichkeiten im Pfarramt beerdigen. Gottes Geist<br />

wartet darauf, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> alle ihm Raum geben.<br />

Genau <strong>das</strong> meint Pfingsten: Wir sind füreinander<br />

da – und Gottes Geist ist für uns alle da. Für uns als<br />

Gemeinde ist <strong>das</strong> Anlass zur Freude und eine spannende<br />

Herausforderung zugleich. Anlass zu dankbarer<br />

Freude, weil <strong>wir</strong> es ja auch schon erfahren<br />

haben, was Gottes Geist unter uns frei setzt. Viele<br />

in unserer Gemeinde denken mit und beten mit,<br />

entfalten ihre Gaben und setzen sie ein, tragen<br />

Mitverantwortung und engagieren sich. Im Thomasmesse-Team<br />

haben <strong>wir</strong> entdeckt, wie Gottes<br />

Geist aus sog. „Laien“ <strong>wir</strong>klich „Geistliche“<br />

macht, wie bereichernd es ist, wenn Verkündigung<br />

nicht nur aus Pastoren-Mund kommt, wie sich Segen<br />

Gottes ausbreitet, wo <strong>wir</strong> es wagen, einander<br />

zu segnen und füreinander zum Segen zu werden.<br />

Aber <strong>das</strong>s Gottes Geist für uns alle da ist, liebe<br />

Pfingstgemeinde, <strong>das</strong>s dieser Geist uns alle meint<br />

und beansprucht – <strong>das</strong> ist und bleibt auch eine<br />

spannende Herausforderung für uns als Kirche.<br />

Pfingsten ist nämlich die Einladung Gottes an seine<br />

Kinder, erwachsen zu werden. Das Volk Israel ist<br />

damals ins Kleinkindstadium zurückgefallen, hat<br />

sich den starken Papa Mose gewünscht – ohne<br />

selbst stark werden zu wollen. Sicher: Wir alle sind<br />

und bleiben Gottes Kinder. Aber <strong>wir</strong> müssen keine<br />

geistlichen Säuglinge bleiben. Wir brauchen nicht<br />

ständig einen Mose, der uns wie eine Amme auf<br />

seinen Armen trägt. Wir leben nicht nur von der<br />

pastoralen Nuckelflasche, die uns ernährt. Wir haben<br />

Gottes Geist, der aus Unmündigen Mündige,<br />

aus Abhängigen Selbständige, aus kirchlich Betreuten<br />

mutige Christenmenschen macht, die für<br />

ihren Glauben selbst einstehen. Gottes Geist ist für<br />

uns alle da. Also: Geben <strong>wir</strong> ihm Raum! Amen.<br />

Gebet<br />

Lebendiger Gott,<br />

du willst die Fülle des Lebens nicht für dich behalten.<br />

Du willst deinen guten Geist mit uns teilen.<br />

Darum bitten <strong>wir</strong> dich:<br />

Mach aus uns pfingstliche Menschen.<br />

Öffne uns für dein Wirken.<br />

Kehr bei uns ein mit <strong>deinem</strong> Geist<br />

und kehr bei uns aus, was dir entgegensteht.<br />

Füll unsere leeren Herzen<br />

mit der Freude daran,<br />

<strong>das</strong>s du für uns da bist<br />

und <strong>wir</strong> füreinander da sein können.<br />

Amen.<br />

Landessuperintendent<br />

Dr. Burghard Krause,<br />

Göttingen


Predigt im Eröffnungsgottesdienst am 15. Februar<br />

2007 in Wittenberg, Stadtkirche, während der 3.<br />

Station der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen<br />

Versammlung<br />

Predigtwort: Psalm 36,10:<br />

„Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in <strong>deinem</strong><br />

<strong>Licht</strong>e <strong>sehen</strong> <strong>wir</strong> <strong>das</strong> <strong>Licht</strong>.“<br />

Wir haben miteinander den Psalm gebetet und<br />

haben den Gesang „Christus, dein <strong>Licht</strong>“ noch im<br />

Ohr. Lassen Sie uns auf <strong>das</strong> Psalmwort miteinander<br />

und mit ganzem Ernst hören.<br />

1. Zunächst gilt die Feststellung: Wer diesen Psalm<br />

verstehen will, muss selbst die Position der Dankbarkeit<br />

einnehmen. Die Köstlichkeit der Güte Gottes<br />

gilt es zu preisen wie auch die Freude darüber,<br />

unter seinen Flügeln wohnen und leben zu können<br />

und von den reichen Gütern seines Hauses satt gemacht<br />

zu werden und „getränkt“ zu werden wie<br />

von einem überfließenden „Strom“.<br />

Das müssen <strong>wir</strong> übersetzen in unsere Situation<br />

heute hier in Wittenberg. Ja, es ist Ausdruck seiner<br />

Güte, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> die Ökumenische Versammlung halten<br />

können, unbeschwert und frei und ohne die Behinderungen,<br />

die die Älteren unter uns noch so gut<br />

kennen. Wir sind vor Gott zu großer Ehre gekommen,<br />

gnädiger und unverdienter Weise. Darin haben<br />

<strong>wir</strong> es leichter als unsere Väter und Mütter.<br />

2. Diese Dankbarkeit hilft dazu, uns zu konzentrieren<br />

und bei Gott nach <strong>Licht</strong>, nach Erleuchtung und<br />

Orientierung zu suchen. Denn <strong>das</strong> muss ja deutlich<br />

„VERWÖHNT VON GOTTES LIEBE“, PSALM 36,10 PREDIGTEN<br />

bleiben: Mit den Möglichkeiten und Freiheiten ist<br />

auch die Zahl der möglichen Irrwege gewachsen.<br />

<strong>In</strong> dieser bunt flackernden und glitzernden Welt<br />

gibt es so viele <strong>Licht</strong>er, die uns von der Konzentration<br />

auf Gott als die Quelle des Lebens ablenken<br />

und möglicherweise auch verführen wollen. Wenn<br />

<strong>wir</strong> ehrlich sind, werden <strong>wir</strong> zugeben müssen: Darin<br />

haben <strong>wir</strong> es heute schwerer als unsere Väter<br />

und Mütter.<br />

3. Wenn <strong>wir</strong> uns unter <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> Gottes stellen,<br />

dann hat <strong>das</strong> ganz viel mit Klarheit und Wahrheit<br />

zu tun. Es zeigt uns auch, wie es um uns steht. Es<br />

beleuchtet unsere Eitelkeiten und unseren Egoismus<br />

und unsere Kleingläubigkeit. Gar nicht selten<br />

wollen Menschen <strong>das</strong> lieber nicht allzu genau <strong>sehen</strong><br />

und wissen. Darin unterscheiden <strong>wir</strong> uns vermutlich<br />

kaum von unseren Vätern und Müttern.<br />

4. Es kommt darauf an, diese Situation, die neu geschenkten<br />

Möglichkeiten und die gewachsenen<br />

Freiräume, dankbar aus Gottes Hand anzunehmen<br />

und verantwortlich zu gebrauchen. Gott will leuchten<br />

und erleuchten, aber auch zurecht bringen und<br />

leiten.<br />

5. So gilt es auch hier und heute darum, uns von<br />

Gottes gutem Geist befreien und in den Dienst<br />

nehmen zu lassen, wie immer und an allen Orten,<br />

wo Gott gelobt und gepriesen <strong>wir</strong>d und auf sein<br />

Wort gehört und geantwortet <strong>wir</strong>d.<br />

Wie immer und an allen Orten gibt es für die Christen<br />

zwei grundlegende Gefährdungen und Herausforderungen:<br />

a) Wir wollen selbst möglichst strahlend <strong>das</strong>tehen<br />

und selber <strong>Licht</strong> sein, wo <strong>wir</strong> doch in seinem <strong>Licht</strong><br />

<strong>das</strong> <strong>Licht</strong> <strong>sehen</strong> sollen und nicht in der Beleuchtung<br />

unserer trüben Funzeln.<br />

b) Wir stellen unser kleines <strong>Licht</strong> lieber unter den<br />

Scheffel und lassen Gott allein leuchten, wo <strong>wir</strong><br />

doch als Kinder des <strong>Licht</strong>es leben sollen und <strong>das</strong><br />

<strong>Licht</strong> Gottes in die Welt widerspiegeln sollen.<br />

6. Welche Versuchung und Gefährdung heute im<br />

Jahre 2007 die größere ist, ist schwer auszumachen.<br />

Wir kennen sie beide gut genug und manchmal<br />

liegen Überheblichkeit und Kleinmut ganz<br />

dicht beieinander.<br />

7. Wir sollen klares und glaubensstarkes Zeugnis<br />

geben vom <strong>Licht</strong> Gottes, ohne selbst <strong>Licht</strong> sein zu<br />

müssen oder sein zu können. Ein Vorbild dafür haben<br />

<strong>wir</strong> in der Heiligen Schrift: Johannes den Täufer.<br />

Von ihm heißt es:<br />

Er war ein Mensch, von Gott gesandt, der kam zum<br />

Zeugnis, um von dem <strong>Licht</strong> zu zeugen, damit sie<br />

alle durch ihn glaubten. Er war nicht <strong>das</strong> <strong>Licht</strong>, sondern<br />

er sollte zeugen von dem <strong>Licht</strong>. Das war <strong>das</strong><br />

wahre <strong>Licht</strong>, <strong>das</strong> alle Menschen erleuchtet, die in<br />

diese Welt kommen.<br />

8. Sind <strong>wir</strong> Johannes? Dass <strong>wir</strong> selbst nicht <strong>das</strong><br />

<strong>Licht</strong> sind, <strong>das</strong> wissen <strong>wir</strong> hoffentlich gut genug.<br />

Aber <strong>das</strong>s die Welt darauf immer wieder wartet,<br />

<strong>das</strong>s Zeugen aufstehen, die von Gottes <strong>Licht</strong> reden<br />

und <strong>das</strong>s von diesem <strong>Licht</strong> „alle Menschen erleuchtet<br />

werden, die in diese Welt kommen“. Das<br />

ist doch eine ziemlich schwierige Aufgabe. Kleiner<br />

ist sie nicht zu machen. Johannes steht dafür.<br />

9. Wie soll <strong>das</strong> praktisch gehen? Manche meinen,<br />

<strong>wir</strong> Christen seien so etwas wie Spiegel, die Gottes<br />

<strong>Licht</strong> reflektieren. So wie schon von Vater Mose gesagt<br />

wurde, <strong>das</strong>s sein Gesicht glänzte, als er von<br />

der Herrlichkeit Gottes beschienen worden war. Es<br />

glänzte so sehr, <strong>das</strong>s er sich eine Decke überhängen<br />

musste, um die Leute nicht zu blenden.<br />

So müssten <strong>wir</strong> glänzen, nicht mit unseren Verdiensten,<br />

sondern im Widerschein der Herrlichkeit<br />

Gottes auf unserem Angesicht.<br />

10. Dennoch denke ich, <strong>das</strong>s der Vergleich mit einem<br />

Spiegel etwas hinkt, wie die Vergleiche es zu<br />

tun pflegen: Einem Spiegel ist es ziemlich egal,<br />

was er widerspiegelt. Er verändert sich dadurch<br />

nicht. Wenn aus uns heraus Gottes <strong>Licht</strong> in die<br />

Welt scheinen soll, dann geht <strong>das</strong> nicht, ohne <strong>das</strong>s<br />

<strong>wir</strong> selbst von diesem <strong>Licht</strong> durchdrungen und verändert<br />

worden sind.<br />

11. Die Heilige Schrift gebraucht vielmehr <strong>das</strong> Bild<br />

der Weintraube, die, wenn sie am Weinstock<br />

bleibt, reif und saftig <strong>wir</strong>d. Im Südwesten Deutschlands,<br />

an der Grenze zu Frankreich gibt es guten<br />

Wein, weil es dort viel <strong>Licht</strong> und besonders viel<br />

Sonne gibt. Die Weinbauern dieser Gegend vermarkten<br />

ihren Wein unter dem Slogan: „Von der<br />

Sonne verwöhnt!“ Das müsste man auf die Christen<br />

in Europa übertragen: Von Gottes Liebe durchdrungen<br />

und verwöhnt und deshalb so empfehlenswert<br />

für Europa.<br />

12. Also, uns allen muss klar und deutlich sein:<br />

Ohne Gottes Liebe und Barmherzigkeit können <strong>wir</strong><br />

als Christen und Kirchen nicht sonderlich viel beitragen<br />

zur Gestaltung Europas. So doll werden <strong>wir</strong><br />

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26<br />

da nicht leuchten. Aber als solche, die von dieser<br />

Liebe durchdrungen und erleuchtet sind, kann<br />

Europa sich auf uns Christen freuen. Wir werden<br />

nämlich mit anderen Augen auf diese Welt blicken,<br />

nicht etwa naiv aber doch sehr hoffnungsvoll und<br />

voller Vertrauen auf Gottes Güte.<br />

13. Wir sind hier in Wittenberg, in der Kirche Martin<br />

Luthers. Er hat sich bemüht, den einfachen Leuten<br />

schwierige theologische Themen und Fragen<br />

nahe zu bringen. Er hat <strong>das</strong> vor allem auch mit Liedern<br />

getan, die leicht zu lernen waren und die unter<br />

der Hand komplizierte Theologie transportierten.<br />

Im Blick auf <strong>das</strong> Thema der Ökumenischen<br />

Versammlung hat er in einem weihnachtlichen Lied<br />

<strong>das</strong> entscheidende in wenigen Zeilen ausgesagt:<br />

„Das ewig <strong>Licht</strong> geht da herein, / gibt der Welt ein’<br />

neuen Schein; / es leucht’ wohl mitten in der Nacht<br />

/ und uns des <strong>Licht</strong>es Kinder macht. / Kyrieleis.“<br />

Gott hat mit seinem ewigen <strong>Licht</strong> in unsere kleine<br />

Welt geleuchtet. Sehen <strong>wir</strong> <strong>das</strong> nicht? Uns, die <strong>wir</strong><br />

<strong>das</strong> wissen, erscheint sie damit in einem neuen<br />

<strong>Licht</strong>. Wir <strong>sehen</strong> diese Welt mit allen ihren Brüchen<br />

und Verwerfungen als eine von Gott geliebte Welt.<br />

Das gilt auch und gerade dann, wenn es uns ganz<br />

finster zu sein scheint, also auch mitten in der tiefen<br />

Nacht.<br />

Gott gebe, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> uns von diesem <strong>Licht</strong> erleuchten,<br />

begeistern und anstecken lassen, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> also<br />

Kinder des <strong>Licht</strong>es werden und die Welt <strong>sehen</strong> lassen,<br />

<strong>das</strong>s <strong>wir</strong> Kinder des <strong>Licht</strong>es sind. Zu alledem<br />

gebe Gott sein Erbarmen: Kyrieleis.<br />

14. Deshalb lasst uns auch bei dieser Versammlung<br />

um Gottes guten Geist bitten:<br />

„O komm, du Geist der Wahrheit, / und kehre bei<br />

uns ein, / verbreite <strong>Licht</strong> und Klarheit, / verbanne<br />

Trug und Schein. / Gieß aus dein heilig Feuer, / rühr<br />

Herz und Lippen an, / <strong>das</strong>s jeglicher getreuer / den<br />

Herrn bekennen kann.“<br />

Ich wünsche der heute beginnenden ökumenischen<br />

Versammlung in Wittenberg Gottes reichen Segen<br />

und <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> „verwöhnt von Gottes Liebe“ wieder<br />

nach Hause kehren und <strong>das</strong>s die Menschen in<br />

Europa uns dieses abspüren.<br />

Amen.<br />

Bischof Axel Noack,<br />

Magdeburg


Predigt in der Sendungsfeier am 18. Februar 2007<br />

in Wittenberg, Schlosskirche, während der 3. Station<br />

der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung<br />

Liebe Gemeinde,<br />

„Ich möchte nicht in einer Welt ohne Kathedralen<br />

leben. Ich brauche ihre Schönheit und Erhabenheit.<br />

Ich brauche sie gegen die Gewöhnlichkeit der<br />

Welt. Ich will zu leuchtenden Kirchenfenstern hinauf<strong>sehen</strong><br />

und mich blenden lassen von den unirdischen<br />

Farben. Ich brauche ihren Glanz. Ich brauchte<br />

ihn gegen die schmutzige Einheitsfarbe der<br />

Uniformen. Ich will mich einhüllen lassen von der<br />

herben Kühle der Kirchen. Ich brauche ihr gebieterisches<br />

Schweigen. Ich brauche es gegen <strong>das</strong><br />

geistlose Gebrüll des Kasernenhofes und <strong>das</strong><br />

geistreiche Geschwätz der Mitläufer. Ich will den<br />

rauschenden Klang der Orgel hören, diese Überschwemmung<br />

von überirdischen Tönen. Ich brauche<br />

ihn gegen die schrille Lächerlichkeit der<br />

Marschmusik. Ich liebe betende Menschen. Ich<br />

brauche ihren Anblick. Ich brauche ihn gegen <strong>das</strong><br />

tückische Gift des Oberflächlichen und Gedankenlosen.<br />

Ich will die mächtigen Worte der Bibel lesen.<br />

Ich brauche sie gegen die Verwahrlosung der Sprache<br />

und die Diktatur der Parolen. Eine Welt ohne<br />

diese Dinge, wäre eine Welt, in der ich nicht leben<br />

möchte.“ – Das sagt ein Jugendlicher, der mit dem<br />

Glauben ringt und sich von Gott abwenden will,<br />

in dem Roman „Nachtzug nach Lissabon“ des<br />

Schweizer Philosophen und Schriftstellers Peter<br />

Bieri (unter dem Synonym Pascal Mercier).<br />

Ja, Europa lebt von der Erfahrung der Kathedralen,<br />

der betenden Menschen, der Orgeln, der biblischen<br />

ICH MÖCHTE NICHT IN EINER WELT OHNE KATHEDRALEN LEBEN.<br />

PREDIGT ZUR DEKADE ZUR ÜBERWINDUNG VON GEWALT:<br />

EUROPA-FOKUS<br />

Geschichten. Die Vielfalt der christlichen Tradition,<br />

ob orthodox oder reformiert, baptistisch oder römisch-katholisch,<br />

methodistisch, anglikanisch oder<br />

lutherisch, sie prägt die Seele Europas! Das haben<br />

<strong>wir</strong> in diesen Tagen in Wittenberg erlebt. Wir sind<br />

auf einer Pilgerreise von Rom über Wittenberg<br />

nach Hermannstadt und machen dazwischen Station<br />

an verschiedenen Orten Europas. Begleitet hat<br />

uns die Geschichte von der Verklärung Jesu. Auf<br />

dem Berg sind sie, auf dem Gipfel. <strong>In</strong> der Einheit<br />

angekommen mit Mose und Elia. „Hier ist gut<br />

sein“, sagt Petrus, da möchte er bleiben. Und<br />

dort, in den Kathedralen, auf den Gipfeln unseres<br />

Glaubensleben, da würden auch <strong>wir</strong> gern verweilen.<br />

Aber <strong>wir</strong> können nicht auf dem Gipfel bleiben, <strong>wir</strong><br />

müssen zurück in die Ebene der Mühen. Wir müssen<br />

einander zumuten, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> verschieden sind.<br />

Immer wieder ist <strong>das</strong> in diesen Tagen in Wittenberg<br />

auch deutlich geworden: Wir sind getrennte<br />

Kirchen. Es gibt viel Verschiedenheit zwischen uns,<br />

die nicht immer bereichernd <strong>wir</strong>kt, ja manches Mal<br />

auch Fremdheit oder gar Konflikt und Ablehnung<br />

erzeugt. Wir wissen doch, es reicht nicht länger,<br />

<strong>das</strong>s <strong>wir</strong> uns freundlich begegnen. Die Menschen<br />

in unseren Gemeinden, ja die Menschen in Europa<br />

und der Welt haben Sehnsucht nach einer Kirche,<br />

die ihre Vielfalt und Verschiedenheit fröhlich bejaht<br />

und doch gemeinsam Zeugnis gibt von dem<br />

Jesus Christus, der auferstanden ist von den Toten.<br />

Auf dem Berg beginnen die Jünger, <strong>das</strong> zu begreifen.<br />

Wir müssen am Ende dieser Tagung eingestehen:<br />

Es ist uns bisher nicht gelungen, in Europa ein<br />

überzeugendes Signal zu setzen, durch <strong>das</strong> die<br />

Menschen erkennen: Die Kirchen sind die entscheidende<br />

Stimme für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung<br />

der Schöpfung. Es ist uns bisher nicht gelungen,<br />

überzeugend deutlich zu machen, <strong>das</strong>s<br />

diese Themen nicht einfach „nur Ethik“ betreffen,<br />

sondern <strong>das</strong> „esse“ unserer Kirchen berühren. Unser<br />

Kirchesein ist angefragt, wenn <strong>wir</strong> nicht glaubwürdig<br />

handeln in der Welt, <strong>das</strong> hat der konziliare<br />

Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung<br />

der Schöpfung betont. <strong>In</strong> dieser Tradition stehen<br />

<strong>wir</strong>.<br />

Bei den Berichten über die so genannte zweite Station,<br />

die regionalen Ereignisse, wurde von vielen<br />

ermutigenden Erfahrungen berichtet, etwa aus<br />

Bulgarien, Irland, der Tschechischen Republik und<br />

Italien. Und gleichzeitig wurde zum Teil schmerzlich<br />

klar, <strong>das</strong>s die <strong>Dritte</strong> <strong>Europäische</strong> Ökumenische<br />

Versammlung öffentlich nur wenig wahrgenommen<br />

<strong>wir</strong>d, sie ist keine breite ökumenische Bewegung<br />

geworden. Mag <strong>das</strong> daran liegen, <strong>das</strong>s eine<br />

Ökumene der Kirchenleitenden noch lange nicht<br />

die Herzen der Menschen bewegt? Muss nicht Partizipation<br />

der Schlüssel sein für eine ökumenische<br />

Pilgerreise? Auf einer Pilgerreise kann nicht einer<br />

voran gehen, da sind alle gemeinsam auf dem Weg<br />

ohne Hierarchie und ohne Privilegien, Männer und<br />

Frauen, Junge und Alte, Ordinierte und Nicht-Ordinierte.<br />

Teilweise hat uns Wittenberg auch ernüchtert in<br />

der Erkenntnis: Einheit ist nicht billig zu haben.<br />

Nein, sie ist teuer, es geht um „costly unity“ wie<br />

<strong>das</strong> eine Studie des Ökumenischen Rates der Kirchen<br />

formuliert hat. Ökumene ist nicht für den<br />

Austausch von ein paar Nettigkeiten zu erlangen.<br />

Es geht darum, uns die Differenz gegenseitig zuzumuten.<br />

Damit eine solche Zumutung nicht verlet-<br />

PREDIGTEN<br />

zend <strong>wir</strong>kt, brauchen <strong>wir</strong> Respekt voreinander.<br />

Vermutlich ist Respekt der Anfang des Dialogs.<br />

<strong>In</strong> der Ökumenischen Dekade zur Überwindung<br />

von Gewalt haben die Kirchen in Deutschland eine<br />

Kampagne zum Thema Respekt initiiert (eine Postkarte<br />

dazu halten Sie in Händen). Wir müssen darüber<br />

reden, wo unsere Verletzungen liegen, was<br />

unsere Differenzen sind, wie <strong>wir</strong> <strong>wir</strong>klich zu einer<br />

heilenden Gemeinschaft werden können, wenn <strong>wir</strong><br />

<strong>wir</strong>klich etwas zum Frieden in der Welt beitragen<br />

wollen. Wir können nicht andere, Juden und Muslime,<br />

<strong>In</strong>länder und Ausländer, Junge und Alte auffordern,<br />

sich zu respektieren, wenn <strong>wir</strong> <strong>das</strong> als Kirchen<br />

und Christen nicht gegenseitig tun.<br />

Die Ökumenische Dekade zur Überwindung von<br />

Gewalt, die 2001 in Potsdam begann und 2011 mit<br />

einer großen Friedenskonvokation enden soll, hat<br />

in diesem Jahr <strong>das</strong> Schwerpunktthema Europa. Bewusst<br />

hat der Ökumenische Rat der Kirchen diesen<br />

Schwerpunkt gewählt, weil von Sibiu ein Signal erwartet<br />

<strong>wir</strong>d. Ein Signal, <strong>das</strong> die Menschen in Afrika,<br />

Asien und Lateinamerika als Hoffnungszeichen<br />

wahrnehmen können in einer globalisierten Welt<br />

der Gewalt, der Ausbeutung und der Unterdrückung.<br />

Diese Dekade ist ein konkretes Beispiel, wie<br />

<strong>wir</strong> von unseren Glaubensüberzeugungen her als<br />

Kirchen in der Welt aktiv handeln können. Uns ist<br />

gesagt: „Selig sind die Friedfertigen!“<br />

Deshalb treten <strong>wir</strong> gegen Gewalt ein. Gegen Gewalt<br />

in Familien, gegen Gewalt gegen Frauen und<br />

Flüchtlinge und Minderheiten. Deshalb treten <strong>wir</strong><br />

ein für friedliche Lösung statt militärische <strong>In</strong>tervention.<br />

Europa darf sich nicht an Rüstungsexporten<br />

bereichern und anschließend bewaffnete Konflikte<br />

beklagen. Deshalb treten <strong>wir</strong> ein für eine Globalisierung,<br />

die soziale Gerechtigkeit für alle zum Ziel<br />

27


28<br />

hat und nicht die Bereicherung einiger weniger.<br />

Deshalb treten <strong>wir</strong> ein für einen Lebensstil, der die<br />

Schöpfung bewahrt und nicht zur Zerstörung beiträgt.<br />

Die Delegierten für Sibiu, sie müssen sich<br />

bewusst sein, wie viele auf ein solches Zeichen hoffen<br />

aus den Kirchen, von den Christinnen und<br />

Christen in Europa.<br />

Die Quelle für eine solche Lebenshaltung, für ein<br />

solches Zeichen ist unser Glaube. Ja, <strong>wir</strong> waren mit<br />

auf dem Gipfel, denn <strong>wir</strong> dürfen immer wieder Gottes<br />

Gegenwart erfahren. Wir haben miteinander<br />

Gottesdienst gefeiert und mit allen Sinnen erlebt,<br />

wie Gott uns stärkt, uns Brot und Wein mit auf den<br />

Weg gibt, uns in eine Gemeinschaft der Zeuginnen<br />

und Zeugen des Glaubens stellt.<br />

Martin Luther King sagte in seiner letzten großen<br />

Rede: „I just want to do God’s will. And He’s allowed<br />

me to go up to the mountain. And I’ve looked<br />

over and I´ve seen the promised land. I may not get<br />

there with you. But I want you to know tonight,<br />

that we as a people will get to the promised land.“<br />

Er hatte Gottes Zukunft ge<strong>sehen</strong>, in der alle Tränen<br />

abgewischt werden. Er hatte aus diesem Zukunftstraum<br />

ganz reale diesseitige Hoffnungen abgeleitet<br />

wie <strong>das</strong> Ende des Rassismus und der Verelendung<br />

großer Teile der Bevölkerung. Respekt hat er erwartet<br />

vor jedem Mann, jeder Frau jedem Kind, vor<br />

jedem Menschen gleich welcher Hautfarbe und<br />

Herkunft. Als Menschenwürde können <strong>wir</strong> <strong>das</strong><br />

übersetzen. Als Achtung der Gottebenbildlichkeit<br />

jedes Menschen. Aber auch Martin Luther King<br />

musste den Gipfel verlassen, am nächsten Tag<br />

wurde er ermordet. Costly unity....teure Einheit...<br />

chère unite.<br />

Ja, in manchem waren diese Tage in Wittenberg ernüchternd.<br />

Wir finden nicht so schnell den großen<br />

Durchbruch. Aber sie waren auch ermutigend im<br />

Zeugnis der vielen, die auf dem Weg sind. Ich gebe<br />

die Hoffnung nicht auf, <strong>das</strong>s die Kirchen in Europa<br />

zu Zeuginnen der Gemeinschaft über die Grenzen<br />

von Nation und Kultur, Geschlecht, Rasse, sozialem<br />

Status und Alter hinweg werden.<br />

Wir müssen den Mut haben, die Kosten dafür auf<br />

uns zu nehmen und ringen um den richtigen Weg.<br />

Der Respekt, den <strong>wir</strong> einander in unserer konfessionellen<br />

und kulturellen Verschiedenheit entgegen<br />

bringen, entscheidet über den Respekt, den die<br />

Menschen in Europa vor dem Zeugnis der Kirchen<br />

haben werden. Es geht um die Glaubwürdigkeit<br />

unserer Kirchen. Wir müssen die Offenheit haben,<br />

viele zu Wort kommen zu lassen, Junge und Alte,<br />

Gruppen und Bewegungen, Bequeme und Unbequeme,<br />

Kirchenleitende wie Gruppen und Bewegungen.<br />

Wir werden dazu die Konferenzräume verlassen<br />

müssen, um die Ökumene der Menschen zu<br />

erleben, die miteinander leiden und feiern, ihren<br />

Glauben leben und beten, die Kathedralen bauen,<br />

auch heute, zur Feier der Liebe Gottes. Gottes Liebe<br />

zu spiegeln in unserem Reden und Handeln, <strong>das</strong><br />

ist unser Auftrag.<br />

Ich wünsche mir, <strong>das</strong>s die Menschen nach Sibiu sagen:<br />

Ich möchte nicht in einem Europa ohne Kirchen<br />

leben. Denn sie schenken uns Räume der<br />

Freiheit, Räume des Widerstands und des Widerspruchs,<br />

Räume voller Leben, Räume der Meditation<br />

und Kontemplation, durchbetete Räume, Räume<br />

voller Gesang und Klänge.<br />

Oder noch einmal mit Pascal Mercier: „Ich möchte<br />

nicht in einer Welt ohne Kathedralen leben. Ich<br />

brauche den Glanz ihrer Fenster, ihre kühle Stille,<br />

ihr gebieterisches Schweigen. Ich brauche die Fluten<br />

der Orgel und die heilige Andacht betender<br />

Menschen. Ich brauche die Heiligkeit von Worten,<br />

die Erhabenheit großer Poesie. All <strong>das</strong> brauche ich.<br />

Doch nicht weniger brauche ich die Freiheit und die<br />

Feindschaft gegen alles Grausame. Denn <strong>das</strong> eine<br />

ist nichts ohne <strong>das</strong> andere. Und niemand möge<br />

mich zwingen zu wählen.“ <strong>In</strong> diesem Sinne erbitten<br />

<strong>wir</strong> Gottes Segen auf dem Weg nach Sibiu.<br />

Amen.<br />

Landesbischöfin<br />

Dr. Margot Käßmann,<br />

Hannover<br />

Foto: Mediengruppe Main-Post Würzburg


Eine kleine religiös-bewegte Gruppe hatte einen<br />

fulminanten Start – zu Pfingsten. Von keiner Agentur<br />

so geplant, konzipiert, gemanagt. Das war unglaublich<br />

– unvergleichlich.<br />

Menschen wurden erfasst von großen Gefühlen eines<br />

Anfanges, vom Wirken Gottes durch die Auferstehung<br />

von Jesus Christus. Sprachenwunder,<br />

Heiliger Geist als Glut im Kopf, Flamme im Herzen.<br />

Dieser Überschwang!<br />

Denken, Danken, Fühlen, Beten, alles gemeinsam!<br />

Gemeinschaft war <strong>das</strong> Markenzeichen und <strong>das</strong><br />

Miteinander teilen: Zeit, Zuwendung und Nahrung.<br />

Umso erstaunlicher, denn diese erste Gemeinde in<br />

Jerusalem war eine anstößige Mixtur von Sippen,<br />

Völkern, Kulturen, Sprachen, Mentalitäten, – und<br />

sehr verschieden geprägt oder nach Herkunft,<br />

Stand, Bildung, Besitz, Schicht, religiöser Prägung.<br />

Dennoch nicht fremd, sondern vertraut.<br />

Also: Beginn einer Ökumene, ehe an Konfessionalisierung<br />

zu denken war.<br />

Uns macht Pfingsten eher sprachlos.<br />

Je wunderlicher Erfahrungen werden, desto<br />

schweigsamer oder ärgerlicher oder ratloser ist <strong>das</strong><br />

Staunen.<br />

Die Schere ist einfach zu groß zwischen damals<br />

und heute.<br />

Das Lamento kann angestimmt werden:<br />

Leiden die Einen heute unter der Hitze von Sprachengebet<br />

und Heilungen der Charismatiker, stöhnen<br />

Andere unter der Kühle von konfessionellem<br />

Starrsinn oder Profilierungssucht, Finanznöten, Fusionszwang<br />

und so weiter.<br />

Ausgerechnet die Pfingstgeschichte zeigt unangenehm<br />

deutlich unsere konfessionelle und spirituelle<br />

Segmentierung. „Die Ökumene ist in den<br />

Kirchen gestorben“ – sagt traurig ein Fachmann.<br />

Dabei haben viele schon einmal pfingstliche Gottesdienste<br />

erlebt.<br />

Es war allerdings Ende April. Ob die 3 – 4000<br />

Christen, die dabei waren, es auch so bezeichnen<br />

würden, ist fraglich. Natürlich hinkt der Vergleich.<br />

Denn für ein inhaltliches Konzept für diesen Gottesdienst<br />

hatten <strong>wir</strong> pflichtgemäß gesorgt. Es<br />

sollten von Delegierten einer Ökumenischen Versammlung<br />

hart erarbeitete Dokumente an kirchenleitende<br />

Persönlichkeiten übergeben werden.<br />

Spannung lag in der Luft – weder Überschwang<br />

noch Glaubensglut.<br />

Das Unerwartete war die prall gefüllte Kirche mit<br />

Personen jeden Alters, die in <strong>das</strong> Gotteshaus ihre<br />

Überzeugung mitbrachten, <strong>das</strong>s alle Kirchen – wer<br />

denn sonst? (und jetzt – wann denn sonst? und<br />

klar – wie denn sonst?) in der Lage sein können,<br />

mit gemeinsamer Sprache zu sprechen und zu<br />

handeln.<br />

Denn was als nüchterner Ablauf geplant war, wurde<br />

zum unerhört befreienden Gesang, nicht nur,<br />

weil alle 19 Kirchen der DDR den Texten zustimmten,<br />

sondern auch, weil sie verstanden wurden als<br />

Aufbruch für Kirchen und die Gesellschaft. Es war<br />

1989 in der Kreuzkirche in Dresden. Wirkung des<br />

Heiligen Geistes – <strong>das</strong> war die nachträgliche <strong>In</strong>terpretation.<br />

So etwas bleibt unvergesslich – obschon kaum<br />

noch vermittelbar.<br />

PREDIGT ZU APOSTELGESCHICHTE 6 PREDIGTEN<br />

Und nicht alle Vereinbarungen hatten ökumenische<br />

Langzeit<strong>wir</strong>kung – im Gegenteil. Alte und<br />

neue Konflikte ließen mir später eher Skepsis mit<br />

diesem „Pfingsten“ übrig. Zu viel Illusion und<br />

Unerfahrenheit war dabei. Dennoch hielt diese<br />

geistliche Erfahrung allen berechtigten und unberechtigten<br />

Zweifeln zum Trotz für Jahre einen Energievorrat<br />

bereit.<br />

Eine schöne biblische Geschichte (Acta 6, 1-7)<br />

zeigt, <strong>das</strong>s es bei den unvermeidlichen Konflikten<br />

auch nach Pfingsten erfindungsreiche Lösungen<br />

geben kann, die gewiss zur unvergänglichen<br />

Pfingsterfahrung gehören.<br />

Ein unvermuteter Konflikt kommt zutage. Einige<br />

Frauen kommen zu kurz!<br />

Witwen und ausgerechnet Ausländerinnen. Benachteiligung<br />

ist auch heute ein ernstes Thema.<br />

Benachteiligung hat Folgen.<br />

Zu Vieles ist knapp in einem reichen Land: günstige<br />

Mieten, Arbeitsplätze, Lehrstellen, Kinderkrippen,<br />

es reicht nicht. Selbst in den Kirchen; entweder<br />

fehlen Mitarbeiter oder Geld oder die<br />

Menschen. Konflikte sind vorprogrammiert.<br />

<strong>In</strong> Jerusalem der ersten Stunde hatte der Konflikt<br />

segensreiche Wirkung.<br />

Woran der „Segen“ erkennbar ist?<br />

– Der Konflikt verschwindet nicht unterm Teppich.<br />

Eine Versammlung <strong>wir</strong>d einberufen, es <strong>wir</strong>d tacheles<br />

geredet. Die griechischen Witwen trauen sich,<br />

von ihrer Not zu sprechen.<br />

Es ist schon ungewöhnlich, <strong>das</strong>s sie furchtlos gegen<br />

antike Sitte und üblichen Brauch reden, in der<br />

<strong>das</strong> Weib in der Gemeinde zu schweigen hatte.<br />

Vielleicht wurde versucht, die Frauen zu beschwichtigen,<br />

etwa so:<br />

Keine Neid-Debatte! Schwestern, bleibt bescheiden...<br />

Aber die Brüder entsprechen nicht dem Klischee,<br />

sie hören aufmerksam zu, sie wussten, auf Dauer<br />

können Benachteiligungen die Ohren und <strong>das</strong> Herz<br />

für Jesus versperren. Alles kam auf den Tisch mit<br />

Stimme und Redezeit.<br />

– Vorschläge werden geprüft.<br />

Gute Vorschläge haben erfreuliche Folgen, es<br />

kommt zu Entscheidungen.<br />

Konzepte und Organisationsentwicklung in der Gemeinde<br />

– <strong>das</strong> ist kein Gegensatz zu Glauben, Beten<br />

und Hoffen. Das ist auch Qualitätserweis eines<br />

lebendigen Glaubens.<br />

Freilich braucht Verständigung und Ausgleich von<br />

verschiedenen <strong>In</strong>teressen und gegensätzlichen<br />

Standpunkten Zeit und Mühe sowie Verzicht auf<br />

autoritäre Entscheidungen.<br />

– Das Kriterium: Passende Personen für die Aufgabe.<br />

Von Weisheit der Personen ist die Rede, wenn <strong>das</strong><br />

Vorhaben gelingen soll. Dazu einen extra Blick und<br />

ein großes Herz für die zu kurz Gekommenen.<br />

Gesegnet sei der Konflikt, der zu solchen Lösungen<br />

führt!<br />

Das segensreiche Ende eines profanen Konfliktes<br />

<strong>sehen</strong> <strong>wir</strong> auch am Fortgang:<br />

29


30<br />

Dienen ist eine hohe Ehre in der Gemeinde, denn<br />

diese Mitarbeiter werden alle mit Namen genannt.<br />

„Dienen“ <strong>das</strong> große, leicht schillernde Wort. Wie<br />

auch genannt, ob Einsatz, Engagement oder<br />

Dienst, es sind die gleichen Voraussetzungen und<br />

ganz bestimmte förderliche oder hinderliche Beifügungen.<br />

Ohne den Heiligen Geist – unmöglich. Diese Geschichte<br />

ist leider zu stark in den diakonischen Bereich<br />

gedrängt worden, sie gehört aber in die Mitte<br />

der Kirche. Und insofern ist die gewagte Zinzendorf’sche<br />

Deutung des Heiligen Geistes als „Mutteramt“<br />

in der Gemeinde einleuchtend.<br />

Aber die Frage bleibt: Können solche wunderbaren<br />

Sondergeschichten unsere komplizierten konfessionellen<br />

und gesellschaftlichen Systemzwänge<br />

menschenförderlich aufweichen?<br />

Der Heilige Geist lässt sich von keiner Konfession<br />

eine Dienstanweisung geben und gestattet keinem<br />

Amt eine Vereinnahmung, Gott sei Dank.<br />

Und er kann sich äußern in den einfachsten und<br />

schwierigen Situationen, er ist bekannt für seine<br />

<strong>In</strong>terventionen und für Überraschungen.<br />

Das hat auch mit uns zu tun – ob <strong>wir</strong> zur Beteiligung<br />

bereit sind.<br />

Es mag beginnen mit den unangenehmen Fragen<br />

nach der Übereinstimmung von theologischen Leitsätzen<br />

und der geistlichen Wirklichkeit. Es mag<br />

weitergehen mit überschwänglichen Gottesdiensten,<br />

den Mühen um Organisation und mit der<br />

Durchführung von Projekten und beharrlichem Gebet.<br />

Diese <strong>wir</strong>ken weiter, regen an, hinterfragen, decken<br />

auf, schlagen vor, reizen zum Widerspruch,<br />

treiben zum Bibelstudium und probieren den nächsten<br />

Schritt. ... Das ist wenig und viel zugleich.<br />

All <strong>das</strong>, was <strong>wir</strong> in den vergangenen Jahren trotz<br />

der Unstimmigkeiten und des Gegenwindes versucht<br />

haben, sind möglicherweise geeignete Voraussetzungen,<br />

<strong>das</strong>s der Geist Gottes weiterhin<br />

kreative Unterbrechungen ökumenischer Störungen<br />

bereithält. Und wenn dann viele Delegierte der<br />

<strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung<br />

auch <strong>wir</strong>klich diese Erwartung haben – warum<br />

nicht?<br />

Und Ökumene könnte wieder einmal neu in den<br />

Gemeinden beginnen.<br />

„Komm heiliger Geist...“<br />

Dr. Randi Weber,<br />

Radebeul


Predigt für<br />

Sonntag, 9. September 2007<br />

Predigttext Genesis 28, 10 – 19a<br />

(evangelische Perikopenordnung)<br />

Epistel – Lesung: Römer 8, 12 – 17<br />

Evangelium: Lukas 17, 11 – 19<br />

10 Jakob zog aus Beerscheba weg und ging nach<br />

Haran. 11 Er kam an einen bestimmten Ort, wo er<br />

übernachtete, denn die Sonne war untergegangen.<br />

Er nahm einen von den Steinen dieses Ortes, legte<br />

ihn unter seinen Kopf und schlief dort ein. 12 Da<br />

hatte er einen Traum: Er sah eine Treppe, die auf<br />

der Erde stand und bis zum Himmel reichte. Auf ihr<br />

stiegen Engel Gottes auf und nieder. 13 Und siehe,<br />

der Herr stand oben und sprach: Ich bin der Herr,<br />

der Gott deines Vaters Abraham und der Gott<br />

Isaaks. Das Land, auf dem du liegst, will ich dir und<br />

deinen Nachkommen geben. 14 Deine Nachkommen<br />

werden zahlreich sein wie der Staub auf der<br />

Erde. Du <strong>wir</strong>st dich unaufhaltsam ausbreiten nach<br />

Westen und Osten, nach Norden und Süden und<br />

durch dich und deine Nachkommen werden alle<br />

Geschlechter der Erde Segen erlangen. 15 Ich bin<br />

mit dir, ich behüte dich, wohin du auch gehst, und<br />

bringe dich zurück in dieses Land. Denn ich verlasse<br />

dich nicht, bis ich vollbringe, was ich dir versprochen<br />

habe. 16 Jakob erwachte aus seinem Schlaf<br />

und sagte: Wirklich, der Herr ist an diesem Ort und<br />

ich wusste es nicht. 17 Furcht überkam ihn und er<br />

sagte: Wie Ehrfurcht gebietend ist doch dieser Ort!<br />

Hier ist nichts anderes als <strong>das</strong> Haus Gottes und <strong>das</strong><br />

Tor des Himmels. 18 Jakob stand früh am Morgen<br />

auf, nahm den Stein, den er unter seinen Kopf gelegt<br />

hatte, stellte ihn als Steinmal auf und goss Öl<br />

darauf. 19 Dann gab er dem Ort den Namen Bet-El<br />

(Gotteshaus).<br />

Liebe Gemeinde,<br />

da geht’s ganz schön rund im Leben von Jakob.<br />

Das war schon ein Auf und Ab immer wieder. Ein<br />

Rauf und Runter, ein Hin und Her, viele Höhen und<br />

Tiefen in seinem Leben. Er hat so einige Siege davon<br />

getragen. Hat sich <strong>das</strong> Erstgeborenenrecht ergaunert.<br />

Hat sich den Segen des greisen Vaters<br />

Isaak erschlichen. So war er, der Ganove – wie<br />

man den Namen Jakob auch übersetzen kann –<br />

schlecht hin und er hat es auch zu was gebracht.<br />

Eigentlich. Jetzt scheint er aber genau deswegen in<br />

Schwierigkeiten zu stecken. Denn durch die einsame<br />

Steppe im Norden Palästinas wandert dieser<br />

junge Mann nun. Ringsum grauenvolle Öde: kein<br />

Haus und kein Mensch, so weit <strong>das</strong> Auge schaut.<br />

Hier zieht nicht ein gerissener und erfolgreicher<br />

Stratege, kein kühner und mutiger Forscher mit<br />

starkem Herzen in unbekannte Länder. Hier ist<br />

auch nicht ein junger Mann, der gern Freiheit und<br />

Abenteuer kosten möchte. Von diesem Jakob heißt<br />

es in Kapitel 25: „Er war ein sanfter Mann und<br />

blieb gern in den Zelten“ (Gen 15,27).<br />

Dieser junge Mann war plötzlich herausgerissen<br />

aus seiner sicheren Welt. Ihm war gleichsam der<br />

Boden unter den Füßen weggezogen worden.<br />

Denn er musste fliehen, weil er die Rache seines<br />

betrogenen Bruders fürchtete. Gehetzt und angetrieben<br />

irrte er durch die Einsamkeit. So kann der<br />

Jakob als ein Abbild von den Menschen unserer<br />

Tage verstanden werden. Menschen, die aus aller<br />

PREDIGT ZU GENESIS 28 PREDIGTEN<br />

Sicherheit gerissen sind und ohne Halt durch ihre<br />

scheinbar zertrümmerte Welt gehen müssen. Ein<br />

Auf und Ab, Berg und Tal. Erfolg und Niederlage.<br />

Wer kennt <strong>das</strong> nicht?<br />

Aber warum war der Jakob aus den Zelten des Vaters<br />

ausgezogen? Er hatte seinen Bruder betrogen.<br />

Nun musste er vor dessen Rache fliehen. Seine<br />

Schuld war <strong>das</strong> unsichtbare, schwere Gepäck, <strong>das</strong><br />

Jakob mitzuschleppen hatte. Darin gleicht er auch<br />

anderen biblischen Gestalten, und nicht nur denen.<br />

So also zog nun auch Jakob durch die Einsamkeit.<br />

Und dann brach die Nacht herein. Die Bibel spricht<br />

von dem „Grauen der Nacht“ (Psalm 91,5). Jakob<br />

macht Pause, legt sich hin und bettete sich auf einen<br />

Stein. Über ihm leuchteten und funkelten kalt<br />

die Sterne. Doch der Himmel war so fern! So fern!<br />

Jakob hat lange in den fernen, verschlossenen<br />

Himmel aufgeschaut. Schließlich fielen ihm die müden,<br />

brennenden Augen zu.<br />

Im Tal saß er, besser: lag er. Jakob schlief vor Erschöpfung<br />

ein. Trotz der Sorgen, trotz der vielen<br />

offenen Fragen, trotz der Einsamkeit. Er schläft ein.<br />

Und gerade in dieser Nacht möchte Gott ihm begegnen.<br />

Will Gott in die Situation Jakobs hinein<br />

sprechen, hinunter rufen, zu Jakob, der durchs<br />

sprichwörtlich finstere Tal muss. Gott wählt dafür<br />

einen ungewöhnlichen Weg. Gottes Klavier hat<br />

eben mehr Tasten, als man bisweilen meint. Gott<br />

wählt einen Traum. Einen sehr bildhaften und einprägsamen<br />

Traum. Ein Traum, bei dem es regelrecht<br />

aufwärts geht.<br />

Liebe Gemeinde, dieses Auf und Ab, die Höhen und<br />

Tiefen des alltäglichen Lebens sind wohl allgemein<br />

bekannt. Jeder weiß <strong>das</strong>. Manche Menschen etwa<br />

verstehen den zwar ärgerlichen, aber eher kurz andauernden<br />

Stress mit dem Chef als dieses Auf und<br />

Ab. Anderen sind die Sorgen um die Kinder oder<br />

um den Unterhalt eine Last und die großen Stolpersteine<br />

des Tales. Dem Jakob ging es in seiner Situation<br />

darum nicht. Das, was er durchmachte, war<br />

eine <strong>wir</strong>klich existenzielle Krise. Es stand alles auf<br />

dem Spiel. Seine Herkunft, seine Geschichte, seine<br />

Würde und seine Zukunft. Schlicht alles. Das ist<br />

mal ein Tal.<br />

Die moderne Psychologie verwendet auch gerne<br />

diese Bilder. Berg und Tal. Aufstieg und Abstieg.<br />

Krise und Neuanfang. Seit Jahren spricht man noch<br />

davon, <strong>das</strong>s der Mitfünfziger in seine „Midlife-<br />

Crisis“ komme. Heute erkennt man auch schon bei<br />

jungen Menschen am Ende der Ausbildung so<br />

etwas wie einen Bruch – <strong>das</strong> nennt man dann die<br />

„Quarterlife-Crisis“. Ein katholischer Theologe,<br />

Romano Guardini, hat ein kleines Buch geschrieben:<br />

„Die Lebensalter“, in dem er dieses Phänomen<br />

beschreibt. Das Leben und Älterwerden, <strong>das</strong><br />

Reifen ist unweigerlich mit Brüchen verbunden,<br />

mit einigen Brüchen. Und nicht selten auch mit<br />

Schuld. Doch ich möchte Jakobs Biographie und<br />

seine Begegnung mit Gott nicht zu sehr psychologisch<br />

strapazieren. Ich möchte in dem Bild bleiben.<br />

Berg und Tal.<br />

Das Leben, Berg und Tal. Auf und Ab. Es geht darum,<br />

diese Erfahrungen in den Horizont Gottes zu<br />

stellen, ja gewissermaßen geformt zu werden. Sich<br />

zu verändern in den Menschen, den Gott ausformen<br />

möchte. Im Predigttext <strong>wir</strong>d deutlich, <strong>das</strong>s<br />

Gottes Handeln an Jakob trotz – ja sogar vielleicht<br />

wegen seiner Schuld bis in die tiefsten Wünsche<br />

31


32<br />

und Ängste eines einsamen Menschen reicht. Gott<br />

handelt an Jakob. Gott formt den Jakob. Später<br />

werden sie sogar miteinander kämpfen, und Gott<br />

<strong>wir</strong>d Jakob einen neuen Namen geben. Israel – der<br />

Gottesstreiter (Genesis 32). Soweit zunächst Jakobs<br />

Situation, in der er diesen Traum von Gott geschenkt<br />

bekommt.<br />

Heute will ich einen weiteren gewagten Schritt gehen<br />

und Jakob mitnehmen in den Weg unserer Kirche<br />

oder besser gesagt in den Weg unserer Kirchen.<br />

Denn liebe Gemeinde, während <strong>wir</strong> hier<br />

Gottesdienst feiern, versammeln sich in Sibiu/Hermannstadt,<br />

in Rumänien, ca. 2500 Delegierte aus<br />

fast allen Kirchen ganz Europas. Für viele Menschen<br />

<strong>wir</strong>kt es so, als ob die Ökumene zurzeit<br />

durch ein orientierungsloses finsteres Tal wandere.<br />

Die Ökumene hat sicherlich hinab steigen müssen<br />

von den Gipfeln der früheren und viel versprechenden<br />

Erfolge in den sechziger und siebziger Jahren<br />

des letzten Jahrhunderts, nach dem Aufbruch der<br />

ökumenischen Bewegung und der Öffnung nach<br />

dem Zweiten Vatikanischen Konzil in der Kirche<br />

Roms. Das war besonders wichtig für Deutschland,<br />

wo die beiden großen Kirchen eine 450 Jahre lange<br />

Geschichte mit- und auch gegeneinander haben.<br />

Ja, auch noch die Erste <strong>Europäische</strong> Ökumenische<br />

Versammlung 1989 in Basel lebte im Schwung einer<br />

sich anbahnenden Veränderung: den Fall des<br />

Eisernen Vorhanges, der Europa teilte.<br />

Diese verheißungsvolle Situation gehört nun der<br />

Vergangenheit an. Die ökumenischen Empfindlichkeiten<br />

nehmen bisweilen Züge an, die für die jeweils<br />

andere Seite nicht nachvollziehbar sind. Die<br />

Herzlichkeit früherer Begegnungen ist leider mitunter<br />

einer etwas unterkühlten Protokollökumene<br />

gewichen. Und, liebe Gemeinde, da sind nicht immer<br />

nur „die Anderen“ schuld. Aber ganz abge<strong>sehen</strong><br />

davon, möchte ich die Schuldfrage hier nicht<br />

gestellt haben wollen. Schuld liegt allein schon<br />

darin, <strong>das</strong>s es überhaupt eine ökumenische Verweigerung<br />

gibt. Die Brüderlichkeit zwischen Esau<br />

und Jakob war auch dem Misstrauen gewichen.<br />

Das daraus folgende Wandern, Umherirren und die<br />

Einsamkeit des Jakob sprechen für sich. Dieses<br />

ganze Geschehen aber erlaubt gerade der heutigen<br />

ökumenischen Situation hoffnungsvolle Perspektiven.<br />

Der Weg Gottes mit Jakob eröffnet auch jetzt,<br />

für heute – für uns – neue Räume.<br />

Denn zwei Dinge lassen es zu, <strong>das</strong>s in dieser Situation<br />

die Hoffnung auf die Einheit der Kirche Gottes<br />

in den Herzen der Christinnen und Christen nicht<br />

erlöschen muss. Das Erste ergibt sich aus dem, was<br />

bisher gesagt wurde. Die Talsohle scheint wohl erreicht<br />

zu sein. Nun, ich weiß nicht, ob Gott die Ökumene<br />

und die Kirchen noch tiefer führen <strong>wir</strong>d.<br />

Doch ist auch klar, <strong>das</strong>s Er <strong>das</strong>, was er begonnen<br />

hat, auch zu Ende bringen <strong>wir</strong>d, bis an den Tag, an<br />

dem Christus wieder kommt (Phil 1,6). Das heißt,<br />

<strong>das</strong>s <strong>das</strong> nächste Stadium darauf wartet, von jungen<br />

aber auch erfahrenen Ökumenikerinnen und<br />

Ökumenikern, von Pfarrerinnen und Pfarrern,<br />

Theologinnen und Theologen, Priesterinnen und<br />

Priestern und Bischöfinnen und Bischöfen erklommen<br />

zu werden. Auf diesen Weg kann aber nur<br />

Christus führen. Werden <strong>wir</strong> es schaffen, die Gelegenheit<br />

zu nutzen? Können <strong>wir</strong> als Kirchen und als<br />

Ökumene in Deutschland unseren eigenen Trend<br />

schaffen? Ich glaube, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> die Chance haben,<br />

zu zeigen, <strong>das</strong>s eine <strong>In</strong>stitution ihrer Furcht ins<br />

Auge <strong>sehen</strong> kann und sich dazu stellt, <strong>das</strong>s sie im<br />

Tal ist. Ja, <strong>das</strong>s sie den Schritt hinunter ins Tal<br />

wagt.<br />

Jakob erlebte, <strong>das</strong>s er nicht aus seinem Betrug oder<br />

seiner Gerissenheit heraus leben konnte. Er musste<br />

begreifen, <strong>das</strong>s er allein aus Gottes Reden und Dienen<br />

Kraft und Zuversicht schöpfen kann. Es war in<br />

Bet El unwichtig, wie sehr er sich als gerissener<br />

Stratege und Taktiker erwiesen hatte. Sein Profil,<br />

der neue Erstgeborene zu sein, spielte jetzt keine<br />

Rolle mehr. Vor Gott zählt <strong>das</strong> nicht! Gott spricht<br />

zu ihm dort, wo er am schwächsten ist: im Schlaf,<br />

träumend. „Wenn der Herr die Gefangen heimführen<br />

<strong>wir</strong>d – wie die Träumenden werden <strong>wir</strong> sein“<br />

(Psalm 126,1). Eigentlich ist er gerade jetzt recht<br />

hilflos.<br />

Dort unten, ohne alle gewohnten Sicherheiten,<br />

ohne die technischen Auguren und ohne <strong>das</strong> unbeholfene<br />

Profilieren gegen seinen Bruder und vor<br />

Gott, hat er auf den zu warten, der ihm zuflüstert,<br />

was Gott auch uns mit der Jahreslosung zusagt:<br />

„Siehe, ich will Neues schaffen, schon wächst es<br />

auf! Erkennt Ihr’s denn nicht?“ (Jes 43,19). Das<br />

mag vielleicht etwas poetisch klingen, aber es<br />

nimmt erst einmal den Zwang, ja die Last ab. Das<br />

alles geht nämlich nur, wenn <strong>wir</strong> still werden. Nur<br />

wenn <strong>wir</strong> unsere Arbeit beiseite legen und einfach<br />

zuhören. Wenn <strong>wir</strong> mal für einen Moment unseren<br />

Mund halten, eine Art geistlichen Atemstillstand<br />

wagen und warten. Nur diejenigen, die mutig genug<br />

sind und aufhören, die alten Schritte zu tanzen,<br />

werden die neuen Schritte entdecken. Es <strong>wir</strong>d<br />

nur denen dämmern, die bereit sind, eine Pause<br />

einzulegen, still zu sein. Sich den Himmel anzu<strong>sehen</strong><br />

und den Stein unter den Kopf zu rollen. Auch<br />

wenn der Himmel unerreichbar scheint. Es werden<br />

nur die begreifen, die sich getrauen, ihre Erschöpfung<br />

wahrzunehmen und vor Gott still zu werden.<br />

Auch <strong>wir</strong> haben unsere Brüder betrogen, wie es Jakob<br />

getan hat. <strong>In</strong> der Ökumene läuft es mitunter<br />

nicht anders, als in den Vätergeschichten. Daran<br />

ändert zunächst auch eine <strong>Europäische</strong> Ökumenische<br />

Versammlung noch nichts. Und trotzdem: Es<br />

ist wahrlich ein Segen, <strong>das</strong>s sie stattfindet. Dass<br />

Menschen sich versammeln, auf Gottes Wort hören,<br />

beten, den Blick in den Himmel wagen. Es ist<br />

sehr wichtig, uns dies heute bewusst zu machen,<br />

<strong>das</strong>s zur gleichen Stunde, in der <strong>wir</strong> hier versammelt<br />

sind, in Sibiu Menschen aus ganz Europa auch<br />

Gottesdienst feiern. Es geht um sehr viel mehr als<br />

um eine Versammlung. Es geht darum, <strong>wir</strong>klich<br />

stille zu werden vor Gott, <strong>das</strong> kann heißen: hinab<br />

steigen. Mag sein, <strong>das</strong>s die Medien dann nicht viel<br />

zu berichten haben, weil <strong>wir</strong> es wagten, für einen<br />

Moment lang still zu halten. Jakobs Weg zeigt,<br />

<strong>das</strong>s er auf dem Weg durch die Wüste Gott neu<br />

begegnet, dem Gott, der größer ist als er selbst,<br />

dem Beginner und Vollender des Glaubens (Hebräer<br />

12,1).<br />

Das ist <strong>das</strong> erste Hoffnungszeichen – <strong>das</strong>s es mit<br />

diesem Gott nicht zu Ende ist, auch wenn Jakob,<br />

auch wenn <strong>wir</strong> am Ende sind. Das Zweite, was die<br />

Zuversicht für die Ökumene nicht erlöschen lassen<br />

<strong>wir</strong>d, schöpft aus dem Wort Gottes. Es <strong>wir</strong>d durch<br />

den Traum Jakobs selbst deutlich. Die Leiter aus<br />

seinem finstern Tal steht bereit. Er müsste nur<br />

hochsteigen, sich etwas anstrengen. Aber! Er darf<br />

liegen bleiben. Denn für fromme Anstrengungen ist<br />

er zu erschöpft, zu gehetzt, zu verfolgt. Engel kommen<br />

und dienen ihm. Gott selbst handelt. Gott<br />

spricht zu Jakob. Und <strong>das</strong> lassen Sie sich, lass ich<br />

mir und können sich auch die Kirchen und die Ökumene<br />

gesagt sein lassen: „Ich bin mit dir, ich behüte<br />

dich, wohin du auch gehst, und bringe dich<br />

zurück in dieses Land. Denn ich verlasse dich nicht,<br />

bis ich vollbringe, was ich dir versprochen habe“<br />

(Vers 15).<br />

Wer kennt diese Geschichte nicht aus dem Kindergottesdienst<br />

oder aus der Schule? Die Bilder dieser<br />

Erzählung sind wahrscheinlich Ihnen allen aus den<br />

eigenen Schulheften, bunt gemalt mit Wachsmalkreide<br />

und Holzstiften vor Augen. Vermutlich ist sie<br />

deshalb eine der bekanntesten Episoden aus dem<br />

Alten Testament, weil es nicht darum geht, immer<br />

Oberwasser zu haben. Sondern <strong>das</strong>s Gott eben andere<br />

Wege geht. Und der Weg Gottes mit Jakob<br />

malt uns vor, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> später nicht daran gemessen<br />

werden, ob <strong>wir</strong> gerissen oder scharfsinnig genug<br />

gewesen sind, sondern ob <strong>wir</strong> uns <strong>das</strong> Sprechen<br />

Gottes zugemutet haben. Und <strong>das</strong> auch in Situationen,<br />

in denen es schwierig ist und in denen man<br />

fast ausschließlich auf Ihn, auf Gott angewiesen<br />

war und ist.<br />

Liebe Gemeinde, ich bin ehrlich gesagt versucht,<br />

mir die Worte des Predigers Martin Luther King<br />

zueigen zu machen und laut zu rufen – „I have a<br />

dream!“ Ich träume von einer Kirche, in denen<br />

Gott den Menschen dient. Ich träume von einer Kirche,<br />

die die eine ist. Die die einfältige ist. <strong>In</strong> der<br />

Gott gegenwärtig handelt. Und ich will mir und<br />

allen, Pfarrerinnen und Pfarrern, allen Ökumenikerinnen<br />

und Ökumenikern und auch allen Bischöfen


und Bischöfinnen ja jedem Christen, jeder Christin,<br />

ich will Ihnen Gottes Weite vor Augen halten: Die<br />

Konfessionen sind eine Übergangslösung! Die Konfessionskirche<br />

ist nicht die Kirche Jesu Christi. Denn<br />

hier ist <strong>das</strong> letzte Wort noch nicht gesprochen. Vielleicht<br />

liegt die harte Schule Jakobs noch vor uns,<br />

der alles loslassen musste. Die Wärme seiner Mutter,<br />

die Liebe seines Vaters, die Nähe seines Bruders,<br />

die Sicherheit seines Zeltes und vor allem <strong>das</strong><br />

selbstbewusste Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.<br />

Da ist er im Tal! Das ist die Konsequenz seines<br />

Betruges, die Folge seiner Selbstgenügsamkeit.<br />

Das ist die Furcht vor der eigenen Vergangenheit.<br />

Ich fürchte dort hin hat er hinabsteigen müssen,<br />

um sich von Gott ganz neu ansprechen zu lassen.<br />

Was <strong>das</strong> für die Kirche bedeutet, wage ich nicht zu<br />

formulieren.<br />

Bisher ist die Tatsache der Konfessionen aber noch<br />

gültig. Daher findet die Versammlung in Rumänien<br />

auch zwischen Konfessionskirchen statt – es gibt<br />

sie leider noch nicht anders. Sie stellt sich seit ihrer<br />

ersten Etappe in Rom unter <strong>das</strong> Motto: „Das<br />

<strong>Licht</strong> Christi scheint auf alle, Hoffnung auf Einheit<br />

und Erneuerung in Europa.“ Beten <strong>wir</strong> für die Versammelten,<br />

<strong>das</strong>s sie dieses <strong>Licht</strong> nicht so umlenken,<br />

<strong>das</strong>s es seine Kraft verliert. Sondern <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />

