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<strong>Bundesverband</strong> <strong>Österreichischer</strong> Elternverwalteter Kindergruppen<br />

.<br />

Nr. 70<br />

September 2009<br />

Euro 3,–<br />

.<br />

KunterBunt.<br />

Selbstverwaltete Kinderbetreuung<br />

jenseits der Grenze<br />

.<br />

.<br />

.<br />

.


¬ E<br />

ditorial<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser!<br />

Stellt euch vor, ihr wollt eine Decke<br />

filzen. Da ist dann oft ein bestimmtes<br />

Bild im Kopf vom Endergebnis.<br />

Während der Vorbereitungen rieselt<br />

Freude durch den Bauch, begleitet<br />

von so einem heimlichen Kichern<br />

bei dem Gedanken an das fertige<br />

Gesamtkunstwerk. Aber immer wieder<br />

kann man feststellen, dass das<br />

Leben sich einfach nicht an selbstgestrickte<br />

Pläne hält, leider. In dem Fall,<br />

<strong>als</strong> Redaktion der frischen BÖE, bedeutet<br />

das: Die schöne bunte Decke, aus<br />

internationalen Berichten verschiedenster<br />

selbst organisierter Kinderbetreuung<br />

ist der generellen Sommeramnesie<br />

<strong>zum</strong> Opfer gefallen. Selbst<br />

verlängerte Abgabetermine konnten<br />

die weiß gebliebenen Flecken nicht<br />

mehr bunt machen. Urlaube und Ein­<br />

gewöhnungsphasen waren einfach zu<br />

zeitraubend für manche AutorInnen.<br />

Umso mehr gilt mein Dank diesmal<br />

allen, die sich engagiert, geschrieben,<br />

gemalt, fotografiert, verschickt – und<br />

natürlich gefilzt – haben, wie Betreuerin<br />

Ulli Fuchs mit ihrer Krabbelstube<br />

(Seite 15). Davor könnt Ihr Interessantes<br />

über die Spielgruppenbewegung in<br />

der Schweiz (Seite 8) und Lichtenstein<br />

(Seite 13) lesen. Und wusstet Ihr, dass<br />

es in Israel Waldorf­Kindergruppen<br />

gibt? Betreuerin Michal Shalev erzählt<br />

uns hingebungsvoll aus ihrem Alltag<br />

dort (Seite 10). Und mittendrin die<br />

wunderschönen Zeichnungen der Kinder<br />

und viele lebendige Fotos. Aus all<br />

diesen Beiträgen ist nun ein kunterbuntes<br />

Gewebe aus Informationen<br />

und Geschichten geworden. So erklärt<br />

sich auch der Titel dieser Ausgabe.<br />

In diesem Sinn wünsche ich Euch<br />

allen einen sonnendurchfluteten und<br />

kunterbunten Herbst!<br />

Tanja Täuber<br />

Thema frische BÖE 71<br />

Mit dem Herzen schauen – Kinder und Spiritualität<br />

Kinder haben eine ganz eigene Wahrnehmung von Gott und der Welt – wenn wir sie lassen. Spätestens wenn Geburt<br />

und Tod die Bühne des Familienlebens betreten, stellen Kinder tief reichende Fragen, auf die spontane Antworten<br />

manchmal schwerfallen. Sie laden uns ein, nie überdachte, sinnentleerte Konzepte fallen zu lassen und uns der<br />

Erfahrung des (Innen­)Lebens neu zu öffnen. Wie verändert sich der Zugang zu „Dingen­die­man­nicht­sehen­kann“<br />

im Lauf des Lebens? Können wir Ethik und Spiritualität auf eine lebendige Art und Weise in einen Alltag mit Kindern<br />

einweben und sie darin mitleben lassen? Wenn ja, welche Rituale habt ihr dafür gefunden? Wie ist das Weltbild des<br />

Kindes entwicklungspsychologisch bestimmt?<br />

Welche Rolle spielen Gefühle auf unserer Reise durch’ s Leben und wenn’ s darum geht unser volles Potential zu<br />

erwecken?<br />

Erlaubt ein urteilsfreier, annehmender und achtsamer Umgang miteinander den Kindern ihr Herz der Welt gegenüber<br />

offen zu lassen bzw. (lasst es ihnen die Fähigkeit) mit dem Herzen zu schauen?<br />

Und vor allem: Wie erklären sich denn unsere Kinder selbst den Lauf der Welt?<br />

Die Herbst ist wohl die ideale Zeit, um Antworten auf diese vielen Fragen zu finden. Die Tage werden immer kürzer,<br />

Feste zur Feier unserer Ahnen kommen auf uns zu und Weihnachten ist so nah wie noch nie dieses Jahr.<br />

Bitte schickt eure Beiträge und Artikel per E­Mail an: boe@aon.at, per Fax an: 01 / 409 66 41<br />

oder per Post an BÖE, Neulerchenfelder Straße 8 / 8, 1160 Wien – Danke! Die Redaktion<br />

2 frische BÖE Nr. 70 / September 2009


Inhalt dieser Ausgabe<br />

¬<br />

Editorial / Thema der nächsten frischen BÖE<br />

BÖE aktuell<br />

Abschlussarbeiten 2007 bis 2009 . .<br />

.<br />

2<br />

4<br />

6<br />

Thema: KunterBunt. Selbstverwaltete Kinderbetreuung jenseits der Grenzen<br />

Spielgruppen in der Schweiz. Erfolgsgeschichte mit einem Aber<br />

Franziska Hidber<br />

8<br />

Waldorf in Israel. Erfahrungen eines lebendigen sozialen Netzwerkes<br />

Michal Shalev<br />

Spielgruppen im Nachbarland<br />

.<br />

.<br />

„Fürstentum Liechtenstein“<br />

Silke Bernard<br />

Filzen in der Kindergruppe – der Umgang mit weicher Wolle im „Freien Spiel“<br />

Ulli Fuchs<br />

Rezensionen<br />

10<br />

13<br />

15<br />

16<br />

Bildungszyklus 18<br />

sturm BÖE 20<br />

Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz / Impressum: Medieninhaber, Herausgeber, für den Inhalt verantwortlich: Verein „<strong>Bundesverband</strong> <strong>Österreichischer</strong><br />

Elternverwalteter Kinder grup pen“ (BÖE) · Neulerchenfelder Straße 8 / 8, 1160 Wien · Tel.: 01 / 409 66 40 · Fax: 01 / 409 66 41 · E­Mail: boe@aon.at<br />

Obfrau: Katarina Dennhardt · Grundlegende Richtung: Informationszeitschrift <strong>zum</strong> „Anderen Umgang“ mit Kindern · Redaktion / Konzeption: Tanja Täuber,<br />

Grete Miklin, Cristina Maier, Judtih Dreymann · Layout / Grafik: Irene Persché, www.irenepersche.at · Für Fotos und Zeichnungen danken wir: KG Bimbulli ·<br />

Finn · Franziska Hidber · Joshua · Bernhard Peball · Ronja · Michal Shalev · Waldspielgruppe Eschen · Lektorat: Inga Herrmann · Druck: Fa. Thienel, 1120 Wien<br />

Verlagsort: Wien · Erscheinungsform: vierteljährlich<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht die Meinung der Redaktion wiedergeben.<br />

Alle Urheberrechte liegen bei den AutorIn nen. Der BÖE wird gefördert aus Mitteln des AMS und des BMWFJ.<br />

