In deinem Licht sehen wir das Licht - Dritte Europäische ...
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Das <strong>Licht</strong> Christi scheint auf alle –<br />
Hoffnung auf Erneuerung und Einheit<br />
in Europa<br />
<strong>In</strong> <strong>deinem</strong> <strong>Licht</strong> <strong>sehen</strong> <strong>wir</strong> <strong>das</strong> <strong>Licht</strong><br />
Gottesdienste, Predigten, thematische Vertiefungen<br />
AUF DEM WEG DER<br />
DRITTEN EUROPÄISCHEN<br />
ÖKUMENISCHEN VERSAMMLUNG<br />
2006 / 2007
INHALTSVERZEICHNIS<br />
Zu diesem Heft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
Gottesdienstliche Entwürfe<br />
– Gottesdienstfeier für die Tage der <strong>Dritte</strong>n<br />
<strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung<br />
5. – 9. September 2007 (Pastor Fritz Baltruweit)<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
– 8 Minuten für Gerechtigkeit. Zum<br />
G8-Gipfel in Heiligendamm (Pfarrer Jürgen<br />
Reichel, Heinz Fuchs und Pfarrer Werner<br />
Gebert, eed) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
– „Gottes Geist bewegt uns.“ Ökumenischer<br />
Pfingstgottesdienst auf dem Weg der <strong>Dritte</strong>n<br />
<strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung<br />
(Pastor Dr. Klaus Peter Voß) . . . . . . . . . . 16<br />
– Konzept für einen interaktiven und<br />
multimedialen Pfingstgottesdienst<br />
(Mark Reichmann) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />
– Gottesdiensteröffnung in mehreren<br />
Sprachen (Ökumenischer Vorbereitungskreis<br />
Wittenberg) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />
Predigten<br />
– Kurzpredigt über Apostelgeschichte 2<br />
(Bischof em. Dr. Franz Kamphaus) . . . . . . 22<br />
– Predigt zu Numeri, 4. Mose, 11 (Landessuperintendent<br />
Dr. Burghard Krause) . . . 23<br />
– „Verwöhnt von Gottes Liebe“, Psalm 36,<br />
10, Predigt im Eröffnungsgottesdienst<br />
am 15. Februar 2007 in Wittenberg, Stadtkirche,<br />
während der 3. Station der <strong>Dritte</strong>n<br />
<strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung<br />
(Bischof Axel Noack) . . . . . . . . . . . . 25<br />
– Ich möchte nicht in einer Welt ohne Kathedralen<br />
leben. Predigt zur Dekade zur<br />
Überwindung von Gewalt: Europa Fokus<br />
in der Sendungsfeier am 18. Februar 2007<br />
in Wittenberg, Schlosskirche, während der<br />
3. Station der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Öku-<br />
menischen Versammlung (Landesbischöfin<br />
Dr. Margot Käßmann) . . . . . . . 27<br />
– Predigt zu Apostelgeschichte 6<br />
(Dr. Randi Weber) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />
– Predigt zu Genesis 28<br />
(Pfarrer Norbert Roth) . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />
Bibelarbeiten – Meditationen<br />
– „Ich glaube an den Heiligen Geist “<br />
Pfingstliches Mosaik zum 3. Artikel des<br />
Apostolischen Glaubensbekenntnisses<br />
(Landespfarrerin Christa Göbel) . . . . . . . . 34<br />
– Geist der Freiheit – Ökumene der Zukunft.<br />
Bibelarbeit zu Galater 5 (Bischof em. Dr.<br />
Walter Klaiber) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />
– „Christus <strong>wir</strong>d dein <strong>Licht</strong> sein – Christus<br />
<strong>wir</strong>d dich erleuchten – erstrahlen <strong>wir</strong>d dir<br />
der Messias.“ Bibelarbeit zu Epheser 5,14<br />
(Offizial Heinz Gunkel) . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />
– „Der Heilige Geist, der die Koinonia<br />
schafft“. Gedanken zu 2. Korinther 13,13<br />
(DDr. J. Georg Schütz) . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />
– Die Dreifaltigkeits-Ikone von Andrej Rubljow.<br />
Bildbetrachtung (Pfarrer Norbert Roth) . . 45<br />
– Es ströme aber Recht wie Wasser.<br />
Bibelmeditation für die Frauenarbeit<br />
(Dr. Christiane Markert-Wizisla) . . . . . . . 48<br />
– <strong>Licht</strong> – Wasser – Geist. Eine Meditation<br />
über Männer und ihre Spiritualität …<br />
(Martin Rosowski) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51<br />
– Pilgerwege – Glaubenswege. Eine Gemeindeveranstaltung<br />
(Pfarrer Norbert Roth) . . 54<br />
Thematische Vertiefungen<br />
Das <strong>Licht</strong> Christi und die Kirche<br />
– „Mit einem Geist getauft…“<br />
Bausteine und Anregungen für einen ökumenischen<br />
Gesprächsabend zum Thema<br />
Taufe (Pastor Dr. Klaus Peter Voß) . . . . . 56<br />
Das <strong>Licht</strong> Christi und Europa<br />
– Der Beitrag der Kirchen für den <strong>Europäische</strong>n<br />
Einigungsprozess (Oberkirchenrätin<br />
Antje Heider-Rottwilm) . . . . . . . . . . . . . . 58<br />
Das <strong>Licht</strong> Christi und die Welt<br />
– Geistliche Aktivitäten zum G8-Gipfel<br />
in Heiligendamm, Juni 2007<br />
(Pastor Tilmann Jeremias) . . . . . . . . . . . . 62<br />
Ökumenische Impulse aus Rumänien<br />
– Die Rumänisch-Orthodoxe Kirche in<br />
Deutschland – Ökumenische Ikonographie<br />
in Nürnberg (Dr. Jürgen Henkel) . . . 63<br />
– Einladung für den 8. September in die<br />
rumänische-orthodoxe Metropolitan-<br />
Kathedrale Nürnberg . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />
– Sibiu/Rumänien: Vertrauter ökumenischer<br />
Boden – Erfahrungen des Weltgebetstags der<br />
Frauen (Petra Heilig) . . . . . . . . . . . . . . . . 67<br />
– „Healing of Memories.“ Brücke zwischen<br />
Kirchen, Kulturen und Religionen<br />
(Dieter Brandes) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />
<strong>Europäische</strong> Nachbarschaften<br />
– „Healing of Memories“ – Versöhnen und<br />
Überwinden. Kirchen am Rhein (Pfarrer<br />
Dr. Johannes Ehmann) . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />
– Mit Liedern durch Europa<br />
(Pfarrerin Barbara Rudolph) . . . . . . . . . . . 71<br />
– Mit dem Kochlöffel durch Europa<br />
(Weltgebetstag der Frauen) . . . . . . . . . . . 74<br />
Dokumentation<br />
– Säkularisation als eine Herausforderung<br />
für Europa (Erzbischof Dr. Jeremiasz,<br />
Orthodoxe Kirche in Polen) . . . . . . . . . .76<br />
– Der Beitrag der römisch-katholischen<br />
Theologie zur ökumenischen Bewegung<br />
(Kardinal Jean-Pierre Bernard Ricard,<br />
Bordeaux) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78<br />
– Die Bedeutung des Protestantismus für<br />
Europa (Pfarrer Thomas Wipf, Genf) . . . . 80<br />
Anhang<br />
– Liste der deutschen Delegierten für Sibiu 83<br />
– <strong>Europäische</strong> Versammlung – Zeitraster . . 88<br />
– Botschaft aus Loccum für die <strong>Dritte</strong> <strong>Europäische</strong><br />
Ökumenische Versammlung . . . . 89<br />
– Botschaft aus Wittenberg für die <strong>Dritte</strong><br />
<strong>Europäische</strong> Ökumenische Versammlung 92<br />
– Gemeinde-/Pfarrbriefvorlage. . . . . . . . . . 93<br />
– Mitgliedskirchen in der Arbeitsgemeinschaft<br />
Christlicher Kirchen in Deutschland<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94<br />
– Materialien zur Weiterarbeit . . . . . . . . . . 95<br />
– Kollektenabkündigung. Fürbittengebet . . 96<br />
– Wichtige Adressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97<br />
– Ökumenische Vorbereitungsgruppe für<br />
Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98<br />
– Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99<br />
– CD mit Texten und Bildern<br />
3
ZU DIESEM HEFT<br />
LIEBE LESERIN,<br />
LIEBER LESER,<br />
aller guten Dinge sind drei. So heißt es. Sie halten<br />
also nun – nach dem Basisheft und den Predigten<br />
zum Advent – <strong>das</strong> Materialheft Nummer 3 auf dem<br />
Weg der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung<br />
in den Händen. Auf dem Weg nach Sibiu<br />
– sozusagen auf der Schlussetappe – bietet Ihnen<br />
dieses Heft Material für die Gemeindearbeit.<br />
Rom, Loccum und Wittenberg waren bisher Stationen<br />
auf dem Weg der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen<br />
Versammlung. Jetzt richtet sich der<br />
Blick ganz nach Rumänien, auf Hermannstadt/Sibiu.<br />
Von den Tagen im Spätsommer – 5.–9. September<br />
2007 – erwarten sich die Christinnen und<br />
Christen in Europa wegweisende ökumenische Impulse.<br />
Die Themen der Charta Oecumenica stehen<br />
nach wie vor ganz oben auf der Agenda der Kirchen<br />
in Europa. Das haben die Tage der bundesweiten<br />
Tagung in Loccum vom 4. – 6. Dezember<br />
2006 gezeigt, auf der sich Menschen aus den verschiedenen<br />
Kirchen Deutschlands getroffen haben,<br />
um für Deutschland den Prozess nach Sibiu vorzubereiten.<br />
Aber nicht nur Loccum, sondern auch die<br />
vielen kleinen und großen Veranstaltungen in<br />
Deutschland, die im Zusammenhang mit der <strong>Dritte</strong>n<br />
<strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung<br />
von unterschiedlichster Seite organisiert worden<br />
sind und noch stattfinden werden, sprechen dafür.<br />
Das Motiv „<strong>Licht</strong>“ – die <strong>Dritte</strong> <strong>Europäische</strong> Ökumenische<br />
Versammlung steht unter dem Motto „Das<br />
<strong>Licht</strong> Christi scheint auf alle – Hoffnung auf Erneuerung<br />
und Einheit in Europa“ – und auch besonders<br />
<strong>das</strong> Motiv „Einheit“ sollen Ihnen als<br />
Schlüsselworte eine Fülle von Möglichkeiten des<br />
Nachdenkens eröffnen. Dies mag mit den <strong>In</strong>halten<br />
dieser Materialsammlung angestoßen werden.<br />
„<strong>In</strong> <strong>deinem</strong> <strong>Licht</strong> <strong>sehen</strong> <strong>wir</strong> <strong>das</strong> <strong>Licht</strong>“ (Psalm<br />
36,10). Mit diesem Wort aus der Schrift als Begleiter<br />
soll der Weg nach Sibiu weiter beschritten werden.<br />
Denn nicht zuletzt deswegen, weil von Gott<br />
her verstanden werden muss, was wahre Einheit<br />
und was wahre Hoffnung ist, sind die verbleibenden<br />
Wochen und Monate auf dem Weg nach Sibiu,<br />
unter <strong>das</strong> Wort aus Psalm 36 gestellt. Denn auch<br />
nur von Gottes Handeln her ist verstehbar, was es<br />
für die Menschen in Europa bedeutet, wenn sein<br />
<strong>Licht</strong> ihnen allen leuchtet. Dieses Heft erscheint zu<br />
Pfingsten. Auch <strong>das</strong> ist ein Fest, <strong>das</strong> auf <strong>das</strong> <strong>Licht</strong>,<br />
<strong>das</strong> Feuer, verweist. Die Texte hier sollen allerdings<br />
nicht allein auf <strong>das</strong> Pfingstfest fokussiert sein, sondern<br />
<strong>das</strong> Heft ist inhaltlich so ausgerichtet, <strong>das</strong>s Sie<br />
in Ihren Gemeinden, Ihren Projekten und <strong>In</strong>itiativen<br />
den Weg der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen<br />
Versammlung bis in den September hinein und darüber<br />
hinaus begleiten können.<br />
<strong>In</strong> diesem Heft sind wieder Predigten und Gottesdienstentwürfe<br />
gesammelt, die Ihnen eine Hilfe<br />
sein wollen, die Themen der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n<br />
Ökumenischen Versammlung zur Sprache zu bringen.<br />
Die Verfasser und Verfasserinnen der hier veröffentlichten<br />
Texte, Andachten, Bibelarbeiten und<br />
Predigten leben und <strong>wir</strong>ken in unterschiedlichen<br />
Kirchen in unserem Land. Unter anderem finden Sie<br />
auch wichtige Beiträge von der Tagung in Wittenberg,<br />
die vom 15. – 18. Februar 2007 mit 150 Delegierten<br />
aus ganz Europa stattfand, dokumentiert.<br />
Eine komplette Sammlung der Beiträge aus Wittenberg<br />
ist in epd-Dokumentation Nr. 9/2007 veröffentlicht.<br />
Im Dokumentationsteil ist auch eine Liste von den<br />
Delegierten aus Deutschland, die an der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n<br />
Ökumenischen Versammlung in Sibiu<br />
teilnehmen, zu finden, an die Sie sich bei <strong>In</strong>teresse<br />
wenden können. Durch die beigelegte CD-ROM haben<br />
Sie die Möglichkeit, die hier abgedruckten Texte<br />
und einige Bilder in digitaler Form abzurufen.<br />
Daneben stehen Ihnen auch zwei kurze Clips zur<br />
Verfügung.<br />
Ein besonderer Dank gilt allen, die einen Beitrag<br />
für dieses Heft geschrieben und es möglich gemacht<br />
haben, <strong>das</strong>s die <strong>Dritte</strong> <strong>Europäische</strong> Ökumenische<br />
Versammlung in einer ökumenischen Weite<br />
vorbereitet und begleitet werden kann.<br />
Wir wünschen Ihnen mit dem breiten Spektrum der<br />
Anregungen innerhalb dieses Heftes viel Freude<br />
und in Ihren Gemeinden gute Impulse für die letzte<br />
Etappe auf dem Weg der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n<br />
Ökumenischen Versammlung.<br />
Pfarrer Norbert Roth,<br />
Ökumenische Centrale,<br />
Frankfurt am Main,<br />
im April 2007<br />
5
6<br />
GOTTESDIENSTLICHE<br />
ENTWÜRFE<br />
<strong>In</strong> vielen Gemeinden und lokalen Arbeitsgemeinschaften<br />
Christlicher Kirchen sind Gottesdienste<br />
parallel zur <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen<br />
Versammlung in Sibiu/Hermannstadt vom 5. – 9.<br />
September 2007 geplant. Der nachfolgende Gottesdienstentwurf<br />
nimmt Elemente der gottesdienstlichen<br />
Feier aus Sibiu für ökumenische Gottesdienste<br />
in Deutschland auf.<br />
Gottesdienstfeier für die Tage der <strong>Dritte</strong>n<br />
<strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung<br />
5. – 9. September 2007<br />
Gottesdienst für Gemeinden, die zeitgleich zur 3.<br />
<strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung einen<br />
„Sibiu-Gottesdienst“ feiern wollen, mit Elementen<br />
aus dem Eröffnungsgottesdienst (5. September<br />
2007) und der gemeinsamen Schlussfeier (9. September<br />
2007) in Sibiu/Hermannstadt<br />
Liedruf: Come, Holy Spirit (Iona)<br />
Come Holy Spirit.<br />
Auf deutsch: Komm, Heiliger Geist, komm.<br />
Come Holy Spirit.<br />
(singbar) Komm, Heiliger Geist, komm.<br />
Maranatha. Maranatha.<br />
Come Lord come. Komm, Gott, komm.<br />
Zu dem Gesang ziehen die Mit<strong>wir</strong>kenden ein. Mit<br />
dem Einzug <strong>wir</strong>d eine große (Sibiu-)Kerze hereingetragen.<br />
GOTTESDIENSTFEIER FÜR DIE TAGE DER DRITTEN EUROPÄISCHEN<br />
ÖKUMENISCHEN VERSAMMLUNG 5. – 9. SEPTEMBER 2007<br />
Eröffnung<br />
Liturg/in: Die Liebe Gottes, unseres Vaters, sei<br />
mit euch allen.<br />
Alle: Amen.<br />
Liturg/in: Friede Jesu Christi sei mit euch.<br />
Alle: Friede sei auch mit dir.<br />
Liturg/in: Komm, Heiliger Geist.<br />
Alle: Erleuchte und bewege uns.<br />
Liedruf: Come, Holy Spirit (Iona)<br />
Come Holy Spirit. Come Holy Spirit. Maranatha.<br />
Come Lord come.<br />
Psalm 36<br />
Alle: Herr, deine Güte reicht, so weit der<br />
Himmel ist,<br />
und deine Wahrheit, so weit die Wolken<br />
gehen.<br />
Frauen: Deine Gerechtigkeit steht wie die<br />
Berge Gottes<br />
und dein Recht wie die große Tiefe.<br />
Männer: Herr, du hilfst Menschen und Tieren.<br />
Frauen: Wie köstlich ist deine Güte, Gott,<br />
<strong>das</strong>s Menschenkinder unter dem<br />
Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!<br />
Männer: Sie werden satt von den reichen<br />
Gütern deines Hauses,<br />
und du tränkst sie mit Wonne wie<br />
mit einem Strom.<br />
Alle: Denn bei dir ist die Quelle des Lebens,<br />
und in <strong>deinem</strong> <strong>Licht</strong> <strong>sehen</strong> <strong>wir</strong> <strong>das</strong><br />
<strong>Licht</strong>.<br />
Amen.<br />
Lied: Come, Holy Spirit (Iona)<br />
Bußwort und Gnadenzuspruch<br />
Eine/r: Jesus Christus hat uns am Kreuz<br />
seine Liebe<br />
und <strong>das</strong> Geheimnis der Versöhnung<br />
offenbart.<br />
Alle: Als die, die ihm nachfolgen, bekennen<br />
<strong>wir</strong>:<br />
Wir haben noch nicht alles uns<br />
Mögliche getan,<br />
die Hindernisse zu überwinden,<br />
die die Kirche immer noch teilen.<br />
(Charta Oecumenica, 1)
Wir bitten dich um Erbarmen, Gott.<br />
Liedruf: Kyrie eleison (orthodox)<br />
Eine/r: Wir leben davon, Gottes Wort<br />
gemeinsam zu hören<br />
und den Heiligen Geist in uns und<br />
durch uns <strong>wir</strong>ken zu lassen.<br />
Alle: Wir bekennen: Wir waren zu sehr<br />
auf uns selbst bezogen<br />
und haben unsere Verpflichtung<br />
vernachlässigt,<br />
füreinander<br />
und für eine sichtbare Einheit der<br />
Kirche zu beten.<br />
(Charta Oecumenica, 5)<br />
Wir bitten dich um Erbarmen, Gott.<br />
Liedruf: Kyrie eleison<br />
Eine/r: Wir schätzen die Würde eines jeden<br />
Menschen –<br />
alle sind als Gottes Ebenbild geschaffen.<br />
Alle: Wir bekennen: Wir haben nicht<br />
unseren vollen Beitrag geleistet zur<br />
Versöhnung der Völker und der<br />
Kulturen.<br />
(Charta Oeumenica, 8)<br />
Wir bitten dich um Erbarmen, Gott.<br />
Liedruf: Kyrie eleison<br />
Eine/r: Wir schätzen <strong>das</strong> spirituelle Erbe des<br />
Christentums,<br />
<strong>das</strong> eine inspirierende Kraft zur<br />
Bereicherung Europas darstellt.<br />
Alle: Wir bekennen jedoch:<br />
Wir haben es nicht geschafft, Leiden<br />
und Zerstörung zu verhindern,<br />
die von Europäern anderen zugefügt<br />
worden sind.<br />
Wir haben zu dem wachsenden<br />
Bruch zwischen Ost und West in<br />
Europa und zwischen Europa und<br />
dem Rest der Welt beigetragen.<br />
(Charta Oecumenica, 7)<br />
Wir bitten dich um Erbarmen, Gott.<br />
Liedruf: Kyrie eleison<br />
Eine/r: Wir glauben an die Liebe Gottes, der<br />
alles geschaffen hat, und <strong>wir</strong> danken<br />
für <strong>das</strong> Geschenk seiner Schöpfung<br />
und für die wunderbare Schönheit<br />
der Natur.<br />
Alle: Aber <strong>wir</strong> bekennen:<br />
Wir schauen untätig zu,<br />
wie die Güter dieser Erde ausgebeutet<br />
werden<br />
ohne Rücksicht auf <strong>das</strong> Wohl<br />
zukünftiger Generationen.<br />
(Charta Oecumenica, 9)<br />
Wir bitten dich um Erbarmen, Gott.<br />
Liedruf: Doamne miluieste oder Gloria<br />
Die Musik des letzten Kehrverses geht instrumental<br />
weiter, wandelt sich. <strong>In</strong> sie hinein <strong>wir</strong>d gesprochen:<br />
Eine/r: Das Volk, <strong>das</strong> im Finstern wandelt,<br />
sieht ein großes <strong>Licht</strong>.<br />
Und über denen, die da wandeln im<br />
finstern Land,<br />
scheint es hell.<br />
(Jesaja 9,1)<br />
Wir freuen uns:<br />
Denn <strong>wir</strong> sind aus der Finsternis<br />
gerufen<br />
in Gottes wunderbares <strong>Licht</strong>.<br />
Einst waren <strong>wir</strong> nicht Volk Gottes,<br />
nun aber sind <strong>wir</strong> Gottes Volk.<br />
Einst waren <strong>wir</strong> gnadenlos,<br />
nun aber sind <strong>wir</strong> gehalten in Gottes<br />
Gnade.<br />
(1. Petrus 2,9f)<br />
Das <strong>Licht</strong> Christi scheint auf alle.<br />
Aus allen Teilen Europas sind<br />
Menschen nach Sibiu<br />
gekommen<br />
als Pilgerinnen und Pilger der<br />
Hoffnung –<br />
und <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> Jesu, Gottes Wort,<br />
leuchtet ihnen und uns.<br />
Das <strong>Licht</strong> Christi scheint auf alle.<br />
Es scheint auf all unsere Völker<br />
und auf unsere Traditionen der Kirchen<br />
in all ihrer Verschiedenheit –<br />
und es ruft uns dazu auf,<br />
Akteure der Erneuerung und der<br />
Einheit Europas zu sein.<br />
Bitte um „Erleuchtung“<br />
Eine/r : Gott,<br />
du hat uns dein Wort gegeben<br />
als <strong>Licht</strong>, <strong>das</strong> uns den Weg weist.<br />
Erfülle uns mit <strong>deinem</strong> Wort,<br />
lass uns darüber nachdenken,<br />
<strong>das</strong>s <strong>wir</strong> Christi Lehren befolgen<br />
und in ihm dein <strong>Licht</strong> finden,<br />
<strong>das</strong> durch dein Wort hindurchscheint<br />
mehr und mehr,<br />
bis zum Tag der Vollendung<br />
durch Jesus Christus, unseren Herrn.<br />
Liedruf: Come Holy Spirit (Iona Kommunität)<br />
Die Kerze <strong>wir</strong>d zum Lesepult getragen und gehalten.<br />
(Nach der biblischen Lesung <strong>wir</strong>d die Kerze auf<br />
den Kerzenständer zurückgestellt.)<br />
Biblische Lesung: aus Johannes 1<br />
(aus dem Eröffnungsgottesdienst – sie kann mehrsprachig<br />
gelesen werden.)<br />
Im Anfang war <strong>das</strong> Wort, und <strong>das</strong> Wort<br />
war bei Gott, und Gott war <strong>das</strong> Wort. Dasselbe<br />
war im Anfang bei Gott.<br />
(„Am Anfang war <strong>das</strong> Wort...“ kann hier in<br />
verschiedenen Sprachen wiederholt werden.)<br />
Alle Dinge sind durch <strong>das</strong>selbe gemacht,<br />
und ohne <strong>das</strong>selbe ist nichts gemacht, was<br />
gemacht ist.<br />
<strong>In</strong> ihm war <strong>das</strong> Leben, und <strong>das</strong> Leben war <strong>das</strong><br />
<strong>Licht</strong> der Menschen.<br />
(„<strong>In</strong> ihm war <strong>das</strong> Leben...“ <strong>wir</strong>d in verschiedenen<br />
Sprachen wiederholt.)<br />
Und <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> scheint in der Finsternis, und die<br />
Finsternis hat's nicht ergriffen.<br />
Es war ein Mensch, von Gott gesandt, der hieß<br />
Johannes.<br />
Der kam zum Zeugnis, um von dem <strong>Licht</strong> zu<br />
zeugen,<br />
damit sie alle durch ihn glaubten.<br />
Er war nicht <strong>das</strong> <strong>Licht</strong>, sondern er sollte zeugen<br />
von dem <strong>Licht</strong>.<br />
Das war <strong>das</strong> wahre <strong>Licht</strong>, <strong>das</strong> alle Menschen erleuchtet,<br />
die in diese Welt kommen.<br />
Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn<br />
gemacht;<br />
aber die Welt erkannte ihn nicht.<br />
Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen<br />
ihn nicht auf.<br />
Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er<br />
Macht, Gottes Kinder zu werden,<br />
denen, die an seinen Namen glauben,<br />
die nicht aus dem Blut noch aus dem Willen<br />
des Fleisches<br />
noch aus dem Willen eines Mannes, sondern<br />
von Gott geboren sind.<br />
Und <strong>das</strong> Wort ward Fleisch und wohnte<br />
unter uns,<br />
und <strong>wir</strong> sahen seine Herrlichkeit,<br />
eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes<br />
vom Vater,<br />
voller Gnade und Wahrheit.<br />
(„Und <strong>das</strong> Wort ward Fleisch...“ <strong>wir</strong>d in verschiedenen<br />
Sprachen wiederholt)<br />
– Stille –<br />
Antwortgesang – erst summen, dann Singen –<br />
einstimmig/mehrstimmig<br />
„Dein <strong>Licht</strong> leuchte uns“<br />
7
8<br />
Alternative:<br />
(<strong>In</strong> der Schlussfeier werden einzelne Verse aus<br />
biblischen Lesungen gelesen, die die Delegierten<br />
an den verschiedenen Tagen erlebt haben:)<br />
Im Anfang war <strong>das</strong> Wort, und <strong>das</strong> Wort war<br />
bei Gott, und Gott war <strong>das</strong> Wort.<br />
Dasselbe war im Anfang bei Gott.<br />
<strong>In</strong> ihm war <strong>das</strong> Leben, und <strong>das</strong> Leben war <strong>das</strong><br />
<strong>Licht</strong> der Menschen.<br />
Und <strong>das</strong> Wort ward Fleisch und wohnte unter<br />
uns,<br />
und <strong>wir</strong> sahen seine Herrlichkeit,<br />
eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes<br />
vom Vater,<br />
voller Gnade und Wahrheit.<br />
(aus Johannes 1)<br />
Zwischengesang: Sfinte Dumnezeule oder Gloria<br />
Jesus wurde verklärt vor ihnen,<br />
und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne,<br />
und seine Kleider wurden weiß wie <strong>das</strong> <strong>Licht</strong>.<br />
...und er trat zu ihnen, rührte sie an und<br />
sprach:<br />
Steht auf und fürchtet euch nicht!<br />
(aus Matthäus 17)<br />
Zwischengesang: Sfinte Dumnezeule oder Gloria<br />
Früher wart ihr in Finsternis;<br />
nun aber seid ihr <strong>Licht</strong> in dem Herrn.<br />
Lebt als Kinder des <strong>Licht</strong>s;<br />
die Frucht des <strong>Licht</strong>s ist lauter Güte und Gerechtigkeit<br />
und Wahrheit.<br />
(aus Epheser 5)<br />
Zwischengesang: Sfinte Dumnezeule oder Gloria<br />
Die ganze Schöpfung wartet darauf, <strong>das</strong>s die<br />
Kinder Gottes offenbar werden.<br />
Denn auch die Schöpfung <strong>wir</strong>d frei werden<br />
von der Knechtschaft der<br />
Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der<br />
Kinder Gottes.<br />
Nicht allein aber sie, sondern auch <strong>wir</strong> selbst,<br />
die <strong>wir</strong> den Geist als Erstlingsgabe haben,<br />
seufzen in uns selbst und sehnen uns nach<br />
der Kindschaft,<br />
der Erlösung unseres Leibes.<br />
(aus Römer 8)<br />
Zwischengesang: Sfinte Dumnezeule oder Gloria<br />
Und er sprach zu mir: Es ist geschehen.<br />
Ich bin <strong>das</strong> A und <strong>das</strong> O, der Anfang und <strong>das</strong><br />
Ende.<br />
Und er führte mich hin im Geist auf einen<br />
großen und hohen Berg<br />
und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem<br />
herniederkommen<br />
aus dem Himmel von Gott,<br />
die hatte die Herrlichkeit Gottes;<br />
ihr <strong>Licht</strong> war gleich dem alleredelsten Stein,<br />
einem Jaspis, klar wie Kristall.<br />
Und ich sah keinen Tempel darin;<br />
denn der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr<br />
Tempel, er und <strong>das</strong> Lamm.<br />
Und die Stadt bedarf keiner Sonne noch des<br />
Mondes, <strong>das</strong>s sie ihr scheinen;<br />
denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie,<br />
und ihre Leuchte ist <strong>das</strong> Lamm.<br />
Und die Völker werden wandeln in ihrem <strong>Licht</strong>;<br />
und die Könige auf Erden werden ihre Herrlichkeit<br />
in sie bringen.<br />
(aus Offenbarung 21)<br />
Zwischengesang: Sfinte Dumnezeule oder Gloria<br />
Heiliger Gott, heiliger Mächtiger, heiliger Unsterblicher,<br />
erbarme dich unser. Ehre sei dem<br />
Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,<br />
jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit.<br />
Amen.<br />
Predigt<br />
Sie kann auch aus mehreren Beiträgen Einzelner<br />
bestehen – unter der Fragestellung: Was erwarte<br />
ich für Aus<strong>wir</strong>kungen von der Versammlung in Sibiu?<br />
<strong>In</strong> dem Fall kann einleitend (oder am Schluss)<br />
eine <strong>Licht</strong>meditation stehen, die <strong>das</strong> Logo der Versammlung<br />
interpretiert:<br />
<strong>Licht</strong>meditation<br />
Ein <strong>Licht</strong> leuchtet in unserer Mitte –<br />
ein Zeichen<br />
für <strong>das</strong> <strong>Licht</strong>,<br />
<strong>das</strong> unseren Tag erhellt.<br />
Es leuchtet auch in Hermannstadt/Sibiu,<br />
wo sich Christinnen und Christen aus ganz Europa<br />
versammeln.<br />
Es ist zu uns gekommen –<br />
von weit her.<br />
Das <strong>Licht</strong>,<br />
<strong>das</strong> unseren Tag erhellt,<br />
liegt weit außerhalb unseres Wirkungsbereichs,<br />
ja: außerhalb unserer Erdkugel.<br />
Aber es hat sich aufgemacht,<br />
unsere Erde,<br />
alle,<br />
auch unser Leben,<br />
unseren Tag zu erhellen.<br />
So schauen <strong>wir</strong><br />
auf dieses <strong>Licht</strong> in unserer Mitte.<br />
Es verbindet uns.<br />
Es ist ein Symbol für Gott,<br />
der am Anfang der Schöpfung sprach:<br />
„Es werde <strong>Licht</strong>!“<br />
Er schuf die Erde so,<br />
<strong>das</strong>s <strong>wir</strong> auf ihr wohnen können.<br />
<strong>Licht</strong><br />
ist ein Symbol für Christus,<br />
der von sich gesagt hat:<br />
Ich bin<br />
<strong>das</strong> <strong>Licht</strong> der Welt.<br />
Er ist in die Welt gekommen<br />
damit <strong>wir</strong> nicht in der Finsternis bleiben.<br />
<strong>Licht</strong><br />
ist ein Symbol für den Heiligen Geist,<br />
der Gottes Wärme ausstrahlt,<br />
die die Welt umfängt –<br />
sie erneuert<br />
und heilt.<br />
Christus spricht:<br />
„Ihr seid <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> der Welt.“<br />
Das <strong>Licht</strong>, <strong>das</strong> von Christus kommt,<br />
tragen <strong>wir</strong> in uns.<br />
Das <strong>Licht</strong>, <strong>das</strong> von Christus kommt,<br />
verbindet uns.<br />
Das <strong>Licht</strong>, <strong>das</strong> von Christus kommt,<br />
tragen <strong>wir</strong> in die Welt.<br />
Lied: Strahlen brechen viele aus einem <strong>Licht</strong><br />
Bekenntnis<br />
Entweder <strong>das</strong> nizänische Glaubensbekenntnis aus<br />
der Schlussfeier – oder <strong>das</strong> Bekenntnis aus dem Eröffnungsgottesdienst:<br />
Eine/r: Wir glauben, Herr Jesus:<br />
Du bist <strong>das</strong> wahre <strong>Licht</strong>.<br />
Es erleuchtet alle,<br />
die in diese Welt kommen.<br />
Alle: Wir glauben<br />
und <strong>wir</strong> bekennen.<br />
Eine/r: Wir glauben, Herr Jesus:<br />
Du bist <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> der Welt.<br />
<strong>In</strong> dir entdecken <strong>wir</strong><br />
<strong>das</strong> <strong>Licht</strong> des Lebens.<br />
Alle: Wir glauben<br />
und <strong>wir</strong> bekennen.<br />
Eine/r: Wir glauben, Herr Jesus:<br />
Wie <strong>wir</strong> im <strong>Licht</strong> wandeln,<br />
so haben <strong>wir</strong> Gemeinschaft miteinander<br />
und du wäschst uns rein von allen Sünden.
Alle: Wir glauben<br />
und <strong>wir</strong> bekennen.<br />
Amen. (Joh 1,9; Joh 8,12; 1 Joh 1,7)<br />
Fürbitten (mit den 9 Themen der Foren in Sibiu)<br />
Lasst uns beten:<br />
Gott,<br />
<strong>wir</strong> bitten um die Einheit deiner Kirche –<br />
Schenk uns Kraft für sie.<br />
Liedvers: Dein <strong>Licht</strong> leuchte uns<br />
Wir bitten um gemeinsame Ausdrucksformen<br />
unseres Glaubens im Gottesdienst und im Alltag.<br />
Liedvers: Dein <strong>Licht</strong> leuchte uns<br />
Gott,<br />
dein <strong>Licht</strong> scheine hell in unserer Mitte,<br />
<strong>das</strong>s <strong>wir</strong> dich und deine Werke bezeugen<br />
und viele Menschen in dir Hoffnung finden.<br />
Liedvers: Dein <strong>Licht</strong> leuchte uns<br />
Lass uns Menschen anderen Glaubens mit Respekt<br />
begegnen<br />
und den Dialog mit ihnen suchen und vertiefen.<br />
Liedvers: Dein <strong>Licht</strong> leuchte uns<br />
Lass uns in den Fremden dein Angesicht <strong>sehen</strong><br />
und uns für Menschen einsetzen, die in Europa ein<br />
Zuhause suchen.<br />
Liedvers: Dein <strong>Licht</strong> leuchte uns<br />
Wir bitten für alle,<br />
die sich für ein gemeinsames Europa einsetzen,<br />
damit es zu einem gemeinsamen Zuhause <strong>wir</strong>d<br />
für Menschen unterschiedlichster Herkunft, Kultur<br />
und Religion.<br />
Liedvers: Dein <strong>Licht</strong> leuchte uns<br />
Wir bitten um Frieden in der Welt –<br />
<strong>das</strong>s <strong>wir</strong> und alle sich dafür einsetzen.<br />
Wir bitten besonders für die Regierenden.<br />
Liedvers: Dein <strong>Licht</strong> leuchte uns<br />
Wir bitten für alle,<br />
die sich menschenverachtenden Strukturen in unserer<br />
Welt nicht beugen,<br />
sondern sich für Gerechtigkeit einsetzen.<br />
Lass uns zu ihnen gehören.<br />
Liedvers: Dein <strong>Licht</strong> leuchte uns<br />
Lass uns mahnende Stimme für deine Schöpfung<br />
sein –<br />
und mit den Ressourcen deiner Erde verantwortlich<br />
umgehen.<br />
Liedvers: Dein <strong>Licht</strong> leuchte uns<br />
Vater unser...<br />
Alternative:<br />
Zunächst <strong>wir</strong>d der Liedvers gesungen<br />
Gott, himmlischer Vater,<br />
<strong>wir</strong> danken dir,<br />
<strong>das</strong>s Menschen aus allen Teilen Europas<br />
in Sibiu/Hermannstadt zusammen sein können.<br />
Wir danken dir für alle Situationen,<br />
in denen die Begegnungen miteinander sie bewegen.<br />
Lass sie und uns Schritte tun,<br />
die uns der Einheit der Kirche näher bringen.<br />
Lass uns die Vision einer Kirche, wie du sie gewollt<br />
hast, nicht aufgeben.<br />
Und lass uns in diesem Geist gemeinsam für<br />
unseren Ort/unsere Stadt da sein –<br />
und für ein Europa eintreten,<br />
<strong>das</strong> zu einem gemeinsamen Zuhause <strong>wir</strong>d für<br />
alle –<br />
für Menschen unterschiedlichster Herkunft,<br />
Kultur und Religion.<br />
Liedvers: Dein <strong>Licht</strong> leuchte uns.<br />
Herr,<br />
erleuchte meinen Geist<br />
mit dem <strong>Licht</strong> des Verstehens deines heiligen<br />
Evangeliums,<br />
meine Seele mit der Liebe deines Kreuzes,<br />
mein Herz mit der Klarheit deines Wortes,<br />
meinen Körper mit deiner Leidenschaft.<br />
Bewahre mein Denken in deiner Demut<br />
und erhebe mich zur rechten Zeit,<br />
um dich zu rühmen.<br />
Denn du bist erhoben über alle<br />
mit <strong>deinem</strong> ewigen Vater<br />
und dem Heiligen Geist<br />
in Ewigkeit. (St. Antioch-prayer, 5 th century)<br />
Liedvers: Dein <strong>Licht</strong> leuchte uns.<br />
Vater unser ...<br />
Lied: Nun danket alle Gott...<br />
Sendung/Segen<br />
Gott sende seine Engel mit dir<br />
und gebe dir seine Gnade.<br />
Der Herr segne dich<br />
und behüte dich.<br />
Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir<br />
und sei dir gnädig.<br />
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich<br />
und gebe dir Frieden.<br />
Amen.<br />
Alternative:<br />
Gott, unser Vater,<br />
hat uns aus der Finsternis in sein wunderbares<br />
<strong>Licht</strong> gerufen.<br />
Er segne uns<br />
und stärke uns zum Zeugnis füreinander.<br />
Jesus Christus ist als <strong>Licht</strong> in der Finsternis<br />
erschienen.<br />
Er erleuchte unsere Herzen<br />
und mache unser Leben zum <strong>Licht</strong> für die<br />
Menschen.<br />
Der Heilige Geist ist ausgegossen in unsere<br />
Herzen.<br />
Er lenke unsere Schritte auf dem Weg des<br />
Friedens.<br />
Amen.<br />
Pastor<br />
Fritz Baltruweit,<br />
Loccum<br />
9
10<br />
GOTTESDIENSTLICHE<br />
ENTWÜRFE<br />
Die <strong>Dritte</strong> <strong>Europäische</strong> Ökumenische Versammlung<br />
bewegt die Frage nach einer den Menschen dienenden<br />
Wirtschaft. <strong>In</strong> Deutschland <strong>wir</strong>d schon Mitte<br />
des Jahres durch den G8-Gipfel in Heiligendamm<br />
dieses Thema in den Mittelpunkt rücken.<br />
Die Kirchen in Mecklenburg-Vorpommern haben mit<br />
kirchlichen Entwicklungsdiensten einen Gottesdienstentwurf<br />
vorbereitet, der weit über Deutschland<br />
und Europa hinaus die ganze Welt ins Gebet nimmt.<br />
Andacht zum G8-Gipfel vom 6. bis 8. Juni 2007<br />
in Heiligendamm und zum Deutschen Evangelischen<br />
Kirchentag vom 6. bis 10. Juni 2007 in<br />
Köln<br />
global & gerecht<br />
• Musikalisches Vorspiel und Einzug der an<br />
der Feier Mit<strong>wir</strong>kenden<br />
• Begrüßung<br />
Liebe Gemeinde,<br />
am heutigen Tag beginnen zwei große Veranstaltungen,<br />
die sich zum Teil mit den gleichen Themen<br />
beschäftigen, wie z. B. der drohenden Klimakatastrophe<br />
oder der wachsenden Verarmung großer<br />
Teile der Weltbevölkerung: Die Regierungsverantwortlichen<br />
der acht <strong>wir</strong>tschaftsmächtigsten Staaten<br />
USA und Kanada, Japan und Russland sowie<br />
aus der EU Deutschland, Großbritannien, Frankreich<br />
und Italien beraten von heute an in Heiligendamm<br />
bei Rostock über zentrale Fragen der Welt<strong>wir</strong>tschaft<br />
und der internationalen Politik. Die<br />
deutsche Präsidentschaft legt den Schwerpunkt<br />
darauf, wie die globalen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen<br />
entfaltet werden können.<br />
8 MINUTEN FÜR GERECHTIGKEIT<br />
ZUM G8-GIPFEL IN HEILIGENDAMM<br />
Beim Kirchentag in Köln kommen über 100.000<br />
Menschen zusammen. „Lebendig und kräftig und<br />
schärfer“ wollen sie ihren Glauben zum Ausdruck<br />
bringen.<br />
Wir fühlen uns denen verbunden, die sich nach<br />
Köln, Heiligendamm und Rostock aufgemacht haben<br />
und wollen dafür beten, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> <strong>das</strong> Beste für<br />
die Eine Welt finden.<br />
• Gruß<br />
So lasst uns diese Andacht feiern<br />
im Namen Gottes, unseres Schöpfers, der Quelle<br />
unseres Lebens,<br />
und im Namen Jesu Christi, dem Grund und Ziel unserer<br />
Hoffnung,<br />
und im Namen des Heiligen Geistes, der uns belebt<br />
und begeistert.<br />
Amen<br />
• Lied: EG 432, 1-3, Gott gab uns Atem, damit<br />
<strong>wir</strong> leben<br />
• Gebet<br />
Alte Ordnungen werden vergehen, Gott, du Anfang<br />
und Ende, aber deine neue Ordnung hat bereits begonnen,<br />
und <strong>wir</strong> sind gezählt zu ihren Zeichen.<br />
Du hast uns frei gemacht durch deinen Geist, der in<br />
unsere Herzen gegeben ist.<br />
Du hast unsere Augen geöffnet und hast uns Hoffnung<br />
gegeben, damit <strong>wir</strong> in der herrlichen Freiheit<br />
der Kinder Gottes leben sollen.<br />
Doch nicht nur <strong>wir</strong>, Vater, nicht solange Andere<br />
arm bleiben, zerbrochenen Herzens, gefangen,<br />
blind und zerschlagen sind.<br />
So beten <strong>wir</strong> für unsere Schwestern und Brüder,<br />
Deine Familie, gefangen in einem Netz von Ungerechtigkeit<br />
und Gleichgültigkeit, getrennt voneinander<br />
durch Sprache, Farbe, Kultur, Klasse, Geschlecht<br />
und Bekenntnis, niedergehalten durch<br />
Unwissenheit und Armut.<br />
Gib Deiner Kirche eine Vision von Freiheit, zu der<br />
Du sie befreien willst.<br />
Gib uns die Weisheit, auf die Stimmen der Törichten<br />
dieser Welt zu hören, und die Kraft, den Schwachen<br />
zu lauschen, damit <strong>wir</strong> durch jene, die nichts<br />
sind, <strong>das</strong> Wort Christi neu verstehen mögen.<br />
Gott, du Leben der Welt, der du uns frei machst<br />
und einst, lass uns den Sinn deines Weges erkennen,<br />
indem <strong>wir</strong> ihn gehen.<br />
Amen<br />
(Auszüge aus einem Gebet, <strong>das</strong> bei der ÖRK-Vollversammlung<br />
1975 in Nairobi gebetet wurde;<br />
aus: Gebete aus der Ökumene 3, Lege Dein Herz in<br />
Deine Gebete, EMW 1998, Nr. 54)<br />
• Anrufung<br />
Lasst uns nun Gott anrufen:<br />
Pfarrer/in:<br />
Du, unser Gott, Anfang und Ende, wie Vater und<br />
Mutter gibst du uns, was <strong>wir</strong> zum Leben brauchen:<br />
Leben in seiner ganzen Güte –
Gemeinde: Wir preisen dich und loben dich!<br />
Pfarrer/in:<br />
Jesus Christus, eines Zimmermanns und Gottes<br />
Sohn, Bruder von uns und Freund der Armen; einer<br />
von uns und doch eins mit Gott; gekreuzigt und<br />
auferstanden. Leben inmitten des Todes –<br />
Gemeinde: Wir preisen dich und loben dich!<br />
Pfarrer/in:<br />
Heiliger Geist, Feuer und Hauch der Liebe, die<br />
Brücken schlägt und Augen und Hände öffnet; Lebenskraft,<br />
die die Müden mit Kraft begabt; Gott<br />
der Überraschung, der Lebensmacht –<br />
Gemeinde: Wir preisen dich und loben dich!<br />
• Was uns betrifft<br />
Pfarrer/in:<br />
Normalerweise folgt an dieser Stelle eine biblische<br />
Lesung. Wir wollen uns heute vor Augen führen,<br />
<strong>das</strong>s im Blick auf Elend und Unrecht Verdrängung,<br />
Verniedlichung und Selbstrechtfertigung stattfindet.<br />
Die Regierenden beim G-8-Gipfel wissen um <strong>das</strong><br />
große Elend in der Welt. Milliarden Menschen<br />
kämpfen täglich ums Überleben, während der<br />
Wohlstand von Millionen zunimmt. Die Regierungen<br />
der reichsten Staaten wissen auch, <strong>das</strong>s diese<br />
Kluft die Menschheit spaltet und zu gefährlichen<br />
Entwicklungen führt.<br />
Es <strong>wir</strong>d unbequemer auf unserem Planeten, weil<br />
die Eingriffe in Gottes Schöpfung überhand ge-<br />
nommen haben. Auch <strong>das</strong> ist mittlerweile allen bewusst.<br />
Aber <strong>wir</strong> wehren uns noch dagegen, uns die<br />
Konsequenzen unserer Lebens- und Wirtschaftsweise<br />
allzu deutlich vor Augen zu führen.<br />
Pfarrer/in:<br />
Schon seit vielen Jahren ist uns die Erwärmung<br />
des Weltklimas bewusst.<br />
1. Sprecher/in:<br />
Die Gletscher in den Alpen schmelzen im Rekordtempo<br />
ab. Höchststände bei Überflutungen wie<br />
seit Menschengedenken nicht mehr. Unberechenbare<br />
Verläufe heftiger Orkane oder schwere Dürrezeiten<br />
„wie bisher noch nicht da gewesen“. Von<br />
derart traurigen „Rekorden“ lesen <strong>wir</strong> immer wieder.<br />
Es <strong>wir</strong>d gern so getan, als seien Fragen des<br />
Weltklimas für einfache Sterbliche viel zu kompliziert.<br />
Oder eine Angelegenheit für die ewig Grünen.<br />
Dabei gibt es, bei aller Komplexität in Einzelfragen,<br />
einige wenige Daten, an denen die Brisanz<br />
des Klimawandels für uns alle unmittelbar deutlich<br />
<strong>wir</strong>d. Der <strong>In</strong>ternationale Rat für Klimawandel hat<br />
festgestellt, <strong>das</strong>s aufgrund der steigenden Temperaturen<br />
– zwischen 1,8 und 5,8 Grad Celsius – die<br />
Meeresspiegel ansteigen werden. Das Expertengremium<br />
kommt zu der Vorhersage, <strong>das</strong>s es zur<br />
Jahrhundertmitte etwa 150 Millionen Klimaflüchtlinge<br />
geben <strong>wir</strong>d.<br />
Pfarrer/in:<br />
Da sind die schlechteren Bedingungen für<br />
Arme in den reichen Gesellschaften.<br />
2. Sprecher/in:<br />
<strong>In</strong> der Süddeutschen Zeitung stand im Februar<br />
2007 zu lesen: <strong>In</strong> Bayern gibt es nach Erkenntnissen<br />
der evangelischen Diakonie immer mehr Armut.<br />
Mehr als eine halbe Millionen Menschen erhalten<br />
Leistungen nach Hartz IV und rund 130.000<br />
Kinder leben auf Sozialhilfe-Niveau. „Die Kluft zwischen<br />
Arm und Reich wächst auch in Bayern deutlich,<br />
<strong>das</strong> ist unsere tagtägliche Erfahrung“, sagt der<br />
Präsident des Diakonischen Werkes, Ludwig Markert.<br />
Dabei geht es nicht nur um materielle Armut,<br />
sondern auch um Bildungsarmut und unzureichende<br />
gesundheitliche Versorgung.<br />
Pfarrer/in:<br />
Krankheiten, die vor allem Arme betreffen, werden<br />
von der medizinischen Forschung vernachlässigt.<br />
3. Sprecher/in:<br />
<strong>In</strong> der Stuttgarter Zeitung stand zu lesen: Bei einer<br />
Pressekonferenz einer Allianz von Hilfswerken und<br />
medizinischen Forschungsinstituten wurde jetzt in<br />
Nairobi eine weltweite <strong>In</strong>itiative für „Medikamente<br />
für vernachlässigte Krankheiten“ vorgestellt.<br />
Und dabei wurden <strong>Licht</strong>bilder von erschreckenden<br />
Krankheitsbildern gezeigt, die in Europa kaum einer<br />
kennt: Im Sudan gebe es <strong>das</strong> Buruli-Geschwür,<br />
<strong>das</strong> ganze Partien von Armen und Beinen wegfrisst<br />
und schwärende Wunden hinterlässt … Es gebe<br />
keine Heilung und keine Medikamente gegen Buruli.<br />
Da Afrika lediglich einen Anteil von gut einem<br />
Prozent am Pharmahandel habe, sei <strong>das</strong> <strong>In</strong>teresse<br />
der Pharmaindustrie an der Erforschung tropischer<br />
Krankheiten gering.<br />
• Lied: EG 262, 1-4, Sonne der Gerechtigkeit<br />
• Predigt über 5. Mose 24,10-15<br />
• Predigt<br />
Predigtvorschlag zu 5. Mose 24,10-15:<br />
Heilige Dämme gegen die Flut des Unrechts<br />
Liebe Gemeinde,<br />
Dämme ziehen sich durch die Küstenebenen. Sie<br />
schützen einen großen Teil der Küsten, die sonst<br />
überflutet wären. Abertausende von Helfern haben<br />
in einem einzigen Wettlauf gegen die Zeit beim<br />
großen Hochwasser 1997 die Dämme an der Oder<br />
verstärkt, um vor den Wasserfluten zu retten, was<br />
noch zu retten war. Überall entlang des Rheins sind<br />
Dämme nötig, um bewohnte Gebiete zu schützen,<br />
wenn der Strom sich nach heftigen Schnee- oder<br />
Regenfällen in die Breite ergießen möchte. Dämme<br />
schützen. Sie müssen fest stehen, bevor sich <strong>das</strong><br />
Unheil in Form der gewaltigen Fluten naht. Das<br />
Recht bildet im Alten Testament so einen Damm:<br />
Ein Damm, der die Armen schützen soll. Die Armen,<br />
die etwas schuldig sind, die Tagelöhner, die<br />
Witwen und Waisen, die Fremden im Land – sie<br />
laufen Gefahr, auch ihr Letztes hergeben zu müssen,<br />
wenn ein Reicher sie bedrängt. Das soll im<br />
Volk Gottes nicht geschehen. Gott will es nicht. Er<br />
will, <strong>das</strong>s ihre Rechte gewahrt bleiben. Sie sollen<br />
menschenwürdig leben. Er ist ihr Schutz und ihr<br />
Schirm, und als ihr Schutz und ihr Schirm errichtet<br />
er Dämme gegen mögliche Übergriffe.<br />
Hören <strong>wir</strong> dazu den Predigttext aus dem 5. Buch<br />
Mose, 26, 10-15:<br />
10 Wenn du <strong>deinem</strong> Nächsten irgendetwas borgst,<br />
so sollst du nicht in sein Haus gehen und ihm ein<br />
Pfand nehmen,<br />
11 sondern du sollst draußen stehen, und er, dem<br />
du borgst, soll sein Pfand zu dir herausbringen.<br />
12 Ist er aber bedürftig, so sollst du dich nicht<br />
schlafen legen mit seinem Pfand,<br />
13 sondern sollst ihm sein Pfand wiedergeben,<br />
wenn die Sonne untergeht, <strong>das</strong>s er in seinem Mantel<br />
schlafe und dich segne. So <strong>wir</strong>d deine Gerechtigkeit<br />
sein vor dem HERRN, <strong>deinem</strong> Gott.<br />
14 Dem Tagelöhner, der bedürftig und arm ist,<br />
sollst du seinen Lohn nicht vorenthalten, er sei von<br />
deinen Brüdern oder den Fremdlingen, die in <strong>deinem</strong><br />
Land und in deinen Städten sind,<br />
15 sondern du sollst ihm seinen Lohn am selben<br />
Tag geben, <strong>das</strong>s die Sonne nicht darüber untergehe<br />
– denn er ist bedürftig und verlangt danach –, damit<br />
er nicht wider dich den HERRN anrufe und es<br />
dir zur Sünde werde.<br />
Was zuerst auffällt an diesem Textabschnitt ist der<br />
rücksichtsvolle Umgang mit dem Bedürftigen, der<br />
hier gefordert <strong>wir</strong>d.<br />
a) Das Leihen <strong>wir</strong>d als selbstverständlich vorausgesetzt.<br />
Wenn ein Volksgenosse etwas braucht,<br />
kann er sich an den wenden, der <strong>das</strong> Nötige hat.<br />
Der Leihende <strong>wir</strong>d aber gebeten, nicht die Wohnung<br />
des Leihenden zu betreten. Er könnte ja se-<br />
11
12<br />
hen, wie schrecklich arm der Bedürftige ist, und dafür<br />
könnte der sich schämen. Das muss man ihm<br />
nicht antun. Der Gläubiger darf ein Pfand für seine<br />
Leihgabe nehmen, aber er darf nichts nehmen, was<br />
die Grundbedürfnisse des Schuldners betrifft. Es<br />
darf nicht sein, <strong>das</strong>s der nachts frieren muss.<br />
Und der Lohn eines Tagelöhners muss noch am selben<br />
Tag ausbezahlt werden. Es darf nicht sein, <strong>das</strong>s<br />
der sich hungrig schlafen legen muss.<br />
Kurz zusammengefasst: Der Leihende darf dem,<br />
der leihen muss, nicht seine Würde nehmen. Hier<br />
<strong>wir</strong>d sozusagen ein heiliger Damm gegen die Entwürdigung<br />
der Armen aufgebaut. Denn es ist der<br />
Wille Gottes, der sich in diesen Gesetzen manifestiert.<br />
b) Ein zweiter Aspekt: Hier <strong>wir</strong>d nicht Mildtätigkeit<br />
gepredigt, hier <strong>wir</strong>d keine Almosenmentalität propagiert.<br />
Hier <strong>wir</strong>d nicht an die Reichen appelliert:<br />
Seid mal etwas großzügig und lasst die Armen<br />
auch leben! Der Zusammenhang zeigt, <strong>das</strong>s hier<br />
die Anfänge einer Sozialgesetzgebung zu Papier<br />
gebracht wurden; hier werden Rechtsansprüche<br />
formuliert. Der Arme kann seine Rechte einfordern,<br />
ja einklagen.<br />
Hier <strong>wir</strong>d ein weiterer heiliger Damm errichtet, der<br />
die Macht und Willkür der Reichen eindämmt. Sie<br />
sind dem Gesetz unterworfen wie der Reiche auch.<br />
Wer <strong>das</strong> nicht achtet, missachtet Gott.<br />
c) Und noch etwas: Diese Sozialgesetzgebung<br />
macht keine Unterschiede zwischen Einheimischen<br />
und Ausländern. Die Ausländer brauchen nicht weniger<br />
Schutz vor Unterdrückung und Ausbeutung,<br />
vor Willkür und Herabwürdigung als die Einheimischen,<br />
sie brauchen mindestens genau so viel<br />
Schutz, wenn nicht mehr.<br />
Somit <strong>wir</strong>d noch ein heiliger Damm errichtet und<br />
zwar gegen ethnische und rassische Diskriminierung.<br />
Vielleicht waren zu den Zeiten des alten Israels<br />
mit Fremdlingen nur die Israeliten gemeint, die<br />
es in einen anderen Stamm verschlagen hat. Aber<br />
damit ist ein Anfang gemacht: Rechte gelten nicht<br />
nur für diejenigen, die einer bestimmten Gruppe<br />
oder einer bestimmten Nation angehören.<br />
d) Hören <strong>wir</strong> auch auf die Feinheiten des Textes<br />
über <strong>das</strong> Zusammenleben zwischen Armen und<br />
Reichen. Das Leihen bzw. <strong>das</strong> Sorgen für die<br />
Grundbedürfnisse der Armen <strong>wir</strong>d klar mit dem<br />
heiligen Willen Gottes begründet und ist insofern<br />
eine hohe ethische Verpflichtung. Asoziales Verhalten<br />
der Reichen <strong>wir</strong>d dazu führen, <strong>das</strong>s sich die<br />
Armen bei Gott über die Reichen beklagen. Die Armen<br />
könnten damit den Zorn Gottes über die Reichen<br />
auslösen. Gott könnte den Reichen seinen<br />
Segen entziehen, sie vielleicht von ihrem hohen<br />
Thron herab ins Elend stoßen. Hinter der biblischen<br />
Gerechtigkeitsvorstellung steht immer, <strong>das</strong>s Gott<br />
entschieden ist. Asoziales Verhalten, Habgier und<br />
Selbstsucht sind ein Vergehen gegen Gott. Es richtet<br />
sich nicht nur gegen den Armen, sondern gegen<br />
Gott selbst. Dagegen <strong>wir</strong>d ein Verhalten, <strong>das</strong> als<br />
sozial gerecht bezeichnet werden kann, von Gott<br />
anerkannt.<br />
<strong>In</strong> dem Vers, in dem es heißt, <strong>das</strong>s der wärmende<br />
Mantel des Armen nicht über Nacht dem Armen<br />
weggenommen werden darf, heißt es ja: „Und es<br />
<strong>wir</strong>d für dich als Gerechtigkeit gelten vor dem<br />
HERRN, <strong>deinem</strong> Gott.“<br />
e) Und dann ist in diesem Text noch ein verblüffender<br />
Gedanke verborgen: Da ist die Rede davon,<br />
<strong>das</strong>s der Arme den Reichen segnet. Wenn der wärmende<br />
Mantel zurückgebracht ist, wenn also der<br />
Arme <strong>das</strong> bekommen hat, was er zum Leben in<br />
Würde braucht, dann segnet der Arme den Rei-<br />
chen. Damit <strong>wir</strong>d der Arme sehr stark aufgewertet.<br />
Da <strong>wir</strong>d nicht abgehoben auf Versagen, Leistungsunfähigkeit<br />
oder -unwilligkeit oder Sozialschmarotzertum<br />
– <strong>das</strong> Gegenteil ist der Fall. Der Arme<br />
kann Segen spenden. Ist <strong>das</strong> nicht wie ein „heiliger<br />
Damm“ um seine Person? Müsste <strong>das</strong> nicht dazu<br />
führen, <strong>das</strong>s man ihm mit Respekt begegnet?<br />
Von Jesus <strong>wir</strong>d <strong>das</strong> später sogar noch viel weiter<br />
geführt: „Was ihr einem von diesen Geringsten<br />
getan habt“, sagt Jesus, „<strong>das</strong> habt ihr mir getan“<br />
(Matthäus 25,40). Der Arme und Gott sind sich<br />
sehr nahe.<br />
Wie ist <strong>das</strong> nun heute mit den Dämmen, die zum<br />
Schutz der Armen errichtet werden sollten? Noch<br />
immer haben Millionen von Menschen täglich nicht<br />
einmal genug zum Essen. Eltern müssen mit an<strong>sehen</strong>,<br />
wie ihre Kinder ständig Hunger haben. Wen<br />
sollen sie segnen, wenn sie sich abends schlafen legen?<br />
Dabei haben praktisch alle Regierungen der<br />
Welt die Verpflichtung unterschrieben, dafür zu<br />
sorgen, <strong>das</strong>s alle in ihrem Land ausreichend Nahrung<br />
haben.<br />
Noch immer leben Menschen in echter Schuldknechtschaft.<br />
Geldverleiher haben ihnen – Bauern
und Bäuerinnen z. B. in indischen Dörfern – umgerechnet<br />
vielleicht einmal 20 Euro zu extrem hohen<br />
Zinssätzen geliehen. Die nächste Ernte war<br />
schlecht, ein Kind wurde krank und brauchte Medikamente.<br />
Sie werden dem Geldverleiher bis zum<br />
Ende ihres Lebens nicht mehr entkommen und vielleicht<br />
sogar ihre Kinder verkaufen müssen. Und<br />
<strong>das</strong>, obwohl fast überall internationale Konventionen,<br />
die die Schuldknechtschaft verbieten, ins nationale<br />
Recht überführt worden sind. Wer greift ein<br />
und befreit sie aus dieser entwürdigenden Abhängigkeit?<br />
Bruchbuden aus Pappe, Blech und Abfallmaterialien<br />
sind noch immer <strong>das</strong> Zuhause für zahllose<br />
Menschen. Fast alle Staaten erkennen <strong>das</strong> Menschenrecht<br />
auf „angemessenes Wohnen“ an. Wer<br />
sorgt dafür, <strong>das</strong>s dieser „heilige Damm“ der Menschenrechte<br />
tatsächlich aufgerichtet <strong>wir</strong>d? Warum<br />
besteht <strong>das</strong> alles fort? Warum gewinnen <strong>wir</strong> den<br />
Eindruck, <strong>das</strong>s es den Reichen vor allem daran<br />
liegt, ihre Privilegien zu verteidigen und sogar auszubauen?<br />
Wie kann es sein, <strong>das</strong>s in vielen Ländern<br />
der Welt allerschlimmste Armut neben protzig zur<br />
Schau gestelltem Reichtum fortbesteht? Seit den<br />
ersten Gipfeln, die der deutsche Bundeskanzler<br />
Helmut Schmidt und der französische Staatspräsident<br />
Valerie Giscard d’Estaing 1976 einmal als<br />
„Kamingespräche“ im Schloss Rambouillet begonnen<br />
haben, haben die reichen Staaten versichert,<br />
<strong>das</strong>s Armutsbekämpfung zu den wichtigsten Zielen<br />
der Politik gehört. Zahlreiche Programme sind gestartet<br />
worden. Manche erinnern sich vielleicht<br />
noch an die große Weltversammlung der Vereinten<br />
Nationen in New York im Jahr 2000, dem „Millenniumsgipfel“.<br />
Bis 2015, so haben es praktisch alle<br />
Staaten der Welt zugesichert, soll die Anzahl der<br />
Allerärmsten halbiert sein. Alle Kinder sollen dann<br />
eine Schule besuchen. Sehr viel weniger Mütter<br />
sollen bei der Geburt ihrer Kinder sterben, sehr viel<br />
mehr Kinder die ersten fünf Lebensjahre überleben.<br />
Ist es nicht eine heilige Pflicht für Christen und<br />
Christinnen in allen Ländern, sich dafür mit allen<br />
Kräften einzusetzen?<br />
Wir sollen nicht ablassen, dafür zu beten, <strong>das</strong>s den<br />
Armen Gerechtigkeit widerfährt. Gott als der<br />
Schutz der Armen ist der Erste, der erfahren muss,<br />
<strong>das</strong>s uns <strong>das</strong> quält. Ihn müssen <strong>wir</strong> bitten, uns zu<br />
zeigen, wo <strong>wir</strong> besonders gebraucht werden.<br />
Die Partnerschaften unserer Gemeinden (Dekanate/<br />
Kirchenkreise) helfen uns, immer besser zu verstehen,<br />
wie andere leben. <strong>In</strong> Begegnungen mit unseren<br />
Partnern aus … (jeweilige Partnerschaft/en) erfahren<br />
<strong>wir</strong>, <strong>das</strong>s die schlimme Not in manchen<br />
Teilen der Welt bestimmt keine Folge von Faulheit<br />
ist. Wir verstehen, was es bedeutet, wenn Bäuerinnen<br />
in Westafrika ihr Geflügel nicht mehr verkaufen<br />
können, weil tief gefrorene Hühnerteile aus<br />
Europa trotz der Transportkosten billiger sind. Wir<br />
lernen in der Begegnung auch immer besser, wo<br />
die Projekte unserer Gemeinden von Brot für die<br />
Welt oder dem EED ansetzen müssen, um den<br />
Menschen <strong>wir</strong>ksame Hilfe zu bringen.<br />
Wir sollen auch den Regierungen in den Ohren liegen<br />
und sie daran erinnern, was ihre vornehmste<br />
Aufgabe sein müsste: sich für <strong>das</strong> Recht der Armen<br />
einzusetzen. Sie haben <strong>das</strong> ja auch alles zugesagt<br />
– in den Millenniumsentwicklungszielen, in den<br />
Menschenrechtspakten, die seit 40 Jahren gelten.<br />
Wir wollen aufmerksam sein, ob jetzt die reichen<br />
Staaten in Heiligendamm Ernst machen: weiter<br />
Schulden erlassen, Hilfe steigern, Wirtschaftsbeziehungen<br />
so gestalten, <strong>das</strong>s sie den armen Ländern<br />
zugute kommen. Eine Welt, die durch die Entfaltung<br />
der Wirtschaft, Bildung für viele und gut ausgestattete<br />
Forschung einen geradezu sagenhaften<br />
Reichtum entwickelt hat, wäre durchaus in der<br />
Lage, ein menschenwürdiges Leben in sozialer Sicherheit<br />
für alle zu schaffen. Regierungen, die im<br />
Jahr mehr als 1.000 Milliarden US-Dollar für <strong>das</strong> Militär<br />
und alleine ca. 350 Milliarden US-Dollar jährlich<br />
für die Subventionierung der Land<strong>wir</strong>tschaft<br />
ausgeben, wären in der Lage, Hunger und Elend zu<br />
besiegen, und gute Gesundheits- und Bildungseinrichtungen<br />
zur Verfügung zu stellen – für alle.<br />
„Heilige Dämme“ – <strong>das</strong> klang vielleicht am Anfang<br />
etwas pathetisch, und natürlich ist <strong>das</strong> Bild durch<br />
den Ortsnamen Heiligendamm angeregt worden.<br />
Aber es trifft doch: Als Christen und Christinnen erkennen<br />
<strong>wir</strong> in Gott den Gott, der sich um die Armen<br />
sorgt und der zu ihrem Schutz <strong>das</strong> Recht aufrichten<br />
will: Ein Damm gegen die Verletzung ihrer Würde.<br />
Das ist eine heilige Aufgabe, weil Gott sie will.<br />
Amen<br />
(Predigt: Werner Gebert und Jürgen Reichel mit Gedanken<br />
von Christian Reiser und Johann Schneider)<br />
• Lied: EG 295,1-3,<br />
Vertraut den neuen Wegen<br />
• Was <strong>wir</strong> tun können<br />
Die Pastorin oder der Pastor/die Pfarrerin oder der<br />
Pfarrer eröffnet ein 5-minütiges Gespräch darüber,<br />
wo sich die Gemeinde besonders engagieren könnte:<br />
• Das Leben feiern<br />
• Über einen nachhaltigen Lebensstil nachdenken<br />
• Soziale Werte höher achten als Besitz und Einkommen<br />
• Armen begegnen; von Armen lernen<br />
• Politik mit dem Einkaufskorb machen<br />
• Faire Produkte kaufen, einfacher leben<br />
• Uns besser informieren, wie die Verteilung der<br />
Güter in Deutschland und weltweit geschieht<br />
• Partnerschaftsarbeit der Gemeinden ausbauen<br />
• Gelder bei oikocredit anlegen<br />
• Appelle an Politiker für gerechte Verhältnisse<br />
unterschreiben<br />
• Den Reichen drastisch ins Gewissen reden<br />
• Sich für den Kirchlichen Entwicklungsdienst in<br />
der Landeskirche einsetzen<br />
• Die Aktion „Brot für die Welt“ stärker unterstützen<br />
• Organisationen beitreten, die sich für Gerechtigkeit<br />
einsetzen<br />
• Schuldenstreichung für arme Länder fordern<br />
• Die sog. Tobinsteuer fordern<br />
• Durchsetzung der bürgerlichen und sozialen<br />
Menschenrechte einfordern<br />
• Maßnahmen gegen die Privatisierung von Gesundheit<br />
und Bildung unterstützen<br />
• Verbot der Patentierung von Pflanzen und Lebewesen<br />
fordern<br />
• Sich für zivile Konfliktlösungen einsetzen<br />
• Lied: EG 428, 1-3,<br />
Komm in uns’re stolze Welt<br />
• Vaterunser: „8 Minuten für Gerechtigkeit“<br />
Während des ca. 8-minütigen Vaterunsers „8 Minuten<br />
für Gerechtigkeit“ sollten die Glocken läuten<br />
und sich mit allen denen verbinden, die in Mecklenburg,<br />
ganz Deutschland und darüber hinaus zu<br />
dieser Stunde um Gerechtigkeit beten.<br />
„Wenn aber ein Gebet recht sein soll, so muss es<br />
damit ernst sein, <strong>das</strong>s man seine Not fühlt, und<br />
zwar eine solche Not, die uns drückt und zum Rufen<br />
und Schreien treibt“, erklärt uns Martin Luther<br />
zum Vaterunser. Wenn jetzt die Regierungen Kana<strong>das</strong><br />
und der USA, von Russland und Japan, Großbritannien,<br />
Frankreich und Italien unter deutscher<br />
Leitung zusammentreffen, wollen <strong>wir</strong> für sie und<br />
uns beten und für alle Menschen, auf deren Leben<br />
die Entscheidungen, die in Heiligendamm fallen,<br />
Aus<strong>wir</strong>kungen haben:<br />
Pfarrer/in:<br />
Vater unser im Himmel,<br />
mit deiner väterlichen und mütterlichen Liebe umsorgst<br />
du uns.<br />
1. Sprecher/in:<br />
Doch viele Menschen verweigern deinen kleinen<br />
und großen Kindern, was Du ihnen zugedacht hast:<br />
Liebe und Fürsorge. Millionen Kinder werden ausgebeutet<br />
in Steinbrüchen, Fabriken und Haushalten;<br />
sie werden eingesperrt, geschlagen und missbraucht,<br />
sie werden um ihre Kindheit gebracht.<br />
2. Sprecher/in:<br />
Wir bitten um eine gute Zukunft für alle Kinder in<br />
dieser Welt.<br />
3. Sprecher/in:<br />
Wir bitten darum, <strong>das</strong>s deine Kirche überall dazu<br />
beiträgt, <strong>das</strong>s Kinder Schutz und Geborgenheit erfahren.<br />
13
14<br />
4. Sprecher/in:<br />
Wir bitten dich für die Mächtigen dieser Welt, <strong>das</strong>s<br />
sie sich ihrer Verantwortung bewusst sind, <strong>das</strong>s sie<br />
für die Welt von morgen entscheiden.<br />
Pfarrer/in:<br />
Herr, <strong>wir</strong> bitten dich: Kyrie eleison (EG 178.12)<br />
Pfarrer/in:<br />
Geheiligt werde dein Name,<br />
Gott, nach dessen Namen <strong>wir</strong> genannt sind, seitdem<br />
<strong>wir</strong> Christen geworden und getauft sind und<br />
von dem <strong>wir</strong> alle Güter empfangen.<br />
1. Sprecher/in:<br />
Deinem Namen <strong>wir</strong>d gespottet, wenn Menschen<br />
meinen, sie hätten alles zur Genüge, wenn sie nur<br />
ihren Besitz mehren und ihn schützen und alles<br />
darauf ausgerichtet <strong>wir</strong>d, Gut und Geld zu mehren.<br />
2. Sprecher/in:<br />
Wir bitten Dich für die Reichen in aller Welt, <strong>das</strong>s<br />
sie Besitz als Verpflichtung verstehen lernen,<br />
3. Sprecher/in:<br />
für uns in den Kirchen, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> uns an deinen Namen<br />
erinnern, wenn <strong>wir</strong> Geschäfte abschließen<br />
und Geld verwalten,<br />
4. Sprecher/in:<br />
und für unsere Regierungen, <strong>das</strong>s sie darauf achten,<br />
<strong>das</strong>s nicht Sonn- und Feiertage dem Konsum<br />
geopfert werden.<br />
Pfarrer/in:<br />
Herr, <strong>wir</strong> bitten dich: Kyrie eleison (EG 178.12)<br />
Pfarrer/in:<br />
Dein Reich komme,<br />
Gott, der du Recht und Gerechtigkeit liebst.<br />
1. Sprecher/in:<br />
Wir kennen die scheinbar unaufhaltsamen Kräfte,<br />
die die Einen ins Elend stürzen und den Andern ein<br />
Leben im Luxus ermöglichen. Du hast genug für<br />
alle geschaffen. Also müssen die Güter dieser Welt<br />
gerecht verteilt werden.<br />
2. Sprecher/in:<br />
Wir bitten für uns, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> aufmerksamer darauf<br />
achten, wo Menschen um uns herum in Not und<br />
Bedrängnis geraten,<br />
3. Sprecher/in:<br />
für deine Kirche, <strong>das</strong>s sie für die spricht, die die Armut<br />
sprachlos gemacht hat,<br />
4. Sprecher/in:<br />
und für diejenigen, die die großen Entscheidungen<br />
fällen, <strong>das</strong>s sie dessen eingedenk sind, <strong>das</strong>s es ihre<br />
erste Aufgabe ist, für Gerechtigkeit zu sorgen.<br />
Pfarrer/in:<br />
Herr, <strong>wir</strong> bitten dich: Kyrie eleison (EG 178.12)<br />
Pfarrer/in:<br />
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf<br />
Erden,<br />
Gott, der sich in Christus Jesus seiner Macht entäußert<br />
hat, und seinen Willen kundgetan hat, indem<br />
er demütig und gewaltlos zu uns Menschen gekommen<br />
ist.<br />
1. Sprecher/in:<br />
Und doch glauben Menschen, <strong>das</strong>s sie deinen Willen<br />
erfüllen, wenn sie sich von Andersgläubigen<br />
abgrenzen und andere bekämpfen und wenn sie<br />
Kreuzzüge und Heilige Kriege führen.<br />
2. Sprecher/in:<br />
Wir bitten dich für alle gläubigen Menschen auf<br />
dieser Welt, <strong>das</strong>s der Glaube an dich sie in die Liebe<br />
führt,<br />
3. Sprecher/in:<br />
für die Predigerinnen und Priester aller Religionen,<br />
<strong>das</strong>s sie zum Frieden anhalten,<br />
4. Sprecher/in:<br />
für die Regierungen der Staaten, <strong>das</strong>s sie der Versuchung<br />
widerstehen, in Auseinandersetzungen<br />
und Konflikte religiöse Verschiedenheiten zu missbrauchen.<br />
Pfarrer/in:<br />
Herr, <strong>wir</strong> bitten dich: Kyrie eleison (EG 178.12)<br />
Pfarrer/in:<br />
Unser tägliches Brot gib uns heute,<br />
der du uns unsere Nahrung und Kleidung und alles,<br />
was <strong>wir</strong> zum Leben benötigen, zukommen lassen<br />
willst.<br />
1. Sprecher/in:<br />
Du weißt, wie oft und schwer die Würde vieler<br />
Menschen verletzt <strong>wir</strong>d,<br />
weil man ihnen elementare Menschenrechte verwehrt:<br />
<strong>das</strong> Recht auf Nahrung, auf Gesundheit, auf Bildung,<br />
auf Selbstbestimmung, auf die eigene Kultur.<br />
2. Sprecher/in:<br />
<strong>wir</strong> bitten dich für uns, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> auch morgen haben,<br />
was <strong>wir</strong> zum Leben brauchen,<br />
3. Sprecher/in:<br />
für alle, die nicht wissen, wie sie morgen ihre Reisschale<br />
oder ihren Teller füllen, <strong>das</strong>s ihre Not zum<br />
Himmel schreit, weil sich kein Helfer für sie findet,<br />
4. Sprecher/in:<br />
und <strong>das</strong>s ihr Schreien von den Regierenden gehört<br />
<strong>wir</strong>d, <strong>das</strong>s sie sie sich daran erinnern, wie sehr sie<br />
sich vor dir schuldig machen.<br />
Pfarrer/in:<br />
Herr, <strong>wir</strong> bitten dich: Kyrie eleison (EG 178.12)<br />
Pfarrer/in:<br />
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch <strong>wir</strong><br />
vergeben unseren Schuldigern,<br />
Gott, der unsere Sünde nicht ansieht und uns nicht<br />
vorhält, was <strong>wir</strong> täglich verdienen, sondern uns<br />
täglich zu neuem Leben aufrichtet.<br />
1. Sprecher/in:<br />
Und doch leben Menschen in vielen Ländern der<br />
Welt in Schuldknechtschaft und verkaufen sich und<br />
ihre Kinder, weil es kein Entrinnen gibt. Und doch<br />
sitzen so viele Länder in der Schuldenfalle und tragen<br />
an Zinsen und Zinseszinsen von Krediten, die<br />
oft unter fragwürdigen Bedingungen gegeben worden<br />
sind.<br />