<strong>Licht</strong> Christi es ist, <strong>das</strong> scheint – uns allen. Keine<br />

selbst entzündeten Fackeln, Leuchtfeuer oder dergleichen.<br />

Gott muss handeln. Er <strong>wir</strong>d es tun. Wir<br />

haben still zu werden. Gott spricht dem Jakob seinen<br />

allumfassenden Segen zu, damit sein Auf und<br />

Ab, sein Hin und Her aufhört und er zur Ruhe<br />

kommt. Das ist der Traum. Das ist <strong>das</strong> Morgen der<br />

Kirche.<br />

Mit der Blindheit geschlossener Augen<br />

sieht Jakob <strong>das</strong> Gutwort des Herrn.<br />

Der Himmel steht offen, ersteigbar, und <strong>Licht</strong><br />

zerreißt Nächte und Fluchten. Dunkle Geschichte zerbricht.<br />

Durch aufgerissenen Himmel erblickten Hirten einst himmlische Sänger.<br />

Durch diese Wunde fällt schreiend Gott – der Herr – ins Heu.<br />

Spricht: „Denn ich verlasse dich nicht, bis ich vollbringe,<br />

was ich dir versprochen habe.“<br />

Die Astronomen durchforschen die Weltraumtiefen<br />

und folgen dem leuchtenden Geschoss,<br />

wodurch getrübte Atmosphäre in Rauch aufgehen muss.<br />

Nur <strong>das</strong> kalte Nichts widersteht Gottes Kommen und Handeln und erfriert.<br />

Ob Berg, ob Tal: sie werden fallen.<br />

Wenn der da kommt, der spricht: Ephata!<br />

Amen<br />

Pfarrer<br />

Norbert Roth,<br />

Frankfurt am Main<br />

33


34<br />

BIBELARBEITEN –<br />

MEDITATIONEN<br />

Gebet aus der Sammlung<br />

des Weltgebetstages<br />

Heiliger Geist, erfülle mich<br />

Rot flammt <strong>das</strong> Feuer der Begeisterung.<br />

Blau strahlt <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> der Weisheit.<br />

Alles ist in Bewegung.<br />

Drei machtvolle Flammen,<br />

drei zarte Flammen,<br />

drei Flämmlein: sie züngeln und tanzen.<br />

Drei Strahlen gehen von der Taube aus,<br />

durchleuchten die Zedernflamme<br />

und berühren mich.<br />

Heiliger Geist, erfülle mich!<br />

Ich bin bereit, dich aufzunehmen,<br />

mich von dir begeistern und<br />

bewegen zu lassen.<br />

Wenn die Zeit reif ist, gebe ich <strong>das</strong> weiter,<br />

so wie Wellen sich ausbreiten,<br />

so wie Feuer seine Funken versprüht.<br />

Dreieiniger Gott,<br />

du nimmst mich in deine Liebe hinein<br />

Und lässt mich leben und Leben geben.<br />

Meine Freude <strong>wir</strong>d niemand<br />

von mir nehmen.<br />

Gerhild Cosoroaba<br />

„ICH GLAUBE AN DEN HEILIGEN GEIST“<br />

Pfingstliches Mosaik zum 3. Artikel des Apostolischen<br />

Glaubensbekenntnisses<br />

Heiliger Geist: Wer oder was ist <strong>das</strong>?<br />

Theologisch gebildeten Menschen fällt dazu manches<br />

ein, wie Trininität, Ruach und Pneuma, Filioque,<br />

Epiklese, Charisma und Amt... Kompliziert.<br />

Viele andere haben Probleme, sich da überhaupt<br />

etwas Sinnvolles vorzustellen. 1 550 000 Eintragungen<br />

bei Google, die Vielfalt ver<strong>wir</strong>rt – was bezeugt<br />

hier der Glaube?<br />

Chiffre oder Bewegung? Er, sie, es? Mit wem <strong>wir</strong>ksam,<br />

und wie? Schöpferische Kraft Gottes, lebendiger<br />

Herzschlag der Ökumene, vielleicht sogar:<br />

„Das <strong>Licht</strong> Christi, <strong>das</strong> auf alle scheint“? Dieses<br />

globale Thema der bevorstehenden 3. <strong>Europäische</strong>n<br />

Ökumenischen Versammlung provoziert,<br />

denn: Wo erfahren <strong>wir</strong> <strong>das</strong>?<br />

„Ich glaube“:<br />

Um Glauben geht es, um Hoffnungspotenzial von<br />

Gott her, nicht einfach aus eigener Kraft. Menschen<br />

werden dazu durch andere ermutigt, die<br />

Gottes Geist erfüllt (Mose, David, Propheten, Maria<br />

etc.). Jesus, für den dies in einzigartiger Weise<br />

gilt (siehe Markus 1,11 f, Matthäus 1,18; Lukas<br />

4,18 ff) ist Gottes Ruf zum Glauben in Person. Darum<br />

bindet der Heilige Geist unser Bekennen und<br />

Hoffen an ihn, den Gekreuzigten (siehe 1. Korinther<br />

12,3). Das heißt: Unverständnis, Enttäuschung und<br />

Todeserfahrungen sind kein Gegenbeweis. Auch<br />

Grenzen hindern sein Wirken nicht, weder politisch<br />

oder geschichtlich bedingte, noch Barrieren aus<br />

verfestigter Frömmigkeit oder erstarrter Tradition.<br />

Als Theologiestudentin besuchte ich zeitweise eine<br />

evangelikal geprägte Gemeinde. Was ich zu ler-<br />

nen begann, war den Geschwistern unheimlich.<br />

„Glaubst du denn noch an die Jungfrauengeburt“<br />

(biologisch verstanden) – oder sogar „an die Wolke<br />

bei der Himmelfahrt“? Sie beteten um meine Errettung;<br />

wie sollte da Dialog möglich bleiben? Diese<br />

schmerzliche Erfahrung führte mich tiefer in den<br />

Glauben hinein, „an den Heiligen Geist“, weit über<br />

eigene Kräfte hinaus (siehe Römer 8,26). Ökumene<br />

braucht solche Hoffnungsenergie. Verdankt sie sich<br />

doch Gott selbst, der uns – bestenfalls –auf seinen<br />

Weg mitnimmt. 10 Jahre hat es bei mir damals gedauert,<br />

dann hieß es: Du bist ja doch ein Kind Gottes!<br />

Ja – „Der Geist selbst gibt Zeugnis unserem<br />

Geist, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> Gottes Kinder sind“ (Römer 8, 16).<br />

Der Heilige Geist lässt mich beharrlich <strong>das</strong> <strong>Licht</strong><br />

Christi glauben, in mir und anderen. Er schafft bleibende<br />

Gemeinschaft.<br />

„Die heilige christliche/katholische Kirche“:<br />

Vielgestaltig ist die Kirche Christi, sein Leib, Schöpfung<br />

des Geistes Gottes.<br />

„Ein Geist...ein Glaube, eine Taufe“ (Epheser 6,4 f)?<br />

Kirche ist nicht „Einheitspartei“. Ihr Einssein ist<br />

Gottes Tun; <strong>wir</strong> erfahren es nur gebrochen. Fragen<br />

um Ämter, Sakramente und Schriftverständnis, um<br />

Friedensfragen oder andere politische bzw. ethische<br />

Entscheidungen drohen uns manchmal zu zerreißen.<br />

Vieles davon hängt gerade an unseren unterschiedlichen<br />

Geisterfahrungen und -interpretationen.<br />

Doch „der Schatz der Wahrheit“ im Geist Christi ist<br />

nicht statisch. Wir „haben“ diese Wahrheit nicht,<br />

weder handgreiflich (auch nicht im Ritus) noch einfach<br />

alternativ zu anderen. Wir suchen sie und werden<br />

hineingeführt (siehe Johannes 16,13). Für die<br />

Unterscheidung der Geister auf diesem Weg (siehe<br />

1. Korinther 12,10) braucht es die Hermeneutik des<br />

Heiligen Geistes, die in <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> Christi ruft – zu<br />

befreiendem Vertrauen und grenzüberschreitendem<br />

Verstehen. Pfingsten heißt es: „Sie hörten sie<br />

in ihren eigenen Sprachen von den großen Taten<br />

Gottes reden“ (nach Apostelgeschichte 2,11). Dafür<br />

lebt die vielgestaltige und weltweite Kirche, als<br />

Zeugin der Liebe Gottes für alle. Das eröffnet neue<br />

Horizonte.<br />

„Gemeinschaft der Heiligen“:<br />

Wer darf teilhaben „am Heiligen und bei den Heiligen“?<br />

Mit wem sitzen <strong>wir</strong> an einem Tisch (beim<br />

Abendmahl?) und in einem Boot? Unsere Schranken<br />

begründen <strong>wir</strong> sorgfältig, aber: „Der Wind<br />

bläst, wo er will“ (Johannes 3,8), und der Geist?<br />

Januar 2007, im Greifswalder Rathaus: Da sitzt<br />

eine bunte Schar – Frauen und Männer – aus Schule,<br />

Universität, Bürgerschaft und Vereinen, einige<br />

aus Kirchgemeinden. Viel Leidenschaft ist im<br />

Raum; für die Millenniumsziele der Vereinten Nationen<br />

wollen sie vor dem kommenden G8-Gipfel<br />

eine Kampagne starten, an die Ärmsten der Welt<br />

erinnern in einem ostdeutschen strukturschwachen<br />

Gebiet. Eine Art Glaube? Woran? Christus? ein<br />

Wirken über Kirchengrenzen hinaus – oder einfach<br />

„Humanität“? Oder? Vielleicht sind auch dies<br />

„Feuerzungen des Geistes“ (nach Apostelgeschichte<br />

2,3), die einer mit sich selbst beschäftigten<br />

Christenheit in Europa erscheinen – damit <strong>wir</strong><br />

gemeinsam fragen, wie zu Pfingsten: „was sollen<br />

<strong>wir</strong> tun?“ (Apostelgeschichte 2,37) Dann braucht<br />

es nicht nur Ermutigung zur Taufe, sondern göttliche<br />

Kraft zur Wandlung des Lebens – Buße (siehe<br />

Matthäus 28,19; Apostelgeschichte 2,38).


„Vergebung der Sünden“:<br />

Erschreckend oft sind <strong>wir</strong> blind für Gottes Willen, in<br />

Geschichte und Gegenwart der Völker und Kirchen.<br />

Sünde und „Lästerung wider den heiligen Geist“<br />

(siehe Markus 3,29)? Oder handeln <strong>wir</strong> da eher <strong>sehen</strong>d?<br />

Wenn <strong>wir</strong> uns resigniert, wider besseres<br />

Wissen, Predigen und Beten – quasi vernünftig –<br />

abfinden? Mit Vorurteilen und Spaltungen, mit unversöhnter<br />

Vergangenheit und tiefer Glaubensferne,<br />

mit <strong>wir</strong>tschaftlicher Ausbeutung und struktureller<br />

Gewalt? Wie <strong>wir</strong> es auch deuten: wenn es für<br />

uns in Christus keine Vergebung der Sünden gibt,<br />

sind <strong>wir</strong> verloren.<br />

Doch „wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“<br />

(2. Korinther 3,17), so heißt es. Hoffen <strong>wir</strong> noch auf<br />

<strong>das</strong> Wunder, „von neuem geboren“ zu werden<br />

(siehe Johannes 3,3-5).<br />

„Auferstehung der Toten“:<br />

Gottes heilige Schöpferkraft gebiert Leben über<br />

dem Chaos (siehe 1. Moses 1,2). Wie es war im Anfang,<br />

so auch jetzt und alle Zeit, wenn Gott spricht:<br />

„Siehe, ich will eure Gräber auftun...ich will meinen<br />

Odem in euch geben, <strong>das</strong>s ihr wieder leben<br />

sollt“ (Hesekiel 37,12.14). Am Nullpunkt eröffnet<br />

Gottes Wort in seinem Geist die Alternative des Lebens,<br />

und die Mauer des Todes zerbricht.<br />

Noch sterbend dürfen <strong>wir</strong> bitten: „nimm deinen<br />

Heiligen Geist nicht von mir“ (Psalm 51,13). Dann<br />

ist, trotz allem, <strong>das</strong> Hoffen nicht vergebens – für<br />

dich und mich, und nicht zuletzt für jedes Mühen<br />

um die Ökumene, um Frieden und Gerechtigkeit.<br />

Auch charismatische Bewegungen erinnern daran:<br />

Der Heilige Geist lebt in uns und unter uns, und<br />

geht uns voran. Das dürfen <strong>wir</strong> fröhlich feiern!<br />

Durch seinen Geist hat Gott Christus durch den Tod<br />

hindurch zur Auferstehung geführt (siehe Römer<br />

1,4); <strong>das</strong> verheißt er in ihm auch uns.<br />

„und <strong>das</strong> ewige Leben“:<br />

„Lumen Christi – deo gratias“, so erklingt es in der<br />

Liturgie der Osternacht. <strong>In</strong> der Auferstehung strahlt<br />

<strong>das</strong> <strong>Licht</strong> Christi für alle auf. Enger braucht unsere<br />

Perspektive nicht mehr zu sein. Mit seinem Geist<br />

als „Beistand und Tröster“ (siehe Johannes 14,26)<br />

könnten <strong>wir</strong> klarer erkennen, bezeugen – und vielfältig<br />

leben! –, „ was uns von Gott geschenkt ist“<br />

(1. Korinther 2,12).<br />

Die Welt braucht Gottes Liebe, und alle Gaben seines<br />

Heiligen Geistes (siehe 1. Korinther 12-14, aktualisiert),<br />

durch die schon jetzt sein Reich kommt.<br />

So sollen <strong>wir</strong> gemeinsam zu erfüllen trachten,<br />

wozu <strong>wir</strong> berufen sind, zur Ehre Gottes des Vaters,<br />

des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (ÖRK- und<br />

ACK-Basis).<br />

Noch sind <strong>wir</strong> in dieser Mission unterwegs. Am<br />

Ende werden <strong>wir</strong> <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> Christi in Gottes ewiger<br />

Lebensfülle schauen; <strong>das</strong> erbitten <strong>wir</strong> für uns und<br />

alle Welt.<br />

Darum rufen <strong>wir</strong>: Veni, Sancte Spiritus.<br />

Amen.<br />

Komm, Heiliger Geist.<br />

Komm, tröstendes Feuer im Dunkel der Ängste,<br />

erleuchte uns alle durch Christus, <strong>das</strong> <strong>Licht</strong>.<br />

Komm, Jawort der Liebe im Wirrwarr der Stimmen,<br />

befreie die Kirche zur Einheit in dir.<br />

Komm, sprudelnde Quelle in Wüsten des Todes,<br />

erneure die Welt mit Leben aus Gott.<br />

Landespfarrerin<br />

Christa Göbel,<br />

Greifswald<br />

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36<br />

BIBELARBEITEN<br />

– MEDITATIONEN<br />

Bibelarbeit zu Galater 5<br />

Kirche der Freiheit – so lautet der Titel des Impulspapiers<br />

des Rates der Evangelischen Kirche in<br />

Deutschland, <strong>das</strong> „Perspektiven für die Evangelische<br />

Kirche im 21. Jahrhundert“ aufzeigt. Der reformatorische<br />

Impuls, den dieser Titel anklingen<br />

lässt und den Bischof Dr. Wolfgang Huber in seinem<br />

Eröffnungsreferat zum Zukunftskongress der<br />

EKD in Wittenberg entfaltet hat, könnte auch ein<br />

Impuls für die Christenheit in Europa für ihren<br />

– hoffentlich gemeinsamen – Weg in die Zukunft<br />

sein. Denn <strong>das</strong> Stichwort Freiheit kann ja neutestamentlich<br />

ge<strong>sehen</strong> nicht ein konfessionsspezifisches<br />

Identitätsmerkmal sein, sondern ist eine Herausforderung<br />

und eine Verheißung für die christliche Kirche<br />

als ganze.<br />

Zur Freiheit hat uns Christus befreit! – Das<br />

schreibt Paulus an die Gemeinden in Galatien (Galater<br />

5,1). Es klingt wie ein Fanal im Ringen des<br />

Apostels mit seinen Gemeinden um <strong>das</strong> rechte Verständnis<br />

des Evangeliums: Ziel des Wirkens Christi<br />

ist Freiheit für die, die sich ihm anvertrauen. Damit<br />

gibt Paulus noch einmal eine profilierte Erklärung<br />

für <strong>das</strong>, was in der Rechtfertigung aus Glauben<br />

geschieht, von der er in den vorhergegangenen Kapiteln<br />

so intensiv geredet hat: Rechtfertigung ist<br />

Freiheit zum Leben. Freigesprochen von dem drohenden<br />

Schuldspruch über die Verfehltheit unseres<br />

Lebens, freigelassen aus der Tretmühle aller untauglicher<br />

Versuche, unser Leben selbst zu rechtfertigen,<br />

befreit von der Sorge um uns selbst und<br />

dem bitteren Hader über <strong>das</strong>, was in unserem Leben<br />

schief gelaufen ist, sind <strong>wir</strong> frei, <strong>wir</strong>klich zu leben!<br />

GEIST DER FREIHEIT – ÖKUMENE DER ZUKUNFT<br />

Trotz allen Missbrauchs, der mit dem Wort Freiheit<br />

getrieben worden ist und noch <strong>wir</strong>d – <strong>das</strong> Wort<br />

Freiheit ist kein schmutziges Wort geworden, es<br />

bleibt ein Hoffnungsträger für Menschen, die <strong>das</strong><br />

wahre Leben suchen, und offensichtlich ist gerade<br />

Paulus der Meinung, <strong>das</strong>s Kirche Jesu Christi Kirche<br />

der Freiheit sein und bleiben muss; ansonsten ist<br />

seiner Meinung nach ihre Zugehörigkeit zu Christus<br />

gefährdet.<br />

Warum ist Paulus <strong>das</strong> so wichtig? <strong>In</strong> welchem Zusammenhang<br />

sagt er <strong>das</strong>? Lesen <strong>wir</strong>, was der<br />

Apostel weiter schreibt:<br />

Steht also fest und lasst euch nicht wieder <strong>das</strong><br />

Joch der Sklaverei auflegen!<br />

2 Siehe, ich, Paulus, sage euch: Wenn ihr euch<br />

beschneiden lasst, so <strong>wir</strong>d euch Christus nichts<br />

nützen. 3 Ich versichere noch einmal einem jeden,<br />

der sich beschneiden lässt: Er ist verpflichtet,<br />

<strong>das</strong> ganze Gesetz zu halten. 4 Ihr habt<br />

Christus verloren, wenn ihr durch <strong>das</strong> Gesetz<br />

gerecht werden wollt, und seid aus der Gnade<br />

gefallen.<br />

Das Problem, <strong>das</strong> Paulus veranlasst, diese Zeilen<br />

bzw. den Galaterbrief als ganzen zu schreiben, ist<br />

relativ klar zu erkennen. Paulus hat bei seinem<br />

– nicht ganz freiwilligen (Apg 16,6) – Aufenthalt in<br />

Galatien, dem Gebiet um <strong>das</strong> heutige Ankara,<br />

Menschen zum Glauben an Jesus Christus geführt<br />

und einige Gemeinden gegründet. Sie bestanden<br />

zur Mehrheit aus Leuten, die vorher nicht dem<br />

Judentum, sondern heidnischen Religionen angehört<br />

hatten. Nach einiger Zeit tauchten in diesen<br />

Gemeinden Christen jüdischer Herkunft auf, die<br />

den dortigen Christen sagten, sie hätten dadurch,<br />

<strong>das</strong>s sie zum Glauben an Jesus Christus und den<br />

Gott Israels gekommen seien, zwar einen wichtigen<br />

ersten Schritt getan, um aber <strong>wir</strong>klich zum<br />

Volk Gottes zu gehören und an der Verheißung<br />

Abrahams teilzuhaben, müssten sie sich wie dieser<br />

durch die Beschneidung in Gottes Bund aufnehmen<br />

lassen.<br />

Aus der paulinischen Argumentation ist zu entnehmen,<br />

<strong>das</strong>s diese Leute nicht so sehr <strong>das</strong> Halten des<br />

ganzen Gesetzes in den Vordergrund gestellt hatten,<br />

sondern einige grundlegende Identitätsmerkmale<br />

für <strong>das</strong> Judesein eingefordert hatten, vor allem<br />

die Beschneidung, <strong>das</strong> Halten des Sabbats und<br />

ein Mindestmaß an Beachtung der jüdischen Speisevorschriften.<br />

Dies nachträglich von nichtjüdischen Christen zu<br />

fordern, sieht Paulus als Verrat am Evangelium, der<br />

Botschaft von Gottes bedingungsloser Gnade in Jesus<br />

Christus, an. Denn damit <strong>wir</strong>d <strong>das</strong>, was die Gemeinschaft<br />

mit Gott begründet, wieder im menschlichen<br />

Tun ge<strong>sehen</strong>. Paulus scheut sich darum<br />

nicht, hier und an anderer Stelle ein solches Verhalten<br />

als einen Rückfall in eine angstbesetzte religiöse<br />

Sklaverei zu <strong>sehen</strong>, in der Menschen immer neu<br />

von der Frage gequält werden: Habe ich denn <strong>wir</strong>klich<br />

genug getan? Wer sich auf diesen Weg begibt,<br />

verlässt den Weg mit Christus und in der Freiheit,<br />

die er schenkt.<br />

Die Fragestellung in Galatien gibt es für heutige<br />

christliche Gemeinden nicht mehr. Schon in der<br />

Reformationszeit haben Luther und andere reformatorische<br />

Verkündiger die aktuelle Bedrohung<br />

des christlichen Glaubens vielmehr in einer popularisierten<br />

Fassung der spätmittelalterlichen theologischen<br />

Bewertung der „guten Werke“ ge<strong>sehen</strong>.<br />

Nicht durch die Forderung der Beschneidung oder<br />

andere mosaische Gebote schien die Freiheit, zu<br />

der uns Christus befreit hat, gefährdet, sondern<br />

durch Ablasspredigt und die Auffassung, der<br />

Mensch müsse zunächst von sich aus tun, was ihm<br />

möglich sei, um der Gnade teilhaftig zu werden.<br />

Wie immer <strong>das</strong> historisch zu beurteilen sein mag,<br />

auch diese Front ist spätestens seit der Unterzeichnung<br />

der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre<br />

nicht mehr <strong>das</strong> Gegenüber, demgegenüber<br />

die Freiheit in Christus verteidigt werden<br />

müsste.<br />

<strong>In</strong> meiner Jugend war es dann die „Gesetzlichkeit“<br />

des pietistischen Milieus, in dem ich aufgewachsen<br />

bin, die hier Anlass zur Aktualisierung des Rufs zur<br />

Freiheit zu bieten schien. Die vielen Verbote, die<br />

bestimmten, was ein Christ (und vor allem auch<br />

eine Christin) nicht dürfe, waren in Gefahr, zu zusätzlichen<br />

Aufnahmebedingungen ins Reich Gottes<br />

zu werden. Sie gewannen allerdings nie den gleichen<br />

theologischen Rang wie die Beschneidungsforderung<br />

der Gegner des Paulus in Galatien, und<br />

heute haben nicht wenige Christen den Eindruck,<br />

<strong>das</strong>s die Gnaden- und Freiheitsbotschaft des Paulus<br />

eher zu selbstverständlich genommen <strong>wir</strong>d und<br />

die christliche Verkündigung Gefahr läuft, – wie<br />

Bonhoeffer <strong>das</strong> formuliert hat – billige Gnade zu<br />

predigen. Die eigentliche Gefahr für die Botschaft<br />

der Gnade scheint nicht mehr aus dem religiösen<br />

Bereich zu kommen, sondern von einer Art säkularer<br />

Leistungsreligion, die den Wert, die Würde und<br />

<strong>das</strong> Gelingen eines Lebens davon abhängig macht,<br />

was ein Mensch verdient, darstellt oder hat. Nicht<br />

mehr religiöse „Eigenleistungen“ sind gefordert,<br />

sondern materiell verwertbare wie Besitz, Schönheit<br />

oder Macht.


Es stellt sich also die Frage: Wo <strong>sehen</strong> <strong>wir</strong> als Christen<br />

in einem sich frei nennenden Europa die dringlichste<br />

Aufgabe die Freiheit, zu der Christus befreit,<br />

zu leben, zu verkündigen und zu verteidigen?<br />

Um diese Frage zu beantworten, mag es hilfreich<br />

sein, nun auch aufmerksam die positive Beschreibung<br />

der Position des Paulus zu lesen:<br />

5Wir aber erwarten im Geist aus Glauben die erhoffte<br />

Gerechtigkeit.<br />

6Denn in Christus Jesus gilt weder beschnitten<br />

oder unbeschnitten zu sein etwas, sondern<br />

Glaube, der in Liebe <strong>wir</strong>ksam <strong>wir</strong>d.<br />

Paulus macht in diesen kurzen Sätzen zwei grundsätzliche<br />

Feststellungen:<br />

1) Gottes endgültiges Ja zu unserem Leben steht<br />

noch aus. Wir können es auch nicht durch irgendwelche<br />

Formen von Selbstrechtfertigung oder<br />

durch selbst- oder fremdattestierte Zwischenbilanzen<br />

für unser Leben absichern und herbeizwingen.<br />

Dieses Ja – und <strong>das</strong> meint <strong>das</strong> paulinische Stichwort<br />

Gerechtigkeit – bleibt etwas, was <strong>wir</strong> für unser<br />

Leben erhoffen. Aber wenn Gott durch seinen<br />

Geist im Leben eines Menschen gegenwärtig <strong>wir</strong>d<br />

und ihm <strong>das</strong> tiefe Vertrauen schenkt, durch Christus<br />

von ihm angenommen und bei ihm gut aufgehoben<br />

zu sein, dann ist diese Hoffnung Gewissheit.<br />

Das meint nicht die trügerische Sicherheit eines papierenen<br />

Vertrags, den <strong>wir</strong> im Safe aufbewahren<br />

können, um uns anderen Dingen zuzuwenden; es<br />

ist die Gewissheit einer tiefen Liebe, die aus der<br />

Zusage der Liebe Gottes und der Gemeinschaft, die<br />

sie schafft, lebt. Jede weitere „Sicherungsmaßnahme“<br />

würde diese Gemeinschaft nicht festigen, sondern<br />

zerstören.<br />

2) Was in der Gemeinschaft in Jesus Christus gilt<br />

und worauf es in ihr ankommt, ist nicht, ob man<br />

aus dem Judentum kommt oder ob man Heide war;<br />

was zählt und was trägt, <strong>das</strong> ist Glaube, der in Liebe<br />

<strong>wir</strong>ksam <strong>wir</strong>d. Der Zusammenhang macht deutlich,<br />

<strong>das</strong>s Paulus, wenn er von Glaube und Liebe<br />

spricht, nicht zwei getrennte Bedingungen für die<br />

Gemeinschaft mit Christus und für <strong>das</strong> Leben, <strong>das</strong><br />

er schenkt, aufstellt. Glaube und Liebe sind für<br />

Paulus eine untrennbare Einheit, die beiden Seiten<br />

des Lebens mit Christus, die nicht voneinander zu<br />

trennen sind. Er spricht also nicht davon, <strong>das</strong>s man<br />

als Christ zunächst glauben müsse – etwa im Sinne<br />

des gehorsamen Fürwahrhaltens der kirchlichen<br />

Lehre – und dann dazu noch die tätige Liebe kommen<br />

müsse, wenn man vor Gott bestehen wolle.<br />

Dieses Verständnis würde sowohl Glaube als auch<br />

Liebe zum Werk machen! Paulus beschreibt vielmehr,<br />

was <strong>das</strong> Leben mit Christus ausmacht: <strong>das</strong><br />

eigene Leben im Glauben an Jesus Christus, sein<br />

Leben und Sterben für uns und seine Auferweckung,<br />

vertrauensvoll für Gott zu öffnen und von<br />

ihm alles Heil und alles Gelingen zu erwarten, <strong>das</strong><br />

öffnet <strong>das</strong> Leben auch für Gottes Liebe, die sich uns<br />

in Jesus Christus hingibt, und macht uns fähig und<br />

bereit, selber in Liebe zu Gott und unseren Mitmenschen<br />

zu leben.<br />

Was könnte <strong>das</strong> für uns heute bedeuten? Könnte es<br />

sein, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> uns wieder ganz neu bewusst machen<br />

müssen, <strong>das</strong>s es in Christus nicht darauf ankommt,<br />

aus welcher kirchlicher Tradition <strong>wir</strong> kommen<br />

– so wertvoll diese für die Ausgestaltung<br />

unseres Lebens mit Gott auch sein mag – ja <strong>das</strong>s<br />

auch nicht entscheidend ist, ob <strong>wir</strong> ein reiches<br />

christliches Erbe mit bekommen haben oder auf<br />

eine nichtchristliche Vergangenheit zurückblicken,<br />

sondern <strong>das</strong>s es allein darauf ankommt, ob ein<br />

Mensch sich für die Liebe Gottes im Glauben öffnet<br />

und sie in seinem Leben <strong>wir</strong>ken lässt?<br />

<strong>In</strong> den nächsten Versen spricht Paulus dann noch<br />

einmal sehr persönlich mit den Christen in Galatien<br />

(V. 7-12). Seine Zuversicht im Blick auf ihren Weg<br />

kommt ebenso zum Ausdruck wie seine Sorge um<br />

sie und sein Ärger über die Leute, die die Gemeinden<br />

ver<strong>wir</strong>ren.<br />

Für uns ist die Fortsetzung seiner Argumentation<br />

wichtig. Zunächst bekräftigt Paulus noch einmal<br />

seinen Grundsatz:<br />

13 Ihr seid zur Freiheit berufen, liebe Brüder und<br />

Schwestern.<br />

Aber dann bringt er auch die Gefährdung christlicher<br />

Freiheit zur Sprache, die von ganz anderer<br />

Seite, droht, nämlich die Gefahr, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Schlagwort<br />

Freiheit zum Vorwand für schrankenlose und<br />

rücksichtlose Selbstver<strong>wir</strong>klichung missbraucht<br />

<strong>wir</strong>d.<br />

Nur lasst die Freiheit nicht zum Einfallstor für<br />

<strong>das</strong> Fleisch werden, sondern dient einander in<br />

Liebe!<br />

Möglicherweise spielt Paulus hier auf ein Argument<br />

seiner Gegner in Galatien an: Wenn <strong>das</strong> Gesetz<br />

nicht mehr gelten soll, ist dann nicht der Willkür<br />

der Einzelnen Tür und Tor geöffnet? Paulus<br />

schließt die Augen nicht vor dieser Gefahr. Sie besteht<br />

darin, <strong>das</strong>s die Freiheit zum Vorwand, genauer<br />

übersetzt: zur Einfallspforte und zum Anlass für<br />

<strong>das</strong> Wirken des „Fleisches“ <strong>wir</strong>d. Fleisch ist einer<br />

der paulinischen Begriffe, den <strong>wir</strong>, wenn <strong>wir</strong> ihn<br />

einfach wörtlich ins Deutsche übersetzen, nicht<br />

ohne weiteres verstehen. Einerseits meint Fleisch<br />

bei Paulus und in der Bibel ganz neutral den Bereich<br />

des Irdischen, Menschlichen und Leiblichen<br />

und die Menschen als vergängliche Geschöpfe<br />

(vgl. Jesaja 40,5f: „Alles Fleisch ist wie Gras“; oder<br />

Johannes 1,14: „Das Wort wurde Fleisch“). Andererseits<br />

<strong>wir</strong>d Fleisch dann, wenn <strong>das</strong> Irdische, Leibliche<br />

und Menschlich-Allzumenschliche unser Denken,<br />

Wollen und Handeln bestimmt, zu einem<br />

negativen Begriff: <strong>das</strong> Fleisch tritt in Gegensatz zu<br />

Gott und seinem Geist und <strong>wir</strong>d als egoistische<br />

Selbstsucht zur Macht, die den Menschen in die<br />

Sünde treibt. Wo Freiheit dazu führt, <strong>das</strong>s sich diese<br />

Macht etablieren kann, <strong>wir</strong>d sie missbraucht.<br />

Christliche Freiheit ist Freiheit zum Dienst an anderen<br />

und zur Liebe, die sich anderen öffnet.<br />

Paulus führt diese Gedanken weiter:<br />

14 Denn <strong>das</strong> ganze Gesetz ist in dem einen Wort<br />

erfüllt: „Liebe deinen Nächsten wie dich<br />

selbst!“ 15 Wenn ihr euch aber einander beißt<br />

und fresst, dann passt auf, <strong>das</strong>s ihr nicht von<br />

einander aufgefressen werdet.<br />

Das Gesetz als Ausdruck des Willens Gottes <strong>wir</strong>d<br />

durch <strong>das</strong> Liebesgebot erfüllt, <strong>das</strong> ist eine Grundaussage<br />

in allen Schichten des Neuen Testaments,<br />

von der Verkündigung Jesu über <strong>das</strong> Christuszeugnis<br />

des Johannes, die Botschaft des Paulus bis zur<br />

Lehre des Jakobusbriefes. Wo aber die Auseinandersetzungen<br />

in Gemeinde und Kirche nicht von<br />

gegenseitiger Liebe getragen sind, führen sie zur<br />

Selbstzerstörung. Man kann nur hoffen, <strong>das</strong>s die<br />

Christenheit in Europa diese Lektion verstanden<br />

hat und nach Jahrhunderten der Selbstzerfleischung<br />

begriffen hat, <strong>das</strong>s auch der Streit um die<br />

Wahrheit des Evangeliums in Liebe ausgetragen<br />

werden kann und muss.<br />

Denn auch Christen und Kirchen stehen nicht automatisch<br />

unter der bewahrenden Führung des Heiligen<br />

Geistes; auch sie sind von dem Regiment einer<br />

für andere blinden Selbstsucht, d.h. des Fleisches<br />

bedroht:<br />

16 Darum sage ich: Lebt im Geist, dann werdet ihr<br />

nicht ausführen, was <strong>das</strong> Fleisch begehrt.<br />

17 Denn <strong>das</strong> Fleisch begehrt gegen den Geist auf<br />

und der Geist gegen <strong>das</strong> Fleisch; beide stehen<br />

gegeneinander, so<strong>das</strong>s ihr nicht tut, was ihr<br />

wollt. 18 Wenn ihr euch aber vom Geist führen<br />

lasst, dann steht ihr nicht unter dem Gesetz.<br />

Christen sind ja, als sie zum Glauben kamen, nicht<br />

einfach mit einem neuen Programm für ihren Lebensstil<br />

programmiert worden, so<strong>das</strong>s sie gar nicht<br />

anders können, als <strong>das</strong> Richtige zu tun. Das Leben<br />

im Geist, und damit ein Leben in der Liebe, ist ein<br />

Leben in Beziehung. Es gilt, sich immer wieder neu<br />

in diese Beziehung hineinstellen und von ihr bestimmen<br />

zu lassen, wenn man im Streit der Mächte<br />

um <strong>das</strong> eigene Leben auf der richtigen Seite bleiben<br />

will. Wo aber der Geist der Liebe <strong>das</strong> Sagen<br />

hat, da sind die Sanktionen des Gesetzes nicht<br />

mehr nötig.<br />

Paulus möchte <strong>das</strong> noch einmal ganz praktisch darstellen,<br />

indem er die Aus<strong>wir</strong>kungen der beiden<br />

Lebensstile plakatartig beschreibt. Er beginnt mit<br />

dem Negativbeispiel:<br />

37


38<br />

19 Die Werke des Fleisches sind deutlich erkennbar:<br />

Unzucht, Unsittlichkeit, ausschweifendes<br />

Leben, 20 Götzendienst, Zauberei, Feindschaften,<br />

Streit, Eifersucht, Jähzorn, Eigennutz, Spaltungen,<br />

Parteiungen, 21 Neid und Missgunst, Trinkund<br />

Essgelage und Ähnliches mehr. Ich wiederhole,<br />

was ich euch schon früher gesagt habe:<br />

Wer so etwas tut, <strong>wir</strong>d <strong>das</strong> Reich Gottes nicht<br />

erben.<br />

Das klingt fast wie die Skandalchronik eines „freiheitlichen“<br />

Europas, <strong>das</strong> z. B. nach der Wende<br />

kaum fähig war, an die Stelle eines repressiven Systems<br />

ein gedeihliches Miteinander der Menschen<br />

zu gestalten, sondern vielfach den Raum für die<br />

Zersetzung von Verhältnissen geöffnet hat. Was da<br />

geschieht gleicht dem, wie Paulus hier die Werke<br />

des Fleisches beschreibt, also <strong>das</strong>, was ein schrankenloser<br />

Egoismus be<strong>wir</strong>kt. Aber Paulus schreibt<br />

<strong>das</strong> nicht, damit sich die Christen über die böse<br />

Welt entrüsten, sondern um nachdrücklich dafür zu<br />

werben, <strong>das</strong> eigene Leben in der richtigen Weise zu<br />

führen. Auch dafür gibt er Beispiele:<br />

22 Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude,<br />

Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue,<br />

23 Sanftmut und Selbstbeherrschung; dem allem<br />

widerspricht <strong>das</strong> Gesetz nicht.<br />

24 Alle, die zu Christus Jesus gehören, haben <strong>das</strong><br />

Fleisch und damit ihre Leidenschaften und Begierden<br />

gekreuzigt.<br />

Auffallend ist: Paulus spricht hier nicht von Werken<br />

des Geistes, sondern von der Frucht des Geistes.<br />

Der Lebensstil des Glaubens hat also etwas Organisches,<br />

zeichnet sich durch ein Verhalten aus, <strong>das</strong><br />

aus der Gemeinschaft mit Gott durch den Heiligen<br />

Geist erwächst. So werden auf dieser Seite auch<br />

nicht eine Vielzahl „guter Taten“ genannt, sondern<br />

Grundhaltungen, die letztlich alle Entfaltungen der<br />

Liebe sind. Dabei spricht Paulus von der Frucht des<br />

Geistes, also von einem Lebensstil, der dem Glauben<br />

an Jesus Christus entspringt. Das bedeutet<br />

nicht, <strong>das</strong>s nur Christen zur Liebe, Freude oder zum<br />

Frieden fähig sind. Aber es bedeutet auch, <strong>das</strong>s<br />

man solches Verhalten nicht einfach per Verfassung<br />

verordnen oder per Curriculum den Kindern<br />

beibringen kann. Es kann nur wachsen, wo ein Leben<br />

in der Liebe Gottes verwurzelt ist.<br />

Die christlichen Kirchen haben in Europa also vor<br />

allem die Aufgabe, Gottes Liebe glaubhaft zu leben.<br />

Als Kirche Jesu Christi sind sie Kirche der Freiheit.<br />

Ihre Freiheit ist eine Freiheit, die von Gottes<br />

Geist und damit von seiner Liebe geleitet ist. Das<br />

muss sich zuerst am Umgang der Kirchen miteinander<br />

und am Leben derer zeigen, die sich zu Christus<br />

bekennen. Es erweist sich insbesondere auch an<br />

ihrer Freiheit, sich für andere einzusetzen, vor allem<br />

für die, die in Europa keine Lobby haben, und<br />

auch für die, die noch draußen vor den Türen sind.<br />

Das <strong>Licht</strong> Jesu Christi scheint auf alle – Hoffnung<br />

auf Erneuerung und Einheit in Europa, so<br />

heißt <strong>das</strong> Motto der 3. <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen<br />

Versammlung. Europa braucht <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> einer<br />

Freiheit, die in der Liebe gelebt <strong>wir</strong>d. Ist es in<br />

der Kirche Jesu sichtbar?<br />

Bischof em.<br />

Dr. Walter Klaiber,<br />

Tübingen


Bibelarbeit zu Epheser 5, 14<br />

Alles Erleuchtete aber ist <strong>Licht</strong>. Deshalb heißt es:<br />

Wach auf, du Schläfer, und steh auf von den Toten<br />

und Christus <strong>wir</strong>d dein <strong>Licht</strong> sein.<br />

Ankommen<br />

Wir, als Gruppen oder Einzelne in unseren Kirchen<br />

unterwegs zur <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen<br />

Versammlung. Verschiedene Ausgangspunkte,<br />

unterwegs zu einem Ziel und wieder zu<br />

Hause. Mit uns geht Christus, der uns immer schon<br />

vorausgegangen ist.<br />

<strong>In</strong> der Osternacht erschallt der Ruf „Lumen Christi<br />

– <strong>Licht</strong> Christi“. Pfingsten <strong>wir</strong>d dieser Ruf inmitten<br />

von geisterfüllten Menschen aus vielen Nationen<br />

Wirklichkeit. Nur eine historische Erinnerung, nur<br />

ein Traum? Ein Bild für ein ökumenisches Miteinander<br />

in Europa?<br />

Lassen <strong>wir</strong> uns erinnern: „Ich bin Gott niemals so<br />

nahe wie dann, wenn ich unterwegs bin“ (Kleine<br />

Schwester Magdeleine).<br />

Ansagen – Anfragen<br />

CHRISTUS WIRD DEIN LICHT SEIN — CHRISTUS WIRD DICH ERLEUCHTEN –<br />

ERSTRAHLEN WIRD DIR DER MESSIAS<br />

Die ökumenische Botschaft des Epheserbriefes<br />

Die Einheit der Kirche gründet nicht im freiwilligen<br />

Zusammenschluss Gleichgesinnter, sondern im<br />

Heilswerk Jesu Christi. Dass die Kirche eine ist, ist<br />

eine durchgehende Überzeugung des Neuen Testamentes.<br />

Die Einheit der Kirche ist Programm des<br />

Epheserbriefes.<br />

Wie <strong>wir</strong>d <strong>das</strong> Geschehen von Taufe und Rechtfertigung<br />

ge<strong>sehen</strong>? Es ist immer ein gemeinschaftsbezogenes<br />

Geschehen, denn schon sprachlich <strong>wir</strong>d<br />

deutlich: nicht von „mir“ und „dir“ ist die Rede,<br />

sondern von „<strong>wir</strong>“ („uns“) und „ihr“ („euch“). Es<br />

geht um den „einen Leib“, um die neue Gemeinschaft<br />

in Christus.<br />

Im Epheserbrief im 5. Kapitel heißt es in der Einheitsübersetzung:<br />

8 Denn einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr<br />

durch den Herrn <strong>Licht</strong> geworden. Lebt als Kinder<br />

des <strong>Licht</strong>s! 9 Das <strong>Licht</strong> bringt lauter Güte, Gerechtigkeit<br />

und Wahrheit hervor. 10 Prüft, was dem<br />

Herrn gefällt, 11 und habt nichts gemein mit den<br />

Werken der Finsternis, die keine Frucht bringen,<br />

sondern deckt sie auf! 12 Denn man muss sich<br />

schämen, von dem, was sie heimlich tun, auch nur<br />

zu reden. 13 Alles, was aufgedeckt ist, <strong>wir</strong>d vom<br />

<strong>Licht</strong> erleuchtet. 14 Alles Erleuchtete aber ist <strong>Licht</strong>.<br />

Deshalb heißt es: Wach auf, du Schläfer, und steh<br />

auf von den Toten und Christus <strong>wir</strong>d dein <strong>Licht</strong><br />

sein. 15 Achtet also sorgfältig darauf, wie ihr euer<br />

Leben führt, nicht töricht, sondern klug. 16 Nutzt<br />

die Zeit; denn diese Tage sind böse. 17 Darum seid<br />

nicht unverständig, sondern begreift, was der Wille<br />

des Herrn ist. 18 Berauscht euch nicht mit Wein<br />

– <strong>das</strong> macht zügellos –, sondern lasst euch vom<br />

Geist erfüllen! 19 Lasst in eurer Mitte Psalmen,<br />

Hymnen und Lieder erklingen, wie der Geist sie<br />

eingibt. Singt und jubelt aus vollem Herzen zum<br />

Lob des Herrn! 20 Sagt Gott, dem Vater, jederzeit<br />

Dank für alles im Namen Jesu Christi, unseres<br />

Herrn!<br />

Bausteine als Hilfe zum Verstehen<br />

<strong>In</strong> welchem Zusammenhang finden <strong>wir</strong> unseren<br />

Textabschnitt?<br />

1,1 – 2 Präskript – Eingangsgruß<br />

1,3 – 3,21 Gottes Segen über die Kirche –<br />

heilsdogmatischer Teil<br />

1,3 – 14 Die große Eulogie<br />

1,15 – 23 Dank und Bitte des Apostels<br />

2,1 – 22 Juden und Heiden in der Kirche<br />

3,1 – 21 Das Amt des Apostels<br />

4,1 – 6,9 Leben in der Kirche – ethischer Teil<br />

des Briefes<br />

4,1 – 16 Die Einheit des Geistes – die<br />

Bewahrung der Einheit im „Leib<br />

Christi“<br />

4,17 – 32 Der alte und der neue Mensch<br />

5,1 – 20 Leben im <strong>Licht</strong> – neue Motivation<br />

5,21 – 6,9 Leben in der Familie<br />

6,10 – 24 Postskript – Briefschluss<br />

Die Exegeten sprechen bei einem solchen Text des<br />

Neuen Testamentes von einer Paraklese. Der Begriff<br />

macht die innere Verbindung zwischen Heilsverkündigung<br />

und Ethik deutlich. Zur Mahnung<br />

und Forderung gehört immer auch <strong>das</strong> Tröstende<br />

und Ermutigende. Die Ethik des Briefes verlangt<br />

ein „Handeln aus Glauben“ (O. Merk).<br />

„<strong>In</strong> einer Zeit auflösender Tendenzen, der Krise,<br />

des religiösen <strong>In</strong>dividualismus, der Geschichtslosigkeit<br />

stellt der Epheserbrief den Versuch dar, <strong>das</strong><br />

Heil Gottes, <strong>das</strong> sich in der universalen Kirche in<br />

geschichtlicher Form darstellt, und die konkrete<br />

Verantwortung der Christen abzusichern“ (J. Gnilka).<br />

BIBELARBEITEN –<br />

MEDITATIONEN<br />

Die theologischen Grundlinien<br />

(1) Gott hat die Christen „mit allen Gaben seines<br />

Geistes gesegnet“ (Epheser 1,3).<br />

(2) Die Kirche aus Juden und Heiden ist <strong>das</strong> Ziel der<br />

Heilsgeschichte.<br />

(3) Entscheidend ist <strong>das</strong> Glaubensleben in Wahrheit<br />

und Liebe.<br />

Der Leib der Kirche soll dadurch wachsen, <strong>das</strong>s die<br />

Getauften im Glauben und der Liebe wachsen<br />

(Epheser 4,15ff). Christliche Ethik zeichnet sich<br />

nicht durch Rigorismen, sondern durch klare<br />

Standpunkte und soziale Tugend aus.<br />

Hinweise zum Nachdenken anhand der einzelnen<br />

Verse<br />

V 8: Paulus geht bei seiner Mahnung aus von dem,<br />

was durch Christus geschehen ist. Als Kinder Gottes<br />

zu leben, ist die Konsequenz (vgl. Matthäus 5,<br />

14f; Kohelet 1,12f; 1Petrus 2,9). Die Verse 9 – 14a<br />

geben dazu konkrete Hinweise.<br />

Anfragen an uns: Wovon gehen <strong>wir</strong> bei unseren<br />

Überlegungen zur Veränderung aus? Ist unser erster<br />

Gedanke Christus, <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> der Welt?<br />

V 9: Wir kennen <strong>das</strong> Wort Jesu: „An ihren Früchten<br />

werdet ihr sie erkennen“ (Matthäus 7,16)<br />

Anfrage: Haben <strong>wir</strong> genügend Geduld? Was tun<br />

<strong>wir</strong> für <strong>das</strong> Wachstum?<br />

V 10: Die Heilige Schrift benennt viele Situationen,<br />

in denen Menschen Gott auf die Probe stellen wollten;<br />

hier die Aufforderung zu prüfen, was dem<br />

Herrn gefällt.<br />

Anfrage: Wo geschieht in unseren Gemeinden<br />

und bei mir diese Prüfung?<br />

39


40<br />

V 11: Die „Werke der Finsternis“ sind „frucht-los“<br />

(gr.); sie bringen gar nichts oder im besten Fall Unheil<br />

hervor (ähnlich wie die Werke des Fleisches,<br />

Galater 5, 19ff). Das Böse muss also nicht nur gemieden,<br />

es muss aufgedeckt, als Böses „ans <strong>Licht</strong><br />

gebracht“ werden.<br />

Anfrage: Etwas ans <strong>Licht</strong> bringen, bedeutet, es in<br />

die Nähe von Jesus Christus bringen. Haben <strong>wir</strong><br />

schon einmal daran gedacht?<br />

V 13, 14a: „Unterm <strong>Licht</strong> kommt es zum Vorschein“<br />

(F. Stier).<br />

Anfrage: Geben <strong>wir</strong> dem <strong>Licht</strong>, geben <strong>wir</strong> Christus,<br />

eine Chance in unserem Leben, in unserer Welt?<br />

V 14b erinnert an einen Weckruf, der möglicherweise<br />

bei der Taufe ausgesprochen wurde.<br />

Anfrage an uns: Wer ist <strong>das</strong> <strong>Licht</strong>, <strong>das</strong> alles offenbart<br />

und den Christen erleuchtet?<br />

V 15 – 20<br />

Die Rede erfolgt hauptsächlich durch Imperative<br />

und angeschlossene Partizipien, welche die Mahnungen<br />

verdeutlichen und fortführen.<br />

Hauptmahnung in V 15: genau auf die Lebensführung<br />

achten („Blickt scharf darauf, welchen Weg<br />

ihr geht“ (F. Stier).<br />

Beachte den Kontraststil: „nicht wie Toren, sondern<br />

wie Weise“; deshalb „Kauft die Zeit aus“. Die<br />

Aufforderung <strong>wir</strong>d begründet: „Denn diese Tage<br />

sind böse.“<br />

V 17 mit neuem Imperativ die gleiche Mahnung<br />

V 18 eine neue Mahnung, die wiederum antithetisch<br />

formuliert ist: Dem Weinrausch <strong>wir</strong>d <strong>das</strong> Erfülltsein<br />

mit (heiligem) Geist gegenübergestellt,<br />

beides im Imperativ – eine echte Opposition (nicht<br />

nur eine rhetorische), deutlich gemacht durch den<br />

angefügten Relativsatz: darin liegt die Liederlichkeit,<br />

<strong>das</strong> macht zügellos, in dem liegt Heillosigkeit.<br />

Nach den Antithesen die Mahnung, sich vom Geist<br />

erfüllen zu lassen; drei Partizipalsätze entfalten,<br />

was von geisterfüllten Christen zu erwarten und zu<br />

fordern ist:<br />

1. einander zusprechen mit Psalmen, Hymnen,<br />

geisterfüllten Liedern (V 19a),<br />

2. mit dem Herzen dem Herrn singen und lobsingen<br />

(V 19b),<br />

3. allzeit danken für alles (V 20).<br />

Anfrage: Erkennen <strong>wir</strong> in den Mahnungen Christi<br />

und der Apostel die Güte und Barmherzigkeit Gottes?<br />

Mit welcher <strong>In</strong>tention ermahnen <strong>wir</strong>?<br />

Können <strong>wir</strong> uns in der Ökumene einander in Liebe<br />

etwas sagen oder vermuten <strong>wir</strong> sofort eine Herabsetzung?<br />

Anregungen<br />

Zu den Versen 13-15 Anregungen aus der Orthodoxie:<br />

Die Symbolik des <strong>Licht</strong>s spielt im griechisch-byzantinischen<br />

Bereich eine große Rolle. <strong>In</strong> immer neuen<br />

Hymnen <strong>wir</strong>d Christus als <strong>Licht</strong> der Welt gepriesen,<br />

aber auch Maria als schimmernder Leuchter bezeichnet<br />

oder die Heiligen und Engel als Gefäße<br />

des <strong>Licht</strong>es besungen.<br />

Für Symeon, dem Neuen Theologen (949-1022), ist<br />

die Erleuchtung von jedem Menschen zu erreichen.<br />

Sie sollte <strong>das</strong> Ziel eines jeden Menschen sein, denn<br />

sie führt zur Selbsterkenntnis und zur Demut, der<br />

Grundtugend geistlichen Lebens. Die Erleuchtung<br />

selbst liegt in der Schau Gottes. Sie ist <strong>das</strong> „geistliche<br />

<strong>In</strong>newerden der ständigen Nähe und Liebe<br />

Gottes im Menschen“. Der Mensch <strong>wir</strong>d damit sozusagen<br />

mit göttlichem <strong>Licht</strong> erfüllt.<br />

Starez Theophan (1815-1894), Schule des Herzensgebetes<br />

(<strong>In</strong>: Die Weisheit des Starez Theophan, Salburg<br />

1985).<br />

„Nun möchte ich euch erklären, wie ihr in eurem<br />

Herzen eine immerbrennende Flamme entzünden<br />

könnt. Stellt euch vor, wie in der Physik Wärme erzeugt<br />

<strong>wir</strong>d: Man reibt zwei Holzstücke gegeneinander;<br />

dabei entsteht zuerst der Funke, dann <strong>das</strong><br />

Feuer. Oder noch einfacher: man setzt einen Gegenstand<br />

der Sonne aus: er erwärmt sich bei genügender<br />

Konzentration der auffallenden Sonnenstrahlen,<br />

und schließlich entzündet er sich. Auf<br />

gleiche Weise entsteht die geistliche Wärme:<br />

Kampf und asketisches Bemühen bringen die nötige<br />

Reibung hervor; <strong>das</strong> innere Gebet setzt die Seele<br />

dem Einfluss der göttlichen Sonne aus. Das Feuer<br />

kann durch asketisches Bemühen in unserem<br />

Herzen entzündet werden; aber dieses Bemühen<br />

allein bringt <strong>das</strong> Herz nicht leicht zum Brennen. Zu<br />

viele Hindernisse verdunkeln den Weg.“<br />

Brennend als Feuer (<strong>In</strong>: Geistliche Gedichte von<br />

Andreas Knapp, Echter Verlag 2004, S. 55).<br />

die Heiligen<br />

die von Liebe erfüllt wurden<br />

fließen ihrer über<br />

und versiegen nie<br />

die dem <strong>Licht</strong>e begegnet sind<br />

<strong>das</strong> Leuchten bleibt<br />

in ihren Augen<br />

die Feuer gefangen haben<br />

stecken auch noch andere an<br />

in Brand<br />

die von innen durchglüht sind<br />

sie strahlen die Wärme<br />

auf alle aus<br />

die aber ihren Leuchtspuren folgen<br />

holen sie nicht ein<br />

und gehen doch ins <strong>Licht</strong><br />

Erich Fried, „Kleines Beispiel“ (<strong>In</strong>: E. Fried,<br />

Das Nahe suchen, Berlin 1982).<br />

Auch ungelebtes Leben<br />

geht zu Ende<br />

zwar vielleicht langsamer<br />

wie eine Batterie<br />

in einer Taschenlampe<br />

die keiner benutzt.<br />

Aber <strong>das</strong> hilft nicht viel:<br />

Wenn man<br />

(sagen <strong>wir</strong> einmal)<br />

diese Taschenlampe<br />

nach soundso vielen Jahren anknipsen will<br />

kommt kein Atemzug <strong>Licht</strong> mehr heraus<br />

und wenn du sie aufmachst<br />

findest du nur deine Knochen<br />

und falls du Pech hast<br />

auch diese<br />

schon ganz zerfressen<br />

Da hättest du<br />

genauso gut<br />

leuchten können!<br />

Anregungen aus dem Bereich der Kunst:<br />

Bilder von Rembrandt und Caravaggio anschauen:<br />

„Was Rembrandt und Caravaggio in ihren so unterschiedlichen<br />

Welten im protestantischen Holland<br />

und in Italien der Gegenreformation vereinigt,<br />

ist ihre erfolgreiche Suche nach Bildlösungen, um<br />

die großen Themen der Menschheit auszudrücken<br />

(Ausstellungsband Amsterdam 2006).<br />

„Die Bemühung, trotz aller üblen Erfahrung die<br />

Menschen immer wieder im <strong>Licht</strong>e dieser Strahlen<br />

zu <strong>sehen</strong>, hat Rembrandt in die unmittelbare Nähe<br />

des Evangeliums gebracht. Auch für den Betrachter<br />

seiner Bilder kommt alles darauf an, dieses <strong>Licht</strong> zu<br />

<strong>sehen</strong>, es nie mehr aus dem Auge zu verlieren und<br />

zu spüren, wie es überall da ist, auch inmitten allen<br />

Leidens und aller Not, aller Sünde und aller Schuld.<br />

Nur diese Einstellung entspricht einer lebendigen<br />

Anwendung von Rembrandts Kunst auf <strong>das</strong><br />

menschliche Dasein. Das Leben im <strong>Licht</strong>e Gottes zu<br />

<strong>sehen</strong>, dies muss man aus seiner Malerei lernen“<br />

(<strong>In</strong>: W. Nigg, Rembrandt, Maler des Ewigen, Zürich<br />

2006, 59).<br />

Anteil geben<br />

– Den Text mit Nachbarn und Freunden einer anderen<br />

Sprache lesen und einander erklären,


warum dieses Wort gewählt wurde; in meiner<br />

Sprache sagen <strong>wir</strong> zu <strong>Licht</strong> ....<br />

– Ein Satz, der mich besonders angesprochen<br />

hat, auf einen kleinen Zettel schreiben und ihn<br />

in meiner Familie bedenken, ihn mit zu meiner<br />

Arbeit nehmen, ihn mit in meine Freizeit nehmen,<br />

ihn beim Gang zum Arbeitsamt oder in<br />

ein Krankenhaus mitnehmen.<br />

– Mit Kindern diesen Satz malen und <strong>das</strong> Bild<br />

dann in einem Gemeindenachmittag mit Getauften<br />

und Ungetauften einander vorstellen.<br />

– Den Reichtum der verschiedenen Liturgien und<br />

Gottesdienstformen in unseren Kirchen einander<br />

bekannt machen.<br />

– Einem Delegierten zur europäischen Versammlung<br />

(siehe Anhang in diesem Materialheft)<br />

meinen Satz aus der Heiligen Schrift mitgeben;<br />

ich möchte mit meinem mir wichtigen Satz und<br />

damit selber dabei sein.<br />

– Bewusst mit Kindern z. B. eine Telenovela im<br />

Fern<strong>sehen</strong> anschauen und über die handelnden<br />

Personen, ihre Absichten und die Aussagen der<br />

Sendung sprechen.<br />

– <strong>In</strong> Thüringen feiern in diesem Jahr katholische<br />

und evangelische Christen eine <strong>Licht</strong>gestalt der<br />

Geschichte, die Hl. Elisabeth; an dieser Person<br />

kann man sich reiben und ermutigen lassen.<br />

– Einen Taufgedächtnisgottesdienst in ökumenischer<br />

Gemeinsamkeit begehen und so sich<br />

dankbar der Liebe Gottes in unserer Taufe erinnern.<br />

– Einladen zu einer Bildbetrachtung eines Kirchenfensters<br />

und erinnern, <strong>das</strong>s die Fenster<br />

von außen grau und unscheinbar sind, in der<br />

Kirche aber ihre ganze Schönheit und Farbe<br />

zeigen.<br />

– Bevor <strong>wir</strong> einander begegnen, bringen <strong>wir</strong> den<br />

„Anderen“ im Gebet vor Gott; so können <strong>wir</strong><br />

uns als Kinder des einen himmlischen Vaters<br />

begegnen.<br />

Anschauen<br />

„Im Erfurter Dom steht eine altehrwürdige romanische<br />

Figur, ein Leuchterträger, der sogenannte<br />

Wolfram. Er hebt seit über 800 Jahren seine bronzene<br />

Arme mit den beiden Kerzen empor und hält<br />

<strong>das</strong> <strong>Licht</strong> hinein in <strong>das</strong> Dunkel der Domhalle.<br />

Manchmal stehe ich nachdenklich vor dieser Figur<br />

und lasse mich beim Betrachten an meine Aufgabe<br />

als Bischof erinnern. Was soll und kann ich anders<br />

sein – und mit mir zusammen alle Christgläubigen<br />

– als ein Zeuge jenes <strong>Licht</strong>es, <strong>das</strong> uns von oben geschenkt<br />

<strong>wir</strong>d?“<br />

(Bischof Dr. Joachim Wanke)<br />

Offizial<br />

Heinz Gunkel,<br />

Erfurt,<br />

ACK Thüringen<br />

41


42<br />

BIBELARBEITEN –<br />

MEDITATIONEN<br />

Gedanken zu 2. Korinther 13,13<br />

Christen leben in Gemeinschaft,<br />

in „Koinonia“/in „communio“:<br />

„… ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige,<br />

katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen …“<br />

(Apostolisches Bekenntnis) – „… Wir glauben<br />

an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig<br />

macht, …“ (Nizäa/Constantinopel 381).<br />

Kein Bekenntnis der Alten Kirche spricht so ausführlich<br />

vom Wesen und Wirken des Heiligen Geistes<br />

wie dieses Bekenntnis aus dem Jahre 381, <strong>das</strong><br />

an die leidenschaftlichen Auseinandersetzungen<br />

um die Gottheit des Geistes in der 2. Hälfte des 4.<br />

Jahrhunderts zwischen Bischöfen und Gemeinden,<br />

charismatischen und asketischen Gruppen erinnert<br />

(vgl. Eine Einführung in <strong>das</strong> Gespräch über <strong>das</strong><br />