frische BÖE Nr. 70 / September 2009<br />

3


¬ A<br />

ktuelles<br />

BÖE aktuell<br />

Die Schatten werden wieder länger,<br />

die Abende kühler – ein guter Moment,<br />

um den rasanten heißen Sommer<br />

zu verabschieden und einen Blick<br />

auf die Geschehnisse in den Bundesländern<br />

zu werfen:<br />

Tirol<br />

In Tirol sind nun die Arbeitskreise zur<br />

Erarbeitung des neuen Kinderbetreuungsgesetzes<br />

abgeschlossen. Es ist<br />

jedoch noch nicht bekannt, wieweit<br />

die Ergebnisse dieser Arbeitskreise in<br />

das Gesetz aufgenommen werden.<br />

Weiters ist auch noch völlig offen, wie<br />

die Finanzierung ausschauen wird. Es<br />

bleibt <strong>als</strong>o abzuwarten, wie sich die<br />

Kinderbetreuungssituation in Tirol<br />

weiterentwickeln und wieweit den<br />

medialen Ankündigungen eines Aus­<br />

baus der Kinderbetreuung auch wirklich<br />

Rechnung getragen wird.<br />

Für die bestehenden Kindergruppen<br />

haben die geplanten Umstrukturierungen<br />

in der Kinderbetreuung noch<br />

keine großen Auswirkungen. Kindergruppen,<br />

die ihr Angebot erweitern<br />

oder neu starten wollen, werden jedoch<br />

viele Hürden in den Weg gelegt.<br />

Man fordert für neue Kindergruppen<br />

bereits Standards, die voraussichtlich<br />

im Gesetz verlangt werden sollen, obwohl<br />

man derzeit noch nicht weiß,<br />

wie das dann konkret ausschauen<br />

wird. Damit verhindert man viele neue<br />

Initiativen und versperrt den Kindergruppen<br />

so auch den Zugang zu den<br />

§15a­Förderungen. Prinzipiell wird<br />

allen neuen Initiativen geraten, Kinderkrippe<br />

und nicht Kindergruppe zu<br />

werden. Dieses Vorgehen stimmt uns<br />

natürlich sehr bedenklich und bestärkt<br />

unsere Skepsis, dass im Grunde nicht<br />

ein Ausbau der Kinderbetreuung, sondern<br />

eine Umbau, nämlich von weniger<br />

privaten zu mehr öffentlichen Einrichtungen,<br />

geplant ist.<br />

In Tirol steht uns <strong>als</strong>o ein heißer<br />

Herbst bevor, und wir sind schon<br />

gespannt auf die weiteren Entwicklungen.<br />

Wien<br />

Auch in Wien geht´ s heiß her: Ab dem<br />

heurigen Kindergartenjahr wird die Betreuung<br />

von Fünf­ und Sechsjährigen<br />

in Kindergärten für 20 Wochenstunden<br />

gratis sein – so ist es in der §15a<br />

Vereinbarung zwischen Bund und Ländern<br />

festgehalten. Die drei Bundesländer<br />

Kärnten sowie Nieder­ und Oberösterreich<br />

setzen ab September das<br />

verpflichtende letzte Kindergartenjahr<br />

um, alle anderen Bundesländer folgen<br />

im nächsten Jahr.<br />

Für viele kleine Kinderbetreuungseinrichtungen<br />

reichen aber die Förderungen<br />

des Landes nicht aus, um<br />

den Platz gratis anbieten zu können.<br />

Die Redaktion<br />

Gratis werden in Wien, außer den Gemeindekindergärten,<br />

auch die großen<br />

privaten Anbieter wie die parteinahen<br />

„Kinderfreunde“ (SPÖ), „Kinder in<br />

Wien“ (ÖVP) und die kirchliche Kindergärten.<br />

Die kirchlichen haben sich erst<br />

jüngst zu einem Träger zusammengeschlossen,<br />

um gratis anbieten zu können.<br />

Ähnliche Pläne haben auch die<br />

anderen privaten Kindergärten.<br />

Im September 2009 soll ein Trägerverein<br />

„Verein der Wiener Kindergruppen“<br />

mit zurzeit 54 Mitgliedsgruppen<br />

gegründet werden. Dies ist eine Antwort<br />

auf die Vorgabe der Gemeinde<br />

Wien, Zuschüsse zur Administration<br />

von der Anzahl der Gruppen abhängig<br />

zu machen.<br />

Der Dachverband der Wiener Kindergruppen<br />

organisiert trotz aller Hindernisse<br />

weiterhin Weiterbildungsseminare;<br />

auch Elternseminare sind im<br />

Entstehen.<br />

Niederösterreich<br />

Auch Niederösterreich ist, ähnlich wie<br />

Wien, von den Neuregelungen <strong>zum</strong><br />

Gratiskindergartenjahr betroffen. Die<br />

finanzielle Situation der Kindergruppen<br />

ist seit Jahren angespannt, was<br />

nicht zuletzt an der seit Ewigkeiten<br />

unveränderten unzureichenden Tagesbetreuungsförderung<br />

liegt, die den realistischen<br />

Kosten der Tagesbetreuung<br />

4 frische BÖE Nr. 70 / September 2009


für Kinder in keiner Weise Rechnung<br />

trägt. Als Kostenersatz für die Elternbeiträge<br />

erhalten die TBEs vom Land<br />

NÖ € 85,– pro Kind und Monat, 10x<br />

pro Jahr. In Wirklichkeit liegen die Elternbeiträge<br />

bei ca. € 200 monatlich<br />

für 20 Wochenstunden bzw. 86,6<br />

Monatsstunden. Es liegt auf der Hand,<br />

dass der Jahresverlust von € 1.500<br />

pro fünfjährigem Kind die finanzielle<br />

Existenz der Kindergruppen bedroht,<br />

<strong>zum</strong>al ja Zuzahlungen von Eltern ausdrücklich<br />

verboten sind (Artikel 2.2<br />

der Förderrichtlinien).<br />

Zum direkten finanziellen Verlust ist<br />

ein nicht unbeträchtlicher Aufwand<br />

für die Antragstellung und laufende<br />

Administration im Sinne der neuen Regelung<br />

vonnöten, der von den Kindergruppen<br />

zusätzlich geleistet werden<br />

muss, aber nicht abgegolten wird.<br />

Das Beantragen einer Zusatzbewilligung<br />

nach einem Bildungsplan, von<br />

dessen Existenz die bewilligende Behörde<br />

– Zitat: „noch nie etwas gehört<br />

hat“, ist offensichtlich Teil des politischen<br />

Vorgehens gegen die Existenz<br />

der privaten Tagesbetreuungseinrichtungen.<br />

Dieser Eindruck verstärkt sich, vergleicht<br />

man die finanziellen Aufwände,<br />

die das Land NÖ für öffentliche<br />

Kindergärten betreibt, mit der Tagesbetreuungsförderung<br />

des Landes für<br />

die privaten Angebote:<br />

Laut Landesrätin Mikl­Leitner wendet<br />

das Land NÖ pro Kind im öffentlichen<br />

Kindergarten € 5.000,– pro Jahr<br />

frische BÖE Nr. 70 / September 2009<br />

auf. In privaten Tagesbetreuungseinrichtungen<br />

betragen die Förderungen<br />

des Landes dagegen aktuell (je nach<br />

Betreuungszeit) pro Kind und Jahr €<br />

306,– bzw. € 438,–. Für Fünfjährige<br />

kommen nun € 850,– pro Jahr dazu.<br />

Der Landesverband der Niederösterreichischen<br />

Kindergruppen äußerte<br />

seinen Unmut über die einseitige Interpretation<br />

der §15a­Vereinbarung in<br />

einer Stellungnahme an den Landeshauptmann<br />

Dr. Erwin Pröll und Landesrätin<br />

Johanna Mikl­Leitner.<br />

So meint Helmut Baloun, Obmann<br />

des NEK, in einer Presseaussendung:<br />

„Eine Interpretation der Vereinbarung<br />

mit dem Bund, die dieser Realität der<br />

Kindergruppen Rechnung trägt, kann<br />

und müsste unserer Meinung nach zu<br />

vollem Kostenersatz der Elternbeiträge<br />

führen, <strong>zum</strong>al keine Mehrkosten<br />

für Fünfjährige in den öffentlichen<br />

Kindergärten entstehen, da deren Besuch<br />

schon bisher kostenlos war. (...)<br />

Ein Wort noch zu Ihrem Hinweis, dass<br />

das Land NÖ Elternbeiträge bis zu €<br />

291,– fördert: Nur der Ordnung halber<br />

wollen wir in Erinnerung rufen, dass<br />

nur Familien, deren gewichtetes Pro­<br />

Kopf­Einkommen € 509,– unterschreitet,<br />

in den Genuss des vollen Betrags<br />

kommen, was bei einer Familie mit<br />

zwei Erwachsenen und einem Kind<br />

unter 10 Jahren ein äquivalisiertes<br />

Haushaltseinkommen von € 1.117,60<br />

bedeutet. Zum Vergleich: Laut Einkommensbericht<br />

der Statistik Austria<br />

liegt die Armutsgrenze in Österreich<br />

¬<br />

für Vater, Mutter, Kind bei einem äquvivalisierten<br />

Haushaltseinkommen von<br />

€ 1.620. Es wäre <strong>als</strong>o hoch an der Zeit<br />

die Individualförderung der Elternbeiträge<br />

an die tatsächlichen Gegebenheiten<br />

in diesem Land anzupassen.<br />

Es ist offensichtlich, dass diese<br />

Ungleichbehandlung keine ökonomischen<br />

Hintergründe haben kann<br />

– <strong>als</strong>o ergibt sich der berechtigte Verdacht,<br />

dass die Gründe schlimmstenfalls<br />

in reiner politischer Willkür oder<br />

(auch nicht besser) in einem ideologisch<br />

veralteten längst überkommenen<br />

Eltern­, besser Mutterverständnis liegen<br />

oder in der ewig gestrigen Abwehr<br />

der sogenannten „alternativen“<br />

Erziehungsmethoden. Wie auch immer:<br />

Die Eltern der Eltern­verwalteten<br />

Kindergruppen sind SteuerzahlerInnen<br />

und finanzieren mit ihren Abgaben<br />

unter anderem die Gehälter der PolitikerInnen<br />

in diesem Land, aber auch<br />

die Kosten der Kinderbetreuung. Sie<br />

haben ein Recht darauf, ihre Kinder in<br />

den von ihnen geschaffenen und verwalteten<br />