2. Sprecher/in:<br />
Wir bitten dich für uns, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> noch besser verstehen,<br />
wie der Glaube an deine Gnade uns zu Menschen<br />
machen soll, die andere nicht bei dem verhaftet,<br />
was sie schuldig geblieben sind.<br />
3. Sprecher/in:<br />
Wir bitten dich für alle, die heute in sklavenähnlichen<br />
Bedingungen leben, <strong>das</strong>s sie Menschen finden,<br />
die sich für ihre Befreiung einsetzen.<br />
4. Sprecher/in:<br />
Wir bitten für die Regierungen dieser Welt und diejenigen,<br />
die die Schuldscheine der armen Länder in<br />
ihren Händen halten, <strong>das</strong>s sie den Neuanfang ermöglichen,<br />
der so dringend nötig ist.<br />
Pfarrer/in:<br />
Herr, <strong>wir</strong> bitten dich: Kyrie eleison (EG 178.12)<br />
Pfarrer/in:<br />
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern<br />
erlöse uns von dem Bösen,<br />
Gott, der du dich in Jesus Christus der Versuchung<br />
der Macht ausgesetzt hast:<br />
1. Sprecher/in:<br />
Denn deine Schöpfung <strong>wir</strong>d verschmutzt und beschädigt<br />
durch die Bosheit des menschlichen Herzens,<br />
durch Habgier und Korruption, durch die erbarmungslose<br />
Jagd auf Brennstoffe, durch den<br />
rücksichtslosen Abbau von Rohstoffen, durch den
hohen und schnellen Verbrauch deiner für alle geschaffenen<br />
Güter.<br />
2. Sprecher/in:<br />
Wir bitten dich für uns, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> die Augen öffnen<br />
und ermessen lernen, wie unser Lebensstil Erde,<br />
Luft und Wasser belastet,<br />
3. Sprecher/in:<br />
Wir bitten dich für die Menschen, deren Böden vertrocknen<br />
oder überschwemmt werden.<br />
4. Sprecher/in:<br />
Wir bitten dich für die Regierungen unserer Länder<br />
und die, die sie beraten und beeinflussen, <strong>das</strong>s sie<br />
umsteuern und alles tun, <strong>das</strong>s diese Erde ein<br />
freundlicher Ort für unsere Nachkommen <strong>wir</strong>d.<br />
Pfarrer/in:<br />
Herr, <strong>wir</strong> bitten dich: Kyrie eleison (EG 178.12)<br />
Pfarrer/in:<br />
<strong>In</strong> der Stille legen <strong>wir</strong> vor Gott, wofür ihn bitten<br />
wollen:<br />
Stilles Gebet<br />
Pfarrer/in:<br />
Denn dein ist <strong>das</strong> Reich und die Kraft<br />
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.<br />
Amen<br />
(Gebet: Jürgen Reichel)<br />
• (eventuell Bekanntmachungen)<br />
• Lied: EG 171,1, Bewahre uns Gott<br />
• Segen<br />
Pfarrer/in:<br />
Gott der Stärke, möge die Kühnheit deines Geistes<br />
uns verwandeln, möge die Güte deines Geistes uns<br />
führen, mögen die Gaben deines Geistes uns befä-<br />
higen, dir zu dienen und dich anzubeten in der Gemeinschaft<br />
mit unseren Schwestern und Brüdern<br />
auf dem ganzen Erdkreis<br />
jetzt und immerdar.<br />
Durch Jesus Christus.<br />
Amen<br />
• Musikalisches Nachspiel und Auszug der an<br />
der Feier Mit<strong>wir</strong>kenden<br />
Das Gottesdienstmaterial kann bestellt werden.<br />
Hinweise siehe unter „Material zur Weiterarbeit“.<br />
Evangelischer Entwicklungsdienst, Bonn,<br />
Pfarrer Jürgen Reichel,<br />
Heinz Fuchs und<br />
Pfarrer Werner Gebert<br />
15
16<br />
GOTTESDIENST-<br />
LICHE<br />
ENTWÜRFE<br />
<strong>In</strong> vielen Orten ist es gute Tradition, ökumenische<br />
Pfingstgottesdienste zu feiern. Auf dem Weg der<br />
Vorbereitung für die 3. <strong>Europäische</strong> Ökumenische<br />
Versammlung ist <strong>das</strong> Pfingstfest eine besondere<br />
Zeit des <strong>In</strong>nehaltens und gemeinsamen Feierns. Zu<br />
diesem Gottesdienst können Delegierte nach Sibiu/<br />
Hermannstadt aus der Region (siehe Delegiertenliste<br />
in diesem Heft) eingeladen werden.<br />
Ökumenischer Pfingstgottesdienst auf dem<br />
Weg der 3. <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung<br />
EG -Evangelisches Gesangbuch, GL-Gotteslob,<br />
TM-Thuma Mina (Ökumenisches Liederbuch)<br />
Orgel/Einzug der Mit<strong>wir</strong>kenden<br />
Begrüßung und Eingangsworte<br />
L Das <strong>Licht</strong> Christi scheint auf alle – Hoffnung auf<br />
Erneuerung und Einheit in Europa.<br />
Unter diesem Motto sind <strong>wir</strong> eingeladen auf<br />
den Weg der 3. <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen<br />
Versammlung. <strong>In</strong> diesem Gottesdienst wollen<br />
<strong>wir</strong> uns mitnehmen lassen auf diesen Weg und<br />
uns von Gottes Geist bewegen und ermutigen<br />
lassen.<br />
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes<br />
und des Heiligen Geistes.<br />
GOTTES GEIST BEWEGT UNS<br />
Eingangslied Komm, o komm, du Geist des<br />
Lebens EG 134/GL 863<br />
Psalm Ps 36, 6-10<br />
L Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist<br />
und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen<br />
G Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes<br />
und dein Recht wie die große Tiefe.<br />
L Wie köstlich ist deine Güte Gott,<br />
<strong>das</strong>s Menschenkinder unter dem Schatten deiner<br />
Flügel Zuflucht haben.<br />
G Sie werden satt von den Gütern deines Hauses<br />
und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem<br />
Strom.<br />
L Denn bei dir ist die Quelle des Lebens<br />
und in <strong>deinem</strong> <strong>Licht</strong> <strong>sehen</strong> <strong>wir</strong> <strong>das</strong> <strong>Licht</strong>.<br />
Gebet<br />
L Wie Bäume auf festem Grund<br />
so strecken <strong>wir</strong> unsere Wurzeln zu dir, Gott.<br />
Du nährst uns. Du stärkst uns.<br />
Die Frucht unseres Lebens wächst aus deiner<br />
Kraft.<br />
Lob und Dank sei dir in Ewigkeit. Amen.<br />
Lied Strahlen brechen viele<br />
aus einem <strong>Licht</strong> EG 268<br />
Lesung 1. Kor 12, 4-11<br />
Liedruf Gottes Wort ist wie <strong>Licht</strong><br />
in der Nacht EG 572/TM 76<br />
Glaubensbekenntnis<br />
L Mit den Worten des Ökumenischen Glaubensbekenntnisses<br />
wollen <strong>wir</strong> unseren gemeinsamen<br />
Glauben bekennen:<br />
G Wir glauben an den einen Gott, / den Vater,<br />
den Allmächtigen, / der alles geschaffen hat, /<br />
Himmel und Erde, / die sichtbare und die unsichtbare<br />
Welt. /<br />
Wir glauben an den einen Herrn Jesus Christus,<br />
/ Gottes eingeborenen Sohn, / aus dem Vater<br />
geboren vor aller Zeit: / <strong>Licht</strong> vom <strong>Licht</strong>, / wahrer<br />
Gott vom wahren Gott, / gezeugt, nicht geschaffen,<br />
/ eines Wesens mit dem Vater; / durch<br />
ihn ist alles geschaffen. / Für uns Menschen<br />
und zu unserem Heil / ist er vom Himmel gekommen,<br />
/ hat Fleisch angenommen / durch<br />
den Heiligen Geist / von der Jungfrau Maria /<br />
und ist Mensch geworden. / Er wurde für uns<br />
gekreuzigt / unter Pontius Pilatus, / hat gelitten<br />
und ist begraben worden, / ist am dritten Tage<br />
auferstanden nach der Schrift / und aufgefahren<br />
in den Himmel. / Er sitzt zur Rechten des<br />
Vaters / und <strong>wir</strong>d wiederkommen in Herrlichkeit,<br />
/ zu richten die Lebenden und die Toten, /<br />
seiner Herrschaft <strong>wir</strong>d kein Ende sein. /<br />
Wir glauben an den Heiligen Geist, / der Herr<br />
ist und lebendig macht, / der aus dem Vater<br />
hervorgeht, / der mit dem Vater und dem Sohn<br />
/ angebetet und verherrlicht <strong>wir</strong>d, / der gesprochen<br />
hat durch die Propheten, / und die eine,<br />
heilige, katholische (christliche) und apostolische<br />
Kirche. / Wir bekennen die eine Taufe / zur<br />
Vergebung der Sünden. / Wir erwarten die Auferstehung<br />
der Toten / und <strong>das</strong> Leben der kommenden<br />
Welt. Amen.<br />
Lied O Heilger Geist, kehr bei uns ein<br />
EG 130, 1-3 (ö)<br />
Symbolhandlung „Zeichen des Geistes –<br />
Hoffnung auf Erneuerung“<br />
L Gottes Geist will Neues schaffen. Er setzt Zeichen<br />
der Hoffnung auf Erneuerung und Versöhnung,<br />
auf ein neues Miteinander über Grenzen<br />
und Kulturen hinweg.<br />
Er öffnet uns die Augen für den Reichtum seiner<br />
Gaben und die Früchte seiner Kraft.<br />
Auf dem Weg der 3. <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen<br />
Versammlung wollen <strong>wir</strong> für <strong>das</strong> danken,<br />
was Gottes Geist an Gutem unter uns <strong>wir</strong>kt.<br />
Gemeinsam wollen <strong>wir</strong> teilen, wie und wo Gottes<br />
Geist <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> Christi zum Leuchten bringt.<br />
Jede Gemeinde bringt ein Symbol mit, <strong>das</strong> unter<br />
Bezugnahme auf einen Leitsatz bzw. ein Themenfeld<br />
der Charta Oecumenica an ein ermutigendes<br />
Beispiel bzw. einer Erfahrung aus dem lokalen und<br />
ökumenischen Kontext erinnert und mit einem<br />
konkreten Bereich (Projekt/Aktion/Gruppe) einzelner<br />
Gemeinden verknüpft ist.<br />
Der Vertreter/die Vertreterin der Gemeinde bringt<br />
es nach vorne und stellt es auf einem Tisch im Choraum/Altarraum<br />
ab. Dabei sagt er/sie:
Ich komme von der Evangelischen Kirchengemeinde<br />
(von der Katholischen Pfarrgemeinde,<br />
von der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde,<br />
der Orthodoxen Gemeinde…) und bringe mit<br />
…. . Dies soll ein Zeichen sein für….<br />
Nach jedem Votum bekräftigt die Gemeinde:<br />
G Gott, du setzt Zeichen der Hoffnung mitten unter<br />
uns. Wir danken dir.<br />
Lied Meine Hoffnung und meine Freude<br />
TM 92<br />
Predigt<br />
(Fokus: „Die der Geist Gottes leitet, die sind Gottes<br />
Kinder“ (Röm 8,14)<br />
oder „Lebt als Kinder des <strong>Licht</strong>s“ (Eph 5,8)<br />
Lied Lass uns den Weg<br />
der Gerechtigkeit gehn TM 245<br />
Fürbitten/Litanei<br />
zu den 9 thematischen Foren der 3. EÖV, nach jeder<br />
Fürbitte <strong>wir</strong>d ein Sibiu-<strong>Licht</strong> entzündet und auf<br />
den Boden (oder einem Tisch) im Chorraum abgestellt.<br />
Dialog, Einheit der Kirchen<br />
L Christus, Du bist die Quelle unserer Einheit.<br />
Lass die Kirchen nicht nachlassen in dem Bemühen,<br />
die Einheit in Dir zu suchen und sie in<br />
ihrem Miteinander sichtbar werden zu lassen.<br />
Wir bitten:<br />
G Christus, Dein <strong>Licht</strong> scheine auf alle.<br />
Spiritualität, Gemeinsames Beten<br />
L Christus, in Dir liegt die Weite und Tiefe unseres<br />
Glaubens. Lass uns aus dem Reichtum un-<br />
serer geistlichen Traditionen schöpfen und miteinander<br />
im Gebet vereint sein. Wir bitten:<br />
G Christus, Dein <strong>Licht</strong> scheine auf alle.<br />
Gemeinsames Zeugnis, Mission<br />
L Christus, Du bist <strong>das</strong> Heil der Welt. Lass die Kirchen<br />
gemeinsam einladende und glaubhafte<br />
Boten und Zeugen Deines befreienden Evangeliums<br />
sein. Wir bitten:<br />
G Christus, Dein <strong>Licht</strong> scheine auf alle.<br />
Beitrag der Kirchen zum Aufbau der Zukunft<br />
Europas<br />
L Christus, Du überwindest Mauern und Grenzen.<br />
Lass <strong>das</strong> Reden und Handeln der Kirchen<br />
in Europa dazu dienen, <strong>das</strong>s Solidarität und<br />
Menschlichkeit <strong>das</strong> politische und gesellschaftliche<br />
Klima Europas prägen. Wir bitten:<br />
G Christus, Dein <strong>Licht</strong> scheine auf alle.<br />
Beziehungen zu den Religionen<br />
L Christus, Du gewährst Raum für Menschen in<br />
ihrer Verschiedenheit und Andersartigkeit. Lass<br />
uns <strong>das</strong> Gespräch über Religionsgrenzen hinweg<br />
suchen, um Entfremdungen zu überwinden<br />
und Feindschaften entgegenzu<strong>wir</strong>ken. Wir<br />
bitten:<br />
G Christus, Dein <strong>Licht</strong> scheine auf alle.<br />
Versöhnung von Völkern und Kulturen, Migration<br />
L Christus, Du vereinst Menschen aus allen Völkern<br />
und Kulturen. Lass unsere Kirchen dazu<br />
beitragen, <strong>das</strong>s sich Menschen in ihrer unterschiedlichen<br />
Herkunft und Kultur achten und<br />
wertschätzen. Wir bitten:<br />
G Christus, Dein <strong>Licht</strong> scheine auf alle.<br />
Frieden<br />
L Christus, Du schenkst uns Deinen Frieden. Lass<br />
die Kirchen in Europa dem Hass und der Gewalt<br />
mutig entgegentreten und dem Frieden<br />
und der Versöhnung den Weg bereiten. Wir bitten:<br />
G Christus, Dein <strong>Licht</strong> scheine auf alle.<br />
Gerechtigkeit<br />
G Christus, Deine Gerechtigkeit überwindet unsere<br />
Ungerechtigkeit. Lass <strong>das</strong> Handeln der Kirchen<br />
darauf gerichtet sein, <strong>das</strong>s die <strong>wir</strong>tschaftlichen<br />
Reichtümer gerecht verteilt werden und<br />
allen Menschen gleiche Lebenschancen offen<br />
stehen. Wir bitten:<br />
L Christus, Dein <strong>Licht</strong> scheine auf alle.<br />
Bewahrung der Schöpfung<br />
L Christus, in Dir spiegelt sich die Fülle und die<br />
Schönheit der ganzen Schöpfung. Lass uns <strong>das</strong><br />
bedrohte Leben auf unserer Erde schützen und<br />
verantwortlich mit den Grundlagen und Gütern<br />
der Schöpfung umgehen. Wir bitten:<br />
G Christus, Dein <strong>Licht</strong> scheine auf alle.<br />
Vaterunser<br />
Lied Nun singe Lob, du Christenheit<br />
EG 265/GL 638<br />
Sendung und Segen<br />
Lied Vertraut den neuen Wegen EG 395<br />
Orgel/Auszug<br />
Pastor Dr. Klaus Peter Voß,<br />
Frankfurt am Main<br />
Gebet aus der Sammlung<br />
des Weltgebetstages<br />
„Heiliger Geist, erfülle uns“<br />
Schlank wie die Zeder des Libanon<br />
Leicht wie der Flaum einer Feder<br />
Lebendig wie die Flamme des Feuers –<br />
sich wiegen im Windhauch des Geistes.<br />
Erfüllt von Ruach, Pneuma, Geistkraft<br />
gehalten von Gottes Schöpfungsodem<br />
umfangen von Gottes Liebeszusage<br />
gestärkt von Gottes Geistkraft<br />
möchte ich<br />
Mitschöpferin Gottes sein<br />
Lebensgebärerin Gottes sein<br />
Geistkraft Gottes über mich hinauswachsen<br />
lassen<br />
Eingespannt zwischen Himmel und Erde<br />
möchte ich tanzen<br />
wie eine Zeder des Libanons<br />
wie eine Feder<br />
wie eine Flamme<br />
im Windhauch des Geistes<br />
gehalten von den Händen Gottes.<br />
Hildegard Müller-Brünker<br />
17
18<br />
GOTTESDIENST-<br />
LICHE<br />
ENTWÜRFE<br />
Als Christen leben <strong>wir</strong> mit der Gewohnheit des persönlichen<br />
Gebetes. Wir sind davon überzeugt, <strong>das</strong>s<br />
Gott hört. Das Pfingstfest erinnert uns daran, <strong>das</strong>s<br />
<strong>wir</strong> in Jesus und durch den Heiligen Geist eine<br />
Stimme vor Gott haben. Er hört und erhört uns.<br />
Diese Wahrheit möchte der hier beschriebene Gottesdienst<br />
neu bewusst machen.<br />
Vielleicht <strong>wir</strong>d dem Leser bzw. der Leserin dieses<br />
Materialhefts <strong>das</strong> Konzept auf den ersten Blick befremdlich<br />
scheinen. Deshalb sollen hier noch einige<br />
erklärende Worte über den Hintergrund dieses Entwurfes<br />
gegeben werden.<br />
Als Gemeinschaft von Künstlern und Kreativen<br />
suchen <strong>wir</strong> seit längerer Zeit Wege, geistliche<br />
Wahrheiten multimedial zu kommunizieren und für<br />
junge Menschen zugänglich zu machen. Die Botschaft<br />
soll dem Besucher erlebbar werden, ja geradezu<br />
zum Anfassen nahe kommen. Dabei geht es<br />
jedoch nicht einfach um einen stark pädagogisierten,<br />
rationalen Verkündigungsansatz. Die Entwicklung<br />
der <strong>In</strong>halte <strong>wir</strong>d von den einzelnen Kreativen<br />
als Ausdruck des persönlichen Lobpreises empfunden<br />
und auch als solche im Gottesdienst eingesetzt.<br />
Die vorliegenden Texte und Materialien können im<br />
Gesamten oder auch in Auszügen in verschiedensten<br />
Kontexten Verwendung finden. Fühlen sie sich<br />
frei, sie auf die lokalen Gegebenheiten anzupassen.<br />
Benötigte Personen: Moderator, 2 Sprecher, Helfer<br />
Setting:<br />
Der Gottesdienstraum ist abgedunkelt und <strong>wir</strong>d<br />
mit meditativer Musik bespielt. Vor dem Betreten<br />
KONZEPT FÜR EINEN INTERAKTIVEN UND MULTIMEDIALEN PFINGSTGOTTESDIENST<br />
<strong>wir</strong>d jeder Besucher aufgefordert, sich mit einem<br />
starken Klebeband den Mund zuzukleben und dieses<br />
erst auf Anweisung wieder zu entfernen. Außerdem<br />
<strong>wir</strong>d jedem ein kleines Paket, bestehend<br />
aus einer kleinen Tafel mit Schnur zum Umhängen,<br />
einem Stück Kreide und einer Ration Brot und Traubensaft<br />
ausgehändigt. <strong>In</strong> den ersten Minuten werden<br />
die Besucher einfach mit dieser Situation alleine<br />
gelassen und können sich nur mit Hilfe von<br />
Tafeln und Kreide verständigen.<br />
Tipps zur Herstellung<br />
– Um Tafeln zu fertigen, gibt es in jedem Bastelladen<br />
selbstklebende Tafelfolie (bzw. Tafelfarbe<br />
zum Streichen) die man entweder auf Pappe<br />
oder Holz auftragen kann.<br />
– Die Gedenkmahlrationen lassen sich gut mit<br />
Brotwürfeln und leeren Fläschchen realisieren,<br />
die man in kleine Papierbutterbrottüten steckt.<br />
Moderator: freie Begrüßung und Überleitung,<br />
eventuell Gebet.<br />
Vor langer Zeit fiel der Mensch aus Gottes Ordnung.<br />
Die Folge war der Verlust des Paradieses,<br />
eine unüberwindbare Trennung zwischen Gott und<br />
Mensch. Es war hinfort nicht mehr möglich, mit<br />
Gott in direktem Kontakt zu stehen. Es gab lediglich<br />
einzelne Auserwählte, Priester, Propheten,<br />
aber auch Richter und Könige, die als Repräsentanten<br />
und Stellvertreter Gottes zu seinem Volk sprachen.<br />
Einer von ihnen war Zacharias:<br />
Sprecher 1: Geschichte von Zacharias<br />
Langsam entfernten sich die Schritte der anderen<br />
hinter ihm. Zacharias war allein. Allein an diesem<br />
heiligen und ehrfurchtgebietenden Ort. Er holte tief<br />
Luft und schritt im gedämpften <strong>Licht</strong> des Tempels<br />
langsam auf den Räucheraltar zu. Dieser Tag war<br />
der Höhepunkt seiner Karriere als Priester. Er hatte<br />
die ganze Nacht kein Auge zu getan, und schon<br />
seit Tagen an nichts anderes mehr denken können.<br />
Das Los war auf ihn gefallen! Unter 18.000 Priestern<br />
war er ausgewählt, heute <strong>das</strong> Rauchopfer darzubringen.<br />
Viele seiner Kollegen warteten ihr Leben<br />
lang vergeblich auf dieses Privileg. Beim<br />
Darbringen des Rauchopfers kam man näher an<br />
<strong>das</strong> Allerheiligste, Gottes irdisches Zuhause, als irgendwo<br />
sonst. Schon oft hatte er sich gefragt, wie<br />
es sich anfühlen müsste, IHM so nah zu kommen.<br />
Doch jetzt und hier kam ihm dies alles sehr un<strong>wir</strong>klich<br />
vor. Er hätte sich gewünscht in diesem erhabenen<br />
Moment intensiv zu fühlen, aber ihm war, als<br />
würde er gar nicht <strong>wir</strong>klich verstehen, was er hier<br />
gerade tat.<br />
Es hatte sich in seinem Heimatort wie ein Lauffeuer<br />
herumgesprochen, <strong>das</strong>s er heute <strong>das</strong> Räucheropfer<br />
durchführte. Seine Frau hoffte insgeheim,<br />
<strong>das</strong>s dies ihm und seiner Familie wieder neu<br />
zu An<strong>sehen</strong> verhelfen würde. Normalerweise waren<br />
Priester Respektspersonen, aber die Nachbarn<br />
waren misstrauisch und machten einen Bogen um<br />
Elisabeth und ihn, da sie keine Kinder hatten. Kinder<br />
galten als Zeichen des Segens von Gott, und<br />
ein Priester ohne Segen schien den Leuten nicht<br />
vertrauenswürdig.<br />
Mittlerweile war er beim Altar angekommen. Seine<br />
Hände zitterten vor Aufregung. Er sah die Tür zum<br />
Allerheiligsten. Hinter dieser Tür stand die Bundeslade,<br />
und nur einmal im Jahr am Versöhnungstag<br />
war es dem Hohenpriester erlaubt hineinzugehen.<br />
Er war dabei mit einer Schnur gesichert, um ihn<br />
notfalls herausziehen zu können, denn man wusste<br />
nie, was dort geschah. Dies schließlich war die<br />
Wohnung Gottes, des Schöpfers des Universums!<br />
Er legte sein Räucherwerk auf den Altar und entzündete<br />
es wie in seiner Priesterordnung vorgeschrieben.<br />
Qualm stieg auf und verbreitete einen<br />
angenehmen Duft im ganzen Tempel. Das Rauchopfer<br />
symbolisierte die Gebete des Volkes. Es war<br />
früh am Morgen und hunderte von Gläubigen standen<br />
vor dem Tempel und warteten auf Zacharias.<br />
Er war ihr Priester an diesem Tag, ihr Stellvertreter.<br />
Er trat für sie alle vor Gott!<br />
Als <strong>das</strong> Rauchopfer richtig brannte, verneigte er<br />
sich kurz, drehte sich um und ging auf den Ausgang<br />
zu. Das war es also? Das war also der Moment<br />
gewesen, auf den er seit Jahrzehnten gewartet<br />
hatte? Zacharias war enttäuscht! Doch plötzlich<br />
bemerkte er, wie sich der Raum hinter ihm erhellte<br />
und ein gleißendes <strong>Licht</strong> lange Schatten an die<br />
Tempelwände warf. Was war <strong>das</strong>? Er hielt im Lauf<br />
inne und drehte seinen Kopf langsam über seine<br />
Schulter... Auf der rechten Seite, zwischen dem<br />
Räucheraltar und den goldenen Leuchtern stand<br />
eine weiß schimmernde Gestalt. Angst durchfuhr<br />
Zacharias, er drehte sich erschrocken dem <strong>Licht</strong>wesen<br />
zu. Was sollte er tun? Sollte er versuchen, los<br />
zu rennen und den Ausgang zu erreichen? Er blieb<br />
wie gelähmt stehen. Der Engel kam ein paar Schritte<br />
auf ihn zu und sprach mit einer sanften Stimmte:<br />
„Zacharias, fürchte Dich nicht! Ich bin hier, um Dir
zu sagen, <strong>das</strong>s Deine Gebete erhört wurden. Deine<br />
Frau <strong>wir</strong>d ein Kind bekommen, einen Jungen. Gebt<br />
ihm den Namen Johannes. Gott hat Großes mit ihm<br />
vor. Er <strong>wir</strong>d die Kraft und die Art des Elia besitzen<br />
und viele im Volk zurück zu Gott führen.“<br />
Zacharias fasste all seinen Mut zusammen und<br />
sprach: „Aber meine Frau und ich sind mittlerweile<br />
viel zu alt, um Kinder zu bekommen. Wie kann ich<br />
glauben, <strong>das</strong>s diese Verheißung wahr ist? Woran<br />
soll ich dies erkennen?“ Der Engel entgegnete:<br />
„Gott hat mich geschickt, um Dir diese Botschaft<br />
zu überbringen, doch Du glaubst nicht? So sollst du<br />
zum Zeichen bis zur Geburt Deines Sohnes nicht<br />
mehr sprechen können.“ Dann verschwand der<br />
Engel, so schnell wie er gekommen war. Zacharias<br />
stand noch einen Moment da. War es Realität gewesen,<br />
was er eben ge<strong>sehen</strong> hatte?<br />
Es dauerte einen Moment bis sich die Augen wieder<br />
an <strong>das</strong> schummrige <strong>Licht</strong> gewöhnt hatten.<br />
Dann ging er langsam nach draußen. Er blinzelte,<br />
als er in die Sonne trat. Das Volk wartete schon auf<br />
ihn. Doch als er seine Stimme erheben wollte, verließ<br />
kein Laut seine Lippen. Er war stumm!<br />
Moderator:<br />
An diesem Tag verlor Zacharias seine Stimme. Was<br />
für eine Symbolik: Der Fürsprecher vor Gott verliert<br />
seine Stimme, als Zeichen dafür, <strong>das</strong>s eine Stimme<br />
geboren werden <strong>wir</strong>d in der Kraft des Elia, die den<br />
Messias ankündigt.<br />
Zacharias konnte tatsächlich so lange nicht mehr<br />
sprechen, bis Johannes der Täufer geboren war. <strong>In</strong><br />
der Zwischenzeit schrieb er alles, was er sagen<br />
wollte, auf eine kleine Tafel.<br />
Start des Videoclips 1 (von der beiliegenden CD)<br />
„Reden gegen die Wand“: Der Clip kann in ständiger<br />
Wiederholung im Hintergrund laufen und die<br />
Texte und <strong>In</strong>teraktionen visuell untermalen.<br />
Wie wichtig etwas ist, <strong>das</strong> <strong>wir</strong> für selbstverständlich<br />
nehmen, merken <strong>wir</strong> oftmals erst, wenn <strong>wir</strong> es<br />
verlieren. Vielleicht findest Du es schwierig im Moment,<br />
wie Zacharias keine Stimme zu haben. Doch<br />
hier geht es heute nicht einfach nur um unsere physische<br />
Stimme. Es geht auch darum, deutlich zu<br />
machen, wie selbstverständlich es für uns ist, eine<br />
Stimme vor Gott zu haben. Doch es gab eine Zeit,<br />
in der ein Stellvertreter nötig war, um mit Gott in<br />
Kontakt zu treten.<br />
Wie fühlt es sich an, wenn jemand anderes für dich<br />
spricht, wenn ein Fürsprecher stellvertretend für<br />
dich betet?<br />
Sprecher 1 (lesen im Stil von Klingeltonwerbung)<br />
Hast du Sehnsucht nach Gott?<br />
Drücke deine Sehnsucht in einer SMS aus. Schicke<br />
sie an (Tel.-Nr. einsetzen).<br />
Deine SMS <strong>wir</strong>d umgehend an Gott weitergeleitet<br />
werden!<br />
Wünschst du dir eine Begegnung mit Gott?<br />
Drücke deinen Wunsch in einer SMS aus. Schicke<br />
sie an (Tel.-Nr. einsetzen).<br />
Deine SMS <strong>wir</strong>d an Gott weitergeleitet werden!<br />
Brauchst du Gottes Reden in <strong>deinem</strong> Leben?<br />
Drücke dein Bedürfnis nach Gott in einer SMS aus.<br />
Schicke sie an (Tel.-Nr.).<br />
Deine SMS <strong>wir</strong>d an Gott weitergeleitet werden!<br />
<strong>In</strong>teraktion:<br />
Die Besucher (immer noch mit dem Klebeband über<br />
dem Mund) sollen im nächsten Teil erleben, wie es<br />
ist, wenn unsere Gebete über einen Mittler an Gott<br />
weitergeleitet werden. Dazu können sie per Mobiltelefon<br />
eine anonyme Gebets-SMS an eine bestimmte<br />
Nummer (bsp. Nummer der Helfer) weiterleiten.<br />
Die entsprechende Person, bei der die Gebetsnachrichten<br />
eingehen, ist nicht sichtbar und liest diese<br />
dann bewusst monoton und herzlos vor.<br />
Mit technischen Mitteln lässt sich die Wirkung<br />
noch verstärken. Am einfachsten ist die Verwendung<br />
eines Effektgerätes, mit Hilfe dessen man die<br />
Stimme des Sprechers verfremdet.<br />
Noch <strong>wir</strong>kungsvoller ist es, wenn man ein Pocket<br />
PC Handy zur Hand hat, <strong>das</strong> die Texte per Sprachwiedergabe<br />
mit Computerstimme vorliest.<br />
Clip 1 stoppen!<br />
Sprecher 1<br />
Bibellesung, Kreuzigung nach Walter Jens<br />
Über seinem Haupt aber hatten sie eine Tafel befestigt,<br />
auf der seine Schuld stand: Dies ist Jesus,<br />
der König der Juden, und neben ihm – der eine zur<br />
Rechten, der andere zur Linken – hingen zwei Räuber,<br />
die sie zusammen mit ihm hatten kreuzigen<br />
lassen.<br />
Die Menschen kamen und gingen, sie schlenderten<br />
vorbei, schüttelten den Kopf, verspotteten ihn und<br />
riefen ihm zu: „Hilf Dir doch selbst, wenn Du Gottes<br />
Sohn bist, du reißt ja auch den Tempel ab und<br />
baust ihn in drei Tagen wieder auf! Komm, steig<br />
herunter vom Kreuz!“<br />
Auch die großen Priester, die Mächtigen und<br />
Schriftausleger verspotteten ihn: „Andere<br />
hast du gerettet, aber dich selbst rettest du<br />
nicht! Komm herunter vom Kreuz, König von<br />
Israel, und <strong>wir</strong> glauben an dich!“<br />
Er hat auf Gott vertraut,<br />
er hat gesagt, er sei sein Sohn:<br />
Mag Gott ihn doch retten,<br />
wenn er ihn will!“<br />
So verhöhnten ihn alle, selbst die beiden Räuber,<br />
die mit ihm gekreuzigt waren, lachten ihn aus. Um<br />
die sechste Stunde aber breitete sich über dem<br />
ganzen Land eine Finsternis aus und blieb bis zur<br />
neunten: Das war die Stunde, als Jesus zu schreien<br />
begann. „Eli, eli, lama sabachthani“ rief er, und<br />
seine Stimme war laut – <strong>das</strong> heißt: „Mein Gott!<br />
Mein Gott! Warum hast du mich allein gelassen?“<br />
Einige in der Nähe, hörten den Schrei: „Er ruft nach<br />
Elia“, und schon lief einer von ihnen hinzu, ergriff<br />
den Schwamm, tauchte ihn in Essig, steckte ihn auf<br />
einen Rohrstock und wollte Jesus zu trinken geben.<br />
Doch die anderen riefen: „Lass <strong>das</strong>! Hilf ihm nicht!<br />
Wir wollen <strong>sehen</strong>, ob Elia kommt und ihn rettet.“<br />
Jesus aber schrie lauf auf und ist gestorben.<br />
Sprecher 2: Poetischer Text<br />
Ein Wort<br />
Und der Schmerz endet<br />
Ein Wort<br />
Und <strong>das</strong> Blatt wendet sich<br />
Ein Wort<br />
Und der Mob, der verblendet,<br />
Sieht Dein wahres Gesicht<br />
Steig herab, wenn Du bist, was Du sagst!<br />
Man sagt:<br />
deine Stimme stillte Stürme,<br />
gab Stummen Stimmen,<br />
Blinden Blicke,<br />
Lahmen Schritte.<br />
Also bitte, hilf dir selbst dieses Mal!<br />
Die Qual könnte enden mit einem Wort!<br />
Wenn Du rufst, tragen Engel dich auf Händen fort<br />
und tauchen diesen Ort in gleißend weißes <strong>Licht</strong>,<br />
oder nicht?<br />
Ein Wort<br />
Und der Schmerz endet<br />
Ein Wort<br />
Und <strong>das</strong> Blatt wendet sich<br />
Ein Wort<br />
nur einen Atemzug weit weg<br />
Doch du sagst es nicht!<br />
Du schweigst. Bleibst stumm.<br />
Kein wortgewaltges Wort,<br />
nur ein: Es ist vollbracht!<br />
Bevor der Tag zur Nacht <strong>wir</strong>d<br />
Und <strong>das</strong> Wort stirbt...<br />
Das Fleisch war,<br />
ganz und gar Mensch.<br />
Einer von uns<br />
wandelte Wasser zu Wein,<br />
19
20<br />
kein Stein zu Brot,<br />
Tod zu Leben !<br />
Doch schwieg zuletzt, um uns eine Stimme zu<br />
geben!<br />
Deshalb kann ich hier und jetzt reden<br />
an jedem verdammten Tag.<br />
Sagen, was ich mag und hasse,<br />
mir wünsche, mich frage, nicht schaffe, nicht raffe.<br />
Und Du hörst mir zu, als gäbe es nur Dich und Mich.<br />
Du gabst mir eine Stimme unabänderlich...<br />
Ein Wort<br />
Und der Schmerz wär geendet<br />
Ein Wort<br />
Und <strong>das</strong> Blatt hätt sich gewendet<br />
Ein Wort<br />
Nur einen Atemzug weit weg.<br />
Entfernen der Klebestreifen.<br />
Moderator<br />
Gott sei Dank, schwieg Jesus am Kreuz!<br />
Gott sei Dank, erduldete er alles!<br />
Start des Videoclips 2 (von der beiliegenden CD)<br />
„Münder“. Der Clip kann in ständiger Wiederholung<br />
im Hintergrund laufen und die Texte und <strong>In</strong>teraktionen<br />
visuell untermalen.<br />
Durch Jesus haben <strong>wir</strong> eine Stimme vor Gott bekommen.<br />
Durch Jesus können <strong>wir</strong> heute direkt mit Gott kommunizieren.<br />
Wir brauchen keinen Mittler mehr, denn Jesus<br />
Christus ist unser Mittler.<br />
Wir brauchen keinen Computer mehr, der unsere<br />
SMS vorliest, denn Gott hört unsere Stimme.<br />
Wir können reden und Gott hört.<br />
Sein Ohr lauscht auf unsere Stimme.<br />
Wir wollen jetzt ein Erinnerungsmahl feiern, um<br />
uns an den Tod Jesu Christi zu erinnern.<br />
Er schwieg und starb, damit <strong>wir</strong> heute eine Stimme<br />
vor Gott haben.<br />
Das Abendmahl <strong>wir</strong>d meistens als ein Gemeinschaftsmahl<br />
gefeiert. Heute wollen <strong>wir</strong> seinen<br />
Schwerpunkt auf die persönliche Erinnerung legen.<br />
Jesus Christus ist für dich gestorben! Du hast eine<br />
Stimme vor Gott!<br />
<strong>In</strong> euren Tütchen findet ihr kleine Abendmahlsportionen<br />
und eine kurze Liturgie.<br />
Nimm dir Zeit, um ganz persönlich deinen Gott zu<br />
treffen.<br />
Feiere <strong>das</strong> Mahl mit ihm.<br />
Die Liturgie kann dir dabei helfen.<br />
Abendmahlsliturgie<br />
(zusammen mit kleinen Portionen Brot und Wein<br />
in dem persönlichen Päckchen enthalten, <strong>das</strong> die<br />
einzelnen Besucher am Eingang ausgehändigt bekommen<br />
haben)<br />
Einsetzungsworte<br />
Jesus sprach: „Dieses tut zu meinem Gedächtnis!“<br />
(Lukas 22,19)<br />
• Nimm <strong>das</strong> Brot!<br />
Das Brot soll dich daran erinnern, <strong>das</strong>s Gott ganz<br />
Mensch wurde.<br />
Das Brot soll dich daran erinnern, <strong>das</strong>s Gott anfassbar<br />
war wie dieses Brot.<br />
Das Brot soll dich daran erinnern, <strong>das</strong>s Gott in einem<br />
menschlichen Körper gequält wurde.<br />
• Bekenne:<br />
Mein Gott wurde verspottet.<br />
Mein Gott wurde geschlagen.<br />
Mein Gott wurde getötet.<br />
• Bete:<br />
Ich erinnere daran, <strong>das</strong>s dein Leib gebrochen<br />
wurde.<br />
Du musstest viel Leid ertragen, um mich neu<br />
mit dir zu vereinen.<br />
Ich danke dir, <strong>das</strong>s du Mensch wurdest, um<br />
meine Distanz zu dir zu überwinden!<br />
Ich esse <strong>das</strong> Brot, um dir nahe zu sein.<br />
• Iss <strong>das</strong> Brot!<br />
• Nimm den Wein!<br />
Der Wein soll dich daran erinnern, <strong>das</strong>s Gott ganz<br />
Mensch wurde.<br />
Der Wein soll dich daran erinnern, <strong>das</strong>s in seinen<br />
Adern menschliches Blut floss.<br />
Der Wein soll dich daran erinnern, <strong>das</strong>s Jesu Blut<br />
auf dem Weg zum Tod vergossen wurde.<br />
• Bekenne:<br />
Mein Gott wurde verwundet.<br />
Mein Gott wurde durchbohrt.<br />
Mein Gott wurde gequält.<br />
• Bete:<br />
Ich erinnere daran, <strong>das</strong>s dein Blut vergossen<br />
wurde.<br />
Du musstest viel Leid ertragen, um mich neu<br />
mit dir zu vereinen.<br />
Ich danke dir, <strong>das</strong>s du dein Blut vergossen hast, um<br />
meine Distanz zu dir zu überwinden!<br />
Ich trinke den Wein, um dir nahe zu sein.<br />
• Trink den Wein!<br />
Weil Jesus schweigend ertrug, hast du eine Stimme<br />
vor Gott!<br />
Weil du Brot und Wein nahmst, hast du Gemeinschaft<br />
mit Gott!<br />
• Rede persönlich mit <strong>deinem</strong> Gott! Er ist jetzt hier<br />
und hört dir zu!<br />
(Finde deine eigenen Worte!<br />
Erzähle ihm, wie es dir gerade geht!<br />
Sag ihm, was dich beschäftigt und worüber du<br />
nachdenkst!<br />
Sprich zu ihm über deine Bedürfnisse und Sorgen!<br />
Erzähle ihm, worüber du dich freust!<br />
Sag ihm, wer er für dich ist!)<br />
Moderator:<br />
Wir haben durch Jesus nicht nur eine Stimme vor<br />
Gott, sondern auch eine Stimme von Gott! Gott<br />
möchte jeden Einzelnen von uns benutzen, um anderen<br />
Menschen auf ihrem Weg weiter zu helfen.<br />
Wir sind berufen, uns gegenseitig zu ermutigen,<br />
zurechtzuweisen, zu ermahnen, uns neue Hoffnung<br />
zu geben und uns an die Worte Gottes zu erinnern.<br />
Ich bin mir sicher, <strong>das</strong>s jeder der hier Anwesenden,<br />
ob er schon mit 2 Jahren in einer Kinderbibel las<br />
oder heute den zweiten Gottesdienst seines Lebens<br />
besucht, irgendeinen Vers aus der Bibel kennt.<br />
Gott sagt, <strong>das</strong>s sein Wort lebendig ist und Leben<br />
weckt.<br />
Paulus sagt: Lasst <strong>das</strong> Wort Gottes reichlich unter<br />
euch wohnen.<br />
Was <strong>wir</strong> nun tun werden, ist, einfach überall im<br />
Raum Bibelverse laut auszusprechen. Jeder von<br />
euch ist gefordert, denn jeder hat eine Stimme.<br />
Lasst die Verse auf euch <strong>wir</strong>ken. Manche werdet<br />
ihr vielleicht schon nach Sekunden wieder vergessen<br />
haben, andere werden vielleicht lebendig für<br />
euch und sprechen zu euch. Merkt euch diese Verse,<br />
denkt darüber nach und nehmt ihre Bedeutung<br />
tief in euch auf.<br />
Los geht’s!<br />
Moderator: Abschluss, freies Gebet, Segen<br />
Mark Reichmann,<br />
Karlsruhe
Lord Je-sus Christ, your light shines with-in us. Let not my doubts norm a darkness speak to me.<br />
Lord Je-sus Christ, your light shines with-in us. Let my heart always welcome your love.<br />
Christus, dein <strong>Licht</strong> verklärt unsere Schatten, las-se nicht zu, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Dun-kel zu uns spricht.<br />
Christus, dein <strong>Licht</strong> er-strahlt auf der Erde, und du sagst uns: Auch ihr seid <strong>das</strong> <strong>Licht</strong>. Taizé<br />
Liturg/in: Im Namen des Vaters und des Sohnes<br />
und des Heiligen Geistes<br />
Alle: Amen<br />
Einer/uno/ Am Anfang, ganz am Anfang, als alles<br />
one noch dunkel war,<br />
sprach Gott: Es werde <strong>Licht</strong>.<br />
Alle: Und es ward <strong>Licht</strong> – è stata luce –<br />
and there was light<br />
(deutsch, italienisch, englisch oder andere<br />
Sprachen)<br />
Einer/uno/ Am Anfang, als alles noch lautlos war,<br />
one war <strong>das</strong> Wort bei Gott.<br />
Alle: Und was Gott war, war im Wort.<br />
– Che era Dio, diventa la parola –<br />
And that which God was, was in<br />
the Word<br />
Einer/uno/ Als die Zeit erfüllt war,<br />
one sandte Gott seinen Sohn.<br />
GOTTESDIENSTERÖFFNUNG IN MEHREREN SPRACHEN:<br />
DEUTSCH, ITALIENISCH, ENGLISCH<br />
(ÖKUMENISCHER VORBEREITUNGSKREIS WITTENBERG)<br />
Alle: Er kam zu uns.<br />
Er wurde einer von uns.<br />
Lui viene da noi.<br />
Lui diventa un di noi.<br />
He came to us.<br />
He became one of us.<br />
Liturg/in : Der Herr sei mit euch<br />
Alle: Und mit <strong>deinem</strong> Geist<br />
Lesung / Lecture – Die Gemeinde erhebt sich /<br />
si alza / stand –<br />
Chor / alle-all-tutti<br />
Christus, dein <strong>Licht</strong> / Jésus le Christ / Lord Jesus<br />
Christ / Cristo Jesus<br />
Matthäus 17,1-9<br />
Erzähler: Jesus nahm mit sich Petrus und Jakobus<br />
und Johannes, dessen Bruder, und<br />
führte sie allein auf einen hohen Berg.<br />
Alle gleichzeitig in verschiedenen Sprachen / tutti<br />
insieme nelle varie lingue / simultaneously in various<br />
languages:<br />
Jesus führte sie auf einen hohen Berg.<br />
Gesù li condusse sulla cima di un alto<br />
monte.<br />
Jesus led them up a high mountain.<br />
Erzähler: Und er wurde verklärt vor ihnen, und<br />
sein Angesicht leuchtete wie die Sonne<br />
und seine Kleider wurden weiß wie <strong>das</strong><br />
<strong>Licht</strong>.<br />
Alle gleichzeitig in verschiedenen Sprachen / tutti<br />
insieme nelle varie lingue / simultaneously in various<br />
languages:<br />
Und er wurde verklärt vor ihnen,<br />
Davanti ai loro occhi, egli cambio<br />
d’aspetto.<br />
And he was transfigured before them,<br />
Erzähler: Und siehe, da erschienen ihnen Mose<br />
und Elia; die redeten mit ihm. Petrus<br />
aber fing an und sprach zu Jesus:<br />
Petrus: Herr, hier ist gut sein!<br />
Alle gleichzeitig in verschiedenen Sprachen / tutti<br />
insieme nelle varie lingue / simultaneously in various<br />
languages:<br />
Herr, hier ist gut sein!<br />
Signore, com’è bello stare qui!<br />
Lord, it is well that we are here<br />
Petrus: Willst du, so will ich hier drei Hütten<br />
bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine.<br />
Erzähler: Als er noch so redete, siehe, da überschattete<br />
sie eine lichte Wolke.<br />
Und siehe, eine Stimme aus der Wolke<br />
sprach:<br />
GOTTESDIENST-<br />
LICHE<br />
ENTWÜRFE<br />
Stimme: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich<br />
Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!<br />
Alle gleichzeitig in verschiedenen Sprachen / tutti<br />
insieme nelle varie lingue / simultaneously in various<br />
languages:<br />
Dies ist meine lieber Sohn, den sollt ihr<br />
hören!<br />
Qesto è il moi amato Figlio,<br />
Ascoltatelo!<br />
This is my beloved Son, listen to him.<br />
Erzähler: Als <strong>das</strong> die Jünger hörten, fielen sie auf<br />
ihr Angesicht und erschraken sehr.<br />
Jesus aber trat zu ihnen, rührte sie an<br />
und sprach:<br />
Jesus: Steht auf und fürchtet euch nicht!<br />
Alle gleichzeitig in verschiedenen Sprachen / tutti<br />
insieme nelle varie lingue / simultaneously in various<br />
languages:<br />
Steht auf und fürchet euch nicht!<br />
Alzatevi. Non abbiate paura!<br />
Rise, and have no fear.<br />
Erzähler: Als sie aber ihre Augen aufhoben, sahen<br />
sie niemand als Jesus allein.<br />
Und als sie vom Berge hinabgingen, gebot<br />
ihnen Jesus und sprach:<br />
Jesus: Ihr sollt von dieser Erscheinung niemandem<br />
sagen, bis der Menschensohn von<br />
den Toten auferstanden ist.<br />
Chor / alle-all-tutti<br />
Christus, dein <strong>Licht</strong> / Jésus le Christ / Lord Jesus<br />
Christ / Cristo Jesus<br />
(auch in anderen Sprachen erweiterbar)<br />
21
22<br />
PREDIGTEN<br />
Weltweiter Horizont<br />
„Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich<br />
alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel<br />
her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher<br />
fährt, und erfüllte <strong>das</strong> ganze Haus, in dem sie waren.<br />
Und es erschienen ihnen Zungen wie von<br />
Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ<br />
sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen<br />
Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu<br />
reden, wie es der Geist ihnen eingab. <strong>In</strong> Jerusalem<br />
aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen<br />
Völkern unter dem Himmel. Als sich <strong>das</strong> Getöse erhob,<br />
strömte die Menge zusammen und war ganz<br />
bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden.<br />
Sie gerieten außer sich vor Staunen und sagten:<br />
Sind <strong>das</strong> nicht alles Galiläer, die hier reden?<br />
Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache<br />
hören: Parther, Meder und Elamiter, Bewohner<br />
von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien,<br />
von Pontus und der Provinz Asien, von<br />
Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem<br />
Gebiet Libyens nach Zyrene hin, auch die Römer,<br />
die sich hier aufhalten, Juden und Proselyten, Kreter<br />
und Araber, <strong>wir</strong> hören sie in unseren Sprachen<br />
Gottes große Taten verkünden“<br />
(Apostelgeschichte 2,1-11).<br />
Mancher Lektor, manche Lektorin tut sich schwer<br />
mit der Pfingsterzählung. Sie haben alle Mühe, die<br />
vielen Ländernamen richtig auf die Reihe zu bekommen.<br />
Und Pfarrer sagen dann oft: „Ach, lassen<br />
Sie die Namen doch einfach weg, die kennt ja<br />
doch niemand ...“ Das ist leicht gesagt. Damit<br />
wäre ein ganz zentraler <strong>In</strong>halt von Pfingsten gestrichen.<br />
Die Kirche, <strong>wir</strong> alle tun uns nicht so leicht<br />
KURZPREDIGT ÜBER APOSTELGESCHICHTE 2<br />
damit, ihn zu buchstabieren. Aber nur so lernen <strong>wir</strong><br />
verstehen, was Kirche ist.<br />
„Katholisch“<br />
Die Pfingstlesung zeigt uns die Kirche in ihrer<br />
Geburtsstunde: Vom ersten Augenblick ihres Daseins<br />
spricht sie in allen Sprachen und ist doch eins<br />
in demselben Geist. Sie ist nicht universal geworden,<br />
indem sie sich im Laufe der Zeit von Stadt zu<br />
Stadt, von Land zu Land ausgebreitet hat. Sie ist es<br />
kraft des Heiligen Geistes vom Ursprung her. Sie ist<br />
„katholisch“, oder sie ist nicht sie selbst.<br />
Darum bringt Lukas die vielen Ländernamen (zwölf<br />
zunächst aus seiner damaligen Welt) zum Zeichen<br />
der Universalität, von Ost nach West, von Nord<br />
nach Süd. Und dann geht er über diese Koordinaten<br />
hinaus bis nach Rom und zu den <strong>In</strong>seln<br />
(Kreta). Kein Land soll vergessen sein. Der Geist erfasst<br />
alle Völker. Er eröffnet der Kirche einen weltweiten<br />
Horizont. Er führt sie über die politischen<br />
und kulturellen Grenzen hinaus. Und er <strong>wir</strong>kt in der<br />
Vielfalt der Sprachen die Einheit im Verstehen. Das<br />
ist wie ein Wunder.<br />
Gegen Gleichmacherei<br />
Wir kennen <strong>das</strong> Gegenbild. Auf den ersten Seiten<br />
der Bibel ist es dargestellt: Babel! Das Programm<br />
Babels ist ebenfalls Vereinigung: Eine Sprache,<br />
gemeinsam will man sich ins Werk setzen und die<br />
monumentale Einheit schaffen. Aber diese selbst<br />
produzierte, technische Einheitskultur führt nicht<br />
zusammen, sondern auseinander. Gleichmacherei<br />
verbindet nicht, sondern trennt. Die Leute von<br />
Babel reden in einer Sprache (unisono) nur noch<br />
von ihren eigenen Großtaten und verstehen sich<br />
nicht mehr. Die Leute von Pfingsten hören in ih-<br />
ren verschiedenen Sprachen gemeinsam die Großtaten<br />
Gottes.<br />
Vielfalt in Einheit<br />
Einheit des Geistes in der Vielfalt der Sprachen, <strong>das</strong><br />
ist Pfingsten, pfingstliche Kirche. Gleichschaltung,<br />
Gleichmacherei, Uniformität, <strong>das</strong> ist Babel. Wir<br />
sind nicht davor bewahrt, ins babylonische Muster<br />
zurückzufallen. Uniformität bedeutet Unterwerfung<br />
des ganzen unter eine bestimmte, menschliche<br />
Gestalt. Die Originalität einer einzelnen Kultur<br />
oder eines Stammes <strong>wir</strong>d unterdrückt. Solche Uniformität<br />
verbindet nicht, sondern trennt.<br />
Die Kirche darf sich nicht auf einen Staat oder eine<br />
bestimmte Kultur festlegen, auch nicht auf Europa.<br />
Sie darf nicht nach den Erfahrungen und Vorstellungen,<br />
dem Kirchenmodell eines Landes ausgerichtet<br />
werden.<br />
Die Kirche erfüllt ihre einende Sendung nur, wenn<br />
sie allen Völkern geöffnet bleibt. Wir haben nicht<br />
eine Kirche in der so genannten <strong>Dritte</strong>n Welt (als<br />
hätten <strong>wir</strong> dort Kolonien oder einen Ableger), <strong>wir</strong><br />
sind Weltkirche. Europa ist nicht der Nabel der<br />
Welt. Wenn es schon einen Nabel der Kirche gibt,<br />
dann Jerusalem, wie die Pfingsterzählung zeigt.<br />
Weltkirchesein erfordert Mut zur Vielfalt in der Einheit.<br />
Wenn die Kirche in allen Völkern lebt und alle<br />
Sprachen spricht, <strong>wir</strong>d sie von selbst farbig, bunt.<br />
Das muss sie sein und bleiben, um ihrer selbst willen.<br />
Es kann und darf in ihr keine Ausländer geben.<br />
Einheit und Vielfalt, <strong>das</strong> ist die große Herausforderung<br />
unserer Weltenstunde im Zusammenleben der<br />
Völker. Einheit und Vielfalt sind keine Alternativen,<br />
sie gehören zusammen, wie in einer Familie jeder<br />
anders ist und doch alle miteinander verbunden<br />
sind. Die Kirche soll Zeichen der Einheit unter den<br />
Völkern sein, so hat es <strong>das</strong> II. Vatikanische Konzil<br />
gesagt. Das kann sie nur, wenn sie selbst weiträumig<br />
genug ist, wenn sie „katholisch“ ist und bleibt.<br />
Bischof em.<br />
Dr. Franz Kamphaus,<br />
Limburg
„Das <strong>Licht</strong> Christi scheint auf alle.“ Das Motto für<br />
die <strong>Dritte</strong> <strong>Europäische</strong> Ökumenische Versammlung<br />
lässt sich einreihen in den Klang der Verheißungen<br />
aus der Bibel, die von der umfassenden Zuwendung<br />
Gottes an diese Welt handeln: „Gehet hin in<br />
alle Welt, predigt <strong>das</strong> Evangelium!“ „Ich gieße<br />
meinen Geist über alles Fleisch.“ Diese Zusagen<br />
stärken den Kirchen in Europa den Rücken, um die<br />
Nöte und Sorgen, die Beschwernisse und ökumenischen<br />
Stolpersteine auszuhalten und zu überwinden.<br />
Der Weg des Volkes Israel durch die Wüste in<br />
die Freiheit hilft beschreiben und verstehen, was<br />
den Weg der Kirchen heute miteinander und aufeinander<br />
zu mitunter etwas mühsam erscheinen<br />
lässt. Doch der Exodus lehrt auch, <strong>das</strong>s er an <strong>das</strong><br />
Ziel führt. Die Verheißung steht, so ist es deutlich<br />
zu hören. Der Blick nach vorne, nicht der nach hinten,<br />
bietet sich an – mit dem Ziel vor Augen lässt<br />
sich wandern. Gott führt eben auch auf Umwegen<br />
weiter. Es scheint, als wolle er neue Wege gehen,<br />
die ausgetretenen Pfade verlassen. Der Landessuperintendent<br />
in Göttingen, Dr. Burghard Krause,<br />
predigt ermutigend gegen die Resignation der Erschöpften.<br />
Predigt zu Numeri/4. Mose, 11, 1a, 4b – 6,<br />
10 – 17, 24 – 25b<br />
Und <strong>das</strong> Volk klagte vor den Ohren des HERRN,<br />
<strong>das</strong>s es ihm schlecht gehe. Da fingen auch die Israeliten<br />
wieder an zu weinen und sprachen: Wer<br />
<strong>wir</strong>d uns Fleisch zu essen geben? Wir denken an<br />
die Fische, die <strong>wir</strong> in Ägypten umsonst aßen, und<br />
an die Kürbisse, die Melonen, den Lauch, die Zwie-<br />
beln und den Knoblauch. Nun aber ist unsere Seele<br />
matt, denn unsere Augen <strong>sehen</strong> nichts als <strong>das</strong><br />
Manna. Als nun Mose <strong>das</strong> Volk weinen hörte, alle<br />
Geschlechter miteinander, einen jeden in der Tür<br />
seines Zeltes, da entbrannte der Zorn des HERRN<br />
sehr. Und auch Mose verdross es. Und Mose<br />
sprach zu dem HERRN: Warum bekümmerst du<br />
deinen Knecht? Und warum finde ich keine Gnade<br />
vor deinen Augen, <strong>das</strong>s du die Last dieses ganzen<br />
Volks auf mich legst? Hab ich denn all <strong>das</strong> Volk<br />
empfangen oder geboren, <strong>das</strong>s du zu mir sagen<br />
könntest: Trag es in deinen Armen, wie eine Amme<br />
ein Kind trägt, in <strong>das</strong> Land, <strong>das</strong> du ihren Vätern zugeschworen<br />
hast? Woher soll ich Fleisch nehmen,<br />
um es all diesem Volk zu geben? Sie weinen vor<br />
mir und sprechen: Gib uns Fleisch zu essen. Ich vermag<br />
all <strong>das</strong> Volk nicht allein zu tragen, denn es ist<br />
mir zu schwer. Willst du aber doch so mit mir tun,<br />
so töte mich lieber, wenn anders ich Gnade vor<br />
deinen Augen gefunden habe, damit ich nicht mein<br />
Unglück <strong>sehen</strong> muss. Und der HERR sprach zu<br />
Mose: Sammle mir siebzig Männer unter den Ältesten<br />
Israels, von denen du weißt, <strong>das</strong>s sie Älteste im<br />
Volk und seine Amtleute sind, und bringe sie vor<br />
die Stiftshütte und stelle sie dort vor dich, so will<br />
ich hernieder kommen und dort mit dir reden und<br />
von <strong>deinem</strong> Geist, der auf dir ist, nehmen und auf<br />
sie legen, damit sie mit dir die Last des Volks tragen<br />
und du nicht allein tragen musst. Und Mose<br />
ging heraus und sagte dem Volk die Worte des<br />
HERRN und versammelte siebzig Männer aus den<br />
Ältesten des Volks und stellte sie rings um die<br />
Stiftshütte. Da kam der HERR hernieder in der Wolke<br />
und redete mit ihm und nahm von dem Geist,<br />
der auf ihm war, und legte ihn auf die siebzig Ältesten.<br />
PREDIGT ZU NUMERI, 4. MOSE, 11 PREDIGTEN<br />
Liebe Gemeinde,<br />
<strong>das</strong> ist nun <strong>wir</strong>klich eine sonderbare Pfingstgeschichte.<br />
Sie beginnt nicht mit dem Brausen des<br />
Heiligen Geistes, sondern mit dem Aufbrausen von<br />
Menschen. Ein handfester Ärger steht ins Haus.<br />
Das Volk Israel ist stinksauer. Und Mose hat auch<br />
die Nase voll. Zu lange dauert die Wüstenwanderung<br />
nun schon. Und immer noch kein gelobtes<br />
Land in Sicht. Das Volk Israel jammert und sehnt<br />
sich zurück zu den Fleischtöpfen Ägyptens. Der<br />
monotone Manna-Speiseplan Tag für Tag weckt<br />
kulinarische Gelüste. Und so liegen die Israeliten<br />
Mose in den Ohren wie Kinder ihrer genervten<br />
Mutter. Sie nörgeln von morgens bis abends. Die<br />
Frustrationstoleranz des wandernden Gottesvolkes<br />
ist äußerst gering. Ja, man hat den Eindruck, als ob<br />
sich hier ein ganzes Volk ins Kleinkindstadium zurückfallen<br />
lässt. Es will gestillt, will auf den Schoss<br />
genommen werden wie der Säugling von der<br />
Amme. Papa Mose soll gefälligst besser für die Seinen<br />
sorgen, wenn er möchte, <strong>das</strong>s sie aufhören zu<br />
quengeln. Es sieht ganz danach aus, als wollten<br />
die Kinder Israels nicht erwachsen werden!<br />
Wir kennen <strong>das</strong>: Unsere ganze Konsumgesellschaft<br />
lebt von solchen regressiven Wünschen. Bloß<br />
nichts durchkämpfen, nur nichts aushalten müssen!<br />
Hauptsache, der Hunger nach Bedürfnisbefriedigung<br />
<strong>wir</strong>d sofort gestillt – und man muss<br />
nicht erwachsen werden. Drogenberater sagen<br />
uns: Der Einstieg in eine Drogenkarriere droht besonders<br />
Menschen, die nicht gelernt haben, etwas<br />
zu erleiden und auf etwas zu verzichten.<br />
Und Mose? Dem kraftvollen Begleiter seines Volkes<br />
gehen die Kräfte aus. Mose sitzt zwischen allen<br />
Stühlen. Auf der einen Seite <strong>das</strong> nörgelnde Volk –<br />
auf der anderen Gott mit einem Auftrag, der Mose<br />
zu schwer <strong>wir</strong>d. Er sieht sich überfordert mit der<br />
Last des Wüstenweges, mit dieser riesigen Verantwortung<br />
für ein Volk, <strong>das</strong> ständig nur mault. Mose<br />
hat einfach keine Lust und Kraft mehr, dauernd <strong>das</strong><br />
Kindermädchen für Israel spielen zu müssen.<br />
Es überrascht mich, <strong>das</strong>s Mose nicht einfach weiterfunktioniert<br />
bis zum Umfallen wie andere gestresste<br />
Führungskräfte. Und es ist schon erstaunlich, mit<br />
welcher Kühnheit sich dieser Mann seinem Gott zumutet,<br />
ohne Beschönigung, ohne Verdrängung. Er<br />
<strong>wir</strong>ft Gott seine Last vor die Füße. Mit angriffigen<br />
Worten schiebt er die Verantwortung für <strong>das</strong> Volk<br />
seinem Gott wieder zu: „Schließlich bin ich doch<br />
nicht seine Mutter, die es geboren hat!“<br />
Gottes pfingstlicher Geist, liebe Gemeinde, gibt<br />
uns die Freiheit, uns Gott in aller Ehrlichkeit zuzumuten.<br />
Er befreit zum Reden in allen Sprachen –<br />
auch in der Sprache der Klage und Anklage. Mose<br />
spürt: So kann es nicht weitergehen. So sitzt er<br />
zwischen allen Stühlen und <strong>wir</strong>d dabei völlig aufgerieben.<br />
Zwischen allen Stühlen, zerrissen zwischen verschiedenen<br />
Ansprüchen – die Erfahrung ist uns<br />
auch vertraut. Ich denke an Frauen zwischen Beruf<br />
und Familie: zu Hause soll alles funktionieren, Zeit<br />
für die Kinder muss bleiben, der Mann wünscht<br />
sich eine attraktive Ehefrau, und der Beruf greift<br />
mit Polypenarmen nach den letzten Freiräumen.<br />
Zwischen allen Stühlen – ich denke an die Pflegekräfte<br />
in Krankenhäusern, Altersheimen, Diakonie-<br />
23
24<br />
Sozialstationen. Sie sollen mit Geduld und Liebe<br />
Zeit für die Menschen haben, zugleich aber kostenbewusst<br />
<strong>wir</strong>tschaften und konsequent die Vorgaben<br />
der Verwaltung umsetzen.<br />
Zwischen allen Stühlen – ich denke an Pastorinnen<br />
und Pastoren, zerrissen zwischen der Erwartungshaltung<br />
derer, die nur betreut und versorgt, besucht<br />
und ge<strong>sehen</strong> werden wollen, und dem<br />
Wunsch nach einer mittragenden, mündigen Gemeinde,<br />
die selbstbewusst ihren Weg geht. Ein<br />
Gedicht, <strong>das</strong> ich vor Jahren fand, beschreibt die<br />
Pfarrersituation zwischen den Stühlen so:<br />
Ein Pfarrer muss sein ganz groß und ganz klein,<br />
vornehmen Sinnes wie aus Königsgeschlecht,<br />
einfach und schlicht wie ein Bauernknecht,<br />
ein Held, der sich selbst bezwungen,<br />
ein Mensch, der mit Gott gerungen,<br />
ein Quell vom heiligen Leben,<br />
ein Sünder, dem Gott vergeben,<br />
ein Herr dem eignen Verlangen,<br />
ein Diener der Schwachen und Bangen,<br />
vor keinem Großen sich beugend,<br />
zu den Geringsten sich neigend,<br />
ein Schüler vor seinem Meister,<br />
ein Führer im Kampf der Geister,<br />
ein Mann an den Kampfesstätten,<br />
ein Weib an den Krankenbetten,<br />
ein Greis im Schauen, ein Kind im Trauen,<br />
nach Höchstem trachtend, <strong>das</strong> Kleinste achtend,<br />
gestimmt zur Freude, vertraut dem Leide,<br />
weitab vom Neide.<br />
Im Denken klar, im Reden wahr,<br />
feststehend in sich – ganz anders als ich.<br />
Aber zurück zu unserer Geschichte. Zwischen allen<br />
Stühlen – so erlebt sich Mose. Und wie reagiert<br />
Gott auf die angespannte Situation? Nicht mit falschem<br />
Trost, auch nicht mit Beschwichtigungen<br />
und Durchhalteparolen. Gott reagiert pfingstlich –<br />
und sehr originell. Er schafft Abhilfe, schnell und<br />
konsequent.<br />
Gott hat Mose seinen Geist gegeben. Den braucht<br />
es schon, wenn Gottes Volk geleitet werden soll.<br />
Aber bisher hat dieser Geist Gottes auf einem Menschen<br />
allein gelegen. Und mit diesem Geist-Monopol<br />
– <strong>das</strong> sieht Gott offenbar auch so – ist Mose<br />
überlastet. Gott stattet seinen Mose deshalb nicht<br />
mit noch mehr Kraft aus, um seine Allmachtsphantasien<br />
zu beflügeln und ihn zu provozieren,<br />
seine Grenzen zu überschreiten. Das hätte sich <strong>das</strong><br />
Volk Israel sicher gewünscht: einen noch stärkeren<br />
Mose. Das wünschen sich fast alle Gemeinden: einen<br />
noch kreativeren, mit noch mehr Gaben und<br />
Zeit begnadeten Pastor.<br />
Nein, Gott geht einen völlig anderen Weg. Er<br />
nimmt einen Teil des Geistes, den er Mose gegeben<br />
hat, und legt ihn auf 70 bewährte Menschen aus<br />
dem Volk. Nun werden es 70 Schultern mehr sein,<br />
die die Last und Verantwortung mittragen. Ein seltsamer<br />
Vorgang: Der Geist Gottes, Gott selbst, erweist<br />
sich als teilbar, als mitteilbar. Geistbegabung<br />
als Lastenausgleich, Überschuss an Gottes Energie<br />
und Lebendigkeit, Geistesfülle, die <strong>das</strong> kleine Gefäß<br />
eines einzelnen Lebens sprengt. Damals hat<br />
sich diese Ausbreitung des Geistes Gottes auf 70<br />
Personen beschränkt. Aber Mose träumt bereits<br />
von mehr: „Wenn doch der Herr seinem ganzen<br />
Volk seinen Geist gegeben hätte!“.<br />
Gut geträumt, Mose! Gottes Geist fürs ganze Volk!<br />
Ein pfingstlicher Traum ist <strong>das</strong>, liebe Gemeinde.<br />
Denn Pfingsten ist <strong>das</strong> Fest der Demokratisierung<br />
des Heiligen Geistes. Gottes Geist ist für alle da. Er<br />
bleibt nicht besonderen „Geistlichen“ vorbehalten,<br />
sondern will <strong>das</strong> ganze Volk Gottes erfüllen. Er<br />
macht alle Christen zu „Geistlichen“, zu geistbegabten<br />
Menschen, die aus seiner Kraft leben und<br />
<strong>das</strong> gemeinsame Leben mitverantworten. Zwischen<br />
den Stühlen – <strong>das</strong> ist nicht der Ort des Geistes<br />
Gottes. Er drängt zu den Menschen, verteilt sich<br />
auf viele Schultern. Das eint und erneuert, <strong>das</strong> verständigt<br />
und versöhnt, <strong>das</strong> befreit und beunruhigt.<br />
Seit Pfingsten ist genügend Geist Gottes vorhan-<br />
den. Wir brauchen nicht zum Himmel zu starren<br />
und auf neue Feuerzungen zu warten. Der Heilige<br />
Geist ist längst da. Wir dürfen ihn nur nicht pastoral<br />
einsperren und seine vielfältigen Gaben und<br />
Möglichkeiten im Pfarramt beerdigen. Gottes Geist<br />
wartet darauf, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> alle ihm Raum geben.<br />
Genau <strong>das</strong> meint Pfingsten: Wir sind füreinander<br />
da – und Gottes Geist ist für uns alle da. Für uns als<br />
Gemeinde ist <strong>das</strong> Anlass zur Freude und eine spannende<br />
Herausforderung zugleich. Anlass zu dankbarer<br />
Freude, weil <strong>wir</strong> es ja auch schon erfahren<br />
haben, was Gottes Geist unter uns frei setzt. Viele<br />
in unserer Gemeinde denken mit und beten mit,<br />
entfalten ihre Gaben und setzen sie ein, tragen<br />
Mitverantwortung und engagieren sich. Im Thomasmesse-Team<br />
haben <strong>wir</strong> entdeckt, wie Gottes<br />
Geist aus sog. „Laien“ <strong>wir</strong>klich „Geistliche“<br />
macht, wie bereichernd es ist, wenn Verkündigung<br />
nicht nur aus Pastoren-Mund kommt, wie sich Segen<br />
Gottes ausbreitet, wo <strong>wir</strong> es wagen, einander<br />
zu segnen und füreinander zum Segen zu werden.<br />
Aber <strong>das</strong>s Gottes Geist für uns alle da ist, liebe<br />
Pfingstgemeinde, <strong>das</strong>s dieser Geist uns alle meint<br />
und beansprucht – <strong>das</strong> ist und bleibt auch eine<br />
spannende Herausforderung für uns als Kirche.<br />
Pfingsten ist nämlich die Einladung Gottes an seine<br />
Kinder, erwachsen zu werden. Das Volk Israel ist<br />
damals ins Kleinkindstadium zurückgefallen, hat<br />
sich den starken Papa Mose gewünscht – ohne<br />
selbst stark werden zu wollen. Sicher: Wir alle sind<br />
und bleiben Gottes Kinder. Aber <strong>wir</strong> müssen keine<br />
geistlichen Säuglinge bleiben. Wir brauchen nicht<br />
ständig einen Mose, der uns wie eine Amme auf<br />
seinen Armen trägt. Wir leben nicht nur von der<br />
pastoralen Nuckelflasche, die uns ernährt. Wir haben<br />
Gottes Geist, der aus Unmündigen Mündige,<br />
aus Abhängigen Selbständige, aus kirchlich Betreuten<br />
mutige Christenmenschen macht, die für<br />
ihren Glauben selbst einstehen. Gottes Geist ist für<br />
uns alle da. Also: Geben <strong>wir</strong> ihm Raum! Amen.<br />
Gebet<br />
Lebendiger Gott,<br />
du willst die Fülle des Lebens nicht für dich behalten.<br />
Du willst deinen guten Geist mit uns teilen.<br />
Darum bitten <strong>wir</strong> dich:<br />
Mach aus uns pfingstliche Menschen.<br />
Öffne uns für dein Wirken.<br />
Kehr bei uns ein mit <strong>deinem</strong> Geist<br />
und kehr bei uns aus, was dir entgegensteht.<br />
Füll unsere leeren Herzen<br />
mit der Freude daran,<br />
<strong>das</strong>s du für uns da bist<br />
und <strong>wir</strong> füreinander da sein können.<br />
Amen.<br />
Landessuperintendent<br />
Dr. Burghard Krause,<br />
Göttingen
Predigt im Eröffnungsgottesdienst am 15. Februar<br />
2007 in Wittenberg, Stadtkirche, während der 3.<br />
Station der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen<br />
Versammlung<br />
Predigtwort: Psalm 36,10:<br />
„Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in <strong>deinem</strong><br />
<strong>Licht</strong>e <strong>sehen</strong> <strong>wir</strong> <strong>das</strong> <strong>Licht</strong>.“<br />
Wir haben miteinander den Psalm gebetet und<br />
haben den Gesang „Christus, dein <strong>Licht</strong>“ noch im<br />
Ohr. Lassen Sie uns auf <strong>das</strong> Psalmwort miteinander<br />
und mit ganzem Ernst hören.<br />
1. Zunächst gilt die Feststellung: Wer diesen Psalm<br />
verstehen will, muss selbst die Position der Dankbarkeit<br />
einnehmen. Die Köstlichkeit der Güte Gottes<br />
gilt es zu preisen wie auch die Freude darüber,<br />
unter seinen Flügeln wohnen und leben zu können<br />
und von den reichen Gütern seines Hauses satt gemacht<br />
zu werden und „getränkt“ zu werden wie<br />
von einem überfließenden „Strom“.<br />
Das müssen <strong>wir</strong> übersetzen in unsere Situation<br />
heute hier in Wittenberg. Ja, es ist Ausdruck seiner<br />
Güte, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> die Ökumenische Versammlung halten<br />
können, unbeschwert und frei und ohne die Behinderungen,<br />
die die Älteren unter uns noch so gut<br />
kennen. Wir sind vor Gott zu großer Ehre gekommen,<br />
gnädiger und unverdienter Weise. Darin haben<br />
<strong>wir</strong> es leichter als unsere Väter und Mütter.<br />
2. Diese Dankbarkeit hilft dazu, uns zu konzentrieren<br />
und bei Gott nach <strong>Licht</strong>, nach Erleuchtung und<br />
Orientierung zu suchen. Denn <strong>das</strong> muss ja deutlich<br />
„VERWÖHNT VON GOTTES LIEBE“, PSALM 36,10 PREDIGTEN<br />
bleiben: Mit den Möglichkeiten und Freiheiten ist<br />
auch die Zahl der möglichen Irrwege gewachsen.<br />
<strong>In</strong> dieser bunt flackernden und glitzernden Welt<br />
gibt es so viele <strong>Licht</strong>er, die uns von der Konzentration<br />
auf Gott als die Quelle des Lebens ablenken<br />
und möglicherweise auch verführen wollen. Wenn<br />
<strong>wir</strong> ehrlich sind, werden <strong>wir</strong> zugeben müssen: Darin<br />
haben <strong>wir</strong> es heute schwerer als unsere Väter<br />
und Mütter.<br />
3. Wenn <strong>wir</strong> uns unter <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> Gottes stellen,<br />
dann hat <strong>das</strong> ganz viel mit Klarheit und Wahrheit<br />
zu tun. Es zeigt uns auch, wie es um uns steht. Es<br />
beleuchtet unsere Eitelkeiten und unseren Egoismus<br />
und unsere Kleingläubigkeit. Gar nicht selten<br />
wollen Menschen <strong>das</strong> lieber nicht allzu genau <strong>sehen</strong><br />
und wissen. Darin unterscheiden <strong>wir</strong> uns vermutlich<br />
kaum von unseren Vätern und Müttern.<br />
4. Es kommt darauf an, diese Situation, die neu geschenkten<br />
Möglichkeiten und die gewachsenen<br />
Freiräume, dankbar aus Gottes Hand anzunehmen<br />
und verantwortlich zu gebrauchen. Gott will leuchten<br />
und erleuchten, aber auch zurecht bringen und<br />
leiten.<br />
5. So gilt es auch hier und heute darum, uns von<br />
Gottes gutem Geist befreien und in den Dienst<br />
nehmen zu lassen, wie immer und an allen Orten,<br />
wo Gott gelobt und gepriesen <strong>wir</strong>d und auf sein<br />
Wort gehört und geantwortet <strong>wir</strong>d.<br />
Wie immer und an allen Orten gibt es für die Christen<br />
zwei grundlegende Gefährdungen und Herausforderungen:<br />
a) Wir wollen selbst möglichst strahlend <strong>das</strong>tehen<br />
und selber <strong>Licht</strong> sein, wo <strong>wir</strong> doch in seinem <strong>Licht</strong><br />
<strong>das</strong> <strong>Licht</strong> <strong>sehen</strong> sollen und nicht in der Beleuchtung<br />
unserer trüben Funzeln.<br />
b) Wir stellen unser kleines <strong>Licht</strong> lieber unter den<br />
Scheffel und lassen Gott allein leuchten, wo <strong>wir</strong><br />
doch als Kinder des <strong>Licht</strong>es leben sollen und <strong>das</strong><br />
<strong>Licht</strong> Gottes in die Welt widerspiegeln sollen.<br />
6. Welche Versuchung und Gefährdung heute im<br />
Jahre 2007 die größere ist, ist schwer auszumachen.<br />
Wir kennen sie beide gut genug und manchmal<br />
liegen Überheblichkeit und Kleinmut ganz<br />
dicht beieinander.<br />
7. Wir sollen klares und glaubensstarkes Zeugnis<br />
geben vom <strong>Licht</strong> Gottes, ohne selbst <strong>Licht</strong> sein zu<br />
müssen oder sein zu können. Ein Vorbild dafür haben<br />
<strong>wir</strong> in der Heiligen Schrift: Johannes den Täufer.<br />
Von ihm heißt es:<br />
Er war ein Mensch, von Gott gesandt, der kam zum<br />
Zeugnis, um von dem <strong>Licht</strong> zu zeugen, damit sie<br />
alle durch ihn glaubten. Er war nicht <strong>das</strong> <strong>Licht</strong>, sondern<br />
er sollte zeugen von dem <strong>Licht</strong>. Das war <strong>das</strong><br />
wahre <strong>Licht</strong>, <strong>das</strong> alle Menschen erleuchtet, die in<br />