Ökumenische Glaubensbekenntnis von 381, Eichstätt<br />

1997, S. 63).<br />

Deutlich verweist die „Charta Oecumenica“<br />

(ChOe) im 1. Kapitel auf den Glauben an den Dreieinigen<br />

Gott, wie er im Evangelium bezeugt und im<br />

Ökumenischen Glaubensbekenntnis der Kirche (NC<br />

381) zum Ausdruck kommt. Mit diesem Credo besteht<br />

die unerlässliche Aufgabe für die Christen<br />

und Christinnen, diese Einheit als Gottes Gabe<br />

sichtbar werden zu lassen. „Noch verhindern wesentliche<br />

Unterschiede im Glauben die sichtbare<br />

Einheit. Es gibt verschiedene Auffassungen, vor allem<br />

von der Kirche und ihrer Einheit, von den Sakramenten<br />

und den Ämtern. Damit dürfen <strong>wir</strong> uns<br />

nicht abfinden.“ (ChOe 1)<br />

DER HEILIGE GEIST, DER DIE KOINONIA SCHAFFT<br />

Für die Christen und Christinnen ist diese Gemeinsamkeit<br />

im Bekenntnis zum dreifaltigen Gott die<br />

Bedingung und die Grundlage zur Einheit der einen,<br />

heiligen, katholischen und apostolischen Kirche,<br />

auch wenn sie in unterschiedlichen Traditionen<br />

leben. Dieser gemeinsamen Basis müssen sich<br />

die Menschen, die sich auf Gottes Wort eingelassen<br />

haben, bewusst werden; sie sollen die Kirche<br />

als Gemeinschaft der Menschen mit Gott erleben,<br />

weil Gott sie als sein Volk berufen hat („ecclesia“).<br />

<strong>In</strong> ihrer sakramentalen Verbindung mit Christus im<br />

geschwisterlichen Umgang miteinander soll erfahrbar<br />

werden, <strong>das</strong>s diese Kirche nicht von Menschen<br />

gemacht, sondern Werk des Heiligen Geistes („gemeinschaftstiftende<br />

Kraft des Heiligen Geistes“,<br />

2. Kor, 13,13) ist. Er führt unterschiedliche Menschen<br />

zusammen, eint sie und sendet sie als Zeugen<br />

der Liebe Gottes in die Welt.<br />

Anfragen:<br />

– Was meinen Christen, wenn sie vom dreifaltigen<br />

Gott sprechen?<br />

– Wer oder was <strong>wir</strong>d an Pfingsten gefeiert?<br />

– Was ist <strong>das</strong> für ein Geist? Was sind die Gaben<br />

des Heiligen Geistes?<br />

– Geht es um den Geist Gottes oder um die Kirche?<br />

– Wie ist überhaupt <strong>das</strong> Verhältnis von beiden?<br />

– Wirkt der Geist Gottes nicht auch außerhalb<br />

der Kirche?<br />

– Wie <strong>wir</strong>kt Gottes Geist in den verschiedenen<br />

Menschen, Traditionen, Gemeinschaften?<br />

Feststellungen – Brainstorming –<br />

einführendes Gespräch:<br />

Zwischen Heiligem Geist und Kirche besteht eine<br />

unmittelbare Verbindung.<br />

– Viele Menschen klagen darüber, <strong>das</strong>s in den<br />

Kirchen so wenig von diesem „guten Geist“ zu<br />

spüren sei.<br />

– Viele vermissen auch den Mangel an Wahrheit,<br />

Wahrhaftigkeit, Hilfsbereitschaft, Liebe, von<br />

den guten, gemeinschaftsfördernden Kräften,<br />

von den besonderen Gaben (Geist der Weisheit,<br />

der Einsicht, des Rates, der Stärke, der Erkenntnis,<br />

der Gottesfurcht und der Frömmigkeit),<br />

die nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift<br />

mit diesem Geist verbunden sind.<br />

– Menschen fragen nach dem Geist und der<br />

Gabe der Prophetie und des Zungenredens,<br />

nach wunderbaren Heilungen und anderen Zeichen<br />

seiner Gegenwart, wie sie z. B. von den<br />

Pfingstkirchen und den charismatischen Gemeinschaften<br />

bezeugt werden.<br />

– Weht nicht der Geist Gottes in jedem Menschen?<br />

Wie offen muss man dafür sein?<br />

– Wie steht es mit dem Ungeist in dieser Welt,<br />

der Gemeinschaft zerstört: der Hass, die Feindschaft,<br />

die Lüge, die Überheblichkeit, der Egoismus?<br />

– Wie steht es mit der Unterscheidung der Geister<br />

und der „Sünde gegen den Heiligen Geist“,<br />

die nicht vergeben <strong>wir</strong>d (Mt 12,31)?<br />

– Und wie steht <strong>das</strong> mit dem Geist Gottes in der<br />

Ökumene? Müsste er nicht hier deutlicher erfahrbar<br />

sein?<br />

Christen und Christinnen verbinden mit „Koinonia“<br />

den Reichtum, der sich in unserem gemeinsamen<br />

Leben in Christus ausdrückt: Communio, Anteilhaben,<br />

Anteilgeben, Gemeinschaft, Gemeinde,<br />

Kirche, Miteinanderteilen, Teilhabe, Solidarität,<br />

Subsidiarität, u. a., aber besonders in den zwi-<br />

schenmenschlichen Verhaltensweisen: in der Liebe,<br />

durch Vertrauen, in Gerechtigkeit, im Frieden, in<br />

der Versöhnung, in Barmherzigkeit, im Angenommensein,<br />

in der Ehrlichkeit, u. a..<br />

– Gott will Einheit für die Kirche, für die gesamte<br />

Menschheit und für die Schöpfung.<br />

– Gott ist eine Koinonia der Liebe, die Einheit von<br />

Vater, Sohn und Heiligem Geist,<br />

– Koinonia ist ein Geschenk.<br />

– Unsere Koinonia ist im Heiligen Geist begründet,<br />

der uns zum Handeln bewegt.<br />

– Koinonia drängt uns, nach der sichtbaren Einheit<br />

zu streben.<br />

– Unsere Koinonia umfasst die Gemeinschaft mit<br />

Gott und untereinander.<br />

Der Heilige Geist, der die Koinonia schafft (2. Kor<br />

13,13) erfüllt die, die immer noch getrennt sind,<br />

mit Hunger nach Gemeinschaft. Es ist die Herausforderung<br />

für alle Christen und Christinnen, wenn<br />

<strong>wir</strong> auf dem Weg zur 3. EÖV „für die Einheit beten,<br />

arbeiten, kämpfen. Der Heilige Geist tröstet uns in<br />

unserem Schmerz, fordert uns heraus, wenn <strong>wir</strong><br />

uns mit unserer Trennung abfinden, führt uns zur<br />

Buße und erfüllt uns mit Freude, wenn unsere Gemeinschaft<br />

wächst.“ (ORK, Canberra 1991)<br />

Mit Gemeinschaft verbinden <strong>wir</strong> in unserem alltäglichen<br />

Sprachgebrauch unser konkretes Leben:<br />

Die Familie, Ehe, Freunde, Zusammenleben, Gastfreundschaft,<br />

Arbeit, Kommunikation, Urlaub, Freizeit,<br />

Sprache, Gruß, Zusammenhalt, Verbundenheit,<br />

Vertrauen, Glauben, Versöhnung, Zurechtweisung,<br />

Trost, Orden, Kommunitäten, Fanclubs, Vereine,


Feste feiern, Gottesdienst, Brauchtum, Streit, Trennung,<br />

u.v.a.<br />

Der 1. Korintherbrief des Apostels Paulus enthält<br />

einige Grundsatzüberlegungen zum Thema<br />

„Christliche Gemeinschaft aus der Erfahrung des<br />

Geistes“. Paulus hat dieses „Programm“ in der<br />

Auseinandersetzung mit Konflikten entwickelt, die<br />

die Gemeinde schwer erschüttert haben.<br />

1. Er deckt die Grundlagen echter christlicher Gemeinschaft/Zusammengehörigkeit<br />

auf;<br />

2. er hilft der Gemeinde, die Gegenwart des Heiligen<br />

Geistes zu erkennen, und<br />

3. er formuliert Leitlinien zur <strong>In</strong>tegration der vielfältigen<br />

Geistesgaben, ohne der Gefahr einer<br />

Vereinheitlichung zu erliegen.<br />

Die Praxis des Miteinanders ist in vielen biblischen<br />

Stellen hinreichend gekennzeichnet, z. B.:<br />

– gegenseitig in vorkommender Weise ehren<br />

(Röm 12,10)<br />

– Einmütigkeit/Einigkeit untereinander suchen<br />

(Röm 12,16)<br />

– einander annehmen (Röm 15,7)<br />

– einander zurechtweisen (Röm 15,14)<br />

– gegenseitig mit dem Friedenskuss grüßen<br />

(Röm 16,16)<br />

– aufeinander warten (1 Kor 11,33)<br />

– einträchtig füreinander sorgen (1 Kor 12,25)<br />

– einander in Liebe dienen (Gal 5,13)<br />

– einander die Lasten tragen (Gal 6,2)<br />

– einander trösten (1 Thess 5,11)<br />

– einander erbauen (1 Thess 5,11)<br />

– in Frieden miteinander leben (1 Thess 5,13)<br />

– einander Gutes tun (1 Thess 5,15)<br />

– einander in Liebe ertragen (Eph 4,2)<br />

– gütig und barmherzig zueinander sein (Eph<br />

4,32)<br />

– sich einander unterordnen (Eph 5,21)<br />

– einander verzeihen (Kol 3,13)<br />

– einander die Sünden bekennen (Jak 5,16)<br />

– füreinander beten (Jak 5,16)<br />

– einander von Herzen lieben (1 Petr 1,22)<br />

– gastfreundlich zueinander sein (1 Petr 4,9)<br />

– einander in Demut begegnen (1 Petr 5,5)<br />

– miteinander Gemeinschaft haben (1 Joh 1,7)<br />

Die Bibel geht mit dem Thema sehr realistisch um,<br />

d. h. ohne Schönfärberei und mit Nüchternheit.<br />

Schwierigkeiten kennzeichnen von Anfang an <strong>das</strong><br />

Miteinander in den christlichen Gemeinden. Trotzdem<br />

macht die Bibel auch keinerlei Abstriche an<br />

der Verheißung eines geistge<strong>wir</strong>kten Miteinanders.<br />

Die Gemeinschaft der Glaubenden lebt aus der Erfahrung<br />

der Gegenwart Gottes. Nichts erscheint<br />

notwendiger und problematischer im Blick auf die<br />

Situation von Kirche/Koinonia und Welt.<br />

1. So kann Gemeinschaft als Bereicherung und<br />

Mehrwert für alle ge<strong>sehen</strong> werden, die sich mit<br />

Sympathie/Antipathie, mit Liebe/Gegenliebe auf<br />

eine „verschworene Christus-Gemeinschaft“ einlassen,<br />

in der Geist immer wieder neu entflammt.<br />

2. Gemeinschaft ist als Kommunikation zu verstehen,<br />

die durch gemeinsame Bemühungen im Dialog/Gespräch<br />

in ihrem Wert und ihrer Qualität zunimmt.<br />

3. Gemeinschaft hat mit Mit-/Verantwortung zu<br />

tun, wie sie im Beschluss „Verantwortung des ganzen<br />

Gottesvolkes für die Sendung der Kirche“ der<br />

Gemeinsamen Synode der Bistümer der Bundesrepublik<br />

Deutschland (3. Kap.) formuliert ist.<br />

4. Gemeinschaft ist Bereitschaft zur Auseinandersetzung,<br />

die in unserer modernen Kommunikationsgesellschaft<br />

mit Aktionen/Events/Werbespots<br />

etc. eine geistig-geistliche Entscheidungskultur<br />

herausfordert und nach neuen Formen von<br />

Mit<strong>wir</strong>kung und Mitentscheidung sucht. So könnte<br />

sich in der Gemeinschaft ein ökumenischer Lernprozess<br />

in Verantwortung vor Gott und den Geschwistern<br />

in Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit entwickeln.<br />

5. Gemeinschaft hat mit Versöhnung zu tun, denn<br />

Gott hat sich mit uns versöhnt. Die Bibel gebraucht<br />

die Erfahrungs<strong>wir</strong>klichkeit „<strong>Licht</strong>“ als Metapher.<br />

Gott schafft <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> (Gen 1,3). Wer Christus annimmt<br />

und ihm nachfolgt, wandelt im <strong>Licht</strong>. Der<br />

Mensch kann die Kraft zum Annehmen nicht selbst<br />

erzeugen. Er braucht die von Gott zugesprochene<br />

Versöhnung. Dieses „<strong>Licht</strong> des Glaubens“ in uns ist<br />

ein vom <strong>Licht</strong> des Heiligen Geistes ausgehender<br />

Strahl. <strong>In</strong> der Pfingstsequenz beten <strong>wir</strong>. „Komm, o<br />

du glückselig <strong>Licht</strong>, fülle Herz und Angesicht, dring<br />

bis auf der Seele Grund.“<br />

6. Gemeinschaft bedeutet, auf Zukunft hin leben.<br />

Kirche/Gemeinschaft ist immer im Aufbruch, eine<br />

Kirche der Erneuerung, eine auf Transzendenz hin<br />

lebende Gemeinschaft, zu derem Wesen die eucharistische<br />

Gemeinschaft gehört; ebenso gehört zum<br />

Wesen der Eucharistie/des Abendmahls die Gemeinde.<br />

7. Gemeinschaft ist Zulassung zur <strong>In</strong>dividualität<br />

und Zulassung der Vielfalt: Die sichtbare Einheit<br />

der Kirche ist in ihrem innersten Kern eine Gemeinschaft<br />

im Bekenntnis des apostolischen Glaubens,<br />

d. h. der schenkende und verpflichtende Wille<br />

Christi bildet den tragenden Grund und <strong>das</strong> bleibende<br />

Motiv für jeden Christen wie für die gesamte<br />

ökumenische Bewegung. – Die Kirche ist dann<br />

gleichsam die Vorwegnahme dieser Gemeinschaft<br />

mit Gott und miteinander, wobei die Gnade und<br />

die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen<br />

Geistes die eine Kirche befähigen, als Zeichen der<br />

Herrschaft Gottes und Dienerin der Versöhnung mit<br />

Gott zu leben. Die Kirche ist berufen, Menschen mit<br />

Christus in der Kraft des Heiligen Geistes zu vereinen,<br />

die Gemeinschaft im Gebet und im Handeln<br />

sichtbar zu machen (vgl. Ökumenische Texte aus<br />

Canberra 1991 und Santiago de Compostela 1993).<br />

Das ökumenische Gespräch kann zeigen, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />

Bekenntnis zur Trinität in den verschiedenen kirchlichen<br />

Traditionen und ihren Gemeinschaften unterschiedliches<br />

Gewicht hat und auch unterschiedlich<br />

interpretiert <strong>wir</strong>d. Auf dem Weg nach Sibiu<br />

sind die Kirchen/Gemeinden eingeladen, <strong>das</strong> Geschenk<br />

der „dreifaltigen Gemeinschaft“ wieder<br />

stärker bewusst zu machen und den Heiligen Geist<br />

als die <strong>wir</strong>kmächtige Kraft, als den Gestalter der<br />

Kirche wieder als Geschenk neu anzunehmen.<br />

Dies könnte als generelle Handlungsempfehlung in<br />

verschiedenen Elementen in den Kirchen/Gemeinden<br />

wieder sichtbar gemacht werden:<br />

– in dem gesamten liturgischen Geschehen, z. B.<br />

im Kreuzzeichen, im Feiern des Kirchenjahres,<br />

im Bekenntnis des einen Glaubens, wie er im<br />

Ökumenischen Glaubensbekenntnis von 381<br />

zum Ausdruck kommt,<br />

– in der gegenseitigen Anerkennung der Taufe<br />

durch offizielle Vereinbarungen,<br />

– in geeigneten Zwischenschritten auf dem Weg<br />

zur vollen eucharistischen Gemeinschaft,<br />

– bei der Suche nach Wegen zur Überwindung<br />

der noch trennenden Fragen im Amts-, Kirchen-<br />

und Sakramentsverständnis,<br />

– mit den Evangelischen Räten (Armut, Keuschheit,<br />

Gehorsam) als Früchte des Geistes (als ein<br />

im Heiligen Geist geeintes Leben) in den Orden,<br />

in der Familie/Gemeinde …,<br />

– mit charismatischen Elementen, d. h. sie erkennen,<br />

sie transparent machen und ins Spiel<br />

bringen (z. B. im Kontext der Konfirmation/<br />

Firmvorbereitung),<br />

– im Feiern von Festen und Begegnungen zwischen<br />

den Gemeinden,<br />

– mit Pfingsten, <strong>das</strong> sich als <strong>das</strong> Fest des Heiligen<br />

Geistes und des „Geburtstages“ der Kirche anbietet,<br />

bes. der Pfingstmontag für ökumenische<br />

Gottesdienste,<br />

– in der Wiederentdeckung der Anwesenheit und<br />

Wirksamkeit des Heiligen Geistes, der Gaben<br />

des Heiligen Geistes in den Gemeinschaften, in<br />

Familien, Kommunitäten, <strong>In</strong>stitutionen,…<br />

– in den sozialen Diensten der Caritas, der Diakonie<br />

u. a. in den Gemeinden,<br />

– bei Kontakten mit den geistlichen, charismatischen<br />

Gemeinschaften,<br />

– bei Glaubensseminaren/Veranstaltungen zu Hl.<br />

Geist, Kirche, Gemeinschaft, Taufe<br />

43


44<br />

– <strong>In</strong>formationstage zur Unterscheidung der Geister,<br />

zu pseudoreligiösen Gemeinschaften etc.<br />

– mit dem Heiligen Geist, der als Motor der Neuevangelisierung<br />

zu entdecken ist, z. B. in Projekten<br />

wie die Gemeindeerneuerung, „neu anfangen“<br />

u. a.<br />

„Der Geist ist auch eine Kraft, die <strong>das</strong> Herz der<br />

kirchlichen Gemeinschaft verwandelt, damit sie in<br />

der Welt ein Zeugnis für die Liebe des Vaters ist,<br />

der die Menschheit in seinem Sohn zu einer einzigen<br />

Familie machen will“ (Papst Benedikt XVI., Enzyklika<br />

„Deus Caritas est“, 28 f).<br />

DDr. J. Georg Schütz<br />

Gebet aus der Sammlung<br />

des Weltgebetstages<br />

Heiliger Geist<br />

öffne mich für dich<br />

öffne mich für dich<br />

fülle mich<br />

erfülle mich<br />

wärme mich mit deinen Liebesflammen<br />

schenke Weisheit und Erkenntnis<br />

Du heilige Kraft Gottes<br />

verbinde, was trennt<br />

heile, was verletzt<br />

ermutige, die niedergeschlagen<br />

belebe, die tot<br />

Geist des Lebendigen Gottes<br />

<strong>wir</strong>ke in mir<br />

<strong>wir</strong>ke durch mich<br />

Annerose Stober


Die Ikone ist ein Geschenk der Orthodoxie an die<br />

gesamte Christenheit. Der Versammlungsort der<br />

EÖV 3, Sibiu, ist bewusst in einem orthodoxen<br />

Land gewählt worden, um die orthodoxe Tradition<br />

tiefer kennen zu lernen. Dazu dient auch die folgende<br />

Betrachtung.<br />

Die Dreifaltigkeitsikone<br />

(russisch mpouˆa, troica)<br />

Andrej Rubljow<br />

Gastgeber in Sibiu sind die rumänischen Kirchen,<br />

Gäste sind die Kirchen Europas. Aber wer Gastgeber<br />

und wer Gast ist, kann von der biblischen<br />

Botschaft (Gen 18), wie sie in der Ikone von<br />

Rubljow dargestellt ist, neu gefragt werden: Wer<br />

ist der eigentliche Gastgeber und wer sind die Beschenkten?<br />

<strong>In</strong> der Hoffnung, <strong>das</strong>s Gott seiner Kirche<br />

und den Christinnen und Christen in Europa<br />

begegnet, werden die Kirchen zu Gästen Gottes.<br />

Der Glaube erlaubt es uns, darauf zu warten, <strong>das</strong>s<br />

Gott selbst Gastgeber ist und die Kirchen überrascht.<br />

Sein Tisch ist reich gedeckt. Er lädt sich bei<br />

uns ein, damit Neues geschehen kann.<br />

Einführung<br />

DIE DREIFALTIGKEITSIKONE VON ANDREJ RUBLJOW<br />

BILDBETRACHTUNG<br />

Die Ikone der „Heiligen Trias“ gilt als eines der<br />

größten Meisterwerke der russischen Malerei und<br />

ist vielleicht die schönste, jedenfalls aber die bekannteste<br />

und berühmteste unter den russischen<br />

Ikonen. Sie nimmt auch insofern eine Sonderstellung<br />

ein, als <strong>wir</strong> die Zeit und den Ort ihrer Entstehung<br />

und sogar den Namen des Malers kennen.<br />

Sie ist in der Zeit zwischen 1411 und 1425 entstanden.<br />

Das gleiche Motiv findet sich auch auf zahllosen<br />

weiteren Ikonen in der ganzen Orthodoxie.<br />

Dieses Meisterwerk der Ikonenmalerei ist sozusagen<br />

Theologie in Gold und Farbe. Die Darstellung<br />

der Dreifaltigkeit durch Rubljow wurde 1551 von<br />

einer Moskauer Synode als dogmatisch vorbildlich<br />

bezeichnet. Heute ist die Ikone in der Tretjakow-<br />

Galerie in Moskau ausgestellt.<br />

Schon seit der Mitte des ersten Jahrtausends haben<br />

christliche Theologen die Meinung vertreten,<br />

<strong>das</strong>s in den drei Engeln der dreifaltige Gott selbst<br />

dem Abraham und der Sara erschienen sei. Besonders<br />

in der Ostkirche fand diese Auffassung weite<br />

Verbreitung. Nicht nur die Dreizahl der „Männer“<br />

oder Engel, die Abraham besuchen und nicht nur<br />

der Wechsel zwischen „Du“ und „Ihr“ in der Anrede<br />

Abrahams an die Männer, der bisweilen durch<br />

Quellenscheidung zu erklären versucht <strong>wir</strong>d, gibt<br />

dem in Genesis 18 berichteten Geschehen seine<br />

theologische Bedeutung. Die Geburt des „Sohnes<br />

der Verheißung“, die Abraham und Sara hier angekündigt<br />

<strong>wir</strong>d, weist über Isaak hinaus auf den<br />

einen fernen Nachkommen Abrahams, Christus<br />

(Gal 3,16).<br />

Bibeltext<br />

Gott zu Gast bei Abraham Genesis 18, 1 – 15<br />

Der Herr erschien Abraham bei den Eichen von<br />

Mamre. Abraham saß zur Zeit der Mittagshitze am<br />

Zelteingang. Er blickte auf und sah vor sich drei<br />

Männer stehen. Als er sie sah, lief er ihnen vom<br />

Zelteingang aus entgegen, warf sich zur Erde nieder<br />

und sagte: Mein Herr, wenn ich dein Wohlwollen<br />

gefunden habe, geh doch an <strong>deinem</strong><br />

Knecht nicht vorbei! Man <strong>wir</strong>d etwas Wasser holen;<br />

dann könnt ihr euch die Füße waschen und<br />

euch unter dem Baum ausruhen. Ich will einen Bissen<br />

Brot holen und ihr könnt dann nach einer kleinen<br />

Stärkung weitergehen; denn deshalb seid ihr<br />

doch bei eurem Knecht vorbeigekommen. Sie erwiderten:<br />

Tu, wie du gesagt hast. Da lief Abraham<br />

eiligst ins Zelt zu Sara und rief: Schnell drei Sea<br />

feines Mehl! Rühr es an und backe Brotfladen! Er<br />

lief weiter zum Vieh, nahm ein zartes, prächtiges<br />

Kalb und übergab es dem Jungknecht, der es<br />

schnell zubereitete. Dann nahm Abraham Butter,<br />

Milch und <strong>das</strong> Kalb, <strong>das</strong> er hatte zubereiten lassen,<br />

und setzte es ihnen vor. Er wartete ihnen unter<br />

dem Baum auf, während sie aßen. Sie fragten ihn:<br />

Wo ist deine Frau Sara? Dort im Zelt, sagte er. Da<br />

sprach der Herr: <strong>In</strong> einem Jahr komme ich wieder<br />

zu dir, dann <strong>wir</strong>d deine Frau Sara einen Sohn haben.<br />

Sara hörte am Zelteingang hinter seinem Rücken<br />

zu. Abraham und Sara waren schon alt; sie<br />

waren in die Jahre gekommen. Sara erging es<br />

längst nicht mehr, wie es Frauen zu ergehen pflegt.<br />

Sara lachte daher still in sich hinein und dachte: Ich<br />

bin doch schon alt und verbraucht und soll noch<br />

<strong>das</strong> Glück der Liebe erfahren? Auch ist mein Herr<br />

doch schon ein alter Mann! Da sprach der Herr zu<br />

BIBELARBEITEN –<br />

MEDITATIONEN<br />

Abraham: Warum lacht Sara und sagt: Soll ich<br />

<strong>wir</strong>klich noch Kinder bekommen, obwohl ich so alt<br />

bin? Ist beim Herrn etwas unmöglich? Nächstes<br />

Jahr um diese Zeit werde ich wieder zu dir kommen;<br />

dann <strong>wir</strong>d Sara einen Sohn haben. Sara leugnete:<br />

Ich habe nicht gelacht. Sie hatte nämlich<br />

Angst. Er aber sagte: Doch, du hast gelacht.<br />

Die drei Engel auf der Ikone bilden mit ihren Körpern<br />

einen Kreis, die Körper und Häupter wiederum<br />

gleichschenklige Dreiecke. Der Kreis ist der <strong>In</strong>begriff<br />

der Einheit und Ewigkeit und auch <strong>das</strong><br />

Symbol Gottes. Das Dreieck ist <strong>das</strong> altchristliche<br />

Symbol der Dreifaltigkeit. <strong>In</strong>mitten dieses Kreises<br />

und Dreieckes steht ein Kelch. Mit der Darstellung<br />

dieser Szene ist etwas vom Wesen der göttlichen<br />

Trinität mitgeteilt, was auf <strong>das</strong> Wesen der Gottheit,<br />

auf die Einheit der drei Gestalten hinweist.<br />

Darum fehlen auf der Ikone Abraham und Sara.<br />

Aus den „Männern“, die <strong>das</strong> leibliche Auge Abrahams<br />

ge<strong>sehen</strong> hat, sind auf dem Bild Engel geworden,<br />

die nur <strong>das</strong> Auge des Glaubens sieht. Die<br />

Ikone bildet daher die Dreifaltigkeit nicht direkt<br />

und unmittelbar ab. Denn direkte bildliche Darstellungen<br />

von Gott, dem Vater, sind in der Orthodoxie<br />

unüblich. Vielmehr symbolisiert sie anhand<br />

der Szene aus dem Alten Testament, in der die<br />

„drei Männer“, also drei Engelsboten, Abraham<br />

und Sara bei den Eichen von Mamre besuchen,<br />

<strong>das</strong> Geheimnis der Dreifaltigkeit Gottes. Es handelt<br />

sich also um ein Bild, <strong>das</strong> ein alttestamentliches<br />

Geschehen trinitätstheologisch füllt, aber<br />

auch die theologischen <strong>In</strong>halte des Bekenntnisses<br />

vom dreieinen Gott aus der Heiligen Schrift begründet<br />

sieht.<br />

45


46<br />

Auf der Ikone ist dargestellt, wie drei Engel um einen<br />

Tisch sitzen. Der Tisch ist aber nicht für ein<br />

<strong>wir</strong>kliches Gastmahl gedeckt, wie aus dem Text der<br />

Genesis zu vermuten wäre. Auch unterhalten sich<br />

die Engel nicht mit Abraham, wie in der Bibel erzählt<br />

<strong>wir</strong>d. Sondern sie reden miteinander im stummen<br />

Gespräch der Augen und der Hände. Die drei<br />

Figuren bilden zusammen einen Kreis als Zeichen<br />

der Einheit, gleichzeitig ist ein Kreuz dargestellt,<br />

gebildet aus den drei Köpfen in der Waagrechten<br />

und dem Vater, dem Kelch und der Welt in der<br />

Senkrechten.<br />

Die Ewigkeit der dreieinigen Gottheit findet Ausdruck<br />

in der geometrischen Figur des Kreises, die<br />

auf der Ikone vielfach abgewandelt vorhanden ist:<br />

in den wie mit dem Zirkel gezogenen Heiligenscheinen<br />

der Engel, in der halbkreisförmigen Öffnung<br />

der Flügel nach oben hin und vor allem in<br />

dem unsichtbaren Kreis, in den alle drei Engel eingeschrieben<br />

sind.<br />

Die drei Gestalten sind sich sehr ähnlich, aber nicht<br />

gleich. Es sind keine Rang- oder Altersunterschiede<br />

zu erkennen. Dennoch sind die drei Engel aber voneinander<br />

unterschieden: durch ihr Gewand, durch<br />

die Bewegung der Köpfe und der Augen, durch die<br />

Haltung und Bewegung der Hände und der Finger,<br />

durch die Anordnung der Sitze und durch die Gegenstände,<br />

die hinter und über den Gestalten gezeichnet<br />

sind. Diese Unterscheidungsmerkmale<br />

sind bewusst gewählt, ohne Zweifel soll <strong>das</strong>, was<br />

die Engel voneinander unterscheidet, dargestellt<br />

oder mindestens angedeutet werden, um die Besonderheit<br />

der entsprechenden Gestalt der Gottheit<br />

ausmachen zu können.<br />

Jede der drei Personen hält einen Stab, <strong>das</strong> Sinnbild<br />

des Schutzes und der Autorität, allen dreien<br />

eignet demnach die gleiche göttliche Autorität.<br />

Der Vater, in der Mitte, deutet mit zwei Fingern auf<br />

den Tisch mit dem Kelch; ein Altar und die Gaben<br />

der Eucharistie. Durch die Gaben, aber auch durch<br />

die Haltung der zwei Finger weist er auf die gött-<br />

liche und menschliche Natur des Opferlamms<br />

Christus hin. Dass der mittlere Engel Gott-Vater<br />

symbolisiert, geht für den unbefangenen Betrachter<br />

schon aus der Anordnung der Sitzenden hervor.<br />

Immer <strong>wir</strong>d auf dreigliedrigen Ikonen der Höchstgeehrte<br />

in die Mitte gesetzt. Und <strong>das</strong>s Gott-Vater<br />

unter den drei Gestalten der Trinität – bei aller Betonung<br />

ihrer Gleichheit – der Höchstgeehrte ist,<br />

<strong>das</strong> <strong>wir</strong>d in der Ostkirche sehr betont. Der mittlere<br />

Engel ist die Quelle der inneren Bewegung, die<br />

– bei aller Ruhe, die über der Szene liegt – spürbar<br />

durch <strong>das</strong> Bild hindurchgeht: Von ihm geht der<br />

Blick zu dem rechts von ihm sitzenden Engel, dessen<br />

Blick geht weiter zu dem ihm gegenüber sitzenden<br />

und der schaut auf den Tisch mit dem Kelch<br />

und weist mit der rechten Hand an den Fuß des<br />

Tisches.<br />

Der Engel auf der linken Seite stellt Gott den Sohn<br />

dar. Vom Betrachter eben links vom Vater (der<br />

Sohn sitzt zur Rechten des Vaters). Er hat die Hand<br />

in einer Segensgeste erhoben und zeigt damit, <strong>das</strong>s<br />

er die Sendung, die ihm bestimmt ist, annimmt. Er<br />

ist der Pantokrator, wie er in der Ikonographie<br />

immer dargestellt ist. Der Christus, mit der zum Segen<br />

erhobenen rechten Hand. Auch ist er in Rot<br />

gekleidet. Die Farbe der Liebe, die Farbe des Opfers.<br />

Das rote Gewand des Leides in und für die<br />

Welt, die durch die Häuser hinter der Engelsgestalt<br />

angedeutet ist. Auch sind Vater und Sohn durch<br />

Blickkontakt und Berührung der Flügel mit einander<br />

verbunden. „Der Vater und ich sind eins“<br />

(Joh 10,30).<br />

Der Heilige Geist, rechts vom Vater, zeigt auf eine<br />

rechteckige Öffnung im Tisch, die die Welt symbolisiert<br />

und weist dadurch darauf hin, <strong>das</strong>s die<br />

Sendung des Sohnes in die Welt und zur Errettung<br />

der Welt geschieht. Auch <strong>wir</strong>d deutlich, <strong>das</strong>s der<br />

Vater sich wohl mit seinem Blick dem Sohn zuwendet,<br />

seine Brust und somit sein Herz der Person zu<br />

seiner Linken zugewandt ist. Der Heilige Geist ist<br />

die Gabe Gottes an die Menschen, durch welchen<br />

sie erkennen können, was sie von Gott in Christus<br />

empfangen haben (1. Kor 2,12). Der Blick des En-<br />

gels, der den Heiligen Geist darstellen soll, blickt<br />

auf den Kelch – die Eucharistie. Dort, in Brot und<br />

Wein, <strong>wir</strong>d für die Menschen sichtbar, was die<br />

Gabe Gottes ist, in dem Mahl, zu dem er einlädt.<br />

Auf dem Tisch steht lediglich ein Kelch. Kein Festmahl,<br />

wie es die Genesis berichtet. Der Tisch ist <strong>das</strong><br />

Symbol für den Altar, der Kelch ist <strong>das</strong> Symbol für<br />

<strong>das</strong> göttliche Opferlamm der Eucharistie, und jede<br />

der drei Personen zeigt mit einer Handbewegung<br />

ihre Beziehung zu ihm an. Der Vater, der Schöpfer,<br />

bereitet es und gibt es. Der Sohn zeigt durch die Segensgeste<br />

die erneuernde Kraft des Mahles und der<br />

Heilige Geist weist auf die Empfänger: die Welt.<br />

Was mag der <strong>In</strong>halt des stummen Gesprächs sein,<br />

<strong>das</strong> die drei Engel miteinander führen? Wir hörten<br />

ja schon, <strong>das</strong>s es in der Erscheinung der drei Männer<br />

bei Abraham in Mamre im Grunde um den Beginn<br />

der <strong>In</strong>karnation, um die Sendung des ewigen<br />

Sohnes in die Welt geht. Der Betrachter ist stiller<br />

Beobachter der Szene. Wie Abraham sitzt er oder<br />

sie nicht sichtbar auf dem Bild mit an dem Tisch.<br />

Der einladende Abraham und seine Frau Sara<br />

werden zu den Eingeladenen. Die Gastgebenden<br />

werden zu den wahrhaft Beschenkten. Die<br />

Gäste erweisen sich als die eigentlichen Gastgeber.<br />

Gastgeber des Lebens.<br />

Im Hebräerbrief lesen <strong>wir</strong>:<br />

Bleibt in brüderlicher Liebe fest miteinander<br />

verbunden. Vergesst nicht, Gastfreundschaft<br />

zu üben; denn ohne es zu wissen, haben manche<br />

auf diese Weise Engel bei sich aufgenommen.<br />

Und vergesst nicht, Gutes zu tun und<br />

allen zu helfen, die in Not sind. An solchen<br />

Opfern hat Gott Freude (Hebr 13, 1-3).<br />

Fremde aufzunehmen und zu beherbergen gehört<br />

zu den „Werken der Barmherzigkeit“ (Mt 25,35).<br />

Neben den Hungrigen, den Durstigen, den Nackten,<br />

den Kranken und den Gefangenen sind die<br />

Fremden in dieser Rede Jesu die, welche uns Gottes<br />

Bild in dieser Welt vor Augen halten. Ihre Not<br />

zu lindern, heißt Gott zu begegnen.<br />

Auf der Ikone und in der Erzählung aus der Genesis<br />

<strong>wir</strong>d aber sehr deutlich, <strong>das</strong>s die Begegnung von<br />

Gott selbst ausgeht. Er ist es, der die Not Abrahams<br />

und Saras lindert. Saras Herzensnot, keinen eigenen<br />

Sohn zu haben. Die Herzensnot, auf die Erfüllung<br />

der Verheißung noch immer warten zu müssen.<br />

Die Herzensnot, fern der Heimat ohne eigenen<br />

Nachkommen sterben zu sollen. Die Herzensnot,<br />

kein Vater und keine Mutter zu sein. Gott begegnet<br />

beiden und verheißt ihnen diesen Sohn. Auch<br />

durch allen Unglauben hindurch und allen berechtigten<br />

Zweifel. Er will die Not lindern.<br />

Das gilt auch für heute. Abraham und Sara stellen<br />

sich ihrer Not. Sie warten. Sie warten geduldig auf<br />

Gottes überraschendes Handeln. Die Kirche hat<br />

sich ebenfalls ihrer Not zu stellen – sie ist gespalten,<br />

sie ist innerlich wie äußerlich zerrissen und sie<br />

ist nicht von sich aus fähig, Berge und Schluchten<br />

aus Geschichte und Vorbehalten zu überwinden.<br />

Ihre Not verweist sie an Gott. Er will auch ihre Not<br />

lindern. Es ist nicht aussichtslos. Auch wenn manch<br />

einer still in sich hinein lachen mag, wenn von der<br />

Sehnsucht nach der sichtbaren Erfüllung des Gebets<br />

Jesu her, um die Einheit aller Jüngerinnen und<br />

Jünger Jesu gerungen <strong>wir</strong>d. Mag manch eine leicht<br />

mitleidig lächeln, wenn die Notwendigkeit einer<br />

gemeinsamen Zeit der Buße in Stille und Demut vor<br />

Gott gefordert <strong>wir</strong>d, um seine Worte zu hören. Mag<br />

mancher dem Schmerz und dem Skandal einer getrennten<br />

Kirche durch <strong>das</strong> Bemühen theologischer<br />

Winkelzüge oder schlicht durch institutionelle<br />

Selbstgenügsamkeit den Stachel ziehen. Wie auch<br />

immer: die Einheit <strong>wir</strong>d von Gott her beginnen. Gegen<br />

allen Unglauben und gegen alle menschliche<br />

Unwahrscheinlichkeit, ja gegen alle künstliche<br />

Verweigerung. „Ist denn beim Herrn etwas unmöglich?“<br />

(Gen 18,15)<br />

Warten<br />

Wie Sara wartet –<br />

90 Jahre auf einen Sohn,<br />

der Gottes Verheißung erfüllte,


so warten auch <strong>wir</strong>, hoffend auf die Dinge,<br />

von denen <strong>wir</strong> glauben, <strong>das</strong>s Gott sie uns zugesagt<br />

hat.<br />

Wie Mose wartete –<br />

40 Jahre in der Wüste,<br />

mit unvergesslicher Gewissheit: Er befreit;<br />

so warten auch <strong>wir</strong> auf Stille und auf Demut.<br />

Wie die Propheten warteten –<br />

1 000 Jahre auf die Verheißung der Erlösung,<br />

so warten auch <strong>wir</strong> auf Anzeichen seiner Gegenwart.<br />

Wie Johannes der Täufer wartete –<br />

und die Menschenmenge absuchte nach wissenden<br />

Augen,<br />

und fragte: bist du der, der kommen soll?<br />

so sehnen auch <strong>wir</strong> uns nach einer göttlichen<br />

Begegnung.<br />

Wie Christus wartete –<br />

30 Jahre dahin schleichende Zeit,<br />

40 Tage gepeinigt von Versuchung,<br />

3 Jahre eingetaucht in Missverstehen,<br />

3 Tage in den Tiefen der Hölle.<br />

Und nun –<br />

warten <strong>wir</strong>.<br />

Nun sind <strong>wir</strong> an der Reihe, dafür zu sorgen,<br />

<strong>das</strong>s die Berge eben und die Wege begradigt<br />

werden.<br />

Es ist unsere Aufgabe, den Horizont der Zeit im<br />

Auge zu behalten.<br />

Wir müssen die Hoffnung hochhalten,<br />

<strong>das</strong>s der, der die Verheißung gegeben hat,<br />

treu ist und zurückkehren <strong>wir</strong>d.<br />

Wenn er betet:<br />

Auf <strong>das</strong>s sie alle eins seien…<br />

Pfarrer<br />

Norbert Roth,<br />

Frankfurt am Main<br />

47


48<br />

BIBELARBEITEN –<br />

MEDITATIONEN<br />

Bibelarbeit zu Amos 5,24<br />

Die Bibelarbeit zu Amos 5,24 soll zeigen, <strong>das</strong>s<br />

Glaube/Spiritualität oder Frömmigkeit und Einsatz<br />

für Menschenrechte nicht zwei voneinander unabhängige<br />

Bereiche sind, sondern zusammen gehören<br />

und schon in der Bibel aufeinander bezogen<br />

sind.<br />

Vorüberlegungen zur Vorbereitung<br />

„Es ströme aber Recht wie Wasser und Gerechtigkeit<br />

wie ein nie versiegender Bach.“ Diese berühmte<br />

Aufforderung stammt aus dem Buch des Propheten<br />

Amos, des ältesten der uns bekannten<br />

Schriftpropheten.<br />

Amos lebte im achten Jahrhundert vor Christus in<br />

Tekoa – <strong>das</strong> liegt auf einem Berg, 8 km südlich von<br />

Bethlehem – als Viehbesitzer und Maulbeerfeigenzüchter.<br />

Amos <strong>wir</strong>d von Gott als Prophet in <strong>das</strong><br />

Nordreich Israel gesendet, <strong>das</strong> unter König Jerobeam<br />

II. (782-747 v.Chr.) eine <strong>wir</strong>tschaftliche Blütezeit<br />

erlebt. Der Wohlstand ist jedoch zustande<br />

gekommen durch die Ausbeutung von Menschen<br />

und die Verletzung ihrer Rechte: „Sie treten den<br />

Kopf der Armen in den Staub und drängen die Elenden<br />

vom Wege. Sohn und Vater gehen zu demselben<br />

Mädchen, um meinen heiligen Namen zu entweihen.<br />

Und bei allen Altären schlemmen sie auf<br />

den gepfändeten Kleidern und trinken Wein vom<br />

Gelde der Bestraften im Hause ihres Gottes.“ (Amos<br />

2, 7-8). Als Missstände werden benannt Rechtsbeugung,<br />

Korruption, Bereicherung auf Kosten anderer.<br />

Das widerspricht dem Gottes-Recht in Israel.<br />

So ist die Botschaft, die Amos der Oberschicht auszurichten<br />

hat, wenig erfreulich: Weil in Israel Men-<br />

ES STRÖME ABER RECHT WIE WASSER<br />

BIBELMEDITATION FÜR DIE FRAUENARBEIT<br />

schen zu Objekten des <strong>wir</strong>tschaftlichen Aufschwungs<br />

degradiert werden und nicht wahrhaft<br />

Menschen sein können, <strong>wir</strong>d dieser Staat zum Untergang<br />

verurteilt sein. Noch besteht jedoch die<br />

Chance umzukehren: „Suchet mich, so werdet ihr<br />

leben“, heißt es in Amos 5,4, „Hasset <strong>das</strong> Böse und<br />

liebet <strong>das</strong> Gute, richtet <strong>das</strong> Recht auf im Tor“ in<br />

Amos 5,15 oder „Es ströme aber Recht wie Wasser<br />

und Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach“<br />

in Amos 5,24. Amos Eintreten für die Menschenrechte<br />

und seine soziale Anklage bedeuten gleichzeitig<br />

Engagement für Gott und sein Recht. Das<br />

eine ist vom anderen nicht zu trennen.<br />

Recht und Gerechtigkeit<br />

Recht haben und Recht bekommen ist zweierlei,<br />

lautet ein Sprichwort. Ich vermute, <strong>das</strong>s mit Recht<br />

„Recht haben“ gemeint ist und mit Gerechtigkeit<br />

„Recht bekommen“.<br />

Was sagt <strong>das</strong> hebräische Wörterbuch? Das Wort<br />

Recht heißt im Hebräischen Mischpat. Es ist abgeleitet<br />

vom Verb schafat – richten, Recht schaffen<br />

und kann übersetzt werden: 1. Recht im Sinne von<br />

gesetzlich geregelt, 2. Handlung des Richtens,<br />

3. Gerichtsverhandlung oder Rechtssache.<br />

Das Wort Gerechtigkeit heißt im Hebräischen Sedaka.<br />

Es ist abgeleitet vom Verb sadak – gerecht sein,<br />

vollkommen sein und kann übersetzt werden:<br />

1. Gerechtigkeit, 2. <strong>das</strong> Richtige, <strong>das</strong> Gebührende,<br />

3. <strong>das</strong> Recht, <strong>das</strong> jemandem zukommt, 4. <strong>das</strong> rechte<br />

Verhalten von Menschen, <strong>das</strong> von Gott anerkannt<br />

<strong>wir</strong>d, 5. <strong>das</strong> Richtigstellen eines Verhältnisses<br />

(Genugtuung, Rechtfertigung).<br />

Gerechtigkeit gibt es nicht abstrakt, sondern ereignet<br />

sich zwischen Personen: Gerechtigkeit ist also<br />

immer ein Beziehungsgeschehen. Recht und Gerechtigkeit<br />

sind aufeinander bezogen. Recht ist <strong>das</strong><br />

konkrete Gesetz, und Gerechtigkeit meint die Umsetzung<br />

eines Gesetzes: wie Menschen zu ihrem<br />

Recht kommen.<br />

Recht und Gerechtigkeit begegnen als Paar mehrfach<br />

im Amosbuch: „Die ihr <strong>das</strong> Recht in Wermut<br />

verkehrt und die Gerechtigkeit zu Boden stoßt“<br />

(Amos 5,7). Es geht hier nicht um die beglückende<br />

Erfahrung, wie unter Recht und Gerechtigkeit alles<br />

gedeiht. Vielmehr ist der Text eine Forderung, entsprungen<br />

der bedrückenden Erkenntnis, <strong>das</strong>s Recht<br />

und Gerechtigkeit abwesend sind.<br />

Was meint Amos mit Recht und Gerechtigkeit? Zunächst<br />

denke ich an die Thora, an die Gebote, die<br />

den Willen Gottes bekunden und eine gute Lebensordnung<br />

für die Menschen sind. Aber hier ist noch<br />

mehr gemeint: „Recht und Gerechtigkeit gehören<br />

so sehr zu Gott, wie <strong>das</strong> Gesetz vom Sinai Gottes<br />

Gesetz ist. Recht und Gerechtigkeit stehen jedoch<br />

nicht allein für Gottes Anspruch an Israel, sondern<br />

für Gottes Anspruch an die ganze Welt ... Deshalb<br />

zieht Gott Israels Nachbarvölker, die gar nicht an<br />

den Gott Israels glauben, ebenso für ihre Untaten<br />

zur Rechenschaft wie Israel selbst. Gott lässt sich<br />

die Geltung von Recht und Gerechtigkeit nicht<br />

klein machen. Sie sind sein Grundgesetz für die<br />

Welt. Dazu muss man nicht <strong>das</strong> Gesetz vom Sinai<br />

kennen. Im Alten Testament erhebt Gott durch<br />

Recht und Gerechtigkeit Anspruch auf die ganze<br />

Welt – um der Welt willen, zum Wohle der Menschen.“<br />

1<br />

Bilder vom strömenden Wasser (Jesaja 44,3;<br />

48,18.21; Psalm 78,20) und nie versiegenden Bach<br />

deuten darauf hin, <strong>das</strong>s Recht und Gerechtigkeit<br />

nicht nur vom Menschen herzustellende Leistungen<br />

und Gemeinschaftsgüter sind, sondern göttliche<br />

und damit gültige Gaben. Wer in einem orientalischen<br />

Land <strong>das</strong> Recht mit Wasser vergleicht,<br />

stellt sich vielleicht Wüstenland vor. Mittendrin<br />

eine grüne Zone: Da muss Wasser sein. Es ist nicht<br />

anders möglich. Wo Wasser ist, kann sich Leben<br />

entfalten: <strong>das</strong> Recht ist eine Gabe Gottes für <strong>das</strong><br />

Leben. So wurde die Thora auch gefeiert als ein guter<br />

Lebensraum.<br />

Beten und Tun des Gerechten<br />

Der Kontext Amos 5,21-24 ist eine schroffe Kultkritik.<br />

„Ich bin euren Feiertagen gram und verachte<br />

sie und mag eure Versammlungen nicht riechen.<br />

Und wenn ihr mir auch Brandopfer und Speisopfer<br />

opfert, so habe ich keinen Gefallen daran und mag<br />

auch eure fetten Dankopfer nicht an<strong>sehen</strong>. Tu weg<br />

von mir <strong>das</strong> Geplärr deiner Lippen.“<br />

Hier redet Gott unmittelbar. Beklemmend ist die<br />

Botschaft. „Ich hasse.“ „Ich verwerfe.“ Gerade da,<br />

wo Israel Gottes Nähe sucht und hofft – im Gottesdienst<br />

– weist Gott zurück. Gott will sich in den<br />

Gottesdiensten nicht dienen lassen und nicht dienen,<br />

wenn <strong>wir</strong> Gebet und Gebot auseinanderfallen<br />

lassen.<br />

Das bedeutet nicht, <strong>das</strong>s Gott in diesem Text den<br />

Kult, also den Gottesdienst an sich ablehnt. Abgelehnt<br />

aber <strong>wir</strong>d die Trennung von Gebet und Ge-<br />

1 Hermann Spiekermann, in: Bittgottesdienst für den Frieden<br />

in der Welt 2004, Materialien zur Vorbereitung, Hannover<br />

(Kirchenamt der EKD) 2004, S. 25f.


ot. Anders gesagt: Wenn Menschenrechte verletzt<br />

werden und <strong>das</strong> nicht zur Sprache kommt im Gottesdienst<br />

oder diejenigen nicht bekümmert, die<br />

Gottesdienst feiern, dann ist dieser Gottesdienst,<br />

der die Menschenrechte ausblendet, Gott ein Ärgernis.<br />

Recht und Gerechtigkeit sind Gottes ureigene<br />

Sache. Wenn Menschen sich zu Gott bekennen,<br />

dann gehört untrennbar <strong>das</strong> Engagement für die<br />

Menschenrechte dazu. Im Gottesdienst suchen<br />

Menschen Gemeinschaft, Trost, Ermutigung. Es ist<br />

jedoch ein Irrtum zu meinen, der Gottesdienst habe<br />

mit der Welt, in der <strong>wir</strong> leben, nichts zu tun. Gott<br />

will Recht. Gott will, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> Recht schaffen. Gott<br />

liebt Gerechtigkeit, und <strong>das</strong> soll sich zeigen in den<br />

Gottesdiensten, die <strong>wir</strong> feiern.<br />

Glaube meint nie individualistisch <strong>das</strong> Verhältnis<br />

der Seele zu Gott, sondern Glaube geschieht in der<br />

Welt und fragt danach, ob die Welt dem Willen<br />

Gottes entspricht. Frömmigkeit und Ethik sind zwei<br />

Seiten einer Medaille. Dietrich Bonhoeffer hat es in<br />

seiner berühmten Formulierung auf den Gottesdienst<br />

zugespitzt: „Nur wer für die Juden schreit,<br />

darf auch gregorianisch singen.“ 1944 schreibt er<br />

aus dem Gefängnis an sein Patenkind: “... unser<br />

Christsein <strong>wir</strong>d heute nur in zweierlei bestehen: im<br />

Beten und im Tun des Gerechten unter den Menschen.“<br />

2<br />

Amos 5,24 in der Menschenrechts-Tradition<br />

Amos meint, wenn er von Recht und Gerechtigkeit<br />

spricht, nicht nur <strong>das</strong> Gesetz vom Sinai, sondern so<br />

etwas wie allgemeine Menschenrechte, auch wenn<br />

dieser Begriff in der Antike nicht vorkommt. <strong>In</strong> der<br />

Menschheitsgeschichte werden erst seit ca. 50 Jahren<br />

Menschenrechte anerkannt. Sie formulieren<br />

Rechtsansprüche jeder und jedes Einzelnen, die<br />

durch staatliches Recht nicht geleugnet werden<br />

dürfen. Diese Rechte kommen den Einzelnen nicht<br />

kraft der Zugehörigkeit zu einem Staat, einer<br />

Volksgruppe, einem Geschlecht, einer Religion<br />

oder Kultur zu, sondern allein aufgrund des<br />

Menschseins. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte<br />

von 1948 stellt den Grundstein für den<br />

2 Widerstand und Ergebung, Gütersloh, 12. Auflage 1983, S. 152.<br />

internationalen Menschenrechtsschutz dar, auch<br />

für die Frauenrechtskonvention von 1979. Frauen<br />

besitzen ein Recht auf Nicht-Diskriminierung, <strong>das</strong><br />

nunmehr auch einklagbar ist. Ein wichtiger Schritt<br />

in dieser Entwicklung war auch die Weltfrauenkonferenz<br />

in Peking 1995.<br />

Auch die Kirchen haben ihre Verantwortung für die<br />

Menschenrechte erkannt. „Die Mitverantwortung<br />

der Christen für die Ver<strong>wir</strong>klichung der Menschenrechte<br />

hat ihre Grundlage darin, <strong>das</strong>s Gott den<br />

Menschen bedingungslos annimmt, und im Gebot<br />

der Liebe. Aus dieser Erkenntnis ergibt sich der besondere<br />

Auftrag der Kirche zum Einsatz für die<br />

Menschenrechte“, so der damalige Ratsvorsitzende<br />

der EKD, Manfred Kock, 1997. 3<br />

Berühmt geworden ist Amos 5,24 im Kampf gegen<br />

den Rassismus: Martin Luther King hat Amos 5,24<br />

aufgegriffen in seiner Ansprache am 5. Dezember<br />

1955 zum Auftakt des Busboykotts in Montgomery.<br />

Vier Tage zuvor hatte sich die schwarze<br />

Näherin Rosa Parks geweigert, ihren Sitzplatz<br />

für einen Weißen freizumachen. Ihre Festnahme<br />

wurde zur <strong>In</strong>itialzündung für den ein Jahr dauernden<br />

Busboykott. Pfarrer King sagte angesichts des<br />

Kampfes gegen die Rassendiskriminierung: „Sind<br />

<strong>wir</strong> im Unrecht, war Jesus von Nazareth nur ein<br />

utopischer Träumer und ist nie zur Erde gekommen?<br />

Sind <strong>wir</strong> im Unrecht? Ist Gerechtigkeit eine<br />

Farce? Wir sind entschlossen, hier in Montgomery<br />

zu arbeiten und zu kämpfen, bis <strong>das</strong> Recht strömt<br />

wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein<br />

mächtiger Strom!“ („until justice rolls down like<br />

waters and righteousness like a mighty stream!“) 4<br />

Martin Luther King hat Amos ausgelegt für seine<br />

Zeit. Ebenso wie Korruption und Rechtsbeugung<br />

hätte Amos Rassismus oder Sexismus angeprangert.<br />

So könnte Amos 5,24 neu entdeckt werden<br />

von Frauen, denen der Einsatz für die Menschen-<br />

3 Materialien für die Vorbereitung der Friedensdekade 2004,<br />

S. 13.<br />

4 Materialien für die Friedensdekade 2004, dort Bittgottesdienst<br />

für den Frieden in der Welt 2004, S. 36 f.<br />

rechte – also auch für die Geschlechtergerechtigkeit<br />

– eine Glaubensangelegenheit ist. <strong>In</strong> der<br />

Grundordnung der Evangelischen Kirche Berlin-<br />

Brandenburg-schlesische Oberlausitz zum Beispiel<br />

steht die Geschlechtergerechtigkeit im Vorspruch,<br />

also bei den Sätzen, die Bekenntnisrang haben. Damit<br />

ist festgestellt, <strong>das</strong>s die Geschlechtergerechtigkeit<br />

keine Erscheinung des Zeitgeistes ist, sondern<br />

eine theologische Frage.<br />

Für die Arbeit in der Gruppe<br />

Je nach Größe der Gruppe 60-80 Minuten (bei 10<br />

bis ca. 25 Teilnehmerinnen)<br />

Stuhlkreis mit zu gestaltender Mitte; eine Kerze;<br />

gut lesbar für alle die Begriffe „Recht“ und „Gerechtigkeit“;<br />

zweimal der Text Amos 5,24 für alle<br />

gut lesbar; zwei leere A3-Bögen (wo A3 nicht zur<br />

Hand ist, zwei A4-Blätter zusammenkleben); ein<br />

Stift; der Text Amos 5,21-24 für alle (entweder in<br />

der Bibel oder als Kopie); Artikel 1 und 2a der Erklärung<br />

der Allgemeinen Menschenrechte und § 18<br />

aus der Erklärung der Wiener Menschenrechtskonferenz<br />

1993.<br />

Artikel 1: Alle Menschen sind frei und gleich an<br />

Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft<br />

und Gewissen begabt und sollen einander<br />

im Geist der Brüderlichkeit (Geschwisterlichkeit)<br />

begegnen.<br />

Artikel 2a: Jeder hat Anspruch auf die in dieser<br />

Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten,<br />

ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse,<br />

Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion,<br />

politischer oder sonstiger Überzeugung, nationaler<br />

oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt<br />

oder sonstigem Stand.<br />

§ 18: Die Menschenrechte der Frauen und der<br />

minderjährigen Mädchen sind ein unveräußerlicher,<br />

integraler und unabtrennbarer Bestandteil<br />

der allgemeinen Menschenrechte.<br />

Entzünden der Kerze in der Mitte; Begrüßung<br />

Wir wollen uns auf die Bibelarbeit zu Amos<br />

5,24 einstimmen mit dem Lied „Sonne der Gerechtigkeit“<br />

(EG 262) oder „Lass uns den Weg<br />

der Gerechtigkeit gehen“.<br />

(3 Minuten)<br />

Amos 5,24 <strong>wir</strong>d von der Leiterin einmal vorgelesen.<br />

Danach werden in die Mitte die Begriffe Recht und<br />

Gerechtigkeit gelegt sowie die beiden leeren A3-<br />

Bögen.<br />

Ich habe Ihnen die beiden zentralen Begriffe<br />

aus Amos 5,24 aufgeschrieben. Wir wollen<br />

nun zunächst sammeln, was uns zu diesen<br />

beiden Begriffen in den Sinn kommt. Wir beginnen<br />

mit dem Begriff Recht. Bitte sagen Sie,<br />

was Ihnen dazu einfällt: welche Assoziationen,<br />

welche Fragen, welche Sprüche, welche<br />

Bilder – <strong>das</strong>, was bei Ihnen obenauf liegt.<br />

Die Teilnehmerinnen sagen, was ihnen einfällt. Die<br />

Leiterin schreibt alles mit auf einem A3-Bogen.<br />

Zum Begriff Gerechtigkeit <strong>wir</strong>d gesammelt auf dem<br />

anderen A3-Bogen. Vermutlich kommt bei dieser<br />

Sammlung heraus, <strong>das</strong>s Recht so etwas wie Gesetz<br />

ist und Gerechtigkeit die Umsetzung von guten Gesetzen,<br />

also die Beziehung zwischen Menschen<br />

meint. Wenn die Sammlung nicht so recht in Gang<br />

kommen sollte, kann die Leiterin mit dem Sprichwort<br />

„Recht haben und Recht bekommen ist zweierlei“<br />

einen Impuls setzen. Zu erwarten sind dann<br />

allerlei Geschichten von erfahrener Ungerechtigkeit<br />

und unsinniger Bürokratie.<br />

Beide Sammlungen werden am Ende von der Leiterin<br />

noch einmal vorgelesen und in die Mitte gelegt<br />

neben den jeweiligen Begriff – sozusagen als Ergebnissicherung.<br />

(8 Minuten)<br />

Auf dem entstandenen „Begriffsteppich“ <strong>wir</strong>d nun<br />

noch einmal der Text Amos 5,24 vorgelesen und in<br />

die Mitte gelegt.<br />

„Es ströme aber Recht wie Wasser und Gerechtigkeit<br />

wie ein nie versiegender Bach“:<br />

49


50<br />

Welche Vorstellung lösen die Bilder vom Wasser<br />

und vom nie versiegenden Bach bei Ihnen<br />

aus – verbunden mit Recht und Gerechtigkeit?<br />

Kurzer Austausch darüber, eventuell mit dem Hinweis<br />

auf die Bedeutung vom Wasser in der Wüste,<br />

in einem orientalischen Land. Wer von den Frauen<br />

schon einmal in Israel gewesen ist, kennt die Bilder<br />

von den grünen Flecken in der Wüste, die dort entstehen,<br />

wo Wasser ist: Recht und Gerechtigkeit<br />

sind die Bedingungen für gutes Leben.<br />

(5 Minuten)<br />

<strong>In</strong>formationsblock über Amos und seine Zeit:<br />

Amos ist der älteste der uns bekannten<br />

Schriftpropheten. Seine Worte klingen schroff<br />

und schonungslos. Er lebte im achten Jahrhundert<br />

vor Christus in Tekoa – <strong>das</strong> liegt auf einem<br />

Berg, 8 km südlich von Bethlehem. Er war<br />

Viehbesitzer und Maulbeerfeigenzüchter. Israel<br />

ist in dieser Zeit geteilt in ein Südreich und<br />

ein Nordreich. Amos aus dem Süden <strong>wir</strong>d von<br />

Gott als Prophet in <strong>das</strong> Nordreich Israel gesendet.<br />

Hier regiert König Jerobeam II. (782-747<br />

v. Chr.). Das Land erlebt eine <strong>wir</strong>tschaftliche<br />

Blütezeit. Den Reichen geht es so gut wie nie.<br />

Ihr Wohlstand ist jedoch zustande gekommen<br />

durch die Ausbeutung von Menschen. Die<br />

Rechte der Armen, Witwen und Waisen sind<br />

außer Kraft gesetzt. <strong>In</strong> Amos 2,7-8 lesen <strong>wir</strong>:<br />

„Sie treten den Kopf der Armen in den Staub<br />

und drängen die Elenden vom Wege ... Und<br />

bei allen Altären schlemmen sie auf den gepfändeten<br />

Kleidern und trinken Wein vom Gelde<br />

der Bestraften im Hause ihres Gottes.“<br />

Amos sieht Rechtsbeugung, Korruption, Bereicherung<br />

auf Kosten anderer. Das widerspricht<br />

dem Gottes-Recht in Israel. So ist die Botschaft,<br />

die Amos der Oberschicht auszurichten<br />

hat, wenig erfreulich: Dieser Staat <strong>wir</strong>d unter-<br />

gehen, weil die Reichen auf Kosten der Armen<br />

leben, weil Menschen zu Objekten des <strong>wir</strong>tschaftlichen<br />

Aufschwungs degradiert werden.<br />

Noch besteht jedoch die Chance, umzukehren:<br />

„Suchet mich, so werdet ihr leben“, heißt es in<br />

Amos 5,4.<br />

Amos <strong>wir</strong>d sich mit seiner schonungslosen Anklage<br />

kaum Freunde im Nordreich gemacht<br />

haben. Seine Spur verliert sich im Dunkeln;<br />

möglicherweise ist er umgebracht worden wie<br />

viele Propheten nach ihm.<br />

(5 Minuten – eventuell Rückfragen, dann 8 Minuten)<br />

Die Teilnehmerinnen werden gebeten, den Bibeltext<br />

Amos 5,21-24 aufzuschlagen bzw. sie bekommen<br />

eine Kopie des Textes.<br />

Wir wollen nun <strong>sehen</strong>, in welchen Kontext<br />

Amos sein Wort von Recht und Gerechtigkeit<br />

stellt. Bitte lesen Sie den Text jede für sich allein.<br />

Danach wollen <strong>wir</strong> den Text noch einmal<br />

hören.<br />

Alle lesen den Text still für sich. Danach <strong>wir</strong>d eine<br />

Teilnehmerin gebeten, den Text Amos 5,21-24 vorzulesen<br />

bzw. vier lesen je einen Vers.<br />

(5 Minuten)<br />

Gespräch über den Text:<br />

„Tu weg von mir <strong>das</strong> Geplärr deiner Lippen.“<br />

Was Gott hier sagt, ist kaum zu ertragen. Was<br />

meint Gott damit?<br />

Gespräch: Kultkritik – aber nicht Kultkritik an sich,<br />

sondern Kritik an der Auflösung des Zusammenhangs<br />

von Gebet und Gebot. Mögliche Fragen:<br />

1. <strong>In</strong>wiefern lehnt Gott die Gottesdienste ab?<br />

2. Welche Bedingungen nennt Amos für angemessene<br />

Gottesdienste?<br />

3. Was geht uns Amos an? Was könnte Amos<br />

heute bei uns kritisieren?<br />

4. Wie beurteilen Sie den Satz: Die Politik soll aus<br />

dem Gottesdienst herausgehalten werden?<br />

5. Wie beurteilen Sie den Satz: Handeln ist wichtiger<br />

als Beten?<br />

6. Was meint Dietrich Bonhoeffer 1944 mit dem<br />

Satz: Nur wer für die Juden schreit, darf auch<br />

gregorianisch singen?<br />

7. Wo zeigt sich bei uns der Zusammenhang von<br />

Spiritualität und politischem Handeln? (Beispiele:<br />

Weltgebetstag: informiertes Beten, betendes<br />

Handeln; Südfrüchteboykott EFD: Kauft<br />

keine Früchte der Apartheid; Friedensbewegung<br />

in der DDR: Schwerter zu Pflugscharen;<br />

Politisches Nachtgebet)<br />

(20 Minuten)<br />

Amos redet schon über Menschenrechte, auch<br />

wenn der Begriff damals nicht vorkam.<br />

Geistliches und politisches Engagement gehören<br />

zusammen: <strong>In</strong>formation über Amos 5,24 in der Antirassismusbewegung<br />

(Martin Luther King), <strong>In</strong>formation<br />

über die Frauenrechtsbewegung;<br />

<strong>In</strong> die Mitte <strong>wir</strong>d Artikel 1 und 2a der Erklärung der<br />