Kindergruppen betreuen zu<br />

lassen und vom Gesetzgeber genauso<br />

behandelt zu werden wie öffentliche<br />

Einrichtungen.<br />

Im Namen der steuerzahlenden<br />

Eltern unserer Kindergruppenkinder<br />

protestieren wir auf das schärfste<br />

gegen die Vorgangsweise der NÖ<br />

Landesregierung – <strong>zum</strong>al sich der Eindruck<br />

nicht vermeiden lässt, dass der<br />

politische Wille im Land NÖ darin besteht,<br />

die privaten Tagesbetreuungs­<br />

5


6<br />

¬<br />

Aktuelles<br />

einrichtungen langsam und ohne Aufsehen<br />

auszutrocknen.“<br />

Oberösterreich<br />

Wenigstens für Oberösterreich ist eine<br />

Entspannung der Lage in Sicht. Weiterführende<br />

Gespräche mit gesetzlichen<br />

Vertretern lassen die Hoffnung<br />

aufkommen, dass die Finanzierung der<br />

Kindergruppen im bewährten Maß<br />

fortgeführt werden kann. Im Moment<br />

gilt es die Landtagswahlen abzuwarten,<br />

die am 27. September stattfinden.<br />

Kärnten<br />

In Kärnten gibt es seit letztem Herbst<br />

das verpflichtende Kindergartenjahr –<br />

beitragsfrei. Zusätzlich zur allgemeinen<br />

Förderung der Gruppen unterstützt das<br />

Land die Eltern mit € 75,– / Kind / Monat<br />

ab drei Jahren, der Beitrag wird<br />

mit der Betreuungseinrichtung abgerechnet.<br />

Unterstützung erhalten all<br />

jene Kinder, die eine öffentliche Tagesbetreuungseinrichtung<br />

besuchen<br />

– dazu zählen in Kärnten Krabbelstuben,<br />

Kindergruppen, Krabbelgruppen<br />

und Tagesmütter. Der öffentliche Kin­<br />

dergarten ist für Fünfjährige ganztags<br />

gratis. Eltern, deren Kinder in privaten<br />

Einrichtungen betreut werden, bezahlen<br />

somit die Differenz von Eltern­ und<br />

Unterstützungsbeitrag.<br />

Vorarlberg<br />

In Vorarlberg war letztes Jahr die einschneidendste<br />

Veränderung die Aufnahme<br />

von Dreijährigen in den Kindergarten.<br />

Ein kurzer Überblick zu den<br />

Entwicklungen bei den Spielgruppen<br />

und anschließend den Kindergruppen,<br />

entsprechend der Unterscheidung, die<br />

wir in Vorarlberg treffen:<br />

Vom Land Vorarlberg wurde für<br />

die Eltern eine besondere Förderung<br />

eingerichtet, die ermöglicht, Kinder<br />

<strong>zum</strong> selben Tarif (umgelegt auf die<br />

betreuten Stunden) entweder in den<br />

Kindergarten oder in eine Spielgruppe<br />

zu schicken. Diese „Harmonisierung<br />

der Elternbeiträge“ hat sich positiv auf<br />

die Auslastung in den Spielgruppen<br />

ausgewirkt. Spielgruppen sind durch<br />

ihre Gruppengröße (kleiner <strong>als</strong> im Kindergarten)<br />

und ihren pädagogischen<br />

Ansatz im Moment – so scheint es<br />

– für die Eltern eine gute Alternative<br />

<strong>zum</strong> Kindergartenbesuch für ihre dreijährigen<br />

Kinder. Noch offen ist jedoch,<br />

wie lange diese Förderung vom Land<br />

weiter ausbezahlt wird.<br />

Nicht verbessert hat sich insgesamt<br />

die finanzielle Situation in den Spiel­<br />

Abschlussarbeiten 2007 bis 2009<br />

gruppen: Es stehen nach wie vor wenig<br />

Mittel zur Verfügung. Trotzdem<br />

auch immer noch Dreijährige die Spielgruppen<br />

besuchen, sinkt das Durchschnittsalter<br />

der betreuten Kinder. Bei<br />

deren Betreuung fällt ein anderer Betreuungsschlüssel<br />

an, und hier ist die<br />

Finanzierung in nächster Zeit noch<br />

ganz offen.<br />

Finanziell ein wenig besser gestellt<br />

sind in Vorarlberg die Kindergruppen,<br />

die zahlenmäßig im Land steigen; das<br />

liegt an der attraktiveren Förderung<br />

der Kindergruppen durch das Land.<br />

Vermehrt gibt es Kindergruppen, die<br />

eine Firma <strong>als</strong> Träger haben und eine<br />

betriebliche Kinderbetreuung anbieten.<br />

Neu in diesem Zusammenhang<br />

fallen auch bei uns die sogenannten<br />

Kinderbetreuungsschecks auf, die von<br />

Firmen an ihre MitarbeiterInnen ausgegeben<br />

werden können.<br />

Kinderbetreuung ist im Zusammenhang<br />

mit der Vereinbarung von Beruf<br />

und Familie in den Medien und von<br />

Seiten der Öffentlichkeit sehr präsent,<br />

was insgesamt positiv gesehen werden<br />

kann. Selten bis überhaupt nicht<br />

wird dabei aber Kinderbetreuung aus<br />

Kindersicht und von kindlichen Bedürfnissen<br />

her diskutiert.<br />

Die Diskussion <strong>zum</strong> Gratiskindergartenjahr<br />

steht in Vorarlberg noch am<br />

Beginn, die Auswirkungen können wir<br />

im Moment noch nicht abschätzen.<br />

Wir freuen uns, an dieser Stelle die Titel der Abschlussarbeiten veröffentlichen zu können und gratulieren<br />

noch einmal ganz herzlich den erfolgreichen AbsolventInnen aus Tirol, Salzburg, Kärnten, Oberösterreich,<br />

Wien und Niederösterreich. Nach Absprache und mit Einwilligung der VerfasserInnen können einzelne<br />

Arbeiten bei uns eingesehen bzw. kopiert werden. Herzlichen Glückwunsch!<br />

Abschluss Mai 2007<br />

Angelika Bachmann­Hönlinger Die Kunst des Beobachtens und Wahrnehmens Tirol<br />

Alexandra Graf Wie vermittle ich die Bedeutung der Pflege für die Qualität der Beziehung Tirol<br />

frische BÖE Nr. 70 / September 2009


Renate Jantschnig Kreativität ohne Produktvorgabe Salzburg<br />

Nicole Kabaktschieff Kinder und Konfliktbewältigung Salzburg<br />

Andrea Krenslehner Kreatives Gestalten Tirol<br />

Marion Reichegger Lichtgestaltung in der Kindergruppe Salzburg<br />

Suada Tahirovic Strukturveränderung in der Kindergruppe Salzburg<br />

Abschluss Juni 2007<br />

Monika Forbelsky 45 große und kleine Leute sitzen in einem Boot.<br />

Programme und Aktivitäten in der Kindergruppe Wien<br />

Josefine Liebe Über die eigenen Grenzen diskutiert man nicht.<br />

Tiere <strong>als</strong> unterstützende Begleitung in der Kindergruppe Wien<br />

Giles Ross Wie kann ich Eltern davon überzeugen, das Ganztagsausflüge wichtig sind Wien<br />

Anton Schlögl Musisches Angebot in der Kindergruppe Wien<br />

Gabriele Seeleitner Der bunte Urknall – ein Community Dance Projekt Wien<br />

Christine Steinwender Wie kommt es, dass meine zwei Kindergruppen so unterschiedlich sind Wien<br />

Barbara Suchanka Theaterspielen mit Kindern Wien<br />

Abschluss Juni 2008<br />

Christler Renate Mit Kindern die Natur erleben Wien<br />

Fischer Gudrun Tanz, ein Weg <strong>zum</strong> anderen Umgang OÖ<br />

Fuchs Ulrike Mittendrin und doch oft draußen. Integration in der Kindergruppe Kärnten<br />

Fuchsberger Katrin Wie können Regeln zu einem besseren Beisammensein führen Salzburg<br />

Gärtner Marion Selbstständigkeit und tun lassen Wien<br />

Groh Andrea Kindergruppe versus Spielgruppe NÖ<br />

Gruber Doris Meine Rolle <strong>als</strong> Mutter und BetreuerIn Salzburg<br />

Kreiter Erika Zeitqualität und Raum geben Salzburg<br />

Messner Ernestine Selbstbewusster durch Bewegung Kärnten<br />

Schienegger Elke Die 5 Sinne mit Kindern entdecken und ausprobieren Kärnten<br />

Schummi Petra Die Welt des Wassers entdecken und erleben Kärnten<br />

Wolf Mathias Ich bin männlich und Kleinkindbetreuer Wien<br />

Abschluss Dezember 2008<br />

Anderka Ingrid Lebensbedrohliche Allergie eines Kindes in der Kindergruppe Tirol<br />

Baumgartner Petra Zeit für den Andren Umgang in der Kindergruppe Salzburg<br />

Brugger Kathrin Eine etwas andere Art von Musik und die Wirkung auf Kinder Tirol<br />

Cirko Josef Wie geschlechterneutral sind die Kinder in meiner Gruppe Salzburg<br />

Feiersinger Petra Arbeite ich zu wenig? Tirol<br />

Gschaider Julia Kreatives Gestalten in der Kindergruppe Salzburg<br />

Gruber Doris Gestik versus Mimik – die Körpersprache der Kinder Tirol<br />

Kiedl Ingrid Was heißt Kreativität? Tirol<br />

Lechner Gertraud Schritt für Schritt den kreativen Jahreszeitenkreis<br />

auf dem Weg ins Pfifferlingsplatzl erleben Salzburg<br />

Massow Heidi Spielzeugfreie Kindergruppe Salzburg<br />

Moreno Ingrid Spielerisch Spanisch lernen Salzburg<br />

Mössner Petra Wo sind all die Kinder hin? Tirol<br />

Rofner Christin Meine Rolle im Team Tirol<br />

Sprenger Gabriele Mein Suche nach Struktur und Präsenz Tirol<br />

Strobl Sandra Maria Mein Weg zu einem verschlossenen Kind Salzburg<br />

frische BÖE Nr. 70 / September 2009<br />

¬<br />

7


¬ T<br />

hema: KunterBunt<br />

Spielgruppen in der Schweiz.<br />

Erfolgsgeschichte mit einem Aber…<br />

Franziska Hidber<br />

Kaum vorstellbar, dass es in der Schweiz vor gut 40 Jahren keine Spielgruppen gab.<br />

Dazu muss man wissen: Familienergänzende Betreuung oder Förderung war hier lange Zeit undenkbar.<br />