diese Welt kommen.<br />
8. Sind <strong>wir</strong> Johannes? Dass <strong>wir</strong> selbst nicht <strong>das</strong><br />
<strong>Licht</strong> sind, <strong>das</strong> wissen <strong>wir</strong> hoffentlich gut genug.<br />
Aber <strong>das</strong>s die Welt darauf immer wieder wartet,<br />
<strong>das</strong>s Zeugen aufstehen, die von Gottes <strong>Licht</strong> reden<br />
und <strong>das</strong>s von diesem <strong>Licht</strong> „alle Menschen erleuchtet<br />
werden, die in diese Welt kommen“. Das<br />
ist doch eine ziemlich schwierige Aufgabe. Kleiner<br />
ist sie nicht zu machen. Johannes steht dafür.<br />
9. Wie soll <strong>das</strong> praktisch gehen? Manche meinen,<br />
<strong>wir</strong> Christen seien so etwas wie Spiegel, die Gottes<br />
<strong>Licht</strong> reflektieren. So wie schon von Vater Mose gesagt<br />
wurde, <strong>das</strong>s sein Gesicht glänzte, als er von<br />
der Herrlichkeit Gottes beschienen worden war. Es<br />
glänzte so sehr, <strong>das</strong>s er sich eine Decke überhängen<br />
musste, um die Leute nicht zu blenden.<br />
So müssten <strong>wir</strong> glänzen, nicht mit unseren Verdiensten,<br />
sondern im Widerschein der Herrlichkeit<br />
Gottes auf unserem Angesicht.<br />
10. Dennoch denke ich, <strong>das</strong>s der Vergleich mit einem<br />
Spiegel etwas hinkt, wie die Vergleiche es zu<br />
tun pflegen: Einem Spiegel ist es ziemlich egal,<br />
was er widerspiegelt. Er verändert sich dadurch<br />
nicht. Wenn aus uns heraus Gottes <strong>Licht</strong> in die<br />
Welt scheinen soll, dann geht <strong>das</strong> nicht, ohne <strong>das</strong>s<br />
<strong>wir</strong> selbst von diesem <strong>Licht</strong> durchdrungen und verändert<br />
worden sind.<br />
11. Die Heilige Schrift gebraucht vielmehr <strong>das</strong> Bild<br />
der Weintraube, die, wenn sie am Weinstock<br />
bleibt, reif und saftig <strong>wir</strong>d. Im Südwesten Deutschlands,<br />
an der Grenze zu Frankreich gibt es guten<br />
Wein, weil es dort viel <strong>Licht</strong> und besonders viel<br />
Sonne gibt. Die Weinbauern dieser Gegend vermarkten<br />
ihren Wein unter dem Slogan: „Von der<br />
Sonne verwöhnt!“ Das müsste man auf die Christen<br />
in Europa übertragen: Von Gottes Liebe durchdrungen<br />
und verwöhnt und deshalb so empfehlenswert<br />
für Europa.<br />
12. Also, uns allen muss klar und deutlich sein:<br />
Ohne Gottes Liebe und Barmherzigkeit können <strong>wir</strong><br />
als Christen und Kirchen nicht sonderlich viel beitragen<br />
zur Gestaltung Europas. So doll werden <strong>wir</strong><br />
25
26<br />
da nicht leuchten. Aber als solche, die von dieser<br />
Liebe durchdrungen und erleuchtet sind, kann<br />
Europa sich auf uns Christen freuen. Wir werden<br />
nämlich mit anderen Augen auf diese Welt blicken,<br />
nicht etwa naiv aber doch sehr hoffnungsvoll und<br />
voller Vertrauen auf Gottes Güte.<br />
13. Wir sind hier in Wittenberg, in der Kirche Martin<br />
Luthers. Er hat sich bemüht, den einfachen Leuten<br />
schwierige theologische Themen und Fragen<br />
nahe zu bringen. Er hat <strong>das</strong> vor allem auch mit Liedern<br />
getan, die leicht zu lernen waren und die unter<br />
der Hand komplizierte Theologie transportierten.<br />
Im Blick auf <strong>das</strong> Thema der Ökumenischen<br />
Versammlung hat er in einem weihnachtlichen Lied<br />
<strong>das</strong> entscheidende in wenigen Zeilen ausgesagt:<br />
„Das ewig <strong>Licht</strong> geht da herein, / gibt der Welt ein’<br />
neuen Schein; / es leucht’ wohl mitten in der Nacht<br />
/ und uns des <strong>Licht</strong>es Kinder macht. / Kyrieleis.“<br />
Gott hat mit seinem ewigen <strong>Licht</strong> in unsere kleine<br />
Welt geleuchtet. Sehen <strong>wir</strong> <strong>das</strong> nicht? Uns, die <strong>wir</strong><br />
<strong>das</strong> wissen, erscheint sie damit in einem neuen<br />
<strong>Licht</strong>. Wir <strong>sehen</strong> diese Welt mit allen ihren Brüchen<br />
und Verwerfungen als eine von Gott geliebte Welt.<br />
Das gilt auch und gerade dann, wenn es uns ganz<br />
finster zu sein scheint, also auch mitten in der tiefen<br />
Nacht.<br />
Gott gebe, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> uns von diesem <strong>Licht</strong> erleuchten,<br />
begeistern und anstecken lassen, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> also<br />
Kinder des <strong>Licht</strong>es werden und die Welt <strong>sehen</strong> lassen,<br />
<strong>das</strong>s <strong>wir</strong> Kinder des <strong>Licht</strong>es sind. Zu alledem<br />
gebe Gott sein Erbarmen: Kyrieleis.<br />
14. Deshalb lasst uns auch bei dieser Versammlung<br />
um Gottes guten Geist bitten:<br />
„O komm, du Geist der Wahrheit, / und kehre bei<br />
uns ein, / verbreite <strong>Licht</strong> und Klarheit, / verbanne<br />
Trug und Schein. / Gieß aus dein heilig Feuer, / rühr<br />
Herz und Lippen an, / <strong>das</strong>s jeglicher getreuer / den<br />
Herrn bekennen kann.“<br />
Ich wünsche der heute beginnenden ökumenischen<br />
Versammlung in Wittenberg Gottes reichen Segen<br />
und <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> „verwöhnt von Gottes Liebe“ wieder<br />
nach Hause kehren und <strong>das</strong>s die Menschen in<br />
Europa uns dieses abspüren.<br />
Amen.<br />
Bischof Axel Noack,<br />
Magdeburg
Predigt in der Sendungsfeier am 18. Februar 2007<br />
in Wittenberg, Schlosskirche, während der 3. Station<br />
der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung<br />
Liebe Gemeinde,<br />
„Ich möchte nicht in einer Welt ohne Kathedralen<br />
leben. Ich brauche ihre Schönheit und Erhabenheit.<br />
Ich brauche sie gegen die Gewöhnlichkeit der<br />
Welt. Ich will zu leuchtenden Kirchenfenstern hinauf<strong>sehen</strong><br />
und mich blenden lassen von den unirdischen<br />
Farben. Ich brauche ihren Glanz. Ich brauchte<br />
ihn gegen die schmutzige Einheitsfarbe der<br />
Uniformen. Ich will mich einhüllen lassen von der<br />
herben Kühle der Kirchen. Ich brauche ihr gebieterisches<br />
Schweigen. Ich brauche es gegen <strong>das</strong><br />
geistlose Gebrüll des Kasernenhofes und <strong>das</strong><br />
geistreiche Geschwätz der Mitläufer. Ich will den<br />
rauschenden Klang der Orgel hören, diese Überschwemmung<br />
von überirdischen Tönen. Ich brauche<br />
ihn gegen die schrille Lächerlichkeit der<br />
Marschmusik. Ich liebe betende Menschen. Ich<br />
brauche ihren Anblick. Ich brauche ihn gegen <strong>das</strong><br />
tückische Gift des Oberflächlichen und Gedankenlosen.<br />
Ich will die mächtigen Worte der Bibel lesen.<br />
Ich brauche sie gegen die Verwahrlosung der Sprache<br />
und die Diktatur der Parolen. Eine Welt ohne<br />
diese Dinge, wäre eine Welt, in der ich nicht leben<br />
möchte.“ – Das sagt ein Jugendlicher, der mit dem<br />
Glauben ringt und sich von Gott abwenden will,<br />
in dem Roman „Nachtzug nach Lissabon“ des<br />
Schweizer Philosophen und Schriftstellers Peter<br />
Bieri (unter dem Synonym Pascal Mercier).<br />
Ja, Europa lebt von der Erfahrung der Kathedralen,<br />
der betenden Menschen, der Orgeln, der biblischen<br />
ICH MÖCHTE NICHT IN EINER WELT OHNE KATHEDRALEN LEBEN.<br />
PREDIGT ZUR DEKADE ZUR ÜBERWINDUNG VON GEWALT:<br />
EUROPA-FOKUS<br />
Geschichten. Die Vielfalt der christlichen Tradition,<br />
ob orthodox oder reformiert, baptistisch oder römisch-katholisch,<br />
methodistisch, anglikanisch oder<br />
lutherisch, sie prägt die Seele Europas! Das haben<br />
<strong>wir</strong> in diesen Tagen in Wittenberg erlebt. Wir sind<br />
auf einer Pilgerreise von Rom über Wittenberg<br />
nach Hermannstadt und machen dazwischen Station<br />
an verschiedenen Orten Europas. Begleitet hat<br />
uns die Geschichte von der Verklärung Jesu. Auf<br />
dem Berg sind sie, auf dem Gipfel. <strong>In</strong> der Einheit<br />
angekommen mit Mose und Elia. „Hier ist gut<br />
sein“, sagt Petrus, da möchte er bleiben. Und<br />
dort, in den Kathedralen, auf den Gipfeln unseres<br />
Glaubensleben, da würden auch <strong>wir</strong> gern verweilen.<br />
Aber <strong>wir</strong> können nicht auf dem Gipfel bleiben, <strong>wir</strong><br />
müssen zurück in die Ebene der Mühen. Wir müssen<br />
einander zumuten, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> verschieden sind.<br />
Immer wieder ist <strong>das</strong> in diesen Tagen in Wittenberg<br />
auch deutlich geworden: Wir sind getrennte<br />
Kirchen. Es gibt viel Verschiedenheit zwischen uns,<br />
die nicht immer bereichernd <strong>wir</strong>kt, ja manches Mal<br />
auch Fremdheit oder gar Konflikt und Ablehnung<br />
erzeugt. Wir wissen doch, es reicht nicht länger,<br />
<strong>das</strong>s <strong>wir</strong> uns freundlich begegnen. Die Menschen<br />
in unseren Gemeinden, ja die Menschen in Europa<br />
und der Welt haben Sehnsucht nach einer Kirche,<br />
die ihre Vielfalt und Verschiedenheit fröhlich bejaht<br />
und doch gemeinsam Zeugnis gibt von dem<br />
Jesus Christus, der auferstanden ist von den Toten.<br />
Auf dem Berg beginnen die Jünger, <strong>das</strong> zu begreifen.<br />
Wir müssen am Ende dieser Tagung eingestehen:<br />
Es ist uns bisher nicht gelungen, in Europa ein<br />
überzeugendes Signal zu setzen, durch <strong>das</strong> die<br />
Menschen erkennen: Die Kirchen sind die entscheidende<br />
Stimme für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung<br />
der Schöpfung. Es ist uns bisher nicht gelungen,<br />
überzeugend deutlich zu machen, <strong>das</strong>s<br />
diese Themen nicht einfach „nur Ethik“ betreffen,<br />
sondern <strong>das</strong> „esse“ unserer Kirchen berühren. Unser<br />
Kirchesein ist angefragt, wenn <strong>wir</strong> nicht glaubwürdig<br />
handeln in der Welt, <strong>das</strong> hat der konziliare<br />
Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung<br />
der Schöpfung betont. <strong>In</strong> dieser Tradition stehen<br />
<strong>wir</strong>.<br />
Bei den Berichten über die so genannte zweite Station,<br />
die regionalen Ereignisse, wurde von vielen<br />
ermutigenden Erfahrungen berichtet, etwa aus<br />
Bulgarien, Irland, der Tschechischen Republik und<br />
Italien. Und gleichzeitig wurde zum Teil schmerzlich<br />
klar, <strong>das</strong>s die <strong>Dritte</strong> <strong>Europäische</strong> Ökumenische<br />
Versammlung öffentlich nur wenig wahrgenommen<br />
<strong>wir</strong>d, sie ist keine breite ökumenische Bewegung<br />
geworden. Mag <strong>das</strong> daran liegen, <strong>das</strong>s eine<br />
Ökumene der Kirchenleitenden noch lange nicht<br />
die Herzen der Menschen bewegt? Muss nicht Partizipation<br />
der Schlüssel sein für eine ökumenische<br />
Pilgerreise? Auf einer Pilgerreise kann nicht einer<br />
voran gehen, da sind alle gemeinsam auf dem Weg<br />
ohne Hierarchie und ohne Privilegien, Männer und<br />
Frauen, Junge und Alte, Ordinierte und Nicht-Ordinierte.<br />
Teilweise hat uns Wittenberg auch ernüchtert in<br />
der Erkenntnis: Einheit ist nicht billig zu haben.<br />
Nein, sie ist teuer, es geht um „costly unity“ wie<br />
<strong>das</strong> eine Studie des Ökumenischen Rates der Kirchen<br />
formuliert hat. Ökumene ist nicht für den<br />
Austausch von ein paar Nettigkeiten zu erlangen.<br />
Es geht darum, uns die Differenz gegenseitig zuzumuten.<br />
Damit eine solche Zumutung nicht verlet-<br />
PREDIGTEN<br />
zend <strong>wir</strong>kt, brauchen <strong>wir</strong> Respekt voreinander.<br />
Vermutlich ist Respekt der Anfang des Dialogs.<br />
<strong>In</strong> der Ökumenischen Dekade zur Überwindung<br />
von Gewalt haben die Kirchen in Deutschland eine<br />
Kampagne zum Thema Respekt initiiert (eine Postkarte<br />
dazu halten Sie in Händen). Wir müssen darüber<br />
reden, wo unsere Verletzungen liegen, was<br />
unsere Differenzen sind, wie <strong>wir</strong> <strong>wir</strong>klich zu einer<br />
heilenden Gemeinschaft werden können, wenn <strong>wir</strong><br />
<strong>wir</strong>klich etwas zum Frieden in der Welt beitragen<br />
wollen. Wir können nicht andere, Juden und Muslime,<br />
<strong>In</strong>länder und Ausländer, Junge und Alte auffordern,<br />
sich zu respektieren, wenn <strong>wir</strong> <strong>das</strong> als Kirchen<br />
und Christen nicht gegenseitig tun.<br />
Die Ökumenische Dekade zur Überwindung von<br />
Gewalt, die 2001 in Potsdam begann und 2011 mit<br />
einer großen Friedenskonvokation enden soll, hat<br />
in diesem Jahr <strong>das</strong> Schwerpunktthema Europa. Bewusst<br />
hat der Ökumenische Rat der Kirchen diesen<br />
Schwerpunkt gewählt, weil von Sibiu ein Signal erwartet<br />
<strong>wir</strong>d. Ein Signal, <strong>das</strong> die Menschen in Afrika,<br />
Asien und Lateinamerika als Hoffnungszeichen<br />
wahrnehmen können in einer globalisierten Welt<br />
der Gewalt, der Ausbeutung und der Unterdrückung.<br />
Diese Dekade ist ein konkretes Beispiel, wie<br />
<strong>wir</strong> von unseren Glaubensüberzeugungen her als<br />
Kirchen in der Welt aktiv handeln können. Uns ist<br />
gesagt: „Selig sind die Friedfertigen!“<br />
Deshalb treten <strong>wir</strong> gegen Gewalt ein. Gegen Gewalt<br />
in Familien, gegen Gewalt gegen Frauen und<br />
Flüchtlinge und Minderheiten. Deshalb treten <strong>wir</strong><br />
ein für friedliche Lösung statt militärische <strong>In</strong>tervention.<br />
Europa darf sich nicht an Rüstungsexporten<br />
bereichern und anschließend bewaffnete Konflikte<br />
beklagen. Deshalb treten <strong>wir</strong> ein für eine Globalisierung,<br />
die soziale Gerechtigkeit für alle zum Ziel<br />
27
28<br />
hat und nicht die Bereicherung einiger weniger.<br />
Deshalb treten <strong>wir</strong> ein für einen Lebensstil, der die<br />
Schöpfung bewahrt und nicht zur Zerstörung beiträgt.<br />
Die Delegierten für Sibiu, sie müssen sich<br />
bewusst sein, wie viele auf ein solches Zeichen hoffen<br />
aus den Kirchen, von den Christinnen und<br />
Christen in Europa.<br />
Die Quelle für eine solche Lebenshaltung, für ein<br />
solches Zeichen ist unser Glaube. Ja, <strong>wir</strong> waren mit<br />
auf dem Gipfel, denn <strong>wir</strong> dürfen immer wieder Gottes<br />
Gegenwart erfahren. Wir haben miteinander<br />
Gottesdienst gefeiert und mit allen Sinnen erlebt,<br />
wie Gott uns stärkt, uns Brot und Wein mit auf den<br />
Weg gibt, uns in eine Gemeinschaft der Zeuginnen<br />
und Zeugen des Glaubens stellt.<br />
Martin Luther King sagte in seiner letzten großen<br />
Rede: „I just want to do God’s will. And He’s allowed<br />
me to go up to the mountain. And I’ve looked<br />
over and I´ve seen the promised land. I may not get<br />
there with you. But I want you to know tonight,<br />
that we as a people will get to the promised land.“<br />
Er hatte Gottes Zukunft ge<strong>sehen</strong>, in der alle Tränen<br />
abgewischt werden. Er hatte aus diesem Zukunftstraum<br />
ganz reale diesseitige Hoffnungen abgeleitet<br />
wie <strong>das</strong> Ende des Rassismus und der Verelendung<br />
großer Teile der Bevölkerung. Respekt hat er erwartet<br />
vor jedem Mann, jeder Frau jedem Kind, vor<br />
jedem Menschen gleich welcher Hautfarbe und<br />
Herkunft. Als Menschenwürde können <strong>wir</strong> <strong>das</strong><br />
übersetzen. Als Achtung der Gottebenbildlichkeit<br />
jedes Menschen. Aber auch Martin Luther King<br />
musste den Gipfel verlassen, am nächsten Tag<br />
wurde er ermordet. Costly unity....teure Einheit...<br />
chère unite.<br />
Ja, in manchem waren diese Tage in Wittenberg ernüchternd.<br />
Wir finden nicht so schnell den großen<br />
Durchbruch. Aber sie waren auch ermutigend im<br />
Zeugnis der vielen, die auf dem Weg sind. Ich gebe<br />
die Hoffnung nicht auf, <strong>das</strong>s die Kirchen in Europa<br />
zu Zeuginnen der Gemeinschaft über die Grenzen<br />
von Nation und Kultur, Geschlecht, Rasse, sozialem<br />
Status und Alter hinweg werden.<br />
Wir müssen den Mut haben, die Kosten dafür auf<br />
uns zu nehmen und ringen um den richtigen Weg.<br />
Der Respekt, den <strong>wir</strong> einander in unserer konfessionellen<br />
und kulturellen Verschiedenheit entgegen<br />
bringen, entscheidet über den Respekt, den die<br />
Menschen in Europa vor dem Zeugnis der Kirchen<br />
haben werden. Es geht um die Glaubwürdigkeit<br />
unserer Kirchen. Wir müssen die Offenheit haben,<br />
viele zu Wort kommen zu lassen, Junge und Alte,<br />
Gruppen und Bewegungen, Bequeme und Unbequeme,<br />
Kirchenleitende wie Gruppen und Bewegungen.<br />
Wir werden dazu die Konferenzräume verlassen<br />
müssen, um die Ökumene der Menschen zu<br />
erleben, die miteinander leiden und feiern, ihren<br />
Glauben leben und beten, die Kathedralen bauen,<br />
auch heute, zur Feier der Liebe Gottes. Gottes Liebe<br />
zu spiegeln in unserem Reden und Handeln, <strong>das</strong><br />
ist unser Auftrag.<br />
Ich wünsche mir, <strong>das</strong>s die Menschen nach Sibiu sagen:<br />
Ich möchte nicht in einem Europa ohne Kirchen<br />
leben. Denn sie schenken uns Räume der<br />
Freiheit, Räume des Widerstands und des Widerspruchs,<br />
Räume voller Leben, Räume der Meditation<br />
und Kontemplation, durchbetete Räume, Räume<br />
voller Gesang und Klänge.<br />
Oder noch einmal mit Pascal Mercier: „Ich möchte<br />
nicht in einer Welt ohne Kathedralen leben. Ich<br />
brauche den Glanz ihrer Fenster, ihre kühle Stille,<br />
ihr gebieterisches Schweigen. Ich brauche die Fluten<br />
der Orgel und die heilige Andacht betender<br />
Menschen. Ich brauche die Heiligkeit von Worten,<br />
die Erhabenheit großer Poesie. All <strong>das</strong> brauche ich.<br />
Doch nicht weniger brauche ich die Freiheit und die<br />
Feindschaft gegen alles Grausame. Denn <strong>das</strong> eine<br />
ist nichts ohne <strong>das</strong> andere. Und niemand möge<br />
mich zwingen zu wählen.“ <strong>In</strong> diesem Sinne erbitten<br />
<strong>wir</strong> Gottes Segen auf dem Weg nach Sibiu.<br />
Amen.<br />
Landesbischöfin<br />
Dr. Margot Käßmann,<br />
Hannover<br />
Foto: Mediengruppe Main-Post Würzburg
Eine kleine religiös-bewegte Gruppe hatte einen<br />
fulminanten Start – zu Pfingsten. Von keiner Agentur<br />
so geplant, konzipiert, gemanagt. Das war unglaublich<br />
– unvergleichlich.<br />
Menschen wurden erfasst von großen Gefühlen eines<br />
Anfanges, vom Wirken Gottes durch die Auferstehung<br />
von Jesus Christus. Sprachenwunder,<br />
Heiliger Geist als Glut im Kopf, Flamme im Herzen.<br />
Dieser Überschwang!<br />
Denken, Danken, Fühlen, Beten, alles gemeinsam!<br />
Gemeinschaft war <strong>das</strong> Markenzeichen und <strong>das</strong><br />
Miteinander teilen: Zeit, Zuwendung und Nahrung.<br />
Umso erstaunlicher, denn diese erste Gemeinde in<br />
Jerusalem war eine anstößige Mixtur von Sippen,<br />
Völkern, Kulturen, Sprachen, Mentalitäten, – und<br />
sehr verschieden geprägt oder nach Herkunft,<br />
Stand, Bildung, Besitz, Schicht, religiöser Prägung.<br />
Dennoch nicht fremd, sondern vertraut.<br />
Also: Beginn einer Ökumene, ehe an Konfessionalisierung<br />
zu denken war.<br />
Uns macht Pfingsten eher sprachlos.<br />
Je wunderlicher Erfahrungen werden, desto<br />
schweigsamer oder ärgerlicher oder ratloser ist <strong>das</strong><br />
Staunen.<br />
Die Schere ist einfach zu groß zwischen damals<br />
und heute.<br />
Das Lamento kann angestimmt werden:<br />
Leiden die Einen heute unter der Hitze von Sprachengebet<br />
und Heilungen der Charismatiker, stöhnen<br />
Andere unter der Kühle von konfessionellem<br />
Starrsinn oder Profilierungssucht, Finanznöten, Fusionszwang<br />
und so weiter.<br />
Ausgerechnet die Pfingstgeschichte zeigt unangenehm<br />
deutlich unsere konfessionelle und spirituelle<br />
Segmentierung. „Die Ökumene ist in den<br />
Kirchen gestorben“ – sagt traurig ein Fachmann.<br />
Dabei haben viele schon einmal pfingstliche Gottesdienste<br />
erlebt.<br />
Es war allerdings Ende April. Ob die 3 – 4000<br />
Christen, die dabei waren, es auch so bezeichnen<br />
würden, ist fraglich. Natürlich hinkt der Vergleich.<br />
Denn für ein inhaltliches Konzept für diesen Gottesdienst<br />
hatten <strong>wir</strong> pflichtgemäß gesorgt. Es<br />
sollten von Delegierten einer Ökumenischen Versammlung<br />
hart erarbeitete Dokumente an kirchenleitende<br />
Persönlichkeiten übergeben werden.<br />
Spannung lag in der Luft – weder Überschwang<br />
noch Glaubensglut.<br />
Das Unerwartete war die prall gefüllte Kirche mit<br />
Personen jeden Alters, die in <strong>das</strong> Gotteshaus ihre<br />
Überzeugung mitbrachten, <strong>das</strong>s alle Kirchen – wer<br />
denn sonst? (und jetzt – wann denn sonst? und<br />
klar – wie denn sonst?) in der Lage sein können,<br />
mit gemeinsamer Sprache zu sprechen und zu<br />
handeln.<br />
Denn was als nüchterner Ablauf geplant war, wurde<br />
zum unerhört befreienden Gesang, nicht nur,<br />
weil alle 19 Kirchen der DDR den Texten zustimmten,<br />
sondern auch, weil sie verstanden wurden als<br />
Aufbruch für Kirchen und die Gesellschaft. Es war<br />
1989 in der Kreuzkirche in Dresden. Wirkung des<br />
Heiligen Geistes – <strong>das</strong> war die nachträgliche <strong>In</strong>terpretation.<br />
So etwas bleibt unvergesslich – obschon kaum<br />
noch vermittelbar.<br />
PREDIGT ZU APOSTELGESCHICHTE 6 PREDIGTEN<br />
Und nicht alle Vereinbarungen hatten ökumenische<br />
Langzeit<strong>wir</strong>kung – im Gegenteil. Alte und<br />
neue Konflikte ließen mir später eher Skepsis mit<br />
diesem „Pfingsten“ übrig. Zu viel Illusion und<br />
Unerfahrenheit war dabei. Dennoch hielt diese<br />
geistliche Erfahrung allen berechtigten und unberechtigten<br />
Zweifeln zum Trotz für Jahre einen Energievorrat<br />
bereit.<br />
Eine schöne biblische Geschichte (Acta 6, 1-7)<br />
zeigt, <strong>das</strong>s es bei den unvermeidlichen Konflikten<br />
auch nach Pfingsten erfindungsreiche Lösungen<br />
geben kann, die gewiss zur unvergänglichen<br />
Pfingsterfahrung gehören.<br />
Ein unvermuteter Konflikt kommt zutage. Einige<br />
Frauen kommen zu kurz!<br />
Witwen und ausgerechnet Ausländerinnen. Benachteiligung<br />
ist auch heute ein ernstes Thema.<br />
Benachteiligung hat Folgen.<br />
Zu Vieles ist knapp in einem reichen Land: günstige<br />
Mieten, Arbeitsplätze, Lehrstellen, Kinderkrippen,<br />
es reicht nicht. Selbst in den Kirchen; entweder<br />
fehlen Mitarbeiter oder Geld oder die<br />
Menschen. Konflikte sind vorprogrammiert.<br />
<strong>In</strong> Jerusalem der ersten Stunde hatte der Konflikt<br />
segensreiche Wirkung.<br />
Woran der „Segen“ erkennbar ist?<br />
– Der Konflikt verschwindet nicht unterm Teppich.<br />
Eine Versammlung <strong>wir</strong>d einberufen, es <strong>wir</strong>d tacheles<br />
geredet. Die griechischen Witwen trauen sich,<br />
von ihrer Not zu sprechen.<br />
Es ist schon ungewöhnlich, <strong>das</strong>s sie furchtlos gegen<br />
antike Sitte und üblichen Brauch reden, in der<br />
<strong>das</strong> Weib in der Gemeinde zu schweigen hatte.<br />
Vielleicht wurde versucht, die Frauen zu beschwichtigen,<br />
etwa so:<br />
Keine Neid-Debatte! Schwestern, bleibt bescheiden...<br />
Aber die Brüder entsprechen nicht dem Klischee,<br />
sie hören aufmerksam zu, sie wussten, auf Dauer<br />
können Benachteiligungen die Ohren und <strong>das</strong> Herz<br />
für Jesus versperren. Alles kam auf den Tisch mit<br />
Stimme und Redezeit.<br />
– Vorschläge werden geprüft.<br />
Gute Vorschläge haben erfreuliche Folgen, es<br />
kommt zu Entscheidungen.<br />
Konzepte und Organisationsentwicklung in der Gemeinde<br />
– <strong>das</strong> ist kein Gegensatz zu Glauben, Beten<br />
und Hoffen. Das ist auch Qualitätserweis eines<br />
lebendigen Glaubens.<br />
Freilich braucht Verständigung und Ausgleich von<br />
verschiedenen <strong>In</strong>teressen und gegensätzlichen<br />
Standpunkten Zeit und Mühe sowie Verzicht auf<br />
autoritäre Entscheidungen.<br />
– Das Kriterium: Passende Personen für die Aufgabe.<br />
Von Weisheit der Personen ist die Rede, wenn <strong>das</strong><br />
Vorhaben gelingen soll. Dazu einen extra Blick und<br />
ein großes Herz für die zu kurz Gekommenen.<br />
Gesegnet sei der Konflikt, der zu solchen Lösungen<br />
führt!<br />
Das segensreiche Ende eines profanen Konfliktes<br />
<strong>sehen</strong> <strong>wir</strong> auch am Fortgang:<br />
29
30<br />
Dienen ist eine hohe Ehre in der Gemeinde, denn<br />
diese Mitarbeiter werden alle mit Namen genannt.<br />
„Dienen“ <strong>das</strong> große, leicht schillernde Wort. Wie<br />
auch genannt, ob Einsatz, Engagement oder<br />
Dienst, es sind die gleichen Voraussetzungen und<br />
ganz bestimmte förderliche oder hinderliche Beifügungen.<br />
Ohne den Heiligen Geist – unmöglich. Diese Geschichte<br />
ist leider zu stark in den diakonischen Bereich<br />
gedrängt worden, sie gehört aber in die Mitte<br />
der Kirche. Und insofern ist die gewagte Zinzendorf’sche<br />
Deutung des Heiligen Geistes als „Mutteramt“<br />
in der Gemeinde einleuchtend.<br />
Aber die Frage bleibt: Können solche wunderbaren<br />
Sondergeschichten unsere komplizierten konfessionellen<br />
und gesellschaftlichen Systemzwänge<br />
menschenförderlich aufweichen?<br />
Der Heilige Geist lässt sich von keiner Konfession<br />
eine Dienstanweisung geben und gestattet keinem<br />
Amt eine Vereinnahmung, Gott sei Dank.<br />
Und er kann sich äußern in den einfachsten und<br />
schwierigen Situationen, er ist bekannt für seine<br />
<strong>In</strong>terventionen und für Überraschungen.<br />
Das hat auch mit uns zu tun – ob <strong>wir</strong> zur Beteiligung<br />
bereit sind.<br />
Es mag beginnen mit den unangenehmen Fragen<br />
nach der Übereinstimmung von theologischen Leitsätzen<br />
und der geistlichen Wirklichkeit. Es mag<br />
weitergehen mit überschwänglichen Gottesdiensten,<br />
den Mühen um Organisation und mit der<br />
Durchführung von Projekten und beharrlichem Gebet.<br />
Diese <strong>wir</strong>ken weiter, regen an, hinterfragen, decken<br />
auf, schlagen vor, reizen zum Widerspruch,<br />
treiben zum Bibelstudium und probieren den nächsten<br />
Schritt. ... Das ist wenig und viel zugleich.<br />
All <strong>das</strong>, was <strong>wir</strong> in den vergangenen Jahren trotz<br />
der Unstimmigkeiten und des Gegenwindes versucht<br />
haben, sind möglicherweise geeignete Voraussetzungen,<br />
<strong>das</strong>s der Geist Gottes weiterhin<br />
kreative Unterbrechungen ökumenischer Störungen<br />
bereithält. Und wenn dann viele Delegierte der<br />
<strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung<br />
auch <strong>wir</strong>klich diese Erwartung haben – warum<br />
nicht?<br />
Und Ökumene könnte wieder einmal neu in den<br />
Gemeinden beginnen.<br />
„Komm heiliger Geist...“<br />
Dr. Randi Weber,<br />
Radebeul
Predigt für<br />
Sonntag, 9. September 2007<br />
Predigttext Genesis 28, 10 – 19a<br />
(evangelische Perikopenordnung)<br />
Epistel – Lesung: Römer 8, 12 – 17<br />
Evangelium: Lukas 17, 11 – 19<br />
10 Jakob zog aus Beerscheba weg und ging nach<br />
Haran. 11 Er kam an einen bestimmten Ort, wo er<br />
übernachtete, denn die Sonne war untergegangen.<br />
Er nahm einen von den Steinen dieses Ortes, legte<br />
ihn unter seinen Kopf und schlief dort ein. 12 Da<br />
hatte er einen Traum: Er sah eine Treppe, die auf<br />
der Erde stand und bis zum Himmel reichte. Auf ihr<br />
stiegen Engel Gottes auf und nieder. 13 Und siehe,<br />
der Herr stand oben und sprach: Ich bin der Herr,<br />
der Gott deines Vaters Abraham und der Gott<br />
Isaaks. Das Land, auf dem du liegst, will ich dir und<br />
deinen Nachkommen geben. 14 Deine Nachkommen<br />
werden zahlreich sein wie der Staub auf der<br />
Erde. Du <strong>wir</strong>st dich unaufhaltsam ausbreiten nach<br />
Westen und Osten, nach Norden und Süden und<br />
durch dich und deine Nachkommen werden alle<br />
Geschlechter der Erde Segen erlangen. 15 Ich bin<br />
mit dir, ich behüte dich, wohin du auch gehst, und<br />
bringe dich zurück in dieses Land. Denn ich verlasse<br />
dich nicht, bis ich vollbringe, was ich dir versprochen<br />
habe. 16 Jakob erwachte aus seinem Schlaf<br />
und sagte: Wirklich, der Herr ist an diesem Ort und<br />
ich wusste es nicht. 17 Furcht überkam ihn und er<br />
sagte: Wie Ehrfurcht gebietend ist doch dieser Ort!<br />
Hier ist nichts anderes als <strong>das</strong> Haus Gottes und <strong>das</strong><br />
Tor des Himmels. 18 Jakob stand früh am Morgen<br />
auf, nahm den Stein, den er unter seinen Kopf gelegt<br />
hatte, stellte ihn als Steinmal auf und goss Öl<br />
darauf. 19 Dann gab er dem Ort den Namen Bet-El<br />
(Gotteshaus).<br />
Liebe Gemeinde,<br />
da geht’s ganz schön rund im Leben von Jakob.<br />
Das war schon ein Auf und Ab immer wieder. Ein<br />
Rauf und Runter, ein Hin und Her, viele Höhen und<br />
Tiefen in seinem Leben. Er hat so einige Siege davon<br />
getragen. Hat sich <strong>das</strong> Erstgeborenenrecht ergaunert.<br />
Hat sich den Segen des greisen Vaters<br />
Isaak erschlichen. So war er, der Ganove – wie<br />
man den Namen Jakob auch übersetzen kann –<br />
schlecht hin und er hat es auch zu was gebracht.<br />
Eigentlich. Jetzt scheint er aber genau deswegen in<br />
Schwierigkeiten zu stecken. Denn durch die einsame<br />
Steppe im Norden Palästinas wandert dieser<br />
junge Mann nun. Ringsum grauenvolle Öde: kein<br />
Haus und kein Mensch, so weit <strong>das</strong> Auge schaut.<br />
Hier zieht nicht ein gerissener und erfolgreicher<br />
Stratege, kein kühner und mutiger Forscher mit<br />
starkem Herzen in unbekannte Länder. Hier ist<br />
auch nicht ein junger Mann, der gern Freiheit und<br />
Abenteuer kosten möchte. Von diesem Jakob heißt<br />
es in Kapitel 25: „Er war ein sanfter Mann und<br />
blieb gern in den Zelten“ (Gen 15,27).<br />
Dieser junge Mann war plötzlich herausgerissen<br />
aus seiner sicheren Welt. Ihm war gleichsam der<br />
Boden unter den Füßen weggezogen worden.<br />
Denn er musste fliehen, weil er die Rache seines<br />
betrogenen Bruders fürchtete. Gehetzt und angetrieben<br />
irrte er durch die Einsamkeit. So kann der<br />
Jakob als ein Abbild von den Menschen unserer<br />
Tage verstanden werden. Menschen, die aus aller<br />
PREDIGT ZU GENESIS 28 PREDIGTEN<br />
Sicherheit gerissen sind und ohne Halt durch ihre<br />
scheinbar zertrümmerte Welt gehen müssen. Ein<br />
Auf und Ab, Berg und Tal. Erfolg und Niederlage.<br />
Wer kennt <strong>das</strong> nicht?<br />
Aber warum war der Jakob aus den Zelten des Vaters<br />
ausgezogen? Er hatte seinen Bruder betrogen.<br />
Nun musste er vor dessen Rache fliehen. Seine<br />
Schuld war <strong>das</strong> unsichtbare, schwere Gepäck, <strong>das</strong><br />
Jakob mitzuschleppen hatte. Darin gleicht er auch<br />
anderen biblischen Gestalten, und nicht nur denen.<br />
So also zog nun auch Jakob durch die Einsamkeit.<br />
Und dann brach die Nacht herein. Die Bibel spricht<br />
von dem „Grauen der Nacht“ (Psalm 91,5). Jakob<br />
macht Pause, legt sich hin und bettete sich auf einen<br />
Stein. Über ihm leuchteten und funkelten kalt<br />
die Sterne. Doch der Himmel war so fern! So fern!<br />
Jakob hat lange in den fernen, verschlossenen<br />
Himmel aufgeschaut. Schließlich fielen ihm die müden,<br />
brennenden Augen zu.<br />
Im Tal saß er, besser: lag er. Jakob schlief vor Erschöpfung<br />
ein. Trotz der Sorgen, trotz der vielen<br />
offenen Fragen, trotz der Einsamkeit. Er schläft ein.<br />
Und gerade in dieser Nacht möchte Gott ihm begegnen.<br />
Will Gott in die Situation Jakobs hinein<br />
sprechen, hinunter rufen, zu Jakob, der durchs<br />
sprichwörtlich finstere Tal muss. Gott wählt dafür<br />
einen ungewöhnlichen Weg. Gottes Klavier hat<br />
eben mehr Tasten, als man bisweilen meint. Gott<br />
wählt einen Traum. Einen sehr bildhaften und einprägsamen<br />
Traum. Ein Traum, bei dem es regelrecht<br />
aufwärts geht.<br />
Liebe Gemeinde, dieses Auf und Ab, die Höhen und<br />
Tiefen des alltäglichen Lebens sind wohl allgemein<br />
bekannt. Jeder weiß <strong>das</strong>. Manche Menschen etwa<br />
verstehen den zwar ärgerlichen, aber eher kurz andauernden<br />
Stress mit dem Chef als dieses Auf und<br />
Ab. Anderen sind die Sorgen um die Kinder oder<br />
um den Unterhalt eine Last und die großen Stolpersteine<br />
des Tales. Dem Jakob ging es in seiner Situation<br />
darum nicht. Das, was er durchmachte, war<br />
eine <strong>wir</strong>klich existenzielle Krise. Es stand alles auf<br />
dem Spiel. Seine Herkunft, seine Geschichte, seine<br />
Würde und seine Zukunft. Schlicht alles. Das ist<br />
mal ein Tal.<br />
Die moderne Psychologie verwendet auch gerne<br />
diese Bilder. Berg und Tal. Aufstieg und Abstieg.<br />
Krise und Neuanfang. Seit Jahren spricht man noch<br />
davon, <strong>das</strong>s der Mitfünfziger in seine „Midlife-<br />
Crisis“ komme. Heute erkennt man auch schon bei<br />
jungen Menschen am Ende der Ausbildung so<br />
etwas wie einen Bruch – <strong>das</strong> nennt man dann die<br />
„Quarterlife-Crisis“. Ein katholischer Theologe,<br />
Romano Guardini, hat ein kleines Buch geschrieben:<br />
„Die Lebensalter“, in dem er dieses Phänomen<br />
beschreibt. Das Leben und Älterwerden, <strong>das</strong><br />
Reifen ist unweigerlich mit Brüchen verbunden,<br />
mit einigen Brüchen. Und nicht selten auch mit<br />
Schuld. Doch ich möchte Jakobs Biographie und<br />
seine Begegnung mit Gott nicht zu sehr psychologisch<br />
strapazieren. Ich möchte in dem Bild bleiben.<br />
Berg und Tal.<br />
Das Leben, Berg und Tal. Auf und Ab. Es geht darum,<br />
diese Erfahrungen in den Horizont Gottes zu<br />
stellen, ja gewissermaßen geformt zu werden. Sich<br />
zu verändern in den Menschen, den Gott ausformen<br />
möchte. Im Predigttext <strong>wir</strong>d deutlich, <strong>das</strong>s<br />
Gottes Handeln an Jakob trotz – ja sogar vielleicht<br />
wegen seiner Schuld bis in die tiefsten Wünsche<br />
31
32<br />
und Ängste eines einsamen Menschen reicht. Gott<br />
handelt an Jakob. Gott formt den Jakob. Später<br />
werden sie sogar miteinander kämpfen, und Gott<br />
<strong>wir</strong>d Jakob einen neuen Namen geben. Israel – der<br />
Gottesstreiter (Genesis 32). Soweit zunächst Jakobs<br />
Situation, in der er diesen Traum von Gott geschenkt<br />
bekommt.<br />
Heute will ich einen weiteren gewagten Schritt gehen<br />
und Jakob mitnehmen in den Weg unserer Kirche<br />
oder besser gesagt in den Weg unserer Kirchen.<br />
Denn liebe Gemeinde, während <strong>wir</strong> hier<br />
Gottesdienst feiern, versammeln sich in Sibiu/Hermannstadt,<br />
in Rumänien, ca. 2500 Delegierte aus<br />
fast allen Kirchen ganz Europas. Für viele Menschen<br />
<strong>wir</strong>kt es so, als ob die Ökumene zurzeit<br />
durch ein orientierungsloses finsteres Tal wandere.<br />
Die Ökumene hat sicherlich hinab steigen müssen<br />
von den Gipfeln der früheren und viel versprechenden<br />
Erfolge in den sechziger und siebziger Jahren<br />
des letzten Jahrhunderts, nach dem Aufbruch der<br />
ökumenischen Bewegung und der Öffnung nach<br />
dem Zweiten Vatikanischen Konzil in der Kirche<br />
Roms. Das war besonders wichtig für Deutschland,<br />
wo die beiden großen Kirchen eine 450 Jahre lange<br />
Geschichte mit- und auch gegeneinander haben.<br />
Ja, auch noch die Erste <strong>Europäische</strong> Ökumenische<br />
Versammlung 1989 in Basel lebte im Schwung einer<br />
sich anbahnenden Veränderung: den Fall des<br />
Eisernen Vorhanges, der Europa teilte.<br />
Diese verheißungsvolle Situation gehört nun der<br />
Vergangenheit an. Die ökumenischen Empfindlichkeiten<br />
nehmen bisweilen Züge an, die für die jeweils<br />
andere Seite nicht nachvollziehbar sind. Die<br />
Herzlichkeit früherer Begegnungen ist leider mitunter<br />
einer etwas unterkühlten Protokollökumene<br />
gewichen. Und, liebe Gemeinde, da sind nicht immer<br />
nur „die Anderen“ schuld. Aber ganz abge<strong>sehen</strong><br />
davon, möchte ich die Schuldfrage hier nicht<br />
gestellt haben wollen. Schuld liegt allein schon<br />
darin, <strong>das</strong>s es überhaupt eine ökumenische Verweigerung<br />
gibt. Die Brüderlichkeit zwischen Esau<br />
und Jakob war auch dem Misstrauen gewichen.<br />
Das daraus folgende Wandern, Umherirren und die<br />
Einsamkeit des Jakob sprechen für sich. Dieses<br />
ganze Geschehen aber erlaubt gerade der heutigen<br />
ökumenischen Situation hoffnungsvolle Perspektiven.<br />
Der Weg Gottes mit Jakob eröffnet auch jetzt,<br />
für heute – für uns – neue Räume.<br />
Denn zwei Dinge lassen es zu, <strong>das</strong>s in dieser Situation<br />
die Hoffnung auf die Einheit der Kirche Gottes<br />
in den Herzen der Christinnen und Christen nicht<br />
erlöschen muss. Das Erste ergibt sich aus dem, was<br />
bisher gesagt wurde. Die Talsohle scheint wohl erreicht<br />
zu sein. Nun, ich weiß nicht, ob Gott die Ökumene<br />
und die Kirchen noch tiefer führen <strong>wir</strong>d.<br />
Doch ist auch klar, <strong>das</strong>s Er <strong>das</strong>, was er begonnen<br />
hat, auch zu Ende bringen <strong>wir</strong>d, bis an den Tag, an<br />
dem Christus wieder kommt (Phil 1,6). Das heißt,<br />
<strong>das</strong>s <strong>das</strong> nächste Stadium darauf wartet, von jungen<br />
aber auch erfahrenen Ökumenikerinnen und<br />
Ökumenikern, von Pfarrerinnen und Pfarrern,<br />
Theologinnen und Theologen, Priesterinnen und<br />
Priestern und Bischöfinnen und Bischöfen erklommen<br />
zu werden. Auf diesen Weg kann aber nur<br />
Christus führen. Werden <strong>wir</strong> es schaffen, die Gelegenheit<br />
zu nutzen? Können <strong>wir</strong> als Kirchen und als<br />
Ökumene in Deutschland unseren eigenen Trend<br />
schaffen? Ich glaube, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> die Chance haben,<br />
zu zeigen, <strong>das</strong>s eine <strong>In</strong>stitution ihrer Furcht ins<br />
Auge <strong>sehen</strong> kann und sich dazu stellt, <strong>das</strong>s sie im<br />
Tal ist. Ja, <strong>das</strong>s sie den Schritt hinunter ins Tal<br />
wagt.<br />
Jakob erlebte, <strong>das</strong>s er nicht aus seinem Betrug oder<br />
seiner Gerissenheit heraus leben konnte. Er musste<br />
begreifen, <strong>das</strong>s er allein aus Gottes Reden und Dienen<br />
Kraft und Zuversicht schöpfen kann. Es war in<br />
Bet El unwichtig, wie sehr er sich als gerissener<br />
Stratege und Taktiker erwiesen hatte. Sein Profil,<br />
der neue Erstgeborene zu sein, spielte jetzt keine<br />
Rolle mehr. Vor Gott zählt <strong>das</strong> nicht! Gott spricht<br />
zu ihm dort, wo er am schwächsten ist: im Schlaf,<br />
träumend. „Wenn der Herr die Gefangen heimführen<br />
<strong>wir</strong>d – wie die Träumenden werden <strong>wir</strong> sein“<br />
(Psalm 126,1). Eigentlich ist er gerade jetzt recht<br />
hilflos.<br />
Dort unten, ohne alle gewohnten Sicherheiten,<br />
ohne die technischen Auguren und ohne <strong>das</strong> unbeholfene<br />
Profilieren gegen seinen Bruder und vor<br />
Gott, hat er auf den zu warten, der ihm zuflüstert,<br />
was Gott auch uns mit der Jahreslosung zusagt:<br />
„Siehe, ich will Neues schaffen, schon wächst es<br />
auf! Erkennt Ihr’s denn nicht?“ (Jes 43,19). Das<br />
mag vielleicht etwas poetisch klingen, aber es<br />
nimmt erst einmal den Zwang, ja die Last ab. Das<br />
alles geht nämlich nur, wenn <strong>wir</strong> still werden. Nur<br />
wenn <strong>wir</strong> unsere Arbeit beiseite legen und einfach<br />
zuhören. Wenn <strong>wir</strong> mal für einen Moment unseren<br />
Mund halten, eine Art geistlichen Atemstillstand<br />
wagen und warten. Nur diejenigen, die mutig genug<br />
sind und aufhören, die alten Schritte zu tanzen,<br />
werden die neuen Schritte entdecken. Es <strong>wir</strong>d<br />
nur denen dämmern, die bereit sind, eine Pause<br />
einzulegen, still zu sein. Sich den Himmel anzu<strong>sehen</strong><br />
und den Stein unter den Kopf zu rollen. Auch<br />
wenn der Himmel unerreichbar scheint. Es werden<br />
nur die begreifen, die sich getrauen, ihre Erschöpfung<br />
wahrzunehmen und vor Gott still zu werden.<br />
Auch <strong>wir</strong> haben unsere Brüder betrogen, wie es Jakob<br />
getan hat. <strong>In</strong> der Ökumene läuft es mitunter<br />
nicht anders, als in den Vätergeschichten. Daran<br />
ändert zunächst auch eine <strong>Europäische</strong> Ökumenische<br />
Versammlung noch nichts. Und trotzdem: Es<br />
ist wahrlich ein Segen, <strong>das</strong>s sie stattfindet. Dass<br />
Menschen sich versammeln, auf Gottes Wort hören,<br />
beten, den Blick in den Himmel wagen. Es ist<br />
sehr wichtig, uns dies heute bewusst zu machen,<br />
<strong>das</strong>s zur gleichen Stunde, in der <strong>wir</strong> hier versammelt<br />
sind, in Sibiu Menschen aus ganz Europa auch<br />
Gottesdienst feiern. Es geht um sehr viel mehr als<br />
um eine Versammlung. Es geht darum, <strong>wir</strong>klich<br />
stille zu werden vor Gott, <strong>das</strong> kann heißen: hinab<br />
steigen. Mag sein, <strong>das</strong>s die Medien dann nicht viel<br />
zu berichten haben, weil <strong>wir</strong> es wagten, für einen<br />
Moment lang still zu halten. Jakobs Weg zeigt,<br />
<strong>das</strong>s er auf dem Weg durch die Wüste Gott neu<br />
begegnet, dem Gott, der größer ist als er selbst,<br />
dem Beginner und Vollender des Glaubens (Hebräer<br />
12,1).<br />
Das ist <strong>das</strong> erste Hoffnungszeichen – <strong>das</strong>s es mit<br />
diesem Gott nicht zu Ende ist, auch wenn Jakob,<br />
auch wenn <strong>wir</strong> am Ende sind. Das Zweite, was die<br />
Zuversicht für die Ökumene nicht erlöschen lassen<br />
<strong>wir</strong>d, schöpft aus dem Wort Gottes. Es <strong>wir</strong>d durch<br />
den Traum Jakobs selbst deutlich. Die Leiter aus<br />
seinem finstern Tal steht bereit. Er müsste nur<br />
hochsteigen, sich etwas anstrengen. Aber! Er darf<br />
liegen bleiben. Denn für fromme Anstrengungen ist<br />
er zu erschöpft, zu gehetzt, zu verfolgt. Engel kommen<br />
und dienen ihm. Gott selbst handelt. Gott<br />
spricht zu Jakob. Und <strong>das</strong> lassen Sie sich, lass ich<br />
mir und können sich auch die Kirchen und die Ökumene<br />
gesagt sein lassen: „Ich bin mit dir, ich behüte<br />
dich, wohin du auch gehst, und bringe dich<br />
zurück in dieses Land. Denn ich verlasse dich nicht,<br />
bis ich vollbringe, was ich dir versprochen habe“<br />
(Vers 15).<br />
Wer kennt diese Geschichte nicht aus dem Kindergottesdienst<br />
oder aus der Schule? Die Bilder dieser<br />
Erzählung sind wahrscheinlich Ihnen allen aus den<br />
eigenen Schulheften, bunt gemalt mit Wachsmalkreide<br />
und Holzstiften vor Augen. Vermutlich ist sie<br />
deshalb eine der bekanntesten Episoden aus dem<br />
Alten Testament, weil es nicht darum geht, immer<br />
Oberwasser zu haben. Sondern <strong>das</strong>s Gott eben andere<br />
Wege geht. Und der Weg Gottes mit Jakob<br />
malt uns vor, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> später nicht daran gemessen<br />
werden, ob <strong>wir</strong> gerissen oder scharfsinnig genug<br />
gewesen sind, sondern ob <strong>wir</strong> uns <strong>das</strong> Sprechen<br />
Gottes zugemutet haben. Und <strong>das</strong> auch in Situationen,<br />
in denen es schwierig ist und in denen man<br />
fast ausschließlich auf Ihn, auf Gott angewiesen<br />
war und ist.<br />
Liebe Gemeinde, ich bin ehrlich gesagt versucht,<br />
mir die Worte des Predigers Martin Luther King<br />
zueigen zu machen und laut zu rufen – „I have a<br />
dream!“ Ich träume von einer Kirche, in denen<br />
Gott den Menschen dient. Ich träume von einer Kirche,<br />
die die eine ist. Die die einfältige ist. <strong>In</strong> der<br />
Gott gegenwärtig handelt. Und ich will mir und<br />
allen, Pfarrerinnen und Pfarrern, allen Ökumenikerinnen<br />
und Ökumenikern und auch allen Bischöfen
und Bischöfinnen ja jedem Christen, jeder Christin,<br />
ich will Ihnen Gottes Weite vor Augen halten: Die<br />
Konfessionen sind eine Übergangslösung! Die Konfessionskirche<br />
ist nicht die Kirche Jesu Christi. Denn<br />
hier ist <strong>das</strong> letzte Wort noch nicht gesprochen. Vielleicht<br />
liegt die harte Schule Jakobs noch vor uns,<br />
der alles loslassen musste. Die Wärme seiner Mutter,<br />
die Liebe seines Vaters, die Nähe seines Bruders,<br />
die Sicherheit seines Zeltes und vor allem <strong>das</strong><br />
selbstbewusste Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.<br />
Da ist er im Tal! Das ist die Konsequenz seines<br />
Betruges, die Folge seiner Selbstgenügsamkeit.<br />
Das ist die Furcht vor der eigenen Vergangenheit.<br />
Ich fürchte dort hin hat er hinabsteigen müssen,<br />
um sich von Gott ganz neu ansprechen zu lassen.<br />
Was <strong>das</strong> für die Kirche bedeutet, wage ich nicht zu<br />
formulieren.<br />
Bisher ist die Tatsache der Konfessionen aber noch<br />
gültig. Daher findet die Versammlung in Rumänien<br />
auch zwischen Konfessionskirchen statt – es gibt<br />
sie leider noch nicht anders. Sie stellt sich seit ihrer<br />
ersten Etappe in Rom unter <strong>das</strong> Motto: „Das<br />
<strong>Licht</strong> Christi scheint auf alle, Hoffnung auf Einheit<br />
und Erneuerung in Europa.“ Beten <strong>wir</strong> für die Versammelten,<br />
<strong>das</strong>s sie dieses <strong>Licht</strong> nicht so umlenken,<br />
<strong>das</strong>s es seine Kraft verliert. Sondern <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />
<strong>Licht</strong> Christi es ist, <strong>das</strong> scheint – uns allen. Keine<br />
selbst entzündeten Fackeln, Leuchtfeuer oder dergleichen.<br />
Gott muss handeln. Er <strong>wir</strong>d es tun. Wir<br />
haben still zu werden. Gott spricht dem Jakob seinen<br />
allumfassenden Segen zu, damit sein Auf und<br />
Ab, sein Hin und Her aufhört und er zur Ruhe<br />
kommt. Das ist der Traum. Das ist <strong>das</strong> Morgen der<br />
Kirche.<br />
Mit der Blindheit geschlossener Augen<br />
sieht Jakob <strong>das</strong> Gutwort des Herrn.<br />
Der Himmel steht offen, ersteigbar, und <strong>Licht</strong><br />
zerreißt Nächte und Fluchten. Dunkle Geschichte zerbricht.<br />
Durch aufgerissenen Himmel erblickten Hirten einst himmlische Sänger.<br />
Durch diese Wunde fällt schreiend Gott – der Herr – ins Heu.<br />
Spricht: „Denn ich verlasse dich nicht, bis ich vollbringe,<br />
was ich dir versprochen habe.“<br />
Die Astronomen durchforschen die Weltraumtiefen<br />
und folgen dem leuchtenden Geschoss,<br />
wodurch getrübte Atmosphäre in Rauch aufgehen muss.<br />
Nur <strong>das</strong> kalte Nichts widersteht Gottes Kommen und Handeln und erfriert.<br />
Ob Berg, ob Tal: sie werden fallen.<br />
Wenn der da kommt, der spricht: Ephata!<br />
Amen<br />
Pfarrer<br />
Norbert Roth,<br />
Frankfurt am Main<br />
33
34<br />
BIBELARBEITEN –<br />
MEDITATIONEN<br />
Gebet aus der Sammlung<br />
des Weltgebetstages<br />
Heiliger Geist, erfülle mich<br />
Rot flammt <strong>das</strong> Feuer der Begeisterung.<br />
Blau strahlt <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> der Weisheit.<br />
Alles ist in Bewegung.<br />
Drei machtvolle Flammen,<br />
drei zarte Flammen,<br />
drei Flämmlein: sie züngeln und tanzen.<br />
Drei Strahlen gehen von der Taube aus,<br />
durchleuchten die Zedernflamme<br />
und berühren mich.<br />
Heiliger Geist, erfülle mich!<br />
Ich bin bereit, dich aufzunehmen,<br />
mich von dir begeistern und<br />
bewegen zu lassen.<br />
Wenn die Zeit reif ist, gebe ich <strong>das</strong> weiter,<br />
so wie Wellen sich ausbreiten,<br />
so wie Feuer seine Funken versprüht.<br />
Dreieiniger Gott,<br />
du nimmst mich in deine Liebe hinein<br />
Und lässt mich leben und Leben geben.<br />
Meine Freude <strong>wir</strong>d niemand<br />
von mir nehmen.<br />
Gerhild Cosoroaba<br />
„ICH GLAUBE AN DEN HEILIGEN GEIST“<br />
Pfingstliches Mosaik zum 3. Artikel des Apostolischen<br />
Glaubensbekenntnisses<br />
Heiliger Geist: Wer oder was ist <strong>das</strong>?<br />
Theologisch gebildeten Menschen fällt dazu manches<br />
ein, wie Trininität, Ruach und Pneuma, Filioque,<br />
Epiklese, Charisma und Amt... Kompliziert.<br />
Viele andere haben Probleme, sich da überhaupt<br />
etwas Sinnvolles vorzustellen. 1 550 000 Eintragungen<br />
bei Google, die Vielfalt ver<strong>wir</strong>rt – was bezeugt<br />
hier der Glaube?<br />
Chiffre oder Bewegung? Er, sie, es? Mit wem <strong>wir</strong>ksam,<br />
und wie? Schöpferische Kraft Gottes, lebendiger<br />
Herzschlag der Ökumene, vielleicht sogar:<br />
„Das <strong>Licht</strong> Christi, <strong>das</strong> auf alle scheint“? Dieses<br />
globale Thema der bevorstehenden 3. <strong>Europäische</strong>n<br />
Ökumenischen Versammlung provoziert,<br />
denn: Wo erfahren <strong>wir</strong> <strong>das</strong>?<br />
„Ich glaube“:<br />
Um Glauben geht es, um Hoffnungspotenzial von<br />
Gott her, nicht einfach aus eigener Kraft. Menschen<br />
werden dazu durch andere ermutigt, die<br />
Gottes Geist erfüllt (Mose, David, Propheten, Maria<br />
etc.). Jesus, für den dies in einzigartiger Weise<br />
gilt (siehe Markus 1,11 f, Matthäus 1,18; Lukas<br />
4,18 ff) ist Gottes Ruf zum Glauben in Person. Darum<br />
bindet der Heilige Geist unser Bekennen und<br />
Hoffen an ihn, den Gekreuzigten (siehe 1. Korinther<br />
12,3). Das heißt: Unverständnis, Enttäuschung und<br />
Todeserfahrungen sind kein Gegenbeweis. Auch<br />
Grenzen hindern sein Wirken nicht, weder politisch<br />
oder geschichtlich bedingte, noch Barrieren aus<br />
verfestigter Frömmigkeit oder erstarrter Tradition.<br />
Als Theologiestudentin besuchte ich zeitweise eine<br />
evangelikal geprägte Gemeinde. Was ich zu ler-<br />
nen begann, war den Geschwistern unheimlich.<br />
„Glaubst du denn noch an die Jungfrauengeburt“<br />
(biologisch verstanden) – oder sogar „an die Wolke<br />
bei der Himmelfahrt“? Sie beteten um meine Errettung;<br />
wie sollte da Dialog möglich bleiben? Diese<br />
schmerzliche Erfahrung führte mich tiefer in den<br />
Glauben hinein, „an den Heiligen Geist“, weit über<br />
eigene Kräfte hinaus (siehe Römer 8,26). Ökumene<br />
braucht solche Hoffnungsenergie. Verdankt sie sich<br />
doch Gott selbst, der uns – bestenfalls –auf seinen<br />
Weg mitnimmt. 10 Jahre hat es bei mir damals gedauert,<br />
dann hieß es: Du bist ja doch ein Kind Gottes!<br />
Ja – „Der Geist selbst gibt Zeugnis unserem<br />
Geist, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> Gottes Kinder sind“ (Römer 8, 16).<br />
Der Heilige Geist lässt mich beharrlich <strong>das</strong> <strong>Licht</strong><br />
Christi glauben, in mir und anderen. Er schafft bleibende<br />
Gemeinschaft.<br />
„Die heilige christliche/katholische Kirche“:<br />
Vielgestaltig ist die Kirche Christi, sein Leib, Schöpfung<br />
des Geistes Gottes.<br />
„Ein Geist...ein Glaube, eine Taufe“ (Epheser 6,4 f)?<br />
Kirche ist nicht „Einheitspartei“. Ihr Einssein ist<br />
Gottes Tun; <strong>wir</strong> erfahren es nur gebrochen. Fragen<br />
um Ämter, Sakramente und Schriftverständnis, um<br />
Friedensfragen oder andere politische bzw. ethische<br />
Entscheidungen drohen uns manchmal zu zerreißen.<br />
Vieles davon hängt gerade an unseren unterschiedlichen<br />
Geisterfahrungen und -interpretationen.<br />
Doch „der Schatz der Wahrheit“ im Geist Christi ist<br />
nicht statisch. Wir „haben“ diese Wahrheit nicht,<br />
weder handgreiflich (auch nicht im Ritus) noch einfach<br />
alternativ zu anderen. Wir suchen sie und werden<br />
hineingeführt (siehe Johannes 16,13). Für die<br />
Unterscheidung der Geister auf diesem Weg (siehe<br />
1. Korinther 12,10) braucht es die Hermeneutik des<br />
Heiligen Geistes, die in <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> Christi ruft – zu<br />
befreiendem Vertrauen und grenzüberschreitendem<br />
Verstehen. Pfingsten heißt es: „Sie hörten sie<br />
in ihren eigenen Sprachen von den großen Taten<br />
Gottes reden“ (nach Apostelgeschichte 2,11). Dafür<br />
lebt die vielgestaltige und weltweite Kirche, als<br />
Zeugin der Liebe Gottes für alle. Das eröffnet neue<br />
Horizonte.<br />
„Gemeinschaft der Heiligen“:<br />
Wer darf teilhaben „am Heiligen und bei den Heiligen“?<br />
Mit wem sitzen <strong>wir</strong> an einem Tisch (beim<br />
Abendmahl?) und in einem Boot? Unsere Schranken<br />
begründen <strong>wir</strong> sorgfältig, aber: „Der Wind<br />
bläst, wo er will“ (Johannes 3,8), und der Geist?<br />
Januar 2007, im Greifswalder Rathaus: Da sitzt<br />
eine bunte Schar – Frauen und Männer – aus Schule,<br />
Universität, Bürgerschaft und Vereinen, einige<br />
aus Kirchgemeinden. Viel Leidenschaft ist im<br />
Raum; für die Millenniumsziele der Vereinten Nationen<br />
wollen sie vor dem kommenden G8-Gipfel<br />
eine Kampagne starten, an die Ärmsten der Welt<br />
erinnern in einem ostdeutschen strukturschwachen<br />
Gebiet. Eine Art Glaube? Woran? Christus? ein<br />
Wirken über Kirchengrenzen hinaus – oder einfach<br />
„Humanität“? Oder? Vielleicht sind auch dies<br />
„Feuerzungen des Geistes“ (nach Apostelgeschichte<br />
2,3), die einer mit sich selbst beschäftigten<br />
Christenheit in Europa erscheinen – damit <strong>wir</strong><br />
gemeinsam fragen, wie zu Pfingsten: „was sollen<br />
<strong>wir</strong> tun?“ (Apostelgeschichte 2,37) Dann braucht<br />
es nicht nur Ermutigung zur Taufe, sondern göttliche<br />
Kraft zur Wandlung des Lebens – Buße (siehe<br />
Matthäus 28,19; Apostelgeschichte 2,38).
„Vergebung der Sünden“:<br />
Erschreckend oft sind <strong>wir</strong> blind für Gottes Willen, in<br />
Geschichte und Gegenwart der Völker und Kirchen.<br />
Sünde und „Lästerung wider den heiligen Geist“<br />
(siehe Markus 3,29)? Oder handeln <strong>wir</strong> da eher <strong>sehen</strong>d?<br />
Wenn <strong>wir</strong> uns resigniert, wider besseres<br />
Wissen, Predigen und Beten – quasi vernünftig –<br />
abfinden? Mit Vorurteilen und Spaltungen, mit unversöhnter<br />
Vergangenheit und tiefer Glaubensferne,<br />
mit <strong>wir</strong>tschaftlicher Ausbeutung und struktureller<br />
Gewalt? Wie <strong>wir</strong> es auch deuten: wenn es für<br />
uns in Christus keine Vergebung der Sünden gibt,<br />
sind <strong>wir</strong> verloren.<br />
Doch „wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“<br />
(2. Korinther 3,17), so heißt es. Hoffen <strong>wir</strong> noch auf<br />
<strong>das</strong> Wunder, „von neuem geboren“ zu werden<br />
(siehe Johannes 3,3-5).<br />
„Auferstehung der Toten“:<br />
Gottes heilige Schöpferkraft gebiert Leben über<br />
dem Chaos (siehe 1. Moses 1,2). Wie es war im Anfang,<br />
so auch jetzt und alle Zeit, wenn Gott spricht:<br />
„Siehe, ich will eure Gräber auftun...ich will meinen<br />
Odem in euch geben, <strong>das</strong>s ihr wieder leben<br />
sollt“ (Hesekiel 37,12.14). Am Nullpunkt eröffnet<br />
Gottes Wort in seinem Geist die Alternative des Lebens,<br />
und die Mauer des Todes zerbricht.<br />
Noch sterbend dürfen <strong>wir</strong> bitten: „nimm deinen<br />
Heiligen Geist nicht von mir“ (Psalm 51,13). Dann<br />
ist, trotz allem, <strong>das</strong> Hoffen nicht vergebens – für<br />
dich und mich, und nicht zuletzt für jedes Mühen<br />
um die Ökumene, um Frieden und Gerechtigkeit.<br />
Auch charismatische Bewegungen erinnern daran:<br />
Der Heilige Geist lebt in uns und unter uns, und<br />
geht uns voran. Das dürfen <strong>wir</strong> fröhlich feiern!<br />
Durch seinen Geist hat Gott Christus durch den Tod<br />
hindurch zur Auferstehung geführt (siehe Römer<br />
1,4); <strong>das</strong> verheißt er in ihm auch uns.<br />
„und <strong>das</strong> ewige Leben“:<br />
„Lumen Christi – deo gratias“, so erklingt es in der<br />
Liturgie der Osternacht. <strong>In</strong> der Auferstehung strahlt<br />
<strong>das</strong> <strong>Licht</strong> Christi für alle auf. Enger braucht unsere<br />
Perspektive nicht mehr zu sein. Mit seinem Geist<br />
als „Beistand und Tröster“ (siehe Johannes 14,26)<br />
könnten <strong>wir</strong> klarer erkennen, bezeugen – und vielfältig<br />
leben! –, „ was uns von Gott geschenkt ist“<br />
(1. Korinther 2,12).<br />
Die Welt braucht Gottes Liebe, und alle Gaben seines<br />
Heiligen Geistes (siehe 1. Korinther 12-14, aktualisiert),<br />
durch die schon jetzt sein Reich kommt.<br />
So sollen <strong>wir</strong> gemeinsam zu erfüllen trachten,<br />
wozu <strong>wir</strong> berufen sind, zur Ehre Gottes des Vaters,<br />
des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (ÖRK- und<br />
ACK-Basis).<br />
Noch sind <strong>wir</strong> in dieser Mission unterwegs. Am<br />
Ende werden <strong>wir</strong> <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> Christi in Gottes ewiger<br />
Lebensfülle schauen; <strong>das</strong> erbitten <strong>wir</strong> für uns und<br />
alle Welt.<br />
Darum rufen <strong>wir</strong>: Veni, Sancte Spiritus.<br />
Amen.<br />
Komm, Heiliger Geist.<br />
Komm, tröstendes Feuer im Dunkel der Ängste,<br />
erleuchte uns alle durch Christus, <strong>das</strong> <strong>Licht</strong>.<br />
Komm, Jawort der Liebe im Wirrwarr der Stimmen,<br />
befreie die Kirche zur Einheit in dir.<br />
Komm, sprudelnde Quelle in Wüsten des Todes,<br />
erneure die Welt mit Leben aus Gott.<br />
Landespfarrerin<br />
Christa Göbel,<br />
Greifswald<br />
35
36<br />
BIBELARBEITEN<br />
– MEDITATIONEN<br />
Bibelarbeit zu Galater 5<br />
Kirche der Freiheit – so lautet der Titel des Impulspapiers<br />
des Rates der Evangelischen Kirche in<br />
Deutschland, <strong>das</strong> „Perspektiven für die Evangelische<br />
Kirche im 21. Jahrhundert“ aufzeigt. Der reformatorische<br />
Impuls, den dieser Titel anklingen<br />
lässt und den Bischof Dr. Wolfgang Huber in seinem<br />
Eröffnungsreferat zum Zukunftskongress der<br />
EKD in Wittenberg entfaltet hat, könnte auch ein<br />
Impuls für die Christenheit in Europa für ihren<br />
– hoffentlich gemeinsamen – Weg in die Zukunft<br />
sein. Denn <strong>das</strong> Stichwort Freiheit kann ja neutestamentlich<br />
ge<strong>sehen</strong> nicht ein konfessionsspezifisches<br />
Identitätsmerkmal sein, sondern ist eine Herausforderung<br />
und eine Verheißung für die christliche Kirche<br />
als ganze.<br />
Zur Freiheit hat uns Christus befreit! – Das<br />
schreibt Paulus an die Gemeinden in Galatien (Galater<br />
5,1). Es klingt wie ein Fanal im Ringen des<br />
Apostels mit seinen Gemeinden um <strong>das</strong> rechte Verständnis<br />
des Evangeliums: Ziel des Wirkens Christi<br />
ist Freiheit für die, die sich ihm anvertrauen. Damit<br />
gibt Paulus noch einmal eine profilierte Erklärung<br />
für <strong>das</strong>, was in der Rechtfertigung aus Glauben<br />
geschieht, von der er in den vorhergegangenen Kapiteln<br />
so intensiv geredet hat: Rechtfertigung ist<br />
Freiheit zum Leben. Freigesprochen von dem drohenden<br />
Schuldspruch über die Verfehltheit unseres<br />
Lebens, freigelassen aus der Tretmühle aller untauglicher<br />
Versuche, unser Leben selbst zu rechtfertigen,<br />
befreit von der Sorge um uns selbst und<br />
dem bitteren Hader über <strong>das</strong>, was in unserem Leben<br />
schief gelaufen ist, sind <strong>wir</strong> frei, <strong>wir</strong>klich zu leben!<br />
GEIST DER FREIHEIT – ÖKUMENE DER ZUKUNFT<br />
Trotz allen Missbrauchs, der mit dem Wort Freiheit<br />
getrieben worden ist und noch <strong>wir</strong>d – <strong>das</strong> Wort<br />
Freiheit ist kein schmutziges Wort geworden, es<br />
bleibt ein Hoffnungsträger für Menschen, die <strong>das</strong><br />
wahre Leben suchen, und offensichtlich ist gerade<br />
Paulus der Meinung, <strong>das</strong>s Kirche Jesu Christi Kirche<br />
der Freiheit sein und bleiben muss; ansonsten ist<br />
seiner Meinung nach ihre Zugehörigkeit zu Christus<br />
gefährdet.<br />
Warum ist Paulus <strong>das</strong> so wichtig? <strong>In</strong> welchem Zusammenhang<br />
sagt er <strong>das</strong>? Lesen <strong>wir</strong>, was der<br />
Apostel weiter schreibt:<br />
Steht also fest und lasst euch nicht wieder <strong>das</strong><br />
Joch der Sklaverei auflegen!<br />
2 Siehe, ich, Paulus, sage euch: Wenn ihr euch<br />
beschneiden lasst, so <strong>wir</strong>d euch Christus nichts<br />
nützen. 3 Ich versichere noch einmal einem jeden,<br />
der sich beschneiden lässt: Er ist verpflichtet,<br />
<strong>das</strong> ganze Gesetz zu halten. 4 Ihr habt<br />
Christus verloren, wenn ihr durch <strong>das</strong> Gesetz<br />
gerecht werden wollt, und seid aus der Gnade<br />
gefallen.<br />
Das Problem, <strong>das</strong> Paulus veranlasst, diese Zeilen<br />
bzw. den Galaterbrief als ganzen zu schreiben, ist<br />
relativ klar zu erkennen. Paulus hat bei seinem<br />
– nicht ganz freiwilligen (Apg 16,6) – Aufenthalt in<br />
Galatien, dem Gebiet um <strong>das</strong> heutige Ankara,<br />
Menschen zum Glauben an Jesus Christus geführt<br />
und einige Gemeinden gegründet. Sie bestanden<br />
zur Mehrheit aus Leuten, die vorher nicht dem<br />
Judentum, sondern heidnischen Religionen angehört<br />
hatten. Nach einiger Zeit tauchten in diesen<br />
Gemeinden Christen jüdischer Herkunft auf, die<br />
den dortigen Christen sagten, sie hätten dadurch,<br />
<strong>das</strong>s sie zum Glauben an Jesus Christus und den<br />
Gott Israels gekommen seien, zwar einen wichtigen<br />
ersten Schritt getan, um aber <strong>wir</strong>klich zum<br />
Volk Gottes zu gehören und an der Verheißung<br />
Abrahams teilzuhaben, müssten sie sich wie dieser<br />
durch die Beschneidung in Gottes Bund aufnehmen<br />
lassen.<br />
Aus der paulinischen Argumentation ist zu entnehmen,<br />
<strong>das</strong>s diese Leute nicht so sehr <strong>das</strong> Halten des<br />
ganzen Gesetzes in den Vordergrund gestellt hatten,<br />
sondern einige grundlegende Identitätsmerkmale<br />
für <strong>das</strong> Judesein eingefordert hatten, vor allem<br />
die Beschneidung, <strong>das</strong> Halten des Sabbats und<br />
ein Mindestmaß an Beachtung der jüdischen Speisevorschriften.<br />
Dies nachträglich von nichtjüdischen Christen zu<br />
fordern, sieht Paulus als Verrat am Evangelium, der<br />
Botschaft von Gottes bedingungsloser Gnade in Jesus<br />
Christus, an. Denn damit <strong>wir</strong>d <strong>das</strong>, was die Gemeinschaft<br />
mit Gott begründet, wieder im menschlichen<br />
Tun ge<strong>sehen</strong>. Paulus scheut sich darum<br />
nicht, hier und an anderer Stelle ein solches Verhalten<br />
als einen Rückfall in eine angstbesetzte religiöse<br />
Sklaverei zu <strong>sehen</strong>, in der Menschen immer neu<br />
von der Frage gequält werden: Habe ich denn <strong>wir</strong>klich<br />
genug getan? Wer sich auf diesen Weg begibt,<br />
verlässt den Weg mit Christus und in der Freiheit,<br />
die er schenkt.<br />
Die Fragestellung in Galatien gibt es für heutige<br />
christliche Gemeinden nicht mehr. Schon in der<br />
Reformationszeit haben Luther und andere reformatorische<br />
Verkündiger die aktuelle Bedrohung<br />
des christlichen Glaubens vielmehr in einer popularisierten<br />
Fassung der spätmittelalterlichen theologischen<br />
Bewertung der „guten Werke“ ge<strong>sehen</strong>.<br />
Nicht durch die Forderung der Beschneidung oder<br />
andere mosaische Gebote schien die Freiheit, zu<br />
der uns Christus befreit hat, gefährdet, sondern<br />
durch Ablasspredigt und die Auffassung, der<br />
Mensch müsse zunächst von sich aus tun, was ihm<br />
möglich sei, um der Gnade teilhaftig zu werden.<br />
Wie immer <strong>das</strong> historisch zu beurteilen sein mag,<br />
auch diese Front ist spätestens seit der Unterzeichnung<br />
der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre<br />
nicht mehr <strong>das</strong> Gegenüber, demgegenüber<br />
die Freiheit in Christus verteidigt werden<br />
müsste.<br />
<strong>In</strong> meiner Jugend war es dann die „Gesetzlichkeit“<br />
des pietistischen Milieus, in dem ich aufgewachsen<br />
bin, die hier Anlass zur Aktualisierung des Rufs zur<br />
Freiheit zu bieten schien. Die vielen Verbote, die<br />
bestimmten, was ein Christ (und vor allem auch<br />
eine Christin) nicht dürfe, waren in Gefahr, zu zusätzlichen<br />
Aufnahmebedingungen ins Reich Gottes<br />
zu werden. Sie gewannen allerdings nie den gleichen<br />
theologischen Rang wie die Beschneidungsforderung<br />
der Gegner des Paulus in Galatien, und<br />
heute haben nicht wenige Christen den Eindruck,<br />
<strong>das</strong>s die Gnaden- und Freiheitsbotschaft des Paulus<br />
eher zu selbstverständlich genommen <strong>wir</strong>d und<br />
die christliche Verkündigung Gefahr läuft, – wie<br />
Bonhoeffer <strong>das</strong> formuliert hat – billige Gnade zu<br />
predigen. Die eigentliche Gefahr für die Botschaft<br />
der Gnade scheint nicht mehr aus dem religiösen<br />
Bereich zu kommen, sondern von einer Art säkularer<br />
Leistungsreligion, die den Wert, die Würde und<br />
<strong>das</strong> Gelingen eines Lebens davon abhängig macht,<br />
was ein Mensch verdient, darstellt oder hat. Nicht<br />
mehr religiöse „Eigenleistungen“ sind gefordert,<br />
sondern materiell verwertbare wie Besitz, Schönheit<br />
oder Macht.