Menschenrechte und § 18 (gekürzt) der Erklärung<br />

der Wiener Menschenrechtskonferenz gelegt 5 (s.<br />

Seite 49).<br />

Fragen:<br />

1. Wo werden heute Frauenrechte eingeschränkt?<br />

5 Der Paragraph fährt fort: „Die volle und gleichberechtigte<br />

Teilnahme der Frau am politischen, bürgerlichen, <strong>wir</strong>tschaftlichen,<br />

sozialen und kulturellen Leben auf nationaler, regionaler<br />

und internationaler Ebene und die Beseitigung jeder Form von<br />

Diskriminierung aufgrund des Geschlechts sind vorrangige Zielsetzung<br />

der internationalen Gemeinschaft. Geschlechtsspezifische<br />

Gewalt und alle Formen sexueller Belästigung und Ausbeutung,<br />

einschließlich solcher, die auf kulturelle Vorurteile und<br />

den internationalen Menschenhandel zurückzuführen sind, sind<br />

mit der Würde und dem Wert der menschlichen Person unvereinbar<br />

und müssen beseitigt werden. ...“<br />

2. Wo ist unsere Solidarität als Christinnen gefordert?<br />

3. Welche Aktionen wollen <strong>wir</strong> unterstützen?<br />

(15 Minuten)<br />

Der Text Amos 5,24 <strong>wir</strong>d noch einmal vorgelesen.<br />

Die Bibelarbeit <strong>wir</strong>d beendet mit dem Lied zu Amos<br />

5,24 „Recht ströme wie Wasser“.<br />

(5 Minuten)<br />

Dr. Christiane Markert-Wizisla,<br />

Berlin,<br />

Geschäftsführende Pfarrerin<br />

der Ev. Frauen- und Familienarbeit<br />

Berlin-Brandenburg<br />

Aus: Arbeitshilfe zum Weitergeben (ahzw) der Evangelischen<br />

Frauenhilfe 2/2005.<br />

Literaturhinweise:<br />

Marie Theres Wacker, Das Buch Amos, in: Kompendium Fe-<br />

ministische Bibelauslegung, Gütersloh 1998, S. 320-326<br />

Alfons Deissler, Zwölf Propheten. Hosea, Joel, Amos, Leipzig<br />

1985 (Lizenzausgabe DDR)<br />

Bittgottesdienst für den Frieden in der Welt 2004, Materia-<br />

lien zur Vorbereitung, Kirchenamt der EKD, Hannover 2004<br />

Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung, Gütersloh,<br />

12. Auflage 1983


„Das <strong>Licht</strong> Christi scheint auf alle!“<br />

Das macht Mut –<br />

<strong>das</strong> schließt ein, nicht aus –<br />

<strong>das</strong> nimmt mit und lässt nicht stehen!<br />

Eine wunderbar ermutigende Botschaft, die sich<br />

die 3. Ökumenische Versammlung als Leitmotiv für<br />

ihren Weg nach Sibiu erwählt hat. Das <strong>Licht</strong> Christi<br />

scheint auf uns alle. Der helle Schein seiner Gnade<br />

dringt in <strong>das</strong> Leben selbst derer, denen die Sonne<br />

nicht so häufig scheint oder die blind geworden<br />

sind für die Strahlen der Liebe. Dieses <strong>Licht</strong> des lebendigen<br />

Gottes ist stärker als die Dunkelheit der<br />

in Orientierungslosigkeit, Unsicherheit, Verzweiflung,<br />

Not oder Angst gefangenen Seele – es ist ein<br />

<strong>Licht</strong>, <strong>das</strong> Leben verheißt.<br />

Mir als jemandem, der mit vielen Männern innerhalb<br />

und außerhalb unserer Kirche zu tun hat,<br />

scheint es fast so, als sei eben diese Botschaft auch<br />

in besonderer Weise uns Männern zugesagt. Das<br />

<strong>Licht</strong> Christi scheint auch auf uns!<br />

<strong>Licht</strong> Christi<br />

Nun stehen Männer allerdings oft gerade im Schatten<br />

unseres kirchlichen Lebens, vielleicht weil sie<br />

<strong>das</strong> Scheinwerferlicht des bekennenden und aktiven<br />

Christentums eher scheuen – vielleicht aber<br />

auch, weil sie sich von einer Kirche, die in ihren<br />

alltäglichen Kommunikationsformen zunehmend<br />

weiblich geprägt ist, nicht mehr wahrgenommen<br />

fühlen. Frauen sind auf allen Ebenen aktiv, sie geben<br />

der Kirche in vielen verschiedenen Erscheinungsformen<br />

<strong>das</strong> lebendige Antlitz. Männer sind<br />

noch in den Entscheidungsgremien vorhanden, in<br />

den Bereichen, in denen Menschen der Kirche die-<br />

LICHT – WASSER – GEIST<br />

EINE MEDITATION ÜBER MÄNNER UND IHRE SPIRITUALITÄT<br />

nen und in denen Menschen Kirche leben und Kirche<br />

in Anspruch nehmen, werden sie immer häufiger<br />

gesucht.<br />

Wenn man in der kirchlichen Arbeit mit Männern<br />

steht, stößt man oft auf die Schwierigkeiten der<br />

Männer, über Transzendenz, Gott und Glaube<br />

sprechen zu können. Doch diese Schwierigkeit sollte<br />

nicht allzu schnell bewertet werden. Sie ist zunächst<br />

einmal nicht mehr und nicht weniger als der<br />

Beleg für die Tatsache, <strong>das</strong>s sich männliche und<br />

weibliche Lebenswelten unterscheiden. Der Unterschied<br />

in den Erfahrungen von Männern und Frauen<br />

bestimmt auch ihr Verhältnis zu Glaube, Spiritualität<br />

und Transzendenz. Für die Distanz der<br />

Männer gibt es vielschichtige Gründe. Religiöse<br />

Praxis, wie sie durch Kirche, Eltern, Religionsunterricht<br />

oder Jugendgruppe vermittelt <strong>wir</strong>d, ist in ihrer<br />

Wirkung auf Frauen und Männer unterschiedlich.<br />

Männer scheinen schneller geneigt, negative Lebenserfahrungen<br />

und religiöse Prägung in einen<br />

unmittelbaren Zusammenhang zu setzen. Die Folge<br />

ist zumeist der Bruch mit der traditionellen Religion<br />

oder zumindest eine radikale Veränderung<br />

ihrer bisherigen religiösen Lebenswelt. Frauen erweisen<br />

sich an dieser Stelle als weitaus „leidensfähiger“.<br />

Männer mögen, einfach ausgedrückt, im<br />

herkömmlichen kirchlichen Verständnis weniger<br />

religiös erscheinen als Frauen.<br />

Doch <strong>wir</strong> sollten <strong>das</strong> Schweigen der Männer in Fragen<br />

des Religiösen nicht gleichsetzen mit spiritueller<br />

Armut oder Unfähigkeit zur Transzendenz. Viele<br />

Gespräche mit Männern haben uns gezeigt, von<br />

welch tiefer Sehnsucht auch Männer beseelt sind,<br />

Sinn und Orientierung für ihr Leben spirituell zu be-<br />

stimmen. Es gibt viele und gute Gründe dafür, warum<br />

die europäische ökumenische Bewegung der<br />

letzten Jahre auch in hohem Maße eine Frauenbewegung<br />

ist. Die besondere Spiritualität der Frauen<br />

hat ökumenisches Leben an der Basis in Ritus, Liturgie,<br />

Tanz oder Gesang geprägt und bereichert.<br />

Auch Männer sind spirituell kompetent – doch sie<br />

legen hohen Wert darauf, ihre religiösen Erfahrungen<br />

selbst bestimmt zu gestalten und ihnen ihre<br />

eigene männliche Stimme zu geben. Wer solche<br />

Männer-Stimmen hören will, muss ihrer Suche<br />

nach dem Heil ihrer Seele Raum geben – vor allem<br />

aber muss er <strong>wir</strong>klich hören wollen … Es wäre sehr<br />

schön, wenn <strong>wir</strong> den Weg nach Sibiu und darüber<br />

hinaus gemeinsam gehen würden, als Frauen und<br />

Männer in Achtung und Respekt vor dem/der jeweils<br />

„anderen“. Solche Gemeinschaft in der Verschiedenheit<br />

entspricht dem Gebot der Gerechtigkeit<br />

und der Partnerschaft unter denen, auf die <strong>das</strong><br />

<strong>Licht</strong> dessen fällt, der da sagt: „Ich bin <strong>das</strong> <strong>Licht</strong><br />

der Welt“ und die, wie Johannes, zeugen wollen<br />

von diesem <strong>Licht</strong>!<br />

Lebendiges Wasser<br />

Im vergangenen Jahr beging die Männerarbeit der<br />

Ev. Kirche in Deutschland ihren 60. Jahrestag. Das<br />

Bemühen um die Selbstvergewisserung in Verantwortung<br />

vor der Tradition und im Bewusstsein der<br />

Notwendigkeit des Aufbruches stand unter dem<br />

Bibelwort eben dieses Johannes, bei dem es im<br />

7. Kapitel, Vers 37-39 heißt:<br />

„Aber am letzten Tag des Festes, der der höchste<br />

war, trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der<br />

BIBELARBEITEN –<br />

MEDITATIONEN<br />

komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie<br />

die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen<br />

Wassers fließen. Das sagte er aber von<br />

dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn<br />

glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn<br />

Jesus war noch nicht verherrlicht.“ (Joh 7,37-39)<br />

Dieser Text steht in thematischem Zusammenhang<br />

mit dem jüdischen Laubhüttenfest, in dessen Mittelpunkt<br />

eine Wasserprozession der Priester steht<br />

und <strong>das</strong> ein Fest der Lebensfreude ist. <strong>In</strong> Anknüpfung<br />

an die Tradition dieses Festes ruft Jesus alle<br />

die auf, denen es nach Leben dürstet, sie mögen<br />

kommen und diesen Durst stillen. Der Geist des<br />

bejahenden Lebens <strong>wir</strong>d in der Metapher des lebendigen<br />

Wassers zum Bild für die Sehnsucht nach<br />

gelingendem Leben in der Gemeinschaft mit und<br />

im Glauben an die Quelle des Lebens selbst: Jesus<br />

Christus.<br />

Mit den „Strömen lebendigen Wassers“ beschreibt<br />

Jesus in diesem Wort von Johannes die Wirkung<br />

des Geistes Gottes in Menschen, die sich vom<br />

Glauben an Jesus Christus anstecken lassen. Er tut<br />

dies mit einem sehr starken Bild, <strong>das</strong> uns sofort an<br />

die Natur, an Flüsse und Wasserfälle denken lässt.<br />

Aber entspricht <strong>das</strong> auch der Realität? Erfahren<br />

Menschen in der Begegnung mit uns Christen und<br />

unserem Glauben denn tatsächlich etwas von dem<br />

Geschmack frischen Wassers und erleben sie seine<br />

Wirkung als die Energie eines lebendigen Stromes?<br />

Männer sind von diesem Bild zunächst einmal sehr<br />

angetan. Das entspricht ihrem starken Bezug zwischen<br />

Spiritualität und Natur, Kontemplation und<br />

Kampf. Ich habe zum Männersonntag 2006 mit<br />

51


52<br />

Männern einen Gottesdienst zu dieser Bibelstelle<br />

gestaltet. Die Männer, die diesen Gottesdienst<br />

vorbereitet haben, schauten sich einige Wochen<br />

vorher dazu einen Film an, in dem dieses Bild von<br />

den Strömen des lebendigen Wassers sehr anschaulich<br />

und erfahrungsnah umgesetzt <strong>wir</strong>d. Es<br />

handelt sich um den oscarprämierten Film „The<br />

Mission“ aus den 80er Jahren mit Robert de Niro<br />

und Jeremy Irons in den Hauptrollen. Der Film führt<br />

in entlegene Gebiete des Lebens: im äußeren Sinne<br />

in <strong>das</strong> Grenzgebiet Brasilien, Argentinien, Paraguay<br />

und an die gewaltigen Wasserfälle von Iguassu;<br />

im inneren Sinne führt er in die entlegenen Regionen<br />

der Seele, er stellt die Frage nach befreitem<br />

Leben, <strong>das</strong> aus der Lösung von falschen Bindungen<br />

und der Last unverarbeiteter Vergangenheit erwächst:<br />

„Der Film erzählt die Geschichte eines Sklavenjägers<br />

und Brudermörders; er hat die Ureinwohner<br />

oberhalb des Wasserfalles gejagt und nach Europa<br />

verkauft, und er hat in einem Anfall von rasender<br />

Eifersucht seinen eigenen Bruder erstochen. Zuerst<br />

sucht er für sein böses Tun selbst eine angemessene<br />

Strafe, er hungert, er schweigt, er will sterben.<br />

Aber wie immer im Leben, wenn <strong>wir</strong> zugleich Richter<br />

und Angeklagte zu sein versuchen, misslingt<br />

diese Bußübung; Selbsterlösung ist auch in strafender<br />

Gestalt nicht möglich.<br />

Schließlich findet endlich ein Jesuitenpater Zugang<br />

zu seiner Seele; und er legt ihm eine andere Buße<br />

auf: Der Brudermörder muss ein riesiges Netz hinter<br />

sich herziehen, die Wasserfälle des Iguassu hinauf,<br />

bis zu den <strong>In</strong>dianern, die er einst jagte; die<br />

Ströme des lebendigen Wassers sind hier zu gewaltigen<br />

Kräften geworden. <strong>In</strong> dem großen Netz ist<br />

sein altes Leben: er zieht alle <strong>In</strong>signien seines vergangenen<br />

Lebens hinter sich her, seine Rüstung,<br />

seinen Panzer, sein Schwert, seine Pistole und sein<br />

Helm zerren und ziehen an ihm, wollen ihn zurückreißen<br />

und festhalten am Boden unterhalb der<br />

Wasserfälle. Und niemand darf ihm helfen, keiner<br />

aus dem Kreis der Jesuiten darf anfassen, keiner<br />

darf <strong>das</strong> Gewicht erleichtern.<br />

Dann, oben auf dem Hochplateau angekommen,<br />

begegnet er den <strong>In</strong>dianern, die ihn als den ehemaligen<br />

Sklavenjäger wieder erkennen. Einer von ihnen<br />

zieht ein Messer, rennt auf den ehemaligen<br />

Sklavenjäger zu und – befreit ihn von dem Netz seines<br />

alten Lebens. Es sind die Opfer, die ihm ein<br />

neues, befreites Leben schenken.“ 6<br />

Das Bild des lebendigen Wassers symbolisiert Gottes<br />

Geist, „der die Menschen durchströmt – den<br />

Geist Jesu Christi, den Geist der Auferstehung, des<br />

Anbruchs eines neuen Lebens. Das Wasser ist reinigend<br />

und klärend, aber auch mitreißend und begeisternd.“<br />

7 Es steht für eine Bejahung des Lebens<br />

und somit für <strong>das</strong> Abenteuer Glaube und <strong>das</strong> Projekt<br />

Gemeinschaft. Christus selbst ist die Quelle<br />

dieser Lebensenergie, die auf die Menschen übergeht,<br />

sie erlöst und sie von dieser Erlösung zeugen<br />

lässt. Die Energie des lebendigen Wassers setzt<br />

Menschen in Bewegung – in Bewegung aufeinander<br />

zu! Wenn Menschen – vor allem die skeptischen<br />

Männer – bei Christen, denen sie begegnen,<br />

diese Energie spüren, wenn sie die Bereitschaft zu<br />

offenem Gespräch und respektvollem Austausch<br />

der gegenseitigen Erfahrungen erleben, dann werden<br />

sie etwas schmecken können von dem lebendigen<br />

Wasser dieser Quelle und ihrer heilenden Wirkung.<br />

Geist des Heiligen<br />

Die Zeit zwischen Ostern und Weihnachten <strong>wir</strong>d<br />

vielfach in unserer Gesellschaft als eine Zeit des<br />

kirchlichen Alltags wahrgenommen, die rituellen<br />

Höhepunkte des Weihnachts- und Osterfestes sind<br />

vorbei – Pfingsten? Ein Frühsommerfest für Fami-<br />

6 Vgl. Thies Gundlach, „Ströme lebendigen Wassers – wo<br />

Glaube und Freiheit wachsen…“, Predigt zum Männersonntag<br />

2006, in: Arbeitsgemeinschaft der Männerarbeit der EKD,<br />

Werkheft zum Männersonntag, Kassel 2006.<br />

7 Zur Exegese des Johannestextes vgl. auch Klaus Schäfer,<br />

„Schmeckt wie köstlich und erquickend…“, Textmeditation<br />

zu Joh 7,38b, ebd.<br />

lien … Der Heilige Geist – eine vergessene Seite<br />

Gottes? 8<br />

Jenes Bild vom lebendigen Wasser beschreibt eine<br />

neue Qualität des Geistbegriffes – es führt weg von<br />

der Vorstellung eines lauen Lüftchens, oder beschaulicher<br />

Pietät. Der Geist <strong>wir</strong>d zur verändernden<br />

Kraft. <strong>In</strong> der Pfingstgeschichte geht diese Kraft auf<br />

die Menschen über, sie werden „begabt“ mit einer<br />

Dynamik, die nach Frei- und Umsetzung drängt.<br />

Eine Kraft, die gerade in den Phasen des Alltages<br />

motivieren kann und zu neuer Energie gelangen<br />

lässt.<br />

Nun wissen <strong>wir</strong> aus unseren Studien allerdings,<br />

<strong>das</strong>s Männer in der säkularen Welt längst begonnen<br />

haben, die Präsenz dieser Kraft in ihrem persönlichen<br />

Glauben, in der Religion und vor allem in<br />

der <strong>In</strong>stitution Kirche zu hinterfragen. Auf ihrer<br />

Suche nach Sinn und Orientierung in ihrem Leben<br />

räumen sie der Kirche kaum noch Kompetenz ein.<br />

Als moralische und sinngebende <strong>In</strong>stanz hat sie<br />

ihre Bedeutung eingebüßt. Und doch suchen die<br />

Männer nach Freiräumen und Orientierungen, in<br />

denen sie ihr Leben mündig gestalten können. Ihre<br />

Suche richtet sich dabei sowohl auf die Antworten<br />

hinsichtlich ihrer Lebensfragen wie zugleich auf<br />

Begleitung und spirituelle Heimat.<br />

Gerade hier ist die Kraft des neuen Geistes gefragt.<br />

Eines Geistes, der sich im Leben Christi offenbart<br />

und in seiner Heiligkeit Orientierung gibt für <strong>das</strong><br />

Leben. Ein solcher Geist lässt in dem Menschen<br />

Jesu Gottes Macht offenbar werden – in ihm, dem<br />

Zweifel, Angst, Not und Leid selbst nicht fremd waren.<br />

Doch zugleich eröffnet sich in dieser Menschwerdung<br />

Gottes der Blick auf <strong>das</strong> Leben, auf Gerechtigkeit,<br />

auf Liebe und Barmherzigkeit. Unser<br />

Glaube ist von solchem Geist beseelt und deshalb<br />

hält er Antworten bereit auf die Fragen, die <strong>das</strong> Leben<br />

stellt – auch die Fragen der Männer an ihn<br />

8 Vgl. Martin Hochholzers Meditationen zu Himmelfahrt und<br />

Pfingsten, in: T. Kugler/M. Hochholzer (Hg.), Werkbuch Männerspiritualität.<br />

Impulse, Bausteine, Gottesdienste im Kirchenjahr,<br />

Freiburg 2007.<br />

selbst. Es ist ein Geist des Diskurses, der Reflexion<br />

und des Respekts. Im Hören des Evangeliums Jesu<br />

Christi und in der Auseinandersetzung mit ihr erschließen<br />

sich der Freiraum und Halt, den auch<br />

Männer für ihr Leben brauchen:<br />

„Jesu Leben bringt <strong>das</strong> Heil, <strong>das</strong> von Gott kommt<br />

zu den Menschen in die Welt, damit sie heil <strong>wir</strong>d<br />

und mit ihr alle Menschen Heilung erfahren. Jesus<br />

macht den Menschen deutlich: Gott begleitet euch,<br />

er ist bei euch. Das ist der Anfang der einzigartigen<br />

Geschichte der Begegnung von Glaube und Freiheit,<br />

oder vom Suchen und Finden und von Freiraum<br />

und Halt. Die Suche geschieht nicht ohne Ziel<br />

und Orientierung. Sie folgt den Spuren, die aus der<br />

Bibel zu uns führen. Die Spuren stehen dabei nicht<br />

für ein Dogma, sondern für einen lebendigen Menschen.“<br />

9<br />

Für diese Geschichte Gottes mit den Menschen gilt<br />

eben gerade, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> nicht an sie glauben müssen,<br />

sondern <strong>das</strong>s sie selbst den Glauben weckt – <strong>das</strong>s<br />

ihr Geist <strong>wir</strong>ksam <strong>wir</strong>d! Gott hat von Beginn an<br />

den Dialog mit den Menschen gesucht. Diesen besonderen<br />

Charakter unseres Glaubens müssen <strong>wir</strong><br />

die Männer spüren lassen, indem <strong>wir</strong> selbst den<br />

Dialog mit ihnen führen. Wenn <strong>wir</strong> im Wissen um<br />

unsere jeweils eigene Unvollkommenheit und in<br />

Anerkennung der Erfahrungen des anderen vom<br />

Glauben reden und ihn leben, dann werden <strong>wir</strong><br />

auch von den Männern verstanden und ernst genommen.<br />

Was als gemeinsame Suche nach den<br />

Antworten auf die Fragen nach der Wahrheit beginnt,<br />

<strong>wir</strong>d sich so im Gegenüber vollenden. 10<br />

Der Ursprung des Dialoges Gottes mit den Menschen<br />

ist seine Liebe. Wir sollten uns vom Geist dieser<br />

heiligen Liebe anrühren lassen und sie zur<br />

Grundlage des Umganges mit unseren spirituellen<br />

Erfahrungen und Bedürfnissen machen: in strittigem<br />

Diskurs aber auch in notwendiger Achtsam-<br />

9 Gerd Kiefer, Wie missionarisch kann und darf Männerarbeit<br />

sein? in: Werkheft zum Männersonntag, a. a. O.<br />

10 Ebd.


keit! Denn <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> Christi leuchtet auf uns alle. Es<br />

ist <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> Gottes für die Welt, in dessen Schein<br />

sich Freiheit und Verantwortung als Strahlen seiner<br />

Liebe brechen.<br />

Material<br />

<strong>In</strong> mir ist es finster<br />

Gott, zu dir rufe ich in der Frühe des Tages.<br />

Hilf mir beten<br />

Und meine Gedanken sammeln zu dir;<br />

Ich kann es nicht allein.<br />

<strong>In</strong> mir ist es finster,<br />

aber bei dir ist <strong>das</strong> <strong>Licht</strong>;<br />

ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht;<br />

ich bin kleinmütig, aber bei dir ist die Hilfe;<br />

ich bin unruhig, aber bei dir ist der Friede;<br />

in mir ist Bitterkeit, aber bei dir ist die Geduld;<br />

ich verstehe deine Wege nicht,<br />

aber du weißt den Weg für mich.<br />

Amen<br />

Dietrich Bonhoeffer<br />

(aus: Widerstand und Ergebung)<br />

Dort hatten sie kein elektrisches <strong>Licht</strong><br />

So las ich im <strong>Licht</strong> einer matten Kerze,<br />

ins Bett verkrochen,<br />

was zum Lesen zur Hand war –<br />

die Bibel auf Portugiesisch (wie seltsam!), für Protestanten<br />

bestimmt.<br />

Und wieder las ich den „Ersten Brief an die Korinther“.<br />

Die übergroße Stille dieser Nacht auf dem Lande<br />

<strong>wir</strong>kte widersprüchlicher Weise laut,<br />

brachte mich an den Rand der Tränen vor Trostlosigkeit.<br />

Der „Erste Brief an die Korinther“.<br />

Ich las ihn erneut im <strong>Licht</strong> einer Kerze, die plötzlich<br />

uralt schien,<br />

und ein großes Gefühlmeer rauschte in mir …<br />

Ich bin nichts …<br />

Eine Einbildung bin ich…<br />

Was will ich denn überhaupt von mir und von den<br />

Dingen<br />

auf dieser Welt?<br />

„Und hätte der Liebe nicht“ …<br />

Das erhabene <strong>Licht</strong> entsendet, von der Höhe der<br />

Zeiten,<br />

die große Botschaft, die der Seele die Freiheit<br />

schenkt …<br />

„Und hätte der Liebe nicht“ …<br />

O Gott, und ich habe die Liebe nicht! …<br />

Fernando Pessoa<br />

(zitiert nach: M. Rosowski/A. Ruffing (Hg.),<br />

Krafträume. Gedanken und Gebete für Männer,<br />

Kevelaer 2006)<br />

Martin Rosowski,<br />

Kassel,<br />

Geschäftsführer der Männerarbeit der EKD<br />

und Generalsekretär des<br />

<strong>Europäische</strong>n Forums Christlicher Männer<br />

Körperübung<br />

• Ich stehe. Hole vor mein geistiges Auge Bilder vom Kommen. Wer ruft mich? Wer will mich? Kann ich gehen?<br />

Was hält mich immer wieder fest? Sicherheitswahn? Erfolg im Beruf? Mutlosigkeit?<br />

• Ich straffe meinen Körper: Stehe fest auf beiden Füßen. Belaste abwechselnd den rechten und linken Fuß.<br />

Spüre in meinen Rücken hinein. Meditiere wieder, was mich festhält zu gehen.<br />

• Stricke ziehen mich nach hinten. Ich benenne still diese. Gehe ins Hohlkreuz im Wechsel mit dem Katzenbuckel.<br />

Ziehen und entlasten, immer im Wechsel. Bis ich weich bin.<br />

• Ich bewege meinen Kopf, nach rechts und links. Vorsichtig. Schaue über meine Schultern. Was hält mich<br />

dort? Wen oder was sehe ich da. Ich benenne auch <strong>das</strong> still.<br />

• Wer schaut alles auf mich. Ich benenne Traditionen, Erziehung, Eltern, Karrieredruck...<br />

• Meine Stimme bekommt Nachdruck. Wenn ich will, rufe ich <strong>das</strong>, was mich hält, immer lauter aus. So laut<br />

wie ich es will.<br />

• Endlich, wenn ich freier bin, in Stimme und Haltung, wage ich einen Schritt nach vorne – ich meditiere dabei<br />

Menschen, Situationen, denen ich vertraue und die mich bitten zu kommen.<br />

• Ich setze – so wie ich kann – entschlossen oder vorsichtig – entschlossen – einen Schritt nach vorne oder<br />

zwei....<br />

• Die Stricke im Rücken, die kontrollierenden Blicke links und rechts zerreißen. Ich straffe mich, bin frei und<br />

mache weitere klare Schritte nach vorne.<br />

• Meine Sinne gehen zu dem hin, dem ich vertraue.<br />

• Weiter mache ich erhobenen Hauptes klare Schritte nach vorne.<br />

• Habe ein klares Ziel vor Augen. Benenne es stumm oder auch laut, wenn ich es will.<br />

• Ich bleibe stehen, wo es mir gefällt. Genieße die Freiheit.<br />

• Und schaue nicht zurück.<br />

Eckhard Käßmann (aus: Werkheft zum Männersonntag 2006)<br />

53


54<br />

BIBELARBEITEN –<br />

MEDITATIONEN<br />

Eine Gemeindeveranstaltung<br />

Dieser Entwurf kann in der Gemeinde für eine Veranstaltung<br />

etwa im Rahmen der Frauenhilfe, des<br />

Kirchenvorstandes, des Gemeinderates, des Presbyteriums,<br />

des Seniorenkreises, der Erwachsenenbildung,<br />

eines Hauskreises oder auch der Jugendarbeit<br />

verwendet werden. Die Texte sind als Impuls<br />

gedacht, Themen des eigenen individuellen<br />

Glaubensweges, der Gemeinde und der Ökumene<br />

unter dem Aspekt „Ver<strong>wir</strong>klichung“ anzuschauen.<br />

Das Wort Ver<strong>wir</strong>klichung ist hier verstanden wie in<br />

Hebräer 11,1. Dort <strong>wir</strong>d der Glaube als eine „Ver<strong>wir</strong>klichung“<br />

dessen beschrieben, was Christen<br />

und Christinnen erhoffen. Die Hoffnung des christlichen<br />

Glaubens richtet sich einerseits auf <strong>das</strong>, was<br />

dem glaubenden Menschen verheißen ist: Ewiges<br />

Leben, Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit. Andererseits<br />

richtet sich aber die Hoffnung des christlichen<br />

Glaubens auch auf eine lebendige Person:<br />

Jesus Christus. Daher ist <strong>das</strong> Glaubensleben in die<br />

Dynamik der Liebe zwischen Gott und Mensch gestellt.<br />

Das ist nichts Statisches. Gerade deshalb<br />

<strong>wir</strong>d die <strong>Dritte</strong> <strong>Europäische</strong> Ökumenische Versammlung<br />

auch als Pilgerweg beschrieben.<br />

Glaubende Menschen erleben den Verlauf ihres<br />

Weges mit Gott, ähnlich wie die Menschen der<br />

Bibel als Wanderung durch Berg und Tal. Im Nachdenken<br />

über diesen Weg sollen die angegebenen<br />

und abgedruckten Texte behilflich sein, der<br />

Ver<strong>wir</strong>klichung sowohl der persönlich individuellen<br />

aber auch der gemeindlich-kirchlichen und der<br />

ökumenischen Glaubenshoffnungen nachzugehen.<br />

PILGERWEGE – GLAUBENSWEGE<br />

Biblische Zugänge<br />

Psalm 121<br />

Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.<br />

Woher kommt mir Hilfe?<br />

Meine Hilfe kommt vom Herrn,<br />

der Himmel und Erde gemacht hat.<br />

Er <strong>wir</strong>d deinen Fuß nicht gleiten lassen,<br />

und der dich behütet, schläft nicht.<br />

Siehe, der Hüter Israels schläft und schlummert<br />

nicht.<br />

Der Herr behütet dich;<br />

der Herr ist dein Schatten über deiner rechten<br />

Hand,<br />

<strong>das</strong>s dich des Tages die Sonne nicht steche<br />

noch der Mond des Nachts.<br />

Der Herr behüte dich vor allem Übel, er behüte<br />

deine Seele.<br />

Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang<br />

von nun an bis in Ewigkeit!<br />

Weitere Texte zur Lektüre, die <strong>das</strong> Bild von Berg<br />

und Tal aufnehmen:<br />

Mose auf dem Sinai: Exodus (2. Mose)<br />

19,1 – 20,26<br />

Elija am Horeb: 1. Könige 19, 1 – 15<br />

Das finstere Tal: Psalm 23<br />

Der kommende Trost: Jesaja 40, 1 – 5<br />

Die Gnadenzeit Gottes: Jeaja 54, 5 – 10<br />

Die Verklärung Jesu: Markus 9, 2 – 13<br />

Die Kreuzigung Jesu: Matthäus 27, 31 – 66<br />

Die Himmelfahrt: Apostelgeschichte 1,1 – 14<br />

Anregungen für <strong>das</strong> Gespräch<br />

Wählen Sie sich einen Text aus!<br />

Wie <strong>wir</strong>d Berg bzw. Tal in dem Text beschrieben?<br />

Wofür stehen Berg und Tal?<br />

Welche Aussagen erhalten <strong>wir</strong> über die Menschen<br />

auf dem Berg/im Tal?<br />

Welche Aussagen für den Glauben – zum Glauben<br />

werden in dem Text gemacht?<br />

Welchem Text fühlen Sie sich besonders verbunden?<br />

Und warum?<br />

Das Phasen-Modell von James Fowler<br />

Das Leben des Christen verläuft nicht linear gradlinig,<br />

sondern ist einer Dynamik unterworfen, wie<br />

sie sich nur in einer Beziehung ausweiten kann.<br />

Die Bibel spricht in vielen Bildern davon. Die Apostel<br />

und die Jüngerinnen und Jünger Jesu haben<br />

dieses Auf und Ab erlebt. Aber nicht nur die. Auch<br />

von den Menschen aus dem Alten Testament sind<br />

die Höhen und Tiefen eines Glaubenslebens bekannt.<br />

Der englische Schriftsteller, James Fowler, beschreibt<br />

in seinem Buch „Stufen des Glaubens“<br />

aus seiner Sicht, wie Menschen, aber auch die<br />

Gesellschaften, die sie bilden, sich verändern. <strong>In</strong><br />

seinem Buch spricht J. Fowler von 6 Stadien, in denen<br />

<strong>das</strong> Leben eines Christen und auch einer Gemeinde<br />

(bzw. einer Kirche) verlaufen kann. Es ist<br />

klar, <strong>das</strong>s es dabei um erwachsene Menschen geht,<br />

auch wenn die ersten beiden Stadien als durch ein<br />

eher kindliches Verständnis von Gott geprägt, beschrieben<br />

werden.<br />

Es beginnt im Tal. Für den Menschen in der Phase 1<br />

nach Fowlers Stadien, ist Gott nicht fassbar. Er ist<br />

ein „Etwas“, was man nicht <strong>wir</strong>klich benennen<br />

kann, und doch beschreibt man es irgendwie. Das<br />

geschieht aber eher unbeholfen an Hand von Wörtern<br />

oder Sätzen, die man aus dem Fern<strong>sehen</strong>, aus<br />

der Schule, aus der Zeitung oder wo auch immer<br />

her aufgeschnappt hat.<br />

<strong>In</strong> der Phase 2 geht man aber schon etwas weiter.<br />

Nach Fowler fangen Menschen in der Phase 2 an,<br />

die Geschichten und den Glauben der Gemeinschaft,<br />

in der sie aufgewachsen sind oder zu der<br />

sie gehören, anzunehmen. Man ist in der Lage, den<br />

Glauben in Geschichten zu verstehen aber auch<br />

zu erzählen. Es ergibt sich etwas wie eine eigene<br />

Identifikation mit dem Erleben der eigenen Geschichte.<br />

Nun geht es hinauf auf den Berg – zu<br />

Phase 3.<br />

Die Phase 3 ist die, in der viele Christen und Gemeinden<br />

(auch Kirchen) ein erstes lokales Maximum<br />

– einen ersten Gipfel – erreicht haben. Sie<br />

fühlen sich auf dem Berg – sie sind für sich auf dem<br />

Zenit der Erkenntnis. Deswegen ist für viele Erwachsene<br />

genau <strong>das</strong> der permanente Ort eines<br />

inneren Gleichgewichts. „Hier ist gut Hütten bauen“<br />

(Markus 9). Doch genau dort kann der Einzelne<br />

aber dem Trugschluss erliegen, <strong>das</strong>s von nun an<br />

jede Veränderung im Glauben unnötig sei. An diesem<br />

Punkt finden es Menschen sehr wichtig, Teil<br />

einer Gemeinschaft oder einer festen Gruppe zu<br />

sein. Menschen, die sich hier verankern, beschreibt<br />

Fowler als Menschen, die mitunter dazu neigen<br />

können, auf externe Autoritäten zu verweisen, und<br />

sie sind oft nicht in der Lage zu erklären, woher sie


wissen, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> wahr ist, was sie glauben. Man<br />

hört oft: „Das steht so in der Bibel“ oder „Der Pfarrer<br />

sagt <strong>das</strong> so“.<br />

Viele Christen, vor allem in der Großkirche, haben<br />

sich aus dieser Phase 3 verabschiedet und fortbewegt<br />

und sind in Phase 4 angekommen. Runter<br />

von der Höhe, wieder hinab in <strong>das</strong> Tal. Hier hinterfragen<br />

Menschen die Glaubensüberzeugungen,<br />

Lehren und Praktiken ihrer Gemeinde und Kirche.<br />

Ein Verlust von Unschuld setzt ein, und es wächst<br />

die Erkenntnis, <strong>das</strong>s die Wahrheit komplexer ist, als<br />

bisher angenommen. Es geht darum, unter den <strong>In</strong>halten<br />

des althergebrachten Glaubens die <strong>wir</strong>kliche<br />

Vielschichtigkeit Gottes zu erahnen. Menschen<br />

in dieser Phase können sich und anderen in bestimmten<br />

Gruppen <strong>das</strong> Leben sehr schwer machen.<br />

Nicht zuletzt, weil sie auch unter der Einsamkeit<br />

leiden, die mit der Phase 4 einhergehen kann.<br />

Denn sie wollen nicht – im Gegensatz zum Stadium<br />

3 – ein Teil der „Clique“ sein. Daher sind<br />

Menschen in Phase 4 für Kirchen und Gemeinden,<br />

die in Phase 3 stehen geblieben sind, oftmals untragbar.<br />

Aber auch eine Kirche oder Gemeinde, die<br />

sich nicht ändert, <strong>wir</strong>d für diese Menschen untragbar,<br />

und nicht selten verlassen sie sie daher ganz.<br />

Phase 4 kann man mit dem unumgänglichen Abstieg<br />

vom Gipfel der Phase 3 deuten. Es geht hinunter<br />

in <strong>das</strong> Tal. Einsamkeit, die Identitätsfrage<br />

und die Frage nach der Wahrheit werden existenziell.<br />

Johannes vom Kreuz nennt diesen Abstieg<br />

„Die dunkle Nacht der Seele“. Das beschreibt einen<br />

harten und schmalen Weg. Doch alle Großen<br />

im Glauben – sind es die biblischen Zeugen oder<br />

die heiligen Männer und Frauen der Kirche – beschreiben<br />

genau diesen Abstieg einstimmig als wesentlichen<br />

Teil des Weges, der zu einem reifen<br />

Glauben führt. Nur wer die Dunkelheit und die<br />

Schwierigkeiten durchlebt hat, hat überhaupt die<br />

Chance die Phase 5 zu erreichen. Doch Vorsicht:<br />

Die Phase 4 kann auch zu einer überkritischen Phase<br />

3 erstarren. Das Ziel ist nicht die Kritik, <strong>das</strong> Ziel<br />

ist Christus.<br />

Fowler spricht nun davon, <strong>das</strong>s die Phase 5 die<br />

Phase der Demut ist. Das scheint sich zunächst mit<br />

dem zu widersprechen, <strong>das</strong>s Phase 5 wiederum<br />

eine Höhe ist. Ein neues lokales Maximum. Doch<br />

die vorlaute Überheblichkeit aus Stadium 3 ist<br />

nicht mehr zu hören. Es ist die Zeit, in der zwar<br />

noch nicht die Fragen und die Kritik aus Phase 4<br />

völlig verschwunden sind, aber der Mensch ist in<br />

der Lage, Spannungen auszuhalten und Gottes Geheimnisse<br />

stehen zu lassen, so<strong>das</strong>s sie geheimnisvoll<br />

bleiben. Während die Höhe des Berges in Phase<br />

3 recht eindimensional und manchmal plump<br />

daher kommt, so ist der Berg der Phase 5 der Ort,<br />

wo der Glaube schon eine zweite Naivität erlangt,<br />

aber auch die Wahrheit in ihrem Reichtum nicht als<br />

Gefahr, sondern als Geschenk verstanden <strong>wir</strong>d. <strong>In</strong><br />

diesem Stadium wächst eine neue Bereitschaft,<br />

sich zu beteiligen und Gemeinde mit zu bauen.<br />

Wenn <strong>das</strong> – die Phase 5 – auch noch nicht der<br />

höchste aller Berge ist, sozusagen der Berg der<br />

Himmelfahrt, so ist zumindest der Anfang eines<br />

neuen Anfangs getan, der diesmal aber die Einsicht<br />

beinhaltet, <strong>das</strong>s noch einige Täler und Berge zu bewältigen<br />

sind.<br />

Die Phase nach der 5., so stellt Fowler klar, <strong>wir</strong>d<br />

wohl eher selten, wenn überhaupt, vor dem mittleren<br />

Lebensalter erreicht. Denn schließlich sind<br />

dieser Phase 6 Menschen wie Nikolaus Graf von<br />

Zinzendorf, Dietrich Bonhoeffer, Martin Luther<br />

King, Mutter Teresa, Frère Roger von Taizé, Patriarch<br />

Athanagoras oder Papst Johannes Paul II. zuzuordnen.<br />

Diese Menschen sind nicht vollkommen<br />

gewesen, <strong>das</strong> behauptet niemand. Aber sie stellten<br />

eine Bedrohung für die festgelegten Standards von<br />

Gerechtigkeit, Klugheit, politischer und ökumenischer<br />

Korrektheit dar. So ist die Phase 6 auch eine<br />

der menschlichen Einsamkeit, des Unverstandenseins<br />

– und der Verlassenheit. Aber die Menschen<br />

in dieser Phase haben die zwanghafte Fixierung<br />

auf <strong>das</strong> Überleben, die Sicherheit und die Anerkennung<br />

anderer durchbrochen. Sie leben in alleiniger<br />

Anhängigkeit zu Christus. Und es sollte deutlich<br />

gesagt werden: Nicht viele schaffen es, bis in dieses<br />

Stadium zu kommen.<br />

Soweit die Gedanken des Pädagogen aus England.<br />

Für <strong>das</strong> folgende Gespräch sind verschiedene Möglichkeiten<br />

gegeben. Dass die vorgestellten Phasen<br />

leicht auf <strong>das</strong> individuelle Leben schon beim ersten<br />

Hören angelegt werden, ist verständlich. Bei den<br />

durchaus persönlich gelagerten Gesprächen ist es<br />

wichtig, darauf zu achten, <strong>das</strong>s die Gesprächsatmosphäre<br />

nicht in ein urteilendes oder gar verurteilendes<br />

Polemisieren abrutscht. Diese Gefahr besteht!<br />

Vielmehr sollte <strong>das</strong> Gespräch so geführt<br />

werden, <strong>das</strong>s die eigene Glaubenshaltung und die<br />

Situation in der Gemeinde in den Blick genommen<br />

werden.<br />

Es wäre möglich, einen Dreiklang des Nachdenkens<br />

zu vollziehen.<br />

1) Persönlich-individuell<br />

a) Leuchtet Ihnen <strong>das</strong> Modell der beschriebenen<br />

Phasen ein?<br />

b) <strong>In</strong> welcher Phase befinden Sie sich wohl<br />

gerade?<br />

c) Welche Phase weckt bei Ihnen die meisten<br />

Fragen?<br />

d) Wie würden Sie Ihren Weg mit Bergen und<br />

Tälern beschreiben?<br />

e) Kennen Sie Bilder – ja Vorbilder im Glauben?<br />

Was beeindruckt Sie an den Vorbildern?<br />

f) Was verstehen Sie für sich unter „Ver<strong>wir</strong>klichung“<br />

im Glauben?<br />

2) Gemeindlich-lokal<br />

a) <strong>In</strong> welcher Phase würden Sie Ihre Gemeinde<br />

<strong>sehen</strong>?<br />

b) Wo <strong>sehen</strong> Sie Stärken in Ihrer Gemeinde,<br />

was gefällt Ihnen besonders?<br />

c) Wo <strong>sehen</strong> Sie Entwicklungspotenzial für<br />

Ihre Gemeinde?<br />

d) Erleben Sie Ihre Gemeinde offen für Veränderung?<br />

e) Welche Phase würden Sie für eine ökumenische<br />

Gemeinde erhoffen?<br />

2) Kirchlich-global<br />

a) <strong>In</strong> welcher Phase erleben Sie die Kirche, zu<br />

der Sie gehören?<br />

b) Ist diese Sicht eindeutig, oder gibt es andere<br />

Deutungsmöglichkeiten?<br />

c) Erleben Sie zwischen sich und Ihrer Kirche<br />

schmerzliche Spannungen oder wohltuende<br />

Übereinstimmungen?<br />

d) Was wünschen Sie sich für Ihre Kirche?<br />

e) Hat die Ökumene ihre eigenen Phasen?<br />

Wie beurteilen Sie sie?<br />

Das sind Vorschläge, die Gemeindesituation etwas<br />

analytisch anzugehen. Es ist natürlich ein Wagnis,<br />

<strong>das</strong> System, <strong>das</strong> Fowler für <strong>das</strong> <strong>In</strong>dividuum entwickelt<br />

hat, auf Gruppen und Gemeinden anzulegen.<br />

Dieses Identifizieren hinkt. Aber es ist nicht unmöglich.<br />

Selbst diese Fragestellung könnte Gegenstand<br />

des Gespräches sein, ob denn solche „Kategorisierungen“<br />

hilfreich sind.<br />

Pfarrer<br />

Norbert Roth,<br />

Frankfurt am Main<br />

55


56<br />

THEMATISCHE<br />

VERTIEFUNGEN<br />

3 x 3 Foren <strong>wir</strong>d es in Sibiu während der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n<br />

Ökumenischen Versammlung geben,<br />

aufgeteilt in 3 übergeordnete Themenbereiche:<br />

„Das <strong>Licht</strong> Christi und die Kirche“, „Das <strong>Licht</strong><br />

Christi und Europa“, „Das <strong>Licht</strong> Christi und die<br />

Welt“. Zu den 3 Themenbereichen sind im Folgenden<br />

Weiterführungen zu finden, die Bezug zu Ereignissen<br />

in Deutschland haben.<br />

Die ersten drei Foren sind im Themenbereich „Das<br />

<strong>Licht</strong> Christi und die Kirche“ zu den Stichworten<br />

1. Einheit, 2.Spiritualität, 3. Mission.<br />

Zum ersten großen Themenbereich ist hier ein Gesprächsvorschlag<br />

zur „Taufe“ ausgewählt. Anlass<br />

ist die wechselseitige Taufanerkennung von insgesamt<br />

11 Kirchen in Deutschland (Magdeburg, 29.<br />

April 2007).<br />

Kirchen der täuferischen Tradition haben sich nicht<br />

der Taufanerkennung angeschlossen, nichtsdestotrotz<br />

sind sie fest eingebunden in <strong>das</strong> ökumenische<br />

Gespräch, wie es im nachfolgenden Entwurf deutlich<br />

<strong>wir</strong>d.<br />

Das <strong>Licht</strong> Christi und die Kirche<br />

„Mit einem Geist getauft…“<br />

Bausteine und Anregungen für einen ökumenischen<br />

Gesprächsabend zum Thema Taufe<br />

<strong>In</strong> fast allen christlichen Kirchen hat die Taufe einen<br />

konstitutiven Platz. Sie gilt als ein für die<br />

christliche Identität grundlegendes Sakrament<br />

DAS LICHT CHRISTI UND DIE KIRCHE<br />

bzw. als eine fundamentale Zeichenhandlung. Vielfach<br />

<strong>wir</strong>d sie als ein unstrittiges „Band der Einheit“<br />

betrachtet. Gelegentlich <strong>wir</strong>d gesagt: Die Taufe<br />

eint die Kirchen, im Unterschied zu anderem, was<br />

sie noch trennt (Eucharistie/Abendmahl und Amt).<br />

Eine solche, immer wieder anzutreffende Feststellung<br />

entspricht jedoch (noch) nicht der ökumenischen<br />

Wirklichkeit. Auch wenn für viele Kirchen<br />

eine weitgehende Übereinstimmung vorausgesetzt<br />

werden kann, gibt es bis heute zwischen einigen<br />

Kirchen tief greifende und noch nicht überwundene<br />

Unterschiede im Verständnis und in der Praxis der<br />

Taufe. Dies betrifft insbesondere die Kirchen, die<br />

vornehmlich die Säuglings- bzw. Kindertaufe und<br />

die, die ausschließlich die Glaubens- bzw. Bekenntnistaufe<br />

vollziehen 11 .<br />

Die vorhandenen Differenzen verhindern bis heute<br />

eine allgemein gültige Taufanerkennung und be<strong>wir</strong>ken,<br />

<strong>das</strong>s ökumenische Taufgedächtnisgottesdienste<br />

meist ohne Einbeziehung und Beteiligung<br />

der so genannten „täuferischen“ Kirchen stattfinden.<br />

Damit fällt aber eine wichtige Tradition aus,<br />

was ein ökumenisches Defizit darstellt.<br />

Ohne die bisher noch nicht überwundenen theologischen<br />

Differenzen leugnen und schmälern zu<br />

wollen, ist zu fragen und zu prüfen, ob die bestehenden<br />

Divergenzen zwangsläufig dazu führen<br />

müssen, auf gemeinsame Taufgedächtnisformen<br />

zu verzichten oder ob nicht Modelle denkbar sind,<br />

11 Eine kompakte Übersicht über die unterschiedlichen Praxisformen<br />

und die dafür leitenden Taufverständnisse in den<br />

Kirchen vermittelt: Michael Kappes/Eberhard Spiecker (Hg.),<br />

Christliche Kirchen feiern die Taufe. Eine vergleichende Darstellung.<br />

Kevelaer 2003.<br />

die trotz der Unterschiede eine gemeinsame Feier<br />

möglich machen.<br />

ACK-Satzungen klammern die Taufthematik meist<br />

aus. Nur wenige versuchen, „Konvergenzen in den<br />

Divergenzen“ zu formulieren. Als prägnantes Beispiel<br />

dafür sind die Richtlinien der AcK in Bayern zu<br />

nennen. Zur Taufe heißt es dort in der Theologischen<br />

Grundlegung: „Durch ihren Glauben und ihre Taufe<br />

auf den Dreieinen Gott wissen sich die Glieder der<br />

christlichen Kirchen mit Christus verbunden und zur<br />

persönlichen Nachfolge und zum gemeinsamen<br />

Zeugnis verpflichtet. Dies gilt unbeschadet bestehender<br />

Unterschiede im Verständnis der Taufe.“ 12<br />

Könnte hier eine Perspektive angelegt sein, die<br />

Brücken baut und auf ein jetzt schon mögliches gemeinsames<br />

gottesdienstliches Handeln verweist?<br />

Der folgende Gesprächsentwurf ist als Wegstation<br />

für die Vorbereitung eines ökumenischen Taufgedächtnisgottesdienstes<br />

von Christinnen und Christen<br />

aus unterschiedlichen Tauftraditionen konzipiert. 13<br />

1. Einstieg (Varianten)<br />

• Die Teilnehmer/innen bringen Bilder von einem<br />

Taufgottesdienst in ihrer Kirche oder bestimm-<br />

12 Richtlinien der AcK Bayern. <strong>In</strong>: Was hat Platz unter dem Dach<br />

der ACK? Hg. von der AcK Bayern. 2. erw. Aufl. München<br />

2001. S. 43.<br />

13 Der Entwurf basiert auf einem Vorschlag aus der Arbeitshilfe<br />

„Taufgedächtnis und Glaubenserneuerung. Anregungen für<br />

gemeinsame Gottesdienste von Christinnen und Christen aus<br />

unterschiedlichen Tauftraditionen“ (Texte aus der Ökumenischen<br />

Centrale Nr. 8). Frankfurt/Tauberbischofsheim 2005. Dort<br />

findet sich auch ein Modell eines ökumenischen Taufgedächtnisgottesdienstes,<br />

gestaltet als Feier der Glaubenserneuerung.<br />

te Symbolgegenstände (Kerze, Taufurkunde<br />

mit Taufspruch etc.) mit, die an die Taufe erinnern.<br />

Anhand der Bilder und Symbole berichten<br />

sie über ihre Taufe bzw. die Taufpraxis in ihrer<br />

Kirche.<br />

• Falls vorher ein Besuch von Taufgottesdiensten<br />

in den verschiedenen Kirchen vereinbart wurde,<br />

tauschen sich die Teilnehmer/innen über<br />

ihre Eindrücke, Beobachtungen und Erfahrungen<br />

aus.<br />

Die Teilnehmer/innen überlegen anhand der Mitgliederliste<br />

der ACK (s. Anhang dieses Materialheftes),<br />

welche Taufpraxis in den jeweiligen Kirchen<br />

vorherrscht und welche Mitglieds- und Gastkirchen<br />

sich (mit welchen Gründen) an der im Jahr 2007<br />

von einigen Kirchen unterzeichneten Vereinbarung<br />

zur wechselseitigen Taufanerkennung beteiligt haben<br />

und welche nicht. 14<br />

14 Der Taufanerkennung zugestimmt haben: Äthiopisch-Orthodoxe<br />

Kirche, Arbeitsgemeinschaft Anglikanisch-Episkopaler<br />

Gemeinden, Armenisch-Apostolische Orthodoxe Kirche,<br />

Evangelisch-altreformierte Kirche, Evangelische Brüder-Unität<br />

– Herrnhuter Brüdergemeine, Evangelische Kirche in<br />

Deutschland (EKD), Evangelisch-methodistische Kirche, Katholisches<br />

Bistum der Alt-Katholiken, Orthodoxe Kirche in<br />

Deutschland (OKiD), Römisch-katholische Kirche, Selbständige<br />

Evangelisch-Lutherische Kirche. Nicht zugestimmt haben:<br />

Apostelamt Jesu Christi (im Entscheidungsprozess), Arbeitsgemeinschaft<br />

Mennonitischer Gemeinden, Bund Evangelisch-Freikirchlicher<br />

Gemeinden, Bund Freier evangelischer<br />

Gemeinden, Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten,<br />

Heilsarmee, Koptisch-Orthodoxe Kirche, Mülheimer Verband<br />

Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden, Syrisch-Orthodoxe<br />

Kirche von Antiochien.


2. Vertiefung<br />

2.1 Vergleich von typischen Taufliedern aus<br />

den unterschiedlichen Traditionen<br />

Einzelne Lieder werden vorgestellt und gemeinsam<br />

gesungen.<br />

Gesprächsimpulse:<br />

Welchen Platz haben die Lieder im Taufgottesdienst?<br />

Welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede<br />

gibt es?<br />

Welche Aussagen und Motive stehen im Vordergrund?<br />

Was sagen die Lieder über <strong>das</strong> Taufverständnis<br />

aus?<br />

15 Textauszüge aus neueren Dialogen mit den so genannten<br />

täuferischen Kirchen sind in der Arbeitshilfe der Ökumenischen<br />

Centrale zu finden. Ebd., S. 41ff.<br />

2.2 Taufe im Dialog der Kirchen<br />

Variante 1<br />

Kurze Einführung zum gegenwärtigen Stand der<br />

ökumenischen Taufdiskussion, Erläuterung der Gemeinsamkeiten<br />

und Differenzen anhand eines Arbeitsblattes<br />

mit zentralen Stichworten und einigen<br />

markanten Kernaussagen aus jüngeren Dialogdokumenten.<br />

15<br />

Gesprächsimpulse:<br />

Wo <strong>sehen</strong> <strong>wir</strong> die Stärken und die Schwächen<br />

der jeweiligen Tauftraditionen?<br />

Welche Annäherungen gibt es? Welche Unterschiede<br />

bleiben?<br />

Wie gehen <strong>wir</strong> mit den Unterschieden um?<br />

Welche Akzente in einer anderen Tradition haben<br />

mein eigenes Verständnis erweitert und<br />

vertieft?<br />

Wie können Brücken zueinander gebaut werden?<br />

Was trägt zu einer Erneuerung der Taufe in<br />

den Kirchen bei?<br />

Variante 2<br />

Gemeinsame Betrachtung und Erschließung eines<br />

zentralen Bibeltextes zur Taufe (z. B. Röm 6,1-11).<br />

Der Text sollte möglichst in verschiedenen Übersetzungen<br />

vorliegen und gelesen werden (Arbeitsblatt<br />

mit Textsynopse).<br />

Gesprächsimpulse:<br />

Was ist für mich die zentrale Aussage? Was<br />

überlese ich leicht?<br />

Was <strong>wir</strong>d mir auf dem Hintergrund der zwischenkirchlichen<br />

Gespräche und in der Begegnung<br />

mit anderen Traditionen neu bewusst?<br />

<strong>In</strong>wieweit verändert und vertieft dies mein eigenes<br />

Verständnis der Taufe?<br />

3. Abschluss/Resümee<br />

Sammlung von Voten auf einer Wandzeitung (Flipchart)<br />

als Material und Anregungen für die Gestaltung<br />

eines möglichen gemeinsamen Taufgedächtnisgottesdienstes.<br />

Gesprächsimpulse:<br />

Welche Aspekte und Elemente könnten bzw.<br />

sollten bei der Gestaltung eines gemeinsamen<br />

ökumenischen Taufgedächtnisgottesdienstes<br />

im Vordergrund stehen?<br />

Pastor<br />

Dr. Klaus Peter Voß,<br />

Frankfurt am Main<br />

57


58<br />

THEMATISCHE<br />

VERTIEFUNGEN<br />

Der zweite Themenbereich in Sibiu: „Das <strong>Licht</strong><br />

Christi und Europa“, hat 3 Foren zu den Themen<br />

1. Beitrag der Kirchen für den Aufbau Europas,<br />

2. Religionen, 3. Migration. Die EU-Ratspräsidentschaft<br />

Deutschlands im 1. Halbjahr 2007 gibt den<br />

Kirchen Anlass zur Rechenschaft über ihr politisches<br />

Engagement in Europa. Darum ist aus dem<br />

Themenbereich dieser Schwerpunkt gewählt.<br />

Der Beitrag der Kirchen für den <strong>Europäische</strong>n<br />

Einigungsprozess<br />

I. Die Selbstverpflichtung<br />

„Die Kirchen in Europa fördern eine Einigung des europäischen<br />

Kontinents. Ohne gemeinsame Werte ist<br />

die Einheit dauerhaft nicht zu erreichen. Wir sind<br />

überzeugt, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> spirituelle Erbe des Christentums<br />

eine inspirierende Kraft zur Bereicherung Europas<br />

darstellt. Aufgrund unseres christlichen Glaubens<br />

setzen <strong>wir</strong> uns für ein humanes und soziales<br />

Europa ein, in dem die Menschenrechte und Grundwerte<br />

des Friedens, der Gerechtigkeit, der Freiheit,<br />

der Toleranz, der Partizipation und der Solidarität<br />

zur Geltung kommen. Wir betonen die Ehrfurcht vor<br />

dem Leben, den Wert von Ehe und Familie, den vorrangigen<br />

Einsatz für die Armen, die Bereitschaft zur<br />

Vergebung und in allem die Barmherzigkeit. Als Kirchen<br />

und als internationale Gemeinschaften müssen<br />

<strong>wir</strong> der Gefahr entgegentreten, <strong>das</strong>s Europa sich zu<br />

einem integrierten Westen und einem desintegrierten<br />

Osten entwickelt. Auch <strong>das</strong> Nord-Süd-Gefälle ist<br />

zu beachten. Zugleich ist jeder Eurozentrismus zu<br />

vermeiden und die Verantwortung Europas für die<br />

ganze Menschheit zu stärken, besonders für die Armen<br />

in der ganzen Welt.“<br />

DAS LICHT CHRISTI UND EUROPA<br />

So heißt es im 3. Kapitel der Charta Oecumenica.<br />

Damit <strong>wir</strong>d sowohl <strong>das</strong> jahrzehntelange Engagement<br />

der Kirchen in Europa für den europäischen<br />

Einigungsprozess zusammengefasst wie auch die<br />

Selbstverpflichtung formuliert, der sie sich weiterhin<br />

gemeinsam stellen wollen.<br />

Dies geschieht in Brüssel und Straßburg gemeinsam:<br />

durch die Büros der Mitgliedskirchen der Konferenz<br />

<strong>Europäische</strong>r Kirchen (KEK) und des Rates<br />

der <strong>Europäische</strong>n Bischofskonferenzen in der EU<br />

(COMECE) in enger Zusammenarbeit mit dem Brüsseler<br />

Büro des Bevollmächtigten der EKD bei der<br />

Bundesregierung und der EU und Vertretungen<br />

orthodoxer Kirchen.<br />

Dies geschieht in den einzelnen Mitgliedsländern<br />

der EU durch die dortigen Kirchen, oft in guter<br />

ökumenischer Gemeinsamkeit, indem sie den Menschen<br />

in ihren Ländern die Chancen der Versöhnung<br />

und des Zusammenwachsens deutlich machen,<br />

sie mitnehmen auf ihrem ökumenischen und<br />

europäischen Weg.<br />

Und dies geschieht vor allem zwischen den Menschen<br />

über die Grenzen hinweg. Jede Gemeindepartnerschaft,<br />

jede Städtepartnerschaft, jeder Austausch<br />

war und ist ein Baustein, der die tiefen<br />

Gräben der Vergangenheit – die Gräben durch den<br />

Zweiten Weltkrieg, die Gräben durch den Ost-<br />

West-Konflikt – überbrückt und zum Zusammenwachsen<br />

Europas beiträgt. Ohne dieses einander<br />

kennen lernen, einander verstehen lernen und miteinander<br />

Wege suchen, um die Wunden der Vergangenheit<br />

zu heilen, wäre der europäische Einigungsprozess<br />

der letzten 50 Jahre nicht möglich<br />

gewesen.<br />

II. Die Kirchen und der Verfassungsvertrag<br />

Zeitgleich dazu, <strong>das</strong>s die Kirchen sich daran machten,<br />

in Aufnahme der Beschlüsse der 2. <strong>Europäische</strong>n<br />

Ökumenischen Versammlung in Graz die<br />

Charta Oecumenica zu erarbeiten, entstand die<br />

Charta der Grundrechte der <strong>Europäische</strong>n Union.<br />

Beide Dokumente belegen, <strong>das</strong>s „gemeinsame<br />

Werte“ eine grundlegende Bedeutung für den europäischen<br />

Einigungsprozess haben. Das Gespräch<br />

darüber, woher diese Werte abgeleitet sind, wie sie<br />

zu beschreiben und wieweit sie festzuschreiben<br />

sind, ist innerhalb der Kirchen, unter ihnen, wie<br />

auch im Gespräch mit den Partnerinnen und Partnern<br />

in den europäischen <strong>In</strong>stitutionen ein zentrales<br />

Thema.<br />

Am 18. Juni 2004 haben sich die Regierungschefs<br />

der damals 25 Länder der <strong>Europäische</strong>n Union auf<br />

einen Verfassungsvertrag geeinigt und ihn am 29.<br />

Oktober unterzeichnet. Die Mehrheit in Frankreich<br />

und in den Niederlanden hat dagegen gestimmt,<br />

während 17 Staaten ihn inzwischen ratifiziert haben.<br />

Während der deutschen Ratspräsidentschaft<br />

soll zumindest <strong>das</strong> weitere Verfahren geklärt werden,<br />

um die notwendige Rechtsgrundlage für die<br />

erweiterte Union zu schaffen.<br />

KEK und COMECE und ihre Mitgliedskirchen haben<br />

den Verfassungsprozess intensiv begleitet. Warum<br />

interessiert die Kirchen der Verfassungsvertrag so<br />

sehr?<br />

Ganz sicher wäre sein Zustandekommen ein deutliches<br />

Zeichen für <strong>das</strong> Zusammenwachsen Europas –<br />

auch in Bezug auf die ideelle Grundlegung, auf die<br />

Basis Europas. Und dazu gehört die Frage nach<br />

dem Stellenwert der religiösen Wurzeln Europas.<br />

Religion kommt im <strong>Europäische</strong>n Verfassungsvertrag<br />

an drei Stellen vor: in der Präambel, im so genannten<br />

„Kirchenartikel“, dem Art. 52, und im<br />

Art. 10 der Charta der Grundrechte, die als Teil II in<br />

den Verfassungsvertrag aufgenommen wurde.<br />

a.) Der so genannte „Kirchenartikel“, Artikel 52<br />

Die europäische Verfassung enthält den sog. „Kirchenartikel“,<br />

den Artikel 52. Die ersten beiden<br />

Absätze dieses Artikels lauten:<br />

(1) Die Union achtet den Status, den Kirchen und<br />

religiöse Vereinigungen und Gemeinschaften in<br />

den Mitgliedsstaaten nach deren Rechtsvorschriften<br />

genießen, und lässt ihn unangetastet.<br />

(2) Die Union achtet den Status von weltanschaulichen<br />

Gemeinschaften in gleicher Weise.<br />

Diese Absätze gewährleisten, <strong>das</strong>s durch europäisches<br />

Gesetz nicht in die nationale Gestaltung<br />

des Verhältnisses Staat – Kirche eingegriffen <strong>wir</strong>d,<br />

solange die individuelle und kollektive Religionsfreiheit<br />

aller Menschen in einem Mitgliedsstaat<br />

respektiert <strong>wir</strong>d. <strong>In</strong> allen Mitgliedsstaaten der <strong>Europäische</strong>n<br />

Union ist die Religionsfreiheit in den<br />

Rechtsordnungen garantiert. Das Selbstbestimmungsrecht<br />

der Kirchen und Religionsgemeinschaften<br />

ist ein wesentliches Merkmal der Freiheit<br />

im Verhältnis zum Staat.<br />

Artikel 52 hat noch einen dritten Absatz:<br />

(3) Die Union pflegt in Anerkennung der Identität<br />

und des besonderen Beitrags dieser Kirchen und


Gemeinschaften einen offenen, transparenten und<br />

regelmäßigen Dialog mit ihnen.<br />

Absatz 3 trägt dem Rechnung, <strong>das</strong>s die <strong>Europäische</strong><br />