Klar, es existierten wohl ein paar Betriebskrippen,<br />

doch genutzt wurden<br />

sie ausschließlich von Gastarbeiterfamilien.<br />

„Nur eine Mutter kann ihre<br />

Kinder richtig umsorgen“, hieß die<br />

herrschende Maxime, und sie ist teilweise<br />

bis heute nicht verhallt. Wobei<br />

das lediglich für die deutsche Schweiz<br />

zutrifft. In den französischen und italienischen<br />

Regionen gehörte eine frühe<br />

öffentliche Betreuung schon immer<br />

<strong>zum</strong> Standard. Entsprechend sind dort<br />

Spielgruppen nur selten zu finden – es<br />

fehlt schlicht am Bedarf.<br />

Die Playgroup-Welle<br />

Im Rest der Schweiz war und ist das<br />

.<br />

..<br />

anders. Kein Wunder, schwappte da<br />

in den frühen 70er­Jahren die Playgroup­Welle<br />

aus Amerika auf das kleine<br />

Land über. Es waren in erster Linie<br />

engagierte Mütter, meist ausgebildete<br />

KindergärtnerInnen oder Primarlehrerinnen,<br />

die auf der Suche nach Kontakten<br />

für ihre Kinder waren und aus<br />

dieser Motivation heraus eine eigene<br />

Spielgruppe gründeten, oft bei sich<br />

zuhause. In jener Zeit dauerte der Kindergarten<br />

nur ein Jahr (heute zwei),<br />

und der Eintritt erfolgte erst mit sechs<br />

(heute vier) Jahren. Die Spielgruppe,<br />

mancherorts auch „Vorkindergarten“<br />

genannt, schloss da eine klaffende<br />

Lücke. Allerdings lagen ein paar Stol­<br />

persteine auf dem Spielgruppenweg,<br />

und die InitiatInnen sahen sich bald<br />

mit ersten „Kinderkrankheiten“ konfrontiert.<br />

Freispiel im Zentrum<br />

Die pädagogisch nicht vorbelastete<br />

Spielgruppen­Pionierin Lucie Hillenberg<br />

brachte die Wende: Sie stellte<br />

das freie Spielen und Werken ins Zentrum<br />

und plädierte dafür, die Kinder<br />

aus einem stufengerechten Angebot<br />

selbst wählen zu lassen. Damit prägte<br />

sie die Spielgruppen­Pädagogik maßgeblich.<br />

Denn heute noch gilt: Es gibt<br />

kein fixes Programm, freies Spielen<br />

und Werken bilden das Herzstück je­<br />

8 frische BÖE Nr. 70 / September 2009


der Spielgruppe. Nach Bedarf und im<br />

Maß kommen Geschichten, Lieder,<br />

Verse oder eine geführte Werkarbeit<br />

dazu – stets auf freiwilliger Basis.<br />

Als größte Hürde erwies sich in den<br />

Anfangsjahren die Raumsuche. Kirch­,<br />

Schul­ und politische Gemeinden stellten<br />

noch weniger großzügig Räume<br />

zur Verfügung <strong>als</strong> heute. Viele Spielgruppen<br />

verdingten sich in Kellern,<br />

Garagen oder in Gemeinschaftsräumen,<br />

die jedes Mal ein­ und dann wieder<br />

ausgeräumt werden mussten. Das<br />

ist inzwischen zwar selten geworden,<br />

kommt aber immer noch vor.<br />

Rasante Professionalisierung<br />

Die Schweizer Spielgruppenbewegung<br />

erreichte ihren Höhepunkt Ende<br />

der 80er­Jahre. Die LeiterInnen begannen<br />

sich zu vernetzen, erste Aus­ und<br />

Weiterbildungen wurden angeboten,<br />

es gab regionale Zusammenschlüsse<br />

und Treffen, und die Zeitschrift „SpielgruppenZEIT“<br />

verband die SpielgruppenleiterInnen<br />

von Basel bis Bellinzona.<br />

Seither ist die Professionalisierung<br />

rasant vorangeschritten: Zu erwähnen<br />

sind Zertifikat und Qualitäts­Label,<br />

Aufbaumodule und Weiterbildungstage,<br />

Fachtagungen und Supervision<br />

sowie der vor bald einem Jahrzehnt<br />

gegründete Schweizerische Spielgruppen­LeiterInnen­Verband<br />

„SSLV“.<br />

Meist privat geführt<br />

Das ändert allerdings nichts an der<br />

Tatsache, dass Spielgruppen nach wie<br />

vor privat (von einem Verein <strong>als</strong> Trägerschaft<br />

oder <strong>als</strong> Einzelfirma) geführt<br />

werden. Es liegt im Ermessen der Gemeinde,<br />

ob und in welcher Form sie die<br />

Spielgruppen unterstützen. Manche<br />

stellen die Infrastruktur zur Verfügung,<br />

andere gewähren eine Defizitgarantie,<br />

wieder andere subventionieren bei<br />

Bedarf die Elternbeiträge. Wie hoch<br />

diese sind, ist sehr unterschiedlich:<br />

frische BÖE Nr. 70 / September 2009<br />

Die Spannbreite reicht von 8 bis 20<br />

Franken für zwei Stunden. Der Begriff<br />

„Spielgruppe“ ist nicht geschützt, und<br />

es braucht (noch) keine Bewilligung,<br />

eine solche zu führen. Ein einziger<br />

Kanton, nämlich Freiburg, rechnet<br />

Spielgruppen in der Schweiz<br />

• Freiwilliges, meist privat (Verein,<br />

Einzelfirma) geführtes und sehr<br />

populäres Angebot für Kinder ab<br />

3 Jahren (manchmal auch etwas<br />

jünger).<br />

• Spielgruppen sind konstante,<br />

fortlaufende Gruppen mit maximal<br />

zehn Kindern, die sich ein­ bis<br />

dreimal wöchentlich (oder mehr)<br />

für mindestens zwei Stunden<br />

<strong>zum</strong> freien Spielen und Werken<br />

treffen, <strong>zum</strong> Geschichten hören,<br />

Singen, Verse erzählen, Forschen,<br />

Entdecken, Bewegen, Musizieren,<br />

Backen, „Z’nüni“ essen…<br />

• Spielgruppen werden von einer<br />

ausgebildeten LeiterIn geführt.<br />

Diese wird von einer zweiten<br />

Person (Elternteil, PraktikantIn,<br />

SeniorIn…) unterstützt.<br />

• Die SpielgruppenleiterInnen<br />

sind (im Idealfall) einer regionalen<br />

Fach­ und Kontaktstelle, FKS, angeschlossen.<br />

Jede FKS ist Mitglied<br />

im Schweizer Spielgruppen­LeiterInnen­Verband<br />

SSLV.<br />

die Spielgruppe dem Bildungswesen<br />

zu (und nicht der Familie, denn dafür<br />

sind die Gemeinden zuständig), verlangt<br />

ein Mindestmaß an Aus­ und<br />

Weiterbildung und kontrolliert teilweise<br />

den Spielgruppenbetrieb. Im Moment<br />

wird in der Eidgenossenschaft<br />

das Pflegekindergesetz neu diskutiert.<br />

Gut möglich, dass dann auch eine Bewilligungspflicht<br />

für Spielgruppen eingeführt<br />

wird.<br />

¬<br />

Das liebe Geld<br />

Das wäre wünschenswert: erstens in<br />

Bezug auf die Qualität und zweitens<br />

auf den Lohn. Zwar empfehlen der<br />

SSLV und die IG Spielgruppen Schweiz<br />

einstimmig einen Anfangslohn von<br />

30 Franken pro Stunde (inklusive<br />

Vor­ und Nachbereitung) nach absolviertem<br />

Grundkurs, nach zwei Praxisjahren<br />

35 und mit dem Zertifikat 38<br />

Franken. Doch in der Realität liegt der<br />

Lohn meist darunter: Meist fehlt es an<br />

den Mitteln, sprich Subventionen. Hier<br />

ist er <strong>als</strong>o, der Wermutstropfen.<br />

Abgesehen davon bewegen sich die<br />

Spielgruppen im Aufwind. Einerseits<br />

sind da die Wald­ und Naturspielgruppen<br />

zu nennen: Sie sind in den letzten<br />

zehn Jahren wie Pilze aus dem Boden<br />

geschossen und verzeichnen einen regen<br />

Zulauf.<br />

Andererseits sind Integrations­Spielgruppen<br />

immer mehr gefragt: Die Politik<br />

hat erkannt, dass Kinder mit der<br />

hiesigen Sprache und Kultur vor dem<br />

Kindergarten in Berührung kommen<br />

müssen, damit sie schulisch nicht benachteiligt<br />

werden. Integrations­ und<br />

Sprachspielgruppen werden (teil­)subventioniert.<br />

Sie ähneln inhaltlich den<br />

bestehenden Spielgruppen, bieten<br />

zusätzlich aber „Sprachsequenzen“<br />

an. Die SpielgruppenleiterInnen absolvieren<br />

dafür eine Weiterbildung. Erste<br />

Evaluationen sind äußerst positiv.<br />

Und damit <strong>zum</strong> Fazit: Spielgruppen<br />

sind in der Schweiz unverzichtbarer<br />

denn je. Ihr Wert wird längst erkannt<br />

und geschätzt – von Eltern sowieso,<br />

zunehmend auch von Fachleuten und<br />

der Politik. Und vielleicht, irgendwann,<br />

wird sich diese Erkenntnis dereinst<br />

auch finanziell niederschlagen.<br />

Franziska Hidber ist seit 10 Jahren Chefredakteurin<br />

der schweizerischen Fachzeitschrift<br />

spielgruppe.ch<br />

9


¬<br />

KunterBunt<br />

Waldorf in Israel. Erfahrungen<br />

eines lebendigen sozialen Netzwerks<br />

Wochenlang haben wir mit den Kindern<br />

gearbeitet, Sommergeschenke<br />

vorbereitet, Verse und Lieder geübt.<br />

Die Kinder, die in die erste Klasse<br />

kommen werden, stehen davor, das<br />

Projekt zu präsentieren. an dem sie<br />

seit Monaten gearbeitet haben (ein<br />

selbstgemachtes Theater, das sie aus<br />

Holz erbaut, und Handpuppen, die sie<br />

genäht haben); sogar die Eltern haben<br />

ein wunderschönes Lied vorbereitet ...<br />

ein perfekter Anlass, um das Ende des<br />

Jahres zu feiern.<br />

Aber ich sitze hier und fühle irgendwie<br />

Spannung, irgendwas passt für mich<br />

nicht ganz. Und langsam, langsam,<br />

während sich die Feierlichkeiten dem<br />

Ende neigen, verstehe ich, dass ich<br />

einfach noch nicht bereit bin, die zu­<br />

Michal Shalev (aus dem Englischen von Cristina Maier)<br />

Ein weiteres Jahr geht dem Ende zu, und hier bin ich, BetreuerIn in einer Kindergruppe, und sitze wieder<br />

mal gemeinsam mit meinen geliebten Kindern und deren Eltern an einem heißen Nachmittag Ende Juli<br />

anlässlich unserer Abschlussveranstaltung beisammen.<br />

Kindergruppen in Israel<br />

.<br />

..<br />

In Israel gibt es ein Gesetz, das sich „Das Gesetz der freien verpflichtenden<br />

Erziehung“ nennt, gemäß dem Kinder ab dem fünftem Lebensjahr einem<br />

„verpflichtendem Kindergartenjahr“ beiwohnen müssen. Danach lernen sie<br />

weitere sechs Jahre in der Grundschule und drei Jahre in der Mittelschule – all<br />

dies kostenfrei. Für kleinere Kinder, die noch unter 5 sind, bieten die meisten<br />

Gemeinden finanziell geförderte Kindergärten für 3 – 5jährige an. Manche<br />

nehmen sogar schon Kinder unter drei Jahren – aber spätestens mit drei<br />

besuchen in Israel fast alle Kinder einen Kindergarten. Es gibt auch private<br />

bzw. NGO­Kindergärten, diese sind um vieles teurer.<br />

Der Großteil der Kindergärten ab drei Jahren ist nicht privat. Die wenigen,<br />

die es sind, sind entweder religiös (orthodox, chassidisch etc.) oder entspringen<br />

alternativ­pädagogischen Richtungen (demokratisch, Montessori, Waldorf<br />

etc.).<br />

Diese privaten Kindergärten erhalten keinerlei finanzielle Unterstützung<br />

vom Staat. Sie kosten in etwa dreimal soviel wie ein Gemeinde­Kindergarten,<br />

welche ja, wie bereits erwähnt, im letzten Jahr sogar gänzlich kostenfrei<br />

sind.<br />

So weit uns bekannt ist, gibt es für Kleinkindgruppen bis zu 10 Kindern,<br />

die jünger <strong>als</strong> drei Jahre sind, keine gesetzlichen Auflagen. Für die Führung<br />

größerer Gruppen – bzw. sobald die Kinder älter <strong>als</strong> drei sind – bedarf es<br />

einer Befugnis vom Ministerium für Erziehung. Um diese zu erhalten, muss<br />

<strong>zum</strong>indest einer der BetreuerInnen einen Abschluss in „Kleinkinderziehung“<br />