Es stellt sich also die Frage: Wo <strong>sehen</strong> <strong>wir</strong> als Christen<br />
in einem sich frei nennenden Europa die dringlichste<br />
Aufgabe die Freiheit, zu der Christus befreit,<br />
zu leben, zu verkündigen und zu verteidigen?<br />
Um diese Frage zu beantworten, mag es hilfreich<br />
sein, nun auch aufmerksam die positive Beschreibung<br />
der Position des Paulus zu lesen:<br />
5Wir aber erwarten im Geist aus Glauben die erhoffte<br />
Gerechtigkeit.<br />
6Denn in Christus Jesus gilt weder beschnitten<br />
oder unbeschnitten zu sein etwas, sondern<br />
Glaube, der in Liebe <strong>wir</strong>ksam <strong>wir</strong>d.<br />
Paulus macht in diesen kurzen Sätzen zwei grundsätzliche<br />
Feststellungen:<br />
1) Gottes endgültiges Ja zu unserem Leben steht<br />
noch aus. Wir können es auch nicht durch irgendwelche<br />
Formen von Selbstrechtfertigung oder<br />
durch selbst- oder fremdattestierte Zwischenbilanzen<br />
für unser Leben absichern und herbeizwingen.<br />
Dieses Ja – und <strong>das</strong> meint <strong>das</strong> paulinische Stichwort<br />
Gerechtigkeit – bleibt etwas, was <strong>wir</strong> für unser<br />
Leben erhoffen. Aber wenn Gott durch seinen<br />
Geist im Leben eines Menschen gegenwärtig <strong>wir</strong>d<br />
und ihm <strong>das</strong> tiefe Vertrauen schenkt, durch Christus<br />
von ihm angenommen und bei ihm gut aufgehoben<br />
zu sein, dann ist diese Hoffnung Gewissheit.<br />
Das meint nicht die trügerische Sicherheit eines papierenen<br />
Vertrags, den <strong>wir</strong> im Safe aufbewahren<br />
können, um uns anderen Dingen zuzuwenden; es<br />
ist die Gewissheit einer tiefen Liebe, die aus der<br />
Zusage der Liebe Gottes und der Gemeinschaft, die<br />
sie schafft, lebt. Jede weitere „Sicherungsmaßnahme“<br />
würde diese Gemeinschaft nicht festigen, sondern<br />
zerstören.<br />
2) Was in der Gemeinschaft in Jesus Christus gilt<br />
und worauf es in ihr ankommt, ist nicht, ob man<br />
aus dem Judentum kommt oder ob man Heide war;<br />
was zählt und was trägt, <strong>das</strong> ist Glaube, der in Liebe<br />
<strong>wir</strong>ksam <strong>wir</strong>d. Der Zusammenhang macht deutlich,<br />
<strong>das</strong>s Paulus, wenn er von Glaube und Liebe<br />
spricht, nicht zwei getrennte Bedingungen für die<br />
Gemeinschaft mit Christus und für <strong>das</strong> Leben, <strong>das</strong><br />
er schenkt, aufstellt. Glaube und Liebe sind für<br />
Paulus eine untrennbare Einheit, die beiden Seiten<br />
des Lebens mit Christus, die nicht voneinander zu<br />
trennen sind. Er spricht also nicht davon, <strong>das</strong>s man<br />
als Christ zunächst glauben müsse – etwa im Sinne<br />
des gehorsamen Fürwahrhaltens der kirchlichen<br />
Lehre – und dann dazu noch die tätige Liebe kommen<br />
müsse, wenn man vor Gott bestehen wolle.<br />
Dieses Verständnis würde sowohl Glaube als auch<br />
Liebe zum Werk machen! Paulus beschreibt vielmehr,<br />
was <strong>das</strong> Leben mit Christus ausmacht: <strong>das</strong><br />
eigene Leben im Glauben an Jesus Christus, sein<br />
Leben und Sterben für uns und seine Auferweckung,<br />
vertrauensvoll für Gott zu öffnen und von<br />
ihm alles Heil und alles Gelingen zu erwarten, <strong>das</strong><br />
öffnet <strong>das</strong> Leben auch für Gottes Liebe, die sich uns<br />
in Jesus Christus hingibt, und macht uns fähig und<br />
bereit, selber in Liebe zu Gott und unseren Mitmenschen<br />
zu leben.<br />
Was könnte <strong>das</strong> für uns heute bedeuten? Könnte es<br />
sein, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> uns wieder ganz neu bewusst machen<br />
müssen, <strong>das</strong>s es in Christus nicht darauf ankommt,<br />
aus welcher kirchlicher Tradition <strong>wir</strong> kommen<br />
– so wertvoll diese für die Ausgestaltung<br />
unseres Lebens mit Gott auch sein mag – ja <strong>das</strong>s<br />
auch nicht entscheidend ist, ob <strong>wir</strong> ein reiches<br />
christliches Erbe mit bekommen haben oder auf<br />
eine nichtchristliche Vergangenheit zurückblicken,<br />
sondern <strong>das</strong>s es allein darauf ankommt, ob ein<br />
Mensch sich für die Liebe Gottes im Glauben öffnet<br />
und sie in seinem Leben <strong>wir</strong>ken lässt?<br />
<strong>In</strong> den nächsten Versen spricht Paulus dann noch<br />
einmal sehr persönlich mit den Christen in Galatien<br />
(V. 7-12). Seine Zuversicht im Blick auf ihren Weg<br />
kommt ebenso zum Ausdruck wie seine Sorge um<br />
sie und sein Ärger über die Leute, die die Gemeinden<br />
ver<strong>wir</strong>ren.<br />
Für uns ist die Fortsetzung seiner Argumentation<br />
wichtig. Zunächst bekräftigt Paulus noch einmal<br />
seinen Grundsatz:<br />
13 Ihr seid zur Freiheit berufen, liebe Brüder und<br />
Schwestern.<br />
Aber dann bringt er auch die Gefährdung christlicher<br />
Freiheit zur Sprache, die von ganz anderer<br />
Seite, droht, nämlich die Gefahr, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Schlagwort<br />
Freiheit zum Vorwand für schrankenlose und<br />
rücksichtlose Selbstver<strong>wir</strong>klichung missbraucht<br />
<strong>wir</strong>d.<br />
Nur lasst die Freiheit nicht zum Einfallstor für<br />
<strong>das</strong> Fleisch werden, sondern dient einander in<br />
Liebe!<br />
Möglicherweise spielt Paulus hier auf ein Argument<br />
seiner Gegner in Galatien an: Wenn <strong>das</strong> Gesetz<br />
nicht mehr gelten soll, ist dann nicht der Willkür<br />
der Einzelnen Tür und Tor geöffnet? Paulus<br />
schließt die Augen nicht vor dieser Gefahr. Sie besteht<br />
darin, <strong>das</strong>s die Freiheit zum Vorwand, genauer<br />
übersetzt: zur Einfallspforte und zum Anlass für<br />
<strong>das</strong> Wirken des „Fleisches“ <strong>wir</strong>d. Fleisch ist einer<br />
der paulinischen Begriffe, den <strong>wir</strong>, wenn <strong>wir</strong> ihn<br />
einfach wörtlich ins Deutsche übersetzen, nicht<br />
ohne weiteres verstehen. Einerseits meint Fleisch<br />
bei Paulus und in der Bibel ganz neutral den Bereich<br />
des Irdischen, Menschlichen und Leiblichen<br />
und die Menschen als vergängliche Geschöpfe<br />
(vgl. Jesaja 40,5f: „Alles Fleisch ist wie Gras“; oder<br />
Johannes 1,14: „Das Wort wurde Fleisch“). Andererseits<br />
<strong>wir</strong>d Fleisch dann, wenn <strong>das</strong> Irdische, Leibliche<br />
und Menschlich-Allzumenschliche unser Denken,<br />
Wollen und Handeln bestimmt, zu einem<br />
negativen Begriff: <strong>das</strong> Fleisch tritt in Gegensatz zu<br />
Gott und seinem Geist und <strong>wir</strong>d als egoistische<br />
Selbstsucht zur Macht, die den Menschen in die<br />
Sünde treibt. Wo Freiheit dazu führt, <strong>das</strong>s sich diese<br />
Macht etablieren kann, <strong>wir</strong>d sie missbraucht.<br />
Christliche Freiheit ist Freiheit zum Dienst an anderen<br />
und zur Liebe, die sich anderen öffnet.<br />
Paulus führt diese Gedanken weiter:<br />
14 Denn <strong>das</strong> ganze Gesetz ist in dem einen Wort<br />
erfüllt: „Liebe deinen Nächsten wie dich<br />
selbst!“ 15 Wenn ihr euch aber einander beißt<br />
und fresst, dann passt auf, <strong>das</strong>s ihr nicht von<br />
einander aufgefressen werdet.<br />
Das Gesetz als Ausdruck des Willens Gottes <strong>wir</strong>d<br />
durch <strong>das</strong> Liebesgebot erfüllt, <strong>das</strong> ist eine Grundaussage<br />
in allen Schichten des Neuen Testaments,<br />
von der Verkündigung Jesu über <strong>das</strong> Christuszeugnis<br />
des Johannes, die Botschaft des Paulus bis zur<br />
Lehre des Jakobusbriefes. Wo aber die Auseinandersetzungen<br />
in Gemeinde und Kirche nicht von<br />
gegenseitiger Liebe getragen sind, führen sie zur<br />
Selbstzerstörung. Man kann nur hoffen, <strong>das</strong>s die<br />
Christenheit in Europa diese Lektion verstanden<br />
hat und nach Jahrhunderten der Selbstzerfleischung<br />
begriffen hat, <strong>das</strong>s auch der Streit um die<br />
Wahrheit des Evangeliums in Liebe ausgetragen<br />
werden kann und muss.<br />
Denn auch Christen und Kirchen stehen nicht automatisch<br />
unter der bewahrenden Führung des Heiligen<br />
Geistes; auch sie sind von dem Regiment einer<br />
für andere blinden Selbstsucht, d.h. des Fleisches<br />
bedroht:<br />
16 Darum sage ich: Lebt im Geist, dann werdet ihr<br />
nicht ausführen, was <strong>das</strong> Fleisch begehrt.<br />
17 Denn <strong>das</strong> Fleisch begehrt gegen den Geist auf<br />
und der Geist gegen <strong>das</strong> Fleisch; beide stehen<br />
gegeneinander, so<strong>das</strong>s ihr nicht tut, was ihr<br />
wollt. 18 Wenn ihr euch aber vom Geist führen<br />
lasst, dann steht ihr nicht unter dem Gesetz.<br />
Christen sind ja, als sie zum Glauben kamen, nicht<br />
einfach mit einem neuen Programm für ihren Lebensstil<br />
programmiert worden, so<strong>das</strong>s sie gar nicht<br />
anders können, als <strong>das</strong> Richtige zu tun. Das Leben<br />
im Geist, und damit ein Leben in der Liebe, ist ein<br />
Leben in Beziehung. Es gilt, sich immer wieder neu<br />
in diese Beziehung hineinstellen und von ihr bestimmen<br />
zu lassen, wenn man im Streit der Mächte<br />
um <strong>das</strong> eigene Leben auf der richtigen Seite bleiben<br />
will. Wo aber der Geist der Liebe <strong>das</strong> Sagen<br />
hat, da sind die Sanktionen des Gesetzes nicht<br />
mehr nötig.<br />
Paulus möchte <strong>das</strong> noch einmal ganz praktisch darstellen,<br />
indem er die Aus<strong>wir</strong>kungen der beiden<br />
Lebensstile plakatartig beschreibt. Er beginnt mit<br />
dem Negativbeispiel:<br />
37
38<br />
19 Die Werke des Fleisches sind deutlich erkennbar:<br />
Unzucht, Unsittlichkeit, ausschweifendes<br />
Leben, 20 Götzendienst, Zauberei, Feindschaften,<br />
Streit, Eifersucht, Jähzorn, Eigennutz, Spaltungen,<br />
Parteiungen, 21 Neid und Missgunst, Trinkund<br />
Essgelage und Ähnliches mehr. Ich wiederhole,<br />
was ich euch schon früher gesagt habe:<br />
Wer so etwas tut, <strong>wir</strong>d <strong>das</strong> Reich Gottes nicht<br />
erben.<br />
Das klingt fast wie die Skandalchronik eines „freiheitlichen“<br />
Europas, <strong>das</strong> z. B. nach der Wende<br />
kaum fähig war, an die Stelle eines repressiven Systems<br />
ein gedeihliches Miteinander der Menschen<br />
zu gestalten, sondern vielfach den Raum für die<br />
Zersetzung von Verhältnissen geöffnet hat. Was da<br />
geschieht gleicht dem, wie Paulus hier die Werke<br />
des Fleisches beschreibt, also <strong>das</strong>, was ein schrankenloser<br />
Egoismus be<strong>wir</strong>kt. Aber Paulus schreibt<br />
<strong>das</strong> nicht, damit sich die Christen über die böse<br />
Welt entrüsten, sondern um nachdrücklich dafür zu<br />
werben, <strong>das</strong> eigene Leben in der richtigen Weise zu<br />
führen. Auch dafür gibt er Beispiele:<br />
22 Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude,<br />
Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue,<br />
23 Sanftmut und Selbstbeherrschung; dem allem<br />
widerspricht <strong>das</strong> Gesetz nicht.<br />
24 Alle, die zu Christus Jesus gehören, haben <strong>das</strong><br />
Fleisch und damit ihre Leidenschaften und Begierden<br />
gekreuzigt.<br />
Auffallend ist: Paulus spricht hier nicht von Werken<br />
des Geistes, sondern von der Frucht des Geistes.<br />
Der Lebensstil des Glaubens hat also etwas Organisches,<br />
zeichnet sich durch ein Verhalten aus, <strong>das</strong><br />
aus der Gemeinschaft mit Gott durch den Heiligen<br />
Geist erwächst. So werden auf dieser Seite auch<br />
nicht eine Vielzahl „guter Taten“ genannt, sondern<br />
Grundhaltungen, die letztlich alle Entfaltungen der<br />
Liebe sind. Dabei spricht Paulus von der Frucht des<br />
Geistes, also von einem Lebensstil, der dem Glauben<br />
an Jesus Christus entspringt. Das bedeutet<br />
nicht, <strong>das</strong>s nur Christen zur Liebe, Freude oder zum<br />
Frieden fähig sind. Aber es bedeutet auch, <strong>das</strong>s<br />
man solches Verhalten nicht einfach per Verfassung<br />
verordnen oder per Curriculum den Kindern<br />
beibringen kann. Es kann nur wachsen, wo ein Leben<br />
in der Liebe Gottes verwurzelt ist.<br />
Die christlichen Kirchen haben in Europa also vor<br />
allem die Aufgabe, Gottes Liebe glaubhaft zu leben.<br />
Als Kirche Jesu Christi sind sie Kirche der Freiheit.<br />
Ihre Freiheit ist eine Freiheit, die von Gottes<br />
Geist und damit von seiner Liebe geleitet ist. Das<br />
muss sich zuerst am Umgang der Kirchen miteinander<br />
und am Leben derer zeigen, die sich zu Christus<br />
bekennen. Es erweist sich insbesondere auch an<br />
ihrer Freiheit, sich für andere einzusetzen, vor allem<br />
für die, die in Europa keine Lobby haben, und<br />
auch für die, die noch draußen vor den Türen sind.<br />
Das <strong>Licht</strong> Jesu Christi scheint auf alle – Hoffnung<br />
auf Erneuerung und Einheit in Europa, so<br />
heißt <strong>das</strong> Motto der 3. <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen<br />
Versammlung. Europa braucht <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> einer<br />
Freiheit, die in der Liebe gelebt <strong>wir</strong>d. Ist es in<br />
der Kirche Jesu sichtbar?<br />
Bischof em.<br />
Dr. Walter Klaiber,<br />
Tübingen
Bibelarbeit zu Epheser 5, 14<br />
Alles Erleuchtete aber ist <strong>Licht</strong>. Deshalb heißt es:<br />
Wach auf, du Schläfer, und steh auf von den Toten<br />
und Christus <strong>wir</strong>d dein <strong>Licht</strong> sein.<br />
Ankommen<br />
Wir, als Gruppen oder Einzelne in unseren Kirchen<br />
unterwegs zur <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen<br />
Versammlung. Verschiedene Ausgangspunkte,<br />
unterwegs zu einem Ziel und wieder zu<br />
Hause. Mit uns geht Christus, der uns immer schon<br />
vorausgegangen ist.<br />
<strong>In</strong> der Osternacht erschallt der Ruf „Lumen Christi<br />
– <strong>Licht</strong> Christi“. Pfingsten <strong>wir</strong>d dieser Ruf inmitten<br />
von geisterfüllten Menschen aus vielen Nationen<br />
Wirklichkeit. Nur eine historische Erinnerung, nur<br />
ein Traum? Ein Bild für ein ökumenisches Miteinander<br />
in Europa?<br />
Lassen <strong>wir</strong> uns erinnern: „Ich bin Gott niemals so<br />
nahe wie dann, wenn ich unterwegs bin“ (Kleine<br />
Schwester Magdeleine).<br />
Ansagen – Anfragen<br />
CHRISTUS WIRD DEIN LICHT SEIN — CHRISTUS WIRD DICH ERLEUCHTEN –<br />
ERSTRAHLEN WIRD DIR DER MESSIAS<br />
Die ökumenische Botschaft des Epheserbriefes<br />
Die Einheit der Kirche gründet nicht im freiwilligen<br />
Zusammenschluss Gleichgesinnter, sondern im<br />
Heilswerk Jesu Christi. Dass die Kirche eine ist, ist<br />
eine durchgehende Überzeugung des Neuen Testamentes.<br />
Die Einheit der Kirche ist Programm des<br />
Epheserbriefes.<br />
Wie <strong>wir</strong>d <strong>das</strong> Geschehen von Taufe und Rechtfertigung<br />
ge<strong>sehen</strong>? Es ist immer ein gemeinschaftsbezogenes<br />
Geschehen, denn schon sprachlich <strong>wir</strong>d<br />
deutlich: nicht von „mir“ und „dir“ ist die Rede,<br />
sondern von „<strong>wir</strong>“ („uns“) und „ihr“ („euch“). Es<br />
geht um den „einen Leib“, um die neue Gemeinschaft<br />
in Christus.<br />
Im Epheserbrief im 5. Kapitel heißt es in der Einheitsübersetzung:<br />
8 Denn einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr<br />
durch den Herrn <strong>Licht</strong> geworden. Lebt als Kinder<br />
des <strong>Licht</strong>s! 9 Das <strong>Licht</strong> bringt lauter Güte, Gerechtigkeit<br />
und Wahrheit hervor. 10 Prüft, was dem<br />
Herrn gefällt, 11 und habt nichts gemein mit den<br />
Werken der Finsternis, die keine Frucht bringen,<br />
sondern deckt sie auf! 12 Denn man muss sich<br />
schämen, von dem, was sie heimlich tun, auch nur<br />
zu reden. 13 Alles, was aufgedeckt ist, <strong>wir</strong>d vom<br />
<strong>Licht</strong> erleuchtet. 14 Alles Erleuchtete aber ist <strong>Licht</strong>.<br />
Deshalb heißt es: Wach auf, du Schläfer, und steh<br />
auf von den Toten und Christus <strong>wir</strong>d dein <strong>Licht</strong><br />
sein. 15 Achtet also sorgfältig darauf, wie ihr euer<br />
Leben führt, nicht töricht, sondern klug. 16 Nutzt<br />
die Zeit; denn diese Tage sind böse. 17 Darum seid<br />
nicht unverständig, sondern begreift, was der Wille<br />
des Herrn ist. 18 Berauscht euch nicht mit Wein<br />
– <strong>das</strong> macht zügellos –, sondern lasst euch vom<br />
Geist erfüllen! 19 Lasst in eurer Mitte Psalmen,<br />
Hymnen und Lieder erklingen, wie der Geist sie<br />
eingibt. Singt und jubelt aus vollem Herzen zum<br />
Lob des Herrn! 20 Sagt Gott, dem Vater, jederzeit<br />
Dank für alles im Namen Jesu Christi, unseres<br />
Herrn!<br />
Bausteine als Hilfe zum Verstehen<br />
<strong>In</strong> welchem Zusammenhang finden <strong>wir</strong> unseren<br />
Textabschnitt?<br />
1,1 – 2 Präskript – Eingangsgruß<br />
1,3 – 3,21 Gottes Segen über die Kirche –<br />
heilsdogmatischer Teil<br />
1,3 – 14 Die große Eulogie<br />
1,15 – 23 Dank und Bitte des Apostels<br />
2,1 – 22 Juden und Heiden in der Kirche<br />
3,1 – 21 Das Amt des Apostels<br />
4,1 – 6,9 Leben in der Kirche – ethischer Teil<br />
des Briefes<br />
4,1 – 16 Die Einheit des Geistes – die<br />
Bewahrung der Einheit im „Leib<br />
Christi“<br />
4,17 – 32 Der alte und der neue Mensch<br />
5,1 – 20 Leben im <strong>Licht</strong> – neue Motivation<br />
5,21 – 6,9 Leben in der Familie<br />
6,10 – 24 Postskript – Briefschluss<br />
Die Exegeten sprechen bei einem solchen Text des<br />
Neuen Testamentes von einer Paraklese. Der Begriff<br />
macht die innere Verbindung zwischen Heilsverkündigung<br />
und Ethik deutlich. Zur Mahnung<br />
und Forderung gehört immer auch <strong>das</strong> Tröstende<br />
und Ermutigende. Die Ethik des Briefes verlangt<br />
ein „Handeln aus Glauben“ (O. Merk).<br />
„<strong>In</strong> einer Zeit auflösender Tendenzen, der Krise,<br />
des religiösen <strong>In</strong>dividualismus, der Geschichtslosigkeit<br />
stellt der Epheserbrief den Versuch dar, <strong>das</strong><br />
Heil Gottes, <strong>das</strong> sich in der universalen Kirche in<br />
geschichtlicher Form darstellt, und die konkrete<br />
Verantwortung der Christen abzusichern“ (J. Gnilka).<br />
BIBELARBEITEN –<br />
MEDITATIONEN<br />
Die theologischen Grundlinien<br />
(1) Gott hat die Christen „mit allen Gaben seines<br />
Geistes gesegnet“ (Epheser 1,3).<br />
(2) Die Kirche aus Juden und Heiden ist <strong>das</strong> Ziel der<br />
Heilsgeschichte.<br />
(3) Entscheidend ist <strong>das</strong> Glaubensleben in Wahrheit<br />
und Liebe.<br />
Der Leib der Kirche soll dadurch wachsen, <strong>das</strong>s die<br />
Getauften im Glauben und der Liebe wachsen<br />
(Epheser 4,15ff). Christliche Ethik zeichnet sich<br />
nicht durch Rigorismen, sondern durch klare<br />
Standpunkte und soziale Tugend aus.<br />
Hinweise zum Nachdenken anhand der einzelnen<br />
Verse<br />
V 8: Paulus geht bei seiner Mahnung aus von dem,<br />
was durch Christus geschehen ist. Als Kinder Gottes<br />
zu leben, ist die Konsequenz (vgl. Matthäus 5,<br />
14f; Kohelet 1,12f; 1Petrus 2,9). Die Verse 9 – 14a<br />
geben dazu konkrete Hinweise.<br />
Anfragen an uns: Wovon gehen <strong>wir</strong> bei unseren<br />
Überlegungen zur Veränderung aus? Ist unser erster<br />
Gedanke Christus, <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> der Welt?<br />
V 9: Wir kennen <strong>das</strong> Wort Jesu: „An ihren Früchten<br />
werdet ihr sie erkennen“ (Matthäus 7,16)<br />
Anfrage: Haben <strong>wir</strong> genügend Geduld? Was tun<br />
<strong>wir</strong> für <strong>das</strong> Wachstum?<br />
V 10: Die Heilige Schrift benennt viele Situationen,<br />
in denen Menschen Gott auf die Probe stellen wollten;<br />
hier die Aufforderung zu prüfen, was dem<br />
Herrn gefällt.<br />
Anfrage: Wo geschieht in unseren Gemeinden<br />
und bei mir diese Prüfung?<br />
39
40<br />
V 11: Die „Werke der Finsternis“ sind „frucht-los“<br />
(gr.); sie bringen gar nichts oder im besten Fall Unheil<br />
hervor (ähnlich wie die Werke des Fleisches,<br />
Galater 5, 19ff). Das Böse muss also nicht nur gemieden,<br />
es muss aufgedeckt, als Böses „ans <strong>Licht</strong><br />
gebracht“ werden.<br />
Anfrage: Etwas ans <strong>Licht</strong> bringen, bedeutet, es in<br />
die Nähe von Jesus Christus bringen. Haben <strong>wir</strong><br />
schon einmal daran gedacht?<br />
V 13, 14a: „Unterm <strong>Licht</strong> kommt es zum Vorschein“<br />
(F. Stier).<br />
Anfrage: Geben <strong>wir</strong> dem <strong>Licht</strong>, geben <strong>wir</strong> Christus,<br />
eine Chance in unserem Leben, in unserer Welt?<br />
V 14b erinnert an einen Weckruf, der möglicherweise<br />
bei der Taufe ausgesprochen wurde.<br />
Anfrage an uns: Wer ist <strong>das</strong> <strong>Licht</strong>, <strong>das</strong> alles offenbart<br />
und den Christen erleuchtet?<br />
V 15 – 20<br />
Die Rede erfolgt hauptsächlich durch Imperative<br />
und angeschlossene Partizipien, welche die Mahnungen<br />
verdeutlichen und fortführen.<br />
Hauptmahnung in V 15: genau auf die Lebensführung<br />
achten („Blickt scharf darauf, welchen Weg<br />
ihr geht“ (F. Stier).<br />
Beachte den Kontraststil: „nicht wie Toren, sondern<br />
wie Weise“; deshalb „Kauft die Zeit aus“. Die<br />
Aufforderung <strong>wir</strong>d begründet: „Denn diese Tage<br />
sind böse.“<br />
V 17 mit neuem Imperativ die gleiche Mahnung<br />
V 18 eine neue Mahnung, die wiederum antithetisch<br />
formuliert ist: Dem Weinrausch <strong>wir</strong>d <strong>das</strong> Erfülltsein<br />
mit (heiligem) Geist gegenübergestellt,<br />
beides im Imperativ – eine echte Opposition (nicht<br />
nur eine rhetorische), deutlich gemacht durch den<br />
angefügten Relativsatz: darin liegt die Liederlichkeit,<br />
<strong>das</strong> macht zügellos, in dem liegt Heillosigkeit.<br />
Nach den Antithesen die Mahnung, sich vom Geist<br />
erfüllen zu lassen; drei Partizipalsätze entfalten,<br />
was von geisterfüllten Christen zu erwarten und zu<br />
fordern ist:<br />
1. einander zusprechen mit Psalmen, Hymnen,<br />
geisterfüllten Liedern (V 19a),<br />
2. mit dem Herzen dem Herrn singen und lobsingen<br />
(V 19b),<br />
3. allzeit danken für alles (V 20).<br />
Anfrage: Erkennen <strong>wir</strong> in den Mahnungen Christi<br />
und der Apostel die Güte und Barmherzigkeit Gottes?<br />
Mit welcher <strong>In</strong>tention ermahnen <strong>wir</strong>?<br />
Können <strong>wir</strong> uns in der Ökumene einander in Liebe<br />
etwas sagen oder vermuten <strong>wir</strong> sofort eine Herabsetzung?<br />
Anregungen<br />
Zu den Versen 13-15 Anregungen aus der Orthodoxie:<br />
Die Symbolik des <strong>Licht</strong>s spielt im griechisch-byzantinischen<br />
Bereich eine große Rolle. <strong>In</strong> immer neuen<br />
Hymnen <strong>wir</strong>d Christus als <strong>Licht</strong> der Welt gepriesen,<br />
aber auch Maria als schimmernder Leuchter bezeichnet<br />
oder die Heiligen und Engel als Gefäße<br />
des <strong>Licht</strong>es besungen.<br />
Für Symeon, dem Neuen Theologen (949-1022), ist<br />
die Erleuchtung von jedem Menschen zu erreichen.<br />
Sie sollte <strong>das</strong> Ziel eines jeden Menschen sein, denn<br />
sie führt zur Selbsterkenntnis und zur Demut, der<br />
Grundtugend geistlichen Lebens. Die Erleuchtung<br />
selbst liegt in der Schau Gottes. Sie ist <strong>das</strong> „geistliche<br />
<strong>In</strong>newerden der ständigen Nähe und Liebe<br />
Gottes im Menschen“. Der Mensch <strong>wir</strong>d damit sozusagen<br />
mit göttlichem <strong>Licht</strong> erfüllt.<br />
Starez Theophan (1815-1894), Schule des Herzensgebetes<br />
(<strong>In</strong>: Die Weisheit des Starez Theophan, Salburg<br />
1985).<br />
„Nun möchte ich euch erklären, wie ihr in eurem<br />
Herzen eine immerbrennende Flamme entzünden<br />
könnt. Stellt euch vor, wie in der Physik Wärme erzeugt<br />
<strong>wir</strong>d: Man reibt zwei Holzstücke gegeneinander;<br />
dabei entsteht zuerst der Funke, dann <strong>das</strong><br />
Feuer. Oder noch einfacher: man setzt einen Gegenstand<br />
der Sonne aus: er erwärmt sich bei genügender<br />
Konzentration der auffallenden Sonnenstrahlen,<br />
und schließlich entzündet er sich. Auf<br />
gleiche Weise entsteht die geistliche Wärme:<br />
Kampf und asketisches Bemühen bringen die nötige<br />
Reibung hervor; <strong>das</strong> innere Gebet setzt die Seele<br />
dem Einfluss der göttlichen Sonne aus. Das Feuer<br />
kann durch asketisches Bemühen in unserem<br />
Herzen entzündet werden; aber dieses Bemühen<br />
allein bringt <strong>das</strong> Herz nicht leicht zum Brennen. Zu<br />
viele Hindernisse verdunkeln den Weg.“<br />
Brennend als Feuer (<strong>In</strong>: Geistliche Gedichte von<br />
Andreas Knapp, Echter Verlag 2004, S. 55).<br />
die Heiligen<br />
die von Liebe erfüllt wurden<br />
fließen ihrer über<br />
und versiegen nie<br />
die dem <strong>Licht</strong>e begegnet sind<br />
<strong>das</strong> Leuchten bleibt<br />
in ihren Augen<br />
die Feuer gefangen haben<br />
stecken auch noch andere an<br />
in Brand<br />
die von innen durchglüht sind<br />
sie strahlen die Wärme<br />
auf alle aus<br />
die aber ihren Leuchtspuren folgen<br />
holen sie nicht ein<br />
und gehen doch ins <strong>Licht</strong><br />
Erich Fried, „Kleines Beispiel“ (<strong>In</strong>: E. Fried,<br />
Das Nahe suchen, Berlin 1982).<br />
Auch ungelebtes Leben<br />
geht zu Ende<br />
zwar vielleicht langsamer<br />
wie eine Batterie<br />
in einer Taschenlampe<br />
die keiner benutzt.<br />
Aber <strong>das</strong> hilft nicht viel:<br />
Wenn man<br />
(sagen <strong>wir</strong> einmal)<br />
diese Taschenlampe<br />
nach soundso vielen Jahren anknipsen will<br />
kommt kein Atemzug <strong>Licht</strong> mehr heraus<br />
und wenn du sie aufmachst<br />
findest du nur deine Knochen<br />
und falls du Pech hast<br />
auch diese<br />
schon ganz zerfressen<br />
Da hättest du<br />
genauso gut<br />
leuchten können!<br />
Anregungen aus dem Bereich der Kunst:<br />
Bilder von Rembrandt und Caravaggio anschauen:<br />
„Was Rembrandt und Caravaggio in ihren so unterschiedlichen<br />
Welten im protestantischen Holland<br />
und in Italien der Gegenreformation vereinigt,<br />
ist ihre erfolgreiche Suche nach Bildlösungen, um<br />
die großen Themen der Menschheit auszudrücken<br />
(Ausstellungsband Amsterdam 2006).<br />
„Die Bemühung, trotz aller üblen Erfahrung die<br />
Menschen immer wieder im <strong>Licht</strong>e dieser Strahlen<br />
zu <strong>sehen</strong>, hat Rembrandt in die unmittelbare Nähe<br />
des Evangeliums gebracht. Auch für den Betrachter<br />
seiner Bilder kommt alles darauf an, dieses <strong>Licht</strong> zu<br />
<strong>sehen</strong>, es nie mehr aus dem Auge zu verlieren und<br />
zu spüren, wie es überall da ist, auch inmitten allen<br />
Leidens und aller Not, aller Sünde und aller Schuld.<br />
Nur diese Einstellung entspricht einer lebendigen<br />
Anwendung von Rembrandts Kunst auf <strong>das</strong><br />
menschliche Dasein. Das Leben im <strong>Licht</strong>e Gottes zu<br />
<strong>sehen</strong>, dies muss man aus seiner Malerei lernen“<br />
(<strong>In</strong>: W. Nigg, Rembrandt, Maler des Ewigen, Zürich<br />
2006, 59).<br />
Anteil geben<br />
– Den Text mit Nachbarn und Freunden einer anderen<br />
Sprache lesen und einander erklären,
warum dieses Wort gewählt wurde; in meiner<br />
Sprache sagen <strong>wir</strong> zu <strong>Licht</strong> ....<br />
– Ein Satz, der mich besonders angesprochen<br />
hat, auf einen kleinen Zettel schreiben und ihn<br />
in meiner Familie bedenken, ihn mit zu meiner<br />
Arbeit nehmen, ihn mit in meine Freizeit nehmen,<br />
ihn beim Gang zum Arbeitsamt oder in<br />
ein Krankenhaus mitnehmen.<br />
– Mit Kindern diesen Satz malen und <strong>das</strong> Bild<br />
dann in einem Gemeindenachmittag mit Getauften<br />
und Ungetauften einander vorstellen.<br />
– Den Reichtum der verschiedenen Liturgien und<br />
Gottesdienstformen in unseren Kirchen einander<br />
bekannt machen.<br />
– Einem Delegierten zur europäischen Versammlung<br />
(siehe Anhang in diesem Materialheft)<br />
meinen Satz aus der Heiligen Schrift mitgeben;<br />
ich möchte mit meinem mir wichtigen Satz und<br />
damit selber dabei sein.<br />
– Bewusst mit Kindern z. B. eine Telenovela im<br />
Fern<strong>sehen</strong> anschauen und über die handelnden<br />
Personen, ihre Absichten und die Aussagen der<br />
Sendung sprechen.<br />
– <strong>In</strong> Thüringen feiern in diesem Jahr katholische<br />
und evangelische Christen eine <strong>Licht</strong>gestalt der<br />
Geschichte, die Hl. Elisabeth; an dieser Person<br />
kann man sich reiben und ermutigen lassen.<br />
– Einen Taufgedächtnisgottesdienst in ökumenischer<br />
Gemeinsamkeit begehen und so sich<br />
dankbar der Liebe Gottes in unserer Taufe erinnern.<br />
– Einladen zu einer Bildbetrachtung eines Kirchenfensters<br />
und erinnern, <strong>das</strong>s die Fenster<br />
von außen grau und unscheinbar sind, in der<br />
Kirche aber ihre ganze Schönheit und Farbe<br />
zeigen.<br />
– Bevor <strong>wir</strong> einander begegnen, bringen <strong>wir</strong> den<br />
„Anderen“ im Gebet vor Gott; so können <strong>wir</strong><br />
uns als Kinder des einen himmlischen Vaters<br />
begegnen.<br />
Anschauen<br />
„Im Erfurter Dom steht eine altehrwürdige romanische<br />
Figur, ein Leuchterträger, der sogenannte<br />
Wolfram. Er hebt seit über 800 Jahren seine bronzene<br />
Arme mit den beiden Kerzen empor und hält<br />
<strong>das</strong> <strong>Licht</strong> hinein in <strong>das</strong> Dunkel der Domhalle.<br />
Manchmal stehe ich nachdenklich vor dieser Figur<br />
und lasse mich beim Betrachten an meine Aufgabe<br />
als Bischof erinnern. Was soll und kann ich anders<br />
sein – und mit mir zusammen alle Christgläubigen<br />
– als ein Zeuge jenes <strong>Licht</strong>es, <strong>das</strong> uns von oben geschenkt<br />
<strong>wir</strong>d?“<br />
(Bischof Dr. Joachim Wanke)<br />
Offizial<br />
Heinz Gunkel,<br />
Erfurt,<br />
ACK Thüringen<br />
41
42<br />
BIBELARBEITEN –<br />
MEDITATIONEN<br />
Gedanken zu 2. Korinther 13,13<br />
Christen leben in Gemeinschaft,<br />
in „Koinonia“/in „communio“:<br />
„… ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige,<br />
katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen …“<br />
(Apostolisches Bekenntnis) – „… Wir glauben<br />
an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig<br />
macht, …“ (Nizäa/Constantinopel 381).<br />
Kein Bekenntnis der Alten Kirche spricht so ausführlich<br />
vom Wesen und Wirken des Heiligen Geistes<br />
wie dieses Bekenntnis aus dem Jahre 381, <strong>das</strong><br />
an die leidenschaftlichen Auseinandersetzungen<br />
um die Gottheit des Geistes in der 2. Hälfte des 4.<br />
Jahrhunderts zwischen Bischöfen und Gemeinden,<br />
charismatischen und asketischen Gruppen erinnert<br />
(vgl. Eine Einführung in <strong>das</strong> Gespräch über <strong>das</strong><br />
Ökumenische Glaubensbekenntnis von 381, Eichstätt<br />
1997, S. 63).<br />
Deutlich verweist die „Charta Oecumenica“<br />
(ChOe) im 1. Kapitel auf den Glauben an den Dreieinigen<br />
Gott, wie er im Evangelium bezeugt und im<br />
Ökumenischen Glaubensbekenntnis der Kirche (NC<br />
381) zum Ausdruck kommt. Mit diesem Credo besteht<br />
die unerlässliche Aufgabe für die Christen<br />
und Christinnen, diese Einheit als Gottes Gabe<br />
sichtbar werden zu lassen. „Noch verhindern wesentliche<br />
Unterschiede im Glauben die sichtbare<br />
Einheit. Es gibt verschiedene Auffassungen, vor allem<br />
von der Kirche und ihrer Einheit, von den Sakramenten<br />
und den Ämtern. Damit dürfen <strong>wir</strong> uns<br />
nicht abfinden.“ (ChOe 1)<br />
DER HEILIGE GEIST, DER DIE KOINONIA SCHAFFT<br />
Für die Christen und Christinnen ist diese Gemeinsamkeit<br />
im Bekenntnis zum dreifaltigen Gott die<br />
Bedingung und die Grundlage zur Einheit der einen,<br />
heiligen, katholischen und apostolischen Kirche,<br />
auch wenn sie in unterschiedlichen Traditionen<br />
leben. Dieser gemeinsamen Basis müssen sich<br />
die Menschen, die sich auf Gottes Wort eingelassen<br />
haben, bewusst werden; sie sollen die Kirche<br />
als Gemeinschaft der Menschen mit Gott erleben,<br />
weil Gott sie als sein Volk berufen hat („ecclesia“).<br />
<strong>In</strong> ihrer sakramentalen Verbindung mit Christus im<br />
geschwisterlichen Umgang miteinander soll erfahrbar<br />
werden, <strong>das</strong>s diese Kirche nicht von Menschen<br />
gemacht, sondern Werk des Heiligen Geistes („gemeinschaftstiftende<br />
Kraft des Heiligen Geistes“,<br />
2. Kor, 13,13) ist. Er führt unterschiedliche Menschen<br />
zusammen, eint sie und sendet sie als Zeugen<br />
der Liebe Gottes in die Welt.<br />
Anfragen:<br />
– Was meinen Christen, wenn sie vom dreifaltigen<br />
Gott sprechen?<br />
– Wer oder was <strong>wir</strong>d an Pfingsten gefeiert?<br />
– Was ist <strong>das</strong> für ein Geist? Was sind die Gaben<br />
des Heiligen Geistes?<br />
– Geht es um den Geist Gottes oder um die Kirche?<br />
– Wie ist überhaupt <strong>das</strong> Verhältnis von beiden?<br />
– Wirkt der Geist Gottes nicht auch außerhalb<br />
der Kirche?<br />
– Wie <strong>wir</strong>kt Gottes Geist in den verschiedenen<br />
Menschen, Traditionen, Gemeinschaften?<br />
Feststellungen – Brainstorming –<br />
einführendes Gespräch:<br />
Zwischen Heiligem Geist und Kirche besteht eine<br />
unmittelbare Verbindung.<br />
– Viele Menschen klagen darüber, <strong>das</strong>s in den<br />
Kirchen so wenig von diesem „guten Geist“ zu<br />
spüren sei.<br />
– Viele vermissen auch den Mangel an Wahrheit,<br />
Wahrhaftigkeit, Hilfsbereitschaft, Liebe, von<br />
den guten, gemeinschaftsfördernden Kräften,<br />
von den besonderen Gaben (Geist der Weisheit,<br />
der Einsicht, des Rates, der Stärke, der Erkenntnis,<br />
der Gottesfurcht und der Frömmigkeit),<br />
die nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift<br />
mit diesem Geist verbunden sind.<br />
– Menschen fragen nach dem Geist und der<br />
Gabe der Prophetie und des Zungenredens,<br />
nach wunderbaren Heilungen und anderen Zeichen<br />
seiner Gegenwart, wie sie z. B. von den<br />
Pfingstkirchen und den charismatischen Gemeinschaften<br />
bezeugt werden.<br />
– Weht nicht der Geist Gottes in jedem Menschen?<br />
Wie offen muss man dafür sein?<br />
– Wie steht es mit dem Ungeist in dieser Welt,<br />
der Gemeinschaft zerstört: der Hass, die Feindschaft,<br />
die Lüge, die Überheblichkeit, der Egoismus?<br />
– Wie steht es mit der Unterscheidung der Geister<br />
und der „Sünde gegen den Heiligen Geist“,<br />
die nicht vergeben <strong>wir</strong>d (Mt 12,31)?<br />
– Und wie steht <strong>das</strong> mit dem Geist Gottes in der<br />
Ökumene? Müsste er nicht hier deutlicher erfahrbar<br />
sein?<br />
Christen und Christinnen verbinden mit „Koinonia“<br />
den Reichtum, der sich in unserem gemeinsamen<br />
Leben in Christus ausdrückt: Communio, Anteilhaben,<br />
Anteilgeben, Gemeinschaft, Gemeinde,<br />
Kirche, Miteinanderteilen, Teilhabe, Solidarität,<br />
Subsidiarität, u. a., aber besonders in den zwi-<br />
schenmenschlichen Verhaltensweisen: in der Liebe,<br />
durch Vertrauen, in Gerechtigkeit, im Frieden, in<br />
der Versöhnung, in Barmherzigkeit, im Angenommensein,<br />
in der Ehrlichkeit, u. a..<br />
– Gott will Einheit für die Kirche, für die gesamte<br />
Menschheit und für die Schöpfung.<br />
– Gott ist eine Koinonia der Liebe, die Einheit von<br />
Vater, Sohn und Heiligem Geist,<br />
– Koinonia ist ein Geschenk.<br />
– Unsere Koinonia ist im Heiligen Geist begründet,<br />
der uns zum Handeln bewegt.<br />
– Koinonia drängt uns, nach der sichtbaren Einheit<br />
zu streben.<br />
– Unsere Koinonia umfasst die Gemeinschaft mit<br />
Gott und untereinander.<br />
Der Heilige Geist, der die Koinonia schafft (2. Kor<br />
13,13) erfüllt die, die immer noch getrennt sind,<br />
mit Hunger nach Gemeinschaft. Es ist die Herausforderung<br />
für alle Christen und Christinnen, wenn<br />
<strong>wir</strong> auf dem Weg zur 3. EÖV „für die Einheit beten,<br />
arbeiten, kämpfen. Der Heilige Geist tröstet uns in<br />
unserem Schmerz, fordert uns heraus, wenn <strong>wir</strong><br />
uns mit unserer Trennung abfinden, führt uns zur<br />
Buße und erfüllt uns mit Freude, wenn unsere Gemeinschaft<br />
wächst.“ (ORK, Canberra 1991)<br />
Mit Gemeinschaft verbinden <strong>wir</strong> in unserem alltäglichen<br />
Sprachgebrauch unser konkretes Leben:<br />
Die Familie, Ehe, Freunde, Zusammenleben, Gastfreundschaft,<br />
Arbeit, Kommunikation, Urlaub, Freizeit,<br />
Sprache, Gruß, Zusammenhalt, Verbundenheit,<br />
Vertrauen, Glauben, Versöhnung, Zurechtweisung,<br />
Trost, Orden, Kommunitäten, Fanclubs, Vereine,
Feste feiern, Gottesdienst, Brauchtum, Streit, Trennung,<br />
u.v.a.<br />
Der 1. Korintherbrief des Apostels Paulus enthält<br />
einige Grundsatzüberlegungen zum Thema<br />
„Christliche Gemeinschaft aus der Erfahrung des<br />
Geistes“. Paulus hat dieses „Programm“ in der<br />
Auseinandersetzung mit Konflikten entwickelt, die<br />
die Gemeinde schwer erschüttert haben.<br />
1. Er deckt die Grundlagen echter christlicher Gemeinschaft/Zusammengehörigkeit<br />
auf;<br />
2. er hilft der Gemeinde, die Gegenwart des Heiligen<br />
Geistes zu erkennen, und<br />
3. er formuliert Leitlinien zur <strong>In</strong>tegration der vielfältigen<br />
Geistesgaben, ohne der Gefahr einer<br />
Vereinheitlichung zu erliegen.<br />
Die Praxis des Miteinanders ist in vielen biblischen<br />
Stellen hinreichend gekennzeichnet, z. B.:<br />
– gegenseitig in vorkommender Weise ehren<br />
(Röm 12,10)<br />
– Einmütigkeit/Einigkeit untereinander suchen<br />
(Röm 12,16)<br />
– einander annehmen (Röm 15,7)<br />
– einander zurechtweisen (Röm 15,14)<br />
– gegenseitig mit dem Friedenskuss grüßen<br />
(Röm 16,16)<br />
– aufeinander warten (1 Kor 11,33)<br />
– einträchtig füreinander sorgen (1 Kor 12,25)<br />
– einander in Liebe dienen (Gal 5,13)<br />
– einander die Lasten tragen (Gal 6,2)<br />
– einander trösten (1 Thess 5,11)<br />
– einander erbauen (1 Thess 5,11)<br />
– in Frieden miteinander leben (1 Thess 5,13)<br />
– einander Gutes tun (1 Thess 5,15)<br />
– einander in Liebe ertragen (Eph 4,2)<br />
– gütig und barmherzig zueinander sein (Eph<br />
4,32)<br />
– sich einander unterordnen (Eph 5,21)<br />
– einander verzeihen (Kol 3,13)<br />
– einander die Sünden bekennen (Jak 5,16)<br />
– füreinander beten (Jak 5,16)<br />
– einander von Herzen lieben (1 Petr 1,22)<br />
– gastfreundlich zueinander sein (1 Petr 4,9)<br />
– einander in Demut begegnen (1 Petr 5,5)<br />
– miteinander Gemeinschaft haben (1 Joh 1,7)<br />
Die Bibel geht mit dem Thema sehr realistisch um,<br />
d. h. ohne Schönfärberei und mit Nüchternheit.<br />
Schwierigkeiten kennzeichnen von Anfang an <strong>das</strong><br />
Miteinander in den christlichen Gemeinden. Trotzdem<br />
macht die Bibel auch keinerlei Abstriche an<br />
der Verheißung eines geistge<strong>wir</strong>kten Miteinanders.<br />
Die Gemeinschaft der Glaubenden lebt aus der Erfahrung<br />
der Gegenwart Gottes. Nichts erscheint<br />
notwendiger und problematischer im Blick auf die<br />
Situation von Kirche/Koinonia und Welt.<br />
1. So kann Gemeinschaft als Bereicherung und<br />
Mehrwert für alle ge<strong>sehen</strong> werden, die sich mit<br />
Sympathie/Antipathie, mit Liebe/Gegenliebe auf<br />
eine „verschworene Christus-Gemeinschaft“ einlassen,<br />
in der Geist immer wieder neu entflammt.<br />
2. Gemeinschaft ist als Kommunikation zu verstehen,<br />
die durch gemeinsame Bemühungen im Dialog/Gespräch<br />
in ihrem Wert und ihrer Qualität zunimmt.<br />
3. Gemeinschaft hat mit Mit-/Verantwortung zu<br />
tun, wie sie im Beschluss „Verantwortung des ganzen<br />
Gottesvolkes für die Sendung der Kirche“ der<br />
Gemeinsamen Synode der Bistümer der Bundesrepublik<br />
Deutschland (3. Kap.) formuliert ist.<br />
4. Gemeinschaft ist Bereitschaft zur Auseinandersetzung,<br />
die in unserer modernen Kommunikationsgesellschaft<br />
mit Aktionen/Events/Werbespots<br />
etc. eine geistig-geistliche Entscheidungskultur<br />
herausfordert und nach neuen Formen von<br />
Mit<strong>wir</strong>kung und Mitentscheidung sucht. So könnte<br />
sich in der Gemeinschaft ein ökumenischer Lernprozess<br />
in Verantwortung vor Gott und den Geschwistern<br />
in Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit entwickeln.<br />
5. Gemeinschaft hat mit Versöhnung zu tun, denn<br />
Gott hat sich mit uns versöhnt. Die Bibel gebraucht<br />
die Erfahrungs<strong>wir</strong>klichkeit „<strong>Licht</strong>“ als Metapher.<br />
Gott schafft <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> (Gen 1,3). Wer Christus annimmt<br />
und ihm nachfolgt, wandelt im <strong>Licht</strong>. Der<br />
Mensch kann die Kraft zum Annehmen nicht selbst<br />
erzeugen. Er braucht die von Gott zugesprochene<br />
Versöhnung. Dieses „<strong>Licht</strong> des Glaubens“ in uns ist<br />
ein vom <strong>Licht</strong> des Heiligen Geistes ausgehender<br />
Strahl. <strong>In</strong> der Pfingstsequenz beten <strong>wir</strong>. „Komm, o<br />
du glückselig <strong>Licht</strong>, fülle Herz und Angesicht, dring<br />
bis auf der Seele Grund.“<br />
6. Gemeinschaft bedeutet, auf Zukunft hin leben.<br />
Kirche/Gemeinschaft ist immer im Aufbruch, eine<br />
Kirche der Erneuerung, eine auf Transzendenz hin<br />
lebende Gemeinschaft, zu derem Wesen die eucharistische<br />
Gemeinschaft gehört; ebenso gehört zum<br />
Wesen der Eucharistie/des Abendmahls die Gemeinde.<br />
7. Gemeinschaft ist Zulassung zur <strong>In</strong>dividualität<br />
und Zulassung der Vielfalt: Die sichtbare Einheit<br />
der Kirche ist in ihrem innersten Kern eine Gemeinschaft<br />
im Bekenntnis des apostolischen Glaubens,<br />
d. h. der schenkende und verpflichtende Wille<br />
Christi bildet den tragenden Grund und <strong>das</strong> bleibende<br />
Motiv für jeden Christen wie für die gesamte<br />
ökumenische Bewegung. – Die Kirche ist dann<br />
gleichsam die Vorwegnahme dieser Gemeinschaft<br />
mit Gott und miteinander, wobei die Gnade und<br />
die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen<br />
Geistes die eine Kirche befähigen, als Zeichen der<br />
Herrschaft Gottes und Dienerin der Versöhnung mit<br />
Gott zu leben. Die Kirche ist berufen, Menschen mit<br />
Christus in der Kraft des Heiligen Geistes zu vereinen,<br />
die Gemeinschaft im Gebet und im Handeln<br />
sichtbar zu machen (vgl. Ökumenische Texte aus<br />
Canberra 1991 und Santiago de Compostela 1993).<br />
Das ökumenische Gespräch kann zeigen, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />
Bekenntnis zur Trinität in den verschiedenen kirchlichen<br />
Traditionen und ihren Gemeinschaften unterschiedliches<br />
Gewicht hat und auch unterschiedlich<br />
interpretiert <strong>wir</strong>d. Auf dem Weg nach Sibiu<br />
sind die Kirchen/Gemeinden eingeladen, <strong>das</strong> Geschenk<br />
der „dreifaltigen Gemeinschaft“ wieder<br />
stärker bewusst zu machen und den Heiligen Geist<br />
als die <strong>wir</strong>kmächtige Kraft, als den Gestalter der<br />
Kirche wieder als Geschenk neu anzunehmen.<br />
Dies könnte als generelle Handlungsempfehlung in<br />
verschiedenen Elementen in den Kirchen/Gemeinden<br />
wieder sichtbar gemacht werden:<br />
– in dem gesamten liturgischen Geschehen, z. B.<br />
im Kreuzzeichen, im Feiern des Kirchenjahres,<br />
im Bekenntnis des einen Glaubens, wie er im<br />
Ökumenischen Glaubensbekenntnis von 381<br />
zum Ausdruck kommt,<br />
– in der gegenseitigen Anerkennung der Taufe<br />
durch offizielle Vereinbarungen,<br />
– in geeigneten Zwischenschritten auf dem Weg<br />
zur vollen eucharistischen Gemeinschaft,<br />
– bei der Suche nach Wegen zur Überwindung<br />
der noch trennenden Fragen im Amts-, Kirchen-<br />
und Sakramentsverständnis,<br />
– mit den Evangelischen Räten (Armut, Keuschheit,<br />
Gehorsam) als Früchte des Geistes (als ein<br />
im Heiligen Geist geeintes Leben) in den Orden,<br />
in der Familie/Gemeinde …,<br />
– mit charismatischen Elementen, d. h. sie erkennen,<br />
sie transparent machen und ins Spiel<br />
bringen (z. B. im Kontext der Konfirmation/<br />
Firmvorbereitung),<br />
– im Feiern von Festen und Begegnungen zwischen<br />
den Gemeinden,<br />
– mit Pfingsten, <strong>das</strong> sich als <strong>das</strong> Fest des Heiligen<br />
Geistes und des „Geburtstages“ der Kirche anbietet,<br />
bes. der Pfingstmontag für ökumenische<br />
Gottesdienste,<br />
– in der Wiederentdeckung der Anwesenheit und<br />
Wirksamkeit des Heiligen Geistes, der Gaben<br />
des Heiligen Geistes in den Gemeinschaften, in<br />
Familien, Kommunitäten, <strong>In</strong>stitutionen,…<br />
– in den sozialen Diensten der Caritas, der Diakonie<br />
u. a. in den Gemeinden,<br />
– bei Kontakten mit den geistlichen, charismatischen<br />
Gemeinschaften,<br />
– bei Glaubensseminaren/Veranstaltungen zu Hl.<br />
Geist, Kirche, Gemeinschaft, Taufe<br />
43
44<br />
– <strong>In</strong>formationstage zur Unterscheidung der Geister,<br />
zu pseudoreligiösen Gemeinschaften etc.<br />
– mit dem Heiligen Geist, der als Motor der Neuevangelisierung<br />
zu entdecken ist, z. B. in Projekten<br />
wie die Gemeindeerneuerung, „neu anfangen“<br />
u. a.<br />
„Der Geist ist auch eine Kraft, die <strong>das</strong> Herz der<br />
kirchlichen Gemeinschaft verwandelt, damit sie in<br />
der Welt ein Zeugnis für die Liebe des Vaters ist,<br />
der die Menschheit in seinem Sohn zu einer einzigen<br />
Familie machen will“ (Papst Benedikt XVI., Enzyklika<br />
„Deus Caritas est“, 28 f).<br />
DDr. J. Georg Schütz<br />
Gebet aus der Sammlung<br />
des Weltgebetstages<br />
Heiliger Geist<br />
öffne mich für dich<br />
öffne mich für dich<br />
fülle mich<br />
erfülle mich<br />
wärme mich mit deinen Liebesflammen<br />
schenke Weisheit und Erkenntnis<br />
Du heilige Kraft Gottes<br />
verbinde, was trennt<br />
heile, was verletzt<br />
ermutige, die niedergeschlagen<br />
belebe, die tot<br />
Geist des Lebendigen Gottes<br />
<strong>wir</strong>ke in mir<br />
<strong>wir</strong>ke durch mich<br />
Annerose Stober
Die Ikone ist ein Geschenk der Orthodoxie an die<br />
gesamte Christenheit. Der Versammlungsort der<br />
EÖV 3, Sibiu, ist bewusst in einem orthodoxen<br />
Land gewählt worden, um die orthodoxe Tradition<br />
tiefer kennen zu lernen. Dazu dient auch die folgende<br />
Betrachtung.<br />
Die Dreifaltigkeitsikone<br />
(russisch mpouˆa, troica)<br />
Andrej Rubljow<br />
Gastgeber in Sibiu sind die rumänischen Kirchen,<br />
Gäste sind die Kirchen Europas. Aber wer Gastgeber<br />
und wer Gast ist, kann von der biblischen<br />
Botschaft (Gen 18), wie sie in der Ikone von<br />
Rubljow dargestellt ist, neu gefragt werden: Wer<br />
ist der eigentliche Gastgeber und wer sind die Beschenkten?<br />
<strong>In</strong> der Hoffnung, <strong>das</strong>s Gott seiner Kirche<br />
und den Christinnen und Christen in Europa<br />
begegnet, werden die Kirchen zu Gästen Gottes.<br />
Der Glaube erlaubt es uns, darauf zu warten, <strong>das</strong>s<br />
Gott selbst Gastgeber ist und die Kirchen überrascht.<br />
Sein Tisch ist reich gedeckt. Er lädt sich bei<br />
uns ein, damit Neues geschehen kann.<br />
Einführung<br />
DIE DREIFALTIGKEITSIKONE VON ANDREJ RUBLJOW<br />
BILDBETRACHTUNG<br />
Die Ikone der „Heiligen Trias“ gilt als eines der<br />
größten Meisterwerke der russischen Malerei und<br />
ist vielleicht die schönste, jedenfalls aber die bekannteste<br />
und berühmteste unter den russischen<br />
Ikonen. Sie nimmt auch insofern eine Sonderstellung<br />
ein, als <strong>wir</strong> die Zeit und den Ort ihrer Entstehung<br />
und sogar den Namen des Malers kennen.<br />
Sie ist in der Zeit zwischen 1411 und 1425 entstanden.<br />
Das gleiche Motiv findet sich auch auf zahllosen<br />
weiteren Ikonen in der ganzen Orthodoxie.<br />
Dieses Meisterwerk der Ikonenmalerei ist sozusagen<br />
Theologie in Gold und Farbe. Die Darstellung<br />
der Dreifaltigkeit durch Rubljow wurde 1551 von<br />
einer Moskauer Synode als dogmatisch vorbildlich<br />
bezeichnet. Heute ist die Ikone in der Tretjakow-<br />
Galerie in Moskau ausgestellt.<br />
Schon seit der Mitte des ersten Jahrtausends haben<br />
christliche Theologen die Meinung vertreten,<br />
<strong>das</strong>s in den drei Engeln der dreifaltige Gott selbst<br />
dem Abraham und der Sara erschienen sei. Besonders<br />
in der Ostkirche fand diese Auffassung weite<br />
Verbreitung. Nicht nur die Dreizahl der „Männer“<br />
oder Engel, die Abraham besuchen und nicht nur<br />
der Wechsel zwischen „Du“ und „Ihr“ in der Anrede<br />
Abrahams an die Männer, der bisweilen durch<br />
Quellenscheidung zu erklären versucht <strong>wir</strong>d, gibt<br />
dem in Genesis 18 berichteten Geschehen seine<br />
theologische Bedeutung. Die Geburt des „Sohnes<br />
der Verheißung“, die Abraham und Sara hier angekündigt<br />
<strong>wir</strong>d, weist über Isaak hinaus auf den<br />
einen fernen Nachkommen Abrahams, Christus<br />
(Gal 3,16).<br />
Bibeltext<br />
Gott zu Gast bei Abraham Genesis 18, 1 – 15<br />
Der Herr erschien Abraham bei den Eichen von<br />
Mamre. Abraham saß zur Zeit der Mittagshitze am<br />
Zelteingang. Er blickte auf und sah vor sich drei<br />
Männer stehen. Als er sie sah, lief er ihnen vom<br />
Zelteingang aus entgegen, warf sich zur Erde nieder<br />
und sagte: Mein Herr, wenn ich dein Wohlwollen<br />
gefunden habe, geh doch an <strong>deinem</strong><br />
Knecht nicht vorbei! Man <strong>wir</strong>d etwas Wasser holen;<br />
dann könnt ihr euch die Füße waschen und<br />
euch unter dem Baum ausruhen. Ich will einen Bissen<br />
Brot holen und ihr könnt dann nach einer kleinen<br />
Stärkung weitergehen; denn deshalb seid ihr<br />
doch bei eurem Knecht vorbeigekommen. Sie erwiderten:<br />
Tu, wie du gesagt hast. Da lief Abraham<br />
eiligst ins Zelt zu Sara und rief: Schnell drei Sea<br />
feines Mehl! Rühr es an und backe Brotfladen! Er<br />
lief weiter zum Vieh, nahm ein zartes, prächtiges<br />
Kalb und übergab es dem Jungknecht, der es<br />
schnell zubereitete. Dann nahm Abraham Butter,<br />
Milch und <strong>das</strong> Kalb, <strong>das</strong> er hatte zubereiten lassen,<br />
und setzte es ihnen vor. Er wartete ihnen unter<br />
dem Baum auf, während sie aßen. Sie fragten ihn:<br />
Wo ist deine Frau Sara? Dort im Zelt, sagte er. Da<br />
sprach der Herr: <strong>In</strong> einem Jahr komme ich wieder<br />
zu dir, dann <strong>wir</strong>d deine Frau Sara einen Sohn haben.<br />
Sara hörte am Zelteingang hinter seinem Rücken<br />
zu. Abraham und Sara waren schon alt; sie<br />
waren in die Jahre gekommen. Sara erging es<br />
längst nicht mehr, wie es Frauen zu ergehen pflegt.<br />
Sara lachte daher still in sich hinein und dachte: Ich<br />
bin doch schon alt und verbraucht und soll noch<br />
<strong>das</strong> Glück der Liebe erfahren? Auch ist mein Herr<br />
doch schon ein alter Mann! Da sprach der Herr zu<br />
BIBELARBEITEN –<br />
MEDITATIONEN<br />
Abraham: Warum lacht Sara und sagt: Soll ich<br />
<strong>wir</strong>klich noch Kinder bekommen, obwohl ich so alt<br />
bin? Ist beim Herrn etwas unmöglich? Nächstes<br />
Jahr um diese Zeit werde ich wieder zu dir kommen;<br />
dann <strong>wir</strong>d Sara einen Sohn haben. Sara leugnete:<br />
Ich habe nicht gelacht. Sie hatte nämlich<br />
Angst. Er aber sagte: Doch, du hast gelacht.<br />
Die drei Engel auf der Ikone bilden mit ihren Körpern<br />
einen Kreis, die Körper und Häupter wiederum<br />
gleichschenklige Dreiecke. Der Kreis ist der <strong>In</strong>begriff<br />
der Einheit und Ewigkeit und auch <strong>das</strong><br />
Symbol Gottes. Das Dreieck ist <strong>das</strong> altchristliche<br />
Symbol der Dreifaltigkeit. <strong>In</strong>mitten dieses Kreises<br />
und Dreieckes steht ein Kelch. Mit der Darstellung<br />
dieser Szene ist etwas vom Wesen der göttlichen<br />
Trinität mitgeteilt, was auf <strong>das</strong> Wesen der Gottheit,<br />
auf die Einheit der drei Gestalten hinweist.<br />
Darum fehlen auf der Ikone Abraham und Sara.<br />
Aus den „Männern“, die <strong>das</strong> leibliche Auge Abrahams<br />
ge<strong>sehen</strong> hat, sind auf dem Bild Engel geworden,<br />
die nur <strong>das</strong> Auge des Glaubens sieht. Die<br />
Ikone bildet daher die Dreifaltigkeit nicht direkt<br />
und unmittelbar ab. Denn direkte bildliche Darstellungen<br />
von Gott, dem Vater, sind in der Orthodoxie<br />
unüblich. Vielmehr symbolisiert sie anhand<br />
der Szene aus dem Alten Testament, in der die<br />
„drei Männer“, also drei Engelsboten, Abraham<br />
und Sara bei den Eichen von Mamre besuchen,<br />
<strong>das</strong> Geheimnis der Dreifaltigkeit Gottes. Es handelt<br />
sich also um ein Bild, <strong>das</strong> ein alttestamentliches<br />
Geschehen trinitätstheologisch füllt, aber<br />
auch die theologischen <strong>In</strong>halte des Bekenntnisses<br />
vom dreieinen Gott aus der Heiligen Schrift begründet<br />
sieht.<br />
45
46<br />
Auf der Ikone ist dargestellt, wie drei Engel um einen<br />
Tisch sitzen. Der Tisch ist aber nicht für ein<br />
<strong>wir</strong>kliches Gastmahl gedeckt, wie aus dem Text der<br />
Genesis zu vermuten wäre. Auch unterhalten sich<br />
die Engel nicht mit Abraham, wie in der Bibel erzählt<br />
<strong>wir</strong>d. Sondern sie reden miteinander im stummen<br />
Gespräch der Augen und der Hände. Die drei<br />
Figuren bilden zusammen einen Kreis als Zeichen<br />
der Einheit, gleichzeitig ist ein Kreuz dargestellt,<br />
gebildet aus den drei Köpfen in der Waagrechten<br />
und dem Vater, dem Kelch und der Welt in der<br />
Senkrechten.<br />
Die Ewigkeit der dreieinigen Gottheit findet Ausdruck<br />
in der geometrischen Figur des Kreises, die<br />
auf der Ikone vielfach abgewandelt vorhanden ist:<br />
in den wie mit dem Zirkel gezogenen Heiligenscheinen<br />
der Engel, in der halbkreisförmigen Öffnung<br />
der Flügel nach oben hin und vor allem in<br />
dem unsichtbaren Kreis, in den alle drei Engel eingeschrieben<br />
sind.<br />
Die drei Gestalten sind sich sehr ähnlich, aber nicht<br />
gleich. Es sind keine Rang- oder Altersunterschiede<br />
zu erkennen. Dennoch sind die drei Engel aber voneinander<br />
unterschieden: durch ihr Gewand, durch<br />
die Bewegung der Köpfe und der Augen, durch die<br />
Haltung und Bewegung der Hände und der Finger,<br />
durch die Anordnung der Sitze und durch die Gegenstände,<br />
die hinter und über den Gestalten gezeichnet<br />
sind. Diese Unterscheidungsmerkmale<br />
sind bewusst gewählt, ohne Zweifel soll <strong>das</strong>, was<br />
die Engel voneinander unterscheidet, dargestellt<br />
oder mindestens angedeutet werden, um die Besonderheit<br />
der entsprechenden Gestalt der Gottheit<br />
ausmachen zu können.<br />
Jede der drei Personen hält einen Stab, <strong>das</strong> Sinnbild<br />
des Schutzes und der Autorität, allen dreien<br />
eignet demnach die gleiche göttliche Autorität.<br />
Der Vater, in der Mitte, deutet mit zwei Fingern auf<br />
den Tisch mit dem Kelch; ein Altar und die Gaben<br />
der Eucharistie. Durch die Gaben, aber auch durch<br />
die Haltung der zwei Finger weist er auf die gött-<br />
liche und menschliche Natur des Opferlamms<br />
Christus hin. Dass der mittlere Engel Gott-Vater<br />
symbolisiert, geht für den unbefangenen Betrachter<br />
schon aus der Anordnung der Sitzenden hervor.<br />
Immer <strong>wir</strong>d auf dreigliedrigen Ikonen der Höchstgeehrte<br />
in die Mitte gesetzt. Und <strong>das</strong>s Gott-Vater<br />
unter den drei Gestalten der Trinität – bei aller Betonung<br />
ihrer Gleichheit – der Höchstgeehrte ist,<br />
<strong>das</strong> <strong>wir</strong>d in der Ostkirche sehr betont. Der mittlere<br />
Engel ist die Quelle der inneren Bewegung, die<br />
– bei aller Ruhe, die über der Szene liegt – spürbar<br />
durch <strong>das</strong> Bild hindurchgeht: Von ihm geht der<br />
Blick zu dem rechts von ihm sitzenden Engel, dessen<br />
Blick geht weiter zu dem ihm gegenüber sitzenden<br />
und der schaut auf den Tisch mit dem Kelch<br />
und weist mit der rechten Hand an den Fuß des<br />
Tisches.<br />
Der Engel auf der linken Seite stellt Gott den Sohn<br />
dar. Vom Betrachter eben links vom Vater (der<br />
Sohn sitzt zur Rechten des Vaters). Er hat die Hand<br />
in einer Segensgeste erhoben und zeigt damit, <strong>das</strong>s<br />
er die Sendung, die ihm bestimmt ist, annimmt. Er<br />
ist der Pantokrator, wie er in der Ikonographie<br />
immer dargestellt ist. Der Christus, mit der zum Segen<br />
erhobenen rechten Hand. Auch ist er in Rot<br />
gekleidet. Die Farbe der Liebe, die Farbe des Opfers.<br />
Das rote Gewand des Leides in und für die<br />
Welt, die durch die Häuser hinter der Engelsgestalt<br />
angedeutet ist. Auch sind Vater und Sohn durch<br />
Blickkontakt und Berührung der Flügel mit einander<br />
verbunden. „Der Vater und ich sind eins“<br />
(Joh 10,30).<br />
Der Heilige Geist, rechts vom Vater, zeigt auf eine<br />
rechteckige Öffnung im Tisch, die die Welt symbolisiert<br />
und weist dadurch darauf hin, <strong>das</strong>s die<br />
Sendung des Sohnes in die Welt und zur Errettung<br />
der Welt geschieht. Auch <strong>wir</strong>d deutlich, <strong>das</strong>s der<br />
Vater sich wohl mit seinem Blick dem Sohn zuwendet,<br />
seine Brust und somit sein Herz der Person zu<br />
seiner Linken zugewandt ist. Der Heilige Geist ist<br />
die Gabe Gottes an die Menschen, durch welchen<br />
sie erkennen können, was sie von Gott in Christus<br />
empfangen haben (1. Kor 2,12). Der Blick des En-<br />
gels, der den Heiligen Geist darstellen soll, blickt<br />
auf den Kelch – die Eucharistie. Dort, in Brot und<br />
Wein, <strong>wir</strong>d für die Menschen sichtbar, was die<br />
Gabe Gottes ist, in dem Mahl, zu dem er einlädt.<br />
Auf dem Tisch steht lediglich ein Kelch. Kein Festmahl,<br />
wie es die Genesis berichtet. Der Tisch ist <strong>das</strong><br />
Symbol für den Altar, der Kelch ist <strong>das</strong> Symbol für<br />
<strong>das</strong> göttliche Opferlamm der Eucharistie, und jede<br />
der drei Personen zeigt mit einer Handbewegung<br />
ihre Beziehung zu ihm an. Der Vater, der Schöpfer,<br />
bereitet es und gibt es. Der Sohn zeigt durch die Segensgeste<br />
die erneuernde Kraft des Mahles und der<br />
Heilige Geist weist auf die Empfänger: die Welt.<br />
Was mag der <strong>In</strong>halt des stummen Gesprächs sein,<br />
<strong>das</strong> die drei Engel miteinander führen? Wir hörten<br />
ja schon, <strong>das</strong>s es in der Erscheinung der drei Männer<br />
bei Abraham in Mamre im Grunde um den Beginn<br />
der <strong>In</strong>karnation, um die Sendung des ewigen<br />
Sohnes in die Welt geht. Der Betrachter ist stiller<br />
Beobachter der Szene. Wie Abraham sitzt er oder<br />
sie nicht sichtbar auf dem Bild mit an dem Tisch.<br />
Der einladende Abraham und seine Frau Sara<br />
werden zu den Eingeladenen. Die Gastgebenden<br />
werden zu den wahrhaft Beschenkten. Die<br />
Gäste erweisen sich als die eigentlichen Gastgeber.<br />
Gastgeber des Lebens.<br />
Im Hebräerbrief lesen <strong>wir</strong>:<br />
Bleibt in brüderlicher Liebe fest miteinander<br />
verbunden. Vergesst nicht, Gastfreundschaft<br />
zu üben; denn ohne es zu wissen, haben manche<br />
auf diese Weise Engel bei sich aufgenommen.<br />
Und vergesst nicht, Gutes zu tun und<br />
allen zu helfen, die in Not sind. An solchen<br />
Opfern hat Gott Freude (Hebr 13, 1-3).<br />
Fremde aufzunehmen und zu beherbergen gehört<br />
zu den „Werken der Barmherzigkeit“ (Mt 25,35).<br />
Neben den Hungrigen, den Durstigen, den Nackten,<br />
den Kranken und den Gefangenen sind die<br />
Fremden in dieser Rede Jesu die, welche uns Gottes<br />
Bild in dieser Welt vor Augen halten. Ihre Not<br />
zu lindern, heißt Gott zu begegnen.<br />
Auf der Ikone und in der Erzählung aus der Genesis<br />
<strong>wir</strong>d aber sehr deutlich, <strong>das</strong>s die Begegnung von<br />
Gott selbst ausgeht. Er ist es, der die Not Abrahams<br />
und Saras lindert. Saras Herzensnot, keinen eigenen<br />
Sohn zu haben. Die Herzensnot, auf die Erfüllung<br />
der Verheißung noch immer warten zu müssen.<br />
Die Herzensnot, fern der Heimat ohne eigenen<br />
Nachkommen sterben zu sollen. Die Herzensnot,<br />
kein Vater und keine Mutter zu sein. Gott begegnet<br />
beiden und verheißt ihnen diesen Sohn. Auch<br />
durch allen Unglauben hindurch und allen berechtigten<br />
Zweifel. Er will die Not lindern.<br />
Das gilt auch für heute. Abraham und Sara stellen<br />
sich ihrer Not. Sie warten. Sie warten geduldig auf<br />
Gottes überraschendes Handeln. Die Kirche hat<br />
sich ebenfalls ihrer Not zu stellen – sie ist gespalten,<br />
sie ist innerlich wie äußerlich zerrissen und sie<br />
ist nicht von sich aus fähig, Berge und Schluchten<br />
aus Geschichte und Vorbehalten zu überwinden.<br />
Ihre Not verweist sie an Gott. Er will auch ihre Not<br />
lindern. Es ist nicht aussichtslos. Auch wenn manch<br />
einer still in sich hinein lachen mag, wenn von der<br />
Sehnsucht nach der sichtbaren Erfüllung des Gebets<br />
Jesu her, um die Einheit aller Jüngerinnen und<br />
Jünger Jesu gerungen <strong>wir</strong>d. Mag manch eine leicht<br />
mitleidig lächeln, wenn die Notwendigkeit einer<br />
gemeinsamen Zeit der Buße in Stille und Demut vor<br />
Gott gefordert <strong>wir</strong>d, um seine Worte zu hören. Mag<br />
mancher dem Schmerz und dem Skandal einer getrennten<br />
Kirche durch <strong>das</strong> Bemühen theologischer<br />
Winkelzüge oder schlicht durch institutionelle<br />
Selbstgenügsamkeit den Stachel ziehen. Wie auch<br />
immer: die Einheit <strong>wir</strong>d von Gott her beginnen. Gegen<br />
allen Unglauben und gegen alle menschliche<br />
Unwahrscheinlichkeit, ja gegen alle künstliche<br />
Verweigerung. „Ist denn beim Herrn etwas unmöglich?“<br />
(Gen 18,15)<br />
Warten<br />
Wie Sara wartet –<br />
90 Jahre auf einen Sohn,<br />
der Gottes Verheißung erfüllte,
so warten auch <strong>wir</strong>, hoffend auf die Dinge,<br />
von denen <strong>wir</strong> glauben, <strong>das</strong>s Gott sie uns zugesagt<br />
hat.<br />
Wie Mose wartete –<br />
40 Jahre in der Wüste,<br />
mit unvergesslicher Gewissheit: Er befreit;<br />
so warten auch <strong>wir</strong> auf Stille und auf Demut.<br />
Wie die Propheten warteten –<br />
1 000 Jahre auf die Verheißung der Erlösung,<br />
so warten auch <strong>wir</strong> auf Anzeichen seiner Gegenwart.<br />
Wie Johannes der Täufer wartete –<br />
und die Menschenmenge absuchte nach wissenden<br />
Augen,<br />
und fragte: bist du der, der kommen soll?<br />
so sehnen auch <strong>wir</strong> uns nach einer göttlichen<br />
Begegnung.<br />
Wie Christus wartete –<br />
30 Jahre dahin schleichende Zeit,<br />
40 Tage gepeinigt von Versuchung,<br />
3 Jahre eingetaucht in Missverstehen,<br />
3 Tage in den Tiefen der Hölle.<br />
Und nun –<br />
warten <strong>wir</strong>.<br />
Nun sind <strong>wir</strong> an der Reihe, dafür zu sorgen,<br />
<strong>das</strong>s die Berge eben und die Wege begradigt<br />
werden.<br />
Es ist unsere Aufgabe, den Horizont der Zeit im<br />
Auge zu behalten.<br />
Wir müssen die Hoffnung hochhalten,<br />
<strong>das</strong>s der, der die Verheißung gegeben hat,<br />
treu ist und zurückkehren <strong>wir</strong>d.<br />
Wenn er betet:<br />
Auf <strong>das</strong>s sie alle eins seien…<br />
Pfarrer<br />
Norbert Roth,<br />
Frankfurt am Main<br />
47
48<br />
BIBELARBEITEN –<br />
MEDITATIONEN<br />
Bibelarbeit zu Amos 5,24<br />
Die Bibelarbeit zu Amos 5,24 soll zeigen, <strong>das</strong>s<br />
Glaube/Spiritualität oder Frömmigkeit und Einsatz<br />
für Menschenrechte nicht zwei voneinander unabhängige<br />
Bereiche sind, sondern zusammen gehören<br />
und schon in der Bibel aufeinander bezogen<br />
sind.<br />
Vorüberlegungen zur Vorbereitung<br />
„Es ströme aber Recht wie Wasser und Gerechtigkeit<br />
wie ein nie versiegender Bach.“ Diese berühmte<br />
Aufforderung stammt aus dem Buch des Propheten<br />
Amos, des ältesten der uns bekannten<br />
Schriftpropheten.<br />
Amos lebte im achten Jahrhundert vor Christus in<br />
Tekoa – <strong>das</strong> liegt auf einem Berg, 8 km südlich von<br />
Bethlehem – als Viehbesitzer und Maulbeerfeigenzüchter.<br />
Amos <strong>wir</strong>d von Gott als Prophet in <strong>das</strong><br />
Nordreich Israel gesendet, <strong>das</strong> unter König Jerobeam<br />
II. (782-747 v.Chr.) eine <strong>wir</strong>tschaftliche Blütezeit<br />
erlebt. Der Wohlstand ist jedoch zustande<br />
gekommen durch die Ausbeutung von Menschen<br />
und die Verletzung ihrer Rechte: „Sie treten den<br />
Kopf der Armen in den Staub und drängen die Elenden<br />
vom Wege. Sohn und Vater gehen zu demselben<br />
Mädchen, um meinen heiligen Namen zu entweihen.<br />
Und bei allen Altären schlemmen sie auf<br />
den gepfändeten Kleidern und trinken Wein vom<br />
Gelde der Bestraften im Hause ihres Gottes.“ (Amos<br />
2, 7-8). Als Missstände werden benannt Rechtsbeugung,<br />
Korruption, Bereicherung auf Kosten anderer.<br />
Das widerspricht dem Gottes-Recht in Israel.<br />
So ist die Botschaft, die Amos der Oberschicht auszurichten<br />
hat, wenig erfreulich: Weil in Israel Men-<br />
ES STRÖME ABER RECHT WIE WASSER<br />
BIBELMEDITATION FÜR DIE FRAUENARBEIT<br />
schen zu Objekten des <strong>wir</strong>tschaftlichen Aufschwungs<br />
degradiert werden und nicht wahrhaft<br />
Menschen sein können, <strong>wir</strong>d dieser Staat zum Untergang<br />
verurteilt sein. Noch besteht jedoch die<br />
Chance umzukehren: „Suchet mich, so werdet ihr<br />
leben“, heißt es in Amos 5,4, „Hasset <strong>das</strong> Böse und<br />
liebet <strong>das</strong> Gute, richtet <strong>das</strong> Recht auf im Tor“ in<br />
Amos 5,15 oder „Es ströme aber Recht wie Wasser<br />
und Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach“<br />
in Amos 5,24. Amos Eintreten für die Menschenrechte<br />
und seine soziale Anklage bedeuten gleichzeitig<br />
Engagement für Gott und sein Recht. Das<br />
eine ist vom anderen nicht zu trennen.<br />
Recht und Gerechtigkeit<br />
Recht haben und Recht bekommen ist zweierlei,<br />
lautet ein Sprichwort. Ich vermute, <strong>das</strong>s mit Recht<br />
„Recht haben“ gemeint ist und mit Gerechtigkeit<br />
„Recht bekommen“.<br />
Was sagt <strong>das</strong> hebräische Wörterbuch? Das Wort<br />
Recht heißt im Hebräischen Mischpat. Es ist abgeleitet<br />
vom Verb schafat – richten, Recht schaffen<br />
und kann übersetzt werden: 1. Recht im Sinne von<br />
gesetzlich geregelt, 2. Handlung des Richtens,<br />
3. Gerichtsverhandlung oder Rechtssache.<br />
Das Wort Gerechtigkeit heißt im Hebräischen Sedaka.<br />
Es ist abgeleitet vom Verb sadak – gerecht sein,<br />
vollkommen sein und kann übersetzt werden:<br />
1. Gerechtigkeit, 2. <strong>das</strong> Richtige, <strong>das</strong> Gebührende,<br />
3. <strong>das</strong> Recht, <strong>das</strong> jemandem zukommt, 4. <strong>das</strong> rechte<br />
Verhalten von Menschen, <strong>das</strong> von Gott anerkannt<br />
<strong>wir</strong>d, 5. <strong>das</strong> Richtigstellen eines Verhältnisses<br />
(Genugtuung, Rechtfertigung).<br />
Gerechtigkeit gibt es nicht abstrakt, sondern ereignet<br />
sich zwischen Personen: Gerechtigkeit ist also<br />
immer ein Beziehungsgeschehen. Recht und Gerechtigkeit<br />
sind aufeinander bezogen. Recht ist <strong>das</strong><br />
konkrete Gesetz, und Gerechtigkeit meint die Umsetzung<br />
eines Gesetzes: wie Menschen zu ihrem<br />
Recht kommen.<br />
Recht und Gerechtigkeit begegnen als Paar mehrfach<br />
im Amosbuch: „Die ihr <strong>das</strong> Recht in Wermut<br />
verkehrt und die Gerechtigkeit zu Boden stoßt“<br />
(Amos 5,7). Es geht hier nicht um die beglückende<br />
Erfahrung, wie unter Recht und Gerechtigkeit alles<br />
gedeiht. Vielmehr ist der Text eine Forderung, entsprungen<br />
der bedrückenden Erkenntnis, <strong>das</strong>s Recht<br />
und Gerechtigkeit abwesend sind.<br />
Was meint Amos mit Recht und Gerechtigkeit? Zunächst<br />
denke ich an die Thora, an die Gebote, die<br />
den Willen Gottes bekunden und eine gute Lebensordnung<br />
für die Menschen sind. Aber hier ist noch<br />
mehr gemeint: „Recht und Gerechtigkeit gehören<br />
so sehr zu Gott, wie <strong>das</strong> Gesetz vom Sinai Gottes<br />
Gesetz ist. Recht und Gerechtigkeit stehen jedoch<br />
nicht allein für Gottes Anspruch an Israel, sondern<br />
für Gottes Anspruch an die ganze Welt ... Deshalb<br />
zieht Gott Israels Nachbarvölker, die gar nicht an<br />
den Gott Israels glauben, ebenso für ihre Untaten<br />
zur Rechenschaft wie Israel selbst. Gott lässt sich<br />
die Geltung von Recht und Gerechtigkeit nicht<br />
klein machen. Sie sind sein Grundgesetz für die<br />
Welt. Dazu muss man nicht <strong>das</strong> Gesetz vom Sinai<br />
kennen. Im Alten Testament erhebt Gott durch<br />
Recht und Gerechtigkeit Anspruch auf die ganze<br />
Welt – um der Welt willen, zum Wohle der Menschen.“<br />
1<br />
Bilder vom strömenden Wasser (Jesaja 44,3;<br />
48,18.21; Psalm 78,20) und nie versiegenden Bach<br />
deuten darauf hin, <strong>das</strong>s Recht und Gerechtigkeit<br />
nicht nur vom Menschen herzustellende Leistungen<br />
und Gemeinschaftsgüter sind, sondern göttliche<br />
und damit gültige Gaben. Wer in einem orientalischen<br />
Land <strong>das</strong> Recht mit Wasser vergleicht,<br />
stellt sich vielleicht Wüstenland vor. Mittendrin<br />
eine grüne Zone: Da muss Wasser sein. Es ist nicht<br />
anders möglich. Wo Wasser ist, kann sich Leben<br />
entfalten: <strong>das</strong> Recht ist eine Gabe Gottes für <strong>das</strong><br />
Leben. So wurde die Thora auch gefeiert als ein guter<br />
Lebensraum.<br />
Beten und Tun des Gerechten<br />
Der Kontext Amos 5,21-24 ist eine schroffe Kultkritik.<br />
„Ich bin euren Feiertagen gram und verachte<br />
sie und mag eure Versammlungen nicht riechen.<br />
Und wenn ihr mir auch Brandopfer und Speisopfer<br />
opfert, so habe ich keinen Gefallen daran und mag<br />
auch eure fetten Dankopfer nicht an<strong>sehen</strong>. Tu weg<br />
von mir <strong>das</strong> Geplärr deiner Lippen.“<br />
Hier redet Gott unmittelbar. Beklemmend ist die<br />
Botschaft. „Ich hasse.“ „Ich verwerfe.“ Gerade da,<br />
wo Israel Gottes Nähe sucht und hofft – im Gottesdienst<br />
– weist Gott zurück. Gott will sich in den<br />
Gottesdiensten nicht dienen lassen und nicht dienen,<br />
wenn <strong>wir</strong> Gebet und Gebot auseinanderfallen<br />
lassen.<br />
Das bedeutet nicht, <strong>das</strong>s Gott in diesem Text den<br />
Kult, also den Gottesdienst an sich ablehnt. Abgelehnt<br />
aber <strong>wir</strong>d die Trennung von Gebet und Ge-<br />
1 Hermann Spiekermann, in: Bittgottesdienst für den Frieden<br />
in der Welt 2004, Materialien zur Vorbereitung, Hannover<br />
(Kirchenamt der EKD) 2004, S. 25f.