Union eine breitestmögliche Partizipation der<br />

Bürgerinnen und Bürger anstrebt. Zu diesem Zweck<br />

steht sie im Dialog mit der Gesellschaft und entwickelt<br />

diesen weiter. Kirchen und Religionsgemeinschaften<br />

bringen in diesen Dialog ihre besonderen<br />

Erfahrungen aus ihrem Wirken auf lokaler,<br />

regionaler, nationaler und internationaler Ebene<br />

ein, die so unterschiedliche Felder wie Sozialpolitik,<br />

Migration, Entwicklungspolitik, Erziehung und<br />

Seelsorge betreffen. Absatz 3 erkennt die besondere<br />

Identität von Kirchen und Religionsgemeinschaften<br />

und ihre besonderen Beiträge, also ihr öffentliches<br />

Wirken, an.<br />

Bisher gab es diesen Dialog zwischen der EU-Kommission<br />

auf der einen und KEK und COMECE auf<br />

der anderen Seite als unverbindliche, halbjährliche<br />

Konferenzen zu Themen der jeweiligen Ratspräsidentschaft,<br />

als Besprechungen auf Arbeitsebene<br />

und Begegnungen mit der jeweils neuen Ratspräsidentschaft.<br />

<strong>In</strong> dem Vertragsentwurf für einen strukturierten<br />

Dialog besteht also eine Chance, aber auch eine<br />

weitere Herausforderung für die Kirchen und Religionsgemeinschaften<br />

in Europa. Und sie nutzen<br />

sie. So hat im Dezember eine Konferenz mit 60 europäischen<br />

Kirchenleitenden in Brüssel zu dem<br />

Thema ‚<strong>Europäische</strong> Werte’ und Identität formuliert,<br />

was den Kirchen gemeinsam wichtig ist und<br />

was sie im europäischen <strong>In</strong>tegrationsprozess an<br />

Klärungen erwarten.<br />

b.) Präambel und Gottesbezug<br />

Ein besonders engagiert diskutiertes Thema war und<br />

ist, ob die Präambel einen Bezug auf die Verantwortung<br />

vor Gott und einen Bezug auf die christlichen<br />

Wurzeln Europas enthält. Die irische Ratspräsidentschaft<br />

hatte wenige Tage vor der Entscheidung für<br />

den Vertrag einen Vorschlag für die Präambel vorgelegt.<br />

Dieser beinhaltete zwar weder einen Bezug auf<br />

Gott noch die ausdrückliche Nennung des christlichen<br />

Erbes Europas, aber er nahm einen Argumentationsstrang<br />

auf: von Seiten der Kirchen war eingewandt<br />

worden, <strong>das</strong>s eine ausführliche Präambel, die<br />

differenziert zurückblickt auf die Jahrhunderte, wie<br />

bisher im ersten Abschnitt formuliert war, und bei<br />

der Nennung des Humanismus endete, <strong>das</strong> Christentum<br />

nicht unterschlagen dürfe. Dieser erste Abschnitt<br />

wurde nun gestrichen – die Bezugnahme auf<br />

die Europa prägenden Traditionen also sehr viel kürzer.<br />

So lautet der Beginn: Schöpfend aus den kulturellen,<br />

religiösen und humanistischen Überlieferungen<br />

Europas, deren Werte in seinem Erbe weiter<br />

lebendig sind....“<br />

Die KEK hat die Tatsache, <strong>das</strong>s es 2004 zu einer Einigung<br />

über den Verfassungsvertrag kam, begrüßt<br />

und folgende Aspekte unterstrichen:<br />

– Die <strong>Europäische</strong> Union bekennt sich zu den<br />

Werten, wie sie in der Charta der Grundrechte<br />

ausformuliert sind;<br />

– diese haben rechtlich bindende Kraft, etwa im<br />

Blick auf den Schutz der Menschenwürde und<br />

der Menschenrechte;<br />

– die Verfassung definiert genauer die Kompetenzen<br />

der EU-<strong>In</strong>stitutionen und der Mitgliedsstaaten,<br />

stärkt die Rechte des Europaparlaments<br />

und der Zivilgesellschaft und kann so zu<br />

mehr Partizipation der Bürgerinnen und Bürger<br />

im europäischen <strong>In</strong>tegrationsprozess führen;<br />

– die soziale Dimension der <strong>Europäische</strong>n Union<br />

ist gestärkt;<br />

– die Kirchen begrüßen den Artikel I.52, in dem<br />

die Union ihren Status und ihre besondere<br />

Identität respektiert und sich zu einem offenen,<br />

transparenten und regelmäßigen Dialog verpflichtet.<br />

Die KEK kündigt an, weiterhin <strong>das</strong><br />

Ihre dazu zu tun, <strong>das</strong>s dieser Dialog mit Leben<br />

gefüllt <strong>wir</strong>d;<br />

– angesichts der Verpflichtung auf Frieden und<br />

Sicherheit (Art. I.3) ist bedauerlich, <strong>das</strong>s die<br />

Verfassung nur die Verstärkung der militärischen<br />

Kapazitäten benennt (Artikel I.41) statt<br />

auch die Beschlüsse zu Konfliktprävention, wie<br />

sie der <strong>Europäische</strong> Rat in Göteborg 2001 gefasst<br />

hat;<br />

– der Ausgang der Europawahlen hat gezeigt,<br />

<strong>das</strong>s es noch nicht gelungen ist, Europa den<br />

Menschen näher zu bringen. Umso wichtiger<br />

ist nun, die Annahme der Verfassung zu nutzen<br />

– und die Kirchen bedauern, <strong>das</strong>s es in der Präambel<br />

keinen Bezug auf die christlichen Wurzeln<br />

Europas gibt.<br />

Damit <strong>wir</strong>d gewürdigt, <strong>das</strong>s der Verfassungsvertrag<br />

ein Kompromiss ist: entstanden aus dem Ringen<br />

von Menschen unterschiedlicher kultureller,<br />

politischer und verfassungsrechtlicher Traditionen,<br />

angreifbar, verbesserbar, weiter zu entwickeln. Ob<br />

eine neue Öffnung des Verfahrens und damit der<br />

erneuten Debatte um ein zukünftiges Rechtswerk<br />

der EU eine befriedigendere Lösung ergibt, steht<br />

noch aus.<br />

III. Frieden durch Versöhnung<br />

Ein Thema, an dem die europäischen Kirchen von<br />

ihrem Auftrag her, Kirche in der Nachfolge Jesu<br />

Christi zu sein, engagiert sind, ist die Friedens- und<br />

Versöhnungsarbeit (s. Charta Oecumenica III.8).<br />

Zum einen sind sie daraufhin zu befragen, was sie<br />

selbst zu Versöhnung beitragen – aber auch, wie<br />

sie die friedenspolitischen Entwicklungen auf europäischer<br />

Ebene mitgestalten. So soll hier beispielhaft<br />

dieses Thema im Blick auf den Verfassungsvertrag<br />

aufgegriffen werden.<br />

a.) <strong>In</strong> Art. 3.1 des Verfassungsvertrages heißt es:<br />

„Das Ziel der EU ist es, den Frieden (...) zu fördern.“<br />

Aus dieser Aussage geht eine eindeutige<br />

Positionierung für den Frieden hervor, Frieden <strong>wir</strong>d<br />

als vorrangiger Wert ange<strong>sehen</strong>.<br />

<strong>In</strong> Art. 3.4 ist die Unterstützung und Umsetzung<br />

der Grundsätze der Charta der Vereinten Nationen<br />

verankert. Damit <strong>wir</strong>d implizit der Vorrang von ziviler<br />

Konfliktschlichtung vor militärischen Maßnahmen<br />

(UN-Charta Kap. 7) anerkannt.<br />

Darüber hinaus ist in Art. 40.3 erstmals in einem Verfassungstext<br />

(!!) zivile Konfliktschlichtung als Handlungsalternative<br />

in Konfliktsituationen benannt.<br />

Einen anderen Akzent setzen Tendenzen in der europäischen<br />

Außen- und Sicherheitspolitik, die im<br />

Zusammenhang stehen mit einem neuen, globalen<br />

Sicherheitsverständnis, welches auf militärische<br />

Stärke setzt. Dieses <strong>wir</strong>d im Verfassungsentwurf in<br />

Art. 40 unter der Überschrift „Besondere Bestimmungen<br />

für die Durchführung der gemeinsamen<br />

Sicherheits- und Verteidigungspolitik“ deutlich.<br />

Hier gibt man militärischen Lösungsansätzen den<br />

Vorrang gegenüber nichtmilitärischen Mitteln.<br />

So heißt es in Art. 40.3: „Die Mitgliedstaaten verpflichten<br />

sich, ihre militärischen Fähigkeiten schrittweise<br />

zu verbessern. Es <strong>wir</strong>d eine Agentur für die<br />

Bereiche Entwicklung der Verteidigungsfähigkeiten,<br />

Forschung, Beschaffung und Rüstung (<strong>Europäische</strong><br />

Verteidigungsagentur) eingerichtet, deren<br />

Aufgabe es ist, den operativen Bedarf zu ermitteln<br />

und Maßnahmen zur Bedarfsdeckung zu fördern,<br />

zur Ermittlung von Maßnahmen zur Stärkung der<br />

industriellen und technologischen Basis des Verteidigungssektors<br />

beizutragen und diese Maßnahmen<br />

gegebenenfalls durchzuführen, sich an der Festlegung<br />

einer europäischen Politik im Bereich der Fähigkeiten<br />

und der Rüstung zu beteiligen sowie den<br />

Rat bei der Beurteilung der Verbesserung der militärischen<br />

Fähigkeiten zu unterstützen.“<br />

Auf vielen Ebenen ist dieser Artikel heftig kritisiert<br />

worden, u. a. weil ein entsprechendes <strong>In</strong>strument<br />

zur Bündelung der nichtmilitärischen Kompetenzen<br />

auf europäischer Ebene nicht im Verfassungsvertrag<br />

enthalten ist. Friedenskonsultationen, Synoden, die<br />

Arbeitsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF)<br />

forderten eine umgekehrte Schwerpunktsetzung.<br />

Die Kommission Kirche und Gesellschaft der KEK<br />

beriet im Mai 2006 in Sigtuna über die Kirchen und<br />

die <strong>Europäische</strong> Sicherheits- und Verteidigungspolitik,<br />

die EKD-Synode nahm <strong>das</strong> Anliegen im November<br />

auf und stellte fest:<br />

59


60<br />

I. Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland<br />

(EKD) bekräftigt ihr Engagement für die Gestaltung<br />

eines gerechten, friedlichen und solidarischen<br />

Europas. Sie <strong>wir</strong>d auch weiterhin in ihrer<br />

theologischen Arbeit wie in ihrem konkreten Engagement<br />

nach Kräften dazu beitragen.<br />

Die Kirchen Europas haben sich 2001 in der Charta<br />

Oecumenica verpflichtet: „Wir engagieren uns für<br />

eine Friedensordnung auf der Grundlage gewaltfreier<br />

Konfliktlösungen.“<br />

Die europäischen Kirchen in der Kommission Kirche<br />

und Gesellschaft der Konferenz <strong>Europäische</strong>r Kirchen<br />

(KEK) haben am 3. Mai 2006 in Sigtuna/<br />

Schweden die Einrichtung geeigneter europäischer<br />

<strong>In</strong>strumente gefordert, um die Forschung und aktive<br />

Einmischung in Konfliktprävention und die friedliche<br />

Lösung von Konflikten voranzutreiben. Diese<br />

sollen im Verbund mit nationalen <strong>In</strong>stituten der<br />

Konflikt-, Präventions- und Friedensforschung die<br />

zivile Krisenbewältigung koordinieren, fördern und<br />

sichtbarer machen, und so <strong>das</strong> in der EU dafür vorhandene<br />

Potential effizienter nutzen.<br />

Dazu wollen die Kirchen ihre eigenen Erfahrungen<br />

mit Versöhnung und Heilung von Erinnerungen<br />

(healing of memories) in verschiedenen Regionen<br />

Europas vernetzen, als politisches Potential einbringen<br />

und beharrlich fortsetzen.<br />

Sie wollen von Friedenskirchen und Kommunitäten,<br />

christlichen Netzwerken und Trägerorganisationen<br />

ziviler Friedensdienste, die über lange Zeit<br />

<strong>das</strong> christliche Friedenszeugnis konsequent leben,<br />

die Friedensdienste entwickelt haben und Experten<br />

in gewaltfreier Konfliktlösung sind, lernen und mit<br />

ihnen intensiv zusammen arbeiten.<br />

Sie haben sich ebenfalls verabredet, die ökumenische<br />

Reflexion darüber, welches Verständnis von<br />

menschlicher Sicherheit und Verletzbarkeit aus<br />

dem Glauben an Jesus Christus erwächst, zu vertiefen<br />

und in die öffentliche Debatte einzubringen –<br />

auch und gerade angesichts der Erfahrungen mit<br />

Terror und den Ängsten davor.<br />

Ebenso wurde deutlich, <strong>das</strong>s in einer Zeit, in der<br />

Religion immer wieder als Konfliktursache wahrgenommen<br />

<strong>wir</strong>d, die Kirchen ihre Erfahrungen und<br />

Kompetenzen im Bereich Konfliktvorbeugung und<br />

Mediation über religiöse, kulturelle und ethnische<br />

Grenzen hinweg einbringen und ausbauen müssen.<br />

II. 1. Die Synode stellt fest: Aufgrund der Vielschichtigkeit<br />

heutiger Konflikte müssen alle Politikbereiche<br />

der <strong>Europäische</strong>n Union unter dem Aspekt<br />

überprüft werden, welche Bedeutung sie für ein<br />

integriertes Konzept der Krisenprävention und<br />

-bewältigung haben. Die Unabhängigkeit ziviler<br />

von militärischen Mitteln sowie zugleich eine Kohärenz<br />

der <strong>In</strong>strumente zur Krisenbewältigung ist<br />

sicherzustellen.<br />

Die Synode begrüßt, <strong>das</strong>s die EU Schritte unternommen<br />

hat, um die gemeinschaftliche Außenpolitik<br />

auf eine neue Grundlage zu stellen, darunter<br />

erstmals eine Peace Building Partnership zwischen<br />

der Kommission und zivilgesellschaftlichen Akteuren<br />

der Friedensarbeit. Die EU hat bisher jedoch<br />

nicht alle Möglichkeiten der zivilen Krisenvorsorge<br />

und -bearbeitung ausgeschöpft.<br />

Die Synode unterstreicht die Ergebnisse von Sigtuna.<br />

Angesichts des Aufbaus einer „<strong>Europäische</strong>n<br />

Verteidigungsagentur“ zur Koordinierung der militärischen<br />

Mittel fordert sie die <strong>Europäische</strong> Kommission<br />

auf:<br />

• den Aufbau und die <strong>In</strong>stitutionalisierung eines<br />

effektiven <strong>In</strong>struments zur Koordinierung der<br />

zivilen Mittel zügig voranzutreiben. Damit<br />

kann die EU zu einem zentralen Akteur europäischer<br />

und weltweiter Sicherheitspolitik werden<br />

und mit zivilen Mitteln und im Sinne eines<br />

umfassenden Sicherheitsbegriffes ressortübergreifend<br />

nachhaltige Entwicklungen fördern.<br />

• eine Pilotstudie zum <strong>Europäische</strong>n Zivilen<br />

Friedenskorps auf der Grundlage der dafür<br />

vorliegenden Machbarkeitsstudie vom November<br />

2005 zu veranlassen.<br />

b.) Bei der bundesweiten ökumenischen Tagung<br />

der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in<br />

Deutschland (ACK) zur <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen<br />

Versammlung haben sich in der Evangelischen<br />

Akademie Loccum vom 4. bis 6. Dezember<br />

2006 insgesamt 150 Vertreter und Vertreterinnen<br />

der Basisgruppen und Kirchen aus Deutschland und<br />

Gäste aus Europa getroffen und formulierten:<br />

Um <strong>das</strong> in der Charta Oecumenica benannte Ziel<br />

einer „Friedensordnung auf der Grundlage gewaltfreier<br />

Konfliktlösungen“ zu erreichen, <strong>sehen</strong> <strong>wir</strong><br />

die Notwendigkeit, <strong>das</strong> in der europäischen Sicherheitsstrategie<br />

verwendete Verständnis von Sicherheit<br />

kritisch zu befragen.<br />

Handlungsempfehlung<br />

Wir empfehlen den Kirchen und Gemeinden,<br />

– die ökumenische Reflexion darüber, welches<br />

Verständnis von menschlicher Sicherheit und<br />

Verletzbarkeit aus dem Glauben an Jesus<br />

Christus erwächst, zu vertiefen und in die öffentliche<br />

Debatte einzubringen,<br />

– sich bei der <strong>Europäische</strong>n Kommission für den<br />

Aufbau und die <strong>In</strong>stitutionalisierung eines effektiven<br />

<strong>In</strong>struments zur Koordinierung ziviler<br />

Mittel der Konfliktbearbeitung einzusetzen und<br />

Schritte zur Kernwaffenabrüstung einzuleiten,<br />

– sich für die Stärkung internationaler <strong>In</strong>stitutionen<br />

einzusetzen, die dazu beitragen, Krisen<br />

vorzubeugen und in Konflikten zu vermitteln,<br />

– der europäischen Sicherheitsstrategie in Bezug<br />

auf Bestrebungen zur Absicherung politischer<br />

Einflussbereiche entgegen zu treten,<br />

– es als ihre Aufgabe anzu<strong>sehen</strong>, einen Beitrag<br />

zu langfristigen Friedensprozessen im Sinne<br />

von Armutsbekämpfung, sozialer Entwicklung<br />

und Bewahrung der Schöpfung zu leisten.<br />

Diese Empfehlungen sollen nach Hermannstadt/<br />

Sibiu mitgenommen und dort eingebracht werden.<br />

Sie basieren auf den Erfahrungen und dem Engagement<br />

der vielen Menschen, die in Friedensdiensten,<br />

in Projekten, in Gruppen, in der politischen Arbeit<br />

auf nationaler und europäischer Ebene zur Versöhnung<br />

konkret beitragen wie auch derer, die sich<br />

dafür engagieren, <strong>das</strong>s die „vorrangige Option für<br />

die Gewaltfreiheit“ endlich zur leitenden sicherheitspolitischen<br />

Maxime <strong>wir</strong>d. Zum Abschluss der<br />

ökumenischen Versammlung in Wittenberg wurde<br />

die Phase der weltweiten Dekade zur Überwindung<br />

von Gewalt eröffnet, in der Europa und die Verantwortung<br />

Europas für die Überwindung von Gewalt<br />

im eigenen Kontext wie in anderen Regionen der<br />

Erde im Zentrum steht. So greifen die ökumenischen<br />

und politischen, die europäischen und die<br />

weltweiten Entwicklungen ineinander, sind nicht<br />

voneinander zu isolieren und fordern uns als Christinnen<br />

und Christen heraus.<br />

Der europäische Einigungsprozess ist als ein Friedensprojekt<br />

entstanden. Die Kirchen haben dazu<br />

beigetragen und sie können dankbar die Errungenschaften<br />

dieses Prozesses würdigen und nutzen.<br />

Aber daraus erwächst zugleich die Verpflichtung,<br />

mit allen Kräften dazu beizutragen, <strong>das</strong>s Gerechtigkeit,<br />

Frieden und die Bewahrung der Schöpfung<br />

dieses Europa prägen, nach <strong>In</strong>nen wie nach Außen.<br />

Anhang:<br />

Kirchliche Beiträge im Rahmen der deutschen<br />

Ratspräsidentschaft<br />

<strong>In</strong> Deutschland wie in ganz Europa haben sich seit<br />

langem Gemeinden, Gruppen, Synoden und Kirchenleitungen<br />

engagiert, um die Wunden der Vergangenheit<br />

zu heilen und zur Versöhnung beizutragen.<br />

<strong>In</strong> Begegnungen, Partnerschaften, Dialogen,<br />

Projekten leisten sie vielfältige Beiträge zum Zusammenwachsen<br />

Europas. Seit Jahrzehnten sind<br />

die Landeskirchen wie die Evangelische Kirche in<br />

Deutschland (EKD) in diesen Bereichen aktiv und<br />

zugleich eingebunden in kirchliche europäische<br />

Netzwerke, insbesondere als Mitgliedskirche der


Konferenz <strong>Europäische</strong>r Kirchen (KEK) mit ihren<br />

Büros in Genf, Brüssel und Straßburg, wie auch der<br />

Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa<br />

(GEKE). <strong>In</strong> einer Zeit, in der Religion immer wieder<br />

als Konfliktursache wahrgenommen <strong>wir</strong>d, wollen<br />

die Kirchen ihre weit gespannten Verbindungen,<br />

ihre Erfahrungen und ihre Kompetenzen im Bereich<br />

von Konfliktvorbeugung und Mediation über religiöse,<br />

kulturelle und ethnische Grenzen hinweg<br />

einbringen.<br />

<strong>In</strong> diesem Kontext stehen auch die folgenden<br />

Aktivitäten, die im Umfeld der deutschen EU-<br />

Ratspräsidentschaft stattfinden:<br />

Die Synode der EKD hat bei ihrer Tagung im November<br />

2006 einen Beschluss gefasst, der sich direkt<br />

auf die deutsche Ratspräsidentschaft bezieht<br />

(Zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2007 – Die<br />

<strong>Europäische</strong> Union als Friedens- und Versöhnungsprojekt<br />

stärken). Andere landeskirchliche Synoden<br />

(z. B. Lippische Landeskirche, Synode der Kirchenprovinz<br />

Sachsen) sind ihr darin gefolgt.<br />

Der Rat der EKD hat aus Anlass der Ratspräsidentschaft<br />

am 29. Dezember 2006 eine Erklärung veröffentlicht,<br />

die die Menschenwürde als Maßstab<br />

europäischer Politik in den Mittelpunkt stellt.<br />

Am 25. März findet anlässlich der Feierlichkeiten<br />

zum 50. Jahrestag der Unterzeichnung der Römischen<br />

Verträge um 18.00 Uhr ein ökumenischer<br />

Gottesdienst in der St. Marienkirche statt, an<br />

dem der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz,<br />

Kardinal Lehmann, und der Ratsvorsitzende<br />

der EKD, Bischof Huber, mit<strong>wir</strong>ken. Neben der Bundeskanzlerin<br />

und ihrem Kabinett und weiteren politisch<br />

relevanten Persönlichkeiten der Bundesregierung<br />

wie der EU sollen auch die in Deutschland<br />

vertretenen Partnerkirchen aus der EU und die in<br />

Berlin ansässigen Auslandsgemeinden eingeladen<br />

werden. (Stand 28.2.07)<br />

Versöhnung in Europa ist der Leitgedanke einer<br />

Veranstaltung der EKD in Brüssel. Organisiert<br />

durch <strong>das</strong> dortige EKD-Büro <strong>wir</strong>d mit einem Dokumentarfilm<br />

und Vortrag zum Wiederaufbau der<br />

Frauenkirche in Dresden und mit einem festlichen<br />

Konzert in der Kathedrale von Brüssel dieses<br />

bewegende Beispiel für Versöhnung in den Mittelpunkt<br />

gerückt. Diese Veranstaltung findet am 27.<br />

März 2007 statt und ist Teil des kulturellen Rahmenprogramms<br />

der deutschen Ratspräsidentschaft.<br />

Parallel zum G8-Gipfel <strong>wir</strong>d am 6. und 7. Juni in<br />

Köln als Projekt der EKD ( in Kontinuität mit entsprechenden<br />

Aktivitäten der jeweiligen Kirchen anlässlich<br />

der G8-Gipfel in Schottland und Russland<br />

in den Vorjahren) eine Konferenz leitender Personen<br />

von Kirchen und Religionsgemeinschaften<br />

anlässlich des G8-Gipfels in Heiligendamm<br />

stattfinden. Dazu werden ca. 50 Repräsentanten/<br />

-innen der G8-Länder und afrikanischer Länder verschiedener<br />

Religionen nach Köln eingeladen werden<br />

und eine gemeinsame Erklärung im Rahmen<br />

des Kirchentages vorstellen.<br />

Auf dem Kirchentag <strong>wir</strong>d u. a. vom 6. bis 9.6.07 in<br />

einer großen Veranstaltungshalle „Europa in der<br />

Welt“ ein dreitägiges durchgehendes Programm<br />

zum Thema Europa angeboten. Zu den<br />

Themen (Der europäische Traum – Visionen für<br />

Europa, Europa einig Vaterland – was verbindet,<br />

was trennt uns? Europa – Festung oder Forum,<br />

Europa braucht ein Maß – Armut eine Grenze,<br />

Europa in der Welt – Entwicklung, Sicherheit, Frieden,<br />

Globalisierung gestalten – die EU als soziales<br />

und sicheres Modell) gibt es Bibelarbeiten, Vorträge,<br />

Foren und andere Veranstaltungen mit Vertreterinnen<br />

und Vertretern des kirchlichen, politischen<br />

und gesellschaftlichen Lebens Europas. Gestaltet<br />

<strong>wir</strong>d die Halle als Weg der EÖV3 von Rom über<br />

Wittenberg nach Hermannstadt/Sibiu.<br />

Die Konferenz <strong>Europäische</strong>r Kirchen hat am 12.-<br />

13. Dezember 2006 mehr als 60 kirchenleitende<br />

Persönlichkeiten ihrer Mitgliedskirchen in Vorbereitung<br />

des 50-jährigen Jubiläums der Römischen<br />

Verträge zu einem „Church Leaders’ Meeting“ ver-<br />

sammelt. Ein „Offener Brief kirchenleitender<br />

Persönlichkeiten Europas an die Politikerinnen<br />

und Politiker in Europa“ fasst die gemeinsamen<br />

Überlegungen der protestantischen, orthodoxen,<br />

anglikanischen und alt-katholischen Mitgliedskirchen<br />

zur Zukunft Europas zusammen.<br />

Weitere <strong>In</strong>formationen: www.cec-kek.org<br />

Im Rahmen der regelmäßigen Gespräche von Vertretern<br />

der KEK und der Kommission der katholischen<br />

Bischofskonferenzen der <strong>Europäische</strong>n Union<br />

(COMECE) fand auf Vermittlung und unter<br />

Einbeziehung der EKD und der DBK am 15. Januar<br />

2007 ein Gespräch mit Bundesaußenminister<br />

Frank-Walter Steinmeier statt. <strong>In</strong> dessen Mittelpunkt<br />

standen die Zukunft des <strong>Europäische</strong>n Verfassungsvertrages<br />

und die „Berliner Erklärung“,<br />

die aus Anlass des 50. Jahrestages der Unterzeichnung<br />

der Römischen Verträge bei dem Treffen am<br />

25. März in Berlin verabschiedet werden soll. Weitere<br />

Themen des Treffens waren die Erwartungen<br />

der Kirchen zur Friedens- und Sicherheitspolitik, zur<br />

Energiepolitik und zum Klimaschutz sowie die europäische<br />

Migrationspolitik während der deutschen<br />

Ratspräsidentschaft.<br />

Während des Verfassungskonventes wurden die<br />

Eingaben der KEK-Mitgliedskirchen über die Kommission<br />

Kirche und Gesellschaft (KKG) der KEK<br />

koordiniert. Es ist geplant, auch im Hinblick auf die<br />

weitere Diskussion des EU-Verfassungsvertrags so<br />

vorzugehen.<br />

Arbeitsschwerpunkte der KKG im 1. Halbjahr 2006<br />

sind die Förderung ziviler Konfliktbearbeitung, die<br />

Zukunft der sozialen und Gesundheitsdienstleistungen<br />

in der EU, Menschenrechtsfragen (vor Allem<br />

im Dialog mit den Kirchen der Russischen Föderation),<br />

die Situation in Serbien (Kosovo) und ein<br />

Projekt zu „Werte, Identität und Religion“ in<br />

Europa. Die KKG plant außerdem die Beteiligung<br />

an der geplanten europäischen „Allianz für die Familie“.<br />

Am 25. 3. 2007 ist in Brüssel eine Veranstaltung,<br />

eventl. ein ökumenischer Gottesdienst<br />

vorge<strong>sehen</strong>.<br />

Auch der Prozess der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenische<br />

Versammlung (EÖV3) über Wittenberg<br />

(15. bis 18.2.07) nach Hermannstadt/Sibiu ist ein<br />

Beitrag der Kirchen zu europarelevanten Themen:<br />

Einheit der Kirchen, Spiritualität, gemeinsames<br />

Zeugnis der Kirchen, Zusammenleben in einem<br />

multireligiösen Europa, Europa im Zeichen der Migration,<br />

Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der<br />

Schöpfung (www.oekumene3.eu).<br />

Das Präsidium der Gemeinschaft Evangelischer<br />

Kirchen in Europa (GEKE) verfasst eine Stellungnahme<br />

zu 50 Jahren Römische Verträge und zum<br />

weiteren Prozess des Verfassungsvertrages. Das<br />

Präsidium der GEKE hat sich in einer Handreichung<br />

an die Gemeinden für eine Unterstützung des Verfassungsvertrages<br />

ausgesprochen und beabsichtigt,<br />

auf dieser Grundlage weiterhin Stellung zu<br />

nehmen.<br />

Weitere <strong>In</strong>formationen: http://lkg.jalb.de/lkg/<br />

documents/lkg_doc_de_537.pdf<br />

(aus einer Vorlage für die Kirchenkonferenz der<br />

EKD vom 28./29. März 2007)<br />

Oberkirchenrätin<br />

Antje Heider-Rottwilm,<br />

Hannover,<br />

Leiterin der Europaabteilung<br />

im Kirchenamt der EKD,<br />

Mitglied des Präsidiums der KEK,<br />

Co-Moderatorin der Kommission Kirche<br />

und Gesellschaft der KEK<br />

61


62<br />

THEMATISCHE<br />

VERTIEFUNGEN<br />

Der 3. Themenbereich in Sibiu lautet: „Das <strong>Licht</strong><br />

Christi und die Welt“. Er umfasst 3 Foren mit den<br />

Themen 1. Frieden, 2. Gerechtigkeit, 3. Bewahrung<br />

der Schöpfung. Angesichts des G8-Gipfels sind in<br />

Deutschland viele – auch kirchliche – Aktivitäten<br />

geplant. Dazu hier ein Beitrag.<br />

G8-Gipfel in Heiligendamm, 6. bis 8. Juni 2007<br />

An Kirch(en)gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern,<br />

deutschlandweit und in Ostseeanrainerländern<br />

Rostock, 29. Januar 2007<br />

Geistliche Aktivitäten zum G8-Gipfel 2007<br />

Sehr geehrte Pastor<strong>In</strong>nen (Pfarrer<strong>In</strong>nen), sehr geehrte<br />

Mitglieder im Kirchgemeinderat, Gemeindekirchenrat,<br />

Presbyterium oder Kirchenvorstand,<br />

vom 6. bis 8. Juni 2007 versammeln sich in Heiligendamm<br />

die Staats- und Regierungschefs der<br />

„G8“ zu ihrem jährlichen Treffen. Das <strong>wir</strong>d wieder<br />

Anlass für viele Nichtregierungsorganisationen und<br />

DAS LICHT CHRISTI UND DIE WELT<br />

Einzelne sein, sich zu Wort zu melden für eine gerechtere<br />

Welt. Auch die Stimme der Kirchen darf da<br />

nicht fehlen. Die Landessynode der Ev.-Luth. Landeskirche<br />

Mecklenburgs hat eine Koordinierungsgruppe<br />

berufen, die kirchliche Aktivitäten zum G8-<br />

Gipfel auf lokaler und auf Bundesebene vernetzt.<br />

Sie bekommen heute Post von der Arbeitsgruppe<br />

„Gottesdienst und Spiritualität“.<br />

Gottesdienst am 3. Juni 2007 in Bad Doberan<br />

Diese Gruppe plant am Sonntag, den 3. Juni, einen<br />

Gottesdienst im Münster von Bad Doberan (fünf Kilometer<br />

von Heiligendamm entfernt), der hoffentlich<br />

medial übertragen <strong>wir</strong>d. <strong>In</strong> diesem Gottesdienst<br />

sollen 30.000 Kerzen entzündet werden für<br />

die Kinder, die an diesem Tag aufgrund ihrer Armut<br />

sterben müssen, weil sie unterernährt sind, kein<br />

sauberes Trinkwasser haben oder an vermeidbaren<br />

Krankheiten leiden. Wir wünschen uns, <strong>das</strong>s 100<br />

Gemeinden um Heiligendamm herum (etwa Lübeck<br />

bis Greifswald und Ostseeanrainer) je 300<br />

Kerzen aus diesem Gottesdienst mitnehmen und<br />

um Heiligendamm einen „Heiligen Damm des Gebets“<br />

für die arm gemachten Menschen der Welt<br />

bilden.<br />

Andachten zum Thema am 6. Juni 2007<br />

Am Mittwoch, den 6. Juni, dem ersten Gipfeltag,<br />

sollen dann um 18.00 Uhr in den Kirchen dieser<br />

Gemeinden, aber auch deutschlandweit und um<br />

die Ostsee herum, die Glocken läuten und anschließend<br />

eine Andacht zum Thema stattfinden<br />

(die bundesweite Aktion dazu nennt sich<br />

„Acht Minuten für Gerechtigkeit“, Ansprechpartner<br />

ist hier der Evangelische Entwicklungsdienst,<br />

8-Minuten@eed.de, www.G8Minuten.de). Parallel<br />

dazu erklingen auch die Glocken zu den Eröffnungsgottesdiensten<br />

des Kirchentages in Köln, die<br />

ebenfalls dieses Thema aufgreifen.<br />

Gebetskette vom 6. bis 8. Juni 2007<br />

Außerdem ist in der Marienkirche in Rostock eine<br />

„Gebetskette“ zu den Gipfeltagen geplant. Zu diesem<br />

immerwährenden Gebet (tags und nachts) suchen<br />

<strong>wir</strong> in vielen Gemeinden erarbeitete Gebete<br />

zum Thema und viele Mitbeterinnen und Mitbeter<br />

am Altar in Rostock!<br />

Unsere Bitte an Sie<br />

Beteiligen Sie sich an diesen Aktionen! Nehmen Sie<br />

den G8- Gipfel in Deutschland zum Anlass, in Ihren<br />

Gemeinden über die Globalisierung ins Gespräch<br />

zu kommen. Laden Sie zum 6. Juni 2007 ein, weisen<br />

Sie die Öffentlichkeit breit darauf hin, warum<br />

an diesem Tag die Glocken läuten! Gewinnen Sie<br />

Ihre Partnergemeinde für eine solche Andacht.<br />

Wenn Sie bereit sind, an dieser Stelle ein Zeichen<br />

zu setzen, besonders aber dann, wenn Sie am<br />

„Heiligen Damm des Gebets“ mit<strong>wir</strong>ken möchten,<br />

melden Sie sich bitte bei Ralf Göttlicher in der Koordinierungsstelle<br />

„Kirche und G8“ (s.u.). Dort gibt<br />

es auch weitere <strong>In</strong>formationen.<br />

Im Namen der Arbeitsgruppe grüßt Sie herzlich<br />

gez. Tilman Jeremias, Pastor, Ev.-Luth. <strong>In</strong>nenstadtgemeinde<br />

Rostock<br />

Koordinierungsstelle „Kirche und G8“ der Ev.-<br />

Luth. Landeskirche Mecklenburgs<br />

Arbeitsgruppe „Gottesdienst und Spiritualität“<br />

Bei der Nikolaikirche 1, 18055 Rostock,<br />

Tel.: 0381 - 37 57 093, Fax: 0381 - 37 57 137,<br />

eMail: info@kircheundg8.de,<br />

<strong>In</strong>ternet: www.kircheundg8.de,<br />

Bürozeiten (i.d.R.): Mo. & Do. 10-15.30 Uhr


Aus dem Gastgeberland der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n<br />

Ökumenischen Versammlung leben viele Christinnen<br />

und Christen in Deutschland. Die Rumänisch-<br />

Orthodoxe Kirche in Deutschland hat eine besondere<br />

ökumenisch interessante Metropolitankirche.<br />

Für den 8. September (parallel zur Versammlung in<br />

Sibiu) lädt die Metropolie in diese Kirche ein.<br />

Einführung: Die rumänisch-orthodoxe Metropolie<br />

in Deutschland<br />

1993 beschloss die Heilige Synode der Rumänischen<br />

Orthodoxen Kirche, eine Metropolie für<br />

Deutschland und Zentraleuropa mit Sitz in Bayern<br />

aufzubauen. Sie erstreckt sich jetzt über Deutschland,<br />

Österreich, Luxemburg, Dänemark, Schweden,<br />

Norwegen und Finnland; „Rumänische Orthodoxe<br />

Metropolie für Deutschland, Zentral- und<br />

Nordeuropa“ ist die offizielle Bezeichnung. Rumänisch-orthodoxe<br />

Christen in Deutschland mit ihren<br />

Zentren in München, Nürnberg und Düsseldorf<br />

(meist Emigranten aus den Jahren des Kalten Krieges)<br />

hatten nach der Wende ausdrücklich um<br />

Gründung eines eigenen Bistums gebeten. Die mit<br />

Bukarest in Kircheneinheit befindlichen Emigranten<br />

unterstanden bis dahin kirchenrechtlich dem<br />

rumänischen Erzbistum zu Paris. Es gab aber auch<br />

rumänisch-orthodoxe Christen, die sich aus Protest<br />

gegen den in kommunistischer Zeit zu regimefreundlichen<br />

Kurs ihrer Heimatkirche dem (griechischen)<br />

Ökumenischen Patriarchat Konstantinopel<br />

angeschlossen hatten.<br />

1994 entsandte <strong>das</strong> Rumänische Patriarchat Dr.<br />

Serafim (Joantă, *1948), Vikarbischof der Metropolie<br />

Siebenbürgen/Sibiu, als Metropoliten nach<br />

DIE RUMÄNISCH-ORTHODOXE KIRCHE IN DEUTSCHLAND –<br />

ÖKUMENISCHE IKONOGRAPHIE IN NÜRNBERG<br />

Deutschland, wo seine Hauptaufgabe der Gemeindeaufbau<br />

ist. Anfangs fand er in Deutschland neun<br />

Gemeinden vor. Heute sind es rund 40. <strong>In</strong> den anderen<br />

Ländern seiner Metropolie ist ein ähnlicher<br />

Aufbruch festzustellen. Das hat mit der charismatischen<br />

Art des Bischofs zu tun, der ein Anhänger<br />

des Hesychasmus und begnadeter Prediger ist. <strong>In</strong>sgesamt<br />

zählt die Metropolie heute 52 Gemeinden.<br />

Zunächst residierte Metropolit Serafim am katholischen<br />

Ostkirchlichen <strong>In</strong>stitut des Bistums Regensburg.<br />

1999 konnte die Metropolie von der<br />

Ev.-Luth. Kirche in Bayern die Nürnberger Epiphanias-Kirche<br />

nebst Anwesen erwerben, die nach einem<br />

Neubau nicht mehr genutzt wurde. Die Kirche<br />

wurde zur Kathedrale und <strong>das</strong> Anwesen zum Sitz<br />

der Metropolie umgebaut. Dann begannen die<br />

Ausmalungen mit Fresken im byzantinischen Stil.<br />

<strong>In</strong>sgesamt kosteten Kauf, Umbau und Bemalung<br />

der Kirche und des Komplexes rund 2 Mio. Euro.<br />

2006 hatte die Metropolie doppelten Grund zu feiern:<br />

Patriarch Teoctist und Metropolit Serafim<br />

weihten mit zahlreichen Hierarchen die Kathedrale<br />

in Nürnberg ein; und <strong>das</strong> bayerische Kultusministerium<br />

verlieh der Metropolie den Status einer<br />

Körperschaft des Öffentlichen Rechts (vgl. G2W<br />

9/2006). Damit gilt die Kirche als staatlich anerkannte<br />

Religionsgemeinschaft.<br />

Die Kirche wurde nun verlängert und baulich aufgestockt<br />

(Seitenemporen entfernt, eine Kuppel neu<br />

errichtet). Dem orthodoxen Kirchenbau entsprechende<br />

Gestaltungsmerkmale besonders im Hinblick<br />

auf die Raumaufteilung wurden einbezogen,<br />

um die Kreuzform byzantinischer Kirchen zu erreichen.<br />

Die Kirche hat nun tatsächlich den Charakter<br />

einer orthodoxen Kirche. Dazu kommt die <strong>In</strong>nenbemalung<br />

im Stile der orthodoxen Ikonographie. Als<br />

Ikonenmaler verpflichtete der Metropolit den rumänischen<br />

Künstler, Professor Grigore Popescu,<br />

aus Bukarest. Er lehrt an der dortigen Orthodoxen<br />

Fakultät Kunstgeschichte und ist Leiter der Patriarchats-Kommission<br />

der orthodoxen Kirchenmaler.<br />

Die 2006 fertig gestellte Bemalung entspricht zwar<br />

orthodoxen Vorgaben, gleichzeitig aber weist die<br />

neue Kathedrale eine Reihe von Besonderheiten<br />

auf.<br />

Ikonenbemalung in der Nürnberger Kathedrale<br />

Ein Register mit großen Fresken zeigt verschiedene<br />

Wunder aus den Evangelien. Jesus Christus tritt<br />

hier als der Messias der Tat in Erscheinung, der<br />

dem ganzen Menschen <strong>das</strong> Heil bringen will und<br />

sich nicht nur an die gläubige Seele richtet. Ein<br />

ganzheitlicher Ansatz, den die orthodoxe Spiritualität<br />

und Theologie immer vertreten hat. Die dargestellten<br />

Wunder sind die Hochzeit zu Kana, die Auferweckung<br />

des Jünglings zu Nain, die Heilung<br />

eines Blinden, die Heilung der blutflüssigen Frau<br />

und die Auferweckung des Jaïrus, die Heilung des<br />

von Geburt an Blinden, die Auferweckung des Lazarus,<br />

die Heilung der Aussätzigen, <strong>das</strong> Wandeln<br />

auf dem See und die wundersame Brotvermehrung.<br />

Die Symbolik der hier ausgewählten Wunder<br />

Christi erschließt sich dem Betrachter als eine Art<br />

Symbiose des Wirkens des irdischen Christus: Er<br />

bringt <strong>Licht</strong>, Brot und Leben; er ist Herr über die<br />

Elemente und die Krankheiten, die er heilt; und er<br />

gibt den Menschen Freude in Fülle. Christus erscheint<br />

hier als der Heiland, der den Menschen <strong>das</strong><br />

Leben schenkt oder neu ermöglicht. Das letzte<br />

Fresko dieses Registers zeigt jedoch den Undank<br />

der Menschen: die Verhaftung und die Kreuzigung.<br />

ÖKUMENISCHE<br />

IMPULSE<br />

AUS RUMÄNIEN<br />

Die Menschen verwerfen gerade den, der <strong>das</strong> Heil<br />

bringt und Leben schenkt.<br />

Traditionell ist die Darstellung des Himmels und<br />

der Himmlischen Liturgie in der Kuppel. Dort tauchen<br />

als Gruppen die Patriarchen und Propheten<br />

des Alten Testaments, die Apostel, Jünger und<br />

Märtyrer sowie die Hierarchen, Mönche und die<br />

Heiligen der Kirche auf.<br />

Ökumenischer Lebensbaum<br />

An der Nordseite der Kathedrale <strong>sehen</strong> <strong>wir</strong> einen<br />

„ökumenischen Lebensbaum“, der nun <strong>wir</strong>klich<br />

die manchmal engen Grenzen der orthodoxen Ikonographie<br />

sprengt. Da begegnen sich Orthodoxie,<br />

fränkisches Lokalkolorit und die europäische Ökumene.<br />

Hier sind die Kathedralen Notre Dame in Paris<br />

und die zu Ravenna ebenso zu <strong>sehen</strong> wie die<br />

Hagia Sophia in Konstantinopel und ein Klosterbild<br />

vom heiligen Berg Athos. Daneben typische rumänische<br />

orthodoxe Kirchen aus Siebenbürgen, der<br />

Moldau und der Walachei. Aus der Verkündigung<br />

des Evangeliums sind die verschiedenen Kirchen<br />

erwachsen. Sie alle haben Christus zur Wurzel.<br />

Deutlich <strong>wir</strong>d dies auch daran, <strong>das</strong>s Missionare<br />

und Heilige verschiedener Völker abgebildet sind.<br />

Dazu zählen der Apostel und Märtyrer Andreas,<br />

der in der Dobrudscha (Scytia Minor) auf dem Gebiet<br />

des heutigen Rumäniens missioniert hat, aber<br />

auch Gregor der Erleuchter als Missionar der Armenier<br />

(4. Jh.), Benedikt von Nursia und Franz von Assisi,<br />

der deutsche Missionar Bonifatius (8. Jh.) und<br />

der russische Großfürst Vladimir (10. Jh.). Die Abbildung<br />

des heiligen Sebaldus als Schutzpatron<br />

von Nürnberg und ein mittelalterliches Bild der<br />

Stadt verorten die neue rumänische Kathedrale in<br />

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64<br />

Der Ökumenische Lebensbaum in der Nürnberger Kathedrale<br />

ihrer Stadt und Region. Das alles will dem Betrachter<br />

zeigen, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Wort Christi die ganze Welt erreicht<br />

hat. Das soll auch die Ökumene symbolisieren.<br />

Die Verbundenheit mit der Kirche zu allen<br />

Zeiten zeigen Bilder europäischer Heiliger und<br />

Hierarchen aus der Neuzeit. So sind Märtyrer und<br />

Heilige u. a. aus Russland, Bulgarien, Polen, Serbien<br />

und Böhmen zu <strong>sehen</strong>, etwa Patriarch Tichon<br />

von Moskau († 1925), der serbische Metropolit Nikolai<br />

(Velimirović, † 1956) oder der tschechische<br />

Bischof Gorazd (Pavlik, † 1942), ein Opfer des Naziregimes.<br />

An der Westseite finden sich ebenfalls ungewöhnliche<br />

Bilderkombinationen, die die Verbundenheit<br />

der rumänischen Orthodoxie mit anderen Kirchen<br />

zum Ausdruck bringen wollen. So gibt es eine Darstellung<br />

der „Bekenner des 20. Jahrhunderts“. Hier<br />

sind europäische Märtyrer verschiedener Kirchen<br />

zu <strong>sehen</strong>, unter anderem die evangelischen Pfarrer<br />

Dietrich Bonhoeffer († 1945) und Paul Schneider (†<br />

1939), die Katholiken Pater Maximilian Kolbe (†<br />

1941), Schwester Edith Stein († 1942) und Franz<br />

Jägerstetter († 1943). Daneben sind natürlich viele<br />

rumänische Märtyrer und Opfer des Kommunismus<br />

abgebildet. Dazu zählen in Lagern umgekommene<br />

Theologen und Laienchristen wie Valeriu Gafencu<br />

(† 1952), Galaction Munteanu und Ilarion Felea<br />

(beide † 1961) oder der Einsiedlermönch Daniel<br />

Sandu Tudor († 1962), aber auch Priester, die viele<br />

Jahre in kommunistischer Haft verbracht haben:<br />

Zosim Oancea († 2005): 16 Jahre, Dimitrie Bejan (†<br />

1995): 28 Jahre – er war 1941 als Militärpriester<br />

von der Roten Armee gefangen genommen und<br />

sieben Jahre in sowjetischer Haft gehalten worden;<br />

1948 wurde er zwar nach Rumänien überstellt,<br />

blieb dort aber weiter in Haft; bis 1989 stand er in<br />

Bukarest unter Hausarrest. Zeitgenossen wie Metropolit<br />

Serafim berichten von seiner Güte und einem<br />

strahlenden Gesicht wie bei Stephanus dem<br />

Märtyrer. Als ihn Revolutionäre 1989 befreiten,<br />

wollten sie seine Wächter, die ihn jahrelang drangsaliert<br />

hatten, lynchen. Doch Dimitrie Bejan schützte<br />

sie: Sie kamen mit dem Leben davon.<br />

Auch Bischöfe, die sich offen gegen den Kommunismus<br />

und die Diktatur gewandt haben, sind zu<br />

<strong>sehen</strong> – etwa Bischof Nicolae Popovici († 1960). Er<br />

hatte sich 1948 der Abschaffung des Religionsunterrichts<br />

widersetzt und war deswegen amtsenthoben<br />

und in einem Kloster unter Hausarrest gestellt<br />

worden. Oder Metropolit Visarion Puiu († 1964):<br />

Als Metropolit von Chis¸inău (russ.: Kisˇinëv) hatte er<br />

in einem Brief an Stalin gegen die sowjetische Annexion<br />

des rumänischen Bessarabien und gegen<br />

die daraus resultierende Auflösung der rumänischen<br />

Metropolie protestiert. Dafür wurde er „wegen<br />

antikommunistischen Widerstands“ zum Tode<br />

verurteilt, konnte aber nach Paris fliehen. Auch<br />

standhafte Laienchristen, die sich dem Kommunismus<br />

widersetzten und dafür langjährige Haft oder<br />

gar den Tod in Kauf nahmen, sind hier zu <strong>sehen</strong>:<br />

der Bauer Silvestru Bolfea aus dem Kreis Alba Iulia/Karlsburg<br />

(1949 von den Kommunisten ermordet)<br />

und die viele Jahre inhaftierte Elisabeta Rizea<br />

(† 2003). Stellvertretend für <strong>das</strong> Leid aller Pfarrfrauen,<br />

deren Männer oft über Jahrzehnte im kommunistischen<br />

Kerker verbringen mussten, ist Maria<br />

Stăniloae zu <strong>sehen</strong> († 1993), Gattin des bedeutendsten<br />

rumänischen Theologen des 20. Jahrhunderts,<br />

Dumitru Stăniloae († 1993).<br />

Alle hier Abgebildeten sind als „Bekenner Christi“<br />

leuchtende Beispiele des Glaubens und der Bereitschaft<br />

zum Märtyrium, wahre Heilige des 20. Jahrhunderts.<br />

Metropolit Serafim spricht in diesem Zusammenhang<br />

von der „Ökumene der Märtyrer und<br />

des Leidens für Christus“, die angesichts der Diktaturen<br />

des 20. Jahrhunderts besondere Bedeutung<br />

für <strong>das</strong> Zusammenleben der Christen besitze. Das<br />

Leiden und Sterben dieser Märtyrer für Christus<br />

eint – über die Unterschiede in Lehre sowie in<br />

Amts- und Kirchenverständnis hinaus – Christen im<br />

20. Jahrhundert. Diese Bildkomposition in Nürnberg<br />

führt uns <strong>das</strong> sinnbildlich vor Augen.<br />

„Die großen geistlichen Väter“<br />

Eine weitere Bilderfolge mit zeitgenössischem Bezug<br />

stellt schließlich die Komposition „Die großen<br />

geistlichen Väter“ dar, die neben der Bekenner-<br />

Darstellung zu <strong>sehen</strong> ist. Dieses Fresko würdigt die


Zeuginnen und Zeugen in den Kirchen, Darstellung der Nürnberger Ikone der Rumänisch-Orthodoxen<br />

Metropolie<br />

besonders charismatischen geistlichen Väter der<br />

Rumänischen Kirche im 20. Jahrhundert: Prediger<br />

und Mönchsväter, die besonders als Seelsorger im<br />

Kommunismus <strong>wir</strong>kmächtig waren und die Kirche<br />

mit ihrer Verkündigung und ihren Gebeten durch<br />

diese Zeit getragen haben. Dazu gehört Ilie Cleopa<br />

vom Kloster Sihastria († 1998). Er hat rund zehn<br />

Jahre im Untergrund gelebt und zählte vor und<br />

nach 1989 zu den Mönchsvätern mit größter geistlicher<br />

Ausstrahlung in die rumänische Theologie<br />

wie in Laienkreise hinein. Dieser Einfluss ist nicht<br />

immer unproblematisch, finden sich doch im<br />

Schrifttum von Mönchsvätern wie Cleopa ausgesprochen<br />

radikale anti-europäische, anti-ökumenische<br />

und anti-westliche Haltungen. Das sind nicht<br />

zuletzt Reaktionen auf Säkularisierungserscheinungen<br />

in westlichen Gesellschaften und Kirchen und<br />

auf <strong>das</strong> (in orthodoxen Augen) katholische Vordringen<br />

nach Osten seit 1989. Doch die Rolle solcher<br />

Mönchsväter als moralische Autoritäten der Gesellschaft<br />

zu Zeiten des Kommunismus steht außer<br />

Zweifel, zumal etliche damals inhaftiert waren –<br />

wie die Mönchsväter Arsenie Boca († 1989, auf<br />

dessen Grab im Kloster Prislop auch im kältesten<br />

Winter Blumen blühen), Hilarion Argatu und Archimandrit<br />

Sofian Boghiu aus Bukarest (beide †<br />

2003), aber auch Priester wie Constantin Galeriu (†<br />

2003) und der große rumänische Theologe Dumitru<br />

Stăniloae (1903-1993), der von 1958 bis 1963 im<br />

Gefängnis war.<br />

Die rumänische Kathedrale in Nürnberg führt dem<br />

Betrachter also nicht nur die traditionelle ostkirchliche<br />

Ikonographie vor Augen. Sondern sie ergänzt<br />

diese klassischen Darstellungen um Fresken mit<br />

ganz eigener theologischer Aussage und um zeitgeschichtliche<br />

und ökumenische Bezüge und Referenzen.<br />

Es ist zu wünschen, <strong>das</strong>s die hier sichtbar<br />

demonstrierte Offenheit im Blick auf Vergangenheitsbewältigung<br />

und Ökumene auch in anderen<br />

Kontexten spürbar <strong>wir</strong>d. Für die Kultur der Ökumene<br />

und die gemeinsame Spiritualität der Christen<br />

ist diese Kathedrale jedenfalls ein Meilenstein.<br />

Dr. Jürgen Henkel,<br />

Bukarest und Sibiu/Hermannstadt,<br />

beurlaubter Pfarrer<br />

der Ev.-Luth. Kirche in Bayern;<br />

Publizist.<br />

Leiter der Evangelischen<br />

Akademie Siebenbürgen;<br />

betreut sieben Kirchengemeinden<br />

im siebenbürgischen Kirchenbezirk<br />

Mühlbach/Sebefl.<br />

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ÖKUMENISCHE<br />

IMPULSE<br />

AUS RUMÄNIEN<br />

Einladung<br />

in die rumänisch-orthodoxe<br />

Metropolitan-Kathedrale, Nürnberg<br />

Tag der Ökumene<br />

Samstag, 8. September 2008<br />

Seine Eminenz, Metropolit Serafim,<br />

lädt anlässlich der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung in Sibiu/Hermannstadt<br />

(Rumänien) in die Metropolie nach Nürnberg ein.<br />

Am Samstag, dem 8. September 2007, <strong>wir</strong>d – parallel zur Versammlung in Rumänien – in der<br />

Metropolie in Nürnberg ein „Tag der Ökumene“ stattfinden. Der Metropolit, der aus Sibiu<br />

stammt, <strong>wir</strong>d persönlich an der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung teilnehmen<br />

und hat seinen Weihbischof Sofian beauftragt, Gastgeber der Ökumenischen Versammlung in<br />

Nürnberg zu sein. Die 2006 geweihte Kathedrale mit einer wunderschönen, ökumenisch hoch interessanten<br />

Ausmalung bietet einen guten Rahmen für einen Tag der Begegnung, des Feierns<br />

und Lernens. Gemeinsam mit der Kommission der Orthodoxen Kirche in Deutschland (KOKiD)<br />

und in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Bayern (AcK Bayern)<br />

<strong>wir</strong>d dieser Tag vorbereitet.<br />

Vorläufiges Programm<br />

9.30 – 11.30 Uhr Göttliche Liturgie zum Fest der Geburt Marias<br />

11.30 – 12.30 Uhr Vortrag: Orthodoxie und europäische Visionen<br />

12.30 – 14.00 Uhr Mittagessen, Ausstellung und Begegnung<br />

Orthodoxes Leben in Deutschland<br />

14.00 – 14.45 Uhr Ökumenischer Gottesdienst<br />

14.45 – 15.30 Uhr Die Ausmalung der Metropolitan-Kathedrale: eine ökumenische<br />

Ikonographie<br />

15.30 – 16.00 Uhr <strong>Dritte</strong> <strong>Europäische</strong> Ökumenische Versammlung<br />

Nachrichten, Botschaft, Weiterarbeit in Deutschland<br />

Schlusssegen<br />

EINLADUNG FÜR DEN 8. SEPTEMBER NACH NÜRNBERG<br />

Metropolitankirche der Rumänisch-Orthodoxen Kirche in Nürnberg


Weltgebetstagsfrauen und -männer bewegen sich<br />

zum Abschluss der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen<br />

Versammlung im rumänischen Sibiu auf vertrautem<br />

Boden, denn die Gottesdienstordnung für<br />

den Weltgebetstag 2002 wurde von Frauen des<br />

Ökumenischen Weltgebetstagskomitee in Rumänien<br />

geschrieben, dem zum damaligen Zeitpunkt<br />

dreizehn Frauen aus sieben verschiedenen Konfessionen<br />

und unterschiedlichen Landesteilen angehörten.<br />

Ökumenische Vielfalt und Fülle schon<br />

damals – wo in anderen Zusammenhängen der rumänischen<br />

Kirchenlandschaft <strong>das</strong> konfessionsübergreifende<br />

Miteinander noch längst nicht vorhanden<br />

oder gar so positiv belegt war.<br />

Da haben die Frauen der internationalen Basisbewegung<br />

des Weltgebetstags guten Boden bereitet,<br />

Samen gelegt und Pflänzchen gezogen, die jetzt<br />

– herangewachsen – Frucht bringen. Gott sei Dank.<br />

SIBIU/RUMÄNIEN: VERTRAUTER ÖKUMENISCHER BODEN<br />

ERFAHRUNGEN DES WELTGEBETSTAGS DER FRAUEN<br />

Der bezeichnende Titel der Liturgie lautete: „Zur<br />

Versöhnung herausgefordert.“ Uns mit Gott zu<br />

Versöhnen und untereinander – <strong>das</strong> war Hauptthema<br />

des feierlichen Gottesdienstes. Ein neues Herz<br />

und einen neuen Geist braucht es dazu – wie Ezechiel<br />

uns zuspricht. Und mit der Geschichte der<br />

mutigen Abigaijl (1Sam 25-35), die durch ihr kluges<br />

und zeitgenaues Handeln Mord und Totschlag<br />

verhindert und prophetisch von David als künftigem<br />

König spricht, werden <strong>wir</strong> erinnert, <strong>das</strong>s Gott<br />

uns alle zum Dienst an der Versöhnung ruft.<br />

Die Schwestern aus Rumänien haben uns mit ihrem<br />

Gottesdienst ihre spirituellen Schätze geschenkt:<br />

kraftvolle Bibelworte, bewegende Lieder<br />

und Symbolhandlungen. Mit ihrem Gottesdienst<br />

habe ich damals noch einmal tiefer verstanden,<br />

welches dynamische Verständnis von Ökumene<br />

den „Geist“ der internationalen Weltgebetstagsbewegung<br />

ausmacht:<br />

Beim Weltgebetstag gibt es eine „Ökumene der<br />

Zumutung des gegenseitigen Reichtums“. Diese<br />

unterscheidet sich wesentlich von dem, was ich als<br />

die weit verbreitete „Ökumene des kleinsten gemeinsamen<br />

Nenners“ bezeichne. Hier <strong>wir</strong>d – gerade<br />

im Hinblick auf die Liturgie oft nur danach gefragt,<br />

was kann gemeinsam gefeiert werden, wie<br />

kann gemeinsam gefeiert werden, ohne <strong>das</strong>s es einem<br />

der Beteiligten weh tut. Der Weltgebetstag<br />

verspricht und hält einen anderen Zugang zum<br />

ökumenischen Miteinander: Wir muten uns gegenseitig<br />

den liturgischen Reichtum zu. Das heißt, ich<br />

bekomme zum Beispiel von orthodoxen oder freikirchlichen<br />

Frauen ein Gebet in einer Gottesdienstordnung<br />

als Geschenk, <strong>das</strong> vielleicht nicht unbedingt<br />

meiner eigenen Spiritualität entspricht, aber<br />

es ist ihnen etwas sehr Wertvolles. Ich kann es gut<br />

mitbeten und kann an ihrer Freude teilhaben und<br />

muss es nicht zerreden. Das ist eine wichtige Chance<br />

beim Weltgebetstag. Für die römisch-katholischen<br />

Frauen kann dies zum Beispiel bedeuten,<br />

sich auch neugierig und unbefangen auf eine Spiritualität<br />

einzulassen, die aus den reformatorischen<br />

Traditionen schöpft und dabei auch Frauen selbstverständlich<br />

Charismen zuspricht zur machtvollen<br />

Mitgestaltung von Kirche, Theologie und Gottesdienst.<br />

Überall werden <strong>wir</strong> von der Rhetorik der Verknappung<br />

der Mittel geplagt – der Weltgebetstag setzt<br />

hier ein erfrischend anderes Signal: in der Ökumene<br />

herrscht großer Reichtum!<br />

Sibiu setzt ebenfalls ein erfrischend anderes Signal:<br />

Menschen verschiedener christlicher Konfessionen<br />

und verschiedener ethnischer Gruppen, gezeichnet<br />

von den Problemen eines sozialpolitischen und<br />

<strong>wir</strong>tschaftlichen Transformationsprozesses, laden<br />

ein, gemeinsam mit ihnen die Herausforderungen<br />

der Zeit mit Glaubenskraft und Glaubensüberzeugung<br />

zu gestalten – für ein Europa, für eine Welt,<br />

in der immer mehr Menschen in Frieden und Gerechtigkeit<br />

leben können.<br />

Entsprechend lautete denn auch <strong>das</strong> Gebet des Zuspruchs<br />

und der Erneuerung in der Gottesdienstordnung<br />

der Frauen aus Rumänien für den Weltgebetstag<br />

2002:<br />

ÖKUMENISCHE<br />

IMPULSE<br />

AUS RUMÄNIEN<br />

(�) Im Frieden lasst uns zu Gott beten:<br />

Gott, <strong>wir</strong> danken Dir für alle guten Gaben.<br />

Du bist derselbe – gestern, heute und morgen.<br />

Du reißt die Mauer der Feindschaft nieder<br />

und bringst den Menschen Frieden.<br />

Pflanze tief in uns ein die Ehrfurcht vor Deiner<br />

Größe.<br />

Stärke die Liebe unter uns.<br />

Lösche alle Feindschaft aus<br />

und befreie uns von dem Hang, zu spalten und<br />

auszugrenzen.<br />

Denn Du bist unser Friede und Dich preisen <strong>wir</strong>.<br />

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem<br />

Heiligen Geist,<br />

jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit.<br />

(�) Amen.<br />

Petra Heilig,<br />

Stein (Mittelfrranken),<br />

Geschäftsführerin und theologische Referentin,<br />

Weltgebetstag der Frauen –<br />

Deutsches Komitee e. V.<br />

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ÖKUMENISCHE<br />

IMPULSE<br />

AUS RUMÄNIEN<br />

Brücke zwischen Kirchen, Kulturen und Religionen<br />

2004 wurde in Rumänien unter dem Leitwort<br />

„Healing of Memories“ ein Versöhnungsprojekt<br />

begonnen, <strong>das</strong> auch in die Versammlung<br />

in Sibiu einfließt. Getragen <strong>wir</strong>d es von der<br />

Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa<br />

(GEKE) und der Konferenz <strong>Europäische</strong>r<br />

Kirchen (KEK) und dem Evangelischen Bund<br />

(Bensheim).<br />

Wir sind bereit, ... an der Heilung des Gedächtnisses<br />

mitzu<strong>wir</strong>ken<br />

Zur Balkan-Konferenz der Außenminister/innen der<br />

<strong>Europäische</strong>n Union und der Balkan-Staaten am<br />

10. und 11. März 2006 in Salzburg hat der Ökumenische<br />

Rat der Kirchen in Österreich den EU-Mitgliedsstaaten<br />

und den Balkanstaaten vorgeschlagen,<br />

in den Ländern des ehemaligen Jugoslawien<br />

eine Kampagne zur Heilung der Erinnerungen<br />

durchzuführen und empfiehlt : „Um die Jahrhunderte<br />

alte Spirale von Vorurteilen, Gewalt und Gegengewalt<br />

zu durchbrechen, ist es notwendig, sich<br />

um die Reinigung und Heilung des Gedächtnisses<br />

zu bemühen; ohne sie ist eine Versöhnung nicht<br />

denkbar. … Wir sind bereit, gemeinsam mit anderen<br />

Religionsgemeinschaften an der Heilung des<br />

Gedächtnisses mitzu<strong>wir</strong>ken, Dialoge vorzubereiten<br />

und zu veranstalten“ (CPCE-EUROPA-INFO aus<br />

BRÜSSEL Nr 1/2006, CPCE-Büro Brüssel).<br />

Healing of Memories (HoM)<br />

Healing of Memories (HoM) ist ein erstmalig in<br />

Südafrika in kirchlicher Verantwortung gestalteter<br />

HEALING OF MEMORIES<br />

Prozess zur kreativen Aufarbeitung von Verletzungen<br />

zwischen Konfessionen, Kulturen/Völkern und<br />

Religionen (vgl. www.healingofmemories.co.za).<br />

<strong>In</strong> Europa <strong>wir</strong>d in Nordirland seit mehreren Jahren<br />

an einem Prozess „Healing through Rembering<br />

(HTR)“ gearbeitet (vgl. „Reconciling Memories,<br />

Alan D. Falconer and Joseph Liechty, Columba<br />

Press Dublin 1998) und auch die drei Warschauer<br />

Konsultationen zur Versöhnung in Nord-Mittel/Ost-<br />

Europa 1996 bis 1998 sowie die „Anhörung“ im<br />

Rahmen der Zweiten <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen<br />