haben und der Kindergarten selbst (das Gebäude und die Einrichtung)<br />

müssen einen Gesundheits­ und Sicherheitstest bestanden haben.<br />

künftigen Schulkinder, die ich seit vier<br />

Jahren begleitet habe (seit die Kinder<br />

zwei Jahre alt waren!) tatsächlich zu<br />

verabschieden. So sitz ich <strong>als</strong>o da, den<br />

Tränen nahe, und weiß, dass – auch<br />

wenn das der Zeitpunkt wäre, an dem<br />

ich eigentlich loslassen sollte – ich einfach<br />

noch ein bisschen Zeit mit ihnen<br />

brauche ... und so entscheide ich, sie<br />

zu mir nach Hause einzuladen, um<br />

noch einen Nachmittag gemeinsam<br />

zu verbringen.<br />

Und es wurde ein wunderbarer<br />

Nachmittag, an dem wir Steine bemalten,<br />

Feuer gemacht und mit den<br />

Häschen vom Nachbarn gespielt haben.<br />

So hatte ich die Möglichkeit den<br />

Kreis zu schließen.<br />

Die Gründungsgeschichte unserer Kindergruppe<br />

ist recht typisch für einen<br />

Waldorfkindergarten in der israelischpädagogischen<br />

Landschaft:<br />

Eine Mutter von dreijährigen Zwillingen<br />

träumte davon, dass ihre Kinder<br />

in einen Waldorf­Kindergarten gehen<br />

könnten, begann daraufhin nachzuforschen<br />

und fand schließlich jemanden<br />

aus der anthroposophischen<br />

Gemeinschaft, der sich bereit erklärte<br />

zu helfen und die erforderliche Elternarbeit<br />

zu definieren.<br />

So stand fest, dass Eltern ein integraler<br />

Bestandteil des Kindergartens<br />

sein sollten und dafür zuständig sind,<br />

den richtigen Platz bereit zu stellen<br />

(und z. B.: die Wände aus<strong>zum</strong>alen<br />

10 frische BÖE Nr. 70 / September 2009


etc.), gute Kindergruppen­BetreuerInnen<br />

zu finden, im Marketing zu<br />

helfen und Treffen mit interessierten<br />

Eltern zu arrangieren, um Informationen<br />

weiterzugeben etc. Zwei Dinge<br />

allerdings tun sie nicht:<br />

­ Sie sind in keinerlei Weise in pädagogischer<br />

Hinsicht involviert und<br />

­ sie sind komplett vom Budget entbunden<br />

(d. h.: Sie zahlen einen monatlichen<br />

Beitrag, der alles beinhaltet.<br />

Ansonsten werden sie nicht zur Kassa<br />

gebeten – wenn ihre Hilfe Kosten beinhaltet,<br />

werden diese vom Kindergarten<br />

gedeckt).<br />

Als privater Kindergarten gibt es keinerlei<br />

Verbindung <strong>zum</strong> Staat – weder<br />

in finanzieller noch in pädagogischer<br />

Hinsicht – jedoch gibt es <strong>als</strong> Waldorf­<br />

Kindergarten einige Grundlagen, um<br />

Gemeinschaft <strong>als</strong> solche zu leben:<br />

Durch all die Beteiligung und Hilfe<br />

der Eltern entsteht ein Gefühl der Zugehörigkeit<br />

und Unterstützung zwischen<br />

Eltern, zwischen Eltern und LehrerInnen<br />

und unter den LehrerInnen<br />

selbst. So entwickeln sich natürlich<br />

auch Freundschaften zwischen den<br />

Eltern, die unabhängig vom Kindergarten<br />

eigene Aktivitäten miteinander<br />

haben (z. B. haben sie diesen Sommer<br />

einen gemeinsamen Karaoke­Abend<br />

organisiert).<br />

frische BÖE Nr. 70 / September 2009<br />

Dieses lebendige soziale Netzwerk<br />

rund um den Kindergarten ist sehr gesund<br />

für die Kinder, da es ihnen das<br />

Gefühl vermittelt, dass die Welt ganz<br />

ist, dass sie eins ist und ein Platz, an<br />

dem sie sich sicher fühlen können<br />

(anstatt ein Teil vieler verschiedener<br />

Welten zu sein. Denn dies würde ihnen<br />

die Fähigkeit abverlangen, Verbindungen<br />

herzustellen zu können<br />

– eine Fähigkeit, die sich erst viel später<br />

herausbildet! So versuchen wir ein<br />

Umfeld zu gestalten, in dem sich die<br />

Kinder so zugehörig wie möglich fühlen<br />

können).<br />

Dieses Thema führt uns nun zu einem<br />

sehr grundlegenden Aspekt meiner<br />

Arbeitssituation: Das Dreieck Kind,<br />

Eltern und BetreuerInnen. Diese<br />

Beziehungen müssen echt sein<br />

und auf gegenseitigem Respekt<br />

basieren. Das heißt: Die / Der BetreuerIn<br />

hat die Verantwortung, offen und<br />

loyal und den Eltern gegenüber wahrhaftig<br />

zu sein. Manchmal kann das<br />

natürlich schwierig sein, <strong>zum</strong> Beispiel<br />

gab es in meiner Gruppe ein Kind,<br />

von dem ich annahm, dass es autistisch<br />

sein könnte – es war für mich<br />

eine Herausforderung, das den Eltern<br />

mitzuteilen.<br />

¬<br />

Es ist uns wichtig, dass die Eltern den<br />

Kindergarten unterstützen und unsere<br />

innere Haltung den Kindern gegenüber<br />

auch zu Hause leben – sonst wird<br />

das Kind nur verwirrt.<br />

Dieser gegenseitige Respekt ist in der<br />

Teamarbeit sehr wichtig, und wenn es<br />

daran fehlt, ist es Teil unserer Arbeit,<br />

dies wahrzunehmen und einen lösungsorientierten<br />

Prozess einzuleiten,<br />

da die Kinder ja auch durch die wechselseitigen<br />

Beziehungen der Erwachsenen<br />

um sie herum genährt werden<br />

(genauso, wie die Kinder den Raum<br />

zwischen den Eltern fühlen können).<br />

Teamarbeit ist uns sehr wichtig. Bei<br />

uns gibt es keine Hierarchie im Sinne,<br />

dass ein / e BetreuerIn <strong>als</strong> Hauptverantwortliche<br />

/ r und die / der andere<br />

nur <strong>als</strong> HelferIn fungiert – oder, dass<br />

eine / r nur die Aufgabe zu putzen und<br />

zu kochen über hat, während die / der<br />

andere heim geht, wenn es drauf ankommt<br />

diesen Tätigkeiten nach zu<br />

kommen. Alle Teammitglieder teilen<br />

sich sowohl die Hausarbeit <strong>als</strong> auch<br />

die pädagogische Verantwortlichkeit,<br />

denn auch hier wollen wir den Kindern<br />

ein Bild gegenseitiger Unterstützung<br />

und wechselseitigen Respekts<br />

vermitteln.<br />

11


¬<br />

KunterBunt<br />

.<br />

..<br />

Aber die / der LeserIn könnte hier einen<br />

f<strong>als</strong>chen Eindruck erhalten und<br />

glauben, dass Putzen und Kochen nur<br />

Aufgabe der / des Betreuers / in ist – es<br />

ist auch ein integraler Bestandteil des<br />

Tagesablaufs der Kinder z. B. zu putzen,<br />

zu kochen, kaputte Dinge, wie<br />

eine alte Puppe, zu reparieren, die<br />

Pflanzen im Garten zu gießen etc.<br />

Schon der Morgen startet mit allerlei<br />

Arbeit: vom Schneiden der Gurken für<br />

den Mittagssalat bis hin <strong>zum</strong> Malen<br />

mit Wasserfarben.<br />

All dies erweckt ihren Willen, ihre<br />

Kraft und Aktivität und danach sind<br />

sie bereit fürs „freie Spiel“: Da veranstalten<br />

sie dann ein Picknick mit ihrem<br />

Kindergeschirr oder bauen Burgen aus<br />

verschiedenem Holz, das sie mit Stoff<br />

verhängen. Oder sie nehmen die Theaterpuppen<br />

und verwenden diverse<br />

Naturmaterialien und führen eine<br />

Stück auf etc… Wir BetreuerInnen<br />

sind dabei kaum involviert und lassen<br />

die Kinder mit ihrer Phantasie und aus<br />

ihrer inneren Welt heraus handeln.<br />

Wir sind einstweilen „beschäftigt“<br />

mit Nähen und Stopfen; doch was wir<br />

tatsächlich tun, ist die Kinder wäh­<br />

rend ihres Spiels zu beobachten, da<br />

wir gerade unter diesen Umständen<br />

am meisten über die innere Welt der<br />

Kinder lernen können.<br />

Und das ist für mich der Hauptgrund<br />

– oder, um es anders zu formulieren –<br />

das ist für mich meine Antwort, warum<br />

ich die Arbeit in einem alternativen<br />

System gewählt habe: Weil es<br />

für mich funktioniert! Denn all dies<br />

beinhaltet für mich die wichtigsten<br />

Dinge, um über mich selbst mehr zu<br />

erfahren. Hier finde ich den perfekten<br />

Spiegel für mein Verhalten und meine<br />

Motive, aber auch einen „haltenden<br />

Raum“, um zu wachsen. So sehe ich<br />

mich jeden Tag, wie ich Fehler mache<br />

und aus ihnen lerne und wie ich mich<br />

immer wieder aufs Neue bemühe,<br />

präsenter zu sein – und das ist sicher<br />

das Beste, was ich mir selber bieten<br />

kann – und natürlich auch meinen geliebten<br />

Kindern.<br />

Michal Shalev, Soziologin, studierte vier Jahre<br />

lang Waldorf­Pädagogik und arbeitet seither<br />

in einem Waldorf­Kindergarten in Israel mit<br />

Kindern im Alter von 2 – 7 Jahren.<br />

j<br />

Nicht fertig werden<br />

Die Herzschläge nicht zählen<br />

Delphine tanzen lassen<br />

Länder aufstöbern<br />

Aus Worten Welten rufen<br />

horchen was Bach<br />

r<br />

zu sagen hat<br />

Tolstoi bewundern<br />

sich freuen<br />

trauern<br />

höher leben<br />

tiefer leben<br />

noch und noch<br />

Nicht fertig werden<br />

Hat alles seine Zeit<br />

Das Nahe wird weit<br />

Das Warme wird kalt<br />

Der Junge wird alt<br />

Das Kalte wird warm<br />

Der Reiche wird arm<br />

Der Narre gescheit<br />

Alles zu seiner Zeit<br />

Rose Ausländer<br />

Johann Wolfgang von Goethe<br />

Septembermorgen<br />

Im Nebel ruhet noch die Welt<br />