ot. Anders gesagt: Wenn Menschenrechte verletzt<br />
werden und <strong>das</strong> nicht zur Sprache kommt im Gottesdienst<br />
oder diejenigen nicht bekümmert, die<br />
Gottesdienst feiern, dann ist dieser Gottesdienst,<br />
der die Menschenrechte ausblendet, Gott ein Ärgernis.<br />
Recht und Gerechtigkeit sind Gottes ureigene<br />
Sache. Wenn Menschen sich zu Gott bekennen,<br />
dann gehört untrennbar <strong>das</strong> Engagement für die<br />
Menschenrechte dazu. Im Gottesdienst suchen<br />
Menschen Gemeinschaft, Trost, Ermutigung. Es ist<br />
jedoch ein Irrtum zu meinen, der Gottesdienst habe<br />
mit der Welt, in der <strong>wir</strong> leben, nichts zu tun. Gott<br />
will Recht. Gott will, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> Recht schaffen. Gott<br />
liebt Gerechtigkeit, und <strong>das</strong> soll sich zeigen in den<br />
Gottesdiensten, die <strong>wir</strong> feiern.<br />
Glaube meint nie individualistisch <strong>das</strong> Verhältnis<br />
der Seele zu Gott, sondern Glaube geschieht in der<br />
Welt und fragt danach, ob die Welt dem Willen<br />
Gottes entspricht. Frömmigkeit und Ethik sind zwei<br />
Seiten einer Medaille. Dietrich Bonhoeffer hat es in<br />
seiner berühmten Formulierung auf den Gottesdienst<br />
zugespitzt: „Nur wer für die Juden schreit,<br />
darf auch gregorianisch singen.“ 1944 schreibt er<br />
aus dem Gefängnis an sein Patenkind: “... unser<br />
Christsein <strong>wir</strong>d heute nur in zweierlei bestehen: im<br />
Beten und im Tun des Gerechten unter den Menschen.“<br />
2<br />
Amos 5,24 in der Menschenrechts-Tradition<br />
Amos meint, wenn er von Recht und Gerechtigkeit<br />
spricht, nicht nur <strong>das</strong> Gesetz vom Sinai, sondern so<br />
etwas wie allgemeine Menschenrechte, auch wenn<br />
dieser Begriff in der Antike nicht vorkommt. <strong>In</strong> der<br />
Menschheitsgeschichte werden erst seit ca. 50 Jahren<br />
Menschenrechte anerkannt. Sie formulieren<br />
Rechtsansprüche jeder und jedes Einzelnen, die<br />
durch staatliches Recht nicht geleugnet werden<br />
dürfen. Diese Rechte kommen den Einzelnen nicht<br />
kraft der Zugehörigkeit zu einem Staat, einer<br />
Volksgruppe, einem Geschlecht, einer Religion<br />
oder Kultur zu, sondern allein aufgrund des<br />
Menschseins. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte<br />
von 1948 stellt den Grundstein für den<br />
2 Widerstand und Ergebung, Gütersloh, 12. Auflage 1983, S. 152.<br />
internationalen Menschenrechtsschutz dar, auch<br />
für die Frauenrechtskonvention von 1979. Frauen<br />
besitzen ein Recht auf Nicht-Diskriminierung, <strong>das</strong><br />
nunmehr auch einklagbar ist. Ein wichtiger Schritt<br />
in dieser Entwicklung war auch die Weltfrauenkonferenz<br />
in Peking 1995.<br />
Auch die Kirchen haben ihre Verantwortung für die<br />
Menschenrechte erkannt. „Die Mitverantwortung<br />
der Christen für die Ver<strong>wir</strong>klichung der Menschenrechte<br />
hat ihre Grundlage darin, <strong>das</strong>s Gott den<br />
Menschen bedingungslos annimmt, und im Gebot<br />
der Liebe. Aus dieser Erkenntnis ergibt sich der besondere<br />
Auftrag der Kirche zum Einsatz für die<br />
Menschenrechte“, so der damalige Ratsvorsitzende<br />
der EKD, Manfred Kock, 1997. 3<br />
Berühmt geworden ist Amos 5,24 im Kampf gegen<br />
den Rassismus: Martin Luther King hat Amos 5,24<br />
aufgegriffen in seiner Ansprache am 5. Dezember<br />
1955 zum Auftakt des Busboykotts in Montgomery.<br />
Vier Tage zuvor hatte sich die schwarze<br />
Näherin Rosa Parks geweigert, ihren Sitzplatz<br />
für einen Weißen freizumachen. Ihre Festnahme<br />
wurde zur <strong>In</strong>itialzündung für den ein Jahr dauernden<br />
Busboykott. Pfarrer King sagte angesichts des<br />
Kampfes gegen die Rassendiskriminierung: „Sind<br />
<strong>wir</strong> im Unrecht, war Jesus von Nazareth nur ein<br />
utopischer Träumer und ist nie zur Erde gekommen?<br />
Sind <strong>wir</strong> im Unrecht? Ist Gerechtigkeit eine<br />
Farce? Wir sind entschlossen, hier in Montgomery<br />
zu arbeiten und zu kämpfen, bis <strong>das</strong> Recht strömt<br />
wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein<br />
mächtiger Strom!“ („until justice rolls down like<br />
waters and righteousness like a mighty stream!“) 4<br />
Martin Luther King hat Amos ausgelegt für seine<br />
Zeit. Ebenso wie Korruption und Rechtsbeugung<br />
hätte Amos Rassismus oder Sexismus angeprangert.<br />
So könnte Amos 5,24 neu entdeckt werden<br />
von Frauen, denen der Einsatz für die Menschen-<br />
3 Materialien für die Vorbereitung der Friedensdekade 2004,<br />
S. 13.<br />
4 Materialien für die Friedensdekade 2004, dort Bittgottesdienst<br />
für den Frieden in der Welt 2004, S. 36 f.<br />
rechte – also auch für die Geschlechtergerechtigkeit<br />
– eine Glaubensangelegenheit ist. <strong>In</strong> der<br />
Grundordnung der Evangelischen Kirche Berlin-<br />
Brandenburg-schlesische Oberlausitz zum Beispiel<br />
steht die Geschlechtergerechtigkeit im Vorspruch,<br />
also bei den Sätzen, die Bekenntnisrang haben. Damit<br />
ist festgestellt, <strong>das</strong>s die Geschlechtergerechtigkeit<br />
keine Erscheinung des Zeitgeistes ist, sondern<br />
eine theologische Frage.<br />
Für die Arbeit in der Gruppe<br />
Je nach Größe der Gruppe 60-80 Minuten (bei 10<br />
bis ca. 25 Teilnehmerinnen)<br />
Stuhlkreis mit zu gestaltender Mitte; eine Kerze;<br />
gut lesbar für alle die Begriffe „Recht“ und „Gerechtigkeit“;<br />
zweimal der Text Amos 5,24 für alle<br />
gut lesbar; zwei leere A3-Bögen (wo A3 nicht zur<br />
Hand ist, zwei A4-Blätter zusammenkleben); ein<br />
Stift; der Text Amos 5,21-24 für alle (entweder in<br />
der Bibel oder als Kopie); Artikel 1 und 2a der Erklärung<br />
der Allgemeinen Menschenrechte und § 18<br />
aus der Erklärung der Wiener Menschenrechtskonferenz<br />
1993.<br />
Artikel 1: Alle Menschen sind frei und gleich an<br />
Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft<br />
und Gewissen begabt und sollen einander<br />
im Geist der Brüderlichkeit (Geschwisterlichkeit)<br />
begegnen.<br />
Artikel 2a: Jeder hat Anspruch auf die in dieser<br />
Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten,<br />
ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse,<br />
Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion,<br />
politischer oder sonstiger Überzeugung, nationaler<br />
oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt<br />
oder sonstigem Stand.<br />
§ 18: Die Menschenrechte der Frauen und der<br />
minderjährigen Mädchen sind ein unveräußerlicher,<br />
integraler und unabtrennbarer Bestandteil<br />
der allgemeinen Menschenrechte.<br />
Entzünden der Kerze in der Mitte; Begrüßung<br />
Wir wollen uns auf die Bibelarbeit zu Amos<br />
5,24 einstimmen mit dem Lied „Sonne der Gerechtigkeit“<br />
(EG 262) oder „Lass uns den Weg<br />
der Gerechtigkeit gehen“.<br />
(3 Minuten)<br />
Amos 5,24 <strong>wir</strong>d von der Leiterin einmal vorgelesen.<br />
Danach werden in die Mitte die Begriffe Recht und<br />
Gerechtigkeit gelegt sowie die beiden leeren A3-<br />
Bögen.<br />
Ich habe Ihnen die beiden zentralen Begriffe<br />
aus Amos 5,24 aufgeschrieben. Wir wollen<br />
nun zunächst sammeln, was uns zu diesen<br />
beiden Begriffen in den Sinn kommt. Wir beginnen<br />
mit dem Begriff Recht. Bitte sagen Sie,<br />
was Ihnen dazu einfällt: welche Assoziationen,<br />
welche Fragen, welche Sprüche, welche<br />
Bilder – <strong>das</strong>, was bei Ihnen obenauf liegt.<br />
Die Teilnehmerinnen sagen, was ihnen einfällt. Die<br />
Leiterin schreibt alles mit auf einem A3-Bogen.<br />
Zum Begriff Gerechtigkeit <strong>wir</strong>d gesammelt auf dem<br />
anderen A3-Bogen. Vermutlich kommt bei dieser<br />
Sammlung heraus, <strong>das</strong>s Recht so etwas wie Gesetz<br />
ist und Gerechtigkeit die Umsetzung von guten Gesetzen,<br />
also die Beziehung zwischen Menschen<br />
meint. Wenn die Sammlung nicht so recht in Gang<br />
kommen sollte, kann die Leiterin mit dem Sprichwort<br />
„Recht haben und Recht bekommen ist zweierlei“<br />
einen Impuls setzen. Zu erwarten sind dann<br />
allerlei Geschichten von erfahrener Ungerechtigkeit<br />
und unsinniger Bürokratie.<br />
Beide Sammlungen werden am Ende von der Leiterin<br />
noch einmal vorgelesen und in die Mitte gelegt<br />
neben den jeweiligen Begriff – sozusagen als Ergebnissicherung.<br />
(8 Minuten)<br />
Auf dem entstandenen „Begriffsteppich“ <strong>wir</strong>d nun<br />
noch einmal der Text Amos 5,24 vorgelesen und in<br />
die Mitte gelegt.<br />
„Es ströme aber Recht wie Wasser und Gerechtigkeit<br />
wie ein nie versiegender Bach“:<br />
49
50<br />
Welche Vorstellung lösen die Bilder vom Wasser<br />
und vom nie versiegenden Bach bei Ihnen<br />
aus – verbunden mit Recht und Gerechtigkeit?<br />
Kurzer Austausch darüber, eventuell mit dem Hinweis<br />
auf die Bedeutung vom Wasser in der Wüste,<br />
in einem orientalischen Land. Wer von den Frauen<br />
schon einmal in Israel gewesen ist, kennt die Bilder<br />
von den grünen Flecken in der Wüste, die dort entstehen,<br />
wo Wasser ist: Recht und Gerechtigkeit<br />
sind die Bedingungen für gutes Leben.<br />
(5 Minuten)<br />
<strong>In</strong>formationsblock über Amos und seine Zeit:<br />
Amos ist der älteste der uns bekannten<br />
Schriftpropheten. Seine Worte klingen schroff<br />
und schonungslos. Er lebte im achten Jahrhundert<br />
vor Christus in Tekoa – <strong>das</strong> liegt auf einem<br />
Berg, 8 km südlich von Bethlehem. Er war<br />
Viehbesitzer und Maulbeerfeigenzüchter. Israel<br />
ist in dieser Zeit geteilt in ein Südreich und<br />
ein Nordreich. Amos aus dem Süden <strong>wir</strong>d von<br />
Gott als Prophet in <strong>das</strong> Nordreich Israel gesendet.<br />
Hier regiert König Jerobeam II. (782-747<br />
v. Chr.). Das Land erlebt eine <strong>wir</strong>tschaftliche<br />
Blütezeit. Den Reichen geht es so gut wie nie.<br />
Ihr Wohlstand ist jedoch zustande gekommen<br />
durch die Ausbeutung von Menschen. Die<br />
Rechte der Armen, Witwen und Waisen sind<br />
außer Kraft gesetzt. <strong>In</strong> Amos 2,7-8 lesen <strong>wir</strong>:<br />
„Sie treten den Kopf der Armen in den Staub<br />
und drängen die Elenden vom Wege ... Und<br />
bei allen Altären schlemmen sie auf den gepfändeten<br />
Kleidern und trinken Wein vom Gelde<br />
der Bestraften im Hause ihres Gottes.“<br />
Amos sieht Rechtsbeugung, Korruption, Bereicherung<br />
auf Kosten anderer. Das widerspricht<br />
dem Gottes-Recht in Israel. So ist die Botschaft,<br />
die Amos der Oberschicht auszurichten<br />
hat, wenig erfreulich: Dieser Staat <strong>wir</strong>d unter-<br />
gehen, weil die Reichen auf Kosten der Armen<br />
leben, weil Menschen zu Objekten des <strong>wir</strong>tschaftlichen<br />
Aufschwungs degradiert werden.<br />
Noch besteht jedoch die Chance, umzukehren:<br />
„Suchet mich, so werdet ihr leben“, heißt es in<br />
Amos 5,4.<br />
Amos <strong>wir</strong>d sich mit seiner schonungslosen Anklage<br />
kaum Freunde im Nordreich gemacht<br />
haben. Seine Spur verliert sich im Dunkeln;<br />
möglicherweise ist er umgebracht worden wie<br />
viele Propheten nach ihm.<br />
(5 Minuten – eventuell Rückfragen, dann 8 Minuten)<br />
Die Teilnehmerinnen werden gebeten, den Bibeltext<br />
Amos 5,21-24 aufzuschlagen bzw. sie bekommen<br />
eine Kopie des Textes.<br />
Wir wollen nun <strong>sehen</strong>, in welchen Kontext<br />
Amos sein Wort von Recht und Gerechtigkeit<br />
stellt. Bitte lesen Sie den Text jede für sich allein.<br />
Danach wollen <strong>wir</strong> den Text noch einmal<br />
hören.<br />
Alle lesen den Text still für sich. Danach <strong>wir</strong>d eine<br />
Teilnehmerin gebeten, den Text Amos 5,21-24 vorzulesen<br />
bzw. vier lesen je einen Vers.<br />
(5 Minuten)<br />
Gespräch über den Text:<br />
„Tu weg von mir <strong>das</strong> Geplärr deiner Lippen.“<br />
Was Gott hier sagt, ist kaum zu ertragen. Was<br />
meint Gott damit?<br />
Gespräch: Kultkritik – aber nicht Kultkritik an sich,<br />
sondern Kritik an der Auflösung des Zusammenhangs<br />
von Gebet und Gebot. Mögliche Fragen:<br />
1. <strong>In</strong>wiefern lehnt Gott die Gottesdienste ab?<br />
2. Welche Bedingungen nennt Amos für angemessene<br />
Gottesdienste?<br />
3. Was geht uns Amos an? Was könnte Amos<br />
heute bei uns kritisieren?<br />
4. Wie beurteilen Sie den Satz: Die Politik soll aus<br />
dem Gottesdienst herausgehalten werden?<br />
5. Wie beurteilen Sie den Satz: Handeln ist wichtiger<br />
als Beten?<br />
6. Was meint Dietrich Bonhoeffer 1944 mit dem<br />
Satz: Nur wer für die Juden schreit, darf auch<br />
gregorianisch singen?<br />
7. Wo zeigt sich bei uns der Zusammenhang von<br />
Spiritualität und politischem Handeln? (Beispiele:<br />
Weltgebetstag: informiertes Beten, betendes<br />
Handeln; Südfrüchteboykott EFD: Kauft<br />
keine Früchte der Apartheid; Friedensbewegung<br />
in der DDR: Schwerter zu Pflugscharen;<br />
Politisches Nachtgebet)<br />
(20 Minuten)<br />
Amos redet schon über Menschenrechte, auch<br />
wenn der Begriff damals nicht vorkam.<br />
Geistliches und politisches Engagement gehören<br />
zusammen: <strong>In</strong>formation über Amos 5,24 in der Antirassismusbewegung<br />
(Martin Luther King), <strong>In</strong>formation<br />
über die Frauenrechtsbewegung;<br />
<strong>In</strong> die Mitte <strong>wir</strong>d Artikel 1 und 2a der Erklärung der<br />
Menschenrechte und § 18 (gekürzt) der Erklärung<br />
der Wiener Menschenrechtskonferenz gelegt 5 (s.<br />
Seite 49).<br />
Fragen:<br />
1. Wo werden heute Frauenrechte eingeschränkt?<br />
5 Der Paragraph fährt fort: „Die volle und gleichberechtigte<br />
Teilnahme der Frau am politischen, bürgerlichen, <strong>wir</strong>tschaftlichen,<br />
sozialen und kulturellen Leben auf nationaler, regionaler<br />
und internationaler Ebene und die Beseitigung jeder Form von<br />
Diskriminierung aufgrund des Geschlechts sind vorrangige Zielsetzung<br />
der internationalen Gemeinschaft. Geschlechtsspezifische<br />
Gewalt und alle Formen sexueller Belästigung und Ausbeutung,<br />
einschließlich solcher, die auf kulturelle Vorurteile und<br />
den internationalen Menschenhandel zurückzuführen sind, sind<br />
mit der Würde und dem Wert der menschlichen Person unvereinbar<br />
und müssen beseitigt werden. ...“<br />
2. Wo ist unsere Solidarität als Christinnen gefordert?<br />
3. Welche Aktionen wollen <strong>wir</strong> unterstützen?<br />
(15 Minuten)<br />
Der Text Amos 5,24 <strong>wir</strong>d noch einmal vorgelesen.<br />
Die Bibelarbeit <strong>wir</strong>d beendet mit dem Lied zu Amos<br />
5,24 „Recht ströme wie Wasser“.<br />
(5 Minuten)<br />
Dr. Christiane Markert-Wizisla,<br />
Berlin,<br />
Geschäftsführende Pfarrerin<br />
der Ev. Frauen- und Familienarbeit<br />
Berlin-Brandenburg<br />
Aus: Arbeitshilfe zum Weitergeben (ahzw) der Evangelischen<br />
Frauenhilfe 2/2005.<br />
Literaturhinweise:<br />
Marie Theres Wacker, Das Buch Amos, in: Kompendium Fe-<br />
ministische Bibelauslegung, Gütersloh 1998, S. 320-326<br />
Alfons Deissler, Zwölf Propheten. Hosea, Joel, Amos, Leipzig<br />
1985 (Lizenzausgabe DDR)<br />
Bittgottesdienst für den Frieden in der Welt 2004, Materia-<br />
lien zur Vorbereitung, Kirchenamt der EKD, Hannover 2004<br />
Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung, Gütersloh,<br />
12. Auflage 1983
„Das <strong>Licht</strong> Christi scheint auf alle!“<br />
Das macht Mut –<br />
<strong>das</strong> schließt ein, nicht aus –<br />
<strong>das</strong> nimmt mit und lässt nicht stehen!<br />
Eine wunderbar ermutigende Botschaft, die sich<br />
die 3. Ökumenische Versammlung als Leitmotiv für<br />
ihren Weg nach Sibiu erwählt hat. Das <strong>Licht</strong> Christi<br />
scheint auf uns alle. Der helle Schein seiner Gnade<br />
dringt in <strong>das</strong> Leben selbst derer, denen die Sonne<br />
nicht so häufig scheint oder die blind geworden<br />
sind für die Strahlen der Liebe. Dieses <strong>Licht</strong> des lebendigen<br />
Gottes ist stärker als die Dunkelheit der<br />
in Orientierungslosigkeit, Unsicherheit, Verzweiflung,<br />
Not oder Angst gefangenen Seele – es ist ein<br />
<strong>Licht</strong>, <strong>das</strong> Leben verheißt.<br />
Mir als jemandem, der mit vielen Männern innerhalb<br />
und außerhalb unserer Kirche zu tun hat,<br />
scheint es fast so, als sei eben diese Botschaft auch<br />
in besonderer Weise uns Männern zugesagt. Das<br />
<strong>Licht</strong> Christi scheint auch auf uns!<br />
<strong>Licht</strong> Christi<br />
Nun stehen Männer allerdings oft gerade im Schatten<br />
unseres kirchlichen Lebens, vielleicht weil sie<br />
<strong>das</strong> Scheinwerferlicht des bekennenden und aktiven<br />
Christentums eher scheuen – vielleicht aber<br />
auch, weil sie sich von einer Kirche, die in ihren<br />
alltäglichen Kommunikationsformen zunehmend<br />
weiblich geprägt ist, nicht mehr wahrgenommen<br />
fühlen. Frauen sind auf allen Ebenen aktiv, sie geben<br />
der Kirche in vielen verschiedenen Erscheinungsformen<br />
<strong>das</strong> lebendige Antlitz. Männer sind<br />
noch in den Entscheidungsgremien vorhanden, in<br />
den Bereichen, in denen Menschen der Kirche die-<br />
LICHT – WASSER – GEIST<br />
EINE MEDITATION ÜBER MÄNNER UND IHRE SPIRITUALITÄT<br />
nen und in denen Menschen Kirche leben und Kirche<br />
in Anspruch nehmen, werden sie immer häufiger<br />
gesucht.<br />
Wenn man in der kirchlichen Arbeit mit Männern<br />
steht, stößt man oft auf die Schwierigkeiten der<br />
Männer, über Transzendenz, Gott und Glaube<br />
sprechen zu können. Doch diese Schwierigkeit sollte<br />
nicht allzu schnell bewertet werden. Sie ist zunächst<br />
einmal nicht mehr und nicht weniger als der<br />
Beleg für die Tatsache, <strong>das</strong>s sich männliche und<br />
weibliche Lebenswelten unterscheiden. Der Unterschied<br />
in den Erfahrungen von Männern und Frauen<br />
bestimmt auch ihr Verhältnis zu Glaube, Spiritualität<br />
und Transzendenz. Für die Distanz der<br />
Männer gibt es vielschichtige Gründe. Religiöse<br />
Praxis, wie sie durch Kirche, Eltern, Religionsunterricht<br />
oder Jugendgruppe vermittelt <strong>wir</strong>d, ist in ihrer<br />
Wirkung auf Frauen und Männer unterschiedlich.<br />
Männer scheinen schneller geneigt, negative Lebenserfahrungen<br />
und religiöse Prägung in einen<br />
unmittelbaren Zusammenhang zu setzen. Die Folge<br />
ist zumeist der Bruch mit der traditionellen Religion<br />
oder zumindest eine radikale Veränderung<br />
ihrer bisherigen religiösen Lebenswelt. Frauen erweisen<br />
sich an dieser Stelle als weitaus „leidensfähiger“.<br />
Männer mögen, einfach ausgedrückt, im<br />
herkömmlichen kirchlichen Verständnis weniger<br />
religiös erscheinen als Frauen.<br />
Doch <strong>wir</strong> sollten <strong>das</strong> Schweigen der Männer in Fragen<br />
des Religiösen nicht gleichsetzen mit spiritueller<br />
Armut oder Unfähigkeit zur Transzendenz. Viele<br />
Gespräche mit Männern haben uns gezeigt, von<br />
welch tiefer Sehnsucht auch Männer beseelt sind,<br />
Sinn und Orientierung für ihr Leben spirituell zu be-<br />
stimmen. Es gibt viele und gute Gründe dafür, warum<br />
die europäische ökumenische Bewegung der<br />
letzten Jahre auch in hohem Maße eine Frauenbewegung<br />
ist. Die besondere Spiritualität der Frauen<br />
hat ökumenisches Leben an der Basis in Ritus, Liturgie,<br />
Tanz oder Gesang geprägt und bereichert.<br />
Auch Männer sind spirituell kompetent – doch sie<br />
legen hohen Wert darauf, ihre religiösen Erfahrungen<br />
selbst bestimmt zu gestalten und ihnen ihre<br />
eigene männliche Stimme zu geben. Wer solche<br />
Männer-Stimmen hören will, muss ihrer Suche<br />
nach dem Heil ihrer Seele Raum geben – vor allem<br />
aber muss er <strong>wir</strong>klich hören wollen … Es wäre sehr<br />
schön, wenn <strong>wir</strong> den Weg nach Sibiu und darüber<br />
hinaus gemeinsam gehen würden, als Frauen und<br />
Männer in Achtung und Respekt vor dem/der jeweils<br />
„anderen“. Solche Gemeinschaft in der Verschiedenheit<br />
entspricht dem Gebot der Gerechtigkeit<br />
und der Partnerschaft unter denen, auf die <strong>das</strong><br />
<strong>Licht</strong> dessen fällt, der da sagt: „Ich bin <strong>das</strong> <strong>Licht</strong><br />
der Welt“ und die, wie Johannes, zeugen wollen<br />
von diesem <strong>Licht</strong>!<br />
Lebendiges Wasser<br />
Im vergangenen Jahr beging die Männerarbeit der<br />
Ev. Kirche in Deutschland ihren 60. Jahrestag. Das<br />
Bemühen um die Selbstvergewisserung in Verantwortung<br />
vor der Tradition und im Bewusstsein der<br />
Notwendigkeit des Aufbruches stand unter dem<br />
Bibelwort eben dieses Johannes, bei dem es im<br />
7. Kapitel, Vers 37-39 heißt:<br />
„Aber am letzten Tag des Festes, der der höchste<br />
war, trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der<br />
BIBELARBEITEN –<br />
MEDITATIONEN<br />
komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie<br />
die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen<br />
Wassers fließen. Das sagte er aber von<br />
dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn<br />
glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn<br />
Jesus war noch nicht verherrlicht.“ (Joh 7,37-39)<br />
Dieser Text steht in thematischem Zusammenhang<br />
mit dem jüdischen Laubhüttenfest, in dessen Mittelpunkt<br />
eine Wasserprozession der Priester steht<br />
und <strong>das</strong> ein Fest der Lebensfreude ist. <strong>In</strong> Anknüpfung<br />
an die Tradition dieses Festes ruft Jesus alle<br />
die auf, denen es nach Leben dürstet, sie mögen<br />
kommen und diesen Durst stillen. Der Geist des<br />
bejahenden Lebens <strong>wir</strong>d in der Metapher des lebendigen<br />
Wassers zum Bild für die Sehnsucht nach<br />
gelingendem Leben in der Gemeinschaft mit und<br />
im Glauben an die Quelle des Lebens selbst: Jesus<br />
Christus.<br />
Mit den „Strömen lebendigen Wassers“ beschreibt<br />
Jesus in diesem Wort von Johannes die Wirkung<br />
des Geistes Gottes in Menschen, die sich vom<br />
Glauben an Jesus Christus anstecken lassen. Er tut<br />
dies mit einem sehr starken Bild, <strong>das</strong> uns sofort an<br />
die Natur, an Flüsse und Wasserfälle denken lässt.<br />
Aber entspricht <strong>das</strong> auch der Realität? Erfahren<br />
Menschen in der Begegnung mit uns Christen und<br />
unserem Glauben denn tatsächlich etwas von dem<br />
Geschmack frischen Wassers und erleben sie seine<br />
Wirkung als die Energie eines lebendigen Stromes?<br />
Männer sind von diesem Bild zunächst einmal sehr<br />
angetan. Das entspricht ihrem starken Bezug zwischen<br />
Spiritualität und Natur, Kontemplation und<br />
Kampf. Ich habe zum Männersonntag 2006 mit<br />
51
52<br />
Männern einen Gottesdienst zu dieser Bibelstelle<br />
gestaltet. Die Männer, die diesen Gottesdienst<br />
vorbereitet haben, schauten sich einige Wochen<br />
vorher dazu einen Film an, in dem dieses Bild von<br />
den Strömen des lebendigen Wassers sehr anschaulich<br />
und erfahrungsnah umgesetzt <strong>wir</strong>d. Es<br />
handelt sich um den oscarprämierten Film „The<br />
Mission“ aus den 80er Jahren mit Robert de Niro<br />
und Jeremy Irons in den Hauptrollen. Der Film führt<br />
in entlegene Gebiete des Lebens: im äußeren Sinne<br />
in <strong>das</strong> Grenzgebiet Brasilien, Argentinien, Paraguay<br />
und an die gewaltigen Wasserfälle von Iguassu;<br />
im inneren Sinne führt er in die entlegenen Regionen<br />
der Seele, er stellt die Frage nach befreitem<br />
Leben, <strong>das</strong> aus der Lösung von falschen Bindungen<br />
und der Last unverarbeiteter Vergangenheit erwächst:<br />
„Der Film erzählt die Geschichte eines Sklavenjägers<br />
und Brudermörders; er hat die Ureinwohner<br />
oberhalb des Wasserfalles gejagt und nach Europa<br />
verkauft, und er hat in einem Anfall von rasender<br />
Eifersucht seinen eigenen Bruder erstochen. Zuerst<br />
sucht er für sein böses Tun selbst eine angemessene<br />
Strafe, er hungert, er schweigt, er will sterben.<br />
Aber wie immer im Leben, wenn <strong>wir</strong> zugleich Richter<br />
und Angeklagte zu sein versuchen, misslingt<br />
diese Bußübung; Selbsterlösung ist auch in strafender<br />
Gestalt nicht möglich.<br />
Schließlich findet endlich ein Jesuitenpater Zugang<br />
zu seiner Seele; und er legt ihm eine andere Buße<br />
auf: Der Brudermörder muss ein riesiges Netz hinter<br />
sich herziehen, die Wasserfälle des Iguassu hinauf,<br />
bis zu den <strong>In</strong>dianern, die er einst jagte; die<br />
Ströme des lebendigen Wassers sind hier zu gewaltigen<br />
Kräften geworden. <strong>In</strong> dem großen Netz ist<br />
sein altes Leben: er zieht alle <strong>In</strong>signien seines vergangenen<br />
Lebens hinter sich her, seine Rüstung,<br />
seinen Panzer, sein Schwert, seine Pistole und sein<br />
Helm zerren und ziehen an ihm, wollen ihn zurückreißen<br />
und festhalten am Boden unterhalb der<br />
Wasserfälle. Und niemand darf ihm helfen, keiner<br />
aus dem Kreis der Jesuiten darf anfassen, keiner<br />
darf <strong>das</strong> Gewicht erleichtern.<br />
Dann, oben auf dem Hochplateau angekommen,<br />
begegnet er den <strong>In</strong>dianern, die ihn als den ehemaligen<br />
Sklavenjäger wieder erkennen. Einer von ihnen<br />
zieht ein Messer, rennt auf den ehemaligen<br />
Sklavenjäger zu und – befreit ihn von dem Netz seines<br />
alten Lebens. Es sind die Opfer, die ihm ein<br />
neues, befreites Leben schenken.“ 6<br />
Das Bild des lebendigen Wassers symbolisiert Gottes<br />
Geist, „der die Menschen durchströmt – den<br />
Geist Jesu Christi, den Geist der Auferstehung, des<br />
Anbruchs eines neuen Lebens. Das Wasser ist reinigend<br />
und klärend, aber auch mitreißend und begeisternd.“<br />
7 Es steht für eine Bejahung des Lebens<br />
und somit für <strong>das</strong> Abenteuer Glaube und <strong>das</strong> Projekt<br />
Gemeinschaft. Christus selbst ist die Quelle<br />
dieser Lebensenergie, die auf die Menschen übergeht,<br />
sie erlöst und sie von dieser Erlösung zeugen<br />
lässt. Die Energie des lebendigen Wassers setzt<br />
Menschen in Bewegung – in Bewegung aufeinander<br />
zu! Wenn Menschen – vor allem die skeptischen<br />
Männer – bei Christen, denen sie begegnen,<br />
diese Energie spüren, wenn sie die Bereitschaft zu<br />
offenem Gespräch und respektvollem Austausch<br />
der gegenseitigen Erfahrungen erleben, dann werden<br />
sie etwas schmecken können von dem lebendigen<br />
Wasser dieser Quelle und ihrer heilenden Wirkung.<br />
Geist des Heiligen<br />
Die Zeit zwischen Ostern und Weihnachten <strong>wir</strong>d<br />
vielfach in unserer Gesellschaft als eine Zeit des<br />
kirchlichen Alltags wahrgenommen, die rituellen<br />
Höhepunkte des Weihnachts- und Osterfestes sind<br />
vorbei – Pfingsten? Ein Frühsommerfest für Fami-<br />
6 Vgl. Thies Gundlach, „Ströme lebendigen Wassers – wo<br />
Glaube und Freiheit wachsen…“, Predigt zum Männersonntag<br />
2006, in: Arbeitsgemeinschaft der Männerarbeit der EKD,<br />
Werkheft zum Männersonntag, Kassel 2006.<br />
7 Zur Exegese des Johannestextes vgl. auch Klaus Schäfer,<br />
„Schmeckt wie köstlich und erquickend…“, Textmeditation<br />
zu Joh 7,38b, ebd.<br />
lien … Der Heilige Geist – eine vergessene Seite<br />
Gottes? 8<br />
Jenes Bild vom lebendigen Wasser beschreibt eine<br />
neue Qualität des Geistbegriffes – es führt weg von<br />
der Vorstellung eines lauen Lüftchens, oder beschaulicher<br />
Pietät. Der Geist <strong>wir</strong>d zur verändernden<br />
Kraft. <strong>In</strong> der Pfingstgeschichte geht diese Kraft auf<br />
die Menschen über, sie werden „begabt“ mit einer<br />
Dynamik, die nach Frei- und Umsetzung drängt.<br />
Eine Kraft, die gerade in den Phasen des Alltages<br />
motivieren kann und zu neuer Energie gelangen<br />
lässt.<br />
Nun wissen <strong>wir</strong> aus unseren Studien allerdings,<br />
<strong>das</strong>s Männer in der säkularen Welt längst begonnen<br />
haben, die Präsenz dieser Kraft in ihrem persönlichen<br />
Glauben, in der Religion und vor allem in<br />
der <strong>In</strong>stitution Kirche zu hinterfragen. Auf ihrer<br />
Suche nach Sinn und Orientierung in ihrem Leben<br />
räumen sie der Kirche kaum noch Kompetenz ein.<br />
Als moralische und sinngebende <strong>In</strong>stanz hat sie<br />
ihre Bedeutung eingebüßt. Und doch suchen die<br />
Männer nach Freiräumen und Orientierungen, in<br />
denen sie ihr Leben mündig gestalten können. Ihre<br />
Suche richtet sich dabei sowohl auf die Antworten<br />
hinsichtlich ihrer Lebensfragen wie zugleich auf<br />
Begleitung und spirituelle Heimat.<br />
Gerade hier ist die Kraft des neuen Geistes gefragt.<br />
Eines Geistes, der sich im Leben Christi offenbart<br />
und in seiner Heiligkeit Orientierung gibt für <strong>das</strong><br />
Leben. Ein solcher Geist lässt in dem Menschen<br />
Jesu Gottes Macht offenbar werden – in ihm, dem<br />
Zweifel, Angst, Not und Leid selbst nicht fremd waren.<br />
Doch zugleich eröffnet sich in dieser Menschwerdung<br />
Gottes der Blick auf <strong>das</strong> Leben, auf Gerechtigkeit,<br />
auf Liebe und Barmherzigkeit. Unser<br />
Glaube ist von solchem Geist beseelt und deshalb<br />
hält er Antworten bereit auf die Fragen, die <strong>das</strong> Leben<br />
stellt – auch die Fragen der Männer an ihn<br />
8 Vgl. Martin Hochholzers Meditationen zu Himmelfahrt und<br />
Pfingsten, in: T. Kugler/M. Hochholzer (Hg.), Werkbuch Männerspiritualität.<br />
Impulse, Bausteine, Gottesdienste im Kirchenjahr,<br />
Freiburg 2007.<br />
selbst. Es ist ein Geist des Diskurses, der Reflexion<br />
und des Respekts. Im Hören des Evangeliums Jesu<br />
Christi und in der Auseinandersetzung mit ihr erschließen<br />
sich der Freiraum und Halt, den auch<br />
Männer für ihr Leben brauchen:<br />
„Jesu Leben bringt <strong>das</strong> Heil, <strong>das</strong> von Gott kommt<br />
zu den Menschen in die Welt, damit sie heil <strong>wir</strong>d<br />
und mit ihr alle Menschen Heilung erfahren. Jesus<br />
macht den Menschen deutlich: Gott begleitet euch,<br />
er ist bei euch. Das ist der Anfang der einzigartigen<br />
Geschichte der Begegnung von Glaube und Freiheit,<br />
oder vom Suchen und Finden und von Freiraum<br />
und Halt. Die Suche geschieht nicht ohne Ziel<br />
und Orientierung. Sie folgt den Spuren, die aus der<br />
Bibel zu uns führen. Die Spuren stehen dabei nicht<br />
für ein Dogma, sondern für einen lebendigen Menschen.“<br />
9<br />
Für diese Geschichte Gottes mit den Menschen gilt<br />
eben gerade, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> nicht an sie glauben müssen,<br />
sondern <strong>das</strong>s sie selbst den Glauben weckt – <strong>das</strong>s<br />
ihr Geist <strong>wir</strong>ksam <strong>wir</strong>d! Gott hat von Beginn an<br />
den Dialog mit den Menschen gesucht. Diesen besonderen<br />
Charakter unseres Glaubens müssen <strong>wir</strong><br />
die Männer spüren lassen, indem <strong>wir</strong> selbst den<br />
Dialog mit ihnen führen. Wenn <strong>wir</strong> im Wissen um<br />
unsere jeweils eigene Unvollkommenheit und in<br />
Anerkennung der Erfahrungen des anderen vom<br />
Glauben reden und ihn leben, dann werden <strong>wir</strong><br />
auch von den Männern verstanden und ernst genommen.<br />
Was als gemeinsame Suche nach den<br />
Antworten auf die Fragen nach der Wahrheit beginnt,<br />
<strong>wir</strong>d sich so im Gegenüber vollenden. 10<br />
Der Ursprung des Dialoges Gottes mit den Menschen<br />
ist seine Liebe. Wir sollten uns vom Geist dieser<br />
heiligen Liebe anrühren lassen und sie zur<br />
Grundlage des Umganges mit unseren spirituellen<br />
Erfahrungen und Bedürfnissen machen: in strittigem<br />
Diskurs aber auch in notwendiger Achtsam-<br />
9 Gerd Kiefer, Wie missionarisch kann und darf Männerarbeit<br />
sein? in: Werkheft zum Männersonntag, a. a. O.<br />
10 Ebd.
keit! Denn <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> Christi leuchtet auf uns alle. Es<br />
ist <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> Gottes für die Welt, in dessen Schein<br />
sich Freiheit und Verantwortung als Strahlen seiner<br />
Liebe brechen.<br />
Material<br />
<strong>In</strong> mir ist es finster<br />
Gott, zu dir rufe ich in der Frühe des Tages.<br />
Hilf mir beten<br />
Und meine Gedanken sammeln zu dir;<br />
Ich kann es nicht allein.<br />
<strong>In</strong> mir ist es finster,<br />
aber bei dir ist <strong>das</strong> <strong>Licht</strong>;<br />
ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht;<br />
ich bin kleinmütig, aber bei dir ist die Hilfe;<br />
ich bin unruhig, aber bei dir ist der Friede;<br />
in mir ist Bitterkeit, aber bei dir ist die Geduld;<br />
ich verstehe deine Wege nicht,<br />
aber du weißt den Weg für mich.<br />
Amen<br />
Dietrich Bonhoeffer<br />
(aus: Widerstand und Ergebung)<br />
Dort hatten sie kein elektrisches <strong>Licht</strong><br />
So las ich im <strong>Licht</strong> einer matten Kerze,<br />
ins Bett verkrochen,<br />
was zum Lesen zur Hand war –<br />
die Bibel auf Portugiesisch (wie seltsam!), für Protestanten<br />
bestimmt.<br />
Und wieder las ich den „Ersten Brief an die Korinther“.<br />
Die übergroße Stille dieser Nacht auf dem Lande<br />
<strong>wir</strong>kte widersprüchlicher Weise laut,<br />
brachte mich an den Rand der Tränen vor Trostlosigkeit.<br />
Der „Erste Brief an die Korinther“.<br />
Ich las ihn erneut im <strong>Licht</strong> einer Kerze, die plötzlich<br />
uralt schien,<br />
und ein großes Gefühlmeer rauschte in mir …<br />
Ich bin nichts …<br />
Eine Einbildung bin ich…<br />
Was will ich denn überhaupt von mir und von den<br />
Dingen<br />
auf dieser Welt?<br />
„Und hätte der Liebe nicht“ …<br />
Das erhabene <strong>Licht</strong> entsendet, von der Höhe der<br />
Zeiten,<br />
die große Botschaft, die der Seele die Freiheit<br />
schenkt …<br />
„Und hätte der Liebe nicht“ …<br />
O Gott, und ich habe die Liebe nicht! …<br />
Fernando Pessoa<br />
(zitiert nach: M. Rosowski/A. Ruffing (Hg.),<br />
Krafträume. Gedanken und Gebete für Männer,<br />
Kevelaer 2006)<br />
Martin Rosowski,<br />
Kassel,<br />
Geschäftsführer der Männerarbeit der EKD<br />
und Generalsekretär des<br />
<strong>Europäische</strong>n Forums Christlicher Männer<br />
Körperübung<br />
• Ich stehe. Hole vor mein geistiges Auge Bilder vom Kommen. Wer ruft mich? Wer will mich? Kann ich gehen?<br />
Was hält mich immer wieder fest? Sicherheitswahn? Erfolg im Beruf? Mutlosigkeit?<br />
• Ich straffe meinen Körper: Stehe fest auf beiden Füßen. Belaste abwechselnd den rechten und linken Fuß.<br />
Spüre in meinen Rücken hinein. Meditiere wieder, was mich festhält zu gehen.<br />
• Stricke ziehen mich nach hinten. Ich benenne still diese. Gehe ins Hohlkreuz im Wechsel mit dem Katzenbuckel.<br />
Ziehen und entlasten, immer im Wechsel. Bis ich weich bin.<br />
• Ich bewege meinen Kopf, nach rechts und links. Vorsichtig. Schaue über meine Schultern. Was hält mich<br />
dort? Wen oder was sehe ich da. Ich benenne auch <strong>das</strong> still.<br />
• Wer schaut alles auf mich. Ich benenne Traditionen, Erziehung, Eltern, Karrieredruck...<br />
• Meine Stimme bekommt Nachdruck. Wenn ich will, rufe ich <strong>das</strong>, was mich hält, immer lauter aus. So laut<br />
wie ich es will.<br />
• Endlich, wenn ich freier bin, in Stimme und Haltung, wage ich einen Schritt nach vorne – ich meditiere dabei<br />
Menschen, Situationen, denen ich vertraue und die mich bitten zu kommen.<br />
• Ich setze – so wie ich kann – entschlossen oder vorsichtig – entschlossen – einen Schritt nach vorne oder<br />
zwei....<br />
• Die Stricke im Rücken, die kontrollierenden Blicke links und rechts zerreißen. Ich straffe mich, bin frei und<br />
mache weitere klare Schritte nach vorne.<br />
• Meine Sinne gehen zu dem hin, dem ich vertraue.<br />
• Weiter mache ich erhobenen Hauptes klare Schritte nach vorne.<br />
• Habe ein klares Ziel vor Augen. Benenne es stumm oder auch laut, wenn ich es will.<br />
• Ich bleibe stehen, wo es mir gefällt. Genieße die Freiheit.<br />
• Und schaue nicht zurück.<br />
Eckhard Käßmann (aus: Werkheft zum Männersonntag 2006)<br />
53
54<br />
BIBELARBEITEN –<br />
MEDITATIONEN<br />
Eine Gemeindeveranstaltung<br />
Dieser Entwurf kann in der Gemeinde für eine Veranstaltung<br />
etwa im Rahmen der Frauenhilfe, des<br />
Kirchenvorstandes, des Gemeinderates, des Presbyteriums,<br />
des Seniorenkreises, der Erwachsenenbildung,<br />
eines Hauskreises oder auch der Jugendarbeit<br />
verwendet werden. Die Texte sind als Impuls<br />
gedacht, Themen des eigenen individuellen<br />
Glaubensweges, der Gemeinde und der Ökumene<br />
unter dem Aspekt „Ver<strong>wir</strong>klichung“ anzuschauen.<br />
Das Wort Ver<strong>wir</strong>klichung ist hier verstanden wie in<br />
Hebräer 11,1. Dort <strong>wir</strong>d der Glaube als eine „Ver<strong>wir</strong>klichung“<br />
dessen beschrieben, was Christen<br />
und Christinnen erhoffen. Die Hoffnung des christlichen<br />
Glaubens richtet sich einerseits auf <strong>das</strong>, was<br />
dem glaubenden Menschen verheißen ist: Ewiges<br />
Leben, Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit. Andererseits<br />
richtet sich aber die Hoffnung des christlichen<br />
Glaubens auch auf eine lebendige Person:<br />
Jesus Christus. Daher ist <strong>das</strong> Glaubensleben in die<br />
Dynamik der Liebe zwischen Gott und Mensch gestellt.<br />
Das ist nichts Statisches. Gerade deshalb<br />
<strong>wir</strong>d die <strong>Dritte</strong> <strong>Europäische</strong> Ökumenische Versammlung<br />
auch als Pilgerweg beschrieben.<br />
Glaubende Menschen erleben den Verlauf ihres<br />
Weges mit Gott, ähnlich wie die Menschen der<br />
Bibel als Wanderung durch Berg und Tal. Im Nachdenken<br />
über diesen Weg sollen die angegebenen<br />
und abgedruckten Texte behilflich sein, der<br />
Ver<strong>wir</strong>klichung sowohl der persönlich individuellen<br />
aber auch der gemeindlich-kirchlichen und der<br />
ökumenischen Glaubenshoffnungen nachzugehen.<br />
PILGERWEGE – GLAUBENSWEGE<br />
Biblische Zugänge<br />
Psalm 121<br />
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.<br />
Woher kommt mir Hilfe?<br />
Meine Hilfe kommt vom Herrn,<br />
der Himmel und Erde gemacht hat.<br />
Er <strong>wir</strong>d deinen Fuß nicht gleiten lassen,<br />
und der dich behütet, schläft nicht.<br />
Siehe, der Hüter Israels schläft und schlummert<br />
nicht.<br />
Der Herr behütet dich;<br />
der Herr ist dein Schatten über deiner rechten<br />
Hand,<br />
<strong>das</strong>s dich des Tages die Sonne nicht steche<br />
noch der Mond des Nachts.<br />
Der Herr behüte dich vor allem Übel, er behüte<br />
deine Seele.<br />
Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang<br />
von nun an bis in Ewigkeit!<br />
Weitere Texte zur Lektüre, die <strong>das</strong> Bild von Berg<br />
und Tal aufnehmen:<br />
Mose auf dem Sinai: Exodus (2. Mose)<br />
19,1 – 20,26<br />
Elija am Horeb: 1. Könige 19, 1 – 15<br />
Das finstere Tal: Psalm 23<br />
Der kommende Trost: Jesaja 40, 1 – 5<br />
Die Gnadenzeit Gottes: Jeaja 54, 5 – 10<br />
Die Verklärung Jesu: Markus 9, 2 – 13<br />
Die Kreuzigung Jesu: Matthäus 27, 31 – 66<br />
Die Himmelfahrt: Apostelgeschichte 1,1 – 14<br />
Anregungen für <strong>das</strong> Gespräch<br />
Wählen Sie sich einen Text aus!<br />
Wie <strong>wir</strong>d Berg bzw. Tal in dem Text beschrieben?<br />
Wofür stehen Berg und Tal?<br />
Welche Aussagen erhalten <strong>wir</strong> über die Menschen<br />
auf dem Berg/im Tal?<br />
Welche Aussagen für den Glauben – zum Glauben<br />
werden in dem Text gemacht?<br />
Welchem Text fühlen Sie sich besonders verbunden?<br />
Und warum?<br />
Das Phasen-Modell von James Fowler<br />
Das Leben des Christen verläuft nicht linear gradlinig,<br />
sondern ist einer Dynamik unterworfen, wie<br />
sie sich nur in einer Beziehung ausweiten kann.<br />
Die Bibel spricht in vielen Bildern davon. Die Apostel<br />
und die Jüngerinnen und Jünger Jesu haben<br />
dieses Auf und Ab erlebt. Aber nicht nur die. Auch<br />
von den Menschen aus dem Alten Testament sind<br />
die Höhen und Tiefen eines Glaubenslebens bekannt.<br />
Der englische Schriftsteller, James Fowler, beschreibt<br />
in seinem Buch „Stufen des Glaubens“<br />
aus seiner Sicht, wie Menschen, aber auch die<br />
Gesellschaften, die sie bilden, sich verändern. <strong>In</strong><br />
seinem Buch spricht J. Fowler von 6 Stadien, in denen<br />
<strong>das</strong> Leben eines Christen und auch einer Gemeinde<br />
(bzw. einer Kirche) verlaufen kann. Es ist<br />
klar, <strong>das</strong>s es dabei um erwachsene Menschen geht,<br />
auch wenn die ersten beiden Stadien als durch ein<br />
eher kindliches Verständnis von Gott geprägt, beschrieben<br />
werden.<br />
Es beginnt im Tal. Für den Menschen in der Phase 1<br />
nach Fowlers Stadien, ist Gott nicht fassbar. Er ist<br />
ein „Etwas“, was man nicht <strong>wir</strong>klich benennen<br />
kann, und doch beschreibt man es irgendwie. Das<br />
geschieht aber eher unbeholfen an Hand von Wörtern<br />
oder Sätzen, die man aus dem Fern<strong>sehen</strong>, aus<br />
der Schule, aus der Zeitung oder wo auch immer<br />
her aufgeschnappt hat.<br />
<strong>In</strong> der Phase 2 geht man aber schon etwas weiter.<br />
Nach Fowler fangen Menschen in der Phase 2 an,<br />
die Geschichten und den Glauben der Gemeinschaft,<br />
in der sie aufgewachsen sind oder zu der<br />
sie gehören, anzunehmen. Man ist in der Lage, den<br />
Glauben in Geschichten zu verstehen aber auch<br />
zu erzählen. Es ergibt sich etwas wie eine eigene<br />
Identifikation mit dem Erleben der eigenen Geschichte.<br />
Nun geht es hinauf auf den Berg – zu<br />
Phase 3.<br />
Die Phase 3 ist die, in der viele Christen und Gemeinden<br />
(auch Kirchen) ein erstes lokales Maximum<br />
– einen ersten Gipfel – erreicht haben. Sie<br />
fühlen sich auf dem Berg – sie sind für sich auf dem<br />
Zenit der Erkenntnis. Deswegen ist für viele Erwachsene<br />
genau <strong>das</strong> der permanente Ort eines<br />
inneren Gleichgewichts. „Hier ist gut Hütten bauen“<br />
(Markus 9). Doch genau dort kann der Einzelne<br />
aber dem Trugschluss erliegen, <strong>das</strong>s von nun an<br />
jede Veränderung im Glauben unnötig sei. An diesem<br />
Punkt finden es Menschen sehr wichtig, Teil<br />
einer Gemeinschaft oder einer festen Gruppe zu<br />
sein. Menschen, die sich hier verankern, beschreibt<br />
Fowler als Menschen, die mitunter dazu neigen<br />
können, auf externe Autoritäten zu verweisen, und<br />
sie sind oft nicht in der Lage zu erklären, woher sie
wissen, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> wahr ist, was sie glauben. Man<br />
hört oft: „Das steht so in der Bibel“ oder „Der Pfarrer<br />
sagt <strong>das</strong> so“.<br />
Viele Christen, vor allem in der Großkirche, haben<br />
sich aus dieser Phase 3 verabschiedet und fortbewegt<br />
und sind in Phase 4 angekommen. Runter<br />
von der Höhe, wieder hinab in <strong>das</strong> Tal. Hier hinterfragen<br />
Menschen die Glaubensüberzeugungen,<br />
Lehren und Praktiken ihrer Gemeinde und Kirche.<br />
Ein Verlust von Unschuld setzt ein, und es wächst<br />
die Erkenntnis, <strong>das</strong>s die Wahrheit komplexer ist, als<br />
bisher angenommen. Es geht darum, unter den <strong>In</strong>halten<br />
des althergebrachten Glaubens die <strong>wir</strong>kliche<br />
Vielschichtigkeit Gottes zu erahnen. Menschen<br />
in dieser Phase können sich und anderen in bestimmten<br />
Gruppen <strong>das</strong> Leben sehr schwer machen.<br />
Nicht zuletzt, weil sie auch unter der Einsamkeit<br />
leiden, die mit der Phase 4 einhergehen kann.<br />
Denn sie wollen nicht – im Gegensatz zum Stadium<br />
3 – ein Teil der „Clique“ sein. Daher sind<br />
Menschen in Phase 4 für Kirchen und Gemeinden,<br />
die in Phase 3 stehen geblieben sind, oftmals untragbar.<br />
Aber auch eine Kirche oder Gemeinde, die<br />
sich nicht ändert, <strong>wir</strong>d für diese Menschen untragbar,<br />
und nicht selten verlassen sie sie daher ganz.<br />
Phase 4 kann man mit dem unumgänglichen Abstieg<br />
vom Gipfel der Phase 3 deuten. Es geht hinunter<br />
in <strong>das</strong> Tal. Einsamkeit, die Identitätsfrage<br />
und die Frage nach der Wahrheit werden existenziell.<br />
Johannes vom Kreuz nennt diesen Abstieg<br />
„Die dunkle Nacht der Seele“. Das beschreibt einen<br />
harten und schmalen Weg. Doch alle Großen<br />
im Glauben – sind es die biblischen Zeugen oder<br />
die heiligen Männer und Frauen der Kirche – beschreiben<br />
genau diesen Abstieg einstimmig als wesentlichen<br />
Teil des Weges, der zu einem reifen<br />
Glauben führt. Nur wer die Dunkelheit und die<br />
Schwierigkeiten durchlebt hat, hat überhaupt die<br />
Chance die Phase 5 zu erreichen. Doch Vorsicht:<br />
Die Phase 4 kann auch zu einer überkritischen Phase<br />
3 erstarren. Das Ziel ist nicht die Kritik, <strong>das</strong> Ziel<br />
ist Christus.<br />
Fowler spricht nun davon, <strong>das</strong>s die Phase 5 die<br />
Phase der Demut ist. Das scheint sich zunächst mit<br />
dem zu widersprechen, <strong>das</strong>s Phase 5 wiederum<br />
eine Höhe ist. Ein neues lokales Maximum. Doch<br />
die vorlaute Überheblichkeit aus Stadium 3 ist<br />
nicht mehr zu hören. Es ist die Zeit, in der zwar<br />
noch nicht die Fragen und die Kritik aus Phase 4<br />
völlig verschwunden sind, aber der Mensch ist in<br />
der Lage, Spannungen auszuhalten und Gottes Geheimnisse<br />
stehen zu lassen, so<strong>das</strong>s sie geheimnisvoll<br />
bleiben. Während die Höhe des Berges in Phase<br />
3 recht eindimensional und manchmal plump<br />
daher kommt, so ist der Berg der Phase 5 der Ort,<br />
wo der Glaube schon eine zweite Naivität erlangt,<br />
aber auch die Wahrheit in ihrem Reichtum nicht als<br />
Gefahr, sondern als Geschenk verstanden <strong>wir</strong>d. <strong>In</strong><br />
diesem Stadium wächst eine neue Bereitschaft,<br />
sich zu beteiligen und Gemeinde mit zu bauen.<br />
Wenn <strong>das</strong> – die Phase 5 – auch noch nicht der<br />
höchste aller Berge ist, sozusagen der Berg der<br />
Himmelfahrt, so ist zumindest der Anfang eines<br />
neuen Anfangs getan, der diesmal aber die Einsicht<br />
beinhaltet, <strong>das</strong>s noch einige Täler und Berge zu bewältigen<br />
sind.<br />
Die Phase nach der 5., so stellt Fowler klar, <strong>wir</strong>d<br />
wohl eher selten, wenn überhaupt, vor dem mittleren<br />
Lebensalter erreicht. Denn schließlich sind<br />
dieser Phase 6 Menschen wie Nikolaus Graf von<br />
Zinzendorf, Dietrich Bonhoeffer, Martin Luther<br />
King, Mutter Teresa, Frère Roger von Taizé, Patriarch<br />
Athanagoras oder Papst Johannes Paul II. zuzuordnen.<br />
Diese Menschen sind nicht vollkommen<br />
gewesen, <strong>das</strong> behauptet niemand. Aber sie stellten<br />
eine Bedrohung für die festgelegten Standards von<br />
Gerechtigkeit, Klugheit, politischer und ökumenischer<br />
Korrektheit dar. So ist die Phase 6 auch eine<br />
der menschlichen Einsamkeit, des Unverstandenseins<br />
– und der Verlassenheit. Aber die Menschen<br />
in dieser Phase haben die zwanghafte Fixierung<br />
auf <strong>das</strong> Überleben, die Sicherheit und die Anerkennung<br />
anderer durchbrochen. Sie leben in alleiniger<br />
Anhängigkeit zu Christus. Und es sollte deutlich<br />
gesagt werden: Nicht viele schaffen es, bis in dieses<br />
Stadium zu kommen.<br />
Soweit die Gedanken des Pädagogen aus England.<br />
Für <strong>das</strong> folgende Gespräch sind verschiedene Möglichkeiten<br />
gegeben. Dass die vorgestellten Phasen<br />
leicht auf <strong>das</strong> individuelle Leben schon beim ersten<br />
Hören angelegt werden, ist verständlich. Bei den<br />
durchaus persönlich gelagerten Gesprächen ist es<br />
wichtig, darauf zu achten, <strong>das</strong>s die Gesprächsatmosphäre<br />
nicht in ein urteilendes oder gar verurteilendes<br />
Polemisieren abrutscht. Diese Gefahr besteht!<br />
Vielmehr sollte <strong>das</strong> Gespräch so geführt<br />
werden, <strong>das</strong>s die eigene Glaubenshaltung und die<br />
Situation in der Gemeinde in den Blick genommen<br />
werden.<br />
Es wäre möglich, einen Dreiklang des Nachdenkens<br />
zu vollziehen.<br />
1) Persönlich-individuell<br />
a) Leuchtet Ihnen <strong>das</strong> Modell der beschriebenen<br />
Phasen ein?<br />
b) <strong>In</strong> welcher Phase befinden Sie sich wohl<br />
gerade?<br />
c) Welche Phase weckt bei Ihnen die meisten<br />
Fragen?<br />
d) Wie würden Sie Ihren Weg mit Bergen und<br />
Tälern beschreiben?<br />
e) Kennen Sie Bilder – ja Vorbilder im Glauben?<br />
Was beeindruckt Sie an den Vorbildern?<br />
f) Was verstehen Sie für sich unter „Ver<strong>wir</strong>klichung“<br />
im Glauben?<br />
2) Gemeindlich-lokal<br />
a) <strong>In</strong> welcher Phase würden Sie Ihre Gemeinde<br />
<strong>sehen</strong>?<br />
b) Wo <strong>sehen</strong> Sie Stärken in Ihrer Gemeinde,<br />
was gefällt Ihnen besonders?<br />
c) Wo <strong>sehen</strong> Sie Entwicklungspotenzial für<br />
Ihre Gemeinde?<br />
d) Erleben Sie Ihre Gemeinde offen für Veränderung?<br />
e) Welche Phase würden Sie für eine ökumenische<br />
Gemeinde erhoffen?<br />
2) Kirchlich-global<br />
a) <strong>In</strong> welcher Phase erleben Sie die Kirche, zu<br />
der Sie gehören?<br />
b) Ist diese Sicht eindeutig, oder gibt es andere<br />
Deutungsmöglichkeiten?<br />
c) Erleben Sie zwischen sich und Ihrer Kirche<br />
schmerzliche Spannungen oder wohltuende<br />
Übereinstimmungen?<br />
d) Was wünschen Sie sich für Ihre Kirche?<br />
e) Hat die Ökumene ihre eigenen Phasen?<br />
Wie beurteilen Sie sie?<br />
Das sind Vorschläge, die Gemeindesituation etwas<br />
analytisch anzugehen. Es ist natürlich ein Wagnis,<br />
<strong>das</strong> System, <strong>das</strong> Fowler für <strong>das</strong> <strong>In</strong>dividuum entwickelt<br />
hat, auf Gruppen und Gemeinden anzulegen.<br />
Dieses Identifizieren hinkt. Aber es ist nicht unmöglich.<br />
Selbst diese Fragestellung könnte Gegenstand<br />
des Gespräches sein, ob denn solche „Kategorisierungen“<br />
hilfreich sind.<br />
Pfarrer<br />
Norbert Roth,<br />
Frankfurt am Main<br />
55
56<br />
THEMATISCHE<br />
VERTIEFUNGEN<br />
3 x 3 Foren <strong>wir</strong>d es in Sibiu während der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n<br />
Ökumenischen Versammlung geben,<br />
aufgeteilt in 3 übergeordnete Themenbereiche:<br />
„Das <strong>Licht</strong> Christi und die Kirche“, „Das <strong>Licht</strong><br />
Christi und Europa“, „Das <strong>Licht</strong> Christi und die<br />
Welt“. Zu den 3 Themenbereichen sind im Folgenden<br />
Weiterführungen zu finden, die Bezug zu Ereignissen<br />
in Deutschland haben.<br />
Die ersten drei Foren sind im Themenbereich „Das<br />
<strong>Licht</strong> Christi und die Kirche“ zu den Stichworten<br />
1. Einheit, 2.Spiritualität, 3. Mission.<br />
Zum ersten großen Themenbereich ist hier ein Gesprächsvorschlag<br />
zur „Taufe“ ausgewählt. Anlass<br />
ist die wechselseitige Taufanerkennung von insgesamt<br />
11 Kirchen in Deutschland (Magdeburg, 29.<br />
April 2007).<br />
Kirchen der täuferischen Tradition haben sich nicht<br />
der Taufanerkennung angeschlossen, nichtsdestotrotz<br />
sind sie fest eingebunden in <strong>das</strong> ökumenische<br />
Gespräch, wie es im nachfolgenden Entwurf deutlich<br />
<strong>wir</strong>d.<br />
Das <strong>Licht</strong> Christi und die Kirche<br />
„Mit einem Geist getauft…“<br />
Bausteine und Anregungen für einen ökumenischen<br />
Gesprächsabend zum Thema Taufe<br />
<strong>In</strong> fast allen christlichen Kirchen hat die Taufe einen<br />
konstitutiven Platz. Sie gilt als ein für die<br />
christliche Identität grundlegendes Sakrament<br />
DAS LICHT CHRISTI UND DIE KIRCHE<br />
bzw. als eine fundamentale Zeichenhandlung. Vielfach<br />
<strong>wir</strong>d sie als ein unstrittiges „Band der Einheit“<br />
betrachtet. Gelegentlich <strong>wir</strong>d gesagt: Die Taufe<br />
eint die Kirchen, im Unterschied zu anderem, was<br />
sie noch trennt (Eucharistie/Abendmahl und Amt).<br />
Eine solche, immer wieder anzutreffende Feststellung<br />
entspricht jedoch (noch) nicht der ökumenischen<br />
Wirklichkeit. Auch wenn für viele Kirchen<br />
eine weitgehende Übereinstimmung vorausgesetzt<br />
werden kann, gibt es bis heute zwischen einigen<br />
Kirchen tief greifende und noch nicht überwundene<br />
Unterschiede im Verständnis und in der Praxis der<br />
Taufe. Dies betrifft insbesondere die Kirchen, die<br />
vornehmlich die Säuglings- bzw. Kindertaufe und<br />
die, die ausschließlich die Glaubens- bzw. Bekenntnistaufe<br />
vollziehen 11 .<br />
Die vorhandenen Differenzen verhindern bis heute<br />
eine allgemein gültige Taufanerkennung und be<strong>wir</strong>ken,<br />
<strong>das</strong>s ökumenische Taufgedächtnisgottesdienste<br />
meist ohne Einbeziehung und Beteiligung<br />
der so genannten „täuferischen“ Kirchen stattfinden.<br />
Damit fällt aber eine wichtige Tradition aus,<br />
was ein ökumenisches Defizit darstellt.<br />
Ohne die bisher noch nicht überwundenen theologischen<br />
Differenzen leugnen und schmälern zu<br />
wollen, ist zu fragen und zu prüfen, ob die bestehenden<br />
Divergenzen zwangsläufig dazu führen<br />
müssen, auf gemeinsame Taufgedächtnisformen<br />
zu verzichten oder ob nicht Modelle denkbar sind,<br />
11 Eine kompakte Übersicht über die unterschiedlichen Praxisformen<br />
und die dafür leitenden Taufverständnisse in den<br />
Kirchen vermittelt: Michael Kappes/Eberhard Spiecker (Hg.),<br />
Christliche Kirchen feiern die Taufe. Eine vergleichende Darstellung.<br />
Kevelaer 2003.<br />
die trotz der Unterschiede eine gemeinsame Feier<br />
möglich machen.<br />
ACK-Satzungen klammern die Taufthematik meist<br />
aus. Nur wenige versuchen, „Konvergenzen in den<br />
Divergenzen“ zu formulieren. Als prägnantes Beispiel<br />
dafür sind die Richtlinien der AcK in Bayern zu<br />
nennen. Zur Taufe heißt es dort in der Theologischen<br />
Grundlegung: „Durch ihren Glauben und ihre Taufe<br />
auf den Dreieinen Gott wissen sich die Glieder der<br />
christlichen Kirchen mit Christus verbunden und zur<br />
persönlichen Nachfolge und zum gemeinsamen<br />
Zeugnis verpflichtet. Dies gilt unbeschadet bestehender<br />
Unterschiede im Verständnis der Taufe.“ 12<br />
Könnte hier eine Perspektive angelegt sein, die<br />
Brücken baut und auf ein jetzt schon mögliches gemeinsames<br />
gottesdienstliches Handeln verweist?<br />
Der folgende Gesprächsentwurf ist als Wegstation<br />
für die Vorbereitung eines ökumenischen Taufgedächtnisgottesdienstes<br />
von Christinnen und Christen<br />
aus unterschiedlichen Tauftraditionen konzipiert. 13<br />
1. Einstieg (Varianten)<br />
• Die Teilnehmer/innen bringen Bilder von einem<br />
Taufgottesdienst in ihrer Kirche oder bestimm-<br />
12 Richtlinien der AcK Bayern. <strong>In</strong>: Was hat Platz unter dem Dach<br />
der ACK? Hg. von der AcK Bayern. 2. erw. Aufl. München<br />
2001. S. 43.<br />
13 Der Entwurf basiert auf einem Vorschlag aus der Arbeitshilfe<br />
„Taufgedächtnis und Glaubenserneuerung. Anregungen für<br />
gemeinsame Gottesdienste von Christinnen und Christen aus<br />
unterschiedlichen Tauftraditionen“ (Texte aus der Ökumenischen<br />
Centrale Nr. 8). Frankfurt/Tauberbischofsheim 2005. Dort<br />
findet sich auch ein Modell eines ökumenischen Taufgedächtnisgottesdienstes,<br />
gestaltet als Feier der Glaubenserneuerung.<br />
te Symbolgegenstände (Kerze, Taufurkunde<br />
mit Taufspruch etc.) mit, die an die Taufe erinnern.<br />
Anhand der Bilder und Symbole berichten<br />
sie über ihre Taufe bzw. die Taufpraxis in ihrer<br />
Kirche.<br />
• Falls vorher ein Besuch von Taufgottesdiensten<br />
in den verschiedenen Kirchen vereinbart wurde,<br />
tauschen sich die Teilnehmer/innen über<br />
ihre Eindrücke, Beobachtungen und Erfahrungen<br />
aus.<br />
Die Teilnehmer/innen überlegen anhand der Mitgliederliste<br />
der ACK (s. Anhang dieses Materialheftes),<br />
welche Taufpraxis in den jeweiligen Kirchen<br />
vorherrscht und welche Mitglieds- und Gastkirchen<br />
sich (mit welchen Gründen) an der im Jahr 2007<br />
von einigen Kirchen unterzeichneten Vereinbarung<br />
zur wechselseitigen Taufanerkennung beteiligt haben<br />
und welche nicht. 14<br />
14 Der Taufanerkennung zugestimmt haben: Äthiopisch-Orthodoxe<br />
Kirche, Arbeitsgemeinschaft Anglikanisch-Episkopaler<br />
Gemeinden, Armenisch-Apostolische Orthodoxe Kirche,<br />
Evangelisch-altreformierte Kirche, Evangelische Brüder-Unität<br />
– Herrnhuter Brüdergemeine, Evangelische Kirche in<br />
Deutschland (EKD), Evangelisch-methodistische Kirche, Katholisches<br />
Bistum der Alt-Katholiken, Orthodoxe Kirche in<br />
Deutschland (OKiD), Römisch-katholische Kirche, Selbständige<br />
Evangelisch-Lutherische Kirche. Nicht zugestimmt haben:<br />
Apostelamt Jesu Christi (im Entscheidungsprozess), Arbeitsgemeinschaft<br />
Mennonitischer Gemeinden, Bund Evangelisch-Freikirchlicher<br />
Gemeinden, Bund Freier evangelischer<br />
Gemeinden, Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten,<br />
Heilsarmee, Koptisch-Orthodoxe Kirche, Mülheimer Verband<br />
Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden, Syrisch-Orthodoxe<br />
Kirche von Antiochien.