Versammlung 1997 in Graz (vgl. „Versöhnung in<br />

Europa – Aufgabe der Kirchen in der Ukraine, in<br />

Belarus, Polen und Deutschland“, hrsg. v. Kontaktausschuss<br />

des Polnischen Ökumenischen Rates<br />

und der Evangelischen Kirche in Deutschland,<br />

Warszawa/Hannover 1998) sind als Healing of Memories-Prozesse<br />

ebenso zu nennen wie die <strong>In</strong>terkonfessionellen<br />

Versöhnungsgespräche der EKD in<br />

Serbien.<br />

Healing of Memories findet nun seine Fortführung<br />

in Rumänien als einem Grenzland zwischen historisch-oströmischer<br />

und -weströmischer Konfessions-<br />

und Kulturgeschichte sowie südosteuropäischer<br />

christlicher, jüdischer und türkisch-islamischer<br />

Prägung.<br />

Das Projekt Healing of Memories realisiert <strong>das</strong><br />

kirchliche Amt der Versöhnung in der Nachfolge<br />

Christi, wie uns der heilige Paulus sagt nach 2.<br />

Kor. 5,18.<br />

Es <strong>wir</strong>d konkretisiert als Aufgabe aller christlichen<br />

Kirchen nach der Charta Oecumenica 3: Wir wollen<br />

„gemeinsam die Geschichte der christlichen Kir-<br />

chen aufarbeiten, die durch viele gute Erfahrungen,<br />

aber auch durch Spaltungen (und) Verfeindungen<br />

…geprägt ist“.<br />

Healing of Memories in Rumänien<br />

Mit Rumänien ist ein Land ausgewählt worden, <strong>das</strong><br />

in seiner Geschichte reich an Kulturen ist. Über<br />

Jahrhunderte haben viele verschiedene Kulturen<br />

und Ethnien eine Heimat gefunden und bilden ein<br />

in dieser Form in Europa einmaliges Zusammenleben.<br />

Rumänien kann so als Vielvölker-Staat ein Brückenland<br />

sein und zu einem Bild werden für Toleranz<br />

und gegenseitige Akzeptanz der Kulturen,<br />

Religionen und Völker in einem in der Zukunft vereinten<br />

Gesamteuropa.<br />

Jedoch bildet Rumänien als Grenzland zwischen<br />

den alten Kulturräumen Ost- und Westeuropa<br />

auch viele konfessionelle und kulturelle Spannungsfelder<br />

ab. Solche Spannungsfelder kulturgeschichtlich<br />

aufzudecken und als Teil der jeweils<br />

eigenen Kirchen- und Kulturgeschichte zu analysieren<br />

und Wege zu ihrer Überwindung aufzuzeigen,<br />

ist eine Versöhnungsaufgabe christlicher Kirchen in<br />

Europa.<br />

Dieses kann zukunfts- und richtungweisende Formen<br />

kreativen Zusammenlebens für Gesamteuropa<br />

eröffnen.<br />

Nach der Charta Oecumenica heißt dieses: „Angesichts<br />

zahlreicher Konflikte ist es Aufgabe der Kirchen,<br />

miteinander den Dienst der Versöhnung auch<br />

für Völker und Kulturen wahrzunehmen. Wir wissen,<br />

<strong>das</strong>s der Friede zwischen den Kirchen dafür<br />

eine ebenso wichtige Voraussetzung ist“ (Charta<br />

Oecumenica 8). Seit Oktober 2005 beteiligen sich<br />

Vertretungen verschiedener historischer Minderheitskulturen<br />

am Prozess.<br />

Nach einer wechselvollen Geschichte ist 1856 <strong>das</strong><br />

Königreich Rumänien aus den beiden Fürstentümern<br />

Moldau und Walachia hervorgegangen. <strong>In</strong><br />

seinen heutigen Grenzen existiert es seit Ende des<br />

Ersten Weltkrieges mit Veränderungen noch einmal<br />

1945. Es bildet neun historische Regionen ab<br />

(Banat, Bihor, Sathmar, Maramuresch, Siebenbürgen,<br />

Bukowina, Moldau, Walachia, Dobrogea), die<br />

in den vergangenen Jahrhunderten ihre jeweils eigene<br />

nationale, kulturelle, religiöse Geschichte<br />

hatten – aber auch ihre Geschichte der Kriege und<br />

Vertreibungen.<br />

Die Heilung der Erinnerungen setzt deshalb an bei<br />

einer interdisziplinären Erforschung und Konsultation<br />

vergleichender Geschichtsdarstellung zwischen<br />

Kirchen, Religionen und Kulturen differenziert<br />

nach diesen einzelnen Regionen.<br />

Dieser im Oktober 2004 begonnene erste Teilprozess<br />

A liegt in der Federführung der Gemeinschaft<br />

Evangelischer Kirchen in Europa – Leuenberger Kirchengemeinschaft<br />

(GEKE).<br />

HoM ist gestaltet als interdisziplinärer Prozess<br />

theologischer, historischer, soziologischer und sozial-psychologischer<br />

Fakultäten. Daran arbeiten<br />

seit Beginn des Prozesses mehr als 100 Wissenschaftler<br />

und Wissenschaftlerinnen an 16 theologi-


schen Fakultäten, 7 historischen und 2 soziologischen<br />

Fakultäten mit, sowie Historiker/innen von 6<br />

wissenschaftlichen <strong>In</strong>stituten in Rumänien.<br />

Beteiligt am Prozess sind Fakultäten aller historischen<br />

Kirchen Rumäniens mit der Zustimmung ihrer<br />

Bischöfe und Metropoliten: die orthodoxe, die<br />

apostolisch-armenische, die römisch-katholische,<br />

die beiden lutherischen, die reformierte und die<br />

griechisch-katholische Kirche.<br />

Außerdem sind beteiligt die Federatiei Comunitatii<br />

Evreiesti din Româná, die Muftiatul Cultului Musulman<br />

din Româna sowie Vertretungen der Minderheiten<br />

Roma, Slowaken, Huzulen, Ruthenen,<br />

Tataren, Türken, Albaner, Polen, Deutsche, Bulgaren,<br />

Griechen, Italiener.<br />

Seit 2004 haben 8 Konferenzen in 8 historischen<br />

Regionen stattgefunden: Mai 2005 in Cluj Napoca,<br />

Mai 2006 in Ias¸i und Suceava, Juni 2006 in<br />

Timis¸oara und Oradea, November 2006 in Bukarest<br />

und Constant¸a, November 2006 in Baia Mare.<br />

Für den 26. bis 29. Juni 2007 ist eine gesamtrumänische<br />

Konferenz in Bukarest geplant, die hinführen<br />

soll zur <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen<br />

Versammlung in Sibiu/Hermannstadt/Nagyszeben.<br />

<strong>In</strong> einem Teilprozess B sind ab 2008 mit verantwortlicher<br />

seelsorgerlicher Begleitung aus den be-<br />

teiligten Kirchen in Federführung der Konferenz<br />

<strong>Europäische</strong>r Kirchen dann regionale interkonfessionelle<br />

Seminare geplant nach dem Vorbild des<br />

Healing of Memories-Prozesses in Nordirland. Dafür<br />

hat die Irish School of Ecumenics in Dublin und<br />

Belfast ihre Zusammenarbeit angeboten.<br />

Zur <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung<br />

selbst ist die Eröffnung eines permanenten<br />

kirchlichen Versöhnungszentrums europäischer<br />

Kirchen geplant sowie zwei Hearings und eine Präsenz<br />

im Forum 9 Frieden und Versöhnung. HoM<br />

tritt gemeinsam auf mit anderen europäischen<br />

kirchlichen Versöhnungsprozessen in Nordirland,<br />

Serbien, Polen und Belorussland.<br />

Dieter Brandes,<br />

Beauftragter der Gemeinschaft<br />

Evangelischer Kirchen in Europa und der<br />

Konferenz <strong>Europäische</strong>r Kirchen<br />

69


70<br />

EUROPÄISCHE<br />

NACHBARSCHAFTEN<br />

Deutschland hat mit vielen Ländern nicht nur Grenzen,<br />

sondern auch grenzüberschreitende Nachbarschaften,<br />

die auf regionaler Ebene <strong>das</strong> Zusammenwachsen<br />

Europas voranbringen. Ein Beispiel von<br />

vielen ist die deutsch-französische Zusammenarbeit<br />

am Oberrhein. Für Kirchen und Gemeinden in<br />

grenznahen Regionen ist die <strong>Dritte</strong> <strong>Europäische</strong><br />

Ökumenische Versammlung Anlass, die Kontakte<br />

zu vertiefen.<br />

Healing of Memories –<br />

Versöhnen und Überwinden<br />

Unter dem Motto „Avec le Christ franchir les frontières<br />

– Mit Christus Grenzen überschreiten“ fand<br />

am 12. Juni 2000, dem Pfingstmontag, in Straßburg<br />

ein sog. „Ökumenisches Treffen der Kirchen“ statt,<br />

an dem sich ca. 6500 Menschen von links und<br />

rechts des Rheins beteiligten. <strong>In</strong> der bei der Schlusskundgebung<br />

verlesenen Botschaft heißt es (u. a.):<br />

1. Als Angehörige verschiedener Völker und Kirchen<br />

sind <strong>wir</strong> heute in Straßburg zusammengekommen.<br />

Dafür danken <strong>wir</strong> Gott und preisen seinen<br />

Namen. ... Wir glauben, <strong>das</strong>s Christus unser<br />

Friede ist. Durch sein Leben, Sterben und seine<br />

Auferstehung hat er die trennenden Barrieren<br />

zwischen den Völkern beseitigt und uns zu Botschaftern<br />

der Versöhnung gemacht. ... Gottes<br />

Geist ermutigt uns, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> mit dem Ringen um<br />

Einheit einen glaubwürdigen Beitrag zur Gemeinschaft<br />

der Völker in Europa leisten.<br />

2. Wir blicken auf <strong>das</strong> zu Ende gehende Jahrtausend<br />

zurück. Wir sind dankbar für <strong>das</strong> Evangelium und<br />

seine Früchte. Wir haben aber auch Grund zur<br />

Buße: Im Namen des Christentums gab es Unter-<br />

HEALING OF MEMORIES – VERSÖHNEN UND ÜBERWINDEN<br />

KIRCHEN AM RHEIN<br />

drückung, Verfolgung und Ausbeutung. Wir denken<br />

vor allem an <strong>das</strong> Unrecht von Christen gegenüber<br />

den Juden. Wir bekennen, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> im<br />

Abendland nach der Spaltung vor 1000 Jahren<br />

unsere Geschwister im Osten vergessen haben.<br />

Wir wollen begreifen, <strong>das</strong>s die östlichen Kirchen<br />

Teil der Christenheit dieses Kontinents sind.<br />

3. Wir sind dankbar für die Beziehungen und<br />

Freundschaften zwischen vielen Menschen unserer<br />

Völker; <strong>wir</strong> wollen <strong>das</strong> gewachsene Vertrauen<br />

weiter pflegen und die Partnerschaften zwischen<br />

Kirchengemeinden intensiver leben. ...<br />

[4. ...]<br />

Etliche Passagen dieses weithin unbekannten Textes<br />

klingen wie ein Vorspiel: einerseits zu den Formulierungen<br />

der nur knapp ein Jahr später folgenden<br />

Charta Oecumenica, die ja auch in Straßburg<br />

unterzeichnet wurde; andererseits zu den Absichtserklärungen<br />

der Vorberichte und -verlautbarungen<br />

zur 3. <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung<br />

in Rumänien. Es scheinen tatsächlich verschiedene<br />

Aspekte ökumenischer Arbeit glücklich ineinander<br />

zu fließen und sich gegenseitig zu bereichern.<br />

Die Organisation und Formulierung für den Pfingstmontag<br />

2001 lag bei der deutsch-französischen<br />

Arbeitsgruppe, die in Nacharbeit zur Charta Oecumenica<br />

und in Vorbereitung (oder jetzt auch begleitend)<br />

zur 3. <strong>Europäische</strong>n Versammlung ein<br />

Projekt ins Leben gerufen hat, <strong>das</strong> unmittelbar vor<br />

der konkreten Umsetzung steht, <strong>das</strong> Projekt einer<br />

ökumenischen Kirchengeschichte des Oberrheins.<br />

Geboren wurde die Idee im Rahmen einer Fachtagung<br />

der o.g. Gruppe im Frühjahr 2005, die sich der<br />

Umsetzung der Straßburger Erklärung und der Charta<br />

Oecumenica widmete – dies unter dem Motto:<br />

Ökumene gestalten in einer europäischen Grenzregion.<br />

Auf der Suche nach Konkretionen grenzüberschreitender<br />

Zusammenarbeit. Eine Arbeitsgruppe<br />

dieser Tagung war dabei mit dem ökumenisch und<br />

friedenspolitisch sicherlich anspruchsvollen Thema<br />

„Geschichtliches Unrecht“ befasst. Zweifellos ist<br />

<strong>das</strong> deutsch-französische Verhältnis nicht nur unter<br />

rein historischen Hypotheken zu <strong>sehen</strong>, sondern sind<br />

die historischen Belastungen immer auch konfessionell<br />

bestimmt (gewesen). Gerne nahm die Arbeitsgruppe<br />

deshalb auch die Anregungen Elisabeth Parmentiers,<br />

frühere Präsidentin der Gemeinschaft<br />

Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE), auf, Anregungen<br />

des Projekts „healing of memories“ konkret<br />

auf die Region am Oberrhein zu beziehen.<br />

Aus dieser Idee ist mittlerweile <strong>das</strong> Projekt Ökumenische<br />

Kirchengeschichte des Oberrheins erwachsen.<br />

Ziel ist es, Gemeinsamkeiten der Geschichte<br />

zu ergründen, Konfessionalismus als Faktor des<br />

Völkerunfriedens zu erfassen und Ökumenismus<br />

und Versöhnungswille wissenschaftlich zu erforschen<br />

und zu dokumentieren.<br />

Am Ende des Projekts soll eine Buchveröffentlichung<br />

stehen – d.h. jeweils ein in deutscher und französischer<br />

Sprache vorliegendes Buch, <strong>das</strong> im ureigensten<br />

Sinn des Wortes grundlegend sein soll. Historischen<br />

Grund legend und ökumenisch begründend,<br />

warum es gut und sinnvoll ist, die Zusammenarbeit<br />

am Oberrhein zu suchen und zu pflegen.<br />

Ende März 2007 findet erneut ein Fachtag statt,<br />

den die deutsch-französische Gruppe verantwortet.<br />

Auf diesem Fachtag soll Wesentliches geschehen:<br />

• Mit ca. 40 historischen und ökumenischen Fachgelehrten<br />

will die Gruppe, die mittlerweile eine<br />

Art „wissenschaftlichen Beirat“ unter Leitung<br />

von Oberkirchenrat i. R. Dr. Klaus Bümlein<br />

(Speyer) berufen hat, <strong>das</strong> vorläufige <strong>In</strong>haltsverzeichnis<br />

der geplanten Publikation erarbeiten.<br />

• Als Moderator des wissenschaftlichen Projekts<br />

<strong>wir</strong>d als „Geschäftsführer“ Dr. Albert de Lange<br />

(Karlsruhe) vorgestellt werden, der (einstweilen<br />

und befristet) dankenswerterweise von der Evangelischen<br />

Landeskirche in Baden finanziert <strong>wir</strong>d.<br />

• Die Gruppe <strong>wir</strong>d prüfen (dürfen), inwieweit der<br />

Prozess dieses spezifischen Projekts hilfreicher<br />

Ansporn für andere sein kann, die sich (an ihren<br />

jeweiligen Grenzen!) ebenfalls um ökumenische<br />

und grenzüberschreitende Arbeit bemühen.<br />

Delegierte und Vorbereitungsgruppen haben für die<br />

3. <strong>Europäische</strong> Ökumenische Versammlung um Vorberichte<br />

und Ideen gebeten. Die deutsch-französische<br />

Gruppe, die bezl. der deutschen Seite von der<br />

ACK in Baden-Württemberg und der ACK Südwest<br />

beschickt <strong>wir</strong>d, hofft, den Delegierten für Hermannstadt/Sibiu<br />

einen detaillierten Bericht über Sinn,<br />

Zweck und Stand eines Projektes mitzugeben, <strong>das</strong><br />

hinsichtlich belastender Fakten, belasteter Geschichte<br />

und befreiender Erinnerungsarbeit einen<br />

west-/mitteleuropäischen Beitrag zum healing of<br />

memories darstellen soll.<br />

Pfarrer<br />

Dr. Johannes<br />

Ehmann,<br />

Stuttgart,<br />

ACK Baden-<br />

Württemberg


Entwurf für eine Gemeindeveranstaltung, einen<br />

Nachmittag in der Frauenhilfe, einen Abend im Erwachsenenkreis<br />

u. ä., auch verwendbar als Grundlage<br />

eines Singgottesdienstes<br />

<strong>In</strong> den Gesangbüchern vieler Kirchen finden sich<br />

Lieder und musikalische Einflüsse aus anderen europäischen<br />

Ländern. Lieder sind mit Auswanderern<br />

in neue Länder gekommen, haben in Länder übergreifenden<br />

Kirchen sich allmählich ausgebreitet<br />

oder waren in Text oder Melodie so tragend, <strong>das</strong>s<br />

sie auch in andere Sprachen übersetzt wurden.<br />

Durch die ökumenischen Versammlungen sind Lieder<br />

aus anderen Kirchen und Ländern weit über ihren<br />

Ursprungsort hinaus bekannt geworden. Ökumene<br />

lebt in den Gemeinden Deutschlands von<br />

Liedern aus anderen Kirchen und Ländern, in ihren<br />

Originalsprachen und in Übersetzungen. Ökumenische<br />

Versammlungen waren auch immer Anlass für<br />

neues ökumenisches Liedgut. Für die <strong>Dritte</strong> <strong>Europäische</strong><br />

Ökumenische Versammlung in Sibiu/Hermannstadt<br />

(Rumänien) im September 2007 hat<br />

eine liturgische Werkstatt Gebete, liturgische Texte<br />

und Lieder verfasst, die in den Gemeinden Einzug<br />

halten können (teilweise in diesem Materialheft<br />

schon abgedruckt). Die folgenden Lieder sind dem<br />

Stammteil des Evangelischen Gesangbuches entnommen.<br />

Ähnliche „Entdeckungsreisen“ lassen<br />

sich sicher auch mit Gesang- und Gebetsbüchern<br />

aus anderen Traditionen machen. So soll die kleine<br />

Zusammenstellung Anregung sein, mit Gemeindegruppen<br />

und Gottesdienstgemeinden auf europäische<br />

Spurensuche zu gehen. <strong>In</strong> Jugendgruppen<br />

können Jugendliche auch selbstständig Lieder aussuchen<br />

und zu einer Reihenfolge zusammenstellen.<br />

EG 272 Ich lobe meinen Gott<br />

Die Melodie dieses Liedes stammt aus Frankreich,<br />

von dem Musiklehrer und Posaunist Claude Fraysse<br />

aus Romans (geb. 1941). Er ist ein in Frankreich<br />

bekannter Sänger bei Jugendveranstaltungen und<br />

Evangelisationen. Das schwungvolle Lied ist in<br />

Deutschland weit verbreitet.<br />

Mit diesem Lied beginnt die Europareise im Westen<br />

des Kontinents, einem der Gründungsländer<br />

der <strong>Europäische</strong>n Union. Die Charta Oecumenica<br />

beschreibt Europa zwischen „Atlantik und Ural,<br />

zwischen Nordkap und Mittelmeer“, also weitaus<br />

größer als die <strong>Europäische</strong> Union. Trotzdem ist die<br />

EU ein wichtiges Gegenüber für die Kirchen. Heute<br />

haben die Kirchen Europas am Sitz der EU Büros,<br />

wie z. B. die COMECE der Römisch-katholischen<br />

Kirche und <strong>das</strong> Büro der KEK (Konferenz <strong>Europäische</strong>r<br />

Kirchen). Sie setzen sich nicht nur für Belange<br />

der Kirchen ein, sondern auch für Anliegen, die<br />

ihnen vom Evangelium her geboten sind, wie z. B.<br />

für gerechte Wirtschaftsformen, Menschenrechte,<br />

Flüchtlinge u. a. Auch die Frage des Gottesbezuges<br />

in der <strong>Europäische</strong>n Verfassung ist von den Kirchen<br />

vorgebracht worden. Frankreich, in dem es seit der<br />

Französischen Revolution eine strikte Trennung<br />

von Staat und Kirche gibt (laïcité), ist ein entschiedener<br />

Gegner dieses Gottesbezuges in der <strong>Europäische</strong>n<br />

Verfassung, im Gegensatz zu den deutschen<br />

Kirchen.<br />

EG 264 Die Kirche steht gegründet<br />

Aus England stammt <strong>das</strong> Lied von der Kirche als<br />

Braut Jesu Christi. Gedichtet wurde es von Samuel<br />

John Stone, einem anglikanischen Theologen aus<br />

MIT LIEDERN DURCH EUROPA EUROPÄISCHE<br />

NACHBARSCHAFTEN<br />

dem 19. Jahrhundert. Er legte mit einem Liederzyklus<br />

<strong>das</strong> Apostolische Glaubensbekenntnis aus. Aus<br />

England kam bei der letzten Vollversammlung der<br />

Konferenz <strong>Europäische</strong>r Kirchen in Trondheim<br />

(2003) die erste und bis jetzt einzige Vertreterin<br />

einer Migrationskirche. Immer mehr Kirchen und<br />

Gemeinden entstehen aber in Europa, die einen<br />

Migrationshintergrund haben, viele von ihnen sind<br />

asiatische und afrikanische unabhängige Kirchen.<br />

Die Kirche Jesu Christi in Europa und auch in<br />

Deutschland <strong>wir</strong>d bunter und vielfältiger. Die neuen<br />

engagierten und missionarisch ausgerichteten<br />

Migrationskirchen sind ein fester Bestandteil der<br />

europäischen Ökumene geworden. Sie bringen<br />

ihre eigenen Frömmigkeitsstrukturen mit, die häufig<br />

charismatisch geprägt sind, einen starken missionarischen<br />

Elan und ethische Vorstellungen, die<br />

sich mitunter mit westlichen Vorstellungen reiben.<br />

Nicht umsonst <strong>wir</strong>d in der anglikanischen Kirchengemeinschaft<br />

die Diskussion um die Ordination<br />

von Frauen oder auch die Akzeptanz von homosexuellen<br />

Pfarrern besonders intensiv diskutiert.<br />

Die Frage der Migration <strong>wir</strong>d in einem der 9 Foren<br />

in Sibiu verhandelt.<br />

EG 185.4 Agios o Theos<br />

Ganz im Süden Europas liegt ein Land, <strong>das</strong> fast zu<br />

100 % durch die Orthodoxie geprägt ist: Griechenland.<br />

Aus der orthodoxen Liturgie Griechenlands<br />

stammt <strong>das</strong> Lied, <strong>das</strong> die Heiligkeit Gottes preist.<br />

Das reiche liturgische Leben der orthodoxen Kirche<br />

hat es ihr möglich gemacht, die jahrhundertelange<br />

Herrschaft des osmanischen Reiches zu überleben.<br />

<strong>In</strong> den orthodoxen Traditionen, die durch eine über<br />

ein Jahrtausend alte Liturgie geprägt sind, ist der<br />

Einfluss aus anderen christlichen Traditionen gering,<br />

aber viele Lieder sind auch dort durch ökumenische<br />

Gottesdienste bekannt geworden wie umgekehrt<br />

Lieder der orthodoxen Tradition in die<br />

Gesangbücher anderer Kirchen eingewandert sind.<br />

<strong>In</strong> Deutschland vertritt die Griechisch-Orthodoxe<br />

Metropolie die größte Gruppe orthodoxer Christen,<br />

mit anderen orthodoxen Kirchen (aus Rumänien,<br />

Russland, Serbien, etc.) bilden sie eine gemeinsame<br />

Bischofskonferenz, die etwas mehr als 1 Million<br />

Orthodoxe umfasst.<br />

EG 332 Lobt froh den Herrn<br />

Das Lied der jugendlichen Chöre kommt aus der<br />

Schweiz, sein Text stammt von Georg Gessner,<br />

geb. bei Zürich im Jahr 1765. Er war Pfarrer am<br />

Waisenhaus, dort entstand auch <strong>das</strong> Lied, <strong>das</strong> Einzug<br />

in viele Gesangbücher genommen hat. Später<br />

wurde er Pfarrer am Großmünster in Zürich und<br />

Professor der Theologie. Die Schweiz ist <strong>das</strong> Kernland<br />

reformierter Theologie, dort haben Huldreich<br />

Zwingli und Johannes Calvin ge<strong>wir</strong>kt. Die Schweiz,<br />

genauer Basel, war 1989 auch Gastgeber der Ersten<br />

<strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung.<br />

Die Versammlung war geprägt vom konziliaren<br />

Prozess für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung<br />

der Schöpfung. Ein halbes Jahr später veränderte<br />

die Wende in der DDR <strong>das</strong> Gesicht und die politische<br />

Ordnung in Europa. Das Ende des Ost-Westgegensatzes<br />

war der Anfang des Zusammenwachsens<br />

in Europa. Dieser Prozess ist noch längst nicht<br />

abgeschlossen. Kirchen haben dazu einen wesentlichen<br />

Beitrag geleistet. Auf der Zweiten <strong>Europäische</strong>n<br />

Ökumenischen Versammlung in Österreich<br />

(Graz 1997) wurde deutlich, <strong>das</strong>s mit dem Ende<br />

71


72<br />

des Ost-Westkonflikts neue Konflikte zu bewältigen<br />

sind. Darum wurde beschlossen, in einer Charta<br />

Oecumenica die Leitlinien für ein Zusammenwachsen<br />

der Kirchen in Europa zu entwerfen. Sie<br />

wurde 2001 in Straßburg feierlich unterzeichnet<br />

und 2003 auf dem Ökumenischen Kirchentag in<br />

Berlin von den deutschen Kirchen angenommen.<br />

EG 382 Ich steh vor dir mit leeren Händen,<br />

Herr<br />

Huub Oosterhuis, der Verfasser dieses Liedes, ist<br />

1933 in Amsterdam geboren. Als katholischer<br />

Geistlicher, Jesuit und Studentenpfarrer hat er für<br />

viele moderne Lieder Texte verfasst. Das kleine<br />

Land der Niederlande hat für <strong>das</strong> Zusammenwachsen<br />

der Kirchen eine entscheidende Rolle gespielt:<br />

hier trafen sich nach dem Wüten des Zweiten Weltkrieges<br />

im Jahre 1948 Vertreter und Vertreterinnen<br />

aus der weltweiten Christenheit und gründeten<br />

den Ökumenischen Rat der Kirchen. Auch sein erster<br />

Generalsekretär Visser’t van Hooft kam aus den<br />

Niederlanden. Die Frage der Einheit bewegt die Kirchen<br />

auch heute. Die römisch-katholische Kirche<br />

ist darum in der vom ÖRK eingerichteten Kommission<br />

für Glauben und Kirchenverfassung Vollmitglied.<br />

Dort werden die Fragen der Einheit der<br />

Kirchen verhandelt. <strong>In</strong> der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n<br />

Ökumenischen Versammlung ist die Frage der Einheit<br />

die erste, die in einem der 9 Themenforen behandelt<br />

<strong>wir</strong>d. Auch die Charta Oecumenica, nach<br />

deren Leitlinien sich die Foren in Sibiu orientieren,<br />

stellt in der 1. Leitlinie die Kirchen unter <strong>das</strong> Motto:<br />

„Gemeinsam zur Einheit im Glauben berufen“.<br />

EG 515 Laudato si<br />

Dieses schon bei Kindergartenkindern bekannte<br />

Lied stammt aus Italien. Bei Kirchenmusikern ist es<br />

wegen seiner musikalischen Schlichtheit mitunter<br />

weniger beliebt. Wer es gedichtet hat, ist nicht bekannt,<br />

nachempfunden ist es dem Sonnengesang<br />

des Franz von Assisi. Es beschreibt in seiner fröhlichen<br />

Einfachheit die Schönheit der Schöpfung, deren<br />

Bewahrung eine der wichtigsten Aufgaben der<br />

Menschheit ist. Für die 3. <strong>Europäische</strong> Ökumenische<br />

Versammlung hat sich <strong>das</strong> <strong>Europäische</strong> Umweltforum<br />

damit befasst, wie die Versammlung in<br />

Sibiu/Hermannstadt unter ökologischen Gesichtspunkten<br />

verantwortlich gestaltet werden kann.<br />

Darüber hinaus hat es aber auch Vorschläge erarbeitet,<br />

wie die Kirchen in Europa sich für die Bewahrung<br />

der Schöpfung und Nachhaltigkeit einsetzen<br />

können. Eines der 9 Foren <strong>wir</strong>d sich in Sibiu mit<br />

der Bewahrung der Schöpfung befassen. <strong>In</strong> Italien,<br />

aus dem <strong>das</strong> Lied „Laudato si“ stammt, begann im<br />

Übrigen im Januar 2006 die ökumenische Pilgerreise<br />

zur <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung.<br />

<strong>In</strong> Rom, gemeinsam mit Papst Benedikt<br />

XVI., wurde sie während der Gebetswoche für die<br />

Einheit der Christen eröffnet. Über eine weitere<br />

Station in der reformatorischen Lutherstadt Wittenberg<br />

im Februar 2007, an dem auch Bundespräsident<br />

Horst Köhler teilnahm, erreicht die Pilgerreise<br />

im September im überwiegend orthodoxen Sibiu<br />

ihren Höhepunkt.<br />

EG 383 Herr, du hast mich angerührt<br />

nach der Melodie: Meinen Jesus lass ich nicht<br />

(EG 402)<br />

Der Dichter und Maler Svein Ellingsen wurde 1929<br />

in Kongsberg in Norwegen geboren. Mit diesem<br />

wunderschönen Lied eines Menschen, der aus der<br />

Finsternis heraus den neuen Tag der Hoffnung besingt,<br />

kommen <strong>wir</strong> in den Norden Europas. Der<br />

Norden ist in dieser Welt fast schon ein Synonym<br />

für reich geworden, und für Norwegen mit seinen<br />

reichen Ölquellen trifft <strong>das</strong> sicherlich zu. Gerade<br />

aus diesem Land kommen von jungen Leuten, die<br />

sich mit der Aufteilung der Welt in Nord und Süd, in<br />

reich und arm nicht abfinden wollen, Impulse zur<br />

<strong>wir</strong>tschaftlichen Gerechtigkeit. <strong>In</strong> Sibiu/Hermannstadt<br />

<strong>wir</strong>d sich eines der 9 Foren mit den Fragen<br />

der <strong>wir</strong>tschaftlichen Gerechtigkeit auseinandersetzen.<br />

Was unter dem Schlagwort „Globalisierung“<br />

an Fragestellungen aufgeworfen <strong>wir</strong>d, kann in<br />

einem Land wie Rumänien nicht in einfachen<br />

Schwarz-Weiß-Schablonen diskutiert werden: viele<br />

neue Arbeitsplätze, die zum Teil aus dem Westen<br />

verlagert worden sind, entstehen vor den Toren Sibius,<br />

auf der anderen Seite verarmen Menschen<br />

und fallen unter <strong>das</strong> Existenzminimum. Das norwegische<br />

Lied mit dem Text der 2. Strophe: „Du hörst<br />

auch den stummen Schrei“ ermutigt, dieses schwere<br />

Thema weiter zu verfolgen und nach verantwortlichen<br />

Schritten zu suchen.<br />

EG 178.9 Kyrie eleison<br />

Aus der orthodoxen Liturgie Russlands stammt dieser<br />

Kyrieruf, der in vielen Gottesdiensten in<br />

Deutschland inzwischen einen festen Platz hat.<br />

Weniger bekannt als dieses Lied ist die Situation<br />

der russisch-orthodoxen Kirche, die sich nach dem<br />

Zusammenbruch der Sowjetunion und nach 70 Jahren<br />

der Unterdrückung nur mühsam erholt. Mehrere<br />

Generationen haben keine Gelegenheit gehabt,<br />

den christlichen Glauben unbefangen zu leben. Mit<br />

den Vorzügen der Freiheit und dem Wiedererstarken<br />

der Kirchen sind auch die Nachteile der Freiheit<br />

nach Russland gekommen: <strong>wir</strong>tschaftlicher Liberalismus<br />

mit extremem Reichtum und extremer Armut,<br />

Verlust traditioneller Werte, Drogenkonsum<br />

und große Verunsicherung. Mitunter kann man<br />

schon wieder den Trend der Abschottung und Abgrenzung<br />

gegenüber Einflüssen von außen wahrnehmen.<br />

Wie sehr Europa noch zusammen wachsen,<br />

wie groß <strong>das</strong> gegenseitige Vertrauen der<br />

Kirchen noch werden muss, kann man in Begegnungen<br />

von Menschen aus West und Ost erkennen.<br />

Nicht umsonst ist die <strong>Dritte</strong> <strong>Europäische</strong> Ökumenische<br />

Versammlung in einem Land, <strong>das</strong> bis 1989<br />

– aus der Perspektive Westdeutschlands – jenseits<br />

des Eisernen Vorhanges gewesen ist, um genau<br />

diesen Vertrauensprozess zu stärken und zu fördern.<br />

EG 284 Das ist köstlich, dir zu sagen<br />

Das weniger bekannte Lied zum Psalm 92 stammt<br />

von Mihaly Sztarai aus Ungarn. Ursprünglich war<br />

er Franziskanermönch in Padua, trat dann der reformatorischen<br />

Bewegung bei und gründete viele<br />

Gemeinden im südlichen Ungarn. Dieser Landstrich<br />

gehört heute zu Rumänien, genauer Siebenbürgen,<br />

in dem die Gastgeberstadt der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n<br />

Ökumenischen Versammlung liegt: Sibiu<br />

(auf der ersten Silbe betont), wie die Ungarn sagen,<br />

oder Sibiu (auf der zweiten Silbe betont), wie<br />

die ansässigen Rumänen es aussprechen. Die<br />

Deutschen, die in Siebenbürgen bis heute leben,<br />

sagen Hermannstadt und beide Namen stehen<br />

auch am Ortseingang der <strong>Europäische</strong>n Kulturhauptstadt<br />

2007. Sibiu/Hermannstadt ist seit Jahrhunderten<br />

eine kulturell, national und konfessionell<br />

gemischte und im Zusammenleben geübte<br />

Stadt. Reformierte Ungarn, lutherische Deutsche,<br />

orthodoxe und griechisch-katholische Rumänen leben<br />

in einer kleinen Stadt zusammen. Trotz aller<br />

Schwierigkeiten und mitunter Probleme hat sich<br />

ein lebendiges ökumenisches Miteinander entwickelt,<br />

wie nun auch die Einladung zur Ökumenischen<br />

Versammlung im September 2007 zeigt. Unter<br />

dem Leitwort: „Das <strong>Licht</strong> Christi scheint auf<br />

alle“ werden sich Delegierte aus allen europäischen<br />

Ländern, aus über 100 Kirchen der Konferenz<br />

<strong>Europäische</strong>r Kirchen und über 20 Bischofskonferenzen<br />

der katholischen Kirche für 5 Tage vom<br />

4.-9. September versammeln.<br />

EG 268 Strahlen brechen viele aus einem <strong>Licht</strong><br />

Fast könnte man <strong>das</strong> Lied von Anders Frostenson<br />

aus Schweden einen Ökumene-Schlager nennen,<br />

so oft <strong>wir</strong>d es bei ökumenischen Gelegenheiten gesungen.<br />

Der Journalist und spätere Pfarrer wurde<br />

1906 in Südschweden geboren und ist Dichter und<br />

Übersetzer vieler Lieder. „Das <strong>Licht</strong> Christi scheint<br />

auf alle“ ist <strong>das</strong> Motto der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n<br />

Ökumenischen Versammlung. Es ist in Anlehnung<br />

an einen Satz aus der orthodoxen Liturgie von Metropolit<br />

Daniel aus Rumänien vorgeschlagen worden<br />

und lädt ein, die vielfältigen Brechungen des<br />

<strong>Licht</strong>es Christi in den christlichen Traditionen gemeinsam<br />

zu entdecken. Allein in Deutschland gehören<br />

20 Kirchen zur Arbeitsgemeinschaft Christlicher<br />

Kirchen, die auf ihre je eigene Art Zeugnis vom<br />

<strong>Licht</strong> Christi ablegen und es in ökumenischer Verbundenheit<br />

miteinander tun. Darüber hinaus ver-


weist <strong>das</strong> kleine Wort „alle“ auf die Menschen, die<br />

keiner Kirche angehören. <strong>In</strong> Europa, dem säkularisiertesten<br />

Kontinent der Welt, steht <strong>das</strong> gemeinsame<br />

Zeugnis aller Christinnen und Christen vor neuen<br />

Herausforderungen.<br />

EG 316 Lobe den Herrn<br />

(in verschiedenen Sprachen)<br />

Mit diesem Lied sind <strong>wir</strong> in Deutschland angekommen.<br />

Der Choral von Joachim Neander, geb. 1650<br />

in Bremen, ist nicht nur in Deutschland eines der<br />

bekanntesten Kirchenlieder, sondern auch in viele<br />

Sprachen weltweit übersetzt. Neander lebte zur<br />

Zeit des Pietismus und war bekannt mit Philipp Jakob<br />

Spener, dem Gründervater des Pietismus, in<br />

Frankfurt am Main. 1674 wurde er Rektor an der<br />

Lateinschule der reformierten Gemeinde in Düsseldorf.<br />

<strong>In</strong> dem nach ihm benannten Tal bei Düsseldorf<br />

sind viele Lieder entstanden und gesungen<br />

worden. Mit diesem vielsprachigen Lobpreis endet<br />

die Reise durch Europa und kommt da an, worauf<br />

die <strong>Dritte</strong> <strong>Europäische</strong> Ökumenische Versammlung<br />

hinzielt: an den Ort, in die Gemeinde, in <strong>das</strong> Leben<br />

Deine Strahlen sind es, die mich durchdringen<br />

sie sind so leicht und so zart<br />

sie erfüllen mich mit Weisheit und Einsicht.<br />

Ich tanze in Deinem Feuer<br />

mein Körper bewegt sich im Rhythmus der<br />

Flammen<br />

ich bin stark durch Deinen Rat.<br />

Gebet aus der Sammlung<br />

des Weltgebetstages<br />

der Christen und Christinnen im eigenen Land.<br />

„Das <strong>Licht</strong> Christi scheint auf alle“, zu Beginn des<br />

dritten Jahrtausend ist diese Botschaft Trost und<br />

Herausforderung zugleich: „Er ist dein <strong>Licht</strong>, Seele,<br />

vergiss es ja nicht. Lob ihn in Ewigkeit. Amen.“<br />

Pfarrerin<br />

Barbara Rudolph,<br />

Frankfurt am Main,<br />

Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft<br />

Christlicher Kirchen in Deutschland<br />

Du bringst den Duft der Zeder mit<br />

die Du auf Deinem Weg zu mir liebevoll gestreift<br />

hast<br />

Du lässt mich empfangen und weitergeben.<br />

Du drängst Dich nicht auf<br />

Du überschüttest mich nicht<br />

Du lässt mich leben, Heiliger Geist.<br />

Katharina Wehr<br />

73


74<br />

EUROPÄISCHE<br />

NACHBAR-<br />

SCHAFTEN<br />

Ein europäisches Menü<br />

Aus Rumänien:<br />

Sarmale: Krautwickel auf rumänische Art<br />

Zutaten für 4 Portionen<br />

500 gr. Hackfleisch<br />

200 gr. Reis<br />

2 Möhren<br />

5 Zwiebeln<br />

1 Kohlkopf (weiß)<br />

3 TL Tomatenmark<br />

2 TL Fett zum Anbraten<br />

2 TL Salz<br />

1 Pr. Pfeffer<br />

1 Pkg. Crème fraîche<br />

Die Möhren fein raspeln, die Zwiebeln klein schneiden.<br />

Die Zwiebeln in einer Pfanne goldgelb mit ein<br />

wenig Bratfett andünsten, die Möhren hinzugeben<br />

und mit Tomatenmark verrühren. Das Ganze ca.<br />

5-7 Minuten dünsten.<br />

<strong>In</strong>zwischen aus dem Kohlkopf den Strunk herausschneiden.<br />

Die Blätter vorsichtig lösen, so <strong>das</strong>s sie<br />

nicht einreißen. Die einzelnen Blätter in kochendes<br />

(mit einer Prise Salz) Wasser legen. Wenn die Blätter<br />

einigermaßen weich sind, aus dem Wasser<br />

holen.<br />

Die etwas abgekühlte Zwiebel-Karottenmasse zu<br />

dem Hackfleisch geben, gemeinsam alles mit dem<br />

Reis vermengen und nach Belieben mit Salz und<br />

Pfeffer würzen.<br />

MIT DEM KOCHLÖFFEL DURCH EUROPA<br />

Aus dem Kohlblatt den Strunk herausschneiden.<br />

Auf die Mitte des Blattes ca. 1,5 Essl. der Hackfleischmasse<br />

legen. Das Blatt zusammenrollen und<br />

an den Enden in Richtung der Rolle eindrücken, so<br />

<strong>das</strong>s <strong>das</strong> Hackfleisch nicht herausfallen kann.<br />

Einzelne Kohlblätter in einen Topf auf den Boden<br />

legen. Darauf die Sarmale legen und wiederum mit<br />

Kohlblättern abdecken. Mit Wasser auffüllen, so<br />

<strong>das</strong>s alles bedeckt ist. Das Ganze muss nun bei<br />

mittlerer Hitze ca. 60 Minuten leicht köcheln.<br />

Ein Löffel Crème fraîche auf die fertigen Sarmale<br />

verfeinert die Note.<br />

Aus Ungarn:<br />

Székely Gulyas: Szegediner Gulasch<br />

500 gr. Rindergulasch<br />

250 gr. Zwiebeln<br />

100 gr. Schmalz<br />

1 TL Paprika<br />

etwas Kümmel gem.<br />

1 Knoblauchzehe<br />

500 gr. Sauerkraut<br />

1 /4 l saure Sahne oder Schmand<br />

1 EL Mehl<br />

Das Fett erhitzen, die fein gehackten Zwiebeln darin<br />

hellgelb rösten. Paprika darüber streuen und sofort<br />

etwas Wasser aufgießen. Das Fleisch, Salz und<br />

Kümmel dazugeben, ebenso die fein gehackte<br />

Knoblauchzehe. Das Sauerkraut fein schneiden und<br />

unter <strong>das</strong> Fleisch mischen. Soviel Wasser aufgießen,<br />

<strong>das</strong>s <strong>das</strong> Kraut gerade bedeckt ist. Kartoffeln,<br />

klein geschnitten, können schon in <strong>das</strong> Kraut gegeben<br />

werden, etwa 30 Minuten kochen lassen. Dann<br />

die Sahne mit dem Mehl verquirlen und über <strong>das</strong><br />

Ganze geben, wenn die Kartoffeln zu zerfallen beginnen.<br />

Aus Schweden:<br />

Sillpudding: Schwedischer Heringsauflauf<br />

3 Salzheringe<br />

8 gekochte, große Kartoffeln<br />

3 Eier<br />

1 1 /2 Tassen Milch<br />

1 EL geschmolzene Butter<br />

1 Salzgurke<br />

Schnittlauf, Butter und Brösel für die Form<br />

Die Heringe werden gut gewässert, gehäutet, entgrätet<br />

und filetiert. <strong>In</strong> eine gefettete Auflaufform<br />

kommt eine Schicht Kartoffeln, dann Heringsstreifen,<br />

Gurkenwürfel und Schnittlauf. Die unterste<br />

und die oberste Schicht müssen Kartoffeln sein. Die<br />

Eier werden mit der Milch verquirlt und einem EL<br />

geschmolzener, abgekühlter Butter, <strong>das</strong> Ganze<br />

kommt über den Auflauf, der dann noch mit Bröseln<br />

und kleinen Butterflöckchen bestreut <strong>wir</strong>d. Der<br />

Auflauf <strong>wir</strong>d bei etwa 180 Grad 30 Minuten gebacken.


Aus Schottland:<br />

Shortbread<br />

250 gr. Butter<br />

170 gr. Zucker<br />

260 gr. Mehl<br />

1 /2 Becher Reismehl<br />

1 TL grober Zucker<br />

Den Ofen auf 160 Grad vorheizen. Ein rundes<br />

Pizzablech von 28 cm Durchmesser mit zerlassener<br />

Butter oder Öl bestreichen. Mit Backpapier auslegen.<br />

Butter und Zucker schaumig rühren.<br />

Dazu kommen <strong>das</strong> gesiebte Mehl und <strong>das</strong> Reismehl.<br />

Mit einem stumpfen Messer zu einem weichen<br />

Teig vermischen und auf eine bemehlte Arbeitsfläche<br />

geben. 30 Sekunden glatt kneten.<br />

Den Teig auf <strong>das</strong> vorbereitete Backblech legen, zu<br />

einem Kreis von 25 cm Durchmessern flachdrücken.<br />

Den Rand mit dem Finger dekorativ einkerben<br />

und zuspitzen. Die Oberfläche leicht mit einer<br />

Gabel einstechen und den Teig tortenförmig in 16<br />

Stücke einteilen (die Linie nur einritzen). Das Ganze<br />

mit Zucker bestreuen, auf der mittleren Schiene<br />

35 Minuten fest und goldfarben backen. Abkühlen<br />

lassen.<br />

Aus der Italienischen Schweiz:<br />

Tessiner Risotto mit Steinpilzen<br />

400 gr. ital. Risotto-Reis (Arborio oder Vialone)<br />

50 gr. getr. oder 500 gr. frische Steinpilze<br />

(getrocknete Pilze müssen vorher eingelegt<br />

werden)<br />

1<br />

/2 – 1 dl Weißwein<br />

ca, 1 1 /2 heiße Bouillon<br />

1 Zwiebel<br />

Safran<br />

geriebenen Parmesankäse<br />

Die Zwiebel fein hacken, in ein wenig heißem Öl<br />

andünsten, den Reis beigeben und noch kurz etwas<br />

weiterrühren. Dann werden die Pilze beigegeben<br />

und mit dem Weißwein abgelöscht. Den Reis auf<br />

mittlerem Feuer weiterkochen, dabei aber nach<br />

und nach immer wieder Bouillon zugießen. Das<br />

Ganze muss ständig mit einer Holz- oder Plastikkelle<br />

gut umgerührt werden. Nach Belieben kann<br />

noch eine Msp. Safran beigefügt werden. Das Gericht<br />

<strong>wir</strong>d serviert, wenn der Reis noch leicht körnig<br />

ist und es soll noch ganz wenig Flüssigkeit vorhanden<br />

sein. Am Tisch <strong>wir</strong>d geriebener Parmesan<br />

reichlich darüber gegeben.<br />

Aus Russland:<br />

Soljanka<br />

500 gr. Schweinekamm<br />

200 gr. Jagdwurst<br />

200 gr. Mettwurst<br />

4 Zwiebeln<br />

4 Gurken<br />

1 /4 l Gurkensaft<br />

1 große Flasche Tomatenketchup<br />

1 1 /2 Glas Weißwein<br />

4 Kapern<br />

Schweinekamm mit Zwiebeln anbraten, Wurststückchen<br />

dazugeben und miteinander verrühren,<br />

Ketchup und Kapern dazugeben und aufkochen<br />

lassen. Zuletzt die Gurken, den Gurkensaft und<br />

Wein hinein geben und aufkochen lassen. Zum<br />

Schluss <strong>wir</strong>d <strong>das</strong> Ganze noch einmal mit 3 /4 l Wasser<br />

aufgekocht.<br />

Aus Frankreich:<br />

Potage Bonne Femme<br />

Kartoffel-Karottensuppe<br />

500 gr. Kartoffeln<br />

5 Karotten<br />

2 Stangen Porree<br />

50 gr. Butter<br />

1 1 /2 l Hühnerbrühe oder Wasser<br />

1 TL Zucker<br />

Salz, Pfeffer<br />

200 gr. Sahne<br />

frischer Kerbel<br />

Das Gemüse putzen und in Würfel schneiden. Zunächst<br />

Karotten und Porree in Butter anbraten, bis<br />

sie gar sind, dann die Kartoffeln dazugeben. Das<br />

Ganze mit der Brühe auffüllen, salzen und pfeffern,<br />

und so lange köcheln lassen, bis <strong>das</strong> Gemüse gar<br />

ist. Die Gemüsemischung pürieren, wieder in den<br />

Topf geben und die Sahne unterrühren. Mit dem<br />

frischen Kerbel oder Petersilie garnieren.<br />

Rezepte entstammen der Sammlung des Weltgebetstages<br />

der Frauen<br />

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76<br />

DOKUMENTATION<br />

Vortrag in Wittenberg am 15. Februar 2007<br />

1. Einleitende Bemerkungen<br />

Die Beurteilung der Säkularisierung hat eine lange<br />

Geschichte. Entsprechend gibt es Literatur zu diesem<br />

Thema. Die Bewertung der Säkularisation ist<br />

nicht eindeutig. Die Meinungen gehen weit auseinander.<br />

Es gibt Ansichten, die auf die positive Seite<br />

dieser Erscheinung des geistlichen Lebens hinweisen,<br />

und es gibt auch Meinungen, die in dieser Erscheinung<br />

die größte Gefahr für den christlichen<br />

Glauben <strong>sehen</strong>. Beide Standpunkte haben viel für<br />

sich. Beiden müsste man volles Recht einräumen.<br />

Von der phänomenologischen Seite her ge<strong>sehen</strong>, ist<br />

die Säkularisation mit ihrer weitgehend liberal orientierten<br />

Kritik an jeder Religion zu einer Erscheinung<br />

des modernen Lebens geworden, die oft mit der<br />

Gottlosigkeit des Menschen und einer moralischen<br />

Haltung identifiziert <strong>wir</strong>d, die – so meinen viele – direkt<br />

dem christlichen Glauben widerspricht.<br />

Gleich am Anfang sei hier die Hauptthese formuliert:<br />

die Säkularisation als geistige Bewegung der<br />

Moderne ist eine vielschichtige und vielseitige Erscheinung,<br />

die vom Standpunkt der orthodoxen<br />

Theologie sowohl positive als auch negative Elemente<br />

enthält. Die Säkularisation darf als eine Herausforderung<br />

verstanden werden, die dem christlichen<br />

Glauben einen guten Dienst erweisen kann.<br />

2. Ausgangspunkte der Erörterung<br />

a) Die Botschaft der Säkularisation<br />

Als eine Tatsache der Gegenwart musste die Säkularisation<br />

vor allem erst zur Kenntnis genommen<br />

werden. Vom christlichen Gehorsam ausgehend,<br />

SÄKULARISATION ALS EINE HERAUSFORDERUNG FÜR EUROPA<br />

ist die Frage geboten: Was hat uns die Säkularisierung<br />

zu sagen?<br />

<strong>In</strong> ihrer Verneinung aller Autoritäten und sogar in<br />

einer atheistisch (euphemistisch genannt agnostisch)<br />

orientierten Weltanschauung, im ethischen<br />

Liberalismus kann die Säkularisation als ein extremer<br />

Ruf nach Autonomie und Freiheit des Menschen<br />

verstanden werden. Dieser Ruf hat sich<br />

– vielleicht – als notwendig erwiesen.<br />

Man muss die Frage zulassen, ob die herkömmliche<br />

Auslegung des christlichen Glaubens den Menschen<br />

um die Würde und die Autonomie in solchem<br />

Maß beraubt hat, <strong>das</strong>s eine Rebellion gegen den<br />

von Christen gepredigten Gott unausweichlich wurde.<br />

Wenn es so sein sollte, dann wäre die Erforschung<br />

des theologischen (im Sinne des Redens<br />

von Gott) und anthropologischen Ansatzes der<br />

Säkularisierungsvorgänge unserer Zeit notwendig.<br />

Die Antwort auf diese Fragen hat entsprechende<br />

Konsequenzen für die Ethik, denn von ihr hängt ab,<br />

inwieweit modernes menschliches Handeln dem<br />

Evangelium gerecht bzw. nicht gerecht <strong>wir</strong>d.<br />

b) Das historisch-theologische Problem<br />

Eines der Probleme unserer Zeit ist, <strong>das</strong>s sowohl<br />

bei den säkularisierten Menschen wie bei weiten<br />

Kreisen nicht säkularisierter Christen, so auch bei<br />

Agnostikern <strong>das</strong> Bewusstsein fehlt, <strong>das</strong>s es eine<br />

enge Verbindung zwischen den Vorstellungen von<br />

Gott und den Prinzipien des menschlichen Handelns<br />

gibt.<br />

Heutige Ethik <strong>wir</strong>d vor allem durch die von den früheren<br />

Generationen ererbte Vorstellung von Gut<br />

und Böse bestimmt. Es gibt eine Tendenz, <strong>das</strong> enge<br />

Verhältnis von Gottesvorstellungen (Theologie)<br />

und Weltvorstellungen (Kosmologie) für die Be-<br />

stimmung von Werten und Kriterien des menschlichen<br />

Handelns zu negieren. Oft gewinnt man den<br />

Eindruck, <strong>das</strong>s die „Idee Gott“ eher störend ist als<br />

hilfreich.<br />

Weit verbreitet ist die Überzeugung, <strong>das</strong>s in der<br />

Vergangenheit wegen theologischer Differenzen<br />

Gewalt angewandt und sogar viel Blut vergossen<br />

wurde. Das hat die Theologie faktisch kompromittiert.<br />

Außerdem sei niemand an theologischen<br />

Spitzfindigkeiten interessiert. Die Trinitätslehre, homousios,<br />

Zweinaturenlehre, Monotheletismus seien<br />

Themen, die heute keinen Wirklichkeitsbezug mehr<br />

haben. Der heutige Europäer könne ohne Kenntnis<br />

dieser Themen leben. Das seien Themen, die längst<br />

nichts mehr dem Menschen sagen, und würde man<br />

versuchen, sie zu beleben, würde man die Menschheit<br />

wieder in sinnlose Konflikte stürzen.<br />

Ohne auf die Polemik dieser Meinungen einzugehen,<br />

sei hier bemerkt, <strong>das</strong>s der durch die Theologie<br />

verlassene Platz im Bewusstsein des Menschen von<br />

Ideologien besetzt worden ist, die sehr oft eine<br />

Neigung zum Totalitarismus aufweisen. Der atheistische<br />

Kommunismus und der atheisierende Nationalsozialismus<br />

sollten auch in Zukunft als Warnsignale<br />

nicht vergessen werden.<br />

Es ist aber einseitig, nur auf die Erfahrung dieser<br />

beiden Ideologien hinzuweisen. Diese Ideologien<br />

waren Folgen einer langen Entwicklung, die sowohl<br />

mit dem Kolonialismus der Europäer wie auch<br />

mit den prägenden Ideen der so genannten „konstantinischen<br />

Wende“ eng verbunden sind.<br />

Der Versuch, einen christlichen Staat aufzubauen,<br />

war sehr verlockend und dauerte für Byzanz über<br />

tausend Jahre, im Fall der westeuropäischen Staaten<br />

waren es Jahrhunderte, in anderen Fällen waren<br />

es auch wesentlich kürzere Zeitabschnitte.<br />

Die anziehende Kraft dieses Unternehmens bestand<br />

im edlen Versuch, den christlichen Glauben im Alltag<br />

und in allen Bereichen des menschlichen Lebens<br />

zu ver<strong>wir</strong>klichen. Heute <strong>wir</strong>d aber kaum mehr erinnert,<br />

<strong>das</strong>s im christlichen Denken der ersten drei<br />

Jahrhunderte und noch am Anfang des vierten Jahrhunderts<br />

dieses Thema viel komplizierter bedacht<br />

wurde. Der Staat mit seinen Strukturen wurde nur<br />

für eine begrenzte Zeit als existierende <strong>In</strong>stitution<br />

ange<strong>sehen</strong>. Wenn der Kaiser Christ werden sollte,<br />

hörte er auf, Kaiser zu sein. So haben die Christen in<br />

den ersten Jahrhunderten gedacht. Der Staat würde<br />

bzw. müsste absterben. Die Überlieferung über die<br />

<strong>In</strong>stallation des Königs in Israel als Ausdruck des Unglaubens<br />

der Israeliten gemäß dem Ersten Samuelbuch<br />

(Kap. 8) war für diese Ansicht maßgebend.<br />

Die Freude an der Bekehrung des Staates in Person<br />

des Kaisers war so groß, <strong>das</strong>s diese nüchterne Sicht<br />

bald vergessen wurde. Die Christen im Osten wie im<br />

Westen konnten dieser Versuchung nicht widerstehen.<br />

<strong>In</strong> den theologischen Streitigkeiten des vierten<br />

Jahrhunderts haben beide Seiten gerne die Hilfe der<br />

staatlichen Macht in Anspruch genommen.<br />

Im Namen des christlichen Glaubens und des Staates<br />

waren Folter und manchmal sogar Völkermord<br />

erlaubt. Nationale Staaten Europas funktionierten<br />

in diesem Sinne bis zu der großen Erschütterung<br />

des Ersten Weltkrieges.<br />

Heute sollten <strong>wir</strong> Christen viel weniger Angst vor der<br />

Säkularisation haben und stattdessen viel mehr Kraft<br />

zur Umkehr und Reue, zur Metanoia, einsetzen.<br />

Letztendlich entsteht hier die große Frage nach dem<br />

konkreten Ausdruck dieser Metanoia im Bereich des<br />

sozialen, <strong>wir</strong>tschaftlichen und politischen Lebens.<br />

Sind die <strong>Europäische</strong> Union und andere Staaten, die<br />

sich gerne für christlich halten möchten, bereit, den


anderen, darunter vielen noch vor kurzer Zeit ausgebeuteten<br />

Völkern und Staaten helfen zu wollen und<br />

zwar so, <strong>das</strong>s sie auf eigene Gewinne verzichten?<br />

Die Wahrnehmung und Erfüllung dieser Aufgabe,<br />

ohne die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen,<br />

braucht eine Rückkehr zur biblischen und patristischen<br />

Gotteslehre. Wenn es nicht gelingt, im theologischen<br />

Denken die universale Bedeutung der<br />

Trinitätslehre als wichtig und lebendig darzustellen<br />

und dementsprechend <strong>das</strong> Leben zu gestalten,<br />

<strong>wir</strong>d Europa diese Zeit verpassen.<br />

Für uns Christen lautet die Frage noch dringlicher:<br />

<strong>In</strong>wieweit sind <strong>wir</strong> fähig, mit unserem Leben zu bezeugen,<br />

<strong>das</strong>s <strong>wir</strong> an Einen Gott glauben, der Vater<br />

aller Menschen ist, <strong>das</strong>s Er wegen der Sünde der<br />

Menschen leidet und <strong>das</strong>s Er uns alles gibt, was<br />

zum Aufbau der Gemeinschaft aller Menschen und<br />

Gemeinschaft mit der ganzen Schöpfung nötig ist.<br />

Dieses Leben beginnt mit der metanoia (Umkehr),<br />

d.h eine Verklärung, „theosis“, des Menschen ist<br />

erforderlich. Veränderung heißt, fähig zu sein, die<br />

eigenen leiblichen Bedürfnisse zu kontrollieren und<br />

zu begrenzen; Egoismus zu überwinden, sich von<br />

der Selbstsicherheit und vom Hochmut zu befreien.<br />

c) Das Bild des Menschen<br />

Mit dem Gesagten <strong>wir</strong>d die Frage nach dem Menschen<br />

gestellt. Die Säkularisation stellt diese Frage<br />

ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Sie geschieht eigentlich<br />

im Namen der Befreiung des Menschen.<br />

Nicht nur <strong>das</strong> Christentum, auch andere Religionen<br />

werden der Unterdrückung oder der Versklavung<br />

des Menschen angeklagt. Menschenrechte in der<br />

modernen Zeit wurden mehrheitlich von den Bewegungen<br />

formuliert, die sich oft ohne Beteiligung<br />

der etablierten Kirchen durchgesetzt haben.<br />

Erstaunlich lange herrschte in kirchlichen Kreisen<br />

des Mittelalters und der Neuzeit eine Vorstellung<br />

vom Menschen, die mit der biblisch-christlichen<br />

Anthropologie nicht übereinstimmte.<br />

Die Aufklärung und die französische Revolution haben<br />

trotz ihres gewaltvollen Verlaufes paradoxerweise<br />

den biblischen Begriffen von Freiheit und<br />

Gleichheit aller Menschen neu Geltung verschafft.<br />

Die Anthropologie, die von Freiheit und Verantwor-<br />

tung des Menschen spricht, ist zu einem großen<br />

Teil in Opposition zu den damals herrschenden<br />

„christlichen“ Vorstellungen entwickelt worden.<br />

Nicht nur in der römisch-katholischen Kirche hat<br />

die Anthropologie unter dem Druck einer pyramidalen<br />

Ekklesiologie gelitten.<br />

Diese Tatsache muss in Betracht gezogen werden.<br />

Auf der anderen Seite ist jedoch auch deutlich,<br />

<strong>das</strong>s rein säkulare oder offen atheistische Vorstellungen<br />

vom Menschen noch viel stärker als entstellte<br />

christliche Vorstellungen zur Versklavung<br />

des Menschen geführt haben.<br />

Ohne auf die primitive Vorstellung vom Menschen<br />

als konsumorientiertem Wesen einzugehen, muss<br />

meines Erachtens klar ge<strong>sehen</strong> werden, <strong>das</strong>s säkulare<br />