Noch träumen Wald und Wiesen:<br />

Bald siehst du,<br />

wenn der Schleier fällt,<br />

Den blauen Himmel unverstellt,<br />

Herbstkräftig die gedämpfte Welt<br />

In warmem Golde fließen.<br />

Eduard Mörike<br />

e u<br />

Aus: In wenigen Worten die ganze<br />

Welt. Herausgegeben von Christine<br />

Knödler, siehe S. 17.<br />

j<br />

12 frische BÖE Nr. 70 / September 2009<br />

O<br />

o<br />

"<br />

A


Spielgruppen im Nachbarland<br />

Fürstentum Liechtenstein<br />

In der Schweiz gründeten engagierte<br />

Eltern 1970 die ersten Spielgruppen<br />

für ihre Kinder, der antiautoritäre Erziehungsstil<br />

war die Norm.<br />

In der Anfangszeit waren die Spielgruppen<br />

umstritten, besonders kritisiert<br />

wurde die frühe Trennung der<br />

Kinder von der Mutter. Außerdem<br />

fürchteten die KindergärtnerInnen<br />

um ihre Position.<br />

Trotzdem war die Spielgruppenbewegung<br />

nicht aufzuhalten: 1975<br />

fand an der Mütterschule Zürich die<br />

erste Spielgruppen­Ausbildung statt,<br />

und bereits 1978 erhielten die Spielgruppen<br />

vermehrt Unterstützung und<br />

Anerkennung durch private Personen,<br />

Institutionen und Stiftungen.<br />

Wer das Fürstentum Liechtenstein<br />

kennt, weiß, dass sich viele bedeutsame<br />

Themen an Vorreitern aus der<br />

Schweiz und Österreich orientieren.<br />

Auf das Angebot von gezielt organisierten<br />

Ausbildungen zur SpielgruppenleiterIn<br />

zeigten Frauen, welche<br />

einen Ausgleich zu ihrer Tätigkeit<br />

<strong>als</strong> Hausfrau und Mutter suchten,<br />

großes Interesse. Auch viele ehemalige<br />

KindergärtnerInnen haben diese<br />

frische BÖE Nr. 70 / September 2009<br />

Ausbildung zur SpielgruppenleiterIn<br />

besucht und ihre Arbeit in den Spielgruppen<br />

fortgesetzt.<br />

Vor gut 30 Jahren wurden die Spielgruppen<br />

im Fürstentum Liechtenstein<br />

ins Leben gerufen. Der Andrang war<br />

groß. Eltern mit einem Kind sowie<br />

Alleinerziehende hatten so die Möglichkeit,<br />

ihr Kind mit gleichaltrigen<br />

Kindern spielen und Erfahrungen mit<br />

anderen machen zu lassen und erste<br />

außerfamiliäre Kontakte zu knüpfen.<br />

Die Eröffnung der einzelnen Spielgruppen<br />

im Fürstentum Liechtenstein<br />

war anfänglich sehr mühsam. Doch<br />

Wege wurden gebahnt und Weichen<br />

für jede einzelne Spielgruppe für die<br />

Zukunft gestellt. Mit den Gemeinden<br />

wurden Gespräche geführt, um Unterstützung<br />

für Mittel und Räume zu<br />

erhalten, und das Inventar wurde bei<br />

¬<br />

Silke Bernard<br />

Privaten „zusammengebettelt“. Die<br />

meisten Spielgruppen erhalten heute<br />

die Räume kostenlos, und teils werden<br />

die Gruppen finanziell unterstützt.<br />

Dies jedoch in sehr unterschiedlicher<br />

Form und vielfach mit immer wiederkehrenden<br />

neuen Anfragen und Hinterfragungen.<br />

Bis <strong>zum</strong> Jahr 2003 wurden Ausbildungen,<br />

Weiterbildungen und Zusammenkünfte<br />

rund um die Spielgruppen<br />

durch die Erwachsenenbildung<br />

organisiert. Da die Spielgruppen<br />

keiner Organisation angehörten und<br />

die Erwachsenenbildung dieses Amt<br />

nicht mehr weiter verfolgte, verloren<br />

sich die SpielgruppenleiterInnen des<br />

Landes immer mehr aus den Augen,<br />

ein gemeinsamer Auftritt nach außen<br />

war nicht mehr möglich.<br />

13


KunterBunt .<br />

..<br />

¬<br />

Im Jahr 2006 fand in der Waldspielgruppe<br />

Eschen ein Treffen auf Eigeninitiative<br />

einer SpielgruppenleiterIn<br />

statt. Am Ende des offiziellen Teils<br />

wurde eine Umfrage gestartet: Es<br />

zeigte sich, dass die meisten einen gemeinsamen<br />

Auftritt wünschten, aber<br />

den Zeitaufwand für die Organisation<br />

scheuten– sprich: ihre Eigenständigkeit<br />

bewahren wollten.<br />

Trotzdem kam klar <strong>zum</strong> Ausdruck,<br />

dass in Sachen Gemeinsamkeit, Zusammengehörigkeit<br />

und Zukunft<br />

der Spielgruppen etwas getan werden<br />

musste. Wie auch aus anderen<br />

bekannten Gründen, wie z. B., dass<br />

Spielgruppen auch zweckentfremdet<br />

organisiert werden, ist es hilfreich sich<br />

zu organisieren, um in naher Zukunft<br />

den Namen zu schützen und auch<br />

anzubieten, was hinter dem Namen<br />

Spielgruppe wirklich steckt. Schon<br />

im Dezember 2005 fand ein erstes<br />

Treffen zwischen zwei Frauen statt<br />

und nach erfolgtem Informationsaustausch<br />

und Gespräch war klar, dass es<br />

zu allererst einer Abklärung mit allen<br />

SpielgruppenleiterInnen bedarf. Die<br />

Auswertung der Fragebögen brachte<br />

ein erstaunlich positives Ergebnis: Es<br />

musste wirklich was getan werden!<br />

Einige hatten sich für die Mitwirkung<br />

in der Projektarbeit interessiert.<br />

Bis Ende des Jahres 2007 arbeiteten<br />

zwölf engagierte Frauen an der Gründung<br />

eines Vereins. Am 24. Januar<br />

2008 wurde der Verein „SPGV­FL“ –<br />

Spielgruppenverein FL – gegründet.<br />

Seit Bestehen werden einige wichtige<br />

Projekte verfolgt, welche bereits wäh­<br />

rend der Phase der Vorbereitung zur<br />

Gründung durch die Organisatoren in<br />

die Wege geleitet wurden.<br />

Einige Vereinsmitglieder helfen in<br />

Projektteams am weiteren Aufbau des<br />

Vereins mit. Große Projekte wie das<br />

„Spielgruppenkonzept“ prägen seit<br />

Gründung das Vereinsleben. In Zusammenarbeit<br />

mit Regierung, Ämtern<br />

und Fachpersonen wird mit dem Konzept<br />

versucht, eine Synergie für alle<br />

Spielgruppen herzustellen. Der Verein<br />

setzt sich für die Belange der SpielgruppenleiterInnen,<br />

der Eltern und<br />

der Kinder ein. Er möchte für alle eine<br />

gleichberechtigte Lösung bieten, sodass<br />

alle Kinder die Möglichkeit haben<br />

– egal aus welcher sozialen Schicht,<br />

Herkunft oder Handicap sie kommen<br />

– die Spielgruppe bei kompetenten<br />

Fachpersonen bis zu dreimal wöchentlich<br />

zu besuchen. Es wird noch ein langer<br />

Weg, aber mit Hilfe eines Amtes<br />

haben wir nunmehr die Möglichkeit,<br />

das Spielgruppenkonzept in einer Pilotphase<br />

auszuprobieren und langsam<br />

umzusetzen. Das Hauptthema bei der<br />

Konzeption ist das Thema Integration,<br />

wobei wir klar daran festhalten, dass<br />

die Integration nur dann nachhaltig<br />

positiv verlaufen kann, wenn das gesamte<br />

Konzept umgesetzt werden<br />

kann. Die Spielgruppen im FL sehen<br />

sich außerdem <strong>als</strong> Brücke <strong>zum</strong> Kindergarten.<br />

Viele KindergärtnerInnen stehen<br />

der Arbeit der SpielgruppenleiterInnen<br />

äußerst positiv gegenüber und<br />

schätzen die „Vorarbeit“ sehr.<br />

Natürlich beschäftigt sich der Verein<br />

nicht nur mit dem Spielgruppenkon­<br />

zept, sondern ist auch in anderen Projektbereichen<br />

aktiv. Zu erwähnen sind<br />

hier u. a. das Projektteam, welches<br />

für das Leitbild und die Spielgruppen­<br />

FL­Broschüre verantwortlich ist, das<br />

Projektteam sowohl zur Organisation<br />

eines Spielgruppenfestes, zu welchem<br />

alle Spielgruppenkinder des Landes<br />

recht herzlich eingeladen sind, <strong>als</strong><br />

auch <strong>zum</strong> Aufbau eines eigenen Internetauftritts.<br />

Nicht zu vergessen<br />

auch die Debatte über die Einführung<br />

„Kindergarten ab drei“. Seit dem Jahr<br />

2009 dürfen wir eine Kollektiv­Haftpflichtversicherung<br />

für alle Vereinsmitglieder<br />

präsentieren, d. h., es muss<br />

keine SpielgruppenleiterIn eine Art<br />

Berufshaftpflicht abschließen. Ebenfalls<br />

versorgen wir unsere Mitglieder<br />

stets mit geeignetem Material für die<br />

Spielgruppen und sind im Sponsoring<br />

aktiv.<br />

Es ist zu beobachten, dass sich<br />

alle LeiterInnen nach wie vor selbst<br />

organisieren und dies auch weiterhin<br />

selber bestimmen wollen. Der<br />

SPGV­FL möchte den LeiterInnen die<br />

Eigenkompetenz nicht wegnehmen,<br />

sondern Synergien nutzen und eine<br />

Gemeinschaft für die Zukunft aufbauen.<br />

Dies im Sinne der SpielgruppenleiterInnen<br />

sowie für eine Transparenz<br />

und Information an die Eltern und für<br />

die Zukunft unserer Kinder!<br />

Silke Bernard ist Präsidentin des Spielgruppenvereins<br />

Liechtenstein mit Sitz in Schaan.<br />

Kontakt & Infos: spielgruppenverein­fl@adon.li<br />

Tel.: +423 75 373 01 08<br />

14 frische BÖE Nr. 70 / September 2009


Filzen in der Kindergruppe – der Umgang<br />

mit weicher Wolle im „Freien Spiel“<br />

Filzen gehört zu einer der ältesten und traditionsreichsten Handwerkstechniken, sie wurde in<br />

den letzten Jahren wieder neu belebt. Es ist ein großer Spaß – sowohl für größere und kleinere<br />

Kinder in der Kindergruppe, die Freude am Gestalten mit Wolle und Wasser haben.<br />