2. Vertiefung<br />
2.1 Vergleich von typischen Taufliedern aus<br />
den unterschiedlichen Traditionen<br />
Einzelne Lieder werden vorgestellt und gemeinsam<br />
gesungen.<br />
Gesprächsimpulse:<br />
Welchen Platz haben die Lieder im Taufgottesdienst?<br />
Welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede<br />
gibt es?<br />
Welche Aussagen und Motive stehen im Vordergrund?<br />
Was sagen die Lieder über <strong>das</strong> Taufverständnis<br />
aus?<br />
15 Textauszüge aus neueren Dialogen mit den so genannten<br />
täuferischen Kirchen sind in der Arbeitshilfe der Ökumenischen<br />
Centrale zu finden. Ebd., S. 41ff.<br />
2.2 Taufe im Dialog der Kirchen<br />
Variante 1<br />
Kurze Einführung zum gegenwärtigen Stand der<br />
ökumenischen Taufdiskussion, Erläuterung der Gemeinsamkeiten<br />
und Differenzen anhand eines Arbeitsblattes<br />
mit zentralen Stichworten und einigen<br />
markanten Kernaussagen aus jüngeren Dialogdokumenten.<br />
15<br />
Gesprächsimpulse:<br />
Wo <strong>sehen</strong> <strong>wir</strong> die Stärken und die Schwächen<br />
der jeweiligen Tauftraditionen?<br />
Welche Annäherungen gibt es? Welche Unterschiede<br />
bleiben?<br />
Wie gehen <strong>wir</strong> mit den Unterschieden um?<br />
Welche Akzente in einer anderen Tradition haben<br />
mein eigenes Verständnis erweitert und<br />
vertieft?<br />
Wie können Brücken zueinander gebaut werden?<br />
Was trägt zu einer Erneuerung der Taufe in<br />
den Kirchen bei?<br />
Variante 2<br />
Gemeinsame Betrachtung und Erschließung eines<br />
zentralen Bibeltextes zur Taufe (z. B. Röm 6,1-11).<br />
Der Text sollte möglichst in verschiedenen Übersetzungen<br />
vorliegen und gelesen werden (Arbeitsblatt<br />
mit Textsynopse).<br />
Gesprächsimpulse:<br />
Was ist für mich die zentrale Aussage? Was<br />
überlese ich leicht?<br />
Was <strong>wir</strong>d mir auf dem Hintergrund der zwischenkirchlichen<br />
Gespräche und in der Begegnung<br />
mit anderen Traditionen neu bewusst?<br />
<strong>In</strong>wieweit verändert und vertieft dies mein eigenes<br />
Verständnis der Taufe?<br />
3. Abschluss/Resümee<br />
Sammlung von Voten auf einer Wandzeitung (Flipchart)<br />
als Material und Anregungen für die Gestaltung<br />
eines möglichen gemeinsamen Taufgedächtnisgottesdienstes.<br />
Gesprächsimpulse:<br />
Welche Aspekte und Elemente könnten bzw.<br />
sollten bei der Gestaltung eines gemeinsamen<br />
ökumenischen Taufgedächtnisgottesdienstes<br />
im Vordergrund stehen?<br />
Pastor<br />
Dr. Klaus Peter Voß,<br />
Frankfurt am Main<br />
57
58<br />
THEMATISCHE<br />
VERTIEFUNGEN<br />
Der zweite Themenbereich in Sibiu: „Das <strong>Licht</strong><br />
Christi und Europa“, hat 3 Foren zu den Themen<br />
1. Beitrag der Kirchen für den Aufbau Europas,<br />
2. Religionen, 3. Migration. Die EU-Ratspräsidentschaft<br />
Deutschlands im 1. Halbjahr 2007 gibt den<br />
Kirchen Anlass zur Rechenschaft über ihr politisches<br />
Engagement in Europa. Darum ist aus dem<br />
Themenbereich dieser Schwerpunkt gewählt.<br />
Der Beitrag der Kirchen für den <strong>Europäische</strong>n<br />
Einigungsprozess<br />
I. Die Selbstverpflichtung<br />
„Die Kirchen in Europa fördern eine Einigung des europäischen<br />
Kontinents. Ohne gemeinsame Werte ist<br />
die Einheit dauerhaft nicht zu erreichen. Wir sind<br />
überzeugt, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> spirituelle Erbe des Christentums<br />
eine inspirierende Kraft zur Bereicherung Europas<br />
darstellt. Aufgrund unseres christlichen Glaubens<br />
setzen <strong>wir</strong> uns für ein humanes und soziales<br />
Europa ein, in dem die Menschenrechte und Grundwerte<br />
des Friedens, der Gerechtigkeit, der Freiheit,<br />
der Toleranz, der Partizipation und der Solidarität<br />
zur Geltung kommen. Wir betonen die Ehrfurcht vor<br />
dem Leben, den Wert von Ehe und Familie, den vorrangigen<br />
Einsatz für die Armen, die Bereitschaft zur<br />
Vergebung und in allem die Barmherzigkeit. Als Kirchen<br />
und als internationale Gemeinschaften müssen<br />
<strong>wir</strong> der Gefahr entgegentreten, <strong>das</strong>s Europa sich zu<br />
einem integrierten Westen und einem desintegrierten<br />
Osten entwickelt. Auch <strong>das</strong> Nord-Süd-Gefälle ist<br />
zu beachten. Zugleich ist jeder Eurozentrismus zu<br />
vermeiden und die Verantwortung Europas für die<br />
ganze Menschheit zu stärken, besonders für die Armen<br />
in der ganzen Welt.“<br />
DAS LICHT CHRISTI UND EUROPA<br />
So heißt es im 3. Kapitel der Charta Oecumenica.<br />
Damit <strong>wir</strong>d sowohl <strong>das</strong> jahrzehntelange Engagement<br />
der Kirchen in Europa für den europäischen<br />
Einigungsprozess zusammengefasst wie auch die<br />
Selbstverpflichtung formuliert, der sie sich weiterhin<br />
gemeinsam stellen wollen.<br />
Dies geschieht in Brüssel und Straßburg gemeinsam:<br />
durch die Büros der Mitgliedskirchen der Konferenz<br />
<strong>Europäische</strong>r Kirchen (KEK) und des Rates<br />
der <strong>Europäische</strong>n Bischofskonferenzen in der EU<br />
(COMECE) in enger Zusammenarbeit mit dem Brüsseler<br />
Büro des Bevollmächtigten der EKD bei der<br />
Bundesregierung und der EU und Vertretungen<br />
orthodoxer Kirchen.<br />
Dies geschieht in den einzelnen Mitgliedsländern<br />
der EU durch die dortigen Kirchen, oft in guter<br />
ökumenischer Gemeinsamkeit, indem sie den Menschen<br />
in ihren Ländern die Chancen der Versöhnung<br />
und des Zusammenwachsens deutlich machen,<br />
sie mitnehmen auf ihrem ökumenischen und<br />
europäischen Weg.<br />
Und dies geschieht vor allem zwischen den Menschen<br />
über die Grenzen hinweg. Jede Gemeindepartnerschaft,<br />
jede Städtepartnerschaft, jeder Austausch<br />
war und ist ein Baustein, der die tiefen<br />
Gräben der Vergangenheit – die Gräben durch den<br />
Zweiten Weltkrieg, die Gräben durch den Ost-<br />
West-Konflikt – überbrückt und zum Zusammenwachsen<br />
Europas beiträgt. Ohne dieses einander<br />
kennen lernen, einander verstehen lernen und miteinander<br />
Wege suchen, um die Wunden der Vergangenheit<br />
zu heilen, wäre der europäische Einigungsprozess<br />
der letzten 50 Jahre nicht möglich<br />
gewesen.<br />
II. Die Kirchen und der Verfassungsvertrag<br />
Zeitgleich dazu, <strong>das</strong>s die Kirchen sich daran machten,<br />
in Aufnahme der Beschlüsse der 2. <strong>Europäische</strong>n<br />
Ökumenischen Versammlung in Graz die<br />
Charta Oecumenica zu erarbeiten, entstand die<br />
Charta der Grundrechte der <strong>Europäische</strong>n Union.<br />
Beide Dokumente belegen, <strong>das</strong>s „gemeinsame<br />
Werte“ eine grundlegende Bedeutung für den europäischen<br />
Einigungsprozess haben. Das Gespräch<br />
darüber, woher diese Werte abgeleitet sind, wie sie<br />
zu beschreiben und wieweit sie festzuschreiben<br />
sind, ist innerhalb der Kirchen, unter ihnen, wie<br />
auch im Gespräch mit den Partnerinnen und Partnern<br />
in den europäischen <strong>In</strong>stitutionen ein zentrales<br />
Thema.<br />
Am 18. Juni 2004 haben sich die Regierungschefs<br />
der damals 25 Länder der <strong>Europäische</strong>n Union auf<br />
einen Verfassungsvertrag geeinigt und ihn am 29.<br />
Oktober unterzeichnet. Die Mehrheit in Frankreich<br />
und in den Niederlanden hat dagegen gestimmt,<br />
während 17 Staaten ihn inzwischen ratifiziert haben.<br />
Während der deutschen Ratspräsidentschaft<br />
soll zumindest <strong>das</strong> weitere Verfahren geklärt werden,<br />
um die notwendige Rechtsgrundlage für die<br />
erweiterte Union zu schaffen.<br />
KEK und COMECE und ihre Mitgliedskirchen haben<br />
den Verfassungsprozess intensiv begleitet. Warum<br />
interessiert die Kirchen der Verfassungsvertrag so<br />
sehr?<br />
Ganz sicher wäre sein Zustandekommen ein deutliches<br />
Zeichen für <strong>das</strong> Zusammenwachsen Europas –<br />
auch in Bezug auf die ideelle Grundlegung, auf die<br />
Basis Europas. Und dazu gehört die Frage nach<br />
dem Stellenwert der religiösen Wurzeln Europas.<br />
Religion kommt im <strong>Europäische</strong>n Verfassungsvertrag<br />
an drei Stellen vor: in der Präambel, im so genannten<br />
„Kirchenartikel“, dem Art. 52, und im<br />
Art. 10 der Charta der Grundrechte, die als Teil II in<br />
den Verfassungsvertrag aufgenommen wurde.<br />
a.) Der so genannte „Kirchenartikel“, Artikel 52<br />
Die europäische Verfassung enthält den sog. „Kirchenartikel“,<br />
den Artikel 52. Die ersten beiden<br />
Absätze dieses Artikels lauten:<br />
(1) Die Union achtet den Status, den Kirchen und<br />
religiöse Vereinigungen und Gemeinschaften in<br />
den Mitgliedsstaaten nach deren Rechtsvorschriften<br />
genießen, und lässt ihn unangetastet.<br />
(2) Die Union achtet den Status von weltanschaulichen<br />
Gemeinschaften in gleicher Weise.<br />
Diese Absätze gewährleisten, <strong>das</strong>s durch europäisches<br />
Gesetz nicht in die nationale Gestaltung<br />
des Verhältnisses Staat – Kirche eingegriffen <strong>wir</strong>d,<br />
solange die individuelle und kollektive Religionsfreiheit<br />
aller Menschen in einem Mitgliedsstaat<br />
respektiert <strong>wir</strong>d. <strong>In</strong> allen Mitgliedsstaaten der <strong>Europäische</strong>n<br />
Union ist die Religionsfreiheit in den<br />
Rechtsordnungen garantiert. Das Selbstbestimmungsrecht<br />
der Kirchen und Religionsgemeinschaften<br />
ist ein wesentliches Merkmal der Freiheit<br />
im Verhältnis zum Staat.<br />
Artikel 52 hat noch einen dritten Absatz:<br />
(3) Die Union pflegt in Anerkennung der Identität<br />
und des besonderen Beitrags dieser Kirchen und
Gemeinschaften einen offenen, transparenten und<br />
regelmäßigen Dialog mit ihnen.<br />
Absatz 3 trägt dem Rechnung, <strong>das</strong>s die <strong>Europäische</strong><br />
Union eine breitestmögliche Partizipation der<br />
Bürgerinnen und Bürger anstrebt. Zu diesem Zweck<br />
steht sie im Dialog mit der Gesellschaft und entwickelt<br />
diesen weiter. Kirchen und Religionsgemeinschaften<br />
bringen in diesen Dialog ihre besonderen<br />
Erfahrungen aus ihrem Wirken auf lokaler,<br />
regionaler, nationaler und internationaler Ebene<br />
ein, die so unterschiedliche Felder wie Sozialpolitik,<br />
Migration, Entwicklungspolitik, Erziehung und<br />
Seelsorge betreffen. Absatz 3 erkennt die besondere<br />
Identität von Kirchen und Religionsgemeinschaften<br />
und ihre besonderen Beiträge, also ihr öffentliches<br />
Wirken, an.<br />
Bisher gab es diesen Dialog zwischen der EU-Kommission<br />
auf der einen und KEK und COMECE auf<br />
der anderen Seite als unverbindliche, halbjährliche<br />
Konferenzen zu Themen der jeweiligen Ratspräsidentschaft,<br />
als Besprechungen auf Arbeitsebene<br />
und Begegnungen mit der jeweils neuen Ratspräsidentschaft.<br />
<strong>In</strong> dem Vertragsentwurf für einen strukturierten<br />
Dialog besteht also eine Chance, aber auch eine<br />
weitere Herausforderung für die Kirchen und Religionsgemeinschaften<br />
in Europa. Und sie nutzen<br />
sie. So hat im Dezember eine Konferenz mit 60 europäischen<br />
Kirchenleitenden in Brüssel zu dem<br />
Thema ‚<strong>Europäische</strong> Werte’ und Identität formuliert,<br />
was den Kirchen gemeinsam wichtig ist und<br />
was sie im europäischen <strong>In</strong>tegrationsprozess an<br />
Klärungen erwarten.<br />
b.) Präambel und Gottesbezug<br />
Ein besonders engagiert diskutiertes Thema war und<br />
ist, ob die Präambel einen Bezug auf die Verantwortung<br />
vor Gott und einen Bezug auf die christlichen<br />
Wurzeln Europas enthält. Die irische Ratspräsidentschaft<br />
hatte wenige Tage vor der Entscheidung für<br />
den Vertrag einen Vorschlag für die Präambel vorgelegt.<br />
Dieser beinhaltete zwar weder einen Bezug auf<br />
Gott noch die ausdrückliche Nennung des christlichen<br />
Erbes Europas, aber er nahm einen Argumentationsstrang<br />
auf: von Seiten der Kirchen war eingewandt<br />
worden, <strong>das</strong>s eine ausführliche Präambel, die<br />
differenziert zurückblickt auf die Jahrhunderte, wie<br />
bisher im ersten Abschnitt formuliert war, und bei<br />
der Nennung des Humanismus endete, <strong>das</strong> Christentum<br />
nicht unterschlagen dürfe. Dieser erste Abschnitt<br />
wurde nun gestrichen – die Bezugnahme auf<br />
die Europa prägenden Traditionen also sehr viel kürzer.<br />
So lautet der Beginn: Schöpfend aus den kulturellen,<br />
religiösen und humanistischen Überlieferungen<br />
Europas, deren Werte in seinem Erbe weiter<br />
lebendig sind....“<br />
Die KEK hat die Tatsache, <strong>das</strong>s es 2004 zu einer Einigung<br />
über den Verfassungsvertrag kam, begrüßt<br />
und folgende Aspekte unterstrichen:<br />
– Die <strong>Europäische</strong> Union bekennt sich zu den<br />
Werten, wie sie in der Charta der Grundrechte<br />
ausformuliert sind;<br />
– diese haben rechtlich bindende Kraft, etwa im<br />
Blick auf den Schutz der Menschenwürde und<br />
der Menschenrechte;<br />
– die Verfassung definiert genauer die Kompetenzen<br />
der EU-<strong>In</strong>stitutionen und der Mitgliedsstaaten,<br />
stärkt die Rechte des Europaparlaments<br />
und der Zivilgesellschaft und kann so zu<br />
mehr Partizipation der Bürgerinnen und Bürger<br />
im europäischen <strong>In</strong>tegrationsprozess führen;<br />
– die soziale Dimension der <strong>Europäische</strong>n Union<br />
ist gestärkt;<br />
– die Kirchen begrüßen den Artikel I.52, in dem<br />
die Union ihren Status und ihre besondere<br />
Identität respektiert und sich zu einem offenen,<br />
transparenten und regelmäßigen Dialog verpflichtet.<br />
Die KEK kündigt an, weiterhin <strong>das</strong><br />
Ihre dazu zu tun, <strong>das</strong>s dieser Dialog mit Leben<br />
gefüllt <strong>wir</strong>d;<br />
– angesichts der Verpflichtung auf Frieden und<br />
Sicherheit (Art. I.3) ist bedauerlich, <strong>das</strong>s die<br />
Verfassung nur die Verstärkung der militärischen<br />
Kapazitäten benennt (Artikel I.41) statt<br />
auch die Beschlüsse zu Konfliktprävention, wie<br />
sie der <strong>Europäische</strong> Rat in Göteborg 2001 gefasst<br />
hat;<br />
– der Ausgang der Europawahlen hat gezeigt,<br />
<strong>das</strong>s es noch nicht gelungen ist, Europa den<br />
Menschen näher zu bringen. Umso wichtiger<br />
ist nun, die Annahme der Verfassung zu nutzen<br />
– und die Kirchen bedauern, <strong>das</strong>s es in der Präambel<br />
keinen Bezug auf die christlichen Wurzeln<br />
Europas gibt.<br />
Damit <strong>wir</strong>d gewürdigt, <strong>das</strong>s der Verfassungsvertrag<br />
ein Kompromiss ist: entstanden aus dem Ringen<br />
von Menschen unterschiedlicher kultureller,<br />
politischer und verfassungsrechtlicher Traditionen,<br />
angreifbar, verbesserbar, weiter zu entwickeln. Ob<br />
eine neue Öffnung des Verfahrens und damit der<br />
erneuten Debatte um ein zukünftiges Rechtswerk<br />
der EU eine befriedigendere Lösung ergibt, steht<br />
noch aus.<br />
III. Frieden durch Versöhnung<br />
Ein Thema, an dem die europäischen Kirchen von<br />
ihrem Auftrag her, Kirche in der Nachfolge Jesu<br />
Christi zu sein, engagiert sind, ist die Friedens- und<br />
Versöhnungsarbeit (s. Charta Oecumenica III.8).<br />
Zum einen sind sie daraufhin zu befragen, was sie<br />
selbst zu Versöhnung beitragen – aber auch, wie<br />
sie die friedenspolitischen Entwicklungen auf europäischer<br />
Ebene mitgestalten. So soll hier beispielhaft<br />
dieses Thema im Blick auf den Verfassungsvertrag<br />
aufgegriffen werden.<br />
a.) <strong>In</strong> Art. 3.1 des Verfassungsvertrages heißt es:<br />
„Das Ziel der EU ist es, den Frieden (...) zu fördern.“<br />
Aus dieser Aussage geht eine eindeutige<br />
Positionierung für den Frieden hervor, Frieden <strong>wir</strong>d<br />
als vorrangiger Wert ange<strong>sehen</strong>.<br />
<strong>In</strong> Art. 3.4 ist die Unterstützung und Umsetzung<br />
der Grundsätze der Charta der Vereinten Nationen<br />
verankert. Damit <strong>wir</strong>d implizit der Vorrang von ziviler<br />
Konfliktschlichtung vor militärischen Maßnahmen<br />
(UN-Charta Kap. 7) anerkannt.<br />
Darüber hinaus ist in Art. 40.3 erstmals in einem Verfassungstext<br />
(!!) zivile Konfliktschlichtung als Handlungsalternative<br />
in Konfliktsituationen benannt.<br />
Einen anderen Akzent setzen Tendenzen in der europäischen<br />
Außen- und Sicherheitspolitik, die im<br />
Zusammenhang stehen mit einem neuen, globalen<br />
Sicherheitsverständnis, welches auf militärische<br />
Stärke setzt. Dieses <strong>wir</strong>d im Verfassungsentwurf in<br />
Art. 40 unter der Überschrift „Besondere Bestimmungen<br />
für die Durchführung der gemeinsamen<br />
Sicherheits- und Verteidigungspolitik“ deutlich.<br />
Hier gibt man militärischen Lösungsansätzen den<br />
Vorrang gegenüber nichtmilitärischen Mitteln.<br />
So heißt es in Art. 40.3: „Die Mitgliedstaaten verpflichten<br />
sich, ihre militärischen Fähigkeiten schrittweise<br />
zu verbessern. Es <strong>wir</strong>d eine Agentur für die<br />
Bereiche Entwicklung der Verteidigungsfähigkeiten,<br />
Forschung, Beschaffung und Rüstung (<strong>Europäische</strong><br />
Verteidigungsagentur) eingerichtet, deren<br />
Aufgabe es ist, den operativen Bedarf zu ermitteln<br />
und Maßnahmen zur Bedarfsdeckung zu fördern,<br />
zur Ermittlung von Maßnahmen zur Stärkung der<br />
industriellen und technologischen Basis des Verteidigungssektors<br />
beizutragen und diese Maßnahmen<br />
gegebenenfalls durchzuführen, sich an der Festlegung<br />
einer europäischen Politik im Bereich der Fähigkeiten<br />
und der Rüstung zu beteiligen sowie den<br />
Rat bei der Beurteilung der Verbesserung der militärischen<br />
Fähigkeiten zu unterstützen.“<br />
Auf vielen Ebenen ist dieser Artikel heftig kritisiert<br />
worden, u. a. weil ein entsprechendes <strong>In</strong>strument<br />
zur Bündelung der nichtmilitärischen Kompetenzen<br />
auf europäischer Ebene nicht im Verfassungsvertrag<br />
enthalten ist. Friedenskonsultationen, Synoden, die<br />
Arbeitsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF)<br />
forderten eine umgekehrte Schwerpunktsetzung.<br />
Die Kommission Kirche und Gesellschaft der KEK<br />
beriet im Mai 2006 in Sigtuna über die Kirchen und<br />
die <strong>Europäische</strong> Sicherheits- und Verteidigungspolitik,<br />
die EKD-Synode nahm <strong>das</strong> Anliegen im November<br />
auf und stellte fest:<br />
59
60<br />
I. Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland<br />
(EKD) bekräftigt ihr Engagement für die Gestaltung<br />
eines gerechten, friedlichen und solidarischen<br />
Europas. Sie <strong>wir</strong>d auch weiterhin in ihrer<br />
theologischen Arbeit wie in ihrem konkreten Engagement<br />
nach Kräften dazu beitragen.<br />
Die Kirchen Europas haben sich 2001 in der Charta<br />
Oecumenica verpflichtet: „Wir engagieren uns für<br />
eine Friedensordnung auf der Grundlage gewaltfreier<br />
Konfliktlösungen.“<br />
Die europäischen Kirchen in der Kommission Kirche<br />
und Gesellschaft der Konferenz <strong>Europäische</strong>r Kirchen<br />
(KEK) haben am 3. Mai 2006 in Sigtuna/<br />
Schweden die Einrichtung geeigneter europäischer<br />
<strong>In</strong>strumente gefordert, um die Forschung und aktive<br />
Einmischung in Konfliktprävention und die friedliche<br />
Lösung von Konflikten voranzutreiben. Diese<br />
sollen im Verbund mit nationalen <strong>In</strong>stituten der<br />
Konflikt-, Präventions- und Friedensforschung die<br />
zivile Krisenbewältigung koordinieren, fördern und<br />
sichtbarer machen, und so <strong>das</strong> in der EU dafür vorhandene<br />
Potential effizienter nutzen.<br />
Dazu wollen die Kirchen ihre eigenen Erfahrungen<br />
mit Versöhnung und Heilung von Erinnerungen<br />
(healing of memories) in verschiedenen Regionen<br />
Europas vernetzen, als politisches Potential einbringen<br />
und beharrlich fortsetzen.<br />
Sie wollen von Friedenskirchen und Kommunitäten,<br />
christlichen Netzwerken und Trägerorganisationen<br />
ziviler Friedensdienste, die über lange Zeit<br />
<strong>das</strong> christliche Friedenszeugnis konsequent leben,<br />
die Friedensdienste entwickelt haben und Experten<br />
in gewaltfreier Konfliktlösung sind, lernen und mit<br />
ihnen intensiv zusammen arbeiten.<br />
Sie haben sich ebenfalls verabredet, die ökumenische<br />
Reflexion darüber, welches Verständnis von<br />
menschlicher Sicherheit und Verletzbarkeit aus<br />
dem Glauben an Jesus Christus erwächst, zu vertiefen<br />
und in die öffentliche Debatte einzubringen –<br />
auch und gerade angesichts der Erfahrungen mit<br />
Terror und den Ängsten davor.<br />
Ebenso wurde deutlich, <strong>das</strong>s in einer Zeit, in der<br />
Religion immer wieder als Konfliktursache wahrgenommen<br />
<strong>wir</strong>d, die Kirchen ihre Erfahrungen und<br />
Kompetenzen im Bereich Konfliktvorbeugung und<br />
Mediation über religiöse, kulturelle und ethnische<br />
Grenzen hinweg einbringen und ausbauen müssen.<br />
II. 1. Die Synode stellt fest: Aufgrund der Vielschichtigkeit<br />
heutiger Konflikte müssen alle Politikbereiche<br />
der <strong>Europäische</strong>n Union unter dem Aspekt<br />
überprüft werden, welche Bedeutung sie für ein<br />
integriertes Konzept der Krisenprävention und<br />
-bewältigung haben. Die Unabhängigkeit ziviler<br />
von militärischen Mitteln sowie zugleich eine Kohärenz<br />
der <strong>In</strong>strumente zur Krisenbewältigung ist<br />
sicherzustellen.<br />
Die Synode begrüßt, <strong>das</strong>s die EU Schritte unternommen<br />
hat, um die gemeinschaftliche Außenpolitik<br />
auf eine neue Grundlage zu stellen, darunter<br />
erstmals eine Peace Building Partnership zwischen<br />
der Kommission und zivilgesellschaftlichen Akteuren<br />
der Friedensarbeit. Die EU hat bisher jedoch<br />
nicht alle Möglichkeiten der zivilen Krisenvorsorge<br />
und -bearbeitung ausgeschöpft.<br />
Die Synode unterstreicht die Ergebnisse von Sigtuna.<br />
Angesichts des Aufbaus einer „<strong>Europäische</strong>n<br />
Verteidigungsagentur“ zur Koordinierung der militärischen<br />
Mittel fordert sie die <strong>Europäische</strong> Kommission<br />
auf:<br />
• den Aufbau und die <strong>In</strong>stitutionalisierung eines<br />
effektiven <strong>In</strong>struments zur Koordinierung der<br />
zivilen Mittel zügig voranzutreiben. Damit<br />
kann die EU zu einem zentralen Akteur europäischer<br />
und weltweiter Sicherheitspolitik werden<br />
und mit zivilen Mitteln und im Sinne eines<br />
umfassenden Sicherheitsbegriffes ressortübergreifend<br />
nachhaltige Entwicklungen fördern.<br />
• eine Pilotstudie zum <strong>Europäische</strong>n Zivilen<br />
Friedenskorps auf der Grundlage der dafür<br />
vorliegenden Machbarkeitsstudie vom November<br />
2005 zu veranlassen.<br />
b.) Bei der bundesweiten ökumenischen Tagung<br />
der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in<br />
Deutschland (ACK) zur <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen<br />
Versammlung haben sich in der Evangelischen<br />
Akademie Loccum vom 4. bis 6. Dezember<br />
2006 insgesamt 150 Vertreter und Vertreterinnen<br />
der Basisgruppen und Kirchen aus Deutschland und<br />
Gäste aus Europa getroffen und formulierten:<br />
Um <strong>das</strong> in der Charta Oecumenica benannte Ziel<br />
einer „Friedensordnung auf der Grundlage gewaltfreier<br />
Konfliktlösungen“ zu erreichen, <strong>sehen</strong> <strong>wir</strong><br />
die Notwendigkeit, <strong>das</strong> in der europäischen Sicherheitsstrategie<br />
verwendete Verständnis von Sicherheit<br />
kritisch zu befragen.<br />
Handlungsempfehlung<br />
Wir empfehlen den Kirchen und Gemeinden,<br />
– die ökumenische Reflexion darüber, welches<br />
Verständnis von menschlicher Sicherheit und<br />
Verletzbarkeit aus dem Glauben an Jesus<br />
Christus erwächst, zu vertiefen und in die öffentliche<br />
Debatte einzubringen,<br />
– sich bei der <strong>Europäische</strong>n Kommission für den<br />
Aufbau und die <strong>In</strong>stitutionalisierung eines effektiven<br />
<strong>In</strong>struments zur Koordinierung ziviler<br />
Mittel der Konfliktbearbeitung einzusetzen und<br />
Schritte zur Kernwaffenabrüstung einzuleiten,<br />
– sich für die Stärkung internationaler <strong>In</strong>stitutionen<br />
einzusetzen, die dazu beitragen, Krisen<br />
vorzubeugen und in Konflikten zu vermitteln,<br />
– der europäischen Sicherheitsstrategie in Bezug<br />
auf Bestrebungen zur Absicherung politischer<br />
Einflussbereiche entgegen zu treten,<br />
– es als ihre Aufgabe anzu<strong>sehen</strong>, einen Beitrag<br />
zu langfristigen Friedensprozessen im Sinne<br />
von Armutsbekämpfung, sozialer Entwicklung<br />
und Bewahrung der Schöpfung zu leisten.<br />
Diese Empfehlungen sollen nach Hermannstadt/<br />
Sibiu mitgenommen und dort eingebracht werden.<br />
Sie basieren auf den Erfahrungen und dem Engagement<br />
der vielen Menschen, die in Friedensdiensten,<br />
in Projekten, in Gruppen, in der politischen Arbeit<br />
auf nationaler und europäischer Ebene zur Versöhnung<br />
konkret beitragen wie auch derer, die sich<br />
dafür engagieren, <strong>das</strong>s die „vorrangige Option für<br />
die Gewaltfreiheit“ endlich zur leitenden sicherheitspolitischen<br />
Maxime <strong>wir</strong>d. Zum Abschluss der<br />
ökumenischen Versammlung in Wittenberg wurde<br />
die Phase der weltweiten Dekade zur Überwindung<br />
von Gewalt eröffnet, in der Europa und die Verantwortung<br />
Europas für die Überwindung von Gewalt<br />
im eigenen Kontext wie in anderen Regionen der<br />
Erde im Zentrum steht. So greifen die ökumenischen<br />
und politischen, die europäischen und die<br />
weltweiten Entwicklungen ineinander, sind nicht<br />
voneinander zu isolieren und fordern uns als Christinnen<br />
und Christen heraus.<br />
Der europäische Einigungsprozess ist als ein Friedensprojekt<br />
entstanden. Die Kirchen haben dazu<br />
beigetragen und sie können dankbar die Errungenschaften<br />
dieses Prozesses würdigen und nutzen.<br />
Aber daraus erwächst zugleich die Verpflichtung,<br />
mit allen Kräften dazu beizutragen, <strong>das</strong>s Gerechtigkeit,<br />
Frieden und die Bewahrung der Schöpfung<br />
dieses Europa prägen, nach <strong>In</strong>nen wie nach Außen.<br />
Anhang:<br />
Kirchliche Beiträge im Rahmen der deutschen<br />
Ratspräsidentschaft<br />
<strong>In</strong> Deutschland wie in ganz Europa haben sich seit<br />
langem Gemeinden, Gruppen, Synoden und Kirchenleitungen<br />
engagiert, um die Wunden der Vergangenheit<br />
zu heilen und zur Versöhnung beizutragen.<br />
<strong>In</strong> Begegnungen, Partnerschaften, Dialogen,<br />
Projekten leisten sie vielfältige Beiträge zum Zusammenwachsen<br />
Europas. Seit Jahrzehnten sind<br />
die Landeskirchen wie die Evangelische Kirche in<br />
Deutschland (EKD) in diesen Bereichen aktiv und<br />
zugleich eingebunden in kirchliche europäische<br />
Netzwerke, insbesondere als Mitgliedskirche der
Konferenz <strong>Europäische</strong>r Kirchen (KEK) mit ihren<br />
Büros in Genf, Brüssel und Straßburg, wie auch der<br />
Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa<br />
(GEKE). <strong>In</strong> einer Zeit, in der Religion immer wieder<br />
als Konfliktursache wahrgenommen <strong>wir</strong>d, wollen<br />
die Kirchen ihre weit gespannten Verbindungen,<br />
ihre Erfahrungen und ihre Kompetenzen im Bereich<br />
von Konfliktvorbeugung und Mediation über religiöse,<br />
kulturelle und ethnische Grenzen hinweg<br />
einbringen.<br />
<strong>In</strong> diesem Kontext stehen auch die folgenden<br />
Aktivitäten, die im Umfeld der deutschen EU-<br />
Ratspräsidentschaft stattfinden:<br />
Die Synode der EKD hat bei ihrer Tagung im November<br />
2006 einen Beschluss gefasst, der sich direkt<br />
auf die deutsche Ratspräsidentschaft bezieht<br />
(Zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2007 – Die<br />
<strong>Europäische</strong> Union als Friedens- und Versöhnungsprojekt<br />
stärken). Andere landeskirchliche Synoden<br />
(z. B. Lippische Landeskirche, Synode der Kirchenprovinz<br />
Sachsen) sind ihr darin gefolgt.<br />
Der Rat der EKD hat aus Anlass der Ratspräsidentschaft<br />
am 29. Dezember 2006 eine Erklärung veröffentlicht,<br />
die die Menschenwürde als Maßstab<br />
europäischer Politik in den Mittelpunkt stellt.<br />
Am 25. März findet anlässlich der Feierlichkeiten<br />
zum 50. Jahrestag der Unterzeichnung der Römischen<br />
Verträge um 18.00 Uhr ein ökumenischer<br />
Gottesdienst in der St. Marienkirche statt, an<br />
dem der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz,<br />
Kardinal Lehmann, und der Ratsvorsitzende<br />
der EKD, Bischof Huber, mit<strong>wir</strong>ken. Neben der Bundeskanzlerin<br />
und ihrem Kabinett und weiteren politisch<br />
relevanten Persönlichkeiten der Bundesregierung<br />
wie der EU sollen auch die in Deutschland<br />
vertretenen Partnerkirchen aus der EU und die in<br />
Berlin ansässigen Auslandsgemeinden eingeladen<br />
werden. (Stand 28.2.07)<br />
Versöhnung in Europa ist der Leitgedanke einer<br />
Veranstaltung der EKD in Brüssel. Organisiert<br />
durch <strong>das</strong> dortige EKD-Büro <strong>wir</strong>d mit einem Dokumentarfilm<br />
und Vortrag zum Wiederaufbau der<br />
Frauenkirche in Dresden und mit einem festlichen<br />
Konzert in der Kathedrale von Brüssel dieses<br />
bewegende Beispiel für Versöhnung in den Mittelpunkt<br />
gerückt. Diese Veranstaltung findet am 27.<br />
März 2007 statt und ist Teil des kulturellen Rahmenprogramms<br />
der deutschen Ratspräsidentschaft.<br />
Parallel zum G8-Gipfel <strong>wir</strong>d am 6. und 7. Juni in<br />
Köln als Projekt der EKD ( in Kontinuität mit entsprechenden<br />
Aktivitäten der jeweiligen Kirchen anlässlich<br />
der G8-Gipfel in Schottland und Russland<br />
in den Vorjahren) eine Konferenz leitender Personen<br />
von Kirchen und Religionsgemeinschaften<br />
anlässlich des G8-Gipfels in Heiligendamm<br />
stattfinden. Dazu werden ca. 50 Repräsentanten/<br />
-innen der G8-Länder und afrikanischer Länder verschiedener<br />
Religionen nach Köln eingeladen werden<br />
und eine gemeinsame Erklärung im Rahmen<br />
des Kirchentages vorstellen.<br />
Auf dem Kirchentag <strong>wir</strong>d u. a. vom 6. bis 9.6.07 in<br />
einer großen Veranstaltungshalle „Europa in der<br />
Welt“ ein dreitägiges durchgehendes Programm<br />
zum Thema Europa angeboten. Zu den<br />
Themen (Der europäische Traum – Visionen für<br />
Europa, Europa einig Vaterland – was verbindet,<br />
was trennt uns? Europa – Festung oder Forum,<br />
Europa braucht ein Maß – Armut eine Grenze,<br />
Europa in der Welt – Entwicklung, Sicherheit, Frieden,<br />
Globalisierung gestalten – die EU als soziales<br />
und sicheres Modell) gibt es Bibelarbeiten, Vorträge,<br />
Foren und andere Veranstaltungen mit Vertreterinnen<br />
und Vertretern des kirchlichen, politischen<br />
und gesellschaftlichen Lebens Europas. Gestaltet<br />
<strong>wir</strong>d die Halle als Weg der EÖV3 von Rom über<br />
Wittenberg nach Hermannstadt/Sibiu.<br />
Die Konferenz <strong>Europäische</strong>r Kirchen hat am 12.-<br />
13. Dezember 2006 mehr als 60 kirchenleitende<br />
Persönlichkeiten ihrer Mitgliedskirchen in Vorbereitung<br />
des 50-jährigen Jubiläums der Römischen<br />
Verträge zu einem „Church Leaders’ Meeting“ ver-<br />
sammelt. Ein „Offener Brief kirchenleitender<br />
Persönlichkeiten Europas an die Politikerinnen<br />
und Politiker in Europa“ fasst die gemeinsamen<br />
Überlegungen der protestantischen, orthodoxen,<br />
anglikanischen und alt-katholischen Mitgliedskirchen<br />
zur Zukunft Europas zusammen.<br />
Weitere <strong>In</strong>formationen: www.cec-kek.org<br />
Im Rahmen der regelmäßigen Gespräche von Vertretern<br />
der KEK und der Kommission der katholischen<br />
Bischofskonferenzen der <strong>Europäische</strong>n Union<br />
(COMECE) fand auf Vermittlung und unter<br />
Einbeziehung der EKD und der DBK am 15. Januar<br />
2007 ein Gespräch mit Bundesaußenminister<br />
Frank-Walter Steinmeier statt. <strong>In</strong> dessen Mittelpunkt<br />
standen die Zukunft des <strong>Europäische</strong>n Verfassungsvertrages<br />
und die „Berliner Erklärung“,<br />
die aus Anlass des 50. Jahrestages der Unterzeichnung<br />
der Römischen Verträge bei dem Treffen am<br />
25. März in Berlin verabschiedet werden soll. Weitere<br />
Themen des Treffens waren die Erwartungen<br />
der Kirchen zur Friedens- und Sicherheitspolitik, zur<br />
Energiepolitik und zum Klimaschutz sowie die europäische<br />
Migrationspolitik während der deutschen<br />
Ratspräsidentschaft.<br />
Während des Verfassungskonventes wurden die<br />
Eingaben der KEK-Mitgliedskirchen über die Kommission<br />
Kirche und Gesellschaft (KKG) der KEK<br />
koordiniert. Es ist geplant, auch im Hinblick auf die<br />
weitere Diskussion des EU-Verfassungsvertrags so<br />
vorzugehen.<br />
Arbeitsschwerpunkte der KKG im 1. Halbjahr 2006<br />
sind die Förderung ziviler Konfliktbearbeitung, die<br />
Zukunft der sozialen und Gesundheitsdienstleistungen<br />
in der EU, Menschenrechtsfragen (vor Allem<br />
im Dialog mit den Kirchen der Russischen Föderation),<br />
die Situation in Serbien (Kosovo) und ein<br />
Projekt zu „Werte, Identität und Religion“ in<br />
Europa. Die KKG plant außerdem die Beteiligung<br />
an der geplanten europäischen „Allianz für die Familie“.<br />
Am 25. 3. 2007 ist in Brüssel eine Veranstaltung,<br />
eventl. ein ökumenischer Gottesdienst<br />
vorge<strong>sehen</strong>.<br />
Auch der Prozess der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenische<br />
Versammlung (EÖV3) über Wittenberg<br />
(15. bis 18.2.07) nach Hermannstadt/Sibiu ist ein<br />
Beitrag der Kirchen zu europarelevanten Themen:<br />
Einheit der Kirchen, Spiritualität, gemeinsames<br />
Zeugnis der Kirchen, Zusammenleben in einem<br />
multireligiösen Europa, Europa im Zeichen der Migration,<br />
Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der<br />
Schöpfung (www.oekumene3.eu).<br />
Das Präsidium der Gemeinschaft Evangelischer<br />
Kirchen in Europa (GEKE) verfasst eine Stellungnahme<br />
zu 50 Jahren Römische Verträge und zum<br />
weiteren Prozess des Verfassungsvertrages. Das<br />
Präsidium der GEKE hat sich in einer Handreichung<br />
an die Gemeinden für eine Unterstützung des Verfassungsvertrages<br />
ausgesprochen und beabsichtigt,<br />
auf dieser Grundlage weiterhin Stellung zu<br />
nehmen.<br />
Weitere <strong>In</strong>formationen: http://lkg.jalb.de/lkg/<br />
documents/lkg_doc_de_537.pdf<br />
(aus einer Vorlage für die Kirchenkonferenz der<br />
EKD vom 28./29. März 2007)<br />
Oberkirchenrätin<br />
Antje Heider-Rottwilm,<br />
Hannover,<br />
Leiterin der Europaabteilung<br />
im Kirchenamt der EKD,<br />
Mitglied des Präsidiums der KEK,<br />
Co-Moderatorin der Kommission Kirche<br />
und Gesellschaft der KEK<br />
61
62<br />
THEMATISCHE<br />
VERTIEFUNGEN<br />
Der 3. Themenbereich in Sibiu lautet: „Das <strong>Licht</strong><br />
Christi und die Welt“. Er umfasst 3 Foren mit den<br />
Themen 1. Frieden, 2. Gerechtigkeit, 3. Bewahrung<br />
der Schöpfung. Angesichts des G8-Gipfels sind in<br />
Deutschland viele – auch kirchliche – Aktivitäten<br />
geplant. Dazu hier ein Beitrag.<br />
G8-Gipfel in Heiligendamm, 6. bis 8. Juni 2007<br />
An Kirch(en)gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern,<br />
deutschlandweit und in Ostseeanrainerländern<br />
Rostock, 29. Januar 2007<br />
Geistliche Aktivitäten zum G8-Gipfel 2007<br />
Sehr geehrte Pastor<strong>In</strong>nen (Pfarrer<strong>In</strong>nen), sehr geehrte<br />
Mitglieder im Kirchgemeinderat, Gemeindekirchenrat,<br />
Presbyterium oder Kirchenvorstand,<br />
vom 6. bis 8. Juni 2007 versammeln sich in Heiligendamm<br />
die Staats- und Regierungschefs der<br />
„G8“ zu ihrem jährlichen Treffen. Das <strong>wir</strong>d wieder<br />
Anlass für viele Nichtregierungsorganisationen und<br />
DAS LICHT CHRISTI UND DIE WELT<br />
Einzelne sein, sich zu Wort zu melden für eine gerechtere<br />
Welt. Auch die Stimme der Kirchen darf da<br />
nicht fehlen. Die Landessynode der Ev.-Luth. Landeskirche<br />
Mecklenburgs hat eine Koordinierungsgruppe<br />
berufen, die kirchliche Aktivitäten zum G8-<br />
Gipfel auf lokaler und auf Bundesebene vernetzt.<br />
Sie bekommen heute Post von der Arbeitsgruppe<br />
„Gottesdienst und Spiritualität“.<br />
Gottesdienst am 3. Juni 2007 in Bad Doberan<br />
Diese Gruppe plant am Sonntag, den 3. Juni, einen<br />
Gottesdienst im Münster von Bad Doberan (fünf Kilometer<br />
von Heiligendamm entfernt), der hoffentlich<br />
medial übertragen <strong>wir</strong>d. <strong>In</strong> diesem Gottesdienst<br />
sollen 30.000 Kerzen entzündet werden für<br />
die Kinder, die an diesem Tag aufgrund ihrer Armut<br />
sterben müssen, weil sie unterernährt sind, kein<br />
sauberes Trinkwasser haben oder an vermeidbaren<br />
Krankheiten leiden. Wir wünschen uns, <strong>das</strong>s 100<br />
Gemeinden um Heiligendamm herum (etwa Lübeck<br />
bis Greifswald und Ostseeanrainer) je 300<br />
Kerzen aus diesem Gottesdienst mitnehmen und<br />
um Heiligendamm einen „Heiligen Damm des Gebets“<br />
für die arm gemachten Menschen der Welt<br />
bilden.<br />
Andachten zum Thema am 6. Juni 2007<br />
Am Mittwoch, den 6. Juni, dem ersten Gipfeltag,<br />
sollen dann um 18.00 Uhr in den Kirchen dieser<br />
Gemeinden, aber auch deutschlandweit und um<br />
die Ostsee herum, die Glocken läuten und anschließend<br />
eine Andacht zum Thema stattfinden<br />
(die bundesweite Aktion dazu nennt sich<br />
„Acht Minuten für Gerechtigkeit“, Ansprechpartner<br />
ist hier der Evangelische Entwicklungsdienst,<br />
8-Minuten@eed.de, www.G8Minuten.de). Parallel<br />
dazu erklingen auch die Glocken zu den Eröffnungsgottesdiensten<br />
des Kirchentages in Köln, die<br />
ebenfalls dieses Thema aufgreifen.<br />
Gebetskette vom 6. bis 8. Juni 2007<br />
Außerdem ist in der Marienkirche in Rostock eine<br />
„Gebetskette“ zu den Gipfeltagen geplant. Zu diesem<br />
immerwährenden Gebet (tags und nachts) suchen<br />
<strong>wir</strong> in vielen Gemeinden erarbeitete Gebete<br />
zum Thema und viele Mitbeterinnen und Mitbeter<br />
am Altar in Rostock!<br />
Unsere Bitte an Sie<br />
Beteiligen Sie sich an diesen Aktionen! Nehmen Sie<br />
den G8- Gipfel in Deutschland zum Anlass, in Ihren<br />
Gemeinden über die Globalisierung ins Gespräch<br />
zu kommen. Laden Sie zum 6. Juni 2007 ein, weisen<br />
Sie die Öffentlichkeit breit darauf hin, warum<br />
an diesem Tag die Glocken läuten! Gewinnen Sie<br />
Ihre Partnergemeinde für eine solche Andacht.<br />
Wenn Sie bereit sind, an dieser Stelle ein Zeichen<br />
zu setzen, besonders aber dann, wenn Sie am<br />
„Heiligen Damm des Gebets“ mit<strong>wir</strong>ken möchten,<br />
melden Sie sich bitte bei Ralf Göttlicher in der Koordinierungsstelle<br />
„Kirche und G8“ (s.u.). Dort gibt<br />
es auch weitere <strong>In</strong>formationen.<br />
Im Namen der Arbeitsgruppe grüßt Sie herzlich<br />
gez. Tilman Jeremias, Pastor, Ev.-Luth. <strong>In</strong>nenstadtgemeinde<br />
Rostock<br />
Koordinierungsstelle „Kirche und G8“ der Ev.-<br />
Luth. Landeskirche Mecklenburgs<br />
Arbeitsgruppe „Gottesdienst und Spiritualität“<br />
Bei der Nikolaikirche 1, 18055 Rostock,<br />
Tel.: 0381 - 37 57 093, Fax: 0381 - 37 57 137,<br />
eMail: info@kircheundg8.de,<br />
<strong>In</strong>ternet: www.kircheundg8.de,<br />
Bürozeiten (i.d.R.): Mo. & Do. 10-15.30 Uhr
Aus dem Gastgeberland der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n<br />
Ökumenischen Versammlung leben viele Christinnen<br />
und Christen in Deutschland. Die Rumänisch-<br />
Orthodoxe Kirche in Deutschland hat eine besondere<br />
ökumenisch interessante Metropolitankirche.<br />
Für den 8. September (parallel zur Versammlung in<br />
Sibiu) lädt die Metropolie in diese Kirche ein.<br />
Einführung: Die rumänisch-orthodoxe Metropolie<br />
in Deutschland<br />
1993 beschloss die Heilige Synode der Rumänischen<br />
Orthodoxen Kirche, eine Metropolie für<br />
Deutschland und Zentraleuropa mit Sitz in Bayern<br />
aufzubauen. Sie erstreckt sich jetzt über Deutschland,<br />
Österreich, Luxemburg, Dänemark, Schweden,<br />
Norwegen und Finnland; „Rumänische Orthodoxe<br />
Metropolie für Deutschland, Zentral- und<br />
Nordeuropa“ ist die offizielle Bezeichnung. Rumänisch-orthodoxe<br />
Christen in Deutschland mit ihren<br />
Zentren in München, Nürnberg und Düsseldorf<br />
(meist Emigranten aus den Jahren des Kalten Krieges)<br />
hatten nach der Wende ausdrücklich um<br />
Gründung eines eigenen Bistums gebeten. Die mit<br />
Bukarest in Kircheneinheit befindlichen Emigranten<br />
unterstanden bis dahin kirchenrechtlich dem<br />
rumänischen Erzbistum zu Paris. Es gab aber auch<br />
rumänisch-orthodoxe Christen, die sich aus Protest<br />
gegen den in kommunistischer Zeit zu regimefreundlichen<br />
Kurs ihrer Heimatkirche dem (griechischen)<br />
Ökumenischen Patriarchat Konstantinopel<br />
angeschlossen hatten.<br />
1994 entsandte <strong>das</strong> Rumänische Patriarchat Dr.<br />
Serafim (Joantă, *1948), Vikarbischof der Metropolie<br />
Siebenbürgen/Sibiu, als Metropoliten nach<br />
DIE RUMÄNISCH-ORTHODOXE KIRCHE IN DEUTSCHLAND –<br />
ÖKUMENISCHE IKONOGRAPHIE IN NÜRNBERG<br />
Deutschland, wo seine Hauptaufgabe der Gemeindeaufbau<br />
ist. Anfangs fand er in Deutschland neun<br />
Gemeinden vor. Heute sind es rund 40. <strong>In</strong> den anderen<br />
Ländern seiner Metropolie ist ein ähnlicher<br />
Aufbruch festzustellen. Das hat mit der charismatischen<br />
Art des Bischofs zu tun, der ein Anhänger<br />
des Hesychasmus und begnadeter Prediger ist. <strong>In</strong>sgesamt<br />
zählt die Metropolie heute 52 Gemeinden.<br />
Zunächst residierte Metropolit Serafim am katholischen<br />
Ostkirchlichen <strong>In</strong>stitut des Bistums Regensburg.<br />
1999 konnte die Metropolie von der<br />
Ev.-Luth. Kirche in Bayern die Nürnberger Epiphanias-Kirche<br />
nebst Anwesen erwerben, die nach einem<br />
Neubau nicht mehr genutzt wurde. Die Kirche<br />
wurde zur Kathedrale und <strong>das</strong> Anwesen zum Sitz<br />
der Metropolie umgebaut. Dann begannen die<br />
Ausmalungen mit Fresken im byzantinischen Stil.<br />
<strong>In</strong>sgesamt kosteten Kauf, Umbau und Bemalung<br />
der Kirche und des Komplexes rund 2 Mio. Euro.<br />
2006 hatte die Metropolie doppelten Grund zu feiern:<br />
Patriarch Teoctist und Metropolit Serafim<br />
weihten mit zahlreichen Hierarchen die Kathedrale<br />
in Nürnberg ein; und <strong>das</strong> bayerische Kultusministerium<br />
verlieh der Metropolie den Status einer<br />
Körperschaft des Öffentlichen Rechts (vgl. G2W<br />
9/2006). Damit gilt die Kirche als staatlich anerkannte<br />
Religionsgemeinschaft.<br />
Die Kirche wurde nun verlängert und baulich aufgestockt<br />
(Seitenemporen entfernt, eine Kuppel neu<br />
errichtet). Dem orthodoxen Kirchenbau entsprechende<br />
Gestaltungsmerkmale besonders im Hinblick<br />
auf die Raumaufteilung wurden einbezogen,<br />
um die Kreuzform byzantinischer Kirchen zu erreichen.<br />
Die Kirche hat nun tatsächlich den Charakter<br />
einer orthodoxen Kirche. Dazu kommt die <strong>In</strong>nenbemalung<br />
im Stile der orthodoxen Ikonographie. Als<br />
Ikonenmaler verpflichtete der Metropolit den rumänischen<br />
Künstler, Professor Grigore Popescu,<br />
aus Bukarest. Er lehrt an der dortigen Orthodoxen<br />
Fakultät Kunstgeschichte und ist Leiter der Patriarchats-Kommission<br />
der orthodoxen Kirchenmaler.<br />
Die 2006 fertig gestellte Bemalung entspricht zwar<br />
orthodoxen Vorgaben, gleichzeitig aber weist die<br />
neue Kathedrale eine Reihe von Besonderheiten<br />
auf.<br />
Ikonenbemalung in der Nürnberger Kathedrale<br />
Ein Register mit großen Fresken zeigt verschiedene<br />
Wunder aus den Evangelien. Jesus Christus tritt<br />
hier als der Messias der Tat in Erscheinung, der<br />
dem ganzen Menschen <strong>das</strong> Heil bringen will und<br />
sich nicht nur an die gläubige Seele richtet. Ein<br />
ganzheitlicher Ansatz, den die orthodoxe Spiritualität<br />
und Theologie immer vertreten hat. Die dargestellten<br />
Wunder sind die Hochzeit zu Kana, die Auferweckung<br />
des Jünglings zu Nain, die Heilung<br />
eines Blinden, die Heilung der blutflüssigen Frau<br />
und die Auferweckung des Jaïrus, die Heilung des<br />
von Geburt an Blinden, die Auferweckung des Lazarus,<br />
die Heilung der Aussätzigen, <strong>das</strong> Wandeln<br />
auf dem See und die wundersame Brotvermehrung.<br />
Die Symbolik der hier ausgewählten Wunder<br />
Christi erschließt sich dem Betrachter als eine Art<br />
Symbiose des Wirkens des irdischen Christus: Er<br />
bringt <strong>Licht</strong>, Brot und Leben; er ist Herr über die<br />
Elemente und die Krankheiten, die er heilt; und er<br />
gibt den Menschen Freude in Fülle. Christus erscheint<br />
hier als der Heiland, der den Menschen <strong>das</strong><br />
Leben schenkt oder neu ermöglicht. Das letzte<br />
Fresko dieses Registers zeigt jedoch den Undank<br />
der Menschen: die Verhaftung und die Kreuzigung.<br />
ÖKUMENISCHE<br />
IMPULSE<br />
AUS RUMÄNIEN<br />
Die Menschen verwerfen gerade den, der <strong>das</strong> Heil<br />
bringt und Leben schenkt.<br />
Traditionell ist die Darstellung des Himmels und<br />
der Himmlischen Liturgie in der Kuppel. Dort tauchen<br />
als Gruppen die Patriarchen und Propheten<br />
des Alten Testaments, die Apostel, Jünger und<br />
Märtyrer sowie die Hierarchen, Mönche und die<br />
Heiligen der Kirche auf.<br />
Ökumenischer Lebensbaum<br />
An der Nordseite der Kathedrale <strong>sehen</strong> <strong>wir</strong> einen<br />
„ökumenischen Lebensbaum“, der nun <strong>wir</strong>klich<br />
die manchmal engen Grenzen der orthodoxen Ikonographie<br />
sprengt. Da begegnen sich Orthodoxie,<br />
fränkisches Lokalkolorit und die europäische Ökumene.<br />
Hier sind die Kathedralen Notre Dame in Paris<br />
und die zu Ravenna ebenso zu <strong>sehen</strong> wie die<br />
Hagia Sophia in Konstantinopel und ein Klosterbild<br />
vom heiligen Berg Athos. Daneben typische rumänische<br />
orthodoxe Kirchen aus Siebenbürgen, der<br />
Moldau und der Walachei. Aus der Verkündigung<br />
des Evangeliums sind die verschiedenen Kirchen<br />
erwachsen. Sie alle haben Christus zur Wurzel.<br />
Deutlich <strong>wir</strong>d dies auch daran, <strong>das</strong>s Missionare<br />
und Heilige verschiedener Völker abgebildet sind.<br />
Dazu zählen der Apostel und Märtyrer Andreas,<br />
der in der Dobrudscha (Scytia Minor) auf dem Gebiet<br />
des heutigen Rumäniens missioniert hat, aber<br />
auch Gregor der Erleuchter als Missionar der Armenier<br />
(4. Jh.), Benedikt von Nursia und Franz von Assisi,<br />
der deutsche Missionar Bonifatius (8. Jh.) und<br />
der russische Großfürst Vladimir (10. Jh.). Die Abbildung<br />
des heiligen Sebaldus als Schutzpatron<br />
von Nürnberg und ein mittelalterliches Bild der<br />
Stadt verorten die neue rumänische Kathedrale in<br />
63
64<br />
Der Ökumenische Lebensbaum in der Nürnberger Kathedrale<br />
ihrer Stadt und Region. Das alles will dem Betrachter<br />
zeigen, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Wort Christi die ganze Welt erreicht<br />
hat. Das soll auch die Ökumene symbolisieren.<br />
Die Verbundenheit mit der Kirche zu allen<br />
Zeiten zeigen Bilder europäischer Heiliger und<br />
Hierarchen aus der Neuzeit. So sind Märtyrer und<br />
Heilige u. a. aus Russland, Bulgarien, Polen, Serbien<br />
und Böhmen zu <strong>sehen</strong>, etwa Patriarch Tichon<br />
von Moskau († 1925), der serbische Metropolit Nikolai<br />
(Velimirović, † 1956) oder der tschechische<br />
Bischof Gorazd (Pavlik, † 1942), ein Opfer des Naziregimes.<br />
An der Westseite finden sich ebenfalls ungewöhnliche<br />
Bilderkombinationen, die die Verbundenheit<br />
der rumänischen Orthodoxie mit anderen Kirchen<br />
zum Ausdruck bringen wollen. So gibt es eine Darstellung<br />
der „Bekenner des 20. Jahrhunderts“. Hier<br />
sind europäische Märtyrer verschiedener Kirchen<br />
zu <strong>sehen</strong>, unter anderem die evangelischen Pfarrer<br />
Dietrich Bonhoeffer († 1945) und Paul Schneider (†<br />
1939), die Katholiken Pater Maximilian Kolbe (†<br />
1941), Schwester Edith Stein († 1942) und Franz<br />
Jägerstetter († 1943). Daneben sind natürlich viele<br />
rumänische Märtyrer und Opfer des Kommunismus<br />
abgebildet. Dazu zählen in Lagern umgekommene<br />
Theologen und Laienchristen wie Valeriu Gafencu<br />
(† 1952), Galaction Munteanu und Ilarion Felea<br />
(beide † 1961) oder der Einsiedlermönch Daniel<br />
Sandu Tudor († 1962), aber auch Priester, die viele<br />
Jahre in kommunistischer Haft verbracht haben:<br />
Zosim Oancea († 2005): 16 Jahre, Dimitrie Bejan (†<br />
1995): 28 Jahre – er war 1941 als Militärpriester<br />
von der Roten Armee gefangen genommen und<br />
sieben Jahre in sowjetischer Haft gehalten worden;<br />
1948 wurde er zwar nach Rumänien überstellt,<br />
blieb dort aber weiter in Haft; bis 1989 stand er in<br />
Bukarest unter Hausarrest. Zeitgenossen wie Metropolit<br />
Serafim berichten von seiner Güte und einem<br />
strahlenden Gesicht wie bei Stephanus dem<br />
Märtyrer. Als ihn Revolutionäre 1989 befreiten,<br />
wollten sie seine Wächter, die ihn jahrelang drangsaliert<br />
hatten, lynchen. Doch Dimitrie Bejan schützte<br />
sie: Sie kamen mit dem Leben davon.<br />
Auch Bischöfe, die sich offen gegen den Kommunismus<br />
und die Diktatur gewandt haben, sind zu<br />
<strong>sehen</strong> – etwa Bischof Nicolae Popovici († 1960). Er<br />
hatte sich 1948 der Abschaffung des Religionsunterrichts<br />
widersetzt und war deswegen amtsenthoben<br />
und in einem Kloster unter Hausarrest gestellt<br />
worden. Oder Metropolit Visarion Puiu († 1964):<br />
Als Metropolit von Chis¸inău (russ.: Kisˇinëv) hatte er<br />
in einem Brief an Stalin gegen die sowjetische Annexion<br />
des rumänischen Bessarabien und gegen<br />
die daraus resultierende Auflösung der rumänischen<br />
Metropolie protestiert. Dafür wurde er „wegen<br />
antikommunistischen Widerstands“ zum Tode<br />
verurteilt, konnte aber nach Paris fliehen. Auch<br />
standhafte Laienchristen, die sich dem Kommunismus<br />
widersetzten und dafür langjährige Haft oder<br />
gar den Tod in Kauf nahmen, sind hier zu <strong>sehen</strong>:<br />
der Bauer Silvestru Bolfea aus dem Kreis Alba Iulia/Karlsburg<br />
(1949 von den Kommunisten ermordet)<br />
und die viele Jahre inhaftierte Elisabeta Rizea<br />
(† 2003). Stellvertretend für <strong>das</strong> Leid aller Pfarrfrauen,<br />
deren Männer oft über Jahrzehnte im kommunistischen<br />
Kerker verbringen mussten, ist Maria<br />
Stăniloae zu <strong>sehen</strong> († 1993), Gattin des bedeutendsten<br />
rumänischen Theologen des 20. Jahrhunderts,<br />
Dumitru Stăniloae († 1993).<br />
Alle hier Abgebildeten sind als „Bekenner Christi“<br />
leuchtende Beispiele des Glaubens und der Bereitschaft<br />
zum Märtyrium, wahre Heilige des 20. Jahrhunderts.<br />
Metropolit Serafim spricht in diesem Zusammenhang<br />
von der „Ökumene der Märtyrer und<br />
des Leidens für Christus“, die angesichts der Diktaturen<br />
des 20. Jahrhunderts besondere Bedeutung<br />
für <strong>das</strong> Zusammenleben der Christen besitze. Das<br />
Leiden und Sterben dieser Märtyrer für Christus<br />
eint – über die Unterschiede in Lehre sowie in<br />
Amts- und Kirchenverständnis hinaus – Christen im<br />
20. Jahrhundert. Diese Bildkomposition in Nürnberg<br />
führt uns <strong>das</strong> sinnbildlich vor Augen.<br />
„Die großen geistlichen Väter“<br />
Eine weitere Bilderfolge mit zeitgenössischem Bezug<br />
stellt schließlich die Komposition „Die großen<br />
geistlichen Väter“ dar, die neben der Bekenner-<br />
Darstellung zu <strong>sehen</strong> ist. Dieses Fresko würdigt die
Zeuginnen und Zeugen in den Kirchen, Darstellung der Nürnberger Ikone der Rumänisch-Orthodoxen<br />
Metropolie<br />
besonders charismatischen geistlichen Väter der<br />
Rumänischen Kirche im 20. Jahrhundert: Prediger<br />
und Mönchsväter, die besonders als Seelsorger im<br />
Kommunismus <strong>wir</strong>kmächtig waren und die Kirche<br />
mit ihrer Verkündigung und ihren Gebeten durch<br />
diese Zeit getragen haben. Dazu gehört Ilie Cleopa<br />
vom Kloster Sihastria († 1998). Er hat rund zehn<br />
Jahre im Untergrund gelebt und zählte vor und<br />
nach 1989 zu den Mönchsvätern mit größter geistlicher<br />
Ausstrahlung in die rumänische Theologie<br />
wie in Laienkreise hinein. Dieser Einfluss ist nicht<br />
immer unproblematisch, finden sich doch im<br />
Schrifttum von Mönchsvätern wie Cleopa ausgesprochen<br />
radikale anti-europäische, anti-ökumenische<br />
und anti-westliche Haltungen. Das sind nicht<br />
zuletzt Reaktionen auf Säkularisierungserscheinungen<br />
in westlichen Gesellschaften und Kirchen und<br />
auf <strong>das</strong> (in orthodoxen Augen) katholische Vordringen<br />
nach Osten seit 1989. Doch die Rolle solcher<br />
Mönchsväter als moralische Autoritäten der Gesellschaft<br />
zu Zeiten des Kommunismus steht außer<br />
Zweifel, zumal etliche damals inhaftiert waren –<br />
wie die Mönchsväter Arsenie Boca († 1989, auf<br />
dessen Grab im Kloster Prislop auch im kältesten<br />
Winter Blumen blühen), Hilarion Argatu und Archimandrit<br />
Sofian Boghiu aus Bukarest (beide †<br />
2003), aber auch Priester wie Constantin Galeriu (†<br />
2003) und der große rumänische Theologe Dumitru<br />
Stăniloae (1903-1993), der von 1958 bis 1963 im<br />
Gefängnis war.<br />
Die rumänische Kathedrale in Nürnberg führt dem<br />
Betrachter also nicht nur die traditionelle ostkirchliche<br />
Ikonographie vor Augen. Sondern sie ergänzt<br />
diese klassischen Darstellungen um Fresken mit<br />
ganz eigener theologischer Aussage und um zeitgeschichtliche<br />
und ökumenische Bezüge und Referenzen.<br />
Es ist zu wünschen, <strong>das</strong>s die hier sichtbar<br />
demonstrierte Offenheit im Blick auf Vergangenheitsbewältigung<br />
und Ökumene auch in anderen<br />
Kontexten spürbar <strong>wir</strong>d. Für die Kultur der Ökumene<br />
und die gemeinsame Spiritualität der Christen<br />
ist diese Kathedrale jedenfalls ein Meilenstein.<br />
Dr. Jürgen Henkel,<br />
Bukarest und Sibiu/Hermannstadt,<br />
beurlaubter Pfarrer<br />
der Ev.-Luth. Kirche in Bayern;<br />
Publizist.<br />
Leiter der Evangelischen<br />
Akademie Siebenbürgen;<br />
betreut sieben Kirchengemeinden<br />
im siebenbürgischen Kirchenbezirk<br />
Mühlbach/Sebefl.<br />
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66<br />
ÖKUMENISCHE<br />
IMPULSE<br />
AUS RUMÄNIEN<br />
Einladung<br />
in die rumänisch-orthodoxe<br />
Metropolitan-Kathedrale, Nürnberg<br />
Tag der Ökumene<br />
Samstag, 8. September 2008<br />
Seine Eminenz, Metropolit Serafim,<br />
lädt anlässlich der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung in Sibiu/Hermannstadt<br />
(Rumänien) in die Metropolie nach Nürnberg ein.<br />
Am Samstag, dem 8. September 2007, <strong>wir</strong>d – parallel zur Versammlung in Rumänien – in der<br />
Metropolie in Nürnberg ein „Tag der Ökumene“ stattfinden. Der Metropolit, der aus Sibiu<br />
stammt, <strong>wir</strong>d persönlich an der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung teilnehmen<br />
und hat seinen Weihbischof Sofian beauftragt, Gastgeber der Ökumenischen Versammlung in<br />
Nürnberg zu sein. Die 2006 geweihte Kathedrale mit einer wunderschönen, ökumenisch hoch interessanten<br />
Ausmalung bietet einen guten Rahmen für einen Tag der Begegnung, des Feierns<br />
und Lernens. Gemeinsam mit der Kommission der Orthodoxen Kirche in Deutschland (KOKiD)<br />
und in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Bayern (AcK Bayern)<br />
<strong>wir</strong>d dieser Tag vorbereitet.<br />
Vorläufiges Programm<br />
9.30 – 11.30 Uhr Göttliche Liturgie zum Fest der Geburt Marias<br />
11.30 – 12.30 Uhr Vortrag: Orthodoxie und europäische Visionen<br />
12.30 – 14.00 Uhr Mittagessen, Ausstellung und Begegnung<br />
Orthodoxes Leben in Deutschland<br />
14.00 – 14.45 Uhr Ökumenischer Gottesdienst<br />
14.45 – 15.30 Uhr Die Ausmalung der Metropolitan-Kathedrale: eine ökumenische<br />
Ikonographie<br />
15.30 – 16.00 Uhr <strong>Dritte</strong> <strong>Europäische</strong> Ökumenische Versammlung<br />
Nachrichten, Botschaft, Weiterarbeit in Deutschland<br />
Schlusssegen<br />
EINLADUNG FÜR DEN 8. SEPTEMBER NACH NÜRNBERG<br />
Metropolitankirche der Rumänisch-Orthodoxen Kirche in Nürnberg
Weltgebetstagsfrauen und -männer bewegen sich<br />
zum Abschluss der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen<br />
Versammlung im rumänischen Sibiu auf vertrautem<br />
Boden, denn die Gottesdienstordnung für<br />
den Weltgebetstag 2002 wurde von Frauen des<br />
Ökumenischen Weltgebetstagskomitee in Rumänien<br />
geschrieben, dem zum damaligen Zeitpunkt<br />
dreizehn Frauen aus sieben verschiedenen Konfessionen<br />
und unterschiedlichen Landesteilen angehörten.<br />
Ökumenische Vielfalt und Fülle schon<br />
damals – wo in anderen Zusammenhängen der rumänischen<br />
Kirchenlandschaft <strong>das</strong> konfessionsübergreifende<br />
Miteinander noch längst nicht vorhanden<br />
oder gar so positiv belegt war.<br />
Da haben die Frauen der internationalen Basisbewegung<br />
des Weltgebetstags guten Boden bereitet,<br />
Samen gelegt und Pflänzchen gezogen, die jetzt<br />
– herangewachsen – Frucht bringen. Gott sei Dank.<br />
SIBIU/RUMÄNIEN: VERTRAUTER ÖKUMENISCHER BODEN<br />
ERFAHRUNGEN DES WELTGEBETSTAGS DER FRAUEN<br />
Der bezeichnende Titel der Liturgie lautete: „Zur<br />
Versöhnung herausgefordert.“ Uns mit Gott zu<br />
Versöhnen und untereinander – <strong>das</strong> war Hauptthema<br />
des feierlichen Gottesdienstes. Ein neues Herz<br />
und einen neuen Geist braucht es dazu – wie Ezechiel<br />
uns zuspricht. Und mit der Geschichte der<br />
mutigen Abigaijl (1Sam 25-35), die durch ihr kluges<br />
und zeitgenaues Handeln Mord und Totschlag<br />
verhindert und prophetisch von David als künftigem<br />
König spricht, werden <strong>wir</strong> erinnert, <strong>das</strong>s Gott<br />
uns alle zum Dienst an der Versöhnung ruft.<br />
Die Schwestern aus Rumänien haben uns mit ihrem<br />
Gottesdienst ihre spirituellen Schätze geschenkt:<br />
kraftvolle Bibelworte, bewegende Lieder<br />
und Symbolhandlungen. Mit ihrem Gottesdienst<br />
habe ich damals noch einmal tiefer verstanden,<br />
welches dynamische Verständnis von Ökumene<br />
den „Geist“ der internationalen Weltgebetstagsbewegung<br />
ausmacht:<br />
Beim Weltgebetstag gibt es eine „Ökumene der<br />
Zumutung des gegenseitigen Reichtums“. Diese<br />
unterscheidet sich wesentlich von dem, was ich als<br />
die weit verbreitete „Ökumene des kleinsten gemeinsamen<br />
Nenners“ bezeichne. Hier <strong>wir</strong>d – gerade<br />
im Hinblick auf die Liturgie oft nur danach gefragt,<br />
was kann gemeinsam gefeiert werden, wie<br />
kann gemeinsam gefeiert werden, ohne <strong>das</strong>s es einem<br />
der Beteiligten weh tut. Der Weltgebetstag<br />
verspricht und hält einen anderen Zugang zum<br />
ökumenischen Miteinander: Wir muten uns gegenseitig<br />
den liturgischen Reichtum zu. Das heißt, ich<br />
bekomme zum Beispiel von orthodoxen oder freikirchlichen<br />
Frauen ein Gebet in einer Gottesdienstordnung<br />
als Geschenk, <strong>das</strong> vielleicht nicht unbedingt<br />
meiner eigenen Spiritualität entspricht, aber<br />
es ist ihnen etwas sehr Wertvolles. Ich kann es gut<br />
mitbeten und kann an ihrer Freude teilhaben und<br />
muss es nicht zerreden. Das ist eine wichtige Chance<br />
beim Weltgebetstag. Für die römisch-katholischen<br />
Frauen kann dies zum Beispiel bedeuten,<br />
sich auch neugierig und unbefangen auf eine Spiritualität<br />
einzulassen, die aus den reformatorischen<br />
Traditionen schöpft und dabei auch Frauen selbstverständlich<br />
Charismen zuspricht zur machtvollen<br />
Mitgestaltung von Kirche, Theologie und Gottesdienst.<br />
Überall werden <strong>wir</strong> von der Rhetorik der Verknappung<br />
der Mittel geplagt – der Weltgebetstag setzt<br />
hier ein erfrischend anderes Signal: in der Ökumene<br />
herrscht großer Reichtum!<br />
Sibiu setzt ebenfalls ein erfrischend anderes Signal:<br />
Menschen verschiedener christlicher Konfessionen<br />
und verschiedener ethnischer Gruppen, gezeichnet<br />
von den Problemen eines sozialpolitischen und<br />
<strong>wir</strong>tschaftlichen Transformationsprozesses, laden<br />
ein, gemeinsam mit ihnen die Herausforderungen<br />
der Zeit mit Glaubenskraft und Glaubensüberzeugung<br />
zu gestalten – für ein Europa, für eine Welt,<br />
in der immer mehr Menschen in Frieden und Gerechtigkeit<br />
leben können.<br />
Entsprechend lautete denn auch <strong>das</strong> Gebet des Zuspruchs<br />
und der Erneuerung in der Gottesdienstordnung<br />
der Frauen aus Rumänien für den Weltgebetstag<br />
2002:<br />
ÖKUMENISCHE<br />
IMPULSE<br />
AUS RUMÄNIEN<br />
(�) Im Frieden lasst uns zu Gott beten:<br />
Gott, <strong>wir</strong> danken Dir für alle guten Gaben.<br />
Du bist derselbe – gestern, heute und morgen.<br />
Du reißt die Mauer der Feindschaft nieder<br />
und bringst den Menschen Frieden.<br />
Pflanze tief in uns ein die Ehrfurcht vor Deiner<br />
Größe.<br />
Stärke die Liebe unter uns.<br />
Lösche alle Feindschaft aus<br />
und befreie uns von dem Hang, zu spalten und<br />
auszugrenzen.<br />
Denn Du bist unser Friede und Dich preisen <strong>wir</strong>.<br />
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem<br />
Heiligen Geist,<br />
jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit.<br />
(�) Amen.<br />
Petra Heilig,<br />
Stein (Mittelfrranken),<br />
Geschäftsführerin und theologische Referentin,<br />
Weltgebetstag der Frauen –<br />
Deutsches Komitee e. V.<br />
67
68<br />
ÖKUMENISCHE<br />
IMPULSE<br />
AUS RUMÄNIEN<br />
Brücke zwischen Kirchen, Kulturen und Religionen<br />
2004 wurde in Rumänien unter dem Leitwort<br />
„Healing of Memories“ ein Versöhnungsprojekt<br />
begonnen, <strong>das</strong> auch in die Versammlung<br />
in Sibiu einfließt. Getragen <strong>wir</strong>d es von der<br />
Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa<br />
(GEKE) und der Konferenz <strong>Europäische</strong>r<br />
Kirchen (KEK) und dem Evangelischen Bund<br />
(Bensheim).<br />
Wir sind bereit, ... an der Heilung des Gedächtnisses<br />
mitzu<strong>wir</strong>ken<br />
Zur Balkan-Konferenz der Außenminister/innen der<br />
<strong>Europäische</strong>n Union und der Balkan-Staaten am<br />
10. und 11. März 2006 in Salzburg hat der Ökumenische<br />
Rat der Kirchen in Österreich den EU-Mitgliedsstaaten<br />
und den Balkanstaaten vorgeschlagen,<br />
in den Ländern des ehemaligen Jugoslawien<br />
eine Kampagne zur Heilung der Erinnerungen<br />
durchzuführen und empfiehlt : „Um die Jahrhunderte<br />
alte Spirale von Vorurteilen, Gewalt und Gegengewalt<br />
zu durchbrechen, ist es notwendig, sich<br />
um die Reinigung und Heilung des Gedächtnisses<br />
zu bemühen; ohne sie ist eine Versöhnung nicht<br />
denkbar. … Wir sind bereit, gemeinsam mit anderen<br />
Religionsgemeinschaften an der Heilung des<br />
Gedächtnisses mitzu<strong>wir</strong>ken, Dialoge vorzubereiten<br />
und zu veranstalten“ (CPCE-EUROPA-INFO aus<br />
BRÜSSEL Nr 1/2006, CPCE-Büro Brüssel).<br />
Healing of Memories (HoM)<br />
Healing of Memories (HoM) ist ein erstmalig in<br />
Südafrika in kirchlicher Verantwortung gestalteter<br />
HEALING OF MEMORIES<br />
Prozess zur kreativen Aufarbeitung von Verletzungen<br />
zwischen Konfessionen, Kulturen/Völkern und<br />
Religionen (vgl. www.healingofmemories.co.za).<br />
<strong>In</strong> Europa <strong>wir</strong>d in Nordirland seit mehreren Jahren<br />
an einem Prozess „Healing through Rembering<br />
(HTR)“ gearbeitet (vgl. „Reconciling Memories,<br />
Alan D. Falconer and Joseph Liechty, Columba<br />
Press Dublin 1998) und auch die drei Warschauer<br />
Konsultationen zur Versöhnung in Nord-Mittel/Ost-<br />
Europa 1996 bis 1998 sowie die „Anhörung“ im<br />
Rahmen der Zweiten <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen<br />
Versammlung 1997 in Graz (vgl. „Versöhnung in<br />
Europa – Aufgabe der Kirchen in der Ukraine, in<br />
Belarus, Polen und Deutschland“, hrsg. v. Kontaktausschuss<br />
des Polnischen Ökumenischen Rates<br />
und der Evangelischen Kirche in Deutschland,<br />
Warszawa/Hannover 1998) sind als Healing of Memories-Prozesse<br />
ebenso zu nennen wie die <strong>In</strong>terkonfessionellen<br />
Versöhnungsgespräche der EKD in<br />
Serbien.<br />
Healing of Memories findet nun seine Fortführung<br />
in Rumänien als einem Grenzland zwischen historisch-oströmischer<br />
und -weströmischer Konfessions-<br />
und Kulturgeschichte sowie südosteuropäischer<br />
christlicher, jüdischer und türkisch-islamischer<br />
Prägung.<br />
Das Projekt Healing of Memories realisiert <strong>das</strong><br />
kirchliche Amt der Versöhnung in der Nachfolge<br />
Christi, wie uns der heilige Paulus sagt nach 2.<br />
Kor. 5,18.<br />
Es <strong>wir</strong>d konkretisiert als Aufgabe aller christlichen<br />
Kirchen nach der Charta Oecumenica 3: Wir wollen<br />
„gemeinsam die Geschichte der christlichen Kir-<br />
chen aufarbeiten, die durch viele gute Erfahrungen,<br />
aber auch durch Spaltungen (und) Verfeindungen<br />
…geprägt ist“.<br />
Healing of Memories in Rumänien<br />
Mit Rumänien ist ein Land ausgewählt worden, <strong>das</strong><br />
in seiner Geschichte reich an Kulturen ist. Über<br />
Jahrhunderte haben viele verschiedene Kulturen<br />
und Ethnien eine Heimat gefunden und bilden ein<br />
in dieser Form in Europa einmaliges Zusammenleben.<br />
Rumänien kann so als Vielvölker-Staat ein Brückenland<br />
sein und zu einem Bild werden für Toleranz<br />
und gegenseitige Akzeptanz der Kulturen,<br />
Religionen und Völker in einem in der Zukunft vereinten<br />
Gesamteuropa.<br />
Jedoch bildet Rumänien als Grenzland zwischen<br />
den alten Kulturräumen Ost- und Westeuropa<br />
auch viele konfessionelle und kulturelle Spannungsfelder<br />
ab. Solche Spannungsfelder kulturgeschichtlich<br />
aufzudecken und als Teil der jeweils<br />
eigenen Kirchen- und Kulturgeschichte zu analysieren<br />
und Wege zu ihrer Überwindung aufzuzeigen,<br />
ist eine Versöhnungsaufgabe christlicher Kirchen in<br />
Europa.<br />
Dieses kann zukunfts- und richtungweisende Formen<br />
kreativen Zusammenlebens für Gesamteuropa<br />
eröffnen.<br />
Nach der Charta Oecumenica heißt dieses: „Angesichts<br />
zahlreicher Konflikte ist es Aufgabe der Kirchen,<br />
miteinander den Dienst der Versöhnung auch<br />
für Völker und Kulturen wahrzunehmen. Wir wissen,<br />
<strong>das</strong>s der Friede zwischen den Kirchen dafür<br />
eine ebenso wichtige Voraussetzung ist“ (Charta<br />
Oecumenica 8). Seit Oktober 2005 beteiligen sich<br />
Vertretungen verschiedener historischer Minderheitskulturen<br />
am Prozess.<br />
Nach einer wechselvollen Geschichte ist 1856 <strong>das</strong><br />
Königreich Rumänien aus den beiden Fürstentümern<br />
Moldau und Walachia hervorgegangen. <strong>In</strong><br />
seinen heutigen Grenzen existiert es seit Ende des<br />
Ersten Weltkrieges mit Veränderungen noch einmal<br />
1945. Es bildet neun historische Regionen ab<br />
(Banat, Bihor, Sathmar, Maramuresch, Siebenbürgen,<br />
Bukowina, Moldau, Walachia, Dobrogea), die<br />
in den vergangenen Jahrhunderten ihre jeweils eigene<br />
nationale, kulturelle, religiöse Geschichte<br />
hatten – aber auch ihre Geschichte der Kriege und<br />
Vertreibungen.<br />
Die Heilung der Erinnerungen setzt deshalb an bei<br />
einer interdisziplinären Erforschung und Konsultation<br />
vergleichender Geschichtsdarstellung zwischen<br />
Kirchen, Religionen und Kulturen differenziert<br />
nach diesen einzelnen Regionen.<br />
Dieser im Oktober 2004 begonnene erste Teilprozess<br />
A liegt in der Federführung der Gemeinschaft<br />
Evangelischer Kirchen in Europa – Leuenberger Kirchengemeinschaft<br />
(GEKE).<br />
HoM ist gestaltet als interdisziplinärer Prozess<br />
theologischer, historischer, soziologischer und sozial-psychologischer<br />
Fakultäten. Daran arbeiten<br />
seit Beginn des Prozesses mehr als 100 Wissenschaftler<br />
und Wissenschaftlerinnen an 16 theologi-
schen Fakultäten, 7 historischen und 2 soziologischen<br />
Fakultäten mit, sowie Historiker/innen von 6<br />
wissenschaftlichen <strong>In</strong>stituten in Rumänien.<br />
Beteiligt am Prozess sind Fakultäten aller historischen<br />
Kirchen Rumäniens mit der Zustimmung ihrer<br />
Bischöfe und Metropoliten: die orthodoxe, die<br />
apostolisch-armenische, die römisch-katholische,<br />
die beiden lutherischen, die reformierte und die<br />
griechisch-katholische Kirche.<br />
Außerdem sind beteiligt die Federatiei Comunitatii<br />
Evreiesti din Româná, die Muftiatul Cultului Musulman<br />
din Româna sowie Vertretungen der Minderheiten<br />
Roma, Slowaken, Huzulen, Ruthenen,<br />
Tataren, Türken, Albaner, Polen, Deutsche, Bulgaren,<br />
Griechen, Italiener.<br />
Seit 2004 haben 8 Konferenzen in 8 historischen<br />
Regionen stattgefunden: Mai 2005 in Cluj Napoca,<br />
Mai 2006 in Ias¸i und Suceava, Juni 2006 in<br />
Timis¸oara und Oradea, November 2006 in Bukarest<br />
und Constant¸a, November 2006 in Baia Mare.<br />
Für den 26. bis 29. Juni 2007 ist eine gesamtrumänische<br />
Konferenz in Bukarest geplant, die hinführen<br />
soll zur <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen<br />
Versammlung in Sibiu/Hermannstadt/Nagyszeben.<br />
<strong>In</strong> einem Teilprozess B sind ab 2008 mit verantwortlicher<br />
seelsorgerlicher Begleitung aus den be-<br />
teiligten Kirchen in Federführung der Konferenz<br />
<strong>Europäische</strong>r Kirchen dann regionale interkonfessionelle<br />
Seminare geplant nach dem Vorbild des<br />
Healing of Memories-Prozesses in Nordirland. Dafür<br />
hat die Irish School of Ecumenics in Dublin und<br />
Belfast ihre Zusammenarbeit angeboten.<br />
Zur <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung<br />
selbst ist die Eröffnung eines permanenten<br />
kirchlichen Versöhnungszentrums europäischer<br />
Kirchen geplant sowie zwei Hearings und eine Präsenz<br />
im Forum 9 Frieden und Versöhnung. HoM<br />
tritt gemeinsam auf mit anderen europäischen<br />
kirchlichen Versöhnungsprozessen in Nordirland,<br />
Serbien, Polen und Belorussland.<br />
Dieter Brandes,<br />
Beauftragter der Gemeinschaft<br />
Evangelischer Kirchen in Europa und der<br />
Konferenz <strong>Europäische</strong>r Kirchen<br />
69
70<br />
EUROPÄISCHE<br />
NACHBARSCHAFTEN<br />
Deutschland hat mit vielen Ländern nicht nur Grenzen,<br />
sondern auch grenzüberschreitende Nachbarschaften,<br />
die auf regionaler Ebene <strong>das</strong> Zusammenwachsen<br />
Europas voranbringen. Ein Beispiel von<br />
vielen ist die deutsch-französische Zusammenarbeit<br />
am Oberrhein. Für Kirchen und Gemeinden in<br />
grenznahen Regionen ist die <strong>Dritte</strong> <strong>Europäische</strong><br />
Ökumenische Versammlung Anlass, die Kontakte<br />
zu vertiefen.<br />
Healing of Memories –<br />
Versöhnen und Überwinden<br />
Unter dem Motto „Avec le Christ franchir les frontières<br />
– Mit Christus Grenzen überschreiten“ fand<br />
am 12. Juni 2000, dem Pfingstmontag, in Straßburg<br />
ein sog. „Ökumenisches Treffen der Kirchen“ statt,<br />
an dem sich ca. 6500 Menschen von links und<br />
rechts des Rheins beteiligten. <strong>In</strong> der bei der Schlusskundgebung<br />
verlesenen Botschaft heißt es (u. a.):<br />
1. Als Angehörige verschiedener Völker und Kirchen<br />
sind <strong>wir</strong> heute in Straßburg zusammengekommen.<br />
Dafür danken <strong>wir</strong> Gott und preisen seinen<br />
Namen. ... Wir glauben, <strong>das</strong>s Christus unser<br />
Friede ist. Durch sein Leben, Sterben und seine<br />
Auferstehung hat er die trennenden Barrieren<br />
zwischen den Völkern beseitigt und uns zu Botschaftern<br />
der Versöhnung gemacht. ... Gottes<br />
Geist ermutigt uns, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> mit dem Ringen um<br />
Einheit einen glaubwürdigen Beitrag zur Gemeinschaft<br />
der Völker in Europa leisten.<br />
2. Wir blicken auf <strong>das</strong> zu Ende gehende Jahrtausend<br />
zurück. Wir sind dankbar für <strong>das</strong> Evangelium und<br />
seine Früchte. Wir haben aber auch Grund zur<br />
Buße: Im Namen des Christentums gab es Unter-<br />
HEALING OF MEMORIES – VERSÖHNEN UND ÜBERWINDEN<br />
KIRCHEN AM RHEIN<br />
drückung, Verfolgung und Ausbeutung. Wir denken<br />
vor allem an <strong>das</strong> Unrecht von Christen gegenüber<br />
den Juden. Wir bekennen, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> im<br />
Abendland nach der Spaltung vor 1000 Jahren<br />
unsere Geschwister im Osten vergessen haben.<br />
Wir wollen begreifen, <strong>das</strong>s die östlichen Kirchen<br />
Teil der Christenheit dieses Kontinents sind.<br />
3. Wir sind dankbar für die Beziehungen und<br />
Freundschaften zwischen vielen Menschen unserer<br />
Völker; <strong>wir</strong> wollen <strong>das</strong> gewachsene Vertrauen<br />
weiter pflegen und die Partnerschaften zwischen<br />
Kirchengemeinden intensiver leben. ...<br />
[4. ...]<br />
Etliche Passagen dieses weithin unbekannten Textes<br />
klingen wie ein Vorspiel: einerseits zu den Formulierungen<br />
der nur knapp ein Jahr später folgenden<br />
Charta Oecumenica, die ja auch in Straßburg<br />
unterzeichnet wurde; andererseits zu den Absichtserklärungen<br />
der Vorberichte und -verlautbarungen<br />
zur 3. <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung<br />
in Rumänien. Es scheinen tatsächlich verschiedene<br />
Aspekte ökumenischer Arbeit glücklich ineinander<br />
zu fließen und sich gegenseitig zu bereichern.<br />
Die Organisation und Formulierung für den Pfingstmontag<br />
2001 lag bei der deutsch-französischen<br />
Arbeitsgruppe, die in Nacharbeit zur Charta Oecumenica<br />
und in Vorbereitung (oder jetzt auch begleitend)<br />
zur 3. <strong>Europäische</strong>n Versammlung ein<br />
Projekt ins Leben gerufen hat, <strong>das</strong> unmittelbar vor<br />
der konkreten Umsetzung steht, <strong>das</strong> Projekt einer<br />
ökumenischen Kirchengeschichte des Oberrheins.<br />
Geboren wurde die Idee im Rahmen einer Fachtagung<br />
der o.g. Gruppe im Frühjahr 2005, die sich der<br />
Umsetzung der Straßburger Erklärung und der Charta<br />
Oecumenica widmete – dies unter dem Motto:<br />
Ökumene gestalten in einer europäischen Grenzregion.<br />
Auf der Suche nach Konkretionen grenzüberschreitender<br />
Zusammenarbeit. Eine Arbeitsgruppe<br />
dieser Tagung war dabei mit dem ökumenisch und<br />
friedenspolitisch sicherlich anspruchsvollen Thema<br />
„Geschichtliches Unrecht“ befasst. Zweifellos ist<br />
<strong>das</strong> deutsch-französische Verhältnis nicht nur unter<br />
rein historischen Hypotheken zu <strong>sehen</strong>, sondern sind<br />
die historischen Belastungen immer auch konfessionell<br />
bestimmt (gewesen). Gerne nahm die Arbeitsgruppe<br />
deshalb auch die Anregungen Elisabeth Parmentiers,<br />
frühere Präsidentin der Gemeinschaft<br />
Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE), auf, Anregungen<br />
des Projekts „healing of memories“ konkret<br />
auf die Region am Oberrhein zu beziehen.<br />
Aus dieser Idee ist mittlerweile <strong>das</strong> Projekt Ökumenische<br />
Kirchengeschichte des Oberrheins erwachsen.<br />
Ziel ist es, Gemeinsamkeiten der Geschichte<br />
zu ergründen, Konfessionalismus als Faktor des<br />
Völkerunfriedens zu erfassen und Ökumenismus<br />
und Versöhnungswille wissenschaftlich zu erforschen<br />
und zu dokumentieren.<br />
Am Ende des Projekts soll eine Buchveröffentlichung<br />
stehen – d.h. jeweils ein in deutscher und französischer<br />
Sprache vorliegendes Buch, <strong>das</strong> im ureigensten<br />
Sinn des Wortes grundlegend sein soll. Historischen<br />
Grund legend und ökumenisch begründend,<br />
warum es gut und sinnvoll ist, die Zusammenarbeit<br />
am Oberrhein zu suchen und zu pflegen.<br />
Ende März 2007 findet erneut ein Fachtag statt,<br />
den die deutsch-französische Gruppe verantwortet.<br />
Auf diesem Fachtag soll Wesentliches geschehen:<br />
• Mit ca. 40 historischen und ökumenischen Fachgelehrten<br />
will die Gruppe, die mittlerweile eine<br />
Art „wissenschaftlichen Beirat“ unter Leitung<br />
von Oberkirchenrat i. R. Dr. Klaus Bümlein<br />
(Speyer) berufen hat, <strong>das</strong> vorläufige <strong>In</strong>haltsverzeichnis<br />
der geplanten Publikation erarbeiten.<br />
• Als Moderator des wissenschaftlichen Projekts<br />
<strong>wir</strong>d als „Geschäftsführer“ Dr. Albert de Lange<br />
(Karlsruhe) vorgestellt werden, der (einstweilen<br />
und befristet) dankenswerterweise von der Evangelischen<br />
Landeskirche in Baden finanziert <strong>wir</strong>d.<br />
• Die Gruppe <strong>wir</strong>d prüfen (dürfen), inwieweit der<br />
Prozess dieses spezifischen Projekts hilfreicher<br />
Ansporn für andere sein kann, die sich (an ihren<br />
jeweiligen Grenzen!) ebenfalls um ökumenische<br />
und grenzüberschreitende Arbeit bemühen.<br />
Delegierte und Vorbereitungsgruppen haben für die<br />
3. <strong>Europäische</strong> Ökumenische Versammlung um Vorberichte<br />
und Ideen gebeten. Die deutsch-französische<br />
Gruppe, die bezl. der deutschen Seite von der<br />
ACK in Baden-Württemberg und der ACK Südwest<br />
beschickt <strong>wir</strong>d, hofft, den Delegierten für Hermannstadt/Sibiu<br />
einen detaillierten Bericht über Sinn,<br />
Zweck und Stand eines Projektes mitzugeben, <strong>das</strong><br />
hinsichtlich belastender Fakten, belasteter Geschichte<br />
und befreiender Erinnerungsarbeit einen<br />
west-/mitteleuropäischen Beitrag zum healing of<br />
memories darstellen soll.<br />
Pfarrer<br />
Dr. Johannes<br />
Ehmann,<br />
Stuttgart,<br />
ACK Baden-<br />
Württemberg
Entwurf für eine Gemeindeveranstaltung, einen<br />
Nachmittag in der Frauenhilfe, einen Abend im Erwachsenenkreis<br />
u. ä., auch verwendbar als Grundlage<br />
eines Singgottesdienstes<br />
<strong>In</strong> den Gesangbüchern vieler Kirchen finden sich<br />
Lieder und musikalische Einflüsse aus anderen europäischen<br />
Ländern. Lieder sind mit Auswanderern<br />
in neue Länder gekommen, haben in Länder übergreifenden<br />
Kirchen sich allmählich ausgebreitet<br />
oder waren in Text oder Melodie so tragend, <strong>das</strong>s<br />
sie auch in andere Sprachen übersetzt wurden.<br />
Durch die ökumenischen Versammlungen sind Lieder<br />
aus anderen Kirchen und Ländern weit über ihren<br />
Ursprungsort hinaus bekannt geworden. Ökumene<br />
lebt in den Gemeinden Deutschlands von<br />
Liedern aus anderen Kirchen und Ländern, in ihren<br />
Originalsprachen und in Übersetzungen. Ökumenische<br />
Versammlungen waren auch immer Anlass für<br />
neues ökumenisches Liedgut. Für die <strong>Dritte</strong> <strong>Europäische</strong><br />
Ökumenische Versammlung in Sibiu/Hermannstadt<br />
(Rumänien) im September 2007 hat<br />
eine liturgische Werkstatt Gebete, liturgische Texte<br />
und Lieder verfasst, die in den Gemeinden Einzug<br />
halten können (teilweise in diesem Materialheft<br />
schon abgedruckt). Die folgenden Lieder sind dem<br />
Stammteil des Evangelischen Gesangbuches entnommen.<br />
Ähnliche „Entdeckungsreisen“ lassen<br />
sich sicher auch mit Gesang- und Gebetsbüchern<br />
aus anderen Traditionen machen. So soll die kleine<br />
Zusammenstellung Anregung sein, mit Gemeindegruppen<br />
und Gottesdienstgemeinden auf europäische<br />
Spurensuche zu gehen. <strong>In</strong> Jugendgruppen<br />
können Jugendliche auch selbstständig Lieder aussuchen<br />
und zu einer Reihenfolge zusammenstellen.<br />
EG 272 Ich lobe meinen Gott<br />
Die Melodie dieses Liedes stammt aus Frankreich,<br />
von dem Musiklehrer und Posaunist Claude Fraysse<br />
aus Romans (geb. 1941). Er ist ein in Frankreich<br />
bekannter Sänger bei Jugendveranstaltungen und<br />
Evangelisationen. Das schwungvolle Lied ist in<br />
Deutschland weit verbreitet.<br />
Mit diesem Lied beginnt die Europareise im Westen<br />
des Kontinents, einem der Gründungsländer<br />
der <strong>Europäische</strong>n Union. Die Charta Oecumenica<br />
beschreibt Europa zwischen „Atlantik und Ural,<br />
zwischen Nordkap und Mittelmeer“, also weitaus<br />
größer als die <strong>Europäische</strong> Union. Trotzdem ist die<br />
EU ein wichtiges Gegenüber für die Kirchen. Heute<br />
haben die Kirchen Europas am Sitz der EU Büros,<br />
wie z. B. die COMECE der Römisch-katholischen<br />
Kirche und <strong>das</strong> Büro der KEK (Konferenz <strong>Europäische</strong>r<br />
Kirchen). Sie setzen sich nicht nur für Belange<br />
der Kirchen ein, sondern auch für Anliegen, die<br />
ihnen vom Evangelium her geboten sind, wie z. B.<br />
für gerechte Wirtschaftsformen, Menschenrechte,<br />
Flüchtlinge u. a. Auch die Frage des Gottesbezuges<br />
in der <strong>Europäische</strong>n Verfassung ist von den Kirchen<br />
vorgebracht worden. Frankreich, in dem es seit der<br />
Französischen Revolution eine strikte Trennung<br />
von Staat und Kirche gibt (laïcité), ist ein entschiedener<br />
Gegner dieses Gottesbezuges in der <strong>Europäische</strong>n<br />
Verfassung, im Gegensatz zu den deutschen<br />
Kirchen.<br />
EG 264 Die Kirche steht gegründet<br />
Aus England stammt <strong>das</strong> Lied von der Kirche als<br />
Braut Jesu Christi. Gedichtet wurde es von Samuel<br />
John Stone, einem anglikanischen Theologen aus<br />
MIT LIEDERN DURCH EUROPA EUROPÄISCHE<br />
NACHBARSCHAFTEN<br />
dem 19. Jahrhundert. Er legte mit einem Liederzyklus<br />
<strong>das</strong> Apostolische Glaubensbekenntnis aus. Aus<br />
England kam bei der letzten Vollversammlung der<br />
Konferenz <strong>Europäische</strong>r Kirchen in Trondheim<br />
(2003) die erste und bis jetzt einzige Vertreterin<br />
einer Migrationskirche. Immer mehr Kirchen und<br />
Gemeinden entstehen aber in Europa, die einen<br />
Migrationshintergrund haben, viele von ihnen sind<br />
asiatische und afrikanische unabhängige Kirchen.<br />
Die Kirche Jesu Christi in Europa und auch in<br />
Deutschland <strong>wir</strong>d bunter und vielfältiger. Die neuen<br />
engagierten und missionarisch ausgerichteten<br />
Migrationskirchen sind ein fester Bestandteil der<br />
europäischen Ökumene geworden. Sie bringen<br />
ihre eigenen Frömmigkeitsstrukturen mit, die häufig<br />
charismatisch geprägt sind, einen starken missionarischen<br />
Elan und ethische Vorstellungen, die<br />
sich mitunter mit westlichen Vorstellungen reiben.<br />
Nicht umsonst <strong>wir</strong>d in der anglikanischen Kirchengemeinschaft<br />
die Diskussion um die Ordination<br />
von Frauen oder auch die Akzeptanz von homosexuellen<br />
Pfarrern besonders intensiv diskutiert.<br />
Die Frage der Migration <strong>wir</strong>d in einem der 9 Foren<br />
in Sibiu verhandelt.<br />
EG 185.4 Agios o Theos<br />
Ganz im Süden Europas liegt ein Land, <strong>das</strong> fast zu<br />
100 % durch die Orthodoxie geprägt ist: Griechenland.<br />
Aus der orthodoxen Liturgie Griechenlands<br />
stammt <strong>das</strong> Lied, <strong>das</strong> die Heiligkeit Gottes preist.<br />
Das reiche liturgische Leben der orthodoxen Kirche<br />
hat es ihr möglich gemacht, die jahrhundertelange<br />
Herrschaft des osmanischen Reiches zu überleben.<br />
<strong>In</strong> den orthodoxen Traditionen, die durch eine über<br />
ein Jahrtausend alte Liturgie geprägt sind, ist der<br />
Einfluss aus anderen christlichen Traditionen gering,<br />
aber viele Lieder sind auch dort durch ökumenische<br />
Gottesdienste bekannt geworden wie umgekehrt<br />
Lieder der orthodoxen Tradition in die<br />
Gesangbücher anderer Kirchen eingewandert sind.<br />
<strong>In</strong> Deutschland vertritt die Griechisch-Orthodoxe<br />
Metropolie die größte Gruppe orthodoxer Christen,<br />
mit anderen orthodoxen Kirchen (aus Rumänien,<br />
Russland, Serbien, etc.) bilden sie eine gemeinsame<br />
Bischofskonferenz, die etwas mehr als 1 Million<br />
Orthodoxe umfasst.<br />
EG 332 Lobt froh den Herrn<br />
Das Lied der jugendlichen Chöre kommt aus der<br />
Schweiz, sein Text stammt von Georg Gessner,<br />
geb. bei Zürich im Jahr 1765. Er war Pfarrer am<br />
Waisenhaus, dort entstand auch <strong>das</strong> Lied, <strong>das</strong> Einzug<br />
in viele Gesangbücher genommen hat. Später<br />
wurde er Pfarrer am Großmünster in Zürich und<br />
Professor der Theologie. Die Schweiz ist <strong>das</strong> Kernland<br />
reformierter Theologie, dort haben Huldreich<br />
Zwingli und Johannes Calvin ge<strong>wir</strong>kt. Die Schweiz,<br />
genauer Basel, war 1989 auch Gastgeber der Ersten<br />
<strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung.<br />
Die Versammlung war geprägt vom konziliaren<br />
Prozess für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung<br />
der Schöpfung. Ein halbes Jahr später veränderte<br />
die Wende in der DDR <strong>das</strong> Gesicht und die politische<br />
Ordnung in Europa. Das Ende des Ost-Westgegensatzes<br />
war der Anfang des Zusammenwachsens<br />
in Europa. Dieser Prozess ist noch längst nicht<br />
abgeschlossen. Kirchen haben dazu einen wesentlichen<br />
Beitrag geleistet. Auf der Zweiten <strong>Europäische</strong>n<br />
Ökumenischen Versammlung in Österreich<br />
(Graz 1997) wurde deutlich, <strong>das</strong>s mit dem Ende<br />
71
72<br />
des Ost-Westkonflikts neue Konflikte zu bewältigen<br />
sind. Darum wurde beschlossen, in einer Charta<br />
Oecumenica die Leitlinien für ein Zusammenwachsen<br />
der Kirchen in Europa zu entwerfen. Sie<br />
wurde 2001 in Straßburg feierlich unterzeichnet<br />
und 2003 auf dem Ökumenischen Kirchentag in<br />
Berlin von den deutschen Kirchen angenommen.<br />
EG 382 Ich steh vor dir mit leeren Händen,<br />
Herr<br />
Huub Oosterhuis, der Verfasser dieses Liedes, ist<br />
1933 in Amsterdam geboren. Als katholischer<br />
Geistlicher, Jesuit und Studentenpfarrer hat er für<br />
viele moderne Lieder Texte verfasst. Das kleine<br />
Land der Niederlande hat für <strong>das</strong> Zusammenwachsen<br />
der Kirchen eine entscheidende Rolle gespielt:<br />
hier trafen sich nach dem Wüten des Zweiten Weltkrieges<br />
im Jahre 1948 Vertreter und Vertreterinnen<br />
aus der weltweiten Christenheit und gründeten<br />
den Ökumenischen Rat der Kirchen. Auch sein erster<br />
Generalsekretär Visser’t van Hooft kam aus den<br />
Niederlanden. Die Frage der Einheit bewegt die Kirchen<br />
auch heute. Die römisch-katholische Kirche<br />
ist darum in der vom ÖRK eingerichteten Kommission<br />
für Glauben und Kirchenverfassung Vollmitglied.<br />
Dort werden die Fragen der Einheit der<br />
Kirchen verhandelt. <strong>In</strong> der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n<br />
Ökumenischen Versammlung ist die Frage der Einheit<br />
die erste, die in einem der 9 Themenforen behandelt<br />
<strong>wir</strong>d. Auch die Charta Oecumenica, nach<br />
deren Leitlinien sich die Foren in Sibiu orientieren,<br />
stellt in der 1. Leitlinie die Kirchen unter <strong>das</strong> Motto:<br />
„Gemeinsam zur Einheit im Glauben berufen“.<br />
EG 515 Laudato si<br />
Dieses schon bei Kindergartenkindern bekannte<br />
Lied stammt aus Italien. Bei Kirchenmusikern ist es<br />
wegen seiner musikalischen Schlichtheit mitunter<br />
weniger beliebt. Wer es gedichtet hat, ist nicht bekannt,<br />
nachempfunden ist es dem Sonnengesang<br />
des Franz von Assisi. Es beschreibt in seiner fröhlichen<br />
Einfachheit die Schönheit der Schöpfung, deren<br />
Bewahrung eine der wichtigsten Aufgaben der<br />
Menschheit ist. Für die 3. <strong>Europäische</strong> Ökumenische<br />
Versammlung hat sich <strong>das</strong> <strong>Europäische</strong> Umweltforum<br />
damit befasst, wie die Versammlung in<br />
Sibiu/Hermannstadt unter ökologischen Gesichtspunkten<br />
verantwortlich gestaltet werden kann.<br />
Darüber hinaus hat es aber auch Vorschläge erarbeitet,<br />
wie die Kirchen in Europa sich für die Bewahrung<br />
der Schöpfung und Nachhaltigkeit einsetzen<br />
können. Eines der 9 Foren <strong>wir</strong>d sich in Sibiu mit<br />
der Bewahrung der Schöpfung befassen. <strong>In</strong> Italien,<br />
aus dem <strong>das</strong> Lied „Laudato si“ stammt, begann im<br />
Übrigen im Januar 2006 die ökumenische Pilgerreise<br />
zur <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung.<br />
<strong>In</strong> Rom, gemeinsam mit Papst Benedikt<br />
XVI., wurde sie während der Gebetswoche für die<br />
Einheit der Christen eröffnet. Über eine weitere<br />
Station in der reformatorischen Lutherstadt Wittenberg<br />
im Februar 2007, an dem auch Bundespräsident<br />
Horst Köhler teilnahm, erreicht die Pilgerreise<br />
im September im überwiegend orthodoxen Sibiu<br />
ihren Höhepunkt.<br />
EG 383 Herr, du hast mich angerührt<br />
nach der Melodie: Meinen Jesus lass ich nicht<br />
(EG 402)<br />
Der Dichter und Maler Svein Ellingsen wurde 1929<br />
in Kongsberg in Norwegen geboren. Mit diesem<br />
wunderschönen Lied eines Menschen, der aus der<br />
Finsternis heraus den neuen Tag der Hoffnung besingt,<br />
kommen <strong>wir</strong> in den Norden Europas. Der<br />
Norden ist in dieser Welt fast schon ein Synonym<br />
für reich geworden, und für Norwegen mit seinen<br />
reichen Ölquellen trifft <strong>das</strong> sicherlich zu. Gerade<br />
aus diesem Land kommen von jungen Leuten, die<br />
sich mit der Aufteilung der Welt in Nord und Süd, in<br />
reich und arm nicht abfinden wollen, Impulse zur<br />
<strong>wir</strong>tschaftlichen Gerechtigkeit. <strong>In</strong> Sibiu/Hermannstadt<br />
<strong>wir</strong>d sich eines der 9 Foren mit den Fragen<br />
der <strong>wir</strong>tschaftlichen Gerechtigkeit auseinandersetzen.<br />
Was unter dem Schlagwort „Globalisierung“<br />
an Fragestellungen aufgeworfen <strong>wir</strong>d, kann in<br />
einem Land wie Rumänien nicht in einfachen<br />
Schwarz-Weiß-Schablonen diskutiert werden: viele<br />
neue Arbeitsplätze, die zum Teil aus dem Westen<br />
verlagert worden sind, entstehen vor den Toren Sibius,<br />
auf der anderen Seite verarmen Menschen<br />
und fallen unter <strong>das</strong> Existenzminimum. Das norwegische<br />
Lied mit dem Text der 2. Strophe: „Du hörst<br />
auch den stummen Schrei“ ermutigt, dieses schwere<br />
Thema weiter zu verfolgen und nach verantwortlichen<br />
Schritten zu suchen.<br />
EG 178.9 Kyrie eleison<br />
Aus der orthodoxen Liturgie Russlands stammt dieser<br />
Kyrieruf, der in vielen Gottesdiensten in<br />
Deutschland inzwischen einen festen Platz hat.<br />
Weniger bekannt als dieses Lied ist die Situation<br />
der russisch-orthodoxen Kirche, die sich nach dem<br />
Zusammenbruch der Sowjetunion und nach 70 Jahren<br />
der Unterdrückung nur mühsam erholt. Mehrere<br />
Generationen haben keine Gelegenheit gehabt,<br />
den christlichen Glauben unbefangen zu leben. Mit<br />
den Vorzügen der Freiheit und dem Wiedererstarken<br />
der Kirchen sind auch die Nachteile der Freiheit<br />
nach Russland gekommen: <strong>wir</strong>tschaftlicher Liberalismus<br />
mit extremem Reichtum und extremer Armut,<br />
Verlust traditioneller Werte, Drogenkonsum<br />
und große Verunsicherung. Mitunter kann man<br />
schon wieder den Trend der Abschottung und Abgrenzung<br />
gegenüber Einflüssen von außen wahrnehmen.<br />
Wie sehr Europa noch zusammen wachsen,<br />
wie groß <strong>das</strong> gegenseitige Vertrauen der<br />
Kirchen noch werden muss, kann man in Begegnungen<br />
von Menschen aus West und Ost erkennen.<br />
Nicht umsonst ist die <strong>Dritte</strong> <strong>Europäische</strong> Ökumenische<br />
Versammlung in einem Land, <strong>das</strong> bis 1989<br />
– aus der Perspektive Westdeutschlands – jenseits<br />
des Eisernen Vorhanges gewesen ist, um genau<br />
diesen Vertrauensprozess zu stärken und zu fördern.<br />
EG 284 Das ist köstlich, dir zu sagen<br />
Das weniger bekannte Lied zum Psalm 92 stammt<br />
von Mihaly Sztarai aus Ungarn. Ursprünglich war<br />
er Franziskanermönch in Padua, trat dann der reformatorischen<br />
Bewegung bei und gründete viele<br />
Gemeinden im südlichen Ungarn. Dieser Landstrich<br />
gehört heute zu Rumänien, genauer Siebenbürgen,<br />
in dem die Gastgeberstadt der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n<br />
Ökumenischen Versammlung liegt: Sibiu<br />
(auf der ersten Silbe betont), wie die Ungarn sagen,<br />
oder Sibiu (auf der zweiten Silbe betont), wie<br />
die ansässigen Rumänen es aussprechen. Die<br />
Deutschen, die in Siebenbürgen bis heute leben,<br />
sagen Hermannstadt und beide Namen stehen<br />
auch am Ortseingang der <strong>Europäische</strong>n Kulturhauptstadt<br />
2007. Sibiu/Hermannstadt ist seit Jahrhunderten<br />
eine kulturell, national und konfessionell<br />
gemischte und im Zusammenleben geübte<br />
Stadt. Reformierte Ungarn, lutherische Deutsche,<br />
orthodoxe und griechisch-katholische Rumänen leben<br />
in einer kleinen Stadt zusammen. Trotz aller<br />
Schwierigkeiten und mitunter Probleme hat sich<br />
ein lebendiges ökumenisches Miteinander entwickelt,<br />
wie nun auch die Einladung zur Ökumenischen<br />
Versammlung im September 2007 zeigt. Unter<br />
dem Leitwort: „Das <strong>Licht</strong> Christi scheint auf<br />
alle“ werden sich Delegierte aus allen europäischen<br />
Ländern, aus über 100 Kirchen der Konferenz<br />
<strong>Europäische</strong>r Kirchen und über 20 Bischofskonferenzen<br />
der katholischen Kirche für 5 Tage vom<br />
4.-9. September versammeln.<br />
EG 268 Strahlen brechen viele aus einem <strong>Licht</strong><br />
Fast könnte man <strong>das</strong> Lied von Anders Frostenson<br />
aus Schweden einen Ökumene-Schlager nennen,<br />
so oft <strong>wir</strong>d es bei ökumenischen Gelegenheiten gesungen.<br />
Der Journalist und spätere Pfarrer wurde<br />
1906 in Südschweden geboren und ist Dichter und<br />
Übersetzer vieler Lieder. „Das <strong>Licht</strong> Christi scheint<br />
auf alle“ ist <strong>das</strong> Motto der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n<br />
Ökumenischen Versammlung. Es ist in Anlehnung<br />
an einen Satz aus der orthodoxen Liturgie von Metropolit<br />
Daniel aus Rumänien vorgeschlagen worden<br />
und lädt ein, die vielfältigen Brechungen des<br />
<strong>Licht</strong>es Christi in den christlichen Traditionen gemeinsam<br />
zu entdecken. Allein in Deutschland gehören<br />
20 Kirchen zur Arbeitsgemeinschaft Christlicher<br />
Kirchen, die auf ihre je eigene Art Zeugnis vom<br />
<strong>Licht</strong> Christi ablegen und es in ökumenischer Verbundenheit<br />
miteinander tun. Darüber hinaus ver-
weist <strong>das</strong> kleine Wort „alle“ auf die Menschen, die<br />
keiner Kirche angehören. <strong>In</strong> Europa, dem säkularisiertesten<br />
Kontinent der Welt, steht <strong>das</strong> gemeinsame<br />
Zeugnis aller Christinnen und Christen vor neuen<br />
Herausforderungen.<br />
EG 316 Lobe den Herrn<br />
(in verschiedenen Sprachen)<br />
Mit diesem Lied sind <strong>wir</strong> in Deutschland angekommen.<br />
Der Choral von Joachim Neander, geb. 1650<br />
in Bremen, ist nicht nur in Deutschland eines der<br />
bekanntesten Kirchenlieder, sondern auch in viele<br />
Sprachen weltweit übersetzt. Neander lebte zur<br />
Zeit des Pietismus und war bekannt mit Philipp Jakob<br />
Spener, dem Gründervater des Pietismus, in<br />
Frankfurt am Main. 1674 wurde er Rektor an der<br />
Lateinschule der reformierten Gemeinde in Düsseldorf.<br />
<strong>In</strong> dem nach ihm benannten Tal bei Düsseldorf<br />
sind viele Lieder entstanden und gesungen<br />
worden. Mit diesem vielsprachigen Lobpreis endet<br />
die Reise durch Europa und kommt da an, worauf<br />
die <strong>Dritte</strong> <strong>Europäische</strong> Ökumenische Versammlung<br />
hinzielt: an den Ort, in die Gemeinde, in <strong>das</strong> Leben<br />
Deine Strahlen sind es, die mich durchdringen<br />
sie sind so leicht und so zart<br />
sie erfüllen mich mit Weisheit und Einsicht.<br />
Ich tanze in Deinem Feuer<br />
mein Körper bewegt sich im Rhythmus der<br />
Flammen<br />
ich bin stark durch Deinen Rat.<br />
Gebet aus der Sammlung<br />
des Weltgebetstages<br />
der Christen und Christinnen im eigenen Land.<br />
„Das <strong>Licht</strong> Christi scheint auf alle“, zu Beginn des<br />
dritten Jahrtausend ist diese Botschaft Trost und<br />
Herausforderung zugleich: „Er ist dein <strong>Licht</strong>, Seele,<br />
vergiss es ja nicht. Lob ihn in Ewigkeit. Amen.“<br />
Pfarrerin<br />
Barbara Rudolph,<br />
Frankfurt am Main,<br />
Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft<br />
Christlicher Kirchen in Deutschland<br />
Du bringst den Duft der Zeder mit<br />
die Du auf Deinem Weg zu mir liebevoll gestreift<br />
hast<br />
Du lässt mich empfangen und weitergeben.<br />
Du drängst Dich nicht auf<br />
Du überschüttest mich nicht<br />
Du lässt mich leben, Heiliger Geist.<br />
Katharina Wehr<br />
73
74<br />
EUROPÄISCHE<br />
NACHBAR-<br />
SCHAFTEN<br />
Ein europäisches Menü<br />
Aus Rumänien:<br />
Sarmale: Krautwickel auf rumänische Art<br />
Zutaten für 4 Portionen<br />
500 gr. Hackfleisch<br />
200 gr. Reis<br />
2 Möhren<br />
5 Zwiebeln<br />
1 Kohlkopf (weiß)<br />
3 TL Tomatenmark<br />
2 TL Fett zum Anbraten<br />
2 TL Salz<br />
1 Pr. Pfeffer<br />
1 Pkg. Crème fraîche<br />
Die Möhren fein raspeln, die Zwiebeln klein schneiden.<br />
Die Zwiebeln in einer Pfanne goldgelb mit ein<br />
wenig Bratfett andünsten, die Möhren hinzugeben<br />
und mit Tomatenmark verrühren. Das Ganze ca.<br />
5-7 Minuten dünsten.<br />
<strong>In</strong>zwischen aus dem Kohlkopf den Strunk herausschneiden.<br />
Die Blätter vorsichtig lösen, so <strong>das</strong>s sie<br />
nicht einreißen. Die einzelnen Blätter in kochendes<br />
(mit einer Prise Salz) Wasser legen. Wenn die Blätter<br />
einigermaßen weich sind, aus dem Wasser<br />
holen.<br />
Die etwas abgekühlte Zwiebel-Karottenmasse zu<br />
dem Hackfleisch geben, gemeinsam alles mit dem<br />
Reis vermengen und nach Belieben mit Salz und<br />
Pfeffer würzen.<br />
MIT DEM KOCHLÖFFEL DURCH EUROPA<br />
Aus dem Kohlblatt den Strunk herausschneiden.<br />
Auf die Mitte des Blattes ca. 1,5 Essl. der Hackfleischmasse<br />
legen. Das Blatt zusammenrollen und<br />
an den Enden in Richtung der Rolle eindrücken, so<br />
<strong>das</strong>s <strong>das</strong> Hackfleisch nicht herausfallen kann.<br />
Einzelne Kohlblätter in einen Topf auf den Boden<br />
legen. Darauf die Sarmale legen und wiederum mit<br />
Kohlblättern abdecken. Mit Wasser auffüllen, so<br />
<strong>das</strong>s alles bedeckt ist. Das Ganze muss nun bei<br />
mittlerer Hitze ca. 60 Minuten leicht köcheln.<br />
Ein Löffel Crème fraîche auf die fertigen Sarmale<br />
verfeinert die Note.<br />
Aus Ungarn:<br />
Székely Gulyas: Szegediner Gulasch<br />
500 gr. Rindergulasch<br />
250 gr. Zwiebeln<br />
100 gr. Schmalz<br />
1 TL Paprika<br />
etwas Kümmel gem.<br />
1 Knoblauchzehe<br />
500 gr. Sauerkraut<br />
1 /4 l saure Sahne oder Schmand<br />
1 EL Mehl<br />
Das Fett erhitzen, die fein gehackten Zwiebeln darin<br />
hellgelb rösten. Paprika darüber streuen und sofort<br />
etwas Wasser aufgießen. Das Fleisch, Salz und<br />
Kümmel dazugeben, ebenso die fein gehackte<br />
Knoblauchzehe. Das Sauerkraut fein schneiden und<br />
unter <strong>das</strong> Fleisch mischen. Soviel Wasser aufgießen,<br />
<strong>das</strong>s <strong>das</strong> Kraut gerade bedeckt ist. Kartoffeln,<br />
klein geschnitten, können schon in <strong>das</strong> Kraut gegeben<br />
werden, etwa 30 Minuten kochen lassen. Dann<br />
die Sahne mit dem Mehl verquirlen und über <strong>das</strong><br />
Ganze geben, wenn die Kartoffeln zu zerfallen beginnen.<br />
Aus Schweden:<br />
Sillpudding: Schwedischer Heringsauflauf<br />
3 Salzheringe<br />
8 gekochte, große Kartoffeln<br />
3 Eier<br />
1 1 /2 Tassen Milch<br />
1 EL geschmolzene Butter<br />
1 Salzgurke<br />
Schnittlauf, Butter und Brösel für die Form<br />
Die Heringe werden gut gewässert, gehäutet, entgrätet<br />
und filetiert. <strong>In</strong> eine gefettete Auflaufform<br />
kommt eine Schicht Kartoffeln, dann Heringsstreifen,<br />
Gurkenwürfel und Schnittlauf. Die unterste<br />
und die oberste Schicht müssen Kartoffeln sein. Die<br />
Eier werden mit der Milch verquirlt und einem EL<br />
geschmolzener, abgekühlter Butter, <strong>das</strong> Ganze<br />
kommt über den Auflauf, der dann noch mit Bröseln<br />
und kleinen Butterflöckchen bestreut <strong>wir</strong>d. Der<br />
Auflauf <strong>wir</strong>d bei etwa 180 Grad 30 Minuten gebacken.