Vorstellungen den Aufbau der Gemeinschaft<br />

der Menschheit verhindern, weil sie letzten Endes<br />

die Partnerschaft der Menschen unterwandern und<br />

dem Ethos des Existenzkampfes unterliegen.<br />

Die Leidenschaften des Menschen werden nicht<br />

durch <strong>das</strong> Nachgeben überwunden. Die Gleichheit<br />

kann zur Uniformität ausarten. Die Freiheit kann als<br />

Menschen bedrohende Anarchie praktiziert werden.<br />

Der Mensch kann ohne Gott nicht existieren. Die<br />

Partnerschaft zwischen Mensch und Mensch ist auf<br />

die Partnerschaft Gottes mit dem Menschen gegründet.<br />

Die Erniedrigung (kenosis) des Sohnes<br />

Gottes, seine Fleischwerdung und sein Sterben am<br />

Kreuz, d.h. die volle Hingabe dem Partner gegenüber<br />

ist der unerschütterliche Grund jeder Gemeinschaft.<br />

Die Menschheit ist schon verschiedene<br />

Wege gegangen. Sie kann auch noch andere gehen.<br />

Die Geschichte lehrt uns, <strong>das</strong>s ohne Liebe, die<br />

opferbereit ist, alle Wege zur Zerstörung des Menschen<br />

und der ganzen Schöpfung führen.<br />

d) Der Umgang mit der Heiligen Schrift.<br />

Die Geschichte lehrt uns auch, <strong>das</strong>s jede Generation<br />

Wissen braucht, wie man die Irrwege vermeidet.<br />

Die Bibel ist für Christen <strong>das</strong> wichtigste<br />

Orientierungssystem. Für die Bücher des Alten Testaments<br />

gilt <strong>das</strong> sowohl für Juden wie für die<br />

Christen.<br />

Die Rolle der Bibel als eines Wegweisers wurde im<br />

Laufe der Geschichte von zwei Seiten äußerst be-<br />

droht, manchmal fast zunichte gemacht. Diese Gefahr<br />

könnte man mit einigem Vorbehalt als sturen<br />

Verbalismus, die andere als äußersten Liberalismus<br />

bezeichnen.<br />

Die erste betrachtet die Heilige Schrift als ein mit<br />

Angst und Strafe operierendes Gesetzbuch, <strong>das</strong> zusätzlich<br />

mit vielen Widersprüchen belastet ist. Gott<br />

<strong>wir</strong>d als ein Tyrann konzipiert und der Mensch als<br />

ein widerstrebender Diener. Die materiell existierende<br />

Welt gilt als böser Feind Gottes und des<br />

Menschen, belastet mit der Sünde, die deshalb<br />

letzten Endes zerstört werden müsste.<br />

Der konsequente Liberalismus im Verständnis der<br />

Heiligen Schrift bewegt sich in die Richtung, <strong>das</strong><br />

Dasein Gottes faktisch zu ignorieren und die Freiheit<br />

des Menschen mit einer faktischen Verwerfung<br />

eines Lebens in Christus gleichzusetzen. Die<br />

Vorstellung über die Welt neigt dazu, <strong>das</strong> materielle<br />

Dasein an Gottes Stelle zu rücken.<br />

Beide Standpunkte können verschiedene Formen<br />

annehmen. Es gibt eine ganze Reihe von Vorstellungen,<br />

die sich zwischen diesen beiden extremen<br />

Haltungen bewegen.<br />

Es scheint, <strong>das</strong>s die Wurzel von beiden Standpunkten<br />

in einer Unfähigkeit liegt, <strong>das</strong> Prinzip – oder<br />

besser gesagt – die Wirklichkeit der Gottmenschlichkeit<br />

für die Ausbildung von Theologie und Anthropologie<br />

anzuwenden. Der Dreieinige Gott als<br />

Partner des Menschen und der Mensch als Partner<br />

Gottes – so könnte man in aller Einfachheit die<br />

These formulieren, die der biblischen Sicht Gottes<br />

und des Menschen gerecht <strong>wir</strong>d.<br />

Die Gottmenschlichkeit, angewandt auf alle Bereiche<br />

des menschlichen Denkens und des Handelns,<br />

kann vor Wiederholung der alten Fehler schützen.<br />

Es ist kein theoretischer Begriff, sondern Beschreibung<br />

dessen, was <strong>das</strong> Leben eines Menschen vor<br />

Gott bestimmt.<br />

3. Säkularisation als eine Chance auf Umkehr<br />

(metanoia)<br />

Weder der Geist des Triumphes noch <strong>das</strong> ängstliche<br />

Zittern dürfen <strong>das</strong> Handeln eines Christen bestimmen.<br />

Das erste ist Zeichen der Verwerfung<br />

Gottes, <strong>das</strong> zweite ist Ausdruck des Kleinglaubens.<br />

Das darf auf die Bewertung der Säkularisation<br />

übertragen werden.<br />

Die Säkularisierungsvorgänge sollten vielmehr als<br />

Folge des Versagens der Christen verstanden werden.<br />

Dieses Versagen darf weder als absolut noch<br />

als bedeutungslos betrachtet werden. Die Geschichte<br />

von Europa und der ganzen Menschheit<br />

führt auch genügend Beispiele vor, wie tief der<br />

Glaube vieler unserer Vorfahren war und wie viel<br />

Mut, Treue, selbstlose Liebe, Weisheit sie gezeigt<br />

haben. Die heutige Generation ist nicht weiter von<br />

Gott entfernt als die uns vorangegangene.<br />

Der Mensch ist von Gott, dem Schöpfer, zum Herrn<br />

über die Erde gestellt. Das heißt aber nicht, <strong>das</strong>s<br />

Gott ins Abseits gerückt ist. Der gekreuzigte Gott<br />

bleibt allmächtig. Der Mensch als Herr über die<br />

Erde, als Partner Gottes ist ein Mensch, der seine<br />

Verantwortung kennt. Der Apostel Paulus ruft die<br />

Korinther auf, ihn nachzuahmen wie er Christus<br />

nachahmt (1. Korinther 4,16; vgl. auch Galater<br />

2,20; 6,14). Das wäre die Antwort eines Christen<br />

auf die Säkularisation.<br />

Wenn dies gelingt, dann wäre jede geistige Epoche,<br />

auch die der Säkularisierung, ein schöpferischer<br />

Ruf nach Korrektur des Lebens, eine Chance<br />

zur Umkehr, sowohl im Leben des einzelnen Menschen<br />

wie in allen Bereichen der Schöpfung.<br />

Erzbischof Dr. Jeremiasz,<br />

Orthodoxe Kirche in Polen<br />

77


78<br />

DOKUMENTATION<br />

Vortrag in Wittenberg am 16. Februar 2007<br />

Ich wurde gebeten, Ihnen heute Abend etwas über<br />

den Beitrag der „römisch-katholischen“ Theologie<br />

zur ökumenischen Bewegung zu erzählen. Natürlich<br />

ist es nicht möglich, im Rahmen einer Viertelstunde<br />

einen ausführlichen und präzisen Vortrag<br />

zu halten. Ich möchte mich deshalb dem Thema<br />

von einer Seite her nähern, die mir grundlegend<br />

scheint und die ich hier kurz skizzieren möchte: die<br />

Reflexion der Kirche als Gemeinschaft. Gleich zu<br />

Anfang können <strong>wir</strong> festhalten, <strong>das</strong>s auch andere<br />

christliche Kirchen diese theologischen Gedanken<br />

kennen (ich denke dabei insbesondere an Zizioulas<br />

und Moltmann). Im Hinblick auf die katholische<br />

Kirche ist allerdings erstaunlich, welche Wirkung<br />

diese theologische Reflexion auf die Gemeinschaft<br />

hatte: in der Erneuerung ihrer eigenen Ekklesiologie<br />

und ihrem ökumenischen Engagement.<br />

Die Bedeutung des communio-Gedankens in der<br />

römisch-katholischen Kirche<br />

Die Reflexion über die Kirche als Gemeinschaft<br />

wurde von zahlreichen Theologen verfolgt. Es seien<br />

hier nur die bekanntesten unter ihnen genannt:<br />

de Lubac, Congar, Hamer, Tillard, Kasper und – in<br />

der einen oder anderen seiner Schriften – selbst<br />

Kardinal Ratzinger, der heutige Papst Benedikt<br />

XVI. Auch in den Dokumenten des Zweiten Vatikanischen<br />

Konzils ist dieser Gedanke oft anzutreffen.<br />

Das Konzil zitiert den Begriff „Gemeinschaft“ rund<br />

achtzig Mal, <strong>das</strong> ist selbstverständlich kein klares<br />

<strong>In</strong>diz für eine Theologie, die auf der Gemeinschaft<br />

DER BEITRAG DER RÖMISCH-KATHOLISCHEN<br />

THEOLOGIE ZUR ÖKUMENISCHEN BEWEGUNG<br />

aufbaut. Trotzdem ist dieser Begriff Herzstück des<br />

konziliaren Gedankens. 1985, zwanzig Jahre nach<br />

dem Ende des Konzils, hält die außerordentliche Bischofssynode<br />

in Rom, die zusammengekommen<br />

war, um die Konzilstexte und ihre Umsetzung in<br />

der Kirche neu zu reflektieren, in ihrem Abschlussdokument<br />

fest: „Die communio-Ekklesiologie ist<br />

der zentrale und grundlegende Gedanke der Konzilsdokumente.“<br />

(II, C, 1)<br />

Dieses Konzept bietet also einen <strong>In</strong>terpretationsschlüssel<br />

für die konziliaren Texte, insbesondere<br />

für die Konstitution über die Kirche „Lumen Gentium“<br />

und <strong>das</strong> Dekret über den Ökumenismus<br />

„Unitatis Redintegratio“.<br />

Vor dem Konzil war die Lehre der Kirche vor allem<br />

durch einen juristischen und institutionellen Ansatz<br />

geprägt, der die hierarchische Struktur und die<br />

Ausübung ihrer Autorität betonte. Der Begriff der<br />

Gemeinschaft lässt einen anderen Zugang zu – einen<br />

Zugang, der verstärkt biblisch, theologisch,<br />

spirituell, missionarisch ist. Kurz: Communio steht<br />

für eine dynamische, sich in Bewegung befindende<br />

Wirklichkeit.<br />

Die verschiedenen Schwingungen einer Kirche als<br />

Gemeinschaft<br />

Was möchten <strong>wir</strong> ausdrücken, wenn <strong>wir</strong> in der Betrachtung<br />

von Gottes Plänen bekräftigen, <strong>das</strong>s die<br />

Kirche Gemeinschaft ist? Welche Veränderungen,<br />

welche Haltung hat dies zur Folge? Und welches<br />

sind die Aus<strong>wir</strong>kungen auf die Ökumene?<br />

Folgende vier grundlegende Punkte gibt es:<br />

1) <strong>das</strong>s die Kirche ihren Ursprung in der dreifaltigen<br />

Gemeinschaft selbst hat.<br />

Der Vater, durch seinen Sohn und im Geist, möchte<br />

sein Leben den Menschen mitteilen. Er lädt sie ein,<br />

in die Gemeinschaft der Liebe einzutreten, an seinem<br />

Tisch Platz zu nehmen, an der Hochzeit des<br />

Lammes teilzunehmen. Das dreifaltige Leben ist ihrem<br />

Wesen gemäß Gemeinschaft (communio) und<br />

Austausch (Kommunikation): Gemeinschaft der<br />

drei göttlichen Personen, die die Einheit in der<br />

göttlichen Natur und die Verschiedenheit zwischen<br />

den Personen vereint; und Austausch mit den Menschen<br />

dieser Gemeinschaft. Oder wie Johannes in<br />

seinem ersten Brief schreibt: „Was <strong>wir</strong> ge<strong>sehen</strong><br />

und gehört haben, <strong>das</strong> verkündigen <strong>wir</strong> auch euch,<br />

damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und unsere<br />

Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem<br />

Sohn Jesus Christus.“ (1. Johannes 1, 3)<br />

Die Gemeinschaft aller Menschen mit Gott und in<br />

Gott entspricht der tiefen Natur des Menschen, der<br />

nicht dafür geschaffen ist, alleine zu leben. Dieser<br />

menschlichen Natur entsprechend <strong>wir</strong>d <strong>das</strong> Heil<br />

in der Gemeinschaft weitergegeben. Das Zweite<br />

Vatikanische Konzil schreibt: „Gott hat es aber gefallen,<br />

die Menschen nicht einzeln, unabhängig<br />

von aller wechselseitigen Verbindung, zu heiligen<br />

und zu retten, sondern sie zu einem Volke zu machen,<br />

<strong>das</strong> ihn in Wahrheit anerkennen und ihm in<br />

Heiligkeit dienen soll. (…) Gott hat die Versammlung<br />

derer, die zu Christus als dem Urheber des<br />

Heils und dem Ursprung der Einheit und des Friedens<br />

glaubend aufschauen, als seine Kirche zusam-<br />

mengerufen und gestiftet, damit sie allen und jedem<br />

<strong>das</strong> sichtbare Sakrament dieser heilbringenden<br />

Einheit sei.“ (Lumen Gentium, Nr. 9)<br />

Die Kirche ist also der Ort, wo <strong>das</strong> Leben als Söhne<br />

und Töchter, dieses Geschenk Gottes, für all jene,<br />

die bereit sind, es aufzunehmen, Gestalt annimmt.<br />

Selbstverständlich kann man die Kirche unter<br />

menschlichen, sozialen, historischen und kulturellen<br />

Gesichtspunkten analysieren, aber man erfasst<br />

sie nicht in ihrer ganzen Wirklichkeit (in ihrem<br />

„Mysterium“), wenn man sich auf diese Kriterien<br />

beschränkt. Die Kirche hat auch eine spirituelle und<br />

sakramentale Wirklichkeit. Das Zweite Vatikanische<br />

Konzil drückt es so aus: „(…) Die irdische Kirche<br />

und die mit himmlischen Gaben beschenkte<br />

Kirche sind nicht als zwei verschiedene Größen zu<br />

betrachten, sondern bilden eine einzige komplexe<br />

Wirklichkeit, die aus menschlichem und göttlichem<br />

Element zusammenwächst“ (Lumen Gentium,<br />

Nr. 8). Es ist wichtig, diesen Aspekt des Glaubens<br />

immer auf die kirchliche Wirklichkeit zu übertragen.<br />

2) <strong>das</strong>s diese Gemeinschaft eine Gabe Gottes ist,<br />

die es anzunehmen gilt, und eine Aufgabe, die erfüllt<br />

werden will.<br />

Wenn also <strong>das</strong> göttliche Leben der kirchlichen Gemeinschaft<br />

zugrunde liegt, dann ist die Kirche nicht<br />

ein Werk der Menschen, <strong>das</strong> steht und fällt mit guter<br />

Disziplin, qualitativ hoch stehenden Veranstaltungen,<br />

klug ausgehandelten Kompromissen; die<br />

Kirche ist eine Gnade, die <strong>wir</strong> von Gott erflehen,<br />

ein Akt und eine Frucht des Geistes, den <strong>wir</strong> in unseren<br />

Gebeten inständig bitten, im aufmerksamen


Hören auf die Schrift, in der Feier der Sakramente<br />

und insbesondere der Eucharistie. <strong>In</strong> der Eucharistie<br />

kommt Christus zu uns, sammelt uns, spricht zu<br />

uns, er lädt uns ein, unser Leben wie er und in ihm<br />

hinzugeben. Und in dem Maße, wie <strong>wir</strong> mit ihm,<br />

mit seinem eucharistischen Leib, eins werden,<br />

macht er uns zu Gliedern seines Leibs, seiner Kirche.<br />

Es ist bemerkenswert, <strong>das</strong>s die eucharistische<br />

Gemeinschaft und die kirchliche Gemeinschaft bei<br />

Paulus eng zusammen gehören: „Der gesegnete<br />

Kelch, den <strong>wir</strong> segnen, ist der nicht die Gemeinschaft<br />

des Blutes Christi? Das Brot, <strong>das</strong> <strong>wir</strong> brechen,<br />

ist <strong>das</strong> nicht die Gemeinschaft des Leibes<br />

Christi? Denn ein Brot ist’s: So sind <strong>wir</strong> viele ein<br />

Leib, weil <strong>wir</strong> alle an einem Brot teilhaben“ (1. Korinther<br />

10, 16-17). Und Augustinus sagt zu den<br />

Neugetauften: „Wenn ihr also Leib und Glieder<br />

Christi seid, dann liegt euer Geheimnis auf dem<br />

Tisch des Herrn: Euer Geheimnis empfangt ihr. Zu<br />

dem, was ihr seid, antwortet ihr Amen. Diese Antwort<br />

ist eure Unterschrift. Du hörst: Leib Christi,<br />

und antwortest: Amen. Sei ein Glied am Leib Christi,<br />

damit dein Amen wahr sei! (…) Seid, was ihr<br />

seht, und empfangt, was ihr seid“ (Sermon 272).<br />

Diese Gemeinschaft müssen <strong>wir</strong> uns jedoch zueigen<br />

machen. Sie muss in uns wohnen, uns verwandeln,<br />

uns jene Geschwisterlichkeit in Christus leben<br />

lassen, die uns offen und unvoreingenommen auf<br />

die anderen zugehen lässt, die uns wissbegierig<br />

und versöhnlich macht, die in uns den Wunsch<br />

weckt, die Angst vor dem Fremden zu überwinden.<br />

Die Gemeinschaft bringt uns dazu, uns gegenseitig<br />

zu entdecken, miteinander im Gespräch zu bleiben,<br />

zu reflektieren, Wunden in uns zu heilen, zu verzeihen.<br />

Die Gemeinschaft ist eine Aufgabe, die erfüllt<br />

werden will, ein Stoff, der immer weiter gewoben<br />

<strong>wir</strong>d. Wenn <strong>wir</strong> diese Gabe annehmen und die Gemeinschaft<br />

ver<strong>wir</strong>klichen, können <strong>wir</strong> uns vorstellen,<br />

welche Aus<strong>wir</strong>kungen dies auf den geistigen<br />

Ökumenismus haben kann.<br />

Schließlich ist es der Herr der Meister der Gemeinschaft,<br />

<strong>wir</strong> sind nur Diener. Wir sollten uns nicht<br />

von Zweifeln oder Mutlosigkeit heimsuchen lassen,<br />

wenn die Aussicht auf die vollkommene Einheit<br />

hinter dem Horizont zu verschwinden droht. Als<br />

Diener haben <strong>wir</strong> nur die Aufgabe, den Weg mitzugehen,<br />

den <strong>wir</strong> heute gemeinsam zu gehen gerufen<br />

sind.<br />

3) <strong>das</strong>s die Kirche dazu gerufen ist, diese Dynamik<br />

der Gemeinschaft niemals auf sich selbst zu beschränken.<br />

Die Gemeinschaft, die von Gott kommt, ist offen<br />

für alle. Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes „katholisch“,<br />

offen für <strong>das</strong> Universelle. Sie muss die<br />

Einheit in der Vielfalt ver<strong>wir</strong>klichen, indem sie sich<br />

für alle öffnet. Diese Gemeinschaft <strong>wir</strong>d im Schoß<br />

der lokalen Kirche gelebt – mit unterschiedlichen<br />

Aufgaben, Charismen, menschlichen, sozialen,<br />

<strong>wir</strong>tschaftlichen und kulturellen Unterschieden, die<br />

diese Kirche ausmachen. Diese Arbeit für die Einheit<br />

ist ohne Unterhalt und immer wieder aufs<br />

Neue zu tun – und zwar mit Blick auf die Menschen,<br />

die dieser Kirche an die Seite gestellt wurden.<br />

Eine lokale Gemeinde sollte sich niemals in<br />

sich selbst zurückziehen, sie soll vielmehr offen<br />

bleiben für andere Kirchen vor Ort, für die ganze<br />

Welt. <strong>In</strong> der katholischen Theologie ist es <strong>das</strong> Bischofskollegium<br />

– an der Spitze der Bischof von<br />

Rom, <strong>das</strong> die Anliegen dieser Gemeinschaft, dieser<br />

weltumspannenden Geschwisterlichkeit, dieser<br />

grenzenlos solidarischen Gemeinde, mit sich tragen<br />

oder besser: <strong>das</strong> darauf achtet, <strong>das</strong>s diese Anliegen<br />

von allen lokalen Kirchen getragen werden.<br />

Jede Kirche <strong>wir</strong>d durch den Glauben und <strong>das</strong> Zeugnis<br />

der anderen Kirchen bereichert.<br />

Diese Dynamik der Gemeinschaft drängt die katholische<br />

Kirche, die volle Gemeinschaft mit den anderen<br />

Kirchen zu suchen. Selbst wenn sie denkt, <strong>das</strong>s<br />

sie in sich alle Mittel der Gnade trägt, die sie die<br />

Gemeinschaft in Christus wahrhaftig erfahren lassen,<br />

ist sie sich doch bewusst, <strong>das</strong>s ihre Wahrnehmung<br />

der Wahrheit durch andere bereichert<br />

werden kann; durch Schwestern und Brüder im<br />

Glauben, die aus derselben Taufe leben, in denen<br />

derselbe Geist wohnt, durch die anderen christli-<br />

chen Kirchen, die manchmal besser als sie selbst<br />

den einen oder anderen Aspekt der Offenbarung<br />

oder der christlichen Erfahrung in ihren Glauben integriert<br />

haben. Wenn die Schwester oder der Bruder<br />

mir im Dialog nichts geben kann, besteht die<br />

Gefahr eines verdeckten Proselytentums.<br />

Wir befinden uns in einer Zeit, in der unsere Gesellschaften<br />

und unsere Kirchen die Notwendigkeit<br />

spüren, ihre eigene Identität neu zu definieren. <strong>In</strong><br />

welchem Klima sollte diese Neuorientierung stattfinden?<br />

<strong>In</strong> einem Klima des Vertrauens oder des<br />

Misstrauens? Im Rahmen der Vollversammlung des<br />

Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der<br />

Christen im November 2006 sprach Kardinal Kasper<br />

die Frage an, was unter Identität zu verstehen<br />

ist. Er sagte: „(Ist sie) eine ängstlich in sich verschlossene,<br />

defensive, auf Abgrenzung bedachte<br />

Einstellung oder eine offene Identität, die sich bewusst<br />

ist, <strong>das</strong>s man Identität grundsätzlich nur in<br />

Kommunikation, Begegnung, Austausch und d. h.<br />

im Dialog mit anderen haben kann. Dialog heißt ja<br />

nicht, die eigene Position aufzugeben, sich auf dem<br />

niedrigsten gemeinsamen Nenner zu treffen und so<br />

ärmer zu werden, sondern die eigene Identität im<br />

Austausch mit anderen bereichern, wachsen und<br />

reifen zu lassen. (…) Dialog will also nicht verarmen,<br />

er kann und will bereichern.“<br />

4) <strong>das</strong>s die Kirche grundsätzlich eine missionarische<br />

Gemeinschaft ist.<br />

Die Kirche, die diese universelle Gemeinschaft Gottes<br />

mit den Menschen verkündet und die – weil <strong>wir</strong><br />

alle Kinder des selben Vaters sind – zur Geschwisterlichkeit<br />

einlädt, muss etwas von dieser Gemeinschaft,<br />

die von Gott kommt, sichtbar und erlebbar<br />

machen. Ist sie nicht <strong>das</strong> Zeichen und <strong>das</strong><br />

Sakrament dieser Einheit der Menschen? Ich denke,<br />

<strong>das</strong>s die ökumenische Geschwisterlichkeit im<br />

Streben nach der Wahrheit, im gemeinsamen<br />

Zeugnis des Evangeliums, im konkreten Engagement<br />

und Dienst am Mitmenschen, <strong>das</strong> Zeichen ist,<br />

<strong>das</strong> <strong>wir</strong> heute mehr denn je brauchen – <strong>das</strong> Zeichen,<br />

<strong>das</strong>s Gott in unserer Welt am Werk ist. Damit<br />

<strong>wir</strong> auf <strong>das</strong> Gebet Jesu antworten können: „Wie du<br />

mich gesandt hast in die Welt, so sende ich sie<br />

auch in die Welt. Ich heilige mich selbst für sie, damit<br />

auch sie geheiligt seien in der Wahrheit.“<br />

(Johannes 17, 21)<br />

<strong>In</strong> einer Welt, in der oft wenig Grund zur Hoffnung<br />

besteht, wo sich Gewalt durchzusetzen scheint, wo<br />

der europäische Prozess zu stagnieren droht, wo<br />

unzählige Jugendliche Orientierung suchen, sind<br />

die Christen und die europäischen Kirchen gerufen,<br />

durch ihr Wort und ihre Taten, durch ihre Arbeit für<br />

Versöhnung und Einheit, zu bezeugen, <strong>das</strong>s Christus<br />

<strong>Licht</strong>, friedvolle Macht und Kraft der Erneuerung<br />

für alle Menschen ist. Möge unser nächstes<br />

ökumenisches Treffen in Sibiu <strong>wir</strong>kungsvoll dazu<br />

beitragen.<br />

Kardinal Jean-Pierre Bernard Ricard,<br />

Bordeaux<br />

79


80<br />

DOKUMENTATION<br />

Vortrag in Wittenberg am 16. Februar 2007<br />

Die <strong>Dritte</strong> <strong>Europäische</strong> Ökumenische Versammlung<br />

in Sibiu/Rumänien soll nach den beiden ökumenischen<br />

Versammlungen in Basel und Graz ein weiterer<br />

Schritt der Versöhnung sein. Es <strong>wir</strong>d darum gehen:<br />

„unsere bereits bestehende Gemeinschaft zu<br />

feiern und zu bezeugen, die Kenntnis und Wertschätzung<br />

unserer verschiedenen religiösen Traditionen<br />

zu vertiefen und <strong>das</strong> europäische ökumenische<br />

Netzwerk zu stärken und auszuweiten.“<br />

Dazu haben <strong>wir</strong> uns mit den „Leitlinien für die<br />

wachsende Zusammenarbeit unter den Kirchen in<br />

Europa“, der Charta Oecumenica, verpflichtet, und<br />

diesen Weg wollen <strong>wir</strong> miteinander weiter gehen.<br />

1. Einleitung<br />

Auf dem Stationenweg nach Sibiu sind <strong>wir</strong> nun in<br />

Wittenberg angelangt, dem Geburtsort der Reformation.<br />

Hier hat der Mönch und akademische Lehrer<br />

Martin Luther vor allem eine Dimension des<br />

Evangeliums neu entdeckt: die Freiheit des Christenmenschen.<br />

Der Mensch ist gerecht vor Gott allein<br />

aus Glauben und allein aus Gnade. Jesus Christus<br />

ist der alleinige Mittler des Heils.<br />

Diese Dimension der Freiheit in Christus hat die<br />

Geschichte Europas zutiefst geprägt: nicht nur die<br />

Geschichte unserer Kirchen, sondern auch die Geschichte<br />

unserer Kulturen, Gesellschaften und<br />

Staaten. „Europa“ ist nicht denkbar ohne die reformatorische<br />

Botschaft von der Freiheit.<br />

Vor diesem Hintergrund habe ich meine Überlegungen<br />

überschrieben mit dem Titel: Die Bedeutung<br />

des Protestantismus für Europa.<br />

DIE BEDEUTUNG DES PROTESTANTISMUS FÜR EUROPA<br />

2. Bedeutung des Protestantismus für Europa?<br />

Anlässlich einer ökumenischen Versammlung<br />

könnte dieser Titel irritieren: Geht es heute nicht<br />

darum, <strong>das</strong>s die christlichen Kirchen gemeinsam einen<br />

Auftrag für Europa haben?<br />

Wenn ich über die Bedeutung des Protestantismus<br />

für Europa spreche, so ist die Perspektive keine<br />

konfessionalistisch abgrenzende, sondern eine zutiefst<br />

ökumenische. Ökumenisch aber so, wie <strong>wir</strong> in<br />

der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen echte<br />

Ökumene eben verstehen: Wir glauben die Eine,<br />

Heilige, Katholische und Apostolische Kirche in der<br />

geschichtlichen Gestalt unterschiedlicher Kirchen.<br />

Jede dieser unterschiedlichen Kirchen mit ihrem eigenen<br />

Profil – sofern sie auf Gottes Wort hört und<br />

die Sakramente schriftgemäß feiert – ist im Vollsinn<br />

Kirche, ist eigenständige creatura verbi.<br />

„Einheit in versöhnter Verschiedenheit“ ist <strong>das</strong><br />

Ökumenemodell der evangelischen Kirchen. <strong>In</strong> gegenseitiger<br />

Anerkennung stehen <strong>wir</strong> gemeinsam<br />

im Auftrag der Verkündigung des Evangeliums und<br />

streben nach der Einheit, die vor uns liegt und allein<br />

in Christus uneingeschränkte Wirklichkeit ist.<br />

Volle sichtbare Einheit ist und bleibt auch für uns<br />

der Auftrag. Volle sichtbare Einheit kann aber für<br />

uns um des Evangeliums willen nicht Uniformität<br />

bedeuten. Die Frage, die <strong>wir</strong> deshalb in die Ökumene<br />

einbringen, lautet: Könnte es nicht sein, <strong>das</strong>s<br />

<strong>das</strong>, was <strong>wir</strong> gemeinhin als konfessionelle Spaltung<br />

beklagen, auch als gute göttliche Vorsehung<br />

verstanden und gelebt werden könnte? Könnte es<br />

nicht sein, <strong>das</strong>s die Vielfalt <strong>das</strong> christliche Zeugnis<br />

nicht schwächt, sondern – im Gegenteil – stärkt?<br />

Das Evangelium ist <strong>das</strong> Geschenk Gottes an die Gemeinschaft<br />

der Kirchen, <strong>das</strong> uns alle zu einer Ge-<br />

meinschaft der Beschenkten verbindet. Die evangelischen<br />

Kirchen aber sind und bleiben diesem<br />

Evangelium in besonderer Weise verpflichtet. <strong>In</strong><br />

dieser Perspektive spreche ich in unserer ökumenischen<br />

Begegnung von der Bedeutung des Protestantismus<br />

für Europa.<br />

3. Europa braucht <strong>das</strong> Evangelium – als Botschaft<br />

der Versöhnung<br />

Gleichzeitig ökumenisch und evangelisch würde<br />

ich formulieren:<br />

Europa braucht nicht Religion, Europa braucht<br />

auch nicht <strong>das</strong> Christentum oder die Kirchen.<br />

Europa braucht <strong>das</strong> Evangelium. Denn Europa<br />

braucht Versöhnung. Und Hoffnung.<br />

„Europa ist aus dem Schmerz geboren“, so formulierte<br />

es der ehemalige deutsche Außenminister<br />

Joschka Fischer vor einigen Jahren bei seinem Besuch<br />

in der Schweiz. Europa hat in der Geschichte<br />

seine Probleme sehr oft mit Kriegen, mit Spaltungen,<br />

mit der Errichtung von Mauern gelöst. Daran<br />

waren auch die Kirchen nicht unbeteiligt. Wenn<br />

Europa nun versucht, gemeinsam in die Zukunft zu<br />

gehen, so können <strong>wir</strong> Kirchen nicht abseits stehen.<br />

Was aus dem Schmerz geboren ist, braucht in erster<br />

Linie die Hoffnung auf Versöhnung. Ich betrachte<br />

deshalb die Verkündigung des Evangeliums in<br />

Wort und Tat als die wichtigste Aufgabe der Kirchen<br />

in Europa. Europa braucht die Hoffnung des<br />

Evangeliums. Europa braucht Zeichen einer in<br />

Christus versöhnten Menschheit. Die Kernaufgabe<br />

der Kirchen im neuen Europa ist also zuallererst<br />

eine ökumenische. Gemeinsam sind <strong>wir</strong> Europa<br />

<strong>das</strong> Evangelium als Botschaft der Versöhnung<br />

schuldig.<br />

4. Die Bedeutung des Protestantismus für Europa!<br />

Europa braucht <strong>das</strong> Evangelium. Diese Aussage ergänze<br />

ich durch eine zweite: Europa braucht <strong>das</strong><br />

evangelische Zeugnis des Evangeliums.<br />

Ich bin davon überzeugt, <strong>das</strong>s der Protestantismus<br />

– als Teil des gesamtchristlichen Zeugnisses und<br />

Dienstes – für Europa eine ganz spezifische Bedeutung<br />

hat. Man könnte hier verschiedene wichtige<br />

Aspekte entfalten: Der Protestantismus als Konfession<br />

der Freiheit, der Protestantismus als Konfession<br />

der <strong>In</strong>dividualität und der Bildung, der Protestantismus<br />

als Konfession der Partizipation und der<br />

Demokratie, der Protestantismus als Konfession<br />

der die Weltlichkeit der Welt bejahenden Weltverantwortung.<br />

Mit Blick auf Europa und seine Herausforderungen<br />

will ich mich auf drei Aspekte beschränken. Die Bedeutung<br />

des Protestantismus für die Einheit (4.1),<br />

die Säkularität (4.2) und die Demokratie (4.3)<br />

Europas.<br />

4.1 Die Bedeutung des Protestantismus für die<br />

Einheit Europas<br />

Europa ist mehr als die <strong>Europäische</strong> Union. Darin<br />

sind <strong>wir</strong> uns einig. Allerdings befinden <strong>wir</strong> uns zurzeit<br />

in einer fast paradoxen Situation: Durch die<br />

kontinuierliche Erweiterung der <strong>Europäische</strong>n<br />

Union <strong>wir</strong>d <strong>das</strong> politische Europa immer größer.<br />

Andererseits – emotional – scheint Europa seit<br />

dem 11. September 2001 kleiner werden zu wollen.<br />

Es gibt Stimmen, auch in unseren Kirchen, die<br />

Europa auf einen Kreis von „geistig-kulturell“ verwandten<br />

Ländern zu beschränken vorschlagen. Dahinter<br />

steht die berechtigte Vorstellung, <strong>das</strong>s <strong>das</strong>


jüdisch-christliche Erbe die Werte Europas entscheidend<br />

mitgeprägt hat.<br />

Der Ruf nach einer Besinnungspause in der europäischen<br />

Erweiterung ist nur zu gut nachvollziehbar.<br />

<strong>In</strong>sbesondere für uns Schweizerinnen und<br />

Schweizer, die <strong>wir</strong> mit dem Europa der Union nach<br />

dem Willen des Souveräns erst mit Verträgen verbunden<br />

sind. Nach mehr als 700 Jahren empfinden<br />

<strong>wir</strong> <strong>das</strong> Zusammenleben zwischen vier Sprachen<br />

und Kulturen nach wie vor als dauernde Herausforderung.<br />

Nicht zu Unrecht spricht man von der<br />

Schweiz als einer Willensnation.<br />

Um wie viel größer ist die Herausforderung, wenn<br />

die Gemeinschaft 27 Staaten, 23 Amtssprachen<br />

und eine Vielzahl von Kulturen und Mentalitäten<br />

umfasst. Dazu kommen – und <strong>das</strong> ist noch viel entscheidender<br />

– schmerzvolle Erfahrungen und tiefe<br />

Wunden, die im kollektiven Bewusstsein der Völker<br />

dieser Gemeinschaft teilweise tief verankert sind.<br />

Die Frage, ob die <strong>In</strong>tegrationskraft der <strong>Europäische</strong>n<br />

Union nicht ihre Grenze erreicht hat, ist vor<br />

diesem Hintergrund verständlich.<br />

Eberhard Jüngel hat in einem programmatischen<br />

Vortrag anlässlich der <strong>Europäische</strong>n Evangelischen<br />

Versammlung in Budapest 1992 auf einen entscheidenden<br />

Punkt hingewiesen: „Verheißung hat<br />

eine evangelische europäische Versammlung …<br />

nur, wenn sie zu einem Aufbruch führt, bei dem<br />

nicht irgendeine respektable Vergangenheit leitend<br />

ist, sondern allein die uns zuvorkommende Gnade<br />

Gottes.“<br />

Müsste man <strong>das</strong>selbe nicht auch für Europa sagen?<br />

Verheißung hat Europa nur, wenn es zu einem Aufbruch<br />

führt, bei dem nicht irgendeine respektable<br />

Vergangenheit leitend ist. Verheißung hat Europa<br />

nur, wenn es nicht geleitet ist von Heimweh zu<br />

dem, was scheinbar einmal gewesen ist.<br />

Mit der Leuenberger Konkordie haben die evangelischen<br />

Kirchen in Europa vor dreißig Jahren ihre<br />

seit der Reformation bestehenden konfessionellen<br />

Trennungen überwunden. Ich könnte mir vorstellen,<br />

<strong>das</strong>s die Leuenberger Konkordie auch für <strong>das</strong><br />

Zusammenwachsen der Völker und Kulturen<br />

Europas ein Modell sein, einen Impuls geben könnte:<br />

Einheit in versöhnter Verschiedenheit. So wie<br />

die Einheit der Kirchen vor uns liegt, weil Christus<br />

auf uns zukommt und deshalb die Rückkehrökumene<br />

keine Option sein kann, so zukunftsoffen<br />

müsste auch die Suche nach der Einheit Europas<br />

sein.<br />

Die Einheit Europas <strong>wir</strong>d nicht in der Wiederherstellung<br />

des christlichen Abendlandes liegen. Die<br />

Einheit Europas liegt vor uns, in einer Form, die <strong>wir</strong><br />

zu suchen und Schritt für Schritt gemeinsam zu gestalten<br />

haben. Dabei <strong>wir</strong>d <strong>das</strong> christliche Europa<br />

seine Werte und seinen geistig-kulturellen Reichtum<br />

zweifellos einbringen. Das christliche Europa<br />

<strong>wir</strong>d auch auf Errungenschaften hinweisen, die<br />

nicht zur Disposition stehen dürfen, wie die unverlierbare<br />

Würde des Einzelnen vor Gott, die Menschenrechte,<br />

die Demokratie oder die Rechtsstaatlichkeit.<br />

Aber <strong>wir</strong> müssen auch dafür offen sein, <strong>das</strong>s Andere<br />

ihre Werte und ihren geistig-kulturellen Reichtum<br />

einbringen und Europa gestärkt aus diesem<br />

Austausch hervorgeht. Die Menschen anderer Religionen<br />

und Kulturen: Sie leben ja nicht nur im „europäischen<br />

Gürtel befreundeter Staaten“; sie sind<br />

schon da, als Migrantinnen und Migranten, mitten<br />

in Europa, sie leben unter uns.<br />

Die Suche nach der Einheit Europas muss gleichzeitig<br />

vergangenheitsbewusst und zukunftsoffen sein.<br />

Diese Zukunftsoffenheit auszuhalten und unter<br />

Einbeziehung der Vergangenheit in Freiheit zu gestalten,<br />

dazu können die evangelischen Kirchen<br />

beitragen.<br />

4.2 Die Bedeutung des Protestantismus für die<br />

Säkularität Europas<br />

„Wir müssen Europa eine Seele geben“, hatte<br />

Jacques Delors einprägsam gefordert. Dahinter<br />

steht die Frage, was Europa im <strong>In</strong>nersten zusammenhält.<br />

Das Bild der Seele Europas: es hat etwas Bestechendes,<br />

Faszinierendes. Aber <strong>wir</strong> sollten dieses<br />

Bild hinterfragen. Ist es <strong>wir</strong>klich hilfreich, wenn <strong>wir</strong><br />

unsere Vorstellungen von Europa leiten lassen von<br />

einem Bild, <strong>das</strong> unmittelbar Assoziationen wie<br />

Unsterblichkeit und Göttlichkeit weckt?<br />

Ich erinnere an dieser Stelle an ein Wort von Wolfgang<br />

Huber, wonach uns der Glaube an Gott bewahrt<br />

vor der Versuchung, die Dinge des Diesseits<br />

jenseitig aufzuladen. Europa ist auch aus dem<br />

Schmerz geboren, weil Politik und Religion in der<br />

Vergangenheit auf unheilvolle Weise vermischt<br />

wurden.<br />

Ein wichtiges Kennzeichen reformatorischen Glaubens<br />

ist die Unterscheidung zwischen dem göttlichen<br />

und weltlichen Regiment Gottes. Oder wie<br />

Zwingli es formuliert hat: zwischen menschlicher<br />

und göttlicher Gerechtigkeit. Christinnen und<br />

Christen sind als im Christusgeschehen Befreite<br />

verwiesen auf die Weltlichkeit der Welt. Dies gilt<br />

auch für die Gestaltung von Kirche. Der Protestantismus<br />

unterscheidet klar zwischen der Kirche und<br />

dem Herrn der Kirche. Die Kirche ist nicht die Wahrheit,<br />

sie dient der Wahrheit. Heilig ist nicht die Kirche,<br />

heilig ist allein Jesus Christus als Ursprung und<br />

Grund der Kirche.<br />

Unser Kontinent ist ein Lebensraum, in dem Menschen<br />

unterschiedlichster Identitäten, Kulturen,<br />

Konfessionen und Religionen zusammenleben.<br />

Diesen Lebensraum weder religiös noch ideologisch<br />

zu überhöhen, sondern als gemeinsamen<br />

Raum der Freiheit, Gerechtigkeit und des Friedens<br />

zu gestalten, ist eine große Herausforderung.<br />

Die Säkularität Europas ist vor diesem Hintergrund<br />

kein Defizit, <strong>das</strong> überwunden werden müsste, sondern<br />

im Gegenteil: Voraussetzung für <strong>das</strong> Gelingen<br />

des Projekts.<br />

Europa hat starke christliche Wurzeln. Deshalb<br />

werden <strong>wir</strong> uns als Kirchen in diesen Gestaltungsprozess<br />

eingeben. Aber <strong>wir</strong> sollten es nicht tun mit<br />

dem – auch nur versteckten – Ziel, dieses Europa<br />

zu einem christlichen Europa zu machen. Es sollte<br />

uns um den Aufbau eines menschlichen, eines gerechten<br />

und eines friedlichen Europa gehen. Sonst<br />

steht zu befürchten, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> entgegen unseren<br />

Beteuerungen dennoch <strong>das</strong> Bild einer Festung<br />

Europa in uns tragen. Nicht einer <strong>wir</strong>tschaftlichen<br />

oder militärischen, aber einer geistig-kulturellen<br />

Festung.<br />

Evangelische Freiheit misst sich letztlich immer<br />

daran, ob die Freiheit als Raum zur Liebe verstan-<br />

den <strong>wir</strong>d. Johannes Calvin formulierte es in der<br />

<strong>In</strong>stitutio sinngemäß so: Ein frommer Mensch ist<br />

ein Mensch, der sich in den äußeren Dingen von<br />

der Freiheit und in den inneren Dingen von der Liebe<br />

leiten lässt (<strong>In</strong>stitutio III / 19,12).<br />

Müssen <strong>wir</strong> Europa eine Seele geben? Das war<br />

unsere Frage. Wir sollten pragmatisch denken.<br />

Europa muss weder unsterblich noch göttlich sein.<br />

Europa muss menschlich sein. Deshalb würde ich<br />

sagen: Wir müssen Europa ein Herz geben. Denn<br />

nur wenn unser Europa getragen ist in den Herzen<br />

der Menschen, <strong>wir</strong>d es auch leben.<br />

4.3 Die Bedeutung des Protestantismus für die<br />

Demokratie Europas<br />

Ein menschliches Europa muss von den Menschen<br />

getragen und gestaltet sein. Eine der großen Herausforderungen<br />

besteht deshalb darin, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />

Europa der Regierungen zu einem Europa der Bürgerinnen<br />

und Bürger <strong>wir</strong>d.<br />

Wenn Europa ein säkulares, ein weltliches und<br />

menschliches Projekt ist, dann gehört doch wohl<br />

auch <strong>das</strong> dazu, was <strong>wir</strong> in der evangelischen Kirche<br />

als semper reformanda bezeichnen. Zur Säkularität<br />

gehört die Reformoffenheit Europas. Zur Reformoffenheit<br />

gehört die Demokratie.<br />

Wir haben dem Europa der Regierungen viel zu verdanken:<br />

60 Jahre Frieden und Stabilität, seit 1990<br />

auch die gemeinsame Erfahrung der Freiheit. Aber<br />

Friede ist ja bekanntlich mehr als die Abwesenheit<br />

von Krieg, Stabilität mehr als <strong>das</strong> Gleichgewicht<br />

der Kräfte und Freiheit mehr als offene Grenzen.<br />

Und so muss Europa – wenn es denn getragen sein<br />

soll in den Herzen der Menschen – mehr sein als<br />

<strong>das</strong> Europa Brüssels und Straßburgs.<br />

Ich darf <strong>das</strong> so offen ansprechen, weil <strong>wir</strong> zurzeit in<br />

der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa<br />

Analoges erfahren. Mit der Unterzeichnung der<br />

Leuenberger Konkordie im Jahr 1973 haben die<br />

evangelischen Kirchen untereinander Kirchengemeinschaft<br />

erklärt. Diese Erklärung der Kirchengemeinschaft<br />

war eine Erklärung von Kirchenleitungen.<br />

Wie die <strong>Europäische</strong> Union hat sich auch die<br />

Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa lau-<br />

81


82<br />

fend erweitert. Ursprünglich zählte die Leuenberger<br />

Kirchengemeinschaft 69 Signatarkirchen<br />

(1976), heute sind es 105 (2007). Diese Gemeinschaft<br />

<strong>wir</strong>d nur dann <strong>wir</strong>klich eine Bedeutung und<br />

eine Kraft entfalten, wenn die erklärte Gemeinschaft<br />

zwischen den Konfessionen bis zu den<br />

Kirchen vor Ort, den Kirchgemeinden und den<br />

Menschen vordringt. Bei der Konzeption ihrer konfessionellen<br />

Zusammenschlüsse müssen sich die<br />

evangelischen Kirchen also selbst auf eines der<br />

wichtigsten Elemente ihres Selbstverständnisses<br />

zurückbesinnen: die Partizipation des Einzelnen,<br />

<strong>das</strong> synodale und presbyteriale Prinzip. Wenn die<br />

Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa<br />

nicht von den Kirchgemeinden und von den Menschen<br />

mitgetragen <strong>wir</strong>d, <strong>wir</strong>d sie nicht die Zukunft<br />

haben, die <strong>wir</strong> uns erhoffen. Kirche ist nicht die Gemeinschaft<br />

der Kirchenleitungen. Kirche ist die Gemeinschaft<br />

der Glaubenden.<br />

Gemeinschaft zwischen <strong>In</strong>stitutionen zu erklären,<br />

ist die Sache von Regierungen oder Kirchenleitungen.<br />

Die Gemeinschaft zwischen den <strong>In</strong>stitutionen<br />

ver<strong>wir</strong>klichen, kann man nur mit den Menschen zusammen.<br />

Auch Europa muss von einer Gemeinschaft der Regierungen<br />

zu einer Gemeinschaft der Bürgerinnen<br />

und Bürger werden. Da liegt noch ein gutes Stück<br />

Weg vor uns. Die europäischen Kirchen als Gemeinschaften<br />

nahe bei den Menschen wollen zur<br />

Einigung des europäischen Kontinents beitragen.<br />

Dazu haben sie sich in der Charta Oecumenica<br />

selbst verpflichtet.<br />

Die evangelischen Kirchen in Europa können auf<br />

diesem Weg einen besonderen Impuls geben. Die<br />

Aufwertung der <strong>In</strong>dividualität ist ein wesentliches<br />

Merkmal des Protestantismus. Der einzelne<br />

Mensch ist unmittelbar zu Gott, coram Deo. Deshalb<br />

ist der Protestantismus zutiefst geprägt von<br />

der Skepsis gegenüber allem, was sich zwischen<br />

den einzelnen Menschen und Gott stellt. Die Europaskepsis:<br />

Könnte sie mit der konkreten Europa-Erfahrung<br />

der Menschen zusammenhängen? Könnte<br />

sie damit zu tun haben, <strong>das</strong>s – obwohl der Protestantismus<br />

in Europa nur 13 Prozent der Bevölkerung<br />

ausmacht – doch sehr viele Menschen an dieser<br />

Stelle protestantisch denken?<br />

Das Volk hat vermutlich nicht immer recht. Aber<br />

was Recht ist und Recht <strong>wir</strong>d, <strong>das</strong> muss vom Volk<br />

getragen sein.<br />

Pfarrer Thomas Wipf,<br />

Bern,<br />

Präsident der Gemeinschaft<br />

Evangelischer Kirchen in Europa<br />

(GEKE)


LISTE DER DELEGIERTEN AUS DEUTSCHLAND<br />

FÜR DIE 3. EUROPÄISCHE ÖKUMENISCHE VERSAMMLUNG<br />

IN SIBIU/HERMANNSTADT<br />

(GEORDNET NACH POSTLEITZAHLEN)<br />

ANHANG<br />

Nr. Anrede Name Vorname PLZ Ort Email<br />

1 Frau Müller Annemarie 01069 Dresden EKD/Ökumenisches <strong>In</strong>formationszentrum Dresden e. V./Sachsen frieden.oeiz@infozentrum-dresden.de<br />

2 Herr Pfarrer Oehme Friedemann 01069 Dresden EKD/Evangelisch Lutherische Landeskirche Sachsens friedemann.oehme@evlks.de<br />

3 Herr Domkapitular Dr. Dittrich Bernhard 01309 Dresden DBK/Bischöfliches Ordinariat Dresden pastoral@ordinariat-dresden.de<br />

4 Frau Dr. Weber Randi 01445 Radebeul Evangelische Brüder-Unität Herrnhuter Brüdergemeine randiweber@gmx.de<br />

5 Frau Mildner Roswitha 01471 Radeburg EKD/Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens roswitha.mildner@web.de<br />

6 Frau Generalsuper- Asmus Heilgard 03044 Cottbus EKD/Ev.Kirche Berlin-Brandenburg u. Schlesische Oberlausitz generalsup-buero.cottbus@t-online.de<br />

intendentin<br />

7 Frau Busch Anna-Maria 04107 Leipzig EKD/Evangelische Jugend/ Sachsen a.m.busch@gmx.net<br />

8 Herr Otto Christoph 04109 Leipzig EKD/Ev. Kirche Berlin-Brandenburg u. Schlesische Oberlausitz christoph.otto@gmx.de<br />

9 Frau Ashim-Ulrich Barbara 04660 Altenburg Evangelisch-methodistische Kirche stephanringeis@gmx.de<br />

10 Herrn Akademiedirektor Marchio Hans-Joachim 06108 Halle a.d. Saale DBK/Katholische Akademie des Bistums Magdeburg info@katholische-akademie-magdeburg.de<br />

11 Herr Propst Kasparick Siegfried 06886 Wittenberg EKD/Ev.-luth.Kirche in Thüringen u. Ev. Kirche der Kirchenprovinz propstei.wbg@t-online.de<br />

Sachsen (EKM)<br />

12 Frau Hoffmeier Andrea 10115 Berlin DBK/BDKJ ahoffmeier@bdkj.de<br />

13 Herr Prof. Dr. Meyer Hans-Joachim 10115 Berlin DBK/ZdK berlin.praesident@zdk.de<br />

14 Herr Streich Bernd 10117 Berlin DBK/Diözesanrat im Erzbistum Berlin streich@khsb-berlin.de<br />

15 Herr Prälat Wakenhut Walter 10117 Berlin DBK/Katholisches Militärbischofsamt walterwakenhut@bundeswehr.org<br />

16 Herr P. Dr. Eggensperger OP Thomas 10119 Berlin DBK/<strong>In</strong>stitut M. Dominique Chenu - Espaces eggensperger@gmx.net<br />

17 Herr Pastor Assmann Reinhard 10409 Berlin Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (Baptisten) assmann-zoar@web.de<br />

18 Herr Löffler P. Hans-Georg 10719 Berlin DBK/Katholische Kirchengemeinde St. Ludwig h-g-loeffler@gmx.de<br />

19 Frau Reinl Britta 10827 Berlin Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (Baptisten) britta.reinl@gmx.de<br />

20 Frau Mensink Dagmar 10963 Berlin DBK/Parteivorstand der SPD, Willi-Brandt-Haus dagmar.mensink@spd.de<br />

21 Herr Dr. Wazlawik Klaus 12555 Berlin EKD/Köpenicker <strong>In</strong>itiativgruppe Eine Welt (KIGEW) klaus.wazlawik@gmx.de<br />

22 Frau Kind Ulrike 13189 Berlin EKD/More Ecumenical Empowerment Together (MEET) und ESG forum2@bundes-esg.de<br />

23 Frau Dr. Thunig-Nittner Gerburg 14163 Berlin DBK/Ackermann-Gemeinde thunignittner@hotmail.com<br />

24 Herr Oberst Dr. Heinemann Winfried 14411 Potsdam DBK/Militärgeschichtliches Forschungsamt winfriedheinemann@bundeswehr.org<br />

25 Frau Generalsekretärin Claas Regina 14641 Wustermark Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (Baptisten) rclaas@baptisten.org<br />

26 Herr Präsident Großmann Siegfried 14641 Wustermark Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (Baptisten) siegfried.grossmann@t-online.de<br />

27 Herr Pfarrer Tuve Matthias 17326 Brüssow EKD/Pommersche Evangelische Kirche bruessow@kirchenkreis-pasewalk.de<br />

28 Herr Diakon Markmann Axel 18437 Stralsund EKD/Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt/ Pommern dienste.arbeitswelt@kdw-hst.de<br />

29 Frau Vikarin Freudenberg Anne 18439 Stralsund EKD/Sassnitz-<strong>In</strong>itiative AnneFreudenberg@web.de<br />

30 Herr Möhring Heiner 19065 Pinnow EKD/Evangelische-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs heiner.moehring@gmx.de<br />

31 Herr Weihbischof Dr. Jaschke Hans-Jochen 20099 Hamburg DBK/Weihbischof in Hamburg wbjaschke@erzbistum-hamburg.de<br />

32 Herr Prof. Dr. Beestermöller Gerhard 20459 Hamburg DBK/<strong>In</strong>stitut für Theologie und Frieden beestermoeller@ithf.de<br />

83


84<br />

33 Herr PD Dr. Justenhoven Heinz-Gerhard 20459 Hamburg DBK/<strong>In</strong>stitut für Theologie und Frieden justenhoven@ithf.de<br />

34 Herr Pfarrer Anders Christoph 20537 Hamburg Evangelisches Missionswerk, assoziiert mit KEK christoph.anders@emw-d.de<br />

35 Herr Israel Klaus 21335 Lüneburg EKD/AG Konziliarer Prozess klaus.israel@evlka.de<br />

36 Herr Prof. Dr. Hoppe Thomas 22043 Hamburg DBK/Helmut-Schmidt-Universität thomas.hoppe@hsu-hh.de<br />

37 Frau Dr. Sahm Astrid 22166 "Minsk Belarus" EKD/Leiterin der <strong>In</strong>ternationalen Bildungs- u. Begegnungsstätte Minsk sahm@ibb.by<br />

38 Herr OKR Vogelmann Wolfgang 24103 Kiel EKD/Nordelbische Evang.-Lutherische Kirche wvogelmann@versanet.de<br />

39 Frau Pastorin Weiß Jutta 25821 Breklum EKD/Nordelbische Evang.-Lutherische Kirche j.weiss@nmz-mission.de<br />

40 Frau Kleinhuis Jana-Trixi 26725 Emden Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (Baptisten) JanaTrixi@Kleinhuis.net<br />

41 Herr Ihssen Uwe 28215 Bremen EKD/Bremische Evangelische Kirche ihssen.forum@kirche-bremen.de<br />

42 Frau Pastorin Kortjohann Marina 28832 Achim EKD/Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers mk@kortjohann.de<br />

43 Herr Thesenvitz Dirk 30159 Hannover EKD/Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Jugend (aej) dt@aej-online.de<br />

44 Herr Pastor Stelter Dirk 30169 Hannover EKD/Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers stelter@kirchliche-dienste.de<br />

45 Herr Weihbischof Dr. Schwerdtfeger Nikolaus 30880 Laatzen DBK/Weihbischof in Hildesheim nikolaus.schwerdtfeger@bistum-hildesheim.de<br />

46 Herr Bischof em. Dr. Homeyer Josef 31134 Hildesheim DBK josef.homeyer@bistum-hildesheim.de<br />

47 Frau Meyer Margareta 31177 Harsum-Hönnersum DBK/Diözesanrat der Katholiken im Bistum Hildesheim margareta.meyer@t-online.de<br />

48 Herr Dr. Anhelm Fritz Erich 31545 Rehburg-Loccum Evangelische Akademien/assoziiert bei KEK fritz.anhelm@evlka.de<br />

49 Herr Landesbischof Johannesdotter Jürgen 31675 Bückeburg EKD/Evangelisch-lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe landesbischof@landeskirche-schaumburglippe.de<br />

50 Herr Pfarrer Balke Bendix 32805 Horn-Bad Meinberg EKD/Lippische Landeskirche balke@meinekirche.info<br />

51 Herr Dr. Oeldemann Johannes 33098 Paderborn DBK/Johann-Adam-Möhler-<strong>In</strong>stitut J.Oeldemann@moehlerinstitut.de<br />

52 Herr Hunstig Hans-Georg 33104 Paderborn DBK/Diözesanrat Erzbistum Paderborn hunstig@gmx.de<br />

53 Herr Dr. Möller Ulrich 33602 Bielefeld EKD/Konferenz <strong>Europäische</strong>r Kirchen, Haushaltsausschuss dr.moeller@lka.ekvw.de<br />

54 Herr OKR Dr. Rosowski Martin 34117 Kassel <strong>Europäische</strong>s Forum Christlicher Männer/Männerarbeit der EKD rosowski@maennerarbeit-ekd.de<br />

(assoziiert mit KEK)<br />

55 Herr OKR Dr. Richebächer Wilhelm 34131 Kassel EKD/Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck oekumenedezernat.lka@ekkw.de<br />

56 Herr Propst Eibach Klaus 35390 Gießen EKD/Evang. Kirche in Hessen und Nassau propstei.oberhessen@ekhn.de<br />

57 Frau von der Recke Marie-Noelle 35641 Schöffengrund EKD/Church and Peace GenSekr@church-and-peace.org<br />

58 Frau Studienleiterin Dr. Lechner Silke 36037 Fulda EKD/Deutscher Evangelische Kirchentag (DEKT) lechner@kirchentag.de<br />

59 Frau Borgers Lena 37124 Rosdorf EKD/Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers norderpurzelchen@gmx.de<br />

60 Frau Göpel Ute 37293 Herleshausen EKD/Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck goepel.lka@ekkw.de<br />

61 Herr OLKR Kollmar Peter 38300 Wolfenbüttel EKD/Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig p.kollmar@luth-braunschweig.de<br />

62 Frau Böcher Mechthild 38304 Wolfenbüttel EKD/Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig m.boecher@arcor.de<br />

63 Herr Bischof Dr. Feige Gerhard 39104 Magdeburg DBK/Bischof von Magdeburg bischof@bistum-magdeburg.de<br />

64 Herr Stolze Jürgen 39104 Magdeburg Evangelisch-methodistische Kirche juergen.stolze@emk.de<br />

65 Herr Wallenhorst Thomas 40213 Düsseldorf DBK/NRW-Ministerium für Familie thomas.wallenhorst@mgffi.nrw.de<br />

66 Herr Erzbischof Longin 40227 Düsseldorf Orthodoxe Kirche von Rußland, Patriarchat von Moskau erzblongin@rok-vertretung.de<br />

67 Frau Landespfarrerin Busch Christine 40476 Düsseldorf EKD/Evangelische Kirche im Rheinland christine.busch@ekir-lka.de<br />

68 Herr Pfarrer Mauritz Andreas 40477 Düsseldorf DBK/BDKJ amauritz@bdkj.de<br />

69 Herr Tänzler Dirk 40477 Düsseldorf DBK/BDKJ dtaenzler@bdkj.de<br />

70 Frau Bogner Magdalena 41477 Düsseldorf DBK/Vorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands bundesvorsitzende@kfd.de<br />

71 Herr Holz Manfred 42030 Wuppertal DBK/Sachausschuss MEF im Erzbistum Köln manfred.holz.vfg@t-online.de<br />

72 Herr Plobner Gerd 44145 Dortmund EKD/Evangelische Kirche von Westfalen gerd.plobner@vkk-do.de<br />

73 Frau Lüders Stephanie 44359 Dortmund EKD/Evangelische Kirche von Westfalen lueders.hilbich@arcor.de<br />

74 Frau Brunotte Renate 47279 Duisburg EKD/Evangelische Kirche im Rheinland renatebrunotte@t-online.de


75 Frau Sr. Dr. Reemts OSB Christiana 47929 Grefrath DBK/Abtei Mariendonk srchristiana@mariendonk.de<br />

76 Herr Weihbischof Dr. Voß Josef 48143 Münster DBK/Weihbischof in Münster plettendorf@bistum-muenster.de<br />

77 Frau Prof. Dr. Sattler Dorothea 48149 Münster DBK/Universität Münster dorothea.sattler@uni-muenster.de<br />

78 Herr Prof. Dr. Schreiner Peter 48149 Münster <strong>In</strong>tereuropean Commission on Church and School/assoziiert bei KEK) schreiner@comenius.de<br />

79 Frau van de Loo Stefanie 48149 Münster DBK/Universität Münster/Abteilung II: Ökumenik und Friedensforschung van.de.loo@uni-muenster.de<br />

80 Herr Prof. Dr. Stobbe Heinz-Günther 48153 Münster DBK stobbe@theologie.uni-siegen.de<br />

81 Herr Pastor Tuschling Steffen 49076 Osnabrück EKD/Evangelisch-Reformierte Kirche steffen.tuschling@reformiert.de<br />

82 Frau Heintz <strong>In</strong>grid 50259 Pulheim Evangelisch-methodistische Kirche ingridheintz@arcor.de<br />

83 Herr Höbsch Werner 50668 Köln DBK/Referat für den <strong>In</strong>terreligiösen Dialog Erzbistum Köln werner.hoebsch@erzbistum-koeln.de<br />

84 Frau Fischbach MdB <strong>In</strong>grid 50677 Köln DBK/Katholischer Deutscher Frauenbund bundesverband@frauenbund.de<br />

85 Herr Dittrich Norbert 52064 Aachen DBK/Bischöfliches Hilfswerk Misereor postmaster@misereor.de<br />

86 Frau Heidemanns Katja 52064 Aachen DBK/Missio Aachen k.heidemanns@missio.de<br />

87 Herr Dr. Marcus Franz 52064 Aachen DBK/Päpstliches Missionswerk der Kinder marcus@kindermissionswerk.de<br />

88 Frau Kett Andrea 52078 Aachen DBK/Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands andrea.kett@gmx.de<br />

89 Frau Dr. Beykirch-Angel Ursula 53113 Bonn DBK/Bereichsleiterin Glaube und Bildung Sekretariat DBK u.beykirch@dbk.de<br />

90 Frau Casel Gertrud 53113 Bonn DBK/Geschäftsführerin der Deutschen Kommission Justitia et Pax g.casel@dbk.de<br />

91 Herr Gasper Hans 53113 Bonn DBK/Bereich Glaube und Bildung Sekretariat DBK h.gasper@dbk.de<br />

92 Herr P. Dr. Langendörfer SJ Hans 53113 Bonn DBK/Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz sekretaer@dbk.de<br />

93 Herr Msgr. Miehle Wolfgang 53113 Bonn DBK/Nationaldirektor für die Ausländerseelsorge w.miehle@dbk.de<br />

94 Frau Dr. Rumbach-Thome Heike 53113 Bonn DBK/Bereich Weltkirche und Migration im Sekretariat der DBK h.rumbach-thome@dbk.de<br />

95 Herr Militärdekan Walter Jürgen 53113 Bonn EKD/Seelsorge in der Bundeswehr J.walter@sh-ekd.de<br />

96 Frau Sr. Höffmann SSpS Cäcilia 53115 Bonn DBK/DOK Haus der Orden caecilia@orden.de<br />

97 Herr Kiefer SAC P. Rüdiger 53115 Bonn DBK/Haus der Orden kiefer@orden.de<br />

98 Herr Dr. Vesper Stefan 53175 Bonn DBK/Zentralkomitee der deutschen Katholiken generalsekretaer@zdk.de<br />

99 Frau Dr. Brinkmann Herta 53545 Linz DBK/Katholikenrat Trier 026443635@t-online.de<br />

100 Herr Schärtl Christian 53604 Bad Honnef DBK/KLJB c.schaertl@kljb.org<br />

101 Herr Diakon Kandels Stefan 53757 Sankt Augustin Katholisches Bistum der Alt-Katholiken stefan.kandels@t-online.de<br />

102 Herr Weihbischof em. Schwarz Leo 54290 Trier DBK/Präsident der <strong>Europäische</strong>n Justitia et Pax-Konferenzen leo.schwarz@bgv-trier.de<br />

103 Herr Superintendent Pistorius Christoph 54292 Trier EKD/Evangelische Kirche im Rheinland christoph.pistorius@ekir.de<br />

104 Frau Franzen Christa 55116 Mainz DBK/Arbeitsgemeinschaft der Säkularinstitute Christa-Franzen-AGSI@directbox.com<br />