Filzen ist für jedes Kind eine ganz besondere<br />

Erfahrung. Der Umgang mit<br />

der weichen Wolle im „Freien Spiel“<br />

ermöglicht den Kindern, sich in das<br />

Material „hineinzufühlen“.<br />

Die Bearbeitung der Schafwolle ist<br />

ein Erlebnis für die Sinne und erfordert<br />

gleichzeitig auch feinmotorische<br />

Geschicklichkeit, Konzentration und<br />

Ausdauer. Filz wärmt, ist widerstandsfähig,<br />

wasserabweisend und schwer<br />

entflammbar. Es fühlt sich angenehm<br />

weich und flauschig an.<br />

Und diese Erfahrung durften wir<br />

auch in unserer Kindergruppe machen.<br />

Höchst motiviert starteten wir mit den<br />

Kindern der Bimbulli Sonnengruppe<br />

frische BÖE Nr. 70 / September 2009<br />

in den Tag. Sieglinde Trampitsch, die<br />

uns durch diesen Vormittag begleitete<br />

und uns mit Rat und Tat zur Seite<br />

stand, gilt unser herzlicher Dank. Alles,<br />

was wir <strong>zum</strong> „Filzen“ brauchten, hatte<br />

Sieglinde für uns besorgt, und das<br />

war eine ganze Menge: Schafwolle in<br />

allen Farben, Seife, Unterlagsmaterial,<br />

Plastik, Handtücher...<br />

Nach einer kurzen Vorstellung ihrer<br />

Person und der folgenden Arbeitsweise<br />

konnten die Kindes es schon kaum<br />

mehr erwarten, und schon ging´s ans<br />

Tun und Werken.<br />

Jedes hatte sein Platzerl und bekam<br />

ein Handtuch, da es eine ziemlich nasse<br />

Angelegenheit zu werden drohte.<br />

Mit großem Spaß durften sie nun<br />

kleine Wollstücke in Verbindung mit<br />

warmem Wasser, Seife und Reibung<br />

mit ihren kleinen Händchen verfilzen.<br />

Nach langer, langer und „kräfteraubender“<br />

Arbeit stellten sie daraus ihre<br />

Filzteile her – natürlich mit Sieglindes<br />

tatkräftiger Unterstützung. Eine<br />

lustige Seifenschaumschlacht durfte<br />

dabei auch nicht fehlen, und die Kin­<br />

¬<br />

Ulli Fuchs<br />

dergruppe drohte dabei im wahrsten<br />

Sinne des Wortes „unterzugehen“.<br />

Besonders beeindruckend war auch<br />

die lang anhaltende Ausdauer der<br />

Kleinen. Die fertigen Teile wurden mit<br />

klarem Wasser ausgespült und <strong>zum</strong><br />

Trocknen gelegt. Zwischendurch gab<br />

es eine stärkende Jause mit Gartenkresse,<br />

die unsere Kleinen selbst gesät<br />

hatten. Mit einem kleinen Geschenk<br />

bedankten wir uns bei Sieglinde für<br />

ihre Mühe und die liebevolle Betreuung.<br />

Aus den braunen Filzstücken<br />

schnitten wir Ohren für unsere Osterkörbchen<br />

aus und aus den bunten<br />

Werkstücken Herzen und Blumen für<br />

den Muttertag.<br />

Wolle ist ein lebendiges Material,<br />

Filzen heißt auch zu experimentieren,<br />

und der Kreativität sind für Groß und<br />

Klein keine Grenzen gesetzt.<br />

Ulli Fuchs ist zertifizierte Kindergruppenbetreuerin<br />

in der Kindergruppe Bimbulli<br />

in Liebenfels, Kärnten. Sie hat den BÖE­BZ<br />

letztes Jahr erfolgreich mit einer Arbeit<br />

<strong>zum</strong> Thema Integration abgeschlossen.<br />

15


¬ R<br />

ezensionen<br />

Der Tag, an dem Marie<br />

ein Ungeheuer war<br />

Lotte Kinkshofer & Verena Ballhaus<br />

Verlag Beltz & Gelberg, 2009 erstm<strong>als</strong><br />

in der Reihe MINIMAX erschienen<br />

24 Seiten, € 5,95<br />

ISBN 987­3­407­76071­5<br />

Marie ist sich ganz sicher – nie wieder<br />

würde jemand was mit ihr zu tun<br />

haben wollen, denn mit den riesigen<br />

Füssen, ihrer Kartoffelnase, den Glotzaugen<br />

und einem dicken Bauch war<br />

sie viel zu hässlich. Wer könnte auch<br />

schon ein Ungeheuer, das Borsten am<br />

Kopf und Flossen anstelle von Händen<br />

hatte, lieb haben? Daweil war<br />

doch heute Morgen noch alles gut...<br />

bis Raphaela und Kai und dann auch<br />

noch Tina und die Geschwister mit ihren<br />

lieblosen Worten Marie mitten ins<br />

Herz trafen.<br />

Wie unachtsam dahin gesagte<br />

Worte auf der Seele unserer Kinder<br />

lasten und in Folge aus verzerrter<br />

Fremdwahrnehmungen Selbstbilder<br />

konstruiert werden – das erzählt uns<br />

Marie’ s Geschichte.<br />

Wie schnell sind wir bereit unsere<br />

Identität auf das zu reduzieren, was<br />

andere in uns sehen?<br />

Und was braucht’ s, dass wir unsere<br />

Kinder mit einem gestärkten Selbstbewusstsein<br />

dem Leben anvertrauen<br />

können?<br />

Im Fall von Marie wird spürbar, wie<br />

heilsam es wirkt, <strong>als</strong> ihre Mama, die<br />

sie liebt und ihren Schmerz versteht,<br />

ihr ihre innewohnende Schönheit<br />

widerspiegelt: „Du bist Marie...und du<br />

bist schön.“ Das stärkt. Und mit den<br />

Dingen ins richtige Licht gerückt – so,<br />

dass eine Nase wieder eine Nase und<br />

Augen einfach wieder „schön blau“<br />

sein dürfen – können wir vielleicht<br />

entdecken, wie die Dinge sind, bevor<br />

wir ihnen eine Bedeutung geben. Und<br />

so kann sich Schönheit entfalten......<br />

Ein Bilderbuch, das mit seinen gefühlvollen<br />

Illustrationen und seiner<br />

zeitlosen Botschaft wohl so manches<br />

Herz zu berühren vermag.<br />

Cristina Maier<br />

Jedes Kind lernt anders.<br />

Stärken fördern – Schwächen<br />

verstehen.<br />

Berit Bergström<br />

Patmos Verlag, 2008<br />

156 Seiten, € 17,40<br />

ISBN 978­3­491­40123­2<br />

Einen Sympathie­Bonus gleich auf der<br />

ersten Seite: Bergström widmet das<br />

Buch denen, die ihr am allermeisten<br />

am Herzen liegen: „Allen Kindern auf<br />

der Welt.“ Fachlich versiert berichtet<br />

sie von ihren Erfahrungen und Erkenntnissen<br />

beim Aufbau einer Regelschule,<br />

die die Vielfalt der Bedürfnisse<br />

aller SchülerInnen abzudecken vermag<br />

– eine Pädagogik, die mit dem Herzen<br />

wahrnimmt und aus dieser wahrnehmenden<br />

Position Kinder begleitet.<br />

Bergström sieht Schule <strong>als</strong> Spiegelbild<br />

der Gesellschaft, in der wir<br />

leben. Wenn allerdings unsere Ideale<br />

nicht mehr mit diesem Bild übereinstimmen,<br />

so meint sie, dann entsteht<br />

Frustration bei LehrerInnen, Eltern<br />

und Kindern. Als langjährige Schuldirektorin<br />

in Stockholm öffnet sie in<br />

der Not die Türen für neue Konzepte<br />

und beginnt mit ihrem Kollegium,<br />

Lernprozesse auf der Basis langjähriger<br />

Forschungsergebnisse namens<br />

Human Design umzugestalten. Die<br />

Grundannahme dabei ist, dass manche<br />

Menschen eher mental, andere<br />

eher emotional und wieder andere<br />

physisch zentriert sind. Der mentale,<br />

physische und emotionale Bereich<br />

sind in jedem Kindaktiv und miteinander<br />

dynamisch verbunden. Das Modell<br />

setzt eine Menge Beobachtungen<br />

voraus, aus denen können Ideen hinsichtlich<br />

einzelner Persönlichkeitsdynamiken<br />

erwachsen. Man orientiert<br />

sich <strong>als</strong>o nicht – wie leider oft üblich<br />

– am Defizit, <strong>als</strong>o daran, was das Kind<br />

noch nicht kann, sondern erfasst sein<br />

Wesen aus ganzheitlicher Sicht, um<br />

dann die „Stärken zu fördern und<br />

Schwächen zu verstehen“.<br />

Mit einfühlsam vorgestellten Beispielen<br />

rückt Bergström die Kinder ins<br />

Zentrum des Buches, dadurch fällt es<br />

leicht, ihren fachlichen Erklärungen<br />

zu folgen. Sorgsam beschreibt sie alle<br />

Lerntypen und wie man deren individuellen<br />

Bedürfnissen auch im institutionellen<br />

Rahmen gerecht werden kann.<br />

Offen werden zugrunde liegende<br />

gesellschaftliche Normen hinterfragt,<br />

wenn damit z. B. körperlich zentrierte<br />

Kinder <strong>als</strong> lernschwach kategorisiert<br />

oder vorschnell mit Zuschreibungen<br />

wie ADHS aus der Gruppe „wegdiagnosdiziert“<br />

werden. Gerade hier<br />

16 frische BÖE Nr. 70 / September 2009


überzeugt Bergström mit Erfahrungen<br />

aus der Praxis.<br />

„Jedem steht die Möglichkeit offen,<br />

diese Prinzipien auszubilden, aber wir<br />

müssen dem Menschen erlauben, dies<br />

von sich aus zu tun und nicht, weil die<br />

Normen, die von einer Mehrheit vertreten<br />

werden, ihn dazu zwingen.“<br />

Praktische Anregungen und Tipps<br />

für Entspannungs­ und Konzentrationsübungen<br />

machen Lust Bergströms<br />

Pionierarbeit auch einmal auszuprobieren.<br />

Ein Leckerbissen für alle ErzieherInnen,<br />

beruflich oder privat, die gerne<br />

über den eigenen Gartenzaun schauen,<br />

um ihren Horizont zu erweitern.<br />

TT<br />

In wenigen Worten<br />

die ganze Welt. Gedichte<br />

für Kinder und Erwachsene.<br />

Herausgegeben von Christine Knödler,<br />

mit Bildern von Daniela Kulot<br />

Thienemann Verlag<br />

174 Seiten, € 19,90<br />

ISBN 978­3­522­18178­5<br />

Als die Herausgeberin Christine Knödler<br />

kurz vor der Abschlussprüfung<br />

ihres Germanistikstudiums stand, las<br />

sie ihrem dam<strong>als</strong> vierjährigen Sohn<br />

Gedichte von Paul Celan und Ingeborg<br />

Bachmann vor und – siehe da –<br />

frische BÖE Nr. 70 / September 2009<br />

warten<br />

laut und leise<br />

groß und klein<br />

und dämlicher weise<br />

viel zu allein<br />

lieb und bös<br />

heiter und ernst<br />

ach ich dös<br />

bis du kommst (und mich wärmst)<br />

arne rautenberg<br />

er erfreute sich an der Schönheit der<br />

Sprache und den Sprachbildern, auch<br />

wenn er altersbedingt nicht alle Worte<br />

verstehen konnte. Ein guter Grund für<br />

Knödler heute, eine Anthologie von<br />

Gedichten für Kinder und Erwachsene<br />

zusammenzustellen.<br />

In wenigen Worten bringt sie den<br />

Inhalt des Bandes im Vorwort auf den<br />

Punkt, Knödel wählte „Gedichte aus<br />