Aus Schottland:<br />
Shortbread<br />
250 gr. Butter<br />
170 gr. Zucker<br />
260 gr. Mehl<br />
1 /2 Becher Reismehl<br />
1 TL grober Zucker<br />
Den Ofen auf 160 Grad vorheizen. Ein rundes<br />
Pizzablech von 28 cm Durchmesser mit zerlassener<br />
Butter oder Öl bestreichen. Mit Backpapier auslegen.<br />
Butter und Zucker schaumig rühren.<br />
Dazu kommen <strong>das</strong> gesiebte Mehl und <strong>das</strong> Reismehl.<br />
Mit einem stumpfen Messer zu einem weichen<br />
Teig vermischen und auf eine bemehlte Arbeitsfläche<br />
geben. 30 Sekunden glatt kneten.<br />
Den Teig auf <strong>das</strong> vorbereitete Backblech legen, zu<br />
einem Kreis von 25 cm Durchmessern flachdrücken.<br />
Den Rand mit dem Finger dekorativ einkerben<br />
und zuspitzen. Die Oberfläche leicht mit einer<br />
Gabel einstechen und den Teig tortenförmig in 16<br />
Stücke einteilen (die Linie nur einritzen). Das Ganze<br />
mit Zucker bestreuen, auf der mittleren Schiene<br />
35 Minuten fest und goldfarben backen. Abkühlen<br />
lassen.<br />
Aus der Italienischen Schweiz:<br />
Tessiner Risotto mit Steinpilzen<br />
400 gr. ital. Risotto-Reis (Arborio oder Vialone)<br />
50 gr. getr. oder 500 gr. frische Steinpilze<br />
(getrocknete Pilze müssen vorher eingelegt<br />
werden)<br />
1<br />
/2 – 1 dl Weißwein<br />
ca, 1 1 /2 heiße Bouillon<br />
1 Zwiebel<br />
Safran<br />
geriebenen Parmesankäse<br />
Die Zwiebel fein hacken, in ein wenig heißem Öl<br />
andünsten, den Reis beigeben und noch kurz etwas<br />
weiterrühren. Dann werden die Pilze beigegeben<br />
und mit dem Weißwein abgelöscht. Den Reis auf<br />
mittlerem Feuer weiterkochen, dabei aber nach<br />
und nach immer wieder Bouillon zugießen. Das<br />
Ganze muss ständig mit einer Holz- oder Plastikkelle<br />
gut umgerührt werden. Nach Belieben kann<br />
noch eine Msp. Safran beigefügt werden. Das Gericht<br />
<strong>wir</strong>d serviert, wenn der Reis noch leicht körnig<br />
ist und es soll noch ganz wenig Flüssigkeit vorhanden<br />
sein. Am Tisch <strong>wir</strong>d geriebener Parmesan<br />
reichlich darüber gegeben.<br />
Aus Russland:<br />
Soljanka<br />
500 gr. Schweinekamm<br />
200 gr. Jagdwurst<br />
200 gr. Mettwurst<br />
4 Zwiebeln<br />
4 Gurken<br />
1 /4 l Gurkensaft<br />
1 große Flasche Tomatenketchup<br />
1 1 /2 Glas Weißwein<br />
4 Kapern<br />
Schweinekamm mit Zwiebeln anbraten, Wurststückchen<br />
dazugeben und miteinander verrühren,<br />
Ketchup und Kapern dazugeben und aufkochen<br />
lassen. Zuletzt die Gurken, den Gurkensaft und<br />
Wein hinein geben und aufkochen lassen. Zum<br />
Schluss <strong>wir</strong>d <strong>das</strong> Ganze noch einmal mit 3 /4 l Wasser<br />
aufgekocht.<br />
Aus Frankreich:<br />
Potage Bonne Femme<br />
Kartoffel-Karottensuppe<br />
500 gr. Kartoffeln<br />
5 Karotten<br />
2 Stangen Porree<br />
50 gr. Butter<br />
1 1 /2 l Hühnerbrühe oder Wasser<br />
1 TL Zucker<br />
Salz, Pfeffer<br />
200 gr. Sahne<br />
frischer Kerbel<br />
Das Gemüse putzen und in Würfel schneiden. Zunächst<br />
Karotten und Porree in Butter anbraten, bis<br />
sie gar sind, dann die Kartoffeln dazugeben. Das<br />
Ganze mit der Brühe auffüllen, salzen und pfeffern,<br />
und so lange köcheln lassen, bis <strong>das</strong> Gemüse gar<br />
ist. Die Gemüsemischung pürieren, wieder in den<br />
Topf geben und die Sahne unterrühren. Mit dem<br />
frischen Kerbel oder Petersilie garnieren.<br />
Rezepte entstammen der Sammlung des Weltgebetstages<br />
der Frauen<br />
75
76<br />
DOKUMENTATION<br />
Vortrag in Wittenberg am 15. Februar 2007<br />
1. Einleitende Bemerkungen<br />
Die Beurteilung der Säkularisierung hat eine lange<br />
Geschichte. Entsprechend gibt es Literatur zu diesem<br />
Thema. Die Bewertung der Säkularisation ist<br />
nicht eindeutig. Die Meinungen gehen weit auseinander.<br />
Es gibt Ansichten, die auf die positive Seite<br />
dieser Erscheinung des geistlichen Lebens hinweisen,<br />
und es gibt auch Meinungen, die in dieser Erscheinung<br />
die größte Gefahr für den christlichen<br />
Glauben <strong>sehen</strong>. Beide Standpunkte haben viel für<br />
sich. Beiden müsste man volles Recht einräumen.<br />
Von der phänomenologischen Seite her ge<strong>sehen</strong>, ist<br />
die Säkularisation mit ihrer weitgehend liberal orientierten<br />
Kritik an jeder Religion zu einer Erscheinung<br />
des modernen Lebens geworden, die oft mit der<br />
Gottlosigkeit des Menschen und einer moralischen<br />
Haltung identifiziert <strong>wir</strong>d, die – so meinen viele – direkt<br />
dem christlichen Glauben widerspricht.<br />
Gleich am Anfang sei hier die Hauptthese formuliert:<br />
die Säkularisation als geistige Bewegung der<br />
Moderne ist eine vielschichtige und vielseitige Erscheinung,<br />
die vom Standpunkt der orthodoxen<br />
Theologie sowohl positive als auch negative Elemente<br />
enthält. Die Säkularisation darf als eine Herausforderung<br />
verstanden werden, die dem christlichen<br />
Glauben einen guten Dienst erweisen kann.<br />
2. Ausgangspunkte der Erörterung<br />
a) Die Botschaft der Säkularisation<br />
Als eine Tatsache der Gegenwart musste die Säkularisation<br />
vor allem erst zur Kenntnis genommen<br />
werden. Vom christlichen Gehorsam ausgehend,<br />
SÄKULARISATION ALS EINE HERAUSFORDERUNG FÜR EUROPA<br />
ist die Frage geboten: Was hat uns die Säkularisierung<br />
zu sagen?<br />
<strong>In</strong> ihrer Verneinung aller Autoritäten und sogar in<br />
einer atheistisch (euphemistisch genannt agnostisch)<br />
orientierten Weltanschauung, im ethischen<br />
Liberalismus kann die Säkularisation als ein extremer<br />
Ruf nach Autonomie und Freiheit des Menschen<br />
verstanden werden. Dieser Ruf hat sich<br />
– vielleicht – als notwendig erwiesen.<br />
Man muss die Frage zulassen, ob die herkömmliche<br />
Auslegung des christlichen Glaubens den Menschen<br />
um die Würde und die Autonomie in solchem<br />
Maß beraubt hat, <strong>das</strong>s eine Rebellion gegen den<br />
von Christen gepredigten Gott unausweichlich wurde.<br />
Wenn es so sein sollte, dann wäre die Erforschung<br />
des theologischen (im Sinne des Redens<br />
von Gott) und anthropologischen Ansatzes der<br />
Säkularisierungsvorgänge unserer Zeit notwendig.<br />
Die Antwort auf diese Fragen hat entsprechende<br />
Konsequenzen für die Ethik, denn von ihr hängt ab,<br />
inwieweit modernes menschliches Handeln dem<br />
Evangelium gerecht bzw. nicht gerecht <strong>wir</strong>d.<br />
b) Das historisch-theologische Problem<br />
Eines der Probleme unserer Zeit ist, <strong>das</strong>s sowohl<br />
bei den säkularisierten Menschen wie bei weiten<br />
Kreisen nicht säkularisierter Christen, so auch bei<br />
Agnostikern <strong>das</strong> Bewusstsein fehlt, <strong>das</strong>s es eine<br />
enge Verbindung zwischen den Vorstellungen von<br />
Gott und den Prinzipien des menschlichen Handelns<br />
gibt.<br />
Heutige Ethik <strong>wir</strong>d vor allem durch die von den früheren<br />
Generationen ererbte Vorstellung von Gut<br />
und Böse bestimmt. Es gibt eine Tendenz, <strong>das</strong> enge<br />
Verhältnis von Gottesvorstellungen (Theologie)<br />
und Weltvorstellungen (Kosmologie) für die Be-<br />
stimmung von Werten und Kriterien des menschlichen<br />
Handelns zu negieren. Oft gewinnt man den<br />
Eindruck, <strong>das</strong>s die „Idee Gott“ eher störend ist als<br />
hilfreich.<br />
Weit verbreitet ist die Überzeugung, <strong>das</strong>s in der<br />
Vergangenheit wegen theologischer Differenzen<br />
Gewalt angewandt und sogar viel Blut vergossen<br />
wurde. Das hat die Theologie faktisch kompromittiert.<br />
Außerdem sei niemand an theologischen<br />
Spitzfindigkeiten interessiert. Die Trinitätslehre, homousios,<br />
Zweinaturenlehre, Monotheletismus seien<br />
Themen, die heute keinen Wirklichkeitsbezug mehr<br />
haben. Der heutige Europäer könne ohne Kenntnis<br />
dieser Themen leben. Das seien Themen, die längst<br />
nichts mehr dem Menschen sagen, und würde man<br />
versuchen, sie zu beleben, würde man die Menschheit<br />
wieder in sinnlose Konflikte stürzen.<br />
Ohne auf die Polemik dieser Meinungen einzugehen,<br />
sei hier bemerkt, <strong>das</strong>s der durch die Theologie<br />
verlassene Platz im Bewusstsein des Menschen von<br />
Ideologien besetzt worden ist, die sehr oft eine<br />
Neigung zum Totalitarismus aufweisen. Der atheistische<br />
Kommunismus und der atheisierende Nationalsozialismus<br />
sollten auch in Zukunft als Warnsignale<br />
nicht vergessen werden.<br />
Es ist aber einseitig, nur auf die Erfahrung dieser<br />
beiden Ideologien hinzuweisen. Diese Ideologien<br />
waren Folgen einer langen Entwicklung, die sowohl<br />
mit dem Kolonialismus der Europäer wie auch<br />
mit den prägenden Ideen der so genannten „konstantinischen<br />
Wende“ eng verbunden sind.<br />
Der Versuch, einen christlichen Staat aufzubauen,<br />
war sehr verlockend und dauerte für Byzanz über<br />
tausend Jahre, im Fall der westeuropäischen Staaten<br />
waren es Jahrhunderte, in anderen Fällen waren<br />
es auch wesentlich kürzere Zeitabschnitte.<br />
Die anziehende Kraft dieses Unternehmens bestand<br />
im edlen Versuch, den christlichen Glauben im Alltag<br />
und in allen Bereichen des menschlichen Lebens<br />
zu ver<strong>wir</strong>klichen. Heute <strong>wir</strong>d aber kaum mehr erinnert,<br />
<strong>das</strong>s im christlichen Denken der ersten drei<br />
Jahrhunderte und noch am Anfang des vierten Jahrhunderts<br />
dieses Thema viel komplizierter bedacht<br />
wurde. Der Staat mit seinen Strukturen wurde nur<br />
für eine begrenzte Zeit als existierende <strong>In</strong>stitution<br />
ange<strong>sehen</strong>. Wenn der Kaiser Christ werden sollte,<br />
hörte er auf, Kaiser zu sein. So haben die Christen in<br />
den ersten Jahrhunderten gedacht. Der Staat würde<br />
bzw. müsste absterben. Die Überlieferung über die<br />
<strong>In</strong>stallation des Königs in Israel als Ausdruck des Unglaubens<br />
der Israeliten gemäß dem Ersten Samuelbuch<br />
(Kap. 8) war für diese Ansicht maßgebend.<br />
Die Freude an der Bekehrung des Staates in Person<br />
des Kaisers war so groß, <strong>das</strong>s diese nüchterne Sicht<br />
bald vergessen wurde. Die Christen im Osten wie im<br />
Westen konnten dieser Versuchung nicht widerstehen.<br />
<strong>In</strong> den theologischen Streitigkeiten des vierten<br />
Jahrhunderts haben beide Seiten gerne die Hilfe der<br />
staatlichen Macht in Anspruch genommen.<br />
Im Namen des christlichen Glaubens und des Staates<br />
waren Folter und manchmal sogar Völkermord<br />
erlaubt. Nationale Staaten Europas funktionierten<br />
in diesem Sinne bis zu der großen Erschütterung<br />
des Ersten Weltkrieges.<br />
Heute sollten <strong>wir</strong> Christen viel weniger Angst vor der<br />
Säkularisation haben und stattdessen viel mehr Kraft<br />
zur Umkehr und Reue, zur Metanoia, einsetzen.<br />
Letztendlich entsteht hier die große Frage nach dem<br />
konkreten Ausdruck dieser Metanoia im Bereich des<br />
sozialen, <strong>wir</strong>tschaftlichen und politischen Lebens.<br />
Sind die <strong>Europäische</strong> Union und andere Staaten, die<br />
sich gerne für christlich halten möchten, bereit, den
anderen, darunter vielen noch vor kurzer Zeit ausgebeuteten<br />
Völkern und Staaten helfen zu wollen und<br />
zwar so, <strong>das</strong>s sie auf eigene Gewinne verzichten?<br />
Die Wahrnehmung und Erfüllung dieser Aufgabe,<br />
ohne die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen,<br />
braucht eine Rückkehr zur biblischen und patristischen<br />
Gotteslehre. Wenn es nicht gelingt, im theologischen<br />
Denken die universale Bedeutung der<br />
Trinitätslehre als wichtig und lebendig darzustellen<br />
und dementsprechend <strong>das</strong> Leben zu gestalten,<br />
<strong>wir</strong>d Europa diese Zeit verpassen.<br />
Für uns Christen lautet die Frage noch dringlicher:<br />
<strong>In</strong>wieweit sind <strong>wir</strong> fähig, mit unserem Leben zu bezeugen,<br />
<strong>das</strong>s <strong>wir</strong> an Einen Gott glauben, der Vater<br />
aller Menschen ist, <strong>das</strong>s Er wegen der Sünde der<br />
Menschen leidet und <strong>das</strong>s Er uns alles gibt, was<br />
zum Aufbau der Gemeinschaft aller Menschen und<br />
Gemeinschaft mit der ganzen Schöpfung nötig ist.<br />
Dieses Leben beginnt mit der metanoia (Umkehr),<br />
d.h eine Verklärung, „theosis“, des Menschen ist<br />
erforderlich. Veränderung heißt, fähig zu sein, die<br />
eigenen leiblichen Bedürfnisse zu kontrollieren und<br />
zu begrenzen; Egoismus zu überwinden, sich von<br />
der Selbstsicherheit und vom Hochmut zu befreien.<br />
c) Das Bild des Menschen<br />
Mit dem Gesagten <strong>wir</strong>d die Frage nach dem Menschen<br />
gestellt. Die Säkularisation stellt diese Frage<br />
ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Sie geschieht eigentlich<br />
im Namen der Befreiung des Menschen.<br />
Nicht nur <strong>das</strong> Christentum, auch andere Religionen<br />
werden der Unterdrückung oder der Versklavung<br />
des Menschen angeklagt. Menschenrechte in der<br />
modernen Zeit wurden mehrheitlich von den Bewegungen<br />
formuliert, die sich oft ohne Beteiligung<br />
der etablierten Kirchen durchgesetzt haben.<br />
Erstaunlich lange herrschte in kirchlichen Kreisen<br />
des Mittelalters und der Neuzeit eine Vorstellung<br />
vom Menschen, die mit der biblisch-christlichen<br />
Anthropologie nicht übereinstimmte.<br />
Die Aufklärung und die französische Revolution haben<br />
trotz ihres gewaltvollen Verlaufes paradoxerweise<br />
den biblischen Begriffen von Freiheit und<br />
Gleichheit aller Menschen neu Geltung verschafft.<br />
Die Anthropologie, die von Freiheit und Verantwor-<br />
tung des Menschen spricht, ist zu einem großen<br />
Teil in Opposition zu den damals herrschenden<br />
„christlichen“ Vorstellungen entwickelt worden.<br />
Nicht nur in der römisch-katholischen Kirche hat<br />
die Anthropologie unter dem Druck einer pyramidalen<br />
Ekklesiologie gelitten.<br />
Diese Tatsache muss in Betracht gezogen werden.<br />
Auf der anderen Seite ist jedoch auch deutlich,<br />
<strong>das</strong>s rein säkulare oder offen atheistische Vorstellungen<br />
vom Menschen noch viel stärker als entstellte<br />
christliche Vorstellungen zur Versklavung<br />
des Menschen geführt haben.<br />
Ohne auf die primitive Vorstellung vom Menschen<br />
als konsumorientiertem Wesen einzugehen, muss<br />
meines Erachtens klar ge<strong>sehen</strong> werden, <strong>das</strong>s säkulare<br />
Vorstellungen den Aufbau der Gemeinschaft<br />
der Menschheit verhindern, weil sie letzten Endes<br />
die Partnerschaft der Menschen unterwandern und<br />
dem Ethos des Existenzkampfes unterliegen.<br />
Die Leidenschaften des Menschen werden nicht<br />
durch <strong>das</strong> Nachgeben überwunden. Die Gleichheit<br />
kann zur Uniformität ausarten. Die Freiheit kann als<br />
Menschen bedrohende Anarchie praktiziert werden.<br />
Der Mensch kann ohne Gott nicht existieren. Die<br />
Partnerschaft zwischen Mensch und Mensch ist auf<br />
die Partnerschaft Gottes mit dem Menschen gegründet.<br />
Die Erniedrigung (kenosis) des Sohnes<br />
Gottes, seine Fleischwerdung und sein Sterben am<br />
Kreuz, d.h. die volle Hingabe dem Partner gegenüber<br />
ist der unerschütterliche Grund jeder Gemeinschaft.<br />
Die Menschheit ist schon verschiedene<br />
Wege gegangen. Sie kann auch noch andere gehen.<br />
Die Geschichte lehrt uns, <strong>das</strong>s ohne Liebe, die<br />
opferbereit ist, alle Wege zur Zerstörung des Menschen<br />
und der ganzen Schöpfung führen.<br />
d) Der Umgang mit der Heiligen Schrift.<br />
Die Geschichte lehrt uns auch, <strong>das</strong>s jede Generation<br />
Wissen braucht, wie man die Irrwege vermeidet.<br />
Die Bibel ist für Christen <strong>das</strong> wichtigste<br />
Orientierungssystem. Für die Bücher des Alten Testaments<br />
gilt <strong>das</strong> sowohl für Juden wie für die<br />
Christen.<br />
Die Rolle der Bibel als eines Wegweisers wurde im<br />
Laufe der Geschichte von zwei Seiten äußerst be-<br />
droht, manchmal fast zunichte gemacht. Diese Gefahr<br />
könnte man mit einigem Vorbehalt als sturen<br />
Verbalismus, die andere als äußersten Liberalismus<br />
bezeichnen.<br />
Die erste betrachtet die Heilige Schrift als ein mit<br />
Angst und Strafe operierendes Gesetzbuch, <strong>das</strong> zusätzlich<br />
mit vielen Widersprüchen belastet ist. Gott<br />
<strong>wir</strong>d als ein Tyrann konzipiert und der Mensch als<br />
ein widerstrebender Diener. Die materiell existierende<br />
Welt gilt als böser Feind Gottes und des<br />
Menschen, belastet mit der Sünde, die deshalb<br />
letzten Endes zerstört werden müsste.<br />
Der konsequente Liberalismus im Verständnis der<br />
Heiligen Schrift bewegt sich in die Richtung, <strong>das</strong><br />
Dasein Gottes faktisch zu ignorieren und die Freiheit<br />
des Menschen mit einer faktischen Verwerfung<br />
eines Lebens in Christus gleichzusetzen. Die<br />
Vorstellung über die Welt neigt dazu, <strong>das</strong> materielle<br />
Dasein an Gottes Stelle zu rücken.<br />
Beide Standpunkte können verschiedene Formen<br />
annehmen. Es gibt eine ganze Reihe von Vorstellungen,<br />
die sich zwischen diesen beiden extremen<br />
Haltungen bewegen.<br />
Es scheint, <strong>das</strong>s die Wurzel von beiden Standpunkten<br />
in einer Unfähigkeit liegt, <strong>das</strong> Prinzip – oder<br />
besser gesagt – die Wirklichkeit der Gottmenschlichkeit<br />
für die Ausbildung von Theologie und Anthropologie<br />
anzuwenden. Der Dreieinige Gott als<br />
Partner des Menschen und der Mensch als Partner<br />
Gottes – so könnte man in aller Einfachheit die<br />
These formulieren, die der biblischen Sicht Gottes<br />
und des Menschen gerecht <strong>wir</strong>d.<br />
Die Gottmenschlichkeit, angewandt auf alle Bereiche<br />
des menschlichen Denkens und des Handelns,<br />
kann vor Wiederholung der alten Fehler schützen.<br />
Es ist kein theoretischer Begriff, sondern Beschreibung<br />
dessen, was <strong>das</strong> Leben eines Menschen vor<br />
Gott bestimmt.<br />
3. Säkularisation als eine Chance auf Umkehr<br />
(metanoia)<br />
Weder der Geist des Triumphes noch <strong>das</strong> ängstliche<br />
Zittern dürfen <strong>das</strong> Handeln eines Christen bestimmen.<br />
Das erste ist Zeichen der Verwerfung<br />
Gottes, <strong>das</strong> zweite ist Ausdruck des Kleinglaubens.<br />
Das darf auf die Bewertung der Säkularisation<br />
übertragen werden.<br />
Die Säkularisierungsvorgänge sollten vielmehr als<br />
Folge des Versagens der Christen verstanden werden.<br />
Dieses Versagen darf weder als absolut noch<br />
als bedeutungslos betrachtet werden. Die Geschichte<br />
von Europa und der ganzen Menschheit<br />
führt auch genügend Beispiele vor, wie tief der<br />
Glaube vieler unserer Vorfahren war und wie viel<br />
Mut, Treue, selbstlose Liebe, Weisheit sie gezeigt<br />
haben. Die heutige Generation ist nicht weiter von<br />
Gott entfernt als die uns vorangegangene.<br />
Der Mensch ist von Gott, dem Schöpfer, zum Herrn<br />
über die Erde gestellt. Das heißt aber nicht, <strong>das</strong>s<br />
Gott ins Abseits gerückt ist. Der gekreuzigte Gott<br />
bleibt allmächtig. Der Mensch als Herr über die<br />
Erde, als Partner Gottes ist ein Mensch, der seine<br />
Verantwortung kennt. Der Apostel Paulus ruft die<br />
Korinther auf, ihn nachzuahmen wie er Christus<br />
nachahmt (1. Korinther 4,16; vgl. auch Galater<br />
2,20; 6,14). Das wäre die Antwort eines Christen<br />
auf die Säkularisation.<br />
Wenn dies gelingt, dann wäre jede geistige Epoche,<br />
auch die der Säkularisierung, ein schöpferischer<br />
Ruf nach Korrektur des Lebens, eine Chance<br />
zur Umkehr, sowohl im Leben des einzelnen Menschen<br />
wie in allen Bereichen der Schöpfung.<br />
Erzbischof Dr. Jeremiasz,<br />
Orthodoxe Kirche in Polen<br />
77
78<br />
DOKUMENTATION<br />
Vortrag in Wittenberg am 16. Februar 2007<br />
Ich wurde gebeten, Ihnen heute Abend etwas über<br />
den Beitrag der „römisch-katholischen“ Theologie<br />
zur ökumenischen Bewegung zu erzählen. Natürlich<br />
ist es nicht möglich, im Rahmen einer Viertelstunde<br />
einen ausführlichen und präzisen Vortrag<br />
zu halten. Ich möchte mich deshalb dem Thema<br />
von einer Seite her nähern, die mir grundlegend<br />
scheint und die ich hier kurz skizzieren möchte: die<br />
Reflexion der Kirche als Gemeinschaft. Gleich zu<br />
Anfang können <strong>wir</strong> festhalten, <strong>das</strong>s auch andere<br />
christliche Kirchen diese theologischen Gedanken<br />
kennen (ich denke dabei insbesondere an Zizioulas<br />
und Moltmann). Im Hinblick auf die katholische<br />
Kirche ist allerdings erstaunlich, welche Wirkung<br />
diese theologische Reflexion auf die Gemeinschaft<br />
hatte: in der Erneuerung ihrer eigenen Ekklesiologie<br />
und ihrem ökumenischen Engagement.<br />
Die Bedeutung des communio-Gedankens in der<br />
römisch-katholischen Kirche<br />
Die Reflexion über die Kirche als Gemeinschaft<br />
wurde von zahlreichen Theologen verfolgt. Es seien<br />
hier nur die bekanntesten unter ihnen genannt:<br />
de Lubac, Congar, Hamer, Tillard, Kasper und – in<br />
der einen oder anderen seiner Schriften – selbst<br />
Kardinal Ratzinger, der heutige Papst Benedikt<br />
XVI. Auch in den Dokumenten des Zweiten Vatikanischen<br />
Konzils ist dieser Gedanke oft anzutreffen.<br />
Das Konzil zitiert den Begriff „Gemeinschaft“ rund<br />
achtzig Mal, <strong>das</strong> ist selbstverständlich kein klares<br />
<strong>In</strong>diz für eine Theologie, die auf der Gemeinschaft<br />
DER BEITRAG DER RÖMISCH-KATHOLISCHEN<br />
THEOLOGIE ZUR ÖKUMENISCHEN BEWEGUNG<br />
aufbaut. Trotzdem ist dieser Begriff Herzstück des<br />
konziliaren Gedankens. 1985, zwanzig Jahre nach<br />
dem Ende des Konzils, hält die außerordentliche Bischofssynode<br />
in Rom, die zusammengekommen<br />
war, um die Konzilstexte und ihre Umsetzung in<br />
der Kirche neu zu reflektieren, in ihrem Abschlussdokument<br />
fest: „Die communio-Ekklesiologie ist<br />
der zentrale und grundlegende Gedanke der Konzilsdokumente.“<br />
(II, C, 1)<br />
Dieses Konzept bietet also einen <strong>In</strong>terpretationsschlüssel<br />
für die konziliaren Texte, insbesondere<br />
für die Konstitution über die Kirche „Lumen Gentium“<br />
und <strong>das</strong> Dekret über den Ökumenismus<br />
„Unitatis Redintegratio“.<br />
Vor dem Konzil war die Lehre der Kirche vor allem<br />
durch einen juristischen und institutionellen Ansatz<br />
geprägt, der die hierarchische Struktur und die<br />
Ausübung ihrer Autorität betonte. Der Begriff der<br />
Gemeinschaft lässt einen anderen Zugang zu – einen<br />
Zugang, der verstärkt biblisch, theologisch,<br />
spirituell, missionarisch ist. Kurz: Communio steht<br />
für eine dynamische, sich in Bewegung befindende<br />
Wirklichkeit.<br />
Die verschiedenen Schwingungen einer Kirche als<br />
Gemeinschaft<br />
Was möchten <strong>wir</strong> ausdrücken, wenn <strong>wir</strong> in der Betrachtung<br />
von Gottes Plänen bekräftigen, <strong>das</strong>s die<br />
Kirche Gemeinschaft ist? Welche Veränderungen,<br />
welche Haltung hat dies zur Folge? Und welches<br />
sind die Aus<strong>wir</strong>kungen auf die Ökumene?<br />
Folgende vier grundlegende Punkte gibt es:<br />
1) <strong>das</strong>s die Kirche ihren Ursprung in der dreifaltigen<br />
Gemeinschaft selbst hat.<br />
Der Vater, durch seinen Sohn und im Geist, möchte<br />
sein Leben den Menschen mitteilen. Er lädt sie ein,<br />
in die Gemeinschaft der Liebe einzutreten, an seinem<br />
Tisch Platz zu nehmen, an der Hochzeit des<br />
Lammes teilzunehmen. Das dreifaltige Leben ist ihrem<br />
Wesen gemäß Gemeinschaft (communio) und<br />
Austausch (Kommunikation): Gemeinschaft der<br />
drei göttlichen Personen, die die Einheit in der<br />
göttlichen Natur und die Verschiedenheit zwischen<br />
den Personen vereint; und Austausch mit den Menschen<br />
dieser Gemeinschaft. Oder wie Johannes in<br />
seinem ersten Brief schreibt: „Was <strong>wir</strong> ge<strong>sehen</strong><br />
und gehört haben, <strong>das</strong> verkündigen <strong>wir</strong> auch euch,<br />
damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und unsere<br />
Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem<br />
Sohn Jesus Christus.“ (1. Johannes 1, 3)<br />
Die Gemeinschaft aller Menschen mit Gott und in<br />
Gott entspricht der tiefen Natur des Menschen, der<br />
nicht dafür geschaffen ist, alleine zu leben. Dieser<br />
menschlichen Natur entsprechend <strong>wir</strong>d <strong>das</strong> Heil<br />
in der Gemeinschaft weitergegeben. Das Zweite<br />
Vatikanische Konzil schreibt: „Gott hat es aber gefallen,<br />
die Menschen nicht einzeln, unabhängig<br />
von aller wechselseitigen Verbindung, zu heiligen<br />
und zu retten, sondern sie zu einem Volke zu machen,<br />
<strong>das</strong> ihn in Wahrheit anerkennen und ihm in<br />
Heiligkeit dienen soll. (…) Gott hat die Versammlung<br />
derer, die zu Christus als dem Urheber des<br />
Heils und dem Ursprung der Einheit und des Friedens<br />
glaubend aufschauen, als seine Kirche zusam-<br />
mengerufen und gestiftet, damit sie allen und jedem<br />
<strong>das</strong> sichtbare Sakrament dieser heilbringenden<br />
Einheit sei.“ (Lumen Gentium, Nr. 9)<br />
Die Kirche ist also der Ort, wo <strong>das</strong> Leben als Söhne<br />
und Töchter, dieses Geschenk Gottes, für all jene,<br />
die bereit sind, es aufzunehmen, Gestalt annimmt.<br />
Selbstverständlich kann man die Kirche unter<br />
menschlichen, sozialen, historischen und kulturellen<br />
Gesichtspunkten analysieren, aber man erfasst<br />
sie nicht in ihrer ganzen Wirklichkeit (in ihrem<br />
„Mysterium“), wenn man sich auf diese Kriterien<br />
beschränkt. Die Kirche hat auch eine spirituelle und<br />
sakramentale Wirklichkeit. Das Zweite Vatikanische<br />
Konzil drückt es so aus: „(…) Die irdische Kirche<br />
und die mit himmlischen Gaben beschenkte<br />
Kirche sind nicht als zwei verschiedene Größen zu<br />
betrachten, sondern bilden eine einzige komplexe<br />
Wirklichkeit, die aus menschlichem und göttlichem<br />
Element zusammenwächst“ (Lumen Gentium,<br />
Nr. 8). Es ist wichtig, diesen Aspekt des Glaubens<br />
immer auf die kirchliche Wirklichkeit zu übertragen.<br />
2) <strong>das</strong>s diese Gemeinschaft eine Gabe Gottes ist,<br />
die es anzunehmen gilt, und eine Aufgabe, die erfüllt<br />
werden will.<br />
Wenn also <strong>das</strong> göttliche Leben der kirchlichen Gemeinschaft<br />
zugrunde liegt, dann ist die Kirche nicht<br />
ein Werk der Menschen, <strong>das</strong> steht und fällt mit guter<br />
Disziplin, qualitativ hoch stehenden Veranstaltungen,<br />
klug ausgehandelten Kompromissen; die<br />
Kirche ist eine Gnade, die <strong>wir</strong> von Gott erflehen,<br />
ein Akt und eine Frucht des Geistes, den <strong>wir</strong> in unseren<br />
Gebeten inständig bitten, im aufmerksamen
Hören auf die Schrift, in der Feier der Sakramente<br />
und insbesondere der Eucharistie. <strong>In</strong> der Eucharistie<br />
kommt Christus zu uns, sammelt uns, spricht zu<br />
uns, er lädt uns ein, unser Leben wie er und in ihm<br />
hinzugeben. Und in dem Maße, wie <strong>wir</strong> mit ihm,<br />
mit seinem eucharistischen Leib, eins werden,<br />
macht er uns zu Gliedern seines Leibs, seiner Kirche.<br />
Es ist bemerkenswert, <strong>das</strong>s die eucharistische<br />
Gemeinschaft und die kirchliche Gemeinschaft bei<br />
Paulus eng zusammen gehören: „Der gesegnete<br />
Kelch, den <strong>wir</strong> segnen, ist der nicht die Gemeinschaft<br />
des Blutes Christi? Das Brot, <strong>das</strong> <strong>wir</strong> brechen,<br />
ist <strong>das</strong> nicht die Gemeinschaft des Leibes<br />
Christi? Denn ein Brot ist’s: So sind <strong>wir</strong> viele ein<br />
Leib, weil <strong>wir</strong> alle an einem Brot teilhaben“ (1. Korinther<br />
10, 16-17). Und Augustinus sagt zu den<br />
Neugetauften: „Wenn ihr also Leib und Glieder<br />
Christi seid, dann liegt euer Geheimnis auf dem<br />
Tisch des Herrn: Euer Geheimnis empfangt ihr. Zu<br />
dem, was ihr seid, antwortet ihr Amen. Diese Antwort<br />
ist eure Unterschrift. Du hörst: Leib Christi,<br />
und antwortest: Amen. Sei ein Glied am Leib Christi,<br />
damit dein Amen wahr sei! (…) Seid, was ihr<br />
seht, und empfangt, was ihr seid“ (Sermon 272).<br />
Diese Gemeinschaft müssen <strong>wir</strong> uns jedoch zueigen<br />
machen. Sie muss in uns wohnen, uns verwandeln,<br />
uns jene Geschwisterlichkeit in Christus leben<br />
lassen, die uns offen und unvoreingenommen auf<br />
die anderen zugehen lässt, die uns wissbegierig<br />
und versöhnlich macht, die in uns den Wunsch<br />
weckt, die Angst vor dem Fremden zu überwinden.<br />
Die Gemeinschaft bringt uns dazu, uns gegenseitig<br />
zu entdecken, miteinander im Gespräch zu bleiben,<br />
zu reflektieren, Wunden in uns zu heilen, zu verzeihen.<br />
Die Gemeinschaft ist eine Aufgabe, die erfüllt<br />
werden will, ein Stoff, der immer weiter gewoben<br />
<strong>wir</strong>d. Wenn <strong>wir</strong> diese Gabe annehmen und die Gemeinschaft<br />
ver<strong>wir</strong>klichen, können <strong>wir</strong> uns vorstellen,<br />
welche Aus<strong>wir</strong>kungen dies auf den geistigen<br />
Ökumenismus haben kann.<br />
Schließlich ist es der Herr der Meister der Gemeinschaft,<br />
<strong>wir</strong> sind nur Diener. Wir sollten uns nicht<br />
von Zweifeln oder Mutlosigkeit heimsuchen lassen,<br />
wenn die Aussicht auf die vollkommene Einheit<br />
hinter dem Horizont zu verschwinden droht. Als<br />
Diener haben <strong>wir</strong> nur die Aufgabe, den Weg mitzugehen,<br />
den <strong>wir</strong> heute gemeinsam zu gehen gerufen<br />
sind.<br />
3) <strong>das</strong>s die Kirche dazu gerufen ist, diese Dynamik<br />
der Gemeinschaft niemals auf sich selbst zu beschränken.<br />
Die Gemeinschaft, die von Gott kommt, ist offen<br />
für alle. Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes „katholisch“,<br />
offen für <strong>das</strong> Universelle. Sie muss die<br />
Einheit in der Vielfalt ver<strong>wir</strong>klichen, indem sie sich<br />
für alle öffnet. Diese Gemeinschaft <strong>wir</strong>d im Schoß<br />
der lokalen Kirche gelebt – mit unterschiedlichen<br />
Aufgaben, Charismen, menschlichen, sozialen,<br />
<strong>wir</strong>tschaftlichen und kulturellen Unterschieden, die<br />
diese Kirche ausmachen. Diese Arbeit für die Einheit<br />
ist ohne Unterhalt und immer wieder aufs<br />
Neue zu tun – und zwar mit Blick auf die Menschen,<br />
die dieser Kirche an die Seite gestellt wurden.<br />
Eine lokale Gemeinde sollte sich niemals in<br />
sich selbst zurückziehen, sie soll vielmehr offen<br />
bleiben für andere Kirchen vor Ort, für die ganze<br />
Welt. <strong>In</strong> der katholischen Theologie ist es <strong>das</strong> Bischofskollegium<br />
– an der Spitze der Bischof von<br />
Rom, <strong>das</strong> die Anliegen dieser Gemeinschaft, dieser<br />
weltumspannenden Geschwisterlichkeit, dieser<br />
grenzenlos solidarischen Gemeinde, mit sich tragen<br />
oder besser: <strong>das</strong> darauf achtet, <strong>das</strong>s diese Anliegen<br />
von allen lokalen Kirchen getragen werden.<br />
Jede Kirche <strong>wir</strong>d durch den Glauben und <strong>das</strong> Zeugnis<br />
der anderen Kirchen bereichert.<br />
Diese Dynamik der Gemeinschaft drängt die katholische<br />
Kirche, die volle Gemeinschaft mit den anderen<br />
Kirchen zu suchen. Selbst wenn sie denkt, <strong>das</strong>s<br />
sie in sich alle Mittel der Gnade trägt, die sie die<br />
Gemeinschaft in Christus wahrhaftig erfahren lassen,<br />
ist sie sich doch bewusst, <strong>das</strong>s ihre Wahrnehmung<br />
der Wahrheit durch andere bereichert<br />
werden kann; durch Schwestern und Brüder im<br />
Glauben, die aus derselben Taufe leben, in denen<br />
derselbe Geist wohnt, durch die anderen christli-<br />
chen Kirchen, die manchmal besser als sie selbst<br />
den einen oder anderen Aspekt der Offenbarung<br />
oder der christlichen Erfahrung in ihren Glauben integriert<br />
haben. Wenn die Schwester oder der Bruder<br />
mir im Dialog nichts geben kann, besteht die<br />
Gefahr eines verdeckten Proselytentums.<br />
Wir befinden uns in einer Zeit, in der unsere Gesellschaften<br />
und unsere Kirchen die Notwendigkeit<br />
spüren, ihre eigene Identität neu zu definieren. <strong>In</strong><br />
welchem Klima sollte diese Neuorientierung stattfinden?<br />
<strong>In</strong> einem Klima des Vertrauens oder des<br />
Misstrauens? Im Rahmen der Vollversammlung des<br />
Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der<br />
Christen im November 2006 sprach Kardinal Kasper<br />
die Frage an, was unter Identität zu verstehen<br />
ist. Er sagte: „(Ist sie) eine ängstlich in sich verschlossene,<br />
defensive, auf Abgrenzung bedachte<br />
Einstellung oder eine offene Identität, die sich bewusst<br />
ist, <strong>das</strong>s man Identität grundsätzlich nur in<br />
Kommunikation, Begegnung, Austausch und d. h.<br />
im Dialog mit anderen haben kann. Dialog heißt ja<br />
nicht, die eigene Position aufzugeben, sich auf dem<br />
niedrigsten gemeinsamen Nenner zu treffen und so<br />
ärmer zu werden, sondern die eigene Identität im<br />
Austausch mit anderen bereichern, wachsen und<br />
reifen zu lassen. (…) Dialog will also nicht verarmen,<br />
er kann und will bereichern.“<br />
4) <strong>das</strong>s die Kirche grundsätzlich eine missionarische<br />
Gemeinschaft ist.<br />
Die Kirche, die diese universelle Gemeinschaft Gottes<br />
mit den Menschen verkündet und die – weil <strong>wir</strong><br />
alle Kinder des selben Vaters sind – zur Geschwisterlichkeit<br />
einlädt, muss etwas von dieser Gemeinschaft,<br />
die von Gott kommt, sichtbar und erlebbar<br />
machen. Ist sie nicht <strong>das</strong> Zeichen und <strong>das</strong><br />
Sakrament dieser Einheit der Menschen? Ich denke,<br />
<strong>das</strong>s die ökumenische Geschwisterlichkeit im<br />
Streben nach der Wahrheit, im gemeinsamen<br />
Zeugnis des Evangeliums, im konkreten Engagement<br />
und Dienst am Mitmenschen, <strong>das</strong> Zeichen ist,<br />
<strong>das</strong> <strong>wir</strong> heute mehr denn je brauchen – <strong>das</strong> Zeichen,<br />
<strong>das</strong>s Gott in unserer Welt am Werk ist. Damit<br />
<strong>wir</strong> auf <strong>das</strong> Gebet Jesu antworten können: „Wie du<br />
mich gesandt hast in die Welt, so sende ich sie<br />
auch in die Welt. Ich heilige mich selbst für sie, damit<br />
auch sie geheiligt seien in der Wahrheit.“<br />
(Johannes 17, 21)<br />
<strong>In</strong> einer Welt, in der oft wenig Grund zur Hoffnung<br />
besteht, wo sich Gewalt durchzusetzen scheint, wo<br />
der europäische Prozess zu stagnieren droht, wo<br />
unzählige Jugendliche Orientierung suchen, sind<br />
die Christen und die europäischen Kirchen gerufen,<br />
durch ihr Wort und ihre Taten, durch ihre Arbeit für<br />
Versöhnung und Einheit, zu bezeugen, <strong>das</strong>s Christus<br />
<strong>Licht</strong>, friedvolle Macht und Kraft der Erneuerung<br />
für alle Menschen ist. Möge unser nächstes<br />
ökumenisches Treffen in Sibiu <strong>wir</strong>kungsvoll dazu<br />
beitragen.<br />
Kardinal Jean-Pierre Bernard Ricard,<br />
Bordeaux<br />
79
80<br />
DOKUMENTATION<br />
Vortrag in Wittenberg am 16. Februar 2007<br />
Die <strong>Dritte</strong> <strong>Europäische</strong> Ökumenische Versammlung<br />
in Sibiu/Rumänien soll nach den beiden ökumenischen<br />
Versammlungen in Basel und Graz ein weiterer<br />
Schritt der Versöhnung sein. Es <strong>wir</strong>d darum gehen:<br />
„unsere bereits bestehende Gemeinschaft zu<br />
feiern und zu bezeugen, die Kenntnis und Wertschätzung<br />
unserer verschiedenen religiösen Traditionen<br />
zu vertiefen und <strong>das</strong> europäische ökumenische<br />
Netzwerk zu stärken und auszuweiten.“<br />
Dazu haben <strong>wir</strong> uns mit den „Leitlinien für die<br />
wachsende Zusammenarbeit unter den Kirchen in<br />
Europa“, der Charta Oecumenica, verpflichtet, und<br />
diesen Weg wollen <strong>wir</strong> miteinander weiter gehen.<br />
1. Einleitung<br />
Auf dem Stationenweg nach Sibiu sind <strong>wir</strong> nun in<br />
Wittenberg angelangt, dem Geburtsort der Reformation.<br />
Hier hat der Mönch und akademische Lehrer<br />
Martin Luther vor allem eine Dimension des<br />
Evangeliums neu entdeckt: die Freiheit des Christenmenschen.<br />
Der Mensch ist gerecht vor Gott allein<br />
aus Glauben und allein aus Gnade. Jesus Christus<br />
ist der alleinige Mittler des Heils.<br />
Diese Dimension der Freiheit in Christus hat die<br />
Geschichte Europas zutiefst geprägt: nicht nur die<br />
Geschichte unserer Kirchen, sondern auch die Geschichte<br />
unserer Kulturen, Gesellschaften und<br />
Staaten. „Europa“ ist nicht denkbar ohne die reformatorische<br />
Botschaft von der Freiheit.<br />
Vor diesem Hintergrund habe ich meine Überlegungen<br />
überschrieben mit dem Titel: Die Bedeutung<br />
des Protestantismus für Europa.<br />
DIE BEDEUTUNG DES PROTESTANTISMUS FÜR EUROPA<br />
2. Bedeutung des Protestantismus für Europa?<br />
Anlässlich einer ökumenischen Versammlung<br />
könnte dieser Titel irritieren: Geht es heute nicht<br />
darum, <strong>das</strong>s die christlichen Kirchen gemeinsam einen<br />
Auftrag für Europa haben?<br />
Wenn ich über die Bedeutung des Protestantismus<br />
für Europa spreche, so ist die Perspektive keine<br />
konfessionalistisch abgrenzende, sondern eine zutiefst<br />
ökumenische. Ökumenisch aber so, wie <strong>wir</strong> in<br />
der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen echte<br />
Ökumene eben verstehen: Wir glauben die Eine,<br />
Heilige, Katholische und Apostolische Kirche in der<br />
geschichtlichen Gestalt unterschiedlicher Kirchen.<br />
Jede dieser unterschiedlichen Kirchen mit ihrem eigenen<br />
Profil – sofern sie auf Gottes Wort hört und<br />
die Sakramente schriftgemäß feiert – ist im Vollsinn<br />
Kirche, ist eigenständige creatura verbi.<br />
„Einheit in versöhnter Verschiedenheit“ ist <strong>das</strong><br />
Ökumenemodell der evangelischen Kirchen. <strong>In</strong> gegenseitiger<br />
Anerkennung stehen <strong>wir</strong> gemeinsam<br />
im Auftrag der Verkündigung des Evangeliums und<br />
streben nach der Einheit, die vor uns liegt und allein<br />
in Christus uneingeschränkte Wirklichkeit ist.<br />
Volle sichtbare Einheit ist und bleibt auch für uns<br />
der Auftrag. Volle sichtbare Einheit kann aber für<br />
uns um des Evangeliums willen nicht Uniformität<br />
bedeuten. Die Frage, die <strong>wir</strong> deshalb in die Ökumene<br />
einbringen, lautet: Könnte es nicht sein, <strong>das</strong>s<br />
<strong>das</strong>, was <strong>wir</strong> gemeinhin als konfessionelle Spaltung<br />
beklagen, auch als gute göttliche Vorsehung<br />
verstanden und gelebt werden könnte? Könnte es<br />
nicht sein, <strong>das</strong>s die Vielfalt <strong>das</strong> christliche Zeugnis<br />
nicht schwächt, sondern – im Gegenteil – stärkt?<br />
Das Evangelium ist <strong>das</strong> Geschenk Gottes an die Gemeinschaft<br />
der Kirchen, <strong>das</strong> uns alle zu einer Ge-<br />
meinschaft der Beschenkten verbindet. Die evangelischen<br />
Kirchen aber sind und bleiben diesem<br />
Evangelium in besonderer Weise verpflichtet. <strong>In</strong><br />
dieser Perspektive spreche ich in unserer ökumenischen<br />
Begegnung von der Bedeutung des Protestantismus<br />
für Europa.<br />
3. Europa braucht <strong>das</strong> Evangelium – als Botschaft<br />
der Versöhnung<br />
Gleichzeitig ökumenisch und evangelisch würde<br />
ich formulieren:<br />
Europa braucht nicht Religion, Europa braucht<br />
auch nicht <strong>das</strong> Christentum oder die Kirchen.<br />
Europa braucht <strong>das</strong> Evangelium. Denn Europa<br />
braucht Versöhnung. Und Hoffnung.<br />
„Europa ist aus dem Schmerz geboren“, so formulierte<br />
es der ehemalige deutsche Außenminister<br />
Joschka Fischer vor einigen Jahren bei seinem Besuch<br />
in der Schweiz. Europa hat in der Geschichte<br />
seine Probleme sehr oft mit Kriegen, mit Spaltungen,<br />
mit der Errichtung von Mauern gelöst. Daran<br />
waren auch die Kirchen nicht unbeteiligt. Wenn<br />
Europa nun versucht, gemeinsam in die Zukunft zu<br />
gehen, so können <strong>wir</strong> Kirchen nicht abseits stehen.<br />
Was aus dem Schmerz geboren ist, braucht in erster<br />
Linie die Hoffnung auf Versöhnung. Ich betrachte<br />
deshalb die Verkündigung des Evangeliums in<br />
Wort und Tat als die wichtigste Aufgabe der Kirchen<br />
in Europa. Europa braucht die Hoffnung des<br />
Evangeliums. Europa braucht Zeichen einer in<br />
Christus versöhnten Menschheit. Die Kernaufgabe<br />
der Kirchen im neuen Europa ist also zuallererst<br />
eine ökumenische. Gemeinsam sind <strong>wir</strong> Europa<br />
<strong>das</strong> Evangelium als Botschaft der Versöhnung<br />
schuldig.<br />
4. Die Bedeutung des Protestantismus für Europa!<br />
Europa braucht <strong>das</strong> Evangelium. Diese Aussage ergänze<br />
ich durch eine zweite: Europa braucht <strong>das</strong><br />
evangelische Zeugnis des Evangeliums.<br />
Ich bin davon überzeugt, <strong>das</strong>s der Protestantismus<br />
– als Teil des gesamtchristlichen Zeugnisses und<br />
Dienstes – für Europa eine ganz spezifische Bedeutung<br />
hat. Man könnte hier verschiedene wichtige<br />
Aspekte entfalten: Der Protestantismus als Konfession<br />
der Freiheit, der Protestantismus als Konfession<br />
der <strong>In</strong>dividualität und der Bildung, der Protestantismus<br />
als Konfession der Partizipation und der<br />
Demokratie, der Protestantismus als Konfession<br />
der die Weltlichkeit der Welt bejahenden Weltverantwortung.<br />
Mit Blick auf Europa und seine Herausforderungen<br />
will ich mich auf drei Aspekte beschränken. Die Bedeutung<br />
des Protestantismus für die Einheit (4.1),<br />
die Säkularität (4.2) und die Demokratie (4.3)<br />
Europas.<br />
4.1 Die Bedeutung des Protestantismus für die<br />
Einheit Europas<br />
Europa ist mehr als die <strong>Europäische</strong> Union. Darin<br />
sind <strong>wir</strong> uns einig. Allerdings befinden <strong>wir</strong> uns zurzeit<br />
in einer fast paradoxen Situation: Durch die<br />
kontinuierliche Erweiterung der <strong>Europäische</strong>n<br />
Union <strong>wir</strong>d <strong>das</strong> politische Europa immer größer.<br />
Andererseits – emotional – scheint Europa seit<br />
dem 11. September 2001 kleiner werden zu wollen.<br />
Es gibt Stimmen, auch in unseren Kirchen, die<br />
Europa auf einen Kreis von „geistig-kulturell“ verwandten<br />
Ländern zu beschränken vorschlagen. Dahinter<br />
steht die berechtigte Vorstellung, <strong>das</strong>s <strong>das</strong>
jüdisch-christliche Erbe die Werte Europas entscheidend<br />
mitgeprägt hat.<br />
Der Ruf nach einer Besinnungspause in der europäischen<br />
Erweiterung ist nur zu gut nachvollziehbar.<br />
<strong>In</strong>sbesondere für uns Schweizerinnen und<br />
Schweizer, die <strong>wir</strong> mit dem Europa der Union nach<br />
dem Willen des Souveräns erst mit Verträgen verbunden<br />
sind. Nach mehr als 700 Jahren empfinden<br />
<strong>wir</strong> <strong>das</strong> Zusammenleben zwischen vier Sprachen<br />
und Kulturen nach wie vor als dauernde Herausforderung.<br />
Nicht zu Unrecht spricht man von der<br />
Schweiz als einer Willensnation.<br />
Um wie viel größer ist die Herausforderung, wenn<br />
die Gemeinschaft 27 Staaten, 23 Amtssprachen<br />
und eine Vielzahl von Kulturen und Mentalitäten<br />
umfasst. Dazu kommen – und <strong>das</strong> ist noch viel entscheidender<br />
– schmerzvolle Erfahrungen und tiefe<br />
Wunden, die im kollektiven Bewusstsein der Völker<br />
dieser Gemeinschaft teilweise tief verankert sind.<br />
Die Frage, ob die <strong>In</strong>tegrationskraft der <strong>Europäische</strong>n<br />
Union nicht ihre Grenze erreicht hat, ist vor<br />
diesem Hintergrund verständlich.<br />
Eberhard Jüngel hat in einem programmatischen<br />
Vortrag anlässlich der <strong>Europäische</strong>n Evangelischen<br />
Versammlung in Budapest 1992 auf einen entscheidenden<br />
Punkt hingewiesen: „Verheißung hat<br />
eine evangelische europäische Versammlung …<br />
nur, wenn sie zu einem Aufbruch führt, bei dem<br />
nicht irgendeine respektable Vergangenheit leitend<br />
ist, sondern allein die uns zuvorkommende Gnade<br />
Gottes.“<br />
Müsste man <strong>das</strong>selbe nicht auch für Europa sagen?<br />
Verheißung hat Europa nur, wenn es zu einem Aufbruch<br />
führt, bei dem nicht irgendeine respektable<br />
Vergangenheit leitend ist. Verheißung hat Europa<br />
nur, wenn es nicht geleitet ist von Heimweh zu<br />
dem, was scheinbar einmal gewesen ist.<br />
Mit der Leuenberger Konkordie haben die evangelischen<br />
Kirchen in Europa vor dreißig Jahren ihre<br />
seit der Reformation bestehenden konfessionellen<br />
Trennungen überwunden. Ich könnte mir vorstellen,<br />
<strong>das</strong>s die Leuenberger Konkordie auch für <strong>das</strong><br />
Zusammenwachsen der Völker und Kulturen<br />
Europas ein Modell sein, einen Impuls geben könnte:<br />
Einheit in versöhnter Verschiedenheit. So wie<br />
die Einheit der Kirchen vor uns liegt, weil Christus<br />
auf uns zukommt und deshalb die Rückkehrökumene<br />
keine Option sein kann, so zukunftsoffen<br />
müsste auch die Suche nach der Einheit Europas<br />
sein.<br />
Die Einheit Europas <strong>wir</strong>d nicht in der Wiederherstellung<br />
des christlichen Abendlandes liegen. Die<br />
Einheit Europas liegt vor uns, in einer Form, die <strong>wir</strong><br />
zu suchen und Schritt für Schritt gemeinsam zu gestalten<br />
haben. Dabei <strong>wir</strong>d <strong>das</strong> christliche Europa<br />
seine Werte und seinen geistig-kulturellen Reichtum<br />
zweifellos einbringen. Das christliche Europa<br />
<strong>wir</strong>d auch auf Errungenschaften hinweisen, die<br />
nicht zur Disposition stehen dürfen, wie die unverlierbare<br />
Würde des Einzelnen vor Gott, die Menschenrechte,<br />
die Demokratie oder die Rechtsstaatlichkeit.<br />
Aber <strong>wir</strong> müssen auch dafür offen sein, <strong>das</strong>s Andere<br />
ihre Werte und ihren geistig-kulturellen Reichtum<br />
einbringen und Europa gestärkt aus diesem<br />
Austausch hervorgeht. Die Menschen anderer Religionen<br />
und Kulturen: Sie leben ja nicht nur im „europäischen<br />
Gürtel befreundeter Staaten“; sie sind<br />
schon da, als Migrantinnen und Migranten, mitten<br />
in Europa, sie leben unter uns.<br />
Die Suche nach der Einheit Europas muss gleichzeitig<br />
vergangenheitsbewusst und zukunftsoffen sein.<br />
Diese Zukunftsoffenheit auszuhalten und unter<br />
Einbeziehung der Vergangenheit in Freiheit zu gestalten,<br />
dazu können die evangelischen Kirchen<br />
beitragen.<br />
4.2 Die Bedeutung des Protestantismus für die<br />
Säkularität Europas<br />
„Wir müssen Europa eine Seele geben“, hatte<br />
Jacques Delors einprägsam gefordert. Dahinter<br />
steht die Frage, was Europa im <strong>In</strong>nersten zusammenhält.<br />
Das Bild der Seele Europas: es hat etwas Bestechendes,<br />
Faszinierendes. Aber <strong>wir</strong> sollten dieses<br />
Bild hinterfragen. Ist es <strong>wir</strong>klich hilfreich, wenn <strong>wir</strong><br />
unsere Vorstellungen von Europa leiten lassen von<br />
einem Bild, <strong>das</strong> unmittelbar Assoziationen wie<br />
Unsterblichkeit und Göttlichkeit weckt?<br />
Ich erinnere an dieser Stelle an ein Wort von Wolfgang<br />
Huber, wonach uns der Glaube an Gott bewahrt<br />
vor der Versuchung, die Dinge des Diesseits<br />
jenseitig aufzuladen. Europa ist auch aus dem<br />
Schmerz geboren, weil Politik und Religion in der<br />
Vergangenheit auf unheilvolle Weise vermischt<br />
wurden.<br />
Ein wichtiges Kennzeichen reformatorischen Glaubens<br />
ist die Unterscheidung zwischen dem göttlichen<br />
und weltlichen Regiment Gottes. Oder wie<br />
Zwingli es formuliert hat: zwischen menschlicher<br />
und göttlicher Gerechtigkeit. Christinnen und<br />
Christen sind als im Christusgeschehen Befreite<br />
verwiesen auf die Weltlichkeit der Welt. Dies gilt<br />
auch für die Gestaltung von Kirche. Der Protestantismus<br />
unterscheidet klar zwischen der Kirche und<br />
dem Herrn der Kirche. Die Kirche ist nicht die Wahrheit,<br />
sie dient der Wahrheit. Heilig ist nicht die Kirche,<br />
heilig ist allein Jesus Christus als Ursprung und<br />
Grund der Kirche.<br />
Unser Kontinent ist ein Lebensraum, in dem Menschen<br />
unterschiedlichster Identitäten, Kulturen,<br />
Konfessionen und Religionen zusammenleben.<br />
Diesen Lebensraum weder religiös noch ideologisch<br />
zu überhöhen, sondern als gemeinsamen<br />
Raum der Freiheit, Gerechtigkeit und des Friedens<br />
zu gestalten, ist eine große Herausforderung.<br />
Die Säkularität Europas ist vor diesem Hintergrund<br />
kein Defizit, <strong>das</strong> überwunden werden müsste, sondern<br />
im Gegenteil: Voraussetzung für <strong>das</strong> Gelingen<br />
des Projekts.<br />
Europa hat starke christliche Wurzeln. Deshalb<br />
werden <strong>wir</strong> uns als Kirchen in diesen Gestaltungsprozess<br />
eingeben. Aber <strong>wir</strong> sollten es nicht tun mit<br />
dem – auch nur versteckten – Ziel, dieses Europa<br />
zu einem christlichen Europa zu machen. Es sollte<br />
uns um den Aufbau eines menschlichen, eines gerechten<br />
und eines friedlichen Europa gehen. Sonst<br />
steht zu befürchten, <strong>das</strong>s <strong>wir</strong> entgegen unseren<br />
Beteuerungen dennoch <strong>das</strong> Bild einer Festung<br />
Europa in uns tragen. Nicht einer <strong>wir</strong>tschaftlichen<br />
oder militärischen, aber einer geistig-kulturellen<br />
Festung.<br />
Evangelische Freiheit misst sich letztlich immer<br />
daran, ob die Freiheit als Raum zur Liebe verstan-<br />
den <strong>wir</strong>d. Johannes Calvin formulierte es in der<br />
<strong>In</strong>stitutio sinngemäß so: Ein frommer Mensch ist<br />
ein Mensch, der sich in den äußeren Dingen von<br />
der Freiheit und in den inneren Dingen von der Liebe<br />
leiten lässt (<strong>In</strong>stitutio III / 19,12).<br />
Müssen <strong>wir</strong> Europa eine Seele geben? Das war<br />
unsere Frage. Wir sollten pragmatisch denken.<br />
Europa muss weder unsterblich noch göttlich sein.<br />
Europa muss menschlich sein. Deshalb würde ich<br />
sagen: Wir müssen Europa ein Herz geben. Denn<br />
nur wenn unser Europa getragen ist in den Herzen<br />
der Menschen, <strong>wir</strong>d es auch leben.<br />
4.3 Die Bedeutung des Protestantismus für die<br />
Demokratie Europas<br />
Ein menschliches Europa muss von den Menschen<br />
getragen und gestaltet sein. Eine der großen Herausforderungen<br />
besteht deshalb darin, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />
Europa der Regierungen zu einem Europa der Bürgerinnen<br />
und Bürger <strong>wir</strong>d.<br />
Wenn Europa ein säkulares, ein weltliches und<br />
menschliches Projekt ist, dann gehört doch wohl<br />
auch <strong>das</strong> dazu, was <strong>wir</strong> in der evangelischen Kirche<br />
als semper reformanda bezeichnen. Zur Säkularität<br />
gehört die Reformoffenheit Europas. Zur Reformoffenheit<br />
gehört die Demokratie.<br />
Wir haben dem Europa der Regierungen viel zu verdanken:<br />
60 Jahre Frieden und Stabilität, seit 1990<br />
auch die gemeinsame Erfahrung der Freiheit. Aber<br />
Friede ist ja bekanntlich mehr als die Abwesenheit<br />
von Krieg, Stabilität mehr als <strong>das</strong> Gleichgewicht<br />
der Kräfte und Freiheit mehr als offene Grenzen.<br />
Und so muss Europa – wenn es denn getragen sein<br />
soll in den Herzen der Menschen – mehr sein als<br />
<strong>das</strong> Europa Brüssels und Straßburgs.<br />
Ich darf <strong>das</strong> so offen ansprechen, weil <strong>wir</strong> zurzeit in<br />
der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa<br />
Analoges erfahren. Mit der Unterzeichnung der<br />
Leuenberger Konkordie im Jahr 1973 haben die<br />
evangelischen Kirchen untereinander Kirchengemeinschaft<br />
erklärt. Diese Erklärung der Kirchengemeinschaft<br />
war eine Erklärung von Kirchenleitungen.<br />
Wie die <strong>Europäische</strong> Union hat sich auch die<br />
Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa lau-<br />
81
82<br />
fend erweitert. Ursprünglich zählte die Leuenberger<br />
Kirchengemeinschaft 69 Signatarkirchen<br />
(1976), heute sind es 105 (2007). Diese Gemeinschaft<br />
<strong>wir</strong>d nur dann <strong>wir</strong>klich eine Bedeutung und<br />
eine Kraft entfalten, wenn die erklärte Gemeinschaft<br />
zwischen den Konfessionen bis zu den<br />
Kirchen vor Ort, den Kirchgemeinden und den<br />
Menschen vordringt. Bei der Konzeption ihrer konfessionellen<br />
Zusammenschlüsse müssen sich die<br />
evangelischen Kirchen also selbst auf eines der<br />
wichtigsten Elemente ihres Selbstverständnisses<br />
zurückbesinnen: die Partizipation des Einzelnen,<br />
<strong>das</strong> synodale und presbyteriale Prinzip. Wenn die<br />
Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa<br />
nicht von den Kirchgemeinden und von den Menschen<br />
mitgetragen <strong>wir</strong>d, <strong>wir</strong>d sie nicht die Zukunft<br />
haben, die <strong>wir</strong> uns erhoffen. Kirche ist nicht die Gemeinschaft<br />
der Kirchenleitungen. Kirche ist die Gemeinschaft<br />
der Glaubenden.<br />
Gemeinschaft zwischen <strong>In</strong>stitutionen zu erklären,<br />
ist die Sache von Regierungen oder Kirchenleitungen.<br />
Die Gemeinschaft zwischen den <strong>In</strong>stitutionen<br />
ver<strong>wir</strong>klichen, kann man nur mit den Menschen zusammen.<br />
Auch Europa muss von einer Gemeinschaft der Regierungen<br />
zu einer Gemeinschaft der Bürgerinnen<br />
und Bürger werden. Da liegt noch ein gutes Stück<br />
Weg vor uns. Die europäischen Kirchen als Gemeinschaften<br />
nahe bei den Menschen wollen zur<br />
Einigung des europäischen Kontinents beitragen.<br />
Dazu haben sie sich in der Charta Oecumenica<br />
selbst verpflichtet.<br />
Die evangelischen Kirchen in Europa können auf<br />
diesem Weg einen besonderen Impuls geben. Die<br />
Aufwertung der <strong>In</strong>dividualität ist ein wesentliches<br />
Merkmal des Protestantismus. Der einzelne<br />
Mensch ist unmittelbar zu Gott, coram Deo. Deshalb<br />
ist der Protestantismus zutiefst geprägt von<br />
der Skepsis gegenüber allem, was sich zwischen<br />
den einzelnen Menschen und Gott stellt. Die Europaskepsis:<br />
Könnte sie mit der konkreten Europa-Erfahrung<br />
der Menschen zusammenhängen? Könnte<br />
sie damit zu tun haben, <strong>das</strong>s – obwohl der Protestantismus<br />
in Europa nur 13 Prozent der Bevölkerung<br />
ausmacht – doch sehr viele Menschen an dieser<br />
Stelle protestantisch denken?<br />
Das Volk hat vermutlich nicht immer recht. Aber<br />
was Recht ist und Recht <strong>wir</strong>d, <strong>das</strong> muss vom Volk<br />
getragen sein.<br />
Pfarrer Thomas Wipf,<br />
Bern,<br />
Präsident der Gemeinschaft<br />
Evangelischer Kirchen in Europa<br />
(GEKE)
LISTE DER DELEGIERTEN AUS DEUTSCHLAND<br />
FÜR DIE 3. EUROPÄISCHE ÖKUMENISCHE VERSAMMLUNG<br />
IN SIBIU/HERMANNSTADT<br />
(GEORDNET NACH POSTLEITZAHLEN)<br />
ANHANG<br />
Nr. Anrede Name Vorname PLZ Ort Email<br />
1 Frau Müller Annemarie 01069 Dresden EKD/Ökumenisches <strong>In</strong>formationszentrum Dresden e. V./Sachsen frieden.oeiz@infozentrum-dresden.de<br />
2 Herr Pfarrer Oehme Friedemann 01069 Dresden EKD/Evangelisch Lutherische Landeskirche Sachsens friedemann.oehme@evlks.de<br />
3 Herr Domkapitular Dr. Dittrich Bernhard 01309 Dresden DBK/Bischöfliches Ordinariat Dresden pastoral@ordinariat-dresden.de<br />
4 Frau Dr. Weber Randi 01445 Radebeul Evangelische Brüder-Unität Herrnhuter Brüdergemeine randiweber@gmx.de<br />
5 Frau Mildner Roswitha 01471 Radeburg EKD/Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens roswitha.mildner@web.de<br />
6 Frau Generalsuper- Asmus Heilgard 03044 Cottbus EKD/Ev.Kirche Berlin-Brandenburg u. Schlesische Oberlausitz generalsup-buero.cottbus@t-online.de<br />
intendentin<br />
7 Frau Busch Anna-Maria 04107 Leipzig EKD/Evangelische Jugend/ Sachsen a.m.busch@gmx.net<br />
8 Herr Otto Christoph 04109 Leipzig EKD/Ev. Kirche Berlin-Brandenburg u. Schlesische Oberlausitz christoph.otto@gmx.de<br />
9 Frau Ashim-Ulrich Barbara 04660 Altenburg Evangelisch-methodistische Kirche stephanringeis@gmx.de<br />
10 Herrn Akademiedirektor Marchio Hans-Joachim 06108 Halle a.d. Saale DBK/Katholische Akademie des Bistums Magdeburg info@katholische-akademie-magdeburg.de<br />
11 Herr Propst Kasparick Siegfried 06886 Wittenberg EKD/Ev.-luth.Kirche in Thüringen u. Ev. Kirche der Kirchenprovinz propstei.wbg@t-online.de<br />
Sachsen (EKM)<br />
12 Frau Hoffmeier Andrea 10115 Berlin DBK/BDKJ ahoffmeier@bdkj.de<br />
13 Herr Prof. Dr. Meyer Hans-Joachim 10115 Berlin DBK/ZdK berlin.praesident@zdk.de<br />
14 Herr Streich Bernd 10117 Berlin DBK/Diözesanrat im Erzbistum Berlin streich@khsb-berlin.de<br />
15 Herr Prälat Wakenhut Walter 10117 Berlin DBK/Katholisches Militärbischofsamt walterwakenhut@bundeswehr.org<br />
16 Herr P. Dr. Eggensperger OP Thomas 10119 Berlin DBK/<strong>In</strong>stitut M. Dominique Chenu - Espaces eggensperger@gmx.net<br />
17 Herr Pastor Assmann Reinhard 10409 Berlin Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (Baptisten) assmann-zoar@web.de<br />
18 Herr Löffler P. Hans-Georg 10719 Berlin DBK/Katholische Kirchengemeinde St. Ludwig h-g-loeffler@gmx.de<br />
19 Frau Reinl Britta 10827 Berlin Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (Baptisten) britta.reinl@gmx.de<br />
20 Frau Mensink Dagmar 10963 Berlin DBK/Parteivorstand der SPD, Willi-Brandt-Haus dagmar.mensink@spd.de<br />
21 Herr Dr. Wazlawik Klaus 12555 Berlin EKD/Köpenicker <strong>In</strong>itiativgruppe Eine Welt (KIGEW) klaus.wazlawik@gmx.de<br />
22 Frau Kind Ulrike 13189 Berlin EKD/More Ecumenical Empowerment Together (MEET) und ESG forum2@bundes-esg.de<br />
23 Frau Dr. Thunig-Nittner Gerburg 14163 Berlin DBK/Ackermann-Gemeinde thunignittner@hotmail.com<br />
24 Herr Oberst Dr. Heinemann Winfried 14411 Potsdam DBK/Militärgeschichtliches Forschungsamt winfriedheinemann@bundeswehr.org<br />
25 Frau Generalsekretärin Claas Regina 14641 Wustermark Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (Baptisten) rclaas@baptisten.org<br />
26 Herr Präsident Großmann Siegfried 14641 Wustermark Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (Baptisten) siegfried.grossmann@t-online.de<br />
27 Herr Pfarrer Tuve Matthias 17326 Brüssow EKD/Pommersche Evangelische Kirche bruessow@kirchenkreis-pasewalk.de<br />
28 Herr Diakon Markmann Axel 18437 Stralsund EKD/Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt/ Pommern dienste.arbeitswelt@kdw-hst.de<br />
29 Frau Vikarin Freudenberg Anne 18439 Stralsund EKD/Sassnitz-<strong>In</strong>itiative AnneFreudenberg@web.de<br />
30 Herr Möhring Heiner 19065 Pinnow EKD/Evangelische-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs heiner.moehring@gmx.de<br />
31 Herr Weihbischof Dr. Jaschke Hans-Jochen 20099 Hamburg DBK/Weihbischof in Hamburg wbjaschke@erzbistum-hamburg.de<br />
32 Herr Prof. Dr. Beestermöller Gerhard 20459 Hamburg DBK/<strong>In</strong>stitut für Theologie und Frieden beestermoeller@ithf.de<br />
83
84<br />
33 Herr PD Dr. Justenhoven Heinz-Gerhard 20459 Hamburg DBK/<strong>In</strong>stitut für Theologie und Frieden justenhoven@ithf.de<br />
34 Herr Pfarrer Anders Christoph 20537 Hamburg Evangelisches Missionswerk, assoziiert mit KEK christoph.anders@emw-d.de<br />