105 Herr Schönhöffer Peter 55218 <strong>In</strong>gelheim Kairos Europa (assoziiert mit KEK) peter-schoenhoeffer@web.de<br />

106 Frau Dr. Kurth Gisela 56503 Neuwied EKD/Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) kurth@eirene.org<br />

107 Herr Geistlicher Rat Schlenzig Hans-Werner 56626 Andernach Katholisches Bistum der Alt-Katholiken hw@schlenzig.info<br />

108 Frau Krämer Renate 58730 Fröndenberg EKD/Evangelische Kirche von Westfalen kraemer.spitt@online.de<br />

109 Herr Dr. Valentin Joachim 60311 Frankfurt am Main DBK/Katholisches Zentrum „Haus am Dom“ j.valentin@bistum-limburg.de<br />

110 Frau Schnabel Petra 60318 Frankfurt am Main EKD/Ecumenical Youth Council in Europa (EYCE) / Bayern petra.schnabel@gmx.de<br />

111 Frau Pfarrerin Rudolph Barbara 60487 Frankfurt am Main ACK (assoziiert mit KEK) barbara.rudolph@ack-oec.de<br />

112 Herr DDr. Schütz J. Georg 60487 Frankfurt am Main DBK/Ökumenische Centrale ACK georg.schuetz@ack-oec.de<br />

113 Frau Bischöfin Wenner Rosemarie 60487 Frankfurt am Main Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland bischoefin@emk.de<br />

114 Frau Pfarrerin Gunkel Mechthild 60488 Frankfurt am Main EKD/Offenes Forum Dekade Gewalt überwinden mechthild.gunkel@zoe-ekhn.de<br />

115 Frau Pfarrerin Nauck Mechthild 60488 Frankfurt am Main EKD/Evangelische Kirche in Hessen und Nassau mechthild.nauck@zoe-ekhn.de<br />

116 Herr Dr. Voß Reinhard 61118 Bad Vilbel DBK/Pax Christi r.voss@paxchristi.de<br />

117 Frau Hüning Veronika 61118 Bad Vilbel DBK/Pax Christi huening53@aol.com<br />

118 Herr Weihbischof Pieschl Gerhard 65549 Limburg DBK/Weihbischof in Limburg weihbischof@bistumlimburg.de<br />

119 Herr Schmitt Michael 67346 Speyer DBK/Bistum Speyer oekumene@bistum-speyer.de<br />

85


86<br />

120 Frau Schäfer Bärbel 67454 Haßloch EKD/Evangelische Kirche der Pfalz umwelt@frieden-umwelt-pfalz.de<br />

121 Herr Dr. Oelschläger Ulrich 67547 Worms EKD/Evangelische Kirche in Hessen und Nassau ulrich.oelschlaeger@t-online.de<br />

122 Herr Dr. Diefenbacher Hans 69118 Heidelberg EKD/Beauftragter des Rates der EKD für Umweltfragen hans.diefenbacher@fest-heidelberg.de<br />

123 Frau Covolo Catharina 69123 Heidelberg EKD/Evangelische Jugend/ Oldenburg jammie2004@gmx.de<br />

124 Herr Heidel Klaus 69124 Heidelberg EKD/Werkstatt Ökonomie e. V., Mitglied der 10. Synode der EKD klaus.heidel@woek.de<br />

125 Herr Dr. Böhm Hans-Hermann 70174 Stuttgart EKD/<strong>Europäische</strong>s Christliches Umweltnetzwerk (ECEN) umwelt@elk-wue.de<br />

126 Frau Pfarrerin Dr. Eichrodt-Kessel Hélène 70184 Stuttgart EKD/Evangelische Landeskirche in Württemberg helene.eichrodt-kessel@elk-wue.de<br />

127 Herr Dr. Kustermann Abraham Peter 70184 Stuttgart DBK/Akademie Stuttgart-Hohenheim kustermann@akademie-rs.de<br />

128 Herr Kirchenrat Penzoldt Martin 70184 Stuttgart EKD/Evangelische Landeskirche in Württemberg martin.penzoldt@elk-wue.de<br />

129 Herr Pfarrer Strauß Volker 70192 Stuttgart Gustav-Adolf-Werk Leipzig (assoziiert bei KEK) vstrauss@gmx.de<br />

130 Herr Göbel Thorsten 71088 Holzgerlingen Evangelisch-methodistische Kirche thorsten.goebel@emk.de<br />

131 Frau Girlich Renate 71522 Backnang Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (Baptisten) renategirlich@aol.com<br />

132 Frau Dr. Mayer Annemarie 72074 Tübingen DBK/Universität Tübingen annemarie.mayer@uni-tuebingen.de<br />

133 Herr Pfarrer Reichel Christoph 73087 Bad Boll Evangelische Brüder-Unität Herrnhuter Brüdergemeine cr@bb.ebu.de<br />

134 Frau Diakonin Dieter Sylvia 74348 Lauffen/N EKD/Ökumenisches Netz Württemberg dieter_sylvia@web.de<br />

135 Herr Vizepräsid.Dekan Ehrmantraut Rudolf 76829 Landau EKD/Evangelische Kirche der Pfalz ehrmantraut@evkirchelandau.de<br />

136 Herr Alborino Roberto 79104 Freiburg DBK/DCV roberto.alborino@caritas.de<br />

137 Herr Gerstner Wolfgang 79104 Freiburg DBK/Maximilian-Kolbe-Werk wolfgang-gerstner@maximilian-kolbewerk.de<br />

138 Herr Dr. Ruh Ulrich 79104 Freiburg DBK/Herder Korrespondenz ruh@herder.de<br />

139 Herr Traut Tobias 79104 Freiburg EKD/Evangelische Landeskirche in Württemberg tobias.traut@web.de<br />

140 Herr Pastor Renno Hans-Martin 79107 Freiburg Evangelisch-methodistische Kirche hans.martin.renno@emk.de<br />

141 Frau Dr. Bücking Elisabeth 79294 Sölden EKD/ Ökumenisches Forum Christlicher Frauen in Europa (ÖFCFE) ebuecking@sirmadras.de<br />

u. Christinnenrat<br />

142 Herr Pfarrer Widdess Peter 79689 Maulburg EKD/Evangelische Landeskirche in Baden ekmaulburg@t-online.de<br />

143 Frau Pfarrerin Fuhrmann Bettina 79771 Klettgau EKD/Evangelische Landeskirche in Baden bettina-fuhrmann@t-online.de<br />

144 Frau Dr. Dieckmann Elisabeth 80063 München DBK/Diözesanrat im Erzbistum München und Freising Edieckmann@ordinariat-muenchen.de<br />

145 Herr Dr. Renz Andreas 80331 München DBK/Erzbischöfliches Ordinariat Arenz@ordinariat-muenchen.de<br />

146 Herr Kirchenrat Huber Ivo 80333 München EKD/Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern ivo.huber@elkb.de<br />

147 Frau Präsidentin Schülke Heidi 80333 München EKD/Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern heidi.schuelke@elkb.de<br />

148 Herr P. Englert OSA Eric 80336 München DBK/Missio München e.englert@missio.de<br />

149 Herr Prof. DDr. Wallacher Johannes 80539 München DBK/Hochschule für Philosophie joh.wallacher@hfph.mwn.de<br />

150 Frau Willemsen Antonia 81369 München DBK/Kirche in Not/ Ostpriesterhilfe Deutschland e. V. info@kirche-in-not.de<br />

151 Herr Erzpriester Dr. Basarab Mircea 81375 München Rumänisch-Orthodoxe Kirche m.basarab@gmx.net<br />

152 Herr Apostolischen Kryk Petro 81679 München DBK/Apostolische Exarchie petrokryk@yahoo.com<br />

Exarchen<br />

153 Herr Pfarrer Machuzhak Ivan 81679 München DBK/Apostolische Exarchie für kath. Ukrainer kanzlei@ukrainische-exarchie.de<br />

154 Frau Steineck Gudrun 82418 Hofheim/Murnau Arbeitsgemeinschaft ökumenischer Kreise in Deutschland e. V. (AÖK) aoekreise.steineck@t-online.de<br />

155 Herr Prof. Dr. Vogt Markus 83671 Benediktbeuern DBK/Clearingstelle Kirche/Umwelt vogt@pth-66.de<br />

156 Herr Bischof Hanke OSB Gregor Maria 85072 Eichstätt DBK/Bischof von Eichstätt bischof@bistum-eichstaett.de<br />

157 Frau Breher Barbara 85276 Pfaffenhofen/Ilm DBK/Vorsitzende des Kolpingwerkes Europa BreherBW@aol.com<br />

158 Herr Dr. Albert Gerhard 85354 Freising DBK/Renovabis Kardinal-Döpfner-Haus gerhard.albert@renovabis.de<br />

159 Frau Dr. Ballweg Gabi 86316 Friedberg DBK/Fokolar-Bewegung GabiBallweg@web.de<br />

160 Herr Dr. Pfeiffer Gerhard 86399 Bobingen <strong>In</strong>ternational Association for Christian Education (assoziiert mit KEK) gerhard.pfeiffer@fen-net.de


161 Herr Metropolit Dr. Serafim Joanta 90429 Nürnberg Rumänisch orthodoxe Metropolie für Deutschland, Zentral- und serafim@mitropolia-ro.de<br />

Nordeuropa<br />

162 Frau Stanullo Irmgard 90449 Nürnberg Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (Baptisten) Irmgard@Stanullo.de<br />

163 Frau Dr. Friedrich Andrea M. 91320 Ebermannstadt DBK/Katholisches Pfarramt St. Nikolaus andrea-m@web.de<br />

164 Herr Schoenauer Hermann 91564 Neuendettelsau Leiter der Diakonie Neuendettelsau hermann.schoenauer@diakonieneuendettelsau.de<br />

165 Herr Bischof Dr. Müller Gerhard Ludwig 93043 Regensburg DBK/Bischof des Bistums Regensburg bischof@bistum-regensburg.de<br />

166 Herr Prof. Dr. Dirscherl Erwin 93053 Regensburg DBK/Universität Regensburg erwin.dirscherl@theologie.uni-regensburg.de<br />

167 Herr Rottenaicher Joseph 94032 Passau DBK/Umweltbeauftragter der Diözese Passau KLB.Passau@bistum-passau.de<br />

168 Herr P. Dr. Bieber OSB Marianus 94557 Niederaltaich DBK/Abtei Niederaltaich abt@abtei-niederaltaich.de<br />

169 Frau Bühl Susanne 97070 Würzburg DBK/Gemeinschaft Sant`Egidio susanne.buehl@t-online.de<br />

170 Herr Bischof em. Dr. Scheele Paul-Werner 97070 Würzburg DBK/Diözese Würzburg Bischof_em@bistum-wuerzburg.de<br />

171 Herr Pfarrer Schmidt Christian 97320 Albertshofen EKD/Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern Ev.Luth.Pfarramt.Albertshofen@t-online.de<br />

172 Herr Geffe Wolfgang 99096 Erfurt EKD/Ev.-luth.Kirche in Thüringen u.Ev.Kirche der Kirchenprovinz wolfgang.geffe@ekmd.de<br />

Sachsen (EKM)<br />

173 Frau Treu Ulrike 99096 Erfurt EKD/Ev.-luth. Kirche in Thüringen u. Ev.Kirche der Kirchenprovinz ulitreu@web.de<br />

Sachsen (EKM)<br />

174 Frau Kirchenrätin Skriewe Katrin 99817 Eisenach EKD/Ökumenischer Vorbereitungskreis EÖV3 / Thüringen kathrin.skriewe@ekmd.de<br />

175 Frau Köhler Ulrike 99998 Volkenroda EKD/Ev.-luth. Kirche in Thüringen u. Ev. Kirche der Kirchenprovinz koehler@kloster-volkenroda.de<br />

Sachsen (EKM)<br />

zusätzlich<br />

Frau Landesbsichöfin Dr. Käßmann Margot 30169 Hannover EKD/Mitglied im Zentralausschuss der KEK und im Planungskomitee landesbischoefin@evlka.de<br />

von KEK/CCEE<br />

Frau OKRin Heider-Rottwilm Antje 30419 Hannover EKD/Mitglied im Zentralausschuss und Präsidium der KEK antje.heider-rottwilm@ekd.de<br />

Herr OKR Dr. Affolderbach Martin 30419 Hannover EKD/AG Islam in Europa, gemeinsames Komitee von KEK/CCEE martin.affolderbach@ekd.de<br />

Herr Pastor Riedel-Schneider Michael 30419 Hannover EKD michael.riedel-schneider@ekd.de<br />

Herr Pöner Ulrich 53113 Bonn DBK u.poener@dbk.de<br />

Herr Pfarrer Roth Norbert 60487 Frankfurt am Main ACK (assoziiert mit KEK) norbert.roth@ack-oec.de<br />

Frau OKRin Kopsch Cordelia 64285 Darmstadt EKD/Mitglied im Zentralausschuss der KEK cordelia.kopsch@ekhn-kv.de<br />

Frau Prof. Dr. Nüssel Friederike 69177 Heidelberg Kommission ´Kirchen im Dialog` der KEK friederike.nuessel@oek.uni-heidelberg.de<br />

Frau Bretschneider- Almut 99867 Gotha EKD/Jugenddelegierte im Zentralausschuss der KEK almut.bretschneider@web.de<br />

Felzmann<br />

(Stand 30. April 2007. Die Liste ist nicht vollständig und kann möglicherweise Fehler enthalten.)<br />

87


88<br />

ANHANG<br />

Die <strong>Europäische</strong> Ökumenische Versammlung<br />

behandelt an drei Tagen jeweils einen Themenbereich,<br />

vormittags im Plenum mit 2100<br />

Delegierten, und nachmittags in 3 Foren mit<br />

jeweils 700 Delegierten.<br />

Mittwoch, 5. 9.<br />

Das <strong>Licht</strong> Christi und die Kirchen<br />

1. Forum: Dialog, Einheit der Kirchen<br />

2. Forum: Spiritualität, Gemeinsames Beten<br />

3. Forum: Gemeinsames Zeugnis, Mission<br />

Donnerstag, 6. 9.<br />

Das <strong>Licht</strong> Christi und Europa<br />

1. Forum: Beitrag der Kirchen zum Aufbau der Zukunft<br />

Europas<br />

EUROPÄISCHE ÖKUMENISCHE VERSAMMLUNG<br />

IN SIBIU – ZEITRASTER<br />

2. Forum: Beziehungen zu den Religionen<br />

3. Forum: Versöhnung von Völkern und Kulturen,<br />

Migration<br />

Freitag, 7. 9.<br />

Das <strong>Licht</strong> Christi und die Welt<br />

1. Forum: Frieden<br />

2. Forum: Gerechtigkeit<br />

3. Forum: Bewahrung der Schöpfung<br />

Der erste Tag, Dienstag, 4. 9., ist der Anreise und<br />

Begrüßung vorbehalten, der Samstag, 8. 9., einer<br />

Feier zur Geburt Mariens, dem Abschlussplenum<br />

und einer <strong>Licht</strong>feier. Am Sonntag, 9. 9., <strong>wir</strong>d nach<br />

konfessionellen Gottesdiensten die Versammlung<br />

mit einer Sendungsfeier schließen.


Auf der bundesweiten Tagung zur Vorbereitung<br />

der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung<br />

trafen sich im Dezember 2006 ca. 160 Personen<br />

aus fast allen Kirchen Deutschlands. Sie erarbeiteten<br />

zu den 9 thematischen Foren in Sibiu die<br />

nachfolgenden Thesen und Handlungsempfehlungen<br />

(1. Dialog/Einheit, 2. Spiritualität/Gemeinsames<br />

Beten, 3. Gemeinsames Zeugnis/Mission,<br />

4. Beitrag der Kirchen zum Aufbau Europas, Zukunft<br />

Europas, 5. Religionen, 6. Versöhnung und<br />

Migration, 7. Frieden, 8. Gerechtigkeit, 9. Bewahrung<br />

der Schöpfung).<br />

Am Ende der Versammlung bekam jede Teilnehmerin<br />

und jeder Teilnehmer 3 Glassteine und konnte<br />

sie in Glasröhren, die den 9 Themenforen zugeordnet<br />

waren, füllen. Wie er oder sie die Steine<br />

verteilte, war dem eigenen Ermessen frei gestellt.<br />

So entstand ein ökumenisches Barometer, an dem<br />

abzulesen war, wo gerade <strong>das</strong> „ökumenische<br />

Herz“ in Deutschland besonders schlägt. Eine solche<br />

„Abstimmung“ lässt sich auch in einer ökumenischen<br />

Gruppe oder einem Gemeindekreis wiederholen.<br />

Die 160 Personen hoben besonders die<br />

Themen Einheit und Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung<br />

der Schöpfung hervor.<br />

Anregungen für ein Gespräch zur Loccumer<br />

Botschaft<br />

Frage: Welche Handlungsempfehlung ist Ihnen<br />

derzeit besonders wichtig?<br />

BOTSCHAFT AUS LOCCUM FÜR DIE DRITTE<br />

EUROPÄISCHE ÖKUMENISCHE VERSAMMLUNG<br />

<strong>In</strong> vielen Gemeinden und ökumenischen Gruppen<br />

sind die Themen, die in Loccum diskutiert worden<br />

sind und in Sibiu diskutiert werden, schon lange im<br />

Gespräch.<br />

Frage: Zu welchen Themen haben <strong>wir</strong> uns in den<br />

letzten 10 Jahren besonders engagiert? Welche<br />

(Weiter-)Entwicklung haben <strong>wir</strong> erlebt?<br />

Welche Themenbereiche sind kaum oder gar nicht<br />

beachtet worden? Welche Erklärung haben Sie dafür?<br />

Viele erhoffen sich von der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n<br />

Ökumenischen Versammlung starke ökumenische<br />

Impulse.<br />

Frage: Welche 3 Handlungsempfehlungen sind für<br />

Sie die wichtigsten?<br />

Kommen Sie darüber mit anderen aus der Gruppe<br />

ins Gespräch! Wenn möglich tauschen Sie Ihre Ergebnisse<br />

mit anderen ökumenischen Partnern aus.<br />

<strong>In</strong> Sibiu werden Christinnen und Christen aus allen<br />

Ländern Europas sein.<br />

Frage: Zu welchem Themenbereich können Delegierte<br />

aus Deutschland einen besonderen Beitrag<br />

leisten?<br />

Zu welchem Themenbereich sind Delegierte aus<br />

Deutschland besonders auf Impulse aus anderen<br />

Ländern angewiesen?<br />

ANHANG<br />

89


90<br />

Impulse für die Delegierten in Sibiu/Hermannstadt,<br />

Gemeinden und ökumenischen Gruppen<br />

in Deutschland<br />

Loccum, 6. Dezember 2006<br />

Auf der bundesweiten ökumenischen Tagung der<br />

Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in<br />

Deutschland (ACK) zur <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen<br />

Versammlung haben sich in der Evangelischen<br />

Akademie Loccum vom 4. bis 6. Dezember<br />

2006 insgesamt 150 Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer aus Deutschland und Gäste aus Europa<br />

getroffen. Ihr Treffen stand unter der Zusage des<br />

Themas der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen<br />

Versammlung: Das <strong>Licht</strong> Christi scheint auf alle.<br />

Hoffnung auf Erneuerung und Einheit in Europa.<br />

Die Konferenz <strong>Europäische</strong>r Kirchen (KEK) und der<br />

Rat der <strong>Europäische</strong>n Bischofskonferenzen (CCEE)<br />

haben die Kirchen in Europa aufgerufen, die <strong>Dritte</strong><br />

<strong>Europäische</strong> Ökumenische Versammlung als Pilgerweg<br />

zu gestalten. Diesem Aufruf sind in Deutschland<br />

alle Kirchen gefolgt, die in der ACK ökumenisch<br />

verbunden sind. Grundlage der <strong>Dritte</strong>n<br />

<strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung ist die<br />

Charta Oecumenica. Ihr haben sich die Kirchen der<br />

ACK verpflichtet.<br />

Dankbar blicken die Versammelten auf den gemeinsamen<br />

Weg der Kirchen in Europa zurück:<br />

– von der Aufnahme des in Vancouver (1983) beschlossenen<br />

„Konziliaren Prozesses“ für Gerechtigkeit,<br />

Frieden und Bewahrung der Schöpfung,<br />

der in Deutschland auch in der politischen Wende<br />

1989 <strong>wir</strong>ksam wurde und weiter geführt <strong>wir</strong>d,<br />

– über die Erste <strong>Europäische</strong> Ökumenische Versammlung<br />

in Basel (1989),<br />

– hin zum Ruf zur Versöhnung auf der Zweiten <strong>Europäische</strong>n<br />

Ökumenischen Versammlung in Graz<br />

(1997),<br />

– bis zur Charta Oecumenica (2001), die zu wachsender<br />

ökumenischer Gemeinschaft an vielen<br />

Orten und europaweit geführt hat.<br />

Die Versammelten in Loccum haben auf Stimmen<br />

aus katholischer, reformatorischer (landeskirchli-<br />

cher und freikirchlicher) und orthodoxer Tradition<br />

gehört, wie sie auch in den Stationen der <strong>Europäische</strong>n<br />

Ökumenischen Versammlung sichtbar werden<br />

(Rom, Januar 2006, Wittenberg, Februar 2007,<br />

Sibiu/Hermannstadt September 2007). Aus dem<br />

europäischen Vorbereitungsprozess von KEK und<br />

CCEE berichtete im Namen beider Organisationen<br />

der Generalsekretär der KEK, Colin Williams.<br />

<strong>In</strong> Andachten unterschiedlicher Traditionen feierten<br />

sie Christus, <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> der Welt. <strong>In</strong> Vorträgen<br />

fragten sie nach der Bedeutung des Evangeliums<br />

angesichts der Säkularisierung in Europa. <strong>In</strong> Arbeitsgruppen<br />

zu den neun Forenthemen und Diskussionen<br />

haben sich Delegierte für die Versammlung<br />

in Sibiu/Hermannstadt und Nicht-Delegierte,<br />

Vertreterinnen und Vertreter aus Kirchenleitungen,<br />

Basisgruppen, ökumenischen Gemeinschaften, Gemeinden<br />

und Verbänden auf Themen und Handlungsempfehlungen<br />

verständigt.<br />

Sie bitten KEK und CCEE, diese Botschaft bei der<br />

Tagung in Wittenberg (Februar 2007) aufzunehmen.<br />

Sie bitten die Delegierten aus Deutschland,<br />

die ihre Kirchen in Sibiu/Hermannstadt vertreten<br />

werden, die Anliegen dieser Botschaft einzubringen.<br />

Vor allem bitten sie die Kirchen in Deutschland,<br />

Gemeinden, ökumenische Basisgruppen und<br />

Netze, Arbeitsgemeinschaften Christlicher Kirchen<br />

auf regionaler und lokaler Ebene, diese Botschaft<br />

zu diskutieren, in konkrete Schritte umzusetzen<br />

und mit Partnerinnen und Partnern in anderen europäischen<br />

Ländern weiter zu verfolgen.<br />

Das <strong>Licht</strong> Christi und die Kirche<br />

1. Forum: Dialog, Einheit<br />

Als Kirchen wollen <strong>wir</strong> Zeichen des Reiches Gottes<br />

in der Welt sein.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Wir bitten Kirchen und Gemeinden, auf die sichtbare<br />

Einheit der Kirche Jesu Christi hinzu<strong>wir</strong>ken,<br />

indem sie<br />

– den einen Glauben, wie er im Ökumenischen<br />

Glaubensbekenntnis von 381 zum Ausdruck<br />

kommt, in den Kirchen liturgisch beheimaten,<br />

– die gegenseitige Anerkennung der Taufe durch<br />

offizielle Vereinbarungen zwischen den Kirchen<br />

anstreben und bestätigen,<br />

– auf dem Weg zur vollen eucharistischen Gemeinschaft<br />

geeignete Zwischenschritte gehen,<br />

– nach Wegen zur Überwindung der unsere Kirchen<br />

trennenden Fragen des Amtes und Kirchenverständnisses<br />

suchen.<br />

Wir bitten die Mitgliedskirchen von KEK und CCEE<br />

dringend, sich die in der Charta Oecumenica eingegangene<br />

Selbstverpflichtung zur sichtbaren Einheit<br />

der Kirche (Leitlinie 1) zu eigen zu machen und umzusetzen.<br />

Menschen brauchen eindeutige Zeichen.<br />

Europa und die Welt erwarten eine Stimme von<br />

den Kirchen.<br />

2. Forum: Spiritualität, Gemeinsam Beten<br />

Wir bringen in vielfältigen Formen und gemeinsam<br />

vor Gott, was uns in Europa bewegt.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Wir bitten Kirchen und Gemeinden,<br />

– neben Lobpreis und Dank gemeinsam vor Gott<br />

zu bringen, was sie an Zerstörungen und Bedrängnissen<br />

in Europa und der Welt bewegt,<br />

– verstärkt darauf hinzu<strong>wir</strong>ken, <strong>das</strong>s die unterschiedlichen<br />

Formen geistlichen Lebens und<br />

Gottesdienstes als Kraftquelle des Glaubens<br />

wechselseitig kennen gelernt und wertgeschätzt<br />

werden (Charta Oecumenica, Leitlinie 5),<br />

– sich dafür einzusetzen, <strong>das</strong>s die traditionsübergreifenden<br />

Grundlagen christlichen Betens entdeckt<br />

werden und sie auf dieser Basis zu<br />

gemeinsamen Andachtsformen und gottesdienstlichen<br />

Feiern finden,<br />

– sich dabei von der Bibel, der Botschaft von Kreuz<br />

und Auferstehung und dem Zeugnis von Jesus<br />

Christus als dem <strong>Licht</strong> leiten zu lassen.<br />

3. Forum: Gemeinsames Zeugnis, Mission<br />

Die gemeinsame Weitergabe des einen Glaubens<br />

an den Dreieinigen Gott soll Menschen befähigen,<br />

als Christinnen und Christen zu leben, <strong>das</strong> Evangelium<br />

zu bezeugen und sich für Gerechtigkeit,<br />

Frieden und Bewahrung der Schöpfung einzusetzen.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Wir bitten Kirchen und Gemeinden,<br />

– die Leitlinie 2 der Charta Oecumenica so fortzuschreiben,<br />

<strong>das</strong>s selbstverpflichtende Formulierungen<br />

gefunden werden, die <strong>In</strong>halt und Form<br />

der gemeinsamen Mission der Kirchen positiv<br />

beschreiben,<br />

– die Einheit von Glauben und Handeln, von Verkündigung<br />

und sozialethischem Engagement öffentlich<br />

zu betonen,<br />

– statt gegenseitiger Abgrenzung die Bedeutung<br />

gemeinsamer Mission als glaubwürdiges Bezeugen<br />

der Einheit zu unterstreichen.<br />

Das <strong>Licht</strong> Christi und Europa<br />

4. Forum: Beitrag der Kirchen zum Aufbau für<br />

Europa, Zukunft Europas<br />

Die Kirchen sollen aktiv zur Entwicklung der Zivilgesellschaft<br />

in Europa beitragen.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Wir bitten Kirchen und Gemeinden,<br />

– als aktive Mitgestalterinnen der Zivilgesellschaft<br />

– in Gemeinschaft mit allen europäischen Kirchen,<br />

– in einer die Unterschiedlichkeiten der Erfahrungen<br />

und Kontexte respektierenden Haltung,<br />

– in einem achtsamen Dialog,<br />

ihren Beitrag zu leisten für ein gerechtes und solidarisches<br />

Europa (z. B. <strong>In</strong>tensivierung des Jugendaustausches,<br />

Verstärkung des Ost-West<br />

Dialogs, Arbeit an einem gemeinsamen Werteverständnis<br />

und einem verbindenden Gedächtnis<br />

als Grundlage der Identität Europas),


– wahrzunehmen, <strong>das</strong>s mit der Wahl des Ortes<br />

für die EÖV3 in der Mitte Europas und am<br />

Rande der EU diese Herausforderung und<br />

Selbstverpflichtung verbunden ist.<br />

5. Forum: Religionen<br />

Religionsfreiheit in einem demokratisch verfassten,<br />

säkularen Staat ist für Christinnen und Christen<br />

heute eine wesentliche Voraussetzung für <strong>das</strong><br />

friedliche Miteinander der Religionen und Kulturen.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Wir bitten Kirchen und Gemeinden,<br />

– <strong>das</strong> Gespräch mit Menschen anderer Religionen<br />

als Bürgerinnen und Bürger Europas und als<br />

Glaubende zu suchen;<br />

im Sinne der Charta Oecumenica (Leitlinien 10<br />

und 11)<br />

– allen Formen des Antisemitismus und Antijudaismus<br />

in Kirche und Gesellschaft entgegenzutreten,<br />

– auf allen Ebenen den Dialog mit unseren jüdischen<br />

Geschwistern zu suchen und zu intensivieren<br />

und ihn dabei vom „Missionsauftrag an<br />

alle Völker“ zu unterscheiden,<br />

– den Muslimen mit Wertschätzung zu begegnen<br />

und bei gemeinsamen Anliegen mit ihnen zusammenzuarbeiten,<br />

– für <strong>das</strong> Gespräch mit allen Menschen guten Willens<br />

offen zu sein, gemeinsame Anliegen mit ihnen<br />

zu verfolgen und ihnen den christlichen<br />

Glauben zu bezeugen,<br />

6. Forum: Versöhnung und Migration<br />

Gelingende Versöhnungs- und Migrationsprozesse<br />

basieren auf gegenseitigem Respekt, leben von<br />

persönlichen Begegnungen und zielen auf die gemeinsame<br />

Verständigung über Grundwerte.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Wir bitten Kirchen und Gemeinden, die Charta<br />

Oecumenica Leitlinie 8 „Völker und Kulturen versöhnen“<br />

fortzuschreiben:<br />

– CCEE und KEK dabei zu unterstützen, bestehende<br />

Prozesse der Versöhnung fortzuführen und<br />

neue zu initiieren,<br />

– in angstfreie Räume der Begegnung einzuladen,<br />

trennende Erfahrungen und Erinnerungen aufzuarbeiten<br />

und in gegenseitiger Lernbereitschaft<br />

ein versöhntes Miteinander zu leben,<br />

– die Verbesserung der Lebensbedingungen in<br />

den Herkunftsländern der Migrantinnen und Migranten<br />

durch partnerschaftliche Projekte und<br />

politische <strong>In</strong>tervention zu unterstützen,<br />

– sich vorurteilsfrei über <strong>das</strong> Phänomen Migration,<br />

seine Ursachen und Aus<strong>wir</strong>kungen zu informieren,<br />

sich auf Begegnungen mit Migrantinnen<br />

und Migranten einzulassen und für die<br />

Wahrung ihrer Rechte einzutreten (z. B. Raum<br />

für Identitätspflege),<br />

– allen rechtsradikalen Aktivitäten gegen die Migrantinnen<br />

und Migranten entgegenzutreten.<br />

Das <strong>Licht</strong> Christi und die Welt<br />

7. Forum: Frieden<br />

Um <strong>das</strong> in der Charta Oecumenica benannte Ziel<br />

einer „Friedensordnung auf der Grundlage gewaltfreier<br />

Konfliktlösungen“ zu erreichen, <strong>sehen</strong> <strong>wir</strong><br />

die Notwendigkeit, <strong>das</strong> in der europäischen Sicherheitsstrategie<br />

verwendete Verständnis von Sicherheit<br />

kritisch zu befragen.<br />

Handlungsempfehlung<br />

Wir empfehlen den Kirchen und Gemeinden,<br />

– die ökumenische Reflexion darüber, welches<br />

Verständnis von menschlicher Sicherheit und<br />

Verletzbarkeit aus dem Glauben an Jesus Christus<br />

erwächst, zu vertiefen und in die öffentliche<br />

Debatte einzubringen,<br />

– sich bei der <strong>Europäische</strong>n Kommission für den<br />

Aufbau und die <strong>In</strong>stitutionalisierung eines effektiven<br />

<strong>In</strong>struments zur Koordinierung ziviler Mittel<br />

der Konfliktbearbeitung einzusetzen und<br />

Schritte zur Kernwaffenabrüstung einzuleiten,<br />

– sich für die Stärkung internationaler <strong>In</strong>stitutionen<br />

einzusetzen, die dazu beitragen, Krisen vorzubeugen<br />

und in Konflikten zu vermitteln,<br />

– der europäischen Sicherheitsstrategie in Bezug<br />

auf Bestrebungen zur Absicherung politischer<br />

Einflussbereiche entgegen zu treten,<br />

– es als ihre Aufgabe anzu<strong>sehen</strong>, einen Beitrag zu<br />

langfristigen Friedensprozessen im Sinne von<br />

Armutsbekämpfung, sozialer Entwicklung und<br />

Bewahrung der Schöpfung zu leisten.<br />

8. Forum: Gerechtigkeit<br />

Wir plädieren für eine Solidarische Ökonomie, die<br />

dem Leben dient.<br />

Handlungsempfehlung<br />

Wir empfehlen den Kirchen und Gemeinden,<br />

– die Forderung nach einer gerechten Wirtschaftsordnung<br />

mit einer dem Konziliaren Prozess entsprechenden<br />

Spiritualität zu verbinden<br />

– den Zusammenhang der ökonomischen Entwicklungen<br />

in Europa mit der globalisierten Entwicklung<br />

zu untersuchen und bekannt zu machen,<br />

– Netzwerke zu unterstützen und zu bilden, die<br />

Steuergerechtigkeit, Transparenz ökonomischer<br />

Beziehungen und die Durchsetzung politischer<br />

Regeln für gerechteres ökonomisches Handeln<br />

fördern,<br />

– sich für die Realisierung der Millenniumsziele<br />

der UN einzusetzen und die eingegangenen Verpflichtungen<br />

der Staaten einzufordern,<br />

– den Prozess zur Ausweitung ethischer Geldanlagen<br />

voranzutreiben und sich auf diesen Prozess<br />

zu verpflichten.<br />

9. Forum Bewahrung der Schöpfung<br />

Der Klimawandel stellt eine der größten Herausforderungen<br />

für die Menschheit und für <strong>das</strong> Handeln<br />

der Kirche dar – lokal, global und in den Kirchen<br />

selbst.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Wir empfehlen den Kirchen und Gemeinden,<br />

– sich auf verbindliche Ziele für die Verringerung<br />

des CO 2 -Ausstoßes zu verpflichten; dies bedeutet<br />

die Einführung eines kirchlichen Umwelt-Managements;<br />

– in Kooperation mit anderen gesellschaftlichen<br />

Akteuren auf allen Ebenen in einer Klima-Allianz<br />

für eine <strong>wir</strong>kungsvolle Klimaschutzpolitik einzutreten,<br />

– die <strong>Europäische</strong> Union darauf zu drängen, eine<br />

Vorreiterrolle im Klimaschutz zu übernehmen,<br />

– wegen ihrer besonderen Risiken die Atomenergie<br />

im Zusammenhang mit dem Klimaschutz abzulehnen,<br />

– die Schöpfung liturgisch zu feiern.<br />

91


92<br />

ANHANG<br />

Die <strong>Dritte</strong> <strong>Europäische</strong> Ökumenische Versammlung<br />

hatte 2 große Stationen: Rom (Januar 2006), Wittenberg<br />

(Februar 2007). Am Ende der Versammlung<br />

wurde jeweils ein Brief an die Christinnen und<br />

Christen in Europa formuliert. Der römische Brief<br />

ist im 1. Materialheft abgedruckt, hier findet sich<br />

der Wittenberger Brief.<br />

Ein Brief an die Christen Europas<br />

„Das <strong>Licht</strong> Christi scheint auf alle. Die Gabe des<br />

<strong>Licht</strong>es wahrnehmen, die <strong>das</strong> Evangelium Christi<br />

Europa heute schenkt“<br />

Liebe Schwestern und Brüder in Christus überall in<br />

Europa, Gnade und Friede sei mit Euch!<br />

Als Vertreter und Vertreterinnen von Kirchen, Bischofskonferenzen,<br />

Bewegungen und ökumenischen<br />

Organisationen sind <strong>wir</strong> aus 44 Ländern in<br />

die Lutherstadt Wittenberg in Deutschland gereist,<br />

den Geburtsort der Reformation, die eine wichtige<br />

Rolle in der christlichen Tradition spielt. Vom 15. bis<br />

18. Februar 2007 waren <strong>wir</strong> im gemeinsamen Gebet<br />

und der Reflexion vereint, um den Prozess der<br />

<strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung<br />

(EÖV3) fortzusetzen, die im September 2007 in<br />

Hermannstadt/Sibiu, Rumänien, stattfinden <strong>wir</strong>d.<br />

BOTSCHAFT AUS WITTENBERG FÜR DIE DRITTE<br />

EUROPÄISCHE ÖKUMENISCHE VERSAMMLUNG<br />

Nachdem <strong>wir</strong> uns zu dieser gemeinsamen Reise<br />

verpflichtet haben, haben <strong>wir</strong> uns im Zusammenleben,<br />

-arbeiten und -beten um <strong>das</strong> Vertiefen unseres<br />

gegenseitigen Vertrauens und Verständnisses bemüht.<br />

Wir haben auch versucht, eine in dem Evangelium<br />

wurzelnde Spiritualität zu fördern. Durch<br />

Gebet und Handeln möchten <strong>wir</strong> erneut Begeisterung<br />

für unsere ökumenische Reise auslösen. Deshalb<br />

haben <strong>wir</strong> uns wieder der Quelle unserer Gemeinschaft<br />

und Nächstenliebe zugewandt, dem<br />

einen Gott – Vater, Sohn und Heiliger Geist.<br />

<strong>In</strong>dem <strong>wir</strong> gleichzeitig in den Kirchen des Ostens<br />

und des Westens die Fastenzeit beginnen, laden<br />

<strong>wir</strong> Sie alle, liebe Schwestern und Brüder, zu einer<br />

Pilgerreise des <strong>Licht</strong>s ein. Wir blicken auf <strong>das</strong> <strong>Licht</strong><br />

Christi, <strong>das</strong> in der Dunkelheit scheint. Dieses <strong>Licht</strong><br />

lädt uns dazu ein, unsere dunklen Seiten des Misstrauens,<br />

des Argwohns und der Feindschaft zu<br />

erkennen und versöhnt zu werden in der heiligen<br />

Gegenwart des Kreuzes Christi, <strong>das</strong> unsere Dunkelheit<br />

in <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> der Auferstehung verwandelt. Aus<br />

dieser Erkenntnis heraus laden <strong>wir</strong> alle Christen<br />

und Kirchen überall in Europa dazu ein, sich uns im<br />

Gebet, in der Reflexion und in Busse anzuschließen,<br />

wenn <strong>wir</strong> uns darum bemühen, <strong>das</strong> Herz unseres<br />

Herrn Jesus Christus, der Gnade und Erneuerung<br />

schenkt, zu erkennen und danach zu leben.<br />

Durch unser Thema „Das <strong>Licht</strong> Christi scheint<br />

auf alle. Die Gabe des <strong>Licht</strong>es wahrnehmen, die<br />

<strong>das</strong> Evangelium Christi Europa heute schenkt“<br />

werden <strong>wir</strong> zum Handeln angehalten. <strong>In</strong> Demut<br />

und Gebet ermutigen <strong>wir</strong> alle Christen und Christinnen<br />

dazu, mit uns ihre Herzen für <strong>das</strong> wahre<br />

<strong>Licht</strong> Jesu Christi zu öffnen und sich uns anzuschließen<br />

und darauf hinzu<strong>wir</strong>ken, <strong>das</strong>s auf unserem<br />

Kontinent Gerechtigkeit und Frieden herrschen.<br />

Das <strong>Licht</strong> Christi <strong>wir</strong>d uns alle dazu anregen, mit<br />

unserem Einsatz Zeugnis von den Gaben des Friedens,<br />

der Versöhnung und der Einheit in unserer<br />

gespaltenen Welt abzulegen.<br />

Während <strong>wir</strong> in Lutherstadt Wittenberg tagten,<br />

wurden <strong>wir</strong> auf die Ergebnisse der verschiedenen<br />

nationalen und regionalen Veranstaltungen in<br />

ganz Europa aufmerksam gemacht, die zur EÖV3 in<br />

Hermannstadt/Sibiu beitragen. Wir haben Gott gedankt<br />

für die vielen Zeichen der Gemeinschaft und<br />

des fortgesetzten Eifers so vieler Menschen, die ihrer<br />

Berufung zum aufopferungsvollen Zeugnis folgen<br />

in den schwierigen Situationen, die es auf unserem<br />

Kontinent immer noch gibt. Wir waren<br />

ermutigt durch die ständige Bereitschaft so vieler<br />

Menschen, sich für Freiheit und Menschenwürde<br />

einzusetzen, um Angst und Verzweiflung in unseren<br />

Gesellschaften zu überwinden.<br />

Wir bitten Sie, sich unserer Reflexion anzuschließen<br />

und in Christus für alle Kirchen und Christen<br />

auf dieser Pilgerreise zu beten. Auf diese Weise<br />

kann die ganze christliche Gemeinschaft jene begleiten,<br />

die nach Sibiu reisen werden. Das <strong>Licht</strong><br />

Christi kann nicht eingeschränkt oder abgeschwächt<br />

werden. Es ist unser gemeinsames Gebet,<br />

<strong>das</strong>s der nach Sibiu führende Prozess ein neuer<br />

Ansatzpunkt für die Zusammenarbeit der<br />

Christen in Europa sein möge, während sich <strong>das</strong><br />

<strong>Licht</strong> Christi über ganz Europa mit neuer Stärke in<br />

uns allen ausbreitet.<br />

‚Heilige und vereinige uns mit <strong>deinem</strong> Heiligen<br />

Geist, damit <strong>wir</strong> in Dir eins sind, in der Erkenntnis<br />

und Anrufung deines Sohnes!’ (nach einem Gebet<br />

von Phillip Melanchthon)<br />

Wittenberg, den 18.Februar 2007<br />

<strong>Dritte</strong> Station<br />

der <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung


GEMEINDE-/<br />

PFARRBRIEFVORLAGE<br />

ANHANG<br />

<strong>Dritte</strong> <strong>Europäische</strong> Ökumenische Versammlung<br />

Aus Kirchen und ökumenischen Gruppen in 44 Ländern Europas sind vor einigen Wochen<br />

Menschen in die Lutherstadt Wittenberg gekommen. Anfang 2006 waren sie in Rom zusammen,<br />

dort wurde mit Papst Benedikt XVI. gemeinsam gebetet. <strong>In</strong> Wittenberg ging es um die<br />

Bedeutung des Protestantismus für die Wurzeln und die Zukunft Europas. <strong>In</strong> Gebeten, Diskussionen<br />

und Beratungen haben sie den Prozess der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung<br />

(EÖV3) fortgesetzt.<br />

<strong>In</strong> ganz Europa buchstabieren Menschen zur Zeit, was <strong>das</strong> Motto der EÖV3 für sie bedeutet:<br />

„Das <strong>Licht</strong> Christi scheint auf alle – Hoffnung auf Erneuerung und Einheit in Europa.“ So wurde<br />

aus Bulgarien von einem Festival der Chöre verschiedener Konfessionen berichtet, in Serbien<br />

kamen Menschen aller Konfessionen zusammen, um die Umsetzung der Charta Oecumenica<br />

in ihrem Land zu beraten. <strong>In</strong> Sibiu/Hermannstadt sollen ausgeraubte Kirchenwälder<br />

wieder aufgeforstet und Solarzellen auf Kirchengebäuden installiert werden. Dort, in der ökumenisch<br />

geprägten Stadt im orthodoxen Rumänien <strong>wir</strong>d vom 4. bis 9. September 2007 die Abschlussveranstaltung<br />

der EÖV3 mit 2.500 Menschen stattfinden.<br />

Es gibt viele Beispiele dafür, wie der Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der<br />

Schöpfung von Basel 1989, der 1. Versammlung, über Graz 1997, der 2. Versammlung, weiter<br />

getragen <strong>wir</strong>d in Ost- und West-, Nord- und Südeuropa.<br />

Europa braucht uns Christinnen und Christen, braucht die frohe Botschaft, die Hoffnung macht<br />

dort, wo <strong>das</strong> Dunkel, wo Armut, Ungerechtigkeit, Hoffnungslosigkeit ist. Europa braucht unser<br />

Engagement für ein Zusammenleben in Solidarität mit den anderen Kontinenten dieser<br />

Erde. Dazu haben sich die Kirchen in der Charta Oecumenica verpflichtet – und jede Gemeinde,<br />

die neu nachfragt, was für sie der nächste Schritt sein kann, trägt dazu bei, <strong>das</strong>s die Hoffnung<br />

auf Erneuerung und Einheit in Europa wächst.<br />

Die insgesamt 2500 Delegierten aus allen Ländern Europas werden in Gebeten und Gottesdiensten,<br />

in theologischen und gesellschaftspolitischen Fragen miteinander nach Wegen suchen, <strong>das</strong><br />

<strong>Licht</strong> Christi für alle leuchten zu lassen und ihre Erfahrungen in ihre Gemeinden und Kirchen zurückzubringen.<br />

93


94<br />

ANHANG<br />

MITGLIEDSKIRCHEN IN DER ARBEITSGEMEINSCHAFT<br />

CHRISTLICHER KIRCHEN IN DEUTSCHLAND<br />

Mitgliedskirchen in der Arbeitsgemeinschaft<br />

Christlicher Kirchen in Deutschland<br />

(* KEK/CCEE Mitglied;<br />

** KEK-Mitglied europaweit)<br />

1) Äthiopisch-Orthodoxe Kirche in Deutschland<br />

2) Arbeitsgemeinschaft Anglikanisch-Episkopaler<br />

Gemeinden in Deutschland **<br />

3) Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden<br />

in Deutschland<br />

4) Armenisch-Apostolische Orthodoxe Kirche in<br />

Deutschland **<br />

5) Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden<br />

in Deutschland (Baptisten) *<br />

6) Die Heilsarmee in Deutschland **<br />

7) Evangelisch-altreformierte Kirche in Niedersachsen<br />

8) Evangelische Brüder Unität – Herrnhuter Brüdergemeine<br />

**<br />

9) Evangelische Kirche in Deutschland *<br />

10) Evangelisch-methodistische Kirche *<br />

11) Katholisches Bistum der Alt-Katholiken in<br />

Deutschland *<br />

12) Koptisch-Orthodoxe Kirche in Deutschland<br />

13) Orthodoxe Kirche in Deutschland – Verband<br />

der Diözesen **<br />

14) Römisch-katholische Kirche *<br />

15) Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche<br />

16) Syrische Orthodoxe Kirche von Antiochien in<br />

Deutschland<br />

Gastmitglieder<br />

1) Apostelamt Jesu Christi<br />

2) Bund Freier evangelischer Gemeinden in<br />

Deutschland<br />

3) Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten<br />

in Deutschland<br />

4) Mülheimer Verband Freikirchlich-Evangelischer<br />

Gemeinden<br />

Ständige Beobachter<br />

1) Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)<br />

2) Arbeitsgemeinschaft Ökumenischer Kreise<br />

(AÖK)<br />

3) Evangelisches Missionswerk in Deutschland<br />

Mitglied bei KEK aber nicht in der ACK<br />

1) Lettische Evangelisch-Lutherische Kirche im<br />

Ausland


Bestelladresse<br />

für die nachfolgenden Materialien:<br />

Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen<br />

in Deutschland, Ökumenische Centrale,<br />

Ludolfusstraße 2-4,<br />

60487 Frankfurt am Main, Tel. 069-24 70 27-0,<br />

E-Mail: info@ack-oec.de<br />

– Flyer zur EÖV3 (Bais-<strong>In</strong>formation)<br />

– Materialheft „Auf dem Weg der<br />

<strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen<br />

Versammlung 2006/2007“ 5,00 €<br />

– Materialheft „<strong>In</strong> <strong>deinem</strong> <strong>Licht</strong> <strong>sehen</strong><br />

<strong>wir</strong> <strong>das</strong> <strong>Licht</strong>.“ Gottesdienste, Predigten,<br />

thematische Vertiefungen 7,00 €<br />

– Kerzen der EÖV3<br />

– 30 cm: 18,00 €<br />

– 20 cm 10,00 €<br />

– 16 cm 8,80 €<br />

– kleine Kerze mit Becher mit Aufdruck 0,60 €<br />

– Charta Oecumenica<br />

(Einführung und Text) 0,70 €<br />

– Arbeitshilfe zur<br />

Charta Oecumenica 5,00 €<br />

– Postkarte und Meditation<br />

zur Christusikone aus Rumänien<br />

– Kloster Sambata de Sus bei Sibiu 0,30 €<br />

– Poster zur<br />

„Ikone der neuen Märtyrer“ 3,00 €<br />

– Postkarten der<br />

„Ikone der neuen Märtyrer“ 0,50 €<br />

– Power-Point-Präsentation zur<br />

„Ikone der neuen Märtyrer“ 2,00 €<br />

Zum Verleihen<br />

– Ausstellung zur 3. <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen<br />

Versammlung (mit Rückblick auf die<br />

1. und 2. Versammlung und die Unterzeichnung<br />

der Charta Oecumenica)<br />

– Große Altarkerze mit <strong>Licht</strong>meditation<br />

Adresse zum Verleih:<br />

Projektstelle der EKD<br />

Pfarrer Michael Riedel-Schneider<br />

Tel.: 0611-2796-129<br />

E-Mail: michael.riedel-schneider@ekd.de<br />

– Christusikone aus Rumänien<br />

Adresse zum Verleih:<br />

Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen<br />

in Deutschland<br />

Ökumenische Centrale<br />

Ludolfusstraße 2-4<br />

60487 Frankfurt am Main<br />

Tel.: 069-24 70 27-0<br />

Fax: 069-24 70 27-30<br />

E-Mail: info@ack-oec.de<br />

MATERIALIEN ZUR WEITERARBEIT ANHANG<br />

Materialien zur Weiterarbeit<br />

– Jürgen Henkel, Einführung in Geschichte und<br />

kirchliches Leben der Rumänischen Orthodoxen<br />

Kirche, Forum Orthodoxe Theologie,<br />

Münster 2007, 19,90 €<br />

– <strong>In</strong>formationen zum G8-Gipfel<br />

– Sie können sich über die Aktion informieren<br />

und Referenten einladen<br />

• www.g8minuten.de<br />

• wwww.kircheundg8.de<br />

• beim Evangelischen Entwicklungsdienst:<br />

Jürgen Reichel, Heinz Fuchs und<br />

Werner Gebert<br />

8-minuten@eed.de<br />

0228 – 8101-2108<br />

• bei „Brot für die Welt“:<br />

Carolin Callenius<br />

advocacy@brotfuerdiewelt.de<br />

0711 – 2159 – 741<br />

– Sie können anfordern<br />

• Andachtsentwurf „8 Minuten für Gerechtigkeit“<br />

• Arbeitsmappe „global und gerecht“<br />

– Ihre Gemeinde kann sich in die<br />

„Liste der 1000 Glocken“ eintragen lassen<br />

• www.g8minuten.de<br />

Anschrift:<br />

Evangelischer Entwicklungsdienst<br />

Ulrich-von-Hassell-Straße 76<br />

53123 Bonn<br />

Material zur Respekt-Kampagne<br />

Das Wort „Respekt“ steht<br />

in verschiedenen Sprachen,<br />

stellvertretend für<br />

verschiedene Kulturen, immer<br />

gleichberechtigt nebeneinander.<br />

<strong>In</strong> diesem<br />

Plakat sind (von l.o. nach<br />

r.u.) folgende Sprachen<br />

vertreten:<br />

(Respekt: Deutsch, Dänisch<br />

/ respekt: Kroatisch, Norwegisch, Polnisch,<br />

Schwedisch, Tschechisch) Griechisch / Kisuaheli /<br />

Arabisch / Russisch / Finnisch / Tamil / Englisch,<br />

Französisch, Niederländisch, Rumänisch / Ungarisch<br />

/ Chinesisch / Spanisch / Türkisch / Hindi / Italienisch<br />

/ Hebräisch / Serbisch / Kurdisch)<br />

Das Plakat und die Respekt-Postkarten können kostenlos<br />

bestellt werden bei knotenpunkt@t-online.de<br />

Respekt – Youth For Peace<br />

„Eine andere Welt ist möglich!“ Mit der Jugendkampagne<br />

„Respekt!“ – Youth For Peace ruft <strong>das</strong><br />

Offene Forum der Dekade zur Überwindung von<br />

Gewalt dazu auf, neue Wege zu gehen, „Respekt!“<br />

zu wagen, „fremde“ Menschen kennen zu lernen<br />

und gemeinsam eine gerechte und gewaltfreie Gesellschaft<br />

zu gestalten. Kreativität, Partizipation<br />

und Empowerment ist gefragt, um die Welt zu entdecken,<br />

Grenzen zu überwinden und ein „respektables“<br />

Zusammenleben einzuüben.<br />

95


96<br />

ANHANG<br />

Kollektenabkündigung (Langfassung)<br />

Europas Kirchen sind arm und reich, aber aus allen<br />

Ländern sollen Delegierte an der Versammlung teilnehmen.<br />

Dazu sind die Menschen auf betende und<br />

finanzielle Unterstützung angewiesen. Für eine<br />

Gottesdienstkollekte ist hier ein Vorschlag für die<br />

Abkündigung.<br />

Anglikanische, orthodoxe, evangelische und katholische<br />

Christen Europas sind unterwegs zu einer<br />

<strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung.<br />

„Christus ist <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> der Zukunft“ – in dieser<br />

Gewissheit sollen bis zu einer Versammlung im<br />

Jahre 2007 auf lokaler, regionaler und europäischer<br />

Ebene Christen aller Konfessionen ihre Verantwortung<br />

für ein versöhntes Europa bedenken.<br />

Vielleicht erinnern sich manche an die großen <strong>Europäische</strong>n<br />

Ökumenischen Versammlungen:<br />

Die erste <strong>Europäische</strong> Ökumenische Versammlung<br />

für „Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der<br />

Schöpfung“ fand direkt vor der Wende im Jahre<br />

1989 in Basel statt.<br />

Der Wille zum Aufbruch der Menschen in den Kirchen<br />

war dort eindrücklich spürbar.<br />

Die Zweite <strong>Europäische</strong> Ökumenische Versammlung<br />

in Graz im Jahre 1997 sah angesichts der Kriege<br />

im ehemaligen Jugoslawien <strong>das</strong> Thema „Versöhnung<br />

– Gabe Gottes und Quelle neuen Lebens“<br />

als ihren Auftrag an. Sie traf die Verabredung, die<br />

Charta Oecumenica zu schreiben, in der sich die<br />

Christen Europas zu einer glaubwürdigen Zusam-<br />

KOLLEKTENABKÜNDIGUNG<br />

FÜRBITTGEBET<br />

menarbeit und zum Zeugnis der versöhnenden<br />

Kraft Christi verpflichten.<br />

Viele kleine und große Schritte gehören dazu, um<br />

Menschen aus allen Regionen Europas auf diesem<br />

Weg zusammenzubringen, Versöhnungsschritte,<br />

gegenseitige Unterstützung, gemeinsame Projekte<br />

können helfen, <strong>das</strong>s Menschen in der erweiterten<br />

<strong>Europäische</strong>n Union wie in den Ländern, die außen<br />

vor sind, Grenzen überwinden und ein Zeichen des<br />

Friedens und der Versöhnung werden.<br />

Die Konferenz <strong>Europäische</strong>r Kirchen und der Rat<br />

der <strong>Europäische</strong>n Bischofskonferenzen brauchen finanzielle<br />

Hilfe, um dieses Vorhaben umzusetzen –<br />

dafür erbitten <strong>wir</strong> Ihre Kollekte.<br />

Kollektenabkündigung (Kurzfassung)<br />

Liebe Gemeinde,<br />

die Kollekte am Ausgang ist für die <strong>Dritte</strong> <strong>Europäische</strong><br />

Ökumenische Versammlung bestimmt. Vom<br />

4.-9. September versammeln sich in Sibiu/Hermannstadt<br />

in Rumänien Vertreterinnen und Vertreter<br />

aus Kirchen aller europäischen Länder, um gemeinsam<br />

unter dem Leitwort „Das <strong>Licht</strong> Christi<br />

scheint auf alle“ nach der Einheit der Kirchen und<br />

ihrer Verantwortung für Europa zu suchen. Damit<br />

die Stimme aller gehört werden kann, ist die Unterstützung<br />

von Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />

aus Ost- und Südeuropa nötig. Darum bitten <strong>wir</strong><br />

Sie von diesem Gottesdienst der ökumenischen Gemeinschaft<br />

aus um eine großzügige Spende.<br />

Fürbitte für die 3. <strong>Europäische</strong> Ökumenische<br />

Versammlung in Sibiu/Hermannstadt<br />

Gott, Dein <strong>Licht</strong> scheine auf alle. Mit allen Christinnen<br />

und Christen in Europa beten <strong>wir</strong> für die<br />

3. <strong>Europäische</strong> Ökumenische Versammlung in<br />

Sibiu. Lass sie zu einer Erfahrung der Einheit in<br />

Dir und der gegenseitigen Ermutigung für <strong>das</strong><br />

gemeinsame Zeugnis auf unserem Kontinent<br />

werden. Wir bitten Dich für Erneuerung durch<br />

Deinen Geist der Liebe und Wahrheit und Gerechtigkeit.<br />

Lass die Versammlung in Sibiu ein<br />

Ort sein, an dem sich die Kirchen in Europa gegenseitig<br />

helfen und befähigen, Friedensstifter<br />

und Brückenbauer sein. Das <strong>Licht</strong> Deines Evangeliums<br />

erleuchte alle und verbreite den Glanz<br />

Deines Reiches und Deiner Gegenwart.<br />

Amen.


– Ökumenische Centrale,<br />

Pfarrer z. A. Norbert Roth,<br />

Ludolfusstraße 2-4,<br />

60487 Frankfurt am Main,<br />

E-Mail: info@ack-oec.de<br />

– Evangelische Kirche in Deutschland (EKD),<br />

Projektstelle EÖV3,<br />

Pastor Michael Riedel-Schneider,<br />

Herrenhäuser Straße 12,<br />

30419 Hannover,<br />

E-Mail: michael.riedel-schneider@ekd.de<br />

– Sekretariat der Deutschen<br />

Bischofskonferenz (DBK),<br />

Dr. Heike Rumbach-Thome,<br />

Bereich Weltkirche und Migration,<br />

Kaiserstraße 161,<br />

53113 Bonn,<br />

E-Mail: weltkirche.migration@dbk.de<br />

WICHTIGE ADRESSEN ANHANG<br />

– Konferenz <strong>Europäische</strong>r Kirchen (KEK),<br />

150 route de Ferney,<br />

CH-1211 Genf 2,<br />

E-Mail: cec@cec-kek.org<br />

– Rat der <strong>Europäische</strong>n Bischofskonferenzen<br />

(CCEE),<br />

Gallusstraße 24,<br />

CH-9000 St. Gallen<br />

E-Mail: ccee@ccee.ch<br />

– Ökumenischer Rat der Kirchen,<br />

Dekade zur Überwindung von Gewalt,<br />

150 route de Ferney,<br />

CH-1211 Genf 2,<br />

E-Mail über: www.gewaltueberwinden.org<br />

97


98<br />

ANHANG<br />

ÖKUMENISCHE VORBEREITUNGSGRUPPE<br />

FÜR DEN SIBIU–PROZESS DER EÖV 3 IN DEUTSCHLAND<br />

1) Assmann, Reinhard<br />

Pastor des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher<br />

Gemeinden (Baptisten), Berlin<br />

2) Basdekis, Dr. Athanasios<br />

Kommission der Orthodoxen Kirche<br />

in Deutschland (KOKiD), Dortmund<br />

3) Beykirch-Angel, Dr. Ursula<br />

Sekretariat der Deutschen<br />

Bischofskonferenz, Bonn<br />

Leiterin des Bereiches Glaube und Bildung<br />

4) Bretschneider-Felzmann, Almut<br />

Vikarin der Föderation Evangelischer Kirchen<br />

in Mitteldeutschland, Gotha<br />

Mitglied des Zentralausschusses der KEK<br />

5) Gazer, Dr. Hacik Rafi<br />

Diakon der Armenisch-Apostolischen<br />

Orthodoxen Kirche in Deutschland, Halle<br />

Professor an der Friedrich-Alexander-<br />

Universität Erlangen-Nürnberg<br />

6) Gasper, Hans<br />

Dipl.Theol. Sekretariat der Deutschen<br />

Bischofskonferenz, Bonn<br />

Bereich Glaube und Bildung<br />

7) Heider-Rottwilm, Antje<br />

Oberkirchenrätin im Kirchenamt<br />

der EKD, Hannover<br />

Leiterin der Abteilung „Europa“,<br />

Mitglied im Zentralausschuss der KEK<br />

8) Käßmann, Dr. Margot<br />

Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen<br />

Kirche Hannovers, Hannover<br />

Mitglied im Zentralausschuss der KEK<br />

9) Kasparick, Siegfried<br />

Propst der Propstei Kurkreis Wittenberg,<br />

Lutherstadt Wittenberg<br />

10) Kopsch, Cordelia<br />

Oberkirchenrätin, Vertreterin des Kirchenpräsidenten<br />

in der Evangelischen Kirche in<br />

Hessen und Nassau, Darmstadt. Mitglied<br />

im Zentralausschuss der KEK<br />

11) Pöner, Ulrich<br />

Sekretariat der Deutschen<br />

Bischofskonferenz, Bonn<br />

Leiter des Bereiches Weltkirche und<br />

Migration<br />

12) Renno, Hans-Martin<br />

Pastor der Evangelisch-Methodistischen<br />

Kirche, Freiburg i.Br.<br />

13) Riedel-Schneider, Michael<br />

Pastor, Projektstelle für die EÖV 3<br />

im Kirchenamt der EKD, Hannover<br />

14) Roth, Norbert<br />

Pfarrer z. A., Spezialvikar,<br />

Ökumenische Centrale,<br />

Frankfurt am Main<br />

15) Rudolph, Barbara<br />

Pfarrerin, Geschäftsführerin der ACK,<br />

Ökumenische Centrale, Frankfurt am Main<br />

16) Rumbach-Thome, Dr. Heike<br />

Sekretariat der Deutschen<br />

Bischofskonferenz, Bonn<br />

Bereich Weltkirche und Migration<br />

17) Schlenzig, Hans-Werner<br />

Geistlicher Rat, Katholisches Bistum der<br />

Alt-Katholiken in Deutschland, Andernach<br />

18) Skriewe, Kathrin<br />

Kirchenrätin in der Föderation Evangelischer<br />

Kirchen in Mitteldeutschland, Weimar


Herausgeber und Bezugsadresse:<br />

Arbeitsgemeinschaft Christlicher<br />

Kirchen in Deutschland<br />

Ökumenische Centrale<br />

Ludoflusstrasse 2–4<br />

60487 Frankfurt am Main<br />

Tel.: 069 – 24 70 27-0<br />

Fax: 069 – 24 70 27-30<br />

E-Mail: info@ack-oec.de<br />

www.oekumene-ack.de<br />

April 2007<br />

Redaktion<br />

Norbert Roth (V.i.S.d.P.)<br />

Barbara Rudolph<br />

Gisela Sahm<br />

Bildnachweis<br />

Fotos: Herausgeber<br />

© Martin Gommel<br />

@ Chipas Kairos media<br />

www.kairos-media.de<br />

Graphisches Konzept<br />

Schlütersche Druck GmbH & Co. KG, Langenhagen<br />

IMPRESSUM ANHANG<br />

99


100<br />

NOTIZEN


NOTIZEN<br />

101


Komm, Heiliger Geist, Herre Gott,<br />

erfüll mit deiner Gnaden Gut<br />

deiner Gläub’gen Herz, Mut und Sinn,<br />

dein brennend Lieb entzünd in ihn’.<br />

O Herr, durch deines <strong>Licht</strong>es Glanz<br />

zum Glauben du versammelt hast<br />

<strong>das</strong> Volk aus aller Welt Zungen.<br />

Das sei dir, Herr, zu Lob gesungen.<br />

Halleluja, Halleluja.<br />

Ebersberg um 1480

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