verschiedenen Epochen, zu unterschiedlichen<br />

Themen, Klassiker der Erwachsenenliteratur<br />

stehen neben Gedichten<br />

von Kinderbuchautoren und<br />

–autorinnen, von berühmten Dichtern<br />

Ein sehr kurzes Märchen<br />

Hänsel und Knödel,<br />

die gingen in den Wald.<br />

Nach längerem Getrödel<br />

rief Hänsel plötzlich: „Halt!“<br />

Ihr alle kennt die Fabel,<br />

des Schicks<strong>als</strong> dunklen Lauf:<br />

Der Hänsel nahm die Gabel<br />

und aß den Knödel auf.<br />

Michael Ende<br />

und von solchen, die gerade anfangen,<br />

sich einen Namen zu machen.“<br />

Alle wichtigen Themen des Lebens<br />

kommen zur Sprache, Helles, Dunkles<br />

und Graues. Kindergedichte brauchen<br />

¬<br />

nicht liebliche, in Reimform verfasste<br />

Kurztexte zu sein – sie dürfen auch aus<br />

der Feder berühmter Dichter stammen<br />

und die Schattenseiten des Lebens berühren,<br />

denn Gedichte sind ein gutes<br />

Medium, um der Traurigkeit oder dem<br />

Zweifel zu begegnen und im Anschluss<br />

vielleicht darüber zu sprechen. Freie Assoziationsketten<br />

werden von Sprachbildern<br />

angestoßen, ein Wort gibt das<br />

andere, es gibt kein richtig und kein<br />

f<strong>als</strong>ch – Poesie ist ein Tor zur schöpferischen<br />

Freiheit, und auch die Sprache<br />

muss dabei nicht immer geregelt<br />

sein und nach vorgegebener Matrix<br />

gefördert werden. Sprachentwicklung<br />

z. B. kann spielerisch gestaltet und mit<br />

emotionaler Nähe verbunden sein.<br />

Die drei Fische<br />

---<br />

Drei Fische<br />

Saßen in Hawaii<br />

Auf rosaroten Stühlen.<br />

Sie wollten sich im Meereswind<br />

Die zarten Flossen kühlen.<br />

Sie aßen viel Zitroneneis<br />

Und schnarchten um die Wette<br />

Am schönen Strande von Hawaii<br />

Und gingen spät zu Bette.<br />

Antonie Schneider<br />

Bunte Bilder von Daniela Kulot begleiten<br />

die Gedichte und drücken auf<br />

bezaubernde Art mögliche Interpretationen<br />

aus. Vielleicht eine Anregung,<br />

Gedichte malend umzusetzen.<br />

Das Schönste für mich an diesem<br />

Band ist das gemeinsame Schmökern<br />

mit den Kindern, einander Zeit zu<br />

schenken und sich einzulassen auf die<br />

Sichtweise des anderen. Sich dadurch<br />

wieder ein Stückchen besser kennenzulernen.<br />

Das Buch ist ein rundherum gelungenes<br />

Experiment, das sich auch wunderbar<br />

<strong>als</strong> Geschenk für alle Altersgruppen<br />

eignet. TT<br />

17


18<br />

¬ B<br />

ildungszyklus<br />

BÖE-Bildungszyklus<br />

Tirol/Salzburg (Anmeldungen unter: 0512 / 58 82 94)<br />

9. – 11.10.2009 Umgang und Abgrenzung zwischen Eltern und BetreuerInnen Dr. Maria Menz<br />

23. – 25.10.2009 Musik und Tanz erzählen Geschichten Mag. Monika Niermann<br />

27. – 29.11.2009 Sozialisation und geschlechtsspezifische Sozialisation Mag. Beate Einetter<br />

11.12.2009 Reflexionstag III Mag. Andrea Kirchtag<br />

11. – 13.12.2009 Konfliktstrategien Mag. Andrea Kirchtag<br />

BÖE (Anmeldungen unter: 01/409 66 40)<br />

3. – 4.10.2009 Bildungszyklus­Einführung Mag. Andrea Kirchtag,<br />

Grete Miklin<br />

9.10.2009 Reflexionstag III Dr. Christine Mechler­Schönach<br />

9. – 11.10.2009 Bücher in der Arbeit mit Kindern Dr. Christine Mechler­Schönach<br />

20. – 22.11.2009 Teamarbeit und Organisation Dr. Maria Menz<br />

11. – 13.12.2009 Bindung und Trennung Dr. Karin Kaiser­Rottensteiner<br />

11. – 13.12.2009 Abschluss­Präsentation Dr. Maria Menz, Grete Miklin,<br />

Grundausbildung<br />

Wien (Anmeldungen unter: 01/ 585 72 44)<br />

Mag. Tanja Täuber<br />

16. – 18.10.2009 Fachlich­rechtliche Grundlagen Mag. Ingrid Rothbacher­Stastny,<br />

Ulli Kobrna,<br />

ausgebucht! Mag. Terri Lynn Helber­Treipl<br />

6. – 7.11.2009 Erste Hilfe und Kinderkrankheiten Dr. Susanne Skriboth­Schandl<br />

ausgebucht!<br />

11. – 13.12.2009 Entwicklungspsychologische Grundlagen Dr. Gerlinde Kaufmann<br />

29. – 31.1.2010 Fachlich­rechtliche Grundlagen Mag. Ingrid Rothbacher­Stastny,<br />

Ulli Kobrna,<br />

Mag. Terri Lynn Helber­Treipl<br />

5. – 7.2.2010 Kommunikationsformen verbal – nonverbal Mag. Andrea Kirchtag<br />

Februar 2010 Reflexionstag Dr. Maria Menz<br />

Kostenlos runterladen, miteinander nachkochen<br />

und gemeinsam essen, ergänzen:<br />

www.wiener.kindergruppen.at<br />

www.kindergruppen.at<br />

www.irenepersche.at<br />

frische BÖE Nr. 70 / September 2009


Das frische BÖE-Abo …<br />

… gibt´s einfach und schnell im Internet unter:<br />

http://www.kindergruppen.at/magazin.html<br />

… in folgenden Varianten:<br />

• Jahres­Abo: 4 Nummern um 12 Euro<br />

• Multiplikator­Abo: 4 Nummern, je 3 Exemplare, <strong>zum</strong> Auflegen oder Weitergeben, um 36,– Euro<br />

• Förder­Abo: 4 Nummern um 36,– Euro (inkl. einmaligem Förderbeitrag)<br />

Bestellung per Post oder Fax: Redaktion frische BÖE, Neulerchenfelder Str. 8 / 8, 1160 Wien, Fax 01 / 409 66 41<br />

Zum Dank für Ihre Bestellung bekommen Sie die aktuelle Nummer gratis und den Erlagschein für die fol gen den<br />

vier Nummern ge müt lich per Post zugesandt. Na tür lich können Sie dieses frische BÖE­Abo auch anderen<br />

interessierten LeserInnen em p feh len oder schenken. In je dem Fall freuen sich die frische BÖE­Redaktion und<br />

alle Auto rInnen über jedeN einzel neN Abonnenten/in und danken herzlichst.<br />

frische BÖE Nr. 70 / September 2009<br />

Preise gültig bis 31.12.2009, inkl. Versandkosten und der aktuellen Ausgabe der frischen BÖE zusätzlich gratis.<br />

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BÖE-Bildungszyklus 2009/2011<br />

Beginn des nächsten Lehrganges ist der 3. Oktober<br />

2009. Es besteht die Möglichkeit, bis Ende November<br />

einzusteigen.<br />

Der Bildungszyklus ist eine berufsbegleitende, anerkannte<br />

Aus­ und Fortbildungsreihe für Menschen, die<br />

in Kinderbetreuungseinrichtungen tätig sind. Der Bildungszyklus<br />

sichert die Qualität der Betreuungseinrichtungen<br />

und hilft, sie weiter zu entwickeln. Dafür ist die<br />

Unterstützung von Wissenserwerb genau so wichtig<br />

wie das Ermöglichen von Erfahrungsaustausch, Praxisreflexion<br />

und Selbsterfahrung.<br />

Die zertifizierte Ausbildung befähigt die AbsolventInnen<br />

zur selbstständigen Leitung einer Kindergruppe.<br />

Die Ausbildung besteht aus 14 Modulen, die Seminare<br />

sind in zwei inhaltliche Schwerpunkte gegliedert:<br />

• theoretische und praktische Grundlagen in der Arbeit<br />

mit Kindern und<br />

• Kommunikation – Organisation.<br />

Die gesamte Ausbildung findet an Wochenenden (Fr –<br />

So) statt und dauert mindestens 20 Monate.<br />

Nähere Informationen bei Cristina Maier und Grete<br />

Miklin unter Tel. 01 409 66 40 und auf unserer Homepage:<br />

www.kindergruppen.at<br />

¬<br />

19


¬ st<br />

¬<br />

urm BÖE von Kindern für Kinder<br />

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland<br />

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,<br />

Ein Birnbaum in seinem Garten stand,<br />

Und kam die goldene Herbsteszeit<br />

Und die Birnen leuchteten weit und breit,<br />

Da stopfte, wenn’ s Mittag vom Turme scholl,<br />

Der Ribbeck sich beide Taschen voll,<br />

Und kam in Pantinen ein Junge daher,<br />

So rief er: „Junge, wiste ’ne Beer?“<br />

Und kam ein Mädel, so rief er: „Lütt Dirn,<br />

Kumm man röwer, ick hebb ’ne Birn.“<br />

So ging es viele Jahre, bis lobesam<br />

Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.<br />

Er fühlte sein Ende. ’s war Herbsteszeit,<br />

Wieder lachten die Birnen weit und breit,<br />

Da sagte von Ribbeck: „Ich scheide nun ab.<br />

Legt mir eine Birne mit ins Grab.“<br />

Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,<br />

Trugen von Ribbeck sie hinaus,<br />

Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht<br />

Sangen „Jesus, meine Zuversicht“,<br />

Und die Kinder klagten, das Herze schwer:<br />

„He is dod nu. Wer giwt uns nu ’ne Beer?“<br />

Aus: In wenigen Worten<br />

die ganze Welt.<br />

Gedichte für Kinder<br />

und Erwachsene,<br />

herausgegeben von<br />

Christine Knödler.<br />

Rezension auf S. 17.<br />

<strong>Bundesverband</strong> <strong>Österreichischer</strong> Elternverwalteter Kindergruppen<br />

So klagten die Kinder. Das war nicht recht.<br />

Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht.<br />

Der neue freilich, der knausert und spart,<br />

Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.<br />

Aber der alte, vorahnend schon<br />

Und voll Misstrauen gegen den eigenen Sohn,<br />

Der wusste genau, was dam<strong>als</strong> er tat,<br />

Als um eine Birn’ ins Grab er bat,<br />

Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus<br />

Ein Birnbaumsprössling sprosst heraus.<br />

Und die Jahre gehen wohl auf und ab,<br />

Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,<br />

Und in der goldenen Herbsteszeit<br />

Leuchtet’ s wieder weit und breit.<br />

Und kommt ein Jung’ übern Kirchhof her,<br />

So flüstert’ s im Baum: „Wiste ’ne Beer?“<br />

Und kommt ein Mädel, so flüstert’ s: „Lütt Dirn,<br />

Kumm man röwer, ick gew di ’ne Birn.“<br />

So spendet Segen noch immer die Hand<br />

Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.<br />

Bei Unzustellbarkeit bitte zurück an frische BÖE, 1160 Wien, Neulerchenfelder Str. 8 / 8<br />

Theodor Fontane<br />

INFO Nr. 3 / 2009, Information des Vereins Wiener Kinder<br />

Zulassungsnummer: 02 Z 031 396 M<br />

P.b.b. Verlagspostamt 1170 Wien, Aufgabepostamt 1150 Wien

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