35 Herr Israel Klaus 21335 Lüneburg EKD/AG Konziliarer Prozess klaus.israel@evlka.de<br />
36 Herr Prof. Dr. Hoppe Thomas 22043 Hamburg DBK/Helmut-Schmidt-Universität thomas.hoppe@hsu-hh.de<br />
37 Frau Dr. Sahm Astrid 22166 "Minsk Belarus" EKD/Leiterin der <strong>In</strong>ternationalen Bildungs- u. Begegnungsstätte Minsk sahm@ibb.by<br />
38 Herr OKR Vogelmann Wolfgang 24103 Kiel EKD/Nordelbische Evang.-Lutherische Kirche wvogelmann@versanet.de<br />
39 Frau Pastorin Weiß Jutta 25821 Breklum EKD/Nordelbische Evang.-Lutherische Kirche j.weiss@nmz-mission.de<br />
40 Frau Kleinhuis Jana-Trixi 26725 Emden Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (Baptisten) JanaTrixi@Kleinhuis.net<br />
41 Herr Ihssen Uwe 28215 Bremen EKD/Bremische Evangelische Kirche ihssen.forum@kirche-bremen.de<br />
42 Frau Pastorin Kortjohann Marina 28832 Achim EKD/Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers mk@kortjohann.de<br />
43 Herr Thesenvitz Dirk 30159 Hannover EKD/Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Jugend (aej) dt@aej-online.de<br />
44 Herr Pastor Stelter Dirk 30169 Hannover EKD/Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers stelter@kirchliche-dienste.de<br />
45 Herr Weihbischof Dr. Schwerdtfeger Nikolaus 30880 Laatzen DBK/Weihbischof in Hildesheim nikolaus.schwerdtfeger@bistum-hildesheim.de<br />
46 Herr Bischof em. Dr. Homeyer Josef 31134 Hildesheim DBK josef.homeyer@bistum-hildesheim.de<br />
47 Frau Meyer Margareta 31177 Harsum-Hönnersum DBK/Diözesanrat der Katholiken im Bistum Hildesheim margareta.meyer@t-online.de<br />
48 Herr Dr. Anhelm Fritz Erich 31545 Rehburg-Loccum Evangelische Akademien/assoziiert bei KEK fritz.anhelm@evlka.de<br />
49 Herr Landesbischof Johannesdotter Jürgen 31675 Bückeburg EKD/Evangelisch-lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe landesbischof@landeskirche-schaumburglippe.de<br />
50 Herr Pfarrer Balke Bendix 32805 Horn-Bad Meinberg EKD/Lippische Landeskirche balke@meinekirche.info<br />
51 Herr Dr. Oeldemann Johannes 33098 Paderborn DBK/Johann-Adam-Möhler-<strong>In</strong>stitut J.Oeldemann@moehlerinstitut.de<br />
52 Herr Hunstig Hans-Georg 33104 Paderborn DBK/Diözesanrat Erzbistum Paderborn hunstig@gmx.de<br />
53 Herr Dr. Möller Ulrich 33602 Bielefeld EKD/Konferenz <strong>Europäische</strong>r Kirchen, Haushaltsausschuss dr.moeller@lka.ekvw.de<br />
54 Herr OKR Dr. Rosowski Martin 34117 Kassel <strong>Europäische</strong>s Forum Christlicher Männer/Männerarbeit der EKD rosowski@maennerarbeit-ekd.de<br />
(assoziiert mit KEK)<br />
55 Herr OKR Dr. Richebächer Wilhelm 34131 Kassel EKD/Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck oekumenedezernat.lka@ekkw.de<br />
56 Herr Propst Eibach Klaus 35390 Gießen EKD/Evang. Kirche in Hessen und Nassau propstei.oberhessen@ekhn.de<br />
57 Frau von der Recke Marie-Noelle 35641 Schöffengrund EKD/Church and Peace GenSekr@church-and-peace.org<br />
58 Frau Studienleiterin Dr. Lechner Silke 36037 Fulda EKD/Deutscher Evangelische Kirchentag (DEKT) lechner@kirchentag.de<br />
59 Frau Borgers Lena 37124 Rosdorf EKD/Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers norderpurzelchen@gmx.de<br />
60 Frau Göpel Ute 37293 Herleshausen EKD/Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck goepel.lka@ekkw.de<br />
61 Herr OLKR Kollmar Peter 38300 Wolfenbüttel EKD/Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig p.kollmar@luth-braunschweig.de<br />
62 Frau Böcher Mechthild 38304 Wolfenbüttel EKD/Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig m.boecher@arcor.de<br />
63 Herr Bischof Dr. Feige Gerhard 39104 Magdeburg DBK/Bischof von Magdeburg bischof@bistum-magdeburg.de<br />
64 Herr Stolze Jürgen 39104 Magdeburg Evangelisch-methodistische Kirche juergen.stolze@emk.de<br />
65 Herr Wallenhorst Thomas 40213 Düsseldorf DBK/NRW-Ministerium für Familie thomas.wallenhorst@mgffi.nrw.de<br />
66 Herr Erzbischof Longin 40227 Düsseldorf Orthodoxe Kirche von Rußland, Patriarchat von Moskau erzblongin@rok-vertretung.de<br />
67 Frau Landespfarrerin Busch Christine 40476 Düsseldorf EKD/Evangelische Kirche im Rheinland christine.busch@ekir-lka.de<br />
68 Herr Pfarrer Mauritz Andreas 40477 Düsseldorf DBK/BDKJ amauritz@bdkj.de<br />
69 Herr Tänzler Dirk 40477 Düsseldorf DBK/BDKJ dtaenzler@bdkj.de<br />
70 Frau Bogner Magdalena 41477 Düsseldorf DBK/Vorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands bundesvorsitzende@kfd.de<br />
71 Herr Holz Manfred 42030 Wuppertal DBK/Sachausschuss MEF im Erzbistum Köln manfred.holz.vfg@t-online.de<br />
72 Herr Plobner Gerd 44145 Dortmund EKD/Evangelische Kirche von Westfalen gerd.plobner@vkk-do.de<br />
73 Frau Lüders Stephanie 44359 Dortmund EKD/Evangelische Kirche von Westfalen lueders.hilbich@arcor.de<br />
74 Frau Brunotte Renate 47279 Duisburg EKD/Evangelische Kirche im Rheinland renatebrunotte@t-online.de
75 Frau Sr. Dr. Reemts OSB Christiana 47929 Grefrath DBK/Abtei Mariendonk srchristiana@mariendonk.de<br />
76 Herr Weihbischof Dr. Voß Josef 48143 Münster DBK/Weihbischof in Münster plettendorf@bistum-muenster.de<br />
77 Frau Prof. Dr. Sattler Dorothea 48149 Münster DBK/Universität Münster dorothea.sattler@uni-muenster.de<br />
78 Herr Prof. Dr. Schreiner Peter 48149 Münster <strong>In</strong>tereuropean Commission on Church and School/assoziiert bei KEK) schreiner@comenius.de<br />
79 Frau van de Loo Stefanie 48149 Münster DBK/Universität Münster/Abteilung II: Ökumenik und Friedensforschung van.de.loo@uni-muenster.de<br />
80 Herr Prof. Dr. Stobbe Heinz-Günther 48153 Münster DBK stobbe@theologie.uni-siegen.de<br />
81 Herr Pastor Tuschling Steffen 49076 Osnabrück EKD/Evangelisch-Reformierte Kirche steffen.tuschling@reformiert.de<br />
82 Frau Heintz <strong>In</strong>grid 50259 Pulheim Evangelisch-methodistische Kirche ingridheintz@arcor.de<br />
83 Herr Höbsch Werner 50668 Köln DBK/Referat für den <strong>In</strong>terreligiösen Dialog Erzbistum Köln werner.hoebsch@erzbistum-koeln.de<br />
84 Frau Fischbach MdB <strong>In</strong>grid 50677 Köln DBK/Katholischer Deutscher Frauenbund bundesverband@frauenbund.de<br />
85 Herr Dittrich Norbert 52064 Aachen DBK/Bischöfliches Hilfswerk Misereor postmaster@misereor.de<br />
86 Frau Heidemanns Katja 52064 Aachen DBK/Missio Aachen k.heidemanns@missio.de<br />
87 Herr Dr. Marcus Franz 52064 Aachen DBK/Päpstliches Missionswerk der Kinder marcus@kindermissionswerk.de<br />
88 Frau Kett Andrea 52078 Aachen DBK/Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands andrea.kett@gmx.de<br />
89 Frau Dr. Beykirch-Angel Ursula 53113 Bonn DBK/Bereichsleiterin Glaube und Bildung Sekretariat DBK u.beykirch@dbk.de<br />
90 Frau Casel Gertrud 53113 Bonn DBK/Geschäftsführerin der Deutschen Kommission Justitia et Pax g.casel@dbk.de<br />
91 Herr Gasper Hans 53113 Bonn DBK/Bereich Glaube und Bildung Sekretariat DBK h.gasper@dbk.de<br />
92 Herr P. Dr. Langendörfer SJ Hans 53113 Bonn DBK/Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz sekretaer@dbk.de<br />
93 Herr Msgr. Miehle Wolfgang 53113 Bonn DBK/Nationaldirektor für die Ausländerseelsorge w.miehle@dbk.de<br />
94 Frau Dr. Rumbach-Thome Heike 53113 Bonn DBK/Bereich Weltkirche und Migration im Sekretariat der DBK h.rumbach-thome@dbk.de<br />
95 Herr Militärdekan Walter Jürgen 53113 Bonn EKD/Seelsorge in der Bundeswehr J.walter@sh-ekd.de<br />
96 Frau Sr. Höffmann SSpS Cäcilia 53115 Bonn DBK/DOK Haus der Orden caecilia@orden.de<br />
97 Herr Kiefer SAC P. Rüdiger 53115 Bonn DBK/Haus der Orden kiefer@orden.de<br />
98 Herr Dr. Vesper Stefan 53175 Bonn DBK/Zentralkomitee der deutschen Katholiken generalsekretaer@zdk.de<br />
99 Frau Dr. Brinkmann Herta 53545 Linz DBK/Katholikenrat Trier 026443635@t-online.de<br />
100 Herr Schärtl Christian 53604 Bad Honnef DBK/KLJB c.schaertl@kljb.org<br />
101 Herr Diakon Kandels Stefan 53757 Sankt Augustin Katholisches Bistum der Alt-Katholiken stefan.kandels@t-online.de<br />
102 Herr Weihbischof em. Schwarz Leo 54290 Trier DBK/Präsident der <strong>Europäische</strong>n Justitia et Pax-Konferenzen leo.schwarz@bgv-trier.de<br />
103 Herr Superintendent Pistorius Christoph 54292 Trier EKD/Evangelische Kirche im Rheinland christoph.pistorius@ekir.de<br />
104 Frau Franzen Christa 55116 Mainz DBK/Arbeitsgemeinschaft der Säkularinstitute Christa-Franzen-AGSI@directbox.com<br />
105 Herr Schönhöffer Peter 55218 <strong>In</strong>gelheim Kairos Europa (assoziiert mit KEK) peter-schoenhoeffer@web.de<br />
106 Frau Dr. Kurth Gisela 56503 Neuwied EKD/Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) kurth@eirene.org<br />
107 Herr Geistlicher Rat Schlenzig Hans-Werner 56626 Andernach Katholisches Bistum der Alt-Katholiken hw@schlenzig.info<br />
108 Frau Krämer Renate 58730 Fröndenberg EKD/Evangelische Kirche von Westfalen kraemer.spitt@online.de<br />
109 Herr Dr. Valentin Joachim 60311 Frankfurt am Main DBK/Katholisches Zentrum „Haus am Dom“ j.valentin@bistum-limburg.de<br />
110 Frau Schnabel Petra 60318 Frankfurt am Main EKD/Ecumenical Youth Council in Europa (EYCE) / Bayern petra.schnabel@gmx.de<br />
111 Frau Pfarrerin Rudolph Barbara 60487 Frankfurt am Main ACK (assoziiert mit KEK) barbara.rudolph@ack-oec.de<br />
112 Herr DDr. Schütz J. Georg 60487 Frankfurt am Main DBK/Ökumenische Centrale ACK georg.schuetz@ack-oec.de<br />
113 Frau Bischöfin Wenner Rosemarie 60487 Frankfurt am Main Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland bischoefin@emk.de<br />
114 Frau Pfarrerin Gunkel Mechthild 60488 Frankfurt am Main EKD/Offenes Forum Dekade Gewalt überwinden mechthild.gunkel@zoe-ekhn.de<br />
115 Frau Pfarrerin Nauck Mechthild 60488 Frankfurt am Main EKD/Evangelische Kirche in Hessen und Nassau mechthild.nauck@zoe-ekhn.de<br />
116 Herr Dr. Voß Reinhard 61118 Bad Vilbel DBK/Pax Christi r.voss@paxchristi.de<br />
117 Frau Hüning Veronika 61118 Bad Vilbel DBK/Pax Christi huening53@aol.com<br />
118 Herr Weihbischof Pieschl Gerhard 65549 Limburg DBK/Weihbischof in Limburg weihbischof@bistumlimburg.de<br />
119 Herr Schmitt Michael 67346 Speyer DBK/Bistum Speyer oekumene@bistum-speyer.de<br />
85
86<br />
120 Frau Schäfer Bärbel 67454 Haßloch EKD/Evangelische Kirche der Pfalz umwelt@frieden-umwelt-pfalz.de<br />
121 Herr Dr. Oelschläger Ulrich 67547 Worms EKD/Evangelische Kirche in Hessen und Nassau ulrich.oelschlaeger@t-online.de<br />
122 Herr Dr. Diefenbacher Hans 69118 Heidelberg EKD/Beauftragter des Rates der EKD für Umweltfragen hans.diefenbacher@fest-heidelberg.de<br />
123 Frau Covolo Catharina 69123 Heidelberg EKD/Evangelische Jugend/ Oldenburg jammie2004@gmx.de<br />
124 Herr Heidel Klaus 69124 Heidelberg EKD/Werkstatt Ökonomie e. V., Mitglied der 10. Synode der EKD klaus.heidel@woek.de<br />
125 Herr Dr. Böhm Hans-Hermann 70174 Stuttgart EKD/<strong>Europäische</strong>s Christliches Umweltnetzwerk (ECEN) umwelt@elk-wue.de<br />
126 Frau Pfarrerin Dr. Eichrodt-Kessel Hélène 70184 Stuttgart EKD/Evangelische Landeskirche in Württemberg helene.eichrodt-kessel@elk-wue.de<br />
127 Herr Dr. Kustermann Abraham Peter 70184 Stuttgart DBK/Akademie Stuttgart-Hohenheim kustermann@akademie-rs.de<br />
128 Herr Kirchenrat Penzoldt Martin 70184 Stuttgart EKD/Evangelische Landeskirche in Württemberg martin.penzoldt@elk-wue.de<br />
129 Herr Pfarrer Strauß Volker 70192 Stuttgart Gustav-Adolf-Werk Leipzig (assoziiert bei KEK) vstrauss@gmx.de<br />
130 Herr Göbel Thorsten 71088 Holzgerlingen Evangelisch-methodistische Kirche thorsten.goebel@emk.de<br />
131 Frau Girlich Renate 71522 Backnang Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (Baptisten) renategirlich@aol.com<br />
132 Frau Dr. Mayer Annemarie 72074 Tübingen DBK/Universität Tübingen annemarie.mayer@uni-tuebingen.de<br />
133 Herr Pfarrer Reichel Christoph 73087 Bad Boll Evangelische Brüder-Unität Herrnhuter Brüdergemeine cr@bb.ebu.de<br />
134 Frau Diakonin Dieter Sylvia 74348 Lauffen/N EKD/Ökumenisches Netz Württemberg dieter_sylvia@web.de<br />
135 Herr Vizepräsid.Dekan Ehrmantraut Rudolf 76829 Landau EKD/Evangelische Kirche der Pfalz ehrmantraut@evkirchelandau.de<br />
136 Herr Alborino Roberto 79104 Freiburg DBK/DCV roberto.alborino@caritas.de<br />
137 Herr Gerstner Wolfgang 79104 Freiburg DBK/Maximilian-Kolbe-Werk wolfgang-gerstner@maximilian-kolbewerk.de<br />
138 Herr Dr. Ruh Ulrich 79104 Freiburg DBK/Herder Korrespondenz ruh@herder.de<br />
139 Herr Traut Tobias 79104 Freiburg EKD/Evangelische Landeskirche in Württemberg tobias.traut@web.de<br />
140 Herr Pastor Renno Hans-Martin 79107 Freiburg Evangelisch-methodistische Kirche hans.martin.renno@emk.de<br />
141 Frau Dr. Bücking Elisabeth 79294 Sölden EKD/ Ökumenisches Forum Christlicher Frauen in Europa (ÖFCFE) ebuecking@sirmadras.de<br />
u. Christinnenrat<br />
142 Herr Pfarrer Widdess Peter 79689 Maulburg EKD/Evangelische Landeskirche in Baden ekmaulburg@t-online.de<br />
143 Frau Pfarrerin Fuhrmann Bettina 79771 Klettgau EKD/Evangelische Landeskirche in Baden bettina-fuhrmann@t-online.de<br />
144 Frau Dr. Dieckmann Elisabeth 80063 München DBK/Diözesanrat im Erzbistum München und Freising Edieckmann@ordinariat-muenchen.de<br />
145 Herr Dr. Renz Andreas 80331 München DBK/Erzbischöfliches Ordinariat Arenz@ordinariat-muenchen.de<br />
146 Herr Kirchenrat Huber Ivo 80333 München EKD/Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern ivo.huber@elkb.de<br />
147 Frau Präsidentin Schülke Heidi 80333 München EKD/Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern heidi.schuelke@elkb.de<br />
148 Herr P. Englert OSA Eric 80336 München DBK/Missio München e.englert@missio.de<br />
149 Herr Prof. DDr. Wallacher Johannes 80539 München DBK/Hochschule für Philosophie joh.wallacher@hfph.mwn.de<br />
150 Frau Willemsen Antonia 81369 München DBK/Kirche in Not/ Ostpriesterhilfe Deutschland e. V. info@kirche-in-not.de<br />
151 Herr Erzpriester Dr. Basarab Mircea 81375 München Rumänisch-Orthodoxe Kirche m.basarab@gmx.net<br />
152 Herr Apostolischen Kryk Petro 81679 München DBK/Apostolische Exarchie petrokryk@yahoo.com<br />
Exarchen<br />
153 Herr Pfarrer Machuzhak Ivan 81679 München DBK/Apostolische Exarchie für kath. Ukrainer kanzlei@ukrainische-exarchie.de<br />
154 Frau Steineck Gudrun 82418 Hofheim/Murnau Arbeitsgemeinschaft ökumenischer Kreise in Deutschland e. V. (AÖK) aoekreise.steineck@t-online.de<br />
155 Herr Prof. Dr. Vogt Markus 83671 Benediktbeuern DBK/Clearingstelle Kirche/Umwelt vogt@pth-66.de<br />
156 Herr Bischof Hanke OSB Gregor Maria 85072 Eichstätt DBK/Bischof von Eichstätt bischof@bistum-eichstaett.de<br />
157 Frau Breher Barbara 85276 Pfaffenhofen/Ilm DBK/Vorsitzende des Kolpingwerkes Europa BreherBW@aol.com<br />
158 Herr Dr. Albert Gerhard 85354 Freising DBK/Renovabis Kardinal-Döpfner-Haus gerhard.albert@renovabis.de<br />
159 Frau Dr. Ballweg Gabi 86316 Friedberg DBK/Fokolar-Bewegung GabiBallweg@web.de<br />
160 Herr Dr. Pfeiffer Gerhard 86399 Bobingen <strong>In</strong>ternational Association for Christian Education (assoziiert mit KEK) gerhard.pfeiffer@fen-net.de
161 Herr Metropolit Dr. Serafim Joanta 90429 Nürnberg Rumänisch orthodoxe Metropolie für Deutschland, Zentral- und serafim@mitropolia-ro.de<br />
Nordeuropa<br />
162 Frau Stanullo Irmgard 90449 Nürnberg Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (Baptisten) Irmgard@Stanullo.de<br />
163 Frau Dr. Friedrich Andrea M. 91320 Ebermannstadt DBK/Katholisches Pfarramt St. Nikolaus andrea-m@web.de<br />
164 Herr Schoenauer Hermann 91564 Neuendettelsau Leiter der Diakonie Neuendettelsau hermann.schoenauer@diakonieneuendettelsau.de<br />
165 Herr Bischof Dr. Müller Gerhard Ludwig 93043 Regensburg DBK/Bischof des Bistums Regensburg bischof@bistum-regensburg.de<br />
166 Herr Prof. Dr. Dirscherl Erwin 93053 Regensburg DBK/Universität Regensburg erwin.dirscherl@theologie.uni-regensburg.de<br />
167 Herr Rottenaicher Joseph 94032 Passau DBK/Umweltbeauftragter der Diözese Passau KLB.Passau@bistum-passau.de<br />
168 Herr P. Dr. Bieber OSB Marianus 94557 Niederaltaich DBK/Abtei Niederaltaich abt@abtei-niederaltaich.de<br />
169 Frau Bühl Susanne 97070 Würzburg DBK/Gemeinschaft Sant`Egidio susanne.buehl@t-online.de<br />
170 Herr Bischof em. Dr. Scheele Paul-Werner 97070 Würzburg DBK/Diözese Würzburg Bischof_em@bistum-wuerzburg.de<br />
171 Herr Pfarrer Schmidt Christian 97320 Albertshofen EKD/Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern Ev.Luth.Pfarramt.Albertshofen@t-online.de<br />
172 Herr Geffe Wolfgang 99096 Erfurt EKD/Ev.-luth.Kirche in Thüringen u.Ev.Kirche der Kirchenprovinz wolfgang.geffe@ekmd.de<br />
Sachsen (EKM)<br />
173 Frau Treu Ulrike 99096 Erfurt EKD/Ev.-luth. Kirche in Thüringen u. Ev.Kirche der Kirchenprovinz ulitreu@web.de<br />
Sachsen (EKM)<br />
174 Frau Kirchenrätin Skriewe Katrin 99817 Eisenach EKD/Ökumenischer Vorbereitungskreis EÖV3 / Thüringen kathrin.skriewe@ekmd.de<br />
175 Frau Köhler Ulrike 99998 Volkenroda EKD/Ev.-luth. Kirche in Thüringen u. Ev. Kirche der Kirchenprovinz koehler@kloster-volkenroda.de<br />
Sachsen (EKM)<br />
zusätzlich<br />
Frau Landesbsichöfin Dr. Käßmann Margot 30169 Hannover EKD/Mitglied im Zentralausschuss der KEK und im Planungskomitee landesbischoefin@evlka.de<br />
von KEK/CCEE<br />
Frau OKRin Heider-Rottwilm Antje 30419 Hannover EKD/Mitglied im Zentralausschuss und Präsidium der KEK antje.heider-rottwilm@ekd.de<br />
Herr OKR Dr. Affolderbach Martin 30419 Hannover EKD/AG Islam in Europa, gemeinsames Komitee von KEK/CCEE martin.affolderbach@ekd.de<br />
Herr Pastor Riedel-Schneider Michael 30419 Hannover EKD michael.riedel-schneider@ekd.de<br />
Herr Pöner Ulrich 53113 Bonn DBK u.poener@dbk.de<br />
Herr Pfarrer Roth Norbert 60487 Frankfurt am Main ACK (assoziiert mit KEK) norbert.roth@ack-oec.de<br />
Frau OKRin Kopsch Cordelia 64285 Darmstadt EKD/Mitglied im Zentralausschuss der KEK cordelia.kopsch@ekhn-kv.de<br />
Frau Prof. Dr. Nüssel Friederike 69177 Heidelberg Kommission ´Kirchen im Dialog` der KEK friederike.nuessel@oek.uni-heidelberg.de<br />
Frau Bretschneider- Almut 99867 Gotha EKD/Jugenddelegierte im Zentralausschuss der KEK almut.bretschneider@web.de<br />
Felzmann<br />
(Stand 30. April 2007. Die Liste ist nicht vollständig und kann möglicherweise Fehler enthalten.)<br />
87
88<br />
ANHANG<br />
Die <strong>Europäische</strong> Ökumenische Versammlung<br />
behandelt an drei Tagen jeweils einen Themenbereich,<br />
vormittags im Plenum mit 2100<br />
Delegierten, und nachmittags in 3 Foren mit<br />
jeweils 700 Delegierten.<br />
Mittwoch, 5. 9.<br />
Das <strong>Licht</strong> Christi und die Kirchen<br />
1. Forum: Dialog, Einheit der Kirchen<br />
2. Forum: Spiritualität, Gemeinsames Beten<br />
3. Forum: Gemeinsames Zeugnis, Mission<br />
Donnerstag, 6. 9.<br />
Das <strong>Licht</strong> Christi und Europa<br />
1. Forum: Beitrag der Kirchen zum Aufbau der Zukunft<br />
Europas<br />
EUROPÄISCHE ÖKUMENISCHE VERSAMMLUNG<br />
IN SIBIU – ZEITRASTER<br />
2. Forum: Beziehungen zu den Religionen<br />
3. Forum: Versöhnung von Völkern und Kulturen,<br />
Migration<br />
Freitag, 7. 9.<br />
Das <strong>Licht</strong> Christi und die Welt<br />
1. Forum: Frieden<br />
2. Forum: Gerechtigkeit<br />
3. Forum: Bewahrung der Schöpfung<br />
Der erste Tag, Dienstag, 4. 9., ist der Anreise und<br />
Begrüßung vorbehalten, der Samstag, 8. 9., einer<br />
Feier zur Geburt Mariens, dem Abschlussplenum<br />
und einer <strong>Licht</strong>feier. Am Sonntag, 9. 9., <strong>wir</strong>d nach<br />
konfessionellen Gottesdiensten die Versammlung<br />
mit einer Sendungsfeier schließen.
Auf der bundesweiten Tagung zur Vorbereitung<br />
der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung<br />
trafen sich im Dezember 2006 ca. 160 Personen<br />
aus fast allen Kirchen Deutschlands. Sie erarbeiteten<br />
zu den 9 thematischen Foren in Sibiu die<br />
nachfolgenden Thesen und Handlungsempfehlungen<br />
(1. Dialog/Einheit, 2. Spiritualität/Gemeinsames<br />
Beten, 3. Gemeinsames Zeugnis/Mission,<br />
4. Beitrag der Kirchen zum Aufbau Europas, Zukunft<br />
Europas, 5. Religionen, 6. Versöhnung und<br />
Migration, 7. Frieden, 8. Gerechtigkeit, 9. Bewahrung<br />
der Schöpfung).<br />
Am Ende der Versammlung bekam jede Teilnehmerin<br />
und jeder Teilnehmer 3 Glassteine und konnte<br />
sie in Glasröhren, die den 9 Themenforen zugeordnet<br />
waren, füllen. Wie er oder sie die Steine<br />
verteilte, war dem eigenen Ermessen frei gestellt.<br />
So entstand ein ökumenisches Barometer, an dem<br />
abzulesen war, wo gerade <strong>das</strong> „ökumenische<br />
Herz“ in Deutschland besonders schlägt. Eine solche<br />
„Abstimmung“ lässt sich auch in einer ökumenischen<br />
Gruppe oder einem Gemeindekreis wiederholen.<br />
Die 160 Personen hoben besonders die<br />
Themen Einheit und Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung<br />
der Schöpfung hervor.<br />
Anregungen für ein Gespräch zur Loccumer<br />
Botschaft<br />
Frage: Welche Handlungsempfehlung ist Ihnen<br />
derzeit besonders wichtig?<br />
BOTSCHAFT AUS LOCCUM FÜR DIE DRITTE<br />
EUROPÄISCHE ÖKUMENISCHE VERSAMMLUNG<br />
<strong>In</strong> vielen Gemeinden und ökumenischen Gruppen<br />
sind die Themen, die in Loccum diskutiert worden<br />
sind und in Sibiu diskutiert werden, schon lange im<br />
Gespräch.<br />
Frage: Zu welchen Themen haben <strong>wir</strong> uns in den<br />
letzten 10 Jahren besonders engagiert? Welche<br />
(Weiter-)Entwicklung haben <strong>wir</strong> erlebt?<br />
Welche Themenbereiche sind kaum oder gar nicht<br />
beachtet worden? Welche Erklärung haben Sie dafür?<br />
Viele erhoffen sich von der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n<br />
Ökumenischen Versammlung starke ökumenische<br />
Impulse.<br />
Frage: Welche 3 Handlungsempfehlungen sind für<br />
Sie die wichtigsten?<br />
Kommen Sie darüber mit anderen aus der Gruppe<br />
ins Gespräch! Wenn möglich tauschen Sie Ihre Ergebnisse<br />
mit anderen ökumenischen Partnern aus.<br />
<strong>In</strong> Sibiu werden Christinnen und Christen aus allen<br />
Ländern Europas sein.<br />
Frage: Zu welchem Themenbereich können Delegierte<br />
aus Deutschland einen besonderen Beitrag<br />
leisten?<br />
Zu welchem Themenbereich sind Delegierte aus<br />
Deutschland besonders auf Impulse aus anderen<br />
Ländern angewiesen?<br />
ANHANG<br />
89
90<br />
Impulse für die Delegierten in Sibiu/Hermannstadt,<br />
Gemeinden und ökumenischen Gruppen<br />
in Deutschland<br />
Loccum, 6. Dezember 2006<br />
Auf der bundesweiten ökumenischen Tagung der<br />
Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in<br />
Deutschland (ACK) zur <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen<br />
Versammlung haben sich in der Evangelischen<br />
Akademie Loccum vom 4. bis 6. Dezember<br />
2006 insgesamt 150 Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer aus Deutschland und Gäste aus Europa<br />
getroffen. Ihr Treffen stand unter der Zusage des<br />
Themas der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen<br />
Versammlung: Das <strong>Licht</strong> Christi scheint auf alle.<br />
Hoffnung auf Erneuerung und Einheit in Europa.<br />
Die Konferenz <strong>Europäische</strong>r Kirchen (KEK) und der<br />
Rat der <strong>Europäische</strong>n Bischofskonferenzen (CCEE)<br />
haben die Kirchen in Europa aufgerufen, die <strong>Dritte</strong><br />
<strong>Europäische</strong> Ökumenische Versammlung als Pilgerweg<br />
zu gestalten. Diesem Aufruf sind in Deutschland<br />
alle Kirchen gefolgt, die in der ACK ökumenisch<br />
verbunden sind. Grundlage der <strong>Dritte</strong>n<br />
<strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung ist die<br />
Charta Oecumenica. Ihr haben sich die Kirchen der<br />
ACK verpflichtet.<br />
Dankbar blicken die Versammelten auf den gemeinsamen<br />
Weg der Kirchen in Europa zurück:<br />
– von der Aufnahme des in Vancouver (1983) beschlossenen<br />
„Konziliaren Prozesses“ für Gerechtigkeit,<br />
Frieden und Bewahrung der Schöpfung,<br />
der in Deutschland auch in der politischen Wende<br />
1989 <strong>wir</strong>ksam wurde und weiter geführt <strong>wir</strong>d,<br />
– über die Erste <strong>Europäische</strong> Ökumenische Versammlung<br />
in Basel (1989),<br />
– hin zum Ruf zur Versöhnung auf der Zweiten <strong>Europäische</strong>n<br />
Ökumenischen Versammlung in Graz<br />
(1997),<br />
– bis zur Charta Oecumenica (2001), die zu wachsender<br />
ökumenischer Gemeinschaft an vielen<br />
Orten und europaweit geführt hat.<br />
Die Versammelten in Loccum haben auf Stimmen<br />
aus katholischer, reformatorischer (landeskirchli-<br />
cher und freikirchlicher) und orthodoxer Tradition<br />
gehört, wie sie auch in den Stationen der <strong>Europäische</strong>n<br />
Ökumenischen Versammlung sichtbar werden<br />
(Rom, Januar 2006, Wittenberg, Februar 2007,<br />
Sibiu/Hermannstadt September 2007). Aus dem<br />
europäischen Vorbereitungsprozess von KEK und<br />
CCEE berichtete im Namen beider Organisationen<br />
der Generalsekretär der KEK, Colin Williams.<br />
<strong>In</strong> Andachten unterschiedlicher Traditionen feierten<br />
sie Christus, <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> der Welt. <strong>In</strong> Vorträgen<br />
fragten sie nach der Bedeutung des Evangeliums<br />
angesichts der Säkularisierung in Europa. <strong>In</strong> Arbeitsgruppen<br />
zu den neun Forenthemen und Diskussionen<br />
haben sich Delegierte für die Versammlung<br />
in Sibiu/Hermannstadt und Nicht-Delegierte,<br />
Vertreterinnen und Vertreter aus Kirchenleitungen,<br />
Basisgruppen, ökumenischen Gemeinschaften, Gemeinden<br />
und Verbänden auf Themen und Handlungsempfehlungen<br />
verständigt.<br />
Sie bitten KEK und CCEE, diese Botschaft bei der<br />
Tagung in Wittenberg (Februar 2007) aufzunehmen.<br />
Sie bitten die Delegierten aus Deutschland,<br />
die ihre Kirchen in Sibiu/Hermannstadt vertreten<br />
werden, die Anliegen dieser Botschaft einzubringen.<br />
Vor allem bitten sie die Kirchen in Deutschland,<br />
Gemeinden, ökumenische Basisgruppen und<br />
Netze, Arbeitsgemeinschaften Christlicher Kirchen<br />
auf regionaler und lokaler Ebene, diese Botschaft<br />
zu diskutieren, in konkrete Schritte umzusetzen<br />
und mit Partnerinnen und Partnern in anderen europäischen<br />
Ländern weiter zu verfolgen.<br />
Das <strong>Licht</strong> Christi und die Kirche<br />
1. Forum: Dialog, Einheit<br />
Als Kirchen wollen <strong>wir</strong> Zeichen des Reiches Gottes<br />
in der Welt sein.<br />
Handlungsempfehlung:<br />
Wir bitten Kirchen und Gemeinden, auf die sichtbare<br />
Einheit der Kirche Jesu Christi hinzu<strong>wir</strong>ken,<br />
indem sie<br />
– den einen Glauben, wie er im Ökumenischen<br />
Glaubensbekenntnis von 381 zum Ausdruck<br />
kommt, in den Kirchen liturgisch beheimaten,<br />
– die gegenseitige Anerkennung der Taufe durch<br />
offizielle Vereinbarungen zwischen den Kirchen<br />
anstreben und bestätigen,<br />
– auf dem Weg zur vollen eucharistischen Gemeinschaft<br />
geeignete Zwischenschritte gehen,<br />
– nach Wegen zur Überwindung der unsere Kirchen<br />
trennenden Fragen des Amtes und Kirchenverständnisses<br />
suchen.<br />
Wir bitten die Mitgliedskirchen von KEK und CCEE<br />
dringend, sich die in der Charta Oecumenica eingegangene<br />
Selbstverpflichtung zur sichtbaren Einheit<br />
der Kirche (Leitlinie 1) zu eigen zu machen und umzusetzen.<br />
Menschen brauchen eindeutige Zeichen.<br />
Europa und die Welt erwarten eine Stimme von<br />
den Kirchen.<br />
2. Forum: Spiritualität, Gemeinsam Beten<br />
Wir bringen in vielfältigen Formen und gemeinsam<br />
vor Gott, was uns in Europa bewegt.<br />
Handlungsempfehlung:<br />
Wir bitten Kirchen und Gemeinden,<br />
– neben Lobpreis und Dank gemeinsam vor Gott<br />
zu bringen, was sie an Zerstörungen und Bedrängnissen<br />
in Europa und der Welt bewegt,<br />
– verstärkt darauf hinzu<strong>wir</strong>ken, <strong>das</strong>s die unterschiedlichen<br />
Formen geistlichen Lebens und<br />
Gottesdienstes als Kraftquelle des Glaubens<br />
wechselseitig kennen gelernt und wertgeschätzt<br />
werden (Charta Oecumenica, Leitlinie 5),<br />
– sich dafür einzusetzen, <strong>das</strong>s die traditionsübergreifenden<br />
Grundlagen christlichen Betens entdeckt<br />
werden und sie auf dieser Basis zu<br />
gemeinsamen Andachtsformen und gottesdienstlichen<br />
Feiern finden,<br />
– sich dabei von der Bibel, der Botschaft von Kreuz<br />
und Auferstehung und dem Zeugnis von Jesus<br />
Christus als dem <strong>Licht</strong> leiten zu lassen.<br />
3. Forum: Gemeinsames Zeugnis, Mission<br />
Die gemeinsame Weitergabe des einen Glaubens<br />
an den Dreieinigen Gott soll Menschen befähigen,<br />
als Christinnen und Christen zu leben, <strong>das</strong> Evangelium<br />
zu bezeugen und sich für Gerechtigkeit,<br />
Frieden und Bewahrung der Schöpfung einzusetzen.<br />
Handlungsempfehlung:<br />
Wir bitten Kirchen und Gemeinden,<br />
– die Leitlinie 2 der Charta Oecumenica so fortzuschreiben,<br />
<strong>das</strong>s selbstverpflichtende Formulierungen<br />
gefunden werden, die <strong>In</strong>halt und Form<br />
der gemeinsamen Mission der Kirchen positiv<br />
beschreiben,<br />
– die Einheit von Glauben und Handeln, von Verkündigung<br />
und sozialethischem Engagement öffentlich<br />
zu betonen,<br />
– statt gegenseitiger Abgrenzung die Bedeutung<br />
gemeinsamer Mission als glaubwürdiges Bezeugen<br />
der Einheit zu unterstreichen.<br />
Das <strong>Licht</strong> Christi und Europa<br />
4. Forum: Beitrag der Kirchen zum Aufbau für<br />
Europa, Zukunft Europas<br />
Die Kirchen sollen aktiv zur Entwicklung der Zivilgesellschaft<br />
in Europa beitragen.<br />
Handlungsempfehlung:<br />
Wir bitten Kirchen und Gemeinden,<br />
– als aktive Mitgestalterinnen der Zivilgesellschaft<br />
– in Gemeinschaft mit allen europäischen Kirchen,<br />
– in einer die Unterschiedlichkeiten der Erfahrungen<br />
und Kontexte respektierenden Haltung,<br />
– in einem achtsamen Dialog,<br />
ihren Beitrag zu leisten für ein gerechtes und solidarisches<br />
Europa (z. B. <strong>In</strong>tensivierung des Jugendaustausches,<br />
Verstärkung des Ost-West<br />
Dialogs, Arbeit an einem gemeinsamen Werteverständnis<br />
und einem verbindenden Gedächtnis<br />
als Grundlage der Identität Europas),
– wahrzunehmen, <strong>das</strong>s mit der Wahl des Ortes<br />
für die EÖV3 in der Mitte Europas und am<br />
Rande der EU diese Herausforderung und<br />
Selbstverpflichtung verbunden ist.<br />
5. Forum: Religionen<br />
Religionsfreiheit in einem demokratisch verfassten,<br />
säkularen Staat ist für Christinnen und Christen<br />
heute eine wesentliche Voraussetzung für <strong>das</strong><br />
friedliche Miteinander der Religionen und Kulturen.<br />
Handlungsempfehlung:<br />
Wir bitten Kirchen und Gemeinden,<br />
– <strong>das</strong> Gespräch mit Menschen anderer Religionen<br />
als Bürgerinnen und Bürger Europas und als<br />
Glaubende zu suchen;<br />
im Sinne der Charta Oecumenica (Leitlinien 10<br />
und 11)<br />
– allen Formen des Antisemitismus und Antijudaismus<br />
in Kirche und Gesellschaft entgegenzutreten,<br />
– auf allen Ebenen den Dialog mit unseren jüdischen<br />
Geschwistern zu suchen und zu intensivieren<br />
und ihn dabei vom „Missionsauftrag an<br />
alle Völker“ zu unterscheiden,<br />
– den Muslimen mit Wertschätzung zu begegnen<br />
und bei gemeinsamen Anliegen mit ihnen zusammenzuarbeiten,<br />
– für <strong>das</strong> Gespräch mit allen Menschen guten Willens<br />
offen zu sein, gemeinsame Anliegen mit ihnen<br />
zu verfolgen und ihnen den christlichen<br />
Glauben zu bezeugen,<br />
6. Forum: Versöhnung und Migration<br />
Gelingende Versöhnungs- und Migrationsprozesse<br />
basieren auf gegenseitigem Respekt, leben von<br />
persönlichen Begegnungen und zielen auf die gemeinsame<br />
Verständigung über Grundwerte.<br />
Handlungsempfehlung:<br />
Wir bitten Kirchen und Gemeinden, die Charta<br />
Oecumenica Leitlinie 8 „Völker und Kulturen versöhnen“<br />
fortzuschreiben:<br />
– CCEE und KEK dabei zu unterstützen, bestehende<br />
Prozesse der Versöhnung fortzuführen und<br />
neue zu initiieren,<br />
– in angstfreie Räume der Begegnung einzuladen,<br />
trennende Erfahrungen und Erinnerungen aufzuarbeiten<br />
und in gegenseitiger Lernbereitschaft<br />
ein versöhntes Miteinander zu leben,<br />
– die Verbesserung der Lebensbedingungen in<br />
den Herkunftsländern der Migrantinnen und Migranten<br />
durch partnerschaftliche Projekte und<br />
politische <strong>In</strong>tervention zu unterstützen,<br />
– sich vorurteilsfrei über <strong>das</strong> Phänomen Migration,<br />
seine Ursachen und Aus<strong>wir</strong>kungen zu informieren,<br />
sich auf Begegnungen mit Migrantinnen<br />
und Migranten einzulassen und für die<br />
Wahrung ihrer Rechte einzutreten (z. B. Raum<br />
für Identitätspflege),<br />
– allen rechtsradikalen Aktivitäten gegen die Migrantinnen<br />
und Migranten entgegenzutreten.<br />
Das <strong>Licht</strong> Christi und die Welt<br />
7. Forum: Frieden<br />
Um <strong>das</strong> in der Charta Oecumenica benannte Ziel<br />
einer „Friedensordnung auf der Grundlage gewaltfreier<br />
Konfliktlösungen“ zu erreichen, <strong>sehen</strong> <strong>wir</strong><br />
die Notwendigkeit, <strong>das</strong> in der europäischen Sicherheitsstrategie<br />
verwendete Verständnis von Sicherheit<br />
kritisch zu befragen.<br />
Handlungsempfehlung<br />
Wir empfehlen den Kirchen und Gemeinden,<br />
– die ökumenische Reflexion darüber, welches<br />
Verständnis von menschlicher Sicherheit und<br />
Verletzbarkeit aus dem Glauben an Jesus Christus<br />
erwächst, zu vertiefen und in die öffentliche<br />
Debatte einzubringen,<br />
– sich bei der <strong>Europäische</strong>n Kommission für den<br />
Aufbau und die <strong>In</strong>stitutionalisierung eines effektiven<br />
<strong>In</strong>struments zur Koordinierung ziviler Mittel<br />
der Konfliktbearbeitung einzusetzen und<br />
Schritte zur Kernwaffenabrüstung einzuleiten,<br />
– sich für die Stärkung internationaler <strong>In</strong>stitutionen<br />
einzusetzen, die dazu beitragen, Krisen vorzubeugen<br />
und in Konflikten zu vermitteln,<br />
– der europäischen Sicherheitsstrategie in Bezug<br />
auf Bestrebungen zur Absicherung politischer<br />
Einflussbereiche entgegen zu treten,<br />
– es als ihre Aufgabe anzu<strong>sehen</strong>, einen Beitrag zu<br />
langfristigen Friedensprozessen im Sinne von<br />
Armutsbekämpfung, sozialer Entwicklung und<br />
Bewahrung der Schöpfung zu leisten.<br />
8. Forum: Gerechtigkeit<br />
Wir plädieren für eine Solidarische Ökonomie, die<br />
dem Leben dient.<br />
Handlungsempfehlung<br />
Wir empfehlen den Kirchen und Gemeinden,<br />
– die Forderung nach einer gerechten Wirtschaftsordnung<br />
mit einer dem Konziliaren Prozess entsprechenden<br />
Spiritualität zu verbinden<br />
– den Zusammenhang der ökonomischen Entwicklungen<br />
in Europa mit der globalisierten Entwicklung<br />
zu untersuchen und bekannt zu machen,<br />
– Netzwerke zu unterstützen und zu bilden, die<br />
Steuergerechtigkeit, Transparenz ökonomischer<br />
Beziehungen und die Durchsetzung politischer<br />
Regeln für gerechteres ökonomisches Handeln<br />
fördern,<br />
– sich für die Realisierung der Millenniumsziele<br />
der UN einzusetzen und die eingegangenen Verpflichtungen<br />
der Staaten einzufordern,<br />
– den Prozess zur Ausweitung ethischer Geldanlagen<br />
voranzutreiben und sich auf diesen Prozess<br />
zu verpflichten.<br />
9. Forum Bewahrung der Schöpfung<br />
Der Klimawandel stellt eine der größten Herausforderungen<br />
für die Menschheit und für <strong>das</strong> Handeln<br />
der Kirche dar – lokal, global und in den Kirchen<br />
selbst.<br />
Handlungsempfehlung:<br />
Wir empfehlen den Kirchen und Gemeinden,<br />
– sich auf verbindliche Ziele für die Verringerung<br />
des CO 2 -Ausstoßes zu verpflichten; dies bedeutet<br />
die Einführung eines kirchlichen Umwelt-Managements;<br />
– in Kooperation mit anderen gesellschaftlichen<br />
Akteuren auf allen Ebenen in einer Klima-Allianz<br />
für eine <strong>wir</strong>kungsvolle Klimaschutzpolitik einzutreten,<br />
– die <strong>Europäische</strong> Union darauf zu drängen, eine<br />
Vorreiterrolle im Klimaschutz zu übernehmen,<br />
– wegen ihrer besonderen Risiken die Atomenergie<br />
im Zusammenhang mit dem Klimaschutz abzulehnen,<br />
– die Schöpfung liturgisch zu feiern.<br />
91
92<br />
ANHANG<br />
Die <strong>Dritte</strong> <strong>Europäische</strong> Ökumenische Versammlung<br />
hatte 2 große Stationen: Rom (Januar 2006), Wittenberg<br />
(Februar 2007). Am Ende der Versammlung<br />
wurde jeweils ein Brief an die Christinnen und<br />
Christen in Europa formuliert. Der römische Brief<br />
ist im 1. Materialheft abgedruckt, hier findet sich<br />
der Wittenberger Brief.<br />
Ein Brief an die Christen Europas<br />
„Das <strong>Licht</strong> Christi scheint auf alle. Die Gabe des<br />
<strong>Licht</strong>es wahrnehmen, die <strong>das</strong> Evangelium Christi<br />
Europa heute schenkt“<br />
Liebe Schwestern und Brüder in Christus überall in<br />
Europa, Gnade und Friede sei mit Euch!<br />
Als Vertreter und Vertreterinnen von Kirchen, Bischofskonferenzen,<br />
Bewegungen und ökumenischen<br />
Organisationen sind <strong>wir</strong> aus 44 Ländern in<br />
die Lutherstadt Wittenberg in Deutschland gereist,<br />
den Geburtsort der Reformation, die eine wichtige<br />
Rolle in der christlichen Tradition spielt. Vom 15. bis<br />
18. Februar 2007 waren <strong>wir</strong> im gemeinsamen Gebet<br />
und der Reflexion vereint, um den Prozess der<br />
<strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung<br />
(EÖV3) fortzusetzen, die im September 2007 in<br />
Hermannstadt/Sibiu, Rumänien, stattfinden <strong>wir</strong>d.<br />
BOTSCHAFT AUS WITTENBERG FÜR DIE DRITTE<br />
EUROPÄISCHE ÖKUMENISCHE VERSAMMLUNG<br />
Nachdem <strong>wir</strong> uns zu dieser gemeinsamen Reise<br />
verpflichtet haben, haben <strong>wir</strong> uns im Zusammenleben,<br />
-arbeiten und -beten um <strong>das</strong> Vertiefen unseres<br />
gegenseitigen Vertrauens und Verständnisses bemüht.<br />
Wir haben auch versucht, eine in dem Evangelium<br />
wurzelnde Spiritualität zu fördern. Durch<br />
Gebet und Handeln möchten <strong>wir</strong> erneut Begeisterung<br />
für unsere ökumenische Reise auslösen. Deshalb<br />
haben <strong>wir</strong> uns wieder der Quelle unserer Gemeinschaft<br />
und Nächstenliebe zugewandt, dem<br />
einen Gott – Vater, Sohn und Heiliger Geist.<br />
<strong>In</strong>dem <strong>wir</strong> gleichzeitig in den Kirchen des Ostens<br />
und des Westens die Fastenzeit beginnen, laden<br />
<strong>wir</strong> Sie alle, liebe Schwestern und Brüder, zu einer<br />
Pilgerreise des <strong>Licht</strong>s ein. Wir blicken auf <strong>das</strong> <strong>Licht</strong><br />
Christi, <strong>das</strong> in der Dunkelheit scheint. Dieses <strong>Licht</strong><br />
lädt uns dazu ein, unsere dunklen Seiten des Misstrauens,<br />
des Argwohns und der Feindschaft zu<br />
erkennen und versöhnt zu werden in der heiligen<br />
Gegenwart des Kreuzes Christi, <strong>das</strong> unsere Dunkelheit<br />
in <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> der Auferstehung verwandelt. Aus<br />
dieser Erkenntnis heraus laden <strong>wir</strong> alle Christen<br />
und Kirchen überall in Europa dazu ein, sich uns im<br />
Gebet, in der Reflexion und in Busse anzuschließen,<br />
wenn <strong>wir</strong> uns darum bemühen, <strong>das</strong> Herz unseres<br />
Herrn Jesus Christus, der Gnade und Erneuerung<br />
schenkt, zu erkennen und danach zu leben.<br />
Durch unser Thema „Das <strong>Licht</strong> Christi scheint<br />
auf alle. Die Gabe des <strong>Licht</strong>es wahrnehmen, die<br />
<strong>das</strong> Evangelium Christi Europa heute schenkt“<br />
werden <strong>wir</strong> zum Handeln angehalten. <strong>In</strong> Demut<br />
und Gebet ermutigen <strong>wir</strong> alle Christen und Christinnen<br />
dazu, mit uns ihre Herzen für <strong>das</strong> wahre<br />
<strong>Licht</strong> Jesu Christi zu öffnen und sich uns anzuschließen<br />
und darauf hinzu<strong>wir</strong>ken, <strong>das</strong>s auf unserem<br />
Kontinent Gerechtigkeit und Frieden herrschen.<br />
Das <strong>Licht</strong> Christi <strong>wir</strong>d uns alle dazu anregen, mit<br />
unserem Einsatz Zeugnis von den Gaben des Friedens,<br />
der Versöhnung und der Einheit in unserer<br />
gespaltenen Welt abzulegen.<br />
Während <strong>wir</strong> in Lutherstadt Wittenberg tagten,<br />
wurden <strong>wir</strong> auf die Ergebnisse der verschiedenen<br />
nationalen und regionalen Veranstaltungen in<br />
ganz Europa aufmerksam gemacht, die zur EÖV3 in<br />
Hermannstadt/Sibiu beitragen. Wir haben Gott gedankt<br />
für die vielen Zeichen der Gemeinschaft und<br />
des fortgesetzten Eifers so vieler Menschen, die ihrer<br />
Berufung zum aufopferungsvollen Zeugnis folgen<br />
in den schwierigen Situationen, die es auf unserem<br />
Kontinent immer noch gibt. Wir waren<br />
ermutigt durch die ständige Bereitschaft so vieler<br />
Menschen, sich für Freiheit und Menschenwürde<br />
einzusetzen, um Angst und Verzweiflung in unseren<br />
Gesellschaften zu überwinden.<br />
Wir bitten Sie, sich unserer Reflexion anzuschließen<br />
und in Christus für alle Kirchen und Christen<br />
auf dieser Pilgerreise zu beten. Auf diese Weise<br />
kann die ganze christliche Gemeinschaft jene begleiten,<br />
die nach Sibiu reisen werden. Das <strong>Licht</strong><br />
Christi kann nicht eingeschränkt oder abgeschwächt<br />
werden. Es ist unser gemeinsames Gebet,<br />
<strong>das</strong>s der nach Sibiu führende Prozess ein neuer<br />
Ansatzpunkt für die Zusammenarbeit der<br />
Christen in Europa sein möge, während sich <strong>das</strong><br />
<strong>Licht</strong> Christi über ganz Europa mit neuer Stärke in<br />
uns allen ausbreitet.<br />
‚Heilige und vereinige uns mit <strong>deinem</strong> Heiligen<br />
Geist, damit <strong>wir</strong> in Dir eins sind, in der Erkenntnis<br />
und Anrufung deines Sohnes!’ (nach einem Gebet<br />
von Phillip Melanchthon)<br />
Wittenberg, den 18.Februar 2007<br />
<strong>Dritte</strong> Station<br />
der <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung
GEMEINDE-/<br />
PFARRBRIEFVORLAGE<br />
ANHANG<br />
<strong>Dritte</strong> <strong>Europäische</strong> Ökumenische Versammlung<br />
Aus Kirchen und ökumenischen Gruppen in 44 Ländern Europas sind vor einigen Wochen<br />
Menschen in die Lutherstadt Wittenberg gekommen. Anfang 2006 waren sie in Rom zusammen,<br />
dort wurde mit Papst Benedikt XVI. gemeinsam gebetet. <strong>In</strong> Wittenberg ging es um die<br />
Bedeutung des Protestantismus für die Wurzeln und die Zukunft Europas. <strong>In</strong> Gebeten, Diskussionen<br />
und Beratungen haben sie den Prozess der <strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung<br />
(EÖV3) fortgesetzt.<br />
<strong>In</strong> ganz Europa buchstabieren Menschen zur Zeit, was <strong>das</strong> Motto der EÖV3 für sie bedeutet:<br />
„Das <strong>Licht</strong> Christi scheint auf alle – Hoffnung auf Erneuerung und Einheit in Europa.“ So wurde<br />
aus Bulgarien von einem Festival der Chöre verschiedener Konfessionen berichtet, in Serbien<br />
kamen Menschen aller Konfessionen zusammen, um die Umsetzung der Charta Oecumenica<br />
in ihrem Land zu beraten. <strong>In</strong> Sibiu/Hermannstadt sollen ausgeraubte Kirchenwälder<br />
wieder aufgeforstet und Solarzellen auf Kirchengebäuden installiert werden. Dort, in der ökumenisch<br />
geprägten Stadt im orthodoxen Rumänien <strong>wir</strong>d vom 4. bis 9. September 2007 die Abschlussveranstaltung<br />
der EÖV3 mit 2.500 Menschen stattfinden.<br />
Es gibt viele Beispiele dafür, wie der Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der<br />
Schöpfung von Basel 1989, der 1. Versammlung, über Graz 1997, der 2. Versammlung, weiter<br />
getragen <strong>wir</strong>d in Ost- und West-, Nord- und Südeuropa.<br />
Europa braucht uns Christinnen und Christen, braucht die frohe Botschaft, die Hoffnung macht<br />
dort, wo <strong>das</strong> Dunkel, wo Armut, Ungerechtigkeit, Hoffnungslosigkeit ist. Europa braucht unser<br />
Engagement für ein Zusammenleben in Solidarität mit den anderen Kontinenten dieser<br />
Erde. Dazu haben sich die Kirchen in der Charta Oecumenica verpflichtet – und jede Gemeinde,<br />
die neu nachfragt, was für sie der nächste Schritt sein kann, trägt dazu bei, <strong>das</strong>s die Hoffnung<br />
auf Erneuerung und Einheit in Europa wächst.<br />
Die insgesamt 2500 Delegierten aus allen Ländern Europas werden in Gebeten und Gottesdiensten,<br />
in theologischen und gesellschaftspolitischen Fragen miteinander nach Wegen suchen, <strong>das</strong><br />
<strong>Licht</strong> Christi für alle leuchten zu lassen und ihre Erfahrungen in ihre Gemeinden und Kirchen zurückzubringen.<br />
93
94<br />
ANHANG<br />
MITGLIEDSKIRCHEN IN DER ARBEITSGEMEINSCHAFT<br />
CHRISTLICHER KIRCHEN IN DEUTSCHLAND<br />
Mitgliedskirchen in der Arbeitsgemeinschaft<br />
Christlicher Kirchen in Deutschland<br />
(* KEK/CCEE Mitglied;<br />
** KEK-Mitglied europaweit)<br />
1) Äthiopisch-Orthodoxe Kirche in Deutschland<br />
2) Arbeitsgemeinschaft Anglikanisch-Episkopaler<br />
Gemeinden in Deutschland **<br />
3) Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden<br />
in Deutschland<br />
4) Armenisch-Apostolische Orthodoxe Kirche in<br />
Deutschland **<br />
5) Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden<br />
in Deutschland (Baptisten) *<br />
6) Die Heilsarmee in Deutschland **<br />
7) Evangelisch-altreformierte Kirche in Niedersachsen<br />
8) Evangelische Brüder Unität – Herrnhuter Brüdergemeine<br />
**<br />
9) Evangelische Kirche in Deutschland *<br />
10) Evangelisch-methodistische Kirche *<br />
11) Katholisches Bistum der Alt-Katholiken in<br />
Deutschland *<br />
12) Koptisch-Orthodoxe Kirche in Deutschland<br />
13) Orthodoxe Kirche in Deutschland – Verband<br />
der Diözesen **<br />
14) Römisch-katholische Kirche *<br />
15) Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche<br />
16) Syrische Orthodoxe Kirche von Antiochien in<br />
Deutschland<br />
Gastmitglieder<br />
1) Apostelamt Jesu Christi<br />
2) Bund Freier evangelischer Gemeinden in<br />
Deutschland<br />
3) Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten<br />
in Deutschland<br />
4) Mülheimer Verband Freikirchlich-Evangelischer<br />
Gemeinden<br />
Ständige Beobachter<br />
1) Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)<br />
2) Arbeitsgemeinschaft Ökumenischer Kreise<br />
(AÖK)<br />
3) Evangelisches Missionswerk in Deutschland<br />
Mitglied bei KEK aber nicht in der ACK<br />
1) Lettische Evangelisch-Lutherische Kirche im<br />
Ausland
Bestelladresse<br />
für die nachfolgenden Materialien:<br />
Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen<br />
in Deutschland, Ökumenische Centrale,<br />
Ludolfusstraße 2-4,<br />
60487 Frankfurt am Main, Tel. 069-24 70 27-0,<br />
E-Mail: info@ack-oec.de<br />
– Flyer zur EÖV3 (Bais-<strong>In</strong>formation)<br />
– Materialheft „Auf dem Weg der<br />
<strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen<br />
Versammlung 2006/2007“ 5,00 €<br />
– Materialheft „<strong>In</strong> <strong>deinem</strong> <strong>Licht</strong> <strong>sehen</strong><br />
<strong>wir</strong> <strong>das</strong> <strong>Licht</strong>.“ Gottesdienste, Predigten,<br />
thematische Vertiefungen 7,00 €<br />
– Kerzen der EÖV3<br />
– 30 cm: 18,00 €<br />
– 20 cm 10,00 €<br />
– 16 cm 8,80 €<br />
– kleine Kerze mit Becher mit Aufdruck 0,60 €<br />
– Charta Oecumenica<br />
(Einführung und Text) 0,70 €<br />
– Arbeitshilfe zur<br />
Charta Oecumenica 5,00 €<br />
– Postkarte und Meditation<br />
zur Christusikone aus Rumänien<br />
– Kloster Sambata de Sus bei Sibiu 0,30 €<br />
– Poster zur<br />
„Ikone der neuen Märtyrer“ 3,00 €<br />
– Postkarten der<br />
„Ikone der neuen Märtyrer“ 0,50 €<br />
– Power-Point-Präsentation zur<br />
„Ikone der neuen Märtyrer“ 2,00 €<br />
Zum Verleihen<br />
– Ausstellung zur 3. <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen<br />
Versammlung (mit Rückblick auf die<br />
1. und 2. Versammlung und die Unterzeichnung<br />
der Charta Oecumenica)<br />
– Große Altarkerze mit <strong>Licht</strong>meditation<br />
Adresse zum Verleih:<br />
Projektstelle der EKD<br />
Pfarrer Michael Riedel-Schneider<br />
Tel.: 0611-2796-129<br />
E-Mail: michael.riedel-schneider@ekd.de<br />
– Christusikone aus Rumänien<br />
Adresse zum Verleih:<br />
Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen<br />
in Deutschland<br />
Ökumenische Centrale<br />
Ludolfusstraße 2-4<br />
60487 Frankfurt am Main<br />
Tel.: 069-24 70 27-0<br />
Fax: 069-24 70 27-30<br />
E-Mail: info@ack-oec.de<br />
MATERIALIEN ZUR WEITERARBEIT ANHANG<br />
Materialien zur Weiterarbeit<br />
– Jürgen Henkel, Einführung in Geschichte und<br />
kirchliches Leben der Rumänischen Orthodoxen<br />
Kirche, Forum Orthodoxe Theologie,<br />
Münster 2007, 19,90 €<br />
– <strong>In</strong>formationen zum G8-Gipfel<br />
– Sie können sich über die Aktion informieren<br />
und Referenten einladen<br />
• www.g8minuten.de<br />
• wwww.kircheundg8.de<br />
• beim Evangelischen Entwicklungsdienst:<br />
Jürgen Reichel, Heinz Fuchs und<br />
Werner Gebert<br />
8-minuten@eed.de<br />
0228 – 8101-2108<br />
• bei „Brot für die Welt“:<br />
Carolin Callenius<br />
advocacy@brotfuerdiewelt.de<br />
0711 – 2159 – 741<br />
– Sie können anfordern<br />
• Andachtsentwurf „8 Minuten für Gerechtigkeit“<br />
• Arbeitsmappe „global und gerecht“<br />
– Ihre Gemeinde kann sich in die<br />
„Liste der 1000 Glocken“ eintragen lassen<br />
• www.g8minuten.de<br />
Anschrift:<br />
Evangelischer Entwicklungsdienst<br />
Ulrich-von-Hassell-Straße 76<br />
53123 Bonn<br />
Material zur Respekt-Kampagne<br />
Das Wort „Respekt“ steht<br />
in verschiedenen Sprachen,<br />
stellvertretend für<br />
verschiedene Kulturen, immer<br />
gleichberechtigt nebeneinander.<br />
<strong>In</strong> diesem<br />
Plakat sind (von l.o. nach<br />
r.u.) folgende Sprachen<br />
vertreten:<br />
(Respekt: Deutsch, Dänisch<br />
/ respekt: Kroatisch, Norwegisch, Polnisch,<br />
Schwedisch, Tschechisch) Griechisch / Kisuaheli /<br />
Arabisch / Russisch / Finnisch / Tamil / Englisch,<br />
Französisch, Niederländisch, Rumänisch / Ungarisch<br />
/ Chinesisch / Spanisch / Türkisch / Hindi / Italienisch<br />
/ Hebräisch / Serbisch / Kurdisch)<br />
Das Plakat und die Respekt-Postkarten können kostenlos<br />
bestellt werden bei knotenpunkt@t-online.de<br />
Respekt – Youth For Peace<br />
„Eine andere Welt ist möglich!“ Mit der Jugendkampagne<br />
„Respekt!“ – Youth For Peace ruft <strong>das</strong><br />
Offene Forum der Dekade zur Überwindung von<br />
Gewalt dazu auf, neue Wege zu gehen, „Respekt!“<br />
zu wagen, „fremde“ Menschen kennen zu lernen<br />
und gemeinsam eine gerechte und gewaltfreie Gesellschaft<br />
zu gestalten. Kreativität, Partizipation<br />
und Empowerment ist gefragt, um die Welt zu entdecken,<br />
Grenzen zu überwinden und ein „respektables“<br />
Zusammenleben einzuüben.<br />
95
96<br />
ANHANG<br />
Kollektenabkündigung (Langfassung)<br />
Europas Kirchen sind arm und reich, aber aus allen<br />
Ländern sollen Delegierte an der Versammlung teilnehmen.<br />
Dazu sind die Menschen auf betende und<br />
finanzielle Unterstützung angewiesen. Für eine<br />
Gottesdienstkollekte ist hier ein Vorschlag für die<br />
Abkündigung.<br />
Anglikanische, orthodoxe, evangelische und katholische<br />
Christen Europas sind unterwegs zu einer<br />
<strong>Dritte</strong>n <strong>Europäische</strong>n Ökumenischen Versammlung.<br />
„Christus ist <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> der Zukunft“ – in dieser<br />
Gewissheit sollen bis zu einer Versammlung im<br />
Jahre 2007 auf lokaler, regionaler und europäischer<br />
Ebene Christen aller Konfessionen ihre Verantwortung<br />
für ein versöhntes Europa bedenken.<br />
Vielleicht erinnern sich manche an die großen <strong>Europäische</strong>n<br />
Ökumenischen Versammlungen:<br />
Die erste <strong>Europäische</strong> Ökumenische Versammlung<br />
für „Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der<br />
Schöpfung“ fand direkt vor der Wende im Jahre<br />
1989 in Basel statt.<br />
Der Wille zum Aufbruch der Menschen in den Kirchen<br />
war dort eindrücklich spürbar.<br />
Die Zweite <strong>Europäische</strong> Ökumenische Versammlung<br />
in Graz im Jahre 1997 sah angesichts der Kriege<br />
im ehemaligen Jugoslawien <strong>das</strong> Thema „Versöhnung<br />
– Gabe Gottes und Quelle neuen Lebens“<br />
als ihren Auftrag an. Sie traf die Verabredung, die<br />
Charta Oecumenica zu schreiben, in der sich die<br />
Christen Europas zu einer glaubwürdigen Zusam-<br />
KOLLEKTENABKÜNDIGUNG<br />
FÜRBITTGEBET<br />
menarbeit und zum Zeugnis der versöhnenden<br />
Kraft Christi verpflichten.<br />
Viele kleine und große Schritte gehören dazu, um<br />
Menschen aus allen Regionen Europas auf diesem<br />
Weg zusammenzubringen, Versöhnungsschritte,<br />
gegenseitige Unterstützung, gemeinsame Projekte<br />
können helfen, <strong>das</strong>s Menschen in der erweiterten<br />
<strong>Europäische</strong>n Union wie in den Ländern, die außen<br />
vor sind, Grenzen überwinden und ein Zeichen des<br />
Friedens und der Versöhnung werden.<br />
Die Konferenz <strong>Europäische</strong>r Kirchen und der Rat<br />
der <strong>Europäische</strong>n Bischofskonferenzen brauchen finanzielle<br />
Hilfe, um dieses Vorhaben umzusetzen –<br />
dafür erbitten <strong>wir</strong> Ihre Kollekte.<br />
Kollektenabkündigung (Kurzfassung)<br />
Liebe Gemeinde,<br />
die Kollekte am Ausgang ist für die <strong>Dritte</strong> <strong>Europäische</strong><br />
Ökumenische Versammlung bestimmt. Vom<br />
4.-9. September versammeln sich in Sibiu/Hermannstadt<br />
in Rumänien Vertreterinnen und Vertreter<br />
aus Kirchen aller europäischen Länder, um gemeinsam<br />
unter dem Leitwort „Das <strong>Licht</strong> Christi<br />
scheint auf alle“ nach der Einheit der Kirchen und<br />
ihrer Verantwortung für Europa zu suchen. Damit<br />
die Stimme aller gehört werden kann, ist die Unterstützung<br />
von Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />
aus Ost- und Südeuropa nötig. Darum bitten <strong>wir</strong><br />
Sie von diesem Gottesdienst der ökumenischen Gemeinschaft<br />
aus um eine großzügige Spende.<br />
Fürbitte für die 3. <strong>Europäische</strong> Ökumenische<br />
Versammlung in Sibiu/Hermannstadt<br />
Gott, Dein <strong>Licht</strong> scheine auf alle. Mit allen Christinnen<br />
und Christen in Europa beten <strong>wir</strong> für die<br />
3. <strong>Europäische</strong> Ökumenische Versammlung in<br />
Sibiu. Lass sie zu einer Erfahrung der Einheit in<br />
Dir und der gegenseitigen Ermutigung für <strong>das</strong><br />
gemeinsame Zeugnis auf unserem Kontinent<br />
werden. Wir bitten Dich für Erneuerung durch<br />
Deinen Geist der Liebe und Wahrheit und Gerechtigkeit.<br />
Lass die Versammlung in Sibiu ein<br />
Ort sein, an dem sich die Kirchen in Europa gegenseitig<br />
helfen und befähigen, Friedensstifter<br />
und Brückenbauer sein. Das <strong>Licht</strong> Deines Evangeliums<br />
erleuchte alle und verbreite den Glanz<br />
Deines Reiches und Deiner Gegenwart.<br />
Amen.
– Ökumenische Centrale,<br />
Pfarrer z. A. Norbert Roth,<br />
Ludolfusstraße 2-4,<br />
60487 Frankfurt am Main,<br />
E-Mail: info@ack-oec.de<br />
– Evangelische Kirche in Deutschland (EKD),<br />
Projektstelle EÖV3,<br />
Pastor Michael Riedel-Schneider,<br />
Herrenhäuser Straße 12,<br />
30419 Hannover,<br />
E-Mail: michael.riedel-schneider@ekd.de<br />
– Sekretariat der Deutschen<br />
Bischofskonferenz (DBK),<br />
Dr. Heike Rumbach-Thome,<br />
Bereich Weltkirche und Migration,<br />
Kaiserstraße 161,<br />
53113 Bonn,<br />
E-Mail: weltkirche.migration@dbk.de<br />
WICHTIGE ADRESSEN ANHANG<br />
– Konferenz <strong>Europäische</strong>r Kirchen (KEK),<br />
150 route de Ferney,<br />
CH-1211 Genf 2,<br />
E-Mail: cec@cec-kek.org<br />
– Rat der <strong>Europäische</strong>n Bischofskonferenzen<br />
(CCEE),<br />
Gallusstraße 24,<br />
CH-9000 St. Gallen<br />
E-Mail: ccee@ccee.ch<br />
– Ökumenischer Rat der Kirchen,<br />
Dekade zur Überwindung von Gewalt,<br />
150 route de Ferney,<br />
CH-1211 Genf 2,<br />
E-Mail über: www.gewaltueberwinden.org<br />
97
98<br />
ANHANG<br />
ÖKUMENISCHE VORBEREITUNGSGRUPPE<br />
FÜR DEN SIBIU–PROZESS DER EÖV 3 IN DEUTSCHLAND<br />
1) Assmann, Reinhard<br />
Pastor des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher<br />
Gemeinden (Baptisten), Berlin<br />
2) Basdekis, Dr. Athanasios<br />
Kommission der Orthodoxen Kirche<br />
in Deutschland (KOKiD), Dortmund<br />
3) Beykirch-Angel, Dr. Ursula<br />
Sekretariat der Deutschen<br />
Bischofskonferenz, Bonn<br />
Leiterin des Bereiches Glaube und Bildung<br />
4) Bretschneider-Felzmann, Almut<br />
Vikarin der Föderation Evangelischer Kirchen<br />
in Mitteldeutschland, Gotha<br />
Mitglied des Zentralausschusses der KEK<br />
5) Gazer, Dr. Hacik Rafi<br />
Diakon der Armenisch-Apostolischen<br />
Orthodoxen Kirche in Deutschland, Halle<br />
Professor an der Friedrich-Alexander-<br />
Universität Erlangen-Nürnberg<br />
6) Gasper, Hans<br />
Dipl.Theol. Sekretariat der Deutschen<br />
Bischofskonferenz, Bonn<br />
Bereich Glaube und Bildung<br />
7) Heider-Rottwilm, Antje<br />
Oberkirchenrätin im Kirchenamt<br />
der EKD, Hannover<br />
Leiterin der Abteilung „Europa“,<br />
Mitglied im Zentralausschuss der KEK<br />
8) Käßmann, Dr. Margot<br />
Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen<br />
Kirche Hannovers, Hannover<br />
Mitglied im Zentralausschuss der KEK<br />
9) Kasparick, Siegfried<br />
Propst der Propstei Kurkreis Wittenberg,<br />
Lutherstadt Wittenberg<br />
10) Kopsch, Cordelia<br />
Oberkirchenrätin, Vertreterin des Kirchenpräsidenten<br />
in der Evangelischen Kirche in<br />
Hessen und Nassau, Darmstadt. Mitglied<br />
im Zentralausschuss der KEK<br />
11) Pöner, Ulrich<br />
Sekretariat der Deutschen<br />
Bischofskonferenz, Bonn<br />
Leiter des Bereiches Weltkirche und<br />
Migration<br />
12) Renno, Hans-Martin<br />
Pastor der Evangelisch-Methodistischen<br />
Kirche, Freiburg i.Br.<br />
13) Riedel-Schneider, Michael<br />
Pastor, Projektstelle für die EÖV 3<br />
im Kirchenamt der EKD, Hannover<br />
14) Roth, Norbert<br />
Pfarrer z. A., Spezialvikar,<br />
Ökumenische Centrale,<br />
Frankfurt am Main<br />
15) Rudolph, Barbara<br />
Pfarrerin, Geschäftsführerin der ACK,<br />
Ökumenische Centrale, Frankfurt am Main<br />
16) Rumbach-Thome, Dr. Heike<br />
Sekretariat der Deutschen<br />
Bischofskonferenz, Bonn<br />
Bereich Weltkirche und Migration<br />
17) Schlenzig, Hans-Werner<br />
Geistlicher Rat, Katholisches Bistum der<br />
Alt-Katholiken in Deutschland, Andernach<br />
18) Skriewe, Kathrin<br />
Kirchenrätin in der Föderation Evangelischer<br />
Kirchen in Mitteldeutschland, Weimar
Herausgeber und Bezugsadresse:<br />
Arbeitsgemeinschaft Christlicher<br />
Kirchen in Deutschland<br />
Ökumenische Centrale<br />
Ludoflusstrasse 2–4<br />
60487 Frankfurt am Main<br />
Tel.: 069 – 24 70 27-0<br />
Fax: 069 – 24 70 27-30<br />
E-Mail: info@ack-oec.de<br />
www.oekumene-ack.de<br />
April 2007<br />
Redaktion<br />
Norbert Roth (V.i.S.d.P.)<br />
Barbara Rudolph<br />
Gisela Sahm<br />
Bildnachweis<br />
Fotos: Herausgeber<br />
© Martin Gommel<br />
@ Chipas Kairos media<br />
www.kairos-media.de<br />
Graphisches Konzept<br />
Schlütersche Druck GmbH & Co. KG, Langenhagen<br />
IMPRESSUM ANHANG<br />
99
100<br />
NOTIZEN
NOTIZEN<br />
101
Komm, Heiliger Geist, Herre Gott,<br />
erfüll mit deiner Gnaden Gut<br />
deiner Gläub’gen Herz, Mut und Sinn,<br />
dein brennend Lieb entzünd in ihn’.<br />
O Herr, durch deines <strong>Licht</strong>es Glanz<br />
zum Glauben du versammelt hast<br />
<strong>das</strong> Volk aus aller Welt Zungen.<br />
Das sei dir, Herr, zu Lob gesungen.<br />
Halleluja, Halleluja.<br />
Ebersberg um 1480